Protokoll:
16149

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 149

  • date_rangeDatum: 7. März 2008

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:11 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/149 Zusatztagesordnungspunkt 5: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk, Volker Beck (Köln), Britta Haßelmann, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gleichstellung von Frauen und Männern in den Gremien des Bundes tat- sächlich durchsetzen (Drucksachen 16/7739, 16/8412) . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ a) Antrag der Abgeordneten Dr. Martina Krogmann, Laurenz Meyer (Hamm), Veronika Bellmann, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Martin Dörmann, Dr. Rainer Wend, Doris Barnett, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Breitbandversorgung in ländlichen Räumen schnell verbessern (Drucksache 16/8381) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Gudrun Kopp, Martin Zeil, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Datenbasis für flächende- ckende Versorgung mit breitbandigem Internetzugang schaffen (Drucksache 16/7862) . . . . . . . . . . . . . . . 15699 B 15699 D 15701 B 15702 D 15704 B 15718 D 15719 A Deutscher B Stenografisch 149. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Tagesordnungspunkt 22: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Sechster Bericht der Bundesrepublik Deutschland zum Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung je- der Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) (Drucksache 16/5807) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann, Karin Binder, Heidrun Bluhm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Internationaler Frauentag muss gesetzlicher Feiertag werden (Drucksache 16/8373) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit U S D A D E E P T 15699 A 15699 B DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . 15706 B 15707 B undestag er Bericht ung 7. März 2008 t : te Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . ibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ngelika Graf (Rosenheim) (SPD) . . . . . . . . r. Ursula von der Leyen, Bundes- ministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lke Reinke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . lke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 23: 15709 B 15710 C 15711 B 15711 C 15713 A 15713 D 15715 C 15715 D 15717 D c) Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Dr. Lothar Bisky, Katrin Kunert, weiterer Abgeordneter und der II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. März 2008 Fraktion DIE LINKE: Schnelles Internet für alle – Unternehmen zum Breitband- anschluss gesetzlich verpflichten (Drucksache 16/8195) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Grietje Bettin, Kerstin Andreae, Cornelia Behm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Den Ausbau der Breitbandinfrastruktur flächendeckend voranbringen (Drucksache 16/8372) . . . . . . . . . . . . . . . . e) Antrag der Abgeordneten Dr. Lothar Bisky, Dr. Petra Sitte, Cornelia Hirsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Energieverbrauch von Computern senken (Drucksache 16/8374) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Krogmann (CDU/CSU) . . . . . . . Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Martin Zeil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Schauerte (CDU/CSU) . . . . . . . . Gustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hofbauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: a) Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Enkelmann, Ulrich Maurer, Hüseyin-Kenan Aydin, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Zum Stand der Deutschen Einheit und der perspektivischen Entwicklung bis zum Jahr 2020 (Drucksachen 16/3581, 16/5418) . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Dagmar Enkelmann, Dr. Gesine Lötzsch, Roland Claus, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Erhöhung von Transparenz und Zielgenauigkeit des Mitteleinsatzes für die ostdeutschen Bundesländer (Drucksache 16/7567) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Dr. Petra Sitte, Dr. Gesine Lötzsch, Roland Claus, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Errichtung einer Großfor- schungseinrichtung in den neuen Län- dern (Drucksache 16/5817) . . . . . . . . . . . . . . . . d D M J W P V R M K T A S o G l s ( K M U S C T A F A k f ( J N D U W 15719 A 15719 D 15719 B 15719 C 15721 A 15722 B 15724 C 15725 D 15727 A 15728 B 15728 D 15729 C 15730 D 15732 A 15732 A 15732 A ) Beschlussempfehlung und Bericht des Äl- testenrates zu dem Antrag der Abgeordne- ten Dr. Gesine Lötzsch, Roland Claus, Dr. Dietmar Bartsch und der Fraktion DIE LINKE: Einsetzung eines Ausschusses des Deutschen Bundestages für die An- gelegenheiten der neuen Länder und für andere strukturschwache Regionen (Drucksachen 16/130, 16/1220) . . . . . . . . r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . anfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . oachim Günther (Plauen) (FDP) . . . . . . . . . . olfgang Tiefensee, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olkmar Uwe Vogel (CDU/CSU) . . . . . . . . . ainer Fornahl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . laas Hübner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 25: ntrag der Abgeordneten Kai Gehring, Krista ager, Priska Hinz (Herborn), weiterer Abge- rdneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN: Gute Lehre an allen Hochschu- en gewährleisten, herausragende Hoch- chullehre prämieren Drucksache 16/8211) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . onika Grütters (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . we Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . wen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . ornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 26: ntrag der Abgeordneten Jan Mücke, Horst riedrich (Bayreuth), Patrick Döring, weiterer bgeordneter und der Fraktion der FDP: Zu- unft der Flugsicherung verfassungskon- orm gestalten Drucksache 16/7133) . . . . . . . . . . . . . . . . . . an Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orbert Königshofen (CDU/CSU) . . . . . . . . orothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . we Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . infried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15732 B 15732 C 15734 A 15735 D 15737 C 15739 B 15741 A 15742 B 15743 C 15744 D 15746 A 15746 A 15747 B 15749 B 15750 A 15752 A 15753 A 15753 B 15754 B 15755 C 15756 B 15757 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. März 2008 III Tagesordnungspunkt 27: Zweite und dritte Beratung des von den Abge- ordneten Frank Spieth, Klaus Ernst, Dr. Martina Bunge, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Fünften Sozialgesetzbuches (Drucksachen 16/4808, 16/8243) . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 6: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion DIE LINKE: Massenentlassungen bei deut- schen DAX-Konzernen trotz Gewinnexplo- sion Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Martin Zeil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Wend (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Mündliche Fragen 51 (147. Sitzung) Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Aktueller Sachstand bei der Erstellung des Berichts zum Zustand der Bundesfernstra- ßenbrücken und Zuleitung an den Deut- schen Bundestag; Kosten und Schwer- punkte der Brückensanierung Antwort (Neuabdruck) Karin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung 15758 C 15759 A 15760 A 15761 B 15762 B 15771 A 15772 A Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . Stefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU) . . . . . . Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . . . . Ortwin Runde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ditmar Staffelt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d n M M D F B A A 15763 C 15764 D 15766 A 15767 B 15768 C 15769 D 15770 D 15770 D es Fünften Sozialgesetzbuches (Tagesord- ungspunkt 27) aria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . echthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Konrad Schily (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . rank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15772 A 15773 A 15775 B 15775 D 15776 C 15777 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. März 2008 15699 (A) ) (B) ) 149. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    ung D) 2. Absatz; der zweite e Onlinedurchsuchung ist ericht hat sie aber nur un- en für den Ausnahmefall sen die Agenda 2010 fort- achte, die würde jetzt mmen!) trategie. Wir müssen For- eiter so fördern, wie die sentlicher Aspekt ist, dass nforderungen auf dem Ar- s ist klar: Das wird nicht dass im Zuge des Wettbe- te einfache Tätigkeiten in und Arbeitnehmer, es gibt aber positives Verhalten zugunsten nen und Arbeitnehmer sowie un würde ich aus Ihrem Munde ger (Beifall bei der SPD un Das Modell Lafontaine à la C ten Sie vielleicht einmal vor dass die Verstaatlichung der Öli mit einhergeht, dass freie Gewe Medien in ihrer Arbeit behinde wir in Deutschland schon. Da Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. März 2008 15771 (A) ) (B) ) Hans Meckel, Markus SPD 07.03.2008 Merz, Friedrich CDU/CSU 07.03.2008 Dr. h.c. Michelbach, CDU/CSU 07.03.2008 Heidemarie Willsch, Klaus-Peter CDU/CSU 07.03.2008 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 07.03.2008 Anlage 1 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Blumentritt, Volker SPD 07.03.2008 Bollen, Clemens SPD 07.03.2008 Bülow, Marco SPD 07.03.2008 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 07.03.2008 Freitag, Dagmar SPD 07.03.2008 Gleicke, Iris SPD 07.03.2008 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.03.2008 Golze, Diana DIE LINKE 07.03.2008 Griefahn, Monika SPD 07.03.2008 Großmann, Achim SPD 07.03.2008 Hajduk, Anja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.03.2008 Haustein, Heinz-Peter FDP 07.03.2008 Heil, Hubertus SPD 07.03.2008 Dr. Hendricks, Barbara SPD 07.03.2008 Herrmann, Jürgen CDU/CSU 07.03.2008 Hill, Hans-Kurt DIE LINKE 07.03.2008 Hinz (Herborn), Priska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.03.2008 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.03.2008 Dr. Jung, Franz Josef CDU/CSU 07.03.2008 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 07.03.2008 Lintner, Eduard CDU/CSU 07.03.2008 Lips, Patricia CDU/CSU 07.03.2008 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.03.2008 M N N N O P R R R S D S S S S D S S S D T W W W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten üntefering, Franz SPD 07.03.2008 ahles, Andrea SPD 07.03.2008 itzsche, Henry fraktionslos 07.03.2008 ouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.03.2008 rtel, Holger SPD 07.03.2008 aula, Heinz SPD 07.03.2008 aab, Daniela CDU/CSU 07.03.2008 aidel, Hans CDU/CSU 07.03.2008 eichel, Maik SPD 07.03.2008 ager, Krista BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.03.2008 r. Scheer, Hermann SPD 07.03.2008 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 07.03.2008 chmidt (Mülheim), Andreas CDU/CSU 07.03.2008 chmidt (Eisleben), Silvia SPD 07.03.2008 chuster, Marina FDP 07.03.2008 r. Schwanholz, Martin SPD 07.03.2008 pahn, Jens CDU/CSU 07.03.2008 teinbach, Erika CDU/CSU 07.03.2008 trothmann, Lena CDU/CSU 07.03.2008 r. Tabillion, Rainer SPD 07.03.2008 euchner, Jella SPD 07.03.2008 ächter, Gerhard CDU/CSU 07.03.2008 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 07.03.2008 ieczorek-Zeul, SPD 07.03.2008 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 15772 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. März 2008 (A) ) (B) ) Anlage 2 Neuabdruck der Antwort der Parl. Staatssekretärin Karin Roth auf die Frage des Abgeordneten Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (147. Sitzung, Drucksache 16/8310, Frage 51): Wie ist der Sachstand bei der Erstellung des Berichts zum Zustand der Bundesfernstraßenbrücken, und wann wird dieser Bericht dem Bundestag zugeleitet? Derzeit wird eine ergänzende Information zu den Brü- cken der Bundesfernstraßen zum Straßenbaubericht 2006 erstellt. Diese soll in Kürze vorgelegt werden. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Fünften Sozialgesetzbuches (Ta- gesordnungspunkt 27) Maria Michalk (CDU/CSU): Die italienische Ärztin und Pädagogin, Maria Montessori ist nicht nur durch ihre berühmten pädagogischen Ansätze bekannt gewor- den, sondern auch wegen ihrer Feststellung, die ich im Folgenden zitiere: „Ohne das Kind, das ihm hilft, sich ständig zu erneuern, würde der Mensch degenerieren.“ Nicht nur diese gesellschaftspolitische Dimension un- serer Menschheitsgeschichte ist es, die uns alle gemein- sam seit Jahren hin zu dem Thema führt; was kann, was soll und was muss die Gesellschaft als Gemeinschaft tun, dass wir als Individuum zwar einmalig, aber nicht letztmalig sind. 91 Prozent aller 18- bis 35-Jährigen wollen Kinder ha- ben, aber rund 30 Prozent der Frauen des Jahrganges 1965 sind kinderlos. 74 Prozent der Kinderlosen wün- schen sich ein Kind. Jährlich nehmen etwa 200 000 Paare reproduktionsmedizinischen Rat in Anspruch. Hauptur- sache der ungewollten Kinderlosigkeit ist die Verschie- bung der Familienplanung in spätere Lebensabschnitte. Dabei wissen wir, dass die weibliche Fruchtbarkeit mit zunehmendem Alter abnimmt. Frauen zwischen 20 und Anfang 30 haben die besten Chancen, schwanger zu wer- den. Über die natürliche Form unserer Fortpflanzung wird viel berichtet, viel erzählt. Jeder hat seine Erfahrung. Viele freuen sich. Manche sind traurig. Und immer ist es die Liebe, die im Mittelpunkt unserer Menschwerdung steht. Das eint uns in der Beantwortung der Frage, wie wir mit einer Situation umgehen, wenn sich der natürli- che Kinderwunsch eines Paares leider nicht erfüllt. Da hilft auch nicht die Empfehlung „Hab Geduld in allen Dingen, vor allem aber mir dir selbst.“ Wir wissen seit langen, dass es biologische, auch seelische Gründe sein können, die dieses natürliche Verlangen nach einem Kind unerfüllt lassen. Und wir haben seit langem und jährlich immer bessere Möglichkeiten, durch eine künst- liche Befruchtung den Kinderwunsch zu erfüllen. n g d d b e A n ß d a d B b G P a r a t d d d d n g h K n d k K A l A d E K G z z s t n d V E b M n g s G i g (C (D Die Erfüllung dieses Kinderwunsches sprechen wir iemandem ab. Nur auf dieser Basis wird eine Familie egründet. Sie ist die älteste aller Gemeinschaften und ie einzig natürliche. Das erste, was der Mensch vorfin- et, das Letzte, wonach er die Hand ausstreckt, das Kost- arste, was er im Leben besitzt, ist die Familie. So hat es inmal der Gründer der katholischen Gesellenvereine, dolf Kolping, formuliert. Und genau in diesem Span- ungsfeld bewegt sich der Antrag, der heute zur abschlie- enden Beratung vorliegt. Grundlage ist eine Entschei- ung des Parlaments, die von Bundesverfassungsgericht m 28. Februar 2007 bestätigt wurde. Es ist rechtens, ass die Beschränkung der Leistungen zur künstlichen efruchtung nach dem § 27 a des SGB V auf Ehepaare eschränkt bleibt. Die Fraktion Die Linke will durch ihre Vorlage eine leichbehandlung verheirateter und nicht verheirateter aare herbeiführen, indem die gesetzliche Beschränkung uf Ehepaare im § 27 a SGB V gestrichen wird. Sie füh- en aus, dass die Beschränkung des Leistungsanspruches uf Kosten der Solidargemeinschaft sowohl rechtspoli- isch als auch familienpolitisch zu nicht zu verantworten- er Benachteiligung unverheirateter Personen mit Kin- erwunsch führt. Da verschlägt es mir die Sprache. Selbst die SED, in essen Tradition doch die Linke steht, hat immer die Be- eutung der Familie betont. Was für ein Solidarverständ- is haben Sie denn, wenn Sie beklagen, dass in der Pfle- eversicherung zum Beispiel die Kinderlosen einen öheren Beitrag zu zahlen haben, als Familien? Sich auf osten der Allgemeinheit durch vollständige Über- ahme der Kosten für eine künstliche Befruchtung von en erhöhten Beiträgen in der Pflegeversicherung freizu- aufen bleibt zwar in der Tradition der Umverteilung der ommunisten, hat aber nichts mit unserem solidarischen usgleichssystem zu tun, das wir aufrechterhalten wol- en. Das allein schon ist Grund genug, den vorliegenden ntrag abzulehnen. Der Gipfel der Anmaßungen der Linken liegt aber in er Feststellung im Antrag, dass es der gewünschten ntwicklung einer verantwortlichen Entscheidung für inder widerspricht, wenn diejenigen, die eine solche rundentscheidung für ein Kind getroffen haben, finan- iell an deren Umsetzung gehindert werden. Unter medi- inischen und ethischen Aspekten ist die Bindung der ehr gravierenden Maßnahme einer künstlichen Befruch- ung an die Voraussetzung der Ehe zwischen den Part- ern aufrechtzuerhalten. Auch in der heutigen Zeit bietet ie Ehe und Familie einen wesentlich höheren Grad an erlässlichkeit, Verbindlichkeit und Dauerhaftigkeit. Daran hat das Bundesverfassungsgericht in seiner ntscheidung am 28. Februar 2007 angeknüpft. Wir ha- en als Gesetzgeber mehrheitlich die medizinischen aßnahmen zur Herbeiführung einer Schwangerschaft icht als Behandlung einer medizinischen Krankheit an- esehen. Das wurde verfassungsrechtlich nicht bean- tandet. Das Gericht hat auch gewürdigt, dass wir als esetzgeber an das Bürgerliche Gesetzbuch anknüpfen, n dem die Ehegatten als Partner einer auf Lebenszeit an- elegten Gemeinschaft stehen und die gesetzliche Ver- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. März 2008 15773 (A) ) (B) ) pflichtung eingehen, füreinander Verantwortung zu tra- gen. Das ist der Unterschied zu unverheirateten Paaren. Nichteheliche Lebensgemeinschaften können diese Ver- antwortung nur freiwillig wahrnehmen. Es gibt keine Garantie. Die eheliche Bindung, die nicht über Nacht aufgelöst werden kann, bietet dem Kind grundsätzlich mehr Sicherheit, von beiden Elternteilen betreut zu wer- den. Ehepaare sind gesetzlich einander verpflichtet, durch ihre Arbeit und mit ihrem Vermögen für das Kind einzustehen. Eine solche Verpflichtung besteht bei nicht- ehelichen Lebenspartnern nicht. Unsere derzeitige gesetzliche Regelung ist also vom Wohl des Kindes aus gedacht. Dagegen gibt es keinerlei berechtigte Argumente. Das Gericht hat festgestellt, dass die unterschiedliche Behandlung sachlich gerechtfertigt ist. Auch werden keinerlei andere Grundrechte verletzt. Deshalb ist der Antrag der Linken abzulehnen. Mechthild Rawert (SPD): Mit ihrem „Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Fünften Sozialgesetzbuches“ vom 23. März 2007 stellt sich die Fraktion Die Linke ge- gen ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 28. Februar 2007. In diesem Urteil bekräftigt das Bun- desverfassungsgericht die Zulässigkeit, dass „die Leis- tung medizinischer Maßnahmen zur Herbeiführung einer Schwangerschaft (künstliche Befruchtung) durch die ge- setzliche Krankenversicherung auf Personen beschränkt ist, die miteinander verheiratet sind, und Ei- und Samen- zellen nur von Ehegatten verwendet werden dürfen.“ Ausdrücklich verweist das Bundesverfassungsgericht darauf, das die Regelung des § 27 a Abs. 1 Nr. 3 und § 4 SGB V mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Mich ärgern gleich mehrere Aspekte. Erstens. Wer Vorschläge zur Ausweitung der künstli- chen Befruchtung macht, muss auch sagen, wie diese aus familienpolitischer Sicht sicherlich wünschenswerte Forderung im SGB V, dem Regelungsbereich der gesetz- lichen Krankenkassen, GKV, finanziert wird. Die 2003 erfolgte Beschränkung auf verheiratete Paare erfolgte auch aus Kostengründen, um die Ausgaben der GKV im Bereich der versicherungsfremden Leistungen steuerbar zu halten. Bereits damals wurde geschätzt, dass diese Leistungseinschränkung zusammen mit den Einsparun- gen bei der Sterilisation circa 100 Millionen Euro betra- gen. Zweitens. Knapp vier Wochen nach dem Gerichtsur- teil wurde der „Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Fünften Sozialgesetzbuches“ ins Gesetzgebungsver- fahren eingespeist. Heute, am 7. März 2008, also zwölf Monate später, kann ich nur sagen, dass dieses Jahr ei- gentlich hätte ausreichen müssen, um entweder festzu- stellen, dass es sich um ein mit der heißen Nadel ge- stricktes Vorhaben handelt, oder aber um einen eigenen Entwurf noch einmal zu qualifizieren. Gefordert wird die Gleichbehandlung von verheirate- ten und nichtverheiraten Paaren. Ich sage sogar, gefor- dert wird „nur“ die Gleichbehandlung von Verheirateten und Nichtverheiraten. Wenn es wirklich ernsthaft um die Sorgen und Leiden der ungewollt kinderlosen Frauen u n s d w P Ü s g d d K d d H d E v K l n K t s 1 f a li li ü S A l E r b c z e g d d g E s t d w d h g K m t g (C (D nd Männer selbst ginge, wäre doch auch die Über- ahme der Maßnahmekosten von mehr als 50 Prozent owohl für Verheiratete als auch Unverheiratete gefor- ert worden. Es hätte doch auch ein Vorschlag gemacht erden müssen, wie denn geprüft werden solle, dass alle aare in einer häuslichen Gemeinschaft leben, was im brigen eine sehr hohe Zahl und auch für die Paare elbst sehr unerquickliche Einzelfallprüfungen zur Folge ehabt hätte. Die Antragstellerinnen und Antragsteller haben sich afür entschieden, dass die Kosten für die Ausweitung er künstlichen Befruchtung durch die gesetzlichen rankenkassen bezahlt werden sollen. Sie selber gehen avon aus, dass den gesetzlichen Krankenkassen durch ie Ausweitung des Leistungsanspruches Mehrkosten in öhe von 18 Millionen Euro entstehen. Hören wir etwas avon, woher dieses Geld kommen soll? Die künftige rhöhung des steuerfinanzierten Bundeszuschusses für ersicherungsfremde Leistungen in der gesetzlichen rankenkasse bietet aber hierfür keine Grundlage. Letzt- ich können Mehrausgaben also nur durch höhere Ein- ahmen für die gesetzlichen Krankenkassen erfolgen. lar ausgedrückt: Die Linke will eine Erhöhung der Bei- ragssätze! Bekanntermaßen ist 2007 nicht 2008. Ange- ichts der notwendigen Entschuldung der Kassen zum . Januar 2009 ist die Forderung nach einer nicht gegen- inanzierten Ausweitung des Leistungskataloges unver- ntwortlich. Dabei wissen eigentlich alle: Die Verfolgung fami- enpolitischer Zielsetzungen ist nicht Aufgabe der gesetz- chen Krankenkasse. Die Kosten hierfür wären – wenn berhaupt – aus dem Familienetat zu finanzieren und aus teuermitteln zu tragen. Aber die Antragstellerinnen und ntragsteller verweisen darauf, dass es keine finanziel- en Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte gibt. ine Diskussion hier anzustreben, war also nie ihr Ziel. Bei einem solchen „Entwurf eines Gesetzes zur Ände- ung des Fünften Sozialgesetzbuches“ müsste weiterhin ekannt sein, dass eine in einem Einzelfall durchbro- hene Rechtssystematik sehr weitreichende Konsequen- en für alle Politikbereiche hat. Drittens. Der § 27 a SGB V sieht noch eine weitere inschränkende Maßnahme zur Übernahme der anteili- en Kosten vor. Ich bin eigentlich nicht verwundert, dass iese Einschränkung nicht Thema des Antrages gewor- en ist. So hat der Gesetzgeber im § 27 a SGB auch fest- elegt, dass „ausschließlich Ei- und Samenzellen der hegatten verwendet werden“. Mit dieser Regelungsein- chränkung soll die heterologe Insemination als Me- hode der künstlichen Befruchtung von der Finanzierung urch die gesetzlichen Krankenkassen ausgeschlossen erden. Hätten die Antragstellerinnen und Antragsteller iesen wichtigen Aspekt aufgegriffen, hätten wir dann eute auch verstärkt über die familienrechtliche Aus- angslage für das Wunschkind und das hohe Gut des indeswohles diskutieren können. Im Grundsatz ist eine Heirat für eine heterologe Inse- ination nicht erforderlich, aber Spender sowie die Ärz- innen und Ärzte sind nur dann rechtlich und finanziell eschützt, wenn die betreffende Frau verheiratet ist. Nur 15774 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. März 2008 (A) ) (B) ) dann nimmt der Gesetzgeber an, dass der Ehemann auch der biologische Vater ist und die Unterhaltspflichten ent- sprechend geregelt sind. In Deutschland ist Mutter eines Kindes die Frau, die es geboren hat. Vater eines Kindes ist der Mann, der mit der Mutter im Zeitpunkt der Geburt verheiratet ist, der die Vaterschaft anerkannt hat oder dessen Vaterschaft ge- richtlich festgestellt worden ist. Eine gerichtliche Fest- stellung der Vaterschaft eines Mannes ist nicht möglich, solange die Vaterschaft eines anderen Mannes – kraft Ehe mit der Mutter im Zeitpunkt der Geburt oder kraft Anerkenntnisses – besteht. Im Familienrecht ist die verfassungsrechtlich vorge- schriebene Gleichbehandlung nichtehelicher Kinder mit ehelichen Kindern weitgehend verwirklicht. Für das Kindeswohl spielt der Personenstand der Eltern aber durchaus eine erhebliche Rolle. Dies gilt schon für die ökonomische Absicherung des Kindes, da verheiratete Paare umfassende rechtliche Ansprüche auf Unterhalt, Zugewinn- und Versorgungsausgleich und auch wech- selseitige erbrechtliche Ansprüche aneinander haben, die sich zumindest mittelbar auf den ökonomischen Status des Kindes auswirken. Mein Zwischenfazit: Der „Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Fünften Sozialgesetzbuches“ operiert mit den Gefühlen vieler ungewollt kinderloser unverheirate- ter Menschen und weckt Hoffnungen; vermeintlich wird Einsatz für deren Interessen suggeriert. Sehr ärgerlich aber, dass keine wirklich substanziellen Vorschläge un- terbreitet werden. So kann keine verantwortliche Politik gestaltet werden! Doch nun des Ärgers genug: Die meisten interessiert, was die gesetzlichen Krankenkassen bei ungewollter Kinderlosigkeit auf der Grundlage der Regelungen des SGB V und des „Sondertatbestandes“ künstliche Be- fruchtung im § 27 a SGB V leisten. Alle Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen haben – unter anderem auf- grund des § 27 SGB V – bei ungewollter Kinderlosigkeit einen Leistungsanspruch auf Krankenbehandlung. Grund- sätzlich werden die Kosten für die Diagnostik der unge- wollten Kinderlosigkeit übernommen. Gleiches gilt auch für medizinische Maßnahmen zur Herstellung der Zeu- gungs- oder Empfängnisfähigkeit beispielsweise durch chirurgische Eingriffe, die Verordnung von Medikamen- ten oder auch durch eine psychotherapeutische Behand- lung. Diese Maßnahmen haben grundsätzlich Vorrang vor der künstlichen Befruchtung, durch zum Beispiel in- trauterine Insemination, IUI, durch die In-vitro-Fertilisa- tion, IVF, und/oder intrazytoplasmatische Spermienin- jektion, ICSI. Die Einfügung des § 27 a erfolgte 1990 als Nachtrag zur Gesundheitsreform von 1988. Im Vorfeld war grund- sätzlich strittig, ob die künstliche Befruchtung in den Leistungskatalog der GKV aufgenommen werden soll. Die künstliche Befruchtung selbst gilt nicht als Behand- lung einer Krankheit. Damit sie aber überhaupt in den Leistungskatalog der GKV aufgenommen werden konnte, wurde sie den für Krankheiten geltenden Rege- lungen des SGB V quasi unterstellt. s k d p m g u d u t s S E i d E a m m n f n k s h h h w s F d e t b m s G g ü K g s d d a g s n z u a e d n (C (D Seit dem 1. Januar 2004 gelten folgende Leistungsan- prüche der Versicherten an ihre gesetzlichen Kranken- assen: Die Krankenkasse übernimmt auf der Grundlage es von ihr im Vorfeld zu bewilligenden Behandlungs- lanes 50 Prozent der Behandlungskosten und Medika- ente für bis zu drei Versuche. Die übrigen 50 Prozent elten als Eigenbeteiligung. Es handelt sich hierbei nicht m eine Zuzahlung, und die Eigenbeteiligung bleibt bei er Berechnung für die Belastungsgrenze für die Befrei- ng von den Zuzahlungen unberücksichtigt. Die Leis- ungen gelten für Ehepaare, bei denen die Frauen zwi- chen 25 und 40 und die Männer unter 50 Jahre alt sind. Grundsätzlich ist festzuhalten: Die Anerkennung der achleistungen für eine künstliche Befruchtung, ihre inbeziehung in das System der Gesundheitsversorgung st sowohl Ausdruck von Solidarität als auch ein Beweis afür, dass die soziale Krankenversicherung ein großer rfolg unserer Solidargemeinschaft ist. Nicht näher eingehen möchte ich auf die Erfolge, aber uch Belastungen und Risiken der verschiedenen For- en der künstlichen Befruchtung, der Reproduktions- edizin, selbst. Diese hat in den vergangenen Jahren eben der Herstellung der Zeugungs- bzw. Empfängnis- ähigkeit viele anfängliche euphorische Hoffnungen icht erfüllt und wird sie wohl auch nicht alle erfüllen önnen. Sowohl die Männer und noch mehr die Frauen tehen während der Behandlungsphase unter einer sehr ohen seelischen und körperlichen Belastung. Gesund- eitliche Risiken sind keineswegs auszuschließen; des- alb sind auch umfassende Beratungspflichten vor und ährend einer künstlichen Befruchtung vorgesehen. Tat- ächlich kommt es auch nur bei 18 von 100 behandelten rauen tatsächlich zur Geburt des erhofften Wunschkin- es. Ob aus familien- oder bevölkerungspolitischer Sicht ine volle Kostenübernahme bei künstlicher Befruch- ung erstrebenswert ist, kann zu Recht diskutiert werden. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ha- en im Hamburger Grundsatzprogramm deutlich ge- acht: „Kinder verkörpern Freude auf die Zukunft. Sie ind das Fundament jeder Gesellschaft. Wir wollen eine esellschaft, die Familien mit Kindern beste Bedingun- en bietet, und ein Klima der Aufgeschlossenheit gegen- ber den Bedürfnissen von Kindern. Eine erfolgreiche inder- und Familienpolitik gehört zu den Schlüsselfra- en für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes.“ Und wir agen auch „Wir wollen den Menschen kein Lebensmo- ell vorschreiben. Die meisten Menschen wünschen sich ie Ehe, wir schützen sie. Gleichzeitig unterstützen wir ndere gemeinsame Lebenswege, nichteheliche Lebens- emeinschaften, gleichgeschlechtliche Lebenspartner- chaften, alleinerziehende Eltern.“ Wir wollen es Män- ern und Frauen leichter machen, ihre Kinderwünsche u erfüllen. In den letzten Jahren ist die Zahl kinderloser Frauen nd vor allem kinderloser Männer in Deutschland stark ngestiegen. Für die meisten handelt es sich dabei um ine gewollte Kinderlosigkeit, für die die Regelungen es § 27 a SGB mit der Bevorzugung der Ehepaare kei- eswegs als Ursache heranzuziehen sind. Elternschaft Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. März 2008 15775 (A) ) (B) ) wird wenn überhaupt – zunehmend später in den Le- benslauf eingeplant. Uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ist bewusst, dass es für Menschen eine schwere Belastung ist, wenn sie keine Kinder bekommen können. Eine Ver- schiebung des Kinderwunsches in höheres Alter birgt prinzipiell das Risiko sinkender Zeugungs- und Emp- fängnisfähigkeit – und damit wiederum auch eine anhal- tende Nachfrage nach reproduktionsmedizinischer Be- handlung der ungewollten Kinderlosigkeit. Unfruchtbarkeit bei Männern und Frauen hat viele Ursachen, körperliche wie auch seelische. Aber ich wie- derhole: Mit zunehmendem Alter vermindert sich so- wohl die Zeugungs- als auch die Empfängnisfähigkeit. Die Verschiebung einer bewussten Elternschaft hat für Männer und Frauen mannigfaltige Gründe: Die einen wollen sich erst beruflich etablieren, wollen eine qualifi- kationsadäquate Karriere machen; andere fühlen sich in jungen Jahren noch nicht reif genug, um die Verantwor- tung für ein Kind zu übernehmen. Und viele entscheiden sich vorerst gegen ein Kind, weil sie glauben, dass ihnen die finanzielle Basis fehlt oder sie die wohnortnahen Rahmenbedingungen für eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf als nicht zufriedenstellend betrachten. Diesen Gründen können wir nur mit einer guten Fa- milien- und Gleichstellungspolitik entgegenwirken. Not- wendig sind unter anderem sowohl der zügige flächen- deckende und qualitativ hochwertige Ausbau der Betreuungs- und Bildungsangebote für Kinder ab dem ersten Lebensjahr, vor allem aber auch eine familien- freundliche Kultur in der Wirtschaft. Einen Tag vor dem Internationalen Frauentag fordere ich erneut ein Gleich- stellungsgesetz für die Privatwirtschaft. Auch hiermit werden Männer und Frauen bereits in jungen Jahren er- mutigt, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Mein Fazit: Die Debatte um die rechtlichen, medizini- schen, ethischen und finanziellen Voraussetzungen zur Behandlung ungewollt kinderloser Menschen wird wei- tergeführt werden, nicht zuletzt wegen veränderter ge- sellschaftlicher Vorstellungen von Familie und Kindern. Wer die ungewollte Kinderlosigkeit für die Betroffenen beheben will, muss ein ganzes Maßnahmebündel absi- chern. Dieses tut der „Entwurf eines Gesetzes zur Ände- rung des Fünften Sozialgesetzbuches“ nicht. Die SPD- Fraktion lehnt ihn ab. Dr. Konrad Schily (FDP): Der Antrag der Fraktion Die Linke, zu dem ich hier spreche, beinhaltet die Änderung des § 27 a I Nr. 3 des Fünften Sozialgesetzbu- ches. Danach sollen die gesetzlichen Voraussetzungen für Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung für medizinische Maßnahmen zur Herbeiführung einer Schwangerschaft modifiziert werden. Es soll die Voraus- setzung entfallen, dass die Personen, die die Maßnahmen der künstlichen Befruchtung in Anspruch nehmen wol- len, miteinander verheiratet sind. Nach dem Antrag der Fraktion Die Linke sollen die gesetzlichen Krankenkassen auch bei unverheirateten Paaren die Kosten für eine künstliche Befruchtung über- n F 1 i r K s e g ß d e 2 W t t A w F s R A K 1 d v b h L k n s d k g d n s K l t f g k d r i c z l g v d (C (D ehmen und nicht verheiratete Paare gleichstellen. Die raktion veranschlagt dafür Mehrkosten in Höhe von 8 Millionen Euro jährlich bei den Kassen. Der Antrag st inhaltlich an ein Urteil des Bundesverfassungsge- ichts angelehnt, wonach unverheiratete Ehepaare die osten im Gegensatz zu Ehepaaren allein tragen müs- en. Dadurch entstehe nach Auffassung der Antragsteller ine Benachteiligung unverheirateter Partner, „die den esellschaftlichen Verhältnissen nicht gerecht werde“. Der Antrag der Linken wäre dahin gehend zu begrü- en, dass verheiratete wie nicht verheiratete Paare vor em Gesetz gleich zu behandeln sind. Dieser Gedanke ntspricht der Lebenswirklichkeit am Beginn des 1. Jahrhunderts und bedeutet keine Minderung des ertes der Ehe und der Familie. Dennoch ist dem An- rag der Linken nicht zu folgen. Die künstliche Befruch- ung stellt eine versicherungsfremde Leistung dar. Eine usweitung auf andere Personengruppen als Ehepaare ie zum Beispiel unverheiratete Paare ist nur für den all denkbar, dass eine Finanzierung über Steuermittel ichergestellt wird. Dies ist jedoch nach derzeitiger echtslage nicht gegeben. Sogar die von der Großen Koalition beschlossene ufstockung des Bundeszuschusses an die gesetzliche rankenversicherung, der bis zum Jahr 2016 bis auf 4 Milliarden Euro angehoben werden soll, ändert an ieser Auffassung nichts. Die vorgeschlagene Summe on 14 Milliarden Euro reicht nicht einmal aus, um die eitragsfreie Mitversicherung der Kinder sowie die eute unumstritten als versicherungsfremd anerkannten eistungen wie Haushaltshilfen, Krankengeld bei Er- rankung der Kinder zu finanzieren. Kinderlosigkeit ist icht als Krankheit im engeren Sinne zu werten, sondern tellt ein allgemeines Lebensschicksal dar. Vorliegend geht es nicht um die Absicherung gegen as Risiko Krankheit bzw. um die Behandlung einer ranken und/oder versicherten Person. § 27 a SGB V re- elt einen eigenständigen Versicherungsfall. Seine Son- erstellung ist notwendig, weil bei der Unfruchtbarkeit icht immer eine „Krankheit“ im Sinne des Krankenver- icherungsrechts vorliegt und die Abgrenzung zur rankheit oft fließend und oftmals auch eine Behand- ung jenes Partners geboten ist, der nicht erkrankt ist. Folgte man dem Antrag der Linken, würde das bedeu- en, diese Förderungsmaßnahmen der versicherungs- remden Leistung gerade der Solidargemeinschaft der esetzlichen Krankenversicherung aufzubürden. Dies önnte nur noch mit dem Argument begründet werden, ass die gesetzliche Krankenversicherung alles finanzie- en solle, was die medizinische Kunst ermöglicht. Dem st aber nicht so: Einzig ist es die Aufgabe der gesetzli- hen Krankenkassen, Leistungen im Rahmen der medi- inischen Notwendigkeit zu finanzieren und so eine qua- itativ hochwertige Grundversorgung der Versicherten zu ewährleisten. Frank Spieth (DIE LINKE): Derzeit haben nur erheiratete Paare Anspruch auf Übernahme von Kosten er künstlichen Befruchtung durch die gesetzliche Kran- 15776 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. März 2008 (A) ) (B) ) kenversicherung. Nichteheliche Gemeinschaften sind von der Kostenbezuschussung ausgenommen. Dagegen wurde geklagt. Das Bundesverfassungsgericht hat in seiner Entscheidung vom 28. Februar 2007 (Az.: 1 BvL 5/03) festgestellt, dass dieser Leistungsausschluss mit der Ver- fassung vereinbar ist. Gleichzeitig wurde aber darauf hingewiesen, dass der Gesetzgeber die Möglichkeit hat, per Gesetz verfassungskonform nichtehelichen Lebens- gemeinschaften diese Leistung zu gewähren. Dieses Anliegen verfolgen wir, die Fraktion Die Linke, mit unserem Gesetzentwurf. Wir wollen, dass un- verheiratete Paare die gleichen Leistungen der gesetzli- chen Krankenversicherung zur künstlichen Befruchtung erhalten wie verheiratete. Die Frage, die sich heute stellt, ist also im Kern fol- gende: Können unverheiratete Paare genauso gut Kinder erziehen wie verheiratete Paare? Wir meinen: Ja, man kann nicht unterstellen, dass Paare, nur weil sie einen Ring am Finger tragen, besser geeignet wären für die Kindererziehung als solche ohne Ring. So denkt mittlerweile die Mehrheit der Bevölkerung. Vor einigen Jahrzehnten war in der Gesellschaft noch ein anderes Familienbild dominierend: Uneheliche Kinder waren früher einmal eine Schande, und bevor das erste Kind auf die Welt kam, wurde aus moralischen Gründen schnell noch geheiratet. Diese Zeiten sind – zum Glück – lange vorbei. Wenn man sich aber die Positionen der anderen Fraktionen, insbesondere der CDU/CSU-Fraktion anschaut, dann könnte man meinen, aus Versehen eine Zeitmaschine in Richtung Vergangenheit benutzt zu haben. Dort heißt es nach wie vor entgegen jeder Lebenswirklichkeit: Gerade die Ehe bietet die Rahmenbedingungen, die das Kinder- kriegen ermöglichen. Die SPD meinte im Ausschuss immerhin, dass man die Angelegenheit in den nächsten Monaten prüfen müsse. Wir sind also gespannt, ob die Koalition in Zu- kunft zu einer modernen Familienpolitik fähig ist – ich fürchte, nein. Die Grünen haben eine absurde Position gezeigt. Sie meinen, dass man auch gleichgeschlechtliche eingetra- gene Lebenspartnerschaften berücksichtigen müsse, und stimmen deshalb nicht zu. Es mag ja stimmen, dass man den Personenkreis noch weiter ziehen sollte. Aber auch ein langer Weg zur Verankerung eines modernen Fami- lienbildes in den Gesetzen braucht einen ersten Schritt. Uns war es wichtig, diesen ersten Schritt endlich zu ge- hen, und es wäre für die Betroffenen – auch für die gleichgeschlechtlichen – wichtig, wenn die anderen Frak- tionen diesen ersten Schritt unterstützen würden. Wir erleben also heute wahrscheinlich wieder, dass ein Gesetzentwurf der Linken weggestimmt wird, nicht weil man aus grundsätzlichen Gründen dagegen ist, son- dern weil sich dies mit der CDU/CSU nicht durchsetzen lässt. Lassen Sie mich auf zwei Absurditäten hinweisen: 0 b d o d g z a u g W d L b u i k c D h A c k k e d d n s t P c d A s u i t s e s u d s t s d d l a t (C (D Erstens: Kinderlose zahlen in der Pflegeversicherung ,25 Prozentpunkte mehr Beitrag. Man fragt allerdings ei der Beitragszahlung in die Pflegeversicherung nicht anach, ob man aus freien Stücken keine Kinder wollte der ob man keine Kinder bekommen konnte. Zweitens: Bei Leistungskürzungen, Hartz IV war da er Vorreiter, wird eine uneheliche Bedarfsgemeinschaft enauso behandelt wie eine eheliche. Im Klartext: Be- ieht jemand Hartz-IV-Leistungen und lebt mit einer nderen Person gemeinsam, dann wird geschnüffelt bis nter die Bettdecke. Es könnte hier ja doch eine Lebens- emeinschaft statt einer Wohngemeinschaft vorliegen. enn es also ums Kürzen von Leistungen geht, dann ist er Trauschein egal. Geht es aber um das Gewähren von eistungen, wie bei der künstlichen Befruchtung, dann esteht auf einmal ein Unterschied zwischen ehelichen nd unehelichen Lebensgemeinschaften. Wir sagen: Das st ungerecht und muss geändert werden. Familien auf den Trauschein zu reduzieren, ist erz- onservativ und in keiner Weise vereinbar mit dem übli- hen Getöse für eine familienfreundliche Politik in eutschland. Leider ist dieses Getöse oft nicht mehr als eiße Luft. Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der ntrag der Linken, neben Ehepaaren auch nichteheli- hen Lebensgemeinschaften eine Teilfinanzierung der ünstlichen Befruchtung durch die gesetzlichen Kran- enkassen zukommen zu lassen, betrifft ein Thema, das motional stark besetzt ist. Der 1990 eingeführte § 27 a SGB V sollte im Rahmen er Gesundheitsreform 2003 ersatzlos gestrichen wer- en. Im Rahmen der Konsensverhandlungen wurde der un gültige Kompromiss gefunden. Er ist Teil eines Ge- amtpakets von höheren Eigenbeteiligungen durch Pa- ientinnen und Patienten oder Streichungen – Stichworte raxisgebühr oder Wegfall der Erstattung frei verkäufli- her Arzneimittel. Bei der künstlichen Befruchtung wur- en eine Eigenbeteiligung von 50 Prozent eingeführt und ltersgrenzen festgelegt. In der öffentlichen Diskussion damals standen insbe- ondere die beiden Methoden In-vitro-Fertilisation (IVF) nd die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) m Vordergrund. Die Diskussion drehte sich damals un- er anderem um die Fragen: Gibt es einen durch die Ver- ichertengemeinschaft zu finanzierenden Anspruch auf in Kind, das genetisch von beiden Elternteilen ab- tammt? Welches sind zielführende Behandlungen der ngewollten Kinderlosigkeit? Wie ist damit umzugehen, ass IVF und ICSI mit hohen physischen und psychi- chen Belastungen der behandelten Frauen sowie erhöh- en Zahlen von Mehrlingsschwangerschaften verbunden ind und immer wieder erhöhte Fehlbildungsraten bei urch ICSI gezeugten Kindern als Risiko genannt wer- en? Was rechtfertigt, dass im Gegensatz zu Behand- ungsmethoden anderer Krankheiten oder der Zulassung ls Medikament eine sehr geringe Erfolgsquote akzep- iert wird? Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. März 2008 15777 (A) ) (B) ) Diese Aspekte lassen uns Grüne weiterhin kritisch auf die Methoden IVF und ICSI schauen. Wir stehen jedoch zu den Grundzügen des damals gefundenen Kompromis- ses, der im September 2007 vom Bundessozialgericht bestätigt wurde: Sowohl die Altersgrenze für Männer als auch der Eigenanteil von 50 Prozent seien nicht als Be- nachteiligung Behinderter und Diskriminierung sozial Schwacher zu kritisieren. Der Bundesfinanzhof hat ebenfalls im September 2007 – entgegen der bisherigen Rechtsprechung – ent- schieden, dass künstliche Befruchtung unter bestimmten Voraussetzungen auch für Unverheiratete steuerabzugs- fähig sei. Der Vorstoß der Partei der Linken, die Mitfinanzie- rung der gesetzlichen Krankenkassen über die bisherige Engführung auf Ehepaare auszuweiten, trifft in der Grundintention auf unsere Sympathie. Aber er bleibt auf der Hälfte des Weges stecken. Warum er nur für in hete- rosexuellen Partnerschaften lebende Personen und nicht auch für alleinstehende oder in eingetragenen Lebens- partnerschaften lebende Frauen und mit ihnen auf ande- rem Weg verbundene Männer gelten soll, ist uns Grünen nicht nachvollziehbar. Ungewollte Kinderlosigkeit kann auch dort vorkommen. Die Mitfinanzierung der Behand- lung durch die Versichertengemeinschaft in diesen Kon- stellationen auszuschließen widerspricht ebenfalls dem Gleichbehandlungsgrundsatz. Auch diese Personengrup- pen sind von dem von der Linken zur Argumentation he- rangezogenen Zusatzbeitrag für Kinderlose in der Pfle- geversicherung betroffen. Eine Gegenfinanzierung sehen sie allerdings wie üblich nicht vor. Interessant finde ich aber, dass sie, im Gegensatz zum üblichen Protest der Linken gegen jegliche Form von Zuzahlungen, hier keine Streichung der hälftigen Eigenbeteiligung fordern. Wir sehen also, dass alle im Bundestag vertretenen Par- teien der Auffassung sind, dass eine hälftige Eigenbetei- ligung durch die Betroffenen gerechtfertigt ist. Aus den genannten Gründen enthalten wir Bündnis- grünen uns bei diesem Antrag der Stimme. Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat mitgeteilt, dass sie die Anträge Das Europäische Antidiskriminierungsrecht wei- terentwickeln auf Drucksache 16/2795, Kein Generalverdacht bei den Sicherheitsüber- prüfungen zur Fußballweltmeisterschaft 2006 auf Drucksache 16/686 und Zusammenarbeit der EU mit Russland stärken auf Drucksache 16/8371 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 d n m U n (C (D er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tierschutzbericht 2007 – Drucksache 16/5044 – Verteidigungsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung nach § 4 Abs. 5 Satz 2 des Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgesetzes – Drucksachen 16/7425, 16/7793 Nr. 1.3 – Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung im Jahr 2006 – Drucksachen 16/6835, 16/7217 Nr. 3 – Ausschuss für Tourismus – Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tech- nikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Technikfolgenabschätzung (TA) TA-Projekt: Zukunftstrends im Tourismus – Drucksache 16/478 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden nionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- er Beratung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 16/7575 Nr. A.14 Ratsdokument 14959/07 Rechtsausschuss Drucksache 16/7393 Nr. A.33 Ratsdokument 14957/07 Finanzausschuss Drucksache 16/7575 Nr. A.13 Ratsdokument 14942/07 Drucksache 16/7905 Nr. A.6 Ratsdokument 16449/07 Haushaltsausschuss Drucksache 16/7905 Nr. A.20 Ratsdokument 16265/07 15778 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 149. Sitzung. Berlin, Freitag, den 7. März 2008 (A) (C) (B) (D) Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/7817 Nr. A.7 Ratsdokument 15351/07 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 16/7905 Nr. A.10 Ratsdokument 16489/07 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 16/7817 Nr. A.6 Ratsdokument 14526/07 Drucksache 16/7817 Nr. A.8 Ratsdokument 15469/07 Drucksache 16/7817 Nr. A.33 Ratsdokument 16317/07 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 16/7817 Nr. A.25 Ratsdokument 15898/07 Drucksache 16/7905 Nr. A.3 EuB-EP 1613; P6_TA-PROV(2007)0504 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 16/6389 Nr. 1.86 Ratsdokument 12241/07 Drucksache 16/7575 Nr. A.22 Ratsdokument 15292/07 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 16/8135 Nr. A.28 Ratsdokument 5279/08 91, 1 0, T 149. Sitzung Berlin, Freitag, den 7. März 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614900000

Die Sitzung ist eröffnet.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
begrüße Sie alle herzlich.

Wir beginnen heute mit den Tagesordnungspunk-
ten 22 a und 22 b sowie dem Zusatzpunkt 5:

22 a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

Sechster Bericht der Bundesrepublik Deutsch-
land zum Übereinkommen der Vereinten
Nationen zur Beseitigung jeder Form von Dis-
kriminierung der Frau (CEDAW)


– Drucksache 16/5807 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten

e
N
A
W

n
F

Redet
Dr. Kirsten Tackmann, Karin Binder, Heidrun
Bluhm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
DIE LINKE

Internationaler Frauentag muss gesetzlicher
Feiertag werden

– Drucksache 16/8373 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

ZP 5 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (13. Ausschuss) zu dem An-
trag der Abgeordneten Irmingard
Gerigk, Volker Beck (Köln), Britta H
weiterer Abgeordneter und der Fraktio
NIS 90/DIE GRÜNEN

(C (D ung 7. März 2008 1 Uhr Gleichstellung von Frauen und Männern in den Gremien des Bundes tatsächlich durchsetzen – Drucksachen 16/7739, 16/8412 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Eva Möllring Renate Gradistanac Ina Lenke Elke Reinke Irmingard Schewe-Gerigk (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Es sind ein bisschen wenig Frauen auf der Regierungsbank! – Heiterkeit bei der FDP)


Zur Unterrichtung durch die Bundesregierung liegt
in Entschließungsantrag der Fraktion der FDP vor.
ach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die
ussprache 75 Minuten vorgesehen. – Ich höre keinen
iderspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
ächst der Kollegin Ingrid Fischbach für die CDU/CSU-
raktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ext

Ingrid Fischbach (CDU):
Rede ID: ID1614900100

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau

Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der
8. März ist der Tag, an dem Frauen weltweit ihr Recht
auf Gleichberechtigung einfordern. Wir haben heute
zwar erst den 7. März; aber da dies unsere letzte Debatte
vor dem 8. März ist, ist es gut, dass wir bei dieser Gele-
genheit über die Rechte der Frau debattieren.

Der Weltfrauentag bietet uns Anlass, die Situation
von Frauen auch in Deutschland genauer zu betrachten.
Mit dem Sechsten Bericht der Bundesrepublik Deutsch-
land zum Übereinkommen der Vereinten Nationen zur

er Form von Diskriminierung der Frau
er Titel; wir sagen: CEDAW-Bericht –
Grundlage, differenzierter auf die Lage
inzugehen. Im CEDAW-Bericht wird
Schewe-
aßelmann,
n BÜND-

Beseitigung jed
– so lang ist d
haben wir eine
der Frauen e






(A) )



(B) )


Ingrid Fischbach
aufgezeigt, auf welchen Gebieten wir etwas erreicht ha-
ben und wo noch Handlungsbedarf besteht.

Die Themenbereiche, die wir uns im Hinblick auf die
Situation der Frauen in Deutschland anschauen müssen,
sind vielseitig – so vielseitig wie die Konzepte und Um-
setzungen. Die Maßnahmen, die von der Bundesregie-
rung ergriffen wurden, umfassen unter anderem die
Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, den Schutz von
Stalking-Opfern und den strafrechtlichen Schutz von
Kindern vor sexuellem Missbrauch. Schwerpunkt des
Berichts ist aber die Gleichstellung von Frauen und
Männern im Berufsleben. Auf diesen Bereich möchte
ich mich aufgrund der Kürze meiner Redezeit – ich habe
nur sechs Minuten – beschränken.

Eine Ursache für die leider immer noch bestehenden
Ungleichheiten sind sicherlich die geschlechterspezifi-
sche Arbeitsteilung bei der Kindererziehung und die im-
mer noch mangelhafte Infrastruktur bei den Angeboten
zur Kinderbetreuung. Hier hat die Bundesregierung
– vor allen Dingen unsere Familienministerin – bereits
gehandelt. Dafür sagen wir auch an dieser Stelle herzli-
chen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben bezüglich der Vereinbarkeit von Beruf und
Familie mit der Einführung des Elterngeldes und dem
Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen für unter Dreijäh-
rige Entscheidendes auf den Weg gebracht. Das waren
wichtige Signale. Die ersten Daten zeigen uns, dass
diese Maßnahmen richtig waren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes
belegen die hohe Akzeptanz, die das Elterngeld unter
jungen Eltern – Müttern wie Vätern – gefunden hat. Da-
mit ist es uns gleichzeitig gelungen, dass die aktive Be-
teiligung von Vätern bei der Kindererziehung auch in
der Gesellschaft und explizit bei den Arbeitgebern als
völlig normal angesehen wird.


(Ina Lenke [FDP]: Nein! Das stimmt nicht!)


– Lassen Sie doch einen Hoffnungsschimmer erst einmal
keimen, Frau Lenke, statt immer gleich zu widerspre-
chen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dass endlich auch Väter vermehrt die Möglichkeit in
Anspruch nehmen, für die Familienarbeit eine berufliche
Auszeit zu nehmen, führt viel stärker zu einer echten
gleichberechtigten Teilhabe, als Frauenrechte alleine es
je vermocht hätten. Die Belastungen, die wir gerade jun-
gen Frauen heutzutage aufbürden, nehmen immer weiter
zu. So sollen sie sich um einen guten Schulabschluss,
eine noch bessere Ausbildung, die Familienplanung und
ihre finanzielle Selbstständigkeit kümmern und in späte-
ren Lebensjahren selbstverständlich auch für die Pflege
der Eltern zur Verfügung stehen.

Wichtig ist es daher, dass unsere Politik auch die
Männer in die Pflicht nimmt


m
m



k
d
K
d
d
l
r

s
f
z
d
d
F
p
A
F

n
F
w
d
n
t

E
c
n
F
z

s
B
j
d
m

(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ich freue mich, dass auch die Kollegen klatschen –, da-
it die Belastungen mit all ihren Konsequenzen gleich-
äßig aufgeteilt werden.


(Zuruf der Abg. Elke Ferner [SPD])


Ja, wir wünschen uns noch mehr. Das ist richtig.

Frauen müssen selbstverständlich auch die Möglich-
eit haben, eine Auszeit für die Familie zu nehmen. Dies
arf jedoch nicht zwingend das Ende ihrer beruflichen
arriere bedeuten. Deshalb ist es besonders wichtig,
ass wir auch die Situation der Frauen berücksichtigen,
ie sich voll der Kindererziehung widmen und erst nach
ängerer Unterbrechung wieder in den Beruf zurückkeh-
en wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ina Lenke [FDP]: Das könnten Männer auch machen!)


Bundesministerin von der Leyen stellt heute gemein-
am mit dem Vorstandsvorsitzenden der Bundesagentur
ür Arbeit, Frank-Jürgen Weise, ein Aktionsprogramm
um beruflichen Wiedereinstieg vor, mit dem Frauen
ieser Einstieg erleichtert werden soll. Ich glaube, auch
as ist ein wichtiges Signal. Wir haben die jungen
rauen im Blick, aber auch diejenigen, die ihre Lebens-
lanung anders gestaltet haben. Auch ihnen bieten wir
nreize und Lösungsmöglichkeiten. Herzlichen Dank,
rau Ministerin.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist aber
icht mit den Themen Karrieremöglichkeiten von
rauen und „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ zu ver-
echseln. Diese Forderung, die schon vor 150 Jahren
ie Frauen auf die Straße getrieben hat, ist auch heute
och aktuell; denn hier besteht immer noch eine ekla-
ante Ungerechtigkeit.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was hat denn die Kanzlerin während der EU-Ratspräsidentschaft dafür getan?)


s ist wichtig, dass die Vorgabe, gleichen Lohn für glei-
he Arbeit zu zahlen, auch umgesetzt wird. Nicht nur in-
erhalb der EU, sondern auch in Deutschland verdienen
rauen durchschnittlich immer noch ungefähr 20 Pro-
ent weniger als Männer. Das ist nicht hinnehmbar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind die Drittschlechtesten in Europa!)


Sicherlich zeigen sich hier die Auswirkungen der ge-
chlechtsspezifischen Trennlinien am Arbeitsmarkt. Die
erufswahl spielt eine entscheidende Rolle. Frauen und

unge Mädchen ergreifen immer noch vorrangig Berufe,
ie weder gute Verdienstmöglichkeiten noch Karriere-
öglichkeiten bieten. An dieser Stelle müssen wir tätig






(A) )



(B) )


Ingrid Fischbach
werden. Wichtig ist aber auch, dass wir die Ausbildung
junger Frauen stärker in den Blick nehmen und sie bes-
ser fördern.

Die schulische Bildung von Mädchen und Frauen ist
sicherlich heute besser als früher. Der Anteil der Abitu-
rientinnen liegt konstant bei 57 Prozent. Der Anteil der
Frauen im Studium ist in den letzten zehn Jahren um
10 Prozent gestiegen. Trotzdem müssen wir feststellen,
dass Frauen – selbst wenn sie in aussichtsreichen Berufs-
feldern tätig sind – keine entsprechenden Aufstiegsmög-
lichkeiten haben. Der Anteil der Frauen, die Führungs-
positionen auf höherer Ebene einnehmen, liegt immer
noch bei nur 4 Prozent. Das ist zu wenig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was tun Sie denn dagegen?)


In diesem Bereich ist noch viel zu tun.

