Protokoll:
16203

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 203

  • date_rangeDatum: 30. Januar 2009

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:29 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/203 c) Antrag der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, Dr. Barbara Höll, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Mit mehr Gerech- tigkeit die Krise überwinden (Drucksache 16/11746) . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Ent- wurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 106, 106 b, 107, 108) (Drucksache 16/11741) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kein Sondervermögen Investitions- und Tilgungsfonds (Drucksache 16/11743) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Gesine Lötzsch, Roland Claus, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Großbanken vergesellschaften (Drucksache 16/11747) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21959 B 21959 C 21959 D 21959 D 21960 A 21965 A Deutscher B Stenografisch 203. Sitz Berlin, Freitag, den 3 I n h a l Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung von Beschäftigung und Stabilität in Deutschland (Drucksache 16/11740) . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung eines Nach- trags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2009 (Nachtragshaus- haltsgesetz 2009) (Drucksache 16/11700) . . . . . . . . . . . . . . . Z E C w K r ( i Z A U n d v 22036 A 21959 A 21959 B in Verbindung mit undestag er Bericht ung 0. Januar 2009 t : usatztagesordnungspunkt 10: rste Beratung des von den Fraktionen der DU/CSU und der SPD eingebrachten Ent- urfs eines Gesetzes zur Neuregelung der raftfahrzeugsteuer und Änderung ande- er Gesetze Drucksache 16/11742) . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 11: ntrag der Abgeordneten Jürgen Koppelin, lrike Flach, Otto Fricke, weiterer Abgeord- eter und der Fraktion der FDP: Schulden es Bundes durch das Konjunkturpaket II ollständig im Bundeshaushalt etatisieren – 21959 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 21966 C 21969 A II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2009 Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Otto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nichtverbreitung sowie über die Entwicklung der Streitkräftepotenziale (Jahresabrüstungsbericht 2008) (Drucksache 16/11690) . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nichtverbreitung sowie über die Entwicklung der Streitkräftepotenziale (Jahresabrüstungsbericht 2007) (Drucksache 16/9200) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses – zu dem Entschließungsantrag der Ab- geordneten Elke Hoff, Dr. Werner Hoyer, Dr. Karl Addicks, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Rüstungs- kontrolle, Abrüstung und Nichtver- breitung sowie über die Entwicklung der Streitkräftepotenziale (Jahresab- rüstungsbericht 2006) – zu dem Entschließungsantrag der Ab- geordneten Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche, Hüseyin-Kenan Aydin, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion DIE LINKE zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Rüstungs- kontrolle, Abrüstung und Nichtver- d e f i Z A W w B r D d ( D D E P W D 21971 B 21973 C 21974 D 21976 B 21977 D 21979 D 21981 C 21982 C 21983 D 21985 B 21986 B 21986 D 21987 C 21987 C breitung sowie über die Entwicklung der Streitkräftepotenziale (Jahresab- rüstungsbericht 2006) – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Rüstungs- kontrolle, Abrüstung und Nichtver- breitung sowie über die Entwicklung der Streitkräftepotenziale (Jahresab- rüstungsbericht 2006) (Drucksachen 16/7790, 16/7791, 16/5211, 16/9149) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Große Anfrage der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Alexander Bonde, Jürgen Trittin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Zur Zukunft der nuklearen Abrüstung, Nichtverbreitung und Rüstungskon- trolle (Drucksachen 16/7569, 16/9834) . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Jürgen Trittin, Kerstin Müller (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für eine atomwaffenfreie Zukunft – Atomwaffen aus Deutschland abziehen (Drucksache 16/9799) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Kerstin Müller (Köln), Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Einsatzmoratorium und Ächtung von DU-Munition vorantreiben (Drucksache 16/11439) . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 13: ntrag der Abgeordneten Jürgen Trittin, infried Nachtwei, Kerstin Müller (Köln), eiterer Abgeordneter und der Fraktion ÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Zeit für Ab- üstung und Rüstungskontrolle ist reif – eutschland muss einen führenden Beitrag azu leisten Drucksache 16/11757) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . aul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . infried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 21987 D 21988 A 21988 B 21988 B 21988 B 21988 C 21990 D 21992 A 21993 C 21995 A 21996 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2009 III Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Lintner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Uta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . . Helmut Lamp (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 23: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Patrick Meinhardt, Uwe Barth, Cornelia Pieper, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 7 Abs. 5) (Drucksache 16/10235) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Patrick Meinhardt, Uwe Barth, Cornelia Pieper, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Freie Schulen zum Gegenstand deut- scher Bildungsforschung machen (Drucksache 16/6793) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Lukrezia Jochimsen, Dr. Petra Sitte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Kommerzialisierungsten- denzen im Schulwesen stoppen – Bil- dungsteilhabe für alle Kinder und Ju- gendlichen sichern (Drucksachen 16/5139, 16/11733) . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carl-Christian Dressel (SPD) . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Zehnten Gesetzes zur Änderung des Atom- gesetzes (Drucksachen 16/11609, 16/11782) . . . . . . . . Michael Müller, Parl. Staatssekretär BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A D D S C T Z d G t G ( R F G J M T A K o m u f ( K Z A ( B t n B ( M E D D 21998 D 22000 A 22001 B 22002 A 22003 B 22004 D 22005 C 22006 D 22006 D 22007 A 22007 B 22008 C 22010 B 22011 A 22012 A 22012 D 22014 A 22014 B ngelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . r. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristoph Pries (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 25: weite und dritte Beratung des von der Bun- esregierung eingebrachten Entwurfs eines esetzes zum Schengener Informationssys- em der zweiten Generation (SIS-II- esetz) Drucksachen 16/10816, 16/11763) . . . . . . . . alf Göbel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . rank Hofmann (Volkach) (SPD) . . . . . . . . . . isela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . an Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . anuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 26: ntrag der Abgeordneten Katja Kipping, laus Ernst, Dr. Lothar Bisky, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion DIE LINKE: Ange- essenheit der Leistungen für Unterkunft nd Heizung im SGB II – Beschäftigung ördern statt Zwangsumzüge Drucksache 16/11683) . . . . . . . . . . . . . . . . . atja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 14: ntrag der Abgeordneten Volker Beck Köln), Marieluise Beck (Bremen), Alexander onde, weiterer Abgeordneter und der Frak- ion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Auf- ahme von Gefangenen aus Guantánamo ay ermöglichen Drucksache 16/11759) . . . . . . . . . . . . . . . . . arieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . rika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . r. h. c. Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22015 C 22016 C 22017 D 22018 C 22019 B 22020 D 22021 D 22022 A 22022 D 22023 C 22024 C 22025 B 22026 C 22026 C 22027 C 22027 D 22028 A 22028 D 22029 B 22030 B IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2009 Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . koll gegebene Reden zur Beratung gs: Angemessenheit der Leistungen kunft und Heizung im SGB II – Be- ng fördern statt Zwangsumzüge (Ta- ngspunkt 26) ewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Krüger-Leißner (SPD) . . . . . . . . . . ter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . urth (BÜNDNIS 90/ RÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2203 2203 2203 2203 2203 2203 2203 2203 22038 C 22039 A 22040 D 22041 C 22042 B Anlage 2 Zu Proto des Antra für Unter schäftigu gesordnu Karl Schi Angelika Heinz-Pe Markus K DIE G Anlage 3 Amtliche 1 A 2 A 2 C 4 B 5 A 6 C 6 D 7 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2009 21959 (A) ) (B) ) 203. Sitz Berlin, Freitag, den 3 Beginn: 9.0
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    Berichtigung 202. Sitzung, Seite 21958 (C): Der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Dies wäre aber bitter nötig ange- sichts der Herausforderungen, vor denen wir beim Klima- und Umweltschutz stehen, zum Beispiel auch ge- rade in der Arktis.“ Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2009 22037 (A) ) (B) ) DIE GRÜNEN Hettlich, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.01.2009 Nitzsche, Henry fraktionslos 30.01.2009 Noll, Michaela CDU/CSU 30.01.2009 Paula, Heinz SPD 30.01.2009 Anlage 1 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 30.01.2009 Barthle, Norbert CDU/CSU 30.01.2009 Bellmann, Veronika CDU/CSU 30.01.2009 Binder, Karin DIE LINKE 30.01.2009 Borchert, Jochen CDU/CSU 30.01.2009 Brüning, Monika CDU/CSU 30.01.2009 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 30.01.2009 Burchardt, Ulla SPD 30.01.2009 Caspers-Merk, Marion SPD 30.01.2009 Ehrmann, Siegmund SPD 30.01.2009 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 30.01.2009* Freitag, Dagmar SPD 30.01.2009 Gabriel, Sigmar SPD 30.01.2009 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 30.01.2009 Golze, Diana DIE LINKE 30.01.2009 Gradistanac, Renate SPD 30.01.2009 Griefahn, Monika SPD 30.01.2009 Dr. Freiherr zu Guttenberg, Karl- Theodor CDU/CSU 30.01.2009 Hauer, Nina SPD 30.01.2009 Heller, Uda Carmen Freia CDU/CSU 30.01.2009 Hempelmann, Rolf SPD 30.01.2009 Herlitzius, Bettina BÜNDNIS 90/ 30.01.2009 H H H H K D D K K K K D L L M M M D M M N A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten ill, Hans-Kurt DIE LINKE 30.01.2009 intze, Peter CDU/CSU 30.01.2009 irsch, Cornelia DIE LINKE 30.01.2009 öfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.01.2009 lug, Astrid SPD 30.01.2009 r. Kofler, Bärbel SPD 30.01.2009 r. Kolb, Heinrich L. FDP 30.01.2009 opp, Gudrun FDP 30.01.2009 richbaum, Gunther CDU/CSU 30.01.2009 röning, Volker SPD 30.01.2009 urth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.01.2009 r. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 30.01.2009 ehrieder, Paul CDU/CSU 30.01.2009 ink (Heilbronn), Michael FDP 30.01.2009 aurer, Ulrich DIE LINKE 30.01.2009 eierhofer, Horst FDP 30.01.2009 erz, Friedrich CDU/CSU 30.01.2009 r. h. c. Michelbach, Hans CDU/CSU 30.01.2009 ogg, Ursula SPD 30.01.2009** üller-Sönksen, Burkhardt FDP 30.01.2009 aumann, Kersten DIE LINKE 30.01.2009 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 22038 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2009 (A) ) (B) ) * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO A k ü d h H m s D s a n w W B z d l a t m W b f d u U d m b g C n B H a m § S n d c s – b li e Polenz, Ruprecht CDU/CSU 30.01.2009 Dr. Raabe, Sascha SPD 30.01.2009 Rauen, Peter CDU/CSU 30.01.2009 Reiche (Cottbus), Steffen SPD 30.01.2009 Schäffler, Frank FDP 30.01.2009 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 30.01.2009 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.01.2009 Scheel, Christine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.01.2009 Dr. Scheuer, Andreas CDU/CSU 30.01.2009 Schily, Otto SPD 30.01.2009 Schmidt (Nürnberg), Renate SPD 30.01.2009 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 30.01.2009 Dr. Spielmann, Margrit SPD 30.01.2009 Steppuhn, Andreas SPD 30.01.2009 Strothmann, Lena CDU/CSU 30.01.2009 Dr. Tabillion, Rainer SPD 30.01.2009 Tauss, Jörg SPD 30.01.2009 Thießen, Jörn SPD 30.01.2009 Waitz, Christoph FDP 30.01.2009 Weigel, Andreas SPD 30.01.2009 Weißgerber, Gunter SPD 30.01.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 30.01.2009 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 30.01.2009 Wieland, Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.01.2009 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 30.01.2009 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (C (D nlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Angemessenheit der Leistungen für Unterkunft und Heizung im SGB II – Beschäftigung fördern statt Zwangs- umzüge (Tagesordnungspunkt 26) Karl Schiewerling (CDU/CSU): Kosten für Unter- unft und Heizung werden in tatsächlicher Höhe nur bernommen, soweit die Kosten angemessen sind. Je- och sind Unterkunftskosten, die über der Angemessen- eitsgrenze liegen, so lange zu übernehmen, wie es dem ilfebedürftigen bzw. der Bedarfsgemeinschaft nicht öglich oder nicht zumutbar ist, die Aufwendungen zu enken, in der Regel jedoch längstens für sechs Monate. abei handelt es sich um eine zeitlich begrenzte Be- tandschutzregelung, die die Hilfebedürftigen vor einer brupten Änderung der Wohnsituation schützen und ih- en Zeit zur Suche einer neuen Wohnung geben soll. In dem halben Jahr hat man die Gelegenheit, nachzu- eisen, dass auf dem Wohnmarkt kein angemessener ohnraum verfügbar ist. Es reicht allerdings nicht die ehauptung, keine angemessene Unterkunft gefunden u haben. Die Bemühungen, müssen nachweislich argelegt werden. Ausreichend sind zum Beispiel detail- ierte Listen von Telefonaten, die man mit Wohnungs- nbietern geführt hat oder Schreiben an Wohnungsanbie- er. In einigen Fällen ist es auch ratsam, das Gespräch it dem Vermieter zu suchen, ob man die Kosten der ohnung vorübergehend nicht senken kann. Der in dem Antrag vermittelte Eindruck, dass Hilfe- edürftige aus ihrer Wohnung geschmissen werden, ist alsch. Niemand wird durch das SGB II obdachlos. In dem Antrag erwähnt die Fraktion Die Linke auch ie Empfehlungen des Deutschen Vereins für öffentliche nd private Fürsorge. Ziel dieser Empfehlung ist die msetzung einheitlicher Maßstäbe bei der Bemessung er Angemessenheit der Kosten der Unterkunft. Mo- entan ist die Lage aber so, dass alle Länder die ver- indliche Regelung dieser Empfehlungen ablehnen. An- esichts der ablehnenden Haltung der Länder sind die hancen für einen Erlass einer verbindlichen Verord- ung des Bundes gering. In dem Antrag wird die Forderung gestellt, dass die undesbeteiligung an den Kosten für Unterkunft und eizung nach der tatsächlichen Ausgabenentwicklung nstatt wie momentan nach der Anzahl der Bedarfsge- einschaften erfolgen soll. Der Bund beteiligt sich nach 46 Abs. 5 des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch, GB II, zweckgebunden an den Leistungen der kommu- alen Träger für Unterkunft und Heizung im Rahmen er Grundsicherung für Arbeitsuchende. Damit wird si- hergestellt, dass die Kommunen durch das Vierte Ge- etz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt unter Berücksichtigung der sich aus diesem Gesetz erge- enden Einsparungen der Länder – um jährlich 2,5 Mil- arden Euro entlastet werden. Die Bundesbeteiligung im SGB II wird nunmehr dau- rhaft anhand eines transparenten und für jedermann Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2009 22039 (A) ) (B) ) nachvollziehbaren Mechanismus angepasst. Diese An- passungsformel wurde Ende 2006 mit Zustimmung des Bundesrates gesetzlich eingeführt, und im Juli 2008 wurde ihre Geltungsdauer mit Zustimmung des Bundes- rates entfristet. Innerhalb der Anpassungsformel spielt die Entwicklung der Zahl der Bedarfsgemeinschaften eine wesentliche Rolle. Um es kurz zu fassen: Mehr Be- darfsgemeinschaften bedeuten mehr Bundeszuschuss. Weniger Bedarfsgemeinschaften bedeuten weniger Bun- deszuschuss. Mit großer Sorge sehe ich die zunehmende Zahl an Klagen bei den Sozialgerichten, die überwiegend Fragen der Kosten der Unterkunft betreffen. Nach meiner Auffassung kommen wir nicht daran vorbei, auch über die Pauschalierung der Kosten der Un- terkunft unter Beachtung von Wohnort und Größe der Bedarfsgemeinschaft nachzudenken, um Verwaltungs- kosten zu senken und Eigeninitiative zu fördern. Angelika Krüger-Leißner (SPD): Als zuständige Berichterstatterin meiner Fraktion für die Kosten der Unterkunft und Heizung im SGB II hatte ich eigentlich gehofft, dass wir mit dem gefundenen Kompromiss zur Bundesbeteiligung eine abschließend akzeptable Lösung haben. Dass sich meine Hoffnung dahin gehend nicht er- füllen würde, war mir zu dem Zeitpunkt allerdings auch schon klar. Ich kenne doch meine Kolleginnen und Kol- legen der Linksfraktion, die immer noch eine Schippe drauf legen wollen – egal was es kostet. Sie legen uns einen Antrag vor, der wieder die Höhe der Beteiligung des Bundes an den Kosten der Unter- kunft infrage stellt. Darüber hinaus sind alle Forderun- gen der Überschrift Ihres Antrages zu entnehmen: Ange- messenheit der Leistungen, Beschäftigung fördern und Zwangsumzüge verhindern. – Doch zunächst der Reihe nach. Wir alle wissen, dass die Festsetzung des Anteils der Bundesbeteiligung an den Kosten für Unterkunft und Heizung regelmäßig zu Auseinandersetzungen zwischen Bund, Ländern, Kommunen und den kommunalen Spit- zenverbänden geführt hat. Ausgangspunkt der Diskus- sionen war die Zusage des Bundes, der sich gemäß § 46 Abs. 5 SGB II an den Unterkunftskosten von Arbeitslo- sengeld-II-Beziehern beteiligt, die Kommunen insge- samt um 2,5 Milliarden Euro pro Jahr zu entlasten. Das war eine wesentliche Festlegung bei der Einführung des Vierten Gesetzes für moderne Dienstleistungen – dem Hartz-IV-Gesetz. Jedes Jahr wurde anhand einer aufwendigen Rechen- methode die Bundesbeteiligung festgelegt. Und jedes Jahr wurde darum gestritten, ob die Kommunen tatsäch- lich um 2,5 Milliarden Euro entlastet wurden. Dieses Ziel ist auch mir wichtig. Letztendlich gelang Bund und Ländern dann doch immer eine Einigung. Was blieb, war jedoch eine Rechenmethode, die intransparent und für viele nicht nachvollziehbar war. Und der Verdacht ge- genüber dem Bund, den Kommunen die verabredete Entlastung nicht zuzugestehen. b p s S v o t K g d L v t n l A d S w a d k w k w K h s V A r d a i h P d w d i m F g r B K K V d a Q b L r d K p (C (D 2007 entschied sich das Bundesministerium für Ar- eit und Soziales, die Bundesbeteiligung nach einer An- assungsformel anhand der Anzahl der Bedarfsgemein- chaften zu berechnen. Diese Methode ist aus meiner icht klar verständlich, transparent und für jeden nach- ollziehbar. Anhand statistischer Daten kann man auch hne besondere Fähigkeiten auf dem Pfad der Mathema- ik den Bundesanteil errechnen. Trotz des erreichten ompromisses zwischen Bundestag und Bundesrat be- ann während der Beratungen erneut eine Debatte um ie Höhe der Bundesbeteiligung. Nach Auffassung der änder, der Kommunen und der kommunalen Spitzen- erbände führten die gestiegenen Energiepreise zu Kos- enanstiegen, die die zugesagte Entlastung der Kommu- en von 2,5 Milliarden Euro infrage stellten. Auf Ihren Vorschlag hin, liebe Kolleginnen und Kol- egen der Linksfraktion, führten wir eigens dazu eine nhörung durch. Und mir – aber auch allen anderen, die abei waren – blieb diese Anhörung in Erinnerung. Ein achverständiger ist gar nicht erst erschienen, und teil- eise konnten elementare Fragen schlichtweg nicht be- ntwortet werden. Zwei wichtige Dinge konnten wir ann doch mitnehmen: Erstens. Die Kostensteigerungen onnten von keinem Sachverständigen seriös nachge- iesen werden, und ein zweiter ganz wichtiger Punkt onnte auch nicht dargestellt werden, nämlich ob und ie die Länder ihre Einsparungen beim Wohngeld an die ommunen weitergegeben haben. In dem Zusammen- ang möchte ich zwei Zahlen nennen, die der Sachver- tändige des Statistischen Bundesamtes vorgetragen hat: or Inkrafttreten der Reform im Jahre 2004 betrugen die usgaben für das Wohngeld 5,18 Milliarden Euro, wäh- end in 2006 nur noch 1,16 Milliarden ausgegeben wur- en. Das ist doch eine interessante Entwicklung. Letztendlich blieb es bei der Berechnungsmethode nhand der Anpassungsformel, deren Geltungsdauer wir m Juli 2008 mit Zustimmung des Bundesrates entfristet aben. Damit haben sowohl Bund als auch Kommunen lanungssicherheit. Ich halte die Entwicklung der Be- arfsgemeinschaften als Berechnungsgrundlage nach ie vor für richtig, und ich sehe derzeit keinen Grund, aran etwas zu ändern. Denn das primäre Ziel im SGB II st es, durch Eingliederung in den Arbeitsmarkt und, da- it sind wir beim zweiten Punkt Ihres Antrages, durch örderung von Beschäftigung die Zahl der Hilfebedürfti- en und damit die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften zu eduzieren. Somit geht das Ziel Senkung der Zahl der edarfsgemeinschaften einher mit der Verringerung der osten der Unterkunft. Bund, Länder, aber vor allem die ommunen haben so einen Anreiz, durch ein verstärktes ermittlungsangebot, durch die Prüfung und Anwen- ung aller arbeitsmarktpolitischen Instrumente Einfluss uf ihre Kostenbeteiligung zu nehmen. Beschäftigung fängt bei der Bildung, Ausbildung und ualifizierung an. Das wissen wir Sozialdemokraten am esten. Der vorsorgende Sozialstaat ist eines unserer eitmotive. Und wir machen Ernst damit. Wir investie- en in Betreuung, in Erziehung, in Bildung und Ausbil- ung – ob mit dem Ganztagsschulprogramm, Elterngeld, inderzuschlag, dem Rechtsanspruch auf einen Kita- latz für unter Dreijährige oder dem Schulstarterpaket 22040 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2009 (A) ) (B) ) von 100 Euro. All diese Maßnahmen tragen unsere so- zialdemokratische Handschrift. Mit der Reform der ar- beitsmarktpolitischen Instrumente haben wir einen wei- teren Schritt in Richtung Beschäftigungsförderung getan. Wir haben den Katalog, der an Regelungen und Instrumenten so unübersichtlich war, dass eine effiziente Vermittlung und Betreuung nicht möglich war, entrüm- pelt. Ich verspreche mir davon eine effiziente, passge- naue Anwendung für die Versicherungskunden der BA und die Arbeitslosengeld-II-Empfänger. Ein wichtiges Element der Instrumentenreform ist der Rechtsanspruch zur Nachholung des Hauptschulab- schlusses. Ich bin da unserem Arbeitsminister Olaf Scholz sehr dankbar, dass er sich in den Verhandlungen mit der Union durchgesetzt hat. Von 3 Millionen Ar- beitslosen sind 500 000 ohne Schulabschluss. Sie haben jetzt die Chance erhalten, etwas dagegen zu unterneh- men. Ihr Weg darf nicht zwangsläufig in die Langzeit- arbeitslosigkeit führen. Wir wissen auch, dass etwa die Hälfte der Langzeit- arbeitslosen ohne Berufsschulabschluss – ohne Ausbil- dung – sind. Auch dagegen müssen wir etwas unterneh- men. Gemeinsam mit den Unternehmensverbänden haben wir den Ausbildungspakt ins Leben gerufen. Trotz be- achtlicher Erfolge auf dem Ausbildungsmarkt gibt es noch eine Vielzahl an Altbewerbern, die keine betriebli- che Ausbildungsstelle erhalten. Insbesondere leistungs- schwächere Schülerinnen und Schüler sind davon betrof- fen. Wir wollen gezielt bei den jungen Menschen, die sich nach dem Schulabschluss erfolglos um eine Lehr- stelle bemüht haben, den Übergang in die betriebliche Ausbildung fördern. Damit geben wir denen, die lange auf einen Ausbildungsplatz gewartet haben und es nicht aus eigener Kraft schaffen, wieder eine Perspektive. Viele benachteiligte Jugendliche schaffen den Einstieg in die Ausbildung einfach nicht. Deswegen müssen wir sie gezielt fördern und dabei unterstützen, ihren berufli- chen Lebensweg möglichst eigenständig und damit er- folgreich zu bestreiten. Aber eines ist auch klar: Der Bundestag kann nicht alles allein machen. Hier sind ne- ben den Betroffenen selbst auch andere gefragt, ihre Aufgaben in der Gesellschaft wahrzunehmen. Mit unseren Reformen zum Arbeitsmarkt haben wir einen wichtigen Beitrag zum Rückgang der Arbeitslosig- keit geleistet, sowohl auf dem ersten als auch auf dem zweiten Arbeitsmarkt. Dennoch stellen uns eine verän- derte Arbeitswelt, technischer Fortschritt oder, wie jetzt, die Finanzkrise vor größte Herausforderungen – vor al- lem auf dem Arbeitsmarkt. All unsere Bemühungen soll- ten nun darauf abzielen, die Beschäftigung zu sichern. Ich will jetzt nicht alle einzelnen Maßnahmen für den Arbeitsmarkt erwähnen, aber auf zwei wesentliche Punkte doch etwas näher eingehen: zum einen die Kurzarbeit. Wir verlängern die Dauer des Bezugs von Kurzarbeitergeld auf 18 Monate und erleichtern die In- anspruchnahme. Damit soll drohenden Entlassungen entgegengewirkt werden. Zum anderen wollen wir die Qualifizierung deutlich anheben. Dazu werden die Mit- tel der BA für die kommenden zwei Jahre um insgesamt 7 d E s d K v s a d t n w u W i d 2 z u c d b O S r z D n S e k g h z g M Z s e e C n S n t M i A t L g d k (C (D 70 Millionen und die Mittel im Eingliederungstitel für ie Arbeitslosengeld-II-Empfänger um 1,2 Milliarden uro aufgestockt. Das ist ein deutliches Zeichen und ollte an dieser Stelle auch mal gewürdigt werden. Für en Bereich der Langzeitarbeitslosen haben wir mit dem ommunalkombi ein Bundesprogramm zur Förderung on zusätzlichen Arbeitsplätzen in Kommunen mit be- onders hoher und verfestigter Langzeitarbeitslosigkeit ufgelegt. Noch in diesem Quartal werden wir die För- erkriterien ändern, sodass auch Landkreise davon profi- ieren, die bisher noch nicht Fördermittel in Anspruch ehmen konnten. Sie merken, liebe Vertreter der Linken, ir tun eine Menge, um Menschen in Arbeit zu halten nd in Arbeit zu bringen. In den vergangenen Tagen war viel zu lesen über die iderspruchsflut bei der Hartz-IV-Gesetzgebung. Und ch will damit auch offen und ehrlich umgehen. Nach en SGB-II-Monitoringdaten der BA für das 3. Quartal 008 sind die KdU mit knapp 19 Prozent bundesweit der weithäufigste Grund für Widerspruchsverfahren. Der nbestimmte Rechtsbegriff der „Angemessenheit“ ist si- herlich ein Grund dafür. Laut Gesetz könnte der Bund urch Rechtsverordnung hier konkret werden. Das tat er islang aber nicht. Und das aus gutem Grund. Regelmäßig bin ich zu Arbeitsmarktgesprächen vor rt. Egal ob Landräte, Arge-Geschäftsführer oder ozialdezernenten – sie alle kritisieren die Durchgriffs- echte der BA. Nicht zuletzt dieser Streit um Kompeten- en in der Geschäfts- und Personalpolitik führen zu den iskussionen bei der Neuorganisation des SGB II. Kön- en Sie sich den Aufschrei vorstellen, wenn wir in dieser ituation weitere Kompetenzen an uns reißen? Und mal hrlich – ich halte auch nicht allzu viel davon. Denn die ommunalen Träger vor Ort kennen die regionalen Ge- ebenheiten ganz genau. Sie können die Angemessen- eit der Kosten der Unterkunft und Heizung – auch ein- elfallbezogen – am besten einschätzen. Mein Landkreis Havelland hat beispielsweise die An- emessenheit entsprechend den Mieten in verschiedenen ietregionen eingeteilt, um so der Problematik von wangsumzügen entgegenzuwirken. Natürlich gab es eitens des BMAS die Überlegung zur Erarbeitung einer inheitlichen Empfehlung. Dies wurde von den Ländern instimmig abgelehnt. Angesichts dessen sehe ich die hancen für einen Erlass einer verbindlichen Verord- ung des Bundes für sehr gering an. Liebe Kolleginnen und Kollegen der Linken, die achverhalte, die Sie uns heute hier präsentieren, sind icht neu. Insbesondere was die Förderung von Beschäf- igung angeht, haben wir vieles auf den Weg gebracht. it Blick auf die Klageflut der Hartz-IV-Gesetze sehe ch jedoch einigen Handlungsbedarf. Wir werden im usschuss genug Gelegenheit haben, darüber zu disku- ieren. Heinz-Peter Haustein (FDP): Die Fraktion Die inke kritisiert mit ihrem hier vorgelegten Antrag die eltende Rechtslage des § 22 (1) SGB II. Danach sind ie den angemessenen Umfang der Kosten der Unter- unft übersteigenden Aufwendungen für den Wohnraum Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2009 22041 (A) ) (B) ) von Leistungsbeziehern nach dem SGB II solange vom Leistungsträger zu tragen, wie dem Betroffenen nicht zugemutet werden kann, durch Vermietung, Wohnungs- wechsel oder sonstige Maßnahmen die Kosten zu sen- ken. In der Regel gelten sechs Monate als Zeitraum für die Nichtzumutbarkeit. Die Linken verlangen nun, den Zeitraum, in dem den Betroffenen ein Wohnungswechsel etc. nicht zugemutet werden kann, von sechs auf zwölf Monate auszuweiten. Die Linken begründen ihre Forderung mit dem Argu- ment, gerade im ersten Jahr der Arbeitslosigkeit müssten sich die Arbeitslosen auf die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt konzentrieren können, wofür sie eine Rechtssicherheit bräuchten. Hierzu Folgendes: Erstens halte ich es für absolut vertretbar, von jemandem eine Arbeitsplatzsuche und einen Wohnungswechsel gleich- zeitig zu erwarten. Sowohl der zeitliche Aufwand als auch der psychische Druck, den die Linken hier so sehr betonen, ist in Relation zur verfügbaren Arbeitszeit und der Planungssicherheit von einem halben Jahr gerecht- fertigt. Wie viele kleine und mittlere Unternehmen ha- ben wir in Deutschland, die nicht wissen, ob sie im nächsten Monat ihre Kredite bedienen können, ob sie selbst sich ein Gehalt auszahlen können? Und was sagen wir dann jemandem, der noch stärker beansprucht ist, der vollzeitbeschäftigt ist und plötzlich eine neue Wohnung braucht, sei es, weil sie zu teuer ge- worden ist oder zu groß oder zu klein etc. In dem Fall muss auch gearbeitet werden und die Wohnungssuche parallel laufen. Und derjenige hat vielleicht kein halbes Jahr Zeit. Mit dem Argument der Linken müssten wir demnächst staatlich finanzierte Umzüge gewähren, wenn jemand auf Wohnungssuche geht. Hier erfolgt also mit dem Vorschlag wieder einmal ein Angriff auf das sogenannte Mittelstandsloch, die all- gemeine Form des Lohnabstandsgebots, wenn Sie so wollen: Von Menschen, die ihre Familie ernähren, ihr Leben in die Hand nehmen und sich eigenverantwortlich verhalten, verlangen wir auch, und zwar mit gutem Recht, dass sie den Wohnungswechsel bewältigen. Nie- mand käme auf den Gedanken, diesen Menschen den Umzug zu bezahlen, damit sie sich auf andere Dinge konzentrieren können, wie in dem Antrag formuliert. Auch muss man die andere Seite sehen und bedenken: Ist es den arbeitenden Steuerzahlern mit kleinen Woh- nungen, die sich selbst beschränken müssen, weil sie sich nicht mehr leisten können, zumutbar, ein Jahr lang anderen mit ihren Steuermitteln übergroße Wohnungen zu finanzieren? Zweitens möchte ich auf die Argumentation einge- hen, die Verlängerung des Zeitraumes des nicht zumut- baren Wohnungswechsels wirke der sozialen Segrega- tion und der Entstehung sozialer Brennpunkte entgegen. Übrigens: Die Linken bedienen sich sogar der Dramati- sierung mit der Formel von der tendenziellen „Ghetto- isierung von Hartz-IV-Beziehenden“. Hier schon wird wieder einmal deutlich, wie sehr diese Fraktion ein Pro- blem braucht, um selbst eine Existenzberechtigung zu haben. Anders ist diese Überzeichnung nicht zu erklären. s e v u J h w f e f c E b d i s i w d n A Z k u F l N r g r a k t l e e A A k s t H F d E d W u – z u R c e s d (C (D Wer sich eine Wohnung oder ein Haus in einem be- timmten Wohngebiet nicht mehr leisten kann, zieht in ine günstigere Lage oder eine kleinere Wohnung oder om Haus in die Wohnung etc. oder im glücklichen Fall mgekehrt. So machen das Millionen Deutsche Jahr für ahr. Deshalb ist es unlauter, hier bei den ALG-II-Bezie- ern von einer Ghettoisierung zu sprechen. Und selbst, enn es diese gäbe, was spricht dagegen, dass bei er- olgter Wiederbeschäftigung auch wieder ein Umzug in ine größere, teurere oder besser gelegene Wohnung er- olgt? So müssen es alle anderen Menschen auch ma- hen. Von den Betroffenen müssen wir das Maß an igenverantwortung verlangen können, sich um die Ar- eitsplatzsuche zu kümmern und zugleich das Notwen- ige dafür zu tun, dass sie die Solidargemeinschaft, die hnen die Wohnungs- und Heizkosten neben dem Regel- atz finanziert, nicht überfordern. Im Übrigen möchte ch Die Linke an die Überschrift ihres Antrages erinnern, o von Beschäftigungsförderung die Rede ist. Auch in iesem Antrag ist leider wieder kein Vorschlag von Ih- en enthalten, wie man Beschäftigung fördern könnte. ber da sich die Linke nun endlich diesem – richtigen – iel verschrieben hat, danke ich schon dafür, dass sie ünftig unsere Vorschläge zur Beschäftigungsförderung nterstützt. Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die rage der Kosten der Unterkunft für Langzeiterwerbs- ose ist in der Praxis seit Jahren eine der umstrittensten. icht zufällig führt der Präsident des Bundessozialge- ichts, Peter Masuch, die enorme Steigerung der Sozial- erichtsverfahren – im Jahr 2008 gab es 174 500 Verfah- en und damit rund ein Viertel mehr als im Vorjahr – uch auf Streitigkeiten zur Kostenübernahme für Unter- unft und Heizung zurück. Allerdings komme ich nach vielen Kontakten mit Be- roffenen zu der Auffassung, dass die gesetzlichen Rege- ungen, die durchaus Auslegungsspielräume lassen, nur inen Teil des Problems darstellen. Weit verbreitet ist ine rechtswidrige Praxis sowohl bei der Festsetzung der ngemessenheit von Miet- und Heizkosten als auch bei uszahlung oder besser Nichtauszahlung der Unter- unftskosten. So werden trotz höchstrichterlicher Recht- prechung in vielen Kommunen nach wie vor Heizkos- enpauschalen gebildet und nicht die tatsächlichen eizkosten erstattet. Erst vor wenigen Tagen ist mir ein all aus Duisburg vorgetragen worden, in dem wegen er Bildung von Heizkostenpauschalen mehrere Hundert uro unbezahlt geblieben sind. Viele ALG-II-Bezieherinnen und -Bezieher, die we- er ihre Mietkosten senken können noch eine andere ohnung finden, lassen sich die angemessenen Wohn- nd Mietzahlungen durch die Grundsicherungsträger Argen bzw. Optionskommunen – überweisen. Dies hat ur Folge, dass sie die Differenz zwischen tatsächlichen nd „angemessenen“ Kosten der Unterkunft aus ihrem egelsatz zahlen. Um diese rechtwidrige Praxis abzusi- hern, lassen sich einige Träger der Grundsicherung – so twa die Optionskommune Düren – sogenannte Einver- tändniserklärungen von den Grundsicherungsbeziehen- en unterzeichnen. In der Konsequenz entsteht häufig 22042 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2009 (A) ) (B) ) eine sogenannte „Unterdeckung“ der Kosten der Unter- kunft, wodurch die Not vieler Hilfebedürftiger ver- schärft wird. Bündnis 90/Die Grünen wollen deshalb, dass die Wohnkosten künftig nach einem transparenten Verfahren zu übernehmen sind. Das Verfahren muss sich dabei an einem aktuellen örtlichen Mietspiegel und an der tat- sächlichen Verfügbarkeit von Wohnraum orientieren. Wir halten es für dringend notwendig, dass die Bundes- regierung die Grundsicherungsträger deutlich auf die „Ersten Empfehlungen des Deutschen Vereins zu den Leistungen für Unterkunft und Heizung (§ 22 SGB II)“ vom 18. Juni 2008 verweist. Die Fach- und Rechtsauf- sicht sowohl des Bundesministeriums als auch der Lan- desministerien muss gezielt die weit verbreiteten Rechts- verstöße der Grundsicherungsträger eindämmen. Allerdings: Kann eine Wohnung dennoch nicht gehal- ten werden, drohen Zwangsumzüge. Neben den gravie- renden individuellen Folgen erzeugen ungewollte Umzüge einen erheblichen Segregationsdruck. „Ange- messene“ Wohnungen sind häufig räumlich konzentriert. Bereits heute gibt es in vielen Orten Stadtteile, in denen mehr als die Hälfte der Kinder Sozialgeld beziehen. Es entstehen mehr als ohnehin schon Armutsquartiere, die im krassen Widerspruch zu propagierten Zielen von Wohnungspolitik und Wohnungswirtschaft stehen, durch eine halbwegs ausgewogene Bewohnerstruktur soge- nannte Problemstadtteile lebenswerter zu gestalten. Da- rüber hinaus stehen die immensen Verwaltungsaufgaben der Jobcenter im Zusammenhang mit Unterkunftskosten im Widerspruch zu den Zielen der Wiedereingliederung der Arbeitsuchenden in den Arbeitsmarkt. Vermittlung sollte das Ziel in den Jobcentern sein und nicht der klein- liche Streit um halbe Quadratmeter. Kurzum: Bündnis 90/Die Grünen fordern eine Rege- lung, die den tatsächlichen Kosten für Unterkunft und Heizung entgegenkommt und Zwangsumzüge schon im Vorfeld vermeidet. Der Antrag der Fraktion Die Linke bietet insofern eine Gelegenheit, im Ausschuss diese Problematik zu diskutieren und hoffentlich zu einer Lö- sung zu kommen, die von der Mehrheit des Parlaments getragen wird. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Abgeordnete Gero Storjohann hat darum gebe- ten, bei dem Entwurf eines … Gesetzes zur Änderung des Schwangerschaftskonfliktgesetzes auf Druck- sache 16/11106 nachträglich in die Liste der Antragstel- ler aufgenommen zu werden. Der Abgeordnete Michael Link (Heilbronn) hat da- rum gebeten, bei dem Entwurf eines Gesetzes zur Ver- ankerung der Patientenverfügung im Betreuungs- recht (Patientenverfügungsgesetz – PatVerfG) auf Drucksache 16/11360 nachträglich in die Liste der An- tragsteller aufgenommen zu werden. te s r d s s m U n (C (D Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mitge- ilt, dass sie den Antrag Wirksamen Schutz vor Glücks- pielsucht gewährleisten auf Drucksache 16/10878 zu- ückzieht. Der Vorsitzende des Finanzausschusses hat mitgeteilt, ass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Ge- chäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nach- tehenden Vorlage absieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zwischenbericht der Bundesregierung zur Steuer- begünstigung von Biokraft- und Bioheizstoffen 2008 Drucksachen16/10964, 16/11125 Nr. 1.3 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden nionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- er Beratung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 16/8815 Nr. A.4 Ratsdokument 6664/08 Drucksache 16/8815 Nr. A.5 Ratsdokument 6665/08 Drucksache 16/8815 Nr. A.6 Ratsdokument 6666/08 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/10286 Nr. A.40 Ratsdokument 10637/08 Drucksache 16/10666 Nr. A.9 Ratsdokument 12998/08 Drucksache 16/10958 Nr. A.22 Ratsdokument 13294/08 Drucksache 16/10958 Nr. A.24 Ratsdokument 13708/08 Drucksache 16/10958 Nr. A.25 Ratsdokument 13720/08 Drucksache 16/11132 Nr. A.10 Ratsdokument 14683/08 Drucksache 16/11132 Nr. A.11 Ratsdokument 15039/08 Drucksache 16/11132 Nr. A.12 Ratsdokument 15214/08 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 16/2555 Nr. 2.39 Ratsdokument 10900/06 Drucksache 16/2555 Nr. 2.40 Ratsdokument 10901/06 Drucksache 16/10286 Nr. A.52 Ratsdokument 11588/08 Drucksache 16/10666 Nr. A.11 Ratsdokument 12892/1/08 REV 1 Drucksache 16/10958 Nr. A.31 Ratsdokument 13987/08 Drucksache 16/10958 Nr. A.32 Ratsdokument 14412/08 Drucksache 16/10958 Nr. A.33 Ratsdokument 14414/08 Drucksache 16/11132 Nr. A.13 EuB-EP 1802; P6_TA-PROV(2008)0466 Drucksache 16/11132 Nr. A.15 Ratsdokument 14461/08 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. Januar 2009 22043 (A) (C) (B) (D) Ausschuss für Gesundheit Drucksache 16/10958 Nr. A.36 Ratsdokument 13407/08 Drucksache 16/11132 Nr. A.16 EuB-EP 1798; P6_TA-PROV(2008)0461 Drucksache 16/11132 Nr. A.17 EuB-EP 1810; P6_TA-PROV(2008)0477 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 16/10666 Nr. A.16 EuB-EP 1783; P6_TA-PROV(2008)0409 Drucksache 16/10666 Nr. A.17 Ratsdokument 12974/08 Drucksache 16/10958 Nr. A.37 Ratsdokument 13717/08 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 16/10286 Nr. A.70 EuB-EP 1754; P6_TA-PROV(2008)0312 Drucksache 16/10286 Nr. A.71 EuB-EP 1767; P6_TA-PROV(2008)0361 Drucksache 16/10666 Nr. A.18 EuB-EP 1778; P6_TA-PROV(2008)0404 Drucksache 16/10666 Nr. A.19 EuB-EP 1779; P6_TA-PROV(2008)0405 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 16/10286 Nr. A.77 Ratsdokument 12259/08 Drucksache 16/10958 Nr. A.44 Ratsdokument 12699/08 Drucksache 16/10958 Nr. A.45 Ratsdokument 13498/08 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 16/10286 Nr. A.81 Ratsdokument 11238/08 Drucksache 16/10958 Nr. A.46 Ratsdokument 13816/1/08 REV 1 Drucksache 16/10958 Nr. A.47 Ratsdokument 13386/08 Drucksache 16/10958 Nr. A.48 Ratsdokument 13620/08 Drucksache 16/10958 Nr. A.49 Ratsdokument 13731/08 Drucksache 16/10958 Nr. A.50 Ratsdokument 13732/08 Drucksache 16/10958 Nr. A.51 Ratsdokument 14015/08 203. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. Januar 2009 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620300000

Die Sitzung ist eröffnet.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
begrüße Sie alle herzlich zu unserer heutigen Plenarsit-
zung.

Ich rufe unsere Tagesordnungspunkte 21 a bis 21 c
sowie die Zusatzpunkte 9 bis 12 auf:

21 a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Sicherung von Beschäftigung und
Stabilität in Deutschland

– Drucksache 16/11740 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Z

Z

Redet
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaus-

(Nachtragshaushaltsgesetz 2009)


– Drucksache 16/11700 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Lötzsch, Dr. Barbara Höll, Dr. Dietm
weiterer Abgeordneter und der Fra
LINKE

(C (D ung 0. Januar 2009 0 Uhr Mit mehr Gerechtigkeit die Krise überwinden – Drucksache 16/11746 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Haushaltsausschuss P 9 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/ CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes – Drucksache 16/11741 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Innenausschuss Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO P 10 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/ CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung der Kraftfahrzeugsteuer und Änderung anderer Gesetze – Drucksache 16/11742 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie ext Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO ZP 11 Beratung des Antrags der Abgeordneten Jürgen Koppelin, Ulrike Flach, Otto Fricke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Schulden des Bundes durch das Konjunkturpaket II vollständig im Bundeshaushalt etatisieren – Kein Sondervermögen Investitionsund Tilgungsfonds – Drucksache 16/11743 – ngsvorschlag: usschuss des Antrags der Abgeordneten ara Höll, Dr. Gesine Lötzsch, Roland Dr. Gesine ar Bartsch, ktion DIE Überweisu Haushaltsa ZP 12 Beratung Dr. Barb Präsident Dr. Norbert Lammert Claus, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Großbanken vergesellschaften – Drucksache 16/11747 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die Aussprache zwei Stunden vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann können wir so verfahren. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zunächst dem Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mit dem Pakt für Beschäftigung und Stabilität, dem größten Konjunkturprogramm seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland, stellt sich die Bundesregierung ihrer Verantwortung in der schwersten wirtschaftlichen Rezession seit 1949. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe: Lauter!)


(Artikel 106, 106 b, 107, 108)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620300100

– Ich oder die Mikrofone?


(Heiterkeit)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620300200

Wir werden uns sofort darum bemühen, der Stimme

der Bundesregierung jedenfalls akustisch noch mehr
Nachhall zu verschaffen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620300300

Gut. – In dieser Dimension hat es einen solchen kon-

junkturellen Impuls noch nicht gegeben. Dies ist ange-
messen und problemadäquat mit Blick auf die krisen-
hafte Zuspitzung, mit der wir es zu tun haben.

Wir sind alle lange genug im Geschäft, um zu wissen,
dass man bezogen auf die einzelnen Komponenten die-
ses Konjunkturpaketes, dieses Paktes, unterschiedlicher
Meinung sein kann. Man kann darüber streiten; man
kann das prüfen. Aber ich mache keinen Hehl daraus,
dass sich die Geschwindigkeit, mit der sich der kritische
Standpunkt von den Debatten, die wir im Oktober, No-
vember, Dezember gehabt haben, auf den heutigen kriti-
schen Fokus verschoben hat, so verändert hat, dass man
von einer gewissen Atemlosigkeit reden kann.

Wenn es im Oktober/November aus den Reihen der
Medien, der wirtschaftswissenschaftlichen Expertise,
der Politik, der Gewerkschaften und der Verbände darum
ging, dass ein Konjunkturprogramm gar nicht groß ge-
nug dimensioniert sein könnte – teilweise war die Rede
von 3 Prozent des Bruttosozialproduktes pro Jahr, also
spielend eine Dimension von 75 Milliarden, teilweise
von 100 Milliarden Euro pro Jahr –, stellen wir heute
fest, dass der kritische Fokus darauf gerichtet wird, dass

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(C (D in solcher Konjunkturimpuls unabweisbar mit einer teigerung der Verschuldung verbunden ist. Mich wundert dieser Erkenntnisfortschritt, den es inerhalb von wenigen Wochen gegeben hat, weil von ornherein klar gewesen ist, dass man einen solchen onjunkturimpuls nur dann wird geben können, wenn ie Staatsverschuldung dabei zunimmt. Wenn dem Pulikum suggeriert wird, man könnte einen solchen kräftien und entschiedenen Konjunkturimpuls ohne Staatserschuldung geben, trägt das eher zur Verwirrung der enschen bei als zur Aufklärung in einer Situation, in er wir mehr denn je eine gewisse Beständigkeit auch in er öffentlichen Diskussion brauchen. Wir haben es damit zu tun, dass drei Krisen – wie ich inde, bisher ohne jeden Erfahrungswert – zusammenfalen. Zum einen haben wir es mit einer weltweiten Reession zu tun, die ein Land wie die Bundesrepublik eutschland unabweisbar am stärksten trifft – jedenfalls n der Liga der Länder, in der wir spielen –, weil kaum in anderes Land 40 Prozent seines Bruttosozialprodukes in außenwirtschaftlichen Beziehungen generiert. Im ergleich dazu sind es zum Beispiel in den USA höchs ens 12 bis 15 Prozent des Bruttosozialproduktes, in Jaan höchstens 20 Prozent. Das heißt, von einer solchen eltwirtschaftlichen Zäsur in der Entwicklung ist ein and wie Deutschland als Exportweltmeister unabweisar besonders betroffen. Die Entwicklungen sind inzwichen infektiös bezogen auf weiteste Teile der Welt. Ein inbruch der Wachstumsrate in China von plus 10 auf lus 6 Prozent ist mindestens eine so große Zäsur, ein so roßer Eingriff wie die Entwicklung, die wir in vielen uropäischen Ländern einschließlich der Bundesrepublik eutschland haben. Dies prägt die jetzige Lage. Wir haben es zweitens seit Monaten, wenn nicht seit nderthalb Jahren, spätestens seit Mitte 2007, mit einem eltweit eskalierenden Vertrauensverlust auf den Fianzmärkten zu tun, der wirklich dramatisch zu nennen st. Wir haben es nach wie vor damit zu tun, dass der Inerbankenverkehr nicht richtig in Gang kommt und dass ir fast wöchentlich von weiteren Nachrichten gefangen enommen bzw. buchstäblich niedergedrückt werden, ie eher darauf hinweisen, dass wir längst noch nicht icht am Ende des Tunnels sehen, was diese Finanzarktkrise betrifft. Das ist die zweite krisenhafte Zuspit ung. Selbstverständlich treibt diese Dramatik auf den inanzmärkten gleichzeitig die realwirtschaftliche Enticklung. Wir haben es drittens in vielen Ländern damit zu tun, ass eine Leitindustrie wie die Automobilindustrie icht in einem Konjunkturtal steckt, sondern erkennbar benfalls in einer Strukturkrise. Diese drei Krisen überlagern sich, beeinflussen sich echselseitig und beschreiben eine Lage, für die es kein olitisches Drehbuch an Handlungsanweisungen gibt. iemand von uns, egal in welcher Partei zu Hause, hat emals Anstrengungen unternehmen können, sich auf ine solche Situation prophylaktisch einzulassen. Dass s dabei zu einer eskalierenden Entwicklung allein zwi Bundesminister Peer Steinbrück schen der Einbringung des Haushaltes im September letzten Jahres bis zum heutigen Tag, an dem der Nachtragshaushalt eingebracht wird, gekommen ist, lässt sich an den wirtschaftlichen Indikatoren ablesen, die Ihnen allen zur Verfügung stehen und die ich deshalb im Einzelnen gar nicht aufführe. Sie alle wissen, dass wir es im November/Dezember nicht nur mit Blick auf Stimmungsbarometer, sondern mit Blick auf wichtige wirtschaftliche Indikatoren, zum Beispiel bei den Auftragseingängen, mit einer dramatischen Verschlechterung zu tun haben. Wenn wir in einer solchen Situation kein Drehbuch und keine klaren Handlungsanweisungen haben, dann, glaube ich, bleibt nichts anderes übrig, als dass sich die Politik selber bestimmte Kompassweisungen gibt. (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Selber denken!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


– Selbst denkt, insbesondere dann, Frau Abgeordnete,
wenn wir von der wirtschaftswissenschaftlichen Exper-
tise in der Tat kaum Empfehlungen bekommen. Das
läuft nach dem alten Muster des Internationalen Früh-
schoppens von Werner Höfer: sieben Journalisten aus
acht Ländern mit neun Meinungen. Das ist im Augen-
blick die Lage, die ich mit Blick auf die wirtschaftswis-
senschaftliche Expertise in Deutschland habe.

Es gibt in meinen Augen fünf Grundorientierungen,
die sich in dem widerspiegeln, was die Bundesregierung
im Rahmen des Paktes für Beschäftigung und Stabilität
in Gang gesetzt hat. Die erste Orientierung bedeutet, in
einem solchen Konjunkturzyklus nicht einfach nur Geld
zu verbrennen. Wenn wir schon die Staatsverschuldung
erhöhen müssen, wenn wir einen solchen Konjunkturim-
puls zwingend geben müssen, müssen wir das Geld
möglichst so einsetzen, dass wir mittelfristig zur Moder-
nisierung unseres Landes, insbesondere seiner Infra-
struktur, beitragen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das heißt, etwas zu tun, was auch für nachfolgende Ge-
nerationen eine Rendite abwirft. Das bedeutet in der Tat,
dem riesigen Nachholbedarf bei der Modernisierung ins-
besondere der kommunalen Infrastruktur und darüber hi-
naus der überregionalen Infrastruktur zu entsprechen
und dort einen kräftigen Impuls zu setzen, mit dem Ef-
fekt, dass das, was wir dort tun, weit über diese hoffent-
lich schnell zu überwindende Konjunkturphase hinaus-
reicht. Deshalb gibt es eine klare Schwerpunktsetzung
mit ungefähr 17 Milliarden Euro, allein was den Bund
betrifft, ergänzt durch Maßnahmen der Länder, die da-
rauf gerichtet sind, Investitionen in Deutschland zu för-
dern.

Die zweite Grundorientierung ist unabweisbar: eine
Kreditklemme zu vermeiden. Die Einschätzung ernst zu
nehmender Experten lautet, dass wir nach wie vor in
Deutschland makroökonomisch gesehen keine Kredit-
klemme haben und dass es sich mit Blick auf die Finan-
zierung des deutschen Mittelstandes geradezu als vor-
teilhaft herausgestellt hat, dass wir ein sehr spezifisches
Kreditgewerbe in Deutschland haben – anders als viele
andere Länder um uns herum –, nämlich mit privaten

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(C (D eschäftsbanken, Genossenschaftsbanken und öffentich-rechtlichen Sparkassen. In vielen Debatten in der ergangenheit wurde dieses dreisäulige deutsche Kreditesen von vielen belächelt und ordnungspolitisch atta kiert, und zwar in Deutschland selber, aber insbesonere auch durch eine Reihe von Initiativen und orstößen aus der Brüsseler Kommission. Plötzlich stel en wir fest, dass dieses Strukturelement des deutschen ankenwesens von entscheidender Bedeutung insbesonere für die Finanzierung des deutschen Mittelstandes st. Deshalb wird es darum gehen, den öffentlichen Chaakter der Sparkassen zu erhalten. Bausparkassen, von vielen im 20., wenn nicht sogar m 19. Jahrhundert angesiedelt, teilweise diskreditiert, tellen sich plötzlich als eine sehr verlässliche Institution ür all die Bürgerinnen und Bürger dar, die Eigentum ererben wollen. Warum? Weil es diesen Bausparkassen esetzlich verboten ist, sich ausgerechnet in den Produken zu engagieren, möglicherweise zu spekulieren, die aßgeblicher Treibsatz der jetzigen Finanzmarktkrise ind. Wir müssen also dafür Sorge tragen, dass es nicht zu iner Kreditklemme kommt. Wir haben es mit dem Prolem zu tun, dass sich die Kreditkonditionen verschlechern. Ich wäre sehr vorsichtig, daraus einen eilfertigen orwurf an die Banken zu machen. Ich bitte da um äuerste Vorsicht; denn wir fordern die Banken derzeit geadezu auf, risikobewusster zu agieren. Dann wird man s ihnen nicht übel nehmen können, wenn sie in dieser ituation eine sehr viel risikobewusstere Politik betreien und auf die Bonität ihrer Kunden stärker als in den ergangenen Jahren achten. Die dritte Orientierung ist, dass wir der großen Leitinustrie, die ich angesprochen habe, nämlich der Autoobilindustrie, behilflich sein müssen, weil einschließ ich der Produzenten, den Zulieferern und dem andel nach wie vor jeder siebte, achte Arbeitsplatz in eutschland von dieser Branche abhängig ist. Ich hielte s für fatal, wenn wir durch Attentismus in diesem Beeich möglicherweise eine hoch wettbewerbsfähige, echnologisch sich auf hohem Niveau befindende deutche Automobilindustrie versacken ließen und nach berwindung dieser Krise plötzlich feststellen müssten, ass eine Leitbranche in Deutschland beschädigt worden st, während die amerikanische Regierung mit sehr viel taatlichem Geld – es handelt sich um monatlich Milliarden US-Dollar – bereit ist, die amerikanische utomobilindustrie, die ich von der Produktqualität her ür schlechter einschätze, zu unterstützen und dadurch ine konkurrierende Automobilindustrie überlebt. Die vierte Orientierung ist, in der Tat einen Nachfraeimpuls zu geben. Darauf komme ich zurück. Die fünfte Orientierung muss sein, den Märkten, aber uch den Bürgerinnen und Bürgern eine verlässliche Anage zu machen, dass wir uns in einer extraordinären Siuation befinden, die extraordinäre Maßnahmen erforert, dass wir aber, wenn diese Situation überwunden ist, wingend auf den Pfad der Konsolidierung der öffentli Bundesminister Peer Steinbrück chen Haushalte zurückkehren müssen. Das heißt, wir müssen diese klare Ansage – auch gesetzlich fixiert – mit einer Schuldenbremse und einer klaren Tilgungsregelung auch für das Geld, das wir zusätzlich aufnehmen werden, verbinden. Diese fünf Grundorientierungen des Paktes für Beschäftigung und Stabilität sind richtig, sie wirken gut, und sie werden vernünftig angenommen. Ich brauche über die erste Orientierung, den Investitionsfonds für Kommunen und die zusätzlichen Maßnahmen sowie über die direkten Investitionsmaßnahmen des Bundes, die, was die Verkehrsinfrastruktur betrifft, in der maßgeblichen Zuständigkeit des Verkehrsministers liegen, nur wenige Worte zu verlieren; denn Sie und ich, wir sind gemeinsam von dem Interesse, ja dem Ehrgeiz beeindruckt, auf den diese kommunalen Investitionen bei den Bürgermeistern, Oberbürgermeistern und Landräten treffen. Das ist hochgradig willkommen. (Lachen bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


– Was gibt es da zu lachen? 60 Prozent der öffentlichen
Investitionen werden von den Kommunen vorgenom-
men. Wenn Sie etwas erreichen wollen, müssen Sie dort
etwas tun.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Eine gewisse Ernsthaftigkeit bei der Debatte vor dem
Hintergrund der Krise, mit der wir es zu tun haben, wäre
wirklich angebracht.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Jürgen Koppelin [FDP]: Ja, Herr Oberlehrer!)


Es wird sehr stark darauf ankommen, dass die Verab-
redungen, die wir getroffen haben, teilweise in einer Ver-
waltungsvereinbarung verankert, von den Ländern lu-
penrein eingehalten werden. Die Bundesregierung ist
bereit gewesen, sich in dem schwierigen Abwägungs-
prozess, auf der einen Seite möglichst wenig Bürokratie
aufzubauen, auf der anderen Seite aber so viele Siche-
rungen einzuziehen, dass das Geld auch richtig verwen-
det wird, eindeutig auf die Seite derjenigen zu schlagen,
die eine möglichst unkomplizierte Regelung fordern.


(Beifall bei der SPD)


Dies bedeutet, dass die Länder im Rahmen dieses Inves-
titionsfonds unmittelbar Zugriff auf die Mittel haben,
wobei wir die klare Erwartung haben, dass dieses Geld
– zu 70 Prozent – so schnell wie möglich an die kom-
munalen Projekte weitergeleitet wird, damit es schnell
genau den wirtschaftsfördernden Effekt entfaltet, den
wir uns in den Jahren 2009 und 2010 versprechen. Des-
halb gibt es keine langen Genehmigungsverfahren, und
es gibt keine Verwendungsbescheide. Es gibt vielmehr
einen ex post stattfindenden Abrechnungsmodus, bei
dem ich allerdings erwarte, dass drei Bedingungen zwin-
gend von den Ländern eingehalten werden:

Erstens müssen wie verabredet 70 Prozent von den
13,3 Milliarden Euro tatsächlich für kommunale Pro-

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(C (D ekte aufgewendet werden. Zweitens müssen die Länder afür Sorge tragen, dass auch die finanzschwachen ommunen in die Lage versetzt werden, von diesen Mit eln Gebrauch zu machen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten CDU/CSU)


m Zweifelsfall müssen die Länder selber den Kofinan-
ierungsanteil übernehmen. Die andere Möglichkeit, die
ir einräumen, läuft darauf hinaus, dass die Kreditan-

talt für Wiederaufbau bereit ist, den Ländern den Kofi-
anzierungsanteil für eine längere Zeit mit einer Stun-
ung, was Zins und Tilgung betrifft, bereitzustellen. Die
ritte wichtige Bedingung ist, dass es zusätzliche Pro-
ekte sind; denn wir wollen nicht einfach nur eine Substi-
ution.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie alle haben die ersten Reaktionen aus dem kommu-
alpolitischen Raum genauso erfahren wie ich. Danach
in ich mir ziemlich sicher, dass das in ausgesprochen
ositiver Weise zur Wirkung gebracht werden kann.

