Protokoll:
16083

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 83

  • date_rangeDatum: 2. März 2007

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:15 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/83 b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie – zu dem Antrag der Abgeordneten Laurenz Meyer (Hamm), Ilse Aigner, Veronika Bellmann, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Rainer Wend, Christian Lange (Backnang), Ludwig Stiegler, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der SPD: Neue Impulse für den Mittelstand – zu dem Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Paul K. Friedhoff, Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: Un- ternehmen statt Unterlassen – Vor- Alexander Dobrindt (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Michael Bürsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: a) Antrag der Abgeordneten Hartwig Fischer (Göttingen), Eckart von Klaeden, Anke Eymer (Lübeck), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Herta Däubler-Gmelin, Gert Weisskirchen (Wiesloch), Niels Annen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Für eine Politik der gleichberechtigten Partnerschaft mit den afrikanischen Ländern (Drucksache 16/4414) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Thilo Hoppe, 8380 B 8381 D 8383 D Deutscher B Stenografisch 83. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Wolfgang Wodarg . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Laurenz Meyer (Hamm), Veronika Bellmann, Klaus Brähmig, weiteren Ab- geordneten und der Fraktion der CDU/ CSU sowie den Abgeordneten Dr. Rainer Wend, Ludwig Stiegler, Christian Lange (Backnang), weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Zweiten Gesetzes zum Ab- bau bürokratischer Hemmnisse in der mittelständischen Wirtschaft (Drucksache 16/4391) . . . . . . . . . . . . . . . . H R D S D D M C D 8365 A 8365 A fahrt für den Mittelstand (Drucksachen 16/557, 16/562, 16/1070) . . 8365 B undestag er Bericht ung 2. März 2007 t : artmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rainer Wend (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . abine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . r. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Wend (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . artin Zeil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristian Lange (Backnang) (SPD) . . . . . . . . r. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 8365 D 8368 A 8369 C 8371 B 8372 C 8374 A 8374 C 8376 B 8376 D 8377 C 8379 A Ute Koczy, Kerstin Müller (Köln), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Afrika II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. März 2007 auf dem Weg zu Demokratie und nach- haltiger Entwicklung unterstützen (Drucksache 16/4425) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Hüseyin-Kenan Aydin, Heike Hänsel, Dr. Norman Paech, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Für eine Afrikapolitik im Interesse der afrikanischen Bevölke- rungsmehrheit (Drucksache 16/4410) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . Margareta Wolf (Frankfurt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Hartwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . . Anke Eymer (Lübeck) (CDU/CSU) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 26: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie – zu dem Antrag der Abgeordneten Gudrun Kopp, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: Ord- nungspolitischer Kompass für die deutsche Energiepolitik – zu dem Antrag der Abgeordneten Hans-Kurt Hill, Dr. Gesine Lötzsch, Eva Bulling-Schröter, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der LINKEN: Die zukünftige Energieversorgung sozial und ökologisch gestalten (Drucksachen 16/589, 16/1082, 16/3582) b c D G R H H A T A J w L u d ( i Z B s t J w L d ( D A K A J 8383 D 8384 A 8384 B 8386 A 8387 B 8389 B 8390 C 8392 A 8392 B 8392 D 8393 D 8394 D 8396 A 8397 D 8398 C 8399 C 8400 C 8402 B 8403 D ) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Technologie zu dem Antrag der Abgeordneten Gudrun Kopp, Martin Zeil, Christian Ahrendt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Bundeskartellamt stärken – Ausgewogene Wettbewerbsaufsicht auf den Energiemärkten (Drucksachen 16/1678, 16/4076) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Technologie zu dem Antrag der Abgeordneten Hans-Kurt Hill, Eva Bulling-Schröter, Lutz Heilmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Energiepreiskontrolle si- cherstellen (Drucksachen 16/2505, 16/3585) . . . . . . . r. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lbert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . agesordnungspunkt 28: ntrag der Abgeordneten Dr. Lukrezia ochimsen, Katja Kipping, Dr. Petra Sitte, eiterer Abgeordneter und der Fraktion der INKEN: Schutz des Welterbes im Konflikt m die Waldschlösschenbrücke in den Vor- ergrund stellen Drucksache 16/4411) . . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 16: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Kultur und Medien zu dem An- rag der Abgeordneten Dr. Lukrezia ochimsen, Katja Kipping, Dr. Petra Sitte, eiterer Abgeordneter und der Fraktion der INKEN: Bundespolitik soll im Streit um ie Waldschlösschenbrücke vermitteln Drucksachen 16/2499, 16/4460) . . . . . . . . . . r. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . rnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . atja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . rnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . an Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . 8403 D 8404 A 8404 A 8405 D 8406 D 8408 D 8409 D 8410 D 8411 D 8413 B 8413 C 8413 D 8414 C 8416 B 8416 C 8416 D 8418 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. März 2007 III Dr. h. c. Wolfgang Thierse (SPD) . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Wolfgang Thierse (SPD) . . . . . . . . . . Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Marlies Volkmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 29: a) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Irmingard Schewe-Gerigk, Monika Lazar, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Lebendige Demokratie in Zeiten der großen Koalition c) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Jörg van Essen, Dr. Max Stadler, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Oppositionsrechte (Änderung des Art. 93 Abs. 1 des Grundgesetzes) (Drucksache 16/126) . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Uwe Küster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 8419 A 8420 A 8421 A 8421 B 8421 D 8422 C 8422 D 8423 B 8423 C 8425 A 8426 B 8426 C 8427 D 8429 C 8430 D 8431 A 8432 A 8433 C 8434 D (Drucksache 16/581) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Dagmar Enkelmann, Ulrich Maurer und der Frak- tion der LINKEN: Stärkung der Minder- heitenrechte im Deutschen Bundestag (Drucksache 16/4119) . . . . . . . . . . . . . . . . L A A 8426 A 8426 B iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8435 A 8435 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. März 2007 8365 (A) ) (B) ) 83. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. März 2007 8435 (A) ) (B) ) Merten, Ulrike SPD 02.03.2007 des Grundgesetzes nicht zu stellen: Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 830. Sitzung am 16. Fe- bruar 2007 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zu- zustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 Sabine Lopez, Helga SPD 02.03.2007 Anlage 1 Liste der entschuldigt A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Addicks, Karl FDP 02.03.2007 Barth, Uwe FDP 02.03.2007 von Bismarck, Carl Eduard CDU/CSU 02.03.2007 Brähmig, Klaus CDU/CSU 02.03.2007 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 02.03.2007 Dyckmans, Mechthild FDP 02.03.2007 Frechen, Gabriele SPD 02.03.2007 Freitag, Dagmar SPD 02.03.2007 Gabriel, Sigmar SPD 02.03.2007 Gloser, Günter SPD 02.03.2007 Götz, Peter CDU/CSU 02.03.2007 Griese, Kerstin SPD 02.03.2007 Groneberg, Gabriele SPD 02.03.2007 Grotthaus, Wolfgang SPD 02.03.2007 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 02.03.2007 Heller, Uda Carmen Freia CDU/CSU 02.03.2007 Hemker, Reinhold SPD 02.03.2007 Hilsberg, Stephan SPD 02.03.2007 Irber, Brunhilde SPD 02.03.2007 Dr. Jung, Franz Josef CDU/CSU 02.03.2007 Kammer, Hans-Werner CDU/CSU 02.03.2007 Kasparick, Ulrich SPD 02.03.2007 Kleiminger, Christian SPD 02.03.2007 Dr. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 02.03.2007 Leibrecht, Harald FDP 02.03.2007 Leutheusser- Schnarrenberger, FDP 02.03.2007 M M O P R S D S S S D S D D D T U D W Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 öller, Kornelia DIE LINKE 02.03.2007 üller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 02.03.2007 rtel, Holger SPD 02.03.2007 arr, Detlef FDP 02.03.2007 aidel, Hans CDU/CSU 02.03.2007 chäffler, Frank FDP 02.03.2007 r. Schavan, Annette CDU/CSU 02.03.2007 chily, Otto SPD 02.03.2007 chmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 02.03.2007 chmidt (Mülheim), Andreas CDU/CSU 02.03.2007 r. Schui, Herbert DIE LINKE 02.03.2007 chultz (Everswinkel), Reinhard SPD 02.03.2007 r. Seifert, Ilja DIE LINKE 02.03.2007 r. Solms, Hermann Otto FDP 02.03.2007 r. Stadler, Max FDP 02.03.2007 rittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.03.2007 lrich, Alexander DIE LINKE 02.03.2007 r. Westerwelle, Guido FDP 02.03.2007 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 02.03.2007 ylajew, Willi CDU/CSU 02.03.2007 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 8436 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. März 2007 (A) ) (B) ) – Gesetz zur Änderung arbeitsrechtlicher Vor- schriften in der Wissenschaft – Gesetz zur Strafbarkeit beharrlicher Nachstellun- gen (… StrÄndG) – Gesetz zur Änderung des Wohnungseigentumsge- setzes und anderer Gesetze – Gesetz zum Pfändungsschutz der Altersvorsorge – Gesetz zur Stärkung der Selbstverwaltung der Rechtsanwaltschaft – Gesetz zur Änderung des Anerkennungs- und Vollstreckungsausführungsgesetzes – Gesetz zu dem Haager Übereinkommen vom 13. Januar 2000 über den internationalen Schutz von Erwachsenen – Gesetz zur Umsetzung des Haager Übereinkom- mens vom 13. Januar 2000 über den internationa- len Schutz von Erwachsenen – Gesetz zur Vereinheitlichung von Vorschriften über bestimmte elektronische Informations- und Kommunikationsdienste (Elektronischer-Geschäfts- verkehr-Vereinheitlichungsgesetz – ElGVG) – Gesetz zu dem Internationalen Übereinkommen vom 19. Oktober 2005 gegen Doping im Sport – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 11. April 1997 über die Anerkennung von Qualifikationen im Hochschulbereich in der europäischen Region – Gesetz zu dem Budapester Übereinkommen vom 22. Juni 2001 über den Vertrag über die Güterbe- förderung in der Binnenschifffahrt (CMNI) – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 20. Oktober 2005 über den Schutz und die Förderung der Viel- falt kultureller Ausdrucksformen – Gesetz zur Verbesserung des Schutzes vor Flug- lärm in der Umgebung von Flugplätzen Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Die zügige Umsetzung der Neuregelung des Schutzes vor Fluglärm liegt im besonderen Interesse der Länder. Entscheidend hierfür ist neben dem Inkraft- treten des Gesetzes selbst die beschleunigte Verabschie- dung des untergesetzlichen Regelungswerks. Der Bun- desrat wertet es in diesem Sinne als positiv, dass das federführende Ressort bei den Vorarbeiten zu diesem un- tergesetzlichen Regelungswerk auch Vertreter der Län- der beteiligt hat und weiter zu beteiligen beabsichtigt. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung dringlich auf, die zum Vollzug des Gesetzes erforderlichen Rechtsverordnungen, die der Zustimmung des Bundes- rates bedürfen, dem Bundesrat schnellstens zuzuleiten. – Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der ge- setzlichen Krankenversicherung (GKV-Wettbe- werbsstärkungsgesetz – GKV-WSG) ß I (C (D Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie- ung gefasst: . Der Bundesrat stellt fest: 1. Mit dem Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung soll si- chergestellt werden, dass auch in Zukunft das Ge- sundheitswesen leistungsfähig, solidarisch und finanzierbar bleibt. Der mit dem Gesundheitsmo- dernisierungsgesetz eingeleitete Weg wird hin- sichtlich der – Erweiterung der Wahl- und Entscheidungs- möglichkeiten der Versicherten, – der Intensivierung des Wettbewerbs um Qua- lität und Wirtschaftlichkeit sowohl zwischen den Kassen als auch den Leistungserbringern und – der Verbesserung der Transparenz von Ange- boten, Leistungen und Abrechnungen fortgesetzt. 2. Durch die Einführung einer Pflicht zur Versiche- rung wird erreicht, dass künftig niemand in Deutschland ohne Krankenversicherungsschutz ist. Krankheit soll nicht zu einem Armutsrisiko werden. Dies ist ein entscheidender Beitrag zur Stärkung der sozialen Sicherheit. 3. Dort, wo es medizinisch notwendig ist, werden Leistungen zielgerichtet ausgebaut, zum Beispiel bei der palliativmedizinischen Versorgung von Schwerstkranken, bei der häuslichen Kranken- pflege für Pflegebedürftige und Behinderte sowie bei der Rehabilitation. 4. Mit der Einführung eines Gesundheitsfonds so- wie durch die vielfältigen neuen Vertragsfreihei- ten der Kassen für besondere Versorgungsformen, zum Beispiel integrierte Versorgung, Hausarzt- tarife sowie zusätzliche Wahltarife können die Kassen den Versicherten bessere und zielgenau- ere Versorgungsangebote machen und zugleich ihre Ausgabenstrukturen verbessern. 5. Mit der Einführung des Gesundheitsfonds ab 2009 wird das Finanzierungssystem der gesetzli- chen Krankenversicherung auf eine vollkommen neue Basis gestellt. Alle Krankenkassen bekom- men aus dem Gesundheitsfonds die gleichen Mit- telzuweisungen, die durch risikoadjustierte Risi- kozu- und -abschläge ergänzt werden. Die zahlreichen Gutachten, die in den letzten Mona- ten vorgelegt wurden, lassen eine gewisse Vor- hersage der Auswirkungen des Gesundheitsfonds zu. Insoweit ist zu befürworten, dass mit der im Gesetz vorgesehenen Übergangsregelung (Kon- vergenzphase) die Auswirkungen für die Partner im Gesundheitswesen, insbesondere die ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzte vor Ort, begrenzt und kalkulierbar werden. Zudem wird begrüßt, dass die Bundesregierung noch vor Inkrafttreten des Fonds ein Gutachten über dessen Auswirkun- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. März 2007 8437 (A) ) (B) ) gen erstellen wird. Hier ist ebenso wie bei der Rechtsverordnung zur Festlegung der Übergangs- regelungen zur Einführung des Gesundheitsfonds die Beteiligung der Länder zwingend erforder- lich. 6. Mit der schrittweisen Erhöhung der Zahlungen des Bundes an die gesetzlichen Krankenkassen werden Weichen für eine gerechtere und beschäf- tigungsfreundliche Finanzierung gesamtgesell- schaftlicher Aufgaben der gesetzlichen Kranken- versicherung gestellt. 7. Sparbeiträge einzelner Leistungsbereiche wur- den nach Forderungen des Bundesrates auf ein vertretbares Maß reduziert. Damit wurde ein sinnvoller Kompromiss zwischen den notwendi- gen Einsparzielen und den Belastungen der Leis- tungserbringer gefunden. Die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Gesundheits- leistungen bleibt gewährleistet. 8. Mit dem Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung wird die Budgetierung der ärztlichen Honorare beendet und ab dem 1. Januar 2009 eine neue vereinfachte Vertragsgebührenordnung eingeführt. Durch diese sollen auch die bestehenden Verwerfungen zwi- schen den Vergütungen in den alten und neuen Ländern, sofern diese nicht auf regionalen Beson- derheiten bei der Kosten- und Versorgungsstruktur beruhen, ausgeglichen werden. Die Ausgabenstei- gerung aufgrund erhöhter Krankheitshäufigkeit der Versicherten (Morbiditätsrisiko) wird auf die Kassen verlagert. Zentrales Ziel der neuen Ver- tragsgebührenordnung ist die leistungsgerechte Vergütung ärztlicher Leistungen. Um die Unter- versorgung insbesondere in den neuen Ländern auch schon vor Einführung einer neuen ärztlichen Vergütung wirksam abzubauen, können zwischen den Kassen und den Kassenärztlichen Vereinigun- gen Sicherstellungszuschläge in unterversorgten Regionen oder Gebieten mit drohender Unterver- sorgung in erforderlicher Höhe zu Lasten der Kas- sen vereinbart werden. 9. Das Gesundheitssystem wird auf allen Ebenen neu strukturiert, wettbewerblicher ausgerichtet und transparenter gestaltet. So werden die Vertrags- freiheiten der gesetzlichen Kassen, aber auch der Leistungserbringer im Bereich der besonderen Versorgungsformen, der Integrationsversorgung und der hausarztzentrierten Versorgung erweitert. Daneben wird der Wettbewerb bei den Hilfsmit- teln durch die Möglichkeit zur Ausschreibung und im Bereich der Arzneimittelversorgung durch Ver- besserung der Rahmenbedingungen für Preisver- handlungen zwischen pharmazeutischen Unter- nehmen und Kassen intensiviert. Die Einführung einer Kosten-Nutzen-Bewertung soll Anreize zur Entwicklung innovativer Medikamente setzen. 10. Künftig erhalten Versicherte der privaten Kran- kenversicherung mehr Wahlmöglichkeiten als bisher. Die Alterungsrückstellungen in der priva- I (C (D ten Krankenversicherung glätten den Anstieg der individuellen Prämiensteigerungen eines Versi- cherten im Lebensverlauf. Dass Versicherte die von ihnen aufgebaute und finanzierte Altersrück- stellung bei Kündigung und Wechsel des Unter- nehmens bisher nicht mitnehmen konnten, hat den Wettbewerb in der privaten Krankenversiche- rung stark eingeschränkt. 11. Nach dem Wortlaut des § 116b SGB V erfolgt die Zulassung eines Krankenhauses zur Erbringung der in der Vorschrift genannten ambulanten Leis- tungen durch die Länder unter Berücksichtigung der vertragsärztlichen Versorgungssituation. Die Krankenhäuser erhalten so neue Handlungsspiel- räume bei der ambulanten Erbringung hochspezi- alisierter Leistungen. Sie werden im Bereich der Prüfungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen von unnötiger Bürokratie entlas- tet. I. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, 1. die mit den Umstrukturierungen verbundenen Auswirkungen vor allem auf die medizinische Versorgung und den Bereich der Ermessens- und Satzungsleistungen der Krankenkassen sorgfältig zu beobachten und zu analysieren; 2. die Entwicklung der Krankenhausversorgung im Hinblick auf die Kostenbelastungen der Kranken- häuser zu beobachten und zu analysieren und ge- gebenenfalls im Rahmen der geplanten Neuord- nung des ordnungspolitischen Rahmens ab 2009 gemeinsam mit den Ländern geeignete Schritte zur Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen und zugleich effizienten Versorgung auch in der Zukunft zu unternehmen; 3. im Rahmen der weiteren Überlegungen zur Zu- kunft der Krankenhausversorgung zusätzliche Be- lastungen der Krankenhäuser zu vermeiden, die die Versorgung der Bevölkerung gefährden könn- ten; 4. Erkenntnisse über die Praktikabilität der Rege- lungen beim Entlassmanagement, insbesondere an der Schnittstelle von Krankenhaus und Pflege, zügig auszuwerten, damit gegebene Umsetzungs- probleme noch im Rahmen der Reform der sozia- len Pflegeversicherung gelöst werden können; 5. achtzehn Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung über die Erfahrungen der Spitzenverbände der Krankenkassen bei der Fest- setzung der Erstattungshöchstbeträge und die Auswirkungen auf die pharmazeutischen Unter- nehmen zu berichten; 6. zu prüfen, wie die neue Regelung über die Wei- terverwendung von Betäubungsmitteln in Hospi- zen und Altersheimen (§ 5b Abs. 4 BtMVV) auf die Leistungserbringer der spezialisierten ambu- lanten Palliativversorgung (§ 37b Abs. 1 SGB V) ausgedehnt werden kann. Dabei sind die Sicher- 8438 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. März 2007 (A) ) (B) ) heit des Betäubungsmittelverkehrs, die Qualität der Betäubungsmittel hinsichtlich ihrer Lagerung und Verwendung sowie die medizinischen Grundsätze der Betäubungsmittelverschreibung zu gewährleisten; 7. die Auswirkungen der Regelung zur Teilnahme an den Gesundheits- und Früherkennungsuntersu- chungen sorgfältig zu beobachten und unter Be- rücksichtigung der Erkenntnisse, soweit erforder- lich, weitere Maßnahmen zur Effektivierung und Effizienz dieser Maßnahmen einzuleiten; 8. für den Fall, dass der Bewertungsausschuss der Verpflichtung, mit Wirkung zum 1. April 2007 die belegärztlichen Leistungen neu zu bewerten, nicht nachkommt, bis zum 1. Juli 2007 eine ge- setzliche Regelung zur angemessenen Vergütung belegärztlicher Leistungen im DRG-System ein- zubringen; 9. die Situation in der vertragsärztlichen Versorgung sorgfältig zu beobachten und zu prüfen, ob über die beschlossenen Maßnahmen im Vertragsarzt- rechtsänderungsgesetz und im GKV-Wettbe- werbsstärkungsgesetz hinaus und gegebenenfalls bereits vor der Einführung des neuen Vergütungs- systems weitere Schritte zur Erhöhung der At- traktivität des Arztberufes und zur Vermeidung einer drohenden Unterversorgung erforderlich sind, sowie bis zum 31. Dezember 2009 zu prü- fen, ob die nicht gerechtfertigten Unterschiede in der vertragsärztlichen Vergütung zwischen den neuen und den alten Ländern ausgeglichen sind, um gegebenenfalls gesetzgeberisch einzugreifen; 10. die Finanzperspektive der landwirtschaftlichen Krankenversicherung zu prüfen, deren gesamtge- sellschaftliche Aufgaben im Zusammenhang mit der Bewältigung des Strukturwandels in der Landwirtschaft bei der Frage der stärkeren Steu- erfinanzierung besonderer Beachtung bedürfen; 11. die Wirkungen der mit der schrittweisen Einfüh- rung der Portabilität der Alterungsrückstellungen im Umfang des neuen Basistarifs verbundenen Ausweitung der Wahl- und Wechselmöglichkei- ten der privat Krankenversicherten nach einem angemessenen Zeitraum zu evaluieren; 12. sofern notwendig, gemeinsam mit den Ländern durch geeignete flankierende Maßnahmen sicher- zustellen, dass die primär in der Verantwortung der Krankenkassen liegende solidarische Ent- schuldung aller Krankenkassen durch die jewei- lige Kassenart bis zur Einführung des Gesund- heitsfonds gewährleistet wird; 13. das in § 171b SGB V vorgesehene Gesetz zur nä- heren Regelung der Insolvenzfähigkeit aller Kran- kenkassen sowie zu dem damit verbundenen Entfallen der Haftung der Länder nach der Insol- venzordnung spätestens zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des Gesundheitsfonds und den wei- g r r B G z m V P t (C (D teren damit in Zusammenhang stehenden Rege- lungen wie die solidarische Finanzierung der Al- tersrückstellungen für die DO-Angestellten der Kassen in enger Abstimmung mit den Ländern zu erarbeiten und bis zum 31. Dezember 2007 vorzu- legen. Dieses Gesetz bedarf der Zustimmung des Bundesrates. Es ist hierbei sicherzustellen, dass bei der Herstellung der Insolvenzfähigkeit der Be- lastungsfähigkeit einzelner Krankenkassen Rech- nung getragen wird; 14. konsequent nachzusteuern, wenn sich zeigt, dass einzelne Regelungen des GKV-WSG nicht ihre erwartete Wirkung entfalten oder die Akteure im Gesundheitswesen Umsetzungsprobleme in der Praxis auf die gesetzlichen Vorgaben zurückfüh- ren können, zum Beispiel bei der Überwindung von Schnittstellen zwischen den Sektoren, im Be- reich der Organisationsreform oder bei wettbe- werbgestaltenden Regelungen. Ferner hat der Bundesrat beschlossen, der Bundesre- ierung wegen der Haushaltsrechnung und Vermögens- echnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2005 (Jah- esrechnung 2005) aufgrund der Bemerkungen des undesrechnungshofes Entlastung gemäß Artikel 114 des rundgesetzes und § 114 der Bundeshaushaltsordnung u erteilen. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 16/2555 Nr. 2.105 Drucksache 16/3713 Nr. 1.24 Drucksache 16/3713 Nr. 1.26 Drucksache 16/3897 Nr. 1.3 Drucksache 16/3897 Nr. 1.5 Drucksache 16/3897 Nr. 1.6 Drucksache 16/3897 Nr. 1.9 Drucksache 16/3897 Nr. 1.17 Finanzausschuss Drucksache 16/481 Nr. 1.1 Drucksache 16/481 Nr. 1.2 Drucksache 16/820 Nr. 1.18 Drucksache 16/820 Nr. 1.19 Drucksache 16/820 Nr. 1.20 Drucksache 16/820 Nr. 1.21 Drucksache 16/3573 Nr. 2.4 Drucksache 16/3713 Nr. 1.4 Drucksache 16/3713 Nr. 1.28 Drucksache 16/3897 Nr. 1.11 Drucksache 16/3897 Nr. 1.20 Drucksache 16/4105 Nr. 2.27 Haushaltsausschuss Drucksache 16/3382 Nr. 2.4 Drucksache 16/3573 Nr. 2.11 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. März 2007 8439 (A) ) (B) ) Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 16/150 Nr. 2.185 Drucksache 16/722 Nr. 1.1 Drucksache 16/901 Nr. 2.10 Drucksache 16/993 Nr. 2.17 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 16/1207 Nr. 1.17 Drucksache 16/1475 Nr. 2.2 Drucksache 16/1475 Nr. 2.15 Drucksache 16/1748 Nr. 1.2 Drucksache 16/1748 Nr. 2.6 Drucksache 16/1748 Nr. 2.14 Drucksache 16/1748 Nr. 2.24 Drucksache 16/1942 Nr. 2.33 Drucksache 16/2129 Nr. 1.1 Drucksache 16/2555 Nr. 1.22 Drucksache 16/2555 Nr. 2.7 Drucksache 16/2555 Nr. 2.68 Drucksache 16/2555 Nr. 2.97 Drucksache 16/2555 Nr. 2.102 Drucksache 16/3060 Nr. 1.14 Drucksache 16/3382 Nr. 1.7 Drucksache 16/3382 Nr. 2.2 Drucksache 16/3382 Nr. 2.5 Drucksache 16/3382 Nr. 2.10 Drucksache 16/3382 Nr. 2.19 Drucksache 16/3382 Nr. 2.20 Drucksache 16/3382 Nr. 2.21 Drucksache 16/3382 Nr. 2.25 Drucksache 16/3382 Nr. 2.32 Drucksache 16/3382 Nr. 2.36 Drucksache 16/3573 Nr. 1.8 Drucksache 16/3573 Nr. 2.5 Drucksache 16/3573 Nr. 2.7 Drucksache 16/3573 Nr. 2.10 Drucksache 16/3573 Nr. 2.12 Drucksache 16/3573 Nr. 2.13 Drucksache 16/3573 Nr. 2.14 Drucksache 16/3573 Nr. 2.15 Drucksache 16/3573 Nr. 2.16 Drucksache 16/3573 Nr. 2.22 Drucksache 16/3713 Nr. 1.1 Drucksache 16/3713 Nr. 1.2 Drucksache 16/3713 Nr. 1.5 Drucksache 16/3713 Nr. 1.6 Drucksache 16/3713 Nr. 1.12 Drucksache 16/3713 Nr. 1.16 Drucksache 16/3713 Nr. 1.21 Drucksache 16/3713 Nr. 1.22 Drucksache 16/3713 Nr. 1.23 Drucksache 16/3897 Nr. 1.12 Drucksache 16/3897 Nr. 1.14 Drucksache 16/3897 Nr. 1.15 Drucksache 16/3897 Nr. 1.21 Drucksache 16/3897 Nr. 1.22 Drucksache 16/3897 Nr. 1.24 Drucksache 16/3897 Nr. 1.28 Drucksache 16/4105 Nr. 2.5 Drucksache 16/4105 Nr. 2.6 Drucksache 16/4105 Nr. 2.7 Drucksache 16/4105 Nr. 2.8 Drucksache 16/4105 Nr. 2.11 Drucksache 16/4105 Nr. 2.16 Drucksache 16/4105 Nr. 2.21 Drucksache 16/4105 Nr. 2.29 Drucksache 16/4105 Nr. 2.31 Drucksache 16/4105 Nr. 2.33 Drucksache 16/4105 Nr. 2.36 Drucksache 16/4105 Nr. 2.58 Drucksache 16/4105 Nr. 2.61 (C (D Drucksache 16/4105 Nr. 2.89 Drucksache 16/4105 Nr. 2.91 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/4105 Nr. 1.14 Drucksache 16/4105 Nr. 2.10 Drucksache 16/4105 Nr. 2.15 Drucksache 16/4105 Nr. 2.23 Drucksache 16/4105 Nr. 2.38 Drucksache 16/4105 Nr. 2.39 Drucksache 16/4105 Nr. 2.68 Drucksache 16/4105 Nr. 2.75 Drucksache 16/4105 Nr. 2.78 Drucksache 16/4105 Nr. 2.84 Drucksache 16/4105 Nr. 2.86 Drucksache 16/4105 Nr. 2.87 Drucksache 16/4105 Nr. 2.92 Drucksache 16/4105 Nr. 2.95 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 16/150 Nr. 2.42 Drucksache 16/288 Nr. 1.7 Drucksache 16/820 Nr. 1.39 Drucksache 16/820 Nr. 1.41 Drucksache 16/820 Nr. 1.43 Drucksache 16/820 Nr. 1.44 Drucksache 16/993 Nr. 1.8 Drucksache 16/1101 Nr. 2.1 Drucksache 16/1101 Nr. 2.14 Drucksache 16/1748 Nr. 1.12 Drucksache 16/1942 Nr. 2.12 Drucksache 16/2555 Nr. 1.24 Drucksache 16/3382 Nr. 2.29 Drucksache 16/3713 Nr. 1.10 Drucksache 16/4105 Nr. 1.3 Drucksache 16/4105 Nr. 1.19 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 16/150 Nr. 2.33 Drucksache 16/419 Nr. 2.27 Drucksache 16/481 Nr. 1.11 Drucksache 16/481 Nr. 1.12 Drucksache 16/1101 Nr. 2.4 Drucksache 16/1942 Nr. 2.52 Drucksache 16/1942 Nr. 2.53 Drucksache 16/1942 Nr. 2.54 Drucksache 16/2555 Nr. 2.64 Drucksache 16/2555 Nr. 2.133 Drucksache 16/2695 Nr. 1.13 Drucksache 16/3382 Nr. 1.1 Drucksache 16/3573 Nr. 2.23 Drucksache 16/4105 Nr. 1.12 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 16/288 Nr. 2.39 Drucksache 16/2555 Nr. 2.139 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 16/3573 Nr. 1.2 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/150 Nr. 1.24 83. Sitzung Berlin, Freitag, den 2. März 2007 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608300000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.

Der Kollege Dr. Wolfgang Wodarg feiert heute sei-
nen 60. Geburtstag. Im Namen des ganzen Hauses gratu-
liere ich sehr herzlich und wünsche alles, alles Gute.


(Beifall)


Ich rufe die Tagesordnungspunkte 24 a und 24 b auf:

a) Erste Beratung des von den Abgeordneten
Laurenz Meyer (Hamm), Veronika Bellmann,
Klaus Brähmig, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion der CDU/CSU sowie den Abgeordneten
Dr. Rainer Wend, Ludwig Stiegler, Christian
Lange (Backnang), weiteren Abgeordneten und
der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs ei-
nes Zweiten Gesetzes zum Abbau bürokra-
tischer Hemmnisse in der mittelständischen
Wirtschaft
– Drucksache 16/4391 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und

d
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Redet
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Laurenz
Meyer (Hamm), Ilse Aigner,
Bellmann, weiterer Abgeordneter un
tion der CDU/CSU sowie der Ab

(B (C (D ung 2. März 2007 0 Uhr Ludwig Stiegler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Neue Impulse für den Mittelstand – zu dem Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Paul K. Friedhoff, Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Unternehmen statt Unterlassen – Vorfahrt für den Mittelstand – Drucksachen 16/557, 16/562, 16/1070 – Berichterstattung: Abgeordneter Laurenz Meyer Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege artmut Schauerte für die Bundesregierung. (Ludwig Stiegler [SPD]: Guten Morgen, Herr Mittelstandsbeauftragter! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Mittelstandsbeauftragte! Da sind wir einmal gespannt! Aber das wirkt jetzt schon sehr büro ext kratisch!)


H
Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1608300100


Guten Morgen, Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten
Kolleginnen und Kollegen! Der Abbau von Bürokratie
und die Suche nach besserer Regulierung da, wo sie nö-
tig ist, ist einer der wichtigen Programmpunkte der Gro-
ßen Koalition und der Bundesregierung. Jedes Übermaß
an Bürokratie ist schädlich:


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ntscheidungen werden verhindert oder
it und Geld von Verwaltungen, von For-
iberuflern, von Arbeitnehmern, von Un-
den vergeudet.
Veronika
d der Frak-
geordneten

acknang),

Notwendige E
verlangsamt. Ze
schern, von Fre
ternehmern wer






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Hartmut Schauerte

(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von Staatssekretären auch!)


Bürokratie belastet mehr oder weniger, immer oder
manchmal jeden Bürger.

Politik, aber auch Wirtschaft und Gesellschaft sind
dringend aufgefordert, alte bürokratische Zöpfe zurück-
zuschneiden und neu entstehende, wo immer möglich,
zu vermeiden. Über dieses Programm sind wir uns hier
im Parlament im Prinzip einig. Ich denke, wir können
auch angesichts der heutigen Debatte mit einigem Stolz
sagen: Noch nie hat sich eine Bundesregierung so inten-
siv von Beginn an mit diesem Thema beschäftigt wie die
jetzige, von der Großen Koalition getragene Bundesre-
gierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der FDP: Nur verbal!)


Wir sind systematisch an dieses Thema herangegan-
gen: Wir haben das von vornherein im Koalitionsvertrag
verabredet und dann viele Baustellen gleichzeitig eröff-
net. Wir haben das Standardkostenmodell entwickelt und
messen erstmals Bürokratiekosten. Wir evaluieren erst-
mals, wie viel bürokratischer Aufwand und welche Kos-
ten durch neue Gesetze entstehen. – Unser Vorgehen
– das ist auch zwingend nötig – ist ganz praktisch ausge-
richtet: Der Normenkontrollrat, der mittlerweile einge-
richtet wurde, erklärt bereits vor der parlamentarischen
Beratung eines jeden Gesetzes öffentlich, wie viel Büro-
kratie damit verbunden sein wird. So können wir eine
qualifizierte Debatte über drohende neue Bürokratie und
Vermeidungsstrategien führen, weil wir wissen, worüber
wir reden, weil wir etwas Handfestes auf dem Tisch ha-
ben.

Wir haben in der letzten Woche Abbauziele verabre-
det: 25 Prozent bis zum 31. Dezember 2011. Das ist ein
mutiges Unterfangen; damit handeln wir sehr konse-
quent. Wir bewegen uns mit diesem Zeitrahmen in dem
gleichen Rahmen, den beispielsweise die Engländer und
Holländer in ähnlicher Situation gebraucht haben. Hier
darf es keine Schnellschüsse geben. Es handelt sich viel-
mehr um einen kontinuierlichen, auch Zeit brauchenden
Prozess. Ich denke, dass wir damit gut aufgestellt sind.

Dass sich Deutschland so intensiv mit dieser Frage
beschäftigt, hat auch Auswirkungen auf die Europäi-
sche Union; denn auch da nimmt die Bereitschaft zu,
das Thema ernst zu nehmen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das wird auch einmal Zeit!)


Von dort können wir in Zukunft ebenfalls mit festen Vor-
gaben rechnen. Hier hat man sich das Ziel gesetzt, einen
Abbau von 25 Prozent der Bürokratiekosten zu errei-
chen, allerdings bis zum 31. Dezember 2012. Auch in al-
len 16 Bundesländern wird sehr intensiv über die Frage
des Bürokratieabbaus in der jeweiligen Zuständigkeit
geredet und entsprechend gehandelt.

Ich komme zu meiner Eingangsbemerkung zurück:
Noch nie ist auf der politischen Ebene der Bürokratieab-
bau so ernst genommen, so breit angelegt und so intensiv

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(C (D ersucht worden – ich sage das bewusst nachdenklich – ie unter der jetzigen Bundesregierung. Ich will keine alschen Erwartungen wecken; aber wir arbeiten mit voler Kraft an diesem Problem, und das ist schon einmal in sehr guter Anfang. Vor allem Wirtschaft und Mittelstand sind von der ürokratie betroffen. Deshalb ist das Wirtschaftsminis erium die treibende Kraft in dieser Debatte. Der Mitteltand ist besonders betroffen; denn je kleiner die Unterehmen, desto mehr leiden sie unter der Bürokratie. ür sie entstehen dadurch Kosten und Belastungen, die rheblich sind. Die Zahlen sind zum Teil bekannt. Man agt mittlerweile, 4 bis 6 Prozent des Umsatzes der ittelständischen Wirtschaft müssten für Bürokratie auf ewandt werden. Wenn diese Zahl stimmt, dann enttehen diesen Unternehmen jährlich mehr als 0 Milliarden Euro Bürokratiekosten. Bei dieser Dimenion wird jeder erkennen, dass Bürokratie auch ein ganz ichtiger Standortfaktor ist. e besser wir im Hinblick auf Regulierungen und Büroratie aufgestellt sind, desto wettbewerbsfähiger sind ir in der sich schnell verändernden Welt. Insoweit ist iese Baustelle ausgesprochen wichtig. Wir haben in 2006 ein erstes Mittelstandsentlasungsgesetz verabschiedet. Darüber hinaus haben wir eien Katalog mit 16 Einzelvorhaben und 37 Maßnahmen ür mittelstandsfreundliche Reformvorhaben verabschieet, die im Moment in der Umsetzung sind. Bei diesem rsten Mittelstandsentlastungsgesetz waren wir noch icht so weit, dass wir Bürokratiekosten messen konnen. Das geschieht jetzt erstmalig durch das zweite Mitelstandsentlastungsgesetz. Der Betrag, um den es hier geht, ist zunächst einmal elativ gering. Niemand sollte glauben, mit den 8 Millionen Euro, die wir hier ermitteln, hätten wir chon einen Durchbruch erzielt. Aber mit diesem Gesetz aben wir ein neues System angelegt und versuchen, ine Lösung des Problems zu finden. Es gibt da durchaus och Schwächen; ich komme auf die eine oder andere chwäche zurück. Bei diesem Gesetzgebungsvorhaben st auch noch nicht alles gemessen worden, was wir mesen müssen und messen wollen. Die Entlastungswirkung st aber insgesamt größer. Ich denke, dass wir das miteinander im Prozess noch erbessern können. Wir sind nicht der Auffassung, wir ätten an dieser Stelle die Weisheit gepachtet. Wir sind och auf der Suche. Der Regelinhalt des zweiten Mittelstandsentlastungsesetzes: Es reduziert die Menge unnötiger Vorschriften. 7 Deregulierungsmaßnahmen auf verschiedenen echtsgebieten sollen in Kraft gesetzt werden. Das soll eitnah geschehen, jeweils so schnell es möglich ist. Eiige Maßnahmen können praktisch mit der Verkündung es Gesetzes in Kraft treten, andere brauchen eine geisse Umsetzungsphase, aber in sehr überschaubaren risten. Parl. Staatssekretär Hartmut Schauerte Beim Thema Bürokratieabbau geht es immer wieder um Statistiken und Berichtspflichten. Wir wollen mit diesem zweiten Mittelstandsentlastungsgesetz zum Beispiel Existenzgründer in den ersten drei Jahren von statistischen Meldepflichten befreien; das ist ein ganz sinnvoller Vorschlag. Wir alle sind uns einig: Wenn einer eine Existenz gründet, hat er genug zu tun; er muss sich um den Markt, das Produkt, die Organisation seines Unternehmens kümmern. Wenn dann noch lästige Bürokratieanforderungen hinzukommen, ist das ein Schlag ins Kontor und demotiviert möglicherweise. Deswegen denke ich, dass wir hier wenigstens einen wichtigen ersten Schritt gehen. Auf die Zahlen wirkt sich das so aus, dass die Zahl der Existenzgründungen steigt. Bei 7 100 Existenzgründungen geht es um ersparte Bürokratiekosten – das fängt an zu wachsen – von 1,2 Millionen Euro. Das ist eigentlich ein kleiner Betrag. Aber ich sage noch einmal: Mir geht es in dieser Debatte darum, dass ein guter Anfang gemacht worden ist; das ist noch nicht das Schlussergebnis. Dieser Prozess wird ja nicht abgebrochen, sondern er wird fortgesetzt und intensiviert; er wird an Fahrt gewinnen. Eine weiterer Punkt des Gesetzes ist, dass statistische Erhebungen bei kleinen Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten auf drei Stichproben pro Jahr beschränkt werden. Im Jahr 2004 wurden 625 dieser Unternehmen zu mehr als drei Stichprobenerhebungen herangezogen. An diesem Punkt wird deutlich: Die Gesellschaft hat ein Interesse an Information. Wir möchten wissen, welche Prozesse in den Wirtschaftsbereichen ablaufen. Wir wollen rechtzeitig erkennen, ob es Fehlentwicklungen gibt, und sind daher auf Informationen angewiesen. Viele Informationen werden von den Wirtschaftsverbänden selbst gewünscht und gefordert. Sie können ihre Steuerungsund Beratungsfunktion nicht erfüllen, wenn sie sozusagen blind gemacht werden. Wir müssen es also auf intelligente Weise schaffen, die notwendigen Informationen ohne unnötige Bürokratie mit modernen Methoden zu ermitteln. In diesem Findungsprozess befinden wir uns. Die Maßnahmen, die im zweiten Mittelstandsentlastungsgesetz enthalten sind, entsprechen diesem Ansatz. In der Dienstleistungskonjunkturstatistik werden bereits verstärkt vorhandene Verwaltungsdaten genutzt. Wir müssen die Trennung bei denen, die im Besitz von Daten sind, aufheben. Dann ist ein Austausch von Informationen möglich. Eine einmal erhobene Zahl kann für sehr viele Prozesse verwendet werden. Sie darf nicht in der Schublade liegen bleiben, sondern sie muss weitergegeben werden. Dadurch entfallen Bürokratiekosten – wir fangen bescheiden an – in Höhe von insgesamt jährlich 3,5 Millionen Euro. Aber ein Anfang ist gemacht. Herr Zeil, damit kein falscher Eindruck entsteht, sage ich noch einmal: Wir sagen nicht unter Fanfarenklängen, d b z P N V a d b i s t 1 z v b w b D l R d c Z d s T l s w k f M s v t E d d e n n z d s a d n s d D k t e S Z (C (D ieses Mittelstandsentlastungsgesetz sei der Durchruch. Es ist ein kleiner Anfangsbaustein in einem Proess, den wir verabredet haben. Es gibt einen Wegfall der Genehmigungspflicht im reisangabenund Preisklauselgesetz. Ich bin selber otar gewesen. Sie alle kennen diesen Fall: Wenn ein ertrag mit einer Laufzeit von 20 Jahren zwischendurch n die Inflationsentwicklung angepasst werden sollte, ann musste man eine Genehmigung für diese Klausel ei der Preisklauselgenehmigungsbehörde einholen. Das st ein unnötiger Vorgang. Der Wegfall dieser bürokratichen Maßnahme ist ebenfalls im Mittelstandsentlasungsgesetz enthalten. Zuletzt gab es diesbezüglich 7 000 Anträge pro Jahr. Eine solche Genehmigung einuholen war ärgerlich, hat immer Zeit gekostet und war öllig unnötig. Ich kenne aus meiner Praxis keinen Fall, ei dem die Klausel einmal nicht genehmigt wurde. Also eg damit! Das sind Elemente, die den Bürokratieabbau efördern. Ich komme zu einem weiteren Punkt: Wegfall von oppelprüfungen. An dieser Stelle haben wir die Ent astung nicht genau quantifiziert. Wir wollen, dass im ahmen einer Betriebsprüfung nicht beide, also sowohl er Unfallversicherungsträger als auch der Rentenversiherungsträger, tätig werden müssen. Sie können die ahlen untereinander austauschen. Wir haben uns auf iesen gegenseitigen Austausch von Informationen vertändigt. Herr Müntefering, das ist ein Bereich, der zum eil in Ihrem Hause zu bearbeiten ist. Was sind die Konsequenzen? Dadurch entfallen jährich 130 000 Doppelprüfungen. Diese Doppelprüfungen ind Außenprüfungen in den Betrieben. Da haben wir, ie schon gesagt, die sich ergebende Entlastung nicht onkret angesetzt. Für die Verwaltungen, die diese Prüungen durchführen müssen, und für die Betriebe, die aterial, Personal und Räumlichkeiten zur Verfügung tellen müssen, ergeben sich pro Tag Kosten in Höhe on 1 000 Euro. Bei 130 000 Prüfungen bedeutet das uner der Annahme, dass einen Tag lang geprüft wird, eine insparung von 130 Millionen Euro. Dieser Betrag ist in er im Gesetzentwurf angegebenen Nettoentlastung für ie Wirtschaft von ungefähr 58 Millionen Euro nicht ingerechnet, weil wir ihn, wie gerade erläutert, noch icht genau genug erfassen konnten. Wir waren der Meiung, diesen Betrag noch nicht zu berücksichtigen, um u verhindern, dass wir uns später darüber streiten, ob iese Zahl seriös ermittelt wurde oder nicht. Obwohl es ich bis dato nur um eine Schätzung handelt, können lle, die in der Wirtschaft zu Hause sind, erkennen, dass a etwas Nennenswertes passiert. Wir machen weiter auf diesem Weg. Dies ist ein kleier Baustein. Wir bereiten die nächsten Entlastungsgeetze in gleicher Weise vor. Aber noch wichtiger als iese Einzelgesetze bleibt das grundsätzliche Prinzip: er Normenkontrollrat prüft jedes neue Gesetz. Wir önnen dann miteinander darüber streiten, wie bürokraisch und unnötig das entsprechende Gesetz ist. Das ist iner der wichtigsten Blöcke. Außerdem setzen wir das tandardkostenmodell für neue und mit zunehmender ahl auch für alte bürokratische Regelungen an. Parl. Staatssekretär Hartmut Schauerte Wir sind auf einem guten Weg. Ich denke, wir sollten dieses Anliegen gemeinsam weiterverfolgen. Angesichts der Geißel Bürokratie, die uns alle ärgert, sind wir alle gefragt. Herzlichen Dank. Das Wort hat der Kollege Rainer Brüderle, FDP-Frak tion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zu nächst möchte ich Herrn Kollegen Schauerte zu seiner Ernennung zum Mittelstandsbeauftragten der Bundesregierung gratulieren. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: So ist es!)


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Nachteil!)





(A) )


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(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608300200

(Beifall bei der FDP)

Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1608300300

Sie stehen damit unter verschärfter Beobachtung. Aber
Glückwunsch zur neuen Funktion, die Ihnen übertragen
wurde!

Seit Jahren hat der Bürokratiewust zugenommen.
Auch die sogenannte Große Koalition, die schwarz-rote
Regierung, hat dem Mittelstand zunächst einmal kräftig
einiges übergestülpt: Bei den Betrieben wurden die So-
zialabgaben 13-mal abkassiert. Mit dem Antidiskrimi-
nierungsgesetz, das weiter gefasst wurde, als es die EU
verlangt, wurden Bürokratie und Schwierigkeiten drauf-
geknallt, und die Steuern wurden kräftig erhöht. – Das
alles sind keine Beiträge, es dem Mittelstand in Deutsch-
land leichter zu machen.


(Beifall bei der FDP)


Wenn Sie jetzt den Hebel umlegen und den Rück-
wärtsgang im Hinblick auf die Bürokratie einlegen wol-
len, ist das richtig und begrüßenswert. Was Sie aber bis-
her vorlegen, kann man bestenfalls unter dem Motto
„Kleinvieh macht auch Mist“ zusammenfassen. Die Bü-
rokratielasten werden auf rund 50 Milliarden Euro ge-
schätzt. Wenn man das, was Sie hier auf den Weg brin-
gen, wohlwollend hochrechnet, macht das maximal
60 Millionen Euro aus. Das ist etwa 1 Promille der Bü-
rokratielasten, die die Fachleute, die Sachverständigen
feststellen. Das ist zwar relativ wenig; aber zumindest
die Richtung stimmt.


(Beifall bei der FDP – Dr. Michael Bürsch [SPD]: So viel Lob am Freitag!)


Ich empfehle Ihnen sehr, auch die Themen der Gene-
ralunternehmerhaftung und der Bauabzugsteuer auf den
Weg zu bringen. Die damit verbundenen Ziele waren
durchaus ernst zu nehmen. Aber es hat sich herausge-
stellt, dass eine Riesenbürokratie und wenig Effekte ent-
standen sind. Schaffen Sie diese Steuer doch einfach ab!
Wenn man merkt, man hat etwas falsch gemacht, dann
sollte man es abschaffen und den Mittelstand nicht wei-

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(C (D er mit Bürokratie belasten. Das wäre ein Beitrag, dies ernünftig und richtig zu regeln. Es ist durchaus sympathisch, dass Sie sich um ein ilchund Margarinegesetz kümmern. Aber der deut che Mittelstand erwartet schon ein bisschen mehr und twas anderes. Ein großes Thema sind Unternehmensübergaben und ie Erbschaftsteuer. Hierzu liegt kein Gesetzentwurf or. Hier streiten sich Schwarz und Rot; da gibt es Geänk. Man muss fürchten, dass es auch hier wieder sehr ürokratisch und sehr kompliziert wird. Ich nenne als eispiel nur die Problematik der Abgrenzung zwischen roduktivem und nichtproduktivem Betriebsvermögen. ch wünsche viel Vergnügen; das wird außerordentlich chwierig werden. Da werden sich die Mittelständler ehr freuen. Bringen Sie dies aber wenigstens einmal auf en Weg, damit hier ein Stück Entlastungsperspektive ntsteht und damit dort, wo Übergänge möglich sind und ie anstehen, diese auch erfolgen und nicht weiter geartet wird, ob es eine Regelung gibt und welche. Ich persönlich meine – das ist nicht Beschlusslage einer Partei –, man sollte die Erbschaftsteuer ganz ab chaffen das werden wir nicht schaffen, Herr Kollege Wend –; enn das wäre der größte Beitrag zur Bürokratievereinachung. enn Sie das nicht wollen, dann sollten Sie zumindest ie Zuständigkeiten für die Ausgestaltung der Erbschaftteuer auf die Länder übertragen. Die Einnahmen aus der rbschaftsteuer betrugen im letzten Jahr insgesamt in al en neuen Bundesländern gerade einmal 60 Millionen uro. Dort wurde so gut wie keine Erbschaftsteuer erhoen. Wenn diese sie abschaffen oder drastisch vereinfahen bzw. reduzieren würden, hätten sie einen Standortorteil. Das wäre Wettbewerbsföderalismus. Haben Sie ut, diejenigen, die sowieso Destinatar, also Begüns igte, von Steuern sind, dies selbst entscheiden zu lassen! an nennt das in der Fachsprache Subsidiarität. Zur Unternehmensteuerreform. Auch da streiten ich die Schwarzen und die Roten. Die SPD überlegt: elches Volumen kann man überhaupt verantworten? ollte man nicht mehr Masse beim Staat zur Umverteiung zurückbehalten? Auch dort ist nichts klar. Aber wir tehen weiter im Wettbewerb. Die Vergleiche zeigen: enn wir die Weichen hier nicht richtig stellen, gibt es eiter Abwanderungstendenzen. Was der Mittelstand daneben bräuchte, ist mehr Flexiilität beim Arbeitsrecht und bei den Löhnen. Wir haen in Deutschland ein sehr kompliziertes Arbeitsrecht. as ist eine Ausgeburt an Bürokratie und selbst für gute uristen kaum noch logisch nachvollziehbar. Wir müssen vor allen Dingen den Mut haben, den Mitarbeitern in en Betrieben mehr Entscheidungsmöglichkeiten zu ge Rainer Brüderle ben, die Arbeitnehmerrechte im Betrieb zu stärken, die Funktionärsrechte ein Stück zurückzunehmen und betriebliche Bündnisse für Arbeit zu ermöglichen. Wir setzen eine hohe Schwelle: Wenn 75 Prozent der Belegschaft in freier und geheimer Abstimmung zum Ausdruck bringen, dass sie eine andere Regelung wollen, als das Kartell ihnen vorschreibt, muss diese andere Regelung Geltung finden. Die Betroffenen müssen das Recht haben, eine andere Entscheidung zu treffen. – Sie aber haben nicht den Mut, den Arbeitnehmern mehr Entscheidungsrechte zu geben, nicht einmal, wenn eine hohe Schwelle von 75 Prozent – das ist mehr als eine verfassungsändernde Mehrheit – vorgesehen wird. Nein, bei uns geht die Funktionärsherrschaft weiter. Warum wundern wir uns eigentlich, dass sich vieles nicht zum Vernünftigen ändert? Dieses Thema muss aber angepackt werden; sonst kommen wir nicht voran. Die Diskussion über die Mindestlöhne ist sehr liebenswert. Ich gönne jedem jeden Euro. Mindestlöhne schaffen aber keine Arbeitsplätze. Es wäre reiner Zufall, wenn deren Höhe richtig wäre. Sind sie zu niedrig, haben sie null Effekt. Sind sie zu hoch, verhindern sie die Schaffung von Arbeitsplätzen. Deshalb müssen Sie andere Instrumente, Kombiansätze – wir nennen es Bürgergeld –, wählen. Der Mindestlohn ist wieder so ein ideologisches Thema. Man rennt herum und sagt: Wir tun etwas für euch. – In Wahrheit gibt man denen, die draußen stehen, keine Chance, hineinzukommen. Das ist das Gegenteil von Hilfestellung. Der Mittelstand ist sehr beunruhigt, dass in den Reihen der Koalition schon wieder darüber diskutiert wird, das Briefmonopol erneut zu verlängern. Das Verlängern der Monopole ist offensichtlich Ihr Beitrag zu „Mehr Freiheit wagen!“, wie die Bundeskanzlerin ihre Regierungserklärung betitelt hat. Nein, wir müssen neuen Existenzen auch in diesem Bereich Freiraum bieten, damit sie sich entwickeln können. Überall, wo der Staat steuert, wo es Monopole gibt, haben wir Probleme. Ob bei EADS oder anderswo: Zu viel Staatseinfluss führt zu Fehlentscheidungen. Die Arbeitnehmer baden aus, dass sich der französische Staat zu stark eingemischt hat, aber die Deutschen wollen jetzt den gleichen falschen Ansatz wählen. Oder nehmen Sie – letzte Bemerkung – das Telekommunikationsrecht. Hier führen Sie lieber einen Krieg mit der Europäischen Kommission. Sie haben etwas Einmaliges gemacht, etwas, das es noch nie in Deutschland gegeben hat: Selbst die milde Regulierung der Netzagentur gilt nicht, es gibt Regulierungspausen. – Das gab es früher: Als Madame Pompadour Louis XVI. eine tolle Nacht bereitet hat, erhielt sie das Monopol für den Kakaoausschank. Das sind nicht die Wege, auf denen wir im 21. Jahrhundert nach vorne kommen. Vielen Dank. S H s k R t w f D w k b w v t M w n 3 w v c U t i b M J s K r r l E f Z i g w d z g Z (C (D Nächster Redner ist der Kollege Dr. Rainer Wend, PD-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Lieber Herr Brüderle, es ist Aufgabe der Oppoition, darauf hinzuweisen, wie wir noch besser werden önnen, natürlich auch beim Thema Bürokratieabbau. In ichtung FDP muss ich aber sagen: Fast alle Vorschrif en, die wir jetzt wegen zu großer Bürokratie abschaffen ollen, sind von früheren FDP-Wirtschaftsministern er unden worden, Kollege Brüderle. (Beifall bei der SPD – Zurufe von der SPD: Hört! Hört!)


