Protokoll:
16117

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 117

  • date_rangeDatum: 10. Oktober 2007

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:08 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/117 Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ Fragestunde (Drucksachen 16/6571, 16/6592) . . . . . . . . . . Dringliche Frage 1 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Gründe und Neuausrichtung der Politik gegenüber der kubanischen Regierung und Opposition in Verbindung mit der Ausla- dung der kubanischen Opposition vom Empfang der Deutschen Botschaft auf Kuba am Nationalfeiertag Antwort Günter Gloser, Staatsminister für Europa . . . . Zusatzfragen DIE GRÜNEN) Position der Bundesregierung zur von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ge- forderten Anhebung der Inklusivstunden- sätze für Berufsbetreuer als Ausgleich der Mehrwertsteuererhöhung zum 1. Januar 2007 Antwort Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 3 Peter Rzepka (CDU/CSU) 12083 A 12083 B 12086 B 12086 C Deutscher B Stenografisch 117. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a l Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Personal- rahmenkonzept der Bundesregierung zu zentralen Fragen der internationalen Per- sonalpolitik; weitere Fragen zur Kabinetts- sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Günter Gloser, Staatsminister für Europa . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Günter Gloser, Staatsminister für Europa . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . . Günter Gloser, Staatsminister für Europa . . . . Tagesordnungspunkt 2: M J D E t v Z t A A Z J M 12081 A 12081 B 12082 B 12082 C 12082 D 12082 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 12083 D 12084 C undestag er Bericht ung 10. Oktober 2007 t : ündliche Frage 1 erzy Montag (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) twaige Veränderungen im Vergütungssys- em für berufsmäßig geführte Betreuungen or dem Hintergrund der Ergebnisse des wischenberichts zur Evaluation des zwei- en Betreuungsrechtsänderungsgesetzes ntwort lfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 2 12085 A 12085 C Einvernehmen zwischen dem Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin und dem II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 117. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Oktober 2007 Bundesministerium der Finanzen gemäß § 30 Abgabenordnung über die in der Presse- erklärung Nr. 07-058 vom 1. Oktober 2007 veröffentlichten steuerlichen Sachverhalte von zwei gegenwärtigen Mitgliedern und einem ehemaligen Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses Antwort Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Peter Rzepka (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 4 Peter Rzepka (CDU/CSU) Gründe des Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin für die Veröffentlichung steuerli- cher Sachverhalte von zwei gegenwärtigen Mitgliedern und einem ehemaligen Mit- glied des Berliner Abgeordnetenhauses Antwort Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Peter Rzepka (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 5 Dr. Edmund Peter Geisen (FDP) Anpassung der Regelungen der landwirt- schaftlichen Krankenkasse an die der all- gemeinen gesetzlichen Krankenversiche- rung in Form der Einführung der doppelten Versicherungspflicht für Haupt- erwerbslandwirte und Bezieher von Ar- beitslosengeld I und Arbeitslosengeld II für den Bereich der landwirtschaftlichen Krankenkasse gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 6 GKV-WSG und Begründung der Bundes- regierung für diese Maßnahme Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Edmund Peter Geisen (FDP) . . . . . . . . . . M D V t w l B k P A D Z D M C D E d l p r d A d B A A Z C W M W D P t t B r n B k b A P Z W S 12087 D 12088 A 12088 C 12089 B 12089 D 12091 A 12091 C 12091 D 12092 D 12093 D 12094 A 12094 D 12095 B 12096 A 12096 B ündliche Frage 6 r. Edmund Peter Geisen (FDP) ereinbarkeit der Einführung der doppel- en Versicherungspflicht für Haupter- erbslandwirte und Bezieher von Arbeits- osengeld I und Arbeitslosengeld II für den ereich der landwirtschaftlichen Kranken- asse mit dem allgemein anerkannten rinzip der Solidargemeinschaft ntwort r. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage r. Edmund Peter Geisen (FDP) . . . . . . . . . . ündliche Fragen 7 und 8 ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) rgebnisse der Verhandlungen der Bun- esregierung mit der Republik Polen zum aut Bundesverkehrswegeplan 2003 ge- lanten Ausbau der Hohensaaten-Fried- ichsthaler Wasserstraße (HoFriWa) und em von der polnischen Seite geplanten usbau der Oder sowie Bearbeitungsstand er die HoFriWa betreffenden Fußnote im undesverkehrswegeplan 2003 ntwort chim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Fragen 9 und 10 olfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) rotokollierung von IP-Adressen und wei- eren Daten der Besucher von Internetsei- en von Behörden und Einrichtungen des undes; Rechtsgrundlage für die Speiche- ung dieser Daten durch das Bundeskrimi- alamt bei Aufsuchen der Internetseite des undeskriminalamtes sowie für die Aus- unft über die zugehörigen Anschlussinha- er durch die Internetprovider ntwort eter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen olfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12097 A 12097 B 12097 C 12097 D 12098 C 12099 A 12099 C 12100 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 117. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Oktober 2007 III Mündliche Frage 12 Cornelia Pieper (FDP) Möglichkeiten der Einflussnahme durch die Bundesregierung auf die Ausgestal- tung von Schulabschlüssen oder einer bun- deseinheitlichen Lehrerbildung nach der Föderalismusreform I sowie etwaige Er- weiterung der bundesstaatlichen Kompe- tenzen im Rahmen der Föderalismusre- form II Antwort Andreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 13 Cornelia Pieper (FDP) Aussagen von Mitgliedern der Bundesre- gierung zugunsten einer einheitlichen Re- gelung bei der Planung, Entwicklung und Durchführung von Abiturprüfungen Antwort Andreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 20 und 21 Jörg Rohde (FDP) Einsparpotenziale in Leistungsbereichen der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen im Rahmen der angekündigten Reform der Eingliederungshilfe sowie Mo- delle zur finanziellen Entlastung der Kom- munen bei gleichzeitigem Ausbau von Effi- zienz und Leistungsfähigkeit Antwort Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Jörg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktio- nen FDP und DIE LINKE: Haltung der Bun- desregierung zu Veränderungen bei der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I und bei der Rente ab 67 und entsprechenden Äußerungen des Bundesministers für Ar- beit und Soziales Franz Müntefering . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . G V G B H L W P K W W M A Z A S m ( i Z B w g H t s M ( G H H M K D J G K C 12100 D 12101 A 12101 D 12102 A 12102 C 12103 A 12103 D 12104 A erd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . olker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU) . . . . rigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . einz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . udwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . erner Dreibus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . aul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . laus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Meckelburg (CDU/CSU) . . . . . . . . olfgang Grotthaus (SPD) . . . . . . . . . . . . . . aria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . nton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 2: ntrag der Fraktionen der CDU/CSU, der PD und der FDP: Menschenrechte und De- okratie in Birma durchsetzen Drucksache 16/6600) . . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 3: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- ärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Ab- eordneten Harald Leibrecht, Dr. Werner oyer, Jens Ackermann, weiterer Abgeordne- er und der Fraktion der FDP: Den Gemein- amen Standpunkt der EU zu Birma/ yanmar stärken Drucksachen 16/5608, 16/6611) . . . . . . . . . . ünter Gloser, Staatsminister für Europa . . . arald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . olger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ichael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . erstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ünter Gloser (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristel Riemann-Hanewinckel (SPD) . . . . . 12105 B 12107 A 12108 A 12109 A 12110 B 12111 A 12112 B 0000 A12113 B 12114 B 12115 C 12117 A 12118 B 12119 B 12120 C 12120 C 12120 D 12121 C 12122 D 12124 C 12125 C 12127 B 12127 C 12128 C 12130 A 12130 B 12130 D IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 117. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Oktober 2007 Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Dringliche Frage 2 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Heimlicher Zugriff von Bundesministerien und nachgeordnetem Bereich auf Compu- terfestplatten von Bürgern mithilfe von Trojanern und Übermittlung so gewonne- ner Erkenntnisse durch das Bayrische Lan- Anlage 4 Mündliche Frage 15 Cornelia Hirsch (DIE LINKE) Entscheidung über die Verlängerung der Zulassungsmöglichkeit von Absolventen berufsbildender Schulen zur Kammerprü- fung durch das Bundesministerium für Bil- dung und Forschung sowie hierzu vorgese- hene Studien und/oder Evaluationen Antwort Andreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Mündliche Fragen 16 und 17 12132 C 12133 A 12134 B deskriminalamt sowie Bewertung durch die Bundesregierung angesichts der ausstehen- den Verfassungsgerichtsentscheidung und des fortbestehenden Dissenses innerhalb der Regierungskoalition zu diesem Thema Antwort Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Mündliche Frage 14 Cornelia Hirsch (DIE LINKE) Sicherung der Abstimmung des vom Bun- desministerium für Bildung und Forschung angestoßenen Projektes der Bildungshäu- ser mit den von den Ländern in jeweils un- terschiedlichen Fassungen beschlossenen Bildungsplänen für die frühkindliche Er- ziehung Antwort Andreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . M D S K d B k d A G A M D F B r c p A G 12133 D 12134 A arkus Kurth (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) tand des Ratifizierungsprozesses zur UN- onvention zur Förderung und zum Schutz er Rechte und Würde von Menschen mit ehinderungen und des Fakultativproto- olls sowie mögliche Vorbehalte der Bun- esländer ntwort erd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 ündliche Fragen 18 und 19 r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) inanzielle jährliche Entlastungen für den undeshaushalt und die sozialen Siche- ungssysteme bei Einführung eines flä- hendeckenden Mindestlohns von 8 Euro ro Stunde ntwort erd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12134 D 12135 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 117. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Oktober 2007 12081 (A) ) (B) ) 117. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 13.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 117. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Oktober 2007 12133 (A) ) (B) ) der Anordnung ausdrücklich die Übertragung einer Soft- Toncar, Florian FDP 10.10.2007 rung erfahren sollten, sind noch nicht abgeschlossen. ware auf das Endgerät des Beschuldigten. Die Prüfungen und Abstimmungen innerhalb der Bundesregierung zu der Frage, ob die bestehenden und zur Anwendung ge- langten gesetzlichen Regelungen in soweit eine Präzisie- Schily, Otto SPD 10.10.2007 Strothmann, Lena CDU/CSU 10.10.2007 Anlage 1 Liste der entschuldigt * ** A d A D F e n „ z t g e e s N n s a s k Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binninger, Clemens CDU/CSU 10.10.2007 von Bismarck, Carl- Eduard CDU/CSU 10.10.2007 Brandt, Helmut CDU/CSU 10.10.2007 Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2007 Dr. Faust, Hans Georg CDU/CSU 10.10.2007 Dr. Happach-Kasan, Christel FDP 10.10.2007 Haßelmann, Britta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2007 Körper, Fritz Rudolf SPD 10.10.2007 Lämmel, Andreas G. CDU/CSU 10.10.2007 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 10.10.2007 Merten, Ulrike SPD 10.10.2007 Müller (Düsseldorf), Michael SPD 10.10.2007 Nitzsche, Henry fraktionslos 10.10.2007 Dr. Paech, Norman DIE LINKE 10.10.2007 Pflug, Johannes SPD 10.10.2007* Roth (Esslingen), Karin SPD 10.10.2007 Rupprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 10.10.2007 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 10.10.2007 W D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an der 117. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE nlage 2 Antwort es Parl. Staatssekretärs Peter Altmaier auf die Frage des bgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 16/6592, Dringliche rage 2): Welche Bundesministerien nebst nachgeordnetem Bereich haben zur Überwachung von Internettelefonie wie „Skype“ heimlich etwa mithilfe von „Trojanern“ auf Festplatten von Bürgern zugegriffen – wie das Zollkriminalamt (vergleiche Spiegel-Online vom 6. Oktober 2007, 19.00 Uhr) – oder so ge- wonnene Erkenntnisse vom bayerischen Landeskriminalamt übermittelt erhalten, und wie bewertet die Bundesregierung diese Praxis rechtlich und politisch angesichts der noch bevorstehen- den Verfassungsgerichtsentscheidung über die Verfassungsmä- ßigkeit von solchen Maßnahmen sowie des fortbestehenden dies- bezüglichen Dissenses innerhalb der Regierungskoalition? Ein Zugriff im Sinne der Fragestellung ist weder von inem der Bundesministerien noch in deren nachgeord- etem Bereich erfolgt. Insbesondere hat das ZKA nicht mithilfe eines Trojaners“ auf Festplatten von Bürgern ugegriffen. Die Überwachung von verschlüsselt geführ- er Internettelefonie kann technisch in der Weise erfol- en, dass eine Software auf dem Endgerät (Computer) ines Internettelefonieteilnehmers installiert wird, die es rmöglicht, die Internettelekommunikation vor der Ver- chlüsselung an die Überwachungsstelle auszuleiten. ur auf diese Weise können derzeit verschlüsselte Inter- ettelefonate überwacht werden. Die in der Frage ange- prochenen Maßnahmen des Zollkriminalamts wurden uf Antrag einer Staatsanwaltschaft durch Gerichtsbe- chluss angeordnet und dabei auf die Befugnis zur Tele- ommunikationsüberwachung gestützt. Umfasst war von eisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 10.10.2007** r. Wiefelspütz, Dieter SPD 10.10.2007 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 12134 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 117. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Oktober 2007 (A) ) (B) ) Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Andreas Storm auf die Frage der Abgeordneten Cornelia Hirsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/6571, Frage 14): Wie sichert das Bundesministerium für Bildung und For- schung (BMBF) die Abstimmung des von ihm angestoßenen Projektes der Bildungshäuser mit den von den Ländern in je- weils unterschiedlichen Fassungen beschlossenen Bildungs- plänen für die frühkindliche Erziehung? In einem ersten Schritt hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) dem Sozialpädago- gischen Institut NRW (SPI) an der FH Köln den Auftrag erteilt, in einer Expertise „Bildungshäuser für Kinder von drei bis zehn Jahren“ den nationalen und internatio- nalen Stand der Kooperation von Elementar- und Pri- marbereich darzustellen. Nachdem die Expertise mit Vertretern der Länder und unter Einbeziehung von Experten vorgestellt und disku- tiert wurde, fand am 1. und 2. Oktober 2007 in der Humboldt-Universität zu Berlin eine Fachtagung statt. Dort wurden die Möglichkeiten einer verbesserten Zu- sammenarbeit von Kindertageseinrichtungen und Grund- schulen aus Sicht der Wissenschaft, der Jugendhilfe, der Länder, der Träger und der Praxis breit diskutiert. Die Bildungspläne spielten dabei natürlich eine Rolle. Mit der geplanten Dokumentation der Fachtagung werden wir diese Diskussion zusammenfassen und weiterfüh- rende Anregungen für die Gestaltung der pädagogischen Praxis geben. Die Diskussion um „Bildungshäuser“ trägt auch dazu bei, die vorhanden Ressourcen in einer verbesserten Zu- sammenarbeit beider Bereiche noch besser zu nutzen und die in der Zuständigkeit der Länder entwickelten Bildungspläne unter Einbeziehung aller Akteure vor Ort umzusetzen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Andreas Storm auf die Frage der Abgeordneten Cornelia Hirsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/6571, Frage 15): Wann genau wird das BMBF die in den „10 Leitlinien zur Modernisierung und Strukturverbesserung der beruflichen Bildung“ für das kommende Jahr angekündigte Entscheidung über die Verlängerung der Zulassungsmöglichkeit von Absol- ventinnen und Absolventen berufsbildender Schulen zur Kammerprüfung treffen, und welche Studien und/oder Eva- luationen sind vonseiten der Bundesregierung hierzu vorgese- hen? Im Zuge der Novelle des Berufsbildungsgesetzes des Jahres 2005 wurde die Erprobung der Verordnungser- mächtigung des § 43 Abs. 2 Satz 3 BBiG bis zum Jahre 2011 festgelegt, um strukturelle Auswirkungen auf das Gesamtsystem der dualen Ausbildung bewerten zu kön- nen (vergleiche Bundestagsdrucksache 15/3980 vom 20. Oktober 2004, Seite 41). d t K k N z t p A K u b u t r A d A G Z N F D z Ü d m U a s d S W t v u w k Z R v (C (D Die Zulassung von Absolventen vollschulischer Bil- ungsgänge zur Kammerprüfung wurde und wird kon- rovers diskutiert. Daher wollen wir im Zuge der in der oalitionsvereinbarung vom 11. November 2005 ange- ündigten Überprüfung der Wirksamkeit der BBiG- ovelle (siehe dort B I 3.3, Satz 34) entscheiden, ob vor- eitige Initiativen zur Modifikation bisher zeitlich befris- eter Optionen geboten sind. Es ist geplant, diese Über- rüfung im Wege einer strukturierten Befragung der kteure der Berufsbildung – insbesondere Sozialpartner, ammern, Bundes- und Landesressorts – durchzuführen nd erforderlichenfalls durch Einzelstudien und -erhe- ungen zu ergänzen. Die Schwerpunkte der Befragung nd etwaiger Ergänzungen werden wir mit den Hauptak- euren abstimmen. Ergebnisse sollen in der zweiten Jah- eshälfte 2008 vorliegen. nlage 5 Antwort es Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Fragen des bgeordneten Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/6571, Fragen 16 und 17): In welchem Stadium befindet sich derzeit der Ratifizie- rungsprozess zur UN-Konvention zur Förderung und zum Schutz der Rechte und Würde von Menschen mit Behinderun- gen sowie zum Fakultativprotokoll, und kann die Bundesre- gierung einen Zeitpunkt angeben, wann der Ratifizierungs- prozess voraussichtlich abgeschlossen sein wird? Rechnet die Bundesregierung im Zuge des Ratifizierungs- prozesses der UN-Konvention sowie des Fakultativprotokolls mit Vorbehalten aus den Bundesländern, und, falls ja, wie ge- denkt sie damit umzugehen? u Frage 16: Deutschland hat das Übereinkommen der Vereinten ationen über die Rechte behinderter Menschen und das akultativprotokoll am 30. März 2007 unterzeichnet. ie Unterzeichnung war der erste Schritt auf dem Weg u einer Ratifikation, die die innerstaatliche Geltung des bereinkommens bewirken wird. Die Ratifikation wird urch ein Vertragsgesetz, dem der Bundesrat zustimmen uss, herbeigeführt. Die Bundesregierung hat nach der nterzeichnung mit der Abstimmung der einheitlichen mtlichen deutschen Übersetzung begonnen. Die Ab- timmung erfolgt zwischen den deutschsprachigen Län- ern Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der chweiz. Am 4. und 5. September 2007 fand dazu in ien eine Übersetzungskonferenz der Regierungsvertre- er statt. Der Prozess der Übersetzung steht unmittelbar or dem Abschluss. Das Bundesministerium für Arbeit nd Soziales nimmt schon jetzt die Arbeiten an dem Ent- urf eines Vertragsgesetzes auf. Die Dauer einer Ratifi- ation kann nicht abgeschätzt werden. u Frage Nr. 17: Die Bundesregierung rechnet zurzeit nicht mit einer atifikation des Übereinkommens, die unter der Abgabe on Vorbehalten erfolgt. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 117. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. Oktober 2007 12135 (A) (C) (B) (D) Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/6571, Fragen 18 und 19): Welche finanziellen Entlastungen würden sich bei Einfüh- rung eines flächendeckenden Mindestlohns von 8 Euro pro Stunde für den Bundeshaushalt jährlich ergeben? Welche finanziellen Entlastungen würden sich bei Einfüh- rung eines flächendeckenden Mindestlohns von 8 Euro pro Stunde für die sozialen Sicherungssysteme jährlich ergeben? Zu Frage 18: Die finanziellen Auswirkungen eines Mindestlohnes auf den Bundeshaushalt sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht konkret zu beziffern. Die Abschätzung der fi- nanziellen Auswirkungen insbesondere im Bereich des Arbeitslosengeldes II ist maßgeblich durch die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften bestimmt, die bei Einfüh- rung eines Mindestlohnes ihre Hilfebedürftigkeit ver- mindern oder überwinden könnten. Allerdings wären auch die Auswirkungen eines Mindestlohns auf die Nachfrageseite zu überprüfen. Die finanziellen Auswirkungen sind darüber hinaus von der Höhe der gegenwärtig von diesen Bedarfsge- meinschaften bezogenen Zahlleistungen abhängig sowie davon, ob und in welcher Höhe sie nach Einführung ei- nes Mindestlohnes noch Leistungsansprüche geltend machen können bzw. müssen. Die Abschätzung dieser Größen wird derzeit vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales vorbereitet. Neben der Anzahl und dem Leistungsbezug der erwerbs- tätigen Personen mit Bezug von Arbeitslosengeld II müssen die Art, der Umfang und die Entlohnung der Er- werbstätigkeit berücksichtigt werden. Zu Frage 19: Insoweit die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns zu einer Steigerung beitragspflichtiger Einkommen führt, ist auch mit entsprechenden Beitrags- mehreinnahmen in den Zweigen der Sozialversicherung zu rechnen. Stärker steigende Löhne erhöhen allerdings auch die Ausgaben, denn sie führen in der gesetzlichen Rentenversicherung zu höheren Rentenanpassungen und in der Langfristperspektive zu höheren Anwartschaften. Durch den Anpassungsverbund kommt es außerdem zu stärker steigenden Leistungen in der Unfallversicherung, in der Altersicherung der Landwirte und der Kriegsop- ferversorgung. Ebenfalls betroffen sind die Regelsätze in der Grundsicherung sowie bei der Sozialhilfe. 117. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. Oktober 2007 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611700000