Über die Kreditklemme – zweite Orientierung – will
ch jetzt keine längeren Ausführungen machen.

Ich will auf die vierte Grundorientierung zu sprechen
ommen: den notwendigen Nachfrageimpuls. Hier ist in
er Koalition ein Kompromiss erzielt worden, der sich
uf die Erleichterung bei der Sozialversicherungsabga-
enlast und auf eine gewisse steuerliche Komponente er-
treckt. Ich weiß, dass es dazu unterschiedliche Auffas-
ungen in diesem Hause gibt. Worauf will ich hinaus?
enn ich zusammenzähle, was diese Regierung mit dem

rsten Konjunkturpaket, mit dem zweiten Konjunkturpa-
et und darüber hinaus in Gang gesetzt hat – das sind
ehr viele einzelne Puzzleteile –, komme ich zu dem Er-
ebnis, dass das durchaus zu einer bemerkenswerten
ntlastung der Bürgerinnen und Bürger beiträgt.

Ich erinnere erstens an die nochmalige Absenkung
es Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung, von
,3 Prozent auf 2,8 Prozent. Allein die Absenkung des
eitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung innerhalb
ieser Legislaturperiode, von 6,5 Prozent auf 2,8 Pro-
ent, bedeutet ein Entlastungsvolumen von 30 Milliar-
en Euro.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


eine Mutter würde wahrscheinlich immer noch von
5 Milliarden DM reden. Dann hört sich die Summe
leich ganz anders an, und es gibt eine größere Auf-
erksamkeit dafür. Aber stellen Sie sich auch das ein-
al vor: 30 Milliarden Euro! Darüber redet kaum ein
ensch – außer die Bundesregierung tut es selber.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Genau! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ja, das ist schon Schicksal!)


ch möchte an einen zweiten Punkt erinnern: die Absen-
ung des Beitragssatzes in der gesetzlichen Krankenver-
icherung und zusätzlich die steuerliche Absetzbarkeit
er Krankenversicherungsbeiträge ab 1. Januar dieses






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Jahres; eine zusätzliche Entlastung von 9 Milliarden
Euro. Ich erinnere an das, was wir im Bereich der Fami-
lienleistungen gemacht haben, im Blick auf die Freibe-
träge, im Blick auf das Kindergeld, noch einmal unter-
stützt durch einen Kinderbonus. Ich erinnere daran, dass
zum 1. Juli dieses Jahres erfreulicherweise die Renten
deutlich steigen werden, weit über das Niveau hinaus,
das wir in den letzten Jahren anbieten konnten.

Die Effekte all dieser Maßnahmen – unterschiedlich
je nach Haushaltstyp und Steuerklasse – addieren sich
mit einer Reihe von anderen entlastenden Effekten
durchaus auf eine Summe, von der zu erwarten ist, dass
darüber jedenfalls die inländische Nachfrage einen ge-
wissen Impuls bekommt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Von einer nicht weniger großen Bedeutung ist etwas,
wofür sich zwar nicht die Politik Meriten erworben hat,
aber was auch nicht unterschätzt werden sollte. Ich meine
die Entwicklung, die uns noch bis weit in das Jahr 2008
hinein ausgesprochen bekümmert hat, als nämlich alle
Menschen in Deutschland Benzin wahrscheinlich für
nicht unter 1,45 Euro getankt haben. Inzwischen gibt es
bei den Energiepreisen insgesamt, aber insbesondere
bei Heizöl sowie Benzin und Diesel, eine Entwicklung,
die, wenn die Preise 2009 weiter in der momentanen
Bandbreite schwanken, wofür einiges spricht, ebenfalls
einen entlastenden Effekt für die Konsumentinnen und
Konsumenten bringt, mindestens in der Größenordnung
von 20 Milliarden, wenn nicht 25 Milliarden Euro.

Mit Blick auf die gesunkene Inflation sind die Real-
lohneffekte sehr viel besser einzuschätzen als noch im
Jahr 2008, wo mit einer Inflationsrate von teilweise über
2 Prozent der Absaugeffekt bei der Kaufkraft natürlich
ausgesprochen negativ gewesen ist.

Ich wäre Ihnen dankbar, meine Damen und Herren,
wenn diese immerhin doch unterstützenden Maßnahmen
nicht völlig aus der öffentlichen Diskussion verschwän-
den, sondern von uns transportiert würden,


(Beifall bei der CDU/CSU)


damit die Menschen den Eindruck haben: Es gibt auch
gegenläufige Entwicklungen in dieser schwierigen wirt-
schaftlichen Phase.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich will auf einen weiteren Punkt innerhalb dieser
Grundorientierungen zu sprechen kommen. Ja, wir wer-
den es mit einem Nachtragshaushalt zu tun haben, der
die Nettokreditaufnahme des Bundes fast verdoppelt, auf
über 36 Milliarden Euro.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Das haben wir Ihnen vor drei Monaten gesagt!)


– Ja. Sie haben in Ihrer Zeit so viel gesagt, Herr
Lafontaine,


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Hätten Sie einmal zugehört!)


das ist sehr schwer zu strukturieren. Sie haben sich dabei
so häufig widersprochen, dass Sie keine große Wegwei-
sung gegeben haben.

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(C (D ie sind in dem Zusammenhang überhaupt ein ziemlich roßer Schlaumeier. (Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da fällt mir noch ein anderes Wort ein! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Von Schlaumeier zu Schlaumeier also!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir gehen beim Bundeshaushalt also in eine fast dop-
elt so hohe Nettoneuverschuldung hinein. Aber wir ha-
en aus, wie ich finde, sehr guten Gründen entschieden,
as Geld, das die Bundesregierung zusätzlich in die
and nimmt, in einen Investitions- und Tilgungsfonds

u überführen, der völlig offen, transparent und zugäng-
ich ist. Deshalb nehmen Sie mir den Hinweis nicht übel:
ie Behauptung, dieser Fonds sei eine Art Versteckspiel
der ein Schattenhaushalt, ist Bestandteil einer sehr ri-
ualisierten politischen Auseinandersetzung. Es ist völlig
lar, dass das in diesem Sonderfonds geparkte Geld in
öhe von 21 Milliarden Euro, das zusätzlich über Schul-
en finanziert werden muss, offenzulegen ist. Das ist
ollkommen transparent. Ich kann nicht erkennen, durch
as der Vorwurf berechtigt sein soll, wir würden ir-
endetwas geheim halten oder – von hinten durch die
rust ins Auge – vor jemandem zu verstecken versu-
hen.

Man sollte allerdings mit Aussagen in Bezug auf die
öhe der Neuverschuldung in diesem Jahr insgesamt
orsichtig sein, weil wir es aufgrund des Jährlichkeits-
rinzips des Bundeshaushalts mit einer Zahl zu tun ha-
en. Der Abfluss der Mittel im Investitions- und Til-
ungsfonds hingegen verteilt sich gegebenenfalls auf
rei Jahre. Ich kann Ihnen deshalb erst ex post, nach Be-
bachtung des konkreten Mittelabflusses, sagen, wie
och die Neuverschuldung im Jahre 2009 ausfällt.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist der Trick!)


Von großer Bedeutung ist für uns allerdings gewesen,
ass diese Mittel – es sind 16,9 Milliarden Euro plus
Milliarden Euro Zinsen bei einer Orientierung auf eine

ehnjährige Tilgung, also ungefähr 21 Milliarden Euro –
iner spezifischen Tilgungsregelung unterworfen wer-
en. Ich gebe zu, dass man eine heftige Debatte darüber
etreiben kann, ob das analog dem Erblastentilgungs-
onds erfolgt. Der entscheidende Punkt, auf den ich hi-
aus will, ist, dass eine der verschiedenen Komponenten
es Erblastentilgungsfonds ein erheblicher Tilgungsbei-
rag der Bundesbank gewesen ist, konkret in der Dimen-
ion von 34 Milliarden Euro. Damit haben wir einen em-
irischen Beleg dafür, dass eine Tilgungsregelung, wie
ir sie jetzt bezogen auf diesen Fonds in der Größenord-
ung von 21 Milliarden Euro haben, erfolgreich sein
ann. Nichts anderes ist die Aussage der Bundesregie-
ung in Gestalt der Kanzlerin, des Außenministers und
einer Person gewesen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Umschulden ist keine Tilgung!)


Wenn wir über die Bundesbank 34 Milliarden Euro
m Rahmen des Erblastentilgungsfonds erfolgreich ha-






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
ben tilgen können, dann ist die Wahrscheinlichkeit ziem-
lich groß, dass wir 21 Milliarden Euro im Rahmen dieses
Fonds ebenfalls über diese Tilgungsregelung wieder aus
der Welt schaffen können. Ich vermute sogar, dass das
schneller als in zehn Jahren möglich ist. Die Durch-
schnittszahlen bei den Bundesbankgewinnen in den ver-
gangenen 10, 13 Jahren sprechen dafür. Damals war die
Bundesregierung noch sehr viel ehrgeiziger; da ging es
um Gewinne ab 3,5 Milliarden Euro. Im Jahr 2010 wer-
den wir die Tilgung bei einem Gewinn von 3 Milliarden
Euro ansetzen, danach bei 2,5 Milliarden Euro, schließ-
lich bei 2 Milliarden Euro. Das heißt, die Eskalation bei
der Nutzung überschüssiger Bundesbankgewinne zur Til-
gung dieses Fonds wird eher zunehmen. Im Übrigen ha-
ben wir festgelegt, dass, wenn das Wirtschaftswachstum
oberhalb des Potenzialwachstums liegt – durchschnittlich
1,5 Prozent, 1,6 Prozent –, die damit verbundenen erheb-
lichen Mehreinnahmen ebenfalls zum Abtragen der
Schulden dienen sollen.

Ich will, meine Damen und Herren, zum Schluss da-
rauf zu sprechen kommen, dass die momentane Konjunk-
tursituation nach wie vor maßgeblich durch das geprägt
ist, was auf den Finanzmärkten stattfindet. Wenn Sie den
Eindruck haben, dass im Nachlauf des Finanzgipfels in
Washington im November letzten Jahres die Hände in
den Schoß gelegt worden sind, kann ich das nicht bestä-
tigen. Vielmehr sind auf der Basis dessen, was die Bun-
deskanzlerin mit den anderen Regierungschefs der G-20-
Länder verabredet hat, Arbeitsstrukturen geschaffen
worden. Eine der Arbeitsgruppen steht unter dem Vorsitz
der Bundesrepublik Deutschland. Wir bereiten uns, auch
in den jetzt anstehenden internationalen Sitzungen, sehr
gezielt auf den nächsten Finanzgipfel in London am
2. April dieses Jahres vor, um dort nicht nur konkrete
Handlungsvorschläge einbringen, sondern auch einen
Bericht darüber geben zu können, was bereits umgesetzt
worden ist.

Es wäre sehr wichtig, zu signalisieren, dass diese
Bundesregierung mit Blick auf eine größere, bessere Re-
gelung, auf Verkehrsregeln für die Finanzmärkte mit zu
den Ländern gehört, die für sich nicht nur in Anspruch
nehmen können, in diesem Sinne maßgebliche Impulse
gesetzt zu haben, sondern auch, sehr ehrgeizig vorzuge-
hen.

Unsere Erwartung ist, dass insbesondere der anglo-
amerikanische Bereich die Wegstrecke weiter mitgeht.
Ich habe keine Indizien dafür, dass die neue Administra-
tion unter Präsident Obama quasi das relativiert, was
noch von der alten Administration, auch auf dem Fi-
nanzgipfel in Washington, angelegt worden ist. Relativ
sicher macht mich da nicht etwa irgendeine moralische
Läuterung, sondern das nackte ökonomische Interesse
des Landes, das den höchsten Kapitalimportbedarf auf
der ganzen Welt hat, und das vor dem Hintergrund enor-
mer Defizite, die finanziert werden müssen. Das heißt,
dieses Land muss ein massives Interesse an der Wieder-
herstellung der Integrität seiner Finanzmärkte haben,
weil sonst der riesige Kapitalbedarf in Billionenhöhe
nicht gedeckt werden kann.

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(C (D Was mich umtreibt und was im Rahmen einer solchen ebatte offengelegt werden muss, ist unter anderem, ass wir es in Europa zunehmend mit einer sich auseiander entwickelnden Wettbewerbsfähigkeit einzelner urostaaten bzw. EU-Staaten zu tun haben. Dies spiegelt ich in den Möglichkeiten dieser Staaten wider, ihren reditbedarf über Staatsanleihen befriedigen zu kön en. Das Ausmaß, in dem sich die Konditionen dieser taatsanleihen im Moment in Europa auseinanderentwikeln, ist sehr beunruhigend. Man sollte zwar nicht so eit gehen und sagen, der Euro sei deswegen gefährdet. ber angesichts des riesigen Kreditbedarfs auf den Kaitalmärkten kommen wir nicht nur mit Blick auf die latzierung von Staatsanleihen möglicherweise in sehr chwieriges Fahrwasser hinein. Was mich aber noch ehr beunruhigt, ist, dass wir möglicherweise einen erdrängungseffekt zulasten der Unternehmen der Gü erwirtschaft und der Dienstleistungswirtschaft haben, ie auf diesen Kapitalmärkten ebenfalls Kredite aufnehen müssen. Denn je mehr wir Kredite staatlich verbür en und je mehr wir selber Kredite vergeben oder platieren – wir haben mit AAA das beste Rating –, umso ehr kommen diejenigen Unternehmen in Verlegenheit, ie zwar ein gutes Rating haben, das aber nicht ganz so ut ist wie das der Bundesrepublik Deutschland, weil eine vergleichbare Garantieposition dahinter steht. Dieer komplexe Zusammenhang kann mit Blick auf unsere irtschaftliche Entwicklung nicht ernst genug genomen werden. Wir gehen deshalb, was die wirtschaftliche Entwickung im Jahre 2009 angeht, sehr schweren Zeiten entgeen. Um so wichtiger erscheint es mir, dass wir in einer olchen Situation nicht versuchen, irgendwelche parteiolitischen Spielchen zu machen, sondern gemeinsam as tun, was die Bevölkerung von uns erwartet und was nsere Pflicht ist: Verantwortung zu übernehmen und die ituation – auch was die Qualität unserer Debatte be rifft – so ernst zu nehmen, wie die Lage es erfordert. Herzlichen Dank fürs Zuhören. Bevor ich dem Kollegen Brüderle das Wort erteile, öchte ich aus gegebenem Anlass darauf hinweisen, ass mit den jetzt aufgerufenen Tagesordnungspunkten ie parlamentarische Beratung des Gesetzentwurfs zur icherung von Beschäftigung und Stabilität und des achtragshaushalts erst beginnt und keineswegs abge chlossen ist. n der öffentlichen Berichterstattung ist auch aufgrund ancher Pressemitteilung gelegentlich ein anderer Ein ruck entstanden. (Beifall des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620300400

(Jürgen Koppelin [FDP]: Hört! Hört!)


ch will der guten Ordnung halber darauf aufmerksam
achen, dass nicht der Eindruck entstehen sollte, als






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
könne die Öffentlichkeitsarbeit die parlamentarische Be-
ratung ersetzen.


(Beifall im ganzen Hause)


Nun hat der Kollege Brüderle das Wort für die FDP-
Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1620300500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bun-

desregierung hat für das Boomjahr 2006 die Störung
des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts erklärt.
Sie tut es jetzt in der Rezession wieder – das zweite Mal
in vier Jahren. Das lässt nur den Schluss zu: Diese
schwarz-rote Regierung ist selbst eine sehr ernsthafte
und nachhaltige Störung des gesamtwirtschaftlichen
Gleichgewichts.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Große Koalition endet, wie sie begonnen hat. Sie
ist in das Boomjahr 2006 mit einem Ausgabenprogramm
gestartet, das die Bürger mit der größten Steuererhöhung
der Republik bezahlen mussten. Nun geht sie mit mehre-
ren Paketen zur Konjunkturstützung zu Ende. Man kann
das konsequent nennen. Die schwarz-rote Koalition hat
vier Jahre lang die Ausgaben immer weiter erhöht, den
Bundeshaushalt aufgebläht und Strukturen kaum verbes-
sert. Sie haben Ihre Zeit nicht genutzt.


(Beifall bei der FDP)


Das erinnert an den chronisch Kranken, der jahrelang
mit immer neuen Aufputschmitteln über Wasser gehal-
ten wird, statt ihn nach der richtigen Diagnose mit einer
guten Medizin ordentlich zu kurieren.

Bei Antirezessionsmaßnahmen gilt die Devise:
schnell, spürbar und zielgerichtet. Konjunkturpro-
gramme können überhaupt nur wirken, wenn zeitnah auf
die Krise reagiert wird, wenn die Mittel zusätzlich zur
Verfügung gestellt werden, sie also nicht andere geplante
Anschaffungen und Investitionen verdrängen, und sie ei-
nen kräftigen, psychologisch entscheidenden Impuls ge-
ben.

Die Maßnahmen von Schwarz-Rot sind zögerlich,
kleinteilig und diffus.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Lobby- und Ressortinteressen stehen im Vordergrund.


(Joachim Poß [SPD]: Das haben Sie gerade nötig!)


Das Programm, das Schwarz-Rot heute vorgelegt hat,
wird nur verzögert wirken. Das ergibt dann keinen Im-
puls für die Konjunktur, sondern Verdrängungseffekte
und Preissteigerungen.

Wenn es stimmt, dass 50 Prozent der Wirtschaftspoli-
tik Psychologie sind, dann muss man sagen, dass Ihr Pa-
ket komplett durchgefallen ist.

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(C (D (Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das sehen Sie an der Umweltprämie!)


wei Drittel der Bürger glauben nämlich nicht daran,
ass die Wirtschaftskrise mit diesem neuen Ausgaben-
rogramm bewältigt werden kann. Drei Viertel der Deut-
chen erwarten keinen positiven Effekt für sich selbst.


(Joachim Poß [SPD]: Weil Sie so diskutieren!)

0 Prozent der Menschen glauben, dass sie 2009 nicht
ehr netto im Geldbeutel haben werden. Demnach ist

as Programm schon verpufft.

(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Weil Sie alles miesreden!)


Die Große Koalition wollte die Wahl in Hessen ganz
ffensichtlich auch zu einer Abstimmung über das Kon-
unkturpaket machen. Anders waren die Schauveranstal-
ungen der ersten Januarwochen nicht zu erklären. Kon-
unkturgipfel, Regierungserklärungen – Sie haben Ihre
anze Inszenierungsklaviatur eingesetzt. Das hat poli-
isch nicht gewirkt. Die Abstimmung über die schwarz-
ote Wirtschaftspolitik haben Sie verloren. Sie sollten
etzt aufwachen.


(Beifall bei der FDP)


Die deutsche Wirtschaft hat im letzten Jahr Waren mit
inem Wert von 1 200 Milliarden Euro exportiert. Auch
enn der Export jetzt in Teilen einbricht: Konjunktur-
rogramme in Höhe von 30, 40 oder 50 Milliarden Euro
ühren nicht dazu, das auszugleichen.


(Ute Berg [SPD]: Was ist die Alternative?)

as begreifen die Menschen draußen im Land.
Dennoch ist unstrittig, dass der Staat in der derzeiti-

en Krise nicht passiv bleiben kann. Unsere Auffassung
on dem, was die Regierung tun sollte, ist aber eine an-
ere.


(Joachim Poß [SPD]: Ja klar! Steuersenkungen!)


eit acht Jahren dümpelt die Binnennachfrage in
eutschland vor sich hin. Wer die private Nachfrage
auerhaft anregen will, darf sich nicht auf Einmalzah-
ungen an bestimmte Verbrauchergruppen beschränken.
azu brauchen wir dauerhafte, deutliche Steuersenkun-
en für alle.


(Beifall bei der FDP)

m Aufschwung kann sich der Staat dann bei seinen
usgaben zurückhalten und die Staatsquote sowie die
erschuldung zurückfahren.

Auch wenn manche Ihrer Ansätze, zum Beispiel bei
er Bildungsinfrastruktur, nicht verkehrt sind: Dem
onjunkturprogramm, so wie es von den Koalitionsfrak-

ionen vorgelegt worden ist, kann man eigentlich nur ein
So nicht!“ entgegenhalten. Mit diesem Konjunkturpa-
et werden viele Fehler der 70er-Jahre wiederholt. Nach
er Ölkrise wurden 13 Konjunkturprogramme aufgelegt.
as Ergebnis waren mehr Schulden, weniger Wachstum,
öhere Arbeitslosigkeit.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie haben es noch nicht kapiert, Herr Brüderle!)







(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
– Herr Kauder, die FDP hat im Gegensatz zu anderen aus
diesen Fehlern gelernt. Sie wiederholen diese Fehler in
noch größerer Dimension. Das ist der Unterschied, Herr
Kauder.


(Beifall bei der FDP)


Die Erfahrungen zeigen ganz klar: Der Staat über-
nimmt sich, wenn er den Konjunkturzyklus entscheidend
glätten will. Das Ergebnis ist meist ein Strohfeuer und
hohe Staatsverschuldung. Noch schlimmer: Der Staat
wird vom Schiedsrichter zum Mitspieler. Sie verstoßen
bei vielem gegen die marktwirtschaftliche Ordnung.
Es ist ordnungspolitisch verfehlt, wenn man es einzelnen
Unternehmen, die Fehlentscheidungen getroffen haben,
ermöglichen will, diese Fehler durch Staatsgeld zu kom-
pensieren. Je größer die Unternehmen sind, umso leich-
ter sind Sie bereit, Geld lockerzumachen: „too big to
fail“. Der Mittelstand, die Handwerker schauen in die
Röhre; aber Großkonzernen wird die Türe aufgemacht.
Das ist der Unterschied.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Stimmt ja überhaupt nicht!)


Der Staat müsste der Wirtschaft helfen, aus den Pro-
blemen herauszukommen, mit ihnen fertig zu werden. Er
müsste den Strukturwandel fördern, die Investitionsbe-
dingungen dauerhaft verbessern, die Belastung durch
Steuern und Abgaben verringern und Leistungsträger er-
muntern. Aber das Häuflein der Marktwirtschaftler in
der Union wird immer kleiner. Mindestlohn, Erbschaft-
steuer, Schuldenbremse – es genügt nicht, wenn die we-
nigen Wirtschaftler in der Union gelegentlich Miau ma-
chen; sie müssen einmal die Krallen zeigen und sich zu
der sozialen Marktwirtschaft bekennen.


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD: Oh!)


Die letzten marktwirtschaftlichen Widerstandsnester in
der Union sind die Haushälter, die noch kämpfen, aber
wohl auf verlorenem Posten.

Den Grünen rufe ich noch zu: Sie sollten Ihre Carte
blanche für den Bundesrat noch einmal überdenken. An-
gesichts des Paketes hier im Bundestag von einer Voo-
doo-Ökonomie zu sprechen,


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Damit eure Steuersenkungspolitik zum Zuge kommt! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Versackt!)


aber ansonsten die zur Schau gestellte Generationenge-
rechtigkeit gleich zu vergessen, ist sehr zwiespältig, so
wie vieles bei den Grünen.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620300600

Volker Kauder ist der nächste Redner für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! ir haben eine schwere Finanzkrise. Aus dieser schwe en Finanzkrise entwickelt sich eine Wirtschaftskrise, ie sie Europa und die Welt in den letzten 60 Jahren icht gesehen haben. In dieser Krise die richtige Antwort u geben, das ist unsere Aufgabe, nicht aber, hier an dieem Rednerpult ein Kasperletheater aufzuführen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Primitiv! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Also darf der Finanzminister nicht sprechen! – Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE], an den Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP] gewandt)

Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1620300700

ch bin davon überzeugt, dass bei aller Diskussion darü-
er, ob die eine oder andere Maßnahme richtig ist, die
enschen danach urteilen werden, ob sie die Ernsthaf-

igkeit spüren, mit der an diese Aufgabe herangegangen
ird.

In diesen Tagen treffen sich in Davos, wohin auch ei-
ige unserer Kollegen fahren werden, Wirtschaftsführer
nd Vertreter von Staaten aus der ganzen Welt. Analy-
iert man die Diskussionen der ersten Stunden und Tage
n Davos, so spürt man, dass auch diejenigen, die sich als
achleute bezeichnen, nicht wissen, in welchem Stadium
er Krise wir uns jetzt befinden, in welchem Stadium
ich dieser Prozess befindet, und dass es gar nicht so ein-
ach ist, richtige Konzepte zu entwickeln.

Aber im Unterschied zu denen in Davos, die vor al-
em darüber reden, was gemacht werden muss, haben
ir die Aufgabe, Entscheidungen zu treffen. Wir haben

nsbesondere die Aufgabe, den Menschen klar zu sagen,
as die ganzen Maßnahmen sollen, die wir jetzt organi-

ieren. Es geht doch nicht darum, dass wir Bankern Geld
eben. Es geht auch nicht darum, dass wir der einen oder
nderen Wirtschaftsbranche Unterstützung geben. Die
ntscheidende Botschaft heißt vielmehr: Wir leisten den
ns, den dem Staat möglichen Beitrag, um den Men-
chen eine Perspektive zu geben, durch diese schwere
rise zu kommen. Dies ist unsere Aufgabe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Eine Perspektive zu geben, durch diese Krise zu kom-
en, hat zwei Elemente.

Erstens kommen die Menschen dann gut durch die
rise, wenn sie ihren Arbeitsplatz behalten können.
eswegen ist zentrale Maßnahme dieses zweiten Pakets,
as wir heute mit der ersten Lesung auf den Weg brin-
en, den Bürgerinnen und Bürgern in unserem Lande
urch den Erhalt von Arbeitsplätzen eine Perspektive
ufzuzeigen. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Aktivi-
äten, so die Investitionen im kommunalen Bereich.

Ein Instrument wird heute auch in den Wirtschaftstei-
en der großen Zeitungen besonders gelobt. Da wird
esagt: Gott sei Dank hat die Regierung, hat diese Koali-
ion das Instrument der Kurzarbeit als Stabilisierungsin-
trument erkannt. Dass wir das Instrument der Kurzar-






(A) )



(B) )


Volker Kauder
beit als Stabilisierung in schwieriger Zeit nutzen können,
liebe Kolleginnen und Kollegen, hat etwas damit zu tun,
dass diese Große Koalition in den letzten drei Jahren ihre
Aufgaben gemacht hat und das Sozialversicherungssys-
tem der Bundesagentur zum ersten Mal seit Jahrzehnten
keine Schulden hat, sondern dort eine veritable Rücklage
von 17 Milliarden Euro liegt, die jetzt eingesetzt werden
kann. Das ist nicht nur ein Erfolg der Großen Koalition,
der Regierung. Das ist das Ergebnis einer großen Ge-
meinschaftsleistung der Bürgerinnen und Bürger, der
Unternehmer, aber eben auch der richtigen Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Der zweite Punkt, an dem die Menschen festmachen,
dass sie mit Perspektive durch diese schwierige Zeit
kommen, ist, ob das, was sie zu ihrer Alterssicherung
oder zur Finanzierung der Ausbildung ihrer Kinder ge-
spart haben, erhalten bleibt. Deswegen ist die Stabilisie-
rung der Banken nicht nur ein Thema für die Banken
selbst, sondern die Stabilisierung der Banken bedeutet
auch einen Schutz der Spareinlagen der Bürgerinnen
und Bürger in unserem Land. Deswegen machen wir
diese Maßnahmenpakete.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich kann nur darauf hinweisen, dass die Marktwirt-
schaft auch in dieser schwierigen Zeit ihre Berechtigung
und ihre Bedeutung hat. Ich muss aber auch sagen: Es
wäre unverantwortlich, wenn wir eine Bank in den Kon-
kurs gehen lassen würden, weil wir damit nicht nur den
Wert der Aktien der Banker, derjenigen, denen die Bank
gehört, vernichten würden, sondern in unübersehbarer
Folge auch Spareinlagen sowie Zukunfts- und Lebens-
chancen der Menschen in unserem Land. Die Finanz-
krise ist in unserem Land mit voller Wucht angekom-
men, als in den USA Lehman Brothers in Konkurs ge-
gangen ist. Eine solche Entscheidung kann ich mir in
Deutschland, in unserem Land nicht vorstellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Herr Brüderle, ich gebe Ihnen ja völlig recht: In einer
Marktwirtschaft ist es nicht die erste Aufgabe des Staa-
tes, darüber zu entscheiden, welche Firma aufgrund ihrer
ganz konkreten Risikostruktur weitergeführt werden
kann und welche nicht, wenngleich ich auch sage, dass
dies bis weit hinein in unsere Wahlkreise in der Vergan-
genheit, wenn es um Bürgschaften usw. ging, immer
wieder auch mit Unterstützung von Politikern gemacht
worden ist. Trotzdem warne ich davor, zu glauben, dass
in einem Ministerium – bei allem Respekt, Herr Bundes-
finanzminister – eine Heerschar von Beamten entschei-
den kann, wer Zuwendung, wer Kredit, wer was be-
kommt.

Auch wenn wir diese Ansicht miteinander teilen,
komme ich doch zu einem ganz anderen Ergebnis, näm-
lich zu dem Ergebnis, dass es jemanden geben muss, der
diese Aufgabe übernimmt: Das ist unsere Bankenstruk-
tur. Deswegen, Herr Finanzminister, begrüße ich es au-
ßerordentlich, dass Sie angekündigt haben, noch einmal
zu überlegen und mit uns in den Bundestagsfraktionen
noch einmal darüber zu sprechen, was getan werden
muss, damit der Interbankenverkehr wieder in Gang

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(C (D ommt, damit unsere Banken stabilisiert werden. Wer ie ich und die Unionsfraktion will, dass die Grundsätze er sozialen Marktwirtschaft auch in schwieriger Zeit elten, der muss das Interbankensystem und die Banken tützen, damit sie die Aufgabe erfüllen können, die der taat nicht übernehmen kann. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deswegen muss bei den Banken zweierlei überlegt
erden.

Erstens. Wir wissen, dass bei den Banken noch immer
isikopapiere liegen, die das Geschäft offenkundig er-

chweren. Zur Lösung dieses Problems gibt es verschie-
ene Vorschläge. Ich sage gleich einmal, was ich mir
icht vorstellen kann: Ich kann mir nicht vorstellen, dass
er Bund zur bundesweiten Sondermülldeponie für toxi-
che Papiere aller Banken wird. Das kann ich mir nicht
orstellen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ein Lichtblick!)


Ich bin mit der FDP bei einem wichtigen Punkt einig.
uch gut!

Wenn ich sage, was ich mir nicht vorstellen kann,
ann folgt die Frage: Was kann man sich vorstellen?


(Zuruf von der SPD: Sehr richtig!)


ch kann mir das, worüber im Bundesfinanzministerium
nd in der Bundesregierung diskutiert wird, durchaus als
ichtigen Weg vorstellen, nämlich zu sagen: Jedes Bank-
nstitut trägt Verantwortung für seine nicht so werthalti-
en Papiere. Deswegen überlegen wir, ob wir es bilanz-
echnisch ermöglichen sollen, diese Papiere in andere
ormen, in Zweckgesellschaften auszulagern, aber in der
erantwortung der einzelnen Bank zu lassen. Dabei ist
u überlegen, wie dies über einen längeren Zeitraum ab-
esichert werden kann.

Die Österreicher haben das Modell einer gestreckten
bschreibung – mit vielen Vorteilen. In der Fachwelt
ird darüber diskutiert, ob man eine Risikoversicherung
achen muss. Man kann über alles reden. Dieses Modell

die Verwaltung der Papiere in eigener Verantwortung
er Banken – führt im Übrigen auch dazu, dass die Ei-
entümer, die Aktionäre dieser Banken, an diesem Ri-
iko mitbeteiligt werden und nicht nur der Steuerzahler.
as ist genau der richtige Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Herr Bundesfinanzminister, ich würde Sie bitten, ei-
en zweiten Punkt im Zusammenhang mit diesen Dis-
ussionen jetzt auf den Weg bringen. Dies betrifft die
ankenaufsicht. Man kann ja viel behaupten, aber dass
ie Krise durch die Große Koalition bewirkt worden sei,
ie ich das bei Zwischenrufen aus den Reihen der Grü-
en gehört habe, glaubt wirklich niemand mehr.


(Zuruf von der SPD: Das glaubt Brüderle!)







(A) )



(B) )


Volker Kauder
Es glaubt jedoch auch niemand, dass die Bankenauf-
sicht, so wie sie jetzt aufgestellt ist, für die neuen He-
rausforderungen richtig strukturiert ist.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Sehr wahr!)


Wir haben in der Unionsfraktion Vorschläge entwickelt
und möchten, dass wir jetzt darüber diskutieren. Ich
kann mir vorstellen, dass wir die Bankenaufsicht, die
noch getrennt ist, bei der Bundesbank, also in einer Be-
hörde, konzentrieren; dort sollten wir alles zusammen-
führen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich kann mir auch vorstellen, dass wir parallel zu diesem
Modell, das ja offenbar breite Zustimmung in diesem
Hause findet,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, Herr Kauder! – Widerspruch bei der SPD und der LINKEN)


eine europäische Bankenaufsicht bei der Europäischen
Zentralbank in Frankfurt einsetzen. Die einen üben die
nationale Aufsicht aus, und bei der EZB in Frankfurt
werden Produkte geprüft und zertifiziert.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie sehen
also: Wir sind in dieser Krise stark genug, um Orientie-
rung zu geben.

Jetzt will ich an die Opposition gerichtet sagen: Wir
haben auch in den eigenen Reihen Diskussionen. Wir
kommen dann aber zu Entscheidungen, die wir durch-
führen. Jetzt will ich angesichts der vielen Meinungen,
die es gibt, gar nicht sagen, dass das eine oder andere
nicht auch überlegt werden kann. Aber um eines bitte ich
im Interesse unseres Landes: Es sollte keine Diskussion
geführt werden, die weit ab von der Wirklichkeit und der
Erfahrungswelt der Menschen in unserem Land ist. Da-
rum bitte ich.

Jetzt komme ich zu einem Punkt, der uns in der Koali-
tion wichtig war. Wir haben in den vergangenen drei
Jahren dieser Großen Koalition gezeigt, dass Haushalts-
sanierung und Haushaltskonsolidierung für uns ernste
und wichtige Themen sind.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von wegen!)


Von einem strukturellen Defizit von 60 Milliarden Euro
und einer Nettokreditaufnahme von 30 Milliarden Euro
im Jahr 2005 wollten wir zu einem strukturellen Defizit
von null und einer Nettokreditaufnahme von null im Jahr
2011 kommen; ohne die Wirtschaftskrise hätten wir das
erreicht.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Was? – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was habt ihr vorher gemacht?)


Das zeigt doch, dass unser Weg der Konsolidierung und
der Zurückführung der Schulden richtig war.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Auch diese Zahl stimmt nicht!)


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(C (D Das, was uns in den letzten drei Jahren wichtig war, ilt auch in Zukunft. Es ist völlig ausgeschlossen, ein aßnahmenprogramm, das der Konjunktur Antrieb ge en soll und mit Geld ausgestattet sein muss, nicht auf em Kreditweg zu finanzieren, wenn man noch immer eue Schulden machen muss. Das ist doch völlig loisch. Aber wir haben die Schulden schon sehr stark zuückgeführt. Deswegen sagen wir: Es ist für uns in der roßen Koalition unabdingbar, dass wir dieses Proramm mit einer Schuldenbremse versehen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


hne Schuldenbremse und ohne Tilgungsplan wird die-
es Konzept nicht auf den Weg gebracht.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: 2040 oder 2050?)


Herr Kuhn, ich habe sehr wohl gelesen, was Sie ges-
ern oder heute zu diesem Thema gesagt haben. Es ist
öllig richtig: Die beste Lösung wäre, wenn wir eine ge-
amtstaatliche Schuldenbremse einführen könnten.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


Das ist doch unbestritten; das haben wir doch immer
esagt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ir wollen, dass Bund und Länder diese Schulden-
remse gemeinsam beschließen. Genau daran arbeiten
och Peter Struck und Günther Oettinger gerade.

Am 5. Februar findet die wohl entscheidende Sitzung
er Föderalismuskommission II statt, in der über dieses
hema gesprochen wird. Ich sage nicht nur in Inter-
iews, sondern auch an diesem Rednerpult: Ich habe den
unsch und die Bitte, dass die Länder einen Vorschlag
achen, wie es gelingen kann, zu einer gemeinsamen
chuldenbremse zwischen Bund und Ländern zu kom-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


ur gleichen Zeit sage ich aber auch: Ohne eine Schul-
enbremse kommt das Paket nicht. Deswegen weiß je-
er, wie im Augenblick die Bedingungen dafür sind.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt muss nur noch der Bundesrat dabei sein! Ich meine, er muss hier präsent sein!)


Herr Kollege Westerwelle, ich nehme an, dass die Lan-
esvertretungen ihren Regierungen schon berichten wer-
en und die Ministerpräsidenten wissen, welche Forde-
ungen wir haben. Im Übrigen sitzen wir am 5. Februar
it den Vertretern der Länder zusammen in der Kom-
ission. Dann wird darüber noch einmal gesprochen.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, wir befinden uns
n einer Zeit großer Herausforderungen. Ich finde, dass
ir mit diesem Maßnahmenpaket den Herausforderun-
en gerecht werden und dass wir sehr wohl die Botschaft






(A) )



(B) )


Volker Kauder
formulieren können: Wir müssen nicht nur zuschauen,
wir sind der Situation nicht nur ausgeliefert. Wir können
vielmehr etwas leisten. Wir als Deutsche sind in Europa
stärker als jedes andere Land. Deswegen kommt es auf
unsere Signalwirkung und unsere Motivation ganz ent-
scheidend an.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620300800

Das Wort erhält nun der Kollege Oskar Lafontaine,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620300900

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Wir stehen tatsächlich vor einer großen Herausfor-
derung; das ist in diesem Hohen Hause bei allen Fraktio-
nen sicherlich zustimmungsfähig. Die Frage ist, ob die
Bundesregierung die richtigen Antworten auf diese
große Herausforderung gibt.


(Beifall bei der LINKEN)


Eine große Herausforderung ist die Lösung der soge-
nannten Bankenkrise. Hierzu hat sich der Bundes-
finanzminister eingelassen; es war sehr interessant, ihm
zuzuhören. Er hat beispielsweise gesagt, es gebe kein
Drehbuch. Wenn man das hier so vorträgt, dann macht
man es sich etwas zu einfach. Es geht bei der Banken-
krise zunächst um die Frage, die wir hier auch diskutiert
haben: Gab es Staatsversagen? Das war die Meinung der
einen Seite dieses Hauses. Dann geht es um die Frage:
Gab es ein großes Versagen der Vorstände der Banken
oder der Banken überhaupt? Das war der Schwerpunkt
der anderen Seite dieses Hauses. Die Konsequenz aus
den Diskussionen der letzten Monate ist, dass es auf der
einen Seite in großem Umfang Staatsversagen und auf
der anderen Seite in großem Umfang Versagen von Ban-
kern durch Veruntreuung und Verschleuderung von Mil-
liarden gab. Diese Konsequenzen müssen wir hier sehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Dann müssen wir fragen: Was können wir jetzt tun,
um eine solche Krise zukünftig zu vermeiden? Auf der
einen Seite muss der Staat anders handeln als in der Ver-
gangenheit. Auf der anderen Seite müssen die Banker
angehalten oder genötigt werden, anders zu handeln, als
sie bisher gehandelt haben. So einfach sind im Grunde
genommen die Konsequenzen, die aus den bisherigen
Ereignissen zu ziehen sind.

Nun hat der Bundesfinanzminister hier gesagt, es
gebe kein Drehbuch. Ich sage noch einmal: So einfach
sollte man es sich nicht machen. Es gab hierzu den Zwi-
schenruf: Wer kein Drehbuch hat, sollte jetzt zurücktre-
ten, weil er keine Antworten auf die Herausforderungen
hat.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Haben Sie Erfahrungen auf diesem Gebiet?)


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(C (D Ich will beispielsweise ein Drehbuch nennen, das wir hnen empfehlen, das Drehbuch der Schweden. Das iegt der Bundesregierung vor. Die Schweden standen or einer ähnlichen Herausforderung und haben diese erausforderung erfolgreich bewältigt. (Anton Schaaf [SPD]: Aber national begrenzt!)


un ist diese Herausforderung nicht völlig mit der jetzi-
en Situation vergleichbar, aber in vielen Dingen ist sie
s natürlich schon.

Ich möchte Ihnen erklären, warum wir, die Fraktion
ie Linke, für das schwedische Modell plädieren. Wir
lädieren nicht deshalb für das schwedische Modell,
eil wir der Auffassung sind, der Staat sei der bessere
anker – es gibt einige solcher Klischees, die ständig
iedergekäut werden –, sondern weil wir der Auffas-

ung sind, dass diese Regierung die verdammte Pflicht
at, die Verwendung von Steuergeldermilliarden zu kon-
rollieren. Das ist der Kern dieser Auseinandersetzung.


(Beifall bei der LINKEN)


as tun Sie aber überhaupt nicht. Ich wiederhole: Diese
undesregierung veruntreut in großem Umfang Steuer-
eld – in Milliardenhöhe –, indem sie Schecks verteilt,
hne sicherzustellen, dass das Geld auch ordentlich ver-
andt wird. Das ist der Kern des Problems.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Diese Rede ist eine einzige intellektuelle Veruntreuung!)


Das bedeutet ganz konkret: Wenn man einer großen
eschäftsbank, der Commerzbank, 18 Milliarden Euro
inüberschiebt, dann muss man auch folgende Fragen
eantworten können: Erstens. Können sie solche Gelder
ieder außerhalb der Bilanz verwenden? Zweitens.
önnen sie solche Gelder vielleicht in Steueroasen ver-

chieben? Drittens. Können sie solche Gelder verwen-
en, um wieder Schrottpapiere zu kaufen? Keines dieser
robleme haben Sie gelöst!


(Beifall bei der LINKEN)


s ist unglaublich, welch katastrophales Versagen und
elche Ahnungslosigkeit man immer wieder feststellen
uss, wenn man Ihnen zuhört.

Wir haben versucht, Ihnen auf die Sprünge zu helfen.


(Lachen des Bundesministers Peer Steinbrück)


ir haben gesagt: Wenn Sie unseren Vorstellungen nicht
olgen wollen, sollten Sie zumindest die Vorschläge des
hemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt ernst neh-
en. Er hat einen Katalog zur Regulierung der Finanz-
ärkte vorgelegt, der weit besser ist als das, was Sie bis-

er vorgetragen haben. Es ist unglaublich, dass Sie das
ommentarlos abgelehnt haben.


(Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Was haben Sie denn bitte schön mit Helmut Schmidt zu tun?)


Nun komme ich zu meinem zweiten Punkt, zum Kon-
unkturprogramm. Das Konjunkturprogramm ist na-






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
türlich in vielen Punkten richtig angelegt. Es ist aber viel
zu klein bemessen, und es ist sozial unausgewogen. Der
Bundesfinanzminister hat darauf hingewiesen, dass die
außenwirtschaftliche Verflechtung der Bundesrepublik
Deutschland 40 Prozent beträgt und dass die außenwirt-
schaftliche Verflechtung Deutschlands weitaus größer ist
als die Japans, der Vereinigten Staaten von Amerika oder
Chinas. Das alles ist richtig. Gleichzeitig fällt die Ant-
wort, die Deutschland auf die konjunkturelle Krise gibt,
ungleich zögerlicher aus als die Antwort der Staaten, die
ich gerade nannte. Das muss doch zumindest einmal the-
matisiert werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir lassen uns wieder einmal von den anderen ziehen
und glauben, wir könnten endlos so weitermachen.

Sie müssen auch einmal ein Argument anführen – ir-
gendein Argument!


(Thomas Oppermann [SPD]: Das tun wir doch! Permanent!)


Sie haben wieder einmal betont, das Konjunkturpro-
gramm sei angemessen dimensioniert. Ich habe Sie vor
einiger Zeit darauf hingewiesen, dass der ehemalige
Bundeskanzler Helmut Schmidt – es ist natürlich ein biss-
chen boshaft, das hier zu sagen – erwähnt hat, dass man,
um einen Rückgang der Wirtschaftstätigkeit um etwa
2 Prozent zu kompensieren, mindestens 3 bis 4 Prozent
des Sozialprodukts aufbringen muss. Sie müssen einmal
ein Argument anführen, warum Sie das nicht tun. Allein
die Anwendung der Grundrechenarten müsste Sie ei-
gentlich dazu bringen. Es ist an der Zeit, dass Sie Ihre
Politik umstellen.


(Beifall bei der LINKEN)


Als der Bundesfinanzminister die Verschuldungssi-
tuation dargestellt hat, war von unserer Seite ein Zuruf
zu hören. Ich frage Sie: Ist es von der Opposition denn
wirklich vermessen, Sie darauf hinzuweisen, dass Sie
hier noch vor dreieinhalb Monaten absoluten Unsinn
vorgetragen haben?


(Beifall bei der LINKEN)


Sie haben an dieser Stelle ausgeführt, Sie würden die
Konsolidierungsziele einhalten, und die Staatsquote
würde sinken. Angesichts dessen, dass Sie noch vor drei
Monaten solch einen Unsinn von sich gegeben haben,
wundert man sich, mit welch einer Frechheit und Dreis-
tigkeit Sie hier auftreten.


(Beifall bei der LINKEN – Anton Schaaf [SPD]: Das ist ja unglaublich!)


Herr Bundesfinanzminister, weil Sie gerade lächeln
– das ist immer so schön –, nun zu Ihnen. Kürzlich hat-
ten Sie die Ehre, vom Träger des Wirtschaftsnobel-
preises 2008 in der New York Times erwähnt zu werden.
Er hat einen wunderbaren Artikel über die ökonomi-
schen Konsequenzen der Politik des Herrn Steinbrück
geschrieben und Ihre Fehler erläutert; anscheinend lesen
Sie solche Artikel aber nicht, oder sie gehen einfach an
Ihnen vorbei.

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(C (D Zum Schluss seiner Ausführungen hat der Autor gechrieben, dass Sie holzköpfig und dumm seien. „Boneeadedness“ hat er Ihnen vorgeworfen. Wenn ein Nobelreisträger der Nationalökonomie einen solchen Vorwurf ußert, dann sollte man zumindest einmal kritisch in sich licken und sich fragen, ob man nicht gravierende Fehler emacht hat. (Beifall bei der LINKEN – Thomas Oppermann [SPD]: Oh nein! Da hat sich der Herr nämlich ganz gewaltig im Ton vergriffen, Herr Lafontaine!)


„Boneheadedness“ – dieses Wort wird Ihnen in den
ächsten Jahren an der Backe kleben. Das ist ein wun-
erbarer Begriff, um Ihre Arbeit zu beschreiben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sollten einmal in den Spiegel gucken, Herr Kollege!)


ch wiederhole: Mit den Begriffen „Dummheit“ und
Holzköpfigkeit“ wurden Ihre Bemühungen, auf die
onjunkturellen Herausforderungen der Welt zu reagie-
en, charakterisiert.


(Thomas Oppermann [SPD]: Oh! Ist das jetzt also Ihr Argument? Sehr einfallsreich! Sie sind ja ein ganz großer Argumentierer!)


Es ist nun einmal so: Die größte Exportnation der
elt kann in einer weltwirtschaftlichen Krise dieses
usmaßes im Vergleich zu allen anderen Industriestaa-

en nicht eines der kleinsten Konjunkturprogramme vor-
egen.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht! Das tun wir nicht! Völliger Unsinn!)


as ist das Versagen, das man Ihnen vorwerfen muss.

Mein letzter Punkt. Sie wollen einen Fonds zur Stüt-
ung der Industrie auflegen. Das ist nach unserer Auffas-
ung richtig. Denn wir wissen nicht, ob in nächster Zeit
eitere Rettungsaktionen erforderlich sein werden bzw.
elches Ausmaß sie haben werden. Es wird in diesem
usammenhang, übrigens auch von den Kolleginnen
nd Kollegen der liberalen Fraktion, immer wieder da-
auf hingewiesen, dass man Großbetriebe unterstützt,
ährend man kleine Betriebe nicht unterstützt; das ist

in Zwiespalt, in dem sich jeder, der Verantwortung
rägt, befindet. Das ist natürlich eine völlig unbefriedi-
ende Situation. Aber das ist auch eine moralische
rage: Wenn Großbetriebe Pleite machen, entsteht ein
trudel, in den viele Kleinbetriebe hineingezogen wer-
en. Deshalb kann der Staat nicht tatenlos zusehen,
enn Großbetriebe Konkurs anmelden. Ich muss das in
ieser Klarheit einmal ansprechen.

Die Bundesregierung diskutiert jetzt darüber, wie
an sich im Fall Schaeffler verhalten soll. Natürlich ist

iese Diskussion notwendig; aber man muss zu einem
rgebnis kommen. Es geht hier nicht darum, das Vermö-
en von Frau Schaeffler zu retten oder sie risikofrei zu
tellen, es geht um 200 000 Arbeitsplätze. Der Staat
ann nicht tatenlos zusehen, wenn Fehlentscheidungen
ur Gefährdung dieser 200 000 Arbeitsplätze führen.






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine

(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb ist es richtig, wenn der Staat sowohl bei Opel
als auch bei Schaeffler als auch bei anderen Betrieben
versucht, lenkend einzugreifen. Das vertrete ich hier für
unsere Fraktion.

Auf der anderen Seite sollten wir aus den Fehlent-
scheidungen der Vergangenheit endlich Lehren ziehen.
Schon in den 60er-Jahren ist darüber diskutiert worden,
ob es richtig ist, im Rahmen der regionalen Struktur-
förderung Millionen zu geben – damals ging es noch
um Millionen –, die letztlich den privaten Anteilseignern
zukommen. Dies sei, so hat der sozialdemokratische
Wirtschaftsminister Karl Schiller wörtlich gesagt, vertei-
lungspolitisch problematisch. Seit den 60er-Jahren wird
darüber diskutiert; doch geändert hat sich überhaupt
nichts.

Als die Mauer fiel und es darum ging, die Frage zu
beantworten, was aus dem Staatsvermögen der DDR
werden soll, haben wir die Privatisierung als Antwort
gegeben. Dabei hätten wir die Chance gehabt, eine an-
dere Wirtschaftsstruktur anzugehen. Jetzt haben wir
wieder diese Chance, weil der Staat in großem Umfang
herausgefordert sein wird, Betriebe zu unterstützen.

Die Linke gibt allerdings nicht die Antwort der Ver-
staatlichung, wie sie ein Ministerpräsident der CDU ge-
geben hat und wie die Bundeskanzlerin der Presse zu-
folge vernehmbar war. Die Linke sagt vielmehr:
Belegschaftsbeteiligungen sind die richtige Antwort,
wenn der Staat in großem Umfang eingreifen muss.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Mitarbeitergesellschaft ist für uns die Gesellschaft
der Zukunft. Wir müssen uns wieder der Frage stellen,
wie wir die Demokratie in unserem Lande verwirklichen
können.

Ein Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfa-
len hat nach dem Kriege gesagt: Demokratie in der Poli-
tik und Absolutismus in der Wirtschaft, das wird auf
Dauer nicht gut gehen. Wir haben jetzt die Chance,
durch Belegschaftsbeteiligungen und Mitarbeitergesell-
schaften den Absolutismus in der Wirtschaft abzubauen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620301000

Das Wort erhält nun der Kollege Jürgen Trittin,

Bündnis 90/Die Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620301100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In der Tat

befinden wir uns in der schwersten Krise seit Jahrzehn-
ten. Wenn Sie die Zahlen des letzten Quartals 2008
hochrechnen, sehen Sie, dass die Schätzung, dass wir in
diesem Jahr einen Rückgang von 2,25 Prozent haben
werden, noch optimistisch ist, und das trotz des größten
Konjunkturprogramms.

Aber ich muss mich schon wundern, Herr Lafontaine,
dass in dieser ernsten Situation immer noch Leute auftre-
ten, die das anscheinend für eine Gelegenheit zum Abzo-

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(C (D ken halten. Vor ein paar Jahren mussten wir in der resse von Florida-Rolf lesen, der Sozialhilfe hinterzoen hat. Ich will heute einmal von jemand anderem reen: von Kitzbühel-Maria. (Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


rau Schaeffler marschiert im Pelzmantel – echter Pelz! –
ei Herrn Glos vorbei, hält die Hand auf und sagt:
,5 Milliarden Euro, finanziert mir bitte eine größen-
ahnsinnige Übernahme, die ich als eine der reichsten
rauen dieser Republik gegen die Wand gefahren habe. –
as hier praktiziert wird,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es wird doch gar nichts praktiziert!)


st die Folge davon, dass ein schlechtes Beispiel gegeben
urde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


chlechte Beispiele verderben gute Sitten, heißt es nicht
msonst. Das schlechte Beispiel haben Sie selber gelie-
ert: Das erste Paket, das CDU/CSU und SPD gegen die
ankenkrise geschnürt haben – und die FDP hat dem zu-
estimmt –, war ein solches schlechtes Beispiel. Heute
agt die FDP – ich habe genau zugehört, Herr Brüderle –:
hne Kontrolle wurden 100 Milliarden Euro herausge-

eicht, plus 400 Milliarden Euro an Bürgschaften.


(Otto Fricke [FDP]: Das hat der Kollege überhaupt nicht gesagt! – Jürgen Koppelin [FDP]: Was sagt denn Ihr Kollege im Ausschuss?)


Jetzt stellt sich der Bundesfinanzminister hier hin und
agt: Das, was wir damit erreichen wollten, nämlich die
erhinderung einer Kreditklemme, wurde nicht erreicht.
ie Kreditkonditionen für die Wirtschaft haben sich dra-
atisch verschlechtert.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Bundesbank sagt genau das Gegenteil, Herr Trittin!)


ie ziehen aus dieser Situation die Konsequenz, dass Sie
inen Deutschlandfonds mit einem Volumen von
00 Milliarden Euro auflegen. Dieser Deutschlandfonds
st Ihr eigenes Eingeständnis, dass Sie bei diesem Ban-
enrettungspaket falsch gehandelt und ein schlechtes
eispiel geliefert haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie sagten: Wenigstens das Interbankengeschäft
uss angekurbelt werden. – Wenn Ihnen das gelungen
äre, hätten Sie dann wirklich mittlerweile 92 Mil-

iarden Euro in die Hypo Real Estate hineinpumpen
üssen? – Nein! Wäre es dann nötig gewesen, für die
bernahme von 25 Prozent der Commerzbank, die heute

n der Börse noch 3 Milliarden Euro wert ist, bzw. für
ie Teilverstaatlichung insgesamt 18,5 Milliarden Euro
uszugeben? – Nein, das alles wäre nicht nötig gewesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es wäre erstens richtig gewesen, dass die Bankmana-
er den Schutzschirm nicht freiwillig nutzen können,






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
sondern dass sie verpflichtet werden, dies zu tun. Es
wäre zweitens richtig gewesen, dies durch eine Teilver-
staatlichung zu erreichen, und es wäre drittens richtig
gewesen, als Anteilseigner dieser Banken das zu errei-
chen, um was es bei diesem Paket, so Herr Kauder, an-
geblich ging, nämlich die Wiederherstellung eines funk-
tionierenden Finanzmarktes in diesem Lande. Das haben
Sie nicht getan. Herr Minister, Sie haben in der Tat Geld
verbrannt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Hinsichtlich des zweiten Versuchs haben Sie uns dann
erzählt, dass das jetzt ein transparentes Verfahren ist und
dass Sie erneut einen Schattenhaushalt aufbauen. Frau
Merkel, Sie haben hier sogar gesagt, dass der Erblasten-
tilgungsfonds ein Musterbeispiel dafür sei, wie man ge-
tilgt habe. Die Wahrheit ist: Von den 156 Milliarden
Euro sind durch den damaligen Verkauf der UMTS-Li-
zenzen 34 Milliarden Euro getilgt worden. Der Rest ist
aus dem Schattenhaushalt herausgenommen worden.
Frau Merkel, Sie haben sich hier auf die schwäbische
Hausfrau berufen. Was macht man mit einer schwäbi-
schen Hausfrau, die nicht rechnen kann? Führt man eine
Extrakehrwoche ein?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nein, Herr Steinbrück, ich glaube, dass Sie Grund
hatten, sich hinsichtlich der Skepsis gegenüber den Wirt-
schaftswissenschaftlern heute hier so bedeckt zu halten;
denn es kommt ja in der Tat nicht alle Tage vor, dass ein
amtierender Finanzminister von einem frischgekürten
Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften so ver-
nichtend kritisiert wird, wie das hier geschehen ist. Ich
glaube aber dennoch, dass Paul Krugman recht hat: Die
in diesem Paket enthaltenen Maßnahmen wirken zu
langsam, zu zaghaft und nicht zielgenau. Sie verfehlen
damit genau das Ziel der Stärkung der Binnennachfrage
bei Wegbruch der Exportnachfrage.

Dafür muss man investieren. Sie sagen selber, dass
das Geld, das an die Kommunen gezahlt wird, frühestens
in der zweiten Hälfte dieses Jahres als Investitionsleis-
tung auch in der Wirtschaft ankommen wird. Wahr-
scheinlich wird das erst 2010 der Fall sein. Wenn Sie bis
dahin etwas erreichen wollen, dann hätten Sie aber die
Konsumnachfrage stärken müssen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist ganz einfach. Diese einfache Wahrheit hätte aber
zur Konsequenz gehabt, dass Sie gezielt Geringverdie-
ner entlasten müssen und nicht mit der Schrotflinte in
der Gegend herumballern dürfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Was machen Sie? – Sie senken die Steuern für jene
Hälfte der Bevölkerung, die Einkommensteuer zahlt. Die
andere Hälfte hat nichts davon. Das sind aber die Ärme-
ren und die, durch die der Konsum steigen würde. Das
kostet Sie 7 Milliarden Euro. Was könnte man mit

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(C (D Milliarden Euro tun? – Mit 7 Milliarden Euro könnten ie die Sozialversicherungsbeiträge für Geringverdiener ndlich deutlich unter 40 Prozent senken. Für die Menchen, die noch weniger verdienen, könnten Sie sie sogar treichen. Das wäre eine sinnvolle Investition. Dann häten diese Menschen in der Tat mehr Netto vom Brutto. Sie nehmen 10 Milliarden Euro aus diesem Paket in ie Hand, um Ihren Gesundheitsfonds zu finanzieren. as hätte man mit 10 Milliarden Euro alles machen kön en? Überlegen Sie einmal: 37 Prozent der Kinder in erlin unter 15 leben heute von Arbeitslosengeld II. Mit 0 Milliarden Euro, die Sie in Ihren verrückten Gesundeitsfonds stecken, hätten Sie die Arbeitslosengeld-IIegelsätze von 351 Euro auf 420 Euro erhöhen können. ie hätten damit ein Stück mehr Würde in diese Hausalte gebracht. ie hätten einen verfassungswidrigen Zustand beendet, nd Sie hätten, ökonomisch vernünftig, die Nachfrage estärkt. Aber Sie tun es nicht. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Lieber Herr Steinbrück, Sie haben hier auf verschie-
ene Krisen verwiesen, die sich überlagern. Vielleicht ist
s unter den Bedingungen der Globalisierung vernünftig,
elegentlich über die eigenen Grenzen hinwegzu-
chauen. Was machen Leute wie Obama?


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Viele Schulden macht Obama!)


as empfehlen Krugman oder – für die CDUler viel-
eicht kompatibler – der Kollege Töpfer? Sie empfehlen,
n Bereiche zu investieren, die uns nach einer Krise zu-
unftsfähiger, wettbewerbsfähiger machen. Wenn Sie,
err Steinbrück, zum Beispiel eine Strukturkrise in der
utomobilindustrie diagnostizieren, dann müssen Sie

ich der Frage stellen: Was sind die Bereiche, die in
0 Jahren blühen und weiter wachsen werden? Wofür
ollen wir in der Zukunft arbeiten? In was wollen wir in
er Zukunft investieren?