(Beifall bei der FDP)


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Alle Steuern!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608300400
Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1608300500

eswegen empfehle ich der FDP, in dem Prozess, in dem
ir uns jetzt befinden, ein wenig mehr Demut zu zeigen.

Ich finde, dass die Große Koalition in Sachen Büro-
ratieabbau einen guten Prozess begonnen hat. Wir ha-
en im letzten Jahr – Herr Schauerte hat darauf hinge-
iesen – das erste Mittelstandsentlastungsgesetz
erabschiedet. Damit haben wir eine Reihe von bürokra-
ischen Regelungen, die gerade Kleinunternehmen und

ittelstand belasten, abgeschafft. Wir haben beispiels-
eise die Grenze für die Bilanzierungspflicht von Unter-
ehmen angehoben, und zwar von einem Umsatz von
50 000 Euro auf einen Umsatz von 500 000 Euro.

Nach dem ersten Mittelstandsentlastungsgesetz haben
ir etwas gemacht, wovon wir uns die größte Wirkung
ersprechen; das hat gerade der Staatssekretär angespro-
hen. Es geht darum, dass wir die Bürokratiekosten der
nternehmen, die aus ihren Berichts- und Dokumenta-

ionspflichten gegenüber staatlichen Stellen entstehen,
n Geld messen und anschließend mit klaren Zielvorga-
en reduzieren wollen. Die Bundesregierung hat am
ittwoch beschlossen, diese Bürokratiekosten bis zum

ahr 2011 um 25 Prozent zu reduzieren. Es sind inzwi-
chen über 11 000 Vorschriften identifiziert, die auf ihre
osten hin zu untersuchen und anschließend zu reduzie-

en sind.

Ich habe eine freundschaftliche Bitte an die Bundes-
egierung – alle Sozialdemokraten gehen freundschaft-
ich mit der Bundesregierung um –:


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ine Reduktion um 25 Prozent bis 2011 ist gut. Ich
ände es aber schön, wenn es uns gelingen würde, ein
iel bis zu den nächsten Wahlen in 2009 festzulegen. Es

st immer leicht, etwas auf Kosten künftiger Bundesre-
ierungen – wenngleich sie möglicherweise so aussehen
ie die jetzige; jedenfalls sollten die Sozialdemokraten
aran beteiligt sein –


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


u machen. Noch besser aber fände ich es, wenn es uns
elingen würde, für diese Legislaturperiode ein festes
iel zu vereinbaren.






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Wend
Das erste Mittelstandsentlastungsgesetz und der Nor-
menkontrollrat, der die Umsetzung des Standardkosten-
modells überprüfen soll, waren die ersten Schritte. Das
zweite Mittelstandsentlastungsgesetz – der Staatssekre-
tär hat bereits einige Punkte daraus genannt –, mit dem
wir noch einmal Erleichterungen bei der Bilanzierungs-
pflicht vornehmen und Existenzgründern durch den
Wegfall von Dokumentations- und Berichtspflichten hel-
fen, ist der dritte Schritt beim Bürokratieabbau.

Nun kommt von der Opposition die Kritik – das ist,
wie ich finde, auch ihre Aufgabe –, dies sei zu wenig.
Ich finde, wir sollten uns im parlamentarischen Prozess
offen zeigen, an dem einen oder anderen Punkt weiterzu-
arbeiten. Das Stichwort Generalunternehmerhaftung
ist genannt worden. Aber es ist ein bisschen komplizier-
ter, Herr Kollege Brüderle, als Sie es dargestellt haben.
Wahr ist, dass auf der einen Seite für die Generalunter-
nehmer zusätzliche Belastungen entstehen, wenn sie für
Subunternehmer, die sie beauftragen, haften müssen.
Auf der anderen Seite kann dieses Verfahren dazu beitra-
gen, dass Versicherungsbeiträge von Subunternehmern
regulär gezahlt werden und somit Schwarzarbeit be-
kämpft wird. Das ist das Ziel dieses Gesetzes.

Unsere Aufgabe ist es, zwischen den Zielen des Ge-
setzes und den Maßnahmen, die wir eingeleitet haben,
abzuwägen und zu beurteilen, ob sie in einem klugen
Verhältnis zueinander stehen. Das müssen wir jetzt sorg-
fältig prüfen. Anschließend müssen wir zu einer Ent-
scheidung kommen, wie damit zu verfahren ist.

Die SPD ist im parlamentarischen Prozess offen be-
züglich möglicher Verbesserungen und Erweiterungen
des zweiten Mittelstandsentlastungsgesetzes. Es gibt
aber ein klares Nein der SPD zu vielen Dingen, die Sie
hier formuliert haben, Herr Kollege Brüderle, zum Bei-
spiel zu dem, was Sie in Ihrem Antrag zu Kündigungs-
schutz und betrieblichen Bündnissen geschrieben haben.
Ich will Ihnen das einmal ohne Wenn und Aber sagen:
Die SPD steht für bestimmte Regeln und will bestimmte
Regeln in unserer Gesellschaft aufrechterhalten.


(Beifall bei der SPD)


Wir sind vor 140 Jahren aufgrund ganz bestimmter Er-
wägungen gegründet worden. Es gab damals den freien
Kapitalismus mit Kinderarbeit, ohne Kündigungsschutz
und mit 60-Stunden-Woche. Jahr für Jahr, Jahrzehnt für
Jahrzehnt wurden durch SPD und Gewerkschaften Re-
geln geschaffen, die den freien Kapitalismus einge-
schränkt haben, durch Kündigungsschutz und Tarifauto-
nomie. Wir wollen, dass er in dieser Weise eingeschränkt
bleibt.


(Beifall bei der SPD)


Ein Kernbestandteil unserer Programmatik ist die
Tarifautonomie. Bevor es sie gab, wurden die Arbeits-
bedingungen zwischen Unternehmern und einzelnen Ar-
beitnehmern verhandelt; die Arbeitnehmer waren den
Unternehmern faktisch ausgeliefert. Erst durch Grün-
dung der Gewerkschaften und die Einführung der Tarif-
autonomie gab es in etwa eine Gleichberechtigung zwi-
schen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite bei der
Aushandlung von Arbeitsbedingungen.

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(C (D eswegen bleibt die Tarifautonomie Kernbestandteil unerer Programmatik. Wir werden eine Beseitigung der arifautonomie nicht zulassen, weil dadurch das alte Unleichgewicht zwischen Arbeitgeberund Arbeitneherseite wiederhergestellt würde. Ich möchte auch etwas zum sogenannten Staatseinluss bei Airbus sagen. Ich teile insofern Ihre Auffasung, als ich glaube, dem Unternehmen Airbus würde es uf Sicht am besten gehen, wenn sich alle staatlichen tellen aus unternehmerischen Entscheidungen zurückögen. ber wenn einer der Eigentümer in dieser Gesellschaft, in Staat, einen anderen Weg geht und sich dezidiert azu bekennt – das hat die französische Seite getan –, äre es doch fahrlässig gewesen, wenn die deutsche eite auf Einflussnahme verzichtet hätte. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der FDP)


eswegen war das, was wir in den letzten Wochen und
onaten getan haben, richtig. Wir stehen dazu.

Ich möchte etwas zum Briefmonopol sagen. Auch
ier teile ich Ihre Ausgangsposition, dass es gut und
ichtig wäre, auf europäischer Ebene einen Weg zu fin-
en, um mehr Wettbewerb und eine stärkere Liberalisie-
ung zuzulassen. Aber ich muss auf etwas hinweisen,
orauf ich auch beim Thema Airbus schon zu sprechen
ekommen bin: Wenn einige Länder in Europa ihren
arkt geschlossen halten, dann kann es doch nicht ver-

ünftig sein, dass wir sie einladen, in unserem Land am
ettbewerb teilzunehmen, solange wir nicht die Mög-

ichkeit bekommen, unsererseits am Wettbewerb in die-
en Ländern teilzunehmen. Diese Ungleichbehandlung
ürfen wir nicht zulassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will in diesem Zusammenhang auch etwas zum
hema Mindestlöhne sagen. Zunächst einmal danke ich
em Minister; Herr Staatssekretär, vielleicht können Sie
hm das ausrichten. Ich habe nämlich in der Zeitung ge-
esen, dass sich der Minister offen dafür zeigt, im Hin-
lick auf die Entlohnung eine Untergrenze zu setzen – es
uss ja nicht „Mindestlohn“ heißen; über Begriffe

raucht man mit mir nicht zu streiten –, weil ansonsten
ie Unternehmen, wenn wir Langzeitarbeitslosen über
ombilöhne oder Ähnliches helfen wollen, Mitnahme-

ffekte ohne Ende haben, weil sie die Löhne stark sen-
en können, da sie damit rechnen können, dass die
öhne ohnehin staatlicherseits aufgestockt werden. Ihr
inister ist auf dem richtigen Weg. Ich finde es gut, dass

r das so formuliert hat.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Ja! Aber er muss damit erst einmal am Ziel ankommen!)







(A) )



(B) )


Dr. Rainer Wend
Es ist nicht richtig, dass sich der Wettbewerb im Post-
bereich fast nur noch darum dreht, welches Unterneh-
men die niedrigsten Löhne zahlt und die Postzustellun-
gen in unserem Land unter den schlechtesten
Arbeitsbedingungen erledigt.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sehr wahr!)


Wettbewerb finde ich gut. Aber ein Wettbewerb, der aus-
schließlich um Dumpinglöhne und schlechte Arbeitsbe-
dingungen geführt wird, ist für uns nicht akzeptabel. Wir
wollen einen Wettbewerb um die Qualität von Leistun-
gen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deswegen habe ich insbesondere an die FDP die
Bitte: Lassen Sie uns den Bürokratieabbau gemeinsam in
Angriff nehmen. Sie sollten aber nicht die Überschrift
„Bürokratieabbau“ wählen und sie dann als „Abschaf-
fung von Arbeitnehmerrechten“ buchstabieren. Dass wir
in diesem Fall Ihr Gegner wären, muss Sie nicht betrü-
ben. Aber dies würde auch dazu führen, dass Sie das
Thema Bürokratieabbau diskreditieren und es in unserer
Gesellschaft nicht mehr mehrheitsfähig wäre. Deshalb
sagt die SPD mit aller Kraft Ja zum Bürokratieabbau,
aber genauso deutlich und mit aller Kraft Nein zum Ab-
bau von Arbeitnehmerschutzrechten unter dem Deck-
mantel des Bürokratieabbaus.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608300600

Das Wort hat die Kollegin Sabine Zimmermann,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608300700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Erst einmal zu Herrn Wend:
Herr Dr. Wend, ich fand es sehr wohltuend, von Ihnen zu
hören, wie die Wurzeln der SPD einmal entstanden sind.


(Ute Kumpf [SPD]: Wieso Wurzeln? Wir stehen dazu! Heute noch!)


– Nein, Sie stehen nicht dazu, leider. Das Verhältnis zwi-
schen der SPD und den Gewerkschaften ist sehr gestört.
Das kann ich Ihnen sagen. Ich bin nämlich DGB-Vorsit-
zende in der Region Vogtland-Zwickau.

Uns alle – das verstehen Sie jetzt vielleicht nicht –
verbindet einiges. Wir alle waren nämlich einmal Kin-
der. Vielleicht kennen Sie noch die Geschichte von Jim
Knopf und dem Scheinriesen.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Ja! Tur Tur!)


– Genau. – Je näher man dem Riesen entgegenkommt,
desto kleiner wird er. Genauso verhält es sich mit dem
vorliegenden Gesetzentwurf der Großen Koalition. Laut
Bundesminister Glos ist dieses Gesetz ein „Leuchtturm-
projekt“ der Bundesregierung auf dem Gebiet des Büro-
kratieabbaus. Schaut man sich das Zweite Mittelstands-

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(C (D ntlastungsgesetz jedoch näher an, wird deutlich: Es andelt sich eigentlich nur um ein wirtschaftspolitisch leines Licht. ach den Zahlen der Bundesregierung wird die mitteltändische Wirtschaft mit einem Paket von 17 Einzelaßnahmen um 60 Millionen Euro – das ist heute schon rwähnt worden – entlastet. Bei 3,4 Millionen mittleren nd kleineren Unternehmen sind das durchschnittlich 7 Euro pro Jahr. Herr Schauerte – der Bundesminister st ja heute leider nicht da –, was bedeuten 17 Euro je nternehmen und Jahr für Wirtschaft und Beschäftiung? Sie täuschen hier das Wahlvolk und Hunderttauende kleine mittelständische Unternehmen. Damit nicht genug: Unter dem Schlagwort des Büroratieabbaus beschneidet die Bundesregierung seit Jahen systematisch die Statistik, und zwar genau den Beeich, der über die Lage der kleineren und mittleren nternehmen informiert. Das legt den Schluss nahe, ass die Große Koalition den kleinen Mittelstand abgechrieben hat. ie Bundesregierung kennt nur den großen Mittelstand: nternehmen, die über 100 Mitarbeiter haben, die am xportgeschäft teilnehmen und die schwarze Zahlen chreiben. Ich rede im Gegensatz dazu von der Mehrzahl der ittelständischen Unternehmen: denen mit weniger als ünf Beschäftigten. Das sind 2,8 Millionen von den ,4 Millionen Unternehmen, die es in Deutschland gibt. iese Kleinstunternehmen leiden seit Jahren unter dem tagnieren der Binnennachfrage und dem Sparkurs der ffentlichen Hand. Die Wirtschaftspolitik der letzten Jahre hat auschließlich den Großunternehmen geholfen. Die Deutche Bank hat diesbezüglich jüngst ganz interessante ahlen veröffentlicht – ich gehe davon aus, Sie werden ie kennen –: Von 1997 bis 2004 ist der Wert der Geamtleistung des deutschen Mittelstandes kaum gewachen, nämlich nur um 2 Prozent, während die Großunterehmen in diesen acht Jahren viel kräftiger, nämlich um 0 Prozent expandiert sind. Die Regierung feiert den Aufschwung: (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Feiert doch mit!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


,7 Prozent Wachstum, seit Jahren nicht gehabt. Das ist
ut und schön. Aber was nützt ein Wachstum, das immer
och an vielen kleinen und mittelständischen Unterneh-
en vorbeigeht?


(Beifall bei der LINKEN)


ieses Problem betrifft vor allen Dingen den ostdeut-
chen Mittelstand. Ich zitiere den ostdeutschen Sparkas-
enverband von letzter Woche:






(A) )



(B) )


Sabine Zimmermann
Der wirtschaftliche Aufschwung ist noch nicht
beim ostdeutschen Mittelstand angekommen. Das
durchschnittliche Wirtschaftswachstum von rund
2,8 Prozent im Osten Deutschlands beschränkt sich
auf die industriellen Kerne.

Die jüngste Erholung, die die neuen Zahlen der KfW-
Bankengruppe zeigen, erfolgt vor dem Hintergrund einer
langen Durststrecke. Und es ist keineswegs ausgemacht,
dass diese Erholung anhält. Zum Beispiel stellt sich der
Zentralverband des Deutschen Handwerks für dieses
Jahr auf einen Wachstumsrückschlag ein.


(Lena Strothmann [CDU/CSU]: Gar nicht wahr!)


Meine Damen und Herren der Großen Koalition, Sie
veranstalten viel Brimborium um das Zweite Mittel-
standsentlastungsgesetz. Anscheinend soll damit ver-
deckt werden, dass diese Koalition auf die wirtschaftli-
chen Probleme des Mittelstandes keine Antwort weiß.


(Beifall bei der LINKEN)


Um den mittelständischen Unternehmen zu helfen,
braucht es keine weitere Kostenentlastung und schon gar
keine Steuerreformen, wie sie die Bundesregierung ge-
macht hat und ankündigt. Der Mehrzahl der kleineren
und mittleren Unternehmen fehlen schlicht die Aufträge;
das müssten Sie eigentlich wissen. Deswegen setzt sich
Die Linke für eine Stärkung der Binnennachfrage ein.
Dazu gehören auch ordentliche Lohnsteigerungen.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Wend, wenn Sie so die Wurzeln der Arbeiterbewe-
gung suchen, dann unterstützen Sie sicherlich auch die
Lohnforderungen der Gewerkschaften.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Ja, tue ich!)


– Das ist schön. – Denn höhere Löhne und damit mehr
Kaufkraft kommen vor allem den kleineren und mittle-
ren Unternehmen zugute. Profitieren würde insbeson-
dere der Einzelhandel, der – darüber haben wir noch gar
nicht geredet – völlig am Boden liegt.

Ich fasse zusammen: Diese Große Koalition geht mit
dem vorliegenden Gesetz das zentrale Problem des Mit-
telstandes überhaupt nicht an. Denn die fehlenden Auf-
träge werden hiermit nicht kompensiert. Die Linke for-
dert ein umfassendes öffentliches Investitionsprogramm
von mindestens 30 Milliarden Euro


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Völlig neu! Endlich einmal eine tolle Idee!)


für die Zukunftsbereiche Energie, Bildung und kommu-
nale Infrastruktur. – Es steht Ihnen frei, sich darüber auf-
zuregen. Wir können gerne in kleiner Runde darüber dis-
kutieren.

Die von Ihnen vorgelegten Maßnahmen helfen den
Hunderttausenden KMUs in Deutschland nicht. Das
Mittelstandsentlastungsgesetz bleibt letztlich ein Schein-
riese.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Thea Dückert, ündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! s ist vielleicht etwas ungewöhnlich, am Anfang einer ebatte über Bürokratieabbau und die Halbherzigkeit er Regierung in diesem Zusammenhang darauf hinzueisen, dass Bürokratie und die damit einhergehenden egelungen notwendig sind. Aber selbstverständlich raucht der sozial und ökologisch verantwortliche Staat inen anspruchsvollen Ordnungsrahmen. Damit ist uch Bürokratie als effizienter Steuerungsmechanismus erbunden. Wir brauchen Bürokratie, um Rechtssicherheit, aber uch – das wurde bereits angesprochen – um den Schutz er Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und eine geunde Umwelt zu gewährleisten. Bürokratie muss aber uch effizient sein. Sie muss ihre Ziele erreichen und vor llen Dingen auch verständlich sein. Ich möchte mit dieser Eingangsbemerkung Herrn rüderle und der FDP noch einmal ins Stammbuch chreiben, dass ein Bürokratieabbau nach dem Motto Hau weg das Ganze!“, das in Ihren Anträgen immer ieder zum Tragen kommt, nicht unbedingt zu mehr reiheit, sondern häufig zu mehr Unsicherheit und haos führt. Unsere Aufgaben sind in einem sehr schwierigen pannungsfeld zu erfüllen. Sir Ralf Dahrendorf hat, wie ch finde, dieses Spannungsfeld sehr schön beschrieben: Wir brauchen die Bürokratien, um unsere Probleme zu lösen. Aber wenn wir sie erst haben, hindern sie uns, zu tun, wofür wir sie brauchen. Ich finde, das ist die richtige Beschreibung der Situaion: Keiner will Bürokratie haben, aber an vielen Stelen wird sie dann doch wieder von den jeweiligen Lobys eingeklagt. Sie ist in vielen Bereichen historisch ewachsen. Die Aufgabe anzugehen, die Bürokratie effiient und überschaubar zu machen, erfordert Mut, zum eispiel gegenüber den Lobbys. Vor allem in jüngster eit finden sich in der aktuellen Debatte immer wieder eispiele, die zeigen, dass der Bundesregierung dieser ut fehlt. Ein aktuelles Beispiel ist der Kniefall der Bundesreierung vor der Autolobby im Zusammenhang mit den O2-Emissionen. Das Vermischen von Kriterien – wie ie jeweilige Höhe der CO2-Emissionen und die Anrechung des Biospritverbrauchs – wird zu einem riesigen ürokratischen Aufwand bei der Grenzwertbestimmung ühren. Sie reden zwar viel, tun aber an vielen Stellen enau das Gegenteil. Sie haben – darauf hat Herr Schauerte schon hingeiesen – das Ziel formuliert, 25 Prozent der Bürokra iekosten abzubauen. Dafür haben Sie lange gebraucht. ie haben angegeben, dieses Ziel bis zum Jahr 2011 ereichen zu wollen. Damit verschieben Sie das Vorhaben Dr. Thea Dückert in die nächste Legislaturperiode. Das ist viel zu spät – Herr Wend hat schon darauf hingewiesen –, weil man Sie dann nicht an Ihren Maßnahmen messen kann. Wir fordern Sie auf, klare Ziele zu benennen, damit Sie an Ihren eigenen Vorstellungen gemessen werden können. Das jetzt vorgelegte zweite Mittelstandsentlastungsgesetz sieht 17 Maßnahmen vor – Sie haben die Zahlen vorhin genannt –; umgerechnet entspricht das einem Anteil von 0,075 Prozent am Abbau der Bürokratiekosten. Das sind noch nicht einmal Trippelschritte. Wenn man den Blick auf Ihr gesamtes Handeln richtet, dann wird deutlich, dass Sie nicht nur auf der Stelle treten, sondern zurücklaufen. Lassen Sie mich ein Beispiel nennen. Wie sieht die Unternehmensteuerreform aus, über die zurzeit diskutiert wird? Sie schaffen drei Informationspflichten ab und legen 32 neue auf. Auf eine abgeschaffte Informationspflicht kommen also zehn neue. Betrachtet man das alles im Zusammenhang, dann kommt man zu dem Schluss, dass nicht weniger Bürokratie, sondern mehr Bürokratie geschaffen wird. Herr Schauerte, Sie haben gesagt, Sie seien systematisch vorgegangen. Aber hier offenbaren sich die Schwächen Ihres Gesamtkonstrukts. Der von Ihnen eingerichtete Bürokratie-TÜV setzt sich – das ist ein zentrales Problem – eben nicht mit allen Gesetzen auseinander, wie Sie behauptet haben. Er setzt sich allenfalls mit den Gesetzen der Bundesregierung auseinander. Aber das, was aus dem Parlament kommt, wird gar nicht überprüft. Das heißt, Sie haben von vornherein die Hintertür, ein riesengroßes Scheunentor, aufgemacht. Im Rahmen des von Ihnen gefeierten Standardkostenmodells werden nur die Informationskosten überprüft und nicht das, was Bürokratie an vielen anderen Stellen kostenintensiv macht. Sie alle kennen doch die Beispiele wie die von Ihnen ins Feld geführten Erleichterungen bei den Unternehmensgründungen und die Anforderungen für Kleinbetriebe, die, wenn sie mehr als zwei Beschäftigte haben, zwei getrennte Toiletten für Männer und Frauen einrichten müssen. Ich könnte diese Liste beliebig verlängern. Das alles kann man im Rahmen der Informationskosten nicht messen. Das ist eine unsinnige Bürokratie, die wir abbauen müssen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608300800
Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608300900

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir fordern deswegen, dass alle Gesetze überprüft wer-
den und dass alle Bürokratiekosten auf den Prüfstand ge-
stellt werden, nicht nur ein ganz kleiner Teil.

Das Problem ist, dass Sie zwar groß blinken – es ist
Chefsache –, sich aber nicht wirklich an den Bürokratie-
abbau heranwagen. Ich nenne Ihnen ein anderes Beispiel
aus der letzten Zeit. Dieses Bürokratiemonster eines
Gesundheitsfonds ist von Ihnen selber an keiner Stelle
zur Debatte gestellt worden.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


eswegen fordert meine Fraktion im Zusammenhang
it dem Bürokratieabbau einen parlamentarischen Aus-

chuss – ähnlich dem Haushaltsausschuss –, der sich je-
es Gesetz vornimmt und es nicht zulässt, dass sich die
undesregierung die Rosinen herauspickt und letztend-

ich um die große Aufgabe drückt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Noch ein Ausschuss mehr, das ist aber kein Beitrag zum Bürokratieabbau!)


Die Arbeitsgemeinschaft Mittelstand hat Ihnen ins
tammbuch geschrieben, dass es sich hier eher um re-
aktionelle Änderungen handelt. Ich will nicht sagen,
ass die einzelnen Änderungen überflüssig sind; natür-
ich brauchen wir sie. Aber sie bringen uns nicht wirk-
ich voran. Herr Glos hat gesagt, das Vorhaben sei ein
euchtturm der Regierungstätigkeit. 0,075 Prozent – ich
abe diese Zahl vorhin genannt –, das ist meiner Ansicht
ach ein ziemlich schwaches Licht für einen Leucht-
urm. Ich befürchte, dass Ihr Projekt Bürokratieabbau an
en Klippen zerschellt, wenn Sie so weitermachen.

Schauen wir uns einmal genau an, was Sie uns alles
orgelegt haben. Herr Wend, Sie selbst haben einge-
äumt – das finde ich gut –, es fehle einiges. Sie haben
as Problem der Generalunternehmerhaftung angespro-
hen. Gestern haben wir über die Bauabzugsteuer ge-
prochen. Im Hinblick auf das Erreichen des Ziels, die
chwarzarbeit am Bau einzudämmen, müssen wir die
ntsprechenden Gesetze auf den Prüfstand stellen; denn
nstatt Schwarzarbeit zu verhindern und Effekte zu er-
ielen, sorgen sie in der Praxis offenbar für mehr Büro-
ratie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir müssen mehr und umfassend über den Bürokratie-
bbau nachdenken, und zwar auch über die großen Pro-
ekte, die Sie still und heimlich unter den Tisch fallen
assen wollen.

An die Adresse der FDP, die sich immer wieder an die
pitze der Bewegung stellen will, sage ich: Machen Sie
och mit bei der endgültigen Entschlackung der Hand-
erksordnung! Wir waren hier schon weiter.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


n die Adresse der Regierung sage ich: Machen Sie
och mit bei der modernen rechtlichen Gestaltung des
chornsteinfegerwesens, anstatt das Gebietsmonopol in
eutschland – ein Schornsteinfeger für eine Region, das

st vorsintflutlich – fortzuschreiben, sodass sich die Ver-
raucherinnen und Verbraucher heute noch immer nicht
en Schornsteinfeger aussuchen können, den sie beauf-
ragen wollen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das alles führt nur zu mehr unsinniger Bürokratie.
as ist auch kein Verbraucherschutz, und das ist auch
icht ökologisch, sondern das Gegenteil von all dem.






(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608301000

Frau Kollegin, Herr Kollege Hinsken würde gerne

eine Zwischenfrage stellen.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608301100

Ja, gerne.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1608301200

Frau Kollegin Dr. Dückert, Sie gehören einer Fraktion

an, die von 1998 bis 2005 an der Regierung war. Würden
Sie mir bitte sagen, was speziell in dieser Zeit zur Ent-
lastung insbesondere des Mittelstandes von Bürokratie
unternommen wurde? Ich sage Ihnen gleich, wie ich es
empfinde: Es ist fast nichts geschehen. Jetzt geißeln Sie
– zu Recht – diese Bürokratiebelastung; aber wenn Sie
damals schon etwas in die Wege geleitet hätten, dann
hätte das dem Bürokratieabbau mehr gedient, und Sie
könnten etwas glaubwürdiger vor uns reden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608301300

Lieber Kollege Hinsken, ich habe gedacht, dass Sie,

wie sonst üblich, nach der Handwerksordnung fragen.
Ich kann aufgrund Ihrer Geschichte verstehen, dass Sie
genau dieses große Projekt des Bürokratieabbaus nicht
geschätzt haben,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


aber es war eines der größten Projekte zum Bürokratie-
abbau, die dem Mittelstand genutzt haben. Wir haben in-
folge dieser Verschlankung der Handwerksordnung er-
lebt, dass der Mittelstand mit Existenzgründungen und
einem Boom von Neugründungen reagiert hat. Ich
denke, etwas Besseres konnte man gar nicht tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: War das alles?)


Ich möchte zum Schluss kommen. Es ist sicher ver-
dienstvoll, dass das Thema jetzt in den Überschriften
steht. Es gibt einen irrsinnigen, historisch gewachsenen
Dschungel von Vorschriften, an die wir heranmüssen.
Die Strukturen müssen geändert werden. Ich habe die
Stichworte genannt: Der Bürokratie-TÜV, der Normen-
kontrollrat, muss sich um alles kümmern, um alle Ge-
setze, die hier diskutiert werden. Wir brauchen einen
Ausschuss im Parlament, der sich originär damit befasst.
Es ist wichtig, alle Kosten der Bürokratie auf den Prüf-
stand zu stellen und alle unsinnigen Auswüchse zu be-
seitigen.

Wir brauchen ein Arbeitsgesetzbuch, um den kleinen
und mittleren Betrieben in dem Dschungel der verschie-
denen Gesetze einen Wegweiser an die Hand zu geben.
Damit meine ich nicht – das sage ich auch in Richtung
FDP – den Abbau von Arbeitnehmerschutzrechten. Das
ist bei Ihnen immer das trojanische Pferd. Wir brauchen,
gerade was das Steuerrecht anbelangt, auf EU-Ebene
eine Vereinheitlichung der Bemessungsgrundlage. Das
würde uns viel bei der unübersichtlichen Steuergesetzge-
bung helfen. Meine Redezeit reicht jetzt nicht aus, um

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(C (D hnen noch all die Ideen vorzutragen, die wir in den Disussionsprozess einbringen werden. Ich freue mich daauf, im Ausschuss weiter darüber zu debattieren. Vielen Dank. Das Wort hat der Kollege Dr. Michael Fuchs, CDU/ SU-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle en! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau ückert, ich kann wirklich nicht alles nachvollziehen, as Sie hier von sich gegeben haben. Gerade die Grünen aben doch in vielfältiger Weise dafür gesorgt, dass die ürokratie in Deutschland gewachsen ist. Ich habe von hnen bis jetzt wirklich kaum konkrete Vorschläge geört, wo wir die Bürokratie, von der wir viel zu viel haen – da sind wir uns völlig einig –, abbauen können. Sie atten sieben Jahre lang Zeit, das zu tun, was Sie hier orgeschlagen haben. Ich habe aber in den sieben Jahren er letzten Legislaturperiode – das habe ich im Wirtchaftsausschuss erlebt – von Ihnen dazu gar nichts geört. Ich frage mich wirklich, wo Ihre Glaubwürdigkeit leibt, wenn Sie jetzt das fordern, was Sie hätten tun önnen, als Sie in der Regierung waren. Sehr interessant, ber nicht glaubwürdig. Diese Bundesregierung ist mit dem Ziel angetreten, ürokratie abzubauen, und sie tut das in vielfältiger eise. Wir haben ein erstes Mittelstandsentlastungsge etz verabschiedet. Jetzt liegt uns der Entwurf eines weiten Mittelstandsentlastungsgesetzes vor. Wir sind elbstverständlich bereit, mit Ihnen zusammen zusätzlihe Punkte in das parlamentarische Verfahren einzubrinen. Wir werden darüber auch in den Berichterstattergeprächen diskutieren. Jeder in diesem Hohen Hause ist ingeladen, sich daran zu beteiligen. Wir haben einen Normenkontrollrat eingerichtet auch das hätten Sie machen können; aber wahrschein ich hatten Sie noch nicht einmal die entsprechenden deen –, und er hat viel schneller seine Arbeit aufgenomen als zum Beispiel das entsprechende Gremium in en Niederlanden, Actal. Bei uns läuft dieses System. ie Messverfahren werden bis zum Frühsommer dieses ahres abgeschlossen sein. Die Bundesregierung hat Ziele festgelegt. Ich bin mit em Kollegen Wend völlig einig, dass diese Ziele nicht u langfristig ausgelegt sein sollten; vielmehr sollten wir ie Bundesregierung durchaus auffordern, Ziele festzuegen, die bis zum Jahre 2009 zu erreichen sind. Wir sind ns darüber im Klaren, dass es innerhalb von zwei Jahen nicht zu einem Abbau um 25 Prozent kommen kann. ennoch sollten die Ziele eindeutig formuliert werden. Diese Bundesregierung tut konkret etwas für den Mitelstand. Sie labert nicht nur herum, sondern sie handelt. Dr. Michael Fuchs Beispielhaft dafür möchte ich nennen, was das Ministerium für Wirtschaft und Technologie und das Ministerium für Bildung und Forschung getan haben: Handwerkliche und haushaltsnahe Dienstleistungen sind steuerlich besser absetzbar. Das hat jede Menge gebracht. Auf einmal ist zum Beispiel die Schwarzarbeit ein wenig zurückgegangen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608301400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1608301500

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


Diese Maßnahme hat also geholfen, und wir sollten da-
rüber nachdenken, ob es nicht sinnvoll ist, diesen Weg
weiterzugehen.

Das CO2-Gebäudesanierungsprogramm bringt et-
was. Es gibt schon heute in Deutschland große Pro-
bleme, Sanierungsmaterialien zu bekommen. Beispiels-
weise sind Dachlatten mittlerweile ein Mangelprodukt
– ich kann das nicht nachvollziehen –; sie werden jetzt
aus Litauen importiert. Anscheinend funktioniert das so
gut. Frau Zimmermann, das, was Sie gerade von sich ge-
geben haben, waren die üblichen Sprüche, die man von
der Linken hört. Dies entbehrt jeglicher gründlicher Re-
cherche. Gerade den mittelständischen Handwerksbe-
trieben geht es aufgrund der Maßnahmen dieser Bundes-
regierung so gut wie seit langer Zeit nicht mehr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Existenzgründungsoffensive hat etwas gebracht.
Wir haben die Förderungen neu gestaltet. Auch das ist
richtig. Wir haben die Internetplattform Startothek ge-
schaffen. Frau Dückert, all das hätten Sie ebenfalls ma-
chen können.

Wir straffen jetzt das Außenwirtschaftsgesetz, und
wir werden dafür sorgen, dass die Mittelständler ver-
mehrt in Auslandsmärkte eintreten. Genau das ist not-
wendig; denn der heimische Markt allein ist auch für
viele Mittelständler mittlerweile zu klein.

Wir haben eine Hightech-Strategie entwickelt, die
bis zum Jahre 2009 mit immerhin 15 Milliarden Euro
unterlegt ist. Wir müssen versuchen, dafür zu sorgen,
dass in Deutschland neue Produkte auf den Markt kom-
men. Diese Produkte müssen hier also nicht nur erdacht,
sondern auch hergestellt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das ist eine Strategie dieser Bundesregierung. Ich halte
sie für sehr richtig.

Last, but not least: zwei ganz wichtige Reformen. Wir
werden eine Unternehmensteuerreform durchsetzen.


(Martin Zeil [FDP]: Aber was für eine!)


Ich hoffe, wir sind uns darüber einig, dass es darüber
keine Diskussionen geben sollte. Das gehört zur Glaub-
würdigkeit unserer Politik.

Genau so gehört es zur Glaubwürdigkeit unserer Poli-
tik, dafür zu sorgen, dass der Unternehmensübergang im
Erbfall vernünftig geregelt wird. Wir haben den Entwurf
eines Unternehmensnachfolgegesetzes in der Pipeline.
Dieser Entwurf muss schnellstmöglich ins Parlament.

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(C (D ir haben den Unternehmen nämlich zugesagt, dass dieer Gesetzentwurf innerhalb kurzer Zeit beraten wird nd zum 1. Januar 2008 in Kraft tritt. Deswegen werden ir uns mit diesem Gesetzentwurf intensiv beschäftigen. s muss auf diesem Sektor weitergehen. Selbstverständlich hat das Auswirkungen. Lassen Sie ns doch ganz einfach einmal die aktuellen Zahlen anchauen. Gestern hat die Bundesagentur bekannt gegeen, dass wir 822 000 Arbeitslose weniger als vor einem ahr haben. Die „Bild“-Zeitung, die ja nicht unbedingt in regierungsfreundliches Blatt ist, lobt das erste Mal ie Bundeskanzlerin, und zwar völlig zu Recht. Nicht ur, dass es 822 000 Arbeitslose weniger gibt; es sind inerhalb von einem Jahr auch 455 000 zusätzliche sozialersicherungspflichtige Jobs geschaffen worden. Darauf önnen wir stolz sein. ch bin ziemlich sicher: Wenn der Kollege Brüderle eute Wirtschaftsminister wäre, dann hätte er vor lauter raft kaum bis zum Rednerpult laufen können. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


er Chef der Bundesagentur spricht von einem „Bilder-
uchaufschwung“. Er sagt auch, dass das nicht nur mit
er milden Klimasituation zu tun hat, sondern dass das
anz klar Folgen des Wirtschaftsaufschwungs sind.

Deswegen möchte ich eine Forderung an uns, an die
egierungsfraktionen, stellen. Bei diesen exzellenten
ahlen, die wir aus Nürnberg bekommen, sollten wir
berprüfen, damit das nämlich so weitergeht, ob wir
icht den Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung
eiter senken können. Für uns muss das Ziel sein, die
ohnzusatzkosten weiter zu senken. Wir können wahr-
cheinlich sehr bald – der Meinung bin ich – auf einen
eitragsatz von 3,5 Prozent kommen; das sollten wir zu-
indest anstreben.

Herr Kollege Wend, es gibt ja in vielerlei Hinsicht zu-
ätzliche Belastungen. Diese haben nichts mit der jetzi-
en Situation, mit der Gesundheitsreform zu tun; sie re-
ultieren aus den Altlasten. Die Belastungen sind groß.
ie AOK Rheinland-Pfalz hat den Beitragssatz zur
rankenversicherung um 2,2 Punkte erhöht. Wir müssen
ersuchen, meine ich, jeden Freiraum zu nutzen, um zu
eiteren Absenkungen zu kommen. Deswegen muss die
olitische Forderung hier ins Haus, in der Arbeitslosen-
ersicherung jeden Spielraum zu nutzen, um das Geld
enjenigen zurückzugeben, die gezahlt haben, nämlich
en Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und den Ar-
eitgebern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich halte es für notwendig, dass wir auf dem Weg des
ürokratieabbaus weitermachen. Wir werden ein drittes
ittelstandsentlastungsgesetz brauchen. Wir alle, alle

rauen und alle Männer, sollten darüber nachdenken,
as dort zusätzlich aufgenommen werden kann; denn
ir können nicht warten, bis der Normenkontrollrat alle
iese einzelnen Punkte abgearbeitet hat.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs
Für mich gehört auch dazu, dass wir dem Mittelstand
Glaubwürdigkeit vermitteln – Glaubwürdigkeit durch
eine vernünftige Steuerreform, Glaubwürdigkeit durch
eine vernünftige Erbschaftsteuerreform, aber auch
Glaubwürdigkeit, was die Diskussion über das berühmte
Thema Mindestlöhne angeht. Ich halte den Ansatz von
Bundeswirtschaftsminister Glos genauso wie Sie, Herr
Kollege Wend, für richtig. Ich ärgere mich darüber, dass
beispielsweise Gewerkschaften so tun, als wäre es ein
Skandal, wenn da so geringe Mindestlöhne vereinbart
werden. Ich habe mir die Mühe gemacht, einmal heraus-
zusuchen, wer denn diese Löhne vereinbart hat. Bei der
Friseurinnung in Sachsen war es die Gewerkschaft
Verdi, die den Tarifvertrag mit 3,82 Euro abgeschlossen
hat – ich habe den Tarifvertrag dabei und kann Ihnen das
zeigen, wenn Sie mir nicht glauben – und ihn obendrein
auch noch für allgemeinverbindlich in Sachsen hat erklä-
ren lassen. Ich spreche Herrn Bsirske die Berechtigung
für sein permanentes Gejaule ab. Das kann nicht ange-
hen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Auf der einen Seite zu sagen, das würde man nicht zulas-
sen, und auf der anderen Seite solche Tarifverträge abzu-
schließen, das halte ich schon für sittenwidrig.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608301600

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Wend?


Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1608301700

Aber selbstverständlich.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Immer diese Entlastungsfragen!)



Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1608301800

Herr Kollege Fuchs, stimmen Sie mit mir darin über-

ein, dass die Gewerkschaft Verdi den Tarifabschluss, den
Sie kritisieren, möglicherweise nicht deshalb getätigt
hat, weil sie glücklich darüber war, zu nur gut 3,80 Euro
abschließen zu können, sondern deshalb, weil die Kräf-
teverhältnisse so waren, dass es ihr nicht möglich war,
zu anderen Abschlüssen zu kommen? Solche Abschlüsse
sind ja immerhin noch besser, als wenn die Lohngestal-
tung völlig ungeregelt bleibt. Wäre das nicht ein gutes
Argument dafür, dass sich der Gesetzgeber fragen muss,
ob er bei der Entlohnung gerade im unteren Lohnbereich
nicht hilfreich sein muss?


Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1608301900

Lieber Herr Kollege Wend, wenn eine Gewerkschaft

einen Tarifvertrag abschließt – ich habe selber über viele
Jahre Tarifpolitik gemacht und viele Tarifverträge per-
sönlich unterschrieben –, dann ist das immer ein Ausba-
lancieren der Situation, dann hat das immer auch etwas
mit der Produktivität in den einzelnen Bereichen zu tun.
Wenn man sagt, dies sei als Tariflohn nicht in Ordnung,
ist es meines Erachtens angezeigt, nicht zu unterschrei-
ben.


(Beifall des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])


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(C (D iemand hat Verdi gezwungen, einen solchen Vertrag zu nterschreiben. (Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: So ist es!)


arifverträge sind keine Versailler Verträge, sondern
erden ausgehandelt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


enn die Gewerkschaft das unterschreibt, dann hat sie
s auch zu verantworten. Diese Verantwortung erfordert
s dann auch, dazu zu stehen und nicht so zu tun, als
äbe es das nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])


Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, lassen Sie uns
itte gemeinsam auf diesem Sektor weitermachen! Las-
en Sie uns bitte gemeinsam weiter versuchen, Bürokra-
ie abzubauen und den Mittelstand zu entfesseln! Er
ankt es uns, und er wird uns zusätzliche Arbeitsplätze
escheren; denn er ist der Jobmotor Nummer eins in
eutschland.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608302000

Das Wort hat der Kollege Martin Zeil, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Martin Zeil (FDP):
Rede ID: ID1608302100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zum ei-

en ist von der Machete für den Dschungel die Rede, die
nderen sprechen von Leuchttürmen. Herr Staatssekretär
chauerte, es ist sehr interessant, dass Sie verbal etwas
bgerüstet und uns auf die ganz kleinen und zaghaften
chritte in diesem Gesetz eingeschworen haben. Ich
laube, damit haben Sie die Wahrheit besser getroffen
ls mit den ewigen großen Worten und Ankündigungen.

Es ist gut, dass nach der Vorgabe der Trippelschrittpo-
itik jetzt wenigstens einige von meiner Fraktion seit
ahren geforderte Schritte in dem Gesetz enthalten sind:
ntlastung der Existenzgründer, Vereinfachung der Bi-

anzierungspflichten und die Einführung der Datenüber-
ragung für Arbeitgeberbescheinigungen. Das alles sind
ute Beispiele für kleine Schritte, die Sie wegen des of-
enbar vorhandenen geistigen Tempolimits in der Koali-
ion vor Kurzem aber noch abgelehnt haben.


(Beifall bei der FDP)


Werfen wir doch einmal einen Blick auf die nüchter-
en Zahlen: Eine Entlastung in Höhe von
0 Millionen Euro ist schon genannt worden. Die Ge-
amtbelastung liegt bei etwa 50 Milliarden Euro. Wenn
ie in diesem Tempo pro Gesetz weitermachen und man
erücksichtigt, dass Sie eine Kostensenkung von
5 Prozent erreichen wollen, dann erkennt man, dass Sie






(A) )



(B) )


Martin Zeil
möglicherweise mit dem 125. Mittelstandsentlastungs-
gesetz am Ziel sein werden.


(Beifall bei der FDP)


Sie schreiben schöne Worte:

Unnötige Bürokratie und Überregulierung behin-
dern unternehmerisches Engagement und wirt-
schaftliche Dynamik.

Niemand würde Ihnen da widersprechen. Im konkreten
Teil machen Sie aber nicht entschlossen weiter. Dadurch
erzielen Sie auch keinen spürbaren Effekt. Die Vor-
schläge liegen ja vor. Sie sprechen von Offenheit im
Verfahren. Allein der DIHK hat 66 Vorschläge vorge-
legt, die erneut weitgehend unberücksichtigt bleiben. Ich
will einige Beispiele nennen:

Erstens. Warum führen Sie bei der Buchführungs-
pflicht denn nicht die Millionengrenze ein?

Zweitens. Die Unternehmens- und die Erbschaftsteu-
erreform sind schon genannt worden. Hier deutet sich
an, dass alle Grundsätze der Steuervereinfachung und
der Entbürokratisierung über Bord gehen werden. Es
zeichnet sich ab, dass gerade die Personengesellschaften
zwar ihren Beitrag zur Gegenfinanzierung leisten, von
den tollen steuerbegünstigten Gewinnrücklagen und den
Ansparabschreibungen aber kaum profitieren werden.
Hier gibt es keine Planungssicherheit, und hier fehlt der
Impuls für unternehmerisches Engagement und wirt-
schaftliche Dynamik.

Drittens. Herr Kollege Wend, ich will auch noch et-
was zum Arbeitsmarkt sagen. Es ist immer schön, wenn
man sich die Pappkameraden gegenseitig vorhält. Sie
werfen uns immer vor, wir wollten die Tarifautonomie
und die Arbeitnehmerrechte abschaffen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: So ist es! – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Ja!)


Finden Sie es denn wirklich richtig – wie neulich in Bay-
ern wieder geschehen –, dass 230 Arbeitsplätze nicht ge-
sichert werden konnten, weil es den Arbeitnehmern, die
einer Vereinbarung mit 98 Prozent zugestimmt haben,
nicht möglich war, ihre Rechte in die eigenen Hände zu
nehmen?


(Beifall bei der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist wie immer der Versuch auf Kosten der Gemeinschaft!)


Viertens. Auch hinsichtlich einer durchgreifenden Re-
duzierung der Statistikpflichten im Arbeits- und Sozial-
recht herrscht Fehlanzeige. Sie begnügen sich letztlich
mit einer Bonsai-Politik. Die Dinge werden nicht weiter-
getrieben.

Sie haben die 11 000 Informationspflichten genannt,
und Sie schaffen neue. Zwischen dem Inkrafttreten des
ersten Mittelstandsentlastungsgesetzes und dem des
zweiten heute haben Sie allein mit dem Allgemeinen
Gleichbehandlungsgesetz und der Gesundheitsreform
wieder einen derartigen Bürokratieschub ausgelöst,
dass Sie selbst das unternehmerische Engagement und

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(C (D ie wirtschaftliche Dynamik behindern, die Sie so schön n den Anfang des Gesetzes schreiben. Die beiden Entlastungsgesetze lassen sich so zusamenfassen: Die Bundesregierung versucht den Bürokra ieabbau, aber kaum jemand merkt etwas. Mit diesem Doppelspiel – einerseits Placebogesetze, ndererseits mittelstandsfeindliche Maßnahmen in Hülle nd Fülle – muss endlich Schluss sein. Ein engmaschies Netz bürokratischer Regelungen liegt immer noch ie Mehltau über unserem Land. Ludwig Erhard hat einmal gesagt: Je freier die Wirtchaft, desto sozialer ist sie. Erst wenn der Wirtschaftsinister dieses Vermächtnis erfüllt, wird er seiner Auf abe gerecht. Das Wort hat der Kollege Christian Lange, SPD-Frak ion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten amen und Herren! Lieber Herr Fuchs, so einfach wie ie kann man es sich nicht machen. Sie haben auf den ollegen Dr. Wend nach dem Motto geantwortet: Wenn an bei den Tariflöhnen nichts anderes aushandeln ann, dann ist es eben so, oder man unterschreibt diesen ertrag nicht. Ich denke, gerade wir als Abgeordnete, die ir nicht Mitglieder der Tarifvertragsparteien sind, müs en uns fragen: Was wollen wir eigentlich? Ich sage Ihen: Ich möchte – ich denke, auch die SPD möchte das –, ass die Menschen von ihrer Lohnarbeit leben können. as muss doch das Ziel sein! (Beifall bei der SPD – Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Gleichwohl wollen wir, dass Tarifverträge akzeptiert werden! – Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Stellen Sie damit die Tarifhoheit infrage?)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608302200
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1608302300

enn man das in der Tarifautonomie nicht mehr aushan-
eln kann, dann stellt sich in der Tat die Frage, ob wir
ieses System um das Instrument des Mindestlohns er-
änzen müssen.

Ich glaube, wir alle haben das Spektrum, in dem wir
iese Bürokratiekostendebatte führen, hier erlebt. Auf
er einen Seite ist da Die Linke. Ich war sehr überrascht
arüber, was Sie hier gesagt haben. Sie haben die Ab-
chaffung der Statistikpflichten für kleine Unternehmen
ls einen Angriff auf diese Unternehmen bezeichnet.
ehmen Sie eigentlich nicht zur Kenntnis, dass mittler-
eile 4 bis 6 Prozent des gesamten Umsatzes von klei-
en und mittleren Unternehmen in Bürokratie fließen?
ehaupten Sie, das würde diese Unternehmen freuen?

ch kann mich nur darüber wundern, wie Sie sich hier
ingelassen haben.






(A) )



(B) )


Christian Lange (Backnang)

Auf der anderen Seite ist da die FDP, die nach wie vor
auf klassischen Manchesterkapitalismus setzt und dies
ein bisschen mit dem Thema Bürokratie bemäntelt.


(Zurufe von der FDP: So ein Quatsch! – Martin Zeil [FDP]: Sie waren auch schon mal origineller!)


