Protokoll:
15155

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 155

  • date_rangeDatum: 28. Januar 2005

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:50 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/155 Walter Link (Diepholz) (CDU/CSU) . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Graf (Rosenheim) (SPD) . . . . . . . . Antje Blumenthal (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 15: Erste Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Wolfgang Schäuble, Hartmut Koschyk, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrach- Jürgen Herrmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 20: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Siebzehnten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Drucksachen 15/4492, 15/4733) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Wahlkreiskommission für die 15. Wahl- periode des Deutschen Bundestages 14481 C 14483 B 14485 A 14486 B 14488 B 14503 A 14504 D Deutscher B Stenografisch 155. Sitz Berlin, Freitag, den 2 I n h a l Tagesordnungspunkt 14: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Vierter Bericht zur Lage der älteren Gene- ration in der Bundesrepublik Deutschland: Risiken, Lebensqualität und Versorgung Hochaltriger – unter besonderer Berück- sichtigung demenzieller Erkrankungen und Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksachen 14/8822, 15/345 Nr. 62, 15/4192) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekretärin BMFSFJ . . . . . . . . . H F D H C D P 14479 A 14479 B ten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 35 und 87 a) (Drucksache 15/4658) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14490 C undestag er Bericht ung 8. Januar 2005 t : artmut Koschyk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble (CDU/CSU) . . . . . etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . 14490 D 14492 B 14494 C 14495 B 14496 B 14497 D 14498 C 14500 A 14501 A 14502 C gemäß § 3 Bundeswahlgesetz (Drucksachen 15/2375, 15/2499 Nr. 1, 15/4733) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14505 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 155. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Januar 2005 Tagesordnungspunkt 17: Beratung der Großen Anfrage der Abge- ordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Karl- Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Zukunft der Immobilienwirtschaft (Drucksachen 15/3116, 15/3928) . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der CDU/CSU: Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Immobilienwirtschaft sicher- stellen – Immobilien- und Versicherungs- makler stärken (Drucksache 15/4714) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Günther (Plauen) (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Rainer Wend (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Spanier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: Beschlussempfehlung und Bericht des Haus- haltsauschusses zu dem Antrag der Abgeord- neten Dietrich Austermann, Steffen Kampeter, Bernhard Kaster, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Ausweitung der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung in Zeiten knapper Kassen (Drucksachen 15/3311, 15/3557) Gerhard Rübenkönig (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Gerhard Rübenkönig (SPD) . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . Ilse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . T B a D B F s u n ( R B D U K N A L A E K ( S T F d Ä o A E O E d n A E E ü z g 14505 C 14505 C 14505 D 14508 D 14509 D 14511 A 14512 A 14513 B 14513 D 14515 A 14515 A 14518 B 14519 A 14519 C 14522 C 14524 A 14524 B 14525 C 14526 B agesordnungspunkt 21: eschlussempfehlung und Bericht des Sport- usschusses zu dem Antrag der Abgeordneten etlef Parr, Daniel Bahr (Münster), Ernst urgbacher, weiterer Abgeordneter und der raktion der FDP: Initiative des Europäi- chen Parlaments, des Europäischen Rates nd der UNO zur Förderung des Sports achhaltig unterstützen Drucksachen 15/2418, 15/4690) . . . . . . . . . . einhold Hemker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ernd Heynemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . etlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rsula Sowa (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laus Riegert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten laus Barthel (Starnberg), Angelika Graf Rosenheim), Dr. Bärbel Kofler, Horst chmidbauer (Nürnberg), Erika Simm, Jella euchner, Fritz Schösser und Gabriele ograscher (alle SPD) zur Abstimmung über en Entwurf eines Siebzehnten Gesetzes zur nderung des Bundeswahlgesetzes (Tages- rdnungspunkt 20 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO des Abgeordneten tto Fricke (FDP) zur Abstimmung über den ntwurf eines Siebzehnten Gesetzes zur Än- erung des Bundeswahlgesetzes (Tagesord- ungspunkt 20 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 rklärung nach § 31 GO des Abgeordneten duard Oswald (CDU/CSU) zur Abstimmung ber den Entwurf eines Siebzehnten Gesetzes ur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Ta- esordnungspunkt 20 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . 14527 B 14527 C 14529 A 14530 B 14531 B 14532 B 14533 D 14535 A 14536 A 14536 C 14537 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 155. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Januar 2005 III Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Siebzehnten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes – Bericht der Wahlkreiskommission für die 15. Wahlperiode des Deutschen Bundesta- ges gemäß § 3 Bundeswahlgesetz (Tagesordnungspunkt 20 a und b) Barbara Wittig (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothee Mantel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . .14537 B 14538 B 14539 A 14540 A 14540 C 14541 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 155. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Januar 2005 14479 (A) ) (B) ) 155. Sitz Berlin, Freitag, den 2 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 155. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Januar 2005 14535 (A) ) (B) ) sammlung des Europarates *Michelbach, Hans CDU/CSU 28.01.2005 für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- Michalk, Maria CDU/CSU 28.01.2005 Anlage 1 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Bindig, Rudolf SPD 28.01.2005* Borchert, Jochen CDU/CSU 28.01.2005 Carstens (Emstek), Manfred CDU/CSU 28.01.2005 Carstensen (Nordstrand), Peter H. CDU/CSU 28.01.2005 Fahrenschon, Georg CDU/CSU 28.01.2005 Feibel, Albrecht CDU/CSU 28.01.2005 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.01.2005 Friedrich (Mettmann), Lilo SPD 28.01.2005 Gröhe, Hermann CDU/CSU 28.01.2005 Haack (Extertal), Karl Hermann SPD 28.01.2005 Haupt, Klaus FDP 28.01.2005 Hilbrecht, Gisela SPD 28.01.2005 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.01.2005 Jäger, Renate SPD 28.01.2005* Kortmann, Karin SPD 28.01.2005 Lehn, Waltraud SPD 28.01.2005 Letzgus, Peter CDU/CSU 28.01.2005* Lintner, Eduard CDU/CSU 28.01.2005* Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 28.01.2005 Lips, Patricia CDU/CSU 28.01.2005 Dr. Lötzsch, Gesine fraktionslos 28.01.2005 Merz, Friedrich CDU/CSU 28.01.2005 M O P P R R R R R S S S S D S D D T W D D W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten inkel, Klaus CDU/CSU 28.01.2005 stendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.01.2005 feiffer, Sibylle CDU/CSU 28.01.2005 robst, Simone BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.01.2005 auber, Helmut CDU/CSU 28.01.2005* epnik, Hans-Peter CDU/CSU 28.01.2005 iester, Walter SPD 28.01.2005* onsöhr, Heinrich- Wilhelm CDU/CSU 28.01.2005 ühe, Volker CDU/CSU 28.01.2005 chauerte, Hartmut CDU/CSU 28.01.2005 chily, Otto SPD 28.01.2005 chlauch, Rezzo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.01.2005 chröder, Gerhard SPD 28.01.2005 r. Schröder, Ole CDU/CSU 28.01.2005 iebert, Bernd CDU/CSU 28.01.2005* r. Skarpelis-Sperk, Sigrid SPD 28.01.2005 r. Thomae, Dieter FDP 28.01.2005 illmann, Antje CDU/CSU 28.01.2005 eis (Stendal), Reinhard SPD 28.01.2005 r. von Weizsäcker, Ernst Ulrich SPD 28.01.2005 r. Westerwelle, Guido FDP 28.01.2005 immer (Neuss), Willy CDU/CSU 28.01.2005 bgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 14536 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 155. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Januar 2005 (A) ) (B) ) Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Klaus Barthel (Starnberg), Angelika Graf (Rosenheim), Dr. Bärbel Kofler, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Erika Simm, Jella Teuchner, Fritz Schösser und Gabriele Fograscher (alle SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Siebzehnten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Tagesord- nungspunkt 20 a) Dem vorliegenden Gesetzentwurf stimmen wir zu, weil in letzter Minute auf Initiative aus der SPD-Frak- tion einige seiner problematischen Punkte entschärft wurden und damit überflüssige Zerschneidungen von Landkreisgrenzen auf ein notwendiges Minimum be- grenzt wurden. Im Hinblick auf seine überproportiona- len Bevölkerungszuwächse und seine besonders ausge- prägten regionalen Ungleichgewichte stellt der Freistaat Bayern einen Sonderfall für die Wahlkreiseinteilung dar. Schon in den vergangenen Jahren fanden diese Verschie- bungen keinen angemessenen Niederschlag in der Wahl- kreiseinteilung. Von daher wäre es geboten gewesen, im Zuge der oh- nehin durch die Einfügung eines Wahlkreises erfolgten Neustrukturierung eine umfassendere und dauerhaft tragfähige Neueinteilung der Wahlkreise in Oberbayern vorzunehmen. Gleichzeitig hätte die Zahl der Wahlkreise in Oberbayern dem Bevölkerungsanteil und seinem wei- terhin zu erwartenden Wachstum entsprechend auf 15 er- höht werden müssen. Dies hätte zur Folge gehabt, dass eine Region mit stark unterdurchschnittlicher Bevöl- kerungszahl und weiter abnehmender Tendenz einen Wahlkreis verloren hätte. So weist Nordostbayern in mehreren Wahlkreisen Abweichungen von mehr als 15 Prozent, teilweise sogar mehr als 20 Prozent nach un- ten auf, während in Oberbayern zahlreiche Wahlkreise ähnliche Abweichungen nach oben haben, die nach dem Bundeswahlgesetz korrigiert werden sollten. Im Zuge der Beratungen hatte die bayerische SPD- Landesgruppe einen Vorschlag entwickelt, der sowohl diese Ungleichgewichte überregional als auch die Un- gleichgewichte innerhalb Oberbayerns weitestgehend beseitigt hätte und dabei ohne Durchtrennung von Land- kreisgrenzen ausgekommen wäre. Sowohl in Oberfran- ken als auch in Oberbayern könnte diese Lösung für mehrere Legislaturperioden Bestand haben. Dieser Vor- schlag erscheint uns auch heute noch als der nach Gesetz und Verfassungsrechtssprechung naheliegenste. Leider waren die Oppositionsparteien und die Grünen nicht bereit, eine solche Veränderung, die eines gewissen Konsenses bedurft hätte, mitzutragen. Tief greifende Re- formen verlangen bestimmte Politikerinnen und Politi- ker nur von anderen. Darüber hinaus fehlte insbesondere der CSU der Mut, den Konsequenzen der von ihr mitver- schuldeten Strukturprobleme in Bayern ins Auge zu bli- cken. Wie von der Berichterstatterin unserer Fraktion dar- gestellt, gehen wir davon aus, dass der von uns und der bayerischen SPD-Landesgruppe vorgestellte Neuord- n n w A s e a z e d g E t d s w b h j a d n e k s m g k l L t w d w d U s n k f d t w A (C (D ungsvorschlag Grundlage der Beratungen für die ächste Wahlkreisreform zur nächsten Bundestagswahl ird. nlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Otto Fricke (FDP) zur Ab- stimmung über den Entwurf eines Siebzehnten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Tagesordnungspunkt 20 a) Durch das nun beschlossene Gesetz wird die Zer- chlagung des Bundestagswahlkreises Krefeld aufrecht- rhalten. Leider haben die anderen Fraktionen den Änderungs- ntrag der FDP, Krefeld wieder einen eigenen Wahlkreis u geben, im Innenausschuss abgelehnt. Damit ist erneut in Begehren abgelehnt worden, welches die Fraktion er FDP bereits vor genau vier Jahren zur Abstimmung estellt hat. Der Wahlkreis Krefeld bleibt zerschlagen. r bleibt geteilt. Er wird schlicht von Ost nach West ge- rennt. In keinem der beiden Wahlkreise haben die Wähler er Stadt Krefeld eine Mehrheit. Damit wird eine Groß- tadt von 237 909 Einwohnern zerschlagen und eines esentlichen Teils ihres bundespolitischen Einflusses eraubt. Zwar hat das Bundesverfassungsgericht darauf ingewiesen, dass eine solche Teilung möglich ist, nicht edoch, dass sie nötig ist. Sie ist jedoch politisch unver- ntwortlich. Für die FDP, die gegenwärtig nicht in Ver- acht steht, einen eigenen Krefelder Wahlkreis oder ei- en der beiden leider nun auch zukünftig weiter xistierenden Wahlkreise direkt zu holen, ist deutlich er- ennbar, dass man damit den Bürgern einer Stadt politi- che Identifikation nimmt. Denn trotz des Engagements einer Kollegen, die von SPD bzw. CDU in den jeweili- en Wahlkreisen direkt gewählt worden sind, sind diese eine Krefelder Bürger. Krefelder sind vielmehr der Kol- ege der SPD Bernd Scheelen und ich, welche über die andesliste eingezogen sind. Durch die Teilung Krefelds wird zudem die Bedeu- ung der Erststimme und damit auch die Frage deutlich, en Bürger – unabhängig von der Parteizugehörigkeit es Kandidaten – in den Bundestag schicken wollen. Da nach dieser Entscheidung die Bürger in Krefeld eiterhin in der Regel keinen „echten“ Krefelder Kandi- aten mehr mit der Erststimme wählen können, wird der nterschied zwischen Erst- und Zweitstimme marginali- iert. Die Krefelder Bürgerinnen und Bürger haben nur och einen mittelbaren Einfluss per Erststimme und dies önnte zu Politikverdrossenheit führen, da nun sowohl ür die Erst- als auch für die Zweitstimmen überwiegend ie Aufstellungen der Parteien ausschlaggebend sind. Durch dieses erneute Beibehalten der Wahlkreisein- eilung muss Krefeld, die Stadt wie „Samt und Seide“, eiterhin bei der Wahlkreiseinteilung in „Sack und sche“ gehen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 155. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Januar 2005 14537 (A) ) (B) ) Ich habe den Wählern in Krefeld im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2002 versprochen, mich für einen ein- heitlichen Wahlkreis Krefeld einzusetzen; da Verspre- chen eingehalten werden müssen, muss ich den Gesetz- entwurf, den ich im Übrigen unterstütze, ablehnen. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Eduard Oswald (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Sieb- zehnten Gesetzes zur Änderung des Bundes- wahlgesetzes (Tagesordnungspunkt 20 a) Dem Gesetzentwurf zur Änderung des Bundeswahl- gesetzes kann ich nicht zustimmen. Die Mehrheit im In- nenausschuss hat die Verlagerung der Verwaltungsge- meinschaft Aindling vom Wahlkreis Augsburg-Land in den Wahlkreis Donaus-Ries beschlossen. Der Antrag der Unionsfraktion, beide Wahlkreise so zu belassen, wie sie sind, wurde von der Mehrheit abgelehnt. Nach meiner Auffassung war eine Änderung der Wahlkreise nicht er- forderlich. Der Wahlkreis Augsburg-Land ist zwar nach den aktuellsten Zahlen (Stand: 30. Juni 2004) um 21,2 Prozent größer als ein durchschnittlicher Wahlkreis. Verfassung und Gesetz zwingen aber nur dann zum Han- deln, wenn eine Abweichung von 25 Prozent gegeben ist. Diese Abweichung wäre auch nicht bis zur nächsten Bundestagswahl zu erwarten gewesen, selbst wenn die Einwohnerzahlen in der Region Augsburg weiter so an- steigen wie bisher. Als gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Augsburg-Land habe ich mich stets für den unveränderten Erhalt des Wahlkreises Augsburg-Land eingesetzt. Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Siebzehnten Gesetzes zur Än- derung des Bundeswahlgesetzes – Bericht der Wahlkreiskommission für die 15. Wahlperiode des Deutschen Bundestages gemäß § 3 Bundeswahlgesetz (Tagesordnungspunkt 20 a und b) Barbara Wittig (SPD): Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hat die Wahlkreiskommission dem Bundes- tag ihren Bericht vorgelegt, mit dem sie die Änderungen der Bevölkerungsentwicklung im Wahlgebiet darlegt und Änderungen für die Einteilung der Bundestagswahl- kreise vorschlägt. Dieser Bericht war für uns Abgeord- nete der Ausgangspunkt unserer Überlegungen. Den Mitgliedern der Kommission unter der Leitung des Präsidenten des Statistischen Bundesamtes, Herrn Hahlen, danke ich für ihre Arbeit. Frau Bickenbach und Frau Schliesky aus dem Bundesministerium des Innern bin ich dankbar für ihre fachliche Beratung. Anerken- n t m z k e H n b w d h W g m d c w k b l d n t a m A e s 2 m a 4 k W n L z v 3 r d b d k d a g N t n u (C (D ung sei an dieser Stelle auch den Mitarbeitern des Sta- istischen Bundesamtes ausgesprochen, die uns jederzeit it einem hervorragenden Wahlkreisinformationssystem ur Seite standen. Damit wir, die Abgeordneten, die Trends der Bevöl- erungsentwicklung der letzten Jahre ablesen konnten, rhielten wir jederzeit die von uns gewünschten Daten. ilfreich war in diesem Zusammenhang, dass wir nicht ur die Zahlen der amtlichen Statistik vom 31. Dezem- er 2003 zugrunde legen konnten, sondern als Indiz der eiteren Bevölkerungsentwicklung auch noch Zahlen er deutschen Bevölkerung zum 30. Juni 2004 heranzie- en konnten. Zwei Problemkreise hatten wir zu klären: die Zahl der ahlkreise in den einzelnen Bundesländern und die Ab- renzung der Wahlkreise innerhalb der Bundesländer. Nach § 3 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 des Bundeswahlgesetzes uss die Zahl der Wahlkreise in den einzelnen Ländern eren Bevölkerungsanteil so weit wie möglich entspre- hen. Bei leider ständig rückläufiger Bevölkerungsent- icklung in Thüringen ergab die Rechnung 9,248 Wahl- reise nach Bevölkerungszahlen zum 31. Dezember 2003 zw. nur noch 9,219 Wahlkreise nach Bevölkerungszah- en zum 30. Juni 2004. Diese Datenlage macht es erfor- erlich, dem Land Thüringen im Wege der Abrundung ur noch neun Wahlkreise zuzuordnen. Eine Beibehal- ung der Wahlkreiseinteilung wäre angesichts des weiter nhaltenden Bevölkerungsverlustes in Thüringen nicht ehr mit dem Grundsatz der Gleichheit der Wahl nach rt. 38 Absatz 1 des Grundgesetzes vereinbar. Anders sieht es in Bayern aus: Hier haben wir es mit inem ständigen Bevölkerungszuwachs zu tun, sodass ich für Bayern nach den Zahlen vom 31. Dezember 003 schon 44,701 Wahlkreise ergaben. Die Berechnung it Zahlen vom 30. Juni 2004 weist 44,725 Wahlkreise us. Das bedeutet, dass im Wege der Aufrundung Bayern 5 Wahlkreise zuzuordnen sind. Erwähnt werden muss an dieser Stelle, dass die Wahl- reiskommission empfohlen hatte, noch einen weiteren ahlkreistransfer – und zwar von Schleswig-Holstein ach Niedersachsen – vorzunehmen. Diesem Vorschlag konnten wir nicht folgen. Das and Schleswig-Holstein hat einen steten Bevölkerungs- uwachs zu verzeichnen. Die Berechnung mit Zahlen om 31. Dezember 2003 ergab 10,618 Wahlkreise, zum 0. Juni 2004 waren es 10,635. Außerdem haben wir be- ücksichtigt, dass das Land Schleswig-Holstein erst bei er letzten Wahlkreiseinteilung einen Wahlkreis hinzu- ekommen hatte. Es gibt also keinen Grund, bei steigen- er Bevölkerungsentwicklung dem Land diesen Wahl- reis nun wieder abzunehmen. Der Innenausschuss hat azu einen einstimmigen Beschluss gefasst, und zwar m 29. September 2004. Damit haben wir den Spielraum enutzt, den uns das Bundeswahlgesetz in § 3 Abs.1 r. 1 zugesteht. Dieser Beschluss war Voraussetzung für unsere wei- ere Arbeit, nämlich die Abgrenzung der Wahlkreise in- erhalb der Bundesländer vorzunehmen. Maßstab für nsere Überlegungen waren sowohl die Vorgaben des 14538 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 155. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Januar 2005 (A) ) (B) ) Grundgesetzes als auch des Bundeswahlgesetzes. Wir haben vor jeder Entscheidung geprüft, ob die Gefahr be- steht, dass durch die Entwicklung der Bevölkerung in den Wahlkreisen die zwingende Neueinteilungsgrenze erreicht werden könnte. Sofern anhand des Zahlenmate- rials der amtlichen Statistik dieser Trend erkennbar war, haben wir gehandelt: Wir haben geringfügige Verschie- bungen von Wahlkreisgrenzen und Umsetzungen von Gemeinden vorgenommen – wobei nicht in jedem Fall eine Durchschneidung von Landkreisgrenzen ausge- schlossen werden konnte. Die Berichterstatter aller Fraktionen hatten sich au- ßerdem vorgenommen, die Einteilung der Wahlkreise in- nerhalb der Bundesländer nach Möglichkeit im Konsens zu regeln. Das haben wir in langwierigen vorbereitenden Gesprächen, die in sachlicher und konstruktiver Weise verliefen, geschafft und der Innenausschuss hat den Ent- wurf eines 17. Gesetzes zur Änderung des Bundeswahl- gesetzes in der geänderten Fassung angenommen. Trotz aller Zufriedenheit über den erreichten Konsens muss ich aber darauf hinweisen, dass dies nur der kleinste ge- meinsame Nenner ist. Am Beispiel der Wahlkreiseintei- lung für den Freistaat Bayern lässt sich das gut darstel- len: Zwischen Oberfranken und Oberbayern gibt es auch nach dem gerade gepriesenen Konsens erhebliche Unter- schiede hinsichtlich der Abweichungen vom Durch- schnitt der Bevölkerung in den Wahlkreisen. Während in Oberfranken infolge von Bevölkerungsverlusten vier der dortigen fünf Wahlkreise ein Minus von 15 bis über 20 Prozent mit steigender Tendenz aufweisen, wird in Oberbayern stark steigender Bevölkerungszuwachs re- gistriert. Folge für die Wahlkreise: Ein Plus von 20 Pro- zent und mehr. Die Chance, diese gegenteilige Bevölkerungsent- wicklung in den oberfränkischen und oberbayrischen Wahlkreisen mit einem nachhaltigen Wahlkreismodell auszugleichen, hätten wir bei der jetzigen Änderung ge- habt. Warum wir es dann nicht gemacht haben, werden Sie fragen. Die Antwort ist einfach: Weder die Grünen noch die CDU/CSU waren davon zu überzeugen, dass es besser wäre, jetzt einen größeren Schnitt zu machen, an- statt in jeder Legislaturperiode ein bisschen an den Wahlkreisen rumzuschnippeln. Fazit: Ein weiteres Ge- setz zur Änderung der Bundestagswahlkreise wird in der nächsten Legislaturperiode erforderlich. Liebe Kolleginnen und Kollegen aller Fraktionen, bitte diskutieren Sie in Ihren Landesgruppen das von uns vorgelegte nachhaltige Modell in aller Ruhe und lassen Sie uns sofort nach der Bundestagswahl 2006 die Berichterstattergespräche wieder aufnehmen, um dann einen wesentlich größeren gemeinsamen Nenner für Bayern zu finden. Dorothee Mantel (CDU/CSU): Wer die Welt verän- dern will, muss rechtzeitig damit anfangen. Oder um es auf Neudeutsch zu sagen: Bei Veränderungen, insbeson- dere bei solchen gravierender Art, muss man die Men- schen mitnehmen. Das gilt auch, wenn man die Wahl- kreislandschaft vollständig umpflügen will. Insofern waren wir sehr überrascht, als zu Beginn der Bericht- e W P s d W i t b L E f O W k F g S l V t d W h w S a a v u w d g s K W W r k a D d B u w k ä v s s m M B (C (D rstattergespräche zur Umsetzung der Empfehlungen der ahlkreiskommission von der Koalition überraschend läne auf den Tisch gelegt wurden, die von den Vor- chlägen der Wahlkreiskommission zur Neuverteilung er Wahlkreise auf die Länder und den Neuschnitt der ahlkreise innerhalb der Länder vollständig abwichen. Die Vorschläge der SPD für die Wahlkreiseinteilung n Bayern waren eine theoretische Fleißarbeit. Mit poli- ischem Feingefühl oder gar der Aussicht auf Umsetz- arkeit hatten sie nichts zu tun. So sollte die politische andkarte in Oberbayern vollständig verändert werden. in weiterer Plan sah die politische Schwächung Ober- rankens durch den Verlust eines Wahlkreises zugunsten berbayerns vor. Auf bestehende Bindungen zwischen ählern und Gewählten wurde mit diesen Vorschlägen einerlei Rücksicht genommen. Für die CDU/CSU- raktion ist jedoch gerade dieser Aspekt von herausra- ender Bedeutung. Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, PD und Grüne dazu zu bewegen, diese Pläne fallen zu assen. Wir haben uns dann im weiteren – sachlichen – erlauf der Berichterstattergespräche auf das konzen- riert, was nötig ist. Nicht die großen Lösungen, sondern ie möglichst weitgehende Wahrung der Identität der ahlkreise war dabei unser Ziel. Ich hebe ausdrücklich ervor, dass wir das Entgegenkommen der Koalition zu ürdigen wissen. Es macht uns die Zustimmung in der chlussabstimmung möglich. So konnten wir erreichen, dass der Wahlkreis Freising us den beiden Landkreisen Freising und Pfaffenhofen n der Ilm besteht. Die ursprünglich geplante Zuordnung on Teilen des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen nterbleibt, sodass hier kommunale Grenzen eingehalten erden. Das gilt auch für den Wahlkreis Ingolstadt, dem er Landkreis Neuburg-Schrobenhausen vollständig zu- eordnet bleibt. Auch im Wahlkreis Weilheim konnte die Durch- chneidung von Kreisgrenzen verhindert werden: Die reise Garmisch-Patenkirchen, Landsberg am Lech und eilheim-Schongau gehören jeweils komplett zum ahlkreis. Die Bevölkerungsentwicklung lässt das Er- eichen der kritischen Grenze nicht erwarten. Auch hier onnten wir also der Wahlkreiskontinuität und der Be- chtung der regionalen Zusammengehörigkeiten zum urchbruch verhelfen. Dankbar sind wir auch, dass die Wahlkreise Deggen- orf und Passau unverändert bleiben. Hier sind die evölkerungszahlen derart stabil, dass eine Änderung nterbleiben kann. Auch hier ist die Koalition dankens- erterweise unserem entsprechenden Antrag gefolgt. Nicht erreichen konnten wir dagegen, dass der Wahl- reis Starnberg unverändert bleibt und dass auf die Ver- nderungen im Bereich Augsburg-Land und Donau-Ries erzichtet wird. Gleichwohl: Nachdem wir anfänglich ehr skeptisch waren, ob es zu einer gemeinsamen Lö- ung dieser stets heiklen Materie kommt, ist es uns in ge- einsamer Anstrengung gelungen, eine vernünftige, den enschen gerecht werdende Regelung zu finden. Lassen Sie mich abschließend den Mitarbeitern des undeswahlleiters und des Bundesinnenministeriums Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 155. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Januar 2005 14539 (A) ) (B) ) herzlich für ihre Unterstützung unserer Arbeit danken. Die Prüfung der verschiedenen Varianten wäre ohne die fachkundige und freundliche Unterstützung kaum mög- lich gewesen. Aktuelle Zahlen und die Visualisierungen in Form von Karten haben uns sehr geholfen, diese aus- gewogene Lösung zu finden. Ich freue mich, dass wir einen tragfähigen Kompro- miss gefunden haben, und rufe alle Kollegen hier im Hause auf, dem Gesetzentwurf in der vorliegenden Fas- sung zuzustimmen. Manfred Grund (CDU/CSU): Grundlage für das heute zu beschließende 17. Gesetz zur Änderung des Bundeswahlgesetzes ist der Bericht der Wahlkreiskom- mission vom Januar 2004, dessen Vorschläge für die Neuabgrenzung der 299 Wahlkreise wir als Gesetzgeber zu bewerten und mit einem eigenen Gesetzentwurf um- zusetzen haben. Nach § 3 Abs. 1 Nr. 2 Bundeswahlgesetz soll die Zahl der Wahlkreise in den einzelnen Ländern dem Bevölke- rungsanteil so weit wie möglich entsprechen. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 10. April 1997 soll im System der Verhältniswahl, wie es das Bun- deswahlgesetz für den Bundestag vorsieht, jeder Wähler mit seiner Stimme den gleichen Einfluss auf die partei- politische Zusammensetzung des Parlaments haben. So sei die gleiche Größe des Wahlkreises sowohl für den einzelnen Wahlkreis als auch berechnet auf die Bevölke- rungsdichte jedes Landes Bedingung der Wahlgleichheit. Weiterhin gibt das Urteil des Bundesverfassungsgerich- tes dem Gesetzgeber – nur ihm obliegt die Wahlkreisein- teilung – einen gewissen Beurteilungsspielraum. Das Gericht begründet dies unter anderem damit, dass jeder Wahlkreis nach dem Gedanken einer territorialen Veran- kerung des im Wahlkreis gewählten Abgeordneten zu- gleich ein zusammengehörendes und abgerundetes Gan- zes bilden soll und die historischen und – so steht es auch im Gesetz – kommunalen Grenzen sich nach Mög- lichkeit mit den Wahlkreisgrenzen decken sollten. In einem ersten Schritt war also zunächst zu prüfen, ob die Verteilung der Wahlkreise auf die Länder den Be- völkerungsverhältnissen noch entspricht. Auf Basis ei- nes Gutachten, des Bundesinnenministeriums hat der für Wahlrechtsfragen federführende Innenausschuss am 29. September 2004 entschieden, einen Wahlkreis von Thüringen nach Bayern zu verlagern, nicht aber, so wie es die Wahlkreiskommission vorgeschlagen hatte, einen von Schleswig-Holstein nach Niedersachsen. Zu der im zweiten Schritt vorzunehmenden Vertei- lung der Wahlkreise innerhalb der Länder hat die Koali- tion ihren Gesetzentwurf erst am 14. Dezember 2004 vorgelegt, elf Monate nach der Veröffentlichung der Vor- schläge der Wahlkreiskommission. Durch diese Verzö- gerung sind die Verhandlungen der Berichterstatter unter Zeitdruck geraten. Gleichwohl sind wir am Ende zu einem für alle Seiten im Großen und Ganzen befriedigenden Ergebnis gekom- men. Die Koalition ist uns in vielen, wenn auch nicht in allen, Punkten entgegengekommen, sodass meine Frak- t w d W s Z d H v l 2 d z k i w B i d h W V d G B l s u B b d w V d s C B h d n k w b r m B d v g s l a (C (D ion dem Gesetzentwurf heute zustimmen kann und ird. Hinsichtlich der Verteilung der Wahlkreise zwischen en Ländern folgt der Gesetzentwurf dem Vorschlag der ahlkreiskommission, in Thüringen einen Wahlkreis zu treichen und in Bayern einen zusätzlichen zu schaffen. war betrifft der Bevölkerungsrückgang die neuen Län- er in Gänze, aber für Thüringen gebieten die Zahlen andlungsbedarf. So beträgt die durchschnittliche Be- ölkerungszahl eines Wahlkreises auf der Basis der Zah- en zum 30. Juni 2004 in Thüringen 231 741, in Bayern 55 516 und im Bundesdurchschnitt 251 374. Ich bedauere sehr, dass mein Land Thüringen, nach em es bereits im Zuge der Bundestagsverkleinerung wei Wahlkreise verloren hatte, nun erneut einen Wahl- reis verliert und damit in Zukunft mit weniger Gewicht m Deutschen Bundestag vertreten sein wird. Gleich- ohl ist die Reduzierung von zehn auf zukünftig neun undestagswahlkreise für Thüringen unvermeidbar. Vermieden werden konnte dagegen, einen Wahlkreis n Schleswig-Holstein zu streichen. Da die Bevölkerung ort von 1998 bis 2002 um 0,118 Prozent zugenommen at und dieser Trend anhält, wäre die Streichung eines ahlkreises schwer vermittelbar gewesen. Die ursprünglichen Vorschläge der Koalition für die erteilung der Wahlkreise innerhalb der einzelnen Län- er konnten wir nicht mittragen. Daher haben wir den esetzentwurf nicht mit eingebracht. Zudem wurden die erichterstattergespräche zu Beginn mit Vorschlägen be- astet, die selbst beim besten Willen politisch nicht um- etzbar waren. Als Tischvorlage wurden uns Vorschläge nterbreitet, die die politische Wahlkreislandschaft in ayern und Thüringen komplett umpflügen sollten. Ich in froh, dass die Koalition auf unser Anraten hin auf iese Pläne verzichtet hat. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen dann konnten ir fast alle zwischen den Fraktionen noch streitigen orschläge einvernehmlich lösen. Unsere Leitlinie war abei immer, dem Grundsatz der Wahlkreiskontinuität o weit wie möglich Geltung zu verschaffen. Für die DU/CSU-Bundestagfraktion haben die gewachsenen indungen zwischen Wählern und Gewählten einen sehr ohen Stellenwert, die wir nicht durch unnötige Verän- erung von Wahlkreisen zerstören wollen. So haben wir für Hessen einvernehmlich auf die nicht otwendige Umsetzung der Vorschläge der Wahlkreis- ommission verzichtet. In Mecklenburg-Vorpommern aren wir uns parteiübergreifend einig, für die Verschie- ung zwischen den Wahlkreisen Rostock und Bad Dobe- an-Güstrow-Müritz eine kleinere als die von der Kom- ission vorgeschlagene Lösung umzusetzen. Auch in aden-Württemberg konnten wir uns auf behutsame Än- erungen in den Bereichen Böblingen, Nürtingen, Ra- ensburg-Bodensee und Zollernalb-Sigmaringen eini- en. Für die Schlussberatungen im Ausschuss hatten wir ieben Anträge gestellt, die Sie in der Beschlussempfeh- ung nachlesen können. In drei Bereichen ist uns die Ko- lition entgegengekommen. Keine Zustimmung haben 14540 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 155. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Januar 2005 (A) ) (B) ) wir für unsere Anträge für Niedersachen und Nordrhein- Westfalen erhalten. Eine Beibehaltung des Status quo dort ist also nicht möglich. Jedoch konnten wir errei- chen, dass auch hier die jeweils nur die kleinstmögliche Veränderung erfolgt. Ärgerlich ist, dass die Koalition den CDU/CSU-An- trag, in Thüringen alle eichsfeldischen Gemeinden in ei- nem Wahlkreis zusammenzufassen, abgelehnt hat, ob- wohl diese sinnvolle Zuordnung von den Zahlen her völlig unproblematisch wäre. Die Gemeinden Heyerode und Katharinenberg, die wir dem Wahlkreis 190 statt dem Wahlkreis 191 zuordnen wollen, verbindet eine mehr als 1 100-jährige kulturelle und volkskirchlich ge- meinsame Tradition und Geschichte und damit eine große landsmannschaftliche Gemeinsamkeit. Schade, dass SPD und Grüne sich der Berücksichtigung dieser Zusammenhänge verweigert haben. Ziehen wir jedoch das Gesamtfazit, so hat der rot- grüne Gesetzentwurf durch unsere Anträge und Hin- weise eine deutliche Verbesserung hin zur weitestgehen- den Berücksichtigung der Wahlkreiskontinuität erfahren. Wir haben uns daher entschlossen, diesem nunmehr trag- fähigen Entwurf – bei aller Kritik an der einen oder an- deren Stelle – zuzustimmen. Silke Stokar von Neuform (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die Gleichheit der Wahl ist ein ganz wesent- licher Grundsatz unserer parlamentarischen Demokratie. Jede Stimme muss in etwa den gleichen Wert haben wie die anderen. Dieser Grundsatz muss bei der Einteilung der Wahlkreise vom Zuschnitt und von der Zahl der Wählerinnen und Wähler her beachtet werden. Das ist die eine Seite, die wir bei diesem Gesetzesvorhaben zu beachten hatten. Die andere Seite sind die Betroffenen vor Ort. Politi- ker wie Wählerinnen und Wähler – das kennen wir auch aus vergangenen Legislaturperioden – fühlen sich oft vor den Kopf gestoßen. Es kommen Bedenken wie: der Zu- schnitt des Wahlkreises entspreche nicht den örtlichen Gegebenheiten, den Traditionen und gewachsenen Strukturen. Gerade die Bürgerinnen und Bürger wün- schen sich, dass es – in Zeiten wie diesen, in denen sich alles sehr schnell ändert – wenigstens bei den Wahlkrei- sen beim Alten bleibt. Um dieses Spannungsverhältnis in den Griff zu be- kommen, haben wir versucht, behutsam vorzugehen. Be- hutsam heißt: nicht streng mathematisch vorgehen, den Grundsatz der Wahlkreiskontinuität in besonders hohem Maße berücksichtigen und von unserem Ermessen als Gesetzgeber Gebrauch machen. Deshalb haben wir auch nicht alle Vorschläge der Wahlkreiskommission über- nommen, sondern sind teilweise von Ihnen abgewichen. Zum Beispiel mussten wir – wegen der abnehmenden Bevölkerungsentwicklung – einen Wahlkreis von Thü- ringen nach Bayern, das eine zunehmende Bevölke- rungstendenz hat, verschieben. Den weitergehenden Vorschlag der Wahlkreiskommission, einen Wahlkreis von Schleswig-Holstein nach Niedersachen zu verla- gern, haben wir hingegen nicht umgesetzt. Hier haben w u s w d P t B d l m r g v g m s m d g g g t d s w O m m u s v m s Ä d V E d d h Z k e s i m D d K s V (C (D ir von unserem engen Ermessen Gebrauch gemacht nd haben der Wahlkreiskontinuität den Vortritt gelas- en. Was die übrigen Wahlkreise anbelangt, haben wir eitgehend von Änderungen abgesehen, es sei denn, es rohte bis zur nächsten Wahl eine Überschreitung der lus-Minus-25-Prozent-Grenze. Hier war ein Einschrei- en unbedingt erforderlich. Dort haben wir von unserem eurteilungsspielraum Gebrauch gemacht. Ich glaube, as Gesamtergebnis kann sich sehen lassen. Lassen Sie mich zum Schluss noch ein Wort zum par- amentarischen Verfahren sagen: Besonders freut es ich, dass sich die Opposition im Innenausschuss unse- em Gesetzesentwurf und den Änderungsanträgen an- eschlossen hat. In vielen Verhandlungen haben wir ersucht, in dieser wichtigen Frage einen fraktionsüber- reifenden Konsens zu erzielen, der so weitgehend wie öglich die Interessen der Menschen vor Ort berück- ichtigt. Das ist gelungen. Für diese konstruktive Zusam- enarbeit möchte ich mich an dieser Stelle bedanken. Dr. Max Stadler (FDP): Der Neueinteilung der Bun- eswahlkreise waren lange und schwierige Verhandlun- en der Berichterstatter aller vier Fraktionen vorausge- angen, die aber zu einem einvernehmlichen Ergebnis eführt haben. Dafür darf ich namens der FDP-Bundes- agsfraktion vor allem der Kollegin Barbara Wittig von er SPD sehr herzlich danken, denn sie hat nicht nur chwierige Koordinierungsarbeit geleistet, sondern sie ar auch offen für Anregungen und Wünsche aus der pposition, die schließlich zu dem heutigen Kompro- iss geführt haben. Ebenso gilt mein Dank für die konstruktive Zusam- enarbeit den Kollegen Dr. Wiefelspütz, Silke Stokar nd Hartmut Koschyk. In der Sache ging es um zwei widerstreitende Interes- en. Der Innenausschuss musste bei seinem Beschluss- orschlag die Vorgabe beachten, dass kein Wahlkreis ehr als 25 Prozent größer oder kleiner als der Durch- chnitt der Wahlkreise sein darf. Daher waren diverse nderungen unumgänglich. Auf der anderen Seite gilt er Grundsatz der Kontinuität der Wahlkreise. Bei den orschlägen der Bundeswahlkreiskommission gab es inzelfälle, in denen eine Umgruppierung von Gemein- en zu anderen Wahlkreisen vorgeschlagen wurde, die en dortigen politischen Realitäten nicht entspricht. Da- er ist die FDP dafür eingetreten, dass die gewachsene uordnung von Gemeinden zu ihrem bisherigen Wahl- reis möglichst aufrechterhalten bleibt. Aus dieser Spannungssituation heraus ergaben sich inige Entscheidungen, die erst nach längerer Diskus- ion einvernehmlich getroffen werden konnten. So war m Gesetzentwurf noch die Umgruppierung von vier Ge- einden aus dem Wahlkreis Passau in den Wahlkreis eggendorf vorgesehen, obwohl diese Gemeinden ein- eutig nach Passau hin orientiert sind. Alle politischen räfte der Region, also beider betroffener Wahlkreise, owie die Bevölkerung wandten sich daher gegen den orschlag der Bundeswahlkreiskommission. Da im Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 155. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Januar 2005 14541 (A) ) (B) ) Wahlkreis Deggendorf die Bevölkerungsentwicklung stagniert, ist anzunehmen, dass die kritische 25-Prozent- Marke am Wahltag nicht überschritten sein wird. Es konnte daher am Ende Einvernehmen erzielt werden, dass die besagten vier Gemeinden Hofkirchen, Fürsten- stein, Eging und Aicha v. W. im Wahlkreis Passau blei- ben. Auch für die Wahlkreise Starnberg und Weilheim wa- ren Änderungen vorgeschlagen worden, die in das dor- tige gewachsene Gefüge nicht hineingepasst hätten. Am Ende war es zwar unvermeidlich, dass die Gemeinde Krailling von Starnberg weggenommen und dem Wahl- kreis München-Land zugeordnet wurde. Damit sind aber die zahlenmäßigen Vorgaben erfüllbar, sodass weitere Änderungen in den Wahlkreisen Starnberg und Weil- heim nicht notwendig waren. Es ist erfreulich, dass sich auch diese Anregung der FDP im Innenausschuss durch- setzen ließ. Dagegen war die rot-grüne Ausschussmehrheit leider nicht bereit, dem verständlichen Wunsch der Bürger der Stadt Krefeld zu entsprechen, dort wieder einen einheit- lichen Bundestagswahlkreis einzurichten. Der entspre- chende Änderungsantrag der FDP wurde im Ausschuss bedauerlicherweise – wie auch schon vor vier Jahren – abgelehnt. Mein Kollege Otto Fricke hat sich besonders für den einheitlichen Wahlkreis Krefeld engagiert. Von diesem Einzelpunkt abgesehen ist jedoch eine Lösung gefunden worden, die unsere Erwartungen er- füllt, sodass die FDP dem Gesetz in der jetzigen Fassung zustimmt. Anlage 6 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion der FDP hat mit Schreiben vom 21. Ja- nuar 2005 mitgeteilt, dass sie die Anträge – Abgabe eines Berichts zur Lage der Nation durch Bundeskanzler Gerhard Schröder auf Drucksa- che 15/418 – Steuersenkung vorziehen auf Drucksache 15/1221 – Pläne zur Zentralisierung des Bundeskriminal- amtes am Standort Berlin aufgeben auf Drucksa- che 15/2353 – Einsetzung eines Untersuchungsausschusses auf Drucksache 15/2550 – Verschiebung des Zeitpunktes für das In-Kraft- Treten des Vierten Gesetzes für moderne Dienst- leistungen am Arbeitmarkt (SGB II) auf den 1. Januar 2006 auf Drucksache 15/3105 – Regierungserklärung des Bundeskanzlers zur Haushaltssituation des Bundes auf Drucksache 15/3360 – Mittelstand entlasten – Neues Formular zur Ein- nahmenüberschussrechnung zurücknehmen auf Drucksache 15/3738 zurückzieht. d – e m d n (C (D Mit Schreiben vom 26. Januar 2005 hat die Fraktion er FDP weiterhin mitgeteilt, dass sie den Antrag Fünfte Stufe der Öko-Steuern zurücknehmen auf Drucksache 15/581 benfalls zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Ab- wicklung des Fonds für Wiedergutmachungsleistungen an jüdische Verfolgte – Stand 30. Juni 2004 – – Drucksachen 15/3643, 15/3693 Nr. 1.9 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2004 Weitere überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 17 10 Ti- tel 632 07 – Ausgaben nach § 8 Abs. 2 des Unterhalts- vorschussgesetzes – – Drucksachen 15/4601, 15/4701 Nr. 1.10 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2004 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 17 02 Titel 632 01 – Aufwendungen für Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft – – Drucksachen 15/4298, 15/4450 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2004 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 17 10 Titel 632 07 – Ausgaben nach § 8 Abs. 2 des Unterhaltsvorschussge- setzes – – Drucksachen 15/4529, 15/4558 Nr. 2 – Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Änderung von Wahlrechtsvorschriften auf Grund von gegen die Gültigkeit der Wahl zum 15. Deut- schen Bundestag eingegangenen Wahleinsprüchen un- ter Einbeziehung der im Rahmen des Erfahrungsaus- tausches mit den Ländern und dem Bundeswahlleiter zur Bundestagswahl 2002 gewonnenen Erkenntnisse – Drucksachen 15/3872, 15/4009 Nr. 6 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Änderung von Wahlrechtsvorschriften auf Grund von gegen die Gültigkeit der Wahl der Abgeord- neten des Europäischen Parlaments aus der Bundesre- publik Deutschland 1999 eingegangenen Wahleinsprü- chen – Drucksachen 15/3873, 15/4009 Nr. 7 – 14542 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 155. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Januar 2005 (A) (C) (B) (D) Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die deutsche huma- nitäre Hilfe im Ausland 1998 bis 2001 – Drucksache 15/2019 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Ver- sammlung der Westeuropäischen Union/interparlamenta- rische Europäische Versammlung für Sicherheit und Vertei- digung (WEU/iEVSV) über die Tagung der Versammlung vom 2. bis 4. Juni 2004 in Paris – Drucksachen 15/3891, 15/4086 Nr. 2 – Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Siebter Bericht der Bundesregierung über die Aktivitä- ten des Gemeinsamen Fonds für Rohstoffe und der ein- zelnen Rohstoffabkommen – Drucksachen 15/3888, 15/4009 Nr. 8 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 15/3696 Nr. 2.21 Drucksache 15/3696 Nr. 2.23 Drucksache 15/3779 Nr. 1.18 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/4458 Nr. 2.5 Drucksache 15/4458 Nr. 2.9 Drucksache 15/4458 Nr. 2.14 Drucksache 15/4458 Nr. 2.16 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 15/4296 Nr. 1.19 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/4085 Nr. 1.1 Drucksache 15/4213 Nr. 2.46 Drucksache 15/4296 Nr. 1.16 Drucksache 15/4296 Nr. 1.7 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/4458 Nr. 2.21 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/3696 Nr. 2.31 91, 1 0, T 155. Sitzung Berlin, Freitag, den 28. Januar 2005 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515500000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 14 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend

(12. Ausschuss) zu der Unterrichtung durch die

Bundesregierung
Vierter Bericht zur Lage der älteren Gene-
ration in der Bundesrepublik Deutschland:
Risiken, Lebensqualität und Versorgung
Hochaltriger – unter besonderer Berücksichti-
gung demenzieller Erkrankungen
und
Stellungnahme der Bundesregierung
– Drucksachen 14/8822, 15/345 Nr. 62, 15/4192 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Angelika Graf (Rosenheim)

Walter Link (Diepholz)

Irmingard Schewe-Gerigk
Klaus Haupt

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die

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Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Parla-
mentarische Staatssekretärin Riemann-Hanewinckel.

Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekre-
tärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend:

Herr Präsident! Sehr verehrte, liebe Kolleginnen und
Kollegen! Wir debattieren heute den Vierten Altenbericht,
einen Bericht, den die Bundesregierung Anfang 2002
vorgelegt hat. Dieser Bericht ist jetzt zwar schon ein
paar Jahre alt; aber sein Thema ist nach wie
aktuell. An dieser Stelle möchte ich der Exp
mission herzlich für die Arbeit danken, die s
hat, um diesen Bericht vorlegen zu können. E

(C (D ung 8. Januar 2005 0 Uhr urzer Zeit entstanden. Nichtsdestotrotz ist er sehr deailliert, sehr umfangreich sowie sehr fundiert und vor llem für unsere politische Arbeit nützlich. Ich habe schon gesagt: Dieser Bericht ist zwar schon twas älter; aber er ist überhaupt nicht von gestern. Im egenteil, aufgrund des voranschreitenden demograhischen Wandels hat dieser Bericht immer noch alleröchste Aktualität. Der zentrale Leitgedanke des Beriches ist, dass Menschen in allen Lebensabschnitten – ob ie jung sind, im Arbeitsleben stehen oder ob sie alt bzw. ogar hochaltrig sind – ein selbstbestimmtes, selbststäniges und würdevolles Leben führen wollen. Das gilt nsbesondere für die Menschen, die mit Behinderungen der Krankheiten alt werden, und für demenziell errankte Menschen. Deshalb will ich in meinen Ausfühungen hier einen Schwerpunkt setzen. Der Kommission war es sehr wichtig, festzustellen, ass es kein einheitliches Bild des Menschen im hohen lter gibt. Weder gibt es den hochaltrigen Menschen och haben sie alle gleiche Bedürfnisse und Möglichkein. So verschieden die Menschen ihr Leben gelebt haen, so verschieden ihre Ansichten, Bedürfnisse und ünsche sind, so verschieden sind sie auch im Alter. Inividuelle Unterschiede nehmen im Alter sogar eher zu. s gibt sie hinsichtlich der Befindlichkeit und der psy ext chischen und körperlichen Gesundheit. Daher muss die Unterstützung, die vor allem hochaltrige und an Demenz erkrankte Menschen erfahren müssen, individuell sehr verschieden sein. Die Unterstützung und die Hilfen, die sowohl vonseiten der Politik als auch vonseiten der Gesellschaft angeboten werden müssen, müssen dem Rechnung tragen. Meine Damen und Herren, um entsprechend handeln zu können, braucht man verlässliche Daten. Deshalb sind genaue Analysen durch die Forschung unumgänglich. Sie wissen, dass das Ministerium für Seniorinnen und Senioren für die Grundlagenforschung nicht zu Grundlagenforschung wird im Bundes Bildung und Forschung und im Bundesr Gesundheit und Soziale Sicherung vor hochertenkomie geleistet r ist in sehr ständig ist. Die ministerium für ministerium fü betrieben. Parl. Staatssekretärin Christel Riemann-Hanewinckel Diese beiden Ministerien haben die relevanten Alters themen im Rahmen des Gesundheitsforschungsprogramms bearbeitet. In diesem Zusammenhang nenne ich vor allem das Kompetenznetz Demenzen, in dem einheitliche Richtlinien für Diagnostik und Therapie entwickelt werden. Das ist erforderlich, weil Teile dieses Forschungsgebietes noch relativ neu sind. Wir müssen über neue Erkenntnisse über die Entstehung und den Verlauf von demenziellen Erkrankungen genauestens informiert sein, um dementsprechend handeln zu können. Dieses Kompetenznetz hatte eine Projektlaufzeit von gut vier Jahren. Sie wissen vielleicht, dass 14 klinische oder universitäre Zentren, 120 Hausarztpraxen und 3 000 Patientinnen und Patienten daran beteiligt waren. Auch Industrieunternehmen und Einzelprojekte haben zur Forschung beigetragen. Wichtig an diesem Kompetenznetz Demenzen ist, dass hier sowohl vertikal als auch horizontal gearbeitet worden ist. Wissenschaftliche Erkenntnisse können auf diese Art und Weise sehr schnell umgesetzt werden und denen zugute kommen, die vor Ort arbeiten, zum Beispiel Selbsthilfegruppen oder auch der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Ich möchte noch auf ein paar andere Projekte unseres Hauses eingehen, so auf das Aktionsprogramm „Demenz“. Wir wissen inzwischen, dass sich viele in der Bevölkerung gar nicht klar machen, dass fast alle in unserer Gesellschaft vom Phänomen Demenz betroffen sind. Wer in Gruppen darüber redet, dem wird sehr schnell klar, dass jeder und jede entweder in der Familie einen betroffenen Angehörigen hat oder aber im näheren Bekanntenkreis jemanden kennt und erlebt hat, der von Demenz betroffen ist. Trotzdem steht diese Erkrankung nach wie vor unter einem bestimmten Tabu. Angehörige schämen sich oft dafür und haben große Probleme, die Hilfen, die es jetzt schon gibt, in Anspruch zu nehmen. Deshalb ist dieser Bericht wichtig, um deutlich zu machen, welche Bedürfnisse die Menschen haben, die erkrankt sind, und welche Bedürfnisse die Menschen haben, die Demenzerkrankte pflegen, unabhängig davon, ob es im häuslichen Bereich geschieht oder in einer stationären Unterkunft. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Meine Damen und Herren, unser Haus hat verschie-
dene Modellprogramme durchgeführt. Ich nenne nur
beispielhaft das Modellprogramm „Altenhilfestrukturen
der Zukunft“. Beispielsweise ist in Daaden/Herdorf in
Rheinland-Pfalz von 2000 bis 2003 ein Projekt durchge-
führt worden, das sich vor allen Dingen an so genannte
ehrenamtliche Tagesmütter gerichtet hat. Dabei ist deut-
lich geworden, dass in diesem Bereich häusliche Ver-
sorgung ein wichtiger Punkt ist, dass aber diejenigen,
die diese häusliche Versorgung anbieten, auch Ausbil-
dung und Begleitung brauchen. Dieses Projekt wird wie
alle anderen Projekte so aufgearbeitet, dass die gewon-
nenen Erfahrungen anderen Betroffenen oder Interes-
sierten zur Verfügung stehen.

Ich nenne ein zweites Projekt in Stuttgart, wo ein
Heim während des Betriebes umgebaut worden ist.

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(C (D ie Betroffenen sollen in Zukunft in Wohngruppen nicht ur leben und wohnen, sondern auch betreut und verorgt werden Die Fachkräfte wurden während der Areit geschult und schon während des Umbaus auf die eue Situation eingestellt. Das ist von ihnen als besoners notwendig, angenehm und hilfreich empfunden orden. Auch dieses Projekt wird in einem Handbuch usammengefasst, damit andere Heime, die in Zukunft der jetzt schon umbauen, die gewonnenen Erfahrungen utzen können. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Ute Kumpf [SPD]: Mehrere!)


Meine Damen und Herren, wir wissen, dass die pfle-
enden Angehörigen auf eine zum Teil sehr mühevolle
rt und Weise mit betroffen sind. Deshalb ist es notwen-
ig, auch das zu untersuchen und Projekte zu fördern,
ie den Angehörigen und damit letztlich auch wieder
en demenziell Erkrankten zugute kommen. Wir fördern
as Projekt „Leander“, das bis zum 31. Juli 2005 laufen
ird. Das ist eine Längsschnittstudie zur Belastung pfle-
ender Angehöriger von demenziell Erkrankten, durch-
eführt von der Freien Universität Berlin.
Es gibt im stationären Bereich ein Projekt, die Deut-

che Expertengruppe Dementenbetreuung, die prakti-
che Empfehlungen für die stationäre Betreuung geben
ird. Dabei geht es nicht nur um die Ansprache und die
ersönliche Begleitung der betroffenen Patientinnen und
atienten, sondern auch um solche Dinge wie Brand-
chutz, Küchenhygiene, Ernährung und Mobilität der
etroffenen.
Ein besonders wichtiges Kapitel gerade in der Beglei-
ng Hochaltriger oder demenziell Erkrankter ist die
ualitätssicherung. Nirgendwo ist es so notwendig,
ualitätsstandards zu entwickeln und diese dann auch zu
ichern, wie bei den Menschen, die auf andere besonders
ngewiesen und somit in einer besonderen Art und
eise von denen abhängig sind, die sie begleiten und
flegen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb sind die Messung und Sicherung der Qualität
er Pflege dementer Menschen besonders wichtig. Sie
önnen sprachlich oft nicht mehr reagieren und nicht
ehr sagen, was für sie mühevoll oder auch sehr gut ist.
us diesem Grund gibt es das wissenschaftlich eva-
ierte Praxisprojekt „HILDE“, das „Heidelberger Instru-
ent zur Lebensqualität Demenzerkrankter“, das in
achkreisen große Zustimmung erfährt. Es geht um die
rfassung des subjektiven Erlebens der Betroffenen über
hre Mimik und um das Umsetzen von beobachtbarem
erhalten und Erleben in Begleitung, Beratung und Be-
euung.
Die Zivilgesellschaft spielt bei der Begleitung von
emenzerkrankten eine ganz besondere Rolle. Hier
ommt es darauf an, dass diejenigen in der Zivilgesell-
chaft, die sich ehrenamtlich engagieren, eng mit der
olitik zusammenarbeiten. Eine solche sehr intensive






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Christel Riemann-Hanewinckel

und sehr gute Zusammenarbeit gibt es zum Beispiel mit
der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Neben zahlrei-
chen anderen Projektträgern ist sie die wichtigste Partne-
rin im Aktionsprogramm.

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft leistet Aufklä-
rung, Beratung und den Aufbau von Netzwerken. Als
Beispiel möchte ich hier das Alzheimer-Telefon nennen,
wodurch seit drei Jahren ganz besonders betroffenen An-
gehörigen geholfen wird. Diese Beratung soll weiter
ausgebaut werden. In Zukunft soll sie auch online mög-
lich sein. Damit wird die Zielgruppe derer, die angespro-
chen werden sollen, vergrößert. Hier geht es vor allen
Dingen um diejenigen, bei denen sehr frühzeitig eine
mögliche Alzheimererkrankung diagnostiziert wurde.
Die Betroffenen sollen sich selbst online beraten lassen
können, wodurch sie Hilfe für sich und in Zukunft auch
für ihre Angehörigen erhalten können.

Das Bundesministerium hat einen Leistungsvertrag
mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft abgeschlos-
sen. Die Dauer dieses Leistungsvertrages ist jetzt bis
zum Jahre 2007 verlängert worden. Die Förderung be-
trägt insgesamt über 1,9 Millionen Euro.

An dieser Stelle möchte ich der Deutschen Alzheimer
Gesellschaft und vor allen Dingen der Vorsitzenden,
Frau von Lützau-Hohlbein, ganz herzlich für ihr En-
gagement – unter anderem durch die Durchführung der
jährlichen Fachtagungen – nicht nur für sich und ihre Fa-
milie, sondern vor allen Dingen auch für die Gesell-
schaft und die Politik danken. Es ist notwendig, in die-
sem Bereich eine intensive Mitarbeit der gesamten
Zivilgesellschaft zu erfahren.


(Beifall im ganzen Hause)

Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss

und möchte nur noch einige Stichworte nennen, die Sie
bei den verschiedenen Projekten nachlesen können. Sie
wissen, dass es inzwischen eine Weiterentwicklung der
Wohnprojekte gibt, die durch den Zweiten Altenbericht
„Wohnen im Alter“ angestoßen wurde. Vor allen Dingen
für Menschen mit Demenz haben wir innovative Wohn-
formen – sowohl beim betreuten Wohnen als auch bei
der stationären Versorgung – entwickelt. Insgesamt gibt
es hier 22 beispielgebende Heime quer durch die Repu-
blik. Sie können sich auf der Homepage des Ministe-
riums darüber informieren. Diese Beispiele wurden des-
halb eingestellt, weil sie für die Zukunft wirklich
wegweisend sind und zur Nachahmung dringend emp-
fohlen werden.

Sie wissen, dass sich auch der „Runde Tisch Pflege“
dieses Themas intensiv annimmt. Wir hoffen sehr, dass
wir durch die Infokampagne „Demenz“, die die Deut-
sche Alzheimer Gesellschaft intensiv mit vorbereitet,
dazu beitragen können, dass dieses Thema in Zukunft
nicht mehr tabuisiert wird, dass die Menschen begreifen
und erleben können, dass das Leben im Alter nicht nur
für gesunde Menschen Zukunft hat, weil wir immer älter
werden, sondern auch für die Menschen, die mit beson-
deren Schwierigkeiten oder Einschränkungen belastet
sind, und dass deshalb das Engagement von Politik und
Zivilgesellschaft notwendig ist.

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(C (D Auch im Antidiskriminierungsgesetz, das wir hier emnächst beraten werden, wird dieser Punkt noch einal besonders hervorgehoben, wenn es darum geht, dass iemand wegen seines Alters und der Einschränkungen, ie er oder sie im Alter erlebt, ausgegrenzt, isoliert oder iskriminiert werden darf. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515500100

Ich erteile das Wort Kollegen Walter Link, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Walter Link (CDU):
Rede ID: ID1515500200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit

em von der Bundesregierung vorgelegten Vierten Be-
icht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepu-
lik Deutschland ist ein Spezialbericht verfasst worden,
en der Ausschuss einvernehmlich gewürdigt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Allen Fraktionen des Deutschen Bundestages ist es

elungen, dazu einen gemeinsamen Entschließungsan-
rag zu formulieren. Ich bedanke mich heute Morgen be-
onders bei dem Kollegen Haupt von der FDP-Fraktion
er kann leider nicht hier sein; Frau Lenke, bitte über-
itteln Sie ihm den Dank –, der sich sehr engagiert hat,
er Kollegin Graf von der SPD, der Kollegin Schewe-
erigk von Bündnis 90/Die Grünen und meiner Kollegin
ntje Blumenfeld,


(Antje Blumenthal [CDU/CSU]: Ich heiße Blumenthal!)


ie mehrfach zusammengesessen haben, um diesen ge-
einsamen Entschließungsantrag zu formulieren. Ich
age dies, weil das bei uns im Hause in einer Frage, bei
er es um beinahe ein Viertel der Menschen in der Bun-
esrepublik Deutschland geht, die 60 Jahre und älter
ind, gar nicht so selbstverständlich ist.
Der Vierte Altenbericht – erlauben Sie mir die Kurz-

orm – befasst sich mit der Lebensqualität und den spe-
ifischen Risiken sowie der sozialen, medizinischen und
flegerischen Versorgung alter und hochaltriger Men-
chen in Deutschland. Ein besonderer Schwerpunkt des
ierten Berichts sind die Auswirkungen von Hochaltrig-
eit und Demenz. Aufgrund der höheren Lebenserwar-
ung ist leider mit einer Zunahme von Demenzerkran-
ungen zu rechnen. Hierzu wird meine Kollegin Antje
lumenthal die Schwerpunkte setzen.
Es ist erfreulich, dass die Menschen bei uns in
eutschland immer älter werden. Die Lebenserwartung
er Männer steigt von jetzt 74,4 Jahren auf 81,1 Jahre im
ahre 2050 und für Frauen von heute 80,5 Jahren auf
6,6 Jahre. An dieser Stelle möchte ich feststellen, dass
s in Zukunft nur schön sein kann, immer älter zu wer-
en, wenn man gesund alt wird. Mit dem Begriff der






(A) )



(B) )


Walter Link (Diepholz)


Hochaltrigkeit, der in der Forschung bei 80 bis
85 Jahren angesetzt wird, verbindet sich der Beginn ei-
nes deutlichen Anstiegs des Auftretens von Krankheiten,
die die Lebensqualität der Betroffenen einschränken
können. Es entspricht den Vorstellungen meiner Frak-
tion, der CDU/CSU, dass Menschen in allen Lebensab-
schnitten, also auch die Hochaltrigen, ein selbstständi-
ges, selbstbestimmtes und würdevolles Leben führen
können.

Allerdings gibt es für Hochaltrige kein einheitliches
Bild. Die individuellen Unterschiede nehmen in hohem
Alter stark zu. Es gibt die große Gruppe der rüstigen und
die der pflegebedürftigen Menschen. Risikofaktoren
können bei hochaltrigen Menschen depressive Störun-
gen, beginnende Demenzprozesse, schwere Erkrankun-
gen oder negative wirtschaftliche Verhältnisse sein. In
Zukunft müssen wir viel deutlicher sagen, dass es in ho-
hem Maß ein so genanntes normales Altern gibt.
70 Prozent der über 85-Jährigen können ihren Alltag
selbstständig bewältigen. Aus diesem Grund müssen wir
uns bei Beurteilungen des Alterns davor hüten, alles
über einen Leisten zu schlagen.

Von großer Bedeutung sind im Alltag die Familienan-
gehörigen, die Ärzte und die Pflegekräfte. Hier haben
gute Generationenbeziehungen eine herausragende Be-
deutung. Mehr als die Hälfte der 90-jährigen Pflegebe-
dürftigen leben in privaten Haushalten. Sie werden von
Frauen, Töchtern oder Enkeln versorgt und gepflegt. An
dieser Stelle muss in unserer Gesellschaft die Frage er-
laubt sein:


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wann fangen die Männer mit der Pflege an?)


Ist die Pflege für unsere ältere Generation weiblich?
Frau Kollegin Schewe-Gerigk, ich nehme Ihren Zwi-
schenruf gerne auf: Wann werden hier Männer verstärkt
mitarbeiten?

Den großartigen Einsatz, den die Menschen in der
Familie für ihre älteren Angehörigen leisten, kann man
also gar nicht hoch genug einschätzen. Deshalb setzt
meine Fraktion, die CDU/CSU, nach wie vor auf genera-
tionenübergreifende familiäre Unterstützung und auch
auf die häusliche Pflege.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Der CDU/CSU erscheint es wichtig, dass das Deut-

sche Zentrum für Alternsforschung in Heidelberg, das
seit Jahrzehnten international anerkannte Alternsfor-
schung leistet, in der jetzigen Form erhalten bleibt. Hier
erinnere ich an die großartige Arbeit unserer ehemaligen
Bundesministerin Frau Professor Ursula Lehr.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bei einer Delegationsreise unseres seniorenpoliti-
schen Ausschusses nach Japan haben wir erkannt, dass
Forscher dort bereits große Fortschritte in der Alzhei-
merforschung gemacht haben. Man rechnet damit, dass
in wenigen Jahren Erkennungsmethoden, Therapiean-

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(C (D ätze und Impfstoffe gegen Alzheimer einsatzbereit sein erden – ein großartiger Erfolg, der vielen Menschen nd ihren Angehörigen das Leben erleichtern und auch ie Pflegekassen entlasten wird. Herr Präsident, hier hat ich wirklich eine Auslandsreise unseres Ausschusses elohnt; denn das, was wir dort gelernt haben, war großrtig. Um auch trotz Hilfeund Pflegebedürftigkeit ein elbstständiges Leben im Alter zu führen, ist eine intenive Wohnberatung notwendig. Es bedarf eindeutiger, larer Konzepte für Wohnanlagen des betreuten Wohens. Neben professioneller Begleitung kommt auch der hrenamtlichen Hilfe im Alltag eine große Bedeutung u. Unsere Zukunftsplanung muss ein individueller aßanzug werden, der für die Älteren und Hochaltrigen lle Lebenssituationen berücksichtigt. In diesem Zusamenhang gebe ich schon heute der Bundesregierung, rau Bundesministerin, die Empfehlung und den unsch unserer Fraktion, bei der Reform der Pflegevericherung den Pflegebegriff dahin gehend zu erweitern, ass auch ein allgemeiner Zeitraum für Betreuung stärer als bisher berücksichtigt wird. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich fasse zusammen: Meine Fraktion, die CDU/CSU,
ill, dass wir neue Wohnformen verwirklichen, die
elbstständigkeit, gegenseitige Hilfe, nachbarschaftsbe-
ogenes, generationenübergreifendes Zusammenleben
nd professionelle Hilfe besser miteinander verbinden.
ine verstärkte Förderung von ehrenamtlichen Initiati-
en kann pflegende Familienangehörige entlasten.
benso hilft ihnen der Ausbau von Tagespflegeeinrich-
ngen, Kurzzeitpflegeeinrichtungen und ambulanten
iensten.
Vergessen wir nicht: Familien in Deutschland leisten

en Großteil der Pflege.

(Ina Lenke [FDP]: Frauen!)


ast 90 Prozent aller Pflegebedürftigen und chronisch
ranken in Privathaushalten werden von ihren Angehö-
igen betreut und gepflegt. Es gilt in Zukunft die Pro-
esse des Alterns noch mehr zu erforschen, um zu erfah-
en, was zum gesunden und kompetenten Altern beiträgt.
erade im Bereich der Prävention fehlen noch vertiefte
enntnisse. Wir wollen wissen, wie man im körperli-
hen, geistig-seelischen und sozialen Bereich die Fähig-
eiten und Fertigkeiten der Menschen bis ins hohe Alter
rhalten kann. Es gilt die Forschungsergebnisse mit der
raktischen Arbeit besser zu vernetzen.
Für meine Fraktion, die CDU/CSU, schlage ich des-

alb vor, dass wir im Fünften Altenbericht das Thema
Alter und Kompetenz“, Frau Bundesministerin, stärker
erausstellen


(Beifall bei der CDU/CSU – Heiterkeit bei der SPD – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Potenziale des Alters!)







(A) )



(B) )


Walter Link (Diepholz)


– ich glaube, darin sind wir uns einig –, damit wir die
Zahlen, die ich gerade genannt habe, untermauern kön-
nen.

Ich habe deutlich gemacht: Alter ist nicht von vorn-
herein Leistungsabbau oder der Abbau körperlicher,
geistiger und sozialer Fähigkeiten; Alter ist vor allem
Kompetenz und Erfahrung.


(Beifall der Abg. Ina Lenke [FDP])

Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und ältere
Ehrenamtliche sind für unsere Wirtschaft und Gesell-
schaft notwendig. Wir wollen helfen, den Menschen
Wege zu zeigen, wie man noch besser aktiv altern kann.

Zum Abschluss danke ich den Millionen Menschen in
unserem Land, die in der Wissenschaft, in der prakti-
schen Arbeit und im Ehrenamt Großartiges für unsere äl-
tere Generation leisten, insbesondere denen, die bis ins
hohe Alter im Ehrenamt tätig sind.

Wir müssen uns darüber Gedanken machen, liebe
Kolleginnen und Kollegen aus allen Fraktionen, wie wir
insbesondere die Arbeit unserer Altenpflegerinnen und
Altenpfleger besser bewerten.


(Beifall im ganzen Hause)

Denn solange wir die Arbeit an den Menschen schlechter
bezahlen als die Arbeit an der Maschine, läuft etwas
falsch.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Nochmals herzlichen Dank für den gemeinsamen
Entschließungsantrag. Lassen Sie uns gemeinsam an die
Arbeit gehen. Die alten Menschen in Deutschland haben
es verdient.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515500300

Ich erteile Kollegin Irmingard Schewe-Gerigk, Bünd-

nis 90/Die Grünen, das Wort.

(Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt kommt aber eine junge Alte!)

Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/DIE

GRÜNEN):
Ja, Herr Kollege Kauder, jetzt kommt eine junge Alte –

das ist ja ein guter Start.
Guten Morgen, Herr Präsident! Meine lieben Kolle-

ginnen und Kollegen! Mit dem Vierten Altenbericht hat
die Sachverständigenkommission eine umfangreiche Be-
standsaufnahme der Risiken, Lebensqualität und Versor-
gung hochaltriger Menschen vorgelegt. Die Kommission
hat deutlich gemacht, dass die Möglichkeiten, sehr alt zu
werden, in den industrialisierten Ländern erst in aller-
jüngster Zeit Wirklichkeit geworden sind. Somit ist – ich
zitiere – „die Kultur der Integration alter und sehr alter

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(C (D enschen in den Diskurs der Generationen“ eine noch eue Aufgabe, der wir uns künftig dauerhaft stellen müsen und – das sage ich für meine Fraktion – auch stellen ollen. Selbstbestimmtes Leben ist für uns Grüne ein hohes ut. Darum können wir uns mit dem Menschenbild der ommission – nämlich der Realisierung eines selbsttändigen und selbstbestimmten Lebens in Würde auch m hohen Alter – nachdrücklich identifizieren. Im Zenrum meiner Rede stehen daher folgende Fragen: Was indert Hochbetagte daran, ihre letzten Lebensjahre auonom, selbstbestimmt und in Würde leben zu können? ind es ausschließlich krankheitsbedingte Einschränkunen oder haben wir ähnlich wie bei den „jungen Alten“ in verzerrtes Bild von der Realität Hochbetagter? Wer eiß schon, dass 70 Prozent der über 85-Jährigen noch llein im Alltag zurechtkommen? Auch Herr Link hat as eben schon angesprochen. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass 0 Prozent der über 80-Jährigen an Depressionen leiden, on denen 15 Prozent an einem Suizid sterben. Dass sich enschen im Alter so allein und verlassen fühlen, muss ns ebenfalls zu denken geben. Aber – das bestätigt die Sachverständigenkommission indrücklich – wir wissen zu wenig über die Gesundheit, ie Ressourcen und die Lebenszusammenhänge von enschen über 85. Darum brauchen wir Forschungsstra egien, die zu einem besseren Verständnis des so genannen normalen und auch des pathologischen Alterns fühen. Erst dann können wir Strategien erfolgreicher insetzen. In Deutschland ist die Versorgungsforschung im Ge ensatz zur Medikamentenforschung leider noch sehr tark unterbelichtet. Dabei liegt es doch in unser aller Ineresse, mehr darüber zu erfahren, welche Programme ür die häufigsten Alterserkrankungen am erfolgreichsen sind. In diesem Zusammenhang stellen sich folgende ragen: Welche Programme zur Frührehabilitation helen Schlaganfallpatienten am besten dabei, wieder auf ie Beine zu kommen? Welche Therapieformen helfen enschen, die an einer Demenz erkrankt sind, am bes en? Wie kann durch eine fördernde Umgebung und urch Maßnahmen, die die Angehörigen einbeziehen, ie Entwicklung einer schweren Form von Demenz hiausgezögert werden? Welche Sturzprophylaxen verhinern, dass hochbetagte Menschen dauerhaft gebrechlich erden? Obwohl die Bundesregierung in den letzten Jahren ereits einige Forschungsprojekte zur Hochaltrigkeit auf en Weg gebracht hat, sind in den nächsten Jahrzehnten eitere Forschungsressourcen auf die genannten Bereihe zu konzentrieren. Um den Einsatz der Mittel zu opimieren, ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit verchiedener Wissenschaftsdisziplinen in Netzwerken ringend geboten. Schließlich müssen wir dafür sorgen, dass neue Er enntnisse möglichst schnell bei den Berufsgruppen anommen, die am häufigsten mit alten Menschen in Konakt stehen. Sie werden es ahnen: Es geht hier um die chlüsselrolle der Hausärzte und Hausärztinnen. Sie Irmingard Schewe-Gerigk müssen in der Lage sein, frühe Hinweise auf eine Demenzerkrankung bei ihren alten Patienten und Patientinnen zu erkennen. Sie müssen diagnostische und therapeutische Maßnahmen in die Wege leiten und die Patienten und ihre Angehörigen beraten und begleiten. Denn wir wissen: Zwei Drittel der über 900 000 Demenzerkrankten werden zu Hause gepflegt. Nicht nur die hohen volkswirtschaftlichen Kosten, sondern auch die psychischen und die physischen Belastungen für die Familienangehörigen, die Patientinnen und Patienten sowie die Professionellen müssen uns dazu veranlassen, die Ressourcen in diesem Bereich zu bündeln. Das heißt aber auch, dass bei der anstehenden Reform der Pflegeversicherung die Situation der Demenzerkrankten, die einen hohen Betreuungsund Beaufsichtigungsaufwand haben, sehr dringlich berücksichtigt werden muss. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU, Sie wissen, dass wir dafür die Zustimmung des Bundesrates brauchen. Sie sollten sich nicht länger unseren Vorschlägen zum Subventionsabbau verweigern; denn dadurch frei werdende Gelder dienen auch dazu, die Situation dieser alten Menschen endlich zu verbessern. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)





(A) )


(B) )


Ich kehre nun zu meiner Ausgangsfrage zurück, wel-
ches die förderlichen Bedingungen sind, unter denen wir
nicht nur älter werden, sondern die gewonnene Lebens-
zeit auch so selbstbestimmt und autonom wie möglich
verbringen können. Aufgrund des Verhaltens der Älteren
wissen wir, dass die Mehrheit ein Leben in der selbst ge-
wählten Häuslichkeit anderen institutionellen Lösungen
vorzieht. 90 Prozent aller alten Menschen möchten nicht
in ein Heim, so das Ergebnis einer Befragung. Auch des-
halb liegt das Durchschnittsalter beim Einzug in ein
Heim bei 84 Jahren. Die in den letzten Jahren entstan-
dene bunte Landschaft verschiedener Wohnprojekte,
die sich als Alternative zum traditionellen Heim verste-
hen, bewerten wir als Indiz für diese erfreuliche Ent-
wicklung.

Wir erleben vermehrt, dass sich junge Menschen und
junge Alte – Herr Kauder, so haben Sie mich ja gerade
genannt – ab 50 engagieren, um ihre Wohnsituation ih-
ren Wünschen und Anforderungen an das Leben in ho-
hem Alter anzupassen. Bei einigen Projekten spielen der
gezielte Aufbau von sozialen Netzwerken und die Suche
nach Wahlverwandten eine große Rolle, um Verein-
samung und Angewiesensein auf Fremdhilfe zu vermei-
den. Zu der vielfältigen Landschaft neuer Wohnformen
zählen Mehrgenerationenwohnen – hier leben also Jung
und Alt zusammen –, Wohngemeinschaften für ältere
Menschen, Haus- und Wohngemeinschaften für Demenz-
erkrankte – diese gibt es ansatzweise schon in Berlin –
sowie Pflegewohnungen für sechs bis acht Personen in
einem Stadtteil.

Bündnis 90/Die Grünen tritt entschieden für eine Ver-
besserung der Wahlmöglichkeiten von Älteren ein. Wir
wollen, dass jeder und jede selbst entscheiden kann, ob
er oder sie im Heim oder in einer anderen Wohnform le-
ben will. Erfreulicherweise gibt es mittlerweile auch
eine Reihe von Heimträgern, die sich mit der Frage be-
fassen, wie sie diesem Trend folgen können, und die be-

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(C (D eit sind, ihr Dienstleistungsangebot zu verändern. Exerten gehen mittlerweile davon aus, dass eine ohnumwelt, die an die Bedürfnisse älterer Menschen ngepasst ist und eigenständiges Wohnen ermöglicht, as Risiko der Pflegebedürftigkeit vermindert. Wir zieen daraus die Schlussfolgerung, dass überprüft werden uss, wie der Staat diese Entwicklungen fördern kann. Oberste Priorität hat für uns die Förderung von Hilfe ur Selbsthilfe. Darüber hinaus ist zu überlegen, welche aßnahmen geeignet sind, um Alternativen zum Heim uch für die Bevölkerungsgruppen zu erschließen, die icht in der Lage sind, die entsprechenden Schritte zur rojektentwicklung selbst durchzuführen. Der Koaliionsantrag zur Stärkung des genossenschaftlichen Wohens ermöglicht die Förderung von Modellvorhaben und ilotprojekten unter ausdrücklicher Einbeziehung älterer enschen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die neuen Angebotsformen des betreuten Wohnens
rofessioneller Anbieter bedürfen flankierender Maß-
ahmen zur Sicherung der Qualität solcher Angebote.
ie Erfahrungen mit dem Qualitätssiegel „Betreutes
ohnen für ältere Menschen“ in Nordrhein-Westfalen,
aden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Bayern und
eispielsweise die Aktivitäten des Vereins für Selbstbe-
timmtes Wohnen im Alter in Berlin sind in solche Über-
egungen einzubeziehen. Ergänzend zur Förderung von
elbstbestimmten Wohnformen im Alter benötigen wir
ber weiterhin ein ausreichendes Angebot neuer und al-
er Dienstleistungen in den Bereichen Hauswirtschaft,
andwerk, ambulante Pflege, Gesundheitsförderung so-
ie spezielle Reiseangebote für ältere Menschen und die
ie begleitenden Personen.
Angesichts der Vielfalt von Wahlmöglichkeiten für

ltere Menschen haben wir in dem fraktionsübergreifen-
en Antrag zu diesem Thema – ich begrüße es ausdrück-
ich, dass wir es geschafft haben, einen solchen Antrag
orzulegen – bewusst auf integrierte Beratungsange-
ote gesetzt, um die Übersichtlichkeit der vorhandenen
ilfsangebote im Pflege- und Gesundheitsbereich zu er-
öhen.
Aus unserer Sicht zählt zu diesen Beratungsangebo-

en auch der weitere Ausbau der Wohnberatung. Sie wird
esonders bei Wohnungsanpassungen – die ja notwendig
ind, wenn ältere Menschen in ihrer Wohnung bleiben
ollen – tätig und kann nachweislich Heimeinweisun-
en vermeiden oder zumindest hinauszögern. Hier müs-
en wir tätig werden.
Angesichts der Reichweite dieses Themas begrüße

ch noch einmal das Zustandekommen dieser Beschluss-
mpfehlung. Wir haben noch viel zu tun. Lassen Sie uns
as gemeinsam anpacken! Ich bitte die Kolleginnen und
ollegen von der CDU/CSU wirklich darum, ihre Blo-
kade aufzugeben, damit wir für die alten Menschen
ald etwas tun können.
Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



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Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515500400

Ich erteile das Wort Kollegin Ina Lenke, FDP-Frak-

tion.

Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1515500500

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

Liebe Kollegen und Kolleginnen! Erlauben Sie mir zu
Anfang ein Lob. Wir haben es gemeinsam geschafft, da-
für zu sorgen, dass der Vierte Altenbericht heute Morgen
in der Kernzeit diskutiert wird. Das war nicht immer so.
Wenn wir uns hier so ansehen, die jungen Alten und die
etwas älteren Alten, dann stellen wir fest: Auch wir per-
sönlich haben es nötig, hier darüber zu diskutieren.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie muss ich das jetzt verstehen?)


Ich möchte an dieser Stelle natürlich ganz besonders
Herrn Haupt danken.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Durch seine Anregungen wurde das, was heute Morgen
vorliegt, überhaupt erst möglich.

Wir haben in der Diskussion schon deutlich gemacht,
dass sich der Vierte Altenbericht dem Thema Hochaltrig-
keit – das ist das Alter jenseits des 80. Lebensjahres –
widmet. Das Alter und das Altern gewinnen angesichts
der demographischen Entwicklung ständig mehr Be-
deutung. Wir reden zwar immer darüber, aber wir ziehen
meines Erachtens nicht die richtigen Schlussfolgerun-
gen. Da müssen wir noch besser werden. Wir müssen
uns mit den Chancen und den Anforderungen einer älter
werdenden Gesellschaft intensiv auseinander setzen.
Das erfordert Umdenken in der Wirtschaft, in der Politik
und natürlich auch in der Gesellschaft.

Wir alle wissen: Senioren und Seniorinnen verfügen
über vielfältige Kompetenzen und Erfahrungen und wol-
len sich einbringen. Schauen Sie einmal vor Ort, wo das
möglich ist: Wohin soll ein 55- oder 60-Jähriger gehen,
wenn er etwas machen will? Wir wissen ebenfalls: Auch
Männer wollen ehrenamtlich tätig sein. Aber in unserer
Gesellschaft muss der Zugang zu ehrenamtlicher Tätig-
keit für Männer wirklich verbessert werden. Da muss
uns auf der kommunalen Ebene, auf der Landesebene
und auf der Bundesebene noch etwas einfallen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der medizinische Fortschritt ist unaufhaltsam. Des-
halb werden wir alle unser Alter aktiv und selbstbe-
stimmt leben können. Gleichzeitig steigt natürlich die
Zahl der Menschen über 80 und die der Krankheiten.
Folgende Zahlen müssen wir uns vielleicht einmal ge-
nauer ansehen: Deutschland hat heute 82 Millionen Ein-
wohner und Einwohnerinnen. In 50 Jahren werden es,
wenn die Zahl der Zuwanderer in unser Land nicht steigt
und wenn nicht mehr Kinder geboren werden, statt
82 Millionen Einwohnern nur noch 65 Millionen sein.
Wenn Sie nur an die Infrastruktur vor Ort denken, dann
werden Sie sehen, wie dramatisch die Folgen auf allen
Ebenen sind:

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(C (D (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Vor allem in der Fläche wird das dramatisch!)


m Jahre 2050 werden auf 100 Personen im Erwerbsalter
irca 80 Rentnerinnen und Rentner kommen. Heute sind
s nur die Hälfte, nämlich 40.
Also: Die Lebenserwartung steigt. Das hat auf unser

ägliches Leben enorme Auswirkungen. Wie Frau
chewe-Gerigk gesagt hat, geht es dabei auch um Bar-
ierefreiheit im öffentlichen Raum und im persönlichen
mfeld. Beispielsweise wird der eigenen Wohnung bei
äuslicher Pflege natürlich ein wesentlich höherer Stel-
enwert als heute zukommen.
Wir haben uns in unserer Beschlussempfehlung vier

hemenschwerpunkte gesetzt:
Erstens. Stärkung der Alternsforschung. Ich meine,

ie Alternsforschung besitzt in Deutschland derzeit noch
icht den Stellenwert, den sie eigentlich haben sollte.
it dem demographischen Wandel gehen gesellschafts-
olitische, pflegerische, ökonomische und medizinische
erausforderungen einher. Da müssen wir wirklich et-
as tun. Diese Probleme kann nicht allein der Bundestag
ewältigen; dazu gehört eine verbesserte Alternsfor-
chung.


(Beifall bei der FDP)

Das Anliegen der FDP ist es, die Forschung in diesem
ereich zu fördern und die Datenbasis zu verbessern, da-
it wir hier die richtigen Beschlüsse fassen. Genau wie
rau Schewe-Gerigk und andere will ich darauf hinwei-
en, dass die Hausärzte natürlich die Ersten sind, die die
esonderen, nicht gleich erkennbaren Symptome von
emenz und Depression erkennen könnten. Herr Parr
at mir eben noch den Tipp gegeben – Herr Parr, ich
öchte das gerne weitergeben –, auf Folgendes hinzu-
eisen: Die FDP hat als erste Fraktion im Deutschen
undestag dafür gesorgt, dass eine Anhörung über diese
chwierigkeiten und diese Probleme stattfindet.


(Beifall bei der FDP)

Zweitens. Wohnen und Leben im Alter. Genau wie

ür die SPD, für die CDU/CSU und für die Grünen ist es
ür uns Liberale eine Selbstverständlichkeit, dass die
elbstständigkeit und Unabhängigkeit für jeden Einzel-
en in jedem Lebensalter besonders wichtig sind. Ich
abe vorhin schon davon gesprochen, dass wegen der
ingeschränkten Mobilität die Wohnungen anders gestal-
et werden müssen.
Drittens. Pflegerische und medizinische Betreuung.
ir möchten gern eine integrierte Beratung schaffen.
iese Beratung soll den Bürgern ermöglichen, im Irrgar-
en der künftig zahlenmäßig immer mehr werdenden
ilfsangebote im Pflege- und Gesundheitsbereich den
oten Faden nicht zu verlieren. Die Beratung sollte sys-
emübergreifend sein und eine enge Verknüpfung von
ltenhilfe und Rehabilitation gewährleisten.
Ich will noch darauf hinweisen – das ist für die FDP

anz wichtig –, dass Pflege, Betreuung und Beratung
esentlich individueller gestaltet werden müssen. Außer-
em müssen wir auf sprachliche und kulturelle Beson-
erheiten Rücksicht nehmen. Wir haben Menschen in






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Ina Lenke

unser Land geholt, für die wir natürlich auch im Alter da
sein müssen. Dafür haben wir noch keine Konzepte.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Viertens. Demenzrisiko und Leben mit Demenz. Die
Zahl der Demenzkranken wächst. Bei den über 80-Jähri-
gen ist heute jeder Dritte betroffen; das sind 900 000. Im
Jahr 2020 werden es statt 900 000 dann 1,4 Millionen
sein. Im Jahr 2050 – ich hoffe, dass viele von uns das
Jahr noch erleben werden – werden es über 2 Millionen
sein. Diese gesellschaftliche Herausforderung ist groß.
Liebe Freunde, liebe Kollegen und Kolleginnen, lassen
Sie das bitte nicht die letzte Diskussion sein! Die nächste
Diskussion muss mit klaren und guten Konzepten ver-
bunden sein.

Zum Schluss möchte ich noch darauf hinweisen, dass
für die FDP eine Neuorientierung der Gesellschaftspoli-
tik unumgänglich ist. Wir brauchen eine neue Generatio-
nensolidarität. Damit meine ich nicht, dass zum Beispiel
auf dem Rücken der Zivildienstleistenden die Pflege der
älteren Bevölkerung gesichert wird. Dafür müssen wir
ganz andere Formen finden. Das Internationale Jahr der
Senioren war schon 1999. Es hat viele Erkenntnisse ge-
bracht. Aber leider ist danach Ruhe eingekehrt. Die FDP,
ganz besonders Herr Haupt, wollte mit diesem Anstoß
die Diskussion wieder beleben


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist ihm gelungen!)


und mit der heutigen Debatte im Bundestag erreichen,
dass die Seniorenpolitik wieder ins Blickfeld gerückt
wird.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515500600

Ich erteile Kollegin Angelika Graf, SPD-Fraktion, das

Wort.