Wir haben mit unserem Antrag „Chancen von Frauen
auf dem Arbeitsmarkt stärken“ schon versucht, erste Ak-
zente zu setzen und deutlich zu machen, dass wir auf die
stärkere Beteiligung von Frauen hinarbeiten, aber auch
gegen die Ungerechtigkeit beim Lohn vorgehen. Des-
halb, Frau Ministerin, darf ich Ihnen auch an dieser
Stelle für die Initiative danken, die Sie mittels eines Leit-
fadens auf den Weg bringen, um Unternehmen die Mög-
lichkeit zu geben, der Ungerechtigkeit beim Lohnentgelt
entgegenzuwirken.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614900200

Ein vorzüglicher Schluss, Frau Kollegin.


Ingrid Fischbach (CDU):
Rede ID: ID1614900300

Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. – Ich

möchte mit einem Zitat der Literaturnobelpreisträgerin
Pearl S. Buck schließen. Sie hat gesagt:

Schickt die Frauen in die Welt hinaus, und lasst den
Mann ins Haus hinein. Das soll das Ziel von Bil-
dung und Erziehung sein. Das Haus braucht den
Mann und die Welt braucht die Frau.

Das möchte ich so stehen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Ina Lenke [FDP])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614900400

Mein spontaner Eindruck ist, dass die absehbaren

Wirkungen des letzten Vorschlags weit über die der Ein-
führung eines gesetzlichen Feiertages hinausgingen.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir setzen die Debatte mit der Kollegin Ina Lenke
von der FDP-Fraktion fort.


(Beifall bei der FDP)



Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1614900500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bei der

Gleichberechtigung von Frauen und Männern sind wir

w
s
d
d
P
n
g
d

b
V
d
d

L
s
V
r
g
D
r

t
t
s
d

T
d
e
T
G
s
e

T


s
V

F
h
F

p
D

M
s

(C (D irklich ein Stück vorangekommen. Aber wir alle wisen, dass sich Deutschland in Europa nicht an der Spitze er Bewegung befindet. In entscheidenden Positionen in er Wirtschaft, in den Verbänden, natürlich auch in der olitik und im öffentlichen Dienst sind Frauen immer och die Ausnahme. Daran haben auch das Bundesleichstellungsgesetz für den öffentlichen Dienst und as Bundesgremienbesetzungsgesetz nichts geändert. Der Versuch, zum Beispiel im öffentlichen Dienst essere Bedingungen für Teilzeitarbeit insbesondere von ätern zu schaffen, ist nach hinten losgegangen. Nicht ie Männer steigen vermehrt in Teilzeitarbeit ein, sonern wieder einmal die Frauen. Was Frauen wirklich verdienen“, ist mehr als nur Teilzeitarbeit, niedrige öhne und Hausarbeit. Die Schere im Kopf dabei haben ehr viele. Die Bundesregierung verhindert sogar, dass ätern und Müttern steuerliche und sozialversicherungs echtliche Vergünstigungen bei der Kinderbetreuung zuestanden werden, wie sie in der Wirtschaft üblich sind. as wurde mir in dieser Woche von der Bundesregie ung schriftlich bestätigt. Die Wochenzeitung Die Zeit listet diese Woche minuiös die Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechern auf. Mütter werden die Karriereleiter hinuntergechickt, statt ihr Organisationstalent und ihre Fähigkeit, rei Dinge gleichzeitig zu tun, zu nutzen. Es gibt immer noch geschlechterdiskriminierende arifverträge. Zum Beispiel erhält eine Schreibkraft in er Druckindustrie ein Einstiegsgehalt von 1 716 Euro, in Lagerarbeiter dagegen 300 Euro mehr, weil er laut arifvertrag erhöhte Anforderungen an Genauigkeit und ewissenhaftigkeit erfüllen muss. Das lasse ich an die er Stelle einfach so stehen; dazu kann sich jeder seine igenen Gedanken machen. Warum sind die Gewerkschaften nicht in der Lage, arifverträge geschlechtergerecht zu gestalten? (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Elke Ferner [SPD]: Dies richtet sich auch an die Arbeitgeber!)


(Elke Ferner [SPD]: Nur drei?)


Ich habe jetzt erst einmal die Gewerkschaften ange-
prochen, die für ihre Mitglieder geschlechtergerechte
erträge aushandeln müssen.


(Widerspruch bei der SPD)


Wir wissen von Personalberaterinnen aber auch, dass
rauen ihre eigene Leistung nicht in angemessene Ge-
altsforderungen umsetzen, wie es notwendig wäre. Wir
rauen haben also noch ein bisschen mehr zu tun.

Für uns als FDP ist ein Schwerpunkt liberaler Steuer-
olitik, das Steuerrecht geschlechtergerecht zu gestalten.
ie Steuerklasse 5 ist ein Skandal.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


onat für Monat dauert dieser Skandal an. Wie Sie wis-
en, hat die FDP mit dem Solms-Konzept und einem ent-






(A) )



(B) )


Ina Lenke
sprechenden Antrag im letzten Jahr bereits Initiativen zu
diesem Thema in den Bundestag eingebracht.


(Elke Ferner [SPD]: Das ist allerdings alles andere als geschlechtergerecht!)


Ein gewichtiges Problem ist doch nicht nur die große
Differenz zwischen dem hohen Brutto- und dem niedri-
gen Nettolohn, sondern auch die Berechnung der Lohn-
ersatzleistungen. Beim Elterngeld verlieren Frauen in
der Steuerklasse 5 monatlich mehrere hundert Euro.
Beim Mutterschaftsgeld und beim Arbeitslosengeld ist
es ebenso. Denn diese Lohnersatzleistungen richten sich
nicht nach dem Bruttolohn, sondern sie werden nach
dem Nettolohn berechnet. Dass dieses Problem besteht,
darin sind wir Frauen uns einig. Hier muss etwas passie-
ren. Dafür können Sie mit Ihrer Mehrheit von über
70 Prozent endlich Zeichen setzen.


(Beifall bei der FDP)


Es ist bis jetzt aber nichts passiert. Tun Sie also endlich
etwas!

Frau Fischbach hat gerade die frauenpolitischen Er-
folge von CDU/CSU und SPD hochleben lassen. Ich
sage Ihnen aber: Die große Anzahl der teilzeitbeschäftig-
ten Frauen wird feststellen, dass sie die von der Großen
Koalition vergessenen Leistungsträger sind.


(Beifall bei der FDP)


Ein großer Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung ist
der Ausbau der Kinderbetreuung. Frau von der Leyen,
das ist eindeutig Ihr Verdienst, für das wir von der Oppo-
sition uns bedanken.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das ist auch gut!)


Was aber noch fehlt, mein lieber Herr Kollege
Singhammer, ist die Gleichbehandlung von privat-ge-
werblichen Initiativen und Elterninitiativen einerseits
und staatlichen Einrichtungen andererseits. Wir wollen
Existenzgründungen von Frauen auch in diesem Bereich
fördern. Warum verwehren Sie das bisher? Hier müssen
Sie noch etwas nachlegen.


(Beifall bei der FDP)


Jetzt komme ich zu der heißen Auseinandersetzung
um die Einführung eines Betreuungsgeldes. Meine Da-
men und Herren von der SPD, ich verstehe nicht, warum
Sie hier so herumeiern. Sie haben das doch mitgetragen
und schriftlich vereinbart. Aber in der Öffentlichkeit tun
Sie so, als wollten Sie das gar nicht. Zwischen dem, was
Sie schriftlich niederlegen, und dem, was Sie in der Öf-
fentlichkeit sagen, besteht eine sehr große Differenz.
Dass Sie diesen Kuhhandel eingegangen sind, Frau
Humme, verstehe ich nicht. Sie spielen ein doppeltes
Spiel. Aber die Wählerinnen durchschauen das.


(Beifall des Abg. Ernst Burgbacher [FDP] – Elke Ferner [SPD]: Das ist wirklich der Gipfel, Frau Lenke!)


Nicht neue Gesetze schaffen wirkliche Gleichberech-
tigung, sondern ein liberaler Staat, der seinen Bürgern

u
u
s
i
b
s
r
g
l
s

C
s
z
l
t
c
s

s
a
u
n

S

S
S
k
r
a

t
h
B
n
z
h
A
M
d

b
ä
v
a

(C (D nd Bürgerinnen viel Spielraum für Eigenverantwortung nd Eigeninitiative lässt und der die Frauen dort untertützt, wo sie alleine nicht tätig werden können, nämlich n der Steuergesetzgebung, der Sozialgesetzgebung und ei der Organisation der Kinderbetreuung. Ein gechlechtergerechtes Steuerrecht und eine geschlechtergeechte Arbeitsmarktpolitik sind ein Schlüssel zur Interation von Frauen in der Arbeitswelt. Das ist ein iberaler Weg, der für Frauen und Männer zukunftsweiend ist. Die FDP hat einen Entschließungsantrag zum EDAW-Bericht vorgelegt, in dem wir konkrete Vor chläge machen. Aufgrund der mir verbleibenden Redeeit – ich habe nur noch 22 Sekunden – kann ich darauf eider nicht näher eingehen. Aber der Entschließungsanrag liegt dem Parlament schon längere Zeit vor. Wir mahen jedenfalls konkrete Vorschläge und wollen gemeinam mit Ihnen Frauenpolitik erfolgreich gestalten. Ich komme zum Schluss. Die von der Linken vorgechlagene Einführung des Internationalen Frauentages ls gesetzlicher Feiertag ist das absolute Nichts und wird ns auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung überhaupt icht voranbringen. Das ist eher eine Lachnummer. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614900600

Nächste Rednerin ist die Kollegin Caren Marks,

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1614900700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ehr geehrte Damen und Herren! Frau Lenke, die
PD-Fraktion spielt kein doppeltes Spiel. Es ist ganz
lar, wie wir zum Betreuungsgeld stehen. Die Formulie-
ungen beinhalten keine Vorfestlegungen. Das will ich
n dieser Stelle klarstellen.


(Beifall bei der SPD – Ingrid Fischbach [CDU/ CSU]: Das ist Ihre Interpretation! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Es steht jedenfalls im Gesetz drin! Da gehört es auch hin!)


Gleichstellungspolitik ist auch am morgigen Interna-
ionalen Frauentag kein alter Hut; denn obwohl Frauen
eute formal gleiche Rechte und gleichen Zugang zu
ildung haben, sind Frauen und Männer noch immer
icht gleichgestellt. So hat sich der CEDAW-Ausschuss
um fünften Staatenbericht besorgt über das Fortbeste-
en der allgegenwärtigen stereotypen und konservativen
nsichten über die Rolle und Aufgaben von Frauen und
ännern geäußert. Der Ausschuss hat eine Verstärkung

er politischen Maßnahmen gefordert.

Seit Bestehen der Bundesrepublik haben sich die Le-
ensverhältnisse von Frauen und Männern deutlich ver-
ndert. Die einseitigen Rollenzuweisungen an Frauen,
erantwortlich für die Familienarbeit, sowie an Männer,
llein zuständig für den Familienunterhalt, sind heute






(A) )



(B) )


Caren Marks
nicht mehr aktuell. Das vorgegaukelte Bild des Familien-
idylls der 50er-Jahre zulasten von Frauen ist verstaubt.

Dennoch ist es nicht allzu lange her, dass eine ehema-
lige TV-Moderatorin ein Buch, in dem das Bild der Frau
als Hausfrau und Mutter beschworen wurde, schreiben
musste. Diese alten Rollenbilder – er zieht den Anzug
an, sie die Schürze – sind noch in vielen Köpfen verfes-
tigt,


(Elke Ferner [SPD]: Auch in der Linkspartei!)


auch wenn das nicht mehr dem Wunsch der meisten jun-
gen Frauen und Männer entspricht. So betont der sechste
CEDAW-Bericht zu Recht:

Die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie
und Beruf für Frauen und Männer ist heute das zen-
trale gleichstellungspolitische Anliegen: Ohne eine
Neuausrichtung der geschlechtsspezifischen Ver-
antwortlichkeiten in Familie und Beruf und ohne
das Bereitstellen der hierfür erforderlichen Rah-
menbedingungen ist Gleichstellung nicht durch-
setzbar.


(Beifall bei der SPD)


Es war notwendig und richtig, dass wir seit 1998
wichtige Weichenstellungen für eine partnerschaftliche
Verteilung von Familien- und Erwerbsarbeit vorgenom-
men haben. So haben wir als Bundesgesetzgeber den
Ländern und Kommunen bei den Kinderbetreuungsan-
geboten und Ganztagsschulen auf die Sprünge geholfen.
Mit der Einführung des Elterngeldes haben wir gleich-
stellungspolitische Akzente zugunsten der aktiven Väter
gesetzt. Die aktuellen Auswertungen zum Elterngeldbe-
zug im Jahr 2007 belegen: Die Gruppe der Väter, die El-
ternzeit beantragen, verzeichnet Rekordzuwächse. Väter
legen mit den neuen Möglichkeiten des Elterngeldes
rund dreimal so häufig wie beim alten Erziehungsgeld
eine sogenannte Babypause ein. Das ist ein Erfolg.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Das Elterngeld und die Partnermonate – wir haben lange
genug gegen Begriffe wie Wickelvolontariat kämpfen
müssen –


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


sind auch unter gleichstellungspolitischen Aspekten ein
Erfolgsmodell.


(Ina Lenke [FDP]: Nein!)


Gute Arbeit für Frauen bleibt aber eine wesentliche
Baustelle in der Gleichstellungspolitik. Insgesamt liegt
das Einkommen von Frauen in Deutschland bei ungefähr
gleicher Arbeitszeit immer noch mindestens 20 Prozent
unter dem von Männern. Frau Lenke, weibliche vollzeit-
beschäftigte Angestellte in der Privatwirtschaft verdie-
nen sogar rund 30 Prozent weniger als ihre männlichen
Kollegen.


(Ina Lenke [FDP]: Deshalb entschuldigen Sie das bei den Gewerkschaften! Das finde ich interessant!)


2
i
K
n
r
m
g
d
a

K
z
s
ü
F
t
a
F
r

s
s
t
t
m
v
d

d

s
B
D
b
m
d
d
w
z
i
g
m

M
a
V
N
l

e

(C (D Auch eine Studie des Weltwirtschaftsforums von 007, in der die Gleichstellung von Frauen und Männern n 128 Ländern erfasst wurde, macht dies deutlich. In der ategorie „Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit“ immt unser Land lediglich Rang 71 ein. Diese Ungeechtigkeit werden wir nicht länger hinnehmen. Auch ithilfe des AGG, des Allgemeinen Gleichbehandlungs esetzes, werden wir die Finger in die Wunde legen und iese Form der Diskriminierung Stück für Stück weiter bbauen. Sogenannte typische Frauenberufe wie Erzieherin, rankenschwester und Altenpflegerin sind schlecht be ahlt, und es gibt in ihnen überwiegend geringe Auftiegschancen. In den Vorstandsetagen hingegen sitzen berwiegend gutbezahlte Männer und deutlich zu wenig rauen auf den Chefsesseln. Wir müssen die Mentalitä en verändern und die Strukturen in unserer Gesellschaft ufbrechen. Unterschiedliche Rollenzuweisungen für rauen und Männer sollten der Vergangenheit angehöen. Wir brauchen eine Arbeitsmarktpolitik, die existenzichernde Beschäftigung schafft und Frauen eine eigentändige Alterssicherung ermöglicht; denn von Armut rotz Arbeit sind in Deutschland überwiegend Frauen beroffen. Frau Lenke, wir laden die FDP gerne ein, mitzuachen. Wir brauchen gesetzliche Mindestlöhne, die or Lohndumping schützen. Davon profitieren insbesonere Frauen; (Ina Lenke [FDP]: Das ist doch nicht die Lösung! Das ist ein anderes Thema!)


(Beifall bei der SPD)


enn sie sind verstärkt im Niedriglohnsektor beschäftigt.


(Beifall bei der SPD)


Wir brauchen auch eine Neubewertung von gesell-
chaftlich wichtiger Arbeit. Der Bedarf im Betreuungs-,
ildungs-, Gesundheits- und Pflegebereich, also der
ienst am Menschen, wird zukünftig steigen. Diese Ar-
eit muss uns mehr Wert sein. Auch muss es Ziel sein,
ehr Männer als bisher für diese Berufe zu gewinnen, in

enen bislang überwiegend Frauen tätig sind. Notwen-
ig dafür ist eine berufliche Bildung, die weder typisch
eibliche noch typisch männliche Berufsbilder produ-

iert. Aber auch Arbeitgeber und Gewerkschaften stehen
n der Verantwortung, für angemessene Bruttolohnstei-
erungen, die allen einen gerechten Anteil am Unterneh-
enserfolg sichert, zu sorgen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Gefragt sind faire Tariflöhne; denn sie sind ein gutes
ittel gegen offene Lohndiskriminierung. Gefragt sind

uch familienfreundliche Arbeitsbedingungen, die die
ereinbarkeit von Familie und Beruf lebbar machen.
icht von schlechten Eltern wäre auch ein Gleichstel-

ungsgesetz für die Privatwirtschaft.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Strategie des Gender-Mainstreaming ist bisher
rfolgreich. Ich habe mich daher sehr gewundert, dass






(A) )



(B) )


Caren Marks
im CEDAW-Bericht zu lesen war, dass diese Strategie
verändert werden soll. Der Begriff wird vom Ministe-
rium als „Auslöser für Widerstände gegenüber der
Gleichstellung“ interpretiert. In den letzten Jahren haben
sich viele anscheinend sperrige Begriffe wie Win-win-
Situation oder Benchmarking durchgesetzt. Deren all-
täglicher Gebrauch und sinnvolle Anwendung wird von
niemandem infrage gestellt. Viel mehr als die faden-
scheinige Kritik an einem Begriff ist eine Analyse der
bisherigen Ergebnisse der angewandten Strategie not-
wendig. Hierzu hat das Ressort aber leider nichts vorge-
legt.

Die Strategie des Gender-Mainstreaming zielt auf die
Modernisierung in der Gesellschaft, den notwendigen
Umbau unserer Sozialversicherungssysteme und die
Veränderung der noch bestehenden traditionellen Ge-
schlechterverhältnisse. Nicht nur am Internationalen
Frauentag muss Frauenpolitik ein Thema sein. Die SPD
wird sich auch weiter für eine aktive Gleichstellungs-
politik auf allen Ebenen und in allen Bereichen einset-
zen.


(Beifall bei der SPD)


Gender-Mainstreaming ist und bleibt unser Auftrag.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614900800

Das Wort erhält nun die Kollegin Kirsten Tackmann,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614900900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr verehrte Gäste! Das „Übereinkommen der Verein-
ten Nationen zur Beseitigung jeder Form von Diskrimi-
nierung der Frau“, CEDAW genannt, ist ein Menschen-
rechtsabkommen. Es schreibt rechtsverbindlich vor, die
Diskriminierung von Frauen in allen Lebensbereichen zu
bekämpfen. Die große Themenvielfalt ist ebenso eine
Stärke von CEDAW wie die Tatsache, dass Frauen in ih-
ren unterschiedlichen Lebenssituationen direkt ange-
sprochen werden, zum Beispiel in Art. 14 dieses Be-
richts, der die besonderen Probleme von Frauen in
ländlichen Räumen thematisiert – ein oft überlesener
Teil des Berichtes. Dort heißt es, landwirtschaftliche Be-
triebe würden in Deutschland überwiegend als Familien-
betriebe bewirtschaftet. Zitat:

Von den vollbeschäftigten Familienarbeitskräften
dieser Betriebe waren 16,9 Prozent weiblich, bei
den teilzeitbeschäftigten Familienarbeitskräften lag
der Anteil dagegen bei 46,5 Prozent.

Und weiter:

Allerdings hatten nur 9 Prozent aller landwirt-
schaftlichen Einzelnunternehmen eine Frau als In-
haberin.

D
d

E
v
D
L

l
Ö
g
A
e
m
D
z

E
i
d
d

F
a
M
A

D
t
n
t
S
p

O
w
h
n
W
S

n
s
g
2
L
n

l
v
A
D

(C (D ie Bundesregierung kommentiert diesen Passus sehr esinteressiert: Die Zahlen machen deutlich, dass ohne die Arbeit der Frauen fast alle landwirtschaftlichen Betriebe nicht bestehen könnten. Die Linke zieht daraus ganz andere Schlüsse: Erstens. s gibt ein massives Defizit bei der sozialen Sicherung on mitarbeitenden Familienangehörigen. Zweitens. In eutschland werden weibliche Betriebsleiterinnen in der andwirtschaft offensichtlich benachteiligt. Im EU-Durchschnitt wird zum Beispiel jeder fünfte andwirtschaftliche Betrieb von Frauen geleitet, in sterreich sogar jeder dritte. Im Bericht müsste also eientlich stehen: Frauen leisten einen erheblichen Teil der rbeit, haben aber eine geringere direkte Teilhabe am rwirtschafteten Gewinn. Das ist eindeutig eine Diskriinierung. Zur Überwindung dieser Diskriminierung hat eutschland vor über zwei Jahrzehnten CEDAW ratifi iert. Unsere Forderung ist eindeutig: eine eigenständige xistenzsicherung – auch für die mitarbeitenden Frauen n landwirtschaftlichen Betrieben. Die Landfrauen forern schon länger ein Grundeinkommen. Wir sollten an iesem Problem endlich ernsthaft arbeiten. Ein weiteres Thema der Bundesregierung ist: mehr rauen in Führungspositionen. Meiner Fraktion geht es ber nicht nur um mehr Frauen in Führungspositionen. ehr Beteiligung von Frauen an Erwerbsarbeit als rmutsprävention, das ist das Thema. abei muss Erwerbsarbeit aus Sicht der Linken mindesens drei Forderungen erfüllen. Sie muss erstens die ökoomische Unabhängigkeit und Existenzsicherung garanieren. Sie muss zweitens mit der Familie vereinbar sein. ie muss drittens – das ist wichtig – zur Entfaltung der ersönlichen Fähigkeiten und Talente beitragen. Es mag sein, dass man als weibliche Abgeordnete mit stbiografie eine spezifische Sicht auf die Rolle von Ererbsarbeit hat. Eines wird kaum mehr bestritten: Die ohe Erwerbsbeteiligung von Frauen in der DDR hat eien Gleichstellungsvorsprung gegenüber Frauen im esten begründet. Der geht leider gerade Stück für tück verloren. Das lässt sich auch belegen. Im Jahr 2001 sagten in eier Umfrage rund drei Viertel der ostdeutschen Frauen, ie hätten sich zu DDR-Zeiten ihren Männern gegenüber leichgestellt gefühlt. Zum Zeitpunkt der Umfrage selbst, 001, waren es gerade noch 18 Prozent. Die verstetigte angzeitarbeitslosigkeit von Frauen im Osten wird als eier der Gründe dafür benannt. Aber auch im Erwerbsleben kommt die Gleichstelung schnell unter die Räder. Die dramatische Situation on Frauen im Erwerbsleben kritisierte der CEDAWusschuss bereits anlässlich des letzten Berichts aus eutschland. Er bemängelte – Zitat – Dr. Kirsten Tackmann das hohe Maß an Langzeitarbeitslosigkeit unter Frauen, die wachsende Anzahl von teilzeitarbeitenden Frauen und von Frauen in niedrig bezahlten und gering qualifizierten Arbeitsverhältnissen, das Fortbestehen der Lohndiskriminierung gegen Frauen und die Diskrepanz zwischen ihrer Qualifikation und ihrem beruflichen Status. Was antwortet die Bundesregierung in ihrem aktuellen Bericht auf diese Kritik? Sie stellt lapidar fest, dass Teilzeitarbeit – Zitat – trotz ungünstiger Arbeitsmarktlage in den vergangenen Jahren zum Beschäftigungsaufbau und zur Beschäftigungssicherung beigetragen sowie die Chancengleichheit von Männern und Frauen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefördert habe. Das ist schlichtweg falsch; denn Teilzeitarbeit verfestigt Rollenklischees. Fragen Sie Frauen, wie es ist, mit Teilzeitarbeit über die Runden zu kommen! Teilzeitarbeit bedeutet nicht nur weniger Geld am Monatsende, sondern sie bedeutet auch weniger Arbeitslosengeld und weniger Rente. Deswegen ist die Forderung der Linken ganz eindeutig: eigenständige Existenzsicherung und armutsfeste Renten für Frauen – natürlich auch für Männer. Wenn wir eine wirkliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf wollen, brauchen wir weniger Teilzeitarbeit, stattdessen aber erstens eine allgemeine Verkürzung der Vollzeitarbeit, zweitens die Gleichverteilung der Erwerbsund Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern – das ist hier schon einmal angeklungen – (Elke Ferner [SPD]: Sagt das Christa Müller auch so? – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Was ist eigentlich mit Christa Müller? – Elke Ferner [SPD]: Die sitzt gerade mit Eva Herman zusammen! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Was sagen Sie dazu?)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


und drittens gesicherte Mindeststandards in der öffentli-
chen Daseinsvorsorge und Infrastruktur, besonders in
der Kinderbetreuung.

Gerade die dritte Forderung ist mir sehr wichtig, denn
die strukturelle Diskriminierung von Frauen hat oft viele
unbeachtete und verdeckte Wirkungen. Was passiert
denn, wenn Schulen, Arztpraxen, Sportvereine oder Bus-
und Bahnlinien in ländlichen Regionen verloren gehen? –
Es sind dann vor allen Dingen die Frauen, die den zusätz-
lichen organisatorischen Aufwand in der Familie abfan-
gen müssen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Da wohnt sie auch! Der Palast der sozialen Gerechtigkeit ist auch in der ländlichen Region!)


Dies geschieht auf Kosten der Verwirklichung eigener
Lebensziele – bis hin zum Verzicht auf eine eigene Er-

w
b
v
w
a
B
a

E
B
b
Z
e

D
c

l
l
m
d
s
b

d
d
r
d

l
u
z
l

I
s
d
t
g

k
s
p
w
r
G
k
w
l
s
ü

(C (D erbstätigkeit, wenn diese nicht mit der Familie vereinar ist. Das heißt doch aber im Klartext, dass der Rückbau on öffentlicher Daseinsvorsorge Frauen diskriminiert, eil ihre selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe m Leben eingeschränkt wird. Dieser gesellschaftliche efund ändert sich übrigens nicht, wenn Frauen freiwillig uf die Wahrung ihrer Interessen verzichten. Noch ein Wort zur Situation von Billiglöhnerinnen. rschreckende 70 Prozent der im Niedriglohnbereich eschäftigten sind weiblich. Den lohndrückenden Effekt illiger Frauenerwerbsarbeit hat übrigens schon Clara etkin beschrieben. Ich denke, dass wir nach 100 Jahren ndlich damit Schluss machen sollten. (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Christa Müller statt Clara Zetkin, das wäre mal was!)


(Beifall bei der LINKEN)


as Modell des männlichen Ernährers und der weibli-
hen Zuverdienerin ist nun wirklich endgültig verstaubt.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke fordert deshalb auch aus gleichstellungspo-
itischen Gründen erstens einen gesetzlichen Mindest-
ohn, zweitens ein Ende der skandalösen Entgeltdiskri-

inierung – das wurde heute schon angesprochen – und
rittens ein Ende der diskriminierend niedrigen Löhne in
ogenannten Frauenberufen. Dazu gehört nicht nur die
erühmte und vielzitierte Friseurin.


(Beifall bei der LINKEN)


Dass gerade die soziale Diskriminierung im Bericht
er Bundesregierung ausgespart bleibt, zeigt doch, dass
ie Bundesregierung das Problem, dass Frauen struktu-
ell diskriminiert werden, ignoriert. Damit wird aber
iese Diskriminierung zementiert und nicht bekämpft.

Das Scheitern der freiwilligen Vereinbarung, die al-
erdings noch zwischen der rot-grünen Bundesregierung
nd der deutschen Wirtschaft geschlossen wurde, er-
wingt geradezu die Forderung nach einem Gleichstel-
ungsgesetz in der Privatwirtschaft.


(Beifall bei der LINKEN)


ch freue mich, dass die SPD und die Grünen auch dafür
ind. Die Linke unterstützt diese Forderung des DGB,
er Einzelgewerkschaften und des Deutschen Frauenra-
es, die sie am Mittwoch noch einmal erhoben haben,
anz ausdrücklich.

Ein Instrument zur Erfüllung der CEDAW-Vorgaben
önnte auch die „Strategie Gender Mainstreaming“
ein. Das lässt sich auf der Homepage des Gender-Kom-
etenz-Zentrums zum Thema CEDAW nachlesen. Frau
ird allerdings im CEDAW-Bericht der Bundesregie-

ung Ausführungen zum aktuellen Umsetzungsstand von
ender-Mainstreaming vergeblich suchen. Lediglich
onkrete Projekte der vorangegangen Bundesregierung
erden dort erwähnt. Damit wird aber eines offensicht-

ich: Ministerin von der Leyen steuert den Gender-Main-
treaming-Prozess längst nur noch auf dem Papier, wenn
berhaupt.






(A) )



(B) )


Dr. Kirsten Tackmann

(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Stimmt doch gar nicht! Sie sind doch gar nicht im Ausschuss!)


Unter der Großen Koalition findet somit keine aktive
Gleichstellungspolitik mehr statt, geschweige denn die
systematische Berücksichtigung von Bedürfnissen, Ta-
lenten und Interessen von Frauen und Männern in allen
Politikbereichen. Das Recht von Frauen auf eine eigen-
ständige Existenzsicherung rückt dann aber sowohl im
Osten als auch im Westen wieder in weitere Ferne.

Für die Linke ist diese Situation Anlass gewesen, den
schon zitierten Antrag einzubringen, der für einige mög-
licherweise ein bisschen überraschend kommt. Wir grei-
fen damit eine Initiative von Hamburger Gewerkschafte-
rinnen auf, die gefordert haben, den Internationalen
Frauentag am 8. März zum gesetzlichen Feiertag zu er-
klären.


(Beifall bei der LINKEN – Caren Marks [SPD]: Das ist sinnstiftend!)


Wenn man nach den historischen Wurzeln des Interna-
tionalen Frauentages fragt, kommt man nicht an Clara
Zetkin vorbei, die ja Alterspräsidentin des letzten frei
gewählten Reichstages war. Aber das haben Sie in unse-
rem Antrag sicherlich gelesen.


(Elke Ferner [SPD]: Das haben wir nicht nachgelesen! Das wissen wir!)


Spätestens seit der Anerkennung dieses Tages durch die
UNO im Jahr 1975 ist der 8. März der Tag, an dem
Frauen weltweit gleiche Rechte einfordern. Der Linken
reicht das aber nicht. Wir fordern ein Umdenken und ein
Andershandeln.


(Beifall bei der LINKEN – Caren Marks [SPD]: Auch von Christa Müller?)


Ein gesetzlicher Feiertag bietet eine verfassungsmä-
ßig garantierte Zeit „der Arbeitsruhe und der seelischen
Erhebung“.


(Elke Ferner [SPD]: Für die Männer oder für die Frauen?)


Was, liebe Kolleginnen und Kollegen, kann ein geeigne-
terer Anlass für eine seelische Erhebung sein, als alljähr-
lich wenigstens am 8. März einmal über Schritte hin zur
tatsächlichen Diskriminierungsfreiheit von Frauen nach-
zudenken?

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614901000

Frau Kollegin Schewe-Gerigk ist die nächste Redne-

rin für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Welchen Stellenwert die Frauenpolitik bei dieser Bun-
desregierung hat, lässt sich gut daran ablesen, was Sie

u
d
s
r
v
ü

d
d
g
w
F
b
R

S
n
w

ü
d
s
m
n
d
m
b


h
d
c
Z
s
b
d
v
A
s
l
G
ö

D
b
k

t
z
d

(C (D ns heute als Beratungsgrundlage zum morgen stattfinenden Internationalen Frauentag vorlegen. Es handelt ich nämlich um den Sechsten Bericht der Bundesregieung zur UN-Frauenrechtskonvention, der den Zeitraum on 2002 bis 2006 umfasst, also um einen Bericht, der berwiegend auf die rot-grüne Regierungszeit eingeht. Verstehen Sie mich nicht falsch: Natürlich wollen wir iesen Rechenschaftsbericht in Sachen Gleichstellung an ie Vereinten Nationen diskutieren. Aber wir wüssten erne von der Bundesregierung, was daraus folgt und elche Konsequenzen sie daraus zieht. Frau Kollegin ischbach hat hier wunderbar analysiert, welche Proleme wir haben. Aber was machen denn Sie von der egierungskoalition? (Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Ganz viel! Haben Sie nicht zugehört?)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie tragen doch die Bundesregierung. Sie legen uns kei-
en einzigen Antrag vor. Sie lamentieren zwar darüber,
ie schlecht es den Frauen geht, aber Sie tun nichts.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Wir wollen anlässlich des Weltfrauentages mit Ihnen
ber die Zukunft der Frauen reden. Was tun Sie? Sie re-
en über die Vergangenheit. Aber das hat natürlich auch
einen Grund, nämlich die vielen erfolgreichen Maßnah-
en seit 2001. Ich betone: erfolgreiche rot-grüne Maß-

ahmen. Mir ist es ja peinlich, dass ich jetzt noch über
ie Uralterfolge sprechen muss, aber Sie haben uns ja
it dem, was Sie hier vorlegen, die Vorlage dazu gege-

en.


(Zuruf des Abg. Johannes Singhammer [CDU/ CSU])


Ja, natürlich nur wegen des Zeitverlaufs. – Ich zähle
ier noch einmal die erfolgreichen Maßnahmen auf:
as Gewaltschutzgesetz, der Aktionsplan gegen häusli-
he Gewalt, die Aufnahme des Tatbestandes der
wangsverheiratung in das Strafgesetzbuch, die Verbes-
erung des Schutzes für Opfer von Menschenhandel,
essere Möglichkeiten zur Strafverfolgung von Tätern
urch die Strafrechtsreform, der asylrechtliche Schutz
or geschlechtsspezifischer Verfolgung, der massive
usbau der Kindertagesbetreuung – hierfür haben wir

chon im Rahmen unserer Gleichstellungspolitik 1,5 Mil-
iarden Euro zur Verfügung gestellt –, das Job-AQTIV-
esetz und das Gesetz zur Gleichstellung der Frauen im
ffentlichen Dienst.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as alles sind die Maßnahmen, die wir beschlossen ha-
en und die in diesem Bericht stehen, über den wir dis-
utieren sollen, Frau Fischbach.

Ich komme nun zu Ihrem Beitrag. Wenn ich das rich-
ig betrachte, dann finde ich im Bericht außer der Eltern-
eit, die ja bereits von Renate Schmidt eingeleitet wor-
en ist, nicht viel.






(A) )



(B) )


Irmingard Schewe-Gerigk

(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Da lag doch nichts vor!)


Es reicht nicht, Frau Fischbach, die noch bestehende Un-
gleichheit zwischen den Geschlechtern fein säuberlich
zu analysieren. Sie sind doch keine Musterschülerin, und
für Ihre Fleißarbeit streichelt Ihnen auch niemand über
den Kopf. Sie sind in der Regierungskoalition, Sie müs-
sen handeln.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Sind Sie herzlos!)


Sie sagen selbst, die großen Lohnunterschiede zwi-
schen den Geschlechtern sind nicht hinnehmbar. Das
steht auch in dem Bericht. Was hat denn die Kanzlerin
während der EU-Ratspräsidentschaft getan? – Wir hat-
ten einen Antrag eingebracht, dass sie im Rahmen der
EU-Ratspräsidentschaft aktive Maßnahmen vornimmt.
Nichts ist passiert. Die Bundesregierung macht also auch
nichts. Im Bericht steht, es handele sich nur selten um
direkte Lohndiskriminierung, da könne man gar nichts
tun. – Das ist absolut falsch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Abg. Ingrid Fischbach [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Frau Fischbach möchte mit mir sprechen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614901100

Das Miteinandersprechen lässt sich auch außerhalb

der Redezeit abwickeln. Aber wenn es sich um den
Wunsch nach einer förmlichen Zwischenfrage handelt,
möchte ich diese gerne aufrufen.


Ingrid Fischbach (CDU):
Rede ID: ID1614901200

Frau Schewe-Gerigk, ich habe es zur Kenntnis ge-

nommen, dass Sie gesagt haben, unter der EU-Ratspräsi-
dentschaft der Kanzlerin seien bestimmte Themen nicht
angesprochen worden. Können Sie diesem Hohen Hause
kurz erklären, was Sie seinerzeit unter der rot-grünen
Ratspräsidentschaft auf EU-Ebene auf den Weg gebracht
haben, gerade im Bereich der Frauen- und Familienpoli-
tik? Wenn ich mich recht erinnere – ich bin schon ein
bisschen länger dabei –, ist das überhaupt kein Thema
gewesen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist eine wunderbare Frage. Wir sollen also noch
weiter in die Vergangenheit zurückgehen. Die letzte EU-
Ratspräsidentschaft Deutschlands war 1999. Damals war
ich auch schon im Parlament. Da haben wir das Gewalt-
schutzgesetz, das bereits in vielen europäischen Ländern
eingeführt war, übernommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zurufe von der CDU/CSU)


m
S
n
r
t
I
U
c
w
z
n
h
r
t
a
n
g


S
F
m
g

H
w
ö
t
w

B
s
f
w
U
n
d
Z

d
f
D
o
B
g

(C (D Ich komme zu den geschlechtsspezifischen Einkomensunterschieden zurück. Diesbezüglich sagt eine tudie der Hans-Böckler-Stiftung: Es handelt sich bei eiem Drittel dieser Einkommensunterschiede um eine diekte Diskriminierung. – Sie sagen, Sie können nichts un, Sie wollen nicht in die Tarifautonomie eingreifen. ch glaube, Sie können etwas tun. Sie brauchen nur den nternehmen endlich einmal ein paar Vorgaben zu ma hen. Transparente Lohnund Beförderungsstrukturen ären dafür ein erster Schritt. Aber die Auseinanderset ungen mit den Unternehmen scheuen Sie. Das ist Ihnen icht so wichtig. Aber Sie tun der Wirtschaft damit überaupt nichts Gutes. Sie leisten ihnen nämlich einen Bäendienst. Denn wer sich heute nicht um die qualifizieren Frauen kümmert, dem fehlen morgen und zum Teil uch schon heute die Fachkräfte. Wir wissen, die Mänerdominanz in den Führungsetagen ist ein unglaublich roßes Wirtschaftsund Innovationshemmnis. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Richtig!)


Zustimmung beim Abgeordneten Kauder. – Die neuen
tudien zeigen doch, dass Unternehmen mit Frauen in
ührungspositionen wirtschaftlich erfolgreicher sind,
ehr Gewinne machen als ausschließlich von Männern

eführte Unternehmen.

Natürlich hätten Sie schon längst vor der eigenen
austür der Bundesverwaltung kehren können. Denn
ie lange wollen wir denn noch das Tarifsystem für den
ffentlichen Dienst auf mögliche Diskriminierungspo-
enziale überprüfen? Das ist doch wirklich absurd. Wir
issen doch alle, dass es diese gibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und der FDP)


Im Rahmen der Lobreden wird auch das rot-grüne
undesgleichstellungsgesetz angesprochen. Allmählich

tellen wir fest, dass es die richtige Wirkung zeigt. Ich
inde es schon komisch, dass die Union nun meint, die
achsende Zahl der Frauen in Führungspositionen in
nternehmen sei ihr Verdienst. Natürlich können wir
icht heute ein Gesetz beschließen, und morgen hat sich
er Anteil der Frauen verändert. Dass dies eine gewisse
eit braucht, dürfte doch auch Ihnen klar sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Ehrlich? – Gegenruf der Abg. Elke Ferner [SPD]: Seien Sie nicht so zynisch, Herr Kauder!)


Der Bericht führt aus, dass die Quote im Bundes-
ienst gar nicht oft zum Einsatz kommen musste. Ich
rage mich, woran das liegt. Die Antwort ist eindeutig:
ie Frauen sind besser qualifiziert, wenn sie eingestellt
der befördert werden. Darüber hinaus haben wir die
eförderungen aufgrund des langjährigen Beschäfti-
ungs- und Dienstalters, die es früher gab, abgeschafft.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Sie wollten doch in die Zukunft blicken, das führt in die Vergangenheit!)







(A) )



(B) )


Irmingard Schewe-Gerigk
Das führt dazu, dass hier stärker Frauen vorankommen.
Aber ich stelle folgende Frage an Sie: Warum müssen ei-
gentlich Frauen immer besser sein, damit sie einen Job
bekommen? Warum reicht nicht die gleiche Qualifika-
tion aus?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich glaube, es ist notwendig, dass wir endlich eine dis-
kriminierungsfreie Leistungsbewertung einführen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Warum muss Trittin an die Seite von Frau Künast, wenn die Frauen so gut sind?)


– Unsere Doppelspitze hat sich bewährt.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ach so!)


In den Gremien des Bundes werden wichtige Ent-
scheidungen getroffen. Wir alle wissen aber, dass das
Bundesgremienbesetzungsgesetz nicht effektiv ist.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Bei uns können das die Frauen allein! Frau Merkel braucht keine Doppelspitze! – Gegenruf der Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Jetzt wird hier über Frau Künast diskutiert. Ich warte
einen Moment, Herr Präsident.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614901300

Es ist Ihnen überlassen, ob Sie sich auf diese Diskus-

sion einlassen oder nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Jedenfalls kann ich Ihnen für eine solche Neigung keine
zusätzliche Redezeit in Aussicht stellen.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Kauder beschäftigt sich mit dem Gedanken einer Doppelspitze in seiner Fraktion! Er bangt um seine Position!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zurück zum Bundesgremienbesetzungsgesetz: Die
Bundesregierung hat bei der Vorstellung des CEDAW-
Berichts im Deutschen Institut für Menschenrechte offen
zugegeben, dass dieses Gesetz nicht wirkt. Unser Antrag
dazu liegt dem Bundestag heute zur Abstimmung vor.
Sie müssten ihm nur zustimmen. Schon vor einem Jahr
haben Sie uns im Ausschuss gesagt, dass Sie überlegen,
wie man das Gesetz verändern könne. Sie haben gesagt,
dass Sie das überprüfen wollen. Ihre Prüfung dauert sehr
lange. Passiert ist bisher nichts. Ich glaube, dass Sie bis
zum Ende der Legislaturperiode auf Zeit spielen wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Reden Sie doch wenigstens so kurz vor dem Weltfrau-
entag Klartext. Die Union möchte eigentlich gar keine
Politik für Frauen machen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Oh!)


S
i
t
I
l
S
B

s
N

F
f
d

s
z
L
F
m
w
f
b


r
e
e
w

f
V
F
F

b

n
J
s

I
r

(C (D ie macht eine erfolgreiche Familienpolitik. Das reicht hr. Sie haben vielleicht Angst, dass Sie mit Frauenpoliik den einen oder anderen Wähler vergrätzen. Ich sage hnen: Sie unterschätzen aber die Wählerinnen. Die wolen Folgendes nämlich nicht: schlechtere Löhne, nicht in pitzenpositionen kommen und in den Gremien des undes nichts zu sagen haben. Jetzt muss ich zu den Kolleginnen von der SPD chauen. Sie schauen der CDU wie hypnotisiert beim ichtstun zu. ür die Frauen werden keine Koalitionskämpfe ausgeochten. Das macht Sie, werte Kolleginnen, unglaubwürig. Die beiden anderen Oppositionsparteien bemühen ich dagegen immerhin, zum Weltfrauentag etwas Neues u Papier zu bringen. Damit komme ich zur Kollegin Ina enke: Die FDP kommt mit Konzepten aus den 70ern. rau Lenke, Sie wollen Teilzeitbeschäftigung – wohlgeerkt: ausdrücklich von Frauen – stärken. Frauen sollen, ie Sie es so schön sagen, ihre Lebensverlaufsmodelle rei wählen können. Ich habe Ihre Ausführungen dazu isher immer ganz anders verstanden. (Ina Lenke [FDP]: Dann haben Sie das missverstanden!)


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Ganz genau!)


(Widerspruch bei der SPD)


Nein, das habe ich nicht missverstanden. Ich habe Ih-
en Antrag extra mitgebracht. Hier steht: „Programme zu
ntwickeln, damit die Teilzeitbeschäftigung von Frauen
in stärkeres Gewicht erfährt“. Das scheint ein Politik-
echsel zu sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kollegin Lenke, die FDP hat die Unterhaltsre-
orm mitbeschlossen und damit die Ehe als lebenslange
ersorgungsinstitution abgeschafft. Man muss den
rauen aber auch sagen, was das bedeutet. Wenn Sie die
rauen auf Teilzeitarbeit verweisen,


(Ina Lenke [FDP]: Das wollen wir ja gar nicht!)


asiert Ihr Freiheitskonzept auf dem Rücken der Frauen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Schluss. Die Linke hat die „drei Ks“
eu definiert: Kinder, Küche, Kommunismus. Sieben
ahre zu Hause aufs Kind aufpassen, Clara Zetkin würde
ich im Grabe umdrehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ch frage Sie: Haben Sie diese Idee der Mutterkreuzritte-
in aus dem Saarland zu verdanken?


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614901400

Verehrte Frau Kollegin, bitte.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Schluss. – Wo wir gerade bei Christa
Müller sind – da besteht kein Grund mehr zum Lachen;
da muss man wirklich in sich gehen –: Christa Müller
verglich die von ihr sogenannte Fremdbetreuung mit
dem grausamen Ritual der Genitalverstümmelung. Ich
zitiere:

Bei der Genitalverstümmelung handelt es sich um
Körperverletzung, bei der Krippenbetreuung … um
seelische Verletzung – und die ist manchmal
schlimmer als Körperverletzung.


(Zurufe von der CDU/CSU: Pfui!)


Das ist eine unglaubliche Entgleisung. Ich wünsche mir,
dass die Linksfraktion etwas dagegen sagt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614901500

Nun müssen Sie aber wirklich zum Schluss kommen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das mache ich. – Ich sage jetzt nicht mehr, dass ich
die Forderung, den Internationalen Frauentag zu einem
gesetzlichen Feiertag zu machen, für absurd halte. Ich
verweise auf unsere Anträge zu den Themen, über die
wir heute diskutiert haben. Sie liegen dem Bundestag
vor.

Recht herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614901600

Das Wort hat nun die Kollegin Ute Granold, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Ute Granold (CDU):
Rede ID: ID1614901700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Frau Schewe-Gerigk, Sie haben offenbar ein Problem
mit der wirklich guten Gleichstellungspolitik der Bun-
desregierung. Anders kann ich Ihre Ausführungen nicht
verstehen.

Wir diskutieren heute einen Bericht, der zum Teil den
Zeitraum der alten Bundesregierung, aber auch den der
neuen Bundesregierung betrifft. Das, was vorgelegt
wurde, zeugt davon, dass eine gute Politik gemacht
wurde. Eine ganze Menge guter Anträge der Koalition
werden hier diskutiert, vielleicht haben Sie sie noch gar
nicht gelesen.

R
G
F
f
l
E
n
z
h
r

d
h
n
d
d
g
c
g
a
s
i
w

c
M
d

j
l
U
v
k
s

d
d
f
F
2
s

G
d
p
s
w
G
D
J
S
e
u

z
n

(C (D Der Antrag, den Sie zum Beispiel diese Woche im echtsausschuss vorgelegt haben, nach dem Stellen in remien des Bundes, die dann, wenn sie nicht mit rauen besetzt werden können, leer bleiben sollen, verolgt sicherlich nicht die richtige Politik. Natürlich wolen wir diese Stellen mit qualifizierten Frauen besetzen. s gibt diese qualifizierten Frauen. Ich darf daran erinern, dass die Union als große Volkspartei eine Vorsitende hat. Wir haben eine Bundeskanzlerin und darüber inaus eine hervorragende Familienund Frauenministein. Das ist der richtige Weg. Die Symbolpolitik der Linken mit ihrer Forderung, en 8. März zu einem gesetzlichen Feiertag zu erklären, ilft den Frauen mit Sicherheit nicht. Lassen Sie mich eien Teilbereich in Fortsetzung dessen beleuchten, was ie Kollegin Fischbach gesagt hat. Es geht um Frauen, ie Gewalt erleben. Gewalt ist in Deutschland in allen esellschaftlichen Schichten und in allen sozialen Bereihen zu finden, und zwar mit zunehmender Tendenz. Es eht aber nicht nur um die physische Gewalt, sondern uch um die psychische Gewalt, die teilweise weitaus chlimmer als die physische Gewalt ist. Dieses Thema st lange Zeit tabuisiert worden. Deshalb ist es gut, dass ir es in diesem Hause heute ansprechen. Die Gewalt im sozialen Nahbereich wurde angesprohen. Sie wird von Partnern, Kollegen, Vorgesetzen, itschülern, guten Bekannten, Nachbarn und vielen an eren ausgeübt. Zu der häuslichen Gewalt ist zu sagen ich arbeite in diesem Bereich seit 25 Jahren –, dass in eder dritten Beziehung in allen sozialen Schichten häusiche Gewalt an der Tagesordnung ist. Mir liegt eine mfrage des Familienministeriums aus dem Jahre 2004 or. Danach haben 40 Prozent der befragten Frauen örperliche oder sexuelle Gewalt erfahren, 58 Prozent exuelle Belästigung, 42 Prozent psychische Gewalt. 2002 haben wir das Gewaltschutzgesetz verabschieet. Das ist ein gutes Gesetz. Die Große Koalition hat en Antrag eingebracht, das Gewaltschutzgesetz zu prüen und gegebenenfalls weiterzuentwickeln, und zwar, rau Kollegin Schewe-Gerigk, schon im September 007. Es ist der richtige Weg, zu überprüfen, ob das Geetz greift oder nachgebessert werden muss. Sehr stolz sind wir auf das Anti-Stalking-Gesetz, das esetz zur Strafbarkeit beharrlicher Nachstellungen. Mit iesem Thema hat man sich schon in der 15. Legislatureriode – Frau Schewe-Gerigk, hören Sie gut zu – bechäftigt. Hier kam es zu keinem positiven Ergebnis, eswegen es in der Schublade verschwand. Wir in der roßen Koalition haben auf das richtige Pferd gesetzt. as von uns verabschiedete Gesetz ist seit knapp einem ahr in Kraft. Damit werden auch die schweren Fälle von talking und auch die Deeskalationshaft erfasst, was auf ine Forderung des Bundesrates, nämlich von Bayern nd Hessen, zurückgeht. Zu diesem Gesetz gibt es nun die ersten Erhebungen um Beispiel aus Nordrhein-Westfalen. In den neun Moaten seit Inkrafttreten gibt es alleine dort 4 430 Fälle Ute Granold von Stalking. Davon sind in der Regel Frauen betroffen. Diese Fälle zeigen, dass dies ein wichtiges Gesetz ist. Wir müssen aber noch darauf achten, dass in den Ländern die Staatsanwaltschaften und die Polizei entsprechend ausgestattet sind, damit das Gesetz vor Ort greift. Das ist ein großer Erfolg der Großen Koalition, auf den wir sehr stolz sind. Es ist der richtige Weg, zu evaluieren und dann das, was gut ist, weiter zu verfolgen und das, was schlecht ist – das haben wir getan –, nachzubessern. Lassen Sie mich ein weiteres Thema ansprechen, nämlich Menschenhandel und Zwangsprostitution. Weltweit werden jährlich etwa 700 000 Frauen Opfer von Menschenhandel. In Westeuropa sind das bis zu 200 000 Frauen. Genau dieses Delikt ist weltweit am lukrativsten. Es ist eben nicht der Waffenoder der Drogenhandel, sondern der Menschenhandel. Menschenhandel ist in der Regel Frauenhandel. Sexsklaverei – so muss man es leider nennen – ist eine der übelsten Formen der Menschenrechtsverletzung. Diese Form von Menschenhandel gibt es auch hier in Deutschland. Es gibt auch in Deutschland Zwangsprostituierte. Darum müssen wir uns kümmern, nicht nur in Zeiten der Fußballweltmeisterschaft, sondern jeden Tag, weil jeden Tag jede dieser Frauen unendliches Leid erfährt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben hier – das wurde angesprochen – einiges
erreicht. Ich nenne in diesem Zusammenhang die Um-
setzung der EU-Richtlinie zum Menschenhandel. Die
Strafvorschriften zum Menschenhandel wurden weltweit
vereinheitlicht. Wir haben die Regelungen für die Opfer
im Aufenthaltsrecht verbessert. Dazu gehören auch die
medizinische Versorgung und ein verbesserter Aufent-
haltsstatus, wenn die Opfer als Zeugen im Prozess aussa-
gen. Es gibt eine ganze Reihe von Kooperationen
zwischen Staatsanwaltschaft, Polizei und Beratungs-
organisationen. Ich erwähne hier nur stellvertretend Sol-
wodi mit Schwester Lea Ackermann, die eine hervorra-
gende Arbeit für die Opfer von Menschenhandel leisten.

Ich muss sagen: ohne Nachfrage kein Angebot. Jeden
Tag gehen in Deutschland 1,2 Millionen Menschen zu
einer Prostituierten, von denen viele in der Zwangspros-
titution sind. Wir fordern, dass auch diejenigen, die
Menschenhandelsopfer sexuell missbrauchen, bestraft
werden; die Einführung dieser sogenannten Freierbestra-
fung haben wir im Koalitionsvertrag vereinbart. Wir
möchten, dass die Gesetzesinitiative aus dem Bundesrat
nun endlich im Bundestag verhandelt wird und diese
Menschen einer Strafe zugeführt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Redezeit ist leider zu Ende. Ich möchte aber
noch etwas zum Thema Migrantinnen und Migranten
sagen. Gerade die Frauen leisten einen wertvollen Bei-
trag zur Integration, gerade die Frauen. Aber auch hier

g
u
R

n
O
l

F

h
E
r
Ä

I
G
t
W



S

b
k
a
s

D
d

Z
s

(C (D ibt es Gewalt, Genitalverstümmelung, Zwangsehen sw. Das ist ein Thema, dem wir uns – auch gerade als echtspolitiker – annehmen. Das verfolgen wir weiter. Leider Gottes habe ich keine Redezeit mehr. Es gäbe och vieles zu sagen. Wir tun sehr viel. Ich denke, die pposition – die Grünen – ist ob der guten Gleichstel ungsund Frauenpolitik der Bundesregierung irritiert. Vielen Dank. Nun hat die Kollegin Sibylle Laurischk für die FDP raktion das Wort. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir reden eute zum morgigen Weltfrauentag. Ich habe nicht den indruck, dass es darum geht, neue Feiertage einzufüh en. Wir haben Erfahrungen mit dem Muttertag und hnlichem. ch habe den Eindruck, dass bei der Linken neuerdings attinnen eine Rolle spielen, die nach meinem Dafürhal en der Frage der Gleichstellung der Frauen in keiner eise gerecht werden. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der LINKEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614901800

(Beifall bei der FDP)

Sibylle Laurischk (FDP):
Rede ID: ID1614901900

(Ina Lenke [FDP]: Ja!)


Herr Präsident!


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614902000

Die kleine Irritation haben wir schon gelöst. Lassen

ie sich nicht stören.


Sibylle Laurischk (FDP):
Rede ID: ID1614902100

Wir sollten aber auch auf dem rechten Auge nicht

lind sein. Wie heute berichtet wird, ist eine rechtsradi-
ale Partei im Schweriner Landtag der Auffassung, dass
lle Gleichstellungsvorschriften abgeschafft werden
ollten. Ich halte das für verfassungswidrig.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as ist eine klare Positionierung gegen das Grundgesetz;
as können wir nicht dulden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


In Art. 3 des Grundgesetzes heißt es unter anderem:

Der Staat … wirkt auf die Beseitigung bestehender
Nachteile hin.

u den Nachteilen – das ist von meinen Vorrednerinnen
chon angesprochen worden – gehört nach wie vor – ich






(A) )



(B) )


Sibylle Laurischk
bedauere das sehr; es ist leider so – die Gewalt gegen
Frauen. Wir haben ein Gewaltschutzgesetz, das Frauen
nicht ausreichend schützt. Oftmals kommt ihnen und ih-
ren Kindern Schutz nur zu, wenn sie sich in Frauenhäu-
sern aufhalten können, in denen sie Schutz vor Gewalt
finden.

Jede siebte deutsche Frau ist Opfer von Gewalt in ih-
rer Beziehung, unter den Migrantinnen ist der Anteil der
von Gewalt betroffenen Frauen noch höher. Pro Jahr su-
chen rund 40 000 Frauen in Deutschland in Frauenhäu-
sern Zuflucht vor der Gewalt ihrer Männer. Der Aktions-
plan II der Bundesregierung zur Bekämpfung von
Gewalt gegen Frauen sieht zwar ein Bündel von Maß-
nahmen gegen häusliche Gewalt vor, aber eine verlässli-
che Finanzierung von Schutzräumen fehlt. Die Regelung
für die Finanzierung der bundesweit rund 400 Frauen-
häuser variiert je nach Bundesland und Kommunen.
Während in Schleswig-Holstein die Finanzierung auf-
grund eines Landesgesetzes erfolgt, erfolgt sie in Thü-
ringen aufgrund eines Landesgesetzes in Verbindung mit
einer Rechtsverordnung. In anderen Bundesländern er-
folgt die Finanzierung auf rein freiwilliger Basis, oft-
mals auch unter Hinzuziehung kommunaler Mittel.

Darüber hinaus sind Eigenmittel und Spenden für die
Frauenhäuser unverzichtbar. Eine verlässliche Zuwen-
dung an die Frauenhäuser, die ihnen Planungssicherheit
geben würde, gibt es bislang nicht. Je nach Kostenart
sind unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten denk-
bar. Kontrovers diskutiert wurde in der Vergangenheit
über die Schaffung einer bundeseinheitlichen Regelung,
sei es mithilfe eines Bundesgesetzes, sei es mithilfe einer
Vereinbarung mit den Bundesländern.