Gerade Ihnen von der FDP sage ich noch einmal:
Wissen Sie, was die Vorteile des Standardkostenmo-
dells und des Normenkontrollrats auf diesem Weg, auf
den wir uns jetzt begeben haben, sind? Wir sind aus der
alten Diskussion heraus getreten, die aus den Schützen-
gräben geführt wurde. Bei dieser Diskussion standen auf
der einen Seite diejenigen, die die Arbeitnehmerrechte
und die Tarifautonomie schleifen wollen. Auf der ande-
ren Seite standen diejenigen, die deregulieren wollen.
Ein Grund dafür, dass Sie von der FDP in den vergange-
nen Jahren und Jahrzehnten gerade bei diesem Thema
versagt haben, war der, dass wir uns in dieser Auseinan-
dersetzung festgehakt haben. Erstmals gehen wir einen
Weg dazwischen. Wir messen, was Dokumentations-
pflicht und was Berichtspflicht ist. Wir messen, was
diese jeweils kosten. Dieses Thema anzugehen und hier
etwas abzuschaffen, ist das Ziel. Zugegeben, wir machen
kleine Schritte, aber wir machen die ersten Schritte, und
das ist gut so. Diesen Weg werden wir fortsetzen.


(Beifall bei der SPD)


Wir wissen, dass Bürokratieabbau mühsam ist. Mit
diesem zweiten Bürokratieentlastungsgesetz haben wir
für die Unternehmen 58 Millionen Euro und für die Ver-
waltungen 5 Millionen Euro freigesetzt. Das ist schon et-
was!

Wir haben nun schon über vieles gesprochen. Jetzt
will ich noch einmal den Fokus auf das Gesetzgebungs-
vorhaben selbst lenken. Ich meine, das lohnt sich. Ich
will Ihnen sieben Beispiele dafür geben.

Erstens zu den Existenzgründungen. Wir haben Exis-
tenzgründer in den ersten drei Jahren von den statisti-
schen Meldepflichten befreit. Davon sind 7 100 Exis-
tenzgründerinnen und Existenzgründer in Deutschland
betroffen. Für diese Unternehmen bedeutet das eine ge-
schätzte Entlastung von 1,2 Millionen Euro.

Zweitens zu den statistischen Erhebungen. Bei klei-
nen Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten wer-
den statistische Erhebungen auf drei Stichproben pro
Jahr beschränkt. Davon sind 625 Unternehmen betrof-
fen. Das sind nicht viele, aber es geht in die richtige
Richtung.

Drittens. Für 33 000 kleinere Dienstleistungsunter-
nehmen wird die vierteljährliche Befragung entfallen.
Das bedeutet für diese Unternehmen eine Kostenerspar-
nis von 3,5 Millionen Euro pro Jahr.

Viertens zu einer besseren Strukturierung der Zusam-
menarbeit. Die Zusammenarbeit von Bund und Ländern
wird so bei der Förderung der regionalen Wirtschafts-
struktur vereinfacht. Der Verwaltungsaufwand reduziert
sich enorm. Davon sind jährlich rund 2 000 Förderfälle
betroffen, bei denen die KMU-Betriebe zuletzt Investi-
tionen in Höhe von insgesamt 2,7 Milliarden Euro aus-

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(C (D elöst haben. Es wurden rund 40 000 Arbeitsplätze gechaffen oder gesichert. Fünftens zur Änderung des Gesetzes zur vorläufigen egelung des Rechts der Industrieund Handelskamern. In jährlich rund 900 000 Fällen werden Auskünfte ber Gewerbetreibende von den Gewerbebehörden, die ie Auskunftsersuchen noch manuell bearbeiten, auf die inanzbehörden verlagert, die praktisch ohne jeden Zuatzaufwand auf automatisierte Verfahren zurückgreifen önnen. Auch hier gibt es Einsparungen von circa ,2 Millionen Euro. Sechstens. Die Vorausbescheinigung des Arbeitgeers für die Rentenversicherung wird durch eine Sondereldung im Meldeverfahren der Sozialversicherung rsetzt. Bei durchschnittlich rund 800 000 Vorausbecheinigungen pro Jahr ergibt sich aufseiten der Unterehmen eine Bürokratiekostenentlastung von rund Millionen Euro. Siebtes Beispiel: Vereinfachung der Auskunftsverfahen für Daten aus dem Gewerberegister. Damit entfallen underttausende Auskunftsanträge ganz oder werden urch automatisierte Verfahrensabläufe erleichtert. Die adurch geschätzte Gesamtentlastung für die Zukunft eläuft sich auf 42 Millionen Euro. Es ist mühsam, und – das zeigen diese Details – es eht um das Kleine. Aber genau diesen Weg müssen wir ehen. Es ist genau das, was Existenzgründer, was kleine nd mittlere Unternehmen sowie Handwerksbetriebe in eutschland drückt. Wir ändern etwas daran. Dies soll en wir auch entsprechend würdigen. Nun zu Ihnen, Herr Fuchs, und zu Ihren Vorschlägen n Sachen Generalunternehmerhaftung und Bauabugsteuer. Die Generalunternehmerhaftung wurde 2002 ür den Baubereich eingeführt. Demnach haftet der auptunternehmer dafür, dass Subunternehmer die So ialversicherungsbeiträge zahlen. Wir wollen – das ist iel des Gesetzes – erreichen, dass Sozialversicherungseiträge korrekt abgeführt werden. Ich finde, das ist ein ichtiges Ziel. Ich nehme allerdings auch zur Kenntnis, ass in der „FAZ“ vom 22. Januar zu lesen war, dass es n zwei Jahren nur etwa acht Haftungsbescheide gegeben at und nur in einem Fall tatsächlich eingegriffen woren ist. Ich nehme das sehr wohl zur Kenntnis. Auch mit der Bauabzugsteuer verfolgen wir ein, wie ch meine, wichtiges Ziel, nämlich den Umsatzsteuerberug zu verhindern. Die Auftraggeber von Handwerkern der Baufirmen müssen die Umsatzsteuer auf der Handerkerrechnung selbst direkt an das Finanzamt überwei en. Wir wissen, dass sich diese Regelungen nur über reistellungserklärungen umgehen lassen. Diese wieerum erfordern einen hohen bürokratischen Aufwand er Unternehmen. Deshalb mache ich Ihnen einen Vorschlag: Warum, err Mittelstandsbeauftragter der Bundesregierung, las en Sie diese beiden Gesetze nicht einmal vom Normenontrollrat überprüfen? Wir halten an der Zielsetzung eider Gesetze fest, überlegen uns aber, ob es nicht einen Christian Lange besseren Weg gibt, zum gleichen Ziel zu kommen. Das entspricht dem, was wir uns vorgenommen haben und was der Normenkontrollrat prüfen soll: an dem Ziel festhalten, aber einen besseren Weg finden. Das wäre doch eine Aufgabe für den neuen Mittelstandsbeauftragten. Wir würden das unterstützen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Machen wir doch!)


(Beifall bei der SPD)





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(B) )


Lassen Sie uns den Weg weitergehen, Mittelstand und
Handwerk zu entlasten, an den Zielsetzungen festzuhal-
ten und zu überlegen, wie wir bessere Wege finden kön-
nen, um es Handwerk und Mittelstand in Deutschland
leichter zu machen, dadurch Existenzgründungen zu för-
dern, statt sie zu behindern. Ich denke, dann sind wir auf
einem guten Weg.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608302400

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Diether Dehm,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608302500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Brüderle, bei Ihnen habe ich manchmal den Ein-
druck, dass Sie zwar „Mittelstand“ sagen, aber eigentlich
immer nur die Konzerne und Großbanken meinen.


(Jan Mücke [FDP]: So ein Quatsch! – Martin Zeil [FDP]: Da muss man aber ganz weit links sein, um diesen Eindruck zu bekommen!)


Das zeigt sich darin, dass Sie die Erbschaftsteuer ab-
schaffen wollen. Wir als Linke sagen: Setzen Sie die
Erbschaftsteuer rauf, aber erhöhen Sie den Freibetrag,
damit es die Kleinen nicht und die Mittleren weniger
trifft.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie aber wollen die Erbschaftsteuer ganz abschaffen und
damit den Milliardären und Konzernen, den Großaktio-
nären helfen. Dafür nehmen Sie das schön klingende
Wort „Mittelstand“.


(Jan Mücke [FDP]: Das glauben Sie ja selber nicht!)


Weder in der EU noch in Deutschland gibt es einen
einheitlichen Mittelstand. 1 Prozent der Unternehmen
sind Großunternehmen, 1 Prozent sind mittelständische
Unternehmen. 7 Prozent der Unternehmen haben bis zu
49 Beschäftigte. 91 Prozent sind Kleinstunternehmen
mit bis zu 9 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es geht
um diese Klein- und Kleinstunternehmen. Herr Fuchs,
ich weiß manchmal nicht, ob Sie nicht sehr einseitig nur
mit einer bestimmten Kategorie von Unternehmern ver-
kehren, wenn Sie sagen: Denen geht es so gut wie nie. –
Haben Sie noch nicht erlebt, dass es vielen Unternehme-
rinnen und Unternehmern im Handwerksbereich in

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(C (D eutschland manchmal schlechter geht als Arbeitnehern und es einigen so geht wie Hartz-IV-Empfängern? (Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Haben Sie die Menschen noch nicht kennengelernt,
ie überschuldet sind, dann ein Unternehmen halten
ollen? Das ist ein entscheidender Punkt, mit dem sich
ürokratieabbau auseinandersetzen muss. Bürokratieab-
au darf nicht zum Wortnebel werden, hinter dem die
bhängigkeit der Kleinunternehmen von Konzernen un-
ehemmt noch weiter verschärft wird.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich lach mich tot! Seit wann haben Sie den Mittelstand entdeckt?)


Nehmen Sie einmal die Auto- und Elektronikkon-
erne. Wo bleibt die Reparaturfreundlichkeit? Es gibt
aum noch Reparaturmöglichkeiten. Fertigteile werden
rgendwo hergestellt, über Autobahnen oder Schiff-
ahrtswege ins regionale Handwerk gebracht. Versuchen
ie einmal, einen elektrischen Fensterheber reparieren
u lassen. Sie müssen gleich die Zentralverriegelung und
ie drei anderen Fensterheber mitreparieren lassen.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Ein neues Auto kaufen!)


ir müssen per Gesetz die Konzerne zwingen, damit das
andwerk mehr Freiheiten hat.


(Beifall bei der LINKEN)


er den Konzernen nicht Freiheiten nimmt, kann den
leinunternehmerinnen und -unternehmern nicht Frei-
eiten geben.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Habt ihr schon einmal etwas von Recht gehört?)


Nehmen Sie einmal die Abhängigkeit von den Groß-
anken. Haben Sie jemals versucht, als Kleinunterneh-
er ein Darlehen zu bekommen? Sie hätten da eine ent-
ürdigende Bürokratie bei den Banken erleben können,

uch bei den Sparkassen; denn auch diese stehen unter
ruck, zum einen weil die öffentliche Hand dadurch,
ass sich die Großbanken der Steuerpflicht entziehen,
aum Gelder mehr zur Verfügung stellen kann, zum an-
eren weil durch Basel II die Kreditvergabe so regle-
entiert wurde, dass man sagen kann: Ein Kleinunter-

ehmer in Deutschland bekommt nur dann einen Kredit
on einer Bank, wenn er ihr lückenlos nachweist, dass er
einen braucht.

Gerade die Kleinstunternehmer haben in den Berei-
hen der sozialen Sicherung ähnliche oder sogar identi-
che Probleme und Interessen wie die Arbeitnehmerin-
en und Arbeitnehmer. Das gilt für die Alterssicherung,
ür die Krankenversicherung und für die Absicherung im
all der Arbeitsunfähigkeit.

Die FDP hat zehn Punkte aufgeschrieben. Diese nüt-
en nicht den Interessen des Mittelstands, sondern zielen
arauf, den abhängig Beschäftigten zu schaden: Die For-
erungen nach betrieblichen Bündnissen, nach Abbau






(A) )



(B) )


Dr. Diether Dehm
des Kündigungsschutzes und nach dem Verzicht auf ge-
setzliche Mindestlöhne wenden sich direkt gegen die In-
teressen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und
ihrer Gewerkschaften. Die Forderungen nach Privatisie-
rung der Daseinsvorsorge und dem als Reform bezeich-
neten Abbau der öffentlichen Sozialversicherungen ha-
ben mittelbar dieselbe Stoßrichtung.

Als Unternehmer weiß ich: Nicht ideologische Sprü-
che und blumige Sonntagsreden helfen den Kleinunter-
nehmen aus dem Joch der Energiekonzerne, der Groß-
banken und der turbokapitalistischen EU-Pleitemaschine
namens Dienstleistungsrichtlinie und Neoliberalismus.


(Lachen bei der CDU/CSU und der SPD – Zuruf des Abg. Dr. Rainer Wend [SPD])


– Selbstverständlich hat auch in folgendem Punkt der
Kollege Wend recht; ihm habe ich schon vorhin im Zu-
sammenhang mit den Monopolen zugestimmt: Die große
Mehrheit derjenigen, die zum Mittelstand gezählt wer-
den, haben keinen wirklichen Nutzen von den Vorschlä-
gen der Koalition und der FDP.

Wir sollten nicht Zwietracht zwischen den Kleinun-
ternehmen und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
säen, sondern mit gezielter Mehrwertsteuersenkung, mit
gesetzlichen Mindestlöhnen, mit echten staatlichen In-
vestitionsprogrammen dafür kämpfen, dass die Mehrheit
der Menschen, die Mehrheit der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer sowie der Kleinunternehmer, wieder mehr
Geld in die Hand bekommt, damit mittelständische
Dienstleistungen und Produkte auch gekauft werden
können.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608302600

Herr Kollege, schauen Sie bitte einmal auf Ihre Rede-

zeit.


Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608302700

Ich komme zum Schluss. – Vereinfachte frische Kre-

dite, aber vor allem ein kräftiger Kaufkraftzuwachs, das
ist das, was die Mehrheit der Arbeitslosen, die Mehrheit
der Arbeitnehmerinnen und der Arbeitnehmer und die
Mehrheit des Mittelstandes dringend braucht.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Rainer Wend [SPD]: Sie haben das antimonopolistische Bündnis vergessen! – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Nein – gemeint!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608302800

Das Wort hat der Kollege Alexander Dobrindt, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Alexander Dobrindt (CSU):
Rede ID: ID1608302900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr gehrte Damen und Herren! Herr Dr. Dehm, es ist
eigentlich kaum zu glauben, dass Sie sich als Unterneh-
mer, der Sie ja offensichtlich sind, hier hinstellen und zu-
sätzliche staatliche Lenkung fordern.

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(C (D (Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Staatliche Investitionen habe ich gefordert! Sie haben nicht zugehört!)


ir wollen Freiheit, keine staatliche Gängelung. Das ist
nser Verständnis von Wirtschaftspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Er ist ja als Unternehmer auch Mitglied von Verdi!)


Ich begrüße es, dass wir uns in dieser Debatte auch in-
ensiv über die Bedeutung des Mittelstandes und nicht
usschließlich über den Bürokratieabbau unterhalten.
ie gestern bekanntgegebenen Arbeitslosenzahlen bele-
en die Fortsetzung des positiven Trends der letzten Mo-
ate beim Abbau der Arbeitslosigkeit. Erstmals seit
ieben Jahren gibt es im Februar einen Rückgang der
ahl der Arbeitslosen und im Vergleich zum letzten Jahr
26 000 arbeitslose Menschen weniger. Diese positive
ntwicklung wird maßgeblich vom deutschen Mittel-
tand getragen. Deutschland ist wieder der wirtschaftli-
he Gipfelstürmer in Europa. Der Bundeswirtschaftsmi-
ister Michael Glos ist der Bergführer des Aufschwungs.
o muss man das sehen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Rainer Wend [SPD]: Da muss man sich aber Mühe geben, wenn man das so sehen will!)


Nicht nur die Arbeitslosigkeit geht zurück, auch die
usbildungslücke wird deutlich kleiner. Die Zahl der

ozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse
teigt. Die Unternehmer und Handwerker investieren
ieder. Dafür gibt es natürlich Gründe. Der Kollege
uchs hat die steuerliche Absetzbarkeit von Hand-
erkerrechnungen angesprochen. Ich glaube, dass wir
iesen Weg weitergehen müssen. Ich denke, dass über
ine Umsetzung des Vorschlags des Bundeswirtschafts-
inisters nachgedacht werden sollte, nämlich zukünftig

icht nur 20 Prozent von 3 000 Euro, sondern 25 Pro-
ent von 4 000 Euro absetzbar zu machen. Das wäre ein
ichtiger Schritt, den man verfolgen sollte. Wenn wir die
rkennbare positive Stimmung nachhaltig unterstützen
ollen, müssen wir mehr Bürokratie abbauen, als wir
as bisher getan haben.

Die Bundesregierung ist unter dem Motto „Reformie-
en, investieren, Zukunft gestalten“ angetreten. Das
eißt, dass wir die Probleme, die wir haben, jetzt lösen
üssen und sie nicht in die Zukunft verschieben und auf

ie nächste Generation verlagern dürfen. Anders formu-
iert: Wir müssen das Zukunftsinteresse vor das Gegen-
artsinteresse stellen. Das klingt vielleicht etwas kom-
liziert. Aber der eine oder andere unter den Zuhörern
ennt vielleicht den Satz, der genau das ausdrückt, was
ch damit meine, nämlich: Ich will, dass es meinen Kin-
ern einmal besser geht als mir. – Das meine ich, wenn
ch sage, dass das Zukunftsinteresse vor das Gegen-
artsinteresse gestellt werden muss. Das ist die Politik,
ie wir vorantreiben müssen, um Wachstum und Be-
chäftigung auf hohem Niveau zu erreichen und Wohl-
tand und Sicherheit in unserem Land zu gewährleisten.






(A) )



(B) )


Alexander Dobrindt
Dazu gehört, die Belastungen der Wirtschaft abzu-
bauen. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat festge-
stellt, dass Bürokratieabbau bis zu 600 000 zusätzliche
Arbeitsplätze in Deutschland bringen und neue Wachs-
tumsimpulse setzen kann. Das zweite Mittelstandsent-
lastungsgesetz, wie wir es heute beraten, ist ein Meilen-
stein auf dem Weg dahin.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein Steinchen!)


Damit ist das Ziel noch nicht erreicht – das ist heute
auch schon angesprochen worden –; aber es ist ein wei-
terer Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel.

Wenn Sie über Bürokratieabbau reden, können Sie
feststellen, dass Ihnen drei verschiedene Reaktionen Ih-
rer Zuhörer entgegenschlagen: erstens Zustimmung. Die
Menschen erkennen, dass es sich um ein wichtiges An-
liegen handelt; denn viele sind persönlich sehr stark von
Bürokratie betroffen. Zweitens gibt es Protest von einer
Reihe von Menschen, die sagen, es gehe sowieso nicht
vorwärts; seit Jahrzehnten werde über Bürokratieabbau
geredet, aber es bewege sich nicht wirklich etwas; nur
wieder einer mehr, der zu diesem Thema redet. Die dritte
mögliche Reaktion, die zu erkennen ist, ist die gefähr-
lichste: Spott. Inzwischen ernten wir bei dem Thema Bü-
rokratieabbau auch Spott, weil viele Menschen den Ein-
druck haben, dass die Politik nicht mehr glaubhaft
versichern kann, dass sie sich dem Bürokratieabbau
wirklich widmet.

Umso wichtiger ist es, dass wir Ziele formulieren.
Deswegen begrüße ich ausdrücklich, dass wir das Ziel
des Abbaus um 25 Prozent, das das Kabinett diese Wo-
che beschlossen hat, ernsthaft angehen. Ich stimme aus-
drücklich dem Kollegen Fuchs und dem Kollegen Wend
zu, die gefordert haben, dass wir ein Ziel formulieren,
das wir bis zur nächsten Bundestagswahl erreichen wol-
len. Damit unterstreichen wir glaubhaft das, was wir den
Menschen sagen: Wir machen Ernst mit Bürokratieab-
bau.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das zweite Mittelstandsentlastungsgesetz bietet,
glaube ich, Herr Staatssekretär Schauerte, wesentlich
ambitioniertere Entlastungsmöglichkeiten, als in dem
Gesetzentwurf aufgeführt wird. Ich glaube, dass die Ent-
lastung sich nicht nur auf die genannte Summe belaufen
wird, sondern eine Entlastungswirkung für die deutsche
Wirtschaft von weit über 200 Millionen Euro entfaltet
wird. Außerdem muss man auch immer wieder darauf
hinweisen, dass mit dem Bürokratieabbau für die Betrof-
fenen eine spürbare Erleichterung verbunden ist, die
über den finanziellen Aspekt hinausgeht.

Sie haben angesprochen, dass die Existenzgründer
in den ersten drei Jahren von den statistischen Melde-
pflichten befreit werden. Jetzt kann man sagen, das sei
eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Über diese Selbst-
verständlichkeit diskutieren wir im Deutschen Bundes-
tag seit Jahren.

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(C (D (Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: So ist das!)


uch von der Vorgängerregierung ist sie nicht in Angriff
enommen worden. Jetzt endlich wird hier ein Ergebnis
rzielt. Die Entlastungswirkung wird für die circa
000 Unternehmen vor allem in der kritischen Phase

es Aufbaus des Unternehmens spürbar, in der sich der
nternehmer zum Beispiel um die Kundenakquise küm-
ern muss. In dieser kritischen Phase hat eine Entlas-

ungswirkung noch wesentlich mehr Bedeutung als zu
iner späteren Zeit.


(Beifall des Abg. Dr. Michael Fuchs [CDU/ CSU])


Herr Staatssekretär, Sie haben noch einen weiteren
unkt angesprochen. Für Kleinunternehmen mit weni-
er als 50 Beschäftigten wird es zukünftig eine Begren-
ung auf maximal drei Stichprobenerhebungen geben.
as klingt vielleicht nicht allzu ambitioniert. Aber in der
raxis zeigt sich, dass es bei den Gutmütigen immer
ehr wird, dass sich bei denen, die auf Anforderung ei-

en Statistikbogen nach dem anderen ausfüllen und die
ich nicht dagegen wehren, das Ganze häuft. Deswegen
st es wichtig, dass wir hier wirksame Regelungen fin-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Kollege Zeil, ich will noch auf einen Punkt ein-
ehen, den Sie angesprochen haben. Sie haben gefragt,
arum wir nicht mehr bei der Buchführungspflicht ma-

hen. Ich habe die entsprechende Stelle im Gesetzestext
erausgesucht:

… wird die steuerliche Buchführungspflicht verein-
facht.

Im Nachgang zur Erhöhung der Umsatzschwelle
für die steuerliche Bilanzierungspflicht von
350 000 auf 500 000 Euro im Ersten Mittelstands-
Entlastungsgesetz erfolgt nun auch die Anhebung
der Gewinngrenze von 30 000 auf 50 000 Euro.

llein diese Maßnahme wird zusätzlich 200 000 Unter-
ehmen in Deutschland entlasten, die zukünftig mit ei-
er einfachen Einnahme-Überschuss-Rechnung auskom-
en. Wir haben es im Programm; wir haben es gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir sind diejenigen, die die Bürokratie weiter ab-
auen. Diesen Weg wollen wir gemeinsam weitergehen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608303000

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

r. Michael Bürsch, SPD-Fraktion.


Dr. Michael Bürsch (SPD):
Rede ID: ID1608303100

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Wenn ich die 90 Minuten dieser leidenschaftlichen
ebatte zum Bürokratieabbau zusammenfassen soll, so

telle ich fest: Alle reden von Bürokratieabbau, aber






(A) )



(B) )


Dr. Michael Bürsch
viele verstehen darunter sehr Unterschiedliches. Ich will
am Schluss der Debatte den Versuch machen, eine
grundsätzliche Betrachtung über den Bürokratieabbau
anzustellen und den Blick darauf zu weiten.

Wir müssen zwei Fragen beantworten. Erste Frage:
Wo entsteht Bürokratie, wer sind die Verursacher, wer
sind die Täter und die Opfer? Zweite Frage: Was können
wir dagegen tun?

Ich danke Frau Dückert ausdrücklich für den hervor-
ragenden Hinweis: In einem Rechtsstaat sind materielle
Vorschriften, festgelegte Verfahren und Informations-
pflichten grundsätzlich ein unverzichtbarer Bestandteil
einer funktionierenden Gesellschaftsordnung. Das muss
man als Ausgangspunkt deutlich formulieren. Wenn man
manche Reden der FDP wörtlich nimmt, dann kommt
man zu dem Ergebnis: Alle Steuern und alle Gesetze
müssen weg; dann geht es uns wunderbar; das ist das Pa-
radies auf Erden.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Anarchos!)


Aber so ist es nicht, Herr Brüderle.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Martin Zeil [FDP]: Das ist ein sehr vereinfachtes Bild!)


Ich sage es einmal deutlich: Nicht Regulierungs- und
Verwaltungsverfahren an sich sind das eigentliche Übel,
sondern die Überdosierung sowohl inhaltlicher als auch
verfahrensmäßiger Art, die dann zu zu viel Bürokratie
führt.

Dieses Grundverständnis vorausgesetzt, will ich Ih-
nen nun erklären, wie Bürokratie entsteht. Wir haben
heute Morgen im Grunde nur über Gesetze geredet und
haben uns den Schuh angezogen, alle Schuld auf uns zu
nehmen, indem wir von uns sagen: Wir sind die Täter,
weil wir zu viele Gesetze schaffen. Ich sage Ihnen: Das
ist eine sehr verkürzte Sicht. Sicherlich entstehen Büro-
kratie und Verwaltungsaufwand durch Gesetze und
durch Standards, die wir setzen.

Ich gebe dazu ein Beispiel aus jüngster Zeit, das zeigt,
dass die Verwaltung zu Bürokratie beiträgt, nämlich die
Fahrradverordnung des Bundesministeriums für Ver-
kehr, Bau und Stadtentwicklung vom 17. Januar 2006.
Dort wird der wunderbare Versuch unternommen, ein
Fahrrad zu definieren:

Fahrräder … sind alle Fahrzeuge mit mindestens
zwei Rädern, die durch die Muskelkraft des Fahrers
oder der Fahrer mit Hilfe von Pedalen oder Hand-
kurbeln angetrieben werden.

Kinderfahrräder, Kinderroller und ähnliche nicht
motorbetriebene, zum Gebrauch durch Kinder be-
stimmte Fortbewegungsmittel sind nicht Fahrräder
im Sinne dieser Verordnung.

Das ist wunderbar; das schafft Klarheit. So muss es aber,
ehrlich gesagt, nicht sein.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Ein Beispiel muss auch die Bundesregierung ertragen.

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(C (D Ich möchte darauf hinweisen: Das ist noch lange nicht lles, was uns an Bürokratie täglich und monatlich überieht. Denn wenn Sie den Blick etwas weiter schweifen assen, stellen Sie fest: Es gibt viele Überregulierungen, ie nicht auf staatlicher Initiative oder gesetzlicher Getaltung beruhen, zum Beispiel die Vorgaben der Berufsenossenschaften, das Regelwerk zwischen Krankenassen und Ärztevereinigung im Gesundheitswesen oder as, was sich die verschiedenen nationalen und internaionalen Normgremien, die Fachbruderschaften, ausdenen. Daran ist keiner von Ihnen, keiner von den Kolleinnen und Kollegen, also kein Gesetzgeber, sondern aran sind Menschen aus dem Handwerk und der Wirtchaft beteiligt. Die rund 20 000 DIN-Normen reichen von der eineitlichen Kennzeichnung von Lineaturen in Schulhefen – das ist die DIN 16552 1 – über Prüfnormen für en Knieschutz bis zum IT-Management. Das Europäiche Komitee für Normung hat 2006 sehr stolz verkünet: Wir haben den zehntausendsten europäischen Stanard erreicht, nach dem Motto: Hoch lebe der genormte rümmungswinkel der Banane! Auch das sollte man bei er Gesamtbetrachtung bitte im Auge haben. Ich weite den Blick noch etwas: Wir Bürger reden erne darüber, dass wir uns über die Verwaltung ärgern. ber tragen wir nicht selber dazu bei, indem wir zum eispiel größten Wert auf Einzelfallgerechtigkeit bei llen möglichen Entscheidungen legen? Ich denke zum eispiel an den Fall, dass ich kritisiere, wie ein Lehrer eine Tochter oder meinen Sohn beurteilt hat, und damit or Gericht gehe und mir von vielleicht drei Instanzen estätigen lasse, ob die Vier minus richtig war oder icht. Auch diese Mentalität spielt bei uns Bürgerinnen nd Bürgern eine Rolle. In die Gesamtbetrachtung sollte an also auch die Gerichte einbeziehen. Ich möchte auf Folgendes hinweisen, wenn wir von ürokratie, zu großem Verwaltungsaufwand, von Überosierung und Verwaltungsanforderungen sprechen: Es ibt sicherlich den Täter Gesetzgeber; aber es gibt sehr iele mehr, die davon betroffen und nicht nur Opfer sind. ngefangen von der Verwaltung über die Wirtschaft bis in zu uns Bürgerinnen und Bürgern sind wir an dem esamtkunstwerk „Bürokratieaufbau“ mitbeteiligt. Zur zweiten Frage: Was ist zu tun? Der Staat – damit ängt es an – sollte seinen Anspruch auf Allzuständigkeit nd Vielfachkontrolle aus meiner Sicht aufgeben. Nicht ür jede staatlich reglementierte Lebenssituation muss er Staat ein eigenes Testat ausstellen. Muss zum Beipiel ein öffentlich bestellter Schornsteinfeger die Festtellungen eines geprüften Heizungsbauers noch einmal rüfen und dann bestätigen? Muss ein Statiker des komunalen Bauamtes jeweils die Ergebnisse eines diploierten Statikers testieren? Das ist, glaube ich, bei deut cher Übergründlichkeit nicht nötig. Die Wirtschaft – um diese Adresse zu nennen – önnte nach meinem Verständnis viel stärker Eigenverntwortung übernehmen, zum Beispiel durch freiwillige elbstverpflichtung. Wir müssen der Wirtschaft doch icht alles par ordre du mufti vorgeben. Es gibt zum Beipiel die Möglichkeit außergerichtlicher Interessenaus Dr. Michael Bürsch gleichsverfahren. Es gibt freiwillige Vereinbarungen zur Feinstaubminderung, zur Altautoentsorgung. Es gibt Audits, das heißt selbstangelegte Überprüfungen im Datenschutz und an anderen Stellen. Ich werbe sehr dafür, dass diese Instrumente der freiwilligen Übernahme von Verpflichtungen viel stärker genutzt werden. Schließlich wieder an unsere eigene Adresse gerichtet: Wir Bürgerinnen und Bürger könnten manches viel mehr als bisher in Selbstorganisation und Eigenverantwortung übernehmen. Das bedeutet allerdings, dass wir an manchen Stellen nicht so sehr darauf pochen, welche Rechte wir haben und dass wir auch noch bis in die letzte Instanz Recht bekommen. Vielmehr sollten wir auch ein paar Pflichten übernehmen und uns zum Beispiel selber zusammentun, um Missstände zu beseitigen. Auch die Gerichte könnten ihrerseits das Prinzip der Selbstbeschränkung entdecken. Es gibt auch für Gerichte die Möglichkeit, zu sagen: Nein, darüber entscheiden wir nicht. Wir gehen nicht noch in die letzte Verästelung einer Prüfungsentscheidung oder einer dienstlichen Beurteilung. (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das wirst du aber nicht erleben!)





(A) )


(B) )


Ich werbe sehr dafür, dass die Verwaltung ihre Auf-
gabe stärker darin sieht, Ermessensspielräume auszu-
nutzen, und dass sie nicht den „Doktor Kontrolletti hoch
drei“ an den Tag legt. Wir könnten sehr viel mehr Büro-
kratieabbau erreichen, wenn aufseiten der Verwaltung
erkannt wird: Ich muss nicht eine doppelte und dreifache
Kontrolle in jede Verästelung hinein vorsehen. Ich be-
greife mich nicht als Verwalter, sondern als Gestalter der
öffentlichen Dinge. Das ist vielleicht eine Art neue Ver-
waltungskultur. Aber ich sage Ihnen: Es geht.

Wo dies besonders eine Rolle spielt, ist der Bereich,
der mich sehr beschäftigt: der Bereich des Ehrenamts
und des bürgerschaftlichen Engagements. Ich könnte Ih-
nen Hunderte, Tausende von Fällen nennen, Ihnen sie-
ben, acht, zehn Aktenberge auf den Tisch legen, um Ih-
nen zu zeigen, welche Hürden es in dem Bereich des
Ehrenamts, des freiwilligen Engagements, gibt, die
wirklich nicht nötig sind. An dieser Stelle appelliere ich
ausdrücklich an die Verwaltung, zu erkennen: Ich kann
das entscheiden. Niemand wird mich festnageln oder mir
einen Schadenersatzprozess an den Hals hängen, wenn
ich zugunsten des Engagements weniger bürokratisch
entscheide.

Fazit von alledem: Der Abbau von Bürokratie ist
nicht allein Sache des Gesetzgebers, obwohl auch er ge-
fordert ist. Einiges ist auf den Weg gebracht worden.
Heute ist viel von Bonsais, Bergführern, kleinen und
größeren Leuchttürmen gesprochen worden. All das ist
richtig. Auf diesem Wege muss es vorangehen. Genauso
richtig finde ich den Normenkontrollrat.

Das Gesamtprojekt betrifft aber die Gesellschaft, den
Staat und die Wirtschaft. Wir müssen zusammenwirken.
Das ist eine Gesamtaufgabe. Ich stelle mir vor: Wir
könnten gemeinsam eine Leitlinie für das Gesamtprojekt

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(C (D ürokratieabbau ausgeben, nach dem Motto von Konuzius: „Wer etwas will, sucht Wege, wer etwas nicht ill, sucht Gründe.“ Es wurden genug Wege beschrieen. Also: Bürokratieabbauer aller Länder, vereinigt uch! Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzenturfs auf Drucksache 16/4391 an die in der Tagesordung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es azu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. ann sind die Überweisungen so beschlossen. Tagesordnungspunkt 24 b. Wir kommen zur Bechlussempfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und echnologie auf der Drucksache 16/1070. Der Auschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehung die Annahme des Antrags der Fraktionen der CDU/ SU und der SPD auf Drucksache 16/557 mit dem Titel Neue Impulse für den Mittelstand“. Wer stimmt für iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den timmen der Koalition bei Gegenstimmen der Opposi ion angenommen. Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt er Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion er FDP auf Drucksache 16/562 mit dem Titel „Unterehmen statt Unterlassen – Vorfahrt für den Mitteltand“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss mpfehlung ist mit den Stimmen der Fraktionen Die inke, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und CDU/CSU bei egenstimmen der FDP angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 25 a bis 25 c auf: a)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608303200
Fischer (Göttingen), Eckart von Klaeden, Anke
Eymer (Lübeck), weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
Dr. Herta Däubler-Gmelin, Gert Weisskirchen

(Wiesloch), Niels Annen, weiterer Abgeordneter

und der Fraktion der SPD

Für eine Politik der gleichberechtigten Part-
nerschaft mit den afrikanischen Ländern

– Drucksache 16/4414 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Thilo
Hoppe, Ute Koczy, Kerstin Müller (Köln), weite-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
rer Abgeordneter und der Fraktion des BÜND-
NISSES 90/DIE GRÜNEN

Afrika auf dem Weg zu Demokratie und nach-
haltiger Entwicklung unterstützen
– Drucksache 16/4425 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Hüseyin-Kenan Aydin, Heike Hänsel,
Dr. Norman Paech, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der LINKEN

Für eine Afrikapolitik im Interesse der afrika-
nischen Bevölkerungsmehrheit
– Drucksache 16/4410 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Bundes-
außenminister, Dr. Frank-Walter Steinmeier.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
Auswärtigen:

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Gründe
für eine Afrikadebatte in diesem Hause gibt es reichlich.
Ich freue mich, dass die Fraktionen des Deutschen Bun-
destages Anlässe für eine solche Debatte geschaffen ha-
ben. Ich bin Ihnen dankbar dafür. Ich bin Ihnen dankbar,
dass wir die Debatte jetzt führen; denn 2007 ist in der Tat
ein wichtiges Jahr für Afrika. Ich weiß nicht, ob Sie wis-
sen, dass Ghana fast auf den Tag genau vor 50 Jahren
unabhängig geworden ist und damit einen historisch ein-
maligen Prozess der Dekolonialisierung, und zwar un-
umkehrbar, eingeleitet hat.

Schauen wir heute auf dieses Land: Ghana zeigt ge-
rade mit der Bereitschaft, den Vorsitz in der Afrikani-
schen Union zu übernehmen, seine Entschlossenheit,
auch künftig als Pionier in Afrika voranzugehen. Das,
was wir jetzt sehen, ist in diesem Jahr wichtig. In diesem
Jahr haben wir allein in Westafrika bis zu elf Wahlen
vor uns, darunter die ganz besonders wichtige Präsident-
schaftswahl in Nigeria, die ganz sicher – egal wie sie

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(C (D usfallen wird – Signalwirkung für den gesamten Kontient haben wird. Ich betone das, weil ich denke, dass der vor uns lieende Wahlkalender in Afrika eines zeigt, nämlich dass emokratisierung und politische Entwicklung unseres achbarkontinents viel weiter sind, als wir in Europa as manchmal wahrhaben wollen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage das, obwohl ich die Probleme kenne: Elend
nd Bürgerkrieg in manchen Regionen dieses Konti-
ents. Aber es gibt eben auch die positiven Zeichen. Ich
rinnere mich, dass Thabo Mbeki Ende der 90er-Jahre
ine „Afrikanische Renaissance“ gefordert hat. Ich erin-
ere mich, wie viele darüber gelächelt haben. Was da-
als noch als Träumerei galt, ist heute in vielen Teilen
frikas politische Realität geworden. Sie kennen das
ngagement vieler afrikanischer Staaten in der Entwick-

ungspartnerschaft NEPAD, in der sie zeigen, dass sie
ich zu mehr Demokratie und Transparenz verpflichten.
ie haben den Prozess der letzten Jahre mitverfolgt, in
em sich die Afrikanische Union mehr und mehr zu ei-
er handlungsfähigen Gemeinschaft entwickelt hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was zeigt das? Afrika hat sich aus meiner Sicht auf
er Weltbühne zurückgemeldet – nicht nur als bloßer
mpfänger von Entwicklungstransfers, sondern als Mit-
estalter unserer gemeinsamen globalen Zukunft. Ich
enne nur – Sie haben das aus jüngster Zeit in Erinne-
ung – die Gastgeberrolle Kenias beim Weltsozialforum
nfang dieses Jahres. Die Umweltpolitiker unter Ihnen

rinnern sich an die Weltklimakonferenz Ende 2006.
ir liegt fachlich sehr viel näher die positive Rolle, die

twa Ghana und Südafrika im Gouverneursrat der In-
ernationalen Atomenergiebehörde gespielt haben, auch
nd gerade bei der Behandlung des immer noch nicht ge-
östen Konflikts mit dem Iran.


(Beifall bei der SPD)


ch meine, all das zeigt: Die Staaten Afrikas wollen ge-
talten, nehmen das Leitmotiv „African Ownership“
rnst und sind bereit, sich über ihren eigenen Kontinent
inaus aktiv einzubringen.

Was ich über die politische Entwicklung sage, gilt
uch – vorsichtig gesehen – für die wirtschaftliche Ent-
icklung. Nach den Wachstumsraten, die seit zwei
der drei Jahren relativ stabil sind und sich in diesem
ahre offensichtlich so fortsetzen, können wir mit einem
oliden Wirtschaftswachstum des afrikanischen Konti-
ents von im Durchschnitt immerhin 5 bis 6 Prozent
echnen. Ich weiß, dass ein Großteil dieses Wachstums
uf die hohen Rohstoffpreise zurückzuführen ist. Ich
eiß auch, dass die Gründung von Wachstum nur auf
usbeutung von Rohstoffressourcen seine eigenen Pro-
leme mit sich bringt. Wirtschaftlich gesehen zeigen die
akten: Afrika ist – Sie alle wissen das – für private In-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
vestoren interessanter geworden, zumal für asiatische
und insbesondere für Investoren aus China.

Für die politische wie für die wirtschaftliche Zukunft
Afrikas wird ganz entscheidend sein, dass der eben an-
gesprochene positive Reformkurs fortgesetzt wird. Das
gilt ganz sicher politisch und auch beim Ausbau der Bil-
dung, bei dem wir viel helfen müssen. Es gilt aber auch
wirtschaftlich; auch dort brauchen wir eine Fortsetzung
der Reformen. Denn Sie alle wissen oder ahnen: Nur
wenn es gelingt, dass ausländisches Kapital und aus-
ländisches Know-how nach Afrika kommen, werden wir
Armut auf diesem Kontinent wirksam und nachhaltig be-
kämpfen können.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Nur wenn das gelingt, dann wird die Jugend dieses
Kontinents und damit die Hälfte der Einwohner Afrikas
eine Zukunft in ihrem eigenen Land sehen. Nur dann
können politische und wirtschaftliche Institutionen auf-
gebaut und erhalten werden, solche Institutionen, die in
der Lage sind, Herausforderungen wie Aids, regionale
und innerstaatliche Konflikte, Urbanisierung und Migra-
tion wirksam anzugehen und hoffentlich auch zu meis-
tern. Meine Damen und Herren, wir in Deutschland bzw.
in Europa insgesamt wollen Afrika auf seinem Weg in
die Zukunft partnerschaftlich begleiten. Das sollte die
Botschaft sein, die von der heutigen Debatte ausgeht.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deutschland und die Europäische Union haben mit
ihrem Engagement zur Absicherung der Wahlen im
Kongo gezeigt, dass sie bereit sind, Verantwortung zu
übernehmen und die Partnerschaft, von der ich eben ge-
sprochen habe, mit Leben zu füllen. Ich habe, als wir
schon einmal über den Kongo diskutierten, gesagt: Eine
nachhaltige Stabilisierung gerade der Region der Großen
Seen wäre ein Meilenstein für die Entwicklung Afrikas
insgesamt.

Natürlich müssen wir auch Gefahren und Krisenherde
außerhalb dieser Region weiter im Fokus behalten. Es
geht nicht nur um den Kongo. Wir unterstützen auch die
Forderung des Generalsekretärs der Vereinten Nationen,
die Möglichkeiten der Afrikanischen Union im Sudan
schlagkräftiger zu machen und sie mittelfristig mit den
Anstrengungen der Vereinten Nationen zu verknüpfen.
Die Europäische Union wird weitere Mittel freigeben
bzw. freigeben müssen, damit die Finanzierung der AU-
Kräfte sichergestellt werden kann. Am kommenden
Montag werden wir im EU-Außenministerrat darüber
beraten.

Natürlich werden wir die sudanesische Regierung an-
halten müssen, sich viel stärker als bisher zu einer politi-
schen Öffnung bereit zu erklären. Ich freue mich, dass
mein ehemaliger schwedischer Kollege Jan Eliasson in
dieser Region unterwegs ist und versucht, neue und jetzt
endlich belastbare Absprachen und Vereinbarungen zwi-
schen den unterschiedlichen Rebellengruppen und der

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(C (D egierung zu treffen. Ich denke, wir sollten ihm bei seiem Bemühen auch von hier aus großen Erfolg wünchen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was ich über den Sudan gesagt habe, könnte ich in
bgeschwächter Form auch über Somalia sagen. Wir ha-
en uns in diesem Jahr erneut mit der Situation in die-
em Land beschäftigen müssen. Hierzu sage ich: Militä-
ische Präsenz allein wird die Probleme nicht lösen. Sie
st kein Ersatz für eine politische Lösung, die wir in die-
em Land dringend brauchen.

Auch auf europäischer Ebene habe ich die Auffassung
ertreten: Wenn wir, wie gerade geschehen,
5 Millionen Euro für die Bemühungen der Afrikani-
chen Union freigeben, dort einigermaßen stabile Ver-
ältnisse sicherzustellen, dann muss das unter der Vo-
aussetzung geschehen, dass die somalische
bergangsregierung bereit ist, den politischen Prozess
zw. den innerstaatlichen Versöhnungsprozess wirklich
achhaltig einzuleiten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gott sei Dank kann Deutschland in diesem Jahr auf-
rund seiner EU- und G-8-Präsidentschaft ganz beson-
ere Akzente setzen; Frau Wieczorek-Zeul wird dazu
leich aus der Perspektive der Bundesregierung berich-
en. In der Europäischen Union tun wir das, indem wir
ersuchen, in diesem Jahr endlich die Hindernisse aus
em Weg zu räumen, die in der Vergangenheit einem
U-Afrika-Gipfel im Wege gestanden haben.

Im Hinblick auf die internationalen Aktivitäten, die
ie alle beobachten, müssen Sie sich einmal vorstellen:
eit nunmehr sieben Jahren gab es zwischen der Europäi-
chen Union und den afrikanischen Staaten keine Zu-
ammenkunft auf Gipfelhöhe, also auf der Ebene der Re-
ierungschefs. Die Gründe dafür sind bekannt. Wir ver-
uchen nun intensiv, und zwar gemeinsam mit der
achfolgenden portugiesischen Ratspräsidentschaft,
iese Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Wir wollen,
ass in der zweiten Jahreshälfte, ungefähr im September,
ndlich ein solcher Gipfel möglich wird.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Schließlich komme ich auf die G-8-Präsidentschaft
eutschlands zu sprechen. Ganz bewusst haben wir sie
nter das Motto „Wachstum und Verantwortung“ ge-
tellt. Wir werden mit besonderer Beachtung der afrika-
ischen Staaten – der afrikanischen Staaten, die als Leis-
ungsträger gelten – die dortigen Reformprozesse
nterstützen. Wir wollen die Kapazitäten der Afrikani-
chen Union und der Regionalinstitutionen im Bereich
rieden und Sicherheit weiter ausbauen. Ziel ist aus au-
en- und sicherheitspolitischer Sicht, dass es uns lang-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
fristig gelingt, in Afrika eine umfassende eigene Sicher-
heitsstruktur zu schaffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Zeiten, in denen afrikanische Staaten als Bittstel-
ler behandelt wurden, gehören – ich möchte sagen: Gott
sei Dank! – der Vergangenheit an. Afrika, in all seiner
Vielfalt und Dynamik, ist längst wichtiger Partner ge-
worden. Ich bin überzeugt: In einer Welt, die immer stär-
ker zusammenwächst, die sich zum globalen Dorf entwi-
ckelt, brauchen wir ein starkes, ein handlungsfähiges
Afrika, ein Afrika, das gleichberechtigt und auf Augen-
höhe wahrgenommen wird.

Vielen Dank, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608303300

Das Wort hat die Kollegin Marina Schuster, FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Marina Schuster (FDP):
Rede ID: ID1608303400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! 900 Millionen Menschen,
54 heterogene Staaten, zwölf Minuten Redezeit für die
FDP und sechs Minuten Redezeit für mich – das zeigt
auch, dass Afrika, verglichen mit anderen Themen in der
Politik, immer noch zu wenig Beachtung bekommt.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Weil Sie nur sechs Minuten haben?)


Deswegen begrüße ich es sehr, dass wir heute zu dieser
Stunde, in der Kernzeit, diese Debatte führen.

Aktuell gibt es zahlreiche Herausforderungen: Den-
ken wir an den Konflikt am Horn von Afrika, vor dem
wir noch im Dezember gewarnt hatten; denken wir an
die Lage in Darfur und an die Flüchtlingsdramen an den
Südgrenzen der EU! Diese Konflikte zeigen, dass
Afrika längst im Zentrum internationaler Interessen
steht. Die Konflikte erhalten ihr teuflisches Potenzial
meist im Windschatten ganz anderer Interessen: In
Darfur geht es natürlich auch um Öl. In Somalia geht es
um Sicherheitsinteressen, um den eritreisch-äthiopi-
schen Konflikt. Im Kongo geht es seit Jahrzehnten um
knappe, wertvolle Rohstoffe.

Die Bedeutung Afrikas in der Welt hat in den letzten
Jahren zugenommen. Deshalb ist es wichtig, dass wir
Afrikapolitik nicht immer nur mit einem rein entwick-
lungspolitischen Ansatz verfolgen.


(Beifall bei der FDP)


Die hierzulande weitverbreitete Ansicht, dass Entwick-
lungshilfe und wirtschaftliches Engagement einen Ge-
gensatz darstellen, hilft dem afrikanischen Kontinent
nicht. Deutschland kann sein Engagement in Afrika aus-
bauen, politisch und wirtschaftlich. Ich begrüße aus-

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(C (D rücklich, dass die Bundesregierung Afrika auf die genda gesetzt hat. Sie hat die einmalige Chance, sich tärker für die Lösung der Konflikte einzusetzen und daei vor allem europäische und international abgestimmte nitiativen auf den Weg zu bringen. Doch leider besteht er Eindruck, dass schon innerhalb der Bundesregierung ie rechte Hand nicht immer weiß, was die linke tut. Es gibt wirklich positive Entwicklungen und Chancen uf dem afrikanischen Kontinent; Herr Steinmeier hat es usgeführt. Wir sehen wieder erfreuliches Wachstum, chritte zur Demokratie. Gerade im Süden und Westen es Kontinents gibt es wirklich viele Chancen. Wenn wir iese Prozesse genau anschauen und ganz ehrlich sind, ann müssen wir feststellen: Sie sind das Ergebnis von irtschaftsreformen im Innern und Investitionen von ußen und einer Einbindung in den internationalen Hanel. Stellen wir also die beiderseitigen Chancen in den ittelpunkt unserer Debatten! Die Bundesrepublik hat as vorhandene wirtschaftliche Potenzial in vielen Länern Afrikas verschlafen, obwohl Deutschland insgeamt ein angesehener Partner ist. Ich meine, die Bundesegierung muss sich stärker als bisher für eine erbesserung der Bedingungen für Investitionen deutcher Betriebe und Unternehmen in Afrika einsetzen und abei auch gezielt für den Umweltschutz und für erneurbare Energien werben. Denn hier liegt eine Menge otenzial, in beiderseitigem Interesse. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, unsere Verantwor-
ung für Afrika ist nicht nur interessengeleitet – sie ist
nteressen- und werteorientiert. Die Verpflichtung zur
rmutsbekämpfung, zur Konfliktprävention, zur Hilfe
eim Kampf gegen Aids und Hunger und beim Umwelt-
chutz – all das resultiert aus unserer natürlichen Verant-
ortung. Wir möchten auf dem Weg zur Stabilität, zu ei-
er rechtstaatlichen Gesellschaftsordnung und einer
reien und demokratischen Zivilgesellschaft Unterstüt-
ung zur Selbsthilfe leisten.


(Vorsitz: Präsident Dr. Norbert Lammert)


Mit dem höheren Stellenwert Afrikas gehen ver-
tärkte Anstrengungen für diese Aufgaben vor Ort ein-
er. Eine konkrete Forderung richtet sich an Sie, Herr
inister Steinmeier: Notwendig ist die entsprechende
usstattung der deutschen Botschaften.


(Beifall bei der FDP)


ch habe schon mehrfach darauf hingewiesen. Die Rück-
ugspolitik, die wir bei den Botschaften in Afrika unter
ot-Grün erlebt haben, war – das muss deutlich gesagt
erden – verheerend.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Ausstattung der Botschaften ist noch heute unzu-
eichend. Wenn zum Beispiel eine deutsche Botschaft in
inem afrikanischen Land mit drei politischen Mitarbei-
ern auskommen muss, in der französischen oder briti-






(A) )



(B) )


Marina Schuster
schen Auslandsvertretung sind es hingegen zehn bis 14,
dann bedeutet das, dass wir uns auf das Operative be-
schränken und dass das Konzeptionelle vernachlässigt
wird.

Erlauben Sie mir abschließend noch eine Anmerkung
zur politischen Zusammenarbeit. Die Afrikanische
Union hat die Möglichkeit, sich langfristig zum politi-
schen Zentrum Afrikas zu entwickeln. Der Aufbau und
die finanzielle Absicherung der AU schreiten jedoch nur
langsam voran. Wenn wir es mit dem Konzept des
„African Ownership“ ernst meinen, dann müssen wir die
AU stärker als bisher unterstützen, und zwar finanziell,
personell, beim Aufbau der Organisation und beim
Know-how-Transfer.

Was die Sicherheitskomponente anbelangt, kann es
nicht sein, dass wir die AU einerseits als „security pro-
vider“ einsetzen wollen und sie dann andererseits im
wahrsten Sinne des Wortes in der Wüste stehen lassen.
Denn das unterminiert unsere Glaubwürdigkeit und die
der AU.