Angelika Graf (SPD):
Rede ID: ID1515500700

Herr Präsident! Sehr verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Sehr alt, biblisch alt zu werden war schon immer
der Traum der Menschheit, nicht nur wegen der angeb-
lich damit verbundenen Weisheit. Der britische Schrift-
steller und Gelehrte Tolkien, der Verfasser von „Herr der
Ringe“, formuliert das so:

Und schließlich gibt es das älteste und tiefste Ver-
langen, die große Flucht: Dem Tod zu entrinnen.

Unsterblich ist freilich auch heute noch niemand.
Trotzdem: Johannes Heesters tritt mit über 100 Jahren
noch auf die Bühne. Berichte über ernst zu nehmende
Forschungen erwecken den Eindruck, es sei künftig
möglich, dem Menschen weit über sein 100. Lebensjahr
hinaus ein Leben mit hoher Qualität zu ermöglichen.

Wie hochaltrige Menschen, also Menschen, die das
80. oder 85. Lebensjahr überschritten haben, heute in

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(C (D eutschland leben, wie sich ihre Situation in den letzten ahrzehnten verändert hat, was die Gründe dafür sind, o aber auch die Probleme dieser Altersgruppe liegen, eschreibt der vorliegende Altenbericht. Wir können iesen Bericht aus dem Jahre 2002 heute hier behandeln, eil – Herr Link und alle anderen Vorredner haben das chon angesprochen – es in einer gemeinsamen Anstrenung aller Fraktionen gelungen ist, ihn aus der letzten egislaturperiode sozusagen herüberzuholen. Ich beanke mich ausdrücklich bei all denen, die daran mitgeirkt haben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Ina Lenke [FDP])

as ist, meine ich, ein gutes Beispiel dafür, dass allen
edienberichten zum Trotz in diesem Parlament eine
onstruktive und sachorientierte Zusammenarbeit mög-
ich ist und dass wir die Chance dazu auch nutzen.
Der Bericht umfasst über 400 Seiten und ist ein gutes
ompendium für alle, die sich mit der gestiegenen Le-
enserwartung, dem kollektiven und dem individuellen
ltern der Menschen in Deutschland in den letzten Jahr-
ehnten sowie den Folgen und Chancen dieser Entwick-
ng auseinander setzen wollen.
Ein weiteres plakatives Zahlenbeispiel dazu: 1965
urden im Gebiet der alten Bundesrepublik 158 Men-
chen 100 Jahre und älter; 1998 waren es hier bereits
6-mal so viele, nämlich 2 501. Insgesamt feierten in
anz Deutschland 1998 fast 3 000 Personen ihren
00. Geburtstag, und das, obwohl zwei Weltkriege Un-
lück und Vernichtung über diese Generation gebracht
aben, abzulesen etwa auch am Familienstand derer,
ber die wir sprechen.
Unter anderem wegen der in den letzten 60 Jahren

erbesserten Lebenssituation wird die Zahl der Hoch-
nd Höchstaltrigen in den nächsten Jahren und Jahrzehn-
n deutlich zunehmen. Professor Andreas Kruse, einer
er profiliertesten Altersforscher der Bundesrepublik,
eht von einem Anteil Über-60-Jähriger an der Gesamt-
evölkerung im Jahre 2030 von 70,9 Prozent aus. Heute
achen sie 43,9 Prozent aus. Der Prozentsatz der Hoch-
ltrigen wird dann von heute 3,9 Prozent auf 7,3 Prozent
er Gesamtbevölkerung angestiegen sein. Im Jahre 2050
ird jeder neunte Deutsche über 80 Jahre alt sein.
Dabei muss uns bewusst sein und bewusst werden:
ie jede Altersgruppe stellen auch Hochaltrige eine
ruppe dar, die weder bezüglich ihrer materiellen Res-
ourcen noch bezüglich ihrer Ansprüche und ihrer sozia-
n Integration oder ihrer geistigen, physischen und psy-
hischen Lage homogen ist. Um menschenwürdiges
ltern zu ermöglichen, müssen wir deshalb künftig indi-
iduelle Angebote für Pflege und gesellschaftliche Par-
zipation entwickeln.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)


ie Kollegin Riemann-Hanewinckel hat bereits auf die
odellprojekte der Bundesregierung hingewiesen, die in
iese Richtung gehen.






(A) )



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Angelika Graf (Rosenheim)


Wer darüber nachdenkt, dem wird das Paradoxe an

unserem Umgang mit dem Aspekt des hohen Alters klar
werden. Während gesellschaftliche Rahmenbedingun-
gen, eine verbesserte Ernährung und der medizinische
Fortschritt auf komplexe Weise Langlebigkeit und de-
mographischen Wandel vorantreiben, werden das Alter
und insbesondere das hohe Alter in den Diskussionen
nicht selten nur als Last und Bedrohung interpretiert. Ich
erinnere an die vielfältigen Diskussionen um die zukünf-
tige Ausgestaltung der sozialen Sicherungssysteme und
an die unselige „Hüftgelenkdebatte“ in den Reihen der
Jungen Union, die deutlich gemacht hat, wie sehr der ge-
sellschaftliche Umgang mit Menschen hohen Alters auf
dem Prüfstand steht.

Für die Kommission, die den Vierten Altenbericht
verfasst hat, stand die Legitimität der Solidarleistungen
für Menschen hohen Alters übrigens völlig außer Frage.
Dem schließe ich mich für die SPD-Bundestagsfraktion
ausdrücklich an.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Trotz der in dieser Debatte vorherrschenden Harmonie
sei die Bemerkung erlaubt, dass das SPD-Konzept einer
Bürgerversicherung dafür wohl mehr Gewähr bietet als
das Unionskonzept einer Kopfpauschale.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Eine umfassende Aufarbeitung des Themas Hoch-
altrigkeit, wie sie der Vierte Altenbericht vornimmt, in
wenigen Minuten zu würdigen und alle Details zu be-
leuchten ist schier unmöglich. Das zeigen auch die Re-
debeiträge der Vorredner. Deshalb einige kurze Ausbli-
cke auf wesentliche Themen, die uns neben der
angesprochenen Versicherungsproblematik, welche si-
cher auch einen wichtigen Aspekt darstellt, in den nächs-
ten Jahren stark beschäftigen müssen.

Da ist einerseits die Wohnsituation, die schon ange-
sprochen wurde. Mindestens 85 Prozent der Menschen
aus der Altersgruppe jenseits der 80 leben im eigenen
Haushalt oder in Privathaushalten ihnen nahe stehender
Personen. Die Anzahl der allein lebenden hochaltrigen
Personen nimmt deutlich zu. Insbesondere alte Frauen
wollen, solange es irgend geht, in den eigenen vier Wän-
den leben. Ich kann das gut verstehen. Wir sollten alle
unsere Ressourcen in Forschung und Entwicklung
– Stichwort Gerontotechnik – nutzen, um ihnen dieses
selbstbestimmte Leben so lange wie möglich zu ermögli-
chen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Dazu gehört auch eine Wohnung, die ihren Bedürfnissen
entgegenkommt, eine Wohnung zum Beispiel, in der
Türschwellen nicht zu Stolperfallen werden, wo das Bad
auch für bewegungseingeschränkte Menschen nutzbar
ist, eine Wohnung, die es schon allein von ihrer Lage zu-
lässt, dass soziale Kontakte weiterhin gepflegt werden
können. Eine Wohnung im vierten Stock ohne Lift macht

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(C (D as in vielen Fällen unmöglich. Das sind Kriterien, die brigens nicht erst für Hochaltrige, sondern auch schon ür Familien wichtig sein können. In dieser Hinsicht ehlt – ich denke, da sind auch die Bundesländer efragt – ein entsprechendes Beratungsnetz, Stichwort: etworking. Beispielhaft sei in diesem Zusammenhang ie verstärkte Zusammenarbeit von Pflegekasse, Komune und Koordinierungsstelle im Kreis Ennepetal in ordrhein-Westfalen erwähnt. Verbessert werden muss generell auch die Integration on familiärer, professioneller und ehrenamtlicher Areit im Bereich der Betreuung und Pflege. Wir sind da uf einem guten Weg. Ich verweise auf die von der taatssekretärin angesprochenen ausgezeichneten Moellprojekte des Bundes für neue Altenhilfestrukturen. Moderne Pflegestrukturen werden auch bei der künf gen Ausgestaltung der Pflegeversicherung zu beachten ein. Ebenso muss der im hohen Alter beobachtete starke nstieg demenzieller Erkrankungen berücksichtigt erden. Insbesondere die Alzheimerdemenz, gegen deen Ausbruch trotz weltweiter Forschung im pharmaologischen Bereich – der Kollege Link hat es hier chon angesprochen – noch kein klinisch einsetzbares ittel gefunden wurde, wird uns vor immer größere He ausforderungen stellen. Ist doch inzwischen erwiesen, ass für den Verlauf dieser Erkrankungen neben der echtzeitigen Erkennung der Symptome – die Schulung er Hausärzte sei hier angesprochen – zum Beispiel auch ie räumliche Umgebung, sprich: die Wohnsituation, ine große Bedeutung hat. In Japan und Italien gibt es inwischen Wohnprojekte mit dörflichem Charakter für emente Seniorinnen und Senioren, durch die die Leenssituation der Betroffenen sehr positiv beeinflusst erden kann. Aus den skandinavischen Ländern erähne ich die „heilenden Gärten“ für Demenzerkrankte. ieser Beitrag der Landschaftsarchitektur zeigt, dass uch die Versorgung der Hochaltrigen den Einbezug ielfältiger gesellschaftlicher Gruppen erfordert. So wie in Altenheimen Frauen den Großteil der Beohner stellen – es ist schon gesagt worden, dass das Alr weiblich ist –, sind Frauen über 80 Jahre auch proentual doppelt so häufig von Demenz betroffen wie änner. In der leider etwas männerdominierten Alterns orschung kommt dieser Gesichtspunkt bislang eher zu urz. In dem Entschließungsantrag wird deshalb zu echt die Förderung der Alternsforschung unter besonerer Berücksichtigung frauenspezifischer Lebensläufe efordert, die eben auch ein frauenspezifisches Altern einhalten. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ina Lenke [FDP])


Hier wird in Zukunft mehr und mehr die Tatsache
ine Rolle spielen, dass sich die Lebens- und Familien-
ituation von Frauen in Deutschland in den vergangenen
ahrzehnten stark verändert hat. Ich halte es deshalb für
ringend notwendig, wissenschaftliche Forschungsini-
iativen zu dieser Thematik auch im Hinblick auf die
ochaltrigkeit stärker einzufordern. Nicht unerwähnt
öchte ich lassen – auch das ist schon angesprochen






(A) )



(B) )


Angelika Graf (Rosenheim)


worden –, dass auch im Bereich der Pflege das Alter vor-
wiegend weiblich ist. Viele Frauen sind oft unter Hintan-
stellung eigener Bedürfnisse und bis an die Grenze ihrer
Kraft für ihre pflegebedürftigen Angehörigen da. Ihnen
gebührt Dank.


(Beifall im ganzen Hause)

Wir haben neulich das Einstein-Jahr ausgerufen. Als

Vertreterin einer Generation, die sozusagen an der
Schwelle des Alters ist, möchte ich deshalb ein Zitat die-
ses großen Deutschen bemühen. Einstein sagte:

Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die
Zukunft. Denn in ihr gedenke ich zu leben.

(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Richtig!)


Die Altenberichte der Bundesregierung beschreiben,
auf welcher Grundlage ich und wir alle dies tun können
und wo die politischen Handlungsfelder sind. Sie geben
Anleitung, wie wir ganz persönlich Vorsorge treffen
können und müssen. Geistige Beweglichkeit und Le-
bensqualität können zum Beispiel trotz altersbedingter
Beschwerden erhalten werden durch Lesen, Begegnung
mit Gleichaltrigen oder der Jugend und die Teilnahme
am öffentlichen Leben.

Lebenslanges Lernen wird ein Stichwort sein, mit
dem wir uns im nächsten, also im Fünften, Altenbericht
beschäftigen. Er hat das aktive Altern zum Thema und
zeigt die Potenziale auf, die die „geschenkten Jahre“,
wie unsere Bundesministerin Renate Schmidt die Zeit
zwischen Beendigung des Arbeitslebens und Hochaltrig-
keit nennt, in sich bergen.

Wir müssen – davon bin ich fest überzeugt – weg-
kommen von der pessimistischen Diskussion über die
Last des Alterns und wir müssen, ohne Altern, Pflege
und Tod zu verharmlosen, hinkommen zu einer optimis-
tischeren Wahrnehmung der Chancen, die dieser Lebens-
abschnitt in sich birgt. Denn Menschen – auch das bestä-
tigt der Altenbericht zur Hochaltrigkeit –, die das Leben
positiv sehen, werden älter – biblisch alt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515500800

Ich erteile das Wort Kollegin Antje Blumenthal,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Antje Blumenthal (CDU):
Rede ID: ID1515500900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Präsident, gestatten Sie mir eine Bemerkung vor
Beginn meines Debattenbeitrages. Lieber Walter Link,
es ehrt mich, dass der Name meines Hamburger Kolle-
gen Erik Blumenfeld hier noch so lange nachwirkt. Aber
ich bin mit einem Mann namens Blumenthal verheiratet;
darauf lege ich Wert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, in dem ierten Altenbericht aus dem Jahre 2002 wird erstmals er Schwerpunkt auf eine umfassende Analyse der ituation hochaltriger Menschen unter besonderer Beücksichtigung von Demenzerkrankungen gesetzt; das st hier schon mehrfach erwähnt worden. Diesen Bericht aben wir im Ausschuss einstimmig gewürdigt. Die nalyse wurde von allen nachdrücklich begrüßt. In dem ereits mehrfach erwähnten gemeinsamen Entschlieungsantrag haben wir die notwendigen Konsequenzen argelegt: die Stärkung der Altersforschung, die Erarbeiung neuer Konzepte zum Wohnen und Leben im Alter, ie Verbesserung der pflegerischen und medizinischen etreuung und die Verbesserung der Früherkennung. Der Bericht widmet sich dem zentralen demographi chen Problem, das unser Land in den kommenden ahrzehnten zu meistern hat: der Zunahme des Bevölkeungsanteils hochaltriger Menschen, also derjenigen enschen, die das 80. Lebensjahr überschritten haben. ehr alte Menschen sind schon heute sehr zahlreich in nserer Gesellschaft vertreten. Es werden in Zukunft och mehr sein. Es ist natürlich höchst erfreulich, dass uns allen der edizinische Fortschritt ein immer längeres Leben bechert. Deshalb müssen wir als die Verantwortlichen in er Politik die Herausforderung annehmen, die eine unehmende Alterung der Gesellschaft mit sich bringt. nwieweit der demographische Wandel unsere Gesellchaft vor neue Herausforderungen stellt, hat uns die Enuete-Kommission „Demographischer Wandel“ einringlich vor Augen geführt. Ich denke, die in der nquete-Kommission erarbeiteten Zahlen und Berechungen dürften uns allen noch hinlänglich bekannt sein. „Umgedrehte Alterspyramide“, „Kinderlosigkeit“, Überalterung der Gesellschaft“ oder auch „kinderfeindiche Gesellschaft“ sind zu mahnenden Begriffen geworen, wenn es darum geht, die Zukunft unter sich wanelnden demographischen Vorzeichen zu gestalten. Die ramatische Veränderung der Altersstruktur in Deutschand muss daher unbedingt aus dem richtigen Blickwinel betrachtet werden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Heute hat Deutschland 82 Millionen Einwohner.
chätzungen zufolge wird die Bevölkerung in 50 Jahren
ur noch 65 Millionen stark sein.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber nur, wenn jedes Jahr 100 000 Migranten zu uns kommen!)


ie Gründe liegen wie bereits in den vergangenen drei
ahrzehnten in einer höheren Sterbe- als Geburtenrate –
nd das nicht etwa deswegen, weil die Sterberate in
eutschland so unglaublich hoch wäre. Nein, die Bri-
anz der Zahlen liegt vielmehr darin begründet, dass wir
ine erschreckend niedrige Geburtenrate bei gleichzeitig
bnehmenden Sterberaten haben.
Aber heute sind nicht die niedrigen Geburtenraten das

hema; heute sollen uns vielmehr die Konsequenzen der






(A) )



(B) )


Antje Blumenthal

gleichzeitig abnehmenden Sterberaten interessieren, die
nachhaltig zu einer Zunahme des Anteils alter Menschen
an der Gesamtgesellschaft und insbesondere zu einer
Zunahme des Anteils der Hochaltrigen führen. Dieser
Anteil wird sogar überproportional zunehmen und ent-
sprechende Umstrukturierungen in Gesellschaft und
Wirtschaft unumgänglich machen. Genau diese Um-
stände werden in dem Vierten Altenbericht unter dem
Leitbild dokumentiert, dass Menschen in allen Lebens-
abschnitten, das heißt auch in der Hochaltrigkeit und
bei Demenzerkrankungen, ein selbstständiges und
selbstbestimmtes Leben führen können.

In dem Vierten Altenbericht wird insbesondere fest-
gehalten, dass die rasch anwachsende Gesellschaft der
Hochaltrigen keineswegs homogen ist. Hochaltrige
Menschen bilden weder eine Gruppe der Rüstigen noch
sind sie in der Gesamtheit als stark pflegebedürftig ein-
zustufen. Im Gegenteil: Individuelle Unterschiede neh-
men mit dem Alter zu.

Allerdings ist ein Problem immer wieder mit dem ho-
hen Alter in Verbindung zu bringen: das Problem de-
menzieller Erkrankungen. Mit steigendem Alter nimmt
das Risiko einer solchen Erkrankung deutlich zu. Der
Vierte Altenbericht befasst sich also aus gutem Grund
mit diesem zentralen Problem. Es wird ein erheblicher
Handlungsbedarf in den Bereichen Forschung, Früh-
erkennung, Behandlung und Pflege festgestellt.

Vor allem im Hinblick auf den Bereich der Pflege de-
menzkranker Menschen zeichnet die Kommission der
Sachverständigen ein erschreckendes Bild. Zwei Drittel
der Menschen mit Demenzerkrankungen werden zu
Hause von ihren Angehörigen versorgt, für die die Be-
treuung und Pflege nicht nur eine große Herausforde-
rung, sondern auch eine Belastung darstellt. Wenn nun
aber die ehrenamtliche Hilfe durch professionelle Hilfe
ersetzt werden muss, das familiennahe Pflegepotenzial
wegen sinkender Geburtenrate, erhöhter Mobilität und
zunehmender Berufstätigkeit der Frauen zurückgeht, die
familiäre Solidarität durch hohe Scheidungsraten ab-
nimmt und auch die Bereitschaft und die Fähigkeit der
Angehörigen, Demenzkranke zu pflegen, abnimmt, dann
rollt eine ganz gewaltige Kostenlawine auf uns zu, die
im Grunde genommen nur eine Option zulässt, nämlich
jetzt zu handeln und nicht erst, wenn es zu spät ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dabei sollten wir auch die Erfahrungen anderer

Länder berücksichtigen, zum Beispiel Japans, das welt-
weit eine der höchsten Lebenserwartungen ausweist. Die
Japanreise von sechs Mitgliedern unseres Ausschusses
hat uns gezeigt, dass dort große Fortschritte in der De-
menzforschung gemacht werden, etwa bei der Früher-
kennung und der Entwicklung eines Impfstoffes. Der
Blick über den Tellerrand kann uns allen hier nur nütz-
lich sein. Ich denke, das sind wir den älteren Menschen
schuldig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte auf zwei Bereiche unseres gemeinsamen
Entschließungsantrags ganz besonders hinweisen: die

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(C (D flegerische und medizinische Betreuung sowie das Deenzrisiko bzw. das Leben mit Demenz. Die zunehende Alterung der Gesellschaft bedingt automatisch inen Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen. Nach den chätzungen des Statistischen Bundesamtes dürfte die ahl der Frauen und Männer, die ambulante häusliche der stationäre Pflege benötigen, von 2 Millionen Beürftigen im Jahre 2001 auf 2,8 Millionen Bedürftige im ahre 2020 steigen. Schon jetzt hat sich die Situation der inrichtungen der stationären Altenhilfe bundesweit rundlegend geändert. Altenwohnheime bzw. Altenheimlätze wurden in Pflegeheimplätze umgewandelt. Bei euen Einrichtungen dominiert ganz eindeutig die Zahl er Pflegeplätze. Das durchschnittliche Einzugsalter iegt bei über 80 Jahren. Nicht zuletzt ist die Altersemenz mehr und mehr Ursache für den Umzug in eine tationäre Pflegeeinrichtung. Allein aufgrund dieser Vernderungen wird von der Altenpflege eine deutlich höere Leistungsqualität gefordert. Angesichts der veränderten Familienund Haushalts trukturen wird die Nachfrage nach professionellen Pfleekräften und einer teilstationären Betreuung künftig eiter ansteigen. Die in Deutschland zu erwartenden deographischen Herausforderungen sind jedoch nicht alein mit einer Verschiebung zur stationären Versorgung u lösen. Daher muss die einseitige Orientierung an den orschriften für die traditionelle Versorgungsform eines erkömmlichen Altenund Pflegeheimes durch alternaive Wohnkonzepte ergänzt werden, die den Betrieb von mbulanten und teilstationären Hausgemeinschaften förern. Meine Heimatstadt Hamburg geht hier mit gutem eispiel voran: Zusammen mit den Pflegekassen werden ort jährlich etwa 250 000 Euro für Modellprojekte und ngebote zur Weiterentwicklung der ambulanten Bereuung insbesondere von demenzkranken Menschen zur erfügung gestellt. Liebe Kolleginnen und Kollegen, in Deutschland ist m stationären und im ambulanten Bereich in naher Zuunft flächendeckend ein Pflegepersonalmangel zu erarten, der die pflegerische Versorgung der Menschen efährlich infrage stellt. Das Deutsche Institut für angeandte Pflegeforschung benennt hier drei zentrale Prolemfelder: personelle Engpässe, eine steigende Arbeitselastung und die abnehmende Eignung der Bewerber. chon jetzt führt dieser Mangel dazu, dass zum Teil thisch bedenkliche Entscheidungen getroffen werden. ie Früherkennung und die Frühbehandlung von Deenzkrankheiten können helfen, diese Probleme zu verindern. Wenn die betroffenen Menschen länger in ihen Familien oder auch allein leben können, zum eispiel in den eben angesprochenen Wohnmodellen, ist as mit einem deutlichen Zuwachs an Lebensqualität bei öglicherweise gleichzeitiger Reduzierung der Pflegeosten verbunden. Die Demenzfrüherkennung muss daer dringend optimiert werden, um den Menschen die öglichkeit zu geben, über eine frühzeitige Behandlung öglichst lange ein eigenständiges Leben zu führen und ie Lebensqualität zu verbessern bzw. zu erhalten. Antje Blumenthal Wir reden hier heute über einen gemeinsamen Antrag unseres Ausschusses. Es gibt jedoch einige Unstimmigkeiten. So sprechen Sie, Frau Schewe-Gerigk, hier von einer Blockadehaltung unserer Fraktion. (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Im Bundesrat!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





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Nennen Sie lieber Ihre Einschätzungen der Verbesserung
der Pflegesituation! Meines Wissens werden die Ent-
scheidungen von der SPD-Fraktion hinausgeschoben. Es
wird ausgesessen. In dieser Legislaturperiode soll es hier
zu keinen Entscheidungen mehr kommen.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Nein! Wir machen ein Gesamtkonzept für die alternde Gesellschaft!)


Ich weiß jetzt nicht, wo hier bei uns eine Blockadehal-
tung vorliegt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie hat von der Blockade im Bundesrat gesprochen!)


– Von der hat sie hier nicht gesprochen, Herr Winkler.
Ich glaube, Sie waren zu diesem Zeitpunkt nicht hier.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch! Doch!)


Schauen Sie nachher einmal im Protokoll nach!
Leider haben Sie, meine Damen und Herren von den

Regierungsfraktionen, auch eine weitere wichtige
Chance vertan: die Frühbehandlung von Demenz zu
verbessern. Sie haben im Mai vergangenen Jahres einen
Antrag zur Demenz eingebracht. Darin heißt es ledig-
lich, dass die bereits ergriffenen Initiativen zur Verbesse-
rung der Früherkennung und zur Therapie von Demenz-
erkrankungen zügig weiterzuführen sind. Wenn Sie
genau nachlesen, stellen Sie jedoch fest: Der Vierte Al-
tenbericht rügt gerade diese Initiativen als nicht ausrei-
chend. Diese nicht ausreichenden Initiativen wollen Sie
also weiterentwickeln.

Deshalb hat meine Fraktion bereits in einem Ent-
schließungsantrag vom Januar des vergangenen Jahres
unter anderem den Ausbau der Gerontologie gefordert.
Der Ausbau der Alters- und Demenzforschung allein
wird nicht ausreichen, um den genannten Problemen ent-
gegenzutreten. Die Herausforderung durch die wach-
sende Zahl demenzkranker Menschen erfordert eine
gesellschaftlich breit angelegte Informations-, Qualifi-
zierungs- und Präventionskampagne. Auch in diesen Be-
reichen können wir von den Erfahrungen in anderen
Ländern profitieren.

Zum Abschluss insbesondere wieder an die Regie-
rungskoalitionen gerichtet: Der Vierte Altenbericht en-
det mit 77 konkreten Handlungsempfehlungen zur Ver-
besserung der Lage Demenzkranker. Wenn wir mit
unserem Entschließungsantrag, der Ihnen heute vorliegt,
diese 77 Handlungsempfehlungen gemeinsam auf den
Weg bringen können, tun wir eine ganze Menge zur Ver-
besserung der Situation demenzkranker Menschen. Wir

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(C (D ollten uns hier nicht gegenseitig Vorwürfe machen, sonern uns gemeinsam im Interesse der älteren und deenzkranken Menschen einsetzen. Vielen Dank. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss mpfehlung des Ausschusses für Familie, Senioren, rauen und Jugend zum Vierten Bericht zur Lage der äleren Generation in der Bundesrepublik Deutschland und ur Stellungnahme der Bundesregierung, Drucksahe 15/4192. Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis des erichts auf Drucksache 14/8822 eine Entschließung anunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussmpfehlung ist einstimmig angenommen. Ich rufe damit den Tagesordnungspunkt 15 auf: Erste Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Wolfgang Schäuble, Hartmut Koschyk, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes – Drucksache 15/4658 – Überweisungsvorschlag: Innenausschuss Rechtsausschuss Verteidigungsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem ollege Hartmut Koschyk, CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Der undespräsident hat schwerwiegende verfassungsechtliche Bedenken gegen das mit Mehrheit des Hauses erabschiedete Luftsicherheitsgesetz erhoben. CDU und SU sowie die Mehrheit der vom Innenausschuss des undestages angehörten Rechtsexperten hatten bereits m Gesetzgebungsverfahren darauf hingewiesen, dass ieses Luftsicherheitsgesetz verfassungsrechtlich beenklich ist. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht! Selbst Herr Scholz hat gesagt, dass es in Ordnung ist!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515501000

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1515501100

er Verteidigungsminister und die betroffenen Piloten
aben mit diesem Gesetz keine Rechtssicherheit. Es ist
nverantwortlich, dass die Koalition eine verfassungs-
onforme Lösung bislang wider besseres Wissen abge-
ehnt hat, weil der Koalitionsfrieden wichtiger war.






(A) )



(B) )


Hartmut Koschyk


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine Behauptung wider besseres Wissen!)


Sowohl Bundesinnenminister Schily als auch Verteidi-
gungsminister Struck hatten sich am Beginn der Debatte
einer grundgesetzlichen Klarstellung nicht verschlos-
sen. Dass sie sich nicht durchsetzen konnten, ist bedau-
erlich; das neue Gesetzgebungsverfahren eröffnet aber
eine neue Chance. Bundesinnenminister Schily hat
mehrmals, unter anderem vor einem Jahr, am 30. Januar
letzten Jahres, in diesem Hause gesagt:

Unser Gesetzentwurf sieht keine Änderungen des
Grundgesetzes vor. Im weiteren Verlauf der Bera-
tungen sollten wir aber vorurteilsfrei prüfen, ob
eine Klarstellung in Art. 35 des Grundgesetzes not-
wendig erscheint oder empfehlenswert ist ...

Verteidigungsminister Struck hat am 12. Januar 2003
unmittelbar nach dem Frankfurter Luftzwischenfall ge-
sagt:

Ich habe den Eindruck, dass wir ohne eine solche
Klarstellung im Grundgesetz, auch für solche Fälle,
wie wir sie gerade erlebt haben, nicht auskommen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Er hat Recht!)


Der Minister fügte hinzu:
Ich bin in der Lage, zu entscheiden, ob man militä-
risch gegen ein solches Flugzeug vorgeht, aber ich
habe den Eindruck, dass es dafür nicht die geeig-
nete Rechtsgrundlage gibt.

(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Auch er hat Recht! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen haben wir die Rechtsgrundlage geschaffen!)


Im Gesetzgebungsverfahren war die verfassungs-
rechtlich erforderliche Rechtsklarheit über Bundes-
wehreinsätze im Innern am Widerstand der Grünen
gescheitert. Eine Politik, die den rot-grünen Koalitions-
frieden zum Maß aller Dinge macht, nicht aber die erfor-
derliche Sicherheit für unsere Bürger schafft, schadet un-
serem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Leider müssen wir in diesen Tagen feststellen, dass dies
nicht nur für das Thema Luftsicherheit gilt, sondern auch
für die notwendige Verschärfung des Versammlungs-
rechts oder die dringend erforderliche Ausweitung der
DNA-Analyse.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alles in einen Topf!)


Neben den vielfältigen auch handwerklichen Män-
geln,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habe ich Ihnen doch gestern erklärt! Sie haben nicht zugehört!)


auf die Rot-Grün im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens
zum Luftsicherheitsgesetz hingewiesen wurde, möchte

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(C (D ch die Aufmerksamkeit auf einen anderen Punkt lenken, essen Brisanz nach meiner Auffassung von Rot-Grün icht hinreichend berücksichtigt wurde. Das Luftsichereitsgesetz behebt nur einen Teil der bestehenden Siherheitslücken. Vernachlässigt werden die Bedrohunen durch den maritimen Terrorismus, also das Risiko erroristischer Angriffe auf Schiffe und Häfen. Auch ierbei stellen sich bislang ungelöste Fragen, was klare echtsgrundlagen für das Zusammenspiel von Polizei nd Streitkräften anbelangt. Diese Gefahr wird bislang aum wahrgenommen, obwohl die Szenarien der Sichereitsexperten Bedrohungen erkennen lassen, die mit em Ausmaß des 11. September vergleichbar sind. Ein Beispiel: Sollte es Terroristen gelingen, einen mit ehreren Tausend Tonnen brennbarer Flüssigkeit belaenen Tanker zu entführen, ihn in eine Hafenstadt zu teuern und dort zu sprengen, gäbe es Zerstörungen giantischen Ausmaßes. Alles nur Theorie? Weit gefehlt. ch möchte in Erinnerung rufen: Im Oktober 2002 grifen Selbstmordattentäter von al-Qaida mit mit Sprengtoff gefüllten Motorbooten vor der Küste Jemens chiffe an. Erst wurde der französische Tanker Limbourg“ getroffen, ein Seemann starb. Sechs Tage päter wurde das US-Kriegsschiff „Cole“ angegriffen, 7 Amerikaner starben. Denken wir an die Entfühung des italienischen Kreuzfahrtschiffes „Achille auro“ 1985. Palästinensische Terroristen brachten mehere Hundert Urlauber in ihre Gewalt, töteten einen an en Rollstuhl gefesselten Amerikaner und warfen ihn ber Bord. Was ist mit einem weiteren Aspekt des maritimen errorismus, dem Missbrauch des weltweiten Güterverehrs mit Containern? Terroristen könnten sich selbst der Sprengstoff in Containern von einem Land ins anere schmuggeln, einen Container als Bombe umfunkionieren und in einem Hafen zur Explosion bringen. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür brauchen Sie keine Bundeswehr!)


issen Sie, was das für ein Land wie Deutschland heißt,
o 90 Prozent des Containerverkehrs der Binnenschiff-
ahrt auf dem Rhein und dem Main-Donau-Kanal abge-
ickelt werden, und welche Gefahren dadurch auf deut-
chen Wasserstraßen bestehen?
Sicherheitsanalysen der fünf Küstenländer, die erst

ürzlich bei einer Veranstaltung im Auswärtigen Amt
iskutiert wurden, sehen solche Gefahren für Fähren und
reuzfahrtschiffe. Wenn man sich vor Augen hält, dass
reuzfahrtschiffe schwimmende Kleinstädte mit bis zu
000 Passagieren sind, dann weiß man, dass ein An-
chlag auf solche Schiffe höchste Gefahren für Leib und
eben Tausender Menschen bedeuten würde.
Wir jedenfalls wollen den Koalitionsfraktionen und

er Bundesregierung durch die erneute Einbringung un-
eres Gesetzentwurfes den Weg eröffnen, den verfas-
ungsrechtlichen Bedenken des Bundespräsidenten, der
nion und vieler Rechtsexperten in unserem Land durch
in erneutes parlamentarisches Gesetzgebungsverfahren
echnung zu tragen.






(A) )



(B) )


Hartmut Koschyk


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Klagen Sie doch!)

Auch meinen wir, dass es notwendig ist, die vom Bun-
despräsidenten grundsätzlich aufgeworfenen verfas-
sungsrechtlichen Fragen im Rahmen einer erneuten
Expertenanhörung vertiefend zu behandeln.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum klagen Sie nicht einfach?)


Unser Ziel ist, durch ein erneutes Gesetzgebungsverfah-
ren schlussendlich ein verfassungskonformes Gesetz zu
verabschieden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Auch wollen wir, dass die verfassungsrechtliche

Klärung hier im Parlament erfolgt.

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie eigentlich keinen Änderungsantrag gestellt, wenn Sie dieser Meinung sind?)


Den Gang zum Bundesverfassungsgericht nach Karls-
ruhe halten wir nicht für den besten Weg; denn die Bür-
gerinnen und Bürger unseres Landes erwarten zu Recht,
dass wir in unserem Land bestehende Sicherheitspro-
bleme hier im Parlament lösen und sie nicht von vorn-
herein dem Bundesverfassungsgericht überantworten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich will allerdings sehr deutlich sagen: Wenn sich Rot-
Grün bei der Beratung dieses Gesetzentwurfes in den
zentralen Sicherheitsfragen unseres Landes erneut un-
einsichtig zeigt, dann werden wir den Weg der Klärung
durch das Bundesverfassungsgericht nicht scheuen.

Wir jedenfalls bieten Ihnen, werte Kolleginnen und
Kollegen der Koalitionsfraktionen und der Bundesregie-
rung, an, durch ein erneutes parlamentarisches Bera-
tungsverfahren hier im Deutschen Bundestag zu einer
gemeinsamen Lösung zu kommen. Es wäre ein gutes
Zeichen für unser Land, wenn in derart entscheidenden
und existenziellen Sicherheitsfragen für die Zukunft un-
seres Landes und seiner Bürger im Deutschen Bundestag
eine Konsenslösung gefunden werden könnte.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515501200

Ich erteile dem Parlamentarischen Staatssekretär Fritz

Rudolf Körper das Wort.

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Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1515501300


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der vor-
liegende Gesetzentwurf der Fraktion der CDU/CSU ist
keineswegs neu.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Verstaubt ist der! Altpapier!)


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(C (D ch glaube, er entpuppt sich relativ schnell als leicht erennbares Manöver, um nicht das Wort „Mogelpakung“ zu gebrauchen. Ich rufe Ihnen in Erinnerung: Bereits im letzten Jahr ind CDU und CSU mit zwei völlig gleich lautenden Iniiativen gescheitert. Die Initiative Ihrer Bundestagsfrakion hat der Deutsche Bundestag abgelehnt, die Initiative er Länder Bayern, Hessen, Sachsen und Thüringen ist n den Deutschen Bundestag nicht einmal eingebracht orden. Der Präsident des Bundesrates hat sie auf ausrücklichen Wunsch der antragstellenden Länder wieder on der Tagesordnung abgesetzt, nachdem ihnen klar georden war, dass für eine solche Initiative keine Mehreit zu erzielen ist. (Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das allein heißt ja noch nichts!)


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


Das Einzige, lieber Herr Koschyk, was nach meinem
afürhalten an Ihrem jetzt dritten Vorstoß neu ist, ist
chlichtweg sein Etikett.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie Antragsteller lassen nunmehr verlauten, sie wollten
urch die erneute Einbringung ihres Gesetzentwurfes
en verfassungsrechtlichen Bedenken des Bundespräsi-
enten gegen das Luftsicherheitsgesetz Rechnung tra-
en.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann dürfen Sie gar kein Gesetz machen!)


benfalls haben sie angekündigt, eine erneute Sachver-
tändigenanhörung durchführen zu wollen. Hierzu haben
ie die nach meinem Dafürhalten erstaunliche Auffas-
ung vertreten, die Kritik des Bundespräsidenten decke
ich mit der Auffassung der Mehrheit der Sachverständi-
en, die im Gesetzgebungsverfahren zum Luftsicher-
eitsgesetz angehört wurden.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist einfach nicht wahr! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist falsch!)


as sehen wir nicht so. Dies stimmt in der Tat nicht.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Clemens Binninger [CDU/ CSU]: Natürlich stimmt es!)


ie Auffassungen der Sachverständigen sind in den Pro-
okollen nachzulesen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Zitate!)


ch sehe überhaupt keinen Anlass für eine erneute
urchführung einer Sachverständigenanhörung.
Die verfassungsrechtlichen Grundlagen des Luft-

icherheitsgesetzes sind in dem vorausgegangenen Ge-
etzgebungsverfahren intensiv und, wie ich glaube, auch
ur Genüge diskutiert worden. Was der erneute Vorstoß






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper

der CDU/CSU-Fraktion überhaupt mit der Kritik des
Bundespräsidenten am Luftsicherheitsgesetz zu tun ha-
ben soll, erklärt sich mir jedenfalls nicht.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Dann erkläre ich es Ihnen nachher!)


Die Kritik des Bundespräsidenten betrifft, Herr
Binninger, nämlich im Wesentlichen zwei Punkte: Er hat
Zweifel an der Gesetzgebungskompetenz des Bundes für
die Regelungen des Luftsicherheitsgesetzes über den
Einsatz der Streitkräfte geäußert,


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Auf Amtshilfebasis!)


da Einsätze der Bundeswehr nach Art. 35 Abs. 2 Satz 2
und Abs. 3 des Grundgesetzes auf der Ebene des einfa-
chen Rechts dem Landesrecht zu folgen hätten. Er hat
zudem Bedenken zu § 14 Abs. 3 des Luftsicherheitsge-
setzes geäußert,


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Wir auch!)

jener Regelung, die häufig sehr missverständlich und
pauschal als „Abschussregelung“ bezeichnet wird. Der
Bundespräsident hat hierzu die Frage aufgeworfen, ob
die Bestimmung im Einklang mit dem Grundrecht auf
Leben stehe,


(Ernst Burgbacher [FDP]: Zu Recht!)

da sie in schwersten Ausnahmelagen auch die Rettung
des Lebens von Menschen am Boden um den Preis des
Lebens Unbeteiligter an Bord eines Luftfahrzeugs zu-
lasse.

Den Standpunkt der Bundesregierung brauche ich
hier wohl nicht im Einzelnen zu erläutern und zu wieder-
holen; er ist Ihnen hoffentlich bekannt, ebenso wie die
Auffassung der Bundesregierung zu dem von Ihnen vor-
gelegten Gesetzentwurf. Ich möchte mich deshalb auf
folgende Bemerkungen beschränken:

Erstens. Die Initiatoren des vorliegenden Gesetzent-
wurfs müssen sich die Frage gefallen lassen, was der von
ihnen erneut geforderte Einsatz der Bundeswehr zum
Schutz ziviler Objekte in terroristischen Bedrohungsla-
gen mit der Diskussion über die verfassungsrechtlichen
Grundlagen des Luftsicherheitsgesetzes zu tun haben
soll.


(Beifall bei der SPD – Dr. Peter Danckert [SPD]: Antwort: Nichts!)


Hier wird im Gewande der Behauptung, zur Klärung
verfassungsrechtlicher Fragen beitragen zu wollen, zum
wiederholten Male die politische Forderung erhoben,
dass die Streitkräfte polizeiliche Aufgaben der Länder
übernehmen. Das ist nicht unsere Meinung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das bleibt für uns weiterhin inakzeptabel. Im föderati-
ven System des Grundgesetzes ist die Wahrnehmung ori-
ginärer polizeilicher Aufgaben grundsätzlich Sache der
Länder.

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(C (D ir alle sind uns darüber im Klaren, dass die neuen ter oristischen Bedrohungen Bund und Ländern erhebliche nstrengungen abverlangen. Sie erfordern aber keine erschiebung der seit langem bewährten Trennlinie zwichen polizeilichen und militärischen Aufgaben. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Genau das ist falsch!)


(Beifall bei der SPD)


Es kann nicht angehen, dass der Bund Aufgaben über-
immt, welche die Verfassung den Ländern zuweist und
ie diese mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln
rundsätzlich selbst zu erfüllen vermögen. Damit würde
en Streitkräften ohne einen zwingenden Grund eine
olle zugedacht, die sie nach unserer Sicherheitsarchi-
ektur nicht haben sollen. Die Entlastung von Polizei-
räften ist kein genügender Grund für eine Verschiebung
es Gefüges zwischen polizeilichen und militärischen
ufgaben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zweitens. Ich vermag nicht zu erkennen, dass der Ge-
etzentwurf irgendetwas enthält, was die Auffassung der
nitiatoren rechtfertigen könnte, er trage zur Klärung der
rage bei, ob das Grundgesetz die Rettung des Lebens
on Menschen um den Preis des Lebens anderer Men-
chen zulässt. Das Grundrecht auf Leben konkretisiert
ie Unantastbarkeit der Menschenwürde und damit ei-
en der Grundsätze, die Art. 79 Abs. 3 des Grundgeset-
es einer Verfassungsänderung entzieht. Die sich hof-
entlich nie stellende Frage, ob das Grundgesetz im
ußersten Fall auch die Rettung des Lebens von Men-
chen um den Preis des Lebens anderer Menschen zu-
ässt, kann also durch eine Ergänzung des Grundgesetzes
ar nicht entschieden werden, sondern nur durch eine
uslegung des geltenden Verfassungsrechts. Der Pflicht
u einer Entscheidung kann sich der Staat, will er hand-
ungsfähig bleiben, freilich nicht entziehen, gleich übri-
ens, ob und inwieweit er den denkbaren Worstcase ge-
etzlich regelt oder nicht.
In dem Gesetzentwurf wird auch nirgends die vom
undespräsidenten aufgeworfene Frage thematisiert, ob
insätze der Streitkräfte nach Art. 35 Abs. 2 Satz 2 und
bs. 3 des Grundgesetzes auf der Ebene des einfachen
echts einer Regelung durch Bundesgesetz zugänglich
ind. Stattdessen halten es die Initiatoren nach wie vor
ür erforderlich, im Grundgesetz klarzustellen, dass die
treitkräfte nicht nur zur Bewältigung der Folgen einer
atastrophe oder eines besonders schweren Unglücks-
alles, sondern bereits zu deren Verhinderung eingesetzt
erden dürfen. Der Standpunkt der Bundesregierung
ierzu und die Auffassung der Mehrheit der Sachver-
tändigen im Gesetzgebungsverfahren zum Luftsicher-
eitsgesetz sind bekannt.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515501400


Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Binninger?






(A) )



(B) )


Fr
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1515501500

Nein, an dieser Stelle nicht.

(Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Er muss gerade umblättern!)

– Meine Damen und Herren, ich glaube, Sie müssen es
akzeptieren, wenn ich hier im Zusammenhang argumen-
tieren möchte. Das Thema ist ernst genug.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie müssen gerade umblättern!)