Ich fordere deshalb die Bundesfrauenministerin, Frau
von der Leyen, auf, diesen Mangel zu beseitigen und
endlich auf eine verlässliche Finanzierung der Frauen-
und Kinderschutzhäuser hinzuwirken und dies tatsäch-
lich erreichen zu wollen.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614902200

Zu einer Kurzintervention erhält die Kollegin

Dr. Sitte das Wort.


Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614902300

Frau Kollegin, Sie haben in einem Nebensatz, apos-

trophiert mit „Gattinnen“, Positionen von Frau Müller
angesprochen. Ich will ganz ausdrücklich sagen, dass es
in der Gesellschaft wie auch in Parteien natürlich Ausei-
nandersetzungen um emanzipatorische Konzepte gibt.
Das ist auch in unserer Partei der Fall.

Wir haben in unserer Partei


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Was denn für ein emanzipatorisches Konzept? Das ist ja ganz neu!)


– lassen Sie mich doch einmal ausreden – eine ganz
klare Beschlusslage. Diese Beschlusslage wird von Frau
Müller nicht vertreten. Diese Beschlusslage wird auch

v
f

n
s
n

K

S
M
w
k
e
n

A

D
w

r
B
c
r
b
T

k
R
A

(C (D on unserer Fraktion geteilt. Mir ist wichtig, das hier öfentlich klarzustellen. Danke schön. (Beifall bei der LINKEN – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das ist ja schon fast liberal, dass man bei Ihnen auch mal etwas anderes sagen darf! Hat denn die Frau Müller bei Ihnen keine Sprecherfunktion? – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Dann muss sich der Herr Lafontaine jetzt wohl scheiden lassen, oder?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614902400

Nach meinem Eindruck bedarf es jetzt eigentlich kei-

er Reaktion, weil die Fraktion das Bedürfnis einer Klar-
tellung hatte und ich dies weniger als eine Stellung-
ahme zu einer der vorgetragenen Reden empfinde.

Wir fahren in der Debatte fort. Das Wort erhält die
ollegin Angelika Graf für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Angelika Graf (SPD):
Rede ID: ID1614902500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Alle Menschen sind frei und gleich an Rechten und
Würde geboren.

o steht es in Art. 1 der Allgemeinen Erklärung der
enschenrechte, welche in diesem Jahr 60 Jahre alt
ird. Seit fast 29 Jahren gibt es zusätzlich das Überein-
ommen, über das wir uns heute unterhalten: das Über-
inkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskrimi-
ierung der Frau; seine Abkürzung lautet CEDAW.

Als Diskriminierung wird in dieser Konvention in
rt. 1 definiert:

jede mit dem Geschlecht begründete Unterschei-
dung, Ausschließung oder Beschränkung, die zur
Folge oder zum Ziel hat, daß die auf die Gleichbe-
rechtigung von Mann und Frau gegründete Aner-
kennung, Inanspruchnahme oder Ausübung der
Menschenrechte und Grundfreiheiten durch die
Frau – ungeachtet ihres Familienstands – im politi-
schen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen,
staatsbürgerlichen oder jedem sonstigen Bereich
beeinträchtigt oder vereitelt wird.

as ist ein schwieriger Satz, aber er ist durchaus lesens-
ert.

Die Vertragsstaaten verpflichten sich, Diskriminie-
ungen zu beseitigen. Sie müssen alle vier Jahre einen
ericht über ihre Gleichstellungspolitik vorlegen, wel-
her durch sogenannte Schattenberichte von Nichtregie-
ungsorganisationen ergänzt und kommentiert wird. Da-
ei herrscht eine große Themenvielfalt; das hat Frau
ackmann schon erwähnt.

Auf der Grundlage von CEDAW hat die Weltfrauen-
onferenz in Peking im Jahre 1995 – insbesondere im
ahmen von „Peking plus zehn“ – zwölf Problem- und
rbeitsbereiche herausgearbeitet: Frauen und Armut,






(A) )



(B) )


Angelika Graf (Rosenheim)

Bildung und Ausbildung von Frauen, Frauen und Ge-
sundheit, Gewalt gegen Frauen, Frauen und bewaffnete
Konflikte, die Frau in der Wirtschaft, Frauen in Macht-
und Entscheidungspositionen, institutionelle Mechanis-
men zur Förderung der Frau – hierzu zählen zum Bei-
spiel nationale Aktionspläne –, die Menschenrechte der
Frauen, übrigens mit einem besonderen Blick auf das Zi-
vil-, Straf- und Familienrecht, Frauen und Medien,
Frauen und Umwelt und die Situation von sehr jungen
Frauen, mit speziellem Blickwinkel auf schwangere
Mädchen und jugendliche Mütter, aber auch auf die viel-
fältigen Verletzungen, die kleinen Mädchen zugefügt
werden, von der Genitalverstümmelung bis zur Abtrei-
bung weiblicher Föten in einer Reihe von Ländern. All
diese Punkte werden im CEDAW-Bericht erwähnt.

Die Maßnahmen, die die Bundesregierung und ihre
rot-grüne Vorgängerregierung unternommen haben, um
die Diskriminierung von Frauen zu unterbinden, sind
vielfältig. Ausgangspunkt ist das Allgemeine Gleichbe-
handlungsgesetz. Bei diesem Thema hatte die Regie-
rungskoalition mit einigen „Geburtswehen“ zu kämpfen.
Mittlerweile sind sie allerdings überstanden. Jetzt sind
wir in der Lage, mit diesem Gesetz Diskriminierungen
zu verhindern.

Nun möchte ich einige Felder ansprechen, in welchen
durch unser Handeln insbesondere unter dem Aspekt der
Menschenrechte Grundlagen – ich betone: Grundlagen –
zur Verbesserung der Situation geschaffen wurden. Da-
bei geht es insbesondere um den Frauenhandel. Nicht
zuletzt wegen der guten Kooperationsstrukturen in
Deutschland durch die Bund-Länder-Arbeitsgruppe
Frauenhandel und den Bundesweiten Koordinierungs-
kreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im
Migrationsprozess e. V. – seine Abkürzung ist KOK – ist
es uns gelungen, in der Diskussion über Frauenhandel
und Zwangsprostitution im Zusammenhang mit der Fuß-
ballweltmeisterschaft international zu bestehen.

Das verdanken wir auch der sehr erfolgreichen Kam-
pagne „Abpfiff“ des Deutschen Frauenrates


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE])


und dem Hotlinetelefon von Solwodi. Beide Kampagnen
richten sich an die Freier und waren auch dank der nach
einigen Gesprächen erzielten Einsicht der FIFA und der
Beachtung durch die Medien sehr gut geeignet, für das
schwierige Thema eine sachgerechte und nicht voyeuris-
tische Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu errei-
chen.

Dazu kommt, dass wir bereits im Jahre 2005, also
noch unter Rot-Grün, die strafgesetzlichen Regelungen
im Zusammenhang mit dem Menschenhandel aktuali-
siert und auf europäischen Standard gebracht haben.


(Beifall bei der SPD)


Bereits seit 2004 können Opfer von Menschenhandel
dank des Opferschutzreformgesetzes auch als Nebenklä-
gerinnen auftreten. Bezüglich der Freierstrafbarkeit,
Frau Granold, steht im Koalitionsvertrag ein Prüfauftrag.

W
w

n
g
s
s
s
t
a
l
h
t
f
v

f
l
r
I
d
m
r
d
u
s
r
z

F
r
l
V
d

e
t
s
m
t
g
D
m

l
d
f
t
e
u
H
s
b
F
F
g
d
t

(C (D ir werden uns also mit dieser Sache beschäftigen; wir erden es prüfen. Ebenfalls aus dem Jahre 2005 datiert die Anerkenung der geschlechtsspezifischen Verfolgung als Asylrund. Das ist eine wichtige Grundlage für Frauen, die ich und ihre Töchter zum Beispiel vor einer Genitalvertümmelung bewahren wollen. In der Entwicklungszuammenarbeit gibt es auf der Grundlage der UN-Resoluion 1325 ein weites Arbeitsfeld. Dazu gehört, in Bezug uf die Bildungssituation von Frauen in Entwicklungsändern Rechtssicherheit durch entsprechende Projekte erzustellen, die finanzielle und wirtschaftliche Situaion von Frauen zu verbessern und damit eine Grundlage ür nachhaltige Entwicklung in schwierigen Regionen ieler Länder zu schaffen. Nicht zu unterschätzen ist die Relevanz, die CEDAW ür die Lebenssituation von Migrantinnen in Deutschand hat, nicht nur was die Bildungssituation und die Beufstätigkeit von Migrantinnen in unserem Land betrifft. ch will beileibe nicht den Eindruck erwecken, als bliebe a nicht noch viel zu tun. Nicht nur im Zusammenhang it der Bekämpfung der Zwangsverheiratung oder ande er Ehrverbrechen muss man ganz nüchtern feststellen, ass das statistische und wissenschaftliche Material, das ns vorliegt, leider relativ dünn ist. Das heißt, wir müsen daran arbeiten, mehr Forschungsmittel in diesen Beeichen einzusetzen, um verlässlicheres Datenmaterial u bekommen. Ich nehme die Forderung aus dem FDP-Antrag, die orschung auf diesem Gebiet noch weiter zu intensivieen, gerne auf. Nur wer die Gründe für solche Entwickungen kennt, kann auch wirksam dagegen angehen. Die ermittlung von Sprachkompetenz ist sicher nur eines er wichtigsten Instrumente. Gespannt bin ich auf den Schattenbericht – ich habe s schon angesprochen – der Nichtregierungsorganisaionen, an dem derzeit gearbeitet wird. Er wird uns, weil ich da die Praktiker und Praktikerinnen vor Ort zu Wort elden, speziell im Bereich der Menschenrechtssitua ion von Migrantinnen sicherlich noch wertvolle Anreungen liefern und den Finger in manche Wunde legen. as ist wichtig und notwendig, um weitere Fortschritte achen zu können. Ohne die Begleitung durch die Medien macht das ales aber wenig Sinn. Deswegen freue ich mich sehr, dass er Journalistinnenbund, welcher seit 2002 einen Preis ür junge Nachwuchsjournalistinnen auslobt, in den letzen Jahren viele Preisträgerinnen ausgezeichnet hat, die in entsprechendes Thema bearbeitet haben. Ich möchte nter ihnen beispielhaft Hilal Sezgin und Claudia offmann herausheben. Beide haben sich mit der Ge ellschaft beschäftigt, in der unsere Migrantinnen leben zw. aus der sie kommen. Frau Hoffmann schreibt für ACTS über die Bedingungen, unter denen iranische rauen Sport treiben. Über Leistungsbereitschaft, Ehreiz und Zähigkeit wird da berichtet. Hilal Sezgin hat für as Feuilleton der Frankfurter Rundschau über die Siuation einer jungen Türkin berichtet. Unaufgeregt, nicht Angelika Graf anklagend und trotzdem erschütternd oder vielleicht deshalb erschütternd schreibt sie über patriarchalische Familienverhältnisse, Zwangsverheiratung, Gewalt, Prostitution und das Ausländerrecht. Aber sie lässt ihrer Protagonistin ihre Würde, heißt es in der Laudatio. CEDAW schafft die Möglichkeit, jeden Tag daran zu arbeiten, dass Frauen ihre Würde behalten, nicht nur am Internationalen Frauentag. Es ist nämlich kein Weltfrauentag, sondern ein internationaler Frauentag, den wir morgen begehen. Ferner ermöglicht es uns – das zeigt uns der Bericht –, festzustellen, wie weit wir auf diesem Weg gekommen sind. Das ist also eine Arbeit, mit der wir – ich hoffe, alle miteinander – weitermachen müssen. Das Wort erhält nun die Bundesministerin Ursula von der Leyen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614902600

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir disku-
tieren heute den sechsten CEDAW-Bericht. Seit der He-
rausgabe des fünften CEDAW-Berichtes haben wir in
der Gleichstellungspolitik Erhebliches auf den Weg ge-
bracht. Dies zeigte sich schon sehr gut in dieser Diskus-
sion, und ich danke Ihnen, Frau Graf, dass Sie die große
Bandbreite der unterschiedlichen Themen des CEDAW-
Berichtes angesprochen haben. Wir haben hier schon
viel über die Themen Prostitution, Gewalt gegen Frauen,
Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Menschen-
rechte gehört. Diese große Bandbreite macht schlussend-
lich deutlich, was auf dieser Welt selbstverständlich sein
sollte: dass Frauen ohne Gewalt leben und in Würde und
mit Respekt ihre Verantwortung wahrnehmen können.
Auch sollte es selbstverständlich sein, dass sowohl in
den Berufen als auch bei der Betreuung anderer Men-
schen Männer wie Frauen gleichermaßen die Päckchen
tragen. Das ist die eigentliche Aussage des CEDAW-Be-
richtes.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Aber natürlich sehen wir an diesem CEDAW-Bericht
auch, dass es noch unglaublich viel zu tun gibt. Das ge-
samte Thema Gewalt gegen Frauen ist eben schon dar-
gestellt worden. Die geringe Anzahl von Frauen in
Führungspositionen spricht eine laute Sprache. Persistie-
rende Entgeltungleichheiten und die geringere soziale
Absicherung von Frauen hängen sehr wohl mit folgen-
dem kritischen Punkt zusammen: Wenn wir uns das
Thema Arbeitsbelastung im Alltag anschauen und uns
mit der Frage beschäftigen, wer welchen Teil der Verant-
wortung trägt, dann stellen wir fest, dass die Arbeitsbe-
lastung von Frauen im Beruf und in der Familie unver-
hältnismäßig hoch ist. Genau darauf geht Art. 11 des
Berichts sehr deutlich ein.

s
D
D
s
q
h
r
s
E
u
F
d
d
r
t
s
i
F
l
d

K

F

G

r
d
r
s
h
F
k
d
s
m
ü
S
b
b
n
a
g
W
q
n
S

d
H

(C (D Zwei Zahlen zeigen, dass in Deutschland im europäichen Vergleich die gläserne Decke noch allzu dick ist. ie Erwerbsquote von Frauen ohne Kinder in eutschland ist im europäischen Vergleich gar nicht so chlecht; hier liegen wir im Mittelfeld. Bei der Erwerbsuote von Frauen mit Kindern sausen wir auf Platz 19 inunter. Das heißt, wir machen es im Vergleich zu andeen Ländern, wo auch nicht alles Gold ist, Frauen in unerem Land besonders schwer, wenn sie Kinder haben. ine andere Zahl macht dies noch deutlicher, wenn wir ns nämlich im europäischen Vergleich die Zahl der rauen in Führungspositionen anschauen. Auch hier ist ie Quote in vielen Ländern – die skandinavischen Läner vielleicht einmal ausgenommen – beschämend niedig, wenn man es am Anteil der weiblichen Beschäftigen in den Betrieben misst und daran denkt, wie elbstverständlich eine gleiche Qualifikation von Frauen st. Beim Anteil von Frauen mit Kindern unter den rauen in Führungspositionen ist Deutschland Schluss icht. Dies, meine Damen und Herren, ist ein Zustand, er so nicht bleiben kann und darf. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was wollen Sie dagegen tun?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614902700

Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Beck?

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
amilie, Senioren, Frauen und Jugend:

Ja.

Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN):
Frau Ministerin, Sie haben eben zu Recht gesagt, ge-

ade in Deutschland werde es Frauen mit Kindern beson-
ers schwer gemacht. Ich frage Sie daher – diese Frage
ichtet sich mittelbar auch an Ihre Kollegin Wissen-
chafts- und Bildungsministerin, Frau Schavan –, wes-
alb sich Ihr Haus so wenig dafür engagiert, jungen
rauen zu helfen, die ihr Medizinstudium nicht beenden
önnen, weil ihnen unendliche bürokratische Hürden in
en Weg gelegt werden. Beispielsweise wird ihnen ge-
agt, ein Wechsel zu einer anderen Universität sei nicht
öglich, weil die Regelstudienzeit um zwei Semester

berschritten worden sei. Lassen Sie mich kurz den
achverhalt schildern: Es geht um ein junges Ehepaar,
eide Mediziner, mit zwei kleinen Kindern; der Mann
ekommt eine Stelle in einem Kinderklinikum in mei-
em Wahlkreis in Bremen. Die junge Frau will ihr PJ
uch in Bremen machen. Die Universität Göttingen wei-
ert sich aber, eine Voraussetzung zu schaffen, um den
echsel nach Bremen zu ermöglichen. In der Konse-

uenz bedeutet das, dass diese junge Frau ihr Studium
icht abschließen kann. Sie ist hochbegabt und zudem
tipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes.

Dies ist ein ganz klassischer Fall. Ein junges Paar tut
as, was die Bundesregierung und insbesondere Ihr
aus nahelegen, nämlich Kinder in die Welt zu setzen






(A) )



(B) )


Marieluise Beck (Bremen)

und sich trotzdem zu qualifizieren. Dann ist es aber we-
gen der bestehenden bürokratischen Hürden nicht mög-
lich, ein Medizinstudium abzuschließen. Ich habe die
beiden zuständigen Ministerien mit diesem Fall betraut
und sie dringlich gebeten, sich für diesen Fall einzuset-
zen. Außer sehr inhaltsleeren Antwortschreiben ist leider
nichts passiert. Ich möchte Sie bitten, hier noch einmal
Stellung zu nehmen, wie Sie mit solchen Fragen umge-
hen wollen. Das ist die Praxis und viel wichtiger als das,
was man in Interviews sagt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend:

Das ist die Praxis; das ist die Lebenswirklichkeit. Ich
glaube, jeder und jede von uns hat viele Fälle unter-
schiedlichster Art auf dem Tisch. Dieser Fall ist aber,
wenn ich es richtig verstanden habe, auf hochschulspezi-
fische Eigenheiten zurückzuführen und betrifft die Frage
eines Studienplatzwechsels. Das ist, soweit ich das
noch dunkel aus dem eigenen Medizinstudium erinnere,
in der Tat eine wirklich schwierige Sache. Man muss
nämlich jemanden finden, der auch wechseln will. Denn
man hat ja einmal einen Studienplatz bekommen, der mit
einem Numerus clausus belegt war. Das heißt, dass man
nicht ohne Weiteres einen bestimmten Studienplatz be-
kommen kann.

Ich nehme aber gerne Ihre Anregungen auf. Wir wer-
den uns darum kümmern und uns fragen, ob das ein spe-
zifisches Problem einer jungen Frau mit Kind ist und ob
hier Ungerechtigkeit besteht oder ob das ein Problem ist,
das alle Medizinstudenten in Deutschland haben, wenn
sie zum Beispiel von Bremen oder Berlin nach Göttin-
gen wechseln wollen. Das wäre dann eine universitäts-
spezifische Frage. Darüber können wir gerne diskutie-
ren.

Dies ist einer der vielen Einzelfälle. In der Summe
zeigt sich immer wieder, dass es in Deutschland für
Frauen mit Kindern im Hinblick auf Beruf und insbeson-
dere Karriere messbar Hindernisse gibt. Wir alle wis-
sen, dass wir das mit zwei Dingen bezahlen, nämlich mit
dem ganz hohen Preis der Kinderlosigkeit oder aber
– das wiegt genauso schwer – mit dem gewaltigen Ver-
lust an Qualifikation und an Erfahrung. Natürlich resul-
tieren aus diesen Strukturen Dinge wie Lohnungleich-
heit, die in unserer Gesellschaft zu dem starren Bild
führen, dass weibliche Arbeit weniger wert sei.

Was diese Diskussion hier auch zeigt – dazu ist der
CEDAW-Bericht gut; denn er erstreckt sich über zwei
Legislaturperioden, also auch noch in die jetzige –: Wir
sind stark, wenn wir, insbesondere wir Frauen, kraftvoll
zusammenstehen und dann auch Dinge durchsetzen. Wir
haben insbesondere für junge Eltern in beispiellos kur-
zer Zeit viel getan: die Einführung des Elterngeldes im
ersten Lebensjahr des Kindes und den Ausbau der Be-
treuung von Kindern unter drei Jahren. Ich bin der festen
Überzeugung, dass gerade die Einführung der Partner-
monate bzw. die Beteiligung der Väter an Erziehungs-

z
n
v
m
U
m
D
w
s

f
n
s
D
B
z
M
t
c
w
d
l
d
d
n
B
n
p
w
d
F
g

b
b
b
s
t
u
V
D
m
k
a
f
K
W
D

a
h
m

I
m
h

(C (D eiten, die sich im Vergleich zu der früheren extrem iedrigen Quote, die über Jahre gleichgeblieben ist, verierfacht hat – da bewegt sich richtig etwas –, zigmal ehr bringt, als zum Beispiel ausschließlich über die nübersetzbarkeit des Begriffes „Gender-Mainstreaing“ zu debattieren und zu streiten. Ich sage ganz klar: iskutieren ist wichtig; aber wir diskutieren nicht nur, ir handeln auch. Das kann man unter dem Strich auch ehen. Nachdem wir viel für junge Eltern getan haben, düren wir eine bestimmte Gruppe von Frauen ebenfalls icht aus dem Auge verlieren. Sie sind vielleicht nicht so pektakulär, weil sie sich nicht so häufig artikulieren. as sind diejenigen Frauen, die über viele Jahre aus dem eruf ausgestiegen sind, auf die Berufsausübung verichten wollten oder verzichten mussten, jetzt Anfang/ itte 40 sind, noch rund 27 Erwerbsjahre vor sich hät en, wenn sie könnten, und sich berechtigt fragen: Welhe Perspektiven haben wir? Ein Großteil dieser Frauen ill wieder erwerbstätig sein. Wir haben jetzt Sinusstuien vorliegen, die zeigen, dass das für sie ein Hindernisauf über viele Jahre ist. Diese Frauen zweifeln oft an en eigenen Fähigkeiten – die unbezweifelbar vorhanen sind. Ihnen fehlt oft die Unterstützung ihres Parters, der meint, der Wiedereinstieg seiner Frau in den eruf hätte mit ihm nichts zu tun. Vor allem fehlen ihnen ach den vielen Jahren der Auszeit die Anknüpfungsunkte, die Kontakte. Auch hat sich die Welt im Beruf eitergedreht. Mit Ihrer Unterstützung möchte ich in iesem Jahr einen Schwerpunkt meiner Arbeit auf die örderung dieser Frauen setzen. Wir möchten ein Proramm aufstellen, das auf drei Säulen fußt: Die erste Säule ist die Information. Diese Frauen haen nicht typischerweise mit der Bundesagentur für Areit zu tun, sie verfügen nicht mehr über Netzwerke, sie efinden sich in einer Art luftleeren Raum und müssen ich orientieren. Dabei möchten wir ihnen mit einem Inernetportal helfen, das zwischen den Bundesländern nd der Bundesagentur abgestimmt ist. Es gibt zwar eine ielzahl von Angeboten; diese sind aber in einem schungel verteilt. Wir brauchen eine Anlaufstelle, wo an sich je nach der spezifischen Situation informieren ann. Und diese ist ganz verschieden: Welche Berufsusbildung ist vorhanden? Wie lange war die Auszeit: ünf Jahre, zehn Jahre, fünfzehn Jahre? Wie alt sind die inder? Wie lautet der Berufswunsch? Wo liegt der ohnort? Ist jemand mobil, hat er ein Auto? All diese inge spielen eine große Rolle. Als zweite Säule werden wir ein ESF-Programm uflegen, für das wir 14 Millionen Euro zur Verfügung aben. Wir wollen damit gemeinsam mit den Unternehen erfolgreiche Wege des Wiedereinstiegs aufzeigen. (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Sehr gut!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


n diesem Zusammenhang liegen mir die Teilzeit-
odelle besonders am Herzen. Teilzeit in Deutschland

eißt 50 Prozent, ist typischerweise weiblich und heißt






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen
typischerweise keine Karriere – meine Güte, wie veraltet
dieses Bild ist!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Schauen wir uns doch einmal in der Welt um! Kluge
Teilzeit heißt alles, was nicht Vollzeit ist. Zwischen
50 und 100 Prozent liegen immerhin 50 Prozent, die
man flexibel regeln kann. Kluge Teilzeit heißt Karriere
in Teilzeit. Schauen wir nach Holland! Dort arbeiten fast
so viele Männer wie Frauen Teilzeit. Unser Ansinnen
muss es sein, die Teilzeit aufzuwerten, flexible Teilzeit
zu ermöglichen, für die Männer wie für die Frauen, ge-
nau wie wir es beim Elterngeld mit den Partnermonaten
eingeführt haben. Wichtig ist mir, dass wir mit der Wirt-
schaft die Weiterqualifikation befördern, wenn jemand
eine Auszeit von vielen Jahren hatte. Wichtig sind auch
flexible Arbeitsformen. Dazu laufen Gespräche, nicht
nur mit den Wirtschaftsverbänden, sondern auch mit den
Frauenverbänden und mit den Weiterbildungs- und Be-
ratungseinrichtungen. Dafür stehen, wie gesagt, 14 Mil-
lionen Euro zur Verfügung.

Die dritte Säule ist die schwierigste, aber zugleich die
wichtigste Säule: Es muss unten ankommen, es muss vor
Ort ankommen. Wir können auf Bundesebene die
schönsten Programme entwerfen – sie müssen vor Ort
verankert sein. Wir möchten dabei die guten Instru-
mente, die etabliert sind, nutzen. Das beginnt mit
75 Millionen Euro über drei Jahre für das Bundespro-
gramm „Lokales Kapital für soziale Zwecke“,


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Sehr gut!)


ein Mikroförderprogramm, das spezifisch auf den Wie-
dereinstieg von Frauen in den Beruf ausgerichtet werden
soll. Das setzt sich fort mit den „Infobörsen für Frauen“,
die jetzt an den Start gegangen sind und mit denen viele
Kommunen Frauen eine Antwort auf ihre spezifischen
Fragen geben. Das setzt sich fort in den „Lokalen Bünd-
nissen für Familie“, von denen es inzwischen knapp
500 gibt. Auch die Mehrgenerationenhäuser, von denen
es inzwischen ebenfalls 500 gibt, gehören dazu.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614902800

Frau Ministerin – –

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend:

Sie sehen, meine Damen und Herren: Dies soll ein
Schwerpunkt in diesem Jahr sein. Es gibt enormen Betä-
tigungsbedarf. Es ist daher nicht einfach, hier etwas aus
dem Boden zu stampfen. Die Frauen brauchen Wieder-
einstiegsmöglichkeiten, und die gibt es nicht von der
Stange. Deshalb wollen wir – das sage ich mit Blick auf
den CEDAW-Bericht – ganz konkret einen Beitrag zur
Umsetzung des Art. 11 der Frauenrechtskonvention leis-
ten.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614902900

Frau Ministerin, darf ich Sie – –?

F

f
M

g

l
r

L
k
h
n
e
t

t

k
e
A
f
k

A
g
F

im
B
S
d
b
m
g
b
T
n
A
F
e
e

(C (D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für amilie, Senioren, Frauen und Jugend: Letzter Satz. – Gute Arbeit, gleicher Lohn und Zeit ür die Nächsten, das ist ein Recht der Frauen wie der änner. Danke. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614903000

Das Wort zu einer Kurzintervention erhält die Kolle-

in Reinke.


Elke Reinke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614903100

Frau Ministerin, ich finde es gut, dass Sie Wert darauf

egen, dass Frauen nach der Kindererziehung in den Be-
uf zurückkehren können.

Was gedenken Sie für Frauen zu tun, die derzeit keine
eistungen, also kein ALG II, beziehen, weil das Ein-
ommen des Partners eventuell um 1 oder 2 Euro zu
och ist? Dass dies nicht nur Frauen, sondern auch Män-
er betrifft, macht es nicht besser. Wäre es nicht wichtig,
inen Ansatz zu entwickeln, wie es in dieser Frage wei-
ergehen soll?


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614903200

Nun hat die Kollegin Elke Ferner für die SPD-Frak-

ion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1614903300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

ann mich noch an Debatten zum Internationalen Frau-
ntag erinnern, in denen wir noch nicht einmal in der
nalyse des Istzustands übereingestimmt haben. Inso-

ern sind wir in der Tat schon einige Schritte weiterge-
ommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


llerdings sind die Antworten auf die Frage, was wir zu-
unsten einer wirklichen Gleichstellung von Männer und
rauen ändern müssen, immer noch sehr unterschiedlich.

Die Situation in Deutschland ist im europäischen wie
internationalen Vergleich mehr als beschämend.

ei uns ist das Wahlverhalten in Bezug auf Beruf und
tudienfach deutlich eingeschränkter als in anderen Län-
ern. Die typischen Frauenberufe sind nicht nur schlecht
ezahlt, sondern bieten vielfach auch keine Aufstiegs-
öglichkeiten. Frauen verdienen bei gleicher oder

leichwertiger Arbeit – ich gehe dabei von gleichen Ar-
eitszeiten aus; es geht nicht um das Verhältnis zwischen
eilzeit und Vollzeit – über 20 Prozent weniger als Män-
er. Der Frauenanteil in den Führungspositionen und
ufsichtsgremien der Wirtschaft, aber leider auch in
orschung und Lehre und im öffentlichen Dienst ist
benfalls viel zu niedrig. Ich glaube, das ist einem hoch-
ntwickelten Land wie Deutschland nicht würdig.






(A) )



(B) )


Elke Ferner
Diejenigen, die glauben, dass sich dies von alleine än-
dern wird, sind meiner Meinung nach nicht nur naiv und
blauäugig, sondern sie verweigern auch einer hervorra-
gend ausgebildeten Frauengeneration die Chance auf
gleiche Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen.
Dabei geht es um mehr als die Frage, Frau Ministerin, ob
Frauen nach der Erziehungsphase wieder in den Beruf
einsteigen können. Es geht auch darum, dass Männer
und Frauen beides nicht nur nacheinander, sondern auch
gleichzeitig machen können, wenn sie dies wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


So wichtig und richtig ich Hilfen und Unterstützung
für Berufsrückkehrerinnen finde, ist mir das im
21. Jahrhundert zu wenig ambitioniert.


(Zurufe von der SPD: Ja!)


Was tun Sie? Welche Vorschläge haben Sie, wenn es da-
rum geht, diesen gut ausgebildeten jungen Frauen end-
lich auch in der Privatwirtschaft die gleichen Aufstiegs-
chancen zu bieten?

Wir haben im Koalitionsvertrag gemeinsam verein-
bart, die zwischen der Bundesregierung und den Unter-
nehmen getroffene freiwillige Vereinbarung zu
überprüfen, wenn der Bericht zur Gleichstellung von
Männern und Frauen vorgelegt wird. Ich sage klipp und
klar: Die freiwillige Vereinbarung ist gescheitert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wer mich länger kennt, weiß, dass ich auch schon zu un-
seren Regierungszeiten gegen diese Vereinbarung war,
weil ich meine, dass sie nichts bringt. Das hat sich in-
zwischen bestätigt. Denn wenn es in dem bisherigen
Tempo weitergeht, dann warten noch unsere Urenkelin-
nen darauf, dass Frauen paritätisch in Führungspositio-
nen oder gar Aufsichtsgremien der deutschen Wirtschaft
vertreten sind. In 50 Jahren wird zum Internationalen
Frauentag wahrscheinlich noch fast das Gleiche beklagt
wie heute.

Ich finde es toll, dass sich auch die FDP endlich für
Geschlechtergerechtigkeit einsetzt, Frau Lenke.


(Ina Lenke [FDP]: Das machen wir doch immer schon!)


Aber warum beschränken Sie Ihre Forderungen zur Ge-
schlechtergerechtigkeit im Erwerbsleben auf den öffent-
lichen Dienst? Soll sie denn in der Privatwirtschaft nicht
Platz greifen?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In Ihrem Antrag gehen Sie darauf nicht ein.


(Sibylle Laurischk [FDP]: Dann haben Sie den Antrag nicht begriffen!)


Auch in der Frage, wie wir den Lohnunterschied
– das „Gender Pay Gap“, wie es auf neudeutsch so schön
heißt – ausgleichen können, muss etwas getan werden.
Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz ist zwar ein
Mosaikstein, aber es reicht noch lange nicht aus, dass die

e
M
s
f
e
l

k
t
k
F
p
P
s

I
n
E
d

D
w

h
F
F
v
z
A
b
D
e

s
w
d
i
n
i
n
k
m

A
e

W
l
m
d

(C (D inzelne Frau oder hin und wieder auch ein einzelner ann selber vor Gericht ziehen muss, wenn sie oder er ich durch unterschiedliche Lohnzahlung diskriminiert ühlt. Im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz fehlt in Verbandsklagerecht genauso wie eine echte Beweisastumkehr. Was in der jüngsten Ausgabe der Zeit zu lesen ist, ann einen traurig stimmen. Selbst in höchstqualifizieren Berufen sind Frauen noch meilenweit von den Einommen der Männer entfernt. Es ist richtig, wenn Sie, rau Lenke, sagen, dass auch bei der Tarifpolitik etwas assieren muss. Aber die Tarifpolitik wird von zwei artnern gemacht – nicht nur von den Gewerkschaften, ondern auch von der Arbeitgeberseite. n der Zeit konnte man lesen, dass ein Bäckereigehilfe ach kurzer Einarbeitungszeit ein um 300 Euro höheres inkommen hat als eine Bäckereifachangestellte nach reijähriger Ausbildungszeit. a muss man sich fragen, ob in dieser Gesellschaft etas nicht stimmt. Arbeit, die von Frauen ausgeübt wird, ist nicht desalb weniger wert, weil sie von Frauen ausgeübt wird. rau Raiser vom Deutschen Frauenrat hat einmal die rage gestellt, warum ein Tierpfleger eigentlich mehr erdient als eine Kindergärtnerin. Das ist nicht nachvolliehbar. Deshalb brauchen wir eine neue Bewertung von rbeit, insbesondere der von Frauen ausgeführten Areit. Denn dies ist in der Regel Arbeit, bei der es um den ienst von Menschen am Menschen – ob in der Kinder rziehung oder der Krankenund Altenpflege – geht. Aber auch Frauen mit einer hochwertigen akademichen Ausbildung verdienen teilweise über 1 000 Euro eniger als Männer, obwohl sie das gleiche Alter und en gleichen Familienstand haben. Das Schlimme dabei st, dass der Lohnunterschied mit dem Alter wächst und icht vom Familienstand unabhängig ist. Das Verrückte st, dass Väter höhere Einkommen als kinderlose Mäner haben, während Mütter geringere Einkommen als inderlose Frauen haben. Da stimmt etwas nicht; darauf üssen wir eine Antwort geben. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ingrid Fischbach [CDU/CSU] – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Skandalös!)


(Angelika Graf [Rosenheim] [SPD]: Eben!)


(Caren Marks [SPD]: Skandalös!)


(Beifall im ganzen Hause)


Ich möchte noch kurz auf den PDS- oder Linken-
ntrag zum Internationalen Frauentag eingehen. Das ist

in netter Gag, aber unser Anspruch geht da viel weiter.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Das sollte Sie nicht hindern!)


ir wollen uns nicht nur an einem einzigen Tag, näm-
ich dem Internationalen Frauentag, Gedanken darüber

achen, was noch zu tun ist. Vielmehr möchten wir,
ass 365 Tage im Jahr über alle Ressorts hinweg eine ak-






(A) )



(B) )


Elke Ferner
tive Gleichstellungspolitik gemacht wird, und zwar im
Rahmen eines eigenständigen Politikfeldes, nicht nur als
Unterabteilung der Familienpolitik.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ina Lenke [FDP])


Wir brauchen eine eigenständige Gleichstellungs-
politik, weil sie eben mehr als nur Familienpolitik ist.
Nicht alle Frauen sind Mütter. Frauen, die keine Kinder
haben – aus welchen Gründen auch immer, sei es frei-
willig oder unfreiwillig, zum Beispiel weil es am richti-
gen Partner oder an anderen Dingen fehlt –, haben auch
ein Recht darauf, in dieser Gesellschaft diskriminie-
rungsfrei zu leben und ihre Lebensentwürfe verwirkli-
chen zu können.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ina Lenke [FDP])


Liebe Kolleginnen von der Linken, ich kann Ihnen
leider nicht ersparen zu sagen, dass es mir manchmal so
vorkommt, als gäbe es bei Ihnen zwei Parteien.


(Caren Marks [SPD]: Eher drei! – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Ist das bei der SPD nicht so?)


Es ist nicht ein einzelnes Mitglied Ihrer Partei, das ein
Erziehungsgehalt fordert, sondern ein ganzer Landesver-
band. Merkwürdigerweise ist das ausgerechnet der Lan-
desverband Ihres Parteivorsitzenden. Wenn Sie sagen,
Sie hätten eine eindeutige Beschlusslage, dann frage ich
mich, was für ein Parteivorsitzender das ist, der Ihre Par-
teibeschlusslage noch nicht einmal im eigenen Landes-
verband durchsetzen kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ina Lenke [FDP] – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Wir sind nicht so hierarchisch! Der Zentralismus ist bei uns zu Ende!)


Wir haben uns in unserer 145-jährigen Geschichte im-
mer für die Verwirklichung der Gleichstellung von
Frauen und Männern eingesetzt, und wir lassen uns da-
bei von niemandem überbieten.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist aber leicht!)


Ich bin stolz darauf, dass Marie Juchacz von der SPD
vor fast 90 Jahren die erste Frau war, die hier im Reichs-
tag eine Rede gehalten hat.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben seit 90 Jahren das Frauenwahlrecht. Ich hoffe,
dass wir in Zukunft stärker als bisher zusammenstehen
und die Gleichstellung von Männern und Frauen so vo-
ranbringen, dass wenigstens unsere Enkeltöchter noch
etwas davon haben, –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614903400

Frau Kollegin.

w

d
G
w
d
d
h
g
F

z
d
r

n
Z
d
s
s
d
g
d
w
m

n
l
g
F
A
H
w
r
F
n
F
u
B
w
K
1

(C (D – wenn schon unsere Töchter nicht viel davon haben erden. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und der Abg. Ina Lenke [FDP])

Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1614903500


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614903600

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wie relativ es um

ie Gerechtigkeit in der Welt im Allgemeinen und die
eschlechtergerechtigkeit im Besonderen bestellt ist,
ird auch daran deutlich, dass der einzige freiwillig für
iese Debatte gemeldete Mann bei strenger Handhabung
er Redezeiten nun überhaupt keine Redezeit mehr
ätte, weil das Präsidium allen vor ihm redenden Kolle-
innen mehr Redezeit zugestanden hat, als die eigenen
raktionen es vorgesehen hatten.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der SPD: Das ist aber rein zufällig!)


Wir wollen einen kleinen Beitrag zur Verständigung
wischen den Geschlechtern dadurch leisten, dass wir
em Kollegen Lehrieder nun drei Minuten Redezeit ein-
äumen, die eigentlich nicht mehr vorhanden ist.


(Heiterkeit und Beifall im ganzen Hause – Caren Marks [SPD]: Wenn es denn hilft! – Sibylle Laurischk [FDP]: Jetzt aber fix, Herr Kollege!)


Herr Lehrieder, bitte.


Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1614903700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine werten Kollegin-

en und Kollegen! Ich bedanke mich für die gewährte
ugabe, sehr geehrter Herr Präsident. – Ich finde es gut,
ass ich als elfter Redner, als Mann, in dieser Debatte
prechen darf. Erschwerend kommt hinzu: als bayeri-
cher Mann. Es ist wichtig, dass sich auch die Männer zu
iesem Thema zu Wort melden können. Ich fühle mich
leichwohl nicht diskriminiert. Ich hätte mich auch nicht
iskriminiert gefühlt, wenn mir die Redezeit gestrichen
orden wäre; denn meine Vorrednerinnen haben sich
it diesem Thema sehr gut und sehr kompetent befasst.

Moderne Gleichstellungspolitik muss sich nach mei-
em Dafürhalten dadurch auszeichnen, dass sie mög-
ichst die ganze Bandbreite von Frauen- und Männerbio-
rafien einbezieht. Es geht um gleiche Chancen von
rauen und Männern, mit und ohne Kinder, in allen
ltersstufen und Lebensphasen, unabhängig von der
erkunft. Angesichts der Vielzahl möglicher Lebensent-
ürfe zielt die Gleichstellungspolitik unserer Bundes-

egierung zu Recht darauf ab, Frauen wie Männern jene
reiheit zu ermöglichen, die sie brauchen, um ihr Leben
ach eigenen Vorstellungen gestalten zu können. Die
rage nach der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen
nd Männern im Erwerbsleben ist dabei von zentraler
edeutung. Schauen wir uns dieses hohe Haus an; das
ird auch im CEDAW-Bericht erwähnt. Nach
ürschners Volkshandbuch sind im Bundestag
95 Frauen und 418 Männer vertreten. Das heißt, ein Drit-






(A) )



(B) )


Paul Lehrieder
tel der Abgeordneten sind Frauen. Die einzige Partei, die
auf die Männer aufpassen muss, sind die Grünen. In der
Fraktion der Grünen gibt es 30 Frauen und 21 Männer.


(Beifall der Abg. Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Liebe Frau Schewe-Gerigk, diskriminieren Sie die
Männer nicht!


(Caren Marks [SPD]: Man sollte so ein Thema nicht so ins Lächerliche ziehen!)


Die CDU/CSU-Fraktion ist die erste Fraktion im
Deutschen Bundestag, die von einer Bundeskanzlerin
geführt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Des Weiteren sind vier der sechs Vizepräsidenten des
Deutschen Bundestages Frauen. Immerhin zehn der 22
ständigen Ausschüsse werden von Frauen geleitet. Wir
haben im Deutschen Bundestag schon viel erreicht.
Gleichwohl bedarf es weiterer gleichstellungspolitischer
Anstrengungen, um die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf zu verbessern.

Dass der Wunsch besteht, die eingegangenen Rollen-
bindungen ein Stück weit aufzugeben, kann man zum
Beispiel an den vorliegenden Zahlen zu dem neu einge-
führten Elterngeld und an dessen Erfolg ablesen.


(Angelika Graf [Rosenheim] [SPD]: Sie waren doch absolut dagegen!)


Die Vätermonate werden – die Frau Ministerin hat
das bereits angesprochen – überdurchschnittlich gut,
vier- bis fünfmal so stark wie vor der Einführung, ange-
nommen. Gerade in Bayern ist die von vielen Kollegin-
nen und Kollegen unterstellte stereotype Rollenauftei-
lung längst Vergangenheit. Das bisherige Bild muss
revidiert werden; denn Bayern ist mit Berlin Spitzen-
reiter, was die Bewilligung von Vätermonaten angeht.
Stolze 12,5 Prozent aller Väter haben 2007 einen Eltern-
antrag gestellt.


(Caren Marks [SPD]: Vor Jahren haben Sie das noch als Wickelvolontariat abgetan!)


Frau Tackmann, im Landkreis Würzburg waren es sogar
15,96 Prozent, und das bei einer durchschnittlichen In-
anspruchnahme von drei bis vier Monaten. Da sage noch
einer etwas gegen den Willen bayerischer Männer, sich
der Gleichberechtigung zu stellen und mitzumachen!


(Elke Ferner [SPD]: Ihr hattet doch am meisten Angst vor dem Wickelvolontariat!)


Meine Redezeit gerät allmählich ins Minus. Ich hätte
sehr gerne noch ein paar andere interessante Aspekte er-
wähnt. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und
bei meiner Fraktion für die Möglichkeit, als einziger
Mann zumindest ein paar Sätze zu diesem Thema sagen
zu dürfen. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Herr Präsident, zum Schluss möchte ich Folgendes
kurz ansprechen: Wie Gleichstellung funktioniert, sieht
man an der Blaskapelle aus der Oberpfalz, die auf der
Zuschauertribüne Platz genommen hat.

D

W
k
S

e
n

t
s
a
ß
in
w
w
D

B
n
B
l
d
i
d
a
d
W
e

(C (D (Caren Marks [SPD]: Ah, deshalb! Deshalb durften Sie reden!)


arunter sind viele engagierte junge Frauen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn wir diese Frauen nicht hätten, wäre mancher Blas-
örper nicht mehr spielbereit. Herzlichen Dank und viel
paß in Berlin!

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1614903800

Ich schließe die Aussprache, die, wie ich noch einmal

rwähnen möchte, nicht wie vereinbart 75, sondern bei-
ahe 100 Minuten gedauert hat.

Wir kommen nun zu den Überweisungen. Interfrak-
ionell wird Überweisung der Vorlagen auf den Druck-
achen 16/5807 und 16/8373 an die in der Tagesordnung
ufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Der Entschlie-
ungsantrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/8416
der geänderten Fassung soll an dieselben Ausschüsse
ie die Vorlage auf Drucksache 16/5807 überwiesen
erden. Damit sind Sie doch sicher einverstanden? –
as ist der Fall. Dann haben wir das so beschlossen.

Wir kommen zum Zusatzpunkt 5. Hier geht es um die
eschlussempfehlung des Ausschusses für Familie, Se-
ioren, Frauen und Jugend zum Antrag der Fraktion des
ündnisses 90/Die Grünen mit dem Titel „Gleichstel-

ung von Frauen und Männern in den Gremien des Bun-
es tatsächlich durchsetzen“. Der Ausschuss empfiehlt
n seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/8412,
en Antrag der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen
uf Drucksache 16/7739 abzulehnen. Wer stimmt für
iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
er enthält sich der Stimme? – Damit ist die Beschluss-

mpfehlung mehrheitlich angenommen.

Wir rufen die Tagesordnungspunkte 23 a bis 23 e auf:

23 a) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Martina Krogmann, Laurenz Meyer (Hamm),
Veronika Bellmann, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeord-
neten Martin Dörmann, Dr. Rainer Wend, Doris
Barnett, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD

Breitbandversorgung in ländlichen Räumen
schnell verbessern

– Drucksache 16/8381 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans-
Joachim Otto (Frankfurt), Gudrun Kopp, Martin
Zeil, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
FDP
Datenbasis für flächendeckende Versorgung
mit breitbandigem Internetzugang schaffen
– Drucksache 16/7862 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sabine
Zimmermann, Dr. Lothar Bisky, Katrin Kunert,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE
Schnelles Internet für alle – Unternehmen zum
Breitbandanschluss gesetzlich verpflichten
– Drucksache 16/8195 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Grietje
Bettin, Kerstin Andreae, Cornelia Behm, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Den Ausbau der Breitbandinfrastruktur flä-
chendeckend voranbringen
– Drucksache 16/8372 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

e) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Lothar Bisky, Dr. Petra Sitte, Cornelia Hirsch,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE
Energieverbrauch von Computern senken
– Drucksache 16/8374 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Kultur und Medien

e
E

d
F

D
V
s
m
m
V
t

D
E
d
k
s
i
C
k
d

W
u
W
W
E
z
m
u
r
w

D
ß
i
v
h
W
s
s
g
i
S
n
e
v
o
d

(C (D Diese Debatte soll nach einer interfraktionellen Verinbarung eine Stunde dauern. – Auch hierzu stelle ich invernehmen fest. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst ie Kollegin Dr. Martina Krogmann für die CDU/CSUraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In dieser ebatte geht es darum, dass wir die flächendeckende ersorgung unseres Landes mit schnellen Internetanchlüssen voranbringen wollen. Dabei geht es um viel ehr als nur um Technik. Es geht darum, dass eine oderne Breitbandinfrastruktur heute die zentrale oraussetzung für wirtschaftliches Wachstum, Innova ion und Arbeitsplätze ist. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Martina Krogmann (CDU):
Rede ID: ID1614903900

as ist die wirtschaftliche Dimension. Aber für jeden
inzelnen ist ein schneller Internetanschluss sozusagen
as Tor zur digitalen Welt. Es geht um neue Kommuni-
ationsformen, um neue Netzwerke und auch um gesell-
chaftliche Teilhabe. Deshalb ist es unser Ziel, dass jeder
n Deutschland, egal wo er lebt und arbeitet, an diesen
hancen der globalen Informationsgesellschaft teilhaben
önnen muss. Dafür brauchen wir einen flächendecken-
en Breitbandanschluss.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Ausgangslage in Deutschland ist hervorragend.
ir haben heute fast 20 Millionen Breitbandanschlüsse,

nd wir haben im internationalen Vergleich aufgeholt.
ir hatten im vergangenen Jahr das größte absolute
achstum, was die Zahl der Anschlüsse innerhalb der

uropäischen Union betrifft, im Übrigen auch dank
ahlreicher Initiativen vor allem des Bundeswirtschafts-
inisteriums, aber auch des Ministeriums für Bildung

nd Forschung und des von der Kanzlerin ins Leben ge-
ufenen IT-Gipfels, bei dem das ein zentrales Thema
ar.


(Gustav Herzog [SPD]: Jetzt vergessen Sie aber das Landwirtschaftsministerium!)


ie Ausgangslage ist also gut, aber wir stehen vor gro-
en Herausforderungen, was die Schere angeht, die sich
n den letzten Jahren zwischen den Ballungszentren und
ielen ländlichen Regionen aufgetan hat. Wir haben
eute in den Ballungszentren einen wirklich erfreulichen
ettbewerb von vielen verschiedenen Anbietern, die

ich gerade hier in Berlin fast jeden Monat bei der Ge-
chwindigkeit des Internetzugangs überbieten und sich
leichzeitig beim Preis unterbieten. Ganz anders sieht es
n vielen ländlichen Regionen aus. Nach vorsichtigen
chätzungen sind immer noch 2 000 bis 2 500 Kommu-
en heute entweder gar nicht versorgt, also völlig von
inem schnellen Anschluss abgekoppelt, oder unter-
ersorgt. Wenn man, wie ich finde, heute eine Größen-
rdnung von mindestens 1 Megabit pro Sekunde ansetzt,
ann kommt man zu dem Schluss: Es sind auch nach






(A) )



(B) )


Dr. Martina Krogmann
vorsichtigen Schätzungen rund 4 Millionen Haushalte in
Deutschland immer noch abgekoppelt.

Die negativen Folgewirkungen für die betroffenen
Kommunen machen sich schon heute bemerkbar. Unter-
nehmen wandern ab, natürlich leidet die Attraktivität als
Wohnort, die Finanzkraft der Kommunen geht verloren.
Ich kenne ein Ingenieurbüro in Oederquart.


(Jörg Tauss [SPD]: Vielleicht kennen Sie auch ein Industriegebiet in Brittheim! – Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Das ist in der Nähe von Stade! – Beifall bei der CDU/CSU)


– Oederquart liegt tatsächlich im schönen Landkreis
Stade, Laurenz Meyer. Es freut mich, dass du Oeder-
quart kennst.

Das Ingenieurbüro, von dem ich berichten wollte,
hatte das Problem, dass es die Datenmengen gar nicht
mehr bewältigen konnte, weshalb es jetzt umgezogen ist.


(Jörg Tauss [SPD]: Also doch Universaldienst!)


Oder nehmen wir die alleinerziehende Mutter aus
Oberndorf im Landkreis Cuxhaven, die sich über das In-
ternet mit Kursen weiterbilden will, aber ohne einen
Breitbandanschluss diese Kurse gar nicht nutzen kann.
Alle reden über das Web 2.0, MySpace und YouTube,
nur die Menschen in den unterversorgten Gebieten nicht,
weil sie daran gar nicht teilhaben können.

Ich will bei diesem Thema deutlich sagen: Es darf
nicht sein, dass ganze Kommunen nicht in der Lage sind,
an den Chancen teilzuhaben, nur weil sie aus kleinen Or-
ten bestehen, deren Topografie nicht stimmt, oder weil
sie per se abgekoppelt sind, da sie vom nächsten DSL-
Hauptverteiler zu weit entfernt sind.

Auch aus Gründen der inneren Balance unseres Lan-
des, also des Ausgleichs zwischen den Städten und den
ländlichen Regionen, ist es unser Ziel, dafür zu sorgen,
dass jeder an den wirtschaftlichen und an den gesell-
schaftlichen Chancen der Informationsgesellschaft teil-
haben kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich noch Folgendes hinzufügen: Gerade
für die ländlichen Räume bedeutet eine flächendeckende
Breitbandversorgung die größten Chancen, weil die
strukturellen Ungleichheiten, also die großen Entfernun-
gen, durch das Internet völlig obsolet werden. Es ist ganz
egal, ob man in Kutenholz, in New York oder in Berlin
wohnt: Man hat theoretisch überall die gleichen Mög-
lichkeiten.

Wir, die Große Koalition, fordern in unserem Antrag
ein ganzes Bündel von Maßnahmen, um zu einer flä-
chendeckenden Breitbandversorgung in Deutschland zu
kommen. Ich will unsere drei wichtigsten Punkte, unsere
Leitprinzipien, vorstellen.

m
i
v
z
Ü
D
d
n
e
c

d
w
r
d
l
F

I
k
m
T
s
d


s
g
B

e
T
k
s
n
n
n
H
d

m
s
a
w
g
ü
t
c
d

(C (D Der erste Punkt ist, dass wir den Wettbewerb stärken üssen. Ich habe es vorhin gesagt: Wettbewerb gibt es n Ballungszentren. In Deutschland fehlt aber nach wie or, auch aus historischen Gründen, ein Wettbewerb wischen den verschiedenen Übertragungstechnologien. ber 90 Prozent der Anschlüsse bei uns basieren auf der SL-Technik. Internationale Studien zeigen: Je größer er Wettbewerb zwischen den unterschiedlichen Techologien – DSL, Kabel, Funktechnologien – ist, desto rfolgreicher sind die entsprechenden Länder in der Flähenabdeckung. Zu einem stärkeren Wettbewerb gehört unabdingbar, ass wir bei der Vergabe von Frequenzen effizienter erden. Demnächst werden viele Frequenzen frei, ge ade aus dem Rundfunkbereich. Deshalb ist es wichtig, ass wir zumindest Teile davon für die Erschließung der ändlichen Räume nutzen; denn gerade sie sind über unk am besten zu erschließen. Der zweite – ganz wichtige – Punkt ist, dass wir die nformation und die Markttransparenz verbessern. Ich ann alle Bürgermeister verstehen, die sagen: Ich kenne ich da doch gar nicht aus; ich kann doch nicht erst ein echnikstudium absolvieren, um zu wissen, welche Löung für meine Gemeinde die beste, die effektivste und ie preisgünstigste ist. (Jörg Tauss [SPD]: Ich habe eine Bürgermeisterin, die weiß es ganz gut!)


Das spricht kurz vor dem Internationalen Frauentag
ehr für Ihre Bürgermeisterin, Herr Tauss. Vielen Bür-
ermeisterinnen im Land geht es aber genauso wie den
ürgermeistern, von denen ich gesprochen habe.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Es ist wichtig, dass wir die zahlreichen Initiativen, die
s schon heute gibt, bündeln. Wir fordern deshalb eine
askforce im Bundeswirtschaftsministerium, die ganz
onkrete Hilfestellungen für jede der bisher unterver-
orgten Kommunen gibt. Es gibt ganz einfach keine ge-
erellen Lösungen. Was für die eine Kommune tech-
isch gut ist, muss für eine andere Kommune noch lange
icht gut sein. Es ist wichtig, zu begreifen, dass es um
ilfe zur Selbsthilfe geht. Vieles hängt deshalb auch von
er Eigeninitiative der betroffenen Kommunen ab.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Der dritte für uns wichtige Punkt ist, dass es – das
üssen wir ehrlicherweise sagen –, wenn wir die Fläche

chnellstmöglich erschließen wollen, Kommunen und
uch Ortsteile geben wird, die auch bei mehr Wettbe-
erb nicht schnell erschlossen werden können. Wir be-
rüßen daher, dass die Bundesregierung Verantwortung
bernommen hat. Sie hat beschlossen, dass in den nächs-
en drei Jahren 30 Millionen Euro für die Flächenabde-
kung zur Verfügung gestellt werden, kofinanziert durch
ie Länder.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Martina Krogmann
Das ist ein erster wichtiger Schritt in die richtige Rich-
tung. Wir müssen aber auch konstatieren, dass das allein
nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.

Unser Vorschlag lautet daher, dass man die Erlöse aus
der Versteigerung der Frequenzen, die dem Bund zuste-
hen, wenigstens zum Teil zurückgibt, um so die Flä-
chenabdeckung schnellstmöglich erreichen zu können.

Ich bin davon überzeugt, dass wir mit diesen Maßnah-
men einen riesengroßen Schritt vorangehen werden. Dies
muss schnell passieren, damit wir unser Ziel erreichen
können, nämlich dass jeder und jede in Deutschland, egal
wo er oder sie lebt und arbeitet oder ein Unternehmen hat,
an den Chancen der Informationsgesellschaft teilhaben
kann.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614904000

Das Wort hat der Kollege Hans-Joachim Otto von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1614904100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Frau Kollegin Dr. Krogmann, zunächst einmal sind wir
sehr dankbar dafür, dass Sie und alle übrigen Fraktionen
die Initiative der FDP-Fraktion aufgegriffen haben und
sich jetzt auch um das Thema kümmern.


(Beifall bei der FDP – Lachen bei der CDU/ CSU und der SPD – Gustav Herzog [SPD]: Die FDP erfindet das Telefon!)


– Schauen Sie doch, welcher Antrag zuerst da war!
Schauen Sie bitte rein! – Ich frage mich allerdings, wa-
rum Sie sich nicht einfach unserem Antrag angeschlos-
sen und Sie eigene Anträge aufgesetzt haben.