(Beifall bei der FDP)


Kofi Annan hat in seinen letzten Wochen als UN-
Generalsekretär der deutschen Bundesregierung noch
eine gewaltige Aufgabe mit auf den Weg gegeben. Er hat
festgestellt, dass es für die Entwicklung des afrikani-
schen Kontinents – insbesondere in Subsahara – ent-
scheidend auf die deutschen Präsidentschaften ankom-
men wird, weil wir unsere Bemühungen intensivieren
und bündeln müssen.

Ich wünsche mir, dass sich aus den verstärkten Bemü-
hungen der deutschen Präsidentschaften spätestens in
Heiligendamm ganz Konkretes ergibt, nämlich Taten.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608303500

Nächster Redner ist der Kollege Eckart von Klaeden

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1608303600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Kollegen!

Mit den Worten „Die Menschlichkeit der Welt entschei-
det sich am Schicksal Afrikas“ hat Bundespräsident
Köhler in seiner Vereidigungsrede am 1. Juli 2004 deut-
lich gemacht, welche zentrale Bedeutung Afrika nicht
nur für uns, sondern auch für die internationale Politik
hat.

Das Bild Afrikas hat sich geändert. Zwar bestimmen
Hunger, Armut, Unterentwicklung, Krieg und Bürger-
kriege, zerfallende Staaten, Flüchtlingsströme, massive
Menschenrechtsverletzungen und nicht zuletzt Aids-
epidemien nach wie vor das Bild Afrikas. Das Brutto-
sozialprodukt aller Länder südlich der Sahara entspricht
etwa dem Argentiniens. Von 51 am wenigsten entwi-
ckelten Ländern der Welt liegen 42 in Afrika. Aber es
gibt auch ein vorwärtsgewandtes, Optimismus ausstrah-
lendes und dynamisches Afrika. Deswegen besteht für
uns die Gelegenheit, die bereits vorhandenen Ansätze

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(C (D ür eine neue und echte Partnerschaft mit Afrika in einer euen Qualität zu entdecken und weiterzuentwickeln. Wir müssen uns von einem vom altruistischen Pateralismus geprägten Afrikabild hin zu einem strategichen Dialog mit Afrika entwickeln. Wir müssen einen trategischen Blick auf den Kontinent richten. Dabei ollten wir auch berücksichtigen, welch hohes Ansehen eutschland in vielen Ländern Afrikas hat. Deutsch ands Ansehen ist höher als das vieler anderer europäichen Länder, die immer noch mit ihrer kolonialen Verangenheit in Verbindung gebracht werden. Dieses nsehen sollten wir im Interesse Afrikas, im Interesse uropas und nicht zuletzt auch in unserem eigenen Inte esse nutzen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn wir über die Asymmetrien im Handel spre-
hen, dann sollten wir darauf achten, den afrikanischen
taaten mehr Möglichkeiten zu bieten, auf unsere
ärkte zu exportieren. Wir sollten aber auch die afrika-

ischen Staaten ermuntern und ihnen helfen, selbst für
in geeignetes Investitionsklima zu sorgen.


(Beifall der Abg. Dr. Uschi Eid [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ach wie vor prägen Rechtsunsicherheit, Staatsgläubig-
eit und Überregulierung die meisten Wirtschaftssys-
eme in Afrika. Traditionen belasten zudem die Entwick-
ung. Beispielsweise können in vielen Ländern Afrikas
rauen, auf deren Schultern häufig die Landwirtschaft
uht, das bewirtschaftete Land nicht erben mit der häufi-
en Folge, dass sie nach einem Erbfall verelenden und
as Land brachliegt. Einige afrikanische Staaten – leider
och nicht genug – haben diese Defizite erkannt.

Die Integration in die Weltwirtschaft ist eine Vo-
aussetzung für die Entwicklung Afrikas. Dabei sollten
ir die afrikanischen Staaten ermuntern, sich stärker
em Aufbau regionaler Märkte zu widmen, als primär
uf den notwendigen, jedoch nur mühsam zu erreichen-
en Abbau von Handelsbarrieren der industriellen Welt
u warten.


(Beifall der Abg. Dr. Uschi Eid [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


in wesentlicher Erfolg unseres Landes besteht darin,
ass ein großer Teil unserer Exporte in die Europäische
nion geht, dass also unsere wirtschaftliche Kraft und
nser Wohlstand vor allem vom regionalen Handel ab-
ängen. Ich finde, dieses Beispiel sollte auch in Afrika
chule machen.

Was gehört zu einem strategischen Blick auf Afrika?
ch will drei Punkte nennen: erstens die Sicherung des
riedens, zweitens Afrika als Partner bei der Gestaltung
er Globalisierung sowie drittens Ressourcen- und Ener-
iesicherheit.

Die große Gefahr besteht darin, dass die in weiten
eilen Afrikas herrschenden Konflikte über die Grenzen
es Kontinents hinaus wirken und auch uns unmittelbar
etreffen. Im Herzen Afrikas, an den Großen Seen, in






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
Teilen Westafrikas und am Horn von Afrika ist in den
vergangenen Jahren und Jahrzehnten eine explosive
Mixtur aus sozialer Verelendung, Werteverfall, wirt-
schaftlichem Niedergang, Rechtlosigkeit, politischem
Zerfall und exzessiver Gewaltanwendung entstanden,
die in ihren verheerenden Folgen der uns nur zu gut be-
kannten Entwicklung in Afghanistan in den 90er-Jahren
ähnelt. Politische Instabilität sowie Armut und Hoff-
nungslosigkeit stellen eine große sicherheitspolitische
Gefahr dar. Internationale Waffen – und Drogen – sowie
kriminelle Kartelle und transnationale Terroristen ma-
chen sich diese Umstände bei Operationen, Rekrutierung
und Finanzierung – Beispiele sind Blutdiamanten oder
Coltan – zunutze und verschärfen diese Konflikte in ih-
rem Interesse.

Es gibt leider nach wie vor genügend Anzeichen da-
für, dass Somalia und andere Konfliktregionen Afrikas
nicht nur Quellen des transnationalen Terrorismus wa-
ren, sondern zum Teil noch sind. Ich will in diesem Zu-
sammenhang daran erinnern, dass Osama Bin Laden, be-
vor er nach Afghanistan ging, sein Terrornetzwerk vom
Sudan aus geführt hat. Deshalb ist es richtig, dass wir
den Aufbau des Terrorismusbekämpfungszentrums der
AU in Algier unterstützen.

Es kommt insbesondere beim Aufbau der Sicher-
heitsstrukturen in Afrika auf das an, was man so schön
African Ownership nennt. Am 31. Januar 2007 waren
weltweit über 82 000 Polizisten und Soldaten im Rah-
men von Missionen der Vereinten Nationen im Einsatz.
Eine Rekordzahl! Davon waren allein in Afrika
55 000 Polizisten und Soldaten eingesetzt. Die afrikani-
schen Länder stellten 18 000 Polizisten und Soldaten für
diese VN-Missionen zur Verfügung. Das ist ein beein-
druckender Beitrag. Nichtsdestotrotz ist der Saldo Afri-
kas bei der Herstellung der eigenen Sicherheit – im Ver-
gleich zu 55 000 auf dem afrikanischen Kontinent
eingesetzten Polizisten und Soldaten die erwähnten
18 000 afrikanischen Soldaten und Polizisten – bedauer-
licherweise negativ. Deswegen liegt es auch in unserem
Interesse, in das Zentrum unserer Bemühungen den Auf-
bau und die Stabilisierung der entstehenden afrikani-
schen Sicherheitsarchitektur zu stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dabei steht die Afrikanische Union im Mittelpunkt,
deren wichtigstes Organ der Friedens- und Sicherheitsrat
ist, der im März 2004 seine Arbeit aufgenommen hat.
Die westafrikanische ECOWAS ist die aus sicherheits-
politischer Sicht am weitesten entwickelte Regionalor-
ganisation in Afrika. Sie hat wie keine andere Regional-
organisation in Mitgliedsländern militärisch interveniert,
in denen gewaltsame Konflikte eskalierten, und ent-
schlossen und eindeutig auf MiIitärputsche in Niger und
Gambia sowie an der Elfenbeinküste und in Togo re-
agiert. Das heißt, es kommt ganz wesentlich darauf an,
diese Sicherheitsarchitektur bei allen Defiziten, die sich
zum Beispiel auch im Rahmen von AMIS im Sudan ge-
zeigt haben, zu unterstützen. Dabei, Frau Kollegin
Schuster, kommt es auch darauf an, dass zunächst ein-
mal die Initiative von den afrikanischen Staaten selber

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(C (D usgeht. Ich hatte eben den Eindruck, als wollten Sie in hrem Beitrag zuerst die Europäische Union und damit uch die Bundesregierung für die Schwierigkeiten in arfur verantwortlich machen. (Dr. Werner Hoyer [FDP]: Der Eindruck ist falsch!)


s geht vor allem um African Ownership, was Voraus-
etzung für eine nachhaltige Friedenslösung ist, für die
ir uns einsetzen. In diesem Zusammenhang begrüße

ch es sehr, dass sich die Bundesregierung bei der Grün-
ung des Kofi Annan International Peace Keeping Trai-
ing Centre in Ghana engagiert und sich auch am Auf-
au eines Krisenfrühwarnsystems am Sitz der AU in
ddis Abeba beteiligt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Der zweite Punkt ist die Gestaltung der Globalisie-
ung. Wir dürfen angesichts der internationalen Wirt-
chafts-, Finanz-, Umwelt-, Klima- und Sicherheitspoli-
ik nicht vergessen: Afrika besitzt in internationalen
rganisationen eine große Macht schon allein deswegen,
eil es mit seinen über fünfzig Staaten ein hohes nume-

isches Gewicht in multilateralen Organisationen und In-
titutionen einzubringen hat, in denen das Prinzip „One
ountry, One Vote“ gilt. Es ist aber auch wichtig, dass
frika erkennt, dass es seine Rolle in diesen Institutio-
en besser koordinieren muss, und dass vor allem die
ösungen der Probleme, die nur in diesen internationa-

en Organisationen erreicht werden können, wie zum
eispiel die Konsequenzen der Erderwärmung oder die
ragen des Klimaschutzes, zuallererst Afrika zugute-
ommen; denn kein Kontinent droht so sehr unter der
lobalen Erwärmung zu leiden wie Afrika.

Der dritte Punkt betrifft die Rohstoff- und Res-
ourcensicherheit. Auch daran haben wir ein eigenes,
lementares Interesse; denn wir legen Wert auf Diversi-
ikation, und wir wollen unsere Abhängigkeit von Russ-
and und auch von der notorisch instabilen Region des
ahen und Mittleren Ostens verringern. Dazu bietet sich

in Engagement in Afrika an, ein Engagement, das unse-
en Standards entspricht und dafür sorgt, dass es zu einer
irklich fairen Partnerschaft kommt und dass die Völker
er Länder, die über diese Ressourcen und Energievor-
äte verfügen, tatsächlich von deren Exploration profitie-
en können.

In diesem Zusammenhang ist beeindruckend, was
hina in Afrika macht. Das ist aber auch ein Warnsi-
nal; denn China unterläuft mit seiner Entwicklungszu-
ammenarbeit unsere westlichen Standards von Good
overnance. Ich selber habe auf einer Reise nach Afrika

m letzten Jahr erlebt, dass afrikanische Regierungen
änderingend darum bitten, dass sich Europa und insbe-
ondere Deutschland stärker engagieren. In Kongo-
razzaville habe ich den stellvertretenden Außenminis-

er getroffen. Der Ton des Gesprächs war freundlich,
ber was Europa anging, so war er leicht indigniert. Er
ragte: Wann wird endlich wieder die deutsche Botschaft
n unserem Land eröffnet? Wann endlich kommt es dazu,
ass nicht nur hohe Diplomaten aus China, Nordkorea
der Iran sich um unser Land kümmern, sondern dass






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
wir auch wieder Staatsekretäre und Minister aus Europa
bei uns begrüßen können? – Dieses Land hatte zu dem
Zeitpunkt, als ich es besuchte, die Präsidentschaft der
Afrikanischen Union inne, spielte also gerade bei den
Konflikten, mit denen wir uns nahezu wöchentlich auch
hier im Bundestag beschäftigen, eine entscheidende
Rolle.

Ein anderes Gespräch bei einem Besuch bei Außen-
minister Ping in Gabun hatte einen ähnlichen Ton. Die-
ser Außenminister war Präsident der 59. VN-General-
versammlung. Er berichtete mir, dass sein Land gerade
einen großen, über Jahrzehnte laufenden Vertrag mit der
Volksrepublik China über die Exploration von Eisenerz
und über mehrere Straßenbauprojekte abgeschlossen
hatte. Auch er fragte: Wo ist das Engagement Europas?
Wo ist das Engagement des Westens? Wir hätten gerne
mit euch Verträge abgeschlossen, wir hätten gerne mit
euch kooperiert, aber die Angebote, die uns China
macht, diese All-Inclusive-Pakete, gibt es von euch
nicht. – Es fehlt also an Engagement und an staatlicher
Unterstützung für eine echte wirtschaftliche Kooperation
und eine auf Augenhöhe stattfindende Partnerschaft und
Zusammenarbeit.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608303700

Herr Kollege!


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1608303800

Das ist der letzte Satz, Herr Präsident. – Afrika strate-

gisch zu begreifen und es wirklich zu einer Partnerschaft
auf Augenhöhe kommen zu lassen, ist das Ziel unserer
Afrikapolitik.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608303900

Für die Fraktion Die Linke erhält nun das Wort der

Kollege Aydin.


(Beifall bei der LINKEN)



Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608304000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Re-

gierungsfraktionen behaupten in ihrem Antrag:

Im Bereich Frieden und Sicherheit sind in den ver-
gangenen zehn Jahren deutliche Fortschritte ge-
macht worden.

Das ist reine Beschönigung. Ihnen selbst fallen mit So-
malia, Elfenbeinküste, Äthiopien und Darfur bereits
mehr heiße als gelöste kriegerische Konflikte ein. Viele
andere Konflikte, wie jener im Nigerdelta Nigerias, wer-
den von Ihnen gar nicht erst angesprochen. Der Grund
ist einfach: Die Politik der G 8, darunter jene der Bun-
desregierung, trägt nicht wirklich zu dauerhaften Kon-
fliktlösungen bei.

Fehler Nummer eins: Wenn Sie von Afrika sprechen,
dann meinen Sie immer die Herrschenden in Afrika. Die

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(C (D ommen mit den neoliberalen Programmen der Weltank und des IWF ganz gut klar. Denn häufig genug sind s Konsortien von afrikanischen und transnationalen Unernehmen, die von der erzwungenen Privatisierung des frikanischen Staatsvermögens profitieren. So war es im all des tansanisch-deutsch-britischen Unternehmens ity Water, das 2003 die Wasserwerke in der tansani chen Hauptstadt Daressalam übernommen hatte. Verlieer war die Masse der Bevölkerung, die mit enormen reissteigerungen des Wassers zu kämpfen hatte. Auffällig ist: Die reichsten Potentaten Afrikas waren mmer auch die Lieblinge des Westens. So war es bei ibaki in Kenia oder bei Mobutu in Zaire, dem heutigen ongo. An dieser Politik hält die Bundesregierung wei erhin fest. So erfahren wir, dass der Innen-Staatssekretär anning mit den Geheimdiensten Algeriens gemeinsame ereinbarungen zur Abwehr afrikanischer Flüchtlinge rifft. Leider erfahren wir nichts darüber, wie die humaniäre Situation der Flüchtlinge in den nordafrikanischen agern verbessert werden soll, geschweige denn, wie an endlich den Tod von Tausenden Afrikanern verhin ern will, die von Woche zu Woche – vielleicht gerade in iesem Augenblick – auf hoher See ertrinken. Sprechen wir es aus: Jedes Jahr sterben zehnmal mehr enschen an den Mauern der Festung Europa als in 8 Jahren an der schrecklichen Berliner Mauer. Frau erkel, Herr Steinmeier, nutzen Sie die EU-Präsident chaft und reißen Sie endlich ein Loch in diese Mauer er Schande! s muss endlich eine Lösung geben, wie Afrikaner auf egalem Weg nach Europa gelangen können. Ja, es gibt auch Fortschritte in Afrika, zum Beispiel ort, wo Entwicklungsprogramme auf den Aufbau der ozialen Daseinsfürsorge und der Infrastruktur setzen. as heißt: Fortschritte sind dort zu verzeichnen, wo die ntwicklungspolitik in der Praxis die Auswirkungen eoliberaler Strukturanpassungsprogramme bekämpft. Nehmen wir Äthiopien als Beispiel. Dank der Waserund Sanitärprogramme der UNICEF ist die Kinderterblichkeit seit 1992 um 40 Prozent zurückgegangen. och noch immer sterben in Äthiopien zwölf von 00 Kindern in den ersten fünf Jahren an vermeidbaren rankheiten. Dieses Leid ist keine Folge von Naturka astrophen; es ist eine Folge der Armut, die der Weltkaitalismus unter anderem über Schwarzafrika gebracht at. Über 80 Prozent der Äthiopier leben von weniger als Dollar pro Tag. In einem Land mit einer reichen Vege ation haben die meisten Menschen einfach nicht genug eld, um sich ausreichend Nahrungsmittel zu kaufen. ie Folge ist, dass die Hälfte aller Kinder Äthiopiens an hronischer Unterernährung leidet. Ihr Immunsystem ist u schwach gegen Durchfallund Atemwegserkrankunen, an denen fast drei Viertel der betroffenen Kinder terben. Das heißt: Auf der einen Seite haben wir die UNICEF, ie um das Leben der Kinder Äthiopiens kämpft. Auf der Hüseyin-Kenan Aydin anderen Seite haben wir die USA und die EU, die die Regierung dieses verarmten Landes aufrüsten und zu einem militärischen Einmarsch nach Somalia ermutigen. Ist es das, was die Bundesregierung unter „gleichberechtigter Partnerschaft mit den afrikanischen Ländern“ versteht? Jede Afrikapolitik muss sich daran messen lassen, was sie den Armen in Afrika bringt. Die vorgelegte EUStrategie für Afrika setzt einseitig auf die Förderung privater Investitionen – als wenn das allein schon irgendetwas für die Bevölkerungsmehrheit bringen würde! Blicken wir auf die Investitionen im Bergbau, etwa im Kongo! Die illegale Ausbeutung der Ressourcen hat der Bericht einer parlamentarischen Kommission in Kinshasa wohl dokumentiert. Herr von Klaeden, das müssen Sie ja kennen. Von ihr profitieren sowohl zahlreiche internationale Konzerne wie auch kongolesische Warlords und Geschäftemacher. Doch obwohl der Bericht nun schon ein Jahr vorliegt, wird er von EU und Bundesregierung totgeschwiegen. Anders ausgedrückt: Die Bundesbürger zahlen mit Millionen einen Einsatz der Bundeswehr im Kongo, doch die krummen Geschäfte in dem Land werden ungestört weiterbetrieben. Wenn es hingegen um den Schutz von Arbeitnehmern in Afrika geht, bleibt die Bundesregierung systematisch untätig. Gestern lag hier im Bundestag ein Antrag der Linken zur Ratifizierung des IAO-Übereinkommens über Heimarbeit vor. Dieses Übereinkommen soll die Regierungen in Entwicklungsländern dazu verpflichten, Mindeststandards einzuführen und wenigstens den Mutterschutz zu gewähren. Doch die Regierungsfraktionen stimmten dagegen. Sie signalisieren ihren reichen Freunden in den Regierungen der armen Entwicklungsländer: Sorgt dafür, dass bei euch die Heimarbeiterinnen weiter rechtlos bleiben! Denn das hilft, das Lohnniveau zu drücken, und zwar weltweit, unter anderem eben auch in Deutschland. Meine Damen und Herren, was wir brauchen, ist eine Politik, die erstens Armut in Afrika bekämpft, zweitens keine Kriege zwischen den afrikanischen Staaten anzettelt (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Wer macht denn das?)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


und drittens solidarisch für die Interessen der lohnabhän-
gig Beschäftigten in Afrika eintritt,


(Beifall bei der LINKEN)


mit anderen Worten: das Gegenteil der Politik, wie sie
die G 8 und die EU unter der deutschen Ratspräsident-
schaft verwirklichen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608304100

Das Wort hat nun die Kollegin Kerstin Müller für die

Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.

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(C (D Kerstin Müller EN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ach diesem Lamento darüber, wie schlecht es in Afrika
st und dass der Kapitalismus daran schuld ist – die Welt
timmt also wieder –, will ich mit den positiven Signalen
us Afrika anfangen. Es ist in der Tat so, dass sich Afrika
uf den Weg gemacht hat, auf den Weg zu einer politi-
chen Gemeinschaft mit dem Anspruch auf Selbststän-
igkeit und dem Anspruch auf grundlegende Reformen.
as haben wir auch hier bisher viel zu wenig zum
hema gemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ohne Zweifel bleiben die Probleme in Afrika im-
ens; viele haben das schon angesprochen. Auch für die
rreichung der Millenniumsziele sieht es sicherlich nicht
ut aus, vor allem wegen Afrika-Subsahara. Doch die
ründung der Afrikanischen Union, der gesamte
EPAD-Prozess, die zunehmende Zahl demokratischer
egierungen – alles das sind wirklich positive Zeichen

ür einen Aufbruch. Es gibt auch volkswirtschaftliche
rfolgsgeschichten; ich nenne nur einmal Botswana.
uch das gehört zur afrikanischen Realität. Ich will jetzt

inmal den Ausblick auf die Fußball-WM 2010 geben.
a wird die Welt dieses selbstbewusste Afrika des
ufbruchs kennenlernen, und das finde ich wirklich
ut.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben Afrika gegenüber nicht nur entwicklungs-
olitische Verpflichtungen. Afrika ist auch ein Kontinent
olitischer Chancen. Da muss ich bei Ihnen, Herr von
laeden, noch einmal einhaken. Bei allem, was China
der die Amerikaner oder Vertreter anderer Kontinente
a machen, hat Afrika an Europa, an die Europäer immer
och die höchsten Erwartungen und die größten Hoff-
ungen. Das Problem ist, dass die Europäer – auch wir
eutsche – diese Chance nicht begreifen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Ich glaube, das habe ich gesagt, Frau Kollegin! – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Hat der Außenminister nicht anders gesagt! – Weiterer Zuruf von der SPD: Was hat denn Herr Fischer die ganze Zeit gemacht?)


Immerhin reden wir alle jetzt – auch heute hier – von
artnerschaft: der Außenminister, die Kanzlerin. Vor
llem der Bundespräsident hat sich der Sache angenom-
en. Das heißt, bei unserem Blick auf Afrika hat sich et-
as getan. Ich glaube, es kommt darauf an, diesen Be-
riff der Partnerschaft durch eine konkrete Politik mit
eben zu erfüllen.

Meine Damen und Herren von der Bundesregierung,
ch will schon fragen: Wie kann man eine wirkliche Part-
erschaft aufbauen, wenn bisher weder die Kanzlerin
och der Außenminister Afrika besucht haben – mit
usnahme der Maghreb-Staaten – und Afrika immer
inten herunterfällt? Ich weiß, dass es gerade während
er EU-Ratspräsidentschaft viele und wichtige Schwer-






(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

punkte gibt. Aber ich finde das schade, und wir müssen
darauf achten, dass dieses Wort der Partnerschaft nicht
zur Floskel verkommt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wir erinnern uns an die zahlreichen Afrikareisen von Joschka Fischer!)


– Ja, das können wir gerne tun. Sie werden dann sehen,
dass das anders war.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Ja, schlimmer!)


Wenn wir von Partnerschaft reden, dann müssen wir
auch selbst zum Politikwechsel bereit sein. Wie steht es
mit der viel beschworenen Anhebung der ODA-Quote
auf 0,7 Prozent? Wann sehen wir einen konsequenten
Abbau der europäischen Agrarsubventionen, durch die
die afrikanische Landwirtschaft ruiniert wird? Wann gibt
es eine Änderung der EU-Fischereipolitik – der Bundes-
präsident hat neulich darauf hingewiesen –, durch die die
Fischer Westafrikas arbeitslos gemacht werden? Mit un-
serer eigensüchtigen Agrar-, Fischerei- und Welthan-
delspolitik konterkarieren wir die Entwicklungspolitik
in afrikanischen Staaten. So werden wir die Millenniums-
ziele in Afrika nicht erreichen.

Ich sage: Damit sind wir zu einem erheblichen Teil
mit an dem schuld, was an Europas Grenzen passiert.
Wie reagieren wir denn auf diese Migration? Wir tun
das eben nicht mit dem Abbau dieser verheerenden Sub-
ventionspolitik, sondern mit einer aufgerüsteten EU-
Grenzschutzagentur und mit neuen Verfahren zur Ab-
schiebung. Das hat meines Erachtens nichts mit einer
Partnerschaft mit Afrika zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Richtig! Da hat sie recht!)


Wir müssen die Afrikaner auch bei der Befriedung
der vielen bewaffneten Konflikte auf dem Kontinent
unterstützen. Die Afrikanische Union und ihre Regio-
nalorganisationen haben inzwischen erstaunliche Fort-
schritte beim Aufbau eigener Friedenstruppen ge-
macht. Nach dem Einsatz der Afrikanischen Union in
Darfur – AMIS – steht jetzt in Somalia eine neue Mis-
sion an. Es ist völlig klar: Ohne die Unterstützung der
EU wird das nicht funktionieren. Das ist zu bedenken,
wenn es um eine konkrete Partnerschaft geht. Allerdings
wird das in Darfur und bei anderen Konflikten nicht aus-
reichen. Die Vereinten Nationen werden der wichtigste
Träger von Peacekeeping-Missionen in Afrika sein: im
Kongo, in der Elfenbeinküste, in Liberia und in anderen
Staaten.

Auch das will ich in dieser Debatte, in der es um die
Außen- und Sicherheitspolitik im Hinblick auf Afrika
geht, ganz klar ansprechen: An diesen UN-Missionen ist
Deutschland leider immer noch nur minimal beteiligt.
Diese schwere Aufgabe des Peacekeeping in Afrika
überlassen wir immer noch lieber Staaten der Dritten

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(C (D elt. Ich meine: Wenn wir die Partnerschaft mit Afrika nd unsere Unterstützung der Vereinten Nationen wirkich ernst nehmen, dann müssen wir uns stärker auch an iesen Friedensmissionen in Afrika beteiligten. Sie haben die Stabilisierungsmission im Kongo erähnt. Das war ein erster positiver Schritt. Aber auch ier muss man sagen: Welche Debatten mussten wir daüber führen! Es ist vielen schwergefallen, zu entscheien, dass man sich daran beteiligt. Vor allen Dingen: as ist jetzt eigentlich mit dem Aufbauprozess? Viele aben hier in der Debatte gesagt, dass das zivile Engageent das Wichtigste ist. Ich kann da bisher nicht viel se en. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Was?)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wo sind nicht nur unsere entwicklungspolitischen Ini-
iativen? Wo ist zum Beispiel das Wirtschaftsministe-
ium? Hier liegen jetzt Chancen. Wenn wir schon dort
ingehen, dann müssen wir diese Chancen auch begrei-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meines Erachtens ist die Bundesregierung beim
hema Darfur vollkommen gescheitert. Zurzeit gibt es
ort die größte humanitäre Krise weltweit. Die sudanesi-
che Regierung spielt Katz und Maus mit der internatio-
alen Gemeinschaft und lehnt eine UN-Mission immer
och ab. Herr von Klaeden, wenn es um Völkermord
eht, dann kann man sich nicht hinter African Owner-
hip verstecken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es geht inzwischen um Völkermord. Deshalb noch
inmal: Herr Außenminister, Sie haben das in der nächs-
en Woche stattfindende Außenministertreffen erwähnt.

arum ergreifen die Außenminister nicht endlich ent-
prechende Maßnahmen wie die Verhängung von EU-
anktionen, um den Druck auf das Regime zu erhöhen,
odass die UNO-Mission endlich zugelassen wird?


(Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Sie möchten eine Zwischenfrage stellen?


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608304200

Frau Kollegin, die kann ich schon deshalb nicht mehr

ulassen, weil Sie außerhalb Ihrer Redezeit sprechen
ürden.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Ich würde sie gern beantworten.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608304300

Das habe ich mir gedacht.






(A) )



(B) )

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Ich würde mir wünschen, dass es in Bezug auf diese
Krisen ein stärkeres Engagement der Bundesregierung
gäbe. Wir würden Sie dabei in jedem Fall unterstützen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608304400

Es besteht der Wunsch nach einer Kurzintervention.

Bitte schön.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1608304500

Frau Kollegin Müller, Sie haben mir vorgeworfen, ich

würde mich bezüglich des Völkermords in Darfur hinter
African Ownership verstecken. Das weise ich mit aller
Entschiedenheit zurück. Ich wäre Ihnen aber dankbar,
wenn Sie Butter bei die Fische täten und sagen würden,
dass die Grünen für eine militärische Intervention sind,
ohne dass es dafür in den Vereinten Nationen die not-
wendige Unterstützung gibt und ohne dass es von der
Regierung im Sudan dafür die notwendige Zustimmung
und Unterstützung gibt. Feuilletonistisch alles zu bekla-
gen und der Regierung fehlendes Handeln vorzuwerfen,
selber aber nicht zu sagen, was man zu tun bereit wäre,
ist, finde ich, ziemlich fahrlässig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608304600

Zur Erwiderung Frau Kollegin Müller.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Kollege von Klaeden, mir in der Darfurfrage
feuilletonistische Reden vorzuwerfen, ist ziemlich ab-
surd. Ich kann Ihnen das aber sehr konkret sagen. Ich
habe das auch schon im Plenum für die Fraktion gesagt;
wir sind in dieser Frage ziemlich klar. Ja, wir sind für die
von der UNO bereits beschlossene robuste UNO-Mis-
sion. Das Problem ist, dass diese UNO-Mission nicht ins
Land gelassen wird. Nach dem Beschluss der UNO ist es
noch nicht einmal notwendig, dass die sudanesische Re-
gierung zustimmt. Natürlich wäre das wünschenswert.
Deshalb gibt es auch die diplomatischen Initiativen.
Deshalb habe ich hier immer gefordert, dass man darauf
hinwirkt, dass die Russen und die Chinesen ihren Ein-
fluss geltend machen. Notwendig wäre das nicht. Die
UNO hat bereits eine robuste Truppe beschlossen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das ist doch die Position der Regierung! Wollen Sie intervenieren oder nicht?)


– Ja, sicherlich.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Gegen den Willen der sudanesischen Regierung?)


Wenn es um Völkermord geht, dann müssen wir alles
tun, um diesen Völkermord zu stoppen. Letztlich bin ich
auch der Meinung, dass wir dies gegen den Willen der

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(C (D udanesischen Regierung tun müssen. Selbstverständich. Jetzt muss aber erst einmal alles versucht werden, m die Zustimmung zu bekommen. Die EU hat die Verängung von Sanktionen zigmal beschlossen. Warum erden diese nicht umgesetzt? Dies wäre ein Drohmittel egen das Regime. Zum Schluss kann ich nur an das erinnern, was Kofi nnan gesagt hat. Er ist jemand, der sich wirklich in den risen dieser Welt auskennt. Es gibt eine Krise, die er ns zum Abschluss in allen Reden sozusagen ins tammbuch geschrieben hat. Das ist die Krise in Darfur. r tat dies mit der eindringlichen Aufforderung an uns, ich hier gemeinsam zu engagieren und mit einer robusen UNO-Truppe alles dafür zu tun, das Morden dort zu toppen. Darum geht es mir. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608304700

Nun erteile ich das Wort der Bundesministerin

eidemarie Wieczorek-Zeul.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für
irtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Afrika bildet einen

chwerpunkt des G-8-Gipfels in Heiligendamm und ist
in zentrales Thema der deutschen Präsidentschaft in der
uropäischen Union. Das ist ein praktisches Zeichen für
nsere Unterstützung dieses Kontinents.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


In allen Diskussionsbeiträgen wurde immer wieder
arauf hingewiesen: Afrika nimmt seine eigene Verant-
ortung wahr. Wir wollen Afrika dabei unterstützen. Ich

inde, wir sollten Erfolge, die auch unsere Erfolge sind,
icht immer vergessen. Ich erinnere an die Auseinander-
etzungen um die Frage, ob wir Soldaten in den Kongo
chicken, um dort den Wahlprozess abzusichern und ei-
en Bürgerkrieg zu verhindern. Es ist gelungen, diese
ahlen abzusichern und den Bürgerkrieg zu verhindern.

Es gibt aber noch weitere Erfolge. Am 15. Dezember
006 haben die elf Mitgliedstaaten der Internationalen
onferenz Große Seen einen Stabilitäts- und Solidari-

ätspakt unterzeichnet. Dieser regionale Prozess ist, so
ürde ich sagen, mit dem vergleichbar, was die KSZE in
uropa war. Die Region jedenfalls ist noch größer als
uropa.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zu der Aussage von Frau Müller, sie sehe hierzu
ichts, möchte ich sagen: Unser Ministerium unterstützt
as Konferenzsekretariat, das diese Konferenz leitet, die
ie Themen Wirtschaft, Sicherheit, Menschenrechte so-
ie Energiefragen behandelt. Wir setzen dazu beratend
nsere Entwicklungszusammenarbeit ein. Ich finde, das
ollten wir nicht kleinschreiben, sondern sehen, dass wir
inen aktiven Beitrag zur Friedenssicherung leisten.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zu Herrn Aydin will ich sagen: Man muss immer auf
der Höhe der Zeit bleiben, wenn man wirklich helfen
möchte. Ihre Ausführungen gingen an der Realität vor-
bei. Was jedoch machen wir? Unser Ministerium trägt
mit dazu bei, dass das Protokoll zur Eindämmung der il-
legalen Rohstoffausbeutung unterschrieben und damit
der illegalen Rohstoffausbeutung ein Ende gesetzt
wird. Das sind doch praktische Erfolge, die wir nicht sel-
ber kleinschreiben dürfen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Vielleicht eine Anmerkung zur Situation in Darfur,
die uns allen, Frau Müller, entsetzlich auf der Seele las-
tet. Wir dürfen die Augen nicht vor dieser entsetzlichen
Situation der Vertreibung und der Ermordung von Men-
schen verschließen, die immer noch anhält. Ich sage an
dieser Stelle – ich glaube, das verbindet uns alle –: Es ist
gut, dass der Chefankläger des Internationalen Strafge-
richtshofs in Den Haag endlich Schuldige, die selbst in
der sudanesischen Regierung sitzen, benannt hat. Wir er-
warten die Anklage und die entsprechenden juristischen
Maßnahmen gegen diese Schuldigen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE])


Niemand wird – obwohl das eine entsetzliche Situa-
tion ist –, wenn er wirklich abwägt, sagen können, dass
man gegen den Willen der sudanesischen Regierung in
das Land gehen sollte. Das würde ein noch schreckliche-
res Morden bedeuten. Umso wichtiger ist es, massive
Sanktionen gegen die sudanesische Regierung voranzu-
bringen. Wir brauchen endlich ein Waffenembargo für
den ganzen Sudan und nicht nur für Darfur. Die Situa-
tion dort ist doch absurd. Setzen wir uns dafür ein und
tragen wir dazu bei, dass Druck auf die sudanesische Re-
gierung ausgeübt wird!


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Schwerpunkte des deutschen Engagements, auch
die unseres Ministeriums, sind: Förderung von Frieden
und Sicherheit, Stärkung von verantwortlicher Regie-
rungsführung. Das, was wir tun, wird in Afrika hoch an-
erkannt. Aber ich will auch hier noch einmal sagen: Wir
unterstützen den Aufbau des Afrikanischen Menschen-
rechtsgerichtshofs. Deutschland ist der größte Geber und
Unterstützer beim Aufbau des Panafrikanischen Parla-
ments. Das sind alles Schritte hin zu wirklich demokrati-
schen Entwicklungen, die wir im Rahmen der Partner-
schaft leisten. Ich finde, das sollte anerkannt werden und
das sollte auch stärker in das öffentliche Bewusstsein ge-
langen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Wir unterstützen Handel, Regionalorganisationen, achstum, nachhaltige Förderung der erneuerbaren nergien und Energieeffizienz. Außerdem ist Afrika der egionale Schwerpunkt unserer Entwicklungszusamenarbeit. Im Jahr 2005 – ich kann nur diese Zahlen ennen, weil lediglich dazu die ODA-Zahlen vorliegen – aben wir knapp 2 Milliarden Euro sowohl für bilaterale ls auch für multilaterale Leistungen oder für Leistungen ür Afrika zur Verfügung gestellt – Official Developent Assistance – und Schuldenerlasse in Höhe von und 1 Milliarde Euro ermöglicht. Ich wiederhole an dieer Stelle: Das entspricht auch unserer Selbstverpflichung. Wir alle, die G 8, haben auf dem G-8-Gipfel in leneagles zugesagt, die Finanzmittel für Afrika bis um Jahr 2010 zu verdoppeln. Wir haben uns verpflichet und sind nun verpflichtet, diese Zusage auch einzualten. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es geht neben den Leistungen der Entwicklungszu-
ammenarbeit, also den öffentlichen Finanztransfers,
uch darum – das ist in der Diskussion mehrfach ange-
prochen worden –, die Wachstumskräfte in Afrika zu
tärken. Afrika braucht breitenwirksames Wachstum,
amit in den unterschiedlichen Ländern, die es in Afrika
ibt, auch Arbeitsplätze geschaffen werden. Dabei geht
s um dreierlei: Erstens geht es darum, mehr Transpa-
enz bei der Produktion in den erdölfördernden Ländern
u verwirklichen. Zweitens geht es darum, Länder wie
hana und Tansania, die als Topreformer wirklich her-
orragende Leistungen aufweisen können, zu unterstüt-
en. Drittens muss den kleineren Entwicklungsländern
abei geholfen werden, ihre Märkte durch regionale Ko-
peration auszuweiten.


(Abg. Margareta Wolf [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Herr Präsident, da möchte eine Kollegin etwas fragen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608304800

Da Sie das offenkundig zulassen wollen: Bitte schön,

rau Kollegin Wolf.

Margareta Wolf (Frankfurt) (BÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN):
Herzlichen Dank, Herr Präsident.

Frau Wieczorek-Zeul, hier war jetzt schon mehrfach
ie Rede davon, dass das deutsche Engagement in
frika gerade im Hinblick auf Investitionen zu gering

ei. Jetzt sprachen auch Sie gerade davon, dass man mit-
ilfe der von uns immer unterstützten HIPC-Initiative
ei der Entschuldung vorankommen wolle. Seit einiger
eit treibt mich angesichts der Investments, die die Chi-
esen in gerade entschuldeten Ländern Afrikas tätigen,
ie Frage um, warum die Deckungshöhe von Hermes-
ürgschaften für Investitionen gerade in den HIPC-Staa-
en so niedrig ist und warum diese nur eine so kurze
aufzeit haben. Vielleicht wird dadurch die Hemm-
chwelle für kleine und mittlere Unternehmen, in diesen
ändern zu investieren, unnötig erhöht. Mich würde in-






(A) )



(B) )


Margareta Wolf (Frankfurt)

teressieren, ob Sie meine Analyse teilen und ob die Bun-
desregierung gewillt ist, von der niedrigen Deckungs-
höhe und -dauer von 250 000 Euro über 365 Tage bei
diesen Ländern Abstand zu nehmen.

Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:

Ich kann sagen, dass es Überlegungen gibt, die Absi-
cherungsmöglichkeiten von Krediten zu verbessern, um
entsprechende Investitionen zu fördern. Zu den Details
kann ich Ihnen noch nichts sagen, weil wir darüber ge-
rade im Rahmen der G 8 beraten. Auf das Engagement
Chinas möchte ich im Folgenden etwas ausführlicher
eingehen, Frau Kollegin, weil ich an dieser Stelle den
Punkt China ohnehin aufgreifen wollte.

Manche stellen es in der Diskussion so dar, als sei das
Auftreten Chinas in Afrika eine Entwicklung der letzten
Tage. Ich möchte darauf hinweisen: Die internationale
Gemeinschaft ist im Dialog mit verschiedenen neuen
Geberländern; das betrifft nicht nur China, sondern auch
andere Länder. Nach meiner Meinung machen neue
Finanzmittel für Afrika dann Sinn, wenn sie nach inter-
nationalen Standards eingesetzt werden: Ökologische
und soziale Normen müssen respektiert und die lokalen
Arbeitsmärkte dürfen nicht zerstört werden. Das liegt
auch im Interesse der afrikanischen Bevölkerung. Von
dieser werden dabei die Investitionen und anderen Un-
terstützungsmaßnahmen Europas sehr viel höher ge-
schätzt als die All-inclusive-Investments Chinas. Was
zählt, ist, dass dauerhaft neue Arbeitsplätze auf den loka-
len Märkten der afrikanischen Länder entstehen und ge-
sichert werden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Lassen Sie mich zum Schluss ein Thema ansprechen,
das vorhin schon von Herrn von Klaeden und anderen
genannt wurde: die Frauen. Vor einer Woche haben wir
in Berlin eine Konferenz über Gleichberechtigung von
Frauen, insbesondere von afrikanischen Frauen, durch-
geführt. Wir haben dabei alle zusammen noch einmal
darauf hingewiesen: Zugang zu Landbesitz, Sicherung
des Erbrechts sowie Zugang zu Krediten und Beschäfti-
gung sind zentrale Forderungen. Dass Frauen weltweit
nur über 2 Prozent des gesamten Landes verfügen, ist
doch ein Skandal.

Wichtig ist – das wird in Afrika immer mehr verstan-
den; aber wir müssen dazu beitragen, dass der Zusam-
menhang noch deutlicher wird –: Die Gleichberechti-
gung von Frauen ist natürlich eine Frage von
Menschenrechten und Demokratie, aber nicht nur das.
Hohe Wachstumsraten korrelieren in Entwicklungslän-
dern mit dem Engagement für die Gleichberechtigung
der Frauen und ihrem Zugang zu wirtschaftlichen Chan-
cen. Die Benachteiligung von Frauen geht mit einer Sen-
kung der Wachstumsraten einher. Das heißt, die Benach-
teiligung von Frauen ist auch wirtschaftlich zutiefst
schädlich. Das sollten wir immer wieder deutlich ma-
chen und die Chancen der afrikanischen Frauen beim
Zugang zu Krediten sowie Land- und Erbrecht verbes-
sern.


(Beifall im ganzen Hause)


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(C (D Wer Frauen stark macht – auch das ist ein wichtiger unkt –, der schwächt die Aidspandemie. Deshalb wird ie Bekämpfung von HIV/Aids ein zentrales Thema auf em G-8-Gipfel sein, besonders bezogen auf die Infizieung von Frauen und Kindern. Frauen machen im südlihen Afrika 60 bis 70 Prozent aller Infizierten aus. Da ist in dramatischer Anstieg zu verzeichnen, dem wir nicht atenlos zusehen dürfen. Zwei Bemerkungen an dieser Stelle. Erstens. Ich erbe für den globalen Fonds, mit dem die Bekämpfung on Aids, Malaria und Tuberkulose unterstützt wird. ieser Fonds ist vor wenigen Jahren eingerichtet woren. Er hat mit seiner Arbeit 1,5 Millionen Menschen as Leben gerettet; jeden Monat können weitere 00 000 Menschen gerettet werden, darunter sehr viele inder. Lassen Sie uns diesen Fonds so stärken, dass ehr Menschenleben gerettet werden können! Das ist nsere gemeinsame Verpflichtung. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Zweitens werbe ich dafür, dass die internationale Ge-
einschaft während unserer Präsidentschaften einen
erhaltenskodex beschließt, der die Abwerbung medizi-
ischen Personals aus afrikanischen Ländern untersagt.


(Beifall des Abg. Dr. Hakki Keskin [DIE LINKE])


rzte und Krankenschwestern werden in diesen Ländern
ebraucht für die Gesundheitsversorgung, für die Aids-
ekämpfung und für die Krankheitsbekämpfung im All-
emeinen. Lassen Sie uns dazu beitragen, dass sie dort
efördert werden, damit die Menschen dort Chancen ha-
en und damit das Ausbluten afrikanischer Länder ver-
indert wird!

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608304900

Der Kollege Königshaus hat nun das Wort für die

raktion der FDP.


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1608305000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn man

ie Kollegin Müller eben gehört hat, könnte man glau-
en, sie habe nie einer Bundesregierung angehört, die
chon vor all den Problemen gestanden hat, die sie hier
o lauthals beklagt hat, wo es aber keine Strategien gab,
iese wirklich nachhaltig zu lösen.


(Beifall bei der FDP)


nsofern sollte sie hier vielleicht ein bisschen zurückhal-
ender sein.

Alle reden über Afrika. Es gibt Strategien und alle
öglichen sonstigen wohlfeilen Aktivitäten. Aber wenn

s tatsächlich ans Eingemachte geht, dann stellt sich
chnell heraus, dass die Probleme doch etwas vielschich-






(A) )



(B) )


Hellmut Königshaus
tiger sind und dass es schwer ist, die Einzelteile zu sor-
tieren. Man hat das gemerkt, als sich der Kollege von
Klaeden eben mühsam durch sein Manuskript gearbeitet
hat.


(Walter Kolbow [SPD]: Von Leichtigkeit strotzt Ihre Rede auch nicht!)


Das ist mit einer zusammenhängenden Strategie nicht zu
vereinbaren.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aber Sie gucken auch auf Ihr Manuskript!)


– Klar schaue ich auf mein Manuskript. Es war sehr
schwer, sich zu merken, was der Kollege von Klaeden
überhaupt gesagt hat, wenn ich da einmal ehrlich bin.
Deshalb musste ich mir das notieren.


(Beifall bei der FDP – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Jetzt mal zur Sache, Herr Kollege!)


– Ja, zur Sache.

Die Probleme können natürlich nicht mit einer einfa-
chen und schnell umsetzbaren Strategie gelöst werden.
Was wir brauchen, sind Maßstäbe, anhand derer wir die
Lösung der jeweiligen Probleme tatsächlich gezielt an-
gehen können. Wir brauchen Maßstäbe für jedes Pro-
blem, jedes Land, jedes Themenfeld.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das ist ja genial konkret!)


Das heißt auch, angemessene und kohärente Lösungsan-
sätze herzuleiten. Daran fehlt es uns leider noch immer.
Auch die hier zur Beratung anstehenden Anträge helfen
da nicht weiter.

Übrigens, Frau Ministerin, weil Sie gerade das Thema
Aids ansprachen: Wir hatten ja als FDP im Ausschuss
für wirtschaftliche Zusammenarbeit verlangt, dass dafür
ein namhafter Betrag festgeschrieben wird. Auch das ist
wieder abgelehnt worden. Ich hoffe, dass wir in Zukunft
zu einer vernünftigeren Handhabung solcher Dinge
kommen. In Bezug auf Afghanistan sind Sie unseren
Vorschlägen ja immerhin letztlich dann doch gefolgt.
Die Bundesregierung kann also offensichtlich auch da-
zulernen.


(Beifall bei der FDP)


Dass wir hier Afrika so sehr in den Fokus stellen, ist
in erster Linie dem Bundespräsidenten zu verdanken, der
zu Beginn seiner Amtszeit gesagt hat, er wolle Afrika
zum Schwerpunkt seiner Arbeit machen.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Er hat dazu allen Grund gehabt; denn es ist dringend
erforderlich, die verheerenden Schäden, die während der
Zeit der rot-grünen Regierung auf dem afrikanischen
Kontinent entstanden sind, zu beheben. Herr Bundes-
außenminister, mit Blick auf Afrika ist Ihnen zugute zu
halten, dass Sie den verheerenden Trend, immer mehr
Botschaften zu schließen, immer mehr Personal abzuzie-
hen und sich immer weniger diesen Ländern zuzuwen-
den, gestoppt haben. Es wäre begrüßenswert, wenn Sie

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(C (D n der Koalition dafür werben würden, dem Antrag der DP zur Stärkung des diplomatischen Dienstes zuzutimmen; denn dann könnten wir gemeinsam an diesem rojekt arbeiten. ass wir auf diesem Kontinent präsent sein müssen, dait wir dort die Probleme lösen können, ist für jederann nachvollziehbar. Afrika ist ja nicht per se arm. Wenn man die Rohstoffituation betrachtet, muss man sagen, dass Afrika im runde genommen ein reicher Kontinent ist. Aber wir üssen helfen, dass die Afrikaner in der Lage sind, von iesem Reichtum selbst zu profitieren. Dass wir über olch gravierende Probleme reden müssen wie Hunger, nalphabetentum, Rückständigkeit und HIV/Aids, liegt ben daran, dass die Afrikaner ihre zur Verfügung steenden Ressourcen nicht selbst nutzen können. Eben wurde völlig zu Recht davon gesprochen, welhe gravierenden Auswirkungen die Dürre angesichts es sich abzeichnenden Klimawandels haben wird. Man uss aber auch über die Ursachen sprechen. Eine der rsachen ist eben, dass wir zwar gut gemeinte Maßnahen auf den Weg bringen – beispielsweise die Beiischung von Biokraftstoffen –, dass aber dafür Regenälder geopfert werden müssen. Es wird also das egenteil von dem bewirkt, was wir eigentlich erreichen ollen. Über diese Problematik müssen wir etwas inten iver nachdenken. Ich möchte noch Folgendes anfügen: Protokolle zu nterschreiben, genügt nicht. Man muss auch eine urchdachte Politik betreiben. Was hier im Moment pasiert, ist aber nicht durchdacht. ch konnte das am Beispiel Indonesien selbst beobachen. In Afrika gibt es unbestritten sehr große Hilfeleistunen westlicher Geber. Aber diese verpuffen in der Regel ufgrund der typisch afrikanischen Probleme wie Koruption, Ausbeutung, Krieg und Unterdrückung; wir haen schon darüber gesprochen. Die westlichen Geber beühen sich, diese Probleme zu lösen, indem sie völlig u Recht die Hilfe an Bedingungen wie gute Regierungsührung und Korruptionsfreiheit knüpfen. Aber wir könen die Einhaltung solcher Kriterien nur im Konsens mit llen anderen Gebern durchsetzen. Anderenfalls – so ehrt uns die Lebenswirklichkeit – werden sich korrupte liten und skrupellose Kleptokraten an den Hilfsgeldern nd an den Hilfsgütern bereichern. Vor allem müssen wir verhindern, dass die Rohstoffe ieses Kontinents weiter geplündert werden. Denn diese ohstoffe sind die einzige Chance, dass dort eine nachaltige Entwicklung stattfinden kann. Der Kontinent ist iel zu groß, als dass wir das ganz allein bewirken können. Natürlich müssen wir in diesem Zusammenhang über hina sprechen, aber ohne – da haben Sie, Frau Ministe in, völlig Recht – in ein China-Bashing zu verfallen. Hellmut Königshaus China ist nur einer von vielen neuen Gebern, die sich dort einbringen. China betreibt dort Realpolitik, schert sich aber keinen Deut um Menschenrechte und sonstige Grundsätze, die wir alle hochhalten. Wir müssen daher versuchen, zu vernünftigen Regelungen zu kommen, um die Chinesen, Inder und andere, die auf diesem Kontinent aktiv werden, einzubinden und auf unsere Grundsätze zu verpflichten. Denjenigen, der in Afrika und anderswo Entwicklungshilfe leistet – zum Teil aus egoistischen Motiven –, muss man darauf hinweisen, dass er im eigenen Land die Armut aus eigenen Mitteln bekämpfen muss. Es kann nicht angehen, dass beispielsweise in China die Armut mit deutschen und europäischen Mitteln bekämpft wird, währen die Chinesen in Afrika mit erheblich größerem Mitteleinsatz als Geber auftreten. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Ich erteile das Wort dem Kollegen Hartwig Fischer von der CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Bundesregierung nutzt die Chance der EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr sowie des G-8-Vorsitzes, den afrikanischen Kontinent verstärkt in das Bewusstsein der Politik, der Wirtschaft und der Medien zu bringen. Wir wollen mit dem vorliegenden Koalitionsantrag die Grundlage für eine parlamentarische Diskussion, aber auch für die Begleitung des Prozesses in den nächsten Monaten schaffen. Wir von der Koalition werden in den nächsten Monaten einen weiteren Antrag zur Entwicklungspolitik einbringen. Viele in Deutschland und Europa kennen Afrika aufgrund einer zum Teil verzerrten und einseitigen Darstellung nur unter dem Begriff der sieben Ks: Konflikte, Korruption, Kriminalität, Kapitalflucht, Krankheiten sowie Naturund Hungerkatastrophen. Es gibt derzeit elf bewaffnete Konflikte, von denen über 150 Millionen Menschen betroffen sind. Gerade in Darfur ist die Situation menschenverachtend und fast ausweglos. Korruption wird nicht selten als afrikanischer Tumor bezeichnet. Laut Transparency International liegen nahezu alle afrikanischen Länder auf dem Korruptionsindex bei drei Punkten, was sehr negativ ist. In diesem Zusammenhang ist es auch ein Verbrechen an den Menschen Afrikas, wenn es einigen afrikanischen Despoten weiterhin gelingt, ihre durch Korruption, Betrug, Erpressung, Plünderung öffentlicher Kassen und Raub zusammengestohlenen Dollarvermögen ungestraft ins Ausland zu transferieren. Ich bin deshalb der Bundeskanzlerin sehr dankbar, dass sie auf dem 24. französisch-afrikanischen Gipfel in C w H d l a N w S o e a 6 Z 1 d u K f v w l A I g u I 1 p h A r s d d s E d e b F n n w Z a b a R d (C (D annes deutliche Worte zum Beispiel für den simbabischen Diktator Mugabe gefunden hat. ier muss Afrika selbst handeln. Insbesondere Südafrika arf sich von Mugabe nicht auf der Nase herumtanzen assen. Das langsame Siechtum Simbabwes beginnt nun uch die bisher gute Entwicklung Südafrikas und seiner achbarländer zu gefährden. Wenn es so weitergeht, erden in wenigen Jahren weitere Teile der Bevölkerung imbabwes ihre Heimat verlieren und nach Südafrika der in andere Länder emigrieren. Hier droht nicht nur in neuer Konflikt; er weitet sich vielmehr gerade aus. Eben wurde die Bedrohung durch die Pandemie Aids ngesprochen. Etwa 30 Millionen Menschen, also Prozent der Bevölkerung, sind davon betroffen. Die ahl der Aidswaisen in Afrika liegt derzeit bei etwa 2 Millionen und wird laut UNICEF in den nächsten rei Jahren auf 20 Millionen steigen. Auch Afrika wird bekanntlich nicht von Hungernd Dürrekatastrophen verschont. Wir wissen das von enia, wo seit 2005 etwa 3 Millionen Menschen betrof en sind. Sie haben in den letzten Tagen die Überflutung on Teilen Mosambiks erlebt. Über 300 000 Menschen aren davon betroffen; 100 000 Menschen sind obdach os. Ich danke der Entwicklungshilfeministerin und dem ußenminister für ihr unglaublich schnelles Handeln. nnerhalb von vier Tagen wurden Mittel zur Verfügung estellt, damit die Hilfsorganisationen vor Ort und auch nsere Durchführungsorganisationen arbeiten können. ch begrüße es ausdrücklich, dass Sie zusätzlich Million Euro für das nationale Institut für Katastrohenmanagement in Mosambik zur Verfügung gestellt aben. (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Wodarg [SPD])


(Beifall bei der FDP)


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608305100

(Beifall bei der CDU/CSU)

Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1608305200

(Beifall bei der CDU/CSU)


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Sehr gut!)