Diesen Fragen haben Sie sich beim Schnüren Ihres
akets erkennbar nicht gestellt. Dabei sind sie gar nicht
o schwer zu beantworten. Wir müssen heute in all das
nvestieren, was unsere Wirtschaft nachhaltig unabhän-
iger macht. Wir müssen vor allen Dingen in das inves-
ieren, was dazu beiträgt, dass auf eine kohlenstoffär-
ere Produktion umgestellt wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as ist die eigentliche Herausforderung. Da verknüpfen
ich Klimakrise und Finanzkrise. Das heißt, Sie müssen
n Modernisierung, vor allen Dingen in ökologische

odernisierung investieren. Dafür hätten Sie Geld in
ie Hand nehmen müssen. Das kann man auch schulden-
inanziert verantworten, weil es für kommende Genera-
ionen eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen be-
eutet. Aber was tun Sie? Sie investieren blind in all das,






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
was die verschiedenen Lobbygruppen innerhalb der Re-
gierungsfraktionen durchgesetzt haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Man muss sich das einmal vorstellen: Ein richtig gro-
ßer Anteil der Investitionen fließt in den Neubau von
Straßen, und das in einer Gesellschaft, die kleiner wird.
Das heißt, Sie versuchen, die Wirtschaftskrise im neuen
Jahrhundert mit den Rezepten der Nachkriegszeit, der
50er- und 60er-Jahre, zu bewältigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie können natürlich sagen: Es ist wunderbar, wenn wir
als künftiges Transitland ordentliche Straßen haben, über
die die anderen unser Land durchqueren können. Aber
mit Wertschöpfung hier vor Ort hat das alles überhaupt
nichts zu tun.

Sie, Herr Steinbrück, diagnostizieren in dieser Situa-
tion eine Strukturkrise der Automobilindustrie. Aber
was folgt daraus? Sorgen Sie dafür, dass unsere Automo-
bilindustrie auf den Märkten von morgen wettbewerbs-
fähiger wird? Nein! Sie organisieren über die Abwrack-
prämie einen Ausverkauf der alten Flotte. Ich kann
Ihnen angesichts der Erfahrungen, die man in anderen
Ländern gemacht hat, heute schon sagen, was passiert,
wenn dieser Boom zu Ende ist – Sie werden einen ge-
waltigen Kater haben –: Heute werden in den Autohäu-
sern noch Extraschichten gefahren; am Ende des Jahres
wird diese Entwicklung umschlagen in Kurzarbeit und
Entlassungen. Das ist die Wahrheit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die von Ihnen auf den Weg gebrachte Reform der
Kfz-Steuer bringt dem durchschnittlichen Golffahrer
60 Euro. Aber Sie scheuen sich, die daraus resultieren-
den Mindereinnahmen wieder hereinzuholen; Sie trauen
sich nämlich nicht, die Spritfresser, die SUVs und an-
dere große Fahrzeuge angemessen, also stärker zu belas-
ten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist Ausdruck der Zögerlichkeit der Großen Koali-
tion. Das Ergebnis sind übrigens 1,8 Milliarden Euro
Mindereinnahmen. 1,8 Milliarden Euro werden künftige
Generationen wegen dieses Konjunkturpakets zusätzlich
zu zahlen haben, weil Ihnen der Mut zum Umsteuern
fehlt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Steuern heißt mit Steuern zu steuern. Sie machen eine
Kfz-Steuerreform –


(Widerspruch des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


– Schütteln Sie nicht so den Kopf, Herr Koppelin.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Der darf das aber!)


Diese Kfz-Steuerreform ist, was die Lenkungswirkung
angeht, Ihrem Vorschlag sehr nahe, die Kfz-Steuer auf
die Mineralölsteuer aufzuschlagen. Das ist eine interes-

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(C (D ante Idee, gerade von der FDP. Ich stelle mir schon jetzt or, wie Herr Koppelin sich an die Tankstellen stellt und eine Steuersenkungen preist, während er gleichzeitig zu ertreten hat, dass Benzin und Diesel zwischen 10 und 5 Cent – manche Experten sagen ja sogar: 30 Cent – eurer geworden sind. Im Vergleich zu Ihren Vorschläen, lieber Herr Koppelin, hatte die Einführung unserer kosteuer sehr bescheidene Auswirkungen. Viel Spaß ei dieser Übung! Herr Kollege Trittin, möchten Sie den Dialog mit dem ollegen Koppelin noch vertiefen? Gerne. Das ist der Fall. Bitte schön, Herr Koppelin. Herr Kollege Trittin, ich will Ihnen gerne erklären, arum ich mit dem Kopf geschüttelt habe. Ich habe Ihre ede bisher mit großem Interesse verfolgt. Einzelne unkte waren sehr interessant. Ich habe dann mit dem opf geschüttelt, weil ich mich angesichts der Rede, die ie gehalten haben, gefragt habe, wie man, ohne das Paet der Regierung zu kennen, Zustimmung im Bundesrat ignalisieren kann. Herr Koppelin, ich hatte schon den Verdacht, dass Sie iese Frage stellen würden. Weil ich laut Uhr des Präsienten nur noch 1 Minute und 36 Sekunden Redezeit atte, hatte ich das auch gehofft. Das erlaubt nämlich och eine zusätzliche Auseinandersetzung. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Sehr gut! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wir helfen gern!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620301200
Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620301300
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620301400
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1620301500

(Beifall bei der FDP)

Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620301600

Ich will Ihre Frage sehr präzise beantworten: Das
eue Paket löst Investitionen in Höhe von ungefähr
4 Milliarden Euro aus. Dem stehen Steuerausfälle, so
ie Regierungsvorlage, in Höhe von 7 Milliarden Euro
egenüber. Das muss man also schon einmal gegenrech-
en.


(Otto Fricke [FDP]: Das müssen Sie addieren, Herr Trittin!)


llein die Länder kostet das 3 Milliarden Euro und die
ommunen zusätzlich 1 Milliarde Euro. Das ist so.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Warum halten Sie dann eine solche Rede?)


etzt stehen die Länder und insbesondere die Stadtstaa-
en Hamburg und Bremen vor einer ganz einfachen
rage: Wollen sie zulassen, dass ihre Kassen noch weiter






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
geplündert werden, oder retten sie ihre Kassen, indem
sie dazu beitragen, dass dieses Paket verabschiedet
wird? Das ist die ganz einfache Frage.

Das, was Sie von der FDP vertreten, kann schlechter-
dings im Interesse von Bremen und Hamburg sein. Sie
fordern nämlich noch weitere Steuersenkungen.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Genau!)


Diese brächten noch weitere Einnahmeausfälle für Bre-
men und Hamburg mit sich.


(Zurufe von der FDP)


– Sie sollten sich einmal anschauen, was Sie in Presse-
mitteilungen zum Besten geben. Wenn man all das zu-
sammenrechnet, was Sie an Steuersenkungen fordern,
dann kommt man auf einen Betrag von ungefähr
50 Milliarden Euro.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Man kann sich wortreich blamieren, Herr Trittin!)


Ihr Partei- und Fraktionsvorsitzender hat dafür einen
grandiosen Gegenfinanzierungsvorschlag gemacht, näm-
lich Entwicklungshilfe in Höhe von 400 Millionen Euro
für China zu streichen. Das macht noch nicht einmal
1 Prozent des Betrages aus. Außerdem gibt es diese in
dieser Form gar nicht. Ihre Leistungen, lieber Herr
Westerwelle, bei den Grundrechenarten sind also auch
schwach.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das, was ich gerade gesagt habe, ist also der Grund da-
für, warum Bremen und Hamburg sagen: Nein, wir las-
sen uns unsere Kassen nicht von der FDP plündern.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Och!)


Erlauben Sie mir noch eine letzte Bemerkung in die-
sem Zusammenhang, lieber Herr Koppelin:


(Jürgen Koppelin [FDP]: Ja, gerne!)


Insbesondere freue ich mich über die Haltung des Lan-
des Berlin. Dort hat man vorletzte Woche nämlich das
Geld schon einmal prophylaktisch verteilt, was das Land
Berlin aus diesem Fonds bekommen soll. Nachdem die
Landesregierung nun festgestellt hat, dass das Vorhaben
auf jeden Fall den Bundesrat passieren wird, hat sie sich
überlegt, dass sie auch dagegen sein könnte. Ablehnen,
weil Annahme gesichert – so sehen die Helden von heute
aus, meine Damen und Herren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN)


Wenn man die Krise bekämpfen will, dann muss man
in die richtigen Bereiche investieren: Klima, Gerechtig-
keit und Bildung. Sie hätten 3 Milliarden Euro in einen
Energiesparfonds investieren können. Sie hätten, statt
neue Straßen zu bauen, zum Beispiel 1,7 Milliarden Euro
für den öffentlichen Nahverkehr zur Verfügung stellen
können. Sie hätten sehr viel stärker auf die Netze von
morgen setzen sollen. Netze von morgen sind weder Lan-
debahnen noch Autobahnen, sondern das sind Wärme-

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(C (D etze und intelligente Stromnetze. Frau Kanzlerin, Sie aren neulich bei einer Veranstaltung des Bundesverbanes Erneuerbare Energie. Dort hat man Ihnen vorgerechet, dass im Jahre 2020 47 Prozent unserer Stromprodukion auf erneuerbaren Energien basieren werden. assen Sie es 45, 43 oder 52 Prozent sein. Eines ist aber öllig klar: Diese Menge an erneuerbarer Energie werden ie nur bewältigen können, wenn Sie massiv in intelliente Stromnetze und in den Aufbau ganz anderer Krafterkstrukturen investieren. ie hätten all dies tun müssen; denn hierbei handelt es ich um die Infrastruktur von morgen. Was machen Sie? Sie hören: Bildung – da muss man etzt etwas machen! Was tun Sie? Sie investieren in neue chulgebäude und neue Turnhallen. (Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Sehr gut! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr gut!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


lles richtig. Nur, meine Damen und Herren, Investitio-
en in Bildung dürfen sich nicht auf Investitionen in Be-
on beschränken. In Bildung investieren heißt auch, in
öpfe zu investieren, verlangt also Investitionen in die
usbildung von Erziehern, Lehrern sowie Professoren.
enau an dieser Stelle versagen Sie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Dafür sind die Länder zuständig!)


Das ist der Grund, warum wir dieses Konjunkturpaket
ür falsch halten. Wir glauben, dass Sie mit diesem Paket
ur eines getan haben: Statt den Herausforderungen ei-
er nachhaltigen Bewältigung der Krise gerecht zu wer-
en, haben Sie nur erneut nachgebessert. Wir sind ziem-
ich sicher, dass Sie im Herbst dieses Jahres noch einmal
achbessern werden müssen – denn der Optimismus Ih-
es noch amtierenden Wirtschaftsministers wird sich in
iesem Punkt nicht bestätigen –, weil Sie nicht nachhal-
ig handeln. Es ist die falsche Antwort auf diese Krise.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620301700

Herr Kollege Poß ist der nächste Redner für die SPD-

raktion.


Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1620301800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir durf-

en eine zirzensische gedankliche Meisterleistung von
errn Trittin bewundern. Er hat die Frage der FDP bra-
ourös abgewendet,


(Beifall der Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ich dann aber, wie ich fand, argumentativ verheddert.
edauert habe ich, Herr Trittin, dass Sie in Sachen Bes-

erwisserei in Konkurrenz zu Oskar Lafontaine getreten
ind.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, Herr Poß!)







(A) )



(B) )


Joachim Poß
Wenn Sie die derzeitige weltwirtschaftliche Situation
betrachten und behaupten, dass die USA unter Beglei-
tung des klugen Ökonomen Paul Krugman alles richtig
gemacht hätten, während wir herumstümperten, dann hat
das mit der Realität nichts zu tun. Schauen Sie sich doch
an, was in den USA tatsächlich abläuft! Dort wird schon
der dritte Versuch gemacht, die Finanzmarktsituation in
den Griff zu bekommen. Wir sind beim ersten Versuch
und müssen darüber diskutieren, wie wir das angestrebte
und von uns allen geteilte Ziel erreichen, den Interban-
kenverkehr zu verbessern.

Es reicht nicht aus, Paul Krugman zu zitieren, der im
Übrigen fahrlässigerweise Vergleiche angestellt hat, die
man nicht anstellen kann. Wer die Situation in den USA
kennt – ich bilde mir ein, etwas davon zu verstehen –,
weiß, dass man ein Land, das ökologisch und industrie-
politisch in weiten Bereichen auf dem Stand eines Ent-
wicklungslands ist, Gott sei Dank nicht mit unserem
Land vergleichen kann.


(Beifall bei der SPD)


Das ist genauso abwegig wie ein Vergleich mit Eng-
land, was die Industriestruktur oder die Bedeutung des
Dienstleistungssektors angeht. Solche Schlaumeiereien
helfen uns in Deutschland zurzeit nicht weiter. Hier und
heute auch im Bundestag geht es darum, das annähernd
Richtige zu tun,


(Zuruf von der FDP: Annähernd!)


um mitzuhelfen, aus der derzeitigen Krise herauszufin-
den. Das gilt für Bund, Länder und Kommunen, weil es
eine gesamtstaatliche Aufgabe ist, Arbeitsplätze in
Deutschland zu sichern. Das ist unsere gemeinsame Ver-
antwortung, der wir gerecht werden müssen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Gestatten Sie mir noch eine Nachbemerkung. Ich finde
die Haltung der Grünen dort, wo sie mitregieren, kon-
struktiv, wenn es dabei bleibt, Herr Trittin. Aber Sie
könnten durchaus das, was wir mit den beiden Paketen
– denn es geht um zwei Pakete; eines ist bereits beschlos-
sen worden, und wir diskutieren heute über das zweite –
gemacht haben, positiver würdigen. Beide Pakete mit
einem Volumen von insgesamt 80 Milliarden Euro ent-
halten starke Impulse zur Energieeinsparung, Wärme-
dämmung und für den gesamten Bildungsbereich. Das
müssten Sie eigentlich begrüßen; es geht in die richtige
Richtung.

Selbst bei einem hochstreitigen Thema wie der Kfz-
Steuer ist eine Lösung gefunden worden, die eine ökolo-
gische Orientierung aufweist und um die man sich
– wenn man sich genauer zurückerinnert – schon seit
Jahrzehnten bemüht. Das ist erreicht worden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Bei aller Kritik, die von der Opposition kommen
muss und kann – das ist unbestritten –, wird das, was wir
vorgelegt haben, nicht richtig gewürdigt.

Denn unser Paket ist ein richtiger Mix, der im Kern
auf eine Investitionsstrategie Wert legt, von der insbe-

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(C (D ondere die Kommunen profitieren. Kommunen sind ichts Abstraktes; damit profitieren die Kinder in den indergärten, die Schüler in den Schulen und die Handerker in den Städten von dem Plan, der zu einem we entlichen Teil von Frank-Walter Steinmeier entwickelt urde. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as Vorhaben ist richtig, und es müssen alle mithelfen,
ass es gelingt.

Darüber hinaus tauchen Fragen auf – zum Beispiel
ach dem 100-Milliarden-Euro-Fonds –, die sehr schwer
u beantworten sind. Wir – ich unterstelle, dass das für
ns alle gilt – wollen die Arbeitsplätze sichern. Aber bei
er Frage, ob man dann noch Milliardären Milliarden
interherwirft, kommt man ins Grübeln. Wer will genau
useinanderhalten, ob die aufgetretenen Probleme der
inanzmarktkrise zuzuordnen sind oder ob das auch ei-
er falschen Unternehmensstrategie bzw. falschen unter-
ehmerischen Entscheidungen geschuldet ist. Ich habe
eute im Morgenmagazin einen durchaus klugen Profes-
or dazu gehört. Er hat gesagt, das müsse man auseinan-
erhalten. Dazu kann ich nur sagen: Good luck bei dem
ersuch, das in der Praxis auseinanderzuhalten! Das sind
och die Schwierigkeiten, mit denen wir es hier zu tun
aben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Eine Bemerkung zum Staats- und Bundeshaushalt.
nser Ziel bleibt es, nach Bewältigung der Schwierig-
eiten, mit denen wir es auf absehbare Zeit zu tun haben,
öglichst schnell zu einem ausgeglichenen Staats- und
undeshaushalt zu kommen. Nach wie vor streben wir
ußerdem an, in der Föderalismuskommission für Bund
nd Länder eine realitätstaugliche Verfassungsgrenze bei
er öffentlichen Verschuldung zu erarbeiten; das ist un-
estritten. Ich betone: eine realitätstaugliche Verfas-
ungsgrenze. Das gebe ich im Hinblick auf die Beratun-
en in der nächsten Woche zu bedenken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Unsere Konjunkturpakete und unsere Maßnahmen
ur Stabilisierung der Finanzmärkte können nur dadurch
inanziert werden, dass wir in diesem und im nächsten
ahr viel mehr Schulden aufnehmen, als wir ursprüng-
ich vorgesehen hatten. Das ist eine Hypothek für die
ukunft. Das müssen wir den Menschen offen sagen.
as verschweigen wir auch nicht. Selbst wenn es fast
anal klingt: Vor der zukünftigen Entwicklung ist die
egenwart zu gestalten und sind die Krisen der Gegen-
art zu bewältigen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as verlangen die Menschen jetzt von uns. Dem müssen
ir gerecht werden. Wenn wir ausgerechnet von Herrn
esterwelle als Schuldenmacher kritisiert werden, dann

st das im Kern nicht ehrlich, wenn man gleichzeitig mit
teuersenkungsvorschlägen und politischen Lockvogel-
ngeboten operiert, die nie Realität werden können,
enn man Stabilität auf Dauer erhalten will; das wissen






(A) )



(B) )


Joachim Poß
wir doch alle. Das ist doch Volksverdummung, was hier
teilweise stattfindet.


(Beifall bei der SPD)


Ich verstehe daher die Diskussion bei unserem Koali-
tionspartner CDU/CSU, die darüber geführt wurde, nur
sehr unvollständig; denn auch ein Land wie Bayern hat
nicht mehr die finanziellen Mittel und die haushalteri-
schen Verhältnisse, wie das vielleicht vor ein, zwei Jah-
ren der Fall war. Weitere Steuersenkungen zu finanzie-
ren – unser Paket sieht sogar auch welche vor –, ist in
der Tat für Länder und Kommunen gar nicht mehr so
einfach. Ich bitte, auf den Boden der Realität zu kom-
men. Es ist nicht klug, den Menschen in einem Wahljahr
Dinge in Aussicht zu stellen, die so – das weiß man – in
absehbarer Zeit nicht, jedenfalls nicht in vier Jahren, zu
realisieren sind. Wir alle sind, glaube ich, gut beraten,
nicht Dinge zu versprechen, die wir erkennbar – ob wir
es wollen oder nicht – so nicht leisten können.


(Beifall bei der SPD)


Im Übrigen haben wir auch Entlastungen vorgese-
hen. Der Kinderbonus und die Erhöhung des Kindergel-
des stellen Entlastungen für die Familien dar. Ich könnte
diese Reihe beliebig fortsetzen. Ein verheirateter Allein-
verdiener mit durchschnittlichem Einkommen und zwei
Kindern wird in diesem Jahr um 670 bzw. 680 Euro – je
nach Fall – entlastet. Er hat also mehr im Portemonnaie.
Angesichts dessen können Sie nicht sagen: Das ist über-
haupt nichts. – Natürlich ist das ein Teil des Mixes, den
wir angestrebt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch der Abg. Ina Lenke [FDP])


Der Versuch der Opposition, in den Diskussionen hier
von dem abzulenken, was unser Konjunkturpaket eigent-
lich ausmacht, ist daher zu durchsichtig. Ansonsten
müssten Herr Westerwelle oder Herr Trittin und die
Linkspopulisten zugeben, dass das, was seitens der Re-
gierung vorliegt, insgesamt gelungen ist und uns einen
großen Schritt weiterbringen wird. Insbesondere in den
finanzschwachen Kommunen, in denen aus Geldmangel
in den letzten Jahren zu wenig passiert ist, werden in den
nächsten Jahren große Schritte nach vorne gemacht wer-
den. Das wird spürbar werden, und das ist auch gut so.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620301900

Das Wort erhält nun der Kollege Jürgen Koppelin,

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1620302000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Er-

lauben Sie mir, zwei Vorbemerkungen zu bisherigen Re-
debeiträgen zu machen. Herr Kollege Poß hat es leider
nicht angesprochen, und ich will es ihm nicht vorwerfen.
Herr Kollege Lafontaine, ich bin gern bereit, mich über

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(C (D ie eine oder andere Sache mit Ihnen auseinanderzuseten. Helmut Schmidt war Kanzler einer sozial-liberalen oalition. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, was ie einmal über Helmut Schmidt gesagt haben. Ich finde, ie sollten Helmut Schmidt nicht zitieren. (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)


Eine andere Bemerkung zu Ihnen, Herr Trittin. Sie
aben kritisiert und der FDP den Vorwurf gemacht, was
en Bankenschirm angehe, finde nicht genug oder über-
aupt keine Kontrolle statt. Wir als FDP haben es ge-
chafft, zusammen mit der Koalition ein Kontrollgre-
ium einzurichten. Wenn Sie der Auffassung sind,

ieses Kontrollgremium arbeite nicht vernünftig, dann
chlage ich vor, dass Sie den Vertreter der Grünen aus
iesem Gremium abziehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nun zu dem, was uns heute beschäftigt. Herr Kollege
oß, wenn Sie wegen der Forderungen der FDP nach
teuersenkungen von Volksverdummung sprechen,


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat denn die FDP mit dem Volk zu tun?)


ann frage ich mich, wieso Sie sich anmaßen, der FDP
olksverdummung vorzuwerfen, da Sie doch vor der

etzten Bundestagswahl eine Mehrwertsteuererhöhung
assiv abgelehnt haben, um anschließend diese Mehr-
ertsteuer um 3 Prozentpunkte zu erhöhen.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


as war Volksverdummung, nichts anderes. Bei Ihnen
ürden heute 50 Abgeordnete weniger sitzen, wenn Sie
as Volk nicht so verdummt hätten. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Die Bürger fühlen sich tatsächlich verdummt. Was ist
enn gewesen? Man hat von den Bürgern Steuererhö-
ungen noch und noch mit der Begründung gefordert,
ir müssten einen ausgeglichenen Haushalt erreichen
das ist vernünftig –, und jetzt haben wir die Pleite; der

usgeglichene Haushalt kommt nicht, aber die Bürger
urden noch und noch abkassiert.

Herr Bundesfinanzminister, ich finde, zu Ihrer Rede
eute hätte auch ein bisschen Demut gegenüber den Bür-
ern und das Eingeständnis gehört, dass Sie das Ziel
icht erreicht und die Bürger abkassiert haben. Zumin-
est das hätte in Ihrer Rede vorkommen müssen. Was
aben wir als FDP gesagt? Wir haben gesagt: Die Kon-
unktur läuft gut, die Steuereinnahmen sind da, denkt
itte daran, dass nach guten Jahren auch schlechte Jahre
ommen; legt deshalb etwas für die schlechten Jahre zu-
ück. Das ist immer wieder unsere Forderung gewesen.
uch Sachverständige haben das gesagt. Herr Bundes-

inanzminister, Sie haben sich über die FDP lustig ge-
acht, und Sie haben sich über die Sachverständigen

ustig gemacht. Sie alleine waren derjenige, der über-
aupt wusste, wie die Weltwirtschaft läuft, vielleicht
och unterstützt vom Kollegen Poß.






(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin

(Heiterkeit bei der FDP und der LINKEN – Edelgard Bulmahn [SPD]: Sie waren doch diejenigen, die die Regulierung der Finanzmärkte abgelehnt haben!)


Aber der Rest der Welt wusste überhaupt nicht Bescheid.
Jetzt sitzen Sie hier und haben das Fiasko.


(Beifall bei der FDP)


Ich weiß, Sie lassen sich nicht gern Ihre Zitate vorhal-
ten. Es wird Ihnen trotzdem nicht erspart bleiben. Ich
will etwas zu dem Konjunkturprogramm sagen. Sie
haben noch vor kurzem, am 4. November, hier gestan-
den und gesagt:

Es macht keinen Sinn, mit nationalen Ausgaben-
programmen ein Strohfeuer zu entfachen, wenn am
Ende langwirksame Belastungen durch eine neue
Schuldenaufnahme entstehen.

Haben Sie das nicht gesagt? Gehen Sie doch einmal auf
Ihre eigenen Zitate ein und sagen Sie, dass es Ihnen leid
tut, dass Sie sich geirrt haben und die Entwicklung so
dramatisch war.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Er hört sowieso nicht zu! Unhöflicher geht es nicht!)


Ist nicht erst Ende Dezember der Bundeshaus-
halt 2009 vom Bundespräsidenten und von Kabinetts-
mitgliedern, von der Kanzlerin und von Ihnen unter-
schrieben worden und wirksam geworden? Das war
Ende Dezember. Schon jetzt müssen Sie einen Nach-
tragshaushalt vorlegen. Das ist doch Ihr Problem.


(Beifall bei der FDP)


Wir haben Ihnen das gesagt. Wir haben Ihnen gesagt,
dass der Haushalt 2009, wie Sie ihn hier beschließen,
nicht einmal das Papier wert ist, auf dem er gedruckt ist.
Was haben Sie sich über uns lustig gemacht!

Man darf uns die Frage stellen, wo man hätte sparen
können. Deswegen habe ich unser Buch mit den Sparan-
trägen wieder mitgebracht. Es sind über 400 Anträge mit
einem Einsparvolumen von 10,5 Milliarden Euro. Wa-
rum haben Sie beim Nachtragshaushalt nicht ein einzi-
ges Mal auf die Ausgabenseite geschaut und sich für
Kürzungen und Streichungen ausgesprochen? Um es mit
Karl Schiller zu sagen – ich fand es so schön, als er in
Amt und Würden war –: Da muss eben so manches Zier-
pflänzchen herausgerissen werden.


(Beifall bei der FDP)


Herr Bundesfinanzminister, Sie müssen auch erklä-
ren, warum Sie plötzlich Sondervermögen, Sondertöpfe
schaffen. War es nicht so, dass man in der rot-grünen
Koalition 1999 – ich fand, zu Recht – gesagt hat, dass
man keine Schattenhaushalte mehr will und alles in den
Bundeshaushalt hinein muss? Es waren doch Ihre Fi-
nanzminister, die gefordert haben, dass Sondervermögen
abgeschafft werden. Jetzt schaffen Sie wieder welche.
Sie müssen doch zumindest begründen, warum es da-
mals richtig war, diese abzuschaffen, und es heute falsch
ist – oder umgekehrt, wie immer Sie das haben wollen.

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(C (D as müssen Sie doch einmal erklären. Aber nein, chweigen im Walde! Da kommt von Ihnen nichts. Nach dem Konjunkturpaket I kommt Konjunkturpaet II. Ich will nicht zitieren, was Sie zu Konjunkturpaeten sonst noch gesagt haben, aber wie im Haushaltsusschuss frage ich Sie, Herr Bundesfinanzminister: chließen Sie aus, dass noch ein Konjunkturpaket III ommt? Schließen Sie das wirklich aus? Die Christlich Demokratische Union muss sich etwas ragen lassen. Herr Kollege Struck hat vor wenigen Taen verkündet, dieses Konjunkturpaket sei eine ganz olle Leistung; es trage zu 80 Prozent – „über 80 Proent“, hat er, glaube ich, sogar gesagt – die Handschrift er Sozialdemokraten. (Dr. h. c. Gerd Andres [SPD]: Herr Koppelin, können Sie das wiederholen? – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Seit wann glauben Sie ihm das?)


(Beifall bei der FDP)


o seid ihr von der Union eigentlich?


(Beifall bei der FDP)


o sind eure Wirtschaftspolitiker eigentlich? Wo seid
hr Christdemokraten eigentlich? Wo habt ihr bei diesem
aket darauf geachtet, dass der Export gestützt wird? Wo
abt ihr auf die Sachverständigen gehört? Gerade die
nion wird deutlich machen müssen, ob es wirklich ihr
onjunkturpaket ist, ob es ihr Nachtragshaushalt ist. Da
arten wir auf die Beratungen.

Erlauben Sie mir, zum Schluss doch noch ein Zitat zu
ringen, und zwar ein Zitat des Bundesfinanzministers
om 28. November 2008, also noch aktuell:

… weil ich am Ende dieser Legislaturperiode nicht
dort enden will, wo wir angefangen haben: bei einer
strukturellen Verschuldung des Bundes von 55 Mil-
liarden Euro. Dann hätte diese Große Koalition kei-
nen guten Job gemacht.

Herzlichen Dank für Ihre Geduld.


(Anhaltender Beifall bei der FDP – Dr. h. c. Gerd Andres [SPD]: Das war aber eine schwache Vorstellung, Kollege Koppelin! – Edelgard Bulmahn [SPD]: Das waren alles Plattitüden, Herr Koppelin!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620302100

Steffen Kampeter ist der nächste Redner für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1620302200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Im Kern geht es bei dem, worüber wir hier ge-
ade diskutieren, darum, dass die Bürger in diesem Land
ieder Vertrauen in die Zukunft gewinnen. Dazu kann

eder seinen Beitrag leisten: die Unternehmen, die So-
ialpartner, alle, die in gesellschaftlichen Organisationen
ätig sind, und auch die Politik. Wir reden heute über ei-






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
nen Teilbeitrag zur Wiedergewinnung des Vertrauens in
die nächsten Jahre. Wir dürfen nicht den Eindruck erwe-
cken, als wären wir hier im Haus allein verantwortlich.
Die Wiedererlangung des Vertrauens ist für das Jahr 2009
eine große Gemeinschaftsaufgabe für alle in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Angesichts der Beschränktheit dessen, was Politik tat-
sächlich leisten kann – wir müssen den Bürgern sagen,
dass wir in dieser Krise nur einen beschränkten Beitrag
leisten können –, geht es mir und den Kolleginnen und
Kollegen im Haushaltsausschuss darum, deutlich zu ma-
chen, dass beim Retten und Stimulieren auch Maß und
Mitte wichtig sind. Vertrauen gewinnt man in der Politik
nicht, wenn man nur kurzfristig erfolgreich ist; die Bür-
gerinnen und Bürger in diesem Lande achten darauf,
dass die politischen Handlungen auch langfristig Ver-
trauen erzeugen. Das heißt, wir müssen zeigen, dass un-
ser Krisenmanagement hilft, dieses Vertrauen kurzfristig
wiederzuerlangen, ohne dass es die zukünftigen politi-
schen Generationen langfristig, nämlich in den nächsten
Legislaturperioden, vor erhebliche Probleme stellt. Des-
wegen ist es wichtig, abzuwägen: Was ist an Krisenbe-
wältigung nötig, und wie viel Schuldenaufnahme ist da-
für möglich?

In diesem Spagat bewegt sich die Bundesregierung
bei dem, was sie vorgeschlagen hat. Wenn wir am Ende
der Beratung das Konjunkturpaket mit einer wirkungs-
vollen Schuldenbremse kombiniert haben werden, wer-
den wir auch Maß und Mitte des politischen Beitrags zur
Wiedererlangung des Vertrauens erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es ist in dieser Debatte deutlich geworden, dass keine
der Fraktionen in diesem Haus gegen ein staatliches Ein-
greifen ist, dass in der einen oder anderen Fraktion aber
unterschiedliche Auffassungen dazu bestehen. Ich will
mich mit zwei oder drei Argumenten auseinandersetzen
und sie einmal gegen unser Programm halten.

Erstens. Mehr oder weniger öffentlich hat der Kollege
Lafontaine gesagt, dass wir zu wenig Schulden machen.
Der Kollege Trittin hat Vorschläge gemacht, die im Er-
gebnis auch auf eine höhere Verschuldung hinauslaufen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


Im letzten Jahr sind weltweit ungefähr 1 000 Milliarden
Dollar Staatsschulden aufgenommen worden. In diesem
Jahr werden es 3 000 Milliarden Dollar sein, eine Ver-
dreifachung. Deswegen sollten wir auch unter dem Ge-
sichtspunkt von Maß und Mitte nicht allzu eilfertig den
Eindruck zu erwecken versuchen, als wären mehr Schul-
den eine Möglichkeit, weniger Probleme zu haben. Um-
gekehrt ist es richtig: Zu viele Schulden werden uns zu-
künftig mehr Probleme machen. Deswegen sind Maß
und Mitte bei der Verschuldung wichtig.

Ich finde es nicht richtig, wenn hier ein amerikani-
scher Nobelpreisträger als Kronzeuge gegen die Bundes-
regierung angeführt wird. Ich möchte den Maßstab, den
die Amerikaner an ihre Verschuldung anlegen, nicht zum

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(C (D aßstab für die deutsche Politik machen. Das entspricht icht unserem Verständnis von Finanzpolitik. Ich möchte auch nicht, dass der Staat alles an Schulen aufsaugt und die private Aktivität verdrängt, dass ir zusätzlich zu den vielen Schulden, die wir machen üssen, auch noch private Bürgschaften und Garantien bsichern müssen. In Amerika, wo wahrscheinlich fast 0 Prozent der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit durch erschuldung erzielt werden, werden die wirtschaftlihen Probleme durch Schulden hervorgerufen und nicht urch Schulden gelöst. Wir setzen dagegen einen Kurs on Maß und Mitte. Das ist gut und richtig, um Verrauen in unserem Land zu schaffen. Ein zweites Argument, das hier vorgetragen worden st, lautet: Warum gibt es nicht noch mehr Steuerund eitragssenkungen? Das ist ein Argument, das in CDU nd CSU auf ein hohes Maß an Sympathie stößt. Es ist icht zuletzt ein Verdienst der CSU, dass wir unter den onjunkturmaßnahmen auch einen Einkommensteueref ekt haben. In dem Zusammenhang bitte ich insbesondere die ollegen von der FDP, auch an ihre eigene Vertrauensürdigkeit zu denken. Der Kollege Fricke erweckt den indruck, als gäbe es keine Schulden mehr, sobald die DP an der Regierung beteiligt wäre. Der Kollege rüderle ist zusammen mit dem Kollegen Solms an der ront, die sagt: Wenn die FDP regiert, werden alle Steurn gesenkt. (Jürgen Koppelin [FDP]: Was habt ihr denn auf dem Parteitag beschlossen? Steuersenkungen, oder?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


nd Ihre Fachpolitiker sagen: Wenn die FDP regiert, er-
öhen wir die Ausgaben und helfen euch, dass es euch
esser geht.

Weniger Steuern, weniger Schulden und mehr Ausga-
en – die gemeinsame Position innerhalb der FDP ist
ine leere Menge. In der Krise können wir uns keine Fi-
anzpolitik der leeren Menge leisten. Das wäre unver-
ntwortlich gegenüber unserem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die FDP als Leerverkauf!)


Herr Kollege Trittin, auch Sie


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe doch gerade applaudiert!)


aben nicht nur für mehr Schulden plädiert, sondern
uch infrage gestellt, dass das Bankenrettungspaket,
ie wir es hier konstruiert haben, gut und richtig ist.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es funktioniert nicht!)


uerst einmal will ich sagen: Es geht bei dem Banken-
ettungspaket nicht um die Rettung der Banken, sondern






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
um die Rettung der Handlungsfähigkeit der Bürgerinnen
und Bürger mit ihren Sparkonten und Girokonten. Von
daher ist der von uns geprägte Begriff Bankenrettungs-
paket eigentlich eine Irreführung. Es ist ein Bürgerret-
tungspaket. Das muss an dieser Stelle vielleicht einmal
klar gesagt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das Zweite, Herr Kollege Trittin. Sie sagen, das Paket
sei unzureichend. Ich will festhalten: Wir haben in
Deutschland kein größeres Bankensterben zu verzeich-
nen.


(Joachim Poß [SPD]: Im Gegensatz zu den USA!)


Das war das Ziel des Paketes unmittelbar vor der dro-
henden Schließung einer großen Bank, die eine negative
Auswirkung für die Bürgerinnen und Bürger zur Folge
gehabt hätte. Das Paket ist erfolgreich und wirksam.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben das, was mit Lehman geschehen ist, in
Deutschland verhindert.

Das Paket ist im Übrigen auch parlamentarisch kon-
trolliert. Wir haben auf Wunsch der FDP und der Koali-
tion ein Gremium eingerichtet, das den Leuten auf die
Finger schaut. Sie haben vorhin dazwischengerufen, das
geschehe ex post. Ich bin allerdings der Auffassung, dass
es nicht Aufgabe des Parlamentes ist, der Regierung im
Vorhinein das Regierungshandeln abzunehmen. Wir
kontrollieren die Regierung und bringen sie durch diese
Kontrolle hoffentlich zu Höchstleistungen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Aber ich bin nicht der Auffassung, dass es die Aufgabe
eines einzelnen Parlamentariers ist, die Entscheidung ei-
ner Bank zu treffen. Das halte ich für ein völlig falsches
Verständnis.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Beifall von der FDP für Kampeter!)


Es mutet auch etwas lächerlich an, Herr Kollege
Trittin, wenn Sie als ehemaliger Bundesumweltminister
die mangelnde ökologische Komponente unseres Pro-
gramms kritisieren. Es sollte Ihnen auch bei oberflächlicher
Lektüre aufgefallen sein, dass die Investitionsmaßnah-
men und vieles andere in diesem Investitionsprogramm


(Joachim Poß [SPD]: In beiden Paketen!)


vor allen Dingen von dem Gedanken einer effizienteren
Energieversorgung, der Gebäudeenergieeinsparung und
einer effizienteren Fahrzeugtechnologie gespeist sind.
Das ist ein ganz wesentlicher Impuls. Falls Ihnen das
noch nicht aufgefallen ist, sage ich es Ihnen hiermit.
Aber bitte behaupten Sie zukünftig nicht, dieses Pro-
gramm habe keine umweltpolitische Komponente. Es ist
neben anderem auch eines der ökologischsten Im-
pulsprogramme, das wir jemals in diesem Bereich hat-
ten.

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(C (D Ich will abschließend festhalten: Ich gehöre zu denjeigen, die sich mit Konjunkturprogrammen noch nicht ngefreundet haben. Aber wir alle und insbesondere die aushälter wissen: Da wir dieses Konjunkturprogramm it einer Schuldenbremse verknüpfen, ist es richtig, en Bürgerinnen und Bürgern deutlich zu machen, dass ir das auf den Weg bringen, was die Politik zur Wieererlangung des Vertrauens in die Zukunft und in die andlungsfähigkeit unseres Landes tun kann. Dies gilt icht nur bis zum Wahltermin im September. Wir überehmen auch die Verantwortung dafür, dass die nächsten enerationen handlungsfähig sind, indem wir eine chuldenbremse einführen. Wir tun, was wir können; wir überfordern uns nicht. ir legen zukünftigen Schuldenmachern Regeln auf. So ird aus dem, was hier vorgetragen worden ist, ein chuh. Wenn man insgesamt noch ein bisschen feilt, ann zielt dieses Programm in die richtige Richtung. Herzlichen Dank. Das Wort erhält nun der Kollege Gregor Gysi für die raktion Die Linke. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe eute schon zwei Sozialdemokraten gehört: Steinbrück nd Poß. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Es waren auch ein paar von der Union dabei! Herr Kampeter hat auch gesprochen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620302300

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620302400

er eine bezeichnete Oskar Lafontaine als Schlaumeier
nd der andere als Besserwisser. Ich muss Sie beide da-
an erinnern, mit welch großer Mehrheit Sie diesen
chlaumeier und Besserwisser zum Vorsitzenden der So-
ialdemokratischen Partei Deutschlands gewählt haben.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE] – Joachim Poß [SPD]: Das ist lange her!)


Hören Sie doch zu! – Das war in einer Zeit, als Sie
och Wahlen gewonnen haben. Das kennen Sie gar nicht
ehr, wenn ich daran erinnern darf.


(Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Die Pointe ist leider gut!)


Herr Trittin, Sie kommen um eine Tatsache nicht he-
um: Wenn Hamburg und Bremen zustimmen, dann
timmen Sie einem extrem unsozialen Programm zu. An
ieser Wahrheit kommen Sie nicht vorbei. Sie haben ein
anz einfaches Motiv: Sie wollten der FDP und der Gro-
en Koalition zeigen, dass Sie zur Verfügung stehen und
ass die Große Koalition gar nicht auf die FDP zurück-
reifen muss. Deshalb ärgert sich die FDP.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Eher nicht!)







(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
In einem Punkt haben Sie aber recht: Wenn der Kompro-
miss mit der FDP gesucht worden wäre, dann wäre das
Programm noch schlimmer geworden. Diese Feststel-
lung – das ist aber die Ausnahme – stimmt.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Der kleinste gemeinsame Nenner zwischen euch!)


Dann haben Sie, Herr Kauder, gesagt, die Große Ko-
alition trage für die ganze Krise keine Verantwortung.
Da unterliegen Sie einem schweren Irrtum. Sowohl die
Regierung aus SPD und Grünen als auch die Regierung
aus Union und SPD – und nicht eine Regierung allein –
tragen selbstverständlich Verantwortung für die Finanz-
und Wirtschaftskrise, mit der wir es jetzt zu tun haben.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich möchte daran erinnern, dass die Linke von An-
fang an die neoliberale Politik kritisiert hat, die Sie alle
betrieben haben, was Deregulierung, Privatisierung oder
Sozialabbau angeht. Sie dürfen nicht vergessen, dass erst
unter Schröder und Fischer die Hedgefonds zugelassen
worden sind.


(Beifall bei der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Aber unter Aufsicht in Deutschland!)


– Herr Poß, das ist eine wunderbare Aufsicht. – Sie ha-
ben zeitgleich geregelt, dass die Investoren für alles, was
sie kaufen und verkaufen, keinen einzigen Euro Steuern
zahlen müssen, was sie noch unter Kohl hätten tun müs-
sen. Damit haben Sie sie geradezu eingeladen, ihre Spe-
kulationen und Geschäfte in Deutschland zu machen.


(Beifall bei der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Quatsch! Auch falsch!)


Sie haben bis heute auch keine Konsequenzen daraus ge-
zogen.


(Joachim Poß [SPD]: Warum auch?)


Die Banken haben Zweckgesellschaften im Ausland
gegründet, um diese Gesellschaften mit ihren faulen
Krediten nicht der Finanzaufsicht zu unterstellen. Gibt
es von Ihnen einen Gesetzentwurf, mit dem das geändert
wird? Es gibt anscheinend keinen Anlass für Sie, auf ir-
gendeine Weise zu handeln.


(Beifall bei der LINKEN)


Mit dem Zulassen von Leerverkäufen haben Sie aus
den Börsen Spielkasinos gemacht. Auch in dieser Bezie-
hung ziehen Sie völlig unzureichende Schlussfolgerun-
gen.

Die Banken sind dankbar. Die Bürgerinnen und Bür-
ger wissen jetzt, dass zum Beispiel die Deutsche Bank
an die Union, die FDP und die SPD 500 000 Euro ge-
spendet hat. Auf ihre Art revanchieren sich also die Ban-
ken. Ich sage Ihnen: Wenn wir die Glaubwürdigkeit der
Politik wiederherstellen wollen, müssen wir Großspen-
den dieser Art verbieten. Ansonsten werden Sie in al-
lem, was Sie machen, unglaubwürdig.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Geben Sie die SED-Milliarden zurück!)


Jetzt zeigen sich die wirtschaftlichen und die sozialen
olgen der Krise. Wir haben einen Anstieg der Arbeits-

osigkeit in einem Monat um 387 000 Menschen. Es gab
00 000 Anträge auf Kurzarbeit im Dezember. Im Januar
ab es 400 000 Anträge zusätzlich. Kleine Handwerks-
etriebe und kleinere Unternehmen stehen in der Gefahr,
n Insolvenz zu gehen, weil sie keine Kredite mehr be-
ommen und weil ihre Auftragseingänge rückläufig
ind. Das alles hat Folgen.

Was kommt jetzt? Was Sie Konjunkturprogramm
ennen, nenne ich höchstens Krisenpaket. Es umfasst im
brigen nicht 50 Milliarden Euro, sondern pro Jahr nur
5 Milliarden Euro. Addieren Sie nicht immer die Aus-
aben über mehrere Jahre, um ein falsches Bild zu zeich-
en.


(Beifall bei der LINKEN)


Das ist deshalb so unzureichend, weil die Investitio-
en in den Bildungsbereich, die zum Teil richtig sind,
berhaupt nicht ausreichen und Sie keine Kaufkraftstär-
ung vornehmen. Nur weil Sie Angst haben, endlich ein-
al von oben nach unten umzuverteilen, verzichten Sie

uf jede Kaufkraftstärkung, die unsere Binnenwirtschaft
ringend benötigte.


(Beifall bei der LINKEN)


Nehmen wir Ihren Vorschlag zur Einkommensteuer.
en Grundfreibetrag zu erhöhen, ist richtig. Die kalte
rogression und den bei den durchschnittlich Verdienen-
en bestehenden Steuerbauch müssen wir – das hat mit
em Konjunkturprogramm nichts zu tun – vollständig
berwinden.


(Joachim Poß [SPD]: Ja, richtig! 25 Milliarden Euro plus!)


Das alles machen Sie gar nicht. Wissen Sie, was Sie
achen? Ich kann Ihnen genau sagen, was Sie machen:


(Joachim Poß [SPD]: Sie können gut reden und wissen nichts!)


ie Hälfte der Haushalte hat nichts davon, weil sie gar
eine Einkommensteuer zahlt. Von der anderen Hälfte
rlassen Sie den Geringverdienenden steuerlich insge-
amt 150 Millionen Euro. Die Bestverdienenden, die
eichen bekommen jedoch Steuern in Höhe von
500 Millionen Euro, also 1,5 Milliarden Euro, erstat-

et. Es geht weiter mit der Umverteilung von unten nach
ben; Sie korrigieren daran nichts.


(Beifall bei der LINKEN)


Jetzt sage ich Ihnen einmal etwas zur Vermögensver-
eilung in Deutschland. Auf der einen Seite besitzt das
eichste 1 Prozent der Menschen in Deutschland – das
ind 820 000 Personen – 23 Prozent des Gesamtvermö-
ens von 6,6 Billionen Euro. Das sind 1,5 Billionen
uro. Wenn Sie das ausrechnen, hat von diesen 820 000

ede Person ein Vermögen von 1,83 Millionen Euro. Auf
er anderen Seite haben 27 Prozent der Bürgerinnen und






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Bürger – das sind 22,1 Millionen Menschen – nichts
oder sind verschuldet. Daran haben Sie, als Sie mit den
Grünen regierten, und jetzt, da Sie mit der Union regie-
ren, nichts geändert. Das ist der Vorwurf, den wir erhe-
ben.


(Beifall bei der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Ein dummes Zeug!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620302500

Herr Kollege Gysi, auch Sie achten bitte ein bisschen

auf die Zeit.


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620302600

Dann nenne ich Ihnen als Letztes ein Beispiel, das

mich wirklich ärgert. Sie haben ja ein leicht gestörtes
Verhältnis zum Grundgesetz.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Dass Sie das sagen! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie kommen aus einer verfassungswidrigen Ordnung in dieses Parlament!)


Sie wissen, zwei Gesetze hat der Bundespräsident nicht
unterschrieben, weil sie offenkundig grundgesetzwidrig
waren. Dann hat Ihnen der Bundesfinanzhof gesagt, dass
die Kürzung der Pendlerpauschale grundgesetzwidrig
ist. Sie wollten es nicht glauben; Herr Steinbrück hat vor
dem Bundesverfassungsgericht bis zur letzten Minute
gekämpft, bis es dann gesagt hat, die Kürzung sei grund-
gesetzwidrig. Jetzt hat das Bundessozialgericht gesagt,
dass es nicht hinnehmbar ist, dass die Regelsätze für
Kinder von Hartz-IV-Beziehern geringer sind als die
ihrer Eltern, weil dies völlig willkürlich und nicht nach-
vollziehbar ist. Es hält das für grundgesetzwidrig.

Ich habe eine Bitte: Warten Sie nicht wieder ein paar
Jahre, bis das Bundesverfassungsgericht entscheidet,
sondern korrigieren Sie dies gleich!


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Lassen Sie es mich hier als Vater sagen: Ihre naive Vor-
stellung, dass Kinder weniger benötigen als Erwachsene,
zeigt, dass Sie überhaupt keine Ahnung haben. Ich kenne
hier einige Kollegen, die schon seit zehn Jahren im sel-
ben Anzug herumsitzen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Herr Gysi, nennen Sie Namen!)


Bei Kindern geht das nicht; die wachsen ständig.


(Beifall bei der LINKEN)


Da müssen sie neue Kleidung, neue Schuhe kaufen. Das
ist die Wahrheit. Geben Sie ihnen deshalb endlich mehr
Geld!


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620302700

Nun erhält das Wort der Kollege Anton Schaaf für die

SPD-Fraktion, dem ich zu seinem heutigen Geburtstag
herzlich gratuliere.

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(C (D (Beifall – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Der Anzug ist zehn Jahre alt!)



Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1620302800

Nicht ganz, Herr Westerwelle.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-
en! Ich möchte zu den Begriffen, mit denen Herr
afontaine hier bezeichnet worden ist, einen hinzufügen
dies bezieht sich darauf, dass er als Beispiel dafür, wie
an die Finanzkrise lösen kann, Schweden genannt

at –: Er ist schlicht ahnungslos. Die frühere schwedi-
che Finanzkrise ist mit dem, was wir jetzt erleben, in
einer Weise vergleichbar. Sie war regional begrenzt und
irkte sich nicht weltweit aus. Sie hatte keine massive
irtschaftskrise bzw. keine massiven Wirtschaftseinbrü-

he zur Folge. Deswegen sind die damaligen Rezepte
nd Mittel auch nicht beispielgebend. Wir stehen viel-
ehr vor völlig neuen Herausforderungen. Herr
afontaine, Sie haben wirklich keinen Beitrag dazu ge-

eistet, wie man diese Krise überwinden kann. Das muss
an in aller Deutlichkeit festhalten.


(Beifall bei der SPD)


on daher sollte man den Begriff „ahnungslos“ berech-
igterweise hinzufügen.

Nun zur FDP. Herr Brüderle hat gesagt, mit dem
onjunkturpaket II bediene man ein Sammelsurium von
obbyinteressen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist der einzig richtige Satz gewesen!)


ch kann mich sehr gut daran erinnern, wie es in den
etzten Wochen und Monaten, vor allen Dingen aber in
en letzten Jahren bei Ihnen gelaufen ist, welche Lob-
yinteressen da bedient worden sind. Sie waren es, die
anz massiv gegen die Regulierung der Finanzmärkte
ingetreten sind.


(Widerspruch bei der FDP)


ie waren es, die gefordert haben, mehr privat vor Staat.

Ich stelle mir gerade vor, in dieser Krise, in der wir
ns jetzt befinden, hätten wir keinen funktionsfähigen,
tarken Sozialstaat. Da werde ich selbstverständlich
obbyist – da gebe ich Ihnen völlig recht –, denn von
ieser uns gerade ereilenden Krise sind ja nicht die Ban-
er und nicht die Manager am härtesten betroffen, son-
ern in erster Linie die Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
ehmer. An dieser Stelle haben wir auch mit dem
onjunkturpaket Lobbyarbeit geleistet – das ist wohl
ahr; das gebe ich unumwunden zu –, indem wir zum
eispiel im Bereich der Kurzarbeit deutliche Verbesse-

ungen vorgenommen haben. Ja, in der Tat, das haben
ir getan. Jetzt können auch kleine und mittelständische
nternehmen das Instrument der Kurzarbeit vernünftig
utzen, um zu verhindern, dass ihre Arbeitnehmerinnen
nd Arbeitnehmer entlassen werden. In diesem Sinne
erstehe ich mich ohne Weiteres als Lobbyist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Anton Schaaf
Diese Menschen sind die Leidtragenden dessen, was an-
dere, für die Sie hier auch schon Wort gehalten haben, in
den Sand gesetzt haben. Das muss man in aller Deutlich-
keit so formulieren.

Ich füge hinzu, dass es uns gelungen ist, mit dem Ko-
alitionspartner auch an einer weiteren Stelle schützend
einzugreifen. Dies gehört nicht unmittelbar zum Kon-
junkturpaket, aber es hilft den Menschen sehr; die Ge-
ringschätzung der Linken dafür habe ich sowohl im Aus-
schuss als auch an anderen Stellen wahrgenommen. Dies
sind die Mindestlöhne, die wir in sechs weiteren Bran-
chen eingeführt haben. Damit schützen wir Menschen.
Die Geringschätzung bestand darin, dass man einfach
sagte, das sei alles viel zu wenig und reiche nicht aus. Ja,
das stimmt; darin gebe ich Ihnen sogar recht. Aber wenn
man 1,7 Millionen Menschen zusätzlich unter einen
Schutz von Mindestlöhnen stellt, dann kann man dies
nicht so gering schätzen, sondern sollte es als tatsächli-
che Verbesserung der Lebenssituation dieser Menschen
anerkennen.


(Beifall bei der SPD)


In diesem Sinne verstehe ich sowohl mich als Lobby-
ist als auch Teile dieses Konjunkturpakets als Lobbyis-
mus. Sie waren es, die denjenigen das Wort geredet ha-
ben, die jetzt die Finanzwelt vor die Wand gefahren
haben.

Noch einmal zu der Mär von den Hedgefonds in
Deutschland, die ich gern aufgreife. Bei uns sind diese
Hedgefonds unter Kontrolle,


(Zurufe von der LINKEN: Wo?)


und es sind auch nur ein paar wenige, weil hier restriktiv
kontrolliert wird.

Wir haben nicht zugelassen – auch im Widerspruch zu
Ihnen –, dieses Land weiter zu deindustrialisieren. Wir
haben die Industrie in diesem Land gestützt, und das
kommt uns jetzt zugute, denn das, was die angelsächsi-
schen Staaten gemacht haben, fällt ihnen jetzt auf die
Füße. Deswegen bin ich der festen Überzeugung, dass
die Maßnahmen, die wir jetzt ergreifen, angemessen
sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Man kann nicht absehen, ob es ausreichen und ob al-
les wirken wird. Ich bin kein Prophet, ich äußere mich
dazu nicht. Aber in einem Punkt bin ich mir sicher: Das,
was als Schutzschirm für Arbeitsplätze umschrieben
worden ist, das, was Frank-Walter Steinmeier aufgelegt
hat, ist der richtige Weg in dieser Krise, um diejenigen
zu schützen, die am wenigsten für sie verantwortlich
sind: die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in die-
sem Land.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das Beste war der Anzug! – Zuruf von der CDU/CSU: Der ist antizyklisch gekauft worden!)


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(C (D Das Wort erhält nun der Kollege Dr. Hermann Otto olms, FDP-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Nur, damit keine Ge chichtsklitterung bleibt, Herr Kollege Schaaf: Die FDP at dem Schutzschirm für die Banken zugestimmt. Sie at seit 2000 eine konzentrierte Bankenaufsicht statt eier Aufteilung in zwei Behörden gefordert. Sie hat geordert, dass sich der Staat rechtzeitig aus der IKB zuückzieht; dann hätte er 1 Milliarde Gewinn gemacht, ährend so 10 Milliarden Verlust entstanden sind. Sie önnen uns nicht vorwerfen, wir wären nur für die Dereulierung gewesen. Wir waren für saubere Regulierung nd konsequente Überwachung, und daran hat es eben efehlt. Diese Debatten beginnen immer gleich: Der Finanzinister Steinbrück legt eine tadellose Analyse vor. berhaupt kein Zweifel, er ist ein guter Ökonom. Aber enn es an die Therapie geht, dann wird es dunkel; denn ypische Eigenschaft dieser Großen Koalition, wenn es arum geht, Probleme zu lösen, ist es, lange, monateange, manchmal jahrelange Diskussionen zu führen, nd im Ergebnis versagen Sie: schlechte Lösungen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620302900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620303000

(Beifall bei der FDP)


Ein typisches Beispiel ist die Erbschaftsteuerre-
orm. Über zweieinhalb Jahre streiten Sie miteinander,
eil die Erbschaftsteuer verfassungswidrig war. Dann
eschließen Sie ein Gesetz, das offenkundig wieder ver-
assungswidrig ist. Das ist die Leistung der Großen Ko-
lition.


(Beifall bei der FDP)


Das gilt auch für das jetzige Konjunkturpaket: Sie le-
en ein Wunschpaket vor, sodass jeder etwas bekommt.
iele bekommen wenig, aber niemand bekommt wirk-

ich etwas. Sie müssen sich doch Folgendes fragen: Was
ill ich mit einem Konjunkturpaket? Ich will das Verhal-

en der Konsumenten und Investoren ändern, damit die
arktkräfte freigesetzt werden, damit ein Multiplikator-

rozess in Gang gesetzt wird, damit sie wieder investie-
en und konsumieren. Die paar Staatsausgaben zum
euanstrich von Schulen reichen nicht aus; damit kön-
en Sie die Wirtschaft nicht retten. Genau deshalb müs-
en Sie den Konsumenten und Investoren mehr Geld von
em lassen, was sie ja selbst verdient haben. Deswegen
ordern wir Steuersenkungen,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Und Schulden?)


eil die Marktkräfte dadurch am besten freigesetzt wer-
en.


(Beifall bei der FDP)


Da Sie uns das nicht abnehmen, nenne ich Ihnen gute
eugen. In den Vereinigten Staaten wurden zwei ganz
eue empirische Studien veröffentlicht. Ich will auf eine






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms
verweisen, auf die Untersuchung von Christina und
David Romer. Wissen Sie, wer das ist? Wer ist Christina
Romer? Sie ist die neue Chairwoman des Council of
Economic Advisors, die von Präsident Obama gerade
eingesetzt worden ist. Sie ist keine Spätanhängerin von
Ronald Reagan, der die Steuern aufgrund genau dieser
Philosophie gesenkt hat. Sie sagt als Vertreterin einer
Regierung der Demokraten in den Vereinigten Staaten:
Steuersenkungen haben den größten Multiplikatoreffekt,
sie lösen am ehesten die Marktkräfte aus, und – das ist
das Entscheidende – sie führen am ehesten dazu, dass
die dafür gemachten Schulden wieder getilgt werden
können, weil die Steuereinnahmen durch Ingangsetzung
des Wachstums steigen.


(Beifall bei der FDP)


Genau das machen Sie aber nicht. Sie machen eine
Steuerentlastung von 6 Milliarden Euro. Davon kommen
beim Einzelnen vielleicht 10 Euro im Monat an. Glau-
ben Sie, dass sich jemand wegen 10 Euro Mehreinnah-
men im Monat ein neues Auto kauft oder sein Haus re-
noviert? Das ist doch lächerlich. Das spielt für
langfristige Entscheidungen keine Rolle. Das berührt ihn
nicht. Die Steuerentlastung muss so sein, dass der Kon-
sument, der Arbeitnehmer sagt: Jetzt bleibt mir nicht nur
in diesem Jahr, sondern auch in den nächsten Jahren so
viel übrig, dass ich es mir leisten kann, ein neues Auto
zu kaufen.

Bei all Ihren Entscheidungen greifen Sie zu den fal-
schen Instrumenten. Ich will ein paar Beispiele bringen:

Was erreichen Sie mit der Abwrackprämie? Im We-
sentlichen, dass preiswerte Automobile aus dem Aus-
land erworben werden. Was hätten Sie richtigerweise tun
sollen, um der deutschen Automobilindustrie zu helfen?
Sie hätten die Abschreibungen für Dienst- und Ge-
schäftswagen ändern müssen. Dann wären Mittelklasse-
wagen gekauft worden, die in Deutschland hergestellt
werden.


(Anton Schaaf [SPD]: Das ist Lobbyismus! – Gegenruf des Abg. Jürgen Koppelin [FDP]: Arbeitsplätze sind das!)


– Es geht um die Automobilindustrie. Wir haben das
nicht vorgeschlagen. Ich sage nur: Wenn Sie der Auto-
mobilindustrie helfen wollen, dann müssen Sie das auch
richtig machen.


