Protokoll:
15158

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 158

  • date_rangeDatum: 18. Februar 2005

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:05 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/158 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Annette Widmann- Mauz, Verena Butalikakis, Monika Brüning, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Prävention als gesamtgesell- schaftliche Aufgabe umfassend, innovativ und unbürokratisch gestalten (Drucksache 15/4830) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Schmidt, Bundesministerin BMGS . . . . Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Versammlungsgesetzes und des Strafgesetzbuches (Drucksache 15/4832) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Bosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Erika Simm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14795 B 14795 D 14798 A 14800 D 14809 A 14809 A 14810 D 14812 A 14813 B Deutscher B Stenografisch 158. Sitz Berlin, Freitag, den 1 I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der gesundheitli- chen Prävention (Drucksache 15/4833) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Detlef Parr, Dr. Dieter Thomae, Dr. Heinrich L. Kolb, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Prävention und Gesundheits- förderung als individuelle und gesamt- gesellschaftliche Aufgabe (Drucksache 15/4671) . . . . . . . . . . . . . . . . W B D K T E W T o g d B ( ( 14795 D 14795 A 14795 B Detlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Götz-Peter Lohmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 14802 A 14803 C undestag er Bericht ung 8. Februar 2005 t : olfgang Zöller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . arbara Lanzinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . laus Riegert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 23: rste Beratung des von den Abgeordneten olfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, homas Strobl (Heilbronn), weiteren Abge- rdneten und der Fraktion der CDU/CSU ein- ebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än- erung des Gesetzes über befriedete ezirke für Verfassungsorgane des Bundes BefBezÄndG) Drucksache 15/4731) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14805 B 14805 C 14807 A 14807 D 14808 D Hartmut Koschyk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . 14814 A 14814 D II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 158. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Februar 2005 Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . . Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . Erika Simm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: Zweite und dritte Beratung des vom Bundes- rat eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Betreuungsrechts (… Betreuungsrechtsänderungsgesetz – … BtÄndG) (Drucksachen 15/2494, 15/4874) . . . . . . . . . . Sabine Bätzing (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Grübel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Zurück- weisung des Einspruchs des Bundesrates gegen das Gesetz über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushalts- gesetz 2005 (Haushaltsgesetz 2005) (Drucksachen 15/4890, 15/4892) . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 12: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Zurück- weisung des Einspruchs des Bundesrates gegen das Gesetz zur Errichtung der Aka- demie der Künste (AdKG) (Drucksachen 15/4891, 15/4893) . . . . . . . . . . N E T G K L F k b ( D D G U U H T Z d G s f g ( D O G D T B s t t M d f ( P W D B 14815 C 14817 B 14818 B 14819 B 14820 D 14821 C 14823 B 14824 D 14825 B 14825 C 14826 C 14826 D 14828 B 14830 A 14830 D 14831 D 14832 B 14833 A 14833 D 14834 B 14836 C 14833 D amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 25: roße Anfrage der Abgeordneten Dr. Martina rogmann, Dagmar Wöhrl, Karl-Josef aumann, weiterer Abgeordneter und der raktion der CDU/CSU: Stärkung von Aus- unfts- und Mehrwertdiensten durch Miss- rauchsbekämpfung Drucksachen 15/3547, 15/4092) . . . . . . . . . . r. Martina Krogmann (CDU/CSU) . . . . . . . r. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rsula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ubertus Heil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 26: weite und dritte Beratung des von der Bun- esregierung eingebrachten Entwurfs eines esetzes über die Feststellung des Wirt- chaftsplans des ERP-Sondervermögens ür das Jahr 2005 (ERP-Wirtschaftsplan- esetz 2005) Drucksachen 15/3596, 15/4704) . . . . . . . . . . r. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD) . . . . . . . . . tto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 27: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Umwelt, Naturschutz und Reak- orsicherheit zu dem Antrag der Abgeordne- en Birgit Homburger, Angelika Brunkhorst, ichael Kauch, weiterer Abgeordneter und er Fraktion der FDP: Mülltrennung verein- achen – Haushalte entlasten Drucksachen 15/2193, 15/4786) . . . . . . . . . . etra Bierwirth (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . erner Wittlich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Antje Vogel-Sperl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 14834 B 14839 C 14834 C 14834 D 14841 B 14842 D 14843 D 14845 A 14846 B 14848 B 14848 C 14849 D 14850 D 14851 C 14852 C 14852 D 14853 D 14854 C 14856 B 14857 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 158. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Februar 2005 III Tagesordnungspunkt 28: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Neuordnung des Gentechnikrechts (Drucksache 15/4834) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Helmut Heiderich, Peter H. Carstensen (Nord- strand), Marlene Mortler, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Gentechnikgesetz wettbewerbsfähig vervollständigen (Drucksache 15/4828) . . . . . . . . . . . . . . . . Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gewalt, Renate Blank, Siegfried Helias, Peter Rzepka, Verena Butalikakis, Dr. Martina Krogmann, Dr. Norbert Lammert, Erika Steinbach und Bernd Neumann (Bremen) (alle CDU/CSU) zur namentlichen Abstim- mung über den Antrag: Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrates gegen das Gesetz zur Errichtung der Akademie der Künste (AdKG) (Zusatztagesordnungspunkt 12) . . . . Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines …Gesetzes zur Änderung des Betreuungsrechts (… Betreuungsrechtsände- rungsgesetz – … BtÄndG) (Tagesordnungs- punkt 24) Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des 14858 C 14858 C 14858 D 14859 D 14862 A 14863 C 14864 D 14865 B 14865 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Günter Nooke, Edeltraut Töpfer, Roland E d g g H A A 14864 B 14865 A ntwurfs eines Gesetzes über die Feststellung es Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermö- ens für das Jahr 2005 (ERP-Wirtschaftsplan- esetz 2005) (Tagesordnungspunkt 26) ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14866 D 14867 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 158. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Februar 2005 14795 (A) ) (B) ) 158. Sitz Berlin, Freitag, den 1 Beginn: 9.0
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    ung (D), letzter Absatz, der : „,In dubio contra reum‘, geklagten‘.“ ben. tik. Frau Kollegin Höfken, ebnisse aus: In China und rfolgsprogramm. S 90/DIE GRÜNEN): Schaden angerichtet!) Grün mit der Vorlage des Entw zes zur Neuordnung des Gent fort, heimische Betriebe daran gentechnisch veränderter Sorten len Verfahrenserleichterungen erhöhte bürokratische Anford Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 158. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Februar 2005 14865 (A) ) (B) ) Erika Steinbach und Bernd Neumann (Bremen) mehr selbst für sich sorgen können. Martina Krogmann, Dr. Norbert Lammert, A ufgabe geht: um die Hilfe für Menschen, die nicht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Günter Nooke, Edeltraud Töpfer, Roland Gewalt, Renate Blank, Siegfried Helias, Peter Rzepka, Verena Butalikakis, Dr. m d E n d K ü m d l h t i E l K c t d s c d s n d U v A B w M s e t e Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Austermann, Dietrich CDU/CSU 18.02.2005 Bahr (Neuruppin), Ernst SPD 18.02.2005 Carstensen (Nordstrand), Peter H. CDU/CSU 18.02.2005 Göppel, Josef CDU/CSU 18.02.2005 Günther (Plauen), Joachim FDP 18.02.2005 Dr. Hoyer, Werner FDP 18.02.2005 Koppelin, Jürgen FDP 18.02.2005 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 18.02.2005 Lintner, Eduard CDU/CSU 18.02.2005* Lips, Patricia CDU/CSU 18.02.2005 Michelbach, Hans CDU/CSU 18.02.2005 Probst, Simone BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.02.2005 Rauen, Peter CDU/CSU 18.02.2005 Ronsöhr, Heinrich- Wilhelm CDU/CSU 18.02.2005 Rühe, Volker CDU/CSU 18.02.2005 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 18.02.2005 Dr. Stinner, Rainer FDP 18.02.2005 Dr. Thomae, Dieter FDP 18.02.2005 Türk, Jürgen FDP 18.02.2005 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht (alle CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Zurückweisung des Ein- spruchs des Bundesrates gegen das Gesetz zur Errichtung der Akademie der Künste (AdKG) (Zusatztagesordnungspunkt 12) Die Enthaltung der CDU/CSU-Fraktion bei der na- entlichen Abstimmung bezüglich der Zurückweisung es Einspruchs des Bundesrates gegen das Gesetz zur rrichtung der Akademie der Künste bedeutet für uns icht eine Abkehr von der grundsätzlichen Bereitschaft er CDU/CSU-Bundestagsfraktion, die Akademie der ünste in Berlin in die Verantwortung des Bundes zu bernehmen. Diese Auffassung wurde durch Zustim- ung zum Gesetz vonseiten der CDU/CSU-Fraktion bei er Abstimmung im Bundestag im November 2004 deut- ich. Gemeinsam mit den Ländern sehe ich allerdings er- eblichen Klärungsbedarf, nach welchen Kriterien Kul- urpolitik des Bundes in Berlin erfolgen sollte. Das trifft nsbesondere da zu, wo der Bund die Verantwortung für inrichtungen übernimmt, mit denen der Senat von Ber- in offensichtlich und nicht nur finanziell überfordert ist. ompetenzstreitigkeiten sollten aber nicht auf dem Rü- ken und schon gar nicht zulasten der Künstler und Kul- urschaffenden ausgetragen werden. Um auch das berechtigte Klärungsinteresse der Län- er deutlich zu machen, sehe ich bei der heutigen Ab- timmung der Zurückweisung des Bundesratseinspru- hes mit einer Stimmenthaltung beide Gesichtspunkte es Problems am besten vertreten. Ich wünsche der Akademie der Künste eine gute und ichere Zukunft und erklären gerade als Kulturpolitiker icht nur unsere Bereitschaft der Zusammenarbeit, son- ern ausdrücklich und Berliner Bundestagsabgeordnete nterstützung für eine Akademie der Künste in Bundes- erantwortung. nlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Betreuungsrechts (… Betreu- ungsrechtsänderungsgesetz – … BtÄndG) (Ta- gesordnungspunkt 24) Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär bei der undesministerin der Justiz: Das Betreuungsrecht ist ein ichtiges Thema, wichtig nicht nur, weil immer mehr enschen davon betroffen sind – sei es, dass für sie elbst eine Betreuerin oder ein Betreuer bestellt ist, sei s, dass Angehörige oder Freunde einer rechtlichen Be- reuung bedürfen –, sondern wichtig auch, weil es um ine ganz elementare staatliche und gesellschaftliche 14866 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 158. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Februar 2005 (A) ) (B) ) Bei der ersten Lesung dieses Gesetzentwurfs vor knapp einem Jahr hat Bundesministerin Zypries verspro- chen, dass die Bundesregierung beim weiteren Gesetz- gebungsverfahren intensiv mitarbeiten wird. Daran ha- ben wir uns gehalten. Ich danke all denen, die gemeinsam mit uns an diesem Gesetz gearbeitet haben: den Berichterstatterinnen und Berichterstattern der Frak- tionen genauso wie den beteiligten Vertretern der Län- der. Sie alle haben zu diesem tragfähigen Kompromiss beigetragen. Das Ergebnis unserer vielen Gespräche und der zwei umfassenden Sachverständigenanhörungen kann sich sehen lassen. Mit dieser Reform verbessern wir das Betreuungsrecht und machen es zukunftsfähig. Wenn im letzten Jahrzehnt die Zahl der Betreuungen enorm angestiegen ist, dann ist das auch ein Beleg dafür, dass wir mit der Betreuungsrechtsreform von 1992 den richtigen Weg eingeschlagen haben. Für die damals ge- schaffenen Regelungen gibt es einen großen und stetig wachsenden gesellschaftlichen Bedarf. Das Betreuungs- gesetz hat sich dabei als Instrument staatlicher Rechts- fürsorge bewährt. Es ist in den letzten Jahren aber auch Reformbedarf sichtbar geworden. Dabei geht es weniger um den äuße- ren demographischen Wandel als vielmehr um die Bin- nenstruktur des Betreuungsrechts. Außerdem wurde das Betreuungsrecht in immer stärkerem Ausmaß mit Auf- gaben befrachtet, die nichts mit staatlicher Rechtsfür- sorge zu tun haben. Die vom Bundesministerium der Justiz in Auftrag gegebene rechtstatsächliche Untersu- chung hat diese problematischen Entwicklungen gründ- lich und sorgfältig belegt. Das heißt zweierlei. Erstens: Die Berufsbetreuung muss auf den Aufwand zurückgeführt werden, der für die rechtliche Betreuung erforderlich und ausreichend ist. Das schulden wir sowohl denjenigen, die selbst für ihre Betreuungskosten aufkommen, als auch der Staats- kasse, die für die Mittellosen einspringt. Zweitens: Der Verwaltungs- und Verfahrensaufwand muss reduziert werden. Der Entwurf greift den Vorschlag einer Pauschalie- rung der Vergütung und des Auslagenersatzes für Be- rufsbetreuer auf. Wir haben mit dem Inklusivstunden- satz, der Vergütung, Auslagenersatz und Umsatzsteuer enthält, eine Lösung gefunden, die auch den Forderun- gen der Berufsbetreuerinnen und -betreuer nach Erhö- hung ihrer Stundensätze und Berücksichtigung besonde- rer Betreuungssituationen entgegenkommt; und ganz wichtig ist mir, dass die Betreuungsvereine, die einer niedrigeren Umsatzsteuer unterliegen, dadurch gefördert werden. Damit erreichen wir ein ganz wichtiges Ziel: Alle im Betreuungswesen tätigen Personen werden von den auf- wendigen und aus vielerlei Gründen fragwürdigen Ein- zelabrechnungen befreit und können so ihre Arbeit auf das einzig Maßgebliche konzentrieren: auf das Wohl der Betreuten. Die Bundesregierung wird in den nächsten Jahren das Betreuungswesen, insbesondere die Auswirkungen der neuen Pauschalvergütung der Berufsbetreuerinnen und - 1 w b s g u D s v d s g m s d l B B K W s m f d w I r w s b l z W c A E s A w d g m n W n (C (D betreuer genau beobachten und dem Bundestag zum . Juli 2007 einen Bericht vorlegen. Sollten sich Fehlent- icklungen insbesondere bei den für die Betreuten er- rachten Leistungen abzeichnen, werden wir diesen chnell begegnen. Auch die wirtschaftlichen Auswirkun- en der Reform auf die Berufsbetreuer werden wir genau ntersuchen und dort helfen, wo es nötig sein sollte. azu gehört auch die Frage Besteuerung. Sehr zufrieden bin ich, dass der Gesetzentwurf wirk- ame Vorschläge zur weiteren Stärkung der Vorsorge- ollmacht enthält. Es kann nicht genug betont werden, ass mithilfe von Vorsorgevollmachten das Selbstbe- timmungsrecht der betroffenen Menschen am besten ewahrt werden kann. Die Persönlichkeit und Autono- ie der Betroffenen wird gestärkt, da sie nicht fremdbe- timmt, sondern aus eigenem Antrieb eine Regelung für en Vorsorgefall treffen. Zugleich ist damit der erfreu- iche Nebeneffekt verbunden, dass die Bestellung einer etreuerin oder eines Betreuers vermieden wird. Die undesregierung wird hier auch und vor allem mit der reditwirtschaft an weiteren Verbesserungen arbeiten. ir wollen dahin kommen, dass auch die Banken privat- chriftliche Vorsorgevollmachten möglichst unproble- atisch anerkennen. Erste Gespräche sind bereits ge- ührt worden. Ich bin sehr optimistisch, dass wir in iesem Bereich kurzfristig zu guten Lösungen kommen erden. Gerade die Stärkung der individuellen Vorsorge unter nanspruchnahme der Familien- und Generationensolida- ität kann helfen, den demographischen Wandel zu be- ältigen. Dieser Solidaritätsgedanke ist in der Gesell- chaft im Übrigen viel stärker ausgeprägt, als häufig eklagt wird. Das fügt sich in ein insgesamt sehr erfreu- iches Bild: Durch diese Reform bleiben die Grundprin- ipien des Betreuungsgesetzes von 1990 gewahrt: das ohl der Betreuten und die Erhaltung ihrer größtmögli- her Selbstbestimmung. nlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP- Sondervermögens für das Jahr 2005 (ERP- Wirtschaftsplangesetz 2005) (Tagesordnungs- punkt 26) Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das RP-Sondervermögen führt zu gigantischen Ergebnis- en. Die Wortwahl ist nicht übertrieben. Dies zeigt der irbus A380. Dieses gigantische Passagierflugzeug urde letztlich zu einem großen Teil über das ERP-Son- ervermögen finanziert. Doch das ERP-Sondervermö- en bringt nicht nur Flieger zum Starten. Das ERP-Sondervermögen ist das wichtigste Instru- ent, der Innovations-, Mittelstands- und Umwelttech- ologieförderung. Alleine 2005 werden mit dem ERP- irtschaftsplan 3,8 Milliarden Euro bereitgestellt. In den euen Bundesländern sind mittlerweile 169 000 Vorha- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 158. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Februar 2005 14867 (A) ) (B) ) ben im Bereich Gründung und Festigung von Unterneh- men gefördert worden. Der Aufbau dieser mittelstän- dischen Unternehmen wäre ohne die gezielten Finanzie- rungshilfen häufig nicht möglich gewesen, wie der Subventionsbericht der Bundesregierung herausstreicht. Wir wissen hier alle, dass die Mittelstandskredit-Förde- rung nie wichtiger war als heute, da sich die Banken lei- der mehr und mehr vom Mittelstand entfernt haben. Das ERP-Sondervermögen ist darüber hinaus ein Umweltprogramm: In den letzten zehn Jahren wurden 18 Milliarden Förderkredite alleine für die ERP-Um- weltschutzförderung zugesagt, zum Beispiel für Abfall- wirtschaft, Abwassereinigung, Luftreinigung oder Ener- gieeinsparung. Mit ihrer Hilfe ist die Markteinführung einer Vielzahl von Umwelttechnologien gelungen. Hier- von haben sowohl die Umwelt als auch der Arbeitsmarkt in erheblichem Maße profitiert, vor allem im Osten, in den alleine fast 7 Milliarden flossen. Das ERP-Sondervermögen ist vor allem ein Innova- tionsprogramm. Und es ist das wichtigste Instrument, welches der Bundesregierung für ihre Innovationsoffen- sive zur Verfügung steht; denn es stellt genau dort Kapi- tal zur Verfügung, wo andere das Risiko scheuen. Ohne das ERP-Sondervermögen mit Mut zu Investitionen wäre jede Innovationsoffensive zum Scheitern verurteilt. Ich will das anhand der jüngsten Innovationsbausteine darstellen. Ohne das ERP-Sondervermögen gäbe es keinen Dachfonds für Venture Capital. Ohne diesen Dachfonds würde das Kapital des European Investment Fonds nicht in Deutschland investiert werden. Ohne die Beteiligung des ERP-Sondervermögens gäbe es kaum eine Chance, das Venture-Capital in Deutschland wiederzubeleben. Ich komme zu dem jüngsten Spross, der ERP-Sonder- vermögen-Familie: der ERP-Startfonds: Er wird zu 90 Prozent über das ERP-Sondervermögen finanziert. Dieses war als einziges Vermögen bereit, so viel Geld in die Hand zu nehmen, um Start-ups kozufinanzieren. Selbst die durchführende KfW war nur zu eher symboli- schen 10 Prozent zu bewegen. Ohne das ERP-Sonder- vermögen gäbe es folglich auch keinen Startfonds und somit weit geringere Chancen für junge Technologie- unternehmen, an Geld zu gelangen. Der ERP-Unterausschuss hat nicht nur mutig in die Zukunft investiert; er hat dabei auch das Vermögen er- halten – und das über Jahrzehnte hinweg. Mit diesem Vermögen konnten zugleich Dutzende Milliarden in die Zukunft des Landes investiert werden. Da der ERP-Un- terausschuss eine große Verantwortung für das ERP- Sondervermögen und damit auch für die Zukunft unseres Landes trägt, muss er größten Wert darauf legen, wie das Geld angelegt wird. Hier muss selbstverständlich auch in der Zukunft das Substanzerhaltungsgebot gelten. An- sonsten würden wir Gefahr laufen, in eine Innovations- defensive zu geraten. Der Vertrag mit den USA bietet hierzu eine wichtige Gewährleistung; denn in diesem Vertrag ist die Substanzerhaltung als oberstes Gebot fest- geschrieben. Die Substanzerhaltung spricht übrigens n d d g g v g r t z w c g i A m d n 2 H s m V P t (C (D icht dagegen, dass der Bundesfinanzminister 2 Milliar- en Euro im Haushalt verwenden kann; denn 2 Milliar- en müssen logischerweise nur Beteiligungswerte in leiche Höhe entgegenstehen. Und schon sind zwei Flie- en mit einer Klappe geschlagen: Verringerung der Neu- erschuldung und Substanzerhalt des Sondervermö- ens. Diesen Weg gibt es und wir halten ihn für den ichtigen und den einzigen gehbaren angesichts der in- ernationalen Vertragslage. Neben dem Substanzerhaltungsgebot muss die Effi- ienz im Vordergrund stehen, mit der das Geld angelegt ird. Folgerichtig muss wie bei jeder Geldanlage vergli- hen werden, was der Markt anbietet. Wer das beste An- ebot macht, soll dann auch den Zuschlag erhalten. Dies st ein selbstverständliches Vorgehen. nlage 5 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung im Jahr 2003 – Drucksachen 15/3889, 15/4086 Nr. 1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Verhandlungs- fortschritt bezüglich der EG-Verordnung über die Ver- bringung von Abfällen und der Weiterentwicklung der europäischen Abfallpolitik – Drucksachen 15/3890, 15/4009 Nr. 9 – Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die deutsche huma- nitäre Hilfe im Ausland 1998 bis 2001 – Drucksache 14/3891 – (Berichtigung: Die in der Amtlichen Mitteilung vom 8. Januar 2005 vom Ausschuss für Menschenrechte und umanitäre Hilfe mitgeteilte Kenntnisnahme auf Druck- achen 15/3891, 15/4086 Nr. 2 ist hinfällig.) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/4567 Nr. 1.5 Drucksache 15/4567 Nr. 1.13 14868 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 158. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Februar 2005 (A) (C) (B) (D) Innenausschuss Drucksache 15/3779 Nr. 1.39 Drucksache 15/3779 Nr. 1.53 Rechtsausschuss Drucksache 15/4458 Nr. 2.8 Finanzausschuss Drucksache 15/4458 Nr. 2.25 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/4296 Nr. 1.1 Drucksache 15/4296 Nr. 1.2 Drucksache 15/4296 Nr. 1.6 Drucksache 15/4296 Nr. 1.9 Drucksache 15/4296 Nr. 1.10 Drucksache 15/4296 Nr. 1.18 Drucksache 15/4458 Nr. 2.1 Drucksache 15/4458 Nr. 2.10 Drucksache 15/4458 Nr. 2.13 Drucksache 15/4458 Nr. 2.17 Drucksache 15/4458 Nr. 2.23 Drucksache 15/4567 Nr. 1.1 Drucksache 15/4567 Nr. 1.16 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/4567 Nr. 1.14 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/3403 Nr. 1.3 Drucksache 15/4458 Nr. 2.7 Drucksache 15/4567 Nr. 1.10 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/979 Nr. 2.33 Drucksache 15/1153 Nr. 2.22 Drucksache 15/2519 Nr. 2.49 Drucksache 15/3403 Nr. 2.86 Drucksache 15/3403 Nr. 2.89 Drucksache 15/3696 Nr. 2.30 Drucksache 15/3779 Nr. 1.74 Drucksache 15/3779 Nr. 1.113 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/3876 Nr. 1.8 158. Sitzung Berlin, Freitag, den 18. Februar 2005 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515800000

Die Sitzung ist eröffnet. Ich wünsche Ihnen allen ei-

nen guten Tag und uns gute Beratungen.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 22 a und 22 b so-

wie den Zusatzpunkt 8 auf:
22 a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD

und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung
der gesundheitlichen Prävention
– Drucksache 15/4833 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Detlef
Parr, Dr. Dieter Thomae, Dr. Heinrich L. Kolb,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Prävention und Gesundheitsförderung als in-

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Redet
dividuelle und gesamtgesellschaftliche Auf-
gabe
– Drucksache 15/4671 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Tourismus

ZP 8 Beratung des Antrags der Abgeordnet
Widmann-Mauz, Verena Butalikakis
Brüning, weiterer Abgeordneter und d
der CDU/CSU

(C (D ung 8. Februar 2005 0 Uhr Prävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe umfassend, innovativ und unbürokratisch gestalten – Drucksache 15/4830 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Innenausschuss Sportausschuss Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Dazu höre ich keien Widerspruch. Dann können wir das so beschließen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst ie Bundesministerin Ulla Schmidt. Ulla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit und oziale Sicherung: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! rävention ist ein Anliegen aller im Bundestag vertrete ext nen Fraktionen. Deswegen müsste es gelingen, dass der vorliegende Gesetzentwurf die Zustimmung des gesamten Bundestages erhält. Es ist ja nicht so, als gäbe es in Deutschland nicht bereits Prävention. Sie lebt heute von vielen vorbildlichen Projekten in Betrieben, Verwaltungen und Sportvereinen. Prävention ist bei uns schon zu Hause; aber so, wie sie heute organisiert ist, reicht sie nicht aus. Der vorliegende Gesetzentwurf eröffnet die Möglichkeit, Prävention wirklich in unseren Alltag einziehen zu lassen, werden zu lassen wie die „Tagesschau“, , tlef Parr [FDP]: Grüner Tee?)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)

en Annette
, Monika
er Fraktion

sie so alltäglich
den grünen Tee


(De Bundesministerin Ulla Schmidt Kaffee am Morgen, das Jobticket oder den Wetterbericht. Alle sollen die Chance erhalten und auch ergreifen, in ihrem Viertel, ihrem Stadtteil, im Betrieb, im Kindergarten oder in der Schule etwas für sich zu tun, damit es ihnen besser geht. Jedem Einzelnen soll es besser gehen. Denn Krankheiten zu vermeiden, das ist vor allen Dingen etwas für die Menschen selber. Ein Mensch, der gesund ist, hat auch viel Kraft; es geht ihm besser und das sollten wir fördern. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir wollen, dass
zum Beispiel Eltern, die sich Sorgen machen, weil ihre
Kinder übergewichtig sind, Anleitung bekommen, dass
sie Beratung und Hilfe erhalten. Auch das ist Präven-
tion. Wir wollen die Kindergärten und Schulen in ihrem
Bemühen um mehr Bewegung und gesunde Ernährung
unterstützen. Gesund ernährt lernt es sich besser; ge-
sunde Ernährung schafft größere Lebenschancen für die
Kinder, weil sie dadurch für das zukünftige Leben ge-
stärkt werden.

Auch in die Häuser für Seniorinnen und Senioren, in
denen das bisher noch nicht der Fall ist – in vielen Häu-
sern gibt es das schon –, soll fachlich gute Anleitung zur
vernünftigen Bewegung und gesünderen Ernährung ein-
ziehen. Gesund alt werden bedeutet gewonnene Lebens-
jahre für jeden Einzelnen.

Die Sportvereine sollen ermutigt werden, noch mehr
auf Prävention zu setzen, ihre Angebote auszuweiten,
Trainer und Betreuer zu schulen, damit wir alle uns ge-
sünder und wohler fühlen können.

Ich denke aber auch an die vielen Unternehmenslei-
tungen – ich hatte gestern eine Veranstaltung mit Be-
triebsräten von großen Unternehmen –, die bisher nicht
genug getan haben und jetzt vielleicht neue Anstöße be-
kommen, gemeinsam mit den Betriebsräten, mit den
Krankenkassen und mit Medizinern über entsprechende
Angebote in den Betrieben zu reden, Programme für die
Beschäftigten einzuführen und zu evaluieren sowie zu
lernen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die
sich wohl fühlen, denen es gut geht, bei denen Rückener-
krankungen und Schmerzen vermieden werden, damit
auch eine wesentliche Grundlage für Leistungsfähigkeit,
Kreativität und ein gutes Miteinander haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ein Punkt ist mir auch angesichts vieler Diskussionen
mit den Selbsthilfeorganisationen in unserem Lande
besonders wichtig: Mit diesem Gesetzentwurf wird end-
lich die Arbeit der Selbsthilfe gestärkt. Die Selbsthilfe
ist einer der wesentlichen Faktoren nicht nur im Bereich
der primären Prävention, sondern auch in den Bereichen
der sekundären und tertiären Prävention. Die Selbsthilfe-
organisationen beraten Menschen, die krank sind, sie lei-
ten sie an, beraten auch deren Familien und sorgen dafür,
dass eine Krankheit, wenn sie ausgebrochen ist, nach
Möglichkeit nicht zu weiteren Krankheiten führt. Wir
sorgen dafür, dass das Geld, das die Krankenkassen für
die Förderung und Finanzierung der Selbsthilfe ausge-

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(C (D en sollten, endlich dort ankommt und dass nicht die älfte davon bei den Krankenkassen verbleibt, wie das isher der Fall gewesen ist. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Prävention ist eine Sache für alle. Das Ziel, gesünder
u werden und gesünder zu leben, soll gefördert werden.
ch hoffe, dass wir mit den Regelungen, die wir gemein-
am mit den Ländern auf den Weg bringen, wirklich viel
n Bewegung setzen, dass vor allen Dingen gute Anstöße
ntwickelt werden, um an diejenigen heranzukommen,
ie man normalerweise mit keinem Angebot auch der in-
ividuellen Prävention erreicht. Hierbei geht es um viele
enschen, die vielleicht noch vor dem Fernsehapparat
Tor!“ rufen, die aber nicht viel für sich tun, um ihr Le-
en zu verbessern. Es geht hierbei aber auch um viele
inder und um viele ältere Menschen, die bisher von
en Gesundheitskampagnen kaum erreicht werden.
uch das wollen wir ändern und wirklich einen Schritt
ach vorne machen.
Diesem Gesetzentwurf sind viele enge Beratungen in

er Koalition, aber auch Beratungen mit den Bundeslän-
ern, egal ob unionsregiert oder SPD-regiert, und mit
en Sozialversicherungen vorausgegangen. Angesichts
er zahlreichen Partner, die an den Beratungen beteiligt
aren, ist der vorliegende Gesetzentwurf das, was wir
omentan mit der Zustimmung aller – der Sozialversi-
herungsträger, aber auch der Länder – auf den Weg
ringen können. Ich möchte allen für die gute Koopera-
ion und Vorbereitung danken.
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit dem vorlie-

enden Gesetzentwurf einen Teil der Zukunft unseres
esundheitswesens beschreiben: Wir leiten einen Para-
igmenwechsel ein; denn Prävention, Behandlung, Re-
abilitation und Pflege stehen künftig gleichrangig
ebeneinander. Sie bilden vier Säulen unseres Gesund-
eitswesens. Der Gesetzentwurf ist der Start einer Ent-
icklung mit dem Ziel, dass wir nicht nur immer dann
ehr viel Geld ausgeben, wenn eine Krankheit aufgetre-
en ist oder sich verschlimmert hat, sondern dass wir
uch Geld dafür ausgeben, dass Krankheiten erst gar
icht entstehen oder dass sich Krankheiten, wenn sie
ntstanden sind, nicht weiter verschlimmern, damit die
enschen ein Stück an Lebensqualität zurückgewinnen
önnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


nser Gesundheitswesen wird mit der neuen Bestim-
ung, dass Prävention vor Behandlung gesetzt werden
uss, zu einem modernen Gesundheitssystem weiterent-
ickelt. Wir schließen damit zu anderen Ländern in
uropa auf, die – wie zum Beispiel die skandinavischen
änder – bereits gute Erfolge mit gesundheitlicher Prä-
ention erzielt haben.
Bisher hat sich von den Sozialversicherungszweigen

or allen Dingen die gesetzliche Krankenversicherung
n der Prävention engagiert. Das geschah nicht so umfas-
end, wie wir alle es gerne gehabt hätten; aber die ge-
etzlichen Krankenversicherungen waren diejenigen, die






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt

bisher Geld in die Hand genommen und Engagement ge-
zeigt haben. Künftig sollen sich auch die Rentenversi-
cherung, die Unfallversicherung und die Pflegeversiche-
rung an der Finanzierung der Verhütung von
Krankheiten beteiligen, da auch sie von präventiven
Maßnahmen profitieren. Ich hoffe, dass es uns im Laufe
der Beratungen gelingen wird, auch die Bundesagentur
für Arbeit in die gemeinsame Aufgabe der Prävention
einzubeziehen. Alle tragen in diesem Bereich eine Ver-
antwortung und alle müssen diese Verantwortung ge-
meinsam wahrnehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Jährlich soll insgesamt eine viertel Milliarde Euro für
präventive Maßnahmen verwendet werden. 80 Prozent
davon sollen für individuelle Präventionsangebote oder
für Angebote zur Prävention in den verschiedenen Le-
benswelten verwendet werden. Der Rest soll für Modell-
vorhaben, Kampagnen und viele andere Dinge, die man
zusätzlich auf den Weg bringen muss, um die Menschen
für unser Vorhaben zu begeistern, aufgewendet werden.
Experten schätzen, dass man durch einen Ausbau der
Präventionsmaßnahmen in den Bereichen Krankheits-
kosten und krankheitsbedingte Ausfallkosten langfristig
Einsparungen in Höhe von mehr als 6 Milliarden Euro
erzielen kann.

Wir alle wissen, dass in einer Gesellschaft des länge-
ren Lebens das, was der Einzelne für seine Gesundheit
aufbringen muss, nicht weniger werden kann. Wenn wir
wollen, dass die Menschen am medizinischen Fortschritt
teilhaben können, ist das nicht aus der Portokasse zu be-
zahlen. Angesichts dieser Tatsachen müssen wir wirk-
lich alles tun, um dort Einsparungen vorzunehmen, wo
sie vorgenommen werden können, zumal wenn sie den
Menschen gleichzeitig ein Mehr an Lebensqualität brin-
gen. Es ist höchste Zeit, alles Erforderliche auf den Weg
zu bringen, damit die Prävention als nationale Aufgabe
in der Form starten kann, wie wir es wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich an dieser Stelle etwas zur privaten
Krankenversicherung sagen. Ich bedaure es sehr, dass
mir die gesetzliche Grundlage fehlt, um die privaten
Krankenversicherungen zur Mitfinanzierung heranzuzie-
hen: Es kann auf Dauer nicht sein, dass in den Kinder-
gärten und Schulen Angebote zur Prävention in den Be-
reichen Ernährung und Bewegung sowie Angebote zur
Zahnprophylaxe gemacht werden, bei denen sich die pri-
vaten Krankenversicherungen außen vor halten, wäh-
rend die gesetzlich Krankenversicherten auch für die
Kinder der privat Versicherten zahlen müssen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb sollte es unser gemeinsames Anliegen sein,
die privaten Krankenversicherungen in die Pflicht zu
nehmen, damit sie sich auf diesem Gebiet anteilmäßig
ebenso wie die gesetzlichen Krankenversicherungen an
den Kosten beteiligen.

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(C (D as Angebot der privaten Krankenversicherungen, ,5 Millionen Euro, davon 3,4 Millionen für die BZgA nd 100 000 Euro für die Aidsprophylaxe, zur Verfüung zu stellen, ist zwar honorig; es reicht aber nicht us. Das sollten wir in der Öffentlichkeit deutlich sagen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Erika Lotz [SPD]: So ist es!)


Prävention ist um so erfolgreicher, je einfacher sie
ich darstellt und je einfacher wir die Menschen errei-
hen. Wir brauchen keine großen Botschaften. Einfache
ussagen wie „Lass den Fahrstuhl stehen! Geh zu Fuß!“
önnen eine ganze Menge erreichen.
Die verschiedenen Präventionsmaßnahmen müssen

edoch zusammengeführt werden. Damit die verschiede-
en Maßnahmen, die es überall gibt, effektiv und sinn-
oll sind, braucht man einen roten Faden, an dem sie
ich ausrichten. Deswegen werden die Sozialversiche-
ungszweige gemeinsame Präventionsziele erarbeiten.
adurch können die Mittel effizient dort eingesetzt wer-
en, wo sie den größten Nutzen stiften. Wir wollen, dass
as Geld nur für Maßnahmen ausgegeben wird, die tat-
ächlich mehr Nutzen bringen und die wirksam sind. Wir
ollen, dass der Nutzen nachgewiesen wird. Wir wollen,
ass die Qualität gesichert ist. Deswegen legt der vorlie-
ende Gesetzentwurf hierfür verbindliche Kriterien fest.
Damit nachhaltige Veränderungen bewirkt werden

önnen, ist eine verbesserte Zusammenarbeit und Ab-
timmung auf Bundesebene notwendig. Deswegen wer-
en wir auf der Bundesebene unter Mitwirkung der
ozialversicherungszweige eine Stiftung „Prävention
nd Gesundheitsförderung“ gründen, die die Erarbei-
ung von Präventionszielen, die Ausarbeitung der ge-
einsamen Qualitätsstandards sowie Informations- und
ufklärungsarbeit durch Präventionskampagnen leistet.
Wir wollen, dass in regelmäßigen Abständen Rechen-

chaft über das Erreichte abgelegt wird und dass festge-
tellt wird, wo Verbesserungen vorgenommen werden
üssen. Wir werden die gesamte Fachkraft der Bundes-
entrale für gesundheitliche Aufklärung, aber auch
as Expertenwissen, zum Beispiel des Robert-Koch-
nstituts, zur Verfügung stellen, damit wir, auch das Par-
ament, valide Aussagen erhalten.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Prävention ist eine
emeinschaftsaufgabe. Sie verbindet Eigeninitiative auf
er einen Seite mit Gemeinschaftssinn auf der anderen
eite. Ich bin davon überzeugt: Daraus kann und muss
in großes Projekt werden. Denn Prävention führt – das
erden die Menschen merken – zu einem besseren Le-
en, zu mehr Lebensqualität und damit zu vielem, was
an im Leben nur machen kann, wenn bestimmte Vo-
aussetzungen vorhanden sind.
Man darf ein Weiteres nicht unterschätzen: Präven-

ion ist eine wichtige Voraussetzung dafür, in einer Ge-
ellschaft des längeren Lebens auch unter veränderten
edingungen bis in das hohe Alter Innovationsfähigkeit
nd Produktivität zu erhalten. Damit schaffen wir die
rundlagen dafür, dass in diesem Lande auch in zehn,






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt

20 oder 30 Jahren Wettbewerbsfähigkeit und die Fähig-
keit, Wohlstand zu wahren und zu schaffen, erhalten
bleiben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU,
sich in Reden zur Prävention zu bekennen ist schön,
reicht aber nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich kann Sie nur auffordern: Schließen Sie sich unserem
Vorhaben und dem, was die von Ihnen regierten Länder
eingebracht haben, an! Sich zu bewegen ist angesagt.
Blockieren Sie nicht! Machen Sie mit, anstatt mies zu
machen! Das ist gelebte Prävention. Ich möchte, dass
auch Sie davon profitieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515800100

Das Wort hat nun die Kollegin Annette Widmann-

Mauz, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1515800200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Frau Ministerin, wir bewegen uns
gerne. Sie fordern zwar von anderen Bewegung. Wenn
es aber um die eigene Verantwortung, insbesondere um
die finanzielle Verantwortung, geht, dann verlangen Sie
nur von denjenigen Bewegung, die Beiträge in die Sozi-
alversicherungen zahlen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie sollten in den Spiegel schauen, wenn Sie Vorwürfe
machen.

Schön ist es, um die Kranken besorgt zu sein, ihrer
Gesundheit wegen; viel schöner ist es aber, für die
Gesunden besorgt zu sein, ihres Nichtkrankseins
wegen.

Diese Erkenntnis von Hippokrates ist zweieinhalbtau-
send Jahre alt und wir haben sie noch immer nicht verin-
nerlicht.

In Deutschland ist jeder Zweite übergewichtig. Jeder
Vierte hat Herz-Kreislauf-Probleme und Millionen kla-
gen über Rückenschmerzen. Besonders erschreckend ist,
dass gerade viele Kinder bereits heute an Alterskrank-
heiten wie Herzschwäche, Diabetes oder Osteoporose
leiden, weil sie einfach zu dick sind und sich falsch er-
nähren. Man wagt kaum, sich vorzustellen, dass uns
diese Generation in ein paar Jahren über die ersten Wel-
len des demographischen Wandels tragen soll, wo ihnen
schon heute die Puste ausgeht.

Die Krankenkassen befürchten gerade im Hinblick
auf Diabetes bei Kindern Behandlungskosten in Milliar-
denhöhe. Dabei wären viele dieser Krankheiten ver-
meidbar. Wer hat nicht schon einmal, wenn er ein Rü-
ckenleiden hatte, selber die Erfahrung gemacht, wie
hilfreich zum Beispiel ein Keilkissen auf dem Bürostuhl

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(C (D der Wirbelsäulengymnastik sein kann? Er hat dann eine orstellung von Prävention. Das Problem ist nur, dass zwischen dem Wissen und em entsprechenden Verhalten eine Riesenlücke in unseer Gesellschaft klafft. ährend die einen gesunder Ernährung, Bewegung, em Nordicwalking, Sport oder dem Jane-Fonda-Wahn nhängen, hängen die anderen, die ihren inneren chweinehund zum besten Freund gemacht haben, mit en entsprechenden Getränken und Ernährungsproduken lieber auf dem Sofa vor der Glotze herum. Diese enschen müssen wir erreichen. Deshalb ist uns der räventionsgedanke so wichtig. Wir wissen, dass die Stärkung der Prävention und der esundheitsförderung zur Vermeidung von Krankheien und zur Erhaltung der Gesundheit eine sinnvolle Inestition in die Zukunft ist. Sie verbessert nicht nur die esundheit, die Lebensqualität und die Leistungsfähigeit der Menschen. Nein, sie mindert auch die künftigen inanziellen Belastungen unseres Gesundheitswesens. Deshalb hat die Union die Prävention bereits in ihrer egierungsverantwortung ernst genommen und entsprehende Maßnahmen umgesetzt. Wer kennt nicht den lieen Doktor mit der großen Zahnbürste in der Schule, das onusheft für den regelmäßigen Zahnarztbesuch oder rebsfrüherkennungsuntersuchungen? Wir müssen heute lso nicht bei null anfangen, sondern können auf bereits estehendem aufbauen. Bereits in der letzten Legislaturperiode hat sich un ere Fraktion intensiv mit diesem Thema beschäftigt und nträge gestellt. Auch bei den Kompromissverhandlunen zur Gesundheitsreform hat sich die Union nicht nur ür die Einführung von Bonusprogrammen bei den geetzlichen Krankenkassen, also dafür, dass finanzielle nreize für gesundheitsbewusstes Verhalten gegeben erden, stark gemacht, ondern sie hat maßgeblich mit dafür gesorgt, dass die rarbeitung eines Präventionsgesetzes überhaupt vereinart wurde. Es ist nur schade, Frau Schmidt – Sie haben das heute orgen mit freundlichen Worten umschrieben; aber der achverhalt ist deshalb nicht besser geworden –, dass ie im Gegensatz zu den Kompromissverhandlungen des tzten Sommers hier auf die Kompetenz der größten ppositionsfraktion einfach verzichtet haben. Ich sage hnen: Das ist nicht nur schlechter politischer Stil, sonern schlichtweg dumm. Der vorliegende Gesetzentwurf enthält eine Reihe uter Ansätze. Er ist ein erster Schritt in die richtige ichtung. Derzeit ist festzustellen, dass es einen Flickenppich an Maßnahmen gibt. Deshalb sind bundeseineitliche Kriterien, Ziele und Qualitätsstandards durch ie Stiftung „Prävention“ sinnvolle Maßnahmen. Erfreuich ist auch, dass eine Begriffsvereinheitlichung statt Annette Widmann-Mauz findet und dass die Berichterstattung von Bund, Ländern und Sozialversicherungsträgern eingeführt wird, durch die auch die entsprechende Öffentlichkeit hergestellt wird. Trotz dieser positiven Ansätze gibt es aber auch wesentliche Punkte, die zu grundsätzlicher Kritik Anlass geben und eine vorbehaltlose Zustimmung untersagen. Es kann nicht übersehen werden, dass Sie Ihrem eigentlichen Ziel – Ihre Ziele haben Sie heute erneut mehrfach genannt –, Prävention als gesamtgesellschaftliche und ganzheitliche Aufgabe wahrzunehmen, nicht nachkommen; sie verfehlen dieses Ziel. „Gesamtgesellschaftlich“ heißt doch, dass Prävention alle erreichen muss und dass sich deshalb auch alle Bevölkerungsgruppen an dieser Aufgabe beteiligen müssen, auch bzw. vor allem finanziell. „Ganzheitlich“ heißt doch, dass diese Aufgabe alle Formen der Prävention erfasst und sich nicht nur auf eine Form, die Primärprävention, beschränken kann. Gerade angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbe dingungen und der dramatischen Finanzlage unserer Sozialkassen ist eine alleinige Finanzierung der Prävention durch die Sozialversicherungen im Grunde ein beschäftigungspolitischer Sündenfall. Sind der Kanzler und sein Kabinett nicht angetreten, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen, indem sie die Beitragssätze der Sozialversicherungen senken? Sie, Frau Schmidt, haben die Kassen noch vor kurzem mit dem Ziel, die Lohnnebenkosten zu senken, geradezu genötigt. Da kann ich nur sagen: Die „FAZ“ kommentiert richtig, wenn sie schreibt, dass dieses Präventionsgesetz Ihre Argumentation als doppelbödig entlarvt. (Ulla Schmidt, Bundesministerin: Wenn Sie das nicht verstehen, kann ich es nicht ändern!)


(Ute Kumpf [SPD]: Das stimmt!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Um nicht missverstanden zu werden, sage ich: Wir
sehen in der Prävention eine sinnvolle Investition in die
Zukunft. Aber jede Investition muss finanzierbar sein
und darf nicht ausschließlich von den Beitragszahlern
der gesetzlichen Krankenversicherung finanziert wer-
den.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der kleine Mann darf doch nicht immer der Lastesel der
Nation sein.


(Ute Kumpf [SPD]: Wer zahlt denn die Steuern? – Peter Dreßen [SPD]: Steuererhöhungen nützen auch nichts!)


Auch wenn Sie es nicht mehr sind – wir verstehen uns
nach wie vor als Sachwalter der Beitragszahlerinnen und
Beitragszahler.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Während die gesetzliche Krankenversicherung

180 Millionen Euro, also den größten Anteil der Präven-
tionskosten, schultert, müssen die Renten- und Pflege-
versicherung erstmals, also zusätzlich, eine Summe von

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(C (D sgesamt 50 Millionen Euro für die Vermeidung von rankheiten bereitstellen. Wer allerdings weiß, dass die esetzliche Rentenversicherung nur noch über liquide ittel verfügt, um die derzeitigen Renten sechs Tage ng zu finanzieren, der muss sich bewusst sein: Wenn ie Rentenversicherung 40 Millionen Euro zusätzlich ufbringen muss, ann muss dieser Betrag an anderer Stelle eingespart erden. Meine Damen, meine Herren, es kann nicht in unse em Interesse sein, dass der Brummifahrer mit kaputter andscheibe in Zukunft keine medizinische Reha mehr rhält, weil mit seinem Beitrag die präventive Rückenchulung seines Chefs finanziert wird. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ute Kumpf [SPD]: Das ist ja ganz schön falsch! – Erika Lotz [SPD]: Jetzt überziehen Sie aber! – Peter Dreßen [SPD]: Das ist doch nicht wahr! – Weiterer Zuruf von der SPD: Das ist doch an den Haaren herbeigezogen!)


(Peter Dreßen [SPD]: 40 Milliarden Euro!)


ie Problemlage bei der Pflegeversicherung ist ähnlich.
Frau Schmidt, Sie haben vollmundig erzählt, dass Sie

ie Bundesagentur für Arbeit einbinden wollen. Da
uss die Frage schon gestattet sein, warum die Bundes-
gentur im Gegensatz zur Pflegeversicherung und zur
entenversicherung aus der Finanzierung herausgenom-
en worden ist. Was für den einen recht ist, muss doch
ür den anderen nur billig sein. Oder hatten die Renten-
nd die Pflegeversicherung im Kabinett nur weniger
tarke Fürsprecher? Das kann es ja wohl nicht sein.
Nochmals: Prävention ist eine gesamtgesellschaftli-

he Aufgabe. Eine finanzielle Beteiligung von allen, also
on Bund, Ländern und Kommunen, ist in diesem Ge-
etzentwurf aber nicht vorgesehen. Ein Präventionsge-
etz, wie wir es verstehen, darf am Ende aber nicht zum
reibrief für den Staat werden, sich wieder einmal auf
osten der Sozialversicherungsträger und damit letztlich
ulasten der Betriebe und der Arbeitnehmer noch weiter
on seinen originären Aufgaben zurückzuziehen. Ver-
chiebebahnhöfe – liebe Kolleginnen und Kollegen, das
age ich an alle Fraktionen in diesem Haus gewandt –
aben wir doch in der Vergangenheit genug veranlasst.
ir können so nicht weitermachen. Es muss endlich
chluss damit sein, die Steuerhaushalte zulasten der So-
ialhaushalte zu bedienen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Erika Lotz [SPD]: Wer in diesem Hause wollte denn Steuersenkungen?)


Ein weiteres Manko bei diesem Gesetzentwurf be-
teht darin, dass Sie sich nur auf eine Präventionsform
eziehen, nämlich auf die Vorbeugung einer Erkran-
ung, die Primärprävention. Ihr Gesetzentwurf sagt
berhaupt nichts zu Früherkennungsmaßnahmen, Imp-
ungen, Kindervorsorgeuntersuchungen oder Maßnah-
en zur Vermeidung der Verschlimmerung bestehender
rankheiten. Zu Recht bemängelt die Bundesärztekam-
er die fehlende Verzahnung der Primärprävention mit
en anderen Präventionsformen.






