Protokoll:
17247

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 247

  • date_rangeDatum: 14. Juni 2013

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:19 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/247 Diana Golze, weiterer Abgeordneter Inhaltsverzeichnis Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 15: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beseitigung sozialer Überforderung bei Beitragsschulden in der Krankenversicherung (Drucksachen 17/13079, 17/13947) . . – Zweite und dritte Beratung des von der und der Fraktion DIE LINKE: Privat Versicherte solidarisch versichern – Private Krankenversicherung als Vollversicherung abschaffen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Martina Bunge, Dr. Ilja Seifert, Kathrin Senger-Schäfer, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Versorgung der privat Ver- sicherten im Basistarif sicherstellen (Drucksachen 17/12069, 17/10119, 17/5524, 17/13947) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr, Bundesminister  BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 31697 B 31698 C 31698 D 31701 A 31701 B 31701 C 31702 D Deutscher B Stenografisch 247. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Tagesordnungspunkt 32: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Verbraucher- rechterichtlinie und zur Änderung des Ge- setzes zur Regelung der Wohnungsvermitt- lung (Drucksachen 17/12637, 17/13951) . . . . . . . . Dr. Stefan Ruppert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Marianne Schieder (Schwandorf)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b31691 A 31691 B 31692 D 31693 D 31695 C 31696 B Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Beseitigung sozialer Überforderung bei Bei- undestag er Bericht ung 14. Juni 2013 t : tragsschulden in der Krankenversi- cherung (Drucksachen 17/13402, 17/13947) . . – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/13959) . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Karl Lauterbach, Elke Ferner, Bärbel Bas, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Keine über- höhten Säumniszuschläge bei Bei- tragsschulden – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Martina Bunge, Harald Weinberg, 31701 A 31701 A Lars Lindemann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 31703 D 31704 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2013 Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Molitor (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Marlies Volkmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Karin Maag (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Marlies Volkmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Riebsamen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 63: a) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Ergänzung des Grundgesetzes um Volksinitiative, Volksbegehren, Volksentscheid und Referendum (Drucksache 17/13873) . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über Abstimmungen des Bundesvol- kes (Bundesabstimmungsgesetz) (Drucksache 17/13874) . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Helmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingo Wellenreuther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingo Wellenreuther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/DIE  GRÜNEN) (Erklärung nach § 30 GO) . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . Jimmy Schulz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting)  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Einkom- mensteuergesetzes in Umsetzung der Ent- s v (D in Z E e G m (D in Z E V w B E E r e E (D in Z A (K re N E s (D in Z A (K g D B a s s k (D T In 31705 B 31706 C 31707 B 31707 D 31708 D 31710 A 31710 A 31711 D 31711 D 31712 A 31714 C 31715 D 31716 C 31717 D 31719 A 31720 C 31723 A 31723 C 31723 D 31724 A 31724 D 31725 C 31726 C 31728 B 31728 D cheidung des Bundesverfassungsgerichtes om 7. Mai 2013 rucksache 17/13870) . . . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 17: rste Beratung des von der Fraktion der SPD ingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur leichstellung der Lebenspartnerschaft it der Ehe im Einkommensteuerrecht rucksache 17/13871) . . . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 18: rste Beratung des von den Abgeordneten olker Beck (Köln), Lisa Paus, Kai Gehring, eiteren Abgeordneten und der Fraktion ÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten ntwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der ntscheidung des Bundesverfassungsge- ichts vom 7. Mai 2013 zur Gleichstellung ingetragener Lebenspartnerschaft mit der he im Einkommensteuerrecht rucksache 17/13872) . . . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 19: ntrag der Abgeordneten Volker Beck öln), Kai Gehring, Ingrid Hönlinger, weite- r Abgeordneter und der Fraktion BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN: Das Recht auf heschließung für Personen gleichen Ge- chlechts einführen rucksache 17/13912) . . . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 20: ntrag der Abgeordneten Volker Beck öln), Lisa Paus, Kai Gehring, weiterer Ab- eordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN: Die Entscheidungen des undesverfassungsgerichts vom 19. Febru- r 2013 und vom 7. Mai 2013 zur Gleich- tellung eingetragener Lebenspartner- chaft mit der Ehe im Adoptions- und Ein- ommensteuerrecht umsetzen rucksache 17/13913) . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . grid Arndt-Brauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 31730 C 31730 C 31730 C 31730 D 31730 D 31731 B 31732 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2013 III Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Daniel Volk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 65: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit zu dem An- trag der Abgeordneten Dr. Martina Bunge, Kathrin Senger-Schäfer, Harald Weinberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Gesundheit und Pflege soli- darisch finanzieren (Drucksachen 17/7197, 17/13929) . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit zu dem An- trag der Abgeordneten Harald Weinberg, Dr. Martina Bunge, Diana Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Zuzahlungen für Patientinnen und Patienten jetzt abschaffen (Drucksachen 17/9067, 17/13067) . . . . . . Heinz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Willi Zylajew (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 64: a) Antrag der Abgeordneten Sibylle Pfeiffer, Dr. Christian Ruck, Hartwig Fischer (Göt- tingen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Dr. Christiane Ratjen-Damerau, Michael Kauch, Helga Daub, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Mil- lenniumsentwicklungsziele, Post-MDG- Agenda und Nachhaltigkeitsziele – Für eine gut verständliche, umsetzungsori- entierte und nachprüfbare globale Ent- wicklungs- und Nachhaltigkeitsagenda nach 2015 (Drucksache 17/13893) . . . . . . . . . . . . . . . b H D S K T D K T a b 31734 A 31734 C 31735 B 31736 C 31737 D 31738 B 31738 C 31738 D 31739 D 31741 A 31741 B 31741 B 31743 B 31745 B 31746 C 31748 A 31749 A ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Bärbel Kofler, Dr. h. c. Gernot Erler, Ulla Burchardt, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD: Für eine nachhaltige Entwicklungs- agenda ab 2015 – Millenniumsent- wicklungsziele und Nachhaltigkeits- ziele gemeinsam gestalten – zu dem Antrag der Abgeordneten Thilo Hoppe, Dr. Valerie Wilms, Ute Koczy, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Für universelle Nachhaltig- keitsziele – Entwicklungs- und Um- weltagenda zusammenführen (Drucksachen 17/13762, 17/13727, 17/13945) arald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . athrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . hilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . arin Roth (Esslingen) (SPD) . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 67: ) Antrag der Abgeordneten Dr. Frithjof Schmidt, Kerstin Andreae, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: zu der Empfehlung für einen Beschluss des Rates über die Ermächtigung zur Auf- nahme von Verhandlungen über ein umfassendes Handels- und Investitions- abkommen, transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft genannt, zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten von Amerika – KOM(2013) 136 endg.; Ratsdok. 7396/13 –  hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesregierung gemäß Artikel 23 Ab- satz 3 des Grundgesetzes i. V. m. § 9 des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bun- destag in Angelegenheiten der Europäi- schen Union – Transatlantische Han- dels- und Investitionspartnerschaft nur mit starken Standards (Drucksache 17/13925) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Ulla Lötzer, Dr. Lukrezia Jochimsen, Dr. Barbara Höll, 31749 A 31749 C 31750 C 31751 C 31752 C 31753 B 31754 B 31755 C 31757 B IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2013 weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: zu der Empfehlung für ei- nen Beschluss des Rates über die Er- mächtigung zur Aufnahme von Ver- Tagesordnungspunkt 66: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher handlungen über ein umfassendes Handels- und Investitionsabkommen, transatlantische Handels- und Investi- tionspartnerschaft genannt, zwischen der Europäischen Union und den Vereinig- ten Staaten von Amerika – KOM(2013) 136 endg.; Ratsdok. 7396/13 –  hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesregierung gemäß Artikel 23 Ab- satz 3 des Grundgesetzes i. V. m. § 9 des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der Eu- ropäischen Union – Keine weitere Libe- ralisierung über ein EU-Freihandelsab- kommen mit den USA (Drucksache 17/13894) . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 21: Antrag der Fraktion der SPD: zu der Emp- fehlung für einen Beschluss des Rates über die Ermächtigung zur Aufnahme von Verhandlungen über ein umfassendes Handels- und Investitionsabkommen, transatlantische Handels- und Investitions- partnerschaft genannt, zwischen der Euro- päischen Union und den Vereinigten Staa- ten von Amerika – KOM(2013) 136 endg.; Ratsdok. 7396/13 –  hier: Stellungnahme gegenüber der Bun- desregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes i. V. m. § 9 des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesre- gierung und Deutschem Bundestag in An- gelegenheiten der Europäischen Union – Die Verhandlungen mit den USA zu einem transatlantischen Handels- und Investi- tionsabkommen konsequent an europäi- schen Standards ausrichten (Drucksache 17/13904) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Beyer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Erich G. Fritz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . S F d 2 2 c (D D D T W O E T A b B te (M ti V (D D U D C K H N A L A A 31757 C 31757 C 31757 D 31758 C 31760 A 31761 B 31762 D 31763 D treitkräfte an der United Nations Interim orce in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage er Resolution 1701 (2006) vom 11. August 006 und folgender Resolutionen, zuletzt 064 (2012) vom 30. August 2012 des Si- herheitsrates der Vereinten Nationen rucksache 17/13753) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Guido Westerwelle, Bundesminister  AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . homas Kossendey (CDU/CSU) . . . . . . . . . . olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rich G. Fritz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 68: ntrag der Bundesregierung: Entsendung ewaffneter deutscher Streitkräfte zur eteiligung an der Multidimensionalen In- grierten Stabilisierungsmission in Mali INUSMA) auf Grundlage der Resolu- on 2100 (2013) des Sicherheitsrates der ereinten Nationen vom 25. April 2013 rucksache 17/13754) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . llrich Meßmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Thomas de Maizière, Bundesminister  BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . atja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . artwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31765 B 31765 C 31766 C 31767 D 31769 A 31769 B 31770 A 31771 A 31772 B 31772 B 31773 B 31774 C 31775 B 31776 A 31777 A 31778 C 31779 A 31780 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2013 31691 (A) ) )(B) 247. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 10.0
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2013 31779 (A) ) )(B) Anlagen Kunert, Katrin DIE LINKE 14.06.2013 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 14.06.2013 Krumwiede, Agnes BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.06.2013 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 14.06.2013 Tempel, Frank DIE LINKE 14.06.2013 Anlage 1 Liste der entschuldigte  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Altmaier, Peter CDU/CSU 14.06.2013 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 14.06.2013 Becker, Dirk SPD 14.06.2013 Bockhahn, Steffen DIE LINKE 14.06.2013 Brackmann, Norbert CDU/CSU 14.06.2013 Bulmahn, Edelgard SPD 14.06.2013 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 14.06.2013 Dittrich, Heidrun DIE LINKE 14.06.2013 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 14.06.2013 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.06.2013 Ernst, Klaus DIE LINKE 14.06.2013 Gohlke, Nicole DIE LINKE 14.06.2013 Granold, Ute CDU/CSU 14.06.2013 Gunkel, Wolfgang SPD 14.06.2013 Dr. Hein, Rosemarie DIE LINKE 14.06.2013 Hiller-Ohm, Gabriele SPD 14.06.2013 Hintze, Peter CDU/CSU 14.06.2013 Hofmann (Volkach), Frank SPD 14.06.2013 Kamp, Heiner FDP 14.06.2013 Kipping, Katja DIE LINKE 14.06.2013 Klimke, Jürgen CDU/CSU 14.06.2013 Kopp, Gudrun FDP 14.06.2013 Korte, Jan DIE LINKE 14.06.2013 Krellmann, Jutta DIE LINKE 14.06.2013 L L L M M M N N P P P P R R R S D S S S S S S  A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten ay, Caren DIE LINKE 14.06.2013 enkert, Ralph DIE LINKE 14.06.2013 iebich, Stefan DIE LINKE 14.06.2013 attfeldt, Andreas CDU/CSU 14.06.2013 öhring, Cornelia DIE LINKE 14.06.2013 öller, Kornelia DIE LINKE 14.06.2013 ietan, Dietmar SPD 14.06.2013 ord, Thomas DIE LINKE 14.06.2013 etermann, Jens DIE LINKE 14.06.2013 iltz, Gisela FDP 14.06.2013 loetz, Yvonne DIE LINKE 14.06.2013 ronold, Florian SPD 14.06.2013 emmers, Ingrid DIE LINKE 14.06.2013 ößner, Tabea BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.06.2013 oth (Heringen), Michael SPD 14.06.2013 arrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.06.2013 r. Schavan, Annette CDU/CSU 14.06.2013 chlecht, Michael DIE LINKE 14.06.2013 chmidt (Eisleben), Silvia SPD 14.06.2013 chwabe, Frank SPD 14.06.2013 harma, Raju DIE LINKE 14.06.2013 kudelny, Judith FDP 14.06.2013 teinke, Kersten DIE LINKE 14.06.2013 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 31780 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2013 (A) ) )(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 910. Sitzung am 7. Juni 2013 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen bzw. einen Einspruch gemäß Artikel 77 Absatz 3 des Grundgesetzes nicht ein- zulegen: – Gesetz zu dem Vertrag vom 9. Dezember 2011 über den Beitritt der Republik Kroatien zur Euro- päischen Union Begründung: Gemäß Artikel 23 Absatz 1 Satz 3 Grundgesetz ist die Zustimmung des Bundesrates mit zwei Dritteln seiner Stimmen erforderlich, wenn durch Änderungen der vertraglichen Grundlagen der EU und vergleichbare Regelungen das Grundgesetz seinem Inhalt nach geän- dert oder ergänzt wird oder solche Änderungen und Er- gänzungen ermöglicht werden. Der Beitrittsvertrag re- gelt erstmalig verbindlich für Kroatien die Zahl der Sitze im Europäischen Parlament, die Stimmenzahl im Rat sowie das künftig geltende Quorum für Entschei- dungen mit qualifizierter Mehrheit (Artikel 18 ff. der Beitrittsakte). Insbesondere der geltende EUV wird durch diese Regelungen des Beitrittsvertrags entspre- chend angepasst. Durch den Beitrittsvertrag werden endgültig und rechtlich verbindlich die institutionellen Bestimmungen geändert und damit der Kreis der Be- fugten, die übertragene Hoheitsrechte ausüben, geän- dert. Zudem wird auch die Höchstzahl der Mitglieder des Europäischen Parlaments gegenüber den Festle- gungen in den europäischen Verträgen für die Auf- nahme von Kroatien erhöht. Durch den Beitritt ver- schieben sich im Ergebnis Stellung und Gewicht der Bundesrepublik Deutschland im institutionellen Ge- füge der EU. Das relative Stimmengewicht Deutsch- lands, insbesondere im Rat, und damit die Möglichkei- ten seiner Einflussnahme bei der Ausübung der auf die EU übertragenen Hoheitsrechte verändern sich. Dies stellt eine wesentliche Änderung der vertraglichen Grundlagen der EU dar, durch die das Grundgesetz sei- nem Inhalt nach geändert bzw. ergänzt wird. Somit ist die Zustimmung des Bundesrates mit zwei Dritteln seiner Stimmen erforderlich. Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: v s R s u s z s s z w u s 2 u n d w B s R n d fo d a z K tr e e R S P a G v g d d p c tr R h re E h E Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 14.06.2013 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.06.2013 Ziegler, Dagmar SPD 14.06.2013 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 14.06.2013  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (C (D Der Bundesrat nimmt Bezug auf seine Stellungnahme om 2. November 2012 (BR-Drucksache 523/12 (Be- chluss)) und begrüßt den bevorstehenden Beitritt der epublik Kroatien zur Europäischen Union. Der Bundesrat würdigt die von der Republik Kroatien eit ihrer Unabhängigkeit im Rahmen des Assoziierungs- nd Beitrittsprozesses mit der EU erzielten großen Fort- chritte unter anderem bei der Übernahme und Umset- ung des gemeinschaftlichen Besitzstandes. Die kroati- chen Anstrengungen zur Aussöhnung mit den Nachbarn ind dabei als Modell für die gesamte Region besonders u würdigen. Er stellt fest, dass diese Reformbilanz mit eitreichenden politischen, sozialen, gesellschaftlichen nd wirtschaftlichen Veränderungen verbunden ist. Der Bundesrat nimmt die Einschätzung der Kommis- ion in ihrem abschließenden Monitoringbericht vom 6. März 2013 zum Stand der Beitrittsvorbereitungen nd der Erfüllung der von der Republik Kroatien über- ommenen Verpflichtungen zu weiteren Reformen in en Bereichen Justiz und Grundrechte sowie Wettbe- erbsfähigkeit zur Kenntnis. Er geht davon aus, dass die Republik Kroatien die eitrittsvorbereitungen bis zum 1. Juli 2013 abgeschlos- en haben wird. Er unterstreicht die Wichtigkeit, dass die epublik Kroatien den begonnenen Reformprozess auch ach dem Beitritt weiter fortführt. Der Bundesrat betont die andauernde Bereitschaft der eutschen Länder, die Republik Kroatien bei ihren Re- rmanstrengungen auch nach dem EU-Beitritt unter an- erem durch Fortsetzung der erfolgreichen Zusammen- rbeit in gemeinsamen Regierungskommissionen weiter u unterstützen. Er sieht den bevorstehenden EU-Beitritt der Republik roatien als positives Beispiel dafür, dass sich die Bei- ittskriterien der EU mit entschlossener Anstrengung in inem überschaubaren Zeitraum erfüllen lassen und die uropäische Perspektive weiterhin mit Leben erfüllt ist. Der Bundesrat spricht sich im Zuge des Beitritts der epublik Kroatien zur EU erneut dafür aus, kroatischen taatsbürgerinnen und Staatsbürgern bereits in der ersten hase die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit zu gewähren. Der Bundesrat hält an seiner Auffassung fest, dass uch bei künftigen Erweiterungen im Interesse der laubwürdigkeit der Union die umfassende Beitrittsreife or der Festlegung eines konkreten Beitrittszeitpunkts egeben sein muss. Er begrüßt daher das neue Konzept er Kommission für künftige Beitrittsverhandlungen, as die frühzeitige Einleitung der Beratungen zu den Ka- iteln Justiz, Grundrechte sowie Recht, Freiheit und Si- herheit vorsieht. Dies kann es ermöglichen, im Bei- ittsprozess nicht nur die Einleitung der notwendigen eformen, sondern auch das Erzielen konkreter, nach- altiger Resultate bei ihrer Umsetzung über einen länge- n Zeitraum hinweg zu überprüfen. Neben der strikten rfüllung aller Beitrittskriterien bleibt die Aufnahmefä- igkeit der EU eine wichtige Voraussetzung für einen U-Beitritt. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2013 31781 (A) ) )(B) – Gesetz zur Anpassung von Rechtsvorschriften des Bundes infolge des Beitritts der Republik Kroatien zur Europäischen Union – Gesetz über die Zusammenarbeit von Bundesre- gierung und Deutschem Bundestag in Angelegen- heiten der Europäischen Union (EUZBBG) – Drittes Gesetz zur Änderung des Conterganstif- tungsgesetzes – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2011/89/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. November 2011 zur Änderung der Richtlinie 98/97/EG, 2006/48/EG und 2009/138/EG hinsicht- lich der zusätzlichen Beaufsichtigung der Finanz- unternehmen eines Finanzkonglomerats – Gesetz zur Förderung und Regulierung einer Ho- norarberatung über Finanzinstrumente (Honorar- anlageberatungsgesetz) – Gesetz zum Staatsvertrag vom 14. Dezember 2012 über die abschließende Aufteilung des Finanzver- mögens gemäß Artikel 22 des Einigungsvertrages zwischen dem Bund, den neuen Ländern und Ber- lin (Finanzvermögen-Staatsvertrag) – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2011/61/EU über die Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFM-Umsetzungsgesetz – AIFM-UmsG) – Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Kre- ditanstalt für Wiederaufbau und weiterer Gesetze – Gesetz zur Abschirmung von Risiken und zur Pla- nung der Sanierung und Abwicklung von Kredit- instituten und Finanzgruppen – Gesetz zur Familienpflegezeit und zum flexiblen Eintritt in den Ruhestand für Beamtinnen und Be- amte des Bundes – Gesetz zur Förderung der elektronischen Verwal- tung sowie zur Änderung weiterer Vorschriften Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: 1. Der Bundesrat begrüßt grundsätzlich das Bestre- ben der Bundesregierung, mit dem Gesetz zur Förderung der elektronischen Verwaltung sowie zur Änderung weiterer Vorschriften die Moderni- sierung der Verwaltung voranzubringen, die Effi- zienz der Verfahren zu steigern und mehr Bürger- nähe zu praktizieren. 2. Der Bundesrat bekräftigt seine in der Stellung- nahme vom 2. November 2012 aufgeführten Be- denken gegen das Gesetz, insbesondere im Hin- blick auf die fehlenden Regelungen zu den Sicherheitsstandards. Er bedauert, dass seine An- regungen zur Verbesserung des Gesetzentwurfs nur zum Teil Eingang in das Gesetz gefunden ha- ben. 3. Der Bundesrat weist darauf hin, dass das mit dem Gesetz verfolgte begrüßenswerte Ziel der Er- leichterung der Kommunikation zwischen Bürger (C (D und Verwaltung nur eingeschränkt erreicht wer- den kann, da die Belange von Menschen mit Be- hinderungen noch nicht ausreichend berücksich- tigt werden. Er hätte es begrüßt, wenn die Vorschriften zur Barrierefreiheit in § 16 EGovG nicht nur im Wege einer „Sollregelung“ aufgenommen wor- den wären. In diesem Sinne wären auch im De- Mail-Gesetz und im Signaturgesetz verpflich- tende Regelungen zur Barrierefreiheit von De- Mail-Diensten und qualifizierter elektronischer Signatur geboten. Die Bundesregierung wird ge- beten, die Anforderungen an die Barrierefreiheit der elektronischen Kommunikationswege bei zu- künftigen Änderungen des E-Government-Geset- zes, des De-Mail-Gesetzes und des Signaturgeset- zes so zu verbessern, dass insbesondere blinde und sehbehinderte Menschen uneingeschränkt daran teilhaben können. Begründung: In § 16 EGovG wird geregelt, dass die Bundesbe- hörden die Barrierefreiheit der elektronischen Kommunikation und der Verwendung elektroni- scher Dokumente „in angemessener Form ge- währleisten sollen“. Damit wird zum einen die eigentliche Vollzugsebene der Bundesgesetze – Landes- und Kommunalbehörden – ohne nach- vollziehbare Gründe ausgespart. Zum anderen wird ein Ermessensspielraum eröffnet, der zu Rechtsunsicherheit führt und die berechtigten In- teressen von Menschen mit Behinderungen ent- gegen den für die Bundesrepublik Deutschland verbindlichen Vorgaben der Behindertenrechts- konvention der Vereinten Nationen rechtswidrig vernachlässigt. Eine Orientierung bei der zukünf- tigen Änderung der angesprochenen Gesetze bie- tet die im Gesetzgebungsverfahren abgegebene gemeinsame Stellungnahme des Deutschen Blin- den- und Sehbehindertenverbandes und des Deut- schen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf. 4. Der Bundesrat anerkennt jedoch die Notwendig- keit, zeitnah eine gesetzliche Grundlage insbe- sondere für die Ersetzung des Schriftformerfor- dernisses im Verwaltungsverfahren durch Mittel der technikneutralen elektronischen Kommunika- tion zu schaffen. Erforderliche Nachbesserungen des Gesetzes werden daher nach dessen Inkraft- treten im Rahmen der in Artikel 30 des Gesetzes vorgesehenen Evaluierung vorzunehmen sein. 5. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, bei dieser Evaluierung insbesondere zu untersu- chen, ob und inwieweit die im De-Mail-Gesetz fehlende standardisierte Ende-zu-Ende-Verschlüs- selung und die mangelnde Barrierefreiheit zu ver- minderter Akzeptanz und Nutzung des Verfah- rens durch die Bürgerinnen und Bürger führt. 6. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, über die Ergebnisse der Evaluierung des Gesetzes 31782 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2013 (A) ) )(B) nicht nur den Bundestag, sondern auch den Bun- desrat zu unterrichten. – Gesetz zur Verbesserung der Rechte von interna- tional Schutzberechtigten und ausländischen Ar- beitnehmern – Drittes Gesetz zur Änderung des Bundesarchivge- setzes – Gesetz zur Übertragung von Aufgaben im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit auf Notare – Gesetz zur Stärkung des Verbraucherschutzes im notariellen Beurkundungsverfahren – Gesetz zur Stärkung der Rechte des leiblichen, nicht rechtlichen Vaters – … Gesetz zur Änderung des Urheberrechtsgeset- zes – Gesetz zur Stärkung der Verfahrensrechte von Be- schuldigten im Strafverfahren – Gesetz zur Verkürzung des Restschuldbefreiungs- verfahrens und zur Stärkung der Gläubigerrechte Der Bundesrat hat ferner die folgende Entschließung gefasst: Der Bundesrat begrüßt, dass der Deutsche Bundestag das Verbraucherinsolvenzverfahren und das Verfahren über die Restschuldbefreiung durch das Gesetz zur Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens und zur Stärkung der Gläubigerrechte reformiert. Er hat in seiner 900. Sitzung am 21. September 2012 insbeson- dere befürwortet, dass die derzeit sechs Jahre dau- ernde Wohlverhaltensperiode abgekürzt und redlichen Schuldnern damit die Möglichkeit verschafft wird, zu einem bereits wesentlich früheren Zeitpunkt die Rest- schuldbefreiung und damit die Chance für einen wirt- schaftlichen Neuanfang zu erhalten, Bundesratsdruck- sache 467/12 (Beschluss). Der Bundesrat befürchtet allerdings angesichts der vom Deutschen Bundestag im Vergleich zum Gesetz- entwurf der Bundesregierung angehobenen Mindest- befriedigungsquote von 35 Prozent der angemeldeten Forderungen, dass das Gesetz die selbst gesteckten Ziele verfehlen wird, nämlich einerseits redlichen Schuldnern alsbald einen unbelasteten Neustart zu er- möglichen und andererseits durch die Belohnung be- sonderen Engagements diese zu überobligationsmäßi- gen Anstrengungen zu motivieren. Denn ein Anreizsystem ist selbst nach Einschätzung des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages nur dann effektiv, wenn wenigstens 15 Prozent aller Personen, die sich in einem Restschuldbefreiungsver- fahren befinden, die Möglichkeit eröffnet wird, vorzei- tig nach drei Jahren Restschuldbefreiung zu erlangen. Nicht nur die vom Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages angehörten Sachverständigen haben in- dessen überwiegend zum Ausdruck gebracht, dass schon die im Gesetzentwurf der Bundesregierung vor- geschlagene Mindestbefriedigungsquote von 25 Pro- zent kaum zu erreichen sei. Dies deckt sich auch mit – – – – – – – – – – – – – – (C (D der Einschätzung der gerichtlichen Praxis sowie der Schuldnerberatungsstellen vieler Länder. Insofern begrüßt der Bundesrat, dass der Deutsche Bundestag zumindest dem Vorschlag des Bundesrates gefolgt ist, das Gesetz nach vier Jahren zu evaluieren. Der Bundesrat wird die weitere Entwicklung des Ver- braucherinsolvenzverfahrens begleiten und behält sich schon jetzt weitergehende Maßnahmen für den Fall vor, dass nach dem Ergebnis der dann vorzuneh- menden Auswertung Restschuldbefreiungen nach be- reits drei Jahren in kaum nennenswertem Umfang er- folgen. Erstes Gesetz zur Änderung des Treibhausgas- Emissionshandelsgesetzes Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 259/2012 Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 528/2012 Gesetz zur Übertragung der Zuständigkeiten der Länder im Bereich der Beschädigten- und Hinter- bliebenenversorgung nach dem Dritten Teil des Soldatenversorgungsgesetzes auf den Bund Viertes Gesetz zur Änderung des Straßenver- kehrsgesetzes und anderer Gesetze Gesetz über die Bundesförderung der Investitio- nen in den Ersatz der Schienenwege der öffentli- chen nicht bundeseigenen Eisenbahn im Schienen- güterfernverkehrsnetz Gesetz zur Änderung des Güterkraftverkehrsge- setzes und anderer Gesetze Erstes Gesetz zur Änderung des Bundesfernstra- ßenmautgesetzes Gesetz zur Änderung des Verkehrsleistungsgeset- zes Gesetz zur Anpassung des Luftverkehrsrechts an die Verordnung (EU) Nr. 1178/2011 der Kommis- sion vom 3. November 2011 zur Festlegung techni- scher Vorschriften und von Verwaltungsverfahren in Bezug auf das fliegende Personal in der Zivil- luftfahrt gemäß der Verordnung (EG) Nr. 216/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Februar 2008 Erstes Gesetz zur Änderung des Ausführungsge- setzes zu dem Übereinkommen vom 9. September 1996 über die Sammlung, Abgabe und Annahme von Abfällen in der Rhein- und Binnenschifffahrt Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 181/2011 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Februar 2011 über die Fahr- gastrechte im Kraftomnibusverkehr und zur Än- derung der Verordnung (EG) Nr. 2006/2004 Gesetz zur Errichtung einer Schiffsunfalldaten- bank und zur Änderung des Seefischereigesetzes Gesetz zur Neuregelung des gesetzlichen Messwe- sens Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2013 31783 (A) ) )(B) – Zweites Gesetz über die Maßnahmen zur Be- schleunigung des Netzausbaus Elektrizitätsnetze Ferner hat der Bundesrat die folgende Entschließung gefasst: 1. Der Bundesrat geht in Übereinstimmung mit dem Ausschuss für Wirtschaft und Technologie des Deutschen Bundestages (BT-Drucksache 17/13258, S. 23) davon aus, dass die im Bundesbedarfsplan für verbindlich erklärten Netzverknüpfungs- punkte keine Vorgabe für den konkreten Standort der damit zusammenhängenden Betriebsanlagen bedeuten. Die Standorte derartiger Anlagen müs- sen in den nachfolgenden Planungsschritten in den dafür vorgesehenen, transparenten Verfahren ohne starre Begrenzung der Standortsuche festgelegt werden. 2. Der Bundesrat bedauert, dass Bundesregierung und Bundestag auch in den übrigen Punkten der Stellungnahme des Bundesrates vom 1. Februar 2013 im Wesentlichen nicht gefolgt sind. Er er- achtet es weiterhin für besonders wichtig für die Beschleunigung des Netzausbaus, dass den mit den weiteren Planungen und Zulassungsentschei- dungen befassten Unternehmen und Behörden ein größerer Spielraum im Hinblick auf die techni- sche Ausführung der Trassen zugebilligt wird. Dies ist von entscheidender Bedeutung sowohl um im weiteren Verlauf flexibel auf Belange vor Ort eingehen zu können, als auch um weitere in- novative technische Konzepte zu erproben. 3. Der Bundesrat hat zur Kenntnis genommen, dass während des Gesetzgebungsverfahrens die Ver- ordnung (EU) Nr. 347/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. April 2013 zu Leitlinien für die transeuropäische Energieinfra- struktur und zur Aufhebung der Entscheidung Nr. 1364/2006/EG und zur Änderung der Verord- nungen (EG) Nr. 713/2009, (EG) Nr. 714/2009 und (EG) Nr. 715/2009 verabschiedet wurde (ABl. L 115 vom 25. April 2013, S. 39). Die Aus- wirkungen werden mit der Anerkennung bean- tragter Leitungen durch die Kommission in diesem Jahr auch Verbindungen des Bundesbe- darfsplangesetzes betreffen. Die Bundesregierung sollte daher den Anpassungsbedarf an das Euro- parecht prüfen und im Hinblick auf das Ergebnis dieser Prüfung die Länder konsultieren. – Viertes Gesetz zur Änderung des Energieeinspa- rungsgesetzes – Gesetz zu dem Abkommen vom 29. Juli 2012 zur Gründung einer Assoziation zwischen der Euro- päischen Union und ihren Mitgliedstaaten einer- seits und Zentralamerika andererseits Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: 1. Der Bundesrat nimmt Bezug auf seinen Be- schluss vom 3. Mai 2013 (BR-Drucksache 259/13 (Beschluss)) zum Gesetz zu dem Handelsüberein- (C (D kommen vom 26. Juni 2012 zwischen der Euro- päischen Union und ihren Mitgliedstaaten einer- seits sowie Kolumbien und Peru andererseits und weist ergänzend auf Folgendes hin: 2. Der Bundesrat erkennt an, dass es mit dem Asso- ziierungsabkommen zwischen der EU und ihren Mitgliedstaaten einerseits und Zentralamerika an- dererseits erstmals seit Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon gelungen ist, ein biregionales Asso- ziierungsabkommen zu schließen. Es leistet mit seinen drei Grundpfeilern – politischer Dialog, Zusammenarbeit und Handel – einen wichtigen Beitrag für die weitere regionale, soziale und politische Integration zwischen der EU und Zen- tralamerika. 3. Der Bundesrat begrüßt dabei insbesondere die neuen Möglichkeiten, die sich mit dem im Ab- kommen verankerten politischen Dialog für den Austausch auf Regierungs- und parlamentari- scher Ebene sowie für den Dialog mit der Zivil- gesellschaft zur weiteren Befriedung, Stabilität und Demokratisierung der gesamten Region Zen- tralamerikas ergeben. 4. Der Bundesrat begrüßt die Aufnahme einer Men- schenrechts- und Demokratieklausel in das Ab- kommen, wonach die Achtung von Menschen- rechten, Demokratie und der Grundsatz der Rechtstaatlichkeit Richtschnur und wesentliche Elemente des Abkommens und dessen Umsetzung sein sollen. Er hält allerdings die vorgesehenen Mechanismen im Falle der Missachtung dieser Bestandteile für unzureichend, um die Beachtung und Einhaltung der Menschenrechtsklausel tat- sächlich zu gewährleisten. 5. Der Bundesrat kritisiert in diesem Zusammen- hang, dass das Assoziierungsabkommen mit Zen- tralamerika die Anwendung des allgemeinen Streitbeilegungsmechanismus für die Regelungen des Nachhaltigkeitskapitels gemäß Artikel 284 Absatz 4 des Abkommens explizit ausschließt. 6. Das vorliegend vielmehr zur Anwendung kom- mende Verfahren einer Überprüfung der Einhal- tung von wichtigen Normen und Übereinkünften unter anderem aus dem Bereich des Arbeitsrechts und auf dem Gebiet der Umwelt durch eine Sach- verständigengruppe kann nicht überzeugen, da die Sachverständigengruppe gemäß Artikel 299 des Abkommens lediglich nichtbindende Emp- fehlungen zur Lösung der Angelegenheit ausspre- chen kann. 7. Der Bundesrat weist daher erneut darauf hin, dass es bei Freihandels- und Assoziierungsabkommen der EU mit Drittstaaten dringend notwendig ist, nicht nur die detaillierten Vereinbarungen zu Handel, Dienstleistungen und Investitionen, son- dern gerade auch die Bestimmungen in Bezug auf Menschenrechts-, Arbeitsrechts- und Umweltfra- gen mit einem effektiven und klar definierten 31784 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2013 (A) ) )(B) Streitbeilegungs- und Klärungsverfahren zu be- wehren. 8. Der Bundesrat verkennt dabei nicht, dass mit dem ausgehandelten Nachhaltigkeitskapitel, der Men- schenrechtsklausel sowie den eingegangenen arbeits-, sozial-, umwelt-, rechts- und verbrau- cherpolitischen Verpflichtungen die EU Möglich- keiten zur Einflussnahme auf die Situation der Ar- beitnehmerinnen und Arbeitnehmer, der Umwelt und der Menschenrechte in den Staaten Zentral- amerikas erhalten soll. Er erinnert daran, dass wei- terhin große Anstrengungen in den Staaten Zen- tralamerikas im Hinblick auf die Verbesserung des sozialen Zusammenhalts, der nachhaltigen Ent- wicklung und des demokratischen Engagements erforderlich sind. Insbesondere bei der Moderni- sierung der öffentlichen Verwaltung, beim Kampf gegen Korruption, illegalen Drogenhandel, Terro- rismus und Straflosigkeit sowie bei der Stärkung des Rechtssystems und des zivilgesellschaftlichen Dialogs müssen weitere erhebliche Anstrengun- gen in den Staaten Zentralamerikas unternommen und konkrete Verbesserungen erzielt werden. 9. Der Bundesrat bedauert daher, dass anders als beim EU-Freihandelsabkommen mit Kolumbien und Peru bislang keine konkreten Fahrpläne zur Verbesserung der Situation unter anderem von Gewerkschaftern sowie zur Verbesserung von So- zial- und Umweltstandards von den Regierungen der Staaten Zentralamerikas vorgelegt wurden. Er appelliert an die Bundesregierung, das Europäi- sche Parlament und die Kommission, hier aktiv zu werden und unter anderem sicherzustellen, dass die Umsetzung der vereinbarten Nachhaltig- keitsstandards in den Staaten Zentralamerikas von der Kommission und dem Europäischen Par- lament wirkungsvoll überprüft wird. 10. Er fordert die Bundesregierung und die Kommis- sion ferner dazu auf, die Implementation der von den Staaten Zentralamerikas eingegangenen ar- beits-, sozial, umwelt-, rechts- und verbraucherpo- litischen Verpflichtungen auch schon im Rahmen der vorläufigen Anwendung des Abkommens eng zu begleiten und auch auf nationaler und europäi- scher Ebene auf Strukturen hinzuwirken, die eine Implementation sicherstellen und ein wirkungs- volles Monitoring garantieren. 11. Der Bundesrat übermittelt diese Entschließung direkt an die Kommission. – Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 189 der Inter- nationalen Arbeitsorganisation vom 16. Juni 2011 über menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte – Gesetz zur dem Seearbeitsübereinkommen 2006 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 23. Februar 2006 – Gesetz zu dem Abkommen vom 3. April 2011 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und den Cookinseln über die Unterstützung in Steuer- und Steuerstrafsachen durch Informationsaustausch – – – – – – m 2 d (C (D Gesetz zu dem Abkommen vom 3. Februar 2012 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Grenada über den Informationsaustausch in Steu- ersachen Gesetz zu dem Abkommen vom 23. Juli 2012 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über die Nachnutzung der ehemaligen deutsch-österreichischen gemeinschaft- lichen Grenzzollämter Gesetz zur Änderung des Abkommens vom 11. April 1955 über die Internationale Finanz-Cor- poration Achtes Gesetz zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (8. GWB-ÄndG) Gesetz zur Verbesserung der steuerlichen Förde- rung der privaten Altersvorsorge (Altersvorsorge- Verbesserungsgesetz – AltvVerbG) Gesetz zur Umsetzung der Amtshilferichtlinie so- wie zur Änderung steuerlicher Vorschriften (Amtshilferichtline-Umsetzungsgesetz – Amtshil- feRLUmsG) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu en nachstehenden Vorlagen absieht: Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Methode zur Risikoanalyse im Bevöl- kerungsschutz 2010 – Drucksache 17/4178 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Vierter Gefahrenbericht der Kommission zum Schutz der Zivilbevölkerung beim Bundesministerium des In- nern – Drucksachen 17/8100, 17/8833 Nr. 1.1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2011 – Drucksache 17/8250 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012 – Drucksachen 17/12051, 17/12238 Nr. 1.6 – Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Neunzehntes Hauptgutachten der Monopolkommission 2010/2011 – Drucksachen 17/10365, 17/10707 Nr. 1.8 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Erfolg der Programme zur Technolo- gieförderung im Mittelstand in der laufenden Legisla- turperiode, insbesondere über die Entwicklung des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand – ZIM – Drucksache 17/12771 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. Juni 2013 31785 (A) (C) )(B) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Stand und Bewertung der Exportinitiative Erneuerbare Energien für die Jahre 2010 und 2011 – Drucksachen 17/12772, 17/13170 Nr. 1.1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationales Reformprogramm 2013 – Drucksachen 17/12900, 17/13170 Nr. 1.3 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Neunzehntes Hauptgutachten der Monopolkommission 2010/2011 – Drucksache 17/10365 – hier: Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksache 17/12940 – (Bericht der Bundesregierung zum Kulturgutschutz in Deutschland) – Drucksachen 17/13378, 17/13812 Nr. 1.1 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 17/12449 Nr. A.3 Ratsdokument 18124/12 Drucksache 17/13595 Nr. A.6 Ratsdokument 8410/13 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Deutschland – Drucksache 17/11200 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationaler Radverkehrsplan 2020 – Den Radverkehr gemeinsam weiterentwickeln – Drucksache 17/10681 – Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Vierzehnter Bericht zur Entwicklungspolitik der Bun- desregierung – Weißbuch – – Drucksache 17/13100 – Ausschuss für Kultur und Medien – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Auswirkungen des Gesetzes zur Aus- führung des UNESCO-Übereinkommens vom 14. No- vember 1970 über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der rechtswidrigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut (Ausführungsgesetz zum Kulturgutübereinkommen) und den Schutz von Kulturgut vor Abwanderung ins Aus- land (D Rechtsausschuss Drucksache 17/13183 Nr. A.8 Ratsdokument 7489/13 Haushaltsausschuss Drucksache 17/13595 Nr. A.12 Ratsdokument 8648/13 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/13595 Nr. A.13 Ratsdokument 8703/13 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/13183 Nr. A.24 Ratsdokument 7510/13 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 17/12449 Nr. A.12 EP P7_TA-PROV(2013)0027 Drucksache 17/12449 Nr. A.13 EP P7_TA-PROV(2013)0032 Drucksache 17/12783 Nr. A.11 EP P7_TA-PROV(2013)0055 Drucksache 17/12783 Nr. A.12 EP P7_TA-PROV(2013)0058 Drucksache 17/12783 Nr. A.13 EP P7_TA-PROV(2013)0059 Drucksache 17/12783 Nr. A.14 EP P7_TA-PROV(2013)0060 Drucksache 17/13340 Nr. A.23 EP P7_TA-PROV(2013)0090 Drucksache 17/13340 Nr. A.24 EP P7_TA-PROV(2013)0102 247. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 32 Umsetzung der Verbraucherrechterichtlinie ZP 15 Beitragsschulden in der Krankenversicherung TOP 63 Volksinitiative, Volksbegehren, Volksentscheid ZP 16–20 Einkommensteuergesetz - Gleichstellung TOP 65 Finanzierung von Gesundheit und Pflege TOP 64 Globale Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsagenda TOP 67, ZP 21 Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft TOP 66 Bundeswehreinsatz im Libanon (UNIFIL) TOP 68 Bundeswehreinsatz in Mali (MINUSMA) Anlagen
Gesamtes Protokol
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724700000

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sitzung ist er-

öffnet.

Wir haben gestern zwischen den Fraktionen verabre-
det, dass heute zuerst der Tagesordnungspunkt 32 aufge-
rufen wird:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Umsetzung der Verbraucherrechterichtli-
nie und zur Änderung des Gesetzes zur Rege-
lung der Wohnungsvermittlung

– Drucksache 17/12637 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)


– Drucksache 17/13951 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Marco Wanderwitz
Marianne Schieder (Schwandorf)
Judith Skudelny
Halina Wawzyniak
Ingrid Hönlinger

Hierzu liegen ein Änderungsantrag der Fraktion der
SPD und ein Entschließungsantrag der Fraktion Bünd-

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nis 90/Die Grünen vor. Über den Änderungsantrag wer-
den wir namentlich abstimmen.

Es ist verabredet, eine halbe Stunde zu diesem Tages-
ordnungspunkt zu debattieren. – Dazu sehe und höre ich
keinen Widerspruch. Dann verfahren wir so.

Ich eröffne die Sitzung und gebe das Wort dem Kolle-
gen Dr. Stefan Ruppert für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Stefan Ruppert (FDP):
Rede ID: ID1724700100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Ich möchte mit den Worten einleiten, dass die
FDP seit jeher für einen angemessenen Ausgleich zwi-
schen Verbraucherschutz und fairem Wettbewerb steht.
Der heute zur Debatte stehende Gesetzentwurf zur Um-

(C (D ung 14. Juni 2013 0 Uhr etzung der EU-Verbraucherrechterichtlinie ist ein gutes eispiel für genau diesen Mittelweg. Ich trage Ihnen uch einige Gedanken meiner Kollegin Judith Skudelny or, die sich in diesem Bereich erheblich eingebracht hat nd heute leider nicht hier sein kann. In den letzten Jahren hat der grenzüberschreitende andel gerade im Internet zugenommen. Wir alle kenen das: Wir freuen uns darüber, im Internet Waren kaun zu können, schrecken aber manchmal davor zurück, enn das auf europäischer Ebene geschieht. Wir wissen, ass im Internet jedes Jahr Waren im Wert von 30 Milarden Euro bestellt werden und dieser Bereich starke uwächse erfährt. Problematisch wird es erst, wenn nach dieser schönen estellung festgestellt wird, dass es Probleme gibt, dass ämlich die Rückgabe oder andere Dinge kompliziert ind. Genau um diesem Problem zu begegnen, wurde un auf europäischer Ebene die Verbraucherrechterichtnie erlassen, die mit dem vorliegenden Gesetzentwurf deutsches Recht umgesetzt wird. Ich möchte noch einmal betonen, dass die Richtlinie em Prinzip der Vollharmonisierung folgt. Also: Die itgliedstaaten müssen genau diese Regelungen erlas en. Die Vorgabe wird von der Regierungskoalition nun uch umgesetzt. Es werden zusätzliche verbraucherschützende Regelungen geschaffen, die allen Verbrauchern europaweit einheitliche Rechte garantieren. Wer also künftig über das Internet in einem EU-Mitgliedstaat etwas bestellt, muss sich nicht mehr mit den komplizierten einzelstaatlichen gesetzlichen Regelungen auseinandersetzen. Es gilt überall der gleiche Verbraucherrechtsschutz; das Niveau ist überall gleich. Ich glaube, das ist ein sehr guter Erfolg. Von dieser Vereinheitlichung des Schutzes wird der grenzüberschreitende Handel entscheidend profitieren; denn Unternehmen können nun auch ohne Rechtsberatung, mit der ja hohe Kosten verbunden sind, europaweit tätig werden. Das freut mich vor allem, weil das kleinen Unternehmen den Markt erst richtig öffnet. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)






Dr. Stefan Ruppert


(A) )


)(B)

Die Zielsetzung des vorliegenden Gesetzentwurfs
bietet somit nur Vorteile für alle Beteiligten. Bei seiner
konkreten Ausgestaltung haben wir noch einige Punkte
mit minimalem Änderungsbedarf erkannt und ihn ent-
sprechend verbessert.

Künftig gelten bei Einkäufen, die außerhalb von
Geschäftsräumen oder im Fernabsatz getätigt werden,
europaweit die gleichen Informationspflichten und Wi-
derrufsrechte. Wer also in Onlineshops in anderen euro-
päischen Staaten einkauft, genießt die gleichen rechtli-
chen Regelungen bezüglich der Informationen und
Rückgaberechte wie bei deutschen Internetshops.

Daneben wird die Frist, innerhalb derer im Fernabsatz
oder an der Haustür geschlossene Verträge ohne Angabe
von Gründen widerrufen werden können, europaweit auf
14 Tage vereinheitlicht; bisher galt bekanntlich nur eine
Mindestfrist von 7 Tagen.

Künftig wird es bei unterlassener oder nicht ord-
nungsgemäßer Widerrufsbelehrung kein ewiges Wider-
rufsrecht mehr geben, sondern dieses Recht erlischt nach
einem Jahr und 14 Tagen. Auch durch diese Regelung
haben kleine Unternehmen deutlich mehr Rechts- und
Planungssicherheit, da damit Widerrufsbegehren, deren
Anlass schon Jahre zurückliegt, ausgeschlossen werden
können. Ich finde, auch das ist ein sehr guter Ansatz die-
ses Gesetzes.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben weitere Erleichterungen für Unternehmen
geschaffen, eine Musterwiderrufsbelehrung. Da es ge-
rade für kleine Unternehmen schwierig sein kann, eine
korrekte einheitliche Widerrufsbelehrung zu erstellen,
profitieren von dieser Vereinfachung sowohl die Unter-
nehmen als auch die Verbraucher. Wir haben hier also
eine gute Balance gefunden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Ein weiterer Punkt, bei dem die FDP unnötige Büro-
kratie vermeiden konnte – Sie wissen, das ist ein wichti-
ges Anliegen unserer Partei –, sind die Ausnahmen von
den umfangreichen Informationspflichten bei Geschäf-
ten des täglichen Lebens wie der Lieferung von Lebens-
mitteln. Bei diesen Geschäften ständen die Informations-
pflichten in keinem Verhältnis zu dem Wert des
Geschäfts.

Für Pauschalreiseverträge, die auf Kaffeefahrten ab-
geschlossen werden, besteht auch künftig ein Widerrufs-
recht. Dieses Recht gilt allerdings nicht für Verträge, bei
denen sich der Verbraucher einen Unternehmer zur Ver-
tragsschließung nach Hause bestellt hat, da hier das Ar-
gument des Überrumpelns, also der Schutz des Verbrau-
chers, nicht mehr greifen kann.

Ich möchte noch kurz auf die Änderungs- bzw. Ent-
schließungsanträge der Oppositionsfraktionen eingehen.

Liebe Kollegen von der SPD, inhaltlich werde ich auf
Ihren Änderungsantrag nicht eingehen. Aber nach all
den Debatten der letzten Wochen zu bezahlbaren Mieten

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(C (D nd Mietpreisen in Deutschland finde ich es gut, dass ie nun auch versuchen, dieses Thema im vorliegenden esetz zu verankern. (Lachen bei der SPD – Sören Bartol [SPD]: Da muss er selber lachen!)


a wir hier aber über eine europarechtliche Vereinheitli-
hung der Informationspflichten für Unternehmer und
er Widerrufsrechte für Verbraucher diskutieren, ist das
hema sicherlich an anderer Stelle besser aufgehoben.
an merkt auch, Sie wissen das selbst sehr gut.

An die Adresse der Fraktion von Bündnis 90/Die
rünen möchte ich noch sagen: Es ist schön, dass Sie in
rem Entschließungsantrag fordern, in kaufrechtlichen
ewährleistungsrechten umfassende Regelungen vorzu-

ehen, die den Interessen der kleinen und mittelständi-
chen Unternehmen bei der Übernahme von Kosten für
en Ein- und Ausbau einer mangelhaften Sache Rech-
ung tragen. Aber wenn das so einfach zu regeln wäre,
ätten Sie uns doch mit Sicherheit heute schon einen fer-
gen Gesetzentwurf vorgelegt, wie Sie das sonst auch
n. So einfach, wie Sie es sich machen, ist es leider

icht.


(Ingrid Hönlinger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird schon!)


Wir müssen Ihre Anträge ablehnen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Abschließend ist zu sagen, dass das vorliegende Ge-
etz eine gute und konstruktive Umsetzung der Richtli-
ie der europarechtlichen Ebene ist. Wir erhalten nicht
ur das hohe deutsche Verbraucherschutzniveau, son-
ern vereinheitlichen es auch auf europäischer Ebene.
ie erwähnten Nachbesserungen beraten wir nun ab-

chließend und haben dann ein Gesetz, von dem der eu-
päische Verbraucher entscheidend profitieren wird.
ie angesprochenen Vorteile, die sich für den grenzüber-

chreitenden Handel ergeben, führen dazu, dass sich ins-
esamt eine gute Situation für alle ergibt. Die Unterneh-
en, gerade kleine Unternehmen, haben neue Chancen,

nd der Verbraucher ist geschützt. Das ist eine gute Ba-
nce. Ich glaube, damit gehen wir einen richtigen und
uten Schritt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724700200

Für die SPD-Fraktion hat jetzt die Kollegin Marianne

chieder das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Marianne Schieder (SPD):
Rede ID: ID1724700300

Liebe Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kol-

gen! Wir sprechen heute abschließend über ein für die
erbraucherinnen und Verbraucher in unserem Land
ehr wichtiges Gesetzgebungsvorhaben, nämlich über
ie Umsetzung der EU-Verbraucherrechterichtlinie.





Marianne Schieder (Schwandorf)



(A) )


)(B)

Sehr erfreulich ist – das möchte ich ausdrücklich be-
tonen –, dass es gelungen ist, mit der sehr wünschens-
werten und notwendigen Vollharmonisierung im Bereich
des Verbraucherschutzes das hohe Niveau des deutschen
Verbraucherschutzes zu erhalten. Dies wurde uns auch
von den Experten und Expertinnen in der Anhörung vor
dem Rechtsausschuss bestätigt.

Verbraucherinnen und Verbraucher sollen beim Er-
werb von Waren oder Dienstleistungen europaweit ein-
heitliche Rechte erhalten, europaweit können einheitli-
che Muster für Widerrufsbelehrungen genutzt werden,
und die Informationspflichten sind vollständig harmoni-
siert. Das ist sehr gut für die Kundinnen und Kunden.
Auch dass Verbraucherverträge, die im Fernabsatz oder
an der Haustür geschlossen wurden, künftig europaweit
ohne Angabe von Gründen innerhalb von 14 Tagen wi-
derrufen werden können, ist sehr begrüßenswert.

Sehr schade aber finde ich es, dass es der Bundes-
regierung bei ihren Verhandlungen auf europäischer
Ebene nicht gelungen ist, unser „ewiges“ Widerrufsrecht
zu erhalten. Jetzt ist es zu spät. Wir müssen die Vorgaben
der Richtlinie umsetzen, Ausnahmen sind nicht gestattet.
Das bedeutet, dass das Widerrufsrecht bei unterbliebener
oder nicht ordnungsgemäßer Belehrung künftig schon
nach 12 Monaten und 14 Tagen erlischt.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Was?)


– Ja freilich stimmt das. – Der Gesetzentwurf enthält
zahlreiche gute Ansätze, aber man könnte ihn noch bes-
ser machen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Karin Binder [DIE LINKE] und Ingrid Hönlinger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Einige Vorschläge der Sachverständigen haben Sie auf-
gegriffen, und auch die Anregungen des Bundesrates ha-
ben Sie berücksichtigt. Nachzulesen ist das alles in ei-
nem Änderungsantrag von circa 120 Seiten, den Sie uns
immerhin schon 36 Stunden vor der Abstimmung im
Rechtsausschuss haben zukommen lassen. Ich begrüße
es sehr, dass damit das Widerrufsrecht jetzt doch für
Pauschalreisen gilt, die auf sogenannten Kaffeefahrten
gebucht werden.

Was man aber noch besser hätte machen können, hat-
ten Sie in Ihrem Referentenentwurf schon dargelegt,
jetzt aber wieder herausgenommen und aus den Augen
verloren. Sie hätten schon noch einmal intensiv über
eine Anpassung der Regelungen zur Nacherfüllung im
Verbrauchsgüterkaufrecht nachdenken sollen; denn diese
Regelung genügt den verbraucherschützenden Vorgaben
der Verbrauchsgüterkaufrichtlinie nicht vollständig.

In diesem Zusammenhang sollte im Rahmen der nach
den Vorgaben des EuGH erforderlichen Neuregelung des
§ 439 BGB wirklich geprüft werden, ob diese Vorschrift
nicht uneingeschränkt gelten kann, also nicht nur für
Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern auch für
Unternehmerinnen und Unternehmer. Das wäre nämlich
wirklich eine sinnvolle Neuregelung, die vor allen Din-
gen unseren kleineren und mittleren Unternehmen sehr
helfen würde.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Abschließend möchte ich noch ganz kurz auf unseren irklich sehr guten Änderungsantrag eingehen. Herr ollege Ruppert, Sie müssen irgendetwas verwechselt aben; denn Sie laufen uns hinterher und nicht wir Ihen. (Sören Bartol [SPD]: Da hat er selber gelacht! – Dr. Stefan Ruppert [FDP]: Na ja!)


ass die Verbraucherinnen und Verbraucher vor überteu-
rten Mieten geschützt werden müssen, haben inzwi-
chen alle erkannt, selbst die Union und, wie ich hoffe,
uch die FDP. Die Bundeskanzlerin hat dies vor kurzer
eit auf dem Verbrauchertag erst selbst gefordert. Sie hat
amit eingestanden, dass wir Sozialdemokraten mit un-
erer Forderung nach einer Deckelung von exzessiv stei-
enden Mieten recht haben, dass wir uns damit auf dem
chtigen Weg befinden. Sie will das Ganze ja überneh-
en.

Ich fordere Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, vor
llen Dingen von Union und FDP, auf:


(Sören Bartol [SPD], an die CDU/CSU und FDP gewandt: Ihr habt heute die Chance, eurer Kanzlerin zu folgen!)


timmen Sie heute unserem Änderungsantrag zu, und
chaffen Sie wirklichen Verbraucherschutz für die Men-
chen in diesem Land!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724700400

Für die CDU/CSU-Fraktion spricht der Kollege
arco Wanderwitz.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Marco Wanderwitz (CDU):
Rede ID: ID1724700500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

icht nur Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern
uch kleine und mittlere Unternehmen begegnen dem
renzüberschreitenden Warenverkehr, speziell im Inter-
et, häufig mit einer gewissen Skepsis: Man hat es mit
nderen Sprachen zu tun. Vor allen Dingen hat man es
it unterschiedlichen nationalen Rechtssystemen der
eteiligten zu tun.

Die EU-Verbraucherrechterichtlinie, deren nationale
msetzung in ein deutsches Gesetz wir heute hier be-

chließen, wird das Vertrauen in den europäischen Bin-
enmarkt an dieser Stelle entscheidend stärken. Durch
ie Vereinheitlichung der Rechte in den Mitgliedstaaten
chaffen wir einen rechtssicheren Raum, der Vorausset-
ung für das Funktionieren des europäischen Binnen-
arktes ist. Geregelt werden dabei Bereiche mit einem

uropäischen Mehrwert, also insbesondere der Erwerb
on Waren und Dienstleistungen im Fernabsatz und au-
erhalb von Geschäftsräumen. Hier gibt es klare grenz-
berschreitende Bezüge, die eine europäische Regelung
innvoll machen.





Marco Wanderwitz


(A) )


)(B)

Auf Drängen der Bundesregierung in Brüssel wurde
eine Regelung gegen Kostenfallen im elektronischen
Geschäftsverkehr in die im Dezember in Kraft getretene
Verbraucherrechterichtlinie aufgenommen. Nach der so-
genannten Schaltflächenlösung kommt ein im Internet
geschlossener Vertrag nur dann zustande – darüber ha-
ben wir hier im Haus schon intensiv debattiert –, wenn
dem Verbraucher alle wesentlichen Informationen ver-
ständlich zur Verfügung gestellt werden, bevor er einen
unmissverständlich als zahlungspflichtige Bestellung
ausgewiesenen Button, eine Schaltfläche, anklickt.

Aufgrund des dringenden Handlungsbedarfs, weil es
an dieser Stelle so viel Missbrauch gab, haben wir diese
Regelung auch bereits im August vergangenen Jahres,
also vorauseilend und vorzeitig, in nationales Recht um-
gesetzt. Bereits vier Wochen nach dem Inkrafttreten hat
der Verbraucherzentrale Bundesverband der neuen Re-
gelung eine große Wirkkraft attestiert. Von 109 über-
prüften Internetseiten, die in der Vergangenheit den Ver-
braucherinnen und Verbrauchern wegen verschleierter
Preisangaben viel Ärger bereitet haben, waren laut vzbv
92 Prozent nicht mehr aufrufbar, oder eine Anmeldung
war nicht mehr möglich. Das ist ein erfreuliches Zeichen
und bestätigt die Wirksamkeit unserer gesetzgeberischen
Lösungen an diesem Punkt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Mit den weiteren heute zu beschließenden Regelun-
gen geben wir den Verbraucherinnen und Verbrauchern
im Hinblick auf Informationen, Lieferbedingungen und
Widerrufsrecht zusätzliche Rechte in die Hand. Insbe-
sondere bei Einkäufen in Internetshops im EU-Ausland
gelten künftig grundsätzlich dieselben Informations- und
Widerrufsrechte wie bei Einkäufen in deutschen Inter-
netshops. Das gilt natürlich, wenn es die anderen EU-
Länder umsetzen, jeweils auch für die Bürger dieser
Länder.

Die Frist, innerhalb derer Verbraucher im Fernabsatz
oder an der Haustür geschlossene Verträge ohne Angabe
von Gründen widerrufen können, wird europaweit ein-
heitlich auf 14 Tage festgelegt. Bisher war eine Schutz-
frist von 7 Tagen vorgesehen, und die allermeisten EU-
Länder haben sich auch nur an diese Frist gehalten. Das
ist also ein deutliches Mehr an Verbraucherschutz.

Das bislang – Kollegin Schieder hat es angesprochen –
unbegrenzte Widerrufsrecht bei unterlassener oder nicht
ordnungsgemäßer Widerrufsbelehrung erlischt künftig
nach einem Jahr und 14 Tagen. Diese etwas atypische
Frist ergibt sich dadurch, dass man die Jahresfrist nach
Ablauf der 14 Tage beginnen lässt. Dieser Punkt kommt
im Ergebnis sowohl den Unternehmen als auch den Ver-
braucherinnen und Verbrauchern zugute, weil Rechts-
sicherheit geschaffen wird. Missbrauch, den es an dieser
Stelle bisher gibt, ist künftig ausgeschlossen. Man kann
also künftig nicht mehr nach Jahren mit Hinweis darauf,
dass eine Belehrung unterblieben ist, die Rückabwick-
lung eines Kaufes fordern. Die dadurch entstehenden
Kosten würden letztlich auf alle anderen Verbraucherin-
nen und Verbraucher umgelegt.

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(C (D Um eine rechtssichere Widerrufsbelehrung zu ermögchen, haben wir Musterwiderrufsbelehrungen in unsen Gesetzentwurf integriert, wie wir das auch schon an nderen Stellen im BGB getan haben. Das machen wir erstärkt, um unmittelbar mit dem Gesetz Rechtssichereit zu bieten, statt es der Rechtsprechung zu überlassen, as entsprechend auszuformulieren. Ferner werden künftig die Informationen vereinheitcht, die ein Unternehmer dem Verbraucher vor Abchluss eines Fernabsatzvertrages oder Haustürgeschäfs unaufgefordert zur Verfügung zu stellen hat. Sie sind Papierform oder auf einem anderen dauerhaften Danträger zu geben oder bei Fernabsatzverträgen entspre hend nach Vertragsabschluss zu bestätigen. Wir haben abei eine Bagatellklausel eingeführt: Bei sofort durcheführten Reparaturen oder Wartungsarbeiten, sofern der esuch bestellt war – wenn beispielsweise ein Hausaltsgerät kaputt gegangen ist –, haben wir die Anfordengen an die Informationspflichten erleichtert. Ich enke, das ist sachgerecht. Ebenfalls ein wichtiger Punkt – ich glaube, einer der ichtigsten dieses Gesetzentwurfs –: Wenn ein Unterehmer im Internet Voreinstellungen wählt, die der Verraucher erst ablehnen muss, um eine Vereinbarung über usatzleistungen zu vermeiden, wenn beispielsweise ein ästchen vorangekreuzt ist, mit dem man bei Buchung iner Reiseleistung gleichzeitig eine Reisekostenrückittsversicherung erwirbt – diese Regelung ist künftig nzulässig. Wenn ein Kästchen vorangekreuzt ist, ist der ertrag an dieser Stelle unwirksam. Künftig muss ein ästchen aktiv angekreuzt werden. Ich glaube, das ist in weiterer wichtiger Punkt für mehr Verbraucherschutz Internet. Die Verbraucherrechterichtlinie folgt dem Prinzip der mfassenden Vollharmonisierung. Das heißt, es gibt weig Abweichungsmöglichkeiten. Wir haben künftig eien möglichst einheitlichen rechtlichen Rahmen in Eupa. Gleichwohl konnten wir einige Öffnungsklauseln orab in Brüssel durchsetzen, die insofern wichtig sind, ls dass die Richtlinie in einigen Punkten unterhalb uneres hohen deutschen Verbraucherschutzrechtsniveaus egt. Wir können jetzt durch die Öffnungsklauseln, die ir in einigen Punkten aufgenommen haben, über die ollharmonisierte Richtlinie hinausgehen, sodass es in einem Punkt zu einem Schleifen hoher deutscher Verraucherschutzstandards kommt. Ein kleiner Teil dieses Gesetzentwurfs befasst sich in er Tat – möglicherweise ist das der Punkt, liebe Kolleinnen und Kollegen der SPD, an dem Sie Ihren Ändengsantrag andocken – mit Mieten. Wir haben im Zuge ieses Vorhabens eine Änderung des Gesetzes zur Regeng der Wohnungsvermittlung vorgenommen. Der bergang der Gesetzgebungskompetenz für die soziale ohnraumförderung auf die Länder machte eine Klar tellung, sozusagen eine redaktionelle Gesetzgebung, ötig, dass künftig einem Wohnungsvermittler auch geen den Mieter einer durch Landesrecht aus öffentlichen aushalten geförderten Wohnung kein Anspruch auf ahlung eines Vermittlungshonorars zusteht. Wie ge Marco Wanderwitz )





(A) )

sagt, im Grunde genommen handelt es sich um eine re-
daktionelle Gesetzgebung.


(Sören Bartol [SPD]: Ihr könnt ja unserem Änderungsantrag einfach zustimmen! Ganz einfach!)


Weder in der ersten Lesung dieses Gesetzentwurfs
hier im Haus noch im gesamten parlamentarischen Ver-
fahren, insbesondere nicht in der Anhörung, die wir
durchgeführt haben, hat das von Ihnen nun auf den letz-
ten Metern des Gesetzgebungsverfahrens eingeführte
Thema irgendeine Rolle gespielt.