(Beifall bei der FDP)


Denken Sie beispielsweise auch an die gefährlichen
Instrumente der Unternehmensteuerreform: Zins-
schranke, Hinzurechnung von Mieten, Zinsen und Pach-
ten bei der Gewerbesteuer, Einschränkung der Verlust-
verrechnung. Im Abschwung führt das prozyklisch zu
einer Existenzgefährdung der mittelständischen Firmen,
die wenig Eigenkapital haben. Das müssten Sie jetzt kor-
rigieren, damit das im Abschwung keine fatale Wirkung
entfalten kann.


(Beifall bei der FDP)


Nichts dergleichen tun Sie. Wir werden Ihnen Gele-
genheit dazu geben. Wir werden im Finanzausschuss

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(C (D nderungsanträge einbringen. Dann will ich einmal seen, wie Sie darauf reagieren. Ich weiß, dass die Wirtchaftspolitiker der CDU das ähnlich sehen. Dass von iesen falschen Regelungen im Unternehmensteuerrecht ine große Gefährdung ausgeht, ist doch klar. Wenn ein nternehmen keine Gewinne mehr macht und auf Kos en Steuern zahlen muss – Zinsen sind Kosten, auch ieten sind Kosten –, muss es diese aus dem Eigenkapi al bezahlen. Es ist klar, dass dieses Unternehmen chnell in die Insolvenz kommt, wenn es wenig Eigenkaital hat. Beispiel Kfz-Steuer – Herr Trittin ist darauf schon ingegangen –: Es lag doch auf der Hand, die adminisrativ aufwendige Kfz-Steuer jetzt abzuschaffen und die osten auf die Mineralölsteuer umzulegen. Dadurch önnte die ganze Administration beseitigt werden, die it der Einziehung der Kfz-Steuer beschäftigt ist: rund 000 Beschäftigte. Das wäre doch eine ideale Lösung. amit würden Sie mindestens die gleiche, wenn nicht ogar eine stärkere Lenkungswirkung erzielen, weil die utos nach Verbrauch besteuert würden. Schließlich das Beispiel Erbschaftsteuer – darauf abe ich schon hingewiesen –: Wenn ich heutzutage meiem Neffen oder meiner Nichte das Studium bezahlen öchte, sagen wir einmal: fünf Jahre lang 1 000 Euro im onat – das sind 60 000 Euro –, dann muss ich 2 000 Euro Schenkungsteuer an den Staat abführen. as ist denn das für eine Erbschaftsteuer? Welcher Sinn teckt denn dahinter, dass man erst den Staat finanzieren uss, wenn man sich im Familienkreis gegenseitig unter tützen will? Auch diese Regelung müsste beseitigt weren. Ich will damit sagen: All das führt dazu, dass diese egierung diejenige ist, die die höchsten Steuern erhebt nd gleichzeitig die höchsten Schulden macht. Die FDP ritt mit einem Gegenkonzept an: Wir wollen die Steuern enken und die Schulden reduzieren. Das ist das Gegenrogramm zu dem Programm dieser Regierung, und das st erfolgreich. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, das ist Scharlatanerie!)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP)


ass der Bundesfinanzminister schon verzweifelt und
icht mehr weiß, wie er seinen Haushalt sanieren soll,
ehen Sie daran, dass er jetzt schon dazu übergeht, Lotto
u spielen. Das wird dem Haushalt aber nicht helfen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1620303100

Das Wort hat nun Kollege Georg Nüßlein, CDU/

SU-Fraktion.


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1620303200

Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Ich

ebe zu, dass ich manchmal, wenn ein FDP-Kollege






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
spricht, auf meinen Händen sitze und aufpasse, dass ich
nicht klatsche. Heute ist das ein klein wenig anders.
Denn, sehr geehrter Herr Brüderle, wenn man seine
Rede damit beginnt, Erhard zu zitieren und zu sagen,
50 Prozent der Wirtschaft seien Psychologie, und dann
das, was wir im Rahmen eines ernsthaften und verant-
wortungsvollen Krisenmanagements machen, in Bausch
und Bogen verdammt, muss ich ganz ehrlich sagen: Das
ist ein ganz schlechter Beitrag zur Psychologie der Wirt-
schaft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Ach Gott!)


Ich hätte von der FDP an der Stelle etwas mehr Ver-
antwortungsbewusstsein erwartet. Dann würde es mir
auch leichter fallen, Herr Solms, einiges von dem, was
Sie angesprochen haben, gutzuheißen. Insbesondere das
Thema Steuersenkungen ist ein zentrales Anliegen der
CSU,


(Zurufe von der FDP: Aha!)


nicht deshalb, weil wir die aktuelle Finanzkrise damit lö-
sen wollen, sondern weil wir die vielen kleinen Finanz-
krisen lösen müssen, die sich bei denen abspielen, die
durchschnittliche Einkommen haben und denen auf-
grund der kalten Progression immer weniger bleibt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: Wenigstens das hat er verstanden!)


Nun haben Sie in diesem Zusammenhang die Mineral-
ölsteuer angesprochen und gesagt, dass es viel einfacher
gewesen wäre, statt eine Neuordnung der Kfz-Besteue-
rung durchzuführen, die Mineralölsteuer anzuheben. Ich
weiß nicht, ob Sie sich ausgerechnet haben, welcher Be-
trag das Ergebnis wäre. Ich weiß auch nicht, ob Sie die Si-
tuation in unseren Grenzlagen berücksichtigen, in denen
mittlerweile ohnehin schon ein Tanktourismus stattfindet,
den wir dadurch ins Unerträgliche verstärkt hätten. Des-
wegen ist das, was die FDP an dieser Stelle zum Bürokra-
tieabbau vorschlägt, kein Ansatz.

Ich glaube, dass wir jenseits der Thematik der Steuer-
senkungen – hier hätten wir als CSU uns mehr vorge-
stellt – im Rahmen der parlamentarischen Beratungen,
die jetzt anstehen, noch einmal darüber reden müssen, ob
wir hinsichtlich der Konkurrenzfähigkeit der Landwirt-
schaft die Besteuerung von Agrardiesel ändern sollten,
um so wichtige und richtige Akzente zu setzen. Die FDP
kritisiert die Eingriffe in die Märkte. Aber was soll man
denn angesichts der globalen Verknüpfung der Märkte,
die uns hier schmerzlich vorgeführt wird, tun? Was soll
man tun, wenn wir erleben, dass in anderen Staaten die
Automobilzulieferer und die Automobilindustrie ge-
schützt und unterstützt werden? Sollen wir dann – so
stellt die FDP es sich vor – auf Marktbereinigung setzen
und sagen, dass es schon laufen wird? Das Ergebnis
wäre, dass bei uns die Zulieferer und die Automobilin-
dustrie wegbrechen, während sie in anderen Ländern ge-
schützt werden.

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(C (D (Jürgen Koppelin [FDP]: Haben Sie doch gerade bei Herrn Solms gehört!)


as kann doch nicht ernsthaft Ihr Anliegen sein.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Haben Sie eben gar nicht zugehört?)


Uns geht es mit diesem Programm darum, die Struk-
uren, das Know-how und die Arbeitsplätze zu sichern.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Japan!)


eshalb ist all das, was wir im Bereich der Kurzarbeit
nd der Qualifizierung machen, gut und wichtig. Es
eht uns bei diesem Thema insbesondere darum, den
ittelstand abzusichern. Das ist ganz entscheidend. Ich
öchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass es nicht nur

ie Großen sind, die geschützt werden, sondern dass wir
as Augenmerk auch auf den Mittelstand richten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Hier wurde verschiedentlich über den Haushalt disku-
iert. Mir ist klar, dass, wenn man Bürgschaften für Ban-
en gibt und jetzt den Bürgschaftsrahmen für Unterneh-
en auf 100 Milliarden Euro ausdehnt, plötzlich Zahlen

nd Eventualverbindlichkeiten im Raum stehen, bei de-
en den Bürgerinnen und Bürgern schwindlig wird. Ich
ehöre nicht zu denen, die sagen, dass das alles ohne
aushaltswirkung bleiben wird. Aber die steigende Neu-
erschuldung können wir uns in dieser Situation leisten,
eil wir in der Großen Koalition vorher konsequent auf
onsolidierung gesetzt haben und – das ist mir als Ver-

reter der jüngeren Generation wichtig – weil wir mit all
em, was wir tun, in Innovation, Bildung und Infra-
truktur investieren. Das ist etwas, was die junge Gene-
ation nicht nur etwas kostet und sie belastet, sondern
as sie letztendlich auch weiterbringt.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Nun sind viele Dinge in diesem Zusammenhang nicht
infach zu regeln. Ich weise unter anderem darauf hin,
ass in der Zusammenarbeit mit Ländern und Kom-
unen sichergestellt werden muss, dass das, was wir an

nvestitionshilfen geben, zusätzlich wirken muss, und
ass wir verhindern müssen, dass Länder und Kommu-
en ihre Haushalte mit dem Geld des Bundes sanieren.
as halte ich für ganz entscheidend. Wir haben entspre-

hende Regelungen getroffen. Aber über den Regelungs-
eil hinaus muss man an die Vertreterinnen und Vertreter
on Ländern und Kommunen appellieren, das Richtige
u tun und zusätzlich zu investieren, anstatt das Geld zur
aushaltssanierung zu nutzen.

Es ist nicht unerheblich, dass wir im Rahmen des In-
ovationsprogramms sichergestellt haben, dass FuE,
orschung und Entwicklung, nicht nur im Osten
eutschlands gefördert werden, sondern dass das auch

m Westen passiert. Das halte ich für ganz entscheidend.
ir brauchen nach annähernd 20 Jahren Aufbau Ost
ittlerweile auch einen Aufbau West.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
Deshalb war es richtig, dass wir bei dem Thema Breit-
band nicht auf die Gemeinschaftsaufgabe gesetzt haben,
sondern diesem Thema im Rahmen dieses Programms
ein besonderes Augenmerk widmen werden.

Herr Trittin hat das Thema Investitionen und Ökolo-
gie sehr ausführlich angesprochen. 2009 und 2010 flie-
ßen insgesamt 500 Millionen Euro in die Erforschung
von Hybridantrieben, Brennstoffzellen und Speicher-
technologien. Wir werden bei dem Thema energetische
Sanierung ganz massiv ansetzen. Herr Trittin, ich darf
Ihnen empfehlen: Vergleichen Sie einmal die Politik der
Großen Koalition im Umweltbereich mit dem, was Sie
selber gemacht haben, beispielsweise beim Ausbau der
erneuerbaren Energien und bei der energetischen Sanie-
rung. Ich glaube, da werden Sie relativ kleinlaut werden


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das wird er nie!)


und sich in Zukunft mit Kritik zurückhalten,


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Überhaupt nicht!)


jedenfalls dann, wenn Sie es ernst meinen und das Ganze
verantwortungsbewusst angehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich halte es für ganz entscheidend, dass wir seriös mit
dem Thema umgehen und dass wir uns unserer Verant-
wortung bewusst sind. Es gibt im Finanzbereich eine
Krise des Vertrauens. Wir müssen alles tun, damit daraus
nicht eine Vertrauenskrise in die Politik wird. Da ist die
Große Koalition auf einem sehr guten Weg.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1620303300

Das Wort hat nun Kollege Otto Bernhardt für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Otto, jetzt räum mal auf! – Jürgen Koppelin [FDP]: Der Erbschaftsteuerexperte der CDU!)



Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1620303400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Das, was die Große Koalition bisher zur Stär-
kung der Konjunktur verabschiedet hat, und die vier Ge-
setzentwürfe, die wir heute in erster Lesung zusammen
beraten, sind, bezogen auf unser Bruttoinlandsprodukt,
der größte Beitrag einer Volkswirtschaft innerhalb der
EU zur Stärkung der Konjunktur.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So weit zu Lafontaine!)


Wir leisten den stärksten Beitrag in Europa, obwohl
wir eine der gesündesten und stärksten Volkswirtschaf-
ten sind.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist die Ursache dafür!)


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(C (D erade in den letzten drei Jahren der Großen Koalition nter Führung der Union sind wir in vielen Bereichen in deutliches Stück vorangekommen. Nun ist es natürlich für die Bevölkerung gar nicht einach, diese vielen Programme noch zu durchschauen (Jürgen Koppelin [FDP]: Für einige Abgeordnete auch nicht!)


nd sich ein Bild zu machen, wer was will. Ich will ver-
uchen, an fünf Punkten eine Linie aufzuzeigen, die für
ns als Union Maßstab für das Handeln ist, wohl wis-
end, dass besondere Situationen besondere Maßnahmen
rfordern. Ich schließe nicht aus, dass auch wir irgend-
ann weitere Dinge beschließen müssen.

Der erste Punkt, das Motto für den Bereich der Fi-
anzwirtschaft, ist ganz klar: Es darf zurzeit kein Finanz-
nstitut in Deutschland in die Insolvenz gehen. Hätten
ich die Amerikaner, als es um Lehman Brothers ging,
ntsprechend verhalten, wäre der Welt und uns manches
rspart geblieben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Als Christdemokrat hoffe ich, dass das bisherige In-
trumentarium ausreicht, um auch die Bank, die jetzt in
er Diskussion ist und deren Situation besonders kritisch
st, vor der Insolvenz zu bewahren. Ich hoffe, es reicht
us, dass der Bund die 33 1/3 Prozent dieser Bank, die er
eute ohne Hauptversammlungsbeschluss übernehmen
ann, übernimmt.

Genauso deutlich sage ich mit Blick auf die Real-
irtschaft – das ist Punkt zwei –: Wir sind nicht bereit,
ns direkt an Firmen zu beteiligen; hier bin ich auf der
eite der FDP. Würden wir anfangen, uns irgendwo zu
eteiligen, würden wir ein Fass öffnen und wichtige
rundsätze infrage stellen. Diesen Fehler könnten wir
ach dem Ende der Krise nur sehr schwer rückgängig
achen.

Natürlich wollen wir der Realwirtschaft helfen. Zu
iesem Zweck haben wir für alle Firmen, die einen Um-
atz von bis zu 500 Millionen Euro machen, das 15-Mil-
iarden-Euro-Programm verabschiedet. Hinzu kommt
etzt das 100-Milliarden-Euro-Programm, mit dem wir
ns an große Unternehmen wenden. Wir legen allerdings
ert darauf, festzustellen, dass diese Programme keine
eteiligungen, sondern Bürgschaften und Kredite dar-

tellen. Ich gehe noch weiter: Ich lege Wert darauf, fest-
ustellen, dass beide Programme von Hausbanken ange-
oten und von der KfW verwaltet werden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr gut!)


m es klar zu sagen: Auch an dieser Stelle sollte sich der
taat nicht übernehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der dritte Punkt. Alle Experten sind sich darüber im
laren, dass man in einer Zeit wie dieser die Nachfrage

tärken muss. Die Meinungen, wie man das am besten
acht, gehen aber schon innerhalb der Großen Koalition

useinander.






(A) )



(B) )


Otto Bernhardt

(Joachim Poß [SPD]: Sogar innerhalb der Union! – Gegenruf des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: In der SPD gibt es wohl nicht mehr so viele verschiedene Meinungen, was?)


– Ja, auch in den Reihen der Union, insbesondere aber in
den Reihen der Koalition. – Ich sage sehr deutlich: Für
mich persönlich wäre es ein toller Schritt, würden wir in
unserem Programm mehr Steuersenkungen vorsehen.


(Beifall bei der FDP)


Wir befinden uns allerdings in einer Großen Koalition.
Ich sage es einmal so: Wenn es uns nicht gegeben hätte,
hätte es überhaupt keine Steuererleichterungen gegeben.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Richtig!)


Wir haben es geschafft, zumindest einige Steuererleich-
terungen durchzusetzen.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Na, na, Herr Bernhardt! Mit welchem Geld denn?)


– Herr Kollege, es gibt einen grundsätzlichen Unter-
schied zwischen Ihnen und uns: Wir sind der Meinung,
der Bürger weiß am besten, was er mit seinem Geld
macht. Deswegen lautet unsere These: Die Bürger brau-
chen mehr Netto in der Tasche. Sozialdemokraten sind
aber fast immer davon überzeugt, dass der Staat das bes-
ser weiß.


(Joachim Poß [SPD]: Nein! Das ist falsch! Eine böse Unterstellung, Herr Kollege! So böse sind Sie doch sonst nicht! – Anton Schaaf [SPD]: Na, na! Was soll das denn?)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1620303500

Herr Kollege Bernhardt, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Fricke?


Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1620303600

Aber selbstverständlich, gerne.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1620303700

Herr Kollege Bernhardt, jetzt bin ich ein wenig ver-

wirrt. Sie haben gerade ausgeführt, dass mehr Steuersen-
kungen notwendig seien. Zuvor allerdings hat der haus-
haltspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion gesagt,
es sei falsch, wenn die FDP weitere Steuersenkungen
fordere.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das habe ich so nicht gesagt, Herr Kollege!)


Herr Röttgen, der Geschäftsführer der CDU/CSU-Bun-
destagsfraktion, hat darauf hingewiesen, dass die CDU
die Forderung nach weiteren Steuersenkungen bzw. nach
einer großen Steuerreform in ihr Wahlprogramm auf-
nehmen wird. Jetzt möchte ich gerne von Ihnen wissen
– diese Frage zielt sowohl auf ihr Wahlprogramm als
auch auf Ihre Pläne für die nächste Legislaturperiode –:
Will die CDU eine große Steuerreform, oder will sie sie
nicht?


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Ja!)


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(C (D Ich sage Ihnen jetzt, was wir wirklich wollen, und omme damit zu Punkt vier; denn so spare ich ein wenig edezeit. Natürlich sind die kleinen Steuererleichterungen, die n diesem Programm enthalten sind, kein Ersatz für eine roße Steuerreform. ir werden in unser Wahlprogramm – wir nennen es naürlich Regierungsprogramm für die nächste Legislatureriode – (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Ja, natürlich! Wir auch!)

Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1620303800

(Jürgen Koppelin [FDP]: Sehr clever!)


(Otto Fricke [FDP]: Aha!)


ie Forderung nach einer großen Steuerreform aufneh-
en.


(Otto Fricke [FDP]: Aha! Dann ist unsere Forderung also doch nicht falsch, oder wie ist das jetzt zu verstehen?)


Ich sage aber sehr deutlich, Herr Kollege: Steuerre-
orm heißt nicht nur Steuersenkung. Hier geht es um
trukturveränderungen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr! Ihr von der FDP solltet immer hübsch ehrlich bleiben!)


ie Stichworte sind: einfacher, gerechter und auch ein
tück niedriger. Die klare Antwort auf Ihre Frage lautet
lso: Wir werden mit der Forderung, in der nächsten
egislaturperiode eine große Einkommensteuerreform
urchzuführen, in den Wahlkampf ziehen. Ich glaube,
ir haben auch eine Chance, den dafür notwendigen fi-
anziellen Freiraum zu schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Prinzip Hoffnung!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1620303900

Herr Kollege, gestatten Sie noch eine Zwischenfrage,

nd zwar von der Kollegin Hendricks?


Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1620304000

Mit dem größten Vergnügen.


Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1620304100

Herr Kollege Bernhardt, können wir uns darauf ver-

tändigen, den Slogan „Einfach, niedrig und gerecht“,
ie ihn die FDP formuliert, auf „Einfach und gerecht“

bzuwandeln?


Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1620304200

Ich sage es einmal so, Frau Kollegin: Es kommt auf

ie Schwerpunkte an. Klar ist: Bisher wird unter einer
roßen Einkommensteuerreform in der Tat fast immer
usschließlich eine Steuersenkung verstanden. Jetzt
ommen andere Attribute hinzu. Ich habe bewusst als
rstes genannt: eine Strukturreform, als Zweites: einfa-
her, als Drittes: gerechter, und dann als Viertes: niedri-






(A) )



(B) )


Otto Bernhardt
ger. Das wird das Konzept sein, mit dem wir in den
nächsten Wahlkampf eintreten werden.


(Dr. h. c. Gerd Andres [SPD]: Das ist eine sehr gute Reihenfolge! Denn die Quadratur des Kreises können Sie nicht lösen!)


Das war mein vierter Punkt. Die Aussage ist klar: Wir
bleiben dabei, dass eine große Einkommensteuerreform
notwendig ist. Schauen Sie sich einmal an, was bei ei-
nem Bruttolohnzuwachs von 5 Prozent zurzeit netto
rauskommt! Viele werden überrascht sein, wie sie in die
Progression kommen. Den Druck, einen Teil dieser stil-
len Progression zurückzugeben – das ist ja der Ansatz
der CSU –, werden wir in der nächsten Legislaturperiode
wieder haben. Wir werden entsprechend reagieren.

Ich komme damit zu meinem fünften Punkt, der für
meine Fraktion von erheblicher Bedeutung ist. Zurück-
blickend auf die ersten drei Jahre Große Koalition darf
man sagen – da wird mir jeder recht geben –, dass wir
bei der Sanierung der öffentlichen Finanzen ein deut-
liches Stück vorangekommen sind.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Wenn ich die Ausgangsposition, 2005, mit 2008 verglei-
che, kann ich nur sagen: Wir haben in den letzten Jahren
die Freiräume geschaffen, die wir heute leider dringend
brauchen, um Programme zu machen, um gegen die
weltweite Rezession anzugehen. Wir bleiben dabei: Die
Sanierung der öffentlichen Finanzen ist weiterhin von
großer Bedeutung. Vor diesem Hintergrund ist es richtig,
dass wir für einen Teil der Einmalinvestitionen einen be-
sonderen Tilgungsfonds einrichten. Nach dem, worüber
wir heute in erster Lesung beraten, ist vorgesehen, dass
das, was die Bundesbank über 3,5 Milliarden Euro hi-
naus an Überschüssen erwirtschaftet, in diesen Tilgungs-
fonds fließt, voraussichtlich schon im nächsten Jahr. Wir
meinen es ernst mit der forgesetzten Sanierung der öf-
fentlichen Finanzen.

Es hat an diesem Punkt kritische Stimmen in unserer
Fraktion gegeben. Die Vertreter der jüngeren Generation
haben gesagt: Wir stimmen dem nur zu, wenn ihr gleich-
zeitig sicherstellt, dass eine Schuldenbremse ins Grund-
gesetz kommt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Eine Schuldenbremse ist allerdings nur für Bund und
Länder gemeinsam sinnvoll. Ob uns dies gelingt, wissen
wir nicht; aber wir hoffen es.

Lassen Sie mich abschließend feststellen: Die Bun-
desregierung und die sie tragenden Fraktionen haben auf
die aktuelle Wirtschaftskrise zum richtigen Zeitpunkt,
mit den richtigen Maßnahmen und im notwendigen Um-
fang reagiert. Der Bürger kann sich darauf verlassen:
Wir werden auch in Zukunft alle notwendigen Entschei-
dungen treffen, um diese Krise, die wir nicht verhindern
konnten, abzuschwächen und eine positive Zukunft auf-
zuzeigen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf en Drucksachen 16/11740, 16/11700, 16/11746, 16/11741, 6/11742, 16/11743 und 16/11747 an die in der Tagesrdnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind ie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann sind ie Überweisungen so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 22 a bis 22 f sowie usatzpunkt 13 auf: 22 a)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1620304300
gierung

Bericht der Bundesregierung zum Stand der Be-
mühungen um Rüstungskontrolle, Abrüstung und
Nichtverbreitung sowie über die Entwicklung der

(Jahresabrüstungsbericht 2008)


– Drucksache 16/11690 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Bericht der Bundesregierung zum Stand der
Bemühungen um Rüstungskontrolle, Abrüstung
und Nichtverbreitung sowie über die Entwick-

(Jahresabrüstungsbericht 2007)


– Drucksache 16/9200 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)


– zu dem Entschließungsantrag der Abgeordne-
ten Elke Hoff, Dr. Werner Hoyer, Dr. Karl
Addicks, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der FDP zu der Unterrichtung durch die
Bundesregierung

Bericht der Bundesregierung zum Stand der
Bemühungen um Rüstungskontrolle, Abrüs-
tung und Nichtverbreitung sowie über die Ent-

(Jahresabrüstungsbericht 2006)


– zu dem Entschließungsantrag der Abgeordne-
ten Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche,
Hüseyin-Kenan Aydin, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion DIE LINKE zu der Unterrich-
tung durch die Bundesregierung

Bericht der Bundesregierung zum Stand der
Bemühungen um Rüstungskontrolle, Abrüs-
tung und Nichtverbreitung sowie über die Ent-






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse

(Jahresabrüstungsbericht 2006)


– zu der Unterrichtung durch die Bundesregie-
rung

Bericht der Bundesregierung zum Stand der
Bemühungen um Rüstungskontrolle, Abrüs-
tung und Nichtverbreitung sowie über die Ent-

(Jahresabrüstungsbericht 2006)


– Drucksachen 16/7790, 16/7791, 16/5211,
16/9149 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
Uta Zapf
Dr. Werner Hoyer
Wolfgang Gehrcke
Kerstin Müller (Köln)


d) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten
Winfried Nachtwei, Alexander Bonde, Jürgen
Trittin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Zur Zukunft der nuklearen Abrüstung, Nicht-
verbreitung und Rüstungskontrolle

– Drucksachen 16/7569, 16/9834 –

e) Beratung des Antrags der Abgeordneten Winfried
Nachtwei, Jürgen Trittin, Kerstin Müller (Köln),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Für eine atomwaffenfreie Zukunft – Atomwaf-
fen aus Deutschland abziehen

– Drucksache 16/9799 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Verteidigungsausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Winfried
Nachtwei, Kerstin Müller (Köln), Volker Beck

(Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Einsatzmoratorium und Ächtung von DU-Mu-
nition vorantreiben

– Drucksache 16/11439 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

ZP 13 Beratung des Antrags der Abgeordneten Jürgen
Trittin, Winfried Nachtwei, Kerstin Müller

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(C (D BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Zeit für Abrüstung und Rüstungskontrolle ist reif – Deutschland muss einen führenden Beitrag dazu leisten – Drucksache 16/11757 – Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich öre dazu keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlosen. Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Bundesinister des Auswärtigen, Frank-Walter Steinmeier, das ort. Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des uswärtigen: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Eine chwalbe macht noch keinen Sommer. Will sagen: enn in dieser Situation eine europäische Großmacht ie Bereitschaft zeigt, von einem Rüstungsprojekt Abtand zu nehmen, mit dem noch gar nicht begonnen urde, dann ist das auch aus meiner Sicht noch keine brüstung. Wir alle wissen das. Trotzdem ist diese Deatte zu dieser Zeit richtig und wichtig, zu einer Zeit ämlich, in der wieder viel frischer Wind in der internaionalen Politik und, so hoffe ich, auch in der Abrüsungspolitik weht. Warum sage ich das? – Ich sage das, weil ich es als in gutes Zeichen ansehe, dass sich der neue amerikaniche Präsident in seinem ersten Interview an die arabiche und muslimische Welt wendet und dass er gleicheitig auch in Richtung Russland Entspannungssignale endet und ganz offenbar eine Antwort dadurch erhalten at, dass Russland die Bereitschaft zeigt, seine Raketen icht, wie angekündigt, in Kaliningrad zu stationieren. as sind gute Nachrichten, und das ist eine Chance, die ir jetzt nutzen müssen. Ich glaube, dass die Weichen ür die nächsten zehn Jahre Abrüstungspolitik in diesem ahr 2009 gestellt werden. Wir müssen es schaffen, die eichen auf die richtige Art und Weise zu stellen. Es ist Zeit, dass wir auch in der internationalen Politik ich habe das auch hier in diesem Hause oft genug geagt – von dem alten Denken in den Kategorien von Abchottung oder Abschreckung weg kommen. Wir müsen hin zu einer anderen Außenund internationalen olitik, die von Langfristigkeit und Vorausschau geleitet st, wofür ich oft geworben habe. Die Chance dafür beteht jetzt, eine Chance, die wir nicht vergeigen dürfen. arum bitte ich sehr. Meine Damen und Herren, ich habe von Gesten geprochen, die wir begrüßen und gerne sehen. Für die Poitik kommt es darauf an, dass aus solchen Gesten Taten erden. Dazu brauchen wir vor allen Dingen eines, was n der internationalen Politik in den letzten Jahren verlo Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier rengegangen ist, nämlich Vertrauen. Ohne Vertrauen wird es international keine Abrüstungspolitik geben. Deshalb müssen wir daran mitwirken, dass Vertrauen entsteht. Es gibt in der Abrüstungspolitik natürlich Prioritäten, die wir uns vornehmen müssen. Die erste und wichtigste Aufgabe ist für mich: weniger Atomwaffen. Konzepte und Ansätze dafür liegen ja vor. Es sind ja keine Traumtänzer, die daran gearbeitet haben – auch in Deutschland nicht. Wenn Helmut Schmidt, Richard von Weizsäcker, Hans-Dietrich Genscher und Egon Bahr daran arbeiten und solche Vorschläge machen, dann sind das ganz praktische Schritte hin auf dem Weg zu einer atomwaffenfreien Welt. (Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


Das ist auch eine Antwort – so wollen sie auch ver-
standen werden – auf einen Vorschlag, den vier Schwer-
gewichte der amerikanischen Außenpolitik – Henry
Kissinger und George Shultz sind darunter – bereits im
letzten Jahr entwickelt haben. Sie arbeiten dafür, dass
aus einer solchen Vision Wirklichkeit wird.

Wir müssen das tun. Deshalb sollten wir miteinander
dafür sorgen, dass diejenigen, die auf der amerikani-
schen und der deutschen Seite solche Vorschläge ge-
macht haben, hier in Berlin zusammenkommen und die
Vorschläge und Konzepte, die erarbeitet worden sind,
bündeln. Wir sollten dabei helfen, dass aus solchen Vor-
schlägen und Ideen praktische Politik wird.


(Beifall bei der SPD)


Herzstück dessen, was wir dort vor uns haben, ist
ganz sicher der Nichtverbreitungsvertrag. Wir haben
deprimierende Erfahrungen hinter uns. Die letzte Re-
formperiode ist ohne jedes Ergebnis zu Ende gegangen.
Ganz klar ist ebenso, dass Russland und die USA, die
mehr als 90 Prozent des gesamten Kernwaffenbestandes
besitzen, hier vorangehen müssen.

Ich will – auch von hier aus – den Appell an die bei-
den jungen Präsidenten in den USA und in Russland
richten, sich dieser Verantwortung zu stellen und den
Blick nach vorne zu richten. Solche Signale sehe ich im
Augenblick vor allen Dingen von der amerikanischen
Seite. Drei Signale sind es, die ich kurz erwähnen will.

Erstens: die Bereitschaft der USA, den START-Ver-
trag, das Abkommen über weitere nukleare Abrüstung,
zu verlängern, nachdem es Ende dieses Jahres ausgelau-
fen sein wird.

Zweitens – für jeden, der hier im Saale sitzt und sich
in den letzten acht Jahren auch mit Abrüstungspolitik be-
fasst hat, fast eine Sensation –: Präsident Obama hat an-
gekündigt, den Atomteststoppvertrag dem Senat jetzt zur
Ratifizierung zuzuleiten.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D as ist ein entscheidendes Signal, auf das wir jahrelang ergeblich gewartet haben. Wir wissen nun, dass wir die euen Spieler auf der internationalen Bühne davon abalten können, weiter nuklear aufzurüsten. Drittens – auch nicht unwichtig –: das Nachdenken in er neuen amerikanischen Regierung darüber, ob man ie Produktion von waffenfähigem Spaltmaterial eintellt. Wenn wir es schaffen würden, das wieder aufzuehmen, auch in den internationalen Verhandlungen, ann packen wir das Problem der Nuklearbewaffnung in er Tat endlich an der Wurzel; denn wir würden dazu ommen, dass Material, das nach vielen Jahren der Verandlungen endlich vernichtet worden ist, nicht ersetzt erden kann. Das sind drei wichtige Signale, die für uns einen Zeitprung nach vorne in der Denuklearisierung der Waffenechnologie bedeuten könnten. Niemand hier ist naiv. Auch wir wissen, dass wir urch einen Verzicht auf Kernenergie und durch den erzicht auf Nuklearwaffen hier in Deutschland die Welt och nicht endgültig zum Guten wenden. Es gibt Regioen, es gibt Staaten, die ihren Ehrgeiz darauf verwenden, umindest die zivile Produktion von Kernenergie auszueiten. Natürlich wirft das nicht erst heute erstmals die ragen auf: Wie begrenzen wir, wie bannen wir eigent ich die Gefahren, die durch die Ausbreitung der zivilen utzung der Kernenergie entstehen können? Wie sorgen ir vor allen Dingen dafür, dass hier nicht auf Nebenween am Ende spaltbares Material für Nuklearwaffen herestellt wird? Ich habe für die deutsche Seite bei der Internationalen tomenergiebehörde mit einem Vorschlag zur Multi ateralisierung des Brennstoffkreislaufes geworben, as nichts anderes heißt, als dafür zu sorgen – in die De ails müssen wir jetzt gar nicht gehen –, dass überall da, o Anreicherungstechnologie Anwendung findet, interationale Kontrolle, aus meiner Sicht: möglichst durch ie IAEO, ausgeübt wird. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Erich G. Fritz [CDU/CSU])


ie Unterstützung für diesen Vorschlag wächst. Wir
erden uns weiter intensiv dafür einsetzen. Ich werde
ein nächstes Gespräch mit Herrn al-Baradei am kom-
enden Wochenende in München führen.

Die IAEO wird nur dann funktionieren, wenn die
taaten bereit sind, mit dieser wichtigen VN-Kontroll-
unktion zusammenzuarbeiten. Das sage ich deshalb,
eil es wichtige Staaten wie Iran und Syrien sind, die
isiken in die internationale Politik hineintragen. Wir
üssen an diese Staaten appellieren, wir müssen sie auf-

ordern, wir müssen sie drängen, mit der IAEO tatsäch-
ich zusammenzuarbeiten. Sie haben das alles aus nächs-
er Nähe verfolgt.

Wir haben uns mittlerweile schon vier Jahre intensiv
emüht, mit dem Iran klarzukommen, dafür zu sorgen,
ass das nukleare Programm, vermutlich auch ein nu-
leares Waffenprogramm, nicht weiterverfolgt wird. Wir
aben Angebote an den Iran ausgereicht. Wir haben aber






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
auch Sanktionen beschlossen. Wir wollen und brauchen
weiterhin eine diplomatische Lösung. In diesem Sinne
ist es gut, dass Präsident Obama seine Hand ausgestreckt
hat, dass er Bereitschaft zu Direktgesprächen mit dem
Iran gezeigt hat. Ich glaube nur, es ist an der Zeit, dass
wir auch heute, auch von hier aus an den Iran und die
iranische Führung appellieren, diese Hand nicht zurück-
zuweisen. Ich verweise gezielt mit Blick auf die Nach-
richten von gestern, die auch Sie gesehen haben, darauf,
dass der Iran, nachdem die USA ihre Gesprächsbereit-
schaft betont haben, anfängt, die Hürden für Direktge-
spräche zu erhöhen. Deshalb sage ich: Seid vernünftig!
Geht auf dieses Angebot der USA ein – gar nicht einmal
wegen der USA und des Restes der Welt – natürlich
möchten auch wir, dass es zu einer Lösung kommt –,
sondern vor allen Dingen wegen der Menschen, die un-
ter der Isolation und Konfrontation, die die iranische Po-
litik hervorruft, leiden. Das geht sogar so weit, dass dort
viele Menschen hungern.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Neue Themen stellen sich im Laufe der Zeit. Dennoch
bleiben manchmal über Jahre und Jahrzehnte Stichworte
und Überschriften dieselben. Das deutet darauf hin, dass
wir die Aufgaben noch nicht gelöst haben. Der gemein-
same Raum der Sicherheit in Europa bzw. von Vancouver
bis Wladiwostok ist wahrlich kein neues Stichwort. Nur,
aktuell ist dieses Thema nach wie vor. Ich mag nach wie
vor nicht einsehen, dass wir dann, wenn wir feststellen,
dass dieser Raum neuen Bedrohungen, die alle gemein-
sam betreffen, ausgesetzt ist, nicht Mittel und Wege fin-
den können, um uns gemeinsam vor diesen neuen Be-
drohungen auch tatsächlich zu schützen. Die Zeit dafür
ist reif. Wir sollten sie nutzen und die Bedrohungen, die
alle gemeinsam betreffen, nicht zum Anlass nehmen,
noch neue überflüssige Konflikte zwischen Ost und
West zu begründen. Das ist nun wirklich nicht Sinn der
Sache.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wir brauchen auch einen
Neubeginn bei der Debatte über den KSE-Vertrag. Es
gibt ein Argument, das Russland dagegen zu Recht ein-
wendet. So wird gesagt, der KSE-Vertrag stamme aus ei-
ner Zeit, die vergangen ist, nämlich aus der Zeit vor der
NATO-Osterweiterung. Ich sage: So richtig das Argu-
ment ist, so falsch wäre der Schluss, dass man deswegen
in Untätigkeit verfallen dürfe.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Genau!)


Der richtige Schluss lautet: Wir müssen den KSE-Ver-
trag, weil wir ihn brauchen, an die neuen Bedingungen
anpassen. Er ist nicht obsolet. Wer wie Sie die Entwick-
lung und den Verlauf des Südkaukasus-Konfliktes im
vergangenen Sommer erlebt hat, der weiß, dass das, was
der KSE-Vertrag inhaltlich bezweckte, nämlich mehr
Stabilität im europäischen Raum, wahrlich nicht obsolet
geworden ist. Wir werden deshalb die Beteiligten erneut
nach Berlin einladen und versuchen, beim KSE-Vertrag
mehr Fortschritte als in der Vergangenheit zu erreichen.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss:
brüstungspolitik dauert. Das ist in der Regel kein
hema für Sprücheklopfer. Ich weiß das wohl. Trotzdem
das will ich Ihnen sagen – lohnt sich der Einsatz. Gele-
entlich erfährt man das auch in seiner aktiven Zeit: So
urfte ich vor wenigen Wochen in Oslo das Überein-
ommen über ein Verbot von Streumunition mit unter-
eichnen. Das ist gut. Wir müssen aber gleichzeitig fest-
tellen: Viele Staaten haben noch nicht unterschrieben.
er Druck wächst zwar, aber er muss weiter wachsen.
afür zu sorgen, dass er weiter wächst, das schafft der
ußenminister nicht allein. Deshalb braucht er ein Parla-
ent und Abgeordnete, die ihn dabei unterstützen und

ich dieser Aufgabe annehmen.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Machen wir!)


ie können sicher sein: Ich weiß sehr wohl, dass das eine
rbeit ist, bei der sich der Fortschritt eher in Millimetern
emisst bzw. über Jahre gar nicht eintritt. Ich weiß, dass
as eine Arbeit ist, für die man nicht am nächsten Tag in
en Medien gelobt wird. Es handelt sich aber um eine
otwendige Arbeit. Deshalb bedanke ich mich für Ihre
nterstützung in der Vergangenheit und setze auf Sie in
er Zukunft.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1620304400

Das Wort hat nun Kollege Werner Hoyer für die FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1620304500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ieber Herr Minister Steinmeier, wir nehmen Ihr Ange-
ot gerne an. Wir fühlen uns nämlich dem Ziel, das Sie
argelegt haben, verpflichtet. Wir sind auch hinsichtlich
er Analyse der Gefahren einer weltweiten Aufrüstung
nd einer wachsenden Proliferation mit Ihnen einig, und
as nicht erst seit heute. Wir beschwören das mehrfach
m Jahr in jeder entsprechenden Debatte. Wir wiederho-
en das ebenso wie Sie in diesem Hause seit Jahren ge-
etsmühlenartig. Wir loben Sie dafür, aber dann passiert
ichts.

Es ist für meine Fraktion und mich völlig unverständ-
ich, dass Deutschland bis heute in einem abrüstungspo-
itischen Tiefschlaf liegt,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ass es seit mehr als zehn Jahren keine abrüstungspoliti-
chen Initiativen und international oder auch nur natio-
al diskutierte Konzepte aus der Feder der Bundesregie-
ung gibt. Ich nenne eine Ausnahme – Sie haben sie eben
elber erwähnt –: Den Vorschlag der Multilateralisierung






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
des Brennstoffkreislaufs finde ich sehr interessant. Das
kann letztlich durchaus ein Teil des Gesamtpaketes sein.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: KSE!)


Abrüstung und Rüstungskontrolle waren Kernelemente
der Entspannungspolitik, die zum Ende des Kalten
Krieges geführt haben. Kaum ein Land hat der Entspan-
nungspolitik so viel zu verdanken wie Deutschland.
Heute sind alle relevanten Abrüstungs- und Rüstungs-
kontrollverträge entweder gekündigt, oder sie werden
unterlaufen oder liegen auf Eis.

Das Schicksal des Nichtverbreitungsvertrages aus
dem Jahr 1968 ist ungewiss. Der ABM-Vertrag von 1972
ist gekündigt. Die INF-Verträge sind so gut wie ausge-
setzt, und der Nachfolger des KSE-Vertrages wartet im-
mer noch auf die Ratifizierung durch die NATO-Staaten.

Hinzu kommt ein Faktor, der vielleicht noch größere
Auswirkungen hat, weil wir ihn nach der Überwindung
des Kalten Krieges möglicherweise etwas aus dem
Blickfeld verloren haben. Seit 1967 ist die Sicherheits-
politik der NATO mehr vom Harmel-Bericht inspiriert
als von irgendeinem anderen Dokument. Die NATO
vollzog damals einen veritablen Paradigmenwechsel, der
uns befähigt hat, die Gefahren des Kalten Krieges zu
bannen. Militärische Abschreckung und politische Dia-
logbereitschaft wurden nicht mehr als Widersprüche,
sondern als sich ergänzende Prinzipien verstanden.

Heute sind wir in gewisser Weise hinter die 90er-
Jahre zurückgefallen. Eindämmung, unilaterales Vorge-
hen und Aufrüstung bestimmen die Szene. Dieser Trend
muss umgekehrt werden, und vielleicht wird das jetzt
auch möglich. Die Signale – insbesondere von unserem
amerikanischen Bündnispartner – sind ermutigend.

Die richtige Konsequenz ist nicht weniger, sondern
mehr vertragliche Bindung. Vielleicht leistet die Welt-
wirtschaftskrise dabei durchaus katalytische Dienste. Es
wird möglich, was sonst nicht möglich bzw. vielleicht
sehr viel schwieriger oder erst später möglich geworden
wäre. Wir sollten diese Chance nutzen.

In der Abrüstungspolitik kann Deutschland zu jedem
Zeitpunkt glaubwürdig wie sonst kaum ein Land auftre-
ten. Aber wir erleben eine Abfolge von Versäumnissen
und Fehlentscheidungen. Ich nenne einige Beispiele:
Bis heute verweigern wir uns der Ratifizierung des
AKSE-Vertrages. Die Signalwirkung ist fatal und spielt
den Hardlinern in Moskau geradezu in die Hände.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ein zweites Beispiel: Seit 2005 hat Washington mit
Prag und Warschau über die Stationierung eines Rake-
tenschildes verhandelt, als gehe das Europa gar nichts
an. Auch die Bundesregierung ist nicht richtig auf das
Thema eingestiegen.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister: Herr Hoyer!)


Schließlich, Herr Minister – damit komme ich zu dem
Tiefpunkt der deutschen Rüstungskontrolle- und Abrüs-

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(C (D ungspolitik der letzten Jahrzehnte –: Deutschland führt eit letztem Jahr den Vorsitz in der Nuclear Suppliers roup, in der über die proliferationsrelevanten Ausfuh en im Konsens entschieden wird. Entgegen den von Ihen selber aufgestellten Kriterien stimmt Deutschland hne Not einer Ausnahmegenehmigung für Indien zum mport nuklearer Brennstoffe und Technologien zu. Warum ist die Bundesregierung eigentlich so wild arauf gewesen, den Vorsitz in der Nuclear Suppliers roup zu übernehmen? (Beifall bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


m Ende waren wir die nützlichen Idioten für eine
cheidende amerikanische Regierung. Die neue Regie-
ung will davon wahrscheinlich relativ wenig wissen.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Uta Zapf [SPD])


Berechenbarkeit schafft Vertrauen. Vertrauen schafft
icherheit, und Sicherheit gibt die Kraft zu politischer
nnäherung. 2007 haben vier ehemalige amerikanische
ußen- und Verteidigungsminister für die Vision einer
uklearen Nulllösung geworben. Sie haben das dan-
enswerterweise angesprochen.

Diese Initiative hat lange auf ein Echo aus Deutsch-
nd warten müssen. Jetzt haben Richard von Weizsäcker,
elmut Schmidt, Hans-Dietrich Genscher und Egon
ahr ein solches Echo gegeben. Das kann man nicht ge-
ug würdigen.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


enn vier deutsche Staatsmänner, mit denen sich Weg-
arken erfolgreicher deutscher Außen- und Friedens-

olitik verbinden, sich in dieser Form zu Wort melden,
ann schreit das geradezu danach, berücksichtigt zu wer-
en. Das muss uns eine Verpflichtung sein.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das dürfen wir doch nicht unseren Vorgängern über-
assen. Wir – unsere Politikergeneration – müssen das
ndlich angehen. Aber von der Bundesregierung ist zu
ieser jetzt schon seit zwei Jahren diskutierten Initiative
eine Stellungnahme in der Sache zu hören. Stattdessen
ird das, was in Zeiten des Kalten Krieges richtig und
ichtig war, häufig genug kritiklos wiederholt. Niemand

m offiziellen Berlin geht auf das Argument ein, dass
ich das, was im Kalten Krieg qua erfolgreiche Abschre-
kung Teil der wirksamen Problemlösung war, in Zeiten
symmetrischer Bedrohung und kaum noch zu stoppen-
er Verbreitung von Massenvernichtungswaffen als Teil
es Problems selbst erweisen könnte. Präsident Obama
at sich die Vertrauensbildung auf die Fahnen geschrie-
en und die Vision einer atomaren Nulllösung zu eigen
emacht. Seine Mitarbeiter legen in Gesprächen immer
ieder Wert darauf, dass er das, was er im Wahlkampf
azu gesagt hat, wirklich meint. Wir werden Fragen be-
ntworten müssen, die uns die amerikanischen Freunde
tellen werden.






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
Man darf natürlich nicht nur in das Papier selber
schauen, sondern muss auch die diesem Papier zugrunde
liegenden sehr elaborierten Studien berücksichtigen.
Dann fallen viele Argumente weg, die bei uns sehr
schnell vorgetragen werden. Mancher sagt, das alles sei
naiv, nicht zu Ende gedacht. Mancher ist auch der Auf-
fassung, der Verzicht auf Atomwaffen bringe uns einem
konventionellen Krieg näher oder werde ihn leichter
führbar machen. Das träfe nur zu, wenn man die Ver-
knüpfung übersähe, die zwischen Abrüstung und Rüs-
tungskontrolle in nie vorhandener Dichte hergestellt
werden muss, genauso wie zwischen nuklearer und nicht
nuklearer Abrüstung.


(Beifall des Abg. Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE])


Ich denke, wir haben eine neue Chance in der Abrüs-
tungs- und Rüstungskontrollpolitik. Wir müssen sie jetzt
endlich beherzt nutzen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1620304600

Ich erteile das Wort Eckart von Klaeden für die CDU/

CSU-Fraktion.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1620304700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Nicht-

verbreitungs-, Rüstungskontroll- und Abrüstungspolitik
hat das Ziel, die Welt für unsere Bürgerinnen und Bürger
sowie die Völker dieser Welt sicherer zu machen. Ge-
rade weil wir uns diesem Ziel verpflichtet fühlen, dürfen
wir in einer solchen Debatte nicht nur über die Welt
sprechen, wie wir sie uns wünschen, sondern müssen
auch darüber sprechen, wie die Welt ist. Dazu gehört,
dass es in den letzten Jahren Fortschritte in den Bemü-
hungen um Abrüstung und Rüstungskontrolle gegeben
hat. Der Hinweis auf das Streumunitionsabkommen
– mit den Einschränkungen, die der Bundesaußenminis-
ter gemacht hat – gehört in diesen Zusammenhang.

Wir müssen aber auch erkennen, dass es eine Reihe
von Rückschlägen gegeben hat. Zu diesem Schluss
kommen wir, wenn wir uns an die Proliferation von Nu-
klear- und Raketentechnik erinnern und unseren Blick
auf die Länder Iran, Nordkorea und Syrien richten. Ins-
besondere der Iran und seine unverminderten Aktivitäten
bei gleichzeitiger Verweigerung einer angemessenen
Kooperation mit der Internationalen Atomenergiebe-
hörde erfüllen uns zunehmend mit Sorge. Es ist wichtig,
dass die internationale Gemeinschaft ihren Kurs fortsetzt
und gegenüber dem Iran geschlossen auftritt. Es ist eine
Chance, dass der amerikanische Präsident Obama als ei-
nen Teil seiner Verhandlungsstrategie direkte Gespräche
mit dem Iran in Aussicht gestellt hat.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Jetzt auf einmal!)


Das gibt die Möglichkeit, dem bisherigen Ansatz der
Double-Track-Strategie weitere Elemente hinzuzufü-
gen, wie zum Beispiel Gespräche über eine Sicherheits-

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(C (D rdnung für den Nahen und Mittleren Osten, bei der der ran ein wichtiger Akteur sein könnte, wenn er bereit ist, eine Haltung im Nahostkonflikt grundlegend zu veränern und sich den Friedensvorschlägen der Arabischen iga anzuschließen. Es geht darum, den bisherigen Anatz der Double-Track-Strategie fortzusetzen und auszuauen sowie ein strategisches Umfeld zu schaffen, das eutlich macht, dass die weiteren nuklearen Ambitionen es Iran ihm selbst und seiner Bevölkerung schaden. Das st auch wichtig, damit der Iran für den Fall, dass er eine nuklearen Ambitionen wie bisher fortsetzt, nicht eispielgebend ist und keine Nachahmer in der Region nd darüber hinaus findet. Wir begrüßen die Initiativen des US-Präsidenten arack Obama im Bereich der Rüstungskontrolle und brüstung. Wir hoffen, dass er die Verhandlungen zu eiem Nachfolgeabkommen des START-I-Vertrages zügig ortsetzt. Wir begrüßen auch die gemeinsame amerikaisch-russische Initiative zu einer Multilateralisierung es INF-Vertrages über nukleare Mittelstreckensysteme. er NVV bedarf einer Reform. Dafür sollte die im ahr 2010 stattfindende Überprüfungskonferenz genutzt erden. Meine Fraktion unterstützt ausdrücklich den orschlag von Herrn al-Baradei und des Außenminis ers, zu einer Multilateralisierung des Brennstoffkreisaufs zu kommen, weil wir dafür sorgen müssen, dass taaten, wie wir es jetzt leider beim Iran erlebt haben, ichtzivile Nuklearprogramme nutzen können, um hinter hnen ein militärisches Nuklearprogramm zu verstecken. Es ist vom Kollegen Hoyer der Vorsitz Deutschlands n der Nuclear Suppliers Group und der Vertrag zwichen Indien und den Vereinigten Staaten von Ameika angesprochen worden, er aus Sicht der FDP eine Schwächung des Nonprolifeationsregimes ist. Man kann in der Tat, was dieses Abommen angeht, unterschiedlicher Ansicht sein. Gerade ei dieser Frage beweist sich, dass Abrüstung und Rüsungskontrolle und Außenpolitik häufig nicht schwarzeiß zu beurteilen sind, (Dr. Rainer Stinner [FDP]: Das ist aber eine klare Aussage!)


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Zu Recht!)


nd die Bedenken, die genannt worden sind, sind sicher-
ich relevant. Ich glaube dennoch, dass dieses Abkom-
en insgesamt ein Fortschritt ist, und zwar deswegen,
eil es das strategische Umfeld für Indien verbessert; In-
ien wird es sich künftig nicht leisten können, zum Bei-
piel gegen die Zusage, in Zukunft auf Atomwaffentests
u verzichten, zu verstoßen. Das ist ein wesentlicher
chritt in einem Prozess, der Indien immer näher an das

nternationale Nichtverbreitungsregime heranführen
ird. Darin liegt der eigentliche strategische Nutzen die-

es Abkommens, der aus meiner Sicht die Nachteile
berwiegt, die hier immer wieder angesprochen worden
ind. Indien hat sich in den letzten Jahrzehnten würdig
rwiesen, dass man dieses Abkommen unterstützen
ann. Über 30 Jahre hat Indien seine Zusage eingehal-
en, keine Proliferation von Technik oder Material vor-
unehmen. Indien hat von Anfang an auf eine First-Use-






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
Strategie von Nuklearwaffen verzichtet, und Indien hat
– das ist zur Beurteilung des Falles auch wichtig – im
Gegensatz zu Iran oder anderen Staaten nicht den Nicht-
verbreitungsvertrag unterschrieben. Deshalb ist es ange-
sichts der Beurteilung dieser strategischen Lage richtig
gewesen, dass die Bundesrepublik als Vorsitzende der
Nuclear Suppliers Group diesem Abkommen zuge-
stimmt hat.

Ein Wort möchte ich zur konventionellen Abrüstung
verlieren. Wenn ich davon spreche, dass wir nicht nur
über die Welt sprechen dürfen, wie wir sie uns wün-
schen, sondern auch über die Welt, wie sie ist, dann ge-
hört es schon dazu, im Zusammenhang mit dem KSE-
oder dem AKSE-Vertrag darauf hinzuweisen, dass Russ-
land diesen Vertrag zweimal in gravierender Weise ge-
brochen hat. Mich erstaunt, Herr Kollege Hoyer, dass
das in Ihrer Aufforderung, den Vertrag zu ratifizieren,
hier keine Erwähnung gefunden hat. Russland hat zum
einen den Vertrag ausgesetzt, suspendiert. Das ist ein
klarer Vertragsbruch; denn eine solche Suspendierung ist
nicht vorgesehen. Wir sind jetzt in der paradoxen Situa-
tion, dass Russland gegen seine völkerrechtliche Ver-
pflichtung den Informationspflichten aus dem Vertrag
nicht nachkommt, während wir – auch das gehört zur
Wahrheit – den Vertrag nicht ratifiziert haben, aber den
Informationspflichten aus dem Vertrag nach wie vor
nachkommen. Wir haben den Vertrag deswegen nicht ra-
tifiziert, weil Russland seinen Verpflichtungen aus den
Vereinbarungen mit der NATO, die in Istanbul im
Jahre 1999 getroffen wurden, nicht nachgekommen ist.
Zum anderen muss man, wenn man über den AKSE-Ver-
trag spricht, auch feststellen, dass der zweite gravierende
Vertragsbruch von Russland die Ankündigung ist, in den
abtrünnigen Provinzen Georgiens Südossetien und Ab-
chasien jeweils 3 800 Soldaten zu stationieren. Das kann
das faktische Ende des KSE- bzw. des AKSE-Vertrages
sein.

Ich bin nicht der Ansicht, dass wir dieses Verhalten
Russlands hinnehmen dürfen und dass wir unsere Ratifi-
zierungsbemühungen jetzt fortsetzen können, ohne das
anzusprechen und ohne von Russland entsprechende Re-
aktionen zu erwarten. Wir brauchen von Russland ein
klares Bekenntnis zum rüstungskontrollpolitischen Ac-
quis des Nachwende-Europa und eine Erklärung, dass es
sein Handeln an dessen Erhalt auszurichten bereit ist.
Wir brauchen von Russland ernsthafte Bemühungen, die
darauf gerichtet sind, in die internationalen Konfliktlö-
sungsmechanismen eingebunden zu bleiben und nicht
eine Politik der freien Hand zu betreiben, wie wir sie im
Georgien-Konflikt leider haben beobachten müssen. Wir
müssen gerade jetzt Wert auf die Einhaltung der Istan-
bul-Kriterien legen, damit nicht der Eindruck entsteht,
militärisches Vorgehen oder militärische Aggression
lohne sich und führe nicht zu Konsequenzen.

Ich weiß, dass das den allgemein harmonischen Ton
einer solchen Abrüstungsdebatte stört, aber es gehört
eben dazu, die Welt nicht nur so zu sehen, wie man sie
sich wünscht, sondern auch so, wie sie bedauerlicher-
weise ist.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1620304800

Das Wort hat nun Paul Schäfer für die Fraktion Die

inke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620304900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Es ist sehr gut, dass wir nicht
n erster Linie über die Vergangenheit, sondern über die
ukunft der Abrüstung reden; schließlich ist die Hoff-
ung groß, dass die bleierne Zeit der Rüstungskontrolle
it der Ära Bush zu Ende geht. In der Tat, das ist die

rste Frage: Wie kann die Aufrüstungsdynamik der letz-
en zehn, zwölf Jahre umgekehrt und in eine Dynamik
er Abrüstung verwandelt werden? Die zweite Frage

autet: Was kann die Bundesregierung dazu tun?


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


urschtelt sie weiter vor sich hin, oder geht sie unver-
agt ans Werk und versucht, eine solche Dynamik her-
eizuführen?

Dabei reicht es nicht, alle Hoffnung auf Obama und
as Weiße Haus zu projizieren. Natürlich, was dort ge-
chieht, eröffnet neue Chancen, aber wir müssen sie sel-
er nutzen. Die Chancen liegen darin, dass das, was
och gestern nur als eine schöne Utopie erschien, die
tomwaffenfreie Welt, heute greifbar näher ist; selbst
rzkonservative Politiker fordern sie. Nur die Unions-
raktion scheint nicht gemerkt zu haben, dass die Welt
ich weiterdreht.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


as wir gerade an altem Denken gehört haben, ist schon
chwer verdaulich.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Ihre Verdauung ist nicht mein Problem!)


Erstens. Wenn sich der neue US-Präsident jetzt die
ision einer Welt ohne Atomwaffen zu eigen macht
nd zu drastischen Einschnitten in das Atomwaffenarse-
al bereit ist, dann kann und muss die Bundesregierung
iniges tun: Abzug der US-Atomwaffen aus der Eifel,
eendigung der nuklearen Teilhabe. Das ist doch jetzt
ngesagt!


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ir erwarten von der Bundesregierung, Herr Außenmi-
ister, dass sie darum kämpft, beim kommenden NATO-
ipfel die Frage des Ersteinsatzes von Atomwaffen auf
ie Tagesordnung zu bringen,


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Gert Winkelmeier [fraktionslos])







(A) )



(B) )


Paul Schäfer (Köln)

und dafür eintritt, dass diese Doktrin von der Allianz un-
widerruflich ad acta gelegt wird. Das wäre übrigens auch
ein entscheidender Beitrag dazu, die Überprüfungskon-
ferenz zum Nichtverbreitungsvertrag zum Erfolg zu füh-
ren.

In diesem Zusammenhang: Dem Antrag der Grünen
werden wir zustimmen. Er ist zwar zahnlos, aber ansons-
ten okay.

Zweitens. Wenn sich der neue US-Präsident bei der
Aufstellung der Raketenabwehr in Polen und in Tsche-
chien zumindest zögerlich zeigt, dann kann die Bundes-
regierung mehr tun, als nur zustimmend zu nicken. Es ist
ja richtig, wenn diese Aufrüstungspläne erst einmal auf
Eis gelegt werden, wenn es neue Gespräche mit Russ-
land gibt, aber es wäre ein wichtiges Signal, wenn auch
die gleichgerichteten bzw. komplementären Programme
der NATO – daran ist die Bundesrepublik beteiligt – erst
einmal gestoppt würden.

Drittens. Wenn sich die neue US-Präsidentschaft jetzt
für direkte Verhandlungen mit dem Iran ausspricht
– hierbei geht es um eine zentrale Abrüstungsfrage –,
dann sollte die Bundesregierung im Rahmen der Euro-
päischen Union darauf hinwirken, dass ein neuer diplo-
matischer Ansatz entwickelt wird. Die Politik des immer
schärferen Drucks auf den Iran hat nicht zum Erfolg ge-
führt; sie wird nicht zum Erfolg führen. Aber man hört,
gerade die Bundeskanzlerin sei besonders verbissen da-
bei, immer weiter an der Sanktionsschraube zu drehen.
Lassen Sie diesen Unsinn!