Aber es gibt auch ein ganz anderes, ein modernes
frika, ein Afrika, das in den letzten Jahren in allen Be-

eichen enorme Anstrengungen unternommen hat und
ich der Zukunft stellt. Dies umfasst Anstrengungen und
eutliche Verbesserungen in den Bereichen der Bil-
ungs-, Gesundheits- und Sozialpolitik sowie bei Men-
chenrechten und Good Governance. Deutschland und
uropa müssen diese afrikanischen Bestrebungen jetzt
eutlicher unterstützen.

Bundespräsident Köhler hat recht, wenn er sagt, dass
s an der Zeit ist, Afrika als Partner auf Augenhöhe zu
etrachten. Der Schutz der Menschenwürde und die
örderung der Menschenrechte sind die Grundlage ei-
es partnerschaftlichen Dialogs.

Bei den Gesprächen mit unseren afrikanischen Part-
ern und Freunden muss es jedoch auch um die Grund-
erte wie Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit gehen.
u einer offenen und ehrlichen Partnerschaft gehört
uch, gemeinsame, aber auch gegenteilige Interessen zu
enennen. Meine Fraktion hat es sehr bedauert, dass es,
ls es im UN-Menschenrechtsrat um die Verurteilung der
egierung im Sudan ging, bei der ersten Abstimmung
es Antrages des finnischen Ratspräsidenten im vergan-






(A) )



(B) )


Hartwig Fischer (Göttingen)

genen Herbst fast einen Block afrikanischer Länder ge-
geben hat, die eine Abstimmung zulasten der Regierung
in Khartoum verhindert haben. Wir begrüßen, dass es
später zu einer Änderung gekommen ist. Aber es gab nur
zwei afrikanische Staaten, die den finnischen Ratspräsi-
denten unterstützt haben. Das war falsch verstandene
Solidarität afrikanischer Länder.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Afrika darf nicht einfach als Ort einer ständigen
Wohltätigkeitsveranstaltung gesehen werden, wie es von
verschiedenen Seiten suggeriert wird. Afrika ist ein
Kontinent, an dem und in dem die internationale Staa-
tengemeinschaft vitale Interessen haben muss. Die Be-
standserhaltung des afrikanischen Regenwaldes mit sei-
nem Reichtum an Flora und Fauna ist von globaler
Bedeutung und liegt im ökologischen Interesse.

Der steigende weltweite Energieverbrauch und CO2-
Ausstoß, die Erderwärmung und die Veränderung des
globalen Klimas rücken Afrika immer stärker in den Fo-
kus geostrategischer Politik. Der aktuelle Bericht der
Vereinten Nationen über eine mögliche Klimakatastro-
phe zeigt deutlich, wie wichtig Afrika auch für das
Klima in Mitteleuropa ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da klatsche sogar ich!)


– Danke, Frau Kollegin Koczy.

Darüber hinaus droht Afrika die Gefahr weiterer
Wüstenbildung, so die UN. Die fruchtbaren Landstriche
am Kap, in Angola, in Simbabwe und in Mosambik
könnten sich in den kommenden Jahrzehnten in Halb-
wüsten verwandeln, damit Lebensgrundlagen entziehen
und somit neue Konflikte heraufbeschwören. Migra-
tionsbewegungen größten Ausmaßes wären die Folge.

Dass Afrika immer wieder in den Fokus energie- und
rohstoffhungriger Staaten gerät, beweisen China und die
USA. Aber auch Deutschland ist ein ressourcenarmes
Land und sollte daher ein natürliches Interesse an den
mineralischen und energetischen Ressourcen Afrikas
haben. Wir müssen die afrikanischen Regierungen unter-
stützen, damit der Abbau dieser Ressourcen auf umwelt-
verträgliche Weise erfolgt und vor allem die Menschen
Afrikas davon profitieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es kann und darf nicht sein, dass nur wenige Kleptokra-
ten und unverbesserliche Diktatoren den Nutzen aus dem
Abbau, lassen Sie mich sagen: aus dem Raubbau von
Rohstoffen haben.

Die afrikanischen Länder müssen dabei unterstützt
werden, ihre Rohstoffe zertifiziert abzubauen und die
daraus erzielten Gewinne transparent in den jeweiligen
Staatshaushalt fließen zu lassen. Die positive Vorreiter-

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(C (D olle Botswanas zeigt, dass dies möglich ist und der Enticklung des Landes und damit der Bevölkerung dient. er Initiative für einen transparenten Rohstoffabbau, ITI, gebührt deshalb unsere volle Unterstützung. Zur Ehrlichkeit mit Partnern gehört: Deutschland hat ls Exportland selbstverständlich auch wirtschaftliche nteressen in Afrika. Die afrikanische Wirtschaft wuchs m Jahr 2005 um durchschnittlich knapp 5 Prozent, im ahr 2006 um 6 Prozent. Dennoch zeigt der mit Prozent sehr geringe Anteil Afrikas am Welthandel, ass viele Länder den Anschluss an die weltwirtschaftlihe Entwicklung noch finden müssen. Wir müssen uns – ich sage das bewusst mit Blick auf nser Bundeswirtschaftsministerium – mit einer Wirtchaftsund Investmentstrategie stärker in diesen Proess einbringen. Wir können dazu beitragen, dass sich chwellenländer zu Ankerländern entwickeln. Es gibt iele Länder wie Angola, Botswana, Namibia, Mosamik, Tansania oder Ruanda, die in der wirtschaftlichen usammenarbeit eine wichtigere Rolle spielen könnten. Spätestens seit dem 11. September 2001 rücken fraile und instabile Staaten als Rückzugsräume für Terroisten und nichtstaatliche Gewaltakteure immer mehr ins lickfeld sicherheitspolitischer Überlegungen. Wir müs en uns für Frieden und Sicherheit für die Menschen in frika einsetzen; denn Deutschland hat nicht nur ein huanitäres, sondern auch ein großes sicherheitspoliti ches Interesse an stabilen politischen Verhältnissen in frika. Es liegt weder in unserem noch im afrikanischen nteresse, wenn Gefahren und Bedrohungen, die von unerem Nachbarkontinent ausgehen, zu Sicherheitsrisiken ühren. Deshalb unterstützen wir ausdrücklich die Strategien um Aufbau einer afrikanischen Truppe unter dem insatz der Afrikanischen Union, die dafür sorgen soll, ass Afrika bei Krisenherden selbstverantwortlich haneln kann. Herr Kollege Fischer, gestatten Sie eine Zwischen rage des Abgeordneten Keskin? Ja, bitte. Bitte schön, Herr Kollege Keskin. Sehr geehrter Herr Kollege, ich habe Ihnen aufmerk am zugehört und dabei den Eindruck gewonnen, dass ie die Afrikaner selbst für die vorhandenen Probleme, chwierigkeiten und Konflikte verantwortlich machen nd die alte koloniale Vergangenheit und auch die jetige Einmischung von außen, insbesondere von ehemalien Kolonialherren, gänzlich ausblenden. Meinen Sie icht, dass auch heute noch die alte koloniale Politik und ie neue mehr oder weniger hegemoniale Politik für Dr. Hakki Keskin viele der Probleme und Konflikte eine maßgebliche Verantwortung haben? Herr Kollege Keskin, Punkt eins: Ich persönlich bin der Überzeugung, dass die koloniale Vergangenheit eine große Rolle gespielt hat, weil viele der afrikanischen Länder auf die Freiheit nicht vorbereitet waren. Punkt zwei: Die Rohstoffe in Afrika werden in vielen Bereichen für die Afrikaner zum Fluch. Dies ist aus zweierlei Gründen so: einerseits, weil Staaten in der freien Welt bereit sind, ausgebeutete Rohstoffe aufzukaufen, und andererseits, weil es in diesen Ländern Despoten gibt, die dies nutzen, um von den Korruptionsgeldern gut zu leben. Deshalb haben wir uns mit der damaligen rot-grünen Bundesregierung zum Beispiel gegen diejenigen gewandt, die in Deutschland Coltan verarbeitet haben, das im Kongo gefördert wurde. Hier gibt es eine ganz klare Linie. Wir unterstützen, um diese Vergangenheit zu bewältigen und die Rohstofffrage zu lösen, das System EITI, aber auch mit all unseren Stiftungen den Aufbau von Good Governance, weil das die Grundlage dafür ist, dass für die Menschen in diesen Ländern etwas getan werden kann. Ich glaube, damit ist Ihre Frage beantwortet. Ich sehe, dass meine Redezeit – trotz des Anhaltens der Uhr für die Beantwortung der Zwischenfrage – abgelaufen ist. Lassen Sie mich trotzdem zur Linken noch einmal sagen: Für mich ist es bedrückend, wenn jemand – wie Herr Aydin – die Situation im Kongo nicht offen und ehrlich darstellt. Wir kennen die Ereignisse – es gab dreieinhalb Millionen Tote – und wissen, dass die Bundeswehr neben der ganzen Zivilorganisation einen entscheidenden Beitrag zur Stabilisierung geleistet hat. (Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Sie haben mich nicht verstanden, Herr Kollege Fischer!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608305300
Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1608305400
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608305500
Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608305600




(A) )


(B) )

Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1608305700

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


– Ihre Fraktion hat gegen den Einsatz gestimmt. – Men-
schen, die vorher in Flüchtlingslagern waren, sind jetzt
wieder in ihren angestammten Bereichen. Sie versuchen,
die Situation falsch darzustellen.

Eines ist für mich sicher: Der Satz „Keine Hälfte der
Welt kann ohne die andere Hälfte der Welt überleben“,
der auf einem Plakat des BMZ steht, muss Prämisse un-
seres Handelns sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608305800

Das Wort erhält nun die Kollegin Heike Hänsel für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich muss uerst etwas zu Ihnen, Frau Müller, sagen. Ich finde es chon ein starkes Stück, dass Sie hier dafür plädieren, hne eine Zustimmung seitens der sudanesischen Regieung Truppen nach Darfur zu schicken. Das wäre in einen Augen keine Friedensmission. Das ist eine Aus age für einen Kriegseinsatz in Darfur. (Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Den Krieg gibt es schon!)

Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608305900

ie können doch bei so einer komplizierten Situation wie
er in Darfur, für deren Bewältigung Sie viel mehr Ak-
eure an einen Tisch bekommen müssen, nicht dafür plä-
ieren, jetzt einfach Truppen dorthin zu schicken! Wie
ollen Sie die Situation dort militärisch lösen? Das finde

ch hanebüchen.


(Beifall bei der LINKEN)


ie als ehemalige Staatsministerin müssten das wissen.

Noch zu einem anderen Punkt. Sie haben Recht: Es
ibt ein selbstbewusstes modernes Afrika. Aber dass das
rst bei einer Fußball-WM zu finden ist, bezweifle ich.
as gibt es bereits. Im Januar fand das Weltsozialforum

um ersten Mal auf dem afrikanischen Kontinent statt.
ehr als 50 000 Menschen kamen in Nairobi zusam-
en. Die Menschen dort haben sehr gute Ansätze und

anz andere Vorstellungen, wie Afrika, wie ihre Länder
ich entwickeln sollen, als die, die ich hier gehört habe.
as ist das Afrika, das wir zu Wort kommen lassen müs-

en. Das würde Partnerschaft und Zusammenarbeit auf
leicher Augenhöhe bedeuten.


(Beifall bei der LINKEN)


Diese Menschen haben ihre Lebenssituation geschil-
ert, die nun einmal düster ist. Denn trotz der verbesser-
en ökonomischen Werte, die wir in den letzten Jahren in
frika verzeichnen, hat sich die Situation für viele Men-

chen in den afrikanischen Ländern verschlechtert. Vie-
en geht es heute schlechter als Anfang der 90er-Jahre.
ie Armut hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als ver-
oppelt. Auch die Zahl der Hungernden ist weltweit wei-
er gestiegen. Dafür sind in hohem Maße die deutsche
nd europäische Handelspolitik verantwortlich. Wäh-
end eine Afrikanerin durchschnittlich 8 Dollar Entwick-
ungshilfe im Jahr erhält, wird eine Kuh in Europa mit
ber 900 Dollar im Jahr subventioniert.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Herta DäublerGmelin [SPD]: Der Vergleich ist wirklich abartig!)


Ja, so zynisch ist unsere Außenpolitik. – Wir müssen
ufpassen, wohin die Gelder fließen. Wir subventionie-
en unsere Agrarprodukte. Das geht auf Kosten der Ent-
icklungschancen der Menschen in den Ländern des Sü-
ens.

Es ist ein Mythos, dass Handelsliberalisierung den
ntwicklungsländern Wohlstand und Entwicklung
ringt. Genauso wenig stimmt es, dass Wachstum per se
rbeitsplätze schafft. Wir sehen im Moment in Europa:
rotz Wachstums gehen immer mehr Arbeitsplätze ver-






(A) )



(B) )


Heike Hänsel
loren. Die Hilfsorganisation Christian Aid hat errechnet,
dass die Handelsliberalisierung die afrikanischen Länder
südlich der Sahara in den vergangenen 20 Jahren über
270 Milliarden US-Dollar gekostet hat. Zwei Jahrzehnte
der Liberalisierung haben diese Länder so viel gekostet,
wie sie an Entwicklungshilfe erhalten haben. Wären
diese Länder nicht zur Liberalisierung gezwungen wor-
den, um Schuldenerlass und Kredite zu erhalten, hätten
sie genug Geld gehabt, um jedes Kind impfen zu lassen
und jedem Kind den Schulbesuch zu ermöglichen.


(Beifall bei der LINKEN)


Es kommt nicht darauf an, den Menschen der Drit-
ten Welt mehr zu geben, sondern ihnen weniger zu
stehlen.

Das schreibt der UN-Sonderberichterstatter für Nah-
rung, Jean Ziegler, in seinem Buch „Das Imperium der
Schande“. Doch die EU arbeitet schon an neuen Libera-
lisierungs- und Marktöffnungsvorhaben. Bekannt sind
die Verhandlungen über die EPAs. Es ist ganz klar, dass
es hierbei um eine Senkung der Zölle und um eine wei-
tere Öffnung der Märkte geht, und zwar nicht nur für In-
dustrie- und Agrarprodukte der EU, sondern auch für
Investitionen, Dienstleistungen und das Beschaffungs-
wesen.

Das hätte katastrophale Folgen für all die lokalen
Märkte in den afrikanischen Ländern und für die regio-
nale Integration. Es hätte auch sehr negative Auswirkun-
gen auf die Umwelt, weil dann viele Staaten gezwungen
wären, ihre Rohstoffexporte zu erhöhen – zum Beispiel
den Export von Öl oder Tropenholz –, um die fehlenden
Zolleinnahmen zu kompensieren.

Frau Wieczorek-Zeul, auch die Situation der Frauen
würde sich dadurch sehr verschlechtern, weil davon ins-
besondere lokale Händlerinnen und Bäuerinnen betrof-
fen wären. Insofern kann ich nur an uns alle appellieren:
Unterstützen wir die Forderungen der sozialen Bewe-
gungen in den afrikanischen Ländern, stoppen wir die
EPA-Verhandlungen und schreiben wir ein neues Man-
dat aus!

Das gilt übrigens auch im Hinblick auf die Kriege
und Krisen in den afrikanischen Ländern. Die Poten-
ziale der Bevölkerung werden ausgeblendet. Stattdessen
wollen wir von außen immer stärker militärisch interve-
nieren. Ich frage mich: Wie soll eine afrikanische Sicher-
heitsarchitektur ohne die aktive Beteiligung der Zivilbe-
völkerung aussehen? Es gibt dort enorme Potenziale. Sie
werden aber nicht einbezogen.

Herr Steinmeier, in diesem Zusammenhang würde
mich interessieren: Was sagen Sie eigentlich zu
AFRICOM, der neuen Kommandozentrale der US-Ame-
rikaner in Stuttgart, die dazu dient, neue militärische In-
terventionen in diesen Ländern zu koordinieren? In mei-
nen Augen ist diese Entwicklung falsch. Wir brauchen
eine Stärkung der Zivilbevölkerung. Nur so können wir
auf die Krisen und Konflikte in diesen Ländern eine
nachhaltige Antwort geben.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Mein letzter Satz. Statt Milliardenbeiträge in die chaffung militärischer Einheiten zur Abwehr von lüchtlingen an Europas Außengrenzen und in den Aufau europäischer Interventionstruppen – unter anderem uch für Einsätze im Kongo – zu stecken, sollten wir sie n die Umstellung des europaweiten Energiesystems auf egenerative Energien und gleichzeitig in den Aufbau ezentraler alternativer Energiesysteme in den afrikanichen Ländern investieren. Dies wäre für mich eine Afriapolitik auf der Höhe des 21. Jahrhunderts. Danke. Nächste Rednerin ist die Kollegin Ute Koczy, Frak ion des Bündnisses 90/Die Grünen. Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen nd Kollegen! Ich halte es für eine Schande und Blaage für die internationale Gemeinschaft, dass es nicht elingt, die Menschen in Darfur vor der Ermordung, vor em Völkermord und vor Ihrer eigenen Regierung zu chützen. Ich hoffe, dass die Worte Kofi Annans nicht ngehört verhallen. Er hat zu Recht darauf hingewiesen, ass wir eine Verantwortung haben. Es ist sehr bedauerich, dass man hier nicht weiterkommt. Es ist sicherlich vermessen, mal eben in 5 Minuten ie ganze Bandbreite einer modernen Entwicklungspoliik in, für und mit Afrika darzustellen. Was haben Läner wie Südafrika und Ägypten oder Nigeria und Buundi gemeinsam? Dennoch halte ich ein Plädoyer für ie Vertiefung der Beziehungen zu Afrika, weil wir mit iesem Kontinent stärker verbunden sind, als uns geeinhin bewusst ist. Im Jahr der deutschen Doppelpräsidentschaft geht es ns Grünen darum, unsere Afrikastrategie mit Leben zu üllen. Deswegen haben wir unseren Antrag mit dem itel „Afrika auf dem Weg zu Demokratie und nachhaltier Entwicklung unterstützen“ eingebracht. Afrikapolitik vollzieht sich heute in einem grundleend veränderten Umfeld. Den afrikanischen Staaten tehen neue Optionen zur Verfügung. Vor allem China eigt uns, dass wir Europäerinnen und Europäer in frika auch wegen unseres Desinteresses an Boden ver oren haben. Nicht zuletzt die USA vertiefen ihre Koperation mit afrikanischen Ländern. Der Hintergrund st offensichtlich: Es geht um die Schätze Afrikas, um l, Gold, Coltan und Kobalt – Rohstoffe, die für unser ägliches Leben eine Rolle spielen. Ich sage es zugepitzt: Es gilt aus Interesse an Frieden und Gerechtigkeit u verhindern, dass Afrika erneut als Beutekontinent anesehen wird und seine Reichtümer aufgeteilt werden. Wir können vor hier aus dazu beitragen, Afrika mit euen Chancen zum Durchbruch zu verhelfen. Desween muss die Bundesregierung, muss die EU mit den Ute Koczy afrikanischen Staaten, aber auch mit China, Indien und den USA viel stärker darum ringen, sich zu Best Practices und internationalen Standards zu bekennen. Der Kampf gegen Korruption und Misswirtschaft muss gemeinsam und gezielt geführt werden. Die von China verfolgte Nichteinmischung in innere Angelegenheiten hat – das muss man ganz deutlich sagen – eine gefährliche Schlagseite: Sie gefährdet den sozialen Frieden. Wenn China und Indien eine größere Bedeutung als weltpolitische Akteure erlangen, müssen sie auch in Haftung genommen werden für Entwicklungen, die destabilisieren und zerstören. Die Gleichzeitigkeit von ökonomischen und demokratischen Fortschritten auf der einen Seite und Krisen und Katastrophen auf der anderen Seite kennzeichnen afrikanische Wirklichkeiten. Es ist schon gesagt worden: In fast einem Dutzend afrikanischer Staaten stehen Wahlen an, die mehr oder weniger demokratisch ablaufen. Das Wirtschaftswachstum beträgt in vielen afrikanischen Staaten nun schon im vierten Jahr in Folge mehr als 5 Prozent. Gerade im Rohstoffsektor steigen die Investitionen. Es gibt eine innerafrikanische Reformorientierung im Rahmen von NEPAD. Die Initiative zur Entschuldung der ärmsten Länder ermöglicht Fortschritte. Aber es gibt auch andere afrikanische Wirklichkeiten – auch sie sind heute schon benannt worden –: Afrika ist die einzige Region auf dieser Erde, in der die Zahl der Hungernden immer noch steigt, in der immer noch so viele Menschen an Unterernährung leiden. Es ist eine Schande, dass es uns nicht gelingt, in den ländlichen Räumen Fortschritte zu erreichen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608306000
Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608306100

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall der Abg. Marina Schuster [FDP])


Ich will weitere Stichwörter nennen: Kindersterblichkeit,
Lebenserwartung, HIV/Aids, Genitalverstümmelung,
Brustbügeln in Kamerun, eine weitere Misshandlung
von Frauen, die in patriarchalen Strukturen leben, von
der wir erfahren haben. Wir wissen inzwischen, dass wir
die Millenniumsziele, wenn die Umsetzung in dem
Tempo fortgesetzt wird, wahrscheinlich nicht erreichen
werden. Und dann sind da noch der Klimawandel und
die Perspektivlosigkeit.

Deswegen geht es darum, dass wir auf die Dinge, die
wir beeinflussen können, Einfluss nehmen. Ich möchte
darauf hinweisen, dass es nicht nur darum geht, von un-
serer Seite aus etwas zu tun. Wir müssen uns mit den
afrikanischen Ländern, mit den Staatsführern, mit den
örtlichen Wirtschaftseliten zusammentun und etwas ge-
stalten. Es braucht aber auch Lösungen von unten: Wir
müssen die Organisationen afrikanischer Bäuerinnen,
die Frauen, die Handwerker und andere zivilgesell-
schaftliche Akteure unterstützen, damit sie bei wirt-
schaftlichen und gesellschaftlichen Zukunftsfragen stär-
ker mitreden können.

Doch all das wird nicht viel bringen, wenn wir nicht
die Rechte der Frauen stärken.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


ie sind das Rückgrat Afrikas. Aus Zeitstudien in Benin,
adagaskar, Mauritius und Südafrika geht hervor, dass

ie Frauen pro Tag bis zu sieben Stunden länger beschäf-
igt sind als die Männer. Der schöne Ausdruck „faire la
atte“ – übersetzt: sich auf die Matte legen, dem Müßig-
ang frönen –, den ich im Tschad kennengelernt habe,
ringt dieses bizarre Ungleichgewicht auf den Punkt.
iese sozialen und kulturellen Normen, die die Arbeits-

eilung im Haushalt festlegen, führen zu einer eklatanten
enachteiligung der Frauen. Sie gefährden den Frieden

n Afrika, sie gefährden die Zukunft. Ich bin der Mei-
ung, dass wir uns in diesem Bereich weitaus mehr en-
agieren müssen, als wir es bisher getan haben.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608306200

Das Wort hat nun die Kollegin Dr. Herta Däubler-

melin, SPD-Fraktion.


Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1608306300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

atten in den vergangenen Jahren immer wieder Gele-
enheit, über Afrika zu reden. Heute behandeln wir die-
es Thema erneut.

Ich denke aber, dass wir heute keine Wiederholungs-
ebatte führen, weil es zwei bemerkenswerte Neuerun-
en gibt: Erstens – das wurde schon mehrfach erwähnt –
at Deutschland zurzeit die Präsidentschaften innerhalb
er Europäischen Union und der G8. Das verpflichtet zu
iner Schwerpunktpolitik gegenüber Afrika.

Die zweite Neuerung ist, dass der Deutsche Bundes-
ag mit den vorliegenden Anträgen die Afrikapolitik
icht nur begleitet, sondern in der Tat inhaltlich in seine
rbeit mit aufnimmt. Ein Blick in die Anträge zeigt,
ass bei allen Unterschieden, liebe Frau Hänsel, und bei
llen Vorwürfen doch sehr viele Gemeinsamkeiten vor-
anden sind. Zum einen wächst das Engagement für
frika. Das ist zu begrüßen. Zum anderen stellen wir

est, dass von niemandem in diesem Haus in irgendeiner
eise kritisiert wurde, dass Afrika Partner der Politik

ein soll.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/CSU])


Das ist in der Tat neu. Wenn man das ernst meint
wir werden sicherlich noch daran arbeiten müssen –,

ann heißt das, dass sich einige, die in diesem Hause ge-
edet haben, aber auch viele, die sich in der Öffentlich-
eit zu Afrika äußern, von manchen Klischees verab-
chieden müssen.

Es ist in der Tat richtig – darin stimme ich dem Kolle-
en Fischer ausdrücklich zu –, dass Afrika unter den drei
s – Krieg, Krisen und Katastrophen – zu leiden hat.
frika ist aber nicht nur der Kontinent der drei Ks, auch
enn das sensationsträchtig sein mag.






(A) )



(B) )


Dr. Herta Däubler-Gmelin

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Afrika eignet sich überhaupt nicht als Objekt der Ag-
gression gegen die deutsche oder europäische Politik,
liebe Frau Hänsel. Das ist falsch.


(Widerspruch der Abg. Heike Hänsel [DIE LINKE])


Sie haben zwar recht, dass vieles dringend geändert wer-
den muss. Manches ist in der Tat zynisch. Aber den Ver-
gleich der Subventionierung einer Afrikanerin mit der
einer Kuh finde ich nicht nur unangemessen, sondern er
ist auch in der Sache falsch, weil – wie alle, die sich mit
diesen Fragen beschäftigen, wissen – die vorhandenen
Unterstützungsgelder zum Teil nicht abließen können.
Denn die Fortschritte beim Empowerment und die Un-
terstützung bei der Institutionenbildung sind noch nicht
so weit gediehen, wie sie sollten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir sollten aber auch vermeiden, Afrika in erster
Linie nur noch als Ressourcenlieferanten zu betrachten.
Afrika sollte auch nicht mehr als Objekt unserer Für-
sorge missverstanden werden, sei sie auch noch so gut
gemeint. Afrika entspricht aber auch nicht dem Bild, das
in den letzten Monaten und Jahren in den Medien ge-
zeichnet wird. Auf der einen Seite stelle ich mit Freude
fest, dass die Berichterstattung über Afrika zugenom-
men hat. Auf der anderen Seite beunruhigt mich aber ge-
legentlich, dass der Anteil ziemlich schmalziger Home-
storys mit vermeintlich afrikanischem Lokalkolorit
überwiegt.

Was ich vermisse und was in den kommenden Mona-
ten unserer vertieften Befassung mit Afrika deutlicher
zum Ausdruck kommen sollte, ist, dass wir mehr von der
Vielfalt und Kultur Afrikas, der afrikanischen Dynamik
und den Persönlichkeiten zur Kenntnis nehmen, die
nicht nur uns, sondern der ganzen Welt viel zu geben ha-
ben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Manches ist heute schon angesprochen worden. Ich
will noch das eine oder andere ergänzen. Die Zahl der
Bevölkerung Afrikas entspricht heute der der 46 Mit-
gliedsländer des Europarats. Morgen wird das anders
sein, weil allein in den drei Ländern Uganda, Kenia und
Tansania – das wurde bereits erwähnt –, die ein beträcht-
liches Veränderungspotenzial haben und dies auch nut-
zen, mehr als 40 Prozent – zum Teil mehr als 50 Pro-
zent – der Bevölkerung jünger als 15 Jahre sind. Wir
können uns keine Vorstellung davon machen, welche
Veränderungsmöglichkeiten das mit sich bringt.

Ich glaube, dass Bischof Tutu, dessen moralische Au-
torität wir alle nur bewundern können, völlig recht hat,
wenn er von Afrika nicht mehr von einem schlafenden,
sondern von einem erwachenden Riesen spricht, der auf
den verschiedenen Feldern eine Menge dazu beizutragen
hat, dass das Leben auf unserer Erde und die Nachbar-

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(C (D chaft mit dem Kontinent Europa in Zukunft durch Frieen und Gemeinsamkeit geprägt werden kann. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich meine auch – um auf die Kultur zurückzukom-
en –, dass wir Nobelpreisträger wie Wole Soyinka end-

ich mit einer größeren Selbstverständlichkeit zur Kennt-
is nehmen sollten, übrigens nicht nur in dem, was er
terarisch geschrieben hat, sondern auch dann, wenn er
as wiederholt, was Kofi Annan nicht müde wird, immer
ieder zu sagen. Es gibt zwar unendlich viele Analysen
nd Beschreibungen von einzelnen Bereichen und Pro-
lemen, auch von Lösungswegen zu Afrika; daran
errscht kein Mangel. Aber was wir brauchen, ist eine
artnerschaftliche Politik im Hinblick auf Afrika, die zu
iner Umsetzung führt. Hier geht es um die Frage des
deliver“, wie es Kofi Annan in seiner letzten Rede aus-
edrückt hat; das ist das Entscheidende.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn man die Politik der Bundesregierung unvorein-
enommen betrachtet, dann kann man sie genau so loben
ie die der Europäischen Union. Es gibt viele Pläne,
ösungswege und Unterstützungsprojekte zur Armuts-,
unger- und Krankheitsbekämpfung, zum Schulden-

bbau, zur Bekämpfung der Korruption sowie zur
urchsetzung der Menschenrechte und von Good
overnance. Es kommt aber nun darauf an – das ist auch
ufgabe des Parlaments –, dass wir der Umsetzung zu-
ehmend mehr Kraft verleihen und Schwerpunkte set-
en; denn wir können nicht alles auf einmal machen.

Lassen Sie mich zwei Bereiche nennen, die in dem
ntrag der Großen Koalition aufgeführt sind und die ich

ür das kommende halbe Jahr für besonders wichtig
alte. Erstens. Wir können die Zusammenarbeit mit
nseren Partnerparlamenten in Afrika verstärken.
enn wir hier Fortschritte erreichen, dann tun wir viel

ür Transparenz, Good Governance, Kontrolle, Partizi-
ation und Demokratie. Lassen Sie uns das bitte stärker
n unsere Überlegungen einbeziehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Im Zusammenhang mit der notwendigen
nd richtigen militärischen Unterstützung für die Wah-
en im Kongo als Begleitprozess haben wir gesehen,
ass wir nicht allein oder schwerpunktmäßig Peacekee-
ing betreiben oder militärische Einsätze durchführen
ürfen. Vielmehr müssen wir Peacebuilding, das heißt
nstitutionbuilding betreiben, bevor Institutionen zusam-
enbrechen. Wir müssen in dem Moment fördernd ein-

reifen, in dem tatsächlich Möglichkeiten für die Ent-
icklung von Demokratie und Gemeinsamkeiten entste-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ieses Peacebuilding liegt mir sehr am Herzen. Manch-
al habe ich in der Öffentlichkeit den Eindruck, dass






(A) )



(B) )


Dr. Herta Däubler-Gmelin
wir viel leichter Geld für militärische Einsätze – welcher
Art auch immer – bekommen als für Peacebuilding bzw.
Institution-Building, das so wichtig für Empowerment
ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich noch einen Punkt aufgreifen, den die
Bundesministerin angesprochen hat und der so wichtig
ist, dass er auf dem Afrikagipfel und dem G-8-Gipfel be-
sprochen werden sollte. Das ist die wirklich üble Ent-
wicklung des Braindrains. Wir alle sind zwar für afrika-
nisches Empowerment und leisten viel Unterstützung.
Aber das nutzt nichts, wenn Ärzte und andere Spezialis-
ten nach ihrer Ausbildung in Afrika – davon berichten
Kolleginnen und Kollegen, egal aus welchem afrikani-
schen Land, immer wieder – meistens von englischspra-
chigen, aber auch von französischsprachigen Ländern
abgeworben werden. Dagegen können und sollten die
EU- und die G-8-Länder etwas tun.


(Beifall bei der SPD)


Lassen Sie mich abschließend sagen: Partnerschaftli-
che Politik mit und für Afrika ist Sache nicht nur dieses
Parlaments, sondern auch der Menschen – und zwar in
zunehmendem Maße –, die sich zusammen mit partner-
schaftlichen Organisationen in unseren Gemeinden und
Regionen für Afrika einsetzen und hier ein unglaublich
großes Engagement an den Tag legen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es sind nicht nur die großen Hilfsorganisationen, son-
dern auch die partnerschaftlichen Organisationen, die
zusammen mit den Menschen gegen Aids, Armut und
Hunger kämpfen sowie für Frauen und Kinder streiten.
Ihnen sollten wir nicht nur Dank sagen, sondern auch
unsere Unterstützung zusichern.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608306400

Letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt ist

die Kollegin Anke Eymer, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Anke Eymer (CDU):
Rede ID: ID1608306500

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Die außenpolitische Diskussion und
die internationale Wahrnehmung haben sich in den ver-
gangenen Jahren vermehrt der Themen des afrikanischen
Kontinents angenommen. Wir wissen: Afrika ist kein
Rand- und auch kein Sonderthema. Dementsprechend
nimmt Afrika auch in der deutschen Außenpolitik eine
wichtige Position ein. Der vorliegende Antrag der Koali-
tion ist ein adäquater Ausdruck dafür.

Eingedenk der Geschichte Afrikas und Europas muss
Ziel all unserer Bestrebungen sein, Afrika zu einem Pro-
dukt der Afrikaner werden zu lassen. Wir setzen uns auf
allen Ebenen für eine gleichberechtigte Politik in enger

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(C (D bstimmung mit den afrikanischen Partnern ein. Eine rundkonstante dabei ist die Einbindung Deutschlands n die Politik der Europäischen Union. Daher fordere ich ine noch engere Abstimmung der Vorgehensweisen der uropäischen Partner in Bezug auf eine gemeinsame frikapolitik. Die deutsche Ratspräsidentschaft und der orsitz in der G 8 – das wissen wir inzwischen, auch ach den Reden heute Morgen – geben uns dazu eine ervorragende Gelegenheit. Das gestärkte deutsche Inteesse an einer guten Entwicklung in Afrika und einem artnerschaftlichen Miteinander steht auf breitem Funament. ieses zeigt sich ganz besonders in dem Engagement nserer Regierung, zum Beispiel auch in der Planung nserer Bundeskanzlerin, Ende dieses Jahres nach frika zu fahren. (Zuruf der Abg. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der CDU/CSU)


Frau Müller, Sie meinten vorhin etwas anderes.

Grundlage unseres Handelns sind der G-8-Aktions-
lan für Afrika und die EU-Afrikastrategie. Im Rahmen
einer internationalen Bündnisse und Verpflichtungen ist
eutschland in den letzten Jahren zu einem aktiven und
ichtigen Protagonisten der internationalen Afrika-
olitik geworden. Wir haben uns internationalen Missio-
en nicht entzogen, und wir werden uns in Zukunft inter-
ationalen Missionen nicht entziehen. Wir werden
eiterhin im Rahmen unserer Möglichkeiten aktiv Ver-

ntwortung für Frieden und eine gute Entwicklung in
frika übernehmen. Dazu gehört auch, die Afrikanische
nion zu unterstützen. Dabei geht es um ihre Bemühun-
en und Projekte für Frieden und eine stabile Entwick-
ung in Afrika. Im internationalen Dialog vom Prinzip
nd der Forderung nach guter Regierungsführung, also
ach Good Governance, abzurücken, wäre unverständ-
ich und auch unverantwortlich.

Auf einem Kontinent, auf dem in den vergangenen
ahren noch Millionen von Menschen durch Krieg und
ewalt vertrieben und getötet worden sind, müssen Frie-
en und Sicherheit vorrangige Ziele jeder Bestrebung
ein. Eine erfolgreiche Sicherheits- und Friedenspolitik
raucht starke afrikanische Partnerstaaten. Dazu gehört
innvollerweise, regionale afrikanische Kapazitäten zur
onfliktbewältigung und zur Konfliktprävention auszu-
eiten und zu unterstützen. Das betrifft auch das Pro-
lem der Migration, sowohl der Binnenvertriebenen in
frika als auch jener Flüchtlinge, die unter Lebensge-

ahr versuchen, nach Europa zu kommen. Es ist sicher-
ich keine Lösung, die Kriterien der deutschen Asylpoli-
ik im großen Stil aufzuweichen.


(Dr. Herta Däubler-Gmelin [SPD]: Sehr gut!)


er vorgibt, mit solchen unrealistischen und unrealisier-
aren Mitteln Probleme in Afrika lösen zu wollen, die
orrangig durch Prävention vor Ort zu lösen sind, der
ietet uns nur eine unverantwortliche Grimm’sche Mär-
henstunde.






(A) )



(B) )


Anke Eymer (Lübeck)


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Walter Kolbow [SPD])


Sicherheit betrifft auch die Frage nach dem internatio-
nalen Terrorismus. Das ist die Frage, inwieweit religiöse
Fundamentalisten in Afrika in jenen Bereichen Fuß fas-
sen, die durch staatliche Strukturen nicht mehr kontrol-
liert werden. Der interreligiöse und der interkulturelle
Dialog sind in diesem Zusammenhang eine wichtige
Aufgabe. Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik ist
nicht nur für eine intellektuelle Elite fruchtbar. Elite ist
wichtig und muss auch gefördert und gehört werden. Ich
möchte an dieser Stelle auf die Arbeiten der Universität
Fort Hare hinweisen. Das ist eine Universität, die für
zahlreiche afrikanische Politiker der Ausgangspunkt war
und ist. Kultureller Austausch und Präsenz helfen, auf
breiter Ebene Missverständnisse abzubauen. Hier ist
auch die Arbeit der zahlreichen Stiftungen und die Ar-
beit des Goethe-Instituts zu nennen. Wir müssen dafür
Sorge tragen, dass in Zukunft ausreichend Mittel für
diese Arbeit bereitstehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was den Bereich der menschlichen Entwicklung an-
geht, möchte ich einen Punkt herausstreichen – er wurde
im Laufe dieser Debatte schon angeführt –: die Bedro-
hung durch Pandemien wie HIV und Aids, die eine be-
sondere Gefährdung darstellen. Afrika ist von HIV und
Aids besonders stark betroffen, und es ist auf internatio-
nale Hilfe angewiesen. Diese Hilfe muss die Versorgung
der Betroffenen mit modernen Medikamenten sicherstel-
len. Aber das Bewusstsein mancher Verantwortlicher in
Afrika, ja selbst das Anerkennen, dass es HIV und Aids
gibt, ist leider nicht immer gegeben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wie dringend der Handlungsbedarf hier ist, muss nicht
weiter unterstrichen werden.

Zu diesem Thema gehört die besondere Rolle der
Frauen und Mädchen; denn sie sind von HIV und Aids
stärker betroffen. Auch in diesem Bereich ist die Stär-
kung der Position der Frauen und Mädchen dringend
notwendig.

Der große Afrikaner und ehemalige Präsident von
Südafrika, Nelson Mandela – er ist im Laufe dieser De-
batte leider noch nicht erwähnt worden –, hat hierzu eine
einfache Wahrheit ausgesprochen – ich zitiere –:

Wir müssen diese Krankheit beherrschen, sonst
werden wir von ihr beherrscht.

Mandela ruft damit gleichzeitig alle Verantwortlichen
auf, in dem Kampf gegen die Ausbreitung und in der
Sorge um die Betroffenen nicht nachzulassen.

Deutsche Interessen in Afrika sind natürlich auch
wirtschaftlicher Natur. Die Rohstoffe gehören den afri-
kanischen Bevölkerungen, die am Gewinn fair beteiligt
werden müssen. Aber auch der Aufbau dauerhafter sta-
biler Wirtschaftsstrukturen, die nicht nur auf Rohstoffab-
bau ausgerichtet sein dürfen, gehört dazu.

Ebenso wichtig ist der Dialog mit den neuen interna-
tionalen Akteuren, die sich verstärkt für die afrikani-

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(C (D chen Länder interessieren, also mit Ländern wie China nd Indien. Ziel des Dialogs mit diesen neuen Akteuren uss es sein, dass vor allem eine chinesische Darlehens nd Investitionspolitik und ein chinesisches Interesse an en afrikanischen Rohstoffen nicht zu einer Einbahntraße für die wirtschaftliche Entwicklung in Afrika weren. In dem vorliegenden Antrag der Koalition wird die edeutung Afrikas als Wirtschaftspartner, im Bereich emokratisierung und Konflikteindämmung und bei ragen der internationalen Sicherheit und der Terrorisusbekämpfung deutlich. Daher bitte ich Sie, den An rag der Koalition zu unterstützen. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608306600

Mit besonderem Dank an die letzte Rednerin, die

edenfalls einen kleinen Beitrag zur Wiederherstellung
er ursprünglich vereinbarten Redezeit geleistet hat,
chließe ich diese Debatte.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen
uf den Drucksachen 16/4414, 16/4425 und 16/4410 an
ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
chlagen. Sind Sie damit einverstanden?


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Jawohl, Herr Präsident!)


Das wollte ich doch hören. – Dann ist das damit so be-
chlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 26 a bis 26 c auf:

a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Gudrun
Kopp, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
FDP

Ordnungspolitischer Kompass für die deut-
sche Energiepolitik

– zu dem Antrag der Abgeordneten Hans-Kurt
Hill, Dr. Gesine Lötzsch, Eva Bulling-Schröter,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
LINKEN

Die zukünftige Energieversorgung sozial
und ökologisch gestalten

– Drucksachen 16/589, 16/1082, 16/3582 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Rolf Hempelmann

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-
ordneten Gudrun Kopp, Martin Zeil, Christian






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Ahrendt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Bundeskartellamt stärken – Ausgewogene
Wettbewerbsaufsicht auf den Energiemärkten

– Drucksachen 16/1678, 16/4076 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Joachim Pfeiffer

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-
ordneten Hans-Kurt Hill, Eva Bulling-Schröter,
Lutz Heilmann, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der LINKEN

Energiepreiskontrolle sicherstellen

– Drucksachen 16/2505, 16/3585 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Joachim Pfeiffer

Die Fraktionen haben vereinbart, dass die Aussprache
eine Dreiviertelstunde dauern soll. – Ich höre dazu kei-
nen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst dem Kollegen Dr. Joachim Pfeiffer für die CDU/
CSU-Fraktion.


Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1608306700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Wir debattieren heute eine ganze Reihe von energie-
politischen Anträgen und Vorstellungen der Opposi-
tionsfraktionen. Das Ganze gipfelt darin, dass ein
ordnungspolitischer Kompass auch in der Energiepolitik
eingefordert wird. Ich will gern versuchen, Ihnen darzu-
legen, dass die Union und diese Bundesregierung einen
ordnungspolitischen Kompass in der Tasche haben, an
dem sich auch ihre alltägliche politische Arbeit ausrich-
tet.

Dies kann man von den Anträgen, die von den Oppo-
sitionsparteien gestellt werden, allerdings nicht immer
behaupten. Wenn ich hier nur einmal die Anträge der
Linken betrachte – beispielsweise bringen Sie die Forde-
rung nach Verstaatlichung der Netze, die wir nächste
Woche diskutieren, aufs Tapet –, dann muss ich leider
feststellen, dass Sie in dieser Frage jegliche ordnungs-
politische Grundorientierung verloren haben. Auch bei
manch anderem haben wir den Eindruck, dass Sie
manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen oder
zumindest partiell desorientiert sind.

Wie ist die Lage, und wie ist unser ordnungspoliti-
scher Kompass in der täglichen Arbeit und Umsetzung
in der Energiepolitik? Ich will beim Thema „Strom und
Gas“ beginnen. Dort sind es im Wesentlichen drei Fakto-
ren, die die Preise und die Entwicklung beeinflussen.

Zum Ersten sind das die staatlich administrierten
Steuern und Abgaben, die bei den Preisen für Haushalts-
strom mittlerweile über 40 Prozent ausmachen; beim
Gas und auch beim Industrie- und Gewerbestrom ist das

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(C (D twas weniger, aber auch einer der dominierenden Betandteile. Zum Zweiten ist das natürliche Monopol der Netze zu ennen, was mit den Netzkosten zu Buche schlägt. Im aushaltsbereich sind dies 35 Prozent. Allein durch iese beiden Faktoren sind dort fast 75 Prozent, also drei iertel der Kosten determiniert. Zum Dritten ist das der Wettbewerbsbereich, Stromnd Gasbezug inklusive Erzeugung und Vertrieb. Wie sind wir hier ordnungspolitisch bereits zu Werke egangen? Wir haben schon im Koalitionsvertrag festgealten, dass wir die Erhöhungsorgie beenden, die wir bei bgaben und Steuern in den sieben Jahren von Rotrün erlebt haben. Nach einem Anstieg von 2 auf über 3 Milliarden Euro staatlich administrierter Abgabenbeastung pro Jahr haben wir gesagt: Das Ende der Belasung ist erreicht. Was die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Indusrie, insbesondere der energieintensiven Industrie, anbeangt, so haben wir im letzten Jahr mit der Härtefallregeung beim EEG die energieintensiven Industrien um über 0 Millionen Euro entlastet. Zur Sicherung der Wettbeerbsfähigkeit deutscher Unternehmen haben wir wei erhin ganze Branchen im energieintensiven Bereich von er Stromund Mineralölsteuer – EU-konform! – befreit nd so weitere 60 Millionen Euro wettbewerbsfördernd ingesetzt. Was das natürliche Monopol der Netze angeht, also en zweiten Bereich, leistet die Bundesnetzagentur gute rbeit. Mit dem Energiewirtschaftsgesetz, das wir noch u Ende der letzten Legislaturperiode gemeinsam im ermittlungsausschuss verabschiedet haben, haben wir ie Grundlage dafür gelegt. Diese Arbeit trägt jetzt erstals Früchte. Gerade diese Woche hat die Bundesnetz gentur veröffentlicht, dass Haushalte und Wirtschaft leichermaßen im letzten Jahr um 2,8 Milliarden Euro ntlastet worden sind, nämlich dadurch, dass Erhöhunen der Netzentgelte nicht genehmigt bzw. Netzentgelte esenkt worden sind. In diesem Bereich des natürlichen onopols, wo der Markt bisher nicht funktioniert, wo arktversagen vorliegt, sparen wir mit unserem Ansatz er kostenorientierten Ex-ante-Regulierung 2006 und 007 und übergangsweise, modifiziert, 2008 2,8 Milliaren Euro ein. Es gibt Prognosen, die besagen – ich will nicht zu opimistisch sein, aber ich denke, dass dies durchaus realisisch ist –: Ausgehend von den etwas über 23 Milliarden uro Netzentgelten im Strombereich – so viel waren es m Jahr 2006 – schaffen wir mit den Maßnahmen, die etzt in Gang gesetzt worden sind, nicht nur eine Stabiliierung. Über die Anreizregulierung eröffnen wir, ganz eplant, einen Erlöspfad nach unten, sodass wir in fünf, echs, sieben Jahren im Ergebnis vielleicht bei 17 oder 8 Milliarden Euro Netzentgelte liegen werden. Das eißt: nicht nur Stabilisierung, keine weiteren Erhöhunen, sondern sogar sinkende Netznutzungsentgelte. Dr. Joachim Pfeiffer Beim Netzzugang werden wir parallel Maßnahmen treffen – hier seien nur die Netzzugangsverordnung und andere Dinge mehr erwähnt –, und das wird Wirkung beim Wettbewerb zeigen. Auch hier haben wir also eine klare ordnungspolitische Grundorientierung, die sich jetzt auszahlt. Im Bereich der Anreizregulierung werden wir diesen Erlöspfad nach unten in den nächsten Wochen und Monaten nicht nur konkretisieren – die Eckpunkte liegen ja vor –, sondern wir werden auch sicherstellen, dass die Investitionen in die Netze auch zukünftig sichergestellt werden. Mit dieser Anreizund einer Qualitätsregulierung werden wir unseren hohen deutschen Standard, der einmalig in Europa und in der Welt ist, dauerhaft etablieren, gleichzeitig aber auch die genannten Einsparungen erzielen. So weit zum Netzbereich. Der dritte Bereich ist der Wettbewerbsbereich, Stromund Gasbezug sowie Erzeugung und Vertrieb. Hier gibt es eigentlich seit 1998 einen Wettbewerb. Wir müssen aber leider übereinstimmend feststellen, dass dieser Wettbewerb nur eingeschränkt funktioniert, weil es marktbeherrschende Stellungen der großen vier Unternehmen in diesem Bereich gibt, die heute mit 80 Prozent bis 90 Prozent – je nach Definition – bei der Erzeugung von Strom dominieren. In nächster Zeit werden wir mit der GWB-Novelle und auch mit anderen Maßnahmen – zum Beispiel mit der Kraftwerksanschlussverordnung und anderen Dingen mehr – den Wettbewerb anregen und intensivieren, da es unsere Aufgabe ist, den Wettbewerb in diesem Bereich zu erhalten, den wir uns wünschen, damit mittelfristig die entsprechenden Wirkungen entfaltet werden können. Sie sehen: Dies ist ein durchdachtes Konzept, mit dem in den einzelnen Feldern die richtigen Instrumente genutzt und die richtigen Stellschrauben in die richtige Richtung gedreht werden. Wir sind aber nicht nur im Stromund Gasbereich ordnungspolitisch klar verankert und orientiert; das gilt auch für andere Bereiche. Auch in dieser Debatte will ich das Auslaufen der Dauersubventionierung im Steinkohlebergbau ansprechen. Während es den Grünen unter Rot-Grün in sieben Jahren nicht gelungen ist, ist es der Union zusammen mit der SPD in einem Jahr der Großen Koalition gelungen, die Dauersubventionierung im Steinkohlebergbau zu beenden und stattdessen in die Zukunft zu investieren. (Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum sind Sie wieder umgefallen?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Die klare ordnungspolitische Positionierung und Ori-
entierung finden sich auch im Bereich des Klimaschut-
zes wieder. Mit dem Gebäudesanierungsprogramm – es
geht um energetische Sanierungen im Bestand –, das ei-
nen Umfang von knapp 2 Milliarden Euro hat, haben wir
im letzten Jahr Investitionen von 10 bis 12 Milliar-
den Euro ausgelöst. Nach neuesten Berechnungen ist das
gemeinsam mit allen zusammenhängenden und flankie-
renden Maßnahmen – ich nenne beispielsweise nur die
Absetzbarkeit der Kosten von Handwerkerleistungen im

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(C (D aushalt für den Vermieter und den Mieter gleichermaen, sodass der Handwerker aus der Schwarzarbeit heauskommt – ein Beitrag in Höhe von 0,5 Prozent bis ,7 Prozent zum letztjährigen Wachstum des Bruttoinandsprodukts. Auch dies war durch diese klare ordungspolitische Orientierung möglich. Auch im Wärmemarkt haben wir mit einem Anreizrogramm, das wir ausgedehnt haben, auf den Markt geetzt und Erfolge erzielt. Nur zwei Stichwörter: Pelletseizungen und Wärmepumpen. Der Absatz hat sich im etzten Jahr mehr als verdoppelt. Wir sind hier ohne taatlich-dirigistische Maßnahmen, Vorgaben und Vorchriften weitergekommen. Dies gilt auch im Bereich er alternativen Kraftstoffe. Als letztes Stichwort sei nur och die technologieoffene Quote genannt. Sie sehen also, dass wir nicht nur eine klare theoretiche Orientierung, sondern auch ein in sich stimmiges nergiegesamtkonzept haben, das den Strom, das Gas, as Klima, die Treibstoffe, den Verkehr und die Gebäude leichermaßen umfasst. Wir setzen dieses beharrlich chritt für Schritt um. Wir laden alle Fraktionen des Hauses herzlich dazu in, sich konstruktiv daran zu beteiligen, damit in diesem ereich zukünftig auch etwas Licht auf Ihre Aktivitäten nd nicht nur auf die der Regierung und der Großen Kolition fällt. Herr Kollege. Es ist nämlich in der Tat eine gesamtgesellschaftliche ufgabe. Wir würden uns freuen, wenn Sie alle zukünfig konstruktiv mitmachen. Dann könnten wir uns nächses Jahr um diese Zeit wiederum über eine klare ordungspolitische Debatte freuen. In diesem Sinne denke ich, dass wir auf dem richtigen eg sind. Ich lade Sie alle ein, mitzumachen. Genau: Glückauf! (Beifall bei der CDU/CSU – Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608306800
Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1608306900

(Dr. Rainer Wend [SPD]: Glückauf!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608307000

Das Wort hat nun die Kollegin Gudrun Kopp, FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1608307100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Herren und Da-

en! Lieber Kollege Pfeiffer, es wäre schön, wenn die-
es Parlament, diese Bundesregierung und die sie tragen-
en Fraktionen tatsächlich einen ordnungspolitischen
ompass hätten. Dann bräuchten wir diesen Antrag
icht. Dem ist aber nicht so. Ich glaube, wir können auch
ngesichts der Debatten in dieser Woche zum Thema
limaschutz sagen, dass eine preisgünstige, umweltver-






(A) )



(B) )


Gudrun Kopp
trägliche und sichere Bereitstellung von Energie durch-
aus eine Schicksalsfrage der Nation ist. An dieser Frage
entscheidet sich sehr viel.