(Sören Bartol [SPD]: Aber wenn die Kanzlerin das so spät merkt! – Ulrich Kelber [SPD]: Jetzt haben Sie drei Tage nachgedacht, wie Sie den Antrag ablehnen, kommen aber auf so was Banales!)


Heute steht der Entwurf eines Gesetzes zur Umset-
zung der Verbraucherrechterichtlinie auf der Tagesord-
nung. Das Thema, dem sich Ihr Änderungsantrag wid-
met, ist in der Tat ein wichtiges rechtspolitisches und
gesellschaftspolitisches Thema, allerdings ungeeignet
für parlamentarische Schnellschüsse.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Es bedarf intensiver Abwägungen der Eigentümer- und
Mieterrechte und auch der Auswirkungen auf den Woh-
nungsbau.


(Sören Bartol [SPD]: Ihr habt doch gerade ein Gesetz beschlossen, wo genau das Gegenteil drinsteht! Einfach mal bei der Kanzlerin anrufen! – Gegenruf des Abg. Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Jeden Freitag dasselbe!)


Ihr heutiges Vorgehen ist auf die schnelle populisti-
sche Schlagzeile ausgerichtet. Es ist ein schlichtweg un-
parlamentarisches Verhalten. Wenn wir in letzter Minute
irgendetwas in einem Gesetzentwurf nachschieben wol-
len, ist das genau der Punkt, den Sie kritisieren. Wir
bringen heute ein für die Verbraucherinnen und Verbrau-
cher gutes Gesetz auf den Weg. Ich finde es sehr bedau-
erlich, dass Sie mit Ihrem Verhalten diesem Gesetz nicht
den nötigen Rahmen geben; vielmehr versuchen Sie im
Grunde genommen, es zu diskreditieren. Das finde ich
sehr bedauerlich.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie sind auch bedauerlich!)


Wir werden das von Ihnen eingebrachte Thema natürlich
debattieren; wir werden aber keine Schnellschüsse pro-
duzieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sören Bartol [SPD]: Wann denn? 2030, oder wann? Ihr habt genau das Gegenteil beschlossen! Die Kanzlerin hat wiederum das Gegenteil beschlossen! Ihr könnt nur Fukushima, echt!)


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(C (D Jetzt hat die Kollegin Karin Binder das Wort für die raktion Die Linke. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eine Damen und Herren! Mit der Umsetzung der ichtlinie für einen besseren Verbraucherschutz bleibt ie Bundesregierung deutlich hinter ihren Möglichkeiten urück. Einige Chancen wurden genutzt, viele andere ider vertan. Ihre Art der Umsetzung dieser EU-Richtliie ist symptomatisch dafür, wie die Bundesregierung it dem Thema Verbraucherschutz umgeht: halbherzig nd ohne großes Interesse an den Belangen der Verbrauher. Positiv zu vermerken ist: Die Widerrufsfrist bei Verägen, die im Fernabsatz oder an der Haustür geschlosen werden, wurde von 7 auf 14 Tage erhöht. Auch eiige Informationsrechte für Verbraucherinnen und erbraucher wurden verbessert. Auch nichtentgeltliche erträge, wie sie beispielsweise beim Handel von Daten ntstehen können, werden von diesem Gesetz erfasst. as sind alles kleine Schritte in die richtige Richtung. Negativ zu verbuchen ist: In vielen Bereichen klaffen ücken, vor allem beim Mietrecht. Sie hätten die Umsetung dieser Richtlinie nutzen können, um endlich mehr r die Rechte von Mieterinnen und Mietern zu tun. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724700600

(Beifall bei der LINKEN)

Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724700700

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ier hätten Sie ein ganzes Paket schnüren können. Der
ietwohnungsmarkt erfährt derzeit einen rasanten Wan-

el. Ganze Stadtteile werden verändert, weil Menschen
ach Luxussanierungen und Mieterhöhungen aus ihren
ohnungen vertrieben werden. Hier hätte die Regie-
ngskoalition die Möglichkeit gehabt, die steigenden
ieten zu deckeln und Mieterhöhungen bei Neuvermie-
ngen auszuschließen.


(Beifall bei der LINKEN)


aklerprovisionen sollten grundsätzlich vom Auftrag-
eber und nicht vom Mieter bezahlt werden müssen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sören Bartol [SPD])


ll das haben Sie aber nicht geregelt.

Auch an anderen Stellen hat Ihr Gesetz Defizite. Das
iderrufsrecht ist eine Aneinanderreihung von Ausnah-
en, unter anderem bei Finanzdienstleistungen, Bauver-
ägen und auch der Lieferung von Lebensmitteln. Ähn-
ch ist es bei den Informationspflichten, zum Beispiel
ei den Personenbeförderungsverträgen wie auch bei
arenautomaten. Auch dort haben Sie leider nicht nach-

ebessert. Unlautere Telefonwerbung dämmen Sie eben-
lls nicht ein. Außerdem kritisieren wir, dass bei telefo-

isch abgeschlossenen Verträgen – mit Ausnahme von
ewinnspielen – immer noch keine bestätigende Unter-





Karin Binder


(A) )


)(B)

schrift geleistet werden muss, um den Vertrag in Kraft zu
setzen. Mit der sogenannten Bestätigungslösung hätte
man unseriösen Anbietern endlich das Handwerk legen
können. Warum die Firmen die Kunden nur bei Gewinn-
spielen nicht mehr übers Ohr hauen dürfen, erschließt
sich mir nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


In Art. 23 der Verbraucherrechterichtlinie der Euro-
päischen Union heißt es – ich zitiere –:

Die Mitgliedstaaten sorgen dafür, dass angemes-
sene und wirksame Mittel vorhanden sind, mit de-
nen die Einhaltung dieser Richtlinie sichergestellt
wird.

Wie rechtfertigen Sie vor diesem Hintergrund die gna-
denlose Unterfinanzierung der Verbraucherarbeit in
Deutschland? Diese Defizite mit Ihrem Gesetz auszu-
gleichen, war nie Ihre Absicht. Und das werden Sie wohl
auch in dieser Legislaturperiode nicht mehr tun.

Des Weiteren kritisieren wir, dass Sie die Beweislast-
umkehr bei der Reklamation von höherwertigen Produk-
ten nicht verbessert haben, obwohl auch dies möglich
gewesen wäre. Wieder einmal macht die Regierungs-
koalition nur einen halben Schritt bei verbraucherpoliti-
schen Umsetzungen von EU-Recht. Das Gesetz ist alles
andere als ein großer Wurf für Verbraucherinnen und
Verbraucher.


(Beifall bei der LINKEN)


Daran haben wir uns in dieser Legislaturperiode schon
fast gewöhnt; aber wir werden uns nicht damit zufrie-
dengeben. Die Fraktion der Linken wird sich deshalb bei
Ihrem Gesetzentwurf enthalten.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724700800

Ingrid Hönlinger hat das Wort für Bündnis 90/Die

Grünen.


Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724700900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Heute debattieren wir über zwei Themen, die viele Men-
schen betreffen: das Verbraucherschutzrecht und das
Mietrecht. Das Verbraucherschutzrecht haben wir hier
im Bundestag im Jahr 2002 umfassend reformiert. Heute
entwickeln wir die Verbraucherrechte weiter. Es geht
konkret um das Widerrufsrecht für Haustürverträge und
Fernabsatzverträge. Fernabsatzgeschäfte werden zum
Beispiel per Telefon oder im Internet getätigt.

Bei genauer Betrachtung stellen wir fest, dass diese
Bundesregierung leider nur das umsetzt, was Brüssel
zwingend vorschreibt. Sie hat offensichtlich nicht den
Mut und auch nicht den Willen, die vorhandenen Spiel-
räume zu nutzen, die die Richtlinie für einen umfassen-
den Verbraucherschutz eröffnet hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Karin Binder [DIE LINKE])


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(C (D Es fehlt noch an mehr. Die EU-Richtlinie fordert für erstöße gegen Verbraucherschutzvorschriften Sanktioen, die wirksam, verhältnismäßig und abschreckend ind. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist die demokratiepolitische Sprecherin!)


ier hat der Gesetzentwurf der Bundesregierung gar
ichts zu bieten. Da muss nachgebessert werden. Die
esten Verbraucherschutzrechte bringen nichts, wenn
erstöße folgenlos bleiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das Widerrufsrecht kann aber ohnehin nur ein Bau-
tein im Gefüge der Verbraucherschutzrechte sein. Viel
edeutender sind für die Verbraucherinnen und Verbrau-
her weitere Rechte, wie zum Beispiel ihre Gewährleis-
ngsrechte.

Werfen wir einmal einen Blick auf die alltägliche
raxis: Ein Verbraucher kauft eine Kaffeemaschine. Für
ieses Produkt hat er zwei Jahre lang Gewährleistungs-
chte. Tritt nun innerhalb dieser zwei Jahre ein Mangel

n der Kaffeemaschine auf, kann der Verbraucher von
einem Verkäufer die Reparatur oder den Austausch des
angelhaften Produkts verlangen. Das Problem an der
ache ist: Die sogenannte Beweislastumkehr zugunsten
es Verbrauchers gilt nur sechs Monate lang. Während
ieser Zeit muss der Verkäufer beweisen, dass er dem
erbraucher eine mangelfreie Kaffeemaschine geliefert
at. Nach Ablauf der sechs Monate muss hingegen der
erbraucher beweisen, dass die Kaffeemaschine schon
aputt war, als er sie erworben hat. Wie soll der Verbrau-
her das beweisen? Das ist den meisten Verbrauchern in
er Praxis nicht möglich.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Fragen Sie doch mal Frau Enkelmann, was sie meint!)


amit laufen die Gewährleistungsrechte innerhalb der
tzten anderthalb Jahre faktisch ins Leere. Wir müssen

icherstellen, dass Verbraucher ihre volle Gewährleis-
ngsfrist ausschöpfen können, indem wir die Beweis-
stumkehr zugunsten des Verbrauchers auf zwei Jahre
erlängern. Verbraucherschutz darf nicht eine leere Vo-
abel sein; Verbraucherschutz, meine Damen und Her-
n, muss den Alltagstest bestehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Nun hat die SPD einen Änderungsantrag zum Miet-
cht eingebracht, zu Recht,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


enn die Mieten schnellen überall in die Höhe. Bezahl-
arer Wohnraum wird in Ballungsgebieten immer knap-
er. Mietpreissteigerungen von über 7 Prozent wurden
011 in Großstädten wie Berlin und Hamburg verzeich-
et; in der Studentenstadt Greifswald waren es sogar
ehr als 10 Prozent.





Ingrid Hönlinger


(A) )


)(B)

Die Mietpreissteigerungen treffen vor allem einkom-
mensschwache Haushalte. Familien müssen 30 oder
40 Prozent – manchmal sogar mehr – ihres Einkommens
für die Miete ausgeben. Das dürfen wir nicht länger hin-
nehmen. Hier müssen wir endlich gesetzlich eingreifen,
meine Damen und Herren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir Grünen fordern seit drei Jahren, dass Mietober-
grenzen bei der Wiedervermietung von Wohnungen in
Gebieten mit Wohnraummangel eingeführt werden. Eine
solche Mietpreisbremse für Regionen, in denen die aus-
reichende Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum
nicht mehr gewährleistet ist, müssen wir jetzt endlich be-
schließen. Wohnen darf nicht zum Luxusgut werden;
Wohnen ist ein Grundbedürfnis.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Eine bezahlbare Wohnung schafft Sicherheit und Stabili-
tät für Mieter und für ihre Familien.

Wir werden deshalb dem SPD-Änderungsantrag zu-
stimmen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724701000

Sören Bartol hat das Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Sören Bartol (SPD):
Rede ID: ID1724701100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Mit unserem Änderungsantrag geben wir Ih-
nen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition,
die Sie sich jetzt alle unterhalten, heute die Chance, die
Glaubwürdigkeit Ihrer Kanzlerin bei den Mieterinnen
und Mietern in diesem Land wiederherzustellen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir wollen auch in unser Programm einführen, dass
Vermieter bei Neuvermietungen nur begrenzt die
Miete erhöhen dürfen.

Das steht so nicht im Regierungsprogramm der SPD, je-
denfalls nicht exakt, sondern das ist laut Handelsblatt
die Aussage von Kanzlerin Angela Merkel am 31. Mai
gegenüber einem wohnungssuchenden Studenten.


(Iris Gleicke [SPD]: Hört! Hört!)


Den Themenklau bei der SPD hat die Kanzlerin inzwi-
schen freimütig eingeräumt. Die Süddeutsche sprach so-
gar von dreistem Plagiat. Aber das ist in Ihren Reihen ja
schon längst hoffähig.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dieser Satz war eine Kopie, leider eine schlechte.
ätte die Kanzlerin unser Programm, das wir am
4. April beschlossen haben, aufmerksam gelesen, hätte
ie ihren Mitarbeitern die mühsame Korrekturarbeit der
ächsten Tage erspart. In unserem Programm ist fast
ortwörtlich der Satz zu lesen, den sie der unbedachten
anzlerinnenaussage eilends hinterherschickten:

Erstvermietungen von neugebauten Wohnungen
sind davon grundsätzlich ausgenommen.

Um Wohnen wieder für alle bezahlbar zu machen,
rauchen wir neben einem sozialen Mietrecht auch Neu-
au.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ir brauchen neben dem öffentlichen und dem genos-
enschaftlichen Wohnungsbau natürlich auch den sozia-
n Wohnungsbau und private Investoren, die neuen
ohnraum schaffen. Aber so tief ins Thema ist die
anzlerin erst gar nicht eingestiegen; ihr ging es ja nur
m die schnelle Meldung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, kurzfristig konnte
an meinen: Die Erkenntnis, dass die Bundesregierung

ndlich etwas gegen drastisch steigende Mieten unter-
ehmen muss, ist tatsächlich, Herr Pofalla, schon im
anzleramt angekommen. – Der Mieterbund freute sich

chon über die große Koalition beim Mietrecht. Zu früh
efreut: Schon am nächsten Tag bemühte sich das
onrad-Adenauer-Haus darum, zurückzurudern, zu kon-
retisieren, und nach nur zwei Wochen ist von der voll-
undig verkündeten Mietpreisbremse nur noch eine
öglichkeit auf Länderebene übrig.


(Iris Gleicke [SPD]: Das ist wahr!)


amit, liebe Kolleginnen und Kollegen, wird die Miet-
reisbremse der Kanzlerin zum Rohrkrepierer.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wenn Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
nion, Mieterschutz von den Mehrheitsverhältnissen in
en Ländern und deren gutem Willen abhängig machen,
ann stehlen Sie sich aus der Verantwortung. Notwendig
t endlich eine bundesweite Mietpreisbremse bei Wie-
ervermietungen, die die Mietpreisspirale in allen be-
offenen Städten bremst.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Kolleginnen und Kollegen von der Union und der
DP, die gesprochen haben, konnten vor Lachen kaum
n sich halten. Erst am 1. Mai ist Ihre unsoziale Miet-
chtsreform in Kraft getreten. Ich möchte schon gerne
issen, warum Ihnen knapp sieben Wochen später ein-
llt, dass es hier Nachbesserungsbedarf gibt. Sie hatten

och alle Chancen, unsere Vorschläge im Gesetzge-





Sören Bartol


(A) )



(B)

Für diese Sachen wollen Sie am 22. September wirklich
gewählt werden? Das kann nicht Ihr Ernst sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Heute bekommen Sie noch einmal die Chance – es ist
gut, dass wir heute unseren Änderungsantrag noch ein-
mal einbringen konnten –, das Vertrauen der Mieterin-
nen und Mieter zurückzugewinnen. Zeigen Sie den
Wählerinnen und Wählern, dass Sie es ernst meinen mit
dem, was Ihre Kanzlerin vollmundig vor der Wahl allen
verspricht. Stimmen Sie heute unserem Änderungsantrag
zu! Dann haben wir es geschafft, eine wirksame Lösung
für Mieterinnen und Mieter in diesem Lande zu finden.
Ich bin gespannt, wie Sie sich an dieser Stelle gleich ver-
halten werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Die Spannung hält nicht lange an!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724701200

Ich schließe die Aussprache.

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Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 517;
davon

ja: 220
nein: 297

Ja

SPD

Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol

Bärbel Bas
Uwe Beckmeyer
Gerd Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann


(Hildesheim)

Marco Bülow
Ulla Burchardt
Martin Burkert
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Martin Dörmann
Sebastian Edathy
Ingo Egloff
Siegmund Ehrmann
Dr. h.c. Gernot Erler

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(D Haben alle Kolleginnen und Kollegen, die das wolln, ihre Stimmkarte einwerfen können? – Es haben alle olleginnen und Kollegen ihre Stimmkarte abgegeben. ann schließe ich die Abstimmung und bitte die Schrifthrerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu eginnen. Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen bstimmung unterbreche ich die Sitzung. Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Sitzung ist wie er eröffnet. Ich gebe Ihnen das von den Schriftführerinnen und chriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abtimmung bekannt: Abgegeben wurden 517 Stimmen. it Ja haben gestimmt 220 Kolleginnen und Kollegen, it Nein haben gestimmt 297 Kolleginnen und Kolle en, es gab keine Enthaltungen. Es ging um den Entwurf ines Gesetzes zur Umsetzung der Verbraucherrechtechtlinie und zur Änderung des Gesetzes zur Regelung er Wohnungsvermittlung, hier um den Änderungsanag der Fraktion der SPD, der hiermit abgelehnt ist. etra Ernstberger arin Evers-Meyer lke Ferner abriele Fograscher r. Edgar Franke agmar Freitag igmar Gabriel ichael Gerdes is Gleicke ünter Gloser lrike Gottschalck ngelika Graf erstin Griese abriele Groneberg ichael Groß ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn Klaus Hagemann Hubertus Heil Wolfgang Hellmich Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Petra Hinz Dr. Eva Högl Christel Humme Josip Juratovic Oliver Kaczmarek Johannes Kahrs Dr. h.c. Susanne Kastner Ulrich Kelber Lars Klingbeil Hans-Ulrich Klose Astrid Klug Dr. Bärbel Kofler besetzt. Ich eröffne die Abstimmung. bungsverfahren zu berücksichti Stelle nichts, aber auch gar nich (Beifall bei der SPD und d DIE GRÜN Liebe Kolleginnen und Koll wissen doch ganz genau: Mit FDP ist sozialer Mieterschutz i machen. (Volker Kauder [CDU/CSU Deswegen wird das Verspreche eingelöster Scheck – den kann für die Zeit nach der Bundestag ganz ehrlich – vor allem die Zuh (Volker Kauder [CDU/CSU antworte gen. Sie haben an dieser ts gemacht. em BÜNDNIS 90/ EN)


(Unterbrechung von 10.41 bis 10.46 Uhr)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724701300

egen von der Union, Sie
Ihrem Koalitionspartner
n diesem Lande nicht zu

]: So ein Quatsch!)

n der Kanzlerin ein un-
man niemals einlösen –
swahl bleiben. Ich frage
örerinnen und Zuhörer –:

]: Die können nicht
n!)

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Wir kommen zur Abstimmun
esregierung eingebrachten En
msetzung der Verbraucherrec
erung des Gesetzes zur Re
ermittlung. Der Rechtsaussch
eschlussempfehlung auf Druck
tzentwurf der Bundesregierung
der Ausschussfassung anzun
nderungsantrag der Fraktion

he 17/13966 vor. Wir stimmen
ag auf Verlangen der Fraktion
h bitte die Schriftführerinne

orgesehenen Plätze einzunehm

Sind alle Urnen besetzt? – E
hrer der Koalition. Gibt es ein

lition, der spontan bereit wäre,
eldenhaft. Jetzt fehlt keiner m

(Cg über den von der Buntwurf eines Gesetzes zur hterichtlinie und zur Ängelung der Wohnungsuss empfiehlt in seiner sache 17/13951, den Ge auf Drucksache 17/12637 ehmen. Hierzu liegt ein der SPD auf Drucksa über den Änderungsan der SPD namentlich ab. n und Schriftführer, die en. s fehlt noch ein Schriften Schriftführer der Ko einzuspringen? – Das ist ehr. Nun sind alle Urnen )






Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Daniela Kolbe (Leipzig)

Fritz Rudolf Körper
Anette Kramme
Angelika Krüger-Leißner
Ute Kumpf
Christian Lange (Backnang)

Dr. Karl Lauterbach
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Caren Marks
Katja Mast
Petra Merkel (Berlin)

Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Manfred Nink
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Aydan Özoğuz
Heinz Paula
Johannes Pflug
Joachim Poß
Dr. Wilhelm Priesmeier
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Stefan Rebmann
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth (Esslingen)

Marlene Rupprecht


(Tuchenbach)

Annette Sawade
Axel Schäfer (Bochum)

Bernd Scheelen
Marianne Schieder


(Schwandorf)

Werner Schieder (Weiden)

Ulla Schmidt (Aachen)

Silvia Schmidt (Eisleben)

Carsten Schneider (Erfurt)

Swen Schulz (Spandau)

Ewald Schurer
Dr. Martin Schwanholz
Rolf Schwanitz
Stefan Schwartze
Rita Schwarzelühr-Sutter
Dr. Carsten Sieling
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Dr. Frank-Walter Steinmeier
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Dr. h.c. Wolfgang Thierse
Franz Thönnes
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dr. Marlies Volkmer
Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Uta Zapf
Dagmar Ziegler
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries

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IE LINKE

r. Dietmar Bartsch
erbert Behrens
arin Binder
atthias W. Birkwald
eidrun Bluhm
va Bulling-Schröter
r. Martina Bunge
oland Claus
erner Dreibus
r. Dagmar Enkelmann
iana Golze
nnette Groth
r. Gregor Gysi
ge Höger
r. Barbara Höll
ndrej Hunko
r. Lukrezia Jochimsen
arald Koch
abine Leidig
lla Lötzer
r. Gesine Lötzsch
homas Lutze
orothée Menzner
etra Pau
ichard Pitterle
aul Schäfer (Köln)

r. Ilja Seifert
athrin Senger-Schäfer
abine Stüber
lexander Süßmair
lexander Ulrich
athrin Vogler
hanna Voß
arald Weinberg
rn Wunderlich

ÜNDNIS 90/
IE GRÜNEN

erstin Andreae
olker Beck (Köln)

ornelia Behm
irgitt Bender
gnes Brugger
iola von Cramon-Taubadel
kin Deligöz
atja Dörner
arald Ebner
ans-Josef Fell
r. Thomas Gambke
ai Gehring
atrin Göring-Eckardt
ritta Haßelmann
ettina Herlitzius
riska Hinz (Herborn)

r. Anton Hofreiter
grid Hönlinger
hilo Hoppe
we Kekeritz
atja Keul
usanne Kieckbusch
emet Kilic

ven-Christian Kindler
aria Klein-Schmeink
te Koczy
om Koenigs
ylvia Kotting-Uhl

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liver Krischer
gnes Krumwiede
tephan Kühn
enate Künast
arkus Kurth
ndine Kurth (Quedlinburg)

onika Lazar
r. Tobias Lindner
icole Maisch
rzy Montag
eate Müller-Gemmeke
r. Konstantin von Notz
mid Nouripour
riedrich Ostendorff
r. Hermann E. Ott
isa Paus
rigitte Pothmer
laudia Roth (Augsburg)

rista Sager
lisabeth Scharfenberg
r. Gerhard Schick
r. Frithjof Schmidt
lrich Schneider
orothea Steiner
r. Wolfgang Strengmann-
Kuhn
ans-Christian Ströbele
r. Harald Terpe
arkus Tressel
rgen Trittin
aniela Wagner
rfst Wagner (Schleswig)

olfgang Wieland
r. Valerie Wilms
sef Philip Winkler

aktionsloser
bgeordneter

olfgang Nešković

ein

DU/CSU

se Aigner
eter Aumer
orothee Bär
homas Bareiß
orbert Barthle
ünter Baumann
rnst-Reinhard Beck

(Reutlingen)

anfred Behrens (Börde)


eronika Bellmann
r. Christoph Bergner
eter Beyer
teffen Bilger
lemens Binninger
eter Bleser
r. Maria Böhmer
laus Brähmig
ichael Brand
r. Reinhard Brandl
elmut Brandt
r. Ralf Brauksiepe
r. Helge Braun
eike Brehmer
alph Brinkhaus

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(C (D ajus Caesar itta Connemann lexander Dobrindt homas Dörflinger arie-Luise Dött r. Thomas Feist nak Ferlemann grid Fischbach artwig Fischer irk Fischer xel E. Fischer (KarlsruheLand)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
erbert Frankenhauser
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


rich G. Fritz
ans-Joachim Fuchtel
lexander Funk
go Gädechens
r. Thomas Gebhart
orbert Geis
lois Gerig
berhard Gienger
sef Göppel

eter Götz
r. Wolfgang Götzer
ermann Gröhe
ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
lav Gutting
lorian Hahn
r. Stephan Harbarth
rgen Hardt
erda Hasselfeldt
r. Matthias Heider
elmut Heiderich
echthild Heil
rsula Heinen-Esser
rank Heinrich
udolf Henke
ichael Hennrich
nsgar Heveling
rnst Hinsken
hristian Hirte
obert Hochbaum
arl Holmeier
ranz-Josef Holzenkamp
achim Hörster
nette Hübinger
ubert Hüppe
homas Jarzombek
ieter Jasper
r. Franz Josef Jung
ndreas Jung (Konstanz)

r. Egon Jüttner
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
lois Karl
ernhard Kaster

(VillingenSchw.)


olker Kauder
r. Stefan Kaufmann
oderich Kiesewetter





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Dr. Karl A. Lamers

(Heidelberg)


Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Daniela Ludwig
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Hans-Georg von der Marwitz
Stephan Mayer (Altötting)

Dr. Michael Meister
Dr. h.c. Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Stefan Müller (Erlangen)

Dr. Philipp Murmann
Bernd Neumann (Bremen)

Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla

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Ich bitte jetzt diejenigen, di
der Ausschussfassung zustimm
zeichen. – Die Gegenstimmen?
Damit ist der Gesetzentwurf in
nommen. Die Koalitionsfraktio
positionsfraktionen haben sich
Gegenstimmen gab es keine.

Dritte Bera

und Schlussabstimmung. Wer
sich erheben. – Die Gegenstim
lbert Rupprecht (Weiden)

nita Schäfer (Saalstadt)

r. Andreas Scheuer
arl Schiewerling
orbert Schindler
ankred Schipanski
eorg Schirmbeck
hristian Schmidt (Fürth)

atrick Schnieder
r. Andreas Schockenhoff
adine Schön (St. Wendel)

r. Kristina Schröder

(Wiesbaden)

r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
we Schummer

(Weil am Rhein)

etlef Seif
hannes Selle
einhold Sendker
r. Patrick Sensburg
ernd Siebert
homas Silberhorn
hannes Singhammer
ns Spahn
arola Stauche
r. Frank Steffel
rika Steinbach
hristian Freiherr von Stetten
ieter Stier
ero Storjohann
tephan Stracke
ax Straubinger
arin Strenz
homas Strobl (Heilbronn)

ena Strothmann
ichael Stübgen
r. Peter Tauber
ntje Tillmann

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e dem Gesetzentwurf in
en wollen, um ihr Hand-
– Die Enthaltungen? –
zweiter Beratung ange-
nen waren dafür, die Op-
gemeinsam enthalten,

tung

zustimmen will, möge
men? – Die Enthaltun-

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lisabeth Winkelmeier-
Becker
agmar G. Wöhrl
r. Matthias Zimmer
olfgang Zöller
illi Zylajew

DP
ns Ackermann
hristine Aschenberg-
Dugnus
aniel Bahr (Münster)

lorian Bernschneider
ebastian Blumenthal
laudia Bögel
icole Bracht-Bendt
laus Breil
ainer Brüderle
ngelika Brunkhorst
rnst Burgbacher
arco Buschmann

ylvia Canel
elga Daub
einer Deutschmann
ijan Djir-Sarai
atrick Döring
erhard Drexler
echthild Dyckmans
ans-Werner Ehrenberg
ainer Erdel
rg van Essen
lrike Flach
r. Edmund Peter Geisen
r. Wolfgang Gerhardt
ans-Michael Goldmann
einz Golombeck
iriam Gruß
achim Günther (Plauen)

r. Christel Happach-Kasan

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en? – Damit ist der Gesetzen
it dem gleichen Stimmenver

ommen.

Wir kommen zur Abstimm
ungsantrag der Fraktion Bün
rucksache 17/13967. Wer sti
ungsantrag? – Die Gegenstim
amit ist der Entschließungsa

timmung durch Bündnis 90/D
inke; dagegen haben CDU/CS

(D r. Martin Lindner ichael Link r. Erwin Lotter liver Luksic orst Meierhofer atrick Meinhardt abriele Molitor n Mücke etra Müller urkhardt Müller-Sönksen r. Martin Neumann irk Niebel ornelia Pieper rg von Polheim r. Christiane RatjenDamerau r. Birgit Reinemund agen Reinhold r. Peter Röhlinger r. Stefan Ruppert jörn Sänger hristoph Schnurr arina Schuster r. Erik Schweickert r. Hermann Otto Solms achim Spatz orsten Staffeldt r. Rainer Stinner tephan Thomae anfred Todtenhausen r. Florian Toncar erkan Tören hannes Vogel r. Daniel Volk r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff twurf in dritter Beratung hältnis wie vorher ange ung über den Entschliednis 90/Die Grünen auf mmt für den Entschliemen? – Enthaltungen? – ntrag abgelehnt bei Zuie Grünen, SPD und die U und FDP gestimmt. Dr. Hermann Kues Erwin Rüddel Klaus-Peter Willsch Lars Lindemann Eckart von Klaeden Ewa Klamt Volkmar Klein Axel Knoerig Jens Koeppen Manfred Kolbe Dr. Rolf Koschorrek Hartmut Koschyk Thomas Kossendey Michael Kretschmer Gunther Krichbaum Dr. Günter Krings Rüdiger Kruse Bettina Kudla Christoph Poland Ruprecht Polenz Eckhard Pols Thomas Rachel Dr. Peter Ramsauer Eckhardt Rehberg Katherina Reiche Lothar Riebsamen Josef Rief Klaus Riegert Dr. Heinz Riesenhuber Johannes Röring Dr. Norbert Röttgen Dr. Christian Ruck D A V S A D M K M P S In P A (Cr. Hans-Peter Uhl rnold Vaatz olkmar Vogel tefanie Vogelsang ndrea Astrid Voßhoff r. Johann Wadephul arco Wanderwitz ai Wegner arcus Weinberg eter Weiß abine Weiss go Wellenreuther eter Wichtel nnette Widmann-Mauz Heinz-Peter Haustein Elke Hoff Birgit Homburger Michael Kauch Dr. Lutz Knopek Pascal Kober Dr. Heinrich L. Kolb Dr. h.c. Jürgen Koppelin Sebastian Körber Holger Krestel Patrick Kurth Heinz Lanfermann Sibylle Laurischk Harald Leibrecht Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt )


(Lausitz)


(Lüdenscheid)





(A) )

Ich rufe jetzt die Zusatzpunkte 15 a und 15 b auf:

ZP 15 a) – Zweite und dritte Beratung des von den Frak-
tionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Beseitigung so-
zialer Überforderung bei Beitragsschulden
in der Krankenversicherung

– Drucksache 17/13079 –

– Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Beseitigung sozialer Überfor-
derung bei Beitragsschulden in der Kran-
kenversicherung

– Drucksache 17/13402 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
schusses für Gesundheit (14. Ausschuss)


– Drucksache 17/13947 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Heinz Lanfermann


(8. Ausschuss)


– Drucksache 17/13959 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Alois Karl
Ewald Schurer
Otto Fricke
Michael Leutert
Katja Dörner

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(14. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Karl
Lauterbach, Elke Ferner, Bärbel Bas, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Keine überhöhten Säumniszuschläge bei
Beitragsschulden

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Martina
Bunge, Harald Weinberg, Diana Golze, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Privat Versicherte solidarisch versichern –
Private Krankenversicherung als Vollversi-
cherung abschaffen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Martina
Bunge, Dr. Ilja Seifert, Kathrin Senger-
Schäfer, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion DIE LINKE

Versorgung der privat Versicherten im Ba-
sistarif sicherstellen

– Drucksachen 17/12069, 17/10119, 17/5524,
17/13947 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Heinz Lanfermann

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(C (D Verabredet ist es, eine Dreiviertelstunde zu debattien. – Dazu haben Sie keinen Widerspruch. Dann ist das o beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und gebe für die Bundesgierung dem Bundesminister Daniel Bahr das Wort. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1724701400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

nser Ziel ist klar: Jeder in Deutschland soll einen Kran-
enversicherungsschutz für die notwendigen Leistungen
aben, unabhängig von Vorerkrankungen, Alter, Ge-
chlecht und Einkommen. Das ist gelebte Solidarität, die
Deutschland seit vielen Jahren gezeigt wird und um

ie uns andere Länder beneiden. Die Versicherten kön-
en sich, wenn sie eine Krankheit haben oder ein großes
isiko eingetreten ist, auf die Solidarität einer Kranken-
ersicherungsgemeinschaft verlassen.

Es geht aber nicht nur darum, die Solidarität der ande-
n einzufordern. Zur Solidarität in einer Versicherungs-

emeinschaft gehört es auch, dass die Solidargemein-
chaft zu Recht verlangen kann und erwartet, dass
eiträge zu einer Krankenversicherung gezahlt werden.
ie alte Regierung hatte eine Regelung eingeführt, näm-
ch eine allgemeine Versicherungspflicht, und wollte
abei Anreize setzen, dass Menschen ihre Beiträge zah-
n. Leider wurden damals Wucherzinsen eingeführt,
nd es haben sich bei betroffenen Menschen Schulden-
erge angehäuft; die Menschen sind in einen Teufels-
reis von immer höheren Schulden geraten und kamen
icht mehr heraus. Deswegen war es richtig und wichtig,
ass diese Koalition, diese Bundesregierung, gehandelt
at und jetzt den Menschen, die von ihren Schuldenber-
en nicht mehr herunterkommen, eine Perspektive gibt,
ieder einen Krankenversicherungsschutz zu erhalten.
ir wollen, dass jeder in Deutschland über einen Kran-

enversicherungsschutz verfügt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


eshalb haben wir die Säumniszuschläge, die alten Wu-
herzinsen, auf 1 Prozent gesenkt. Das gilt rückwirkend,
amit die Menschen, die in den letzten Jahren nicht in
ren Versicherungsschutz zurückkamen, eine Perspek-
ve haben, wieder ihren Versicherungsschutz zu bekom-
en.

Außerdem schaffen wir für einen eng begrenzten Be-
ich von Versicherten eine Rückkehrmöglichkeit. Wir
achen einen Schnitt, damit die Versicherten die Chance

ekommen, nach Zahlung der Versicherungsbeiträge
ieder regulär versichert zu sein.

Privat Krankenversicherten zeigen wir mit dem Not-
gentarif einen Weg auf, wie auch sie einen bezahlbaren
rankenversicherungsschutz haben können. Für die Be-
offenen ist diese Regelung eine große Erleichterung.
ir sorgen dafür, dass die betroffenen Menschen im
rankheitsfall wieder abgesichert sind.

Der Gesetzentwurf umfasst aber noch mehr. Wir un-
rstützen auch die Krankenhäuser in Deutschland, die





Bundesminister Daniel Bahr


(A) )


)(B)

tagtäglich eine ganz wichtige Aufgabe übernehmen.
18 Millionen Patienten werden jedes Jahr stationär auf-
genommen. Wir haben eine Arbeits- und Leistungsver-
dichtung bei den Beschäftigten in den Krankenhäusern
zu verzeichnen. Es gibt einen Mengendruck, den Druck,
besonders viel machen zu müssen. Mit diesem Gesetz
sorgen wir für eine Entlastung der Beschäftigten in
Krankenhäusern. Für die Jahre 2013 und 2014 ist ein un-
bürokratischer und schnell wirkender Versorgungs-
zuschlag vorgesehen, um Fehlentwicklungen bei der so-
genannten Kollektivhaftung, die Grund für den
Mengendruck ist, auszugleichen. Bisher war es so: Wenn
eine Uniklinik in Köln mehr transplantiert, dann erhält
das kleine Krankenhaus im Sauerland für eine Blind-
darmoperation eine schlechtere Vergütung. Der Versor-
gungszuschlag sorgt hier nun für einen Ausgleich. So
können sich die Krankenhäuser auf eine verlässliche Fi-
nanzierung einstellen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die Tariflohnentwicklung wird teilweise ausgegli-
chen. Wir schaffen endlich einen vollen Orientierungs-
wert als Verhandlungskorridor, das heißt, die Kostenent-
wicklung im Krankenhaus kann besser abgebildet
werden.

Wir sorgen für bessere Qualität in den Krankenhäu-
sern. Wir wissen, dass Deutschland noch Nachholbedarf
im Bereich Hygiene hat. In dem Gesetz ist ein Hygiene-
förderprogramm vorgesehen. Damit lohnt es sich für die
Krankenhäuser, in Hygiene zu investieren. Es lohnt sich
nicht, aus Kostengründen auf Hygiene zu verzichten und
damit für Keime und schwere Krankheiten im Kranken-
haus zu sorgen.

Dieses Gesetz verbessert die Qualität der Versorgung
in den Krankenhäusern.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich habe die klare Erwartung, dass diese zusätzlichen
Mittel, immerhin insgesamt 1,1 Milliarden Euro – damit
haben wir einen Rekordwert an Ausgaben für die Kran-
kenhäuser in diesem Jahr erreicht –, von den Kranken-
häusern auch eingesetzt werden, um den Sparmaßnah-
men bei der Pflege, die wir teilweise in Krankenhäusern
erlebt haben, ein Ende zu bereiten. Die Krankenhäuser
können jetzt investieren, um gerade in der Pflege neue
Stellen zu schaffen, um neues Pflegepersonal in den
Krankenhäusern einzustellen. Wir geben den Kranken-
häusern diese finanziellen Möglichkeiten. Jetzt müssen
die Krankenhäuser sie auch nutzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Mit diesem Gesetz setzen wir das um, was uns alle im
letzten Jahr hier im Bundestag intensiv beschäftigt hat.
Wir haben uns parteiübergreifend mit dem Thema Or-
ganspende beschäftigt, weil es uns alle unzufrieden ge-
stimmt hat, dass das Spenderaufkommen in Deutschland
so gering ist. Wir sind der Meinung, dass die Organ-
spende ein so wichtiges Thema ist, dass man sich einmal
im Leben damit beschäftigen sollte.

Letztes Jahr haben alle Parteien in diesem Bundestag
gemeinsam die sogenannte Entscheidungslösung be-

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(C (D chlossen. Wir haben uns damals nicht vorstellen könen, dass ein Arzt, offenbar durch Mithilfe weiterer, in öttingen – und, wie wir erfahren haben, zuvor in Reensburg – so viel kriminelle Energie hat, dass er das ertrauen in die Organspende bei einigen Menschen in eutschland erschüttern konnte. Heute wissen wir: Eine solche kriminelle Energie war ei anderen Krankenhäusern nicht festzustellen. Wir haen die Überprüfung mehrerer Krankenhäuser angeordet. Es wurden zwar teilweise Unregelmäßigkeiten festestellt, aber eine solche kriminelle Energie haben wir icht noch einmal erlebt. Wir haben mit der gemeinsamen Verabschiedung des ransplantationsänderungsgesetzes im letzten Jahr viele egelungen vorgegeben. Wir können festhalten, dass es eute auch mit krimineller Energie so nicht mehr mögch ist, Wartelisten zu manipulieren, um einigen Patienn einen Vorteil zulasten anderer Patienten zu verschafn. Deswegen können wir mit gutem Recht und aus berzeugung den Menschen weiterhin raten, sich für die rganspende zu entscheiden; denn kein Land hat so nge Grenzen und so harte Regeln wie Deutschland. ieses Gesetz wird weiter zur Sicherheit beitragen. Wir ehmen weitere Änderungen vor: Mit der Einführung eier Pflicht zur Genehmigung der Richtlinien durch das undesgesundheitsministerium sorgen wir für eine stärere politische Legitimation. Außerdem ändern wir das ransplantationsgesetz dahin gehend, dass die Manipution von Daten durch Ärzte strafbar ist. Organspende ist aktive, gelebte Nächstenliebe. Oranspender sind Lebensretter. Deswegen wollen wir uns emeinsam dafür einsetzen, dass sich wieder mehr Menchen für die Organspende aussprechen. Es dürfen nicht iejenigen bestraft werden, die auf der Warteliste stehen nd dringend auf ein Organ warten, sondern es muss der rzt bestraft werden, der Fehlverhalten zeigt. Der ange prochene Arzt aus Göttingen sitzt in Untersuchungsaft. Ich gehe davon aus, dass er zu Recht eine Strafe beommen wird; denn wir brauchen Vertrauen bei der rganspende. Dafür setzen wir uns gemeinsam ein. Für die SPD-Fraktion hat jetzt der Kollege Karl auterbach das Wort. (Beifall bei der SPD – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Schattenkompetenz!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724701500


Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1724701600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Der Minister hat einleitend darauf hingewiesen,
as in unserem Gesundheitssystem klappt: dass jeder ei-
en Versicherungsschutz bekommt, unabhängig von Er-
rankungen und unabhängig davon, ob er zum Beispiel
ehindert ist. Das ist richtig. Das gilt aber nicht für die
on Ihnen bevorzugte private Krankenversicherung.


(Zurufe von der FDP: Oh!)






Dr. Karl Lauterbach


(A) )


)(B)

Da ist es nach wie vor so, dass behinderte Menschen kei-
nen Versicherungsschutz bekommen und viele Kranke
sich die Prämie nicht leisten können. Sie wollen, dass
das so bleibt. Das System, für das Sie persönlich und
Ihre Fraktion stehen, ist ein System, das genau das ka-
puttmacht, was Sie am Anfang Ihrer Rede gelobt haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Heinz Lanfermann [FDP]: Null Kompetenz!)


– Herr Lanfermann, bitte, Ihre Kommentare!

Bei den Schuldenbergen und den Säumniszuschlägen
ist es doch wie folgt: Die Leute, die Schulden gemacht
haben, werden doch, auch wenn ihnen jetzt kurzfristig
die Schulden erlassen werden, der Säumniszuschlag ein
bisschen reduziert wird, wieder Schulden machen. Tatsa-
che ist doch, dass die Menschen sich diese Krankenver-
sicherung nicht leisten können. Das gilt gerade für die
Privatversicherten. Wenn die Prämie höher ist, als meine
Rente hergibt, dann kann ich zwar formal Ihr Angebot
wahrnehmen und in die Versicherung zurückgehen;
wenn ich dann aber sofort wieder Schulden machen
muss, dann stehe ich nach allerkürzester Zeit wieder vor
dem gleichen Problem.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: 100 Euro im Monat! Sie kostet 100 Euro im Monat!)


– Ich komme darauf noch zu sprechen. – Wollen Sie
dann erneut eine Amnestie? Derjenige, dem die Säum-
niszuschläge jetzt erlassen werden, kann sich die Versi-
cherung doch weiterhin nicht leisten.


(Heinz Lanfermann [FDP]: 100 Euro im Monat Grundlagentarif!)


Sie machen Folgendes: Sie drängen die Menschen,
die sich die Krankenversicherung in Deutschland nicht
leisten können, in eine amerikanische Notfallversor-
gung. Da wird nur noch das Nötigste bedient. Mehr gön-
nen Sie den Menschen nicht.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Was ist denn Ihr Vorschlag?)


Bei einer Bürgerversicherung würde sich jeder so versi-
chern können, wie er es braucht.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Und wer zahlt dann?)


Die Menschen, die Sie mit einem unwürdigen amerika-
nischen Notfalltarif abspeisen wollen, würden sich,
wenn Sie ihnen die Wahl lassen würden, alle für die Bür-
gerversicherung entscheiden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Geben Sie den Menschen die Wahl!


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Was geschieht denn mit dem, der die Bürgerversicherung nicht zahlt?)


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(C (D ie wissen doch ganz genau, wofür sich die Menschen ntscheiden würden, wenn Sie ihnen die Wahl zwischen inem abgespeckten Notfalltarif, der nur das Nötigste bsichert, nd einer Bürgerversicherung, die sie komplett versorgt, ssen. (Jens Spahn [CDU/CSU]: Wer bezahlt die Bürgerversicherung? – Heinz Lanfermann [FDP]: Was machen Sie denn, wenn jemand in der Bürgerversicherung seine Beiträge nicht zahlt?)


(Lars Lindemann [FDP]: Unfug!)


ofür würden die Menschen sich entscheiden? Für Ih-
n Notfalltarif? Würde sich irgendjemand für Ihren ab-

especkten Tarif entscheiden? Sie wagen es nicht, den
enschen die Wahlmöglichkeit zu geben. Wenn Sie das
ahlrecht einführen würden, dann wären Ihr Notfalltarif

nd Ihre Regelung der Säumniszuschläge platt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Gabriele Molitor [FDP]: Mein Gott, was für ein Unsinn! – Jens Spahn [CDU/CSU]: Und wenn jemand in der Bürgerversicherung nicht zahlt? Was ist dann?)


Die Frage ist: Was wurde für die Krankenhäuser be-
chlossen? Herr Bahr, es ist tatsächlich so, dass die
rankenhäuser unterfinanziert sind. Sie stellen jetzt
ehr Geld zur Verfügung, aber auf die unintelligenteste
rt und Weise, die es gibt.


(Beifall der Abg. Dr. Marlies Volkmer [SPD])


ie Krankenhäuser, die mehr Pflegekräfte einstellen, ha-
en keinen besonderen Vorteil. Die Krankenhäuser, die
essere Qualität liefern, haben keinen Vorteil. Die Kran-
enhäuser, die sich spezialisiert haben, haben keinen
orteil. Mit der Gießkanne wird auf die Schnelle ein Be-
ag nachgeschüttet. Davon werden dann diejenigen be-
onders profitieren, denen es schon gut geht. Die ande-
n können sich die Krankenhauspflege nach wie vor

icht leisten. Dieser Vorschlag wurde auf die Schnelle in
iner für Sie charakteristischen Art und Weise erstellt:
andwerklich stimmt es vorne und hinten nicht. Sie hät-
n die Gelegenheit nutzen und eine Initiative für Pflege
nd Qualität in die Wege leiten können. Das haben Sie
ich schlicht nicht zugetraut.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724701700

Herr Lauterbach, Herr Lindemann würde Ihnen gern

ine Zwischenfrage stellen.


Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1724701800

Sehr gern.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724701900

Bitte schön.


Lars Lindemann (FDP):
Rede ID: ID1724702000

Herr Kollege Lauterbach, würden Sie uns in diesem

ohen Hause vielleicht erklären, was denn in Ihrer Bür-





Lars Lindemann


(A) )


)(B)

gerversicherung mit denjenigen passieren soll, die dort
ihre Beiträge nicht bezahlen können?


Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1724702100

Ganz einfach: Bei der Bürgerversicherung bezahlt je-

der – –


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Jens Spahn [CDU/CSU]: Ja, wie denn?)


– Frau Präsidentin, soll ich die Frage beantworten,


(Heinz Lanfermann [FDP]: Ja, ist besser!)


oder soll ich auf weitere Zwischenfragen warten?


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724702200

Sie haben zugestimmt, die Frage von Herrn

Lindemann gestellt zu bekommen. Es wäre schön, wenn
Sie die beantworten. Ich gehe davon aus, dass jemand,
der eine weitere Frage hat, sich meldet.


Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1724702300

In der Bürgerversicherung bezahlt jeder nach seinen

Verhältnissen; jeder bezahlt nach seinem Einkommen.
Das heißt, dass für denjenigen, der kein Einkommen hat,
die zuständigen Träger und der Staat bezahlen. Derje-
nige, der ein Einkommen hat, bezahlt nach seiner Leis-
tungsfähigkeit.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Und wer trotz Eigentum nicht zahlt?)


Das ist ein sicheres und gerechtes System. Jeder zahlt,
wie er zahlen kann, und keiner wird überfordert. Jeder
wird aufgenommen – unabhängig von der Vorerkran-
kung, unabhängig von Behinderungen,


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Und wenn er nicht überweist?)


unabhängig von der Person, unabhängig davon, ob er
verbeamtet ist oder nicht. Ein System, gerecht für alle;
jeder zahlt nach seinen Verhältnissen und seinen Mög-
lichkeiten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jens Spahn [CDU/CSU]: Und wenn er nicht überweist? – Heinz Lanfermann [FDP]: Und wer trotz Einkommen nicht zahlt? Das ist doch die Frage! Das sind doch auch die Fälle! – Gegenruf von der SPD: Stellen Sie doch eine Zwischenfrage! – Heinz Lanfermann [FDP]: Es gibt doch Menschen, die zahlen einfach nicht! – Zuruf von der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724702400

Es sind Zwischenrufe und Zwischenfragen möglich.

Ich bitte jetzt Herrn Lauterbach, fortzufahren. Oder
möchten Sie eine Zwischenfrage stellen? – Das ist nicht
der Fall. – Bitte schön, Herr Lauterbach.

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(C (D Will noch jemand eine Zwischenfrage stellen? – Of nsichtlich nicht. Ich komme zum Krankenhaus zurück. Dazu gibt es Gesetzentwurf schlicht und ergreifend keinerlei Ini ative für bessere Qualität, keinerlei Initiative für besere Hygiene, keinerlei Initiative für bessere Pflegeverorgung. Es ist im Prinzip ein Gießkannengesetz, dessen irkung vorne und hinten nicht ausreicht. Der einzige Ansatz in Ihrem Gesetz, weshalb wir uns päter bei der Abstimmung zum Gesamtgesetz enthalten erden, t die Organtransplantation, die Organspende; denn daei sind wir mit Ihnen einer Meinung. Da respektieren ir auch Ihr persönliches Engagement. Das ist übergreind und einigermaßen sauber gemacht. Das würdigen ir. Daher wollen wir, damit wir hier Schulter an Schulr stehen können, um denjenigen, die ein Organ benötien, nicht zu schaden und das Vertrauen in das Spendeerfahren – Sie haben zu Recht ausgeführt, dass die inge dort besser sind, als sie allgemein dargestellt weren – nicht zu beschädigen, durch eine Enthaltung dieses esetz mittragen, das wir sonst nicht hätten mittragen önnen. (Jens Spahn [CDU/CSU]: Das ist gut zu wissen!)

Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1724702500

(Lachen des Abg. Jens Spahn [CDU/CSU])


Das sage ich in aller Offenheit; denn diesem Gesetz
hlt es vorne und hinten an handwerklicher Qualität.
ir machen das der Menschen wegen, wir machen es

icht Ihnen zuliebe; denn das Gesetz ist weit hinter dem
urückgeblieben, was selbst in so kurzer Zeit möglich
ewesen wäre.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Das werden wir den Krankenhäusern erzählen!)


Vielen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Stefan Ruppert [FDP]: Hat die SPD eigentlich geklatscht? Vereinzelt haben Sozialdemokraten geklatscht!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724702600

Jetzt hat der Kollege Johannes Singhammer für die

DU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1724702700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Herr Kollege Lauterbach, heute ist ein guter Tag
r die Menschen in Deutschland, und zwar, weil viele

ausende Krankenversicherte künftig vor ungerechten
eitragsschulden bewahrt und geschützt werden, weil
ünftig Transparenz und Ordnung durch staatlich gere-
elte Richtlinien bei der Organtransplantation herrschen
nd weil die Kliniken in Deutschland vor einer finanziel-
n Schräglage bewahrt werden.





Johannes Singhammer


(A) )


)(B)

18 Millionen Krankenhausbehandlungen im Jahr be-
deuten, dass umgerechnet jeder Vierte in Deutschland in
einer Klinik behandelt wird. Darum ist es so wichtig,
dass die Behandlung weiterhin exzellent bleibt. Deshalb
helfen wir schnell. Denn wer schnell gibt, gibt doppelt.
Ab dem 1. August 2013 fließt Geld an die Kliniken, ins-
gesamt in diesem Jahr für jede Rechnung im Zusammen-
hang mit den Fallpauschalen 1,65 Prozent zusätzlich,


(Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Sie geben ja weniger, als Sie vorher genommen haben!)


nach einem gerechten Verfahren, nämlich dem soge-
nannten Fallmix. Das heißt, es wird jedem Fall entspre-
chend seiner Werthaltigkeit dieser Zuschlag gewährt.
Das sind in diesem Jahr 400 Millionen Euro; im kom-
menden Jahr beträgt der Versorgungszuschlag 500 Mil-
lionen Euro. Wir werden damit insgesamt – dazu kom-
men ja auch die Mittel für den wichtigen Bereich
Hygiene – auf den angekündigten finanziellen Ausgleich
in Höhe von 1,1 Milliarden Euro für die Kliniken kom-
men.

Wir wissen, dass ein großer Teil der Ausgabenzu-
wächse der Kliniken durch die Tariflohnsteigerungen be-
dingt sind. Zwei Drittel der Ausgaben der Kliniken sind
Lohnkosten. Wir wollen, dass die enorm aufreibende
schwierige Arbeit der Mitarbeiter in den Kliniken, von
den Ärzten bis zu den Pflegekräften, gerecht bezahlt
wird. Deshalb ist es wichtig, den Tariflohnausgleich in
dieser Gesamtsumme vorzusehen. Damit zeigen wir
auch Anerkennung für die schwierige Arbeit, die dort
geleistet wird. Die Patientinnen und Patienten in den
Kliniken wollen auch, dass diejenigen, die sich um sie
kümmern, gerecht behandelt und entlohnt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Bei den Einnahmen der Kliniken ist noch eine wich-
tige Verbesserung vorgesehen. Galt früher, dass höchs-
tens ein Drittel der Differenz zur Grundlohnrate ange-
rechnet wird, so wird der Orientierungswert jetzt voll in
die Verhandlungen eingebracht werden können. Das be-
deutet letztlich eine bessere Einnahmesituation der Kli-
niken. Also kommt es auch auf diesem Weg zu Verbes-
serungen.

Das alles zusammen wird dazu führen, dass die Klini-
ken in Deutschland auf eine bessere und sicherere finan-
zielle Grundlage gestellt werden. Damit haben die Kli-
niken Planungssicherheit, und die Patienten haben
Versorgungssicherheit. Deshalb ist dies ein guter Tag für
Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724702800

Jetzt hat die Kollegin Kathrin Vogler das Wort für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724702900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Fast 150 000 Menschen in Deutschland sind
heute nicht krankenversichert, und weitere ungefähr
50 000 haben hohe Beitragsschulden in der gesetzlichen

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(C (D rankenversicherung. Dazu kommen noch die Privatersicherten. Das ist nicht so, weil sie nicht zahlen woln, sondern die allermeisten dieser Menschen können ich den Versicherungsbeitrag einfach nicht leisten. Desalb verzichten sie auf diese wichtige Absicherung. Es waren Union und SPD, die vor Jahren gemeinsam ie Krankenversicherungspflicht eingeführt und damit underttausende in eine Schuldenfalle gelockt haben. enn auch wer nicht versichert ist, ist verpflichtet, nach uzahlen, und zwar mit Säumniszuschlägen von sagenaften 5 Prozent im Monat, 60 Prozent im Jahr. Auf iese Problematik hat die Linke übrigens immer wieder ingewiesen. Deshalb ist es positiv, dass wir heute hier ber Veränderungen reden können. Leider ist die Lösung, die Sie von Schwarz-Gelb jetzt orschlagen, nicht wirklich gerecht. Denn wer trotz seier Versicherungspflicht seit 2007 nicht bei einer Kranenkasse angemeldet war, soll das jetzt ohne Säumnisgeühr und ohne Beitragsschulden nachholen dürfen. Wer ich hingegen gesetzeskonform verhalten hat, aber nicht ahlen konnte, muss gegebenenfalls über 20 000 Euro an eiträgen und Zinsen für die letzten zehn Jahre nachzahn. Das geht so nicht. Jetzt argumentieren Sie, dass die bisher nicht Versiherten ja auch keine Leistungen erhalten hätten. Aber as gilt doch auch für jemanden, der sich erst Anfang ieses Jahres oder Ende letzten Jahres bei einer Kranenkasse angemeldet hat. Auch er hat von 2007 bis 2012 eine Leistungen in Anspruch genommen, muss aber ennoch für den gesamten Zeitraum nachzahlen. Gecht geht anders. Für die Linke ist es nicht hinnehmbar, dass Menschen edizinische Behandlungen verweigert werden, weil ihr inkommen zu gering ist. Aber genau das bleibt weiterin der Fall für die Privatversicherten mit Zahlungschwierigkeiten. Für diese Menschen schaffen Sie jetzt inen Notlagentarif für etwa 100 Euro im Monat mit miimalen Leistungen. Diese Menschen haben dann nur och Anspruch auf Akutbehandlungen bei Schmerzen nd auf Leistungen bei Schwangerschaft und Geburt. Dazu kommt: Diese Menschen werden leider auch aum eine Chance haben, jemals wieder in einen regulän Tarif zu wechseln. Denn im Notlagentarif werden eine Altersrückstellungen gebildet, sondern verbraucht. as bedeutet, dass die regulären Prämien mit dem Alter chlicht immer unbezahlbarer werden. Schwarz-Gelb chützt damit lieber wieder die Versicherungskonzerne – ie so eine Menge Außenstände aus ihren Bilanzen streihen können – als die Versicherten. Unsere Alternative lautet: die PKV als Vollversicheng abschaffen. (Jens Spahn [CDU/CSU]: Ein ganz schön einfaches Weltbild! Aber das kennen wir von Kommunisten!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh!)


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: So ist das!)






Kathrin Vogler


(A) )


)(B)

Wenn Sie – damit spreche ich direkt den Kollegen
Lauterbach an – unserem Antrag heute zustimmen, dann
braucht es keine solch komplizierten Sonderregelungen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn alle solidarisch gesetzlich versichert sind, haben
alle einen bezahlbaren umfassenden Krankenversiche-
rungsschutz.


(Jens Ackermann [FDP]: Das hatten wir schon einmal! Die Lebenserwartung lag in diesem Staat bei 60 Jahren!)


Nun zu den Krankenhäusern. Sie haben die Mittel für
die Krankenhäuser 2010 um rund 1,4 Milliarden Euro
gekürzt. Jetzt sollen sie 1,1 Milliarden Euro davon zu-
rückbekommen. Das ist doch, als würde man sich heftig
aufs Knie hämmern und sich dann freuen, wenn der
Schmerz nachlässt.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Das ist doch ein schönes Gefühl!)


Den real existierenden Pflegenotstand werden Sie damit
nicht beheben; diese Erhöhung ist nämlich nur ein Trop-
fen auf den heißen Stein.

Diesen Teilen des Gesetzentwurfs können wir also
nicht zustimmen. Wir werden uns deshalb bei der Ab-
stimmung über das Gesamtpaket enthalten.

Den Antrag der SPD unterstützen wir.

Jetzt aber zu dem Teil des Gesetzentwurfs, der unsere
Zustimmung erhält. Vorgestern ist es uns in einer ge-
meinsamen Bemühung aller Fraktionen gelungen, erste
Änderungen am Transplantationsgesetz zu vereinbaren.
Vor einem Jahr wurden die Manipulationen an den War-
telisten für Lebertransplantationen bekannt; doch noch
immer gehen viele Staatsanwälte und Operateure davon
aus, dass eine solche Manipulation lediglich eine schrift-
liche Lüge sei und damit nicht strafbar. Mit der nun vor-
liegenden Gesetzesänderung wird klar: Eine Manipula-
tion von Patientendaten mit der Absicht, die Warteliste
zu beeinflussen, ist künftig auf jeden Fall strafbar.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Dr. Marlies Volkmer [SPD])


Das ist ein gutes Ergebnis der intensiven Beratungen un-
ter den Fraktionen und mit dem Bundesministerium für
Gesundheit. Ich bedanke mich ganz herzlich bei den
Kolleginnen und Kollegen des Gesundheitsausschusses
und beim Bundesgesundheitsministerium, namentlich
bei der Parlamentarischen Staatssekretärin Widmann-
Mauz. Ich freue mich wirklich, dass diese Gesetzesände-
rung hier gemeinsam auf den Weg gebracht werden
kann. Wir setzen damit ein deutliches Zeichen für mehr
Transparenz und Kontrolle in diesem sensiblen Bereich.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Karin Maag [CDU/CSU] und Gabriele Molitor [FDP])


Über weitere Schritte auf diesem Weg werden wir in
der übernächsten Woche noch diskutieren. Ich bin sicher,

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(C (D ieses Thema wird uns auch in der nächsten Wahleriode beschäftigen. Ich bedanke mich. Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat jetzt irgitt Bender das Wort. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zur Ab timmung steht heute ein sogenannter Omnibus; das eißt, auf ein zugrunde liegendes Gesetz werden mehre Themen aufgesattelt. In dem zugrunde liegenden esetz geht es um Beitragsschulden. An dieser Stelle haen wir es – das muss man hier einmal deutlich sagen – it einer Erblast der Großen Koalition zu tun; das will h auch an die Freunde einer Neuauflage derselben richn. Die Große Koalition hat – das war verdienstvoll – ine Versicherungspflicht für alle eingeführt, die Regengen aber so ausgestaltet, dass, wenn Leute nicht sort in ihre Krankenversicherung zurückgekehrt sind der sich die Beiträge nicht haben leisten können, durch ucherzinsen irrwitzige Schulden entstanden, die diese eute nie begleichen konnten. Dieses Problem wird erst eute hier bearbeitet; das war überfällig. Es ist gut – wir begrüßen das ohne Einschränkungen –, ass die Wucherzinsen jetzt abgeschafft werden und dass s ein Zeitfenster für eine Rückkehr in die Krankenversiherung ohne Schulden geben wird; allerdings hat chwarz-Gelb einige Zeit gebraucht, bis man sich endch zu dieser umfassenden Lösung durchringen konnte. (Dr. Stefan Ruppert [FDP]: Wir brauchen weitere vier Jahre!)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724703000
Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724703100

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist aber durchaus auch Kritik an diesem Gesetzent-
urf zu üben: Mit der Schaffung des Notlagentarifes in
er privaten Krankenversicherung wird vor allem ein
orteil für die PKV entstehen; denn die Altersrückstel-
ngen der Versicherten werden verfrühstückt. Außer-

em schützen Sie die PKV mit dem Gesetzentwurf wie-
er einmal vor Konkurrenz durch die GKV; denn de
cto machen Sie die Wahltarife der GKV platt. Da zeigt

ie sich wieder, Ihre Klientelpflege zugunsten der PKV.

Ich sage Ihnen: Wir werden dieses Problem durch die
inführung der Bürgerversicherung lösen. Dann wird es
uch für Selbstständige leichter, die Beiträge zu zahlen:
eil sich die Beiträge dann am realen Einkommen orien-
eren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Gabriele Molitor [FDP]: Dann wird es noch teurer! – Dr. Stefan Ruppert [FDP]: Keine Drohungen!)


Herr Singhammer hat sich sehr dafür gelobt, dass für
ie Krankenhäuser jetzt viel Geld bereitgestellt wird.
uch wir begrüßen das. Aber man muss auch einmal
ber den Zickzackkurs von Schwarz-Gelb reden: Erst





Birgitt Bender


(A) )


)(B)

habt ihr ständig an den Krankenhäusern gespart und be-
hauptet, da sei noch Luft, und jetzt, wo ihr seht, dass
dem nicht so war, soll es wieder einen Geldregen geben,
und zwar mit der Gießkanne. Wir sehen, dass in vielen
Krankenhäusern die Arbeitsbedingungen – einmal grob
gesagt – unter aller Sau sind,


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Na, na!)


was natürlich auch die Patienten ausbaden müssen. Des-
wegen ist es richtig, dass es jetzt ein Notprogramm gibt;
aber es ist genau das: nicht mehr und nicht weniger als
ein Notprogramm.

Was in der nächsten Legislaturperiode ansteht, ist die
Inangriffnahme einer strukturellen Reform. Der Bund
muss sich mit den Ländern zusammensetzen, damit ins-
besondere das Problem der Investitionskostenfinanzie-
rung, die jetzt häufig aus den Betriebsmitteln erfolgt, ge-
löst wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch die Organspende ist bereits angesprochen wor-
den. Wir sind froh, dass Anliegen unserer Initiative in
Verhandlungen mit den anderen Fraktionen aufgenom-
men wurden. Es wird jetzt so sein, dass sich das Ministe-
rium per Genehmigung in die Richtlinien für die Vertei-
lung der Organe einmischt. Die bekommen dadurch eine
größere Verbindlichkeit. Verstöße gegen diese Richt-
linien seitens der Ärzte – Manipulationen bei der
Diagnose etc. – werden strafrechtlich sanktioniert. Das
heißt, es geht nicht mehr, dass Ärzte, sei es aus Geldgier,
sei es aus falsch verstandener Hilfsbereitschaft oder aus
eigener Machtvollkommenheit, sagen: Was kümmern
mich die Richtlinien? Was kümmert mich eine richtige
Dokumentation? Ich sorge dafür, dass meine Patienten
vorzeitig Organe bekommen. – Jetzt wird angesichts der
Knappheit der Organe, die wir nie vollkommen beseiti-
gen werden, dafür gesorgt, dass die Richtlinien wenigs-
tens eingehalten werden.