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wenn man den Druck auf die Staaten, die einen Appetit
auf Atombomben entwickelt haben, erhöhen will, dann
muss man den Pfad der allgemeinen, vollständigen und
verifizierbaren Abrüstung der Atomwaffen beschreiten.
Außerdem muss man die Anreize erhöhen, von der
Bombe zu lassen, indem man weitreichende Angebote
zur Kooperation bei der wirtschaftlichen Entwicklung
macht. Das wäre vernünftige Politik.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Atomrüstung ist
ein zentrales Thema, aber nicht das einzige. Russland hat
das Nukleare aufgewertet, weil man sich gegenüber der
NATO im konventionellen Bereich im Hintertreffen und
durch den bestehenden KSE-Vertrag benachteiligt sieht.
Das kann uns nicht gefallen, aber es ist nachvollziehbar.
Daher müssen wir auch darüber sprechen, wie wir bei
der konventionellen Abrüstung vorankommen. Ob es
jetzt zweckmäßig und sinnvoll ist, im Rahmen – der
Herr Außenminister hat es angesprochen – von Verhand-
lungen über einen neuen KSE-Vertrag über neue Flan-
ken- und Stationierungsregeln sowie über neue Ober-
grenzen, die längst obsolet sind, zu sprechen, ist sehr
genau zu hinterfragen.

Die Linke hat vor einem Jahr hier vorgeschlagen – das
ist ein einfacher, transparenter und guter Vorschlag –,
alle KSE-Teilnehmer sollten ihre Waffen und Streitkräfte

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(C (D roportional reduzieren. Alle könnten ihr Militärpotenial um 30 Prozent abbauen, und es wären immer noch ich habe die Zahlen hier vorgetragen – übergenug Sol aten und Waffen vorhanden. Eines könnte über diesen chritt vor allem erreicht werden – ich stimme Ihnen zu, err Außenminister, dass es nicht zuletzt darum geht –: ertrauensbildung. Dadurch könnte man wirklich Ver rauen bilden. Die Bundesregierung ist jetzt am Zuge. Mutige Initiaive und Konsequenz sind gefragt. Ich verhehle nicht, ass ich in dieser Hinsicht sehr skeptisch bin. Wir wollen ämlich eines nicht vergessen: Die Bundesrepublik eutschland als Mitglied der EU und der NATO ist seit ehr als zehn Jahren Bestandteil dieser Aufrüstungs ynamik, siehe Rüstungsetat, siehe qualitative Rüstungsodernisierung, siehe wachsende Zahl der Out-of-areainsätze. Wenn die Bundesrepublik aus dieser globalen ufrüstungsdynamik aussteigen will, dann ist mehr ge ragt als Abrüstungsrhetorik. Die deutschen Friedensforchungsinstitute haben sich in ihrem letzten Jahresgutchten mit dem Problem der Hochrüstung beschäftigt nd das mit einer Renaissance traditioneller Machtolitik in Verbindung gebracht. Wir müssen also auch über die Grundlagen von Außenolitik reden. Wenn zwei Drittel der Weltmilitärausgaen auf das Konto der NATO-Staaten gehen, könnte das ann, frage ich Sie, nicht auch mit der Hybris dieser llianz zu haben, (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ich als eine Ordnungsmacht zu verstehen, die global
ilitärisch intervenieren will? Wenn in diesem Kontext

uch noch formuliert wird, dass die Allianz notfalls auch
ilitärisch „unsere“ strategische Rohstoff- und Energie-

ersorgung sichern müsse, dann werden wir – das sage
ch Ihnen voraus – keinen Ausweg aus der Rüstungs-
pirale finden.

Auch ein Blick in die Geschichte zeigt, dass es darum
eht, über neue Philosophien, neues Denken, neue
rundlagen zu sprechen. Ein Hinweis auf Gorbatschow
uss hier genügen. Das war eine kurze Phase, in der Ab-

üstungspolitik stattgefunden hat. Damals war man der
uffassung, Sicherheit sei nur gemeinsam und koopera-

iv zwischen Ost und West zu erreichen und die Mensch-
eit müsse sich, statt Mittel sinnlos im Wettrüsten zu
ergeuden, den eigentlichen Aufgaben zuwenden: Über-
indung von Armut und Hunger, Bewahrung der natür-
chen Grundlagen unseres Planeten, Schaffung gerechter
eltwirtschaftsbeziehungen. Diese Aufgaben sind heute

ringender denn je. Darauf muss sich die Außenpolitik
etzt konzentrieren.

Es ist gut, dass Hillary Clinton jetzt formuliert hat,
ntwicklungszusammenarbeit und Diplomatie seien die
ichtigsten Mittel, um die amerikanische Sicherheit zu
ewährleisten. Das ist ein guter Denkansatz. Er muss
ber zu praktischer Politik werden. Das wird er aber
icht, wenn wir nur auf Heilsbringer in den USA schie-
en; vielmehr müssen dazu Menschen aktiv werden und
ich engagieren, was ja viele nächste Woche in München






(A) )



(B) )


Paul Schäfer (Köln)

oder im April anlässlich des NATO-Gipfels tun wollen.
Wir unterstützen sie dabei, und das ist gut so.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Wie bei der DKP vor 30 Jahren! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das musste von Ihnen ja kommen!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1620305000

Das Wort hat nun Kollege Winfried Nachtwei für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620305100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

heutige Debatte über den Jahresabrüstungsbericht der
Bundesregierung ist für mich zuerst Anlass, den Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes
für ihre vorzügliche Arbeit auf diesem mühsamen Feld
zu danken. Unter Botschafter Gottwald wird hier eine
sehr kompetente, sehr geduldige und differenzierte Ar-
beit geleistet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie des Abg. Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE])


Im vorigen Jahrzehnt erlebte die Welt eine Abrüstung
im Frieden, wie es sie in der Geschichte noch nie gege-
ben hat. Dieser Trend verkehrte sich ungefähr seit der
Jahrtausendwende ins Gegenteil. Im Jahr 2007 erreich-
ten die weltweiten Rüstungsausgaben die extreme Höhe
von 1,34 Billionen Dollar. Wir wissen, wo die Steige-
rungsraten am höchsten waren: in den USA mit über
50 Prozent, aber auch in Südasien, im Nahen Osten und
in Nordafrika.

Seit der letzten Debatte über den Jahresabrüstungs-
bericht vor ungefähr einem Jahr hat es materielle Verbes-
serungen auf diesem Feld nahezu nicht gegeben. Ich
nenne Beispiele dafür: Es ist ein Skandal, dass die Gen-
fer Abrüstungskonferenz – sie ist das einzige ständige
globale Forum für Fragen von Rüstungskontrolle und
Abrüstung – nicht vom Fleck kommt. Das Nichtverbrei-
tungsregime ist in seiner Glaubwürdigkeit schwer ge-
schädigt durch die Billigung des amerikanisch-indischen
Nuklearabkommens durch die Nuclear Suppliers Group.
Hier ist von Vorrednern zu Recht darauf hingewiesen
worden, dass die Bundesregierung leider und im Wider-
spruch zu ihren sonstigen Beteuerungen für dieses Ver-
sagen mitverantwortlich ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Allein der Vertrag zum umfassenden Verbot von
Streumunition war im letzten Jahr ein Lichtblick. Wir
müssen dennoch feststellen: Auch hier waren der Druck
aus der Zivilgesellschaft und das Verhalten einsichtiger
Regierungen ausschlaggebend. Die Bundesregierung trat

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(C (D ängere Zeit nicht für ein umfassendes Verbot ein, sonern stand teilweise auf der Bremse. Der Zeitpunkt für diese Debatte könnte nicht besser ewählt sein angesichts der Entwicklung in den USA, o die Eiszeit, in der es ein Nachlassen bei der Rüs ungskontrolle und eine Verweigerung bei der Abrüstung ab, offenkundig zu Ende geht und sich ein Klimawanel im positiven Sinne anbahnt. Zum zentralen Bereich der nuklearen Abrüstung, ichtverbreitung und Rüstungskontrolle: Hier sind die ntwicklungen besonders bedrohlich und ist der Hand ungsbedarf besonders dringlich. Mit der Überprüungskonferenz im nächsten Jahr stehen wir an einem endepunkt. Sie, Herr Minister, haben völlig zu Recht esagt: In diesem Jahr geht es um entscheidende Weihenstellungen. Wir müssen es schaffen, dass die Überrüfungskonferenz nicht wieder gegen die Wand gefahen wird, weil dann die Konsequenzen viel verheerender ls noch vor fünf Jahren wären. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn so erfahrene Realpolitiker wie Henry Kissinger,
eorge Shultz, William Perry und Sam Nunn in den
SA zu einer atomwaffenfreien Welt aufrufen und darin
on Helmut Schmidt, Richard von Weizsäcker, Egon
ahr und Hans-Dietrich Genscher voll unterstützt wer-
en – Helmut Schmidt redet jetzt nicht mehr davon, dass
an zum Arzt gehen müsse, wenn man Visionen hat –,

ann muss das unsere Gesellschaft aufwühlen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Bundesregierung bekennt sich immer wieder zu
ertraglich abgesicherter Nichtverbreitung, Abrüstung
nd Rüstungskontrolle und dem Ziel der vollständigen
bschaffung von Massenvernichtungswaffen. Sie, Herr
inister, setzen sich bei verschiedenen Gelegenheiten

afür ein; das nehme ich Ihnen auch ab. Aber wie sind
iese Bekenntnisse mit dem vereinbar, was Sie noch vor
enigen Monaten in Ihrer Antwort auf unsere Große
nfrage zu Aspekten der nuklearen Abrüstung ge-

chrieben haben? Die Bundesregierung gesteht da ein,
ass die Fähigkeit zur nuklearen Abschreckung keine
perative Rolle bei friedenssichernden und friedensstif-
enden Einsätzen und beim Kampf gegen den Terroris-
us spiele. Zugleich aber begründen Sie den politischen
weck der Nuklearstrategie der NATO mit „Wahrung
es Friedens, Verhinderung von Zwang und jeder Art
on Krieg“.

Dies sind übrigens genau die Worte, die im strategi-
chen Konzept der NATO von 1991 stehen. Dies ist eine
egründung – so muss ich sagen –, die von jeder Verän-
erung der Bedrohungslage losgelöst ist. Dieser Wort-
aut ist schlichtweg eine Ewigkeitserklärung für die nu-
leare Abschreckung.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Es gibt ja ein neues Konzept!)


Wie ist es mit Ihren Bekenntnissen zur nuklearen Ab-
üstung vereinbar, dass die Bundesregierung einerseits






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
die von der Blix-Kommission geforderten demokrati-
schen Kontrollmöglichkeiten vonseiten des Parlaments,
der Nichtregierungsorganisationen und der Öffentlich-
keit befürwortet, andererseits an derselben Stelle jede
konkrete Antwort auf die Modernisierung von Nuklear-
waffen in verschiedenen Staaten, auf die diesbezügliche
Diskussion in der NATO oder auf die Diskussion über
Atomwaffen in Deutschland einfach ablehnt? Das ist
eine notorische Verhinderung einer öffentlichen Diskus-
sion über diese Punkte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE])


Die zentralen Schritte zur nuklearen Abrüstung und
Nichtverbreitung sind bekannt und liegen seit langem
auf dem Tisch; Herr Minister, Sie haben diese Kern-
punkte vorhin deutlich hervorgehoben.

In den nächsten Wochen werden sich auf der Münch-
ner Sicherheitskonferenz und dann vor allem auf dem
NATO-Gipfel Gelegenheiten für deutsche Impulse erge-
ben. Sie selbst haben die Erklärung von Helmut Schmidt
und anderen zitiert; sie ist auf der Website des Auswärti-
gen Amtes nachzulesen. Lesen Sie bitte die Erklärung
und das, was der Bundesregierung vorgeschlagen wird,
nämlich sich dafür einzusetzen, dass die Möglichkeit ei-
nes Ersteinsatzes von Atomwaffen aus der Nuklear-
strategie der NATO herausgenommen wird. Joschka
Fischer hat vor zehn Jahren einen solchen Versuch unter-
nommen. Damals ist er unter anderem von der FDP kräf-
tig gerügt worden. Das wäre ein wichtiger Schritt. Der
andere wichtige Schritt, den Helmut Schmidt und andere
vorschlagen, ist der Abzug der letzten amerikanischen
Atomwaffen von deutschem Boden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Selbstverständlich dürfen wir über die brennenden
Fragen der nuklearen Abrüstung und Nichtverbreitung
die bei der konventionellen Abrüstung und Rüstungs-
kontrolle bestehende Herausforderung nicht vergessen.
Mit dem Vertrag über Konventionelle Streitkräfte in Eu-
ropa, also dem angepassten KSE-Vertrag, ist es nach
dem Georgien-Krieg erheblich schwieriger geworden.
Daher muss es verstärkte Bemühungen zur Weiterent-
wicklung geben. Dazu gehört zunächst die zügige Ratifi-
zierung, damit wir auf dieser Basis fortfahren können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ein weiterer wichtiger Punkt in diesem Bereich ist auf
UN-Ebene die energische Förderung des Prozesses zum
Abschluss eines Vertrages über den Waffenhandel, was
immerhin inzwischen von mehr als 130 Abgeordneten
dieses Hauses unterstützt wird. Schließlich sollten die
sehr guten Ansätze zur Demilitarisierung, Demobilisie-
rung und Reintegration vor Ort, die auch von der Bun-
desrepublik, zum Beispiel vom BICC in Bonn, unter-
stützt werden, mit deutlich größerer Intensität gefördert
werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Die Bundesregierung unternahm im Jahre 2007 zuammen mit Norwegen in der NATO eine Initiative zur Schärfung des rüstungskontrollpolitischen Profils der ATO“. Diese Initiative fand ihren Niederschlag in eiem Beschluss des Bukarester NATO-Gipfels vom April etzten Jahres, in dem die NATO zusagte, „Rüstungskonrollund Abrüstungsthemen aktiv weiterzuverfolgen nd zu den Bemühungen um Abrüstung und Nichtverreitung beizutragen“. Das ist löblich, ber an Unverbindlichkeit wahrhaftig nicht zu übertrefen. Ich glaube, dass etwas für die NATO überfällig ist: as Denken – ich sage es einmal behutsam – ist zu ereitern. Es gilt, die bisherige rüstungskontrollpolitische elbstzufriedenheit, ja Selbstgerechtigkeit, die darin beteht, dass nur die anderen Probleme bei der Aufrüstung achen und man selbst immer nur das Beste will, zu berwinden. Der Umbau und die Modernisierung von NATOtreitkräften zum Zwecke der Krisenbewältigung, auch on uns über Jahre mitgetragen, ist – darauf habe immer ieder hingewiesen – ein zweischneidiges Schwert. iese Modernisierung ist nur dann mit den Zielen von brüstung und Rüstungskontrolle vereinbar, wenn leichzeitig erstens die Bindung an die UN-Charta verindlich und glaubwürdig ist, wenn es zweitens vor alem um die Stärkung von UN-Fähigkeiten geht und enn es drittens mit einer besonderen Förderung der ziilen Fähigkeiten im Bereich von Krisenprävention, onfliktlösung und Friedenskonsolidierung einhergeht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Ja, mehr noch!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist gut, dass Abrüstung wieder ein Thema ist. Ab-
üstung braucht aber Bewegung in Positionen, in der Di-
lomatie, in der Öffentlichkeit und in der Bevölkerung.
eute sind die Chancen, die bisherige Rüstungsdynamik

n eine Abrüstungsdynamik umzukehren, so groß wie
och niemals in diesem Jahrhundert. Aber warten wir
itte nicht nur auf Obama, sondern setzen wir dazu ei-
ene Impulse! Ich habe dazu Vorschläge gemacht.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1620305200

Das Wort hat nun Kollege Rolf Mützenich für die

PD-Fraktion.


Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1620305300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auch ich

öchte am Anfang den Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
ern des Auswärtigen Amtes ganz herzlich danken, und
war auch deswegen, weil wir sie zeitlich ein bisschen
berfordert haben. Wir wollten diese Debatte etwas frü-
er durchführen. Botschafter Gottwald ist schon genannt
orden, aber auch den ehemaligen Botschafter Gröning






(A) )



(B) )


Dr. Rolf Mützenich
sollten wir hier lobend erwähnen; denn meines Erach-
tens ist hier von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
eine Menge bewegt worden. Wir sollten uns vonseiten
des Deutschen Bundestages überlegen, ob wir diese De-
batte nicht immer am Anfang eines Jahres führen wol-
len; denn damit könnten wir der Abrüstung und der Rüs-
tungskontrolle größere Aufmerksamkeit zuteil werden
lassen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


An Appellen zu Abrüstung und Rüstungskontrolle
herrscht kein Mangel. Das haben wir in den letzten Jah-
ren immer wieder gelesen. Ich sage es ganz offen: Für
mich ist es ein bisschen ein Problem, dass alle diese Po-
litiker und Generäle außer Dienst sind. Sie hätten eine
Menge bewegen können, als sie damals im aktiven
Dienst waren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deswegen, Herr Minister, interessieren mich eigent-
lich mehr diejenigen, die jetzt in Verantwortung sind. In-
sofern bin ich sehr dankbar, dass Sie von Anfang an,
zum Beispiel am 26. Juni 2005, damals gemeinsam mit
Kurt Beck, Abrüstung und Rüstungskontrolle bei der
SPD wieder zum Thema gemacht haben,


(Beifall bei der SPD)


dass Sie im letzten Jahr auf der Münchner Sicherheits-
konferenz als erster Politiker wieder über Abrüstung ge-
sprochen haben und dass Sie versucht haben, den
AKSE-Vertrag zu retten. Das sind doch genügend Bei-
spiele für die Leistungen des Auswärtigen Amtes, aber
auch des Ministers, diesem Thema wieder genügend
Aufmerksamkeit gewidmet zu haben.


(Beifall bei der SPD)


Herr Kollege Steinmeier, ich freue mich darauf, was Sie
alles bei diesem Thema bewegen werden, wenn Sie erst
mal Kanzler sind.


(Beifall bei der SPD – Heiterkeit bei und Zurufe von der CDU/CSU und der FDP – Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Wann wird das denn sein?)


Meine Damen und Herren, Abrüstung und Rüstungs-
kontrolle sind gut und wichtig. Aber ebenso muss das
Denken über die Rolle und den Status von Waffen verän-
dert werden. Anfang des Jahres haben ehemalige briti-
sche Generäle darauf hingewiesen, dass Großbritannien
auf die Kernwaffen verzichten könne. Das war ein
wichtiges Signal, ohne Zweifel. Aber wir sollten eben-
falls zur Kenntnis nehmen, dass der konservative Vorsit-
zende des Verteidigungsausschusses im Unterhaus da-
rauf geantwortet hat, nur die Nuklearkapazität garantiere
Großbritannien einen Platz als ständiges Mitglied im
UN-Sicherheitsrat. Welch verheerendes Zeichen an den
Iran, an Pakistan, an Indien ist es,


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


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(C (D enn wir aus Kernwaffenbesitz politischen Status in der elt und eine entsprechende Stellung im politischen achtgefüge ableiten! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und der Abg. Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE] und Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das sind genau die falschen Schritte.

Wir sollten uns auch bei der Fortschreibung der euro-
äischen Sicherheitsstrategie überlegen, nicht nur über
ie Nichtverbreitung von Kernwaffen zu diskutieren,
ondern gleichzeitig auch an die Abrüstungsverpflich-
ungen der Länder zu erinnern, die in Europa über Kern-
affen verfügen. Auch das gehört zur Glaubwürdigkeit

uropäischer Sicherheitspolitik.


(Beifall bei der SPD)


Abrüstung und Rüstungskontrolle ist mehr als
affen zählen; das ist gar keine Frage. In diesem Zu-

ammenhang möchte ich daran erinnern, dass dadurch
icht nur die Kosten im Verteidigungsetat reduziert wer-
en, sondern auch das Sicherheitsdilemma zwischen den
taaten verringert wird, und auch das ist ganz wichtig.
ir haben in unserer Nachbarschaft im Zusammenhang
it dem Vertrag von Dayton erlebt, dass Abrüstung und
üstungskontrolle ein wichtiges Instrument zur Befrie-
ung von Bürgerkriegsgesellschaften ist. Ich finde, es
ohnt sich, auch darüber zu diskutieren, wenn es um Ent-
icklungspolitik und viele andere Dinge geht.

Abrüstung und Rüstungskontrolle ist aber auch für
ndere Regionen ein Thema. Ich erinnere daran, dass die
üdostasiatischen Staaten in den 90er-Jahren eine kern-
affenfreie Zone beschlossen haben. Das war bei uns
ur ein Randthema. Vietnam, Laos und Kambodscha
ind damals über die kernwaffenfreie Zone – das war
uasi der Türöffner – zu dem regionalen Sicherheitssys-
em hinzugekommen. Deswegen begrüße ich nachdrück-
ich, dass der Golfkooperationsrat für den Persischen
olf eine kernwaffenfreie Zone vorgeschlagen hat.


(Beifall bei der SPD)


as ist eine Möglichkeit, das Thema Abrüstung und
üstungskontrolle angesichts der verheerenden Sicher-
eitssituation in diese Region einzubringen und dem Iran
ngebote zu machen, den Weg der Abrüstung und Rüs-

ungskontrolle zu gehen.

Wir haben gehört – diese Forderung unterstützen wir
achdrücklich –, dass die Überprüfungskonferenz
010 ein Erfolg werden muss. Sie muss gerettet werden.
s war gut, dass die Europäische Union damals mit einer
emeinsamen Initiative nach New York gegangen ist.
ch würde mich freuen, wenn vonseiten des Auswärtigen
mtes auch jetzt eine Menge dafür getan würde. Ich
ürde es auch begrüßen, wenn die verantwortlichen
taaten beim NATO-Gipfel im April dieses Jahres im
usammenhang mit der NATO-Doktrin auch über den
uklearen Ersteinsatz sprechen würden; denn auch das
ehört zur Glaubwürdigkeit. Ich glaube, dies ist das rich-
ige Forum dafür.






(A) )



(B) )


Dr. Rolf Mützenich

(Beifall bei der SPD – Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Da sind wir einmal gespannt!)


Ich glaube, wir stehen vor neuen Möglichkeiten der
Rüstungskontrolle. Die Außenministerin der USA,
Hillary Clinton, hat in einer Anhörung des Senats sehr
deutlich gemacht, in welche Richtung sie gehen will. Sie
will den START-Vertrag entweder verlängern, ihn neu
verhandeln oder den Verhandlungen mit Russland Zeit
geben. Sie hat den Atomteststoppvertrag angesprochen,
was ein sehr wichtiges Signal an Indien ist.

Ich bin der Meinung – ich habe das hier schon bei
verschiedenen Gelegenheiten deutlich gemacht –, dass
die Gefechtsfeldwaffen, die in Deutschland lagern, voll-
kommen überflüssig sind. Sie spielen für Deutschland in
sicherheitspolitischer Hinsicht keine Rolle. Wir müssen
aber gleichzeitig darauf hinweisen, dass die anderen tak-
tischen Atomwaffen, die Tausende von Waffen, die in
Russland lagern, genauso verschrottet werden müssen.
Beide Aspekte müssen aus Gründen der Glaubwürdig-
keit zusammen betrachtet werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU])


Ich möchte betonen, dass auch ich der festen Über-
zeugung bin, dass mit Präsident Obama die Möglichkei-
ten der Diplomatie eine größere Bedeutung erhalten
werden. Wir brauchen mehr Diplomatie und weniger Ra-
keten. Ich glaube, dass dies das Motto der nächsten Jahre
sein wird. Das bedeutet aber auch – das hat hier noch
keine Rolle gespielt –, dass man auf die Raketenabwehr
hinweisen muss. Ich glaube, dass das ein ganz wichtiger
Aspekt ist. Ich bin mir nicht sicher, ob die Obama-Admi-
nistration auf die amerikanische Raketenabwehr ver-
zichten wird. Das wird sich in den nächsten Monaten
zeigen.

Aber warum starten wir in Europa nicht eine Initiative
für einen neuen ABM-Vertrag? Warum fordern wir einen
solchen Vertrag nicht von den USA, von Russland und
allen Staaten, die sich möglicherweise eine Raketenab-
wehr zulegen? Wenn es gelingen würde, die Offensivka-
pazitäten mit einem neuen START-Abkommen herunter-
zufahren, dann würde es sich doch lohnen, auch über
eine Begrenzung bei der Raketenabwehr zu diskutieren.
Der ABM-Vertrag hat in den 80er- und 90er-Jahren, also
vor seiner Kündigung, bewiesen, dass er zur Stabilität
beitragen kann. Ich glaube, ein neuer ABM-Vertrag
würde auch Europa mehr Sicherheit bieten, zumindest
für mehr Gelassenheit bei diesem Thema sorgen. Ich
finde, dies ist ein dankbares Thema, und es wäre gut,
wenn sich insbesondere die europäischen Staaten, die
sich zur Stationierung einer Raketenabwehr bereiterklärt
haben, zusammen mit den skandinavischen Partnern
oder Deutschland dieses Themas annehmen würden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Der letzte Punkt. Sie haben zu Recht die konventio-
nelle Rüstungskontrolle angesprochen. Ich bin dankbar,
dass Sie die betroffenen Staaten dieses Jahr wieder ein-
laden werden, um über die Zukunft des AKSE-Vertrages
zu sprechen. Aufgrund der Ankündigungen von

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(C (D edwedew und des Signals, das jetzt die russische Seite ezüglich Kaliningrad gegeben hat, können wir vieleicht auf einer neuen Grundlage wieder mit den Russen iskutieren. Das wäre, glaube ich, ein wichtiges Zeichen. enn Sie den AKSE-Vertrag ratifizieren lassen wollen, enden Sie ihn an das Parlament! Wir als SPD-Fraktion ind bereit – das sagen wir schon seit Jahren –, entsprehend abzustimmen. Wenn Sie aber der Meinung sind, ass wir einen neuen Vertrag über konventionelle Abrüsung und Streitkräfte brauchen, sind wir bereit, auch daan mitzuarbeiten. Es ist darauf hingewiesen worden, dass Nichtregieungsorganisationen eine wichtige Funktion bei der Rüsungskontrolle hatten. Aber ich will auch daran erinnern, ass Regierungen weiter Verantwortung tragen. Das bkommen zur Ächtung von Streumunition ist nur desegen in Oslo unterzeichnet worden, weil drei wichtige ozialdemokraten – aus Norwegen, aus Großbritannien nd aus Deutschland – dies vorangebracht haben. Daran ollten wir in den nächsten Jahren weiterarbeiten. Ich laube, es gibt eine vielversprechende Zukunft für eine ute Abrüstungskultur. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1620305400

Ich erteile das Wort Kollegin Elke Hoff, FDP-Frak-

ion.


(Beifall bei der FDP)



Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1620305500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Lieber Rolf Mützenich, warum so verzagt?
ch meine, Herr Steinmeier muss nicht unbedingt Kanz-
er werden;


(Uta Zapf [SPD]: Oh doch! Doch! Doch!)


ls Außenminister und Vizekanzler hat er bereits heute
ie Möglichkeit, im Bereich der Abrüstung sehr segens-
eich zu wirken.


(Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Aber nicht in der Koalition! – Zuruf von der CDU/ CSU: Er hatte doch viel Spaß dabei! – Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Wir nehmen Herrn Westerwelle dann mit! – Weitere Zurufe)


Ja, ja, er tut es sogar. Schauen wir mal.

Wir alle in diesem Haus – das hat die Debatte sehr
eutlich gezeigt – teilen die Einschätzung, dass die ver-
angenen Jahre schwarze Jahre für die internationale
brüstung und Nichtverbreitung waren. Gerade vor dem
intergrund der neuen Entwicklungen brauchen wir
eue und kraftvolle Initiativen. Das Risiko der nuklea-
en Proliferation wird weiter steigen, auch deshalb,
eil der Bedarf an Energie in den verschiedenen Regio-
en dieser Welt wächst und daher immer mehr Staaten
uf die zivile Nukleartechnologie zurückgreifen wollen.






(A) )



(B) )


Elke Hoff
Weltweit nähern sich immer mehr Staaten, beispiels-
weise Ägypten und Algerien, der Schwelle zur nuklea-
ren Anreicherungskapazität. Deshalb, sehr geehrter Herr
Minister, steht hinter Ihrer Initiative zur Multilateralisie-
rung des nuklearen Brennstoffkreislaufes grundsätzlich
ein richtiger Gedanke. Aber es reicht nicht, diese Einzel-
initiative immer wieder stolz vorzuzeigen und zu versu-
chen, damit die Abrüstungspolitik der Bundesregierung
insgesamt schönzureden, vor allem dann nicht, wenn
diese Bundesregierung bei der entscheidenden Nagel-
probe für die Glaubwürdigkeit deutscher Abrüstungs-
und Nichtverbreitungspolitik unlängst – ich muss es an
dieser Stelle wiederholen – auf der ganzen Linie einge-
brochen ist.


(Beifall bei der FDP)


Unter deutschem Vorsitz hat die Gruppe der nuklea-
ren Lieferländer mit Indien erstmals einem Kernwaffen-
staat außerhalb des Atomwaffensperrvertrages kostbare
Handelsrechte für Nukleartechnologie eingeräumt, die
sonst ausschließlich den Vertragsstaaten zur Verfügung
stehen, und das, ohne im Gegenzug von Indien die ent-
sprechenden und dringend notwendigen Abrüstungsver-
pflichtungen einzufordern. Kollege von Klaeden, ich
teile nicht Ihre Meinung, dass Indien damit näher an den
Atomwaffensperrvertrag herangeführt worden ist. Im
Gegenteil: Eine Chance ist vertan worden. Jetzt ist es
Spekulation, wie sich Indien möglicherweise verhalten
wird. Durch eine klare vertragliche Fixierung hätte auch
von indischer Seite das Signal ausgesendet werden kön-
nen, dass es sich in dem Konzert und im Rahmen des
Atomwaffensperrvertrages beheimatet fühlt und bereit
ist, die entsprechenden Regularien anzuerkennen.

So sieht aus unserer Sicht keine verantwortungsvolle
deutsche Abrüstungspolitik aus. Diese Politik bereitet
den Weg in nukleare Doppelstandards. Sie befördert die
Unterscheidung zwischen guter und schlechter Prolifera-
tion. Sie ist daher aus unserer Sicht ein abrüstungspoliti-
scher Irrweg. Denn in letzter Konsequenz bedeutet das
auch eine Aufweichung und ein Ende des Atomwaffen-
sperrvertrages, das Ende des internationalen Nichtver-
breitungskonsenses und den Beginn einer Phase unkon-
trollierter nuklearer Aufrüstung.

Natürlich ist es genauso wichtig, endlich eine diplo-
matische und tragfähige Lösung im Streit um das irani-
sche Nuklearprogramm zu finden. Wenn die Sanktio-
nen Wirkung entfalten würden, wären wir sicherlich die
Letzten, die sagen: Damit kann man nicht operieren. –
Angesichts dessen, dass viel Energie allein dafür ver-
schwendet werden muss, unter den Staaten, die sich für
den Weg der Sanktionen entschieden haben, überhaupt
Einvernehmen darüber zu erzielen, dass die Reaktionen
darauf zu einer Solidarisierung innerhalb Irans mit mo-
deraten Kräften führen, und außerdem eines der wesent-
lichen Themen nicht besprochen wird, nämlich wie zu-
künftige Sicherheitsgarantien in der Region – auch für
den Iran – aussehen können, wird auch eine Verschär-
fung der Sanktionen nach unserer Auffassung ein stump-
fes Schwert bleiben. Herr von Klaeden, Sie haben über
die Tatsachen der Politik geredet. Hier geht es darum,

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(C (D in Stück weit die Realitäten des Landes Iran zu erkenen und einen neuen Weg zu finden. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das habe ich doch gesagt!)


Die ausgestreckte Hand der Obama-Administration,
ie angekündigt hat, direkte Gespräche aufnehmen zu
ollen, ist der einzig vernünftige Weg. Wir müssen na-

ürlich abwarten, wo in dieser neuen Gesprächsstrategie
ie Schwerpunkte liegen werden. Man kann in der Tat an
ran nur appellieren, hier die Messlatte nicht zu hoch zu
ängen und die Gespräche, die auf einen richtigen Weg
ühren könnten, nicht durch unsinnige Forderungen zu
efährden.

Es laufen eine Reihe von fundamentalen Rüstungs-
ontrollverträgen wie START I und SORT aus, ohne
ass belastbare Nachfolgeverträge zwischen Washington
nd Moskau in Sicht wären. Parallel dazu siecht der
SE-Vertrag dahin, der einst einer der bedeutendsten
ckpfeiler der europäischen Sicherheitsarchitektur war.

n gut einem Jahr, im Frühjahr 2010, wird die Überprü-
ungskonferenz des erodierenden Atomwaffensperrver-
rages zum Testfall für die Zukunftsfähigkeit der nuklea-
en Nichtverbreitung und damit der multilateralen
üstungskontrolle insgesamt.

Wir brauchen eine neue und ehrliche Abrüstungsini-
iative. Deutschland muss dabei – darüber sind wir uns
m Parlament einig – eine Vorreiterrolle einnehmen.
eshalb ist es natürlich erfreulich, dass die Grünen-
raktion in ihrem Antrag den gemeinsamen Aufruf der
eutschen Staatsmänner Genscher, Schmidt, Weizsäcker
nd Bahr zur Abrüstung unterstützt. Allerdings vermisst
an einen Namen: Wo ist Joseph Fischer, liebe Kolle-

innen und Kollegen? Wir werden diesem Antrag aber
ustimmen.

Herr Bundesaußenminister, auf der letzten Münchner
icherheitskonferenz haben Sie an den ehemaligen US-
räsidenten Eisenhower, den Begründer der nuklearen
brüstung, erinnert und drei Punkte aus seiner berühm-

en „Atoms for Peace“-Rede beschworen: Führung, Ver-
rauen und Glaubwürdigkeit. Dieser Dreiklang, so haben
ie zu Recht gesagt, bilde das Fundament für den Erfolg

nternationaler Abrüstung. Beweisen Sie diese Glaub-
ürdigkeit, indem Sie eine umfassende Abrüstungsini-

iative auf den Weg bringen. Zeigen Sie Führung! For-
ern Sie unsere Verbündeten dazu auf, rasch belastbare
achfolgeregelungen für die auslaufenden Abrüstungs-
erträge zu finden. Bilden Sie hiermit Vertrauen zwi-
chen den weltweiten Nichtkernwaffenstaaten, dass wir
emeinsam und geschlossen bei der Überprüfungskonfe-
enz des Atomwaffensperrvertrages 2010 für das Ziel ei-
er Welt ohne Kernwaffen einstehen.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1620305600

Das Wort hat nun Kollege Eduard Lintner, CDU/

SU-Fraktion.






(A) )



(B) )


Eduard Lintner (CSU):
Rede ID: ID1620305700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wie so oft – das
kam schon mehrfach zum Ausdruck – gab es beim
Thema Abrüstung auch in den vergangenen Monaten
Licht und Schatten. Der uns heute vorliegende Bericht
zeigt aber auch, dass sich die Bundesregierung im zu-
rückliegenden Jahr wieder nach Kräften bemüht hat, für
möglichst viele Fortschritte zu sorgen. Dafür gebührt ihr
zunächst einmal Dank und Anerkennung. Vor allem
möchte ich dabei die prominente Rolle der Regierung
bei den Verhandlungen zur Streumunitionskonvention
hervorheben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das im vergangenen Monat in Oslo unterzeichnete Ab-
kommen stellt eine wichtige Weiterentwicklung auf dem
Gebiet der konventionellen Rüstungsbegrenzung dar. Ich
hoffe, dass uns dieses Abkommen nach dem Kabinetts-
beschluss in der vergangenen Woche rasch zur Ratifika-
tion zugeleitet wird.

Natürlich endet unser Engagement für das Verbot von
Streumunition damit nicht. Sie wird nämlich nach wie
vor eingesetzt – zum Beispiel erst kürzlich im Georgien-
Krieg –, und wichtige Staaten wie die USA, Russland
und China haben die Konvention bislang nicht unter-
zeichnet. Wir müssen nun geduldig und nachhaltig alles
daransetzen, auch diese Staaten zu überzeugen, damit
das Verbot von Streumunition nach und nach weltweit
wirksam werden kann. Auch bei der Reise nach Moskau,
die der Unterausschuss Abrüstung, Rüstungskontrolle
und Nichtverbreitung in der kommenden Woche unter-
nimmt, wird dies sicherlich ein prominentes Gesprächs-
thema sein.

Ebenfalls zu loben ist die Entscheidung der Bundes-
regierung – sie hat sie gemeinsam mit den anderen Mit-
gliedern der Nuclear Suppliers Group getroffen –, Indien
den Bezug von Nukleartechnologie zu gestatten. Ich
weiß, es gab an dieser Entscheidung viel Kritik. Es bleibt
aber positiv festzuhalten, dass sich Indien als Gegenleis-
tung für dieses Entgegenkommen verpflichtet hat, mehr
Kontrollen seiner Nuklearanlagen durch die IAEO zuzu-
lassen und nicht zur Weiterverbreitung von Nukleartech-
nologie zu militärischen Zwecken beizutragen. Das ist,
wie ich glaube, ein wichtiger Beitrag zum weltweiten
Bemühen, die Proliferation militärischer Nukleartech-
nik einzudämmen, und ein Beitrag zur Heranführung In-
diens an den Atomwaffensperrvertrag.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Einige prominente ehemalige Mitglieder dieses Hau-
ses, unter ihnen Richard von Weizsäcker und Helmut
Schmidt – sie sind schon erwähnt worden –, sind Anfang
dieses Jahres einem Beispiel aus den USA gefolgt und
haben öffentlich dazu aufgerufen, Schritte in Richtung
einer atomwaffenfreien Welt zu unternehmen. Die Bun-
desregierung hat diesen Aufruf wohlwollend zur Kennt-
nis genommen. Ich fordere die gesamte Bundesregie-
rung, insbesondere Sie, Herr Außenminister, auf, nun
entsprechende Schritte einzuleiten. Die Überprüfungs-
konferenz zum Atomwaffensperrvertrag im kommen-

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(C (D en Jahr bietet dazu eine gute Gelegenheit. Wir alle sollen die USA und Russland darin bestärken, bei den TART-Nachfolgeverhandlungen einen mutigen Schritt u machen und sich der Vorbildfunktion, die sie beim hema nukleare Abrüstung haben, bewusst zu sein. Neben diesen positiven Entwicklungen gibt es auf em Gebiet der Abrüstungspolitik aber auch einiges egative zu berichten. So blockiert Russland durch eine Weigerung, die Istanbul Commitments zu erfüllen, eiterhin die Ratifikation des angepassten KSE-Vertrags nd ist nach dem Georgien-Krieg immer noch weit von er Umsetzung der dort eingegangenen Verpflichtungen ntfernt. amit blockiert Moskau derzeit eine umfassende konentionelle Abrüstung in Europa und verschärft, wie ich eine, ohne Not die Spannungen mit den anderen Staa en unseres Kontinents. Klar ist – auch das ist schon geagt worden –, dass Deutschland weiter am KSE-Vertrag esthalten wird. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Elke Hoff [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)


Die Tatsache, dass der neue amerikanische Präsident
bama über den Plan, in Polen und in der Tschechischen
epublik Raketenabwehranlagen zu installieren, offen-
ar neu nachdenken will und Russland auf die Stationie-
ung taktischer Abwehrraketen verzichtet, schafft viel-
eicht neue Bewegungsspielräume. Das könnte der
brüstung zugutekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der Konflikt im Hinblick auf das Nuklearprogramm
es Iran ist nach wie vor ungelöst. Auch hier ist es
ichtig, dass die Bundesregierung und unsere Verbünde-

en an ihren grundlegenden Positionen festhalten und
lles tun, um zu verhindern, dass Nuklearwaffen in die
ände eines sich radikal-fundamentalistisch gebärden-
en und deshalb unberechenbaren Regimes geraten. Das
usdrückliche Angebot des neuen amerikanischen Präsi-
enten, in einen direkten Dialog mit der iranischen Füh-
ung zu treten, und die Wahlen, die in diesem Sommer
m Iran stattfinden, nähren die Hoffnung – ich hoffe,
ass ich nicht zu positiv gestimmt bin –, dass das
ahr 2009 eine entscheidende Wende in diesem Konflikt
ringen kann und das Ziel der Nichtweiterverbreitung
on Massenvernichtungswaffen erreicht wird.

Angesichts der internationalen Konflikte beim Thema
üstung ist es wichtig, auch nach den Gründen für Auf-
üstung zu fragen und zu verstehen, warum sich manche
taaten gegen Abrüstung wehren. Abrüstung kann ei-
entlich nur in Staaten funktionieren, die sich sicher,
lso nicht bedroht fühlen. Wir müssen uns in unserer
ußenpolitik daher weiter für Systeme kollektiver Si-

herheit einsetzen und das Prinzip der friedlichen Bei-
egung von Streitigkeiten fördern. Es sollen sich alle
taaten sicher fühlen können; niemand soll Bedarf für
ufrüstung sehen.






(A) )



(B) )


Eduard Lintner
Zum Schluss bleibt mir, festzuhalten, dass Maximal-
forderungen, wie wir sie in diesem Haus immer wieder
hören, auf dem Gebiet der Abrüstung zu nichts führen.
Es mag wünschenswert erscheinen, dieses oder jenes
Waffensystem ersatzlos abzuschaffen; doch realistisch
ist es meistens nicht. Eine kompromissbereite Abrüs-
tungspolitik verspricht mehr Erfolg. So hat die Bundes-
regierung mit ihrer Konzeption einige Erfolge erzielt. Si-
cher lassen sich weitere Erfolge erzielen.

Die heute zum Thema Abrüstung vorliegenden An-
träge der Oppositionsfraktionen sind leider nicht hilf-
reich. Deshalb werden wir sie ablehnen. Zudem möchte
ich anmerken, dass die Anträge der FDP und der Linken
bereits älteren Datums sind. Das ist nicht unbedingt Ihr
Versäumnis; aber die Anträge sind deshalb inhaltlich
nicht mehr auf dem neuesten Stand. Wir bleiben also bei
unserem Antrag.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1620305800

Das Wort hat nun Kollegin Inge Höger, Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620305900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! „Weniger

Waffen bringen mehr Sicherheit“, diese einfache Ein-
sicht ist in Deutschland und in der Welt leider immer
noch nicht verbreitet. Die Abrüstungsberichte, die wir
heute diskutieren, enthalten zwar viele unterstützens-
werte Ziele, aber internationale Rüstungskontrolle und
Abrüstung braucht mehr als Bemühungen, braucht mehr
als Ankündigungen.

Das Abkommen über das Verbot von Streumunition
wurde schon von einigen Vorrednern angesprochen. Ja,
das ist ein Erfolg. Dieser Erfolg hat aber einen faden
Beigeschmack. Die Bundesregierung hat dazu beigetra-
gen, dass das Verbotsabkommen Lücken hat. Gemein-
same Übungen und Kriegseinsätze mit NATO-Partnern,
die Streumunition einsetzen, sind weiter möglich. Aus-
nahmen für angeblich fortschrittliche Streumunition ma-
chen es möglich, dass deutsche Unternehmen auch künf-
tig Geschäfte damit machen. Bündniserwägungen und
Exportinteressen dürfen keinen Vorrang vor humanitären
Erwägungen haben!


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


In den Kriegen und Konflikten dieser Welt sterben
mehr Menschen an den Folgen des Einsatzes von Klein-
waffen als durch alle anderen Waffensysteme. Kleinwaf-
fen sind faktisch Massenvernichtungswaffen. Deutsche
Unternehmen verdienen an der Produktion von Klein-
waffen und dem Handel damit.


(Zuruf von der LINKEN: Pfui!)


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(C (D er Abrüstungsbericht beschreibt das Problem des illealen Waffentransfers. Doch der legale Handel mit Wafen und Waffenteilen und die Vergabe von Lizenzen sind in mindestens ebenso großes Problem. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


affen töten, egal ob sie legal oder ob sie illegal erwor-
en wurden. Die Linke begrüßt, dass die Bundesregie-
ung an der internationalen Konferenz zur Kontrolle des
ransfers konventioneller Waffen teilnimmt. Ein interna-

ionales Waffenhandelsabkommen ist dringend nötig.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Glaubwürdigkeit der Bundesregierung steht und
ällt jedoch mit der Praxis ihrer Rüstungspolitik. In den
etzten Jahren sind die Ausgaben für Rüstung deutlich
estiegen. Auch der Rüstungsexport hat zugenommen.
eutschland ist der drittgrößte Rüstungsexporteur der
elt. Von 2005 auf 2006 sind die Einnahmen aus dem
affenexport um 1,5 Milliarden Euro auf 7,7 Milliarden

uro gestiegen; die Genehmigungen wurden erteilt.


(Zuruf von der LINKEN: Hört! Hört!)


affen für 1 Milliarde Euro gehen an Länder, die gleich-
eitig Entwicklungshilfe erhalten; mehr als 50 Millio-
en Euro davon betreffen den Export von Kleinwaffen
nd Munition. Hinzu kommt die Lieferung von Rüs-
ungsbestandteilen, die erst außerhalb Deutschlands zu
ertigen Waffen montiert werden.

Es scheint wenig Interesse an der Exportkontrolle zu
eben. Wie sonst konnten G-36-Gewehre der deutschen
irma Heckler & Koch in die Hände der georgischen Ar-
ee gelangen? Wie steht es mit der Kontrolle von beste-

enden Exportgrundsätzen? Fehlanzeige!

Die Bundesregierung bekennt sich beim Export von
leinwaffen zu dem Prinzip „alt für neu“. Damit ist ge-
eint, dass die Empfänger neuer Kleinwaffen ihre alten

ernichten. Eine Anfrage der Linksfraktion ergab, dass
s keine Hinweise gibt, dass dieses Prinzip umgesetzt
ird. Die Bundesregierung verkauft ihre Altwaffen ja

uch lieber, als diese zu vernichten. 2007 wurden Alt-
affen im Wert von 113 Millionen Euro verkauft. Woher
immt die Bundesregierung deshalb den Optimismus,
ass andere Staaten ihre alten Waffen verschrotten – ins-
esondere, wenn dies nicht überprüft wird?

Die Linke steht für eine konsequente Abrüstungspoli-
ik. Wir brauchen ein Ende der Rüstungsexporte und ein
nde der Rüstungsexportförderung. Abrüstung beginnt

m eigenen Land.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1620306000

Das Wort hat nun Kollegin Uta Zapf für die SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Uta Zapf (SPD):
Rede ID: ID1620306100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

finde es etwas bedauerlich, dass hier noch so viel De-
pression wie vor einem Jahr oder vor zwei Jahren
herrscht, als wir dafür in der Tat noch Anlass hatten. Ich
habe im Moment ein positives Gefühl, da wir, Herr von
Klaeden, nicht darüber diskutieren, wie die Welt sein
könnte, sondern in der Tat ganz handfest darüber disku-
tieren können, wie die Welt in Zukunft aussehen kann,
weil nach den vielen bedauerlichen Rückschritten unter
der Bush-Administration durch die neue Regierung unter
Obama die Voraussetzungen dafür gegeben sind. Wenn
ich an die sehr konkreten Aussagen Obamas zu den Auf-
gaben im Bereich der Abrüstung denke – ich beziehe
mich hier insbesondere auf die nukleare Abrüstung, zur
konventionellen Abrüstung gibt es keine belastbaren
Aussagen –, dann wird mir ganz leicht ums Herz. Ich
glaube, dass einiges sehr schnell in die Tat umgesetzt
werden kann, zunächst einmal auf der Ebene zwischen
Russland und den USA, zum Beispiel Neuverhandlun-
gen im Rahmen von START.

Bei den Russen gibt es eine genauso große Bereit-
schaft, diese Verhandlungen fortzusetzen. Schon Putin
hat in seiner Zeit als Präsident gesagt, er sei bereit, die
Zahl der Nuklearwaffen auf 1 500 zu senken und eventu-
ell noch weiter herunterzugehen. Dasselbe hören wir
dazu von Obama. In diesem Zusammenhang finde ich es
besonders erfreulich, dass Obama vorgeschlagen hat, so-
wohl die stationierten als auch die eingemotteten Sys-
teme einzubeziehen und entsprechend zu zerstören. Das
soll auch die Trägersysteme betreffen. Das ist ein weite-
rer Fortschritt in diesem Bereich.


(Beifall bei der SPD)


– Ja, da kann man wirklich einmal klatschen. – Ich
glaube, dass auf russischer Seite Bereitschaft dazu be-
steht; dies ist von dem damaligen Verhandlungsführer
Sergej Kisljak, der jetzt in Washington Botschafter ist, in
Interviews kürzlich noch einmal bekräftigt worden. Mo-
mentan läuft noch das Forum zu Art. VI des Atomwaf-
fensperrvertrages, auf dem es auch um die nukleare Ab-
rüstung geht und auf dem wir verschiedene Experten
gehört haben, unter anderem auch einen Russen, der dies
ebenfalls bestätigt hat. An dieser Stelle wird mir also
ganz leicht ums Herz.

Ich schlage vor und erhoffe mir, dass auch alles, was
unter SORT fällt, mit einbezogen wird, sodass es ein
neues Bündel gibt. Wir haben daneben immer gefordert
– das wurde hier auch noch einmal erwähnt –, dass auch
die taktischen Nuklearwaffen einbezogen werden.


(Beifall bei der SPD)


Aufgrund des russischen Verhaltens bin ich in diesem
Punkt allerdings skeptisch. Hier könnte für uns natürlich
ein Ansatzpunkt liegen; das wurde schon erwähnt. Ich
unterstütze dies ausdrücklich. Wir können dort ansetzen,
wo in Europa noch taktische Nuklearwaffen der USA
stationiert sind. Ich komme darauf später vielleicht noch
einmal zu sprechen.

An einem bestimmten Punkt, der schon erwähnt wor-
den ist, haben wir eine gewisse Verantwortung – das ha-

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(C (D en wir in der Vergangenheit nicht ausdrücklich artikuiert –: Wenn Missile Defense in Europa so umgesetzt ird, wie es von der Bush-Administration vorgesehen ar, dann wird der Abrüstungsprozess START insge amt sehr schwierig werden. Ich weiß nicht, ob es mögich wäre, einen neuen ABM-Vertrag zu schließen. Es üsste auf alle Fälle möglich sein, dass sich die Euroäer, die Russen und die USA zusammensetzen. Ich ernnere an den Vorschlag von Putin – ich glaube, er hat hn im Jahr 2001 gemacht –, über die Sicherheitsstruktuen in Europa gemeinsam mit den USA, Europa und ussland zu verhandeln. Wenn sich Russland in seiner icherheit bedroht fühlt, dann wird es unmöglich sein, ass es auf einen Teil seines Abschreckungspotenzials m nuklearen Bereich verzichtet. Ich finde es ausgesprochen positiv, dass Obama ausrücklich und dezidiert auf die Neuentwicklung von uklearwaffen verzichtet hat: keine bunkerbrechenden affen, keine Mini-Nukes und keine Reliable Replacement arheads. Es gab Anzeichen dafür, dass Nuklearwaffen u Kriegsführungswaffen taugen könnten und damit in inem Kontext eingesetzt werden, der breiter ist als eine inimalabschreckung, die immer noch vorhanden ist, enn auf jeder Seite Tausend Sprengköpfe vorhanden ind. Eine weitere Diskussion finde ich ausgesprochen erreulich. Angestoßen haben diese Diskussion die „apoalyptischen Vier“, wie sie manchmal genannt werden Shultz, Perry, Kissinger und Nunn –, indem sie die rage einer atomwaffenfreien Welt aufgeworfen haben. ieser Diskussion haben sich eine ganze Menge Vierernd Fünferbanden angeschlossen, etwa Hurd, Rifkin, wen und Robertson, Italiener und zuletzt unsere vier eisen. Ich finde, das ist ein Potenzial, mit dem poli isch etwas bewegt werden kann. Es gibt eine Reihe von euen und alten Initiativen, die alle totale Abrüstung im uklearen Bereich, Global Zero und Ähnliches, im Sinn aben. Ban Ki-moon hat sich für eine Nuklearwaffenonvention ausgesprochen. Ich finde – wir haben es gerade im Unterausschuss für brüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung disutiert –, dass auch wir uns das einmal näher anschauen ollten. Vor dem Hintergrund von Verhandlungen über ukleare Abrüstung wäre die Festlegung „Jawohl, wir ind willens, uns diesem Ziel step by step, also Schritt ür Schritt, anzunähern“ wichtig. Schließlich sind noch ndere Akteure auf dem nuklearen Feld zugange: China, rankreich und Großbritannien. Ich bedauere wirklich von Herzen, dass Herr Miliband inerseits sagt: „Wir wollen eine atomwaffenfreie Welt“ nd andererseits gleichzeitig die Erneuerung und Moderisierung von Trident ausruft und für notwendig erklärt, m die Abschreckung aufrechtzuerhalten, solange noch tomwaffen in der Welt existieren. Vielleicht sollte man as Ganze ein bisschen anders angehen. Pensionierte ritische Generäle haben entsprechend darauf reagiert. Ich glaube, es ist wichtig, die 13 Schritte, die im ahre 2000 – zu unserer großen Befriedigung – beschlosen worden sind, wieder auf die Tagesordnung zu setzen. azu gehören zum Beispiel De-Alerting und anderes. Uta Zapf CTBT und Fissile Material Cut-off Treaty sind hier schon genannt worden; ich werde darauf nicht noch einmal eingehen. Ich finde es schön, dass Frau Clinton, die Außenministerin der USA, im Zusammenhang mit CTBT ausdrücklich Indien erwähnt hat; denn ich denke, da wird ein Teil des Schadens wieder behoben. Ich war nur etwas traurig, dass die indischen Offiziellen gleich in der Form reagiert haben, dass sie ihre Befürchtung zum Ausdruck gebracht haben, Obama wolle sowohl das Testen als auch die Produktion von Spaltmaterial für militärische Zwecke unterbinden. Das fanden die nicht schön. Um gerade diese Länder zu überzeugen, liegt noch sehr viel Arbeit vor uns. Wenn wir es aber schaffen, liebe Kolleginnen und Kollegen, die ersten Schritte zu gehen und das bis zur nächsten PrepCom vielleicht auch in einem gemeinsamen Antrag zu befestigen, dann könnte im Jahre 2010 tatsächlich ein Erfolg in diesem Bereich zu erwarten sein. Damit wäre ich sehr zufrieden. Meine Depression ist nicht so groß wie Ihre, Herr Hoyer. Meine Skepsis ist auch nicht so groß wie Ihre, Herr von Klaeden. Machen wir uns doch gemeinsam an die Arbeit. Ich fordere Sie dazu auf, diesen Weg zu gehen. Dann könnten die Mottos von Obama „Hope“ und „Yes, we can“ tatsächlich auch für uns Geltung erlangen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Bob, der Baumeister: „Yes, we can“!)





(A) )


(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1620306200

Das Wort hat nun Kollege Ernst-Reinhard Beck für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ernst-Reinhard Beck (CDU):
Rede ID: ID1620306300

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Kolleginnen und Kollegen! Der vorliegende Bericht der
Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Rüs-
tungskontrolle, Abrüstung und Nichtverbreitung nennt
für das Jahr 2009 eine umfangreiche rüstungskontroll-
politische Agenda, die meiner Einschätzung nach geeig-
net ist, den in vielen Feldern stagnierenden Abrüstungs-
prozess voranzubringen. Die 24 Punkte umfassende
Aufzählung reicht von Nichtverbreitung von Massenver-
nichtungswaffen über Raketenabwehr bis hin zum
Schutz vor Streumunition. Es sind im Wesentlichen na-
türlich dieselben Themen, die in unterschiedlicher Weise
in der Bilanz der Jahre 2006 bis 2008 erscheinen. Nun
könnte man sagen: Auch in diesem Bereich ist der Fort-
schritt eine Schnecke. Ein langer Atem ist sicherlich ge-
fragt.

Nach meiner Einschätzung ist die Entwicklung im
rüstungskontrollpolitischen Bereich durch zwei Faktoren
gekennzeichnet: durch neue Bedrohungsszenarien einer-
seits und die Wiederbelebung alter Konfliktmuster und
alter Konfliktherde andererseits; man spricht auch von
sogenannten eingefrorenen Konfliktherden. Dies macht

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(C (D ie Abrüstungspolitik in diesem Bereich so schwierig, ber, wie ich meine, auch so unverzichtbar. Konzentriert man sich auf den konventionellen Beeich – ich mache das ganz bewusst, weil vorher der atoare Bereich im Mittelpunkt stand –, so ist zu sagen, ass die Aussetzung der Implementierung des KSE-Verrages durch Russland am 12. Dezember 2007 sicherlich er schwerwiegendste Rückschlag für ein Konzept umassender kooperativer Sicherheit war. Herr Außeninister, ich unterstütze ausdrücklich Ihren Vorschlag, iesen Prozess vonseiten der Bundesregierung wieder nzufachen und die Verhandlungen neu aufzunehmen. Ebenso kann die Unterzeichnung des Oslo-Übereinommens zum Verbot der Streumunition Anfang Deember 2008 durch 94 Staaten, darunter die Bundesrepulik, als der wohl bedeutendste Durchbruch beim Schutz er Bevölkerung vor diesem Munitionstyp gelten. (Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Wohl wahr!)


(Beifall bei der SPD)


ch bin sehr froh, dass dieser Vertrag zustande gekom-
en ist, durch den Druck von außen, Kollege Nachtwei,

nd auch durch die Zustimmung weiterer Parteien neben
en Sozialdemokraten, was ich sehr positiv empfand und
ier auch festhalten möchte.

Ich möchte an der Stelle auch an den Beitrag der Bun-
esrepublik Deutschland für die Rüstungskontrolle und
brüstung erinnern. Es sollte erlaubt sein, im 20. Jahr
ach dem Mauerfall daran zu erinnern, dass seit der
eutschen Wiedervereinigung die Bundeswehr die Zahl
hrer Soldaten von 585 000 auf 250 000 Soldaten redu-
iert hat. Damit einher ging eine beispiellose Reduzie-
ung von Kampf- und Schützenpanzern, von Geschüt-
en, von Schiffen, von Luftfahrzeugen aller Art. Die im
iener Dokument festgeschriebenen Höchstgrenzen für
ehrmaterial wurden von uns sehr deutlich unterschrit-

en. Der Bundesrepublik Deutschland kam ferner bei al-
en entscheidenden Verbesserungen der vergangenen
ahre eine Vorreiterrolle zu, so etwa bei der Ächtung der
ntipersonenminen oder auch beim Verbot von Streu-
omben. Ich möchte den Beitrag, den insbesondere die
undeswehr erbringt, an einigen Beispielen aufzeigen.
ie Bundeswehr taucht im Jahresabrüstungsbericht na-

urgemäß nur ganz am Rande auf. Dennoch glaube ich,
ass es in diesem Hause wichtig ist, auch daran zu erin-
ern.

Ich nenne das Zentrum für Verifikationsaufgaben der
undeswehr. Noch in der Amtszeit der Minister
toltenberg und Genscher fiel die Entscheidung, ein
entrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr ein-
urichten. Seit 1991 sind die Soldaten und Angestellten
n diesem Zentrum aktiv und passiv an der Rüstungskon-
rolle beteiligt.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Exzellente Arbeit!)


ie stellen nach den Vorgaben des Auswärtigen Amts
nd unter fachlicher Leitung des Verteidigungsministe-
iums sicher, dass Rüstungskontrollverträge auch umge-
etzt werden.






(A) )



(B) )


Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)

Gleichzeitig beteiligt sich das Zentrum selbst an In-
spektionen und ist mit der ständigen Weiterentwicklung
von Kontrollmaßnahmen im In- und Ausland befasst.
Spätestens innerhalb eines Tages vor Beginn einer In-
spektion wird die Kontrolle angekündigt. Aber erst nach
Einreise in das jeweilige Land benennt das Team den In-
spektionsort und darf innerhalb von neun Stunden vor
Ort sein. Die eigentliche Inspektion entspricht dann im
Endeffekt einer kaufmännischen Inventur, bei der Ist und
Soll miteinander verglichen werden. Dank dieser Verfah-
ren ist es gelungen, wie ich meine, Manipulationen in
diesem Bereich weitgehend zu vermeiden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Für die Rolle des Zentrums für Verifikationsaufgaben
der Bundeswehr im Rahmen der Kleinwaffenkontrolle
möchte ich noch ein sehr anschauliches Beispiel anfüh-
ren. Derzeit vermitteln deutsche Soldaten auf Bitten der
kambodschanischen Regierung vor Ort Fähigkeiten im
Bereich der Kleinwaffenkontrolle sowie der Lagerung
und Vernichtung von Munition und Explosivstoffen. Die
Bundeswehr orientiert sich in der Ausbildung der kam-
bodschanischen Kräfte streng an den deutschen Vor-
schriften und hält internationale Standards ein. Hier ar-
beiten Auswärtiges Amt, Verteidigungsministerium und
Entwicklungsministerium Hand in Hand. Die bisher in
Kambodscha durchgeführte Ausbildung trägt nach ein-
helliger Meinung bereits erkennbar Früchte. An dieser
Stelle ein herzliches Dankeschön an unsere Soldaten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Zukünftig wird der Ausbildungsschwerpunkt nach
Deutschland verlagert, wo mit der eigentlich technischen
Wissensvermittlung ein neunmonatiger Sprachlehrgang
beim Bundessprachenamt einhergeht.