Die Sitzung ist eröffnet. Ich begrüße alle anwesenden

Kolleginnen und Kollegen herzlich; die Lage ist ja ziem-
lich übersichtlich.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:

Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-
binettssitzung mitgeteilt: Personalrahmenkonzept der
Bundesregierung zu zentralen Fragen der internatio-
nalen Personalpolitik.

Dazu wird der Staatsminister im Auswärtigen Amt
Günter Gloser einen einführenden Bericht vortragen. –
Bitte schön, Sie haben das Wort.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1611700100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Das Kabinett hat heute Morgen das Personal-
rahmenkonzept der Bundesregierung zu zentralen Fra-
gen der internationalen Personalpolitik beschlossen.
Dieses Konzept ist im Laufe der letzten 18 Monate unter
Federführung des Auswärtigen Amtes gemeinsam im
Ressortkreis entwickelt und verhandelt worden. Das Per-
sonalrahmenkonzept definiert – natürlich im Rahmen

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der jeweiligen personalwirtschaftlichen Möglichkeiten
und dienstlichen Erfordernisse – einen für alle Ressorts
anzustrebenden, gemeinsamen Mindeststandard für die
zentralen, den öffentlichen Dienst betreffenden Frage-
stellungen in der internationalen Personalpolitik.

Ich darf einige Regelungsinhalte dieses Konzeptes
vorstellen: erstens, die Umsetzung des Spiralmodells
– das betrifft den Wechsel zwischen nationaler und inter-
nationaler Karriere –, zweitens, die systematische Er-
fassung strategischer Zielpositionen in internationalen
Institutionen und die Erfassung geeigneter deutscher Be-
werberzielgruppen, drittens, die Systematisierung der
Aus- und Fortbildung zum Erwerb internationaler Kom-
petenzen, viertens, die Ausdehnung der Nach
derung für internationale Karrieren und, fü
Verbesserung der rechtlichen Rahmenbeding
deutsche internationale Bedienstete.

(C (D ung 10. Oktober 2007 0 Uhr Zweck des Personalrahmenkonzepts ist nicht, das Rad eu zu erfinden. Vielmehr ist es der Versuch, aufbauend uf den bisherigen Bemühungen und Vorschlägen nicht uletzt dieses Hauses festzuschreiben, was im Sinne eies Mindeststandards für alle Ressorts machbar ist und urzfristig realisiert werden kann. Dieses Konzept entält den Auftrag an die Ressorts, die Zusammenarbeit it den nichtstaatlichen Sektoren – vor allem mit der rivatwirtschaft, aber auch mit den wissenschaftlichen nstitutionen – im Bereich der internationalen Personalolitik zu intensivieren. Der Ressortkreis beabsichtigt das ist der nächste Schritt – die Erarbeitung eines Kon epts zur Systematisierung der Zusammenarbeit mit den ichtstaatlichen Sektoren zur Stärkung der deutschen räsenz in internationalen Organisationen und europäichen Institutionen. Mit dem Kabinettsbeschluss hat sich die Bundesegierung das Ergebnis der gemeinsamen konzeptionelen Bemühungen der Ressorts zu eigen gemacht. Das abinett ist sich darin einig, dass die Umsetzung des onzepts und die dafür erforderlichen Rahmenbedinungen zu gegebener Zeit evaluiert werden sollen. Mit der Billigung dieses Konzepts entspricht die Bunesregierung der langjährigen Forderung des Bundesages, eine langfristig angelegte deutsche Personalstrate ext gie für eine verbesserte Positionierung deutschen Personals in internationalen Organisationen auszuarbeiten und umzusetzen. Viele Forderungen aus dem Antrag der beiden Koalitionsfraktionen mit dem Titel „Deutsche Personalpräsenz in internationalen Organisationen im nationalen Interesse konsequent stärken“, den wir am Freitag in diesem Haus diskutieren werden, haben in diesem Personalrahmenkonzept bereits Berücksichtigung gefunden. Das Personalrahmenkonzept ist das eine. Ich darf an dieser Stelle aber darauf hinweisen, dass die Umsetzung dieses Konzepts für die Zukunft von viel größerer Bedeutung ist. Ein Punkt, der Parlament wie Regierung be s, ist, dass die Umsetzung dieses Konmständen nicht kostenneutral erfolgen kreten finanziellen Auswirkungen sind eitpunkt noch nicht genau abschätzbar. wuchsförnftens, die ungen für schäftigen mus zepts unter U kann. Die kon zum jetzigen Z Staatsminister Günter Gloser Diese werden davon abhängen, ob personeller Mehrbedarf durch interne Personalumschichtungen oder durch die vom BMF zugestandene frühere Ausbringung von Ersatzplanstellen abgedeckt werden kann oder nicht. Eine Bestandsaufnahme der Kostenfrage wird von der Bundesregierung zu gegebener Zeit vorgenommen. Ohne dieser Bestandsaufnahme vorgreifen zu wollen, ist mir zum Schluss eine grundsätzliche Aussage sehr wichtig: Nicht nur im Hinblick auf die konzeptionelle Seite – wie geschehen –, sondern auch im Hinblick auf die Kostenseite sollten Bundesregierung und Bundestag in der wichtigen Frage der personellen Positionierung Deutschlands in den internationalen Organisationen mit einer Stimme sprechen. Insbesondere mit Blick auf den am Freitag zu diskutierenden Antrag der beiden Koalitionsfraktionen zur internationalen Personalpolitik sollte in diesem Haus die Flexibilität bestehen, den Ressorts eine Stellenausstattung zuzubilligen, die die erforderliche Vorbereitung sowie die flexible und zügige Präsentation von Kandidaturen in internationalen Organisationen erlaubt. Dies können wir, wenn gewünscht, in der Diskussion über den aktuellen Antrag vertiefen. Vielen Dank. – Fragen? – Frau Kollegin Enkelmann. Die Bundesregierung hat sich entschieden, den Bun destag heute über das spannende Thema Personalrahmenkonzept zu informieren. War das aus Ihrer Sicht das wichtigste Thema der Kabinettssitzung? Gab es möglicherweise auch andere wichtige Themen, die in der öffentlichen Diskussion durchaus eine größere Rolle spielen, wie zum Beispiel die Verlängerung des Bezugs des Arbeitslosengeldes I oder die Aufstockung des Arbeitslosengeldes II? Frau Kollegin Enkelmann, diese Frage muss Staats minister Gloser im Augenblick nicht beantworten. Denn es gehört zu den Regularien der Befragung der Bundesregierung, dass zunächst ein Bericht der Bundesregierung über die Kabinettssitzung erfolgt und dazu Fragen gestellt werden können. Wenn diese sich erschöpft haben, werde ich fragen, ob es zu anderen Themen der Kabinettssitzung (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Also schieben wir es auf!)





(A) )


(B) )

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611700200
Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611700300
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611700400

oder allgemein andere Fragen an die Bundesregierung
gibt. Ich werde auf Ihre Wortmeldung also im späteren
Verlauf des Nachmittags zurückkommen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Danke!)


Gibt es Fragen zum Bericht des Staatsministers? –
Kollege Ruck.


Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1611700500

Herr Kollege, im Gegensatz zu der vorherigen Wort-

meldung bin ich sehr dankbar, dass dieses strategisch

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(C (D ehr wichtige Thema heute im Kabinett beraten wurde. ch habe als einer der Autoren des Antrags, über den am reitag diskutiert wird, eine Frage dazu: Haben Sie im usammenhang mit diesem Rahmenkonzept Erkenntisse, in welchen internationalen Organisationen noch esonderer Handlungsbedarf von deutscher Seite her beteht, das heißt, wo zum Beispiel das, was wir in die Oranisationen einzahlen, und das, was wir an Personal tellen, besonders auseinanderklaffen? Herr Kollege Dr. Ruck, genau das ist die Zielsetzung ieses Konzeptes. Die Analyse vor einigen Jahren hat insichtlich der Präsenz und Positionierung deutschen ersonals gezeigt, dass wir nicht so aufgestellt sind wie ndere Mitgliedstaaten der Europäischen Union oder uch andere Staaten. Deshalb haben wir uns mit der rage beschäftigt, wie man das ändern kann. Ich habe vorhin darauf hingewiesen, dass wir mit dieem Konzept nicht das Rad neu erfunden haben. Es hat ereits in der Vergangenheit diverse Initiativen gegeben. s gab auch im Hohen Haus eine Diskussion darüber, ie stark wir beispielsweise in den verschiedenen Gene aldirektionen der Europäischen Kommission, aber auch uf anderen Ebenen, also nicht nur auf der ganz hohen bene der Generaldirektionen, sondern auch darunter, ertreten sind und wie man eine entsprechende Personalörderung gestalten kann. Ich glaube, in der Vergangeneit sind erste Defizite ausgeräumt worden. Aber es gibt atürlich in den supranationalen Organisationen noch mmer Bereiche, in denen wir besser positioniert sein önnten. Gibt es weitere Wortmeldungen? – Ich sehe keine. Dann darf ich fragen, ob es zu anderen Themen der eutigen Kabinettssitzung Fragen gibt. – Bitte schön, rau Enkelmann. Ich gehe davon aus, dass der Staatsminister meine rage vorhin verstanden hat. Insofern brauche ich sie icht zu wiederholen. Sehr geehrte Frau Kollegin, natürlich habe ich Ihre rage verstanden. Es wurden auch andere Themen erörert; aber ich unterstreiche noch einmal, dass es vor dem intergrund einer Parlamentsinitiative und einer Debatte m Deutschen Bundestag über die Frage, wie wir in verchiedenen internationalen Organisationen aufgestellt ind – um eine Zahl zu nennen: circa 56 000 Menschen it einer höheren Qualifikation sind in solchen interna ionalen Organisationen insgesamt tätig –, schon wichtig st, dies im Kabinett zu behandeln. Auf Ihre Frage hin kann ich Ihnen konkret sagen: Das on Ihnen angesprochene Thema Arbeitslosengeld I und I ist im Kabinett nicht behandelt worden. Staatsminister Günter Gloser (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist aber bedauerlich!)

Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1611700600
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611700700
Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611700800
Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1611700900




(A) )


(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611701000

Gibt es sonst Fragen an die Bundesregierung mit

Blick auf die heutige Kabinettssitzung oder andere Fra-
gen, unabhängig von unserer üblichen Fragerunde? –
Das ist nicht der Fall.

Dann bedanke ich mich, Herr Staatsminister Gloser,
und beende damit die Befragung der Bundesregierung.

Da mit einem so zügigen Ablauf des Tagesordnungs-
punkts 1 offenkundig keiner derjenigen Kolleginnen und
Kollegen gerechnet hat, die Fragen für die nun folgende
Fragestunde eingereicht haben, unterbreche ich die Sit-
zung jetzt für circa fünf Minuten. Ich werde dann die
Fragestunde aufrufen, in der wir mit den dringlichen
Fragen beginnen werden.

Die Sitzung ist unterbrochen.