– Herr Kauder, wenn Sie nicht umblättern müssen, dann
ist das gut.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr souverän, Herr Staatssekretär!)


Drittens. Auch der Vorschlag, Art. 87 a Abs. 2 Grund-
gesetz um eine Regelung für Einsätze der Streitkräfte
aus der Luft und von der See her zu ergänzen, ist nicht
neu. Er erhebt originäre Polizeiaufgaben undifferenziert
zu einer neuen Hauptaufgabe der Streitkräfte neben ih-
rem Verteidigungsauftrag. Für eine derart weit gehende
Umgestaltung unserer Sicherheitsarchitektur in dieser
Allgemeinheit sehe ich jedenfalls derzeit keinen genü-
genden Anlass.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNISS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Kauder, ich habe jetzt auch dieses Blatt umge-
blättert.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Dann können Sie jetzt ja eine Zwischenfrage zulassen!)


Meine Damen und Herren, die Sicherheitsarchitektur
des Grundgesetzes hat sich über einen langen Zeitraum
bewährt. Wir alle, glaube ich, sind gehalten, kritisch zu
prüfen, ob sie den Anforderungen genügt, die uns die
neuen terroristischen Bedrohungen aufzwingen. Ob neue
Bedrohungspotenziale einschneidende Veränderungen
erfordern, muss – das ist unsere Auffassung – in jedem
Fall sorgfältig geprüft werden. Ohne einen zwingenden
Grund gibt es jedoch keinen Anlass – ich wiederhole
dies –, bei der bewährten Trennung zwischen polizei-
lichen und militärischen Aufgaben etwas zu verändern.

Die mittlerweile zum dritten Mal eingebrachte Initia-
tive vonseiten der CDU/CSU-Fraktion ist deswegen ab-
zulehnen. Sie enthält nichts Neues;


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Aber Richtiges!)


denn Sie beschränken sich auf die Wiederholung von
Vorschlägen, die der Deutsche Bundestag mit Recht be-
reits abgelehnt und der Bundesrat nicht aufgegriffen hat.
Dem selbst erhobenen Anspruch der Antragsteller, mit
der erneuten Einbringung eine vertiefte Klärung verfas-
sungsrechtlicher Fragen im Zusammenhang mit dem
Luftsicherheitsgesetz ermöglichen zu wollen, wird der
Entwurf nicht einmal im Ansatz gerecht.

Vielen Dank.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515501600

Ich erteile das Wort Kollegen Max Stadler, FDP-Frak-

ion.


Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1515501700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Die heutige Debatte gibt der FDP-Fraktion die Ge-
egenheit, die verfassungsrechtlichen Bedenken gegen
as Luftsicherheitsgesetz noch einmal zu präzisieren.
ns geht es dabei nicht wie der CDU/CSU in erster Li-
ie um Kompetenzfragen und Fragen der Ausgestaltung
er Amtshilfe, sondern um den gewichtigeren Kritik-
unkt der Einschränkung der Menschenwürde und des
rundrechts auf Leben. Darüber muss hier noch ein-
al in aller Sorgfalt beraten werden.


(Beifall bei der FDP)

Die Fragen, die die CDU/CSU aufwirft, ob der Bun-

estag überhaupt die Gesetzgebungskompetenz hat und
b die Zustimmung des Bundesrats erforderlich ist, sind
benfalls wichtig. Ich möchte Ihnen zum Inhalt Ihres
ntrags aber sagen: Wir als FDP sind der Meinung, dass
s immer besser ist, wenn man versucht, neuen Bedro-
ungen, wie etwa terroristischen Bedrohungen, mit den
egeln des bestehenden Systems zu begegnen.


(Beifall bei der FDP)

as heißt, es muss bei einer klaren Trennung der Auf-
aben von Polizei und Militär bleiben.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

as Argument von Bundesinnenminister Schily – er
rägt es oft vor –, dass die Grenzen zwischen polizeili-
hem und militärischem Handeln verschwimmen wür-
en, überzeugt jedenfalls uns nicht.


(Beifall bei der FDP – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was heißt das?)


Aber der Bundespräsident hat uns aufgegeben, noch
inmal die Frage aufzuwerfen, ob es wirklich richtig
ar, dass in § 14 des Luftsicherheitsgesetzes in einem
xtremen Notfall künftig zugelassen wird, ein Passagier-
lugzeug abzuschießen und damit das Leben der Besat-
ung und unschuldiger Passagiere nicht nur aufs Spiel zu
etzen, sondern als sichere Folge zu vernichten.
Dies ist in der Tat eine außerordentlich schwierige

rage; denn diejenigen, die das Gesetz mit Mehrheit im
undestag beschlossen haben, nehmen für sich als mora-
ische Legitimation in Anspruch, weitere Schäden in ei-
em solchen Extremfall – dem 11. September 2001 ähn-
ich – zu verhüten. Dennoch sind wir der Meinung, dass
s besser gewesen wäre, wenn der Gesetzgeber hier Zu-
ückhaltung geübt hätte; denn derjenige, der in einer sol-
hen Extremsituation den Abschussbefehl zu verantwor-
en hat, befindet sich immer in einem unauflöslichen
oralischen Dilemma. Wenn er eine solche Entschei-
ung wirklich trifft, dann tut er es in guter Absicht, um






(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler

Leben zu retten, aber in vollem Bewusstsein, unschuldi-
ges Leben preiszugeben. Diese Abwägung von Leben
gegen Leben ist nach dem bisherigen Verständnis unse-
rer Verfassung mit dem Grundgesetz unvereinbar.


(Beifall bei der FDP)

Nun könnten Sie für sich in Anspruch nehmen, dass

Sie als Parlament dem Bundesverteidigungsminister, der
die Entscheidung zu treffen hat, eine Vorgabe machen
wollen. Ich sage noch einmal: Das ist ehrenwert. Aber
dabei wird eines verkannt: Es gibt Extremsituationen, in
denen es besser ist, dass sich das Parlament einer gesetz-
geberischen Regelung von vornherein entzieht. Auch
das ist keine befriedigende Position. Aber wir meinen:
Das ist die angemessene. Wenn in einer Extremlage nach
sorgfältiger und gewissenhafter Prüfung ein solcher Ab-
schussbefehl gegeben wird, dann handelt der, der dies
tut, zweifellos ohne persönliche Schuld. Dies ist ihm
dann nicht vorzuwerfen. Deswegen ist es die richtige
rechtliche Kategorie, dass wir jemandem, der sich in ei-
nem unauflösbaren moralischen Dilemma so oder so ent-
scheidet, dies anschließend nicht strafrechtlich zum Vor-
wurf machen.

Das Luftsicherheitsgesetz, das Sie mit rot-grüner
Mehrheit und in diesem Punkt mit Billigung der CDU/
CSU beschlossen haben, geht aber über diese Position
deutlich hinaus;


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist die Frage!)


denn es hebt einen etwaigen Abschussbefehl auf die
Ebene der Rechtmäßigkeit.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo steht das?)


Wenn der Abschussbefehl durch ein Gesetz zugelassen
wird und er geradezu verlangt wird, dann gibt damit der
Gesetzgeber zu erkennen, er sei rechtmäßig. Dies ist
keine Unterscheidung, die nur für Juristen interessant ist,
sondern das ist die richtige Kategorisierung des Themas.


(Beifall bei der FDP)

Ein solcher Abschussbefehl wäre ohne Schuld, aber

er kann nicht von vornherein für legitim und rechtmäßig
erklärt werden. Dies ist zwar eine schwierige Gratwan-
derung, aber unserer Meinung nach die richtige Lösung
im Geiste des Grundgesetzes.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sind wir einer Meinung!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515501800

Kollege Stadler, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Wiefelspütz?


Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1515501900

Ja.


Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1515502000

Verstehe ich Sie richtig, Herr Kollege Stadler, dass

wir uns als Gesetzgeber in schwierigsten Grenzsituatio-

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(C (D en aus der Verantwortung stehlen sollen und den staatlihen Entscheidungsträgern nichts anderes anzubieten aben als bestenfalls ein Schulterzucken? Wie sehen Sie as? Ich glaube, Herr Kollege Wiefelspütz, Sie haben das icht so gemeint. Ich habe unsere Position ohne Polemik argestellt und auch die respektablen Absichten der aneren Meinung anerkannt. Wir gehen also über das Prolem nicht mit leichter Hand hinweg. Aber noch einmal das ist der entscheidende Gesichtspunkt –: Wenn Sie ich als Gesetzgeber dafür entscheiden, in der Extremsiuation, dass ein Flugzeug entführt, als Waffe benutzt nd dadurch das Leben Dritter bedroht wird, zu sagen, ass dann der Abschuss gerechtfertigt ist, (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo steht denn das?)

Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1515502100

ann nehmen Sie die Abwägung von Leben gegen Leben
or.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


ie wägen das Leben, das bedroht ist, gegen das Leben
b, das sicher vernichtet wird, nämlich der Insassen des
lugzeuges, also der Flugzeugbesatzung und der un-
chuldigen Passagiere.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch nicht wahr!)


ine solche Abwägung von Leben gegen Leben ist unse-
em Recht völlig fremd.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Vielmehr ist die richtige Kategorie: Wenn jemand in
ie Situation kommt, dass er diese fürchterliche Abwä-
ung treffen muss, dann können wir ihm nicht vorwer-
en, wenn er sich für den Abschuss entscheidet. Das
cheint nur für Juristen von Interesse zu sein, aber es gibt
us gutem Grund verschiedene Kategorien, nämlich die
ategorie der Handlung, als Nächstes die Kategorie der
echtmäßigkeit der Handlung und als letzte die Katego-
ie der persönlichen Vorwerfbarkeit und der persönli-
hen Schuld. Wir meinen, hier geht es um die Frage der
chuld. Wir verneinen die Schuld dessen, der so ent-
cheiden müsste. Aber dafür braucht man keine Rege-
ung, die den ganzen Vorgang auf die Ebene der Recht-
äßigkeit zurückführt. Genau dies sind die Bedenken,
ie der Bundespräsident kraft der Autorität seines Amtes


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Genau so ist es!)

nd kraft der Autorität seiner Argumente formuliert hat.
as war mutig, erforderlich und das verdient Dank und
espekt.


(Beifall bei der FDP)

Deswegen sollten wir die Initiative der CDU/CSU

um Anlass nehmen, diese Bestimmung über den
bschussbefehl aus dem Luftsicherheitsgesetz zu strei-
hen.






(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo steht denn was vom Abschussbefehl?)


– § 14 Abs. 3, Herr Kollege Ströbele, Sie wissen es ge-
nau.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da steht nichts von Abschuss!)


Tun wir das nicht in diesem Gesetzgebungsverfahren,
dann wird das Bundesverfassungsgericht hierüber ent-
scheiden. Der frühere Bundestagsvizepräsident Burkhard
Hirsch hat bereits als Anwalt von etwaig betroffenen
Piloten eine Verfassungsbeschwerde in dieser Woche er-
hoben, auch im eigenen Namen,


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Sehr erfolgversprechend!)


eine Verfassungsbeschwerde, die der Herr Bundespräsi-
dent übrigens zur Klärung ausdrücklich angeregt hat.

Ich schließe mich dem Kollegen Koschyk an: Es ist
besser, wenn das Parlament in dieser schwierigen Lage
selber die Entscheidung trifft. Sie kann unserer Meinung
nach nur lauten, die Bestimmung über den Abschussbe-
fehl zu streichen. Das ist allemal besser, als wenn wir auf
Nachhilfe aus Karlsruhe warten.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann brauchen wir das aber nicht mehr zu entscheiden!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515502200

Ich erteile das Wort dem Kollegen Hans-Christian

Ströbele, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
Herr Kollege Stadler, Sie haben Recht, die entschei-
dende Frage ist: Gibt dieses Gesetz irgendjemandem,
zum Beispiel dem Bundesverteidigungsminister, das
Recht, einen Befehl zum Abschuss zu geben? Ich sage
Ihnen – Sie haben darauf hingewiesen, dass auch andere
Meinungen respektabel seien und die Gründe dafür res-
pektabel sein können –: Die Auffassung, die Sie vertre-
ten haben, nämlich dass Sie einen Abschuss nicht wol-
len, ist nicht nur eine respektable Auffassung, sondern
das ist auch eine Auffassung, die wir teilen. Das Bünd-
nis 90/Die Grünen und ich persönlich wollen auch keine
Legitimation zum Abschuss eines Flugzeuges mit mög-
licherweise Hunderten von unbeteiligten Menschen ge-
ben.


(Beifall des Abg. Volker Beck [BÜNDNIS 90/ Die GRÜNEN])


Nur, Herr Kollege Stadler, schauen Sie einmal in das
Gesetz hinein. Steht das denn so darin?


(Dr. Max Stadler [FDP]: Ja!)


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(C (D ch sage: Entgegen den öffentlichen Behauptungen gibt as Luftsicherheitsgesetz keine Lizenz zum Töten von nschuldigen und unbeteiligten Menschen. Dieses Geetz regelt vielmehr die Befugnis, wer in solchen Exremfällen überhaupt zu entscheiden hat. Ich glaube, wir ind uns alle einig, dass man das nicht dem einzelnen iloten, dem Polizeibeamten oder dem Polizeipräsidenen vor Ort überlassen kann, sondern dass dann, wenn ine solche Entscheidung zu treffen ist, diese auf hoher bene angesiedelt sein muss. Wir haben die Entscheiung beim Bundesverteidigungsminister angesiedelt. Die Frage ist doch: Steht in diesem Gesetz, das wir emacht haben, etwas von Abschuss? Nein. Darin heißt s nämlich: „den unmittelbaren Einsatz von Waffengealt“. Dieser Einsatz kann sehr unterschiedlich erfolgen. enn zum Beispiel bei dem Vorfall in Frankfurt das lugzeug auf einen Tower zugeflogen wäre und Menchenleben in der Stadt akut bedroht gewesen wären, ann hätte das Gesetz die Möglichkeit geboten, unmitelbar Waffen einzusetzen, und zwar möglicherweise uch zum Abschuss. In dieser Situation wären keine uneteiligten Menschen bedroht gewesen; vielmehr wäre ur der Täter bedroht gewesen, der bei einem Einsatz ahrscheinlich sein Leben verloren hätte. Mit dem Gesetz werden gerade keine Rechtsschran en geöffnet. Vielmehr entscheidet sich die Frage, was m jeweiligen Konfliktfall zu geschehen hat, nach den eltenden allgemeinen Regeln des Polizeirechts und des bergesetzlichen Notstands. Wie war denn die Rechtslage vor dem In-Kraft-Tre en des Gesetzes? Schließlich sind schon bei dem Vorfall n Frankfurt Hubschrauber aufgestiegen und die Bundesehr wurde zu Hilfe gerufen. Es ist nicht davon auszuehen, dass in dieser Situation, wenn entsprechende konrete Anhaltspunkte vorgelegen hätten, nichts passiert äre. Vielmehr hätten die Verantwortlichen – wer auch mmer zuständig war – vor der schwierigen Entscheiung gestanden, ob der Fall eines übergesetzlichen Nottands gegeben wäre. In diesem Fall hätte eine Person öglicherweise ein Leben gegen das andere abwägen nd eine rechtswidrige Handlung begehen müssen, für ie sie sich gegebenenfalls später vor Gericht zu verantorten gehabt hätte. Das Gericht hätte dann feststellen üssen, ob das Verhalten schuldhaft und strafbar ist. Diese Situation bleibt durch das In-Kraft-Treten des esetzes unverändert. Das heißt, welche konkrete Maßahme im Einzelfall zu treffen und welche gerechtfertigt st, richtet sich nach den allgemeinen Regeln, die schon or dem In-Kraft-Treten des Gesetzes gegolten haben. nsofern sind die in der Öffentlichkeit verbreiteten Dartellungen nicht richtig. Ich denke, das Gesetz regelt die Zuständigkeit und be agt konkret, dass der Grundsatz der Verhältnismäßigeit zu wahren ist und die polizeilichen Kriterien entcheidend sein müssen, (Volker Kauder [CDU/CSU]: Dann brauchen wir dieses Gesetz gar nicht!)


ass militärische Kriterien oder sonstige der Bundes-
ehr eigene Kriterien keine Rolle spielen dürfen und






(A) )



(B) )


Hans-Christian Ströbele

dass die Abwägung der zu ergreifenden Maßnahmen
nach allgemeinem Recht erfolgen muss.

Der Gesetzentwurf, den wir heute beraten, berührt
dieses Thema aber in keiner Weise. Darin geht es näm-
lich um ganz andere Fragen. Zunächst einmal geht es um
die Frage, ob die Bundeswehr über die Möglichkeiten,
die sich aus den Art. 35 und 87 a des Grundgesetzes hi-
naus ergeben, im Inneren eingesetzt werden soll.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das machen Sie doch auch!)


Dazu sage ich Ihnen eindeutig: Mit Bündnis 90/Die Grü-
nen und dieser Koalition ist keine Ausweitung der Ein-
satzmöglichkeiten der Bundeswehr im Inneren machbar.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das wollen wir nicht und das haben wir nie gewollt. Wir
sehen uns damit in der Tradition der Diskussionen über
die Wiederbewaffnung in den 50er-Jahren und die Not-
standsgesetze Ende der 60er-Jahre,


(Lachen bei der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Altlinker Ideologe!)


in denen wir immer wieder gesagt haben: Mit der Schaf-
fung der Bundeswehr besteht die Gefahr, dass ihre Be-
fugnisse über die vielfältigen Aufgaben hinaus, für die
sie im Inneren eingesetzt werden kann, immer weiter
ausgedehnt werden. Damals wurde uns versichert, das
werde nie eintreten. Heute stehen wir vor der Situation,
dass Sie genau das fordern. Das ist aber mit uns nicht zu
machen. Das darf nicht geschehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Sie fordern eine Erweiterung auf die Situation einer

terroristischen Bedrohung. Dem halte ich entgegen,
dass Ihrer Formulierung entsprechend die Bundeswehr
in den vergangenen drei Jahren seit dem 11. September
2001 ständig im Inneren hätte eingesetzt werden können.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das ist doch Blödsinn!)


Es wird allgemein von einer aktuellen und bis heute blei-
benden terroristischen Bedrohung in Deutschland ausge-
gangen. Das heißt, wenn heute ein Land wie Bayern,
Nordrhein-Westfalen oder Baden-Württemberg mit Hin-
weis darauf, dass die eigenen polizeilichen Kräfte nicht
ausreichten und auch der Bundesgrenzschutz die Aufga-
ben nicht bewältigen könne, den Einsatz der Bundes-
wehr zum Objektschutz bzw. für alle möglichen polizei-
lichen Aufgaben anfordern würde, dann wäre das mit
einem Gesetz, wie Sie es wollen, schon heute möglich.
Das darf nicht sein. Das wollen wir nicht und das werden
Sie auch nicht durchsetzen.

Sie behaupten des Weiteren – hier nehmen Sie tat-
sächlich die Kritik des Bundespräsidenten auf –, dass
das Luftsicherheitsgesetz, so wie wir es beschlossen ha-
ben, nicht mit Art. 35 des Grundgesetzes zu vereinba-
ren sei. Aber auch hier empfehle ich Ihnen: Lesen Sie
das Gesetz doch einmal genau! Art. 35 Abs. 3 des
Grundgesetzes besagt, dass dann, wenn Gefährdungen

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(C (D on einem besonders schweren Unglücksfall oder von iner Naturkatastrophe ausgehen und über Ländergrenen hinausgehen, der Einsatz der Bundeswehr im Innern äußersten Fall in Betracht kommen kann. Nichts an eres steht in unserem Gesetz. In § 13 unseres Gesetzes t festgelegt – darauf haben wir ausdrücklich Wert elegt –, dass nur von den in Art. 35 Abs. 2 und 3 des rundgesetzes enthaltenen Befugnissen Gebrauch geacht werden darf. Die vom Bundespräsidenten geäuerten Bedenken fanden auch in der Anhörung keinerlei ehrheit. Ich glaube, es waren nur ein oder zwei Sacherständige, die sich mit seinen Bedenken ernsthaft bechäftigt haben. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Es waren fünf von sechs!)


er von Ihnen benannte Sachverständige Professor
cholz hat ausdrücklich darauf hingewiesen, dass er un-
eren Gesetzentwurf in diesem Punkt durchaus als
rundgesetzkonform ansieht.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Nein! Das hat er nicht!)


Wir sind der Meinung, dass das Grundgesetz nur so
usgelegt werden kann, wie wir das tun. Es kann nicht
arauf ankommen, ob bereits ein besonders schwerer
nglücksfall, ein Schaden oder eine Naturkatastrophe
ingetreten ist, ob zum Beispiel das Wasser schon über
ie Ufer getreten ist oder ob die Deiche schon gebrochen
ind. Vielmehr sind Maßnahmen, die den Einsatz der
undeswehr im Innern notwendig machen, auch dann
ulässig – nur so kann man das Grundgesetz auslegen; so
aben das auch die Sachverständigen gesagt –, wenn
ine Gefahr unmittelbar bevorsteht. Es wäre ja unsinnig,
enn man abwarten müsste, bis ein Schaden eingetreten
t.
Unser Gesetz ist grundgesetzkonform und wird des-

alb auch vor dem Bundesverfassungsgericht Bestand
aben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Da wäre ich ja mal vorsichtig angesichts eurer Erfahrungen der letzten Zeit!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515502300

Ich erteile das Wort Kollegen Clemens Binninger,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1515502400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Meine Damen und Herren! Der Anlass
er heutigen Debatte ist das Luftsicherheitsgesetz. Es
ohnt sich, noch einmal einen Blick auf dieses Gesetz als
anzes zu werfen. Der Anspruch ist, dass in Zeiten der
edrohung wie diesen, in denen entführte Maschinen als
affen benutzt werden, alles getan werden muss, um
nschläge aus der Luft zu verhindern. Das ist das Ziel
nd darin sind wir uns, glaube ich, auch einig. Die ent-
cheidende Frage ist aber, ob mit dem Gesetz dieses Ziel






(A) )



(B) )


Clemens Binninger

erreicht wird. Wenn man es sich genauer anschaut, dann
stellt man fest, dass dieses Gesetz Sicherheitslücken
schafft, unpraktikabel und verfassungswidrig ist. Des-
halb ist es in keiner Weise geeignet, die angestrebten
Ziele zu erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Art und Weise, wie das Gesetz zustande kam

– ich glaube, das ist ein interessanter Hinweis für die
deutsche Öffentlichkeit, wie die Regierung Gesetze
macht –, ist eine Mischung aus Arroganz und Ignoranz.
Sie haben das Gesetz vor der zweiten und dritten Lesung
so geändert, dass es nicht mehr zustimmungspflichtig
war; denn Sie wussten, dass es in seiner ursprünglichen
Fassung im Bundesrat scheitern würde. Sie haben außer-
dem die Ergebnisse einer Sachverständigenanhörung
ignoriert, bei der fünf von sechs Sachverständigen ge-
sagt haben – Herr Ströbele, ich habe gestern noch einmal
das Protokoll der Sachverständigenanhörung zurate ge-
zogen und es von vorne bis hinten gelesen und dabei
festgestellt, dass nur Herr Robbers, der von Ihnen be-
stellte Sachverständige, eine andere Meinung vertritt;
Sie haben uns das schon das letzte Mal falsch
vorgehalten –, eine Verfassungsänderung sei notwendig
oder zumindest sinnvoll.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche Sachverständigen?)


So viel zu dem Thema, dass die meisten Sachverständi-
gen gegen unsere Bedenken waren.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün, Sie
haben des Weiteren alle Hinweise des Verbandes der
Kampfpiloten ignoriert. Ich möchte das gern an einem
praktischen Beispiel deutlich machen. § 14 des Luft-
sicherheitsgesetzes regelt den Einsatz der Bundeswehr
im Innern. Sie verstehen darunter fälschlicherweise
Amtshilfe. Ich komme darauf später noch zu sprechen.
§ 14 regelt folgendes abgestuftes Verfahren: Eine ent-
führte Maschine ist durch ein Militärflugzeug zunächst
abzudrängen, bevor mit Signalschüssen, dann mit Warn-
schüssen und – nur im äußersten Notfall und auf Anord-
nung des Verteidigungsministers – mit Waffengewalt auf
die Maschine eingewirkt werden darf.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es! Das haben Sie auch nie kritisiert!)


So weit klingt es durchaus logisch und sinnvoll.
Die Kampfpiloten – sie müssen diese Maßnahmen

ausführen – sind ganz anderer Meinung: Der Versuch,
eine entführte Linienmaschine Boeing 737 mit einem Jet
abzudrängen, ist etwa so tauglich wie der Versuch, einen
LKW mit einem Mofa von der Autobahn abzudrängen.
Das funktioniert gar nicht.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515502500


Kollege Binninger, gestatten Sie eine Zwischenfrage
des Kollegen Ströbele?

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(C (D Ein paar Sätze noch, dann gestatte ich sie gerne. – Si nalschüsse abzugeben, wie vorgesehen, funktioniert icht, weil die Maschinen mit der entsprechenden Muniion gar nicht ausgerüstet sind. arnschüsse abzugeben, wie in diesem Gesetz vorgeseen, funktioniert auch nicht, weil die Munition an Bord ärmegelenkt ist und jeder Schuss sofort sein Ziel finen wird. Sie haben eine Bestimmung frei von jeglichem achverstand und unbelastet von Fachwissen geschafen. Deshalb ist es ein theoretisches Konstrukt, das keine icherheit schafft, sondern Unsicherheit produziert. Jetzt dürfen Sie Ihre Frage stellen. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Herr Binninger, regen Sie sich bitte nicht auf! Das ist nicht gesund!)

Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1515502600

(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört!)



(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Kollege Binninger, geben Sie mir Recht, wenn

ch feststelle, dass die CDU/CSU während der gesamten
eratung dieses Gesetzes zu keinem Zeitpunkt die in
14 des Luftsicherheitsgesetzes enthaltene Vorschrift
ritisiert hat, dass Sie zu keinem Zeitpunkt die von
ampfpiloten geäußerten Bedenken geltend gemacht ha-
en und dass Sie zu keinem Zeitpunkt – auch heute
icht, da Ihr Gesetzentwurf behandelt wird – Ände-
ungsvorschläge gemacht haben?


Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1515502700

Unser Kritikpunkt, Herr Ströbele, war zunächst im-
er, dass die verfassungsrechtliche Grundlage fehlt und
ass das Gesetz damit insgesamt nachbesserungsbedürf-
ig ist. Diese Kritik haben wir auch formuliert. Nur – das
abe ich vorhin mit „Ignoranz“ und „Arroganz“
emeint –: Das interessiert Sie doch gar nicht. Seien Sie
och ehrlich! Was interessiert Sie die Meinung von
achverständigen? Sie wollen sie gar nicht hören. Sie
ind in Ihrer ideologischen Meinung festgelegt. Was
achverständige und Berufspiloten sagen, das interes-
iert Sie doch nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war eine rein ideologische Antwort! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Antworten Sie doch einmal auf die Frage!)


Zu den inhaltlichen Mängeln dieses Gesetzes – sie
eigen, dass es am Schreibtisch und für den Schreibtisch,
ber nicht für die Praxis entwickelt worden ist – kom-
en die verfassungsrechtlichen Bedenken hinzu. Durch
ieses Gesetz wird der Einsatz der Bundeswehr im
nnern geregelt. Sie beziehen sich dabei auf Art. 35
rundgesetz. Der Bundespräsident sagt zu Recht:
rt. 35 Grundgesetz regelt die Amtshilfe. Ein Kernele-
ent der Amtshilfe besteht darin, dass nicht diejenige
inheit, die eingesetzt wird, das Sagen hat, sondern die-
enige Einheit, die anfordert. Das heißt in diesem Fall,






(A) )



(B) )


Clemens Binninger

dass irgendein Polizeiposten in Hessen, der Unterstüt-
zung braucht, darüber entscheidet, ob die Bundeswehr
zum Einsatz kommt oder nicht. Es ist aber keine Amts-
hilfe, weil der Bundeswehr eine eigenständige Aufgabe
dauerhaft übertragen wird, über die der Verteidigungs-
minister zu Recht entscheidet. Damit wäre ein solcher
Vorgang von Art. 35 Grundgesetz nicht gedeckt. Ihr Vor-
haben ist damit im Kern ganz und gar verfassungswid-
rig.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Ströbele, Ihre Beiträge waren in gewisser Hin-

sicht entlarvend.

(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ja!)


Sie haben heute einmal dargelegt, worum es den Grünen
hier wirklich geht: nicht um die Sicherheit in unserem
Land, sondern darum, alte ideologische Bedenken gegen
die Bundeswehr wieder zu entfachen. Sie haben – viel-
leicht aus Ihrer Jugend – immer noch das Feindbild Bun-
deswehr im Kopf. Aber dieses Bild hat mit der Realität
heute nichts mehr zu tun. Wir brauchen eine Bundes-
wehr, die sich mit innerer und auch äußerer Sicherheit,
soweit notwendig, befasst. Sie wollen das nicht.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hilfspolizei!)


Herr Ströbele, erklären Sie der deutschen Bevölkerung
doch einmal,


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er hat das schon erklärt! Aber Sie hören nicht zu, Herr Binninger!)


warum Sie dafür sind, die Bundeswehr an allen Krisen-
herden dieser Welt für Aufgaben wie Objektschutz, See-
sicherheit und Luftsicherheit einzusetzen, obwohl Sie
dagegen sind, die Bundeswehr zum Schutz der Men-
schen im eigenen Land einzusetzen, weil dazu die ver-
fassungsrechtliche Grundlage fehlt. Das ist doch absurd.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei mir sind Sie beim Falschen! – Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Herr Binninger, das ist billige Polemik, was Sie hier betreiben!)


Deshalb haben wir heute einen Gesetzentwurf zur
Änderung des Grundgesetzes eingebracht. Ich will die
Punkte deutlich machen, die wir damit verbinden:

Punkt 1. Wir greifen den ersten Kritikpunkt des Bun-

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1515502800
Art. 35 Grundgesetz
reicht nicht aus. Wir schlagen eine konkrete Änderung
zu Art. 35 Grundgesetz vor.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Gegensatz zum Kosovo gibt es in Deutschland eine funktionierende Polizei!)


Punkt 2. Es geht um das Problem „Leben gegen Le-
ben“, auf das der Kollege Stadler zu Recht schon hinge-
wiesen hat. Sie können das doch nicht ernsthaft mit
Art. 35 Grundgesetz abvespern. Deshalb schlagen wir
eine Änderung des Art. 87 a Grundgesetz vor.

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(C (D (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Unsinn!)


n Abs. 2 sollen nach den Worten „Außer zur Verteidi-
ung“ die Worte „und zur Abwehr von Gefahren aus der
uft und von See her ...“ eingefügt werden.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann gilt Kriegsrecht oder wie?)


Es gilt kein Kriegsrecht. Aber wir müssen diese Be-
timmung weiterentwickeln. – Staatssekretär Körper hat
ir nicht erlaubt, eine Frage zu stellen, aus gutem
rund. Er hat genau dieses Problem „Leben gegen Le-
en“ beschrieben. Da hilft die heutige Rechtslage ein-
ach nicht weiter. Da müssen wir im Prinzip die Verfas-
ung weiterentwickeln.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wollen wir nicht! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wollen wir nicht!)


m Gegensatz zu seinem Minister hat er eingeräumt,
ass es bei diesem schwierigen Fall – entführte Ma-
chine mit unschuldigen Passagieren an Bord/mögliche
pfer am Boden – im Kern natürlich um die Abwägung
Leben gegen Leben“ geht. Der Herr Minister hat den
errn Bundespräsidenten ja etwas oberlehrerhaft dahin
elehrt, dass es nicht um „Leben gegen Leben“ geht.
och, darum geht es leider. So bitter ist die Realität. Sie
önnen das nicht klären, indem Sie einfach die Frage ne-
ieren,


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ist es! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht regeln!)


ndem Sie zu § 14 des Luftsicherheitsgesetzes sagen:
ir wirken nur auf das Flugzeug ein; ob Menschen darin
itzen, interessiert uns nicht.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch!)


ie brauchen an dieser Stelle zwei Verfassungsänderun-
en, nämlich in Art. 35 und in Art. 87 a Grundgesetz.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gucken Sie sich doch einfach einmal Art. 35 an!)


eides schlagen wir vor.
Wir schlagen außerdem vor, eine Sachverständigen-

nhörung zu diesem komplizierten Fragenbereich „Le-
en gegen Leben“ durchzuführen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr gut!)

Wenn Sie es nicht tun, werden wir einen Gesetzent-
urf zur Änderung des Luftsicherheitsgesetzes einbrin-
en, mit dem die praktischen Mängel dieses Gesetzes
orrigiert werden.
Eines muss ich zum Abschluss schon noch sagen: Bei

iesem schwierigen Thema „terroristische Bedrohung,
nschläge weltweit mit ungeheurem Ausmaß“ hilft es






(A) )



(B)


Clemens Binninger

nicht, wenn man auf halbem Wege stehen bleibt. Sicher-
heit macht man ganz oder gar nicht. Rot-Grün hat sich
für „gar nicht“ entschieden.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1515502900

Ich erteile Kollegen Dieter Wiefelspütz, SPD-Frak-

tion, das Wort.

(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das bedeutet, dass Deutschland bei Ihnen eine Krisenregion ist! – Gegenruf des Abg. Clemens Binninger [CDU/CSU]: Bei Ihnen schon! – Gegenruf der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1515503000

Hören Sie jetzt einmal zu, Frau Stokar!

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Ich finde, dass wir heute Morgen
eine etwas krause Debatte führen.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! – Clemens Binninger [CDU/ CSU]: Passend zur Frisur des Redners!)


Ich möchte darauf hinweisen, dass das Luftsicherheits-
gesetz seit einigen Tagen in Kraft ist und angewendet
wird.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch nicht! Gott sei Dank!)


– Es ist in Kraft. Der Bundesverteidigungsminister wen-
det es an. Das ist seine Pflicht.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Natürlich wird es angewendet! Es hat viele Paragraphen!)


Es ist unterschrieben und wird angewendet. In den kom-
menden Monaten wird es ein Verfahren in Karlsruhe ge-
ben.

Aber das Parlament hat entschieden. Das Parlament
hat sich an dieser Stelle mit großer Sorgfalt entschieden.
Wir haben uns die nötige Zeit genommen. Wir haben
eine sehr qualifizierte Anhörung veranstaltet, an die ich
mich gern erinnere. Jetzt liegt uns ein Gesetzentwurf von
Ihnen vor, Herr Koschyk, den ich als Altpapier be-
trachte.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich weiß gar nicht, was Sie damit wirklich wollen. Wol-
len Sie eine verlorene Abstimmung korrigieren? Wollen

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(C (D ie wirklich, dass das, was Sie da aufgeschrieben haben, n das Grundgesetz hineinkommt? issen Sie, was ich hier heute gern gehört hätte? Ich ätte mir heute gern eine Rede von unserem Kollegen r. Schäuble zu diesem Thema angehört, also dazu, ob an die Verfassung so verbiegen darf. Was wollen Sie eigentlich erreichen? Ich will Ihnen inmal Folgendes sagen: Es gehört zu den Grundfunktioen unseres Staates, für die Sicherheit unserer Bürgerinen und Bürger zu sorgen, (Clemens Binninger [CDU/CSU]: Dann tun Sie es doch!)


(Zuruf von der CDU/CSU: Ja!)


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ach!)


ielleicht auch, wenn wir noch etwas Kraft haben, für
ie Sicherheit von Menschen außerhalb unseres Landes.
ofür haben wir den Staat? Eine der Grundfunktionen

st, die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger zu ge-
ährleisten. Wir haben die Aufgabe, eigentlich täglich
ie Sicherheitslage zu analysieren und uns zu fragen:
ie sieht es mit den Herausforderungen aus, denen wir
u begegnen haben? Ist unser Normenbestand ausrei-
hend? Sind wir faktisch gut aufgestellt? Haben wir ge-
ug Polizei- und Bundeswehreinsatzszenarien? Ist das
lles so in Ordnung?


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Es ist doch völlig klar, dass wir nicht erst seit dem

1. September, aber insbesondere nach dem 11. Septem-
er Veranlassung haben, hinzuschauen, ob das, was wir
n Deutschland zum Schutz der Sicherheit unserer Bür-
erinnen und Bürger anzubieten haben, in Ordnung ist.
Schauen wir uns einmal die Verfassung an und neh-
en Sie dann, darum bitte ich, Folgendes zur Kenntnis:
enn ein Angriff von außen auf Deutschland droht, sei
r militärischer oder terroristischer Natur, wird unser
and verteidigt.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


ann wird die Bundeswehr nach Maßgabe von Art. 87 a
bs. 1 Satz 1 eingesetzt; denn hierbei handelt es sich um
andesverteidigung. Für einen solchen Einsatz brau-
hen Sie übrigens die Zustimmung des Deutschen Bun-
estages; bezüglich einer Entscheidung über den Einsatz
on Streitkräften gilt nämlich der konstitutive Parla-
entsvorbehalt.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Da werden Sie bei einem entführten Flugzeug viel Zeit haben! Das wird sehr gut klappen!)


In eiligen Fällen, Herr Binninger, wird das nachgeholt.
o war es beispielsweise bei der Evakuierungsaktion in
irana.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


s ist seit Jahr und Tag geltendes Verfassungsrecht, dass,
enn ein Angriff von außen kommt, die Bundeswehr
)






(A) )



(B) )


Dr. Dieter Wiefelspütz

eingesetzt wird, und zwar unabhängig davon, ob der An-
griff aus der Luft oder von See her erfolgt. Da kommen
Sie jetzt und wollen etwas klarstellen, was schon längst
im Grundgesetz enthalten ist.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Stimmt doch gar nicht!)


Unsere Verfassung wäre doch völlig verfehlt konzipiert,
wenn wir nicht längst für solche Fälle entsprechend auf-
gestellt wären.

Bei einem Angriff von außen spielt es auch keine
Rolle, ob er von Militärs oder vonTerroristenkomman-
dos, die den gleichen Schaden wie eine militärische Ak-
tion anrichten können, durchgeführt wird. Für solche
Fälle müssen wir doch aufgestellt sein. Wenn Sie das
noch nicht begriffen haben, bin ich gerne bereit, Ihnen
das an anderer Stelle noch einmal etwas genauer zu er-
klären, Herr Binninger.


(Abg. Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Herr Schäuble, da ich mir sowieso einen Beitrag von
Ihnen gewünscht habe,


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Den hätten wir im Moment auch lieber!)


gebe ich Ihnen jetzt gerne das Wort zu einer Frage.

Dr. Wolfgang Schäuble (CDU):
Rede ID: ID1515503100

Herr Kollege Wiefelspütz, ich kann und will jetzt Ih-

rer Bitte nicht entsprechen, sondern möchte Sie nur fra-
gen, wie Sie in Zeiten der Bedrohung durch internatio-
nalen Terrorismus und asymmetrischer Kriegsführung
– damit erreicht die Bedrohung ja eine neue Qualität –
unterscheiden wollen, ob ein Angriff von außen oder
von innen kommt. Sie argumentieren ja mit großer Em-
phase, dass wir dann, wenn ein Angriff von außen
kommt, unsere Bürger verteidigen können, wofür wir
auch gut aufgestellt sind. Aber woher wissen wir, ob ein
Angriff von außen oder von innen kommt? Beim ersten
Anschlag auf das World Trade Center in New York war
das nicht klar und beim zweiten war es auch nicht klar
zu entscheiden. Genau hier tut sich die Lücke auf. Sie
müssen die Antwort darauf geben, wie Sie sich da ver-
halten wollen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb brauchen wir eine gesetzliche Regelung!)


Wir haben hier in Form eines Gesetzentwurfes eine Ant-
wort gegeben.


Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1515503200

Schönen Dank für diese Frage. Herr Dr. Schäuble, die

Antwort auf die Frage, ob ein Angriff von außen oder
von innen kommt, kann sehr schwer fallen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Ja!)

Eines darf nicht passieren: Wir dürfen nicht tatenlos zu-
sehen. Das ist doch wohl klar.


(Lachen und Beifall bei der CDU/CSU)



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(C (D Moment, ich bin noch nicht ganz fertig mit meinem eitrag. – Ob der Angriff von außen kommt, kann ich ur nach Maßgabe dessen einschätzen, was ich weiß. ie Entscheidung kann sehr schwierig sein. Jedenfalls st, wenn der Angriff von außen kommt, nach Maßgabe nserer Verfassung der Fall der Landesverteidigung geeben und dann kann die Bundeswehr eingesetzt weren. enn das zweifelhaft ist, sollte man sich meiner Meiung nach für die wirksamste Möglichkeit einsetzen, um ie Gefahr zu bekämpfen, weil unser Land nicht schutzos sein darf. Das ist doch wohl völlig klar. (Zuruf von der CDU/CSU: Dann lasst es uns doch regeln!)


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist unstrittig!)


ch bitte Sie darum, Herr Kollege Binninger, mit dem In-
trument unserer Verfassung durchaus intelligent umzu-
ehen. Dann kann man auch zu entsprechenden Ergeb-
issen kommen


(Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

nd muss nicht tatenlos an der Seite stehen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Fünf von sechs Sachverständigen!)


Die Völkergemeinschaft, Herr Dr. Schäuble, hat übri-
ens nach dem 11. September einmütig festgestellt, dass
s sich hierbei um einen Angriff von außen handelte,
eil die Urheber dieser Tat von außen kamen. Deshalb
at ja auch die NATO gesagt, dass es sich im Grunde ge-
ommen um einen Verteidigungsfall handelt.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Bündnisfall!)


ypisch für das Eintreten des Verteidigungsfalls ist der
ngriff von außen. Das ist jetzt geklärt. Trotzdem wol-
en Sie § 87 a Abs. 2 verändern. Diese Veränderung
alte ich für völlig überflüssig.
Wie ist der Sachverhalt, wenn der Angriff im Innern

rfolgt?

(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Erklären Sie es uns mal!)

arauf antworte ich, dass in diesem Fall Art. 35 des
rundgesetzes gilt.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Wie bitte?)

Hören Sie doch bitte zu! – Sie schlagen nun eine Er-
änzung vor. Herr Binninger, diese Ergänzung wird auch
n der Rechtswissenschaft diskutiert.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aha!)

ine Meinung in der Wissenschaft besagt, die Bundes-
ehr dürfe nur dann eingesetzt werden, wenn der
nglücksfall schon eingetreten sei. Herr Ströbele und
ch sagen: Die Bundeswehr darf auch schon dann einge-
etzt werden, wenn beispielsweise der Angriff unmittel-
ar bevorsteht, wenn also die Gefahr noch abwendbar
st.


(Zuruf des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/ CSU])







(A) )



(B) )


Dr. Dieter Wiefelspütz

Im Zweifel, lieber Herr Koschyk, ist die Verfassung also
vernünftiger als mancher ihrer Interpreten.

Die Staatspraxis sieht folgendermaßen aus: Herr
Struck wartet nicht, bis beispielsweise ein Damm gebro-
chen ist, bevor er seine Soldaten einsetzt. Er befiehlt den
Einsatz bereits dann, wenn der Damm noch nicht gebro-
chen, sondern nur gefährdet ist.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Wenn der Damm noch gar nicht da ist!)


Wenn der Schaden noch abwendbar ist, warten wir doch
nicht so lange, bis er eingetreten ist. Es handelt sich um
eine absurde Auslegung unseres Grundgesetzes, wenn
man hineinliest, dass man erst auf den Eintritt des Scha-
dens warten muss, bevor man handelt, obwohl er noch
abwendbar ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass die Verfassung
vernünftiger ist als mancher ihrer Katastropheninterpre-
ten, Herr Binninger. Ich rate sehr davon ab, das Grund-
gesetz zu ändern, da es schon entsprechende Regelungen
enthält.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515503300

Herr Binninger möchte eine Zwischenfrage stellen.

Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1515503400

Ich möchte meinen Gedanken kurz zu Ende führen.
Zur Semantik. Selbst Verfassungsrichter sprechen

häufig von „Klarstellungen“.

(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Ja!)


Entweder enthält die Verfassung Regelungen zu einem
bestimmten Sachverhalt oder nicht. „Klarstellungen“ be-
deuten offenbar etwas ganz anderes.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Trojanische Pferde!)