Besonders wichtig ist die Ausbildung zur Verbesse-
rung der Munitionslagersicherheit gegenüber unberech-
tigten Zugriffen. Wenn man bedenkt, dass für die Her-
stellung von IEDs – also selbst gebauten Sprengfallen –
überwiegend aus großkalibriger Munition gewonnene
Sprengstoffe verwendet werden, bekommt dieser Aspekt
auch eine wichtige Bedeutung für die Terrorismusab-
wehr.

Ich nenne das Stichwort „Verbot von Antipersonen-
minen“. Sie sind eine besonders heimtückische Waffe,
da sie auch noch nach Jahrzehnten ihre verheerende Wir-
kung nicht verlieren. Opfer sind Zivilisten, zumeist Kin-
der. Seit fast zehn Jahren gilt das Ottawa-Abkommen,
ein umfassendes und unbedingtes Verbot von Herstel-
lung, Einsatz und Weitergabe dieser besonders grausa-
men Waffen. Die Bundeswehr hat ihre gesamten Be-
stände verschrottet und ist damit dem Anspruch des
Abkommens gerecht geworden.

Darüber hinaus beteiligt sich die Bundesrepublik seit
Jahren weltweit an der Auffindung und Zerstörung von
noch im Boden liegenden Minen. Allein im vergangenen

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(C (D ahr förderte die Bundesregierung mit 17,5 Millionen uro Projekte des humanitären Minenräumens. Es ist bedauerlich, dass Staaten mit großem Minenrsenal dem Abkommen nicht beigetreten sind. Allerings ist der Handel mit Antipersonenminen derzeit raktisch zum Erliegen gekommen. Ich nenne das Stichwort „Verzicht auf Streumuniion“. Auch im Hinblick auf die Bemühungen um ein irksames Streumunitionsverbot hat Deutschland eine orreiterrolle gespielt. Das ist – es ist schon erwähnt orden – auch der Erfolg von Oslo. Ich komme zum Schluss. Die Themen Abrüstung und üstungskontrolle stehen und fallen mit dem gegenseitien Vertrauen, der Glaubwürdigkeit und dem ernsthaften illen aller Beteiligten. Wenn diese Prämissen nicht ge eben sind, bleiben alle wohlmeinenden Absichten oder onkreten Bemühungen Makulatur. Kollege Beck, achten Sie bitte auf die Redezeit. Ich komme mit einem letzten Satz zum Schluss. – Die undesregierung nennt in ihrem Bericht als Zielsetzung er nationalen und internationalen Abrüstungspolitik ine Vorreiterrolle der Bundesrepublik. Dieses Ziel unerstützen wir voll und ganz. Nun hat der Kollege Gert Winkelmeier das Wort. Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! In en jährlichen Abrüstungsberichten wird gern das Moewort „kohärent“ benutzt, so auch diesmal an mehreren tellen. Auf dessen Bedeutung möchte ich hier gerne inmal eingehen. „Kohärenz“ wird ja in den unterschiedichsten wissenschaftlichen Disziplinen benutzt. ohärenz steht hier für die Widerspruchsfreiheit einer issenschaftlichen Aussage im Hinblick auf andere achverhaltsbezogene Aussagen. Wenn die Bundesregieung also behauptet, eine Abrüstungspolitik zu betreien, die im Verhältnis zu anderen Politikfeldern unter iher Verantwortung widerspruchsfrei ist, dann muss ich hr leider mehr als nur ein paar Tropfen Essig in den ein gießen. Dabei spreche ich auch über Rüstungsxporte und Bündnispolitik. Ich erkenne durchaus an, dass Sie sich bei vielerlei brüstungsinitiativen engagieren, dass es sogar den eien oder anderen Erfolg bzw. Anfangserfolg gibt, zum eispiel bei der Ottawa-Konvention, die alle Landminen erbietet. Aber die zentrale Frage ist doch, ob Abrüsungspolitik wirksam sein kann, wenn man führendes itglied in einem sogenannten Verteidigungsbündnis st, das sich anmaßt, die Charta der Vereinten Nationen u unterlaufen, das sich seit 1999 mit deutscher Zustimung eine globale Interventionsrolle gegeben hat, das nter US-amerikanischer Führung mit seiner aggressi Gert Winkelmeier ven Erweiterungspolitik nach Osten – bis in den Kaukasus – gegen europäische Sicherheitsinteressen handelt, einem Militärbündnis, das für rund 70 Prozent der weltweiten Rüstungsausgaben in Höhe von 1,4 Billionen US-Dollar steht, einem Bündnis, das nach wie vor an der nuklearen Ersteinsatzoption festhält, weil seine Führungsmacht das so will. Nein, meine Damen und Herren, so wird das nichts mit der Abrüstung. Internationale Bemühungen werden nur dann zum Erfolg führen, wenn die führenden Industrienationen dieser Welt deutlich und glaubhaft andere Signale als bisher aussenden, zum Beispiel diese: Erstens. Wir wollen eine Weltordnung, in der keine Macht die andere ökonomisch und militärisch dominiert. Zweitens. Wir beweisen dies, indem wir einseitig mit gutem Beispiel vorangehen und unsere Arsenale so reduzieren und strukturieren, dass sie für andere Länder keine Bedrohung darstellen. Drittens. Wir verzichten auf eine Politik, die von anderen als Bedrohung wahrgenommen wird, gegen die sich andere nur noch mit der Entwicklung eigener Atomwaffen glauben schützen zu können. Viertens. Wir hören damit auf, die ganze Welt mit unseren Rüstungsgütern zu überschwemmen, damit bestehende Konflikte friedlich gelöst werden und bisherige Rüstungsausgaben in die wirtschaftliche Entwicklung der armen Länder fließen können. Hier könnte Deutschland eine Vorreiterrolle übernehmen, macht es aber leider nicht. Noch immer lagern US-Atomwaffen in Büchel in der Eifel. Noch immer, zwanzig Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges, hält Deutschland am Anachronismus der nuklearen Teilhabe fest und bildet Piloten für den Atomwaffeneinsatz aus. Wofür? – fragt sich die Welt außerhalb der NATO zu Recht. Ich fordere die Bundesregierung auf, den vom neuen US-Präsidenten angekündigten Wechsel zu nutzen und den Abzug dieser Waffen zu verlangen. Denn Herr Obama erklärte in Berlin, dass es Zeit sei, damit zu beginnen, dass die Welt von Kernwaffen befreit wird. Ein souveräner Staat kann den Atomwaffenabzug fordern. Rückendeckung für diese Forderung haben Sie ja kürzlich von den Herren Schmidt, Bahr, von Weizsäcker und Genscher erhalten. Solange die deutschen Rüstungsexporte jedoch auf Platz 3 der Hitliste in der Welt stehen und zunehmend auch in Spannungsgebiete gehen, wird der Bundesregierung niemand das behauptete Engagement für Abrüstung abnehmen. Die GKKE-Fachgruppe „Rüstungsexporte“ der beiden Kirchen legt genau den Finger in die Wunde: Auf moralischer Ebene scheint die Verknüpfung von Friedens-, Sicherheitsund Entwicklungspolitik als Merkmal deutscher Außenpolitik zur Disposition zu stehen. Diese Einschätzung zeigt die ganze Widersprüchlichkeit der Bundesregierung in ihrer Abrüstungspolitik. Vielen Dank. L L d t o k V w d A t t B v t N t K b s C G g L g W D n s s r l p n m g A n W d s m J D n w e d V m (C (D Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Helmut amp das Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! assen Sie mich zunächst einmal begrüßen, dass wir och sehr zeitnah diesen Jahresabrüstungsbericht beraen können. Das zeigt, wie wichtig dieser Bereich ist der – besser gesagt – wieder geworden ist. Einerseits önnen wir wirkliche Fortschritte hin zum weltweiten erbot der Streumunition begrüßen, andererseits müssen ir jedoch feststellen – das ist hier mehrfach gesagt woren –, dass ansonsten nur wenig Bewegung in der brüstungspolitik insgesamt erkennbar ist. Die interna ionalen Bemühungen um Abrüstung und Rüstungskonrolle treten insgesamt nach wie vor auf der Stelle. Zum eispiel kann nicht über Fortschritte bei der Abrüstung on Massenvernichtungswaffen berichtet werden. Allerdings ist die weltpolitische Situation in den letzen Jahrzehnten erheblich unübersichtlicher geworden. icht mehr zwei Blöcke sitzen sich am Verhandlungs isch gegenüber, sondern es muss eine Vielzahl von ompliziertheiten austariert werden. Die einzig verblieene Supermacht befindet sich in einer tiefen Krise und teht einem wirtschaftlich und politisch aufstrebenden hina und einem Russland gegenüber, das verlorene röße und Selbstachtung zurückzugewinnen sucht. Es ibt aufstrebende Schwellenländer, die konstruktiv an ösungen internationaler Probleme mitarbeiten, und es ibt Staaten wie Nordkorea, Iran und Syrien, die der eltgemeinschaft unkalkulierbare Risiken zumuten. azu kommt die neue Bedrohung durch den internatioalen Terrorismus. Die Belange und Sicherheitsinteressen der Beteiligten ind so vielfältig geworden, dass wir uns wohl realisticherweise auf künftig nur kleine Fortschritte in der Abüstungspolitik werden einstellen müssen. Auch diese assen sich nur dann erreichen, wenn die Abrüstungsolitik weiter international thematisiert und unbeirrt, achdrücklich und beharrlich eingefordert wird. Dabei uss Deutschland wie schon bisher ein ernsthafter und laubwürdiger Partner auf internationaler Ebene bleiben. ls ernsthafter Verhandlungspartner wird aber nur derjeige akzeptiert, der partnerschaftlich nach gemeinsamen egen sucht und sich nicht mit Alleingängen aus laufen en Verhandlungsrunden verabschiedet, was im Menchenrechtsausschuss hin und wieder beim Thema Streuunition gefordert wurde. Nicht zuletzt durch die über ahre beständige Haltung der Bundesregierung fand im ezember der Oslo-Prozess zur Ächtung von Streumuition einen ersten erfolgreichen Abschluss. Damit sind ir im Menschenrechtsausschuss einem zentralen Ziel rheblich näher gekommen. Ich habe deshalb das ausrückliche Bedürfnis, Ihnen, Herr Außenminister, und erteidigungsminister Jung und der Bundesregierung einen Dank hierfür auszusprechen. Helmut Lamp Aus menschenrechtspolitischer Sicht ist das Abkommen zur Ächtung von Streumunition ein Meilenstein. Ein wichtiger Schritt hin zur Weiterentwicklung des humanitären Völkerrechts konnte in Oslo erreicht werden. Der norwegische Ministerpräsident Stoltenberg hat völlig recht, wenn er sagt: Die Welt wird nicht mehr dieselbe sein, wenn diese bestialische Waffenart nun endlich verboten und vernichtet wird. Doch der in Oslo gesetzte Meilenstein markiert leider noch nicht das Ende, sondern erst ein wichtiges Teilstück der Wegstrecke; denn Staaten wie Russland, China oder auch die USA – sie wurden hier schon genannt – haben das Vertragswerk noch nicht unterzeichnet. Die Äußerungen und ersten Entscheidungen der neuen amerikanischen Regierung lassen jedoch hoffen, dass auch bei den Abrüstungsverhandlungen der Stillstand überwunden werden kann. Ebenso – das wurde schon viermal angedeutet – sind die jüngsten Signale aus Russland sehr positiv zu werten. Der russische Generalstab hat vor zwei Tagen verkündet, dass man die beabsichtigte Aufstellung von Kurzstreckenraketen in der Region Kaliningrad aussetzen werde. Ich stimme Ihnen, Herr Minister, völlig zu: Wir sollten die Zeichen der Zeit nutzen und neben der dringend notwendigen Verbesserung der transatlantischen Beziehungen insbesondere auch mit Russland ein vertrauensvolles, freundschaftliches Miteinander anstreben. Es ist richtig: Russland befindet sich derzeit in einer schwierigen politischen Entwicklungsphase und macht es uns nicht immer leicht, seine Politik nachzuvollziehen oder zu akzeptieren. Aber auch hier können wir eher aus freundschaftlich-kritischer Nähe als aus vornehmlich aburteilender Distanz heraus Einfluss auf den Gang der Dinge nehmen. Nach dem Fall der Mauer schien sich ein wirklich partnerschaftliches Verhältnis zu Russland anzubahnen. Hier sollten wir wieder anknüpfen. Gerade wir Deutschen müssen aus vielfältigen Gründen an guten und engen Beziehungen zu Russland interessiert sein. Wir brauchen Beziehungen zu Russland, die auch Meinungsunterschiede aushalten, Beziehungen, die es ermöglichen, in problematischen Situationen gemeinsam Lösungen zu entwickeln, auch hinsichtlich von Menschenrechtsfragen. Deshalb müssen wir darauf drängen, dass es in Europa keine international relevanten Entscheidungen, die Osteuropa betreffen, ohne Einbeziehung Russlands geben darf. Der letzte Satz: Wenn es gelänge, unter allen europäischen Staaten Stück für Stück ein beständiges Klima des Vertrauens und der Partnerschaft zu entwickeln, wäre dies die Basis für wirkliche Fortschritte in der Abrüstungspolitik. Schönen Dank. f D a v d e s d 2 E D n s e S m B d d g f D U g d F m t t s d (C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620306400
Ernst-Reinhard Beck (CDU):
Rede ID: ID1620306500

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620306600
Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620306700




(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620306800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Helmut Lamp (CDU):
Rede ID: ID1620306900

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall des Abg. Dr. Rolf Mützenich [SPD])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620307000

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zunächst zu den Überweisungen. Inter-
raktionell wird Überweisung der Vorlagen auf den
rucksachen 16/11690, 16/9200, 16/9799 und 16/11439

n die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse
orgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist
er Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
mpfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Druck-
ache 16/9149.

Unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
er Ausschuss, in Kenntnis des Jahresabrüstungsberichts
006 der Bundesregierung auf Drucksache 16/5211 den
ntschließungsantrag der Fraktion der FDP auf
rucksache 16/7790 zu dem genannten Bericht abzuleh-
en. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
timmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Beschluss-
mpfehlung ist mit den Stimmen der Unionsfraktion, der
PD-Fraktion, der Fraktion Die Linke gegen die Stim-
en der FDP-Fraktion bei Enthaltung der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen angenommen.

Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
er Ausschuss die Ablehnung des Entschließungsantrags
er Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/7791 zu dem
enannten Bericht. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
ehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? –
ie Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der
nionsfraktion, der SPD-Fraktion, der FDP-Fraktion ge-
en die Stimmen der Fraktion Die Linke bei Enthaltung
er Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
raktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/11757
it dem Titel „Zeit für Abrüstung und Rüstungskon-

rolle ist reif – Deutschland muss einen führenden Bei-
rag dazu leisten“. Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer
timmt dagegen? – Gibt es Enthaltungen? – Das ist nicht
er Fall. Der Antrag ist abgelehnt.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 23 a bis 23 c auf:

a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Patrick
Meinhardt, Uwe Barth, Cornelia Pieper, weiteren
Abgeordneten und der Fraktion der FDP einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung
des Grundgesetzes (Artikel 7 Abs. 5)


– Drucksache 16/10235 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Patrick
Meinhardt, Uwe Barth, Cornelia Pieper, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Freie Schulen zum Gegenstand deutscher Bil-
dungsforschung machen

– Drucksache 16/6793 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia
Hirsch, Dr. Lukrezia Jochimsen, Dr. Petra Sitte,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Kommerzialisierungstendenzen im Schulwe-
sen stoppen – Bildungsteilhabe für alle Kinder
und Jugendlichen sichern

– Drucksachen 16/5139, 16/11733 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Marcus Weinberg
Gesine Multhaupt
Patrick Meinhardt
Cornelia Hirsch
Priska Hinz (Herborn)


Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
Fraktion der FDP sechs Minuten erhalten soll. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Patrick Meinhardt für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Patrick Meinhardt (FDP):
Rede ID: ID1620307100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen

und Kollegen! Schule ist Ländersache. Aber gerade bei
Schulen in freier Trägerschaft können wir auf der Bun-
desebene klare Rahmenbedingungen setzen, die das Le-
ben für Privatschulen entweder erschweren oder verein-
fachen. Das haben wir gerade erst bei der Frage der
steuerlichen Absetzbarkeit von Schulbesuchen an Privat-
schulen gesehen. Durch den Erhalt dieser Absetzbarkeit
und durch die Ausdehnung der Grenze auf 5 000 Euro ist
ein wichtiger Schritt hin zu ein bisschen mehr Fairness
in der Behandlung von Schulen in freier Trägerschaft
fortgeschrieben worden. Wenn wir in Deutschland ein
Bildungssystem wollen, das auf der Vielfalt der Ange-
bote beruht, müssen wir für die Schulen in freier Träger-
schaft Hürden abbauen. Sie sind in ihrem Bildungsauf-
trag gleichrangig mit jeder staatlichen Schule.


(Beifall bei der FDP)


Die Entwicklung ist beachtlich. 43 Prozent Steige-
rung der Schülerzahlen von 1992 bis 2006 machen doch
deutlich, dass es einen Bedarf, ja noch mehr: ein Bedürf-
nis gibt. 4 500 Schulen in freier Trägerschaft mit einer
Schülerzahl, die stark auf die Millionengrenze zuläuft,
sind beeindruckende Zahlen. Wenn wir von Schulen in
freier Trägerschaft sprechen, dann meinen wir doch alle
die evangelischen und die katholischen Schulen, die

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(C (D aldorfund die Montessori-Schulen, die Alternativchulen und all die Elterninitiativen, die Vereine grünen, um Schulen aufzubauen. Das tun sie nicht, weil sie icke Geldbeutel haben, sondern sie tun es, weil sie für hre Kinder eine andere Art der Bildung wollen, weil sie ehr Vielfalt wollen, weil sie neue pädagogische Wege rproben wollen, weil sie auch als Eltern mehr in der chule vor Ort mitwirken wollen. Daraus können wir für in modernes, vielfältiges Bildungssystem alle nur Nuten ziehen. Wir Liberale legen Ihnen deswegen heute einen Geetzentwurf vor, mit dem wir ein offensichtliches emmnis in der Bundesrepublik Deutschland zur Grünung von privaten Grundschulen auf einem ganz einfahen Weg beseitigen können. Art. 7 im Grundgesetz reelt klar das Schulwesen. Art. 7 Abs. 4 regelt die rrichtung von privaten Schulen, mit der klaren Maßabe der Genehmigung des Staates und der genauso lasklaren Regelung, dass diese den Landesgesetzen und amit ganz selbstverständlich auch der Schulaufsicht unerstehen. Mehr gibt es nicht zu regeln. Gleiches Recht ür alle Schulen, egal ob sie staatlich oder privat sind. Jetzt gibt es aber noch Art. 7 Abs. 5, der hohe und öchste Hürden für die Errichtung einer privaten Volkschule baut, eine Regelung, die eins zu eins aus der Weiarer Reichsverfassung in einem völlig anderen Umfeld bernommen wurde und spätestens jetzt, nach 60 Jahren undesrepublik, überprüft werden muss. Die Denkschrift der evangelischen Kirche zu Schulen n evangelischer Trägerschaft – es lohnt sich wirklich ehr, sie zu lesen – weist genau auf diesen Missstand hin. och sehr zurückhaltend in ihren Formulierungen stellt ie fest, dass die Genehmigungsbedingungen sehr einenend interpretiert werden, sowohl hinsichtlich der Interretation des alten Begriffs „Volksschule“ als auch hinichtlich der konkreten Genehmigungspraxis. (Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Das ist gut so!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


nser Antrag hat ein ganz klares Ziel: kein Sonderrecht
ür Grundschulen. Es soll ein Recht für Privatschulen
eben, sonst nichts.


(Beifall bei der FDP)


Die Bundesregierung gibt uns recht. Wir haben im
ahr 2007 eine Anfrage eingereicht, und die Antwort
arauf hat uns motiviert, hier aktiv zu werden. Die Frage
ar:

Welche voraussichtlichen Konsequenzen hätte die
Aufhebung des Artikels 7 Abs. 5 GG für die Ent-
wicklungen im föderalen Bildungsraum Deutsch-
lands?

ntwort der Bundesregierung:

Im Falle der Aufhebung des Artikels 7 Abs. 5 GG
würde sich die Zulassung von Grund- und Haupt-






(A) )



(B) )


Patrick Meinhardt
schulen in privater Trägerschaft durch die hierfür
zuständigen Länderbehörden nach den Vorausset-
zungen richten, die für alle privaten Schulen … be-
stimmt sind.


(Uwe Barth [FDP]: Hört! Hört!)


Die Aufhebung würde die unterschiedliche Ent-
wicklung in den Ländern bei der Zulassung Freier
Ersatzschulen befördern.


(Uwe Barth [FDP]: Hört! Hört!)


So weit die Antwort der Bundesregierung. Dem ist
rechtlich nichts hinzuzufügen.

Ich möchte an dieser Stelle auf einen für uns bedeut-
samen Zahlenzusammenhang hinweisen. Im Bereich der
frühkindlichen Bildung und Betreuung sind in der Bun-
desrepublik Deutschland 61,3 Prozent der Einrichtungen
in der Hand privater Träger. Zwei Drittel aller Einrich-
tungen sind also nicht staatlich. Dies zeigt: Die privaten
Träger haben ein Angebot, das sich großer Beliebtheit
erfreut. Politisch wollen wir das ja auch. Es zeigt aber
auch: In den privaten Trägern haben wir einen verläss-
lichen Partner, einen Partner, dem wir offensichtlich gro-
ßes Vertrauen bei der Erziehung, bei der Sprachstands-
diagnose und bei der Entwicklung sozialer Kompetenzen
entgegenbringen. Diese wichtigen ersten drei Jahre der
frühkindlichen Bildung werden in der Bundesrepublik
Deutschland zu zwei Dritteln von freien Trägern inklu-
sive der Kirchen gestaltet.

Schaut man sich aber den Anteil der privaten Träger
an den Grundschulen an, dann stellt man fest, dass der in
der Bundesrepublik Deutschland nur bei 3,1 Prozent
liegt. Hieran wird deutlich: Art. 7 Abs. 5 des Grundge-
setzes verhindert massiv ein Engagement der privaten
Träger im Primarbereich. Das ist schon deswegen bil-
dungspolitisch falsch, weil wir Kindergarten und Grund-
schule als Bildungsphase aus einer Hand begreifen müs-
sen. Jede andere Denke ist nicht im 21. Jahrhundert
angekommen.


(Beifall bei der FDP)


Um genau das alles aufzubereiten, brauchen wir eine
breite Bildungsberichterstattung und eine regelmäßige
Bildungsforschung über den Bereich der privaten Schu-
len. Bei 850 000 betroffenen Schülern bietet sich das
auch an.

Schulen in freier Trägerschaft sind – ich zitiere hier
noch einmal die EKD-Denkschrift – ein „wichtiger Be-
standteil zur Pluralität des öffentlichen Bildungswesens
und zu einem vielfältigen Bildungsangebot“. Dem ist
nichts mehr hinzuzufügen. Wir bitten darum, dass die
Grundgesetzänderung in diesem Hohen Haus eine Mehr-
heit finden wird. Denn sie ist dringend notwendig, um
eine faire Behandlung von Grundschulen in freier Trä-
gerschaft zu erreichen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620307200


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(C (D Für die Unionsfraktion hat nun die Kollegin Elisabeth inkelmeier-Becker das Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ir beschäftigen uns heute mit drei Vorlagen, in denen echt unterschiedliche Ansätze verfolgt werden. Im Anrag der FDP geht es darum, die Schülerzahlen von Priatschulen zu erhöhen. Im Antrag der Linken wird diees Ansinnen als suspekt angesehen. Die Linke möchte rivate Nachhilfe, Sponsoring und dergleichen lieber inschränken. Das zeigt, welche Bandbreite der Gegentand hat, über den wir diskutieren, und mit welcher lickrichtung man an das Thema herangehen kann. (Uwe Barth [FDP]: Diskutieren wir über das Ernstzunehmende!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU):
Rede ID: ID1620307300

Aus meiner Sicht ist klar: Wir brauchen für unsere
esellschaft und deshalb auch für die Schule die richtige
ischung. Das Schulsystem muss einerseits Individuali-

ät und Pluralität, neidfreie Entfaltungsmöglichkeiten
nd Fördermöglichkeiten für den Einzelnen sowie Viel-
alt der Bekenntnisse, der Konzepte und der Weltan-
chauungen gewährleisten. Andererseits muss es eine
rundlage für eine solidarische Gesellschaft legen, in
er sich die Schichten mischen können. Wir brauchen
in System, das niemanden zurücklässt, das durchlässig
st und das gute und gleiche Bildungschancen bietet. Vor
llen Dingen darf es keinen Unterschied in Abhängigkeit
om familiären oder sozialen Hintergrund des Einzelnen
achen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das sind ganz wichtige Ziele. Aber keines dieser
iele darf absolut gesetzt werden auf Kosten der anderen
iele. Vor diesem Hintergrund sind die vorliegenden An-

räge nicht zu rechtfertigen.

Zunächst zu den Privatschulen. Es ist richtig, dass die
rivatschulen in unserem pluralen System – zugegebe-
ermaßen: oft mit guten Ergebnissen – einen wichtigen
eitrag leisten. Trotzdem ist es aus christdemokratischer
icht kein Selbstzweck, möglichst viele Kinder in die
rivatschulen zu schicken und den öffentlichen Schulen
en Rücken zu kehren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


luralität und Vielfalt sind wichtige Kategorien. Es geht
ber nicht darum, um jeden Preis möglichst viele Schul-
ypen, möglichst viele Träger und möglichst viele Kon-
epte zu haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir erwarten von allen öffentlichen Schulen, dass sie
ntern Pluralität, Vielfalt der Meinungen und Konzepte
erwirklichen und dass sie – das ist das Entscheidende –
en Schülern Fähigkeiten vermitteln, sich in einer mo-
ernen und offenen Gesellschaft einzubringen. Ich kenne
iele öffentliche Schulen, die solche besonderen Kon-
epte übernommen haben und damit eine sehr gute Ar-
eit leisten.






(A) )



(B) )


Elisabeth Winkelmeier-Becker

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – René Röspel [SPD]: Unter häufig schwierigen Bedingungen!)


– Genau, unter häufig schwierigen Bedingungen.

Eine Ergänzung dieses Systems durch gute private
Ansätze ist natürlich immer willkommen. Dies ist fest
im Grundgesetz verankert und soll gewiss nicht ange-
rührt werden. Aber dies ist für den Staat kein Ziel
schlechthin. Im Gegenteil – dies galt nicht nur zu Zeiten
der Weimarer Reichsverfassung –: Im Jahre 1992 hat das
Bundesverfassungsgericht zum Recht auf die Gründung
von Privatschulen ausgeführt:

Bleiben gesellschaftliche Gruppen einander fremd,
kann dies zu sozialen Reibungen führen, die zu ver-
meiden legitimes Ziel auch staatlicher Schulpolitik
ist.

Auch das ist sicherlich ein Ansatz, den wir mit staatli-
cher Schulpolitik verfolgen müssen.


(Beifall bei der der CDU/CSU und der SPD)


Vor allem: Ich kann nicht erkennen, dass hier eine
Änderung des Grundgesetzes erforderlich wäre. Sie
schildern keine Fälle und legen keine Zahlen vor, die
Gründe erkennen ließen, weshalb im Einzelfall die Ge-
nehmigung einer privaten Grundschule nicht erfolgt ist.
Sie nennen nur Schülerzahlen im Vergleich zu denen an-
derer Länder. Unsere Zahlen sind in der Tat geringer;
aber das kann nun wirklich viele Ursachen haben. Es ist
nicht immer die böse Unterrichtsverwaltung, die aus
sachfremden Erwägungen solche Gründungen verhin-
dern will.

Ein wichtiger Grund ist aus meiner Sicht, dass wir in
Deutschland die Religionsgemeinschaften in die Schule
einbeziehen. In vielen Schulen findet konfessioneller
Religionsunterricht statt. In den Ländern, in denen das
nicht der Fall ist, ist die Gründung konfessionsgebunde-
ner Schulen naturgemäß mit einem anderen Stellenwert
zu bewerten. Dies führt zu höheren Zahlen. Es ist viel-
leicht ein guter Hinweis an die Berliner Schulpolitik,
dass man dadurch, dass man den Religionsunterricht aus
den Schulen hinausdrängt, dazu beiträgt, dass es mehr
private Schulen gibt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Ist ja gar nicht herausgedrängt! – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja Quatsch!)


Dass wir weniger Schüler in Privatschulen haben,
könnte vielleicht daran liegen, dass die Eltern öffentliche
Schulen unter dem Strich gut finden, dass sie, wenn sie
sich engagieren wollen und Verbesserungsvorschläge
haben, diese in die bestehenden öffentlichen Schulen
einbringen können. Wir wissen, dass sich viele Eltern an
öffentlichen Schulen im Rahmen von Elternpflegschaf-
ten und Schulkonferenzen engagieren


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D nd sie nicht immer gleich den großen Schritt tun, eine rivate Schule zu gründen, sondern in der öffentlichen chule mitarbeiten und viel Positives bewegen. Natürlich ist unbestritten, dass es auch Eltern gibt, die hr Kind gerne auf eine Privatschule schicken würden, ber keine finden und selber keine gründen wollen. Das st aber nicht das Ergebnis staatlicher Restriktion, sonern beruht auf der Tatsache, dass sich zu wenige Träger ufmachen und solch eine Schule gründen, wozu sie in em rechtlichen Rahmen, den wir jetzt haben, durchaus erechtigt wären. Das alles zu befördern, soll den Trägern überlassen leiben. Art. 7 Abs. 4 und 5 des Grundgesetzes gewährt in Freiheitsrecht. Dies kann wahrnehmen, wer immer es ag. Aber es ist nicht das vorrangige Ziel des Staates, as zu forcieren. Um diesen Punkt abzuschließen: Eientlich wären die Länder in diesem Bereich zuständig. ir ist keine Forderung irgendeines Landes bekannt die FDP ist ja an einigen Länderregierungen beteiligt –, (Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Leider! – Gegenruf des Abg. Patrick Meinhardt [FDP]: Gott sei Dank!)


ass wir an dieser Stelle den Handlungsspielraum der
änder erweitern sollten. Sie kommen mit dem, wie es

etzt geregelt ist, sehr gut zurecht.

Ich habe den Eindruck, Sie versuchen hier ein Pro-
lem zu lösen, das keiner hat.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Oh doch! Das haben sehr viele!)


afür ist mir unsere Verfassung, insbesondere der
rundrechtekatalog, zu schade. Ich denke, es gibt in der

etzten Zeit eine Inflation von Änderungsanträgen, bezo-
en auf das Grundgesetz. Das tut der Sache nicht gut und
enkt die Hemmschwelle, mit der man an Änderungen
es Grundgesetzes herangeht. Dem sollten wir einen
iegel vorschieben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Für Forschungsanstrengungen des Bundes sehe ich
berhaupt keinen Bedarf. Wenn überhaupt, dann sollen
as die Länder machen, wenn sie daraus Erkenntnisse
ür ihre Schulpolitik erwarten.

Lassen Sie mich noch kurz auf den Antrag der Linken
ingehen. Auch ein gutes öffentliches Schulsystem bie-
et natürlich Raum für Verbesserungen. Lernmittelfrei-
eit würde auch mir gefallen; aber das ist Sache der Län-
er. Sie haben das zu entscheiden und dann auch zu
ezahlen.

Wenn man die Tatsache, dass Eltern ihre Kinder in die
achhilfe schicken, und Sponsoring misstrauisch be-

ugt, dann hat das mit der Forderung nach besserer För-
erung und dem Anliegen einer Schule für alle nichts zu
un. Das führt dazu, dass alle etwas weiter zurückblei-
en, als es nötig wäre. Es macht wirklich keinen Sinn,
ie Nachhilfe zu verteuern, weil man sie für ein Privileg
ält. Wenn man sie verteuert, ist sie nur noch für wenige
chüler aus noch reicheren Familien bezahlbar. Sie wäre






(A) )



(B) )


Elisabeth Winkelmeier-Becker
also erst recht ein Privileg. Wenn der gesponserte PC,
meinetwegen von Microsoft, dazu führt, dass ein Kind
aus einer ärmeren Familie erstmals einen Internetzugang
hat oder einen besseren Zugang zum Internet bekommt,
dann ist das ein wichtiger Beitrag zur Chancengleich-
heit. Kinder aus sozial schwächeren Familien sind stär-
ker darauf angewiesen als Kinder aus Mittelstandsfami-
lien, in denen alle Medien vorhanden und zugänglich
sind.

Deshalb sollten wir uns freuen, wenn Sponsoren in
Bildung investieren, und sollten das nicht immer miss-
trauisch beäugen. Wir sollten uns nicht so große Sorgen
um die Urteilsfähigkeit der Schüler machen. Natürlich
sehen sie, dass da ein Name draufsteht. Sie können sich
vielleicht auch denken, dass damit ein Werbeanliegen
verbunden ist. Vielleicht ist das aber auch ein Anlass,
das Ganze kritisch zu sehen, darüber zu diskutieren und
richtig einzuordnen. Ich denke, an dieser Stelle überwie-
gen die Vorteile deutlich gegenüber den wenigen Nach-
teilen. Deshalb, in der Conclusio, lehnen wir alle Ihre
Anträge ab.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620307400

Für die Fraktion Die Linke hat nun der Kollege

Volker Schneider das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620307500

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Lieber Patrick Meinhardt, die Worte hör ich
wohl, allein mir fehlt der Glaube.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Dir fehlt der Glaube?)


Bezüglich der freien gemeinnützigen Träger könnten
wir uns schnell einigen. Aber es gibt nun einmal auch
private Träger, die ein Profitinteresse haben, und auch
die sind unzweifelhaft Gegenstand dieses Antrags. Da-
her sage ich: Dieser Antrag ist ein Schlag ins Gesicht der
Chancengleichheit. Einmal mehr wird von der FDP ge-
fordert: Weniger Staat und mehr privat.

Das hieß im ersten Schritt: Entlastung der Unterneh-
men, der Vermögenden, der Besser- und Bestverdienen-
den. De facto bedeutet dies weniger Einnahmen für die
öffentlichen Haushalte, die dafür bei Arbeitslosen, Rent-
nern, Sozialleistungsbeziehern und Geringverdienern
kräftig sparen. Sicher, da hat sich die FDP die Finger
überhaupt nicht schmutzig machen müssen. Das haben
Rot-Grün und Schwarz-Rot schon in hervorragender
Weise geleistet. Ich erinnere mich, dass Guido
Westerwelle schon 1999 einmal gesagt hat: Hätten wir
diese Politik umgesetzt, wären wir als Partei des Turbo-
kapitalismus beschimpft worden. Wo er recht hat, hat er
recht.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Zurück zu den öffentlichen Haushalten. Nach Berechungen des Wirtschaftsweisen Bofinger waren die Einahmen des Staates 2008 im Vergleich zu 1999 aufgrund er genannten Umverteilung zugunsten von Unternehen, Vermögenden und Bestverdienenden um 118 Mil iarden Euro niedriger. Diese Einnahmen fehlen jetzt in edem Jahr, zum Beispiel für den Bereich der Bildung. enn ich ein derart großes Loch in die Kasse reiße, darf ch mich nicht wundern, wenn ich im internationalen ergleich weniger ausgeben kann als andere Länder. Als Sozialarbeiter kenne ich Schulen, in denen es urch das Dach regnet, in denen der Kalk von den Wänen rieselt, in denen sich Funktionsräume in einem beauernswerten Zustand befinden, in denen es an Lehrräften mangelt und folglich massiver Unterrichtsausfall u beklagen ist. Jetzt beklagt die FDP scheinheilig, der taat könne es nicht richtig. Das ist schon dreist. In ahrheit geht es doch nur darum, dass man den eigenen indern nicht die Schulen zumuten will, die man im runde genommen selber zugrunde gerichtet hat. Das rforderliche Schulgeld zu zahlen, ist für Vermögende nd Bestverdienende angesichts ihrer Einkommenszuächse in den letzten Jahren eine Kleinigkeit. Kurz: Daurch, dass in der Breite und an vielen Schulen gespart ird, lassen sich die De-luxe-Angebote für eine privileierte Minderheit der Bevölkerung finanzieren. Eine ntsolidarisierung der Gesellschaft, das ist doch der ahre Kern Ihrer Politik. Um den unsozialen Kern ihrer Politik zu verbergen, reift die FDP tief in die Argumententrickkiste. Da heißt s zum Beispiel, Privatschulen seien bezogen auf die eistungsergebnisse besser als öffentliche Schulen. Die tudie, auf die Sie sich dabei stützen, ist mal wieder aus er Abteilung „Meine Birne schmeckt mehr nach Birne ls der öffentliche Apfel“; denn Tatsache ist: Diese chulen schneiden keinen Deut besser ab. Das wird eutlich, sobald man die Schüler ähnlicher sozialer Herunft in beiden Schulformen vergleicht. Die angebliche berlegenheit der Privatschulen begründet sich allein adurch, dass die soziale Auswahl zulasten von Prolemschülern so gut funktioniert. Genauso unsinnig ist ie Behauptung, Privatschulen beförderten den Wettbeerb und würden damit zu einer Anhebung des Niveaus ffentlicher Schulen führen. Sie verweisen dabei auf die ISA-Studie und die höhere Privatschulquote in Ländern ie den Niederlanden und Großbritannien, die im PISAergleich vor uns liegen. (Patrick Meinhardt [FDP]: Mehr Eigenverantwortung!)


ieber Patrick Meinhardt, konsequenterweise müsstest
u eigentlich gegen Privatschulen argumentieren; denn
ie Privatschulquote bei den Spitzenreitern Schweden
nd Finnland ist niedriger als bei uns.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir Linke sagen klar und deutlich: Schulen sind nicht
azu da, um mit ihnen Geld zu verdienen. Schulen sind
azu da, das Recht auf Bildung zu verwirklichen, und
war völlig unabhängig von der sozialen Herkunft. Je-
em ein Optimum an Bildung zukommen zu lassen und






(A) )



(B)


Volker Schneider (Saarbrücken)

nicht nur einer kleinen privilegierten Schicht, ist nicht
nur ein Gebot der sozialen Gerechtigkeit, sondern auch
eine zwingende Notwendigkeit für ein Land, dessen we-
sentliche Ressource das Leistungsvermögen seiner Men-
schen ist.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620307600

Für die SPD-Fraktion hat nun der Kollege Dr. Carl-

Christian Dressel das Wort.


Dr. Carl-Christian Dressel (SPD):
Rede ID: ID1620307700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der

erste Abschnitt des Grundgesetzes trägt die Überschrift
„Grundrechte“ und beinhaltet die Art. 1 bis 19. Im
Grundrechtsteil des Grundgesetzes hat der Deutsche
Bundestag seit 1949 nur in Ausnahmefällen und nur,
wenn es als dringend notwendig angesehen wurde, Än-
derungen vorgenommen. Sie von der FDP schlagen jetzt
vor, Art. 7 Abs. 5 des Grundgesetzes aufzuheben, der
das Nebeneinander von staatlichen Grundschulen und
Schulen in privater Trägerschaft ausbalanciert.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Ausbalanciert!)


Zu Beginn möchte ich feststellen: Wir Sozialdemo-
kraten wollen keine Aussonderung nach sozialen oder
materiellen Gesichtspunkten an Schulen. Die Aufhebung
des Abs. 5 in Art. 7 des Grundgesetzes würde Chan-
cenungleichheit im Bildungswesen weiter verschärfen.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Vollkommen falsch!)


Der Sinn dieser Vorschrift liegt gerade darin, dass die
gesellschaftliche Integration von Kindern in den ersten
Lebensjahren gewährleistet und dass einer Aussonde-
rung vorgebeugt wird.


(Beifall bei der SPD)


Abs. 5 muss man im Zusammenhang mit Abs. 6 le-
sen, den heutzutage kaum jemand versteht: „Vorschulen
bleiben aufgehoben.“ Vorschulen waren bis 1918 den
Gymnasien vorgeschaltete besondere Schulen für die hö-
heren Stände. Aus dieser Erfahrung bis 1918 resultiert
der Schulkompromiss der Verfassung für das Deutsche
Reich von 1919 mit der Zielrichtung, eine gemeinsame
Grundschule für alle ohne Rücksicht auf den Geldbeutel
und ohne Rücksicht auf die Herkunft zu schaffen.


(Beifall bei der SPD)


Diese Forderung ist entgegen der Ansicht der FDP
auch heute noch aktuell. Das sage nicht nur ich als
Sozialdemokrat und unser Koalitionspartner, das sagt
auch das Bundesverfassungsgericht. Wenn jemand von
Ihnen es nachlesen möchte: Sie finden die Entscheidung
von 1992, die die Kollegin Winkelmeier-Becker schon
angesprochen hat, im 88. Band auf Seite 40 ff. Ich darf
mit Ihrer Genehmigung, Frau Präsidentin, zitieren:

Nach wie vor verfolgen die in Rede stehenden Ver-
fassungsbestimmungen mithin den Zweck, die Kin-

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(C (D der aller Volksschichten zumindest in den ersten Klassen grundsätzlich zusammenzufassen und private Volksoder Grundschulen nur zuzulassen, wenn der Vorrang der öffentlichen Schulen aus besonderen Gründen zurücktreten muß. Dahinter steht eine sozialstaatliche und egalitär-demokratischem Gedankengut verpflichtete Absage an Klassen, Stände und sonstige Schichtungen. Das Bundesverfassungsgericht führt weiter aus: Auch jüngere pädagogische, gesellschaftliche und verfassungsrechtliche Entwicklungen lassen es nicht als überholt erscheinen. Denn es ist nicht ausgeschlossen, daß Privatschulen ein einseitiges Bild von der Zusammensetzung der Gesellschaft widerspiegeln und den Schülern vermitteln, wenn sie nur von Kindern der Anhänger bestimmter pädagogischer, weltanschaulicher oder auch religiöser Anschauungen besucht werden. Bleiben gesellschaftliche Gruppen einander fremd, kann dies zu sozialen Reibungen führen, die zu vermeiden legitimes Ziel auch staatlicher Schulpolitik ist. Dem füge ich hinzu: die zu vermeiden Ziel dieser erfassungsbestimmung ist. Der Zugang zu Bildung und ildungserfolg darf nicht von der sozialen Herkunft oder em Geldbeutel der Eltern abhängen. Das gilt auch und esonders für die Grundschulen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Das Grundgesetz sieht die Errichtung und den Betrieb
on Schulen in freier Trägerschaft explizit vor. Dennoch
der gerade deshalb gibt es längst eine Vielzahl von
taatlichen Grundschulen, die die Reformideen von
chulen in freier Trägerschaft aufgenommen und im
rganisatorischen wie im pädagogischen Bereich umge-
etzt haben. Im Zusammenhang mit dem Thema Ganz-
agsbetreuung, das gerade in der 15. Wahlperiode be-
onders aktuell war, wurden auch hier Meilensteine ge-
etzt.

Die Symbiose zwischen dem öffentlichen und dem
rivaten Schulwesen ist das Ergebnis des Pluralismus in
er offenen Gesellschaft. Überlegungen, wie sich diese
ymbiose optimieren lässt, sind auch verfassungspoli-

isch grundsätzlich immer zu begrüßen. Ihre Äußerun-
en aber, Herr Kollege Meinhardt, sind entlarvend und
eigen, dass Sie den dafür von der Verfassung gesetzten
ahmen außer Acht lassen wollen. Wenn Sie sagen, Sie
ollen eine andere Art der Bildung, sage ich nur: Nein,
erade in diesem Bereich wollen wir das keinesfalls.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD – Patrick Meinhardt [FDP]: Um Gottes willen: Keine Vielfalt! Nur die Einheitsschule! Etwas anderes habt ihr nicht im Kopf!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620307800

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht nun

ie Kollegin Priska Hinz.
)






(A) )



(B) )


Priska Hinz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620307900

Herr Kollege Meinhardt, ich glaube, Sie haben heute

mit Ihrem Antrag kein Glück. Sie werden keine Mehr-
heit dafür finden; denn auch wir sind der Meinung, dass
die Schwelle im Grundgesetz für die Genehmigung von
Grundschulen aus gutem Grunde höher als bei der Ge-
nehmigung von Schulen für den Sekundarstufenbereich
liegt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Artikel ist so ausgestaltet, dass in Grundschulen
eben möglichst wenig Sonderung nach Einkommen und
sozialem Status stattfinden soll.

Seien wir doch einmal ehrlich: Die Grundschulen im
öffentlichen Schulwesen sind das Erfolgsmodell über-
haupt in der Bundesrepublik Deutschland, die beste
Schulform, die wir haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Schauen Sie sich die internationalen Vergleichsstudien
an. Dabei liegen wir mit unseren Grundschulen im
obersten Drittel.


(Patrick Meinhardt [FDP]: In den Ländern, die eine vierjährige Grundschule haben!)


Gerade in den öffentlichen Grundschulen finden so viele
pädagogische Innovationen statt, dass ich mir wünsche,
dass sich so manches traditionelle Gymnasium, auch Pri-
vatgymnasium, davon einmal eine Scheibe abschneidet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nicht alles, was privat heißt, ist gleichermaßen gut.

Das Drama beginnt nach der vierten Klasse mit der
Sortierung nach den angeblichen Begabungen in die un-
terschiedlichen Schulformen. Daran haben, grundsätz-
lich jedenfalls, die Ersatzschulen ihren Anteil. Auch bei
den Privatschulen wird sehr oft, außer wenn sie Gemein-
schaftsschulen auch im Sekundarstufenbereich haben,
nach der vierten Klasse sortiert. Das halten wir im Prin-
zip für nicht richtig. Hinter die Behauptung, dass die Pri-
vatschulen grundsätzlich besser seien, wie Sie in Ihrer
Begründung anführen, kann man ein großes Fragezei-
chen setzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Dazu gibt es völlig unterschiedliche Meinungen. Die
einen sagen: Der Bildungserfolg bei privaten Trägern ist
grundsätzlich größer. – Die anderen sagen: Sie sind ge-
nauso gemischt wie alle anderen und deshalb nicht er-
folgreicher. – Ich glaube, dass es durchaus Faktoren gibt,
die dazu führen, dass in manchen Privatschulen die Zahl
der erfolgreichen Schüler höher ist, weil nämlich die so-
ziale Zusammensetzung der Schülerschaft eine andere
als bei öffentlichen Schulen ist. Die Bildungsforschung
sollte einmal untersuchen, ob Privatschulen tatsächlich
besser sind und aufgrund welcher Faktoren sie besser als

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(C (D ndere Schulen sind. Insofern hat die Bildungsforschung urchaus ihren Wert. Darüber können wir im Ausschuss icher noch diskutieren. Bei aller Wertschätzung für freigemeinnützige Privatchulen: Auch wir Grünen haben in manchen Ländern afür gekämpft, dass es freie Schulen als Alternativschuen gibt. Pluralität und Vielfalt gibt es aber nicht nur urch freigemeinnützige Träger. Pluralität und Vielfalt ibt es inzwischen Gott sei Dank durch die Profilierung inzelner Schulen. Diese müssen wir voranbringen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Früher waren Waldorfschulen und Montessorischulen
n der bundesrepublikanischen Wirklichkeit Ausnahmen.
nzwischen gibt es viele öffentliche Schulen, die diesen

odellen nacheifern oder andere gute pädagogische
onzepte umsetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


uch diese gilt es zu fördern.

Warum Sie, Herr Meinhardt, meinen, dass Gemein-
chaftsschulen und Grundschulen eher eine polarisie-
ende statt eine integrierende Wirkung gehabt hätten, das
leibt mir auch nach Ihrem Redebeitrag verborgen. Die
nsicht, dass eine gemeinschaftliche Beschulung soziale
elektivität nicht verhindert, haben unsere öffentlichen
rundschulen bislang widerlegt.

Wir brauchen eine bessere Bildungsforschung. Ich
enke, es ist sinnvoll, dass private und öffentliche Schu-
en voneinander lernen. Wenn wir das Grundgesetz än-
ern, dann tun wir das nur an einer Stelle. Wir müssen
ämlich das Kooperationsverbot aufheben,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


amit der Bund die Schulen in den Ländern wieder för-
ern kann. Davon hätten auch die Privatschulen etwas.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Das ist ein vollkommen falsches Staatsverständnis!)


Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620308000

Der Kollege Dr. Ernst Dieter Rossmann hat nun für

ie SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1620308100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Ich kann aus Überzeugung nahtlos an das an-
nüpfen, was Frau Hinz gesagt hat. Das Gute ist, dass
ch auch an Frau Winkelmeier-Beckers Rede anknüpfen
ann. Ich finde, auch vonseiten der Linken sind wichtige
rgumente genannt worden, was die Balance des
rundgesetzes, die Priorität öffentlicher Bildung, die






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann
Anerkennung von freier Bildung und das Verhältnis die-
ser Aspekte zueinander, auch im Hinblick auf den
Grundrechtscharakter, angeht.


(Ute Kumpf [SPD]: Eine Große Koalition gegen die FDP!)


So gibt es zum Beispiel ein Elternrecht und ein Recht
darauf, in der Schule auch religiöse Freiheit zu erleben
bzw. zu leben.

Herr Meinhardt, eine grundsätzliche Frage an Ihre
Adresse: Nehmen Sie eigentlich die wichtigste Aufgabe,
die wir im Zusammenhang mit dem Schulwesen in
Deutschland haben, zur Kenntnis: zusammenzuführen
und zu verhindern, dass in unserer Gesellschaft desinte-
grierende Tendenzen gestärkt werden? Dieses Zusam-
menführen wird in Deutschland im Rahmen des guten
öffentlichen Bildungswesens gewährleistet. Deshalb ist
es gut, dass CDU/CSU, SPD, Grüne und andere das öf-
fentliche Bildungswesen stärken, gleichzeitig aber auch
dafür sorgen wollen, dass es noch genug Freiraum gibt,
um über freie Schulen neue bzw. andere pädagogische
Impulse einfließen lassen zu können. Das ist unsere
Grundposition. Die FDP allerdings stellt sich in dieser
Frage gegen den Geist des Grundgesetzes.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Oh nein! Ganz im Gegenteil!)


Sie sind in Ihrem klassischen separierenden Denken ge-
fangen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE] – Patrick Meinhardt [FDP]: Das ist Ihre Ideologie!)


Außerdem müssen wir feststellen, dass Sie sich nicht
fair auf Quellen berufen.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Von wegen! Das war alles ganz korrekt!)


Sie haben den Bildungsforscher Fend angeführt. Das
war nicht ehrlich. Durch den Zusammenhang, in dem Sie
den Bildungsforscher Fend erwähnten, erweckten Sie
den Eindruck, als habe das Sonderungsverbot in der
Weimarer Republik und in der Bundesrepublik Deutsch-
land dazu beigetragen, dass man sich erst recht abson-
dern würde. Genau dies sagt Fend aber nicht.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Fend sagt – das gilt für seine Analyse der PISA-Stu-
die bis hin zu seinen Bildungsstudien –: Es ist so, dass
gemeinsames Lernen die soziale Integration befördert.
Er macht aber auch deutlich, dass das nicht alles ist, und
weist darauf hin, dass es dahinter auch familiäre Prägun-
gen, soziale Unterschiede und ein berufliches Umfeld
gibt.


(Patrick Meinhardt [FDP]: So ist das nun einmal mit der Vielfalt!)


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(C (D iese Aussage umzukehren und sozusagen gegen Fend u verwenden, das ist nicht ehrlich, nicht wissenschaftich und auch nicht politisch sauber. Fend hat den Gedanken aufgegriffen, dass man das oziale Umfeld verbessern muss, um soziale Durchläsigkeit zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund möchte ch Ihnen von der Linkspartei, da Sie immer sehr viel ordern, Folgendes sagen: Erkennen Sie zumindest an, ass wir jedem Kind mit besonderem Unterstützungsbearf einen Zuschuss in Höhe von 100 Euro zukommen assen! Erkennen Sie an, dass wir, was die Transfers berifft, mittlerweile eine Größenordnung von 70 Prozent u verzeichnen haben! Und erkennen Sie an, dass wir as Schulstarterpaket auf den Weg gebracht haben! Das waren drei Schritte in die richtige Richtung. Die ittel, die wir bereitstellen, werden verstärkt in Maß ahmen zur Förderung des sozialen Ausgleichs und zur erbesserung der sozialen Chancen investiert. Das muss ie CDU/CSU aushalten. Auch heute möchte ich bei Ihen dafür werben: Lassen Sie uns das Schulstarterpaket icht auf Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I egrenzen! Wir sollten uns einen Ruck geben und das chulstarterpaket auf die Schüler ausweiten, die in der berstufe eines Gymnasiums, einer Gemeinschafts chule oder einer Gesamtschule sind. (Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Von unserer Seite gibt es begeisterte Zustimmung zu diesem Vorschlag!)


as wäre ein Zeichen, das wir gemeinsam setzen könn-
en. Wir waren schon einmal sehr dicht dran. Lassen Sie
ns noch einmal versuchen, diesen Schritt zu gehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


Dazu braucht man, um auf den letzten Punkt der FDP
inzugehen, keine Bildungsforschung. Sie ignorieren,
ass es schon jetzt in Bezug auf alle Schülerinnen und
chüler Bildungsforschungsanstrengungen gibt. Das
ildungspanel wird in diesen Tagen gestartet. Selbstver-

tändlich geht es um alle Schülerinnen und Schüler. Es
ibt aber auch spezielle Bildungsforschungsaufträge,
twa PERLE, wo es mit um bildungskulturelle Fragen
eht. Frau Hinz hat den Vorschlag gemacht, dies zu ver-
iefen. Das kann man gerne überlegen. Wichtiger ist
ber, dass wir die Balance und die Priorität für gute öf-
entliche Bildung halten. Deshalb sage ich noch einmal:
eute ist kein guter Tag für die FDP, aber ein guter Tag

ür die Bildung in Deutschland.

Danke.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Kein guter Tag für dieses Parlament! Vollkommen falsche Bildungsvorstellungen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620308200

Ich schließe die Aussprache.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 16/10235 und 16/6793 an die in der
Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Die Vorlage auf Drucksache 16/10235 soll federführend
beim Rechtsausschuss beraten werden. Gibt es dazu an-
derweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann
sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung zu dem Antrag der Frak-
tion Die Linke mit dem Titel „Kommerzialisierungsten-
denzen im Schulwesen stoppen – Bildungsteilhabe für
alle Kinder und Jugendlichen sichern“. Der Ausschuss
empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 16/11733, den Antrag der Fraktion Die Linke auf
Drucksache 16/5139 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es
Enthaltungen? – Das ist nicht der Fall. Die Beschluss-
empfehlung ist mit den Stimmen der Unionsfraktion, der
SPD-Fraktion, der FDP-Fraktion, der Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Fraktion Die
Linke angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 24 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Zehnten
Gesetzes zur Änderung des Atomgesetzes

– Drucksache 16/11609 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-
heit (16. Ausschuss)


– Drucksache 16/11782 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Georg Nüßlein
Christoph Pries
Angelika Brunkhorst
Hans-Kurt Hill
Sylvia Kotting-Uhl

Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär
Michael Müller.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


M
Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1620308300


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir be-
raten heute in zweiter und dritter Lesung den Entwurf ei-
nes Zehnten Gesetzes zur Änderung des Atomgesetzes.
Nachdem wir den Entwurf in den Ausschüssen intensiv
beraten haben, bleibt mir, auf die wichtigsten Punkte
einzugehen.

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(C (D Die Entwicklung der Asse II macht uns große Sorgen. ir sind alarmiert über die Zuflüsse von Salzlösungen, ie mangelnde Tragfähigkeit aufgrund der Durchfeuchung und Entfestigung des Grubengebäudes. Deshalb ill ich als Erstes sagen: Gestern hat ein Fachgespräch tattgefunden, in dem das Bundesministerium die unterchiedlichsten wissenschaftlichen Institute, die Verwalungseinrichtungen und die entsprechenden Bundesämer vertreten waren. In diesem Fachgespräch ging es um ie neuen gebirgsmechanischen Berechnungen. Man ist u dem Ergebnis gekommen, dass wir sechs Jahre mehr eit haben, zu einer dauerhaften Lösung zu kommen. Es at sich als wissenschaftlich belastbar herausgestellt, ass wir nicht lediglich bis 2014, sondern bis 2020 Zeit aben. Ich halte das für positiv. Das heißt nicht, dass wir n unseren Anstrengungen nachlassen dürften. Aber die euorganisation und der personelle Wechsel haben erebliche Herausforderungen mit sich gebracht. Wir haen, wie gesagt, genügend Zeit, für diese schwierige und icherheitsrelevante Problematik eine saubere, allseits kzeptierte Lösung zu finden. Ich finde, wir sollten im Umgang mit diesen Fragen u viel mehr Transparenz kommen. Wir haben doch in er Vergangenheit bedauert, dass es gewissermaßen eine eschlossene Gesellschaft war, die sich mit diesen Theen beschäftigt hat. Darum biete ich an, dass wir den raktionen die Ergebnisse des Fachgesprächs mitteilen, odass jeder weiß, was abläuft. Ich biete Ihnen auch an, ass wir Ihnen die Ergebnisse der Berechnungen zu öglichen radiologischen Auswirkungen der berühmt erüchtigten Einlagerungskammer 4, in der in besondeer Weise die Problematik neuer Gefahren aufgetreten st, zukommen lassen. Diese Untersuchungen werden erzeit ausgewertet; die Ergebnisse werden wahrscheinich Mitte Februar vorliegen. Ich halte es für notwendig, dass in diesen Fragen so iel Transparenz und Öffentlichkeit hergestellt wird, ass unbeschadet, ob man unterschiedlicher Meinung ist, uf jeden Fall alle Fakten auf dem Tisch liegen und nieand den Eindruck erwecken kann, dass man hier mit inem schwierigen Zukunftsproblem spielt. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Aussage ist klar: Das Ergebnis der gebirgsmecha-
ischen Bewertung der Einlagerungskammer 4 lautet im
ugenblick, dass der Stopfen hält, dass derzeit also
eine Gefahr vorliegt. Es gibt aber auch dort eine Viel-
ahl unbeantworteter Fragen. Wir bemühen uns, diese so
chnell wie möglich zu beantworten.

Insgesamt kommen wir nach dem derzeitigen Stand
u dem Ergebnis, dass wahrscheinlich bis Herbst – even-
uell auch bis zum Ende dieses Jahres – ein Gesamtkon-
ept für die Asse vorliegen wird. Wir möchten dann na-
ürlich intensiv über die entscheidende Frage reden, wie
ir eine dauerhafte Lösung finden können, in die bei-

pielsweise auch der Punkt einbezogen wird, den die
raktion der Grünen angesprochen hat, nämlich die Op-

ion der Rückholbarkeit. Dies alles werden wir tun.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Michael Müller
Aus unserer Sicht gibt es im Übrigen auch gar keine
Alternative dazu, auch die Option der Rückholbarkeit
auf der Grundlage des Gesetzes mit einzubeziehen. Wir
sind uns ziemlich klar darüber, dass das sein muss. Wir
werden dies einfach auch deshalb erreichen, weil wir da-
durch, dass die Behandlung dieses Themas jetzt dem
Bundesamt für Strahlenschutz übertragen wurde, in der
Tat in der Lage sind, zu einem viel geordneteren, recht-
lich sehr viel besser nachvollziehbaren und insgesamt
transparenten Verfahren zu kommen.