Wir haben allerdings den Eindruck, dass die Energie-
und Klimapolitik immer mehr zum Tummelplatz für je-
dermann wird. In der Öffentlichkeit gibt es die abstru-
sesten Vorschläge von Lobbygruppen und einzelnen
Mitgliedern von Parteien, die nicht den Eindruck bestäti-
gen, den Sie, Herr Pfeiffer, eben versucht haben zu ver-
mitteln. Zum Beispiel gibt es Vorschläge, die Netze zu
verstaatlichen oder sie unabhängigen Betreibern zu über-
geben. Andere Vorschläge lauten, Unternehmen zum
Verkauf von ganzen Kraftwerken zu zwingen. Erneuer-
bare Energien werden für 20 Jahre mit Garantiepreisen
versehen und somit in den Markt gepresst. Kohlekraft-
werke und die Kernenergie – so sagen manche – sollten
dagegen verboten werden.

Die Debatte beinhaltet unter anderem Vorschläge zu
Fahrverboten, zu Glühbirnen und zu bestimmten Autos,
die verboten werden sollen. Einige wollen am liebsten,
dass die Preisgestaltung staatlich vorgegeben und eben
nicht über eine Stärkung von Markt und Wettbewerb ge-
funden werden soll. Einige wollen Emissionszertifikate
versteigern, andere wollen diese verschenken und Steu-
ern auf den CO2-Ausstoß erheben sowie die Steuern auf
den Energiebedarf insgesamt anheben. Dieses Sammel-
surium zeigt uns allen sehr deutlich, dass der Mehrheit
der in der Politik Tätigen leider Kurs und Orientierung
im ordnungspolitischen Sinn ziemlich abhanden gekom-
men sind.


(Beifall bei der FDP – Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Sie haben nicht zugehört!)


Lieber Kollege Pfeiffer, Sie haben gerade gesagt, die
Große Koalition habe jetzt das Drehen an der Schraube
von Steuern und Abgaben auf die Energiepreise be-
endet. Mit einer vorwochenendlichen Gedächtnislücke
haben Sie wahrscheinlich verdrängt, dass wir zum
1. Januar dieses Jahres eine Mehrwertsteuererhöhung
hatten. Sie haben sicher ebenfalls verdrängt, dass die
Koalitionsfraktionen gemeinsam mit der Bundesregie-
rung ein Gesetz erlassen haben, nach dem vorgesehen
ist, dass beispielsweise die Netzanschlusskosten für Off-
shoreanlagen auf alle Netzbetreiber umgelegt werden.
Damit werden wiederum Ausnahmetatbestände geschaf-
fen, und es wird weiter an der Kostenschraube gedreht.
Wir wollen gemeinsam daran arbeiten, dass die Kosten
im Monopolbereich Netz sinken können und dass die
Bürger am Ende auch davon profitieren können. Wir
wollen nicht, dass der Staatshaushalt auf diese Weise ge-
füllt wird und dass Politik immer mehr abschöpft.

Ich habe in dieser Woche ausdrücklich gesagt: Ein-
schließlich der Mehrwertsteuererhöhung haben sich die
Steuern und Abgaben von 1998 bis zum heutigen Tag
beispielsweise im Bereich der Strompreise um 91 Pro-
zent erhöht. Das sind politische Fehlentscheidungen und
Fehlhandlungen. Das hat leider gar nichts mit einem ord-
nungspolitischen Kompass zu tun.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Deshalb empfehlen wir mit unserem heutigen Antrag, er ein ordnungspolitischer Weckruf ans Parlament und nsbesondere an die Regierung sein soll, ass wir den Wettbewerb stärken, und zwar in der eise, wie wir uns das vorstellen: Wettbewerb schützen, ettbewerb überhaupt erst möglich machen und ihn ge en Absprachen, Kartelle und marktbeherrschendes Veralten von einzelnen Unternehmen stärken. In diesem Zusammenhang ist es sehr wichtig, dass as Bundeskartellamt als Wettbewerbshüter Nummer ins in unserem Land auch personell so ausgestattet ird, dass es seinen Aufgaben tatsächlich gerecht weren kann. Das ist ein wichtiges Anliegen, das ich für die DP-Fraktion noch einmal sehr deutlich unterstützen öchte. Das ist leider nur teilweise geschehen, war aber mmerhin ein kleiner Schritt. Wir haben als ordnungspolitische Sünde zu verzeichen, dass wir eine Vielzahl von Parallelsystemen und gesetzen haben, die nicht geeignet sind, die Energieolitik marktkonform aufzustellen. Staatliche Eingriffe erden zum Beispiel mit fünfzehn verschiedenen Geset en vorgenommen. Wir brauchen nicht parallel – ich enne nur einige wenige – das Erneuerbare-Energienesetz, das Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz, eine Ökond eine Stromsteuer, eine Mineralölsteuer und den missionshandel. Wir als FDP-Bundestagsfraktion wünschen uns für en Klimaschutz ein wirksames Instrument, beispielsweise en Treibhausgaszertifikatehandel, statt zig Parallelstrumenten, wobei sogar noch das eine das andere in einer Wirkung aushebelt. Das ist unser Anliegen. Wir möchten, dass die Rahmenbedingungen so geetzt werden, dass Markt und Wettbewerb und damit uch die soziale Marktwirtschaft über eine Renaissance er Ordnungspolitik gestärkt werden. Ich bitte Sie sehr erzlich, darauf zu achten, welche weiteren Instrumente ie einführen, und auf die zu verzichten, die zulasten der erbraucher gehen und wenig Wirkung hinsichtlich der tärkung des Wettbewerbs zeigen. Ich wünsche mir, dass ie unsere Anträge unterstützen. Vielen Dank. Der Kollege Rolf Hempelmann ist der nächste Redner ür die SPD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! n der Tat beschäftigen wir uns heute nicht zum ersten al mit diesen insgesamt vier Anträgen der Opposition ier im Parlament. Wir haben das schon im September usgiebig getan. Die damalige Debatte war – so fand ch – eigentlich erhellend. Man hätte damit rechnen könen, dass die Anträge zurückgezogen werden. Dies ist icht geschehen. Deswegen haben wir uns anschließend Rolf Hempelmann auch in den Ausschüssen des Deutschen Bundestages mit diesen Anträgen noch einmal ausführlich befasst. (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN – Dr. Rainer Wend [SPD]: Da haben wir es ihnen noch einmal erklärt!)


(Lachen des Abg. Rolf Hempelmann [SPD])


(Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608307200
Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1608307300




(A) )


(B) )


Dort sind sie von der Regierungskoalition abgelehnt
worden. Dennoch befassen wir uns heute zu unser aller
Überraschung erneut hier im Plenum des Deutschen
Bundestages damit.


(Gudrun Kopp [FDP]: Da müssen Sie selber lächeln!)


Und vermutlich – die Opposition wird nicht damit rech-
nen – werden die Anträge erneut das gleiche Schicksal
erleiden und am Ende abgelehnt werden.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sogar von uns! – Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Und wieder haben sie es nicht verstanden!)


Das ist keine Trotzreaktion der Koalition, sondern hat
einfach sachliche Gründe; denn – das ist vielleicht in der
Rede von Frau Kopp auch deutlich geworden – Energie-
politik ist eben komplex.


(Gudrun Kopp [FDP]: Genau!)


Deswegen ist es normal, dass in einem Meinungsbil-
dungsprozess, jedenfalls solange die Dinge noch nicht in
Gesetze gegossen sind, auch diese Komplexität der Mei-
nungen zum Ausdruck kommt. Das hat auch etwas damit
zu tun, dass Energiepolitik nicht ausschließlich zum
Beispiel Umweltpolitik ist, sondern zum Beispiel auch
– und vielleicht in manchen Bereichen vor allem – Wirt-
schaftspolitik, dass sie je nachdem, um welche Projekte
es geht, auch Verkehrs- oder Baupolitik sein kann. Es
gibt nationale oder regionale Aspekte genauso wie inter-
nationale, europäische oder globale. Am Ende einer um-
fassenden Diskussion müssen wir auch zu Entscheidun-
gen kommen. Ich denke, Herr Dr. Pfeiffer hat durchaus
richtig dargestellt, dass das, was jetzt kurz davor steht,
ins Gesetzblatt zu kommen, ein in sich stimmiges Ge-
samtkonzept widerspiegelt.

Die meisten dieser Anträge befassen sich mit dem
Thema Preise, insbesondere mit den Strom- und Gas-
preisen. Im Grunde greift das sogar zu kurz. Wir müssen
uns eigentlich mit den Energiepreisen insgesamt befas-
sen, weil die Bürgerinnen und Bürger mittlerweile nicht
nur unter der zweiten Miete, also den Strom- und Gas-
preisen, sondern unter den Energiepreisen insgesamt lei-
den. Dazu gehören auch Heizöl und Benzin.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin GöringEckardt)


Es ist unser aller Bestreben, dass es gerade im Zusam-
menhang mit den ökologischen Herausforderungen, vor
denen wir stehen, nicht dazu kommt, dass Energiebezug
zum Privileg für wenige Reiche wird. Deswegen müssen
wir unsere energiepolitischen Instrumente mit Blick auf
diese Herausforderungen anpassen.

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(C (D Die vorgeschlagenen Instrumente helfen dabei allerings nicht. Eben ist schon angedeutet worden, dass eine erlängerung der Tarifpreisaufsicht nicht mehr in die erzeitige Wettbewerbslandschaft passt. Deswegen ist es ichtig, dass die Preiskontrolle zum 30. Juni 2007 ausäuft. Das ist nun einmal eine logische Konsequenz der iberalisierung. Wir müssen uns darum bemühen, den ettbewerb auf dem Markt zu entwickeln. Es ist sicher ich richtig, dass dieser noch nicht befriedigen kann, aber ir haben gerade Instrumente entwickelt, von denen wir ns eine ganze Menge versprechen. Einige sind ja auch chon im Einsatz. – Im Übrigen hat das der Bundesrat ffenbar nicht anders gesehen als wir; denn er hat den orstoß der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen ur Verlängerung der Tarifaufsicht zurückgestellt. Ich enke, das ist ein klares Indiz dafür. Andere Vorschläge zielen darauf ab, das Kartellamt u stärken. Die FDP hat einen entsprechenden Antrag estellt. Da geht es aber ausschließlich um die personelle tärkung der Behörde. In diesem Zusammenhang kann an auf die drei neuen Stellen, die im letzten Jahr im ahmen der Haushaltsberatungen beim Kartellamt ge chaffen wurden, verweisen. Nach meiner Einschätzung ind das aber eher zu wenige als zu viele Stellen, insbeondere vor dem Hintergrund, dass im Rahmen der Einparrunde für Verwaltungsbehörden auch beim Bundesartellamt wieder Stellen gestrichen worden sind. eswegen müssen wir – das sage ich ausdrücklich – die es Thema sicherlich noch einmal aufgreifen. Dabei üssen wir uns dann darum bemühen, dass eine entspre hende Personalausstattung für das Bundeskartellamt ewährleistet wird. Gut ist, dass es nicht zu Kürzungen m Bereich der Energieaufsicht gekommen ist. Aber ales in allem ist die derzeitige Situation noch nicht zufrieenstellend. Wir wollen nicht, dass es zu einer Verschiebung von ersonal von der Bundesnetzagentur hin zum Bundesartellamt kommt. Die Bundesnetzagentur ist eine unge Behörde, die gerade erst ans Werk gegangen ist. ie braucht, wie ich denke, die ihr zugewiesene Persoalausstattung zur Wahrnehmung ihrer neuen Aufgaben ngesichts der bestehenden Herausforderungen. Es gibt einen weiteren Vorschlag aus dem Bundesirtschaftsministerium, der schon bei der Debatte, die ir im September geführt haben, vorgestellt wurde. Hier eht es um eine Veränderung im GWB, also im Gesetz egen Wettbewerbsbeschränkungen. Ich habe diesen orstoß in der damaligen Plenardebatte grundsätzlich egrüßt. Er kann eine gewisse Brückenfunktion bilden, is insbesondere im Bereich der Energieerzeugung die ligopolsituation ein Stück weit aufgebrochen, die Anebotssituation verbessert, Liquidität auf dem Markt ergestellt und Anbietervielfalt erreicht ist. Insofern önnte durch mehr Wettbewerb auf der Erzeugerseite nd mehr Angebote auch Druck auf die Erzeugerpreise usgeübt werden. Bis dahin kann es über Regelungen im WB – immer verstanden als Brückenfunktion – Sinn achen, dem Bundeskartellamt dabei zu helfen, eventu llen Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung zu Rolf Hempelmann identifizieren und ihn zu unterbinden. Das ist aber kein einfaches Unterfangen, weil es sich beim Kartellrecht um ein sehr gut austariertes Recht handelt. Damit haben sich ja in der Vergangenheit schon durchaus kluge Köpfe beschäftigt. Deswegen mussten wir die Vorschläge des BMWi sorgfältig prüfen. Hierüber gibt es einen intensiven Dialog zwischen den verschiedenen Ressorts und den Fraktionen. Ich bin mir ganz sicher, dass wir zu einem Ergebnis kommen werden, das einerseits die Behörde stärkt sowie die Feststellung von entsprechendem Marktmissbrauch erleichtert und andererseits mit dem Stromhandel an den internationalen Börsen kompatibel ist. Wenn ein Stück mehr Staat an einer Stelle implementiert wird – das ist immer so –, muss darauf geachtet werden, dass nicht das sozusagen zart angewachsene Pflänzchen Markt im Keime erstickt wird. Wir werden dazu aber letztlich etwas Vernünftiges vorlegen können. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


Meine Damen und Herren, die Vorschläge, wie sie
hier auf dem Tisch liegen, sind – ich habe das angedeutet –
nicht wirklich zielführend. Ich glaube aber, dass wir, die
Koalition, nachweisen können, dass wir nicht bei null
anfangen. Schon die rot-grüne Koalition hat, am Ende
dann mit Unterstützung von Schwarz und Gelb im Ver-
mittlungsausschuss zwischen Bundestag und Bundesrat,
das Energiewirtschaftsgesetz novelliert, die Bundesnetz-
agentur installiert und letztlich dafür gesorgt, dass diese
mittlerweile erfolgreich Netzentgelte reguliert und auch
für preisdämpfende Effekte sorgt.

Das alles kann sicherlich noch sehr viel besser funk-
tionieren, und das soll es auch im Rahmen der Anreiz-
regulierung, die nach unserer Auffassung am 1. Januar
2008 in Kraft treten soll. Es zeigt sich aber, dass es
wahrscheinlich der 1. Januar 2009 wird. Deshalb – so ist
es bisher jedenfalls vom Wirtschaftsministerium und
auch von der Bundesnetzagentur angedacht – soll es eine
zweite Ex-ante-Preisgenehmigungsrunde geben. Unser
Appell ist, dass dann auf jeden Fall auf die Betriebskos-
ten- und nicht so sehr auf die Kapitalkostenseite ge-
schaut wird. Denn in der ersten Runde ist vieles gelun-
gen, eines aber nicht, nämlich dass die weniger
effizienten Unternehmen in Bezug auf Effizienz deutlich
mehr unter Druck geraten und der Druck auf die bereits
effizienten Unternehmen geringer ist. Das ist der Grund-
gedanke der Anreizregulierung, sollte aber auch vor In-
krafttreten der Anreizregulierung Grundprinzip sein.
Das geht nur, wenn jetzt der Blick auf die Betriebskos-
ten gelenkt wird. In der ersten Runde war es so, dass die
Unternehmen, die hohe Kapitalkosten hatten, diese sen-
ken mussten. Diese hohen Kapitalkosten waren aber teil-
weise dadurch begründet, dass man bereits Effizienz-
maßnahmen ergriffen hatte, zum Beispiel Netze saniert
hatte, was natürlich kapitalintensiv war und Kapitalkos-
ten verursacht hatte. Diese Unternehmen haben auf der
anderen Seite aber niedrigere Betriebskosten. – Jetzt
muss sozusagen im Umkehrschluss die andere Seite ge-
prüft werden, damit das Ganze einigermaßen ausgegli-
chen wird.

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(C (D Ich gehe davon aus, dass wir insbesondere über die in ede stehende Kraftwerksanschlussverordnung erreihen werden, dass mehr Kraftwerke ans Netz kommen, nd dass wir auf diese Weise dann letztlich auch mehr iquidität, mehr Strom im Angebot haben und dadurch ber mehr Wettbewerb Preisdruck erzeugen können. Die raftwerksanschlussverordnung, die jetzt im Entwurf orliegt, muss insbesondere dem Gedanken der Nichtiskriminierung verpflichtet sein. Das heißt, alle Anbieer müssen die gleiche Chance bekommen, nicht nur ans etz angeschlossen zu werden, sondern nach Netzan chluss auch bei eventuellen Netzengpässen ihren Strom um Endkunden durchleiten zu können. Diese Vorausetzung ist wichtig, um Druck darauf auszuüben, dass ie Netze sukzessive ausgebaut werden. Ohne Netzausau werden die Kraftwerke letztlich nur teilweise gefahen werden können. Das macht keinen Sinn. Deswegen rauchen wir eine Netzausbaustrategie. Das kann im ahmen einer klug gewählten Anreizregulierung durchus mitgeleistet werden. Die Bundesnetzagentur hat ja ie Doppelaufgabe, auf kosteneffizienten Netzbetrieb, ber auch auf Qualität und Investitionen Einfluss zu nehen. Meine Damen und Herren, ich glaube nicht, dass das, as Frau Kopp eben angesprochen hat, tatsächlich mög ich ist, nämlich die energiepolitischen Instrumente auf in einziges zu reduzieren. Herr Kollege, Frau Kopp würde an dieser Stelle gerne ine Zwischenfrage stellen, wenn Sie sie zulassen. Immer gern. Bitte schön. Vielen Dank, Herr Kollege Hempelmann. – Die Frage ommt etwas zeitverzögert; es dauert ja immer etwas, is man seine Frage stellen kann. Ich gehe deshalb ein tück zurück. Ich bin ein bisschen erstaunt darüber, dass ie den ursprünglichen Konsens, den wir unter den eneriepolitischen Sprechern hatten, nämlich im Zeitrahmen er Regulierung zu bleiben und die Anreizregulierung icht ein Jahr nach hinten zu verschieben, infrage stelen. Ich bitte Sie, noch einmal Folgendes zu bedenken. Sie aben gesagt, im ersten Durchgang der Kostenregulieung sei es in erster Linie um die Kapitalkosten geganen. Meine Information ist: Richtig, es ging um Kapitalosten, aber auch um Betriebskosten, und zwar etriebskosten/Personalkosten. Mein Kenntnisstand ist, ass es in der Energiewirtschaft in der letzten Zeit eine ostenoptimierung in Form eines enormen Personalabaus gegeben hat. Ich befürchte einfach, dass wir in der weiten Runde, die ein Jahr andauern soll, nicht zu den ewünschten Effizienzen kommen und somit wertvolle eit bis zum Beginn der Anreizregulierung verschenken. timmen Sie mir da zu? Wir liegen, was die grundsätzlichen Fragen angeht, nicht weit auseinander. Ich würde mir wünschen, wir könnten zum 1. Januar 2008 mit der Anreizregulierung beginnen. Das ist unser Signal gegenüber der Bundesnetzagentur und dem Wirtschaftsministerium. Aber die erste Entgeltgenehmigungsrunde hat eben eine Menge Zeit gekostet. Die Behörde musste – das ist kein Vorwurf – erst noch Erfahrungen sammeln. Die Genehmigungsrunde läuft noch; sie ist noch nicht abgeschlossen. Deswegen scheint es wenig realistisch zu sein – wir müssen uns den Realitäten stellen –, diese Runde sehr schnell und gleichzeitig die Vorbereitung für den Beginn einer Anreizregulierung zum 1. Januar 2008 abschließen zu können. Wenn es gelänge, wäre es sehr gut. Es wäre in jedem Fall die bessere Lösung. Wenn das aber nicht möglich sein sollte, dann muss es wenigstens gelingen – das ist in der ersten Runde nicht gelungen –, die weniger effizienten Unternehmen stärker unter Druck zu setzen als die effizienteren, um die Schere zwischen beiden ein Stück weit zu schließen. Das ist das Prinzip der Anreizregulierung. Deswegen sollte es in der zweiten Runde ebenfalls das Leitprinzip sein. Es ist zwar so, dass Daten zu Personalund Personalzusatzkosten sowie anderen Betriebskosten eingeholt worden sind. Aber im Wesentlichen waren die Kapitalkosten Maßstab dafür, ob ein Unternehmen mit Kürzungen rechnen musste. Wenn eine zweite Runde kommt, empfiehlt es sich daher, verstärkt die Betriebskosten als Grundlage zu nehmen. Noch einmal: Ich stimme Ihnen grundsätzlich zu, dass es wünschenswert wäre, ohne eine zweite Runde die Anreizregulierung zu starten. Nach allen Aussagen aus dem federführenden Haus, aber auch aus der Bundesnetzagentur scheint das aber nicht mehr realistisch zu sein. Ich habe bei dem letzten Punkt Frau Kopp direkt angesprochen, weil sie eben die These aufgestellt hat, der Emissionshandel könne sozusagen das Globalinstrument werden und man könne auf andere Instrumente verzichten. Ich staune über den Glauben an den Emissionshandel als das sozusagen omnipotente Instrument; denn es gibt eine ganze Reihe von Kritikpunkten am Emissionshandel. Auch die, die ihn grundsätzlich unterstützen, wissen natürlich, dass es sich um ein Instrument handelt, das sich erst noch sukzessive bewähren muss. Die Situation ist die, dass eine Realisierung in 27 Mitgliedstaaten erfolgen muss. Sie werden das natürlich auf unterschiedliche Art und Weise tun, wie wir es in der ersten Handelsperiode gesehen haben. Es wird in der zweiten Runde sehr darauf ankommen, dafür zu sorgen, dass die Realisierung des Zertifikatehandels in Europa möglichst harmonisiert und unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Ausgangslagen der Mitgliedstaaten durchgeführt wird. Zum jetzigen Zeitpunkt zu sagen, das sei das Globalinstrument, unter das wir alles andere subsumieren können, ist zumindest verfrüht. Zum anderen möchte ich darauf hinweisen, dass die Instrumente jeweils unterschiedliche Schwerpunktziele haben. Hier geht es ganz eindeutig um die Reduzierung v a s m l l m c t g g l m e d s z e B k H d e d – 1 K E b c D E R d d t G s E R a (C (D on CO2. Bei den erneuerbaren Energien geht es aber uch darum, Zukunftsperspektiven für ein Zeitalter zu chaffen, in dem fossile Energien möglicherweise nicht ehr zur Verfügung stehen. Hier geht es also um techno ogische Entwicklungen, die vorangetrieben werden solen. Deswegen handelt es sich um ein Instrument, das an nicht eins zu eins mit dem Emissionshandel verglei hen kann. Das kann man auch von anderen Instrumenen sagen. Richtig ist, dass wir die Instrumente nebeneinanderleen müssen. Wir müssen prüfen, wo es Doppelwirkunen gibt und wo sich die Wirkungen gegenseitig neutraisieren; da stimme ich Ihnen grundsätzlich zu. Wir üssen dann versuchen, solche negativen Aspekte letzt ndlich zu beseitigen. Über vieles konnte nicht gesprochen werden. Aber ass wir natürlich nicht nur im Bereich Strom und Gas, ondern auch im Bereich Verkehr und Gebäude ehrgeiige Ziele haben, ist deutlich geworden. Herr Pfeiffer hat s angesprochen: Wir stehen vor gewaltigen Aufgaben. itte helfen Sie mit, dass wir sie tatsächlich erfüllen önnen! Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU])

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608307400
Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1608307500
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608307600
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1608307700




(A) )


(B) )

Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1608307800


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608307900

Es spricht der Kollege Hans-Kurt Hill für Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Hans-Kurt Hill (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608308000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Hempelmann, Sie haben eben über die Komplexität
er Meinungen gesprochen. Das finde ich sehr gut. Ich
mpfehle Ihnen einmal, in der „Frankfurter Rundschau“
en Artikel von Staatssekretär Werner Müller


(Rolf Hempelmann [SPD]: Staatssekretär Werner Müller! Auch nicht schlecht!)


Michael Müller, Entschuldigung –, erschienen am
. März dieses Jahres, zu lesen. Dort werden Sie die
omplexität der Meinungen wiederfinden.

Zu unserem Antrag. Den Antrag „Die zukünftige
nergieversorgung sozial und ökologisch gestalten“ ha-
en wir vor einem Jahr gestellt; das ist eben angespro-
hen worden. Ich sage: Er ist so aktuell wie nie zuvor.
as liegt nach wie vor an der zunehmenden Brisanz der
nergiepolitik und insbesondere an der Untätigkeit der
egierung. Dass wir recht haben, zeigt nichts besser als
er Antrag selbst. Schon beim Emissionshandel und bei
en Biokraftstoffen ist der Regierung Merkel die Reali-
ät um die Ohren geflogen. Der faule Kompromiss beim
ebäudeenergiepass führt dazu, dass erst 2018 mit wirk-

amen Energieeinsparungen zu rechnen ist. In Sachen
nergie und Klimaschutz fällt die Große Koalition im
ahmen der Ratspräsidentschaft nur durch Zurückrudern
uf.






(A) )



(B) )


Hans-Kurt Hill
Ich möchte aber auf ein viel größeres Problem einge-
hen. Die Bundesregierung ist dabei, eine klimafreundli-
che und soziale Energiepolitik an den Nagel zu hängen.
Am Mittwoch versprachen die Regierungsvertreter im
Umweltausschuss, man sei bezüglich der Senkung der
Klimagasemissionen um bis zu 40 Prozent im Gespräch.
Aber im Gespräch ist die Große Koalition auch bei der
Atomfrage.

Ihr Versagen beim Klimaschutz wird deutlich, wenn
man sich die aktuelle Entwicklung in der Energiewirt-
schaft ansieht. Fossile Kraftwerke in einem Umfang
von 60 000 Megawatt sind geplant, allein Steinkohle-
kraftwerke in einem Umfang von 40 000 Megawatt. Es
sind also weit mehr Kohleblöcke geplant, als zurzeit in
Betrieb sind. Die meisten der vorgesehenen CO2-Schleu-
dern sollen bis zum Jahr 2012 laufen. Sie sind mit her-
kömmlicher Technik ausgerüstet und für die CO2-Ab-
spaltung nicht geeignet. Kollege Schwabe von der SPD
– er ist leider nicht da – hat gestern in der „Frankfurter
Rundschau“ gefordert, ab 2015 solle es nur noch CO2-
freie Kraftwerke geben. Das ist eindeutig zu spät, liebe
Sozialdemokraten.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn die Bundesregierung jetzt nicht massiv in die
Kraftwerksplanung eingreift, dann steigt der Klimagas-
ausstoß in Deutschland in fünf Jahren über das Niveau
von 1990.

Mir wird damit auch klar, weshalb sich das Bundes-
wirtschaftsministerium beharrlich weigert, das Parla-
ment über geplante Kraftwerke zu informieren. Sehr ge-
ehrte Herren Glos und Gabriel, die unbequeme Wahrheit
lautet: Ab 2008 dürfen keine neuen Kohleblöcke mehr
genehmigt werden; ansonsten kommen wir in Teufels
Klimaküche. Wir werden das in Kürze in einer Studie
nachweisen.

Aber die Energiekonzerne machen derweil mit fossil-
atomaren Steinzeitkraftwerken Kasse. Zentralistische
Großkraftwerke sichern ihr Energiemonopol. Aus dieser
Position drehen sie nach Belieben an der Preisschraube.
Sie verhindern gleichzeitig die Dezentralisierung der
Energieversorgung, und sie behindern den Netzzugang
erneuerbarer Energien. Das ist Klimafrevel hoch zwei.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Zeche zahlen die Verbraucherinnen und Verbrau-
cher mit überhöhten Strom- und Gasrechnungen. Des-
halb ist eine wirksame Überwachung der Energiepreise,
wie sie die Linke mit dem Antrag „Energiepreiskontrolle
sicherstellen“ fordert, unverzichtbar.


(Beifall bei der LINKEN)


Strom- und Gasrechnungen nach Gutsherrenart können
wir uns nicht leisten.

Industrieminister Gabriel kommt derweil Klimaigno-
ranten wie Audi zu Hilfe. Durch den Zwang der Beimi-
schung klimaneutraler Biokraftstoffe zum fossilen Sprit
soll der CO2-Ausstoß der Spritfresser heruntergerechnet
werden. Die Pioniere der Bioenergie hat Gabriel aber
wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. Zum Stopfen von

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(C (D teinbrücks Steuerkassen werden Biodiesellandwirte abezockt, bis sie pleite sind. Gestern habe ich mir einen solchen Biodieselbetrieb ngesehen. Der Ökosprit wurde dort, integriert in den andwirtschaftlichen Betrieb, für den Eigenverbrauch nd den regionalen Bedarf hergestellt. Die Wertschöpung fand also vor Ort statt – bisher. Jetzt hat der Betrieb ie Biodieselproduktion eingestellt. An der Anlage, die ur drei Jahre lief, hängt ein Schild: Gefördert durch die U, das Land Sachsen-Anhalt und die Agentur für Areit. Die Fördermittel sind futsch, und der Insolvenzveralter kommt. 15 000 Stellen sind durch die Biosprit teuer schon verloren gegangen. So macht man keine oziale und ökologische Energiepolitik. Ich komme nun zum Schluss. Die Linke fordert die undesregierung auf, Fehler in der Energiepolitik rückängig zu machen: erstens, raus aus der fossil-atomaren nergiewirtschaft; zweitens, mehr erneuerbare Energien, ehr Energieeffizienz und mehr Energieeinsparung; rittens, dem Energiekartell wirksam auf die Finger lopfen; viertens, Klimaschutz ernst nehmen statt lose ersprechungen machen. Danke schön. Hans-Josef Fell hat jetzt das Wort für Bündnis 90/Die rünen. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Die Klimaveränderung wird immer dramaticher. Zurzeit wird Bolivien von apokalyptischen Reenfällen heimgesucht. 500 000 Menschen haben alles erloren. Allein in Beni sind 22 000 Rinder ertrunken, ie Plantagen sind zerstört, und Infektionskrankheiten reiten sich aus. Präsident Morales, der mit der Verstaatlichung von rdöl und Erdgas in seinem Land das Klima selbst aneizt, eschreibt die Ursachen dennoch richtig: Es gibt Länder, die maßlose und unkontrollierte Industriepolitik betreiben, das vergiftet den Planeten Erde und zerstört die Umwelt, und wir armen Länder leiden darunter. uch EU-Kommissionspräsident Barroso betont die Urache der Klimaveränderung immer wieder: 80 Prozent ller Klimagasemissionen werden durch die Nutzung der ossilen Energien emittiert. Nun liegt uns heute ein Antrag der Freien Demokraen über den ordnungspolitischen Kompass für die deutche Energiepolitik vor. In diesem Antrag kommt der limaschutz nur einmal als Kostenfaktor vor und nicht ls übergreifende Notwendigkeit. Schlimmer noch: Not Hans-Josef Fell wendige und erfolgreiche staatliche Regulationen im Energiebereich wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz werden als zu große Strompreisbelastung diffamiert und fälschlicherweise sogar als Subvention bezeichnet. Man kann doch nicht ernsthaft die mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz verbundenen winzigen Strompreiserhöhungen um 0,5 Cent pro Kilowattstunde für Haushaltskunden und um nur 0,15 Cent für Industriekunden als Belastung bezeichnen. Auch angesichts der inzwischen wohl 200 000 Jobs, einer industriellen Entwicklung von Windkraft, Fotovoltaik, Biogas und anderen Energieträgern ist diese FDP-Kritik völlig verfehlt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608308100
Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608308200

(Zuruf von der LINKEN)





(A) )


(B) )


Die ganze Welt staunt über die industrielle Entwicklung
der erneuerbaren Energien in Deutschland, und die FDP
mäkelt an winzigen Strompreiserhöhungen und ord-
nungspolitischen Fragen herum. Wettbewerb und Ord-
nungspolitik sind in ihrem Antrag die einzigen dominan-
ten Themen. Energieversorgungssicherheit und
Klimaschutz spielen keine Rolle, ebenso wenig die dafür
notwendigen Maßnahmen.


(Gudrun Kopp [FDP]: Das wissen Sie besser!)


Wettbewerb ist wichtig, sind es doch gerade die gro-
ßen Oligopole, die wirksamen Klimaschutz mit erneuer-
baren Energien und Energieeinsparung behindern. Deren
Marktmacht muss natürlich mit mehr Wettbewerb ver-
ringert werden. Aber Wettbewerb und Ordnungspolitik
über alle anderen Kriterien, zum Beispiel den Klima-
schutz, zu stellen, wie Sie es in Ihrem vorliegenden An-
trag tun, ist kein sinnvoller ordnungspolitischer Kom-
pass.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Rolf Hempelmann [SPD] – Gudrun Kopp [FDP]: Das haben Sie nicht verstanden!)


Ich weiß, dass einige in der FDP die Wertigkeit des
Klimaschutzes heute anders sehen, als es in diesem An-
trag formuliert ist; die Diskussion im Umweltausschuss
zeigt dies deutlich. Ihr Antrag ist immerhin schon ein
Jahr alt. Vor einem Jahr hat die FDP den Klimaschutz of-
fensichtlich noch nicht so ernst genommen wie heute.
Ich kann es deswegen nur für richtig befinden, wenn die
FDP angesichts der Erkenntnisse des IPCC ihren eige-
nen Antrag heute ablehnt. Das wäre die einzig richtige
Konsequenz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Nun zu den Anträgen der Linken. Hier gibt es erfreu-
licherweise viele Übereinstimmungen mit den klima-
schutzpolitischen Notwendigkeiten in der Energiepoli-
tik. Die Betonung der schnellstmöglichen Abkehr von
atomaren und fossilen Energien ist genauso wichtig wie
die Betonung der Aussage, die zukünftige Energiever-
sorgung sozial gestalten zu wollen. Dies findet unsere
Zustimmung.

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(C (D Dass die Umstellung auf erneuerbare Energien und nergieeinsparung die einzige Chance für eine bezahlare Energieversorgung in der Zukunft ist, liegt doch auf er Hand. Angesichts steigender Verknappung der fossien und atomaren Rohstoffe wird eine bezahlbare Enerieversorgung auch für sozial Schwache zukünftig nur it erneuerbaren Energien möglich sein; denn im Ge ensatz zu ständig steigenden Preisen für Erdöl, Erdgas, ohle und Uran kosten Wind, Sonnenstrahlen, Wasserraft und Erdwärme nichts. (Jürgen Koppelin [FDP]: So wie der redet, kann er nur Lehrer sein!)


eit Jahren sinken sogar die Technikkosten. Bei steigen-
er Verbreitung der erneuerbaren Energien werden diese
osten weiter sinken.

Dass Sie von der Linken immer noch an die Allmacht
es Staates glauben, drücken Sie mit der Forderung nach
er Verstaatlichung der Netze aus. Dies können wir nicht
ittragen. Wirklicher Wettbewerb auf dem Energie-
arkt ist sinnvoller als staatlicher Besitz. Da sind wir

urchaus näher bei den Freien Demokraten.

Aber Wettbewerb allein als Allheilmittel für alle
nergieprobleme greift nicht, wenn man zum Beispiel
ie Menschheitsherausforderung „Klimaschutz“ bewäl-
igen will. Hier muss und kann wesentlich mehr getan
erden, als die Große Koalition macht, was heute wie-
er betont wurde. Sie reden nur von Maßnahmen, aber
ie handeln nicht, oder Sie handeln so, dass es Rück-
chritte gibt: Die ersten Biodieselproduzenten schließen
der gehen ins Ausland. Ein Wärmegesetz steht zwar im
oalitionsvertrag, aber eine Realisierung ist immer noch
icht zu sehen. Über eine europäische Biogasstrategie
statt der Erdgasabhängigkeit – diskutieren Sie nicht

inmal. – Die Große Koalition muss endlich aufhören zu
eden und endlich handeln.

Zu den Freien Demokraten sage ich zum Abschluss:
er ordnungspolitische Kompass, den Sie vorgelegt ha-
en, ist ein missweisender Kompass und führt deshalb in
ie Irre.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Gudrun Kopp [FDP]: Amen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608308300

Albert Rupprecht hat das Wort für die CDU/CSU-

raktion.


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1608308400

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

er Antrag der FDP ist im Grundsatz absolut richtig.


(Beifall bei der FDP)


Sie schreiben in Ihrem Antrag:

Die Grundsätze der sozialen Marktwirtschaft ... sol-
len auch in der Energiepolitik in stärkerem Maße
Bedeutung erhalten.

ier haben Sie meine absolute Zustimmung. Eine ver-
ünftige Energiepolitik braucht zwingend endlich einen
unktionierenden Wettbewerb. Das ist die Schlüsselfrage






(A) )



(B) )


Albert Rupprecht (Weiden)

überhaupt. Es darf nicht so sein wie bisher: Vier große
Oligopolisten teilen den Markt unter sich auf, verlangen
vollkommen überhöhte Preise und kassieren dabei Milli-
arden als Monopolgewinne.

Ihre zweite Kernaussage, Frau Kopp, ist zumindest
im zweiten Teil falsch. Sie schreiben:

... die ideologisch motivierte Energiepolitik ... der
vergangenen sieben Jahre

– Anmerkung: unter Rot-Grün –

ist gescheitert, und es zeichnet sich unter der gro-
ßen Koalition

– Anmerkung: unter Schwarz-Rot –

... keine Verbesserung ab.

Kanzler Schröder und seine Minister Müller und
Clement haben in der Tat in diesen sieben Jahren die
Machtkonzentration in der Energiewirtschaft begüns-
tigt. Minister Glos hingegen kämpft massiv darum, diese
Machtkonzentration aufzubrechen und Wettbewerb zu-
gunsten der Verbraucher zu schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das ist ein Riesenunterschied. Deswegen ist Ihre Bewer-
tung in der Sache falsch. Es zeichnet sich sehr wohl eine
Besserung ab.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Ein bisschen Kontinuität ist aber da! Da muss ich der FDP Recht geben! – Heiterkeit)


Sehr geehrte Damen und Herren, natürlich wurden
hier unter Kanzler Schröder massive Fehler gemacht. Es
war ein Fehler, 2003 mit der Verrechtlichung der Ver-
bändevereinbarung den jungen Wettbewerb zu ersticken.
Es war ein Fehler, bei der Vorwärtsintegration der gro-
ßen Stromkonzerne in die Kommunalunternehmen taten-
los zuzusehen.


(Beifall bei der FDP)


Es war ein Fehler, dass der Minister die Fusion von Eon
und Ruhrgas genehmigt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das Leitbild war eben nicht primär mehr Wettbewerb,
sondern das Leitbild waren nationale Champions. Die
Vorstellung war, mit Rückendeckung der deutschen Poli-
tik deutschen Großunternehmen auf dem Weltmarkt zu
helfen. Die Förderung des Wettbewerbs hatte bei
Kanzler Schröder kein großes Gewicht.


(Beifall bei der FDP)


Um das aus heutiger Sicht klar zu bewerten: Das war
der falsche Weg. Es kann doch nicht sein, dass deutsche
Verbraucher aufgrund der vollkommen überhöhten
Preise finanzieren, dass deutsche Unternehmen ir-
gendwo auf der Welt einkaufen gehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D s kann doch nicht sein, dass der deutsche Verbraucher, ndem er die überteuerten Preise zahlt, Aktionäre in New ork, München oder Zürich finanziert. Das ist doch aburd! (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


as hat nichts, aber auch gar nichts mit vernünftiger
irtschaftspolitik, geschweige denn mit nationalen Inte-

essen oder Patriotismus zu tun.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


ationale Interessen fördert man, indem man in Bildung
nd Forschung am Standort Deutschland investiert, in
ute Infrastruktur, niedrige Steuern und einen funktio-
ierenden, lebendigen Wettbewerb.

Die Kernaussage von Ludwig Erhard ist bis heute
ichtungweisend und richtig, auch was die Energiepoli-
ik betrifft – ich zitiere –:

Unsere Wirtschaftspolitik dient dem Verbraucher,
er allein ist Maßstab und Richter allen wirtschaftli-
chen Tuns.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Sehr wahr!)


n diesem Sinne ist die Energiepolitik von Minister Glos
indeutig eine Kehrtwende. Ihre Maxime ist die Förde-
ung des Wettbewerbs zum Wohle der Verbraucher. Im
ahr 2007 wird ein umfangreiches Maßnahmenpaket
erabschiedet, um auf dem Energiemarkt mehr Wettbe-
erb zu schaffen.

Um nur einige dieser Maßnahmen zu nennen: Erstens.
ie angesprochene Verordnung zur Anreizregulierung
ird hoffentlich am 1. Januar 2008, spätestens aber am
. Januar 2009 in Kraft treten. Zweitens. Die Investitio-
en werden vorangetrieben. Einige Stromanbieter haben
nzwischen Investitionen in Milliardenhöhe zugesagt.
rittens. Mit § 29 GWB werden wir das Bundeskartell-

mt im Kampf gegen überhöhte Preise massiv stärken.
iertens. Die Energiepolitik ist der überragende Schwer-
unkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Zur Ent-
tehung eines europäischen Strommarktes werden mas-
ive Investitionen in Kuppelstellen an den Grenzen
etätigt.

Keine Frage: Wenn all diese Maßnahmen innerhalb
er nächsten drei bis vier Jahre nicht zu erheblich mehr
ettbewerb führen, dann werden wir letztendlich auch

n Deutschland ernsthaft über eine eigentumsrechtliche
ntflechtung reden müssen.


(Beifall bei der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum machen Sie das nicht schon jetzt?)


iel ist und bleibt ganz klar ein funktionierender Wettbe-
erb – mit Energie zu niedrigen Preisen zum Wohle der
erbraucher.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608308500

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Wirtschaft und Technologie auf
Drucksache 16/3582. Der Ausschuss empfiehlt unter
Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung
des Antrags der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/589
mit dem Titel „Ordnungspolitischer Kompass für die
deutsche Energiepolitik“. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? –
Die Beschlussempfehlung ist angenommen mit den
Stimmen der Koalition, des Bündnisses 90/Die Grünen
und der Linken gegen die Stimmen der FDP.

Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung emp-
fiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der
Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/1082 mit dem
Titel „Die zukünftige Energieversorgung sozial und öko-
logisch gestalten“. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
fehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Diese Be-
schlussempfehlung ist ebenfalls angenommen mit den
Stimmen der Großen Koalition und der FDP gegen die
Stimmen der Linksfraktion bei Enthaltung des
Bündnisses 90/Die Grünen.

Tagesordnungspunkt 26 b. Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Wirtschaft und Technologie auf Druck-
sache 16/4076 zu dem Antrag der Fraktion der FDP mit
dem Titel „Bundeskartellamt stärken – Ausgewogene
Wettbewerbsaufsicht auf den Energiemärkten“. Der Aus-
schuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 16/1678 ab-
zulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist die Be-
schlussempfehlung angenommen mit den Stimmen der
CDU/CSU-Fraktion, der SPD-Fraktion, der Fraktion
Die Linke und der Fraktion des Bündnisses 90/DieGrü-
nen gegen die Stimmen der FDP-Fraktion.

Tagesordnungspunkt 26 c. Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Wirtschaft und Technologie auf Druck-
sache 16/3585 zu dem Antrag der Fraktion Die Linke
mit dem Titel „Energiepreiskontrolle sicherstellen“. Der
Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 16/2505
abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Damit ist die
Beschlussempfehlung angenommen bei Zustimmung der
Koalition, der Fraktionen der FDP und des Bündnis-
ses 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Fraktion Die
Linke.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 28 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Lukrezia Jochimsen, Katja Kipping, Dr. Petra
Sitte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
LINKEN

Schutz des Welterbes im Konflikt um die
Waldschlösschenbrücke in den Vordergrund
stellen

– Drucksache 16/4411 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

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(C (D s ist vereinbart, die heutige Tagesordnung um die Beraung der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Kulur und Medien auf Drucksache 16/4460 zu dem Antrag er Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/2499 mit dem itel „Bundespolitik soll im Streit um die Waldchlösschenbrücke vermitteln“ zu erweitern und diese ls Zusatzpunkt 16 in Verbindung mit diesem Tagesordungspunkt zu beraten. – Damit sind Sie offensichtlich inverstanden. Dann ist das so beschlossen, und ich rufe ugleich diesen Zusatzpunkt 16 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Kultur und Medien ten Dr. Lukrezia Jochimsen, Katja Kipping, Dr. Petra Sitte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Bundespolitik soll im Streit um die Waldschlösschenbrücke vermitteln – Drucksachen 16/2499, 16/4460 – Berichterstattung: Abgeordnete Maria Michalk Dr. h. c. Wolfgang Thierse Christoph Waitz Dr. Lukrezia Jochimsen Katrin Göring-Eckardt Zwischen den Fraktionen ist verabredet worden, eine albe Stunde zu debattieren. Als Erster gebe ich das ort der Kollegin Lukrezia Jochimsen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! 2 Orte gibt es in Deutschland, die die UNESCO in den ang von Welterbestätten erhoben hat, darunter Dome nd Kirchen, Schlösser und Parks, ganze Altstädte, ergwerke, Flusstäler, auch das Bauhaus in Dessau. Es ibt weitere zwölf Bewerber für diese globale Ehre, daunter das Wattenmeer, das Bayreuther Opernhaus und ie Franckeschen Stiftungen in Halle. Das heißt, mehr ls 40 komplexe und komplizierte Findungsund Entcheidungsprozesse haben seit 30 Jahren stattgefunden zw. finden statt. Da ist es eigentlich eher ein Wunder, ass es bisher nur einen schweren und andauernden onfliktfall gibt: Dresden, dessen Elbfront mit Zwinger, per, Schloss und Frauenkirche 2004 in die Welterbe iste der UNESCO aufgenommen wurde. Wegen des aus einer Straßenbrücke über die Elbe droht der Stadt un die Aberkennung dieses Titels. Die Linksfraktion hat bereits im September vergangeen Jahres beantragt, dass sich die Bundesregierung verittelnd einschaltet. (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Kommunales Thema!)


(22. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608308600

enn es geht bei diesem Konflikt aus unserer Sicht nicht
ur um eine Dresdener Lokalangelegenheit und auch
icht nur um eine Sache Sachsens.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Lukrezia Jochimsen
Die Bundesregierung hat sich inzwischen eingeschaltet,
und auch der Ausschuss hat sich mit diesem Thema be-
fasst. Denn es steht viel auf dem Spiel: unsere nationale
Vertragstreue bei völkerrechtlichen Verpflichtungen, un-
sere internationale Glaubwürdigkeit im Bereich des
Denkmalschutzes und unsere Fürsorgepflicht gegenüber
den Kulturstätten Deutschlands, die sich zurzeit und in
Zukunft um den Titel „Welterbe“ bei der UNESCO be-
werben.

Deshalb hat unsere Fraktion einen aktualisierten An-
trag eingebracht, der den Expertenvorschlag des Media-
tionsverfahrens aufnimmt, im Rahmen einer moderier-
ten Perspektivenwerkstatt eine Lösung zu finden. Dafür
müsste sich jetzt die Bundesregierung einsetzen. In diese
Richtung geht auch die Erklärung der SPD-Fraktion; sie
deckt sich mit unserem heutigen Antrag. Umso unver-
ständlicher ist mir, dass die Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Kultur und Medien lautet, unseren An-
trag abzulehnen.

Wir wissen, dass der Streit zurzeit noch beim Ober-
verwaltungsgericht Bautzen anhängig ist. Ursprünglich
wurde mit einer Entscheidung vor dieser Plenardebatte
gerechnet. Aus Respekt vor dem laufenden Rechtsver-
fahren wollen wir heute keine dezidierte Stellungnahme
in der Sache vornehmen. Aber wir wollen uns mit den
Konsequenzen befassen, die aus dem Konfliktfall zu zie-
hen sind, ganz unabhängig davon, wie das Gerichts-
urteil ausfällt und der Streit sich fortsetzen wird. Wir
sind überzeugt, dass die Bundesregierung sich an den
Entscheidungsprozessen betreffend Welterbestätten in
Deutschland in Zukunft von Anfang an beteiligen sollte.


(Beifall bei der LINKEN)


Wie wäre die Einrichtung eines Referats beim Staats-
minister für Kultur und Medien – er ist leider nicht da –,


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Er ist auf einer Beerdigung!)


welches im Fall von Konflikten rechtzeitig Vermittlung
anbieten kann, ein Mediator für alle Fälle, eine Art Clea-
ringstelle? Denn eines ist absehbar: In Zukunft wird es
eher mehr als weniger Konflikte um die Anerkennung
des Welterbetitels geben. Einzigartigkeit und Authentizi-
tät verlangt die UNESCO. Doch diese beiden Kriterien
sind in einem modernen, auf Wachstum und Verände-
rung setzenden Land oft schwer miteinander zu verein-
baren. Das gilt auch und gerade dann, wenn man Kultur-
schätze bewahren und herausstellen möchte.

In diesem Sinne lautet unser Vorschlag, aus dem
Streit um die Waldschlösschenbrücke in Dresden zu ler-
nen. Die Bundesregierung muss in diesem Fall vermit-
teln und – in geeigneter Form – bei allen zukünftigen
Bewerbungen umso mehr.

Ich bitte um Zustimmung zu unserem Antrag.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608308700

Jetzt hat Arnold Vaatz das Wort für die CDU/CSU-

Fraktion.