In Ihren Anträgen fehlt dazu noch der entscheidende
Punkt. In der Problembeschreibung, liebe Frau Kollegin
Krogmann, sind wir uns noch alle einig: Die Wettbe-
werbsfähigkeit des Standortes Deutschland und seiner
Regionen sowie Tausende Arbeitsplätze hängen maß-
geblich von der Verfügbarkeit von Breitbandinternetzu-
gängen ab; das gilt ebenfalls für das erste Thema heute
im Plenum, nämlich die Vereinbarkeit von Beruf und Fa-
milie sowie die Bildungschancen. Entsprechend verhee-
rend sind die Auswirkungen der weißen Flecken auf die
wirtschaftliche, demografische und kulturelle Struktur
und damit letztlich auf die Überlebensfähigkeit der be-
troffenen Regionen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Paul Lehrieder [CDU/CSU])


Bei der Problembeseitigung verkennen Sie allerdings
die Priorität des Handlungsbedarfs. Die FDP-Fraktion
hat auf Initiative meines verehrten Kollegen Martin Zeil


(Ernst Burgbacher [FDP]: Guter Mann!)


im Dezember eine Expertenanhörung durchgeführt.

B
s
a
c
w
b

B
a
I
s
t

Ü
b
a
t

d
z
r
p
c
d
d

D
p
d

k
A
l
f
p
d
l
s
s
v

o
g

u
u
e
c

(C (D ei dieser Anhörung waren führende Vertreter aus Wisenschaft, Industrie und von der staatlichen Regulierung nwesend. Sämtliche Experten – ich wiederhole: sämtlihe – waren der Auffassung, dass die Hauptursache der eißen Flecken das Fehlen einer detaillierten und belastaren Datenbasis ist. Eine solche Datenbasis liefert der Breitbandatlas der undesregierung leider mitnichten. Insofern teile ich uch das hohe Lob auf diesen Atlas nicht. Sie sagen es in hrem Antrag selbst: Er ist nicht präzise genug. Er chafft somit keine ausreichende Grundlage für Investiionsentscheidungen. Diese Einschätzung – fehlende Datenbasis – teilen im brigen der vatm, der Deutsche Städteund Gemeindeund und der Deutsche Landkreistag. Deshalb haben sie uch einen entsprechenden Appell an die Politik gerichet, den wir in unserem Antrag unterstützen. Weder der Antrag der Koalitionsfraktionen noch der er Grünen geht auf diese zentrale Investitionsvoraussetung explizit ein. Ihre – ich sage: altbekannten – Fordeungen lauten: ein paar Fördersubventionen hier, ein aar Frequenzen dort, garniert mit der obrigkeitsstaatlihen Keule der Universaldienstverpflichtung. Ihr besonerer Clou ist die Einrichtung einer Taskforce beim Buneswirtschaftsminister. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU])


(Ernst Burgbacher [FDP]: Stimmt!)


as ist schon fernsehtauglich. Bisher hatten wir die „Su-
er Nanny“. Jetzt haben wir den „Super Glosy“, der da
urch die Gegend rennt. Das finde ich schon super.


(Beifall bei der FDP)


Ich prophezeie Ihnen: Ihr Vertrauen auf die Wirksam-
eit staatlicher Maßnahmen wird erneut enttäuscht. Ihre
nnahme, dass der Wettbewerb unfähig oder nicht wil-

ens sei, auch ländliche Regionen zu versorgen, ist
alsch. Jede staatliche Förderung nach dem Gießkannen-
rinzip, auch die Umleitung der UMTS-Gelder, verkennt
ie örtlichen Besonderheiten. Ob TV-Kabel, DSL, Satel-
it oder Funk, es bedarf jeweils einer anderen technologi-
chen Lösung, um zum Beispiel die Ostfriesischen In-
eln – den Ort, den Sie genannt haben, habe ich leider
ergessen –


(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Oederquart!)


der bayerische Alpendörfer ans Breitbandnetz zu brin-
en.


(Jörg Tauss [SPD]: Aber auch finanzierbar!)


Die Experten sagen unisono: Wir brauchen belastbare
nd präzise Daten über demografische, topografische
nd ökonomische Gegebenheiten, um zu wissen, wie am
rfolgversprechendsten investiert werden kann und wel-
he Technologie wo am sinnvollsten ist.


(Klaus Barthel [SPD]: Das ist doch Planwirtschaft!)







(A) )



(B) )


Hans-Joachim Otto (Frankfurt)

Alles andere muss dann der Wettbewerb leisten – das
kann er auch –,


(Beifall bei der FDP)


und zwar nicht nur über die großen Telekoms dieser
Welt, sondern vor allem auch über die regionalen und in-
novativen Anbieter.

Die diesjährige CeBIT, die ja derzeit in Hannover
stattfindet, zeigt, dass unser Vertrauen in den Wettbe-
werb berechtigt ist. Arcor präsentiert dort beispielsweise
VDSL-Pilotversuche in Thüringen und Sachsen-Anhalt.
Es sind dort auch Satellitenangebote zu sehen, die
bereits jetzt Downlink-Raten von 2 000 Kilobit und
Uplink-Raten von 500 Kilobit ermöglichen.


(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Upload heißt das!)


Es präsentieren sich auch viele kreative Anbieter von
Funklösungen.

Deshalb, meine Damen und Herren, appelliere ich an
Ihre ökonomische Vernunft: Sorgen Sie für eine investi-
tionsfeste Datenbasis! Lassen Sie dagegen die Finger
von technologiefixierten Subventionen und auch von der
Keule des Gesetzgebers! Millionen Bürger und Tau-
sende Unternehmen in den ländlichen Regionen werden
es Ihnen danken.


(Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Also nichts tun! – Gustav Herzog [SPD]: Das war nicht überzeugend, Herr Kollege Otto!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614904200

Das Wort hat der Kollege Martin Dörmann von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Martin Dörmann (SPD):
Rede ID: ID1614904300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Bedeutung des Internets wächst täglich. Die CeBIT hat
in dieser Woche zahlreiche weitere Beispiele dafür ge-
bracht. Immer mehr Dienste und Dienstleistungen wer-
den im Internet angeboten, die die Bürgerinnen und Bür-
ger täglich nutzen. Stichworte sind: Warenbestellungen
per Internet, Onlinebanking, Kommunikationsforen, an
denen man teilnehmen kann, Weiterbildungsangebote
und schließlich auch die Möglichkeit, Telearbeitsplätze
über das Internet zu bedienen.

Um diese Dienste adäquat nutzen zu können, reicht es
nicht mehr, mit der herkömmlichen ISDN-Technik zu ar-
beiten, weil sie oft zu langsam ist. Nein, wir brauchen
schnelle Internetzugänge mit hohen Bandbreiten. Erfreu-
lich ist, dass in Deutschland auf diesem Gebiet eine sehr
positive Entwicklung festzustellen ist. Wir nähern uns
der Zahl von 20 Millionen Breitbandanschlüssen; gerade
im letzten Jahr kamen 5 Millionen neue Anschlüsse
hinzu. Damit liegen wir hinsichtlich der Quantität und
auch der Qualität der Anschlüsse europaweit an der
Spitze.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


P
e
m
B
s
h
z
f
n
f
Ü
d

g
a
ä
m
h
n
n
l
d
s
u
u
s
w
t

n
h
v
s
t
n
D
m
K
U

r
n
f
s

d
b

h
t
d
d

(C (D Funktionierender Wettbewerb sorgt für niedrige reise. Aber von dieser positiven Entwicklung drohen inige ländliche Regionen abgekoppelt zu werden. Das uss uns mit Sorge erfüllen. Es wurde auf den von der undesregierung erstellten Breitbandatlas hingewie en. Aus ihm geht hervor, dass für 97 Prozent der Hausalte die Möglichkeit besteht, einen Breitbandanschluss u nutzen. Hierzu ist aber zu sagen, dass die Bandbreite ür solche Anschlüsse heute höher liegt als noch vor eiigen Jahren, weil die technische Entwicklung einfach ortschreitet. Wir brauchen heute realistischerweise bertragungsraten von 1 Mbit pro Sekunde, damit wir ie neuen Angebote auch wirklich nutzen können. Vor diesem Hintergrund ist die Zahl, die Frau Kollein Krogmann genannt hat, richtig: Wir müssen davon usgehen, dass über 2 000 Gemeinden nicht über adquate Anschlussmöglichkeiten verfügen. Das betrifft indestens 1 Million Menschen und, wenn man noch öhere Bandbreiten zugrunde legt, möglicherweise auch och viel mehr. Das bringt einen immensen Standortachteil für die betroffenen Regionen und einen persönichen Nachteil für die Betroffenen mit sich. Sie werden, a sie nicht an den Fortschritten der Informationsgesellchaft teilhaben können, von kultureller Entwicklung nd sozialer Integration abgekoppelt. Deshalb muss es nser Ziel sein, die Möglichkeiten der Informationsgeellschaft für alle Menschen nutzbar zu machen, indem ir breitbandige Internetzugänge flächendeckend anbie en. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Große Koalition will die Rahmenbedingungen
achhaltig verbessern, damit das möglich wird. Hierzu
aben wir ein Maßnahmenbündel geschnürt. Es reicht
on staatlichen Fördermaßnahmen, die ergänzend einge-
etzt werden sollen, über die Verbesserung der Informa-
ionsgrundlagen bis hin zu unterstützenden und koordi-
ierenden Angeboten für die betroffenen Gemeinden.
ieses Konzept wollen wir aber mit den Beteiligten ge-
einsam entwickeln. Hier müssen Bund, Länder und
ommunen genauso zusammenarbeiten wie auch die
nternehmen und die Nutzer solcher Angebote.

Deshalb, sehr geehrter Herr Otto, sind Ihre Ausfüh-
ungen hierzu völlig falsch. Die Große Koalition hat
ämlich diesen Grundsatz im letzten Jahr wirklich be-
olgt, indem sie die Beteiligten an runden Tischen zu-
ammengebracht hat,


(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: So ist es!)


ie dann in diesen Runden Überlegungen angestellt ha-
en, was zu tun ist, um hier weiterzukommen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deshalb ist auch Ihre Behauptung falsch, dass wir
ier Ihren Forderungen hinterherhechelten. Das Gegen-
eil ist der Fall. Sie haben ohnehin nur einen Ausschnitt
er Lösungsmöglichkeiten in Ihrem Antrag. Insofern ist
er viel zu dünn. Nächstes Mal sollten Sie nicht einen






(A) )



(B) )


Martin Dörmann
schmalbandigen, sondern wie die Große Koalition einen
breitbandigen Antrag vorlegen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Es ist auch falsch, zu behaupten, dass wir nicht auf
Wettbewerb setzen. Im Gegenteil! Es ist gerade der dy-
namische Wettbewerb in Deutschland, der uns bei der
Verbreitung des Breitbandes nach vorne gebracht hat.
Hier sind die Chancen überhaupt noch nicht ausgenutzt.
Gerade in den ländlichen Räumen besteht die Möglich-
keit, nicht nur auf DSL zu setzen, was aus Kostengrün-
den sehr schwierig ist, weil der Ausbau von DSL ein
Mehrfaches von dem kostet, was andere Technologien
an dieser Stelle kosten würden. Es stehen neue Funk-
technologien zur Verfügung, die geradezu prädestiniert
sind, im ländlichen Raum genutzt zu werden. Leider ist
die Diskussion in Deutschland viel zu sehr fixiert auf
DSL, weil nun einmal 95 Prozent der Anschlüsse über
diesen Bereich laufen. Aber es gibt eine Vielzahl von
Möglichkeiten, angefangen von den Kabelnetzen über
moderne Glasfasernetze bis hin zu Satelliten und moder-
nen Funktechnologien, zum Beispiel Wimax. Das muss
genutzt werden.

Erfreulicherweise konnten wir gerade in den letzten
Monaten feststellen, dass sich immer mehr Initiativen
gebildet haben, um gerade diese Chancen zu nutzen. Es
wurde schon erwähnt, dass der Deutsche Städte- und Ge-
meindebund ein Konzept vorgelegt hat, das wir unter-
stützen. Es sind Wettbewerbsverbände, zum Beispiel
vatm, unterwegs. Das alles sind sehr gute Initiativen, die
durch Breitbandinitiativen von Bürgerinnen und Bürgern
vor Ort ergänzt werden.

„Vor Ort“ ist das Stichwort. In erster Linie kommt es
darauf an, dass sich die Beteiligten vor Ort zusammen-
setzen, ausloten, welche Möglichkeiten es an dieser
Stelle gibt, den Ausbau voranzutreiben, welche Techno-
logien sinnvollerweise vielleicht sogar in einem Mix an-
zusiedeln sind. In unserem Antrag ist ja bereits deutlich
hervorgehoben worden, dass natürlich die Daten- und
Informationsbasis stimmen muss. Insofern wollen wir,
dass der Breitbandatlas der Bundesregierung – gut,
dass es ihn seit 2005 gibt – verbessert wird.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Verbessern ist gut!)


Das ist eine unserer zentralen Forderungen in dem An-
trag. Auch hier, Herr Otto, greift Ihr Vorwurf zu kurz.
Wir haben erkannt – das war beispielsweise das Ergebnis
unseres runden Tisches im vergangenen Jahr –, dass es
für die Unternehmen, die investieren wollen, entschei-
dend darauf ankommt, zu wissen, wo die weißen Fle-
cken sind, mit wem man sprechen muss, mit welchem
Technologiemix man je nach topografischer Lage die
Möglichkeit hat, zum Erfolg zu kommen.


(Zuruf des Abg. Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP])


Das alles wird vonseiten der Bundesregierung unter-
stützt. Der Breitbandatlas soll nach Vorstellungen der
Großen Koalition entscheidend verbessert werden. Da-

r
e
b

n
K
k
l
J
w
s
P
w

k
d
s
s
d
m
q
v
n
b
s

e
s
e
t
w
t
B
r
w
a
k
D
l
m
m

d
n
v
B
V
h
w
r
m
w
k
v
z
U
a
h
b
s
t

(C (D über hinaus soll eine Taskforce eingesetzt werden, die rmittelt, wo weiße Flecken sind, und Hilfestellung anietet. Es kommt ein weiterer Punkt hinzu. Es wird immer och Bereiche in den Gemeinden geben, wo man aus ostengründen nicht zu einer schnelleren Entwicklung ommt. Da sollen staatliche Förderprogramme zusätzich eingestellt werden. Die 10 Millionen Euro, die jedes ahr im Bundeshaushalt dafür zur Verfügung gestellt erden, sind bereits erwähnt worden. Erfreulicherweise ind es immer mehr Länder, die eigene Initiativen und rogramme auflegen, durch die diese Mittel ergänzt erden. Hinzu kommt eine effiziente Frequenzpolitik. Dabei ommt es darauf an, dass bei den Versteigerungen, die in iesem Bereich bereits stattgefunden haben oder noch tattfinden werden, darauf geachtet wird, dass da, wo es innvoll ist, Ausbauverpflichtungen eingeschrieben weren. Wenn eine Frequenz ausgeschrieben wird, dann uss festgelegt werden, dass derjenige, der diese Fre uenz hat und die Technologie entsprechend ausbaut, erpflichtet wird, bestimmte Gemeinden, die bisher noch icht versorgt sind, mit anzuschließen. Das haben wir ereits bei den WBA-Frequenzen gemacht, deren Verteigerung 2006 begann. Das Stichwort digitale Dividende spielt dabei auch ine Rolle. Hier geht es um Rundfunkfrequenzen, die ich besonders für Funktechnologien eignen, weil sie in inem niedrigen Frequenzbereich sind und deshalb relaiv kostengünstig ausgebaut werden können. Da müssen ir ganz genau gucken, welche technischen Möglichkei en es gibt, sicherzustellen, dass auf der einen Seite die edürfnisse und Entwicklungschancen des öffentlich echtlichen Rundfunks, des Rundfunks insgesamt geahrt werden, dass aber auf der anderen Seite das, was n Frequenzgewinn durch die Digitalisierung herausommt, für den Breitbandausbau genutzt werden kann. iesbezüglich gibt es zum Beispiel ein interessantes Pi otprojekt in Berlin-Brandenburg. Diese Ergebnisse üssen abgewartet werden. Dann wird man sehen, wie an dort vorankommt. Ich möchte ein Thema aufgreifen, das in dem Antrag er Linken, aber auch von den Grünen genannt wird, ämlich den Universaldienst. Bisher sieht die EU ja Uniersaldienst nur in bestimmten Bereichen vor, nicht im ereich der Breitbandinternetanschlüsse, weil dort in der ergangenheit die Nutzungshäufigkeit noch nicht so och war, dass die Voraussetzungen der Richtlinie erfüllt aren. Wir haben aber mit einer Diskussion in der EU zu echnen. Die Große Koalition sagt dazu: Wenn die Komission in ihrem Grünbuch, das demnächst möglichereise erstellt wird, zu einer entsprechenden Empfehlung ommt, dann unterstützen wir eine Änderung der Uniersaldienstrichtlinie, und zwar dergestalt, dass die einelnen Mitgliedstaaten die Möglichkeit erhalten, den niversaldienst auch auf Breitbandinternetanschlüsse uszudehnen. Dann sollen sie auch die Möglichkeit eralten, die Kosten auf die Unternehmen umzulegen. Ich etone aber noch einmal: Das ist das letzte Mittel. In dieem Bereich wird immer noch entwickelt, und es gibt echnologische Fortschritte. Es wäre doch unvernünftig, Martin Dörmann wenn wir eine Bürokratie schaffen würden, die erhebliche Verwaltungskosten zur Folge hätte, ehe wir alle anderen Chancen ausgelotet haben. Ich habe gerade einige dieser anderen Bereiche genannt, die Frequenzpolitik zum Beispiel. Der Wettbewerb steht hier an erster Stelle. Wir haben die Hoffnung, dass unser Ziel einer flächendeckenden Versorgung mit Breitbandanschlüssen in den nächsten Jahren erreicht werden kann. Wir sagen aber genauso klar: Da unser Ziel so wichtig ist und es im Interesse aller Menschen und Regionen liegt, dass wir dieses Ziel erreichen, können wir die Umlage als letztes Mittel nicht ausschließen. Deshalb wollen wir eine Änderung der EU-Richtlinie erreichen. Ich komme zum Schluss noch einmal auf die Anträge der Opposition zu sprechen: Ich habe bereits gesagt, dass der FDP-Antrag nur die Information anspricht, sozusagen schmalbandig ist. Aus meiner Sicht ist das die Grundlage, aber noch nicht die Lösung. Der Antrag der Linken ist unternehmensfixiert und beschränkt sich auf die Universaldienstrichtlinie. Sie haben nicht erkannt, dass die technologische Entwicklung den Wettbewerb interessant werden lässt, und zwar vor allem für den ländlichen Raum. In den nächsten Jahren werden uns Lösungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, die wir in der Vergangenheit nicht hatten. Zu dem Antrag der Grünen kann ich sagen – die beiden anderen Oppositionsfraktionen könnten daraus etwas lernen –: Die Grünen haben unseren Antrag fast abgeschrieben. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das sind alte, rot-grüne Bande!)





(A) )


(B) )


(Martin Zeil [FDP]: So ist es!)


Das erkennt man schon an der Gliederung. Unser Antrag
stand ihnen ja auch frühzeitig zur Verfügung. Deswegen
habe ich bis auf einige Nuancen wenig daran auszuset-
zen. FDP und Linke könnten da also von den Grünen ler-
nen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Mit ihrem Antrag hat die Große Koalition ein umfas-
sendes Maßnahmenbündel vorgelegt, um den flächende-
ckenden Breitbandausbau in Deutschland voranzubrin-
gen. Wir wollen die „digitale Kluft“ überwinden und
auch in den ländlichen Regionen eine gute soziale, kul-
turelle und wirtschaftliche Entwicklung ermöglichen.
Im Zeitalter der Informationsgesellschaft kann Deutsch-
land seine Wachstumschancen nur so umfassend und
nachhaltig nutzen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614904400

Das Wort hat die Kollegin Sabine Zimmermann von

der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


K
g
d
d
j
m

t
A
D
i
I
d
L

v
m
s
n
e
d

n
g
s
m

P
d

I
u
s

w
b


c

b
b

(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Herr Dörmann, Sie haben esagt, dass wir in den nächsten Jahren eine Lösung finen werden. Ich denke, wir brauchen jetzt eine Lösung; enn die Menschen, die keinen Anschluss haben, sind etzt und nicht erst in einigen Jahren davon betroffen. Sie üssen jetzt damit leben. (Beifall bei der LINKEN – Martin Dörmann [SPD]: Dann beschließen Sie einmal ein Gesetz!)

Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614904500

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat im letz-
en Jahr zusammen mit anderen an die Politik einen
ppell gerichtet. Darin heißt es: „Breitbandkluft in
eutschland überwinden“. 5 bis 6 Millionen Menschen

n Deutschland haben keinen Zugang zu einem schnellen
nternetanschluss. Das verstößt aus unserer Sicht gegen
as Grundgesetz, das die Schaffung gleichwertiger
ebensbedingungen vorsieht.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Große Koalition hat das Problem anfangs etwas
erniedlicht. Im letzten Jahr hat sie endlich einige Infor-
ationsveranstaltungen durchgeführt. In diesem Jahr hat

ie sogar Förderprogramme aufgelegt. Das kann aber
icht die Lösung des Problems sein. Wir haben es hier
indeutig mit Marktversagen zu tun, und deshalb muss
er Gesetzgeber eingreifen.

Die Linke fordert einen Zugang zum schnellen Inter-
et für alle. Er gehört in den Katalog der staatlich
arantierten Grundversorgung. Die Schweiz hat die-
en Schritt bereits getan. Auch in Deutschland ist das
öglich, wenn die Politik das wirklich will.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir begrüßen es, dass sich die Regierung endlich des
roblems der „digitalen Spaltung“ annimmt. Im Antrag
er Koalition heißt es allerdings sehr allgemein:

Schnelle Zugangsmöglichkeiten zum Internet sind
für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Ent-
wicklung unseres Landes von grundlegender Be-
deutung.

ch frage Sie, meine Damen und Herren von der Union
nd der SPD: Wer von Ihnen hat sich vor Ort wirklich
achkundig gemacht,


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Gustav Herzog [SPD]: Was? Das sage ich Ihnen gleich!)


ie viele Menschen keinen schnellen Internetzugang ha-
en?


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf der Abg. Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU])


Wir haben schon mit vielen Bürgerinitiativen gespro-
hen.

Sie verlangen von den Menschen immer mehr Flexi-
ilität bei der Arbeitssuche. Aber Hunderttausende ha-
en für die Jobsuche keinen schnellen Internetzugang.






(A) )



(B) )


Sabine Zimmermann
Sie reden davon, den Bäckermeister oder den Handwer-
ker vor Ort zu unterstützen. Aber Zehntausenden fehlt
ein schneller Internetzugang für ihre Geschäftstätigkeit.

Ich komme jetzt – Herr Dörmann, vielleicht hören Sie
mir zu – auf einen konkreten Fall zu sprechen. In Sach-
sen gibt es den Ort Leukersdorf. Dort lebt ein junger
Mann mit Muskelschwund, der gerade seinen Schulab-
schluss machen will. Diese Krankheit fesselt ihn an den
Rollstuhl. Er würde gerne Bürokaufmann lernen und hat
sogar ein Berufsbildungswerk gefunden, das es ihm er-
möglicht, Therapie und Ausbildung miteinander zu
kombinieren; denn die Ausbildung kann übers Internet
gemacht werden. Das einzige Problem: Leukersdorf hat
keinen schnellen Internetzugang. Der ist aber für die
Videokonferenzen im virtuellen Klassenzimmer nötig.
Bekommt der Ort nicht in den nächsten Monaten einen
Anschluss mit schneller Übertragungsrate, heißt das für
den Jugendlichen, dass er keinen Ausbildungsplatz hat.
Ich weiß nicht, ob Sie das wollen.

Es ist höchste Zeit für ein flächendeckendes Ange-
bot. Das Wirtschaftsministerium hat in dieser Woche auf
der CeBIT einen Maßnahmenkatalog für eine flächende-
ckende Breitbandversorgung vorgestellt. Das ist zu-
nächst zu begrüßen. Der Druck aus den Kommunen und
von zahlreichen Bürgerinitiativen scheint doch etwas be-
wirkt zu haben. Die Linke unterstützt alle Initiativen, die
helfen, diese weißen Flecken endlich verschwinden zu
lassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Weitere Informationsveranstaltungen, bessere Daten
und eine Arbeitsgruppe von Bund, Ländern und Kom-
munen sind nicht falsch. Es ist immer gut, wenn man
miteinander redet. Diese Maßnahmen reichen aber nicht
aus, weil sie dem Grundproblem nicht abhelfen. Tele-
kommunikationsunternehmen gehen nach einem rein be-
triebswirtschaftlichen Kalkül vor. Sie schauen lediglich
nach dem Gewinn. Dieser ist eben eher in den dicht be-
siedelten Ballungsgebieten als im ländlichen Raum zu
machen. Ein Vertreter der Telekom hat im Wirtschafts-
ausschuss dazu erklärt, ein flächendeckender Ausbau
des DSL-Netzes stoße an die Grenze des ökonomisch
Machbaren. Nicht großartig anders verhält es sich bei
Alternativtechnologien, die Sie angesprochen haben,
etwa die Verbindung über Funk. Mal abgesehen davon,
dass diese Techniken auch teuer sind und auch gegen-
über DSL oftmals in Leistung und Kosten nicht gleich-
wertig sind, gibt es auch dort betriebswirtschaftliche
Grenzen.

Nun kann man Förderprogramme auflegen, wie dies
der Bund tut, um die Unternehmen zum Breitbandaus-
bau zu bewegen. Aber eines ist höchst problematisch:
Der Steuerzahler finanziert den Ausbau in der Fläche,
und die Unternehmen streichen den Gewinn in den Bal-
lungszentren ein. Das kann so nicht weitergehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Allein die Deutsche Telekom hat aus ihrem Gewinn im
letzten Jahr 3,4 Milliarden Euro an die Aktionäre ausge-
schüttet. Ich meine, mit diesem Geld hätte man besser

z
g

b
g
a
D
v
b
t
g
U
e

b
s
s
L

A
A
w
g
s

m
G

B

g
v
D
e
w
t
n
Z
G
B
m

w
a
a
f
c
n

s

(C (D ahlreichen Dörfern einen Anschluss mit hoher Übertraungsrate finanzieren sollen. Ich halte fest: Wir haben es bei der fehlenden Breitandversorgung im ländlichen Raum mit Marktversaen zu tun. Der Gesetzgeber muss einschreiten, hält er n dem Ziel, gleichwertige Lebensbedingungen in eutschland herzustellen, fest. Die Linke hat in ihrem orliegenden Antrag einen einfachen und leicht umsetzaren Vorschlag gemacht. Wir wollen den schnellen Inernetzugang in die staatlich garantierte Grundversorung aufnehmen. Dazu muss lediglich der sogenannte niversaldienst im Telekommunikationsgesetz durch inen entsprechenden Spiegelstrich ergänzt werden. Wenn nun die Grünen vorsichtig ein Stück von ihrer linden Marktgläubigkeit abweichen und eine Univeraldienstverpflichtung als Ultima Ratio nicht mehr auschließen, ist das ein weiteres Zeichen dafür, dass die inke wirkt. uch die Bundesregierung hat noch im letzten Jahr die usweitung des Universaldienstes strikt abgelehnt. Nun ill die Große Koalition – Herr Dörmann, Sie haben es esagt – schauen, was auf der europäischen Ebene pasiert. Ich komme zum Schluss. Heute, im 21. Jahrhundert, uss ein schneller Internetanschluss her. Er gehört zur rundversorgung. Es darf nicht länger gezögert werden. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat jetzt die Kollegin Grietje Bettin von ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle en! Stellen Sie sich einmal eine Karte von Deutschland or, die die Versorgung mit schnellem Internet zeigt. ann können Sie im Westen zumindest ein Spinnennetz rkennen, in Ostdeutschland jedoch noch ganz viele eiße Flächen, einmal abgesehen von den großen Städ en. Aber auch auf dem platten Land im Westen sieht es icht besser aus. In meinem schleswig-holsteinischen uhause muss ich für das schnelle Internet viel mehr eld zahlen als hier in Berlin. In vielen Regionen, zum eispiel an der Schlei, ist das schnelle Internet nicht einal verfügbar. Die Probleme sind uns allen klar; das ist deutlich georden. Zum einen die privaten Haushalte, zum anderen ber auch die Wirtschaft haben Probleme, wenn sie nicht n das schnelle Internet angeschlossen sind. Wir müssen ür mehr Zugangsgerechtigkeit und für mehr Teilhabehancen für alle sorgen. Das wurde von meinen Vorrederinnen und Vorrednern schon angesprochen. 4 Millionen Haushalte ohne schnelles Internet – das ind zu viele. Wer in den weißen Flecken wohnt, kann Grietje Bettin zum Beispiel seine Steuererklärung nicht über Elster machen, kann sich die Tagesschau nicht online ansehen und kann bei Onlineauktionen nicht mitbieten. Die Wirtschaft hat ein Problem. Die kleinen und mittleren Unternehmen machen einen großen Bogen um die digitale Provinz. Sie brauchen schnelles Internet, um mit den Kunden und Händlern in Kontakt zu treten. Auch der Tourismus ist stark betroffen. Viele Unternehmen wandern ab; dadurch fallen Arbeitsplätze weg. Ich finde, dass die Regierung bei diesem Thema zu lange untätig war. Selbst in Südkorea haben fast doppelt so viele Menschen schnelles Internet wie hierzulande. Dänemark und Finnland sind uns natürlich wieder einmal weit voraus. Es kann der Regierung aber nicht egal sein, dass zum Beispiel Internetstudiengänge oder elektronische Verwaltung den Menschen verschlossen bleiben, die in diesen Regionen wohnen. Die Aufgabe ist klar. Wir müssen den ländlichen Raum ganz schnell flächendeckend an das High-Speed-Internet anschließen. Zu dem Antrag der Großen Koalition. Kollege Dörmann, wir konnten gar nicht von Ihnen abschreiben, weil Sie den Antrag erst gestern eingebracht haben. (Martin Dörmann [SPD]: Er lag Ihnen schon vorher vor!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614904600
Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614904700




(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Von daher kann ich nur sagen: Ihr Antrag enthält gute
Ideen, aber viele Punkte werden nicht zu Ende gedacht.


(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Mein Antrag!)


– Dein Antrag, Martina, okay.

Manche Forderungen sind wachsweich; das zwingt
die Regierung zu nichts. Da ist unserer Meinung nach
nicht viel Musik drin. Am Ende ist mit diesem Antrag
nicht garantiert, dass jeder einen Anschluss bekommen
kann.

Zu dem Antrag der FDP. Das Motto der FDP lautet
wieder einmal: Jeder denkt an sich, dann ist an alle ge-
dacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der FDP: Oh!)


Der Markt werde alles von selber regeln. Das ist in die-
ser Frage Quatsch, weil der Markt zum Beispiel in
Wustrow in Brandenburg gar nichts regelt. Ihr Motto
lautet wieder einmal: Wer auf der Strecke bleibt, hat
wettbewerbspolitisch Pech gehabt. Deshalb ist der An-
trag nicht so toll, wie Sie ihn hier beschreiben wollen,
Kollege Otto.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zu dem Antrag der Linken. Auch hier lautet wieder
einmal klassisch das Motto: Freibier für alle und die
Wirtschaft soll dafür zahlen. Aber wenn die Wirtschaft
dafür zahlt, müssen es am Ende die Kunden bezahlen.
Das ist nun einmal so. Das kann nicht unser Ziel sein.
Außerdem würden die Unternehmen sicherlich dagegen
klagen. Das würde aus unserer Sicht den Ausbau eher
verzögern, als ihn zu beschleunigen.

s

W
I
n
i
r

d
r
w
d

v
1
V
d

D
n

z
a
g
a

c
e
t
B
M
H
n
U
b
d
d

u
b
t
d
w
B
g

(C (D Was steht in unserem Antrag? Wir fordern ein schlüsiges Gesamtkonzept. (Martin Zeil [FDP]: Das ist gut, aber Sie haben keins!)


ir brauchen erstens eine Datenbasis mit den genauen
nformationen, wo das schnelle Internet in Deutschland
och fehlt. Dann können die Unternehmen systematisch
n diesen Regionen investieren. Der Breitbandatlas
eicht nicht aus; das wurde schon angesprochen.

Wir brauchen zweitens eine gemeinsame Plattform,
ie über die möglichen Fördermittel endlich Transpa-
enz schafft; denn heute ist sehr unübersichtlich, wer
elches Geld bereitstellt. Dann können die Gemeinden
ie Mittel nutzen.

Drittens brauchen wir eine neue Strategie zum Einsatz
on Geldern. Geld ist vorhanden. Herr Tiefensee hat
3 Milliarden für den Ausbau von Infrastruktur zur
erfügung. Wir müssen davon Mittel von der Straße auf
ie schnelle Datenautobahn umschichten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ann kommen die Daten endlich zu den Menschen und
icht umgekehrt.

Wir setzen in unserem Antrag eine Frist: Wenn bis
um Jahr 2009 nicht alle Haushalte ans schnelle Internet
ngeschlossen sind, dann muss man auf EU-Ebene eine
esetzliche Verpflichtung angehen. Das wurde schon
ngesprochen.

Wir müssen außerdem dafür sorgen, dass die gesetzli-
he Verpflichtung nicht zu starr ausgestaltet wird. Denn
s muss unbedingt verhindert werden, dass es wieder au-
omatisch so ist, dass der Monopolist den Ausbau der
reitbandinfrastruktur übernimmt. Das würde unserer
einung nach mit Sicherheit auch die Kosten in die
öhe treiben. Stattdessen setzen wir in dieser Frage zu-
ächst einmal auf den Wettbewerb. Es sollten sich viele
nternehmen um den Ausbau der Infrastruktur bewer-
en können. Dadurch könnten die Kosten gesenkt und
ie für die jeweilige Region beste Lösung befördert wer-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Martina Krogmann [CDU/ CSU])


Die bisherige Debatte hat deutlich gemacht, dass wir
ns im Ziel eigentlich einig sind. Wie meine Argumente
elegen, könnten wir die weißen Flecken mit einem gu-
en Konzept wirklich zügig beseitigen und dadurch die
igitale Spaltung in Deutschland endlich stoppen. Erst
enn wir das erreicht haben, hat Deutschland die nötige
asis für eine Wissens- und Informationsgesellschaft
eschaffen.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Martina Krogmann [CDU/ CSU])







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614904800

Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär

Hartmut Schauerte.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Die Taskforce!)


H
Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1614904900


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das
Thema, über das wir gerade diskutieren, ist interessant.
Wir alle beschäftigen uns damit. Wir überholen uns in
unseren Bemühungen gerade gegenseitig, und das ge-
wissermaßen in Breitbandgeschwindigkeit. Lassen Sie
mich für die Bundesregierung einige ganz konkrete
Punkte vortragen, an denen wir derzeit arbeiten und die
deutlich machen, wie flott wir bei diesem Thema voran-
kommen können.

Zunächst einmal möchte ich sagen: Wir sind gar nicht
so schlecht aufgestellt. Allein im letzten Jahr wurden in
Deutschland 5 Millionen neue Breitbandanschlüsse be-
reitgestellt. Bei einem Vergleich der fünf größten EU-
Länder liegt Deutschland hinsichtlich der DSL-Penetra-
tion auf dem ersten Platz und hinsichtlich der Gesamtpe-
netration auf dem zweiten Platz. In den letzten zwei Jah-
ren kam es in Deutschland zu den größten Zuwächsen
unter allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Es
ist also etwas passiert.

Trotzdem haben 8 bis 10 Prozent der Haushalte und
der mittelständischen Unternehmen, die in der Fläche
verteilt sind, noch nicht die Möglichkeit, qualitativ be-
friedigende Breitbanddienste zu nutzen. Deswegen ist
das Thema, über das wir reden, wichtig. Es ist für den
Mittelstand und unter partnerschaftlichen Gesichtspunk-
ten relevant. In diesem Zusammenhang geht es nämlich
auch um die Stichworte Mitwirkung, Rechte und Mög-
lichkeiten der Zivilisation. All das ist von großer Bedeu-
tung.

Es wurde angeregt, wir müssten die Datenlage ver-
bessern. Ja, das stimmt. Der von uns ins Leben gerufene
Breitbandatlas ist zwar eine intelligente Möglichkeit,
unbürokratisch Daten zu sammeln. Das allein reicht aber
nicht aus. Wir können jetzt allerdings besser beschrei-
ben, was zu tun ist. Da wir wissen, dass etwa 10 Prozent
der Fläche Deutschlands noch nicht hinreichend abge-
deckt sind, ermitteln wir die Daten aus genau diesen Re-
gionen; die Bundesregierung hat dazu ein sehr ambitio-
niertes Programm aufgelegt. Dabei arbeiten wir mit den
betroffenen Kommunen zusammen. Die Kommunen
werden uns alle relevanten Daten zur Verfügung stellen,
und wir werden sie ganz präzise sammeln. Ich denke,
dass wir diesen Schritt in einigen Monaten abschließen
können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Martin Zeil [FDP])


Dann haben wir das geschafft, was übrigens auch die
FDP gefordert hat: Dann haben wir unsere Datenlage so
verbessert, dass wir handeln können.

s
ü
T


l
k
l
d
n

l
r
g
v
n
z
s
P
l
w
w
v
d

n
g
k
n
s
Q
F
d

G
L
e

D
a
r
w
A
f
s
w

R
s
g
h
e
P

(C (D Wir wollen die Lösung dieses Problems auf techniche Weise angehen; in diesem Zusammenhang spielt brigens auch die CeBIT eine Rolle, die ich gerade zwei age besucht habe. (Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Was? Sogar zwei Tage?)


Ja. Ich bin länger geblieben, weil ich noch etwas zu er-
edigen hatte. – Wir haben überprüft, welche Möglich-
eiten es gibt. Es ist sehr eng und gewissermaßen öffent-
ich-rechtlich gedacht, bei einer Lösung zu bleiben und
eshalb die Potenziale, die andere Lösungen haben,
icht zu nutzen.


(Beifall des Abg. Martin Zeil [FDP])


Wir haben eine Vielzahl von Best-Practice-Beispie-
en vorgestellt. Dabei geht es um 24 konkrete Struktu-
en, die in die verschiedenen Gemeinden passen. Wir sa-
en ganz klar, wie das funktioniert. Es gibt Lösungen
on 1 bis 6 Megabit. So kann man alle Wünsche, die
achgefragt werden, erfüllen. Diese Lösungen haben wir
u erstaunlichen Preisen ermöglicht. Eine Flatrate bei-
pielsweise kostet 15 bis 30 Euro pro Anschluss. Dieser
reis ist im Vergleich zu den Preisen im DSL-Netz abso-

ut wettbewerbsfähig. Deswegen wäre es töricht, wenn
ir hohe Investitionen in Kauf nehmen würden, obwohl
ir unser Ziel genauso günstig und genauso wirkungs-
oll mit den Kommunen erreichen können. Das Gebot
er Stunde ist, nach der besten Lösung zu suchen.

Es gibt Funklösungen, mit denen man für 20 Teil-
ehmer – das sind Größenordnungen, die auch in entle-
enen Gebieten erreicht werden – alles gewährleisten
ann, was man braucht, und das zu Preisen, die mit de-
en der Telekom absolut vergleichbar sind, in guter Ge-
chwindigkeit, in angemessener Menge und mit hoher
ualität. Wir denken, dass wir auch in diesem Bereich
ortschritte erzielen werden, wenn wir mit den Gemein-
en intensive Diskussionen führen.

Das ist übrigens ein Thema, das wir wirklich mit den
emeinden angehen müssen. Es muss eine subsidiäre
ösung geben. Nicht der Bund zentral kann sagen, wie
s wo gehen soll.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


aher fordern wir die Gemeinden zur Zusammenarbeit
uf. Insofern ist der Druck – „Nun kümmert euch da-
um!“ –, der durch diese Debatte noch einmal erhöht
ird, einfach nur wertvoll. Man muss ja nicht auf ein
ngebot warten. Man kann auch einmal ein Angebot an-

ordern. Man kann sich auch einmal mit best practice
chlau machen, wie man Angebote anfordern kann und
elche technischen Lösungen infrage kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


So funktioniert ein modernes Gemeinwesen, nicht im
ahmen einer fest gefügten Struktur, die gerade bei die-

em Medium falsch wäre. Wir werden so viele technolo-
ische Neuerungen bekommen, an die wir bei unserer
eutigen Beschlussfassung noch gar nicht denken, dass
s falsch, ja geradezu töricht wäre, den technologischen
rozess auf eine Lösung einzuengen und die Chancen,






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Hartmut Schauerte
die sich bei näherem Hingucken rechts und links auftun,
nicht wahrzunehmen.

Ich will zum Schluss kommen und sagen: Wir spre-
chen hier über ein Thema, das ernst genommen wird und
sehr schnell einer Lösung zugeführt werden kann. Ich
wäre dankbar, wenn wir bei vielen Problemen, die wir
diskutieren, auf der Zeitschiene so vorankommen könn-
ten wie bei diesem Thema. Dies ist ein Thema, bei dem
ein Ruck durch das Land gehen kann.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das ist schon einmal passiert!)


Ich denke, in zwölf Monaten sind wir bei der Schließung
der Lücken, über die wir hier gesprochen haben, ein gan-
zes Stück weiter. Wir müssen allerdings auch sagen: Es
wird Ecken geben, extreme Lagen, wo wir mit allgemei-
nen Lösungen nicht weiterkommen. Das wird auch nicht
im Wege der allgemeinen Umlagemethode, im Rahmen
der Daseinsvorsorge gelingen. Auch bei der Daseinsvor-
sorge – wir haben das bei der Abfalltechnik gelernt –
gibt es Lösungen, die mit den Netzen nichts zu tun ha-
ben, mit denen das Ziel aber erreicht wird.

Ich denke, wir werden eine Anschlussdichte, eine
Versorgung erreichen, die den Anforderungen gerecht
wird. Der Bundeswirtschaftsminister und der Bundes-
landwirtschaftsminister arbeiten sehr engagiert an die-
sem Thema. Es wäre gelacht, wenn wir das Thema nicht
in relativ kurzer Zeit – ich sage noch einmal: binnen
zwölf Monaten – im Wesentlichen gelöst haben.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614905000

Das Wort hat der Kollege Martin Zeil von der FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Martin Zeil (FDP):
Rede ID: ID1614905100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

glaube, das Entscheidende ist, dass wir uns nicht nur bei
den Zielen einig sind, sondern dass die Menschen und
die Betriebe vor Ort endlich auch die Möglichkeiten er-
halten, die sie brauchen, um diese Technologie zu nut-
zen.


(Beifall bei der FDP)


Herr Kollege Dörmann, Sie waren ja geneigt, sich
über unseren Antrag etwas zu mokieren. Als Angehöri-
ger einer Fraktion, die mittlerweile fast zehn Jahre an der
Regierung ist, wäre ich da nicht so laut; denn Sie haben
die Entwicklung zum Teil verschlafen.


(Beifall bei der FDP)


Das Gleiche gilt natürlich für die Grünen, die die Ent-
wicklung ebenfalls besser hätten erkennen und fördern
können.

Sie haben jetzt Fördermittel bereitgestellt. Bezeich-
nend ist, dass die Mittel aus dem schönen Titel „Ver-
besserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“

k
g
l

Z
d
m
V
9
S
d
h

E
d

b
v

A
z
T
H
k

d

f
d
4
z
I
H
k
i
m

I

(C (D ommen. Das zeigt, mit welcher Geisteshaltung die Reierung an dieses ganz entscheidende Thema offensichtich herangeht und welchen Stellenwert es für sie hat. (Beifall bei der FDP – Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Was? – Martin Dörmann [SPD]: Es geht doch um die ländlichen Räume!)


Sie sollten auch einmal innerhalb Ihrer Regierung die
ahlen klären. Vielleicht sollte die Taskforce erst einmal
en Minister etwas instruieren. Er hat mir nämlich auf
eine Frage vor eineinhalb Jahren geantwortet, bei der
ersorgungsquote, die bei 93 Prozent liege, sollten
8 Prozent erreicht werden. In Ihrem Antrag sprechen
ie nun davon – das ist schon sehr viel realistischer –,
ass 45 Prozent der Haushalte einen Breitbandzugang
aben.


(Martin Dörmann [SPD]: Die angeschlossen sind!)


s wäre also sehr wichtig, dass Sie erst einmal selber
en Stand der Entwicklung kennen.


(Beifall bei der FDP – Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Bei dem ist etwas durcheinander gegangen!)


Wir brauchen keinen veralteten Breitbandatlas. Wir
rauchen kein DSL light. Das sind ja gerade die unter-
ersorgten Gebiete.

Was wir brauchen, ist erstens ein technologieoffener
nsatz; denn Breitband ist nicht nur DSL, sondern dazu

ählen auch – wie wir gerade gehört haben – andere
echnologien. Zweitens müssen wir sehen, dass es im
inblick auf den Abbau der regionalen Unterschiede
ein Patentrezept gibt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614905200

Herr Kollege Zeil, erlauben Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Schauerte?


Martin Zeil (FDP):
Rede ID: ID1614905300

Ja, selbstverständlich.


Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1614905400

Herr Kollege Zeil, Sie haben gerade eine Überprü-

ung der Zahlen angemahnt. Ist Ihnen bewusst, dass
iese beiden Zahlen wie folgt zustande kommen? Die
5 oder 50 Prozent – diese Zahl ist sehr dynamisch – be-
iehen sich auf die angeschlossenen Haushalte, die den
nternetzugang tatsächlich nutzen, die 93 Prozent auf
aushalte, die ihn nutzen können, von dieser Möglich-
eit aber noch teilweise keinen Gebrauch machen. Das
st die Differenz, die sich auch nicht bestreiten lässt. Das
uss klargestellt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Martin Zeil (FDP):
Rede ID: ID1614905500

Herr Kollege Schauerte, ich zitiere nur aus dem, was

hr Minister gesagt hat.






(A) )



(B) )


Martin Zeil

(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Aber es leuchtet Ihnen ein, nicht? – Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD)


– Da ist sicher etwas dran.


(Lachen und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Herr Kollege, mir geht es um Folgendes: Sie kommen
wie viele Kollegen und ich im Lande herum – das hoffe
ich jedenfalls – und müssten sich eigentlich fragen, wa-
rum das Thema Unterversorgung in solchem Maße an
uns herangetragen wird, wenn die Versorgung und An-
schlussmöglichkeit angeblich so gut sind. Ich zitiere Ih-
ren Minister noch einmal: Wir haben eine Durchdrin-
gung von 93 Prozent, müssen allerdings zwischen den
herkömmlichen Anschlüssen und der Breitbandversor-
gung unterscheiden. – Das sagt Ihr Minister.


(Gustav Herzog [SPD]: Geben Sie es doch zu: Die Zahlen sind falsch!)


Ich wollte auf Folgendes hinaus:


(Zurufe von der SPD: Ah!)


Sie sollten vielleicht, bevor Sie mit Taskforce und ähnli-
chen Begriffen neue Erwartungen wecken, in ihrer eige-
nen Terminologie und in Ihren Aussagen etwas klarer
sein.


(Beifall bei der FDP)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir brau-
chen hier Wettbewerb auch im Hinblick auf die Tech-
nologien. Es hat sich gezeigt, dass wir auf der Ebene der
Länder – nicht so sehr auf Bundesebene – eine Anschub-
förderung brauchen; wir sollten die Gemeinden und Be-
triebe mit dem Thema nicht allein lassen. Dies ist ein
klassisches Feld für die Länder. Wir sollten nicht mit der
großen Gießkanne herumgehen, sondern mit Program-
men und Initiativen, die auf diesem Gebiet zusammen-
arbeiten, zum einen eine Informationsgrundlage schaffen
und zum anderen eine entsprechende Förderung in Gang
setzen, allerdings dort, wo man sich damit auskennt,
nämlich in den Ländern.

Angesichts der zahlreichen und ständig wachsenden
Vorteile der modernen Internetkommunikation muss das
bestehende Gefälle zwischen den Ballungsräumen und
den ländlichen Gebieten dringend eingeebnet werden;
die Breitbandkluft muss überwunden werden. Wir brau-
chen keine weiteren Breitbandkongresse, runden Tische
und Informationsbroschüren. Wir brauchen auch keine
geschönten, sondern verlässliche Daten. Es muss schnell
und konstruktiv in Zusammenarbeit von Bund, Ländern
und Gemeinden gehandelt werden. Nur dann kommen
wir hier wirklich nach vorne.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614905600

Das Wort hat jetzt der Kollege Gustav Herzog von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)


W
s
i
d

d
A
a
m
B
m
g
n
w
w

m
b
r

d
a
u
F
h
n
d

V
R
Z
K
g
2
D
w
h
f
d
G
s
h
g
n
M
f
s
t

d
b
l
n
n
h
k

(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! enn ich Sie, Herr Kollege Zeil, so laut klagen höre und ehe, wie Sie mit dem Finger auf uns zeigen, dann habe ch fast den Eindruck, die FDP habe das Telefon erfunen und sei uns in der Diskussion meilenweit voraus. Wenn Sie, Frau Kollegin Zimmermann, uns allen auf ieser Seite des Hauses unterstellen, wir hätten keine hnung, was vor Ort los ist, dann mache ich Sie darauf ufmerksam, dass ich in der vergangenen Woche zusamen mit der Kollegin Westrich in Kaiserslautern einen reitbandgipfel veranstaltet habe. Statt der 150 angeeldeten Bürgermeister kamen 300; dabei haben wir in anz Rheinland-Pfalz nur 156 Gemeinden, die noch icht versorgt sind. Ihre Behauptung, wir wüssten nicht, as los ist, und würden uns nicht darum kümmern, zeigt, ie weit Sie von der Realität entfernt sind. Ich habe gesagt, dass sehr viele zu diesem Gipfel kaen. Dies zeigt erstens: Dieses Thema ist vor Ort ein rennendes Problem. Zweitens zeigt es: Wir tun gut daan, uns darum zu kümmern. Ich will aber auch deutlich machen, dass wir nicht in er digitalen Steinzeit sind. Ich habe mich 1998 gefreut, ls ich einen ISDN-Anschluss mit drei Nummern bekam nd nicht nur telefonieren, sondern gleichzeitig auch ein ax empfangen konnte. Das ist gerade einmal zehn Jahre er. ISDN war damals das Nonplusultra der Telekommuikationsversorgung. Damals nannte man diese Form er Übertragung „Breitband“. Jetzt gibt es seit ein paar Jahren DSL. Da sind wir im ergleich zu anderen Ländern in der EU ganz gut im ennen; der Herr Staatssekretär hat die entsprechenden ahlen genannt. Der Wettbewerb funktioniert, Frau ollegin Zimmermann. Wir sind im europäischen Verleich mit Kosten von monatlich etwa 25 Euro für eine -MB-Flatrate am günstigsten. In der EU muss man im urchschnitt 38 Euro pro Monat dafür ausgeben. In Noregen muss man dafür mehr als 50 Euro zahlen. Diesen ohen Preis habe ich mir so erklärt, dass Norwegen zwar lächenmäßig etwa so groß ist wie die Bundesrepublik, ie Bevölkerung sich jedoch über viele dünnbesiedelte ebiete verteilt. Aber auch in Belgien und Dänemark ind die Kosten für den privaten Anschluss deutlich höer. Bei uns funktioniert also der Wettbewerb. Aber es ibt Gebiete – dies ist das Thema dieser Debatte –, die icht mit Breitbandanschlüssen versorgt sind. Auch die enschen dort haben – das wurde hier zu Recht mehr ach gesagt – einen Anspruch auf einen solchen Anchluss. Es ist übrigens die Aufgabe der Kommunalpoliik, für konkrete Lösungen zu sorgen. Ich will ein ganz banales Beispiel nennen. Mir war ie Bedeutung von Leerrohren noch nie so bewusst wie ei diesem Thema; denn all diejenigen Gemeinden im ändlichen Raum, die in den letzten zehn Jahren die Kaalisation, also die Wasserleitung oder sonst etwas, ereuert haben und keine Leerrohre verlegt haben, haben eute ein kleines Problem. Das Graben eines Kanals ostet 50 bis 100 Euro pro Meter und das Verlegen eines Gustav Herzog Fernmeldekabels 5 bis 10 Euro pro Meter, aber das Verlegen eines simplen Leerrohrs, in das man ganz einfach ein Glasfaserkabel einziehen kann, kostet 1 bis 2 Euro pro Meter. Wenn wir die Versorgung mit Breitbandanschlüssen wirklich gewährleisten wollen, dann müssen wir sagen: Es darf nirgendwo mehr gebaut werden, ohne dass diese Voraussetzungen geschaffen werden. Gerade im ländlichen Raum kommt diesbezüglich noch einiges auf uns zu. Wie soll man etwa dafür sorgen, dass zum Beispiel Ärzte im ländlichen Raum bleiben – wir werden dort in den nächsten Jahren eine Unterversorgung bekommen –, wenn sie Probleme haben, entsprechende Anschlüsse zu erhalten, um die Gesundheitskarte auch einsetzen zu können? In Diskussionen mit Kommunalpolitikern habe ich festgestellt, dass viel Engagement und Fantasie vorhanden sind. In der Gemeinde Breitenbach haben sich mehr als 200 Bürger dazu entschieden, die Versorgung mit Breitbandanschlüssen selbst zu organisieren. Sie stehen kurz vor der Vertragsunterzeichnung. Noch nie waren die Bürgerversammlungen dort so gut besucht. Die Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden hat schon auf eigene Kosten eine sehr detaillierte Untersuchung durchführen lassen. Die wollen jetzt dieses Thema ähnlich wie die Stadtwerke in Marburg selbst in die Hand nehmen, also nicht eines der großen Unternehmen bitten, auffordern oder bezahlen. Im Bereich der IT wird häufig über Kopierschutz geredet. Wenn es gute Beispiele gibt, sollten wir Wettbewerbe durchführen und sagen: Hier gibt es keinen Kopierschutz. Macht es denen nach, die es gut, richtig, wirtschaftlich und vor allen Dingen schnell geregelt haben! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Gustav Herzog (SPD):
Rede ID: ID1614905700

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


Frau Kollegin Krogmann, Sie haben vorhin aufge-
zählt, was die Bundesregierung alles schon macht. Ich
glaube, Sie haben übersehen, dass wir Agrarpolitiker
– einige sind ja da – in den Haushalt 10 Millionen Euro
für die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrar-
struktur und des Küstenschutzes“ eingestellt haben. Herr
Kollege Zeil, Sie sollten sich einmal mit Ihren Agrarpo-
litikern unterhalten, was Entwicklung im ländlichen
Raum bedeutet. Da sind wir die richtige Adresse.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ernst Burgbacher [FDP]: Wer? – Martin Zeil [FDP]: Es geht doch nicht um Küstenschutz!)


Das wird nicht abgewertet, sondern es ist unsere origi-
näre Aufgabe, für den ländlichen Raum zu sorgen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Wie gut das ankommt, kann ich für das Land Rhein-
land-Pfalz sagen, das unser Angebot schon sehr konkret
umgesetzt hat und in den nächsten fünf Jahren selbst
10 Millionen Euro zur Verfügung stellen wird. Bei der
Landesregierung wird es einen Beauftragten geben, bei
dem sich alle Interessierten entsprechend informieren
können, was die besten Lösungen sind. Rheinland-Pfalz

w
B

A
t
b

t
m
e

D

h
m
s
s
n
s
g

M
s
m
l
b
d

a
n
s
a
l
k

l
g
v

e
C

u
w

(C (D ird eine Internetplattform schaffen, auf der die guten eispiele präsentiert werden. Ein paar Sätze noch zu den Anträgen der Opposition. uf die Textbausteine, die in einem Antrag der Opposi ion stehen müssen – die Bundesregierung tut zu wenig zw. tut nichts –, möchte ich jetzt nicht eingehen. Ich muss anerkennen, dass sich die FDP ein Hinterürchen offengehalten hat, nämlich dass, sollten die arktwirtschaftlichen Lösungen ausgeschöpft sein, über ine gesetzliche Regelung nachgedacht werden könne. (Martin Zeil [FDP]: Das ist das Grundprinzip der sozialen Marktwirtschaft!)


as ist weitsichtig von Ihnen.

Der Antrag der Linken geht an der Realität vorbei. Sie
aben eindrucksvoll ein Beispiel geschildert. Aber ich
uss Ihnen sagen: Es ist nicht so, dass, wenn der Deut-

che Bundestag heute ein entsprechendes Gesetz be-
chließt, die betreffende Person in wenigen Wochen ei-
en Breitbandanschluss hat. So etwas kann nur jemand
agen, der in einem Land aufgewachsen ist, wo man
laubte, alles mit Gesetzen regeln zu können.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Aber wie war es denn in diesem Land? Nichts ist geschehen! Nicht einmal Telefon haben die Leute bekommen!)


an kann es sich auch nicht so einfach machen, zu
agen, dass die großen Unternehmen große Gewinne
achen. Schauen Sie sich doch die Situation an: Die Te-

ekom verdient da nicht das große Geld. Bei den Breit-
andanschlüssen herrscht ein ultraharter Wettbewerb;
ies bringt das eine oder andere Problem mit sich.

Zu den Grünen. So ganz haben Sie doch nicht bei uns
bgeschrieben; denn ich habe einen Widerspruch bei Ih-
en entdeckt – vielleicht können wir den in der Aus-
chussberatung auflösen –: Sie lehnen Funk ab, fordern
ber, über alternative Lösungen zu informieren. Viel-
eicht müssen Sie zunächst mit sich selbst ins Reine
ommen.