(Unterbrechung von 13.11 bis 13.18 Uhr)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611701100

Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 2 auf:

Fragestunde

– Drucksachen 16/6571, 16/6592 –

Wir beginnen mit den dringlichen Fragen. Ich rufe zu-
nächst die dringliche Frage 1 des Kollegen Volker Beck

(Köln) auf:


Welche Gründe – Erkenntnisse aus dem Besuch vom Vor-
sitzenden der Partei Die Linke, Oskar Lafontaine, unter ande-
rem – und welche Neuausrichtung der Politik gegenüber der
kubanischen Regierung und Opposition sind mit der Ausla-
dung der kubanischen Opposition zum Empfang der deut-
schen Botschaft auf Kuba am Nationalfeiertag verbunden

(Spiegel vom 8. Oktober 2007, dpa vom 6. Oktober 2007)?


Zur Beantwortung steht der Staatsminister im Aus-
wärtigen Amt Günter Gloser zur Verfügung.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1611701200

Sehr geehrter Herr Kollege Dr. Beck – –


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vielen Dank! Das ist schon das zweite Mal! Beim nächsten Mal bitte ich um eine Professur!)


– Ich nehme den Doktortitel wieder zurück. Es tut mir
leid, aber ich habe das so drin.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611701300

Zumindest darüber lässt sich offenkundig sofort eine

Verständigung herbeiführen. Wollen wir einmal abwar-
ten, ob das so bleibt.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1611701400

Man muss den Dialog gut vorbereiten.

Herr Kollege Beck, meine Antwort lautet wie folgt:
Bereits in den Vorjahren hat die deutsche Botschaft in

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(C (D avanna den Tag der Deutschen Einheit zweigeteilt beangen und die Veranstaltung für Regierungsvertreter nd das diplomatische Corps von der für Vertreter der ubanischen Zivilgesellschaft zeitlich getrennt. Um vor em Hintergrund der sich abzeichnenden innenpolitichen Veränderungen in Kuba unsere volle Handlungsfäigkeit und unsere Einflussmöglichkeiten zu sichern, erden beide Veranstaltungen in diesem Jahr weiter ent errt. Zum einen gibt es in der Residenz des deutschen otschafters einen Empfang für die Regierung, zum aneren findet eine Woche später im Haus des Ständigen ertreters eine Veranstaltung für die Zivilgesellschaft nd für Dissidenten statt, an der auch der deutsche Botchafter teilnimmt. Von einer „Ausladung der kubanichen Opposition“ kann daher keine Rede sein. Eine werteorientierte Außenpolitik gegenüber Kuba ann aus Sicht der Bundesregierung in der gegenwärtien Situation am ehesten durch ein pragmatisches Vorehen erreicht werden. Ich finde, nur so haben wir eine hance, auf die kommende Entwicklung in Kuba Ein luss zu nehmen. Dieser pragmatische Ansatz wird von er großen Mehrheit der Dissidenten und zum Beispiel uch von der katholischen Kirche auf Kuba akzeptiert, a die Begrenzung des Einflusses der EU-Staaten nicht m Sinne der berechtigten und von uns unterstützten Aniegen der Zivilgesellschaft sein kann. (Karl-Georg Wellmann [CDU/CSU]: Ist denn Lafontaine eingeladen?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611701500

Zusatzfrage, Kollege Beck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611701600

Ich hatte in meiner Ausgangsfrage gefragt, ob es Er-

enntnisse aus der Reise des Parteivorsitzenden der
inkspartei gab, die zu dieser neuen Einladungspraxis
eführt haben. Darauf wurde leider nicht geantwortet.
ielleicht könnten Sie das im Nachhinein noch beant-
orten.

Ansonsten wollte ich fragen: Wenn Ihre Ausführun-
en richtig sind, wie kommt es dann dazu, dass sich der
enschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung mit den
orten zitieren lässt:

Ich hoffe, dass die Menschenrechtsaktivisten in
Kuba das nicht als einen Versuch zur Systemstabili-
sierung begreifen. Als ehemaliger DDR-Bürger-
rechtler wisse er,

so Herr Nooke –

wie es wirkt, wenn man zur falschen Zeit auf der
Couch von Honecker sitzt.

n diesem Fall ist es die Couch von Fidel Castro.

Wenn man diese Einladungspraxis anders interpretie-
en muss als als Bückling gegenüber der kubanischen
egierung – Sie haben ja zugestanden, Sie wollten sich
lle Handlungsmöglichkeiten offenhalten –, frage ich
ie: Müssen wir nicht auch gegenüber der kubanischen
pposition handlungsfähig sein, indem wir uns deutlich






(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)

solidarisch mit denjenigen zeigen, die sich für Demokra-
tie und Bürgerrechte in diesem Land einsetzen?


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1611701700

Herr Beck, erstens nehmen Delegationsreisen, die

jetzt stattgefunden haben, keinen Einfluss auf die Praxis
der Bundesregierung. Ich habe gesagt, dass diese Veran-
staltungen bereits in der Vergangenheit in dieser Form
stattgefunden haben und wir eine weitere Entzerrung an-
streben.

Zweitens ist es so – da gibt es kein Vertun –, dass die
Bundesregierung weiter für Demokratie und für Rechts-
staatlichkeit eintritt und das auch gegenüber den für
Kuba Verantwortlichen immer wieder erklärt hat.

Drittens glaube ich nicht, dass wir die Opposition de-
savouiert haben. Im Gegenteil, dieser pragmatische An-
satz ist ja der Grund, dass viele Dissidenten sagen: Wir
brauchen euren Einfluss. Wie solltet ihr Einfluss neh-
men, wenn nicht noch irgendwo Gesprächsmöglichkei-
ten da sind? – Ich glaube, in bestimmten Punkten ist eine
diskrete Diplomatie notwendig. Das zeigt sich an ver-
schiedenen Fällen, in denen wir interveniert haben und
es zur Freilassung von Gefangenen gekommen ist. Diese
Handlungsweise zu vergleichen mit Ereignissen, die ir-
gendwo anders stattgefunden haben, entspricht nicht den
Tatsachen, entspricht nicht dem, wie die Bundesregie-
rung, aber auch andere Mitgliedstaaten auf Kuba bzw. in
Havanna arbeiten.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611701800

Zweite Zusatzfrage.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611701900

Dazu hätte ich dann schon die Nachfrage, ob Sie

Herrn Nooke von diesem Ihrem Standpunkt inzwischen
überzeugen konnten oder ob Herr Nooke weiter zu sei-
nen Äußerungen im Spiegel vom Montag dieser Woche
steht, die sich ja im Widerspruch zu der von Ihnen vor-
getragenen Haltung des Auswärtigen Amtes befinden.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1611702000

Noch einmal – ich wiederhole das gerne –: Wenn die

Mehrheit der Dissidenten und auch die katholische Kir-
che in Kuba, die ja eine ganz bestimmte, eine wichtige
Rolle spielt, zu dem Ergebnis kommen, dass dieser Weg
der richtige ist, dann brauchen wir diese Kritik nicht an-
zunehmen. Insofern arbeiten wir, wie ich glaube, auch
im Sinne des Menschenrechtsbeauftragten. Ich hatte
nicht die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen; aber ich
nehme Ihre Anregung gern auf und werde mit ihm da-
rüber sprechen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es wäre schön, wenn Sie uns über den Stand Ihrer hausinternen Gespräche auf dem Laufenden halten!)


– Herr Beck, das werde ich gerne tun.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611702100

Zusatzfrage, Kollege Gehrcke.

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(C (D Herr Staatsminister, fühlt sich die Bundesregierung urch das Buch Eiszeit in den Tropen, in dem der ehemaige Botschafter bei Fidel Castro, Herr Wulffen, darauf ufmerksam gemacht hat, dass die allzu demonstrativen kte das Gegenteil bewirkt haben, in Richtung diskreter iplomatie bestätigt? Finden Sie nicht, dass eine disrete Diplomatie auch die Unterstützung der Fraktionen ieses Hauses erfordert bzw. dass deren Unterstützung orteilhaft ist? Herr Kollege Gehrcke, haben Sie bitte Nachsicht, ass ich nicht alle Bücher, die so am Markt sind, lese. um Beispiel Fragestunden ermöglichen es mir nicht, iese Literatur zur Vertiefung zu lesen. Aber noch einal grundsätzlich: Es geht hier nicht in erster Linie da um, gegenüber den für Kuba Verantwortlichen deutlich u machen, was die Positionen Deutschlands sind, was ir unter Rechtsstaatlichkeit, unter rechtlichem Gehör, nter demokratischem Aufbau verstehen. Die Frage ist atürlich, ob man massiv auftritt, was in der Vergangeneit möglicherweise zu entsprechenden Reaktionen der ubanischen Regierung geführt hat: Sie hat sich stur getellt und war für keine Gespräche und keinen Dialog zuänglich. Wir müssen den richtigen Weg finden, auf der einen eite klar zu sagen, wofür Deutschland und die Europäiche Union stehen – ich hoffe, dass auch die PDS, Die inke, dafür steht –, nämlich für Rechtsstaatlichkeit und ür eine entsprechende Rolle der Opposition, die hier im ause wunderbar praktiziert wird – das machen wir eutlich –, und auf der anderen Seite mit den Verantortlichen im Gespräch bleiben zu können, um in die em Land Veränderungen herbeizuführen. Weitere Wortmeldungen zu dieser Frage sehe ich icht. Ich bedanke mich bei Ihnen für die Auskünfte. Den Fragesteller der zweiten zugelassenen dringlihen Frage sehe ich im Augenblick nicht. (Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär: Sie soll schriftlich beantwortet werden!)

Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611702200
Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1611702300
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611702400

Wie schön. Dann haben wir das ordentlich abgeschlos-
en. Diese Frage wird schriftlich beantwortet.

Man könnte den Umfang der Befassung des Präsiden-
en im Übrigen auch dadurch einschränken, dass man
ine Frage, mit deren schriftlicher Beantwortung man
otfalls auch einverstanden ist, vorher nicht als außeror-
entlich dringlich anmelden würde.


(Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär: Manchmal ist es schriftlich besser als mündlich!)


Ich erspare mir jetzt natürlich jeden Kommentar; die-
en Hinweis wollte ich aber doch geben.


(Iris Gleicke [SPD]: Da der Kollege nicht da ist, beschimpfen Sie den Falschen!)







(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
– Frau Gleicke, ich kann mich nicht erinnern, überhaupt
jemals jemanden beschimpft zu haben, schon gar nicht
in diesem Zusammenhang.

Wir kommen jetzt zu den für diese Woche eingereich-
ten Fragen und ihrer Beantwortung.

Ich beginne mit dem Geschäftsbereich des Bundesmi-
nisteriums der Justiz. Zur Beantwortung steht der Parla-
mentarische Staatssekretär Alfred Hartenbach zur Verfü-
gung.

Ist der Kollege Montag inzwischen da? – Jawohl, er
ist da. Wie schön.

Ich rufe zunächst die Frage 1 des Kollegen Montag
auf:

Plant die Bundesregierung vor dem Hintergrund der Er-
gebnisse des Zwischenberichts zur Evaluation des Zweiten
Betreuungsrechtsänderungsgesetzes, nach dem unter anderem
ein signifikanter Rückgang des persönlichen Kontaktes zwi-
schen dem Berufsbetreuer und dem Betreuten konstatiert
wurde, zeitnahe Veränderungen im Vergütungssystem für be-
rufsmäßig geführte Betreuungen?

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1611702500


Herr Präsident, wir beide hatten uns zunächst freund-
lich begrüßt, wie sich das gehört. Er kam daher natürlich
zuerst zu mir, sodass Sie ihn nicht gleich sehen konnten.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611702600

Ich nehme das mit Respekt zur Kenntnis, will aber

darauf hinweisen, dass wir die knappen Redezeiten jetzt
nicht auch noch dadurch verringern sollten, dass jeder
ausdrücklich zu Protokoll gibt, wen er vorher ordentlich
begrüßt hat. – Bitte schön.

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1611702700


Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Kollege Montag,
meine Antwort auf Ihre Frage: Der Übergang von der
oftmals anonymen Verwaltung von Fällen zur persönli-
chen Betreuung ist ein zentrales Anliegen des Betreu-
ungsrechts. Deshalb gibt es Anlass zur Sorge, dass sich
aus dem Zwischenbericht des Instituts für Sozialfor-
schung und Gesellschaftspolitik, ISG, Anzeichen – ich
wiederhole: Anzeichen – eines Rückganges des persönli-
chen Kontaktes zwischen Berufsbetreuern und Betreuten
ergeben.

Ob dieser Rückgang auf das Pauschalisierungssys-
tem, das Sie ja noch mitbeschlossen haben, zurückzufüh-
ren ist, kann allerdings noch nicht gesagt werden. Des-
halb sind kurzfristige Änderungen am Vergütungssystem
keinesfalls angezeigt. Die Bundesregierung verfolgt al-
lerdings die Entwicklung in enger Zusammenarbeit so-
wohl mit dem ISG als auch mit den Landesjustizverwal-
tungen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611702800

Zusatzfrage, Herr Kollege Montag? – Bitte.