Meine Damen und Herren, wir hätten es bei einigen
Punkten besser gemacht, aber wegen der Punkte, die wir
für positiv halten, werden wir diesem Gesetzentwurf zu-
stimmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Sehr gut! Das ist gut!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724703200

Für die FDP-Fraktion hat jetzt Gabriele Molitor das

Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gabriele Molitor (FDP):
Rede ID: ID1724703300

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Es ist schon mehrfach angesprochen worden,
dass wir uns vor einem Jahr über alle Fraktionsgrenzen
hinweg geeinigt und das Transplantationsgesetz geän-
dert haben und uns anschließend bekannt gewordene
Manipulationsfälle dazu gebracht haben, den Kontroll-
prozess zu begleiten. Es ist schon etwas Besonderes,

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(C (D enn sich Fachpolitiker aller Fraktionen zusammentun nd sich gemeinsam mit Experten sowohl des Bundesgeundheitsministeriums als auch des Gesundheitssektors effen, um Prozesse zu begleiten und Fehler zu beheben. Wir haben mögliche Gesetzgebungsbedarfe mit dem iel geprüft, das Vertrauen in die Organspende wiedererzustellen. Es ist in der Tat selten, dass man am Ende ine gemeinsame Initiative auf den Weg bringt, die dem iel dienen soll, schwerkranken Menschen zu helfen. Der vorliegende Änderungsantrag zum Transplantaonsgesetz sieht zum einen strafrechtliche Sanktionen or. Damit schaffen wir auch für Ärzte einen rechtlichen ahmen; denn der starke Rückgang von postmortalen rganspenden ist auch darauf zurückzuführen, dass es ine starke Verunsicherung in der Ärzteschaft gegeben at. Wir wollen, dass die Ärzte demnächst wieder häufier Angehörige von Verstorbenen ansprechen und auf ie Möglichkeit einer Organspende hinweisen. Zusätzch haben wir uns darum gekümmert, dass die Richtliien der Bundesärztekammer eine höhere Verbindlicheit bekommen. All diese Maßnahmen dienen dem Ziel, das System er Organspende in Deutschland gegen Manipulationen u sichern und für mehr Transparenz zu sorgen. (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Kathrin Vogler [DIE LINKE])


ass wir den Antrag noch vor der Sommerpause hier
inbringen, zeigt, dass uns dieses Thema besonders
ichtig ist. Wir wollen, dass die Bereitschaft zur Organ-

pende wieder wächst, wir wollen Vertrauen im Sinne
er schwerkranken Menschen zurückgewinnen, und wir
ollen, dass wieder mehr Menschen in Deutschland sa-
en: Ich bin Organpate.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724703400

Für die SPD-Fraktion hat jetzt Marlies Volkmer das

ort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Marlies Volkmer (SPD):
Rede ID: ID1724703500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

as wir jetzt besprechen, gleicht einem Potpourri. Wir
aben drei große Themen: Erstens. Wie können wir Bei-
agsschuldner in der Krankenversicherung vor Überlas-
ng schützen? Zweitens geht es um die Aufstockung der
inanzmittel für die Krankenhäuser. Wir stimmen zu,
ass die Krankenhäuser unterfinanziert sind; aber eine
erteilung nach dem Gießkannenprinzip halten wir nicht
r in Ordnung. Wir hätten uns vor allen Dingen auf Ver-

esserungen für das Pflegepersonal und die Erhöhung
er Qualität in Krankenhäusern konzentriert. Drittens
eht es um Änderungen im Transplantationsgesetz. Hie-
uf möchte auch ich mich konzentrieren, auch wenn das

on anderen Fraktionen schon angesprochen wurde;
enn das ist wirklich ein extrem wichtiges Thema.





Dr. Marlies Volkmer


(A) )


)(B)

Vor noch nicht einmal einem Jahr haben wir hier frak-
tionsübergreifend Änderungen im Transplantationsgesetz
beschlossen. Unser Ziel war es damals, das Vertrauen der
Menschen in den Organspendeprozess zu stärken.
Gleichzeitig hatten wir im Gesetz verankert, dass die
Krankenkassen alle Versicherten anschreiben, über Or-
ganspende informieren, diesem Anschreiben einen Organ-
spendeausweis beilegen und die Menschen auffordern,
sich für oder gegen eine Organspende zu entscheiden.

Natürlich sind wir damals davon ausgegangen, dass
die Zahl der Organspender dadurch steigen wird; denn
wir wissen aus Umfragen, dass zwar viele Menschen
grundsätzlich bereit sind, nach dem Tode ein Organ zu
spenden, dass aber eben längst nicht alle Menschen, die
prinzipiell dazu bereit sind, einen Organspendeausweis
haben.

Dann geschah das, was hier schon beschrieben wor-
den ist: Im Sommer wurden wir von dem Organspende-
skandal in Göttingen überrascht.


(Rudolf Henke [CDU/CSU]: Das ist kein Spendeskandal!)


Es stellte sich dann heraus, dass auch in drei anderen
von insgesamt 24 Transplantationszentren Manipulatio-
nen vorgekommen sind. Diese Aufdeckung ist auch da-
durch begünstigt worden, dass wir im Transplantations-
gesetz, das wir im vorigen Jahr beschlossen haben, die
Prüfungskommission und die Überwachungskommis-
sion gesetzlich verankert und diesen Kommissionen
auch größere Kompetenzen zugebilligt haben.

Dieser Skandal hat leider Gottes dazu geführt, dass
die Zahl der Organspenden weiter rückläufig gewesen
ist. Im vorigen Jahr, im Jahr 2012, sind die Organspen-
den gegenüber 2011 fast um 13 Prozent zurückgegan-
gen, und dieser Trend setzt sich leider auch in diesem
Jahr fort. Im ersten Quartal gab es deutschlandweit nur
230 Organspender. Im Vorjahreszeitraum waren es noch
281. Das geht zulasten der Menschen, die dringend auf
ein Organ angewiesen sind.

So war es richtig, dass fraktionsübergreifend eine Ar-
beitsgruppe in Zusammenarbeit mit dem Gesundheits-
ministerium getagt hat. Auch ich möchte mich ausdrück-
lich bei der Staatssekretärin Frau Widmann-Mauz
bedanken,


(Beifall bei Abgeordneten im ganzen Hause)


die diese Arbeitsgruppe meines Erachtens ganz toll ge-
führt hat. Vielen Dank noch einmal.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Kurz vor der Seligsprechung!)


So gibt es nun zwei weitere Änderungen im Trans-
plantationsgesetz, die ganz wichtig sind – ich möchte
das noch einmal betonen –:

Zum einen ist verankert worden, dass die Richtlinien
der Bundesärztekammer zur Transplantationsmedizin
vom Bundesministerium für Gesundheit genehmigt wer-

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(C (D en müssen. Hier wird auch noch einmal ganz deutlich, ass diese Richtlinien verbindlich sind und dass nicht ein rzt glauben kann, sich über diese Richtlinien, aus wel hen Gründen auch immer, hinwegsetzen zu können. Zum anderen war es für unsere Fraktion noch einmal esonders wichtig, dass wir im Transplantationsgesetz icht nur den Organhandel strafbewehrt haben, sondern uch Manipulationen an Patientendaten und Laborwern und falsche Übermittlungen unter Strafe stellen. Jetzt ird mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren der mit einer Geldstrafe bestraft, wer solche Manipulaonen vornimmt. Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Menschen, die ich mit dem Gedanken tragen, nach ihrem Tod ein Oran zu spenden, aber auch die Menschen, die auf der arteliste stehen, müssen sich darauf verlassen können, ass die Organvergabe tatsächlich nur nach Dringlicheit und Erfolgsaussicht erfolgt. Ich bin überzeugt daon, dass wir mit diesen Änderungen im Transplantaonsgesetz einen Schritt in die richtige Richtung gehen. ir werden in der übernächsten Woche noch Gelegen eit haben, über einen umfassenden fraktionsübergreinden Antrag zu diesem Thema zu debattieren. Für die CDU/CSU-Fraktion hat jetzt Karin Maag das ort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen, sbesondere Frau Kollegin Bender, Herr Kollege auterbach! Mit 67 000 Arbeitslosen ist die Bürgerversiherung tot, und totgerittene Pferde sollte man nicht och einmal satteln. (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir schaffen mit der Energiewende viel mehr Arbeitsplätze! – Zuruf von der SPD: Das sagen Sie seit vier Jahren! – Steffen-Claudio Lemme [SPD]: Totgesagte leben länger!)


(Beifall bei der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724703600

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Karin Maag (CDU):
Rede ID: ID1724703700

or allen Dingen sollte man sich auch um die wirklichen
robleme der Menschen in Deutschland kümmern, so
ie wir es tun. Wir kümmern uns um diese Probleme,
ir kümmern uns um die Menschen, wenn es ihnen nicht
ut geht, und wir kümmern uns insbesondere auch mit
em Gesetz zum Schutz gegen die Überforderung durch
eitragsschulden darum, dass unser Gesundheitssystem
icht zur Gesundheitsfalle wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Kollegin Volkmer, am Rande noch eines: Es ist,
laube ich, falsch, wenn man vom „Organspendeskan-
al“ redet. Es geht darum – was wir uns lange nicht vor-
tellen konnten –, dass Wartelisten manipuliert werden.
as wollen wir jetzt in diesem Omnibusgesetz mit bis zu

wei Jahren bestrafen. Ich gehe davon aus, dass wir da-





Karin Maag


(A) )


)(B)

mit das Vertrauen der Menschen in die Organspende zu-
rückholen können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Unser Sozialstaat verdient seinen Namen auch des-
halb, weil keiner mehr Sorge haben muss, dass er den
Arztbesuch nicht bezahlen kann. Seit dem 1. April 2007
gibt es im Bereich der GKV die Versicherungspflicht.
Jeder, der einmal Mitglied in der GKV war oder ihr zu-
zuordnen ist, muss sich seither bei einer gesetzlichen
Krankenkasse versichern. Diese Regelung wurde 2009
auf die PKV ausgedehnt.

Tatsächlich hat die Große Koalition gemeinsam die
hohen Säumniszuschläge eingeführt, um zu verhindern,
dass es für freiwillig Versicherte attraktiv werden
könnte, zulasten der Solidargemeinschaft keine Beiträge
zu zahlen und stattdessen Schulden in Kauf zu nehmen.
Kündigung war ja ausgeschlossen. Diese Erwartungen
haben sich nicht erfüllt. Deswegen müssen wir diese Re-
gelung ändern. Mittlerweile sind die Schulden der säu-
migen Beitragszahler bei der GKV auf 2,5 Milliarden
Euro angewachsen. Uns ist es wichtig, dass die Kranken-
versicherung nicht mit der Angst vor Schulden verknüpft
wird. Künftig wird deswegen ein regulärer Säumniszu-
schlag in Höhe von 1 Prozent des rückständigen Beitrags
gelten.

Mit zwei weiteren Änderungen wollen wir auch die
Stundung und den Erlass von Beiträgen deutlich verein-
fachen und befördern. Kurz: Wir stellen sicher, dass die
Krankenkassen regelmäßig, regelhaft, von den Instru-
menten Stundung und Erlass in jedem Einzelfall ange-
messen Gebrauch machen können – übrigens nicht nur
zugunsten der Versicherten, sondern auch im eigenen In-
teresse der Kassen, um den enormen bürokratischen
Aufwand, wie er bisher entstanden ist, zu vermeiden.

Trotzdem, liebe Kolleginnen und Kollegen, sind in
Deutschland immer noch 130 000 Menschen nicht versi-
chert. Für diese Nichtversicherten war in der Vergangen-
heit der Preis für den Einstieg in die gesetzliche Kran-
kenversicherung zu hoch. Hierbei geht es nicht nur um
Säumniszuschläge, sondern vor allem darum, dass mit
Versicherungsbeginn für den Zeitraum, der ohne Versi-
cherungsschutz war, maximal bis 2007 zurück, Beitrags-
forderungen entstanden sind. Im Gegenzug waren die
Kassen zwar zur Leistung verpflichtet, das hatte aber in
der Praxis kaum Auswirkungen.

Mit einer Stichtagsregelung regeln wir einen vollstän-
digen Schuldenerlass und setzen damit einen hohen An-
reiz für jene, die bislang noch nicht versichert waren,
sich endlich zu versichern. Wer sich also bis Ende dieses
Jahres bei einer Versicherung meldet, entgeht der Forde-
rung nach rückständigen Beiträgen und Säumniszuschlä-
gen.

Weil uns die Privatversicherten gleichermaßen am
Herzen liegen, haben wir auch für diesen Bereich ein
ähnliches System geschaffen. Auch in der PKV gibt es
Rückstände in Höhe von 745 Millionen Euro. Nichtzah-
ler sind insbesondere junge Selbstständige, die sich bei

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(C (D er Geschäftsgründung übernehmen, aber auch Kioskbeitzer und Kneipenwirte, bei denen es zu wirtschaftlihen Engpässen kommt. Genau für diese Gruppe ist es ichtig, dass wir ihnen noch einmal eine Chance geben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Für diese Nichtzahler gibt es jetzt den Notlagentarif,
er dazu führt, dass der bisherige Versicherungsvertrag
ht. Die Versorgung bei akuten Erkrankungen ist selbst-

erständlich gesichert. Mit einem prognostizierten Bei-
ag in Höhe von 100 Euro, Herr Lauterbach, wird das
eutlich günstiger als der Basistarifvertrag, der bisher
ei rund 600 Euro liegt.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Es gibt aber auch keine Leistungen dafür! Nur Notversorgung! – Gegenruf des Abg. Jens Spahn [CDU/ CSU]: Das stimmt doch nicht! Die hatten früher gar keine Versicherung!)


Frau Bender, ein Hinweis an Sie: Die angesparten Al-
rsrückstellungen bleiben bestehen. Es werden nur
eine neuen gebildet. Das ist ein ganz wesentlicher Un-
rschied.


(Zuruf der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ir nehmen den Neueinsteigern die Sorge vor der Über-
chuldung. Bisher musste schlimmstenfalls für seit 2009
icht bezahlte Prämien mit einem Prämienzuschlag von
is zu 15 Monatsbeiträgen gerechnet werden. Hier gilt
as Gleiche wie bei der GKV: Wer sich bis Ende des
ahres meldet, der wird von solchen Prämienzuschlägen
efreit.

Noch eines haben wir gelernt: Anders als bei der
KV sind bei der PKV die Kinder nicht beitragsfrei mit-
ersichert, sondern für sie muss ein eigener Vertrag ge-
chlossen werden. Im Falle einer vorübergehenden Zah-
ngsschwierigkeit der Eltern sind auch die Kinder

etroffen, wenn sie privat versichert sind. Für sie haben
ir ein eigenes Leistungspaket geschnürt, auf dessen
rundlage alle Aufwendungen für Vorsorgeuntersu-

hungen und Schutzimpfungen, so sie von der Ständigen
pfkommission empfohlen werden, erstattet werden.

Insgesamt bin ich davon überzeugt, dass wir mit die-
em Paket von Maßnahmen, die sich aus dem Gesetz zur
eseitigung sozialer Überforderung bei Beitragsschul-
en in der Krankenversicherung ergeben, eine wirklich
mfassende Hilfestellung geben. Das Gesetz bringt uns
em Ziel näher, allen Bürgern in Deutschland einen
rankenversicherungsschutz zu ermöglichen und unser
utes Gesundheitssystem bezahlbar zu halten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724703800

Zu einer Kurzintervention gebe ich der Kollegin
arlies Volkmer das Wort.






(A) )


)(B)


Dr. Marlies Volkmer (SPD):
Rede ID: ID1724703900

Liebe Kollegin Maag, ich nutze die Gelegenheit, zu

sagen, dass ich mich vorhin in meiner Rede in der Tat
versprochen habe. Ich wollte „Skandal“ sagen, habe aber
„Organspendeskandal“ gesagt. Es ist mir durchaus be-
wusst, dass das kein Skandal im Zusammenhang mit der
Spende war, sondern dass dieser Skandal im Zuge des
Vermittlungsprozesses passiert ist. Das wollte ich gerne
klarstellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724704000

Dann gebe ich jetzt dem Kollegen Lothar Riebsamen

das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Lothar Riebsamen (CDU):
Rede ID: ID1724704100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! In der Tat beinhaltet dieser Gesetzentwurf ei-
nen ganzen Blumenstrauß von Maßnahmen zugunsten
der Patientinnen und Patienten in unserem Land. Ich will
mich aber ausschließlich mit dem Thema Krankenhäuser
befassen; denn die über 2 000 Krankenhäuser mit
1,1 Millionen Beschäftigten sind natürlich eine wichtige,
wenn nicht die wichtigste tragende Säule des Gesund-
heitswesens in diesem Land. Nicht von ungefähr hat sich
diese Regierungskoalition in den vergangenen vier Jah-
ren sehr intensiv mit den Problemen der Krankenhäuser
im Zusammenhang mit der Finanzierung der Personal-
kosten und der Sachkosten auseinandergesetzt und hat
ihr einen erheblichen Teil ihrer Arbeit gewidmet.

Ich erinnere an das Versorgungsstrukturgesetz, mit
dem wir für eine bessere Verzahnung zwischen den
Krankenhäusern und dem ambulanten Bereich gesorgt
haben. Ich erinnere an das Infektionsschutzgesetz und
widerspreche ausdrücklich Ihnen, Herr Professor
Lauterbach, dass wir nichts zur Verbesserung der Quali-
tät getan hätten. Wir haben das Infektionsschutzgesetz
eingeführt und verbessert und werden das heute noch
einmal tun. Damit wird die Qualität in unseren Kranken-
häusern noch einmal erhöht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Darüber hinaus haben wir mit dem Psych-Entgeltge-
setz im vergangenen Jahr die Krankenhäuser bei der Fi-
nanzierung der Personalkosten hinsichtlich der verein-
barten Tariferhöhungen erneut unterstützt. Es war
nachvollziehbar und auch richtig, dass die Krankenhäu-
ser im Frühjahr dieses Jahres erneut auf uns zugekom-
men sind und eine Verbesserung der Finanzsituation für
den laufenden Betrieb von uns eingefordert haben.


(Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Diese Erkenntnis ist euch aber spät gekommen!)


Wir stehen dazu. Ja, es ist richtig, dass sie das getan ha-
ben, und wir liefern an dieser Stelle. Denn wir wün-

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(C (D chen, dass die Krankenschwestern, Krankenpfleger, rzte und alle anderen Berufsgruppen in einem Kranenhaus an den laufenden Lohnentwicklungen angemesen teilhaben. Denn nur so können wir die Berufsbilder, ie wir im Krankenhaus brauchen, auch für die Zukunft ichern, und wir liefern mit diesem Gesetz an dieser telle. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es ist aber normalerweise auch so, dass die Kranken-
ausentgelte zu 100 Prozent für Personal- und Sachkos-
n zur Verfügung stehen. Nicht so aber in diesem Land,
eil die Bundesländer ihrer Verpflichtung, zu 100 Pro-

ent für die Investitionskosten aufzukommen, nicht
achkommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


h gebe ausdrücklich der Kollegin Bender recht. Des-
egen muss Schluss damit sein, dass die Länder ihrer
erpflichtung nicht nachkommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


1,1 Milliarden Euro: Das ist der Betrag, den die Kran-
enhäuser in 2013 und 2014 bekommen. Ab dem 1. Au-
ust können die Krankenhäuser 1 Prozent und im nächs-
n Jahr noch einmal 0,8 Prozent auf ihre Rechnungen

ufschlagen und haben damit sofort Geld zur Verfügung,
as sie auch dringend brauchen. Ich habe einmal ausge-
chnet, was der in dem Gesetzentwurf vorgesehene teil-
eise Tarifausgleich für ein Krankenhaus in meinem
ahlkreis mit 500 Betten bedeutet: Diesem Kranken-

aus stehen dadurch in diesem Jahr rund 400 000 Euro
usätzlich zur Verfügung. Das ist ein Wort!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich habe das Infektionsschutzgesetz als Qualitätsver-
esserungsmaßnahme schon erwähnt. Es wird nun auch
it zusätzlichen Mitteln und einem Hygiene-Förderpro-

ramm unterlegt. Es werden Neueinstellungen von Hy-
ienefachkräften mit Zuschüssen in Höhe von 90 Pro-
ent der Kosten gefördert, Neueinstellungen von
achärzten mit bis zu 75 Prozent und anderes mehr. Zu-
ammengerechnet geben wir bis 2020 für eine Verbesse-
ng der Qualität 365 Millionen Euro für die Kranken-

äuser und – das sage ich noch einmal bewusst – für die
atientinnen und Patienten aus.

Wir sind auch einer wichtigen anderen Forderung der
rankenhäuser nachgekommen, nämlich im Bereich des
rientierungswertes flexibler zu sein, der seit dem 1. Ja-
uar 2013 gilt. Die Krankenhäuser konnten aber nur
ber einen Teil dieser Kostensteigerungen, vom Statisti-
chen Bundesamt festgelegt, verhandeln. Sie können für
014/2015 über den vollen Orientierungswert verhan-
eln. Das war eine berechtigte Forderung der Kranken-
äuser, der wir nachgekommen sind.





Lothar Riebsamen


(A) )


)(B)

Es geht bei dem Gesetz nicht nur um Geld, sondern
auch um die Verbesserung der Kommunikation zwischen
den Krankenhäusern und den Kostenträgern. Es ist im-
mer wieder von Problemen bei der Abrechnung die
Rede. Mit der Einrichtung einer Schlichtungsstelle auf
Bundesebene sorgen wir dafür, dass zukünftig diese
Kabbeleien, wie ich es einmal nenne, vor Ort weitge-
hend zurückgedrängt werden. Denn die Dinge von
grundsätzlicher Bedeutung werden geregelt, und wir ge-
hen davon aus, dass Streitigkeiten nicht mehr in dem
Umfang wie in der Vergangenheit auftreten.

Zusammenfassend kann ich sagen: Wir liefern sofort.
Wir helfen den Krankenhäusern, und wir bieten in dieser
Regierungskoalition auch eine Perspektive über dieses
Wahljahr 2013 hinaus, dass wir uns in der nächsten
Wahlperiode mit Strukturen und mit der Bedarfsplanung
auseinandersetzen werden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724704200

Wir sind am Ende der Debatte, die ich hiermit

schließe.

Wir kommen zur Abstimmung über den von den
Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Ge-
setzentwurf zur Beseitigung sozialer Überforderung bei
Beitragsschulden in der Krankenversicherung. Der Aus-
schuss für Gesundheit empfiehlt unter Buchstabe a sei-
ner Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/13947, den
Gesetzentwurf auf Drucksache 17/13079 in der Aus-
schussfassung anzunehmen.

Die Fraktion Die Linke hat beantragt, über Art. 5 d ei-
nerseits und über den Gesetzentwurf im Übrigen ande-
rerseits getrennt abzustimmen. Deswegen rufe ich zu-
nächst Art. 5 d in der Ausschussfassung auf. Ich bitte
diejenigen, die ihm so zustimmen wollen, um das Hand-
zeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist
Art. 5 d einstimmig angenommen.

Jetzt stimmen wir über die übrigen Teile dieses Ge-
setzentwurfs in der Ausschussfassung ab. Ich bitte dieje-
nigen, die zustimmen wollen, um ihr Handzeichen. – Die
Gegenstimmen? – Die Enthaltungen? – Damit sind die
übrigen Teile des Gesetzentwurfes angenommen bei Zu-
stimmung durch CDU/CSU, FDP und Bündnis 90/Die
Grünen. SPD und Linke haben sich enthalten. Gegen-
stimmen gab es keine.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Diejenigen, die dem Gesetz-
entwurf zustimmen wollen, mögen sich bitte erheben. –
Die Gegenstimmen? – Die Enthaltungen? – Damit ist der
Gesetzentwurf in dritter Beratung mit dem gleichen
Stimmenverhältnis wie vorher angenommen.

Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 17/13947 empfiehlt der Ausschuss, den Ent-
wurf eines Gesetzes der Bundesregierung auf Drucksa-
che 17/13402 zur Beseitigung sozialer Überforderung

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(C (D ei Beitragsschulden in der Krankenversicherung für erdigt zu erklären. Wer stimmt für diese Beschlussemphlung? – Die Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Dann t die Beschlussempfehlung einstimmig angenommen. Wir setzen die Abstimmungen über die Beschlussmpfehlungen des Ausschusses für Gesundheit auf rucksache 17/13947 fort. Zusatzpunkt 15 b. Der Ausschuss empfiehlt unter uchstabe c seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung es Antrags der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/12069 it dem Titel „Keine überhöhten Säumniszuschläge bei eitragsschulden“. Wer stimmt für diese Beschlussemphlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die eschlussempfehlung ist angenommen bei Zustimmung urch die Koalitionsfraktionen. Die Oppositionsfraktioen waren dagegen. Es gab keine Enthaltungen. Unter Buchstabe d seiner Beschlussempfehlung empehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der raktion Die Linke auf Drucksache 17/10119 mit dem itel „Privat Versicherte solidarisch versichern – Private rankenversicherung als Vollversicherung abschaffen“. er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Die Ge enstimmen? – Die Enthaltungen? – Die Beschlussemphlung ist angenommen bei Zustimmung durch CDU/ SU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen. Die Linke war agegen. Die SPD-Fraktion hat sich enthalten. Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buchtabe e seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des ntrags der Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/5524 it dem Titel „Versorgung der privat Versicherten im asistarif sicherstellen“. Wer stimmt für diese Be chlussempfehlung? – Die Gegenstimmen? – Die Entaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist angenommen iederum bei Zustimmung durch CDU/CSU, FDP und ündnis 90/Die Grünen. Die Fraktion Die Linke war daegen. Die SPD-Fraktion hat sich enthalten. Jetzt rufe ich die Tagesordnungspunkte 63 a und 63 b uf: a)

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ergän-
zung des Grundgesetzes um Volksinitiative,
Volksbegehren, Volksentscheid und Referen-
dum

– Drucksache 17/13873 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)
Rechtsausschuss

b) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Ab-

(Bundesabstimmungsgesetz)


– Drucksache 17/13874 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)
Rechtsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
ie Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Da-
it sind Sie einverstanden. Dann ist das so beschlossen.





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)
Das Wort für die SPD-Fraktion gebe ich dem Kolle-
gen Thomas Oppermann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1724704300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Unsere

parlamentarische Demokratie hat – nach über 60 Jahren
können wir das feststellen –


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Tolle Ergebnisse!)


gut funktioniert. Sie ermöglicht schnelle Entscheidun-
gen, wenn es darauf ankommt. Sie hat auch den einen
oder anderen guten Regierungswechsel ermöglicht, und
es gibt nicht den geringsten Grund, unsere parlamentari-
sche Demokratie infrage zu stellen.

Allerdings dürfen wir nicht ignorieren, dass es Pro-
bleme gibt. Die Kommunalwahlen in Schleswig-Hol-
stein vor drei Wochen sind mit einem Negativrekord zu
Ende gegangen: Nur noch 46 Prozent der Wahlberech-
tigten haben ihre Stimme abgegeben. Seit Jahren sinkt
die Wahlbeteiligung auf allen Ebenen. Wenn aber eine
Mehrheit der Menschen nicht mehr an den Wahlen teil-
nimmt, dann darf uns das nicht gleichgültig sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Bild-Zeitung hat heute ebenfalls eine Studie vorge-
legt, nach der im Herbst nur jeder Zweite – jedenfalls
nach heutiger Bereitschaft – an der Bundestagswahl teil-
nehmen will. Sie empfiehlt im Kommentar eine Wahl-
pflicht. Ich meine, die Wahlpflicht ist der falsche Weg.
Wir müssen die Menschen von der Demokratie und der
Notwendigkeit des Wählens überzeugen.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Bertelsmann-Stiftung hat am Montag eine Studie
zur Wahlbeteiligung veröffentlicht. Sie zeigt eines ganz
deutlich: Viel zu viele Menschen fühlen sich heute von
der Politik ausgeschlossen. Sie empfinden Politik als
schwer verständlich, haben resigniert und glauben nicht
mehr daran, dass sich politisches Engagement lohnt. Ich
meine, wir dürfen diese Menschen nicht verloren geben,
meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Allerdings geht es nicht nur um Frust oder politisches
Desinteresse. Das ist der große Irrtum der Konservati-
ven, die jede Veränderung immer gleich als Niedergang
deuten. Tatsache ist nämlich auch, dass sich Formen des
Engagements gewandelt haben. Die Wahlbeteiligung
mag noch so niedrig sein, trotzdem ist der Wunsch vieler
Menschen, etwa bei einem Bauprojekt in ihrer Nachbar-
schaft mitzureden, niemals größer gewesen. Niemals zu-
vor waren Bürgerinnen und Bürger so gut informiert und
kompetent wie heute. Schließlich ist die Fachinforma-
tion oft nur einen Mausklick entfernt.

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(C (D Im Internet diskutieren heute Millionen in Foren oder uf Blogs. Die Ereignisse der letzten Woche in der Türei bewegen auch in Deutschland viele Menschen. Früer hätte das vielleicht zu Solidaritätsdemonstrationen uf den Straßen geführt. Heute bekunden Tausende ihre nterstützung mit Tweets und Retweets, mit YouTubeeiträgen oder Like Buttons. Aber auch die analoge Welt verändert sich. Denken ie an das Hochwasser in Halle an der Saale. Das Rote reuz und die Feuerwehren mögen Schwierigkeiten haen, neue Mitglieder zu gewinnen; als aber in Halle das ochwasser vor den Toren stand, ist die ganze Universit ausgerückt. Tausende von Studierenden und junge eute haben mit angepackt und Sandsäcke geschleppt. as Engagement ist also da. Diese Beispiele zeigen: Engagement wird heute viel eniger in Institutionen und Gremien geleistet. Es ist her punktuell und themenbezogen. Das ist auch der rund dafür, warum sich an der Abstimmung über Stuttart 21 mehr Menschen beteiligt haben als an der Komunalwahl in Schleswig-Holstein. Das bedeutet aber uch: Der Rückgang der Wahlbeteiligung ist nicht wangsläufig eine Absage an Demokratie. Er ist für uns in Auftrag, unsere Demokratie fortzuentwickeln und zu odernisieren. Die SPD ist seit jeher die Partei der modernen Demoratie. Wir haben das Dreiklassenwahlrecht abgeschafft, ir haben das Frauenwahlrecht und auch das Wahlalter 18 ingeführt. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Da haben wir mitgemacht!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


etzt schlagen wir vor, unsere repräsentative Demokratie
m Elemente der direkten Demokratie zu erweitern. Wir
ollen den Menschen auf Bundesebene ermöglichen, im
ege der Volksabstimmungen selbst zu entscheiden.
abei ist klar: Wir wollen die parlamentarische Demo-
ratie um die Möglichkeit ergänzen, zwischen zwei
ahltagen innerhalb von vier Jahren eine Regierung, die
an ja nicht einfach abwählen kann, dennoch in wichti-

en Sachfragen punktuell zu korrigieren. Diese Mög-
chkeit wollen wir den Bürgern einräumen.


(Beifall bei der SPD)


Meine Damen und Herren, Abraham Lincoln hat das
roße Versprechen der Demokratie einst so formuliert:

Demokratie ist die Regierung des Volkes durch das
Volk für das Volk.

eute vertrauen immer weniger Menschen darauf, dass
it Wahlen allein eine Politik für das Volk zu schaffen
t. Die Menschen haben auch Gründe dafür. Hier im
undestag werden mitunter die Interessen von Minder-
eiten auf Kosten der Mehrheit ganz schamlos durchge-
etzt. Denken Sie an die Mövenpick-Steuer oder an das

(B)






Thomas Oppermann


(A) )


)(B)

Meldegesetz, wo allein wirtschaftliche Interessen kleiner
Gruppen den Ausschlag gegeben haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es gibt viele politische Streitfragen, die den Bundes-
tag beschäftigen: etwa den gesetzlichen Mindestlohn
von 8,50 Euro, eine verbindliche Frauenquote in Auf-
sichtsräten, die Abschaffung des Betreuungsgeldes oder
die Gleichstellung von Lebenspartnerschaften. Bei allen
diesen Themen stellen wir fest: Es gibt nicht nur demos-
kopisch klare Mehrheiten in der Bevölkerung für diese
Forderungen; es gibt in einigen Fällen sogar Mehrheiten
im Deutschen Bundestag, aber aufgrund von Koalitions-
zwängen dürfen diese Mehrheiten nicht so abstimmen,
wie sie das wünschen.


(Dr. Stefan Ruppert [FDP]: Das halte ich für ein Gerücht!)


Bei allem Respekt, lieber Kollege Grosse-Brömer, bei
aller Wertschätzung der Fraktionsdisziplin:


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Haben wir nicht!)


Es muss doch die Möglichkeit geben, dass sozusagen der
Wille der Mehrheit in dieser Gesellschaft einen Weg fin-
det, sich durchzusetzen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Michael Grosse-Brömer [CDU/ CSU]: Keine Frage! Das werden wir am 22. September wieder sehen!)


Ich bin ganz sicher: Wenn wir das Instrument der
Volksabstimmung schon gehabt hätten, hätten wir in die-
ser Wahlperiode ganz sicher ein Bürgerbegehren gegen
das Betreuungsgeld auf den Weg gebracht,


(Beifall bei der SPD)


ein Bürgerbegehren für den gesetzlichen Mindestlohn
von 8,50 Euro und ein Bürgerbegehren für die verbindli-
che Einführung der Frauenquote.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Gegen das Adoptionsrecht gleichgeschlechtlicher Partnerschaften!)


Ich sage Ihnen: Wir hätten in dem einen oder anderen
Fall wahrscheinlich auch gewonnen.


(Beifall bei der SPD – Ingo Wellenreuther [CDU/CSU]: Oder auch nicht!)


Wie positiv die direkte Demokratie wirken kann, ha-
ben uns vor wenigen Wochen die Schweizer gezeigt.
Dort hatte sich das Parlament jahrelang dagegen ge-
sträubt, etwas gegen die exzessiven Gehälter von Mana-
gern zu unternehmen. Dann hat das Volk eingegriffen
und der Selbstbedienung per Volksentscheid mit großer
Mehrheit ein Ende gemacht.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Die Wahlbeteiligung ist aber auch nicht höher!)


Ich finde, da können wir von den Schweizern lernen.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der Deutsche Bundestag sollte seine Macht in Zu-
unft mit dem Volk teilen. Wir schlagen deshalb zwei
inge vor:

Erstens soll das Volk das Recht haben, selbst die Ini-
ative zu ergreifen und Gesetze per Volksentscheid zu
eschließen. Damit kann es Motor der Politik werden,
enn wichtige Themen vom Bundestag ignoriert wer-
en.

Zweitens wollen wir, dass das Volk eingreifen kann,
enn es mit einem Gesetz des Bundestages nicht einver-

tanden ist; mit einem Referendum kann das Volk sozu-
agen auf die Bremse treten.

Zu den Details nur so viel: Wir halten es für angemes-
en, für eine bundesweite Volksabstimmung 1 Million
nterschriften von Wahlberechtigten zu fordern. Damit

orgen wir dafür, dass nur Themen von breitem Interesse
ur Abstimmung kommen, aber diese Hürde ist auch
icht prohibitiv hoch.

Wir stellen außerdem sicher, dass die Rechte der Län-
er gewahrt bleiben. Wenn ein Gesetz die Zustimmung
es Bundesrates braucht, dann ist in der Volksabstim-
ung eine doppelte Mehrheit nötig. Bundesweit muss

ie Mehrheit der Stimmen für das Gesetz sein, und ent-
prechend dem Stimmgewicht der Länder im Bundesrat
uss es auch eine Mehrheit unter den Ländern geben.

Wir sorgen außerdem für Transparenz und Chancen-
leichheit. Jede Kampagne für eine Volksabstimmung
uss offenlegen, wer hinter ihr steht und wer sie finan-

iert. Aber wir wollen eine Kostenerstattung durch den
taat, damit auch Gruppen – und Themen – eine Chance
aben, die keine starke Organisation im Rücken haben.

Meine Damen und Herren, wir haben bei diesen Vor-
chlägen auch auf Erfahrungen aus den Bundesländern
urückgegriffen. Allein seit der Wiederherstellung der
eutschen Einheit hat es 69 Volksbegehren und 17 Volks-
ntscheide auf der Ebene der Bundesländer gegeben. In
iedersachsen habe ich selbst 1993 bei der Verfassungs-
form im Landtag mitgewirkt, als wir mit Rot-Grün die

irekte Demokratie in der Landesverfassung verankert
aben.

Wie damals geht es auch heute darum, nicht nur die
öglichkeit der Mitbestimmung des Volkes zu stärken,

ondern auch die Mitverantwortung; denn heute machen
s sich viele Leute leicht und sagen: Die Politik kann es
icht; die bringt es nicht. – Wenn es die Möglichkeit
ibt, politische Entscheidungen per Volksentscheid zu
orrigieren, kann man sich nicht mehr so einfach heraus-
den.


(Beifall bei der SPD)


eshalb stärken wir auch die Mitverantwortung.

Bei der direkten Demokratie bekommen wir – –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724704400

Herr Kollege.






(A) )


)(B)


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1724704500

Darf ich noch kurz zu Ende bringen, Frau Präsiden-

tin? Ich nehme noch eine Minute.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724704600

Sie haben ja noch einen anderen Redner auf der Liste.


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1724704700

Gibt es eine Frage?


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724704800

Nein, es gibt keine Frage. Nach Ablauf der Redezeit

lasse ich auch gar keine Fragen mehr zu. Sie haben Ihre
Redezeit schon deutlich überschritten.


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1724704900

Okay. Danke schön. – Ich glaube, dass Volksent-

scheide in Deutschland auch die politische Kultur verän-
dern werden. Eine Regierungsmehrheit muss stärker
begründen, was sie vorhat. Sie muss viel mehr Überzeu-
gungsaufwand betreiben. Das geht nicht mehr so wie in
der Europapolitik, wo oft der Eindruck erweckt wird,
dass man gar nicht richtig hinter den Dingen steht, die
dort beschlossen werden. Bei politischen Entscheidun-
gen im Parlament muss man stärker im Auge behalten,
was die Mehrheit der Bevölkerung will, und muss den
Dialog früher suchen.

Ich glaube, dass die direkte Demokratie unserer Ver-
fassung guttut. Das wird von Ihnen in der Union seit
60 Jahren blockiert. Besonders doppelzüngig agiert die
Fraktion der CSU. Sie tritt immer dann für Volksabstim-
mungen ein, wenn es gegen den Euro geht.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724705000

Herr Kollege.


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1724705100

Wenn wir aber Volksabstimmungen für alle Themen

einführen wollen, dann sind Sie dagegen. Sie haben ein
rein taktisches Verhältnis zu Volksabstimmungen. Das
lehnen wir ab. Wir brauchen – das möchte ich zum
Schluss sagen – heute mehr Möglichkeiten zur Beteili-
gung und zur demokratischen Mitbestimmung. Die ei-
nen erwarten das von uns. Für die anderen ist es eine
Chance, die Menschen wieder stärker politisch zu akti-
vieren.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Wer verzichtet jetzt bei euch?)


Meine dringende Bitte an Sie, Kolleginnen und Kolle-
gen von der Union: Geben Sie Ihre Blockade auf! Über-
winden Sie endlich Ihre Angst! Ein Politiker, der Angst
vor dem Volk hat, ist wie ein Fisch, der wasserscheu ist.
Beide haben Ihre Bestimmung verfehlt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Fünf Minuten überzogen!)


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(C (D Helmut Brandt hat jetzt das Wort für die CDU/CSU raktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Gib dir einen Ruck!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724705200
Helmut Brandt (CDU):
Rede ID: ID1724705300

Ja, Dieter, ich gebe dir gleich die Gelegenheit, wenn du
och eine Minute hast, nachdem der Kollege Oppermann
eine Redezeit weit überzogen hat.

Die Bundestagswahl rückt näher, und aus diesem
rund konnte es sich die SPD-Fraktion nicht verkneifen,
as Thema Volksentscheid vor Beginn der parlamentari-
chen Sommerpause und dem Auftakt des Bundestags-
ahlkampfes auf die Tagesordnung zu bringen. Ich hatte
en Eindruck, Herr Oppermann, Ihre Begründung, man
üsse einen Volksentscheid haben, um eine Regierung
öglicherweise in die Schranken zu weisen, ist ein ers-
s Indiz, dass Sie den Wahlkampf schon verloren gege-
en haben und hoffen, uns in der nächsten Wahlperiode
uf diese Art und Weise zu reglementieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Das hätten Sie gerne!)


Sie haben als Beispiel die Schweiz genannt. Das Bei-
piel, das Sie genannt haben, hatte sicher positive Ef-
kte. Es gibt aber auch in der Schweiz Volksentscheide,

ie – nach meiner Einschätzung und Ihrer bestimmt
uch – ein ganz anderes, nämlich negatives politisches
rgebnis gehabt haben.


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Minarett!)


uch das sollte man bei der Diskussion berücksichtigen.

Diese Diskussion kann und wird nicht dazu führen,
ns als erklärte Gegner plebiszitärer Entscheidungen
arzustellen. Das ist, wie Sie selber wissen, nicht der
all.

Von Ihnen wurden bewusst wichtige Argumente ge-
en einen solchen Volksentscheid nicht vorgetragen. Ein
olksentscheid ist ein auf einen Punkt reduziertes Ver-
hren, bei dem die gestellte Frage nur mit Ja oder Nein

u beantworten ist. Die Sachverhalte, mit denen wir uns
gtäglich hier beschäftigen, sind aber nicht einfach mit

a oder Nein zu beantworten und auf diese einfache Ant-
ort zu reduzieren. Deshalb haben wir größte Zweifel,
b Volksentscheide auf Bundesebene – ich betone: auf
undesebene – tatsächlich den an sie gestellten hohen
nsprüchen gerecht werden.

Die größere Gefahr, die ich sehe, ist, dass Gesetzes-
orhaben, die über Jahre durch alle Gremien gegangen
ind und von Experten begleitet wurden, dann zu Fall
ebracht werden. Das kann nach meiner Auffassung im
inzelfall zu ganz gravierenden negativen Erscheinun-
en führen.

Sie müssen auch bedenken, dass bei Volksentschei-
ungen die Gefahr besteht, dass wichtige Sachfragen





Helmut Brandt


(A) )


)(B)

nicht nach sachbezogenen Gesichtspunkten entschieden
werden, sondern danach, wie schlagwortartig und popu-
listisch Parolen unter das Volk gebracht werden, und
dass sich Menschen in ihrer Entscheidung möglicher-
weise von ihrer allgemeinen Unzufriedenheit mit der
Bundes- oder Landespolitik leiten lassen. Ängste und
Widerstand lassen sich bekanntlich wesentlich leichter
mobilisieren als Begeisterung.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Auch im Parlament!)


– Das birgt die Gefahr von Manipulationen, Michael. –
Die Folge wäre ein nicht auf sachliche Argumente, son-
dern auf Stimmungen gestütztes Ergebnis.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: So regiert doch die Kanzlerin!)


– Die Kanzlerin regiert, und wir kontrollieren sie ge-
meinsam, Michael. Das ist ja unsere Aufgabe.

Zurück zum Tagesordnungspunkt. Wenn ein Volks-
entscheid durchgeführt würde, wenn Ihr Gesetzentwurf
also Erfolg gehabt hätte, dann wäre das Parlament, wie
von Ihnen zu Recht gesagt worden ist, an das Ergebnis
der Abstimmung gebunden. Ein Interessenausgleich
wäre im Einzelfall gar nicht mehr herzustellen. Oft wäre
er aber nötig.

Es ist richtig, dass wir immer wieder auch unpopuläre
Entscheidungen treffen müssen. Aber langfristig haben
sich die meisten dieser Maßnahmen doch als richtig er-
wiesen, auch wenn – darauf weise ich hin – zum Zeit-
punkt der Verabschiedung ein Volksentscheid die Maß-
nahme verhindert hätte. Ich erinnere an Ihre eigenen
Hartz-IV-Gesetzgebungsverfahren. Ich bin davon über-
zeugt: Wenn dazu damals ein Volksentscheid durchge-
führt worden wäre, hätten wir diese richtigen Reformen
in dieser Form nicht auf den Weg bringen können.


(Andrej Hunko [DIE LINKE]: Deshalb machen wir ihn ja!)


– Ja, ja, Herr Hunko. Für Sie wäre das vielleicht die ein-
zige Möglichkeit, politisch wirken zu können. Aber es
ist nicht unsere Absicht, dazu beizutragen.

Visionäre Entscheidungen, wie wir sie in der Vergan-
genheit immer wieder erlebt haben – ob es um das ge-
meinsame Europa oder um die Ostpolitik von Willy
Brandt ging –, wären damals aus dem Zeitgeist heraus
von den Bürgerinnen und Bürgern in einem Volksent-
scheid vielleicht abgelehnt und gebremst worden. Das
alles muss man mit bedenken.

Ich habe manchmal wirklich den Eindruck, manch ei-
ner, der mehr direkte Demokratie fordert, möchte sich in
dem einen oder anderen Fall hinter dem Ergebnis eines
Volksentscheids verstecken, weil er nicht die Kraft hat,
eine schwierige Entscheidung selbst zu treffen, wie es in
unserer repräsentativen Demokratie aber nun einmal ge-
fordert ist. Das ist, glaube ich, ein Gesichtspunkt, der im-
mer wieder zum Tragen kommt.

Ich habe ein Beispiel vor Augen. In Aachen ist kürz-
lich ein Volksentscheid durchgeführt worden, und zwar
zu einem Projekt, das von allen großen politischen Par-

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(C (D ien, die im Stadtrat vertreten sind, also SPD, CDU und rünen, befürwortet worden ist. Das Ergebnis war: Das rojekt ist abgelehnt worden, weil nur diejenigen an der bstimmung teilgenommen haben, die dagegen waren. iejenigen, die dafür waren, haben sich von der Vorstelng leiten lassen: Das Projekt wird sowieso von allen arteien getragen; also brauche ich an dieser Abstimung gar nicht teilzunehmen. – Hier sieht man die Gehr, dass ein Vorhaben auch scheitern kann, wenn man icht die Kraft aufbringt, es – in diesem Falle: im Rat – u beschließen. Eine Bemerkung zu Ihrer Aussage zur Wahlbeteiliung. Auch ich bedaure die geringe Beteiligung. Sogar ei dem Referendum, das in Stuttgart abgehalten worden t, lag die Beteiligungsquote trotz des großen Medienmmels und trotz all der Umstände, die uns allen noch or Augen sind, bei nur 48 Prozent. as belegt, dass es selbst ein solch wichtiges Thema icht geschafft hat, die Mehrheit der Wählerinnen und ähler dazu zu bewegen, an der Abstimmung teilzunehen. Das Argument, dadurch könnten die zu beklagende nlust der Wähler und die festzustellende Demokratie rlahmung beseitigt werden, greift insofern nicht. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Wiefelspütz? Ja, gerne. Bitte schön. Herr Kollege Brandt, gelten Ihre Argumente auch im inblick auf die, wie ich finde, bewährten Instrumente er direkten Demokratie in Nordrhein-Westfalen, dem undesland, aus dem wir beide kommen, in Bayern oder Niedersachsen? Was ist in diesen Ländern eigentlich o grundsätzlich anders? Immerhin sind diese Länder so roß, dass sie, wenn sie eigenständige Staaten wären rein theoretisch –, möglicherweise geachtete und wichge Mitgliedstaaten der Europäischen Union wären. (Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Bayern auf jeden Fall!)


(Christine Lambrecht [SPD]: Aber immerhin!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724705400
Helmut Brandt (CDU):
Rede ID: ID1724705500
Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1724705600

orin besteht eigentlich der große Unterschied? Oder
ollen Sie die Instrumente der direkten Demokratie in
ayern und Nordrhein-Westfalen abschaffen?


Helmut Brandt (CDU):
Rede ID: ID1724705700

Lieber Herr Wiefelspütz, sicherlich wissen auch Sie,

ass in Nordrhein-Westfalen die Einführung eines
olksentscheids mit den Stimmen der CDU beschlossen
orden ist, sogar auf Initiative der CDU. Das belegt,
ass wir diesen Ansatz nicht grundsätzlich ablehnen.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Das ist ja schon mal gut!)


llerdings findet das in den Bundesländern in einem
leineren Rahmen statt. Nordrhein-Westfalen ist mit sei-





Helmut Brandt


(A) )


)(B)

nen 18 Millionen Einwohnern zugegebenermaßen ein
großes Land; aber in diesem Rahmen lässt sich das noch
handhaben.

Außerdem muss man sich fragen: Welche Entschei-
dungen sind auf Bundesebene zu treffen? Wollen wir im
Hinblick auf diese Entscheidungen, die sich deutlich von
den Entscheidungen, die auf Landesebene zu treffen
sind, unterscheiden,


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Genau!)


tatsächlich eine solche Möglichkeit schaffen? Wir nei-
gen derzeit immer noch zu der Auffassung, dass das auf
Bundesebene nicht der richtige Weg ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Hans-Peter Bartels [SPD]: Man beachte: „derzeit“!)


– Jeder wird klüger. Das wird hoffentlich auch bei Ihnen
noch möglich sein. – Jedenfalls halten wir den Vor-
schlag, den Sie gemacht haben, nicht für zustimmungs-
würdig.


(Christine Lambrecht [SPD]: Dann machen Sie mal einen eigenen Vorschlag!)


Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, jemand, der
sagt, Demokratie sei mehr, als alle vier Jahre zur Wahl
zu gehen, der hat natürlich völlig recht. Derjenige, der
daraus jedoch den Schluss zieht, wir bräuchten plebiszi-
täre Entscheidungen auch auf Bundesebene, der ver-
kennt die zahlreichen Möglichkeiten, die unsere Demo-
kratie im Meinungsbildungsprozess tatsächlich bietet.

Ich will von den entsprechenden Gesetzesinitiativen,
die wir in dieser Legislaturperiode auf den Weg gebracht
haben, nur ein Projekt nennen: die frühzeitige Beteili-
gung von Bürgerinnen und Bürgern am Planfeststel-
lungsverfahren im Vorfeld großer Bauvorhaben. Uns war
natürlich bewusst – dieses Problem haben wir gelöst –,
dass die Bürgerinnen und Bürger, die von einer Maß-
nahme betroffen sind, frühzeitig die Gelegenheit erhal-
ten müssen und jetzt auch haben, sich bei solchen Pro-
jekten zu beteiligen. Es gibt noch vielfältige andere
Möglichkeiten, die ich Ihnen nicht alle aufzählen muss.

Ich möchte, anders als es der Kollege vor mir ge-
macht hat, meine Redezeit nicht überstrapazieren, son-
dern möchte an dieser Stelle schließen.

Es ist leicht durchschaubar, Herr Oppermann, warum
Sie gerade jetzt mit diesem Vorhaben kommen:


(Ingo Wellenreuther [CDU/CSU]: Populistisch!)


Es ist wirklich ein auf den Wahlkampf zugespitztes Vor-
haben, das wir aber inhaltlich ablehnen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724705800

Das Wort hat nun Petra Pau für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir iskutieren über zwei Gesetzentwürfe der SPD-Fraktion: er erste will das Grundgesetz ändern, der zweite chlägt Verfahren vor. Beide zusammen sollen zu mehr irekter Demokratie führen, zu Volksbegehren und olksentscheiden auch auf Bundesebene. Mit diesen Anägen nach dem Motto „Mehr Demokratie wagen“ chleicht sich die SPD durch offene linke Tore. Ich erinere mich an einen entsprechenden Gesetzentwurf der raktion Die Linke vom März 2010, also vor drei Jahren. sofern kann ich nur sagen, Kollege Oppermann: Will ommen im Club! (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Arfst Wagner [Schleswig] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724705900

Andere würden vielleicht meinen – das klang hier
chon an –: „Spät kommt ihr – doch ihr kommt!“ Das
ifft es leider nicht. Richtig müsste es heißen: „Spät
ommt ihr – doch zu spät.“ Denn alle wissen: Bis zur
euwahl des Bundestages verbleiben nur noch wenige
ochen. In dieser knappen Zeit ist dieser Wunsch in ei-

em normalen parlamentarischen Verfahren nicht mehr
s Werk zu setzen. Deshalb orakeln Böswillige, es gehe

er SPD gar nicht um mehr Demokratie auf Bundes-
bene, sondern um puren Wahlkampf. Andere meinen,
ie SPD spekuliere darauf, dass die Unionsfraktion – der
ollege Brandt zeigte sich eben wieder verlässlich – dies
atürlich wie seit Jahrzehnten blockieren wird.

Um es deutlich zu sagen: Ich kann mir nicht vorstel-
n, dass die SPD, die älteste Partei in Deutschland, mit

olchen Tricks arbeitet, zumal es um eine gute Sache
eht.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Die SPD ist tief gesunken!)


ber, liebe Kollegen von der Union, wenn es doch so
ein sollte, gibt es einen Ausweg. Deshalb richte ich
ich an Sie: Ich würde mir an Ihrer Stelle – ich weiß,

an Ihrer Stelle“ ist für uns beide nur schwer vorstellbar
einen Ruck geben und mich nicht vorführen lassen.
assen Sie doch die SPD mit ihrem Kalkül einfach ins
eere laufen und stimmen Sie zu.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie des Abg. Arfst Wagner [Schleswig] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


amit schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Ers-
ns machen Sie den Wahlkampfstrategen der SPD einen
trich durch die Rechnung. Zweitens können wir dann
ie SPD beim Wort nehmen.


(Christine Lambrecht [SPD]: Genau! – Dr. Hans-Peter Bartels [SPD]: Wenn wir regieren! Genau!)


Nun aber zurück zum inhaltlichen Anliegen: mehr di-
kte Demokratie. Im Land Berlin wurde das gerade er-
lgreich praktiziert: Mehr als eine Viertelmillion Bürge-
nnen und Bürger Berlins haben gefordert, dass die
nergienetze wieder in kommunale Hand kommen und
in Stadtwerk Berlin künftig mit ökologischer Energie





Petra Pau


(A) )


)(B)

versorgt. Ich bin stolz, dass die Linke wesentlich dazu
beigetragen hat.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Arfst Wagner [Schleswig] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Auf Bundesebene sind Volksinitiativen, Volksbegeh-
ren und Volksabstimmungen aber noch immer ausge-
schlossen, das heißt, die Bundesrepublik ist in Fragen
direkter Demokratie tatsächlich noch ein EU-Entwick-
lungsland. Ich finde, das muss sich ändern.


(Beifall bei der LINKEN)


In den letzten 25 Jahren gab es mehrere Initiativen für
mehr direkte Demokratie. Sie wurden stets ausgebremst,
und das nicht nur – das muss ich der Gerechtigkeit hal-
ber sagen – durch die Unionsfraktionen.

Die Bürgerrechtler der DDR hatten 1990 am Runden
Tisch einen Verfassungsentwurf erarbeitet. Direkte De-
mokratie war darin selbstverständlich vorgesehen. Er
sollte eine Mitgift der DDR für das vereinte Deutschland
sein. Dazu kam es nicht.

1991/1992 gab es im vereinten Deutschland einen
Paulskirchen-Konvent für eine neue Verfassung. Auch
dieser Entwurf enthielt Formen direkter Demokratie,
aber auch dieses Angebot wurde ausgeschlagen, dieses
Mal vom Bundestag.

2004 gab es einen erneuten Versuch, eine Volksab-
stimmung zu erwirken. Es ging um den Verfassungsent-
wurf für die Europäische Union. Der damalige Außen-
minister Joseph Fischer lehnte das ab. Er lasse sich seine
EU-Verfassung nicht vom Volk zerschmettern, sagte er.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Hört! Hört!)


Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder behaup-
tete sogar, das Grundgesetz verbiete Volksabstimmun-
gen.


(Jimmy Schulz [FDP]: Das hat er gesagt?)


Wir alle wissen, dass das nicht stimmt.

Das alles ist Geschichte. Aber die letzte Geschichte
zur EU-Verfassung hält noch eine besondere Erzählung
parat, die vielleicht auch Sie, Kollege Brandt, überzeu-
gen könnte.

Der uns allen bekannte, bundesweit agile Verein
„Mehr Demokratie e. V.“ arrangierte damals mit einer
Kleinstadt in der Eifel eine Volksabstimmung über den
EU-Verfassungsvertrag. Die Bürgerinnen und Bürger
stimmten ab, natürlich unverbindlich. Dafür machten sie
sich schlau, schlauer als anderswo. Politikerinnen und
Politiker warben für ihre Position, intensiver als an-
derswo. Die Beteiligung an dieser Abstimmung war sehr
hoch, die Bürgerinnen und Bürger fühlten sich einbezo-
gen, sie waren gefragt und sie entschieden sich souverän.
Übrigens votierten die Bürgerinnen und Bürger damals
– sehr zum Leidwesen meiner Partei – mehrheitlich für
die EU-Verfassung.

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(C (D (Helmut Brandt [CDU/CSU]: Die in der Eifel sind clever!)


ieses Beispiel zeigt, dass wir den Bürgerinnen und
ürgern mehr zutrauen können, als Sie das gerade darge-

tellt haben.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dr. Hans-Peter Bartels [SPD])


Zum Schluss eine grundsätzliche Bemerkung. Art. 20
rundgesetz besagt:

Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird
vom Volke in Wahlen und Abstimmungen … aus-
geübt.

ie Bürgerinnen und Bürger sind der Souverän, niemand
onst. Das bleiben sie auch, wenn sie eigene Entschei-
ungen durch Wahlen an die Volksvertreter delegieren.
ir Abgeordnete vertreten sie, aber wir ersetzen sie

icht als Souverän. Deshalb müssen die Bürgerinnen
nd Bürger jederzeit die Möglichkeit haben, diese dele-
ierten Entscheidungen zurückzuholen oder auch selbst
u treffen. Das ist der urdemokratische Sinn von Volks-
itiativen, Volksbegehren und Volksabstimmungen.
eshalb unterstützen wir die Initiative der SPD.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724706000

Das Wort hat nun Stephan Thomae für die FDP-Frak-

on.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Stephan Thomae (FDP):
Rede ID: ID1724706100

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen, verehrte Kolle-

en! Wir beraten heute zwei Gesetzentwürfe der SPD-
raktion, die wir Liberale mit großer Sympathie und
roßem Interesse studiert haben. Bevor ich zu einer kriti-
chen Würdigung der Entwürfe komme, erlauben Sie
ir zunächst einige grundsätzliche Überlegungen.

Es stimmt: Der Begriff „Staat“ löst bei den meisten
enschen in unserem Land leider kaum mehr ein Wir-
efühl aus. Das ist nicht gut. Viele Menschen erfahren
en Staat in Form von Staatsgewalten: gesetzgebende,
usführende und rechtsprechende Gewalt. Sie erleben
n als den, der ihnen ein Bußgeldmandat für Falschpar-

en an die Windschutzscheibe heftet. Manchmal erleben
ie ihn auch als einen Akteur der Wirtschaft: als feindli-
hen, übermächtigen, großen Konzern; sprich: sozusa-
en als Goliath, dem die Menschen und die Gesellschaft
ls David, also als der Kleine, Schwache und Unterle-
ene, gegenübertreten.

Es sieht so aus, als hätten sich Volk und Staat irgend-
ie auseinandergelebt – das nützt keinem, das schadet

llen –, und das, obgleich es zahlreiche Mitwirkungs-
nd Beteiligungsmöglichkeiten gibt. Aber das sind oft
omplizierte Verfahren zu komplexen Themen. Da be-
arf es oft eines fachkundigen Lotsen. So führt manches,





Stephan Thomae


(A) )


)(B)

das gut gemeint war, dann doch dazu – eben weil ein lan-
ger Atem erforderlich ist –, dass nicht mehr Begeiste-
rung für die Politik entsteht, sondern bloß mehr Ver-
druss. Was eigentlich zu einem Demokratiegewinn
führen sollte, führt am Ende dann zu Demokratieverlust,
und das sollte nicht sein.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Jetzt kommen Sie aber zur Sache!)


Politik ist eben eine Ausdauersportart. Manchmal ist
es erforderlich, dass man sich über Jahre hinweg mit den
Themen befasst. Das ist für den Bürger schwer zu hand-
haben. Er verfügt ja nicht wie ein Parlamentarier über
Mitarbeiter, die Themen aufarbeiten können. Zwar eröff-
nen neue Medien neue Möglichkeiten, sich zu informie-
ren, auch sich zu beteiligen, aber leider ist es so, dass,
wenn Beteiligung stattfindet, oft zu wenige hingehen.
Das ist eines der Probleme, die wir alle gemeinsam lösen
wollen und lösen müssen.

Ich will auch ein Wort zum Thema Parlamentarismus
sagen – dazu hat der Kollege Oppermann, wie ich meine,
sehr Zutreffendes gesagt –: Wir haben in Deutschland
glücklicherweise einen nach dem Zweiten Weltkrieg ge-
wachsenen Parlamentarismus – nach all den geschichtli-
chen Erfahrungen, die wir in Deutschland sammeln
mussten –, der seinesgleichen sucht. Weil das so ist, sitzt
das Parlament heute – ebenfalls glücklicherweise – fest
im Sattel. Deswegen meinen wir Liberale, dass wir keine
Angst davor haben sollten, dass mehr Bürgerbeteiligung
das Parlament irgendwie vom Thron stoßen könnte.


(Beifall bei der FDP, der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Bürger sind keine Gefahr für das Parlament. Das
sollten wir wissen. Wir müssen auch sehen, dass das Par-
lament nicht notwendigerweise klüger ist als das Volk.
Es ist aber auch nicht notwendigerweise andersherum.
Es gibt keine Richtigkeitsgewähr, weder für das Parla-
ment noch für die Bürger. Das müssen wir sehen.

Nach unserer Verfassung ist es doch so: Nicht das
Parlament gewährt den Bürgern Beteiligungsrechte, son-
dern die Bürger wählen uns als ihre Vertreter. Sie gewäh-
ren uns Vertretungsmacht. Da ist es aus unserer Sicht lo-
gisch, dass wir den Bürgern nicht den Stuhl vor die Tür
setzen können.

Alle Staatsgewalt geht – das ist eben schon gesagt
worden – vom Volke aus. Das besagt unser Grundgesetz.
Aber irgendwie kehrt diese Staatsgewalt bis zur nächsten
Wahl nicht so recht zum Volk zurück. Demokratie ist für
uns Liberale eine Mitmachveranstaltung. Parlamentaris-
mus und Bürgerbeteiligung widersprechen sich nicht.
Sie sind keine Gegensätze. Sie ergänzen sich.


(Beifall bei der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen sind wir Liberale offen für mehr Bürgerbetei-
ligung. Deswegen haben wir in unseren Beschlüssen for-
muliert, dass wir die Demokratie stärken, beleben und

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(C (D ffnen wollen und dass die Bürger über die Wahlen hiaus Einflussmöglichkeiten erhalten sollen. Man sieht also: Die FDP ist von dem, was in den Geetzentwürfen der SPD steht, nicht so weit entfernt. ber, Kollege Oppermann, die SPD ist andererseits jetzt komme ich zur kritischen Würdigung – auch nicht o nah an der FDP, dass wir heute sagen könnten: Wir timmen einfach zu. (Christine Lambrecht [SPD]: Das ist aber sehr schade!)


eim genauen Blick in Ihre Gesetzentwürfe erkennt man
Detail – das sind keine Kleinigkeiten – verfahrens-

äßige Unterschiede.


(Christine Lambrecht [SPD]: Er hat einen Notausgang gefunden!)


Wir haben in der Bundestagsdrucksache 16/474, also
us der letzten Legislaturperiode, ein Quorum für die
olksinitiative von 400 000 vorgeschlagen. In Ihrem Ge-
etzentwurf ist von einem Quorum von 100 000 die
ede. Hier gibt es also einen deutlichen Unterschied.


(Christine Lambrecht [SPD]: Lassen Sie uns darüber reden!)


Was die Frist für das Volksbegehren nach einer Volks-
itiative angeht, falls durch die Initiative kein Gesetz

ustande gekommen ist, fordert die SPD, dass innerhalb
on sechs Monaten ein Quorum von 1 Million erreicht
erden muss. Unser Gesetzentwurf seinerzeit sah vor:
5 Prozent der Wahlberechtigten in acht Monaten. Auch
as ist ein Unterschied.


(Christine Lambrecht [SPD]: Darüber können wir reden!)


ei den Volksentscheiden hat die FDP in ihrem Gesetz-
ntwurf aus der letzten Legislaturperiode ein Quorum
on 15 Prozent formuliert.


(Christine Lambrecht [SPD]: Auch darüber können wir reden!)


Das sind zahlenmäßige Unterschiede. Sie werden
ielleicht sagen: Gut, das sind aber nur Zahlen. – Diese
ahlen sind aber nicht willkürlich oder unwichtig. Zu
iesen Zahlen sind wir aufgrund eigener Überlegungen
ekommen. Wir halten sie für wichtig. Das ist der
rund, verehrte Kolleginnen und Kollegen von der SPD,
eshalb wir von der FDP heute Ihren Gesetzentwürfen
icht zustimmen können.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das war eine eingesprungene Sitzpirouette!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724706200

Das Wort hat nun Ingrid Hönlinger für die Fraktion

ündnis 90/Die Grünen.






(A) )


)(B)


Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724706300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Gestern hatte ich in einem Parlamentsseminar Besuch
von einer Schulklasse aus Hessen. Mit 32 Schülerinnen
und Schülern im Alter von circa 16 Jahren habe ich über
das Thema Demokratie und Bürgerbeteiligung disku-
tiert. Die Schülerinnen und Schüler kamen direkt zur Sa-
che und fragten: Ist die Bevölkerung eigentlich gut ge-
nug informiert, um über eine politische Sachfrage
abzustimmen? Und die Schüler fragten auch: Besteht
nicht die Gefahr, dass Bürgerbeteiligung populistisch
ausgenutzt wird? – Ich war sehr positiv überrascht, wie
nachdenklich, wie reflektiert und wie reif diese Jugendli-
chen aufgetreten sind.


(Dr. Patrick Sensburg [CDU/CSU]: Reifer als die SPD!)