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(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau ollegin Jochimsen, wie wir mit den Konsequenzen des och ausstehenden Bautzen-Urteils umgehen, sollten wir icht heute entscheiden, sondern dann, wenn das Urteil esprochen ist. Ich habe Ihrem Antrag entnommen, dass Sie die Einichtung einer „moderierten Perspektivenwerkstatt“ forern. Darauf möchte ich eingehen. Was das Verfahren angeht, ist festzuhalten, dass Ihr rster Antrag zur Waldschlösschenbrücke abgelehnt urde. Jetzt haben Sie einfach einen nahezu gleich lau enden zweiten Antrag eingebracht. Sie können sich och ausrechnen, dass auch dieser Antrag keine Mehreit finden wird, wenn Sie keine inhaltlichen Änderunen vorgenommen haben. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wir hoffen, dass sich bei Ihnen mal etwas ändert!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1608308800

(Beifall bei der CDU/CSU)


er eine solche Auffassung von Seriosität hat, zeigt,
ass er das Parlament offenbar genauso wenig ernst
immt, wie Sie in Dresden den Bürgerwillen ernst neh-
en wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Das ist eine unglaubliche Unterstellung!)


Sie versuchen offensichtlich, ein laufendes Gerichts-
erfahren zu beeinflussen. In der Sache hat nicht der
eutsche Bundestag zu entscheiden, sondern – das wis-

en Sie auch – das Oberverwaltungsgericht Bautzen. Sie
ollten aufhören, den Wählern Zuständigkeiten vorzu-
äuschen, die Sie nicht haben.


(Beifall des Abg. Jan Mücke [FDP])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608308900

Möchten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Katja

ipping zulassen, Herr Vaatz?


Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1608309000

Nein. – Das vom Oberverwaltungsgericht Bautzen er-

öglichte Mediationsverfahren ist gescheitert. Das war
darauf haben der Kollege Mücke und ich übrigens

chon während der Anhörung im Kulturausschuss hinge-
iesen – auch nicht anders zu erwarten. Ich behaupte so-
ar, es war von Ihnen eingeplant.

Genauso falsch ist die gelegentlich vorgetragene Be-
auptung, der Bau der Waldschlösschenbrücke bedeute
inen Verstoß gegen das Völkerrecht. Was das Überein-
ommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der
elt angeht, existiert kein Gesetz, das seine Transforma-

ion in deutsches Recht vorschreibt. Damit bindet es we-
er die Bundesrepublik Deutschland noch den Freistaat
achsen und die Stadt Dresden. Es kann nicht einmal ge-
en einen Bürgerentscheid abgewogen werden.






(A) )



(B) )


Arnold Vaatz
Ferner ist das UNESCO-Welterbekomitee nicht zu
verbindlichen Entscheidungen gegenüber Vertragsstaa-
ten oder einzelnen Kommunen berechtigt. Das ist die
nüchterne Rechtslage. Wenn Sie das nicht glauben, dann
bitte ich Sie, die Urteilsverkündung abzuwarten. Dann
wissen Sie das auch.

Dresden hat – das haben Sie bisher immer verschwie-
gen – den Antrag zur Aufnahme in die Weltkulturerbe-
liste mit einem gültigen Stadtratsbeschluss zum Bau der
Brücke gestellt und den Zuschlag erhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Mit der Brücke!)


Die UNESCO kannte die Pläne zum Bau der Wald-
schlösschenbrücke bis ins Detail.


(Jan Mücke [FDP]: Das ist auch richtig!)


Drei Gutachter des von der UNESCO beauftragten
Gremiums, von ICOMOS, haben sich vor Ort von dem
Bauvorhaben informieren können. Diese Gutachter ha-
ben nicht einmal ansatzweise ein Problem darin gesehen,
dass das Dresdener Elbtal auch mit der Wald-
schlösschenbrücke zum Welterbe erklärt wird. Sie haben
keinen Bedarf für zusätzliche Prüfungen gesehen, son-
dern im Gegenteil die Einbettung der Brücke in die
Landschaft mit der Feststellung gelobt, sie sei ausrei-
chend schlank und niedrig, um eine massive Wirkung in
der Landschaft zu vermeiden. Das war die Einschätzung
der UNESCO-Gutachter.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Nun hat auf massiven Druck der im Plebiszit Unterle-
genen die UNESCO-Führung in Berlin bei der Universi-
tät in Aachen ein Gefälligkeitsgutachten in Auftrag ge-
geben, das später acht Professoren der TU Dresden unter
die Lupe genommen haben, die eine ganze Reihe von
handwerklichen Fehlern bis hin zu fatalen Zeugnissen
von Unkenntnis der Ortslage entdeckt haben. Dieses
Gutachten der Universität Aachen ist die Grundlage für
den Beschluss von Vilnius, Dresden auf die Rote Liste
zu setzen. Ich sage Ihnen voraus: Wenn die UNESCO
diese Praxis fortsetzt, dann verliert nicht die Stadt Dres-
den an Autorität, sondern das für uns sehr wichtige Gre-
mium der UNESCO.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Brückenbau wurde in einem ordentlichen Bürger-
entscheid mit Zweidrittelmehrheit beschlossen. Die
Wahlbeteiligung bei diesem Plebiszit war höher als bei
der vorangegangenen Kommunalwahl, Frau Jochimsen.
Die klare Entscheidung für die Brücke ist nicht aus Lust
an Eingriffen in das Stadtbild oder aus Zerstörungswut
der Dresdner erfolgt, sondern deshalb, weil der Verzicht
auf die Brücke verheerende verkehrliche, wirtschaftliche
und stadtentwicklungsgefährdende Folgen hätte; das ist
die Realität.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Alle diese Betrachtungen haben in Ihren Erwägungen
bislang keine Rolle gespielt.

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(C (D (Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Das wissen Sie doch gar nicht!)


Nur der Vollständigkeit halber: Ohne diese Brücke
erläuft die Verkehrsführung in der Stadt Dresden auf
ahre hinaus hufeisenförmig, weil die benachbarte Fluss-
eite nur durch eine entfernte Brücke erreicht werden
ann. Die zusätzlichen Verkehrswege, die zusätzliche
erschmutzung, die zusätzlichen Wartezeiten, den zu-
ätzlichen Aufwand und die zusätzliche Entwertung von
rundstücken, alles das werden Sie verursachen, wenn
ie sich durchsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wer von einem möglichen Kompromiss in dieser
rage redet, der spekuliert auf die Unkenntnis der Sach-

age beim Publikum und hat die wahre Absicht, den Bau
er Brücke zu vereiteln. Das Scheitern des Mediations-
erfahrens bestätigt das. Jedes andere Verfahren, ob Sie
s nun moderierte Perspektivenwerkstatt oder perspekti-
ische Moderationswerkstatt – oder welche andere ver-
ale Flucht in die Infantilität Ihnen auch immer einfällt –
ennen, ist nichts anderes als der Versuch, die Entschei-
ung so lange hinauszuzögern, bis die Bindekraft des
olksentscheides kraft Gesetzes erlischt. Das ist das ei-
entliche Ziel, das Sie verfolgen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Das ist eine Unterstellung!)


Die Bürger der Stadt Dresden erwarten aber von der
olitik, dass ihnen erlaubt wird, das umzusetzen, was sie
echtens entschieden haben. Danach bemisst sich unter
nderem ihr Vertrauen in die Demokratie,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ämlich danach, ob der Unterlegene in der Lage ist, eine
iederlage zu akzeptieren oder nicht. Das sind Sie nicht.

Wie immer die Angelegenheit ausgeht, ich bin der
esten Überzeugung, dass es Ihnen misslingen wird, po-
itisches Kapital aus der möglichen Vereitlung der Brü-
ke zu schlagen, und zwar aus folgenden Gründen:

Erstens. Die Menschen werden über Jahre hin mer-
en, was Sie ihnen eingebrockt haben.

Zweitens. Die Stadt Dresden war 1945 ein Trümmer-
aufen. Über 25 000 Tote wurden damals


(Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Was ist denn das für ein Vergleich? Jetzt hören Sie einmal auf, Herr Kollege!)


ich habe die Bitte, dass Sie das einmal zur Kenntnis
ehmen –


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


uf Eisenbahnschienen auf dem Altmarkt verbrannt.


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Sie missbrauchen das Leid der Menschen für Ihre Argumentation!)


Lassen Sie mich doch bitte einmal ausreden! – Die
enschen waren mental und materiell so schwer getrof-






(A) )



(B) )


Arnold Vaatz
fen, wie man es sich nicht schlimmer vorstellen kann.
Nun haben die Dresdner die Zeit nach 1945 genutzt, um
ihre Stadt wiederaufzubauen. Das ist eine einzigartige
Leistung. Zu diesem Schluss kommt man, wenn man die
Ausgangsposition betrachtet, an deren Beschreibung Sie
mich hindern wollten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Diese Leistung, auf die die Dresdner berechtigter-
weise stolz sind, zumal seit die Frauenkirche wieder
steht, ist nahezu einzigartig in der Welt; denn das Ganze
wurde nicht ausschließlich öffentlich finanziert, sondern
zum Teil privat, falls Ihnen das entgangen sein sollte. Ich
glaube nicht, dass die Dresdner, die das alles ohne die
Fürsorge, das Geld und die Ratschläge der UNESCO ge-
schafft haben, es akzeptieren werden, dass die UNESCO
– so scheint es –, nachdem alles fertig ist, sich quasi in
das gemachte Nest setzt und beginnt, die Bürger vor sich
selber zu schützen.

Das werden die Dresdner niemals akzeptieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich sage Ihnen: Auch etliche Personen von der Minder-
heit, an die Sie appellieren, denken in dieser Frage ge-
nauso. Bedenken Sie, was Sie anrichten, wenn Sie weiter
in dieser Art argumentieren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608309100

Ich gebe jetzt Katja Kipping das Wort zu einer Kurz-

intervention.


Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608309200

Herr Vaatz, es geht heute nicht um die verkehrliche

Wirkung der Brücke, wobei ich glaube, dass Sie einem
fatalen Irrtum unterliegen; denn die Brücke wird die
Stadt nicht entlasten, sondern vor allem Durchgangsver-
kehr nach Dresden bringen.

Ich habe mich zu Wort gemeldet, weil Sie der Linken
unterstellt haben, sie missachte den Bürgerwillen. Diese
perfide Unterstellung darf nicht unwidersprochen blei-
ben.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Etwas locker bleiben in der Wortwahl!)


Die Linke hat – das wissen Sie sehr genau – nach dem
Bürgerentscheid gesagt, sie habe bis zuletzt für ein ande-
res Votum gekämpft, aber jetzt akzeptiere sie diesen
Bürgerentscheid.


(Jan Mücke [FDP]: Dann müssen Sie den Antrag zurückziehen!)


Wir müssen jedoch auch zur Kenntnis nehmen, Herr
Vaatz, dass inzwischen ein neuer Tatbestand eingetreten
ist. Eine Vielzahl von Leuten, die beim Bürgerentscheid
für die Brücke gestimmt haben, hat gesagt, dass sie die
Brücke nicht zu dem Preis wollten, dass das Dresdner
Elbtal den Titel „Weltkulturerbe“ verliert. Weil Sie, Herr

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(C (D aatz, sich so abfällig über die Anträge der Linken geäuert haben, ill ich darauf hinweisen, dass wir die Ersten waren, die ie bundespolitische Bedeutung dieses Themas erkannt nd den Brückenbau thematisiert haben. Wenn es nach er CDU gegangen wäre, dann hätte sich die Bundespoitik nicht damit beschäftigt, es hätte keinerlei Moderaion gegeben, und Sie hätten leichtfertig den Titel „Weltulturerbe“ für Dresden aufs Spiel gesetzt, was für eine tadt wie Dresden, die sehr stark auf Tourismus angeiesen ist, auch wirtschaftspolitisch ein extremes Prolem darstellt. (Beifall bei der LINKEN – Jan Mücke [FDP]: Setzen, fünf!)


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Zu Recht!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608309300

Herr Vaatz.


Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1608309400

Frau Kollegin Kipping, dass bei Ihnen die politische

nkündigung mit dem Handeln oder auch Wort und Tat
icht übereinstimmen, haben Sie nicht erst bei dieser
elegenheit bewiesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


enn Sie im Stadtrat so reden und politisch anders han-
eln, dann spricht das nicht unbedingt dafür, dass Sie tat-
ächlich bereit sind, demokratische Entscheidungen zu
kzeptieren.

Was Sie zu der Verkehrsführung gesagt haben, halte
ch für kompletten Unsinn, wenn ich das einmal so sagen
arf. Das sieht im Übrigen jeder, der den Stadtplan be-
rachtet. Was Sie weiterhin über die Notwendigkeit des
itels „Weltkulturerbe“ gesagt haben, bestreiten die Tou-
ismusverbände kategorisch. Sie sind an einem Ver-
ehrsfluss in dieser Region von Dresden weitaus interes-
ierter als an dem Titel „Weltkulturerbe“.

Sie hatten noch etwas über die Zustimmung der Be-
ölkerung gesagt. Da verweise ich Sie auf die „DNN“
on voriger Woche. Dort wird genau das Gegenteil von
em belegt, was Sie gerade behauptet haben. Im Übrigen
ählt ein gültiger Volksentscheid. Es zählt niemals ir-
endeine Umfrage, wie immer sie ausfällt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Monika Griefahn [SPD]: Es zählt auch das Völkerrecht, Herr Vaatz!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608309500

Jetzt gebe ich das Wort Jan Mücke für die FDP.


(Beifall bei der FDP)



Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1608309600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

erren! Ich möchte am Anfang mit einem Irrtum aufräu-
en, dem die Kollegin Kipping hier erlegen ist. Sie ist

avon ausgegangen, dass die Dresdnerinnen und Dresd-
er beim Bürgerentscheid nicht darüber informiert ge-






(A) )



(B) )


Jan Mücke
wesen sind, dass es sich beim Dresdner Elbtal um ein
Weltkulturerbe handeln würde.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Das ist doch Quatsch! Jetzt wird es immer billiger!)


Das ist falsch. Der Bürgerentscheid zur Wald-
schlösschenbrücke – das muss man hier noch einmal sa-
gen – ist ein Musterbeispiel für direkte Demokratie und
dafür, wie demokratische Prozesse richtig durchgeführt
werden.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Richtig!)


Es hat zu diesem Bürgerentscheid ein Abstimmungs-
buch gegeben, welches jeder Dresdner Haushalt in den
Briefkasten bekommen hat. Auf acht Seiten konnten so-
wohl die Gegner als auch die Befürworter der Wald-
schlösschenbrücke ihre Position deutlich machen.

Ich darf Ihnen mit Genehmigung der Frau Präsidentin
zitieren, was die Gegner der Waldschlösschenbrücke auf
Seite 1 dieses Buches geschrieben haben:

Liebe Dresdnerinnen und Dresdner! … Sie haben
die Möglichkeit zu entscheiden: … Vor allem aber
werden Sie bestimmen, wie mit der einzigartigen
Elbtallandschaft, die zum UNESCO-Weltkulturerbe
gehört, umgegangen wird.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Frau Kipping, haben Sie das überlesen?)


Wir

– die Gegner –

meinen: Diese Brücke ist zu teuer. Sie löst die Ver-
kehrsprobleme nicht. Sie schädigt die einmalige
Elblandschaft.

Das haben die Gegner der Waldschlösschenbrücke in
diesem Abstimmungsbuch geschrieben. In Kenntnis
dieser Behauptung, die sie in diesem Abstimmungsbuch
aufgestellt haben, in Kenntnis der Tatsache, dass es sich
um etwas handelt, was zum UNESCO-Weltkulturerbe
gehört, haben sich die Dresdnerinnen und Dresdner zu
68 Prozent für die Bau der Waldschlösschenbrücke ent-
schieden, und in einer Demokratie hat zu gelten, was die
Mehrheit des Volkes will.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Lesen Sie einmal die Kurzintervention von Frau Kipping im Protokoll nach, dann werden Sie feststellen, dass Sie sich das alles hätten sparen können!)


– Ich weiß, dass Sie das alles sehr aufregt. Ich weiß
auch, dass die Linke mit Instrumenten direkter Demo-
kratie immer dann kommt, wenn Sonntagsreden gehal-
ten werden müssen,


(Dirk Niebel [FDP]: Demokratie regt die sowieso auf! Seit über 40 Jahren!)


aber nicht dann, wenn es um die tatsächliche Umsetzung
von direkter Demokratie geht.

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(C (D Ich kann Ihnen nur sagen, dass die Dresdner ihre Meiung nicht geändert haben. Auch die veränderte Medienandschaft hat daran nichts geändert. Die in der „DNN“ om 22. Februar abgedruckte Umfrage zeigt ganz eineutig, (Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Ich denke, Umfragen sollen wir nicht zur Kenntnis nehmen!)


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Richtig!)


ass für den Bau der Waldschlösschenbrücke 58 Prozent
ind – auch wenn es die Zugehörigkeit zum UNESCO-
eltkulturerbe kosten würde – und dass 25 Prozent da-

egen sind. Ich kann Ihnen diese Umfrage gern zur Ver-
ügung stellen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das tu mal lieber! – Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Ja, unbedingt zur Verfügung stellen!)


ie stammt vom Institut für Kommunikationswissen-
chaften der Technischen Universität Dresden. Es ist
lso kein Gefälligkeitsgutachten.

Dass Sie mit direkter Demokratie ein Problem haben,
aben wir schon mehrfach beobachten können. Es ist be-
auerlich, dass Sie den demokratischen Willen der
resdner mit Füßen treten. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Mit Füßen getreten haben die Demokratie allerdings
uch die Mediatoren.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Jawohl! Sehr richtig!)


as muss man kritisch anmerken. Dieses Mediations-
erfahren hat nicht dazu geführt, dass verschiedene Po-
itionen zusammengeführt werden.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das war gar nicht beabsichtigt!)


m Gegenteil: Die Mediatoren haben auf einer Maximal-
osition beharrt, indem sie gesagt haben: Wald-
chlösschenbrücke – auf gar keinen Fall. Auf diese
eise kann man Mediation nicht betreiben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Die Mediatoren stammen aber nicht aus der Linken! Das wollen wir mal festhalten!)


Ja, Sie sind ja auch nicht für alles verantwortlich. Aber
ch bin mir ziemlich sicher: Wenn Sie die Mediatoren
estellt hätten, dann wäre das Ergebnis ähnlich katastro-
hal ausgefallen.


(Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Haben wir nicht!)


Mir ist völlig unverständlich, warum die Mediatoren
inen bestimmten Weg nicht gegangen sind, den ich ei-
entlich für einen akzeptablen Kompromiss gehalten
abe. Es ist ja ganz häufig so, dass Verkehrsprojekte Pro-
leme in landschaftlicher oder in anderer Hinsicht her-






(A) )



(B) )


Jan Mücke
vorrufen. Daher haben wir, der Gesetzgeber, die Mög-
lichkeit geschaffen, Ausgleichsmaßnahmen vorzusehen.
Ich verstehe nicht, warum die Mediatoren diese Chance
nicht genutzt haben. So hätte die Wertschätzung für die-
ses Weltkulturerbe, die selbstverständlich vorhanden ist,
zum Ausdruck gebracht werden können. Ich will Ihnen
zwei konkrete Beispiele nennen.

Es gibt im Gebiet dieses Weltkulturerbes zwei Schlös-
ser, die dringend sanierungsbedürftig sind: Das eine ist
die Villa Stockhausen, und das zweite ist das Schloss
Übigau. Beide Häuser sind ruinös; beide müssen saniert
werden. Die Sanierung beider Villen mit öffentlichen
Mitteln wäre ein idealer Anlass gewesen, um auch der
UNESCO zu zeigen: Wir nehmen diesen Titel ernst; aber
wir können am Bürgervotum nicht vorbei. Wir werden
und wir wollen diese Brücke bauen; aber wir werden an
anderer Stelle einen Ausgleich für diesen Eingriff in das
Weltkulturerbe schaffen. – Das wäre aus meiner Sicht
und aus der Sicht der FDP-Fraktion ein akzeptabler
Kompromiss gewesen.

Stattdessen haben die Mediatoren auf Maximalposi-
tionen beharrt, und wer auf Maximalpositionen beharrt,
der wird am Ende eine Entscheidung vor Gericht nicht
vermeiden können. Wir werden sehen, wie das Oberver-
waltungsgericht in der nächsten Woche entscheiden
wird. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die dritte Gewalt
des Staates den Willen des Volkes akzeptiert.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608309700

Herr Mücke, möchten Sie eine Nachfrage der Kolle-

gin Kurth zulassen, die eigentlich eine Zwischenfrage
sein sollte?


Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1608309800

Bitte schön.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608309900

Bitte schön.

Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Herr Mücke, Sie haben eben als Vorschlag für die
Mediatorengruppe angegeben: Es hätten Ausgleichs-
maßnahmen geprüft werden sollen. – Ich frage Sie, ob
Ihnen bewusst ist, dass es hier nicht um eine Pflichtauf-
gabe geht, die die Sanierung denkmalgeschützter Ge-
bäude, zum Beispiel Schlösser, betrifft – das wäre über-
haupt nicht in Erwägung zu ziehen gewesen –, sondern
darum, dass hier das Gesamtbild des Welterbes zerstört
würde. Es ist völlig unerheblich, was da saniert ist oder
nicht saniert ist. Ich frage Sie also: Ist Ihnen bewusst,
dass Ausgleichsmaßnahmen zum Erhalt eines Gesamt-
bildes, das geschützt ist, nicht tauglich sind?


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Mangelnde Ortskenntnis, Frau Kollegin!)


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(C (D Das sehe ich, mit Verlaub, anders. Auch die Mediato en haben sich bemüht, einen Kompromiss zu finden. ir müssen einen Kompromiss finden, der wirklich bei es vereint, der auf der einen Seite den Willen der Bürer umsetzt, die Brücke zu bauen, und auf der anderen eite – – (Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Was denn nun? Ich denke, die Mediatoren haben keinen Kompromiss gefunden!)

Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1608310000

Ich habe Ihnen lange zugehört, Frau Jochimsen. Ich
eiß, dass Ihnen das schwerfällt,


(Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Es fällt mir nur schwer, pausenlos Widersprüche hinzunehmen!)


eil es für Sie unangenehm ist, dass Sie den Bürgerwil-
en mit Füßen treten. Ich wäre Ihnen verbunden, wenn
ie mich trotzdem einfach ausreden lassen würden.


(Zuruf von der FDP, zur LINKEN gewandt: Ich denke, ihr seid so basisdemokratisch!)


Es ging in dieser Frage darum, einen Kompromiss zu
inden. Dabei sind die Mediatoren gnadenlos gescheitert.

ichtig wäre es gewesen, diesen Ausgleich zu finden.
as ist leider gescheitert.

Man muss eines sehen – das möchte noch kurz ergän-
en –: Die UNESCO-Welterbekonvention hat einen
anz entscheidenden Fehler: Sie sieht für den Konflikt-
all keinerlei Regelungen vor. Da ist die Bundesregie-
ung gefordert, international aktiv zu werden mit dem
iel, dass es dafür künftig Regeln gibt:


(Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Genau das haben wir heute beantragt!)


ie findet eine Mediation statt? Sind alle Entscheidun-
en des Welterbekomitees eigentlich sakrosankt, oder
üssen diese nicht möglicherweise auch überprüft wer-

en können?


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Ja! Wie kann man sie anfechten?)


Das alles sind Fragen, die geklärt werden müssen. So-
ange dies nicht geschehen ist, ist für uns als FDP-Frak-
ion die Entscheidung ganz klar: Art. 20 Abs. 2 Grund-
esetz:

Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Ich bin gespannt, ob die Grünen das mit der Demokratie jetzt verstanden haben!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608310100

Jetzt erteile ich das Wort dem Kollegen Wolfgang

hierse für die SPD-Fraktion.






(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608310200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Eine kleine Bemerkung vorweg, Kollege Vaatz: Wir
sollten der UNESCO nicht drohen, wie Sie das hier ge-
macht haben.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Zweitens. Ich finde es unangemessen, dass man das
Leid der Dresdener von 1945 für eine Entscheidung in-
strumentalisiert, über die man streiten kann. Das finde
ich hochproblematisch.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Ja! – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das hat er schon richtig gemacht!)


Im Übrigen: Es geht auch nicht so sehr um eine juris-
tische Frage; dann wäre es relativ einfach. Es geht uns
auch nicht darum, Kollege Vaatz, uns einen parteipoliti-
schen Vorteil zu verschaffen, sondern es geht um einen
beunruhigenden Konflikt. Die geplante Waldschlöss-
chenbrücke durchschneidet und zerstört das unter dem
besonderen Schutz des UNESCO-Titels „Weltkultur-
erbe“ stehende wunderschöne Elbtal.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das wusste die UNESCO vorher, Herr Kollege!)


– Moment einmal! Ich beschreibe doch nur den Kon-
flikt. – Es geht um einen Konflikt einerseits zwischen ei-
ner Stadtverwaltung und vor allem einem Regierungs-
präsidium, die sich immerhin auf einen Bürgerentscheid
berufen können – das ist gewiss von außerordentlichem
Gewicht; selbstverständlich –, und andererseits dem
Kulturstaat Bundesrepublik Deutschland, der als Ver-
tragsstaat der UNESCO bestimmte Verpflichtungen ein-
gegangen ist.


(Beifall des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE])


Dieser Konflikt ist nicht allein eine städtische Ange-
legenheit. Deswegen ist es legitim, dass wir hier darüber
reden. Es ist ein Konflikt, bei dem es durchaus um eine
Frage von nationaler Tragweite geht. Dieser Konflikt ist
nicht mit bornierter Sturheit zu lösen.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Legen Sie die doch ab! – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Meinen Sie die UNESCO damit? – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Wen meinen Sie denn? – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Ross und Reiter nennen! Wer ist das? Wer ist gemeint?)


Das Oberverwaltungsgericht hat das gerichtliche Ver-
fahren ausgesetzt und einen Mediationsversuch vorge-
schlagen, genau deshalb, weil, wie die sehr weise Be-
gründung lautet – ich zitiere –, keine der streitenden
Parteien durch eine gerichtliche Entscheidung zwischen
Bürgerentscheid einerseits und völkerrechtlichem Ab-

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(C (D ommen andererseits letztlich gewinnen und ein Urteil eine befriedende Wirkung haben wird. – Wahrlich eine eise Beurteilung. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Abg. Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Blicken wir nach Köln! Dort existierte ein ähnlicher
onflikt. Es gab ein Mediationsverfahren. Die Stadtver-
altung und der Bürgermeister haben sich zu einem
ompromiss bereitgefunden. An dieser Stelle, Herr Kol-

ege Mücke, eine kleine Bemerkung zum Stichwort
Ausgleichsmaßnahme“.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Sie vergleichen Äpfel mit Birnen, Herr Thierse!)


ie fänden Sie das: Man baut eine Brücke, die den Blick
uf den Kölner Dom verstellt, und an anderer Stelle wird
in barockes Schlösschen saniert. Das ist doch wohl kein
innvoller Vorschlag. Ich glaube, Ausgleichsmaßnahmen
ieser Art sind nicht sinnvoll.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dieses Mediationsverfahren hat stattgefunden, die
tadtverwaltung Dresden und das Regierungspräsidium
achsen haben sich aber, wie ich höre, nicht konstruktiv
n diesem Vermittlungsversuch beteiligt


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Sie wurden überhaupt nicht eingeladen!)


m Gegenteil: Sie haben sich eher obstruktiv verhalten.
as nenne ich durchaus skandalös.


(Jan Mücke [FDP]: Das ist nicht wahr!)


Im schriftlich niedergelegten Ergebnis zum Media-
onsverfahren wird einheitlich festgestellt – ich zitiere –:

Die geplante Waldschlösschenbrücke respektiert
die gewachsene Kulturlandschaft nicht. ... Die der-
zeitige Planung für die Waldschlösschenbrücke ist
nicht durch Detailmaßnahmen verbesserbar.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das ist ein subjektives Fehlurteil!)


Ja, das ist Ihre Meinung.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Ja, natürlich! Das ist meine Meinung! Das müssen Sie akzeptieren!)


ie Sachverständigen, die immerhin neutral sind, schla-
en deshalb eine moderierte Perspektivenwerkstatt unter
eteiligung der Politik, der Verwaltung, von Vertretern
er Stadtgemeinschaft, von Fachwissenschaftlern und
er UNESCO vor, um in diesem Verfahren verbindliche
rundlagen und Rahmenbedingungen für eine neue Pla-
ung festzulegen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608310300

Herr Thierse.






(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608310400

Wir unterstützen diesen Vorschlag aus einem einfa-

chen Grund ausdrücklich.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608310500

Herr Thierse, ohne Ihren Redefluss unterbrechen zu

wollen: Der Kollege Börnsen würde gerne eine Zwi-
schenfrage stellen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608310600

Wollen Sie noch?


Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1608310700

Ja.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608310800

Bitte schön.


Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1608310900

Frau Präsidentin, meine Frage bezieht sich auf einen

Sachverhalt, der angesprochen wurde, als alle drei Per-
sonen im Präsidium ihre Köpfe noch gesenkt hatten und
schwer beschäftigt waren.

Ich möchte den Kollegen Wolfgang Thierse Folgen-
des fragen: Es ist klar, dass uns bei einer solchen Thema-
tik das Herz überläuft; das gilt für alle Beteiligten. Herr
Kollege, Sie sprachen aber von „bornierter Sturheit“ der
Befürworter der Brücke.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Genau so hat er es gesagt!)


Gleichzeitig wissen Sie, dass sich 68 Prozent der Dres-
dner für die Brücke ausgesprochen haben. Wen meinen
Sie? Ich glaube, Sie selbst haben ein Interesse daran,
dass in der politischen Kultur auch wirklich Ross und
Reiter genannt werden, weil das im Umgang miteinan-
der fairer ist.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608311000

Herr Kollege Börnsen, erstens halte ich im Vergleich

zum Kollegen Vaatz eine vergleichsweise sachliche
Rede.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das war schon wieder eine Unverschämtheit! – Jürgen Koppelin [FDP]: Na ja!)


Ich könnte auch polemischer sein.


(Beifall bei der SPD – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Er war engagiert!)


Zweitens habe ich ziemlich genau gesagt, dass bor-
nierte Sturheit nicht hilft.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Darf ich einmal fragen, wo ich unsachlich war? Können Sie mir das sagen? – Gegenruf der Abg. Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Lesen Sie die Rede einmal nach!)



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(C (D Herr Kollege Vaatz, wie Sie bemerkt haben, habe ich hnen absolut ruhig zugehört. Könnten Sie die parlamenarische Leistung aufbringen, auch mir ruhig zuzuhören? (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich habe von „bornierter Sturheit“ gesprochen und
einte, dass man einen Konflikt nicht dadurch löst, dass
an mit dem Kopf durch die Wand geht, egal, welche
eite dies tut. Ich habe keine einseitige Schuldzuwei-
ung vorgenommen.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Natürlich! – Gegenruf der Abg. Iris Gleicke [SPD]: Nein, hat er nicht!)


ch habe ausdrücklich gesagt, dass der Bürgerentscheid
on außerordentlichem Gewicht ist; selbstverständlich.

Jetzt geht es aber darum, einen drohenden Verlust
es Welterbestatus zu verhindern. Das würde weltweit
rstmalig geschehen und der internationalen Glaubwür-
igkeit Deutschlands im Bereich des Denkmalschutzes
nd im Hinblick auf seine Vertragstreue schaden. Darum
eht es. Das ist das andere gewichtige Gut.

Zwischen dem Anspruch einer Mehrheit der Bürger,
ie über den Bürgerentscheid abgestimmt haben, und
es Regierungspräsidiums auf der einen Seite sowie des
ulturstaates Deutschland, der Vertragspartner ist, auf
er anderen Seite gibt es einen wirklichen Konflikt. Des-
egen begrüßen wir ja diesen Vermittlungsversuch, da-
it wir aus diesem Dilemma einer Nichtentscheidung

erauskommen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608311100

Herr Kollege.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608311200

Ich glaube – wenn ich es richtig sehe und richtig ge-

ört habe –, dass die Stadt Dresden zu Kompromissen
ereit ist.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608311300

Herr Kollege, es gibt zwei Meldungen zu Zwischen-

ragen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608311400

Das Problem sind aber das Regierungspräsidium und

as Land Sachsen – im Grunde die sächsische CDU –
owie, wenn Sie so wollen, auch ein paar FDP-Politiker.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Jetzt wird es hier unsachlich, Herr Kollege!)


s ist also nicht so, dass die Bundesregierung den Kon-
likt lösen kann. Es wäre aber schon ganz sinnvoll – –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608311500

Herr Kollege, es gibt noch zwei Wünsche, eine Zwi-

chenfrage zu stellen, nämlich einmal vom Kollegen
eck und einmal vom Kollegen Mücke. Möchten Sie
eide noch zulassen?






(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608311600

Wenn sie meine Redezeit verlängern wollen, bitte.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608311700

Wegen Ihres Weges nach der Rede und damit Sie

nicht den falschen Bogen machen, kündige ich Ihnen
jetzt gleichzeitig aus gegebenem Anlass noch an, dass es
auch noch den Wunsch von Herrn Vaatz gibt, das Wort
zu einer Kurzintervention zu erhalten. – Jetzt ist der Kol-
lege Beck an der Reihe.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608311800

Herr Kollege Thierse, Sie haben gerade betont, dass

Sie uns Ihre Rede hier sachlich vortragen. Ich kenne ja
Ihre sachliche Argumentation; wir haben sie gerade ge-
hört. Zur Belebung der parlamentarischen Demokratie
– das ist Gegenstand des nächsten Tagesordnungspunk-
tes – würde ich, wenn Sie gestatten, jetzt gerne auch
noch die polemische Version von Ihnen hören.


(Heiterkeit – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Wir auch!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608311900

Ich werde mich zurückhalten. – Ich habe eine klare

Meinung. Ich kenne Dresden ganz gut und bin sehr oft
dort. Ich glaube, dass die Brücke, wie sie jetzt an dieser
Stelle und in diesen Ausmaßen geplant ist, das Obere
Elbtal zerstört.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube, dass es deshalb vernünftig ist, zu versu-
chen, eine andere Verkehrslösung mit einer kleineren, ei-
ner schmaleren Brücke an einer anderen Stelle zu finden.
Es gibt dazu sehr seriöse Vorschläge.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608312000

Herr Mücke, bitte schön.


Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1608312100

Herr Kollege Thierse, Sie hatten eben vorgeschlagen,

an einer anderen Stelle eine kleinere und besser in die
Landschaft passende Brücke zu bauen. Wenige Sätze zu-
vor haben Sie gesagt, dass Sie den Bürgerentscheid
selbstverständlich ernst nehmen und das Votum berück-
sichtigen wollen. Können Sie mir bitte erklären, wie
diese beiden Aussagen zusammenpassen? Die Frage des
Bürgerentscheids lautete – um es noch einmal zu referie-
ren –: Sind Sie für den Bau der Waldschlösschenbrücke?
Daneben gab es eine Zeichnung, auf der die Lage der
Brücke exakt eingezeichnet war. Sehen Sie einen Wider-
spruch zwischen diesen beiden Aussagen? Wenn Sie kei-
nen Widerspruch darin sehen, können Sie mir dann bitte
sagen, wie Sie das Votum der Dresdener Bürger für den
Bau der Waldschlösschenbrücke mit dem Bau an einer
anderen Stelle vereinigen wollen?

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(C (D Herr Mücke, die ständige Berufung auf diesen Bürger ntscheid und die Forderung, auf keinen Fall etwas aneres zu tun, als dieser vorgibt, ist keine Lösung eines onflikts. Jedenfalls ist das kein Kompromiss. Das ist ine Lösung, die zulasten des Kulturstaates Bundesrepulik Deutschland als Vertragspartner der UNESCO geht. ch sage: Wir haben – möglicherweise gerade als Nichtresdener – die Pflicht, eine dritte Lösung zu finden, ie zwischen der einen und der anderen Variante liegt. s braucht eine Lösung, die den Interessen der Dresdeer und der Lösung der Verkehrsprobleme dienen kann, ie jedoch auch berücksichtigt, dass wir vielleicht auch eiterhin Anträge auf Verleihung dieses Kulturerbetitels tellen wollen. Aus Sachsen sind mehrere solcher Anräge unterwegs. Wenn ein solcher Weltkulturerbetitel zum ersten Mal n der Geschichte der UNESCO aberkannt würde, dann äre das ein schwerer Schaden für den Kulturstaat eutschland und auch für das Kulturland Sachsen. Da um geht es mir, und dafür müssen wir eine Lösung finen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608312200

Es geht darum, Schaden abzuwenden.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Dann machen Sie das doch!)


s geht nicht darum, stur auf einer Lösung zu beharren,
ie Sie vertreten. Das ist meine Position. Ich bin sehr da-
ür, und ich fordere die Parteivorsitzende der CDU, Frau

erkel, oder den sich in Dresden sehr gut auskennenden
anzleramtsminister de Maizière auf, in diesem Sinne

u wirken; denn sie könnten hier einwirken. Das Ganze
st nicht so sehr eine Sache der Bundesregierung. Sie
önnten aber auf die sächsische Landesregierung oder
as Regierungspräsidium einwirken, um doch noch eine
ndere Lösung zu ermöglichen, die beide Interessen be-
ücksichtigt. Das halte ich für vernünftig!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordenten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Und der Volkeswille wird missachtet! Das ist eine Demokratieauffassung, die sich gelohnt hat!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608312300

Ich gebe das Wort dem Kollegen Vaatz zu einer Kurz-

ntervention.


Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1608312400

Herr Kollege Thierse, ich will Ihrem Eigenlob bezüg-

ich der Sachlichkeit Ihrer Rede nicht unbedingt wider-
prechen.


(Zuruf von der FDP: Ich würde schon widersprechen!)


umindest eines will ich aber richtigstellen: Ich meine,
an müsste zwischen Kritik und Drohung differenzieren






(A) )



(B) )


Arnold Vaatz
können. Wenn ich eine Entscheidung der UNESCO kriti-
siere und nach Möglichkeiten frage, wie man sich als be-
troffener Bürger gegen eine solche wenden kann, wenn
man sie nicht für sachgerecht hält, dann halte ich das für
eine demokratische, akzeptable und notwendige Hal-
tung. Im Unterschied dazu ist das, was Sie sagen, eine
Drohung. Ich weiß nicht, an welcher Stelle Sie von mir
eine Drohung gegenüber der UNESCO gehört haben
wollen.


(Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Lesen Sie mal nach!)


– Bitte schön, ich bin von Herrn Thierse angegriffen
worden. Mir ist das unterstellt worden, also darf ich das
zurückwerfen. –


(Zurufe von der SPD: Oh!)


Herr Thierse, ich verwahre mich gegen die Unterstel-
lung, ich hätte die Opfer von 1945 für die Wald-
schlösschenbrücke instrumentalisiert.


(Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Aber das haben Sie gemacht!)


– Darf ich das bitte richtig stellen? – Ich habe lediglich
feststellen wollen, dass es den Bürgern der Stadt Dres-
den – vom Ausgangspunkt 1945 gedacht – viel schwerer
gefallen ist als den Bürgern mancher anderer Städte, die-
ses Stadtbild wieder herzustellen. Das habe ich erwäh-
nen wollen, und das wird man wohl noch dürfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Herr Kollege Thierse, Sie haben uns der Parteipolitik
bezichtigt. Die Gleichsetzung von Regierungspräsidium
und CDU kam doch wohl von Ihnen. Habe ich mich da
verhört, oder war das so?


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Verhört!)


Als Nächstes sage ich Ihnen: Ich verstehe nicht, wie
Sie das Eintreten für die Umsetzung eines Mehrheitswil-
lens als borniert bezeichnen können. Ich verstehe auch
nicht, wie Sie sich außerdem in primitive Beschimpfun-
gen flüchten können,


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was sind das für Unterstellungen? – Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Das tut er doch gar nicht!)


indem Sie das Regierungspräsidium in Dresden mit Vo-
kabeln bedenken, die Ihrer nicht würdig sind.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Jetzt wird es peinlich!)


Zum Schluss frage ich Sie, was Sie eigentlich unter
„einwirken“ verstehen. Ich verstehe nicht, auf wen Sie in
Dresden einwirken wollen. Sie müssen doch die Frage
beantworten, ob die Bundesregierung das Recht hat, ei-
nen Bürgerentscheid in Dresden zu kippen, der demo-
kratisch zustande gekommen ist. Sie müssen schon die
Frage beantworten, ob Sie das tun wollen oder nicht.

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(C (D Ich möchte noch eines hinzufügen: Ihre Vorstellung on Kompromissen entbehrt jeder sachlichen rundlage. – – Herr Kollege, Kurzinterventionen sind zeitlich be renzt. – Bevor Herr Thierse antworten kann, habe ich och eine Kurzintervention des Kollegen Koppelin zu einem Beitrag in der Hoffnung, dass es sich nicht um in Vorziehen der nächsten Debatte handelt. Bitte schön, Herr Koppelin. (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das sollte man insgesamt der UNESCO schicken!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608312500


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1608312600

Herr Kollege Thierse, ich war echt gespannt auf Ihren

eitrag, weil ich auch ein bisschen gehofft hatte, dass
ie versöhnliche Töne anklingen lassen und vielleicht
ie beiden Gegensätze zueinanderführen würden. Ich
uss aber sagen, dass ich in Ihrem Redebeitrag weder

ine Lösungsmöglichkeit gesehen habe – Sie haben
eine angeboten – noch eine Meinung habe erkennen
önnen. Deswegen tut mir Ihre Rede sehr leid. Sie soll-
en sie einfach noch einmal nachlesen. Bei einem so
ichtigen Punkt sollte man hier nicht als Schulmeister

uftreten, den anderen Noten geben und sich selber auf
inen hohen Sockel stellen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608312700

Herr Thierse, bitte schön.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608312800

Herr Koppelin, dass Ihnen meine Rede leidtut, kann

ch nicht verhindern; sie ist gehalten.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Sie tut mir trotzdem leid!)


Herr Kollege Vaatz, ich will Ihnen nur noch einmal
ine einzige Frage stellen: Warum ist in Dresden nicht
öglich, was in Köln möglich war?


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Weil eine Brücke und ein Hochhaus verschiedene Dinge sind!)


uch in Köln ging es um die Gefährdung des Titels
Weltkulturerbe“. Es ging um eine entschlossene und
uch wütende Bürgerschaft. Dann haben Bürgermeister,
tadtverwaltung, wahrscheinlich auch Regierungspräsi-
ium, die beteiligten Parteien und vor allem das Land
esagt:


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Wir sind im Bundestag!)


ir müssen sehen, wie wir eine vernünftige Lösung zu-
tande bringen, die diesen Status nicht gefährdet und
eutschland als Vertragspartner nicht schädigt.

Warum soll dasselbe nicht auch in Dresden möglich
ein, indem man zum Beispiel weiter miteinander redet,






(A) )



(B) )


Dr. h. c. Wolfgang Thierse
um eine Lösung zu finden? Es geht um Standort, Art und
Größe der Brücke. Hier liegen die Kompromissmöglich-
keiten. Wo sonst? Sie lehnen einen Kompromiss ab. Das
haben Sie deutlich gesagt.


(Jan Mücke [FDP]: Lehnen Sie den Bürgerentscheid ab?)


Ich halte das für falsch, weil es uns in Deutschland ins-
gesamt als Kulturstaat schadet. Das ist die Meinungsdif-
ferenz zwischen uns beiden. Daran ist nichts zu beschö-
nigen oder zu entschuldigen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jan Mücke [FDP]: Dann sind Bürgerentscheide egal!)



(Vorsitz: Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608312900

Ich erteile Kollegin Göring-Eckardt, Fraktion des

Bündnisses 90/Die Grünen, das Wort.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Iris Gleicke [SPD]: Sportliche Leistung!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will nur sagen, dass es ausdrücklich nicht darum
geht, Dynamik aus der Debatte zu nehmen.

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
Wir haben auch im Kulturausschuss schon über dieses
Thema debattiert. Es ist schade, dass aus einigen Frak-
tionen die Mitglieder des Kulturausschusses heute nicht
reden und dass auch der Vorsitzende nicht hier sein
kann.

Bei jener Debatte waren wir uns der großen Bedeu-
tung des kulturellen Erbes sehr bewusst. Darüber müs-
sen wir in dieser kulturpolitischen Debatte auch noch
einmal intensiv reden, unabhängig von Auseinanderset-
zungen auf kommunaler Ebene.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bei jener Debatte ging es sehr stark darum, dass der
Schutz des kulturellen Erbes – das ist ja weit mehr als
die Frage, ob eine Brücke gebaut wird oder nicht – Vor-
rang vor angeblichen Sachzwängen haben soll, im Fall
der Dresdner Waldschlösschenbrücke eben auch vor den
Lobbyinteressen der Autoindustrie.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte im Üb-
rigen dem Vorsitzenden des Kulturausschusses aus-
drücklich dafür danken, dass er sich gegen den heftigen
Widerstand von Teilen seiner eigenen Fraktion für eine
konstruktive Moderation durch den Bund im Streit um
die Waldschlösschenbrücke eingesetzt hat.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Weil er damit verzögert hat!)


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(C (D ch habe gehört, dass die FDP die Frage der Kultur zu eiem ganz besonderen Schwerpunkt ihrer Politik machen ill. Ich finde es vor diesem Hintergrund schade, dass ier nun in ganz anderer Art und Weise debattiert wurde, ämlich mehr über juristische Fragen und weniger über ie kulturellen Fragen, die hiermit zusammenhängen. Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Börnsen? Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608313000
Sehr gerne.


Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1608313100

Frau Kollegin Göring-Eckardt, wir alle haben Ver-

tändnis für Ihre kulturpolitische Argumentation. In Ih-
en Ausführungen ging es ja auch um den Gesichts-
unkt, was der Kulturlandschaft Deutschland nützt oder
chadet. Finden Sie es da nicht ein wenig deplatziert
ich halte das sogar für höchst problematisch –, dass Sie

n einer Nebenbemerkung sagten, es gehe dabei auch um
ie Lobbyinteressen der Autoindustrie? Sie unterstel-
en damit den 68 Prozent der Bürger, die, wohlwissend,
as das bedeutet, für die Brücke votierten und damit ih-

en Willen darüber zum Ausdruck gebracht haben, was
n Zukunft für Dresden gut und richtig ist, sie seien
ichts anderes als die Speerspitze der Autolobbyisten.
ierbei handelte es sich um gutwillige Frauen und Män-
er, die, wohlwissend um die Problematik, ihre Stimme
bgegeben haben. Was ist uns denn der Wille der Bürger
berhaupt noch wert, wenn wir deren eigene mündige
ntscheidung nicht akzeptieren?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das aus Ihrem Mund! Ich lache mich tot!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Zunächst einmal ist festzuhalten, Herr Börnsen: Die

rage, um welche Lobbyinteressen es geht, ist ja in
resden sehr ausführlich diskutiert worden. Dabei ging

s auch um die angesprochene Lobby. Ich finde, man
ann das an dieser Stelle auch einmal sagen. Nichtsdes-
oweniger hat die Stadtratsfraktion der Grünen, ähnlich
ie die der Linken, unmittelbar nach der Abstimmung
das kann man nachlesen – im Stadtrat gesagt: Wir wa-

en zwar gegen die Brücke, aber wir respektieren den
ürgerentscheid.

Ich selbst war zusammen mit anderen Mitgliedern des
ulturausschusses in Dresden und habe dort mit Geg-
ern und Befürwortern ein sehr engagiertes Gespräch
eführt. Ich selbst habe dort sehr deutlich gesagt, dass
er Wille der Bevölkerung, der im Bürgerentscheid
um Ausdruck kommt, respektiert werden muss. Ich
erde darauf nachher noch einmal zurückkommen.






(A) )



(B) )


Katrin Göring-Eckardt

(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das ist doch unwahr, was Sie da gesagt haben! Das ist nicht Ihre Meinung!)


– Das ist nicht unwahr, sondern das habe ich dort gesagt,
Herr Vaatz. Kommen Sie einmal wieder herunter. – Ich
habe sehr deutlich gemacht, dass dieser Wille respektiert
werden muss, aber zugleich bin ich überzeugt – da bin
ich ganz anderer Meinung als Herr Mücke –, dass die
Bürgerinnen und Bürger damals beim Bürgerentscheid
nicht gewusst haben, was passieren würde, wenn diese
Brücke tatsächlich gebaut würde. Das haben sie nicht
gewusst.


(Beifall der Abg. Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE])


Da Sie, Herr Mücke, das Abstimmungsbuch an dieser
Stelle noch einmal hochhalten, muss deutlich gesagt
werden: In der Auseinandersetzung um die Frage, ob die
Brücke gebaut werden kann oder nicht, ging es nicht da-
rum, wie es sich mit dem UNESCO-Titel mit Brücke
oder ohne Brücke verhält. Aus diesem Grunde sage ich
Ihnen ganz klar: Diejenigen, die jetzt fordern, den Bür-
gerentscheid ernst zu nehmen, sollten auch zur Kenntnis
nehmen, dass die Entwicklung weitergegangen ist und
die UNESCO erst nach dem Bürgerentscheid gesagt hat,
wenn die Brücke gebaut würde, dann müsste der Kultur-
erbetitel aberkannt werden. Diejenigen, die nun so viel
Wert auf die Bürgermeinung legen, frage ich: Warum
wird kein Bürgerentscheid auf der neuen Grundlage
durchgeführt?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Jan Mücke [FDP]: Wie viele denn noch?)


Die dann zum Ausdruck gebrachte Meinung der Bürge-
rinnen und Bürger würden wir alle ernst nehmen.

Warum debattieren wir heute eigentlich darüber? Aus
dem einzigen Grund, dass hier ein Präzedenzfall ge-
schaffen werden könnte, der weit über Dresden hinaus
wichtig und entscheidend ist. Unabhängig davon sollten
sich diejenigen, die heute darüber lieber nicht gespro-
chen hätten, wenigstens darüber freuen, dass hier ein we-
nig Werbung für Dresden als Kulturerbestadt gemacht
wurde, was sie hoffentlich auch bleiben wird.

Es geht nicht einfach nur darum, ob eine Brücke ge-
baut werden soll oder nicht, sondern es geht um die
Frage, wie wir als Gesellschaft zu unserem kulturellen
Erbe stehen. Das ist nicht irgendetwas. Wie viel Verant-
wortung übernehmen wir da, und wie fahrlässig hätten
wir gehandelt, wenn dieser Titel aberkannt würde?


(Beifall der Abg. Undine Kurth [Quedlinburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Viele Umfragen, auch Wirtschaftsumfragen und Tou-
rismusumfragen, bringen zum Ausdruck, dass die Aner-
kennung des Titels „Weltkulturerbe“ vielleicht gar
nicht so eine große Wirkung habe; es sei nicht mehr als
ein schöner Titel, den man an der Autobahn auf ein
Schild aufbringen könne. Ich persönlich sehe das nicht
so; aber ich weiß, dass es solche Analysen gibt. Wenn

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(C (D an die gleichen Leute aber fragt, was die Aberkennung es Titels „Weltkulturerbe“ bedeutet, (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ann wird deutlich, dass das eine völlig andere Qualität
at. Dann ist von der Tourismuswirtschaft, von Ansied-
ungspolitik in Dresden die Rede. Wenn man mit Unter-
ehmerinnen und Unternehmern spricht, die sich ir-
endwo ansiedeln wollen, gerade im Osten Deutschlands,
ann spielen die weichen Standortfaktoren eine ganz ent-
cheidende Rolle. Wie wollen Sie denen erklären, dass
resden leider nicht mehr Weltkulturerbe ist, sondern
ass dieser Titel wegen einer Brücke aberkannt worden
st? Ich glaube, da hören Sie deutschlandweit und auch in-
ernational: Das ist verrückt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Jan Mücke [FDP]: Dummes Zeug!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin fest davon
berzeugt, dass man bei der Diskussion, die jetzt in
resden und auch hier bei uns stattfindet – da bin ich
anz der Meinung meines Vorredners –, nicht einfach sa-
en kann, man wolle bei seiner Meinung bleiben. Herr
ücke, das finde ich so dramatisch an Ihrer Aussage

ber den Prozess, der stattgefunden hat. Sie sagen, da sei
ein Kompromiss gefunden worden. Herr Mücke, haben
ie denn irgendeinen Kompromiss vorgeschlagen?


(Jan Mücke [FDP]: Gerade eben! – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Natürlich hat er das getan!)


st es wirklich ein Kompromiss, die Restaurierung des
chlosses als Ausgleichsmaßnahme anzubieten? Was hat
as mit dem Gesamtbild zu tun?