Es ist der große Vorteil der Entscheidung der Bundes-
regierung, dass es jetzt eine Behörde gibt, die aufgrund
ihrer Erfahrungen mit der Schließung des ehemaligen
DDR-Endlagers in Morsleben, mit der Errichtung des
Endlagers Konrad und der Überwachung des Offenhal-
tungsbetriebs in Gorleben so viel Know-how bietet, um
zu einem wirklich vernünftigen Verfahren zu kommen.
Sie kann die entsprechenden Planfeststellungsverfahren
und die Verfahren für die Öffentlichkeitsbeteiligung na-
türlich so vorbereiten, dass wir auch den Anforderungen
einer kritischen Öffentlichkeit gerecht werden können.

Meine Damen und Herren, mit dem Gesetzentwurf
wird durch die Verpflichtung zur Anwendung der für
Bundesendlager geltenden Vorschriften gesichert, dass
für den Betrieb und die Stilllegung die nach dem Stand
der Wissenschaft und Technik erforderliche Vorsorge ge-
gen Schäden getroffen werden muss. Das heißt, um das
auf den Antrag der Fraktion der Grünen zu beziehen:
Um bei der Stilllegung den bestmöglichen Schutz vor
schädlichen Auswirkungen radioaktiver Strahlung zu
verwirklichen, sind auch eine umfassende Prüfung und
ein Vergleich aller zur Verfügung stehenden Optionen
erforderlich. Das bedeutet in der Konsequenz, dass aus-
drücklich auch die Option geprüft werden muss, die ra-
dioaktiven Abfälle ganz oder teilweise zurückzuholen.


(Ulrich Kelber [SPD]: So ist es!)


Das ist der entscheidende Punkt. Dieser ist aus unserer
Sicht gesetzlich entsprechend geregelt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Es gab zwischen uns noch Meinungsunterschiede hin-
sichtlich der Verteilung der Kosten. In der Zwischenzeit
sind wir der Bitte des Bundesrates nachgekommen, indem
wir eine ausdrückliche Klarstellung im Gesetzentwurf
vorgenommen haben. Über 90 Prozent der eingelagerten
radioaktiven Materialien stammen aus öffentlichen Ein-
richtungen, insbesondere aus Forschungseinrichtungen.
Daraus ergibt sich auch die Verteilung der Kosten.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620308400

Kollege Müller, Sie können selbstverständlich weiter-

reden, dann aber auf Kosten Ihres Kollegen.

M
Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1620308500


Ja, natürlich. Ich komme sofort zum letzten Satz. –
Wir hätten es natürlich gerne gesehen, wenn auch private
Einlagerer mit zur Kasse gebeten worden wären, aber
nach all unseren Prüfungen kamen wir zu dem Ergebnis,

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(C (D ass dies verfassungsrechtlich leider nicht möglich ist, odass wir zu dieser Lösung gekommen sind. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620308600

Für die FDP-Fraktion hat nun die Kollegin Angelika

runkhorst das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Angelika Brunkhorst (FDP):
Rede ID: ID1620308700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

undesminister Gabriel hat bereits Ende 2008 angeord-
et, dass die Atomaufsicht für die Asse II auf das BMU
bertragen wird. Die Verantwortung für den Betrieb der
sse ist auf das Bundesamt für Strahlenschutz übertra-
en worden. Die notwendige gesetzliche Grundlage da-
ür haben wir heute auf dem Tisch.

Die Vorlage der Bundesregierung ist sachgerecht,
eil sie den Realitäten nach dem aktuellen Stand der
inge Rechnung trägt. Die Atomgesetznovelle gibt so-
it allen Beteiligten die notwendige Rechtssicherheit.
ie FDP-Fraktion wird dem Gesetzentwurf zur Ände-

ung des Atomgesetzes zustimmen, weil die darin vorge-
ehenen Regelungen – abgesehen von den aktuellen Pro-
lemen mit der Asse II – sachgerecht sind.

Ich möchte an dieser Stelle hervorheben, dass es na-
ürlich darauf ankommt, dass man den Menschen, die in
er Region um die Asse leben und arbeiten, Angebote
acht, dass man ihnen zeigt, dass wir in dieser ernsten
ituation Abhilfe schaffen wollen, und zwar seriös und
rofessionell.

Bundesminister Gabriel hat bezüglich des Betreiber-
echsels unheimlich Gas gegeben. Die FDP erwartet

etzt natürlich, dass eine tragfähige Lösungsstrategie ent-
ickelt und dass die offenen Fragen, die von Herrn
taatssekretär Müller eben angesprochen worden sind,
orgfältig und möglichst zügig abgearbeitet werden.

Minister Gabriel steht in der Pflicht, umgehend ge-
ielte und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die
rößtmögliche Sicherheit für Mensch und Umwelt in der
egion zu gewährleisten.


(Beifall bei der FDP)


nsere Zustimmung ist auch für das BMU ein Vertrau-
nsvorschuss.

Professionalität ist gefragt. Nichts brauchen die Men-
chen im Moment dringender als tatkräftiges, professio-
elles und verantwortungsvolles Handeln von Leuten,
ie von der Sache etwas verstehen; darauf lege ich Wert.
amit kein Missverständnis entsteht: Damit meine ich
icht, dass alle, die für die Asse bisher Verantwortung
etragen und die Entscheidungen gefällt haben, inkom-
etent sind oder unverantwortlich gehandelt haben –
itnichten. Aber wir alle wissen mittlerweile, dass in der
sse entscheidende Dinge offenbar in erheblichem
aße schiefgelaufen sind und dass wir nun Vernunft und






(A) )



(B) )


Angelika Brunkhorst
ein professionelles Krisenmanagement brauchen. Die
FDP wird sich daran auf jeden Fall konstruktiv beteili-
gen; das kann ich Ihnen versichern.

Nun zu den Kolleginnen und Kollegen der grünen
Fraktion. Die Menschen brauchen im Moment wirklich
Sicherheit. Es kann nicht sein, dass wir jetzt politische
Grabenkämpfe austragen. Bitte, lassen Sie uns der Ver-
suchung widerstehen, die alten Lieder wieder zu singen:
Auf der einen Seite stehen diejenigen, die es schon im-
mer gewusst haben, die schon immer gegen die Kern-
energie gewesen sind und die auch immer alles besser
als die anderen wissen werden, und auf der anderen Seite
gibt es diejenigen, die immer von allem gar nichts wis-
sen wollten. Damit folgt man zu sehr einem
Schwarz-Weiß-Schema, und das hilft uns an dieser Stelle
nicht weiter. Was den Menschen hilft, ist – das ist mein
Petitum an Sie –, dieses Schema aufzugeben. Darum
bitte ich Sie an dieser Stelle.


(Beifall bei der FDP)


Es stimmt: Die FDP hat eine grundlegend andere po-
litische Einstellung zur Frage des Umgangs mit der End-
lagerung. Eine andere Sache hat aber damit nichts zu tun
– das sage ich hier ganz klar und deutlich –: Das deut-
sche Bundesumweltministerium genießt auf der fachli-
chen Ebene deutschlandweit und auch international ein
sehr hohes Ansehen und Respekt, und dies zu Recht.
Von grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten und
von einer unterschiedlichen Bewertung des Verhaltens
einzelner Personen einmal abgesehen, steht eines fest:
Die fachliche Kompetenz unserer obersten Fachbehör-
den können wir hier wirklich ausdrücklich loben. Wir
von der FDP wollen diese Fachkompetenz erhalten und
unter Umständen stärken. Ich möchte an dieser Stelle
den Fachleuten für die bereits geleistete Arbeit danken.
Sie haben noch viel vor sich. Das, was da zu tun ist, ist
sicherlich nicht einfach. Ich wünsche den Personen, die
dort eingebunden sind, die Lösungen finden müssen, ein
gutes Stück Durchhaltevermögen.

Insgesamt kann ich nur sagen, dass ich die Skepsis
der Grünen hier nicht teile. Wir können rundum zuver-
sichtlich sein. Die Verantwortung für die Asse II ist in
guten Händen. Alles ist auf einem guten Weg. Das gilt
auch für das, was Sie sich immer gewünscht haben: Die
Asse wird jetzt nach Atomrecht behandelt; das Bundes-
amt für Strahlenschutz, inklusive Herrn König, ist Be-
treiberin der Asse; die AG Optionenvergleich erarbeitet
ein Gutachten, in dem verschiedene Schließungskon-
zepte für die Asse geprüft werden.

Also alles bestens.


(Lachen bei der SPD – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht alles! – Ulrich Kelber [SPD]: Gut reagiert, aber nicht alles bestens!)


– Da handelt es sich aber nur um die von Ihnen gefühlte
Skepsis, Frau Kotting-Uhl.

Die FDP stimmt dem vorliegenden Gesetzentwurf zu.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, meine Damen
und Herren, und ein schönes Wochenende!

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(C (D Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Dr. Georg üßlein das Wort. Frau Präsidentin! Meine Damen! Meine Herren! Wor ber reden wir? Wir reden darüber, dass wir im Gesetz inen besseren personellen Sabotageschutz verankern ollen. Das müsste im Grunde eine Formsache sein, eil es jedem klar ist. Deshalb hat es mich schon ein weig gewundert, dass die Grünen im Rahmen der Auschussdebatte am Datenschutz herumgemäkelt haben nd gesagt haben, dieser gehe ihnen zu weit. Eigentlich ind doch die Grünen immer diejenigen, die sagen, die icherheitsmaßnahmen könnten angesichts der Gefahren icht weit genug gehen. (Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nehmen Sie doch einmal die Terrorziele in den Fokus, nicht immer nur die Menschen!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620308800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1620308900

ich hat noch mehr geärgert, dass bei derselben Debatte
m Umweltausschuss die Linke die Diskussion darüber
m liebsten auf eine Diskussion über die Terrorgefahren
n sich und überhaupt ausweiten wollte. Das ist nicht
achgerecht.

Wir wollen hier sehr sachlich über die Dinge diskutie-
en, die notwendigerweise getan werden müssen. Dazu
ehört der personelle Sabotageschutz, und dazu gehört
er Wechsel vom Bergrecht zum Atomrecht. Diese juris-
ische Notwendigkeit vollziehen wir im Gesetz eigent-
ich nur nach.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Bei Diskussionen über das Thema Asse ist es schon
ichtig zu betonen, dass es der Politik insgesamt darum
ehen muss, Vertrauen zu sichern und zu schaffen. Der
err Staatssekretär hat das in vorbildlicher Art und
eise getan, indem er zum einen auf das hingewiesen

at, was momentan Stand der Wissenschaft ist, nämlich
ie Standsicherheit bis zum Jahr 2020 – das trägt ja dazu
ei, die zu Recht beunruhigten Menschen vor Ort zu be-
uhigen –, und indem er zum anderen klargestellt hat,
ass es ihm um die Herstellung eines hohen Maßes an
ransparenz geht. Das ist auch ein Anliegen der Union.

Ganz bewusst und ganz gezielt richte ich meine Be-
erkung, dass es notwendig ist, Vertrauen zu schaffen,

n die Adresse der Grünen und der Linken. Wer nämlich
n dieser Stelle versucht, zu überzeichnen, zu verunsi-
hern oder zu verängstigen, der macht aus meiner Sicht
inen entscheidenden Fehler. Gerade die Grünen müss-
en ja Erfahrung damit gesammelt haben. Bis zum Be-
inn der rot-grünen Koalition haben sie ja die Risiken
er Atomkraft immer überzeichnet


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
und als Konsequenz daraus den sofortigen Ausstieg ge-
fordert. Dieser war ihrer Meinung nach unabdingbar.
Kaum waren sie aber Mitglied einer Bundesregierung
und nicht mehr in der Opposition, haben sie gesagt,
Atomkraft sei doch noch 20 Jahre verantwortbar. Das
müssen Sie sich vorhalten lassen.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wissen genau, an wem das lag, dass es nicht schneller ging!)


Machen Sie jetzt nicht wieder denselben Fehler! Zeigen
Sie Verantwortung und entsprechende Zurückhaltung!
Lassen Sie uns sachlich und ohne die Leute zu verunsi-
chern die nicht zu leugnenden Probleme an der Asse lö-
sen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nachdem ich vernommen habe, dass es manchem
Grünen nicht schnell und transparent genug geht,
möchte ich wiederum unter Hinweis auf die Zeit Ihrer
Regierungsbeteiligung ganz deutlich sagen: Stellen Sie
sich bitte selber im Rahmen einer allenthalben fälligen
Gewissenserforschung die Frage, was Ihr Umweltminis-
ter Trittin in den sieben Jahren, in denen er Regierungs-
verantwortung trug, hier tatsächlich getan hat. Nichts,
meine Damen und Herren! Das halte ich doch durchaus
für bemerkenswert.

Sie versuchen nun, auch dieses Gesetz in Misskredit
zu ziehen. Ich verstehe das nicht – das sage ich ganz of-
fen –, weil ich der Meinung bin, dass es hier um Formsa-
chen und nicht um die Frage „pro oder kontra Kernener-
gie“ geht.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist das große Missverständnis!)


Sie tun das, indem Sie kritisieren, im Gesetzentwurf sei
keine Option einer Rückholung vorgesehen. Aber das ist
nicht wahr.

Wir schaffen nicht die technologischen Rahmenbe-
dingungen – das können wir gar nicht –, sondern die
politischen. Bei den politischen Rahmenbedingungen ist
ein voller Optionenvergleich inklusive der Rückholung
vorgesehen. Das haben Sie von der Bundesregierung
schriftlich bekommen, und der Staatssekretär hat es
heute noch einmal betont. Im Übrigen lässt sich auch aus
§ 9 b Abs. 4 in Verbindung mit § 7 Abs. 2 Atomgesetz
herauslesen, dass es uns darum geht, nach dem Stand
von Wissenschaft und Technik die erforderliche Vor-
sorge gegen Schäden zu treffen. Dazu gehört auch die
Option einer Rückholung, sofern sie technisch machbar
ist.

Im selben Atemzug stimmen dann etliche Damen und
Herren eine Kostendebatte an. Auch davor kann ich nur
warnen. Wie kann man denn, bevor man die Optionen
kennt, schon wissen, welche Kosten letztlich anfallen
werden? Wer kann das wissen? Offenbar ist jemand da-
ran interessiert, irgendwelche Zahlen in den Raum zu
stellen, so wie Sie. Sie haben von 2,5 Milliarden Euro
gesprochen.

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(C (D (Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So teuer wie Morsleben wird es schon werden!)


Zum einen meine ich, dass Sie nicht wissen, wie hoch
ie Kosten sind. Zum anderen weise ich für die Union
arauf hin, dass das kein Kostenthema ist. Bei diesem
hema geht es nicht um Betriebswirtschaft, sondern da-

um, Vertrauen zu bilden und das zu tun, was notwendig
nd sinnvoll ist, um Schaden von der Umwelt und den
enschen abzuwenden.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben doch das Kostenthema aufgemacht! Wer hat denn den Änderungsantrag zu den Kosten eingebracht, wir oder Sie?)


ir werden alles Notwendige tun, aber keine Kostendis-
ussion führen. Das wäre in höchstem Maße unseriös.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich weiß, dass es Ihnen um etwas anderes geht. Sie
ollen über die Kostendiskussion die Kernenergie in
isskredit bringen, wenn Sie fordern, die Kosten anders

u verteilen, als es seinerzeit vor mehr als 30 Jahren ge-
chehen ist. Ihr Anliegen ist auch, darüber zu diskutie-
en, ob der Bund die Kosten tragen muss.

Fakt ist – das hat auch das Bundesumweltministerium
estätigt –, dass über 90 Prozent der radioaktiven Ab-
älle von öffentlichen Verursachern stammen. Zudem
andelt es sich bei der Asse um ein Forschungsbergwerk
es Bundes. Deshalb ist aus meiner Sicht auch klar, wer
ie Kosten trägt. Das halte ich für absolut klar, ohne dass
arüber diskutiert werden kann.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620309000

Kollege Nüßlein, gestatten Sie eine Zwischenfrage

er Kollegin Kotting-Uhl?


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1620309100

Herzlich gerne. Es ist zwar schon spät am Tag, aber

itte schön.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620309200

Das muss uns die Asse schon Wert sein.


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1620309300

Ja, darum habe ich die Zwischenfrage auch zugelas-

en.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620309400

Lieber verehrter Kollege Nüßlein, helfen Sie mir und

ielleicht auch sich selber auf die Sprünge. Sie haben ge-
ade festgestellt, wir hätten eine Kostendebatte ange-
timmt. Würden Sie mir bitte sagen, wer die Kostende-
atte in das parlamentarische Verfahren eingebracht hat?


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1620309500

Ich habe mich auf eine Diskussion bezogen, die fried-

ich, aber trotzdem etwas erregt am Mittwoch im Um-
eltausschuss stattgefunden hat und in der Sie, liebe






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
Kollegin, über die Frage philosophiert haben, wer die
Kosten letztendlich trägt und wie es zu begründen ist,
dass dies durch die öffentliche Hand erfolgen muss. Sie
meinten, dass in diesem Zusammenhang die Energiever-
sorger sehr viel stärker belastet werden müssten. Dazu
haben meine Kollegen im Ausschuss bereits darauf hin-
gewiesen, dass es sich um ein Forschungsbergwerk des
Bundes handelt. Damit ist klar, wer die Kosten trägt.

Wir nehmen selbstverständlich auch zur Kenntnis,
dass von Privaten, die damals Material eingelagert ha-
ben, Gebühren verlangt worden sind. Es mag sein, dass
sie aus heutiger Sicht zu niedrig waren.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich setze mich jetzt! Sie beantworten die Frage gar nicht!)


Aber damals ist anders damit umgegangen worden.

Unter dem Gesichtspunkt werden wir nicht umhin-
kommen, dass der Bund die Kosten zu tragen hat. Es ist
unsere Verantwortung gegenüber den Bürgerinnen und
Bürgern, auch mit Geld dafür zu sorgen, dass Gefahren
von ihnen abgewendet werden. Das ist die Realität.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Jetzt ist die Beantwortung fertig! Die Kollegin hatte sich aber schon hingesetzt! – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die Frage ist gar nicht beantwortet worden!)


– Genau. Jetzt ist die Beantwortung fertig, nicht dann,
wenn die Kollegin sich hinsetzt. Aber gut.

Aus meiner Sicht ist es erforderlich, das Thema Asse
in gebotener Ruhe weiterzuverfolgen. Wir sollten nicht
versuchen, grundsätzliche Debatten über diese Thematik
zu führen, und den Gesetzentwurf wie vorgesehen verab-
schieden.

Abschließend sage ich Ihnen: Jeder Versuch, einen
Zusammenhang zwischen Asse auf der einen Seite und
Gorleben auf der anderen Seite herzustellen, ist aus mei-
ner Sicht untauglich, weil es sich zum einen um ein aus-
gebeutetes Bergwerk handelt, in dem vor mehreren Jahr-
zehnten nach anderen Maßstäben eingelagert wurde, und
weil wir zum anderen viele Jahre erkundet haben
– nichts sonst –, ob sich der Salzstock in Gorleben als
Endlager eignet. Man muss das bestehende Moratorium
– das ist an dieser Stelle ein ceterum censeo – aufheben,
um bei diesem Thema endlich weiterzukommen. – Frau
Kotting-Uhl, Sie schütteln den Kopf. Selbst wenn Ihnen
das nicht gefällt: Wir sind nicht nur verpflichtet, bei der
Asse etwas zu tun. Vielmehr müssen wir irgendwann der
Verpflichtung nachkommen, ein nationales Endlager be-
reitzustellen. Dabei kommt es nicht darauf an, ob man
pro oder kontra Kernenergie ist. Fakt ist: Radioaktive
Abfälle fallen in Kernkraftwerken und anderen Berei-
chen an. Wir werden sie national endlagern müssen.
Deshalb müssen wir das Notwendige tun. Ich finde es
bedauerlich, dass die Große Koalition an dieser Stelle
nicht, wie von uns, der Union, erwartet, weitergekom-
men ist.

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(C (D (Ulrich Kelber [SPD]: Wenn man etwas erwartet und dann blockiert, kommt man nicht weiter!)


as liegt mit Verlaub am Bundesumweltminister.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620309600

Das Wort hat die Kollegin Dorothée Menzner für die

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620309700

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

ollege Nüßlein, Sie haben auf die Kostenfrage hinge-
iesen. Damit befassen sich Menschen nicht nur hier im
aus, sondern auch draußen. Nicht nur ich habe massen-
aft E-Mails bekommen, in denen uns Bürgerinnen und
ürger auffordern, dem vorliegenden Gesetzestext nicht
uzustimmen, unter anderem mit der Begründung, dass
ie Konzerne, die mit Atomenergie Gewinne gemacht
aben und nach wie vor machen, stärker an den Kosten
u beteiligen seien.


(Beifall der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das Umweltministerium hat uns wiederholt mitge-
eilt, an der Finanzierung im Zusammenhang mit Asse
ei nichts zu ändern, weil man aus der schon vor Jahren
bernommenen Verpflichtung nicht herauskomme. Aber
s stellt sich sehr wohl die Frage, warum das in dem vor-
iegenden Gesetzestext so explizit formuliert ist. Auf
iese Frage habe ich keine Antwort. Dass die Menschen
in ungutes Gefühl haben, wenn RWE, Eon, EnBW und
attenfall seit Jahrzehnten hohe Gewinne machen, wäh-

end der Steuerzahler, der Bürger, die Kosten trägt, ist
hnen nicht zu verübeln.


(Beifall bei der LINKEN)


as ist wieder eine Umverteilung von unten nach oben,
ie wir sie aus vielen Bereichen dieser Gesellschaft ken-
en. Nebenbei: Jeder kleine Gewerbetreibende muss für
ie Kosten seiner Abfallentsorgung selber geradestehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Mit dem Gesetz wird das Forschungsbergwerk Asse
it einem Federstrich zu einem Endlager erklärt. Hier

ann und hier wird die Linke ebenfalls nicht zustimmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Subventionierung der Atomindustrie hat Tradi-
ion; das ist nicht erst bei dieser Regierung so. Dass die
egenwehr der Konzerne entsprechend ist, verwundert
icht. Die Gegenwehr und die Subventionierung der
tromkonzerne waren häufig genug Thema. Ich möchte
nseren Blick heute auf einen anderen Konzern lenken,
nd zwar auf den DAX-Konzern K+S, auch als Kali und
alz bekannt. Es handelt sich um einen Konzern, der an
er Asse und der atomaren Endlagerung nicht geringe
ittel verdient hat. Es beginnt damit, dass das Vorgän-






(A) )



(B) )


Dorothée Menzner
gerunternehmen dem Bund seinerzeit das alte Bergwerk
verkauft hat. Der Konzern hat immer wieder Geld mit
der Lieferung von Abraum zur Verfüllung der oberen
Sohlen verdient und die abgepumpten Laugen in seine
geschlossenen Bergwerke überführt. Des Weiteren hat
der Konzern Forschungsaufträge rund um die Asse er-
halten. Nicht zuletzt handelt es sich hierbei um einen der
zwei Konzerne, die weltweit das Magnesiumchlorid pro-
duzieren und anbieten können, mit dem die Asse einst
geflutet werden sollte.

Dieser Zusammenhang macht deutlich,


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Dass Sie unter Verfolgungswahn leiden!)


dass wir neben den bergtechnischen Vorgängen, die wir
klären müssen, auch insgesamt in die Vorgänge, die mit
der Asse zusammenhängen, noch viel Licht bringen
müssen und dass wir dort sehr genau hinsehen müssen.
Das vorliegende Atomgesetz wird uns dabei nicht hel-
fen; vielmehr sät es weiter Misstrauen und schürt Ängste
und die Wut bei den Menschen in der Region. Das kann
nicht das sein, was wir hier gemeinsam wollen.


(Beifall bei der LINKEN)


Aus diesem Grunde stimmen wir gegen das vorlie-
gende Gesetz. Weil Licht in das Dunkel um die Asse ge-
bracht werden muss, rufen wir als Linke auf, sich am
26. Februar an der Lichterkette zu beteiligen, die von
Braunschweig über Wolfenbüttel bis zur Asse gehen
soll. Diese Lichterkette steht unter dem Motto: „Auf-
pASSEn! Wir bringen Licht ins Dunkel.“


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich glaube, wir alle sind gut beraten, das Engagement
der Bürgerinnen und Bürger in der Region sehr ernst zu
nehmen und es als Hilfe und Unterstützung für unsere
gemeinsamen Bemühungen zu betrachten.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620309800

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun die

Kollegin Sylvia Kotting-Uhl das Wort.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620309900

Danke schön. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Herr Staatssekretär Müller, Ihnen erst ein-
mal herzlichen Dank für die versprochene Offenheit,
aber Sie sehen es mir nach, wenn ich in diesen vier
Minuten nur zu dem rede, worauf sich unser Änderungs-
antrag begründet. Ich will ganz kurz auf die missver-
ständlichen Formulierungen eingehen. Frau Menzner hat
darauf schon Bezug genommen. Ich kann wirklich nicht
verstehen, mit welcher Beratungsresistenz Sie vorgehen.
Es wäre ein Leichtes gewesen, mit zwei Federstrichen an
zwei Stellen die missverständlichen Formulierungen
auszuräumen. Sie hätten damit der Bevölkerung vor Ort
beweisen können, dass sie Vertrauen haben kann.

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(C (D ie wissen doch, welches Misstrauen dort herrscht. Waum machen Sie das denn nicht? Was hätte es Sie gekoset? Nichts, vielleicht ein bisschen Zeit, aber die wollten ie sich offensichtlich nicht nehmen. Das Beratungsverahren kann man gar nicht als solches bezeichnen. Eine oche Zeit veranschlagen Sie für die Atomgesetzovelle, die vor Ort auf solchen Widerstand stößt und ort so viel Misstrauen weckt. Sie nehmen sich keine eit, die Leute vor Ort zu der Atomgesetznovelle anzuören, Sie nehmen sich keine Zeit, hier ein anständiges eratungsverfahren durchzuführen, aber Sie haben Zeit, inen Änderungsantrag einzubringen, der die ganze Sahe noch einmal verschärft und das Misstrauen vor Ort eiter steigert. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


en haben die Koalitionsfraktionen eingebracht, und da-
it haben sie die Kostenfrage in die Debatte geworfen.
orher hat nämlich niemand von den Kosten geredet.
etzt wird darüber durchaus debattiert.

Die Frage, die die Kollegin Menzner eben aufgewor-
en hat, warum bei all den guten Argumenten, die Sie ha-
en, nämlich dass man die Atomkraftwerksbetreiber gar
icht an den Kosten beteiligen könne, das eigentlich in
ie Novelle musste, kann ich Ihnen beantworten. Es
usste in die Novelle, weil die Argumente, die vorge-

racht werden, zumindest in der öffentlichen Sicht über-
aupt nicht berechtigt sind. Es ist eine vollkommen
nberechtigte Argumentation, zumindest in der Wahr-
ehmung der Menschen vor Ort und derjenigen, die das
erursacherprinzip ernst nehmen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie reden ihnen das doch gegen besseres Wissen ein!)


Wir brauchen den Menschen vor Ort nichts einzure-
en. Die sind kompetent, die leben seit Jahrzehnten mit
er Asse und wissen, worum es geht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Ulrich Kelber [SPD]: Aber Sie erzählen das wider besseres Wissen! Das ist schon interessant für eine Abgeordnete!)


Ihr Hauptargument ist, dass 90 Prozent des Inventars
er Asse aus der WAK kommen. Das ist eine öffentliche
orschungseinrichtung, und deshalb muss die öffentliche
and die Kosten tragen. Ja, 90 Prozent des radioaktiven

nventars kommen aus der WAK. Und wie kam es in die
AK? Ist es dort geboren worden? Ist es vom Himmel

efallen? Hat es der Klapperstorch gebracht? Nein, die
raftwerksbetreiber haben es gebracht, es war Atom-
üll aus den Kraftwerken.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Frau Präsidentin, ich glaube, die vier Minuten sind schon um!)


ir haben den Inventurbericht von 2002, den jeder von
hnen nachlesen kann. Da ist genau aufgelistet, was in






(A) )



(B) )


Sylvia Kotting-Uhl
die WAK eingeliefert wurde und von da aus in die Asse
kam.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Können vier Minuten wirklich so lang sein?)


60 Prozent des radioaktiven Inventars der Asse – das
lässt sich leicht errechnen – stammen allein aus dem
Kernkraftwerk Obrigheim. Gilt das Verursacherprinzip
nicht mehr, wenn das Material einmal in einer Versuchs-
anlage war, oder wollen wir das Verursacherprinzip gel-
ten lassen? Ich kann Sie an dieser Stelle wirklich nicht
verstehen. Ich glaube, Sie sind in diesen ganzen Krisen,
in denen Sie ständig Schutzschirme aufspannen, schon
so an Schutzschirme gewöhnt, dass Sie gar nicht anders
können, als jetzt in der Asse-Krise einen Schutzschirm
auch über die Atomkonzerne zu spannen, damit diese
ihre Milliardengewinne behalten können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Diese wiederum nutzen das Geld für ihre Kampagnen,
sie nutzen es, um die Mär vom billigen Atomstrom zu
erzählen. Das ist die Kette, die Sie damit unterstützen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das ist die unehrlichste Rede der Woche!)


– Das ist wahrscheinlich die ehrlichste Rede der Woche,
und das stört Sie vielleicht; das kann ich gut verstehen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ich glaube, die Redezeit ist schon um! – Ulrich Kelber [SPD]: Es kommt dir nur so vor! Sie weiß es besser und erzählt das Gegenteil!)


– Nein, die Redezeit ist noch nicht um. Ich habe noch ein
bisschen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Die gefühlte Redezeit ist zu Ende!)


Ich will noch etwas zu dem Optionenvergleich sagen.
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Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620310000
Stabilität bis 2020. Das
heißt, die Realisierbarkeit der Option, den Müll heraus-
zuholen, rückt deutlich näher; die Zeitschiene wird bes-
ser.

Wenn wir die Sicherheit der Anwohner im Sinn ha-
ben,


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie müssen sich für eine solche Rede schämen!)


dann müssen wir die beste Option wählen. Wenn wir das
tun, dann wird es wirklich richtig teuer. Ich kann nicht
verstehen, warum die Verursacher des Atommülls, die
mit der Gefährlichkeit des Atommülls letztlich ursäch-
lich zu dieser Sachlage beigetragen haben, bei der Frage,
wie wir vor Ort Sicherheit schaffen, völlig herausgehal-
ten werden. Da finde ich Sie absolut inkonsequent.

Ich finde auch Umweltminister Gabriel absolut in-
konsequent. In der gemeinsamen Sitzung von For-
schungs- und Umweltausschuss hat er uns noch gesagt,
es sei richtig, die Atommüllverursacher zu beteiligen, er
wisse aber, dass es keine rechtliche Handhabe gebe und

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(C (D er moralische Appell nicht reichen werde. Jetzt wichen Sie den moralischen Appell auch noch beiseite, inem Sie ausdrücklich hineinschreiben, dass die Kosten er Bund trägt. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aber jetzt sind die vier Minuten wirklich um!)


ie machen sich damit bei den Menschen vor Ort dop-
elt unglaubwürdig. Sie machen die gute Arbeit, die dort
eleistet wird, ein Stück weit wieder kaputt. Das ist das
edauerlichste an der ganzen Geschichte.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD]: Wie hieß der Minister noch? Trittin hätte das genaue Gegenteil erzählt! So etwas tut man nicht! – Widerspruch der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] – Ulrich Kelber [SPD]: Man muss ein bisschen Anstand haben, wenn man politisch arbeitet!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620310100

Das Wort hat der Kollege Christoph Pries für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Christoph Pries (SPD):
Rede ID: ID1620310200

Vielen Dank.


(Ulrich Kelber [SPD]: Es gibt genügend Sachen, über die man sich streiten kann, aber das ist unehrlich! – Gegenruf der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Über was kann man sich hier nicht streiten? – Gegenruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD]: Sie wissen, dass das nicht geht!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620310300

Das Wort hat der Kollege Pries.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Christoph Pries (SPD):
Rede ID: ID1620310400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Die zehnte Novelle zum Atomgesetz
tand schon seit längerem auf unserer Agenda. Durch
ine Ausweitung wird die atomrechtliche Zuverlässig-
eitsprüfung an die veränderte Sicherheitslage nach dem
1. September 2001 angepasst. Dass wir dies tun, ist
ichtig. Dass es notwendig ist, macht wieder einmal
eutlich: Atomenergie ist und bleibt eine Hochrisiko-
echnologie. Deshalb gilt: Die SPD-Bundestagsfraktion
teht zum Atomausstieg.


(Beifall bei der SPD – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bravo!)


Im Zentrum des öffentlichen Interesses steht der
weite Teil der vorliegenden Novelle: die Regelungen
ur Schachtanlage Asse II. Mit unserer heutigen Ent-
cheidung schaffen wir die Rechtsgrundlage für den Be-
reiberwechsel.






(A) )



(B) )


Christoph Pries
Seit nunmehr 30 Tagen ist das Bundesamt für Strah-
lenschutz und damit das Bundesumweltministerium für
die Schachtanlage Asse II zuständig. Sie haben den Auf-
trag, die Anlage im Rahmen eines atomrechtlichen Plan-
feststellungsverfahrens stillzulegen. Wir ziehen damit
die Konsequenzen aus den Missständen in der Einrich-
tung, die im vergangenen Jahr an die Öffentlichkeit ge-
langt sind. Gleichzeitig erfüllen wir die Forderungen
vieler Bürgerinitiativen vor Ort.

Ich möchte aus Sicht der SPD-Bundestagsfraktion auf
zwei Aspekte eingehen, die die öffentliche Debatte der
letzten Wochen bestimmt haben: erstens auf den Optio-
nenvergleich und die Möglichkeit einer vollständigen
oder teilweisen Rückholung der eingelagerten radio-
aktiven Abfälle. Von 1967 bis 1978 wurden in der
Schachtanlage Asse II 46 930 Kubikmeter schwach- und
mittelradioaktiver Abfall eingelagert. Laugenzuflüsse,
Einsturzgefahr oder radioaktive Kontaminierung, mit
denen wir heute zu kämpfen haben, wurden damals von
allen Experten ausgeschlossen. Wir müssen feststellen:
Die sogenannten Experten haben sich geirrt.

Unsere Aufgabe ist jetzt, unter den gegebenen Um-
ständen die bestmögliche Lösung für Menschen und
Umwelt zu finden. Deshalb ermöglicht das vorliegende
Gesetz im Rahmen der Stilllegung der Schachtanlage
Asse II einen ergebnisoffenen Optionenvergleich. Dieser
Optionenvergleich umfasst auch die vollständige oder
teilweise Rückholung der eingelagerten Abfälle.

Der Bundesumweltminister und alle Fraktionen haben
sich sowohl hier im Plenum als auch bei der Beratung im
Ausschuss zur Durchführung des Optionenvergleichs be-
kannt. Das begrüßt die SPD-Bundestagsfraktion aus-
drücklich.


(Beifall bei der SPD)


Welche Lösung am Ende die größte Sicherheit bietet und
realisierbar ist, bleibt abzuwarten.

Entscheidend sind die Antworten auf folgende Fra-
gen: Ist es möglich, das Grubengebäude so zu stabilisie-
ren, dass eine Rückholung ohne Gefahr für Mensch und
Umwelt durchgeführt werden kann? Sind die Risiken für
die Beschäftigten bei einer möglichen Rückholung der
Abfälle vertretbar? Bis Ende des Jahres wird das Bun-
desamt für Strahlenschutz einen Abschlussbericht zum
Optionenvergleich vorlegen. Auf dieser Grundlage wird
dann eine Entscheidung über das Stilllegungskonzept für
die Schachtanlage Asse II zu fällen sein.

Der zweite Aspekt der Diskussion, den ich kurz be-
leuchten möchte, ist die Kostenfrage. Liebe Kolleginnen
und Kollegen von den Grünen und den Linken, Sie ha-
ben gefordert, die Atomindustrie an den Kosten der Still-
legung der Asse zu beteiligen. Solche Forderungen sind
ganz klar populistisches Wahlkampfgeklingel.


(Lachen bei der LINKEN)


Es gibt 30 Jahre nach der Einlagerung keinerlei rechtli-
che Handhabe mehr, die Atomindustrie an den Kosten zu
beteiligen.

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(C (D (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum müssen Sie es denn dann reinschreiben?)


ie Schachtanlage Asse II war und ist eine bundes-
igene Einrichtung. Daher steht der Bund auch in der fi-
anziellen Verantwortung. Es ist unredlich, Frau
otting-Uhl, den Eindruck zu vermitteln, als würden wir
en Bürgerinnen und Bürgern leichtfertig Kosten auf-
ürden. Dem ist nicht so.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, trotzdem hat die
ostendebatte auch einen positiven Nebeneffekt. Sie
acht wieder einmal deutlich, dass das Gerede vom bil-

igen Atomstrom ein Märchen ist. Die dicke Atomrech-
ung für die Bürgerinnen und Bürger kommt oft spät,
ber, Herr Nüßlein, sie kommt immer.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620310500

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
esregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Änderung
es Atomgesetzes. Der Ausschuss für Umwelt, Natur-
chutz und Reaktorsicherheit empfiehlt in seiner Be-
chlussempfehlung auf Drucksache 16/11782, den Gesetz-
ntwurf der Bundesregierung auf Drucksache 16/11609 in
er Ausschussfassung anzunehmen.

Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion Bünd-
is 90/Die Grünen vor, über den wir zuerst abstimmen.
er stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache

6/11783? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? –
er Änderungsantrag ist mit den Stimmen der Unions-

raktion, der SPD-Fraktion, der FDP-Fraktion gegen die
timmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bei Ent-
altung der Fraktion Die Linke abgelehnt.

Ich bitte nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf in
er Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Hand-
eichen. – Wer stimmt dagegen? – Gibt es Enthaltungen? –
er Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den
timmen der Unionsfraktion, der SPD-Fraktion und der
DP-Fraktion gegen die Stimmen der Fraktion Die
inke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ange-
ommen.

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
er stimmt dagegen? – Gibt es Enthaltungen? – Der Ge-

etzentwurf ist mit den Stimmen der Unionsfraktion, der
PD-Fraktion und der FDP-Fraktion gegen die Stimmen
er Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die
rünen angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 25 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
zum Schengener Informationssystem der zwei-
ten Generation (SIS-II-Gesetz)


– Drucksache 16/10816 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)


– Drucksache 16/11763 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ralf Göbel
Michael Hartmann (Wackernheim)

Gisela Piltz
Ulla Jelpke
Wolfgang Wieland

Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion
Die Linke vor.

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
Reden zu Protokoll genommen. Es handelt sich um die
Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Ralf Göbel
für die Unionsfraktion, Frank Hofmann für die SPD-
Fraktion, die Kollegin Gisela Piltz für die FDP, der Kol-
lege Jan Korte für die Fraktion Die Linke und der Kol-
lege Manuel Sarrazin für die Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen.


Ralf Göbel (CDU):
Rede ID: ID1620310600

Der Beschluss des Europäischen Parlaments und des

Rates über die Einrichtung, den Betrieb und die Nutzung
des Schengener Informationssystems der zweiten Gene-
ration, SIS II, entwickelt den durch SIS I geschaffenen
Ausgleich für den Wegfall der europäischen Binnengren-
zen zeitgemäß weiter. Die EU reagiert damit im Schen-
gen-Raum auf neue Herausforderungen und eröffnet der
notwendigen Sicherung der Außengrenzen neue Perspek-
tiven

Wir bedauern sehr, dass bis heute im Bereich der tech-
nischen Realisierung erhebliche Probleme aufgetreten
sind. Die Ursachen hierfür sollten schnellstmöglich be-
seitigt werden, um das Projekt zu einem erfolgreichen
Ende zu bringen. Der EU selbst müsste daran gelegen
sein, ihre Fähigkeit zur Schaffung komplexer Systeme un-
ter Beweis zu stellen. Wegen der Hemmnisse im Bereich
der technischen Entwicklung von SIS II musste 2001 das
als Zwischenlösung von den Schengen-Staaten konzi-
pierte „SISone4all“ in Betrieb genommen werden. Damit
konnten zunächst Teile der notwendigen Erweiterung um-
gesetzt werden.

Entgegen ersten Erwartungen ist es glücklicherweise
möglich, das „SISone4all“ sowohl qualitativ als auch
quantitativ mit den erforderlichen Aufrüstungen und Er-
weiterungen zu versehen. Dennoch muss die Entwicklung
von SIS II von der Kommission zügig zum Abschluss ge-
bracht werden

Trotz dieser prozessualen Schwierigkeiten bei SIS II ist
die bereits angesprochene Umsetzung in nationales Recht
dringend geboten, um rechtzeitig die Legitimation für die
Nutzung und Verwendung von Daten zu schaffen. Die we-
sentlichen nationalen Rechtsvorschriften, die angepasst
werden, betreffen folgende Bereiche: Im Bundeskrimi-

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(C (D alamtgesetz wird die bislang in dem Gesetz zum chengener Durchführungsübereinkommen geregelte entralstellenaufgabe des Bundeskriminalamtes für den ationalen Teil des Schengener Informationssystems aufenommen. Zudem werden Verweise auf das Schengener urchführungsübereinkommen durch Verweise auf den atsbeschluss ersetzt und die Befugnis zur Datenbermittlung auf Basis völkerrechtlicher Verträge um echtsakte der Europäischen Union ergänzt. Im Bundesverfassungsschutzgesetz werden Bezugnahen auf das Schengen-Recht entsprechend angepasst. udem wird in der Strafprozessordnung die Ausschreiungsbefugnis für Fahrzeuge, welche bislang auf Kraftahrzeuge beschränkt war, entsprechend den Möglichkeien des Ratsbeschlusses auf Luftund Wasserfahrzeuge owie auf Container erweitert. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes urde bereits bei der letzten Änderung des BKA-Gesetzes mfassend berücksichtigt. Nachträgliche Informationsflichten über erfolgte heimliche Maßnahmen des Staates ind aus Gründen des Grundrechtschutzes notwendig. Besondere Mechanismen, die verfassungsrechtlich war nicht notwendig sind, sich aber in den Gesamtzuammenhang des Gesetzes einfügen, wurden in das esetz integriert. So wurde die im Beschluss zum SIS II nthaltene Vorschrift hinsichtlich der nachträglichen Beachrichtigung erweitert: Grundsätzlich muss der Beroffene nach Beendigung der Ausschreibung über diese nformiert werden. Wenn durch solch eine Benachrichtiung jedoch der Zweck der Ausschreibung gefährdet ist, ann diese zurückgestellt werden. Wird solch eine Beachrichtigung länger als zwölf Monate zurückgestellt, rfolgt eine richterliche Überprüfung auf Antrag der die usschreibung veranlassenden Stelle. Damit bleibt die erantwortung für die Rechtmäßigkeit der Ausschreibung ei der für die Einstellung der Daten innerstaatlich verntwortlichen Stelle. Generell sind die hier geregelten Maßnahmen an das nkrafttreten des europäischen Beschlusses gekoppelt. ies kann natürlich nicht für die Vorschriften für die Aus chreibung zur Sachfahndung gelten. Diese treten früher n Kraft, um bereits jetzt die entsprechenden Fahndungen urchführen zu können. Abschließend will ich nochmals betonen, dass das IS-II-Gesetz die notwendige Kompensation des Wegfalls er Binnengrenzen im Schengen-Raum und damit einen esentlichen Bestandteil zur Verwirklichung des euroäischen Raumes der Freiheit, der Sicherheit und des echts darstellt. Daher hat es eine breite Zustimmung erdient. Der Titel der heutigen zweiten und dritten Lesung Entwurf eines Gesetzes zum Schengener Informationsystem der zweiten Generation iert, es gäbe schon die zweite Generation des Schengeer Informationssystems. Weit gefehlt! 2001 wurde der EU-Kommission die Entwicklung von IS II übertragen, und dies sollte ursprünglich im Dezem ber 2007 eingeführt werden. Heute ist das immer noch Zukunftsmusik, und wohl niemand ist sich mehr sicher, ob SIS II in absehbarer Zeit ans Laufen kommt. Was ist das SIS? Es handelt sich hierbei um ein automatisiertes Personenund Sachfahndungssystem, das es den für die Grenzund sonstigen Zollund Polizeikontrollen und deren Koordinierung zuständigen Behörden der beteiligten Länder ermöglicht, sich Informationen über Personen und Objekte zu beschaffen. Dieses Informationssystem ist seit dem 26. März 1995 in Betrieb. An diesem Tage wurden die Binnengrenzen der an der Schengen-Zusammenarbeit beteiligten Mitgliedstaaten abgeschafft. Dieses Fahndungssystem über Ländergrenzen hinweg ist ein Erfolgsmodell für die schnelle und effektive Fahndung in einer globalisierten EU. Ein Europa ohne Grenzkontrollen, aber mit den herkömmlichen Instrumenten der grenzüberschreitenden Fahndung wäre nicht denkbar. Das Ausschreibungsvolumen beträgt ausweislich des Erfahrungsberichts von 2007 17,6 Millionen Fahndungen und hat sich gegenüber 2004 um 50 Prozent erhöht. Heute, im erweiterten Schengen-Raum, sind ungefähr 26 Millionen Fahndungen mit steigender Tendenz zu verzeichnen. Fahndungstreffer mit Deutschlandbezug stiegen um circa 30 Prozent. Zu den Schengen-Mitgliedstaaten zählen die EU-Staaten in der Ausdehnung von 2007, ohne Großbritannien, Zypern, Irland, Bulgarien, Rumänien, zuzüglich Island und Norwegen. Da das SIS von 1995 für den Anschluss von maximal 18 Staaten ausgelegt ist, konnten nicht alle Staaten nach den EU-Erweiterungen aufgenommen werden. Eine Interimslösung – SISone4all – ermöglichte die zeitnahe Einbindung von 24 Teilnehmerstaaten. Fünf EU-Staaten sind noch nicht an das SIS angeschlossen. Die Unsicherheit über die tatsächliche Inbetriebnahme von SIS II veranlasste die Koalitionsfraktionen, das Gesetz in zwei Teilen in Kraft treten zu lassen. Alle Rechtsgrundlagen, die nicht an die Anwendbarkeit von SIS II gekoppelt sind, können sofort in Kraft treten. Das ist vernünftig. Des Weiteren wird dieses Gesetz für gesetzestechnische Bereinigungen genutzt. So wird die Aufgabenzuweisung an das BKA als Zentralstelle nun im BKA-Gesetz zu finden sein. Die Regelung zur Ausschreibung von amtlichen Kennzeichen von Kfz auch auf Wasser-, Luftfahrzeuge und Container wird erweitert, da sich hier ebenfalls oftmals ein fahndungsrelevanter Personenbezug feststellen lässt. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten haben mit der CDU/CSU vereinbart, dass künftig bei der Benachrichtigung von verdeckten Ausschreibungen die neuen Regelungen, wie sie in der Strafprozessordnung, § 101 Abs. 5 und 6, und im neuen BKA-Gesetz, § 20 w Abs. 2 und 3, entwickelt wurden, gelten sollen. Das heißt: Sollte der Betroffene bei verdeckten Maßnahmen nachträglich nicht unterrichtet werden, hat das letztendlich ein Gericht und nicht die involvierte Behörde zu entscheiden. Dies ist für uns Ausfluss aus der Rechtswegegarantie des Art. 19 IV GG. Die damit verbundene Frage nach der gerichtlichen Zuständigkeit haben wir praxisnah gelöst. Das SIS ist eine effiziente und erfolgreiche Ausgleichs m d m d z A S b g d a t D m k z g v h t b v n A t g n d w e d u e t D b d b r F d t c g z m s D l b s r Zu Protokoll ge (C (D aßnahme, die einen einheitlichen Raum der Freiheit, er Sicherheit und des Rechts ermöglicht. Dieses Instruent muss ständig angepasst und fortgeschrieben weren. Das tun wir heute. Deshalb bitte ich um Zustimmung u diesem Gesetz. Das Schengener Informationssystem steht schon von nfang an im Verdacht, nicht allein dazu zu dienen, die im chengen-Raum entfallenen Grenzkontrollen durch veresserte Zusammenarbeit der europäischen Strafverfolungsbehörden bei der Fahndung zu kompensieren, sonern vielmehr den Grundstein für eine gemeinsame llgemeine Kriminalitätsdatei zu legen. Mit den geplanen Weiterungen zu SIS II wird diese Gefahr evident. enn durch die Einbeziehung zahlreicher neuer Merkale in die Datei, durch die – noch freiwillige – Möglich eit, die Daten für alle durch zentralen Serverzugriff ugänglich zu machen, und durch die nach wie vor ausesprochen mangelhaften Benachrichtigungspflichten erändert sich der Charakter der Fahndungsdatei zuseends weiter in Richtung einer allgemeinen Informaionsdatei der Sicherheitsbehörden in Europa. Unter diesem Gesichtspunkt ist es im Grunde sogar zu egrüßen, dass die Einführung von SIS II immer weiter erschoben wurde und so die Neuerungen aufgrund techischer Unfähigkeit noch nicht in Kraft treten konnten. llerdings ist es ja kein Zustand, dass hier Haushaltsmit el verbrannt werden, ohne dass ein Erfolg auch nur in reifbare Nähe gerückt ist. Und erst recht wird dadurch icht das grundsätzliche Problem gelöst: SIS ist unter em Gesichtspunkt der Achtung der Grundrechte fragürdig und muss von Grund auf verbessert werden. Unter den Neuerungen, die mit SIS II geplant sind, gibt s einige, die besonders kritisch zu betrachten sind. So ist ie Aufnahme von biometrischen Daten wie Lichtbildern nd Fingerabdrücken in das System vorgesehen, wobei ine Speicherung und Abfrage auch über den Ablauf akueller Fahndungen hinaus vorgenommen werden kann. amit wird SIS zu einer zentralen europäischen Datenank mit biometrischen Daten ausgebaut, ohne aber auf er anderen Seite den Schutz der informationellen Selbstestimmung zu verbessern, was angesichts der besondeen Art dieser sensiblen Daten unerlässlich ist. Auch die Erweiterung der Tatbestände, zu denen ahndungen in SIS eingespeist werden können, zeigt, ass es darum geht, mittelfristig eine zentrale Kriminaliätsdatei in Europa aufzubauen, die mit dem ursprünglihen Zweck, diejenigen, die früher an den Grenzen aufegriffen worden wären, auch weiterhin dingfest machen u können, nichts mehr zu tun hat. Das Ganze scheint sich ehr und mehr zu verselbstständigen und von seiner ur prünglichen Zielsetzung zu entfernen. Dafür spricht auch, dass künftig EUROPOL auf die atenbank zugreifen können soll. Dies ist umso bedenk icher, als der Status von EUROPOL, der mit dem Lissaon-Vertrag rechtsstaatlich hätte abgesichert werden ollen, nach wie vor unbefriedigend ist. Die parlamentaische Kontrolle ist derzeit nicht gegeben. Eine Weiterung Frank Hofmann gebene Reden der Kompetenzen ist daher jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt strikt abzulehnen. Der bereits erwähnte Zugriff auf die Zentraldatei in Straßburg statt auf die jeweiligen nationalen Kopien der Datenbank birgt neue Gefahren für die informationelle Selbstbestimmung, wenn zentral gespeichert, verknüpft, ausgewertet und referenziert werden kann, welche Behörde zu welchem Zeitpunkt welche Suchabfragen getätigt hat. Diese Art des zentralen Zugriffs ist mehr als nur ein technisches Merkmal, sondern birgt neue Gefahren für die Grundrechte. Schon das derzeitige SIS krankt an der mangelnden Kontrolle vor allem im Hinblick auf die Wahrung der Grundrechte. Durch die Weiterungen des Systems in SIS II werden diese Probleme nicht behoben, sondern fortgeführt – und sogar noch verschärft, weil weitere sensible Daten eingespeist und der Zugriff darauf noch ausgeweitet wird. Das Bundesverfassungsgericht hat mehrfach die rechtsstaatliche Bedeutung von Benachrichtigungspflichten im Zusammenhang mit heimlichen Maßnahmen der Sicherheitsbehörden hervorgehoben. Die Möglichkeit, sich gegen Maßnahmen des Staates durch Nutzung des grundgesetzlich garantierten Rechtsschutzes wehren zu können, werden endgültig abgeschnitten, wenn nicht benachrichtigt wird. Das Bundesverfassungsgericht hat hierfür zu Recht hohe Hürden gefordert. Ich will nicht verkennen, dass die Regierungskoalition mit ihrem Änderungsantrag immerhin diese Problem aufgegriffen hat und nun wenigstens vorgesehen ist, dass bei einer Verlängerung der Zurückstellung der rechtsstaatlich gebotenen Benachrichtigung eine richterliche Entscheidung einzuholen ist. Die zuvor vorgesehene alleinige Entscheidung der zuständigen Behörde wäre gänzlich unerträglich gewesen. Allerdings ändert auch der neue Gesetzentwurf nichts daran, dass zahlreiche Ausnahmen ermöglichen, von der Benachrichtigung abzusehen. Die traurige Erfahrung mit derartigen Regelungen zeigt, dass von diesen fleißig Gebrauch gemacht wird und schließlich die Benachrichtigung eher zur Ausnahme wird. Das steht in eklatantem Widerspruch zur Rechtsprechung des Verfassungsgerichts. Die nun eingetretene Verzögerung bei der Einführung von SIS II muss dazu genutzt werden, innezuhalten und das gesamte System von Grund auf kritisch zu prüfen und zu überarbeiten. Ein schlichtes „Weiter so“ darf es keinesfalls geben. Bevor aber diese Grundsatzentscheidungen getroffen sind, ist eine Verabschiedung des vorliegenden Gesetzentwurfs nicht sinnvoll. Die FDP-Bundestagsfraktion lehnt den Gesetzentwurf daher ab. Statt dessen fordert sie von der Bundesregierung, sich in Brüssel dafür einzusetzen, das SIS einer grundlegenden Prüfung zu unterziehen, in der Zwischenzeit keine weiteren Mittel in die Umsetzung von SIS II zu verschwenden und auf europäischer Ebene darauf hinzuwirken, das SIS auf den ursprünglichen Sinn und Zweck beschränkt wird und zudem rechtsstaatlich gebotene Sicherungsmechanismen strikt beachtet werden. Die polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Europa benötigt zu ihrer rechtsstaatlichen Absicherung d h n S S G c p n u W s i i D z s d d d D H d i E e V M S g b s d S n d t s d V a v m c d i ß t d b G m d d Zu Protokoll ge (C (D ringend ein datenschutzrechtliches Korrektiv. Es ist öchste Zeit für einen entsprechenden Rahmenbeschluss. Wir beraten heute in abschließender Lesung über ei en Entwurf der Bundesregierung für ein Gesetz zum chengener Informationssystem der zweiten Generation, IS II. Soll heißen: Wir diskutieren heute erneut über ein esetz, das auf ein technisches System zurückgeht, wel hes gar nicht existiert, eine Seifenblase, die längst gelatzt ist. Wir diskutieren also über ein System, das nicht ur nicht existiert, sondern das auch nicht funktioniert nd das zudem niemand in Europa braucht. Mehr noch: ir beraten über ein Gesetz der Bundesregierung, das ich auf ein Überwachungsprojekt der Regierungen und hrer Law-and-Order-Fraktionen bezieht, das gescheitert st. Bundesminister Schäuble hält dennoch an SIS II fest. aher muss es auch nicht verwundern, dass ein Gesetz ur Handhabung von SIS II in Deutschland, in und zwichen den verschiedenen Sicherheitsinstitutionen, trotz es Wegfalls der logischen Grundlage verabschiedet weren soll. Schäuble betätigt sich als Geisterfahrer, nach em Motto: Augen zu und durch! Dies kann nicht auf das Wohlwollen der Mitglieder des eutschen Bundestages stoßen. Die Linke wird vor dem intergrund der Nichtexistenz von SIS II dem vorliegenen Gesetzentwurf nicht zustimmen, auch weil, wie dem nformellen Ratstreffen der Innenund Justizminister der U in Prag zu entnehmen war, wohl in Zukunft nicht mit inem erfolgreichen Einsatz von SIS II zu rechnen ist. ielmehr geht der Weg dieses System geradewegs in die ülltonne. Aus gutem Grund: Vor der Erweiterung des chengen-Raumes auf die nach 2004 zur EU neu hinzuekommen Mitgliedstaaten wurde die Initiative zum Aufau von SIS II geboren und mit viel personellem, technichem und vor allem finanziellem Aufwand durch eutsche und europäische Sicherheitsbehörden befördert. eit 2007 warten wir nun auf SIS II. Doch bis heute kann iemand, auch die Bundesregierung nicht, sagen, wann as System arbeitsfähig sein wird. Augenscheinlich bereiet die technische Umsetzung der Speicherung biometricher Daten und der Anschluss weiterer, auch geheimienstlicher Behörden europaweit Probleme bei der erwirklichung von SIS II. Technische Probleme gibt es ufgrund zusätzlicher Funktionen gegenüber dem heute erwendeten System, SISone4all also, die die Linke imer auch aus politischen, rechtlichen und bürgerrechtli hen Aspekten kritisiert und abgelehnt hat. Die Linke hat deshalb einen Entschließungsantrag zu em Gesetzentwurf der Bundesregierung eingereicht, und ch bitte Sie um Zustimmung. Kern unseres Entschlieungsantrages ist, dass es trotz mehrjähriger Vorbereiungsund Planungsphase der Europäischen Union und en Mitgliedstaaten der EU nicht gelungen ist, ein areitsfähiges Schengener Informationssystem der zweiten eneration, SIS II, aufzubauen oder in Betrieb zu nehen. Das SIS-II-Projekt befindet sich komplett außerhalb es Zeitplans. Dem Gesetzentwurf der Bundesregierung, er eine Anpassung der Rechtsvorschriften auf der Gisela Piltz gebene Reden Grundlage der Verordnung und des Beschlusses des Europäischen Parlaments und des Rates über die Einrichtung, den Betrieb und die Nutzung von SIS II vorsieht, wurde durch die objektiven Probleme und Defizite die logische Grundlage entzogen. Eine Änderung nationaler Rechtsvorschriften ist zum jetzigen Zeitpunkt deshalb nicht zu vertreten. Die deutsche Bundesregierung hat zudem bis heute keine Auskunft über die durch sie exakt aufgewendeten finanziellen Mittel zur Entwicklung von SIS II gegeben. Auch die Mehrkosten, die durch die „technischen Probleme“ bei der Entwicklung von SIS II der EU und den Mitgliedstaaten entstanden sind, wollte die Bundesregierung bislang nicht exakt beziffern. Wichtig ist aber vor allem die Tatsache, dass die Erweiterung des Schengen-Raumes auch ohne die Inbetriebnahme oder schlichte Existenz von SIS II ohne erkennbaren Sicherheitsnachteil für die Bürgerinnen und Bürger der Mitgliedsstaaten der EU vorgenommen werden konnte. Die Linke fordert daher, die weitere Arbeit am Schengener Informationssystem der zweiten Generation einzustellen, sich im zuständigen Ministerrat auf europäischer Ebene für einen endgültigen Stopp des Projektes einzusetzen und von einer späteren Einführung von SIS II oder ähnlichen Konzepten Abstand zu nehmen. Das bedeutet eben auch, den vorliegenden Gesetzentwurf der Bundesregierung abzulehnen. Vielmehr müssen alle verfügbaren Informationen zur technischen Entwicklung und finanziellen Ausgestaltung von SIS II für eine intensive Evaluation durch den Deutschen Bundestag und das Europäische Parlament den jeweils zuständigen Ausschüssen umgehend zugeleitet werden. Oft werden wir hier in Berlin mit dem Vorurteil kon frontiert, die europäische Politik eile uns voraus und wir würden bloß hinterherhinken. Heute ist das mal anders. Doch anstatt mich darüber zu freuen, begegne ich dem hier Geplanten mit Sorge und Verärgerung. Es geht heute darum, in Deutschland die rechtliche Grundlage für die Einführung eines neuen europaweiten Informationssystems zu legen, des Schengener Informationssystems der zweiten Generation oder abgekürzt SIS II. Allerdings ist dieses System nach vielen Jahren der Vorbereitung und Planung immer noch nicht funktionsfähig. Zu allem Überdruss wissen wir auch nicht, wann wir mit der Einsatzfähigkeit von SIS II rechnen können und ob dieses einmal als europäisches Vorzeigeprojekt betitelte System überhaupt arbeitsfähig sein wird. Das SIS II, mit dem personenbezogene und andere Daten zwischen den Mitgliedstaaten ausgetauscht werden sollen, soll das Schengener Informationssystem bzw. das Übergangssystem SISone4Aall ersetzen. Die Inbetriebnahme von SIS II war für März 2007 geplant. Dies, so hatte die Bundesregierung mit lautem Getöse verkündet, sei eine Priorität ihrer Ratspräsidentschaft. Nun haben wir Januar 2009 und das Prestigeprojekt der europäischen Innenminister hängt immer noch in der Luft. Der Grund seien technische Probleme, so heißt es jedenfalls. Fakt ist jedoch, dass die Bundesregierung als w G m n k D h W s a b d r d D w e s s w s h 2 J E B g r e g w v n S s s n e l c z z d f h b d S G s g a d d m w z i Zu Protokoll ge (C (D ichtige Initiatorin und Befürworterin des SIS II die ründe für die jahrelange Verzögerung nicht transparent acht. Noch nicht einmal der Bundestag kann somit achvollziehen, wie es zu dieser fatalen Fehlplanung ommen konnte und was genau die Gründe dafür sind. er Bundesminister des Innern scheint wohl einfach zu offen, dass die weitere Entwicklung von SIS II in dem ust der zahlreichen neuen Initiativen in der europäi chen Innenund Justizpolitik untergeht. So einfach ist es ber nicht, Herr Schäuble. Sie müssen Verantwortlichkeit eweisen und den Sachstand auf nachvollziehbare Weise em Bundestag und den Bürgerinnen und Bürgern erkläen, zumal – und das ist ein ganz wesentlicher Punkt – die eutschen Steuerzahler für solche Projekte aufkommen. as SIS II ist auf dem besten Weg, ein schwarzes Loch zu erden, in dem horrende Summen von Steuergeldern der uropäischen Bürgerinnen und Bürger einfach verchwinden. Gerade in Zeiten, in denen immer mehr perönliche Daten europaweit und weltweit ausgetauscht erden und der Datenschutz eine entscheidende Rolle pielt, nehmen wir eine solche Entwicklung nicht einfach in. Auf ihrem informellen Treffen am 15. und 16. Januar 009 in Prag haben sich die europäischen Innenund ustizminister und -ministerinnen mit der zukünftigen ntwicklung von SIS II befasst. In dem Nachbericht des undesinnenministeriums heißt es, dass man nun zweileisig fahren wolle. Einerseits soll ein Reparaturszenaio für SIS II entworfen werden und andererseits soll an iner Alternative gearbeitet werden, die auf dem bisherien System – dem SISone4all – aufbaut. Ich weiß nicht, as Sie sich, meine Damen und Herren, darunter konkret orstellen, aber bei mir wirft eine solche Aussage eher eue Fragen auf, als dass alte beantwortet werden. Wir Grüne haben die konzeptionelle Ausrichtung von IS II von Beginn an mit Sorge verfolgt. SIS war urprünglich ein System, welches die Fahndung nach Peronen und Sachgegenständen in einem Europa der offeen Grenzen möglich machen sollte. Doch SIS II sieht ine Ausweitung der gespeicherten Datensätze, eine Verängerung der Speicherfristen und dazu noch eine Speiherung biometrischer Daten vor. Somit läuft es Gefahr, u einem umfassenden polizeilichen Informationssystem u werden. Darüber hinaus soll mit SIS II auch der Kreis er zugriffsberechtigten Behörden erweitert werden. Das ührt zu einer Aufweichung der Zweckbindung der vorandenen Daten und öffnet die Tür für eine uferlose Verreitung personenbezogener Daten. Gleichzeitig weist er Datenschutzstandard innerhalb der EU immer noch chwächen auf. In diesem Zusammenhang haben wir rüne immer die Auffassung des Europäischen Daten chutzbeauftragten geteilt. Der hatte sich für eine Folenabschätzung hinsichtlich der Einführung von SIS usgesprochen. Solch eine Abschätzung hat es aber beauerlicherweise nie gegeben. Ein weiterer Kritikpunkt ist die schlechte Einbindung er nationalen Parlamente und des Europäischen Parlaents: Bereits bei der konkreten Ausgestaltung von SIS II aren sie nicht beteiligt und nun werden sie auch über die eitliche Verzögerung und deren Gründe unzureichend nformiert. Ein gutes Beispiel für den unverantwortlichen Jan Korte gebene Reden Manuel Sarrazin Umgang der Bundesregierung mit diesem Thema war ihr Versuch im Oktober 2006, nationalen Geheimdiensten einen direkten Zugang zu SIS II zu ermöglichen. Bundesinnenminister Schäuble wollte somit das verfassungsrechtlich verankerte Trennungsgebot zwischen Polizei und Nachrichtendiensten durch die europäische Hintertür umgehen. Zum Glück hat das Europäische Parlament dies in erster Lesung verhindert. Die Freizügigkeit und die ungehinderte Reisefreiheit der Menschen in Europa sind zentrale Errungenschaften der Europäischen Union. Der Abbau der Grenzposten macht das Zusammenwachsen Europas für die Bürgerinnen und Bürger erlebbar. Deshalb haben wir die Ausweitung des Schengen-Raumes auf den Großteil der neuen Mitgliedstaaten im Dezember 2007 sehr begrüßt. Die Schaffung einer Übergangslösung des SISone4all war hier richtig. Dass nun die Bürger und Bürgerinnen Zyperns, Bulgariens und Rumäniens ihr Recht auf ungehinderte Reisefreiheit auch wahrnehmen wollen, ist verständlich. Doch die offenen Fragen und die datenschutzrechtlichen Bedenken in Bezug auf SIS II bleiben. Es muss doch möglich sein, Freizügigkeit für alle Bürger und Bürgerinnen der EU herzustellen, ohne ihre Bürgerrechte, wie zum Beispiel den Schutz ihrer persönlichen Daten, massiv zu beschneiden. Das Gezerre und Gezetere um SIS II ist unklar und unverantwortlich. Demzufolge lehnen wir den Gesetzentwurf zur Umsetzung von SIS II ab, entlassen den Bundesminister des Innern aber nicht aus seiner Verantwortung, die Probleme mit SIS II zu klären. Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun desregierung eingebrachten Gesetzentwurf zum Schengener Informationssystem der zweiten Generation. Der Innenausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/11763, den Gesetzentwurf der Bundesregierung auf Drucksache 16/10816 in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Gibt es Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen der Unionsfraktion und der SPD-Fraktion gegen die Stimmen der FDPFraktion, der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Die Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit den Stimmen der Unionsfraktion und der SPDFraktion gegen die Stimmen der FDP-Fraktion, der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angenommen. Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/11776. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der Unions f F F A F h g g s v n l i m ü r s w H H n v s d i u e v s i K n n m (C (D raktion, der SPD-Fraktion, der FDP-Fraktion und der raktion Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der raktion Die Linke abgelehnt. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 26 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Katja Kipping, Klaus Ernst, Dr. Lothar Bisky, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Angemessenheit der Leistungen für Unterkunft und Heizung im SGB II – Beschäftigung fördern statt Zwangsumzüge – Drucksache 16/11683 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Arbeit und Soziales Innenausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die raktion Die Linke fünf Minuten erhalten soll. – Ich öre dazu keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kollein Katja Kipping. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Vor eini er Zeit erzählte mir eine junge Frau, die infolge einer chweren Krankheit jetzt auf Hartz IV angewiesen ist, on ihren Schwierigkeiten bei der Suche nach einer euen Wohnung. Mehrere Vermieter hatten sie abgeehnt, als sie hörten, dass sie auf Hartz IV angewiesen st. Als sie endlich eine kleine Wohnung gefunden hatte, usste sie feststellen, dass die Miete immer noch 7 Euro ber dem erlaubten Satz liegt. Dann begann eine schwieige Verhandlung über eine Mietsenkung um 7 Euro. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich denke, eines ollten wir uns immer wieder vergegenwärtigen, wenn ir hier über die Angemessenheit von Wohnkosten für artz-IV-Betroffene reden: Für Menschen, die auf artz IV angewiesen sind, ist die Suche nach einer euen Wohnung eben kein Kinderspiel. Der Umzug wird on vielen Menschen als Manifestation des sozialen Abtiegs gewertet und empfunden. Vor diesem Hintergrund meine ich: Wir brauchen eutlich großzügigere Regelungen für die Wohnkosten m Bereich Hartz IV. Denn der Umzug in eine kleinere nd billigere Wohnung nach Hartz-IV-Kriterien bedeutet ben häufig auch den Verlust von sozialen Netzwerken, on vertrauten Hilfenetzwerken. Bisher konnte sich beipielsweise die Alleinerziehende darauf verlassen, dass m Bedarfsfalle auch einmal die Nachbarin nach den indern schaute. Im neuen Wohngebiet kennt sie noch iemanden. Dabei ist der Aufprall in Hartz IV schon ohedem wahrlich schwer genug. Hinzu kommt: Je strikter die Kriterien für die Angeessenheit, umso stärker ist die Gefahr einer sozialen Katja Kipping Aufspaltung nach Wohnorten. Wenn Hartz-IV-Beziehende nur noch in ganz bestimmten Wohnvierteln überhaupt eine Wohnung finden, die den Kriterien entspricht, dann droht eine Gettoisierung von Hartz-IV-Beziehenden. Über kurz oder lang wird es womöglich heißen: Sage mir, wie deine Postleitzahl ist, und ich sage dir, wie dein sozialer Status ist. Das muss verhindert werden. Nun hat es in Berlin mit der AV-Wohnen eine Regelung gegeben, wonach für Hartz-IV-Betroffene die tatsächlichen Wohnkosten die ersten zwölf Monate komplett übernommen wurden. Erwerbslose waren also nicht sofort gezwungen, sich eine neue Wohnung zu suchen. Für diese Regelung gab es einen guten Grund: 43 Prozent all derjenigen, die in Hartz IV gelandet sind, haben es geschafft, innerhalb der ersten zwölf Monate den Leistungsbezug zu beenden. In Berlin hat man also die gute Erfahrung gemacht, dass es besser ist, die Menschen konzentrieren sich auf die Suche nach einer neuen Arbeit oder nach einer neuen Betätigung, anstatt dass sie sich auf die mühselige Suche nach einer neuen Wohnung, die den Hartz-IV-Kriterien entspricht, machen. Generell kann man sagen, dass die Berliner Regelung im Vergleich zum Bundesdurchschnitt vorbildlich ist. Nur 1,8 Prozent aller Betroffenen haben in Berlin eine Aufforderung bekommen, die Wohnkosten zu senken. Dies sieht in anderen Städten wahrlich schlechter aus. In Dresden oder anderswo beträgt der Anteil derjenigen, die eine solche Aufforderung bekommen, bis zu 30 Prozent. Diese gute Berliner Regelung im Sinne der Erwerbslosen wird nun durch das Bundesgesetz behindert. § 22 des SGB II schreibt vor, dass nur noch für die ersten sechs Monate die Wohnkosten komplett übernommen werden können. Danach müssen Erwerbslose in eine billigere Wohnung umziehen. Deswegen sagen wir von der Linken: Wir müssen dringend § 22 ändern. Anstatt Berlin zu einer Verschlechterung zu zwingen, sollte das Berliner Beispiel bundesweit Schule machen. In diesem Zusammenhang werbe ich um Zustimmung für unseren Antrag. Wenn man diese Regeln und die großzügigeren Vorschläge des Deutschen Vereins zur Ausgestaltung der Angemessenheit der Unterkunftskosten anwendet, dann werden wir die soziale Aufspaltung zwar nicht komplett verhindern, aber wir werden sie zumindest abmildern. Damit können wir einen Beitrag dazu leisten, dass es in Zukunft nicht heißt: Sage mir, wie deine Postleitzahl ist, und ich sage dir, wie dein sozialer Status ist. Besten Dank. Die Rede des Kollegen Karl Schiewerling für die Unionsfraktion nehmen wir zu Protokoll. Ebenfalls nehmen wir die Rede des Kollegen Heinz-Peter Haustein für die FDP-Fraktion, die Rede der Kollegin Angelika K d D D f v s A k g G G K e s e h v s d M a s s g e k i e m g d a 1)