Was können wir daraus lernen? Demokratie, meine
Damen und Herren und auch Herr Sensburg, ist nicht nur
eine Angelegenheit dieses Hohen Hauses. Demokratie
ist die Angelegenheit eines jeden einzelnen Bürgers.
Wenn wir die Bürgerinnen und Bürger informieren und
beteiligen und wenn die Bürger sich interessieren, dann
ist mehr Demokratie möglich. Demokratie lebt von Be-
teiligung. Ich bin überzeugt davon: Wenn viele mitden-
ken, dann ist das Ergebnis auch meistens besser.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Konfuzius hat diese Gedanken vor mehr als 2 500 Jah-
ren folgendermaßen zusammengefasst: Erkläre mir, und
ich werde vergessen. Zeige mir, und ich werde mich er-
innern. Beteilige mich, und ich werde verstehen.


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Das war der erste chinesische Demokrat! Seitdem gab es keine mehr!)


Was hindert uns eigentlich daran, unsere Demokratie zu
einer echten Beteiligungsdemokratie weiterzuentwi-
ckeln?


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Haben die chinesischen Kaiser das auch beherzigt?)


Die Einführung direktdemokratischer Elemente auf
Bundesebene ist seit Jahrzehnten eine der zentralen de-
mokratiepolitischen Forderungen der grünen Bundes-
tagsfraktion. Seit 1990 haben wir zahlreiche Initiativen
im Bundestag vorgelegt. Diese sehen vor, dass Gesetzes-
vorschläge in einem dreistufigen Verfahren – Volksini-
tiative, Volksbegehren, Volksentscheid – von den Bürge-
rinnen und Bürgern zur Abstimmung eingebracht und
beschlossen werden können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir stellen fest: Der Ruf nach mehr Bürgerbeteili-
gung und Mitbestimmung ist in den vergangenen Jahr-
zehnten lauter geworden, die Menschen in unserem
Land – aber auch anderswo – sind informiert, bringen
sich mit ihrem Wissen ein und gestalten zunehmend ak-
tiv die Gesellschaft mit. Internet, Digitalisierung und
Social Media beschleunigen diesen Prozess und ermögli-

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(C (D hen eine rasant zunehmende und weitreichende Transarenz. Sie ermöglichen auch mehr Kommunikation und itentscheidung durch informierte Bürgerinnen und ürger. Wenn Bürger ihre Anliegen umsetzen wollen, geht as manchmal blitzschnell: Schauen wir in die Türkei, chauen wir hier auf die Blockupy-Bewegung, oder chauen wir, wie schnell sich Bürger zusammenfinden, m ihre Dämme in Sachsen-Anhalt und anderswo zu eröhen, wenn ihre Häuser und Dörfer bedroht sind. Bürgerbeteiligung und Volksabstimmungen sind ein ewinn für die Demokratie. Sie sind Bestandteil einer odernen Demokratie. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Thomas Oppermann [SPD])


ir müssen deshalb in diesem Hohen Hause endlich die
esetzlichen Grundlagen dafür schaffen, dass die Bürge-
nnen und Bürger auch wirklich mitgestalten und mitbe-
timmen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Thomas Oppermann [SPD])


Direkte Demokratie kann die repräsentative Demo-
ratie sinnvoll ergänzen. Direktdemokratische Abstim-
ungen müssen auch die Rechte des Parlaments nicht
indern. Nach unserem grünen Beteiligungsmodell

ann der Bundestag während des Verfahrens alternative
egelungen verabschieden oder zur Abstimmung stel-
n. Dem Parlament bleibt es auch unbenommen, ein
urch Volksentscheid beschlossenes Gesetz wieder zu
ndern oder aufzuheben.

Wir wollen, dass die Bürgerinnen und Bürger grund-
ätzlich über alle politischen Sachfragen abstimmen
önnen. Das schließt auch finanzwirksame Volksinitiati-
en ein. Ausgenommen sind das Haushaltsgesetz und
bgabengesetze im Sinne der Finanzverfassungsartikel,

lso Steuern, Zölle und Finanzmonopole. Ihre Änderung
oll nach unserer Überzeugung dem Parlament vorbehal-
n bleiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Demokratie in Deutschland und Europa voranzu-
ringen und direktdemokratische Entscheidungen zu er-
öglichen, ist seit jeher Ziel grüner Politik. Natürlich
rdern wir auch hier den Schutz der Menschenrechte

nd Minderheiten. Das Volksbegehren zum Minarett-
erbot in der Schweiz hat uns gezeigt, dass direkte De-
okratie auch für menschenverachtende Hetze, für
iskriminierung und für den Abbau von politischen,
irtschaftlichen und sozialen Rechten einzelner Bevöl-
erungsgruppen benutzt werden kann.

Wir Grünen wollen vermeiden, dass Volksinitiativen
azu missbraucht werden, Stimmung gegen bestimmte
evölkerungsgruppen zu machen und menschenfeindli-
he Ressentiments zu schüren. Wir wollen keine
etzkampagnen gegen Homosexuelle, Obdachlose,
usländerinnen und Ausländer oder gegen Menschen





Ingrid Hönlinger


(A) )


)(B)

unterschiedlicher religiöser Überzeugungen, auch nicht
im Gewand der Volksinitiative.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Deutschland ist Teil der Europäischen Union und un-
terliegt deshalb besonderen politischen und rechtlichen
Verpflichtungen. Die Stellung Deutschlands als verläss-
licher Partner im Rahmen europäischer Verhandlungs-
prozesse ist ein hohes Gut, das wir Grünen schützen
wollen. Deshalb wollen wir auch verhindern, dass di-
rekte Demokratie für nationalistische und europafeindli-
che Interessen instrumentalisiert wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir setzen uns auch für eine weitere Demokratisie-
rung der Entscheidungsprozesse in der EU ein. Es geht
uns darum, den Bürgerinnen und Bürgern der EU stär-
kere Mitsprache- und Mitentscheidungsmöglichkeiten
bei der grundsätzlichen Ausrichtung der Europäischen
Union zu geben. Mit der Europäischen Bürgerinitiative
steht den Unionsbürgerinnen und -bürgern seit dem
1. April 2012 erstmals ein direktdemokratisches Instru-
ment zur Verfügung.

Ich möchte hier noch einmal festhalten: Auf Bundes-
ebene haben wir in Deutschland noch keine einzige
Möglichkeit zur Durchführung direkter Demokratie. Wir
sind also auf europäischer Ebene weiter als auf Bundes-
ebene. Schon allein das sollte für uns Anlass sein, end-
lich direkte Demokratie auf nationaler Ebene zu ermög-
lichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn wir mit direkter Demokratie über europäische
Angelegenheiten entscheiden, müssen wir den recht-
lichen Rahmen so setzen, dass eine europäische Ange-
legenheit auch europäisch entschieden wird. Auf
Deutschland beschränkte Volksinitiativen zu Grün-
dungsverträgen der Europäischen Union oder gegen den
Beitritt eines neuen Mitgliedstaates sollen aus unserer
Sicht unzulässig sein. Damit wollen wir nationale Blo-
ckaden wichtiger Reformen verhindern. Stattdessen stre-
ben wir europäische Referenden an, bei denen alle EU-
Bürger nach europäischem Recht über wesentliche Än-
derungen der EU-Gründungsverträge abstimmen kön-
nen.

Wir Grüne haben ein schlüssiges Demokratiekonzept.
Wir sind die Partei, die den Willen der Bürgerinnen und
Bürger ernst nimmt. Wir wollen mehr Demokratie in
Deutschland und in Europa, und wir wollen die Bürge-
rinnen und Bürger stärker einbeziehen. Wir sprechen
nicht nur wohlfeile Worte. Wir wissen, wie innerparteili-
che Demokratie funktioniert. Wir handeln. Wir Grünen
bieten glaubwürdig eine Politik der gesellschaftlichen
Demokratie an.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Petra Pau [DIE LINKE])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724706400

Das Wort hat nun Ingo Wellenreuther für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ingo Wellenreuther (CDU):
Rede ID: ID1724706500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

iebe Kollegen! Die Forderung nach mehr Plebisziten
uf Bundesebene wurde in diesem Haus in den letzten
ahren schon einige Male debattiert. Ich selbst halte,
laube ich, heute die fünfte Rede dazu. Die Argumente
ind ausgetauscht und bekannt.

Mit heißer Nadel hat die SPD trotzdem noch in dieser
orletzten Sitzungswoche vor der Sommerpause zwei
esetzentwürfe gestrickt.


(Zuruf des Abg. Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD])


Da wären Sie auch gut aufgehoben. – Erst vor drei Ta-
en haben Sie diese vorgelegt. Schon dadurch wird deut-
ch, dass es Ihnen hier nicht um eine ernsthafte Debatte
eht. Sie wollen vielmehr den Menschen vorgaukeln,
ass sich in dieser schwierigen Frage noch in dieser
egislaturperiode etwas bewegen ließe. Aber diese
euen Gesetzentwürfe könnten weder in den Ausschüs-
en sachgerecht behandelt werden – Frau Pau hat darauf
ingewiesen –, noch könnte es im Bundestag eine zweite
nd dritte Lesung geben. Deswegen ist das Ganze eine
arce, die niemandem etwas bringt. In Wahrheit geht es
nen allein darum, das Thema über eine Bundestags-

ebatte in den Wahlkampf einzuführen.

Schauen wir uns das Thema Volksabstimmungen trotz
llem noch einmal genauer an. In den jeweiligen Lan-
esverfassungen und Gemeindeordnungen gibt es schon
ine Vielzahl von plebiszitären Elementen. Der Bürger
at dort ein Mitbestimmungsrecht und kann mit seiner
timme Einfluss auf die jeweilige Politik nehmen.

Schauen wir uns nun einmal an, wie es die SPD, die
rünen und die Linke bei uns im Land tatsächlich mit
em Bürgerwillen halten und was Glaubwürdigkeit vor
llem in der Politik bedeutet. Meiner Auffassung nach
alten Sie hier im Bundestag Sonntagsreden;


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist Freitag, Herr Kollege!)


och in der politischen Praxis, dann, wenn es konkret
ird, verhalten Sie sich ganz anders.

Einige Beispiele. In Berlin stimmte das Volk 2008
ber die Schließung des Flughafens Tempelhof ab. Ge-
iss: Die Beteiligung an dieser für Berlin ganz wichti-
en Entscheidung war zu niedrig, als dass der Volksent-
cheid Gültigkeit hätte haben können. Der Regierende
ürgermeister, Herr Wowereit, hatte immer bekräftigt,
ass der Senat die Absicht habe, Tempelhof zu schlie-





Ingo Wellenreuther


(A) )


)(B)

ßen. Eine Woche vor dem Volksentscheid erklärte Herr
Wowereit wörtlich:

Aber wie auch immer die Abstimmung am nächsten
Sonntag ausgeht: Ihr Ergebnis ist rein rechtlich nur
eine Empfehlung.

Damit war klar, der Berliner Senat würde Tempelhof
in jedem Fall schließen – basta!


(Dr. Patrick Sensburg [CDU/CSU]: Aha!)


Deutlicher konnte Rot-Grün nicht zum Ausdruck brin-
gen, dass man von der Meinung der Bürger nichts hält.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war Rot-Rot, Herr Kollege! Da muss man schon ein bisschen genauer sein!)


Dies kann man nicht anders als zynisch und arrogant
nennen, meine Damen und Herren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zweites Beispiel. In Hamburg konnten die Bürger im
Jahre 2010 über die schwarz-grüne Schulreform abstim-
men. Sie lehnten diese in wesentlichen Teilen ab. Interes-
sant war dabei die Erklärung der grünen Schulsenatorin
Goetsch. Sie hat behauptet, die Gegner der Schulreform
hätten irrationale Ängste geschürt und die Hamburger
damit verunsichert. Das passt übrigens zu den Ausfüh-
rungen, die Sie gerade gemacht haben, als Sie darauf Be-
zug genommen haben, dass Sie eine Volksabstimmung
verloren haben. Mit anderen Worten: Weil das Ergebnis
des Volksentscheides aus Sicht der Grünen nicht zufrie-
denstellend ausfiel, müssen die Menschen gerissenen
Bauernfängern auf den Leim gegangen sein. – Das zeigt
überdeutlich Ihre Doppelzüngigkeit im Umgang mit
Volksentscheiden.

Noch einige Beispiele aus Baden-Württemberg. Die
grün-rote Landesregierung will zurzeit im Schwarzwald
einen Nationalpark einrichten. Das ist ein hochumstritte-
nes Projekt, weil es auch ökologisch nicht nur positive
Effekte mit sich bringen würde.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auf welcher Seite stehen Sie denn?)


Deshalb haben sieben betroffene Kommunen am
12. Mai dieses Jahres eine Befragung ihrer Bürger
durchgeführt. Ergebnis: Im Durchschnitt waren rund drei
Viertel – 75 Prozent – der Bürger gegen das Projekt. –
Der grün-roten Landesregierung ist das egal. Sie hat vor
wenigen Tagen die Gebietskulisse für den geplanten Na-
tionalpark vorgestellt: 85 Prozent der Gesamtfläche
liegen ausgerechnet auf dem Gebiet der Gemeinden Bai-
ersbronn und Forbach; dabei standen gerade diese Ge-
meinden bei Beteiligungsquoten von über 70 Prozent
dem Projekt besonders ablehnend gegenüber: Rund
80 Prozent votierten gegen die Einrichtung des National-
parks.


(Zuruf von der FDP: Aha!)


SPD und Grüne wollen dieses Projekt trotzdem gnaden-
los durchziehen. Das ist Ignoranz in Reinform.

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(C (D (Dr. Patrick Sensburg [CDU/CSU]: Das ist undemokratisch! Pfui!)


Nächstes Beispiel: der sogenannte Filder-Dialog im
usammenhang mit Stuttgart 21. Die Bürger sollten mit-
ilfe dieses Dialogs an der Entwicklung von Planungs-
lternativen zum Filderbahnhof beteiligt werden. Schon
ei der Auswahl der Dialogteilnehmer wollte die grün-
te Landesregierung die Demokratie offenbar „lenken“:
igentlich sollten 80 Bürger mitmachen. Von den ange-
chriebenen 4 500 „Zufallsbürgern“ machten am Ende
ber nur rund 40 mit. Auf der anderen Seite wurden viele
teressierte, die sich seit Jahren mit dem Thema befasst

aben, nicht zugelassen. Fazit: Die, die wollten, durften
icht, und die, die sollten, wollten nicht.


(Arfst Wagner [Schleswig] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sind Sie für die SPD-Anträge? – Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wofür sind Sie denn jetzt? Sind Sie für oder gegen Volksentscheide, oder ist das alles Augenwischerei?)


ereits die Besetzung des Dialogs hatte Rot-Grün ent-
prechend gesteuert. Im Verlauf wurde der Bürgerwille
eiter unterdrückt und sogar zu eigenen politischen
wecken missbraucht. 65 von insgesamt 109 Dialogteil-
ehmern stimmten für die sogenannte Gäubahn-
ariante. So etwas nennt man eine klare Mehrheit. Im
achhinein wurde dann bekannt, dass diese Variante den
inanzierungsvereinbarungen widersprochen hätte.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724706600

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen von Notz?


Ingo Wellenreuther (CDU):
Rede ID: ID1724706700

Nein.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil Sie davor auch Angst haben müssen!)


ie Argumente sind bekannt.

Die daraufhin favorisierte Variante „Flughafenstraße“
eß Rot-Grün durch die Absage einer Kostenbeteiligung
latzen.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir wollen hier über direkte Demokratie reden!)


Könnten Sie, Herr Präsident, bitte für Ruhe sorgen?
ieses Dazwischengeblöke stört etwas meine Ausfüh-
ngen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724706800

Herr Kollege, Sie sind doch wohl mannhaft genug,

ich gegen die paar Leute durchzusetzen; Sie haben den
orteil des Mikrofons.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Patrick Sensburg [CDU/CSU]: Das kann aber im Hinblick auf die Geschäftsordnung kein Argument sein!)







(A) )


)(B)


Ingo Wellenreuther (CDU):
Rede ID: ID1724706900

Vielen Dank, Herr Präsident. Ich finde, jeder sollte

der Aufgabe gerecht werden, für die er eingesetzt ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Filder-Dialog war offensichtlich kein Meinungs-
austausch. Bürger ins Leere reden und abstimmen zu las-
sen, ist keine Bürgerbeteiligung, sondern Volksverdum-
mung. Aber eine Bürgerbeteiligung war von Grün-Rot
auch nie beabsichtigt. Die Bürger wurden nur dazu miss-
braucht, einen regierungsinternen Streit zu lösen.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wofür sind Sie denn, Herr Kollege?)


Ein weiteres Beispiel: die Einrichtung der Gemein-
schaftsschule. Bildungsexperten zufolge gefährdet die-
ses Projekt die weithin bekannte ausgezeichnete Schul-
qualität in Baden-Württemberg. In Bad Saulgau fand ein
kommunaler Bürgerentscheid statt, der zwar das Quo-
rum nicht erreichte, im Ergebnis aber eindeutig war:
Rund 66 Prozent stimmten gegen diese neue Schulform.
Massive Kritik von Eltern und Lehrern, von Elternver-
bänden, vom Deutschen Philologenverband, vom Be-
rufsschullehrerverband usw. schmettern Grüne und Rote
ab. Sie halten ideologisch an ihrem Prestigeobjekt Ge-
meinschaftsschule fest. Den Schaden davon haben die
Kinder und Jugendlichen.


(Arfst Wagner [Schleswig] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Deswegen Bürgerbeteiligung, Volksentscheid!)


Ähnliches ist von einem Geothermieprojekt in Brühl
zu berichten, über das im Oktober letzten Jahres eine
Bürgerbefragung durchgeführt wurde. Das klare Ergeb-
nis: 67 Prozent waren dagegen. Die Menschen haben
Sorgen, dass es Erdbeben geben könne, die es bei ähnli-
chen Projekten in Landau und in Insheim gibt. Grün-Rot
war das egal, das Projekt wird durchgezogen und der
Bürger mit seinen Bedenken ignoriert.

Das alles sind Beispiele, die das wahre Gesicht der
Opposition in der Frage der Bürgerbeteiligung zeigen.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Ich verstehe, dass Ihnen diese Beispiele wehtun. Des-
wegen können Sie kaum noch an sich halten. – In der
Theorie singen Sie im Bundestag das Hohelied der di-
rekten Demokratie, aber dort, wo Sie in der Praxis Ver-
antwortung tragen, missachten Sie in vielen Fällen den
eindeutigen Willen der Bürger. Das nennt man Heuche-
lei. Sie schaffen genau damit Politikverdrossenheit zum
Schaden unseres Landes und unserer politischen Kultur.

Dazu passt im Übrigen der Leitartikel, der am Diens-
tag in der Badischen Zeitung erschienen ist und den Titel
trägt: „Politik des Gehörtwerdens: Grün-rote Theorie –
graue Praxis“. Der Autor Wulf Rüskampf schreibt darin:

Widersprechen Bürger wohlgemeinten Ideen der
Regierung, werden sie gehört, aber eben nicht er-
hört, wie Kretschmann sagt. Wenn es also nicht
klappt mit der Akzeptanz – ist Schluss mit Basisde-
mokratie und Augenhöhe. Entdeckt Grün-Rot auf

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(C (D diese Weise die Vorzüge der repräsentativen Demokratie wieder? (Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir empfehlen Rousseau! Lesen bildet!)


Ich empfehle Ihnen daher: Nehmen Sie zunächst ein-
al die bereits bestehenden Formen und Möglichkeiten

er direkten Demokratie und Bürgerbeteiligung auf
ommunaler und Landesebene ernst, bevor Sie hier neue
ormen etablieren wollen.

Hinzu kommt – das wurde in den vergangenen Jahren
nge diskutiert –, dass erhebliche rechtliche Zweifel an
er Verfassungsmäßigkeit der hier zur Diskussion ste-
enden Gesetzentwürfe bestehen. Wir haben mit guten
ründen in Deutschland ein föderales System. Die Län-
er haben eigene Interessen, und sie müssen Gelegenheit
aben, diese im Rahmen der Gesetzgebung geltend zu
achen. Das Grundgesetz sieht daher zwingend die

rundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzge-
ung vor. Dieser Grundsatz steht unter der Ewigkeitsga-
ntie des Grundgesetzes und ist deshalb unabänderlich.
iese Mitwirkung der Länder darf sich nicht in einer le-
iglich formalen Beteiligung erschöpfen; sie muss viel-
ehr bestimmenden Einfluss ermöglichen.

Der Entwurf der SPD greift laut seiner Begründung
Falle zustimmungspflichtiger Gesetze auf das Modell

es Schweizerischen Volks- und Ständemehr zurück.
emnach soll beim Volksentscheid in Deutschland das
rgebnis der Abstimmung in einem Land als Abgabe
einer Bundesratsstimmen gelten. Das ist aber meiner
uffassung nach eine rein rechnerische, formale Metho-
ik und etwas anderes als die grundgesetzlich geforderte
haltliche Mitwirkung der Länder.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as von Ihnen vorgeschlagene Modell erlaubt zwar eine
rmale Berücksichtigung der Landesvölker, nicht aber

es organschaftlich gebildeten Willens der einzelnen
änder. Allein damit wird der Einfluss der Länder in kei-
er Weise gesichert. Das genügt nicht den Anforderun-
en des Art. 79 GG.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724707000

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Ingo Wellenreuther (CDU):
Rede ID: ID1724707100

Sofort. – Sie versuchen nun, dieses Defizit dadurch zu

eilen, dass Sie in Ihrem Bundesabstimmungsgesetz ei-
en Paragrafen zur Wahrung der Interessen der Länder
orsehen. Das klingt auf den ersten Blick ganz gut, hilft
ber bei genauerem Hinsehen kaum weiter. Das sind nur
öglichkeiten, mit denen die Länder ihre Auffassung zu

en Gesetzesvorhaben äußern dürfen. Immerhin das ge-
tehen Sie den Ländern zu. Aber das ist weit entfernt von
er verfassungsmäßig geforderten inhaltlichen Mitwir-
ung; denn diese muss bestimmenden Einfluss haben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich fasse zusam-
en: Der heutige Vorstoß der SPD ist erkennbar nicht

rnst gemeint und verfassungsrechtlich höchst bedenk-





Ingo Wellenreuther


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lich. Sie wollen damit die Bürger im Wahlkampf blen-
den. Das wird Ihnen nicht gelingen. Deswegen lehnen
wir den Gesetzentwurf ab.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724707200

Herr Kollege Wellenreuther, ein Blick in die Ge-

schäftsordnung könnte hilfreich sein. Dort wird von der
freien Rede gesprochen.


(Beifall der Abg. Dr. Eva Högl [SPD])


Wenn Sie sich bei dem Verlesen Ihres Manuskripts ge-
stört fühlen, brauchen Sie sich nicht beim amtierenden
Präsidenten zu beschweren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Wort zu einer Kurzintervention hat nun
Konstantin von Notz.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Kollege
Wellenreuther, ich kann Ihre Frustration über die Nicht-
regierungsbeteiligung der CDU in Baden-Württemberg
gut verstehen. Das muss ganz schlimm und hart sein.


(Zuruf von der FDP: Für das Land!)


Deswegen haben Sie sich minutenlang an diesem erfreu-
lichen Status quo abgearbeitet. Ich finde, die Zahlen in
Baden-Württemberg sprechen für sich.

Ich möchte darauf hinweisen, dass sich die Grünen
bei den erfolgten Volksabstimmungen, vor allen Dingen
bei der in Hamburg, auf die Sie Bezug genommen ha-
ben, natürlich an die Voten gehalten haben, auch wenn
die Abstimmungen nicht im Sinne der Grünen ausgegan-
gen sind. Ein demokratischer Diskurs darüber, wie sol-
che Abstimmungen verlaufen, sollte im Sinne der freien
Meinungsäußerung auch nach Ihrer Ansicht eigentlich
zulässig sein.

Sie haben mich vorhin ja leider nicht zu Wort kom-
men lassen. Deswegen habe ich mich jetzt noch einmal
wegen folgender schlichter Frage an diesem Vormittag
gemeldet: Sind Sie als CDU/CSU-Fraktion im Deut-
schen Bundestag für mehr Bürgerbeteiligung oder nicht?
Das interessiert die Menschen – gerade in einem Wahl-
jahr. Deswegen würde ich dazu gerne etwas hören.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE] – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Es geht nur um die Wahl! Jetzt habe ich es verstanden! Wahlkampf!)


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(C (D Herr Kollege Wellenreuther, Sie haben Gelegenheit ur Reaktion. Vielen Dank, Herr Präsident. Ich bedanke mich auch usdrücklich für Ihre Kommentierung vorhin. Herr von Notz, natürlich bin ich persönlich für mehr emokratie und für eine auf verfassungsrechtlich gesi herter Grundlage durchzuführende Bürgerbeteiligung. ie Argumente hierzu sind in den letzten Jahren ausgeuscht worden. Mein Petitum ist nur, dass dann, wenn Bürgerbeteiliung praktiziert wird, insbesondere auf kommunaler und änderebene, die Ergebnisse, je nachdem, wie sie ausfaln, von der Opposition nicht so kommentiert werden, ie das vorhin auch Frau Hönlinger getan hat, nach dem otto: Wenn das Ergebnis negativ ausfällt, sind die enschen verführt worden. – Genau das waren ja die edenken im Hinblick auf Forderungen nach mehr dikter Demokratie auf Bundesebene. Diese Bedenken ind auch von unserer Seite seit langem vorgetragen orden. Weil ein solches Vorgehen nicht auszuschließen t, gibt es meiner Auffassung nach gewichtige Arguente dafür, dass die direkte Demokratie auf Bundes bene nur schwer durchsetzbar sein wird. Ich bin aber der Auffassung, dass auf kommunaler nd Landesebene von der Bürgerbeteiligung sehr wohl nd auch sehr intensiv Gebrauch gemacht werden sollte. ie gesetzlichen Voraussetzungen hierfür liegen vor, nd ich würde es sehr begrüßen, wenn sich die Bürger ort beteiligen könnten. Das Wort zu einer persönlichen Erklärung erhält nun rau Hönlinger. – Bitte schön. Herr Kollege Wellenreuther, Sie haben gesagt, dass h im Zusammenhang mit den Beispielen, die ich geannt habe, zum Beispiel das Minarettverbot in der chweiz, ausgeführt hätte, dass es erhebliche Bedenken us meiner Fraktion gegen direkte Demokratie gebe. iese Bedenken gibt es nicht. Wir meinen, wir müssen für die direkte Demokratie rdnungsgemäße Regeln setzen, damit sie nicht missraucht werden kann, um zum Beispiel eine menschenerachtende Hetze gegen Homosexuelle oder Ausländennen und Ausländer durchzuführen. Das lässt sich im ahmen direkter Demokratie aber durchaus erreichen; as ist keinerlei Argument gegen direkte Demokratie. Wir Grünen stehen nach wie vor zu unseren Fordengen für mehr Demokratie, das heißt, auch für direkte emokratie. Danke. )

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724707300
Ingo Wellenreuther (CDU):
Rede ID: ID1724707400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724707500
Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724707600

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724707700

Jetzt erhält Kollege Wiefelspütz für die SPD-Fraktion

das Wort.


(Beifall bei der SPD – Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/ CSU]: Dieter, deine letzte Rede!)



Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1724707800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich hebe

an zu einer freien Rede.


(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Das haben wir befürchtet!)


Wer hier im Deutschen Bundestag redet, sollte etwas im
Kopf haben und nicht nur auf dem Blatt Papier.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir sind
kurz vor der Bundestagswahl. Ist es deswegen verboten,
einen komplexen Gesetzentwurf zu erarbeiten und ein-
zubringen?


(Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Aber populistisch!)


Ich bitte dieses Bündnis aus Herrn Wellenreuther und
Frau Pau sehr um Verständnis. Ich finde das wirklich
reichlich oberflächlich. Frau Pau – sie hat jetzt einen an-
deren Termin – und Herr Wellenreuther, wir, die wir die-
sen Gesetzentwurf erarbeitet und eingebracht haben,
wissen ganz genau, dass dieser Gesetzentwurf nicht
morgen verabschiedet sein wird. Ich gehe davon aus und
hoffe, dass er in der nächsten Wahlperiode hier im Hause
in den geordneten Verfahren ernsthaft diskutiert wird.
Wir haben aber doch wohl das Recht, einen wirklich in
Punkt und Komma ausformulierten und ernstgemeinten
Gesetzentwurf, der in der langen Kontinuität der Wil-
lensbildung der SPD auf Parteitagen steht – im Jahre
2002 haben wir den ersten Gesetzentwurf dazu hier im
Deutschen Bundestag vorgelegt, der nicht ganz so gut
wie dieser hier war –, einzubringen, wenn er vorliegt.


(Beifall bei der SPD)


Wenn das ein Wahlkampfthema wäre, dann wäre ich
ja fast froh darüber. Das wird mit Sicherheit kein Wahl-
kampfthema sein. Das spiegelt schon die breite Reso-
nanz auf diesen Tagesordnungspunkt hier im Deutschen
Bundestag wider. Selbst von meiner Fraktion sind hier
nicht Hunderte anwesend. Wir haben aber doch wohl ein
Recht darauf – und darum bitte ich –, dass man sich mit
diesem Gesetzentwurf ernsthaft auseinandersetzt.

Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus; davon war
schon die Rede. Sie wird vom Volke in Wahlen und
Abstimmungen und von anderen Verfassungsorganen
ausgeübt. – Wahlen haben wir, Abstimmungen haben
wir nicht. Insoweit ist das Grundgesetz sozusagen ein
Versprechen, bei dem die Antwort fehlt. Abstimmungen
sind die weiße Stelle im Grundgesetz. Diese wollen wir
ausfüllen, nicht mit abenteuerlichen Vorschlägen, son-
dern, lieber Herr Wellenreuther, orientiert an der ernst-
haften Verfassungspraxis ausgewachsener deutscher Bun-

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(C (D esländer. Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hamburg, ayern sind alles Länder, wo das funktioniert. In Bayern ibt es Verfassungsänderungen durch das Volk. (Abg. Dr. Patrick Sensburg [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Herr Kollege Sensburg, ich habe so wenig Redezeit.
h freue mich, dass Sie mir Gelegenheit geben, noch et-
as zusätzlich zu sagen. Bitte schön, stellen Sie Ihre
rage.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724707900

Bitte schön, Herr Kollege Sensburg. Ihnen ist ja sozu-

agen schon das Wort erteilt worden.


Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1724708000

Ich bitte um Nachsicht, Herr Präsident.


(Heiterkeit)



Dr. Patrick Sensburg (CDU):
Rede ID: ID1724708100

Ich möchte nicht zur Verwirrung beitragen und dem

räsidenten einfach vorgreifen; aber wenn er mir das
ort erteilt, frage ich sehr gerne.

Herr Kollege Wiefelspütz, Sie haben von einer völlig
eißen Stelle im Grundgesetz geredet. Sie wissen aber

chon, dass es in Art. 29 und in Art. 146 Stellen gibt, wo
on Volksentscheiden geredet wird?


Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1724708200

Die sind kaum der Rede wert.


Dr. Patrick Sensburg (CDU):
Rede ID: ID1724708300

Eine ganz weiße Stelle gibt es also nicht. Das wollte

h nur der Klarstellung halber erwähnen. Wenn Sie das
uch so sehen, brauchen wir gar nicht vertieft weiterzu-
iskutieren. Falls nicht, hätten wir einen gewissen inhalt-
chen Dissens darüber, was in unserem Grundgesetz
teht.


Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1724708400

Lieber Herr Kollege Sensburg, wir sind, wie das unter

uristen häufig ist – ich selber bin ja auch einer –, ge-
einsam Besserwisser.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie haben natürlich recht mit Art. 29 usw. Aber das ist
das wissen Sie doch – wirklich alles marginal. Es geht
ier um direkte Demokratie, es geht um Volksinitiative
nd Volksentscheid, es geht um Volksgesetzgebung, es
eht um Referenden, und es geht nicht um die nicht
irklich praxisrelevante Frage der Neugliederung von
undesländern. Irgendwann sind hoffentlich Berlin und
randenburg zusammen; aber ansonsten spielt das doch
icht wirklich eine Rolle. Sie können doch nicht ernst-
aft sagen, dass das Stichwort „Abstimmungen“ im
rundgesetz sozusagen ein blühender Baum wäre. Es ist
estenfalls eine karge Pflanze, die wirklich ganz winzig
t. Daraus wollen wir etwas machen.





Dr. Dieter Wiefelspütz


(A) )


)(B)

Herr Sensburg, wir sollten gemeinsam dem Volk et-
was zutrauen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde es unglaublich, welches Misstrauen dem Volk
hier gelegentlich entgegengebracht wird, nach dem
Motto: Wir hier im Parlament sind die Oberschlauesten.

Selbstverständlich ist Deutschland eine repräsentative
Demokratie. Diese repräsentative Organisation hat sich
bestens bewährt. Das wird doch nicht infrage gestellt;
das bleibt auch so. Ein Land mit 80 Millionen Einwoh-
nern kann sich nicht dadurch regieren, dass man diese
80 Millionen Menschen auf der Wiese vor dem Reichs-
tag zusammenführt und sie täglich ihre Angelegenheiten
besprechen lässt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Dr. Patrick Sensburg [CDU/CSU])


Insoweit ist die repräsentative Demokratie etwas außer-
ordentlich Bewährtes. Aber Volksentscheid, Bürgerbe-
gehren und direkte Demokratie sind doch eine geniale
Ergänzung eines gut funktionierenden Verfassungssys-
tems. Wer hat denn Angst vor dem Volke an dieser
Stelle? Wer Angst hat, soll das sagen.

Wir können Fehler machen und machen sie auch hin
und wieder; das Volk kann das bei direkter Demokratie
sicherlich auch. Demokratie ist manchmal gefährlich.
Aber erst dann meint man es ernst, wenn man Entschei-
dungen des Volkes auch akzeptiert – so weh das tut –,
wenn sie einem selber nicht passen, wie beispielsweise
die Entscheidung zum Minarettverbot. Das ist aber eben
Demokratie. Insoweit, denke ich, muss man das schon
wirklich ernst nehmen.

Herr Thomae, unser Gesetzentwurf ist ein ernsthaftes
Angebot. Über viele Details, über Quoren kann man re-
den. Ich bin der festen Überzeugung, lieber Herr Uhl,
lieber Herr Wellenreuther, lieber Herr Sensburg, dass es
für mehr direkte Demokratie hier im Deutschen Bundes-
tag eine Mehrheit gibt,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


noch keine verfassungsändernde Mehrheit, aber eine
Mehrheit. Lassen Sie uns diesen Pfad verbreitern. Es
wird nicht ausreichen, diese Debatte bis zur nächsten
Bundestagswahl zu führen, Herr Thomae. Sie sollte viel-
mehr in den nächsten Jahren qualifiziert, ernsthaft, fle-
xibel und daran orientiert stattfinden, dass unsere wun-
derbare Demokratie mit direkter Demokratie noch ein
bisschen besser gemacht werden kann.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D Lieber Herr Kollege Wiefelspütz, Sie werden uns als esserwisser fehlen. (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und der FDP – Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Selbst mir wird er fehlen!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724708500

Das Wort hat nun Jimmy Schulz für die FDP-Frak-
on.


(Beifall bei der FDP)



Jimmy Schulz (FDP):
Rede ID: ID1724708600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Liebe Zuschauer hier im Hause und an den
mpfangsgeräten! Lieber Herr Wiefelspütz, auch von
ir Gratulation zu Ihrer vermutlich letzten Rede vor die-

em Hohen Haus.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Wer weiß, was noch kommt!)


Der Volksentscheid wahrscheinlich nicht mehr.

Wie ist das mit dem Volksentscheid? Ich freue mich
anz besonders, dass mir die SPD nach den Linken zum
iederholten Male die Chance gegeben hat, zu diesem
ichtigen Thema zu sprechen; denn auch wir von der
DP haben uns intensiv mit dem Thema beschäftigt. Ge-
de in der letzten Legislaturperiode haben wir auf
rucksache 16/474 einen solchen Vorschlag mit dem
itel „Entwurf eines Gesetzes zur Einführung von Volks-
itiative, Volksbegehren und Volksentscheid in das
rundgesetz“ eingebracht.

Wissen Sie eigentlich noch, wie Sie damals abge-
timmt haben? Sie haben dagegen gestimmt. Woher
ommt denn dieser Sinneswandel? Sie haben weder un-
r Rot-Grün noch während der Großen Koalition für ei-
en Volksentscheid gestimmt. In Ihrer Begründung aus
er letzten Legislaturperiode hieß es:

Die Fraktion der SPD erklärt, dass sie grundsätzlich
für eine Einführung von mehr direkter Demokratie
sei, wie dies das Grundgesetz auch prinzipiell zu-
lasse. Man müsse allerdings vorsichtig vorgehen,
damit dies nicht dem Populismus und der Demago-
gie Vorschub leiste. Einem solchen Risiko müsse
man sich aber stellen. Das Volk sei schließlich nicht
dümmer als die Parlamentarier.

ha! Sie wollten also vorsichtig vorgehen und Populis-
us verhindern. Dann frage ich mich, warum Sie diesen
esetzentwurf jetzt kurz vor den Wahlen einbringen. Im
esetzentwurf der FDP findet sich übrigens extra fol-
ender Absatz: „Ein Volksentscheid ist ab drei Monaten
or einer Bundestagswahl unzulässig.“ Das fehlt in Ih-
m Vorschlag. So viel zum Thema Populismus.

Weiter heißt es in Ihrer damaligen Begründung:

Es gebe Elemente der direkten Demokratie in
16 Landesverfassungen und auch im neuen Vertrag
von Lissabon – warum dann nicht auch auf Bundes-





Jimmy Schulz


(A) )


)(B)

ebene? Es wäre dann aber auch zu überlegen, als
Gegengewicht die Legislaturperiode auf fünf Jahre
zu verlängern.

Die Idee, die Legislaturperiode auf fünf Jahre zu verlän-
gern, fehlt wiederum in Ihrem aktuellen Vorschlag.


(Dr. Hans-Peter Bartels [SPD]: Das muss auch nicht sein!)


Es macht sich auch nicht gut, wenn man so etwas vor
Wahlen fordert.

Letzten Endes freut es mich, dass wir dieses Thema
auf Bundesebene wieder einmal diskutieren. Ich habe
mir Ihre beiden Gesetzentwürfe ganz genau angesehen.
Der Kollege Thomae hat auf die Unterschiede in unseren
Vorstellungen schon hingewiesen: Wir fordern deutlich
höhere Schwellenwerte, damit wir vor Trivial- und Ba-
gatellanträgen geschützt bleiben. Zur Stärke der parla-
mentarischen Demokratie hat der Kollege Wiefelspütz
schon Ausführungen gemacht. Für uns Liberale ist es
wichtig, dass Volksinitiativen einen breiten Rückhalt in
der Bevölkerung haben. Wir möchten, dass diese Chance
zur Mitbestimmung einen hohen Stellenwert hat.

Insgesamt begrüßen wir Ihre Initiative. Leider gibt es
in Ihren Gesetzentwürfen aber Punkte, denen wir nicht
zustimmen können. Das sind zwar nur Feinheiten, aber
diese Feinheiten machen es uns in der heutigen Abstim-
mung nicht möglich, für Ihre Gesetzentwürfe zu stim-
men. Deshalb fordern wir: Bürgerbeteiligung ja, Gesetz-
entwurf der SPD in dieser Form leider nein.

Aber Bürgerbeteiligung erschöpft sich eben nicht nur
in Abstimmungen und nicht nur in Volksinitiativen. In
unserem Bürgerprogramm für die kommende Bundes-
tagswahl haben wir festgeschrieben, dass wir auch in
Zukunft für ein fakultatives Gesetzesreferendum und die
verfassungsrechtliche Verankerung von Volksinitiati-
ven, Volksbegehren und Volksentscheiden sind. Das
heißt für uns Bürgerbeteiligung.

Aber es geht auch um Transparenz; denn Transparenz
schafft wiederum Verständnis.


(Beifall bei der FDP)


Insbesondere in der Enquete-Kommission „Internet und
digitale Gesellschaft“ haben wir uns mit neuen Formen
der Bürgerbeteiligung und der Transparenz, revolutionär
für dieses Haus, beschäftigt, haben sie getestet und ex-
perimentell ausprobiert. Wir haben zum Beispiel be-
schlossen, dass alle Sitzungen der Enquete-Kommission
öffentlich sind und alle Dokumente öffentlich zugäng-
lich sind, dass alle Sitzungen der Enquete-Kommission
live im Internet gestreamt werden.

Wir sind sogar noch einen Schritt weitergegangen,
was die Bürgerbeteiligung angeht: Wir haben mit unse-
rem Tool „Adhocracy“, das zum Beispiel unter Demo-
kratie.de oder Enquetebeteiligung.de erreichbar war,
versucht, mit Menschen in Kontakt zu treten, die sich ak-
tiv an der Arbeit eines Ausschusses beteiligen wollen.
Diese Arbeit, die wir damit experimentell versucht ha-
ben, ist direkt in die Arbeit und Ergebnisse der Enquete-
Kommission eingeflossen.

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(C (D Wir fordern einen Ausschuss für Internet und digitale esellschaft, der diese Arbeit fortführen soll. Er soll iese Transparenz weiterleben, aber auch die Bürgerbeiligungsmethoden fortführen. Das ist eine neue Art der ürgerbeteiligung und vielleicht auch mehr, als wir biser gewagt haben. Wir bleiben dabei: Die Volksinitiative muss auf Bunesebene eingeführt werden. Ich appelliere, dass wir das den nächsten Jahren vielleicht alle gemeinsam hinbe ommen. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724708700

Das Wort hat nun Stephan Mayer für die CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1724708800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen!

ehr geehrte Kollegen! Kurz vor Ende der Legislaturpe-
ode, kurz vor Toresschluss, hat die SPD endlich auch
as Thema „Mehr direkte Demokratie“ entdeckt. Sehr
eehrter Herr Kollege Wiefelspütz, natürlich ist es nicht
erboten, in der vorletzten Sitzungswoche zwei kom-
lexe Gesetzentwürfe einzubringen; aber, mit Verlaub,
s ist populistisch.


(Christine Lambrecht [SPD]: Damit kennen Sie sich ja aus!)


Es ist populistisch; denn wenn es Ihnen ernsthaft um
as Thema gegangen wäre, dann hätten Sie wie die Grü-
en oder die Linke vor drei Jahren entsprechende Initia-
ven ergreifen können. Seit drei Jahren liegen die Initia-
ven der beiden anderen Oppositionsfraktionen auf dem
isch. Sie haben drei Jahre ins Land ziehen lassen und in
er Sache nichts unternommen, und in der vorletzten Sit-
ungswoche, obwohl Sie genau wissen, dass eine Be-
chlussfassung schon allein aufgrund unseres Gesetzge-
ungsverfahrens nicht mehr möglich ist, bringen Sie das
hema ein.


(Widerspruch des Abg. Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD])


Herr Kollege Oppermann, Sie haben die Untersu-
hung des Instituts für Demoskopie Allensbach und der
ertelsmann-Stiftung erwähnt, die zu Beginn dieser Wo-
he vorgestellt wurde. Ich ziehe aus dieser Untersuchung
ine andere Schlussfolgerung als Sie. Sehr interessant ist
ämlich – Sie haben dies unterschlagen –, dass die Stu-
ie festhält, dass die allgemeine Zufriedenheit mit der
emokratie und dem politischen System in den letzten

ehn Jahren deutlich gestiegen ist.

Das gilt insbesondere für die neuen Bundesländer.
003 waren lediglich 47 Prozent der ostdeutschen Bür-
erinnen und Bürger mit dem politischen System und
er repräsentativen Demokratie zufrieden. Inzwischen
ind es sage und schreibe 74 Prozent.





Stephan Mayer (Altötting)



(A) )


)(B)

Auch in den westdeutschen Bundesländern gab es
eine erhebliche Steigerung der Zufriedenheit in diesem
Zeitraum von zehn Jahren, und zwar von 72 Prozent auf
84 Prozent. Lediglich 11 Prozent der Bundesbürger sind
mit dem derzeitigen politischen System und der parla-
mentarisch-repräsentativen Demokratie unzufrieden.

Ich bin mir sicher: Die Steigerung insbesondere in
den letzten vier Jahren liegt auch daran, dass die christ-
lich-liberale Koalition hier in Berlin gut und erfolgreich
regiert hat. Auch deshalb möchte ich in aller Deutlich-
keit sagen, meine Kolleginnen und Kollegen von der
SPD: Ihr Vorschlag ist ein reines Feigenblatt.


(Christine Lambrecht [SPD]: Damit kennen Sie sich auch aus!)


Natürlich teile ich mit Ihnen die Sorge, dass der deut-
liche Rückgang der Wahlbeteiligung insbesondere bei
Kommunalwahlen und Volksabstimmungen besorgniser-
regend ist. Aber ich habe deutliche Zweifel, dass man
dieses Phänomen, das uns mit Sicherheit alle wachrüt-
teln muss und auch nicht ruhig sein lassen darf, damit
abstellen kann, dass man eine Initiative zur Einführung
von Volksinitiativen, Volksbegehren und Volksentschei-
den ergreift.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Sie haben das in Bayern doch nicht wegen der Wahlbeteiligung eingeführt, sondern weil es sachlich richtig ist!)


Dieser Mechanismus, den Sie vorschlagen, ist hoch-
kompliziert und unheimlich langwierig. Ich bin deshalb
der festen Überzeugung, dass diese Initiative, wenn sie
Platz greifen und umgesetzt würde, nicht zu mehr Parti-
zipation, zu mehr Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger
führen würde, sondern genau zum Gegenteil: zu mehr
Distanz gegenüber politischen Entscheidungen und in
der Konsequenz zu mehr Politikverdrossenheit.


(Arfst Wagner [Schleswig] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das in Bayern auch so?)


Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, es
geht natürlich darum, dass wir mehr Bürgerbeteiligung
ermöglichen. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass
keiner in diesem Hause vor dem Bürger Angst haben
muss. Ganz im Gegenteil: Ich glaube, wir alle sind auf-
gefordert, die Bürger in unsere Meinungsfindungspro-
zesse und Entscheidungsfindungsprozesse noch wesent-
lich intensiver mit einzubinden. Das gilt aus meiner
Sicht auch gerade angesichts der Herausforderungen, die
uns derzeit durch die Energiewende noch bevorstehen,
wenn es zum Beispiel um den Bau neuer Stromtrassen
oder um Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen geht. Hier
muss man die Bürger wirklich ernst nehmen


(Christine Lambrecht [SPD]: Nicht nur hier!)


und von Betroffenen zu Beteiligten machen.

Aber es ist reine Symbolpolitik, wenn man hier eine
Gesetzesinitiative zur Einführung von Volksinitiativen,
Volksbegehren und Volksentscheiden startet und sich um
das andere, aus meiner Sicht wesentlich wichtigere
Thema der Bürgerbeteiligung vor Ort nicht kümmert.

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, ich
bin deshalb dem Bundesverkehrsminister, Dr. Peter

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(C (D amsauer, sehr dankbar, dass er in seinem Haus ein andbuch für eine gute Bürgerbeteiligung hat entwi keln lassen. Darin geht es ganz konkret darum, wie man tärker, intensiver und ernsthafter den Bürgerwillen mit inbeziehen kann, wenn es um schwierige Verkehrsfrastrukturmaßnahmen – das Stichwort „Stuttgart 21“ t heute schon gefallen – oder insbesondere um den Bau on neuen 380-kV-Leitungen geht. Ein weiteres positives Beispiel für ernsthafte Bürgereteiligung: Der bayerische Ministerpräsident Horst eehofer hat angekündigt, dass er vor einer erneuten Beerbung der Stadt München für die Olympischen und aralympischen Winterspiele 2022 das Volk befragen ill. Es ist angekündigt – dies wird auch durchgeführt –, ass am Sonntag, dem 10. November dieses Jahres, in llen Gebietskörperschaften, die von den Olympischen nd Paralympischen Winterspielen konkret betroffen ären, eine Volksbefragung durchgeführt wird. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Warum nur in Bayern?)


ir haben nämlich festgestellt: Man kann eine derartige
ewerbung nicht ohne die Unterstützung der Bevölke-
ng durchführen. Deswegen gibt es am 10. November
der Stadt München, in Garmisch-Partenkirchen, in

en Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein
olksbefragungen. Das ist ernstgemeinte Bürgerbeteili-
ung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen von
er SPD, wenn man sich Ihre Initiative einmal genau an-
ieht, erkennt man: Sie ist doch unheimlich komplex.
as geplante Verfahren würde maximal über zwei Jahre
auern. Das entspricht in keiner Weise mehr den Verhält-
issen der heutigen Zeit, in der man gesetzgeberisch,
uch wenn es um die Umsetzung von EU-Richtlinien
eht, durchaus einmal schnell handeln muss. Angesichts
essen ist ein Zeitraum von über zwei Jahren, wie er in
rem Gesetzentwurf vorgesehen ist, viel zu lang. Er ist
keiner Weise mehr zeitgemäß und angemessen.

Ein weiterer Nachteil Ihrer Initiative ist, dass ein Ge-
etzentwurf, der einmal ins Verfahren eingebracht wor-
en ist, nicht mehr geändert werden kann. Auf Ihren lei-
er viel zu früh verstorbenen Fraktionsvorsitzenden
eter Struck geht das sogenannte Struck’sche Gesetz zu-
ck – jeder kennt es –: „Kein Gesetz verlässt den Bun-

estag so, wie es eingebracht worden ist.“ Aufgrund un-
rschiedlicher Interessen, Notwendigkeiten und auch
edürfnisse werden Gesetzentwürfe im Rahmen des par-
mentarischen Verfahrens natürlich noch einmal geän-
ert. Genau dies wäre nach Ihrer Initiative ausgeschlos-
en: Ein Gesetzentwurf könnte nur so zur Abstimmung
ebracht werden, wie er zu Beginn der Initiative einge-
racht wurde. Auch das ist aus meiner Sicht ein großer
ehler.

Ein weiteres Defizit Ihrer Initiative: Sie schließen
war Haushaltsfragen in der Gesamtheit aus, aber nicht

Einzelnen. Das bedeutet, man könnte jederzeit eine
olksinitiative bezüglich eines bestimmten Einzeletats





Stephan Mayer (Altötting)



(A) )


)(B)

starten. Man findet mit Sicherheit 100 000 Bürger in
Deutschland, die bereit sind, zu unterschreiben, wenn es
darum geht, einen bestimmten Einzeletat aufgrund be-
stimmter Partikularinteressen zu erhöhen. Aber dies lässt
natürlich außer Acht, dass der Gesamthaushalt stimmig
sein muss. Insofern halte ich es für sehr bedenklich, dass
Sie in Ihrer Initiative Haushaltsfragen nicht gänzlich
ausschließen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir, die
CSU – sie ist heute schon angesprochen worden –, neh-
men Bürgerbeteiligung wirklich ernst, insbesondere
wenn es um europapolitische Fragen geht. Wir haben auf
unserem Parteitag im Oktober letzten Jahres in München
einstimmig beschlossen, dass, wenn es darum geht, dass
Kompetenzen von der nationalen Ebene auf die supra-
nationale, europäische Ebene abgegeben werden sollen,
dies die Zustimmung durch eine Volksabstimmung
voraussetzt. Einer Volksabstimmung sollte die Frage un-
terliegen, ob neue Mitgliedsländer in die Europäische
Union aufgenommen werden. Ebenso sollen Fragen von
erheblicher Finanzleistung durch Volksabstimmung zu
beschließen sein. Dazu stehen wir. Diese Initiativen wer-
den wir auch weiterverfolgen. Das ist wirklich ernstge-
meinte, wichtige und richtige Bürgerbeteiligung. In die-
sem Sinne ist Ihrem Gesetzentwurf nur eine Absage zu
erteilen. Wir nehmen Bürgerbeteiligung wirklich ernst,
und wir führen sie durch.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724708900

Das Wort hat nun Hans-Peter Bartels für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1724709000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor

ein paar Wochen war ich in Glarus. Glarus ist einer von
zwei Schweizer Kantonen, wo einmal im Jahr alle Bür-
gerinnen und Bürger aufgerufen sind, an der „Lands-
gemeinde“ teilzunehmen. Die Versammlung auf dem
Marktplatz von Glarus entscheidet direkt über Gesetze,
wählt Richter und Regierung. Glarus ist klein, hat viel-
leicht 30 000 Abstimmungsberechtigte.

An dem schönen Frühlingssonntag, an dem ich dort
war, standen vielleicht 3 000 Glarner Bürger im Ring auf
dem Platz. Teilnehmerzahlen werden nicht bekannt ge-
geben. Es ist egal, wie viele Mitbürger, „Mitlandsleute“,
wie es dort heißt, anwesend sind. Alle sind eingeladen.
Wer kommt, entscheidet mit, und wer sich beschwert,
hätte ja kommen können. Verdrossenheit zählt nicht.
Was sollte das auch sein, Volksverdrossenheit? Es ist ein
wunderschönes Ritual, eingerahmt von 3 000 Meter ho-
hen Bergen. Dieses Jahr fand es zum 626. Mal statt. Man
wird demütig vor dieser demokratischen Tradition.

Was wir heute vorlegen, ist nicht ganz so schlicht wie
die „Landsgemeinde“; aber es ist die zeitgemäße Form
direkter Demokratie in einem sehr großen Land mit

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(C (D 0 Millionen Einwohnern. 60 Millionen werden abstimungsberechtigt sein. Wir formen damit unsere Demo ratie nicht nach Schweizer Modell um – dafür gibt es u viele Unterschiede im System –, aber wir schaffen auf undesebene das gleiche prinzipielle Abstimmungscht, das es in unseren Kommunen, in allen 16 Bundesndern und bei vielen unserer europäischen Nachbarn ibt. Wir schließen eine Lücke im Grundgesetz. Uns ist klar, dass das neue Recht nicht mehr in dieser ahlperiode Realität wird; aber es wird kommen. Die eiden heute vorgelegten Gesetzentwürfe sind eine Eindung an alle, die vielleicht in der nächsten Wahlpeode einen Konsens zur Einführung von Volksentscheien finden wollen – eine Einladung nicht nur an Grüne, iberale und Linke, sondern auch an die Union. Ich eiß, dass es auch bei Ihnen Diskussionen in diese Richng gibt. Das ist gut. Die Zeiten ändern sich. Sie haben chon manches bei uns gefunden, das Sie mit uns teilen ollen. Wir würden uns freuen. Ich fand die Arbeit an diesen Gesetzentwürfen ziemch vorbildlich. Wir hatten Workshops und Kongresse azu, haben Expertenrat eingeholt und Kritik erbeten. h danke aus den Ländern besonders Olaf Scholz und eiko Maas, die viel beigetragen haben, Professor abian Wittreck, Martin Weinert und den Experten von Mehr Demokratie“, der Friedrich-Ebert-Stiftung und anz besonders Christine Lambrecht sowie Dieter iefelspütz, der seine ungewöhnlich lange Parlaments iografie in diesen Tagen abschließt. Dieter, es war mir eine Freude und Ehre, mit dir zuammengearbeitet zu haben. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724709100

Das Wort hat nun als letzter Redner in dieser Debatte

atrick Sensburg für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Patrick Sensburg (CDU):
Rede ID: ID1724709200

Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

nd Kollegen! Meine Damen und Herren! Bei den bei-
en Gesetzentwürfen der SPD stellen sich eigentlich
wei Fragen. Die eine Frage ist: Meint es die SPD ernst
it dem, was sie heute vorlegt? Die zweite Frage lautet:
t das, was hier vorgelegt worden ist, inhaltlich taug-
ch, um uns im Sinne der stärkeren Beteiligung der Bür-
erinnen und Bürger weiterzubringen?

Die erste Frage ist eigentlich schon von mehreren
ollegen beantwortet worden. Die SPD beschäftigt sich,
ebe Kolleginnen und Kollegen, seit 1998 mit dem
hema. Sie hat in einer rot-grünen Regierung bis 2002
eine Vorlage gemacht. Dann hat Claudia Roth Druck
emacht. 2002 kam ein Entwurf, der aber nicht mehr in
ine Gesetzesinitiative umgesetzt worden ist. So ging es





Dr. Patrick Sensburg


(A) )


)(B)

dann Schritt für Schritt mit der SPD weiter. Da müssen
Sie sich doch eigentlich fragen, ob Sie intern überhaupt
geschlossen auf dem Weg in Richtung Volksinitiative
sind. Das frage ich mich, wenn ich höre – Frau Kollegin
Pau hat es eben angesprochen –, wie sich der ehemalige
Bundeskanzler Schröder geäußert hat. Auch die ehema-
lige Bundesjustizministerin, Frau Zypries, zeigt sich
ganz aktuell auf ihrer Internetseite Bürgerinitiativen ge-
genüber skeptisch. Sie hat das zusätzlich noch vor eini-
gen Tagen im Offenen Haus in Darmstadt gesagt.

Dem Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück wird von
„Bürgerrecht – Direkte Demokratie“ – ich zitiere – vor-
geworfen: Die SPD hat sich ein Parteiprogramm gege-
ben, in dem sie Volksbegehren und Volksentscheide im
Bund fordert. Von Peer Steinbrück habe ich dazu als
Kanzlerkandidat noch nichts gehört. – So äußerte sich
die Sprecherin von „Bürgerrecht – Direkte Demokratie“.

Helmut Schmidt, Ihr ehemaliger Bundeskanzler, sagte
– ich zitiere –:

Schon seit Jahrzehnten bin ich ein ziemlich strikter
Anhänger der repräsentativen parlamentarischen
Demokratie.


(Christine Lambrecht [SPD]: Sind wir alle!)


Ich habe … immer Vorbehalte gegenüber Volksent-
scheiden und Volksbegehren gehabt.


(Christine Lambrecht [SPD]: Helmut Schmidt kann nicht immer recht haben!)


Der Grund dafür ist, dass viele Fragen viel zu kom-
pliziert sind, um sie nach Gefühl und Wellenschlag
mit Ja oder Nein beantworten zu können.

Dazu kann ich nur sagen: Schauen Sie doch einmal, dass
Sie in Ihren Reihen eine gemeinsame eigene Meinung
finden. Dann können Sie auch wieder dementsprechend
Vorschläge machen, die vielleicht inhaltlich besser sind.


(Sönke Rix [SPD]: Sie hätten vielleicht mal einen anderen fragen sollen! – Dr. Hans-Peter Bartels [SPD]: Was halten Sie denn davon? – Christine Lambrecht [SPD]: Was meinen Sie denn? Helmut Schmidt ist kein Mitglied der Fraktion mehr!)


Ich komme zum zweiten Teil, zum Inhalt. Ihre Ge-
setzentwürfe sind fachlich – ich sage es mal gelinde –
sehr dünn; denn Sie beantworten viele Fragen nicht, die
zu beantworten sind, wenn wir über Volksinitiativen,
Volksbegehren und Volksentscheid reden.

Erstens. Jetzt hören Sie einmal genau zu; das ist wich-
tig. Wer genau stellt denn die Frage, über die abgestimmt
werden wird? Das ist sehr wichtig. Man kann zum Bei-
spiel fragen: Ausstieg aus der Kernenergie, ja oder nein?
Man kann aber auch fragen: Ausstieg aus der Kernener-
gie, und wir akzeptieren, dass der Strompreis demnächst
allein durch die EEG-Umlage um 6 oder 7 Prozent
steigt?


(Christine Lambrecht [SPD]: Das haben Sie auch beschlossen!)


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(C (D e nachdem, wie man fragt, kommen ganz unterschiedlihe Abstimmungsergebnisse dabei heraus. Deswegen ist ei den einzelnen Initiativen entscheidend: Wer stellt die rage? Diese Frage beantwortet Ihr Gesetzentwurf nicht. (Christine Lambrecht [SPD]: Dann legen Sie doch etwas Besseres vor!)


Zweitens. Wie wird die Komplexität gehandhabt?
uss die Fragestellung alle Details beinhalten, mit allen
nlagen, oder ist es eine ganz einfache Frage, die mit Ja
der Nein zu beantworten ist, und wer gestaltet dann
päter aus? Allein gestern haben wir 59 Gesetzesinitiati-
en auf der Tagesordnung des Deutschen Bundestages
ehabt. Wie wollen Sie das in einzelnen Abstimmungen
ntscheiden lassen? Auch diese Frage beantwortet Ihr
esetzentwurf leider nicht.

Frau Kollegin Hönlinger, Sie haben von Konfuzius
eredet. Das ist – das muss ich leider erwähnen – kein
esonders kluges Beispiel gewesen. Konfuzius geht von
iner Rollenethik aus. Er teilt den Personen ganz klare
ollen zu. Er wird bei vielen Autoren gerade als antide-
okratisch gehandelt. Ich empfehle, bei dem Friedens-

obelpreisträger Liu Xiaobo nachzulesen. Der kritisiert
onfuzius gerade wegen seines Demokratieverständnis-

es. Ein anderes Zitat wäre klüger gewesen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir brauchen eine Antwort auf die Frage: Wie be-
ommen wir an der Stelle eine Formulierung, die es er-
öglicht, dass Bürger abstimmen? Diese Antwort liefert

er Gesetzentwurf leider nicht.

Er gibt auch keine Antwort auf die Frage: Welche
ruppen entscheiden eigentlich bei einem Volksent-

cheid? Sind es Minderheiten? Wenn ein Thema viel-
icht die Niedersachsen und die Schleswig-Holsteiner
teressiert, aber die Baden-Württemberger und die Bay-

rn gar nicht, welche Quoren haben wir dann? Es wird
mer die Schweiz als Musterbeispiel benannt. Gerade

t die Landsgemeinde Glarus erwähnt worden, die ein
anton ist. 3 000 haben abgestimmt. In der Schweiz hat

s bei allen Volksinitiativen in den letzten Jahren eine
ahlbeteiligung von unter 50 Prozent gegeben. Kann

enn das Ziel sein, weniger Menschen zur Mitentschei-
ung zu bringen? Unser Ziel muss doch sein, mehr Men-
chen zur Mitentscheidung zu bringen.

Der Kollege Oppermann – ich sehe ihn jetzt nicht
ehr – hat eben von Stuttgart 21 gesprochen und einen
ergleich mit Schleswig-Holstein angestellt. Verglei-
hen Sie doch einmal in Baden-Württemberg! Über
tuttgart 21 haben da 12,1 Prozent weniger Menschen
bgestimmt, als bei der Landtagswahl ihre Stimme abge-
eben haben. Ihre Zahlen stimmen nicht. Ihr Gesetzent-
urf stimmt nicht.


(Dr. Hans-Peter Bartels [SPD]: Dann sollten Sie einen besseren machen! Machen Sie!)


egen Sie doch etwas Besseres vor! Dann kann man
uch vernünftig darüber diskutieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Dr. Patrick Sensburg


(A) )


)(B)

Der Kollege Mayer hat es gerade angesprochen: Was
machen Sie denn, wenn es in einem Gesetzgebungsver-
fahren neue Erkenntnisse gibt? Sie nehmen sich jede
Möglichkeit, ein laufendes Gesetzgebungsverfahren zu
beeinflussen, auch im Sinne der Bürger zu beeinflussen.
Wenn in komplizierten Gesetzgebungsverfahren eine
Rechtswidrigkeit zutage tritt – im Parlament diskutieren
wir über so etwas –, haben Sie keine Möglichkeit, Sach-
verständige anzuhören. All das nehmen Sie sich und re-
duzieren es auf eine einfache Fragestellung: Ja oder
Nein?

Letzter Punkt: die Mitwirkung der Länder. Wenn man
sich § 23 Abs. 2 Ihres Entwurfs eines Bundesabstim-
mungsgesetzes anguckt, stellt man fest: Darin ist nichts
geregelt über die Mitwirkung der Länder – nur eine mi-
nimale Quorenregelung im einzelnen Bundesland. Ich
glaube, Sie sollten sich mit Ihren Ministerpräsidenten
einmal darüber auseinandersetzen, ob das ausreichend
ist, gerade wenn es um Finanzfragen geht.

Ich glaube, letzten Endes wird Ihre Initiative daran
scheitern, dass Sie unter dem Strich die Exekutive stär-
ken. Sie nehmen der Bevölkerung im Grunde die Mög-
lichkeit, sich einzubringen. Sie schwächen das Parla-
ment. Sie schwächen die Mitwirkung der direkt
gewählten Abgeordneten.

Noch einmal das Beispiel des Kantons Glarus – dann
bin ich auch am Schluss –: Die Leitung der Versamm-
lung übernimmt der Landrat; er heißt dort „Landam-
mann“. Die Exekutive ist hier ganz stark an der Vorbe-
reitung beteiligt.

All das, was Sie hier beschließen wollen, ist eine
Farce. Sie stärken nicht die Bürger, Sie stärken nicht den
Parlamentarismus; Sie stärken unter dem Strich die Exe-
kutive, die sich sehr deutlich einbringen wird.

Lassen Sie uns doch über Gesetzesinitiativen diskutie-
ren, die inhaltlich gut sind, die bestimmte Kompetenzen
vielleicht ausnehmen! Es könnte ein Weg sein, einmal
über die Fragen zu diskutieren, die man in Volksabstim-
mungen stellen kann.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724709300

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.


Dr. Patrick Sensburg (CDU):
Rede ID: ID1724709400

In der nächsten Legislaturperiode haben wir Zeit, da-

rüber zu diskutieren.


(Sönke Rix [SPD]: Legen Sie auch mal etwas vor!)