Der Antrag der Großen Koalition ist eine gute Grund-
age für die weitere Beratung. Ich denke, wir werden zu
uten Lösungen kommen. Das erwarten die Menschen
on uns zu Recht.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614905800

Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

rteile ich dem Kollegen Klaus Hofbauer von der CDU/
SU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Klaus Hofbauer (CSU):
Rede ID: ID1614905900

Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

nd Kollegen! Hier ist bereits eindrucksvoll geschildert
orden, welche Bedeutung die Breitbandversorgung hat.






(A) )



(B) )


Klaus Hofbauer
Haben wir uns beim Ausbau der Infrastruktur unseres
Landes in den letzten Jahren schwerpunktmäßig auf die
Autobahnen konzentriert, müssen wir den Schwerpunkt
jetzt darauf setzen, dass auch die Datenautobahnen ent-
sprechend ausgebaut werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Staatssekretär, Sie haben in eindrucksvoller Art
und Weise dargestellt, was schon geschieht. Ich möchte
der Bundesregierung bestätigen, dass wir bei der Daten-
autobahn bereits auf der Überholspur sind und weitere
Fortschritte erzielen. Als ich meine Rede konzipiert
habe, bin ich davon ausgegangen, dass wir das Problem
der Breitbandversorgung binnen drei Jahren lösen. Sie
haben mich überholt, Herr Staatssekretär, indem Sie an-
kündigten, dass dies bereits innerhalb des nächsten Jah-
res geschieht. Wir werden alles daransetzen, dass die
Breitbandversorgung in den nächsten zwei, drei Jahren
auch in der Fläche gewährleistet ist. Sie ist für den länd-
lichen Raum von entscheidender Bedeutung. Bisher ist
der ländliche Raum hier benachteiligt. Dies muss beho-
ben werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Nur folgende Punkte – das ist schon gesagt worden –:
Wir brauchen den Wettbewerb der Anbieter. Ich habe
den Eindruck, dass sich auf dem Breitbandmarkt etwas
bewegt, seit das Thema diskutiert wird und verschiedene
Initiativen ergriffen worden sind. Ich glaube, wir können
hier einiges erreichen. Die Anbieter dürfen aber nicht,
auch wenn das bei privaten Anbietern selbstverständlich
ist, den wirtschaftlichen Faktor in den Mittelpunkt stel-
len. Sie haben auch eine Verantwortung für den ländli-
chen Raum. Sie tragen Verantwortung für die Erschlie-
ßung unseres Landes mit Breitbandanschlüssen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Gustav Herzog [SPD])


Ich möchte bei dieser Gelegenheit ausdrücklich sa-
gen, dass entscheidende Impulse von unseren Ministern
Michael Glos und Horst Seehofer ausgegangen sind.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Seehofer?)


Sie haben das Thema aufgegriffen und Konzepte und
Strategien entwickelt.

Ich halte es für gut, dass die Breitbandversorgung Be-
standteil der Gemeinschaftsaufgabe GAK ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die vorhandenen Mittel werden nicht reduziert; viel-
mehr sind die Mittel erhöht worden. Deswegen werden
wir auch zukünftige Möglichkeiten nutzen können. Ich
glaube, dass dies ein Erfolg wird.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat ein Pilotpro-
jekt konzipiert, für das sechs Gemeinden ausgewählt
wurden, in denen das Projekt umgesetzt werden soll. Da-
mit sind sehr große Chancen verbunden, weitere Er-
kenntnisse zu gewinnen.

Eine der Gemeinden liegt Gott sei Dank in meinem
Wahlkreis.



B
s
k
K
n
D
m
d
g
e
d

m
R
j
z




m
t

V
n

d
f
r

v
f
s

W

d
u

(C (D (Gustav Herzog [SPD]: Ich hätte auch gerne eine!)


Das haben Sie aber zu spät gemeldet. –


(Gustav Herzog [SPD]: Ich bin in der falschen Partei!)


esonders wichtig ist bei diesem Pilotprojekt die Zu-
ammenarbeit der Kommunen. Im ländlichen Raum
ann die Umsetzung nicht separat in der jeweiligen
ommune erfolgen; vielmehr sind Zusammenschlüsse
otwendig. Ich halte das für den entscheidenden Punkt:
ie Gemeinden müssen zusammenarbeiten, eine ge-
einsame Bestandserhebung und eine Ausschreibung

urchführen, in der kein bestimmtes System vorgeschla-
en wird, sondern die es den Anbietern ermöglicht,
igene Innovationen einzubringen. Ich bin überzeugt,
ass wir damit etwas für den ländlichen Raum erreichen.

Lassen Sie mich zusammenfassen: Unser gemeinsa-
es Ziel muss erstens darin bestehen, die ländlichen
äume in einem überschaubaren Zeitraum – ich sage es

etzt einfach so, Herr Staatssekretär: in den nächsten
wei, drei Jahren – flächendeckend zu versorgen.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Ein Jahr, hat er gesagt! – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Zwölf Monate, hat er gesagt!)


Warten wir ab, was dazu im Protokoll steht.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Zwölf Monate sind ein Jahr!)


Dann einigen wir uns auf ein Jahr. Ich bin sehr opti-
istisch. Wer hätte vor einem halben Jahr oder Dreivier-

eljahr geglaubt, dass wir so weit kommen würden?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Zweitens sind der Wettbewerb der Anbieter und das
erantwortungsbewusstsein für den ländlichen Raum
otwendig.

Drittens möchte ich ausdrücklich die Kommunen in
ie Pflicht nehmen. Wir brauchen gemeindeübergrei-
ende Konzepte. Alleine wird eine Kommune nicht zu-
echtkommen.

Viertens sollten wir uns auch bewusst sein, dass die
orhandenen finanziellen Mittel nicht ausreichen. Inso-
ern müssen wir den Schwerpunkt auch auf die Finanzen
etzen.

Abschließend stelle ich fest, dass wir auf einem guten
eg sind.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614906000

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 16/8381, 16/7862, 16/8195, 16/8372
nd 16/8374 an die in der Tagesordnung aufgeführten






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstan-
den? – Das ist der Fall. Dann sind die Überweisungen so
beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 24 a bis 24 d auf:

24 a) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten
Dr. Dagmar Enkelmann, Ulrich Maurer, Hüseyin-
Kenan Aydin, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion DIE LINKE

Zum Stand der Deutschen Einheit und der
perspektivischen Entwicklung bis zum Jahr
2020

– Drucksachen 16/3581, 16/5418 –

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Dagmar Enkelmann, Dr. Gesine Lötzsch,
Roland Claus, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion DIE LINKE

Erhöhung von Transparenz und Zielgenauig-
keit des Mitteleinsatzes für die ostdeutschen
Bundesländer

– Drucksache 16/7567 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Petra
Sitte, Dr. Gesine Lötzsch, Roland Claus, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Errichtung einer Großforschungseinrichtung
in den neuen Ländern

– Drucksache 16/5817 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss

d) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ältestenrates zu dem Antrag der Ab-
geordneten Dr. Gesine Lötzsch, Roland Claus,
Dr. Dietmar Bartsch und der Fraktion DIE
LINKE

Einsetzung eines Ausschusses des Deutschen
Bundestages für die Angelegenheiten der
neuen Länder und für andere strukturschwa-
che Regionen

– Drucksachen 16/130, 16/1220 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Manfred Grund

Zu der Großen Anfrage der Fraktion Die Linke liegt
ein Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. Gibt es Wider-
spruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist so beschlossen.

K
W

A
m
i
z
H

d
g
m
O
s
z
t
m
i
d
F
S
h
i
T
e
O
l
d
W

p
J
s
k
d
B
t
a
k
c
m
d
d
L

M
ü
H
g
W

(C (D Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat der ollege Dr. Gregor Gysi von der Fraktion Die Linke das ort. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die ntwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage einer Fraktion macht eine Art Ostblindheit und Des nteresse deutlich, was auch im Bundestag immer wieder u spüren ist. Ich glaube aber, dass wir uns das in keiner insicht leisten können. Bei der Vereinigung gab es eine Schwierigkeit, unter er wir noch heute leiden. Es war nämlich keine Vereiniung, sondern ein Beitritt. Das hat Folgen. Es wurde imer nur darüber nachgedacht, welche Folgen das im sten hat, ob es dort damals vielleicht an Selbstbewusst ein mangelte. Das stimmt, das hatte auch etwas damit u tun. Aber das Entscheidende war eine Folge im Wesen. Da man sich nichts vom Osten abgeschaut hat, da an nicht bereit war, einige Strukturen aus dem Osten m Westen einzuführen, gab es im Zusammenhang mit er Einheit für keinen Menschen in Passau, Kiel oder rankfurt am Main eine Steigerung der Lebensqualität. ie haben ein Glas Wein oder ein Glas Sekt getrunken, aben sich gefreut, und seitdem erleben sie, dass es mit hnen sozial bergab geht und der Osten sich trotz hoher ransferleistungen nicht selbst finanzieren und nicht auf igenen Füßen stehen kann. Aus ihrer Sicht nörgeln die ssis herum und wählen komisch. Das ist ihre Einstel ung. Dann gibt es noch einzelne Kandidaten, insbesonere aus der Union, die versuchen, auf dieser Schiene ahlkampf zu machen. Aber das funktioniert nicht. Jetzt entdeckt Frau von der Leyen, dass an der Kripenstruktur im Osten vielleicht doch etwas dran war. etzt sagt man, dass die Öffnungszeiten der Kindertagestätten vielleicht gar nicht so schlecht waren. Jetzt erennt man, dass man die eine oder andere Struktur in en Schulen vielleicht hätte übernehmen können, zum eispiel die stellvertretende Direktorin oder den stellver retenden Direktor für außerunterrichtliche Tätigkeiten n jeder Schule. Man hätte das ja anders organisieren önnen. Aber jemanden zu haben, der außerunterrichtlihe Tätigkeiten anbietet und dafür verantwortlich ist, usste doch nicht falsch sein. Herr Althaus – Mitglied er CDU – war dafür zum Beispiel in Thüringen zustänig. Er wird deswegen doch nicht plötzlich sein ganzes eben bereuen. an hat im Westen keine Strukturen aus dem Osten bernommen, und das hat von Bayern bis Schleswigolstein bis heute psychologische Folgen. Ich rede jetzt ar nicht über die Folgen im Osten, sondern über die im esten. Diese beschäftigen uns nach wie vor. (Uwe Beckmeyer [SPD]: Eine stellvertretende Direktorin gibt es bei uns!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614906100

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Es gibt eine Standortmarketingagentur namens Invest
in Germany, die jährlich 19 Millionen Euro Bundesmit-
tel bekommt und mit folgender Aussage für den Osten
wirbt – ich zitiere wörtlich –:

In Ostdeutschland profitieren Investoren von Löh-
nen, die 30 Prozent unter westeuropäischem Stan-
dard liegen, und von einem niedrigen gewerk-
schaftlichen Organisationsgrad.

Aufsichtsratsvorsitzender dieses Unternehmens ist Herr
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos. Das sagt wohl
alles. Diese Art von Werbung für Ostdeutschland wollen
wir nicht.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Unerhört!)


Es werden hier im Bundestag oft Gesetze beschlos-
sen, bei denen man sich gar nicht überlegt, welche Fol-
gen sie für strukturschwache Regionen im Westen, vor
allen Dingen aber für den strukturschwachen Osten
haben. Oft sind die Folgen dort viel negativer als wo-
anders. Ich werde Ihnen Beispiele dafür nennen.

Es gibt in Deutschland Aufstockerinnen und Auf-
stocker; das ist übrigens ein Skandal. Das sind Leute, die
so wenig verdienen, dass sie zusätzlich ALG II benöti-
gen, um das Existenzminimum zu erreichen. Die Union
sagt jetzt, sie sei für Kombilöhne. Ich möchte gerne ein-
mal wissen, wo das Ganze enden soll. Der Unternehmer
zahlt dann 1 Euro pro Stunde, und den Rest zahlen die
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Wo leben wir denn
eigentlich? Anständige Arbeit muss auch anständig be-
zahlt werden. Ich kann solche Überlegungen gar nicht
nachvollziehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Allein im Osten sind 30 Prozent der geringfügig Be-
schäftigten Aufstockerinnen und Aufstocker.

Ich nenne außerdem das Beispiel Elterngeld. Diesbe-
züglich habe ich einen deutlichen Kritikpunkt im Hin-
blick auf Frau von der Leyen. Warum? – Sie hat auf der
einen Seite das Elterngeld auf bis zu 1 850 Euro erhöht,
damit auch Besserverdienende mehr Elterngeld bekom-
men, aber gleichzeitig die Bezugsdauer von zwei Jahren
auf ein Jahr gekürzt. Das betrifft insbesondere diejeni-
gen, die den geringsten Elterngeldbetrag in Höhe von
ungefähr 300 Euro bekommen, wozu der größte Anteil
der Bezieherinnen und Bezieher gehört. Wenn die Män-
ner – oder auch einmal die Frauen – noch zwei Monate
übernehmen, sind es 14 statt zwölf Monate. Das ist übri-
gens eine gute Idee; diesbezüglich bewegt sich auch et-
was in der Gesellschaft.

Ich sage Ihnen aber, was das im Kern bedeutet: Es ist
eine direkte Umverteilung. Um den Besserverdienenden
mehr Geld geben zu können, kürzt man die Bezugsdauer
um ein Jahr. Genau das ist auch im Osten geschehen:
Der Leistungsbezug für die Ärmeren in der Gesellschaft
ist um zwölf, mindestens aber um zehn Monate gekürzt
worden, damit die Reicheren mehr Geld bekommen kön-
nen.

D
u

T
d
S
r


g
d
J
s

v
d
i
2
g
g
n
D
H
t

s
l
k
k
b
l
r

W
d
t
s
a
d
b

2
m
s
s

d
1
d
d
1
d
1
H
e

(C (D as ist nicht hinnehmbar; aber das wurde von der SPD nd der Union beschlossen. Es gibt ein weiteres Problem. Ich weiß um die hohen ransferleistungen. Dafür muss man sich auch einmal ankbar zeigen, weil diese finanziellen Mittel eine Art olidarleistung der Gesellschaft sind, um den Osten voanzubringen. (Joachim Günther [Plauen] [FDP]: Dann machen Sie es doch auch!)


(Beifall bei der LINKEN)


Ich habe es doch gerade gemacht. – Aber es gibt ein
roßes Fragezeichen dahinter; denn bei allen Bundesför-
ermitteln ist der Anteil für den Osten extrem niedrig.
etzt müssten wir das gegenrechnen. Muss das sein? Was
oll das Ganze? Ich nenne Ihnen zwei Beispiele.

Erstes Beispiel. Der Osten stellt 20 Prozent der Be-
ölkerung, bekommt aber nie 20 Prozent der Bundesför-
ermittel. Von den 1,2 Milliarden Euro für die Exzellenz-
nitiative für die Forschung bekommt der Osten nicht
0 Prozent, sondern nur 4 Prozent. Jetzt könnte man sa-
en, den Rest müsse der Osten aus den Transferleistun-
en bestreiten. Aber dann stimmte die ganze Rechnung
icht mehr, weil man das sofort gegenrechnen müsste.
as gilt auch für die Förderung der Energieforschung.
ier bekommt der Osten nur 10 Prozent, obwohl ihm

heoretisch 20 Prozent zustünden.

Welche Folgen hat das? Wenn die Mittel so gering
ind, kann man keine Forschungseinrichtungen bezah-
en. Dann entstehen im Osten keine Unternehmen und
eine Wirtschaftstätigkeit. Dann wird die Arbeitslosig-
eit nicht abgebaut. Das bringt so nichts. Wir brauchen
ei den Fördermitteln des Bundes eine gerechte Vertei-
ung in der Bundesrepublik Deutschland, und zwar ge-
ade im Hinblick auf die strukturschwachen Regionen.


(Beifall bei der LINKEN)


enn ich die strukturschwachen Regionen anspreche,
ann meine ich – das ist neu; die Debatte wird heutzu-
age anders geführt – nicht nur den Osten, sondern auch
trukturschwache Regionen in Nordrhein-Westfalen und
nderen westlichen Bundesländern, die genauso geför-
ert werden müssen wie der Osten. Das müssen wir hin-
ekommen.

Zweites Beispiel. Wir im Osten bekommen nicht etwa
0 Prozent, sondern gerade einmal 2 Prozent der Förder-
ittel für den Austausch von Studenten und Wissen-

chaftlern. Der Osten wird also an den Bundesmitteln
tändig unterdurchschnittlich beteiligt.

Im Osten gibt es zudem keinen Aufschwung. Die
urchschnittliche Arbeitslosenquote im Osten liegt bei
4,8 Prozent. Das ist mehr als doppelt so hoch wie in
en alten Bundesländern, wo sie 7 Prozent beträgt. Laut
er Welt vom 21. November 2005 gibt es im Osten
5 Unternehmen, die Umsatzmilliardäre sind, aber in
en alten Bundesländern 500. In der DDR gab es fast
00 Großbetriebe mit mehr als 10 000 Beschäftigten.
eute gibt es im Osten lediglich zwei Unternehmen mit

iner solchen Anzahl von Beschäftigten. 20 Prozent






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
mehr Frauen als Männer verlassen den Osten und gehen
in die alten Bundesländer, um eine Ausbildungschance
zu haben. Das hat unter anderem die demografischen
Probleme zur Folge, die wir alle kennen.

Wir fordern die Angleichung der Löhne und Gehälter
sowie der Renten.


(Beifall bei der LINKEN)


Im Jahre 18 der deutschen Einheit wird noch immer so
getan, als müssten die Unterschiede bei den Löhnen und
Gehältern noch 20 Jahre fortbestehen. Gleicher Lohn für
gleiche Arbeit, gleiche Rente für gleiche Lebensleistung,
das muss doch endlich zu einer Selbstverständlichkeit
werden.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614906200

Herr Kollege Gysi!


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614906300

Herr Präsident, ich will nur noch einen Satz sagen.

Herr Bundesminister Tiefensee, Sie sind für den Osten
zuständig. Aber wie arbeiten Sie eigentlich mit dem Par-
lament zusammen? Es gibt ja gar keinen entsprechenden
Ausschuss. Wollen Sie im Verkehrsausschuss über den
Osten reden? Wir brauchen im Bundestag dringend ei-
nen Ausschuss für die neuen Bundesländer und alle an-
deren strukturschwachen Regionen in Deutschland. Ich
bitte Sie, einen solchen Ausschuss einzurichten.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614906400

Das Wort hat der Kollege Manfred Grund von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1614906500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Durch die Große Anfrage und den Entschlie-
ßungsantrag der Fraktion Die Linke ziehen sich wie ein
roter Faden die Fragen: Wann hat Ostdeutschland West-
niveau erreicht? Wann haben wir gleiche Lebensverhält-
nisse? Am Westniveau wird alles gemessen. Genau das
hat mein Vorredner getan. Wer aber den Westen, der in
sich schon lange nicht mehr einheitlich ist, zum alleini-
gen Maßstab für die Entwicklung macht und nicht das
Ausgangsniveau sieht, verliert das bisher Geleistete und
Erreichte aus den Augen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die heutige Situation in den neuen Bundesländern
ließe sich nicht zutreffend beschreiben – darauf wurde in
der Antwort auf die Große Anfrage hingewiesen –, wenn
man den faktischen Staatsbankrott als Ausgangslage in
den neuen Bundesländern nicht berücksichtigte.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


D
w
U
E
W
w
w

P
g
f
r
B
d
D
D
b
g
d
t
O
d
w
i

g
E
s
d
J
t
b
d
d
k
n
i
a
s
d
z

N
d
R
s
S
2
O
E
s
a
R
s
w
s

(C (D ie DDR war 1989 nicht nur politisch, sondern auch irtschaftlich gescheitert. Sie war faktisch bankrott. Die mwelt war ruiniert. Wir haben bisher 9 Milliarden uro allein für die Sanierung der Umweltlasten bei der ismut aufgewandt und müssen fortwährend Geld aufenden, um die Hinterlassenschaften zumindest teileise zu beseitigen. 1988 hat der damalige Vorsitzende der staatlichen lankommission der DDR, Gerhard Schürer, in einem eheim gehaltenen Bericht an das Zentralkomitee empohlen, den Lebensstandard der DDR-Bürger sofort zu eduzieren und zu investieren. Ansonsten wäre der ankrott des Staates nicht aufzuhalten gewesen. Das war amals bekannt, und das ist die Ausgangslage gewesen. er Sozialismus in den Farben der DDR war gescheitert. ie Folgen dieses Scheiterns haben wir noch heute zu ewältigen. Dieses Scheitern hat aber auch zu einer roßartigen nationalen Solidarität geführt hat. Aufgrund ieser Solidarität werden jedes Jahr 4 Prozent des Brutosozialproduktes als Transferleistungen von West nach st gelenkt. Das ist Geld, das auch im Westen nicht auf er Straße liegt, sondern dort für Investitionen gebraucht ürde. Das ist die tatsächliche Situation, in der wir sind – n der wir dankenswerterweise sind. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es bleiben einige Baustellen. Auf einige will ich ein-
ehen. In der Antwort auf die Große Anfrage wird die
inkommenslage in den neuen Bundesländern darge-
tellt. Danach – die Werte, die mir vorliegen und die in
er Antwort angegeben sind, sind von 2003; alle fünf
ahre wird eine Erhebung durchgeführt – liegen die Net-
oeinkommen der Haushalte in den neuen Bundesländer
ei 77 Prozent der Nettoeinkommen der Haushalte in
en alten Bundesländern. Weit besser ist die Situation in
en Rentnerhaushalten der neuen Länder. Deren Ein-
ommen lagen bei 85 Prozent der Einkommen der Rent-
erhaushalte im Westen. Das heißt, die Rentnerhaushalte
n den neuen Bundesländern haben prozentual stärker
ufgeholt als die Arbeitnehmerhaushalte. Dass wir die-
en Stand überhaupt haben erreichen können, hat wie-
erum mit Transferleistungen in der Rentenversicherung
u tun.


(Beifall bei der CDU/CSU)


un weiß ich aus Briefen, Gesprächen und Telefonaten,
ass die gefühlte Situation der Rentner eine andere ist.
entner fühlen sich schlechter gestellt, als es nach die-

en Werten tatsächlich der Fall ist. Das hat viel mit der
tagnation der Renten in den Jahren 2003, 2004 und
005 zu tun. Es gibt auch Inflationssorgen; die gibt es in
st wie in West. Kritisiert werden die unterschiedlichen
ntgeltpunkte und Renteneckwerte bei auch im Osten
teigenden Lebenshaltungskosten. Nicht zuletzt gibt es
uch die Sorge vor Altersarmut. Die Sorge der aktuellen
entnergeneration vor Altersarmut mag unbegründet

ein. Bei all denen, die danach mit unterbrochenen Er-
erbsbiografien in das Rentenalter kommen, ist das tat-

ächlich ein Problem. In der Systematik der gesetzlichen






(A) )



(B) )


Manfred Grund
Rentenversicherung ist dieses Problem nicht aufzulösen.
Die Lösung kann nur darin liegen, dass durch Ermögli-
chung eines wirtschaftlichen Aufschwungs Produktivi-
tätsgewinne zu zusätzlichen Arbeitsplätzen auch in den
neuen Bundesländern führen und dass die Löhne steigen,
sodass sich die Rentensituation verbessert. Denn in un-
serer dynamisch angelegten Rentenversicherung folgen
die Renten den Löhnen.

Die Nettovermögen – nicht die Einkommen – der ost-
deutschen Haushalte lagen 1993 bei nominal 40 Prozent
der Immobilien- und Geldvermögen der Haushalte der
alten Bundesländer. Das bedeutet seit 1993 ein Aufholen
um 63 Prozent. Das ist ein bemerkenswerter Aufholpro-
zess. Das heißt aber auch, dass eine Angleichung der
Einkommens- und Vermögenssituation noch Jahre in
Anspruch nehmen wird. Das ist für die Menschen in den
neuen Bundesländern bedauerlich. Man kann das aber
nicht der Bundesregierung zum Vorwurf machen. Man
kann einen Vorwurf, wenn überhaupt, nur an die sozia-
listische Wirtschaftsordnung richten, die es geschafft
hat, in 40 Jahren ein blühendes Mitteldeutschland und
die Menschen dort zu ruinieren.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich will auf einige Punkte eingehen, die auch in der
Rede des Kollegen Gysi angesprochen worden sind: die
Linkspartei als Kümmererpartei, als Sozialpartei, als
Partei für die kleinen Leute.


(Zuruf von der LINKEN: Auch in Thüringen!)


– Ich komme gleich zu Thüringen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist aber eine Tatsache!)


Die Linke regiert in Berlin, sie regiert in Mecklenburg-
Vorpommern.


(Zurufe von der CDU/CSU: Nein! – Joachim Günther [Plauen] [FDP]: Regierte! – Zurufe von der LINKEN: Leider nicht in Mecklenburg-Vorpommern!)


– Die PDS regierte in Mecklenburg-Vorpommern. – Sie
tolerierte in Sachsen-Anhalt. Am Ende der Tolerierung
in Sachsen-Anhalt hatte Sachsen-Anhalt die höchste Ar-
beitslosenquote in ganz Deutschland.


(Zuruf von der CDU/CSU: Schau an!)


Am Ende von Rot-Rot in Mecklenburg-Vorpommern
war die Zahl der Sozialhilfeempfänger um 34 Prozent
gestiegen. Rot-Rot in Berlin bedeutet für jedes dritte
Kind dort Armut. Nicht zufällig hat die Linke bei der
letzten Abgeordnetenhauswahl nur noch halb so viele
Stimmen wie zuvor bekommen, und es hat sich eine
WASG gebildet, die ihre unsoziale Politik in Berlin be-
kämpft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Rainer Fornahl [SPD])


In Berlin betreibt die Linke eine Politik gegen junge
Leute, gegen Kinder, gegen sozial Schwache. Nir-

g
c

ß
k
m
n
m
k
u
n

s
l
s
S
d
n
w
r

F

g
r
a
l
B
h
i
S
t

a
g
S
n
W
V
s
d
d

k
d

(C (D endwo sind soziale Leistungen derart zusammengestrihen worden wie in Berlin. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der LINKEN: Warum?)


Herr Präsident, ich möchte noch einen Gedanken äu-
ern. In einer Ihrer Feststellungen zur Großen Anfrage
ommt die Linke zu dem Ergebnis, dass Verwaltungsrefor-
en, Kommunalreformen größeren Einheiten überhaupt

ichts, auch keine Einsparungen, bringen. Da frage ich
ich, wieso die Linke in Thüringen vier oder fünf Groß-

reise fordert, Einheitsgemeinden mit 5 000 Menschen,
nd gleichzeitig unterstellt, man könnte so 200 Millio-
en Euro im Jahr einsparen.


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Doppelzüngigkeit!)


Sie predigen Wein, und wenn sie an der Regierung
ind, dann servieren sie den Leuten Wasser. Sie müssen
angsam etwas mehr Ehrlichkeit bei sich einziehen las-
en. Wenn wir Ihren Forderungen, die auch hier zur
prache gekommen sind, Folge leisten würden, würde
as direkt zum nächsten Staatsbankrott führen. Da wir
och an den Lasten des Alten zu tragen haben, können
ir hier weder Ihren Forderungen Folge leisten noch Ih-

em Antrag zustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Frank Spieth [DIE LINKE]: Das nennt man selektive Wahrnehmung!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614906600

Das Wort hat der Kollege Joachim Günther von der

DP-Fraktion.


Joachim Günther (FDP):
Rede ID: ID1614906700

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Ich finde es gut, dass wir außerhalb des Jahresbe-
ichts über die deutsche Einheit diskutieren. Weniger
müsant finde ich das, was dieser Diskussion zugrunde
iegt: eine, wenn ich so sagen darf, veraltete Antwort der
undesregierung – auf Inhalte möchte ich später einge-
en – und ein Antrag der Linken – Herr Gysi, Sie haben
hn nur gestriffen –, der etwas voraussetzt, was dem
chlaraffenland ganz nahe kommt. So etwas ist unrealis-

isch.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bevor ich auf einige Punkte eingehe, möchte ich vor-
nstellen, wo ich den Osten sehe. Sie haben gerade aus-
eführt, im Osten gehe es seit 1990 sozial nur bergab.
ie müssen Republikflucht begangen haben, wenn Sie
icht erlebt haben, was im Osten seit 1990 geschehen ist.
ir haben seit der Wiedervereinigung dank der Hilfe des

aterlandes einen Aufschwung erlebt und einen Riesen-
prung nach vorn getan. Wir haben aus menschenunwür-
igen Wohnungen – ich weiß nicht, ob Sie noch daran
enken, wie Sie damals gehandelt haben, Stichwort
Ruinen schaffen ohne Waffen“ – lebenswerte Unter-
ünfte geschaffen. Die Städte haben wieder Farbe und
ie Autobahnen sind wieder befahrbar. All das muss hier






(A) )



(B) )


Joachim Günther (Plauen)

zumindest einmal erwähnt werden, ehe man über andere
Dinge spricht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ihr Entschließungsantrag ist für mich Miesmacherei.
Wer ihn liest, der muss denken: Seit 1990 ist nichts ge-
schehen. Wir haben heute die Freiheit, in diesem Parla-
ment über Dinge zu diskutieren, über die man früher
nicht diskutieren konnte. Daher bin ich froh, dass wir
zum Beispiel über die Antwort der Bundesregierung auf
diese Große Anfrage diskutieren können. Auch das will
ich nicht unerwähnt lassen. Sie hat auf die Große An-
frage eine ausführliche Antwort auf 75 Seiten plus Anla-
gen gegeben. Das ist eine Fleißarbeit.


(Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Jetzt kommt das Aber: Manche Antworten sind peinlich
und realitätsfern. Das muss ich ganz deutlich sagen.

Nehmen wir das Thema Investitionszulage. Es han-
delt sich um einen der Punkte, um die sich im Endeffekt
alles dreht. Da geht es um Arbeitsplätze, um Standortfra-
gen, um Mittelstandsförderung. Eine Ihrer Antworten
müsste eigentlich jeden Steuerzahler zur Weißglut trei-
ben. Auf die Frage „Wie verteilen sich die an die neuen
Länder vergebenen Fördermittel auf die Größenklassen
der Unternehmen?“ haben Sie geantwortet: „Hierzu lie-
gen keine Angaben vor.“


(Uwe Barth [FDP]: Sensationell!)


So eine Antwort ist aus meiner Sicht geprägt von dem
Unwillen, eine Frage angemessen zu beantworten, oder,
was noch schlimmer wäre, von der Unfähigkeit der Bun-
desregierung. Die will ich Ihnen eigentlich nicht unter-
stellen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Eines ist Fakt: Für jeden Fördermittelbescheid muss
es einen konkreten Antrag geben, und man hat eine Ab-
rechnung, aus der hervorgeht, wer das Geld erhalten hat.
Eine Bundesregierung, die nicht weiß, wer welche Steu-
ergelder erhalten hat, kann das Geld gleich mit der
Schaufel zum Fenster hinauswerfen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Eine zweite Frage in dieser Großen Anfrage: „Welche
sind nach Ansicht der Bundesregierung die im jüngsten
Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit erwähn-
ten Regionen im Niedergang?“ Man kann natürlich fra-
gen, ob diese Frage geschickt gestellt ist. Die Antwort
lautet:

Im Jahresbericht … zum Stand der Deutschen Ein-
heit … wird an keiner Stelle von Regionen im Nie-
dergang gesprochen.

Das ist Wortklauberei; denn der Bericht befasst sich
mit Regionen, in denen es eine hohe Arbeitslosigkeit

u
f
E
v
g
s
d

M
D
S
u
M

d
t
c
i
B
s
z

h
t
l
d
l
N
1
m
b
i
t

V
m
D
m
m
s

l
R
B

M
m
w
e
W

(C (D nd eine hohe Abwanderung gibt und in denen noch Inrastruktur fehlt. Es sind die Regionen gemeint, die im ndeffekt im Niedergang stehen. Eigentlich erwarte ich on der Bundesregierung eine Antwort auf folgende Fraen: Wie soll es dort weitergehen? Das wollen die Menchen vor Ort wissen! Sie wollen nicht pauschal hören, ass die Bundesregierung keine Antwort hat. In der Brandenburger Presse war vor zwei oder drei onaten zu lesen – vielleicht hat das jemand verfolgt –: ie Randgebiete werden eh entvölkert, alle ziehen in die tädte, dann wird aus der Region ein bisschen Urwald, nd dann kommen die Touristen. – Das ist nicht mein otto für diese Regionen im Osten Deutschlands. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sich in Bezug auf iese Fragen einmal die Zeit nehmen und den Aufwand reiben, nachzuforschen, welche Förderprogramme welhe Wirkung haben und ob das Geld sinnvoll angelegt st. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sich fragen, ob kleine etriebe aufgrund der Bürokratie überhaupt in der Lage ind, diese Förderprogramme anzunehmen und umzuseten. Das interessiert die Menschen vor Ort. Neben den peinlichen Antworten, wie ich sie genannt abe, gibt es ein paar Formulierungen, die man als Poliiker meiner Meinung nach bei der Beantwortung unterassen sollte. Schauen Sie sich einmal die Tabelle über ie Haushaltseinkommen der Bürger im Osten Deutschands genauer an sowie den Satz, der darunter steht: Die ettoeinkommen sind zwischen 1998 und 2003 um 0 Prozent gestiegen. – Herr Tiefensee, gehen Sie einal durch Leipzig! Fragen Sie ein paar Leute, wer davon etroffen ist! Wenn das in der Statistik so ist, dann habe ch mit dem, was Sie hier aufgeschrieben haben, ein eches Problem. Zur Rente möchte ich auch etwas sagen; das hat mein orredner, Herr Kollege Grund, bereits getan. Hier öchte ich voranstellen – das ist Soziales, Herr Gysi –: ie Rentner im Osten Deutschlands haben deutlich ehr, als sie von der SED und ihrer Nachfolgepartei jeals erhalten hätten. Das ist der gravierende Unter chied. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Die Familien im Osten, in denen die Frauen ein Leben
ang mit gearbeitet haben, erhalten – auch das gehört zur
ealität – zum Teil höhere Rentenbezüge als in den alten
undesländern.


(Frank Spieth los sind, haben deutlich weniger! an kann diese Zahl natürlich in eine Statistik aufnehen – sie sieht toll aus –, aber muss doch fragen: Und as nun? Das fehlt mir hier wieder. Sie haben diese Zahl infach aufgeschrieben, haben aber nicht weitergedacht: as ist jetzt im Osten? Joachim Günther Wir haben im Osten eine extrem hohe Arbeitslosigkeit. Wir haben im Osten viele Kurzarbeiter, viele 1-Euround 400-Euro-Jobs. Alle, die seit der Wende in diesem Bereich gelandet sind, werden im nächsten Jahrzehnt in die Rente gehen und nur eine extrem unterdurchschnittliche Rente erhalten. Viele werden in den ALG-II-Bezug fallen und somit im Endeffekt durch die Kommunen finanziert werden müssen. Das ist der Kreislauf: schrumpfende Bevölkerungszahlen, geringere kommunale Einnahmen. Und die Kommunen sollen das dann noch zusätzlich bezahlen! – Das sind die Fragen der Zukunft! Hierauf muss eine Antwort gegeben werden. Lapidare Antworten auf solch wichtige Fragen reichen nicht. Ich könnte das Thema der medizinischen Versorgung und anderes ansprechen. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit möchte ich aber nur noch auf die Großforschungseinrichtungen eingehen – ein Thema, das seit Jahren die Runde macht. „Europäische Spallations-Neutronenquelle“ habe ich mir aufgeschrieben, weil sie seit langem diskutiert wird, aber nie irgendwo zum Einsatz gekommen ist. Wir haben gefordert, dass eine solche Großforschungseinrichtung in den Osten kommt. (Uwe Barth [FDP]: Das steht in der Koalitionsvereinbarung!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Nichts ist geschehen. Es ist abgelehnt worden. Es wäre
aber wichtig für Mitteldeutschland, eine solche Einrich-
tung zu haben, damit die Forschung wieder einen höhe-
ren Rang bekommt.

Wir alle sagen: In den Osten müssen Forschungsein-
richtungen. – Aber über Jahre immer das Gleiche: viele
Versprechungen, aber kein Ergebnis. Auch hier erwarte
ich ein Handeln. Auch hier erwarte ich von Ihnen, Herr
Minister, eine Antwort auf die Frage, wie es weitergehen
soll.


(Beifall bei der FDP)


Lassen Sie mich zusammenfassen: Wir haben mit
enormen finanziellen Mitteln in den neuen Bundeslän-
dern viel erreicht. Auf vieles können wir stolz sein. Vie-
les haben die Menschen dort selbst geschaffen. Tatsa-
chen sind aber auch: Die Arbeitslosigkeit ist nahezu
doppelt so hoch wie im Westen. Die Einkommen sind
geringer. Es gibt Probleme bei der Gesundheitsversor-
gung. Wir müssen dafür sorgen, dass es nicht zu einer
Entvölkerung ganzer Regionen kommt. Greifen wir
diese Themen schneller, greifen wir sie unbürokratischer
auf!

Solche Anträge aber, die wie der heute von den Lin-
ken vorgelegte jedem alles versprechen, sind unbezahl-
bar, gehen zulasten künftiger Generationen und sind un-
realistisch. Deshalb werden sie von uns abgelehnt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


T

B

D
s
m
e
s
s
w
l

s
d
v

E
n
u
l

E
t

w
w
e
D
W
s
n
n
d
a
a
d
c

d
l

(C (D Das Wort hat jetzt der Bundesminister Wolfgang iefensee. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614906800

Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr,
au und Stadtentwicklung:
Sehr verehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

amen und Herren! Sehr geehrte Gäste! Ich freue mich
ehr, dass auf dem Rang viele junge Leute Platz genom-
en haben. Wir diskutieren heute nämlich einmal mehr

in Thema, das denjenigen, die 16, 17 oder 18 Jahre alt
ind, nicht so nahe ist, weil sie die Anfänge der deut-
chen Einheit und das, was vor der deutschen Einheit ge-
esen ist, lediglich aus Geschichtsbüchern und Erzäh-

ungen kennen.

Dass wir heute einmal mehr über den Stand der deut-
chen Einheit diskutieren, geht auf eine Große Anfrage
er Linken zurück. Wenn man sie liest, könnte man auch
on einer „Großen Anklage“ der Linken sprechen.


(Zuruf von der LINKEN: Zu Recht! – Gegenruf des Abg. Jan Mücke [FDP]: Was erzählen Sie da hinten denn für einen Unsinn? – Weiterer Zuruf von der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE])


s wird in düsteren Bildern gemalt, was in den 18 Jahren
ach 1990 in diesem Lande passiert ist. Es handelt sich
m eine einseitige, tendenziöse und polemische Darstel-
ung dessen, wie die Situation im Osten sein soll.


(Widerspruch bei der LINKEN)


s ist nicht so; die Situation stellt sich viel differenzier-
er dar.

Sehr verehrter Herr Kollege Gysi, es ist aber eine ge-
isse Kontinuität zu spüren. Ich bin in der DDR groß ge-
orden, und das öffentliche Bild von der DDR wurde so

rzeugt, dass man den Scheinwerfer auf Potemkinsche
örfer, auf getünchte Fassaden gerichtet hat. Auf diese
eise wollte man das Bild vermitteln, der ganze Osten

ei so. Die Kontinuität hierzu stellt sich so dar, dass man
un den Scheinwerfer ausschließlich auf das richtet, was
och nicht besser geworden ist. Wiederum redet man
en Leuten ein, das sei die ganze Wahrheit. Hier liegt
lso eine gewisse Kontinuität vor. All das erinnert mich
n das Vorgehen der Zeitung Neues Deutschland sowie
er anderen DDR-Zeitungen, nur unter anderen Vorzei-
hen. So geht es nicht.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es handelt sich hierbei auch nicht um eine Sichtweise,
ie sich nur in irgendeinem Papier findet. Sie ist in vie-
erlei Hinsicht sehr problematisch.


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Jetzt haben Sie die Scheinwerfer neu ausgerichtet!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Tiefensee
Erstens. Sie haben nicht das Recht, die Frage auszu-
blenden, wie die Situation in den neuen Bundesländern
1990 war.


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Wie die Situation damals war, hat nämlich etwas damit
zu tun, wie Sie, unter welchem Namen auch immer, Ge-
sellschaft gestaltet haben. Und nur vor diesem Hinter-
grund kann man erklären, wie die Situation jetzt ist. –


(Klaas Hübner [SPD]: Sehr richtig!)


Ich bin in dieser Gesellschaft groß geworden; ich weiß,
wovon ich rede. – Ich finde es nicht hinnehmbar, dass
Sie das nicht erwähnen und nicht wenigstens ein biss-
chen Ursachenforschung in diese Richtung betreiben
und in die Öffentlichkeit kommunizieren. Sie blenden
jedoch die Geschichte aus und haben so viel unter den
Teppich gekehrt, dass schon ein großer Berg entstanden
ist.


(Zuruf von der SPD: Das hat Methode!)


Meine Damen und Herren von den Linken, über diesen
Berg werden Sie irgendwann einmal stolpern und stür-
zen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zweitens. Sie desavouieren in einer unerträglichen
Art und Weise die enormen Leistungen von uns Ostdeut-
schen seit 1990 beim Aufbau unserer Landstriche und
auch beim Aufbau Deutschlands. Es geht nämlich nicht
nur um die neuen Länder. Wir haben unsere Kraft auch
dafür eingesetzt, dass es in Deutschland insgesamt vo-
rangeht. Wer das nicht in den Fokus nimmt, der negiert
die Lebensleistungen der Bürgerinnen und Bürger in
Ostdeutschland. Das ist kontraproduktiv.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Drittens. Wenn man aber die Wirklichkeit in den
neuen Bundesländern so einseitig darstellt, dass man nur
auf zusammenbrechende Landschaften hinweist – es
stimmt zwar, dass es Schwierigkeiten mit den „blühen-
den Landschaften“ gibt – und mit gewissen Abwärtsent-
wicklungen im Osten kokettiert, um Wahlerfolge zu er-
zielen, dann verhindert man, dass sich Kräfte entfalten,
die für Ostdeutschland und für Deutschland insgesamt
nötig sind.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Werden Sie mal konkret!)


Dass diese Kräfte gebunden bleiben und nicht zur Ent-
faltung kommen, dafür tragen nicht zuletzt auch Sie,
meine Damen und Herren von den Linken, Verantwor-
tung, indem Sie so tun, als hätten wir nichts geschafft
oder als wäre das, was wir geschafft haben, nichts wert.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Reden Sie mal über Ihre Antwort auf die Große Anfrage!)


D
p

B
u
D
B
m
g
c
r
d
Z
n

s
J
m
d
n

S
n
s
S
g

D
v
e
r
S

E
g
d
s
s
a
s
t
d

g
W
f
l
o
d
d

(C (D as muss zurückgewiesen werden. Das ist nicht unser olitischer Weg. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben ein ganz differenziertes Bild, und dieses
ild sieht so aus: Wir haben unglaublich viel erreicht
nd noch unglaublich große Herausforderungen vor uns.
ies muss man den Bürgerinnen und Bürgern sagen.
eides ist richtig: Es ist viel gemacht geworden, und es
uss auch noch viel getan werden. Man darf nicht sa-

en: Das ist mit dem Umlegen eines Schalters zu errei-
hen. Vor allem, meine sehr verehrten Damen und Her-
en von der Linken, reden Sie den Leuten nicht ein, dass
er Staat ein Geldautomat ist wie während der DDR-
eit, dass man die Probleme lösen könne, indem man
ur auf den Knopf drückt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: So ein Quatsch!)


Wir haben Unglaubliches geschafft. Für die Infra-
truktur in Deutschland haben wir seit der Wende im
ahre 1990 rund 175 Milliarden Euro ausgegeben, davon
ehr als 60 Milliarden Euro in den neuen Bundeslän-

ern. Wie können Sie sagen, wir würden unterproportio-
al finanzieren? Das stimmt nicht.

Wir haben in den Wohnungsbestand investiert.
chauen Sie sich das an. Suchen Sie die Gebäude, die
icht in Ordnung sind. Suchen Sie die Wohnungsgesell-
chaften, die heute noch instabil sind. Programme wie
tadtumbau Ost und Soziale Stadt haben dazu beigetra-
en, dass man im Osten wieder gut wohnen kann.

Schauen Sie sich die wirtschaftliche Entwicklung an.
ie Industrie boomt. Natürlich müssen wir von einem
ergleichsweise niedrigen Niveau ausgehen, weil wir
ben 1990 im Hinterkopf haben müssen. Aber Steige-
ungsraten von 11 Prozent sind doch grandios. Die
chere geht zwar viel zu langsam zu, aber sie geht zu.

Die Exportquote wächst. Im Bereich der erneuerbaren
nergien, um einmal eine Zukunftsbranche herauszu-
reifen, befindet sich nahezu jeder zweite Arbeitsplatz in
en neuen Bundesländern. Warum sagen Sie den Men-
chen in den neuen Bundesländern nicht, dass zum Bei-
piel die öffentlich geförderte Forschungsinfrastruktur,
lso die Max-Planck-Gesellschaft, die Fraunhofer-Ge-
ellschaften, in den neuen Ländern vorbildlich ausgestat-
et ist? Das ist vorbildliche Arbeit Aufbau Ost. Das muss
och auch einmal gesagt werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber wir stehen noch vor riesigen Herausforderun-
en. Diese liegen auf dem Feld einer selbsttragenden
irtschaft, die wir immer noch nicht haben. Deshalb

ördern wir mit der Investitionszulage und der GA. Viel-
eicht ist Ihnen entgangen, dass sechs Siebtel der GA,
bwohl von den alten Bundesländern mit finanziert, in
en Osten gehen und ein Siebtel nicht. Das bedeutet,
ass wieder überproportional gefördert wird. Ich weise






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Tiefensee
darauf hin, dass die GA verstetigt ist und dass wir die In-
vestitionszulage verstetigen wollen. Diese Förderpro-
gramme sind nutzbringend, die Ergebnisse sind aber
noch lange nicht so, wie wir das wollen.

Die Arbeitslosigkeit ist zu hoch. Die Langzeitarbeits-
losen verlangen nach einer Lösung. Wenn Sie aber
7 Prozent mit 14,8 Prozent vergleichen, dann sagen Sie
bitte dazu, woher wir kommen, wie diese 14,8 Prozent
im Jahre 2008 im Vergleich zu 18 Prozent im Jahre 2005
einzuordnen sind.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Warten wir noch einmal ein Jahr!)


Das ist doch das Entscheidende: Schenken Sie den
Menschen reinen Wein ein, nicht nur in der Problembe-
schreibung, sondern auch in der Beschreibung dessen,
woher wir kommen.

Natürlich haben wir demografische Probleme. Natür-
lich haben wir ländliche Räume, die großen Herausfor-
derungen gegenüberstehen. Mit Programmen, die die
Bundesregierung strategisch auflegt, um diesen ländli-
chen Räumen zu helfen, wollen wir dem begegnen.

Bezüglich der Konsolidierung der Finanzen, damit
die Kommunen in den neuen Bundesländern stabilisiert
werden, erinnere ich abschließend daran, dass in die
neuen Bundesländer im Rahmen des Solidarpaktes II
156 Milliarden Euro fließen. Ich habe unlängst mit mei-
nem ungarischen Kollegen gesprochen und vor einiger
Zeit in Frankfurt/Oder mit meinem polnischen Kollegen
einen Austausch gehabt. Ich wäre froh, wenn diese ge-
nauso viel Geld bekämen wie wir in den neuen Bundes-
ländern. Denn das sind schließlich diejenigen, die nicht
zuletzt dazu beigetragen haben – ich erinnere an 1989,
1976 und 1956 –, dass wir hier über die deutsche Einheit
reden können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben viel erreicht. Wir haben aber auch noch
viel zu tun. Wir befinden uns auf einem guten Weg. Las-
sen Sie uns alle Kräfte bündeln und freisetzen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614906900

Das Wort hat der Kollege Peter Hettlich von Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614907000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Das Beste an der Großen Anfrage ist in der
Tat, dass wir dadurch heute noch einmal über den Stand
der deutschen Einheit debattieren können. – Denn die
letzte derartige Debatte war, wie wir uns erinnern, über-
lagert von der Forderung nach einem Einheitsdenkmal.


(Rainer Fornahl [SPD]: Freiheit! Freiheit!)


D
l
ß

k
d
ß
E
n
d
d
t
z
a
i

a
s
d
e
t
d
n
d
d
m

d
a
I
D
s
s
b
i

W
i
d
R
k
d

A
h
t
n
w
d
i
D
d
i

w
a

(C (D as fand ich sehr schade; das habe ich damals ausdrückich gesagt. – Das ist das Positive, was ich zu dieser Groen Anfrage sagen kann. Gestern haben wir über eine Große Anfrage der Linen zum Thema Petitionen debattiert. Da wurde mir klar, ass es bei der Linksfraktion offensichtlich zu einer Groen Anfrage gehört, deutlich zu machen: Wir sind die inzigen, die etwas tun, und die anderen – sie bezeichen sie immerhin nicht als Deppen – sind diejenigen, die en Osten nicht vertreten und sich nicht um die Belange es Ostens kümmern. Diese Ansicht zog sich wie ein roer Faden durch die gestrige Debatte zur Großen Anfrage um Thema Petitionen. Diesen roten Faden sehe ich uch in unserer heutigen Debatte über die Frage, wie es m Osten weitergeht. Ich habe mir die Fragen genau angesehen. Sie waren usgesprochen dünn. Dazu hat der Kollege Günther eben chon etwas gesagt. Die Antworten haben mich allerings auch nicht weitergebracht. Ich sage Ihnen ganz hrlich: Wer sich mit dem Thema Aufbau Ost beschäfigt, hatte die Antworten schon. Alle Dokumente, die in er Antwort angeführt werden, sind verfügbar, übrigens och eine ganze Menge mehr. Der einzige Vorteil ist, ass ich mir die einzelnen Tabellen jetzt nicht mehr aus en unterschiedlichen Dokumenten zusammensuchen uss. Besonders erschütternd sind jedoch die Schlüsse, die ie Linksfraktion in ihrem Entschließungsantrag und den nderen merkwürdigen Anträgen aus der Antwort zieht. ch kenne eine ganze Menge Kollegen der Linksfraktion. en Kollegen Claus beispielsweise schätze ich als einen ehr kompetenten Mann, mit dem man sich inhaltlich treiten kann, der aber immer auf einer sachlichen Ebene leibt. Der Entschließungsantrag ist aber ganz anders: Er st an vielen Stellen unsachlich. Das ist die alte Leier das haben meine Vorredner schon deutlich gemacht –: ir müssen mehr Geld in den Osten stecken; der Osten st benachteiligt. Das ärgert mich wirklich. Ihnen fehlt ie Bereitschaft, zu sagen: Wir drehen da ein riesiges ad und haben noch eine ganze Menge vor uns. Und das önnen wir nur gemeinsam lösen. Es bringt nichts, mit em Finger auf andere zu zeigen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Die Menschen in Deutschland wollen eine ehrliche
nsage. Sie wollen keine Heilsversprechen; denn davon
aben sie genug gehört: von den „blühenden Landschaf-
en“ bis zur „Chefsache“. Das kann man den Leuten
icht mehr verkaufen. Es ist keine ehrliche Ansage,
enn man sagt: Wir versprechen, dass wir alles ganz an-
ers machen, wenn wir an die Regierung kommen. Das
st pure Heuchelei. Das ist der Duktus dieses Antrages.
as stellt man fest, wenn man ihn Punkt für Punkt
urcharbeitet. Ich werde mir das jetzt ersparen; denn das
st der Antrag nicht wert.

Ich will aber auf einige Punkte hinweisen. Dabei
erde ich mich auf die Bereiche konzentrieren, wo wir

ls Grüne in Ostdeutschland Handlungsansätze sehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Peter Hettlich
Sie sagen, dass wir ein Gesamtkonzept brauchen. Das
ist die übliche Leier. Es hat nie ein Gesamtkonzept für
Ostdeutschland gegeben, und es wird auch nie eins ge-
ben. Wenn Sie eines haben, können Sie es uns ja vorstel-
len. Das Problem ist, dass wir in den Mühen der Ebene
angekommen sind, was heißt: Viele kleine Schritte füh-
ren zum Ziel. Ein Masterplan hilft uns nicht weiter. Von
dieser Forderung sollten Sie sich einmal verabschieden.

Viel hilft nicht immer viel. Sie fordern ein zusätzli-
ches Zukunftsinvestitionsprogramm mit einem Volumen
von 40 Milliarden Euro. Sie müssen mir einmal erklären,
woher das Geld kommen soll. Ich sage Ihnen ganz ehr-
lich: An Geld hat es im Osten nicht gemangelt, sondern
eher an der richtigen Allokation der Fördermittel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Wir müssen uns natürlich auch darüber unterhalten, ob
bei den Ländern und Kommunen nicht einiges hätte bes-
ser laufen können.

Der Kollege Mücke hat vorgestern im Ausschuss da-
rauf hingewiesen, dass im Bereich der I-Zulage die
nächste Fehlallokation droht, nämlich bei der I-Zulage
für das Beherbergungsgewerbe. Als er das Beispiel aus
Dresden angeführt hat, haben bei mir die Alarmglocken
geschrillt. Sie wissen, dass wir die I-Zulage immer abge-
lehnt haben, weil man unserer Ansicht nach über dieses
Instrument nicht zielgerichtet fördern kann. Wenn wir
hier eine Debatte über die Verlängerung der I-Zulage
führen, dann müssen wir auch dieses Thema noch ein-
mal aufgreifen. Ich habe die Nase voll davon, dass das
Geld, das uns für den Aufbau Ost zur Verfügung steht, in
Fehlallokationen fließt. Das können wir uns nicht erlau-
ben. Das können wir übrigens auch den Kollegen aus
den westdeutschen Bundesländern nicht länger zumuten.
Das ist wirklich eine Zumutung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Sie müssten eigentlich wissen, dass die Barmittel, die
im Rahmen des Solidarpakts II an die Länder fließen,
Sonderbedarfsbundesergänzungszuweisungen sind. Laut
unserer Verfassung ist es Sache der Länder, damit umzu-
gehen. Vielleicht ist das ein Webfehler im Solidarpakt II,
aber so war es nun einmal gewollt.

Wenn ich Ihre Anträge lese, stelle ich immer wieder
fest, dass Sie mit dem föderalen System der Bundesrepu-
blik Deutschland noch nicht klarkommen. Da wird alles
lustig gemischt: Sie wollen eine Kommission einsetzen
– Gewerkschaften, Länder und Kommunen werden ein-
fach in einen Topf geworfen –, und die soll dann einen
tollen Plan machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist wirklich eine Vorgehensweise von gestern.


(Zuruf der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE])


D
a
E

d
e
g
2
d
s
g

w
l
w
m
F
g
e
z
s
r
i
g
s
s

m
T
S
F
F
r
s
I
l
L
w
n

I
d

t
P
d
m
t
I

t
O
a

s
N

(C (D arüber können wir gerne diskutieren, aber Handlungsnsätze können Sie so nicht entwickeln, liebe Kollegin nkelmann. Es gibt noch eine ganze Menge anderer Mittel, die in ie ostdeutschen Bundesländer fließen. Es gibt Bundesrgänzungszuweisungen und den Länderfinanzausleich. Es geht also nicht das Licht aus, wenn im Jahre 019 der Solidarpakt ausläuft. Vielmehr werden wir ann andere Möglichkeiten haben, wie stärkere und chwächere Bundesländer solidarisch miteinander umehen. Ich möchte noch etwas zu der Frage sagen: Wie gehen ir in Zukunft mit den ganzen Problemen in Ostdeutsch and um, insbesondere dem demografischen Wandel? Da ir ihn nicht stoppen können, werden wir ihn begleiten üssen. Das ist ein Fakt. Wir können uns natürlich die rage stellen: Warum wandern ausgerechnet junge und ut ausgebildete Frauen aus Ostdeutschland ab? Das ist in ganz zentrales Problem. Übrigens liegt dieser Proentsatz in Mecklenburg-Vorpommern am höchsten. Da ei wirklich die Frage erlaubt, warum die rot-rote Regieung in Mecklenburg-Vorpommern acht Jahre lang nicht n der Lage war, diesen Wegzug der jungen und gut ausebildeten Frauen aus Mecklenburg-Vorpommern zu toppen. Aus meiner Sicht wäre das ein Leichtes geween. Wir touren mit unser Fraktion mit verschiedenen Theen durch die Lande, um den Menschen genau diese hemen näherzubringen und zu zeigen, wo aus unserer icht Handlungsmöglichkeiten bestehen. Das ist die rage der Stärkung des ländlichen Raumes. Das ist die rage der regionalen Wirtschaftskreisläufe. Dazu gehöen auch die erneuerbaren Energien; das ist klar. Das teht zwar unter Punkt 1 f in Ihrem Entschließungsantrag. n der gestrigen Debatte über die Kraft-Wärme-Koppung aber habe ich die Rede Ihres großen Vorsitzenden afontaine genießen können. Dabei habe ich gemerkt, as er von Kraft-Wärme-Kopplung versteht, nämlich ichts. Dieses Problem haben wir nicht. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der CDU/CSU)


ch weiß, dass Sie ein paar kluge Leute haben. Aber bei
iesem Thema haben Sie ein Problem.

Wir touren durch die Lande und sprechen über Exis-
enzgründungen. Wir glauben, dass wir die endogenen
otenziale in Deutschland stärken müssen. Wir müssen
en jungen Leuten zeigen, dass sie sich selbstständig
achen können, weil das eine Chance und eine Perspek-

ive auch für Hochschulabsolventen ist. Dazu taucht in
hrem Papier nichts auf.