Frank Hofmann (SPD):
Rede ID: ID1620310700

(A) )


(B) )

Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1620310800




(A) )


(B) )

Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620310900




(A) )


(B) )

Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620311000







(A) )


(B) )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620311100

(Beifall bei der LINKEN)

Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620311200

(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620311300
(C


(D rüger-Leißner für die SPD-Fraktion und den Beitrag es Kollegen Markus Kurth für die Fraktion Bündnis 90/ ie Grünen zu Protokoll.1)


Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/11683 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Ich rufe den Zusatzpunkt 14 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker
Beck (Köln), Marieluise Beck (Bremen),
Alexander Bonde, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Aufnahme von Gefangenen aus Guantánamo
Bay ermöglichen

– Drucksache 16/11759 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle-
in Marieluise Beck für die Fraktion Bündnis 90/Die
rünen.

Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Bundesinnenminister Schäuble hat kürzlich
rklärt, wer fünf Jahre in Guantánamo inhaftiert gewe-
en sei, sei wahrscheinlich noch gefährlicher als ohne
ine solche Leidenszeit. Der bayerische Innenminister
at hinzugefügt, dass die Gefangenen dort gewiss nicht
öllig grundlos einsäßen. Damit erklärt also ein deut-
cher Innenminister die Unschuldsvermutung für erle-
igt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


it solchen Äußerungen stellen sich deutsche Minister
ußerhalb des so überaus wertvollen Prinzips der Un-
chuldsvermutung, das ein Rechtsstaatsprinzip ist.

Wir alle hier kritisieren das Lager Guantánamo Bay
eit Jahren. Darin sitzen – das wissen wir nicht erst seit
estern – seit vielen Jahren Menschen ohne Aussicht auf
in freies und faires Verfahren. Da ich aus Bremen
omme, das mit dem Namen Murat Kurnaz verbunden
st, weiß ich, wovon ich rede. Es gab in Guantánamo Er-
ignisse, die unter dem Begriff Folter subsumiert werden
üssen. Denn sind Elektroschocks, sexuelle Demütigun-

en, die Androhung der Erschießung und die Simulation
es Ertränkens, das schreckliche Water-Boarding, anders
ls Folter zu bezeichnen?

Anlage 2






(A) )



(B) )


Marieluise Beck (Bremen)


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Was hat Herr Fischer denn für Herrn Kurnaz getan? – Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Gute Frage!)


Guantánamo war und ist ein Schandmal der USA und
damit auch ein Schandmal des Westens. Mit Guantánamo
ist auf dramatische Weise menschenrechtliche Glaub-
würdigkeit verspielt worden. Gestärkt worden sind da-
mit extremistische Kräfte in muslimischen Ländern, die
sicherlich oft gar nicht so böse über die Bilder waren, die
aus Guantánamo kamen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620311400

Kollegin Beck, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Grindel?

Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Ja.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1620311500

Frau Kollegin, würden Sie mir vor dem Hintergrund,

dass Sie die Lage in Guantánamo sehr eindrucksvoll
schildern, Sie als Bremer Abgeordnete auf den Fall
Murat Kurnaz hinweisen und Sie ein Mitglied der Frak-
tion der Grünen sind, einmal schildern, ob Sie mit dem,
was der frühere Außenminister Fischer getan oder viel-
leicht auch nicht getan hat, um Herrn Kurnaz dieses Leid
zu ersparen, einverstanden sind. Oder sagen Sie, dass es
auch in Ihren Reihen das eine oder andere Defizit gibt,
wenn es darum geht, Menschen ein solches Schicksal zu
ersparen?

Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Sie sind im Untersuchungsausschuss bis ins Einzelne
der Frage nachgegangen, wer an welcher Stelle nicht
korrekt gehandelt hat. Wenn ich es richtig sehe, sind
keine Vorwürfe gegenüber dem früheren Bundesaußen-
minister Fischer im Raum geblieben.


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Ach, der war nur dabei?)


Der neue amerikanische Präsident hat nun endlich
entschieden, dass das Lager geschlossen wird. Für die
Insassen soll es endlich rechtsstaatliche Verfahren ge-
ben, und all diejenigen, die nicht mehr tatverdächtig
sind, sollen freigelassen werden. Schon unter der Bush-
Administration ist davon gesprochen worden, dass mehr
als 60 Insassen nicht tatverdächtig sind.

Nun tut sich ein neues Problem auf: Wohin mit den
Menschen, die freigelassen werden sollen, aber nicht
mehr in ihre Heimatländer zurückkehren können, weil
ihnen dort Folter und Verfolgung drohen? Wir Grünen
halten es für richtig, dass die Bundesregierung als Part-
ner der demokratischen Allianz zur Lösung dieses Pro-
blems beiträgt. Wir sollten mit unseren europäischen
Partnern darüber beraten, wie wir die Aufnahme ge-
meinsam bewerkstelligen können, damit dieses men-
schenrechtliche Schandmal so zügig wie möglich besei-
tigt werden kann. Das allerdings würde die deutsche

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(C (D ereitschaft voraussetzen, zu prüfen, wen wir aufnehen können; denn nur auf diese Art und Weise wird die chließung von Guantánamo möglich bzw. beschleunigt. Ich bin mir sicher, so eine Haltung würde auch unseen Soldaten in Afghanistan bei ihrer schweren Aufgabe elfen; denn die muslimischen Extremisten schüren ass auf der Grundlage der Bilder von Guantánamo. as Zeichen, dass wir bereit sind, mitzuhelfen, damit uantánamo geschlossen wird, würde – da bin ich mir icher – zu Anerkennung führen. Nicht ohne Grund gibt s bei der Bewertung dieser Frage innerhalb der Bundesegierung eine Kluft. Bundesaußenminister Steinmeier ieht das auch so; aber Bundesinnenminister Schäuble immt diese außenpolitischen Interessen Deutschlands nscheinend nicht wahr und bezieht sie nicht in seine berlegungen ein, was ein Bundesinnenminister aber un muss. Auf einmal ist von transatlantischer Solidarität bei der nion nicht mehr viel zu sehen. Guantánamo wurde lugs zu einem Problem der USA erklärt. Jeder versteckt ich hinter einer anderen Ausrede. Manch einer – oder ollte ich besser sagen: manch „eine“ –, der vor vier Jahen den Waffengang der USA gegen den Irak für richtig rklärt hat, ist heute eines Besseren belehrt. Ich fordere ie Bundesregierung deswegen auf, alles zu tun, damit ie durch die Bush-Administration zerstörte Glaubwürigkeit des Westens in Menschenrechtsfragen wiederergestellt wird, und zwar auch mit unserer Hilfe. Die ereitschaft, einige der in Guantánamo nachweislich un chuldig festgehaltenen Menschen hier aufzunehmen, äre so ein Schritt. Ich danke Ihnen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620311600

Für die Unionsfraktion hat nun die Kollegin Erika

teinbach das Wort.


Erika Steinbach-Hermann (Plos):
Rede ID: ID1620311700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Es gibt eine wirklich gute Botschaft. Der neue
räsident der Vereinigten Staaten von Amerika, einem
and, dem wir uns sehr verbunden fühlen, hat erklärt:
as Lager Guantánamo wird innerhalb eines Jahres ge-

chlossen werden. Das ist eine gute Botschaft für die
enschenrechte und für die seit vielen Jahren dort ein-

itzenden Gefangenen, die lange Zeit ohne die Möglich-
eit einer Rechtsvertretung und ohne Aussicht auf einen
airen Prozesses inhaftiert waren und zum Teil tatsäch-
ich, wie uns die Bilder vor Augen geführt haben, der
olter ausgesetzt waren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Barack Obama, der Präsident, der das verkündet hat,
ann damit eines erreichen: Er kann die verlorene Ehre






(A) )



(B) )


Erika Steinbach
der Vereinigten Staaten von Amerika in dieser Frage
wiederherstellen. Das begrüße ich nachdrücklich.

Die USA haben dieses Lager eingerichtet. Die USA
haben die Menschen eingesperrt, und sie haben ihnen
den Rechtsweg versperrt. Natürlich ist es Aufgabe des
Verursachers, wenn das Lager aufgelöst werden soll,
selbst alles daranzusetzen, damit das auch geschieht. Ich
traue – das muss ich sagen – den Vereinigten Staaten von
Amerika, dem mächtigsten Land der Welt, zu, dass sie
das Lager, wo es noch nicht einmal um 500 Menschen
geht, auflösen können und werden, und zwar aus eigenen
Kräften. Dazu brauchen sie nicht die Unterstützung ei-
nes anderen Landes auf diesem Erdball. Das schaffen sie
alleine. Sie haben schließlich noch ganz andere Aufga-
ben vor sich, die sie lösen wollen.

Ich bin davon überzeugt: Nur wenn die USA das al-
leine schaffen, werden sie ihre Würde wiederherstellen
können. Sie müssen deutlich machen: Wir wollen wirk-
lich alles tun, um das wieder in Ordnung zu bringen, was
wir verursacht haben. Dazu gehört auch eine Entschädi-
gung der Insassen. Man kann nicht Menschen vieler
Jahre ihres Lebens berauben und sie am Ende einfach
nur entlassen und vielleicht auch noch in andere Gegen-
den abschieben. Es ist also nötig, dass Barack Obama,
dass die Vereinigten Staaten von Amerika in dieser
Frage sagen: Yes, we can! Das ist, glaube ich, ganz we-
sentlich.

Mich irritiert ein wenig, dass man hier in Deutschland
und manch anderem Nachbarland in Europa das Gefühl
hat, dass gesagt wird: Bitte, bitte, gebt uns doch auch ei-
nen Guantánamo-Häftling. Ich finde das bemerkenswert
vor dem Hintergrund, dass bis heute noch keine Anfrage
aus den USA vorliegt, wir mögen bitte Häftlinge aufneh-
men. Ich glaube, es dauert noch eine ganze Weile, bis al-
les in die Wege geleitet ist, um das Lager aufzulösen.
Wir haben ja gesehen: Die Forderung, die Strafverfahren
um 120 Tage auszusetzen, ist im Moment in dem einen
oder anderen Fall gescheitert. Es wird noch mehr Pro-
bleme geben. Aber diese Probleme – davon bin ich fest
überzeugt – werden unsere Freunde in den Vereinigten
Staaten mit eigenen Kräften wunderbar selber lösen kön-
nen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620311800

Für die FDP-Fraktion hat nun der Kollege Werner

Hoyer das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1620311900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Präsident Obama setzt zu Beginn seiner Amtszeit so-
gleich deutliche Signale in der Außen- wie in der Innen-
politik. Das ist gut so. Die Schließung des Gefängnisses
in Guantánamo Bay ist überfällig; es hätte nie entstehen
dürfen.

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(C (D (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Walter Kolbow [SPD]: Sehr richtig!)


Es ist mir als Freund der Vereinigten Staaten von
merika unbegreiflich, dass die letzte US-Administra-

ion die Augen davor verschlossen hat, welch unermess-
ichen Glaubwürdigkeitsverlust ihr Eintreten für Demo-
ratie, Rechtsstaat und den Antiterrorkampf erlitten hat.
as zeigt mir auch, dass die Werte des Westens, die Er-

ungenschaften der Aufklärung und unseres modernen
echtsstaates, auch nach innen immer wieder verteidigt
nd erneuert werden müssen.


(Beifall bei der FDP)


Es ist vollkommen klar, dass Präsident Obama alles
aransetzen wird, das Gefängnis als Symbol des Un-
echts und der Demütigungen so schnell wie möglich aus
er Welt zu schaffen. Er muss schnellstens diesen Schat-
en, der über der Glaubwürdigkeit der Vereinigten Staa-
en liegt, loswerden, insbesondere dann, wenn sein sehr
egrüßenswerter neuer Ansatz in der muslimischen Welt
elingen soll.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620312000
Zur Zurückgewinnung
er Glaubwürdigkeit gehört, dass die USA selbst die
erantwortung für das Unrecht übernehmen, das sie den

nsassen von Guantánamo Bay angetan haben. Sie müs-
en und wollen zeigen, dass sie zu einer Kurskorrektur in
er Lage sind, dass sie Fehler eingestehen können und
ierfür die Verantwortung übernehmen. Ich finde übri-
ens: Das, was wir von der Entwicklung der letzten
wölf Monate in den Vereinigten Staaten lernen können,
st die Fähigkeit unserer amerikanischen Freunde zur
elbstkorrektur und zur Wiederbesinnung auf die besten
merikanischen Tugenden und Traditionen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Das schließt die Möglichkeit eines Aufenthalts der
ntlassenen Gefangenen in den Vereinigten Staaten und
ntsprechende Entschädigungen ein. Verantwortung ab-
uwälzen wäre nur ein Teilerfolg. Das entspricht nicht
em Geist, in dem Präsident Obama seine Präsident-
chaft begonnen hat. Deswegen finde ich eine pauschale
ngebotspolitik oder eine Übernahmeangebotsüberbie-

ungspolitik daneben.

Für uns Liberale ist klar: Die Vereinigten Staaten sind
ier selber in der Pflicht. Ich füge hinzu: Sie sind für alle
nsassen des Gefängnisses in Guantánamo Bay in der
flicht. Ich bin nicht bereit, eine weitere Kategorie von
nsassen zu schaffen, denen man zwar nichts nachweisen
onnte, bei denen man aber ein ungutes Gefühl hat; das
chwingt ja in den Diskussionen hierzulande manchmal
in bisschen mit. Es wäre geradezu grotesk, wenn die
rundlose Inhaftierung in Guantánamo jetzt auch noch
ls neues Verdachtsmoment gesehen würde. Das stellt
as Legalitätsprinzip auf den Kopf.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wenn es am Ende des Tages tatsächlich noch Einzel-
älle geben sollte, für die ein Aufenthalt in den USA






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
nicht möglich sein sollte, dann sind gegebenenfalls die
Europäische Union und auch Deutschland gefragt. Es
wird auf jeden Einzelfall ankommen und geprüft wer-
den, welche Person in welchem europäischen Land auf-
genommen werden kann. Deutschland sollte und wird
sich nicht sperren, wenn es einen Beitrag dazu leisten
kann, eines der düstersten Kapitel des Antiterrorkampfes
zu beenden und unserem amerikanischen Partner zu hel-
fen.

Ich habe zum Schluss, Herr Staatsminister – Sie spre-
chen gleich nach mir –, noch eine Frage: Können Sie uns
einen Überblick geben, welche Probleme noch auf uns
zukommen, die nicht mit Guantánamo Bay zu tun haben,
sondern mit Bagram, mit anderen Gefängnissen in Afgha-
nistan, im Irak und around the world? Bei diesen sind wir
möglicherweise direkter betroffen, weil es sich um In-
sassen handeln könnte – ich behaupte das nicht; aber ich
könnte es mir vorstellen –, deren Einweisung in diese
Strafanstalten mit aktivem Zutun deutscher Staatsbürger
geschehen ist. Darüber würde ich gern eine Information
haben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620312100

Das Wort hat der Herr Staatsminister Gernot Erler.

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Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1620312200


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
US-Präsident Obama hat in einer seiner ersten Amts-
handlungen die Schließung des Gefangenenlagers in
Guantánamo binnen Jahresfrist angeordnet. Damit löst
er nicht nur sein eigenes Wahlkampfversprechen ein. Er
kommt damit dem Wunsch zahlreicher befreundeter
Staaten nach, darunter auch Deutschland, die schon seit
langem die Schließung von Guantánamo gefordert hat-
ten. Die Bundesregierung begrüßt daher die von Präsi-
dent Obama angeordnete Schließung des Gefangenenla-
gers; denn aus unserer Sicht – das haben andere
Kollegen auch schon zum Ausdruck gebracht – hat
Guantánamo nicht nur den USA, sondern auch der west-
lichen Wertegemeinschaft insgesamt erheblichen Scha-
den zugefügt.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Frage eventueller Beiträge europäischer Staaten
zur Schließung des Lagers wird derzeit nicht nur bei uns,
sondern auch in den USA selbst und in vielen anderen
Ländern kontrovers diskutiert. Die tschechische Ratsprä-
sidentschaft hat das Thema auf die Tagesordnung des
EU-Außenministerrats Anfang dieser Woche gesetzt.
Die Außenminister waren sich einig, dass die EU hier
abgestimmt vorgehen sollte. Javier Solana wird gemein-
sam mit der EU-Kommission Vorschläge für die weitere
Diskussion erarbeiten. Auch die EU-Innenminister ha-
ben sich zu dieser Frage bereits ausgetauscht. Sie sehen,
das Thema ist nicht vom Himmel gefallen, sondern

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(C (D ängst Gegenstand intensiver Diskussionen auf europäicher Ebene. (Walter Kolbow [SPD]: Sogar im Bayerischen Landtag!)


Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Innen-
inister Wolfgang Schäuble haben am Dienstag zu die-

em Thema miteinander gesprochen. Beide waren sich
inig, dass die Bundesregierung ein konkretes Anliegen
er US-Regierung an Deutschland, wenn es vorliegt,
erantwortungsvoll und konstruktiv prüfen wird. Das
chließt selbstverständlich ein, dass eventuelle Maßnah-
en der Bundesregierung sowohl im Kreis der EU-Part-

er als auch mit den Bundesländern abgestimmt werden.

Um es ganz klar zu sagen: Es geht nicht um die Auf-
ahme von Terroristen, sondern darum, zu prüfen, ob
inzelnen Personen, die nach gründlicher Einzelfallprü-
ung offensichtlich unschuldig sind und denen zugleich
das ist das Entscheidende – die Rückkehr in ihr Hei-
atland versperrt bleibt,


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Genau!)


eil ihnen dort Repressalien drohen, Aufnahme gewährt
erden kann.


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Genau!)


ass es sich dabei zahlenmäßig um eine sehr überschau-
are Anzahl von Personen handelt, sollte an dieser Stelle
och einmal betont werden. Bislang gibt es jedoch noch
eine bilateralen Verhandlungen mit der US-Regierung
u diesem Thema, auch nicht seitens der EU.

Die Schließung des Lagers Guantánamo entspricht ei-
er langjährigen Forderung von Bundesregierung und
uropäischer Union. Wir haben immer wieder betont,
ie wichtig es ist, zwischen EU und USA zu einem ge-
einsamen Verständnis von anwendbarem Völkerrecht,

er Wahrung der Menschenrechte und unseren rechts-
taatlichen wie humanitären Standards bei der Terroris-
usbekämpfung zu gelangen.

Vor diesem Hintergrund stellen die jüngsten Entschei-
ungen Präsident Obamas einen bedeutenden Fortschritt
ar. Sie sind im europäischen Interesse und im Interesse
iner intensiven transatlantischen Partnerschaft. Für die
undesregierung ist es daher eine Frage der Glaubwür-
igkeit, dass wir die politische Initiative der neuen US-
egierung, die einen möglichen Beitrag dritter Staaten
ur Schließung des Lagers umfasst, unterstützen. Eine
eringe Zahl von Personen – das sind konkrete Einzel-
älle – wurde der Bundesregierung von einer amerikani-
chen Anwaltsvereinigung zur Aufnahme empfohlen.
as New Yorker Center for Constitutional Rights hat
eines Wissens im November des vergangenen Jahres

uch mit Kolleginnen und Kollegen dieses Hauses Ge-
präche geführt.

Selbstverständlich ist, abgesehen von den Herkunfts-
taaten, zunächst die amerikanische Regierung für das
eitere Schicksal der Häftlinge verantwortlich. Doch
ir wissen auch, dass nicht alle Häftlinge – ich sagte es






(A) )



(B) )


Staatsminister Dr. h. c. Gernot Erler
schon – in ihre Herkunftsstaaten zurückkehren bzw. in
den USA verbleiben können.

Es ist unser gemeinsames transatlantisches Interesse,
das Vertrauen in die rechtsstaatliche und menschen-
rechtsstaatliche Substanz des Westens wiederherzustel-
len. Hierzu ist die rasche Schließung Guantánamos er-
forderlich. Deshalb sollten wir auch bereit sein, einen
Beitrag zu leisten, wenn dieser Wunsch an uns herange-
tragen wird.

Herr Kollege Hoyer, weil ich nicht in der Lage bin, in
meinen vier Minuten Redezeit auch noch Ihre Frage zu
beantworten, schlage ich vor, dass wir das im Ausschuss
nachholen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620312300

Für die Fraktion Die Linke hat nun der Kollege

Michael Leutert das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620312400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Linke hat das US-Gefangenenlager von Anfang an
als das bezeichnet, was es ist: als einen rechtsfreien
Raum, einen Ort der Folter, einen Ort, den es eigentlich
überhaupt nicht geben dürfte.

Die Grünen haben heute einen Antrag vorgelegt. Wir
unterstützen die darin erhobenen Forderungen. Im We-
sentlichen geht es um die Aufnahme von erwiesenerma-
ßen unschuldigen Inhaftierten, die nicht in ihre Heimat
zurückkehren können. Es geht darum, einen deutschen
Beitrag zu leisten, um den rechtsfreien Raum in
Guantánamo möglichst schnell zu schließen. Dabei geht
es um gerade einmal 50 unschuldige Menschen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke sieht aufgrund dieser humanitären und politi-
schen Erwägungen keinen akzeptablen Grund, diesem
Antrag nicht zuzustimmen.

Dennoch ein paar Anmerkungen, zunächst zur Hal-
tung des Bundesinnenministers bzw. der Union. Auf den
ersten Blick ist das Argument von Herrn Schäuble ein-
leuchtend: Die US-Regierung hat das Problem
Guantánamo geschaffen, also soll sie sich bitte schön
auch um die Folgen kümmern.

Erstens haben wir es aber mit zwei ziemlich unter-
schiedlich agierenden US-Regierungen zu tun. Zweitens
stößt dieses Verursacherprinzip schnell an seine Gren-
zen, weil es in dieser Debatte nicht um eine rechtliche
Pflicht zur Aufnahme geht, Frau Kollegin Steinbach,
sondern lediglich um eine humanitäre Geste.


(Beifall bei der LINKEN)


Außerdem können Sie nicht so tun, als hätte die Bun-
desregierung mit dem System Guantánamo, also mit der
Verweigerung rechtsstaatlicher Normen und der Anwen-

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(C (D ung von Folter, überhaupt nichts zu tun. Es waren diese egierung und ihre Vorgängerregierung, die die Praktien in Guantánamo viel und oft kritisiert haben. Mit ihen Taten haben sie sich aber sehr wohl in Komplizenchaft mit dem System Guantánamo geübt. (Beifall bei der LINKEN – Ute Kumpf [SPD]: Na, na! – Erika Steinbach [CDU/CSU]: Das ist ja unglaublich!)


Ich erinnere nur an den Fall Murat Kurnaz und an die
eheimen CIA-Überflüge mit Gefangenen, die der Bun-
esregierung sehr wohl bekannt gewesen sind. Aus ge-
au diesen Vorkommnissen erwächst eine moralische
flicht, in Guantánamo Inhaftierte auch in Deutschland
ufzunehmen.


(Beifall bei der LINKEN)


as alles wissen Sie, Frau Steinbach, und das weiß auch
er Bundesinnenminister. Ich vermute aber, dass Sie sich
ieder einmal als innenpolitische Hardliner für das
uperwahljahr 2009 profilieren wollen.

Im Gegensatz zu Herrn Schäuble inszeniert sich nun
ein Kabinettskollege Bundesaußenminister Steinmeier
ls sein humanitär gesinnter Gegenspieler. Das ist in
oppelter Hinsicht bemerkenswert: Bemerkenswert ist,
ass die Regierung in dieser humanitären Frage zu kei-
er klaren Entscheidung fähig ist; dabei geht es, wie ge-
agt, um lediglich 50 unschuldige Menschen, und die
ollen noch nicht einmal alle nach Deutschland.

Bemerkenswert ist aber noch etwas anderes: Im
runde ist es nämlich so, dass gerade die damalige Hal-

ung des Bundesaußenministers im Fall Kurnaz – die ak-
ive Weigerung, dem Deutschtürken die Wiederauf-
ahme in Deutschland zu ermöglichen – jetzt das
orbild für die Haltung des Innenministers und der Uni-
nsfraktion ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Bereits im Jahre 2005 hätte Steinmeier die Chance
ehabt, die Weichen für diese Debatte so zu stellen, dass
ie heute im Bundestag überflüssig gewesen wäre. Das
ersagen der Bundesregierung im Fall Guantánamo be-
ann allerdings bereits vor 2005, noch unter Rot-Grün.
er Fall Murat Kurnaz und die CIA-Überflüge fanden
or dem Regierungswechsel 2005 statt.

Das wird von dem einen oder anderen heute sicher-
ich gerne vergessen. Doch auch die Grünen können
icht leugnen, dass sie diese Form des Kampfes gegen
en Terrorismus in der Regierungskoalition bejaht, zu-
indest aber geduldet haben. Wahrscheinlich war da-
als nicht nur der Guantánamo-Häftling Kurnaz von der
ußenwelt abgeschnitten, sondern – bei allem Respekt –

uch die einstige Menschenrechtsbeauftragte der Bun-
esregierung, Frau Claudia Roth. Insofern werte ich die-
en Antrag der Grünen auch als eine Form der Selbstkri-
ik.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, betrachten wir das
andeln der Bundesregierung in Sachen Guantánamo in

einer Gesamtheit, so ist festzustellen: Im vorliegenden
ntrag geht es um eine dringend notwendige Korrektur.






(A) )



(B) )


Michael Leutert
Auch aus diesem Grund werden wir diesem Antrag zu-
stimmen.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620312500

Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Dr. Hans-

Peter Uhl das Wort.


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1620312600

Frau Präsidentin! Meine verehrten Kolleginnen und

Kollegen! Alle Rednerinnen und Redner haben festge-
stellt – ich möchte mich dem anschließen –, dass wir uns
einig sind in der Begrüßung des Umstands, dass das La-
ger Guantánamo geschlossen wird. Das ist gut so.

Nicht gut ist allerdings die öffentliche Debatte, die
Außenminister Steinmeier im Vorfeld einer Anfrage der
Amerikaner losgetreten hat: ob Deutschland Gefangene
aus Guantánamo aufnehmen soll. Diese Debatte war in
der Form und im Inhalt völlig verfehlt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Errichtung des Lagers ist eine Angelegenheit der
USA gewesen, eine Verirrung der Regierung Bush, wie
man aus rechtsstaatlicher Sicht sagen muss. Entspre-
chend ist die Abwicklung des Lagers ebenfalls Angele-
genheit der USA. Die USA sind derartig groß und die
Möglichkeiten sind derartig vielfältig, dass ich mir
durchaus vorstellen kann, dass die USA diese Probleme
im eigenen Lande lösen können.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ute Kumpf [SPD]: Die wollen alle nach München!)


Wenn man dem Gedanken der Aufnahme einiger we-
niger Häftlinge überhaupt näher treten will, ist ein Ver-
fahren einzuhalten. Im Gesetz steht, dass die Innenmi-
nister der Länder entscheiden und sich mit dem
Innenminister des Bundes abstimmen. Es ist gut, dass
das so im Gesetz steht; denn die Länder müssen für die
Sicherheit der Bürger einstehen, sie müssen die Gefähr-
lichkeit desjenigen, der reingelassen werden soll, pro-
gnostizieren, eine Bewertung vornehmen und die Ver-
antwortung übernehmen – nicht der Außenminister, der
bei irgendeinem Gespräch in welchem Land auch immer
von der Aufnahme schwadroniert.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oho! – Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich stelle ein leicht gestörtes Verhältnis in dieser Koalitionsehe fest!)


Nun zu der Gefahr, die von diesen Menschen ausgeht,
und damit komme ich zur Naivität des Antrags der Grü-
nen. Die Grünen schreiben, man soll die nicht mehr tat-
verdächtigen Gefangenen aufnehmen. Wenn es straf-
rechtlich so einfach wäre! „Nicht mehr tatverdächtig“
klingt so, als wäre die Tat abgeschlossen, und es hätte
sich herausgestellt, dass die Person mit der Tat zu Un-
recht in Verbindung gebracht worden ist. So liegt der
Fall ja nicht.

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(C (D Kollege Uhl, gestatten Sie eine Frage des Kollegen olbow? Bitte schön, Herr Kolbow. (Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Schwadroniert da noch ein Kollege Außenpolitiker von der SPD?)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620312700
Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1620312800


Walter Kolbow (SPD):
Rede ID: ID1620312900

Lieber Kollege Uhl, sind Sie bereit, Ihre Wahl der

orte, die Sie im Hinblick auf unseren Außenminister
ebraucht haben, zu überprüfen angesichts der Tatsache,
ass gestern im Bayerischen Landtag eine Mehrheitsent-
cheidung – von SPD, Grünen, Freien Wählern und
reien Demokraten – gefallen ist, 17 Uiguren – dann ist
it einem Änderungsantrag die „17“ gestrichen worden;

ch nehme an, auf Initiative der CSU – im Freistaat Bay-
rn aufzunehmen? Sehen Sie hier nicht einen Zusam-
enhang von Humanität, der auch im Freistaat geprägt
ird, der Ihrer Wortwahl im Zusammenhang mit den
orwürfen an den Außenminister zutiefst widerspricht?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1620313000

Wenn Sie so lange stehen bleiben, erkläre ich das

anze Thema mit den Uiguren zuerst und komme dann
uf den Vorgang im Bayerischen Landtag zu sprechen.

Die Uiguren sind ein Turkvolk, das in einem Randbe-
eich Chinas, in der Provinz Xinjiang, die an Afghanis-
an grenzt, wohnt.


(Ute Kumpf [SPD]: Das wissen wir alles!)


an weiß, dass sich die Uiguren von China lossagen
ollen.


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN], an Abg. Kolbow gerichtet: Passen Sie gut auf! Da können Sie etwas lernen!)


ies führt dazu, dass sie von China mehr oder weniger
auschal als potenzielle Terroristen angesehen werden;
as ist sicher übertrieben.

In Deutschland leben 268 Uiguren, die als Asylbe-
erber anerkannt sind. Die meisten von ihnen leben
erkwürdigerweise in München.


(Ute Kumpf [SPD]: Die fühlen sich da so wohl!)


Das muss man wissen, wenn man darüber schwadro-
iert – um dieses Wort noch einmal zu gebrauchen.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ute Kumpf [SPD]: Wir wissen es!)


iese Uiguren sind natürlich keine Terroristen.






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Uhl

(Zuruf von der LINKEN: Ach? – Zuruf von der SPD: Hört! Hört!)


Doch einige der Uiguren, die sich in München aufhalten,
werden aus guten Gründen verdächtigt, Terroristen zu
sein. Deswegen müssen sie mit großem Aufwand rund
um die Uhr vom Verfassungsschutz und von der Polizei
bewacht werden. Das ist der Sachverhalt bei den Uigu-
ren in Deutschland, wie er sich derzeit darstellt.

Jetzt komme ich zum Landtag. Der Bayerische Land-
tag hat in der Tat einen Beschluss gefasst. Deswegen
sind wir wieder beim Wort „schwadronieren“.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ein Ausschuss, nicht der Landtag!)


– Der Ausschuss hat den Beschluss gefasst, jetzt kommt
der Vorgang ins Plenum des Landtages; das ist richtig.
Das war ein Beschluss derer, die keine Verantwortung
übernehmen müssen. Das sind all diejenigen – inklusive
der FDP, die den Innenminister dort nicht stellt –, die
keine Verantwortung hinsichtlich der Sicherheitslage in
Bayern übernehmen müssen.


(Ute Kumpf [SPD]: Sie entmündigen gerade den Bayerischen Landtag und Ihre Kollegen!)


Das heißt: Erst dann, wenn der bayerische Innenminister
nach gehöriger Prüfung im Einzelfall feststellt, dass man
diese oder jene Uiguren aufnehmen kann – ich warne da-
vor, das leichtfertig zu tun –, kann man dem Gedanken
nähertreten. Deswegen halte ich den Beschluss im Baye-
rischen Landtag für völlig deplatziert, völlig verfehlt und
eigentlich unverantwortlich.


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Eigentlich sollte der Bayerische Landtag überhaupt gleich nach Hause gehen!)


Ich verstehe Ihre Sorge darüber, dass das Wort
„schwadronieren“ bei Ihrem Kanzlerkandidaten natür-
lich nicht gerne gehört wird; das gebe ich zu. Ich meine
aber, Außenminister Steinmeier müsste wissen, was im
Gesetz steht, dass er so etwas nämlich nicht zusagen
darf, sondern dass er den Innenministern der Länder und
dem Innenminister des Bundes das Feld überlassen
muss. Wenn diese zu einer abschließenden Gefährdungs-
analyse gekommen sind, dann kann er den Ball überneh-
men und seinem Geschäft im Ausland nachgehen, indem
er signalisiert, dass wir unter Umständen bereit sein
könnten, diesen oder jenen zu übernehmen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620313100

Kollege Uhl, ich frage Sie, ob Sie eine weitere Zwi-

schenfrage des Kollegen Kolbow zulassen.


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1620313200

Ich weiß nicht, wer alles nach Hause will, da dies die

vorletzte Rede ist, aber bitte schön.


Walter Kolbow (SPD):
Rede ID: ID1620313300

Herr Kollege Uhl, angesichts der Menschenrechte

und rechtswidrig behandelter Häftlinge in Guantánamo

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(C (D rage ich Sie, ob Sie Ihre Wortwahl – „schwadronieren“ – ufrechterhalten. Des Weiteren frage ich Sie, ob Sie angesichts der Voaussetzung der erfolgreichen Unschuldsprüfung, bezoen auf die Uiguren in Guantánamo, bereit sind, Ihren arteifreunden in München zu empfehlen, sich der ehrheitsmeinung im beschließenden Ausschuss, diese ufzunehmen, anzuschließen? (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das war Stimmengleichheit!)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1620313400

Dieser Meinung werde ich mich natürlich nicht an-

chließen, und zwar aus folgendem Grunde nicht: Ich
abe vorhin etwas ausführlicher die Lage der Uiguren im
erhältnis zu China dargestellt. Sie können nicht auto-
atisch, per se und pauschal sagen, dass alle Uiguren,

ie sich in Guantánamo befinden, völlig unverdächtig
ind.


(Zuruf von der SPD: Das sagt doch niemand! Sie müssen zuhören!)


erwechseln Sie bitte nicht den Terrorverdacht einerseits
it der menschenrechtswidrigen Behandlung anderer-

eits. Darin sind wir uns alle ja einig: Das darf nicht fort-
esetzt werden.


(Walter Kolbow [SPD]: Ich habe den Eindruck, dass Sie hier etwas verwechseln!)


och einmal: Wir werden im Einzelfall eine Gefahren-
rognose abgeben müssen. Dann wird man sehen, was
an tun kann.

Nehmen Sie bitte noch eines zur Kenntnis: Es wurden
a bereits Häftlinge aus Guantánamo entlassen. Man hat
chon Erfahrungen mit den entlassenen Häftlingen aus
uantánamo gemacht. Amerikanische Sicherheitsbehör-
en melden uns, dass von den entlassenen Häftlingen
indestens 18, vielleicht sogar 61, in das Lager von

l-Qaida zurückgekehrt sind und den Kampf gegen die
SA wieder aufgenommen haben. Von den entlassenen
uantánamo-Häftlingen! Nehmen Sie das bitte zur
enntnis! Das heißt, die Dinge sind etwas komplizierter,

ls sie hier dargestellt werden.

Deswegen sagte ein Fachmann aus Ihrer Partei, Herr
ollege Kolbow, nämlich der Innensenator von Berlin,
err Körting, laut Spiegel – ich nehme an, dass das Zitat

timmt –: Ich – Körting – habe jedenfalls keine Lust, von
iesen Leuten auch nur einen einzigen nach Deutschland
u holen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


r begründet das auch, und zwar damit, dass er sagt:
uantánamo-Häftlinge sind keine Trekking-Touristen,
ie irgendwo aufgegriffen und widerrechtlich in ein Ge-
angenenlager transportiert wurden.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das hat Körting wirklich gesagt?)







(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Uhl
Das alles ist der Originalton von Körting, SPD. Ich bitte
also Herrn Steinmeier, einmal ein Gespräch mit dem
Berliner Innensenator zu führen.


(Zuruf von der LINKEN: Die können ja mal zusammen schwadronieren!)


Ich komme zum Schluss. Dieses Thema ist tragisch
und sehr kompliziert; schließlich haben wir selber Pro-
bleme mit den Gefährdern, die in Deutschland leben. Die
Gefährder, die wir als solche erkannt haben, müssen wir
rund um die Uhr bewachen. Deswegen sind wir nicht gut
beraten, die Zahl der Gefährder in Deutschland mutwil-
lig zu erhöhen. Das ist der Punkt.

Es darf auch nicht darum gehen, den Kanzlerkandida-
ten der SPD als Menschenrechtler herauszustellen, um
damit zu punkten, oder darum, tätige Reue üben zu wol-
len, etwa im Fall Murat Kurnaz. Das ist nämlich das ei-
gentliche Gebiet von Herrn Steinmeier. Da hätte er han-
deln können; er war aber untätig. Das wissen wir ganz
genau. Wer die Bücher kennt und wer die Akten gelesen
hat, weiß das. Steinmeier hätte Murat Kurnaz aus
Guantánamo befreien können. Es war Frau Merkel als
Kanzlerin dieser Regierung, die ein Machtwort gespro-
chen und dafür gesorgt hat, dass er zu uns gekommen ist.
Dafür verantwortlich war nicht Kanzleramtsminister
Steinmeier unter Schröder. Das wissen wir und das wis-
sen Sie ganz genau.


(Beifall bei der CDU/CSU – Walter Kolbow [SPD]: Sie wissen gar nichts! Sie behaupten etwas wider besseres Wissen! – Ute Kumpf [SPD]: Das ist Brunnenvergiftung!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620313500

Das Wort hat der Kollege Christoph Strässer für die

SPD-Fraktion.


Christoph Strässer (SPD):
Rede ID: ID1620313600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Ich will den letzten Beitrag
nicht kommentieren, Herr Kollege Uhl, ich will Ihnen
nur sagen: An vielen deutschen Stammtischen wird dif-
ferenzierter argumentiert, als Sie es hier im Deutschen
Bundestag tun.


(Beifall bei der SPD – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das gilt dann aber auch für Herrn Körting!)


Ich möchte mit dem „Schwadronieren“ fortfahren.
Frau Präsidentin, mit Ihrer Erlaubnis möchte ich den Be-
auftragten der Bundesregierung für Menschrechte und
Humanitäre Hilfe, Günter Nooke – in Klammern: CDU –,
zitieren.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Nooke, sehr guter Mann!)


Das Handelsblatt schrieb:

„Wir können nicht einerseits die Schließung des La-
gers lautstark fordern und uns dann wegducken,
wenn es darum geht, hierbei Unterstützung zu leis-

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(C (D ten“, sagte Nooke und fügte hinzu: „Wir sollten deshalb bereitstehen, wenn uns die US-Administration um Hilfe bittet.“ (Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sehr interessant! – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Hat sie noch nicht gemacht!)


ieser Aussage von Herrn Nooke ist in dieser Debatte
ichts mehr hinzuzufügen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will die Lehrstunde über die Uiguren nicht fortset-
en. Ich erlaube mir nur, zu sagen, dass Sie darüber
chwadronieren, dass am Terrorverdacht bezüglich Men-
chen sicher etwas dran ist, die in der Nähe irgendeines
amps, etwa eines Terrorcamps, aufgegriffen werden.

hr bayerischer Kollege Herrmann hat sich in treffender
rt und Weise in diese Richtung geäußert. Ein Innenmi-
ister, der so mit der Unschuldsvermutung umgeht, ist
abei, den Rechtsstaat abzuschaffen.


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: So ist es!)


ie Unschuldsvermutung ist die tragende Säule unseres
echtsstaats. Wer als Innenminister so damit umgeht,
er muss eigentlich zurücktreten.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as ist meine ganz klare Position an dieser Stelle.

Ich komme nun auf die Uiguren zu sprechen, die in
uantánamo einsitzen. Eine Überschrift in der Süddeut-

chen Zeitung lautet: „Zur falschen Zeit am falschen Ort.
in Beispiel für viele: Warum ein längst freigesproche-
er Uigure noch immer in Guantánamo einsitzt“. Wenn
s hier in entsprechenden Diskussionen um die Men-
chenrechtssituation in China geht, dann sind Sie immer
ie Ersten, die Forderungen erheben. Es kann doch wohl
icht wahr sein, dass Uiguren, die als Wanderarbeiter
nterwegs waren und verhaftet worden sind, als Terro-
isten bezeichnet werden, obwohl selbst die amerikani-
che Militärgerichtsbarkeit sie freigesprochen hat. Man
at festgestellt, dass es noch nicht einmal den Anschein
ines Beweises gibt. Dennoch sagen Sie: Das interessiert
ns nicht; wir lehnen uns bequem zurück und lassen
errn Obama mal machen. – Ich sage Ihnen ganz deut-

ich: Ich finde das schäbig. So kann man mit dieser
rage nicht umgehen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620313700

Kollege Strässer, gestatten Sie eine Frage der Kolle-

in Steinbach?


Christoph Strässer (SPD):
Rede ID: ID1620313800

Ja, sicher.






(A) )



(B) )


Erika Steinbach-Hermann (Plos):
Rede ID: ID1620313900

Herr Kollege Strässer, da wir bei dem Spezialthema

Uiguren sind: Ist Ihnen bekannt, dass – das wissen wir
aus Gesprächen – Uiguren, die zurzeit inhaftiert sind,
liebend gern in den Vereinigten Staaten leben würden?
Ist es daher nicht die Aufgabe der Vereinigten Staaten,
diesem Wunsche nachzukommen? Denn diese Men-
schen wurden von diesem Staat eingesperrt. Diese un-
schuldigen Menschen möchten dort leben; Schuldige
können wir sowieso nicht aufnehmen.


Christoph Strässer (SPD):
Rede ID: ID1620314000

Das behauptet hier auch niemand.


Erika Steinbach-Hermann (Plos):
Rede ID: ID1620314100

Schuldige aufzunehmen, ist vollkommen ausge-

schlossen. Diese Menschen möchten dort leben; aber die
für ihre Inhaftierung Verantwortlichen sagen: Nein, wir
nehmen sie nicht. Können Sie verstehen, dass ich sage,
dass die Vereinigten Staaten ihre Ehre so nicht wieder-
herstellen?


Christoph Strässer (SPD):
Rede ID: ID1620314200

Frau Kollegin Steinbach, mir geht es im Moment gar

nicht um Ehre, sondern darum, ob wir in der Lage sind
und ob wir wollen, auf der Grundlage unseres Wertesys-
tems Menschen zu helfen, die in Not sind.


(Erika Steinbach [CDU/CSU]: Das ist aber meine Frage!)


– Ich komme noch zu Ihrer Frage. Ich will sie ganz klar
beantworten. Dieser Mensch, um den es hier geht, ein
Herr Parhat, Uigure aus China – lesen Sie bitte einmal
diesen Artikel durch; er ist vom 23. Januar –, der be-
hauptet das Gegenteil von dem, was Sie sagen, und zwar
insbesondere aufgrund der Erfahrung mit der amerikani-
schen Administration in dem Lager. Er ist als Gefange-
ner dorthin gekommen – er ist nicht freiwillig dorthin
gegangen – und wird einen Deiwel tun, freiwillig in die-
ses Land, von dem er gepeinigt worden ist, auszuwan-
dern. Das sagt er auch so. Das sollten Sie bitte schön zur
Kenntnis nehmen. Das ist nämlich die Realität.


(Ute Kumpf [SPD]: Die wollen nicht in den USA bleiben!)


Wir haben da im Moment aus meiner Sicht eine völlig
verquere Situation zu beklagen.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Ich möchte Ihnen noch etwas sagen, was mir am Her-
zen liegt: Es wird immer wieder gesagt, es handle sich
um ein Problem der Vereinigten Staaten, das wir nun lö-
sen sollten. Wenn man die Debatte, die im Moment läuft,
rational verfolgt, dann erkennt man, dass es jedenfalls
mir und vielen anderen, die sich dafür einsetzen, dass
Uiguren und andere unschuldige Menschen eine Chance
erhalten, wieder in ein vernünftiges Leben zurückzukeh-
ren, um diese Menschen geht und nicht darum, ein Pro-
blem der USA zu lösen.

Natürlich ist Guantánamo ein Problem der USA. Aber
es ist doch unsere Aufgabe, zu sagen, wie wir mit dem

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(C (D roblem der Menschen, die dort einsitzen, umgehen ollen. Das Problem ist nämlich, dass Vertreter der Ver inigten Staaten sehr deutlich sagen: Wenn diese Leute n die USA einreisen wollen, müssen sie ein Visum bentragen. Joe Biden zum Beispiel, einer der engsten eggefährten von Barack Obama, sagt dazu sehr klar nd sehr deutlich: Sie bekommen kein Visum für die inreise in die USA. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das Problem können doch wir nicht lösen, wenn die USA kein Visum geben! Das ist doch ein Witz!)


ollen Sie den Menschen in Guantánamo vor diesem
intergrund wirklich sagen: Ihr müsst dort bleiben? –
ir haben eine klare Position und eine klare Botschaft:
ir haben gesagt: Uns geht es an erster Stelle darum,
enschen zu helfen, die in Not sind.

Ihnen, Frau Steinbach, die Sie immer so schön die
rage der Verantwortung und der Verantwortlichkeiten

n den Raum stellen, möchte ich sagen: Sie haben ge-
einsam mit uns dafür gesorgt – ich bin sehr stolz da-

auf, dass das gelungen ist –, 2 500 Flüchtlingen aus dem
rak Zugang nach Deutschland im Rahmen eines größe-
en Abkommens zu verschaffen. Nun frage ich Sie allen
rnstes auf der Basis der Argumentation, die Sie nun ge-
rauchen, nämlich dass es darum gehe, ein Problem der
SA zu lösen, da ja die USA den Irakkrieg begonnen
aben und dafür verantwortlich sind, dass Menschen in
hrem Land nicht weiter leben können und fliehen müs-
en: Wieso nehmen wir denn dann 2 500 Flüchtlinge aus
em Irak auf? Die Logik Ihrer Argumentation wäre
och: Die müssen in die USA.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Erika Steinbach [CDU/CSU]: Völlig falscher Vergleich!)


as kann nicht wahr sein, und das wollen wir auch nicht.

Deshalb, Herr Staatsminister, können Sie die klare
otschaft mitnehmen, dass Sie, wenn diese Situation
intritt – nur dann müssen wir ja noch einmal darüber re-
en –, jede Unterstützung von der SPD-Fraktion bekom-
en, die Sie brauchen, um dieses Problem in der Art zu

ösen, wie wir es gerne möchten.

Frau Steinbach, Ihre Empathie für „Yes, we can“ ist ja
n Ordnung.


(Erika Steinbach [CDU/CSU]: Barack Obama hat das gesagt!)


ber wenn Sie gleich beim ersten Mal, wo Sie „Yes, we
an“ sagen könnten, sagen,


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: No, we can’t!)


ir helfen nicht, dann bleibt mir nur übrig, zu sagen: Mr
resident, yes, we help. Wir werden dem Präsidenten der
ereinigten Staaten helfen, das Problem in dem Umfang
u lösen, wie wir selbst dazu beitragen können.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Try it again and do it better!)







(A) (C)



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Christoph Strässer

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620314300

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/11759 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen, wobei die Federfüh-
rung beim Ausschuss für Menschenrechte und Humani-
täre Hilfe liegen soll. Sind Sie damit einverstanden? – Das
ist der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Bevor ich die Sitzung schließe, kommen wir noch zu
einer nachträglichen Ausschussüberweisung.

Interfraktionell ist vereinbart, den Gesetzentwurf der
Bundesregierung zur Strukturreform des Versorgungs-
ausgleichs auf Drucksache 16/10144 nachträglich auch
an den Innenausschuss und an den Verteidigungsaus-
schuss zu überweisen. Sind Sie damit einverstanden? –
Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlos-
sen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 11. Februar 2009, 13 Uhr,
ein.

Die Sitzung ist geschlossen.