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(C (D Danke, Herr Präsident, für die Möglichkeit, eine Zu atzfrage zu stellen. Herr Staatssekretär, als der Zwischenbericht dem echtsausschuss zugesandt worden ist, hat die Bundes ustizministerin in einem Anschreiben ebenfalls auf iese von Ihnen angesprochenen Anzeichen – sie sind andfest – eines Rückgangs des persönlichen Kontaktes u den Betreuten hingewiesen. Sie schrieb den Abgeordeten daraufhin Folgendes: Ein wesentlicher Reformansatz des Betreuungsrechts war es ja, die persönliche Betreuung im Gegensatz zur bloßen Verwaltung zu stärken. Es ist daher zu erwägen, eventuell kurzfristig geeignete gesetzgeberische Maßnahmen zu ergreifen. Dies habe ich sehr wohl als eine Ankündigung kurzristig geeigneter gesetzgeberischer Maßnahmen vertanden und frage deswegen nach, ob die Bundesjustizinisterin inzwischen davon Abstand genommen hat nd weiterhin zuwarten will, obwohl es handfeste Aneichen dafür gibt, dass der persönliche Kontakt zwichen den Betreuern und den Betreuten abnimmt. A Herr Kollege Montag, wenn die Justizministerin etas ankündigt, haben wir das natürlich alle sehr wohl im uge und auf der Agenda. Da Sie jedoch von handfesten nzeichen reden, möchte ich auf zwei Dinge hinweisen; ielleicht beantworte ich damit vorweg gleich noch ein aar Fragen. Erstens. Das Zweite Betreuungsrechtsänderungsgeetz ist erst am 1. Juli 2005 in Kraft getreten. Zweitens. ie Auswertungen des ersten Zwischenberichts befassen ich ganz überwiegend mit Fragebögen aus dem Jahre 004 – Stichtag 31. Dezember 2004 –, also aus der Zeit or Inkrafttreten des Zweiten Betreuungsrechtsändeungsgesetzes, und aus dem Jahre 2005. Stichtag war der 1. Dezember 2005; das war also sechs Monate nach Inrafttreten des Zweiten Betreuungsrechtsänderungsgeetzes. Ich könnte das jetzt noch weiter ausführen, will hnen aber noch Gelegenheit zu einer zweiten Frage geen. Wir haben uns entschlossen, zunächst einmal noch inensiver und genauer einzusteigen, zumal noch – das etrifft Ihre nächste Frage – ein weiterer Punkt hinzuommt, den wir berücksichtigen müssen. Wir haben es icht aus dem Auge verloren; da seien Sie versichert. Ich ersönlich stehe genau wie Sie im Wort. Weitere Zusatzfrage, bitte. Danke schön. – Ich komme noch einmal auf die An eichen zurück und beziehe mich selbstverständlich nur uf den Erhebungsteil, der nach Inkrafttreten des neuen esetzes zustande gekommen ist. Stimmen Sie mir zu, Herr Staatssekretär, dass die Aneichen, die sich aus der bisherigen Erhebung ergeben, Jerzy Montag deswegen als handfest und signifikant zu bezeichnen sind, weil wir dort lesen können, dass nicht nur die Betreuer behaupten, nunmehr ein viel geschäftsmäßigeres und nicht so persönliches Verhältnis zu den von ihnen betreuten Patienten zu haben – das könnte man ja noch unter geschäftsmäßigem Verhalten abbuchen –, sondern auch die Familienangehörigen der Betreuten sagen, dass sich die persönlichen Kontakte seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes signifikant verringert haben? Stimmen Sie mir zu, dass dies nicht ein weiteres Zuwarten, sondern ein alsbaldiges Eingreifen der Bundesregierung erfordern würde? A Voreiliges Handeln ist meistens schlechtes Handeln. Ich stimme Ihnen zu, dass wir dies sehr sorgfältig beobachten müssen, und wir werden es sehr sorgfältig beobachten. Allerdings sollte auch das Hohe Haus wissen – nicht nur Sie; Sie wissen es ja –, dass die Bereitschaft der Berufsbetreuer, leider auch der Berufsbetreuungsvereine, sich an dieser Evaluation zu beteiligen, nicht sonderlich ausgeprägt ist: 10 Prozent der angeschriebenen Berufsbetreuer haben auf unsere Fragen zu dem Thema geantwortet. Das stimmt nachdenklich. 33 Prozent – bei der Wiederholungsbefragung 20 Prozent – der Betreuungsvereine haben geantwortet. Das stimmt noch nachdenklicher, weil man bei den Betreuungsvereinen eigentlich eine etwas stärkere Beteiligung hätte erwarten können. Aus diesem Grund, Herr Kollege Montag, werde ich jetzt Folgendes machen – ich selbst fange damit nächste Woche an –: Ich werde unmittelbar mit den Betroffenen, nämlich mit den Gerichten, mit den Berufsbetreuern und den Betreuungsvereinen, in kleineren Zirkeln Gespräche führen. Ich bin sicher, dass wir dann zu genaueren Erkenntnissen kommen; insbesondere dahin, ob wirklich kurzfristige Maßnahmen zur Qualitätssicherung erforderlich sind. Ich rufe die Frage 2 des Kollegen Montag auf: Welche Position vertritt die Bundesregierung zu dem von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vorgelegten, von den Koalitionsfraktionen der CDU/CSU und SPD jedoch abgelehnten Gesetzentwurf stundensätze für Berufsbetreuer jedenfalls insoweit zeitnah anzuheben, als diese aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung zum 1. Januar 2007 real abgesunken sind, um damit die Auskömmlichkeit der Vergütung, die Voraussetzung für eine qualifizierte und hochwertige Betreuungsleistung durch hauptamtliche Betreuer ist, sicherzustellen? A Meine Antwort lautet wie folgt: Die Vorläufigkeit und die fehlende Belastbarkeit der Ergebnisse des Zwischenberichtes des ISG gelten insbesondere für die Angaben der Berufsbetreuer zur Auskömmlichkeit der neuen Vergütungsregelung. Demgegenüber stammen die Angaben über die Ausgaben der Länder aus den aktuellen Haushalten. Danach wurden in den Jahren 2005 und 2006 al l E V t m Z d d a w t u s w e c m n h d B D Z – c h h t d h d v M v d t t b s d k d d t h F d w p d s (C (D ein aus der Staatskasse bundesweit jeweils 70 Millionen uro mehr für Betreuung ausgegeben als im jeweiligen orjahr, und zwar in erster Linie für die Betreuervergü ung. Damit erhöhten sich die Ausgaben pro Jahr um ehr als 15 Prozent, während in dem gleichen Jahr die ahl der Betreuungen nur um circa 3 Prozent stieg. Ob ieser tatsächliche Mehraufwand der Länder auf veränertes Abrechnungsverhalten oder zu hohe Stundennsätze zurückzuführen ist, kann noch nicht gesagt erden. Deshalb brauchen wir für eine fundierte Beur eilung der Auswirkungen der Pauschalierung eine breite nd zuverlässige Datenbasis. Angesichts der deutlich getiegenen Betreuungsausgaben ist derzeit keinerlei Notendigkeit zur zeitnahen Erhöhung der Stundensätze zu rkennen; sie würde im Übrigen auch auf den erheblihen Widerstand der Länder stoßen. Zusatzfrage. Herr Staatssekretär, danke schön für die Antwort auf eine Frage. Vorneweg ist festzustellen, dass die von Ihen genannten Zahlen – so vehement Sie sie vorgetragen aben – nicht darüber hinwegtäuschen können, dass bei er Reform des Betreuungsrechts für die Berufsbetreuer ruttostundensätze gesetzlich festgelegt worden sind. as bedeutet: inklusive der Mehrwertsteuer, zu einer eit, als die großen Fraktionen in diesem Hohen Hause sowohl CDU/CSU als auch SPD – nicht davon gespro hen haben, die Mehrwertsteuer zu erhöhen. Die Erhöung ist dann höher ausgefallen, als wir alle befürchtet aben. Trotz aller Zahlen, die Sie genannt haben, bedeuet das: Bei den Stundensätzen – das ist ein Fakt, über en man nicht hinweggehen kann – ist es durch die Eröhung der Mehrwertsteuer zu einer realen Absenkung es Nettoeinkommens gekommen. Deswegen haben wir Grünen einen Gesetzentwurf orgelegt, der nichts anderes bewirken sollte, als diese ehrwertsteuererhöhung, die sich im Bruttostundensatz ersteckt, zu egalisieren. Wir wollten kein Mehr, sonern nur einen Ausgleich für den Teil, den Sie den Bereuern weggenommen haben. Ich darf Ihnen das als Parlamentarischem Staatssekreär und Mitglied der Fraktion der SPD vorhalten und Sie itten, mir die Frage zu beantworten, wie Sie sich dazu tellen, dass die Fraktion der SPD im Rechtsausschuss in er Beratung des Gesetzentwurfs der Grünen zu Protooll gegeben hat, dass sie grundsätzlich Verständnis für as Anliegen des Gesetzentwurfs der Grünen hat und leiglich und ausschließlich auf den Zwischenbericht waret. Dieser werde voraussichtlich Mitte 2007 vorliegen, ieß es. Die Ablehnung des Gesetzentwurfs durch die raktion der SPD beruhte allein auf diesem Umstand, ass man noch auf den Zwischenbericht wartet. Dann olle man allerdings handeln. Meine Frage lautet: Wenn diese Ankündigung das Paier wert sein soll, auf dem sie steht, heißt das dann, dass em Gesetzentwurf der Grünen – wir bringen ihn gerne ofort wieder ein – und damit dem dahinterstehenden Jerzy Montag Anliegen nachgekommen wird und Sie die reale Absenkung der Stundensätze wieder ausgleichen? A Herr Kollege Montag, ich darf zunächst feststellen, dass sich Ihre Frage primär sehr deutlich auf ein Verhalten der SPD-Fraktion im Rechtsausschuss bezieht. Ich bin stolz, dass ich dieser Fraktion angehöre, aber es steht mir nicht zu, über die Motivationen der SPD-Fraktion im Rechtsausschuss hier eine Äußerung abzugeben. Dafür haben Sie sicherlich volles Verständnis. Sie haben von einer realen Absenkung der Einkommen gesprochen. Um darüber Klarheit zu gewinnen, müssen wir zunächst einmal das Einkommen vor Inkrafttreten des Zweiten Betreuungsrechtsänderungsgesetzes mit den jetzigen Einkünften der Berufsbetreuer vergleichen. Wenn es so schlecht ist, wie Sie es darlegen, frage ich mich, warum nicht mehr als 10 Prozent der Berufsbetreuer auf unsere Fragen geantwortet haben, damit wir entsprechend reagieren können. Eine weitere Zusatzfrage. Herr Staatssekretär, ich setze mich als Abgeordneter in erster Linie für die Interessen der Betreuten ein, also der Menschen, die Hilfe Dritter bzw. des Staates bedürfen, und habe nicht so sehr die Interessen der Berufsbetreuer im Auge. Ich bin kein Sprecher der Berufsbetreuer und kann Ihnen daher die Frage nicht beantworten, warum Ihnen nur 10 Prozent geantwortet haben. Das müssen Sie die schon selber fragen. Eines möchte ich von Ihnen noch wissen. Wenn wir den Berufsbetreuern einen Stundensatz von 40 Euro – das ist ein beispielhafter Wert – inklusive 16 Prozent Mehrwertsteuer zugesagt haben, der Staat dann aber die Mehrwertsteuer auf 19 Prozent erhöht und weiterhin 40 Euro pro Stunde zahlt: Ist das für Sie eine reale Senkung des Einkommens oder nicht? A Herr Montag, der höchste Stundensatz eines Berufsbetreuers, der eine akademische Ausbildung hat, liegt bei 44 Euro; das möchte ich hier klarstellen. Man kann von einer realen Senkung nur reden, wenn tatsächlich eine vorliegt. Aber wir wissen gar nicht, ob es sich um eine reale Senkung handelt. Es sind schließlich 140 Millionen Euro in zwei Jahren mehr gezahlt worden. Wir haben damals gemeinsam in der rot-grünen Koalition zusammen mit der CDU/CSU und den Bundesländern nach bestem Wissen und Gewissen diesen All-inclusive-Stundensatz festgelegt. Wir wollten damit mehrere Ziele erreichen. Erstens. Der Berufsbetreuer und die Betreuungsvereine sollten sich mehr um die zu Betreuenden kümmern; hier liegen wir sicherlich auf einer Linie. Sie sollten ihre Zeit nicht für komplizierte Abrechnungen – zum Beispiel, wie lange sie für einen Brief g u v s s B d W m m u R e m t k g k w r G d d u a w i t H d B z s ß d m P z B B (C (D ebraucht haben, wie viele Kilometer sie gefahren sind nd wie lange die Anfahrt zum Betreuten gedauert hat – erwenden. Dies ist der richtige Weg, denke ich. Dazu tehe ich auch. Es kommt noch etwas anderes hinzu, was wir sehr orgfältig beobachten. Es gibt eine Entscheidung des undesfinanzhofs, wonach bestimmte Berufsbetreuer er Gewerbesteuer unterliegen. Ich dachte, Sie hätten von uns gelernt, dass gut Ding eile haben will und dass man alles mit ruhiger Hand achen sollte. Wenn wir im Schweinsgalopp Gesetze achen wollen, wie Sie es vorhaben, dann werden wir nsere Ziele nie erreichen. Wir müssen alle Probleme in uhe besprechen. Ich möchte, dass die Menschen, die ine rechtliche Betreuung benötigen – das ist die Linie eines Hauses, meiner Fraktion und der Großen Koali ion –, eine intensive und qualitativ gute Betreuung beommen. Dafür brauchen wir gute Berufsbetreuer und ute Vereinsbetreuer. Diese müssen und sollen ein ausömmliches Einkommen haben. Aber man sollte nicht, enn sich irgendwo die Sonne verfinstert, gleich Ände ungen vornehmen. Das ist weder mein Stil noch der der roßen Koalition. Bitte gehen Sie davon aus, dass wir as sehr genau beobachten werden. Wir stehen übrigens in engem Kontakt mit dem Bunesverband der Berufsbetreuer/-innen und den Betreungsvereinen. Wenn sich etwas ergeben sollte, was Rektionen notwendig macht, werden wir es so machen, ie es sich gehört, nämlich mit allen Beteiligten reden, nsbesondere mit den Bundesländern; denn aus den Jusizhaushalten der Länder, die ohnehin zu den kleinsten aushalten gehören, müssen diese Kosten gedeckt weren. Daher ist es unsere vornehmste Pflicht, dies mit den undesländern zu besprechen. Wir haben bereits geeigt, dass derartige Gespräche möglich und ertragreich ind. Weitere Fragen liegen hierzu nicht vor. Dann schlie en wir den Geschäftsbereich des Bundesministeriums er Justiz ab. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums der Finanzen. Zur Beantwortung steht die arlamentarische Staatssekretärin Frau Dr. Hendricks ur Verfügung. Ich rufe die Frage 3 des Kollegen Peter Rzepka auf: In welchem Umfang ist über die in der Presseerklärung Nr. 07-058 vom 1. Oktober 2007 veröffentlichten steuerlichen Sachverhalte von zwei gegenwärtigen Mitgliedern und einem ehemaligen Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin sowie einem Berliner Rechtsanwalt durch den Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin Einvernehmen mit dem Bundesministerium der Finanzen gemäß § 30 der Abgabenordnung hergestellt worden? Bitte, Frau Hendricks. D Die Senatsverwaltung für Finanzen in Berlin hat dem undesministerium der Finanzen den Sachverhalt mit Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks Schreiben vom 10. September 2007 ausführlich dargelegt. Dabei hat die Senatsverwaltung auch dargelegt, dass die Voraussetzungen für eine Durchbrechung des Steuergeheimnisses nach § 30 Abs. 4 Nr. 5 Buchstabe c der Abgabenordnung erfüllt sind, und um Zustimmung zur Durchbrechung des Steuergeheimnisses gebeten. Diese Zustimmung wurde nach entsprechender Prüfung des Sachvortrages schriftlich erteilt. Das gesetzlich erforderliche Einvernehmen mit dem Bundesministerium der Finanzen ist also hergestellt worden. Zusatzfrage, Herr Kollege Rzepka. Frau Staatssekretärin, ich denke, wir sind uns darüber einig, dass es sich hier um eine ganz gravierende Durchbrechung des Steuergeheimnisses durch den Berliner Finanzsenator im Einvernehmen mit dem Bundesfinanzminister, wie Sie eben ausgeführt haben, handelt; denn es geht um detaillierte Steuerdaten, die in einer mehrseitigen Presseerklärung des Berliner Finanzsenators enthalten waren. Die Durchbrechung des Steuergeheimnisses ist, wenn die Durchbrechung nicht den Voraussetzungen des § 30 AO genügt, strafbewehrt. Die Untersuchungen dazu werden erst in Zukunft Klarheit bringen. Im Übrigen legen die Untersuchungen der wissenschaftlichen Parlamentsdienste nahe, dass es sich um einen wirklich einmaligen Vorgang in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland handelt. Ich möchte deshalb wissen, wie das Verfahren über die Aussagen hinaus, die Sie eben gemacht haben, im Einzelnen abgelaufen ist und vor allem welche Funktionsträger des Ministeriums, insbesondere in dessen politischer Spitze, an der Herstellung des Einvernehmens beteiligt waren. Ich kann mir schlichtweg nicht vorstellen, dass das nur auf Beamtenebene abgelaufen ist. D Herr Kollege, da muss ich Sie enttäuschen. Auch wenn Ihre Vorstellungskraft dazu nicht ausreicht, aber das ist auf Referatsebene abschließend gezeichnet worden. Die Leitung des Hauses ist nicht damit befasst gewesen. Das ist in der Tat auch vernünftig so, nämlich um jeden Anschein einer politischen Beeinflussung auszuschließen. Herr Kollege Rzepka. Frau Staatssekretärin, habe ich Sie wirklich richtig verstanden, dass in Fällen solcher gravierender Durchbrechungen des Steuergeheimnisses die Spitze des Hauses nicht beteiligt wird? Sie trägt letztlich die Verantwortung dafür. Das wissen Sie. D Die Spitze des Hauses trägt die politische Verantwortung. Das ist keine Frage. Das ist selbstverständlich so, u A a t i e – d S – S R m K s A g d I w 1 A n n h d k s h B s s t m D d d m g U g a s h s (C (D nd das wird die Spitze des Hauses auch immer tun. ber das Einvernehmen ist in der Tat durch Zeichnung uf Referatsebene erteilt worden, ohne dass die poliische Spitze des Hauses damit befasst war. Das ist, wie ch schon ausführte, so üblich, gerade um den Anschein iner politischen Einflussnahme zu vermeiden. Kollege Koppelin. (Peter Rzepka [CDU/CSU]: Ich habe noch eine Zusatzfrage!)

Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611702900
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1611703000
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611703100
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611703200




(A) )


(B) )

Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1611703300
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611703400
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1611703500
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611703600
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611703700




(A) )


(B) )

Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1611703800
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611703900
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611704000
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1611704100
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611704200
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611704300




(A) )


(B) )

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611704400
Peter Rzepka (CDU):
Rede ID: ID1611704500
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611704600
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611704700
Peter Rzepka (CDU):
Rede ID: ID1611704800
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611704900
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611705000

Das mag wohl sein, aber Sie haben zunächst einmal zu
er beantworteten Frage zwei Zusatzfragen. Die haben
ie jetzt gestellt.


(Peter Rzepka [CDU/CSU]: Die eine war die Ergänzung zu der ersten Frage!)