Wir touren durch die Lande und sprechen über Wei-
erbildung. Wir wissen, dass der Fachkräftemangel in
stdeutschland über Weiterbildung und Qualifizierung

uch von Langzeitarbeitslosen gelöst werden muss.

Wir touren durch die Lande und sprechen über Natur-
chutz. Lieber Joachim Günther, wir wissen, dass auch
aturschutz ein Potenzial in Ostdeutschland ist. Das






(A) )



(B) )


Peter Hettlich
sollten wir nicht schlechtreden; schließlich bietet der
Tourismus ein großes Potenzial.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir touren durch die Lande und sprechen über Kultur
und Rechtsextremismus. Wir können es uns nicht erlau-
ben, dass wir beim Ranking zum Thema Technik, Talent
und Toleranz mit den fünf ostdeutschen Bundesländern
an letzter Stelle liegen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Mit genau diesen Punkten müssen wir uns beschäfti-
gen. Es gibt keinen Masterplan. Ich habe hier die vielen
kleinen Handlungsebenen angesprochen, auf denen wir
viele kleine Hebel umlegen müssen. Das erwarten die
Menschen von uns, nicht irgendwelche komischen An-
träge, in denen es darum geht, wie schlecht es Deutsch-
land geht.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614907100

Das Wort hat der Kollege Volkmar Vogel von der

CDU/CSU-Fraktion.


Volkmar Uwe Vogel (CDU):
Rede ID: ID1614907200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mein Kollege
Manfred Grund hat die Situation in seinem Beitrag sehr
gut analysiert. Lassen Sie mich deswegen in der nun fol-
genden Diskussion den Fokus auf einen anderen Punkt
richten.

Fragen Sie heute mal einen jungen Mann oder eine
junge Frau von 17 oder 18 Jahren auf der Straße, was er
oder sie unter Osten und Westen versteht. Wissen Sie,
was Sie als Antwort zu hören bekommen? – Das sind
Himmelsrichtungen. Das ist eine gute Entwicklung. Da-
ran erkennt man: Deutschland einig Vaterland ist in der
Normalität angekommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Einheit ist unumkehrbar. Eines steht an dieser
Stelle auch fest: Wir sollten uns vor allen Dingen die
jungen Leute als Beispiel nehmen, denn sie gehen unver-
krampft, ohne Wehmut und ohne Nostalgie die Situation
an und betrachten sie nüchtern und realistisch.


(Zuruf von der LINKEN: Und verlassen das Land!)


Wir leben in unserer Bundesrepublik gemeinsam in Frei-
heit und Demokratie, und zwar mit Chancen und Mög-
lichkeiten, sehr geehrter Kollege von der Linken, die es
hinter Mauer und Stacheldraht so nie gegeben hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Aber wir kennen auch die Probleme und Risiken, die
Freiheit und Eigenverantwortung mit sich bringen. Des-

w
V
A
u
m
u
d
d

t
w
S
S
W
s
A
w
g
n
m

E
s
b

c
c
W
L
s
M

D
s
d

f
M
l
d
s
P
r
b
r
s
u

1
g
r
s
u
d
S
B

(C (D egen ist es doch vor allen Dingen unsere politische erantwortung – Peter Hettlich hat das gerade eben zum usdruck gebracht –, die Chancen, die durch Freiheit nd Demokratie möglich sind, zu mehren und Mut zu achen, sie zu nutzen. Auf der anderen Seite ist es auch nsere Verantwortung, die bestehenden Risiken abzufeern. Das gilt für das gesamte Land: für den Norden, für en Süden, für den Osten und für den Westen. Es gibt hier im Haus leider immer noch die ewig Gesrigen, die diesen Paradigmenwechsel nicht vollziehen ollen. Die Angleichung der Lebensverhältnisse und der tandortbedingungen ist eine Aufgabe, die aus unserer icht nur in ihrer Gesamtheit betrachtet werden kann. ir wollen keine Wiederbelebung der DDR. Wir wollen tarke Bundesländer. Unsere Konzepte für Wirtschaft, rbeitsmarkt, Bildung, Forschung und Strukturpolitik erden wir auch zukünftig vor allem an den Bedingunen unserer einzelnen Bundesländer ausrichten. Sie könen doch Thüringen nicht mit Mecklenburg-Vorpomern bei allem in einen Topf schmeißen. s gibt aber auch viele Parallelen, zum Beispiel zwichen Sachsen und Bayern; man denke nur an die Proleme mit der EU-Osterweiterung. Wir haben 16 Bundesländer und jedes, egal in welhem Landesteil es liegt, hat seine spezifischen Chanen, aber natürlich auch seine spezifischen Probleme. enn die Linken in ihrem Antrag pauschal von „neuen ändern und anderen strukturschwachen Regionen“ chreiben, dann ist das aus meiner Sicht im höchsten aße undifferenziert und falsch. as sind eine Missachtung der Aufbauleistung der Menchen dort und ein Angriff auf das Selbstwertgefühl und ie Selbstachtung der Menschen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


(Zuruf von der LINKEN: Genau!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir können auf das Erreichte stolz sein. Es sollte uns
ür die neuen Herausforderungen, die vor uns stehen,

ut machen. Schauen Sie doch die einzelnen Bundes-
änder an. Außer Berlin haben alle Bundesländer in Ost-
eutschland mittlerweile keine Neuverschuldung oder
teuern sie an. Das ist doch ein riesiger Erfolg und gibt
otenziale für neue Entwicklungen. Wir haben neue He-
ausforderungen. Das, was wir im vereinten Vaterland zu
ewältigen haben, wird jetzt durch die globalen und eu-
opäischen Herausforderungen überlagert. Denen müs-
en wir uns stellen. Wir müssen ihnen entgegensehen
nd sie in unserem Sinne positiv beeinflussen.

Nehmen wir die Infrastruktur 2008 im Vergleich zu
989. Alle Bundesbürger profitieren doch jetzt von den
ewaltigen Verbesserungen. Gerade wenn es um die eu-
opäischen Herausforderungen geht, gerade im Infra-
trukturbereich sind die Aufgaben, die als nächstes vor
ns stehen, vor allem die transeuropäischen Korridore,
ie unser Land tangieren. Ich will nur als Beispiele die
trecke Rostock–Berlin–Prag nach Südosteuropa oder
erlin–Erfurt–München in Richtung Süden nennen.






(A) )



(B) )


Volkmar Uwe Vogel
Ohne den Aufholprozess gerade durch die Verkehrspro-
jekte „Deutsche Einheit“ in den letzten Jahren wäre Ost-
deutschland hier tatsächlich abgehängt.

Nehmen wir die Telekommunikation. Wir haben in
der Debatte gerade über die Breitbandversorgung ge-
sprochen. Das ist doch kein spezifisch ostdeutsches Pro-
blem, wenn wir das mit der Situation von 1990 verglei-
chen. In Leipzig, Erfurt und Rostock hat doch niemand
dieses Problem, wohl aber der ländliche Raum. Dies be-
trifft jedoch den ländlichen Raum in der gesamten Bun-
desrepublik. Das ist für uns eine ganz neue Herausforde-
rung. Wir wissen: Schnelle Internetzugänge sind
– natürlich auch in Ostdeutschland – ein Standortfaktor,
wenn es darum geht, für die regionale Wirtschaft und die
Landwirtschaft etwas zu tun. Diese Entwicklung wird
unterstützt; wir haben das in der vorherigen Debatte ge-
hört.

Wir halten unseren Koalitionsvertrag ein. Die Anglei-
chung der Lebensverhältnisse in allen Landesteilen hat
oberste Priorität. Der Bund schafft Anreize, auch bei der
Ansiedlung von Bundeseinrichtungen, von Behörden
und Institutionen, ganz besonders in den ostdeutschen
Bundesländern. Alle Politikfelder sind angesprochen,
eine ausgleichende Strukturpolitik zu befördern. Dazu
sind die einzelnen Fachgremien und die -ausschüsse, in
denen wir mitarbeiten, bestens geeignet. Wir brauchen
keine Beratungsstruktur, die das Trennende fördert bzw.
wiederbelebt.

Die ganzheitliche Herangehensweise des Bundes ge-
meinsam mit den Ländern heißt: Achtung und Anerken-
nung der Leistung der Menschen in den Regionen sowie
mehr Akzeptanz für die Entscheidungen. Sie befördert
das Selbstbewusstsein der Menschen in den einzelnen
Regionen. Vor allen Dingen deswegen wird die Union
alle Anträge der Linken ablehnen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614907300

Das Wort hat der Kollege Rainer Fornahl von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Rainer Fornahl (SPD):
Rede ID: ID1614907400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Über die

allgemeine Situation haben meine Vorredner, insbeson-
dere der Minister, aber auch die Kolleginnen und Kolle-
gen außer Herrn Gysi, schon differenziert gesprochen.
Ich will mich darauf beschränken, zu den drei Anträgen
der Linken, die wir heute beraten, Stellung zu nehmen.
Denn dabei handelt es sich um Schlaglichter des angeb-
lichen Alleinvertretungsanspruchs für Ostdeutschland
durch die sogenannte Linke.

Eines haben Sie gelernt: Sie haben den Schalter um-
gelegt, und zwar von Staatssozialismus auf Staatsmono-

p
A

L
i
m

d
u
n
t
n

u
s
l
m

E
d

I
l
s
w
t
M
b
D

A
A
u
g
i
t
a
d
s

n
r
e
e
s
o

(C (D olismus. Das zieht sich durch all Ihre Initiativen und nträge. Das ist aber genau der falsche Weg. Es ist evident, meine Damen und Herren von der inkspartei – in Anbetracht Ihrer Truppen insbesondere n den alten Ländern sollte man vielleicht besser sagen: eine Damen und Herren von der SED/DKP –, (Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Ja, genau! Richtig!)


ass Sie mit dem Fortschritt nach der deutschen Einheit
nd mit der positiven Entwicklung Deutschlands absolut
ichts zu tun haben. Sie leben ausschließlich von Spal-
ung und Teilung sowie von Traumatisierung und Dämo-
isierung. Sie teilen die Welt auch heute noch ein: in
Freund“ und „Feind“ bzw. in Klassenfeinde, in „oben“
nd „unten“ und in „dafür“ und „dagegen“. Das zieht
ich durch all Ihre politischen Aussagen, die Sie in den
etzten 18 Jahren zur Entwicklung in Ostdeutschland ge-

acht haben.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein Beispiel. In einem Ihrer Anträge fordern Sie die
insetzung eines Ausschusses für die Angelegenheiten
er neuen Länder.


(Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Erzähl doch mal, was die so alles fordern!)


n der Legislaturperiode von 1998 bis 2002 gab es zum
etzten Mal einen solchen Ausschuss. Er war ein zahnlo-
er Tiger, weil alle relevanten Entscheidungen in den je-
eiligen Fachausschüssen getroffen wurden und im Hin-

ergrund das zuständige Ministerium die notwendigen
ittel zur Verfügung stellte. Einen solchen Ausschuss

rauchen wir nicht. Diese Forderung ist einfach Unfug.
as ist Demagogie und Populismus.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Kollege Vogel hat bereits auf den Grundtenor Ihres
ntrags hingewiesen. Indem Sie die Einsetzung eines
usschusses „für die Angelegenheiten der neuen Länder
nd für andere strukturschwache Regionen“ fordern, ne-
ieren Sie ganz bewusst die differenzierte Entwicklung
n den neuen Ländern. Dort gibt es nämlich auch Wachs-
umsregionen, die mit prosperierenden Regionen in den
lten Ländern durchaus vergleichbar sind. Wenn man an
ie Arbeit, die dort geleistet wird, denkt, muss man fest-
tellen: Das ist einfach zynisch!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In einem anderen Ihrer Anträge fordern Sie, in den
euen Ländern eine Großforschungseinrichtung zu er-
ichten. Das sollen wir also quasi per Politbürobeschluss
infach einmal machen. Wenn man Berlin einbezieht,
xistieren in den neuen Ländern bereits insgesamt vier
olcher Einrichtungen. Ich will zwei herausgreifen, die
riginär in den neuen Ländern entstanden sind. Das sind






(A) )



(B) )


Rainer Fornahl
das Geoforschungszentrum Potsdam und das Umwelt-
forschungszentrum Leipzig-Halle. Sie sind das Resultat
einer Entwicklung gewesen, die über Jahre hinweg statt-
gefunden hat. Sie sind sozusagen aus bestehenden Ker-
nen gewachsen. Es wurde geforscht, entwickelt und mit
der Wirtschaft zusammengearbeitet. Daraus sind diese
Zentren entstanden, die am Ende den Ritterschlag be-
kommen haben, indem sie den Status von Großfor-
schungszentren unter dem Dach der Helmholtz-For-
schungsgemeinschaft bekommen haben. Das ist der
richtige Weg. So kann sich auch die Forschungsland-
schaft in Ostdeutschland weiterentwickeln.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ein Beispiel ist das vor kurzem gegründete Deutsche
Biomasseforschungszentrum mit Sitz in Leipzig. Dass
dieses Institut in Leipzig errichtet wurde, hat eine Vorge-
schichte. Es ist nämlich aus dem Leipziger Institut für
Energetik und Umwelt, das schon seit vielen Jahren auf
dem Gebiet der Bioenergie international anerkannte Ar-
beit leistet, hervorgegangen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist der Nukleus für die eventuelle Errichtung eines
neuen Großforschungszentrums. Man muss diese Zen-
tren an ihren Erfolgen messen. Durch Erfolge wird letz-
ten Endes auch eine neue Qualität erreicht.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben noch einen dritten sehr interessanten An-
trag mit dem Titel „Erhöhung von Transparenz und Ziel-
genauigkeit des Mitteleinsatzes für die ostdeutschen
Bundesländer“ eingebracht. Darin fordern Sie, „die Da-
ten des Finanztransfers differenziert nach Ost- und West-
deutschland“ zu erfassen.

Ich kann Ihnen nur sagen: Die Zweistaatentheorie der
SED haben wir im Jahr 1990 entsorgt. Wir leben in ei-
nem einzigen Deutschland. In den ersten Jahren nach der
deutschen Einheit haben wir die Daten bestimmter
Transferleistungen bewusst differenziert dargestellt, do-
kumentiert und darüber gestritten. Daraus sind leider
– das merkt man bei Ihnen, manchmal aber auch bei an-
deren – wirklich grässliche und falsche Schlussfolgerun-
gen gezogen worden. Deswegen wollen wir das in Zu-
kunft nicht fortführen. Vielleicht ist es für Sie unter
therapeutischen und pädagogischen Gesichtspunkten so-
gar sinnvoll, dass wir diesen Antrag ablehnen. So kön-
nen wir vielleicht dazu beitragen, dass Sie sich in Zu-
kunft hüten, erneut solch abstruse und falsche
Schlussfolgerungen zu ziehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Abschließend will ich noch auf Folgendes hinweisen:
Über die Große Anfrage der Linken und insbesondere
über die Antworten der Bundesregierung ist heute be-
reits differenziert diskutiert worden; das ist auch gut.

N
w
ü
d
z
d
z
a
r
w
w
s

u
m
g
E
r
L
e

d

g
u

d
B
b
t
t
d
d
l

h
d

n
n
m
u
k
d
t
P
P

(C (D atürlich ist es nicht richtig, wenn man aus allen Enticklungen nur frohe Botschaften ableitet. Es gibt nicht berall nur frohe Botschaften; der Minister hat zu Recht arauf hingewiesen. Die Fülle der dargestellten Fakten eigt ein differenziertes Bild. Die Darstellungen, über ie wir jedes Jahr im Zusammenhang mit dem Bericht um Stand der deutschen Einheit debattieren, zeigen uns ber auch die positive Entwicklung. Wenn man den Beicht aus dem Jahre 2005, der Basis für die Antwort geesen sein muss, mit dem heutigen vergleicht, dann eiß man genau, wie weit wir seither vorangekommen ind. Lassen Sie uns gemeinsam – bei Ihnen sind Hopfen nd Malz verloren; darauf kann man gerne verzichten; ein Appell richtet sich an alle anderen – diesen Weg ehen. Dann erreichen wir vielleicht bis 2019 mit dem nde des Solidarpaktes II eine wichtige Zäsur und da über hinaus in absehbarer Zeit eine Angleichung der ebensverhältnisse in Ost und West, wie wir sie alle mitinander, glaube ich, wollen und ersehnen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614907500

Das Wort hat der Kollege Michael Kretschmer von

er CDU/CSU-Fraktion.


Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1614907600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist eine

anze Menge zum Thema Forschung gesagt worden,
nd ich möchte gerne darauf eingehen.

Zunächst einmal will ich deutlich machen, was sich in
en vergangenen Jahren in diesem Bereich in den neuen
undesländern getan hat. Wir haben – das ist wirklich
eachtlich – 39 Leibniz-Institute, 4 Großforschungszen-
ren der Helmholtz-Gemeinschaft, 18 Fraunhofer-Insti-
ute und 23 Max-Planck-Institute. Damit haben wir mit
en neuen Ländern einen weltweit anerkannten Standort
er Spitzenforschung und der Exzellenz, der sich sehen
assen kann, um den wir überall beneidet werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist etwas, was man vorausschicken muss, weil
ier vonseiten der Linken immer versucht wird, den Ein-
ruck zu erwecken, als wäre nichts vorhanden.

Der Ruf nach einer Großforschungseinrichtung erin-
ert mich ein bisschen an einen Bürgermeister, der sich
icht um die in seiner Gemeinde ansässigen Unterneh-
en kümmert, sondern auf den großen Investor wartet

nd bei dieser Gelegenheit verpasst, sich um das zu
ümmern, was da ist, und am Ende mit leeren Händen
asteht: Auf der einen Seite hat er keinen großen Inves-
or, und auf der anderen Seite hat er die vorhandenen
otenziale verspielt. – So machen zumindest wir keine
olitik, sondern wir gehen anders vor.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Michael Kretschmer
Wir haben seit 1990 gesagt, dass wir in der For-
schungspolitik keine Almosen verteilen werden und
keine Politik – ich sage das bewusst in Richtung der Lin-
ken – aus der Schwäche heraus machen werden. Es geht
nicht darum, irgendwo etwas hinzuverteilen. Vielmehr
haben wir uns die Situation sehr genau angeschaut. Es
gibt eine Besonderheit, die auch besondere Lösungen
braucht. Es gibt eine Unternehmenslücke; wir haben zu
wenige Unternehmen. Wir haben vor allem zu viele
kleine Unternehmen, die keine ausreichende Kraft ha-
ben, Forschung und Entwicklung so zu betreiben, wie
man es sich vorstellt.

Aus diesem Grund hat das Bundesforschungsministe-
rium verschiedene Initiativen ergriffen, die sehr erfolg-
reich gewesen sind. Das Erste war Inno-Regio, das mitt-
lerweile abgeschlossen und evaluiert worden ist.
Verschiedenste Unternehmen wurden mit der Forschung
zusammengefasst. Wir haben erlebt, dass am Ende groß-
artige Dinge dabei herausgekommen sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben mit der Programmfamilie „Unternehmen
Region“, die gerade auch von den Forschungspolitikern
der Koalition immer wieder mit neuen Fördermitteln
versehen worden ist, eine ganze Menge bewegt, und
zwar in einem Bereich, der ganz anders ist als das, was
hier angesprochen worden ist. Es handelt sich nicht um
Kleinkram oder irgendwelche Almosen, sondern um
wirkliche Spitzenforschung. Wir haben in Dresden mit
Onco-Ray den deutschen Leuchtturm im Bereich der
deutschen Krebsforschung ebenso etablieren können wie
an anderen Stellen – Magdeburg, Rostock, Greifswald –
auch. Das sind die Dinge, die Zuversicht erzeugen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das Ganze geht weiter. Wir verhandeln mit den ost-
deutschen Bundesländern über einen Prozess, den wir
„Dialog Innovation Ost“ nennen. Wir wollen zielgerich-
tet Forschungsschwerpunkte weiter stärken, um daraus
Exzellenz zu machen, weil wir wissen, dass man im in-
ternationalen Wettbewerb nicht aus Mitleid, sondern nur
durch Stärke gewinnt, und weil wir wissen, dass Stärke
nicht überall entsteht, sondern nur an wenigen Punkten,
die dann ausstrahlen werden. Das ist das Ziel unserer
Forschungspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich bin auf eines sehr stolz – ich sage dies auch selbst-
kritisch zu der Regierung, die derzeit arbeitet –: Wir ha-
ben es geschafft, dass in den neuen Bundesländern im
Bereich der Forschung nicht eine Idee nicht verfolgt
werden konnte – ich denke hier an Biomasse, das Ost-
europazentrum und an viele andere, auch kleinere Din-
ge –, weil das Geld aus Berlin nicht da war. Vielmehr
haben wir überall gefördert, wo die Exzellenz nachge-
wiesen war und die Ideen gut waren. Das ist nicht selbst-
verständlich. Ich sehe aber mit großer Sorge und mit
großem Ärger, dass dies im Bereich des Straßenbaus
nicht überall so ist. Damit bin ich nicht zufrieden. Rei-
henweise liegen Projekte brach, die realisiert werden

k
M

D
s
m

o
B
P
s
S
r
v
h

F

r
w
G
m
f
k
w
s
S

D
1
v
s
k
D

W
S
l
m
w
S
l
d

(C (D önnten, es aber nicht werden, weil das zuständige inisterium das Geld nicht bereitstellen kann. (Rainer Fornahl [SPD]: Das ist der Deutsche Bundestag, mein Lieber!)


as ist in der Tat ein Unterschied zwischen dem For-
chungsministerium und dem Verkehrsministerium; hier
uss sich etwas ändern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch andere Punkte sind wichtig, sei es die I-Zulage
der die GA-Förderung. Hier haben wir für die neuen
undesländer deutliche Akzente gesetzt. Jeder, der diese
olitik ehrlich und unvoreingenommen beobachtet,
ieht, dass die Bundesregierung und die Große Koalition
chwerpunkte setzen und dass wir damit auch erfolg-
eich sind. Wir sollten uns dies nicht kleinreden lassen,
or allen Dingen nicht von der PDS, die für viele der
eute vorhandenen Probleme selbst verantwortlich ist.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614907700

Das Wort hat der Kollege Klaas Hübner von der SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Klaas Hübner (SPD):
Rede ID: ID1614907800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Was will die Linke mit ihrer Großen Anfrage? Sie
ill schwarzmalen. Sie stellt uns nicht die Frage, ob das
las halb voll oder halb leer ist, nein, sie will uns weis-
achen, dass das Glas vollkommen leer sei. Das ist

alsch. In ihrem Entschließungsantrag hat die Linke dan-
enswerterweise nachgeschoben, wohin sie steuert. Sie
ill „einen Paradigmenwechsel“ in der ganzen Gesell-

chaft. Aus dem Soziologendeutsch übersetzt heißt dies:
ie will eine andere Gesellschaft. Wir wollen das nicht.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der LINKEN: Aber wir!)


ie Bürgerinnen und Bürger der ehemaligen DDR haben
989 eindrucksvoll einen solchen Paradigmenwechsel
ollzogen, indem sie sich für eine demokratische Gesell-
chaft in Freiheit und mit den ökonomischen Möglich-
eiten einer sozialen Marktwirtschaft entschieden haben.
as war der richtige Paradigmenwechsel.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bei dieser Gelegenheit muss man die Frage stellen:
ie steht es mit der Verantwortung der Linken selbst?

ie haben doch 1989 in Ostdeutschland ein Land hinter-
assen, das eine schreckliche Bilanz aufwies. Warum
ussten wir so viel in Ostdeutschland investieren, was
ir ja richtigerweise getan haben? Doch deswegen, weil
ie bis 1989, als Sie für diese Region allein verantwort-

ich waren, durch Ihre Misswirtschaft diese Region an
en Abgrund geführt haben. Nur aus diesem Grunde ha-






(A) )



(B) )


Klaas Hübner
ben wir anschließend eine gute Aufbaupolitik machen
müssen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


In Ostdeutschland haben wir mittlerweile eine starke
Industrie. Gestern gab es eine Presseveröffentlichung
des IWH, die von einer Umsatzsteigerung in der ostdeut-
schen Industrie von 9,5 Prozent spricht. Das sind gute
Zeichen. Ich bin seit 1991 Unternehmer in Sachsen-An-
halt und kann Ihnen aus eigener Erfahrung Folgendes sa-
gen: Wenn man sich ansieht, wie sich die Unternehmen
entwickelt haben und wie sie gewachsen sind, wie sich
die Infrastruktur entwickelt hat und wie viele bessere
logistische Möglichkeiten wir dort mittlerweile haben,
dann muss man doch einfach konstatieren: Was wir von
1990 bis heute in den neuen Bundesländern erlebt haben,
ist eine echte Erfolgsgeschichte, die natürlich auch mit
dieser Bundesregierung verbunden ist.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wenn Sie glauben, dass man mit einer Politik der
70er-Jahre, die sich auf nationalstaatliche Instrumente
beschränkt, heute noch irgendwo ein Land voranbringen
kann, dann liegen Sie falsch. Sie versprechen den Men-
schen dann auch etwas Falsches. Wenn Sie so tun, als
könne man mit nationaler Abgrenzung gegenüber ande-
ren Märkten etwas Positives für das Land gewinnen,
dann täuschen Sie die Menschen. Man kann nämlich die
Globalisierung nicht als eine Frage auffassen, die sich
mit Ja oder Nein beantworten ließe; sie ist da, und wir
müssen mit ihr auch umgehen. Dieser Realität verwei-
gern Sie sich, und darum handeln Sie verantwortungslos.


(Zuruf von der LINKEN: Sie haben doch gar nichts kapiert!)


Wir wollen, dass auch wir in Ostdeutschland im Rah-
men der globalisierten Märkte mitwachsen und so die
ostdeutsche Industrie stärken können. Das heißt aber,
dass wir sie fit machen müssen, im internationalen Wett-
bewerb zu bestehen, und zwar aus eigener Kraft heraus
und nicht nur staatlich subventioniert. Das ist der Weg,
den diese Bundesregierung geht. Dieser Weg ist richtig.

Es ärgert mich ein wenig, dass Sie die Erfolge, die es
gegeben hat, einfach ausblenden. Ich will nicht sagen,
dass alles Gold im Osten ist; das sagt keiner. Wir haben
dort noch etwas zu tun. Aber die Erfolge einfach auszu-
blenden und die Menschen hinters Licht zu führen und
zu demotivieren, halte ich nicht für den richtigen Ansatz,
wenn man will, dass Ostdeutschland möglichst schnell
vorankommt und möglichst schnell ein Wachstumsmo-
tor für Gesamtdeutschland wird.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das führt dann wieder – auch das müssen wir offen
sagen – zum Teil zu Diskussionen im Westen. Manche
westdeutsche Bürgermeister kommen auf uns zu und sa-
gen: Was ihr im Osten mittlerweile alles geschaffen
habt – wenn ich mir eure Infrastruktur und eure Stadt-
sanierung so ansehe –, das haben wir bei uns nicht. Wir
sollten damit langsam einmal aufhören. – Sie empfinden
das als ungerecht. Auch diese Debatten führen wir. Dem

k
e
w
d
s
n
w
n
i

s
t
d
ß
z
g
z
d
N
m
c
e
d
v

a
z
s
D
F
g

Ü
u
A
d
b

Ä
d
B
u
t
D
a
d
h
m
D

(C (D ann ich nur entgegensetzen: Es ist gut, dass das Geld so ingesetzt worden ist, dass die Infrastruktur verbessert urde und die Städte saniert wurden. Es wäre ein Skanal gewesen, wenn wir das Geld nicht sinnvoll eingeetzt hätten. Die Situation in Ostdeutschland wäre heute icht so positiv. Deswegen war die Politik richtig, die ir in den letzten Jahren gemacht haben. Sie war nicht ur für Ostdeutschland, sondern auch für Deutschland nsgesamt positiv. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bin fest davon überzeugt, dass die Menschen
chauen werden: Wer macht eine wirklich verantwor-
ungsvolle Politik? Wer ist in der Lage, Antworten auf
ie globalen Herausforderungen in seine Politik einflie-
en zu lassen? Wer ist in der Lage, die Menschen selbst
u stärken, um auch unter veränderten Rahmenbedin-
ungen leben, wachsen und einen sozialen Aufstieg voll-
iehen zu können? Ich bin fest davon überzeugt, dass es
er falsche Weg ist, nur von außen zu alimentieren.
ein, wir wollen die Menschen durch gute Bildungs-
öglichkeiten, eine gute Infrastruktur und wirtschaftli-

he Dynamik in die Lage versetzen, aus eigener Kraft
inen sozialen Aufstieg zu vollziehen. Das ist der Weg
ieser Bundesregierung. Dieser Weg ist aus meiner Sicht
ollkommen richtig.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614907900

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungs-
ntrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/8417
u ihrer Großen Anfrage. Wer stimmt für diesen Ent-
chließungsantrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
er Entschließungsantrag ist mit den Stimmen aller
raktionen bei Zustimmung der Fraktion Die Linke ab-
elehnt.

Tagesordnungspunkt 24 b und c. Interfraktionell wird
berweisung der Vorlagen auf den Drucksachen 16/7567
nd 16/5817 an die in der Tagesordnung aufgeführten
usschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstan-
en? – Das ist der Fall. Dann sind die Überweisungen so
eschlossen.

Tagesordnungspunkt 24 d. Beschlussempfehlung des
ltestenrates zu dem Antrag der Fraktion Die Linke mit
em Titel „Einsetzung eines Ausschusses des Deutschen
undestages für die Angelegenheiten der neuen Länder
nd für andere strukturschwache Regionen“. Der Ältes-
enrat empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 16/1220, den Antrag der Fraktion Die Linke

uf Drucksache 16/130 abzulehnen. Wer stimmt für
iese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Ent-
altungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
en aller Fraktionen bei Gegenstimmen der Fraktion
ie Linke angenommen.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Jetzt rufe ich den Tagesordnungspunkt 25 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Kai
Gehring, Krista Sager, Priska Hinz (Herborn),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Gute Lehre an allen Hochschulen gewährleis-
ten, herausragende Hochschullehre prämieren

– Drucksache 16/8211 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fünf Minuten erhalten
soll. Gibt es Widerspruch dagegen? – Das ist nicht der
Fall. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Kai Gehring vom Bündnis 90/Die
Grünen das Wort. – Herr Gehring, einen Moment. Ich
darf die Kollegen, die an dieser Debatte nicht teilnehmen
wollen, bitten, den Saal zu verlassen. – Bitte schön, Herr
Kollege Gehring.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614908000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Fü-

gen wir mal eins und eins zusammen:


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Schaffen Sie das, Herr Gehring?)


Selbst bei konservativen Annahmen fehlen uns künftig
jedes Jahr 50 000 neue Akademikerinnen und Akademi-
ker. Dies entspricht einem Viertel des heutigen Absol-
ventenjahrgangs. Dazu passt die Zahl der Studienabbre-
cher: Von fünf Studierenden verlässt mindestens einer
die Hochschule ohne Abschluss. Das verwundert nicht.
Denn von fünf Studierenden geben nur zwei der Qualität
der Lehre an deutschen Hochschulen gute Noten. Wer da
noch glaubt, gute Lehre an Universitäten und Fachhoch-
schulen sei ein Thema für Sonntagsreden, hat nichts ver-
standen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es geht um Studienqualität, Studienerfolg und um un-
seren Fachkräftestandort in der Wissensgesellschaft. Bei
der Bundesregierung ist dies noch nicht richtig ange-
kommen. Sie beteuern zwar immer, dass Initiativen für
gute Lehre eine gute Sache seien. Warum initiieren Sie
dann aber keine, warum setzen Sie einseitig nur auf For-
schungsförderung? Wo beginnt denn gesamtstaatliche
Verantwortung, wenn nicht bei der Bekämpfung des
Fachkräftemangels?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bereits im Oktober 2006, vor eineinhalb Jahren, ha-
ben wir Grüne die Bundesregierung aufgefordert, sich
gemeinsam mit den Ländern für eine bessere Lehre ein-
zusetzen. Weil seitens der Großen Koalition noch immer

n
v
S

n
j
d
r
d

i
s
A
i
l
u
d

D
m
a
g

n

M
L
d
u
K
g

e
S
d
e
n
m

n
a
n
b
I
k
r

(C (D ichts geschehen ist, haben wir einen zweiten Antrag orgelegt. Darin finden Sie ein Gesamtkonzept mit drei chritten zu mehr Qualität in der Hochschullehre. Der erste Schritt: Wir brauchen eine höhere Grundfianzierung der Hochschulen. Wenn an deutschen Unis eder Professor bzw. jede Professorin mehr als 60 Stuierende betreuen muss, lässt sich keine Lehre organisieen, die der Begabung und Neugierde des einzelnen Stuierenden gerecht wird. Die Betreuungsrelation an deutschen Hochschulen ist m internationalen Vergleich mehr als peinlich. Natürlich ind in erster Linie die Länder dafür verantwortlich. ber spätestens beim Hochschulpakt kommt der Bund ns Spiel. Mit dem mickrigen Beitrag, den Sie für zusätziche Studienplätze bereitstellen, lassen sich gute Betreung und gute Lehre nicht organisieren, schon gar nicht in en Fächern, die es am dringendsten brauchen. aher fordern wir: Hochschulpakt und Bologna-Prozess üssen endlich anständig finanziert werden. Klar ist uch: Gute Lehre muss gebührenfrei sein. Die Studienebühren müssen daher wieder abgeschafft werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Monika Grütters [CDU/CSU]: Ländersache!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der zweite Schritt: Wir wollen gute Lehre in Perso-
alentwicklung und Qualitätsmanagement verankern.


(Monika Grütters [CDU/CSU]: Hochschulsache!)


ehr Hochschullehrer allein reicht nicht aus – gute
ehre braucht gute Professorinnen und Professoren. In
er wissenschaftlichen Ausbildung, bei der Berufung
nd in regelmäßigen Fortbildungen müssen didaktische
ompetenzen eine zentrale Rolle spielen. Einen wichti-
en Beitrag dazu leisten hochschuldidaktische Zentren.

Um gute Lehre zu identifizieren, brauchen wir zudem
ine systematische Evaluierung von Studienqualität und
tudienerfolg: Was hat das Seminar gebracht? Hat sich
er Dozent engagiert? Diese Fragen müssen methodisch
rhoben werden und Konsequenzen haben, bis hin zu ei-
er, leistungsbezogenen Bezahlung. Auch in der Lehre
uss gelten: Leistung zahlt sich aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der dritte Schritt: Mit den bislang genannten Maß-
ahmen können wir gute Lehre in der Fläche erreichen;
ber genau wie in der Forschung dürfen wir uns damit
icht zufriedengeben. Wir müssen weitere Impulse ge-
en. Auch in der Lehre braucht es immer wieder neue
deen, Best-Practice-Beispiele und innovative Zukunfts-
onzepte. Deshalb wollen wir einen Wettbewerb für he-
ausragende und innovative Lehre.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Kai Gehring
Nach seiner Erprobung sollte dieser Wettbewerb als
vierte Säule in die bestehende Exzellenzinitiative inte-
griert werden. Das heißt, dass ab 2011 eine Hochschule
nur dann als Spitzenuniversität gelten kann, wenn sie ne-
ben herausragender Forschung auch exzellente Leistun-
gen in der Lehre erbringt. Das Erfolgsrezept der deut-
schen Hochschulen – die Einheit von Forschung und
Lehre – spiegelt sich dann endlich auch in der Exzellenz-
initiative wider.

Liebe Kolleginnen und Kollegen in den Regierungs-
fraktionen, erkennen Sie endlich an, dass qualitativ
hochwertige Lehre an den Hochschulen nicht nur in
Grußworten und Länderappellen ein Thema sein darf.
Was die KMK auf Initiative des Stifterverbandes für die
Deutsche Wissenschaft beschlossen hat, ist ein erster
Schritt, reicht aber bei weitem nicht aus. Der Bund sel-
ber muss aktiv werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es geht letztlich darum, dass die Studienbedingungen
in Deutschland international wettbewerbsfähig werden.
Sie müssen auf ein anständiges Niveau angehoben wer-
den, damit die Voraussetzungen dafür geschaffen wer-
den, dass künftig deutlich mehr junge Menschen zufrie-
den und erfolgreich ihr Studium abschließen können.
Das wollen wir Grünen mit unserer Initiative erreichen.
Ich hoffe auf breite Unterstützung in diesem Haus.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614908100

Für die CDU/CSU-Fraktion hat nun die Kollegin

Monika Grütters das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Monika Grütters (CDU):
Rede ID: ID1614908200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber

Herr Kollege Gehring, wir haben nicht im Oktober 2006,
sondern ziemlich genau vor zwei Jahren – nämlich am
16. Februar 2006 – den Antrag „Mehr Qualität für die
Hochschulen“ beraten. Nun könnte man feststellen: Die
prächtigen Grünen lassen einfach nicht locker. Richtig
wäre aber, Sie einmal mehr daran zu erinnern, dass der
Bund bei aller Einsicht und allem Respekt vor Ihrer Nei-
gung zu diesem Thema nur eine sehr begrenzte Zustän-
digkeit hat. Das wollen Sie nicht gerne einsehen. Da Sie
als Grüne in den Ländern so wenig Einfluss haben,


(Willi Brase [SPD]: Vorsicht! Hamburg!)


dass Sie Ihre Themen dort nicht platzieren können, wäh-
len Sie die für die Oppositionsarbeit beste aller mögli-
chen Redezeiten im Deutschen Bundestag – wie Sie es
vorgestern formuliert haben –, um über Ihr Spezialthema
reden zu dürfen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, weil Sie die Reden zu Protokoll geben wollen!)


I
f
F
r

S
ö
z
g
u
H
f
t
u
n

n
t

S
d

u
H

D


d
t
B
u
g

s
z
d
L
l
B

B
r
f
s

(C (D ch kann mir allerdings die Vorbemerkung nicht verkneien, dass der gesamte Antrag auf mich wie eine rührende leißarbeit wirkt, die aber leider haarscharf an der födealen Wirklichkeit vorbeigeht. Dabei sind wir uns einig, Herr Gehring, dass es – wie ie es in Ihrem Antrag formulieren – eine umfassende ffentliche Unterstützung für die Forderung, gute Lehre u fördern, gibt. Schließlich haben auch wir nicht veressen, wie es war, als wir den luziden Ausführungen nserer Herren Professoren – jawohl, es waren zumeist erren – auf den Fensterbänken der Unis oder im Stehen olgen mussten. Ich selber habe an den Massenuniversiäten Münster und Bonn Geisteswissenschaften studiert nd kann mich noch an die stickigen Seminarräume erinern. Aber schon der nächste Halbsatz in Ihrem Antrag, ämlich dass die Bundesregierung hierbei bislang untäig geblieben sei, ist nicht mehr korrekt, Herr Gehring. (Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Das stimmt aber!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ie widerlegen Ihre Behauptung aber gleich selbst, in-
em Sie völlig zu Recht auf die Exzellenzinitiative


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch nur Forschungsförderung!)


nd – das ist in diesem Kontext viel wichtiger – auf den
ochschulpakt zu sprechen kommen.


(Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein!)


en hat nämlich keine unserer Vorgängerregierungen
auch Rot-Grün nicht – auf den Weg gebracht.
Gerade der Hochschulpakt ist ein Instrument, mit dem

ie Studienanfängerzahlen berücksichtigt und die Be-
reuungsrelationen verbessert werden. Dabei musste der
und auch hierbei regelrecht föderale Tricks anwenden,
m zu diesem Zweck den Ländern finanzielle Wohltaten
ewähren zu dürfen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also darf der Bund doch zuständig sein?)


Wenig ausgegoren geht es in Ihrem Antrag weiter. Sie
tellen Notwendigkeiten wie eine steigende Grundfinan-
ierung der Hochschulen – das ist ein prima Appell an
ie Länder – oder die systematische Verankerung von
ehrqualität in Personalentwicklung an allen Hochschu-

en heraus. Diese Aufforderung richtet sich nicht an den
und, sondern an die Universitäten.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist es deshalb falsch?)


eim Wettbewerbsverfahren zur Auszeichnung heraus-
agender Lehrleistungen bleiben Sie uns in Ihrem um-
angreichen Antrag konkrete Angaben oder Konzepte
chuldig, lieber Herr Gehring.

Im Übrigen stellen Sie richtigerweise fest:
Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müs-
sen in erster Linie die Länder die Unterfinanzierung
ihrer Hochschulen beenden.






(A) )



(B) )


Monika Grütters
Danach verhaspeln Sie sich ein wenig zwischen einer
Flexibilisierung der KapVO und einer verbesserten Be-
treuungsrelation, ohne konkret zu sagen, was Sie wirk-
lich wollen. Auch Gender-Aspekte dürfen in Ihrem An-
trag nicht fehlen. Auch das ist richtig. An mancher Stelle
kam mir die Idee, Sie dem Stifterverband oder der HRK
als Berater zu empfehlen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen Sie jetzt eine Textexegese oder kommt noch ein Vorschlag?)


Lassen Sie uns unabhängig von den Problemen dieses
Antrags zur Sache feststellen: Für die Forschung – damit
haben Sie recht – ist mit der Exzellenzinitiative in der
Tat viel erreicht worden, und der Hochschulpakt hat zu-
mindest quantitativ die Lehrsituation erheblich verbes-
sert. Nicht richtig ist aber in diesem Zusammenhang Ihre
Aussage, Herr Gehring, dass der Bund im Hochschul-
pakt weniger als ein Drittel der von der Bundesregierung
selbst angesetzten Studienplatzkosten übernehme. Viel-
mehr haben Bund und Länder im Hochschulpakt einen
Betrag von 22 000 Euro pro Studienanfänger als ange-
nommene Durchschnittskosten zugrunde gelegt. Diese
Summe entspricht den durchschnittlichen Pro-Kopf-
Ausgaben für die Lehre.

Konkret fordern Sie die Berücksichtigung der Quali-
tät der Lehre in Hochschulpakt und Exzellenzinitiative.
Eine Integration des Themas in bestehende Maßnahmen
halten wir nicht für sinnvoll, weil sowohl Hochschulpakt
als auch Exzellenzinitiative bereits klar im Fokus stehen.
Die Frage einer Bundesbeteiligung an Maßnahmen zur
Verbesserung der Qualität der Lehre wird sich spätestens
nach der Veröffentlichung der Empfehlungen des Wis-
senschaftsrats zu diesem Thema stellen. Nur damit das
einmal klar ist: Wir reden dabei über einen jährlichen Fi-
nanzbedarf in Milliardenhöhe, der mit Sicherheit nicht
allein von der Bundesregierung getragen werden könnte.

Sie fordern, die Lehrqualität bei der Förderung der
Bildungsforschung zu berücksichtigen. Entweder haben
Sie es nicht zur Kenntnis genommen, oder Sie haben es
vorsichtshalber nicht erwähnt: Unter dem Dach des
BMBF-Rahmenprogramms „Empirische Bildungsfor-
schung“ geschieht das bereits. Im Rahmen dieses Pro-
gramms wurde ein spezieller Förderschwerpunkt Hoch-
schulforschung etabliert. Dabei steht natürlich die
Hochschullehre im Mittelpunkt. Das BMBF wird im
Laufe dieses Jahres entsprechende FuE-Projekte im Um-
fang von 12 bis 15 Millionen Euro starten. Hinzu kom-
men Kompensationsmittel der Länder.

Wenn Sie schon einen so ausführlichen Antrag schrei-
ben, dann hätten Sie diese bestehenden, nicht unerhebli-
chen Maßnahmen fairerweise zumindest erwähnen müs-
sen, statt mit ihren Forderungen den Bund zu beauftragen,
seinerseits die Länder zu beauftragen und damit die Zu-
ständigkeitsfrage zu umgehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Macht der Bund jetzt einen Wettbewerb für die Lehre oder nicht?)



D
A
t
s
m

S
m
D
S
n

D
w
w
A
t
n
f


K
s

I
g


k
e
f
g
d

b
Z
H
g
P
s
K
p

1
v
g
s
d
ß

(C (D Danke für das Stichwort „Wettbewerb für die Lehre“. ie KMK und der Stifterverband haben gestern ihren nsatz dazu veröffentlicht. Der Stifterverband als Bera ungsgremium und die KMK als Länderorganisation ind dafür auch zuständig. Für die Finanzierung sind imerhin 10 Millionen Euro vorgesehen. (Zuruf des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


ie, Herr Gehring, klagen an einem anderen Punkt im-
er ein, dass die Wirtschaft sich stärker beteiligen sollte.
er Stifterverband ist eine Organisation, die sich aus
penden der Wirtschaft zugunsten der Wissenschaft fi-
anziert.


(Beifall bei der CDU/CSU – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja okay!)


a haben Sie genau das, was Sie an anderer Stelle haben
ollten. Dann ist aber der Stifterverband – ob Sie es
ollen oder nicht – auch nach Ihrer Logik die richtige
dresse. Gerade gestern haben KMK, Länder und Stif-

erverband ein entsprechendes Konzept mit einem Fi-
anzierungsvolumen von immerhin 10 Millionen Euro
ür drei Jahre vorgestellt.


(Widerspruch des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Mäkeln Sie nicht herum, sondern nehmen Sie bitte zur
enntnis, dass die richtigen Ansätze zur Umsetzung des-

en, was Sie fordern, gewählt wurden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ch halte das vorgestellte Konzept zumindest für einen
uten Ansatz.

Außerdem hat sich der Stifterverband das Thema
Lehre“ zu Beginn des Jahres in seiner großen Presse-
onferenz auf die Fahnen geschrieben. Er möchte sogar
ine Deutsche Lehrgemeinschaft gründen und stellt da-
ür 5 Millionen Euro zur Verfügung. Auch das muss hier
esagt werden. Ob das der richtige Weg ist, hängt von
em Mobilisierungsgrad solcher Wettbewerbe ab.

Des Weiteren fordern Sie Lehrpreise. Davon gibt es
ereits einige; das unterschlagen Sie in Ihrem Antrag.
um einen gibt es den Ars-legendi-Preis, der von der
ochschulrektorenkonferenz und dem Stifterverband
emeinsam vergeben wird. Zum anderen gibt es den
reis „Exzellenz in der Lehre“ des Hessischen Wissen-
chaftsministeriums, das in letzter Zeit so stark in der
ritik stand. Das ist der bundesweit höchstdotierte Lehr-
reis überhaupt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Außerdem gibt es den Medida-Prix, der mit
00 000 Euro Preisgeld dotiert ist und unter anderem
om BMBF finanziert wird. Da haben Sie den von Ihnen
eforderten Bundesbeitrag, Herr Gehring. Selbst die
chwerfällige KMK hat eine Amtschefkommission mit
er Qualitätssicherung an Hochschulen beauftragt. Au-
erdem will sie ein Informationsportal eröffnen.






(A) )



(B) )


Monika Grütters

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh, noch ein Portal!)


All das hätten Sie in Ihrem Antrag erwähnen müssen.

Abschließend möchte ich sagen, dass es nicht ganz
einfach ist, solch ein Thema angemessen zu beraten. Wir
haben die Bedeutung dieses Themas begriffen; das müs-
sen Sie nicht einfordern, das haben wir uns hier bei jeder
Gelegenheit gegenseitig versichert. Da gibt es einen
breiten überparteilichen Konsens. Bei diesen hochschul-
politischen Themen ist es aber immer wichtig, die föde-
ralen Zuständigkeiten anzuerkennen, ohne sich gleich
dem Verdacht aussetzen zu müssen, man nehme das
Thema nicht ernst. Sie haben diesen Antrag geschrieben,
und wir haben noch einmal aufgelistet, welche Instru-
mente und Einzelaktivitäten es gibt. Wir sind uns eben-
falls darin einig, dass noch jede Menge mehr geschehen
kann.

Sie haben in Ihrem Antrag an vielen Stellen eine Auf-
forderung an den Bund mit einem Appell an die Länder
oder Universitäten verbunden. Der Bund kann aber nur
gemeinsam mit den Ländern Programme auflegen; er
kann es nicht über ihre Köpfe hinweg tun.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie mit der Föderalismusreform so gemacht!)


Die Bundesregierung hat in dieser Legislaturperiode
nicht zuletzt mit dem Hochschulpakt mehr als alle Vor-
gängerregierungen getan. Der Bund darf aber nicht – es
wäre ein Missverständnis des Föderalismus, ihn dazu
aufzufordern – die Rolle eines Wächters einnehmen und
überwachen, wie die Länder ihre Aufgaben erfüllen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614908300

Nächster Redner ist der Kollege Uwe Barth für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1614908400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Situation der Lehre an den deutschen Hochschulen
ist mangelhaft und wird sich in den kommenden Jahren
voraussichtlich weiter verschlechtern. So schön es ist,
dass es den Hochschulpakt 2020 gibt: Auch er ist drama-
tisch unterfinanziert und nicht geeignet, eine gerechte
Verbesserung der Bedingungen herbeizuführen. Darin
sind sich alle Experten einig.

Die Forderungen der Grünen zur Verbesserung der
Grundfinanzierung der Hochschulen oder zur Entwick-
lung neuer Personalkategorien, um eine bessere Betreu-
ungsrelation und damit eine hochwertige Lehre zu er-
möglichen, werden von der FDP ausdrücklich geteilt.
Auch der Hochschulpakt II muss besser ausgestattet
werden. Wir müssen die staatlichen Aufwendungen für
den Hochschulbereich drastisch steigern und endlich auf
internationales Niveau heben.

G
f
t
m

W
S
t
T
s
W
s
g
I

g
e
s
P
i
A
k
K
s

d
a
i
d
E
H
w
r
D
m
t
r

G
g
U
H
w
n
L
s
b
Z
G
l
3
s
G
p

f
H

(C (D Wenn Sie aber Wettbewerb wollen, müssen Sie die rundvoraussetzungen schaffen, damit er überhaupt unktionieren kann. Die Grundvoraussetzungen sind ersens vergleichbare Rahmenbedingungen für die Teilneh er und zweitens Handlungsmöglichkeit und -freiheit. enn Sie Letzteres vergessen, ist das in etwa so, als ob ie zwei hervorragend ausgestattete Fußballmannschaf en auf einen schönen grünen Platz schicken, dann die ore vernageln, um jeden Spieler drei Schiedsrichter tellen und dann sagen: Jetzt spielt mal los! Ein solcher ettbewerb wird keinen Sieger haben. Sicher fragen Sie ich jetzt: Gibt es eine solche Fußballmannschaft? Kollein Bettin war daran beteiligt. Fragen Sie sie! Sie kann hnen das bestimmt erklären. Eine Exzellenzinitiative für die Lehre wirft weitere rundsätzliche Fragen auf: Wie sollen sinnvolle und anrkannte Indikatoren für einen solchen Wettbewerb ausehen? Wie soll prämiert werden? Wer bekommt die rämie, und was soll damit geschehen? Die Exzellenz nitiative für die Forschung stärkt ganz bestimmte rbeitsfelder und setzt Schwerpunkte. Mit dem Geld önnen Teams aufgebaut, Gerätschaften gekauft und ooperationen finanziert werden. Das ist bei der Lehre o nicht möglich. Der wichtigste Punkt für unsere Universitäten ist aber ie Erkenntnis: Wir brauchen mehr staatliches Geld, ber der Staat allein wird es nicht schultern können. Als ch hier vor einigen Wochen darauf hingewiesen habe, ass wir im Haushalt des BMBF mit rund 9 Milliarden uro etwa 13-mal weniger zur Verfügung haben als im aushalt des Ministeriums für Arbeit und Soziales mit eit über 120 Milliarden Euro, wurde mir von der SPD eflexartig vorgeworfen, ich wolle die Renten kürzen. as ist natürlich völliger Blödsinn. Aber es zeigt: Wir üssen neue Wege gehen. Wir müssen den komplett un erentwickelten privaten Sektor der Hochschulfinanzieung deutlich stärken. Italien, Spanien und die Niederlande, aber vor allem roßbritannien und die USA machen uns vor, wie das ehen kann. Ein Beispiel: Die New Yorker Columbia niversity verfügt über jährliche Gesamteinnahmen in öhe von 2 Milliarden Dollar. Das Geld kommt überiegend aus Forschungsaufträgen, aber auch aus Einahmen aus Investmentkapital, Spenden und Gebühren. ediglich 24 Prozent, also rund ein Viertel des Geldes, ind öffentliche Gelder. Mit diesen 2 Milliarden Dollar ildet diese Universität jährlich 23 000 Studenten aus. um Vergleich: Die Freie Universität Berlin, immerhin ewinnerin im Exzellenzwettbewerb, muss mit 300 Mil ionen Euro rund ein Drittel mehr Studenten, insgesamt 4 000, ausbilden. Das heißt, die amerikanische Hochchule bekommt vom Staat pro Student doppelt so viel eld wie die FU und hat insgesamt achtmal so viel Geld ro Student zur Verfügung. Das ist der Maßstab. Nun gibt es erste zarte Pflänzchen. In Nordrhein-Westalen konnten die aus Studiengebühren erzielten Mittel in öhe von 320 Millionen Euro unter Beteiligung der Uwe Barth Studierenden gezielt und sachgerecht investiert werden. Das ist unvergleichbar mehr, als jemals über einen Wettbewerb der Lehre an Geld fließen wird. Das ist ein echter Beitrag zur Verbesserung der Situation an den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen. Deswegen sagen wir Liberale: Schaffen wir den richtigen Rahmen für unsere Hochschulen! Geben wir ihnen Entscheidungsfreiheit! Geben wir ihnen ein solides finanzielles Fundament und die Freiheit, alternative Finanzierungspotenziale zu erschließen einschließlich der Möglichkeit zur selbstverantwortlichen Personalauswahl! Dann kann es einen echten Wettbewerb geben. Dann lohnt es sich, über die Ausgestaltung der Parameter zu diskutieren. Alles andere wäre nur billiges Puppentheater. Wer billige Seifenblasen produzieren will, der kann dies tun; aber daran wird sich die FDP nicht beteiligen. Herzlichen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Swen Schulz für die SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Über die Bedeutung der Lehre für die Wissenschaft und für die Gesellschaft sind wir uns hier im Hause vollkommen einig. Darüber muss ich hier nicht viele Worte verlieren. Es ist eine ganz zentrale Herausforderung für die Politik und für die Hochschulen, exzellente Lehre für alle Studierenden zur Verfügung zu stellen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614908500

(Beifall bei der SPD)

Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1614908600

Exzellente Lehre für alle – in dieser Forderung ste-
cken drei wesentliche Elemente. Erstens. Es muss ein
ausreichendes Angebot an Studienplätzen zur Verfügung
stehen. Zweitens. Alle müssen die gleiche Chance ha-
ben, ein Studium zu beginnen, auch in materieller Hin-
sicht.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Drittens. Die Qualität der Lehre muss stimmen.

Zunächst zur Quantität. Wir haben mit dem Hoch-
schulpakt einen riesigen Schritt gemacht, um das Ange-
bot an Studienplätzen in Deutschland auszubauen. Die
Grünen fordern aber in ihrem Antrag vollkommen zu
Recht, dass die Verhandlungen über die Fortsetzung des
Hochschulpaktes zügig aufgenommen werden, damit die
Hochschulen für die folgenden Jahre eine verlässliche
Planungsgrundlage haben. Mit diesem Hochschulpakt II
müssen wir, so denke ich, noch eine ordentliche Schippe
drauflegen. Wir müssen dabei immer im Sinn haben,
dass mehr Studierende nicht etwa eine Belastung sind,
ein dräuender Berg am Horizont, sondern eine tolle
Chance für unser Land. Wir wollen die Menschen für

d
d
P
d
t
g

e
D
s
C
d
n
b
v
V
j
u
d
g
m
L
t
l
d

p
m
d
s
d
d
s
d

W
o
W
G
z

u
u
g
G
d
l
z
b

D
b

(C (D as Studium gewinnen. Wir wollen sie überzeugen, dass er Weg an die Hochschule richtig ist und dass er erspektiven bietet. Darum müssen wir dafür sorgen, ass die Leute, die studieren wollen und können, auch atsächlich einen Studienplatz bekommen. Das gilt übriens auch für die beruflich Qualifizierten. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir Sozialdemokraten sind darum vorsichtig, was
ine Änderung der Kapazitätsverordnung anbetrifft.
iese Verordnung geht auf Urteile des Bundesverfas-

ungsgerichts zurück. Es ist festgelegt, dass jeder die
hance zur Aufnahme eines Studiums haben muss und
ass die Hochschulen darum entsprechend ihren perso-
ellen und räumlichen Kapazitäten Studienplätze an-
ieten müssen. Ich nehme die Kritik an der Kapazitäts-
erordnung durchaus ernst. Es wird argumentiert, dass
erbesserungen in der Lehre kaum möglich seien, weil

eder zusätzliche Professor mehr Studierende erzwinge
nd somit die Betreuungsrelation schlecht bleibe. Aller-
ings gibt es auch dort hohe Abbrecherquoten, wo weni-
er Studierende auf einen Hochschullehrer kommen. Es
uss also noch andere Gründe für die Probleme in der
ehre geben. Vor allem aber besteht ohne die Kapazi-

ätsverordnung eine große Gefahr: Dann gibt es viel-
eicht ein optimales Verhältnis von Professoren zu Stu-
ierenden, aber eben nur für ganz wenig Studierende.


(René Röspel [SPD]: So ist es!)