Heute war es eine Wahlkampfveranstaltung Ihrerseits.
Fachlich war es leider nichts.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724709500

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird die Überweisung der Gesetzent-

würfe auf den Drucksachen 17/13873 und 13874 an die in

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(C (D er Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. ibt es dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der all. Dann sind die Überweisungen so beschlossen. Ich rufe die Zusatzpunkte 16 bis 20 auf: P 16 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/ CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes in Umsetzung der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes vom 7. Mai 2013 – Drucksache 17/13870 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO P 17 Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Gleichstellung der Lebenspartnerschaft mit der Ehe im Einkommensteuerrecht – Drucksache 17/13871 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO P 18 Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck geordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 7. Mai 2013 zur Gleichstellung Eingetragener Lebenspartnerschaft mit der Ehe im Einkommensteuerrecht – Drucksache 17/13872 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Rechtsausschuss Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO P 19 Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker Beck terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Das Recht auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts einführen – Drucksache 17/13912 – P 20 Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker Beck Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts vom 19. Februar 2013 und vom 7. Mai 2013 zur Gleichstellung Eingetragener Lebenspartnerschaft mit der Ehe im Adoptionsund Einkommensteuerrecht umsetzen – Drucksache 17/13913 – Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre uch dazu keinen Widerspruch. Dann verfahren wir so. Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse )





(A) )

Ich eröffne die Aussprache und erteile Thomas Strobl
für die CDU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1724709600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Ich möchte mit einem ganz offenen Wort
beginnen: Meine Partei, die CDU, tut sich bei diesem
Thema schwer.


(Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Das kann ich mir vorstellen!)


Bei diesem Thema ringen wir um den richtigen Weg. Ich
habe Respekt vor denen, die Argument für Argument
prüfen, die sich schwertun, die sich möglicherweise so-
gar quälen bei einer gesellschaftspolitischen Frage und
einer gesellschaftlichen Entwicklung, die so einfach
nicht ist.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das sind aber auch ein Haufen anderer Menschen!)


– Wissen Sie, mir sind bei gesellschaftspolitischen Fra-
gen manchmal diejenigen, die von Anfang an genau ge-
wusst haben, wie es geht, nicht so sehr sympathisch, wie
diejenigen, die um das, was wichtig ist, wirklich ringen.

Ich habe in den vergangenen Monaten in meiner Par-
tei für diesen Gesetzentwurf, den wir heute einbringen,
geworben, nicht nur mit Blick auf die Rechtsprechung
des Bundesverfassungsgerichtes, die selbstverständlich
immer zu respektieren und auch umzusetzen ist, sondern
weil ich in der Sache eine Überzeugung gefunden habe.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])


Diese Überzeugung ist, dass die steuerliche Gleich-
stellung von Lebenspartnerschaften ein zeitgemäßer
Ausdruck konservativer Politik sein kann, in der es um
etwas sehr Grundsätzliches geht, nämlich um die Siche-
rung von Freiräumen in dieser Gesellschaft, in denen un-
terschiedliche Lebensentwürfe verwirklicht werden kön-
nen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Das hätten Sie schon eher haben können!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Mensch ist un-
vollkommen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Die CDU auch!)


Das ist unser christliches Menschenbild. Deswegen ist
auch die Politik, die von Menschen gemacht wird, un-
vollkommen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Gerade die der Regierung!)


– Hören Sie doch einmal einen Moment zu.

Macht man diese Einsicht zur Grundlage von Politik,
dann bedeutet das: Demut, Bescheidenheit,


(Johannes Kahrs [SPD]: Bei so viel schlechter Politik braucht man das auch!)


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(C (D espekt vor der Unterschiedlichkeit menschlicher Leensentwürfe und vor allem – das würde auch Ihnen icht schaden –, sich zuweilen in dieser Bescheidenheit u üben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Grenzen menschlicher Erkenntnis setzen notwen-
igerweise auch der Politik Grenzen, die nichts anderes
ls das Werk von Menschen ist. Daraus ziehen wir einen
chluss: Bevor der Staat tätig wird, liegt die weitestmög-
che Verantwortung bei den Einzelnen, bei der Familie,
ei den Kommunen und bei gesellschaftlichen Gruppen
ls diejenigen, die nach unseren Vorstellungen diese Ge-
ellschaft tragen. Ehe, Familie, die Gemeinschaft, die
ommunen rangieren vor dem Staat. Das ist der Kern
onservativer Gesellschaftspolitik. Das ist im Übrigen
uch der Unterschied zu den Sozialdemokraten und zu
ren gedanklichen Ablegern, den Grünen.


(Beifall bei der FDP – Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aus diesem Grund, liebe Kolleginnen und Kollegen,
lauben wir an den besonderen Wert zwischenmenschli-
her Bindung und Verpflichtung. Wir glauben, dass eine
esellschaft stärker und auch freier wird, wenn Men-

chen sich freiwillig gegenseitig verpflichten, gegensei-
g binden, wenn sie ein Leben lang füreinander Verant-
ortung übernehmen. Aus diesem Grund treten wir aus
anzer Überzeugung für die Ehe ein. Aus diesem Grund
alten wir in der Union, im Gegensatz zu den Grünen,
uch in der Zukunft am Ehegattensplitting fest.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Aus diesem Grund stärken wir auch aus ganzer Über-
eugung die Familien. Das haben wir zu Beginn der Le-
islaturperiode getan, indem wir das Kindergeld und den
inderfreibetrag deutlich angehoben haben. Wir werden
ach der Bundestagswahl hier mit der Verbesserung der
enten für die älteren Mütter weitermachen.

Weil ich an den Wert zwischenmenschlicher Bindun-
en glaube, bin ich der Überzeugung: Wenn zwei Män-
er oder zwei Frauen eine auf Dauer angelegte und
chtlich verfestigte Partnerschaft eingehen, wenn sie
reinander einstehen, wenn sie ein Leben lang füreinan-

er Verantwortung übernehmen, wenn sie die Gemein-
chaft und den Staat also auch entlasten, dann sollten sie

Steuerrecht genauso behandelt werden wie hetero-
exuelle Paare.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


s mag auf den ersten Blick paradox erscheinen, aber
avid Cameron hat recht: Als Konservativer kann man
r Lebenspartnerschaften eintreten, nicht obwohl, son-

ern weil man ein Konservativer ist.

Der Opposition wird es in dieser Debatte allerdings
och um einen weiteren Punkt gehen: um das volle
doptionsrecht für homosexuelle Paare. Auch in dieser





Thomas Strobl (Heilbronn)



(A) )


)(B)

Frage – das sei ganz offen gesagt – gibt es in meiner Par-
tei unterschiedliche Auffassungen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Oh ja! Frau Steinbach zum Beispiel!)


Viele Menschen empfinden im Hinblick auf die Voll-
adoption ein gewisses Unbehagen, und sie zögern.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber die Sukzessivadoption setzen Sie ja auch nicht um!)


Wer die Zwischenrufe der Grünen in den vergangenen
Debatten zu diesem Thema gehört hat, konnte feststel-
len: Sie erkennen in diesem Zögern nichts als Dummheit
oder gar ein Residuum von Homophobie.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Das ist ja auch so!)


Ich erkenne in diesem Zögern zunächst die Aufforde-
rung: Lasst uns eine Sache auf das Allergründlichste be-
denken, wenn es um das Wohl von Kindern geht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Zwölf Jahre lang? – Mechthild Rawert [SPD]: Das hat die Universität Bamberg schon längst getan!)


Noch etwas sollten Sie nicht aus den Augen verlieren:
Wir sehen derzeit in Frankreich, welche Konsequenzen
eine Entscheidung im Adoptionsrecht haben kann, wenn
sie nicht von einem sehr breiten gesellschaftlichen Kon-
sens getragen wird. Wir möchten auf den Straßen in
Deutschland keine französischen Verhältnisse. Wir wol-
len in Deutschland keine Spaltung der Gesellschaft, so
wie sie in Frankreich leider eingetreten ist.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Dann tun Sie was dafür! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer will denn das?)


Der Kollege Beck, der heute nicht zugegen ist,


(Michael Kauch [FDP]: Doch, er ist da! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Da sitzt er doch!)


hat in Sachen Lebenspartnerschaften seit einiger Zeit
den Vorsitzenden der britischen Konservativen als zitier-
würdige Autorität entdeckt; das ist in Ordnung. Viel-
leicht darf ich einen Vorgänger Camerons vom Ende des
19. Jahrhunderts zitieren, der meinte: Aufgabe der Kon-
servativen sei es – ich zitiere –, „Veränderungen zu ver-
zögern, bis sie harmlos geworden sind“. In meinen Wor-
ten: Es geht darum, den Wandel in einer Gesellschaft so
zu gestalten, dass die Gesellschaft über ihn nicht aus-
einanderfällt oder gar zerbricht. Vielleicht kann man der
Überlegung zur schrittweisen, behutsamen Ausweitung
der Rechte der Lebenspartnerschaften vor diesem Hin-
tergrund auch dann etwas Gutes abgewinnen, wenn man
ein solches Vorgehen im Grunde für falsch hält und die
Rechte am liebsten in einem Zug verwirklicht sehen
würde.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber diese Schritte kamen ja alle vom Verfassungsgericht!)


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(C (D Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen. Dazu haben wir den heute vorliegenden Gesetzent urf eingebracht. Lassen Sie uns diesen Schritt gemeinam machen! Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die behutsamen Schritte kamen alle vom Gericht!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724709700
Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1724709800


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724709900

Kollege Beck, es passiert Ihnen selten, dass Sie über-

ehen werden, oder?


(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann man wohl sagen! – Dr. Daniel Volk [FDP]: Aber nicht überhört!)


Das Wort hat nun Ingrid Arndt-Brauer für die SPD-
raktion.


(Beifall bei der SPD)



Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1724710000

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir
iskutieren heute – man hätte eben einen falschen Ein-
ruck bekommen können – nur über Änderungen im
inkommensteuergesetz.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Richtig!)


ie haben sich gerade ziemlich groß aufgeblasen, als Sie
agten, dass Sie den richtigen Weg gesucht und ihn of-
nsichtlich auch gefunden haben. Aber wir ändern nicht

ie Gesellschaft; wir ändern nur das Einkommensteuer-
esetz. Das tun Sie übrigens nicht aus Überzeugung oder
eshalb, weil sie den richtigen Weg gefunden haben,
ondern weil das Bundesverfassungsgericht es Ihnen
ufgetragen hat; so viel dazu.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch andere große gesellschaftliche Themen sind Sie
icht von sich aus, weil sich Ihre Überzeugung geändert
at, angegangen. Ich nenne als Beispiel die Wehrpflicht.
atürlich: Es gab keine Wehrgerechtigkeit mehr, und
aum noch jemand wollte zur Bundeswehr. Was haben
ie gemacht? Sie haben die Wehrpflicht ausgesetzt und
ich gewundert, dass plötzlich gar keiner mehr zur Bun-
eswehr kam.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Der Bundesfreiwilligendienst ist ein Erfolgsmodell!)


uch hier haben Sie nicht die richtigen Maßnahmen er-
riffen. Auch dieses Thema haben Sie falsch angepackt.





Ingrid Arndt-Brauer


(A) )


)(B)

Ein anderes Beispiel ist das Thema Atomkraft. Im
Gegensatz zur Mehrheit der Bevölkerung waren Sie für
eine Laufzeitverlängerung.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Sagen Sie auch noch was zur Sache?)


Nach Fukushima haben Sie die Atomkraftwerke einfach
abgeschaltet; Sie wollten Ihren Weg finden. Das haben
Sie allerdings getan, ohne Begleitgesetze auf den Weg zu
bringen. Wir haben hier die Energiewende gesetzlich be-
schlossen. Dadurch ist sie aber noch nicht da.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Sagen Sie auch noch etwas zu dem Gesetzentwurf, um den es geht?)


– Jetzt komme ich zu dem Gesetzentwurf.


(Zurufe von der CDU/CSU: Ah!)


Auch da geht es um eine Reihe von Maßnahmen, zu de-
nen man Sie zwingen musste, die dann aber ohne rich-
tige Überzeugung umgesetzt werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


Wir kommen jetzt also zur Änderung des Einkom-
mensteuergesetzes. Ich betone: Wir von Rot-Grün haben
schon 2001 wahrgenommen – wir haben da einen guten
Draht zur Bevölkerung –, dass die Gesellschaft offener
und vielfältiger geworden ist und Menschen auch in an-
deren Formen leben wollten. Ich stehe auf Männer, mein
Mann steht auf Frauen; da bietet sich die Ehe an.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Aber andere Leute sind anders orientiert. Das haben wir
wahrgenommen, und wir haben gesagt: Wir machen ein
schönes, rundes Gesetz dazu. – Das haben wir 2001 ge-
macht. Wir sind am Bundesrat mit unserem Vorhaben
gescheitert. Wir wollten damals mehr tun, als nur ein
paar rechtliche Dinge zu ändern. Wir wollten von An-
fang an auch die finanziellen Vorteile, die eine Ehe bie-
tet, auf Lebenspartnerschaften übertragen; wir wollten
eine echte Öffnung der Ehe. Das ist damals allerdings an
Konservativen und an nicht mutigen Liberalen geschei-
tert; darauf muss man immer wieder hinweisen.

Jetzt hat das Bundesverfassungsgericht eingegriffen –
endlich! Sie wollen jetzt genau das umsetzen, was Ihnen
das Bundesverfassungsgericht konkret aufgeschrieben
hat: Sie müssen unbedingt das Einkommensteuerrecht
und andere finanzielle Dinge ändern. Da sagt das Minis-
terium: Wir können nicht alles auf einmal machen; wir
ändern erst einmal nur das, was wir dringend ändern
müssen, ändern das Einkommensteuerrecht. – Das Bun-
desverfassungsgericht sagt richtigerweise: Das muss
rückwirkend bis 2001 gelten. – Da sagen Sie: Okay, wir
machen es rückwirkend. –


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Für alle offenen Fälle!)


– Ja, genau das ist der Punkt: Was bedeutet denn „offene
Fälle“? – Ich habe am Mittwoch im Finanzausschuss
nachgefragt. Es gab Bundesländer, in denen die Fälle

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(C (D ach Einsprüchen offengehalten wurden, und es gab undesländer – das waren vor allem die Südländer, vorehmlich Bayern und Sachsen –, die diese Fälle, die in nderen Bundesländern offen gehalten wurden, abgechlossen haben und die Bescheide für bestandskräftig rklärt haben. Was kann denn jemand, der einen solchen inspruch in Bayern eingelegt hat, dafür, dass sein Fianzamt anders handelt als ein Finanzamt in Köln? Ich finde, das ist eine grobe Ungerechtigkeit, gegen ie Sie nicht vorgehen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


h bin sicher: Wenn wir das Gesetz heute verabschie-
en, dann wird heute Nachmittag jemand Klage dagegen
inreichen, und er oder sie wird Erfolg haben. Ich denke,
o geht es wirklich nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE] und Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ir können nicht unterschiedliche Rechtsformen in den
undesländern tolerieren und sie dann auch noch zur
rundlage eines solchen Gesetzentwurfs machen.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Aber das haben Sie doch in allen anderen Fällen der Umsetzung von Verfassungsgerichtsurteilen gemacht!)


Nein, das haben wir nicht. Wir haben die Entfernungs-
auschale für alle rückwirkend geändert, egal ob ein
inspruch eingelegt worden war oder nicht, ob ein Fall
ffen oder bestandskräftig beschieden war. Wir haben es
r alle geändert. Ich denke, in diesem Fall muss man es

uch tun.

Wir reden von 34 000 Eingetragenen Lebenspartner-
chaften. Gehen wir einmal davon aus, dass nicht bei al-
n gravierende Einkommensunterschiede vorliegen. So
uer wird es also nicht werden; das kann nicht das Ar-
ument sein.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Sagt ja auch niemand!)


in anderes Argument darf es hier nicht geben. Ich
enke, wir müssen die Leute gleichbehandeln und dür-
n es nicht davon abhängig machen, wo sie ihren
ohnsitz hatten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


Deshalb möchte ich ausdrücklich dafür werben, jetzt
icht nur das Einkommensteuergesetz in der Minimalva-
ante zu ändern, sondern es im größeren Stil zu machen.
timmen Sie unseren Anträgen zu und tun Sie etwas
ernünftiges. Wenn Sie schon auf den richtigen Weg ge-
ommen sind, dann sollten Sie den Weg bitte bis zum
nde gehen und sich nicht von einer Bundesverfassungs-
erichtsentscheidung zur nächsten hangeln. Da sollten





Ingrid Arndt-Brauer


(A) )


)(B)

Sie im Sinne der Bürger handeln; das sollten Sie aufneh-
men.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724710100

Das Wort hat nun Michael Kauch für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1724710200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Dies ist

ein Tag der Freude. Wir von der FDP haben uns schon
seit sehr vielen Jahren dafür eingesetzt, dass diejenigen
Menschen, die gleiche Pflichten haben, auch gleiche
Rechte bekommen. Dieser Gesetzentwurf setzt hier den
für die meisten Betroffenen wichtigsten Punkt um, näm-
lich eine Änderung bei der Einkommensteuer. Es ist gut,
dass wir das, was wir auch in der Koalition lange streitig
diskutiert haben – es hat lange gedauert –, jetzt mit einer
gemeinsamen Vorlage auf den Weg bringen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte vor allen Dingen Herrn Strobl für seine
aus meiner Sicht für die Union wirklich wegweisende
Rede danken. Das ist das erste Mal, dass ein von der
Unionsfraktion nominierter Redner hier im Plenarsaal
das ausgesprochen hat, was viele in der Unionsfraktion
schon lange gedacht haben. Sonst wurden immer Redner
ans Pult geschickt, die eine andere Auffassung vertraten.
Diesem Vortrag lag ein modernes konservatives Fami-
lienbild zugrunde. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar
dafür, dass Sie Ihre Position deutlich gemacht haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Neuorientierung der Union, die hier sichtbar
wird, wird es ermöglichen, in der nächsten Wahlperiode
die letzten Schritte auf dem Weg zur vollständigen
Gleichstellung zu gehen. Wir als Liberale werden darauf
drängen. Nach der heutigen Rede bin ich sehr zuver-
sichtlich, dass wir dabei erfolgreich sein werden.


(Beifall bei der FDP)


Es ist ein Grund zur Freude, dass die schwulen und
lesbischen Eingetragenen Lebenspartner das Ehegatten-
splitting nutzen können. Ein noch größerer Grund zur
Freude wäre, wenn sie es behalten könnten und Rote und
Grüne es Ihnen nicht nach der nächsten Wahl wieder
wegnehmen würden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724710300

Das Wort hat nun Barbara Höll für die Fraktion Die

Linke.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN – Johannes Kahrs [SPD]: So, Barbara, jetzt mach mal Attacke!)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724710400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Ich komme mir vor wie in einem Kinderzim-
er. CDU/CSU und FDP verhalten sich wie eine Horde

on Kindern, die zwar wissen, dass sie aufräumen müs-
en, aber es nicht tun wollen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN)


Koalitionsvertrag hatte die CDU/CSU per Unter-
chrift die Gleichstellung versprochen, aber umsetzen
ill sie es nicht. Da wird gequengelt, mit den Füßen ge-

tampft und geheult – Herr Geis ist ein wunderbares Bei-
piel dafür –, um bloß nichts tun zu müssen.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


s wird diskutiert: Später! Später! Ich mache es später! –
ie paar wenigen, die es wollen – die Wilde 13 der
DU/CSU –, werden in die Ecke gedrängt. Sie sollen ih-
n Mund halten und dürfen hier im Bundestag nicht re-

en. Das ist die Realität. Der ganze Prozess ist nervig. Es
ervt einfach, so wie es Eltern nervt, wenn Kinder per-
anent quengeln, obwohl sie wissen: Es ist die Norm,

ass man sein Kinderzimmer aufräumt, wenn man etwas
iederfinden will.

Was machen Sie? Sie benachteiligen Menschen, in
em Sie sie zwingen, in ungerechten Verhältnissen zu le-
en. Sie zwingen sie, Lebensenergie und Geld zu ver-
chwenden, um zu ihrem Recht zu kommen. Immer wie-
er müssen die Betroffenen vor Gericht ziehen, sogar bis
um Bundesverfassungsgericht. Dort bekommen sie
cht. Und was ist Ihre Reaktion darauf? Sie ändern nur

as, was absolut notwendig ist.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und das auch noch schlecht!)


Im Finanzausschuss wird uns erklärt: Wir wollen eine
eneralklausel im Einkommensteuerrecht. – Ich frage

ie: Warum gibt es keine Generalklausel für das Steuer-
cht insgesamt, zum Beispiel in der Abgabenordnung?
ir könnten das umsetzen. Damit hätten wir die Pro-

leme beseitigt, die wir zum Beispiel noch im Bereich
er Rürup- und Riester-Renten haben; denn hier ist der
ebenspartner oder die Lebenspartnerin eben nicht abge-
ichert. Wie sieht das beim Kindergeld aus? Hat der Le-
enspartner oder die Lebenspartnerin Kinder, dann be-
ommt man zwar den Kinderfreibetrag, aber kein
indergeld. Man sieht: Es gibt im Steuerrecht immer
och eine Reihe von Lücken. Das kostet Kraft, weil es
ervt; dabei wissen Sie – zumindest bezüglich des
inkommensteuerrechts; Sie haben es schon unterschrie-
en –, dass Sie die Regelungen ändern werden müssen.

Es ist gut, dass wir heute das Wenige tun, aber es ist
nttäuschend, dass Sie nicht wenigstens zum Ende der
egislaturperiode die Kraft hatten, im Steuerrecht insge-
amt reinen Tisch zu machen. Das ist ein Armutszeug-
is.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






Dr. Barbara Höll


(A) )


)(B)

Immer wieder wird gesagt, Änderungen im Adop-
tionsrecht seien nicht möglich. Die Lebensrealität in
Deutschland hat sich aber verändert, und wir in der Poli-
tik sind verpflichtet, die veränderten Lebensrealitäten
wahrzunehmen. Unser Bundestagspräsident Herr Lammert
hat heute früh in seiner Rede bewusst das Wort „normal“
gebraucht und herausgestellt. Aber was ist denn schon
normal? In Familien gibt es ganz unterschiedliche Kon-
stellationen. Es gibt Ehen zwischen Männern und
Frauen, mit und ohne Kinder. Es gibt Menschen, die
ohne Trauschein zusammenleben: Männer mit Männern,
Männer mit Frauen, Frauen mit Frauen, mit und ohne
Kinder. Es gibt funktionierende Patchworkfamilien in
unterschiedlichen Modellen. In manchen Familien blei-
ben die Kinder immer in einer Wohnung und die Eltern
wechseln, in anderen Familien wechselt die Betreuung
der Kinder. Inzwischen gibt es Wahlverwandtschaften,
weil unsere Welt so mobil geworden ist. Das ist die Nor-
malität. Wir stehen in der Verantwortung und haben die
Normen des Zusammenlebens der veränderten Normali-
tät anzupassen. Das ist das, was die Bevölkerung zu
Recht von uns erwartet. Wir als Opposition haben gelie-
fert. Sie stümpern vor sich hin.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage Ihnen eines: Ich habe im vergangenen Jahr
auf Einladung an der Segnung eines schwulen Paares
hier in Berlin teilgenommen. Ein anderes befreundetes
Paar will seine Partnerschaft erst dann institutionalisie-
ren, wenn es heiraten darf. Ich freue mich schon jetzt da-
rauf, auf dieser Hochzeit zu tanzen; denn die Öffnung
der Ehe steht als Nächstes an.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724710500

Das Wort hat nun Volker Beck für die Fraktion Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724710600

Herr Präsident! Frau Höll, wenn es Rot-Grün gibt,

können wir zusammen tanzen, weil es dann die Öffnung
der Ehe gibt.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Bei Rot-Rot-Grün!)


– Nein, ich habe nicht Rot-Rot-Grün gesagt, sondern:
Wenn es Rot-Grün gibt.


(Kai Wegner [CDU/CSU]: Das wäre Rot-RotGrün! Das sollen die Menschen wissen!)


Wir feiern die Öffnung der Ehe dann auch mit Ihnen zu-
sammen, wenn Sie das wollen. Da sind wir gar nicht so.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D as Schöne an Familienfesten ist ja, dass die Menschen us unterschiedlichen Richtungen zusammenkommen, ine Partnerschaft feiern und alle gleichberechtigt in die ebenswelt einbezogen werden. (Johannes Kahrs [SPD]: Selbst die ungeliebte Verwandtschaft! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wenn die dunkelroten Verwandten kommen, dann kommen wir nicht!)


Im Kern geht es darum: Gleiche Liebe, gleiche Pflich-
n, gleiche Rechte – nur das ist fair. Das sagt uns das
undesverfassungsgericht immer wieder. Zum Men-

chenbild: Herr Strobl, ja, wir sind alle imperfekt – zuge-
tanden –, aber wir alle haben die gleiche Würde und die
leichen Rechte. Das ist die Perspektive der Verfassung,
nd das ist die Perspektive der Menschenrechtskonven-
on.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN sowie der Abg. Elisabeth Winkelmeier-Becker [CDU/CSU])


iesen Grundsatz haben Sie notorisch verletzt, wenn es
m Schwule und Lesben ging. Alle Urteile, die das Bun-
esverfassungsgericht erlassen hat, waren notwendig,
eil die Union zunächst im Bundesrat und später im
undestag die Gleichberechtigung verhindert hat. Sie
aben Schwulen und Lesben die gleichen Rechte ver-
ehrt und ihnen damit auch die gleiche Würde abge-

prochen. Das ist skandalös. Dafür sollten Sie sich bei
en Menschen eigentlich entschuldigen.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie machen ja weiter so. Es hat sich nichts grundle-
end verändert. Sie stümpern ein bisschen im Einkom-
ensteuerrecht herum. Die Regelungen zum Kindergeld

owie zur Riester- und zur Rürup-Rente gestalten Sie un-
rschiedlich. Das alles macht keinen Sinn. Wir sollten
ielleicht versuchen, das im Ausschuss noch zu korrigie-
n.

Das Bundesverfassungsgericht hat uns nicht nur in
einem Urteil zum Einkommensteuerrecht gesagt – das
agt es uns immer wieder, bei jeder Rechtsmaterie mit
en gleichen Worten –: Die Ungleichbehandlung von
hegatten und Eingetragenen Lebenspartnern ist auch
nter Berücksichtigung des in Art. 6 Abs. 1 verankerten
esonderen Schutzes der Ehe und der im Recht beste-
enden Typisierungsbefugnis des Gesetzgebers nicht ge-
chtfertigt. – Das gilt für alle Punkte, um die es geht.

Zum Adoptionsrecht hat das Bundesverfassungs-
ericht im Februar gesagt:

Unterschiede zwischen Ehe und eingetragener Le-
benspartnerschaft, welche die ungleiche Ausgestal-
tung der Adoptionsmöglichkeiten rechtfertigen
könnten, bestehen nicht …

as gilt nicht nur für die Sukzessivadoption. Das gilt
uch für die gemeinschaftliche Adoption. Deshalb müs-
en wir das jetzt umsetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)






Volker Beck (Köln)



(A) )


)(B)

Dazu bedarf es keiner langen Überlegungen. Unseren
Gesetzentwurf dazu gibt es seit 2010. Das Verfassungs-
gericht hat im Dezember Vertreter der Psychologenver-
bände und der Jugendämter angehört. Es hat Vertreter al-
ler Fachorganisationen im Familienbereich angehört.
Das einhellige Sachverständigenvotum lautete: Das kann
nur gut für die Kinder sein. – Sie machen weiter anti-
schwule und antilesbische Politik auf dem Rücken des
Kindeswohls der Kinder in gleichgeschlechtlichen Le-
bensgemeinschaften.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Im Ausschuss liegt seit Anfang des Jahres unser Ge-
setzentwurf vor. Wir wollen Schluss machen mit allen
Diskriminierungen. Es ist doch ätzend, das man Gesetz
für Gesetz vorgeht: Höfeordnung,


(Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Sachgerecht!)


Einkommensteuerrecht, Abgabenordnung. Immer wie-
der muss man nachbessern. Lassen Sie uns alles auf ein-
mal aufräumen. Ich verweise auf unseren Gesetzentwurf
auf Drucksache 17/12676, der auf 17 Seiten 22 Artikel
beinhaltet. In diesem Zusammenhang hat Herr Krings ei-
nen bedenkenswerten Satz gesagt:

Ich halte es aber schon gesetzesökonomisch für
fragwürdig, für wenige Tausend betroffene Fälle
Dutzende von Gesetzen zu überarbeiten.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Arbeitsverweigerung!)


Das kann man so sehen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Arbeitsverweigerung!)


Ich halte es für nicht gerichtsökonomisch, schwule
und lesbische Paare für jede Diskriminierung einzeln
nach Karlsruhe zu schicken, um die Diskriminierung zu
beseitigen und dem Gesetzgeber den Auftrag erteilen zu
lassen, abermals ein Gesetz zu erlassen.

Deshalb ist es eigentlich an der Zeit – die Gesell-
schaft ist so weit; die Mehrheit des Bundesrates will es
inzwischen, und auch viele Anhänger Ihrer Parteien
sind dafür –: Lassen Sie uns die Ehe öffnen! Dann ist
dieser ganze Quatsch, um jede einzelne Regelung zu
kämpfen, einfach vorbei. Darin drückt sich dann auch
die Akzeptanz aus. Solange wir unterschiedliche Rechts-
institute haben – Lebenspartnerschaft für Homosexuelle,
Ehe für Heterosexuelle –, diskriminieren wir weiter. Das
wollen wir überwinden. Das wäre das richtige Signal.
Das wäre übrigens auch im Sinne von Herrn Krings
ziemlich gesetzesökonomisch. Deshalb werden wir,
wenn Sie das in dieser Legislaturperiode nicht machen,
im ersten Jahr von Rot-Grün die Ehe öffnen.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Das ist aber noch lang hin!)


Das könnte schon 2014 wahr werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Thomas F M s b n n b s is w c in – v ru ic re m s n E E s c re s b re u b m U B D le w E ru tu (C (D Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Nein, das werden wir verhindern!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724710700

Nächster Redner ist Olav Gutting für die CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Olav Gutting (CDU):
Rede ID: ID1724710800

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!
anche bezeichnen die anstehende steuerliche Gleich-

tellung von Lebenspartnern im Einkommensteuer-
ereich als eine Revolution. So stand es zumindest in ei-
er Zeitung. Revolutionäres kann ich daran allerdings
icht erkennen; denn seit über zehn Jahren gilt das Le-
enspartnerschaftsgesetz in Deutschland. Es ist gesell-
chaftliche Realität. Dieses Lebenspartnerschaftsgesetz
t in weiten Teilen der Ehe nachgebildet, insbesondere
as die Pflichten angeht. Damit gilt der Grundsatz: Glei-

he Pflichten, gleiche Rechte!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Johannes Kahrs [SPD])


Die Eingetragenen Lebenspartnerschaften sind eine
stitutionalisierte Verantwortungsgemeinschaft. Dieses

laut Gesetz – Füreinandereinstehenmüssen ist selbst-
erständlich auch die Berechtigung für die Privilegie-
ng im Steuerrecht. Schon im vergangenen Jahr habe
h mich aus diesen Gründen zusammen mit zwölf ande-
n Abgeordneten aus meiner Fraktion für die einkom-
ensteuerrechtliche Gleichstellung der Lebenspartner-

chaften ausgesprochen. Frau Kollegin Höll, ich kann
ur sagen: Bei uns wird keiner deswegen in irgendeine
cke gedrängt.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Aber reden durften Sie nicht!)


s ist schlicht eine Frage der Steuergerechtigkeit. Es ist
chlicht eine Frage des Respekts vor gleichgeschlechtli-
hen Lebenspartnerschaften.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich habe mich ein bisschen gewundert, warum ausge-
chnet die Gleichstellung im Hinblick auf die gemein-

ame Veranlagung so hohe Wogen schlägt. Wir haben
ereits in der Vergangenheit in weiten Teilen des Steuer-
chts eine Gleichstellung erreicht: bei der Erbschaft-

nd Schenkungsteuer, bei den Renten, im Beamtenrecht,
ei der Grunderwerbsteuer. Dennoch war es, wie ich
eine, im Rückblick und im Ergebnis richtig, vor der
msetzung der steuerlichen Gleichstellung zunächst den
eschluss des Bundesverfassungsgerichtes abzuwarten.
ie Ausführungen des Bundesverfassungsgerichts sind
senswert. Insbesondere in den beiden Sondervoten
urde ganz deutlich, dass es dem Gesetzgeber bei der
inführung des Partnerschaftsgesetzes gerade nicht da-
m ging, ein der Ehe vollständig gleichgestelltes Insti-
t zu schaffen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Gegenteil ist der Fall!)






Olav Gutting


(A) )


)(B)

Dass die Opposition nun die Entscheidung des Bun-
desverfassungsgerichtes dazu nutzen will – das ist hier
gerade vorgetragen worden –, die Ehe als Gemeinschaft
zwischen Mann und Frau aufzuheben, ist schon bemer-
kenswert.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht aufheben, erweitern!)


In der Vorlage, die Sie von Rot-Grün vorhin zitiert ha-
ben, heißt es – hören Sie einmal zu –, das „Konzept der
Geschlechtsverschiedenheit der Ehegatten“ sei überholt.
Ich dachte zunächst, das sei ein Witz, aber Sie meinen
das ernst.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist die Zukunft! Gucken Sie mal nach Spanien oder Argentinien!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724710900

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Beck?


Olav Gutting (CDU):
Rede ID: ID1724711000

Nein, lassen Sie mich bitte fortfahren. – Die Ehe zwi-

schen Mann und Frau, die regelmäßige Vorstufe zur Fa-
milie, die durch Art. 6 geschützte Keimzelle der Gesell-
schaft, die Voraussetzung für die Generationenfolge, ist
für SPD und Grüne nicht mehr schützenswert.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Quatsch! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die wird weiter geschützt!)


Nur Mann und Frau sichern den Fortbestand des Ge-
meinwesens. Ich weiß nicht, wann Ihnen diese Erkennt-
nis abhandengekommen ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber letztendlich ist das nur ein weiterer Mosaikstein
der Politik, die Sie gegen den Mittelstand und gegen Fa-
milien betreiben.


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wer das Ehegattensplitting abschaffen will, wer Kinder-
geld und Kinderfreibetrag so umbauen will, dass jede
dritte Familie mit Kindern zukünftig stärker steuerlich
belastet wird, wer wie Grün-Rot in Baden-Württemberg
die Grunderwerbsteuer erhöht und damit genau die jun-
gen Familien belastet und ausnimmt wie eine Weih-
nachtsgans, die sich ein Nest bauen wollen,


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat das mit der Debatte zu tun?)


die ein gemeinsames Eigenheim schaffen wollen, dem
kann ich hier nur attestieren: Sie legen die Axt an die
Wurzel der Zukunft unserer Gesellschaft und unseres
Staates.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Thema verfehlt! Setzen!)


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(C (D Zurück zum heutigen Gesetzentwurf der Koalition. ir setzen den Beschluss des Bundesverfassungsge chts selbstverständlich und ohne Tränen und auch ohne gendwelches Gejaule konsequent um. (Dr. Barbara Höll war lautes Gejaule!)


ieser Schritt hin zur steuerlichen Gleichstellung ist
chtig, er ist vielleicht sogar auch überfällig. Aber wir
agen auch ganz klar, dass dieser Beschluss des Bundes-
erfassungsgerichts keineswegs die Öffnung der Ehe für
leichgeschlechtliche Paare bedeutet.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


r bedeutet gerade nicht, dass nun auch die Volladoption
on Kindern durch gleichgeschlechtliche Partner mög-
ch ist.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum denn nicht? – Mechthild Rawert [SPD]: Sie werden es noch erleben!)


h will jetzt hier gar nicht über das Kindeswohl schwa-
ronieren.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie schwadronieren schon ziemlich lange!)


as Kindeswohl steht selbstverständlich immer im Zen-
um der Überlegungen. Die Volladoption von Kindern
urch zwei Männer oder zwei Frauen lehne ich persön-
ch aus einem einzigen Grund ab: Es fühlt sich in mei-
em Herzen falsch an.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber juristisch nicht überzeugend!)


h bitte Sie, das zu respektieren.

Ich freue mich auf weitere gute Beratungen zu diesem
esetzentwurf.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Sie werden es noch erleben!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724711100

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich Kolle-

en Volker Beck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724711200

Herr Gutting, ein Vorurteil kann man nicht respektie-

n. Nichts anderes als ein Vorurteil ist es, wenn Sie auf
r Herz zeigen und dazu sagen, dass es sich dort falsch

nfühlt. Die Fakten aller Untersuchungen besagen, dass
s keinen rationalen Grund gibt, Schwule und Lesben
ei Adoptionsentscheidungen zu benachteiligen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das entscheiden Sie?)


Ja, das hat das Bundesverfassungsgericht festgestellt.
h habe es Ihnen vorhin vorgelesen. Lesen Sie es noch

inmal nach! – Unter Randziffer 104 der Entscheidung
om 19. Februar dieses Jahres schreibt das Gericht:





Volker Beck (Köln)



(A) )


)(B)

Unterschiede zwischen Ehe und eingetragener Le-
benspartnerschaft, welche die ungleiche Ausgestal-
tung der Adoptionsmöglichkeiten rechtfertigen
könnten, bestehen nicht …

Nehmen Sie sich das zu Herzen, und erzählen Sie hier
nicht großartig, Sie als Rechtsstaatspartei würden das
Verfassungsgericht immer respektieren und seine Urteile
umsetzen. Nein, Sie tun es nicht. Sie rebellieren gerade
gegen die Rechtsprechung des Verfassungsgerichts


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schon wieder!)


und weigern sich, das hier umzusetzen.

Ich habe mich eigentlich gemeldet, weil Herr Strobl
vorhin – das hat Herrn Kauch Hoffnung gemacht –
Herrn Cameron mit seiner Aussage zur Öffnung der Ehe
zitiert hat. Herr Cameron sagte: Ich bin nicht, obwohl ich
Konservativer bin, für die Öffnung der Ehe, sondern
weil ich Konservativer bin, bin ich für die Öffnung der
Ehe.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das habe ich ja zitiert!)


Dann sagte Herr Gutting, das sei der Untergang des
Abendlandes, die Destruktion von Ehe, Familie und Ge-
sellschaft. Tauschen Sie sich doch einmal untereinander
aus. Geht diese homophobe Kampagne weiter, oder öff-
net sich die CDU/CSU, schlau geworden durch das Bun-
desverfassungsgericht, endlich für die Gleichberechti-
gung und hat Respekt vor den lesbischen Bürgerinnen
und den schwulen Bürgern dieses Landes?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724711300

Das Wort zu einer weiteren Kurzintervention erteile

ich Kollegin Höll.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724711400

Herr Kollege Gutting, ich zählte in meiner Rede meh-

rere Formen von Familien auf, die es in Deutschland
gibt. Familie ist da, wo Nähe ist, wo Kinder erzogen und
betreut werden, wo Menschen gepflegt und betreut wer-
den. Habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie der
Meinung sind, dass in Deutschland Kinder nur in Ehen
geboren werden? Wollen Sie mit Ihren Ausführungen
deutlich machen, dass die Millionen alleinerziehender
Mütter und Väter in Deutschland nicht in der Lage sind,
ihre Aufgaben richtig zu erfüllen? Würden Sie bitte zur
Kenntnis nehmen, dass bereits heute Tausende Kinder in
Regenbogenfamilien leben? Das heißt, es ist längst Nor-
malität. Wir sprechen hier, wenn es um die Möglichkeit
der Volladoption geht, nur über sehr wenige Familien. Es
wäre nur der letzte Schritt einer bestehenden Entwick-
lung.

Ich habe von Ihnen jedenfalls nicht gehört, dass Sie
der Ansicht wären, dass zwei Frauen, die sich dafür ent-
scheiden, zusammenzuleben, die Kinder, die sie in diese
Beziehung mitbringen oder die in dieser Beziehung ge-
boren werden, nicht weiter betreuen dürften.

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(C (D Kollege Gutting, Sie haben Gelegenheit zur Reaktion. Ich will mich recht kurzfassen. Herr Beck, dass Sie hier die Homophobiekarte zieen, empfinde ich als respektlos. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724711500
Olav Gutting (CDU):
Rede ID: ID1724711600

as ist eine typische Reaktion von Ihnen; Sie spielen
iese Karte ja immer wieder. Das finde ich nicht in Ord-
ung. Ich bin froh, dass, wenn es um das Kindeswohl
eht, nicht Sie entscheiden und auch nicht das Bundes-
erfassungsgericht allein. Wir werden – der Kollege
trobel hat das vorhin deutlich gemacht – das alles in
uhe besprechen und uns mit entsprechenden Studien
ersorgen.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die gibt es schon! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Ministerium hat schon alles vorgelegt!)


h bitte Sie aber, unsere Meinung zu respektieren.

Frau Kollegin Höll, es ist billig, wenn Sie uns vorwer-
n, wir würden uns damit gegen Alleinerziehende rich-
n. Ich mache es Ihnen ganz einfach: Stimmen Sie ein-
ch unserer geplanten Kindergelderhöhung und unserer

eplanten Erhöhung des Kinderfreibetrags zu! Das
ommt nämlich auch Alleinerziehenden zugute.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gerade nicht!)


azu müssen Sie nicht die Ehe abschaffen.

Vielen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Es geht darum, die Ehe zu öffnen! Das ist etwas anderes!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724711700

Das Wort hat nun Johannes Kahrs für die SPD-Frak-

on.


(Beifall bei der SPD)



Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1724711800

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Wir haben in den letzten Jahren häufig über
ieses Thema diskutiert. Wir haben das alles in den letz-
n zwölf Jahren herauf und herunter diskutiert. Am
nde geht es um die Gleichberechtigung von Lesben und
chwulen. Wir alle werden noch erleben, dass die Ehe
eöffnet wird. Dann hat sich das Klein-Klein, das uns
ie CDU/CSU in den letzten zwölf Jahren aufgezwun-
en hat, endlich erledigt.

Am Anfang der Debatte dachte ich: Frau Steinbach
nd Herr Geis sind heute nicht da; aber die tapferen 13
tehen hier. Sie werden entsprechende Reden halten und





Johannes Kahrs


(A) )


)(B)

dann gemeinsam in diese Richtung gehen. Die Reden,
die ich hier gehört habe – gerade die Rede von Ihnen,
Herr Gutting –, zeigen allerdings, dass die Union immer
nur das zu geben bereit ist, wozu das Bundesverfas-
sungsgericht sie zwingt.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch nicht einmal das!)


Es nervt, dass wir hier immer und immer wieder über
dieses Thema diskutieren müssen. Wenn man mit jungen
Lesben und Schwulen spricht, weiß man, was sie be-
wegt: die Frage ihres eigenen Outings. Sie wissen noch
nicht genau, wie sie sich orientieren sollen, sie haben
Probleme: zu Hause, in der Schule, überall. Wer die Pro-
bleme durch Diskriminierung auf den Schulhöfen kennt,
weiß, dass wir in dieser Debatte in vielen Punkten anein-
ander vorbeireden.

Der erste Redner von der CDU/CSU – das muss ich
zugeben – hat es relativ geschickt gemacht: Er hat zu-
mindest probiert, das, was man nicht erklären kann, noch
halbwegs so darzulegen, dass es sich für jemanden, der
die Vorgeschichte nicht kennt, noch ganz logisch anhört.
In der Sache ist es aber so, dass die CDU/CSU seit zwölf
Jahren vom Bundesverfassungsgericht zu jedem einzel-
nen Schritt genötigt und bei jedem Schritt von den hier
vertretenen Parteien – von der Linken, von der SPD, von
den Grünen und von der FDP – getragen werden musste.
Selbst dann haben Sie die Fristen gerade eben eingehal-
ten. Sie wollen die Gleichstellung der Schwulen und
Lesben nicht. Von sich aus tun Sie nichts, um diese
Gleichstellung herzustellen; daher müssen Sie vom Bun-
desverfassungsgericht dazu genötigt werden. Das gibt
Anlass zum Fremdschämen.

Es gibt einige bei Ihnen, die sehen das nicht so; das ist
hoch respektabel, und das kann man nur unterstützen.
Ich kenne einige Kollegen bei Ihnen, die in der Sache
vollkommen richtig liegen. In der Vergangenheit ist die
Union hier aber immer von denjenigen vertreten worden,
die das komplett anders gesehen haben. Das Bundesver-
fassungsgericht muss Sie zu jedem einzelnen Schritt nö-
tigen. Es geht nicht um uns; wir müssen das ertragen;
wir werden dafür bezahlt. Aber warum ersparen Sie
nicht denjenigen, die nicht wissen, wie sie ihr Outing
hinbekommen sollen und die in Schulen und Betrieben
diskriminiert werden, solche Debatten, die immer wieder
entsprechend kommentiert werden? Das ist das, was ich
wirklich nicht verstehe.

Politisch ergibt das Ganze überhaupt keinen Sinn.
Wenn das alles stimmt, was Sie beide gesagt haben, und
selbst wenn Sie das jahrelang hätten prüfen wollen, dann
hätten wir das schon vor zwölf Jahren, zumindest aber
vor acht oder zehn Jahren machen können. Aber die
Frage ist, warum Sie von der CDU/CSU das nicht ge-
macht haben. Frau Merkel hat sich zu dem Thema jahre-
lang gar nicht geäußert, sich aber, beginnend mit dem
niedersächsischen Landtagswahlkampf, in jedes Bierzelt
gestellt und für die Diskriminierung von Lesben und
Schwulen gestritten.

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(C (D (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist absurd! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Gegen, nicht für!)


a stellt man sich doch die Frage, warum dem so ist. Die
rage ist relativ einfach zu beantworten: weil der ideolo-
ische Kern der CDU/CSU, das, was sie als konservativ
nd rechts ausweist, inzwischen fast gar nicht mehr vor-
anden ist. Sie sind gegen die Atomkraft, Sie haben die
ehrpflicht abgeschafft, Sie sind für ein bisschen Frau-

nquote und auch für ein bisschen Mindestlohn. Weil Sie
mer mit so einem Wischiwaschi daherkommen, sind

iele Stammwähler verärgert. Jetzt können Sie noch ein
isschen gegen den Beitritt der Türkei zur EU und gegen
esben und Schwule sein. Das ist Ihr Markenkern. Des-
egen haben Sie so hart gegen die Gleichstellung ge-
ämpft. Das ist es, was unanständig ist.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist niveaulos!)


Herrn Geis und Frau Steinbach nehme ich inhaltlich
b, dass sie von ihrer Position überzeugt sind. Frau
erkel aber handelt aus niederer Berechnung, um einige

rozente mehr bei der Wahl zu gewinnen. Das ist es, was
nanständig und schäbig ist.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724711900

Jetzt hat der Kollege Daniel Volk das Wort für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Olav Gutting [CDU/CSU] – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Jetzt wird es wieder sachlicher!)



Dr. Daniel Volk (FDP):
Rede ID: ID1724712000

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine sehr geehrten

amen und Herren! Wir erleben heute wirklich eine sehr
chöne, geradezu historische Stunde mit der Vorlage des
ntwurfs eines Gesetzes zur Übertragung des Ehegatten-
plittings auf Eingetragene Lebenspartnerschaften. Ich
nde, so manche Wortbeiträge in dieser Debatte waren
ieser Thematik nicht angemessen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von Herrn Gutting zum Beispiel!)


h finde es nicht ehrlich und nicht redlich, dass insbe-
ondere die Redner der Opposition so tun, als hätten sie
s schon immer gewusst.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ines ist klar: Die Entscheidung des Bundesverfassungs-
erichts zu der Frage der Gleichstellung Eingetragener
ebenspartnerschaften im Steuerrecht ist in sich logisch
nd zwingend konsequent. Deswegen waren wir als
DP-Fraktion auch äußerst erfreut über diese Entschei-





Dr. Daniel Volk


(A) )


)(B)

dung und haben uns dafür eingesetzt, dass innerhalb der
wenigen Wochen, die uns noch bleiben, dieses Urteil zü-
gig umgesetzt wird.

Ich habe mich in die Geschichte der Beratungen über
die Eingetragenen Lebenspartnerschaften in diesem
Haus vertieft. Dabei habe ich einen Gesetzentwurf mei-
ner Fraktion aus dem Februar 2004 gefunden. Darin geht
es um die Gleichstellung Eingetragener Lebenspartner-
schaften im Sozialversicherungsrecht, in anderen Berei-
chen und im Steuerrecht. Dieser wurde von den Fraktio-
nen der Union, der SPD und der Grünen abgelehnt.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Lieber Herr Kollege Beck, lieber Herr Kollege Kahrs,
liebe Frau Kollegin Arndt-Brauer, Sie alle drei waren da-
mals schon Mitglieder dieses Parlaments und haben ge-
gen die Gleichstellung im Steuerrecht gestimmt. Deshalb
dürfen Sie sich jetzt nicht hier hinstellen und behaupten,
Sie seien schon immer dafür gewesen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Es ist peinlich, dass die den Mund so voll nehmen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724712100

Herr Volk, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kol-

legen Volker Beck?


Dr. Daniel Volk (FDP):
Rede ID: ID1724712200

Nein, ich möchte gerne fortfahren. – Sechs Monate

später gab es einen Gesetzentwurf der damaligen rot-
grünen Koalitionsfraktionen. Ich habe ihn mir ange-
schaut und sehr genau durchgelesen. Aber was fand sich
hinsichtlich einer Übertragung des Ehegattensplittings
auf Eingetragene Lebenspartnerschaften? Nichts, Fehl-
anzeige! Sie haben das damals in Ihren eigenen Gesetz-
entwurf nicht aufgenommen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist ja peinlich!)


Daran zeigt sich das Unredliche Ihres Auftretens in der
heutigen Debatte.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das sind ja schöne Pharisäer!)


Wenn Sie meinen, dieser Debatte einen moralischen
Impetus geben zu müssen, dann möchte ich auf einen
entscheidenden Punkt hinweisen. Es handelt sich hier
nicht nur um eine Frage der Steuergerechtigkeit, sondern
auch um eine Frage der Steuervereinfachung. Eingetra-
gene Lebenspartnerschaften übernehmen gegenseitig
Pflichten. Deswegen müssen sie auch gleiche Rechte be-
kommen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben wir immer gesagt!)


Der Splittingtarif, der jetzt nicht nur für Ehegatten, son-
dern auch für Eingetragene Lebenspartnerschaften gelten
wird, wird zu einer vereinfachten Veranlagung im Steuer-

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(C (D cht führen. Aber das Erstaunliche ist: Sie als Opposition ollen das Ehegattensplitting auf Eingetragene Leenspartnerschaften übertragen, gehen aber davon aus, ass Sie im nächsten Jahr – so lauten Ihre Wahlproramme – den Splittingtarif insgesamt – sowohl für Eheatten als auch für Eingetragene Lebenspartnerschaften – bschaffen. Ist das konsequente Politik? Was für eine inompetente Steuerpolitik machen Sie in diesem Bereich? erzichten Sie hier auf solche Äußerungen! Herr Kollege Beck, eines habe ich ja mit großer reude gesehen: Sie haben innerhalb der grünen Partei arüber abstimmen lassen, welche Themen im Wahlampf besonders stark herausgestellt werden sollen. Ich abe mir die Liste mit der Reihenfolge nach der Abstimung sehr lange durchlesen müssen, bis ich auf Platz 48 on 54 auf das Thema „Gleichstellung von eingetrageen Lebenspartnerschaften“ gestoßen bin. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei uns steht es im Wahlprogramm!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Werfen Sie insofern also bitte nicht anderen Parteien
or, dass es bei ihnen möglicherweise schwierige Mei-
ungsbildungsprozesse gibt, sondern schauen Sie auch
inmal auf Ihre eigene Partei. Damit würden Sie hier
ine redliche und ehrliche Debatte führen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In unserem Wahlprogramm steht das!)


Sie haben es aber versäumt, dem historischen Mo-
ent der heutigen Debatte gerecht zu werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Selbstüberhöhung!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724712300

Damit schließe ich die Aussprache.

Zusatzpunkte 16, 17 und 18. Interfraktionell wird
berweisung der Gesetzentwürfe auf den Drucksa-

hen 17/13870, 17/13871 und 17/13872 an die in der Ta-
esordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. –
amit sind Sie einverstanden. Dann verfahren wir so.

Zusatzpunkt 19. Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die
rünen auf Drucksache 17/13912 mit dem Titel „Das
echt auf Eheschließung für Personen gleichen Ge-

chlechts einführen“. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
en wünscht Abstimmung in der Sache. Die Fraktionen
er CDU/CSU und FDP wünschen Überweisung zur fe-
erführenden Beratung an den Rechtsausschuss und zur
itberatung an den Innenausschuss, den Finanzaus-

chuss, den Haushaltsausschuss sowie den Ausschuss
r Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Nach ständi-

er Übung stimmen wir zuerst über den Antrag auf Aus-
chussüberweisung ab. Ich frage deshalb: Wer stimmt
r die Überweisung? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
ngen? – Damit ist die Überweisung so beschlossen.





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Somit stimmen wir heute nicht über den Antrag selbst
ab.

Zusatzpunkt 20. Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen auf Drucksache 17/13913 mit dem Titel „Die
Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts vom
19. Februar 2013 und vom 7. Mai 2013 zur Gleichstel-
lung eingetragener Lebenspartnerschaft mit der Ehe im
Adoptions- und Einkommensteuerrecht umsetzen“. Die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen wünscht Abstimmung
in der Sache. Die Fraktionen der CDU/CSU und FDP
wünschen Überweisung zur federführenden Beratung an
den Rechtsausschuss und zur Mitberatung an den Innen-,
den Finanz- und den Haushaltsausschuss sowie den Aus-
schuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Auch
hier stimmen wir zuerst über die Ausschussüberweisung
ab. Wer stimmt für die Überweisung? – Wer stimmt da-
gegen? – Enthaltungen? – Damit ist die Überweisung so
beschlossen bei Zustimmung durch die Koalitionsfrak-
tionen. Die Oppositionsfraktionen waren dagegen, es
gab keine Enthaltungen. Auch hier stimmen wir nicht
über den Antrag in der Sache ab.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 65 a und b auf:

a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(14. Ausschuss)

Dr. Martina Bunge, Kathrin Senger-Schäfer,
Harald Weinberg, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion DIE LINKE

Gesundheit und Pflege solidarisch finanzieren

– Drucksachen 17/7197, 17/13929 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Harald Terpe

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(14. Ausschuss)

Weinberg, Dr. Martina Bunge, Diana Golze, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Zuzahlungen für Patientinnen und Patienten
jetzt abschaffen

– Drucksachen 17/9067, 17/13067 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Martina Bunge

Hierfür ist eine halbe Stunde Debatte vorgesehen. –
Dazu sehe ich keinen Widerspruch. Dann verfahren wir
so.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort gebe ich dem
Kollegen Lanfermann für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Heinz Lanfermann (FDP):
Rede ID: ID1724712400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Immer

wieder freitags treffen wir uns hier zu gesundheitspoliti-
schen Debatten, weil es ja noch ein paar überjährige An-
träge abzuarbeiten gilt. Heute sind es zwei Anträge von

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(C (D en Linken, über die eigentlich gar nicht so viel zu sagen t, (Harald Weinberg [DIE LINKE]: Dann setzen Sie sich doch wieder!)


ußer dass auch Sie zu diesem seltsamen Wettbewerb
wischen den drei Oppositionsfraktionen beitragen, die
eute Morgen von der Kollegin Maag schon ermahnt
orden sind, sie möchten nicht immer das tote Pferd der
ürgerversicherung reiten,


(Rudolf Henke [CDU/CSU]: Schildbürgerversicherung!)


umal es einigen in Ihren Reihen und auch den Gewerk-
chaften nicht egal ist, dass dadurch 67 000 Arbeits-
lätze bei der Privatversicherung auf dem Spiel stehen
zw. vernichtet würden.

Nun gut, Sie streiten sich über Farbe und Ausstattung
er Autos, die Sie anbieten; aber alle haben eines ge-
einsam: Sie kämen gar nicht durch den TÜV, sie bekä-
en gar keine Betriebserlaubnis, weil sie schon aus
chtlichen Gründen gar nicht funktionieren würden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Sie arbeiten mit einem gut erfundenen Wort, der

Bürgerversicherung“, einem Wort, das allerdings etwas
ezeichnet, was wesentliche Mängel hat. Es ist ein reines
innahmemodell. Manche sagen auch „Verbreiterungs-
odell“.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Abkassieren!)

Oder „Abzocke“, natürlich. Es bringt nichts Neues be-
üglich der medizinischen Versorgung.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Das ist der Strukturvertrieb in der privaten Krankenversicherung: Abzocke! Das sind die Arbeitsplätze, die Sie schützen wollen!)


s bringt auch keinen Fortschritt bei dem Hauptproblem:
er demografischen Entwicklung, nämlich dass mehr
ltere, die bekanntlich mehr Geld kosten, von weniger

üngeren finanziert werden müssen. Dabei steigen die
eiträge immer weiter, wenn es beim jetzigen System
leibt. Es gibt auch einen Rückschritt bei der Zukunfts-
icherung, die wir mit der Krankenversicherung betrei-
en müssen. Wir müssen nämlich, auch im globalen
ettbewerb, Arbeitsplätze sichern. Wir haben die Bei-

äge stabil gemacht. Sie wollen sie wieder erhöhen,

(Widerspruch bei der SPD und dem BÜND NIS 90/DIE GRÜNEN)


icht nur bei der Parität, sondern – so die SPD – auch
urch die Aufhebung der Beitragsbemessungsgrenze für
ie Arbeitgeberseite. Das ist eine ungeheuer schwere
elastung und eine Gefährdung von Arbeitsplätzen. Da
eigt sich auch schon der wesentliche Unterschied: Wir
achen eine Politik für Wachstum und Beschäftigung,

nd Sie wollen mal wieder austesten, was man noch al-
s an Belastungen auf die Wirtschaft und die Arbeitneh-
er verteilen kann.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Deswegen gibt es so viele Minijobs!)






Heinz Lanfermann


(A) )


)(B)

Bei dem Wettbewerb zwischen den Krankenkassen
sieht es auch ganz düster aus. Die Linken fordern gleich
den Einheitsbeitrag,


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Den haben wir doch! Oder?)


und bei der SPD kommt etwas ganz Neues: Wir sind
klug und verzichten auf die Erhebung von Beiträgen aus
Zinsen und Mieterträgen; dafür machen wir eine große
Steuersäule. – Das sagt Herr Lauterbach und schreibt es
jetzt auch überall. Wissen Sie, das sind dieselben Abge-
ordneten, die uns schon wegen weniger Milliarden, die
es braucht, um zum Beispiel einen steuerfinanzierten So-
zialausgleich zu finanzieren, sagen:


(Zuruf der Abg. Kathrin Vogler Da kommt der Finanzminister; der nimmt euch das wieder weg; da kommen die Haushälter. (Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist genau so passiert!)


Aber wenn Sie die Bürgerversicherung machen, dann
kommen alle Finanzminister und Haushälter aus Bund
und Ländern und geben Ihnen die Milliarden, die bei den
Beiträgen fehlen. Das glaubt Ihnen niemand.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Bei den Grünen wird es noch absurder. Sie wollen die
Krankenkassen zu zweiten Finanzämtern machen, mit
Erhebungen, mit dem Einnehmen von Beiträgen auf
Mieten und Zinsen.


(Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das gilt für die Rentner schon heute! Da ist gar kein Unterschied!)


Allerdings wissen Sie nicht genau, ob dann auch die Be-
lastungen abgerechnet werden dürfen. Das Allerperver-
seste – wenn ich das einmal so sagen darf – bei den Grü-
nen ist: Bei der Steuer wollen Sie das Splittingmodell
zurückfahren, also dämpfen – natürlich zulasten der Bür-
ger –, und bei der gesetzlichen Krankenversicherung
wollen Sie wieder ein Splittingmodell einführen, sodass
man, wenn einer oben an der Belastungsgrenze ist und
der andere nicht, dies schön zusammenzählt, damit für
die Familie insgesamt mehr Geld herauskommt. Das ist
die 90-Prozent-Lüge von Herrn Trittin, der glaubt, er
könne der Bevölkerung weismachen, sie sei nicht betrof-
fen, da man angeblich nur bei einigen Reichen mehr
Steuern abgreift.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Faktencheck!)


Die Honorare für Kliniken und Ärzte sind ein weite-
res Problem. Sie wollen weismachen, es gäbe dann Ein-
heitshonorare, wissen aber genau, woher Sie die Milliar-
den nehmen wollen. – Nein, das wissen Sie nicht; denn
wenn es keine PKV mehr gäbe, fehlten Ihnen mindes-
tens 10 Milliarden Euro im System, weil dort – was bei
Ihnen ja indirekt wieder zur Zweiklassenmedizin führt –
bekanntlich mehr gezahlt wird und viele Praxen nur da-
von leben.

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(C (D Meine Damen und Herren, in Wirklichkeit handelt es ich um nichts anderes als um einen Systemkampf, mit em die PKV abgeschafft werden soll. Einige sagen das anz ehrlich und direkt, andere sagen: Nein, nein; es gibt inen einheitlichen Markt. – Und der größte Trickser ist atürlich wieder Herr Lauterbach, der sagt: Das machen ir ganz fair; jeder kann sich aussuchen – aber nicht von er GKV in die PKV; nein, natürlich nur umgekehrt –, on der PKV in die GKV zu wechseln; ein Jahr hat er eit dazu, er nimmt seine Rückstellungen mit, und dann t alles in Ordnung. „Rückstellungen“ ist ein gutes Wort. Sie sind scharf uf die 180 Milliarden. Die haben über die Jahre mehr ls 9 Millionen Menschen in Deutschland für ihr Alter nd für die Zukunftssicherung zusammengespart. Dauf wollen Sie zugreifen. Das Problem ist nur: Die pri ate Versicherung ist, auch wenn Sie es nicht glauben ollen, eine solidarische Versicherung, in der jeder dauf angewiesen ist, dass auch die anderen ihre Pflichten rfüllen. as heißt – das hat der Gesetzgeber so geregelt –, dass ie privaten Krankenversicherungen Zuzug brauchen on neuen und jüngeren Mitgliedern und dass die Mitlieder über die Rückstellungen füreinander einstehen. enn Sie also einen Teil aus der privaten Versicherung erausnehmen, belasten Sie damit die anderen, die bleien. Deswegen ist Ihr Modell untauglich. Ich sage Ihnen eins: Wenn Sie vor dem 22. September or den Bürger treten und sagen: „Wir haben ein tolles ngebot, nämlich die Bürgerversicherung“, dann ist das ngefähr folgendermaßen: Jemand geht auf den Markt, m sich Obst zu kaufen. Die Angebote klingen erst einal ganz fantastisch. Dann fragt er direkt einen Obst ändler: Was haben Sie denn im Angebot? Daraufhin agt der Händler: Ich habe ein wunderbares Angebot: ier habe ich faule Äpfel, da habe ich schimmelige Aplsinen, aber Sie können auch die Pflaumen mit den ürmern haben. Suchen Sie sich etwas aus. – Genau so t das mit der Bürgerversicherung. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Das ist jetzt billig, Herr Lanfermann!)


(Beifall bei der FDP)


Ich hoffe, die Frau Präsidentin gibt mir noch ein biss-
hen Redezeit.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Die vier Minuten sind um!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724712500

Das tue ich nicht, sondern weise Sie darauf hin, Herr

ollege, dass Sie schon deutlich überzogen haben.


Heinz Lanfermann (FDP):
Rede ID: ID1724712600

Das habe ich bemerkt, Frau Präsidentin. – Manchmal

llt mir der Abschied auch nicht schwer, aber ich
öchte mich trotzdem in aller Form von Ihnen verab-





Heinz Lanfermann


(A) )


)(B)

schieden. Dies ist meine letzte Rede hier im Deutschen
Bundestag.

Ich habe durch meine Arbeit in der Kommunalvertre-
tung, im Landtag, im Bundestag in verschiedenen Berei-
chen viel erlebt. Ich habe als Vorsitzender eines Untersu-
chungsausschusses in Nordrhein-Westfalen an großen
Dingen mitwirken können. Ich war dann Abgeordneter
für Brandenburg. Ich bin den Parteifreunden in Branden-
burg sehr dankbar dafür, dass sie mich hierher geschickt
haben, auch wenn ich aus dem Westen komme. Wir ha-
ben sehr gut zusammengearbeitet. In der Gesundheits-
politik haben wir auf einigen Themenfeldern viel er-
reicht. Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihr weiteres
Schaffen und danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Danke schön.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724712700

Da habe ich Sie zunächst falsch verstanden. Ich

dachte, Sie wollten mit dem üblichen Engagement auf
die Zwischenrufe eingehen. Auch ich wünsche Ihnen im
Namen des ganzen Hauses natürlich alles Gute für das,
was Sie jetzt vorhaben.


(Beifall – Heinz Lanfermann [FDP]: Danke schön!)


Ich gebe dem Kollegen Edgar Franke für die SPD-
Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Edgar Franke (SPD):
Rede ID: ID1724712800

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Herr Lanfermann hat eben in seiner letzte Rede
gesagt: Immer wieder freitags diskutieren wir das Thema
Bürgerversicherung. – Es ist in der Tat so, dass wir
schon ein paar Mal am Freitag auch die Anträge der Lin-
ken diskutiert haben.