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz

Als weiteres Problem kommt hinzu, dass Sie denjeni-

gen, die in der Vergangenheit ihrer gesetzlichen Aufgabe
gemäß § 20 SGB V, Primärprävention durchzuführen,
vorbildlich nachgekommen sind, jetzt teilweise den Bo-
den unter den Füßen wegziehen: indem Sie ihnen bis zu
60 Prozent der bisherigen Mittel vorenthalten. Das kann
doch nicht unser Ziel sein, das kann doch nicht in unse-
rem Interesse sein. Denn Sie zerstören damit bewährte
bestehende Strukturen. Bei Ihnen ist wieder einmal der
Fleißige der Dumme.


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was für einen bürokratischen Aufwand Sie betreiben,
wird zum Beispiel an den Regelungen zur Stiftung und
zu den Verfahren deutlich. Eine Vielzahl neuer Gremien
wird geschaffen: Vorstand, Stiftungsrat, Kuratorium,
Wissenschaftlicher Beirat oder weitere gemeinsame Ent-
scheidungsgremien, Koordinierungsausschüsse – ein er-
heblicher, ein gigantischer Abstimmungsaufwand ist
notwendig. Dass dieses nicht nur die verquere Ansicht
der Opposition ist, bestätigen die Äußerungen Ihres ei-
genen Justizministeriums: Das Regelungsgebilde erwe-
cke den Eindruck – ich zitiere –,

dass der zusätzliche bürokratische Aufwand den
vermeintlichen Nutzen bei weitem überwiegen
wird.

Das kann man doch nicht einfach ignorieren.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)

Wir haben unsere Bedenken in unserem Antrag zu-

sammengefasst. Wir nehmen die Kritik der Kassen, der
Rentenversicherung, der Ärzteschaft, der Arbeitgeber-
verbände und auch der Sozialverbände ernst; wir befin-
den uns mit unserer Haltung zu diesem Gesetzentwurf
damit in bester Gesellschaft. Dass es Äußerungen von
Kolleginnen der SPD-Fraktion gibt, denen der Gesetz-
entwurf ebenfalls noch nicht weit genug geht, unter-
streicht unsere Haltung.

Auch wenn die Bundesregierung über ein Jahr für die
Vorlage ihres Präventionsgesetzes gebraucht hat, wird
noch einmal nachzusitzen sein und der Gesetzentwurf
gründlich überarbeitet werden müssen. Auch hier gilt:
Qualität geht vor Schnelligkeit. Ich sage ganz bewusst:
Eine Wagenburgmentalität, wie Sie sie derzeit an den
Tag legen, ist bei diesem Thema überhaupt nicht ange-
bracht. Die kommende Anhörung und insbesondere die
Ausschussberatungen bieten uns jetzt die Chance für
eine sachliche Diskussion, auch über die Parteigrenzen
hinweg. Wir von der Union bekennen uns nachdrücklich
zum Präventionsgedanken. Uns darf nicht nur die öko-
nomische, sondern uns muss auch die ethische Sicht der
Prävention sehr wichtig sein. Denn nur ein Gesund-
heitswesen, das die Menschen gesund erhält, statt sich
im Kurieren von Krankheiten zu erschöpfen, hat seinen
Namen auch wirklich verdient.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


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(C (D Nächste Rednerin ist die Kollegin Birgitt Bender, ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Man laubt es ja kaum, aber es ist erst acht Jahre her, dass die nionsgeführte Bundesregierung die Primärprävention us dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkasen gestrichen hat. (Erika Lotz [SPD]: Hört! Hört! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Stimmt ja gar nicht!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515800300
Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515800400
Herr Kollege Zöller, wir mussten sie mit der
esundheitsreform 2000 erst wieder einführen. – Heute
ört man von Ihnen großartige Bekenntnisse zur Präven-
ion und Sie haben uns auch einen Antrag zur Stärkung
on Prävention und Gesundheitsförderung nicht vorent-
alten wollen. Nach der Rede, die wir eben von der Frau
ollegin Widmann-Mauz gehört haben, stehen diese
ollmundigen Bekenntnisse allerdings in einem merk-
ürdigen Gegensatz zu dem kleingeistigen Gemäkel an
iesem Gesetz. Ich glaube, Sie müssen sich einmal ent-
cheiden, was Sie eigentlich wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Detlef Parr [FDP]: Bisher haben wir sachlich diskutiert!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515800500

Frau Kollegin Bender, gestatten Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Zöller?

Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515800600

Nein, jetzt nicht.

(Lachen bei der CDU/CSU – Detlef Parr [FDP]: Das hätte der Sache dienen können!)

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, den Gesetzent-
urf zu begründen. Vielleicht lernen Sie dabei etwas.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

Es ist doch so: Alle reden von Prävention. Niemand
t dagegen, selbst die Union nicht. Tatsächlich leidet die
rävention bis heute aber unter unklaren Begrifflichkei-
n, fehlenden Zuständigkeiten und zu geringen Finan-
ierungsmitteln. Damit machen wir mit unserem Gesetz
tzt Schluss. Die Finanzausstattung von 250 Millionen
uro ist gar nicht so viel mehr, als auch bisher jedenfalls
echtlich schon möglich war. Der Unterschied ist aber,
ass man jetzt nicht mehr mühsam darum kämpfen
uss, Projekte für die Vorbeugung von Krankheiten und
ür die Stärkung der Gesundheit der Menschen durch-
ühren zu können, und dass der Prävention ein selbstver-
tändlicher Platz eingeräumt wird, sodass sie zu einer
eiteren Säule im Gesundheitswesen wird.
Nun gibt es die Kritik der Krankenkassen – Frau Kol-
gin Widmann-Mauz, diese haben Sie sich vorhin zu
igen gemacht –, dass hier ausschließlich mit Mitteln
er Sozialversicherung agiert werde. Man muss natür-
ch schon sagen, dass präventive Anstrengungen auch
isher schon aus Steuermitteln finanziert werden.






(A) )



(B) )


Birgitt Bender


(Erika Lotz [SPD]: So ist es!)


Denken Sie etwa an die Aktivitäten der Bundeszentrale
für gesundheitliche Aufklärung – dort werden immerhin
40 Millionen Euro investiert – und daran, was die Bun-
desernährungsministerin, Renate Künast, schon alles ge-
tan hat, um das Thema Ernährung und Bewegung und
somit den Gesundheitszustand von Kindern stärker in
den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Viel Werbung!)


Es ist also nicht so, dass man bisher untätig war. Jetzt
wird die Sozialversicherung aber dazu gezwungen, ih-
rem gesetzlichen Auftrag, den es ja schon gab, auch
wirklich nachzukommen. Dafür werden die Strukturen
geschaffen und erstmals werden auch die Renten-, Un-
fall- und Pflegeversicherung einbezogen.

Seitens der Kassen wird die Sorge geäußert, dass öf-
fentlich finanzierte Gesundheitsdienste jetzt möglicher-
weise abgebaut werden, weil man sich auf die neuen
Mittel verlässt. Dazu kann ich nur sagen: Es wird unsere
gemeinsame Aufgabe sein, darauf zu achten, dass genau
dies nicht passiert. Ich will auch deutlich sagen: Die
Kassen sind ordnungspolitisch der richtige Ort für die
präventiven Anstrengungen. Schließlich kommt es in ih-
ren Haushalten – jedenfalls mittelfristig – auch zu Ein-
sparungen.


(Erika Lotz [SPD]: So ist es!)

Frau Kollegin Widmann-Mauz, Sie sprachen vom

kleinen Mann und sagten, dass alles müsse aus Steuer-
mitteln finanziert werden.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das hat niemand gesagt! – Detlef Parr [FDP]: Man muss schon zuhören!)


Daneben sprachen Sie von der Rückenschule. Ich kann
Ihnen nur sagen: Die Rückenschule ist zwar sinnvoll,
aber Sie sollten sich einmal damit beschäftigen, wer dort
hingeht. Das sind Frauen aus der Mittelschicht. Es tut ih-
nen gut. Der Brummifahrer geht dort aber nicht hin. Er
kann mit Angeboten, zu denen er selbst hingehen muss,
nichts anfangen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Aber die Alternative kann doch nicht sein, dass er einen Bandscheibenvorfall bekommt!)


Auch mit Unterstützung der AOK marschiert er nach
Schichtende nicht in die Volkshochschule. Es braucht
Projekte, die tatsächlich im lebensweltlichen Bereich, im
Wohnquartier oder im Betrieb, stattfinden,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


damit wir gerade auch die Menschen erreichen, die nicht
zur Mittelschicht gehören und die eine gesundheitliche
Förderung oft besonders nötig haben. Die Kassen haben
dafür bestimmte Strukturen aufgebaut.


(Detlef Parr [FDP]: Viele Betriebe und Unternehmen auch, Frau Kollegin!)



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(C (D Die betriebliche Gesundheitsförderung gibt es schon. ie wird weitergeführt und verstärkt. – (Detlef Parr [FDP]: Dann dürfen Sie einen Brummifahrer aber nicht in der Weise diskriminieren!)


rotzdem ist es bedauerlich, Herr Kollege Parr, dass die
rbeitslosenversicherung bisher nicht einbezogen ist.
ir alle wissen, dass Arbeitslosigkeit – um es einmal et-
as plakativ zu sagen – krank macht. Arbeitslose sind
tärkeren gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Je länger
ie Arbeitslosigkeit dauert, desto eher verschlechtert
ich der Gesundheitszustand. Es besteht also tatsächlich
nlass, die Arbeitslosenversicherung einzubeziehen


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Warum tun Sie es nicht?)


nd Projekte, die besonders arbeitslosen Menschen zu-
ute kommen, zu fördern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich will deutlich sagen: Ich halte es für äußerst unbe-
riedigend, dass die private Krankenversicherung
icht mitmacht. Die Frau Ministerin hat es schon darge-
egt: Die Maßnahmen, die in der Schule oder im Wohn-
uartier angeboten werden, richten sich natürlich nicht
ur an gesetzlich Versicherte, sondern davon werden
uch die Privatversicherten profitieren. Ihnen, meine Da-
en und Herren von der Union, liegt doch immer so viel
n der privaten Krankenversicherung. Ich finde, es wäre
ür Sie eine echte Aufgabe, mit Vertretern der privaten
rankenversicherung darüber zu reden, dass diese nicht
ur eine Aidsaufklärungskampagne machen – was schön
st –, sondern dass sie sich auch in die Stiftung einklin-
en und nicht nur von den Sozialversicherungsbeiträgen
er anderen profitieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Peter Dreßen [SPD]: Schmarotzer!)


Das Präventionsgesetz ist nicht nur und auch nicht
orrangig ein Finanzierungsgesetz. Entscheidend ist,
ass der Prävention im Gesundheitswesen ein fester
latz eingeräumt wird. Im Zentrum steht die Stiftung.
on dort aus wird eine Weiterentwicklung der Strukturen
nd eine Vernetzung der verschiedenen Akteure stattfin-
en. Es ist gut, dass über die Stiftung eine Ausrichtung
ller Aktivitäten an übergreifenden Präventionszielen er-
olgt und dass auch die Qualitätssicherung Teil dieser
nstrengungen ist. Damit werden wirklich alle einbezo-
en, auch diejenigen, die nicht der Mittelschicht angehö-
en. Damit wird der Auftrag aus der Gesundheitsreform
000, dass nämlich Prävention etwas zum Abbau gesell-
chaftlich bedingter Ungleichheit leisten soll, tatsächlich
rfüllt. Das Gesetz sieht vor, dass Maßnahmen jetzt vor
llem in Schulen, Kindergärten, Wohnquartieren und
nderen Bereichen des Alltagslebens angeboten werden.
uf diese Weise geht man zu den Leuten hin, Frau
idmann-Mauz, und wartet nicht darauf, dass sie von

elbst kommen.






(A) )



(B) )


Birgitt Bender

Ich will auch deutlich sagen: Dem Gesetz liegt – auch

darin unterscheiden wir uns vielleicht – ausdrücklich ein
weiter Präventionsbegriff zugrunde, der nicht nur und
auch nicht vorrangig medizinische Aspekte umfasst,
sondern vor allem auch soziale Aspekte beinhaltet; denn
Gesundheit hat etwas mit der sozialen Lage zu tun. Des-
wegen ist Prävention nicht vorrangig eine ärztliche Leis-
tung. Vielmehr geht es bei Prävention darum, Menschen
zu einer selbstverantwortlichen Lebensführung zu befä-
higen und sie dabei von Angehörigen verschiedener Be-
rufsgruppen zu unterstützen.

Dieses Gesetz ist ein Riesenfortschritt. Es befreit Prä-
vention aus der bisherigen gesellschaftlichen Randlage.
Erstmals steht die Prävention dauerhaft und institutionell
abgesichert auf der Tagesordnung des Gesundheitswe-
sens. Damit haben wir einen großen Schritt nach vorn
gemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515800700

Ich erteile das Wort dem Kollegen Detlef Parr, FDP-

Fraktion.


Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1515800800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir alle

haben ein Idealbild vor Augen, nämlich gesund ein ho-
hes Alter zu erreichen. Wir alle wissen: Stressfrei leben
mit gesunder und ausgewogener Ernährung, mit viel Be-
wegung und ohne Zigaretten, Alkohol oder sonstige Ge-
nussmittel sind dafür die besten Voraussetzungen. As-
kese pur als Leitbild ist jedoch wenig überzeugend.

Dennoch ist das völlig unstrittig. Für jeden Einzelnen
von uns sollte zum Beispiel der prognostizierte Anstieg
von Diabeteserkrankungen als Folge von Übergewicht,
Herz-Kreislauf-Problemen oder übermäßigem Drogen-
konsum als Bedrohung erscheinen.
Daher begrüßt die FDP das Anliegen der Bundesregie-
rung, der Bedeutung von Prävention verstärkt Rechnung
zu tragen. Es hat lange genug gedauert, es war längst
überfällig.


(Beifall bei der FDP)

Die FDP-Fraktion hat bereits fast auf den Tag genau

vor zwei Jahren einen wichtigen Teil der Prävention in
dem Antrag „Die Kompetenzen des Sports bei Präven-
tion und Rehabilitation besser nutzen“ zum Thema ge-
macht. Rot-Grün hat fast ein Jahr benötigt, um darauf zu
antworten. Jetzt gibt es immerhin einen gemeinsamen,
fraktionsübergreifenden Beschluss. Ich verstehe aber
nicht, warum Sie, Frau Ministerin, wertvolle Zeit mit
überflüssigen Abstimmungen zwischen den Ministerien
vertändelt haben. Noch immer ist dem kundigen Theba-
ner völlig unklar, was eine Ernährungs- und Bewegungs-
kampagne der grünen Verbraucherschutzministerin
Künast soll, wenn ihre rote Kollegin Ulla Schmidt als
Gesundheitsministerin exakt die gleichen Ziele verfolgt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Sie vertändeln aber vor allem wertvolle Zeit, weil Sie mmer wieder dem gesetzlichen Regulierungswahn erfallen. arum war die Bundesregierung nicht davon abzubrinen, weitere Präventionsaktivitäten über ein solches Geetz anzuschieben? (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: So ist es!)


(Widerspruch bei der SPD)


arum verführt sie die Länder, dies mit fremdem Geld
itzutragen, mit dem diese dann ihre leeren Kassen fül-
en können?


(Beifall der Abg. Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU])


as dabei herausgekommen ist, war vorauszusehen:
50 Seiten voller Bürokratie und Überregulierung. Wenn
an die Verordnungen, die daraus folgen, noch hinzu-
echnet, dann wird das noch unüberschaubarer.
Was wird jetzt von dem Gesetz und von den

50 Millionen Euro bei den Menschen tatsächlich an-
ommen?


(Erika Lotz [SPD]: Wer will denn dauernd Steuersenkungen?)


rstens. Die Stiftung wird erst einmal viel Geld für Pa-
ier, Sitzungen, Reisekosten usw. ausgeben.


(Erika Lotz [SPD]: So ein Quatsch!)

ann werden Präventionsziele und Qualitätsstandards
ormuliert. Diese sorgen dann dafür, dass einer solchen
Planwirtschaft“ vermutlich gleich auch erfolgreich lau-
ende Projekte zum Opfer fallen, weil sie plötzlich den
tiftungskriterien nicht mehr genügen. Tabula rasa à la
ot-Grün.


(Beifall bei der FDP – Erika Lotz [SPD]: Unter Ihrem Niveau!)


Zweitens. Die Kassen werden mit den 100 Millionen
uro einige ihrer laufenden Projekte mehr schlecht als
echt fortführen können, aber gewiss nicht alle guten
nsätze weiterentwickeln können.
Drittens. Die Länder werden den Geldsegen von

00 Millionen Euro dankbar in ihre leeren Haushaltskas-
en lenken. Für ein Mehr an Präventionsaktivitäten sehe
ch dabei keinen Spielraum. Vorteile für den Bürger sehe
ch auch nicht. Die Hoffnung, mit 250 Millionen Euro
öglichst viele erfolgreich erreichen zu wollen, ist eu-
hemistisch. Es ist geradezu dreist, dass mit Mitglieds-
eiträgen der Sozialversicherten öffentliche Aufgaben
ahrgenommen werden – dreist den Mitgliedern gegen-
ber, die Sie seit Jahren mit Leistungskürzungen kon-
rontieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Erika Lotz [SPD]: Sie unterstützen uns also, was die Privaten anlangt? Engagieren Sie sich, damit die Privaten ihre Haltung ändern!)







(A) )



(B) )


Detlef Parr

Es ist nicht die große Masse der Bevölkerung, die mit

einer aktiven Präventionspolitik erreicht werden muss.
Der überwiegende Teil der Menschen kann und muss das
für sich – Frau Bender, auch der Brummifahrer gehört
dazu – regeln. Auch der Brummifahrer kann eigenver-
antwortlich handeln. Dafür brauchen wir ein solches Ge-
setz und eine solche Überregulierung nicht.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Solange der Außenminister mit schlechtem Beispiel vorangeht, wird das nie etwas!)


Unser Plädoyer lautet: Eigenverantwortung stärken,
aber nicht die Bürger fürsorglich bevormunden und ih-
nen einen bestimmten Gesundheitsstil aufzwingen.


(Zurufe von der SPD: Oh!)

Gerade im Hinblick auf die knappen finanziellen Res-

sourcen kommt es darauf an, sich auf den Teil in der Prä-
vention zu beschränken, der als eine gesamtgesellschaft-
liche Aufgabe verstanden werden muss. Zielgerichtet
müssen die Menschen mit entsprechenden Maßnahmen
erreicht werden, die von sich aus ohne Hilfe nicht zu ei-
nem gesundheitsbewussten Leben in der Lage sind –
ohne neue bürokratische Strukturen. Wir können die vor-
handenen Strukturen besser ausnutzen und sie koordinie-
ren.


(Erika Lotz [SPD]: Wie hätten Sie es denn gern?)


Die Zuständigkeiten und Finanzverantwortlichkeiten
müssen klar definiert werden. Die Sozialversicherungen
dürfen nicht erneut zum Steinbruch für die Bewältigung
öffentlicher Aufgaben werden. Solche Verschiebebahn-
höfe müssen der Vergangenheit angehören.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Kompetenzen und Möglichkeiten der im Ge-
sundheitswesen Tätigen, vor allem der Ärzte und Zahn-
ärzte, müssen genutzt werden. Stattdessen schenken Sie
dieser wichtigen Gruppe als idealem Anlaufpunkt in Ih-
rem Gesetz kaum Beachtung. Die Ressourcen müssen
auf die Verhinderung von vermeidbaren, besonders be-
lastenden und besonders teuren Krankheiten konzentriert
werden. Sie müssen auf Kinder und Jugendliche, ältere
Menschen und sozial benachteiligte Gruppen konzen-
triert werden. Hier sind wir völlig einig. Hier müssen
Prioritäten gesetzt werden. Da helfen – schauen Sie sich
die Stiftungskonstruktion an – keine Zielfindungsselbst-
erfahrungsgremien.

Weiterhin gehören die Intensivierung der Impfungs-
aktivität, die Überprüfung und Evaluierung der Präven-
tionsmaßnahmen und die Aufklärungsarbeit, die vor al-
lem von der Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung sehr gut geleistet wird, ins Zentrum unserer
Betrachtungen. Die Medien sind in diese Aufgabe über
ihren öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag bzw. über
freiwillige Vereinbarungen einzubeziehen.

Ich komme zum Schluss. Die FDP begrüßt diese De-
batte, weil die Prävention für die Gesundheitsförderung

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(C (D estärkt wird. Aber es wäre wesentlich effizienter und ielführender gewesen, wenn man das Angebot der Spitenverbände der Krankenkassen angenommen hätte, elbst für eine Stiftungslösung zu sorgen. Jetzt schaffen ie einen bürokratischen Moloch. Er ist von den eigenen essorts nur unter stark vernehmbarem Zähneknirschen daraus erklärt sich auch die lange Dauer des Verfahens – durchgewunken worden. Niemand, der in seiner raktischen Arbeit mit der Prävention zu tun hat, will iesen Entwurf unterstützen. Wir warten jetzt gespannt uf die Anhörung und die daraus folgenden Konsequenen. Danke. Das Wort hat nun der Kollege Götz-Peter Lohmann, PD-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In letzter eit fiel im Vorfeld der heutigen ersten Beratung des Geetzentwurfs häufig der Begriff Paradigmenwechsel. Ich alte die Bemerkung für angebracht, dass unser heutiges raditionelles Gesundheitsmodell erfolgreich war und ist. s hat aber Grenzen. Heute sterben die meisten Menchen in den Industriegesellschaften an Herz-Kreislaufnd Krebserkrankungen. Zum Tragen kommen komlexe Faktoren wie Stress und Lebensstil. Vor allem chronisch degenerative und psychische, nsbesondere psychosomatische Erkrankungen nehmen u. Die 1946 von der WHO getroffene Definition der esundheit als Zustand des vollständigen körperlichen, eistigen und sozialen Wohlbefindens ist allgemein beannt. Nahezu täglich wird in den Medien über Auswirkun en gesundheitlichen Fehlverhaltens wie Fehlernährung nd Bewegungsmangel berichtet. Mich persönlich berückt am meisten der immer früher einsetzende Konum von Tabak und Alkohol. Angesichts dieser Situation st eine flächendeckende Prävention für jedermann notendig. Es geht dabei um eine Prävention von vielen für iele. Dabei sind viele Probleme zu lösen. Zum Beispiel ürfen keine Gruppe und keine Indikation ausgenommen erden. Unterschiedliche Situationen erfordern einen nterschiedlichen Zugang; Gruppen mit chronischen roblemen sind anders zu erreichen als andere Gruppen. adurch wird das Ganze äußerst kompliziert. Ich denke, wir alle sind uns darin einig, wie schwer es st, Prävention richtig, intelligent, erfolgreich und effiient zu gestalten. Wir alle wissen, dass Gesundheit imer wieder zurückerlangt und aktiv aufrechterhalten erden muss. Die einzig mögliche Perspektive besteht n einer Abkehr vom Behandeln von Krankheiten zuunsten der Vermeidung von Krankheiten. Götz-Peter Lohmann (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515800900

(Beifall bei der SPD)

Götz-Peter Lohmann (SPD):
Rede ID: ID1515801000

(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )

Ich möchte einige Anmerkungen zu den zwei Anträ-

gen der CDU/CSU und der FDP machen. Trotz differen-
zierter Kritik – wie ich es nenne – werte ich die beiden
Anträge alles in allem als Zustimmung. Ich bin optimis-
tisch, dass wir während und nach der Anhörung – gege-
benenfalls auch unter Durchführung von Änderungen –
zu einem gemeinsamen Vorgehen kommen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich möchte aber auch etwas zu der vorgebrachten Kri-

tik anmerken. Ich füge gleich hinzu, Herr Kollege Zöller,
dass auch ich keine Zwischenfrage dulde, weil ich in
meinem Vortrag ohne Unterbrechungen fortfahren
möchte.


(Lachen bei der CDU/CSU)

Es ist nicht richtig, dass das BMGS so gut wie nichts

zur Prävention beiträgt. Vielmehr leistet das BMGS bzw.
der Steuerzahler bereits heute einen finanziellen Beitrag
zur Prävention in Höhe von circa 100 Millionen Euro.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich denke zum Beispiel an die Finanzierung der Bundes-
zentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Aids-
und Suchtprävention.


(Erika Lotz [SPD]: Da wollte die Union sparen!)


Ich selbst habe 1996 in der Prävention, in der Psycho-
prophylaxe, gearbeitet und werde nie vergessen, wie die
Krankenkassen mir von einem Tag auf den anderen mit-
geteilt haben: Herr Lohmann, wir können Ihre präven-
tive Arbeit nicht mehr bezahlen. Der Grund war – er
wurde schon genannt –, dass der damalige Gesundheits-
minister, Herr Seehofer, § 20 des SGB V gestrichen hat.
Danach war mit der Prävention schlagartig Schluss.
Auch das muss an dieser Stelle einmal gesagt werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Peter Dreßen [SPD]: So war es!)


Ich möchte betonen, was ich an dem vorliegenden
Gesetzentwurf gut finde. Ich finde gut, dass die Begriff-
lichkeit besser, einheitlicher geworden ist. Es wird ein-
deutig definiert, was gesundheitliche sowie primäre,
sekundäre und tertiäre Prävention und was Gesundheits-
förderung ist; denn diesbezüglich gab es in der wissen-
schaftlichen und der pseudowissenschaftlichen Literatur
ein großes Durcheinander. Es wurde höchste Zeit, bun-
desweit Einheitlichkeit herzustellen. Ich bin außerdem
sehr zufrieden damit, dass die Stiftung „Prävention und
Gesundheitsförderung“ als Herzstück des Präventions-
gesetzes die Aktivitäten der beteiligten Sozialversiche-
rungsträger organisiert und koordiniert. Das ist ebenfalls
ein wesentlicher Aspekt.

Obwohl ich weiß, dass mein Sportfreund Klaus
Riegert gleich noch etwas dazu sagen wird – hoffentlich
nehme ich nichts vorweg –, sei es mir gestattet, auf den
Anteil des Sports an der Prävention einzugehen. Wir ha-

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(C (D en im Sportausschuss schon zwei Anhörungen zu dem omplex Prävention durchgeführt. Ich bin mir sehr siher, dass es uns gelingen wird, im Sportausschuss einen onsens zu finden. Ich möchte in diesem Zusammenang Professor Banzer zitieren, über dessen Aussagen h sehr glücklich und froh bin: Aus meiner Sicht ist der Gesetzentwurf für den organisierten Sport mit dem DSB an der Spitze grundsätzlich als positiv zu bewerten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Die Sportvereine sind explizit in das Gesetz mit
einbezogen worden. Wir haben daher eine offizielle
Aufforderung durch das Gesetz erhalten, in der Prä-
vention mitzuwirken.

as sind gewichtige Worte; denn Professor Banzer ist
er Experte des DSB für Prävention, also eines Verban-
es, der mit immerhin 27 Millionen bis 28 Millionen
itgliedern in der Bundesrepublik nicht ganz unwichtig
t.
Ich möchte ebenfalls aus der Stellungnahme des Frei-

urger Kreises, der Arbeitsgruppe der größeren deut-
chen Sportvereine, zitieren:

Der Freiburger Kreis begrüßt es, dass die Präven-
tion durch ein Gesetz als vierte Säule neben der Ku-
ration, Rehabilitation und Pflege in das Gesund-
heitssystem integriert wird.

eiter heißt es:
Positiv hervorzuheben sind der Vorrang der Präven-
tion vor der Kuration, Rehabilitation und Pflege
und die Betonung der Eigenverantwortung.

um Schluss heißt es:
Der Freiburger Kreis begrüßt den Gesetzentwurf
und sieht darin eine große Chance, den Sport als ei-
nen Teil der primären Prävention und Gesundheits-
politik im Gesundheitssystem zu etablieren.

o weit der Freiburger Kreis.

(Beifall bei der SPD)


Ich möchte aber auch sagen, was mich an dem Ge-
etzentwurf stört. Ich werde nicht alles wiederholen; nur
o viel: Mich stört, dass die PKV in das Präventionsge-
etz nicht einbezogen worden ist. Ich weiß, dass es keine
esetzgeberische Kompetenz gibt, die es erlaubt, die
KV zu einer Beteiligung am Präventionssystem zu ver-
flichten.
Mindestens genauso stört mich das Ausklammern der
rbeitslosenversicherung; denn gerade Arbeitslose ha-
en einen hohen Bedarf an Präventionsleistungen. Ange-
ichts des milliardenschweren Budgets der Arbeitslosen-
ersicherung wäre ein angemessener Beitrag sicherlich
eitragsneutral zu gestalten gewesen. Ein Beispiel: Es
ann im Rahmen eines Settingansatzes in einer Kinder-
gesstätte oder in einer Schule dazu kommen, dass Ge-
ingverdiener die Prävention für Kinder von Freiberuf-
rn und Besserverdienenden finanzieren. Das ist
akaber und ein Widerspruch. Frau Ministerin Schmidt,






(A) )



(B) )


Götz-Peter Lohmann

ich fordere Sie deshalb auf: Setzen Sie Ihre Bemühungen
fort, hier etwas zu verändern! Die PKV und die Arbeits-
losenversicherung müssen einbezogen werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, ich gehe davon aus, dass
es uns gelingen wird – es muss uns gelingen –, die Prä-
vention als eigenständige vierte Säule aufzubauen und
ein Präventionsgesetz zu formulieren und noch in die-
sem Jahr in Anwendung zu bringen. Wenn uns das ge-
lingt, wäre das aber noch lange kein Grund für Selbstzu-
friedenheit oder Arroganz – mir bleiben noch
42 Sekunden an Redezeit –;


(Heiterkeit)

denn Gesundheit ist schon in der Antike ein hohes Gut
gewesen. Schon die Ärzte der Antike hatten neben der
Pharmazeutik und der Chirurgie eine dritte Säule: Sie
nannten das nicht Prävention, sie nannten das Diätetik.
Sie hatten einen ganzen Katalog von vorbeugenden Ge-
wohnheiten: erstens ausgewogene Ernährung – das ist in
unserem Entwurf auch enthalten –; zweitens ausreichend
Bewegung; drittens – das ist in unserem Entwurf nicht
so sehr enthalten – die Wohltaten von Massagen und Bä-
dern; viertens guter Schlaf; den fünften Aspekt kann ich
wegen der Würde des Hohen Hauses nicht nennen.


(Heiterkeit)

Gesundheit war also bereits in der Antike im Wesentli-
chen eine Eigenleistung. Es war und ist geboten, diese
durch eine vernünftige Lebensweise zu erbringen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515801100

Herr Kollege Lohmann, auch die Verkündung verblei-

bender Redezeiten kostet Redezeit

(Heiterkeit)


und hat dem Plenum nun das Vortragen genau der Prä-
ventionsmaßnahme vorenthalten, die die größte Auf-
merksamkeit erzeugt hätte.


(Heiterkeit)

Zu einer Kurzintervention erhält nun der Kollege

Wolfgang Zöller das Wort.

Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1515801200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Kollegin Bender und der Kollege Lohmann haben etwas
behauptet, was eindeutig falsch ist. Sie haben gesagt, un-
ter unserer Regierungszeit sei § 20 SGB V – Präven-
tion – gestrichen worden. Ich möchte feststellen: Das ist
eindeutig falsch. Was damals gestrichen wurde, waren
PR-Maßnahmen von Krankenkassen, die zum Beispiel
Geld für Bauchtanz und Taucherbrillen ausgegeben ha-
ben.


(Widerspruch bei der SPD)


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(C (D n diesem Paragraphen wurde festgelegt, dass nur noch innvolle Maßnahmen zur Prävention gefördert werden önnen. Die Selbstverwaltung hat dann einen Katalog arüber erstellt, welche Maßnahmen als sinnvoll zu erchten sind. Nicht sinnvolle Maßnahmen wurden gestrihen. Das ist nach wie vor richtig. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515801300

Nächste Rednerin ist die Kollegin Barbara Lanzinger,
DU/CSU-Fraktion.


Barbara Lanzinger (CSU):
Rede ID: ID1515801400

Verehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und
ollegen! Dies ist nun also die erste Lesung zum Ent-
urf eines Präventionsgesetzes der Koalitionsfraktio-
en. Viele warten auf dieses Gesetz: die Leistungserbrin-
er, Interessengruppen, Verbände, Selbsthilfegruppen,
änder, Kommunen und selbst der Bund. Endlich kann
an so richtig loslegen – aber mit was denn? Ich hätte
rwartet, Frau Ministerin, dass Sie so richtig loslegen.
Sie haben uns aufgefordert, diesen Gesetzentwurf

icht kleinzureden. Ich würde diesen Wunsch an Ihre
rünen Partner und an Ihre Kollegen der SPD richten;
enn sie haben diesen Gesetzentwurf sehr wohl in sehr
leinkarierter Weise kritisiert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der Begriff Prävention wird mittlerweile vielfach und
n einer immensen Bedeutungsvielfalt gebraucht und die
rävention wird als Zaubermittel schlechthin dargestellt.
ls Zaubermittel für was? Erreichen wir mehr durch
mpfung, Reihenuntersuchungen, Vorsorge, richtiges
ssen und Verhalten, Bewegung, Gedächtnistraining?
ekommen wir durch Prävention weniger Übergewich-
ige, Suchtkranke, Depressive, psychisch Erkrankte? Ich
eine ja, wenn das Gesetz den Hauptbegriff von Präven-
ion zum Inhalt hat und ihn auch umsetzt. Prävention be-
eutet nämlich, aus dem Lateinischen übersetzt, vorbeu-
en und zuvorkommen, ursprünglich sogar abschrecken,
achrütteln und Unerwünschtes vermeiden. Wenn im
räventionsgesetz Unerwünschtes definiert und den
ieldefinitionen ein zeitlicher Rahmen gesetzt wird, der
ngibt, bis wann es beispielsweise alle Akteure im Ge-
undheitsbereich schaffen sollen, dafür zu sorgen, dass
ieder mehr geimpft wird und dass es weniger Überge-
ichtige gibt, dann ist es sicherlich richtig.
Für Gesundheitsförderung und Gesundheitserhaltung

ann der Gesundheitsbereich allein nicht sorgen. Eine
ernetzung und eine Verstärkung des Engagements aller
kteure im Gesundheitswesen – Sozialversicherungsträ-
er, betriebliche Einrichtungen, private Versicherungen,
erbände, Kommunen und Länder – sind dringend not-
endig. Dieses Gesetz darf jedoch nicht eine Art Tum-
elplatz werden, auf dem man der Auffassung ist, ein
euer Finanzierungstopf für bereits Vorhandenes und be-
eits Laufendes sei gefunden.






(A) )



(B) )


Barbara Lanzinger


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Peter Dreßen [SPD]: Das müssen Sie mal den Ländern sagen!)


Dann gelingt Prävention nicht.
Vom Gesetzentwurf sind wichtige Gruppen nicht be-

troffen, zum Beispiel – das wurde angesprochen – die
privaten Versicherungen sowie die Bundesagentur für
Arbeit. Ich denke, hier liegen Wunsch und Wirklichkeit
weit auseinander.

Ungut ist auch, dass im Gesetzentwurf zu sehr auf die
primäre Prävention, also auf das Vorbeugen des erstma-
ligen Auftretens von Krankheiten, fokussiert wird. Das
reicht nicht aus. Frau Kollegin Bender, Sie wünschen
sich, dass wir an die Menschen herantreten. Dazu ist es
notwendig, dass gerade die sekundäre und die tertiäre
Prävention noch besser verankert werden.


(Detlef Parr [FDP]: So ist es!)

Sekundäre und tertiäre Prävention besagt Folgendes: Ge-
rade auf die Verhütung von Verschlimmerung von Er-
krankungen – psychische Erkrankungen, Schmerzen,
Sucht; um nur einige zu nennen – muss ein viel größeres
Augenmerk gerichtet werden. Dem wird dieses Gesetz
schlichtweg nicht gerecht. Wenn seine Umsetzung er-
folgreich sein soll, dann dürfen wir nicht nur von der
Förderung der körperlichen Gesundheit, sondern müssen
auch von der Förderung der seelischen Gesundheit spre-
chen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Prävention und Gesundheitsförderung gehören zu-
sammen und sind keine rein verhaltensbezogenen Bot-
schaften. Sie setzen in und an den Lebenswelten an
– das wird im Gesetz richtig dargestellt –: Wohnumfeld,
Schule, Kindergärten; aber die Familie, ein ganz wesent-
liches Lebensumfeld, fehlt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dabei ist die Familie die wichtigste Lebenswelt. Wie wir
alle wissen, leistet sie oftmals nicht mehr das Erlernen
und das Trainieren von individuellen Fähigkeiten und
Fertigkeiten, damit jemand für seine Gesundheit eigen-
verantwortlich sorgen kann.


(Detlef Parr [FDP]: Das ist leider wahr!)

Gerade die Familie ist als Lebenswelt der wichtigste Be-
reich, in dem man lernt, mit seinem Körper, seiner Um-
welt, mit sich selbst bewusst und verantwortlich umzu-
gehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das Präventionsgesetz hat nur Erfolg, wenn es schon
vorhandene Strukturen aufgreift, vernetzt und bündelt,
um Veränderungen zu erreichen. Ganz elementar sind
gesicherte Daten. Sie fehlen, auch auf Bundesebene. Ich
möchte wissen, wie mit bereitgestelltem Geld umgegan-
gen wird.

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(C (D Gerade die Kommunen scheinen mir der ursprüngichste und wichtigste Ort zu sein, um Lebenswelten, Leensumfelder zu bündeln, Schwachstellen zu erkennen nd Maßnahmen zu ergreifen. Die teilweise schon vorandenen kommunalen Gesundheitskonferenzen und gesunde Städtenetzwerke“ scheinen ein bewährtes Vorehen zu sein. Jedoch darf dies nicht dazu führen, dass ie Kommunen und die Länder die bisher zur Verfügung estellten finanziellen Mittel kürzen, um mit Geldern der ozialversicherungen weiter zu arbeiten. So muss man nicht unbedingt der Auffassung sein, ass wir, wie im Gesetzentwurf formuliert, neue Ländernd Bundesstrukturen brauchten, um zielorientiert haneln zu können. Es ist ein Trugschluss von Rot-Grün, zu lauben, mit immer neuen Strukturen könne man mehr nd Besseres erreichen. Es gilt vielmehr, die Vielzahl chon vorhandener Strukturen auf Länderund Bundesbene zu sichten, zu nutzen und entsprechend zu büneln. Unbürokratisches und zielorientiertes Handeln ist efragt. Ständig zusätzliche Strukturen machen das anze uneffizient, in der Abstimmung und der Umsetung schwierig. Das Ganze kostet Geld und Zeit und ringt für Prävention und Gesundheitsförderung nichts. in alter Spruch heißt: Schiebst du das Geld hin und her, acht es nur die Taschen leer. Genau das trifft hier zu. Die geplante Stiftung ist ein solches Konstrukt. Da leibt viel zu viel Geld hängen und kommt bei den Menchen nicht an. Zum Schluss noch einmal zu den von mir eingangs rwähnten Akteuren; Kollege Parr hat die allseits beannte PR-Aktion der Ministerin Künast auch schon erähnt. Ein Ministerium macht ein Präventionsgesetz, as andere macht eine PR-Aktion. Es grenzt schon an einlichkeit, wenn diese beiden Ministerien nicht in der age sind, hierbei zusammenzuarbeiten. as gehört zusammen, liebe Ministerinnen! Hier passiert wieder einmal etwas, was rot-grüne Po itik letztlich ausmacht und was die Menschen draußen att haben. Jeder kocht sein eigenes Süppchen und puckt am liebsten noch in das des anderen hinein. Ein assensturz wäre notwendig, um festzustellen, was biser schon an Geldern vorhanden ist. Man müsste auch inmal wissen, für was es gebraucht wird. Ein Präventionsgesetz muss transparent sein, muss in einen wesentlichen Inhalten und Zielen für die Bevölerung verständlich sein. Prävention und Gesundheitsörderung haben nur dann eine Chance, wenn das nicht ine Frage der Geldverteilung wird, sondern eine Frage er Einstellung, der Gesinnung, des Engagements, dem Barbara Lanzinger sich jeder verpflichtet fühlt, des Vorbeugens, des Zuvorkommens und des Wachrüttelns. Bewegen durch Bewegung, darauf warten die Menschen. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Detlef Parr [FDP]: So ist es!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515801500

Ich erteile der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch das Wort.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1515801600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Wir als PDS begrüßen das Gesetz zur Stärkung der
gesundheitlichen Prävention.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Es ist ein erster, allerdings sehr kleiner Schritt in die
richtige Richtung. Auf mich macht dieses Gesetz des-
halb den Eindruck eines Trostpflasters. Es ist ein Trost-
pflaster für engagierte Gesundheitspolitiker, die mit der
ungesunden Gesundheitsreform der großen Koalition
von SPD, CDU/CSU und Grünen nur schwer leben kön-
nen. Sie sollen mit dem Präventionsgesetz entschädigt
werden.

Doch die beste Gesundheitsvorsorge wäre eine Rück-
nahme der ungesunden Regelungen.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Die 10-Euro-Praxisgebühr und die höheren Zuzahlungen
auf Medikamente und Hilfsmittel sowie bei Kranken-
hausaufenthalten machen viele Menschen nicht gesün-
der, sondern erst richtig krank. Nach einem Jahr Gesund-
heitsreform gibt es Zahlen und Statistiken, die das
belegen.

Zahlreiche Studien zeigen, dass vor allem sozial Be-
nachteiligte einer besonderen gesundheitlichen Gefähr-
dung unterliegen. In meiner Heimatstadt Berlin – wie
anderswo auch – sind die Auswirkungen sozialer Unter-
schiede deutlich zu erkennen. Die PDS-Senatorin Heidi
Knake-Werner hat in ihrem Gesundheitsbericht 2003
festgestellt, dass ein Mann im reichen Steglitz-Zehlen-
dorf in Berlin mit 77,2 Jahren durchschnittlich um vier
Jahre älter wird als ein Mann, der im armen Friedrichs-
hain-Kreuzberg in Berlin wohnt. Im armen Berlin-Neu-
kölln ging die Anzahl der Arztbesuche im Vergleich zum
reichen Steglitz-Zehlendorf um etwa das Doppelte zu-
rück. Die Praxisgebühr hat sich also als ein sozialer Se-
lektionsmechanismus erwiesen. Sie steuert die sozial
Schwachen aus dem Gesundheitssystem heraus. Die Ab-
schaffung der Praxisgebühr und die Reduzierung der Zu-
zahlungen, wie wir als PDS es fordern, wären ein wirkli-
cher Beitrag zur Gesundheitsvorsorge.

Ich möchte abschließend etwas zur Finanzierung des
Gesetzes sagen. 250 Millionen Euro sind wirklich nicht
viel Geld für die Gesundheitsvorsorge von 80 Millionen
Menschen. Das sind im Jahr 3 Euro pro Person. Ich habe
einen Finanzierungsvorschlag, der eigentlich allen gefal-
len müsste und den Sie in das Gesetz aufnehmen sollten.

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(C (D 2 000 Berliner sterben jährlich an den Folgen von Aloholmissbrauch. Die Folgen des Rauchens überleben in erlin jährlich etwa 100 Männer und 700 Frauen nicht. ie Tendenz ist steigend. In Deutschland insgesamt leien über 1,2 Millionen Menschen an einer Tablettenucht. In Anbetracht dieser Zahlen wäre es aus meiner icht nur logisch, wenn die Alkohol-, die Tabakund or allem die Pharmaindustrie ihren Beitrag zur Geundheitsvorsorge leisten würden. ch befürchte allerdings, dass die Bundesregierung dieen nahe liegenden Gedanken nicht einmal in Erwägung ezogen hat: Aber die Beratungen beginnen ja erst. Wir als PDS unterstützen den Gesetzentwurf zur Prä ention und verbinden damit die Hoffnung, dass die Kolition und die CDU/CSU zur Einsicht gelangen und den ut aufbringen, gesundheitsbedrohende Regelungen ie die Praxisgebühr und die hohen Zuzahlungen zuückzunehmen. Vielen Dank. Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der ollege Klaus Riegert, CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Weltweite issenschaftliche Untersuchungen zeigen eindeutige Erebnisse: Je früher Menschen mit Sport und Bewegung eginnen, desto gesünder ernähren sie sich, desto wenier anfällig sind sie für Krankheiten und desto weniger nfällig sind sie auch für den Konsum von Genussmiteln. lles spricht dafür, Sport und Bewegung bei der Prävenion eine herausragende Rolle zuzumessen. Die Bedeuung des Sports bei der Prävention muss im Präventionsesetz verankert werden. Über die Ursachen und Folgen vieler Krankheiten ibt es kaum Erkenntnisdefizite, dennoch nehmen zu iele Menschen diese Ursachen auf die leichte Schulter. as Ergebnis mangelnder Bewegung und falscher Erährung ist: Schon fünfjährige Kinder leiden an Altersiabetes und die Zunahme der Anzahl fettleibiger Kinder st erschrekkend. Es fehlt offensichtlich das Bewusstsein er Betroffenen, dass sie mehr Eigenverantwortung für ie Gesundheit übernehmen müssen. Dieses Bewusstein müsste aber schon im Elternhaus herausgebildet erden. Eltern tragen bei der Erziehung ihrer Kinder uch die größte Verantwortung für deren Gesundheit. as sollten sie sich stärker bewusst machen. Klaus Riegert Obst und ein Vollkornbrot sind als Schulnahrung bes ser als ein 5-Euro-Schein für die Currywurst oder den Döner. Statt Geld für Videospiele auszugeben, wäre es sinnvoller, dieses Geld als Mitgliedsbeitrag in einem Sportverein zu verwenden. (Beifall bei der CDU/CSU – Detlef Parr [FDP]: Und niedriger!)


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515801700

(Beifall bei der CDU/CSU)

Klaus Riegert (CDU):
Rede ID: ID1515801800

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


In Kindergärten und Schulen sollte mehr Gewicht auf
gesunde Ernährung und Bewegung gelegt werden. Täg-
lich eine Stunde Bewegung ist ein Muss. Unsere Bil-
dungspolitiker müssen endlich dem Sport in der Bildung
mehr Gewicht verleihen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Peter Dreßen [SPD]: Zählen Sie mal in Bayern die Sportstunden! Das müsste man verlängern!)


27 Millionen Mitglieder treiben in 87 000 Sportver-
einen Sport.


(Peter Dreßen [SPD]: Sport an Schulen wäre auch nicht schlecht!)


Diese halten eine Infrastruktur vor, die jedem Mitglied
umfassende und vielfältige Bewegungsmöglichkeiten
anbietet. Jeder kann nach seinen Interessen und Mög-
lichkeiten Sport treiben. Herr Präsident, schauen wir ein-
mal selbstkritisch in unsere Reihen: Der eine oder die
andere könnte sich mehr bewegen und stärker auf die Er-
nährung achten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


In diesem Zusammenhang weise ich auf das Angebot der
Sportgemeinschaft Deutscher Bundestag hin. Da können
auch wir Sport treiben.

Unsere Sportvereine unterbreiten darüber hinaus von
den Krankenkassen und Ärzten geprüfte und anerkannte
qualitätsgesicherte Gesundheitsangebote. Sie könnten
dies aufgrund der Organisationsstruktur flächendeckend
für zusätzlich 5 Millionen Menschen anbieten. Die
Krankenkassen müssten dafür pro Jahr und Versicherten
1,50 Euro aufbringen. Machbar wäre das heute schon.
Die Krankenkassen sind sich der Bedeutung von Präven-
tion durchaus bewusst. Sie sind bereit, von den
2,56 Euro mehr Geld für Prävention bereitzustellen, weil
sie wissen, dass auf sie eine gewaltige Kostenlawine zu-
rollt, wenn nicht schnell gehandelt wird. Vor allem,
wenn nicht unverzüglich bei Kindern und Jugendlichen
mit der Prävention begonnen wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Für diese Bundesregierung ist Sport mit Glanz und
Glamour verbunden. Wenn eine Kamera da ist, sitzt der
Minister Schily immer in der ersten Reihe.


(Widerspruch bei der SPD)

Frau Künast glänzt aber heute durch Abwesenheit. Es ist
somit nicht verwunderlich, dass dem Sport als Mittel der
Prävention in diesem Gesetzentwurf keine besondere
Bedeutung zugemessen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D er Gesetzentwurf hat überwiegend Appellationschaakter. Er bietet keine Garantie für eine erfolgreiche Präention, er sieht mehr oder weniger die Übernahme der oordinierung bereits bestehender Einrichtungen und ysteme vor und bewirkt vor allem eines: mehr Bürokrae! Wir sollten aufpassen, dass nicht Geld für Bürokratie usgegeben wird, das besser in Maßnahmen investiert erden könnte, der dass gar gut funktionierende Programme, lieber ollege Lohmann, wie zwischen der AOK Badenürttemberg und dem Schwäbischen Turnerbund, in olge der Umsetzung dieses Gesetzentwurfs zerschlagen erden. (Götz-Peter Lohmann [SPD]: Tut doch keiner!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich habe berechtigte Zweifel, dass das Gesetz die
iele und Erwartungen erfüllt. Das Gesetz schafft eine
iesige Bürokratie. Aber welche Möglichkeiten haben
ir, wenn die Ziele der Prävention verfehlt werden? Der
eutsche Sport mit seiner umfassenden Infrastruktur in
en Sportvereinen bietet einen hervorragenden Ansatz
ur Prävention, flächendeckend, kostengünstig und qua-
tätsgesichert. Bei allem, was gesetzgeberisch beschlos-
en wird: Ohne Sport und Bewegung ist Prävention nicht
öglich. Wir sollten nicht vergessen: Sportförderung
nd die Unterstützung unserer Sportvereine ist die beste
rävention.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

eshalb ist dem Sport und den Sportvereinen im Präven-
onsgesetz eine hervorgehobene Stellung zuzuordnen.
Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515801900

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 15/4833 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Die Vor-
age auf Drucksache 15/4671 soll an dieselben
usschüsse und zusätzlich an den Ausschuss für Touris-
us, nicht jedoch an den Haushaltsausschuss gemäß
96 der Geschäftsordnung überwiesen werden. Die Vor-
age auf Drucksache 15/4830 soll an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse überwiesen werden. Sind
ie damit einverstanden? – Das ist offenkundig der Fall.
ann ist das so beschlossen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 23 sowie den

usatzpunkt 9 auf:
23 Erste Beratung des von den Abgeordneten

Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas
Strobl (Heilbronn), weiteren Abgeordneten und
der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

Gesetzes über befriedete Bezirke für Verfas-
sungsorgane des Bundes (BefBezÄndG)

– Drucksache 15/4731 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung (f)

Innenausschuss
Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss

ZP 9 Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung
des Versammlungsgesetzes und des Strafge-
setzbuches
– Drucksache 15/4832 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für
diese Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst dem Kollegen Wolfgang Bosbach für die CDU/
CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hubert Hüppe [CDU/CSU]: Guter Mann!)