Sie wollen eine Verfassungsänderung. Wenn es nur um
eine Klarstellung ginge, dann würde ich sagen, dass sie
überflüssig ist. Denn wenn in der Verfassung etwas
schon geregelt ist, dann bedarf es keiner Klarstellung.
Sie müssen jetzt beweisen, warum eine Verfassungsän-
derung nötig ist. Ich sage Ihnen aber: Sie ist völlig über-
flüssig, weil in der Verfassung längst steht, dass die Bun-
deswehr schon eingesetzt werden kann, wenn der
Schaden noch abwendbar ist. Es wäre völlig unsinnig,
wenn uns unser Grundgesetz zwingen würde, so lange
zu warten, bis der Schaden eingetreten ist, statt schon
vorher tätig zu werden. Unsinnig ist unser Grundgesetz
aber zum Glück nicht.

Ich rate Ihnen dringend: Geben Sie Ihren Antrag zum
Altpapier oder recyceln Sie ihn! Aber bitte führen Sie
keine ernsthafte Debatte über dieses Thema! Es gehört
sich nun wirklich nicht,


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Doch, das gehört sich! Eine ernsthafte Debatte gehört sich!)


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(C (D ass wir unser Grundgesetz so verunstalten, lieber Herr inninger, wie Sie es uns hier vorschlagen. Auch folgende Fragestellung finde ich sehr interes ant: Was wollen Sie eigentlich wirklich erreichen? ürden Sie das Luftsicherheitsgesetz für verfassungsonform halten, wenn wir Ihrem Antrag zustimmten? ch halte Ihre Beiträge zu diesem Thema für eine völlig chiefe Veranstaltung. Ich habe zwar Verständnis dafür ich akzeptiere das –, dass Sie nach Karlsruhe gehen. ber hier sozusagen auf der Überholspur Änderungen zu ordern führt in eine Sackgasse. Das werden wir nicht itmachen. Schönen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515503500

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Petra Pau.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1515503600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s geht heute um einen Wiederholungsantrag. CDU und
SU stellen ihn mit verlässlicher Regelmäßigkeit, wohl
issend, dass die Väter und Mütter des Grundgesetzes
us gutem Grund anderes wollten.
Die Opposition zur Rechten will die Bundeswehr im

nnern als Ersatzpolizei einsetzen. Weil das aus histo-
ischen, fachlichen und rechtlichen Gründen nicht zuläs-
ig ist, will sie das Grundgesetz ändern. Die PDS im
undestag wird dem nicht zustimmen. Mehr noch: Wir
aben das bisher abgelehnt und wir lehnen das auch wei-
erhin ab.
Es gibt bereits Sonderfälle – darüber ist heute schon

esprochen worden –, bei denen ein Bundeswehrein-
atz im Inneren möglich ist. Jetzt aber geht es um Ver-
uche, die Sonderfälle zu normalisieren und auszuwei-
en.
Nun ist allerdings seit einigen Tagen das Luftsicher-

eitsgesetz in Kraft; auch darüber wurde heute schon
esprochen. Es soll ermöglichen, dass entführte Passa-
ierflugzeuge durch die Luftwaffe der Bundeswehr ab-
eschossen werden können. Dieses Gesetz birgt ein
echtliches und ein ethisches Problem. Auf das recht-
iche Problem hat der Bundespräsident verwiesen. Aber
as ethische Problem bleibt uns erhalten, liebe Kollegin-
en und Kollegen von Rot-Grün und von der CDU/CSU.
enn wer entführte Passagiere zum Abschuss freigibt,
er erteilt eine Lizenz zum Töten. Ich finde, das geht
eiter als die gefährliche Debatte über das Pro und Kon-
ra von Folterpraktiken. Das rechtliche Problem könnten
ie – vielleicht – durch eine Änderung des Grundgeset-
es formal beseitigen. Das ethische Problem aber besei-
igen Sie nicht, auch nicht mit einer Zweidrittelmehrheit
m Bundestag.
Hinzu kommt der Generalverdacht, den Sie mit sol-

hen Gesetzesinitiativen immer wieder nähren. Damit
eine ich nicht nur die CDU/CSU, sondern auch die Re-
ierungskoalition, also SPD und Grüne. Wir erleben eine






(A) )



(B) )


Petra Pau

zunehmende Militarisierung der Außenpolitik und wir
erleben, dass innenpolitisch aufgerüstet wird, Stichwort:
Otto-Pakete. Werden nun beide Tendenzen miteinander
vermischt, dann geht es tatsächlich an die Substanz der
Bundesrepublik. Das alles will die PDS im Bundestag
aus guten Gründen nicht.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU und
der CSU, Sie sind immer vorneweg, wenn es darum
geht, das Grundgesetz zu verschlechtern. Das war beim
Asylrecht und in der Militärpolitik so, in der Innen- und
Sozialpolitik sowieso. Wenn es aber um Verbesserungen,
um mehr Demokratie, zum Beispiel um Volksabstim-
mungen auch zur EU-Verfassung, geht, dann spielen die
beiden Parteien die drei Affen, die nichts sehen, nichts
hören und nichts sagen wollen, jedenfalls nichts Positi-
ves.

Kurzum, die PDS will etwas anderes, etwas Besseres.
Deshalb werden wir Nein sagen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515503700

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Jürgen Herrmann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Jürgen Herrmann (CDU):
Rede ID: ID1515503800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir beraten
heute erneut die Änderung des Grundgesetzes, die einen
erweiterten Einsatz der Bundeswehr im Inneren un-
seres Landes ermöglichen und zugleich Rechtsklarheit
und Rechtssicherheit für die Anwender bringen soll.

Der Bundespräsident hat das mit der Mehrheit dieses
Hauses verabschiedete Luftsicherheitsgesetz trotz er-
heblicher verfassungsrechtlicher Bedenken inzwischen
ausgefertigt. Diese Bedenken wurden auch in den vo-
rausgegangenen Debatten von der CDU/CSU-Fraktion
und den unionsregierten Ländern vorgebracht. Kollege
Koschyk hat es eben schon angedeutet: Uns ist daran ge-
legen, eine Lösung dieses Problems hier im Bundestag
zu finden, nicht vor dem Bundesverfassungsgericht. Das
ist die vorrangige Aufgabe. Deshalb bringen wir heute
noch einmal diesen Gesetzentwurf ein. Es sei noch ein-
mal darauf hingewiesen: Es geht hier zwar um verfas-
sungsrechtliche Fragen, aber im Nachklang auch um in-
haltliche Einzelheiten des Luftsicherheitsgesetzes,


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Und um handwerkliche Mängel!)


die wir entsprechend nachbessern müssen, um Rechts-
sicherheit zu erlangen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir alle hoffen, dass es niemals erforderlich sein

wird, ein durch Terroristen gekapertes und mit Zivilisten
besetztes Passagierflugzeug abschießen zu müssen, um
zum Beispiel einen Anschlag wie auf das World Trade
Center zu verhindern. Wir dürfen jedoch nicht außer
Acht lassen, dass unsere Soldaten, die das Luftsicher-
heitsgesetz in der Zwischenzeit anwenden sollen – der
Verteidigungsminister hat dies bereits angekündigt –,
jetzt und heute Rechtssicherheit brauchen. Dies wird
umso deutlicher, da es immer wieder zu Einsätzen der

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(C (D uftwaffe im deutschen Luftraum kommt, die soforige Entscheidungen erfordern. Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Verband er Besatzungen strahlgetriebener Kampfflugzeuge eute mehr Bedenken gegen das Luftsicherheitsgesetz nmeldet, als er es bisher getan hat. Nach Aussage des erbandes werden sogar Befehlsverweigerungen in Beracht gezogen, sofern es zu einem Abschussbefehl komen würde. Dies sollte uns sehr nachdenklich machen. ber auch der Hinweis von Piloten der Luftwaffe auf klatante Mängel in der Ausstattung der Flugzeuge Kollege Binninger hat dies eben angesprochen –, etwa arauf, dass keine Voice Recorder vorhanden sind, die inen entsprechenden Befehl dokumentieren, oder auf as Fehlen von Leuchtspurmunition, muss hinterfragt erden. Übrigens bin ich schon sehr gespannt auf den von uns om Bundesverteidigungsminister eingeforderten Beicht hinsichtlich der Anzahl der Flugstunden der Buneswehrpiloten, die nach vorliegenden Berichten deutlich eringer als die erforderlichen bzw. die von ausländichen Kameraden geleisteten Flugstunden sein sollen. ollten sich diese Befürchtungen bewahrheiten, stellt sich atürlich gleich im Anschluss die Frage nach den operaiven Möglichkeiten und Fähigkeiten der Piloten, diesen chwierigen und weit reichenden Anforderungen zu entprechen. Neben den zuvor genannten operativen Beschwernis en ist es daher dringend geboten, die Rechtsunsichereit durch die Änderung des Art. 87 a Abs. 2 des Grundesetzes auszuräumen und die Streitkräfte unmittelbar urch das Grundgesetz zu legitimieren, die ihnen zugeachte Aufgabe „Schutz des Luftraumes“ erfüllen zu önnen. Das Grundgesetz soll aber nicht nur in Bezug auf eine echtlich einwandfreie Anwendung des Luftsicherheitsesetzes geändert werden. Die Vorschläge der CDU/ SU-Fraktion gehen deutlich weiter. Als ein Grund sind ie Veränderung der sicherheitspolitischen Lage und ie sich daraus ergebende neue Aufgabenstellung für die icherheitsbehörden unseres Landes anzusehen. Wir issen heute, dass der internationale Terrorismus in erbindung mit Massenvernichtungswaffen die militäriche Auseinandersetzung zwischen Militärblöcken als ie wahrscheinlichste Bedrohung unseres Landes abgeöst hat. Gleichzeitig verschwimmen die Bereiche der ineren und äußeren Sicherheit – darin sind wir uns sicherich einig –, und das aus mehreren Gründen: zunächst inmal, weil Terroristen sowohl von innen als auch von ußen Angriffe auf die Bundesrepublik ausüben können, ber auch, weil die im Rahmen des Terrorismus benutzen Waffen heute Schäden anrichten können, die man islang nur von militärischen Angriffen erwarten konnte. aher ist es wenig verständlich – das sieht ein Großteil er deutschen Bevölkerung ebenso –, dass wir nicht alle ns gegebenen Möglichkeiten nutzen, diese Gefahren bzuwehren. Jürgen Herrmann Eine dieser Gefahren droht uns auch von der See her; das ist bereits angesprochen worden. Ich will nicht näher auf die vielen, zum Teil unüberschaubaren Zuständigkeiten einzelner Behörden eingehen, die die Koordination beispielsweise bei einem Schiffsunglück erschweren. Im Licht der angestrebten Verfassungsänderung soll ein Streitkräfteeinsatz auch zur Gefahrenabwehr auf See möglich sein. Ähnlich wie bei den Anforderungen, die Luftsicherheit zu gewährleisten, gibt es Einsätze, die ohne die Hilfe der Streitkräfte nicht bewältigt werden können. Der Fantasie sind hier sicherlich keine Grenzen gesetzt. Aber ein durch Terroristen gekapertes Frachtschiff mit Chemikalien oder ein Öltanker, der sich auf die deutsche Küste zubewegt, sind denkbare Szenarien. Polizei und Grenzschutz wären mit ihren Mitteln sicherlich nicht immer in der Lage, ein solches Schiff aufzuhalten. Hier sind die Fähigkeiten unserer Streitkräfte gefragt. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir müssen uns wirklich fragen, inwieweit unsere Bevölkerung mit den Standards der Vergangenheit noch zu schützen ist. Auf die neuen Gefahren müssen wir jetzt reagieren, wir müssen heute handeln. Es hat bereits eine Verfassungsänderung gegeben. Ich erinnere an den aufgrund der Flutkatastrophe von 1962 in das Grundgesetz aufgenommenen Einsatz der Bundeswehr bei Naturkatastrophen. Wir sind heute gefordert, hier bezüglich der terroristischen Bedrohung nachzubessern und uns im Vorfeld Möglichkeiten einzuräumen, angepasst zu reagieren. Mit dem vorliegenden Entwurf wird die Einsatzmög lichkeit der Streitkräfte im Rahmen eng gefasster verfassungsrechtlicher Schranken ergänzt. War der zivile Objektschutz bisher nur im Verteidigungsfall sowie im Fall des inneren Notstands möglich, soll dies nun auf eine terroristische Bedrohung ausgeweitet werden. Dies ist sicherlich nur die Ultima Ratio – das sage ich als Polizeibeamter –; denn generell zeichnen Polizei und Grenzschutz für diese Aufgabe verantwortlich. Die Streitkräfte sollen und werden nicht als Lückenbüßer für fehlende Länderund Bundesressourcen benötigt, sie sollen nur dort unterstützend tätig werden, wo es die Einsatzlage ausdrücklich erfordert. Es gibt hierfür sicherlich einige Beispiele. Ich nenne nur den Schutz lebenswichtiger Infrastruktur bei einer terroristischen Gefährdung oder den Fall, dass Flughäfen weiträumig abzusichern sind, was von der Polizei nicht gewährleistet werden kann. Eine rechtliche Klarstellung durch den Gesetzentwurf erfährt auch der Einsatz der Streitkräfte im Vorfeld eines unmittelbar drohenden Unglücksfalls im Sinne des Art. 35 des Grundgesetzes. Ist die Rechtslage bei einem bereits eingetretenen Unglücksfall unstrittig – das haben Sie bereits gesagt, Herr Wiefelspütz –, so ergeben sich bei einem unmittelbar bevorstehenden Schadensereignis jedoch unterschiedliche Rechtsauslegungen. Die Bundesregierung geht heute noch von der strittigen Annahme aus, dass dieser Tatbestand v s D k h b d G d w n p l L b g k b l s m g W z w w n d D (C (D erfassungsrechtlich durch Art. 35 Abs. 2 des Grundgeetzes erfasst wird. (Beifall des Abg. Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD])


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: In der Tat!)


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Leider wahr!)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


a sich die Verfassungsrechtler hierüber aber streiten,
ann ich nur empfehlen, im Interesse der Rechtssicher-
eit einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen
zw. unseren Gesetzentwurf anzunehmen. Wir haben
iese Problematik aufgenommen und sehen in unserem
esetzentwurf eine Regelung im Vorfeld vor.
Meine Damen und Herren, wir erwarten im Interesse

er Sicherheit der Menschen in unserem Land zukunfts-
eisende Lösungen, die weiter gehende Möglichkeiten
icht von vornherein ausschließen. Wir Verteidigungs-
olitiker haben uns im letzten Jahr bereits Modelle über-
egt, wie wir die Sicherheit der Menschen in unserem
and erhöhen können. Wir haben Ihnen ein Regional-
asenmodell mit Wehrpflichtigen und Reservisten vor-
estellt, die für den Heimatschutz eingesetzt werden
önnen. Wir könnten auf diese Ressourcen ohne Pro-
leme zugreifen, wenn es denn nötig wäre, aber natür-
ich nur in diesem Fall.
Die Menschen in unserem Land haben einen An-

pruch darauf, bestmöglich geschützt zu werden. Es
acht in diesem Fall keinen Sinn, ideologische Lösun-
en nach vorn zu schieben, wie Sie von Rot-Grün es tun.
ir müssen alles tun, um die Menschen in Deutschland
u schützen. Ich denke, mit unserem Gesetzentwurf sind
ir hier auf dem richtigen Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515503900

Ich schließe damit die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 15/4658 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
azu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
ann ist die Überweisung so beschlossen.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 20 a und 20 b auf:
a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-

nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Sieb-
zehnten Gesetzes zur Änderung des Bundes-
wahlgesetzes
– Drucksache 15/4492 –

(Erste Beratung 148. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)

– Drucksache 15/4733 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Barbara Wittig
Hartmut Koschyk
Thomas Strobl (Heilbronn)

Silke Stokar von Neuforn
Dr. Max Stadler






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu der
Unterrichtung durch die Bundesregierung
Bericht der Wahlkreiskommission für die
15. Wahlperiode des Deutschen Bundestages
gemäß § 3 Bundeswahlgesetz
– Drucksachen 15/2375, 15/2499 Nr. 1, 15/4733 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Barbara Wittig
Hartmut Koschyk
Thomas Strobl (Heilbronn)

Silke Stokar von Neuforn
Dr. Max Stadler

Zu dem Gesetzentwurf liegt ein Änderungsantrag des
Abgeordneten Jürgen Koppelin vor.

Die Abgeordneten Wittig, Grund, Stokar von
Neuforn, Stadler und Mantel haben gebeten, ihre Reden
zu Protokoll geben zu dürfen1). Sind Sie damit einver-
standen? – Das ist der Fall.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Obwohl, ich hätte gern noch einmal etwas zu Bayern gesagt! – Gegenruf von der CDU/CSU: Bayern kann es verschmerzen!)


Es liegen Erklärungen der Abgeordneten Klaus
Barthel (Starnberg), Angelika Graf (Rosenheim),
Dr. Bärbel Kofler, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Erika
Simm, Jella Teuchner, Fritz Schösser und Gabriele
Fograscher2) sowie der Abgeordneten Otto Fricke3) und
Eduard Oswald4) gemäß § 31 der Geschäftsordnung vor,
die wir mit Ihrem Einverständnis zu Protokoll nehmen.

Damit kommen wir zur Abstimmung über die eben
genannten Punkte. Der Innenausschuss empfiehlt in sei-
ner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/4733, in
Kenntnis des genannten Berichts der Wahlkreiskommis-
sion auf Drucksache 15/2375 den Gesetzentwurf in der
Ausschussfassung anzunehmen.

Wer stimmt für den Änderungsantrag des Abgeordne-
ten Jürgen Koppelin auf Drucksache 15/4756? –


(Zurufe von der SPD: Er ist nicht einmal da! – Er hält es nicht für nötig! – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD], zur FDP gewandt: Unglaublich, dass ihr euch das zu Eigen macht! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist gegen die Absprache!)


Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ände-
rungsantrag ist mit den Stimmen von SPD und
Bündnis 90/Die Grünen bei Enthaltung der CDU/CSU
und Zustimmung aller Abgeordneten der FDP abgelehnt.

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1) Anlage 5
2) Anlage 2
3) Anlage 3
4) Anlage 4

(C (D Ich bitte nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf in er Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Handeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der esetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den timmen fast des ganzen Hauses gegen die Stimmen des bgeordneten Fricke und des Abgeordneten Oswald bei nthaltung des Abgeordneten Deittert angenommen orden. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf st mit dem gleichen Stimmverhältnis wie in der Abstimung zuvor angenommen worden. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 17 sowie Zusatz unkt 4 auf: 17 Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Börnsen Laumann, Dagmar Wöhrl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Zukunft der Immobilienwirtschaft – Drucksachen 15/3116, 15/3928 – P 4 Beratung des Antrags der Abgeordneten Wolfgang Börnsen Laumann, Dagmar Wöhrl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Immobilienwirtschaft sicherstellen – Immobilienund Versicherungsmakler stärken – Drucksache 15/4714 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss Nach interfraktioneller Vereinbarung ist für die Ausprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Einen Wierspruch höre ich nicht. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst er Abgeordnete Wolfgang Börnsen. Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle en! Die Antwort der rot-grünen Bundesregierung auf ie Große Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ur Zukunft der Immobilienwirtschaft ist kein Ruhmeslatt verantwortungsbewusster Regierungsarbeit, Herr taatssekretär. Es fehlen Daten und Fakten, Zahlen und arstellungen gesamtwirtschaftlicher Zusammenhänge. s fehlt die Anerkennung, dass die Immobilienwirtchaft ein Jobmotor ersten Ranges ist. Es fehlen konrete Aussagen zu konkreten Fragen. Es fehlt der steueriche Aspekt immobilienwirtschaftlicher Prozesse fast Wolfgang Börnsen vollständig. Es ist nur in Ansätzen ein Wille spürbar, sich mit einer bedeutenden und einflussreichen Branche unserer deutschen Volkswirtschaft offensiv auseinander zu setzen. Diese Art von Antwort ist wieder einmal typisch für diese Regierung, die mehr redet als nachdenkt, mehr schreibt als liest, mehr ausgibt als einnimmt und so viele Worte macht, dass sie gar nicht mehr weiß, zu welchen sie stehen soll. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1515504000




(A) )


(B) )


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Gib’s ihr!)


Es geht bei der Immobilienwirtschaft um einen be-
deutenden Bereich, in dem 2,15 Millionen Menschen un-
mittelbar und 3,4 Millionen Menschen insgesamt be-
schäftigt sind. Fürwahr sehr wagemutig, Herr
Staatssekretär, auf unsere Große Anfrage eine Antwort
light vorzulegen! Es geht um einen Wirtschaftszweig,
der – einschließlich der Bauinvestitionen – mit über
500 Milliarden Euro jährlich zur Wertschöpfung in un-
serem Land beiträgt, der allein durch Immobilientrans-
aktionen Jahr für Jahr dem Staat circa 5 Milliarden Euro
Grundsteuereinnahmen garantiert, dessen Produktions-
wert allein im Grundstücks- und Wohnungswesen im
Jahr 2002 250 Milliarden Euro und im Baugewerbe circa
200 Milliarden Euro betrug, dessen Bruttowertschöp-
fung für die beiden genannten beispielhaften Bereiche
jährlich circa 385 Milliarden Euro umfasst, eine Bran-
che, die die Städtebauförderung vonseiten des Bundes
und der Länder um das 18fache im Produktionswert ver-
bessert und dadurch Wirtschaftswachstum und Steuer-
einnahmen in erheblichem Maße sichert. Die wenigen
genannten Zahlen belegen die große volkswirtschaftli-
che, aber auch steuerpolitische und arbeitsmarktbezo-
gene Bedeutung der deutschen Immobilienwirtschaft.

Umso enttäuschender sind die teilweise nichts sagen-
den und oberflächlichen Antworten der Bundesregierung
auf unsere Fragen. Hier hat der Wirtschaftsminister eine
große Chance verpasst, sich eines Wirtschaftszweiges
anzunehmen, in dem über 300 000 überwiegend mittel-
ständische Unternehmen aktiv engagiert sind und mit
Sachkunde zum Funktionieren unserer Wirtschaft beitra-
gen. Aber bei Clements Wirtschaftspolitik ist es wie bei
einem Konzert: Ungeübte Ohren halten das Stimmen der
Instrumente bereits für Musik. An den zahlreichen
Nicht- oder Halbantworten ist ohne viel Fantasie ables-
bar, dass es nicht an den Mitarbeitern in den Ministerien
lag, dass auf unsere Fragen keine Flagge gezeigt wurde,
dass vielmehr offensichtlich die politischen Vorgaben zu
diesem Stückwerk geführt haben. Mehr Weitsicht, mehr
Verständnis und mehr Toleranz für eine Branche, die un-
ter anderem auch ganz entscheidend zur Eigentumsbil-
dung in Deutschland beiträgt – das hätte dem Anliegen
durchaus gedient. Aber leider gibt es bei Rot-Grün im-
mer noch ideologische Scheuklappen, was das Eigen-
tum und die Privatisierung des Immobilienhandels und
dessen Bewirtschaftung angeht. Im Hinblick auf die Li-
beralisierung des europäischen Marktes empfehlen wir

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(C (D er Bundesregierung ein zügiges Umdenken in beiden ereichen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Debatte über die Große Anfrage der Union findet
or folgendem Hintergrund statt: Die Bundesrepublik
eutschland liegt mit 42 Prozent Eigentumsanteil auf
em vorletzten Platz im europäischen Vergleich. Spit-
enreiter in Europa ist Italien mit 77 Prozent und da
üssen wir langfristig auch hin. Während unsere Nach-
arstaaten eine offensive Eigentumspolitik betreiben,
erhält sich die Bundesregierung merkwürdig passiv. Sie
ibt so gut wie keine wirtschaftlichen Anreize, hier zu
unkten. So ist die Immobilie im Bereich der Altersvor-
orge noch völlig außen vor. Das ist, Herr Staatssekretär,
olkswirtschaftlich und sozialpolitisch unverantwort-
ich; hier herrscht Handlungsbedarf.
Die Debatte über die Große Anfrage der Union findet

or dem Hintergrund deutlich zurückgehender Investi-
ionen im Immobilienbereich statt. So schrumpfte der
msatz im Jahr 2000 gegenüber dem Vorjahr um Be-
orgnis erregende 16,3 Prozent. Dieser Prozess setzte
ich im Jahr 2001 mit 4,4 Prozent und im Jahr 2002 mit
,5 Prozent fort. Auch der Auftragseingang beim Bau ist
eit fünf Jahren rückläufig.


(Gerhard Wächter [CDU/CSU]: Eine Katastrophe!)


Vor dem Hintergrund von – wie heute zu lesen
st – aktuell 4,9 Millionen Arbeitslosen sollte sich die
undesregierung – unabhängig davon, dass sich 2,3 Mil-
ionen Menschen in einer Warteschleife befinden – be-
usst sein, dass sie mehr Wachstumsimpulse geben
uss. Denn es ist für eine Demokratie mehr als besorg-
iserregend und mehr als problematisch, wenn in ihr ins-
esamt 7,2 Millionen Menschen ohne Beschäftigung le-
en. Statt aber beispielsweise Investitionen in den Bau,
en Ausbau und die Renovierung von Wohnimmobilien
u fördern, beabsichtigt man, die Eigenheimzulage gänz-
ich aufzugeben, ohne neue Anreize zu schaffen. Das ist
eine verantwortungsbewusste und auch keine kluge Po-
itik.


(Beifall bei der CDU/CSU)

urch die dümmliche Parole „Bildung statt Beton“, mit
er man die Abschaffung der Eigenheimzulage betreibt,
ird außer Acht gelassen, dass verantwortungsvolle
olitik beides forcieren muss; denn ohne Wachstum und
teuern gibt es keine Investitionen in die Bildung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Debatte über unsere Große Anfrage findet vor
em Hintergrund nicht ausreichender Bedingungen für
ie Ausbildung zum Immobilienmakler und zu ver-
andten Berufen statt. Noch immer benötigt man nur ei-
en Gewerbeschein, um diese verantwortungsvolle Tä-
igkeit auszuüben. Eine Fachkundeprüfung ist noch
mmer nicht Pflicht; das halte ich für nicht vertretbar.






(A) )



(B) )


Wolfgang Börnsen (Bönstrup)


Für viele unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger ist

der Erwerb einer Wohnung oder eines Hauses die um-
fangreichste und größte Investition, die sie in ihrem Le-
ben tätigen. Sie sollte durch umfassende Beratung und
viel Sachkunde begleitet werden. Dazu gehört eine qua-
lifizierte und zertifizierte Ausbildung, wie sie in anderen
europäischen Ländern gang und gäbe ist. Wer vernünfti-
gen Verbraucherschutz will, der muss entsprechend han-
deln. Auch bei uns muss Europa zum Maßstab und Stan-
dard werden.


(Otto Fricke [FDP]: Wir sollten Europa lieber vorausgehen!)


Das heißt, ein weiteres wesentliches Ziel dieser De-
batte muss es sein, auf die bestehende Wettbewerbver-
zerrung innerhalb Europas zum Nachteil der deutschen
Immobilienwirtschaft hinzuweisen; denn unser unzurei-
chendes und spezifisches Ausbildungssystem wird auf
europäischer Ebene nicht anerkannt. Das führt dazu,
dass Makler aus Mitgliedstaaten der EU zwar bei uns tä-
tig werden dürfen, dass deutsche Makler jedoch auf er-
hebliche Hindernisse stoßen, wenn sie außerhalb unseres
Landes aktiv werden wollen. Um mit den übrigen Mit-
gliedstaaten der EU auf gleicher Augenhöhe zu sein, be-
nötigen wir eine spezialisierte, allseits anerkannte und
hoch qualifizierte Berufsausbildung. Dabei geht es um
Chancengerechtigkeit für unsere Mitbürger.

Wir erwarten von der Bundesregierung die Vorlage ei-
ner Ausbildungsordnung für immobilienwirtschaftliche
Berufe, die mit anderen Berufsqualifikationen vergleich-
bar ist. Darüber hinaus erwarten wir, dass sich der Staat
beim Management bundeseigener Immobilien zurück-
nimmt und der Privatisierung Vorrang gibt. Wir erwar-
ten, dass die Wohnimmobilie, aber auch andere Formen
des Immobilienbesitzes in die geförderte Altersvorsorge
voll integriert und alle Angebote gleich behandelt wer-
den. Und wir erwarten mehr Transparenz. Öffentliche
Register müssen für jedermann, zumindest aber für die
entsprechenden Berufsgruppen leichter einsehbar wer-
den, wie es auch in unseren Nachbarstaaten praktiziert
wird.

Dazu gehört auch der Einsatz der Bundesregierung
für die Europafähigkeit offener Immobilienfonds, um
diesem deutschen Produkt, wenn die Kriterien de-
ckungsgleich sind, zum Eingang in die UCIT-Richtlinie
zu verhelfen. Schließlich ist die Bündelung der über
mehrere Ministerien verteilten Zuständigkeiten für die
Immobilienwirtschaft ebenso notwendig wie eine in Zu-
kunft in zweijährigen Abständen stattfindende Berichter-
stattung der Bundesregierung zur Lage dieses Wirt-
schaftszweiges. Fast all diese Forderungen gelten auch
für Versicherungsmakler. Hier ist mehr Dynamik durch
die Bundesregierung notwendig.

Aufgrund unserer gemeinsamen Verantwortung für
die Zukunft der Immobilienwirtschaft in Deutschland er-
warten wir zudem Anmerkungen über ernst zu neh-
mende Belastungen für die gesamte Branche. Neben der
Altersentwicklung in unserer Gesellschaft, die auch für
die Immobilienwirtschaft Herausforderungen und Chan-
cen gleichzeitig bedeutet, sehe ich besonders im anste-
henden Antidiskriminierungsgesetz eine folgenreiche,

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(C (D ußerst negative Entwicklung – nicht nur für die Immoilienwirtschaft, sondern auch für den sozialen Frieden n unserer Republik. Dieser Gesetzentwurf, Kollegen bgeordnete, ist einer der radikalsten Angriffe auf die ertragsfreiheit, die es in unserem Land je gegeben hat. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


r stellt durch die Umkehrung der Beweislast das
echtsverständnis unserer Bürger infrage. Er öffnet Ver-
eumdung und Denunziantentum Tür und Tor. Er nötigt
er Wohnungswirtschaft jährlich Hunderttausende von
okumentationen ab. Ein Berg neuer Bürokratie ent-
teht. Er führt zu einer Welle Tausender konfliktreicher
rozesse.
Dabei bleibt unberücksichtigt, dass bereits die Art. 1

nd 3 unseres Grundgesetzes gemeinsam mit dem gel-
enden Zivil- und Arbeitsrecht einen umfassenden Dis-
riminierungsschutz gewährleisten. Dieses unmögliche
ntidiskriminierungsgesetz lässt die Verbandsklage mit
er Ergänzung zu, dass Ansprüche abgetreten werden
önnen, zum Beispiel an den Mieterbund, die Gewerk-
chaft und andere Institutionen. Das heißt, unter dem
spekt des Diskriminierungsschutzes lassen sich künftig
eschäfte machen.
Es muss doch wohl zu denken geben, dass die eigent-

ich zuständige Bundesjustizministerin diese Initiative
is zum heutigen Tag ablehnt. Mit Recht kritisiert der
aus- und Grundbesitzerverband, der immerhin eine
illion Mitglieder umfasst, vehement diesen Entwurf,
eil er nicht dazu beiträgt, zu schützenden Personen zu
elfen, sondern im Gegenteil deren Integration er-
chwert. Vermieter in Deutschland werden sich nicht
ehr aussuchen können, wen sie gerne als Mieter hätten.
as ist tatsächlich ein massiver Angriff auf die Vertrags-
reiheit. Dieser Entwurf darf nicht Wirklichkeit werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Man vergisst, dass wir in unserem Land bereits eine
ntidiskriminierungskultur haben, ein verantwortungs-
ewusstes Verständnis für Minderheiten. Wenn es zu un-
rträglichen Ausreißern kommt, wenn intolerant gehan-
elt wird, dann schweigt unsere Gesellschaft nicht, dann
lagt sie an und leistet Widerstand; und das begrüßen
ir. Einen großen Anteil an der Beachtung von Benach-
eiligten in unserer Gesellschaft haben unsere Medien.
s ist anerkennenswert, mit welcher Sensibilität und
eutlichkeit sie auf Diskriminierungsfälle reagieren und
ie nicht dulden.
Zusammenfassend stelle ich fest: Hier wird einer

berzogenen Antidiskriminierungspolitik das Wort gere-
et. Die Folgen: Es wird zu mehr Konflikten in unserer
esellschaft kommen, zu weniger Investitionen, zu deut-
ich mehr Bürokratie und zu einem Weniger an Freiheit
ür alle Bürgerinnen und Bürger in unserem Land.
Nein, so nicht!“, ist unsere Antwort auf dieses Gesetz.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Wolfgang Börnsen (Bönstrup)


Kritisch haben wir uns aber auch eines Sachverhalts

anzunehmen, der die Branche Immobilienwirtschaft ak-
tuell und direkt betrifft: Die Korruption in der Immobi-
lienwirtschaft ist ein skandalträchtiges, oft verdrängtes
Thema. Sie schadet dem Image des gesamten Wirt-
schaftszweiges, sie schadet dem Image des Wirtschafts-
standortes Deutschland. Die aktuellen Frankfurter Vor-
gänge decken auf: Es gibt zu viele schwarze Schafe in
diesem Bereich. Gängige Vorurteile über Bestechung
und Bestechlichkeit werden bestätigt, ebenso das wie-
derkehrende Ritual: Wenn die Skandale aus den Schlag-
zeilen heraus sind, geht man zur Tagesordnung über. Da-
mit muss Schluss sein!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Diese Erkenntnis hat sich in einigen Bereichen dieser

Branche anerkennenswerterweise durchgesetzt. So er-
stellt der Immobilienverband Deutschland derzeit einen
Ehrenkodex, andere suchen den Dialog mit Trans-
parency International, die sich mit der Bekämpfung von
Korruption in über 100 Ländern befassen. Die Royal
Institution of Chartered Surveyors weist mit Recht auf
den eigenen, funktionierenden Verhaltenskodex hin, des-
sen Einhaltung streng überwacht wird. Bemerkenswert
ist auch die „Initiative Corporate Governance der deut-
schen Immobilienwirtschaft“.

Aber auch wenn es solche Maßnahmen gibt, gute
Worte allein genügen nicht in einem Wirtschaftszweig,
in dem es oft um hohe Geldsummen geht. Schwarze
Schafe gehören gebrandmarkt und ausgeschlossen. Ein-
sicht, dass die Einhaltung moralischer Kriterien und ein
anständiges, ehrliches Verhalten notwendig sind, ist
wichtig; das gilt nicht nur für die Immobilienwirtschaft.
Worauf es ankommt, ist in der Geschichte der Versiche-
rungsmakler zu finden. Bereits vor 200 Jahren galten für
einen qualifizierten Makler die Kriterien Zuverlässig-
keit, Ehrlichkeit, Bonität, Eignung und Sachkunde. Ver-
trauenswürdigkeit war damals das oberste Gebot. Durch
ein strenges Ausleseverfahren wurden nur die berufen,
die diese Tugenden nachweislich vertraten.

Die mit der Gesetzgebung von 1918 begonnene Libe-
ralisierung, die zum heutigen Zustand geführt hat – im
Prinzip kann sich jeder selbst zum Makler ernennen –,
hat dem gesamten Gewerbe nicht gut getan und dem
Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Es ist zwar anerken-
nenswert, dass es bereits Ansätze für eine qualifizierte
Ausbildung gibt, sie muss aber in Form gegossen und zu
einem europäischen Standard werden.

Ich erwarte, dass der Wirtschaftsminister dem Parla-
ment bis zum Ende dieses Jahres ein umfassendes Zah-
lenmaterial vorlegt; denn die Immobilie ist offenkundig
ein Stiefkind in der Statistik. Das darf sie nicht bleiben.
Über jedes Kalb, das in unserer Republik geboren wird,
muss Buch geführt werden, jedes gelegte Ei wird regis-
triert und über Tod und Teufel gibt es Statistiken, doch
weder über die Anzahl der Beschäftigten in bestimmten
Bereichen der Immobilienwirtschaft noch über jährliche
Kauf- und Mietverträge gibt es genaue Zahlen. Nur mit
belegbaren Zahlen lassen sich Fehlentscheidungen ver-
meiden.

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(C (D Herr Staatssekretär, Länder wie die Niederlande, Engand oder die USA betreiben öffentlich zugängliche Staistiken. Wir befinden uns hier noch im Zustand eines ntwicklungslandes. Wir benötigen Transparenz, neue, inheitliche Standards für die Immobilienbewertung, ine internationale Vergleichbarkeit und eine Reform bei en genannten Gutachterausschüssen. Wir von der Union wollen es aber nicht nur bei der ebatte um eine bessere Zukunft für diesen Bereich beassen. Reden ist zwar gut, wenn man etwas zu sagen at, aber konkretes Handeln ist besser. In unserer Repulik haben wir nämlich kein Erkenntnis-, sondern ein urchsetzungsproblem. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Rainer Wend [SPD]: Frau Merkel hat ein Durchsetzungsproblem!)


eshalb legen wir von der Union einen Antrag vor, mit
em gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der deut-
chen Immobilienwirtschaft sichergestellt werden soll
nd die Immobilien- und Versicherungsmakler durch
ine größere Kompetenz gestärkt werden sollen.
Mit unseren Erwartungen, Anregungen und Forderun-

en verfolgen wir die Ziele, die Marktchancen deutscher
nternehmen in der EU zu optimieren, Bürokratie-
emmnisse abzubauen, den Verbraucherschutz in diesem
ereich zu verbessern und die Eigenständigkeit dieses
irtschaftszweiges im europäischen Wettbewerb zu ge-
ährleisten, um damit den Wirtschaftsstandort Deutsch-
and insgesamt zu festigen, zu fördern und in seinem
achstum zu forcieren.
Der notwendige Beitrag der Branche dazu könnte in
ehr Bonität, in der Bündelung aller Interessen in einem
achverband und in der Erarbeitung eines eigenen Zu-
unftskonzepts für die Immobilienwirtschaft bestehen.
Ich bedanke mich bei Ihnen.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515504100

Wir bedanken uns auch.
Das Wort hat jetzt der Parlamentarische Staatssekretär
erd Andres.
G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1515504200

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

egen! Die Bundesregierung hat in der Antwort auf die
roße Anfrage zur Immobilienwirtschaft deutlich ge-
acht, welcher wirtschaftspolitische Wert dieser Bran-
he zukommt. Hierzu gehören eine Vielzahl von Berufen
m Bereich der Transaktionen und der Pflege von Immo-
ilien. Wir erkennen insbesondere auch den Beitrag die-
er Berufe – vor allem den der Makler – an, der zur Stei-
erung der Wohneigentumsquote geführt hat. Diese für
ie Altersvorsorge und die Vermögensbildung wichtige
uote hat sich in Deutschland zwischen 1998 und 2002
m fast 2 Prozent erhöht. Bei Haushalten mit Kindern
ar erfreulicherweise sogar ein überdurchschnittlicher
uwachs um fast 3,5 Prozent zu verzeichnen.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres

In Richtung der Fragesteller möchte ich trotz der

wichtigen Beiträge einzelner Berufe kritisch anmerken,
dass ich es nicht für sinnvoll halte, mit dem sehr unpräzi-
sen Begriff Immobilienwirtschaft eine einheitliche
Branche von besonderer Größe zu kreieren. Ich möchte
damit die in diesem Bereich tätigen Gewerbetreibenden,
zum Beispiel die Immobilienmakler oder die Bauträger,
nicht kleinreden. Dennoch sollte man die Kirche im Dorf
lassen. So mögen zum Beispiel die vielen Hunderttau-
send Versicherungsmakler ab und an etwas mit Immobi-
lien zu tun haben. Damit gehören sie aber noch nicht zur
Immobilienwirtschaft, sondern zur Versicherungswirt-
schaft. Das ist auch in Abgrenzung unserer statistischen
Regelungen so.

Auch eine Studie – so Ihre Forderung – über finan-
zielle Rückflüsse an den Staat während der Dauer eines
Teilimmobilienzyklus, also Erwerb, Planung, Errich-
tung, Verkauf etc., über circa 30 Jahre wird zwangsläufig
mit so vielen Imponderabilien belastet sein, dass sie als
Grundlage für wirtschaftspolitische Entscheidungen
wohl kaum zu gebrauchen wäre. Es wurde weiterhin
nach dem Grund gefragt, weswegen für die Gewerbe der
Immobilienwirtschaft relativ wenige Berufszulassungs-
schranken existieren. Wir haben solche Schranken der-
zeit zum Beispiel für Makler, Finanzdienstleister und
Notare.

Die Fragestellung suggeriert, dass diese Schranken in
ähnlicher Form auch für Hausverwalter und weitere Ge-
werbe erlassen werden könnten. Ich frage mich, wie dies
mit der von der CDU/CSU-Fraktion immer wieder erho-
benen Forderung nach Bürokratieabbau und -vermei-
dung zu vereinbaren ist.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Berufsausbildung und Abbau von Bürokratie beißen sich nicht!)


Diese Forderung ist erstaunlich. Dazu muss man hier nur
den Debatten zuhören. Diejenigen, die immer über über-
bordende Bürokratie, Vorschriften, Behinderung des
Wettbewerbs und Zwang klagen, fordern in der nächsten
Debatte, bei der sie irgendwelche Interessen zu vertreten
haben, genau das. Daher haben wir zu dieser Forderung
ablehnend Stellung genommen und ich halte das für ver-
nünftig.

Wir können unsere Haltung mit den guten Erfahrun-
gen einer Branche gerade aus der Immobilienwirtschaft
begründen, den Immobilienmaklern. Hier haben der
RDM und der VDM, also der Ring Deutscher Makler
und der Verband Deutscher Makler, die sich inzwischen
zusammengeschlossen haben, in jahrelanger mühevoller
Arbeit ein brancheninternes Qualifikationssystem aufge-
baut, das nicht nur von den Maklern selbst gerne genutzt,
sondern auch von ihren Kunden honoriert wird.

Dies zeigt, dass eine Branche durchaus in der Lage
ist, mit eigenen Anstrengungen ihre Qualifikation zu or-
ganisieren und ihre Reputation beim Kunden zu erhö-
hen. Es kann nicht in allen Fällen Aufgabe des Staates
sein, mit Gesetzen und Verordnungen die Unterschei-
dung zwischen guten und schlechten Gewerbetreibenden
vorzunehmen.

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(C (D Herr Staatssekretär, gestatten Sie eine Zwischenfrage es Abgeordneten Fricke? G Nein. Vielmehr sollten wir den Leistungen der Immobilienakler Anerkennung zollen und sie als Vorbild für anere Branchen auch außerhalb der Immobilienwirtschaft arstellen. Ich will ein Wort zu der Diskussion über Europa sa en. Ich bin ausdrücklich der Auffassung, dass wir drinend etwas dafür tun müssen, um die europäischen ärkte insbesondere für Dienstleistungen zu öffnen. ie wissen, dass gegenwärtig über eine entsprechende ichtlinie diskutiert wird, nämlich über die Dienstleisungsrichtlinie. Darüber wird es sicher noch viele Auseiandersetzungen geben. Ich teile die Position, dass wir ür eine europäische Öffnung eintreten müssen. Wir lauben, dass mit solchen europäischen Regelungen verchiedenen Branchen der deutschen Immobilienwirtchaft neue grenzüberschreitende Geschäfte ermöglicht erden. Daran arbeiten wir. Sie können sich gerne beteiigen. Wir werden uns bei den Beratungen zu dieser Richt inie dafür einsetzen, dass den deutschen Immobilienerufen auf Grundlage ihrer hiesigen Qualifikationen nd Erlaubnisse ein möglichst ungehinderter Zugang in ie Märkte der anderen europäischen Staaten eröffnet ird. Dass das alles schwierig wird, wissen wir selbst. ass man daran arbeiten muss, wissen auch Sie. Wir erden uns bei der Beratung Ihres Antrages in den Auschüssen mit dieser Branche weiter beschäftigen könen. Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Rainer Wend [SPD]: Sehr sachlich!)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515504300
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1515504400

(Dr. Rainer Wend [SPD]: Sehr gut!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515504500

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Peter Hettlich.

Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515504600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren!
ines fiel mir als Sprecher der AG Ost unserer Fraktion
chon beim ersten Lesen der Großen Anfrage der CDU/
SU auf: Die Probleme der Immobilienwirtschaft in
stdeutschland scheinen die Fragesteller nicht zu inte-
essieren und es wird noch nicht einmal nach ihnen ge-
ragt.