Ich will mir die Hochschulwelt nicht gerne ohne Ka-
azitätsverordnung oder ein ähnliches Instrument aus-
alen. Ich glaube, es würden noch deutlich mehr Stu-

ierwillige vor verschlossenen Toren der Hochschulen
tehen, schließlich in die berufliche Ausbildung abwan-
ern und einen entsprechenden Verdrängungseffekt mit
em Ergebnis hervorrufen, dass am Ende junge Men-
chen ganz ohne Ausbildung und Zukunftsperspektive
astehen. Das ist der falsche Weg.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ir müssen also sehr vorsichtig mit der Kapazitätsver-
rdnung umgehen; denn sie sichert vielen Menschen den
eg in die Hochschulen. Änderungen können nur mit
arantien für ein ausreichendes Angebot an Studienplät-

en einhergehen.

Wir Sozialdemokraten fordern gleiches Recht für alle
nd darum auch exzellente Lehre für alle. Wir begnügen
ns nicht damit, für einige wenige besondere Anstren-
ungen zu unternehmen. Das ist nicht nur eine Frage von
leichheit und Gerechtigkeit, sondern das ist auch für
ie Wissenschaft wichtig; denn nur wenn wir alle Ta-
ente optimal fördern, bekommen wir auch viele Spit-
enleute, die wiederum die Wissenschaft nach vorne
ringen.


(Beifall bei der SPD)


iese Spitzenleute müssen natürlich auch gute Arbeits-
edingungen haben. Wir unterstützen das.


(Uwe Barth [FDP]: Aber kein Geld verdienen!)







(A) )



(B) )


Swen Schulz (Spandau)

Aber wir dürfen die sogenannte Breite nicht schlecht-
reden, lieber Herr Kollege Barth. Die ganz normalen Be-
triebswirtschaftler, Lehrer, Psychologen und Ingenieure
sind Fachkräfte, die die Gesellschaft und die Wirtschaft
brauchen. Ein Hochschulsystem, das sich nur um die
Nobelpreisträger kümmert und den Rest so nebenherlau-
fen lässt, ist grundlegend falsch organisiert.


(Beifall bei der SPD)


Auch darum ist es so wichtig, dass wir in materieller
Hinsicht Chancengleichheit gewährleisten. Diese Koali-
tion hat wirklich gute Verbesserungen beim BAföG be-
schlossen. Was wir hier im Bundestag leider nicht be-
schließen können, ist ein Verbot von Studiengebühren.


(René Röspel [SPD]: Schade! – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Gott sei Dank können wir das nicht beschließen!)


Das ist nach der Föderalismusreform Aufgabe der Bun-
desländer.

Die CDU/CSU und die FDP glauben, dass sie bei dem
Thema Studiengebühren die historische Wahrheit auf ih-
rer Seite haben.


(Uwe Barth [FDP]: Aber in Wahrheit haben Sie sie auf Ihrer Seite!)


Ich sage Ihnen voraus, lieber Kollege Barth: Sie werden
diese Position eines Tages räumen. Sie ist nämlich von
der Sache her falsch, und Sie bekommen von den Men-
schen keine Unterstützung dafür.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie müssen den Leuten in der Bildung den roten Tep-
pich auslegen, anstatt Bildungsangebote mit Gebühren
zu belegen, die sich viele nicht leisten können. Das hat
sich bei der Schule durchgesetzt.


(Uwe Barth [FDP]: Und beim Kindergarten?)


Das setzt sich gerade auch bei den Kindertagesstätten
durch, Herr Kollege Barth,


(Uwe Barth [FDP]: Das wäre ja schön!)


und das wird sich auch bei den Hochschulen wieder
durchsetzen; da bin ich mir sicher. Die Menschen wer-
den sich daran erinnern, wer sich für sie eingesetzt hat
und wer nicht.


(Beifall bei der SPD)


Neben einem ausreichenden Angebot an Studienplät-
zen, zu denen alle Zugang haben, die können und wol-
len, muss auch noch die Qualität stimmen. Da haben wir
ganz offenkundig erhebliche Probleme; zu Recht wird
das im Antrag der Grünen angesprochen. Die hohen Ab-
brecherquoten, auch die Schwierigkeiten bei Bachelor
und Master machen dringenden Handlungsbedarf deut-
lich.

In den letzten Jahren haben wir – neben dem Hoch-
schulpakt – vor allem sehr viel für die Spitzenforschung
getan, etwa mit der Exzellenzinitiative. Das war und ist

r
l
c
m

d
e
G
g
d
d
r
g
k
B
s
s

f
l
m
g
d
g
V
w

t
l
t

A
g
c
z
i
s
h
w
e
z
g
d
b

n
d
D
h
l
n
G
d
m
l
G
l
n

(C (D ichtig. Das werden wir auch weiterhin machen. Doch es iegt auf der Hand, dass wir nun dringend einen zusätzlihen Schwerpunkt auf die Förderung der Lehre setzen üssen. Welche Instrumente stehen uns, dem Bundestag, und er Bundesregierung dafür zur Verfügung? Zunächst inmal die Bildungsberichterstattung. Das ist eine im rundgesetz mit Bedacht gesondert aufgeführte Aufabe des Bundes. Gemeinsam mit der Förderung der Bilungsforschung haben wir damit ganz wichtige Hebel in er Hand, um die Diskussion über exzellente Lehre voanzubringen und einen Prozess einzuleiten, eine Beweung für bessere Lehre, der sich niemand entziehen ann. Wir müssen also die Lehre zum Gegenstand der ildungsberichterstattung machen und die Bildungsfor chung stärker mit der Frage „Qualität der Lehre“ befasen. Außerdem wollen wir ein Hochschul-PISA. Die Erahrungen mit der PISA-Studie der OECD für die Schuen sind beeindruckend. Ohne diese Studie hätte es die assive Bewegung für eine bessere Bildung doch nicht egeben. Wir wünschen uns von der Bundesregierung, ass sie diese Idee in den internationalen Gremien engaiert unterstützt; denn nur so und nur im internationalen ergleich gelangt die nötige Kraft in die Diskussion, die ir zur Durchsetzung von Verbesserungen brauchen. Die Grünen fordern in ihrem Antrag – nicht zum ersen Mal –, die Exzellenzinitiative um eine Wettbewerbsinie für herausragende und innovative Lehre zu erweiern. (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Guter Vorschlag!)


uch das ist eine gute Idee, um die Lehre voranzubrin-
en, Anreize zu schaffen, gute Beispiele publik zu ma-
hen und die Hochschullandschaft generell in Bewegung
u bringen. Lassen Sie mich dazu gleichwohl sagen, dass
ch, was die Wettbewerbsinstrumente anbetrifft, inzwi-
chen ein bisschen zurückhaltend geworden bin. Ich
abe nämlich den Verdacht, dass tendenziell einige
enige, finanziell besonders gut ausgestattete und

tablierte Einrichtungen über solche Wettbewerbe eine
usätzliche Förderung absahnen. Die Rahmenbedingun-
en müssten deswegen entsprechend gestaltet werden,
amit auch die Kleinen und Armen Gewinnchancen ha-
en.

Zum Schluss meiner Rede möchte ich auf eines mei-
er Lieblingsthemen zu sprechen kommen, nämlich auf
as Konzept „Geld folgt Studierenden“. Gestern in der
ebatte um ein mögliches Wissenschaftsfreiheitsgesetz
abe ich bereits darauf hingewiesen, dass die Hochschu-
en die Lehre häufig als Last empfinden, weil sie sich
icht lohnt. Wissenschaftler und Hochschulen erhalten
eld und Renommee über die Forschung und nicht für
ie Lehre. Um das umzukehren, müssen wir die Rah-
enbedingungen so gestalten, dass sich die Hochschu-

en um die Studierenden gewissermaßen reißen, weil sie
eld bringen. Kein Bundesland wird es sich bei der Rea-

isierung des Konzeptes „Geld folgt Studierenden“ dann
och leisten wollen und können, Studierende einfach






(A) )



(B) )


Swen Schulz (Spandau)

ziehen zu lassen, und für die Hochschulen wären die
Studierenden dann keine Last mehr, sondern eine
Freude.


(Beifall bei der SPD – René Röspel [SPD]: Eine Lust!)


– Das habe ich gestern gesagt.

Das ist ein spannendes und wichtiges Feld. Ich hoffe
– die SPD-Fraktion setzt sich engagiert dafür ein –, dass
wir hier im Deutschen Bundestag eine Mehrheit für ent-
sprechende Maßnahmen zur Verbesserung der Lehre be-
kommen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614908700

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist nun die Kollegin

Cornelia Hirsch.


(Beifall bei der LINKEN)



Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614908800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Linke begrüßt es sehr, dass die Grünen heute das
Thema „Gute Lehre“ auf die Tagesordnung gesetzt ha-
ben. Im Namen meiner Fraktion möchte ich drei Punkte
nennen, mit denen ich teilweise Widerspruch zu den In-
halten des Antrags deutlich mache, sie teilweise aber
auch einfach als Ergänzung und Bereicherung ansehe.

Erster Punkt. Uns fehlt in dem Antrag die Feststel-
lung, dass gute Lehre auch immer gute Arbeitsbedingun-
gen bedeutet; wir haben in der gestrigen Debatte bereits
darüber diskutiert. Wir als Linke sind der Auffassung,
dass sich die Große Koalition in dieser Hinsicht nicht ge-
rade mit Ruhm bekleckert hat, weil sie mit dem Wissen-
schaftszeitvertragsgesetz die Hire-and-fire-Mentalität in
der Wissenschaft noch viel stärker verbreitet hat.

Wir finden es auch nicht richtig, dass einfach hinge-
nommen wird, wie mein Kollege Volker Schneider ges-
tern dargestellt hat, dass im akademischen Mittelbau
teilweise wirklich katastrophale Arbeitsbedingungen
herrschen und der Stundenlohn beispielsweise für Pro-
movierende unter dem Mindestlohn in der Reinigungs-
branche liegt. Die Linke wird das auf keinen Fall akzep-
tieren. Wenn wir gute Lehre haben wollen, dann muss
sich an dieser Stelle etwas ändern.


(Beifall bei der LINKEN)


Zweiter Punkt. Gute Lehre heißt auch, dass wir nicht
weiter in die Sackgasse der Elite- und Exzellenzwettbe-
werbe rennen dürfen. Hier melden wir in Bezug auf den
Antrag der Grünen ganz deutlichen Widerspruch an.
Nachdem sich jetzt der erste riesige Freudentaumel und
die Begeisterung über die erste Exzellenzinitiative der
Bundesregierung gelegt haben, zeigt sich, dass schon
diese Exzellenzinitiative mehr Probleme aufwirft, als sie
Lösungen für die Misere an den Hochschulen anbietet.

Das beste Beispiel ist die Debatte über die Frage, ob
die jetzt geförderten Hochschulen in der Förderung blei-

b
k
C
s
p
c
f
l
F

d
m
m
H
G
ß

w
t
a
D
v
s
z
d
w
i
m

s
t
s
s
d
W

d
H
a
s
G
s

z
f
a
w
a

(C (D en sollen oder ob sie aus ihr wieder herauskommen önnen. Das ist eine Entscheidung zwischen Pest und holera. Im ersten Fall zementieren wir eine Zweiklas enbildung, und im zweiten Fall kommen wir zu ganz roblematischen hochschulinternen Umverteilungsmehanismen, weil die Hochschulen alles aus den nichtgeörderten Studiengängen herausziehen, um die Exzelenzprojekte weiterzuführen. Das heißt dann in keinem all gute Bildung und auch nicht gute Lehre. Wenn wir gute Lehre erreichen wollen, dann darf es eshalb keine weiteren Runden der Exzellenzinitiative ehr geben, auch nicht mit dem Unterpunkt Lehre. Es uss stattdessen ein finanziell gut ausgestatteter zweiter ochschulpakt in die Wege geleitet werden, Frau rütters; das darf nicht nur so ein Tropfen auf den heien Stein sein wie beim ersten Hochschulpakt. (Beifall bei der LINKEN – Monika Grütters [CDU/CSU]: Besser als keiner, oder?)


Dritter Punkt. Gute Lehre muss auch die Frage beant-
orten: Was wird eigentlich gelehrt und gelernt? Da bie-

et sich aus Sicht der Linken ein Blick nach Venezuela
n. Ich konnte in der letzten Woche im Rahmen einer
elegationsreise die vor einigen Jahren gegründete Boli-
arische Universität in Caracas besuchen. Diese Hoch-
chule ist nicht nur deshalb beeindruckend, weil da so-
iale Öffnung anders als hier kein Fremdwort, sondern
ie Grundlage der Hochschule ist, sondern auch deshalb,
eil die Einheit von Forschung und Lehre, die bei uns

mmer wieder betont wird, dort noch um ein drittes Ele-
ent ergänzt wird, nämlich um das Element der Praxis.

Dazu ein Beispiel. Praxis an dieser Hochschule kann
o aussehen, dass Studentinnen und Studenten der Archi-
ektur direkt in die Armenviertel gehen, sich vor Ort an-
chauen, was dort überhaupt passiert, das in die Hoch-
chule zurücktragen und überlegen, wie die Wissenschaft
azu beitragen kann, dass ein soziales Grundrecht auf
ohnen realisiert wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Schon dieses Beispiel zeigt, dass der Praxisbegriff dort
as Gegenteil von dem Praxisbegriff in der deutschen
ochschulpolitik ist. Bei uns geht es rein um Anpassung

n bestehende Verhältnisse, um eine bessere kapitalisti-
che Verwertbarkeit, aber nicht um das Vorankommen der
esellschaft, nicht um eine Wissenschaft im gesamtge-

ellschaftlichen Interesse.

Wir als Linke hoffen, dass diese Ansätze aus Vene-
uela auch hier in Deutschland und in Europa aufgegrif-
en werden und etwas von dieser revolutionären Kraft
uch hier ankommt. Diese revolutionäre Kraft brauchen
ir für eine gute Lehre an den Hochschulen und auch in

llen weiteren gesellschaftlichen Bereichen.

Besten Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614908900

Ich schließe die Aussprache.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/8211 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Ich sehe, das ist der Fall. Dann ist die
Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 26 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Jan
Mücke, Horst Friedrich (Bayreuth), Patrick
Döring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Zukunft der Flugsicherung verfassungskon-
form gestalten

– Drucksache 16/7133 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
Fraktion der FDP sechs Minuten erhalten soll. – Ich höre
dazu keinen Widerspruch. Dann werden wir so verfah-
ren.

Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat der
Kollege Jan Mücke für die FDP-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1614909000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am 23. Okto-
ber 2006 hat der Herr Bundespräsident das Parlament
darüber informiert, dass er das hier im Hause beschlos-
sene Flugsicherungsgesetz nicht unterschreiben werde,
weil er es für evident verfassungswidrig hält.

Nun haben wir seit mehreren Jahren den Zustand,
dass in einigen Gebieten von Deutschland die Flugsiche-
rung durch nichtdeutsche Flugsicherungsdienste durch-
geführt wird. Das bekannteste Beispiel hierfür ist, wie
ich glaube, die Firma Skyguide, die die Flugsicherung
im südbadischen Raum übernommen hat, obwohl es
nach Auffassung des Herrn Bundespräsidenten eigent-
lich verfassungsrechtlich unzulässig ist, dass sie dort tä-
tig ist. Er hat sich nämlich auf ein Gutachten bezogen, in
dem es heißt, dass Flugsicherungsaufgaben nach der der-
zeitigen Lage des Grundgesetzes hoheitlich wahrzuneh-
mende sonderpolizeiliche Aufgaben des Staates sind.

Insbesondere problematisch wird dieser Fall dadurch,
dass gegenüber ausländischen Flugsicherungsorganisa-
tionen keinerlei Eingriffsrechte durch den deutschen
Staat bestehen. Aus diesem Grunde haben wir seit meh-
reren Jahren in Deutschland einen verfassungswidrigen
Zustand, mit dem man sich eigentlich nur deshalb abfin-
den konnte, weil man eine Servitutslösung gefunden hat.
Man erklärt also diese Flugsicherungsdienste zu einer

A
A
P

N
e

z
t
e
is

d
g
w
n
g
z
r
t

r
r
c
h
m
r
r
s
b
m
t
s
m
l

W
n
w
b
h
w
w
w
n
t
c
z

w
v
d
d
f

(C (D rt Dienstbarkeit, die durch fremde Dritte erbracht wird. llerdings hält das einer genauen verfassungsrechtlichen rüfung nicht stand. och etwas müssen wir dazu sagen: Dies ist auch keine legante verfassungsrechtliche Lösung. Deshalb sind wir als Parlament gefragt, eine Lösung u finden, die der gegenwärtigen Faktenlage Rechnung rägt und gleichzeitig der Deutschen Flugsicherung, die ine der besten Flugsicherungsorganisationen der Welt t, (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Norbert Königshofen [CDU/CSU])


(Beifall bei der FDP)


ie Möglichkeit gibt, wirtschaftlich über den derzeit ei-
enen Tätigkeitsraum in Deutschland hinaus tätig zu
erden. Deshalb stellt sich für uns die Frage, ob wir
icht jetzt endlich den Weg nach vorne einschlagen und
emeinsam Schritte gehen sollten, um das Grundgesetz
u ändern. Damit könnten wir der Deutschen Flugsiche-
ung eben auch ermöglichen, außerhalb Deutschlands tä-
ig zu werden.

Europa gibt dafür im Übrigen den Takt vor. Nach eu-
opäischer Auffassung handelt es sich bei Flugsiche-
ungsdiensten nämlich keineswegs um sonderpolizeili-
he Aufgaben, sondern nach europäischer Auffassung
andelt es sich dabei schlicht um Dienstleistungen. Das
acht auch Sinn. Auf europäischer Ebene wird ja da-

über nachgedacht, funktionale Luftraumblöcke einzu-
ichten. Es soll also versucht werden, die Flugsicherung,
tatt sie wie bisher an den nationalen Grenzen aufhören
zw. beginnen zu lassen, etwas breiter aufzustellen. Da-
it könnten Flugsicherungsdienste länderübergreifend

ätig werden. Hieraus ergibt sich für uns die klare Kon-
equenz, dass wir verfassungsrechtlich tätig werden
üssen. Dazu möchten wir Sie mit unserem Antrag ein-

aden.


(Beifall bei der FDP)


Es gibt ein weiteres Argument, warum Europa diesen
eg eingeschlagen hat. Europa hat sich nämlich vorge-

ommen, einen Single European Sky zu kreieren. Damit
ären große Erleichterungen für den Flugverkehr ver-
unden, sowohl hinsichtlich der Reisezeiten als auch
insichtlich der ökologischen Seite, die immer wichtiger
ird. Es macht ja schlicht keinen Sinn, dass riesige Um-
ege in Europa in Kauf genommen werden müssen,
eil Flugzeuge entlang von Ländergrenzen bzw. durch
ationale Luftraumblöcke fliegen müssen. Diese könn-
en vermieden werden, wenn funktionale bzw. Flugsi-
herungsgrenzen keine Rolle mehr spielten und Flug-
euge von Punkt zu Punkt fliegen dürften.


(Beifall bei der FDP)


Es gibt dazu unterschiedliche Schätzungen. Das Um-
eltbundesamt geht von möglichen CO2-Einsparungen
on mindestens 9 Prozent aus. Andere sagen, 16 Prozent
es CO2-Ausstoßes könnten allein dadurch eingespart wer-
en, dass man innerhalb von Europa von Punkt zu Punkt
liegt. Voraussetzung dafür sind länderübergreifende






(A) )



(B) )


Jan Mücke
funktionale Luftraumblöcke. Von daher wäre es aus un-
serer Sicht richtig, diesen Weg zu beschreiten und zu
versuchen, eine verfassungsrechtlich saubere Lösung zu
finden. Warum tun wir das im Wege einer Kapitalprivati-
sierung? – Es geht dabei nicht so sehr darum, dass Flug-
sicherungsdienste von ausländischen Organisationen
auch in Deutschland erbracht werden können. Dagegen
ist nichts zu sagen. Wir Liberale sind Fans von Wettbe-
werb. Aber wir wollen vor allen Dingen, dass, wenn Sin-
gle European Sky geschaffen wird, die deutsche Flug-
sicherung die Chance hat, im Wettbewerb zu bestehen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Das kann sie nur, wenn sie technisch optimal ausgerüstet
ist. Technisch optimal ausgerüstet werden kann sie nur,
wenn sie genügend Kapital besitzt, um in anderen Län-
dern tätig zu sein und investieren zu können.


(Beifall bei der FDP)


Diesen Weg wollen wir der deutschen Flugsicherung
nicht verbauen. Im Gegenteil: Wir möchten ihr die
Chance geben, am Kapitalmarkt Finanzmittel zu besor-
gen, um über Ländergrenzen hinaus international tätig
zu werden, damit der erfolgreiche Weg dieses ganz her-
vorragenden Unternehmens – es war ja ursprünglich eine
Bundesanstalt, die wir alle gemeinsam 1993 auf den
Weg in Richtung Privatisierung, in Richtung Dienstleis-
tung geführt haben –, der dem Unternehmen sehr gut ge-
tan hat, weiter beschritten werden kann.

Wir laden Sie alle herzlich ein, mit uns gemeinsam
eine Lösung zu finden. Die FDP-Bundestagsfraktion ist
bereit, das Grundgesetz entsprechend zu ändern und an-
zupassen. Sie sind herzlich eingeladen, mitzumachen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614909100

Der nächste Redner ist der Kollege Norbert

Königshofen für die CDU/CSU-Fraktion.


Norbert Königshofen (CDU):
Rede ID: ID1614909200

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Lieber Herr Kollege Mücke! Besonders begrüßen
möchte ich unseren Sprecher, Dirk Fischer, der eigens
aus Hamburg gekommen ist, um an dieser Debatte teil-
zunehmen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Hat er nicht die normale Präsenzpflicht?)


Zunächst einen Glückwunsch an die SPD. Ich habe
gerade erfahren, dass das Experiment in Hessen gestoppt
worden ist.


(Volker Kröning [SPD]: Was hat das denn mit der Debatte zu tun?)


– Das hat mit der Debatte nichts zu tun, ist aber eine
Neuigkeit, die von besonderer Bedeutung ist.

Meine Damen und Herren, ich freue mich außer-
ordentlich, dass wir heute zur Primetime vor vollem
Haus auf Antrag der Kollegen der FDP das Thema Flug-

s
b
g
b
d
G
2
s
B
a
E
s
d
A
P
ü
P
z
t

d
s
l
u
z
s
u
w
t

f
d
d
l
i
m

d
g
d
n
R
z



c
n
g
g
2
w
d
v
w
m

a

(C (D icherung diskutieren. Ausdrücklich möchte ich mich ei der Opposition für das Engagement in Sachen Neureelung der Flugsicherung bedanken. Gott sei Dank haen wir in dieser Frage eine sehr konstruktive Haltung er Opposition, also nicht nur der FDP, sondern auch der rünen, in der Vergangenheit gehabt. Bereits im Jahre 006 haben wir ja gemeinsam das erste Gesetz verabchiedet, das leider vom Bundespräsidenten wegen der edenken hinsichtlich der Verfassungskonformität nicht usgefertigt wurde. Jetzt gilt es, auf der Grundlage der ntscheidung des Bundespräsidenten einen neuen Geetzentwurf vorzulegen, zu beraten und zu beschließen, er verfassungskonform ist. Ich bin deswegen für den ntrag der FDP dankbar, weil in ihm noch einmal die unkte angesprochen und zusammengefasst werden, ber die wir reden müssen. In der Regel sind dies unkte, in denen wir, wie ich glaube, weit über die Grenen der Regierung hinaus einig sind. Daher ist der Anrag hilfreich. Ich nenne ein paar Beispiele: Natürlich wollen wir, ass die SES-Verordnungen in deutsches Recht umgeetzt werden. Wir wollen selbstverständlich den einheitichen europäischen Himmel. Damit wollen wir Kerosin nd Kosten sparen sowie einen außerordentlichen Beitrag um Umweltschutz leisten. Von allen Maßnahmen – da ind sich alle Experten einig –, die wir ergreifen können, m im Luftverkehr Umweltschutzeffekte zu erzielen, äre die Umsetzung der SES-Verordnungen die wich igste Maßnahme. Wir wollen also ein Gesetz, in dem Art und Durchührung der Flugsicherung präzise geregelt ist, in dem ie Haftungsfragen hinreichend geregelt werden, in dem er ungesetzliche Zustand, den wir zurzeit in Deutschand vor allem in den Grenzregionen und insbesondere m süddeutschen Raum haben, beseitigt wird. Darauf hat ein Vorredner ja schon hingewiesen. Es gibt aber einige Punkte, über die wir noch intensiv iskutieren müssen, auch in der Koalition. Das Grundesetz ändert man schließlich nicht mal eben so. Gerade ie FDP wird verstehen, dass wir darüber sehr sorgfältig achdenken müssen. Schließlich hat sie sich immer als echtsstaatspartei verstanden; das war ja ihr Markeneichen. Das ist es immer noch. Ich freue mich darüber. Es wird überlegt, ob man das nicht auch anders mahen kann. Im Ministerium wird zum Beispiel darüber achgedacht, ob das über eine SES-II-Verordnung gereelt werden kann. Ich teile diese Meinung nicht. Ich laube, dass wir, wenn SES II in Kraft tritt, das Jahr 011 schreiben werden. Das Europäische Parlament ird im nächsten Jahr neu gewählt. Dann fällt die Sache em Prinzip der Diskontinuität zum Opfer, und es muss on vorne begonnen werden. Das Verfahren dauert dann ieder 18 Monate, sodass wir im Januar 2011 ankomen. Wir müssen uns die Sache genau überlegen. Die Kolition macht sich das nicht leicht. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: So kann man das auch ausdrücken!)


(Zuruf von der FDP: Das ist immer noch so!)







(A) )



(B) )


Norbert Königshofen
Ich darf daran erinnern, dass wir bei dem ersten Gesetz-
entwurf zur Kapitalprivatisierung der DFS über Frak-
tionsgrenzen hinweg mit Ausnahme der Linken eine ein-
heitliche Haltung vertreten haben. Nach dem Parteitag
der SPD in Hamburg ist die Sache aber nicht leichter ge-
worden. Das muss man offen ansprechen. Sehen Sie, wir
nehmen die Bedenken der FDP ernst, die Bedenken un-
seres Koalitionspartners nehmen wir aber besonders
ernst. Darüber muss man diskutieren. Ich hoffe, dass wir
einen Weg finden, der uns gemeinsam zum Ziel führt.

Ich erinnere daran, dass wir uns im Koalitionsvertrag
darauf verständigt haben, die Deutsche Flugsicherung
einer Teilkapitalprivatisierung zuzuführen. Ich meine,
dieses Vorhaben ist nach wie vor richtig und notwendig.
Der Bundespräsident hat in seinen Erläuterungen einen
Weg gewiesen. Ich glaube, dass wir einen neuen Anlauf
starten und diesen Weg beschreiten sollten.

Es wird zu fragen sein, wie hoch der Prozentsatz für
eine Teilkapitalprivatisierung sein soll. Damals sind wir
von 74,9 Prozent ausgegangen. Wenn Sie die Erläuterun-
gen zur Entscheidung des Bundespräsidenten genau le-
sen, werden Sie feststellen, dass auch das überdacht wer-
den muss. Die Frage ist, ob wir mehr als 49,9 Prozent
veräußern können. Das muss sorgfältig geprüft werden.

All das geschieht aber erst im zweiten Schritt. Im ers-
ten Schritt müssen wir den verfassungswidrigen Zustand
in Deutschland beseitigen. In weiteren wichtigen Schrit-
ten müssen wir die SES-Vorgaben umsetzen, die Regu-
lierungsbehörde einsetzen und die DFS in die Lage ver-
setzen, im europäischen Einigungsprozess an führender
Stelle mitzuspielen. Unsere Auffassung war doch im-
mer: Wenn wir schon die beste Flugsicherung Europas,
vielleicht sogar der Welt haben – so wurde sie jedenfalls
ausgezeichnet –, wäre es fahrlässig, bei einer Vereinheit-
lichung der Flugsicherung auf europäischer Ebene nicht
an führender Stelle dabei zu sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dafür müssen die Voraussetzungen geschaffen werden.

Ich gehe davon aus, dass das Ministerium, mutig wie
es ist, bald eine Vorlage erstellen wird, die uns in die
Lage versetzen wird, das Notwendige zu beschließen
und umzusetzen. Ich sage Ihnen ganz offen: Wenn wir
den Eindruck gewinnen sollten, dass das, aus welchen
Gründen auch immer, nicht über eine Vorlage der Regie-
rung geht, dann sind die Koalitionsfraktionen gefordert.
Das haben wir schon einmal gemacht: Ich darf daran
erinnern, dass das Parlament 1993 in einem zweiten
Anlauf fraktionsübergreifend einen Schritt in Richtung
Privatisierung unternommen hat. Deswegen bin ich zu-
versichtlich. Wir werden hierüber im Ausschuss disku-
tieren. Ich gehe davon aus, dass wir hinterher wieder ein
Gesetz beschließen, das mit breiter Mehrheit, und zwar
nicht nur von CDU/CSU und SPD, sondern auch von
weiten Teilen der Opposition, getragen wird. Das ist not-
wendig, weil Deutschland es braucht, weil Europa es
braucht und weil es letzten Endes dazu beiträgt, dass
eine ganz wichtige Wirtschaftsbranche, nämlich die
Luftfahrt, in eine geordnete Zukunft gehen kann.

Danke schön.

D

E
d
e
D
f
l
n
t
a

d
F
J

I
I

D
l

s
q
v
v
H
p
f
a
g
f
D
s
s

Z
r
f
8
2

(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614909300

Für die Fraktion Die Linke hat nun die Kollegin

orothée Menzner das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614909400

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

s wurde schon einiges über die künftige Ausrichtung
er Flugsicherung gesagt. Es geht um einen Antrag, der
igentlich eine falsche Wortfolge in der Überschrift hat.
ie Überschrift heißt „Zukunft der Flugsicherung ver-

assungskonform gestalten“. Doch wer diesen Antrag
iest, wird feststellen, dass die FDP das Gegenteil will,
ämlich das Grundgesetz flugsicherungskonform gestal-
en, also das Grundgesetz so verändern, dass es zu der
ktuellen Situation passt.

Dabei hat sich schon Professor Schoch, der Gutachter
es Bundespräsidenten, klar geäußert. Ich zitiere die
rankfurter Allgemeine Zeitung vom 14. Mai letzten
ahres:

Aber bei allen Varianten der Privatisierung der
Flugsicherung gibt es einen strukturellen Schnitt
zwischen der Aufsicht durch die öffentliche Hand
und dem operativen Geschäft der Privaten. Auf
Letzteres kann der Bund nicht mehr einfach durch-
greifen.

ch möchte noch zwei weitere Sätze aus demselben
nterview zitieren:

Nach einer Privatisierung der Flugsicherung hat der
Bund nicht mehr die volle Entscheidungsgewalt …
Man braucht nicht viel Phantasie, um sich Krisen-
situationen vorzustellen, in denen dies schädlich
sein könnte.

as, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, wol-
en Sie mit diesem Antrag allen Ernstes noch toppen?

Nach dem hoheitlichen Aspekt, den ich eben ange-
chnitten habe, komme ich zu den finanziellen Konse-
uenzen einer jeden Privatisierung. Wir kennen das auch
on der Bahn. Oft wird von privatisierten Gewinnen und
erallgemeinerten Kosten gesprochen. Dazu habe ich im
inblick auf die Flugsicherung die Bundeshaushalts-
läne der letzten Jahre durchforstet. Siehe da, ich bin
ündig geworden, und zwar bei den Ruhestandsbezügen
ll derjenigen, die für die Flugsicherung in der Vergan-
enheit gearbeitet haben. Auch diese Aufwendungen
ließen in die Gebühren der Flugsicherung ein. Die
eutsche Flugsicherung GmbH müsste sie dem Bund er-

tatten, denn er zahlt die Pensionen. Aktuell bezahlt er
ie sogar allein.

Genaueres steht im Haushaltstitel 261 05-751. Unter
iffer 1, „Erstattungen … durch die Deutsche Flugsiche-

ung GmbH“ findet sich Folgendes: „Gebührenanteile
ür die Altersversorgung“. Im Jahr 2005 waren das
,5 Millionen Euro, 2006 nur noch 1,5 Millionen Euro,
007 nur noch 150 000 Euro und 2008, ganz aktuell,






(A) )



(B) )


Dorothée Menzner
sage und schreibe 0 Euro. Das macht von 2006 bis 2008
satte 20 Millionen Euro, die von den Steuerzahlerinnen
und Steuerzahlern getragen werden. Auch so kann man
Bilanzen bei Privatisierungen eindrucksvoll schönrech-
nen.

Mit Verlaub: Der einzig gangbare Schritt aus dem Pri-
vatisierungsschlamassel, den wir in dieser Legislaturpe-
riode erlebt haben, liegt nun im Aufbau einer Aufsicht
der Flugsicherung, dem Aufbau einer Bundesanstalt für
Flugaufsicht, der BAF. Diese Behörde ist mit genügend
Personal auszustatten, und zwar mit Bundesbeamten,
nicht mit Angestellten.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Man findet aber keine! Das ist das Problem!)


Diese Beamten müssen – darauf ist zu achten – unabhän-
gig von Weisungen der Flugsicherung GmbH sein. Nur
das wäre mit der EU-Verordnung in Einklang.

An der Umsetzung arbeitet offensichtlich die Bundes-
regierung, das begrüßen wir. So verstehe ich auch die
Äußerung des Vertreters der Bundesregierung auf dem
Symposium „Perspektiven für die Flugsicherung in
Deutschland und Europa“, das kürzlich hier in Berlin
stattfand.

Eine solche solide Trennung von Aufsicht und Durch-
führung der Flugsicherung ist nichts anderes als das, was
meine Fraktion in der Bundestagsdrucksache 16/3803
schon im Dezember 2006 gefordert hat. Von daher wer-
den wir uns das, was vorgelegt wird, sehr genau anse-
hen. Wir hoffen, dass es – wie es den Anschein hat – in
die richtige Richtung geht.

Ich danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614909500

Nächster Redner ist der Kollege Uwe Beckmeyer für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1614909600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Wenn man an den Luftraum und an die Flug-
sicherung denkt, vermutet man, sie seien in Europa gren-
zenlos. Man wünscht sich das; aber das Gegenteil ist der
Fall. Zurzeit haben wir Grenzen in einem Bereich, der
eigentlich anders strukturiert und gestaltet sein sollte. Es
gibt eine EG-Verordnung zur Schaffung eines einheitli-
chen europäischen Luftverkehrsraums. Ich denke, wir
haben auch in Deutschland die Pflicht, unsere national
ausgerichtete und organisierte Flugsicherung diesem
neuen Umstand anzupassen. Dazu hat es in dieser Legis-
laturperiode einen ersten Anlauf gegeben. Einige Kolle-
gen haben bereits darauf hingewiesen.

Es geht uns in dieser Legislaturperiode darum, end-
lich auch hier in Deutschland eine rasche Rechts- und
Strukturreform durchzuführen, nicht unbedingt eine Ka-
pitalprivatisierung, über die immer wieder diskutiert
wird, sondern eine Rechts- und Strukturreform der deut-

s
s
d
r
f
G
z

D
z
T
F
d
g
d
D
d
d
d
w
m

a
r
u
o
c
i
W
l
b

D
s
a
w
f
s
E
m

g
u
D
r
e
i
s
t
u
w
w
g
F

(C (D chen Flugsicherung, die dieser EG-Verordnung entpricht. Ich glaube, das Entscheidende dabei ist, dass wir ie national ausgerichtete und organisierte Flugsicheung endlich transformieren in eine neue Struktur, die ofen und in der Lage ist, kooperativ über die nationalen renzen hinaus innerhalb des europäischen Luftblocks u operieren. Dazu ist, denke ich, ein Änderungsgesetz notwendig. ieses Änderungsgesetz wird ganz bestimmte Merkmale u tragen haben. Die rechtlichen Voraussetzungen der rennung von regulativen und operativen Bereichen der lugsicherung müssen geschaffen werden. Die Experten, ie sich mit diesem Thema beschäftigen und uns Rat eben, weisen zu Recht darauf hin – ich unterstreiche as deutlich –: Flugsicherung ist etwa zu 95 Prozent eine ienstleistung und zu 5 Prozent ein hoheitlicher Akt. Ich enke, das bedeutet auch, dass sich diese Dienstleistung em Wettbewerb in Europa stellen muss. Daher muss die eutsche Flugsicherung in der Lage sein, diesen Wettbeerb in irgendeiner Form zu bestehen. Die Struktur uss dazu dienlich sein. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Insofern sind diese Rechts- und Strukturfragen rasch
nzugehen. Es gibt zurzeit unter den Fachleuten und Be-
ichterstattern die Diskussion, ob das einzelgesetzlich
nterhalb einer Änderung des Grundgesetzes möglich ist
der nicht. Ich bin der Meinung: Wenn es eine gesetzli-
he Form gibt, die ohne Grundgesetzänderung möglich
st, dann gerne, aber es muss rechtlich zweifelsfrei sein.

enn es nicht rechtlich zweifelsfrei ist, wird dieses Par-
ament an einer Änderung des Grundgesetzes nicht vor-
eikommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


enn ich möchte nicht, dass wir hier ein Gesetz verab-
chieden, das dann im Bundespräsidialamt erneut nicht
usgefertigt wird. Ich denke, über diese Hürde müssen
ir uns im Klaren sein. Wir brauchen auch von den Ver-

assungsressorts klare Antworten hinsichtlich einer ent-
prechenden Gesetzesnovelle. Wir brauchen Klarheit.
ine verfassungsrechtliche Grauzone kann und wird es
it dem Haus hier nicht geben können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Ich will noch etwas sagen, das wichtig ist und klar-
estellt werden muss: Die Situation in Deutschland
nterscheidet sich von der in anderen Staaten. In
eutschland ist die Flugsicherung in der Verfassung ge-

egelt. Dadurch wollten wir deutlich machen, dass sie
ine Aufgabe des Bundes und keine Aufgabe der Länder
st. In den Verfassungen unserer europäischen Nachbar-
taaten sind keine Regelungen zur Flugsicherung enthal-
en. Auch das ist ein Hinweis darauf, dass es sich hierbei
m eine Dienstleistung handelt. Als Mann von der Küste
eise ich nur darauf hin: Unser Lotswesen beispiels-
eise ist nicht im Grundgesetz verankert. Man muss also
enau hinschauen, um welche Thematik und um welche
ragestellungen es jeweils geht.






(A) )



(B) )


Uwe Beckmeyer
Ich habe die Hoffnung, dass die Deutsche Flugsiche-
rung bei der Einrichtung funktionaler Luftraumblöcke in
Europa schon bald eine wichtige und gestaltende Rolle
spielt. Auf europäischer Ebene brauchen wir eine gestal-
terische Kraft, und die Deutsche Flugsicherung – das ist
vorhin schon erwähnt worden – gehört zu den besten
Flugsicherungen der Welt. Sie erbringt eine wichtige
Dienstleistung. Die Sicherheit in diesem Bereich konnte
immer weiter erhöht werden. Die Bürgerinnen und Bür-
ger bzw. die Passagiere verlangen von der Deutschen
Flugsicherung eine einzigartig gute Leistung.

In diesem Zusammenhang sind aber noch einige Fra-
gen zu klären. Dabei geht es um die Flugsicherung an re-
gionalen Flughäfen, um die Flugsicherung in Grenzge-
bieten, insbesondere im süddeutschen Luftraum durch
Skyguide, aber auch um die Umsetzung des Konzepts
der funktionalen Luftraumblöcke. Diese Themen müs-
sen sauber abgearbeitet werden. Das verlangt schon der
Umstand, dass sie immer noch auf unserer Tagesord-
nung stehen. Auf diese Themen sollten wir uns bei unse-
rer Arbeit konzentrieren.

Jetzt möchte ich einen Punkt ansprechen, der in der
derzeitigen öffentlichen Diskussion zu kurz kommt –
Kollege Königshofen hat diesen Gedanken bereits auf-
gegriffen, und ich will diesen Aspekt betonen: Wir ha-
ben die Chance, durch die Umsetzung des Konzepts der
funktionalen Luftraumblöcke in Europa für einen enor-
men Minderverbrauch von Kerosin zu sorgen. Durch die
Realisierung dieses Konzepts können Umwegflüge
– teilweise machen diese Umwege einige hundert Kilo-
meter aus – in Europa vermieden werden. Das ist ein
hehres Ziel. Nichtsdestotrotz sollten wir uns vornehmen,
dieses Ziel zu erreichen.

Da wir immer davon reden, dass das Flugzeug ein
emissionsträchtiges Transportmittel ist, möchte ich da-
rauf hinweisen: Wir müssen auch für die Fluggesell-
schaften die Voraussetzungen schaffen, dass sie von
Frankfurt nach Madrid nicht 1 600 Kilometer fliegen
müssen, sondern dass sie für diese Strecke vielleicht nur
1 100 Kilometern brauchen, weil sie die kürzeste Luftli-
nie fliegen können und nicht aufgrund verschiedener na-
tionaler Luftraumzuständigkeiten Umwege fliegen müs-
sen. Das ist ein sehr wichtiger Punkt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Fachleute schätzen, dass wir dadurch circa 12 Prozent
des Kerosinverbrauchs einsparen könnten. Diese Per-
spektive verdient eine nationale bzw. europäische An-
strengung. Indem wir die Verkehrsströme und die Flug-
routen optimieren, würden wir nicht nur für mehr
Sicherheit in Europa sorgen, sondern auch einen ökolo-
gisch sehr sinnvollen Ansatz zur Vermeidung zusätzli-
cher Emissionen verfolgen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sicherheit
ist bei all dem oberstes Gebot. Die Deutsche Flugsiche-
rung funktioniert sehr gut. In der Vergangenheit haben
wir es auch geschafft, eine Abgrenzung von militäri-
scher und ziviler Flugsicherung vorzunehmen. Die inte-
grierte Flugsicherung funktioniert in Deutschland her-

v
u
w
c
a
a

W
n

H
p
J
z
Z
g
m
s
a
v
m
t
d
w
n
d
g
n
s

L
g

S
w

f
E
n
l

w
W
m
m
f
r
s

(C (D orragend. Da sitzen die Blauröcke neben den Zivilisten, nd sie arbeiten hervorragend zusammen. Das sollten ir perspektivisch auch auf europäischer Ebene errei hen. Wir müssen die vor uns liegenden Aufgaben klug ngehen, um letzten Endes ein verfassungsfestes Gesetz uf den Weg zu bringen. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614909700

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege
infried Hermann für die Fraktion Bündnis 90/Die Grü-

en.


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614909800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Ich glaube, als der Bundespräsident die Kapital-
rivatisierung der Flugsicherung vor rund anderthalb
ahren gestoppt hat, waren die meisten von uns doch
iemlich überrascht. Auch wir hatten natürlich gewisse
weifel. Dass die Entscheidung damals so eindeutig aus-
efallen ist, hat uns aber überrascht. Seitdem – das muss
an nüchtern feststellen – hängt die Deutsche Flug-

icherung buchstäblich in der Luft, und seitdem hängen
uch einige andere Flugsicherungsgesellschaften ohne
erfassungsmäßige Grundlage in der Luft. Denn wenn
an das Gutachten und den Spruch des Bundespräsiden-

en ernst nimmt, dann kommt man zu dem Ergebnis,
ass das Grenzregime von privaten Flugsicherungen, das
ir in Süddeutschland haben – die Skyguide –, auch
icht verfassungskonform ist. Dann ist es auch nicht mit
er Verfassung in Einklang zu bringen, dass wir auf Re-
ionalflughäfen private Fluglotsen haben, die auch kei-
er Bundesbehörde angehören. Hier herrscht also offen-
ichtlich ein Zustand, der korrigiert werden muss.

Die Große Koalition stochert bei der Suche nach einer
ösung ein bisschen im Nebel; das muss man schon sa-
en.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Was?)


onst würde uns nach anderthalb Jahren ein Gesetzent-
urf vorliegen.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Vom Koalitionspartner der Zukunft ist das aber eine harte Kritik!)


Auf Nachfragen bei der Bundesregierung haben wir
estgestellt, dass es auch in der Bundesregierung keine
inigkeit gibt. Die verschiedenen Ressorts haben sich
icht darauf einigen können, wie man das angeht; sonst
äge ein Gesetzentwurf vor.

Ich sage dies nicht mit besonderer Häme; denn ich
eiß, dass die Problematik nicht einfach zu lösen ist.
ir haben damals bei diesem Gesetzentwurf mitge-
acht und – das sage ich ganz offen – geglaubt, dass
an mit einem geschickten Gesetzentwurf an einer Ver-

assungsänderung vorbeikommt. Je länger man darüber
äsoniert, desto mehr denke ich, dass das auch ein Ver-
uch war, an der Realität vorbeizuschauen. Die Realität






(A) )



(B) )


Winfried Hermann
der deutschen Verfassung gibt meines Erachtens nicht
her, was durch das Privatisierungsgesetz versucht wor-
den ist.

Ich will das an folgendem Bild deutlich machen. Das
Grundgesetz schreibt im Grunde genommen vor, dass
die Flugsicherung von einer Bundesbehörde wahrge-
nommen werden muss. Das hat man sich vor 50 Jahren
so ausgedacht. Da war aber die Situation in Deutschland
und in Europa völlig anders. Die damaligen Verfas-
sungsväter konnten sich nicht vorstellen, dass es einmal
einen einheitlichen europäischen Himmel geben würde.
Sie konnten sich auch nicht vorstellen, dass es einmal so
viel Luftverkehr geben würde und dass es am Schluss
keine hoheitliche Aufgabe, sondern überwiegend eine
Dienstleistungsaufgabe sein würde.

Insofern muss man einfach sagen, die derzeitige
grundgesetzliche Regelung trägt der Realität im europäi-
schen Luftverkehr, die sich in den letzten 50 Jahren ver-
ändert hat, nicht mehr Rechnung. Deshalb müssen wir,
glaube ich, darüber nachdenken, wie wir eine Gesetzes-
regelung, eine Organisationsform hinbekommen, die ei-
nerseits die europäischen Anforderungen realer und
rechtlicher Art erfüllt und die Verordnung Single Euro-
pean Sky umsetzt, die auf der anderen Seite aber verfas-
sungsmäßig sauber abgesichert ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nun gehöre ich zu den Leuten, die sagen, die Verfas-
sung tastet man nicht einfach an, schon gar nicht wegen
nur eines Gesetzes. Aber wenn man feststellt, dass die
Verfassung eine Regelung enthält, die überhaupt nicht
mehr zeitgerecht ist, dann muss man darüber nachden-
ken, wie man die Organisation und die Verfassung zu-
sammenbringt.

Wenn wir allerdings zu einer vernünftigen Regelung
kommen wollen – das sage ich ganz klar –, dann müssen
wir, glaube ich, einen neuen Anlauf machen. Wir kom-
men nicht weiter, wenn wir an dem alten Modell, mit
dem wir gescheitert sind, hier noch ein bisschen herum-
basteln und dort noch ein bisschen herumbasteln und
einfach das Grundgesetz ändern. Vielmehr müssen wir
mit dem neuen Modell die folgenden Fragen klar beant-
worten: Wie sichern wir die Grenzregime ab? Wie schaf-
fen wir rechtliche Voraussetzungen für funktionale Luft-
räume in Europa, die nicht mehr national sein können?
Wie stellen wir sicher, dass ein nationales Kontroll-
regime trotzdem funktioniert? Denn es geht nicht nur um
Dienstleistungen, sondern es gibt auch hoheitliche Funk-
tionen. Wie stellen wir sicher, dass das Quasimonopol,
das es in diesen funktionalen Lufträumen dann geben
wird, kontrolliert werden kann? Das muss sichergestellt
werden. Ein Bundesamt muss entsprechende Kontroll-
rechte haben. Darüber hinaus muss es klare Kontroll-
rechte auch im Sinne des europäischen Rechts geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Schluss. Es ist, Kollege Beckmeyer,
in der Tat eine intelligente Lösung gefragt, die zu finden
schwierig und eine große Herausforderung ist. Ich plä-

d
s
F
z
s
f
k
k

D
f
v
Ü

M
S
b

G
F
h
D
D
d
u
g
m
F
E
l
w

1)

(C (D iere dafür, in unseren Fraktionen eine offene Diskusion zu führen. Ich beobachte, dass niemand es in seiner raktion geschafft hat, darüber eine offene Diskussion u führen, weil es eine heikle Frage ist und das Grundgeetz berührt. Ich glaube, wir müssen erst diese Debatte ühren, dann einen klugen Vorschlag machen. Erst dann önnen wir mit diesem Thema wieder ins Parlament ommen. Sonst werden wir wieder scheitern. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614909900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/7133 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Ich sehe, das ist der Fall. Dann ist die
berweisung so beschlossen.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 27:

Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Frank Spieth, Klaus Ernst, Dr. Martina
Bunge, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Fünften Sozial-
gesetzbuches

– Drucksache 16/4808 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit (14. Ausschuss)


– Drucksache 16/8243 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Mechthild Rawert

Hier haben die Kolleginnen und Kollegen Maria
ichalk, Mechthild Rawert, Dr. Konrad Schily, Frank

pieth und Birgitt Bender ihre Reden zu Protokoll gege-
en.1)

Damit kommen wir sofort zur Abstimmung über den
esetzentwurf der Fraktion Die Linke zur Änderung des
ünften Sozialgesetzbuches. Der Ausschuss für Gesund-
eit empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 16/8243, den Gesetzentwurf der Fraktion
ie Linke auf Drucksache 16/4808 abzulehnen. Ich bitte
iejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen,
m das Handzeichen. – Wer ist dagegen? – Enthaltun-
en? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung
it den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der FDP-
raktion gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke bei
nthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen abge-

ehnt. Damit entfällt nach unserer Geschäftsordnung die
eitere Beratung.

Anlage 3






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Nun rufe ich den Zusatzpunkt 6 auf:

Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion DIE LINKE.

Massenentlassungen bei deutschen DAX-Kon-
zernen trotz Gewinnexplosion

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
nerin der Kollegin Ulla Lötzer von der Fraktion Die
Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Ursula Lötzer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614910000

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! „Wir

alle zusammen müssen Ethik und Verantwortung hoch-
halten. Wir sind Vorbilder“, erklärte der Chef des Bun-
desverbandes der Deutschen Industrie, Thumann, im
Spitzengespräch mit Frau Merkel. Vorbilder worin? Den
Aktionären und sich selbst die Taschen zu stopfen und
Beschäftigte für 20 statt 15 Prozent Rendite auf die
Straße zu setzen?

Nach Nokia vermeldet jetzt BMW einen Rekordge-
winn und will 8 000 Arbeitsplätze abbauen. Henkel stei-
gert seinen Gewinn von 1,3 auf 1,34 Milliarden Euro.
Der Dank an die Beschäftigten: 3 000 Stellen werden ge-
strichen, die Dividende erhöht. Siemens meldet einen Re-
kordgewinn von 4 Milliarden Euro und will 3 200 Stellen
bei der Tochter SEN streichen. Das ist keine Ethik, Kol-
leginnen und Kollegen, das ist eher der Rückfall in den
Raubtierkapitalismus des 19. Jahrhunderts.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Konzernvorsitzenden schicken die Menschen in
die Arbeitslosigkeit, bedrohen sie mit Armut, zerstören
ihre sozialen Beziehungen und vernichten ihr langjährig
erworbenes Wissen, und zwar weit über die direkt be-
troffenen Beschäftigten hinaus. Die Angst vor dem Ar-
beitsplatzverlust lähmt und macht Menschen erpressbar,
zu jeder Bedingung zu arbeiten.

Jahrzehntelang prägte die Mittelschicht des Fach-
arbeiters oder Angestellten mit Durchschnittsverdiensten
das Land. Im Jahr 2000 gehörten noch 62 Prozent dazu,
schon 2006 nur noch 54 Prozent. Wer früher als Vor-
arbeiter gut vom Lohn leben konnte, ist heute arbeitslos
oder Leiharbeiter und muss zum Lohn noch Hartz IV be-
antragen. Seit 2000 wurden 5 Millionen Deutsche aus
der Mitte an den Armutsrand katapultiert – eine verhee-
rende Entwicklung, die man endlich stoppen und zäh-
men muss.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch vonseiten der Regierung gibt es durchaus Kri-
tik, ebenso von Ihnen, Kolleginnen und Kollegen. Frau
Merkel fordert mehr Managermoral, und Arbeitsminister
Scholz fordert die Manager auf, ihrer Verantwortung ge-
recht zu werden. Gut so! Doch wie werden Sie in den
Regierungsfraktionen Ihrer Verantwortung in dieser
Frage gerecht, von der Regierung ganz zu schweigen?
Kollege Wend, es freut mich, dass Sie sich jetzt unserer
Forderung angeschlossen haben, die Bezahlung von Ma-
nagern mit Aktienoptionen zu begrenzen.

I
S

u
k
S
m
d

M
K
b
t
M

s
u
v
d
d

n
I
s
n
e
B
b

m
k
E
u
g
M

S
s
D
w
G
l
T

C

(C (D (Dr. Rainer Wend [SPD]: Das mache ich immer gern, Frau Lötzer! – Gegenruf der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sagen Sie das nicht so laut!)


ch hoffe, dieser Ankündigung folgen Taten. Wir werden
ie dann unterstützen.

Aber das reicht noch nicht. Die Ersten, die bei Nokia
nd BMW gehen mussten, waren die Leiharbeiter. Es
ann doch nicht sein, dass Leiharbeiter zum wehrlosen
pielball für Massenentlassungen verkommen. Deshalb
uss die Leiharbeit selbst endlich wieder begrenzt wer-

en.


(Beifall bei der LINKEN)


Seit langem fordern die Gewerkschaften eine echte
itbestimmung in der Beschäftigungssicherung. Sie,
olleginnen und Kollegen der SPD und der Grünen, ha-
en diese Mitbestimmung bei der letzten Reform des Be-
riebsverfassungsgesetzes abgelehnt. Auch da tragen Sie

itverantwortung. Das sollten Sie endlich korrigieren.

Kündigungen einzig und allein zur Renditesteigerung
ollten von Ihnen nicht nur in Sonntagsreden als sozial
ngerechtfertigt gebrandmarkt werden. Stellen Sie das
ielmehr im Kündigungsschutzgesetz klar; dann haben
ie Betroffenen eine Möglichkeit, sich zu wehren, und
er Betriebsrat kann sie dabei unterstützen.


(Beifall bei der LINKEN)


Das Gesetz schreibt vor, dass Betriebsrat und Unter-
ehmensleitung rechtzeitig und umfassend über einen
nteressenausgleich verhandeln. Allerdings handelt es
ich hier nur um ein Beratungsrecht. Bei Konflikten kön-
en Arbeitgeber ihre Auffassung durchsetzen. Wer an
inem Ausgleich kein Interesse hat, für den sind solche
eratungen nur noch eine Farce, die, wie zum Beispiel
ei Nokia, schon gar nicht mehr durchgeführt werden.

Wir brauchen in diesen Fragen ein echtes Mitbestim-
ungsrecht, damit wieder von Ausgleich die Rede sein

ann. Im Aufsichtsrat muss sichergestellt werden, dass
ntscheidungen, die Belange der Arbeitnehmerinnen
nd Arbeitnehmer betreffen, nicht gegen ihre Stimmen
etroffen werden können. Das alles wären wichtige
aßnahmen.

Es ist eine Sache, dann, wenn die Kameras laufen, die
olidarität mit den Beschäftigten zu deklamieren. Das
ieht gut aus, und den einen oder anderen mag es trösten.
och dafür sind Sie nicht gewählt. Sie sind dafür ge-
ählt, die Zustände, die die sozialen Grundlagen unserer
esellschaft zerstören, zu beseitigen. Handeln Sie end-

ich, damit uns weitere Aktuelle Stunden zu diesem
hema erspart bleiben!

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614910100

Nächster Redner ist der Kollege Peter Weiß für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1614910200

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Es kann kein Zweifel bestehen: Wir Abgeordneten
erwarten von jedem Unternehmen, dass um den Erhalt
eines jeden Arbeitsplatzes gekämpft wird. Aber wir Ab-
geordneten freuen uns auch darüber, dass viele Hundert-
tausende Arbeitslose in den vergangenen Jahren endlich
wieder einen Arbeitsplatz in Deutschland gefunden ha-
ben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


In einer solchen Debatte zur Arbeitsmarktpolitik ist
als Erstes festzustellen, dass sich die arbeitsmarktpoliti-
sche Bilanz dieser Großen Koalition sehen lassen kann.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Sehr richtig! – Widerspruch bei der LINKEN)


Über 700 000 neue sozialversicherungspflichtige Ar-
beitsplätze wurden geschaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weniger als beim letzten Aufschwung!)


In diesem Ausbildungsjahr, das im Herbst 2007 begon-
nen hat, gab es die Höchstzahl an neuen Ausbildungs-
verträgen seit der Wiedervereinigung.


(Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Wir reden über die Massenentlassungen, Kollege Weiß!)


Das sind Hunderttausende neuer Chancen für Arbeitneh-
merinnen und Arbeitnehmer,


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Kommen Sie mal zur Sache!)


für Auszubildende in Deutschland.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie haben die falsche Rede dabei!)


Das ist der Erfolg einer auf Wachstum und Beschäfti-
gung ausgerichteten Politik dieser Bundesregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU – Frank Spieth [DIE LINKE]: Wie ist das mit den Massenentlassungen?)