Sicherlich sind die Anträge ein bisschen dem Bundes-
tagswahlkampf geschuldet. Das hört sich, Herr
Weinberg, zunächst ganz gut an, aber gute Absicht allein
reicht nicht. Eine Bürgerversicherung für Gesundheit
und Pflege ist sicherlich der richtige Weg, aber man
muss es handwerklich ordentlich machen. Wir brauchen
keine Einheitsversicherung. Wir brauchen auch keinen
Einheitsbeitrag. Wir brauchen vielmehr Wettbewerb um
Qualität und Leistung.

Wir brauchen auch, Herr Weinberg, einen Wettbe-
werb zwischen den Kassen. Dabei ist aber, Herr
Lanfermann, der Wettbewerb nicht das Ziel, sondern der
Wettbewerb muss das Instrument sein, um effizientere
Leistungen für die Patienten zu ermöglichen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Bis dahin könnten wir auch unterschreiben! – Beifall des Abg. Jens Spahn [CDU/CSU])


Wir brauchen eine Bürgerversicherung,


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Nein, wir brauchen Wettbewerb!)


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(C (D ie grundsätzlich einen einheitlichen Wettbewerbsrahen schafft nd damit einen fairen Wettbewerb zwischen PKV und KV gewährleistet. Das brauchen wir. (Beifall bei der SPD – Heinz Lanfermann [FDP]: Den garantieren Sie dann?)


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Was denn jetzt?)


Herr Lanfermann, mehr als 70 Prozent der Menschen
agen: Wir brauchen eine Bürgerversicherung, die strikte
rennung zwischen gesetzlicher Krankenversicherung
nd privater Krankenversicherung ist unfair. – Gerade
estern konnten wir lesen, was der Vorstandsvorsitzende
er AOK Graalmann gesagt hat: dass sich jeder dritte
rivatversicherte wünscht, wieder in die gesetzliche
rankenversicherung zurückkehren zu können.


(Beifall bei der SPD)


as ist ein deutliches Zeichen, eine Abstimmung mit
en Füßen.

Warum ist das so? Die Antwort ist ganz einfach. Es
ibt heute keine gesellschaftliche Mehrheit dafür – da
ind die Menschen sehr sensibel –, dass Normalverdie-
er, Altersrentner und chronisch Kranke automatisch der
KV zugeordnet werden, während sich die Gutverdie-
er der Solidarität entziehen können und teilweise wirk-
ch weniger Beiträge zahlen. Das empfinden viele als
ozial ungerecht. Wie heißt es im Märchen Aschenputtel
er Gebrüder Grimm – ich bin nämlich Nordhesse –:
Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpf-
hen.“ Ich glaube, das Bild zeigt, wohin die Reise geht.

Warum kann die PKV so gute Tarife anbieten? Auch
as hat einen einfachen Grund: Sie können deswegen
essere Tarife anbieten, weil sie die im Schnitt Gesünde-
n und wirtschaftlich Stärkeren versichern. Insofern ist

as eben kein fairer Wettbewerb zwischen der gesetzli-
hen Krankenkasse und der privaten Krankenversiche-
ng. Der diabetische Millionär, der öfter bei uns im Ge-

undheitsausschuss herumgegeistert ist, ist sicherlich
her die Ausnahme.

Das heißt, die private Krankenversicherung kann die
ielbeschriebene Rosinenpickerei betreiben und anders
alkulieren. Es besteht eben kein Kontrahierungszwang.

Aus Sicht der SPD ist die Patientenperspektive ent-
cheidend. Grundsätzlich muss jeder den gleichen Zu-
ang zur bestmöglichen medizinischen Versorgung ha-
en. Das ist ein Programmsatz, für den die SPD auch in
er Regierung immer gestanden hat, liebe Freundinnen
nd Freunde.

Deshalb brauchen wir einen fairen Wettbewerb zwi-
chen GKV und PKV. Was bedeutet fairer Wettbewerb?
airer Wettbewerb bedeutet – ich habe es vorhin schon
esagt – für beide Versicherungszweige einen einheitli-
hen Wettbewerbsrahmen. Das bedeutet im Wesentli-
hen drei Punkte. Es bedeutet erstens: keine Beitragsdif-
renzierungen nach individuellem Gesundheitsrisiko,

lso keine Risikoselektion. Es bedeutet zweitens, dass
ich die Beitragshöhe am Arbeitnehmereinkommen
rientiert. Es bedeutet drittens: Wir haben eine einheitli-





Dr. Edgar Franke


(A) )


)(B)

che Honorarordnung für beide Versicherungszweige.
Dann ist die Niederlassung von Ärzten an Orten mit vie-
len Privatpatienten eben nicht mehr so attraktiv. Damit
kann man gleichzeitig mittelbar auch Einfluss auf die
Verteilung der Ärzte jenseits der Bedarfsplanung neh-
men. Man hat also auch noch in der Hinsicht eine posi-
tive Wirkung, was die faire Verteilung von Ärzten be-
trifft.

Herr Weinberg, unser Bürgerversicherungsmodell un-
terscheidet sich von Ihrem Modell vor allen Dingen in
zwei Punkten.

Erster Punkt. Wir wissen, dass die Hauptlast unseres
Sozialversicherungssystems die mittleren Einkommens-
gruppen tragen. Deswegen wollen wir die Beiträge in
der Krankenversicherung stabil halten, und deswegen
wollen wir die Beitragsbemessungsgrenze gerade nicht
höher gestalten. Wir wollen den Faktor Arbeit entlasten,
was immer auch Gegenstand unserer Regierungspolitik
war. Ich glaube, das ist der richtige Weg.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Die Arbeitgebergrenze wird doch bei Ihnen erhöht! Das steht doch im Programm!)


Zweiter Punkt. Wir wollen keine Verbeitragung von
Miet- und Kapitaleinnahmen.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Freibetrag! Selbst genutztes Wohneigentum ist bei uns beitragsfrei!)


Denn gerade mit einer Verbeitragung von Mieteinnah-
men würden wir auch den kleinen Häuslebauer treffen.
Gerade das wollen wir ebenfalls nicht.

Herr Weinberg, soziale Umverteilung kann man nicht
mit dem Beitragsrecht in der Krankenversicherung ma-
chen; dazu braucht man das Steuerrecht. Wir haben nicht
nur die zweckgebundene Abgeltungsteuer vorgeschla-
gen, sondern wir haben auch ein Steuerkonzept, das es
möglich macht, dass wir mit einem erhöhten Steuerzu-
schuss die Beiträge in der Krankenversicherung niedrig
halten, Herr Spahn. Insofern ist das Bürgerversiche-
rungsmodell der SPD völlig seriös durchkalkuliert.


(Beifall bei der SPD)


Zurzeit geistern auch die anderen Modelle wieder
durch die gesundheitspolitische Diskussion. Frau Maag
hat heute Morgen schon das Bild vom toten Pferd ge-
braucht. Herr Lanfermann ist sozusagen auf ihm gerit-
ten. Aber eines ist klar: Das Pferd „Kopfpauschale“, das
Montgomery geritten hat, ist in der Tat tot, Herr Zöller.
Und wer hat es erschossen? Das war Merkel höchstper-
sönlich. Deswegen wird es, glaube ich, einkommens-
unabhängige Beiträge nicht mehr geben. Das ist auch ein
Schritt in die andere Richtung: in eine solidarisch finan-
zierte Bürgerversicherung.

Eines darf man auch nicht vergessen, nämlich unsere
Sozialstaatstradition. Helmut Schmidt hat einmal gesagt:
Die größte Kulturleistung im 20. Jahrhundert, die wir in
Deutschland haben, war der Sozialstaat. – Unsere ge-
setzliche Krankenversicherung hat zwei Weltkriege
überlebt, und sie hat Revolutionen überlebt.


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(C (D (Harald Weinberg [DIE LINKE]: Das ist umlagefinanziert, nicht steuerfinanziert!)


Das Umlagesystem ist so schlecht nicht, Herr
einberg.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Eben!)


ie Kapitaldeckung hat gerade in der Finanzmarktkrise
da gebe ich Ihnen ja recht – einige Schwierigkeiten ge-
abt. Die Verzinsung war schlecht. Ich glaube, man hat
a das grundsätzliche Problem der privaten Krankenver-
icherung perspektivisch gesehen.

Letzter Punkt – meine Redezeit läuft langsam ab – ist
ie Frage, wie wir es mit der Beitragsautonomie halten.
uch das ist ein Punkt, den ich unter Wettbewerb subsu-
ieren würde. Die Krankenkassen haben, angeregt

urch diese Regierung, viel zu hohe Beiträge festgesetzt.
h glaube, wir brauchen wieder Beitragsautonomie, um

iesen fairen Wettbewerb, den ich beschrieben habe, ein-
uleiten.


(Zurufe von der FDP)


Sehr geehrter Lars Lindemann, ich wundere mich im-
er, dass ihr den Einheitsbeitrag beibehalten habt, weil
r doch sonst immer für Wettbewerb seid.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Haben Sie doch abgeschafft!)


Wenn wir Wettbewerb hätten, –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724712900

Herr Kollege.


Dr. Edgar Franke (SPD):
Rede ID: ID1724713000

– hätten wir einen ganz anderen Beitragssatz, als wir

n jetzt haben.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Wir haben ja die Zusatzbeiträge gemacht! Die gefallen ihnen ja nicht!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724713100

Herr Kollege.


Dr. Edgar Franke (SPD):
Rede ID: ID1724713200

Ich darf vielleicht noch zwei Sätze sagen.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie haben den Beitrag gemacht!)


Der vorliegende Antrag der Linken bedeutet bezogen
uf die Zuzahlungen Mindereinnahmen im Haushalt in
öhe von 3 Milliarden Euro.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Das macht denen gar nichts aus!)


icherlich sind Zuzahlungen als Steuerungselement
icht geeignet.

Wir brauchen eine seriöse Gegenfinanzierung. Eine
eriöse Gegenfinanzierung war immer ein Prinzip der
olitik der SPD im Bereich Gesundheit.






(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724713300

Herr Kollege Franke.


Dr. Edgar Franke (SPD):
Rede ID: ID1724713400

In dem Sinne, glaube ich, müssen wir sehen, dass wir

die Bürgerversicherung langsam einführen und politi-
sche Schritte gehen, –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724713500

Herr Kollege Franke.


Dr. Edgar Franke (SPD):
Rede ID: ID1724713600

– um die Patientinnen und Patienten besser zu versor-

gen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Abstellen den Mann!)


Ich danke Ihnen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724713700

Sie brauchen sich bei mir nicht zu bedanken. Das war

nämlich nicht freiwillig.


(Heiterkeit – Beifall bei der SPD)


Ich gebe dem Kollegen Willi Zylajew jetzt das Wort
für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Willi Zylajew (CDU):
Rede ID: ID1724713800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Dieser Antrag ist der erneute Aufguss einer Tinktur, die
als Wundermittel für das Gesundheitswesen angepriesen
wird. Dieses propagierte Wundermittel soll hochwirk-
sam sein, für und gegen alles gut. Es soll unabhängig
von jeder Prozessqualität entwickelt werden. Damit ver-
bunden sind Heilsversprechen.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Manchmal funktioniert sogar Placebo!)


– Kollege Weinberg, die hohe Ergebnisqualität wird in
Aussicht gestellt – da gebe ich Ihnen recht –, zumindest
für den, der daran glaubt.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


„Bürgerversicherung“ ist so ein Zauberwort – ich
wiederhole es –: für und gegen alles gut. Dieses Wunder-
mittel wird in unterschiedlichen Varianten entwickelt. Es
gibt in unserer Gesellschaft bzw. im Deutschen Bundes-
tag zurzeit verschiedene Varianten, die wir begutachten
sollen. Es entsteht der Eindruck, dass die Bürgerversi-
cherung selbst gegen Beschwerden hilft, die man ohne
deren Einführung gar nicht hätte.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


Dies wird nach meiner Einschätzung ein Stück weit
aus dem Antrag der Drucksache 17/7197 deutlich. Er
enthält die immer wieder auftauchenden Positionen.
Dennoch haben wir uns sorgfältig mit dem Thema ausei-
nandergesetzt. Wir haben uns in einer Anhörung damit
befasst, haben alle Experten aus der Republik um ihre

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(C (D tellungnahmen gebeten, uns angeschaut, was es an öglichen Hoffnungen in diesem Bereich gibt, müssen Ergebnis aber feststellen: Es ist und bleibt ein Wun ermittel, dessen Wirksamkeit wir ganz erheblich in weifel ziehen. Dies tun auch alle Experten. Es war nieand dabei, den man ernst nehmen muss, der deutlich emacht hätte, dass es hier Chancen gibt. (Harald Weinberg [DIE LINKE]: Nicht alle! – Mechthild Rawert [SPD]: Sie waren auf einer anderen Anhörung!)


Ich beginne mit der Frage „Einbeziehung aller Ein-
ommensarten“ – es ist schon von Vorrednern angedeu-
t worden –: Einnahmen aus Kapital, Mieten, Pachten
sw. Dazu müsste man eine neue Kranken- und Pflege-
ersicherung, eine Einheitskasse, einen Apparat auf-
auen, der irrsinnig wäre.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Den gibt es schon! In den Finanzämtern!)


h glaube, dieser Verwaltungsapparat würde einen
roßteil der Mittel aufzehren, sodass vermutlich dem-
ächst die Verwaltungskosten höher wären als die Hono-
re, die wir an Ärzte zahlen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich will darauf hinweisen, dass man diese Beitrags-
ittel monatsscharf einziehen müsste. Es müsste also

arallel zum Finanzamt ein Apparat aufgebaut werden.
azu sagt selbst der GKV-Spitzenverband – schauen Sie

ich das Protokoll der Anhörung an –: Das ist unrealis-
sch, unvernünftig, unverhältnismäßig und einfach nicht
raktikabel.

Ich spreche jetzt – weil es im Aufguss eine Rolle
pielt – das Thema Beitragsbemessungsgrenze an. Wir
issen: Dagegen steht das Äquivalenzprinzip.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Jetzt kommt schon wieder das Äquivalenzprinzip in der gesetzlichen Krankenkasse!)


Frau Dr. Bunge, auch in der Sozialversicherung müs-
en Beitrag und Leistung irgendwo in einem Verhältnis
ueinander stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Es gibt Solidarität im Verhältnis und nicht Äquivalenz! Das ist sozial determiniert!)


Das ist eindeutig. Nicht nur für mich ist das nicht allein
ine juristische Frage, sondern auch eine Frage, wie die
enschen das empfinden.

Der nächste Teil im Aufguss ist die Botschaft, dass
ine Einheitskasse – bei der mit der PKV auch die Bei-
ilfe wegfallen würde – alles richten und regeln kann.
ie Lebenserfahrung bzw. die praktische Erfahrung

eigt uns: Das Gegenteil ist richtig. Solch eine Einheits-
asse schadet unserem Gesundheitswesen. Die gesamte
esellschaft erzielt aus unserer Sicht gute Erfolge durch
ettbewerb in fast allen Lebens- und Wirtschaftsberei-

hen, in der Bildung, dem Sport und in der Kultur. Das
ilt auch für das Gesundheitswesen und die Pflege.





Willi Zylajew


(A) )


)(B)

Selbst die GKV, die, was ihre Leistungen bzw. Bei-
träge anbelangt, geregelt ist, profitiert vom Wettbewerb
der Kassen untereinander. Die Menschen entscheiden
sich für eine bestimme Kasse – mal für die eine, mal für
die andere –, weil sie eine bestimmte Kasse als für sich
vorteilhaft empfinden. Ich finde, die Kassen müssen um
Mitglieder werben bzw. sich durch Service, Satzungs-
leistungen und Angebote für besondere Leistungen um
Mitglieder bemühen.

Die Einheitskasse würde zu einer Reduzierung füh-
ren. Wir sind uns auch relativ sicher: Nach der Einheits-
kasse, die Sie wollen – –


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Die wollen wir gar nicht!)


– Natürlich wollen Sie eine Einheitskasse.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Einheitsmensch! – Harald Weinberg [DIE LINKE]: § 1 SGB V! Das sollten Sie aber wissen!)


Eine Einheitsversicherung ist eine Einheitskasse; das ist
doch das Gleiche. Machen Sie sich doch nichts vor: In
Ihrem System ist kein Wettbewerb vorgesehen. Sie wol-
len alle Systeme abschaffen. Es soll eine Kasse geben,
die Geld einzieht. Dabei lassen Sie völlig offen, in wel-
cher Form das geschehen soll. Dabei haben Sie sich mit
der Realität überhaupt noch nicht auseinandergesetzt.

Anschließend wird ja auch eine Einheitsversorgung
kommen. Dies muss man den Menschen auch ein Stück
weit deutlich sagen. Wenn Sie sich damit auf den Markt
stellen, werden Sie sich wundern, wie gering das Inte-
resse sein wird, wenn Ihrer 08/15-Bürgerversicherung
dann auch noch eine 08/15-Bürgerversorgung folgt.


(Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn das für ein Quatsch?)


Wir sagen Ihnen klar und eindeutig: Wettbewerb wird
uns weiterhelfen. Wir haben bisher vom Wettbewerb pro-
fitiert. Im Gesundheitswesen und in der Pflege können
wir beachtliche Erfolge verzeichnen. Da ist Deutschland
vielen anderen Ländern weit überlegen – auch wenn wir
immer wieder ein Stück weit nachjustieren müssen. Ob
Pflege oder Gesundheitswesen: Wir als Union wollen
Qualität, wir wollen Vielfalt, wir wollen Wettbewerb, wir
wollen eine gute Versorgung im gesamten Bundesgebiet,
wir wollen gute Leistungen. Daher lehnen wir Ihren An-
trag ab.

Danke sehr für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jens Spahn [CDU/CSU]: Richtig hergeleitete Schlussfolgerung!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724713900

Der Kollege Harald Weinberg hat jetzt das Wort für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Liebe Kolleginnen nd Kollegen! Meine Damen und Herren! Erst einmal orab: Wir stehen für einen fairen demokratischen Wettewerb der Ideen untereinander. Ihre Idee ist – das issen wir schon seit längerem – die einkommensunabängige Kopfpauschale. Unsere Idee ist die Bürgerversiherung. Am Ende werden die Wählerinnen und Wähler ntscheiden, welche von beiden Ideen zum Zuge komen wird. Dazu stehen wir auch, Herr Spahn; das ist so. Zur Bürgerversicherung allgemein und insbesondere u unserem Vorschlag wird nicht nur, aber auch hier und eute eine Menge Unsinn erzählt. Meine Redezeit ist ehr kurz. (Jens Spahn [CDU/CSU]: Das hängt mit den Wählern zusammen!)

Harald Weinberg (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724714000

eswegen werde ich versuchen, einige dieser Punkte
ufzunehmen und richtigzustellen.

So behaupten Union und FDP, teilweise auch SPD
nd Grüne, dass unsere Vorstellungen eines solidari-
chen Gesundheitssystems nicht mit der Verfassung zu
ereinbaren seien, in wesentlichen Teilen verfassungs-
idrig seien. Gerade vor dem Hintergrund der letzten
ebatte, die wir geführt haben, muss ich sagen: Das sa-
en uns schon die richtigen Verfassungsexperten. Alle
iese Fraktionen haben nämlich Gesetze beschlossen,
ie sich später als verfassungswidrig herausgestellt ha-
en, und sie haben es in dem Bewusstsein getan, dass sie
erfassungswidrig sind.


(Zuruf von der FDP: Unerhört!)


Natürlich! Klar!


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as Europa- und Bundeswahlrecht, die Sicherungsver-
ahrung, die Vorratsdatenspeicherung und das Splitting
ei gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, all das ist
urch das Verfassungsgericht wieder kassiert worden;
ie mussten nachbessern. Das ist so. Sie wussten es teil-
eise schon vorher. Das ist die Faktenlage. Ich an Ihrer
telle würde mir überlegen, ob Sie wirklich die Berufe-
en sind, uns an dieser Stelle das Grundgesetz zu erklä-
n.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as überlassen Sie vielleicht besser anderen.

In diesen Tagen ist eine Studie des WSI, des Wirt-
chafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts des Deut-
chen Gewerkschaftsbundes, veröffentlicht worden. Das
stitut hat sich von Ihrer Rhetorik nicht verunsichern
ssen und hat unseren Vorschlag, die Beitragsbemes-

ungsgrenze abzuschaffen, in einem Rechtsgutachten
ntersuchen lassen. Es hat sich herausgestellt: Es ist ver-
ssungsrechtlich möglich.


(Beifall bei der LINKEN)






Harald Weinberg


(A) )


)(B)

Die Beitragsbemessungsgrenze – das nur noch einmal
als allgemeine Information – sorgt dafür, dass Menschen
mit hohem Einkommen prozentual weniger Krankenver-
sicherungsbeiträge zahlen müssen als die mit mittlerem
oder geringem Einkommen,


(Heinz Lanfermann [FDP]: Wie beim Brot!)


weil die Beiträge gedeckelt sind. Das ist ungerecht, und
das wollen wir abschaffen.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie sagen: Das ist nicht verfassungsmäßig. Wir haben
festgestellt: Das ist durchaus verfassungsmäßig; es ent-
spricht dem Sozialstaatsgedanken.


(Rudolf Henke [CDU/CSU]: Verstoß gegen das Äquivalenzprinzip! – Heinz Lanfermann [FDP]: Das Brot ist für die Reichen auch billiger als für die Armen!)


Jetzt kommen wir noch einmal zu dem Thema „Ab-
schaffung der privaten Krankenversicherung“. Ich will
es verhältnismäßig kurz machen. Jedes Gesetz greift in
bestehende Verträge, in das Eigentum und gegebenen-
falls auch in die Berufsfreiheit ein. Es steht außer Frage,
dass das so geschieht. Ob das verfassungsrechtlich geht
oder nicht, hängt davon ab, ob der Eingriff angesichts
des gewünschten Ziels gerechtfertigt ist oder nicht, ob
der Gesetzgeber Gestaltungsspielräume hat oder nicht.
Das Ziel, das wir mit der Bürgerversicherung erreichen
wollen, hat einen hohen Verfassungsrang. Es geht da-
rum, die gesetzliche Krankenversicherung in der Zu-
kunft funktionsfähig zu halten, alle Menschen in eine
hochwertige Gesundheitsversorgung einzubeziehen und
das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes zu erfüllen.


(Beifall bei der LINKEN)


Noch einmal zu dem Thema der Abschaffung der
PKV. Die Vorstellungen der Grünen und der SPD gehen
dahin, wahlweise eine Übergangsfrist vorzusehen oder
einen Zwang für private Krankenversicherer, Bürgerver-
sicherungskonditionen anzubieten. Das würde beides
das Geschäftsmodell der privaten Krankenversicherung
im Prinzip genauso kaputtmachen und letztlich nur einen
sanften Tod der privaten Krankenversicherung herbei-
führen. Der Unterschied zu uns ist im Wesentlichen der,
dass wir klar sagen, was wir an dieser Stelle wollen.


(Beifall bei der LINKEN)


Zu der Frage von Belastung von allen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Er hat schon zehn Minuten!)


Noch einmal ganz klar: Unser Bürgerversicherungskon-
zept führt dazu, dass Versicherte mit einem Einkommen
von unter 6 000 Euro im Monat entlastet werden, und
Versicherte mit einem Einkommen von über 6 000 Euro
im Monat werden belastet. Wer anderes behauptet, wie
das beispielsweise in der Bertelsmann-Studie geschieht,
redet Unsinn.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Jetzt noch einmal zum Thema Arbeitsplätze, weil das uch immer wieder angesprochen worden ist; 76 000 Areitsplätze. Man muss als Allererstes feststellen, dass ie ganz offensichtlich die Interessenvertreter des Strukrvertriebs der privaten Krankenassekuranz sind; vulgo: rückerkolonnen. Die Hälfte dieser Arbeitsplätze liegen Strukturvertrieb. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das sind jetzt keine Menschen? – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Was haben Sie eigentlich für ein Menschenbild? Ich bin entsetzt!)


as sind Menschen, die bis zu neun Monatsbeiträge erst
inmal für sich selber kassieren. Sie wissen, dass dieses
eschäftsmodell nicht besonders schön ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein Weiteres.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724714100

Herr Kollege.


Harald Weinberg (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724714200

Ja. Vielleicht noch zwei Sätze.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Das sagen aber heute alle! – Gegenruf des Abg. Willi Zylajew [CDU/CSU]: Nein, ich war schneller!)


Mit der Absenkung der Beiträge, die unser Konzept
einhaltet, geht logischerweise eine Stärkung der Bin-
ennachfrage einher.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Abstellen!)


Ergebnis werden mehr Arbeitsplätze geschaffen, als
erloren gehen. Das muss man real sehen.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724714300

Herr Kollege.


Harald Weinberg (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724714400

Was Sie machen, ist nie gewerkschaftliche Position

ewesen. Sie vertreten sozusagen den Heizer auf der E-
ok.

Ein Letztes. Den Menschen in diesem Lande sei ge-
agt: Lassen Sie sich nicht alles erzählen von denjeni-
en, die die Bürgerversicherung kaputtreden wollen
ach dem Motto:


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Abstellen! Einfach abstellen!)


Wenn man es nur oft genug sagt, dann wird schon et-
as hängen bleiben. – Das sind diejenigen, die von dem
isherigen System zu Unrecht profitieren und die Sie
erunsichern wollen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724714500

Herr Kollege Weinberg.






(A) )


)(B)


Harald Weinberg (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724714600

Wer ein solidarisches Gesundheitswesen möchte, der

wählt die Bürgerinnen-und-Bürger-Versicherung, und
der wählt die Linke.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Fahren Sie lieber zum Parteitag! – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Ab zum Parteitag jetzt!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724714700

Elisabeth Scharfenberg hat jetzt das Wort für Bünd-

nis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-
legen! Allein das Wort Bürgerversicherung in den Mund
zu nehmen, reicht im Moment schon aus, um die Gemü-
ter der Union und FDP richtig hochkochen zu lassen.
Seit Wochen machen Sie und einige sich als Verlierer
wähnende Lobbygruppen gegen das Konzept der Bür-
gerversicherung mobil. Das wird Ihnen aber nichts
nützen, weil die Bürgerinnen und Bürger von einer
Zweiklassenmedizin genug haben. Auch die Privatversi-
cherten haben genug von den absolut unkalkulierbaren
Steigerungen ihrer Versicherungsbeiträge.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Bürgerversicherung muss kommen. Das wissen
Sie genauso gut wie wir auf dieser Seite des Parlaments.
Ich persönlich zähle dabei auf die Einsichtsfähigkeit der
Bundeskanzlerin. Ist sie doch bekannt dafür, ihr Mäntel-
chen schnell zu wenden, wenn der Wind aus einer ganz
anderen Richtung weht.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Ach was! Nein, nein! Sie haben das falsch verstanden!)


Doch eine Bürgerversicherung für Gesundheit und für
Pflege muss natürlich auch umsetzbar sein. Da liegen
wir Grünen und die Linken mit unseren Vorstellungen
weit auseinander. Die Linke möchte eine Einheitsversi-
cherung. Wir nicht. Das sage ich gleich noch einmal,
falls mich der eine oder andere auf der Regierungsbank
nicht richtig verstanden hat: Eine Bürgerversicherung
bedeutet nicht, die Einheits-AOK einzuführen. Das kön-
nen Sie sich als Argument für die nächsten Podiumsdis-
kussionen einfach abschminken. Wir Grüne wollen eine
vielfältige Kassenlandschaft, die eine Bürgerversiche-
rung anbietet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Harald Weinberg [DIE LINKE]: Mit 114 Kassen!)


Die Linke möchte die Beitragsbemessungsgrenze ab-
schaffen. Wir nicht. Abschaffen ist völlig überzogen.
Eine Anpassung an das geltende Niveau in der Renten-
versicherung ist unserer Meinung nach sachgerecht.

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(C (D uch in der Pflegeversicherung will die Linke eine Bürerversicherung, allerdings sind ihre Beitragssatzsenungsfantasien in unseren Augen völlig unrealistisch. en Wertverlust und auch die Umsetzung eines neuen flegebedürftigkeitsbegriffs werden sie langfristig nicht nter 2 Prozent halten können. Union und FDP machen es sich noch einfacher. Sie enken gar nicht erst über den neuen Pflegebegriff nach nd auch nicht über die damit einhergehenden Beitragsatzsteigerungen, die dann umzusetzen sind. Sie reichen ie Reformbaustelle einfach an die nächste Regierung eiter. Das ist ehrlich gesagt armselig. Es wird dem Parlament nicht einmal mehr die Mögchkeit gegeben, sich über die Empfehlungen des Exertenbeirats auszutauschen, weil wir den Bericht gar icht erst in die Hände bekommen, um darüber zu diskueren. (Jens Spahn [CDU/CSU]: Ist noch gar nicht fertig!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Den Schwarzen Peter dem Beirat zuzuschieben nach
em Motto, er hätte nicht schnell genug gearbeitet, und
eshalb sei der Bericht nicht rechtzeitig fertig geworden,
t nun wirklich eine Verdrehung der Tatsachen. Der
uftrag für den Bericht kam aus dem Haus des Gesund-
eitsministers. Dort muss dann auch Sorge dafür getra-
en werden, dass der Bericht rechtzeitig fertig wird. Das
sse ich unserem Gesundheitsminister überhaupt nicht
urchgehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die grüne Pflegebürgerversicherung könnte das Pro-
lem auf einen Schlag lösen. Vielleicht denken Sie, liebe
olleginnen und Kollegen von der Koalition einfach

inmal nach, statt nur reflexhaft dagegen zu beißen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten bei der SPD – Jens Spahn [CDU/CSU]: Wir sind doch ganz lieb!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724714800

Damit schließe ich die Aussprache. Wir kommen zur

eschlussempfehlung des Ausschusses für Gesundheit
u dem Antrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel
Gesundheit und Pflege solidarisch finanzieren“. Der
usschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 17/13929, den Antrag der Fraktion Die
inke auf Drucksache 17/7197 abzulehnen. Wer stimmt
r die Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
nthaltungen? – Damit ist die Beschlussempfehlung an-
enommen bei Zustimmung durch CDU/CSU, FDP und
PD. Dagegen hat die Fraktion Die Linke gestimmt.
ündnis 90/Die Grünen haben sich enthalten.

Ich komme zur Abstimmung über die Beschlussemp-
hlung des Ausschusses für Gesundheit zu dem Antrag

er Fraktion Die Linke mit dem Titel „Zuzahlungen für
atientinnen und Patienten jetzt abschaffen“. Der Aus-
chuss empfiehlt auf Drucksache 17/13067, den Antrag





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

auf Drucksache 17/9067 abzulehnen. Wer stimmt für die
Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
haltungen? – Die Beschlussempfehlung ist angenommen
bei Zustimmung durch CDU/CSU, FDP und SPD. Dage-
gen war die Fraktion Die Linke. Bündnis 90/Die Grünen
haben sich enthalten.

Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 64 a und b
auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sibylle
Pfeiffer, Dr. Christian Ruck, Hartwig Fischer

(Göttingen), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
Dr. Christiane Ratjen-Damerau, Michael Kauch,
Helga Daub, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP

Millenniumsentwicklungsziele, Post-MDG-
Agenda und Nachhaltigkeitsziele – Für eine
gut verständliche, umsetzungsorientierte und
nachprüfbare globale Entwicklungs- und
Nachhaltigkeitsagenda nach 2015

– Drucksache 17/13893 –

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung (19. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Bärbel
Kofler, Dr. h. c. Gernot Erler, Ulla Burchardt,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
SPD

Für eine nachhaltige Entwicklungsagenda
ab 2015 – Millenniumsentwicklungsziele
und Nachhaltigkeitsziele gemeinsam gestal-
ten

– zu dem Antrag der Abgeordneten Thilo
Hoppe, Dr. Valerie Wilms, Ute Koczy, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Für universelle Nachhaltigkeitsziele – Ent-
wicklungs- und Umweltagenda zusammen-
führen

– Drucksachen 17/13762, 17/13727, 17/13945 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Sibylle Pfeiffer
Dr. Bärbel Kofler
Helga Daub
Heike Hänsel
Thilo Hoppe

Hierzu ist vorgesehen, eine halbe Stunde zu debattie-
ren. – Dazu höre ich und sehe ich keinen Widerspruch.
Dann verfahren wir so.

Ich erteile für die FDP-Fraktion dem Kollegen Harald
Leibrecht das Wort.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Harald Leibrecht (FDP):
Rede ID: ID1724714900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

eute lief hier in Berlin die Diskussion zu den Empfeh-
ngen zur Post-2015-Entwicklungsagenda, die Altbun-

espräsident Horst Köhler als Mitglied des Beratungs-
remiums des UN-Generalsekretärs für Deutschland
itgestaltet hat. Es passt also sehr gut, dass wir heute die
ukunft der globalen Entwicklungsagenda im Deutschen
undestag diskutieren.

Die Millenniumsentwicklungsziele sind ein Meilen-
tein hin zu einer gerechten Welt. Sie sind Ansporn und

aßstab zugleich für die weltweiten Anstrengungen im
ampf gegen Armut und Unterentwicklung. Dank des
roßen Engagements vieler Geberländer, Nichtregie-
ngsorganisationen und auch vieler privater Geber sind

is heute beachtliche Fortschritte gemacht worden. Die
ahl der Menschen, die von extremer Armut betroffen
ind, konnte halbiert werden. Die Bildungschancen ha-
en sich vor allem auch für Mädchen deutlich verbes-
ert. Die Zahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem
rinkwasser konnte ebenfalls halbiert werden.

Leider konnten in den Bereichen der Bekämpfung des
ungers, der Verringerung der Mütter- und Kindersterb-
chkeit und der Gleichstellung der Geschlechter die
iele trotz Verbesserungen nicht erreicht werden und
leiben weiterhin eine große Herausforderung. Die nicht
rreichten Ziele und die Bekämpfung der Armut müssen
arum Teil dieser neuen Agenda sein. Daher begrüße ich
en Vorschlag der Vereinten Nationen, die extreme Ar-
ut – sie betrifft Menschen, die mit weniger als

,25 Dollar pro Tag auskommen müssen – sowie den
unger in der Welt bis 2030 vollständig zu beseitigen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Die globale Entwicklungs- und Nachhaltigkeits-
genda steht vor der großen Herausforderung, die Ziele
er Armutsbekämpfung und der Nachhaltigkeit, die so-
enannten Sustainable Development Goals, die SDGs,
u vereinen. Mit der Zusammenführung der Prozesse
on MDGs und SDGs wird etwas Neues geschaffen. Wir
hren entwicklungspolitische Ziele und eine globale

achhaltige Entwicklung zusammen. Um die weltweiten
erausforderungen bewältigen zu können, müssen wir
eg von dem engen Denken in fachpolitischen Grenzen
nd müssen hin zu einer Politik, die alle handelnden Per-
onen, Institutionen und Handlungsfelder zusammen-
hrt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Schon heute enthalten die MDGs den Aspekt der öko-
gischen Nachhaltigkeit. Trotzdem stehen wir beim
eltweiten Klima- und Umweltschutz noch vor einem
erg von Aufgaben. Die CO2-Emissionen steigen welt-
eit weiter an. Viele Entwicklungsländer kämpfen mit
en Folgen des Klimawandels. Die Zerstörung der Re-
enwälder ist vielerorts immer noch erschreckend. Im-





Harald Leibrecht


(A) )


)(B)

mer mehr Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben
bedroht. Die Ergebnisse der Arbeit der Enquete-Kom-
mission „Wohlstand, Wachstum, Lebensqualität“ ma-
chen deutlich, wo Umweltgrenzen überschritten werden
und dass wir das Problem der globalen Güter nur durch
globale Antworten lösen können und hierfür die Struktu-
ren der Global Governance stärken müssen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir alle wissen,
dass den Menschen ohne intakte Umwelt und ohne in-
taktes Klima die Lebensgrundlage genommen wird. Ich
begrüße es, dass Deutschland ab 2013 jährlich 500 Mil-
lionen Euro in den weltweiten Naturschutz und den Er-
halt der Artenvielfalt investiert. Das ist ein richtiger
Schritt und ein ermutigendes Signal, das deutlich macht,
dass die Bundesregierung ihre internationalen Verpflich-
tungen ernst nimmt.

Ich begrüße ferner, dass der Bundestag fraktionsüber-
greifend beschlossen hat, dass das Parlament zukünftig
frühzeitig und umfassend über laufende und zu erwar-
tende Verhandlungen zur Umwelt- und Nachhaltigkeits-
politik im Rahmen der Vereinten Nationen informiert
wird und dass dadurch seine Beschlüsse auch berück-
sichtigt werden. Das war leider nicht immer der Fall; wir
wurden oftmals, zum Beispiel bei Regierungsverhand-
lungen, vor vollendete Tatsachen gestellt.

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen,
bitte gestatten Sie mir zum Abschluss eine persönliche
Anmerkung. Da ich nicht mehr für den Deutschen Bun-
destag kandidiere und dies wohl meine letzte Rede in
diesem Hohen Haus sein wird, möchte ich die Gelegen-
heit nutzen, mich bei all meinen Kolleginnen und Kolle-
gen, mit denen ich in den vergangenen elf Jahren zu tun
hatte – sei es in meiner eigenen Fraktion, sei es in den
anderen Fraktionen –, für die sehr gute, kollegiale und
freundschaftliche Zusammenarbeit zu bedanken. Ob frü-
her im Auswärtigen Ausschuss, im Ausschuss für wirt-
schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, im Un-
terausschuss „Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik“
oder früher für viele Jahre im Unterausschuss „Abrüs-
tung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung“: Wir hat-
ten jederzeit ein gutes und faires Miteinander, manchmal
hart in der Sache, aber immer herzlich im persönlichen
Umgang.

Es war und ist für mich eine große Ehre und auch eine
Freude, Mitglied des Deutschen Bundestages zu sein.
Das ist schon etwas ganz Besonderes und wahrlich keine
Selbstverständlichkeit. Nach drei Legislaturperioden
möchte ich mich wieder verstärkt dem eigenen Unter-
nehmen widmen und mich neuen Herausforderungen
stellen. Auch wenn der Abschied aus dem Bundestag mit
etwas Wehmut einhergeht, so freue ich mich auf das,
was kommt, und ich wünsche mir etwas mehr Zeit für
meine wunderbare Frau, für meine Kinder, für meine
Freunde.

Ich danke auch meinem Mitarbeiterteam, das mich
über viele Jahre hinweg so fleißig, geduldig, immer fröh-

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(C (D ch und engagiert unterstützt hat. Ich danke den Mitareiterinnen und Mitarbeitern des Deutschen Bundestaes für ihre großartige Unterstützung, die ich immer sehr eschätzt habe. Ich wünsche allen Mitgliedern des Bundestages alles ute und allseits eine glückliche Hand bei ihrer parlaentarischen Arbeit. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ehaltet immer das Wohl der Menschen, die in diesem underbaren Land leben, im Blick und vergesst nie, für en ihr hier in diesem Hohen Haus sitzt. Alles Gute, auf Wiedersehen und nochmals vielen ank! Herr Kollege, auch wir wünschen Ihnen alles Gute nd viel Erfolg und Freude bei dem, was Sie jetzt vorhaen. Jetzt gebe ich der Kollegin Bärbel Kofler für die PD-Fraktion das Wort. Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle en! Wir debattieren heute, leider zu etwas vorgerückter tunde am Nachmittag, über ein sehr wichtiges Thema. h bin froh, dass wir auch in diesem Auditorium die Gegenheit haben, das Thema der Millenniumsentwickngsziele und die Frage zu diskutieren, wie wir mit dem rozess der Neugestaltung und Ausgestaltung der nachlgenden Ziele zur nachhaltigen Entwicklung, den Susinable Development Goals, umgehen. Es ist angesprochen worden, dass die MDGs, die Milnniumsentwicklungsziele, einen großen Entwicklungsrtschritt gebracht haben, dass sie zu großen Anstren ungen vieler Länder und vieler Menschen geführt aben und dazu beigetragen haben, Armut wirklich subtanziell zu bekämpfen. Ich glaube, darüber sind wir uns diesem Haus weitgehend einig. Bei vielen der Ziele ind positive Ergebnisse zu sehen. Gerade im Bereich er Bildung ist vieles passiert, auch bei der Bekämpfung xtremer Armut ist einiges wirklich vorangegangen. Trotzdem muss man auch im Zusammenhang mit den DGs erkennen, dass die regionalen Unterschiede und isparitäten unheimlich groß sind und nicht alle Punkte, ie für eine nachhaltige Armutsbekämpfung relevant ind, in den acht MDGs aufgegriffen wurden. Deshalb laube ich, dass die Überleitung von den 2015 auslaunden MDGs zu den SDGs von eminenter Bedeutung t und es ganz wichtig ist, dass wir Parlamentarier uns diesen Prozess einbringen. Es hat jetzt einen ersten wischenbericht des High Level Panels der UN zum hema des Übergangs zwischen den beiden Prozessen egeben. Hier ist sicherlich sehr positiv anzumerken, ass man sich einheitlich für eine Agenda globaler Enticklungsund Nachhaltigkeitsziele ausgesprochen hat. s ist aber auch anzumerken, dass zum Beispiel VENRO ritik an diesem Bericht geäußert hat, die wir, glaube Dr. Bärbel Kofler )


(Beifall im ganzen Hause)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724715000

(Beifall)

Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1724715100




(A) )

ich, ernst nehmen sollten. VENRO kritisiert, dass keine
Konsequenzen gezogen werden, obwohl bekannt ist, wo
die Problemfelder liegen.

Ein Beispiel: Aus der Erkenntnis, dass ein rein auf
Wachstum basierendes Wirtschafts- und Gesellschafts-
modell auch negative Folgen haben kann, werden keine
Konsequenzen gezogen. Es wird angemerkt – das ist ent-
scheidend –, dass alle Länder in den SDG-Prozess einbe-
zogen werden sollten. Die Verantwortung darf also nicht
nur bei den Entwicklungsländern abgeladen werden,
sondern auch wir müssen unser Verhalten ändern, wenn
es zum Beispiel um Wachstum und Klimawandel geht.
Wie ist das mit nachhaltigem Wachstum? Wie gehen wir
mit Ressourcen um, mit all den negativen Konsequenzen
des Klimawandels gerade bei den Ärmsten der Armen?

Es geht aber auch grundsätzlich darum, bei unserer
Gesetzgebung Veränderungen vorzunehmen. Als Bei-
spiel nenne ich die Debatte, die wir hier vor einigen Mo-
naten über die Gesetzgebung zur Einführung verpflich-
tender Sozialstandards in der Lieferkette geführt haben.
Wir müssen mit unserer Gesetzgebung dazu beitragen,
dass die Näherin in Bangladesch zu vernünftigen Ar-
beitsbedingungen arbeiten kann und damit einen Beitrag
dazu leisten kann, aus der Armut herauszukommen.

Wir haben große Verpflichtungen, sowohl in unserer
nationalen Gesetzgebung als auch in der europäischen
Gesetzgebung. Wir können nicht warten und immer nur
auf die Entwicklungsländer zeigen, sondern wir müssen
selbst handeln und aktiv werden. So ist es im SDG-Pro-
zess angelegt, und es muss ihm auch zugrunde gelegt
werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir Sozialdemokraten haben in unserem Antrag vier
Themenfelder formuliert, die für uns von großer Bedeu-
tung sind. Diese sollten in die Zielsetzung aufgenommen
werden. Die Themen nachhaltiges Wirtschaften und Kli-
maschutz habe ich bereits angesprochen. Aber es gibt
zwei weitere Punkte, die von entscheidender Bedeutung
sind, bisher aber nicht ausreichend berücksichtigt wor-
den sind.

Zum Thema soziale Sicherung und Basisschutz. Las-
sen Sie mich zitieren, was die ILO, die Internationale
Arbeitsorganisation in Genf, zum weltweiten Basis-
schutz für die Menschen sagt – ich zitiere –:

Basis-Gesundheitsversorgung ist eine besonders er-
folgversprechende Methode, die Lebensbedingun-
gen armer Menschen durch den Schutz vor untrag-
baren ökonomischen Risiken zu verbessern.

Er trägt also nachhaltig dazu bei, die Menschen aus der
Armut herauszuholen. Dadurch erhalten sie die Chance,
zukünftig ein besseres Leben zu führen, selbstbestimmt
existieren zu können und ihre Familien ernähren zu kön-
nen.

Mein dritter Punkt ist das Thema menschenwürdige
Arbeit. Auch hierzu hat die ILO einige Ausführungen
gemacht. Wir sollten das als neuen Unterpunkt der SDGs

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(C (D nerkennen und in die entsprechenden Prozesse einbeiehen. Mein vierter Punkt. Transparenz und faire Handelsbeiehungen sind uns sehr wichtig. Frau Kofler. Die Anforderungen der EU-Transparenzrichtlinie ürden hier einen entscheidenden Beitrag leisten. Es äre wichtig, diese neuen Ansätze in den SDG-Prozess inzubeziehen. Ich bedanke mich. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724715200
Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1724715300


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724715400

Sibylle Pfeiffer hat jetzt das Wort für die CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1724715500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

den Jahren 1999/2000 waren sie plötzlich da: die
DGs. Acht einfache Sätze, acht Zielvorgaben, einfach,

erständlich, nicht perfekt, teilweise sich in den Forde-
ngen wiederholend, aber es waren Ziele, und alle rich-
ten sich danach.

Plötzlich war es eine Agenda, die für alle wichtig war,
ie allen zur Orientierung diente. Die Entwicklungslän-
er wie auch wir, die Gebernationen, richteten sich da-
ach. Die MDGs waren Teil von High Level Forums,
on Regierungsverhandlungen, der Agenda von Staats-
nd Regierungschefs, von G 8, G 7, G 20, wo auch im-
er.

Sie hatten Auswirkungen. Sie zwangen die Entwick-
ngsländer, sich politisch neu zu orientieren, allein

eim Thema PRSP, Poverty Reduction Strategy Papers,
ie in den Entwicklungsländern plötzlich für Good
overnance gesorgt haben. Sie haben die Agenda der
olitik nachhaltig verändert. Sie haben Veränderungen
erbeigeführt, die wir – das behaupte ich einfach ein-
al – ohne die MDGs nie erreicht hätten.

Die MDGs, so wenig perfekt sie auch waren, haben
afür gesorgt, dass wir Dinge erreicht haben, die wir
onst nie erreicht hätten. Wir haben die Ziele teilweise
rreicht. Einige haben wir noch nicht erreicht. Wir haben
ber auch noch ein bisschen Zeit. Ich finde, es ist un-
laublich, was diese MDGs, die niemand verabschiedet
at, die für niemanden verpflichtend waren, in Gang ge-
etzt haben.

Warum sage ich das? Die MDGs waren einfach, prak-
kabel und realisierbar. Darin lag der Charme der
DGs. Daran konnte sich jeder orientieren. Als es jetzt

ieß: „Wir brauchen eine neue Agenda für die Zeit nach
015“, bekam ich Angst. Ich hatte Angst davor, dass wir





Sibylle Pfeiffer


(A) )


)(B)

etwas bekommen, mit dem niemand umgehen kann. Ich
hatte Angst vor dem Ergebnis, weil wir mittlerweile ei-
nen so hohen Anspruch hatten, weil die Agenda 2015 re-
lativ erfolgreich war. Dann passierte etwas, was ich in
meinen kühnsten Träumen nicht erwartet hatte: In zwölf
einfachen, simplen, nachvollziehbaren Sätzen wurden
die Ziele formuliert. Darin wird genau das beschrieben,
was, wie ich glaube, für die Zukunft wichtig ist. Für
meine Begriffe ist darin fast alles beschrieben, was wir
brauchen: gute Regierungsführung, Arbeitsperspektiven
für Jugendliche, Klimawandel, Entwicklungsförderung,
Umwelt, Handel, Klimaschutz und der globale An-
spruch. Ich glaube, die Ziele sind auch ausgewogen. Die
Entwicklungsländer werden genauso gefordert wie die
aufstrebenden Länder, die Schwellenländer China, Bra-
silien, Indien usw.

Es werden aber auch Aufgaben für uns formuliert.
Eine Forderung ist, dass wir die Forderungen, die wir an
die Entwicklungsländer stellen, ebenfalls erfüllen. Auch
wir sollen dem Anspruch gerecht werden, dem die sich
schnell entwickelnden Länder wie die Schwellenländer
gerecht werden sollen. Wir Geberländer sollen uns ge-
nauso an den Zielen orientieren wie alle anderen.

Ich glaube, es war gut, dass Professor Horst Köhler
Deutschland in dem High Level Panel vertreten hat. Er
hat es geschafft, für Einfachheit, Praktikabilität und Rea-
lisierbarkeit zu sorgen. Er hat mit seinem Wissen, sei-
nem Können, seiner Sach- und Fachkompetenz diesen
Prozess eingeleitet. Ich finde, die Bundeskanzlerin hatte
eine glückliche Hand, als sie ihn dorthin geschickt hat.

Natürlich kann man ganz viel wollen. Natürlich kann
man die Latte ganz hoch hängen. Ich bin aber der Mei-
nung, dass wir die Ziele so formulieren müssen, dass wir
sie auch erreichen können. Nur wenn das Ziel erreichbar
ist, kann man es mit Motivation, Engagement und Inno-
vationskraft erreichen. Es ist nicht gut, die Ziele so hoch
zu hängen, dass sich keiner mehr traut, sie zu verfolgen.
Es ist auch gut, dass wir nur 12 Handlungsfelder mit
54 Unterzielen formuliert haben. Wir können daraus ein
Pamphlet mit 135 Seiten machen. Das können wir ma-
chen, aber wenn wir zehn Seiten davon gelesen haben,
haben wir keine Lust mehr. Wer will denn so etwas an-
gehen? Nur erreichbare Ziele kann und will man ange-
hen. So können wir erfolgreich sein.

Kollegin Kofler, natürlich müssen wir über Sozial-
standards, soziale Sicherung, Arbeitsnormen und was
weiß ich sonst noch alles reden. Das ist alles richtig. Ich
will diese Punkte aber nicht in die MDGs packen, weil
daraus sonst ein hochwissenschaftliches Werk würde
und wir uns in Einzelheiten verlieren würden. Ich denke,
das ist das, was VENRO meint. Wenn wir über die Ziele
reden, brauchen wir nicht über die Konsequenzen zu re-
den. Wir sollten über die Ziele reden und nicht über den
Weg. Ich glaube, so sollten wir das angehen. Wir sollten
wissen, was wir wollen. Es ist richtig, dass wir über
Ziele reden und nicht über den Weg.

Nach meinem Dafürhalten können wir das vorlie-
gende Papier unterschreiben; das würde ich mir wün-
schen. So wie es ist, ist es wunderbar.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Lieber Harald, dir alles Liebe und alles Gute. Es war chön, dich kennengelernt zu haben. Gestalte deine Zuunft so, wie du es gerne hättest. Danke, dass du hier arst! Vielen Dank. Kathrin Vogler hat jetzt das Wort für die Fraktion Die inke. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! enn wir heute schon absehen können, dass die Milleniumentwicklungsziele bis 2015 nur teilweise erreicht erden, muss man daran erinnern, dass das auch an den ebrochenen Versprechen der Industrieländer liegt, die infach nicht genug Geld für die Armutsbekämpfung usgeben. Seit 1970 gibt es die Selbstverpflichtung, die ffentlichen Entwicklungsausgaben auf 0,7 Prozent des ruttonationaleinkommens anzuheben. 2012 ist diese DA-Quote auf 0,38 Prozent zurückgegangen. Der Enticklungsetat für 2013 wurde um 87 Millionen Euro erkleinert. Auch für 2014 sind weitere Kürzungen gelant. Da hat diese Regierung einfach auf ganzer Linie ersagt. (Beifall der Abg. Dr. Bärbel Kofler [SPD] und Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Harald Leibrecht [FDP]: Danke!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724715600

(Beifall bei der LINKEN)

Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724715700

Aber wenn wir die Ziele nicht erreichen, liegt das si-
her auch am Prozess, der von vielen Bewegungen als
on oben verordnet empfunden wird, und daran, dass
ine breite Beteiligung aus der Bevölkerung derzeit ein-
ch fehlt. Das Gleiche gilt im Übrigen für die SDGs, die

achhaltigen Entwicklungsziele, die aus dem umstritte-
en Rio-Gipfel im letzten Jahr hervorgegangen sind.

Zum letztjährigen Gipfel hat übrigens die Linke einen
ntrag gestellt, der positiv auf den Erdgipfel von 1992
erweist. 1992 ging es in Rio zum Beispiel um eine Frie-
ensdividende. Durch Abrüstung sollten die Mittel für
ivile Entwicklung frei werden. Doch die Rüstungsaus-
aben sind heute höher denn je: 1 600 Milliarden Dollar
erden jährlich weltweit für Rüstung ausgegeben. Da
undern wir uns, dass die ODA-Quote nicht erreicht
erden kann?

Im Vorfeld des Rio+20-Gipfels haben Friedensorgani-
ationen – unterstützt durch zahlreiche Nobelpreisträ-
er – einen Appell mit dem Titel „Abrüstung für nachhal-
ge Entwicklung“ herausgegeben. Dort wurde kritisiert,
ass die weltweit für Rüstung aufgebrachten Mittel um
in Vielfaches diejenigen übersteigen, die wir für die Be-
ämpfung des Hungers und des Elends einsetzen. Sie for-
erten eine Reduzierung der jährlichen Rüstungsausga-
en um 10 Prozent, um mit den dadurch frei werdenden
itteln Hunger und Armut zu bekämpfen. Leider geht

einer der vorliegenden Anträge auf diese Forderung ein.
chade!





Kathrin Vogler


(A) )


)(B)

Die SPD kümmert sich in ihrem Antrag wenigstens
um soziale Fragen und um die Arbeitsbedingungen. Des-
wegen unterstützen wir ihren Antrag.

Aber ich will auch noch ein paar Sätze zum Antrag
der Union und der FDP verlieren. Der Titel lautet „Mil-
lenniumsentwicklungsziele, Post-MDG-Agenda und
Nachhaltigkeitsziele – Für eine gut verständliche, umset-
zungsorientierte und nachprüfbare globale Entwick-
lungs- und Nachhaltigkeitsagenda nach 2015“. Wenn es
Ihnen um gute Verständlichkeit geht, hätten Sie viel-
leicht bei Ihrem eigenen Antrag anfangen sollen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN und der SPD)


Aber wahrscheinlich haben Sie sich gedacht, mit dem
Bürokratensprech könnten Sie davon ablenken, dass Sie
gar keine klaren Ziele haben.


(Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Das stimmt allerdings!)


Ihre Forderungen bleiben oberflächlich und vage, gar-
niert mit vielen schönen Worten.

Da schreiben Sie etwa von der gemeinsamen Verant-
wortung. Ich finde, wir sollten zunächst einmal über un-
sere eigene Verantwortung sprechen, zum Beispiel da-
rüber, dass aus Deutschland weiterhin Kleinwaffen,
diese Massenvernichtungsmittel des 21. Jahrhunderts, in
alle möglichen Krisenregionen und eben auch in Ent-
wicklungsländer exportiert werden.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Da war 2012 ein absolutes Rekordjahr. Die Bundesregie-
rung genehmigte Kleinwaffenverkäufe in Höhe von
76,15 Millionen Euro – mehr als doppelt so viele wie im
Vorjahr. Verantwortung heißt für die Linke: Verbot von
Rüstungsexporten und aktive Friedenspolitik statt Mili-
tärinterventionen.


(Beifall bei der LINKEN)


Denn Frieden und Abrüstung sind die Grundlagen für
nachhaltige Entwicklungsprozesse, auch nach 2015.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724715800

Thilo Hoppe hat jetzt das Wort für Bündnis 90/Die

Grünen.


Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724715900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es war auf einer Akademietagung zur künftigen Ent-
wicklungsagenda, als sich eine junge Afrikanerin zu
Wort meldete und uns auf dem Podium vorwarf, oft von
oben herab auf die Entwicklungsländer zu blicken,


(Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Das macht ihr mit eurem Antrag doch erst recht!)


wie ein Oberlehrer mit erhobenem Zeigefinger und dem
Vorwurf: Ihr habt eure Hausaufgaben noch nicht ge-
macht.

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(C (D Sie drehte dann den Spieß um und wies darauf hin, ass nicht alle, aber viele Probleme, viele globale Heusforderungen ihre Ursache in den Industrienationen aben. Sie sagte: Nehmen wir zum Beispiel den Klimaandel. Der hat in der Sahelzone schon zu Ernteverlusn von bis zu 20 Prozent geführt; die CO2-Emissionen frikas sind jedoch sehr gering und liegen unter 1 Tonne ro Jahr und Einwohner. Ihr Deutschen, so sagte sie, ustet mehr als zehnmal so viel CO2 in die Luft, genau 1,6 Tonnen pro Person und Einwohner. Was ökologiche Nachhaltigkeit betrifft, seid ihr Deutschen in einem ntwicklungsland. (Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Da hat sie recht!)


Recht hat sie, was das Entwicklungsland Deutschland
etrifft. Doch es gilt, das eine zu tun, also auch klar auf
ie hausgemachten Probleme der klassischen Entwick-
ngsländer hinzuweisen, und das andere nicht zu ver-

achlässigen. Wir in den Industrienationen müssen uns
n die eigene Nase fassen und kritisch fragen lassen,
elche Auswirkungen unsere Wirtschaftsweise, unsere
onsummuster und unser Lebensstil auf das Weltklima
weitesten Sinne haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen, um den Wissenschaftlichen Beirat der
undesregierung zu zitieren, eine große sozial-ökologi-

che Transformation, die auch mit einer Entkarbonisie-
ng unserer Wirtschaft verbunden sein muss. Überall

uf der Welt muss es eine Energiewende hin zu den Er-
euerbaren geben. Wenn Länder wie Malawi oder Tan-
ania, in denen der CO2-Verbrauch pro Kopf im Jahr bei
nter 0,9 Tonnen und der Elektrifizierungsgrad bei unter
0 Prozent liegen, ihre Energie zum Teil auch aus heimi-
cher Kohle produzieren wollen, habe ich dafür Ver-
tändnis. Aber neue Kohlekraftwerke in Europa? Das
eht gar nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde es sehr gut, dass in allen drei Anträgen zu
en Post-MDG-Zielen eine gemeinsame Agenda gefor-
ert wird, also die Zusammenführung von Armutsbe-
ämpfung und Umweltagenda. Wir alle streiten gemein-
am für nachhaltige Entwicklungsziele weltweit, für
iele, die auf keinen Fall weniger ehrgeizig und nicht
chwammiger sein dürfen als die MDGs. Die neuen
DGs, die Sustainable Development Goals, müssen weit
arüber hinausgehen, umfassender, ganzheitlicher sein.
ie müssen die Menschenrechte stärker einbeziehen und
ben auch wirklich ökologisch nachhaltig sein, also eine
irtschaftliche Entwicklung innerhalb der planetari-

chen Grenzen beschreiben. Wir brauchen ehrgeizige
iele zur Besiegung des Hungers in der Welt, aber
benso zum Schutz der Ozeane, des Klimas, der Boden-
uchtbarkeit und der biologischen Vielfalt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wie gesagt, in den drei Anträgen, die uns heute vor-
egen, gibt es viele Gemeinsamkeiten. Das ist auch gut
o. Deshalb lehnen wir Grünen auch keinen dieser An-
äge ab. Doch was in dem Antrag der SPD und vor al-





Thilo Hoppe


(A) )


)(B)

lem auch in dem Antrag der Koalition fehlt und zu kurz
kommt, sind die notwendigen Veränderungsprozesse bei
uns, in unserem Land, im Entwicklungsland Deutsch-
land. Wenn wir zu Recht für eine große Transformation
hin zu einer menschenrechtsbasierten nachhaltigen Ent-
wicklung streiten, dann müssen wir uns auch beherzter
und mutiger dafür einsetzen, dass der eigene ökologi-
sche Fußabdruck geringer wird. Das hat Konsequenzen
für unsere Agrarpolitik, für unsere Verkehrspolitik, für
unsere Wirtschafts- und Energiepolitik. Das hat auch ei-
nige – vielleicht schmerzliche – Konsequenzen für unse-
ren Lebensstil und unser Konsummuster. Diese Konse-
quenzen hält man den Menschen in Zeiten eines
Wahlkampfes vielleicht nicht so gerne deutlich vor Au-
gen.

Unser Antrag blendet dies nicht aus. Wir fordern uni-
verselle Ziele, die wirklich für alle Länder gelten, also
auch für Deutschland, die auch hier eine ehrgeizige
sozial-ökologische Transformation initiieren.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724716000

Herr Hoppe.


Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724716100

Im Angesicht von Klimawandel und einer Milliarde

Hungernder gilt nach wie vor der alte Spruch – er wurde
in den 70er-Jahren auf Kirchentagen geprägt –: Anders
leben, damit andere überleben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724716200

Jetzt hat die Kollegin Dagmar Wöhrl das Wort für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dagmar G. Wöhrl (CSU):
Rede ID: ID1724716300

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Wir reden heute über die Millenniums-
entwicklungsziele. Das ist ein großes Wort für ein großes
Vorhaben. Als ich mir ein paar Notizen für diese Rede
gemacht habe, habe ich mich an etwas anderes erinnert,
was wir alle kennen. Als Neil Amstrong am 21. Juli
1969 auf dem Mond gelandet ist, hat er gesagt: „Das ist
ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger
Schritt für die Menschheit.“

Es liegt etwa zehn Jahre zurück, dass sich 189 Staaten
gemeinsame Ziele im Bewusstsein einer globalen Ver-
antwortung gesetzt haben. Sie haben gesagt, dass sie
diese Ziele erreichen wollen, dass sie die Herausforde-
rungen des 21. Jahrhunderts angehen wollen. Ich glaube,
zur Erreichung dieser Ziele haben viele Tausende Men-
schen viele kleine Schritte gemacht. Es ist unwahr-
scheinlich wichtig, dass wir als Politiker erkennen: Wir
haben nur dann eine reale Chance, eine zukunftsfähige
Weltpolitik zu entwickeln, wenn international die Ein-
sicht wächst, dass wir eine globale Verantwortung ha-
ben.

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(C (D Wenn es jetzt um die SDGs geht, sollten wir nicht ergessen: Die MDGs hatten viele Vorteile. Es gab ein tabiles Koordinatensystem. Die Ziele waren zahlenmäig begrenzt, sie waren klar formuliert, und sie waren lar überprüfbar. Ich glaube, ich spreche auch für uns lle, wenn ich sage: Wir haben bis 2015 viel zu tun. Das DG 1, also die Millenniumsentwicklungsziele, die vor ber zehn Jahren verabschiedet wurden, wird aber auch 015 noch nicht erreicht sein; wir werden über 2015 hiaus darauf hinarbeiten müssen. Es muss weiterhin das eitbild unserer Entwicklungspolitik sein. Es gibt einen Spruch, der heißt – und das stimmt uch –: Freude gehört zu den ganz seltenen Gütern, die ich vermehren, wenn man sie teilt. – Ich glaube, dass an sagen kann: Wir haben viel erreicht. – Dazu hat die ntwicklungspolitik dieser Legislaturperiode mit beigeagen. Wir haben viel erreicht: Die Zahl der Menschen, ie in extremer Armut leben, konnte schon vor dem Zielatum halbiert werden. Der Anteil der Menschen, die einen zuverlässigen Zugang zu Trinkwasser haben, ist m die Hälfte gesunken. Für über 200 Millionen Menchen in den Slums haben sich die Lebensbedingungen erbessert. Vor allem konnten die Bildungschancen für ädchen im Grundschulbereich an die von Jungen ange lichen werden. Es gibt aber immer noch genug offene Baustellen: mer noch leben 1,3 Milliarden Menschen in extremer inkommensarmut, immer noch müssen 800 Millionen enschen hungern, immer noch können 61 Millionen inder keine Schule besuchen. Dazugetreten sind neue Herausforderungen, an die an vor zehn Jahren gar nicht gedacht hat: Wir ringen m eine Neuregelung des internationalen Finanzsysms. Aufstrebende Schwellenländer setzen neue Ak ente; auch sie müssen zukünftig ihren Anteil leisten. nd es gibt immer mehr Konfliktpotenziale auf der gan en Welt. Ich glaube, wir alle wollen, dass unser Planet nicht eplündert wird. Wir wollen unseren Enkeln keine Müllalden hinterlassen, wie sie laut dem Bericht, der dem lub of Rome vor kurzem vorgelegt wurde, drohen. Wir lle wollen, dass die Schere zwischen Arm und Reich icht noch weiter auseinandergeht. Wir alle wollen, dass ie Menschen ein menschenwürdiges Leben führen könen und die Menschenrechte auf der ganzen Welt geacht werden. Die Kernfrage ist: Wie kommen wir im Hinblick auf ie Entwicklung zu einem Konsens, der sich auch umetzen lässt? Ein Konsens, der sich in der Realität nicht msetzen lässt, nützt uns nichts. Wir müssen einen gloalen fairen Konsens aushandeln. Dabei müssen wir die ntwicklungsländer mit ins Boot holen. Wir dürfen nicht en Fehler wiederholen, dass international etwas ausgeandelt wird, was den Entwicklungsländern dann überestülpt wird. Die Entwicklungsländer müssen von Anng an mit im Boot sein. Nur so schaffen wir es konomisch und ökologisch, Wachstum und Wohlstand r in Zukunft bald 9 Milliarden Menschen auf der Welt u ermöglichen. Dagmar G. Wöhrl )





(A) )

Die Kollegin Koczy – sie ist leider nicht da – hat vor
kurzem im Zusammenhang mit der komplizierten Situa-
tion in Afghanistan etwas Wichtiges gesagt: Man braucht
strategische Geduld. – Das ist richtig. Ich glaube, da ha-
ben wir einen Konsens. Für den Erfolg braucht man aber
noch etwas mehr: Man braucht auch ein bisschen strate-
gische Vernunft.