Wolfgang Bosbach (CDU):
Rede ID: ID1515802000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Um die

Debatte heute Morgen besser verstehen zu können, müs-
sen wir einen Blick zurückwerfen:

29. Januar 2000: Neonazis marschieren mit schwarz-
weiß-roten Fahnen durch das Brandenburger Tor. Die
Bilder gehen um die Welt. Der Ort und der Zeitpunkt
sind ganz bewusst gewählt worden: Der 27. Januar erin-
nert an die Befreiung des Konzentrationslagers Ausch-
witz, der 30. Januar an die Machtergreifung Hitlers
1933.

17. September 2000, 17 Uhr, Hamburg, 50. Geburts-
tag der Gewerkschaft der Polizei: Der Bundeskanzler
verkündet lautstark, er könne niemandem erklären, wa-
rum es die Bundesrepublik Deutschland zulasse, dass
Neonazis durch das Brandenburger Tor marschierten;
solche Bilder gingen um die Welt und würden unser
Land blamieren. Das Demonstrationsrecht müsse drin-
gend geändert werden. – Donnernder Applaus. Was tut
der Kanzler daraufhin? – Nichts.

27. November 2000: Die CDU/CSU-Fraktion bringt
einen Gesetzentwurf ein, der unter anderem vorsieht, für
Orte von herausragender nationaler und historischer Be-
deutung befriedete Bezirke auszuweisen, wenn die
Bundesländer dies wünschen, beispielsweise im Falle
des Holocaust-Mahnmals, aber auch der Neuen Wache
und des Brandenburger Tores. Entscheidend ist für uns
der Schutz – ob durch ein Bundesgesetz, eine Rechtsver-
ordnung oder ein Ländergesetz ist demgegenüber zweit-
rangig.

16. Mai 2002: Rot-Grün lehnt das Gesetz ab.

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(C (D Herbst 2004: Die NPD meldet für den 7. und 8. Mai 005 Demonstrationen an. Geplanter Weg: Neue Wache, randenburger Tor, Holocaust-Mahnmal. 11. Februar 2005: Die beiden Verfassungsminister rigitte Zypries und Otto Schily erkennen auf einmal, ass Eile geboten ist, und stellen einen eigenen Gesetzntwurf vor. Geändert werden sollen das Strafgesetzbuch nd das Versammlungsgesetz, um derartige Neonaziemonstrationen wirksam verhindern zu können. 15. Februar 2005: Die rot-grüne Koalition kassiert eile dieses Gesetzentwurfes wegen verfassungsrechtliher Bedenken und kündigt einen eigenen Gesetzenturf an. Dieser Ablauf hat viel mit politischer Realsatire, aber berhaupt nichts mit einer seriösen Politik zu tun. Dass wir Demonstrationen von Neonazis nicht grundätzlich verbieten können, ist klar. Auch Extremisten ind Träger von Grundrechten. Auch für sie gilt grundätzlich das Recht auf Demonstrationsfreiheit. Solange ie NPD nicht verboten ist, muss sie behandelt werden ie andere Antragsteller auch. Das kann aber doch nicht m Umkehrschluss bedeuten, dass wir verfassungsrechtich verpflichtet sind, der NPD oder den Jungen Natioaldemokraten auch noch besonders sensible Orte von erausragender nationaler, historischer Bedeutung als edienwirksame Kulisse für ihre unappetitlichen Aufüge zur Verfügung zu stellen. Das Brandenburger Tor ist nicht nur ein Symbol für as wiedervereinigte Deutschland, wie es in der Verganenheit ein Symbol für die deutsche Teilung war. Es ist eider auch ein Symbol für Hitlers Machtergreifung. Die ilder vom 30. Januar 1933 müssten uns eigentlich alle n Erinnerung sein. Die NPD will gerade deshalb dort emonstrieren, weil sie ihren Aufzügen eine Prägung geen möchte, die an die Nazizeit erinnert. Diese Bilder ehen um die Welt. Sie diskreditieren nicht nur Berlin, ie diskreditieren ganz Deutschland und unsere Demoratie. Deshalb sollten wir sie zukünftig verhindern. Uns sollte es nicht egal sein, welches Bild die Welt on unserem Land hat. Wenn es die Koalition in der Verangenheit nicht abgelehnt hätte, den Ländern die Mögichkeit zu geben, befriedete Bezirke an solchen Orten inzurichten, dann müssten wir diese Debatte heute nicht ühren. Alternativ schlagen wir vor, den befriedeten Bezirk eutscher Bundestag, den es jetzt schon gibt, um die iegenschaften Holocaust-Mahnmal und Brandenburer Tor auszuweiten und zukünftige Aufzüge nach dem rinzip „Verbot mit Erlaubnisvorbehalt“ zu regeln. Daegen gibt es Bedenken. Diese Bedenken müssen wir erücksichtigen und ernst nehmen. Zunächst möchte ich auf eine Entscheidung des Ober erwaltungsgerichtes Münster vom Dezember 1993 im usammenhang mit der Bonner Bannmeile hinweisen. Wolfgang Bosbach Auch damals war das Prinzip „Verbot mit Erlaubnisvorbehalt“. Das Oberverwaltungsgericht Münster hat zwar eine Demonstration in der Bannmeile genehmigt. Man muss aber wissen, um welchen konkreten Fall es sich gehandelt hat: 25 Greenpeace-Aktivisten wollten in der sitzungsfreien Zeit vor dem Haus der Bundespressekonferenz demonstrieren, weil darin der australische Premierminister eine Pressekonferenz zu einer Antarktisproblematik abhielt. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das konnte man auch genehmigen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Dies mit dem Vorgang zu vergleichen, dass Tausende
von Neonazis in Sichtweite des Reichstagsgebäudes
durch das Brandenburger Tor marschieren, halte ich für
ziemlich abwegig, jedenfalls nicht für zwingend gebo-
ten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Jetzt kommen wir zu dem Hauptargument der Grü-

nen. Volker Beck wird vorgestern mit den Worten zitiert:
Wir können doch nicht den befriedeten Bezirk Deutscher
Bundestag ausweiten und damit „halb Berlin-Mitte“ von
Demonstranten freihalten.


(Lachen bei der CDU/CSU)

Es ist auf den ersten Blick ein gewichtiges Argument.
Man muss aber einmal schauen, ob es zutrifft. Der Be-
zirk Berlin-Mitte ist 3 947 Hektar groß.


(Lachen bei der CDU/CSU)

Die Fläche des jetzigen befriedeten Bezirks umfasst ge-
nau 1,2 Prozent dieser Fläche; nach unseren Vorstellun-
gen wären es zukünftig 1,5 Prozent. Wenn Sie sagen, die
um 0,3 Prozentpunkte vergrößerte Fläche sei ein verfas-
sungswidriger Eingriff in die Grundrechte der Demons-
tranten, dann dürfen Sie uns nicht böse sein, dass wir
dieses Argument nicht nachvollziehen können.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Laut Reuters hat der Kollege Dr. Wiefelspütz das Ar-
gument vorgebracht: Wir lehnen den Vorschlag der
Union ab, weil das Brandenburger Tor keinen Bezug
zum Parlament und keinen Bezug zur NS-Geschichte
hat.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

Das Bild von den durch das Brandenburger Tor mar-
schierenden Nationalsozialisten müsste Ihnen eigentlich
bekannt sein, Herr Kollege Wiefelspütz.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Peinlich!)


Sie wollen gerade an diesem Ort demonstrieren, weil sie
an Hitlers Machtergreifung erinnern wollen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Jawohl! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Geschichtslos!)


Da Sie fragen, was das Brandenburger Tor mit dem
Deutschen Bundestag zu tun hat, zeige ich Ihnen einmal

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(C (D ie Grenzen des befriedeten Bezirks: Wir schützen das arlament der Bäume. Wir schützen die Spree. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir schützen den Reichstag! Das stimmt!)


ir schützen die Schweizer Botschaft. Wir schützen das
owjetische Ehrenmal.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Französische Botschaft!)


ch bitte darum, dass Sie mir hier gleich erklären, wieso
ie Schweizer Botschaft und das Sowjetische Ehrenmal
inen größeren Bezug zum Deutschen Bundestag und
ur Arbeit des Parlaments haben als das Brandenburger
or. Auch die Französische Botschaft liegt im befriede-
en Bezirk.


(Beifall bei der CDU/CSU – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Und die Dresdner Bank!)


Wir sind bereit, den Gesetzentwurf der Koalition
ohlwollend zu prüfen. Wenn es Orte gibt, die des be-
onderen Schutzes bedürfen, wie beispielsweise das Ho-
ocaust-Mahnmal, aber dann natürlich auch die Orte des
uthentischen Geschehens, wie die Konzentrationslager,
ind wir gerne bereit, gemeinsam mit Ihnen diese Orte
u schützen.
Wir sollten uns auch nicht über Punkte streiten, in de-

en wir uns eigentlich einig sind, nur um des Streites
illen.


(Beifall des Abg. Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD] sowie der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Ute Kumpf [SPD]: Genau!)


enn Sie aber das Hauptproblem nicht lösen, werden
ie und werden wir alle unserer besonderen Verantwor-
ung nicht gerecht.
Danke.

(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Bei fall bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515802100

Das Wort hat nun die Kollegin Erika Simm, SPD-

raktion.


Erika Simm (SPD):
Rede ID: ID1515802200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Herr Kollege Bosbach, phasenweise hat hier
icht die Ernsthaftigkeit geherrscht,


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wie bitte?)


it der man dieses Thema eigentlich angehen müsste.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Aber Frau Simm!)







(A) )



(B) )


Erika Simm

Ich vermisse eine etwas vertieftere Auseinandersetzung
mit den rechtlichen Rahmenbedingungen, in denen
wir uns bei diesem Thema zwangsläufig bewegen müs-
sen. Es gibt gesicherte Rechtsprechung zu dem Thema.
Das OVG Münster hat – auch wenn Sie das bagatellisiert
haben – sehr grundsätzliche Ausführungen gemacht, die
ich für mich schon als verbindliche Richtschnur für die
Ausweitung der befriedeten Bezirke annehme.

Welches sind die rechtlichen Rahmenbedingungen, in
denen wir uns bewegen? Befriedeter Bezirk heißt Ein-
schränkung des Versammlungsrechts. Art. 8 Abs. 1
Grundgesetz garantiert allen Deutschen, sich ohne Er-
laubnis frei zu versammeln. Art. 8 Abs. 2 Grundgesetz
gibt die Möglichkeit, dieses in der Demokratie beson-
ders hochrangige Grundrecht durch einfaches Gesetz
einzuschränken. Solche einschränkenden Gesetze sind
das Versammlungsgesetz und das Gesetz über befriedete
Bezirke für Verfassungsorgane des Bundes, das wir nach
dem Umzug nach Berlin neu geregelt haben.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Etwas ganz Neues!)


Auch wenn Art. 8 Abs. 2 Grundgesetz die Möglich-
keit gibt, die Versammlungsfreiheit durch einfaches
Gesetz einzuschränken, heißt das nicht, dass diese Ein-
schränkung beliebig vorgenommen werden kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dazu gibt es nicht nur die Entscheidung des OVG Müns-
ter, sondern insbesondere auch die Brokdorf-Entschei-
dung des Bundesverfassungsgerichts. Diese legen gesi-
cherte Rahmenbedingungen fest, in denen wir uns zu
bewegen haben, wenn wir entsprechende Gesetze ma-
chen oder ändern.

Nach dieser gesicherten Rechtsprechung ist eine Ein-
schränkung des Versammlungsgrundrechts nur zum
Schutz gleichwertiger anderer Rechtsgüter zulässig. Au-
ßerdem muss der Wesensgehalt des Grundrechts immer
erhalten bleiben.

Welches sind dann im konkreten Fall der Bannmeile
– um den alten Begriff zu verwenden – die anderen
gleichwertigen Rechtsgüter, zu deren Schutz wir das
Versammlungsrecht einschränken? Das ist – auch das ist
mittlerweile allgemeine Ansicht – die Funktions- und
Arbeitsfähigkeit der Verfassungsorgane, die durch
den befriedeten Bezirk geschützt werden sollen, in unse-
rem Fall also des Deutschen Bundestages. Nur zu dessen
Schutz dürfen wir das Versammlungsrecht einschränken.
Das gilt sowohl, was die Größe des befriedeten Bezirks
angeht, als auch, was die Zulässigkeit von Ausnahme-
genehmigungen für Versammlungen innerhalb des be-
friedeten Bezirkes angeht.

Sie wenden jetzt einen juristischen Trick an, indem
Sie künftig im Gesetz ein generelles Verbot mit
Erlaubnisvorbehalt formulieren wollen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das war in Bonn schon so! Das ist kein juristischer Trick!)



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(C (D Natürlich war das so. Wir sind davon in der Neuregeung mit gutem Grund abgewichen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ihr Vorgehen bringt Sie auch nicht weiter; denn dann,
enn das Schutzgut „Arbeitsfähigkeit des Parlamentes“
icht durch eine konkret geplante Demonstration gefähr-
et ist, haben Sie die entsprechende Erlaubnis zu ertei-
en.


(Jörg van Essen [FDP]: So ist es!)

ann reduziert sich das Ermessen auf null. Das hat das
VG Münster in seiner Entscheidung von 1993 dezidiert
esagt.


(Jörg van Essen [FDP]: Genauso ist es!)

arin ist immer wieder von der Ermessensreduzierung
uf null die Rede. Wenn Sie das Urteil wirklich gelesen
aben, werden Sie das festgestellt haben.
Ergebnis der Prüfung, die wir innerhalb der SPD-

raktion vorgenommen haben, ist, dass uns und Ihnen
ine Erweiterung des befriedeten Bezirkes überhaupt
ichts in dem Bemühen bringt, rechtsextremistische
ufmärsche und Demonstrationen im Bereich des Bran-
enburger Tores und des Holocaust-Denkmals zu ver-
indern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Da ich davon ausgehen muss, dass Ihnen durchaus be-
usst ist, wie die Rechtslage ist, bzw. zu Ihren Gunsten
nterstelle, dass Sie sich mit ihr befasst haben – diejeni-
en von Ihnen, die sich bisher zu diesem Problem öffent-
ich artikuliert haben, sind ja auch entweder Innenpoliti-
er oder aber ich kenne sie als Rechtspolitiker aus dem
echtsausschuss –, frage ich mich: Was soll dieser Ge-
etzentwurf, wenn es Ihnen wirklich darum geht, rechts-
xtremistische Aktivitäten ernsthaft einzuschränken und
u bekämpfen?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Bosbach, Sie haben von Seriosität gesprochen.
ch halte diesen Gesetzentwurf für nicht seriös.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ür mich stellt er vielmehr Aktionismus dar:

(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: So kommen wir sicher gut zusammen!)

an tut so, als wolle man etwas erreichen – mit einem
öllig untauglichen Instrument.
Deswegen werden wir diesen Gesetzentwurf ableh-

en und stattdessen das machen, was sinnvoll erscheint:
ntsprechende Regelungen im Versammlungsrecht
chaffen, das Strafrecht in § 130 Strafgesetzbuch,
olksverhetzung, verschärfen – dieser Paragraph hat ja
ieder mittelbar Einfluss auf die Genehmigungsfähigkeit






(A) )



(B) )


Erika Simm

von Demonstrationen – und versuchen, den vielfältigen
Anliegen der Öffentlichkeit, gerade auch von Bürger-
meistern, Rechnung zu tragen.

Ich fordere Sie hiermit herzlich auf, mit Ihrem juristi-
schen Sachverstand, den ich Ihnen, wie gesagt, nicht ab-
spreche,


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist aber nett!)


daran mitzuwirken.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wolfgang Bosbach [CDU/ CSU]: Der letzte Satz war gut!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515802300

Ich erteile das Wort dem Kollegen Jörg van Essen,

FDP-Fraktion.

Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1515802400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Kollege Bosbach ist mit einem Rückgriff in die Historie
gestartet. Er hat auf einige Gesichtspunkte hingewiesen,
die wir tatsächlich zu berücksichtigen haben. Auch für
meine Fraktion ist es ganz selbstverständlich, dass Neo-
nazis am 8. Mai nicht durch das Brandenburger Tor mar-
schieren dürfen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das werden sie auch nicht!)


– Auch ich bin sicher, Herr Ströbele, dass sie das nicht
tun werden; denn die Demokraten stehen zusammen.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Wer aber den Blick zurückwirft, muss natürlich auch
ein anderes Ereignis erwähnen, das uns als Liberale ganz
außerordentlich beschäftigt hat: der Gang der verschie-
denen Verfassungsorgane zum Bundesverfassungsge-
richt in Sachen NPD-Verbot. SPD, CDU/CSU und
Bündnisgrüne haben diesen Antrag hier im Bundestag
unterstützt, wir als FDP bewusst nicht – nicht, weil wir
die NPD als nicht gefährlich betrachten; das tun wir
selbstverständlich. Ich tue dies auch ganz persönlich,
weil ich als junger Staatsanwalt in einer Staatsschutzab-
teilung für die Bekämpfung der NPD zuständig war und
nicht nur die Verfassungswidrigkeit dieser Partei deut-
lich mitbekommen habe, sondern auch ihre Gefährlich-
keit, weil viele ihrer Anhänger ständig Verstöße gegen
das Waffengesetz begangen haben.

Aufgrund dieser Tätigkeit war mir die V-Mann-Pro-
blematik bekannt. Wir haben davor gewarnt und als
Rechtsstaatspartei deutlich gemacht, dass das Verbot ei-
ner Partei in einer Demokratie das letzte Mittel sein
muss.


(Beifall bei der FDP – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das hat aber mit den Demonstrationen nichts zu tun!)


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(C (D an freut sich zwar, wenn man Recht behält, aber in iesem Fall muss ich sagen: Leider haben wir Recht bealten haben; denn die NPD hat in Karlsruhe – das muss an leider feststellen – einen Sieg über die Verfassungsrgane davongetragen. Ich hatte gehofft, dass man daraus lernt und auch onsequenzen für die politische Diskussion zieht. Heute rleben wir eine Debatte, die deutlich macht, dass das ider nicht der Fall gewesen ist. Wer gegen Neonazis orgehen will, der muss streng auf dem Boden der Verassung agieren. Nur dann zeigt er die Stärke der Demoraten. Die Diskussion der vergangenen Tage hat gezeigt, ass die Vorschläge, um die es heute geht, in vielfältiger orm fragwürdig sind. as hat beispielsweise dazu geführt, dass der Gesetzenturf der Bundesregierung, der von der Bundesjustizinisterin und vom Bundesinnenminister erarbeitet woren war, von den Koalitionsfraktionen nicht in den undestag eingebracht und unterstützt worden ist. (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr richtig! Ja! – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Das war auch nicht so vorgesehen!)


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)


an hat sich auf einen anderen Vorschlag geeinigt, der
llerdings, wie die Diskussion der Fachleute gezeigt hat,
benfalls höchst fragwürdig ist.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: So ist das nämlich!)


Dabei geht es zum Beispiel um folgende Fragen: Ent-
pricht das Verharmlosen dem Bestimmtheitsgebot von
rt. 103 des Grundgesetzes?


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das haben wir noch gar nicht eingebracht!)


önnen die symbolträchtigen, schützenswerten Orte
urch eine Rechtsverordnung festgelegt werden? Wir
eben auf diese Fragen eine klare Antwort: Das ist
elbstverständlich nicht der Fall.


(Beifall bei der FDP)

eshalb lautet unsere klare Aufforderung an alle, keine
it heißer Nadel genähten Gesetze durch das Parlament
u peitschen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr wahr!)

as würde nur Schwäche, nicht aber Stärke der Demo-
ratie zeigen – Stärke, die wir gerade gegenüber den
eonazis demonstrieren müssen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


icht die heiße Nadel ist also gefordert, sondern der
ühle Kopf.
Wir als FDP stellen fest, dass die bestehenden Ge-

etze ausreichen, um das, was für den 8. Mai geplant ist,






(A) )



(B) )


Jörg van Essen

zu verhindern. Das ist ganz offensichtlich auch die Mei-
nung von Volker Beck, der das heute Morgen im „Mor-
genmagazin“ des ZDF so deutlich zum Ausdruck ge-
bracht hat. Er sagt: Wir wollen ein Zeichen setzen. –
Genau das ist nicht die Aufgabe der Gesetzgebung. Die
Gesetzgebung muss dann eingreifen, wenn tatsächlich
Defizite vorhanden sind, die abgebaut werden müssen.

Das haben Ihnen in den letzten Tagen nicht nur die
Journalisten aufgezeigt – der Leitartikel gestern in der
„FAZ“ zum Beispiel war wirklich bemerkenswert, nach-
denkenswert –, sondern das sagen Ihnen auch die
Experten. Wenn Sie Professor Battis nicht trauen, dann
weise ich auf den Präsidenten des Bundesverwaltungs-
gerichtes hin. Auch der oberste Verwaltungsrichter in
Deutschland sagt klar und deutlich, dass die Haltung
meiner Fraktion, dass die bestehenden Gesetze ausrei-
chen, richtig ist.


(Beifall bei der FDP)

Die letzten Tage haben gezeigt, dass Diskussionsbe-

darf besteht und dass viele der Vorschläge, die angedacht
sind, offensichtlich nicht tragen. Daher habe ich die
herzliche Bitte an Sie, dieses Gesetz, um die Demokratie
zu stärken, nicht in der nächsten Woche durch den Bun-
destag zu peitschen, sondern eine Anhörung durchzufüh-
ren, um zu überprüfen, ob die geplanten Regelungen
wirklich tragen. Das, was Kollegin Simm zum Thema
befriedete Bezirke vorgetragen hat, trifft zu. Die Patent-
lösung, die Kollege Bosbach uns vorgestellt hat, ist
keine; ganz im Gegenteil – Frau Kollegin Simm hat das
auf wirklich beeindruckende Weise vorgestellt –, es
bringt uns nicht weiter.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb richte ich den herzlichen Appell an uns alle,
dass wir uns an dem orientieren, was uns die Dresdner
Bevölkerung am letzten Wochenende gezeigt hat. Sie hat
einen kühlen Kopf bewahrt, das Geschehen bestimmt
und sich nicht von den Neonazis treiben lassen. Genauso
müssen auch wir agieren. Das ist die Linie meiner Frak-
tion.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515802500

Das Wort hat nun Hans-Christian Ströbele,

Bündnis 90/Die Grünen.

(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Der ist wirklich ein Experte in Sachen Demonstrationen!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
Wir lehnen den Gesetzentwurf der Union, durch den der
befriedete Bereich um das Parlament erheblich erweitert
werden soll, ab,

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(C (D (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Und den der Bundesregierung auch!)


eil sich die bisherige Eingrenzung bewährt hat, weil
ie Arbeitsfähigkeit des Parlaments auch durch Neonazi-
ufmärsche am Brandenburger Tor nicht bedroht ist und
eil die gegenwärtige Diskussion über Neonaziumtriebe
icht dazu missbraucht werden darf, um am, vor dem
nd hinter dem Brandenburger Tor so etwas wie eine de-
onstrationsfreie Zone zu schaffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

ieser Platz um das Brandenburger Tor hat sich nach
em Fall der Mauer zum wichtigsten Demonstrationsort
n Deutschland entwickelt und das soll auch so bleiben.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Haben Sie auch schon dort demonstriert?)


ir Grünen wissen, welch hohes Gut das Recht ist, ge-
ade auch an herausgehobenen Stellen zu demonstrieren;
ir sind eine Partei, die geradezu aus dem Demonstra-
ionsrecht geboren worden ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Jetzt weiß ich Bescheid, Herr Ströbele!)


Wir haben jetzt einen Gesetzentwurf vorgelegt, nach
em Demonstrationen auch in der Nähe des Holocaust-
enkmals erlaubt sind – auch dort soll die Auseinander-
etzung in Form von öffentlichen Demonstrationen statt-
inden dürfen –, allerdings stellen wir klar, dass am Ho-
ocaust-Denkmal die Menschenwürde der Opfer der
eutschen Naziverbrechen nicht erneut in den Schmutz
ezogen werden darf, indem geleugnet und verharmlost
ird; das ist der Inhalt unseres Gesetzentwurfs.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich sage Ihnen, Herr Bosbach: Die für den 8. Mai die-
es Jahres angemeldete Demonstration der Neonazis
ird am Brandenburger Tor nicht stattfinden. Die Berli-
er werden verhindern, dass die Neonazis durch das
randenburger Tor ziehen; sowohl die Behörden in Ber-
in als auch die Bevölkerung von Berlin werden das ver-
indern. Ich glaube, darauf können wir vertrauen,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


nabhängig davon, ob wir ein neues Gesetz haben oder
icht.
Noch eine letzte Bemerkung, Herr Kollege Bosbach:
ir geht es nicht in erster Linie darum, ob hässliche Bil-
er um die Welt gehen, auf denen Neonazis zu sehen
ind, die auf einer Demonstration durch das Brandenbur-
er Tor ziehen. Mir persönlich geht es darum – uns allen
ollte es persönlich darum gehen –, dass für uns uner-
räglich sein muss, dass braune Kolonnen gerade an die-
em 60. Jahrestag der Befreiung erneut durchs Branden-
urger Tor marschieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Hans-Christian Ströbele

Es geht um uns alle, es geht nicht in erster Linie um die
Bilder, die um die Welt gehen. Denn Demonstrationen,
die letztlich der Wiederbelebung des Nationalsozialis-
mus in Deutschland dienen, sind keine bloße Meinungs-
bekundung, sondern das sind Verbrechen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515802600

Das Wort hat nun der Kollege Hartmut Koschyk,

CDU/CSU-Fraktion.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1515802700

Herr Ströbele, Sie hätten Ihre kurze Redezeit nicht

mit so viel Emphase vertun sollen. Sie hätten hier im
Deutschen Bundestag auch einmal deutlich machen sol-
len, dass nicht einmal der abgespeckte Gesetzentwurf,
den die Koalitionsfraktionen uns heute präsentieren
– ohne den Verbotsgrund, für den Frau Ministerin
Zypries und Herr Minister Schily am letzten Freitag
noch standen –, Ihre Zustimmung findet. Denn als Welt-
kind in der Mitten sind Sie gegen jede Beeinträchtigung
des Versammlungsrechts in der heutigen Form.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt doch gar nicht!)


Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, es
ist die Untätigkeit von Rot-Grün, die jetzt diesen gesetz-
geberischen Aktionismus zur Folge hat. Denn nach dem
Januar 2000, als die beschämenden Bilder von NPD-An-
hängern, die mit ihren unsäglichen Parolen und schwarz-
weiß-roten Fahnen durch das Brandenburger Tor mar-
schiert sind, um die Welt gingen, hat zwar der Bundes-
kanzler großspurig angekündigt, man werde Verände-
rungen am Versammlungsrecht vornehmen. Aber seit
dem Januar 2000 ist auf Koalitionsebene nichts getan
worden.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Wie immer!)


Wir haben damals einen Gesetzentwurf vorgelegt,
von dem wir kritisch zurückblickend sicher sagen müs-
sen, dass er bei einer Anhörung verfassungsrechtlich
deutliche Schwächen gezeigt hat. Nur wundert es mich
schon – das einmal an die Adresse der Koalition –, dass
der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Beck zeit-
gleich zu unserer Debatte darauf besteht, im Bundesrat
einen Gesetzentwurf des Landes Rheinland-Pfalz aus
dem Jahr 2000,


(Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Bravo! Genau richtig!)


der bemerkenswerte Parallelen zum damaligen Gesetz-
entwurf der Union hat, auf die Tagesordnung zu setzen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich will Ihnen sagen: Das ist ein Schlag ins Gesicht Ihrer
handlungsunfähigen Regierung. Die Länder wissen, dass
Ihre akademische Position ihnen nicht hilft, um in ihrem
Bereich widerwärtige Nazi-Demonstrationen zu verbie-
ten.

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(C (D (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist der Druck der FDP in Rheinland-Pfalz!)


Herr Minister Schily, Sie haben jetzt zwei Jahre lang
it Ihren Innenministerkollegen aus den Ländern darum
erungen, Eckpunkte für einen Gesetzentwurf zur Ver-
chärfung des Versammlungsrechts zu entwickeln.
An die Adresse der FDP sage ich: Man merkt, dass

ie in den Ländern nicht so die Regierungsverantwor-
ung tragen. Sie lehnen sich bei diesem Thema zurück
nd sagen, dass man hier überhaupt keine Veränderung
raucht. Mit dieser Position machen Sie es sich zu leicht.


(Jörg van Essen [FDP]: Die hat sogar der Präsident des Bundesverwaltungsgerichts! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da, wo sie regieren, tun sie das Gegenteil! Schauen Sie sich Niedersachsen einmal an!)


ragen Sie bitte auch einmal die Länder, in denen Sie die
egierungsverantwortung mittragen, gerade auch das
and Rheinland-Pfalz, das heute Wert darauf legt, dass
m Bundesrat ein solcher Gesetzentwurf auf die Tages-
rdnung kommt. Die Haltung der FDP, man müsse hier
berhaupt nichts verändern, trägt dem Problem, das exis-
iert und gelöst werden muss, nicht in notwendigem Maß
echnung.


(Jörg van Essen [FDP]: Der Präsident des Bundesverwaltungsgerichts sieht das so wie wir!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515802800

Herr Kollege Koschyk, gestatten Sie Zwischenfra-

en?


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1515802900

Ja.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515803000

Aufgrund der Reihenfolge der Wortmeldungen ist zu-

ächst der Kollege Wiefelspütz zu berücksichtigen. –
itte schön.


Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1515803100

Geschätzter Kollege Koschyk, Sie kommen aus dem
underschönen Land Bayern.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Jetzt setzen!)


ch möchte Ihnen die ernsthafte Frage stellen, was Ihr
esetzentwurf, mit dem Sie die Bannmeile in Berlin auf
as Brandenburger Tor erweitern, den wirklich geplag-
en Bürgerinnen und Bürgern in Wunsiedel bringt. Ich
telle Ihnen diese Fragen mit großem Ernst, weil mich
nd, wie ich denke, auch Sie das umtreibt. Was haben
ie den Menschen in Wunsiedel – der eine oder andere
ird unsere Debatte mit hohem Interesse verfolgen – an-
ubieten?






(A) )



(B) )


Dr. Dieter Wiefelspütz

Ich glaube, wir alle miteinander würden versagen,

wenn wir diesen Menschen nichts anzubieten hätten.
Herr Koschyk, ich bitte Sie, uns hier zu unterbreiten,
wieso Sie meinen, mit der Ausdehnung der Bannmeile
bis zum Brandenburger Tor im restlichen Deutschland,
also auch in Wunsiedel, etwas bewirken zu können.


(Beifall bei der SPD)



Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1515803200

Herzlichen Dank, Herr Kollege Wiefelspütz. Erstens.

Wir haben immer gesagt, dass unser Vorschlag, die Aus-
weitung des befriedeten Bezirks, die schnellste und ein-
fachste Lösung ist, um einen Naziaufmarsch am Bran-
denburger Tor und am Holocaust-Mahnmal am 8. Mai
zu verhindern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er findet so nicht statt! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den Vorschlag brauchen wir nicht!)


Herr Kollege Wiefelspütz, zweitens haben wir immer
gesagt, dass wir einer Veränderung des Versammlungs-
rechts offen gegenüberstehen und konstruktiv daran mit-
arbeiten werden, um auch andernorts, also außerhalb des
befriedeten Bezirks, Naziaufmärsche unterbinden zu
können. Schauen Sie sich unseren Gesetzentwurf aus der
vergangenen Legislaturperiode an!

Lieber Herr Kollege Wiefelspütz, das, was die Koali-
tion heute vorschlägt, hilft Wunsiedel in keiner Weise.
Sie wissen das auch. Deshalb haben Sie gestern in einem
Interview in der „Frankenpost“ – das ist die Zeitung für
die Region Wunsiedel – gesagt, die Wunsiedeler sollten
keine Angst haben, denn der jetzt durch den Koalitions-
entwurf herausgenommene Verbotsgrund aus dem Vor-
schlag Schily/Zypries könne im Verlauf der parlamenta-
rischen Beratung wieder hineinkommen,


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Er wird!)

sodass man aufgrund des Gesetzes dann auch in Bezug
auf Wunsiedel wieder handlungsfähig sei.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich sehe jetzt die blassen Gesichter Ihrer grüner Koa-

litionspartner, lieber Herr Wiefelspütz,

(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer ist hier blass?)

und sage Ihnen mit allem Ernst:
Das Thema ist zu ernst, um solche gesetzgeberischen
Spielchen zu veranstalten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Denn Sie führen hier doch folgendes Theater auf: Um
die Grünen zu beruhigen, specken wir den Schily/
Zypries-Entwurf ab, und anschließend versetzen wir ihn,
möglichst mithilfe der Union – das ist Ihr Wunsch –, in-
folge des öffentlichen Drucks in der parlamentarischen
Beratung wieder in den alten Zustand. So macht man bei
einem so wichtigen Thema keine gründlichen Gesetze.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das war die Wahrheit!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515803300

Nun wird die Redezeit durch eine Zwischenfrage des
ollegen Stadler erweitert. Bitte schön.

Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1515803400

Herr Kollege Koschyk, wenn ich einen Kommentar

bgeben dürfte und nicht nur eine Frage zu stellen hätte,
ürde ich dem, was Sie zuletzt zu der Art und Weise ge-
agt haben, wie die Koalition dieses Gesetzgebungsver-
ahren betreibt, voll und ganz zustimmen.
Ich habe mich aber deswegen gemeldet, weil Sie vor-

in die FDP angesprochen haben und in der Debatte
rnsthaftigkeit angemahnt haben. Ich möchte Sie daher
ragen, ob Sie uns diese Ernsthaftigkeit ebenfalls zuge-
tehen, wenn wir mit vielen Fachleuten der Meinung
ind, dass ein Aufmarsch der NPD am Brandenburger
or und am Holocaust-Mahnmal am 8. Mai in der Tat
ine unerträgliche Provokation wäre, die aber schon
ach dem geltenden Recht verhindert werden kann.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


Es kann doch Ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen
ein, dass diese Auffassung nicht darauf beruht, dass die
DP in Bundesländern angeblich nicht in der Regie-
ungsverantwortung sei. Sie ist übrigens in mehreren
undesländern in der Verantwortung.


(Jörg van Essen [FDP]: In mehr als die Grünen! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Und mehr als die CSU!)


ielmehr wird diese Auffassung von Experten wie dem
räsidenten des Bundesverwaltungsgerichts und von
usgewiesenen Verfassungsrechtlern wie Professor
attis vertreten – ich komme gleich zum Schluss und
um Kern der Frage, Herr Präsident –,


(Heiterkeit – Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Erst einmal zur Frage kommen! – Beifall des Abg. Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD])


nd zwar aus folgendem Grund.

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515803500

Es wäre schön, wenn Sie den Kern der Frage mit dem

chluss verbinden könnten.

(Heiterkeit)



Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1515803600

Ich werde mich bemühen. – Der Kern des Problems

iegt nämlich im geltenden Recht in § 15 des Versamm-
ungsgesetzes, wonach Versammlungen zu verbieten
ind, die gegen die öffentliche Sicherheit und Ordnung
erstoßen. Selbstverständlich ist diese Vorschrift grund-
esetzkonform auszulegen. Es verstößt gegen die Men-
chenwürde, wenn Neonazis vor dem Holocaust-Mahn-
al aufmarschieren. Es ist auch ein Verstoß gegen die






(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler

öffentliche Sicherheit und Ordnung, wenn in dem spe-
ziellen Zusammentreffen des Jahrestags der Beendigung
des Zweiten Weltkriegs und damit der Beendigung der
Naziherrschaft Neonazis durch einen symbolträchtigen
Ort wie das Brandenburger Tor marschieren.

Stimmen Sie mir zu, dass das geltende Recht wegen
dieser Argumente ausreicht und dass deswegen Ihr Vor-
halt, die FDP sei untätig, unangebracht ist?


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1515803700

Herr Kollege Stadler, wir sind der Meinung, dass un-

ser Gesetzentwurf zur Ausweitung des befriedeten Be-
zirkes eine schnelle und auch verfassungsfeste Lösung
bieten würde, um wirklich eine bessere Handhabe zu ha-
ben und gerade im Hinblick auf den 8. Mai handlungsfä-
hig zu sein.

Weil Sie Änderungen am Versammlungsrecht gene-
rell ablehnen – also auch abgesehen von der besonderen
Berliner Problematik um den 8. Mai herum – und mei-
nen, die gegenwärtige Rechtslage sei ausreichend, will
ich Ihnen gerne noch einmal erklären, wogegen ich mich
gewandt habe: Ich frage mich, warum das Land Rhein-
land-Pfalz, in dem Sie bekanntlich mit in der Regie-
rungskoalition sind, heute im Bundesrat einen Gesetz-
entwurf aus dem Jahr 2000 auf die Tagesordnung gesetzt
hat, der eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem seinerzeit
auch von der FDP im Bundestag abgelehnten Gesetzent-
wurf der Union hat. Es scheint hier eine unterschiedliche
Auffassung zwischen der SPD im Bundestag und der
SPD in der Landesregierung von Rheinland-Pfalz zu ge-
ben.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich sage nur: Niedersachsen!)


Ich sage Ihnen: Ihre Kollegen in Rheinland-Pfalz sind
näher an der Praxis. Sie hingegen sehen das vielleicht et-
was zu grundsätzlich. Sie sollten sich eher die Auffas-
sung Ihrer Parteifreunde in Rheinland-Pfalz in der dorti-
gen Regierungsverantwortung zu Eigen machen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das kann ja die FDP noch intern klären!)


Ich möchte noch einmal, vor allem bei den Koali-
tionsfraktionen, um Zustimmung zu unserem Gesetzent-
wurf werben. Der Kollege Bosbach hat Ihnen vorhin
eine Karte des befriedeten Bezirks gezeigt, die allerdings
nicht farbig war. Ich zeige Ihnen jetzt eine weitere Karte,
damit Sie Ihre Argumente noch einmal wägen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben wir im Kopf!)


Hieraus ist ersichtlich, wie weit der befriedete Bezirk
ausgeweitet wird.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wir wollen die Karte auch sehen!)


Der heute befriedete Bezirk reicht von der Straße des
17. Juni bis zur anderen Seite des Spreeufers. In dem Be-
zirk befinden sich die schweizerische Botschaft, die
französische Botschaft und das Sowjetische Ehrenmal.

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(C (D ch möchte von Ihnen wissen, was daran verfassungsechtlich bedenklich ist, diesen befriedeten Bezirk um as Holocaust-Mahnmal und das Brandenburger Tor zu rweitern. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was hat das Brandenburger Tor mit dem Reichstagsgebäude zu tun?)


Herr Ströbele, was hat die Spree – der Bezirk reicht so-
ar über das Spreeufer hinweg – mit der Sicherheit von
eratungen des Bundestags zu tun?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich mache Ihnen im Namen unserer Fraktion ein An-

ebot. Wer sagt uns denn, dass die NPD nicht versucht,
enn sie jetzt erkennt, dass der 8. Mai ein besonders
ensibler Tag ist, am 7., 9. oder am 10. Mai an einem
entralen Ort in Berlin zu demonstrieren? Lassen Sie
ich noch etwas zum Brandenburger Tor sagen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das wollten Sie schon lange!)


Lieber Herr Ströbele, unser Gesetzentwurf sieht vor,
ass der Bundesinnenminister und der Bundestagspräsi-
ent jede Demonstration im befriedeten Bezirk genehmi-
en können.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Nach welchen Kriterien denn?)


as ist selbstverständlich. Aber wir wollen eine stärkere
andhabe haben, um zum Beispiel widerwärtige extre-
istische Demonstrationen zu verbieten.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wer bestimmt, was widerwärtig ist?)


Lieber Herr Ströbele, ich muss Ihnen sagen: Ich würde
arauf vertrauen, dass der Bundesinnenminister oder
uch der Bundestagspräsident die Fähigkeit haben, zu
ntscheiden, welche Demonstrationen im befriedeten
ezirk möglich sind und welche nicht.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist aber nicht ihre Aufgabe!)


Ich will Ihnen jetzt noch etwas zu Ihrem Gesetzent-
urf sagen. Eine Schwäche in Ihrem Gesetzentwurf ist,
ass Sie solche Orte durch Rechtsverordnung und nur
it Zustimmung des Bundesrates festlegen wollen. Das
st aus unserer Sicht nicht akzeptabel.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber kann man reden!)


ir treten dafür ein, dass bei der Bestimmung dieser
rte auch der Deutsche Bundestag ein Mitspracherecht
at.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sehr gut!)







(A) )



(B) )


Hartmut Koschyk

Wir wollen vor allem dafür sorgen, dass es eine Öff-
nungsklausel gibt, sodass die Länder auch für sich selber
solche sensiblen Orte und befriedeten Bezirke festlegen
können.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das wollen wir nicht!)


Herr Wiefelspütz hat uns in dieser Woche im Ausschuss
berichtet, dass Sie nach wie vor dazu stehen – das wurde
schon im Rahmen der Föderalismuskommission behan-
delt –, dass das Versammlungsrecht Sache der Länder
werden soll. Das, was Sie heute in diesem Gesetzentwurf
den Ländern anbieten, wird und kann den Ländern nicht
reichen. Deshalb muss dieser Gesetzentwurf gerade im
Hinblick darauf, dass die Länder beim Versammlungs-
recht handhabbare Instrumente erhalten müssen, nachge-
bessert werden.

Ich darf Ihnen abschließend sagen: Sie können jetzt
unnötigen gesetzgeberischen Aktionismus verhindern,
indem Sie unserem Gesetzentwurf zur Ausweitung des
befriedeten Bezirks zustimmen. Statt einen gesetzgebe-
rischen Schnellschuss zu wagen, könnten wir so das Ver-
sammlungsrecht in aller Ruhe – mit Anhörungen und
unter Abwägung der vielen schwierigen verfassungs-
rechtlichen Gesichtspunkte –, sorgfältig und seriös än-
dern.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515803800

Frau Kollegin Simm, ich bitte um Nachsicht, dass ich

nach deutlicher Überschreitung der ohnehin durch an-
dere Zwischenfragen verlängerten Redezeit keine weite-
ren Fragen zulassen kann.

Nächster Redner ist der Bundesminister Otto Schily.

(Beifall bei der SPD)



(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)



Otto Schily (SPD):
Rede ID: ID1515803900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Kollege

Koschyk hat darauf hingewiesen, dass die Debatte um
das Versammlungsrecht relativ mühsam ist. Das kann
man nicht bestreiten. Ein Entwurf aus meinem Hause
liegt seit langer Zeit vor. Er ist Gegenstand sehr kontro-
verser Erörterungen gewesen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: In der Koalition!)


– In der Koalition, aber auch mit anderen, zum Beispiel
mit Verfassungsrechtlern.

Aufgrund der heutigen Debattenlage frage ich mich,
ob Sie sich in dem Fall, dass wider Erwarten Ihre
Wunschvorstellung einer von CDU/CSU und FDP ge-
führten Bundesregierung Wirklichkeit wird,


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Bitte nichts herbeireden!)


jemals einigen könnten.

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(C (D (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Reden Sie doch über die Gegenwart!)


ie Debatte über das Versammlungsrecht hätte in dieser
onstellation mindestens so lange gedauert wie die, die
urzeit innerhalb der Koalition stattfindet.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Also, lieber mit Stadler als mit Ströbele!)


as müssen Sie doch anerkennen, wenn Sie einigerma-
en objektiv an die Probleme herangehen.
Ich habe heute Morgen den Agenturmeldungen ent-

ommen, dass sowohl der Kollege Bosbach als auch der
ollege Wiefelspütz angekündigt haben, zusammen auf
inen Gesetzentwurf hinarbeiten zu wollen, der eine
reite Mehrheit findet. Ich kann nur dazu ermutigen, die-
es Vorhaben ernsthaft anzugehen. Denn wir haben es
abei mit einem Sachverhalt zu tun, der uns als Demo-
raten alle zusammen angeht.
Ich habe an der Veranstaltung zur Befreiung des Kon-

entrationslagers Auschwitz teilgenommen und ich habe
och die Worte der Opfer des Nationalsozialismus im
hr, die die Größe zeigen, in unserem Land wieder ihren
ohnsitz genommen zu haben. Sie müssen sich einmal
ewusst machen, welche seelischen Schmerzen diesen
enschen zugefügt werden, wenn sie das erleben, was
ie NPD heute tut. Das beschreibt unsere gemeinsame
erantwortung, meine Damen und Herren.
Deshalb sollten wir die Debatte meiner Meinung nach

o führen, dass jeder auf die Argumente des anderen
ört. CDU und CSU befürworten eine Erweiterung be-
riedeter Bezirke. Jenseits der Frage, ob das sehr viel be-
irkt, meine ich, dass man dafür offen sein sollte. Man
uss diese Frage also stellen dürfen und sollte sie nicht
leich abwehren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

arüber, dass damit das Problem womöglich nicht voll-
tändig erfasst wird, sind wir uns, glaube ich, alle einig.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Absolut einig!)


Wir sind uns doch darin einig, dass wir bestimmte Be-
irke schützen müssen, die der Erinnerung dienen. Ich
enke in diesem Zusammenhang weniger an das Bran-
enburger Tor als an das Mahnmal. Mit den Ländern
urde bereits eine Einigung getroffen. Jetzt stellt sich
ie Frage, wie wir damit umgehen. Wer hat darüber zu
efinden?
Wir haben in der Föderalismuskommission eine breite

inigung darüber erzielt – ich kann mich gut daran erin-
ern –, dass die Länder das Versammlungsrecht regeln
ollen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ist es! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Absolut richtig!)


eshalb wäre es auch richtig, dass wir die Festlegung
er zu schützenden Orte den Ländern überlassen.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Otto Schily

Ich bin insoweit bereit, meine Vorstellungen abzuändern
und mich mit einer Kompetenz der Länder einverstanden
zu erklären. Das würde den Überlegungen der Föderalis-
muskommission genau entsprechen.

Ein anderer Paragraph, der umstritten ist und den der
Kollege Wiefelspütz – ich bedanke mich ausdrücklich
dafür – nicht aus dem Blickfeld verliert, ist § 15 Abs. 2
unseres Gesetzentwurfes, der vorsieht, dass dann, wenn
in einer Veranstaltung die Nazigräueltaten in einer
Weise, die dem öffentlichen Frieden widerspricht, ver-
herrlicht oder verharmlost zu werden drohen, eine solche
Veranstaltung nicht zugelassen werden kann. Wir schrei-
ben das Jahr 2005. Haben wir denn die Zeit vor 60 Jah-
ren vergessen? 1945 hätte es niemals eine Debatte da-
rüber gegeben, dass wir das nicht zulassen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich habe gestern ein Schreiben aus Wunsiedel – der
Ort wurde bereits erwähnt – erhalten. Ich kann Ihnen
mitteilen, dass die Menschen, die dort unter Aufmär-
schen von Rechtsradikalen zu leiden haben, meinen
Vorschlag ausdrücklich unterstützen. Herr van Essen,
Sie haben Herrn Battis als sozusagen von Ihnen an-
erkannten Sachverständigen erwähnt. Herr Professor
Battis, den wir intern angehört haben, spricht sich aber
für die Vorschrift in § 15 Abs. 2 des Versammlungs-
gesetzes, wie ich sie entworfen habe, aus.


(Zurufe von der CDU/CSU: Aha! – Hört! Hört!)


Wenn Sie Herrn Battis folgen wollen, dann sollten Sie
auch seine Äußerung dazu ernst nehmen. Dann kommen
wir zueinander.

Zum Schluss möchte ich ganz herzlich bitten – damit
halte ich wider Erwarten meine Redezeit ein –: Lassen
Sie uns zusammenkommen und uns ernsthaft bemühen,
die jeweiligen Vorstellungen anzunähern! Dann werden
wir unserer gemeinsamen demokratischen Verantwor-
tung gerecht.

Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie bei der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Bei Rot-Grün klatscht niemand außer Wiefelspütz!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515804000

Das Wort hat die Kollegin Petra Pau.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1515804100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

liegen zwei Gesetzentwürfe vor. Beide wurden einge-
bracht, um Aufmärsche der NPD zu verhindern, alle-
mal an symbolträchtigen Orten und Tagen. SPD und
Grüne wollen das Straf- und das Versammlungsrecht än-
dern. Ich sage es gleich vorweg: Die PDS im Bundestag
wird dem Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen nicht
zustimmen,


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


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(C (D um einen weil die angestrebten Verbote auch mit dem eltenden Recht möglich sind und zum anderen weil die ier vorgeschlagenen Änderungen Ersatzhandlungen ind. Nun zum zweiten Gesetzentwurf: CDU und CSU ollen den befriedeten Bezirk rund um den Bundesag ausweiten, sodass er das Brandenburger Tor und as Holocaust-Denkmal einschließt. Die PDS wird uch diesen Gesetzentwurf ablehnen, zum einen weil das ine Zweckentfremdung der so genannten Bannmeile äre (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


nd zum anderen weil dann auch andere Veranstaltungen
nd Demonstrationen vor dem Bundestag betroffen
ären. Ich möchte Ihnen das nur an einem Beispiel illus-
rieren. Jahr für Jahr gedenken am 18. März Bürgerrecht-
er, Schüler sowie Gäste aus dem In- und Ausland ge-
einsam mit Vertretern der Union, der SPD, der Grünen,
er FDP und der PDS der demokratischen Revolution
on 1848. Das tun wir alljährlich gemeinsam auf dem
latz des 18. März direkt am Brandenburger Tor.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das wäre auch nach unserem Gesetz weiter möglich!)


uch diese wichtige Traditionslinie würde gebannt wer-
en. Zumindest müsste diese Veranstaltung zusätzlich
enehmigt werden.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wäre das so schlimm? – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/ CSU]: Sie sind doch in der Landesregierung hier in Berlin! Sie haben doch alle Fäden in der Hand!)


an könnte sich also nicht frei und ohne Anmeldung
ersammeln.
Mein Anliegen ist allerdings weiter und geht tiefer. Es

st zugleich ein Appell an uns alle. Bitte lesen Sie doch
inmal alle Erklärungen aus dem Bundestag in den letz-
en Wochen, die sich mit der NPD und dem Rechts-
xtremismus befassen! Sie werden vor allem wechsel-
eitige Schuldzuweisungen und viel Aktionismus finden.
as ist unter der Würde, die der Bundestag zu Recht für
ich beansprucht, und das ist vor allen Dingen unter den
nsprüchen, die die Bürgerinnen und Bürger zu Recht
n das höchste Parlament im Lande haben.
Mein Befund – nicht nur beim Nachlesen, sondern

uch beim Blick in die Gesellschaft – zum Thema
echtsextremismus und zu möglichen Ursachen ist kom-
lexer und wird vielfach durch Ereignisse und Zahlen
elegt. Über 20 Prozent der Bevölkerung sind latent an-
isemitisch eingestellt bzw. entsprechend aktivierbar.
inzu kommen eine Verrohung der Sitten sowie eine zu-
ehmende Gewaltbereitschaft, und zwar nicht nur bei
indern und Jugendlichen. Große Teile der Bevölkerung
ühlen sich sozial verunsichert; das sind nicht nur Ar-
eitslose. Die allgemeine Bildung im Lande bekommt






(A) )



(B) )


Petra Pau

im internationalen Vergleich schlechte Noten. Wir erle-
ben des Weiteren eine zunehmende Politiker- und De-
mokratieverdrossenheit.

Es geht also längst nicht mehr nur um die NPD und
den rechtsextremen Rand, sondern um die Substanz un-
serer Gesellschaft. Deshalb möchte ich meinen Vor-
schlag wiederholen: Befördern wir doch gemeinsam ei-
nen Ratschlag gegen Rechtsextremismus,


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


der zum Inhalt hat, Analysen zu bündeln, Strategien zu
entwickeln, die über den 8. Mai hinausreichen, und
Demokratie und Zivilcourage zu stärken.

Abschließend eine Bitte: Wir sollten nicht hinter das
zurückfallen, was Richard von Weizsäcker zum 40. Jah-
restag der Befreiung gesagt hat, weder in unserem ge-
setzgeberischen Handeln noch im Alltag.

Danke schön.

(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [frak tionslos])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515804200

Als nächster Redner hat das Wort der Kollege Dieter

Wiefelspütz von der SPD-Fraktion.

(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Die Debatte hat sich ein bisschen weiter entwickelt! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Keine Unfreundlichkeiten gegenüber dem Innenminister, Herr Dr. Wiefelspütz!)



Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1515804300

Diese rot-grüne Koalition geht immer respektvoll mit

der Bundesregierung um, wie es sich auch gehört.

(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Man liest anderes!)

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir führen heute eine wichtige und, wie ich
glaube, auch außerhalb dieses Hauses stark beachtete
Debatte. Das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit
ist konstitutiv für unsere Demokratie; es ist ein sehr
wichtiges Grundrecht für alle Bürgerinnen und Bürger
dieses Landes. Unsere Demokratie ist eine wehrhafte
Demokratie. Ich sage von dieser Stelle aus: Null Tole-
ranz gegenüber den Feinden der Demokratie! Wir müs-
sen also die Gratwanderung hinbekommen, bei der ange-
messenen entschlossenen Bekämpfung der Feinde der
Demokratie nicht die Rechte aller Bürger zu beschnei-
den.

Lassen Sie mich ein Zweites sagen: Dieses Gesetz
wird kein 8.-Mai-Gesetz sein. Wir machen keine Lex
8. Mai, wir machen keine Lex NPD. Dieses Gesetz muss
auch am 9. und am 10. Mai gelten. Es muss für Berlin,
aber auch für Wunsiedel, für Berchtesgaden wie für
Flensburg vernünftig sein. Wir müssen darüber nachden-
ken, ob das Gesetz nicht nur gut gemeint ist – das unter-
stelle ich jedem von uns –, sondern auch gut gemacht. Es

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(C (D st wichtig, dass wir nicht Erwartungen wecken, die hinerher nicht erfüllt werden. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sehr richtig!)


Angesichts der Herausforderungen, die wir täglich an
ielen Stellen unseres Landes beobachten, macht es
inn, unser Versammlungs- und unser Strafrecht zu prä-
isieren und an der einen oder anderen Stelle auch zu
erschärfen. Unser Konzept heißt:


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Was für ein Konzept?)


usweitung des Straftatbestandes der Volksverhet-
ung. Was ist es eigentlich, was uns alle miteinander so
tört? Es ist eine Form von Volksverhetzung. Deswegen
ollen wir – ich denke, Ministerin Zypries wird darauf
och eingehen – einen erweiterten Straftatbestand der
olksverhetzung. Wenn darüber Konsens besteht, wer-
en wir über die öffentliche Sicherheit, die durch § 15
bs. 1 des Versammlungsgesetzes geschützt ist, selbst-
erständlich auch das Versammlungsrecht verschärft ha-
en, dann aber, Herr Koschyk, für ganz Deutschland.
Wir werden hier keine Patentrezepte zustande brin-

en. Der Rechtsextremismus ist kein Problem, das wir
n erster Linie mit juristischen Methoden bekämpfen
önnen. Das muss jeder wissen.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


rotzdem, Herr Dr. Gehb, muss auch im Bereich des
trafrechts und des Versammlungsrechts das Verant-
ortbare gemacht werden.
Jeder Sachkundige weiß, dass wir uns, wenn wir über

ie Strafbarkeit zum Beispiel der Auschwitzlüge spre-
hen – das ist heute in § 130 Abs. 3 des Strafgesetzbu-
hes geregelt – und wenn wir diese Bestimmungen aus-
eiten wollen, auf schwierigem Gelände bewegen.
Ich bitte um Verständnis – und bitte auch sehr darum,

ass das nicht zerredet wird –: Ich habe die Vorschläge
on Frau Zypries und von Herrn Schily begrüßt. Ich ver-
tehe meine Arbeit, die Arbeit meiner Kollegen, des Ko-
litionspartners und auch Ihre Arbeit allerdings so, dass
ir mit großem Engagement der Frage nachgehen, ob
as geht, wie weit das geht und ob es an der einen oder
nderen Stelle ein Problem gibt.
Ich habe zu respektieren, dass die beteiligten Häuser

agen: Wir haben mit der Verharmlosung kein verfas-
ungsrechtliches Problem. Für mich und auch für andere
st das verfassungsrechtlich schon problematisch. Das
ollten wir aber nicht zerreden; vielmehr sollten wir fest-
tellen: Die Grundrichtung, die Struktur stimmt. Lasst
ns das jetzt nicht zerreden, sondern zu einem guten Er-
ebnis führen. Das wird mit Rot-Grün möglich sein.
Wir wären sehr daran interessiert, dass das auch mit

hnen, der Opposition, möglich ist. Das gilt für alle. Des-
egen werben wir dafür, dass es zu Gesprächen kommt.
ie Sie sich vorstellen können, wären solche Gespräche
eine SPD-CDU/CSU-Veranstaltungen. Die Koalition
ittet vielmehr um konstruktive Mitwirkung Ihrerseits.






(A) )



(B) )


Dr. Dieter Wiefelspütz

Herr Koschyk und Herr Strobl, Sie sollten doch interes-
sant finden, dass wir auch für Wunsiedel und ganz
Deutschland etwas anzubieten haben.

Lassen Sie mich noch auf den Bereich Brandenburger
Tor eingehen. Ich will einmal das aufgreifen, was Herr
Schily angedeutet hat. Er hat die – rein theoretische –
Überlegung angestellt, ob eine Erweiterung befriede-
ter Bezirke möglich ist. Sie sagen: Das würde helfen.
Ich sage Ihnen: Diesem Vorschlag steht die Verfassungs-
widrigkeit auf die Stirn geschrieben.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist eine unglaubliche Arroganz!)


Ihr Vorschlag ist evident verfassungswidrig. Ich bedau-
ere sehr, dass Herr Bosbach jetzt nicht mehr da ist; er hat
sicherlich einen Termin.

Ich kann Ihnen doch nur sagen: Wir schützen doch
natürlich nicht das sowjetische Ehrenmal, wir schützen
nicht die Schweizerische Botschaft, wir schützen mit der
Regelung über befriedete Bezirke ausschließlich die
Funktionsfähigkeit dieses Hohen Hauses und sonst
nichts.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Wer behauptet, wir schützten hier die Spree, der miss-
braucht diese Debatte hier im Grunde. Solche lächerli-
chen Sprüche sind einer Debatte über ein solch ernsthaf-
tes Thema nicht würdig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Herr Strobl und Herr Koschyk, es gibt hier keine Re-
deverbote und keine Denkverbote. Ich bin gerne bereit,
mit Ihnen auch über Ihre Vorstellungen zum befriedeten
Bezirk zu sprechen. Ich werde mit Ihnen allerdings die
verfassungsrechtlichen Gegebenheiten erörtern wollen.
Ich sage Ihnen: Es wird nicht gehen. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass Sie ein verfassungswidriges Gesetz wol-
len. Ich bin im Grunde genommen betroffen, dass Ihr
Gesetzentwurf vorsieht, dass der Bundesinnenminister
Ausnahmen in Bezug auf das Demonstrationsverbot im
befriedeten Bezirk – Sie wollen dieses Verbot – schaffen
kann. Nach welchen Kriterien, bitte schön? Etwa will-
kürlich? Wie soll denn das gehen?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist evident verfassungswidrig. Das kann man noch
nicht einmal mit einer verfassungskonformen Interpreta-
tion halten.

Ich bin im Grunde enttäuscht, dass Sie das Thema an
dieser Stelle so verfehlen. Ich bin nämlich der festen
Überzeugung, dass es auch in Ihren Reihen ein paar
hoch qualifizierte Juristen gibt, denen doch längst aufge-
fallen sein müsste, dass das nicht geht.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Jetzt lassen Sie das doch mal mit dieser Arroganz!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515804400

Herr Kollege Wiefelspütz, denken Sie an die Zeit.


Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1515804500

Ich komme zum Schluss, Herr Präsident.
Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich meine Aussa-

en da und dort etwas zugespitzt habe. Ich bin der Auf-
assung, dass wir – diese Chance sollten wir nicht ver-
assen – in den kommenden Tagen in Bezug auf diese
ragestellungen nicht übereinander, sondern miteinander
eden sollten. Ich sehe durchaus Möglichkeiten, zueinan-
er zu kommen, wenn man mit Augenmaß vorgeht. Wir
rauchen einen neuen § 130 Abs. 4 StGB. Wir brauchen
ie Ausweisung der besonderen Orte in § 15 des Ver-
ammlungsgesetzes. Da stimmen Sie ja zu.


(Jörg van Essen [FDP]: Aber nicht durch Rechtsverordnung!)


Lassen Sie uns ebenso über die Unmöglichkeit dessen
eden, was Sie im Hinblick auf die Bannmeile beabsich-
igen.
Schönen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515804600

Das Wort hat der Kollege Thomas Strobl von der
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1515804700

Herr Präsident! Meine Kolleginnen und Kollegen!

erehrter Kollege Dr. Wiefelspütz, Sie haben am
chluss gesagt, dass wir konstruktiv gemeinsam beraten
ollten. Dazu sind wir bereit. Das ist ganz in Ordnung.
ur sollten Sie dann bitte diese unselige Arroganz ab-
egen, dass nach Ihrer alleinigen Entscheidung etwas
erfassungswidrig ist, egal ob es die Bundesjustizminis-
erin vorschlägt, ob es der Verfassungsminister vor-
chlägt


(Jörg van Essen [FDP]: Die Justizministerin ist die erste Verfassungsministerin! – Gegenruf Vielen Dank!)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1515804800

der ob es die CDU/CSU-Bundestagsfraktion vor-
chlägt. Das ist keine gute Grundlage für eine solche
iskussion.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das Thema ist auch zu ernst, als dass man in dieser

podiktischen Art und Weise argumentieren könnte. Der






(A) )



(B) )


Thomas Strobl (Heilbronn)


Kampf gegen extremistische Parteien und Gruppierun-
gen jeglicher Art ist unser aller gemeinsame Aufgabe.
Das sollte auch in Zukunft so bleiben.

Neben den rechtlichen Regelungen – natürlich sind
wir als Deutscher Bundestag aufgerufen, solche zu tref-
fen – muss es vor allem darum gehen, den Wählerinnen
und Wählern immer klar zu sagen, wen und was sie un-
terstützen, wenn sie ihre Stimme extremistischen Par-
teien geben. Die argumentative Auseinandersetzung mit
solchen Kräften, ihren falschen Parolen und vermeint-
lich einfachen Lösungen ist und bleibt neben der gesetz-
geberischen Aktivität eigentlich die wichtigste Aufgabe.
Genauso wichtig ist übrigens, dass wir die Sorgen und
Nöte auch der Menschen ernst nehmen, die extremisti-
sche Parteien wählen.

Alle Parteien, die in diesem Haus vertreten sind, sind
sich in der Beurteilung der Inhalte einer Partei wie der
NPD einig. Wir wollen nicht – auch darüber sind wir uns
einig –, dass grölende Nazibanden mit antisemitischen,
ausländerfeindlichen und den Nationalsozialismus ver-
herrlichenden Parolen durch das Brandenburger Tor oder
am Holocaust-Mahnmal vorbeimarschieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das gilt übrigens auch – um das an dieser Stelle ein-

mal klar zu sagen – für grölende und prügelnde Banden
von linken und autonomen Schlägern, mit denen ge-
rade die Berliner in der Vergangenheit so leidvolle Er-
fahrungen gemacht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darum geht es! – Weitere Zurufe)


– Frau Stokar, in knapp zweieinhalb Monaten, am
1. Mai, ist es in Berlin wieder so weit. Dann kann das
deutsche Publikum und kann vor allem die Berliner Be-
völkerung wieder betrachten, was angerichtet worden
sein wird. Dies wollen und müssen wir verhindern. Wir
können das auch.

Der Entwurf der CDU/CDU-Bundestagsfraktion ist
ein einfacher und zugleich verfassungsfester Vorschlag
dazu. Die Ausweitung der Bannmeile auf das Branden-
burger Tor und das Holocaust-Mahnmal ist der ein-
fachste und sicherste Weg, diese geschichtsträchtigen
Orte vor Radikalen zu schützen. Ich bedanke mich aus-
drücklich beim Herrn Bundesinnenminister; er hat attes-
tiert, dass man über einen solchen Vorschlag reden kann
und, Herr Dr. Wiefelspütz, auch reden sollte.

Es ist übrigens nicht so, dass wir dieses Thema heute
zum ersten Mal in diesem Hohen Hause diskutieren.
Vielmehr ist es so, dass wir es schon längst hätten vom
Tisch bringen können,


(Beifall bei der CDU/CSU)

wenn die rot-grüne Bundesregierung in dieser so wichti-
gen Frage nicht über Jahre von enervierender Zerstritten-
heit und lähmender Tatenlosigkeit gekennzeichnet wäre.
Schon einmal nämlich, am 29. Mai des Jahres 2000,
marschierten die Neonazis.

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(C (D Herr Kollege Strobl, ich darf Sie unterbrechen. Erlau en Sie eine Zwischenfrage der Frau Kollegin Simm? Aber bitte. Bitte schön, Frau Simm. Herr Kollege Strobl, ist Ihnen bekannt, dass der Zu chnitt der Bannmeile bzw. des befriedeten Bezirks, so ie er jetzt ist, nach intensivsten Beratungen mit den erliner Sicherheitsbehörden zustande gekommen ist? st Ihnen bekannt, dass der 1. Ausschuss seinerzeit – Sie aren damals noch nicht Mitglied des 1. Ausschusses – erade deshalb, weil der Zuschnitt so engräumig war, ochmals eine Anhörung von Vertretern der Berliner Siherheitsbehörden durchgeführt hat, in der bestätigt urde, dass das mit ihnen so abgestimmt ist? Ist Ihnen ekannt, dass in einem Bericht der Bundesregierung, in en auch die Stellungnahmen der Berliner Sicherheitsbeörden eingeflossen sind, die Erfahrungen mit dem jetzien Zuschnitt des befriedeten Bezirks als gut und positiv ezeichnet worden sind und dass es diesbezüglich bisher eine Änderungsvorschläge gegeben hat? Teilen Sie eine Auffassung, dass wir ein Problem hätten, eine Ereiterung des befriedeten Bezirks verfassungsrechtlich u begründen, wenn wir dafür nicht einmal ein Votum er für den Deutschen Bundestag zuständigen Sichereitsbehörden von Berlin hätten? Bitte, Herr Strobl. Frau Kollegin Simm, ich nehme an, dass für die Bun esregierung unter anderem der Bundesinnenminister prechen kann. Er hat vor wenigen Minuten – vielleicht aben Sie in dem Moment nicht zugehört – sehr deutlich esagt, dass er es nicht gut findet, wenn man den Vorchlag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für eine Ereiterung der Bannmeile gleich mit dem Verdikt „verassungswidrig“ versieht und nicht bereit ist, darüber zu eden. Vielmehr sollte man durchaus darüber reden. Inofern ist, wie ich glaube, eine eindeutige Stellungnahme onseiten der Bundesregierung dazu abgegeben worden. arüber hinaus, Frau Kollegin Simm, gibt es zahlreiche ußerungen vonseiten der Sicherheitsbehörden, in deen sehr wohl der Wunsch geäußert wird, eine Bannmeienregelung zu erlassen, die gerade das Brandenburger or und in Zukunft auch das Holocaust-Mahnmal umasst. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Herr Freiberg von der Polizeigewerkschaft! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen aus anderen Gründen nicht mehr am Brandenburger Tor demonstrieren lassen!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515804900
Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1515805000
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515805100
Erika Simm (SPD):
Rede ID: ID1515805200
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515805300
Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1515805400






(A) )



(B) )


Thomas Strobl (Heilbronn)


Ich darf noch hinzufügen, Frau Kollegin Simm: Die

Diskussion ist absurd. Jahrzehntelang hatten wir in Bonn
eine Bannmeilenregelung, nach der die Bannmeile sogar
über den Rhein hinausreichte. Seitdem wir in Berlin sind
– die Kollegen Bosbach und Koschyk haben das ausge-
führt –,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ja auch schlimm!)


haben wir eine Bannmeilenregelung, nach der die Bann-
meile selbstverständlich weit über den Reichstag hinaus-
geht, nämlich das nördliche Spreeufer, die Schweizer
Botschaft, die Dresdner Bank usw. umfasst. Es liegt ab-
solut im Ermessen des Bundesgesetzgebers, diese Bann-
meile um ein kleines Stück zu erweitern: nicht, wie der
Herr Beck von den Grünen sagte, über halb Berlin, son-
dern nur um das Brandenburger Tor und das Holocaust-
Mahnmal. Damit hätten wir eine verfassungsfeste und
sichere Lösung, mit deren Hilfe Demonstrationen von
Neonazis dort sehr schnell untersagt werden können.

In Wahrheit ist es doch so, meine sehr verehrten Da-
men und Herren, dass es auch bei den Sozialdemokraten
den einen oder anderen gibt, der das befürwortet; ver-
mutlich gehört auch Herr Schily dazu. Nur der grüne
Koalitionspartner sperrt sich aus ideologischen Gründen
gegen diese vernünftige Lösung.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das ist wohl auch der Grund, warum seit dem Jahr

2000 weder die Koalition noch die Bundesregierung ge-
handelt hat, obwohl der Bundesinnenminister am
27. Mai 2000 in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“
gesagt hat – vielleicht wäre das für Sie, Frau Kollegin
Simm, auch noch einmal interessant, wenn Sie das nach-
lesen würden –, dass sein Haus sehr wohl für die Ein-
führung neuer befriedeter Bezirke in Berlin sei. Diese
Aussage ist ziemlich identisch mit dem Vorhaben, das
wir jetzt nicht nur in Worte gekleidet, sondern sogar in
konkrete Gesetzesform gegossen haben. Im Jahr 2004
gab es dann erneut entsprechende Ankündigungen durch
den Bundesinnenminister. Passiert ist wiederum nichts;
die Koalition war handlungsunfähig. Erst jetzt, nachdem
die NPD in den Sächsischen Landtag und die DVU in
den brandenburgischen Landtag gewählt wurden, erst
jetzt, wo die NPD mit Skandalmeldungen Schlagzeilen
macht, erst jetzt, wo sich die Bundesregierung offenbar
bewusst geworden ist, dass am 8. Mai dieses Jahres ein
Aufmarsch der Rechtsradikalen durch das Brandenbur-
ger Tor und am Holocaust-Mahnmal vorbei droht,
kommt ein offensichtlich mit heißer Nadel gestrickter,
unzureichender, weil äußerst unvollständiger Gesetzent-
wurf auf den Tisch des Hauses.

Aber damit nicht genug: Die Entwicklung der letzten
Woche stellt doch einmal mehr ein Stück aus dem rot-
grünen Tollhaus dar.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Herr Kollege Dr. Wiefelspütz hat gesagt, ein Gesetz soll
nicht nur gut gemeint, sondern auch gut gemacht wer-
den. Zu der Art und Weise, wie das Gesetzgebungsver-
fahren bisher von Rot-Grün betrieben worden ist, kann

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(C (D an nur sagen, dass sie das krasse Gegenteil von „gut emacht“ darstellt. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Helfen Sie uns bitte!)


m vergangenen Freitag hat die Bundesregierung in
erson von Frau Ministerin Zypries und Herrn Minister
chily einen unter Hochdruck erarbeiteten Gesetzent-
urf präsentiert. Die Druckerschwärze auf dem Papier
ieses Entwurfs ist noch nicht trocken, da wird er von
en Innenpolitikern von Rot und Grün wieder kassiert.
ie Herren Wiefelspütz und Beck von der SPD bzw. den
rünen gaben dem Gesetzentwurf aus den Häusern der
ustizministerin und des Verfassungsministers eine klare
ote: verfassungswidrig. Allenfalls als Formulierungs-
ilfe, so unkte Herr Beck von den Grünen, könne der
egierungsentwurf, den Herr Schily und Frau Zypries
usgearbeitet und vor der Bundespressekonferenz vorge-
tellt hatten, dienen. Der Gesetzentwurf des Bundes-
nnenministers und der Justizministerin stellt also für
en Verfassungsexperten Beck eine teilweise verfas-
ungswidrige Formulierungshilfe dar. Ich weiß nicht,
ie die beiden Bundesminister dies mit ihrer Selbstach-
ung ausmachen. Allenfalls ähnelt das Vorgehen der
undesregierung und der rot-grünen Koalition der Ech-
ernacher Springprozession. Sie gehen einen Schritt vor
nd zwei zurück; rein in die Kartoffeln, raus aus den
artoffeln. Herr Wiefelspütz, das ist das Gegenteil von
ut gemacht; ich bezweifle, dass es überhaupt gut ge-
ollt war.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Schon heute haben wir nämlich wieder eine ent-

chärfte, von den Grünen weichgespülte Version auf
em Tisch liegen, und dies angesichts der Tatsache, dass
ie Bundesregierung eine grundlegende Reform des Ver-
ammlungsrechts bis zum heutigen Tag ohnehin nur an-
ekündigt hat, das allerdings seit dem Jahr 2000. Wäh-
end der Beratungen diese Woche im Innenausschuss
urde seitens der roten und der grünen Fraktion mehr-
ach betont, dass das, was jetzt von Rot-Grün als Gesetz-
ntwurf eingebracht worden ist, schon wieder hinfällig
ei, weil man in dem einen und anderen wichtigen Punkt
urchaus weitere Änderungen vornehmen wolle. Meine
amen und Herren von Rot-Grün, Sie haben offensicht-
ich jeglichen Kompass verloren. Es ist – auch das
öchte ich Ihnen sagen – für die Feinde der Demokratie
her ermunternd, wenn eine Bundesregierung und die sie
ragenden Koalitionsfraktionen durcheinander laufen
ie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir sind und bleiben der Meinung, dass unser Gesetz-

ntwurf zur Erweiterung der Bannmeile eine einfache
nd richtige Antwort zur Lösung des einen Problems ist.
ir sind gerne bereit, die anderen Probleme mit Ihnen
u besprechen. Ich möchte noch einmal darauf hinwei-
en, dass – Herr Kollege Dr. Wiefelspütz, Sie sind nicht
er einzige Verfassungsrechtler in der Bundesrepublik
eutschland –


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Das stimmt!)







(A) )



(B) )


Thomas Strobl (Heilbronn)


es eine ganze Reihe von Verfassungsrechtlern gibt, die
eine andere Auffassung haben und die Bannmeilenrege-
lung so, wie wir sie vorgeschlagen haben, begrüßen, bei-
spielsweise Rupert Scholz. Auch in Maunz/Dürig/
Herzog/Scholz können Sie zu Art. 8 des Grundgesetzes
nachlesen: Irgendwelche verfassungsrechtlichen Argu-
mente gegen die Zulässigkeit solcher Bestimmungen
sind nicht ersichtlich.

Das ist ein weiter Spielraum für den Bundesgesetzge-
ber. Ich habe zwar wenig Hoffnung, möchte aber an Sie
appellieren, dass wir über diese Frage in den Beratungen
im Innenausschuss und in den beteiligten Ausschüssen
noch einmal reden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515805500

Herr Strobl, kommen Sie bitte zum Schluss.

Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1515805600

Ich komme sofort zum Schluss. – Wir sind zu kon-

struktiven Beratungen, auch was das Versammlungs-
recht angeht, absolut bereit. Ich hoffe nur sehr, dass die
Uneinigkeit zwischen Rot und Grün, den Koalitionsfrak-
tionen und der Bundesregierung solche konstruktiven
Beratungen nicht weiter behindert.

Besten Dank fürs Zuhören.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515805700

Das Wort hat jetzt die Bundesministerin Brigitte

Zypries.

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1515805800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Schön an dieser Debatte ist, dass sich alle einig
sind, dass wir als Demokraten gegen Neonazis, Antise-
miten und Rassisten kämpfen müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wie wir das tun, darüber besteht Dissens. Dass man über
einen solchen Dissens diskutiert, ist gut und richtig; dazu
ist ein Parlament wie dieses schließlich da. Deswegen
finde ich es völlig unnötig, dass man ständig diskredi-
tiert, dass es über einen von der Regierung vorgelegten
Gesetzentwurf Diskussionen gibt. Es ist Aufgabe dieses
Parlaments, genau solche Diskussionen zu führen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ebenso ist es Aufgabe des Parlaments, sich mit den
Vorschlägen der Opposition auseinander zu setzen. Noch
schöner wäre es, wenn die Opposition dann auch wüsste,
was sie vorgeschlagen hat, sehr geehrter Herr Strobl.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Aber das liegt ja vor! Wir ändern es auch nicht alle fünf Minuten!)


Es ist ja nicht so, dass irgendjemand etwas über die
Reichweite im Hinblick auf die Verfassungswidrigkeit
Ihres Entwurfes sagen würde.


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(C (D (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Sehr richtig! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Die Grünen sagen das!)


Nein, das verstehen Sie, glaube ich, falsch. – Bei der
iskussion über die Verfassungswidrigkeit Ihres Ent-
urfes geht es doch um den vorgeschlagenen § 5.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ach dem geltenden Gesetz ist es so, dass Demonstratio-
en in befriedeten Bezirken zuzulassen sind, wenn eine
eeinträchtigung des Bundestages nicht zu besorgen ist.
as, sagt das Gesetz, ist in der Regel der Fall, wenn die
ersammlung an einem Tag durchgeführt werden soll,
n dem Sitzungen nicht stattfinden. Dann gilt volle De-
onstrationsfreiheit.
Was macht die Opposition jetzt daraus?

(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wir wollen das ändern! – Jörg van Essen [FDP]: Nur die CDU/CSU, nicht die Opposition!)


Entschuldigung, ich bitte um Nachsicht, Herr van
ssen. – Was sagt die CDU/CSU in ihrem Gesetzentwurf
azu? Dort heißt es, dass der Innenminister Ausnahmen
m Einvernehmen mit dem Präsidenten zulassen kann.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wir haben Vertrauen zum Innenminister!)


ch frage: Nach welchen Kriterien soll das geschehen?

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


err Wiefelspütz hat vorhin richtig gesagt, dass es nicht
ein kann, dass hier von Herrschaftsgnaden entschieden
ird, wann und wo demonstriert werden kann.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätte der Innenminister gerne!)


as ist mit unserer Verfassung wirklich nicht zu verein-
aren. Vielleicht können wir darüber einen Konsens fin-
en. Ich habe Verständnis dafür, dass man über all das
iskutiert, was nach unserer Auffassung erforderlich ist,
m sich mit den Neofaschisten und mit anderen Rechts-
xtremisten auseinander zu setzen und ihre Aktivitäten
u beschneiden.
Wir meinen, dass es richtig ist, an einer anderen Stelle

nzusetzen. Man muss dabei den Aspekt berücksichtigen
er wurde vorhin schon angesprochen –, dass die Maß-
ahmen nicht nur in Berlin, sondern auch an anderen
rten in der Republik wirken sollen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eswegen halten wir es für richtig, § 15 des Versamm-
ungsgesetzes zu ändern. Dazu hat der Bundesinnenmi-
ister schon etwas gesagt. Wir halten es auch für richtig,
inen neuen § 130 Abs. 4 Strafgesetzbuch einzufügen.
it dieser Norm wollen wir zumindest das Verherrlichen






(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries

der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherr-
schaft unter Strafe stellen und damit eine deutliche Er-
weiterung der strafbaren Handlungen vornehmen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Bisher mussten die Neonazis nur vermeiden, das Wort
„Holocaust“ in den Mund zu nehmen und von der
Auschwitzlüge zu sprechen. Alles andere durften sie tun:
Sie durften billigen, sie durften leugnen und sie durften
verharmlosen. Jeder wusste zwar, was gemeint war.
Aber strafrechtlich konnten wir ihnen nicht ans Leder.

Die Neuregelung, die wir jetzt planen, ist im Hinblick
auf das Strafrecht richtig. Sie ist aber auch im Hinblick
auf das Versammlungsrecht richtig. Darauf hat Herr
Wiefelspütz schon hingewiesen. Natürlich kann unter
Rekurs auf das Strafrecht die Genehmigung von Ver-
sammlungen mit Auflagen versehen werden oder sie
können verboten werden.

Nun gibt es immer wieder Juristen – zwei Juristen
und drei Meinungen, wie es bekanntlich heißt –, die be-
haupten, dass unsere Vorschläge zum Teil verfassungs-
widrig und deswegen nicht umsetzbar seien. Ich gestehe
allen zu, dass man sehr ernsthaft über unsere Vorschläge
diskutieren muss. Wogegen ich mich verwahre, ist, dass
die beiden Verfassungsminister dieser Regierung einen
angeblich verfassungswidrigen Entwurf vorlegen. Das
stimmt schlicht nicht. Dieser Entwurf ist nicht verfas-
sungswidrig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das heißt aber nicht, dass man ihn nicht – aus welchen
Gründen auch immer – in Teilen ändern könnte. Man
muss ihn aber sicherlich nicht ändern, nur um ihn verfas-
sungsgemäß zu machen.

Wir wissen sehr wohl, dass wir auch bei der Bekämp-
fung des Rechtsradikalismus die Grundrechte beachten
müssen. Hier geht es insbesondere um Art. 5 des Grund-
gesetzes. Es gibt aber auch die ständige Rechtsprechung
des Bundesverfassungsgerichts, dass die Regelungen des
Art. 5 durch allgemeine Gesetze eingeschränkt werden
dürfen. Darunter sind solche Gesetze zu verstehen, die
sich nicht auf Meinungsäußerungen beziehen, sondern
die einem anderen schützenswerten Rechtsgut dienen.
Es ist völlig unstreitig, dass auch Strafgesetze unter
diese allgemeinen Gesetze fallen.

Diesen Anforderungen, die das Bundesverfassungs-
gericht aufgestellt hat, entspricht der in Aussicht genom-
mene § 130 Abs. 4 Strafgesetzbuch. Die neue Norm ist
hinreichend bestimmt. Die Tathandlung ist das Verherrli-
chen. Dies ist ein Begriff, den wir an verschiedenen Stel-
len bereits im Strafgesetzbuch haben. Dazu gibt es auch
eine hinreichende Rechtsprechung.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Warum begreifen die Grünen das nicht?)


Zudem muss die Äußerung geeignet sein, den öffentli-
chen Frieden zu stören. Sie muss öffentlich gemacht
oder in einer Versammlung geäußert werden. Außerdem
muss sie die Würde der Opfer der nationalsozialistischen

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(C (D ewaltund Willkürherrschaft verletzen. Damit sind alle oraussetzungen für eine zielgenaue Strafrechtsnorm eschaffen. (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wiefelspütz sagt: Das ist verfassungswidrig!)


amit ziehen wir eine klare Grenze zwischen dem, was
rlaubt, und dem, was verboten ist.
Ich meine, dass wir mit diesem Signal auch den jun-

en Menschen, die zunehmend von den Neofaschisten
mworben werden, deutlich machen können, was in die-
em Staat erlaubt ist.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Warum machen Sie verfassungswidrige Vorschläge?)


Ein Wort zum Schluss. Wir alle sollten uns darüber
ewusst sein, dass das Strafrecht nur eine Möglichkeit
st, um gegen den Neofaschismus zu kämpfen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!)


ir müssen aber vor allen Dingen die politische Ausei-
andersetzung suchen und führen. Dieses Problem geht
ie gesamte Gesellschaft an. Es ist eine Aufgabe, die wir
eden Tag auch im Alltag immer wieder aufs Neue be-
ältigen müssen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das am Schluss war richtig!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515805900

Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Kollegen

ürgen Gehb das Wort.

Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1515806000

Frau Ministerin, ich habe mit Freude wahrgenommen,

ass Sie die politische Auseinandersetzung mit den
echtsextremisten an die Spitze der Maßnahmen stellen
ollen, die dazu geeignet sein können, diese zurückzu-
rängen.
Ich muss aber auch eines sagen: Das schärfste

chwert, das Strafrecht – dies haben Sie auch im Zusam-
enhang mit heimlichen Vaterschaftstests einbringen
ollen –, halte ich in dieser Debatte für das ungeeig-
etste Mittel. Wir müssen aufpassen, dass wir auch nicht
ur den Hauch des Eindrucks erwecken, ein Gesin-
ungsstrafrecht machen zu wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das werden wir uns gut merken!)


Ich weiß, dass wir alles gut meinen – das müssen wir
ns nicht immer wieder versichern –, aber nicht immer






(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb

alles gut machen. Herr Wiefelspütz hat das eben gesagt.
Ebenso wie sich alle behördlichen Verbotsverfügungen
nicht nur am Versammlungsrecht, sondern auch an dem
zugrunde liegenden Art. 8 Grundgesetz haben messen
lassen müssen, müssen sich auch alle gesetzlichen Ver-
schärfungen an Art. 8 Grundgesetz messen lassen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Art. 5 vor allen Dingen!)


Es ist nichts schlimmer, als wenn jemand gegen eine
Verbotsverfügung mit Erfolg zu Gericht zieht und dann
hinterher mit erhöhter Legitimation, quasi mit gerichtli-
chem Persilschein, zur Demonstration geht, in der dann
schwarz auf weiß steht: Die aufschiebende Wirkung des
Widerspruchs gegen die Verbotsverfügung wird wieder
hergestellt, weil die Verbotsverfügung offensichtlich
rechtswidrig ist und die Antragsteller in ihren Rechten
verletzt. Dieser geht dann aufgrund eines solchen
schriftlichen Diktums eines Gerichts mit von noch mehr
Stolz geschwollener Brust, als das bisher schon der Fall
ist, zur Demonstration.

Deswegen ermahne ich uns alle, dass wir mit Bedacht
an eine gesetzliche Regelung gehen und nicht nur Lip-
penbekenntnisse machen. Wir sollten uns tatsächlich zu-
sammensetzen und keinen Wettlauf um die vermeintlich
beste Lösung starten, aus dem jeder als Sieger hervorge-
hen möchte.


(Beifall bei der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515806100

Frau Zypries, wollen Sie erwidern? – Bitte schön.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1515806200

Herr Gehb, ich glaube, dass in dieser Sache – das

zeigt auch der Beifall – überhaupt kein Dissens besteht.
Ich habe gerade ausgeführt, dass die von uns vorgese-

hene Norm an Art. 5 Grundgesetz gemessen werden
muss, nicht an Art. 8 Grundgesetz; denn wir machen
kein Versammlungsrecht, sondern Strafrecht. Wir ma-
chen ein Gesetz, das die Meinungsfreiheit einschränkt.
Das muss ein allgemeines Gesetz im Sinne von Art. 5
Grundgesetz sein. Wir sind der Auffassung, dass dieses
Gesetz so, wie wir es in der nächsten Woche in die Aus-
schüsse bringen werden, damit in Einklang steht.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Sie müssen nur noch Herrn Wiefelspütz davon überzeugen!)


– Nein, dazu gibt es in den Koalitionsfraktionen über-
haupt keine Probleme. Nun machen Sie sich nicht dau-
ernd Gedanken um uns, Herr Strobl, sondern bessern Sie
lieber Ihren eigenen Gesetzentwurf nach.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Bei uns gibt es aber keinen Streit!)


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(C (D Trotzdem muss die Arbeit getan werden: entweder in er Diskussion oder am Schreibtisch sitzend. Das stelle ch anheim. Zu Ihnen, Herr Gehb, wollte ich noch sagen: Darin ind wir uns völlig einig. Unser Gesetzentwurf erfüllt die nforderungen. Es gibt aber auch das Angebot, gemeinam noch einmal darüber zu reden. Wir sind gerne dazu ereit. Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt at das Wort die Kollegin Silke Stokar von Neuforn vom ündnis 90/Die Grünen. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515806300
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir alle

ind empört über die Auftritte der Neonazis in unserem
and. Im Sächsischen Landtag wurden die Opfer des
ationalsozialismus verhöhnt und beleidigt. In unseren
tädten wird der Versuch gemacht, das Gedenken an die
pfer zu stören und den Nationalsozialismus zu verherr-
ichen.
60 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus sind wir

ber eine starke und auch eine wehrhafte Demokratie.
ehr eindrücklich haben die Bürgerinnen und Bürger in
resden gezeigt: Wir lassen uns die Würde des Geden-
ens nicht nehmen. Auch in anderen Städten – ich
öchte hier Weimar hervorheben, aber auch die hier oft
enannte Stadt Wunsiedel erwähnen – hat das zivile En-
agement der Bevölkerung gezeigt, dass wir in der Lage
ind, uns aus der Mitte unserer Bevölkerung heraus ge-
en diese Auftritte der Neonazis zur Wehr zu setzen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Die sind in Wunsiedel aber nicht glücklich über die rechtliche Situation!)


Ich möchte hier auch betonen: Kern der Auseinander-
etzung mit der NPD muss die politische Auseinander-
etzung sein. Dennoch halte ich es für genauso richtig
das ist kein Widerspruch; das tun wir zurzeit –, dass
ir erneut alle rechtlichen Mittel prüfen, um der NPD
ufmärsche und große Auftritte zu erschweren.
Wir sind in Deutschland eine streitbare Demokratie.
n der Debatte der vergangenen Tage hat mich ein biss-
hen irritiert, dass ein in der Demokratie ganz normaler
arlamentarischer Vorgang – wir sollten uns Gedan-
en darüber machen, welchen Zweck wir damit verfol-
en – skandalisiert wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


as, was wir im Hinblick auf das vorliegende Gesetz
un, machen wir jeden Tag.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist ja das Bedauerliche, dass Sie es immer so dilettantisch machen!)







(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn

Wir haben die Initiative der Regierung begrüßt, die Vor-
schläge zu einer Gesetzesverschärfung gemacht hat. Es
ist ein ganz normaler Vorgang, dass die Fraktionen über
Änderungsanträge, über die Beratung in den Fachaus-
schüssen und über Änderungen nach Anhörungen in die-
ses Gesetzesverfahren eingreifen. Das ist nichts Beson-
deres; das ist unsere alltägliche Arbeit.

Zu den einzelnen Punkten möchte ich nur so viel sagen:
Am 8. Mai werden wir hier im Deutschen Bundestag
– das ist auch gut so – eine Gedenkveranstaltung abhalten.
Ich sage Ihnen: An diesem 8. Mai wird die NPD nicht
durch das Brandenburger Tor in Berlin marschieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dies wird deshalb nicht geschehen – das ist uns von der
Innensenatsbehörde bestätigt worden –, weil die heutige
Rechtsgrundlage dafür ausreicht. Gedenktage sind schon
heute besonders geschützt.

Es ist doch völlig selbstverständlich: Das höchste
Schutzgut unserer Verfassung ist die Menschenwürde.
Wir werden sicherstellen, dass Neonazis nicht am Holo-
caust-Mahnmal vorbeimarschieren. Wir werden darüber
hinaus sicherstellen – denn es geht nicht nur um
Berlin –, dass auch die anderen KZ-Gedenkstätten in un-
serem Land noch besser als bisher vor solchen Aufmär-
schen geschützt werden.

In einem Punkt sind wir uns nicht einig. Da haben wir
als Fraktion der Grünen eine ganz klare und feste Posi-
tion: Die NPD wird uns nicht dazu veranlassen – denn
wir sind eine starke Demokratie –, dass wir die Ver-
sammlungsfreiheit an zentralen Punkten für alle ein-
schränken.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Sie wollen ein Sondergesetz!)


Auf dem Pariser Platz in Berlin wird es weiterhin auch
ohne Ermächtigung durch den Innenminister und nur auf
Grundlage des Versammlungsrechtes Demonstrationen
geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Was haben Sie denn gegen den Innenminister?)


Wir sind gerne bereit, diese Position hier streitig zu ver-
treten.

Ich möchte noch ein Wort zur FDP sagen. Wehe,
wenn Sie an der Regierung sind! Ihre Reden hier im
Bundestag zu diesem Thema kann ich begrüßen. Ich
sehe aber Ihr Verhalten nicht nur in Rheinland-Pfalz,
sondern auch in Niedersachsen. Wenn Sie die Möglich-
keit haben, einzugreifen, dann machen Sie das Gegenteil
von dem, was Sie hier sagen. Ich habe noch in keinem
Bundesland gesehen, wie so schnell aus liberalen Geset-
zen reine Repressionsgesetze gemacht worden sind, wie
es jetzt in Niedersachsen durch Ihre Beteiligung und Ihr
Einknicken vor dem Innenminister Schünemann ge-
schieht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Ich finde es besser, dass Rot-Grün hier einen vernünfigen Abwägungsprozess vornimmt und sagt: (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist kein Abwägungsprozess! Das ist ein Hühnerhaufen!)


s gilt die Verfassung. Das, was rechtlich möglich ist,
ersuchen wir in diesem Rahmen zu machen.
Ich freue mich auf eine konstruktive und spannende
das ist sie nämlich – verfassungsrechtliche Auseinan-
ersetzung im Innenausschuss. Herr Strobl, wenn Sie
ort einen wirklich konstruktiven Beitrag zu leisten ha-
en und sich an der Diskussion über unsere Anträge be-
eiligen wollen, dann werden wir Ihnen – das sollten Sie
issen – sehr genau zuhören.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515806400

Ich schließe die Aussprache und rufe Tagesordnungs-

unkt 24 auf:
Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur

(… Betreuungsrechtsänderungsgesetz – … BtÄndG)

– Drucksache 15/2494 –
Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)

– Drucksache 15/4874 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Sabine Bätzing
Christine Lambrecht
Joachim Stünker
Ute Granold
Jerzy Montag
Sibylle Laurischk

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-

erin der Kollegin Sabine Bätzing von der SPD-Fraktion
as Wort.


Sabine Bätzing (SPD):
Rede ID: ID1515806500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Wenn am 1. Juli dieses Jahres das Zweite Be-
reuungsrechtsänderungsgesetz in Kraft tritt, sind seit
inbringung des Entwurfs des Bundesrates eineinhalb
ahre vergangen. Der von vielen befürchtete Schnell-
chuss zulasten der Betreuten ist ausgeblieben. Der
echtsausschuss hat Sachverständigen in zwei Anhörun-
en – Sie wissen, das ist außergewöhnlich – die Mög-
ichkeit gegeben, ihre Anregungen und Bedenken vorzu-
ragen.






(A) )



(B) )


Sabine Bätzing

Deshalb gilt mein Dank für die kooperative Zusam-

menarbeit den Berichterstatterinnen und Berichterstat-
tern aller Fraktionen sowie dem Justizministerium, aber
auch und ganz besonders der Vielzahl von Betreuern,
Richtern, Rechtspflegern sowie den Verbänden und Ar-
beitsgemeinschaften, die das Verfahren mit ihrer kon-
struktiven Kritik und ihrem Fachwissen sehr partner-
schaftlich und kompetent begleitet haben.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/ CSU und der FDP)


Ich möchte gleich zu Beginn meiner Rede vorweg-
nehmen, dass wir nicht allen Forderungen und Wün-
schen entsprechen konnten. Zugegeben, auch ich hätte
mir an der einen oder anderen Stelle vielleicht ein ande-
res Ergebnis gewünscht. Aber wir haben sowohl mit den
Ländern als auch mit den Fraktionen einen Kompromiss
gefunden, der für alle Beteiligten tragbar ist. Vor allem
haben wir erreicht, dass sich die Qualität im Betreuungs-
wesen verbessern wird. Beispielsweise konnten wir
durchsetzen, dass in Betreuungssachen nur noch Richter
mit mindestens einjähriger Berufserfahrung tätig werden
können. Aber wir mussten uns auch der Erkenntnis stel-
len, dass finanzielle Einschnitte im Bereich der rechtli-
chen Betreuung notwendig sind.

Lassen Sie mich deshalb gleich zu Beginn meiner
Rede auf einen Punkt zu sprechen kommen, zu dem uns
Fachpolitiker die meisten und auch emotionalsten Zu-
schriften erreicht haben: zur Pauschalierung der Vergü-
tung. Sie ist ein geeignetes Mittel zur Entbürokratisie-
rung des gesamten Betreuungswesens; darüber herrscht
Einigkeit. Denn Berufsbetreuerinnen und Berufsbetreuer
müssen nun nicht mehr jede aufgeklebte Briefmarke und
jeden einzelnen gefahrenen Kilometer gegenüber dem
Vormundschaftsgericht nachweisen. Rechtspflegerinnen
und Rechtspfleger können ihre Arbeitsabläufe nach dem
In-Kraft-Treten dieser Regelung straffen, da das Kon-
trollieren von Abrechnungen entfällt.

Auf beiden Seiten bleibt nun also mehr Zeit, um sich
ganz konkret um den Betreuten zu kümmern. Er steht im
Mittelpunkt, nicht seine Abwicklung. Intensiv und kon-
trovers wurde hingegen die Höhe der pauschalierten Ver-
gütung diskutiert. Wir haben uns bei der Pauschalierung
auf einen Inklusivstundensatz geeinigt. Dieser Inklusiv-
stundensatz enthält einen pauschalen Anteil für Aufwen-
dungsersatz sowie die anfallende Umsatzsteuer. Mit ei-
nem Höchstsatz von 44 Euro ist es möglich, den
Klienten eine qualifizierte Betreuung und den Betreuern
ein auskömmliches Einkommen zu sichern.