(Wolfgang Spanier [SPD]: Genau! – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Es gibt da keine großen Unterschiede zwischen Ost und West, Herr Kollege!)


uch der Antrag der CDU/CSU ist da nicht ergiebiger.
abei zeigt die Entwicklung der Immobilienwirtschaft






(A) )



(B) )


Peter Hettlich

in Ostdeutschland seit 1990 sehr genau auf, was passiert,
wenn Fehleinschätzungen und Fehlallokationen auf-
einander treffen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Deswegen die Große Anfrage!)


Als ich 1990 als Projekt- und Bauleiter nach Leipzig
kam, gab es wohl keinen der größeren deutschen und in-
ternationalen Immobilienmakler, der nicht seine Depen-
dance in dieser Stadt aufgeschlagen hatte. Es herrschte
eine Goldgräberstimmung im wilden Osten und mit Pro-
gnosen über sagenhafte Zuwachsraten im Gewerbe- und
Bürobau versuchte man, sich gegenseitig zu übertrump-
fen. Nicht zuletzt wegen dieser gravierenden Fehl-
einschätzungen wurde ein in dieser Größenordnung
historisch einmaliges Förder- und Sonderabschreibungs-
programm seitens der Bundesregierung aufgelegt und
auf Drängen der Immobilien- und Bauwirtschaft noch
verlängert,


(Otto Fricke [FDP]: Rot-Grün war dagegen im Bundesrat?)


obwohl bereits seit 1994 deutliche Überhitzungserschei-
nungen am Immobilienmarkt sichtbar wurden.

Der Hype, noch schnell zum Jahresende 1995 Steuern
sparen zu müssen, führte zu den absurdesten Fällen.
Viele Westdeutsche erwarben Immobilien, die sie vorher
gar nicht gesehen hatten. Ich selbst kenne in meinem
weiteren Bekanntenkreis Fälle, in denen sich die Erwer-
ber ihre Immobilien erst dann angeschaut hatten bzw.
durch mich bewerten ließen, als der letzte Mieter ausge-
zogen war und die Einnahmen ausblieben, auf deren Ba-
sis die Finanzierungen – sie standen meist auf wackligen
Beinen – gestrickt worden waren.

Und nun? Die meisten Experten von damals haben
Leipzig und die anderen ostdeutschen Städte schon lange
verlassen. Zurück blieben kleinere Maklerbüros, häufig
von Ostdeutschen in der Hoffnung auf eine strahlende
Zukunft gegründet, und eine aufgeblähte Bauwirtschaft.
Deren schmerzhaften Schrumpfungsprozess begleiten
wir heute. Er belastet nicht nur den Arbeitsmarkt, son-
dern auch das Wirtschaftswachstum in den neuen Bun-
desländern nach wie vor sehr stark.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Leider!)

Wir müssen uns von den Westdeutschen sagen lassen,
dass Ostdeutschland beim Wachstum den Anschluss ver-
liert. Das ist auch deswegen der Fall, weil wir heute
noch mit dieser Fehlentwicklung zu kämpfen haben.

Der aktuelle Leerstand bei Wohnungen, Büro- und
Gewerbebauten lässt sich übrigens nicht nur mit dem
demographischen Wandel erklären; denn seit 1990 hat
sich die Wohnfläche je Bewohner beinahe dem westli-
chen Wert angenähert, wodurch zum Beispiel der nega-
tive Wanderungssaldo zwischen Ost und West zum Teil
ausgeglichen wurde. Aber der demographische Wandel,
den wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten erleben
werden, wird uns und auch die Immobilienwirtschaft vor
völlig neue Herausforderungen stellen.

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(C (D Ich will hier nicht den Teufel an die Wand malen, aber s kommt eine Entwicklung auf uns zu, die nicht nur in stdeutschland – dort allerdings verschärft –, sondern uch in Westdeutschland zu Verhältnissen führen wird, n die die Fragesteller der CDU/CSU offensichtlich icht gedacht haben und nach denen sie demzufolge uch nicht gefragt haben. Dankenswerterweise hat die undesregierung in ihrer Antwort auf die erste Frage arauf hingewiesen. Ich zitiere: Die sich ändernden demographischen Rahmenbedingungen werden einen besonders großen Einfluss auf die Immobilienwirtschaft haben, das Wachstum dieser Branche langfristig begrenzen und neue Herausforderungen mit sich bringen. Wir haben angesichts eines Wohnungsleerstandes von ehr als 1 Million Wohneinheiten mit dem Stadtumbau st begonnen, auf diese Herausforderungen zu reagieen. Ich erinnere auch daran, dass der Stadtumbau West unehmend an Bedeutung gewinnen wird. Sie wissen ber genauso gut wie ich, dass diese Programme viel eld benötigen – öffentliches Geld, das letztlich die teuerzahler aufzubringen haben. Die Forderung nach einer weiteren massiven öffentli hen Förderung des Wohneigentums kann angesichts olcher Entwicklungen nicht mehr ernst genommen weren. Es ist den Bürgerinnen und Bürgern nicht mehr verittelbar, warum wir einerseits mit 7 Milliarden Euro auch in Ostdeutschland – die Eigenheimzulage und anererseits mit mehr als 2 Milliarden Euro den Rückbau on Wohnungen finanzieren. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Otto Fricke [FDP]: Ruhrgebiet!)


as ist angesichts der prekären Haushaltslage des Bun-
es, der Länder und der Kommunen der Wahnsinn im
uadrat.


(Otto Fricke [FDP]: Wie die Steinkohle!)

s darf nicht sein, dass wir Gewinne privatisieren und
erluste vergesellschaften.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Sozialisieren!)

Wir brauchen intelligente Lösungen, die viel stärker

egionalspezifisch wirken. Wir müssen uns viel stärker
ls bisher auch im Westen auf das Bauen im Bestand
onzentrieren. Vor allen Dingen müssen wir uns inten-
iver auf die Bestandsmodernisierung gerade unter
achhaltigkeitsgesichtspunkten konzentrieren. Die Re-
uzierung des Flächenverbrauchs, die Reduzierung der
missionen und eine stärkere Ausrichtung von Neubau-
en an bereits vorhandener öffentlicher Infrastruktur
üssen und werden stärker in den Vordergrund rücken.
Angesichts des demographischen Wandels haben wir

ie Verpflichtung, schon jetzt die Lösungen für die Pro-
leme von morgen zu erarbeiten. Das, was wir zum Bei-
piel schon heute an öffentlicher Infrastruktur bauen
der gebaut haben, werden unsere Kinder und Kindes-
inder in der Zukunft trotz Bevölkerungsrückgang erhal-
en müssen. Die Immobilienwirtschaft ist gefordert, sich






(A) )



(B) )


Peter Hettlich

in diesen Prozess aktiv einzubringen. Ihre volkswirt-
schaftliche Bedeutung wird auch weiterhin hoch bleiben,
aber ihr Stellenwert wird sich wandeln.

Tempora mutantur, nos et mutamur in illis – die Zei-
ten ändern sich und wir uns mit ihnen.


(Gerhard Wächter [CDU/CSU]: Großes Latinum!)


Diesen weisen Spruch hat Kaiser Lothar I. vor über Tau-
send Jahren gesagt. Dem kann ich mich nur anschließen.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515504700

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Joachim Günther.


Joachim Günther (FDP):
Rede ID: ID1515504800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Antwort der Bundesregierung auf die Große An-
frage macht deutlich, dass die Bundesregierung die Be-
deutung der Immobilienwertschöpfung im Prinzip er-
kannt hat. Was aber fehlt – das hat mein Kollege
Börnsen vorhin sehr ausführlich dargelegt –, sind kon-
krete Antworten auf viele Einzelfragen.

Des Weiteren fehlt eine Antwort darauf, ob die Bun-
desregierung bereit ist, Rahmenbedingungen zu schaf-
fen, um den stetigen Rückgang der Immobilienwirt-
schaft seit Mitte der 90er-Jahre endlich zu stoppen. Ich
verweise in diesem Zusammenhang insbesondere auf die
Vorschläge der FDP zur Steuerreform; denn ich bin si-
cher, dass die Baubranche gerade durch eine Steuerre-
form neue Impulse erhalten würde.

Die Unionsparteien weisen in ihrem Antrag, dem ich
weitestgehend zustimme, zu Recht darauf hin, dass die
bislang ausgewerteten Statistiken für die Immobilien-
wirtschaft unzureichend sind. Hierbei wirkt sich meines
Erachtens insbesondere das Fehlen einer eindeutigen
Zuständigkeitsregelung innerhalb der Ressorts der
Bundesregierung aus.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dass es in erster Linie um Fragen der Wettbewerbsfä-

higkeit von für Deutschland wichtigen Branchen geht,
ist richtig. Deshalb sollte die Zuständigkeit in einem Mi-
nisterium konzentriert werden.

Die Zukunft der Immobilienwirtschaft ist nicht von
der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung im Lande
zu trennen. Über Zuordnungen und Statistiken hinaus
stellen die konjunkturelle Stabilität der Baubranche, die
Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungswanderun-
gen sowie die Voraussetzungen zur Schaffung von
Wohneigentum die wichtigsten Faktoren auf dem Immo-
bilienmarkt dar.

Wenn die Immobilienbranche funktionieren soll, dann
muss man einen realistischen Blick auf die Situation
der Bauwirtschaft richten und diese auch offen und
ehrlich ansprechen. Die Bauwirtschaft wird voraussicht-

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(C (D ich auch in diesem Jahr nicht die konjunkturelle Talohle erreichen. ie gesamtwirtschaftlichen Auftriebskräfte werden aber ei einer realen Wachstumsrate des Bruttoinlandsproukts von 1,2 Prozent bis 1,5 Prozent zu schwach ausfalen, um dem Bau neue Impulse zu verleihen. Die Leerstände bei Büroimmobilien wie auch bei ohnimmobilien – Leipzig ist ein gutes Beispiel, Herr ollege Hettlich, aber das Ruhrgebiet ist nicht mehr weit on Leipzig entfernt; es ist nämlich inzwischen ein geamtdeutsches Problem – sind nach wie vor zu hoch. Die chwächen des Investitionsstandorts Deutschland besteen fort. In dieser schwierigen Situation versucht die Bundes egierung, entlastende Sondereffekte wie die Eigeneimzulage – ich weiß, dass das ein Reizwort ist – zu ippen. Gerade in dieser Woche hat der Bauausschuss ine Anhörung zu diesem Thema durchgeführt. Die Exerten waren durchgängig der Auffassung, dass die Eienheimzulage in modifizierter Form auch in Zukunft ür die Stadtentwicklung – ich beziehe dabei alles mit in, Herr Spanier –, den Stadtumbau, aber auch für die ildung von Wohneigentum wichtig ist. (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Ja!)


(Zuruf von der CDU/CSU: Im Gegenteil!)


Die FDP wird sich deshalb so lange für die Eigen-
eimzulage einsetzen, bis die Bürger durch eine wirkli-
he Steuerreform deutlich entlastet werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

einesfalls wollen wir uns darauf einlassen, die Eigen-
eimzulage abzuschaffen, ohne zu wissen, welche Rah-
enbedingungen dann für die Bildung von Wohneigen-
um bestehen werden.
Die große Bedeutung von Wohneigentum für die
ltersvorsorge findet sich in der Antwort der Bundes-
egierung in der aus meiner Sicht sehr knappen Bemer-
ung wieder, dass Wohneigentum eine wichtige Säule
er privaten Altersvorsorge ist. Aber, Herr Staatssekre-
är, die entscheidende Frage, ob und inwieweit sich die
undesregierung dafür einsetzen wird, die Immobilie in
ie staatlich geförderte private Altersvorsorge einzube-
iehen, lässt die Bundesregierung in ihrer Antwort völlig
ffen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Ja, leider!)


Die Stabilisierung der Immobilienwirtschaft als wirt-
chaftlicher Faktor hängt in großen Teilen mit der ge-
amtwirtschaftlichen Situation in Deutschland zusam-
en. Wir müssen also die wirtschaftliche Situation
tärken und dafür sorgen, dass der Mittelstand wieder
erstärkt Investitionen tätigen kann. Wir müssen auch
afür sorgen, dass die Wohneigentumsquote in Deutsch-
nd steigt.
Zu all diesen Themen liegen genügend Vorschläge

us den verschiedenen Fachbereichen vor. Jetzt kommt






(A) )



(B) )


Joachim Günther (Plauen)


es darauf an, einige Vorschläge endlich umzusetzen.
Dann wird sich auch die Situation dieser Branche wieder
verbessern.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515504900

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Rainer Wend.


Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1515505000

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten und tapferen

Kolleginnen und Kollegen! Es ist ein Verdienst der
Union, diese Große Anfrage gestellt zu haben; denn es
ist wichtig, dass wir uns mit dem Thema Immobilien-
wirtschaft auseinander setzen. Über die Bedeutung die-
ser Branche ist bereits viel gesagt worden, auch vom
Staatssekretär. Es ist ebenfalls schon über die Probleme
der Branche gesprochen worden. Ich möchte mich auf
ein Thema konzentrieren und versuchen, dazu einiges
auszuführen.

Das Statistische Bundesamt hat am vergangenen
Montag mitgeteilt, dass in den ersten elf Monaten des
letzten Jahres das Auftragsminus beim Bauhaupt-
gewerbe im Vergleich zum Vorjahr auf rund 7 Prozent
gestiegen ist. Die Nachfrage im Hochbau ist nach Anga-
ben des Statistischen Bundesamtes im November letzten
Jahres um 15,1 Prozent und im Tiefbau um 6,4 Prozent
gesunken. Die Bauwirtschaft selber geht davon aus, dass
im laufenden Jahr etwa 30 000 Stellen abgebaut werden
müssen. Das ist eine bedrückende Situation. Wir müssen
über die Ursachen reden und darüber, was wir als Politi-
ker leisten können, um dies zu verändern.

Zu den Ursachen: Natürlich ist es richtig, dass in ei-
nem Teilbereich schlichtweg ein Anpassungsprozess
stattfindet. Wir alle wissen, dass in den 90er-Jahren die
Bauwirtschaft überhitzt wurde und dass es klüger gewe-
sen wäre – das möchte ich nicht als einfache, primitive
Kritik verstanden wissen –, Neubauten, die heute leer
stehen, etwas weniger mit steuerlichen Subventionen zu
fördern und stattdessen etwas mehr für den Bestand zu
tun. Das leisten wir nun mit dem Programm „Stadtum-
bau Ost“.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist der erste Grund, über den man ruhig so offen
sprechen sollte.

Der zweite Grund ist natürlich in der konjunkturellen
Lage insgesamt zu suchen. Darauf möchte ich nicht nä-
her eingehen; denn darüber tauschen wir uns hier regel-
mäßig aus.

Der dritte Grund ist: Wir wissen, dass es inzwischen
im Industriehochbau wieder aufwärts geht. Das große
Problem sind aber die fehlenden öffentlichen Investitio-
nen, vor allen Dingen die fehlenden kommunalen Inves-
titionen, die etwa zwei Drittel aller öffentlichen Investi-
tionen ausmachen. Es stellt sich die Frage, was wir tun

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(C (D önnen, um insbesondere die Finanzkraft der Kommuen zu stärken. Es fällt mir zwar sehr schwer – das tut es mmer –, aber an dieser Stelle muss ich ansatzweise olemisch werden. Meine Damen und Herren von der pposition, Sie können nicht auf der einen Seite beklaen, dass die Kommunen nicht das Geld haben, um notendige Investitionen zu tätigen, und auf der anderen eite die Abschaffung der Gewerbesteuer fordern, die ie einzige eigenständige Finanzquelle der Kommunen st. (Otto Fricke [FDP]: Wir fordern, sie zu ersetzen!)


Wir haben einen anderen Weg beschritten, der nach
einer Meinung vernünftig ist. Wir haben die Gewerbe-
teuer so reformiert, dass die Einnahmen verstetigt wer-
en, dass die ständige Berg-und-Tal-Fahrt bei den Ein-
ahmen, unter der die Kommunen in der Vergangenheit
elitten haben, beendet ist. Wir haben darüber hinaus
en Kommunen im Zuge des Prozesses der Sozialrefor-
en, die wir gemeinsam auf den Weg gebracht haben,
,5 Milliarden Euro zugesichert.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist zu wenig!)

ennoch werden wir letztendlich weder durch steuerli-
he Regelungen noch durch sonstige Transaktionen in
er Lage sein, die finanzielle Situation der Kommunen
achhaltig und entscheidend zu verbessern. Ich glaube,
ass sich diejenigen, die anderer Meinung sind, Illusio-
en machen. Wir müssen uns vielmehr auf andere Wege
onzentrieren, um die Investitionstätigkeit auf kommu-
aler Ebene zu stärken.
In diesem Zusammenhang ist das Thema Öffentlich-
rivate Partnerschaften bzw. Public Private Partner-
hip, PPP, enorm wichtig. Warum? Natürlich hat das et-
as mit der Finanzierung zu tun. Wenn die Kommunen
icht mehr in der Lage sind, Geld aufzubringen, brau-
hen wir Partner aus dem privaten Bereich, die bei der
inanzierung öffentlicher Projekte helfen. Es wäre aber
urzsichtig, Public Private Partnership nur auf die Finan-
ierung von Projekten zu beschränken. Wir brauchen
ielmehr auch einen marktwirtschaftlichen Wettbewerb
eim Betrieb von Einrichtungen. Also nicht nur die Fi-
anzierung, sondern auch das Betreiben von Einrichtun-
en gehört zum Thema Public Private Partnership.
Wir haben in Deutschland in diesem Bereich Nach-

olbedarf; daran besteht überhaupt kein Zweifel. Wir lei-
en vor allen Dingen sowohl im Steuerrecht als auch im
ergaberecht unter Regelungen, die einen effektiven
insatz von Öffentlich-Privaten Partnerschaften behin-
ern. Deswegen wird die Koalition im Laufe des Früh-
ahrs gesetzgeberisch initiativ werden, um Hemmnisse,
ie Public Private Partnership behindern und damit auch
ffentliche Investitionen verhindern, zu beseitigen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch glaube, mehr Investitionen auf kommunaler Ebene
ind ein vernünftiger und kluger Weg, mit diesem Pro-
lem umzugehen.






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Wend

Die Immobilienmakler fordern – ich kann mir nicht

ersparen, auch dazu etwas zu sagen – ein neues Standes-
recht. Wenn man zwischen den Zeilen liest, dann kann
man erkennen, dass Sie sich damit zumindest angefreun-
det haben. Die FDP war da deutlicher. Der Staatssekretär
hat dazu einiges gesagt, was ich gerne unterstreichen
möchte. Wir in diesem Haus müssen uns schon entschei-
den, was wir wollen: Wollen wir Bürokratieabbau und
wollen wir Deregulierung? Wenn ja, dann können wir
es nicht dabei belassen, uns auf im Arbeitsrecht veran-
kerte Deregulierung bei den Arbeitnehmern zu konzen-
trieren, während Sie neue Regulierungen anderer berufs-
ständischer Bereiche, die zu Ihrer vermeintlichen
Interessenssphäre gehören, fordern. Wir Politiker ma-
chen uns damit unglaubwürdig. Es wäre unvernünftig,
abstrakt Bürokratieabbau zu fordern und konkret neue
Bürokratie zu schaffen.

Besonders witzig ist es – das sage ich in Ihre Rich-
tung, Herr Kollege Börnsen, und in Richtung des Kolle-
gen von der FDP –, dass Sie jetzt auch noch neue Statis-
tiken fordern. Das ist wirklich fast zum Schießen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Es gibt sie eben nicht!)


Denn in fast jeder Debatte, in der es um den Wirtschafts-
standort Deutschland geht, wird uns gesagt: Baut Büro-
kratie ab! Hört mit den Statistiken auf! Verlangt von den
Unternehmern doch nicht, dass sie dieses und jenes tun!
Macht das doch alles einfacher! – Kaum wird es wieder
einmal konkret, fordern Sie die nächste Statistik.

Das ist typisch für diese Diskussion. Für eine solche
Forderung mag es sogar rationale Gründe geben. Aber
fast jede bürokratische Regelung, die es inzwischen
überflüssigerweise gibt, war bei der Einführung plausi-
bel. Daher sage ich Ihnen: Sie müssen damit selbstkriti-
scher umgehen. Sie dürfen die allgemeinen politischen
Phrasen nicht herunterbeten und einen Tag später, wenn
es konkret wird, neue Regulierungen fordern. Dass Sie
das bisher so praktiziert haben, ist ein Widerspruch, mit
dem Sie klarkommen müssen. Wir widmen uns dem
Thema Immobilienwirtschaft mit großem Ernst.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515505100

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen

Börnsen?


Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1515505200

Ja, das verlängert meine Redezeit –


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515505300

Genau.


Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1515505400

– und strapaziert Ihre Geduld.


Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1515505500

Herr Kollege, das muss aber sein. – Sie haben sich

dieser Thematik mit großer Umsicht und Sachkunde an-
genommen. Wollen Sie den Eindruck erwecken, eine

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(C (D ualifizierte, spezialisierte, bessere Ausbildung im Imobilienbereich – so lautet die Forderung – ziehe mehr ürokratie nach sich? Habe ich Sie da richtig verstanen? Sind Sie nicht ebenfalls der Meinung, dass das icht sein sollte? Ja, ich stimme Ihnen ausdrücklich zu. Gegen eine ualifizierte, bessere Ausbildung ist nicht nur nichts zu agen, sondern sie ist auch wünschenswert. Damit einher eht die Frage, ob eine solche Ausbildung rechtlich mit arktzugangsbeschränkungen verbunden sein muss. ollten wir nicht vielmehr dafür sorgen, dass sich die ranche freiwillig – sie befindet sich auf einem guten eg – Bindungen schafft und Qualifikationsbzw. Ausildungsmöglichkeiten eröffnet, die aber nicht in der eise festgeschrieben werden, dass sie auch als Marktugangsvoraussetzungen dienen? Noch einmal: Marktugangsbeschränkungen sind eine typische berufsständiche Regelung, die aus meiner Sicht überholt ist. Ich komme zum Schluss. Wir werden uns diesem hema mit großem Ernst widmen. Wir werden vor allen ingen versuchen, die Investitionskraft der Kommunen u stärken. Eine solche Stärkung wäre das Rückgrat im inblick auf eine Verbesserung der Situation im Baugeerbe, vor allen Dingen beim Handwerk. Das liegt uns esonders am Herzen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1515505600


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515505700

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Wolfgang

panier.


Wolfgang Spanier (SPD):
Rede ID: ID1515505800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine Damen und Herren! Lassen Sie mich einige An-
erkungen aus der Sicht der Wohnungs- und Stadtent-
icklungspolitik machen. Wenn man sich mit der Situa-
ion der Immobilienwirtschaft auseinander setzt, dann
rkennt man – das ist heute, unter anderem von Herrn
ettlich, schon angesprochen worden –, dass man natür-
ich auch die Entwicklung der Wohnungsmärkte in unse-
em Land betrachten muss. Die Wohnungsmärkte in
eutschland differenzieren sich immer weiter. Vor allen
ingen in den neuen Bundesländern sind die Leer-
tandsquoten hoch. Herr Günther, es stört mich ein
enig, wenn Sie das hier sozusagen mit einem vorwurfs-
ollen Unterton in Richtung Bundesregierung anspre-
hen. Es ist einfach eine Tatsache, dass wir in den neuen
undesländern einen deutlichen Bevölkerungsrückgang
aben, dass die Immobilienwirtschaft, die Wohnungs-
irtschaft, die Kommunen, alle miteinander mit der
eerstandsproblematik zu kämpfen haben. Stärker, als
ie das in den Fragen in Ihrer Großen Anfrage erkennen
assen, müssen wir uns gerade in der Städtebau- und
ohnungspolitik mit der demographischen Entwicklung
useinander setzen, viel stärker noch, glaube ich, als






(A) )



(B) )


Wolfgang Spanier

etwa beim Umbau der sozialen Sicherungssysteme, weil
es in unserem Bereich um langfristige Investitionen
geht, die 50, 80 Jahre Bestand haben sollen.

Demographische Entwicklung und Binnenwande-
rung, das ist die zentrale Herausforderung für die Bau-
wirtschaft, für die Wohnungswirtschaft, für die Kommu-
nen und natürlich auch für die Immobilienwirtschaft. Bei
allen Argumenten des Inhalts, dass sich zum Beispiel in
den nächsten Jahren die Zahl der Haushalte noch spürbar
erhöhen wird – die jüngste Bevölkerungsprognose hat
das noch einmal bestätigt –, muss berücksichtigt werden,
dass sich der Zuwachs bei der Zahl der Haushalte in ers-
ter Linie auf die ältere Generation bezieht. Die Zahl der
Haushalte von Älteren wird wachsen. Das ist eine Situa-
tion, auf die sich die Immobilienwirtschaft künftig sehr
viel stärker einstellen wird.

Es wird auf mittlere Sicht natürlich nicht nur eine ra-
sante Veränderung im Altersaufbau geben – das ist schon
im Gange –, sondern auch einen Bevölkerungsrückgang.
Darauf müssen wir alle uns einstellen. Deshalb stört es
mich, dass ich Sie in vielen Bereichen sozusagen als
Vertreter der Tonnenpolitik erlebe, die glauben, eine gute
Bau- und Stadtentwicklungspolitik bestehe darin, wieder
die Fertigungszahlen aus den frühen 90er-Jahren zu er-
reichen.


(Joachim Günther [Plauen] [FDP]: Das hat niemand von uns gefordert!)


Das ist eine völlige Illusion. Das geht völlig am Markt
vorbei. Die Wohnungswirtschaft hat sich längst auf eine
ganz andere Entwicklung eingestellt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir diskutieren häufiger, auch in unserem Ausschuss
für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, das Thema Ei-
genheimzulage. Sie haben auf die Anhörung hingewie-
sen. In der Tat, einhellige Meinung ist, dass es auch zu-
künftig eine Wohneigentumsförderung geben soll, aber
ganz gezielt, ganz eng verknüpft mit der Stadtentwick-
lung. Niemand – bis auf eine Ausnahme – hat der jetzi-
gen Eigenheimzulage das Wort geredet. – Das war das
Ergebnis der Anhörung.

Es wurde wieder einmal die Wohneigentumsquote
in unserem Land beschworen. Es ist richtig: Sie hat sich
in den letzten Jahren verbessert. Für völlig abwegig halte
ich es aber, die Höhe der Wohneigentumsquote in unse-
rem Land zum entscheidenden Maßstab für die Lebens-
qualität in unserem Land zu machen. Herr Börnsen,
wenn es wirklich ernst gemeint war, dass das politische
Ziel der Union ist, bei uns eine Quote von 77 Prozent
wie in Italien zu erreichen, dann müssen Sie darüber
doch noch einmal nachdenken. Hier zeigt sich ein diffe-
renziertes Bild. Es gibt große regionale Unterschiede.
Bei uns in Ostwestfalen, Herr Wächter, haben wir eine
höhere Eigentumsquote als etwa in Berlin, wo die Quote
13 Prozent beträgt. Jetzt überlegen Sie sich einmal, was
in dieser Stadt passieren würde, wenn man sich der
Quote von 77 Prozent auch nur ein Stück weit nähern

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(C (D ürde! Wir sollten aufhören, die Eigentumsquote wie eien Fetisch vor uns herzutragen. Altersvorsorge. Es ist völlig richtig – so steht es auch n unserem Koalitionsvertrag –, dass wir die Immobilie tärker in die Altersvorsorge einbinden müssen. (Zustimmung des Abg. Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU])


ch muss Ihnen ganz offen sagen: Den Stein der Weisen
n der Frage, wie das denn zu praktizieren ist, hat bisher
iemand gefunden. Es wird sicherlich eine gemeinsame
ufgabe der nächsten Monate, vielleicht Jahre sein, ein
chlüssiges vernünftiges Konzept dafür zu finden. In der
ache sind wir uns darüber einig. Ich habe das Gefühl,
ass man im Grunde genommen nur Überschriften vor
ich her trägt und der entscheidende Durchbruch noch
ussteht.
Noch zwei wichtige Anmerkungen, wenn ich das

enn darf, Frau Präsidentin.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515505900

Das hängt von der Kürze ab.


Wolfgang Spanier (SPD):
Rede ID: ID1515506000

In aller Kürze.
Die erste Anmerkung. Aus Ihren Fragen wird wieder

eutlich, dass Sie einen grundsätzlichen Fehler machen.
ie sehen nur die Wohnung, nur die Immobilie. Wir
üssen aber Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik
m Zusammenhang sehen.
Die zweite Anmerkung; sie betrifft das Antidiskrimi-

ierungsgesetz. Herr Börnsen, Sie haben es sich mit der
ehr vehementen pauschalen Ablehnung heute etwas zu
eicht gemacht, glaube ich.


(Gerhard Wächter [CDU/CSU]: So kann es auf jeden Fall nicht kommen!)


ir sind jetzt in der parlamentarischen Beratung. Wir
erden eine Anhörung durchführen. Ich glaube, dass wir
ns mit diesem Gesetz, über dessen Ziel es ja wohl keine
ifferenzen zwischen uns gibt, noch differenziert aus-
inander setzen müssen. Dass wir dabei auch die Be-
ange der Wohnungswirtschaft, gerade weil wir an aus-
ewogenen Mieterstrukturen interessiert sind, im Auge
aben, werden Sie in den kommenden gemeinsamen Be-
atungen sicherlich merken.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515506100

Ich schließe damit die Aussprache.
Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
rucksache 15/4714 an die in der Tagesordnung aufge-
ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 19 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Haushaltauschusses (8. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Dietrich
Austermann, Steffen Kampeter, Bernhard Kaster,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Ausweitung der Öffentlichkeitsarbeit der Bun-
desregierung in Zeiten knapper Kassen
– Drucksachen 15/3311, 15/3557 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Walter Schöler
Bernhard Kaster
Anja Hajduk
Otto Fricke

Nach interfraktioneller Vereinbarung ist für die Aus-
sprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist auch so beschlossen.

Das Wort hat zunächst der Abgeordnete Gerhard
Rübenkönig.


Gerhard Rübenkönig (SPD):
Rede ID: ID1515506200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Vorhin hat einer von den tapferen Abgeordneten gespro-
chen, die noch hier sind. Ich denke, sie sind nicht nur
tapfer, sondern auch daran interessiert, was in puncto
Öffentlichkeitsarbeit geschieht.

Wir haben vor gut einem halben Jahr, nämlich am
17. Juni 2004, bereits Gelegenheit gehabt, die Große An-
frage der CDU/CSU zu diesem Thema intensiv zu bera-
ten und zu besprechen. Deshalb bin ich Ihnen, liebe Kol-
leginnen und Kollegen von der CDU/CSU, wirklich
dankbar, dass Sie mir erneut die Gelegenheit geben, Ihr
Wissen zu vervollständigen und Ihre unhaltbaren Ver-
dächtigungen richtig zu stellen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Die sind nicht unhaltbar, sondern beweisbar!)


Auch heute, ein halbes Jahr später, sprechen die Fakten
für sich.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie wollen alles verschweigen!)


Der Kollege Kaster hat freundlicherweise die Titel für
Öffentlichkeitsarbeit im Haushalt 2005 in einer Liste zu-
sammengestellt und einer genauen Analyse unterzogen.
Als Mittel für Öffentlichkeitsarbeit der gesamten Bun-
desregierung sind rund 84 Millionen Euro ausgewiesen.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Die offiziellen Mittel!)


Er hat diese Liste vor wenigen Tagen ganz offiziell den
Medien präsentiert und dabei bekannt gegeben, dass er
jetzt 39 Millionen Euro für die Flutopferhilfe einsparen
will. Allein bei den Ausgaben für Fachinformationen,
die er auf rund 81 Millionen Euro beziffert, will der Kol-
lege 28 Millionen Euro einsparen.

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(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir wollen sparen!)


ch erspare mir hier, Ihnen die detaillierte Aufschlüsse-
ung darzulegen. Sie können sie in der Tageszeitung
Die Welt“ vom 22. Januar 2005 nachlesen. Ich möchte
ur ein Beispiel daraus zitieren.
Es wird dort vorgeschlagen, die Mittel für die Öffent-

ichkeitsarbeit des Presse- und Informationsamtes der
undesregierung von 19 Millionen auf 9,5 Millionen
uro zu kürzen. Als formale Begründung hierfür wird
ie Aufbringung von Mitteln für die Flutopferhilfe ange-
eben. Vor dem Hintergrund dieses tragischen Ereignis-
es sollten Sie aber, wie ich denke, auf diese Art von
ampagnen verzichten.


(Beifall des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das Presse- und Informationsamt der Bundesregie-
ung hat seine Pflicht getan und genauso wie das Aus-
ärtige Amt die Bevölkerung über alle mit der Flut zu-
ammenhängenden Fragen informiert, und zwar genau
nter Verwendung der Mittel, die Herr Kaster nun kür-
en möchte.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Zu Recht!)

it diesen Mitteln wurde unter anderem eine Sonderaus-
abe der Onlinezeitung „e.velop“, also des entwick-
ungspolitischen Internetmagazins der Bundesregierung
rstellt. Als Autoren dieser Ausgabe konnten unter ande-
em Rudolf Seiters, der Präsident des Deutschen Roten
reuzes, und der Sekretär der Deutschen Bischofskonfe-
enz, Pater Hans Langendörfer, gewonnen werden.
Vor gut einer Woche hat der Bundespräsident anläss-

ich des Staatsaktes für die Opfer der Flutkatastrophe un-
erstrichen, dass die Menschen in Deutschland voller
ilfsbereitschaft sind und Solidarität mit den Opfern zei-
en. Die 500 Millionen Euro, die die Bundesregierung
us öffentlichen Mitteln bereitgestellt hat, hat er als ei-
en angemessenen Betrag bezeichnet. Ob der jetzige
ntrag des Abgeordneten Kaster ein angemessener Bei-
rag in der Diskussion um konkrete Flutopferhilfe ist,


(Otto Fricke [FDP]: Mit Sicherheit!)

arf man zu Recht bezweifeln. Ich für meinen Teil finde
eine Art, die Flutkatastrophe zu nutzen, um auf sich
ufmerksam zu machen, nicht angemessen und – wenn
ch das so sagen darf – beschämend.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es drängt sich der Eindruck auf, dass es nicht um die
inanzierung von 500 Millionen Euro geht, die – gemes-
en an dem Gesamtetat von 251 Milliarden Euro – über
inen Zeitraum von fünf Jahren nur 0,44 Prozent des Ge-
amthaushaltes betragen. Wäre es wirklich darum ge-
angen, dann hätte unser Kollege nach eigener Berech-
ung beispielsweise den Etat des Bundespresseamtes
tatt um 9,5 Millionen um 83 600 Euro gekürzt. Wenn
ie nachrechnen, stellen Sie fest, dass dies dem Anteil
on 0,44 Prozent an den Ausgaben für Presse- und Öf-
entlichkeitsarbeit entspricht.






(A) )



(B) )


Gerhard Rübenkönig

Begrüßenswert an diesem Vorschlag ist allein die Tat-

sache, dass sich die Union endlich zur Höhe der Flutop-
ferhilfe bekennt. Dies war nicht immer so. Der Kollege
Austermann, der heute sicherlich schon auf großer Wahl-
kampftour in Schleswig-Holstein ist, hatte den Betrag
am 29. Dezember 2004 noch als „Hochstapelei ohne
Schadensbilanz“ bezeichnet.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schämen soll er sich!)


Wie wir alle wissen, hat unser Kollege, Finanzminister
in spe,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine sehr zutreffende Dienstbeschreibung!)


auch sonst zu Zahlen ein recht eigenwilliges Verhältnis.
So hat er doch in seiner Pressemitteilung vom
29. Dezember 2004 der Bundesregierung vorgehalten,
allein im Jahr 2004 250 Millionen Euro für Öffentlich-
keitsarbeit ausgegeben zu haben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Genau!)

Hiervon seien lediglich knapp 100 Millionen Euro offi-
ziell im Etat ausgewiesen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Auch das trifft zu!)


Herr Austermann wird nicht müde, wider besseres Wis-
sen – das hätte ich auch gesagt, wenn er heute anwesend
wäre – falsche Zahlen zu verbreiten.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist unser Energiemann!)


– Die Sache wird nicht dadurch besser, Herr Kampeter,
dass Sie laufend dazwischenrufen.

Tatsache ist: Im Jahr 2004 sind für Öffentlichkeitsar-
beit 86,8 Millionen Euro veranschlagt gewesen. Unser
Kollege hat diese Zahl auf knapp 100 Millionen Euro
aufgerundet, indem er die Mittel für Öffentlichkeitsar-
beit anderer Verfassungsorgane dazugezählt hat. Der
Kollege Kaster hatte gemeinsam mit dem Kollegen
Austermann die vermeintliche Gesamtsumme von
200 Millionen Euro für Öffentlichkeitsarbeit im Jahr
2004 ermittelt.

In Anbetracht des Durcheinanders, welches Sie, Kol-
leginnen und Kollegen der Opposition, in diese Debatte
immer wieder hineinbringen, können die Menschen in
Schleswig-Holstein froh sein, dass Sie, lieber Herr Kol-
lege, dort nicht die Chance bekommen, Minister zu wer-
den.

Ich möchte Ihnen einen weiteren Beleg Ihrer unver-
antwortlichen Kampagne gegen die Öffentlichkeitsarbeit
der Bundesregierung vorhalten. In einer gemeinsamen
Pressemitteilung zählen die angeblichen Experten für
Öffentlichkeitsarbeit der CDU/CSU-Fraktion auch die in
Berlin geplante Veranstaltung zur Fußballweltmeister-
schaft 2006 dazu, um „die Bundesregierung rechtzeitig
vor der Bundestagswahl in Szene zu setzen“. Auch hier

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(C (D iegt die Opposition völlig falsch. Die Eröffnungsverantaltung in Berlin wird von der FIFA finanziert nd sie dient nicht der Bundesregierung, sondern einem ngemessenen und freudigen Auftakt zu einer WM, der ugleich deutlich machen soll, dass Deutschland froh nd stolz ist, die Welt bei sich zu Gast zu haben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Otto Fricke [FDP]: Jetzt!)


Dies wird im Übrigen auch Ziel der Imagekampagne
ür den Standort Deutschland anlässlich der Fußball-
M 2006 sein. Wir sind gespannt, ob die Herren Kolle-
en Kaster und Austermann immer noch der Meinung
ind, bei dieser Kampagne handele es sich um Regie-
ungs-PR. Der Geschäftsführer der Werbeagentur Scholz
Friends, Ihr Parteifreund Herr Heilmann – er ist Ihnen
icherlich bekannt –, der wie viele andere auch an dieser
ampagne mitwirken wird,


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: „Zum goldenen Hirschen“ ist auch dabei!)


ürde Ihnen gerne Nachhilfeunterricht geben.
Die SPD-Bundestagsfraktion ist jedenfalls zuver-

ichtlich, dass eine übergreifende und überparteiliche
magekampagne unserem Land und den Menschen, die
ier leben und arbeiten, nur helfen kann.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515506300

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen
aster?


Gerhard Rübenkönig (SPD):
Rede ID: ID1515506400

Nein, ich möchte meine Ausführungen zu Ende füh-

en.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das wäre eine Gebot der Höflichkeit, Herr Kollege! – Jürgen Koppelin [FDP]: Er möchte Nachfolger von Eichel werden!)


Herr Koppelin, schön, dass es hier am Freitag so lustig
st. Damit können wir weitermachen. Aufgrund der fort-
eschrittenen Zeit – viele schauen schon auf die Uhr –
öchte ich aber die Debatte nicht durch das Zulassen
on Zwischenfragen verlängern.
Der Kollege Kaster hat sich bereits zu Beginn dieses

ahres mit dem Thema „Flut und Regierungsöffentlich-
eitsarbeit“ beschäftigt. Er war damals der Auffassung,
ass es angesichts der Flutkatastrophe nicht angehen
önne, die Bevölkerung der Bundesrepublik über die
um Jahresanfang anstehenden vielfältigen Veränderun-
en zu informieren. Ich sage Ihnen, dass die Bundesre-
ierung mit ihrer Information zum Jahreswechsel ihrer
erpflichtung Rechnung trägt, die Bürgerinnen und Bür-
er über aktuelle Schwerpunkte der Regierungspolitik zu
nformieren. Allein der Umfang der zum Jahreswechsel
n Kraft gesetzten Reformen, darunter die letzte Stufe






(A) )



(B) )


Gerhard Rübenkönig

der Steuerreform, Hartz IV, die LKW-Maut, das Alters-
einkünftegesetz und das Kinderbetreuungsgesetz, recht-
fertigt das Erscheinen solcher Informationsbeilagen.

Im Übrigen ist es paradox – das will ich an dieser
Stelle feststellen –, dass Sie noch im Sommer moniert
haben, dass die Bundesregierung zu wenig tue, um die
Öffentlichkeit über Hartz IV zu informieren, und sich
jetzt darüber aufregen, dass sie darüber informiert hat.
Findet Information statt, ist sie falsch oder verfassungs-
widrig; nimmt sich die Bundesregierung zurück, wird
Information umso heftiger angemahnt.

Lassen Sie mich zum Antrag auf Drucksache 15/3311
zurückkommen. Der Haushaltsausschuss hat bereits Ab-
lehnung empfohlen. Er hat gut daran getan; denn im An-
trag heißt es – ich zitiere –:

Insgesamt gibt die Bundesregierung … 2004 über
200 Mio. Euro für öffentlichkeitswirksame Maß-
nahmen aus.

Sie alle wissen, dass das falsch ist, behaupten es aber im-
mer wieder. Es ist sogar mehrfach nachgewiesen wor-
den, dass das falsch ist. Dies hat die Antragsteller aber
nicht beeindruckt. Stattdessen erhöhen Sie von Mal zu
Mal die Summe. Dieses geheimnisvolle Zahlenspiel
sollten Sie einmal dem Hohen Hause erläutern. Ich bin
mir nicht einmal sicher, ob Sie es selbst können.


(Abg. Bernhard Kaster [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Ich lasse keine Zwischenfrage zu, Herr Kollege Kaster.
Tatsache ist – bitte hören Sie zu! –, dass Sie einen

Monat vor Heiligabend, am 24. November 2004, in Ihrer
Haushaltsrede davon gesprochen haben, dass die Bun-
desregierung fast 250 Millionen Euro für Werbung und
Öffentlichkeitsarbeit „verprasst“. Das ist eine viertel
Milliarde nur für Anzeigen und Plakate. Die Summe
wäre in der Tat ein großzügiges Weihnachtsgeschenk der
Opposition. Ein Antrag der Opposition, die Mittel auf
diese Summe anzuheben, ist mir jedoch nicht bekannt.
Der haushaltspolitische Sprecher der CDU/CSU-Frak-
tion hat seinerseits nochmals diese Summe genannt.
Aber wer es schon bei 200 Millionen Euro nicht so ge-
nau nimmt, der kommt dann auch leicht auf
250 Millionen Euro.

Noch nie zuvor hat eine Regierung dermaßen viele
notwendige Reformen – diese wurden unter Ihrer Re-
gierung versäumt – durchgeführt. Häufig waren dies Re-
formen, die den Bürgerinnen und Bürgern etliches ab-
verlangt haben. Medienexperten würden in dieser
Situation immer dazu raten, die Mittel für die Öffentlich-
keitsarbeit massiv zu erhöhen. Sie wissen genau: Das ist
nicht der Fall gewesen. Die Bundesregierung hat sich
gerade im vergangenen Jahr diesbezüglich sehr zurück-
genommen.

Die PR-Fachzeitschrift „Horizont“ hat in ihrer Aus-
gabe vom 20. Januar 2005 den Bruttowerbeaufwand in
klassischen Medien zusammengestellt und dabei die
30 werbeintensivsten Branchen des Jahres 2004 vorge-
stellt. Unter diesen 30 werbeintensivsten Branchen wer-
den Sie die Bundesregierung nicht finden.