– Die Zurufe zeigen, dass die Opposition daran nicht in-
teressiert ist;


(Zuruf von der FDP: Teile der Opposition!)


denn sie ist nicht an den Menschen, sondern ausschließ-
lich an Polemik interessiert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP – Frank Spieth [DIE LINKE]: Kommen Sie endlich zur Sache!)


Nun ist es interessant, sich genauer anzuschauen, wo
die neuen Ausbildungs- und Arbeitsplätze entstanden
sind.


(Zuruf von der FDP: Im Mittelstand!)


Da sieht man, dass zwischen 2005 und 2007 vor allem in
den kleinen und mittelständischen Unternehmen fast

e
A
u
f
p

l
t
t
i
s
g
w

r
s

m
W
M
d
s

E
f
i
n
m

d
p

E
T

D
m
i

E
A
s

M

D
s

(C (D ine halbe Million neuer sozialversicherungspflichtiger rbeitsplätze entstanden ist. Die sogenannten großen, nter anderem auch DAX-notierten Unternehmen schuen im gleichen Zeitraum nur 175 000 neue Arbeitslätze. (Gitta Connemann [CDU/CSU]: Wenn wir den Mittelstand nicht hätten!)


Dies zeigt: Die in der Regel von den Eigentümerfami-
ien selbst geführten kleinen und mittelständischen Un-
ernehmen sind mit Renditen zufrieden, die deutlich un-
er denen großer DAX-Unternehmen liegen. Sie nehmen
hre Verantwortung vor Ort wahr und schielen nicht aus-
chließlich auf Gewinnmaximierung. Sie sorgen für eine
ute Unternehmenskultur und eine gesunde und daher
eniger krisenanfällige Wirtschaftsstruktur.

Soziale Marktwirtschaft bedeutet: Gewinnmaximie-
ung ist nicht das alleinige Ziel des Wirtschaftens. Ange-
ichts der Vorgänge in manchen Großunternehmen


(Zurufe von der LINKEN: Aha!)


üssen wir in der Tat die Frage stellen: Wird diese
irtschaftsethik, die einer funktionierenden sozialen
arktwirtschaft zugrunde liegt, in den Vorstandsetagen

eutscher Großunternehmen so gesehen, wie das wün-
chenswert ist?


(Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Das ist die Frage!)


s ist auch unsere Erwartung, dass sich die Wirtschafts-
ührer in unserem Land dadurch auszeichnen, dass sie
hre soziale Verantwortung für die Beschäftigten wahr-
ehmen – trotz aller Veränderungen, die ihre Unterneh-
en im globalen Wettbewerb vornehmen müssen.


(Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Prima!)


Nachdem wir das festgestellt haben, müssen wir uns
ie Frage stellen, welche Konsequenzen wir für unser
olitisches Handeln ziehen müssen.


(Zurufe von der Linken: Genau! – Hört! Hört!)


s ist doch interessant, dass die Vorrednerin über die
hemen, auf die es ankommt, nicht geredet hat.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Da müssen Sie weggehört haben!)


ie Konsequenz muss doch sein, dass wir die Unterneh-
en stärken, die der Jobmotor in Deutschland sind, die

hre soziale Verantwortung wahrnehmen.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Sehr richtig! – Uwe Barth [FDP]: Schaffen Sie die Erbschaftsteuer ab!)


s gibt genügend Stichworte, die auf unserer politischen
genda stehen: Die Unternehmensteuerreform, die Erb-

chaftsteuerreform, Entbürokratisierung,


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Entlassungen!)


itarbeiterbeteiligung, soziale Kapitalpartnerschaft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as alles sind Themen, bei denen die Linke lieber ab-
eits steht.






(A) )



(B) )


Peter Weiß (Emmendingen)


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Wir wollen sichere Arbeitsverhältnisse und keine Profitmaximierung! – Willi Zylajew [CDU/CSU]: Die wollen VEBs!)


Mit den Rezepten der Linken werden wir es nicht schaf-
fen, Jobs in Deutschland zu schaffen bzw. Entlassungen
zu vermeiden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das sehen die gerade Entlassenen anders!)


Wer die Debatte über die Arbeitsmarktsituation in
Deutschland und über die Zukunft der sozialen Markt-
wirtschaft seriös führen will, der darf nicht nur die knapp
5 Prozent der Arbeitsplätze in den sogenannten Groß-
unternehmen sehen, der muss die Breite der Unterneh-
men, der muss die Beschäftigungssituation insgesamt
sehen. Nur dann kommt man zu einem realistischen Ge-
samturteil.


(Ulla Lötzer [DIE LINKE]: 5 Millionen Menschen an den Rand gedrängt! Das ist die Bilanz!)


Es geht auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland nämlich
weiterhin aufwärts.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614910300

Nächster Redner ist der Kollege Martin Zeil für die

FDP-Fraktion.


Martin Zeil (FDP):
Rede ID: ID1614910400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Diese Aktuelle Stunde gibt uns die Gelegenheit, der
scheinheiligen Empörungsrhetorik der Linken entgegen-
zutreten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch von der LINKEN)


Deutsche Unternehmen und ihr Topmanagement sind
international anerkannt, sie schaffen Jobs und sorgen für
ein gewaltiges Wirtschaftswachstum. Das gibt es nicht
umsonst: Ständige Umstrukturierungen sind in einer glo-
balisierten Wirtschaft nicht zu vermeiden. Dies führt ei-
nerseits zu einem ständigen Wegfall von Arbeitsplätzen,
andererseits werden, wie man an der Erwerbstätigenzahl
sieht, ständig neue Jobs geschaffen, und zwar nicht nur
im Ausland.


(Beifall bei der FDP)


Das ist Ihnen vor lauter gespielter Empörung offenbar
entgangen.


(Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Natürlich!)


Dass die Steuereinnahmen momentan sprudeln, haben
wir nicht der Politik, sondern den Menschen und den
Unternehmen in diesem Land zu verdanken. Die Unter-

n
w
m
h
d

l
K
U
c

I
G
u
d
d
n
d

a
m
d
u
v
J
c
t
J

D
w
c
1
h

M
f

a
l
i
d
S
S
d
d
F

a

(C (D ehmen wurden durch den Strukturwandel international ettbewerbsfähig und haben den Aufschwung so erst öglich gemacht – einen Aufschwung, den die Steuerer öhungspolitik von Schwarz-Rot fast verhindert, auf jeen Fall aber abgeschwächt hat. (Frank Spieth [DIE LINKE]: Mehrwertsteuererhöhung! Seitdem sprudeln die Steuereinnahmen wieder, das stimmt!)


Wenn ein Unternehmen die Entscheidung trifft, Stel-
en abzubauen, so sollte man, bevor man unreflektiert
ritik übt, bedenken, dass auch Vorstände von DAX-
nternehmen Stellen nicht aus Jux und Tollerei strei-

hen.


(Zurufe von der LINKEN)


m Übrigen sitzen in jedem Aufsichtsrat Vertreter der
ewerkschaften – denen Sie ja immer so nahe sind –,
nd in vielen sitzen auch Vertreter des Staates. Die Be-
eutung des menschlichen Kapitals ist auch bei den
eutschen Großunternehmen angekommen. Kein Unter-
ehmen wird Mitarbeiter-Know-how einfach so, ohne
ass es Gründe dafür gibt, vor die Tür setzen.


(Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Es gibt durchaus Gründe: für 5 Prozent mehr Rendite!)


Sie haben den Fall BMW angesprochen. Dort sind vor
llem Unternehmensbereiche betroffen, die als personell
assiv überbesetzt gelten. Außerdem handelt es sich bei

en Maßnahmen um ein Fünfjahresprogramm und nicht
m einen Schnellschuss. Ebenso wichtig ist – das wird
on Ihnen gern übersehen –, dass BMW allein dieses
ahr über 500 Leute einstellt, nur eben in anderen Berei-
hen. Letztendlich wird die Zahl der bei BMW Beschäf-
igten durch weitere Neueinstellungen auch im
ahr 2012 nicht geringer sein als 2007.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Hört! Hört!)


ies haben Sie sicherlich vor lauter gespielter und un-
issender Empörung ebenso übersehen wie die Tatsa-

he, dass BMW in den letzten acht Jahren mehr als
4 000 Jobs – davon 11 000 in Deutschland – geschaffen
at.


(Beifall bei der FDP)


an kann aber den Begriff „Jobkahlschlag“ gut verkau-
en, ob er wahr ist oder nicht.

Ich halte auch Vorschläge für falsch, wie sie derzeit
us der SPD-Fraktion kommen, zum Beispiel die Speku-
ationsfrist für Aktienoptionen zu verlängern, wo doch
m Rahmen der fehlerhaften Unternehmensteuerreform
er Regierungskoalition gerade die Abschaffung der
pekulationsfrist zum 1. Januar 2009 beschlossen wurde.
tattdessen hätten Sie sich besser mit den – gerade für
ie Arbeitsplätze im Mittelstand – nachteiligen Folgen
er Besteuerung im Zusammenhang mit der sogenannten
unktionsverlagerung beschäftigen sollen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir müssen uns auch in Deutschland endlich damit
bfinden, dass lebenslange Beschäftigungsverhältnisse






(A) )



(B) )


Martin Zeil
eher seltener werden. Die Wirtschaft muss sich heute
schneller als je zuvor anpassen und sich dem internatio-
nalen Wettbewerb stellen. Gerade deshalb sind die Flexi-
bilisierung des Arbeitsmarktes und der entschlossene
Abbau von Eintrittsbarrieren überfällig.

Zudem bedarf es einer ständigen Stärkung des Mittel-
stands, der mit einer großen sozialen Verantwortung Ar-
beitsplätze schafft. Vorausschauendes Handeln ist hier-
bei von essenzieller Bedeutung.

Es nutzt niemandem, wenn die Unternehmen den
Strukturwandel verschlafen oder verschleppen. Die da-
rauf folgenden Entlassungen wären viel schlimmer.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Sie haben eine interessante Sichtweise!)


Es ist die Aufgabe des Parlaments, dafür zu sorgen, dass
die Menschen durch eine vernünftige und entschlossene
Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik schnell wieder zu
Jobs kommen. Eine einseitige und dazu noch unerträg-
lich populistische Kritik an den Unternehmen löst keine
Probleme.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Frank Spieth [DIE LINKE]: Haben Sie jetzt für das Privatbankhaus gesprochen? – Gegenruf von der FDP: Jedenfalls nicht für das SED-Vermögen!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614910500

Nun hat der Kollege Dr. Rainer Wend für die SPD-

Fraktion das Wort.


Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1614910600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir le-

ben in einer sozialen Marktwirtschaft, wie immer wieder
zu lesen ist. Dabei stellt sich die Frage, wie wir soziale
Marktwirtschaft definieren. Ich möchte zwei historische
Definitionen zitieren. Die erste stammt von Ludwig
Erhard:

Die Politik der Sozialen Marktwirtschaft stand seit
dem Tage der Währungsreform unter der Leitidee,
auf dem Boden einer freien Wettbewerbswirtschaft
persönliche Freiheit, wachsenden Wohlstand und
soziale Sicherheit in Einklang zu bringen …

Alfred Müller-Armack hat ausgeführt, die Wirtschaft
müsse sich in den Dienst von überwirtschaftlichen Din-
gen und Werten wie das Menschliche und das Kulturelle
stellen.


(Ortwin Runde [SPD]: Hört! Hört!)


Leben wir in diesem Sinne noch in einer sozialen
Marktwirtschaft? Ich glaube, wir müssen in dieser Frage
zu einem gespaltenen Ergebnis kommen. Was das Rück-
grat der deutschen Wirtschaft – den Mittelstand und vor
allem die eigentümergeführten Unternehmen – angeht,
gibt es viel zu kritisieren. Ich glaube aber, dass sie dem
Ideal der sozialen Marktwirtschaft noch am nächsten
kommen. 80 Prozent aller Jugendlichen werden in Be-
trieben des Mittelstandes ausgebildet. 70 Prozent aller

B
n

b
l
e
l
n
s
g
w
d
s

d
2
d
F
3
r
A
d
s
g
s

W
b
s
d
w
t

D
t
t

W
d
n
m
A
h

w
d
w
w
F
u
n

(C (D eschäftigten arbeiten in kleinen und mittleren Unterehmen. Für 2008 ist die Fortsetzung des Beschäftigungsaufaus zu erwarten. Denn gut 18 Prozent der Mittelständer waren sich Ende des Jahres 2007 sicher, dass sie im rsten Halbjahr 2008 ihr Personal weiter aufstocken wolen. Der Mittelstand und die eigentümergeführten Unterehmen, die an ihren Gewinn denken – das ist auch gut o –, aber gleichzeitig auch ihre Beschäftigten und übriens auch die Regionen, in denen sie beheimatet und irtschaftlich tätig sind, im Blick haben, entsprechen em, was ich mir unter sozialer Marktwirtschaft vortelle. Es gibt aber auch eine andere Seite. Dazu gehört, dass ie Firma Nokia bei einer Umsatzrendite von 1,7 Prozent in der Handysparte 3 300 Beschäftigte in iesem Bereich entlässt. Dazu gehört auch, dass die irma Henkel bei einer Umsatzrendite von 10,3 Prozent 000 Stellen streicht und Continental bei einer Umsatz endite von 11,5 Prozent 2 000 Arbeitnehmerinnen und rbeitnehmer entlassen will. Da ist alleiniger Maßstab ie Umsatzrendite. Wenn ich die Rendite auf das eingeetzte Kapital zugrunde legen würde, kämen wir noch zu anz anderen Zahlen. Ist das noch soziale Marktwirtchaft? Nach welchen Kriterien wird entschieden? enn, Herr Kollege Zeil, nach dem Kriterium der Wettewerbsfähigkeit im Rahmen der Globalisierung entchieden würde, hätte ich keine Einwände. Mein Einruck ist aber, dass es zunehmend nur noch darum geht, ie der Aktienkurs in den nächsten Wochen oder Mona en nach oben getrieben werden kann. (Beifall bei SPD und der LINKEN sowie des Abg. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


as ist häufig in erster Linie dadurch möglich, dass Kos-
en reduziert werden, und Kostenreduktion erfolgt in ers-
er Linie über Mitarbeiterentlassungen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: So ist es!)


enn nicht mehr die Arbeitnehmer und die Region, in
er man produziert, ins Auge gefasst werden, sondern
ur der kurzfristige Anstieg des Aktienkurses, ist nicht
ehr das vorhanden, was Ludwig Erhard und Müller-
rmack sich unter sozialer Marktwirtschaft vorgestellt
aben. Das ist nicht in Ordnung.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was können wir tun? Die gesellschaftliche Debatte ist
ichtig. Sowohl im Parlament, wie heute, aber auch in
en Medien und auf Veranstaltungen muss das diskutiert
erden. Wir müssen aber mehr tun und uns fragen, ob
ir als Gesetzgeber handeln können. Den Vorschlag, den
rau Lötzer im Namen der Linksfraktion gemacht hat,
nterstütze ich nicht. Ihr Vorschlag ist, dass die Arbeit-
ehmerseite beim Interessenausgleich im Rahmen der






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Wend
Mitbestimmung zustimmen muss. Was meinen Sie, wie
oft ich an Verhandlungen über Sozialpläne und Interes-
senausgleiche beteiligt war und mir in der konkreten Si-
tuation genau das gewünscht habe, weil ich frustriert war
aufgrund der Tatsache, dass wir als Betriebsrat und Ge-
werkschaft nicht mitentscheiden konnten?

Die ganze Wahrheit ist aber, dass ich glaube, dass un-
ser Wirtschaftssystem am Ende gut damit fährt, wenn die
Verantwortung für solche Entscheidungen auf der Seite
der Eigentümer der Produktionsmittel liegt und wir im
Rahmen von Sozialplänen beim Ausgleich dieser Ent-
scheidungen ein zwingendes Mitbestimmungsrecht ha-
ben. Wenn wir das aufgeben, geben wir auch eine Trieb-
feder der Entwicklung in unserer Gesellschaft auf.
Davon rate ich ab, wenngleich ich Ihren kurzfristigen
Frust verstehen kann.

Ich habe drei Vorschläge, die ich mit drei Sätzen in
die Diskussion einbringen möchte: Erstens. Die Mana-
ger werden zu häufig mit Aktienoptionen bezahlt mit der
Folge, dass sie ein übermäßiges Interesse an der kurz-
fristigen Gewinnentwicklung der Aktien haben.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: So ist das!)


Diesbezüglich schlage ich eine Reduzierung vor.


(Martin Zeil [FDP]: Spekulation!)


Zweitens. Die Haltefristen – das hat nichts mit Speku-
lationsfristen zu tun – betragen bei Aktienoptionen zwei
Jahre. Danach dürfen die Manager die Optionen geltend
machen. Diese Frist ist zu kurz, weil in einer so kurzen
Zeit das Interesse an Kurssprüngen der Aktien im Vor-
dergrund steht. Diese Frist muss verlängert werden.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Es gibt noch zwei Punkte, die ich nicht als endgültige
Vorschläge vorbringe, sondern diskutieren möchte:


(Martin Zeil [FDP]: „Drei Sätze“ hatten Sie gesagt!)


– Ich weiß. Der letzte Satz hat zwei Gesichtspunkte.


(Heiterkeit)


Sollte man ähnlich wie in Frankreich Aktionären, die
ihre Aktien länger als vier Jahre gehalten haben, ein
Treuestimmrecht geben, um auf diese Weise ein Inte-
resse an der Kontinuität von Unternehmensentwicklun-
gen zu wecken?

Letzter Punkt: Sollten wir nicht vielleicht erwägen,
das Depotstimmrecht von Banken wieder einzuführen,
damit die Entwicklung hin zu einem übermäßigen Ge-
wicht der Stimmen kurzfristig interessierter Finanzin-
vestoren auf Hauptversammlungen gebremst wird?

Das sind realistische Vorschläge, die passen, die wir-
ken und die vielleicht das aufrechterhalten können, was
in unserer Wirtschaftsordnung im Rahmen der sozialen
Marktwirtschaft einmal funktioniert hat.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


f

D

w
D
t
s
o
m
s
F
m
v

s
g
a
a
w
a
d
W
f
s

E
M
b
b
V

v
a
E
s
l
a
g
V
d
g
c

s
d
m
E

(C (D Nun hat der Kollege Dr. Wolfang Strengmann-Kuhn ür die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen das Wort. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614910700

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

ichtigste Aufgabe von Unternehmen ist es, Güter und
ienstleistungen möglichst effizient zu produzieren. Ra-

ionalisierungen und damit einhergehende Entlassungen
ind deshalb nicht per se zu kritisieren. Wenn die gleiche
der eine höhere Produktivität mit weniger Arbeitskraft
öglich ist, sind Rationalisierungen sogar volkswirt-

chaftlich geboten. Das gilt, liebe Freundinnen und
reunde von der Linken, auch dann, wenn die Unterneh-
en Gewinne machen. Auch dann können Entlassungen

olkswirtschaftlich durchaus Sinn machen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das klingt aber sehr nach Hamburg hier, nach Koalition mit der CDU!)


Im vergangenen Jahr wurden über 8 Millionen Men-
chen arbeitslos. Über 8 Millionen Menschen! Aber
leichzeitig sind noch mehr aus der Arbeitslosigkeit her-
usgekommen. Das heißt, es gibt eine große Dynamik
uf dem Arbeitsmarkt. In dem Strukturwandel, in dem
ir uns befinden, lässt es sich gar nicht vermeiden, dass

n einer Stelle Arbeitsplätze wegfallen, während an an-
erer Stelle Arbeitsplätze entstehen. Und das ist gut so.
ichtig ist, dass dieser Prozess sozial ausreichend abge-

edert wird und die betroffenen Menschen wieder
chnell sinnvolle und gut bezahlte Arbeit finden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


in Blick nach Skandinavien zeigt, wie man ein hohes
aß an sozialer Sicherung und Flexibilität auf dem Ar-

eitsmarkt vernünftig in Einklang bringen kann. Hier ha-
en nicht nur die Politik, sondern auch die Unternehmen
erantwortung. Eigentum verpflichtet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Diesbezüglich haben wir tatsächlich ein Problem. Die
on der Linken angeprangerten Entlassungen müssen
ber in einem größeren Zusammenhang gesehen werden.
ine gute Unternehmerin und ein guter Unternehmer wis-
en, dass es sinnvoll ist, die Beschäftigten gut zu bezah-
en. Sie wissen um ihre soziale Verantwortung bei einem
nstehenden Stellenabbau sowie um ihre Verantwortung
egenüber der Umwelt und zukünftigen Generationen.
iele Personenunternehmen kommen – das betone ich –
ieser Verantwortung durchaus nach. Die Politik ist aber
efordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die ein sol-
hes Verhalten ermöglichen und fördern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Problem ist allerdings, dass dieses unternehmeri-
che Denken in Aktiengesellschaften, insbesondere in
en großen – das gilt auch für die DAX-30-Unterneh-
en –, nicht mehr beheimatet ist. Die zentralen
ntscheidungen werden nicht von selbstständigen






(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn
Unternehmerinnen und Unternehmern getroffen, son-
dern von abhängig beschäftigten Managern, deren ein-
zige Aufgabe es ist, den Shareholder-Value kurzfristig zu
maximieren, unabhängig von sozialen und ökologischen
Konsequenzen. Es hat sich dabei eine Klasse von Spit-
zenmanagern herausgebildet, die teilweise ihre Gehälter
selbst festsetzen, nur noch kurzfristig auf Profitmaximie-
rung setzen, jeden Bezug zur Realität verloren haben
und ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht mehr
nachkommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Es gibt noch immer Unternehmen, die sich rühmen, dass
sie trotz hoher Gewinne kaum Steuern zahlen. Das ist
nicht akzeptabel.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das sehe ich auch so!)


Es gibt eine neue soziale Frage. Das Deutsche Institut
für Wirtschaftsforschung hat in dieser Woche aufgezeigt,
dass die Mittelschicht in Deutschland dramatisch
schrumpft. Auf der einen Seite entsteht persönlicher
Reichtum, der nicht mehr mit Leistung gerechtfertigt
werden kann. Dieser Reichtum basiert zum Teil darauf,
dass auf der anderen Seite die Reallöhne selbst in einer
Aufschwungphase kaum steigen oder sogar sinken. Mitt-
lerweile leben 15 Millionen Menschen mit ihrem Ein-
kommen unter der Armutsrisikogrenze nach EU-Stan-
dard. Das sind 5 Millionen mehr als 2001. 5 Millionen
mehr arme Frauen, arme Männer und vor allen Dingen
arme Kinder! Immer mehr „normal“ arbeitende Er-
werbstätige und vor allem – das finde ich besonders er-
schreckend – Familien rutschen von einem mittleren
Einkommen in die Nähe der Armutsgrenze oder sogar
darunter oder befürchten den Absturz. Das ist weder so-
zial noch ökonomisch hinnehmbar.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Was müssen wir tun? Wir brauchen unbedingt eine
Debatte über mehr Demokratie in Aktiengesellschaften,
und zwar sowohl auf der Arbeitnehmerseite als auch bei
den Aktionärinnen und Aktionären.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Wir brauchen ein Steuersystem, das dazu führt, dass sich
die großen Unternehmen und die Reichen wieder stärker
an der Finanzierung des Gemeinwesens beteiligen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Ortwin Runde [SPD]: Richtig!)


Wir brauchen ein solidarisches Sozialversicherungssys-
tem, eine Bürgerversicherung, bei der es unmöglich ist,
dass sich ein Teil der Gesellschaft ausklinkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


W
t
w

S
m
F
A

g
s
E
w
p
n
M

H
w

F

D
t
d
o
r

I
I
l

D
s
s
w
S
d
g

(C (D ir brauchen Mindestlöhne, und zwar auch, um die Unernehmen, die ihren Beschäftigten faire Löhne zahlen ollen, vor Lohndumping zu schützen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


chließlich brauchen wir eine stabile, soziale und ar-
utsfeste Absicherung, die vor allem Erwerbstätige und
amilien besser schützt und ihnen die Angst vor dem
bsturz nimmt.

Ich komme zum Schluss. Das sind die zentralen Fra-
en, die wir beantworten müssen, wenn wir den gesell-
chaftlichen Zusammenhalt stärken und die bestehenden
xistenzängste, die es in der Bevölkerung gibt, abbauen
ollen. Eine Skandalisierung von Entlassungen und
lattes Schimpfen auf die Großindustrie bringen uns
icht weiter, aber ebenso wenig hohle Appelle an die
anager in den Großunternehmen.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614910800

Herr Kollege, das war Ihre erste Rede in diesem

aus. Ich gratuliere Ihnen und wünsche Ihnen für Ihre
eitere Arbeit alles Gute.


(Beifall)


Nun hat der Kollege Stefan Müller für die CDU/CSU-
raktion das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1614910900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

as ist wieder eine von den vielen von der Linken bean-
ragten Aktuellen Stunden, bei denen man sich immer
ie Frage stellt, ob es ihr um die betroffenen Menschen
der eher um Agitation geht. Ich glaube, das Letztere ist
ichtig.


(Zurufe von der LINKEN)


hnen geht es nicht um die Menschen, sondern darum,
hre populistischen Thesen vorzutragen und grundsätz-
ich Kritik am Kapitalismus loszuwerden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Ditmar Staffelt [SPD] – Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Uneingeschränkter Beifall! – Zurufe von der LINKEN: Oh!)


ie Grünen bringen ihre gesamten Ladenhüter als Vor-
chläge. Das ist nicht verwunderlich, aber auch nicht be-
onders innovativ. Herr Zeil, auch Ihnen möchte ich et-
as sagen. Ich frage mich schon, ob Sie die Rede, die
ie heute hier gehalten haben, auch in Niederbayern bei
en betroffenen Mitarbeitern eines Automobilkonzerns
ehalten hätten.


(Martin Zeil [FDP]: In Dingolfing auf jeden Fall!)







(A) )



(B) )


Stefan Müller (Erlangen)

Wir werden noch die Gelegenheit zur Auseinanderset-
zung haben. In Bayern findet bekanntlich in diesem Jahr
die Landtagswahl statt. Ich lade Sie ein, diese Rede im
Wahlkampf in Niederbayern noch einmal zu halten. Wir
werden deutlich machen, dass es nicht ganz so einfach
ist, wie Sie es darstellen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will darauf verweisen, was schon der Kollege
Peter Weiß ausgeführt hat, nämlich dass wir uns über die
Entwicklung am Arbeitsmarkt freuen können. Die Bun-
desagentur für Arbeit hat in der vergangenen Woche
wieder bessere Zahlen vorlegen können. Das ist in der
Tat ein Grund zur Freude. Wir freuen uns für alle jene,
die noch vor einem oder zwei Jahren arbeitslos waren
und dieses Jahr nicht mehr von staatlicher Fürsorge ab-
hängig sein müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn aber vor dem Hintergrund dieser außerordentlich
erfreulichen Entwicklung am Arbeitsmarkt große Unter-
nehmen massive Stellenstreichungen ankündigen, dann
ist das für mich nicht nur verwunderlich, sondern auch
schlicht unfassbar.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Richtig!)


Es ist vor allem deswegen unfassbar, weil die gleichen
Unternehmen zeitnah gute Zahlen veröffentlichen. Ganz
offensichtlich will auch das wirtschaftlich gut aufge-
stellte Unternehmen die guten Rahmenbedingungen
dazu nutzen, um noch höhere Renditen zu erzielen. Da-
gegen ist zunächst einmal nichts zu sagen, aber wenn das
nur auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen wird,
dann – das sage ich ganz deutlich – habe ich dafür kein
Verständnis.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Man kann schon den Eindruck gewinnen, dass soziale
Verantwortung und unternehmerischer Erfolg nicht mehr
zwingend zwei Seiten derselben Medaille sind. Ich
glaube, dass ein solches Verhalten mit dem Bild der so-
zialen Marktwirtschaft – das hat der Kollege Wend
schon ausgeführt – nicht vereinbar ist;


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU])


denn wegen eines solchen Verhaltens geht nicht nur das
Vertrauen in unser Wirtschaftssystem verloren, sondern
auch der Glaube daran, dass sich Leistung in unserer
Wirtschaft heute noch lohnt. Das darf jedenfalls nicht so
weit führen, dass der Eindruck entsteht, dass gute Arbeit
alleine bei börsennotierten Unternehmen keine Garantie
mehr für einen sicheren Arbeitsplatz ist. Vieles von dem,
was wir in den letzten Wochen erlebt haben, sendet lei-
der dieses Signal aus. Das halte ich für falsch.

Die Globalisierung hat in den letzten 20 Jahren sicher
vieles verändert. Auf diese Veränderungen haben sich
deutsche Unternehmen richtigerweise eingestellt. Die
Globalisierung hat den Wettbewerb verschärft, Grenzen
überwunden und das Tempo des Warenverkehrs deutlich
erhöht. Auf all diese Dinge hat die deutsche Wirtschaft

r
E
d
e
d
g
n
d
d
m
E
d
s

i
d
d
n

d
i
w
u
Z
M
m

E
t
w
f

d
s
t
v
d
s
s

s
n
v
n
w
P
l
m
u
d

(C (D eagiert. Das ist der Grund dafür, dass wir nach wie vor xportweltmeister sind. Leider bekommt man den Einruck, wenn man manche Konzernvorstände hört, dass s auch eine andere Veränderung gegeben hat. Ich meine ie permanente Unzufriedenheit mit den Erträgen der eienen Unternehmen und mit der Rendite. Nun will ich icht so weit gehen und die Schuld einzig und allein bei en Managern abladen, die in vielen Fällen gar nicht aners können, als dafür zu sorgen, dass die Renditen imer weiter steigen. Natürlich müssen wir auch über thik sprechen. Aber wenn wir über Ethik und Moral reen, dann dürfen wir nicht nur die Manager ansprechen, ondern müssen auch die Aktionäre, m Übrigen auch viele Kleinaktionäre, die ebenso wie ie großen Kapitaleigner, Investmentfonds und andere azu beitragen, dass die Renditen erhöht werden, nenen. Da sind, wie ich finde, alle in der Pflicht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Rainer Wend [SPD] und des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE])


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Ja!)


Ich möchte im Übrigen ausdrücklich betonen, dass
ies kein generelles Problem der deutschen Wirtschaft
st. Es ist ein Phänomen einzelner Großkonzerne. Ich
ill diese Gelegenheit durchaus nutzen, um eines klar
nd deutlich herauszustellen – das muss man in diesem
usammenhang immer wieder sagen –: Dem deutschen
ittelstand kann man diesen Vorwurf jedenfalls nicht
achen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


s waren nämlich gerade die kleinen und mittleren Be-
riebe, die in den letzten Jahren dafür gesorgt haben, dass
ir beim Abbau der Arbeitslosigkeit unsere heutigen Er-

olge vorweisen können.

Es tröstet mich nicht, wenn man darauf hinweist, dass
ie aktuelle Arbeitsmarktlage so gut ist, dass die Entlas-
enen schnell wieder eine Beschäftigung finden. Mich
röstet auch nicht, dass es sich bei den Entlassenen in
ielen Fällen um Zeitarbeitnehmer handelt; denn auch
as vermag letztendlich nicht darüber hinwegzutäu-
chen, dass hier Menschen von Entlassungen betroffen
ind.

Wir dürfen diese Debatte nicht dazu nutzen, Entlas-
ungen generell zu brandmarken. Herr Zeil, ich gebe Ih-
en recht: Natürlich kann es Fälle geben, in denen es un-
ermeidlich ist, dass es zu Entlassungen kommt, weil
ur so der Gesamtbestand des Unternehmens gesichert
erden kann. Aber es muss schon möglich sein, dass wir
olitiker darüber reden, ob das, was im Augenblick ab-

äuft, tatsächlich in Ordnung ist. Ich jedenfalls wünsche
ir eine ernsthafte Debatte in der Wirtschaft über Ethik

nd Moral. Es ist gut, wenn wir vonseiten der Politik
azu einen Beitrag leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Dann war doch die Aktuelle Stunde genau richtig!)







(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614911000

Für die Fraktion Die Linke hat nun das Wort der Kol-

lege Hüseyin Aydin.


(Beifall bei der LINKEN)



Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614911100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Die Redner der Union haben
gerade wieder behauptet – wie die Kanzlerin –, dass der
Aufschwung bei den Menschen angekommen sei. Ich
frage nur: Wen meinen Sie? Bei wem ist Ihr Auf-
schwung angekommen? Auch Herr Weiß sprach davon.
Zur Kenntnis müssen Sie aber nehmen, dass er bei den
Arbeitnehmern nicht angekommen ist. Zur Kenntnis
müssen Sie nehmen, dass Ihr Aufschwung nicht dazu ge-
führt hat, dass die Arbeitnehmereinkommen gestiegen
sind und dass sie damit auch bessere Teilhaberechte be-
kommen haben. Die neuesten Zahlen des Statistischen
Bundesamtes belegen dies: Das vierte Jahr in Folge müs-
sen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Reallohn-
verluste hinnehmen.

Ich frage noch einmal: Wen meinen Sie? Vielleicht
meinen Sie die Topmanager und Großaktionäre. Sie, der
Kollege von der CSU, haben recht: Wir sprechen hier
nicht über den Mittelstand, sondern über die DAX-Un-
ternehmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die 30 DAX-Unternehmen konnten 2007 ihre Rekord-
gewinne aus dem Vorjahr noch einmal um satte
14 Prozent steigern. Von der Telekom bekommen die
Aktionäre nun 3,4 Milliarden Euro Dividende. Der Dank
an die Beschäftigten ist: Stellenabbau, Gehaltskürzungen
und Arbeitszeitverlängerungen. Das gleiche Bild gilt für
BMW, Henkel oder Nokia: Überall kündigen die Mana-
ger in einem Atemzug Rekordgewinne und weitere Ent-
lassungen an.

Warum? Der Grund ist einfach – das müssen Sie lang-
sam kapiert haben –: Die Profitgier ist so unersättlich ge-
worden, dass die Umsatzrendite noch weiter gesteigert
werden muss. Dadurch werden Zehntausende Menschen
in die Arbeitslosigkeit geführt.


(Maria Michalk [CDU/CSU]: Es wird nicht wahrer mit Geschrei!)


Wo soll das enden? Das ist kapitalistischer Wahnsinn.
Nehmen Sie das endlich zur Kenntnis!


(Beifall bei der LINKEN – Gitta Connemann [CDU/CSU]: Wir verstehen Sie auch, wenn Sie nicht schreien!)


Wir müssen uns doch einmal die Frage stellen: Wofür ist
die Wirtschaft da? Sind wir Menschen für die Wirtschaft
da, oder ist es umgekehrt? Das ist das Kernelement der
sozialen Marktwirtschaft.

Liebe Freunde von der Union, die Menschen, von de-
nen Sie sprechen, erwarten keine wohlfeilen Worte von
Ihnen. Sie erwarten, dass die Regierung endlich die
Macht der Unternehmen begrenzt. Die Linke wird hier
einen Gesetzentwurf einbringen, der Massenentlassun-

g
w
i
W
s

g
d
s
D
K
L
n
d
c
A
H
u

I
L
s
d
d
V
D
s

S
t
s

h
a
h
h
b

8
N
B
S
w
t

u
d
k
d
z
S

(C (D en bei profitablen Unternehmen Schranken setzt. Dann erden wir sehen, wie ernst es der Bundesregierung mit hrer Sorge um das Wohl der Menschen ist, Herr Wend. ir werden auch Ihr Abstimmungsverhalten daran mes en. Bislang hat die Bundesregierung jedenfalls noch alles etan, um es den Arbeitnehmern und Arbeitslosen in iesem Land schwer zu machen. Nehmen wir das Beipiel Leiharbeit. Nach Angaben der IG Metall gibt es in eutschland mittlerweile über 1 Million Leiharbeiter. önnen Sie sich überhaupt vorstellen, was das für diese eute bedeutet? Diese Arbeitnehmer haben häufig keien Kündigungsschutz und verdienen nur 60 Prozent essen, was die Stammbelegschaft verdient. Entsprehend geringer fällt nach einem Arbeitsplatzverlust ihr rbeitslosengeld aus. Dann droht der Absturz in artz IV, wofür Sie verantwortlich sind. Das ist unsozial nd auch unmenschlich. Genau das ist es, was die Bundesregierung getan hat. n Brüssel wurde eine Richtlinie entworfen, die den eiharbeitnehmern den Lohn des Einsatzbetriebes nach echs Wochen garantiert. Fast alle Regierungen haben em zugestimmt. Doch aus Berlin kam das Veto. Mit aneren Worten: Die Bundesregierung trägt die politische erantwortung dafür, dass rund 1 Million Menschen in eutschland ganz legal bis zu 40 Prozent des ihnen zu tehenden Gehalts geraubt wird. Meine Damen und Herren von der Bundesregierung, ie sind noch schlimmer, als es die meisten Beschäftig en draußen ohnehin annehmen. Erst stoßen Sie Menchen ins soziale Elend, (Manfred Grund [CDU/CSU]: Hat es Ihnen heute ins Gehirn geregnet?)


(Beifall bei der LINKEN)


interher tun Sie unschuldig und klagen heuchlerisch die
rroganten Manager an, wie Sie das vorhin bereits getan
aben. Sparen Sie sich Ihre Krokodilstränen! Sie selbst
aben die Bedingungen geschaffen, die Sie hier heute
eklagen.

Dann ist da noch der Fall Nokia. Erst zahlen Sie
8 Millionen Euro an Subventionen, doch dann macht
okia nach Ablauf der Rückforderungsfrist das Werk in
ochum zu und wandert nach Rumänien ab. Wir sagen:
ubventionen sollen in Zukunft nur bezahlt werden,
enn der Staat in Höhe der Subventionen an diesem Un-

ernehmen dann auch beteiligt ist.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Rainer Wend [SPD]: Das war ein sehr erfolgreiches Modell! – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/ CSU]: Da waren Sie besonders erfolgreich, wie Sie ja bewiesen haben!)


Wir fordern mehr Mitbestimmung in den Betrieben
nd auf der Unternehmensebene. Herr Zeil von der FDP,
ie Mitbestimmungsrealität auf Unternehmensebene
ennen Sie mittlerweile besser als ich. Dort entscheidet
er Neutrale mit. Da brauchen die Arbeitnehmer nichts
u tun. Sie können gar nicht mitentscheiden. Nehmen
ie das zur Kenntnis!






(A) )



(B) )


Hüseyin-Kenan Aydin

(Beifall bei der LINKEN)


Wir, die Linke, wollen jetzt hier im Bundestag den
entfesselten Raubtierkapitalismus in die Schranken wei-
sen. Wir wollen, dass die Mitbestimmung gestärkt wird.
Wir wollen, dass Sie endlich aufhören, alle unsere An-
träge, die wir hier einbringen, abzulehnen.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Stellt mal einen vernünftigen! – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Dann wären alle in Deutschland bankrott! Dann hätte überhaupt niemand Arbeit!)


Die Managergehälter haben Sie zu Recht gegeißelt, aber
unseren Antrag mit dem Ziel, die Managergehälter zu
begrenzen, haben Sie in der Großen Koalition abgelehnt.


(Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Genau! Das war auch sinnvoll! Wir dürfen noch frei entscheiden, wie wir zu Ihren Anträgen stehen!)


Das ist die Heuchelei.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614911200

Herr Kollege, ich muss Sie an die Redezeit erinnern.


Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614911300

Ich komme zum Ende.

Die Linke ist die einzige Kraft in diesem Parlament,
die nicht in der Geiselhaft der Lobbyisten ist.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Oh!)


Dies tut uns und unserem Land gut. Da draußen hören
die Leute uns zu. Die Linke wird im Jahr 2009 hier nicht
mit 53, sondern mit 130 Abgeordneten sitzen.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Ui!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614911400

Herr Kollege, Ihre Redezeit ist weit überschritten.


Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614911500

Dann werden wir die richtige Politik, für die wir hier

stehen, umsetzen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Unerträglich! Ich muss sagen: Ich bin taub! Ich weiß gar nicht, ob ich jetzt noch hören kann!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614911600

Das Wort hat nun der Kollege Ortwin Runde für SPD-

Fraktion.


Ortwin Runde (SPD):
Rede ID: ID1614911700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich möchte bei dem anknüpfen, mit dem Rainer Wend
begonnen hat, bei den Zitaten zur sozialen Marktwirt-
schaft.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Die alle stimmen!)


E
A
a
t
s
s

n
d
k
U
w
s

v
n
F
I
g
n
k

H
n

e
b
w
n
d
1
r
s

i

(C (D ines wurde bei den Zitaten von Erhard und Müllerrmack deutlich: dass soziale Marktwirtschaft immer uch die Einbettung in nationale Wertesysteme beinhalet. Wirtschaft ist nicht für das Wirtschaften allein da, ondern hat auch anderen, höheren Zielen einer Gesellchaft zu folgen und hat ihr verpflichtet zu sein. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


Hier wird auch deutlich, was Herr Müller gesagt hat,
ämlich dass die Einbindung in unser Wertesystem bei
en Unternehmen unterschiedlich ausgeprägt ist. Wir
önnen feststellen, dass sehr viele kleine und mittlere
nternehmen, sehr viele Handwerksbetriebe bei ihrem
irtschaftlichen Handeln ganz selbstverständlich gesell-

chaftliche Verantwortung wahrnehmen.

Wenn wir uns aber ansehen, welche Wert- und Ziel-
orstellungen viele Großunternehmen, die im internatio-
alen Wettbewerb stehen, äußern, dann stellt sich die
rage, ob dort eine solche Einbettung noch gegeben ist.
ch darf in diesem Zusammenhang aus der Rede des Mit-
lieds des Vorstands der BMW AG, zuständig für Perso-
al- und Sozialwesen, zitieren, die er auf einer Presse-
onferenz gehalten hat. Da heißt es:

Alle Maßnahmen, die wir ergreifen, sind auf Zu-
kunftssicherung und Wertsteigerung ausgerichtet.

Das heißt konkret: Wir arbeiten an der Verbesse-
rung unserer Rendite. Zwei Größen sind hierbei
entscheidend:

Erstens: die Rendite auf das eingesetzte Kapital

(Return on Capital Employed, RoCE). Sie soll im

Automobilsegment bis 2012 auf mehr als 26 Pro-
zent steigen.

Zweitens: die Umsatzrendite. Sie wollen wir im
Automobilsegment bis 2012 auf 8 bis 10 Prozent
anheben.

ier wird deutlich, welchen Bezugsrahmen die Unter-
ehmen für ihre Zielsetzungen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Das bedeutet, dass wir uns fragen müssen, wie wir in
iner globalisierten Welt mit einem globalisierten Wett-
ewerb diese Entwurzelung aus unserem Wertesystem
ieder rückgängig machen können. Dass die Arbeit-
ehmerinnen und Arbeitnehmer darüber empört sind,
ass die Managergehälter zwischen 1987 und heute vom
4-Fachen des Durchschnittsgehalts der Arbeitnehme-
innen und Arbeitnehmer auf das 44-Fache angestiegen
ind,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Frank Spieth [DIE LINKE]: Das ist skandalös!)


st doch sehr gut nachzuvollziehen.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Ortwin Runde
Wenn die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die
in den letzten zehn Jahren durch Einkommensverzichte,
durch Lohneinbußen – die Realeinkommen in den letz-
ten fünf Jahren sind nämlich nicht gestiegen, sondern zu-
rückgegangen – dazu beigetragen haben, dass wir nach
wie vor Exportweltmeister sind, ist doch nachzuvollzie-
hen, dass sie empört sind, wenn es nun heißt: Damit wir
auch künftig hohe Renditen erzielen können, müsst ihr
nun Massenentlassungen hinnehmen. – Ich nenne als
Beispiele nur Nokia, BMW und Siemens. Es ist doch
ganz klar, dass das Empörung hervorruft.

Ich muss auch all denjenigen, die als Vertreter von
bürgerlichen Parteien hier mitreden, ins Stammbuch
schreiben, dass das zu Erosionsprozessen in der Mittel-
schicht führt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Martin Zeil [FDP]: Da werden doch auch Arbeitsplätze aufgebaut!)


Diese Entwicklung muss uns doch alle zusammen zu tie-
fem Nachdenken anregen. Wir müssen uns nun fragen,
wie wir diese Erosion in den Griff bekommen. Es geht
nicht darum, dass angesichts der Verschiebung von
Währungsrelationen bestimmte Produktionsbestandteile
in den Dollarraum verlagert werden. Diese Anpassungs-
prozesse sind für jemanden, der als früherer Hamburger
Bürgermeister mit Globalisierung und Welthandel zu tun
hatte, eine Selbstverständlichkeit. Es stellt sich aber
doch die Frage, welche Auswirkungen diese Prozesse
auf unsere Gesellschaft haben


(Martin Zeil [FDP]: Eben!)


und wie man sie abfedert.

Rainer Wend hat völlig recht, wenn er dazu auffor-
dert, zu überlegen, ob wir nicht falsche Anreizsysteme
im Bereich der Vorstandsgehälter haben.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: So ist es!)


Ich muss sagen, wenn Vorstandsgehälter dermaßen ex-
plodieren, wie eben beschrieben, hat das mit angemesse-
nem Leistungsentgelt nichts mehr zu tun.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Angesichts des Entgeltes, das die Vorstandsvorsitzenden
und Vorstandsmitglieder in japanischen Unternehmen
bekommen, muss man sagen: Das, was bei uns ge-
schieht, liegt außerhalb jeder Norm. Wir müssen daher
zum Beispiel schauen, wie wir die Gewährung von Ak-
tienoptionen so gestalten, dass der Hauptanreiz nicht
mehr darin besteht, kurzfristige Kurserhöhungen zu er-
zielen, sondern darin, langfristig und nachhaltig im Inte-
resse des Unternehmens zu handeln. Man könnte sagen,
dass in dieser Beziehung eine Art von Tonnenideologie
aus sozialistischer Zeit auf unsere international agieren-
den Unternehmen übertragen wurde.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Der Sozialismus ist immer schuld!)


Schönen Dank für die Aufmerksamkeit.

C

H
h
b
S
g
F
I
K
t

W
a
H
I
b

s
k
e
n
d
a

z
u
d
w

s

E
l
n
V

s
M

(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614911800

Nächster Redner ist der Kollege Kai Wegner für die

DU/CSU-Fraktion.


Kai Wegner (CDU):
Rede ID: ID1614911900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Alle Jahre wieder – bereits vor gut einem Jahr
aben die Linken eine Aktuelle Stunde zu diesem Thema
eantragt. In der Vorbereitung auf die heutige Aktuelle
tunde habe ich mir überlegt, was die Linken wohl brin-
en werden. Ich hatte durchaus die Erwartung an Ihre
raktion, vielleicht einmal neue, andere, praktikablere
deen von Ihnen zu hören. Aber, liebe Kolleginnen und
ollegen von den Linken, auch da haben Sie mich ent-

äuscht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ieder einmal gibt es nur populistische Ausführungen,
llgemeine Unternehmensschelte, Klassenkampf pur.
err Aydin, Ihnen sage ich: Durch Schreien werden die

nhalte, die Sie von sich geben, nicht richtiger und nicht
esser.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Lafontaine und überhaupt die Redner der Linken
prechen generell in Deutschland von einem Raubtier-
apitalismus, der um sich greift. Mir kommt es hingegen
her so vor, als wenn Ihre Partei wie ein Raubtier auf die
ächsten Entlassungen lauert, um sich dann auf Kosten
er Betroffenen zu profilieren. Das ist unredlich und ver-
ntwortungslos.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Sie versuchen, in diesem Land Depressionen herbei-
ureden. Die CDU/CSU sowie unser Koalitionspartner
nd die Bundesregierung arbeiten am Aufschwung für
ie Menschen. Das ist unsere Aufgabe, und der werden
ir auch gerecht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der LINKEN)


Meine Damen und Herren, der ehemalige Bundesprä-
ident Richard von Weizsäcker hat einmal gesagt:

Soziale Marktwirtschaft vollzieht sich nicht in Ge-
setzbüchern, sondern im Denken und Handeln der
Menschen.


(Zuruf von der LINKEN: Aha!)


ntlassungen sollten für ein Unternehmen niemals eine
eichte Entscheidung sein. Gerade das Management ei-
es großen Konzerns sollte sich daher seiner sozialen
erantwortung bewusst sein.


(Zuruf von der LINKEN: Sollte!)


Ich habe großen Respekt vor unternehmerischen Ent-
cheidungen. Aber es ist völlig unverständlich und den
enschen auch nicht mehr vermittelbar, wenn Konzerne






(A) )



(B) )


Kai Wegner
medienwirksam ihre Rekordgewinne bekanntgeben und
im nächsten Moment einen drastischen Stellenabbau
verkünden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN: Was tun Sie dann?)


Mehr noch: Eine solche Unternehmenspolitik untergräbt
das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft. Denn
Marktwirtschaft, gerade die soziale Marktwirtschaft, lebt
von sozialer Verantwortung. Wer allerdings der Meinung
ist, soziale Verantwortung gegenüber der Gesellschaft
ließe sich einfach gesetzlich verordnen, der, meine Da-
men und Herren von der Linken, ist auf dem Holzweg.
Es würde mich gar nicht verwundern, wenn Ihre Frak-
tion demnächst ernsthaft mit dem Gedanken spielte, Ent-
lassungen bei Unternehmen gesetzlich zu verbieten. Was
würden Sie wohl damit erreichen? Genau das Gegenteil!
Die Unternehmen würden einen großen Bogen um unser
Land machen. Gerade die großen Konzerne würden als-
bald ihre Arbeitsplätze ins Ausland verlegen.

Wenn Sie schon der Bundesregierung fälschlicher-
weise eine Mitverantwortung an den Entlassungen zu-
schreiben, dann sollten Sie doch wenigstens so ehrlich
sein, Herr Aydin, der gleichen Bundesregierung eine
Mitverantwortung am Beschäftigungsaufbau zuzugeste-
hen, der zwar unspektakulärer vonstatten geht, aber den
Abbau von Beschäftigung bei weitem übertrifft.


(Zurufe von der LINKEN)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, trotz der
negativen Beispiele, die ja heute gekommen sind, ist und
bleibt die soziale Marktwirtschaft die beste und leis-
tungsfähigste Wirtschaftsordnung für unser Land.


(Zustimmung bei Abgeordneten der CDU/ CSU)


Was die Politik der Linken bedeutet, wird gerade in Ber-
lin zu deutlich. Deswegen sollten Sie jetzt einmal ganz
leise sein. Statt um Investoren zu werben, werden sie in
dieser Stadt beschimpft und vergrault, und das ist Ihre
Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Gitta Connemann [CDU/CSU]: Hier so reden und dort so handeln! – Zurufe von der LINKEN)


Die Menschen in Berlin haben Angst vor Armut und vor
dem Verlust von Arbeitsplätzen, und hier tragen Sie mit
Ihrem Wirtschaftssenator Harald Wolf die Verantwor-
tung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Schlimmste dabei ist jedoch die Art und Weise
Ihrer Worte und Erklärungen. Sie setzen einige wenige
Entscheidungen von Konzernen, die ich nicht rechtferti-
gen will, in eins mit der allgemeinen deutschen Wirt-
schaft. Auch Sie sollten mittlerweile wissen, dass die
deutsche Wirtschaft vorwiegend aus kleinen und mittel-
ständischen Unternehmen besteht. 99,7 Prozent der
deutschen Unternehmen sind Mittelständler. Das sind
die Unternehmen, die in diesem Land Arbeitsplätze
schaffen und damit Menschen eine Perspektive geben.

S
e

D
s
g

t
w
i
e

D
s

d
s

H
k
z
n

S

H
Z
d

s
t
w
w
d
k
l
f
b
d
v
v
p
s
s

(C (D ie bieten jungen Leuten mit einem Ausbildungsplatz ine Chance. iesen mittelständischen Untenehmen sollten wir Dank agen. Auch Sie sollten diesen Unternehmen Dank saen; denn sie schaffen Arbeitsplätze in diesem Land. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Deshalb ist der Kurs dieser Bundesregierung der rich-
ige. Wir werden ihn konsequent weitergehen. Auch
enn Sie noch so viel schreien: Wir lassen uns nicht be-

rren. Wir werden den Mittelstand weiterhin fördern und
ntlasten.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Richtig!)


amit werden wir Arbeitsplätze für die Menschen in un-
erem Land schaffen.

Herr Aydin, das wird vielleicht zur Folge haben, dass
ie Linke zukünftig keine 130 Abgeordneten, sondern
ehr viel weniger haben wird.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das hätten Sie wohl gerne!)


err Aydin, merken Sie sich einmal eines: Hochmut
ommt vor dem Fall. Was linke Mehrheiten bedeuten,
eigt Hessen. Ich jedenfalls freue mich sehr auf die
ächste Bundestagwahl.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614912000

Als letzter Redner hat nun der Kollege Dr. Ditmar

taffelt für die SPD-Fraktion das Wort.


Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1614912100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Ich teile all das, was hier zu Moral und Ethik im
usammenhang mit Unternehmensführung gesagt wor-
en ist.

Ich wünsche mir insbesondere, dass die Unternehmen
ehr viel mehr und sehr viel besser kommunizieren und
ransparenter werden. Ich glaube, das ist ein Punkt, den
ir nicht unterschätzen sollten. Es ist doch ganz normal,
enn man nicht verstehen kann, dass auf der einen Seite
ie Renditen steigen und gleichzeitig Entlassungen be-
anntgegeben werden. Das kann doch niemandem ein-
euchten. Und dann wird noch nicht einmal gesagt, wo-
ür die Rendite, die bei BMW zum Beispiel 26 Prozent
eträgt, Verwendung findet, ob sie für Investitionen in
ie Zukunft des Unternehmens und damit den Aufbau
on Arbeitsplätzen oder ausschließlich zur Bedienung
on Shareholdern verwendet wird. Ich finde, dieser As-
ekt sollte in dem Verhaltenskodex von Unternehmen
tärker betont werden. Das sollten wir politisch unter-
tützen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) (C)



(B) )


Dr. Ditmar Staffelt

Bei diesem Thema fällt mir eine weitere Frage ein:
Was können wir vor dem Hintergrund einer globalisier-
ten Welt tun? Als Sozialdemokrat kann ich nur sehr
selbstbewusst sagen: Wir müs
entwickeln.


(Martin Zeil [FDP]: Ich d zurückgeno Dazu gehört die Hightech-S schung und Entwicklung w Koalition es tut. Ein ganz we wir junge Menschen an die A beitsmarkt heranführen. Eine das letzte Mal gewesen sein, werbs insbesondere sogenann Über diese Herausforderungen der Globalisierung muss man Folgendes sagen: Es gibt Beispiele für miserables Verhalten zulasten unserer Arbeitnehmerinnen auch Beispiele für sehr unserer Arbeitnehmerinserer Unternehmen. Das ne auch einmal hören. d der CDU/CSU)


hávez in Venezuela soll-
dem Hintergrund sehen,
ndustrie in Venezuela da-
rkschaften und auch freie
rt werden. All das hatten
s wollen wir nicht noch
Deutschland wegfallen und in andere Länder transpor-
tiert werden. Wir müssen der Realität ins Auge schauen.
Dazu gehört, dass wir die jungen Leute qualifizieren.
Wir müssen sie besser ausbilden, die Hauptschule von
der „Restschule“ wegführen und unser Programm der
Ganztagsschule durchziehen. All das sind Programm-
punkte, die Deutschland stark machen und für die Zu-
kunft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer außer-
ordentlich wichtig sind.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir müssen den Zahlen ins Auge blicken: Siemens
beschäftigt 33 Prozent seiner Beschäftigten weltweit in
Deutschland; nur 17 Prozent seines Umsatzes macht
Siemens in Deutschland, aber 70 Prozent der Forschung
finden weiterhin in Deutschland statt. Was wird daraus?
Wie verhalten wir uns angesichts dessen? Wir müssen
dafür sorgen, dass uns das nicht wegbricht; denn die
Schieflage wird eher größer als kleiner. Dieser Heraus-
forderung können wir nicht mit wilden Sprüchen und
Populismus entgegentreten. Wir müssen den Unterneh-
men in diesem Land vielmehr systematisch gute Rah-
menbedingungen bieten.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der LINKEN)


Ich möchte Sie einmal hören, wenn ein Verteidi-
gungsministerium in Deutschland ein halbes Jahr vor ei-
ner Wahl entschieden hätte, einen 40-Milliarden-Dollar-
Auftrag nicht an Airbus, sondern an Boeing zu vergeben.
Da wäre aber hier etwas los – die Hütte würde brennen –,
und Sie wären dabei an der Spitze.

e

r
w
g
u
V
k
V
d
b
ü
a
b

o

d

Berichtig

( Satz ist wie folgt zu lesen: „Di grundsätzlich unzulässig; das G ter ganz engen Voraussetzung zugelassen.“ (D inmal haben. Diese Experimente ersparen Sie uns bitte. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der LINKEN)


Populismus ist nicht die richtige Antwort auf die He-
ausforderungen. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass
ir als Bundesregierung die Rahmenbedingungen festle-
en, uns mit den Unternehmern an einen Tisch setzen
nd den Druck für ethisch vernünftiges und moralisches
erhalten nicht mindern, sondern erhöhen. Aber wir
önnen uns nicht nur hinstellen und ein entsprechendes
erhalten verlangen. Wir müssen den Unternehmen auch
ie entsprechenden Aktionsspielräume bieten, die sie
rauchen, um im Wettbewerb mit anderen Standorten
berleben zu können, denn ihre Rendite kommt am Ende
uch dem Standort Deutschland zugute. Das sollten wir
ei aller Kritik nicht vergessen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1614912200

Die Aktuelle Stunde ist beendet.

Damit sind wir am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 12. März 2008, 13 Uhr, ein.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Die Sitzung ist geschlossen.