Differenziert wird bei der Vergütung nach dem Auf-
enthaltsort – das heißt, ob der Betreute zu Hause oder in
einem Heim lebt – und der Dauer seiner Betreuung.
Auch an dieser Stelle haben wir lange um ergänzende
Kriterien gerungen, beispielsweise um eine Öffnungs-
klausel für besonders schwere Fälle, eine Differenzie-
rung nach Krankheitsbildern oder nach Aufgabenkrei-
sen. Aber weiter gehende Differenzierungen hätten nicht
zu weniger, sondern zu mehr Bürokratie geführt; darum
haben wir von solchen Abstand genommen. Es gibt des-
halb nur zwei Sonderregelungen. Sie beziehen sich zum

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(C (D inen auf vermögende Betreute – da erfahrungsgemäß in größerer Zeitaufwand schon allein für die Vermöensverwaltung erforderlich ist –, zum anderen auf die bergabe der Betreuung an einen ehrenamtlichen Bereuer. Diese zweite Ausnahmeregelung soll für die Beufsbetreuer ein Anreiz sein, ihre Betreuung, wenn es im inne des Betreuten ist, an einen Ehrenamtlichen abzueben. Sofern von dieser Möglichkeit Gebrauch geacht wird, erhalten die Berufsbetreuer die Vergütung ür den begonnenen und für den Folgemonat weitergeahlt. An dieser Ausnahmeregelung erkennt man einen wei eren Schwerpunkt der Gesetzesberatungen: die Stärung des Ehrenamtes. Der Vorteil, der den Betreuungsereinen durch den Inklusivstundensatz entsteht, ist olitisch gewollt: Im Inklusivstundensatz sind 16 Proent Umsatzsteuer enthalten, die Betreuungsvereine haen allerdings lediglich 7 Prozent zu entrichten – im Geensatz zu den Berufsbetreuern. Dabei ist uns allen atürlich bekannt, dass das Betreuungsrecht nicht auschließlich von Ehrenamtlichen ausgeführt werden kann nd dass wir weiterhin Berufsbetreuerinnen und Berufsetreuer brauchen. Bei der Diskussion um das Betreuungsrecht ist das iel der Betreuungsvermeidung ein wenig aus dem lickfeld verschwunden. Hier geht es nicht darum, Bereuung zu verhindern, sondern lediglich darum, rechtich angeordnete Betreuung zu vermeiden. Die Vorsorevollmacht ist das einzige Rechtsinstrument, mit dem ies möglich ist und mit dem vor allem das Selbstbetimmungsrecht jedes Einzelnen umfassend gesichert erden kann. Denn damit kann man eine Vertrauensperon für den Betreuungsfall selbst auswählen. Von daher ate ich jedem, so früh wie möglich eine Vorsorgevollacht zu verfassen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)


Mit der Verteilung der Beratungs- und Beglaubi-
ungskompetenz auf mehrere Schultern sorgen wir
benfalls für die Verbreitung und die Stärkung der Vor-
orgevollmacht. In der Vergangenheit sind zwar Unsi-
herheiten bei der Akzeptanz der Vollmachten aufgetre-
en, insbesondere im Bereich der Kreditwirtschaft. Doch
urch entsprechende Anweisungen an die Banken gibt es
ier nun Sicherheit, wenngleich es von Vorteil sein kann,
ie Vorsorgevollmacht direkt bei der Bank zu unter-
eichnen.
Meine Damen und Herren, ich freue mich sehr, dass

s uns in den Verhandlungen gelungen ist, auch eine
valuierung für das Gesetz festzuschreiben. Diese Eva-
uierung wird die folgenden zwei Jahre umfassen und so-
ohl die Auswirkungen auf die Betreuten als auch auf
ie wirtschaftliche Situation der Betreuer beleuchten;
esondere Berücksichtigung werden auch die Probleme
nd Fragestellungen finden, die aus der kürzlich ergan-
enen Entscheidung des Bundesfinanzhofes bezüglich
er Gewerbesteuerpflicht für Berufsbetreuer resultieren.
it dieser frühzeitigen Evaluierung wird es möglich






(A) )



(B) )


Sabine Bätzing

sein, eventuelle Fehlentwicklungen sehr zeitnah zu er-
kennen, ihnen entgegenzusteuern oder auch Ergänzun-
gen vorzunehmen; ich denke hier zum Beispiel an die
Probleme, die für Ordensgemeinschaften entstehen kön-
nen.

Wir laden alle Beteiligten ein, die hervorragende Ko-
operation der vergangenen zwölf Monate weiterleben zu
lassen, die Evaluierung gemeinsam mit uns zu begleiten
und uns über die Erfahrungen mit dem neuen Gesetz zu
berichten.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Gesetzes-
vorhaben zum Betreuungsrecht sind gefüllt mit Zahlen,
Ziffern, Daten und Berechnungen. Wichtiger als die Dis-
kussion über Kosten und über Öffnungsklauseln ist aber
der Betreute, der auf Hilfe angewiesen ist


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)


und dessen Würde gewahrt werden muss. Wie ich schon
in meiner ersten Rede sagte: Im Mittelpunkt steht der
Mensch. Daran wird sich auch nach In-Kraft-Treten des
Zweiten Betreuungsrechtsänderungsgesetzes nichts än-
dern.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515806600

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte

die Debatte kurz unterbrechen und auf den
Tagesordnungspunkt 23 zurückkommen. Aufgrund einer
Fehleinordnung der Sprechzettel habe ich es versäumt,
die Überweisung der beiden Gesetzentwürfe an die Aus-
schüsse beschließen zu lassen. Deshalb bitte ich, darauf
zurückkommen zu dürfen.

Interfraktionell wird Überweisung der Gesetzent-
würfe auf den Drucksachen 15/4731 und 15/4832 an die
in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Gibt es anderweitige Vorschläge? – Das ist
nicht der Fall. Dann ist das so beschlossen.

Dann komme ich zum Tagesordnungspunkt 24 zu-
rück. Das Wort hat jetzt die Kollegin Ute Granold von
der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ute Granold (CDU):
Rede ID: ID1515806700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir befassen uns heute mit dem Betreuungsge-
setz, einem Gesetz, das die Menschen tief bewegt und
das beim Bund und in den Ländern sehr intensiv, aber
auch sehr konstruktiv und sehr harmonisch beraten
wurde. Ich glaube, wir können heute sagen, es ist eine
Sternstunde für uns, wenn wir hier zusammen zu einem,
wie ich denke, guten Ergebnis kommen.

Die erste Lesung hierzu fand vor einem Jahr statt.
Seitdem gab es eine ganze Anzahl von intensiven Bera-
tungen. Wir haben zwei große Anhörungen durchgeführt

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(C (D nd es wurde eine Arbeitsgruppe zwischen Bundestag nd Bundesrat gebildet, um zu einem konstruktiven Erebnis zu kommen. Daneben fanden eine Vielzahl von esprächen mit Verbänden und Interessenvertretungen owie Veranstaltungen statt. Alle Berichterstatter sind uer durch die Republik gereist, um den Menschen unere Novellierung nahe zu bringen. Über den Reformbedarf bestand Einigkeit. Bereits in er letzten Legislaturperiode – in den Jahren 1999 und 000 – hat eine interfraktionelle Arbeitsgruppe ein Reormkonzept erarbeitet, da die Zahl der Betreuungen ereblich gestiegen ist und die Kosten in den Ländern exlodiert sind. Die Länder haben nach Erstellung des bschlussberichts einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe inen Gesetzentwurf vorgelegt, der Grundlage für unsere eratungen war. Ich denke, ich spreche hier für alle Beteiligten, wenn ch sage, dass für uns bei allen Beratungen stets der ensch, der aufgrund einer Erkrankung, einer Behinde ung oder seines Alters einer rechtlichen Betreuung bearf, im Mittelpunkt stand. Ziel der jetzigen Reform ist s, die Qualität der Betreuung zu erhöhen und sicherzutellen, dass qualifizierte Betreuungsarbeit geleistet und ezahlt wird. Die Justizhaushalte der Länder sollen daei mit einem gerechten und unbürokratischen Abrechungssystem entlastet werden. Wir waren uns bei der Diskussion stets der Problema ik bewusst, dass in unserer Gesellschaft eine Betreungshilfestruktur, ein Handlungsinstrumentarium zur tützung von Betroffenen ohne Eingriffe der Justiz, ehlt. Hier besteht nach wie vor Handlungsbedarf. Heute befassen wir uns mit der rechtlichen Betreu ng, die im Betreuungsgesetz geregelt ist. Die Vorsorevollmacht als Herzstück ist bereits im Gesetz veranert, sie muss aber gestärkt und in den Mittelpunkt erückt werden. Sie ist als einziges Rechtsinstitut geeiget, das Selbstbestimmungsrecht der Einzelnen für den all einer Erkrankung oder Behinderung umfassend zu ichern. Mittlerweile besteht auch eine große Nachfrage ach so genannten Mustervorsorgevollmachten. Die sehr ut besuchten Informationsveranstaltungen der letzten ochen und Monate haben gezeigt, dass das Interesse in er Bevölkerung sehr groß ist. Die bisherige Rechtslage wird den Anforderungen der raxis allerdings nicht gerecht. Im Rechtsverkehr, insbeondere bei den Banken und Sparkassen, findet die Vororgevollmacht keine Akzeptanz, da nicht gesichert ist, b sie auch tatsächlich vom Vollmachtgeber stammt und einen Willen wiedergibt. Ein akzeptabler Weg, der viele enschen erreicht, wurde jetzt mit der Errichtung einer ehördlichen Beglaubigungskompetenz im Sinne einer ffentlichen Beglaubigung gefunden. Außerdem konnte dieser Tage – wir haben es von errn Staatssekretär Hartenbach gehört – eine Einigung it den Banken und Sparkassen gefunden werden. Die anken werden eine so genannte Bankenvorsorgevollacht ausstellen und in den Verkehr bringen. In begleienden Informationsbroschüren von Bund und Ländern ird bei den Menschen darum geworben werden, eine Ute Granold solche Vollmacht zu unterzeichnen. Weiterhin soll die Vorsorgevollmacht in ein so genanntes Vorsorgeregister, das bei der Bundesnotarkammer geführt wird, aufgenommen werden. Die Gerichte haben dann rund um die Uhr die Möglichkeit, sich zu informieren und auf diese Vorsorgevollmacht Rückgriff zu nehmen. Die Gebühr hierfür – auch das wurde mittlerweile festgelegt – soll zwischen 15 und 18 Euro liegen, je nachdem, für welche Zahlungsart man sich entscheidet. Die Rechtvorschriften hierfür sind nach einem größeren Akt aller – es gab hier noch eine Vielzahl von Hürden zu nehmen – mittlerweile auf den Weg gebracht. Ich danke für die wirklich intensive Mitarbeit von Herrn Staatssekretär Hartenbach. Auch wenn es zu wünschen wäre, dass möglichst alle volljährigen Menschen eine Vorsorgevollmacht erteilen, so gibt es doch Fälle, in denen eine Betreuung erforderlich ist und keine Vorsorgevollmacht besteht. Hier müssen Regelungen getroffen werden, die für die Menschen greifen. Insbesondere im Verfahrensbereich gibt es eine Reihe von Neuerungen. Wir haben es gerade schon von der Kollegin Bätzing gehört. Die Anordnung und Aufhebung der Betreuung sowie die Festlegung des Aufgabenbereichs eines Betreuers sollen nach wie vor unter Richtervorbehalt bleiben. Die Auswahl, Bestellung und Entlassung sollen im Aufgabenbzw. Zuständigkeitsbereich der Rechtspflege liegen. Proberichter sollen im ersten Jahr ihrer richterlichen Tätigkeit nicht eingesetzt werden, weil die Erfahrung fehlt. Gutachten, die erforderlich sind, um eine Betreuung anzuordnen, können auch dann verwertet werden, wenn sie aus vorangegangenen Verfahren stammen, sofern diese aus dem Bereich der Pflegeversicherung stammen und der Betroffene zustimmt. Wir sind überzeugt, dass wir mit der Änderung der Vergütung im Betreuungswesen den richtigen Weg beschritten haben. Mit der Pauschalierung, die nun eingeführt werden soll, entfallen zeitraubende und bürokratische Einzelabrechnungen. Wir haben für die Pauschalierung eigens eine Anhörung durchgeführt und waren sehr froh, dass wir sehr viele Anregungen aus der Praxis erhielten, die wir in das Gesetz einarbeiten konnten. Ich denke, wir haben einen gerechten Interessenausgleich zwischen den Betreuern und den Ländern vorgenommen, einen Katalog erstellt und das, was uns die Länder vorgelegt haben, ein Stück weit erweitert. Neben der Differenzierung, ob der Betreute zu Hause ist, in einem Heim oder einer anderen Einrichtung untergebracht ist, differenzieren wir jetzt noch zwischen mittellosen und vermögenden Betreuten. Wir müssen wissen, dass 85 Prozent der Betreuten mittellos sind. Wir haben aber entschieden, nicht weiter je nach der Schwere einer Erkrankung oder eines Falles zu differenzieren. Diese Position haben wir bei der Mittelung der Pauschalsätze eingearbeitet. Weitere Differenzierungen würden wiederum zu einem Verwaltungsaufwand führen, den wir gerade vermeiden wollten. Was uns von der Union wichtig war und auch Eingang im Gesetz gefunden hat, ist die Stärkung des Ehrenamtes. Mit den Inklusivsätzen und den Bruttobe t e s d z r g r b D A B a b l g z s r l s m E P A s f b l d h n e a k g u E z d n F Z h l B (C (D rägen werden die Betreuungsvereine, wo sich die vielen hrenamtlich Tätigen wieder finden, gestützt und getärkt. Mit einem reduzierten Steuersatz ist es möglich, ass die Betreuungsvereine hier ein Stück weit bevorugt werden und damit die ehrenamtliche Arbeit honoiert wird. Auf einen weiteren Vorschlag der Union wurde das so enannte Tandemmodell eingeführt. Wir wollen Aneize schaffen, dass bei leichteren Fällen die Berufsetreuung an ehrenamtliche Betreuer abgegeben wird. aher wird eine Zusatzvergütung erfolgen, um einen nreiz zu schaffen, dass der Fall einem ehrenamtlichen etreuer übergeben wird. Auch das Urteil des Bundesfinanzhofs wurde bereits ngesprochen. Hier gab es Irritationen, weil die Berufsetreuer nun der Gewerbesteuerpflicht unterliegen solen. In den letzten Tagen haben wir noch eine Einigung efunden, um das Gesetz verabschieden zu können. In wei Jahren wird es eine Evaluierung unter den Geichtspunkten der steuerlichen Belastung und der Diffeenzierung geben. Auch bei der Frage der Auskömmichkeit der nun festgelegten Vergütungssätze wollen wir ehen, ob das Gesetz greift und von der Praxis angenomen wird. Wir haben in der Anhörung viel Zeit auf die Frage der inführung einer gesetzlichen Vertretung im Bereich der ersonen-, Vermögensund Gesundheitssorge verwandt. b einem bestimmten Stadium haben wir in der Diskusion gesagt: Wir könnten die gesetzliche Vertretung beristen, um haftungsrechtliche Probleme in den Griff zu ekommen. Das hat aber nicht funktioniert. Das wäre alerdings ein Anliegen, da viele Menschen in der Praxis avon ausgehen, dass eine Vertretung in der Gesundeitsfürsorge im Gesetz steht. Aber dies steht leider icht so im Gesetz; der Kollege Grübel wird hierzu noch iniges ausführen. Gleiches gilt im Übrigen auch für die mbulante Zwangsbehandlung, die eine Zeit lang disutiert wurde. Wir haben gemeinsam ein Gesetzeswerk auf den Weg ebracht, das für die Menschen in unserem Land gut ist nd mit dem auch die Handelnden gut leben können. Die valuierung gibt uns ein Stück weit die Sicherheit, in wei Jahren zu überprüfen, ob das Gesetz greift. Ich beanke mich wie die Kollegin Bätzing bei den Kolleginen und Kollegen der Regierungsfraktionen und der DP für die doch sehr lange, intensive und fruchtbare usammenarbeit und die Tatsache, dass wir heute, so offe ich, gemeinsam ein Gesetz verabschieden, das alen Menschen in unserem Land zugute kommt. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der SPD und der FDP)





(A) )


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(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515806800

Das Wort hat jetzt der Kollege Jerzy Montag von
ündnis 90/Die Grünen.






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Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515806900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Re-

formgesetz zum Betreuungsrecht, dem heute allseitige
Zustimmung im Hause zuteil wird, hat sein Gesicht
gegenüber dem ursprünglichen Bundesratsentwurf ent-
scheidend geändert. Erst die Änderungen, die wir
gemeinsam im Rechtsausschuss des Deutschen Bundes-
tages zustande gebracht haben, haben den Kern des Be-
treuungsrechts wieder sichtbar gemacht. Die betreuungs-
bedürftigen Menschen in ihrer Menschenwürde sind und
bleiben auch in Zeiten knapper Kassen im Mittelpunkt
der Reform.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Der Gesetzentwurf ist das Ergebnis harter und
schwieriger Verhandlungen. Der erzielte Kompromiss ist
aber gelungen. Wir stehen zu dem Gesamtpaket und set-
zen auf die politische Zusage, dass auch die Länder diese
Gesamtlösung mittragen werden.

Einen Vorschlag des Bundesrates haben wir ersatzlos
streichen müssen, die ambulante Zwangsbehandlung.
Sie widerspricht allen Ansätzen einer modernen
Psychiatrie, die auf ein kooperatives Patientenverhältnis
setzt. Psychisch Kranke brauchen gerade in ihrem Zu-
hause vertrauensvolle Unterstützung und Hilfe und eben
nicht staatlich verordneten Zwang.

Wir wollen die Vorsorgevollmacht stärken. Mit einer
solchen Vollmacht kann jeder Mensch selbst bestimmen,
welche Person seines Vertrauens im Falle des Falles
seine Rechtsangelegenheiten regeln soll; denn auch hier
muss gelten: Persönliche Vorsorge ist besser als staatli-
che Fürsorge. Dieser Vorrang sichert das Selbstbestim-
mungsrecht der Betroffenen und hilft zugleich, Kosten
der Betreuung zu vermeiden.


(Beifall des Abg. Otto Fricke [FDP])

Wir haben deswegen die Hürden für Vorsorgevollmach-
ten gesenkt, damit die Menschen davon noch stärker Ge-
brauch machen. Betreuungsvereine können noch offensi-
ver für diese Vollmachten werben und Beratungen
durchführen. Beglaubigungen können auch bei Betreu-
ungsbehörden erfolgen.

Nun müssen wir alle an der gesellschaftlichen Akzep-
tanz der Vorsorgevollmacht mitwirken. Die Mustervoll-
machten aus den Ländern und aus dem Bundesjustiz-
ministerium sind erarbeitet und sollten verbreitet
werden. Sie sollten um eine spezielle Bankvollmacht er-
gänzt werden, die dann von den Banken auch tatsächlich
akzeptiert wird.

Dem Gedanken der Selbstbestimmung widersprach
auch die gesetzliche Vertretungsmacht für Ehegatten
bzw. Angehörige in Gesundheits- bzw. Vermögensange-
legenheiten. Wir haben diese Vorschläge daher ersatzlos
gestrichen.

Mit weiteren Änderungen haben wir die Qualität der
Betreuungsentscheidungen gesichert und ausgebaut.
Stichwort richterliche Entscheidungskompetenz: Die
Anordnung der Betreuung und die Bestimmung des Auf-
gabenkreises bleiben in Richterhand. Stichwort Qua-

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(C (D itätssicherung: Der Richter kann in geeigneten Fällen inen Betreuungsplan erstellen lassen. Stichwort Zweiterwertung von Gutachten: Den Vorschlag des Bundesates, jedes Hausarztgutachten im Betreuungsverfahren u verwenden, haben wir abgelehnt. Nur zeitnahe und mfassende Gutachten können die Basis für eine qualiizierte Entscheidung des Gerichts bieten. Ein zentraler Reformpunkt, der massiver Kritik aus esetzt war, betraf die Pauschalierung der Vergütung für ie Berufsbetreuer. Ich möchte vorab ganz deutlich saen: Das Interesse der Länder, die Kosten der Berufsbereuungen finanzierbar zu halten, ist ein ganz berechtiges Interesse. Die bisherige so genannte Spitzabrechnung ührte zu unbestreitbaren Mehrkosten. Sie sind von meien Vorrednerinnen im Einzelnen aufgeführt worden. eswegen ist der Übergang zur Pauschalvergütung ein ichtiger Reformschritt. Aber dieser Reformschritt usste so gegangen werden – und er ist jetzt so geganen worden –, dass die Auskömmlichkeit der Berufsbereuer gesichert ist. Nur so wird der Grundgedanke der eform von 1992, nämlich eine qualitativ hochwertige ndividualbetreuung zu leisten, gesichert werden könen. Der Stundensatz für Berufsbetreuer ist netto um fast 3 Prozent angehoben worden, bei Vereinsbetreuungen ird die Steigerung sogar 20 Prozent betragen. Dies ist uch gerechtfertigt; denn die Betreuungsvereine sichern icht nur Berufsbetreuungen, sondern werben und beleiten auch die ehrenamtlichen Betreuer und helfen ihen bei ihrer Arbeit. Deswegen gilt jetzt für alle Beteiligten, für den Bund, ür die Länder, für die Betreuungsvereine, für die freibeuflichen Berufsbetreuer und deren Berufsverbände: Das esetz ist eine Basis für gute Rechtsbetreuung in der Zuunft im Interesse und zum Wohl der betreuungsbedürfigen Menschen. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Ute Granold [CDU/CSU])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515807000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Sibylle Laurischk von

er FDP-Fraktion.


Sibylle Laurischk (FDP):
Rede ID: ID1515807100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zuerst
öchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei den Kolle-
en aus den anderen Fraktionen für die gute Zusammen-
rbeit zu bedanken, die durch eine bemerkenswerte
ähe in den Kernpositionen gefördert wurde.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Die Reform des Betreuungsrechts hat uns alle lange

eschäftigt. Mit dem vom Bundesrat vorgelegten Ent-
urf haben wir uns unter anderem in zwei Anhörungen
m Rechtsausschuss und in vielen Fachgesprächen inten-
iv beschäftigt. Wir haben wesentliche Punkte geändert






(A) )



(B) )


Sibylle Laurischk

und, wie ich meine, deutlich verbessert. Die Ablehnung
der gesetzlichen Vertretungsmacht sowohl in der Ge-
sundheits- als auch in der Vermögenssorge, die Verhin-
derung der ambulanten Zwangsbehandlung wie auch die
Beibehaltung der Grundentscheidung über die Betreu-
ung bei den Richtern sind Punkte, die aus unserer Sicht
rechtsstaatlich unverzichtbar waren.


(Beifall bei der FDP)

Die Pauschalierung der Betreuervergütung war

notwendig, um Bürokratie abzubauen und die Rechts-
pfleger nicht als reine Abrechnungsrevisoren zu verste-
hen. Nach Klärung der rechtsstaatlichen Kernpunkte
blieb die Pauschalierung der Betreuervergütung der zen-
trale Streitpunkt mit den Ländern. Hier haben wir eine
Differenzierung nur nach dem Aufenthaltsort des Be-
treuten vorgenommen und Stundenansätze auf Basis ei-
nes Medians der rechtstatsächlichen Untersuchung vor-
genommen.

Es bleibt abzuwarten, ob die gefundene Lösung bei
den Zeitansätzen und der Vergütungshöhe den Ansprü-
chen gerecht wird, die wir an die Arbeit von Betreuern
stellen. Doch über eines sollten wir uns von Anfang an
im Klaren sein. Die Betreuer haben bisher in der tägli-
chen Abwicklung ihrer Aufgaben oft Arbeiten übernom-
men, die eigentlich in die Zuständigkeiten anderer fallen.
Dies können wir nach In-Kraft-Treten des neuen Vergü-
tungsmodells nicht mehr erwarten.

Ich darf mich an dieser Stelle wiederholen: Eine qua-
lifizierte Betreuung ist nicht zum Nulltarif zu haben.
Leider steht hinsichtlich der finanziellen Situation der
Betreuer noch ein anderes Problem ins Haus. Ein Urteil
des Bundesfinanzhofs, das Anfang Februar bekannt ge-
macht wurde, unterwirft Berufsbetreuer, aber auch als
Betreuer tätige Anwälte mit ihren gesamten Einkünften
der Gewerbesteuerpflicht. Ich habe in meinen Gesprä-
chen die Berufsbetreuer durchaus als Angehörige einer
Berufsgruppe erlebt, die den mir geläufigen Grundsätzen
eines freien Berufes entsprechen würden. Trotz steuer-
lichen Freibetrags und teilweiser Anrechnungsmöglich-
keiten auf die Einkommensteuer hat die genannte Ent-
scheidung möglicherweise Konsequenzen, die noch
nicht absehbar sind.

Wir haben uns auf eine Evaluation der finanziellen
Situation der Betreuer einschließlich der Steuersituation
nach zwei Jahren verständigt. Ich fordere die Bundes-
regierung schon jetzt auf, auf die Problemlage zu reagie-
ren.

Ein weiterer Punkt, der uns aller Voraussicht nach
auch in Zukunft beschäftigen wird, ist die Qualitätssi-
cherung. Im Spagat zwischen einer möglichst geringen
Zugangsvoraussetzung, um ehrenamtliche Betreuer zu
gewinnen, und möglichst hohen Standards für berufliche
Betreuer ist ein Ausgleich nur schwer möglich, gerade
weil auch weiterhin das Ehrenamt in der Betreuung
Vorrang haben soll.

Doch immer komplizierter werdende Sozialvorschrif-
ten – sei es bei den Krankenkassen oder infolge von
Hartz IV – lassen das Aufgabengebiet der Betreuer in
Zukunft eher noch anspruchsvoller werden. Daher muss

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(C (D s unser Anliegen sein, einen angemessenen Standard zu ewährleisten. Die Klärung, ob dies durch ein Zertifizieungsmodell mit Register, einen eigenständigen akadeischen Ausbildungsgang, eine Fortbildungspflicht oder ine Kombination aus allem erfolgen sollte, ist Aufgabe er Verbände, denen ich an dieser Stelle ausdrücklich eine Anerkennung und meinen Dank für ihre konstrukive Haltung im Diskussionsprozess ausspreche. Sie haen sehr viele hilfreiche Vorschläge in die Diskussion ingebracht. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


ngesichts des kurzen Bestehens des Berufsstandes ist
ies eine bemerkenswerte Leistung.
Einen anderen Beitrag zur Qualitätssicherung werden
Übrigen auch die Richter leisten müssen. Wir haben

urchsetzen können, dass nicht mehr unerfahrene Rich-
r mit dieser Aufgabe betraut werden. Nun sind sie ge-
ordert, gute und verlässliche Betreuer auszuwählen.
Leitgedanke für die Reform war Art. 1 des Grundge-

etzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Trotz
es Charakters des Spargesetzes, den die Bundesratsvor-
ge hatte, bin ich heute der Meinung, dass dieser Grund-
atz durch die Veränderungen, auf die wir uns verständigt
aben, beachtet wurde. Das Selbstbestimmungsrecht der
etreuten wird nicht weiter eingeschränkt. Die Rahmen-
edingungen für die Vorsorgevollmacht werden verbes-
ert.
Auch in Zukunft werden wir uns der Herausforderung

tellen müssen, trotz knapper Kassen das in uns gesetzte
ertrauen im Interesse der Betreuten und der Betreuer
icht zu enttäuschen und tragfähige Lösungen zu entwi-
keln.
Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515807200

Für die Bundesregierung spricht jetzt der Parlamenta-

ische Staatssekretär Alfred Hartenbach.

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Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1515807300

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

en und Kollegen! Auch ich möchte an den Beginn mei-
er Rede ein ganz herzliches Dankeschön stellen: Dank
n Sie, die Berichterstatter und Berichterstatterinnen, an
ie Bundesländer sowie an die Mitarbeiterinnen und
itarbeiter des Bundesjustizministeriums.
Frau Zypries hatte vor einem Jahr von gleicher Stelle

us versprochen, dass wir konstruktiv mitarbeiten und
ns einbringen werden. Dies haben wir getan.


(Beifall des Abg. Joachim Stünker [SPD])

ch glaube, wir alle können stolz darauf sein, dass wir
emeinsam etwas geschaffen haben, das denjenigen zu-
ute kommt, denen es tatsächlich zugute kommen soll,






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach

nämlich den Menschen, die nicht mehr selbst bestimmen
können, was mit ihnen geschieht.

Heute versprechen wir, dass wir den Werdegang des
Gesetzes – ich halte es für gut – sehr genau beobachten
und darauf achten werden, wie es sich in der Praxis aus-
wirkt. Ich stehe zu unserem Wort, dass wir evaluieren
und schnell eingreifen werden, wenn etwas nicht funk-
tioniert. Frau Laurischk, die Evaluierung bezieht sich
auch auf die steuerlichen Auswirkungen auf die Be-
treuer.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Lassen Sie mich noch auf einen Punkt eingehen, den
ich persönlich für sehr wichtig halte. Das ist die Vorsor-
gevollmacht. Wir schaffen hier ein Instrument, welches
es den Menschen ermöglicht, zu den Zeiten, in denen sie
noch selbst bestimmen können, zu regeln, wer einmal für
sie sorgen soll, wenn sie nicht mehr selbst bestimmen
können. Ich bin sehr stolz darauf, dass es uns in gemein-
samen Gesprächen gelungen ist, zu erreichen, dass die
Banken sich bemühen werden, ein einheitliches Formu-
lar zu entwerfen. Ich bin sehr sicher, dass es uns eben-
falls gelingen wird, dafür zu sorgen, dass diejenigen, die
aufgrund einer Vollmacht Betreuung übernommen ha-
ben, mithilfe dieses Formulars ihre finanziellen Pro-
bleme unter erleichterten Umständen lösen können. In
diesem Zusammenhang darf ich ein herzliches Danke-
schön an die Vertreter der Banken aussprechen, die uns
sehr entgegengekommen sind.

Lassen Sie mich zum Schluss kommen. Ich freue
mich, dass wir zu einem parlamentarischen Stil gefun-
den haben, der vorbildlich für alle weiteren Beratungen
in diesem Hause sein dürfte.1)

Vielen Dank, meine lieben Kolleginnen und Kolle-
gen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515807400

Als nächster Redner hat das Wort der Kollege Markus

Grübel von der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Markus Grübel (CDU):
Rede ID: ID1515807500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im

Mittelpunkt der Beratungen stand und steht der Mensch.
Das haben alle gesagt. Anlass für die Beratungen und
den Gesetzentwurf war aber das liebe Geld. Die Kosten
der rechtlichen Betreuung sind in den letzten Jahren
stark gestiegen. Dafür gibt es viele Gründe. Durch den
demographischen Wandel gibt es immer mehr hochbe-
tagte Menschen und damit auch immer mehr Altersde-
mente. Die Familienverbände lösen sich auf. Durch die
Verrechtlichung in allen Lebensbereichen wird immer

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d1) siehe auch Anlage 3

(C (D tärker nach einer förmlichen Vorsorgevollmacht oder etreuung gefragt, wo früher die Kenntnis der Familienerhältnisse genügt hat. Die Beratungen waren durch das Konsensprinzip ge rägt; das ist klar geworden. Wir haben hier das gute eispiel eines Gesetzes, das gemeinsam und ohne groen Streit beraten wurde. Auf was wir uns nicht einigen onnten, steht demnach auch nicht im Gesetz. Einen unkt möchte ich in diesem Zusammenhang ausdrückich ansprechen: die gesetzliche Vertretungsmacht für hegatten und Kinder im Bereich der Gesundheitsfürorge und für Ehegatten im Bereich der Vermögensorge. Hier sind ganz unterschiedliche Bilder von Famiie und Ehe aufeinander geprallt, ja man kann fast sagen: anz unterschiedliche Weltbilder. Während SPD und rüne von einem möglichen Missbrauch bei den Ehegaten und in der Familie ausgegangen sind, haben wir ein anz anderes, positiveres Bild von Ehe und Familie. (Christine Lambrecht [SPD]: Von Überforderung sind wir ausgegangen!)


ir sehen nicht zunächst die Gefahr, dass der Ehepartner
ie Konten räumt, wenn der andere in einer hilflosen
age ist. Wir unterstellen nicht, dass die Kinder nur da-
auf warten, sich durch einen Behandlungsabbruch in
en Besitz der Erbschaft bringen zu können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber möglich ist es!)


ür uns ist die Ehe ein Ort, an dem der eine für den an-
eren da ist. Für uns ist die Familie der Ort, an dem es
olidarität zwischen den Generationen gibt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Karlheinz Guttmacher [FDP] – Christine Lambrecht [SPD]: Nur 13 Prozent der betreuten Menschen sind verheiratet!)


Die meisten alten und kranken Menschen haben we-
iger Angst vor ihren Familienangehörigen als vielmehr
or dem Vormundschaftsgericht und dem vormund-
chaftsgerichtlichen Verfahren. Sollte es im Einzelfall
atsächlich Grund für Misstrauen geben, hätte nach dem
esetzentwurf jeder seinen entgegenstehenden Willen
ußern und dokumentieren können.
Ein rechtsstaatlich sauberes Verfahren besteht aus

ielen Verfahrensschritten: der Anregung der Betreuung
nd dem ärztlichen Attest, einer sozialpsychiatrischen
tellungnahme von ambulanten kommunalen Diensten,
inem fachärztlichen Gutachten über den Betroffenen,
er Anhörung der Betreuungsbehörde, der Stellung-
ahme des Verfahrenspflegers, der Anhörung des Be-
offenen und dem Schlussgespräch und schließlich dem
eschluss des Vormundschaftsgerichts und der Ver-
flichtung des Betreuers. In vielen Fällen ist das Ergeb-
is dieses sauberen rechtsstaatlichen Verfahrens, dass
er Ehepartner oder das Kind zum Betreuer bestellt
ird, und dies oft nur für eine verhältnismäßig kurze
eit. Hier hätten wir ein familienpolitisches Signal set-
en und Bürokratieabbau betreiben können. Leider war
ies nicht konsensfähig.






(A) )



(B) )


Markus Grübel

Auf das Thema Vorsorgevollmacht haben bereits alle

Redner hingewiesen.
Lassen Sie mich zum Schluss kommen: Wir sind mit

dem Zweiten Betreuungsrechtsänderungsgesetz insge-
samt zufrieden. Wenn wir uns auch noch auf die gesetzli-
che Vertretungsmacht geeinigt hätten, hätten wir noch
weniger Bürokratie und ein familienpolitisches Signal
setzen können. Dies bleibt ein Merkposten für ein mögli-
ches Viertes Betreuungsrechtsänderungsgesetz nach dem
Jahr 2006.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515807600

Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt

hat das Wort die Kollegin Christine Lambrecht von der
SPD-Fraktion.


Christine Lambrecht (SPD):
Rede ID: ID1515807700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will

nur kurz die Gelegenheit nutzen, einige Irrtümer auszu-
räumen, die mein Vorredner jetzt in die Debatte einge-
bracht hat. Herr Grübel hat ein Familienbild aufgezeigt,
wie es wünschenswert ist und wie es in zahlreichen Fa-
milien vorkommt und noch häufiger vorkommen sollte.
Das hat aber nichts mit dem zu tun, über das wir uns hier
unterhalten, nämlich die gesetzliche Vertretungsmacht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Man muss zunächst wissen, dass nur 13 Prozent aller
Menschen, die unter Betreuung stehen, überhaupt ver-
heiratet sind. Wir reden hier also über eine marginale
Zahl.

Das Problem bei der gesetzlichen Vertretungsmacht
war, dass sie sich nicht nur auf Ehegatten bezog, sondern
auch auf die Kinder. Es war ein Automatismus vorgese-
hen, nach dem das Kind für den entsprechenden Eltern-
teil verantwortlich ist,


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit viel Bürokratie bei zwei Kindern!)


aber auch umgekehrt der Elternteil für das Kind. Das ist
dann kein Problem, wenn zum Beispiel ich mit 39 Jahren
für meinen 60-jährigen Vater die Betreuung übernehmen
soll. Umgekehrt geht es auch noch. Wenn aber sein
84-jähriger Vater für ihn automatisch die Betreuung
übernehmen soll, zum Beispiel wenn er einen Schlag-
anfall gehabt hat, besteht ein Fall der Überforderung.
Genau so ist es, wenn der 18-jährige Sohn für seinen
50-jährigen Vater, der nebenbei noch einen Betrieb lei-
tet, die gesetzliche Vertretungsmacht übernehmen soll.
Das waren unsere Bedenken.

Außerdem ging es um die Emanzipation. Ich spreche
hier nicht von Frauen, sondern von Behinderten, die
explizit erklärt haben, dass sie nicht automatisch für
den Rest ihres Lebens unter die Vertretungsmacht ihrer
Eltern gestellt werden wollen.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Sibylle Laurischk [FDP])


Das waren die Gründe, warum wir kein gesetzliches
ertretungsrecht wollen. Wir haben kein abgehobenes
amilienbild, sondern wir nehmen die Realität zur
enntnis. Es wäre schön, wenn es so wäre, wie Sie es
ier dargestellt haben. Völlig andere Gründe haben dazu
eführt, dass wir das ursprünglich vorgesehene gesetz-
iche Vertretungsrecht nicht im Gesetzentwurf haben
ollten.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1515807800

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den vom Bun-

esrat eingebrachten Entwurf eines Betreuungsrechts-
nderungsgesetzes auf Drucksache 15/2494. Der
echtsausschuss empfiehlt auf Drucksache 15/4874,
en Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzuneh-
en. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der
usschussfassung zustimmen wollen, um das Handzei-
hen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetz-
ntwurf ist in zweiter Beratung einstimmig angenom-
en.

Dritte Beratung
nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
st einstimmig angenommen.
Interfraktionell ist vereinbart worden, die heutige

agesordnung um die Beratung der Anträge der Frak-
ionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen auf
urückweisung von Einsprüchen des Bundesrates auf
en Drucksachen 15/4892 und 15/4893 zu erweitern und
iese jetzt als Zusatzpunkt 11 und Zusatzpunkt 12 aufzu-
ufen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall.
ann ist so beschlossen.
Ich rufe somit den Zusatzpunkt 11 und den Zusatz-

unkt 12 auf:
P 11 Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD

und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Zurückweisung des Einspruchs des Bundes-
rates gegen das Gesetz über die Feststellung
des Bundeshaushaltsplans für das Haushalts-
gesetz 2005 (Haushaltsgesetz 2005)

– Drucksachen 15/4890, 15/4892 –

P 12 Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Zurückweisung des Einspruchs des Bundes-
rates gegen das Gesetz zur Errichtung der
Akademie der Künste (AdKG)

– Drucksachen 15/4891, 15/4893 –






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Der Präsident des Bundesrates hat schriftlich mit-

geteilt, dass der Bundesrat beschlossen hat, gegen das
Haushaltsgesetz 2005 und gegen das Gesetz zur Errich-
tung der Akademie der Künste Einspruch einzulegen. Es
liegen zwei Anträge der Fraktionen der SPD und des
Bündnisses 90/Die Grünen auf Zurückweisung der Ein-
sprüche des Bundesrates vor.

Bevor wir gleich zur Abstimmung über die beiden
Anträge kommen, bitte ich um Ihre Aufmerksamkeit für
einige notwendige Hinweise zum Abstimmungsverfah-
ren. Es ist jeweils namentliche Abstimmung verlangt.
Nach Art. 77 Abs. 4 des Grundgesetzes ist für die
Zurückweisung eines Einspruchs des Bundesrates die
Mehrheit der Mitglieder des Deutschen Bundestages er-
forderlich; das sind mindestens 301 Stimmen.

Wer den Einspruch zurückweisen will, muss mit Ja
stimmen. Sie benötigen außer Ihren Stimmkarten auch
Ihre Stimmausweise in den Farben Blau und Gelb. Die
Farbe des zu verwendenden Stimmausweises werde ich
bei der jeweiligen Abstimmung angeben. Die Stimmaus-
weise können Sie, so weit noch nicht geschehen, Ihrem
Stimmkartenfach entnehmen. Bitte achten Sie darauf,
dass Stimmkarten und Stimmausweise Ihren Namen tra-
gen. Bevor Sie Ihre Stimmkarte in die Urne werfen,
übergeben Sie bitte den jeweiligen Stimmausweis einem
der Schriftführer an der Urne. Sie müssen also Ihre
Stimmkarte und Ihren Stimmausweis abgeben.

Die Schriftführerinnen und Schriftführer bitte ich,
darauf zu achten, dass Stimmkarten nur von Kolleginnen
und Kollegen in die Urnen geworfen werden dürfen, die
vorher ihren Stimmausweis in der richtigen Farbe abge-
geben haben.

Wir kommen jetzt zur ersten namentlichen Abstim-
mung. Zusatzpunkt 11: Abstimmung über den Antrag
der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grü-
nen auf Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrates
gegen das Haushaltsgesetz 2005, Drucksache 15/4892.
Sie benötigen den Stimmausweis in der Farbe Blau. Ich
bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die vor-
gesehenen Plätze einzunehmen. Sind die Plätze an den
Urnen besetzt? – Das ist der Fall. Ich eröffne die Ab-
stimmung.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimmkarte nicht abgegeben hat? Können mir die
Schriftführer das bitte einmal signalisieren? – Einen Mo-
ment müssen wir noch warten.

Jetzt schließe ich die Abstimmung und bitte die
Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh-
lung zu beginnen.


(Zurufe)

– Die Abstimmung ist geschlossen.

Wir setzen die Abstimmungen fort. Ich bitte die
Schriftführerinnen und Schriftführer, die Urnen auszu-
wechseln.

Zusatzpunkt 12: Abstimmung über den Antrag der
Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
auf Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrates ge-

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(C (D en das Gesetz zur Errichtung der Akademie der Künste, rucksache 15/4893. Sie benötigen jetzt den Stimmauseis in der Farbe Gelb. Ich eröffne die Abstimmung. Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine timme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Ich chließe die Abstimmung und bitte die Schriftführerinen und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. as Ergebnis der Abstimmungen wird Ihnen später beannt gegeben.1)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir wollen dann mit

em nächsten Tagesordnungspunkt fortfahren. Ich bitte
iejenigen, die sich daran beteiligen wollen, die Plätze
inzunehmen, und die übrigen, jedenfalls das Zentrum
es Plenarsaals zu räumen.
Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 25 auf:

Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten
Dr. Martina Krogmann, Dagmar Wöhrl, Karl-
Josef Laumann, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU
Stärkung von Auskunfts- und Mehrwertdiens-
ten durch Missbrauchsbekämpfung
– Drucksachen 15/3547, 15/4092 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-

erin der Kollegin Dr. Martina Krogmann von der CDU/
SU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Martina Krogmann (CDU):
Rede ID: ID1515807900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich freue
ich, dass wir heute im Bundestag darüber debattieren,
ie wir die Auskunfts- und Mehrwertdienste stärken
önnen. Wir als CDU/CSU-Bundestagsfraktion haben
nsere Große Anfrage bereits im Juni 2004 eingebracht.
amals wie heute liegen uns zwei Dinge bei dieser The-
atik besonders am Herzen: Erstens wollen wir die un-
eheuer dynamischen Unternehmen auf diesen Zu-
unftsmärkten stärken und zweitens wollen wir die
erbraucher stärken. Deshalb müssen wir unseriöse An-
ieter, die die Verbraucher nur abzocken wollen, endlich
nergisch bekämpfen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Der Markt für Mehrwertdienste und auch für Aus-

unftsdienste stellt einen zentralen Wachstumsmotor
ür die gesamte Telekommunikationsbranche dar und
st damit natürlich auch von entscheidender Bedeutung
ür unsere Volkswirtschaft. Die Branche ist in den letz-
n Jahren weltweit enorm gewachsen. Aber auch in
eutschland haben wir inzwischen einen Umsatz von

Seiten 14836 C, 14839 C






(A) )



(B) )


Dr. Martina Krogmann

2 Milliarden Euro pro Jahr, Tendenz weiter rasant stei-
gend.

Das Problem ist nun, dass es einige unseriöse Anbie-
ter gibt, die enormen Schaden anrichten: Schaden für die
seriösen Unternehmen, weil sie die Branche in Verruf
bringen, und Schaden für die Verbraucher, weil sie ihnen
mit unlauteren Methoden das Geld aus der Tasche zie-
hen. Damit gehen das Vertrauen in diese Dienste und in-
folgedessen Wachstumsmöglichkeiten, Innovationsmög-
lichkeiten und Arbeitsplätze verloren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Um welche Dienste geht es hier eigentlich? Es geht

zum einen um die 0190er-/0900er-Nummern, unter de-
nen man verschiedene Dienstleistungen abfragen kann:
Beratungsdienste, das Wetter, Sportergebnisse, Staupro-
gnosen, Kochrezepte, also Dienste aller Art. Dann gibt
es die 0137er-Nummern, mit denen das Fernsehen ge-
wissermaßen interaktiv wird. Sie wählen eine Nummer
und können dann per Telefon zum Beispiel mitentschei-
den, wer das Dschungelcamp verlassen muss oder wer
als Erster aus dem Big-Brother-Container fliegt. Auch
hier gibt es keine Grenzen für Geschäftsmodelle und
Ideen.

Vergleichsweise jung ist der Markt der mobilen Mehr-
wertdienste, Stichwort hier: Premium-SMS. Dabei for-
dert der Kunde per SMS die Leistung eines Anbieters an
und kann sich dann Klingeltöne, Wallpapers, Informatio-
nen, Videos oder Musik auf sein Handy herunterladen.
Hier ist eine ungeheure Dynamik im Markt. Fast täglich
entstehen neue Ideen und Geschäftsmodelle. Man muss
sich einmal vorstellen, dass der größte Anbieter solcher
mobilen Mehrwertdienste – er sitzt hier in Berlin – in-
zwischen ein Angebot an 30 000 Klingeltönen und
25 000 verschiedenen Logos und Grußkarten hat. Pro
Monat werden in dieser Firma in einer alten Fabrikhalle
in Kreuzberg allein 150 neue Spiele erfunden. Daran
zeigt sich diese ungeheure Dynamik. Am Markt sind
junge, kleine, mittelständische Unternehmen, die neue
Ideen haben und innovativ sind.

Das geht weiter; es wird sich noch beschleunigen. Mit
der flächendeckenden Einführung von UMTS werden
solche Dienste natürlich noch stärker nachgefragt wer-
den. Wir dürfen diese junge Wachstumsbranche nicht
kaputtregulieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Leider ist – das ist die andere Seite – die Palette des
Missbrauchs auch bei diesen mobilen Diensten vielfäl-
tig. Es gibt zum Beispiel so genannte Lock-SMS. In die-
sem Fall bekommen Sie eine persönlich formulierte
SMS, in der Sie aufgefordert werden, doch bitte schnell
zurückzurufen. Wenn Sie Pech haben, landen Sie dann
bei einer 0190er-Nummer und der Anruf kostet Sie
gleich mehr als 3 Euro, ohne dass Sie irgendetwas davon
haben. Sicherlich kennen Sie auch die Werbeanzeigen
für Dienste, die mit falschen Preisen angeboten werden.
Dort steht klein, dass eine bestimmte Leistung angebo-
ten wird, dann groß, dass das per SMS 80 Cent kostet,
aber ganz winzig klein, in millimetergroßer Schrift, steht

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(C (D n der Seite dieser Anzeige: Freischaltgebühr 9,95 Euro. as heißt, Sie werden mit einer SMS gleich über 0 Euro los, und das für nichts und wieder nichts. Das darf es natürlich nicht geben. Deshalb besteht ier dringender politischer Handlungsbedarf. ir haben gemeinsam das Gesetz zur Bekämpfung von issbrauch bei den so genannten Dialern verabschieet. Das ist jetzt knapp zwei Jahre her. Auch damals war s so, dass wir Sie antreiben mussten, in diesem Bereich berhaupt etwas zu tun. Vor allem meine Kollegin Ulla einen hat damals einen Antrag formuliert, den Sie dann ast wörtlich und mit allen unseren Forderungen in das esetz übernommen haben. Wir tragen das Gesetz mit, enn es war ein gutes Gesetz. Leider haben Sie sich dann bequem zurückgelehnt nd gedacht: Gut ist mit der Missbrauchsbekämpfung. abei haben Sie aber übersehen, dass sich diese Branche tändig weiterentwickelt, und zwar in einem ungeheuren empo. Es gibt neue Technologien, neue Übertragungsege und ständig neue Geschäftsmodelle. Hier kommt s leider zu neuen Formen des Missbrauchs. Wir werfen hnen vor, dass Sie, statt zu handeln, viel zu lange tatens zugesehen haben, wie seriöse Unternehmen diskrediert und die Verbraucher über den Tisch gezogen woren sind. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Gudrun Kopp [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Erst vor ein paar Tagen, also Anfang Februar, haben
ie den Gesetzentwurf zur Änderung des Telekom-
unikationsgesetzes eingebracht. Wir werden über die-
en Gesetzentwurf in den kommenden Wochen und Mo-
aten intensiv debattieren müssen. Schon jetzt sage ich
hnen aber, dass die CDU/CSU-Fraktion keinem Gesetz
ustimmen wird, das Verbraucher entmündigt und Un-
ernehmen stranguliert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Gudrun Kopp [FDP])


Für uns sind Wirtschaft und Verbraucherschutz eben
eine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Me-
aille. Die Unternehmen selbst haben doch ein hohes In-
eresse daran, zufriedene Kunden zu haben. Sie haben
ich deshalb in vielen Bereichen freiwillig verpflichtet,
estimmte Maßnahmen durchzuführen. Wichtig ist aber,
ass wir das im Wettbewerb schaffen; denn der Wettbe-
erb – und nicht die staatliche Drangsalierung von Frau
ünast, Herrn Clement und der rot-grünen Bundesregie-
ung – sorgt dafür, dass der Verbraucher die besten Pro-
ukte bekommt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Gudrun Kopp [FDP])


Ich denke, in einigen Punkten sind wir uns einig, vor
llem darin, dass es wichtig ist, mehr Transparenz in
ieser Branche zu haben. Die Verbraucher benötigen
ehr Sicherheit, wie viel sie für welche Leistung bezah-
en müssen.