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(C (D Dennoch ist diese Studie deswegen interessant, weil ie deutlich macht, dass im Jahr 2004 über 18 Milliarden uro in Werbung gesteckt wurden. Ich bitte, diese Ausage mit den von der Regierung für Öffentlichkeitsarbeit usgegebenen Mitteln in Vergleich zu setzen. Wie kann ie Opposition angesichts dessen von „PR-Regierung“ nd dem vermeintlichen „Medienkanzler und seinen erbemillionen“ sprechen, wie Sie das in Ihrer Informa ionsbroschüre im letzten Jahr getan haben? Manches von dem, was im Antrag gefordert wird, ist eute Wirklichkeit, sodass der Antrag überholt ist. Das resseund Informationsamt der Bundesregierung kooriniert und bündelt stärker als in der Vergangenheit die ffentlichkeitsarbeit der einzelnen Ministerien. Auch die zeitliche Befristung auf eine Legislatur eriode ist in Rahmenverträgen sichergestellt. Diese egierung wird im Rahmen ihrer Vorschläge möglichen achfolgeregierungen keine fortwirkenden vertraglihen Verpflichtungen im Bereich der Presseund Öffentichkeitsarbeit hinterlassen, wie wir sie vorgefunden haen. Die Bundesregierung wird auch daran festhalten, ei größeren Maßnahmen im Bereich der Öffentlicheitsarbeit sowohl die Maßnahmen selbst als auch die amit verbundenen Kosten über Pressemitteilungen zu ommunizieren, um so viel Transparenz wie möglich zu rreichen. (Jürgen Koppelin [FDP]: Woher weißt Du das?)


(Bernhard Kaster [CDU/CSU]: Gute Lektüre!)


Wir haben mehrfach darüber gesprochen.
Dies war übrigens auch bei der so heftig kritisierten
nzeige zum Jahresende der Fall, für die die Bundesre-
ierung rund 520 000 Euro aufgewendet hat. Sie hat da-
in über die Maßnahmen informiert, die zum 1. Januar
005 wirksam geworden sind. Wer sich über diese sechs-
eitige Anzeige hinaus noch informieren wollte, dem hat
as Bundespresseamt knapp 40 Seiten zur Verfügung ge-
tellt – die hätten Sie mal lesen sollen –, auf denen de-
ailliert über die Gesetzesänderungen berichtet wird.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Jetzt bekommen die auch noch die Rede von Rübenkönig!)


ätte die Bundesregierung nicht darüber informiert,
ätte man ihr zu Recht den Vorwurf gemacht, pflichtver-
essen zu sein.
Im Jahr 2004 hat das Bundespresseamt aus den Mit-
ln seines Haushalts für Öffentlichkeitsarbeit auch ver-
chiedene Maßnahmen unterstützt, um insbesondere in
en neuen Ländern im Rahmen von bezuschussten Pro-
kten junge Menschen zur Auseinandersetzung mit dem
echtsextremismus anzuregen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie Bundesregierung hat hier eine Vielzahl staatlicher
aßnahmen ergriffen. Viele Ministerien wirken mit, un-
r anderem das Wirtschafts- und Arbeitsministerium,
as Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen






(A) )



(B) )


Gerhard Rübenkönig

und Jugend und das Innenministerium sowie das Bun-
despresseamt.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das stimmt doch gar nicht! – Otto Fricke [FDP]: Die Summen sind im letzten Jahr von uns allen gekürzt worden!)


Zum Teil werden hierfür auch Mittel für die Öffentlich-
keitsarbeit verwendet. Insbesondere vor dem Hinter-
grund der entsetzlichen Ereignisse im Sächsischen
Landtag, die wir alle in den letzten Tagen diskutiert ha-
ben, ist zu fragen, ob der Abgeordnete Kaster diese Mit-
tel wirklich um 50 Prozent kürzen will. Aber dazu wird
er uns gleich sicherlich etwas sagen.

Jenseits des Wahlkampfgetöses bitte ich darum, dass
wir uns in Erinnerung rufen, was das Bundesverfas-
sungsgericht über die Regierung und ihre Öffentlich-
keitsarbeit gesagt hat – ich zitiere –:

Jede verantwortliche Politik kann zu unpopulären
Maßnahmen gezwungen sein. Insbesondere können
im Bereich der staatlichen Wirtschafts- und Sozial-
politik Maßnahmen zulasten der Bürgerinnen und
Bürger oder einzelner Gruppen von ihnen im Ge-
samtinteresse geboten sein, ohne dass deren Not-
wendigkeit der Aktivbürgerschaft unmittelbar ein-
sichtig ist. Auch hier ist es Aufgabe staatlicher
Öffentlichkeitsarbeit, die Zusammenhänge offen zu
legen, Verständnis für erforderliche Maßnahmen zu
wecken oder um ein konjunkturgerechtes Verhalten
zu werben.

Ich denke, dies ist richtig.

(Beifall bei der SPD)


Genau das, Herr Kaster, macht die Bundesregierung
im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit. Dies ist im Übri-
gen auch von den Vorgängerregierungen jenseits aller
strittigen Sachentscheidungen im Kern nie anders gewe-
sen.

Ich komme zum Schluss und ziehe folgendes Fazit:
Ich habe Verständnis für das Wahlkampfgetöse, das Sie
in diesem Hause immer wieder veranstalten. Haben Sie
aber bitte auch Verständnis dafür, dass wir als SPD-Bun-
destagsfraktion diesem Gepolter, diesem durchsichtigen
Manöver nicht folgen. Es ist Ihnen nicht gelungen – und
es wird Ihnen auch nicht gelingen –, die Presse- und Öf-
fentlichkeitsarbeit der Bundesregierung in ein schiefes
Licht zu rücken, auch wenn Sie immer wieder andere
Behauptungen aufstellen.

In diesem Sinne darf ich mich ganz herzlich für Ihre
Aufmerksamkeit bedanken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515506500

Jetzt hat das Wort der Abgeordnete Bernhard Kaster.

Bernhard Kaster (CDU):
Rede ID: ID1515506600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen

und Kollegen! Zunächst einmal möchte ich angesichts
der nicht sehr starken Präsenz der sozialdemokratischen

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(C (D raktion heute feststellen, dass mit dem Thema Öffentichkeitsarbeit wohl ein gewisses Schamgefühl einhereht. (Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt Leute, die haben Wichtigeres zu tun! – Lothar Mark [SPD]: Es wäre schön, wenn du etwas zum Thema sagen würdest!)


Unser bereits im vergangenen Jahr eingebrachter An-
rag zur Begrenzung der Öffentlichkeitsarbeit auf die der
undesregierung obliegenden Informationspflichten hat
erade in dieser Woche eine beschämende Aktualität be-
ommen. Seit dem vergangenen Montag steht fest, dass
ich die Bundesregierung mit ihrem Regierungssprecher
on seriöser Informationspolitik endgültig verabschiedet
at. Man glaubt, nicht richtig zu hören, aber der Prozess-
ertreter der Bundesregierung ließ in einem Landge-
ichtsprozess gegen die Bundesregierung erklären, der
egierungssprecher habe hinsichtlich des Verschwin-
ens einer mittlerweile schon berühmt gewordenen Fo-
odiskette gelogen.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Hört! Hört! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich dachte, der Regierungssprecher sagt die Wahrheit!)


it dieser Erklärung aber nicht genug: Die Bundesregie-
ung lässt in öffentlicher Verhandlung weiter erklären,
er Regierungssprecher dürfe auch lügen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt verstehe ich, warum sich der Anda versteckt! Er schämt sich!)


Dass Regierungssprecher Béla Anda auch verschie-
ene Medien zur Verbreitung von Unwahrheiten ange-
tachelt hat, interessiert in dieser Bundesregierung nie-
and. Herr Anda hat nicht nur seine ganze Funktion
nfrage gestellt,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wo ist er denn?)


ondern er hat jegliches Vertrauen in der Öffentlichkeit,
n der Bevölkerung und in der Presse verspielt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515506700

Herr Kollege, gestatten Sie jetzt eine Zwischenfrage

es Kollegen Rübenkönig?


Bernhard Kaster (CDU):
Rede ID: ID1515506800

Gerne.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Kollege Kaster ist netter als der Kollege Rübenkönig!)


ch führe diesen Gedanken nur zu Ende. – Dieser Regie-
ungssprecher – das müsste die Meinung Ihrer Fraktion,
ber auch die Meinung des Kanzlers sein – ist so nicht
ehr tragbar.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich lasse die Zwischenfrage jetzt gerne zu.






(A) )



(B) )



Gerhard Rübenkönig (SPD):
Rede ID: ID1515506900

Herr Kollege Kaster, in Ihrem Beitrag haben Sie er-

neut den Rechtsstreit zwischen einem Fotojournalisten
und der Bundesrepublik Deutschland angesprochen, in
dem es um eine verschwundene Fotodiskette geht. Wie
bereits in der Fragestunde am vergangenen Mittwoch


(Lothar Mark [SPD]: Das ist wie die Kanzleramtsakte 1998! – Gegenruf der Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU]: Das ist schon widerlegt!)


arbeiten Sie mit Unterstellungen und Vermutungen. Dies
ist einfach unfair, um es einmal vorsichtig und höflich
auszudrücken.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo ist die Frage?)


Nehmen Sie doch schlicht und ergreifend die Tatsa-
che zur Kenntnis,


(Otto Fricke [FDP]: Frage!)

dass ein Fotojournalist die Bundesrepublik Deutschland
wegen angeblicher Amtspflichtverletzung durch den Re-
gierungssprecher Béla Anda verklagt hat und dass diese
Klage durch das Landgericht Berlin abgewiesen wurde.


(Herbert Frankenhauser [CDU/CSU]: Frau Präsidentin, können Sie eine Frage erkennen?)


– Jetzt kommt die Frage:

(Zurufe von der CDU/CSU: Ah!)


Wieso stellen Sie das unter diesen Prämissen heute er-
neut dar? Das zeigt einfach, dass Sie immer wieder wi-
der besseres Wissen


(Otto Fricke [FDP]: Das ist schon wieder keine Frage!)


falsche Tatsachen hier in den Raum stellen. Ich möchte
wissen, warum Sie das tun.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Gleich wirst du versenkt! Das war eine Kurzintervention!)



Bernhard Kaster (CDU):
Rede ID: ID1515507000

Es wäre schön – um die Frage zu beantworten –,

wenn diese Tatsache falsch wäre. Das müssen wir uns ei-
gentlich wünschen. Aber wenn ich von Teilnehmern ei-
ner öffentlichen Gerichtsverhandlung höre und der ent-
sprechenden Berichterstattung dazu entnehme, dass die
Bundesregierung durch ihren Prozessvertreter eine Aus-
sage zum Regierungssprecher zu einem Vorgang macht,
der sich während eines Staatsbesuchs abgespielt hat,
kann man das hier durchaus anbringen; denn das, was
dort gesagt worden ist, ist schon bemerkenswert.
Schließlich geht es um einen Staatssekretär, der Regie-
rungssprecher ist, bei dem es besonders auf den
Wahrheitsgehalt der Informationen und seine Glaubwür-
digkeit ankommt. Der Prozessvertreter der Bundes-
regierung hat im Prozess gesagt, der Regierungsspre-
cher habe gelogen und er dürfe das auch.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Lügen sei nicht strafbar!)


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(C (D as hat so im Landgerichtsprozess stattgefunden. Entscheidend ist nicht allein die Fotodiskette. Ent cheidend ist, dass der Regierungssprecher nachgewieenermaßen (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ein Regierungslügner!)


eitungen, Medien angerufen und darum gebeten hat,
enau diesen unwahren Punkt zu verbreiten.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was? Ist der immer noch Staatssekretär? – Jürgen Koppelin [FDP]: Jetzt sitzt schon gar keiner mehr auf der Regierungsbank!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515507100

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen
ampeter?


Bernhard Kaster (CDU):
Rede ID: ID1515507200

Ja, die lasse ich gerne zu.


Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1515507300

Herr Kollege Kaster, darf ich Ihre Einlassungen so

erstehen, dass der Regierungssprecher zwar erst-
nstanzlich – –


(Unruhe – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was macht denn jetzt der Kanzleramtswicht da vorn? – Jürgen Koppelin [FDP]: Es kann nicht sein, dass die mit der Präsidentin diskutieren und die Regierungsbank ist leer! Das kann nicht sein!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515507400

Sie haben, Herr Kollege, die Verhandlungsführung

icht zu kritisieren.

(Jürgen Koppelin [FDP]: Ich kritisiere die Bundesregierung, die hier ständig hin und her pendelt und nicht präsent ist!)


Jetzt hat der Kollege Kampeter das Wort.


Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1515507500

Herr Kollege Kaster, darf ich Ihre Einlassung dahin

ehend interpretieren oder so verstehen, dass erstin-
tanzlich – und noch nicht rechtskräftig – der Regie-
ungssprecher zwar von dem Vorwurf der Amtspflicht-
erletzung freigesprochen worden ist, dass aber der
rozessvertreter der Bundesregierung allen Ernstes ge-
agt hat, es sei zulässig, dass ein Regierungssprecher pri-
at lügt, und dass es nur dann sanktionsfähig ist, wenn er
ienstlich gelogen hat?


Bernhard Kaster (CDU):
Rede ID: ID1515507600

Diese Frage kann ich bestätigend beantworten. Ich
ill noch hinzufügen, dass die Frage „Privat oder im
ienst?“ in der Weise in den Mittelpunkt gestellt worden
st, dass künftig Medienvertreter, die einen Anruf des
egierungssprechers bekommen, scheinbar die Frage






(A) )



(B) )


Bernhard Kaster

stellen müssen, ob es ein dienstlicher Anruf oder ein pri-
vater Anruf von Herrn Anda ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der SPD – PetraEvelyne Merkel [SPD]: Ah ja! Das ist aber jetzt sehr komisch! Ha, ha! Das ist faschingsreif!)


Die aktuellen Ereignisse dieser Woche haben dazu ge-
führt, dass ich mich so eingehend mit diesem Sachver-
halt beschäftigt habe. Ich will in meiner Rede aber auch
zu anderen Dingen kommen, weil ich meine, dass dieser
Vorgang hoffentlich nicht ein vorläufiger, sondern der
letzte Höhepunkt einer unrühmlichen Entwicklung seit
dem Amtsantritt von Herrn Anda ist. Dieser Regierungs-
sprecher hat zudem in seiner zweijährigen Amtszeit öfter
Erwähnung in Rechnungshofberichten gefunden als in
den Medien.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Leider wahr!)

Ich erinnere an zahlreiche Beanstandungen des Bundes-
rechnungshofes;


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da geht es drunter und drüber in dem Amt!)


ich erinnere an zahlreiche Verstöße gegen das Haushalts-
und Vergaberecht im Bundespresseamt und ich erinnere
daran, dass die Kernaufgaben des Bundespresseamtes
zwischenzeitlich bei Werbeagenturen liegen. Hier gibt
es inzwischen nicht einen, zwei oder drei, nein, hier gibt
es inzwischen zwölf Rahmenverträge, die der offensicht-
lich allein vollkommen überforderte Regierungssprecher
abgeschlossen hat. Dazu werden allein im Bundespres-
seamt – und das mit immer neuen Begründungen – die
Haushaltsmittel auf Rekordniveau gehalten oder sogar
weiter erhöht. Letztes Jahr gab es einen Anstieg von
12 Prozent; als Begründung musste die europäische Ost-
erweiterung herhalten.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie was gegen die Osterweiterung?)


Dieses Jahr – Herr Rübenkönig hat es angesprochen –
hat man natürlich wieder einen neuen Grund gefunden,
den PR-Etat auf Rekordniveau zu belassen: Wegen der
Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2006


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie was gegen die FußballWM?)


müssen Millionenbeträge schon im Jahr 2005 zur Verfü-
gung gestellt werden.


(Lothar Mark [SPD]: Das haben Sie doch in allen sonstigen Ausschüssen gefordert, dass für die WM geworben wird!)


Das ist ganz unabhängig davon, dass die deutsche Indus-
trie und andere Mittel für diesen Zweck für 2006 vorge-
sehen haben.


(Lothar Mark [SPD]: Das ist unglaublich! Überall wird es gefordert, aber wenn es gemacht wird, ist es auch nicht richtig!)


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(C (D as hat übrigens mit Kommunikationsschwerpunkten ichts zu tun. Schwerpunkte kann man dann setzen, enn man an anderer Stelle entsprechend einspart. Aber all dies würde uns beim Thema PR nicht dazu ringen, Kritik und Widerstand so energisch zum Ausruck zu bringen. Zwischen Regierung und Opposition at es in der Vergangenheit immer schon Streit über das echte Maß der Öffentlichkeitsarbeit gegeben. Dieses hema hat es immer gegeben. Aber Widerstand und Kriik sind spätestens erstens dann angebracht, wenn durch ollkommen maßlose Ansatzerhöhungen nicht nur beim undespresseamt, sondern durchgehend bei allen Miniserien die regulären PR-Mittel auf ein noch nie da geweenes Niveau angehoben werden. Widerstand und Kritik ind zweitens dann angebracht, wenn nicht nur über offiielle Kanäle – über sie hat Herr Rübenkönig esprochen –, sondern auch über inoffizielle Haushaltsanäle (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Untergrundtätigkeit der Regierung!)


eld für Anzeigen und Plakate fließt und sich unter
erücksichtigung von Fachinformationstiteln und Zu-
chussprogrammen die PR-Ausgaben nicht nur verdop-
eln, sondern fast verdreifachen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Schwarze Kassen sind das!)


ie Zahlen könnte man hier alle ausbreiten. Widerstand
nd Kritik sind drittens angebracht, wenn mit steuer-
inanzierter, die Stimmung beeinflussender Imagewer-
ung auf Landtagswahlen eingewirkt werden soll


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist unglaublich! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch! – Lothar Mark [SPD]: Ständig sind doch irgendwo Wahlen! Also darf die Bundesregierung nie werben?)


nd sich die Bundesregierung für die Bundestagswahl
006 bereits heute einen PR-Vorteil verschaffen will.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es geht hier um etwas Grundsätzliches. Wenn inzwi-

chen eine viertel Milliarde Euro für die Regierungs-PR
usgegeben wird, die zudem überwiegend nicht der In-
ormation, sondern der Beeinflussung politischer Stim-
ungen dienen soll, muss die Frage nach der Gewähr-
eistung eines fairen politischen Wettbewerbs zwischen
egierung und Opposition hier im Hause gestellt wer-
en.
Das Bundesverfassungsgericht hat das auf den Punkt

ebracht. Die obersten Verfassungsrichter haben in ih-
em Urteilsleitsatz schon 1977 festgestellt: Den Staatsor-
anen, also vor allem der Bundesregierung, ist es

von Verfassungs wegen versagt, … insbesondere
durch Werbung die Entscheidung des Wählers zu
beeinflussen.






(A) )



(B) )


Bernhard Kaster

Das heißt, dass auf stimmungsverbessernde Effekte

zielende Werbeplakate nicht mit Steuergeldern finanziert
werden dürfen.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: So ist es!)

Ich sage Ihnen: Wenn Ihr Medienkanzler durch Plakate
und Anzeigen Imageverbesserung betreiben will, dann
muss er sich an seinen Parteichef wenden, damit der das
bezahlt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Genau! Er muss es selber bezahlen! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So ist das zwischen der Sozialdemokratie und staatlichen Stellen! Das ist unglaublich!)


Meine Damen und Herren, je dramatischer unsere
Haushaltslage wird, desto ungehemmter verprassen Sie
Werbemillionen – ich will Ihnen gerne belegen, dass die-
ses Wort angebracht ist –: Der sich selbst als Sparminis-
ter lobende Herr Eichel hat seinen PR-Etat in den
Jahren 2004 und 2005 gegenüber den Vorjahren um
125 Prozent erhöht.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was? 125 Prozent? – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Das ist unglaublich!)


Ich sage Ihnen, was dabei herauskommt: Es sind Anzei-
gen und Plakate, auf denen „42 Prozent Spitzensteuer-
satz“ geschrieben steht und auf denen ein Chinese eine
Parkuhr bedient.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist ja sehr aussagekräftig!)


Ich habe die Botschaft dieses Plakates bzw. dieser
Anzeige bisher nicht verstanden; vielleicht verstehen Sie
sie. Daher habe ich sehr viele gefragt und nach einer
Antwort gesucht. Die eine Hälfte derer, die ich gefragt
habe, hat nur den Kopf geschüttelt, konnte dazu aber gar
nichts sagen.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Sie sicher, dass das nicht an Ihnen lag?)


Die andere Hälfte hat beim Anblick der veralteten Park-
uhr an Abzocke, Knöllchen und Ähnliches gedacht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Abzocke! Bei dieser Regierung stimmt das!)


Aber die Lösung, welche Botschaft dieses Plakat be-
inhaltet, weiß jemand in der Bundesregierung. Aufgrund
meiner Frage hat mir die Staatssekretärin im Bundes-
finanzministerium folgende Antwort gegeben – ich zi-
tiere –:


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Jetzt wird es spannend!)


Im gewählten Bildmotiv „Spitzensteuersatz von
42 Prozent“ engagiert sich ein ausländischer Inves-
tor in Deutschland.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Ach was!)


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(C (D Dies wird symbolisch durch Einwerfen einer Münze in die Parkuhr abgebildet. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Jetzt ist es aber aus! Ich dachte, das war die Provision für die Agentur!)


Verehrte Kolleginnen und Kollegen, auf den Internet-
eiten des Bundespresseamtes findet sich der richtige
inweis, dass jeder Bundesbürger das Recht auf Infor-
ation hat – aber nicht zur Duldung solch eines Un-
inns,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja, Unsinn! Das ist richtig!)


er inzwischen in einer Größenordnung von 200 Mil-
ionen Euro pro Jahr betrieben wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lothar Mark [SPD]: Sind die 42 Prozent auch Unsinn?)


Das Bundespresseamt nimmt mittlerweile selbst in
en einzelnen Ministerien niemand mehr ernst.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo ist eigentlich das Presseamt?)


irtschaftsminister Clement hat angesichts des vom
undespresseamt im vergangenen Sommer – damals
am die Kritik insbesondere aus Ihren eigenen Reihen –
erursachten Kommunikationsdesasters zu Hartz IV
anikartig selbst die Initiative ergriffen. Neben seinem
egulären Etat für Öffentlichkeitsarbeit stehen dem Wirt-
chaftsminister im Haushalt zusätzlich 14 Millio-
en Euro für die Kommunikation des Hartz-Konzeptes
ur Verfügung.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wie viel? – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Mensch, dafür könnten wir aber eine Menge Ortsumgehungen bauen!)


Man glaubt es nicht: Diese 14 Millionen Euro haben
m vergangenen Jahr nicht ausgereicht.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das Konzept ist einfach schlecht!)


taatssekretär Andres schrieb mir vor wenigen Tagen,
as Wirtschaftsministerium – jetzt höre man genau hin –
abe im September 2004 entschieden, die notwendige
nd umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit durch außer-
lanmäßig beantragte Haushaltsmittel zu verstärken.
iese Liste ließe sich weiter fortsetzen.
Zwischendurch will ich anmerken: In Großbritan-

ien wird im Moment eine Diskussion darüber geführt,
ie Mittel, die Regierungschef Tony Blair für seine Öf-
entlichkeitsarbeit einsetzt – es handelt sich um 2,3 Mil-
ionen Euro –,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das gibt unsere Regierung ja jeden Tag aus!)


ieber für Schulen und Krankenhäuser zu verwenden.
ber solche Beträge kann man in Deutschland nur
achen. Mittlerweile sind wir, was den Umfang der






(A) )



(B) )


Bernhard Kaster

steuerfinanzierten PR für die Bundesregierung anbe-
langt, Europameister.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hört! Hört! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Pfui! Ein schlimmer Rekord ist das!)


Die Verpackung wird für die Bundesregierung wichti-
ger als die Inhalte, und die Arbeitslosenzahlen steigen in
neue Rekordhöhen.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: So ist es!)

Aber die Bundesregierung hat nichts Wichtigeres zu tun,
als sich beispielsweise am 30. Dezember letzten Jahres
in deutschen Tageszeitungen, unter anderem in der
„Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, mit sechs farbigen
Anzeigenseiten selbst zu feiern.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was kostet denn so etwas? – Jürgen Koppelin [FDP]: Und das für 520 000 Euro!)


Im Übrigen geschah das fast zeitgleich mit Spendenauf-
rufen anlässlich der Flutkatastrophe.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: 520 000 Euro für eine Anzeige! Dafür müssen 10 000 Menschen ein Jahr Steuern zahlen!)


Herr Kollege Rübenkönig, Sie haben die Flutkata-
strophe angesprochen, diese Menschheitstragödie, die
sich in Südasien ereignet hat. Damit hier keine Unklar-
heiten bestehen – Sie haben ja einige Behauptungen in
den Raum gestellt; dabei wissen Sie genau, wie wir uns
im Haushaltsausschuss dazu geäußert haben –:


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Peinlich war das!)


Wir stehen zu dieser Hilfe, zu den 500 Millionen Euro,
die zur Verfügung gestellt werden sollen. Aber, meine
Damen und Herren, dann muss schon die Frage erlaubt
sein, wie wir dieses Geld angesichts der Dramatik in un-
serem Haushalt aufbringen wollen.


(Otto Fricke [FDP]: Das sollen spätere Generationen zahlen!)


Wir sind der Auffassung, das ist zu finanzieren: Wenn
man sich, wie ich Ihnen hier aufgezeigt habe, einen PR-
Etat von jährlich 200 Millionen Euro leisten kann, dann
liegt es meines Erachtens auf der Hand, wo Sparpoten-
ziale zu finden sind. Das kann man sehr seriös in die
Diskussion einbringen. Wir können da sparen, wo die
Politik nicht direkt berührt wird, wo aber Übermaß vor-
handen ist. Diese Sparpotenziale sind in jedem Fall aus-
zuschöpfen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515507700

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Alexander Bonde.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Anda kneift!)


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(C (D Frau Präsidentin! Herr Kollege Koppelin! Liebe Kol eginnen und Kollegen! Wir erleben heute kurz vor chluss der Sitzungswoche die stille Beerdigung eines ntrages, (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: „Still“ kann man ja wohl nicht sagen! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So aufgeregt, wie Frau Staatssekretärin Hendricks ist?)

Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515507800

er mit großem Trara der Öffentlichkeit vorgestellt wor-
en ist. Alleine das Geschrei des Kollegen Austermann
ann aber noch nicht „öffentliche Aufregung“ genannt
erden.


(Beifall der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Es läuft immer genau so ab: Mit großem Geschrei
ird ein Antrag vorgestellt, der später still und leise wie-
er kassiert wird, wenn der angebliche Skandal nicht ge-
ogen hat. Gewisse Ähnlichkeiten gibt es ja mit dem,
as wir diese Woche in Sachen Steuerreformkonzept
er Opposition erlebt haben: Es wird gerade still und
eise in den Ausschüssen verabschiedet. Vom Bierdeckel
on Friedrich Merz ist nichts mehr zu erkennen. Es steht
lso ein gewisses System dahinter, Anträge einzubrin-
en, die es nicht schaffen werden, in die Parlaments-
eschichte einzugehen. Der heutige gehört gewiss dazu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin froh, dass Sie in Ihrem Antrag wenigstens ei-
en positiven Hinweis geben: den Hinweis auf das Urteil
es Bundesverfassungsgerichts zum Thema „staatliche
ffentlichkeitsarbeit“. Bedauerlicherweise wurde dieses
rteil offensichtlich nicht vollständig gelesen; sonst wä-
en Sie auch auf den interessanten Satz gestoßen:

Eine verantwortliche Teilhabe der Bürger an der po-
litischen Willensbildung des Volkes setzt voraus,
dass der einzelne von den zu entscheidenden Sach-
fragen genügend weiß, um sie beurteilen, billigen
oder verwerfen zu können.

as hat Ihr Antrag damit zu tun? Reichlich wenig. Sie
etzen sich mit vermeintlich oder tatsächlich gestiegenen
udgets für Öffentlichkeitsarbeit auseinander. Mal un-
erstellt, die Zahlen wären so, wie Sie behaupten: Warum
etzen Sie sich überhaupt nicht damit auseinander, dass
as einen Hintergrund haben könnte?
Meine sehr verehrten Damen und Herren, nun habe

ch großes Verständnis dafür, dass man in 16 Jahren
ichtstun nichts zu kommunizieren hatte.


(Lothar Mark [SPD]: Trotzdem haben sie viel ausgegeben!)


enn ich mir dagegen anschaue, was Rot-Grün in den
etzten Jahren angegangen ist, muss ich Sie ernsthaft fra-
en: Hätten wir das etwa nicht kommunizieren sollen?


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das hat es auch nicht verbessert!)







(A) )



(B) )


Alexander Bonde

Hätten wir den Bürgerinnen und Bürgern etwa nicht er-
klären sollen, was passiert? Nehmen wir doch die
Agenda 2010, die der Kollege Kaster schon als Beispiel
in den Raum gestellt hat: Wir haben in einem schmerz-
haften Prozess ein hartes Reformpaket verabschiedet,
das fast jede Bürgerin und jeden Bürger betrifft; und
zwar ganz persönlich. Wir mussten erleben, wie die Op-
position gleichzeitig gezielt Desinformationen verbreitet
hat. An dieser Stelle schreien Sie nicht – zu Recht.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Quatsch! Wir haben ja bei Hartz IV mit dafür gestimmt! Völliger Quatsch!)


Herr Kollege Austermann, die Hälfte Ihrer Fraktion
hat in der Öffentlichkeit verkündet, dass die Regierung
ihre Vorhaben besser kommunizieren müsse, dass sie
mehr kommunizieren müsse und wie sie das tun solle.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist doch dummes Zeug, Herr Kollege Bonde, und das wissen Sie auch: Wir haben mitgemacht! – Otto Fricke [FDP]: Das haben doch die Sozialdemokraten vor Ort genauso getan!)


Sie müssen sich einmal entscheiden, was Sie uns eigent-
lich vorwerfen wollen! War es richtig, dass die Bundes-
regierung dieses harte Reformkonzept mit großem finan-
ziellen Einsatz kommuniziert hat? Hat das entscheidend
dazu beigetragen, dass die Akzeptanz der Bürgerinnen
und Bürger in dieser Frage inzwischen da ist? Natürlich
hat es damit etwas zu tun!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Desinformationen mit Steuergeldern! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es ist nicht sehr souverän, wie Sie auf Nebenspielplätze ausweichen!)


Dass Sie sich an dieser Stelle so aufplustern, hat na-
türlich einen Grund. Sie sprechen von der Chancen-
gleichheit zwischen der Regierung und der Opposition.
Ich sage Ihnen ganz genau, wo über die Chancengleich-
heit entschieden wird. Das entscheidet sich nämlich an
dieser Stelle hier. Sind Sie in der Lage – dass Sie dazu
bereit sind, gestehe ich Ihnen ja vielleicht noch zu –, sich
innerhalb Ihrer eigenen Reihen bei irgendeinem Reform-
projekt auf eine tragfähige Konzeption zu einigen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Sie wollen doch gar nichts mehr tun!)


Genau hier stellt sich nämlich die Frage der Chancen-
gleichheit zwischen der Regierung und der Opposition.
Es geht dabei also nicht um die Frage, ob es richtig ist,
dass die Regierung viel tut, und auch nicht darum, dass
sie dies durch ihre Öffentlichkeitsarbeit entsprechend
kommuniziert.

Herr Kollege Kaster, ich kann verstehen, dass Sie
Angst davor haben, dass Informationen über die be-
schlossenen Reformen nach draußen getragen werden.

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(C (D ei der Aufstellung Ihrer Fraktion hätte auch ich hier orgen. Ich kann das nachvollziehen. tellen Sie sich doch einmal der Auseinandersetzung ber die Reformen und versuchen Sie nicht, mit einer ritik durch die Hintertür, nämlich am Vehikel der Inforationen über die Reformen, hier eine große Nummer ufzuziehen! Das wäre einmal eine würdige Aufgabe für ie Opposition in diesem Hause. Sie beklagen die gestiegenen Ausgaben für Fachin ormationen und Fachveröffentlichungen. Es ist die ufgabe dieser Regierung zu kommunizieren. Was wäre ie alternative Möglichkeit, um komplexe Sachverhalte n Gesetzesinitiativen und verabschiedeten Gesetzen zu en Bürgerinnen und Bürger zu transportieren? Wie aners soll die Informationspflicht des Staates erfüllt weren? Sie haben hier ein Plakat gezeigt. Möglicherweise se en Sie gar nicht die Zielgruppe dieses Plakats. Ich getehe Ihnen zu, dass Sie mitbekommen haben, dass wir ine ambitionierte Steuerreform verabschiedet haben. ch glaube wirklich, dass das an Ihrer Fraktion nicht voreigegangen ist, Kollege Kaster. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Aber am Portemonnaie!)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Unglaublich!)


ass die Bundesbürger, die nicht in diesem Hause sitzen,
in gutes Recht darauf haben, mitzubekommen, dass
ich in Sachen Steuerreform etwas bewegt hat, und dass
an darauf hinweist, dass es in Deutschland natürlich
uch bei den Auslandsinvestitionen Impulse gibt, ist
och völlig richtig.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Reden Sie doch mal über die Öffentlichkeitsarbeit!)


enn Sie an dieser Stelle fachlich oder aufgrund Ihres
eschmacks nicht in der Lage sind, das zu erkennen,
ann ist das das eine.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Erzähl doch mal, was das Plakat bedeutet!)


as sagt aber überhaupt nichts darüber aus, ob es richtig
st, Informationen über das, was hier getan wurde, zu
erbreiten.
Möglicherweise haben Sie etwas gegen Parkuhren;

as gestehe ich Ihnen zu. Diese Diskussion kenne ich
us der Kommunalpolitik. Ich sage Ihnen aber eines: Sie
erden es mit Ihren fadenscheinigen Ausführungen zur
ffentlichkeitsarbeit und mit Ihrem ständigen Hinein-
rätschen nicht schaffen, die Reformpolitik dieser Re-
ierung in den Schmutz zu ziehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Ilse Aigner [CDU/CSU]: Was sagt uns das, was auf dem Plakat steht?)


Kollegen Kaster und Austermann, Sie wären gut bera-
en, sich einmal in die konzeptionelle Diskussion Ihrer






(A) )



(B) )


Alexander Bonde

Partei einzuklinken. Stellen Sie den politischen Wettbe-
werb an der Stelle her, um die es geht! Legen Sie Kon-
zepte auf den Tisch und hören Sie auf, kurz vor Feier-
abend, wenn sich im Parlament eigentlich niemand mehr
wirklich dafür interessiert, diese Spielchen zu spielen!

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Hier gibt es keinen Feierabend! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Du hättest ja nicht zu reden brauchen! – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Unglaublich!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515507900


Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Jürgen Koppelin.

(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1515508000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich denke, es ist das gute Recht einer Opposition, nach
der Öffentlichkeitsarbeit einer Bundesregierung zu fra-
gen. Das haben Sie früher getan, als Sie in der Opposi-
tion waren, und das tun wir jetzt natürlich auch.

Ich will vorwegschicken: Grundsätzlich ist gegen die
Öffentlichkeitsarbeit einer Bundesregierung nichts ein-
zuwenden.


(Otto Fricke [FDP]: Das stimmt!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515508100


Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen
Kampeter?


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1515508200

Gerne.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515508300


Kollege Kampeter.


Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1515508400

Herr Kollege Koppelin, Sie haben gerade festgestellt,

dass gegen die Öffentlichkeitsarbeit einer Bundesregie-
rung nichts einzuwenden ist.

Wie bewerten Sie vor dem Hintergrund dieser Aus-
sage die Tatsachen, dass es der für die Öffentlichkeitsar-
beit der Bundesregierung zuständige Leiter des Presse-
und Informationsamtes, Béla Anda, nicht für nötig be-
funden hat, an dieser Sitzung teilzunehmen, und dass die
Staatssekretärin Hendricks in Abweichung von den
Usancen im Parlament aufgeregt hin und her marschiert
ist, um zu verhindern, dass wir den Staatssekretär mit
unserer Mehrheit herzitieren?


(Zurufe von der SPD: Oh! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Der Anda ist ein Drückeberger!)


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(C (D Herr Kollege Kampeter, ich finde, Sie müssen ein bis chen Verständnis dafür haben, dass der Staatssekretär nda heute und auch in der nächsten Zeit nicht anweend ist. Er hatte in den letzten Monaten so viel mit der igenen Partei und deren Öffentlichkeitsarbeit zu tun, ass er kaum noch Zeit hat, am Parlamentsgeschehen eilzunehmen. Das, was diese Bundesregierung macht, ist ja keine ffentlichkeitsarbeit. Ich hatte den Eindruck, dass soohl der Kollege Rübenkönig als auch der Kollege onde hier einen Schleiertanz aufgeführt haben. Es ging ämlich um die Verschleierung von Tatsachen. Hier uss aber das eine oder andere schon genannt werden. as mich allerdings ein bisschen traurig stimmt, ist Folendes: Jeder andere Kollege oder jede andere Kollegin us der Koalition hätte diese Reden halten können; aber ass Haushälter – also die Leute, die auf die Steuergelder chten sollen – solche Reden halten, ist eine Zumutung. Sie können zwar nicht leugnen, dass die Mittel für Öf entlichkeitsarbeit erheblich gesteigert wurden und Sie arüber hinaus kaschieren, dass im Titel Öffentlichkeitsrbeit noch nicht einmal alle Beträge enthalten sind, aber ch habe sogar noch Verständnis dafür, dass sich der Kolege Bonde hier so aufgeregt hat und die Reformpolitik eranzieht, um nicht über das Thema Öffentlichkeitsareit zu sprechen, und dass der Kollege Rübenkönig wieer die Flut in Südostasien bemüht, um nicht auf das hema Öffentlichkeitsarbeit einzugehen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: 18 Minuten lang nicht zum Thema geredet!)

Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1515508500

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Kollege Bonde, nehmen wir einmal den Titel „Ökolo-
ischer Landbau“ – Sie wissen, dass ich das ansprechen
uss; wir haben das hier schon einmal diskutiert –: Ihre
inisterin Künast suggeriert, dass den Landwirten mit
iesen Mitteln geholfen wird, auf den ökologischen
andbau umzusteigen. Aber weit gefehlt; diese
0 Millionen Euro sind für Propaganda bereitgestellt
orden.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: So ist es! – Widerspruch bei der SPD)


Natürlich. Sie hätten nur die Kritik des Rechnungsho-
es lesen müssen. Auch Kollege Bonde kennt diesen Be-
icht und ist schon ganz bescheiden. Ich sehe schon, wie
r vorne in der ersten Reihe zusammenzuckt, weil er
eiß, dass das trifft.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen schon mehr bringen, bevor ich zucke!)


Das Problem, dass die Opposition unsere Öffentlich-
eitsarbeit kritisiert hat, hatten wir zwar auch. Aber bei
hrer Regierung ist es so, dass die Öffentlichkeitsarbeit
icht nur von der Opposition, sondern auch vom Bun-
esrechnungshof ständig kritisiert wird. Darum scheren
ie sich einen Dreck.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin

Ich nenne Beispiele. Der Bundesrechnungshof hat

den Verzicht auf eine europaweite Ausschreibung bei ei-
ner Anzeigenkampagne kritisiert. Dann war da noch die
zweifelhafte Auftragsvergabe – so der Rechnungshof –
an Odeon Zwo. Rein zufällig war das die Agentur der
Sozialdemokraten.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ach so!)

Dann hat man die Agentur schnell gewechselt. Jetzt ist
es der „Goldene Hirsch“, der rein zufällig die Propa-
ganda für die Grünen gemacht hat.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist ja ein Filz!)


Darüber hinaus hat der Bundesrechnungshof die Vergabe
von Kinospots kritisiert.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Anda hat nicht einen Auftrag fehlerfrei vergeben!)


All das rührt Sie gar nicht. Aber der Bundesrech-
nungshof ist dafür da, um darauf zu achten, dass das
Geld der Steuerzahler vernünftig eingesetzt wird. Er hat
nie kritisiert, dass Sie Öffentlichkeitsarbeit betreiben.
Ich könnte hier noch viele solcher Beispiele anführen.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

Entscheidend ist: Hans Eichel muss jedes Jahr mehr
Schulden aufnehmen. Das bedauern wir alle, selbst Sie,
wenn Sie mit uns sprechen. Zur gleichen Zeit wird der
Etat für Propagandazwecke erhöht. Man gewinnt doch
den Eindruck: Je schlechter die Politik, desto mehr Geld
für die Propaganda! Das ist der Punkt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Ich nenne noch ein Beispiel, damit die Bürgerinnen

und Bürger sehen, wie Sie Ihre Öffentlichkeitsarbeit ma-
chen. Kollege Rübenkönig, Kollege Bonde, ich zeige
dem Plenum jetzt das Ergebnis einer Ihrer Anzeigen-
kampagnen – die anderen Seiten erspare ich mir wegen
meiner kurzen Redezeit –: Wollen Sie mir sagen, dass
auf dieser Seite, deren eine Hälfte allein der Bundesadler
füllt, Information zu finden ist? Muss der Steuerzahler
so etwas bezahlen? Den Adler kann er sich auch im
Fernsehen anschauen. So etwas brauchen Sie nicht auf
sechs Seiten zu drucken. 520 000 Euro haben Sie für
diese Anzeigenkampagne bezahlt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wie viel? – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Dafür kann man ja drei Schulen sanieren!)


Gleichzeitig belasten Sie den Steuerzahler immer mehr.
Das ist herausgeschmissenes Geld. Daran führt kein Weg
vorbei.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Ich kann nur das wiederholen, was wir als Freie De-

mokraten in den Haushaltsberatungen beantragt haben:
Lösen Sie das Bundespresseamt auf! Öffentlichkeits-
arbeit billige ich Ihnen zu, aber das kann das Kanzleramt
übernehmen. Lösen Sie die Propagandazentrale von

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(C (D errn Anda auf! Diesen Laden brauchen wir genauso enig wie Herrn Anda. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Anda in die Rente!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515508600

Letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt ist

ie Kollegin Ilse Aigner, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das wird ja immer besser!)



Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1515508700

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte
amen und Herren! Ich möchte mich dem Kollegen
oppelin anschließen, der zu Recht darauf hingewiesen
at, dass gegen Öffentlichkeitsarbeit an sich nichts zu
agen ist; dazu möchte auch ich mich bekennen. Aber
as Ausmaß der Mittelsteigerungen ist eklatant.
as ist das eine: Die Gelder steigen innerhalb von zwei
ahren um 11 Prozent – und das in einer Zeit stagnieren-
er Haushalte. Der Gipfel dabei ist, dass gerade Sie, sehr
eehrte Kolleginnen und Kollegen aus dem Haushalts-
usschuss, dabei vollkommen blind sind, wo wir doch
onst jede einzelne Position daraufhin untersuchen, ob
ir dort eventuell sparen könnten. Das ist unglaublich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Erzählen Sie mal, wie es in Bayern ist!)


Daneben stellt sich die Frage der Qualität. Es sind
chon einige Beispiele genannt worden. Ich möchte zwei
älle herausgreifen, die für mich beispielgebend sind.
ie grünen Minister Trittin und Künast werben immer
o sehr für Nachhaltigkeit. Bei den Finanzen vergessen
ie die Nachhaltigkeit vollkommen. Wir sind momentan
ei 40 Milliarden Euro Schulden jährlich und haben ein
rhebliches Strukturdefizit.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nachhaltige Propaganda soll das sein!)


Es gibt eine Anzeige, auf der steht: Was macht Jürgen
rittin heute? Abschalten. – Der geneigte Leser kann
errn Trittin in einem Liegestuhl vor dem AKW in
tade sehen. Was sagt mir das Ganze? Was ist der Infor-
ationsgehalt?


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: 1 000 Arbeitsplätze weniger!)


as wir Ihnen dabei besonders ankreiden, ist: Diese
ampagne wird nicht aus dem Titel „Öffentlichkeits-
rbeit“ finanziert, sondern aus dem Titel „Erneuerbare
nergien“.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das darf ja nicht wahr sein! – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Jetzt wissen wir, wie Trittin arbeitet! Pfui!)







(A) )



(B) )


Ilse Aigner

Es handelt sich aber um reine Öffentlichkeitsarbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der Herr Minister begründet das damit, dass die reiz-
überflutete Gesellschaft durch vorgelagerte Werbemaß-
nahmen für die rot-grüne Politik sensibilisiert werden
müsse. Das ist doch reine Öffentlichkeitsarbeit, bezahlt
aus einem anderen Titel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Propaganda!)