Wenn ich mir die Anträge anschaue, muss ich feststel-
len: Man könnte sie im Grunde genommen alle unter-
schreiben. Aber man muss sich auch fragen: Was ist rea-
listisch, was ist umsetzbar? Überfrachten wir die Ziele
nicht mit einem Wust von allen möglichen Punkten, die
mit eingebracht werden? Wir brauchen klare, verhand-
lungsfähige Ziele. Ich glaube, wenn man die Trauben zu
hoch hängt, dann werden sie mit Sicherheit sauer wer-
den, und das wollen wir nicht.

Wir brauchen schnell Ergebnisse; denn wir haben ge-
lernt: Verhandlungszeit ist in der Politik eine der knapps-
ten Ressourcen. Deswegen müssen wir uns vor allem um
die Umsetzung des Prozesses kümmern. Dazu müssen
wir neue Partner gewinnen: Wir müssen die Wirtschaft
mit ins Boot holen. Damit die Bevölkerung Arbeit hat,
müssen regionale Wertschöpfungsketten in den Entwick-
lungsländern selbst entstehen. Die Schwellenländer
müssen zukünftig ihren Teil dazu beitragen, vor allem
auch in trilateralen Projekten. Die Zivilgesellschaft muss
in diesem Bereich noch viel mehr eingebunden werden.

Wir müssen klären, welchen institutionellen Rahmen
wir für die Umsetzung der Agenda brauchen. Wir brau-
chen Überprüfungsmechanismen, und wir brauchen
mehr Teilhabe an diesem Prozess.

Ich persönlich und, wie ich glaube, wir alle wünschen
der Sonderveranstaltung im Herbst einen guten Erfolg.
Die Diskussionen werden danach erst losgehen. Wir als
Parlamentarier hoffen, dass wir in die Diskussion einge-
bunden werden.

Lassen Sie mich zum Schluss noch eines sagen: Ganz
wichtig ist für mich, dass wir den Fokus auf Mädchen
und junge Frauen legen. Wir haben aus unseren Erfah-
rungen in der Entwicklungspolitik gelernt, dass sie der
Schlüssel für die Entwicklung in diesen Ländern sind.
Ihnen muss man die Chance geben, dass sie sich einbrin-
gen und Verantwortung übernehmen können.

Präsident Obama kommt nächste Woche nach Berlin.
Wir hatten die Freude, seine Schwester kennenzulernen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724716400

Frau Kollegin.


Dagmar G. Wöhrl (CSU):
Rede ID: ID1724716500

Ich komme zum Schluss. – Sie hat einen wichtigen

Satz gesagt: Für mich hat sich eine Tür geöffnet, und
auch ich will für andere Türen öffnen. – Ich glaube, mit
jeder Tür, die wir für Frauen öffnen, öffnen sich Türen
für uns alle.

Gestatten Sie mir noch eine Bemerkung zu Herrn
Kollegen Leibrecht. Auch ich werde dich, lieber Harald,

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(C (D ehr vermissen. Du warst ein ganz pfundiger Kollege. chön, dass du bei uns warst. Karin Roth, die gleich nach mir spricht, hält ihre tzte Rede. Liebe Karin, wir gehören zwar zu unter chiedlichen Lagern, aber unsere Ziele sind die gleichen. ie Wege, die wir gehen, sind manchmal verschieden, nd wir haben uns auch gekabbelt, aber du warst eine anz pfundige Kollegin. In dem Sinne: Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724716600

Die Kollegin Karin Roth hat jetzt das Wort für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1724716700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

der Tat ist das Thema Millenniumsentwicklungs-
iele 2015 eine wichtige Zäsur in der internationalen
ntwicklungspolitik. Es ist gar keine Frage – das ist hier
um Ausdruck gekommen –, dass wir bis 2015, aber
uch darüber hinaus noch viel zu tun haben. Ich freue
ich, dass es bei der strategischen Einschätzung, dass
illenniumsentwicklungsziele notwendig waren und
eiterhin sein werden, um internationale Politik und na-
onale Politik zu koordinieren und uns in die Lage zu
ersetzen, erreichbare Ziele zu definieren, eine große
bereinstimmung gibt.

Insofern ist es eine große politische Chance für uns
lle, egal in welchen Parteien wir sind, dass wir unsere
ternationale Verantwortung für die Globalisierung

rnst nehmen und entsprechende Maßnahmen national
ie international organisieren. Einer der entscheidenden
unkte im Rahmen dieses Prozesses ist, dass wir nicht
ur europäisch und national denken, sondern immer
uch die Auswirkungen unseres Handelns auf die ganze
elt mit bedenken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich bin froh, dass wir im Rahmen des High Level
anels des UN-Generalsekretärs, an dem Herr Professor
öhler, der ehemalige Bundespräsident, mitgearbeitet
at, zu einem gemeinsamen Ziel gekommen sind: zu
em wichtigen Ziel der Armutsbekämpfung. Bis zum
ahr 2030 soll kein Mensch mehr auf dieser Welt hun-
ern oder gar wegen Hunger sterben. Das ist doch ein
roßartiges Ziel.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich – Frau Pfeiffer, Sie
ennen mich – etwas ganz nebenbei sagen: Wenn Sie das
illenniumsentwicklungsziel 1 lesen, dann sehen Sie,

ass es drei Unterpunkte gibt. Einer davon betrifft die
oziale Sicherung. Das ist ein wichtiger Punkt bei der
eduzierung der Armut.


(Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Das habe ich doch gesagt!)






Karin Roth (Esslingen)



(A) )


)(B)

Insofern haben die Millenniumsentwicklungsziele schon
die richtige Sprache getroffen. Dafür sind wir sehr dankbar.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung
– bald werden auf der Welt 9 Milliarden oder gar 10 Mil-
liarden Menschen leben – müssen wir sehen, was not-
wendig und was machbar ist. Aus unserer Sicht ist es
wichtig, die Globalisierung sozial zu gestalten, aber auch
die Umverteilung zu organisieren. Daher ist es richtig,
dass das Thema Verteilungsgerechtigkeit in den Mittel-
punkt gestellt wird. Deshalb haben wir verlangt, dass wir
zum Beispiel das 0,7-Prozent-Ziel erreichen. Damit leis-
ten auch wir unseren Beitrag zur Verbesserung der Lage
in diesen Ländern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen dazu eine verbindliche Haushaltspla-
nung in den nächsten Jahren. Ich hoffe, dass wir nach der
nächsten Wahl auch einen entsprechenden Haushaltsplan
aufstellen und nicht nur darüber reden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich darf sagen, dass die SPD jedes Jahr immerhin
1 Milliarde Euro zusätzlich fordert, um dieses Ziel zu er-
reichen. Das ist aus meiner Sicht mutig, aber wir werden
es tun, und ich gehe davon aus, dass wir unsere Zusagen
auch halten werden.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ein weiterer Gedanke in diesem Zusammenhang: Die
Frage, wie die Schwellenländer und die Industrienatio-
nen in Zukunft mit den Entwicklungsländern umgehen,
welche Rolle wir diesen Ländern also als Entwicklungs-
partner einräumen und wie wir sie mitnehmen werden,
scheint mir sehr wichtig zu sein. Im Hinblick auf die Be-
völkerungsexplosion insbesondere in Afrika befürchte
ich sehr – das will ich an dieser Stelle sagen –, dass die
Industrienationen und die Schwellenländer ihre derzei-
tige ökonomische Situation weiter ausbauen und nur ein
minimaler ökonomischer Ausgleich erfolgt. Wenn das
passiert – dafür sind wir dann mitverantwortlich –, dann
können schwerwiegende Konflikte, auch kriegerische
Auseinandersetzungen, entstehen.

Ich möchte uns alle davor warnen, diese Explosions-
gefahr zu unterschätzen; denn der Frieden in der Welt ist
nicht in allen Bereichen gesichert. Diesen Frieden in der
Welt zu erreichen, ist aber etwas, was wir alle gemein-
sam wollen, und dafür ist die Entwicklungspolitik ein
wichtiges Instrument für uns alle. Deshalb glaube ich,
dass wir die Friedensfähigkeit und die Friedensmöglich-
keiten in diesen Staaten unterstützen müssen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724716800

Frau Kollegin.

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(C (D Ich komme gleich zum Schluss. – Dazu gehört aus einer Sicht auch, die Handelsbeziehungen so zu orgaisieren, dass die Einhaltung der Menschenrechte und ernünftige Arbeitsbedingungen wirklich möglich sind nd es keine Kinderarbeit mehr gibt. All das haben wir bei der Arbeit zur Erreichung der wölf Ziele, die auf den Millenniumsentwicklungszielen ufbauen, vor uns. Diese zwölf Ziele sind gut. Lassen ie uns an die Arbeit gehen, und lassen Sie uns vor allen ingen nicht nur darüber reden, sondern finanzieren wir ies auch und machen wir damit die entsprechenden onzepte wirklich wahr. Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, die Vorsitende des Entwicklungsausschusses, Frau Wöhrl, hat es chon gesagt: Das ist meine letzte Rede hier im Deutchen Bundestag. Das freut mich einerseits, andererseits in ich – Sie kennen mich – leidenschaftlich dabei. Ich bin sehr froh, dass ich in den letzten elf Jahren, lso in drei Legislaturperioden, in unterschiedlichen Beichen gearbeitet habe: erst im Bereich Arbeit und Wirt chaft, dann als Parlamentarische Staatssekretärin im inisterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und tzt im Entwicklungsausschuss. Ich bin sehr dankbar afür, dass wir diese Arbeit gemeinsam machen konnn. Ich möchte vor allen Dingen meinen Kolleginnen dar danken, dass wir über die Fraktionsgrenzen hinweg inen gemeinsamen Gender-Antrag formuliert haben. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)

Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1724716900

(Beifall bei der SPD)


Einige haben manchmal Probleme damit gehabt, aber
h sage Ihnen: Bei der Frauenfrage kennen wir nichts!
a sagen wir: Die Vernunft siegt.

Das Gleiche gilt auch für das Thema „Internationaler
ädchentag“. Wir haben dazu beigetragen, dass dieser
ternationale Mädchentag bei der UN beschlossen wor-

en ist. Darauf dürfen wir stolz sein. Auch das gehört zu
nserem parlamentarischen Handeln.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Machen Sie also weiter so – ein wenig so, wie Frau
öhrl sagt: immer das Ergebnis im Kopf. Manchmal

ind die Wege verschieden, aber immerhin.

Ich danke Ihnen allen für Ihre Freundlichkeit, für Ihre
eduld, aber vor allen Dingen für die gute Zusammenar-
eit.


(Beifall im ganzen Hause)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724717000

Frau Roth, auch bei Ihnen bedanken wir uns herzlich

nd wünschen Ihnen alles Gute und eine gute Zeit.


(Beifall)


Ich schließe die Aussprache.





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Frak-
tionen der CDU/CSU und FDP auf Drucksache 17/13893
mit dem Titel „Millenniumsentwicklungsziele, Post-MDG-
Agenda und Nachhaltigkeitsziele – Für eine gut ver-
ständliche, umsetzungsorientierte und nachprüfbare glo-
bale Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsagenda nach
2015“. Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt da-
gegen? – Enthaltungen? – Damit ist der Antrag ange-
nommen bei Zustimmung durch die Koalitionsfraktionen;
Linke und SPD haben dagegen gestimmt, Bündnis 90/Die
Grünen hat sich enthalten.

Wir stimmen nun über die Beschlussempfehlung des
Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung auf Drucksache 17/13945 ab.

Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a die
Ablehnung des Antrags der Fraktion der SPD auf Druck-
sache 17/13762 mit dem Titel „Für eine nachhaltige Ent-
wicklungsagenda ab 2015 – Millenniumsentwicklungs-
ziele und Nachhaltigkeitsziele gemeinsam gestalten“.
Wer stimmt für die Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
ist angenommen bei Zustimmung durch die Koalitions-
fraktionen; SPD und Linke waren dagegen, Bündnis 90/
Die Grünen hat sich enthalten.

Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ab-
lehnung des Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen auf Drucksache 17/13727 mit dem Titel „Für univer-
selle Nachhaltigkeitsziele – Entwicklungs- und
Umweltagenda zusammenführen“. Wer stimmt für die
Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
haltungen? – Die Beschlussempfehlung ist angenom-
men. Die Koalitionsfraktionen haben zugestimmt, Bünd-
nis 90/Die Grünen dagegen, Linke und SPD haben sich
enthalten.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 67 a und 67 b so-
wie Zusatzpunkt 21 auf:

67 a) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Frithjof Schmidt, Kerstin Andreae, Bärbel
Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

zu der Empfehlung für einen Beschluss des Ra-
tes über die Ermächtigung zur Aufnahme von
Verhandlungen über ein umfassendes Handels-
und Investitionsabkommen, transatlantische
Handels- und Investitionspartnerschaft ge-
nannt, zwischen der Europäischen Union und
den Vereinigten Staaten von Amerika
KOM(2013) 136 endg.; Ratsdok. 7396/13

hier: Stellungnahme gegenüber der Bundes-
regierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des
Grundgesetzes i. V. m. § 9 des Gesetzes über
die Zusammenarbeit von Bundesregierung
und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten
der Europäischen Union

Transatlantische Handels- und Investitions-
partnerschaft nur mit starken Standards

– Drucksache 17/13925 –

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(C (D b)

Lötzer, Dr. Lukrezia Jochimsen, Dr. Barbara
Höll, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
DIE LINKE

zu der Empfehlung für einen Beschluss des Ra-
tes über die Ermächtigung zur Aufnahme von
Verhandlungen über ein umfassendes Handels-
und Investitionsabkommen, transatlantische
Handels- und Investitionspartnerschaft ge-
nannt, zwischen der Europäischen Union und
den Vereinigten Staaten von Amerika
KOM(2013) 136 endg.; Ratsdok. 7396/13

hier: Stellungnahme gegenüber der Bundes-
regierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des
Grundgesetzes i. V. m. § 9 des Gesetzes über
die Zusammenarbeit von Bundesregierung
und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten
der Europäischen Union

Keine weitere Liberalisierung über ein EU-
Freihandelsabkommen mit den USA

– Drucksache 17/13894 –

P 21 Beratung des Antrags der Fraktion der SPD

zu der Empfehlung für einen Beschluss des Ra-
tes über die Ermächtigung zur Aufnahme von
Verhandlungen über ein umfassendes Handels-
und Investitionsabkommen, transatlantische
Handels- und Investitionspartnerschaft ge-
nannt, zwischen der Europäischen Union und
den Vereinigten Staaten von Amerika
KOM(2013) 136 endg.; Ratsdok. 7396/13

hier: Stellungnahme gegenüber der Bundes-
regierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des
Grundgesetzes i. V. m. § 9 des Gesetzes über
die Zusammenarbeit von Bundesregierung
und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten
der Europäischen Union

Die Verhandlungen mit den USA zu einem
transatlantischen Handels- und Investitions-
abkommen konsequent an europäischen Stan-
dards ausrichten

– Drucksache 17/13904 –

Hierzu soll eine halbe Stunde debattiert werden. – Da-
it sind Sie einverstanden. Das ist dann so beschlossen.

Für Bündnis 90/Die Grünen gebe ich das Wort jetzt
rithjof Schmidt.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

er Europäische Rat beschließt heute voraussichtlich
as Mandat für die Verhandlungen über eine transatlanti-
che Handels- und Investitionspartnerschaft. Dass die
uropäische Union und die USA darüber reden, die Ko-
peration zu verstärken, Handelsregeln zu vereinheitli-
hen und zu vereinfachen, Investitionen zu fördern und





Dr. Frithjof Schmidt


(A) )


)(B)

Kontrollmechanismen zu etablieren, ist politisch und
wirtschaftlich sinnvoll und bietet Chancen.

Allerdings gibt es viele Befürchtungen, dass diese
Verhandlungen in der Sache falsch angelegt werden.
Bauernverbände und Gewerkschaften, Umweltschützer
und Verbraucherinitiativen, Datenschützer, Lebensmit-
telproduzenten und manche Industrieunternehmen, sie
alle eint die Sorge, dass als Ergebnis der Verhandlungen
wichtige Standards in der Europäischen Union ausge-
hebelt, verwässert oder unterlaufen werden. Wer sich die
Auseinandersetzungen um die Freihandelsabkommen
der Europäischen Union in den letzten Jahren ansieht,
der erkennt, dass diese Sorgen nicht aus der Luft gegrif-
fen sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Das gilt zum Beispiel für Importverbote von Lebensmit-
teln, die unzulässig behandelt wurden, sei es mit Wachs-
tumsförderern, sei es mit Chlor, für Produkte von ge-
klonten Tieren und auch für chemische Produkte, die der
REACH-Verordnung nicht entsprechen. Das gilt für
europäische Zulassungs- und Kennzeichnungsvorschrif-
ten, für gentechnisch veränderte Organismen, und das
gilt für Datenschutzvorschriften ebenso wie für Gesund-
heitsstandards, um nur einiges konkret anzusprechen.

Schon im Verhandlungsmandat für die Kommission
muss in dieser Hinsicht klargestellt werden, dass der
Acquis communautaire der Europäischen Union nicht
zur Debatte steht und nicht angetastet werden darf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Hierzu erwarten wir eine klare Haltung der Bundes-
regierung. Diese fehlt bisher.


(Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie wahr!)


Ich kann nicht nachvollziehen, warum sich die Bundes-
regierung nicht aktiv dafür einsetzt, dass die Bereiche
audiovisuelle Medien und Kultur von den Verhandlun-
gen ausgenommen werden. Öffentliche Dienstleistun-
gen, Medien und Kultur sind nicht einfach nur eine
Ware. Das steht schon so im Lissabon-Vertrag. Diese
Bereiche bedürfen eines besonderen Schutzes. Das
musste Ihnen der Bundesrat in der letzten Woche ins
Stammbuch schreiben, als er sich klar für die Heraus-
nahme von audiovisuellen Medien und Kulturgütern
ausgesprochen hat, übrigens auch mit den Stimmen von
schwarz-gelb regierten Ländern. Und wenn Ihnen das
nicht reicht, dann lesen Sie einmal, welche Kritik der In-
tendant des Bayerischen Rundfunks, Herr Wilhelm, Ihr
früherer Regierungssprecher, heute an der Bundesregie-
rung übt. Wir werden das Mandat besonders daran mes-
sen, ob dieser Punkt durchgesetzt wurde.

Angesichts der Bedeutung dieses Abkommens müs-
sen im Verhandlungsprozess neue Standards in Sachen
demokratischer Beteiligung gesetzt werden. Sie müssen
die Verhandlungen so transparent wie möglich gestalten.
Deswegen fordern wir von Ihnen: Legen Sie das Mandat

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(C (D er Öffentlichkeit vor. Es darf keine geheime Verchlusssache sein. Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724717100

Jetzt hat Peter Beyer für die CDU/CSU-Fraktion das

ort.


Peter Beyer (CDU):
Rede ID: ID1724717200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Lieber
ollege Dr. Schmidt, Sie haben trotz der Kürze der Zeit
iele richtige Dinge aufgezählt, aber ich hätte mir ge-
ünscht, dass Sie doch ein bisschen mehr die unglaubli-

hen Chancen dieser transatlantischen Handels- und In-
estitionspartnerschaft betonen. Ich denke, es wird jetzt
ufgabe der Koalition sein, darauf hinzuweisen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das machen wir jetzt!)


Sie haben es schon gesagt: Parallel zu unserer Debatte
ier treffen sich die zuständigen Ressortminister der EU,
m die nächsten Schritte zur Aufnahme von Verhandlun-
en mit den Vereinigten Staaten zur Schaffung ebenjener
andels- und Investitionspartnerschaft zu besprechen.
abei handelt es sich um einen Meilenstein in der euro-

tlantischen Kooperation, der die Chance in sich birgt,
in neues Zeitalter in den transatlantischen Beziehungen
inzuläuten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Gelingt der erfolgreiche Abschluss der Verhandlun-
en, entsteht nicht weniger als der größte Wirtschafts-
um der Welt. Neben der rein ökonomischen Wirkweite

er TTIP, wie wir sie nennen, beeindruckt auch ein Blick
uf die geografische Dimension. Es entsteht gewisser-
aßen ein Binnenmarkt vom Schwarzen Meer im Osten

is hin an die Küste Kaliforniens im Westen. Das Beste
aran ist: Wir können daran einen bedeutenden Anteil
aben.

Worum geht es dabei konkret? Es geht im Wesentli-
hen um drei Dinge: Es geht um Wachstum, es geht um
rbeitsplätze, und es geht um unseren Wohlstand. Oder
anz simpel ausgedrückt, wie es Tim Bennett vom TBC
esagt hat: Es geht um Jobs, Jobs, Jobs. Aus deutscher
icht ist dabei besonders hervorzuheben, dass gerade un-
er deutscher Mittelstand als Rückgrat unseres Wohl-
tandes und unserer Wirtschaft von der TTIP profitieren
ird. Für die kleinen und mittelständischen Unterneh-
en stellen die bestehenden doppelten Zulassungs-, Zer-
fizierungs- und Normierungsprozesse oft ein großes
andelshindernis dar.

Doch bei aller Euphorie hinsichtlich der Chancen, die
as Abkommen bietet, ist klar, dass die Verhandlungen
icht einfach werden. Die Herausforderungen liegen vor
llem darin, beim Abbau nichttarifärer Handelshemm-
isse – das betrifft Fragen nach Standards, Regulierun-





Peter Beyer


(A) )


)(B)

gen, Agrargütern, öffentlichem Beschaffungswesen und
audiovisuellen Medien – das für beide Seiten bestmögli-
che Ergebnis zu erzielen.

Dass es in diesen Bereichen unterschiedliche Auffas-
sungen gibt, ist für uns nicht neu. Gerade deshalb ist es
von so überragend wichtiger Bedeutung, dass eben kein
Thema bereits im Vorfeld von Verhandlungen ausge-
klammert wird, wie es insbesondere unsere französi-
schen Freunde bei den audiovisuellen Medien, auch on-
line, gefordert haben. Nur auf diese Weise können wir
nämlich verhindern, dass die Verhandlungen in eine Ne-
gativspirale geraten, bei der jede Seite auf ihre Ausnah-
meregelung pocht.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: So ist das!)


Daher läuft auch der hier zur Debatte stehende Antrag
der Grünen leider in die völlig falsche Richtung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Katja Keul [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Leider nichts verstanden!)


Wir alle in Deutschland, in Europa und in den USA ha-
ben noch in sehr unguter Erinnerung, welches Schicksal
dem ACTA-Abkommen widerfahren ist. Die Menschen
gingen damals auf die Straße, weil sie das Gefühl hatten,
da würde gemauschelt und in Hinterzimmern ein
Abkommen verhandelt, dessen Regelungen sie benach-
teiligen. Deswegen – da stimme ich, lieber Herr
Dr. Schmidt, mit Ihnen überein – appelliere ich an die
deutsche Bundesregierung, sich nachdrücklich dafür ein-
zusetzen, dass während der Verhandlungen in vertretba-
ren Zeitabständen Berichte an den Bundestag gegeben
werden, in denen über den Fortlauf der Verhandlungen
informiert wird. Formal sind zwar weder die nationalen
Parlamente noch das Europäische Parlament an den Ver-
handlungen beteiligt. Aber nur durch eine vollständige
Transparenz des Prozesses von Anfang an ist die erfor-
derliche Akzeptanz gewährleistet, die wir benötigen, um
bei den Menschen Vertrauen in die Sache und die Kom-
petenz der Verhandlungsführer zu bilden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ich schlage darüber hinaus vor, dass wir uns im Bun-
destag, im Europäischen Parlament sowie im US-Kon-
gress fraktionsübergreifend für die TTIP stark machen.
Insbesondere dann, wenn die Verhandlungen ins Stocken
geraten sollten, wird es unsere Verantwortung als Parla-
mentarier sein, in geeigneter Form und öffentlich auf das
große Ganze, den Zusammenhang und den Mehrwert
dieses Megaprojektes hinzuweisen.

Denjenigen, die befürchten, durch die TTIP würden
multilaterale Vereinbarungen, wie sie in der Welthan-
delsorganisation ausgehandelt werden, unterminiert,
möchte ich diese Sorge gerne nehmen. Die TTIP ist als
komplementäres Element zu verstehen, und zwar kom-
plementär zu bestehenden Regelungen der Welthandels-
organisation.

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(C (D Eine solche Übereinkunft könnte als Impuls dienen, ultilaterale Verhandlungen wie die Doha-Runde wie erzubeleben. ie Entstehungsgeschichte der NAFTA – das ist vielicht auch für Sie ein Blick zurück in die Geschichte; abei können Sie noch etwas lernen – zeigt uns dies in iner Situation, die mit den heutigen Bedingungen verleichbar ist. Es lohnt sich manchmal, sich mit der Hanelsgeschichte auseinanderzusetzen. (Rolf Hempelmann [SPD]: Schön, dass Sie das gemacht haben!)


(Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Ach Gott!)


Mit der TTIP ist es uns jetzt möglich, ein transatlanti-
ches Abkommen zu etablieren, das gleichsam einer den
tlantik überspannenden vertraglichen Klammer neben
ie NATO tritt, die in einem anderen Bereich diese
unktion bereits ausfüllt. Mit einiger Berechtigung
öchte ich bereits jetzt von einer Wirtschafts-NATO

prechen. Somit besitzt eine transatlantische Koopera-
on mit einem erhöhten Integrationsgrad nicht nur im si-
herheitspolitischen Kontext eine strategische Notwen-
igkeit, sondern auch und gerade im Bereich der
konomie. Es gilt, unsere Spitzenposition bei der Inno-
ations- und Technologieführerschaft zu erhalten, zu ge-
talten und auch weiter auszubauen. Denn nur so wird es
ns gelingen, unseren Wohlstand zu sichern.

Meine Damen und Herren, dass die EU und die USA
ie weltweit produktivsten, effizientesten und am engs-
n miteinander verzahnten Wirtschaftsregionen sind,
ommt nicht von ungefähr. Denn Basis sowie Dreh- und
ngelpunkt unserer Beziehungen ist das Verständnis von
emokratie, Rechtsstaatlichkeit, Freiheit des Individu-
ms und das Prinzip der Marktwirtschaft.

Sicherheitspolitisch sind wir seit Jahrzehnten institu-
onell eng in der NATO verbunden. Daher ist es von be-
onderer Wichtigkeit, nun entschlossen die Verhandlun-
en über die TTIP aufzunehmen.

In der kommenden Woche – damit komme ich zum
tzten Punkt – werden wir den amerikanischen Präsi-
enten Obama in Berlin begrüßen können. 50 Jahre nach
er für uns Deutsche so bedeutenden Rede des damali-
en US-Präsidenten John F. Kennedy dürfen wir von
bama nicht weniger als eine wegweisende transatlanti-

che Grundsatzrede erwarten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724717300

Herr Kollege.


Peter Beyer (CDU):
Rede ID: ID1724717400

Ja, ich komme zum Schluss. – Unsere Bundeskanzle-

n Angela Merkel hat sich stets und in vorderster Front
r die TTIP stark gemacht. Eine so starke Freundschaft

ält es auch aus, ja sie gebietet es sogar, dass man auch
anchmal unangenehme Dinge anspricht. Daher sage
h: Es ist richtig, dass die Bundeskanzlerin das amerika-
ische Abhörprogramm Prism bei ihrer Begegnung mit
bama thematisieren wird.






(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724717500

Herr Kollege.


Peter Beyer (CDU):
Rede ID: ID1724717600

Ich erhoffe mir dadurch auch ein Stück Klarheit über

die möglichen Auswirkungen von Prism auf die bevor-
stehenden TTIP-Verhandlungen.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724717700

Der Kollege Rolf Hempelmann hat jetzt das Wort für

die SPD-Fraktion.


Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1724717800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Herr Beyer, ich habe gerade noch einmal im
Kürschner nachgelesen: Es ist Ihre erste Legislaturpe-
riode in diesem Parlament. Ich denke, in der Situation
sollten Sie etwas vorsichtiger sein, statt hier eine Lehr-
stunde abzugeben und Ihren Kollegen zu sagen, sie soll-
ten vielleicht einmal etwas über die Welthandelsge-
schichte lesen.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Was ist denn das für eine Arroganz! – Dr. Rainer Stinner [FDP]: Unter 70 Jahren läuft da gar nichts! – Peter Beyer [CDU/CSU]: Dann sollten Sie den Kürschner einmal ein bisschen genauer lesen!)


Es tut mir furchtbar leid, aber gehen Sie doch einfach da-
von aus, dass auch Ihre Kollegen im Deutschen Bundes-
tag in anderen Fraktionen ihren Job durchaus machen.

Ich will Ihnen aber durchaus recht geben in dem ers-
ten Punkt, den Sie genannt haben. Das ist auch mein ers-
ter Punkt: Es ist in der Tat richtig, dass dieses transatlan-
tische Handelsabkommen durchaus eine Menge
Chancen für beide Wirtschaftsräume bietet, für den ame-
rikanischen Wirtschaftsraum ebenso wie für den euro-
päischen.

Gleichzeitig ist aber zu sagen – den Zusammenhang
haben Sie angetippt –, dass das nicht bedeuten darf, dass
wir etwa den Kurs verlassen wollen, insbesondere auf
multilaterale Abkommen und auf die Weiterentwicklung
der Welthandelsrunde, der Doha-Runde, zu setzen und
insbesondere auf die Mechanismen der WTO. Sie haben
gesagt, darüber müssten wir uns keine Sorgen machen;
denn die Freihandelsabkommen seien komplementär.
Das wird in der Tat immer gesagt, und sie sollen auch so
angelegt sein. Aber wenn Sie gelegentlich bei den Parla-
mentarierrunden vorbeischauen, die im Zusammenhang
mit den Welthandelsrunden stattfinden, dann werden Sie
feststellen, dass der von Ihnen propagierte Glaube nicht
überall geteilt wird. Es gibt durchaus ein hohes Maß an
Skepsis, ob alle Freihandelsabkommen, die in den letz-
ten Jahren getätigt worden sind, kompatibel mit den
multilateralen Systemen sind. Es gibt auch Vorschläge,
solche bilateralen Verträge bei der WTO vorzulegen und
ratifizieren zu lassen. Das wäre kein unkluger Weg.

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(C (D enn man diesen Weg geht, dann kann man sichersteln, dass bilaterale und multilaterale Konstruktionen eiander nicht widersprechen. Heute soll im Rahmen des EU-Handelsministerrates ber das Mandat entschieden werden. Insofern kommen ir mit unserer Debatte fast schon ein bisschen spät. Es t kein Widerspruch, auf der einen Seite zu betonen, ass dieses Handelsabkommen eine besondere Bedeung hat, und sich auf der anderen Seite intensiv darum u kümmern, dass das Verhandlungsmandat sorgfältig usgestaltet und vorbereitet wird. Genau das ist unser nliegen. Wir wollen frühzeitig den Rahmen für die erhandlungen so setzen, dass es anschließend nicht zu erstimmungen und zu Missverständnissen zwischen wei wichtigen Partnern, der EU auf der einen Seite und en USA auf der anderen Seite, kommt. Genau aus diesem Grund hat in der vergangenen Wohe die SPD-Bundestagsfraktion einen Antrag eingeracht, den Kulturund Medienbereich aus den Verhandngen herauszunehmen und auf diese Art das erhandlungsmandat einzugrenzen. Für uns sind audioisuelle und kulturelle Dienstleistungen nicht lediglich irtschaftsgüter. Es sind Kulturgüter mit einer zentralen edeutung, gerade auch für die demokratische Willensildung, für die Integration, für die Erhaltung der kultullen und sprachlichen Vielfalt. Das ist gerade in Eupa und gerade heute von ganz überragender edeutung. Der bisherige Mandatsentwurf bezieht sich allein auf ie Regeln der WTO ohne die Verpflichtungen aus dem NESCO-Abkommen über den Schutz und die Fördeng der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen. Wir veriesen auch in der letzten Woche bereits darauf, dass in en Verhandlungen und im Abkommen die jeweils fortchrittlichsten Regeln – das ist eben auch vom Kollegen chmidt angesprochen worden – sozialer, ökonomischer, kologischer Standards zugrunde gelegt werden sollen. h glaube, das ist sowohl im Interesse der EU als auch Interesse der USA; denn es ist keineswegs so, dass in dem Fall die EU-Standards die höheren sind. Das ist in erschiedenen Feldern durchaus unterschiedlich. Desegen ist das ein sinnvoller Antrag. Der Sinn dieses ntrags wird ja durch die Tatsache belegt – auch das t eben angesprochen worden –, dass nicht etwa nur -Länder, sondern auch B-Länder genau diesem Antrag ugestimmt haben. In dem Antrag, den wir heute vorlegen, konkretisien wir das weiter. Wir machen deutlich, dass wir gerade Bereich von Arbeits-, Gesundheits-, Umweltund atenschutz und bei den Bürgerund Verbraucherrechn diese höchsten Standards auch wirklich durchgesetzt ehen wollen. Bedenken sind hier ja nicht unberechtigt, nd das ist auch nicht unanständig. Man greift einen artner wie die USA damit auch nicht in unangemesseer Weise an. Es ist einfach so, dass aus Gründen, die us US-Sicht verständlich sein mögen, beispielsweise O-Kernarbeitsnormen nicht in Gänze ratifiziert und nterzeichnet sind, anders als in der EU. Deswegen ist ieser Hinweis wichtig. Wir wollen nicht hinter die erichten Standards zurückfallen. Rolf Hempelmann )





(A) )

Genauso ist es etwa bei der Zulassung ganz bestimm-
ter Produkte, insbesondere aus dem Lebensmittelbe-
reich. Es ist gut, dass wir in der EU fortschrittliche Stan-
dards haben, die insbesondere mit Blick auf die
Gesundheit der Verbraucher so festgelegt worden sind.
Auch hinter diese Standards dürfen wir in Zukunft nicht
zurückfallen. Insofern ist es nicht etwa so, dass wir hier
Einschränkungen des Mandats oder Konkretisierungen
bezüglich der Norm- und Standardsetzungen formulie-
ren, die dann dazu führen sollen, dass es hier nicht zu ei-
nem Vertrag kommt. Das ist überhaupt nicht unsere In-
tention, im Gegenteil:


(Peter Beyer [CDU/CSU]: Genau das wird die Wirkung sein!)


Wir wollen, dass das Ganze ein Erfolg wird. Es wird
aber kein Erfolg werden, wenn auf der Wegstrecke der
Verhandlungen alle diese Dinge zu Missstimmungen und
letztlich auch zu Verzögerungen führen.


(Peter Beyer [CDU/CSU]: Quatsch!)


Das muss man am Anfang klären.

Im Übrigen ist es so, dass wir als Parlament auf der
Wegstrecke – jedenfalls in der Vergangenheit – wenig
Möglichkeiten hatten, unseren Einfluss noch geltend zu
machen. Deswegen unterstützen wir ausdrücklich die
Forderungen, die gerade auch vom Bündnis 90/Die Grü-
nen gekommen sind, dass wir als Parlament auf der
Wegstrecke regelmäßig zu informieren sind. Das gilt
aber auch für eine breitere, aufgeklärte Öffentlichkeit.
Deren diesbezügliche Erwartungen sollten wir gemein-
sam erfüllen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724717900

Martin Lindner hat jetzt das Wort für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1724718000

Frau Präsidentin! Verehrte Damen! Meine Herren! In-

zwischen stehen die USA und Europa gemeinsam für
60 Prozent der global getätigten Investitionen, für
50 Prozent des ökonomischen Outputs, für 40 Prozent
des Weltsozialproduktes und für ein Drittel aller welt-
weiten Patente. 71 Prozent der Auslandsinvestitionen in
den USA kommen aus Europa, und 56 Prozent der US-
Auslandsinvestitionen sind in Europa angelangt. Die
USA haben damit im vergangenen Jahr China als Top-
investor in Deutschland abgelöst.

Auf diesem soliden Fundament finden jetzt – in der
Endkurve – die Verhandlungen zu TTIP statt. Es ist auch
kein Zufall, dass gerade jetzt unter dieser schwarz-gel-
ben Bundesregierung die Verhandlungen vorangetrieben
werden.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


Die FDP, aber auch ihr Koalitionspartner, die CDU/
SU, stehen dafür. Sie sehen vor allen Dingen – das un-
rscheidet uns von der linken Hälfte des Hauses – die
orteile eines solchen Abkommens für Deutschland und
uropa und nicht nur die Nachteile.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Dann nennen Sie uns die doch!)


lle können nur gewinnen. Wir haben aber eine weite
egstrecke zurückzulegen und vor allen Dingen gegen

inen weltweit wieder um sich greifenden Protektionis-
us anzukämpfen. Wenn Sie sich das heutige Handels-

latt ansehen, können Sie – dabei geht es um das Thema
Abschied vom Freihandel“ – nachlesen, wer Protektio-
ismus verursacht und wer sein Geschädigter ist.

Deutschland steht bei den „Tätern“ – vor allem wegen
er Abschottung – auf Platz sechs, aber bei den Geschä-
igten – also den Opfern von Protektionismus – hinter
hina und den USA schon auf Platz drei. Protektionis-
us schadet gerade Ländern wie Deutschland. Wer übri-

ens ist noch geschädigt? Es sind – in dieser Reihenfolge –
alien, Frankreich und Großbritannien. Danach kommen
och drei weitere europäische Länder. Wir sind die Leid-
agenden von Protektionismus. Deswegen wenden wir
ns – Sie nicht! – auch so entschieden gegen ihn.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich fasse Ihre Anträge einmal zusammen. Die SPD
ill viel herausnehmen, die Grünen wollen noch mehr
erausnehmen, und die Linken wollen es gar nicht ha-
en. Damit schaden Sie Ihrem Land. Sie glauben doch
icht im Ernst, dass, wenn Sie hier etwas herausnehmen,
as ohne eine Antwort von der anderen Seite des Atlan-
ks bleibt. Wenn Sie audiovisuelle Produkte herausneh-
en wollen, nehmen sie die Autos heraus. Die Franzo-

en nehmen dann nicht nur gentechnisch veränderte
rodukte, sondern die gesamte Landwirtschaft heraus.
ann bleibt ein Schweizer Käse übrig. Sie mögen das
ollen, wir lehnen das ab. Wir wollen ein umfassendes
bkommen haben, und dafür machen wir uns stark.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Rolf Hempelmann [SPD]: Was haben Sie gegen Schweizer Käse?)


Bei den Verhandlungen müssen wir drei wesentliche
unkte berücksichtigen: erstens die international immer
tärker verflochtene und diversifizierte Wirtschaft, zwei-
ns den Aufstieg der Schwellenländer und drittens die
edeutung neuer Technologien für den transatlantischen
andel. An der Stelle möchte ich daran erinnern, dass,
as den transatlantischen Handel anbelangt, im Bereich
ahrzeugbau inzwischen bis zu 80 Prozent, im Bereich
hemie 76 Prozent und im Bereich Maschinen- und An-
genbau 61 Prozent der Produktion im Rahmen mit-

inander verflochtener Unternehmen abgewickelt wer-
en.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Das ist bekannt! – Klaus Barthel [SPD]: Ach was!)






Dr. Martin Lindner (Berlin)



(A) )


)(B)

Die Schwellenländer, die immer mehr in den Vorder-
grund rücken, werden ebenfalls profitieren. Auch Japan,
Korea oder meinetwegen China werden davon profitie-
ren, wenn wir einheitliche Standards haben. Diese Län-
der haben es dann beispielsweise, was die Zuarbeit zum
Automobilbereich anbelangt, nicht mehr mit zwei oder
mehreren Standards zu tun. Wir hoffen natürlich – und
setzen auch darauf –, dass dies zu einer Wiederbelebung
des WTO-Prozesses führen wird. Wir müssen – das ist
wichtig – in der transatlantischen Partnerschaft vorange-
hen, meine Damen und Herren.

Der dritte Punkt betrifft die neuen Technologien wie
zum Beispiel Elektromobilität und Nanotechnologie. Ich
nenne ganz bewusst an der Stelle beispielhaft Technolo-
gien wie Fracking, das zur Shale-Gas-Gewinnung ange-
wandt wird. Die USA gehen da voran.


(Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine absolute Pleite ist das! Die sind im Rückwärtsgang, was Fracking anbetrifft!)


Die USA werden in relativ kurzer Zeit zu einer einiger-
maßen autarken Selbstversorgung ihrer Bevölkerung mit
Shale Gas auf der Grundlage von Fracking kommen. Sie
können sich überlegen, welche globalen Auswirkungen
das hat.


(Zuruf des Abg. Rolf Hempelmann [SPD])


Glauben Sie, dass die USA sich in Zukunft im Mittleren
Osten wie beispielsweise auf der Arabischen Halbinsel
genauso engagieren werden wie bisher, wenn sie lange
nicht mehr dieselben geopolitischen Interessen an den
Öl- und Gasvorkommen in Mittelost haben? Das wird
auch auf uns extreme Auswirkungen haben. Deswegen
ist es wichtig, dass wir bei Technologien wie der Shale-
Gas-Gewinnung zu einem Austausch mit den USA kom-
men und wechselseitig profitieren. Das ist für mich der
dritte und wesentliche Punkt dieses Abkommens, den
wir beachten müssen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die außenpolitische Bedeutung ist in Ihren Reden
überhaupt nicht vorgekommen. Ich finde es extrem
schade, dass der Kollege Klose hier heute nicht sprechen
kann, weil er das im Unterschied zu Ihnen weiß.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Die Rednerliste schreiben wir aber noch selbst!)


Es besteht durchaus eine gewisse Mattigkeit im trans-
atlantischen Verhältnis, wenn auch – zugegebenermaßen –
auf hohem Niveau. Umso wichtiger ist es, dass wir mit
diesem Abkommen die Sache wiederbeleben, dass wir
der Welt auch zeigen, dass der Westen lebt und auch
heute noch in der Lage ist, sich den Herausforderungen
zu stellen, und nicht alles nach Osten blickt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das ist die zusätzliche außenpolitische Bedeutung dieses
Abkommens, die über das rein Ökonomische weit hin-
ausgeht.

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(C (D Liberalisierung auf breiter Front ist gefragt. Politische ührung ist gefragt, um den Partikularinteressen auf beien Seiten des Atlantiks die Stirn zu bieten. Wir müssen chon deswegen weiterregieren, damit die Hasenfüße er Opposition hier nicht den Takt verschleppen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe vom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir, vor allen Dingen die FDP, stehen in der Tradition
es großen Friedrich List, des Vorkämpfers des Deut-
chen Zollvereins. Es gibt nur einen Unterschied: Er
usste – in Anführungszeichen – „nur“ gegen die würt-
mbergische Obrigkeit kämpfen; er hatte es noch nicht
it der Opposition des Jahres 2013 zu tun, mit solchen
chlappschwänzen und Hasenfüßen, wie Sie das sind,


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie nur miesepetrig sind, die immer nur das Schlechte
ehen, die immer nur die Laus im Pelz sehen.


(Rolf Hempelmann [SPD]: So geht es nicht!)


as ist der Unterschied. Deswegen werden wir weiter
ämpfen für freien Handel, für offene Märkte, für gegen-
eitige Verflechtung durch Investitionen. 15 Millionen

enschen verdanken heute ihren Arbeitsplatz dem
ansatlantischen Handel. Es werden auf jeden Fall wei-
re hinzukommen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724718100

Herr Lindner.


Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1724718200

Ich komme zu meinen letzten beiden Sätzen. – Wir

erden ein transatlantisches Wirtschaftsmodell pflegen,
as globale Maßstäbe setzt. Wir zeigen der Welt, wie
ine Zukunft in Frieden, Freiheit und Wohlstand gesi-
hert werden kann.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Peinlich, peinlich, peinlich! Der schämt sich nicht mal dafür! – Rolf Hempelmann [SPD]: Das darf nicht wahr sein!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724718300

Ulla Lötzer hat das Wort für die Fraktion Die Linke.


Ursula Lötzer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724718400

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Kollege

chmidt, Kollege Hempelmann, nach den Worten von
errn Beyer, aber insbesondere von Herrn Lindner soll-
n Sie wirklich noch einmal darüber nachdenken, woher
ie die Hoffnung auf Chancen durch dieses Abkommen
ehmen, wenn es von dieser Regierung mit verhandelt
ird oder Vertreter dieser Regierung einen Einfluss da-
uf haben.


(Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wahr! Da haben Sie recht! – Ulla Lötzer )





(A) )

Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN)

– Die hat aber mit Einfluss auf das Verhandlungsmandat;
das werden Sie ja nicht bestreiten.


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Natürlich haben wir Einfluss!)


Auch beim G-8-Gipfel wird das eine Rolle spielen.

Herr Lindner, wenn Sie von „Hasenfüßen“ und der-
gleichen reden: Zur Beseitigung von Schutzschranken
für Umwelt, Mensch und Natur gehört wahrlich kein
Mut. Dazu, in internationalen Verhandlungen solche
Standards aufzustellen, Sozialstandards zu schützen,
Umweltstandards zu schützen, würde Mut gehören. Al-
les andere ist längst Fakt. Das ist wirklich keine Kunst
mehr, für die man jemand Besonderes braucht.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Margot Honecker spricht!)


Herr Schmidt hat schon viele Punkte zu den Lebens-
mitteln aufgeführt. Die Sozialstandards hat Kollege
Hempelmann angesprochen. Wenn Sie von Chancen auf
Beschäftigung reden, dann sage ich: Wer Sozialstandards
einreißt und nicht schützt, der erzeugt Wettbewerbsdruck
zulasten der Beschäftigten und der Arbeitsbedingungen;
der schafft keine Chancen auf Beschäftigung.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es geht um Zulassungsvorschriften für Arzneimittel.
Es geht um die erweiterten Rechte großer Konzerne, ge-
gen Regierungen zu klagen. Wo bleibt da der Mut, eine
demokratische Regulierung durchzusetzen? Der fehlt Ih-
nen völlig.

Natürlich geht es – Sie haben es auch gesagt – um
völlige Liberalisierung. Es geht um Privatisierung, Dere-
gulierung. Es geht darum, die Daseinsvorsorge endlich
für Privatisierung und Liberalisierung zu öffnen, und das
betrifft nicht nur die audiovisuellen Dienstleistungen.

Die französische Regierung hat in dieser Woche ange-
kündigt, sie wolle Fernsehen, Filme und kulturelle
Dienstleistungen im Interesse der kulturellen Vielfalt
ausnehmen. Die Reaktion war deutlich. Die US-Regie-
rung hat sofort verkünden lassen: Dann gibt es keine
Verhandlungen. Wer Einschränkungen formuliert, würde
die Verhandlungen aufs Spiel setzen. In diesem Fall ist
es die Frage, ob auch nur eine Ihrer Forderungen, Kolle-
ginnen und Kollegen der Grünen und der SPD, die wir
weitgehend teilen, nach fairen Verhandlungen und fairen
Handelsabkommen erfüllt wird. Bei dieser EU-Kommis-
sion, bei dieser US-Regierung – Obama hin oder her –
und bei dieser Bundesregierung hat keine Ihrer Forde-
rungen auch nur den Hauch einer Chance auf Realisie-
rung. Deshalb sagen wir in diesem Fall tatsächlich: Man
muss ein klares Nein des Parlaments zu einem solchen
Verhandlungsmandat sehr deutlich machen.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Es gibt noch einen weiteren Grund für die Ablehnung. ie haben auch gesagt, dass es eine Besonderheit gegenber anderen Abkommen mit Lateinamerika oder einzelen Schwellenländern gibt. Sie haben davon gesprochen, err Beyer, dass sich hier die größten Wirtschaftsregioen mit den größten Industrieländern vereinigen. ie schotten sich damit auch gegen den Rest der Welt ab, enn dieses Abkommen verhandelt ist. (Peter Beyer [CDU/CSU]: Das ist Unsinn! Dann haben Sie das Prinzip noch gar nicht verstanden! Beschäftigen Sie sich mal damit, Frau Kollegin! Sie haben keine Ahnung!)


(Peter Beyer [CDU/CSU]: Gute Sache!)


as ist auch eine Form von Protektionismus: Protektio-
ismus gegenüber dem Rest der Welt.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich bin einmal gespannt, was China und die anderen
chwellenländer zu diesem Abkommen sagen. Ich
enke, sie werden es als Affront betrachten, gerade weil
ie sich ihnen gegenüber abschotten. Ich denke, dass das
uch Folgen für den weltweiten Handel haben wird. Der
eltweite Handel mit den Schwellenländern ist inzwi-

chen äußerst bedeutsam: auch für Deutschland, auch für
ie Wirtschaft, auch für die Beschäftigung. Er wird da-
urch gefährdet. Diesen Aspekt darf man in der Konse-
uenz nicht vergessen.

Deshalb sagen wir: Dieses Abkommen schafft keine
eitplanken im Sinne von Schutz von Mensch und Na-
r. Es reißt Leitplanken ein und gefährdet internationale
andelsabkommen, die auf fairer Grundlage entstehen.
eswegen sagen wir diesmal einfach nur Nein zu diesem
erhandlungsmandat.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: „Diesmal“ war der Witz des Tages!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724718500

Jetzt hat der Kollege Erich G. Fritz das Wort für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Erich G. Fritz (CDU):
Rede ID: ID1724718600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren!


(Michaela Noll [CDU/CSU]: Jetzt kommt etwas Vernünftiges!)


h werde diese Debatten in Zukunft sehr vermissen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Oh!)


uch diese hat wieder einmal gezeigt: Mehrheit zu ha-
en, ist nicht gleichbedeutend mit Wahrheit und Weis-
eit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Rolf Hempelmann [SPD])






Erich G. Fritz


(A) )


)(B)

Aber nachgewiesen wurde heute im Saale: Umgekehrt
stimmt es schon gar nicht.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Umgang mit diesem Thema zu einem Zeitpunkt,
bei dem es um die Erteilung des Verhandlungsmandats
geht, ist unverhältnismäßig, liebe Ulla Lötzer. Dieses
transatlantische Freihandelsabkommen ist immer wieder
aufgetaucht wie das Ungeheuer von Loch Ness, alle paar
Jahre. In den letzten 23 Jahren habe ich es des Öfteren
erlebt. Zum ersten Mal haben wir die Chance, nach der
Initiative von Angela Merkel und der Reaktion von
Obama – nur in dieser Legislaturperiode kann er es ma-
chen –, dass es zu einem sehr weitreichendem Abkom-
men kommt, welches die auf der anderen Seite des At-
lantiks übliche Art der Vorteilssuche auf Kosten des
anderen zu Ende gehen lässt.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Dazu ist nichts zu sagen!)


Zum ersten Mal gibt es die Möglichkeit, dass dieses
Abkommen, das eminent politisch ist und nicht nur wirt-
schaftspolitisch zu sehen ist, dazu führt, dass die beiden
stärksten Wirtschaftsräume dieser Welt zusammenfin-
den, aufeinander zugehen – das muss schon sein –, ohne
dass es jemanden richtet. Es muss die Möglichkeit ge-
ben, dass dieses Abkommen zum Anlass genommen
wird für eine wichtige Erweiterung des multilateralen
Systems, die ins Stocken geraten ist. Ich könnte Ihnen
– leider haben wir die Zeit dafür nicht – an vielen Stellen
nachweisen, dass das so ist. Eines geht natürlich nicht:
Man kann solche Verhandlungen nicht beginnen, indem
jeder aufschreibt, worüber man nicht redet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: So ist es! – Peter Beyer [CDU/CSU]: Er hat die Wahrheit gesprochen!)


Wenn man das tut, dann will man das Abkommen in
Wirklichkeit nicht. Da ist die Haltung „Wir wollen es so-
wieso nicht“ eindeutiger.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Richtig! – Dr. Rainer Stinner [FDP]: Falsch, aber wahr!)


Mir gefällt an der Debatte nicht, dass, wenn es um
Standards und um Verhandlungen geht, automatisch ge-
sagt wird: Das ist gleichbleibend mit dem Schleifen und
Absenken von Standards. Warum denn eigentlich nicht
umgekehrt?


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Eben! – Rolf Hempelmann [SPD]: Das ist unser Wunsch! Mehr wollten wir ja gar nicht!)


Das ist typisch. Das sind nur Reflexe. Auch die vor-
liegenden Anträge sind nur Reflexe und stehen für die
immer gleichen Verhaltensweisen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Man muss bei den Standards Folgendes sehen. Bei
den Industriestandards sind die Interessen klar erkenn-
bar. Dort gilt: Wer die Norm schreibt, hat sozusagen die

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(C (D arktführerschaft. Auf der anderen Seite handelt es sich m unterschiedliche Kulturen. In den USA läuft vieles, as bei uns über das Ordnungsrecht läuft, über das Hafngsrecht. Das ist zwar nicht automatisch vereinbar. as heißt aber noch nicht, dass die Standards unter chiedlich hoch sind. Das heißt auch nicht, dass der eine ie Standards des anderen übernehmen muss. Es heißt ielmehr, dass wir zum ersten Mal die Chance haben, arüber in einer Art und Weise zu reden, dass etwas Geeinsames dabei herauskommt. (Rolf Hempelmann [SPD]: Das widerspricht überhaupt nicht unserem Antrag!)


Ich vermute, die Standards werden besser sein als die-
nigen, die es jetzt gibt. Wir haben Standards, die zum
eil für die USA eine Herausforderung sind, die für sie
ber auch Vorteile bringen; Rolf Hempelmann hat zu
echt zwei davon genannt. In den USA ist die Diskus-

ion über Standards in bestimmten Bereichen unterent-
ickelt. In der Bevölkerung bzw. auf regionaler Ebene
ibt es dort aber ein sehr großes Interesse daran, in die-
em Bereich weiterzukommen. Auch das kann man nut-
en.

Ich möchte mit Blick auf meine Redezeit nur noch
enige Sätze zum Antrag der Linken sagen. Die Vorstel-
ng, dieses Abkommen diene vorwiegend der Großin-

ustrie, ist äußerst abwegig.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das ist abenteuerlich! Es ist genau das Gegenteil!)


Genau das Gegenteil ist der Fall. Die Unternehmen
er Großindustrie sind auf beiden Seiten des Atlantiks
arktinsider. Das heißt, sie können alle Vorteile der je-
eiligen Märkte nutzen. Der Marktzugang – öffentliche
usschreiben etc. – ist der Bereich, aus dem unser Mit-
lstand heutzutage ausgesperrt ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben jetzt die Chance, an dieser Stelle Beschäf-
gung zu generieren. Die Schaffung von 400 000 neuen
rbeitsplätzen in der EU – davon 100 000 neue Arbeits-
lätze in Deutschland – hört sich vielleicht nicht nach
iel an. Daraus entsteht aber etwas: Daraus entstehen
elder, die heute noch nicht beackert werden können,
eren Potenziale dann aber – da traue ich dem innovati-
en deutschen Mittelstand einiges zu – durchaus geho-
en werden können.

Zur Transparenz: Ich glaube, wir haben gemeinsame
nforderungen. Die Europäische Kommission war nicht
azu genötigt, sondern sie hat wohl eingesehen, dass es
otwendig ist, dass sie dem Handelsausschuss des Euro-
äischen Parlaments – dieser tagt öffentlich – in jeder
hase der Verhandlungen die jeweiligen Ergebnisse und
oten vorträgt.

Wir haben – Rolf Hempelmann hat diesen Prozess ge-
auso lange begleitet wie ich – am Anfang des WTO-
rozesses ebenfalls Schwierigkeiten gehabt, zu erfahren,
as läuft. Aber zum Schluss gab es ein Berichtswesen
er Bundesregierung, das bei jedem neuen Schritt den
ktuellen Stand wiedergegeben hat. Die Abgeordneten
aren damit zufrieden. Nicht jeder war mit dem Ergeb-
is zufrieden. Das ist aber eine andere Sache.





Erich G. Fritz


(A) )


)(B)

Die Bundesregierung hat in der vergangenen Woche
im Wirtschaftsausschuss zugesagt, in gleicher Weise zu
verfahren. Im Übrigen hat es noch kein EU-Mandat ge-
geben, das so öffentlich entstanden ist wie dieses. Ich
habe zumindest in der Zeit, in der ich Prozesse dieser Art
verfolge – ich habe schon viele öffentliche Debatten
dazu erlebt –, niemals zuvor ein solches Mandat vorher
schriftlich in der Hand gehabt.

Wir müssen die vorliegenden Anträge leider ablehnen
– auch den SPD-Antrag –,


(Lachen des Abg. Rolf Hempelmann [SPD])


obwohl im SPD-Antrag viel Richtiges steht.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724718700

Herr Kollege!


Erich G. Fritz (CDU):
Rede ID: ID1724718800

Die Bundesregierung will mit den Verhandlungen we-

der das Grundgesetz noch den Föderalismus abschaffen
oder über das Dienstleistungsabkommen der WTO hi-
nausgehen. Es macht nur keinen Sinn, vorher Stolper-
steine aufzustellen.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724718900

Ich schließe damit die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag
der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache
17/13925 mit dem Titel „Transatlantische Handels- und
Investitionspartnerschaft nur mit starken Standards“.
Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Damit ist der Antrag abgelehnt, bei Zu-
stimmung durch Bündnis 90/Die Grünen und die SPD;
alle übrigen Fraktionen waren dagegen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/13894 mit dem
Titel „Keine weitere Liberalisierung über ein EU-Frei-
handelsabkommen mit den USA“. Wer stimmt für diesen
Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die-
ser Antrag ist abgelehnt, bei Zustimmung durch die ein-
bringende Fraktion; alle übrigen Fraktionen waren dage-
gen.

Ich komme zur Abstimmung über den Antrag der
Fraktion der SPD auf Drucksache 17/13904 mit dem Ti-
tel „Die Verhandlungen mit den USA zu einem transat-
lantischen Handels- und Investitionsabkommen konse-
quent an europäischen Standards ausrichten“. Wer
stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
haltungen? – Der Antrag ist abgelehnt, bei Zustimmung
durch SPD und Bündnis 90/Die Grünen; die übrigen
Fraktionen waren dagegen.

Jetzt rufe ich den Tagesordnungspunkt 66 auf:

Beratung des Antrags der Bundesregierung

Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut-
scher Streitkräfte an der United Nations
Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf

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(C (D Grundlage der Resolution 1701 11. August 2006 und folgender Resolutionen, zuletzt 2064 Sicherheitsrates der Vereinten Nationen – Drucksache 17/13753 – Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Rechtsausschuss Verteidigungsausschuss Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist eine albe Stunde Aussprache vorgesehen. – Dazu sehe und öre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlosen. Ich eröffne die Aussprache und gebe für die Bundesgierung dem Bundesminister Guido Westerwelle das ort. Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Ausärtigen: Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Kolleginnen und Kollegen! Wir können nicht ber die Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der NIFIL-Mission debattieren, ohne unseren Blick auf die age im Nachbarland Syrien zu richten. Die Hinweise uf den Einsatz chemischer Substanzen in Syrien nehen wir sehr ernst. Wir werden den Informationsaususch über die Faktenlage intensiv fortsetzen. Wir dränen auf eine Beratung über die neu vorgetragenen erichte im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, mit em Ziel, dass es zu einer gemeinsamen Position des Siherheitsrates kommt. Deutschland wird weiter darauf hinwirken, dass es zu er geplanten internationalen Syrien-Konferenz kommt. uch wenn die Chancen einer solchen Syrien-Konferenz erzeit nicht überragend groß sind, sollten und werden ir unsere Bemühungen um eine politische Lösung fort etzen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


auerhafter Frieden in Syrien wird nur mit einer politi-
chen Lösung möglich sein. Wenn ich die Reaktion rich-
g deute, scheint dies die Auffassung des überwiegen-
en Teils des Hohen Hauses zu sein.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir brau-
hen so schnell wie möglich ein Ende der Gewalt und
en Einstieg in einen politischen Prozess.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Ja!)






Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


(A) )


)(B)

Deutschland selbst wird keine Waffen nach Syrien lie-
fern. Wir respektieren, wenn Partner von uns zu einer
anderen Bewertung kommen. Aber wer Waffenlieferun-
gen ins Auge fasst, muss sicherstellen, dass diese Waffen
nicht in falsche Hände geraten. Was es für Folgen haben
kann, wenn Extremisten und Terroristen moderne Waf-
fentechnologie in die Hände bekommen, haben wir an-
derswo – mit sehr ernsten Folgen – bereits gesehen.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Bundesregierung, meine sehr geehrten Damen
und Herren, hat inzwischen über 160 Millionen Euro zur
Verfügung gestellt, das meiste davon für humanitäre
Hilfe, die den Flüchtlingen und Binnenvertriebenen zu-
gutekommt. Deutschland ist damit einer der stärksten
Geber. Ich kann Ihnen aber versichern: Wir werden wei-
tere Möglichkeiten der Unterstützung prüfen.

Die Gefahr eines Flächenbrandes ist real. Der Kon-
flikt in Syrien greift immer stärker um sich. Kämpfer der
Hisbollah haben sich an den Kämpfen aufseiten des Re-
gimes beteiligt. Im Libanon stehen erneut konfessionelle
Konfliktlinien unter Spannung. Neue Gewaltausbrüche
können nicht ausgeschlossen werden.

Die ohnehin schwierige innenpolitische Lage im Li-
banon wird durch die Flüchtlingsströme aus Syrien wei-
ter verschärft. 1 Million syrische Flüchtlinge allein im
Libanon entsprechen etwa einem Viertel der Gesamtbe-
völkerung des Landes. Das Land kommt damit zweifels-
ohne immer mehr an seine Belastungsgrenze.

Inzwischen haben wir in Deutschland die Vorausset-
zungen für die Aufnahme von 5 000 Flüchtlingen ge-
schaffen, die vor allem aus dem Libanon zu uns kommen
sollen. Zudem gilt für alle Menschen, die seit April 2011
aus Syrien zu uns nach Deutschland gekommen sind, ein
sogenannter Rückführungsstopp. Das betrifft allein
11 000 Asylsuchende. Niemand wird nach Syrien abge-
schoben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Unterstützung durch UNIFIL bei der Ausrüstung
und Ausbildung der libanesischen Streitkräfte bleibt un-
erlässlich. Die Mission leistet einen entscheidenden
Beitrag, um einen Flächenbrand in der Region zu ver-
hindern. Es ist im internationalen, aber auch in unse-
rem ureigenen Interesse, die deutsche Beteiligung an
UNIFIL fortzusetzen.

Mit der Verlängerung des Mandats entsprechen wir
auch den Wünschen Israels, des Libanon selbst und der
Vereinten Nationen. Diese haben ausdrücklich um die
Fortführung der deutschen Beteiligung gebeten. Das
Bundestagsmandat für die Beteiligung am UNIFIL-Flot-
tenverband soll unverändert um zwölf Monate bis zum
30. Juni 2014 verlängert werden. Die Personalober-
grenze bleibt unverändert bei 300 Personen.

Im Namen der Bundesregierung bitte ich Sie um Ihre
Zustimmung zu diesem Mandat.

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(C (D Das Wort hat der Kollege Rolf Mützenich für die PD-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! In der Tat: Dies sind kritische und entscheiende Tage, seitdem die US-Regierung behauptet, zweilsfreie Erkenntnisse im Hinblick auf den Einsatz von hemiewaffen zu haben. Meine Fraktion ist der Meiung, dass die US-Regierung den Vereinten Nationen re Kenntnisse und ihre Beweise schnellstens zur Verfü ung stellen muss. Das gehört in die Vereinten Nationen. etztlich müssen dann die Mitgliedsländer und auch die itglieder des Sicherheitsrates angemessen handeln. Meiner Meinung nach müssen die Hinweise auch dem ternationalen Strafgerichtshof – auch wenn er zum jet igen Zeitpunkt nicht unmittelbar ermitteln kann – für pätere Ermittlungen zur Verfügung gestellt werden. Das ind wir den Menschen in Syrien und der Region insgeamt schuldig. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724719000

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1724719100

Herr Außenminister, auch wenn Sie zum jetzigen
eitpunkt keine Erkenntnisse haben, bitte ich Sie, wei-
rhin nach Erkenntnissen zu suchen. Wie wir aus der
resse erfahren haben, gibt es die eine oder andere Reise
die Region. Wir bitten Sie, sich mit den Partnern vor
rt auszutauschen.

Es besteht kein Zweifel, dass in erster Linie das Re-
ime Assad die Verantwortung für die Eskalation und
uch für die Brutalisierung dieses Konfliktes trägt; denn
ls vor zwei Jahren friedliche Demonstranten in ver-
chiedenen Städten in Syrien auf die Straße gegangen
ind, hat das Regime Assad innerhalb von Tagen mit
rutaler Gewalt auf die Proteste reagiert.

Wir von der SPD-Fraktion sagen eindeutig: Es gibt
eine militärische Lösung in diesem Konflikt. Hier im
undestag besteht ein breiter Konsens, dass Waffenliefe-
ngen nicht der richtige Weg sind; denn in der Region

errscht kein Mangel an Waffen, sondern ein Mangel an
ertrauen und Diplomatie.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Deswegen haben mich die aktuellen Äußerungen Ih-
s Koalitionspartners überrascht, Herr Außenminister.
h hätte mir schon gewünscht, dass Sie darauf eingehen.
icht irgendwer, sondern der Kollege Schockenhoff hat
eute für die CDU/CSU-Fraktion erklärt, dass seine
raktion für eine Flugverbotszone in der Region eintre-
n wird. Ich habe hier eine entsprechende Meldung von
3.30 Uhr vorliegen. Ich finde, dass die Bundesregie-
ng mit derartigen Erklärungen sorgfältig umgehen
uss.