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Es gibt keinen Kompromiss!)


as hat das mit tatsächlicher Kompromissfindung zu
un, die über die Verkehrsfrage auf der einen Seite und
ie Frage des Weltkulturerbes auf der anderen Seite er-
olgen muss? Man muss doch genau diese beiden Dinge
usammenbringen und darf nicht irgendetwas anderes
ns Spiel bringen, bei dem es schön wäre, wenn es re-
tauriert würde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn man diese beiden Dinge zusammenbringen
ill, dann muss man über Verkehrspolitik und über an-
ere Möglichkeiten reden. In Bezug darauf gibt es auch
n Dresden eine ganze Menge Vorschläge.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Schlagen Sie doch einmal einen Kompromiss vor!)


uf der anderen Seite muss man deutlich machen, wie
ir dafür sorgen wollen, auch in einem Prozess gemein-

am mit der UNESCO, dass der Titel trotzdem erhalten
leibt. Im Gegensatz zu vielen, die Ihre Position vertre-
en, hat die UNESCO nämlich deutlich gemacht, dass sie
ompromissbereit ist, dass sie bereit ist, daran zu arbei-
en und darüber zu diskutieren.






(A) )



(B) )


Katrin Göring-Eckardt

(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Was? Bei welcher Gelegenheit?)


Deswegen bin ich sehr für einen entsprechenden Prozess
gemeinsam mit der UNESCO.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Köln hat gezeigt, dass es geht, dass man, wenn man
sich an einen Tisch setzt und willens ist, tatsächlich zu
einem Kompromiss kommen kann, ohne den Ruf der
Stadt – der UNESCO-Titel ist nicht einfach nur ein schö-
nes Anhängsel an das Stadtwappen – zu gefährden. Es
geht hier um eine Kompromissfindung und nicht darum,
aus ideologischen Gründen auf seiner Position zu behar-
ren.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608313200

Ich erteile das Wort Kollegin Marlies Volkmer, SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



(Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin GöringEckardt)



Dr. Marlies Volkmer (SPD):
Rede ID: ID1608313300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Wer das schöne Dresdner
Elbtal kennt, der weiß, dass es richtig ist, dass es auf der
Weltkulturerbeliste der UNESCO steht, und der weiß
auch, dass man bei jedem Eingriff in diese Landschaft
ganz sensibel vorgehen muss.

Wir brauchen hier eine Verkehrslösung, durch die
das Elbtal nicht zerschnitten wird, sondern bei der diese
schöne Landschaft erhalten bleibt. Eine solche Lösung
ist auch mit der UNESCO voll kompatibel. Weil die po-
litisch Verantwortlichen bisher keine solche Lösung ge-
funden haben, haben wir jetzt das Problem, dass ein
Gericht angerufen worden ist. Das Oberverwaltungsge-
richt Bautzen hat das Verfahren im November ausgesetzt
und damit eine weise Entscheidung gefällt, weil so
– Wolfgang Thierse hat schon darauf hingewiesen – kei-
ner der Antragsgegner gewinnen konnte. Es wurde der
Versuch eines Mediationsverfahrens unternommen. Im
Ergebnis wird nun empfohlen, in einer moderierten
Perspektivenwerkstatt eine Lösung zu erarbeiten, die
sowohl den Belangen des Welterbes als auch dem statt-
gehabten Bürgerentscheid von 2004 gerecht wird.

Nun hat das Regierungspräsidium Dresden leider er-
klärt, das Mediationsverfahren sei gescheitert, und hat
die Wiederaufnahme des ausgesetzten Verfahrens bean-
tragt, übrigens gegen den Willen der Stadt Dresden, ob-
wohl die Stadt Dresden ebenfalls den Bürgerwillen ver-
körpert. Die Stadt Dresden hat darauf hingewiesen, dass
der Freistaat Sachsen mit seinem prozessualen Verhal-
ten und dem Beharren auf dieser Lösung den Verlust des
Welterbetitels in Kauf nimmt.

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(C (D Die Bewerbung Dresdens als Welterbestätte wurde uch vom Freistaat Sachsen getragen. Damit hat Sachsen uch eine Verpflichtung übernommen. Es reicht nämlich icht, sich nur mit solch einem Titel zu schmücken, sonern man hat auch entsprechende Verantwortung. Seiter genießt das Dresdener Elbtal im Interesse der enschheit internationalen Schutz auch vor unbilligen ingriffen durch Sachsen. Ich begrüße ganz ausdrücklich die Haltung meiner raktionskolleginnen und -kollegen im Ausschuss für ultur und Medien. Sie haben bereits in der Ausschuss itzung im Januar erklärt, den Vorschlag für eine modeierte Perspektivenwerkstatt zu unterstützen. Ich appelliere an dieser Stelle an den Ministerpräsienten des Freistaates Sachsen: Engagieren Sie sich daür, Herr Milbradt, den Ruf Sachsens als Land der kulurvollen Bürgerinnen und Bürger zu retten! (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Sachsen ist führend in der Kulturförderung!)


(Beifall bei der LINKEN)


Ja, Sachsen ist führend in der Kultur. Deswegen kann
ich Sachsen so etwas auch nicht leisten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Bitte, Herr Milbradt, helfen Sie klarzumachen: Es
ibt keinen grundsätzlichen Widerspruch zwischen Ver-
ehrsfluss und Welterbe.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Die UNESCO hat die Meinung vertreten und nicht die Bürger!)


eteiligen Sie sich an der Problemlösung mit der Per-
pektivenwerkstatt! Es kann doch nicht sein, dass eine
olche Kulturstadt wie Dresden der erste Ort wäre, dem
in solcher Welterbetitel wieder aberkannt werden
ürde.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das passiert auch nicht!)


Ich würde mich natürlich freuen – aber ich habe nach
er heutigen Debatte keine Hoffnung –, dass sich Herr
aatz diesem Appell anschließen könnte.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das wäre ja noch schöner!)


ber ich hoffe sehr und gehe davon aus, dass sich die
ächsische Staatsregierung ihrer Verantwortung bewusst
ird und sich für eine einvernehmliche Lösung einsetzt.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Der Appell müsste an die UNESCO gerichtet werden!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608313400

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlage auf
rucksache 16/4411 zur federführenden Beratung an
en Ausschuss für Kultur und Medien und zur Mitbera-
ung an den Auswärtigen Ausschuss sowie an den Aus-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
schuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zu über-
weisen. – Dazu gibt es keine anderweitigen Vorschläge.
Dann ist es so beschlossen.

Zusatzpunkt 16. Beschlussempfehlung des Ausschus-
ses für Kultur und Medien auf Drucksache 16/4460 zu
dem Antrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Bun-
despolitik soll im Streit um die Waldschlösschenbrücke
vermitteln“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
Drucksache 16/2499 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? –
Damit ist die Beschlussempfehlung mit den Stimmen der
Koalition und der FDP gegen die Stimmen der Fraktion
Die Linke bei Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen angenommen.

Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 29 a bis 29 c
auf:

29 a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker
Beck (Köln), Irmingard Schewe-Gerigk, Monika
Lazar, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Lebendige Demokratie in Zeiten der großen
Koalition

– Drucksache 16/581 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Dagmar Enkelmann, Ulrich Maurer und der
Fraktion der LINKEN

Stärkung der Minderheitenrechte im Deut-
schen Bundestag

– Drucksache 16/4119 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss

c) Erste Beratung des von den Abgeordneten
Dr. Hermann Otto Solms, Jörg van Essen,
Dr. Max Stadler, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Sicherung der Oppositionsrechte

(Änderung des Art. 93 Abs. 1 des Grundgesetzes)


– Drucksache 16/126 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss

Hier ist verabredet, eine halbe Stunde zu debattieren.

Ich gebe das Wort zunächst dem Kollegen Volker
Beck, Bündnis 90/Die Grünen.

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(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir re en heute anhand der drei Vorlagen der Oppositionsfrakionen über den Stellenwert der Politik in diesem Hause. ir reden über den Stellenwert des Parlamentes in unseem demokratischen Gemeinwesen; denn wir leben geenwärtig in einem Ausnahmezustand der parlamentarichen Demokratie. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608313500

Unsere Geschäftsordnung und unsere Verfassung ge-
en von dem Regelfall einer kleinen Koalition und einer
roßen Opposition aus. Der Regelfall in der Geschichte
nseres Landes war, dass die größte Oppositionsfraktion
ber sämtliche Oppositionsrechte allein aufgrund ihrer
tärke verfügte. Gegenwärtig verfügen noch nicht ein-
al alle drei Oppositionsfraktionen gemeinsam über alle
echte der Opposition, die unsere Geschäftsordnung
orsieht und unsere Verfassung regelt.

Deshalb sage ich: Wir müssen uns hier im Parlament
arüber Gedanken machen, wie das Parlament auch un-
er diesen Mehrheitsverhältnissen, die eine legitime poli-
ische Konstellation sind – auch wenn sie nicht viel zu-
ege bringt –, eine funktionierende parlamentarische
ontrolle durch die Opposition erreichen kann. Die ge-
enwärtige Geschäftsordnungs- und verfassungsrechtli-
he Lage gibt das nicht in allen Punkten her; deshalb re-
en wir hier darüber.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


Ein anderer Punkt, der für das Ansehen und die Le-
endigkeit der Debatten hier im Hohen Hause konstitu-
iv ist, ist das Prinzip von Rede und Gegenrede zwi-
chen Koalition und Opposition. Auch dies ist im
egelfall nicht gewährleistet. Wir wissen, seit der An-

ike gehört der Dialog konstitutiv zur Einsichts- und
ahrheitsfindung. Dies gilt seit Platon. Aber ich will

etzt nicht die ganze Geschichte herleiten; dazu reicht
eine Redezeit nicht aus.

Auch bei den Erwägungen zu den Grundlagen, die
ir uns in der Geschäftsordnung gegeben haben, waren
as zentrale Gründe für die Ausgestaltung unseres heuti-
en § 28 der Geschäftsordnung. Als dieser in der fünften
ahlperiode auf Anregung der SPD-Fraktion eingefor-

ert wurde, hat man gesagt, dass Rede und Gegenrede
er zentrale Debattengrundsatz sein soll. Das ist er ge-
enwärtig nicht.

Sie alle wissen, wir halten jede Woche ein, zwei oder
rei Aktuelle Stunden ab. Da haben wir am Anfang unter
en ersten fünf oder sechs Rednern eine lebendige De-
atte zwischen der Koalition und der Opposition, und
anach beginnen die Selbstgespräche der Koalition mit
eiteren vier bis sechs Redebeiträgen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


eine Kolleginnen und Kollegen von der Koalition, Sie
angweilen sich offensichtlich selbst; denn der Saal leert
ich dann immer dramatisch.






(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


Langeweile hier, Langeweile auf der Besuchertribüne,
Langeweile bei der Presse, das ist nicht die Art, wie wir
unserem Parlament Geltung verschaffen.

Deshalb bitte ich die Koalitionsfraktionen inständig,
sich unsere Anträgeergebnisse offen anzuschauen. Wir
von der Fraktion der Grünen haben bewusst keine De-
tailvorschläge gemacht, sondern gesagt: Wir wollen über
eine Anhörung im Geschäftsordnungsausschuss mit Ih-
nen gemeinsam dazu kommen, dass das Parlament le-
bendiger wird und wir als Opposition die Möglichkeit
haben, die Kontrolle der Regierung wahrzunehmen.
Diese Oppositionsrechte nehmen wir stellvertretend für
das gesamte Haus und damit für jeden einzelnen Abge-
ordneten – auch für die Abgeordneten der Koalition –
wahr. Das ist die Idee unserer Verfassung; das ist die
Idee unseres Verfassungsrechtes.

Wir haben meines Erachtens in drei Punkten besonde-
ren Handlungsbedarf. An drei Punkten gibt es Eindrittel-
rechte. Das heißt, die gegenwärtige Opposition kann sie
nicht in Anspruch nehmen, selbst wenn sie sich hundert-
prozentig einig ist, was auch nicht immer der Fall ist,
weil wir politisch sehr divergieren. Dabei geht es zum
einen um die Frage der Einberufung des Deutschen
Bundestages bei Punkten, von denen wir meinen, jetzt
müsse das Parlament zusammentreten, weil in der Koali-
tion oder im Lande etwas geschieht, was debattiert wer-
den muss. Wenn die Koalition das aber – aus verständli-
chen Gründen – nicht will, können wir das gegenwärtig
nicht durchsetzen. Das muss sich ändern. Es muss zu-
mindest ein Recht der 25 vom Hundert geben, dass die
Opposition, wenn sie sich einig ist, eine solche Einberu-
fung durchsetzen kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


Der zweite Punkt beruht auf der Logik unserer Ge-
schäftsordnung und des parlamentarischen Miteinan-
ders. Unsere Geschäftsordnung sieht die Möglichkeit
vor, dass alle Regeln, die in der Geschäftsordnung ver-
ankert sind, mit Zweidrittelmehrheit zur Seite gelegt
werden können und man sagen kann: Wir verfahren, wie
es uns beliebt, weil wir uns darin einig sind, dass anders
verfahren werden muss, als es unsere Regeln grundsätz-
lich vorsehen. Die Idee dieser Bestimmung ist, dass sich
die Koalition mit Teilen der Opposition einig ist, anders
zu verfahren als in der Geschäftsordnung vorgesehen.
Beim BSE-Skandal waren wir uns zum Beispiel einig,
dass die Futtermittelverordnung innerhalb von einer Wo-
che in Kraft treten musste.

Gegenwärtig bedeutet „Zweidrittelmehrheit“ aber, die
Große Koalition ist sich einig, und die Minderheiten-
rechte der Opposition werden unter Umständen mit den
Füßen getreten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608313600

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.

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(C (D Frau Präsidentin, lassen Sie mich einen letzten Satz agen. (Iris Gleicke [SPD]: Sie sind aber schon deutlich über der Redezeit!)

Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608313700

Der dritte Punkt bezieht sich auf das Normenkon-
rollrecht. Alle Länderfürsten, alle Ministerpräsidenten,
ehören den Parteien der Großen Koalition an. Es ist
icht zu erwarten, dass ein Bundesland Normenkontroll-
lage gegen ein Gesetz der Großen Koalition erhebt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608313800

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Schluss kommen.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608313900

Die Opposition kann auch keine Normenkontroll-

lage einreichen, weil sie dafür ein Drittel der Mitglieder
es Hauses zusammenbekommen müsste, über das sie
ber nicht verfügt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608314000

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Schluss kommen.

as steht jetzt fest.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608314100

Das heißt, die letzte Remedur für den Schutz der Bür-

er vor verfassungswidrigen Gesetzen ist gegenwärtig
er Bundespräsident. Das soll aber nicht seine Haupt-
ufgabe sein.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608314200

Herr Kollege!


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608314300

Deshalb appelliere ich an Sie: Geben Sie auch der jet-

igen Opposition trotz ihrer geringen Redezeit das
echt, den Bürger vor verfassungswidrigen Gesetzen zu

chützen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608314400

Jetzt hat das Wort der Kollege Bernhard Kaster für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Bernhard Kaster (CDU):
Rede ID: ID1608314500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen

nd Kollegen! Lassen Sie mich mit einem Zitat unseres
undestagspräsidenten, Dr. Lammert, vom Anfang die-

er Legislaturperiode beginnen, das das Selbstverständ-
is des Parlaments und das Selbstverständnis von Regie-
ung und Opposition sehr treffend beschreibt:

Für die Arbeit wie für das Ansehen des Parlaments
ist die Opposition im Übrigen nicht weniger wich-
tig als die Regierung. ... Was ein politisches System
als Demokratie qualifiziert, ist nicht die Existenz
einer Regierung, sondern die Existenz eines Parla-





)


(B) )


Bernhard Kaster
mentes und seine gefestigte Rolle im Verfassungs-
gefüge wie in der politischen Realität.

Ich denke, das ist ein Satz, den wir alle unterschreiben
können.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Vor dem Hintergrund dieser treffenden Aussage ha-
ben wir als Parlamentarier natürlich Verständnis dafür,
dass Sie sich als Oppositionspolitiker Gedanken darüber
machen, wie Sie Ihre Interessen hier noch effektiver ver-
treten können. Wir werden uns mit diesen Anträgen da-
her selbstverständlich im Geschäftsordnungsausschuss
– insbesondere der Antrag der Fraktion der Grünen be-
inhaltet ja eine Reihe von Prüfaufträgen – ausführlich
und kritisch beschäftigen.

Sollte allerdings gegenüber der Öffentlichkeit der
Eindruck erweckt werden – ich will das nicht unterstel-
len –, dass die in der Tat kleinere Opposition durch die
Große Koalition förmlich erdrückt wird, dass sie keine
Möglichkeiten hat, dann muss gesagt werden, dass die-
ser Eindruck – das wissen Sie – schlichtweg falsch wäre.
Das Grundgesetz und die Geschäftsordnung geben uns
als Koalition, das heißt als Regierungsfraktionen, und
Ihnen als Oppositionsfraktionen eine Vielzahl von parla-
mentarischen Gestaltungsmöglichkeiten an die Hand.

In einer Ausführung des Wissenschaftlichen Dienstes
– sie umfasst mehr als 15 Seiten – wurden die Minder-
heitenrechte der Opposition dokumentiert. Ich will ein-
mal die wichtigsten Gestaltungsmöglichkeiten nennen:
Auskunft über jedes Thema kann durch schriftliche Fra-
gen verlangt werden;


(Lachen bei der LINKEN)


das Recht, mündliche Fragen an die Bundesregierung zu
richten und diese im Plenum unter den Augen der Öf-
fentlichkeit mit der Bundesregierung zu diskutieren;


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir klagen gerade vor dem Bundesverfassungsgericht, um das Recht wahrnehmen zu dürfen!)


das Recht aller Fraktionen, Kleine und Große Anfragen
zu stellen; Große Anfragen im Plenum zu debattieren;
das Recht, eine Aktuelle Stunde zu beantragen – davon
wird ja auch rege Gebrauch gemacht – und vieles andere
mehr. Ich wollte nur die wichtigsten Punkte nennen, da-
mit hier nicht der Eindruck aufkommt, dass unsere Ge-
schäftsordnung und das Grundgesetz in Bezug auf die
Minderheitenrechte nicht entsprechend ausgelegt sind.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Schon einmal in der Fragestunde gewesen? Das ist doch lächerlich!)


Natürlich hat die Opposition auch das Recht, einen
Untersuchungsausschuss einzuberufen und unter be-
stimmten Voraussetzungen Beschlüsse des Bundestages
vor dem Bundesverfassungsgericht überprüfen zu las-
sen. Diese beiden letzten Punkte sind der Kern Ihrer An-
träge. Deswegen will ich darauf näher eingehen.

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(C (D Die Parlamentsautonomie des Art. 40 des Grundgeetzes lässt einen weiten Spielraum, wie der Bundestag eine Arbeitsformen und -verfahren gestaltet. Die Grenen sind dabei durch unsere Verfassung und zwischeneitlich auch durch eine Vielzahl von Entscheidungen es Bundesverfassungsgerichtes vorgegeben. Meines Erachtens müssen wir uns, wenn wir etwas erändern, etwas neu gestalten, von drei Zielen leiten assen. Das ist erstens das Ziel, einvernehmliche Lösunen zu erzielen. Ich erinnere daran, dass es auch der eist im Geschäftsordnungsausschuss ist, zu einverehmlichen Lösungen zu kommen. Das zweite Ziel ist, dass man den Aufgabenstellungen es Parlaments als Gesetzgebungsorgan und Kontrolloran der Regierung gerecht wird. Das dritte Ziel ist, dass die Regeln bei unterschiedichsten Mehrheitsverhältnissen Bestand haben und en vom Wähler bestimmten unterschiedlichen politichen Stärkeverhältnissen der Fraktionen und Parteien erecht werden und diese abbilden. Auch das muss imer Ziel sein, wenn wir die Regeln für unser Haus ge talten. Die jetzt anstehenden Beratungen Ihrer Anträge könen daher nicht ausschließlich vor dem Hintergrund der etzigen Mehrheitsverteilung stattfinden. Herr Beck, Iher Aufteilung in Ausnahmesituationen und Normalsituaionen folge ich nicht. Die Regeln sind auf die unterchiedlichen Mehrheitsverhältnisse, die wir haben, nzuwenden. Bei Änderungen des Grundgesetzes oder egelungen der Geschäftsordnung muss über den Tag inaus, das heißt über die aktuelle Mehrheitsverteilung inaus, nachgedacht werden. Das Grundgesetz sieht die ntscheidungsfähigkeit des Bundestages ebenfalls als eien Wert von Verfassungsrang an und bringt diesen Verassungswert in sehr ausgewogener Weise in Einklang it den geforderten parlamentarischen Kontrollaufga en. Das geltende Minderheitsquorum für die Einsetung eines Untersuchungsausschusses und die Anrufung es Bundesverfassungsgerichtes bei der abstrakten Norenkontrolle zeigen die Ausgewogenheit und Angemes enheit dieses Systems sehr deutlich. Ich muss daher vor iner undurchdachten und nur scheinbar gerechtfertigten ngleichung der beiden Quoren auf jeweils ein Viertel er Abgeordneten oder gar reduziert auf eine einzige raktion – wenn es auch die kleinste ist –, warnen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es ist angemessen und richtig, dass unser Grundge-
etz bei der abstrakten Normenkontrolle ein Drittel der
bgeordneten als Mindestquorum fordert, während es
ei der Einsetzung eines Untersuchungsausschusses ein
iertel der Abgeordneten sind. Hier wird sehr bewusst
in Unterschied gemacht. Die beiden Dinge sind nicht
iteinander vergleichbar. Die Überprüfung von Geset-

en ohne jeden Bezug zu einem konkreten Rechtsstreit
st in unserer Rechtsordnung die absolute Ausnahme.

(A)







(A) )



(B) )


Bernhard Kaster
Es hat gute Gründe, dass dieses Recht auf die Bundes-
regierung, die Landesregierungen und ein Drittel des
Parlamentes begrenzt ist. Denn damit wird verhindert,
dass die Verfassungsrichter mit einer übergroßen Zahl
von Anträgen überhäuft und letztlich in ihrer Arbeits-
weise beeinträchtigt werden.


(Zuruf von der FDP: Macht ordentliche Gesetze, dann passiert das nicht!)


Das Grundgesetz wollte Karlsruhe zu Recht davor schüt-
zen, seine Aufgaben durch eine Flut von Verfassungskla-
gen nicht mehr wahrnehmen zu können. Wenn die Hür-
den hier gesenkt werden, befürchte ich eine deutliche
Zunahme der Verfassungsklagen,


(Dirk Niebel [FDP]: Das war doch früher auch nie inflationär!)


die – da wollen wir doch ehrlich untereinander sein –
schließlich oft mehr aus politischem Kalkül als aus tat-
sächlichen verfassungsrechtlichen Bedenken angestrengt
werden.


(Dirk Niebel [FDP]: Allerdings musste der Bundespräsident nicht so viele stoppen! Das war doch auch nicht schlecht!)


Bereits jetzt wird in der politischen Auseinandersetzung
sehr schnell und leichtfertig der Vorwurf der Verfas-
sungswidrigkeit ausgesprochen. Wir dürfen nicht zulas-
sen, dass Karlsruhe ständig in die politische Auseinan-
dersetzung einbezogen wird.

Noch ein Wort zum Thema Untersuchungsaus-
schuss: Hier liegt es im Interesse der Opposition, das
niedrige Quorum von einem Viertel – das ist ein niedri-
ges Quorum – beizubehalten. Ein Untersuchungsaus-
schuss ist eine innerparlamentarische Angelegenheit, mit
der Klage vor dem Bundesverfassungsgericht also gar
nicht vergleichbar. Dieses niedrige Quorum liegt im In-
teresse der Opposition. Zu Recht wird ein Untersu-
chungsausschuss als schärfstes Schwert des Parlamentes
bezeichnet. Er soll das letzte Mittel sein, um einen Sach-
verhalt aufzuklären. Wenn wir das Quorum hier weiter
absenken, wird dieses Mittel mehr geschwächt als ge-
stärkt.

In dieser Legislaturperiode hat sich gezeigt, dass das
funktioniert. Es wurden nämlich Untersuchungsaus-
schüsse eingesetzt. Dieses Quorum wird also auch in
diesem Bundestag erreicht.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist im Übrigen
nicht neu, dass unterschiedliche Mehrheitsverhältnisse
bzw. unterschiedliche Rollen – ob man also Mitglied ei-
ner Regierungsfraktion oder einer Oppositionsfraktion
ist – in solch speziellen Fragen schon immer zu unter-
schiedlichen Sichtweisen geführt haben. Ich erinnere da-
ran, dass Sie, Herr Kollege Beck, nicht in dieser Legisla-
turperiode, sondern in der letzten Legislaturperiode, als
Sie noch nicht auf den Oppositionsbänken saßen, in ei-
ner ähnlichen Frage, als es ebenfalls um die Anpassung
der Geschäftsordnung im Hinblick auf Mehrheitsverhält-
nisse ging, unter anderem Folgendes gesagt haben:

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(C (D Regeln leben davon, dass sie in verschiedenen Situationen gelten und man sich nicht von Situation zu Situation die passende Regel gibt. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habe ich in einem ganz anderen Zusammenhang gesagt! – Zurufe von der CDU/CSU: Hört! Hört! – Selten war ein Zitat so passend!)


ch denke, diesen Satz sollten wir einfach einmal so ste-
en lassen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608314600

Jan Mücke hat das Wort für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1608314700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

öchte zu Beginn meiner Rede einen Fakt vorwegschi-
ken – diese Bemerkung richtet sich vor allen Dingen an
en Kollegen Beck –: Ich finde es außerordentlich be-
auerlich, dass wir diese Debatte erst am Schluss einer
agesordnung führen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


enn eigentlich gehört dieser Punkt ganz oben auf die
agesordnung.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, genau! Das ist ja auch unser erster Tagesordnungspunkt am heutigen Tag!)


Sehr geehrter Herr Beck, Sie haben einige Aktien da-
an, dass wir über dieses Thema erst so spät diskutieren.


(Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


ir wäre es lieber gewesen, wenn wir darüber an einem
onnerstag- oder einem Freitagvormittag diskutiert hät-

en.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608314800

Möchten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Beck

ulassen?


Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1608314900

Nein, das möchte ich nicht.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann mache ich eine Kurzintervention! – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist jetzt aber unfair! – Weiterer Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Feige! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Eine abgelehnte Zwischenfrage darf nicht automatisch zu einer Jan Mücke Kurzintervention führen, Frau Präsidentin! Das ist ein Missbrauch der Geschäftsordnung, Herr Kollege!)





(A) )


(B) )


Meine Damen und Herren, eine Demokratie lebt da-
von, dass einer Regierung eine effektive Opposition ge-
genübersteht, die über eigene Rechte verfügt, die sie
auch ausüben kann. Das, was der Kollege Kaster gesagt
hat – dass die Opposition angesichts ihrer umfangrei-
chen Auskunfts- und Fragerechte eigentlich gut be-
dient ist –, muss ich leider zurückweisen.

Ich frage relativ viel. Aber Sie glauben nicht, was für
Antworten ich bekomme.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Gar keine Antworten!)


Wenn ich beispielsweise eine Frage nach Kosten stelle,
aber die einzige Zahl, die mir genannt wird, nicht etwa
ein Geldbetrag, sondern das Datum ist, und ansonsten
geantwortet wird, dass sich diese Frage der Bundesregie-
rung nicht stellt, dann muss ich feststellen, dass mein
Kontrollrecht als Oppositionsabgeordneter ins Leere
läuft.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Ich frage mich: Warum hat die Koalition Angst davor,
der Opposition die Möglichkeit einzuräumen, mit einem
25-Prozent-Quorum nach Karlsruhe zu gehen? Wer nicht
vorhat, verfassungswidrige Gesetze zu machen, der
müsste vor einer Überprüfung in Karlsruhe gar keine
Angst haben.


(Beifall bei der FDP – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Das gilt aber nur, wenn man vor Karlsruhe nichts zu verbergen hat!)


Die Wahrheit sieht so aus, dass Art. 93 Abs. 1 des
Grundgesetzes gegenwärtig ins Leere läuft, weil die
kleinen Oppositionsfraktionen zusammen nicht das er-
forderliche Quorum aufbringen. Ich kann gut verstehen,
dass wir nicht nach jeder Wahl das Grundgesetz ändern
können, um es an die jeweiligen Mehrheitsverhältnisse
anzupassen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: So ist es!)


Aber man muss sehen: Der Verfassungsgesetzgeber hat
es nicht als Regelfall vorgesehen, dass es eine
Große Koalition gibt,


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Es soll auch kein Regelfall werden!)


durch die die Minderheitenrechte ausgehebelt sind. Die
Mütter und Väter des Grundgesetzes haben in Herren-
chiemsee mit Sicherheit nicht vor Augen gehabt, dass
die großen Volksparteien irgendwann einmal so stark
erodieren, dass es nur noch für eine Große Koalition
reicht.


(Dirk Niebel [FDP]: Dazu wird es auch so schnell nicht wieder kommen! Keine Sorge! Wir werden nämlich noch größer!)


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(C (D Für uns ist entscheidend, dass die Opposition ihre echte effektiv wahrnehmen kann. Deshalb schlagen wir n unserem Gesetzentwurf vor: Künftig soll ein Viertel er Mitglieder des Bundestages eine abstrakte Normenontrollklage beim Bundesverfassungsgericht erheben önnen. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ir wollen dies vor allen Dingen deshalb, weil die bei-
en anderen Klagebefugten – Bundesregierung bzw.
andesregierung – ausfallen. Denn eine Landesregie-

ung wird ja immer von entweder Union oder SPD ge-
ührt und wird demzufolge niemals klagen. Das heißt,
ass dieser Artikel so, wie er jetzt abgefasst ist, ins Leere
äuft.

Wir wollen auf der anderen Seite aber auch nicht,
ass in dem möglichen Fall, dass hier einmal eine radi-
ale Partei eine Fraktion bildet, diese, ohne auf andere
raktionen angewiesen zu sein, das Bundesverfassungs-
ericht blockieren kann, indem sie eine solche Normen-
ontrollklage einreicht. Deshalb halten wir 25 Prozent
ür ein ausreichendes und vernünftiges Quorum.

Auf die Große Koalition kommt jetzt eine große Ver-
ntwortung zu. Denn es liegt in Ihrer Hand, ob es eine
erfassungsänderung geben wird, und es liegt in Ihrer
and, ob die Opposition künftig so gestellt werden kann,
ass sie ihre Rechte wahrnehmen kann. Ich möchte Ih-
en zum Schluss ein Zitat von Abraham Lincoln mit
uf den Weg geben:

Willst Du den Charakter eines Menschen erkennen,
so gib ihm Macht.

er Umgang Ihrer beiden Fraktionen mit unseren Anträ-
en und unserem Gesetzentwurf wird zeigen, wie Sie
it Ihrer Macht umgehen und wie vernünftig Sie die
echte der Opposition einschätzen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Iris Gleicke [SPD]: Großer Gott!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608315000

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich dem

ollegen Volker Beck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608315100

Verehrter Herr Kollege, da Sie hier den Zeitpunkt

ritisiert haben, zu dem wir das diskutieren, möchte ich
ie – Sie sind ja neu im Parlament – über die Usancen
nd unsere Möglichkeiten diesbezüglich aufklären: Dies
st der erste Tagesordnungspunkt der Grünenfraktion an
iesem Sitzungstag. Ein früheres Aufsetzungsrecht stand
ns nicht zur Verfügung.

Zweiter Punkt. Ihre wie unsere Vorlage stammen
eide von der Jahreswende 2005/2006. Es wäre der FDP
lso jederzeit möglich gewesen, diese zu einem früheren
eitpunkt auf die Tagesordnung zu setzen. Wir hätten
ns sicher nicht dagegen gewehrt, wenn Sie Ihren Tages-






(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)

ordnungspunkt vom heutigen Tag – um 12.30 Uhr – für
diese Debatte zur Verfügung gestellt hätten. Außerdem
darf ich Sie darüber unterrichten, dass der Geschäftsfüh-
rer Ihrer Fraktion ursprünglich geplant hatte, die Anträge
als Ohne-Debatte-Punkte laufen zu lassen.


(Zurufe von der SPD: Oh! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist die FDP!)


Das wollten wir wiederum nicht. Denn wir denken, eine
Debatte über die Parlamentsrechte ist eine Debatte, die
das ganze Haus angeht; das erscheint mir eine Selbstver-
ständlichkeit zu sein. Deshalb: Auch wenn dies kein gu-
ter Zeitpunkt auf der Tagesordnung ist, er ist besser als
keiner.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Uwe Küster [SPD]: Die Opposition will nach Karlsruhe gehen!)


Wir sollten allerdings aus dieser Petitesse, aus der
Mücke keinen Elefanten machen und die Debatte jetzt
fortsetzen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608315200

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Uwe Küster, SPD-

Fraktion.


Dr. Uwe Küster (SPD):
Rede ID: ID1608315300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich will gleich zu Anfang auf meinen Kollegen
Beck und auf meinen Kollegen Mücke eingehen, die
sich gestritten haben, wann man dieses Thema am besten
debattieren könnte. Da Sie die Debatte hier über Kalauer
angeleiert haben, sage ich Ihnen: Seit einem Jahr liegen
Ihre Anträge hier im Archiv vor. Wenn Ihnen dieses
Thema so wichtig wäre, wie Sie jetzt tun, hätten Sie
längst eine Gelegenheit finden können, es zum Gegen-
stand einer Kernzeitdebatte zu machen.


(Beifall bei der SPD)


Für den Antrag der PDS/Linken gilt dies nicht; er ist aus
diesem Jahr. Also: Jeder von Ihnen hätte dieses Thema
zum Gegenstand einer Kernzeitdebatte machen können.

Worum geht es bei Ihrem Tagesordnungspunkt 29?
Dazu fällt mir der Begriff „Upgrading“ ein: Sie wollen
die Minderheitenrechte im Parlament noch weiter aus-
bauen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ja!)


Die Rechte parlamentarischer Minderheiten im Deut-
schen Bundestag sind, wie man feststellen muss, wenn
man sie mit denen der Minderheiten in den Parlamenten
vieler anderer Länder vergleicht, bereits heute ausge-
sprochen weitgehend; so weit vorab zur Klarstellung.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In manchen Ländern gibt es gar keine Opposition! Verglichen damit geht es uns goldig!)


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(C (D ir haben in den vergangenen Jahren in Sachen Minerheitenrechte sehr viel getan. Deswegen gibt es keien Grund, uns hier eine Belehrung zu erteilen. Am weitesten geht natürlich Die Linke – die PDS – it ihrem Wunschkonzert. Von der Einberufung des undestages bis hin zur abstrakten Normenkontrollklage eim Bundesverfassungsgericht möchte sie alles mit raktionsstärke durchsetzen können. Das kann man zwar lles fordern, aber man sollte die Kirche im Dorf lassen. m Laufe der vergangenen Legislaturperioden sind die echte der Minderheiten erheblich erweitert und ge tärkt worden, und zwar bis an die Grenzen des Verantortbaren. (Lachen bei der FDP – Zuruf von der FDP: Was ist denn das für ein blöder Spruch?)


(Zuruf von der SPD: Das ist auch gut so!)


Die Zusammensetzung des Bundestages und die
achtverhältnisse zwischen den einzelnen Fraktionen

piegeln das Wahlergebnis von 2005 wider. Ich muss
ie daran erinnern, dass dieses Wahlergebnis bis 2009
ilt.

Der Bundestag atmet an jeder Stelle den Wählerwil-
en von 2005. Es ist unsere Aufgabe, diese Entschei-
ung, die der Wähler damals getroffen hat, möglichst ge-
au umzusetzen. Dafür sind wir gewählt worden.
inderheitenrechte dürfen die Wahlergebnisse nicht auf

en Kopf stellen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wovon reden Sie überhaupt?)


Sie, meine Damen und Herren von der Opposition,
aben ein Wahlergebnis erreicht, mit dem Sie nicht die
ehrheit stellen. Ihre Politik wurde nicht von der Mehr-

eit des Landes gewollt. Sie haben sich auch der Regie-
ungsverantwortung entzogen. Zumindest zwei Fraktio-
en haben Angebote gehabt. Sie haben sie nicht
ahrgenommen.


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also sind wir der Oppositionsrechte unwürdig? Wollen Sie uns das sagen?)


er Begriff Opposition bedeutet, an der Regierungsbil-
ung und der Führung der Regierungsgeschäfte nicht be-
eiligt zu sein. Die von Ihnen gewählte Rolle ist die
olle der Opposition: Kritik, Kontrolle, Alternativen-
ildung.

Ich möchte Sie an dieser Stelle auf die erste Große
oalition von 1966 bis 1969 hinweisen. Damals war die
pposition mit nur 10 Prozent im Parlament vertreten.
at man damals eklatante Regelungslücken festgestellt?


(Zuruf von der FDP: Ja!)


Nein.


(Lachen bei der FDP – Zurufe von der FDP: Doch!)







(A) )



(B) )


Dr. Uwe Küster
Es gab keine Korrektur des Grundgesetzes oder der Ge-
schäftsordnung des Deutschen Bundestages, bezogen
auf die damalige Große Koalition.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Wegen der Arroganz der Mehrheit! Das war damals die gleiche schlechte Mehrheit!)


Ich möchte Ihnen vor Augen führen, welche Möglich-
keiten Sie als Opposition bzw. als Minderheitenfraktio-
nen haben. Sie haben Frage- und Interpellationsrecht
gemäß der Geschäftsordnung des Bundestages. Das um-
fasst zum Beispiel Große und Kleine Anfragen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608315400

Herr Kollege, möchten Sie – im Sinne von Fragerech-

ten – eine Zwischenfrage des Kollegen Mücke zulassen?


Dr. Uwe Küster (SPD):
Rede ID: ID1608315500

Gerne.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608315600

Bitte, Herr Mücke.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist gut! Er lässt keine Fragen zu und fragt selber!)



Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1608315700

Herr Kollege Küster, Sie haben gerade ausgeführt, es

habe nach 1966 keine Änderungswünsche der Opposi-
tion, die mit nur 10 Prozent im Parlament vertreten war,
gegeben. Ist Ihnen der Antrag der Fraktion der FDP auf
Änderung der Geschäftsordnung des Bundestages auf
Drucksache 1229 der 5. Legislaturperiode bekannt?


Dr. Uwe Küster (SPD):
Rede ID: ID1608315800

Herr Mücke, ich muss passen: Mein Gedächtnis reicht

nicht bis zur fünften Wahlperiode zurück.


(Zuruf von der FDP: Oh!)


Da Sie das alles parat haben, sind Sie auch berechtigt – –


(Heinz Lanfermann [FDP]: Aber behaupten darf man dann auch nichts!)


– Nein. Ich komme gleich darauf zurück. Ich will Ihnen
ein Argument entgegenhalten. Wir haben im Okto-
ber 2005 in der konstituierenden Sitzung des Bundesta-
ges gemeinsam über die Geschäftsordnung des jetzigen
Bundestages entschieden. Dazu gab es aus allen Fraktio-
nen breite Zustimmung. Das heißt, Sie waren mit der Re-
gelung der Geschäftsordnung in den vergangenen Jahren
einverstanden.

Ein Jahr später entdecken Sie plötzlich einen Rege-
lungsbedarf. Das Wahlergebnis und die daraus resultie-
renden Mehrheitsverhältnisse waren Ihnen bekannt.
Auch Ihre Möglichkeiten als Oppositionsfraktion waren
Ihnen bekannt. Ein Jahr später kommen Sie jetzt mit der
Forderung nach Änderungen. Das ist ein bisschen weit
hergeholt.

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(C (D Zurück zum Thema. Wie Sie wissen, reicht ein Quoum von 5 Prozent der Abgeordneten aus, um Ihr Fragezw. Interpellationsrecht – darunter fällt auch die Einbeufung einer Aktuellen Stunde – wahrzunehmen. Sie utzen die Instrumente der Opposition weidlich aus. Im Präsidium stellt die Opposition drei Vizepräsienten, die Koalition vier. Wenn man das Wahlergebnis uf die Zusammensetzung des Präsidiums übertragen ürde, dann gäbe es einen Vizepräsidenten zu viel. (Dirk Niebel [FDP]: Ja! Der von der CSU! Ist doch klar!)


er Bundestag hat aber gewollt, dass jede Fraktion im
räsidium vertreten ist. Das war der ausdrückliche Wille
es gesamten Hauses.


(Dirk Niebel [FDP]: Jede Fraktion mit einem Vizepräsidenten!)


Jede Fraktion sollte vertreten sein, aber die Mehrheits-
erhältnisse müssen sich in jedem Gremium widerspie-
eln, Herr Niebel.


(Dirk Niebel [FDP]: Dann habt ihr doch einen Präsidenten übrig gehabt!)


as wissen Sie doch. Sie sind lange genug dabei.

Bei der Tagesordnung gilt das Reißverschlussprin-
ip. In der nächsten Woche haben wir folgendes Kurio-
um: Die Koalition hat am Donnerstag drei Tagesord-
ungspunkte, während die Opposition sechs hat.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Ja, weil Ihnen nichts anderes eingefallen ist!)


it anderen Worten: Über welche Dinge beklagen Sie
ich eigentlich? Ihre Rechte sind weit gefasst.

Bei einer üblichen 30-minütigen Debattenzeit – auch
as spielt in den Anträgen eine Rolle – entfallen
8 Prozent der Redezeit auf die Koalition, während die
pposition, die nur 26 Prozent der Abgeordneten stellt,
2 Prozent hat. Zudem darf man nicht vergessen, dass
er Einbringer einer Initiative noch eine Bonuszeit be-
ommt. Die Abgeordneten der Opposition können also
eutlich länger und öfter reden als die Abgeordneten der
oalitionsfraktionen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Nur kein Neid!)


Zur finanziellen Ausstattung: Die Finanzierung der
raktionen erfolgt durch einen für alle Fraktionen
leich hohen Zuschuss aus dem Bundeshaushalt. Die
leinen Fraktionen sind durch einen Sockelbetrag bevor-
eilt. Als Oppositionsfraktion erhalten sie sogar noch ei-
en Zuschlag; das ist gut so. Das ist gewollt.

Die Minderheiten sind dem Bundestag lieb und teuer.
ines darf aber nicht geschehen: Der Wählerwille darf
ei allem Respekt vor demokratischen Minderheiten-
echten im parlamentarischen Alltag nicht in sein Ge-
enteil verkehrt werden.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das will doch auch niemand!)







(A) )



(B) )


Dr. Uwe Küster
Herr Mücke hat in der vorangegangenen Debatte gesagt:
Mehrheit ist Mehrheit. – Das gilt auch hier. Letztlich ist
jede Entscheidung von der Mehrheit zu tragen.


(Dirk Niebel [FDP]: Bei der vorherigen Debatte galt das für Sie aber nicht!)


Wissen Sie, was es bedeutete, wenn Ihr Wunsch er-
füllt würde, die für die Einsetzung eines Untersu-
chungsausschusses oder einer Enquete-Kommission
geforderten Quoren auf Fraktionsstärke herabzusetzen?
Dann hätten wir jetzt drei Untersuchungsausschüsse.
Man muss sich einmal vorstellen, was das bedeutet: Das
Parlament zerbröselt quasi. Wir hätten gar keine Chance
mehr, vernünftig zu arbeiten.


(Zuruf von der FDP: Sie sollten sich einmal überlegen, aus welchen Gründen es diese Untersuchungsausschüsse gibt!)


Das jetzige Quorum von 25 Prozent zwingt die Opposi-
tion, egal wie sie sich zusammensetzt, sich auf einen An-
trag zu einigen, wenn sie gemeinsam etwas erreichen
und ihre Minderheitenrechte ausüben will.

Das Gleiche gilt – darauf hat schon mein Kollege
Herr Kaster hingewiesen – bezüglich der Normenkon-
trollklage. Wenn das dafür erforderliche Quorum auf
Fraktionsstärke herabgesetzt würde, wenn also 5 Prozent
der Abgeordneten dieses Hauses eine solche Klage an-
strengen könnten, bedeutete dies, dass wir innerhalb kür-
zester Zeit die Arbeitsfähigkeit des Bundesverfassungs-
gerichts gefährden würden.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das erreichen Sie auch so!)


Das Quorum für das Recht, eine Sondersitzung des
Deutschen Bundestages zu beantragen, ist in der Verfas-
sung bei einem Drittel der Mitglieder des Hauses an-
gesiedelt. Sollte das Quorum auf Fraktionsstärke herab-
gesetzt werden, bestünde die Möglichkeit der
Manipulation, könnte es passieren, dass man vor lauter
Sondersitzungen kaum noch etwas „Normales“ machen
könnte.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: So ein Quatsch! Das ist eine Unterstellung!)


In den vergangenen 30 Jahren gab es bei einem funktio-
nierenden Recht der antragsberechtigten Minderheit ge-
rade einmal 38 Sondersitzungen des Bundestages auf
Antrag von Fraktionen. Das heißt, es gibt gar nicht den
von Ihnen unterstellten Bedarf an Sondersitzungen. Zu-
dem muss man sich darüber im Klaren sein, dass das ers-
tens zu einer Störung des normalen Ablaufs führen und
zweitens Geld kosten würde. Darüber müssten Sie ir-
gendwann einmal Bericht erstatten.


(Markus Löning [FDP]: Das ist eine Unverschämtheit, was Sie gerade vorbringen! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber Sie stört die Opposition wahrscheinlich sowieso!)


Aus der Sicht meiner Fraktion besteht keine Veranlas-
sung für tiefgreifende Änderungen. Der Wählerwille, die

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(C (D unktionsfähigkeit des Deutschen Bundestages und die inderheitenrechte müssen miteinander in Einklang ste en. Das haben wir erreicht. Jeder Wunsch der Opposiionsfraktionen nach Machterweiterung lässt sich in der egel alle vier Jahre durch ein entsprechendes Wählerotum vielleicht erfüllen. Daran sollten die Oppositionsraktionen arbeiten. (Dirk Niebel [FDP]: Dann sollten Sie sich überlegen, wie schnell Sie in der Opposition sein könnten und Rechte brauchen!)


Sie haben genügend Rechte. Das wissen Sie, Herr
iebel.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608315900

Jetzt ist die Kollegin Dr. Dagmar Enkelmann für die

inke an der Reihe.


Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608316000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

üster, bei Ihnen fällt mir nur eines ein: Hochmut
ommt vor dem Fall.


(Beifall bei der LINKEN, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ja, er hat recht – jetzt meine ich nicht den Kollegen
üster –, und ich zitiere mit Ihrer gütigen Erlaubnis:

Das eine Thema ist die Frage, ob unter den Bedin-
gungen einer Großen Koalition über die Ausgestal-
tung der Minderheitenrechte der Opposition, mögli-
cherweise mit Blick auf Quoren für bestimmte
Initiativrechte, Modifizierungen erfolgen.

a, er hat so recht, unser Bundestagspräsident. Herr
ammert, mit Ihrem Interview in der Zeitung „Das Par-

ament“ sind Sie ein Stück zum Hoffnungsträger der Op-
osition geworden.

Nach eineinhalb Jahren bestätigt sich in der Tat:
rundlegende Rechte einer parlamentarischen Opposi-

ion sind de facto außer Kraft gesetzt. Herr Kaster, das
st nicht nur ein Eindruck, sondern eine Tatsache, die wir
itzungswoche für Sitzungswoche hier erleben. Es be-
teht also dringender Handlungsbedarf.

Meine Damen und Herren, auch er hat recht – ich zi-
iere –: Geschäftsordnungsfragen sind Machtfragen ...

achtfragen nicht einmal im guten Sinne des Wortes
acht, sondern etwa im Sinne der Ausschaltung der an-

eren, der Ausschaltung der Minderheiten, einseitiger
evorzugung der Mehrheit. – Dass ich einmal Richard
tücklen, den ehemaligen CSU-Bundestagspräsidenten,
ier zitiere, hätte ich mir auch nicht träumen lassen.
ber wo er recht hat, hat er recht. – Herr Präsident, das
ar im Übrigen in einer Debatte über das Selbstver-

tändnis des Parlaments. Ich würde dringend anregen,
ass wir uns einer solchen Debatte zum Selbstverständ-
is des Parlaments erneut stellen.






(A) (C)



(B) )


Dr. Dagmar Enkelmann


(Beifall bei der LINKEN und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist eine Tatsache, dass die Minderheit in diesem
Parlament weitgehend ausgeschaltet wird. Die Rede war
vom Quorum zur Überprüfung eines Gesetzes hin-
sichtlich seiner Verfassungsmäßigkeit. Dieses Quorum

Das Parlament hat sich in seiner Mehrheit inzwischen
zum verlängerten Arm der Regierung degradiert, zum
Abnickorgan für Regierungshandeln.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Jetzt ist aber gut! – Zuruf von der CDU/CSU: Nein, das ist schon länger her!)

ist eindeutig zu hoch. Dieses typische Oppositionsrecht
ist heute real nicht wahrzunehmen, es sei denn, dass sich
die Opposition, die sich innerhalb der Koalition findet,
einem entsprechenden Antrag der Opposition anschließt.
Das ist aber angesichts des herrschenden Fraktions-
zwangs relativ unwahrscheinlich.


(Zuruf von der SPD: Ein Glück!)


Oder nehmen wir einen Untersuchungsausschuss,
zumeist eingerichtet zum Aufdecken von – vorsichtig
ausgedrückt – Unregelmäßigkeiten der Regierung. Die
Geschäftsordnung erzwingt mit ihrem Quorum von
25 Prozent, dass sich die Opposition einig sein muss.
Aber eine Koalition in der Opposition kann und darf es
in diesem Parlament nicht geben.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein Untersuchungsausschuss kann sich auch mit The-
men befassen, die das Regierungshandeln einer ehemali-
gen Regierungspartei und jetzigen Opposition betreffen.
Da sind Hemmungen vorprogrammiert. Die Geschichte
unseres Untersuchungsausschusses zum BND zeigt das
exemplarisch.

Ähnlich sieht es mit der Entscheidung über die Ein-
richtung von Enquete-Kommissionen aus. Das ist
umso bedauerlicher, als über eine Enquete-Kommission
Sachverständige in die parlamentarische Arbeit einbezo-
gen werden und damit eine Stärkung der parlamentari-
schen Willensbildung, nicht nur der Opposition, sondern
von Koalition und Opposition, erfolgt.

Dass für die Einberufung einer ganz normalen
Anhörung in den Ausschüssen ebenfalls 25 Prozent der
Abgeordneten gebraucht werden, zeigt, dass die Rege-
lungen unserer Geschäftsordnung in dieser Beziehung
nicht mehr zeitgemäß sind.

Da sind wir beim eigentlichen Problem. In Konse-
quenz geht es um Rechte und Pflichten des gesamten
Parlaments, um Gestaltung von Politik und natürlich um
Kontrolle der Regierung. Gerade das Kontrollrecht ist
im eigentlichen Sinne kein Oppositionsrecht, sondern
ein Recht des ganzen Parlaments, das auch so wahrge-
nommen werden sollte.


(Beifall bei der LINKEN und der FDP)


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(D ine Mehrheit des Parlaments bewegt sich immer weiter eg von der Mehrheit der Bevölkerung. Wir erleben eute, dass die Demokratie nachhaltig beschädigt wird. mso wichtiger wird Opposition, umso wichtiger weren Minderheitenrechte in diesem Parlament. Herr aster, Einvernehmen mit der Regierung herzustellen, st nun gerade nicht Aufgabe der Opposition. Mein Appell geht an Sie alle: Verschließen Sie sich iner solchen Debatte nicht! Sie geht uns alle an. Denken ie daran: Wer heute in der Regierung sitzt, kann moren schon in der Opposition sein und umgekehrt. Gestaten Sie mir dazu ein letztes Zitat. Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Ende. Es lautet: ... im Interesse der Aufgaben des Parlamentes ... werde ich persönlich ganz sicher ein hartnäckiger Verfechter der Interessen der Opposition sein. So noch einmal Kollege Lammert. Herr Präsident, wir erden Sie beim Wort nehmen. (Beifall bei der LINKEN und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608316100
Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608316200


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608316300

Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird

berweisung der Vorlagen auf den Drucksachen 16/581,
6/4119 und 16/126 an die in der Tagesordnung aufge-
ührten Ausschüsse vorgeschlagen. – Damit sind Sie ein-
erstanden. Dann ist so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss der heutigen Tagesord-
ung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 7. März 2007, 13 Uhr, ein.

Genießen Sie die gewonnenen Einsichten.

Die Sitzung ist geschlossen.