Ich rufe jetzt die Kollegen auf, die sich zum gleichen
achverhalt gemeldet haben. Ich nehme Sie, Herr
zepka, in die Reihe der Interessenten auf. Dann kom-
en wir zu einer friedlichen Lösung. – Herr Kollege
oppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1611705100

Frau Staatssekretärin, warum hat Ihr Haus es in die-

em Fall, in dem es sich um Abgeordnete des Berliner
bgeordnetenhauses handelte, nicht für nötig gehalten,
leichzeitig den Präsidenten des Abgeordnetenhauses
arüber zu informieren? Darf ich ergänzend fragen: War
hrem Haus nicht bekannt oder später bekannt gemacht
orden, dass die Abgeordneten zum Beispiel am
8. September und am 30. August dem Präsidenten des
bgeordnetenhauses ihr Einverständnis zur Einblick-
ahme in die Steuerakten erklärt haben? Ist Ihnen auch
icht das Schreiben des Präsidenten des Abgeordneten-
auses von Berlin vom 13. September an den Regieren-
en Bürgermeister bekannt gewesen, in dem er um Auf-
lärung der Sache gebeten hat? Finden Sie nicht, dass
ich auch die Leitung Ihres Hauses mit der Angelegen-
eit hätte intensiver befassen müssen?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611705200

Nein, ich finde nicht, dass wir, die Leitung des Hau-

es, uns mit der Angelegenheit hätten intensiver befas-
en müssen. Ich bleibe dabei, dass es vollkommen rich-
ig ist, dies zur Vermeidung des Anscheins einer

öglichen politischen Beeinflussung zu unterlassen.
eshalb haben wir das so gehandhabt. Ich selber war in
er vorigen Woche nicht im Dienst. Am 1. Oktober, als
ie Veröffentlichung stattfand, hatte ich Urlaub. Ich will
ich davon aber nicht freizeichnen. Darum geht es auch

ar nicht. Es lag nicht etwa daran, dass ich in der Woche
rlaub hatte. In der Woche zuvor, als die Entscheidun-
en fielen, war ich im Dienst. Die Veröffentlichung fiel
uf den 1. Oktober.

Es ist das übliche Verfahren. In diesem Fall handelt es
ich um den Sachverhalt, dass drei Abgeordnete wahr-
eitswidrige Behauptungen in der Öffentlichkeit aufge-
tellt haben, und zwar seit August fortwährend in der Ta-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks
gespresse und im Regionalfernsehen, und es ging darum,
schwerwiegenden Schaden hinsichtlich des Vertrauens
auf ordnungsmäßige Handlungen der Finanzverwaltung
zu entkräften. Die Abgeordneten hatten sich nicht bereit
erklärt, vollständig und umfassend auf ihr Steuergeheim-
nis zu verzichten, sondern nur – in Anführungszeichen –
gegenüber einzelnen Mitgliedern des Ältestenrates, nicht
gegenüber dem ganzen Ältestenrat. Aber wenn durch
wahrheitswidrige Behauptungen in der Öffentlichkeit
der Eindruck erweckt wird, als würde die Finanzverwal-
tung – hier des Landes Berlin; das kann natürlich auch in
einem anderen Land sein – nicht korrekt arbeiten, so
kann dieser Eindruck auch nur in der Öffentlichkeit zu-
rückgewiesen werden.

§ 30 Abgabenordnung bietet gleichsam eine beson-
dere Gegendarstellungsmöglichkeit der Finanzverwal-
tung, die selbstverständlich nur durch die oberste Fi-
nanzbehörde des Landes, hier der Senatsverwaltung von
Berlin, im Einvernehmen mit dem Bundesfinanzministe-
rium erfolgen kann. Hier sind natürlich Hemmnisse ein-
gebaut, aber die Senatsverwaltung von Berlin hat in ei-
ner umfänglichen Sachverhaltsdarstellung dargetan, dass
es notwendig war, so zu verfahren, und deswegen ist im
Bundesministerium der Finanzen das Einvernehmen er-
teilt worden.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Unglaublicher Vorgang!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611705300

Kollege Thiele, bitte.


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1611705400

Frau Staatssekretärin, Sie sagten, das sei ein übliches

Verfahren. Dazu habe ich eine Frage: § 30 Abgabenord-
nung stellt das Steuergeheimnis sicher, und Amtsträger
haben das Steuergeheimnis zu wahren. Amtsträgern ist
es nach § 355 Strafgesetzbuch auch strafrechtlich verbo-
ten, das Steuergeheimnis zu verletzen. Das ist eben der
starke Ausfluss des Persönlichkeitsrechts des Einzelnen,
auch gegenüber der Steuerverwaltung als Eingriffsver-
waltung.

In § 30 Abgabenordnung ist dann im Einzelnen dar-
gelegt – Sie beziehen sich auf Abs. 4 Nr. 5 –, dass die
Offenbarung zulässig sei, wenn für sie ein zwingendes
öffentliches Interesses besteht, und ein zwingendes öf-
fentliches Interesse sei namentlich gegeben, wenn – ich
zitiere jetzt –

a) Verbrechen und vorsätzliche schwere Vergehen
gegen Leib und Leben oder gegen den Staat und
seine Einrichtungen verfolgt werden oder verfolgt
werden sollen,

b) Wirtschaftsstraftaten verfolgt werden oder ver-
folgt werden sollen, die nach ihrer Begehungsweise
oder wegen des Umfangs des durch sie verursach-
ten Schadens geeignet sind, die wirtschaftliche
Ordnung erheblich zu stören oder das Vertrauen der
Allgemeinheit auf die Redlichkeit des geschäftli-
chen Verkehrs oder auf die ordnungsgemäße Arbeit



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(C (D der Behörden und der öffentlichen Einrichtungen erheblich zu erschüttern, oder jetzt kommt der Punkt, auf den Sie sich beziehen – c)

lung in der Öffentlichkeit verbreiteter unwahrer
Tatsachen, die geeignet sind, das Vertrauen in die
Verwaltung erheblich zu erschüttern …

Wenn Sie sagen, das wäre das übliche Verfahren,
ann möchte ich Sie fragen: Wie häufig haben Sie denn
n der Vergangenheit das Einvernehmen zu einer solchen
eröffentlichung von Steuergeheimnissen unter Bezug
uf diese Nr. 5 seitens des BMF überhaupt erteilt?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611705500

Herr Kollege Thiele, diese Frage kann ich Ihnen aus

em Kopf nicht beantworten. Ich habe nur gesagt: Es ist,
enn ein solcher Fall vorkommt, das übliche Verfahren,
ass auf Referatsebene abschließend gezeichnet wird,
m gerade den Anschein einer politischen Einfluss-
ahme zu vermeiden. – Darum habe ich vom üblichen
erfahren in der Art und Weise der Herstellung des Ein-
ernehmens gesprochen. Ich habe nicht damit zum Aus-
ruck gebracht, dass es ein übliches im Sinne von häufi-
es und immer wieder vorkommendes Verfahren ist.

Natürlich ist es nicht das erste Mal, dass in der Bun-
esrepublik Deutschland entsprechend dem von Ihnen
ichtig zitierten § 30 Abs. 4 Nr. 5 Buchstabe c der Abga-
enordnung so verfahren wird. Aber er ist natürlich dazu
a, damit er im Zweifelsfall angewandt werden kann,
nd er lautet, wie Sie richtig sagen, wenn

die Offenbarung erforderlich ist zur Richtigstellung
in der Öffentlichkeit verbreiteter unwahrer Tatsa-
chen, die geeignet sind, das Vertrauen in die Ver-
waltung erheblich zu erschüttern.

Ich kann Ihnen sicherlich demnächst nachliefern, wie
iele Veröffentlichungen von Steuersachverhalten es
um Beispiel in den letzten fünf Jahren gegeben hat. Das
ill ich gerne tun. „Üblich“ bezieht sich nur darauf – ich

age es noch einmal –, auf welche Art und Weise das
invernehmen mit dem Bundesfinanzministerium herge-
tellt wird.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611705600

Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Wellmann.


Karl-Georg Wellmann (CDU):
Rede ID: ID1611705700

Frau Staatssekretärin, Sie haben gesagt, Sie seien mit

iesem Vorgang nicht befasst gewesen. Diese Vorwürfe
urden seit dem Jahre 2005 öffentlich erhoben; zuletzt
urde darüber Mitte August dieses Jahres in einer Berli-
er Zeitung und in der Abendschau umfassend berichtet.
arauf gab es nicht die geringste Reaktion der Berliner
inanzverwaltung; man verlangte keine Richtigstellun-
en oder Erklärungen dazu. Sind Sie angesichts des toll-
ühnen Umgangs des Herrn Sarrazin mit den Vorschrif-
en der Abgabenordnung bereit, sich mit diesem
achverhalt auseinanderzusetzen?






(A) )



(B) )


Karl-Georg Wellmann
Sind Sie außerdem bereit, sich mit dem Umstand zu
beschäftigen, dass der Ältestenrat des Berliner Abge-
ordnetenhauses im August bereit war, diesen Vorgang
aufzuklären, dass der Parlamentspräsident dem Senat
mitgeteilt hat, er wünsche in der Sache strikte Vertrau-
lichkeit, dass die Veröffentlichung gleichwohl mit
Schreiben der Berliner Finanzverwaltung vom 27. Sep-
tember angedroht wurde und dass den Betroffenen mit
Setzung der Frist 28. September – das war der frühest-
mögliche Tag des Eingangs dieses Schreibens – erklärt
wurde, dass der Vorgang veröffentlicht werde, falls sie
bis zu diesem Tag nicht hinreichend Stellung nähmen?
Sind Sie bereit, sich damit auseinanderzusetzen?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611705800


Ich bin sehr gerne bereit, mich damit auseinanderzu-
setzen. Zunächst weise ich die Formulierung „tollkühner
Umgang“ des Berliner Finanzsenators zurück.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Stimmt aber trotzdem!)


Der Berliner Finanzsenator hat nach Recht und Gesetz
und im Einvernehmen mit dem Bundesministerium der
Finanzen gehandelt.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Da gibt es erhebliche Zweifel!)


Ich kann darin keine Tollkühnheit erkennen.

Ich darf auf eine Unrichtigkeit in Ihren Einlassungen
hinweisen. Die Berliner Finanzverwaltung hat den Be-
troffenen am 20. September – nicht am 27. September! –
2007 ein Übergabeeinschreiben – der Vorgang ist also je-
derzeit nachprüfbar – übersandt und somit Gelegenheit
zur Stellungnahme gegeben. Die Empfänger wurden auf
die beabsichtigte Durchbrechung des Steuergeheimnis-
ses hingewiesen. Ihnen wurde Gelegenheit zur Stellung-
nahme bis zum 28. September, also acht Tage lang, ein-
geräumt. Eine Äußerung der Betroffenen erfolgte nicht,
und die Durchbrechung des Steuergeheimnisses erfolgte
dann am 1. Oktober 2007.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Tollkühn!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611705900

Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Rzepka.


(Widerspruch)


– Man hat eine friedliche Lösung gefunden. – Herr Kol-
lege Rzepka, Sie haben das Wort.


Peter Rzepka (CDU):
Rede ID: ID1611706000

Meine zweite Zusatzfrage eben war eine Unterfrage

zu meiner ersten Zusatzfrage, sodass ich die Möglichkeit
habe, das durch eine weitere Zusatzfrage zu vertiefen.

Frau Staatssekretärin, hier ist schon deutlich gewor-
den, dass das Steuergeheimnis einen sehr hohen, auch
verfassungsrechtlich abgesicherten Rang hat und dass
vor diesem Hintergrund die Frage der Erforderlichkeit
der Veröffentlichung und der Verhältnismäßigkeit sehr
sorgfältig abgewogen werden muss. Ich habe der Kom-