Dr. Rolf Mützenich


(A) )


)(B)

Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den Be-
schluss des Deutschen Bundestages, den wir gemeinsam
gefasst haben, auch mit den Stimmen der SPD-Bundes-
tagsfraktion. Dort heißt es unter Punkt 4 – ich zitiere –:

Der Einsatz dient nicht der Einrichtung oder Über-
wachung einer Flugverbotszone über syrischem
Territorium.

Ich finde, dieser Konsens muss erhalten bleiben. Deswe-
gen muss es in dieser Debatte einen entsprechenden Hin-
weis darauf geben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Der kommt!)


In der Tat ist es richtig, alle Anstrengungen auf die
Genf-2-Konferenz zu konzentrieren, weil, wie gesagt,
ein Mangel an Diplomatie herrscht. Auch wenn es, wie
ich glaube, nur sehr wenig Hoffnung gibt, muss man in
den nächsten Tagen weiterhin alles unternehmen, damit
zumindest das Minimalziel, dass die Konferenz stattfin-
det, erreicht wird. Es wäre ein Hoffnungsschimmer,
wenn dort eine Waffenruhe vereinbart werden könnte,
zumindest für Stunden. Wir müssen den Menschen in
Syrien zumindest die Möglichkeit geben, aus den um-
kämpfen Zonen herauszukommen. Auf dieser Grundlage
könnte vielleicht ein weiterführendes Mandat der Ver-
einten Nationen erreicht werden.

Das Problem ist, dass die Bundesregierung derzeit
keinen maßgeblichen Anteil am Zustandekommen dieser
Konferenz hat. Ich finde, dass die Bundesregierung mehr
tun könnte. Insbesondere könnte sie auf den einen oder
anderen internationalen Akteur stärker einwirken, der
diese Konferenz nicht unterstützt. Ich glaube, wir haben
durchaus Gelegenheit, noch intensiver mit der russi-
schen Regierung darüber zu reden, und zwar auch und
gerade in dieser Situation. Zwar haben Sie Länder wie
Saudi-Arabien und Katar als Gestaltungsmächte in der
internationalen Politik identifiziert, aber ich frage mich,
ob Ihre Analyse richtig ist. Denn es ist fraglich, ob diese
Länder wirklich bereit sind, an der Herstellung einer
friedlichen Ordnung mitzuwirken, und ob sie tatsächlich
verantwortliche Gestaltungsmächte sind. Das wäre nach
meinem Dafürhalten eine wichtige Frage gewesen.

Sie haben mehr humanitäre und medizinische Hilfe
angekündigt. Zumindest wollen Sie das prüfen. Ich
finde, wir sollten sie bereitstellen. Leider haben wir viel
zu lange gebraucht, um gerade einmal 5 000 Flüchtlinge
aufzunehmen. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein –
immerhin –, aber insgesamt hat dieser Prozess viel zu
lange gedauert.

Ich will noch Folgendes sagen: Wir dürfen angesichts
der massiven Auseinandersetzungen und trotz des Bür-
gerkriegs in Syrien nicht vergessen, dass die Umbrüche
in der arabischen Welt unseren Respekt und unsere An-
erkennung verdienen; denn dort tun sich Menschen zu-
sammen, um ihren Ländern den richtigen Weg zu wei-
sen. Ich finde, das muss auch vom Deutschen Bundestag
aus gesagt werden.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zu UNIFIL. Wir von der sozialdemokratischen Partei
aben UNIFIL von Anfang an unterstützt, nicht nur, weil
ir das Mandat des Sicherheitsrates, das immer wieder
erlängert worden ist, für richtig erachtet haben. Wir wa-
n und sind der Meinung, dass der Waffenschmuggel

erhindert werden muss und es dafür ein UN-Mandat ge-
en muss. Wir sehen ja, welche Verwerfungen es zurzeit
uf den Golanhöhen gibt.

Ich glaube, mit diesem UNIFIL-Mandat war auch ein
olitischer Zweck verbunden. Wir glaubten, dass wir da-
it den ohnehin fragmentierten Staat Libanon in Bezug

uf seine staatliche Souveränität unterstützen könnten.
ie israelische Marine hat die Quarantäne von libanesi-

chen Häfen sehr schnell aufgehoben. Wir haben beim
renzmanagement geholfen, und wir haben, wie ich
laube, auch die Konfliktparteien im Innern des Libanon
usammengeführt. Deswegen war das UNIFIL-Mandat
ehr als die Verhinderung von Waffenschmuggel. Die-

es Mandat diente insbesondere der Sicherung der staat-
chen Souveränität des Libanon.

Ich finde, Deutschland und Europa haben die Auf-
abe, dafür zu sorgen, dass das fragile Gleichgewicht im
ibanon nicht weiter geschwächt wird. Die Hisbollah
ägt in der Tat eine riesengroße Verantwortung für die
skalation des Bürgerkrieges in Syrien und damit indi-
kt natürlich auch der Iran als Förderer der Hisbollah.
leichwohl ist es wichtig, die Worte abzuwägen, um die
nenpolitische Situation im Libanon nicht weiter zu

erschärfen. Deswegen ist meine Bitte, auch an die Bun-
esregierung und an die Europäische Union, alle Bemer-
ungen in die Richtung zu unterlassen, noch stärker in-
erhalb des EU-Rahmens vorzugehen, solange keine
andfesten Beweise – auch gegen die Hisbollah – vorlie-
en.

Wir werden verantwortungsvoll in den Ausschüssen
ber dieses Mandat debattieren. Ich kann für die SPD-
raktion sagen, dass wir dieses Mandat verlängern wer-
en.

In diesem Zusammenhang möchte ich mich an den
ir folgenden Redner, den Parlamentarischen Staatsse-

retär Kossendey, wenden: Ich habe gehört, dass das
re letzte Rede im Deutschen Bundestag ist. Ich möchte
ich ganz herzlich für die gute, vertrauensvolle und im-
er souveräne Zusammenarbeit bedanken. Das sage ich

anz persönlich, aber auch im Namen meiner Fraktion.
anz herzlichen Dank!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724719200

Für die CDU/CSU-Fraktion spricht der Kollege

homas Kossendey.


Thomas Kossendey (CDU):
Rede ID: ID1724719300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s ist in der Tat im Augenblick eine schwierige Diskus-





Thomas Kossendey


(A) )


)(B)

sion, weil das, was wir zu UNIFIL sagen wollten, natür-
lich durch die Lage in Syrien überlagert wird.

Lieber Herr Kollege Mützenich, ich danke für Ihre
netten Worte. Allerdings möchte ich auf Folgendes hin-
weisen: Das, was zum Thema Flugverbotszone zu sagen
ist, hat der Außenminister sehr deutlich gesagt. Sie brau-
chen sich keine Sorgen zu machen, dass da eine Ände-
rung in der Meinung des Außenministers eingetreten ist.

Die UNIFIL-Mission – wenn ich darauf zurückkom-
men darf – hat den Auftrag, die militärische Eskalation
zwischen dem Libanon und Israel zu verhindern und
letztendlich auch das angespannte Verhältnis zwischen
diesen beiden Ländern zu entschärfen. Diese nun schon
sieben Jahre andauernde Mission führt, so glaube ich,
langsam und schrittweise zum Erfolg. Einige Beispiele
hat Kollege Mützenich aufgezählt, wir könnten noch an-
dere nennen.

Libanon und – ich betone das ausdrücklich – auch
Israel haben beide darum gebeten, UNIFIL, diesen wich-
tigen Stabilitätsanker in der Region, zu verlängern. Sie
wollen eine weitere Präsenz der Friedenstruppen der
Vereinten Nationen, und das betrifft natürlich ausdrück-
lich auch den deutschen Beitrag zu UNIFIL. Unser Bei-
trag hat ein doppeltes Mandat. Zum einen sichern wir die
seeseitigen Grenzen des Libanon, und zum anderen
– das ist in der Öffentlichkeit häufig so nicht gesehen
worden – unterstützen wir die libanesischen Streitkräfte
beim Aufbau ihrer Fähigkeiten. Derzeit beteiligen wir
uns an UNIFIL mit der Korvette „Braunschweig“ und
dem Schnellboot „Frettchen“, mit einem nationalen Un-
terstützungskommando in Limassol, aber auch durch ei-
nen Anteil am UNIFIL-Hauptquartier in Naqoura.

Eine Vielzahl von Projekten, die wir da angepackt ha-
ben, ist in der Tat gut weiterentwickelt worden. Im letz-
ten Jahr wurde mit der Inbetriebnahme der letzten Küs-
tenradarstation der Aufbau einer Küstenradarkette
abgeschlossen. Ich glaube, dass die libanesische Marine
am Ende dieses Jahres über die Fähigkeit verfügen wird,
eine vollständige Radarüberwachung ihrer eigenen
Küste selbst sicherzustellen.

Das ist auch ein ganz wichtiger Beitrag im Sinne der
Ertüchtigungsinitiative, die wir im Dezember in den
Europäischen Rat einbringen wollen. Auch der Naviga-
tionssimulator, den wir dort installiert haben und mit
dem wir libanesische Soldaten ausbilden, ist eine ausge-
sprochen hilfreiche Anschaffung gewesen. Er hilft, dass
Soldaten im Libanon ausgebildet werden können. Wir
helfen übrigens auch dadurch, dass wir libanesische Ka-
detten bei uns in Deutschland ausbilden.

Darüber hinaus ist es natürlich wichtig, dass wir im
zivilen Bereich eine Menge tun. Auch darüber ist hier
gesprochen worden. Der Außenminister und Sie, Herr
Mützenich, haben es angesprochen. Die instabile Lage in
der Region werden wir eigentlich nur dann einigermaßen
stabilisieren können, wenn es uns gelingt, ein Gleichge-
wicht bei den Streitkräften zu schaffen. Dieses zu errei-
chen, erfordert natürlich ein Mindestmaß an Stabilität.
Deswegen werden wir die libanesische Marine auf dem

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(C (D eg weiter unterstützen, dass sie ihre nationalen Grenen selbst schützen kann. Der Libanon bedarf genau wie die gesamte Region eier tragfähigen Sicherheit und Stabilität. Wir brauchen das ist der Wunsch aller Beteiligten – dort auch weiter ternationale Präsenz. Ich bitte Sie deswegen – auch im amen der Bundesregierung – um Unterstützung dieses ntrags, der vorsieht, UNIFIL für ein weiteres Jahr 00 Soldatinnen und Soldaten zur Verfügung zu stellen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, dies wird – Kollege ützenich hat es angesprochen – voraussichtlich meine tzte Rede im Deutschen Bundestag sein. Gestatten Sie ir deswegen ein paar kurze Anmerkungen. Vor knapp 6 Jahren, am 16. Oktober 1987, stand ich im Deutschen undestag in Bonn als relativ junger Abgeordneter und ielt meine Jungfernrede. Interessanterweise ging es daei um den Einsatz der Bundesmarine im Mittelmeer. enauso wie damals werbe ich heute um Zustimmung r einen Einsatz der deutschen Marine im Mittelmeer. o schließen sich eben manchmal die Kreise. Vieles hat ich seit der Rede damals verändert. Es gibt aber auch onstanten. Damals hatte ich an den Anfang meiner Rede drei inge gestellt: Erstens. Die Bundesrepublik ist eine iedliebende Nation. Zweitens. Die Bundesrepublik teht in der Solidargemeinschaft aller NATO-Länder. rittens. Wir sind eine Handelsnation, die in ganz be onderem Maße auf sichere Seeverbindungen angewieen ist. – Das gilt auch nach einem Vierteljahrhundert nd auch unter veränderten außenpolitischen Rahmenbeingungen weiter. Ich möchte mich am Ende meiner Arbeit im Deutchen Bundestag bei allen Kolleginnen und Kollegen beanken – bei den aktiven Kolleginnen und Kollegen, ber auch bei denen, die ausgeschieden sind –, mit denen h mehr als zweieinhalb Jahrzehnte zusammenarbeiten urfte. Wir haben diskutiert, wir haben gestritten, anchmal wurde es auch ziemlich energisch. Ich habe ich dabei bemüht, immer hart in der Sache, aber fair Umgang zu sein. Ich hoffe, dass mir das in den aller eisten Fällen gelungen ist. Schließlich will ich nach über 26 Jahren als Verteiigungspolitiker einen Dank aussprechen an unsere oldatinnen und Soldaten sowie an die zivilen Mitarbeirinnen und Mitarbeiter der Bundeswehr, die aufopfengsvoll ihren Dienst tun, sei es in der Hitze in Dschi uti im Juli, sei es in der Kälte im Winter in Pristina, sei s im Staub in Afghanistan, sei es im Sturm im östlichen ittelmeer bei UNIFIL, sei es beim Eindämmen des ochwassers, sei es bei Übungen in der norddeutschen iefebene bei flauem Regen oder auch bei langen Tagen m Schreibtisch oder an welchem Platz auch immer uner Land sie einsetzt. Sie leisten, finde ich, einen unchätzbaren Dienst an der Gemeinschaft. Lassen Sie uns en Soldaten nichts anderes einreden. Ich wünsche unsen Soldatinnen und Soldaten und unseren zivilen Mitar eiterinnen und Mitarbeitern sowie ihren Familien Thomas Kossendey )


(Beifall im ganzen Hause)





(A) )

Glück, Gesundheit und immer eine unversehrte Heim-
kehr.

Herr Präsident, ich melde mich zum Ende der Legis-
laturperiode ab.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724719400

Herr Parlamentarischer Staatssekretär, ich nehme die

Meldung entgegen und wünsche Ihnen alles Gute für Ihr
weiteres Leben.


(Beifall)


Nun hat Wolfgang Gehrcke für die Fraktion Die
Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724719500

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Ich möchte zu Beginn dieser Debatte, die sich durch die
Vorkommnisse rund um Syrien, den Krieg in Syrien,
völlig verändert hat, zwei, drei Punkte benennen, bei de-
nen aus meiner Sicht hier eine Übereinstimmung herbei-
geführt werden kann.

Ich bin entschieden dafür, dass man nur auf eine poli-
tische Lösung setzt. Es kann und wird keine militärische
Lösung geben. Wenn man auf eine politische Lösung
setzt – das hat auch der Herr Außenminister betont –,
muss man an der internationalen Syrien-Konferenz fest-
halten. Wenn diese Konferenz fallengelassen wird, wird
die Waffengewalt in der ganzen Region nicht mehr zu
stoppen sein. Ich wünsche mir hier, ehrlich gesagt, auch
mehr Initiative der Bundesregierung, eine solche Konfe-
renz zu befördern und auf Partnerinnen und Partner ein-
zuwirken, ihre Position im positiven Sinne hinsichtlich
des Stattfindens einer solchen Konferenz zu verändern.

Die geplante Syrien-Konferenz lebt davon, dass die
USA und Russland sie mit auf den Weg gebracht haben.
Ich will Ihnen aber auch sagen: Ohne eine Teilnahme des
Irans an dieser Konferenz wird kein stabiles Ergebnis zu
erreichen sein. Zu dieser Frage hat der Außenminister
nichts gesagt. Ich bitte sehr, darauf hinzuwirken, dass
auch der Iran an dieser Konferenz beteiligt wird, auf der
man versuchen sollte, die Konfliktparteien zusammen-
zubringen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724719600

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Beck?


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724719700

Ja.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724719800

Bitte schön, Kollegin Beck.

Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Herr Kollege Gehrcke, Sie haben auf das gemeinsame
Interesse hingewiesen, das wir alle an einer politischen
Lösung haben. Wie stehen Sie dann dazu, dass, obwohl

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(C (D iese Syrien-Konferenz vorbereitet wird, Russland unter en Augen der Weltöffentlichkeit ganz unverhohlen eine Absicht bekannt gegeben hat, sowohl MiGs als uch Flugabwehrraketen an das syrische Regime zu liern? Ich habe immer von allen Seiten verlangt, keine Waf n in die Region zu liefern. as gilt für Frankreich, das gilt für Großbritannien, und as gilt genauso für Russland. Ich habe Russland in dieer Frage immer kritisiert. Ich glaube nicht, dass russiche Waffenlieferungen zur Stabilisierung der Situation eitragen. Das weiß man auch in Russland. Ich kann mit utem Gewissen kritisieren, weil ich alle kritisiere. An diesem Punkt hatte die Rede von Außenminister esterwelle einen doppelten Boden. Er hat gesagt: Die undesregierung ist gegen Waffenlieferungen; aber sie eht partnerschaftlich mit den Ländern um, die Waffen efern. – Die Entscheidung von Frankreich und Großbrinnien und das Versagen der Europäischen Union haben u einer Verschärfung der Krise beigetragen und unter nderem auch zum Abzug der österreichischen Truppen om Golan geführt. Man muss die Partner klar aufforern – und mit gutem Beispiel vorangehen –, keine Wafn in den Nahen Osten zu liefern. Das kann man aber ur fordern, wenn man selber glaubwürdig ist. Da darf an auch keine Panzer oder anderen Rüstungsgüter an audi-Arabien oder Katar liefern; durch so etwas wird an unglaubwürdig. Ich möchte, dass wir auf eine politische Lösung seten, dass wir an der Syrien-Konferenz festhalten und etas dafür tun, dass sie stattfindet. Ich habe viel mit der ichtgewaltsamen syrischen Opposition über diese Fraen gesprochen; wir unterhalten gute und enge Bezieungen zu ihr. Von dort hören wir immer: Legt die Latte afür, was ihr von der Konferenz erwartet, nicht zu och! Wenn es gelänge, dass einige humanitäre Verabreungen getroffen werden, wäre das in der jetzigen Situaon schon ein gewaltiger Erfolg. Es wäre schon gewalg, wenn diese Konferenz überhaupt stattfindet. Ich befürchte – vieles erinnert mich an den Vorlauf es Irakkrieges –, dass die Entscheidung der USA zu eiem Krieg führen kann. Wenn die USA anfangen, Wafn zu liefern, bin ich einmal gespannt auf die Kritik der SA an den Waffenlieferungen aus Russland. Den Maß tab, den Sie hier an Russland anlegen, müssen Sie dann uch an die USA anlegen. Ich kann nur sagen: Ich finde bamas Entscheidung katastrophal. Es gibt keine stichaltigen Hinweise dafür, dass die USA tatsächlich gerüft hätten, ob in Syrien Chemiewaffen eingesetzt wuren. Es entsteht vielmehr der Eindruck, dass man das als orwand benutzt – diese Debatte läuft ja nicht erst seit estern –, um zu der getroffenen Entscheidung zu komen. Wir werden das Obama auch sagen, wenn er nach erlin kommt. Wolfgang Gehrcke )

Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724719900

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ach so?)





(A) )

– Natürlich. Ich freue mich schon auf die Demonstratio-
nen. Obama sagt ja wie sein Vorgänger: Wir wollen
keine Kriege.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Was das UNIFIL-Mandat angeht, so habe ich hier im-
mer vertreten: Dieses Mandat war notwendig, um den
Krieg zu beenden. – Wir wollten aber nie eine Teilhabe
deutscher Soldaten an diesem Mandat, und dabei bleibt
es. Wir werden gegen eine Verlängerung des Mandats
stimmen.

Der Libanon ist leider nicht stabilisiert worden, er ist
heute labiler denn je.


(Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht wegen UNIFIL!)


– Nicht wegen des UNIFIL-Mandats, sondern weil man
politisch nichts zustande gebracht hat. Das ist das, was
man kritisieren muss.

Lassen Sie uns gemeinsam darüber nachdenken, was
man politisch machen kann!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724720000

Das Wort hat nun Omid Nouripour für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724720100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In den

letzten Jahren haben wir häufig in gewöhnlichen Bahnen
über UNIFIL diskutiert. UNIFIL leistet einen Beitrag
zum Frieden und hat dazu beigetragen, den Krieg zwi-
schen der Hisbollah auf der einen Seite und Israel auf der
anderen Seite zu beenden. UNIFIL leistet einen Beitrag
dazu, dass auf dem Seeweg keine Waffen in den Libanon
geschmuggelt werden können. Im Rahmen von UNIFIL
wird darüber hinaus die libanesische Marine ausgebildet.

Dass die Obergrenze für dieses Mandat von
1 200 Soldatinnen und Soldaten auf 300 gesenkt werden
konnte, ist ein Beleg dafür, dass diese Mission erfolg-
reich ist. Ich möchte den Soldatinnen und Soldaten und
ihren Familien für ihren Beitrag dazu herzlich danken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Die Diskussion, die heute geführt wird, ist keine nor-
male und gewöhnliche Diskussion. Das liegt an der Situa-
tion in Syrien; das ist mehrfach gesagt worden. Gerade
weil die Situation in Syrien so ist, ist eine friedenserhal-
tende UN-Mission heute in der Region nicht mehr selbst-
verständlich. Dass es Probleme gibt, sieht man an dem
Abzug der österreichischen Soldaten vom Golan. In die-
ser Situation spielt UNIFIL eine besondere Rolle.

Gerade weil die Situation so besonders ist, braucht
der Libanon unsere Hilfe. Er braucht unsere Hilfe wegen

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(C (D er großen Anzahl der Flüchtlinge und wegen der Bedinungen, unter denen die Flüchtlinge dort aufgenommen erden. Ich bin froh, dass auch die Bundesrepublik beit ist, 5 000 syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Diese imension hat der Herr Außenminister genannt. Wir ind der Meinung, dass deutlich mehr Flüchtlinge bei ns aufgenommen werden könnten. Aber ich freue mich uch, dass dazu in dieser Woche im Deutschen Bundesg ein interfraktioneller Antrag verabschiedet wurde. arin heißt es, dass die Bundesregierung stärker überrüfen möge, ob mehr Flüchtlinge aufgenommen weren können. Die Situation in Syrien ist tragisch. Die neueste offiiell genannte Zahl der Toten liegt bei 93 000; vorausichtlich ist ein Drittel dieser Opfer Kinder. Ich verstehe lle Menschen sehr gut, die jetzt zu dem Ergebnis komen: Angesichts dieser Horrorbilder und der schreckli hen Taten, die von beiden Bürgerkriegsparteien mittlereile begangen werden, muss man doch den Mördern in en Arm fallen. – Das Problem ist, dass kein Mensch ine Ahnung hat, wie man diese Situation von außen mitärisch entschärfen kann, ohne dass die Situation noch chlimmer wird. Eine Flugverbotszone würde bedeuten, dass Russland Sicherheitsrat übergangen wird. Das ist im Übrigen as, was der Kollege Schockenhoff in seiner Presserklärung fordert. Er sagt, dass man Russland übergehen uss. Das wird nach meiner Auffassung nicht dazu fühn, dass eine diplomatische Lösung einfacher wird, im egenteil. Diejenigen, die Waffen liefern wollen, müssen zwei ragen beantworten: Erstens. Wer sammelt diese Waffen ach dem Konflikt wieder ein? Wir haben hier häufig ber Mali diskutiert. Diese Diskussionen hätten nicht tattgefunden, wenn die Waffen in Libyen nach dem Konikt hätten eingesammelt werden können. Die zweite rage lautet: Wie kann man, wenn man Waffen liefert, erhindern, dass Russland und Iran nicht noch mehr Wafn als bisher nach Syrien liefern und sich die Eskalation rtsetzt? Alle diese Überlegungen finden vor dem Hintergrund es möglichen Chemiewaffeneinsatzes statt. Es ist gut, ass das überprüft werden soll. Ich bin auf die Beweise ehr gespannt. Mir fehlt, ehrlich gesagt, bisher die Fantaie, mir auszumalen, welche Instanz unabhängig vor Ort roben hat entnehmen können, die belegen, dass Cheiewaffen in einem Kampf zum Einsatz gekommen ind; denn das ist der zentrale Punkt. Die Konfessionalisierung und Regionalisierung des onflikts schreiten immer weiter voran, was auch Ausirkungen auf die Situation im Libanon hat, die zunehend instabiler wird. Es ist notwendig, dass wir alle öglichen Anstrengungen unternehmen, damit es zu ei er Verhandlungslösung kommt. Ich muss eingestehen, dass auch bei mir selbst eine esige Ratlosigkeit herrscht, was Syrien betrifft. Es ist eklemmend, wenn man sich die Bilder anschaut. In der ituation, in der wir uns befinden, müssen wir alle Maßahmen – und wenn sie noch so gering sind – ergreifen, Omid Nouripour )





(A) )

die wir ergreifen können. Das bedeutet: humanitäre
Hilfe, Hilfe für die Flüchtlinge. Dazu gehört auch, eine
Plattform zu bieten, wo über eine Lösung diskutiert
wird. Dazu dient zum Beispiel die geplante internatio-
nale Konferenz. Das ist ein kleiner Beitrag, um wenigs-
tens halbwegs stabilisierend einzuwirken.

UNIFIL leistet einen Beitrag zur Stabilisierung des
Libanon, und dafür kann ich nur meine Dankbarkeit zum
Ausdruck bringen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724720200

Das Wort hat nun als letzter Redner zu diesem Debat-

tenpunkt Kollege Erich Fritz für die CDU/CSU-Frak-
tion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Erich G. Fritz (CDU):
Rede ID: ID1724720300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Zum Mandat selbst ist das Wesentliche gesagt worden.
Rolf Mützenich, Staatssekretär Kossendey, der Herr
Minister und Omid Nouripour haben das dargelegt. Wir
unterstützen die Mission aus den Gründen, die vorgetra-
gen worden sind.

Als ich am 19. Dezember 1990 zur Eröffnung des ers-
ten gesamtdeutschen Bundestages dieses Haus betrat,
noch in einem anderen Zustand als jetzt, und der Rede
des Alterspräsidenten Willy Brandt zuhörte, die sehr an-
gemessen und sehr politisch für die damalige Zeit war,
war mir nicht klar, dass ich in meiner Bundestagszeit
über so viele Auslandseinsätze abstimmen muss.

Wenn ich die Bilder von Syrien sehe, dann befällt
mich die gleiche unerträgliche Qual, die mich befiel, als
der Krieg auf dem Balkan passierte. Auf dem Balkan
hatten wir aber eine Option, nämlich den Eingriff von
außen, und man konnte einigermaßen unterscheiden, wer
auf welcher Seite stand, wer die Guten und wer die Bö-
sen waren.

Wenn ich mir anschaue, was in Syrien geschieht, dann
ist das überwiegende Gefühl eben doch Ratlosigkeit. Ich
glaube nicht, dass es ein guter Dienst ist, wenn jetzt die
amerikanischen Vorschläge in den Mittelpunkt der Dis-
kussion rücken oder wenn gar die vielleicht sogar nur in-
nenpolitisch motivierten Gefechte zwischen Regierung
und Opposition in den USA bei uns aufgegriffen wür-
den, um das eigentlich notwendige Ziel der Diskussion
bei uns aus dem Blick zu bekommen.

Der Herr Außenminister hat mit Recht gesagt: Es
kann keine Alternative zu einer politischen Lösung ge-
ben, und wir können keine Waffen liefern. – Denn jeder
von uns weiß, dass dann, wenn der hier sinnvollerweise
gemachte Vorschlag, den internationalen Kriegsverbre-
cherprozess schon einmal vorzubereiten, in die Tat um-
gesetzt würde, dort vermutlich Täter von allen Seiten sit-
zen müssen.

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(C (D (Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Wer in einer solchen Situation die kleinen Ansätze für
ie Möglichkeit einer Konferenz, die es jetzt gab, infrage
tellt – auch wenn die Hürden dafür groß sind und die
ntworten auf die Fragen, wer wirklich zu involvieren
t und wie das geschieht, nicht klar sind –, der, glaube
h, versündigt sich in einer Art und Weise an einer Lö-

ung, die man gar nicht schlimm genug beschreiben
ann; denn jeder weitere Monat, jede weitere Woche und
ogar jeder weitere Tag ist eine humanitäre Katastrophe
nd führt in dieser Region zu einer weiteren Destabili-
ierung und zu einer Auflösung von Strukturen, die in
iesem Raum, wenn auch schwach, noch immer in der
age waren, politisch zu tragen und Staaten handlungs-
hig zu machen – wie auch immer wir dazu standen.

Ich bin deshalb sehr für UNIFIL; aber es gibt nichts
nderes als den Appell an die Mitglieder des Sicherheits-
tes, vor allen Dingen an die, die das vorantreiben müs-

en, aber auch an die, die jetzt nur abwarten. China
önnte eine Rolle spielen, weil es mit seinen guten Be-
iehungen zum Iran einen Einflusskanal wie kaum ein
nderer Staat hat. Ich sehe aber keine Aktivitäten. Wer
iesem Schauspiel weiter zuschauen kann, der gehört
icht in die internationale Gemeinschaft, der stellt sich
bseits dieser internationalen Gemeinschaft, die in der
N-Charta manifestiert ist.

Meine Damen und Herren, jetzt kommt ein schwerer
bergang. Das ist nämlich meine letzte Rede im Deut-

chen Bundestag.

Wie man sich leicht vorstellen kann, möchte ich herz-
chen Dank sagen. Zum einen möchte ich all meinen
itarbeitern in dieser Zeit danken, die mit großer Quali-
t und großer Leidenschaft geteilt haben, was ich ge-
acht habe. Zum anderen möchte ich mich beim ganzen
aus und bei meiner gesamten Fraktion dafür bedanken,
ass ich so sein durfte, wie ich bin, dass sie mich bei
einen Leidenschaften, denen ich gefolgt bin, zufrie-

engelassen haben und dass ich das in einer Art und
eise tun durfte, die mir sehr entgegenkam.

Die Themen, die wir hier gemeinsam häufig bespro-
hen haben, sind für die Menschen viel wichtiger, als sie
einen. Es sind meistens keine Themen, die zum Bei-

piel im Wahlkreis eine Rolle spielen; aber es ist unend-
ch wichtig, dass wir in dieser Welt zu Regeln kommen,
ie über die Staatsgrenzen hinaus tragen. Das gilt für fast
lle Politikbereiche.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb bedanke ich mich für das Engagement, das
erade in diesen Fragen in diesem Haus immer wieder
u spüren ist und auch zum Ausdruck kommt, auch
enn wir dabei nicht immer einer Meinung sind. Es
äre doch schlimm, wären wir bei all diesen Fragen ei-
er Meinung. Dann brauchten wir diese Einrichtung
icht, die so notwendig ist. Denn wie sagt Norbert





Erich G. Fritz


(A) )


)(B)

Lammert immer: Regiert wird überall; es kommt darauf
an, ob es ein Parlament gibt, in dem die Minderheit ge-
achtet wird.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Sehr richtig!)


Das, so glaube ich, praktizieren wir vorbildhaft, auch
wenn es uns nicht immer gelingt.

Ich wünsche Ihnen und wünsche dem Deutschen
Bundestag für die Zukunft viel Erfolg, auf dass die Deut-
schen ihren erfolgreichen Weg weitergehen können, die
Menschen mit Vertrauen auf die Politik schauen und wir
auch in Zukunft dazu beitragen können, dass es Lösun-
gen auf dieser Welt gibt und nicht nur neue Konflikte.

Vielen Dank.


(Beifall im ganzen Hause)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724720400

Kollege Fritz, auch ich wünsche Ihnen alles Gute.

Herzlichen Dank für Ihre Arbeit.


(Beifall)


Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 17/13753 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 68 auf:
Beratung des Antrags der Bundesregierung

Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte zur
Beteiligung an der Multidimensionalen Integrierten
Stabilisierungsmission in Mali (MINUSMA) auf
Grundlage der Resolution 2100 (2013) des Sicher-
heitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013

– Drucksache 17/13754 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)
Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss
gemäß § 96 GO

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann verfahren wir so.

Ich eröffne die Aussprache und erteile Bundesaußen-
minister Guido Westerwelle das Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Aus-
wärtigen:

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
ren! Kolleginnen und Kollegen! Da ich selber zu den
etwas dienstälteren Mitgliedern dieses Hohen Hauses

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(C (D ähle, möchte auch ich die Gelegenheit nutzen, Herrn ossendey und Herrn Fritz herzlich für die langjährige usammenarbeit zu danken. Ich wünsche Ihnen beiden iel Glück, viel Gesundheit und viel Aktivität im Unruestand. Alles Gute! Meine sehr geehrten Damen und Herren, im Februar ieses Jahres haben wir in großer Einigkeit die deutsche nterstützung für die Mission der Afrikanischen Union Mali, AFISMA, beschlossen. Ich habe bereits damals, ls ich das Mandat eingebracht habe, darauf hingewieen, dass die Mission AFISMA in eine Mission der Verinten Nationen überführt werden könnte. Am 25. April 013 hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen enau das beschlossen. Jetzt sollen die Aufgaben von FISMA auf MINUSMA übertragen werden. Der Ein atz der internationalen Unterstützungsmission AFISMA ndet damit. Die Personalobergrenze von 150 Soldatinen und Soldaten soll wie bisher weitergelten und überhrt werden. Mali hat erste Schritte auf dem Weg zur Rückkehr zur erfassungsmäßigen Ordnung und zur demokratischen egierungsführung sowie zur nationalen Einheit unterommen. Ich betone ausdrücklich alle drei Dinge, weil iese zusammengehören. Die Sicherheitslage hat sich im orden Malis im Vergleich zum Februar verbessert, aber ie bleibt fragil. Ein wichtiger nächster Schritt ist die Durchführung eier, fairer, transparenter und vor allen Dingen inklusier Präsidentschaftsund Parlamentswahlen. Hierzu bearf es einer möglichst weitgehenden Wiederherstellung er staatlichen Autorität auch im Norden. Ich kann Ihnen ersichern, dass sich die malische Regierung nach Einchätzung der Bundesregierung tatsächlich in intensiven nd ernsthaften Gesprächen mit Vertretern der Bevölkengsgruppen im Norden befindet. Der Zeitplan aber ist hrgeizig. Die Durchführung der Wahlen wird sicherlich icht einfach. Der Kreis, der zu dieser Stunde der Deatte folgt, weiß, welche rein praktischen und nicht nur olitischen Probleme damit verbunden sind. Die Verchiebung der Wahlen um einige Wochen könnte nötig erden; ich sage das ausdrücklich im Konjunktiv. Der ille zur baldigen Durchführung der Wahlen muss aber lar erkennbar sein. Das ist auch unsere Botschaft an unere malischen Partner. Wichtig ist, dass die Wahlen auch in der Region Kidal tattfinden können, die noch von der Tuareg-Rebellenrganisation MNLA kontrolliert wird. Der von der malichen Regierung eingeleitete Prozess des Dialogs und er Versöhnung, den Deutschland aktiv unterstützt, wird uch nach den Wahlen eine langfristige Aufgabe und otwendig und sinnvoll bleiben. MINUSMA ist vor dem Hintergrund der Herausforerungen in Mali breiter und umfassender angelegt, als FISMA es war. Dies umfasst die Stabilisierung wichtier Bevölkerungszentren. Es beinhaltet die Unterstütung bei der Wiederherstellung der staatlichen Autorität ganzen Land und ausdrücklich auch die Unterstüt Bundesminister Dr. Guido Westerwelle )


(Beifall im ganzen Hause)





(A) )

zung für die Umsetzung des Fahrplans für den Über-
gang, einschließlich des nationalen politischen Dialogs.

Der deutsche Beitrag wird geschätzt; das ist mir per-
sönlich in der letzten Woche in New York noch einmal
versichert worden. Den Respekt und den Dank für un-
sere Landsleute im Einsatz möchte ich noch einmal aus-
drücklich erwähnen und ihn gegenüber den Soldatinnen
und Soldaten zum Ausdruck bringen. Unsere Frauen und
Männer in Uniform, sie leisten Großartiges!


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das deutsche Engagement für Mali ist umfassend.
Anlässlich der Geberkonferenz für Mali am 15. Mai in
Brüssel hat die Bundesregierung, vertreten durch Minis-
ter Niebel, Mittel in Höhe von insgesamt 100 Millionen
Euro für 2013 und 2014 zugesagt. Wir haben diese Zu-
sage ausdrücklich an Fortschritte im Transitionsprozess
geknüpft. Darüber hinaus unterstützt Deutschland seit
Jahren mit humanitären Maßnahmen die Menschen in
Mali wie auch malische Flüchtlinge in der Sahelzone.

Ich bin dankbar für die Einigkeit zwischen der Koali-
tion und den überwiegenden Kräften der Opposition
über die Grundlinien der deutschen Mali-Politik. Ich
hoffe, dass uns diese Einigkeit auch bei der Beratung
und Verabschiedung von MINUSMA leitet. Ich bitte Sie
um eine breite Unterstützung für dieses Mandat.

Ich will nochmals ausdrücklich sagen – damit das hier
nicht als eine Routineangelegenheit am Freitagnachmit-
tag verstanden wird –: Die Lage hat sich verbessert.
Aber sie bleibt unverändert fragil und ernst. Vor diesem
Hintergrund ist sich, denke ich, jeder bewusst, dass die
Überführung dieses Mandates ein ernster und verantwor-
tungsvoller Vorgang ist. Dennoch beantragen wir sie
hier, weil wir davon überzeugt sind, dass der Einsatz
vernünftig ist, dass er erfolgversprechend ist und dass
dies ein wichtiger Beitrag ist, um die Afrikaner zu befä-
higen, in Afrika selbst für die Lösung ihrer Probleme die
entscheidende Verantwortung zu übernehmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724720500

Das Wort hat nun Ullrich Meßmer für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Ullrich Meßmer (SPD):
Rede ID: ID1724720600

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Meine Damen und Herren! Herr Außenminister,
dass das hier keine Routineangelegenheit ist, will ich
ausdrücklich unterstreichen. Das zeigt auch die starke
Präsenz der Bundesregierung: Drei Minister sind in der
Debatte zu diesem Tagesordnungspunkt anwesend. Ich
glaube, auch das sollte einmal herausgestellt werden;
denn es macht deutlich, wie wichtig diese internationa-
len Fragen für uns sind.

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(C (D Bei diesem Mandat, über das wir heute reden, geht es arum – das hat der Außenminister eben dargestellt –, ine bereits bestehende Mission in eine UN-mandatierte ission mit einem größeren Aufgabenbereich zu überhren. Wir sollten uns dies noch einmal kurz vor Augen hren; denn mit diesem Einsatz und mit der Beteiligung n MINUSMA unterstützt die Bundesregierung die Beühungen der internationalen Gemeinschaft, zur Stabilit in Afrika, insbesondere in dieser Region Afrikas, bei utragen. Die Mission, über die wir heute reden, wird nach der Kongo die zweitgrößte Mission sein. Das macht, wie h finde, sehr deutlich, dass die Vereinten Nationen die edeutung Afrikas erkennen und sich für diesen Kontient starkmachen. Deutschland beteiligt sich derzeit mit 80 Soldatinnen und Soldaten ebenfalls an der EUTMission, mit der Europa zur Ausbildung der malischen rmee beitragen will und die Armee in die Lage versetzt ird, ihre Fähigkeiten zu festigen. Die derzeit afrikanisch geführte Mission AFISMA ird durch MINUSMA ersetzt und wird unter Führung er Vereinten Nationen zum 1. Juli 2013 starten. Die biserigen Kernaufgaben – der Minister hat darauf hingeiesen – bleiben erhalten. Zusätzlich kommen weitere ilfen, auch logistische Unterstützung, dazu. Führungsnd Verbindungsaufgaben sowie Stabsfunktionen, die islang nicht vorgesehen waren, werden ebenfalls in iese Mission einfließen. Insgesamt 11 200 Soldaten und is zu 1 440 Polizisten, die hauptsächlich aus den COWAS-Staaten rekrutiert werden, soll die neue Mision umfassen. Dagegen erscheinen 150 Beteiligte eientlich sehr wenig. Aber ich denke – auch das sollte an an dieser Stelle anerkennen –, Deutschland leistet in iesen Bereichen wesentlich mehr und hat nicht zuletzt uch die Entwicklungszusammenarbeit wieder aufgeommen, um mit dazu beizutragen, dass es den Menchen insgesamt besser geht. Es bleibt das Ziel, Mali zu stabilisieren, um mit der tabilisierung Malis die Region insgesamt stabil zu haln und einen wichtigen Beitrag in Afrika zu leisten. Ich eine aber auch und unterstreiche das ausdrücklich – es t eben schon gesagt worden –: Es kann nicht darum geen, ständige militärische Präsenz aufrechtzuerhalten, ondern es muss darum gehen, dass die politischen Proleme in Mali, die in der Region entstanden sind, wie as mögliche Auseinanderfallen im Norden, auch polisch gelöst werden. Das wird nicht allein militärisch geen, sondern dies schafft nur die Voraussetzung dafür. Die Regierung Malis hat dafür einen Fahrplan bechlossen, eine sogenannte Roadmap, die es zu untertützen gilt. In erster Linie geht es darum – auch das ist chon angesprochen worden –, die staatlichen Autoritän durch Wahlen zu legitimieren. Dass es sehr ambitioiert ist, bereits im Juli Wahlen durchzuführen, sehe ich hnlich. Man darf auch nicht darauf hoffen, dass man sie nendlich verschieben kann. Aber man muss zumindest icherstellen, dass bei den stattfindenden Wahlen alle etroffenen Gruppen einbezogen sind, dass zum Beispiel ie Flüchtlinge, die aus dem Norden weggegangen sind, ine entsprechende Möglichkeit bekommen oder auch Ullrich Meßmer )





(A) )

diejenigen, die bislang an der Vorbereitung des Wahlpro-
zesses noch nicht beteiligt sind. Denn nur dann, wenn
die betroffenen Gruppen auch an der Wahl beteiligt sein
können, haben sie Einfluss auf die politische Entwick-
lung in Bamako und damit auch auf die staatliche Auto-
rität. Nur so erreicht man Akzeptanz für die künftige
Entwicklung in Mali selbst.

Bislang haben sich nämlich der Ausnahmezustand im
Norden und der Ausnahmezustand in Bamako wechsel-
seitig bedungen. Nur durch die gemeinsamen Wahlen
sehe ich zumindest die Chance, hier wieder eine gemein-
same Position zu beziehen. Erst ein befriedeter Norden
und die territoriale Integrität Malis schaffen die Räume,
in denen auch unsere Entwicklungszusammenarbeit die
Früchte trägt, die wir uns von ihr erhoffen. Die EU und
Deutschland haben dies immer wieder deutlich gemacht.
Es geht auch nicht nur darum, immer nur die politisch-
militärische Stabilität im Blick zu haben, sondern auch
um die Lebensqualität und die Lebenswirklichkeit der
Menschen, die in diesen Ländern leben.

Von daher bauen wir darauf, dass es mit der Roadmap
der malischen Regierung und mit der Unterstützung der
Vereinten Nationen und insbesondere der in dieser Re-
gion bzw. in der Nachbarschaft befindlichen Staaten ge-
lingen kann, wieder ein stabiles und sich selbst tragendes
Mali herzustellen. Denn das ist wichtig für die Stabilität
in dieser Region, und das haben, glaube ich, auch die
Anrainer erkannt, die dieses Mandat entsprechend mit
unterstützen.

Wir, unsere Fraktion, unterstützen dieses Mandat,
weil wir es für notwendig halten. Es dient dem Schutz
der Zivilbevölkerung, und es wird nötig sein, um Rache-
akte verschiedener militanter Gruppen und von Teilen
des Militärs im Norden zu verhindern. Es muss dem
Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verein-
ten Nationen dienen, genauso wie der Unterstützung und
dem Schutz derjenigen, die im Bereich der humanitären
Hilfe dort tätig sind und die ebenfalls ein sicheres Um-
feld brauchen.

Dieses Mandat muss dem Erhalt des Kulturguts, das
während der Auseinandersetzung bereits teilweise zer-
stört wurde, dienen. Es muss Aufbauarbeiten und den
Zugang dazu wieder ermöglichen. Nicht zuletzt brau-
chen wir dieses Mandat für den Aufbau und die Unter-
stützung einer funktionierenden Justiz und eines funktio-
nierenden Sozialsystems. Für mich trägt der Anteil, den
Deutschland in diesem Mandat leistet, mit dazu bei, dass
der Schutz und die Förderung der Menschenrechte in
dieser Region nicht nur ein Wunsch bleiben, sondern
Wirklichkeit werden können. Dieses Mandat bedeutet
für mich auch, einen wichtigen Schritt zu tun, um eine
humanitäre Katastrophe, wie sie in anderen Teilen dieser
Region stattfand, zu verhindern. Von daher werden wir
in den Beratungen den Antrag der Bundesregierung un-
terstützen.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit auch an
diesem späten Nachmittag.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724720700

Das Wort hat nun der Bundesminister der Verteidi-

ung Thomas de Maizière.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister der Ver-
idigung:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ie der Außenminister möchte ich mich im Namen der
undesregierung herzlich dafür bedanken, dass sich eine
reite Zustimmung zu diesem Mandat abzeichnet. Das
ar auch schon beim Mandat für die durch die Europäi-

che Union betriebene Ausbildung in Mali der Fall. Das
t, glaube ich, gut.

Immerhin geht es hier um eine Resolution der Verein-
n Nationen unter Berufung auf Kapitel VII der Charta
er Vereinten Nationen, also um ein robustes Mandat.
INUSMA wird nicht nur die Verantwortung der bishe-

gen afrikanischen Mission AFISMA übernehmen; die-
er Einsatz ist breiter: Er reicht von der Stabilisierung
ichtiger Bevölkerungszentren über die Unterstützung
ei der Wiederherstellung der staatlichen Autoritäten im
anzen Land, über die Unterstützung bei der Umsetzung
es politischen Fahrplans für den Übergang einschließ-
ch des politischen Dialoges und des Wahlprozesses,
ber den Schutz von Zivilpersonen und des Personals
er Vereinten Nationen, über die Förderung und den
chutz der Menschenrechte, über die Unterstützung für
umanitäre Hilfe bis hin zur – Sie haben es gesagt, Herr
bgeordneter Meßmer – Unterstützung beim Erhalt von
ulturgütern. All das ist in dem Mandat der Vereinten
ationen erwähnt. Hinzu kommt schließlich die Unter-

tützung für die nationale und internationale Justiz. Es
t also ein breiter und vernetzter Ansatz, wie wir ihn im-
er für richtig halten. Deswegen unterstützen wir ihn

erne.

Wir machen das in der gleichen Größenordnung wie
r AFISMA. Wir stellen also bis zu 150 Soldatinnen

nd Soldaten zur Verfügung. Das bezieht sich auf Luft-
ansport, logistische Unterstützung, Einzelpersonen für
auptquartiere und Stäbe der Vereinten Nationen,
xperten für Verbindungs- und Beratungsaufgaben,
chnische Unterstützung für truppenstellende Nationen
nd auch auf Luftbetankung – wir haben darüber, wie
ie wissen, im Zusammenhang mit AFISMA diskutiert –;
ie kann nun weiterhin unter den Rahmenbedingungen
er MINUSMA-Resolution stattfinden. Mit dieser Un-
rstützung tragen wir dazu bei, dass das neue UN-Man-
at von Beginn an auf ein solides Fundament gestellt
ird.

Ich habe davon gesprochen, dass dieses Mandat unter
erufung auf Kapitel VII der Charta der Vereinten Na-
onen ausgeführt wird. Wenn wir um die Zustimmung
u diesem Mandat bitten, dann heißt das eben auch, dass





Bundesminister Dr. Thomas de Maizière


(A) )


)(B)

das Gründe hat: Dieser Auftrag kann risikoreich sein.
Auch der Außenminister hat davon gesprochen.

Wie bei dem Mandat für EUTM Mali, also dem Man-
dat für die Ausbildungsmission der Europäischen Union,
will ich darauf aufmerksam machen: Dies ist kein Spa-
ziergang. Wir können keine verlässliche Aussage über
die Dauer dieses Mandates machen. Es ist jetzt auf ein
Jahr befristet. So sehen es auch die Vereinten Nationen.
Wir haben gelernt: Wir brauchen Geduld in Afrika. Das
wird und kann schwierig werden. Deswegen sage ich be-
reits jetzt: Wir haben gelernt, dass der Beginn von Mis-
sionen nicht mit überschwänglichen Erwartungen be-
gleitet werden sollte; vielmehr müssen wir nüchtern und
realistisch auch die Chancen und Risiken, die darin be-
stehen, betrachten.

Umso mehr bitten wir um eine verantwortungsvolle
Beratung und dann auch um eine Zustimmung in Kennt-
nis und Bewusstsein, dass hier keine leichte Aufgabe
nicht nur auf die deutschen Soldatinnen und Soldaten,
sondern auf alle, die im Auftrag der Vereinten Nationen
dort tätig sind, zukommt.

Ich möchte gerne die Gelegenheit nutzen, zu Herrn
Fritz ein Wort zu sagen. Uns beide verbindet nicht nur
politisch, sondern auch fußballerisch eine Leidenschaft.
Das will ich jetzt aber nicht vertiefen. Zu Herrn
Kossendey möchte ich nur sagen: Er hat zwar jetzt seine
letzte Rede gehalten, aber seine Amtszeit als Parlamen-
tarischer Staatssekretär ist so schnell noch nicht vorbei.
Ihnen beiden alles Gute und Gottes Segen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724720800

Das Wort hat nun Christine Buchholz für die Fraktion

Die Linke.


Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724720900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! „Was

heute in Mali passiert, ist eine neue Etappe einer Politik,
die die Erbeutung der Rohstoffe des Kontinents zum Ziel
hat.“


(Philipp Mißfelder [CDU/CSU]: Ach, Frau Buchholz! Verschonen Sie uns!)


– So kommentiert die ehemalige malische Ministerin für
Kultur, Aminata Traoré, den derzeit laufenden interna-
tionalen Militäreinsatz in ihrem Land.

Die Bundeswehr unterstützt die Armee der ehemali-
gen Kolonialmacht Frankreich bei der dauerhaften Be-
setzung des Landes. Traoré sowie andere Malierinnen
und Malier wehren sich dagegen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wie passt die Tatsache, dass die Regierung in Bamako
erneut den Ausnahmezustand bis in den Juli hinein ver-
längert hat, zur positiven Bilanz, die Sie seit Beginn des
Einsatzes ziehen? Neun oppositionellen Abgeordneten
– darunter sechs aus dem malischen Norden – soll auf

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(C (D etreiben des Premiers die Immunität entzogen werden. ieht so eine Politik der Versöhnung aus? Wie sollen in er Situation Wahlen stattfinden? Die Wahrheit ist: Der Einsatz der Bundeswehr hilft icht der Bevölkerung, er unterstützt vielmehr ein Klima er Repression in Mali. Das hat auch einen Grund. Wie o oft geht es nicht um die Stabilisierung der Demokrae. Ihnen geht es um die Stabilisierung eines Regimes, as westlichen Firmen den Zugriff auf Malis Wirtschaft nd Bodenschätze erlaubt. Fast ganz Mali ist in rechteckige Gebiete aufgeteilt, r die Lizenzen zur Rohstoffgewinnung vergeben wer en. Es geht auch darum: Die Bundeswehr soll einen uß in der Tür haben, damit die deutschen Konzerne in ukunft nicht leer ausgehen, wenn in der Region neue ohstoffquellen erschlossen werden. (Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das Bild muss immer passen!)


s gibt einige davon. In Mali gibt es reiche Vorkommen
n Gold, Kupfer, Eisen, Diamanten, Granat, Erdgas,
hosphat, Bauxit und Erdöl. Aus Niger – die Förderung
ndet an der malischen Grenze statt – kommen 40 Pro-
ent des Urans für die französischen Atomkraftwerke.
uch im malischen Boden wird Uran vermutet. Was
eißt das konkret? Beispielsweise soll in der malischen
emeinde Falea eine Uranmine gebaut werden. Sie
roht Landwirtschaft, Umwelt und kulturelles Erbe zu
erstören sowie das Grundwasser zu vergiften. Dagegen
ehren sich die Einwohner Faleas.

Meine Damen und Herren, ich unterstütze die interna-
onale Kampagne zur Rettung Faleas gegen die Berg-
aukonzerne. Sie unterstützen in der Sahelzone einen
rieg zur Sicherung der französischen Atomwirtschaft
nd von Bergbaukonzernen. Das ist der Unterschied
wischen Ihrer und unserer Politik.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ist das auch Ihre Abschiedsrede heute?)


Der Bundestag möchte den seit Februar laufenden
insatz der Bundeswehr in Mali im Rahmen des Man-
ats AFISMA praktisch unverändert fortführen. Es
ommt lediglich ein neues Etikett darauf, das UNO-
tikett. Man könnte doch meinen, dass an dieser Stelle
inmal Bilanz gezogen wird: Was haben denn die fran-
ösischen Kampfflugzeuge gemacht, die von der Bun-
eswehr im Einsatz aufgetankt worden sind? Welche
iele haben sie bombardiert? Wie viele Tote hat es gege-
en? Weder im Antrag noch im Ausschuss noch hier im
lenarsaal gab es ein Wort dazu. Da drängt sich doch der
indruck auf, dass es Teil Ihrer Politik ist, die Opfer des
insatzes zu verschweigen. Dass sich SPD und Grüne
amit zufriedengeben, finde ich erbärmlich. Sie stellen
er Bundesregierung gewissermaßen einen Freibrief für
inen Einsatz aus, von dem keiner weiß, wer oder was
enau bombardiert wird.

Aminata Traroé sagt: „Mali wird gedemütigt. Wir
erden Zeuge der Militarisierung der Gesellschaft.“ –





Christine Buchholz


(A) )


)(B)

Meine Damen und Herren, an dieser Demütigung betei-
ligt sich die Linke nicht.


(Beifall bei der LINKEN – Philipp Mißfelder [CDU/CSU]: Schämen Sie sich, Frau Buchholz!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724721000

Das Wort hat nun Katja Keul für Bündnis 90/Die Grü-

nen.


Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724721100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Mit dem
MINUSMA-Mandat wird es erstmals einen weiteren
UN-geführten Bundeswehreinsatz neben UNIFIL geben.
Wir Grünen haben immer – auch in personeller Hinsicht –
eine stärkere Unterstützung der UNO gefordert. Wir be-
grüßen daher die Überführung des im Februar beschlos-
senen Mandats zur Unterstützung der afrikanischen
AFISMA in eine UN-Friedensmission.

Die bereits mandatierte Beteiligung der Bundeswehr
bleibt mit bis zu 150 Soldaten für Lufttransport und
Luftbetankung unverändert. Sie unterstützen die etwa
10 000 Soldaten aus den Nachbarländern Malis. Diese
Truppen sind bereits seit April auch im Norden Malis
präsent und sollen gemeinsam mit der malischen Armee
die befreiten Städte sichern, damit die Flüchtlinge aus
dem Süden und den Nachbarstaaten in ihre Heimat zu-
rückkehren können.

Viele trauen sich noch nicht zurück, weil sie erlebt ha-
ben, dass die staatlichen Sicherheitskräfte sie nicht
schützen konnten. Viele sind traumatisiert. Die gesamte
Infrastruktur im Norden ist zerstört. Die Rückkehrer fin-
den keinen Wohnraum, keine Elektrizität, keine Schulen
und keine staatliche Verwaltung.

Es wird für Mali eine Riesenherausforderung, die ge-
planten Präsidentschaftswahlen am 28. Juli so zu organi-
sieren, dass auch die Flüchtlinge aus dem Norden daran
teilnehmen können.

Verschärft wird diese Herausforderung durch die Si-
tuation in der Region Kidal, die nach wie vor nicht unter
der Kontrolle der malischen Sicherheitskräfte steht und
zunehmend für Spannungen zwischen den Maliern und
den Franzosen sorgt. Sosehr die Malier dankbar dafür
sind, dass französische Truppen den Terror beendet ha-
ben, so wichtig ist es ihnen aber auch, dass sie die Sou-
veränität über ihr eigenes Staatsgebiet vollständig wie-
dererlangen. In Kidal herrscht derzeit die MNLA, die
Anfang letzten Jahres den unabhängigen Staat Azawad
ausgerufen hatte und damit den Islamisten entscheidend
in die Hände spielte.

Nachdem die Extremisten von al-Qaida, Ansar al-Din
und MUJAO die Oberhand gewannen und die Bevölke-
rung in Angst und Schrecken versetzten, verschwand die
MNLA in der Versenkung und wäre dort auch geblieben,
wenn sie nicht ihre historisch engen Verbindungen zu
Frankreich hätte nutzen können, um nach der Befreiung
in Kidal wieder die Macht zu übernehmen. Nun stellt
sich das Problem, dass die MNLA nicht bereit ist, die

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(C (D affen niederzulegen und sich wieder in den malischen taat zu integrieren. Angesichts dieser Lage wächst im restlichen Mali die ut. Aus Kidal gibt es Nachrichten, nach denen Teile er schwarzafrikanischen Bevölkerung von den hellhäugen Tuareg misshandelt und vertrieben werden, mit der egründung, sie seien Spione der malischen Armee. ier wird Hass gesät, wo Mali dringend Versöhnung räuchte. Wir haben keine Angst vor Wahlen. Aber wir wählen emeinsam und überall. – Das war die eindrückliche otschaft einer Delegation malischer Abgeordneter in er letzten Woche hier in Berlin. Solange die malische rmee nicht nach Kidal dürfe, so lange könne es keine räsidentschaftswahlen geben, hieß es. Die Sorgen der Franzosen, es könnte zu Racheakten er malischen Armee an den Tuareg in Kidal kommen, ind sicherlich nicht völlig unbegründet. Immerhin war s ein Massaker an malischen Soldaten genau in dieser egion, das Anfang 2012 einer der Auslöser des Put ches war. Unter Einbindung der internationalen Trupen und unter dem Dach der UNO sollte das Risiko aber eherrschbar sein. Der jetzige Zustand in Kidal ist es in ieser Form nicht mehr lange. Ich rege dringend an, dass die Bundesregierung geenüber unseren französischen Partnern Stellung bezieht nd sich für eine volle Wiederherstellung der malischen ouveränität einsetzt. Wie wichtig es ist, das staatliche Gewaltmonopol iederherzustellen, wenn Frieden gelingen soll, zeigt as Beispiel des Nachbarlandes Libyen. Dort ist es seit nde des NATO-Einsatzes nicht gelungen, die Milizen u entwaffnen. Am Montag hörten wir erstmals wieder on Kämpfen, bei denen 30 Menschen starben und Hunerte verletzt wurden. Ein stärkeres ziviles Engagement äre dort jetzt dringend nötig. Die internationale Geeinschaft scheint immer nur dorthin zu schauen, wo as Militär bereits im Einsatz ist, und wundert sich, wam sie mit ihren Friedensmaßnahmen immer zu spät ommt. Mali kann im Gegensatz zu Libyen auf 20 Jahre deokratischer Kultur zurückgreifen: arm, aber liberal und ligiös tolerant. Hoffen wir, dass den Maliern die Ver öhnung gelingt und die Menschen den Terror des Jahres 012 überwinden lernen! Mit dem vorliegenden Mandat ollen wir sie dabei unterstützen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Parlamentarier äußerten übrigens auf Nachfrage
och den Wunsch, Deutschland möge helfen mit Prothe-
en „made in Germany“ für die Menschen, denen die Is-
misten Gliedmaßen amputiert haben. Das wäre doch

ine hervorragende Fähigkeit, die Deutschland hier ne-
en der militärischen Unterstützung zur Verfügung stel-
n könnte.





Katja Keul


(A) )


)

(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Genau! Und zu dem Terror von den Linken kein einziges Wort!)


Machen Sie’s möglich!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724721200

Letzter Redner des heutigen Tages ist Kollege

Hartwig Fischer für die CDU/CSU-Fraktion.


Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1724721300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Frau Keul, ich teile Ihre Einschätzung in Bezug auf
Kidal. Die Delegation war auf meine Einladung hier,
eine Woche lang. Ich hatte einige aus der Delegation be-
reits kennengelernt. Herr Minister, ich bin Ihnen sehr
dankbar, dass Sie mich da mitgenommen hatten. So ha-
ben wir dort Abgeordnete kennengelernt.

Wir haben versucht, die Probleme mit ihnen zu be-
sprechen und auch weiterzugeben, was die Stadt Kidal
und die Region betrifft, weil auch ich der Auffassung
bin: Wenn es dort keine gemeinsame Lösung, sondern
eine Lösung nur durch die Franzosen gibt, wird es mit
den Wahlen in der gesamten Region außerordentlich
schwierig, und dann gibt es keine staatliche Autorität in
der Region. Deshalb hoffe ich, dass die politischen Bin-
dungen innerhalb Europas zu einer Einigung führen, da-
mit die Malier mit beteiligt werden; natürlich nur mit
den Franzosen, damit es zu keinen Massakern kommt.

Ich spreche den zweiten Punkt an. Ja, sie möchten
gerne eine Zusammenarbeit in Bezug auf die Prothesen.
Das war der Grund, warum ich sie zu der Firma
Ottobock gebracht habe; denn ich weiß, wie die Firma
Ottobock und auch ihre Stiftung in vielen Bereichen ar-
beiten und mithelfen, aufzubauen. Dies haben wir nach
dem Bürgerkrieg in Angola und nach den Unruhen in
Kenia gesehen.

Im Übrigen glaube ich, dass sie auch mit den Frauen
gesprochen haben. Aminata Traoré hat uns zu dem, was
Sie behaupten, kein einziges Wort gesagt. Das erschüttert
mich schon; denn wir hatten einen offenen Dialog. Ich
habe mit Aminata Traoré auch in Bamako besprochen.
Ich werde das, was Sie behauptet haben, genau recher-
chieren, weil sie darum gebeten hat, dass die Malier ge-
meinsam mit den Franzosen und mit einer internationalen
Gruppe, insbesondere mit Ländern der Afrikanischen
Union, den Friedensprozess stabilisieren. Wir werden Sie
daran festnageln, in welcher Art und Weise Sie diese Be-
hauptungen in die Debatte einbringen.


(Christine Buchholz [DIE LINKE]: Sie können es nachlesen! Vor drei Wochen hat sie es geschrieben!)


Wir als Fraktion unterstützen die Resolution 2100
MINUSMA. Deshalb will ich dazu nicht mehr viel sa-
gen.

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(C (D Herr Verteidigungsminister, Sie haben von Gefahren nd realistischer Einschätzung gesprochen. Deshalb öchte ich einen kleinen Rückblick wagen. Wir haben ONUSCO im Kongo. Vor MONUSCO hatten wir Armis, ein klarer Auftrag, in Ituri 2003 unter französi cher Führung und mit deutscher Beteiligung Sicherheit erzustellen. Es ist uns gelungen, Ituri weitestgehend zu efrieden. MONUSCO hat die Mandatur übernommen. aran sind über 50 Nationen beteiligt, und es entstehen osten von über 1 Milliarde Euro. Das hat drei bis vier ahre funktioniert. Aber wir stellen fest, dass diese 0 Nationen zusammengewürfelt eine Befriedung im ongo nicht erreichen können. 4 Millionen Tote – die öchste Zahl nach dem Zweiten Weltkrieg – sprechen ine deutliche Sprache. Das Mandat läuft noch. Wir haben mit 46 Nationen UNAMID, UNMISS mit 8 Nationen und mit Kosten von 1,6 Milliarden Euro im ergangenen Jahr für Südsudan und Darfur. In Darfur eht das Sterben und Leiden weiter. Jetzt blickt die Welt nach Syrien. Der Kongo ist ausgelendet. Darfur ist ausgeblendet. Das Sterben und Leiden Darfur und im Ostkongo wird medial nicht mehr wahr enommen. Wenn Sie einmal die sterbenden und toten inder gesehen haben, wenn Sie mit vergewaltigten, körerlich geschändeten und seelisch zerstörten Frauen geprochen haben, dann relativiert sich für Sie vieles bei uns der Bundesrepublik Deutschland, in diesem Wohl tandsstaat. Herr Minister – ich sage das an alle drei; einer ist icht mehr im Saal –, ich bedanke mich für die tolle Zuammenarbeit und das immer offene Ohr, das Sie hatten. h glaube, dass Deutschland und Europa in Zukunft viel ehr für die Ausbildung, die Ertüchtigung und die Ausstung der Afrikaner geben muss. Das wird eine geeinsame Aufgabe sein. Wir brauchen die Ertüchtigung, eil die Afrikaner afrikanische Lösungen brauchen, (Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: So ist es!)


eil sie dann die Zukunft in Frieden und Sicherheit ei-
enverantwortlich und nachhaltig gestalten können. Wir
ind vielleicht nur über ein oder zwei Jahrzehnte an der
estaltung beteiligt gewesen, die Zukunft werden sie

ber nur, von uns entsprechend ausgebildet, alleine ge-
talten können.

Lassen Sie mich in meiner letzten Rede noch einmal
arauf hinweisen: Ich weiß, liebe Freunde, auch bei uns
ibt es Armut. Aber die Armut, von der ich rede, ist der
ampf um das Überleben. Schlechte Nahrung, fehlen-
es Wasser, vermeidbare Krankheiten und Bürger-
riege! Ich bitte Sie einfach, meine Homepage anzukli-
ken: www.30000-kinder-sterben-taeglich.de. Ich danke
einen Mitarbeitern und meiner Fraktion, dass sie mich

etragen und ertragen haben. Ich gehe von Bord und ma-
he ehrenamtlich weiter.

Vielen Dank.


(Beifall im ganzen Hause – Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein großer Verlust!)


(B)







(A) (C)



(D)(B)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724721400

Auch Ihnen, Herr Fischer, sage ich herzlichen Dank

für Ihre politische Arbeit. Alles Gute für Ihr weiteres Le-
ben!


(Beifall)


Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 17/13754 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-

verstanden? – Das ist offensichtlich der Fall. Dann ha-
ben wir das so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 26. Juni 2013, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche Ihnen ein
freundliches Wochenende.