(A) )



(B) )


Dr. Martina Krogmann

bärchen kaufen zu wollen. Dieses Verfahren wäre nicht führern ermittelten Ergebnisse der beiden namentlichen
kabel. Deshalb lehnen wir eine Übertragung auf einzelne
SMS ab.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Auch über Preisobergrenzen müssen wir uns ver-

ständigen. Ich habe eine Bitte: Wir müssen vor dem Hin-
tergrund einer schnelleren Einführung der UMTS-Tech-

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Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 572;
davon

ja: 303
nein: 269

Ja
SPD
Dr. Lale Akgün
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Ernst Bahr (Neuruppin)

Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel (Berlin)

Klaus Barthel (Starnberg)

Sören Bartol
Sabine Bätzing
Uwe Beckmeyer
Klaus Uwe Benneter
Dr. Axel Berg

Ute Berg
Hans-Werner Bertl
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding (Heidelberg)

Kurt Bodewig
Gerd Friedrich Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann

(Hildesheim)


Hans-Günter Bruckmann
Edelgard Bulmahn
Marco Bülow
Ulla Burchardt
Dr. Michael Bürsch
Hans Martin Bury
Marion Caspers-Merk
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Karl Diller
Martin Dörmann
Peter Dreßen
Elvira Drobinski-Weiß
Detlef Dzembritzki

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(D Wir kommen zunächst zum Ergebnis der namentlihen Abstimmung über den Antrag auf Zurückweisung es Einspruchs des Bundesrates gegen das Haushaltsgeetz 2005. Abgegebene Stimmausweise 572, abgegebene timmen 572. Mit Ja haben gestimmt 303, mit Nein haen gestimmt 269, Enthaltungen keine. Der Antrag ist ngenommen, da das Quorum 301 betragen hat. ebastian Edathy iegmund Ehrmann ans Eichel artina Eickhoff arga Elser ernot Erler etra Ernstberger arin Evers-Meyer nnette Faße lke Ferner abriele Fograscher ainer Fornahl abriele Frechen agmar Freitag ilo Friedrich ris Gleicke ünter Gloser we Göllner enate Gradistanac ngelika Graf ieter Grasedieck onika Griefahn erstin Griese abriele Groneberg chim Großmann Wolfgang Grotthaus Karl Hermann Haack Hans-Joachim Hacker Bettina Hagedorn Klaus Hagemann Alfred Hartenbach Michael Hartmann Nina Hauer Hubertus Heil Reinhold Hemker Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Gustav Herzog Petra Heß Monika Heubaum Gisela Hilbrecht Gabriele Hiller-Ohm Stephan Hilsberg Gerd Höfer Jelena Hoffmann Walter Hoffmann Iris Hoffmann nur nervig, sondern auch lebensfremd und nicht praktiAbstimmungen bekannt geben. (Beifall bei der C Die Verbraucher müssen sich dschungel, den wir heute habe Leistungen müssen immer deut sein. Deshalb müssen wir nat und über Preishöchstgrenzen über Preisansagepflichten, zu Dienste, reden. Die Frage ist ab all und umfassend gelten muss Probleme damit, wenn Sie die für das Call-by-Call-Verfahren (Ursula Heinen [CD Wir müssen auch über das Verfahren reden. Der Kunde be Verfahren nach seiner Abobeste bieter, die er bestätigen muss. B cherlich richtig und sinnvoll. D ren wird von einigen Anbietern Fraglich ist nun aber, ob dies jede E-Mail und jede SMS gelt nur um kleine Beträge. Das wä man sich am Bahnhofskiosk sp bärchen kaufen will und der V würde, ob man wirklich sicher DU/CSU)


(Extertal)


(Wackernheim)


(Darmstadt)

in dem dichten Tarif-
n, auskennen. Preise und
lich lesbar und erkennbar
ürlich über Preisangaben
reden. Wir müssen auch
mindest für die teuren
er, ob das wirklich über-
. Ich habe beispielsweise
se Pflichten automatisch
einführen wollen.
U/CSU]: Ja!)
so genannte Handshake-
kommt beim Handshake-
llung eine SMS vom An-
ei SMS-Abos ist das si-
ieses Handshake-Verfah-
freiwillig angeboten.
es Verfahren wirklich für
en soll. Denn hier geht es
re ungefähr so, als wenn
ontan eine Tüte Gummi-
erkäufer zweimal fragen
sei, diese Tüte Gummi-

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ologie aufpassen, dass wir
taatliche Preisvorgaben von
nd kaputtmachen. Denn eine
icht die weltweit teuersten UM
nd dann den Unternehmen, d
ahlt haben, Niedrigpreise für i
orschreiben und damit attrak
as werden wir auf keinen Fall


(Beifall bei der CDU/CS Gudrun Kopp Wir, die Union, werden den rozess wie bisher kritisch, ab truktiv begleiten. Denn wir ste ratische, praktikable und zu en gesamten Markt der Au ienste. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU neten der F Vizepräsident Dr. Herman Bevor ich dem nächsten öchte ich die von den Schrif (Cneue Ideen nicht durch vornherein ausschließen s geht nicht: Man kann TS-Lizenzen versteigern ie die Lizenzen teuer behre Angebote per Gesetz tive Inhalte verhindern. mitmachen. U sowie der Abg. [FDP])

weiteren Gesetzgebungs-
er vor allem auch kon-
hen ein für eine unbüro-
kunftsfähige Lösung für
skunfts- und Mehrwert-

sowie bei Abgeord-
DP)
n Otto Solms:
Redner das Wort gebe,
tführerinnen und Schrift-






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Frank Hofmann (Volkach)

Eike Hovermann
Klaas Hübner
Christel Humme
Lothar Ibrügger
Brunhilde Irber
Renate Jäger
Klaus-Werner Jonas
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Dr. h.c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Hans-Peter Kemper
Klaus Kirschner
Lars Klingbeil
Hans-Ulrich Klose
Astrid Klug
Dr. Bärbel Kofler
Dr. Heinz Köhler
Walter Kolbow
Fritz Rudolf Körper
Karin Kortmann
Rolf Kramer
Anette Kramme
Ernst Kranz
Nicolette Kressl
Volker Kröning
Angelika Krüger-Leißner
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Horst Kubatschka
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Dr. Uwe Küster
Christine Lambrecht
Christian Lange (Backnang)

Christine Lehder
Waltraud Lehn
Dr. Elke Leonhard
Eckhart Lewering
Götz-Peter Lohmann
Gabriele Lösekrug-Möller
Erika Lotz
Dr. Christine Lucyga
Tobias Marhold
Lothar Mark
Caren Marks
Hilde Mattheis
Markus Meckel
Ulrike Mehl
Petra-Evelyne Merkel
Ulrike Merten
Angelika Mertens
Ursula Mogg
Michael Müller (Düsseldorf)

Christian Müller (Zittau)

Gesine Multhaupt
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Volker Neumann (Bramsche)

Dietmar Nietan
Dr. Erika Ober
Holger Ortel
Heinz Paula
Johannes Pflug
Joachim Poß
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold

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arin Rehbock-Zureich
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r. Carola Reimann
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einhold Robbe
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r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

ichael Roth (Heringen)

erhard Rübenkönig
rtwin Runde
arlene Rupprecht

(Tuchenbach)

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xel Schäfer (Bochum)

udrun Schaich-Walch
udolf Scharping
ernd Scheelen
r. Hermann Scheer
iegfried Scheffler
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tto Schily
orst Schmidbauer

(Nürnberg)

lla Schmidt (Aachen)

ilvia Schmidt (Eisleben)

agmar Schmidt (Meschede)

ilhelm Schmidt (Salzgitter)

einz Schmitt (Landau)

arsten Schneider
alter Schöler
laf Scholz
arsten Schönfeld
ritz Schösser
ilfried Schreck
ttmar Schreiner
erhard Schröder
rigitte Schulte (Hameln)

einhard Schultz

(Everswinkel)

wen Schulz (Spandau)

r. Angelica Schwall-Düren
r. Martin Schwanholz
olf Schwanitz
rika Simm
r. Sigrid Skarpelis-Sperk
r. Cornelie Sonntag-
Wolgast
olfgang Spanier
r. Margrit Spielmann
örg-Otto Spiller
r. Ditmar Staffelt
udwig Stiegler
olf Stöckel
hristoph Strässer
ita Streb-Hesse
r. Peter Struck
oachim Stünker
örg Tauss
ella Teuchner
r. Gerald Thalheim
olfgang Thierse
ranz Thönnes

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te Vogt (Pforzheim)

r. Marlies Volkmer
ans Georg Wagner
edi Wegener
ndreas Weigel
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etra Weis
unter Weißgerber
ert Weisskirchen

(Wiesloch)

r. Ernst Ulrich von
Weizsäcker
r. Rainer Wend
ildegard Wester
ydia Westrich
nge Wettig-Danielmeier
r. Margrit Wetzel
ndrea Wicklein
ürgen Wieczorek (Böhlen)

eidemarie Wieczorek-Zeul
r. Dieter Wiefelspütz
rigitte Wimmer (Karlsruhe)

ngelbert Wistuba
arbara Wittig
r. Wolfgang Wodarg
erena Wohlleben
altraud Wolff

(Wolmirstedt)

eidi Wright
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anfred Helmut Zöllmer
r. Christoph Zöpel
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RÜNEN
erstin Andreae
arieluise Beck (Bremen)

olker Beck (Köln)

ornelia Behm
irgitt Bender
atthias Berninger
rietje Bettin
lexander Bonde
kin Deligöz
r. Thea Dückert
utta Dümpe-Krüger
ranziska Eichstädt-Bohlig
r. Uschi Eid
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atrin Göring-Eckardt
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(Reutlingen)


(Bönstrup)


(Schönebeck)





(A) (C)


(B) )


Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Roland Gewalt
Eberhard Gienger
Georg Girisch
Michael Glos
Ralf Göbel
Dr. Reinhard Göhner
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Kurt-Dieter Grill
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Karl-TheodorFreiherr von
und zu Guttenberg

Olav Gutting
Holger-Heinrich Haibach
Gerda Hasselfeldt
Klaus-Jürgen Hedrich
Helmut Heiderich
Ursula Heinen
Siegfried Helias
Uda Carmen Freia Heller
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Bernd Heynemann
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Robert Hochbaum
Klaus Hofbauer
Joachim Hörster
Hubert Hüppe
Susanne Jaffke
Dr. Peter Jahr

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(Bad Dürrheim)

olker Kauder
erlinde Kaupa
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ürgen Klimke
ulia Klöckner
ristina Köhler (Wiesbaden)

orbert Königshofen
artmut Koschyk
homas Kossendey
udolf Kraus
ichael Kretschmer
ünther Krichbaum
ünter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
erner Kuhn (Zingst)

r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

r. Norbert Lammert
elmut Lamp
arbara Lanzinger
arl-Josef Laumann
erner Lensing
eter Letzgus
rsula Lietz
alter Link (Diepholz)

r. Klaus W. Lippold

(Offenbach)

r. Michael Luther
orothee Mantel
rwin Marschewski

(Recklinghausen)

tephan Mayer (Altötting)

r. Conny Mayer (Freiburg)

r. Martin Mayer

(Siegertsbrunn)

olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
r. Angela Merkel
riedrich Merz
oris Meyer (Tapfheim)

aria Michalk
arlene Mortler
tefan Müller (Erlangen)

ernward Müller (Gera)

ildegard Müller
ernd Neumann (Bremen)

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r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
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r. Friedbert Pflüger
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r. Peter Ramsauer
elmut Rauber
hrista Reichard (Dresden)

atherina Reiche
ans-Peter Repnik
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r. Heinz Riesenhuber
annelore Roedel
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r. Klaus Rose
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r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
lbert Rupprecht (Weiden)

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nita Schäfer (Saalstadt)

r. Wolfgang Schäuble
r. Andreas Scheuer
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ernd Schmidbauer
hristian Schmidt (Fürth)

ndreas Schmidt (Mülheim)

r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
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einz Seiffert
ernd Siebert
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
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rika Steinbach
hristian von Stetten
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ndreas Storm
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homas Strobl (Heilbronn)

ena Strothmann
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r. Hans-Peter Uhl
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(A) )


(B) )


(Hildesheim)

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ntrag auf Zurückweisung

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nnette Faße
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ainer Fornahl
abriele Frechen
agmar Freitag
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ünter Gloser
we Göllner
enate Gradistanac
ngelika Graf (Rosenheim)

ieter Grasedieck
onika Griefahn
erstin Griese
abriele Groneberg
chim Großmann
olfgang Grotthaus
arl Hermann Haack

(Extertal)

ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ina Hauer
ubertus Heil
einhold Hemker
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
onika Heubaum
isela Hilbrecht
abriele Hiller-Ohm
tephan Hilsberg
erd Höfer
elena Hoffmann (Chemnitz)

alter Hoffmann

(Darmstadt)

is Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
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hristel Humme
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a haben gestimmt 306, mit N
nthaltungen 226. Auch dieser
he Mehrheit bekommen und is

ars Klingbeil
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Bärbel Kofler
r. Heinz Köhler
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r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

hristine Lehder
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ichael Müller (Düsseldorf)

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(C (D es gegen das Gesetz zur ünste. Abgegebene Stimmmen ebenfalls 571. Mit ein haben gestimmt 39, Antrag hat die erforderlit angenommen. hristel RiemannHanewinckel alter Riester einhold Robbe ené Röspel r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth ichael Roth erhard Rübenkönig rtwin Runde arlene Rupprecht homas Sauer nton Schaaf xel Schäfer udrun Schaich-Walch udolf Scharping ernd Scheelen r. Hermann Scheer iegfried Scheffler orst Schild tto Schily orst Schmidbauer lla Schmidt ilvia Schmidt agmar Schmidt ilhelm Schmidt einz Schmitt arsten Schneider alter Schöler laf Scholz arsten Schönfeld ritz Schösser ilfried Schreck ttmar Schreiner erhard Schröder rigitte Schulte einhard Schultz wen Schulz r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz rika Simm r. Sigrid Skarpelis-Sperk r. Cornelie SonntagWolgast olfgang Spanier Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Jörg Tauss Jella Teuchner Dr. Gerald Thalheim Wolfgang Thierse Franz Thönnes Hans-Jürgen Uhl Rüdiger Veit Simone Violka Jörg Vogelsänger Ute Vogt Dr. Marlies Volkmer Hans Georg Wagner Hedi Wegener Andreas Weigel Reinhard Weis Petra Weis Gunter Weißgerber Gert Weisskirchen Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker Dr. Rainer Wend Hildegard Wester Lydia Westrich Inge Wettig-Danielmeier Dr. Margrit Wetzel Andrea Wicklein Jürgen Wieczorek Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Dieter Wiefelspütz Brigitte Wimmer Engelbert Wistuba Barbara Wittig Dr. Wolfgang Wodarg Verena Wohlleben Waltraud Wolff Heidi Wright Uta Zapf Manfred Helmut Zöllmer Dr. Christoph Zöpel CDU/CSU Kurt J. Rossmanith BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Kerstin Andreae Marieluise Beck Volker Beck Cornelia Behm Birgitt Bender Matthias Berninger Grietje Bettin Alexander Bonde Ekin Deligöz Dr. Thea Dückert Jutta Dümpe-Krüger Franziska Eichstädt-Bohlig Dr. Uschi Eid Hans-Josef Fell Joseph Fischer Katrin Göring-Eckardt Anja Hajduk Winfried Hermann Peter Hettlich Ulrike Höfken Thilo Hoppe M J F R U M M D A J K W C F S C K C Ir R A W P U R S H J M D D D J M F D P N F D D A E H J U O H R D H D D K U B M D H G S H In ichaele Hustedt utta Krüger-Jacob ritz Kuhn enate Künast ndine Kurth arkus Kurth onika Lazar r. Reinhard Loske nna Lührmann erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei hrista Nickels riedrich Ostendorff imone Probst laudia Roth rista Sager hristine Scheel mingard Schewe-Gerigk ezzo Schlauch lbert Schmidt erner Schulz etra Selg rsula Sowa ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ans-Christian Ströbele ürgen Trittin arianne Tritz r. Antje Vogel-Sperl r. Antje Vollmer r. Ludger Volmer osef Philip Winkler argareta Wolf raktionslose r. Gesine Lötzsch etra Pau ein DP r. Karl Addicks aniel Bahr ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher elga Daub örg van Essen lrike Flach tto Fricke orst Friedrich ainer Funke r. Wolfgang Gerhardt ans-Michael Goldmann r. Karlheinz Guttmacher r. Christel Happach-Kasan laus Haupt lrich Heinrich irgit Homburger ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb ellmut Königshaus udrun Kopp ibylle Laurischk arald Leibrecht a Lenke S M D G E D C G D D D C D D D E C U I P A N D G E V D O D C R P A D J W W D K D H M G V H C G L H A V T M R G I D A E I H D abine LeutheusserSchnarrenberger arkus Löning irk Niebel ünther Friedrich Nolting berhard Otto etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz r. Andreas Pinkwart r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler arl-Ludwig Thiele r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing nthalten DU/CSU lrich Adam lse Aigner eter Altmaier rtur Auernhammer orbert Barthle r. Wolf Bauer ünter Baumann rnst-Reinhard Beck eronika Bellmann r. Christoph Bergner tto Bernhardt r. Rolf Bietmann lemens Binninger enate Blank eter Bleser ntje Blumenthal r. Maria Böhmer ochen Borchert olfgang Börnsen olfgang Bosbach r. Wolfgang Bötsch laus Brähmig r. Ralf Brauksiepe elge Braun onika Brüning eorg Brunnhuber erena Butalikakis artmut Büttner ajus Julius Caesar itta Connemann eo Dautzenberg ubert Deittert lexander Dobrindt era Dominke homas Dörflinger arie-Luise Dött ainer Eppelmann eorg Fahrenschon lse Falk r. Hans Georg Faust lbrecht Feibel nak Ferlemann ngrid Fischbach artwig Fischer irk Fischer A D K H D E J D H D D N R E G M R D P D U K R H M M M K O H G K H U S U M J B E P R K J H S D D B S Ir B S V G E J J K N H T R M (C (D xel E. Fischer (KarlsruheLand)


(Tuchenbach)


(Nürnberg)


(Everswinkel)





(A) )


(B) )


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)


(Reutlingen)


(Bönstrup)


(Schönebeck)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
erbert Frankenhauser
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)

rich G. Fritz
ochen-Konrad Fromme
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
r. Peter Gauweiler
r. Jürgen Gehb
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r. Reinhard Göhner
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r. Wolfgang Götzer
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einhard Grindel
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ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
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und zu Guttenberg
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olger-Heinrich Haibach
erda Hasselfeldt
laus-Jürgen Hedrich
elmut Heiderich
rsula Heinen
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da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich
ürgen Herrmann
ernd Heynemann
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laus Hofbauer
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r. Peter Jahr
r. Egon Jüttner
artholomäus Kalb
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ernhard Kaster

(Bad Dürrheim)

olker Kauder
erlinde Kaupa
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ürgen Klimke
ulia Klöckner
ristina Köhler (Wiesbaden)

orbert Königshofen
artmut Koschyk
homas Kossendey
udolf Kraus
ichael Kretschmer






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr Wie Sie richtig gesagt haben, haben wir es mit einer sig!)


Wir setzen die Debatte fort. D
desregierung der Parlamentaris
Staffelt.


(Beifall bei Abgeordneten Schmidt [Salzgitter] [SPD chen ernsthafter als die Vo Dr. Ditmar Staffelt, Parl. S desminister für Wirtschaft und Herr Präsident! Meine seh Herren! Sehr geehrte Kollegin gezeigt, dass wir in diesen Frag nander sind, als Sie das zum A Es steht doch gar nicht in Frage les dafür tun müssen, um auf de zu schützen, auf der anderen S misch entwickelnde Branche in zu stören oder zu behindern. D die Politik der Koalition, de auch Ihre, gerichtet. (Beifall bei Abgeord Worüber wir möglicherweise ren haben, ist die Frage, wie d zelnen ausjustiert werden. Das sentlichen. as Wort hat für die Bunche Staatssekretär Ditmar der SPD – Wilhelm ]: Jetzt aber ein bissrrednerin!)

taatssekretär beim Bun-
Arbeit:
r verehrten Damen und
Krogmann, Ihre Rede hat
en sehr viel näher beiei-
usdruck bringen wollten.
, dass wir gemeinsam al-
r einen Seite Verbraucher
eite aber eine sich dyna-
ihrer Entwicklung nicht
arauf ist unsere Politik,

r Bundesregierung, aber

neten der SPD)
miteinander zu diskutie-
ie Stellschrauben im Ein-
ist es aber auch im We-

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tändigen Entwicklung begriff
eschäftsmodelle entwickelt.
ir uns in entsprechender Wei
en. Wir alle haben gelernt – w
ieser Branche nicht im Hause
ür Wirtschaft und Arbeit entw
mmer auch auf die Entwicklun
en müssen. So sind wir letztlic
Wir haben im Jahre 2003 da

es Missbrauchs von 0190er-/
ufnummern verabschiedet. Es
raft getreten. Das Missbrauch
rogmann, zu einer erhebliche
raucherschutzes in diesem B
orgaben über Preisobergrenze
wangstrennung von Verbind
en getroffen, die die Transpa
iko, sich durch die Nutzung so
erschulden, reduzieren. Wir
er Abzocke durch Einzelne
issbraucht haben, einen Riege


(Beifall bei der SPD sowi des BÜNDNISSES 90 Frau Kollegin Krogmann, de KG-Novelle, die zum 26. Jun st und an der Sie insbesond chuss sehr stark mitgearbeitet en ist, die ständig neue Das hat zur Folge, dass se darauf einstellen müseil die Geschäftsmodelle des Bundesministeriums ickelt werden –, dass wir g an den Märkten reagieh auch verfahren. s Gesetz zur Bekämpfung 0900er-Mehrwertdienste ist im August 2003 in sgesetz hat bereits, Frau n Verbesserung des Verereich geführt. Durch die n, Preisangaben und die ungen wurden Maßnahrenz steigern und das Rilcher Nummern hoch zu haben also dem Versuch , die die Möglichkeiten l vorgeschoben. e bei Abgeordneten /DIE GRÜNEN)

s Weiteren wurde mit der
i 2004 in Kraft getreten
ere im Vermittlungsaus-
haben, eine umfassende
gut! Der ganze Vorgang war jedoch überflüs- Branche zu tun, die in einem ständigen Wechsel, in einer
Günther Krichbaum
Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Dr. Hermann Kues
Werner Kuhn (Zingst)

Dr. Karl A. Lamers

(Heidelberg)


Dr. Norbert Lammert
Helmut Lamp
Barbara Lanzinger
Karl-Josef Laumann
Werner Lensing
Peter Letzgus
Ursula Lietz
Walter Link (Diepholz)

Dr. Klaus W. Lippold

(Offenbach)


Dr. Michael Luther
Dorothee Mantel
Erwin Marschewski

(Recklinghausen)


Stephan Mayer (Altötting)

Dr. Martin Mayer

(Siegertsbrunn)


Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Friedrich Merz
Doris Meyer (Tapfheim)

Maria Michalk
Marlene Mortler

Stefan Müller (Erlangen)

Bernward Müller (Gera)

Hildegard Müller
Bernd Neumann (Bremen)

Henry Nitzsche
Michaela Noll
Claudia Nolte
Günter Nooke
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Melanie Oßwald
Rita Pawelski
Dr. Peter Paziorek
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Dr. Friedbert Pflüger
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Helmut Rauber
Christa Reichard (Dresden)

Katherina Reiche
Hans-Peter Repnik
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber

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(C (D annelore Roedel ranz Romer r. Klaus Rose r. Norbert Röttgen r. Christian Ruck lbert Rupprecht eter Rzepka nita Schäfer r. Wolfgang Schäuble r. Andreas Scheuer eorg Schirmbeck ngela Schmid ernd Schmidbauer hristian Schmidt ndreas Schmidt r. Andreas Schockenhoff r. Ole Schröder ernhard Schulte-Drüggelte we Schummer ilhelm Josef Sebastian urt Segner atthias Sehling arion Seib einz Seiffert ernd Siebert homas Silberhorn ohannes Singhammer ens Spahn rika Steinbach hristian von Stetten ero Storjohann Andreas Storm Max Straubinger Matthäus Strebl Thomas Strobl Lena Strothmann Michael Stübgen Antje Tillmann Edeltraut Töpfer Dr. Hans-Peter Uhl Arnold Vaatz Volkmar Uwe Vogel Andrea Astrid Voßhoff Gerhard Wächter Marko Wanderwitz Peter Weiß Gerald Weiß Ingo Wellenreuther Annette Widmann-Mauz Klaus-Peter Willsch Willy Wimmer Matthias Wissmann Werner Wittlich Dagmar Wöhrl Elke Wülfing Wolfgang Zeitlmann Wolfgang Zöller Willi Zylajew Fraktionslose Martin Hohmann Parl. Staatssekretär Dr. Ditmar Staffelt Generalermächtigung für die Regulierungsbehörde erteilt. Das ist ein qualitativ wichtiger Schritt, um gegen rechtswidrige Rufnummernnutzung einschreiten zu können. Damit wird es unseriösen Anbietern immer weiter erschwert, die bestehenden gesetzlichen Regelungen durch die Nutzung anderer Rufnummergassen zu umgehen. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post konnte auf der Grundlage der von der Bundesregierung in den vergangenen Jahren initiierten gesetzlichen Regelungen wirksam und erfolgreich gegen Missbräuche vorgehen. So wurden mehrere Tausend Dialer vom Markt genommen und zahlreiche Mehrwertdiensterufnummern gesperrt. Das wissen Sie sehr wohl; wir haben immer wieder über diese Fragen diskutiert. Ich vermute, im Beirat der RegTP ist genau dies von allen Beteiligten debattiert worden. Aktuell werden – Sie haben darauf verwiesen – auf der Grundlage des am 26. Juni 2004 in Kraft getretenen novellierten Telekommunikationsgesetzes die bisher in der Telekommunikations-Kundenschutzverordnung enthaltenen verbraucherrelevanten Regelungen in das TKG integriert, das so genannte Telekommunikationsänderungsgesetz neu gefasst und insbesondere die Regelungen zur Bekämpfung des Missbrauchs von Mehrwertdiensterufnummern weiter optimiert. Der Gesetzentwurf ist jetzt, Anfang Februar, vom Bundeskabinett verabschiedet worden. Wir hoffen selbstverständlich auf Ihre konstruktive und kritische Begleitung, Frau Krogmann, wie es letztlich Aufgabe der Opposition bzw. des Parlaments insgesamt ist, wenn vonseiten einer Regierung ein entsprechender Gesetzesvorschlag eingebracht wird. Im Übrigen stehen auch in diesem Gesetzentwurf die Interessen der Verbraucher im Fokus. Das war uns ein besonderes Anliegen. Im Gesetzentwurf werden die verbraucherschützenden Vorschriften zur Bekämpfung des Missbrauchs von Mehrwertdiensterufnummern optimiert. Insbesondere werden mit Blick auf die jugendlichen Verbraucher klare Regelungen bei Inanspruchnahme von Mobilfunkdiensten, zum Beispiel bei den Klingeltönen, vorgegeben. So haben die Unternehmen dem Verbraucher beispielsweise vor Abschluss entsprechender Abonnementverträge die Vertragsbedingungen in einer SMS mitzuteilen. Erst wenn der Verbraucher diese bestätigt hat, kommt der Vertrag, der im Übrigen jederzeit kündbar ist, zustande. Der Bundestag wird also demnächst Gelegenheit haben, diesen Themenkomplex zu erörtern. Die zahlreichen Initiativen der Bundesregierung zeigen auch mit Blick auf die Bedeutung des Telekommunikationsmarktes für Wachstum und Innovationen, dass wir dem Verbraucherschutz eine hohe Bedeutung zumessen. Gleichwohl sind wir uns der Tatsache bewusst – das will ich an dieser Stelle bekennen –, dass die elektronischen Medien, einschließlich der UMTS-Technologie, eine ganz wichtige Branche sind, die wir nicht nur erhalten, sondern auch weiterentwickeln wollen und in der wir weltweit und in Europa einen Spitzenplatz erzielen bzw. erhalten wollen. c b g h d D e w w l f d a k d m z k n S n z m – l u i t D s I k s a w r g h (C (D (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)





(A) )


(B) )


Das heißt also – das haben Sie vorhin angespro-
hen –: Wir werden mit dem, was wir von der gesetzge-
enden Seite her tun können, weder die Branche stran-
ulieren noch die Verbraucher entmündigen. Wir müssen
ier einen vernünftigen Interessenausgleich zwischen
en Verbrauchern und der Branche finden.


(Beifall bei der SPD)

as führt dann dazu, dass diese Branche unterm Strich
ine Rahmenbedingung hat, in der sie sich sehr gut ent-
ickeln und in der sie einen wichtigen Beitrag zur volks-
irtschaftlichen Entwicklung leisten kann.
Ich will an dieser Stelle darauf verweisen, dass wir al-

esamt – das sagte ich eingangs – ein Stück weit das Ge-
ühl von Learning by Doing hatten, dass wir jetzt aber
ennoch die Kontrolle in stärkerem Maße an die RegTP,
lso an die Regulierungsbehörde, zu übertragen geden-
en und einen gesetzlichen Rahmen fassen werden, der
azu führt, dass die Regulierungsbehörde alle Mechanis-
en in der Hand hat, um Missbräuchen entgegentreten
u können. Mit einem solchen Rahmen, so glaube ich,
önnen wir allesamt sehr gut leben – sowohl die Unter-
ehmen als auch die Verbraucher, wie ich an dieser
telle wiederholen möchte. Ich denke, wir sind auf ei-
em guten Wege.
Wir werden diese Branche auch weiterhin unterstüt-

en, soweit es irgend möglich ist. Wir laden Sie wie im-
er herzlich zu einem sehr konstruktiven Dialog ein, der
mit vielen praktischen Vorschlägen garniert – letztend-
ich zur Stärkung dieses Wirtschaftszweiges beiträgt,
nd zwar unter Wahrung der Interessen der Verbraucher
n unserem Lande.
Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Oh, was für ein schöner Schlusssatz!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515808000

Das Wort hat die Kollegin Gudrun Kopp, FDP-Frak-

ion.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1515808100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Herren und
amen! Ich glaube, das gesamte Haus ist daran interes-
iert, dass die Verbraucher nicht abgezockt, nicht in die
rre geführt und nicht ausgenutzt werden; das ist völlig
lar. Wir sind uns einig, dass wir die Verbraucherinteres-
en wahren müssen.
Aber, Herr Staatssekretär Staffelt, beim Interessen-

usgleich bestehen noch Friktionen. Auf der einen Seite
ollen wir den Verbraucherschutz wahren, auf der ande-
en Seite Angebotsvielfalt und innovative Entwicklun-
en ermöglichen – das ist der Spagat, den wir zu leisten
aben.






(A) )



(B) )


Gudrun Kopp

Für die FDP-Bundestagsfraktion kann ich nur sagen:

Wir legen Wert darauf, dass man nicht – wie es insbe-
sondere im Kabinettsbeschluss zum Ausdruck kommt;
denn hier wird an vielen Stellen überreagiert und überre-
guliert, Herr Staffelt – in Aktionismus verfällt. Das ist
nicht unser Anliegen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo denn?)


Insbesondere bei den Grünen besteht immer wieder die
Versuchung, verstärkt zu kontrollieren,


(Zuruf von der SPD: Aha, das Feindbild ist wieder da!)


den Verbraucher ans Händchen zu nehmen

(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Wo denn?)

und ihn auf diese Weise, wie ich finde, einzuschränken
und Entwicklungen zu behindern.


(Ute Kumpf [SPD]: Jetzt kommt es wieder heraus, das alte Feindbild der FDP! – Ernst Burgbacher [FDP]: Die Grünen sind die Überregulierer! Immer!)


Heute beraten wir über die Große Anfrage der
Unionsfraktionen. Diese Anfrage zeigt sehr deutlich
– darauf möchte ich hinweisen –: Es gibt eine große Pa-
lette an Findigkeiten und viele Gründe, warum der
Markt in eine Friktion geraten kann.


(Klaus Barthel [Starnberg] [SPD]: Haben Sie auch ein konkretes Beispiel?)


Ich stimme Ihnen völlig zu, wenn Sie sagen, dass wir ei-
nen Rahmen schaffen müssen und Regeln brauchen.


(Hubertus Heil [SPD]: Geht es auch konkreter?)


Aber wir müssen uns von der Überlegung verabschie-
den, jede Kleinigkeit regulieren und die Stellschrauben
immer weiter nachziehen zu können;


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche möchten Sie denn nicht regulieren?)


denn das geht nicht. Das werden wir nicht schaffen.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich finde, dass die in der Antwort auf die Große Anfrage
beim Thema unseriöses Agieren gesetzten Schwer-
punkte ganz deutlich zeigen, dass wir nicht glauben soll-
ten, jede Kleinigkeit regulieren zu können.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, ja! Im Allgemeinen!)


So wird zum Beispiel eine Preisansageverpflichtung
für Telekommunikationsdienste mit mehr Transparenz
auf dem Telekommunikationsmarkt begründet; das ist
auch nachvollziehbar.

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(C (D (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


ber für die Diensteanbieter ist eine solche Verpflich-
ung teuer. Möglicherweise ist sie noch nicht einmal im
nteresse der Verbraucher. Das heißt, wir müssen dem
erbraucher auch die Freiheit geben, wählen zu können.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Aber wer nichts weiß, kann nicht wählen!)


ch muss Ihnen sagen: Eine Firma, die Preisansagen an-
ietet, wird sich, wenn der Verbraucher diese Leistung
uch nachfragt, am Markt durchsetzen und behaupten
önnen. Aus freiwilligen Preisansagen sollten daher
eine Pflichtansagen gemacht werden.
Ich glaube, dass es nötig ist, den vorliegenden Gesetz-

ntwurf daraufhin zu überprüfen, an welchen Stellen Re-
ulierungen dringend nötig sind,


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


ber auch abzuwägen, wo wir uns einer Regulierung ent-
alten sollten. Oft ist weniger mehr.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, vor allem bei der FDP!)


ir sollten darauf vertrauen, dass sich der Wettbewerb
wischen den Anbietern – auch der Wettbewerb um das
ertrauen der Verbraucher – weiter entwickeln kann; das
ann ich nur hoffen. Wir sollten an dieser Stelle aller-
ings nicht behindernd eingreifen.
Insofern kann ich nur sagen – Frau Dr. Krogmann, ich

nterstreiche, was Sie gesagt haben –: Es handelt sich
m völlig neue Marktentwicklungen. Es werden immer
ehr neue Dienste angeboten. Diese Entwicklung müs-
en wir unterstützen; denn sie ist sehr dynamisch und be-
rifft auch unseren Markt. Sie entscheidet mit darüber, ob
ir ein modernes Kommunikations-Deutschland sind
der ob wir in einem überregulierten Zustand verharren.
Ich glaube, wenn wir den Gesetzentwurf so betrach-

en und weiterdiskutieren, dann werden wir am Ende
ine Regelung haben, mit der wir alle sehr gut leben
önnen, die aber vor allen Dingen im Sinne der Verbrau-
herinnen und Verbraucher ist.
Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515808200

Das Wort hat die Kollegin Ulrike Höfken,
ündnis 90/Die Grünen.


Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515808300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

nd Herren! Der Beitrag von Frau Kopp ist mir etwas
nverständlich geblieben.


(Zuruf von der SPD: Nicht nur dir!)







(A) )



(B) )


Ulrike Höfken

Aber man kann ihn im Grunde als eine große Lo-
beshymne auf unsere Politik in diesem Bereich auffas-
sen; dafür können wir uns ja einmal bedanken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Er ist tatsächlich nicht verstanden worden!)


Ich will etwas zur Verbraucherpolitik der CDU/CSU
sagen. Frau Heinen, vielleicht wäre es gut, Sie würden
sich hierhin stellen und vorlesen,


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Ich rede ja gleich!)


was Sie in Ihrer letzten Presseerklärung zum verbrau-
cherpolitischen Konzept der CDU/CSU geschrieben ha-
ben. Da steht nämlich drin, was Sie unter Verbraucher-
politik verstehen: Verbraucherpolitik ist für die CDU/
CSU, mehr Lebensqualität für den Einzelnen zu schaf-
fen, aber auch – und das aber muss man betonen – Spiel-
raum für die Wirtschaft zu lassen. Das ist ein extrem
wirtschaftsfeindlicher Ansatz, den wir hier mit Abscheu
von uns weisen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Für uns sind Verbraucherschutz und Wirtschaftspoli-
tik zwei Seiten einer Medaille.


(Zuruf von der CDU/CSU: Aber mit Gängelung der Wirtschaft!)


Es hat sich gezeigt, wie notwendig es ist, diese beiden
Bereiche miteinander zu verknüpfen, um das erfolgrei-
che Funktionieren von neuen Wirtschaftsbereichen mög-
lich zu machen. Wir sind gemeinsam der Auffassung,
dass der Bereich der Telekommunikation noch unge-
heure Potenziale hat, und wir möchten dazu beitragen,
dass sich diese auch entwickeln. Das kann aber nur funk-
tionieren, wenn die Menschen Vertrauen in die Angebote
haben. Es ist nun einmal so, dass es immer wieder einige
wenige schwarze Schafe gibt, die versuchen, bei neuen
Entwicklungen entstehende Lücken auszunutzen, und
dort erheblichen Schaden anrichten. Darauf muss man
gesetzlich reagieren; dazu bedarf es auch entsprechender
politischer Diskussionen.

Wir müssen leider sagen: Der Telekommunikations-
markt ist reichlich intransparent, wir haben in Einzelbe-
reichen immer noch erhebliche Probleme. Das sind zum
einen die Klingeltöne, wie Sie gesagt haben, aber auch
der ganze Bereich der Beteiligungsmöglichkeiten, etwa
Gewinnspiele, bei denen das Tor des Monats oder sonst
irgendetwas von den Zuschauern durch den Anruf einer
0137er-Nummer bestimmt werden soll. Die Überra-
schung beim Öffnen der Rechnung ist oft eine ziemlich
böse.

Mit dem Gesetz zur Bekämpfung des Missbrauchs
von 0190er-/0900er-Mehrwertdiensterufnummern ha-
ben wir bereits Instrumente geschaffen – das ist der ent-
scheidende Schritt, den wir gemacht haben –, auf deren
Grundlage wir bei solchen Entwicklungen zum Wohle
des Verbrauchers und der Wirtschaft eingreifen können.

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(C (D iese Instrumente sind die Preisobergrenze, die Preisanage, eine automatische Trennung der Verbindung nach iner Stunde und der Auskunftsanspruch der Regulieungsbehörde und überhaupt die Schaffung der Reguierungsbehörde als eigene Institution. Wir haben die egulierungsbehörde noch einmal gestärkt. Über 00 000 entzogene Dialernummern allein 2003 zeigen, ie richtig und notwendig eine solche Regelung war. Wir haben neuere Entwicklungen, auf die ich eben ingewiesen habe. Die Preisinformation ist generell prolematisch. Dieses Thema wird immer wieder an uns heangetragen. Die Tarifinformationen bei Handys umfasen nicht selten zehn bis 20 Seiten, Tarife im Call-byall-Verfahren wechseln manchmal von einem Wochennde zum nächsten, Tarifmodelle sind nicht vergleichar. Das sind Probleme für Verbraucher. Zusammen berachtet mit den Missbrauchsangeboten schleicht sich bei en Verbrauchern eine Stimmung ein – natürlich berechigt, wenn man selbst betroffen ist –, dass man ständig bers Ohr gehauen wird. Dieser möchten wir etwas entegensetzen, um die Entwicklung in diesem Wirtschaftsereich zu verstärken. Die Bundesregierung hat in der Antwort auf die Große nfrage viele Lösungen beschrieben. Ich denke, kein inziger Punkt ist ohne ein entsprechendes Lösungsngebot geblieben. Deswegen ist diese Debatte heute igentlich auch überflüssig. (Ursula Heinen [CDU/CSU]: Das sagen Sie mal der Branche!)


Hinzu kommt noch, dass im Bundesrat gerade eine
eue gesetzliche Regelung beraten wird. Bezogen auf
ie über die 0190er-Nummern hinaus bestehenden Pro-
leme wird es Regelungen geben, nämlich bessere
reisansagepflichten, vorvertragliche Preisinformatio-
en und Regelungen bei Kurzwahlnummern, also bei
remium-SMS, wodurch – ich denke, das ist ein großes
iel dabei – auch ein besserer Schutz von Minderjähri-
en in diesem Markt erreicht wird.
Aus verbraucherpolitischer Sicht sage ich: Ich finde,

as ist eine wirklich gute Ausgangsgrundlage, um das
erbrauchervertrauen zu stärken. Die Preisobergrenzen
ereiten uns noch ein paar Probleme. Bei den 0190er-
ummern greifen die Regelungen ab dem ersten Cent.
ei den anderen Mehrwertdiensten ist das anders. Wir
inden, dass es dafür eigentlich keinen Grund gibt, da
uch die technischen Probleme inzwischen gelöst sind.
an könnte das also noch verbraucherfreundlicher re-
eln.
Man muss an dieser Stelle auch einmal sagen, dass

inzelne Unternehmen mit Selbstverpflichtungen und
ngeboten für Minderjährige einen Schritt vorangegan-
en sind. Die Telekom, Vodafone und E-Plus haben ent-
prechende Angebote gemacht. Ich finde, das ist ein un-
erstützenswerter Schritt in Richtung guter Angebote für
inderjährige.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515808400

Frau Kollegin, Ihre Redezeit ist zu Ende.






(A) )



(B) )



Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515808500

Ja. – Ich denke, wir werden mit den gefundenen Lö-

sungen einen großen Schritt weiterkommen und im par-
lamentarischen Verfahren alles mit gewohnter Aufmerk-
samkeit und in gewohnter Breite diskutieren.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515808600

Nächste Rednerin ist Kollegin Ursula Heinen, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1515808700

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vielleicht einmal ei-
nes zur Wahrheitsfindung vorweg: Die Anfrage meiner
Kollegin Krogmann und unserer Fraktion stammt von
Juni 2004, also aus dem letzten Jahr.


(Hubertus Heil [SPD]: Und hat sich mittlerweile erledigt!)


Sie gab es somit schon, lange bevor Sie über weitere Än-
derungen nachgedacht haben. Lassen Sie mich auch das
noch sagen: Sie hoppeln unseren Initiativen schon die
ganze Zeit hinterher, anstatt selbst einmal zum richtigen
Zeitpunkt aktiv zu werden.


(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Sie hecheln hinterher! – Ute Kumpf [SPD]: Wir sind immer aktiv! – Hubertus Heil [SPD]: Wir handeln, Sie reden!)


Liebe Kollegin Höfken, Sie haben vorhin noch einmal
die Missbrauchsbekämpfung bei den Dialern genannt.
Ich weise darauf hin, dass meine Kollegin Krogmann ei-
nen Forderungskatalog entwickelt hat, der fünf Forde-
rungen enthält. Sie sind vier dieser Forderungen dan-
kenswerterweise nachgekommen und haben das
entsprechend gesetzlich umgesetzt. Der fünften Forde-
rung, nämlich der Ausweitung auf andere Nummern-
gassen, also auch auf die von Kollegin Höfken gerade
angesprochenen 0137er-Nummern, sind Sie aber nicht
nachgekommen. Das geschieht erst jetzt. Ich kann nur
sagen: Wenn Sie eine solche Debatte als überflüssig be-
zeichnen, zeigt das nur, dass Sie mit diesem Thema im
Grunde genommen gar nichts anfangen können und ge-
trieben werden müssen, hier etwas zu tun. Das finde ich
sehr bedauerlich.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Die haben kein Interesse!)


Bevor die Kollegin Höfken geredet und diese Debatte
als überflüssig bezeichnet hat, wollte ich mich eigentlich
sowohl bei denjenigen, die die Fragen entwickelt haben,
als auch bei denjenigen, die die Antworten geschrieben
haben, bedanken – Staatssekretär Staffelt, Sie könnten
ruhig zuhören;

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(C (D (Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär: Vorsichtig!)


enn ich wollte mich bei Ihnen bedanken, weil es eine
irklich umfangreiche Ausarbeitung geworden ist,
urch die wir, wie ich denke, einen guten Überblick über
en Markt, über die Missbrauchsmöglichkeiten und über
ie Chancen für neue Entwicklungen bekommen haben.
nsofern ist das eine gute Sache, die absolut notwendig
ar.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir haben es schon von allen Rednerinnen und Red-

ern gehört: Premium-SMS und Mehrwertdienste spielen
n unserer Informationsgesellschaft eine immer bedeu-
endere Rolle. Ein Beispiel zeigt sehr schön, wie gut man
iese Möglichkeiten nutzen kann: Im Rahmen einer
pendenaktion für die Flutopfer in Südostasien hat
nicef eine Sondernummer eingerichtet. Pro SMS, die
nsgesamt 2,99 Euro gekostet hat, konnte man 2,65 Euro
penden. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass diese
ehrwertdienste tatsächlich mehr sein können und auch
twas bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


aher sollten wir diese Sache durchaus positiv angehen.
uf der anderen Seite müssen wir darauf achten, dass
nseriöse Anbieter, die das Vertrauen der Verbraucher
erstören können, vom Markt verschwinden. Das ist un-
er Auftrag.
Die teuren Konsequenzen von Premium-SMS lernen
anche erst dann kennen, wenn sie ihre Handyrechnung
ekommen und sehen, auf wen sie hereingefallen sind.
esondere Animationen, Gewinnversprechen oder eroti-
che Inhalte sollen die Kunden zum Versenden von Pre-
iums-SMS verführen. Das scheint auch zu funktionie-
en. Der Preis für eine simple Antwort kann schnell
Euro betragen.
Aber auch bei den anderen Mehrwertdiensten gibt es

chwarze Schafe. Da helfen leider auch die gesetzlichen
egelungen nichts. In diesem Zusammenhang werden
ir uns etwas überlegen müssen.
Ein Beispiel: Es kann sein, dass man eine 0190er-
ummer anruft und dann in eine Konferenzschaltung
elockt wird. Das heißt, es wird dazu aufgefordert, eine
estimmte Nummer zu wählen, und danach würde man
eiterverbunden. Mit dieser zusätzlichen Nummernwahl
ber gelangt man in eine Konferenzschaltung. Dann
ützt es wenig, dass nach einer Stunde die Verbindung
nterbrochen wird. Die Regulierungsbehörde hat auf ih-
er Homepage Fälle aufgelistet, bei denen man vorsich-
ig sein soll. Wenn einem so etwas passiert, sollte man
as im Hinterkopf haben. In einem solchen Fall kann
ich die Telefonrechnung nach einer Stunde auf sage und
chreibe 600 Euro belaufen. Man muss sehen, ob es nach
en neuen Verordnungen eine Möglichkeit gibt, hier-
egen etwas zu unternehmen. Ich bin mir sicher, dass
hnen unsere Fraktion dabei helfen wird, die richtigen
ösungen zu finden.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Ursula Heinen

Durch Missbrauch bei unseriösen Mehrwertdiensten

entsteht mittlerweile bei den seriösen Auskunfts- und
Mehrwertdiensten und leider auch bei neuen Geschäfts-
modellen ein erhebliches Akzeptanzproblem. Es ist des-
halb entscheidend, die Verbraucher in diesem Bereich
vor einem weiteren Missbrauch zu schützen, damit das
Vertrauen in die Seriosität der Diensteanbieter insgesamt
gestärkt wird. Deshalb braucht man zum Schutz der Ver-
braucher klare Regeln. Produkt- und Preistransparenz
müssen deutlich gesteigert werden. Ein angemessener
Ausgleich zwischen den Verbraucherrechten, den Inte-
ressen der seriösen Anbieter und den Anbietern des
Netzzuganges muss gewährleistet werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Natürlich sind wir für eine Preisansagepflicht vor dem
Beginn der Entgeltpflichtigkeit; das ist keine Frage.
Aber das gilt nicht für billige Call-by-Call-Anrufe, wo
sich die Kosten im Zehntelbereich bewegen und damit
nur zu zusätzlichem Aufwand, aber nicht zu zusätz-
lichem Nutzen führen. Als Folge kann der eine oder an-
dere Anbieter vom Markt verdrängt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich kann zum Abschluss nur sagen: Ich bin froh, dass
diese Anfrage heute diskutiert wird und dass wir die An-
kündigungen nicht weiter via Presse machen, sondern
dass sich auch der Deutsche Bundestag mit dem Thema
Mehrwertdienste intensiv auseinander setzt.

Danke.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Ausgezeichnete Rede!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515808800

Das Wort hat der Kollege Hubertus Heil, SPD-Frak-

tion.


Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1515808900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

habe, ehrlich gesagt, am Anfang der Debatte die Auffas-
sung der Kollegin Höfken geteilt, dass diese Debatte ei-
gentlich überflüssig ist, weil wir in einigen Tagen und
Wochen mit einem Gesetzgebungsverfahren konkret
handeln und nicht nur darüber reden. Im Verlaufe der
Debatte habe ich allerdings meine Meinung geändert.
Frau Kopp, die Allgemeinheit Ihrer Ausführungen hat
damit zu tun. Denn eine solche Debatte – da bin ich der
CDU/CSU sehr dankbar – kann auch dazu führen, dass
man über konkrete Dinge redet. Insofern kann diese De-
batte hinsichtlich der Aufklärung der Sachverhalte
durchaus einen pädagogischen Effekt haben.


(Klaus Barthel [Starnberg] [SPD]: Könnte!)

Frau Kopp, Sie haben Selbstverständlichkeiten ange-

führt, zum Beispiel dass wir auf der einen Seite Verbrau-
cher schützen müssen, sie auf der anderen Seite aber
nicht totregulieren sollen. Das sagt jeder hier im Haus.
Sie haben aber nicht einen einzigen konkreten Fall ge-

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(C (D annt. Ich versuche, ohne Sie belehren zu wollen, einige intergründe dazu zu schildern. Vorweg aber will ich eines an die Adresse der Union agen, Frau Kollegin Heinen und Frau Kollegin rogmann: Man sollte nicht versuchen – das hat Herr taffelt deutlich gesagt –, künstlich Widersprüche aufzuauen, die nicht da sind. Über technische Details muss an reden. Eines aber werden wir nicht zulassen, nämich dass die CDU arbeitsteilig agiert und Frau rogmann zu den Unternehmen geht, diesen sagt, was ie hören wollen, (Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Das ist wirklich eine Unverschämtheit, Herr Heil! Wir wollen konstruktiv in der Sache arbeiten!)


nd Frau Heinen am nächsten Tag den Verbraucher-
chutzverbänden erzählt, was diese hören wollen.
Ich will dazu ein Beispiel geben. Sie haben im Herbst

ine Flatrate für Jugendliche gefordert, wenn ich das
ichtig gelesen habe,


(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Das haben Sie falsch gelesen! Erkundigen Sie sich mal!)


ls gäbe es keine Prepaidcards. Sie, Frau Heinen, haben
ben davon gesprochen, wenn ich Sie richtig verstanden
abe, dass Sie Ansagepflichten für alle Nummerngassen
aben wollen.


(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Nein!)

as wollen wir jetzt einmal miteinander durchgehen.


(Gudrun Kopp [FDP]: Herr Heil, da müssen Sie noch was lernen!)


Wir haben für die 0190er- und 0900er-Nummern seit
er letzten Novelle eine Ansagepflicht und das ist auch
ut so. Jetzt gibt es die Diskussion darüber, welchen
ummerngassen wir weitere Ansagepflichten auferlegen
nd bei welchen das nicht sinnvoll ist. Ich bin der festen
berzeugung, dass bei 0137er-Nummern eine Preisansa-
epflicht nicht sinnvoll ist, weil wir das Geschäftsmodell
das ist ein Massenmarkt – dadurch zerstören würden.
er faire Kompromiss, den das Ministerium erarbeitet
at, ist folgender: Wenn jemand eine 0137er-Nummer
nruft, erfolgt die Ansage, dass der Anruf registriert ist
nd soundso viel kostet. Das ist wichtig, damit einfache
emüter nicht tausend Mal dort anrufen. Das ist ein Bei-
piel dafür, wie man im Dialog mit der Wirtschaft – das
at das Ministerium geschafft – eine vernünftige Lösung
erbeiführt.