Ich möchte ein zweites Beispiel nennen: Im Öko-
landbauprogramm, welches einen Mittelansatz in
Höhe von 20 Millionen Euro hat – das ist schon ange-
sprochen worden –, ist die Presse- und Öffentlichkeitsar-
beit explizit ausgewiesen, mit einem Soll für das Jahr
2004 in Höhe von 800 000 Euro. Das ist eine stattliche
Summe.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dafür muss eine alte Oma lange stricken!)


Der Witz ist Folgender: Ich habe nachgefragt, was tat-
sächlich für diesen Bereich ausgegeben wurde:
2,4 Millionen Euro – nur für Presse- und Öffentlichkeits-
arbeit in diesem einen Titel!


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist dreimal so viel!)


So sehen die Relationen aus. Für Öffentlichkeitsarbeit
im Ressort Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt-
schaft sind 1,35 Millionen Euro ausgewiesen. Die Stei-
gerung allein in diesem Titel ist höher als das, was offi-
ziell ausgewiesen ist. Das ist wirklich unglaublich.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515508800

Frau Kollegin Aigner, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Koppelin?


Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1515508900

Selbstverständlich, gern.


(Zuruf von der SPD: Der ist doch bestellt!)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1515509000

Da Sie gerade so schön in Fahrt sind, Frau Kollegin

Aigner, hätte ich eine Bitte. Vielleicht sind Sie in der
Lage, diese zu erfüllen. Können Sie uns etwas über „Ka-
ter Krümels Bauernhof“ sagen? Sie wissen, um welches
Propagandamaterial es sich dabei handelt.


Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1515509100

Lieber Herr Kollege Koppelin, selbstverständlich be-

antworte ich Ihnen sehr gern diese Frage. Sie sprechen
ein Kindergartenspiel an, welches 1,8 Millionen Euro
gekostet hat. Ich habe mir diese Kiste, die an die Kinder-
gärten verteilt wurde, einmal angeschaut, weiß aber bis
heute nicht, was die Kinder dabei genau lernen sollten.
Das Ganze wurde aus Zuschüssen für Ökolandbaupro-
dukte finanziert.

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(C (D (Herbert Frankenhauser [CDU/CSU]: Das ist von der Bundesdruckerei gemacht worden!)


ie Mittel stammen aus einem wohlklingenden Pro-
ramm, dienten letztendlich aber zu nichts anderem, als
ine Wahlkampfkampagne für Rot-Grün zu führen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wahlkampf im Kindergarten!)


Ich setze noch eines drauf, Herr Kollege Koppelin. Es
ab auch eine Postkartenaktion, die ebenfalls aus dem
kolandbauprogramm finanziert wurde. Auf einer
arte, auf der Erdbeeren im Hintergrund zu sehen wa-
en, stand: Vernasch mich! – Daneben war ein kleines
üppchen abgebildet. Weil das hätte missverstanden
erden können, sind die Karten mit diesem Motiv einge-
tampft worden. Die Kosten betrugen 30 000 Euro.


(Herbert Frankenhauser [CDU/CSU]: Das ist ja unglaublich! – Lothar Mark [SPD]: Wie viele Materialien wurden in Ihrer Regierungszeit eingestampft? Können Sie dazu etwas sagen?)


s gibt viele Familien in diesem Land, die sich freuen
ürden, wenn sie 30 000 Euro im Jahr zur Verfügung
ätten.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sexistische Werbung!)


ie 30 000 Euro wurden einfach vergeudet, ohne einen
weck erfüllt zu haben.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Jetzt müssen wir aber erst mal klatschen!)


Bitte schön.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515509200

Der Beifall geht schon von der Redezeit ab! Jetzt bitte

ch um ein bisschen Konzentration.

(Heiterkeit)



Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1515509300

Diese Aufzählung könnte man beliebig fortsetzen.
och einmal: Es geht nicht darum, Öffentlichkeitsarbeit
omplett zu verbieten. Das ist nicht möglich; jede Bun-
esregierung ist darauf angewiesen. Aber die Kampa-
nen müssen erstens einen Informationsgehalt aufweisen
nd zweitens realistisch ausgewiesen sein.
Lesen Sie einmal die Bemerkungen des Bundesrech-

ungshofs. Ich zitiere daraus, um sie Ihnen in Erinne-
ung zu rufen:

Nicht die Fachinformationen, sondern die Werbung
für die politischen Ziele der Bundesregierung steht
dabei im Vordergrund. Die Maßnahmen hätten da-
her nicht aus dem Bundesprogramm finanziert wer-
den dürfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

amit ist das Ökolandbauprogramm gemeint. Was ist an
ieser Feststellung undeutlich? Klarer lässt es sich nicht
arstellen.






(A) )



(B) )


Ilse Aigner


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist Veruntreuung von Steuergeld, Veruntreuung von gepumptem Steuergeld!)


Seien Sie als Haushälter doch so ehrlich, solche Aus-
gaben unter den dafür vorgesehenen Titeln zu veran-
schlagen. Dann können wir gegenüber der Öffentlichkeit
deutlich machen, ob sie gerechtfertigt sind oder nicht.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind gegen Ökolandbau und trauen sich nicht, es zu sagen! Das ist der Punkt!)


Aber seien Sie nicht so scheinheilig, diese Ausgaben ir-
gendwo im Haushalt zu verstecken, wo sie keiner finden
kann. Dieses Tricksen, Täuschen und Tarnen auf der
ganzen Linie werden wir uns nicht gefallen lassen. Des-
halb teile ich die Auffassung des Kollegen Kaster, die
auch im Antrag unserer Fraktion zum Ausdruck kommt.

In dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit, Veröffentli-
chungen und Ähnliches gibt es noch so viel Luft, dass
Sie aus den dafür vorgesehenen Mitteln locker die Flut-
hilfe für Südostasien aufbringen können, ohne in ande-
ren Bereichen Kürzungen vorzunehmen. Sie könnten so-
gar noch weitere Aktionen daraus bestreiten.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515509400

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

empfehlung des Haushaltsausschusses auf Druck-
sache 15/3557 zu dem Antrag der CDU/CSU-Fraktion
mit dem Titel „Ausweitung der Öffentlichkeitsarbeit der
Bundesregierung in Zeiten knapper Kassen“. Der Aus-
schuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 15/3311
abzulehnen.


(Beifall bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist nicht gut überlegt!)


Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? – Das
erste war offenkundig die Mehrheit. Damit ist die Be-
schlussempfehlung angenommen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 21 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Sportausschusses (5. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Detlef Parr, Daniel
Bahr (Münster), Ernst Burgbacher, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der FDP
Initiative des Europäischen Parlaments, des
Europäischen Rates und der UNO zur Förde-
rung des Sports nachhaltig unterstützen
– Drucksachen 15/2418, 15/4690 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dagmar Freitag
Klaus Riegert
Winfried Hermann
Detlef Parr

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(C (D Es wäre schön, wenn diejenigen, die nicht an der Deatte zu diesem Tagesordnungspunkt teilnehmen könen, nun durch eigene sportliche Betätigung den Plenaraal schnell verlassen könnten, um die notwendige onzentration der Beteiligten sicherzustellen. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für iese Debatte eine halbe Stunde vorgesehen. – Dazu öre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlosen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst er Kollege Reinhold Hemker für die SPD-Fraktion. (Detlef Parr [FDP]: Geh’ nett mit der FDP um, Reinhold!)



Dr. Reinhold Hemker (SPD):
Rede ID: ID1515509500

– Das mache ich doch immer, Detlef.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
er das Europäische Jahr der Erziehung durch
port 2004 aufmerksam verfolgt und sich auf den Kon-
erenzen mit den Projekten befasst hat, der weiß, dass
ie im FDP-Antrag angesprochenen Ministerien sehr gut
eteiligt gewesen sind. Ob es daran gelegen hat, dass der
ntrag von 2003 stammt und von daher schon etwas äl-
er ist, dass insbesondere Detlef Parr und die Kollegin-
en und Kollegen von der FDP trotzdem die Beteiligung
er Ministerien angemahnt haben, will ich dahingestellt
ein lassen. Ich habe jedenfalls bei einigen wichtigen in-
ernationalen Konferenzen wie der bekannten Konferenz
er Evangelischen Kirche in Deutschland mit weiteren
eteiligten aus anderen europäischen Ländern in Sülz
rfahren, dass die Zuständigkeiten bereits innerhalb der
erschiedenen Ministerien verteilt sind.
Was die einzelnen Ressorts wie Forschung, Gesund-

eit und Familie angeht, haben wir festgestellt, dass die
erzahnung des Gesamtthemas „Erziehung durch Sport“
ut funktioniert hat. Aus dem Programm der großen in-
ernationalen Konferenz, dem Internationalen Forum in
ad Boll, geht hervor, dass die Akteure, die bereits in
er UNO-Resolution Ende 2003 erwähnt wurden, erneut
eteiligt sind und wichtige Beiträge leisten. Dies wäre
icht möglich gewesen, wenn wir im letzten Jahr nicht
ine entsprechende Akzentsetzung vorgenommen hätten
nd wenn sich nicht auch außerhalb der formalen Struk-
uren des Sports sehr viele beteiligt hätten. Ich habe zum
eispiel junge Unternehmer kennen gelernt, die ein Bil-
ungsunternehmen unter dem Namen „Young College“
egründet haben, das es sich zur Aufgabe gemacht hat,
ositive Erfahrungen mit dem Sport über das Internet
nd andere neue Medien zu vermitteln und so – um es
eutlich zu sagen – kleine dicke Kinder, die ständig vor
em PC sitzen, dazu zu bewegen, Sport und damit auch
esundheitsprävention zu betreiben. Lieber Detlef
arr, es ist ganz wichtig, dass wir die positiven Erfahrun-
en mit dem Sport auch vermitteln.
Eine Chance dafür bietet in der Tat das UNO-Jahr für

port und – nun wird es schwierig – „physical educa-
ion“. Ich habe mir einmal angeschaut, welche deutschen
bersetzungen es für diesen Begriff gibt. Detlef Parr,






(A) )



(B) )


Reinhold Hemker

allein in eurem Antrag gibt es verschiedene Übersetzun-
gen. Einmal ist von „Körperkultur“, ein anderes Mal von
„Körpererziehung“ oder von „Leibesertüchtigung“ die
Rede. Vielleicht sollten wir im Sportausschuss einmal
darüber nachdenken, welchen schönen Begriff es in
unserer deutschen Sprache gibt, um „physical educa-
tion“ adäquat zu übersetzen.

Wichtig ist nun, die Dinge zu berücksichtigen, die
Adolf Ogi, den Beauftragten für das UNO-Jahr des
Sports, veranlasst haben, zu sagen: Deutschland hat be-
reits eine Vorreiterrolle im Hinblick auf die Ausweitung
der sportlichen Aktivitäten eingenommen. Es wird na-
türlich erwartet, dass Deutschland seine Vorreiterrolle
weiter wahrnimmt. Das geht selbstverständlich nur,
wenn die inhaltlichen Voraussetzungen, die in den letz-
ten Jahren, insbesondere im letzten Jahr, geschaffen wor-
den sind, auch Eingang in die Projekte und Programme
dieses Jahres finden.

Ich möchte auf zwei Dinge zu sprechen kommen, die
mir im letzten Jahr aufgefallen sind. Für mich ist es eine
wichtige und positive Erfahrung, dass bei der Gesund-
heitsreform, die unsere Gesundheitspolitiker gemein-
sam mit der Bundesregierung auf den Weg gebracht ha-
ben, der Aspekt der Prävention durch eine bessere
Ausgestaltung des § 20 SGB V stärker zum Tragen
kommt. Es ist gelungen, das Thema Prävention durch die
Anregungen des Sportausschusses – es gab eine Anhö-
rung und einen fraktionsübergreifenden Antrag – in den
Vordergrund zu rücken, und zwar in Verbindung mit dem
Sport. Wir haben es offensichtlich geschafft, dass nun
auch die Akteure draußen – die Krankenkassen, die
Sportverbände, die Verbraucherberatungsstellen und alle
diejenigen, die sich mit Weiterbildung befassen, wie die
Volkshochschulen – den sich daraus ergebenden Auftrag
sehr ernst nehmen.

Dass wir uns schon im Herbst letzten Jahres mit den
Eckpunkten eines Präventionsgesetzes befassen konnten
und dass wir die Präventionsempfehlungen des Forums
ernst nehmen, zeigt, dass wir Schritt für Schritt Fort-
schritte erzielen. Wenn wir im laufenden Jahr ein Prä-
ventionsgesetz, an dessen Erarbeitung der Sportaus-
schuss sicherlich beteiligt sein wird, verabschieden – ich
hoffe, dass das schon in der ersten Jahreshälfte möglich
sein wird –, dann sind wir wieder ein Stück vorange-
kommen.

Wenn ich mir die entsprechende UNO-Resolution
anschaue, dann stelle ich fest, dass es in einem Teil um
Erziehung zu mehr Lebenstüchtigkeit durch Sport geht.
Sport wird darin als Mittel der Gesundheitserziehung
verstanden, als Mittel zur Kriminalitätsbekämpfung
– „Sports against Crime“ steht für eine große Kampagne
im südlichen Afrika, die ich vor zwei Jahren kennen ge-
lernt habe –, als Mittel zur Aidsprävention und als Mittel
zur Verbesserung der Grundbildung mit dem Ziel, welt-
weit die Lebensqualität der Menschen, die sich nicht so
viel leisten können wie wir, durch sportliche Aktivitäten
zu verbessern.

All das haben wir als diejenigen, die sich in diesem
Parlament besonders um den Sport kümmern, bereits in
den letzten zwei Jahren diskutiert und vorangebracht. So

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(C (D esehen könnte die heutige Debatte über die Beschlussmpfehlung zu dem Antrag der FDP auch ein Stück bergang zu dem sein, was wir in den nächsten Monaten achen werden. Ich will in diesem Zusammenhang eine Anmerkung ur Vorbereitung und zur Durchführung der Fußballeltmeisterschaft 2006 in Deutschland – sie wird in em Antrag ebenfalls erwähnt – machen. Einen Aspekt öchte ich besonders herausstellen. Ganz viele in eutschland – wahrscheinlich ist es die Mehrheit – saen: Diese Fußballweltmeisterschaft ist für uns ökonoisch, sportlich und kulturell ganz wichtig. Einige dazu gehöre auch ich als Mitglied christlich organisierer Aktionsgruppen – beteiligen sich an Kampagnen wie Fit for Fair“. Diese Kampagne wird übrigens in Zusamenarbeit mit Sportausstattern wie Adidas, Karstadt und nderen durchgeführt. Hinzu kommen viele, die welteit tätig sind. Wichtig ist, dass die Menschen, die internationale So idaritätsarbeit leisten, erkannt haben: Es gibt Spitzenportler und Trainer wie Jürgen Klinsmann, die den Stelenwert sozialer und ökologischer Standards bei der roduktion von Sportartikeln erhöhen wollen. Offenichtlich kommt es in Deutschland – das habe ich so och nie erlebt – zu einem Bündnis zwischen Sportlern nd engagierten Sportfans auf der einen Seite und denjeigen, die internationale Solidaritätsarbeit leisten, auf er anderen Seite. An dieser Stelle sage ich all denjenigen ein Danke chön, die das unterstützen. Die Landesregierung von ordrhein-Westfalen – ich komme aus diesem Bundesand – unterstützt das Ganze außerordentlich. Mit dem spekt der „grünen“ Spiele – Herr Staatssekretär, auch ie als Roter in der Bundesregierung wissen, wofür das ort „grün“ in diesem Fall steht – gehen Initiativen einer, die etwas voranbringen. – Wunderbar! Das bringt ns den Vorstellungen, die dem „International Year of port and Physical Education 2005“ zugrunde liegen nd in den entsprechenden UNO-Resolutionen formuiert worden sind, näher. Wenn der Bereich des Sports als Teil der bilateralen nd multilateralen Entwicklungszusammenarbeit nicht eiter ausgebaut wird, dann wird es sportliche Betätiung in vielen Teilen dieser Welt nur in sehr beschränkem Umfang geben. Über den Ausbau des Sports auf em Gebiet der internationalen Kulturbeziehungen haen wir schon vor anderthalb Jahren im Sportausschuss nd auch hier im Plenum auf der Grundlage eines Antraes, den die Koalitionsfraktionen eingebracht hatten, iskutiert. Das allein ist allerdings zu wenig. Die Facheute, die zum Beispiel in Sportprogrammen des NOK ätig waren, sagen: Wir brauchen Antikriminalitätsareit, Aidspräventionsarbeit, eine offizielle Beschreiung des Sports, der die Funktion von Erziehungsarbeit at. Wenn das auf dem Hintergrund dessen, worüber wir eute hier diskutieren, im Laufe dieses Jahres durch die egleitveranstaltungen zum UNO-Jahr erreicht wird, ann könnten wir am Jahresende sagen und unseren artnern in den Ländern der so genannten Dritten Welt Reinhold Hemker versprechen, dass wir das ausbauen. Wenn das nicht geschähe, würden die mit den zahlreichen begonnenen Projekten verbundenen Aufgaben im Zusammenhang mit dem „International Year of Sport and Physical Education 2005“ nicht erfüllt. Das ist einfach so. Auch in Richtung der Kolleginnen und Kollegen im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – ich sehe den Kollegen Detlef Dzembritzki – und anderer, die sich in ihren Ausschüssen mit Verbraucherschutzfragen beschäftigen, sage ich mit Blick auf die Diskussionen im Sportausschuss in den letzten Monaten: Mein Wunsch ist, dass diese Aufgaben erfüllt werden. Wenn das geschieht, hat es sich gelohnt, heute über den Antrag der FDP, über die Beschlussempfehlung des Sportausschusses und über die Perspektiven dieses UNO-Jahres zu diskutieren. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515509600

Nächster Redner ist der Kollege Bernd Heynemann,

CDU/CSU-Fraktion.

Bernd Heynemann (CDU):
Rede ID: ID1515509700

Sehr verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die
Generalversammlung der VN hat am 17. November
2003 beschlossen, das Jahr 2005 zum Internationalen
Jahr des Sports und der Leibeserziehung als Mittel zur
Förderung der Bildung, der Gesundheit, der Entwick-
lung und des Friedens zu erklären, und bittet die Regie-
rungen, Veranstaltungen zu organisieren, die ihr Engage-
ment deutlich machen, und Persönlichkeiten des Sports
für eine diesbezügliche Unterstützung zu gewinnen.

Das Jahr 2005 hat bereits begonnen und es folgt – wie
bereits von meinem Vorredner erwähnt – auf das Jahr der
Erziehung durch Sport in 2004. 104 Initiativen sind aus
Deutschland auch international bekannt. Zeitlich be-
trachtet befinden wir uns in diesem Jahr zwischen zwei
großen sportlichen Ereignissen: 2004 fanden die Olym-
pischen Spiele statt und nächstes Jahr, 2006, findet die
Weltmeisterschaft im Fußball statt. In diesem Jahr haben
wir die World Games in Duisburg, die die gesamte Pa-
lette des Sportes dokumentieren und komplettieren.

Wenn ich sage, das Jahr 2005 habe bereits begonnen,
so meine ich damit: Von den UN und auch vom Europäi-
schen Parlament sind die Staaten und Regierungen auf-
gefordert worden, dieses Jahr mit Leben zu erfüllen. Bis-
her gibt es aber für Deutschland kein Konzept, keine
Projekte oder Absichten dazu, wie dieses Jahr auf natio-
naler und internationaler Ebene mit Leben erfüllt werden
soll.


(Detlef Parr [FDP]: So ist es!)

Das müssen wir Ihnen, werte Kollegen von Rot-Grün,
vorwerfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Detlef Parr [FDP])


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(C (D Es gibt Ansatzpunkte genug. Denken wir nur an das räventionsgesetz – es ist bereits erwähnt worden –, as die sportliche Seite und das sportliche Tun noch stärer verankern soll, oder an die Initiativen des Deutschen portbundes! Denken wir an die Bewegungsarmut – beser gesagt: die Bewegungsfaulheit – der Kinder und chüler in unseren Schulen sowie die Problematik des bergewichts! Gestern stand in der „Berliner Morgenost“, dass Berliner Kinder immer dicker werden. Rund 2 Prozent der Jungen und mehr als 13 Prozent der Mädhen leiden bereits an krankhaftem Übergewicht. Es eht darum, mindestens zwei Sportstunden, möglichst rei Sportstunden wöchentlich abzusichern. Aber wir issen, dass dies in den meisten Bundesländern noch ein unschtraum ist und dass wir verstärkt auf dieses anko hinweisen müssen. (Norbert Barthle [CDU/CSU]: In BadenWürttemberg ist das Realität! Da gibt es auch eine CDU-geführte Regierung!)


Mit einem solchen Jahr des Sportes können wir Si-
nale setzen: für den Sportstättenbau und die Sportstätten-
nterhaltung, für die steuerliche Entlastung der Vereine,
ür die Förderung des Behindertensports, für die Initiati-
en „Frauen und Sport“ und, was nicht zu vergessen ist,
ufgrund unserer demographischen Entwicklung für die
orrangigkeit des Seniorensports.
Der Deutsche Sportbund hat bereits vor einiger Zeit

eine sportpolitische Konzeption vorgestellt. Darin be-
ont er, dass unsere Gesellschaft unter anderem auf Netz-
erke bürgerschaftlicher Beteiligung angewiesen ist.
abei spielt der Sport eine äußerst wichtige Rolle für die
ntegration und ist ein weites Feld für Ehrenamtliche.
port ist damit das Elixier des Humankapitals unserer
esellschaft.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: So ist es!)

Dies unterstreicht nochmals, dass der Sport in allen

olitikfeldern mehr Gewicht erhalten muss. Dazu reicht
s nicht, meine Damen und Herren von Rot-Grün, im
undesministerium des Innern die Zahl der Planstellen
u erhöhen und die Abteilungen zu erweitern.
Wenn wir dieses Jahr nutzen wollen, muss ein Kon-

ept auf den Tisch, das nicht nur die Bedeutung des
ports in sozialer Hinsicht stärkt. Es müssen auch wie-
er Werte vermittelt werden, unter anderem Fairplay.
ch betone an dieser Stelle: Schade, dass der Sportstand-
rt Deutschland jetzt mit einer Sportwettenmafia in den
chlagzeilen steht!


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Leider wahr! – Dr. Peter Danckert [SPD]: Darüber sollten wir reden!)


Darüber sollten wir reden, Kollege Danckert.

(Klaus Riegert [CDU/CSU]: Dazu muss man vorher ein bisschen mehr wissen!)

eitere Werte sind: die Erziehung zur Körperkultur, der
eistungswille, die Integration und das Sozialverhalten,
ber auch Teamgeist, Gemeinschaftssinn und Solidarität
owie Disziplin und Toleranz.






(A) )



(B) )


Bernd Heynemann

Diese Werte sind nicht nur für das Verhalten im Sport,

sondern auch für das Verhalten in der Gesellschaft wich-
tig. Deshalb ist es notwendig, dem Doping und der
Gewalt konsequent den Kampf anzusagen. Doping gibt
es nicht nur im Hochleistungssport. Auch im Breiten-
und Freizeitsport hat es immer mehr Einfluss. Da gilt es,
mit Aufklärungskampagnen zu überzeugen – da wäre
das Geld gut angelegt – und dem Doping den Boden zu
entziehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Detlef Parr [FDP])


Gewalt, besonders unter Jugendlichen, die sich nicht
nur auf immer brutalere Weise auf dem Schulhof, son-
dern auch in Graffitiaktivitäten äußert – Sie wollen die ja
nicht zum Bereich der Straftaten zählen –,


(Dr. Peter Danckert [SPD]: So allgemein kann man das nicht sagen! Da muss man sehr differenziert argumentieren!)


ist ein weites Feld. Im Jahr des Sports besteht die Mög-
lichkeit, diese Randerscheinungen in den Mittelpunkt zu
rücken und den Wert des Sports für eine friedliche Ge-
sellschaft zu unterstreichen. Partnerschaften im Sport
sollten aufgebaut werden, und zwar auf verschiedenen
Ebenen: Der Starke hilft dem Schwachen, er unterstützt
ihn in seiner Entwicklung und fördert durch den Sport
verschiedenste Aktivitäten.

Ein Schwerpunkt in diesem Jahr ist nicht nur der ak-
tive Sport, sondern auch das Ehrenamt, was in 2004
auch seine Würdigung fand. Jetzt aber gilt es, das Ehren-
amt weiterhin zu fördern, zu unterstützen, zu entbürokra-
tisieren und die Vereine auf solide, praxisnahe Füße zu
stellen und sie nicht durch die Administration zu behin-
dern oder gar zu bestrafen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir stim-
men dem FDP-Antrag zu, weil er etwas von Ihnen, von
der Koalition, einfordert, was für ein so wichtiges und
international bedeutsames Jahr 2005 normal ist. Starten
Sie mit uns eine gemeinsame Initiative zum Jahr des
Sports und lassen Sie uns gemeinsam den Sport in den
gesellschaftlichen Fokus stellen, damit alle aktiv wer-
den! Der Sport hat gemeinsame Aktivitäten verdient,
weil er ein zu wertvolles Gut ist, als nur separat für par-
teibezogene Zwecke benutzt zu werden.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515509800

Ich erteile das Wort dem Kollegen Detlef Parr für die

FDP-Fraktion.


Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1515509900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sport ist

längst keine Privatsache mehr, sondern zu einem zentra-
len gesellschaftspolitischen Thema geworden. So ist es
zu begrüßen, dass sowohl die EU durch das „Europäi-

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(C (D che Jahr der Erziehung durch Sport“ im vergangenen ahr als auch die Vereinten Nationen mit dem soeben ingeläuteten „Jahr des Sports und der Leibeserziehung“ ich übersetze das jetzt einmal so, Reinhold – eine nationale und internationale Bedeutung herausstelen. Die europäische Initiative ist abgeschlossen. Die Reonanz auch bei uns in Deutschland – da muss ich dir echt geben – war positiv. Es wurden 120 Projektanräge in Brüssel gestellt; 21 deutsche sind genehmigt orden. Daneben gab es viele begleitende Ereignisse. er erste Teil unseres Antrages scheint damit erledigt. Ich will aber doch darauf hinweisen, dass dieses „Eu opäische Jahr der Erziehung durch Sport“ kein Alibijahr leiben darf. Wir müssen kontinuierlich daran arbeiten, en Erziehungsauftrag des Sports im Zentrum unserer etrachtungen zu halten, so wie es gerade der Kollege ernd Heynemann noch einmal sehr deutlich betont hat, esonders im Hinblick auf Leistungsbereitschaft, Wilenskraft und präventives gesundheitliches und soziales erhalten. Meine Damen und Herren, die Vermittlung von erten in Familie, Schule und Gesellschaft ist gerade or dem Hintergrund aktueller Skandale so notwendig ie nie zuvor. Leben und Handeln nach Gesetzen und nerkannten Spielund Verhaltensregeln muss wieder zu iner Selbstverständlichkeit werden. as nutzen alle intellektuellen Fähigkeiten, wenn die emmschwellen unmoralischen, selbstsüchtigen Hanelns immer weiter sinken und sich zunehmend sogar riminelle Energien entladen? Der Sport ist Spiegel der esellschaft, er ist selbst betroffen. Betrug durch Doping der die Schiedsrichteraffäre sind traurige Beispiele. ber in der Sportbewegung steckt auch genügend Kraft, m diese Probleme aufzudecken und zu lösen; da bin ich uversichtlich. Wir Liberalen setzen mehr auf gesellchaftliche Selbstheilungskräfte als auf die gesetzgeberiche Keule – hoffentlich nicht vergebens. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Reinhold Hemker [SPD]: Schön!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Sehr traurige!)


Der frühere Bundespräsident der Schweiz, Adolf Ogi,
etont als UN-Sonderberater für Sport im Dienst von
ntwicklung und Frieden die besondere Rolle des Sports
ls Vorbereiter politischer Entscheidungsprozesse. Erin-
ern wir uns nur an die vielen sportlichen Begegnungen
wischen Ost und West vor der Wiedervereinigung unse-
es Landes! Diese menschlichen Kontakte haben viel
ur Entspannung beigetragen und manche Grenze, vor
llem in den Köpfen, bereits vorher fallen lassen. Gerade
n Krisengebieten kann der Sport integrativ wirken, auch
enn die Politik noch nicht so weit ist. Ich denke dabei
um Beispiel an die koreanische Halbinsel. Als stellver-
retender Vorsitzender der deutsch-koreanischen Parla-
entariergruppe habe ich erfahren, dass Deutschland






(A) )



(B) )


Detlef Parr

dort im Norden wie im Süden eine enorme Wertschät-
zung entgegengebracht wird. Karl-Heinz Rummenigge
und Franz Beckenbauer zum Beispiel sind selbst im ab-
geschotteten Norden ein Begriff. Ich glaube, wir täten
gut daran, den Vereinigungsprozess in Korea auch im
UN-Jahr des Sports ein bisschen stärker zu unterstützen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


So wichtig die Förderung der Integration von Migran-
ten und die Gleichstellung von Mann und Frau auch
sind, wie vom BMI herausgestellt, sollten wir dennoch
unseren Fokus auf Projekte der Erziehung und der
Gesundheitsförderung richten. Die in unserem Hause
gerade anlaufende Debatte über ein Präventionsgesetz
fordert das geradezu heraus. Wir sollten auch laufende
Kampagnen für das UN-Jahr nutzen, zum Beispiel die
Kampagnen „Sport tut Deutschland gut“ oder „Deutsch-
land bewegt sich“. Auch der Behindertensport muss sei-
nen Platz finden, vor allem nach dem eindrucksvollen
Abschneiden bei den Paralympics in Athen im Jahr
2004.

Zum Abschluss möchte ich noch sagen: Wollen wir
auch in Deutschland das UN-Jahr des Sports zum Erfolg
führen, dann, Herr Staatssekretär, sollten Sie Ihre
Öffentlichkeitsarbeit schnellstens auf den Prüfstand
stellen. Auf der Homepage des BMI findet man die ver-
schiedensten Projekte, aber nichts über das UN-Jahr des
Sports. Man erfährt beispielsweise nicht, wie und bei
wem man sich bewirbt. Herr Staatssekretär, schauen Sie
einmal in die Schweiz! Dort wurde unter
„www.sport2005.ch“ eine gute Seite geschaltet.

Unser Antrag hat diese Debatte bewirkt. Er hat An-
stöße gegeben – bereits erledigte und noch zu realisie-
rende. Er ist der Zustimmung wert, liebe Kolleginnen
und Kollegen auf der linken Seite.

Herzlichen Dank fürs Zuhören.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515510000

Das Wort hat nun die Kollegin Ursula Sowa, Bündnis

90/Die Grünen.

Ursula Sowa (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515510100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Ich kann mich den starken
Plädoyers der anderen Fraktionen nur anschließen.


(Detlef Parr [FDP]: Da haben wir Gemeinsamkeiten! Das ist im Sport so üblich!)


– Ja, das sind große Gemeinsamkeiten. Das ist sehr er-
freulich.

Aktuell erleben wir eine große Solidarität des Sports
mit den Betroffenen der Flutkatastrophe in Asien. Der
Sport hat hier genauso schnell reagiert wie sehr viele
Hilfsorganisationen. Auch die Sportbeteiligten haben fi-
nanzielle Mittel für die humanitäre Hilfe bereitgestellt
und engagieren sich beim Wiederaufbau. Viele kleine
Vereine und Verbände haben ein wirklich großartiges

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(C (D ngagement gezeigt. Ich denke, das sollte hier einmal ewürdigt werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Ich würde mir wünschen, dass aus der Fluthilfe dauer-
afte Partnerschaften zwischen verschiedenen Organisa-
ionen entstehen, was auf politischer Ebene natürlich ge-
ünscht wird. Wenn der Sport hierzu einen Beitrag
eisten kann, dann ist das nur zu begrüßen. Denn diese
artnerschaften werden durch das Prinzip der Solidarität
nd der gemeinsamen Verantwortung getragen.
Diesen Weltgedanken des Sports bringen die Verein-

en Nationen in ihrer Resolution vom November 2003
um Ausdruck. Die Vereinten Nationen nennen die Be-
eiche Bildung, Gesundheit, Entwicklung und Frieden,
ie durch Sport gefördert und vorangebracht werden sol-
en. Für das Kulturgut Sport ist diese Resolution ohne
weifel ein wichtiger Schritt. Als Kulturpolitikerin kann
ch das hier nur unterstreichen.
Die regionalen und nationalen Möglichkeiten und

unktionen des Sports werden in einem internationalen
odex verankert. Damit werden natürlich weitere Mög-
ichkeiten des Sports vorgezeichnet. Sport wird als wich-
iger Baustein für zentrale gesellschaftliche Bereiche
ich nenne hier ganz besonders Frieden und Völkerver-
tändigung – anerkannt. Die Förderung von internationa-
en Sportprojekten ist also zugleich – dieses Wort ist
icht zu hoch gegriffen – Friedensförderung. Es war be-
onders die deutsche Seite, die in den Verhandlungen zur
U-Verfassung darauf gedrängt hat, den Sport in einem
erfassungsartikel zu verankern. Für dieses Anliegen
ab es hier eine parteiübergreifende Einigkeit.
Das Auswärtige Amt finanziert zahlreiche Projekte

m Rahmen der auswärtigen Kulturpolitik. Wir fördern
ie im Ausland bekannten Trainerlehrgänge an der Uni
eipzig und – was sehr wichtig ist und was hier noch
icht genannt wurde – wir stellen im Bundeshaushalt zu-
ätzliche Gelder in Höhe von immerhin 700 00 Euro für
ine gezielte Umsetzung des internationalen Jahres des
ports bereit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Noch eine weitere gute Nachricht. Viele Projekte sind

chon eingereicht worden. Die entsprechende Konzep-
ion ergibt sich aus der UNO-Resolution. Wer setzt sie
m? Diese Regierung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Klaus Riegert [CDU/CSU]: Für Propaganda haben Sie mehr Geld! Das haben wir vorhin doch gehört!)


Herr Kollege, ich habe gesagt: zusätzlich.
Auch andere Ministerien sind aufgerufen. Zum Bei-

piel könnte das Ministerium für wirtschaftliche Zusam-
enarbeit aus unserer Sicht in Zukunft selbstverständ-
ich wieder mehr Sportprojekte fördern.


(Klaus Riegert [CDU/CSU]: Im Haushalt steht null!)







(A) )



(B) )


Ursula Sowa

Sportprojekte können helfen, die Zivilgesellschaft weiter
aufzubauen. Es wurde schon genannt – auch wir sehen
das so –: Diese Sportprojekte fördern Fairness, Sozial-
verhalten, Gesundheit und Konfliktprävention.

Ich möchte betonen, wie wichtig es ist, dass der Deut-
sche Sportbund und das Nationale Olympische Komitee
bei ihren derzeitigen Fusionsgesprächen die internatio-
nale Ausrichtung des Sportes immer wieder betonen.
Dies ist aus meiner Sicht ein Anliegen, das keine sport-
politische Eintagsfliege bleiben soll. Darauf drängen
auch Sie immer wieder; ich denke, die Sportpolitiker
sind da einer Meinung. Es sollte natürlich weiterhin im
Haushalt darauf geachtet werden, dass Projekte, die be-
gonnen worden sind, auch zu Ende geführt werden kön-
nen. Dass das ohne finanzielle Mittel nicht geht, ist uns
allen klar.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, in diesem
Sinne hoffe ich, dass wir das Internationale Jahr des
Sports 2005 als Auftrag verstehen. Bei den kommenden
Sportereignissen wird es eine tolle Gelegenheit geben,
Deutschland als guten Gastgeber vorzustellen. Die Besu-
cherinnen und Besucher sowie die zahlreichen Sportfans
sollen sich im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft
2006 schon in diesem Jahr davon überzeugen können:
Deutschland ist ein tolerantes, sympathisches und gast-
freundliches Land. Alle hier Anwesenden, die Sportver-
anstaltungen besuchen werden, können dazu einen Bei-
trag leisten. Vielleicht sehen wir uns und vielleicht trägt
jeder zum Bereich Friedensstiftung etwas bei.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515510200

Frau Kollegin Sowa, es besteht sogar eine gewisse

Chance, dass wir uns auf solchen sportlichen Großveran-
staltungen in einer noch größeren Anzahl treffen werden,
als das zu diesem Zeitpunkt im Deutschen Bundestag der
Fall ist.


(Heiterkeit)

Nun erhält zum Schluss dieser Debatte das Wort der

Kollege Klaus Riegert, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Klaus Riegert (CDU):
Rede ID: ID1515510300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wie die Debatte bisher gezeigt hat, verfügt der
Sport wie kein anderes Medium über ein weltweites
Netzwerk im Sinne der Völkerverständigung, der Kör-
perkultur und der Wertevermittlung. Die Initiativen des
Europäischen Parlaments und der UNO wollen bewusst
machen, welche ureigenste Bedeutung Sport hat: Freude
an der Bewegung, um Körper und Geist in Einklang zu
bringen.

Sport ist in unserem Land in der öffentlichen Wahr-
nehmung so präsent wie kaum ein anderer gesellschaftli-
cher Bereich. Wir haben im Sport einen hohen Organisa-
tionsgrad. Der Deutsche Sportbund ist mit 27 Millionen

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(C (D itgliedern und 87 000 Vereinen die größte Bürgerverinigung in unserem Land. Das ist eine hervorragende ilanz. Die mediale Inszenierung des Sports, dessen Komerzialisierung und der weltweit unerreichte hohe Orgaisationsgrad des deutschen Sports dürfen aber nicht arüber hinwegtäuschen, dass der Sport bei vielen Menchen in der täglichen Praxis noch nicht angekommen st. Bewegungsarmut nimmt in einem erschreckenden aße zu. Stoffwechselund Herzkreislauferkrankungen ind immer häufiger schon bei jungen Menschen die olge. Dies betrifft nicht nur Kinder und Berliner, lieber ernd Heynemann. Die Zahl der fettleibigen Kinder nd Jugendlichen steigt rapide. Mediziner bezeichnen edes vierte Kind als fettleibig. Fehlende Bewegung verunden mit falscher Ernährung lässt die Zahl der an Diaetes leidenden Menschen in die Höhe schnellen. chon bei Fünfjährigen wurde Altersdiabetes festgetellt. Wir haben wie in vielen anderen Bereichen keine Er enntnisdefizite, sondern Umsetzungsdefizite. Die Sacherständigen der Krankenkassen, der Wissenschaft und es Sports haben in einer Anhörung im Sportausschuss eutlich gemacht: Geht es mit der gesundheitlichen ehlentwicklung von Kindern und Jugendlichen so weier, dann stehen die Krankenkassen in 20 Jahren vor eier Kostenlawine, die weder von der Gesellschaft noch om Einzelnen zu bewältigen ist. Wir brauchen deshalb Kampagnen, um auf diese Si uation hinzuweisen, ein Bewusstsein dafür zu wecken nd Abhilfe zu schaffen. ir brauchen Anreize für mehr aktives Sporttreiben. Der eutsche Sportbund bietet dafür qualitativ sehr gute Geundheitsprogramme an. Seit Jahren diskutieren wir über den Schulsport, ohne ntscheidend vorangekommen zu sein. Quantität und ualität sind nicht gesichert. Eine Schulsportstudie eist die Beliebtheit dieses Faches nach. Gleichzeitig ist ie Ausfallquote gegenüber anderen Fächern nach wie or beängstigend hoch. Schulsport wird von vielen, vor llem von vielen Eltern, immer noch nicht als gleichweriges Unterrichtsfach anerkannt. ir müssen Kinder und Jugendliche durch einen übereugenden Unterricht an den Sport heranführen, damit ebenslanges Sporttreiben nicht nur Lippenbekenntnis st. Die Eltern sollten ihre Kinder aber auch zum Sportreiben anhalten. Wir wissen aus einer Befragung der DLRG unter chulpflichtigen Kindern, dass nur 66 Prozent der Kiner schwimmen können und nur 17,1 Prozent dieser inder das Schwimmen in der Schule gelernt haben. Zu echt mahnt der Präsident des Deutschen Sportbundes, Klaus Riegert Manfred von Richthofen, dass es auf der einen Seite zu Schließungen von Bädern kommt, die für den Schwimmunterricht geeignet sind, auf der anderen Seite aber mit Millionen EU-Mitteln Spaßbäder errichtet werden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Detlef Parr [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Detlef Parr [FDP]: Das wird sehr teuer!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Erika Lotz [SPD]: Alles Ländersache!)





(A) (C)


(B) )


Diese Spaßbäder sind in der Regel für Schulklassen
nicht zugänglich und für das Erlernen des Schwimmens
ungeeignet. Trotz dieser Erkenntnis schließen wir weiter
Schwimmbäder.

Wir haben in den Ballungsgebieten die Bewegungs-
räume eng und Spielen und Sporttreiben in unmittelbarer

des Sports in das Bewusstsein der Menschen bringen
und sie zum aktiven Sporttreiben bewegen.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515510400

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

empfehlung des Sportausschusses auf Druck-
sache 15/4690 zum Antrag der FDP-Fraktion mit dem
Titel „Initiative des Europäischen Parlaments, des Euro-
päischen Rates und der UNO zur Förderung des Sports
Wohnnähe fast unmöglich gemacht. Lärm von spielen-
den Kindern und Jugendlichen wird als unzumutbar
empfunden. Wir tolerieren eher den Lärm des Straßen-
und Flugverkehrs als lärmende Kinder. Hier muss sich
unser Bewusstsein ändern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Meine Damen und Herren, wir wissen aus wissen-

schaftlichen Untersuchungen: Wer sich regelmäßig be-
wegt, wer regelmäßig Sport treibt, ist nicht nur gesünder,
sondern auch leistungsfähiger. Diese Erkenntnis liegt
weltweit vor. Wir nehmen sie zur Kenntnis, setzen sie
aber nicht entsprechend um. Die Popularität des Sports
in der täglichen Wahrnehmung findet keinen entspre-
chenden Niederschlag in der Praxis.

Für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist es unver-
ständlich, warum die Sportpolitiker von SPD und Bünd-
nis 90/Die Grünen den Antrag der FDP abgelehnt haben.
Wollen sie nicht, dass der Sport eine besondere Berück-
sichtigung im Präventionsgesetz erfährt? Sind SPD und
Bündnis 90/Die Grünen gegen eine Stärkung der Kom-
petenzen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklä-
rung, gegen eine Koordination der Ministerien, gegen
den Abbau von Bürokratie auf europäischer Ebene?
Oder bestreiten die Koalitionsfraktionen den Wert des
Sports für Erziehung und Integration etc.? Bei aller Par-
teidisziplin hätte ich mir etwas mehr Souveränität in der
Sache seitens der Sportpolitiker gewünscht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir begrüßen die Programme und Initiativen des

Europäischen Parlaments und der UNO für den Sport.
Sie allein schaffen jedoch keine Abhilfe. Wir hoffen,
dass möglichst viele Aktionen und Events die Bedeutung

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(D achhaltig unterstützen“. Der Ausschuss empfiehlt, den ntrag auf Drucksache 15/2418 abzulehnen. Immerhin aben wir inzwischen, was die zahlenmäßige Stärke aneht, in etwa die Beteiligung an einem durchschnittlihen Zweitligaspiel erreicht, was für die Ermittlung der ehrheitsverhältnisse vielleicht eine gewisse Erschweris darstellt. Ich frage einmal, wer dieser Beschlussempehlung zustimmen möchte? – Das ist doch ziemlich bersichtlich. Wer ist dagegen? – Wer enthält sich der timme? – Das Erste ist nach übereinstimmender Aufassung des Präsidiums die Mehrheit. Damit ist die Bechlussempfehlung angenommen. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie darauf gewettet?)


Das habe ich diesmal aus nahe liegenden Gründen un-
erlassen, Herr Kollege Winkler. Das können wir zwei-
elsfrei im Protokoll festhalten.
Wir sind damit am Schluss unser heutigen Tagesord-

ung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

estages auf Mittwoch, den 16. Februar 2005, 13 Uhr,
in.
Für die in der Zwischenzeit anfallenden Veranstaltun-

en, vor allem in den zahlreichen Wahlkreisen, in denen
arneval bzw. Fastnacht zu den Hochzeiten des Jahres
ehören, wünsche ich allen beteiligten Kollegen einige
nteressante, stimmungsvolle und vor allen Dingen un-
allfreie Tage. Schönes Wochenende!


(Beifall)

Ich schließe die Sitzung.