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(C (D entierung zu § 30 AO, aus dem der Kollege Thiele hier chon zitiert hat, entnommen: Wenn ein Verfahren anteht, in dem zuverlässige Externe herangezogen werden önnen, um den Sachverhalt aufzuklären, dann ist es icht notwendig und unverhältnismäßig, an die Öffentichkeit zu gehen. Der Kollege Wellmann und andere Kollegen haben ereits angesprochen, dass sich der Ältestenrat des Berlier Landesparlaments am 24. August – übrigens in Anesenheit einer Vertreterin des Berliner Senats – auf ein erfahren verständigt hat, wie der Konflikt zwischen em Parlament und der Regierung, in diesem Fall dem inanzsenator, beigelegt werden könne. Der Parlamentsräsident des Berliner Abgeordnetenhauses hat den Reierenden Bürgermeister am 13. September ausdrücklich m größtmögliche Sorgfalt bei der Wahrung der Vertrauichkeit im Umgang mit den Steuerdaten der Betroffenen ebeten. Dies alles hat den Berliner Finanzsenator und das undesfinanzministerium offenbar nicht gehindert, im invernehmen die Veröffentlichung von Steuerdaten in inem nie da gewesenen Umfang – ich bin seit über 0 Jahren im Bereich Steuern tätig – vorzunehmen. Ich werde nachher noch mit weiteren Fragen auf Sie ukommen. D Herr Kollege Rzepka, ich hatte Ihnen bereits darge egt, dass der Berliner Finanzsenator mit Schreiben vom 0. September dieses Jahres dem Bundesministerium der inanzen den Sachverhalt ausführlich geschildert hat. as Bundesministerium der Finanzen hat nach Prüfung es Sachverhalts das Einvernehmen schriftlich erteilt. as gesetzlich geforderte Einvernehmen – wie ich Ihnen chon sagte – war damit gegeben. Natürlich ist es ungewöhnlich, dass so etwas gegenber Parlamentariern geschieht. Insofern gibt es dafür in er Parlamentsgeschichte wahrscheinlich kein Beispiel. ch nehme an, dass das so ist; ich bin natürlich nicht siher. Das auslösende Moment war natürlich, dass gerade arlamentarier – zwei Parlamentarier und ein ehemaliger arlamentarier – diejenigen waren, die das Ansehen der inanzverwaltung in der Öffentlichkeit nicht unbeschäigt gelassen haben – um das vorsichtig auszudrücken. bgeordnete haben natürlich eine besondere Verantwor ung. Wie sich jetzt auch in der Öffentlichkeit zeigt, ist das, as der Finanzsenator veröffentlicht hat, zutreffend. Es st nicht so, dass der Vorwurf, der von den drei Betroffeen erhoben worden ist, nämlich dass die Finanzverwalung sie mit irgendwelchen Sonderprüfungen überzogen abe, weil sie sich im Petitionsausschuss um einen betimmten Sachverhalt gekümmert hätten, hat erhärtet erden können. Die Prüfungen, die in Rede standen – es aren ganz unterschiedliche Sachverhalte –, sind ausahmslos eingeleitet worden, bevor der Petitionsauschuss in dieser Angelegenheit überhaupt tätig geworden ar. Die Abgeordneten haben mit der Behauptung: „Wir Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks sind mit Sonderprüfungen überzogen worden, weil wir als Abgeordnete tätig geworden sind“ also die Unwahrheit gesagt. Das ist mittlerweile der Öffentlichkeit klar geworden. Es gibt einen Innenrevisionsbericht des Finanzsenators – die Abgeordneten widersprechen dem auch nicht –, nach dem die Prüfungen schon begonnen hatten, bevor sie sich überhaupt als Abgeordnete um das Thema gekümmert haben. Sie haben immer behauptet, es sei so gewesen. Insofern ist es von beiden Seiten ungewöhnlich, nämlich dass es gerade Abgeordnete sind, deren Steuergeheimnis aufgehoben wurde, dass es aber auch gerade Abgeordnete sind, die in der Öffentlichkeit unisono die Unwahrheit sagen, und zwar eine Unwahrheit, die dazu geeignet ist, das Ansehen der Finanzverwaltung schwer zu beschädigen. Eine weitere Zusatzfrage, und zwar des Kollegen Königshaus. Frau Staatssekretärin, ich bin wirklich begeistert da von, wie Sie den Kollegen Sarrazin wegen seiner bekannt einfühlsamen Herangehensweise in Schutz nehmen. Was mich weniger gefreut hat, war Ihre Aussage: Um den Anschein politischer Einflussnahme zu vermeiden, werde eine solch brisante Angelegenheit – wir haben eben gehört, welchen verfassungsrechtlichen Rang der Schutz des Steuergeheimnisses hat – auf Referatsleiterebene behandelt. – Das ist nicht Wahrnehmung der Verantwortung für eine verfassungsrechtlich relevante Entscheidung; das ist organisierte Verantwortungslosigkeit. Wie ist denn das – das ist jetzt meine Frage – bei Ihnen generell geregelt? Nach welchen Kriterien richtet es sich eigentlich, ob die Leitungsspitze entscheidet oder ob jeder Referatsleiter selbst entscheiden kann, wenn es darum geht, eine solche Zustimmung zu erteilen oder nicht? D Herr Kollege Königshaus, ich möchte darauf hinweisen, dass es in diesem Fall um die Anwendung des § 30 der Abgabenordnung ging. Selbstverständlich ist das Steuergeheimnis von hohem Wert. Auch wenn es nicht in der Verfassung steht, ist es gleichsam mit Verfassungsrang ausgestattet; vollkommen richtig. Aber es gäbe die Ausnahmemöglichkeiten im § 30 der Abgabenordnung gar nicht, wenn man solche Ausnahmen nicht zulassen dürfte. Also kann über eine solche Ausnahme selbstverständlich auf der Referatsebene entschieden werden. Das liegt nämlich durchaus im Verantwortungsbereich eines Referatsleiters. Damit Sie sich eine Vorstellung machen können: Das Bundesministerium der Finanzen hat circa 2 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in neun Abteilungen und ungefähr 70 Referaten organisiert sind. Referatsleiter sind leitende Mitarbeiter des höheren Dienstes, die ü w a k m d d t h B F s n i u d F ß s P t g d Ö F e g t S s v A m M d c i v B t s (C (D ber eine umfängliche Berufserfahrung verfügen, sonst ären sie nicht Referatsleiter. Wenn man alles sozusagen uf die Ebene der Spitze des Hauses ziehen würde, dann önnte man sich gleich begraben lassen – wer auch imer. Ordentliches Verwaltungshandeln in der Tradition der eutschen Verwaltung beruht darauf, dass man sich auf as rechtmäßige Handeln der Angehörigen der Verwalung verlassen kann und verlassen können muss. Das ist ier, wie auch in anderen Fällen, so geregelt. Ich rufe die Frage 4 des Kollegen Peter Rzepka auf: Welche Gründe hat der Finanzsenator für seine Absicht zur Veröffentlichung vorgetragen? D Herr Kollege Rzepka, die Senatsverwaltung für inanzen hat in ihrem Bericht dargelegt, dass die Vorausetzungen zur Durchbrechung des Steuergeheimnisses ach § 30 Abs. 4 Nr. 5 Buchstabe c der Abgabenordnung m Einzelnen erfüllt sind. Die von den Abgeordneten nd von dem Rechtsanwalt angestoßene und immer wieer neu angefachte öffentliche Debatte in Presse und ernsehen war geeignet, das Vertrauen in die gesetzmäige Amtsführung der Finanzverwaltung erheblich zu erchüttern. Nach den Ergebnissen einer außerordentlichen rüfung durch die Innenrevision der Finanzverwaltung reffen die in der Öffentlichkeit verbreiteten Behauptunen nicht zu, ausnahmslos nicht. Die Offenbarung ist in iesem Fall das einzige Mittel, um das Vertrauen der ffentlichkeit in die gesetzmäßige Amtsführung der inanzbehörden wiederherzustellen. Von daher wäre ine vertrauliche Mitteilung an den Ältestenrat des Abeordnetenhauses kein geeignetes Mittel gewesen. Die Betroffenen wurden mit Schreiben vom 20. Sepember 2007 auf die beabsichtigte Durchbrechung des teuergeheimnisses hingewiesen. Ihnen wurde die geetzlich vorgeschriebene Gelegenheit zur Stellungnahme or der Veröffentlichung eingeräumt. Ihre Zusatzfrage. Frau Staatssekretärin, ich möchte noch einmal auf die bläufe im Bundesfinanzministerium zu sprechen komen. Wann hat die politische Spitze des Hauses, der inister und die Staatssekretäre, von dem Vorgang, also er beabsichtigten oder stattgefundenen Veröffentlihung, erfahren? Welche Richtlinien, Grundsätze gibt es m Hause dafür, dass die politische Spitze bei derart graierenden Vorgängen informiert wird? D Herr Kollege Rzepka, es liegt auch in der Verantwor ung eines leitenden Mitarbeiters der Verwaltung, zu entcheiden, wann er etwas der politischen Leitung des Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks Hauses vorlegt. Dafür kann es keine eindeutigen Richtlinien geben. Es gilt zwar die Geschäftsordnung der Bundesregierung, aber die ist selbstverständlich interpretationsfähig, weil man im Einzelnen natürlich unmöglich alle Vorgänge regeln kann. Deswegen liegt es in der Verantwortung der jeweiligen Bediensteten eines Ministeriums, zu entscheiden, wann sie eine Frage oder Entscheidungsvorlage der politischen Spitze des Hauses vorlegen wollen. Wenn sie von der politischen Leitung des Hauses gebeten werden, etwas vorzulegen, machen sie es natürlich. Das ist ja selbstverständlich. Ansonsten müssen sie aber von sich aus entscheiden, ob sie einen Vorgang so einschätzen, dass er der politischen Spitze des Hauses vorgelegt werden sollte oder müsste. In diesem Fall haben sie sich dazu entschlossen, wie es in solchen Verfahren üblich ist, das auf der Ebene des Referates zu entscheiden und nicht die politische Spitze des Hauses darüber zu unterrichten. Ich habe davon am Montag dieser Woche in einer Vorlage, die über mich an den Minister lief, erfahren. Auslöser war eine Veröffentlichung in der Presse, in der angekündigt wurde, man – so sage ich jetzt einmal – wolle einen Strafantrag gegen Herrn Sarrazin und Herrn Steinbrück stellen. Daraufhin habe ich mich nach dem Hintergrund erkundigt. Ich habe dann am Montag die elektronische Vorabkopie einer Vorlage, die im Haus schon in der Bearbeitung und auf dem Weg zur Leitung des Hauses war, bekommen. Anlass war die Veröffentlichung, dass der Minister mit einer Strafanzeige bedroht sei. Sie haben noch eine Zusatzfrage. Frau Staatssekretärin, Sie haben darauf hingewiesen, dass sich die politische Spitze des Hauses mit diesen Fällen besser nicht befasst, um den Eindruck einer politischen Einflussnahme zu vermeiden. Soll ich daraus schließen, dass das eine Kritik an dem Berliner Finanzsenator ist, der die Veröffentlichung selbst veranlasst hat und sich damit aus Ihrer Sicht dem Verdacht einer politischen Einflussnahme ausgesetzt hat? In diesem Zusammenhang: Sie haben vorhin den Eindruck erweckt, als ob die Veröffentlichung richtiger Steuerdaten – ich habe mir gar nicht vorstellen können, dass es auch falsche sein können – weniger gravierend sei. Muss der Bürger davon ausgehen, dass die Veröffentlichung richtiger Daten, die er der Finanzverwaltung in Deutschland weitergibt und die dann in der Zeitung nachzulesen sind, ein weniger gravierender Vorgang ist als die Veröffentlichung von falschen Daten durch die Finanzverwaltung? D Herr Kollege Rzepka, den zweiten Teil Ihrer Frage verstehe ich überhaupt nicht. Ich habe nicht darauf hingewiesen, dass richtige Daten veröffentlicht worden seien. I d V I w k w U k c n c r F a v s t n i i f s B m b – s s P F i w u B a d d n t (C (D (Peter Rzepka [CDU/CSU]: Es sei alles richtig gewesen!)

Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611706100




(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611706200
Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1611706300
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611706400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611706500
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611706600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611706700
Peter Rzepka (CDU):
Rede ID: ID1611706800
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611706900




(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611707000
Peter Rzepka (CDU):
Rede ID: ID1611707100
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611707200

ch habe darauf hingewiesen, dass die Finanzverwaltung
urch die Veröffentlichung nachweisen konnte, dass die
orwürfe der drei Betroffenen allesamt unwahr waren.

ch habe nicht gesagt, dass richtige Daten veröffentlicht
urden. Im Gegenteil, durch die Veröffentlichung
onnte nachgewiesen werden, dass die andere Seite un-
ahre Behauptungen aufgestellt hatte. Das ist ein großer
nterschied. Darauf lege ich Wert, auch für das Proto-
oll; aber das Protokoll ist ja sowieso sorgfältig, da ma-
he ich mir keine Sorgen.

Zuständig für eine Durchbrechung des Steuergeheim-
isses nach § 30 der Abgabenordnung – egal nach wel-
hem der genannten Buchstaben, die von Herrn Thiele
ichtig zitiert worden sind – ist immer die oberste
inanzbehörde des jeweiligen Landes, in diesem Fall
lso der Finanzsenator von Berlin. Dazu wird das Ein-
ernehmen mit dem Bundesfinanzministerium herge-
tellt. Das muss nicht zwingend der Bundesfinanzminis-
er oder die politische Leitung sein. Infolgedessen ist
atürlich klar, dass die Veröffentlichung, so sie denn wie
n diesem Fall für unabdingbar notwendig gehalten wird,
mmer durch die oberste Finanzbehörde des Landes er-
olgen muss. Niemand sonst kann das tun, weil niemand
onst das darf. Deswegen kann der Finanzsenator von
erlin, der mit einer solchen Veröffentlichung naturge-
äß seine Pressestelle beauftragen muss, gar nicht nicht

efasst sein mit diesem Vorgang.


(Peter Rzepka [CDU/CSU]: Ich spreche von der Person, nicht von der Behörde!)


Ja, klar. Der Minister oder Senator, der seine Presse-
telle veranlasst, etwas zu veröffentlichen – die Presse-
telle kann das ja nicht von sich aus machen –, muss als
erson unterrichtet sein. Das kann nicht anders sein.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611707300

Herr Kollege Königshaus, Sie haben die nächste

rage.


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1611707400

Frau Staatssekretärin, Ihre letzte Bemerkung verstehe

ch nicht, denn wenn es richtig ist, dass das mehr oder
eniger auf Sachbearbeiterebene behandelt werden soll,
m politische Einflussnahme – –

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611707500

Das Einvernehmen! Bitte vermischen Sie doch nicht

lles!


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1611707600

Na gut. Wenn es hier um solche Sachverhalte geht,

ie klargestellt werden sollen, dann ist es doch Aufgabe
er Pressestelle des Finanzamtes, das klarzustellen, und
icht die Aufgabe des politisch verantwortlichen Sena-
ors.

Aber ich wollte eine andere Frage stellen.






(A) )



(B) )

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611707700


Nein, Herr Kollege Königshaus! Die Durchbrechung
des Steuergeheimnisses –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611707800

Frau Kollegin!

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611707900


– nach § 30 der Abgabenordnung kann nur durch die
oberste Finanzbehörde eines Landes – also nicht durch
das Finanzamt – erfolgen. Das steht so in der Abgaben-
ordnung.


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1611708000

Das hatten wir verstanden. Aber die Anordnung, das

zu veröffentlichen, muss nicht der Senator selbst geben.

Aber unabhängig davon: Wenn es denn so war, dass
eine umfangreiche Sachverhaltsdarstellung an den Refe-
ratsleiter gegeben wurde, der hier seine Zustimmungs-
erklärung abgegeben hat, ist dann dort auch mitgeteilt
worden, was man konkret zu veröffentlichen denkt?
Denn es ist doch – so habe ich bisher die Zusammen-
hänge verstanden – so, dass all die Vorgänge, um die es
hier geht, nach Darstellung des Berliner Finanzsenators
deshalb nicht Folge eines Mobbings sein können, weil
die zeitlichen Zusammenhänge das nicht hergeben.
Wieso ist es denn dann erforderlich, dass man Daten aus
persönlichen Steuererklärungen veröffentlicht, wenn
man sich darauf beschränken könnte, schlichtweg die
rein zeitliche Abfolge darzustellen?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611708100


Das ist so geschehen, Herr Kollege Königshaus. Denn
es sind nicht etwa Daten aus der Steuererklärung be-
kannt gemacht worden, aus denen man schließen könnte,
dass der Betroffene soundso viel verdient und soundso
viel Steuern gezahlt hat. Das ist nicht Gegenstand der
Veröffentlichung gewesen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Doch!)


– Nein. Das ist nicht Gegenstand der Veröffentlichung
gewesen. Gegenstand der Veröffentlichung waren der
zeitliche Ablauf der Handlungen und die Erklärung, wa-
rum sie stattgefunden haben.

Einer der Beteiligten hatte zum Beispiel Steuerschul-
den, und sein Konto wurde gepfändet. Ein anderer Betei-
ligter, der ein Baugeschäft betreibt, hat eine Aufforde-
rung bekommen, eine Tabelle auszufüllen, damit
Schwarzarbeit bekämpft werden kann. Dazu hat die taz
einen interessanten Beitrag veröffentlicht. Diese Auffor-
derung war aber ein ganz normaler Vorgang. Denn die
Berliner Finanzverwaltung hat an über 700 Bauunter-
nehmen ein Formschreiben mit der Bitte verschickt, über
die Subunternehmer, mit denen sie zusammenarbeiten,
Auskunft zu geben. Damit wurde einer Anregung des
Bundesrechnungshofes gefolgt. Die Berliner Finanzver-