(Klaus Barthel [Starnberg] [SPD]: Genau!)

In diesem Zusammenhang gibt es eine grundsätzliche

rage. Wir wollen – das hat die Kollegin Höfken zu
echt gesagt – keinen künstlichen Widerspruch zwi-
chen Verbraucherinteressen und Unternehmensinte-
essen; denn Verbraucher und Unternehmen bilden zu-
ammen die Wirtschaft. Es ist nicht so, dass nur die
nternehmen die Wirtschaft sind, sondern auch die Ver-
raucher sind ein Teil davon. Vertrauen ist da ganz wich-
ig.






(A) )



(B) )


Hubertus Heil


(Gudrun Kopp [FDP]: Beide hängen zusam men!)

Insofern – da sind wir uns einig – sollten wir nicht versu-
chen, hier im Haus künstliche Widersprüche aufzu-
bauen.


(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Wenn man einen solchen Stil wie Sie einführt, Herr Heil!)


Lassen Sie uns lieber im Zuge des Gesetzgebungsverfah-
rens an die Arbeit gehen und schauen, welche Einzelre-
gelungen verhältnismäßig sind und welche Regelungen
tatsächlich dazu führen, dass Verbraucher effektiv ge-
schützt werden.

Dabei sind zwei Punkte wichtig, Frau Kollegin Kopp.
Der erste ist: Wir wollen natürlich Missbrauch aktiv be-
kämpfen. Wir wissen aber, dass die Entwicklung der
Technik in diesem Bereich häufig so schnell ist, dass der
Gesetzgeber nicht rechtzeitig reagieren kann. Deshalb ist
die Möglichkeit der Regulierungsbehörde, selbst aktiv
zu werden, ein ganz wichtiger Punkt. Der zweite Aspekt
ist die Frage der Transparenz, vor allen Dingen der
Preistransparenz. Es ist wichtig für eine entwickelte
Marktwirtschaft, dass man weiß, um welche Preise es
geht. Wir müssen aber den Menschen eines offen sagen:
Ein Gesetz, das gegen menschliche Dummheit schützt,
kann dieses Parlament nicht beschließen. Das heißt, es
gibt Dienste, bei denen sich niemand dafür interessiert,
wie viel sie kosten. Dort sind Preisansagepflichten
zwecklos.

Ich nehme aber einen Bereich aus, nämlich den, wo
Kinder betroffen sind. Da geht es nicht um Dummheit,
sondern darum, Kinder zu schützen. Darüber müssen wir
uns unterhalten. Das betrifft insbesondere die Klingel-
töne. Das ist ein Riesenthema. Wir müssen uns darüber
unterhalten, wie wir verhindern können, dass sich Kin-
der, ohne geschäftsfähig zu sein, Abonnements einhan-
deln. Dazu hat die Bundesregierung in dem Gesetzent-
wurf gute Vorschläge gemacht.


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Das haben die Unternehmen schon selber geregelt!)


Diese müssen wir uns ansehen. Das betrifft auch das
Thema Handshake-SMS. Wir müssen schauen, wo wir
in diesem schwierigen Bereich einen Schnitt machen.


(Gudrun Kopp [FDP]: Das ist doch schon bearbeitet!)


Wir müssen die Trennlinie zu dem ziehen, was wir bei
Jugendlichen zu regeln haben. An diesem Punkt müssen
wir schauen – da gebe ich Ihnen von der Union Recht –,
dass wir Micropaymentsysteme nicht unnötig belasten.
Sie haben vorhin das Gummibärchenbeispiel genannt.
Lassen Sie uns darüber reden und eine vernünftige Lö-
sung finden. Dafür sind wir offen. Ich sage aber ganz
deutlich: Wir können nicht zulassen, dass Sie so tun, als
ob das etwas ganz Neues wäre, etwas, was die CDU er-
funden hätte.

Wir haben doch gemeinsam – mit Ausnahme der
FDP – das Telekommunikationsgesetz beschlossen.

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(C (D etzt wird es übrigens, Frau Kopp, wieder genauso lauen. Wir laden Sie herzlich zu Gesprächen ein. Am Ende erden sich SPD und Grüne mit der Union auf einen ernünftigen Kompromiss einigen. Sie aber werden irendeinen Punkt finden, der Ihnen nicht schmeckt, um ann heldenhaft die Oppositionsrolle zu spielen. Beim KG war es genauso. Es war ganz erstaunlich, was Sie ich beim TKG zum Schluss alles ausgedacht haben, um icht mitstimmen zu müssen, nur weil Sie Ihre Maxialforderungen nicht durchsetzen konnten. Ein Vermittungsverfahren, das wahrscheinlich ist, das wir aber icht brauchen, weil wir das hier im Parlament vernünfig miteinander regeln können, ist ein Geben und Nehen, wenn man unterschiedliche Positionen hat. Insoern bin ich der CDU/CSU ganz dankbar, dass sie itarbeiten will. Ich weiß auch die Kompetenz der Koleginnen dieser Fraktion zu schätzen. (Ursula Heinen [CDU/CSU]: Was war denn das für ein schöner Spruch?)


Das können Sie sich ruhig gefallen lassen. Ich sage Ih-
en an dieser Stelle auch einmal etwas Nettes.


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Das wird auch Zeit!)


Es geht aber, wie gesagt, nicht an, sich vom Acker
u machen oder so zu tun, als habe man das Ei des
olumbus erfunden. Wir haben im Juni die Ermäch-
igungen zu Kundenschutzverordnungen in das TKG
ufgenommen. Zeitgleich haben Sie Ihre Anfrage ge-
tartet, wohl wissend, dass die Verordnungen in Vor-
ereitung waren und gesetzgeberisch umgesetzt wer-
en, um Pendelverordnungen zwischen Bundestag und
undesrat zu vermeiden.
Ich bin mir sicher, dass wir letztendlich einen ver-

ünftigen gesetzlichen Rahmen schaffen werden, um
issbrauch zu bekämpfen, Transparenz und Verbrau-
herinteressen zu fördern und die notwendige Sicherheit
u schaffen, damit sich neue Geschäftsmodelle, die wir
ls Politiker nicht absehen können, entwickeln können.
Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass sich aus

en SMS ein Massenmarkt entwickelt? Wer hätte ge-
acht, dass sich der MMS so rasant entwickelt? Ich weiß
icht, wie es bei Ihnen ist, aber ich hätte vor einigen Jah-
en nicht erwartet, dass es einmal eine Hitparade für
lingeltöne geben wird. Über Fragen des Geschmacks
uss ein Parlament nicht entscheiden – ich sage nur:
Schni Schna Schnappi“ –; für uns ist entscheidend, den
enschen nicht vorzuschreiben, was sie sich als Unter-
altung oder im Informationsbereich zu Gemüte führen.
ir sollten vielmehr den notwendigen Rahmen schaffen,
amit die Menschen nicht über den Tisch gezogen wer-
en.
Es gibt gerade bei den so genannten Ansagediensten

ntwicklungen, die nicht gutzuheißen sind. Zwar ist es
ernünftig, dass es im Bereich der 118er-Nummern An-
agedienste gibt, wir müssen aber meiner Ansicht nach
afür Sorge tragen, dass jemand, der eine Auskunft an-
uft und das Angebot erhält, weiterverbunden zu werden,
oraufhin er möglicherweise noch mit einer Mehrwert-
ienstnummer verbunden wird, weiß, dass er dreimal zu






(A) )



(B) )


Hubertus Heil

zahlen hat: bei der Einwahl, bei der Weitervermittlung
und bei der neuen Mehrwertdienstnummer.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich meine, wir können nicht zulassen, dass es an dieser
Stelle keine Preistransparenz gibt.

Ich verlange für die 118er-Nummern keine Preis-
ansagepflicht. Ich halte eine Ankündigung bei der Be-
werbung dieser Dienste für ausreichend. Aber ich bin für
eine Preisansagepflicht, wenn jemand weiterverbunden
wird. Dies muss sich auch auf den Vermittlungsvorgang
beziehen. Ich denke, auch dafür bietet der Gesetzentwurf
eine gute Grundlage.

Lassen Sie uns zusammenarbeiten! Dabei sollten wir
sachorientiert vorgehen, Gespräche mit den Unterneh-
men und den Verbraucherschutzverbänden führen und
klären, was die Regulierungsbehörde leisten kann.

Damit komme ich zu meinem letzten Punkt. Es geht
nicht an, dass die Opposition ständig Kritik daran übt,
dass die Regulierungsbehörde mehr Personal braucht,
während wir als Politiker dieser Behörde immer mehr
Aufgaben zuordnen. Wenn wir wollen, dass Missbrauch
vernünftig bekämpft wird, dann muss die Regulierungs-
behörde in der Lage sein, diesen Job zu leisten.


(Beifall des Abg. Klaus Barthel [Starnberg] [SPD])


Ich möchte keine Regulierungsbehörde um ihrer
selbst willen. Ich möchte auch nicht, dass wir einen
Superregulierer schaffen, der beispielsweise zukünftig
contentreguliert. Lassen Sie uns das gemeinsam ange-
hen.

Aber, Frau Kopp, wenn es das nächste Mal um den
Haushalt des Bundeswirtschaftsministers und um die
Frage geht, wie sich Ihre Haushälter zum Thema Kosten
der Regulierungsbehörde verhalten, dann werden wir ge-
nau hinhören und auch die immer weiteren Forderungen
hinsichtlich der Aufgaben der RegTP wie auch die Be-
reitschaft berücksichtigen, sicherzustellen, dass die
RegTP ihre Aufgaben erfüllen kann.

Ich möchte mich herzlich für Ihre Aufmerksamkeit
bedanken. Lassen Sie uns jetzt das Gesetzgebungsver-
fahren beginnen, nach Lösungen suchen und das Gesetz
beschließen! Zu diesem Thema sollte auf weitere Anfra-
gen verzichtet werden. Es ist Zeit zu Handeln.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515809000

Ich schließe die Aussprache.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 26 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
über die Feststellung des Wirtschaftsplans des

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(C (D ERP-Sondervermögens für das Jahr 2005 – Drucksache 15/3596 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit – Drucksache 15/4704 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle in Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk, SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir ollen heute das ERP-Wirtschaftsplangesetz 2005 verbschieden. Der Zeitpunkt ist so spät wie schon lange icht mehr. Grund für die Verzögerung ist vor allem die Diskus ion um die Planung der Bundesregierung, die Wirtchaftsförderung und damit das ERP-Sondervermögen ür die Zukunft neu zu ordnen und dabei Milliarden Euro aus dem ERP-Sondervermögen zu erwenden, um den Haushalt auszugleichen. Das ist war heute nicht unser Thema, es wird uns aber in den ommenden Wochen in den zuständigen Parlamentsauschüssen noch intensiv beschäftigen. Ich will dazu nur so viel sagen: Am Kern der ERPirtschaftsförderung zugunsten des Mittelstandes und m ERP-Sondervermögen selbst darf ebenso wenig geüttelt werden wie an der Entscheidung des Parlaments ber die Ausrichtung der damit bewirkten Wirtschaftsörderung; denn das ERP-Sondervermögen war und ist in wichtiges Instrument der Wirtschaftsförderung. Das uss es auch bleiben. Der Zahlenbeweis dafür ist eindrucksvoll. Seit dem riege sind 115 Milliarden Euro an Krediten aus diesem ermögen zur Unterstützung der mittelständischen Wirtchaft geflossen. Bis heute sind unmittelbar 8 Millionen eue bzw. bestehende Arbeitsplätze aus dem ERP-Sonervermögen gefördert worden. Auch und gerade in den euen Bundesländern hatten und haben die ERP-Kredite ositive Wirkungen. Seit der Wiedervereinigung wurde er Aufbau eines leistungsfähigen Mittelstandes in den euen Bundesländern massiv unterstützt. Seit 1990 gab s in den neuen Bundesländern 460 000 Kreditzusagen it einem Gesamtvolumen von 44 Milliarden Euro. und 1,7 Millionen Arbeitsplätze wurden so geschaffen nd 1,75 Millionen bestehende Arbeitsplätze gesichert. 00 000 Existenzgründungen konnten vorgenommen erden. Das ist eine Bilanz, die sich wirklich sehen lasen kann. Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Das sind zwar nur wenige Zahlen. Aber sie illustrie ren, dass die Wirtschaftsförderung aus dem ERPSondervermögen einer der wichtigsten Bausteine zur Unterstützung von Gründern und mittelständischen Unternehmen darstellt. Weil das so ist, haben der ERP-Unterausschuss, der Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit und der Deutsche Bundestag an der Umsetzung der ERP-Förderung immer regen Anteil genommen. Sie haben aktiv darauf hingewirkt, dass die Ausrichtung und die Schwerpunktsetzung bei der Wirtschaftsförderung immer wieder den veränderten Umständen angepasst wurden. Nur so konnten wichtige Beiträge im Rahmen der deutschen Einheit erfolgreich geleistet werden. Der Kern, das Grundprinzip, ist immer gleich geblieben: Das ERP-Sondervermögen gewährt keinen Zuschuss, sondern gibt Hilfe zur Selbsthilfe, das heißt, das Kapital wird zu sehr günstigen Bedingungen – sei es beim Zinssatz, sei es bei der Haftung – zur Verfügung gestellt. Es erleichtert so Investitionen und den Aufbau von Unternehmen und fließt dann wieder zurück, um erneut für die Förderung von mittelständischen Unternehmen und Gründern eingesetzt zu werden. Die USA haben uns nämlich nach dem Zweiten Weltkrieg die Marshallplangelder nicht wie anderen Europäern als Geschenk, sondern als Kredit gegeben und haben damit die Grundlage für den dauerhaften Erfolg des Instruments gelegt. Um es ganz offen zu sagen: In anderen Ländern wurden die Gelder unmittelbar in den Haushalt eingestellt und verbraucht. Bei uns wurden durch die erwähnte Sonderkonstruktion die Begehrlichkeiten der Finanzminister jahrzehntelang im Zaum gehalten. Nur Österreich ist ähnlich verfahren wie die Bundesrepublik. Auch dort wirken die ERP-Fonds genannten Mittel nach wie vor segensreich und werden zur Unterstützung der Wirtschaft eingesetzt. Übrigens denkt in Österreich niemand daran, die ERP-Fonds aufzulösen. Ich werde weiterhin nachdrücklich dafür eintreten, dass auch bei uns dieses wichtige Förderinstrument in seiner vollen Kraft erhalten bleibt. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Otto Bernhardt [CDU/CSU])


(ERP-Wirtschaftsplangesetz 2005)


(Erste Beratung 145. Sitzung)

Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD):
Rede ID: ID1515809100

(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


Wir müssen uns aber heute – unabhängig von allen
anderen Überlegungen – auch um die haushaltsmäßige
Grundlage, also das ERP-Wirtschaftsplangesetz, küm-
mern. Der Wirtschaftsplan 2005 sieht wie der nun gel-
tende ein Fördervolumen von rund 4 Milliarden Euro
vor. Er ist wiederum darauf ausgerichtet, die Unterneh-
men in ihrer deutlich schwieriger gewordenen Finanzie-
rungssituation zu unterstützen. Die richtigen Instrumente
dafür sind im Wirtschaftsplan angelegt.

Ich darf mich bei dieser Gelegenheit bei den Kolle-
ginnen und Kollegen des ERP-Unterausschusses bedan-
ken. Wir haben immer in einer offenen und konstruktiv-
kritischen Weise diskutiert. Es ist uns über die Fraktions-
grenzen hinweg – nicht immer in jedem Detail, aber
doch weitgehend – gelungen, bei den Zielen und Instru-
menten Einigkeit zu erzielen, wie dies selten im Deut-
schen Bundestag ist.

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(C (D ch denke in diesem Zusammenhang insbesondere an die achrangkapitalprodukte „ERP-Kapital für Gründer“ nd das „ERP-Kapital für Wachstum“, aber auch den RP/EIF-Dachfonds und die neuen ERP-Startfonds für unge innovative Unternehmen. Darüber haben wir geeinsam diskutiert und dazu stehen wir auch gemeinam. Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach diesen örderprogrammen mit zunehmender Bekanntheit der rogramme und vor allem mit zunehmender Konjunkurerholung anziehen wird. Dies kann allerdings nur geingen – zum Abschluss noch ein kritisches Wort –, enn sich auch die deutsche Kreditwirtschaft ihrer ufgaben und ihrer hohen Verantwortung für die Finanierung des Mittelstandes wieder bewusst wird. Der taat kann nämlich die riesigen Summen, die hier für die inanzierung fehlen, nicht aufbringen. Er kann an der eien oder anderen Stelle helfen. Aber für die breite Kreitversorgung ist und bleibt die Kreditwirtschaft verantortlich. Dieses Ziel darf sie nicht völlig überzogenen ewinnerwartungen opfern. Herzlichen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Otto Bernhardt, DU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Bei diesem Tagesordnungspunkt geht es um die rage, wie die Erträge des ERP-Sondervermögens im ahre 2005 eingesetzt werden sollen. Im Grunde untercheidet sich dieser Wirtschaftsplan nur wenig von den orangegangenen Plänen. Wir müssen leider feststellen, ass die Inanspruchnahme der Mittel aus den Programen rückläufig ist; in den letzten drei Jahren sank sie um twa 20 Prozent. Besonders traurig ist, dass der Abfluss er Gelder für Existenzgründungen im Jahr 2004, verglihen mit 2003, um etwa 40 Prozent zurückgegangen ist. as hängt aber nicht damit zusammen, dass wir zu weig Geld zur Verfügung stellen. Nein, die Gelder reichen us, sie werden auch im nächsten Jahr ausreichen. Tatsahe aber ist, dass es vor dem Hintergrund der allgemeien wirtschaftlichen Entwicklung nicht so viele Menchen in Deutschland gibt, die investieren können oder ollen. Dennoch dürfen wir dieses Vermögen auf keinen all schmälern; denn ich gehe davon aus, dass diese Mitel nach einem Regierungswechsel im Jahr 2006 wieder n erheblichem Umfang benötigt werden. Eigentlich könnten wir wie in den vorangegangenen ahren diesem Plan unsere Zustimmung geben. Es gibt ine hervorragende Zusammenarbeit im Unterausschuss. ie Regierung erteilt uns alle Auskünfte. Unsere Wünche werden berücksichtigt. Dennoch werden wir uns eute wie bereits in den Ausschüssen der Stimme enthalen, und zwar einzig und allein um unsere Kritik daran Otto Bernhardt zum Ausdruck zu bringen, dass der Finanzminister beabsichtigt, dem ERP-Sondervermögen 2 Milliarden Euro zu entnehmen, um damit allgemeine Haushaltslöcher zu stopfen. Dies hat der Mittelstand in Deutschland nicht verdient. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515809200
Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1515809300

(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Das ERP-Sondervermögen geht auf die Zeit nach
dem Krieg zurück. Sie wissen, dass uns die Amerikaner
damals in erheblichem Umfang Kredite für den Wieder-
aufbau Westdeutschlands gewährt und vertraglich auf
die Rückflüsse verzichtet haben. Sie haben uns
zugestanden, diese Mittel zu sammeln – das ist das Son-
dervermögen – und daraus Wirtschaftsförderung zu be-
treiben. Es ist ein stattliches Vermögen zusammenge-
kommen: 12,7 Milliarden Euro.

In diesem Vertrag aus dem Jahr 1949 sind zwei
Grundsätze festgelegt worden. Der erste Grundsatz ist
das Substanzerhaltungsgebot; es dürfen also nur die
Erträge verwendet werden. Es geht hier nicht um eine
nominelle Erhaltung des Vermögens, sondern um eine
effektive. Das haben wir bis heute durchgehalten. Der
Erste, der das nicht durchhalten wird, wird wie in vielen
anderen Bereichen auch hier Hans Eichel sein. Auch in
dieser Hinsicht wird er als sehr traurige Gestalt in die
Geschichte eingehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der zweite Grundsatz ist die parlamentarische Kon-
trolle. In dem Vertrag heißt es, dass jedes Jahr ein Wirt-
schaftsplan vom Bundestag zu verabschieden ist. Es
muss also eine ordnungsgemäße parlamentarische Bera-
tung geben. Auch darauf hat Hans Eichel einen An-
schlag vor. Wir kennen noch nicht alle Vorschläge; wir
werden darüber in Ruhe im Unterausschuss diskutieren.
Zurzeit aber sieht es so aus, als wollte der Finanzminis-
ter dem Sondervermögen nicht nur 2 Milliarden Euro
entnehmen – diese Mittel wären dann endgültig weg –,
sondern die verbleibenden Mittel der KfW geben.

Wenn diese Mittel dort Eigenkapital werden sollen
– ich komme darauf zu sprechen –, dann wäre das das
Ende der parlamentarischen Mitwirkung. Die KfW hat
ausgerechnet, dass sie mit 2 Milliarden Euro weniger ge-
nauso viel Wirtschaftsförderung betreiben kann, wenn
diese Mittel echtes Eigenkapital werden. Wenn es aber
so kommt, Frau Kollegin, dann – ich wiederhole – ist
unsere Mitwirkung beendet. Deshalb sage ich: Dazu darf
es nicht kommen.

Unser Unterausschuss hat eine Anhörung durchge-
führt. In dieser Anhörung hat niemand, weder die Kre-
ditinstitute noch der Bundesrechnungshof noch die Wirt-
schaftsverbände, die Pläne der Bundesregierung begrüßt,


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: So ist es!)

weil sich alle darüber im Klaren sind, dass das ERP-Son-
dervermögen das wichtigste Förderungsinstrumentarium
des Bundes für den Mittelstand ist. Mit diesem Vermö-
gen sollte man nicht so leichtfertig umgehen.

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(C (D Ich sage daher sehr deutlich: Im Unterausschuss sind ir uns im Grunde sehr einig. Die Front verläuft eigentich ein bisschen mehr zwischen den Abgeordneten, die twas von der Sache verstehen, und dem Finanzminister, er sich kurzfristig bedienen will. (Bernhard Schulte-Drüggelte [CDU/CSU]: Das gibt es oft! Das musste mal gesagt werden!)


Nun weiß ich natürlich, dass die Kollegen im Unter-
usschuss – sie geben mir immer Recht, wenn ich mit
iesen Thesen komme – aus Solidarität nachher wahr-
cheinlich verkehrt abstimmen werden. Das werden wir
icherlich nicht verhindern können. Wir können nur an
ie Bundesregierung appellieren, einen Weg zu finden,
er sicherstellt, dass die parlamentarische Mitwirkung
ei der geplanten Übertragung erhalten bleibt.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Wenn es hier eine vernünftige Lösung gibt, dann wer-
en wir uns ihr nicht verschließen.


(Beifall der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


ir werden aber mit Sicherheit ablehnen, dass
Milliarden Euro zur allgemeinen Haushaltsdeckung
erangezogen werden. Deshalb enthalten wir uns heute.
ir wollen das Signal setzen: Finger weg vom
RP-Sondervermögen! Wir brauchen dieses Vermögen
ngeschmälert für die Mittelstandsförderung in Deutsch-
and.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515809400

Der Kollege Hans-Josef Fell, Bündnis 90/Die Grü-

en, hat seine Rede zu Protokoll gegeben.1)
Nächste Rednerin ist die Kollegin Gudrun Kopp,

DP.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1515809500

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Herren und Damen!
err Kollege Bernhardt, wir sind uns im Plenum und in
en Ausschüssen einig – das ist wirklich selten –, dass
ir das ERP-Sondervermögen für die Wirtschaftsförde-
ung erhalten wollen. Wenn man bedenkt, wie schwierig
nsere Wirtschaftslage und wie hoch die Arbeitslosen-
uote seit vielen Jahren ist, dann sollte man umso mehr
u schätzen wissen, wenn der Wert dieses Sondervermö-
ens erhalten bleibt.


(Beifall des Abg. Otto Bernhardt [CDU/CSU])

Auch deshalb ist es bisher – jedenfalls solange ich
itglied dieses Unterausschusses bin – Usus gewesen,

edes Jahr, wenn es um das ERP-Wirtschaftsplangesetz
ing, Einigkeit im Abstimmungsverhalten zu zeigen. Ich
ann für die FDP-Bundestagsfraktion auch heute sagen:
ir Liberalen wollen ebenfalls ein Zeichen setzen, und

Anlage 4






(A) )



(B) )


Gudrun Kopp

zwar gegen die Hilflosigkeit, die wir gegenüber dem
empfinden, was hinter den Kulissen in den Ministerien
geplant ist, nämlich das ERP-Sondervermögen Schritt
für Schritt als Steinbruch zu missbrauchen, um Haus-
haltslöcher zulasten der Wirtschaft zu füllen. Die
FDP-Bundestagsfraktion wird sich daher der Stimme
enthalten, um auch auf diese Art und Weise ihren Protest
kundzutun.

Ich weiß, dass die Kollegen aller Fraktionen, auch des
Bündnisses 90/Die Grünen und der SPD, im Grunde ge-
nommen der Meinung sind, dass wir das nicht zulassen
dürfen. Insofern wird sich die Frage stellen, ob Sie bei
der Abstimmung Ihrer Überzeugung folgen werden. Ver-
mutlich nicht; das ist eben so. Aber es ist wirklich eine
sehr schwierige Lage.

Wir haben einen Bericht des Bundesrechnungshofs
eingefordert. Der Bundesrechnungshof hat uns zu allen
Punkten eine klare Auskunft gegeben. Er hat uns aufge-
tragen, dass dann, wenn 2 Milliarden Euro herausgelöst
werden sollen, die US-amerikanische Regierung zu be-
fragen bzw. zu beteiligen ist. Uns ist gesagt worden, dass
dieses Prozedere in etwa ein Jahr in Anspruch nehmen
wird. Das heißt, dieser Prozess des Vermögensabbaus
wird sich nur allmählich vollziehen können. Gleichwohl
wird diese böse Entwicklung auf uns zukommen.

Ich sehe die Frontlinie eher woanders, Herr Kollege
Bernhardt. Ich sehe sie in erster Linie zwischen den
beiden Ministern verlaufen, nämlich zwischen Bundes-
wirtschaftsminister Clement und Bundesfinanzminister
Eichel. Wir haben uns natürlich gefragt: Wie kann der
Wirtschaftsminister im Wissen um die Daten und Fakten
am Markt und darum, wie wichtig dieses Sondervermö-
gen für die Wirtschaft ist, zustimmen? Wie kann er das
zulassen? Die einzige Erklärung, die jedenfalls ich dafür
habe, ist: Minister Clement ist dazu vergattert worden,
Einsparungen zu realisieren, und hat gesagt: Okay, dann
gebe ich hier klein bei und lasse es zu, dass die 2 Milliar-
den Euro quasi entzogen werden.

Man muss einmal sehen, welche Folgen es haben
wird, wenn das Parlament nicht mehr beteiligt wird. Das
Vermögen soll verringert werden. Es wird gesagt, die
KfW könne bessere Renditen erzielen, effizienter wirt-
schaften. Wenn das so ist, dann – auch das haben wir im
Unterausschuss gesagt – müsste es doch eigentlich zur
Ausschreibung dieser Leistungen kommen. Man müsste
einmal in Erfahrung bringen, ob eine andere Bank nicht
noch ganz andere Effizienzgewinne erwirtschaften
könnte als die bundesnahe KfW.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die Argumentationslinie ist also alles andere als logisch.

Ich vermute, dass zweierlei geschehen wird. Die
2 Milliarden Euro werden abfließen; dafür wird es in
diesem Hause leider eine Mehrheit geben. Es wird ir-
gendein Hilfskonstrukt geschaffen, bei dem das Parla-
ment in irgendeiner Weise beteiligt wird. Was derzeit
stattfindet, nämlich die jährliche intensive Beratung ei-
nes Wirtschaftsplangesetzes, wird es so nicht mehr ge-
ben. Das können wir uns, finde ich, nicht leisten.

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(C (D Frau Kollegin, schauen Sie bitte einmal auf die Uhr. ie haben deutlich überzogen. Ja, letzter Satz. Dies ist ein Raubbau an der Wirtschaft in unserem and zulasten von Arbeitsplätzen und dem sollten wir ns nach Kräften widersetzen. Vielen Dank. Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär für irtschaft und Arbeit, Ditmar Staffelt. Dr Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Erstens stelle ich fest: Was den ERP-Wirtchaftsplan betrifft, besteht, denke ich, ein hohes Maß an bereinstimmung darüber, dass wir das, was wir in den etzten Jahren getan haben, kontinuierlich fortschreiben nd dazu bei den ERP-Aktivitäten Akzentuierungen vorehmen, die sich infolge der Nachfrage durch Unterneher bzw. Unternehmen als notwendig erwiesen haben. Sie alle werden begrüßen, so hoffe ich jedenfalls, dass ir mit dem ERP/EIF-Dachfonds ein Instrument gechaffen haben, das uns in die Lage versetzt, wieder in tärkerem Maß Risikokapital zu bilden, um insbesondere echnologieunternehmen und innovativen Unternehen unter die Arme zu greifen oder die Gründung solher Unternehmen zu fördern und darüber hinaus dafür orge zu tragen, dass sich Unternehmen, die sich in chwierigen Phasen der Entwicklung befinden, finanzieen können. Ähnliches gilt für den ERP-Startfonds. Das ist eben alls eine Maßnahme, der wir alle in diesem Haus, denke ch, zustimmen. Ich glaube auch, dass die Schaffung der KfW-Mittel tandsbank ein wichtiger Schritt war, um Programme zu ereinheitlichen, neu zu strukturieren und damit auch an ie Marktgegebenheiten anzupassen. Summa summaum finde ich – das ist ein wichtiges Ergebnis dieser iskussion –: Wir sollten uns dazu bekennen, dass die örderkulisse für das Entstehen von kleinen und mittleen Unternehmen in Deutschland ausgesprochen gut ist. ies – so habe ich die Ausführungen von Ihnen allen erstanden – wird von Ihnen allen mitgetragen. Die Kritik, die hier laut geworden ist, richtet sich so usagen auf das Bild der Zukunft. In diesem Zusammenang ist zunächst festzuhalten, dass wir alle die Details och nicht kennen. Ich bitte zugleich diejenigen, die mit ir gemeinsam im Unterausschuss darüber diskutiert haen, anzuerkennen, dass sich die Bundesregierung um eitestmögliche Transparenz bei den jeweiligen Areitsschritten bemüht hat und dass wir auch sehr offen ber die einzelnen Teilschritte, von denen aus wir dieses Parl. Staatssekretär Dr. Ditmar Staffelt Thema erschlossen haben, Frau Kollegin SkarpelisSperk, diskutiert haben. An der Stelle weise ich darauf hin, dass wir selbstverständlich auch die Einwände, die es gegeben hat, abarbeiten und sie in vollem Umfang in die Überlegungen einbeziehen werden. Dazu gehört – das haben wir sehr wohl verstanden –, dass die Mitwirkung des Deutschen Bundestages, die sich im Übrigen in der Vergangenheit außerordentlich bewährt hat, von allen weiterhin für erforderlich gehalten wird. Wir werden daher alles unternehmen, damit im Gesetz die bisher vorgesehenen Mitwirkungsmöglichkeiten nicht eingeschränkt werden. Ich möchte einen zweiten Punkt ansprechen: In der Anhörung gab es ja Hinweise auf Sondierungsgespräche mit den Vereinigten Staaten von Amerika. Diese hat es gegeben. Wir sind optimistisch, dass wir hierbei zu einem guten Ergebnis kommen werden. Ein weiterer wichtiger Punkt: Natürlich hängt viel von der Vertragsgestaltung ab. Ich gehe fest davon aus, dass die KfW eine klare Zusage geben muss, dass sie für die von ihr prognostizierte Verwertung eine ausreichende Rendite aus den 8,4 Milliarden Euro erzielen wird. Das ist Voraussetzung dafür, dass die vorhandenen Programme überhaupt finanziert werden können. Wir bemühen uns darum, hier zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen. Zu Ihrem Vorschlag, das auszuschreiben, Frau Kollegin Kopp, kann ich nur sagen: Natürlich kann man Ausschreibungen machen. Es wird auch tolle Angebote geben, bei denen erheblich bessere Renditen versprochen werden. Die Frage ist nur, in welchem Umfang wir bezüglich der Renditen, die wir dringend benötigen, um die Fördermaßnahmen weiterhin durchführen oder gar noch ausbauen zu können, Risiken in Kauf nehmen wollen. Deshalb stehen wir einer Ausschreibung eher zurückhaltend gegenüber. Die weitere Diskussion sollten wir in der bewährten Art und Weise des offenen Meinungsaustausches miteinander führen. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Wochen weitere wichtige Schritte unternehmen werden, da es letztlich, wie ich glaube, kaum eine Alternative dazu gibt, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Deshalb bitten wir den Deutschen Bundestag um entsprechende Unterstützung und um Zustimmung zum vorliegenden ERP-Wirtschaftsplangesetz. Danke schön. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515809600
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1515809700

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515809800
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1515809900




(A) )


(B) )


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Sehr gut!)


(Gudrun Kopp [FDP]: Aha!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515810000

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-

desregierung eingebrachten Entwurf eines ERP-Wirt-

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(C (D chaftsplangesetzes 2005, Drucksache 15/3596. Der usschuss für Wirtschaft und Arbeit empfiehlt auf rucksache 15/4704, den Gesetzentwurf anzunehmen. ch bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen ollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter eratung mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei nthaltung der CDU/CSU und der FDP angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzenturf ist damit in dritter Beratung mit demselben Stimmrgebnis wie in der zweiten Beratung angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 27 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Antrag der Abgeordneten Birgit Homburger, Angelika Brunkhorst, Michael Kauch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Mülltrennung vereinfachen – Haushalte entlasten – Drucksachen 15/2193, 15/4786 – Berichterstattung: Abgeordnete Petra Bierwirth Werner Wittlich Dr. Antje Vogel-Sperl Birgit Homburger Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle in Petra Bierwirth, SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ie Getrenntsammlung bestimmter Abfälle ist eine rundvoraussetzung für eine qualitativ hochwertige toffliche Verwertung. Durch die getrennte Erfassung on Verpackungsmaterialien werden hohe Sammelund erwertungsquoten erreicht. Deutschland nimmt neben änemark und den Niederlanden in Europa eine Spitenstellung bei der Verwertung von Verpackungsabfälen ein. Mit der Verpackungsverordnung wurde der Wirt chaft die Produktverantwortung übertragen. Dies hat das wissen wir alle – zur Entwicklung paralleler Strukuren in der Abfallwirtschaft geführt. Sortieranlagen sind eitgehend von privaten Investoren getragen. In den etzten Jahren haben sich Verwertungswege herauskrisallisiert, die als Maßstab für zukünftige Veränderungen enommen werden müssen. Daran müssen wir den heute zur Beschlussfassung orliegenden Antrag der FDP-Fraktion messen. Aus em Antrag ist meiner Auffassung nach lediglich erennbar, dass die derzeitigen Strukturen durchbrochen Petra Bierwirth und das bisher Erreichte vernachlässigt werden sollen. Grundlage des uns vorliegenden Antrages sind Testläufe großer Entsorgungsunternehmen, deren Ziel nicht die Vereinfachung der Müllentsorgung ist, sondern der weitere Zugriff auf die Abfallströme und damit letztendlich auch auf die Gebühren der Verbraucher. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Petra Bierwirth (SPD):
Rede ID: ID1515810100




(A) )


(B) )


Für mich sind bei der Diskussion auf diesem Feld
noch viele Fragen unbeantwortet. Zum Beispiel hat das
Sammelsystem, das wir derzeit in der Bundesrepublik
haben, in der Bevölkerung eine sehr hohe Akzeptanz.
95 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sammeln ge-
trennt. Die Bürgerinnen und Bürger identifizieren sich
mit diesem System. Für sie ist das praktizierter Umwelt-
schutz vor der Haustür. Hier stelle ich mir schon die
Frage: Können wir das einfach leichtfertig aufs Spiel set-
zen?

Auch ist völlig ungeklärt, ob das neue System, das
eingeführt werden soll, den bisher hohen Standard im
Umweltschutz, wie wir ihn durch die Getrenntsammlung
erreicht haben, weiterhin gewährleisten wird. Für mich
stellt sich auch die Frage: Ist ein solch neues System
wirtschaftlich? Die wohl wichtigste Frage ist: Ist über-
haupt die Technik schon so weit, dass wir eine solche
komplette Systemumstellung vornehmen können? Ist sie
schon so weit, dass das System großflächig eingeführt
werden kann?

Eine weitere Frage: Können die heute in dieser Bran-
che tätigen mittelständischen Unternehmen eine sol-
che technische Umstellung überhaupt realisieren? Oder
leiten wir hiermit durch die Hintertür einen eleganten
Wechsel in der Unternehmensstruktur ein? Eine äußerst
wichtige Frage ist auch: Was bedeutet eine Systemum-
stellung für die Verbraucherinnen und Verbraucher?
Werden sie eine Gebührensenkung erleben oder nicht
doch eher eine Gebührenerhöhung?

Diese Reihe von Fragen ließe sich noch beliebig lang
fortsetzen. Um fundierte Antworten zu erhalten, haben
wir im Umweltausschuss eine Expertenanhörung durch-
geführt, in der wir auch diese Fragen gestellt haben. Für
mich war das Ergebnis dieser Anhörung, dass die An-
tragsteller mit ihrem Anliegen gescheitert sind; die Ant-
worten fielen in meinen Augen niederschmetternd aus.


(Beifall bei der SPD)

Wir können heute in keiner Weise von einem System-
wechsel in der Abfallsammlung und Abfallentsorgung
sprechen. Davon sind wir noch meilenweit entfernt. Ein
solcher Systemwechsel ist in meinen Augen noch nicht
einmal spruchreif. Zum einen sind die Pilotversuche ge-
rade erst abgeschlossen und die Auswertung liegt uns im
Detail noch gar nicht vor. Zum anderen wurde in der An-
hörung deutlich, dass wir es bei diesen Pilotversuchen
doch eher mit Ergebnissen unter laborähnlichen Bedin-
gungen zu tun haben. Sie haben im kleinteiligen Raum
stattgefunden. Auf den Fließbändern spiegelte sich das
Abfallverhalten auf dem flachen Land wider. Leichtver-
packungen und Restmüll sind erst in der Sortieranlage

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(C (D emischt worden. Ich denke daher, diese Ergebnisse önnen in keiner Weise verallgemeinert werden. Für mich steht fest, dass die ökonomischen, rechtli hen, wirtschaftlichen und Umweltauswirkungen eines ystemwechsels zum heutigen Zeitpunkt – das hat die nhörung ganz klar ergeben – nicht mit Namen und ausnummer benannt werden können. Aus der Anhöung können wir aber Folgendes mitnehmen: Wenn ein olcher Systemwechsel stattfinden sollte, dann ergibt ich auf alle Fälle eine Erhöhung der Gebühren für die erbraucherinnen und Verbraucher. Denn die Abfallentorger müssen überall diese neue Technik einführen. iese bekommt man nicht umsonst. Die Anhörung hat ebenfalls gezeigt, dass die derzeit ingesetzte Technik zwar in den Versuchen funktioniert, ber noch nicht für einen großflächigen Einsatz auseicht. Außerdem – das ist ein zusätzliches Problem bei inem Systemwechsel – muss dann noch die Biotonne ingeführt werden. Denn ohne diese lässt sich die Sysmumstellung nicht realisieren. Ich persönlich halte es bei all diesen Unklarheiten für öllig unverantwortlich, einen Systemwechsel zu volliehen. Bevor wir zu einer solchen Entscheidung komen, müssen noch viele Antworten gegeben werden. Es arf nicht nur vage Versprechungen geben, wie wir es ilweise erlebt haben. Für meine Fraktion und mich gibt es derzeit zum Sysm der getrennten Sammlung keine Alternative. ir sind natürlich immer offen für Verbesserungen – da erweigern wir uns nicht –; denn kein System ist so gut, ass es nicht verbessert werden könnte. Darüber diskueren wir gerne. Aber die heutige ökologisch sinnvolle nd aller Erfahrung nach gut funktionierende Getrenntammlung darf nicht aufgegeben werden, bevor kein esseres und ausgereifteres System vorhanden ist. Das Wort hat der Kollege Werner Wittlich, CDU/ SU-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! m ersten Moment scheint es eine geniale Idee zu sein, erpackungsmaterial zusammen mit dem Restmüll in ortieranlagen technisch aufzubereiten und zu verweren. Alle Abfälle wandern künftig in dieselbe Tonne. Die nterscheidung zwischen Verpackungsund Restüll entfiele und das leidige Sortieren hätte ein Ende: ie mehr nachschauen müssen, ob ein Grüner Punkt aufedruckt ist – dann gehört die Verpackung in die gelbe onne und nicht in den Restmüll – oder ob das Papier icht doch an irgendeiner Stelle beschichtet ist und somit icht in die normale Papiersammlung gehört. Hinzu kommt, dass die Müllentsorgung von Region u Region unterschiedlich gehandhabt wird. Die einen ammeln Verpackungen in der gelben Tonne, die anderen Werner Wittlich setzen auf den gelben Sack. In meinem Wahlkreis, im Landkreis Neuwied, ist die gelbe Tonne sogar grün. – Wir waren sehr fortschrittlich und haben diese Tonne schon seit mindestens 15 bis 20 Jahren. Die Forderung nach einem Ende der Getrenntsammlung klingt deshalb zunächst innovativ und viel versprechend. Im Moment aber ist das Modell „Alles in eine Tonne“ noch Zukunftsmusik. (Michael Kauch [FDP]: Das beantragen wir doch gar nicht!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515810200
Werner Wittlich (CDU):
Rede ID: ID1515810300




(A) )


(B) )


(Zuruf von der FDP: Oh!)


– Lesen Sie einmal Ihren Antrag und hören Sie zu! Ich
will Ihnen, unserem zukünftigen Koalitionspartner, aber
nicht zu nahe treten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Meinen Sie, dass Sie 2014 noch hier sind?)


Es wäre aus Sicht der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ab-
solut verfrüht, zum jetzigen Zeitpunkt das System der
Getrennterfassung aufzugeben.

Auch in der Sachverständigenanhörung im Umwelt-
ausschuss am 1. Dezember wurde deutlich, dass in den
nächsten Jahren auf die Trennung des Hausmülls in
Deutschland nicht verzichtet werden kann. Nach wie vor
gibt es zu viele offene, ungelöste Fragen. Zu dem Ergeb-
nis kam die Mehrheit der Sachverständigen in ihren Stel-
lungnahmen.

Sollte das Getrennterfassungssystem in naher Zukunft
umgestellt werden, wäre dies kaum wieder rückgängig
zu machen, falls die Umstellung nicht funktionieren
würde.

Zwar wurden schon Pilotprojekte durchgeführt, in de-
nen Restmüll und Verpackungsabfälle gemeinsam ge-
sammelt und anschließend maschinell getrennt wurden.
Diese Versuche sind bislang jedoch nur als so genannte
Testversuche mit geringen Mengen und unter Labor-
bedingungen durchgeführt worden. Erforderlich sind
unseres Erachtens jedoch Langzeitversuche unter Praxis-
bedingungen. Auf der Grundlage des derzeitigen Kennt-
nisstandes wäre es einfach unverantwortlich, aus diesen
Versuchen Rückschlüsse auf die technische Machbarkeit
zu ziehen.

Die für die Müllentsorgung zuständigen kommunalen
Gebietskörperschaften wären in erster Linie von einer
Umstellung auf gemeinsame Sammlungen von Abfällen
betroffen. Die Landkreise und kreisfreien Städte müssten
ihre gesamten bisher bewährten Systeme der Müllentsor-
gung umstellen. Für die öffentlich-rechtlichen Entsor-
gungsträger würde sich eine Umstellung mehr als
schwierig gestalten; denn die meisten sind an langfris-
tige Verträge mit den Abfallentsorgungsunternehmen ge-
bunden. Aus diesen Verträgen können sie nicht von
heute auf morgen aussteigen.

Die kommunalen Spitzenverbände kritisieren vor al-
lem, dass sich die Hersteller künftig aus ihrer Produkt-
verantwortung stehlen könnten.

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(C (D Unklar ist auch, welche Auswirkungen die Aufheung der Mülltrennung auf die Müllgebühren hätte. Wir ürfen hier den Bürgerinnen und Bürgern keinen Sand in ie Augen streuen. Der Bürger kann heute durch die geielte Rückgabe von Abfällen die Inanspruchnahme der ommunalen Abfallentsorgung und den entsprechenden nfall von Abfallgebühren vermeiden. Dieser Anreiz ntfiele mit der gemeinsamen Erfassung. Nach Einschätzung des Städteund Gemeindebundes esteht aus Sicht des Bürgers kein Anlass, vom besteenden System abzugehen. Die Aufgabe der getrennten bfallerfassung wird entgegen den versprochenen Kosenreduzierungen eher Kostensteigerungen zur Folge haen. Abfälle sollten nach unserer Auffassung auch weierhin getrennt werden. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Kauch? Ja, bitte. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Wittlich, Sie aben ebenso wie Frau Bierwirth, an die ich die Frage enauso hätte richten können, erläutert, warum aus Ihrer icht ein Systemwechsel nicht infrage kommt, und reden on einem bewährten System der Abfallsammlung. Ich öchte fragen, ob Sie ein System für bewährt halten, bei em nach einer Studie des Bayerischen Landesamtes für mweltschutz im Restmüll in ländlichen Gebieten 3 Prozent, in innerstädtischen Verdichtungsräumen 3 Prozent der Müllmenge verwertbare Stoffe ausmahen und eben nicht Restmüll sind und umgekehrt in der elben Tonne 15 bis 20 Prozent Fehlwürfe sind, die in iese Tonne nicht hineingehören. Halten Sie das für ein ewährtes System? Verehrter Herr Kollege Kauch, darüber reden wir jetzt ar nicht. ir reden über Ihren Antrag. Dabei geht es darum, ob ir die jetzigen Restabfälle zusammen mit dem DSDüll in einer Tonne sammeln. (Birgit Homburger [FDP]: Jetzt ist es zum ersten Mal korrekt!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515810400
Werner Wittlich (CDU):
Rede ID: ID1515810500
Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1515810600
Werner Wittlich (CDU):
Rede ID: ID1515810700

(Lachen bei der FDP)


llein darum geht es zunächst.
Wir als CDU/CSU-Fraktion sind offen für alle techni-

chen Entwicklungen. Sie werden mich als jemand, der
us dem technischen Umfeld kommt, doch nicht am
nde noch der Technikfeindlichkeit bezichtigen. Ganz
m Gegenteil.
Ich komme in meiner Rede – vielleicht hören Sie

ann noch zu – nachher noch zu diesem Punkt und sage
hnen dann, dass wir den Umstieg zum jetzigen Zeit-
unkt für verfrüht halten. Einen Tag nach der Anhörung






(A) )



(B) )


Werner Wittlich

im Umweltausschuss im Dezember letzten Jahres stand
in der „FAZ“ oder in der „Süddeutschen Zeitung“


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ich wollte noch zum Wochenende nach Hause fahren!)


– Herr Schmidt, Sie sind doch gerade erst gekommen;
dann können Sie doch noch ein bisschen länger hier blei-
ben – ein Artikel mit der Überschrift „Zeit der Getrennt-
sammlung vorbei“. Dieser ist populistisch aufgemacht
worden.

Uns geht es darum, dem Bürger nicht den Eindruck zu
vermitteln, man könne zum jetzigen Zeitpunkt alles in
eine Tonne stecken und das würde am Ende noch billiger
werden. Das ist der eigentliche Punkt, um den es geht.
Ansonsten sind wir gar nicht weit auseinander.


(Horst Kubatschka [SPD]: Nur eine Tonne auseinander!)


Wenn wir eine Lösung hätten, die insgesamt günstiger
wäre, den Umweltinteressen entgegenkäme, die wirt-
schaftlich wäre und den Bürger entlasten würde, würden
wir hier eine einvernehmliche Lösung finden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das stimmt!)


Ich habe vorhin gesagt, dass der Anreiz zur gezielten
Rückgabe von Abfällen entfallen würde, wenn man den
Müll zusammenschütten würde. Nach Einschätzung des
Städte- und Gemeindebundes besteht aus Sicht des Bür-
gers kein Anlass, vom bisherigen System abzugehen.
Die Aufhebung der getrennten Abfallerfassung wird ent-
gegen den Versprechen, die Kosten zu reduzieren, eher
Kostensteigerungen zur Folge haben.

Abfälle sollten also auch weiterhin getrennt gesam-
melt werden. Das bisherige System kann noch im Hin-
blick auf die Kosten verbessert werden. Vorhandene
Potenziale sollten ausgeschöpft und an den Bürger in
Form von sinkenden Müllgebühren weitergegeben wer-
den, sofern das möglich ist.

Eines ist klar: Steigende Müllgebühren sind in diesem
Zusammenhang für die Union nicht akzeptabel.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Aber nach allen Erkenntnissen ist durch die Müllsamm-
lung in einer Tonne eine Gebührenerhöhung vorpro-
grammiert. Zudem würde eine Aufhebung der Mülltren-
nung es schwierig machen, ein verursachergerechtes
Gebührensystem umzusetzen. Ein Anreiz zur Müllver-
meidung wäre kaum noch gegeben.