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(C (D altung handelte so, wie das in anderen Ländern schon eschehen war. Einer der Berliner Abgeordneten, der ein Baugeschäft etreibt, hat, wie gesagt, genau die gleiche Aufforderung ekommen, die auch die anderen 700 Bauunternehmer n Berlin bekommen haben. Diese Aufforderung hat er ann in der Abendschau in die Kamera gehalten und geagt: Die überziehen mich mit Sonderprüfungen. – Er at das Zusenden dieses Formblatts im Fernsehen als onderprüfungstatbestand dargestellt. Mittlerweile ist aber festgestellt worden, dass die Beauptungen der Abgeordneten allesamt falsch waren. iemand hat Steuerdaten veröffentlicht in dem Sinne, ass die Höhe des Einkommens und die Höhe der Steurschuld bekannt gemacht wurden. In der Veröffentlihung wurde nur dargestellt, wie die Abläufe waren. Herr Kollege Wellmann. Frau Staatssekretärin, wir sind uns darin einig, dass ieser Vorgang nur dann nicht strafbar ist, wenn das Vorehen der Finanzverwaltung angemessen war. So steht s im entsprechenden Kommentar – Sie nicken –, und so agt es der Wissenschaftliche Dienst dieses Hauses. Wie bewerten Sie die öffentliche Aussage des Gechäftsführers der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus on Berlin, wonach die Veröffentlichung dieser Daten berflüssig und unangemessen war? Können Sie wenigsens die heutigen Fragesteller beruhigen, indem Sie verichern, dass sie nicht bald Besuch von der Berliner inanzverwaltung bekommen? D Herr Kollege Wellmann, ich will die Worte des Kolle en aus dem Abgeordnetenhaus von Berlin nicht komentieren. Klar ist aber, dass nicht ein Einzelner einfach eststellen kann, was angemessen und was nicht angeessen ist. Dafür gibt es im Zweifelsfall juristisch nach rüfbare Verfahren. Insofern ist eine solche politische ußerung kein Hinweis auf das Vorliegen eines strafba en Verhaltens. Im Übrigen darf ich Sie darauf aufmerksam machen, ass jeder Bürger, sofern er im angemessenen Umfang ei seiner Besteuerung mitwirkt, niemals irgendwelche nangenehmen Fragen von seinem Finanzamt zu beürchten hat. Die Berliner Finanzverwaltung hat nachgeiesen, dass alles das, was ihr von den drei Betroffenen orgeworfen wird, nicht zutreffend ist. Bei einem Beroffenen ging es um nicht ausreichend nachgewiesene ahrtkosten im Inund Ausland. Er wurde aufgefordert, as ordentlich darzulegen. Das ist aber keine Sonderprüung, sondern Gegenstand eines normalen Besteuerungserfahrens. Bei einem anderen Betroffenen gab es aufgrund von teuerschulden eine Kontopfändung, und ein dritter Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks Betroffener sollte zur Bekämpfung von Schwarzarbeit wie 700 andere Bauunternehmer auch eine Tabelle ausfüllen. Wollen Sie das ernsthaft als eine besondere Bedrängnis durch die Finanzverwaltung bezeichnen? Alle drei Betroffenen haben gesagt, dass diese Vorgänge begonnen hatten, bevor sie im Petitionsausschuss tätig wurden, was aber nach ihrer Aussage zu der Verfolgung durch die Berliner Finanzbehörden geführt haben soll. Das ist in sich so widersprüchlich und unlogisch, dass man dies auch gegenüber der Öffentlichkeit zurückweisen musste. Es war natürlich nicht ausreichend, diese Vorwürfe nur gegenüber dem Ältestenrat zurückzuweisen; denn die falschen Vorwürfe gegen die Berliner Finanzverwaltung sind nicht vertraulich gegenüber dem Ältestenrat erhoben worden, sondern in aller Öffentlichkeit, so gegenüber Tageszeitungen und dem Regionalfernsehen. Herr Kollege Thiele. Frau Staatssekretärin, Sie sagten gerade, dass es sich um ein absolut ordentliches Verwaltungsverfahren handelt. Nach meinem Dafürhalten handelt es sich hier um einen absolut außergewöhnlichen Fall. Dieser absolut außergewöhnliche Fall betrifft zudem Abgeordnete des Berliner Abgeordnetenhauses, die durch ihre Arbeit im Petitionsausschuss in einem Konflikt mit der Senatsverwaltung für Finanzen liegen. Das ist schon etwas Erstaunliches. Ich habe vorhin aus der entsprechenden Vorschrift – Sie haben sie selbst genannt – die Voraussetzung für die Durchbrechung des Steuergeheimnisses zitiert. Wir haben in Deutschland ein Steuergeheimnis. Dieses Steuergeheimnis ist durchbrochen worden. Nach der Vorschrift, die ich zitiert habe, über deren Wortlaut wir uns einig sind, muss ein „zwingendes öffentliches Interesse“ gegeben sein, die Offenbarung muss zur Richtigstellung erforderlich und insbesondere verhältnismäßig sein. Nun wurden der Präsident des Abgeordnetenhauses und die Finanzverwaltung aber parallel davon in Kenntnis gesetzt, dass die Abgeordneten bereit sind, der Aufhebung von Teilen des Steuergeheimnisses – nicht der allgemeinen Aufhebung – zuzustimmen. Auch in der Presseerklärung der Finanzverwaltung ist die allgemeine Aufhebung nicht erfolgt; vielmehr wurden konkrete Sachverhalte angesprochen. Warum hat man das nicht abgewartet? Mir drängt sich der Eindruck auf, dass diese Aktion, diese Veröffentlichung absolut unverhältnismäßig gewesen ist und mit dem Schutz des Steuergeheimnisses überhaupt nicht zusammenpasst. D Herr Kollege Thiele, natürlich handelt es sich um eine Durchbrechung des Steuergeheimnisses, aber auf der gesetzlichen Grundlage des § 30 der Abgabenordnung. S s e c s a g s d t T d E o n t V g z a v n e n d h r s n f g u w t B D d b G ü S g m s (C (D onst wäre das ja gar nicht möglich; das ist ja selbstvertändlich. Da es den § 30 der Abgabenordnung gibt, gibt s auch eine rechtliche Grundlage für die Durchbrehung des Steuergeheimnisses. Auf dieser Basis haben owohl die oberste Finanzbehörde des Landes Berlin als uch das Bundesministerium der Finanzen gearbeitet. Es ibt keinen Grund, das nicht so zu sehen. In einem anderen Zusammenhang sagte ich vorhin chon einmal: Ja, es ist wahrscheinlich das erste Mal in er Parlamentsgeschichte, dass zulasten von Abgeordneen oder ehemaligen Abgeordneten eile ihrer steuerlichen Sachverhalte veröffentlicht woren sind, natürlich nicht die gesamten Steuerdaten. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ah ja! Das können wir jetzt ja immer so machen!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611708200
Karl-Georg Wellmann (CDU):
Rede ID: ID1611708300

(Lachen des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])

Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611708400




(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611708500
Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1611708600
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611708700

(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Hört! Hört!)


s kommt aber auch nicht so häufig vor, dass drei Abge-
rdnete unwahre Tatsachenbehauptungen über die Berli-
er Finanzverwaltung oder eine andere Finanzverwal-
ung verbreiten. Abgeordnete haben eine besondere
erantwortung. Insofern ist es auf beiden Seiten ein un-
ewöhnlicher Vorgang – das ist nicht zu bestreiten –,
um einen, weil es sich um Abgeordnete handelt; zum
nderen, gerade weil Abgeordnete besonders sorgfältig
orgehen sollten.

Als das Bundesministerium der Finanzen sein Einver-
ehmen erteilte, war ihm bekannt, dass die Betroffenen
iner Durchbrechung des Steuergeheimnisses, die geeig-
et gewesen wäre, das Vertrauen der Öffentlichkeit in
ie Verwaltung wiederherzustellen, nicht zugestimmt
aben. Die Offenbarung allein gegenüber dem Ältesten-
at des Berliner Abgeordnetenhauses wäre, selbst wenn
ie umfassend gewesen wäre – dazu waren die Betroffe-
en nicht bereit –, nicht geeignet gewesen, die in der Öf-
entlichkeit verbreiteten unwahren Tatsachenbehauptun-
en richtig zu stellen.

Ich muss es noch einmal deutlich sagen: Es wurden
nwahre Tatsachenbehauptungen über die Finanzver-
altung verbreitet, die dazu geeignet waren, das Ver-

rauen in das ordnungs- und rechtmäßige Handeln der
erliner Finanzverwaltung nachhaltig zu erschüttern.
ie Veröffentlichung war notwendig, um das Vertrauen
er Bürgerinnen und Bürgern wiederherzustellen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611708800

Herr Kollege Wieland.


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611708900

Frau Staatsekretärin, grüne Parlamentarier sind nicht

eteiligt. Auch auf Senatsebene und in Ihrem Haus sind
rüne nicht beteiligt. Deswegen: sine ira et studio.

Sie haben gerade überzeugend ausgeführt, dass es
berhaupt kein alltäglicher Vorgang ist, wenn man die
teuerdaten von Abgeordneten veröffentlicht. Sie haben
esagt, dass in dieser Frage, obwohl die Parteibücher ge-
ischt waren, politisch kein Einfluss ausgeübt werden

ollte. Deswegen hat der Referatsleiter schlussgezeich-






(A) )



(B) )


Wolfgang Wieland
net. Wer hat denn veranlasst, dass der Referatsleiter
schlusszeichnet? Der Brief des Senators ist doch wohl
auf der Chefebene angekommen und nicht über die Post-
verteilung gleich ins zuständige Referat gebracht wor-
den.

Daraus ergibt sich meine Anschlussfrage: Warum
kam niemand auf die Idee, den Parlamentspräsidenten
sozusagen in seiner Schutzfunktion für die Parlamenta-
rier einzuschalten?


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)


Stellen Sie sich vor, hier würde so etwas geschehen. Da
würde man doch als Erstes erwarten, dass Präsident und
Präsidium eingeschaltet werden, bevor man einem Sena-
tor, den wir – das muss ich einmal sagen – nur als toll-
kühn kennen und der gar nicht anders bezeichnet werden
will, so einen Freifahrtschein ausstellt.

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611709000


Zunächst, Herr Kollege Wieland: Es war kein Schrei-
ben des Senators an das Bundesministerium der Finan-
zen. Infolgedessen ist es nicht auf der Leitungsebene
eingegangen. Es war schlussgezeichnet durch einen Ber-
liner Beamten, dessen Namen ich im Moment nicht prä-
sent habe. Aber es war jedenfalls nicht auf der Ebene ei-
nes Senators oder Staatssekretärs; deren Namen kenne
ich natürlich. Es war ein mir nicht bekannter Name; es
war ein Beamter. Ich weiß nicht, auf welcher Ebene,
aber mindestens unterhalb vom Staatssekretär; denn de-
ren Namen sind mir bekannt. Ich habe das Schreiben erst
vorgestern zur Kenntnis genommen.

Ich sage noch einmal: Der Sachverhalt war auf, ich
glaube, 13 Seiten überzeugend dargelegt. Daraufhin hat
der verantwortliche Referatsleiter nach Prüfung des
Sachverhaltes sein Einvernehmen erteilt, und zwar,
wenn ich das richtig weiß, mit Schreiben vom
28. September dieses Jahres. Da möchte ich mich aber
nicht ganz festlegen. Danach ist ja veröffentlicht wor-
den.

Der Referatsleiter hat nach meinem Dafürhalten in ei-
gener Verantwortung entschieden, dass er schlusszeich-
net. Er ist von niemandem dazu angewiesen worden; al-
lenfalls vielleicht von seinem nächsten Vorgesetzten
innerhalb der zuständigen Steuerabteilung. Das könnte
ich nachprüfen. Jedenfalls ist er nicht von der Leitung
des Hauses, vom Staatssekretär oder wem auch immer
angewiesen worden, schlusszuzeichnen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611709100

Herr Kollege Wegner.


Kai Wegner (CDU):
Rede ID: ID1611709200

Frau Staatssekretärin, andere Stellen – das hat Kol-

lege Rzepka schon einleitend in dieser Runde gesagt –
werden letztlich den Straftatbestand zu klären haben.
Mich interessiert aber: Sie selbst haben eingestanden,
dass Sie, der Finanzminister und die parlamentarischen
Staatssekretäre, die politische Verantwortung tragen.
Mich würde in diesem Zusammenhang schlicht und er-

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(C (D reifend interessieren, ob Sie persönlich finden, dass die erhältnismäßigkeit in diesem Verfahren gewahrt ist das können Sie wahrscheinlich ganz kurz mit Ja oder ein beantworten –, insbesondere vor dem Hintergrund, ass der Parlamentspräsident in Berlin versucht hat, eien Kompromiss zu finden. Er hat ein Angebot unterreitet, dies auf andere Art und Weise zu klären. Von daher lautet meine Frage an Sie: Finden Sie ganz ersönlich, dass das Verfahren verhältnismäßig war? ürden Sie erstens bei einem ähnlichen Verfahren er eut so entscheiden, dass ein Beamter das unterzeichnen arf? Würden Sie zweitens als Staatssekretärin bei eiem Folgefall eine Unterschrift zur Durchbrechung des teuergeheimnisses geben? D Ad eins. Ich halte das Verfahren selbstverständlich für erhältnismäßig. Wenn ich es für nicht verhältnismäßig alten würde, könnte ich es natürlich nicht verantworten, uch nicht politisch. Das ist doch klar. Ad zwei. Ich bin weiterhin der Auffassung, dass auch n Zukunft in einer ordnungsgemäßen Verwaltung auf en jeweiligen Ebenen die jeweilige Verantwortung bernommen werden soll. Ad drei. Ich bin natürlich bereit, politische Verantortung in Fällen zu übernehmen, in denen dies notwenig ist. Politische Verantwortung gibt es selbstverständich immer; das ist klar. Aber ich folgere daraus nicht, ass es in irgendwelchen Folgefällen oder vergleichbaen Fällen – das kann man besser sagen; von Folgefällen ann man nicht reden – anders gehandhabt werden ollte. Noch einmal – ich bleibe bei der Auffassung –: Eine rdnungsgemäße Verwaltung hat für sich, dass man in hr rechtmäßiges Handeln Vertrauen haben darf. Nicht lles muss der politischen Leitung vorgelegt werden. Wir sind damit am Schluss dieses Geschäftsbereiches. rau Staatssekretärin, ich bedanke mich für die Beantortung der Fragen. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmiisteriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrauherschutz. Die Fragen beantwortet der Parlamentariche Staatssekretär Dr. Gerd Müller. Ich rufe die Frage 5 des Kollegen Dr. Edmund Peter eisen auf: Warum sieht die Bundesregierung in der Einführung der doppelten Versicherungspflicht für Haupterwerbslandwirte und Bezieher von Arbeitslosengeld I und Arbeitslosengeld II für den Bereich der landwirtschaftlichen Krankenkasse durch § 2 Abs. 1 Nr. 6 GKV-WSG eine notwendige Anpassung der Regelungen der landwirtschaftlichen Krankenversicherung an die der allgemeinen gesetzlichen Krankenversicherung, obwohl bei der Beitragserhebung ganz unterschiedliche Parameter – tatsächlicher Lohn versus fiktiv errechnetes Einkommen aufgrund bewirtschafteter Fläche, Flächenwert etc. – zugrunde gelegt werden und es dadurch zu extremen Nachteilen für die Landwirte kommt? Dr Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Jetzt wird es noch spannender. Aus einem bestimmten Grund lese ich Ihnen die Frage vor: Warum sieht die Bundesregierung in der Einführung der doppelten Versicherungspflicht für Haupterwerbslandwirte und Bezieher von Arbeitslosengeld I und Arbeitslosengeld II für den Bereich der landwirtschaftlichen Krankenkasse durch § 2 Abs. 1 Nr. 6 GKV-WSG eine notwendige Anpassung der Regelungen der landwirtschaftlichen Krankenversicherung an die der allgemeinen gesetzlichen Krankenversicherung, obwohl bei der Beitragserhebung ganz unterschiedliche Parameter (tatsächlicher Lohn versus fiktiv errechnetes Einkommen aufgrund bewirtschafteter Fläche, Flächenwert etc.)

Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1611709300
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611709400




(A) )


(B) )

Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1611709500
zugrunde gelegt werden und es dadurch zu extre-
men Nachteilen für die Landwirte kommt?

Wer diese schwierige Frage außer dem Fragesteller und
mir verstanden hat, dem spendiere ich nachher ein Glas
Milch.


(Heiterkeit)


Die Antwort ist ebenso spezifisch, Herr Dr. Geisen.

Hinsichtlich der allgemeinen gesetzlichen Kranken-
versicherung besteht im SGB V seit Einführung des
Arbeitslosengeldes II ein Nebeneinander der Versiche-
rungspflicht und damit auch Beitragspflicht von Arbeit-
nehmern und Beziehern von Arbeitslosengeld oder von
Arbeitslosengeld II. Eine Angleichung der Regelungen
im KVLG 1989 wurde durch das GKV-WSG nachge-
holt. Mit der Einführung von § 2 Abs. 1 Nr. 6 KVLG
1989 wurde ein zusätzlicher Pflichtversicherungstatbe-
stand für Personen geschaffen, die Arbeitslosengeld oder
Arbeitslosengeld II beziehen. Diese Einführung der
doppelten Versicherungspflicht auch in der landwirt-
schaftlichen Krankenversicherung war aus Gleichbe-
handlungsgründen geboten; ansonsten hätte nämlich die
Arbeitsagentur nur bei Mitgliedern einer allgemeinen
Krankenkasse Krankenversicherungsbeiträge zu zahlen,
bei Mitgliedern einer landwirtschaftlichen Krankenkasse
hingegen nicht. Die zusätzliche Versicherungs- und Bei-
tragspflicht der Arbeitslosengeld-II-Bezieher führt für
die betroffenen Landwirte jedoch nicht zu einer zusätzli-
chen finanziellen Belastung.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611709600

Ihre Zusatzfragen, Herr Kollege.