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion befürchtet, dass
die Bürger mit sehr widersprüchlichen Signalen kon-
frontiert würden. Einerseits diskutieren wir über die ge-
meinsame Erfassung und Sortierung von Rest- und Ver-
packungsabfällen, auf der anderen Seite weiten eine
Vielzahl von Regelungen, wie zum Beispiel die Batterie-
verordnung, die Gewerbeabfallverordnung, die Altholz-
verordnung oder das Elektronikgerätegesetz, die Ge-
trenntsammlung auf weitere Abfallanteile aus. Papier,
Glas und vor allem Bioabfall müssten auch in Zukunft

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(C (D etrennt gesammelt werden. Es ist mehr als fraglich, ob em Bürger diese unterschiedliche Behandlung vermitelt werden kann. Denn schließlich hat er jahrelang für en Umweltschutz Abfälle getrennt und Joghurtbecher usgespült. Der Bürger sammelt ja keinen Abfall; er rennt Wertstoffe. Stichwort Bioabfälle. Das ist ein Punkt, Herr Kauch, er das ganze System ins Wanken bringen würde. Es arf nicht der Eindruck entstehen, dass Biomüll zusamen mit dem gesamten Restabfall in eine Tonne kommt. n Deutschland sind bisher 50 Prozent der Haushalte icht an die Bioabfallentsorgung angeschlossen. Auch ür diese Haushalte müsste zuerst die Biomüllerfassung lächendeckend eingeführt werden. Denn ehe man in iesem Bereich Hals über Kopf etwas ändert, muss man ine sorgfältige Kostenoptimierung ins Auge fassen. em Bürger wird vorgegaukelt, es würde billiger weren. Das ist aber gerade nicht der Fall. Bemerkenswert ist, dass die grüne Umweltministerin n Nordrhein-Westfalen gegen erhebliche Widerstände er kommunalen Spitzenverbände Langzeitversuche mit ischtonnen durchboxen will. Die Ministerin tut dies, bwohl schon jetzt bekannt ist, dass damit in den Städten ie nächste Gebührenerhöhung vorprogrammiert ist. enn das System der Mischtonne ist in den Städten ereblich teurer als das bewährte System der Getrennterassung. Auch in den nächsten Jahren wird auf die Trennung es Hausmülls in Deutschland nicht verzichtet werden önnen. Weder die technische Machbarkeit noch die kologischen und ökonomischen Vorteile sind bisher gelärt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es daher aus Sicht der DU/CSU-Bundestagsfraktion nicht sinnvoll, das besteende und funktionierende System der Mülltrennung in eutschland abzuschaffen. Auch das Umweltbundesamt kommt in seinem Sach tandspapier „Getrennte Sammlung von Abfällen aus aushalten“ vom Juli 2004 zu der Einschätzung – ich ziiere mit Erlaubnis der Frau Präsidentin –, dass es zur Praxis der getrennten Sammlung derzeit keine Alternative gibt, da die Praxisreife der technischen Alternativen noch nicht nachgewiesen ist. ür alle Abfallarten gelte – so das Umweltbundesamt eiter –, dass die nach bisherigen Erkenntnissen ökoloisch sinnvollen und aller Erfahrung nach gut funktioierenden Getrennthaltungssysteme nicht aufzugeben eien, bevor bessere Alternativen zur Verfügung stünen. Das System der Getrenntsammlung von Abfällen hat icht zuletzt erheblich zu einem gestiegenen Umweltewusstsein und zu einem sorgfältigeren Umgang mit essourcen in Deutschland geführt. Die CDU/CSUundestagsfraktion – – (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Die hört nicht einmal zu!)


Sie hört nicht einmal zu; das muss auch ich feststellen.






(A) )



(B) )


Werner Wittlich


(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Weil diese Sitzung so gut besucht ist, habe ich schon
überlegt, nachher schnell zu meinem Platz zu laufen, um
mir selbst Beifall zu klatschen, damit das wenigstens im
Protokoll vermerkt ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die CDU/CSU-Fraktion – Herr Kauch, jetzt werden
wir wieder versönlich – stellt die Berechtigung des FDP-
Antrages überhaupt nicht in Abrede. Für die CDU/CSU-
Fraktion ist das Modell „Alles in eine Tonne“ nach dem
gegenwärtigen Kenntnisstand noch Zukunftsmusik. Das
heißt aber nicht, dass die Bundestagsfraktion der CDU/
CSU vor dem technischen Fortschritt und der Weiterent-
wicklung in der Abfallwirtschaft die Augen verschließen
würde.

Wer die Abfallwirtschaft vor allem in den 90er-Jahren
verfolgt hat, kann feststellen, welch tief greifende Ver-
änderungen es seitdem auf diesem Gebiet in Deutsch-
land gegeben hat. Standen noch vor zehn bis 15 Jahren
Mülldeponien im Mittelpunkt der Abfallentsorgung, so
sind heute überwiegend Maßnahmen zur Verwertung der
Abfälle das Maß der Dinge. Zum jetzigen Zeitpunkt
wäre die Aufhebung der Mülltrennung in technischer,
ökonomischer und ökologischer Hinsicht mit einem zu
großen Risiko behaftet.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Horst Kubatschka [SPD]: Jetzt klatsche ich mal, damit Sie wenigstens ein bisschen Beifall kriegen!)


Daher lehnt die CDU/CSU-Fraktion Ihren Antrag ab.
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515810800

Das Wort hat die Kollegin Antje Vogel-Sperl,

Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zu-
nächst möchte ich auf das Argument eingehen, das von-
seiten der Wirtschaft und der Opposition immer wieder
gern und immer wieder zu Unrecht angeführt wird: dass
innovative Umweltpolitik wirtschaftliches Wachstum
bremsen würde. Nun gibt es aber in der Tat einen Be-
reich, in dem dies der Fall ist – und zwar politisch ge-
wollt –, den Abfallbereich, das heißt das Aufkommen
von Abfall. Es ist nicht zuletzt ein Verdienst unserer er-
folgreichen Umweltpolitik – ich nenne an dieser Stelle
nur das Stichwort Dosenpfand –, dass Abfälle zum einen
mehr und mehr vermieden werden und dass zum anderen
die Menge des Gutes, um das es geht, des Abfalls, ten-
denziell zurückgeht.

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(C (D Das heißt, meine Damen und Herren, der Abfallarkt stagniert. Und das heißt für die Beteiligten in der ntsorgungswirtschaft vor allem eines: Zuwächse im bfallgeschäft sind für Unternehmen nur zu machen, enn umverteilt wird. Deshalb ist die Debatte, die in den ergangenen Wochen und Monaten über die Zukunft der etrenntsammlung geführt wurde, vor allem vor diesem intergrund zu bewerten; (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


enn der Wegfall eines Sammelgefäßes hätte natürlich
ine Verschiebung von Abfallströmen zur Folge. Dies
iederum hätte spürbare wirtschaftliche Auswirkungen
ür die Beteiligten in der Entsorgungsbranche und des-
alb werden neue technologische Verfahren derzeit – je
achdem, ob man zu den potenziellen Gewinnern oder
erlierern zählt – entweder generell verteufelt oder in
en Himmel gehoben.
Das Ziel von uns Grünen ist es, dafür zu sorgen, dass

ungeachtet jeglicher Verteilungskämpfe – jeweils das
kologisch sinnvollere Verfahren zum Einsatz kommt.
or diesem Hintergrund sind wir für neue, ökologisch
orteilhafte Techniken offen. Aber – und das sage ich in
ller Deutlichkeit – wir prüfen sehr genau, wo sich aus
kologischer Sicht Vorteile ergeben und wo nicht. Ich
öchte darauf hinweisen, dass der Umgang mit Abfall,
as selbstverständliche Trennen und der Anspruch einer
ochwertigen Verwertung nach wie vor als zentrale Ele-
ente des praktizierten Umweltschutzes in Deutsch-
and gelten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir haben uns im parlamentarischen Verfahren ein-
chließlich der durchaus interessanten Anhörung im
mweltausschuss zum Thema Getrenntsammlung inten-
iv mit dem Antrag der FDP auseinander gesetzt. Auch
us unserer Sicht möchte ich die wichtigsten Ergebnisse
er Anhörung kurz vorstellen.
Erstens. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe unter-

chiedlicher Versuche unterschiedlicher Auftraggeber,
as heißt Modellprojekte, nicht zuletzt ausgelöst durch
ie von der RWE Umwelt durchgeführten Untersuchun-
en zur Getrenntsammlung. Aber bislang – das ist der
ntscheidende Punkt – liegen noch keine vollständigen
rgebnisse der Untersuchungen vor; das wurde schon
on verschiedenen Seiten gesagt.
Erste Ergebnisse der in NRW durchgeführten Studie
erden am kommenden Montag vorgestellt. Diese Er-
ebnisse werden wir mit Interesse verfolgen. Zu den der-
eit untersuchten Verfahren gehört neben der genannten
emeinsamen Erfassung von Leichtverpackungen und
estmüll unter anderem auch die zu einer so genannten
rockenen Wertstofftonne geadelte gelbe Tonne, die so-
usagen als Gegenprogramm zur Zebratonne initiiert
urde.
Das zweite Ergebnis der Anhörung war: Die techni-

che Machbarkeit einer gemeinsamen Erfassung von
estmüll und Leichtverpackungen wurde grundsätz-






(A) )



(B) )


Dr. Antje Vogel-Sperl

lich von keinem Sachverständigen bestritten. Gleichzei-
tig hat sich aber auch ganz klar herausgestellt: Eine Ze-
bratonne wird weder per se ökologisch besser noch
kostengünstiger als das bisherige Verfahren sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sondern es wird stark von regionalen Gegebenheiten ab-
hängen, wie das Ergebnis im Einzelfall ausfällt. In Bal-
lungszentren ist es durchaus eine sinnvolle Option, aber
in ländlichen Räumen macht das Festhalten an der Ge-
trenntsammlung von grauem und gelbem Müll aufgrund
der geringen Anzahl von Fehlwürfen selbstverständlich
Sinn. Und diese differenzierte Betrachtung, meine Da-
men und Herren, fehlt in dem Antrag der FDP völlig.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Und daraus folgt ganz klar: Jetzt pauschal das Ende der
Getrenntsammlung von Restmüll und LVP zu verkünden
und zu behaupten, das derzeitige System sei technisch
überholt, uneffektiv und zu teuer, ist sachlich schlicht
und einfach nicht haltbar und zu kurz gedacht.

Ein drittes Ergebnis der Anhörung war auch: Es gibt
derzeit keine Notwendigkeit für gesetzliche Veränderun-
gen, da das bestehende Abfallrecht die Möglichkeit zur
gemeinsamen Erfassung von Restmüll und Leichtver-
packungen durchaus zulässt.

Zum Schluss möchte ich eines klarstellen: Es geht in
dieser Debatte ausschließlich um die gemeinsame Erfas-
sung von Leichtverpackungen und Restmüll – und nicht
um die Getrennterfassungssysteme für Papier, Glas oder
die Biotonne.

Tatsache ist: Die gemeinsame Erfassung mit anschlie-
ßender Sortierung ist durchaus ein viel versprechender
Ansatz, zum einen bei Berücksichtigung regionaler Un-
terschiede und zum anderen vor dem Hintergrund des
Ziels einer abfallfreien Kreislaufwirtschaft für Sied-
lungsabfälle nach 2020. Tatsache ist aber auch, dass Er-
gebnisse aus den zuvor genannten Untersuchungen größ-
tenteils noch nicht vorliegen. Deshalb sage ich noch
einmal in aller Deutlichkeit an die Adresse der FDP: Ihr
Antrag ist einseitig, pauschal und eindeutig verfrüht.
Deswegen lehnen wir ihn ab.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515810900

Das Wort hat die Kollegin Birgit Homburger, FDP-

Fraktion.


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1515811000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

„Die Getrenntsammlung ist in Deutschland ein Kultur-
gut“, erklärte der Sachverständige Pretz, benannt von der
SPD-Bundestagsfraktion. Das macht das Problem deut-
lich: Für uns ist das nicht ein Kulturgut, sondern es ist
schlicht und ergreifend eine praktische Frage, ob Müll-

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(C (D rennung notwendig ist, um ein entsprechendes ökologiches Ergebnis zu erreichen oder nicht. Wir wissen, dass im Restabfall bis zu 54 Prozent verertbarer Anteil enthalten ist, und wir wissen, dass von en 2,3 Millionen Tonnen Material, die im Jahr 2002 eim Grünen Punkt in den Sammelsystemen für Leichterpackungen gesammelt wurden, nur 1,4 Millionen onnen verwertet wurden – das sind 58 Prozent –, der est aber einer Entsorgung hat zugeführt werden müsen. Das bedeutet doch, dass wir in der grauen Restmüllonne und im gelben Sack teilweise nahezu dieselben ischungsverhältnisse haben. Deswegen macht es überaupt keinen Sinn, diese Trennung so aufrechtzuerhalen. Ich sage ganz deutlich: Wir wollen nicht wieder eine onne, sondern wir wollen, dass die graue Tonne und die elbe Tonne zusammengefasst werden. Alle, die in dieer Debatte etwas anderes behauptet haben, liegen alsch. Auch gilt unverändert – ich zitiere aus unserem ntrag –, dass Bioabfälle, Papier, Pappe, Karton und Glas sowie besonders problematische Abfälle weiterhin getrennt esammelt werden sollen. (Beifall bei Abgeordneten der FDP – Horst Kubatschka [SPD]: Das bezweifelt ja keiner!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


as widerlegt, was vorhin behauptet wurde: Wir woll-
en, dass alles in eine Tonne kommt. Das wollen wir
icht. Wir wollen allerdings durch Zusammenlegung
on zwei Abfallarten erreichen, dass die Haushalte ent-
astet werden, und zwar erstens bei der Sortierung und
weitens finanziell. Wenn das geht, dann sollte man das
Sinne der Verbraucherinnen und Verbraucher auch
n.


(Beifall bei der FDP)

Die Kollegin Bierwirth sprach von einem Desaster in

er Anhörung, weil diese ganzen Verfahren technisch
icht ausgereift seien.


(Horst Kubatschka [SPD]: Stimmt doch! Sind noch in der Versuchsphase!)


eine Damen und Herren, die Sie hier sitzen, wenn von
cht geladenen Sachverständigen sechs ausdrücklich er-
lären, dass eine getrennte Sammlung für eine hochwer-
ige Verwertung nicht mehr notwendig ist, dass so etwas
lso technisch machbar ist – sechs von acht Sachverstän-
igen! –,


(Horst Kubatschka [SPD]: Sie waren eindeutig in einer anderen Anhörung!)


ann heißt das doch wohl, dass es technisch möglich ist.
ichts anderes behauptet die FDP.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Birgit Homburger

Die Mülltrennung ist technisch überholt und zu teuer.

Allein die Tatsache, dass sie ein Element des prakti-
zierten Umweltschutzes ist, ist kein Grund, sie aufrecht-
zuerhalten. Wir betreiben eine praktische und keine
ideologische Politik. Das ist der Unterschied an dieser
Stelle.


(Beifall bei der FDP – Horst Kubatschka [SPD]: Das war natürlich notwendig!)


Bei der Mülltrennung auf automatisierten Anlagen
können sogar mehr Wertstoffe und Verpackungsmateria-
lien verwertet werden als bei der getrennten Sammlung
über das DSD. Auch das hat die Sachverständigenanhö-
rung klar, eindeutig und zweifelsfrei ergeben. Alle Sach-
verständigen haben gesagt: Ja, aufgrund der Qualität
dessen, was wir dort herausholen, ist es möglich, das
hinterher zu verwerten.

Als letzten Punkt spreche ich die Kosten an. Wir wol-
len den Grünen Punkt in keiner Weise abschaffen. Das
heißt, es wird keine Kostensteigerungen geben.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515811100

Frau Kollegin, den letzten Punkt sprechen Sie bitte

nur kurz und knapp an.


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1515811200

Gerne, Frau Präsidentin. – Ich sage Ihnen klar und

deutlich: Der von den Grünen benannte Sachverstän-
dige, Herr Kerres, hat erklärt, wir könnten 5 bis
10 Prozent der Kosten einsparen. Wir wollen, dass das,
was möglich ist, im Sinne der Bürgerinnen und Bürger
auch getan wird. Sie werden den Fortschritt nicht aufhal-
ten können.

Sie werden heute noch dagegen stimmen. Am Montag
wird Frau Höhn die Ergebnisse vorstellen und positiv
bewerten. In einigen Jahren werden Sie feststellen, dass
in den Kreisen genau das getan wird, was die FDP vor-
hergesagt hat. Dafür werden wir im Sinne der Bürgerin-
nen und Bürger weiter kämpfen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP – Horst Kubatschka [SPD]: Es gibt nichts, was die FDP nicht schon vorher gesagt hat!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515811300

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

empfehlung des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit auf Drucksache 15/4786 zu dem
Antrag der Fraktion der FDP mit dem Titel „Mülltren-
nung vereinfachen – Haushalte entlasten“. Der Aus-
schuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 15/2193
abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschluss-
empfehlung ist mit den Stimmen von SPD, Bündnis 90/
Die Grünen und CDU/CSU bei Gegenstimmen der FDP
angenommen.

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(C (D Ich rufe die Tagesordnungspunkte 28 a und b auf: a)


und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur
Neuordnung des Gentechnikrechts
– Drucksache 15/4834 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Helmut
Heiderich, Peter H. Carstensen (Nordstrand),
Marlene Mortler, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU
Gentechnikgesetz wettbewerbsfähig vervoll-
ständigen
– Drucksache 15/4828 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich er-
ffne die Aussprache. Das Wort hat die Kollegin Elvira
robinski-Weiß, SPD-Fraktion.

Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1515811400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und
erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nachdem das
rste Gentechnikneuordnungsgesetz Anfang des Jahres
n Kraft getreten ist, beraten wir heute unseren Entwurf
ines Zweiten Gesetzes zur Neuordnung des Gentech-
ikrechts sowie einen Antrag der CDU/CSU mit dem Ti-
el „Gentechnikgesetz wettbewerbsfähig vervollständi-
en“.
Mit unserem Gesetzentwurf zur Neuordnung des Gen-

echnikrechts kommen wir unserer Verpflichtung nach,
ie EU-Freisetzungsrichtlinie in nationales Recht umzu-
etzen. Der heute eingebrachte Entwurf des Zweiten Ge-
etzes enthält im Wesentlichen Verfahrenserleichterun-
en und Verfahrensbeschleunigungen für gentechnische
rbeiten. Ich nenne hier einige Beispiele:
Für erste gentechnische Arbeiten in der Sicher-

eitsstufe 1 und weitere gentechnische Arbeiten in der
icherheitsstufe 2 ist anstatt einer Anmeldung nur noch
ine Anzeige der gentechnischen Arbeit vorgesehen. Das
eißt konkret, dass der Betreiber sofort nach Eingang der
nzeige bei der Behörde und nicht wie bisher erst
0 Tage nach dem Eingang der Anmeldung bei der Be-
örde mit der gentechnischen Arbeit beginnen kann.






(A) )



(B) )


Elvira Drobinski-Weiß

Eine Vereinfachung ist auch, dass bestimmte Mikroorga-
nismen aus dem Anwendungsbereich des Gentechnikge-
setzes herausgenommen werden können, ohne dass für
den Umgang mit solchen Organismen eine Melde- und
Registerführungspflicht besteht.

Das müsste doch voll in Ihrem Sinne sein, meine Da-
men und Herren von der CDU/CSU; denn damit werden
wir das Gentechnikgesetz wettbewerbsfähig vervollstän-
digen. Dazu erwarten wir allerdings Ihre Unterstützung;
denn uns einerseits dafür zu kritisieren, dass wir mit der
Umsetzung in Verzug sind, und andererseits die Umset-
zung zu blockieren, halte ich für unredlich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie werfen uns in Ihrem Antrag vor – ich zitiere –,
„aus rein politischen Gründen“ das Gesetz in zwei Teile
gespalten zu haben. Uns aber ging es darum, schnellst-
möglich Rechtssicherheit für die Betroffenen zu schaf-
fen.


(Beifall der Abg. Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Eine rein taktische Blockade des Gesetzes durch die
CDU/CSU-regierten Länder mit ihrer Mehrheit im Bun-
desrat drohte dies zu verhindern. Das war der Grund für
die Teilung.

So ist der erste Teil des Gentechnikneuordnungsgeset-
zes bereits in Kraft getreten. Wir gehören gemeinsam
mit den Dänen und den Österreichern zu den Ersten, bei
denen Koexistenzregelungen geltendes Recht sind. Das
sind Regelungen, um die wir in anderen EU-Ländern be-
neidet werden. Letzte Woche hörte ich im Deutschland-
funk in einem Beitrag über die Koexistenzregelungen in
den Niederlanden davon, wie ein Biobauer davon
träumte, in einem Land wie Deutschland zu leben.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Er kann ja kommen!)


Er sagte – ich zitiere –: Da ist das alles sehr viel besser
geregelt als bei uns. Wirklich wahr, ich wollte, ich wäre
ein deutscher Biobauer. Der hat es sehr viel leichter als
wir hier in Holland.

Wie groß auch in anderen EU-Ländern das Interesse
ist, neben dem Gentechnikanbau auch den Fortbestand
einer gentechnikfreien Landwirtschaft zu gewährleisten,
zeigt das immer größer werdende Netzwerk gentechnik-
freier Regionen in der EU. In Italien beispielsweise ha-
ben sich von 20 Regionen 14 für gentechnikfrei erklärt.
Rund 50 gentechnikfreie Regionen – mit steigender Ten-
denz – sind es in Deutschland. Bis auf Sachsen, Thürin-
gen und das Saarland gibt es sie in allen Bundesländern.

Anlässlich der Grünen Woche hat EU-Agrarkommis-
sarin Fischer Boel zum Nebeneinander von gentechnik-
freier und gentechnikanwendender Landwirtschaft er-
klärt: Wenn sich die Pflanzen erst einmal mischen, dann
bekommt man sie nie wieder auseinander. – Auch des-
halb war Eile geboten. Das hat sie mehrfach erklärt und
das haben auch die Kolleginnen und Kollegen von der
Opposition gehört.

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(C (D Uns ging es um ein zügiges Gesetzgebungsverfahren; enn wie Sie wissen, ist die Umsetzungsfrist für die EUreisetzungsrichtlinie im Oktober 2002 abgelaufen. ie EU-Kommission hatte sich damals geweigert, EUeit geltende Koexistenzregelungen zu schaffen. Das achte die Erarbeitung solcher Regelungen auf nationaer Ebene notwendig. Das ist eine schwierige und zeitufwendige Arbeit, wie man auch daran sieht, dass die ehrheit der EU-Länder noch nicht so weit ist wie wir. un hat Frau Fischer Boel während der Grünen Woche ngedeutet, dass es eventuell doch zu EU-weit geltenden egelungen für Koexistenz kommen würde. Das würden ir natürlich sehr begrüßen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Eben!)


ber noch ist unklar, ob und wann es zu einem solchen
egelwerk kommen könnte. Deshalb müssen wir nun
ügig auch den zweiten Teil unseres Gesetzes zur Neu-
rdnung des Gentechnikrechts auf den Weg bringen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich denke, wir sind

ns einig, dass wir dieses Gesetz schnellstmöglich brau-
hen. Mir scheint, wir sind in der Zielrichtung gar nicht
eit auseinander.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Na!)

ir wollen durch den vorliegenden Entwurf mit Verfah-

ensvereinfachungen bei gentechnischen Arbeiten die
ettbewerbsfähigkeit stärken. Damit diese Vorteile
öglichst bald genutzt werden können, bitte ich Sie,
eine Damen und Herren von der Opposition: Unter-
tützen Sie unseren Gesetzentwurf und setzen Sie sich
ür ein zügiges Gesetzgebungsverfahren auf allen Ebe-
en ein!
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515811500

Das Wort hat der Kollege Helmut Heiderich, CDU/
SU-Fraktion.


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1515811600

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Es sind

eute exakt 14 Tage, seit das neue Gentechnikgesetz in
raft getreten ist, und schon kommen Sie mit dem Ent-
urf eines Zweiten Gesetzes zur Neuordnung des Gen-
echnikrechts.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das haben Sie uns doch aufgezwungen!)


llein diese kurzfristigen Versuche des Nachbesserns
achen schon deutlich, welch einseitige Position Sie
ertreten


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also echt!)







(A) )



(B) )


Helmut Heiderich

und dass Sie unablässig bemüht sind, der Gentechnik in
Deutschland ein negatives Image anzuhängen.

Ich will vorab feststellen: Die ständige Verunsiche-
rung der Verbraucher und der Bürger ist Ihnen offen-
sichtlich wichtiger, als eine wettbewerbsfähige Position
Deutschlands in einer anerkannten Zukunftstechnologie
zu schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Es ist höchste Zeit, dass Sie hier und heute öffentlich
feststellen, dass von der Gentechnik weder Gefahren für
die Gesundheit der Bürger ausgehen noch Beeinträchti-
gungen der Umwelt entstehen und dass deren Produkte,
ob das nun Futtermittel, Arzneimittel oder Lebensmittel
sind, genauso sicher sind wie die bisherigen.

Ihr ständiges unbegründetes Risikogerede ist letztlich,
wenn Sie das einmal durchdenken, nichts anderes als ein
Affront gegen die Wissenschaft und gegen die eigenen
Zulassungsbehörden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie machen den Menschen Angst, statt sie sachlich zu in-
formieren. Anschließend nutzen Sie die Verunsicherung
und sagen – das haben wir hier schon x-mal gehört –, so-
undso viel Prozent der Bevölkerung wollten keine Gen-
technik, um damit wiederum Ihre eigene Verhinderungs-
politik zu begründen. Das ist keine Innovationspolitik für
Deutschland. Da müssen wir zu anderen Regeln kom-
men.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Sagen Sie doch unseren Bürgern endlich einmal, wie
umfassend die wissenschaftlichen Kontrollen sind und
dass schon allein das deutsche Lebensmittelgesetz jedes
neue Produkt verbietet, das irgendein Risiko für den
Menschen wäre, ganz abgesehen davon – ich bitte Sie,
sich das einmal anzusehen –, dass heute umfangreiche
Prüfungen von der neuen europäischen Behörde EFSA
vorgenommen werden müssen, ehe überhaupt ein Pro-
dukt für den Markt freigegeben werden darf.

Hören Sie also endlich auf mit Ihren Ablenkungsma-
növern. Sie bemühen schon heute Länder wie Kanada,
Argentinien und andere für Ihre Argumente. Sorgen Sie
doch endlich dafür, dass in unserem Lande die Voraus-
setzungen geschaffen werden,


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Wir müssen die Fehler ja nicht wiederholen, Herr Kollege!)


dass solche Pflanzen auf deutschen Feldern wachsen
können, dass deutsche Wissenschaftler diese begutach-
ten können und dass wir deren Ergebnisse in die Gesetze
und Verordnungen aufnehmen können, damit wir wett-
bewerbsfähig bleiben bzw. werden. Wir wollen nicht
ständig Ihre Verhinderungstaktik hinnehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es ist doch ganz offensichtlich, dass Sie hier im Deut-

schen Bundestag und in Deutschland ständig negativ
über Gentechnik reden, Frau Künast aber dann, wenn es

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(C (D uf europäischer Ebene um Entscheidungen geht, klein eigibt und sich dort der Stimme enthält. Wenn sie also ier so furios gegen diese Technologie auftritt, warum chrumpft sie dann auf europäischer Ebene jedes Mal uf Zwergengestalt, wenn es dort um Entscheidungen eht? (Beifall bei der CDU/CSU – Gustav Herzog [SPD]: Herr Kollege, sagen Sie doch mal was Sachliches!)


Ich kann Ihnen gerne noch weitere solche sachlichen
unkte vortragen, Herr Kollege.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht solche Sachen, sondern Sachliches!)


Die Ministerin greift auch persönlich in die deutsche
orschung ein. Sie hat durch direkten persönlichen Ein-
luss – das werden Sie hoffentlich nicht vergessen ha-
en – die Forschung in Pillnitz und in Quedlinburg im
ergangenen Jahr verboten, obwohl alle Fachleute ge-
agt haben, dass die Forschung, die dort geleistet wird,
pitzenniveau hat. Frau Künast hat persönlich verbo-
n, dass wir solche Erfahrungen in Deutschland ma-
hen dürfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Auch an anderen Standorten werden die Wissen-
chaftler zunehmend behindert. Ich will Ihnen zwei Bei-
piele nennen. Die Forschungen im Rahmen des Napus-
rojektes – das sind Forschungen an Rapspflanzen und
nderen Ölpflanzen – haben zu weltweit beachteten Er-
ebnissen geführt. Jetzt lässt das BMBF dieses Projekt
uslaufen, ohne entsprechende Anschlussprojekte zu fi-
anzieren.
Ein zweites Beispiel ist das Pflanzengenomfor-

chungsprojekt GABI, das vom Bundeskanzler persön-
ich vor Jahren in höchsten Tönen gelobt wurde. Inzwi-
chen haben Sie die Mittel für dieses Projekt auf die
älfte zusammengestrichen. Das sind konkrete Bei-
piele für Ihren Versuch, die Gentechnik in Deutschland
urückzufahren und die Forscher um ihre Chancen zu
ringen.
Lassen Sie mich noch ein drittes Beispiel anführen.
ährend Sie in der Forschung – wie eben beschrieben –
en Geldhahn zudrehen, fördern Sie Projekte von Gen-
echnikgegnern aus Steuermitteln. Das BfN fördert ein
rojekt des BUND, der im Internet schreibt:

Der beste Weg, Probleme mit der Gentechnik zu
vermeiden, ist, die Gentechnik zu vermeiden. Und
hier sind gentechnikfreie Regionen die ideale Lö-
sung.

o macht sich die Bundesregierung zum willfährigen
erkzeug der Gentechnikgegner. Statt neuer Erkennt-
isse fördern Sie die Verhinderer und Blockierer. Das
ben ist der falsche Weg; ihn sollten wir in Deutschland
icht beschreiten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Helmut Heiderich

Das international anerkannte deutsche Saatzuchtun-

ternehmen KWS aus Einbeck hat kürzlich mitgeteilt,
dass es bei Mais auf dem internationalen Markt inzwi-
schen 50 Prozent als GV-Saatgut – das heißt gentech-
nisch verändertes Saatgut – verkauft. Ich frage Sie in
diesem Zusammenhang: Wo, meinen Sie, ist dafür die
Forschung angesiedelt? Wo, meinen Sie, befinden sich
die Felder der Saatgutvermehrer? Wo, meinen Sie, sind
die damit zusammenhängenden Arbeitsplätze entstan-
den?

Mit der Einstellung, die Sie gegenüber der Gentech-
nik in den vergangenen Jahren vertreten haben, vertrei-
ben Sie die vorhandenen Potenziale aus dem Land, statt
hier bei uns die bestehenden Möglichkeiten zu entwi-
ckeln.

Ministerin Künast hat im Übrigen – auch das ist eben
schon angesprochen worden – vor dem Bundesrat selbst
die Mängel ihres Gentechnikgesetzes schriftlich einge-
standen. Sie hat in einer Sechs-Punkte-Erklärung zugesi-
chert, diese Mängel umgehend abstellen zu wollen. Ich
frage Sie: Welche Aktivitäten sind bisher erfolgt, die
deutlich machen, dass diese sechs Punkte in das Gen-
technikrecht eingebracht werden sollen?

Frau Künast hat in der Erklärung beispielsweise fest
zugesagt, den Erprobungsanbau der Bundesländer
aus dem vergangenen Jahr in 2005 unter Führung des
BMVEL über ganz Deutschland verteilt fortzusetzen.
Doch wo bleiben Ihre Verhandlungen mit den Bundes-
ländern in dieser Sache? Wo ist das Programm? Wo sind
die Standorte? Wer übernimmt das begleitende Monito-
ring? Nichts davon wurde bisher realisiert. Das zeigt,
dass Sie an dieser Entwicklung nicht ernsthaft interes-
siert sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Zusätzlich verzögert die Ministerin auch noch die Zu-

lassung neuen Saatguts, obwohl die Prüfungen beim
Bundessortenamt längst positiv abgeschlossen sind und
entsprechende Sorten in Spanien und Frankreich seit
Jahren kommerziell angebaut werden. Wohin man auch
schaut, wird Ihre Verhinderungstaktik deutlich.

Im zentralen Punkt der Haftungsregelungen hat Mi-
nisterin Künast in ihrer Sechs-Punkte-Erklärung zugesi-
chert, sich für einen Haftungsfonds oder – man höre und
staune! – eine Versicherungslösung einzusetzen. Bisher
haben wir von Ihnen immer wieder die Auskunft erhal-
ten, eine Versicherungslösung sei nicht möglich. Frau
Künast erklärt nun, sie wolle sich bei der Versicherungs-
wirtschaft für eine Versicherungslösung einsetzen.


(Renate Künast, Bundesministerin: Lesen, Herr Heiderich! Lesen erleichtert die Rechtsfindung!)


Wann beginnen Sie denn mit dem, was Sie angekündigt
haben?


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Sie wollen nur Porzellan zerschlagen, Herr Heiderich, oder?)


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(C (D Mein nächstes Beispiel ist bereits angesprochen woren. Hinsichtlich der Zukunftsorientierung wäre es von orteil, wenn wir uns ein wenig am Nachbarland Holand ausrichten würden. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig! Ein wenig!)


n Holland hat man – das ist ein hervorragendes Bei-
piel – alle Beteiligten, einschließlich der von Ihnen er-
ähnten Ökoverbände, an einen Tisch geholt und ge-
einsam eine ebenso pragmatische wie einfache Lösung
efunden. Durch pflanzenspezifische Festlegung von
bstandsregeln, zu deren Einhaltung sich die Landwirte
erpflichten, hat man ein Problem einvernehmlich ge-
st, das Sie hier in Deutschland zu dem bekannten und
on Ihnen verabschiedeten Gentechnikverhinderungsge-
etz genutzt haben. Ich denke, Lösungen wie die in Hol-
nd sind viel zukunftsfähiger. Solche Überlegungen
ollten deshalb in einem Änderungsgesetz berücksichtigt
erden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

as Zweite Gesetz zur Neuordnung des Gentechnik-
echts bietet dafür die beste Gelegenheit.
Wie weit Sie sich inzwischen mit Ihrer Einstellung

on der Realität entfernt haben, zeigt ein Blick auf das
undeskabinett. So hat Wirtschaftsminister Clement vor
enigen Wochen öffentlich erhebliche Vorbehalte gegen
as neue Gentechnikgesetz geäußert und mit Nachdruck
avor gewarnt, in der Grünen Gentechnik den Anschluss
u verlieren. Wörtlich: „Eine Tabuisierung einzelner
echnologien können wir uns nicht leisten.“ Anschlie-
end hat er ausdrücklich festgehalten, dass er mit Minis-
rin Künast in dieser Sache nicht übereinstimme.
Der Bundeskanzler selbst, Ihr Regierungschef, hat

ürzlich hier in Berlin festgestellt, dass es im deutschen
arlament eine Zurückhaltung bezüglich aller Fragen der
entechnik und deren Entwicklung gibt. Daraus hat er
en Schluss gezogen, dass dies Deutschland auf den
ärkten der Welt schwäche sowie Forschung und Ent-
icklung in Deutschland nicht befördere. Volle Überein-
timmung, Herr Bundeskanzler! Meine Damen und Her-
en von der Regierungskoalition, es ist nun an Ihnen, den
orten des Bundeskanzler zu folgen und die gesetzli-
hen Regelungen entsprechend zu ändern; denn das
entechnikgesetz ist eine Vorlage Ihrer Regierung und
eswegen von Ihnen neu zu fassen.
Bisher ist der von Ihnen vorgelegte Entwurf eines

weiten Gesetzes zur Neuordnung des Gentechnikrechts
icht mehr als ein Placebo. Außer zwei kleinen Verfah-
enserleichterungen – Frau Kollegin Drobinski-Weiß,
ir, die CDU/CSU, sind übrigens schon vor drei Jahren
itiativ geworden und haben diese Erleichterungen vor-
eschlagen – ist nichts Positives festzustellen. Wir dür-
en nicht länger zusehen, wie deutsche Spitzenforschung
n der Ignoranz einer Ministerin und ihrer Getreuen zer-
richt. Wir dürfen Deutschland nicht vom Fortschritt ab-
iegeln. Wir müssen dafür sorgen, dass das Zweite Ge-
etz zur Neuordnung des Gentechnikrechts so gefasst






(A) )



(B) )


Helmut Heiderich

wird, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Län-
dern in Europa auf dem wichtigen Feld dieser Zukunfts-
technologie wettbewerbsfähig wird.

Schönen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515811700

Das Wort hat die Kollegin Ulrike Höfken, Bündnis 90/

Die Grünen.

Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515811800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Mit dem Zweiten Gesetz zur Neuordnung des
Gentechnikrechts, das als Entwurf vorliegt – dem muss
der Bundesrat zustimmen –, werden weitere wichtige
EU-Vorgaben umgesetzt: Vorgaben zur Unterrichtung
der Öffentlichkeit oder Vorschriften darüber, welche An-
gaben zur Risikobewertung oder zum Monitoringplan
ein Gentechnikbetreiber in seinem Zulassungsantrag ma-
chen muss. Ich hoffe, dass die Ergänzungen zum bisher
geltenden Gentechnikgesetz schnell verabschiedet wer-
den.

Es ist zu betonen, dass das rot-grüne Gentechnikge-
setz die Forschung unterstützt und gleichzeitig die Men-
schen vor gesundheits- oder umweltbezogenen Verstö-
ßen schützt, wie sie die Opposition quasi fordert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Denn die CDU/CSU verlangt in ihrem Antrag – genauso
wie die FDP – von der Bundesregierung, die EU-Kom-
mission zu überreden, dafür zu sorgen, dass Auskreu-
zungen aus Freisetzungsexperimenten keine Zulassung
mehr brauchen und so in den Verkehr gebracht werden
können, wohlgemerkt aus Experimenten, also Kon-
strukte, die sich noch in der wissenschaftlichen Entwick-
lung befinden.

Man stelle sich einmal Folgendes vor: Eine For-
schungsanstalt betreibt einen Versuchsacker mit Pharma-
pflanzen und einige Gene wandern quasi auf das Nach-
barfeld. Die CDU/CSU möchte nun das, was dort
gefunden wird, in die Babynahrung oder auf den Teller
bringen. Das ist doch unglaublich. Seit Jahren gibt es
EU-Gesetze, die genau das nicht zulassen. Das heißt, Sie
verlangen von der Ministerin einen regelrechten Verstoß
gegen geltendes Recht und gegen den gesunden Men-
schenverstand. Gott sei Dank würde die Ministerin so et-
was niemals unterstützen, genauso wenig wie wir.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Diese absurde Forderung wurde aber auch von ver-
schiedenen Forschungsgesellschaften vorgebracht. Wir
sind daher – ich denke, das betrifft nicht nur uns Grüne,
sondern auch die SPD-Fraktion – in langen Gesprächen
zum Beispiel mit Professor Winnacker jeden einzelnen
Paragraphen durchgegangen und haben sämtliche Vor-
würfe der angeblichen Forschungsfeindlichkeit im Gen-
technikgesetz widerlegt. Wenn diese Forderung nun
wiederholt wird, muss es sich um eine tendenziöse Bera-

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(C (D ungsresistenz handeln. Das hat mit dem Gesetz überaupt nichts zu tun. Keine Regelung im neuen Gentechnikgesetz behin ert ein mit der üblichen Sorgfalt geplantes Forchungsvorhaben. Im Gegenteil: Der heute vorliegende esetzentwurf sieht sogar Erleichterungen im Forchungsbereich vor, und zwar für die Forschung im eschlossenen System, die wir im Übrigen klar untertützen. Wenn bei Freilandversuchen die schon seit meheren Jahren nach geltendem Recht vorgeschriebenen icherheitsauflagen eingehalten werden, können Ausreuzungen auf benachbarte landwirtschaftlich genutzte elder vermieden werden. Die Wirtschaft hat immer geagt, dass sie diese Auflagen einhalten könne. Ein Hafungsfall würde also gar nicht eintreten. Aber selbstvertändlich kann Forschungsfreiheit nicht bedeuten, dass issenschaftler die Freiheit haben, das Eigentum oder ie Gesundheit anderer zu beschädigen. Die Haftungsregelungen in der bisher erfolgten Ge etzgebung sind daher keine unbillige Verschärfung anässlich der Gentechnikgesetzgebung. Der verschuldensnabhängige Ansatz ist bereits im Nachbarschaftsrecht erankert. Es handelt sich um nichts anderes als die Anendung des Verursacherprinzips und des Prinzips, ass jemand, wenn ihm durch die Tätigkeit eines andeen ein Schaden zugefügt wird, zu entschädigen ist. enn Sie wollen, dass die große Mehrheit der Bauern ier vom geltendem Recht ausgeschlossen wird, dann ollten Sie das auch ganz deutlich sagen. Die bisherigen Erfahrungen widersprechen im Übri en all dem, was Herr Heiderich hier vollmundig vorgeragen hat. Es wird der Eindruck erweckt, im weltweiten grogentechnikgeschäft gebe es nur eine kleine uneinichtige Minderheit, die gegen den Durchmarsch der entechnik in diesem Bereich eintritt, (Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Richtig! Fragen Sie Clement! Fragen Sie den Bundeskanzler!)


as vollkommener Unsinn ist.
Rund 85 Prozent der Anbaufläche liegt in zwei Län-

ern und ein einziges US-amerikanisches Unternehmen,
ämlich Monsanto, verfügt über mehr als 90 Prozent
arktanteil an den kommerziell angebauten gentech-
isch veränderten Sorten. Das heißt umgekehrt, dass auf
ber 95 Prozent der Anbaufläche keine gentechnisch
eränderten Pflanzen wachsen.
Was aber weltweit ansteigt, ist der Widerstand gegen

iese Technik und damit gegen die Großkonzerne, die
ich aggressiv über die Interessen der Landwirte und
erbraucher hinwegsetzen wollen. Denn die Erfahrun-
en in der landwirtschaftlichen Praxis in den USA, aber
enauso in Argentinien – damit komme ich auf die
euen Studien, Herr Heiderich; das werde ich Ihnen
icht ersparen – belegen, dass sich die Versprechungen
n Bezug auf weniger Umweltgifte und höhere Erträge
icht realisiert haben. Nach zahlreichen Studien in den
SA mussten bei GVO-Mais und GVO-Raps nicht etwa
eniger Pestizide, sondern im schlechtesten Fall mehr






(A) )



(B) )


Ulrike Höfken

Pestizide eingesetzt werden als bei konventionellen Sor-
ten.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Fahren Sie mal nach China!)


Höhere Erträge konnten langfristig im Schnitt mit keiner
der beschriebenen und von Ihnen immer angeführten
gentechnisch veränderten Pflanzen erreicht werden, und
das, obwohl dieses Saatgut deutlich teurer ist. Obendrein
hat Monsanto wegen Patentverletzungen mehr als
90 Klagen gegen Landwirte und kleine Wirtschaftsunter-
nehmen erhoben.


(Abg. Helmut Heiderich [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Ich lasse keine Zwischenfragen zu. Sonst bekommt
Herr Schmidt eine Krise.

Monsanto macht sich im Übrigen auch bei der Wirt-
schaft nicht beliebt. Investmentgruppen warnen schon,
Monsanto sei an der Börse zu hoch notiert. Die Begrün-
dung lautet, man betreibe eine Marktstrategie gegen die
Interessen der Verbraucher und mögliche Regressforde-
rungen durch ungewollte Ereignisse gefährdeten das Un-
ternehmen.

In Argentinien – um auch darauf zu sprechen zu kom-
men – ist der Einsatz von Totalherbiziden massiv ange-
stiegen. Dasselbe gilt für den Einsatz von Stickstoff-
dünger. Probleme gibt es auch im sozialen Bereich. Der
„WWF-Bericht“ stellt fest:

Die Kombination aus ökonomischen Krisen und der
Vertreibung von kleinen Bauern und Landarbeitern
durch die zunehmende Mechanisierung des Soja-
anbaus führte zu einem Verlust an Nahrungssouve-
ränität und erhöhte Armut und Hunger.

Das sei noch als Reaktion auf Ihre Dauerbotschaft, mit
Gentechnik könne man den Hunger beseitigen, gesagt.

Ich komme zum Schluss. Wer wie die CDU, die CSU
und die FDP die weiträumige Verunreinigung von Flä-
chen und Lebensmitteln durch gentechnisch veränderte
Pflanzen aktiv betreiben will


(Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU)


und den angemessenen Schutz, den wir verankern wol-
len, hintertreibt,


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Fragen Sie doch Herrn Clement!)


der handelt nicht nur gegen die Interessen der Verbrau-
cher,


(Zuruf von der CDU/CSU: Sondern auch gegen den Bundeskanzler!)


sondern behindert auch massiv die Wahlfreiheit. Das
nenne ich nach wie vor Freiheitsberaubung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Helmut Heiderich [CDU/ CSU]: Unerträglich!)


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(C (D Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Christel appach-Kasan, FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! rau Kollegin Höfken, ich glaube, Sie blenden die Wirkichkeit aus. er Pollenflug als Verunreinigung bezeichnet, der weiß icht, was Natur ist. Wir, die FDP, lehnen diesen Gesetzentwurf ab. Wir erden uns im Vermittlungsausschuss für eine grundegende Änderung dieses Gesetzes wie auch des Ersten entechnikgesetzes einsetzen. Ich will noch hinzufügen: as Wahlergebnis in Schleswig-Holstein vergrößert unere Möglichkeiten. Ich bin da sehr zuversichtlich. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Machen Sie wieder Wahlkampf?)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515811900
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1515812000

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir wollen, dass gentechnische Forschung auch in
eutschland weiterhin möglich ist. Wir wollen, dass
rofessor Jung von der CAU in Kiel nicht der einzige
eibniz-Preisträger bleibt, und wir wollen, dass seine
rgebnisse auch in Deutschland genutzt werden können.
ir wollen, dass auch in Deutschland Landwirte die
öglichkeit erhalten, transgene Sorten zu nutzen, um
amit am Züchtungsfortschritt teilzuhaben. Ob sich
iese Sorten durchsetzen, entscheidet ihre Qualität, nicht
ine rot-grüne Regierung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Züchtungsmethode „Grüne Gentechnik“ ist – das
erkt man ein bisschen – politisch noch immer heiß um-
tritten; in der Bevölkerung nimmt die Polarisierung je-
och ab. Anders kann man wohl nicht erklären, dass die
ürgerinitiative für ein gentechnikfreies Schleswig-Hol-
tein es nicht geschafft hat, die erforderlichen 20 000
timmen zu sammeln. Anders lässt sich wohl auch nicht
rklären, dass wir in Deutschland in diesem Jahr erst-
als 1 000 Hektar Bt-Mais haben werden.
Das bedeutet, dass die gesamte politische Aufregung

ber dieses Thema ihre Ursache allein in machtpoliti-
chen Erwägungen hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

ie, die Grünen, können es sich nicht leisten, zuzugeben,
ass Ihnen Ihr Paradethema, der Kampf gegen die Züch-
ungsmethode „Grüne Gentechnik“, zwischen den Hän-
en zerrinnt. Die vermeintlichen Argumente, die Sie
mmer wieder anführen, fallen wie ein Kartenhaus zu-
ammen:
Erstens: Ablehnung durch die Bevölkerung. Sie ha-

en es aber nicht geschafft, in Schleswig-Holstein die
ür eine Volksinitiative erforderlichen 20 000 Stimmen
usammenzubekommen.


(Gustav Herzog [SPD]: Dafür gewinnen wir die Wahl!)







(A) (C)



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan
– Die Grünen gewinnen die Wahl mit Sicherheit nicht,
mein lieber Kollege.

Zweitens: Gesundheit. Selbst Verbraucherschutz-
ministerin Renate Künast sieht keine Anhaltspunkte für
Gefährdungen.

Drittens: Ökologie. Seit 1987 wird in Deutschland
biologische Sicherheitsforschung betrieben. Es gibt
keine Ergebnisse, die gegen diese Züchtungsmethode
sprechen.

Viertens: Entwicklungspoli
blenden Sie doch nicht die Erg
Indien ist Bt-Baumwolle ein E


(Ulrike Höfken Gerade die hat massiven Die Beurteilung dieser Ergebnisse durch die FAO besagt ganz klar, dass die Kleinbauern in China und in Indien dadurch einen entscheidenden Fortschritt gemacht ha Frau Kollegin, es ist nun einmal so, dass die FDP drei Minuten Redezeit hat. Ihre Redezeit ist überschritten. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – HansMichael Goldmann [FDP]: Aber es war doch interessant, Frau Präsidentin, nicht?)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515812100


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1515812200

Ich komme zum letzten Satz. – Gleichwohl setzt Rot-

urfs eines Zweiten Geset-
echnikrechts seinen Weg
zu hindern, die Vorteile
zu nutzen. Den minima-
stehen an anderer Stelle
erungen gegenüber. Sie

sind nicht zu rechtfertigen. Wir lehnen das Gesetz ab.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe von der SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Stellen Sie eine Frage oder halten Sie den Mund!

(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Können Sie eigentlich nicht lesen?)

Fünftens: Pflanzenschutzmitteleinsatz. Über den Er-

folg neuer Sorten entscheidet der Geldbeutel: Neue Sor-
ten setzen sich nur durch, wenn sie Vorteile gegenüber
älteren Sorten haben. Teure Sorten rentieren sich nur,
wenn die Erträge besonders hoch sind bzw. wenn der
Pflanzenschutzmitteleinsatz besonders niedrig ist. Es ist
eindeutig: Die Anbauflächen werden in jedem Jahr aus-
geweitet.

Schließlich zu dem schönen Argument von der Macht
der Konzerne: Es ist doch völlig absurd, die Macht glo-
bal wirkender Konzerne über die Ächtung einer Züch-
tungsmethode begrenzen zu wollen. Wo leben wir denn?
Das ist albern.

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Berichtig
157. Sitzung, Seite 14745

erste Satz ist wie folgt zu lesen
also ,im Zweifel gegen den An
(D


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515812300

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf

en Drucksachen 15/4834 und 15/4828 an die in der Ta-
esordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
ind die Überweisungen so beschlossen.
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-

rdnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

estages auf Mittwoch, den 23. Februar 2005, 13 Uhr,
in.
Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen, aber

uch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ebenso wie
en Besucherinnen und Besuchern auf den Tribünen ein
chönes Wochenende.
Die Sitzung ist geschlossen.