Dr. Edmund Peter Geisen (FDP):
Rede ID: ID1611709700

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Verehrter Herr

Staatssekretär, ich habe diese Fragen natürlich aufgrund
aktueller Anlässe gestellt und bitte, nachprüfen zu las-
sen, ob der letzte Satz, den Sie gerade geäußert haben,
den Tatsachen entspricht. Dann hätten wir kein Problem.
Mir ist demgegenüber bekannt, dass es hier zu Doppel-
belastungen kommt. Die Arbeitslosengeld-II-Empfän-
ger, die gleichzeitig Landwirte sind, müssen zwei

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(C (D eiträge zahlen: zum einen als landwirtschaftliche Unernehmer den bisherigen Beitrag und zum anderen die eiträge, die ein ALG-II-Empfänger sonst auch entrich en muss. Dies genau ist das Problem. Da ich solche Fälle kenne, in denen die Menschen ehr darunter leiden, frage ich Sie, ob auch Sie solche älle kennen und wie viele Fälle dieser Art es in den einelnen Bundesländern gibt. Wie viele Haupterwerbsandwirte, die ALG-II-Empfänger sind, fallen unter dieen Personenkreis, der einer doppelten Abführung von rankenkassenbeiträgen unterliegt? Dr. Herr Dr. Geisen, Sie sind Fachmann, und es geht hier n der Tat um ein wichtiges Thema. Ich unterstreiche den on mir genannten Kernsatz: Das führt zu keiner zusätzichen finanziellen Belastung. Ich füge hinzu: Der Kranenversicherungsbeitrag der Arbeitslosengeld-II-Bezieer wird von der zuständigen Arbeitsagentur getragen. Ich nehme aber Ihre Bitte gern auf, zu prüfen, ob im ause bekannt ist, ob es anders gelagerte Fälle gibt, und erde Ihnen darüber schriftlich Auskunft geben. Sie haben noch eine Zusatzfrage? Meine zweite Frage stelle ich andersherum: Warum ar es laut einem Schreiben des Bundesministeriums für rnährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz an en Bundesverband der landwirtschaftlichen Krankenassen unter anderem ein Ziel der gesetzlichen Ändeung, dass sich für Haupterwerbslandwirte seit dem . April 2007 ein Nebeneinander der Versicherungsflicht in der landwirtschaftlichen Krankenkasse zum eien als landwirtschaftlicher Unternehmer und zum andeen als Arbeitslosengeld-II-Bezieher ergibt, der Landwirt lso unabhängig von seinem tatsächlichen Einkommen ufgrund der Art der Beitragsberechnung den vollen Unernehmerbeitrag zahlen muss, obwohl er dieses Geld achweislich gar nicht hat, und gleichzeitig die Agentur ür ihn Beiträge abführt? Dr. Ich stelle noch einmal fest: Aus Gründen der Gleich ehandlung war es wichtig, die doppelte Versicherungsflicht in der landwirtschaftlichen Krankenversicherung inzuführen. Für die möglicherweise Betroffenen ist jeoch zentral, dass daraus keine zusätzliche finanzielle elastung folgt, da der Krankenversicherungsbeitrag der rbeitslosengeld-II-Bezieher von der zuständigen Areitsagentur getragen wird. Ich rufe die Frage 6 des Kollegen Dr. Edmund Peter eisen auf: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Wie verträgt es sich mit dem allgemein anerkannten Prinzip der Solidargemeinschaft, dass in der landwirtschaftlichen Krankenversicherung ein Haupterwerbslandwirt einer bestimmten Beitragsklasse, der als ALG-II-Empfänger nachprüfbar kein bzw. kaum eigenes Einkommen hat, den gleichen vollen Unternehmerbeitrag in die Krankenkasse zahlen muss wie ein Haupterwerbslandwirt, der ein ausreichendes Einkommen erzielt, obwohl die landwirtschaftliche Krankenkasse zusätzlich über die Arbeitsagentur einen pauschalierten Beitrag für den ALG-II-Empfänger erhält? Dr Hier geht es um dasselbe Thema, allerdings mit einer anderen Ausdifferenzierung; das ist ebenfalls eine sehr spezifische Angelegenheit. Meine Antwort an Herrn Dr. Geisen lautet: Die Versichertengemeinschaft der landwirtschaftlichen Krankenversicherung ist eine Solidargemeinschaft. Jeder Versicherte ist verpflichtet, entsprechend seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zur Finanzierung des Systems beizutragen. Insofern unterscheidet sich die landwirtschaftliche Krankenversicherung nicht von der allgemeinen gesetzlichen Krankenversicherung. Die Beiträge zur landwirtschaftlichen Krankenversicherung werden wie die Beiträge zur allgemeinen gesetzlichen Krankenversicherung auf Grundlage der beitragspflichtigen Einnahmen erhoben. Für eine Bedürftigkeitsprüfung ist dabei kein Raum. Hinzu kommt, dass der zu zahlende Krankenkassenbeitrag, wenn ein Anspruch auf Arbeitslosengeld II besteht, berücksichtigt wird. Ihre Zusatzfragen. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär, ich habe dennoch eine Zusatzfrage: Wie hoch sind die zusätzlichen Beitragseinnahmen der landwirtschaftlichen Krankenkassen, die auf diese Neuregelung, den pauschalierten Beitrag der Arbeitsagentur, zurückzuführen sind? Dr Diese Frage werden wir Ihnen schriftlich beantworten. Das kann ich aus dem Stand nicht sagen. Damit sind wir am Ende dieses Geschäftsbereichs. Vielen Dank, Herr Staatssekretär, für die Beantwortung der Fragen. Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung auf. Die Fragen beantwortet der Parlamentarische Staatssekretär Achim Großmann. Ich rufe die Frage 7 der Kollegin Cornelia Behm auf: Welche Ergebnisse haben die Verhandlungen der Bundes regierung mit der Republik Polen zum laut Bundesverkehrs d w h B d u m s Z w r E F W b t O d z G s p n t t p z a p A n W A i s g A l (C (D wegeplan 2003 geplanten Ausbau der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße, HoFriWa, und dem von der polnischen Seite geplanten Ausbau der Oder bisher erzielt? A Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Kollegin, ich ürde Ihre Fragen aufgrund ihres engen Zusammenangs gerne gemeinsam beantworten. Dann rufe ich auch die Frage 8 der Kollegin Cornelia ehm auf: Auf welchem Stand ist die Bearbeitung der die Hohensaa ten-Friedrichsthaler Wasserstraße, HoFriWa, betreffenden Fußnote im Bundesverkehrswegeplan 2003? A Zwischen dem Bundesministerium für Verkehr, Bau nd Stadtentwicklung und dem polnischen Umweltinisterium bzw. der Landesverwaltung für Wasserwirt chaft werden seit Mai 2004 Verhandlungen mit dem iel der Abstimmung einer vertraglichen Regelung zum eiteren Vorgehen hinsichtlich der Hohensaaten-Fried ichsthaler Wasserstraße und der Grenzoder geführt. Seitens des Bundesministeriums wurden folgende ckpunkte vorgeschlagen: Ausbau der Hohensaatenriedrichsthaler Wasserstraße zwischen Schwedt und der estoder sowie Baggerungen in der auf polnischem Ge iet liegenden Klützer Querfahrt für die Fahrt der Küsenmotorschiffe zwischen dem Hafen Schwedt und der stsee; schrittweise Beseitigung der punktuell vorhanenen unzureichenden Fahrrinnentiefen der Grenzoder ur Sicherung des Eisaufbruchs und der Eisabfuhr auf der rundlage der Entwicklung einer den heutigen fachwis enschaftlichen Erkenntnissen entsprechenden deutscholnischen Stromregulierungskonzeption; sofortige Aufahme der Planungen zur Beseitigung der derzeit kriischsten Schwachstelle bei Reitwein und finanzielle Beeiligung Deutschlands an einer Initialbaggerung im auf olnischem Territorium befindlichen Dammschen See ur Sicherung des Eisbrechereinsatzes und der Eisabfuhr us der Grenzoder. Die Zustimmung der polnischen Seite zu diesen Eckunkten, die die Voraussetzung für die anschließende usarbeitung eines förmlichen Vertrages ist, liegt derzeit och nicht vor. Damit sind auch die Voraussetzungen zur iederaufnahme des Planfeststellungsverfahrens für den usbau der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße m Hinblick auf die Fahrt von Küstenmotorschiffen zwichen Schwedt und der Ostsee noch nicht gegeben. Ihre Zusatzfragen. Vielen Dank für die Beantwortung dieser beiden Fra en. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, haben Sie auf usbaumaßnahmen, die die Hohensaaten-Friedrichstha er Wasserstraße betreffen, abgehoben. Ich würde gerne Cornelia Behm wissen, inwieweit – in welcher Weise und mit welchen Projekten – man der polnischen Seite, die ja die Oder insgesamt ausbauen will, entgegengekommen ist und wie Sie in Ihrem Hause einen Ausbau der Stromoder insgesamt bewerten. A Sie wissen, dass dieser Punkt in den Verhandlungen einer der Hauptpunkte, die kontrovers sind, ist. Ich habe schon bei der Beantwortung Ihrer Fragen auf den polnischen Teil hingewiesen. Ich habe über die Themen Eisaufbruch und Eisabfuhr gesprochen. Das sind Maßnahmen, über die wir verhandeln. Wir bereiten eine vertragliche Regelung vor, in der beide Seiten Maßnahmen miteinander vereinbaren. Es geht um die Grenzoder; von daher ist das unsere Zuständigkeit, und nur über diese Zuständigkeit können wir mit der polnischen Seite verhandeln. Sie haben weitere Zusatzfragen. Ich würde gerne wissen, welche finanziellen Verein barungen zu den Ausbaumaßnahmen getroffen worden sind und wie sie sich zwischen den beiden Ländern aufteilen werden. A Ich durfte Ihnen darstellen, dass wir noch nicht zu Vereinbarungen gekommen sind. Von daher ist eine Konkretisierung noch nicht gegeben. Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass es, wenn die polnische Seite auf das letzte Angebot, das wir ausgearbeitet haben, noch nicht geantwortet hat, keinen Sinn macht, hier öffentlich über nicht abgestimmte vertragliche Regelungen zu debattieren. Ich glaube, wir müssen – wie wir es bei anderen Verhandlungen auch machen – erst einmal versuchen, mit unseren polnischen Nachbarn zu einem Einvernehmen zu kommen. Wenn das konkret wird, wird man auch die Aufteilung der finanziellen Belastungen miteinander vereinbaren. Sie haben noch zwei Zusatzfragen. Darf ich noch einmal nachfragen: Eine Aufteilung der finanziellen Belastung, der Kosten war überhaupt noch nicht Gesprächsgegenstand? A Ich habe nur gesagt, dass ich über den Stand der Diskussionen nichts sage, weil die Verhandlungen vertraulich sein sollen. Dafür bitte ich um Verständnis. Wir haben zunächst einmal die fachliche Abarbeitung der Verhandlungspunkte, die ich Ihnen eben vorgetragen habe, auf der Tagesordnung. c b h d n d E d r d d D t G a S a m d (C (D Sie haben noch eine Zusatzfrage. Ich würde gerne wissen, ob und über welche Brü kenbaumaßnahmen im Zusammenhang mit dem Ausau der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße verandelt bzw. gesprochen worden ist. A Ich muss beichten, dass ich jetzt keine Detailkenntisse habe. Ich habe nicht im Kopf und bin auch nicht arauf vorbereitet, zu sagen, welche Brücken das im inzelnen betrifft. Ich müsste Ihnen das nachreichen. Vielen Dank. Herr Wieland, eine Zusatzfrage. Wird denn über die Frage von Kanalgebühren verhan elt? Ist es richtig, dass die polnische Seite Kanalgebühen erheben will? Wie ist Ihr Standpunkt dazu? A Ich zitiere Ihnen einfach den entscheidenden Satz aus em Bundesverkehrswegeplan, der da lautet: Dabei ist auch zu klären, wie auf die Erhebung von Kanalgebühren – vergleichbar auf internationalen Wasserstraßen – verzichtet werden kann. as ist unser Ausgangspunkt für die Verhandlungen. Vielen Dank, Herr Staatssekretär, für die Beantwor ung der Fragen. Ich schließe diesen Geschäftsbereich und rufe den eschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern uf. Die Fragen beantwortet Herr Parlamentarischer taatssekretär Peter Altmaier. Ich rufe die Frage 9 des Kollegen Wolfgang Wieland uf: Welche Behörden und Einrichtungen des Bundes protokollieren die IP-Adressen – Internet-Protocol-Adressen – oder weitere Daten der Personen, die die Internetseiten dieser Behörden und Einrichtungen aufrufen? P Frau Präsidentin, ich möchte mit Ihrer Genehmigung ie Fragen 9 und 10 im Zusammenhang beantworten. Dann rufe ich auch Frage 10 auf: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Auf welcher Rechtsgrundlage hat das Bundeskriminalamt die IP-Adressen von Besuchern der Internetseite der Behörde gespeichert, und auf welcher Rechtsgrundlage wurde von deren Internetprovidern Auskunft über die zugehörigen Anschlussinhaber verlangt? P Ich möchte Ihre Fragen wie folgt beantworten: Wir müssen zunächst einmal zwischen der Speicherung von IP-Adressen zu statistischen Zwecken bzw. aus IT-Sicherheitsgründen einerseits und der Speicherung von IPAdressen als erste Ermittlungsmaßnahme andererseits unterscheiden. Die generelle Speicherung der IP-Adressen zu Sicherheitsgründen oder aus statistischen Zwecken wird von der überwiegenden Zahl der Ressorts und des nachgeordneten Bereichs vorgenommen. An diese generelle Speicherung der IP-Adressen schließt sich keine Ermittlung der dahinter stehenden Personen an. Das heißt, es findet keine Personalisierung, also keine Zuordnung der Adresse zu einer konkreten Person, statt. Es gibt Gründe für diese Speicherung. Sie wird zum einen unter Sicherheitsgesichtspunkten zur Ermöglichung effizienter Reaktionen auf Angriffe aus dem Internet für erforderlich gehalten. Dies wird unter anderem in dem vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik herausgegebenen Maßnahmenkatalog „Sicherheit von Webanwendungen“ vorausgesetzt. Unter Statistikgesichtspunkten dient die Speicherung der IPAdressen dazu, feststellen zu können, wie das Internetangebot angenommen wird und welche Themenbereiche besonders gefragt sind. Im Übrigen erhalten wir häufig Anfragen von Parlamentariern zur Nutzungshäufigkeit und zum Kosten-Nutzen-Verhältnis von Internetangeboten. Die Beantwortung setzt natürlich eine entsprechende Speicherung voraus. Das BMJ und das BMBF haben die Speicherung infolge eines Urteils des Amtsgerichts Berlin vom 23. November 2006 und der Entscheidung des Landgerichts Berlin vom 6. September 2007 nun allerdings gestoppt. Das bedeutet ganz konkret, dass beim Bundesministerium der Justiz derzeit weder IP-Adressen noch andere personenbezogene Daten der Personen protokolliert werden, die die Internetseite dieses Ministeriums aufrufen. Im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Justiz werden IP-Adressen derzeit noch beim Bundesgerichtshof, beim Bundesfinanzhof, beim Bundesverwaltungsgericht, beim Bundespatentgericht und beim Deutschen Patentund Markenamt für die Zwecke der Abrechnung kostenpflichtiger Internetangebote und/oder für die genannten statistischen Zwecke protokolliert. In welcher Weise sich das Urteil des Landgerichts Berlin vom 6. September 2007 auf diese Speicherungspraxis auswirkt, wird zurzeit geprüft. Dies gilt im Übrigen auch für alle anderen Ressorts der Bundesregierung und den nachgeordneten Bereich. Die nur anlassbezogene Speicherung von IP-Adressen als erste Ermittlungsmaßnahme durch das BKA be r b e m h A l D w i e f a e a p d o m S o F n a d H I V s u n h r n e d w K e s a i m F (C (D uht auf der kriminalistischen Erfahrung, dass sich Täter ei manchen Straftaten, insbesondere bei solchen, die in großes öffentliches Interesse geweckt haben, regeläßig über den Fortgang der Ermittlungen informiert aben. Nur in solchen Fällen speichert das BKA die IPdressen unter Berufung auf die allgemeine Ermitt ungsbefugnis aus § 161 und § 163 Strafprozessordnung. iese Rechtsauffassung wird vom Generalbundesanalt laut Vermerk vom 4. April 2005 gestützt. Das BKA st im Verantwortungsbereich der Bundesregierung die inzige Behörde im nachgeordneten Bereich, die so verährt. Ihre Zusatzfragen, bitte. Herr Staatssekretär, ich habe zunächst eine Frage zur llgemeinen Speicherung. Dieses Urteil gibt es nun seit inem Monat. Das BMJ, das fachlich zuständig ist, hat uf dieses Urteil reagiert und speichert nicht mehr. Wer rüft denn wie lange, ob das für Ihr Haus oder für die aneren Häuser Konsequenzen hat: jedes Ressort für sich, der gibt es eine fachliche Instanz, die das klärt? P Herr Kollege Wieland, da die Speicherpraxis und die peicherdetails von Ressort zu Ressort und von nachgerdneter Behörde zu nachgeordneter Behörde in vielen ällen unterschiedlich sind, macht es Sinn, dass dies zuächst einmal von jeder beteiligten Stelle in eigener Verntwortung geprüft wird. Das ist also ein großes Beschäftigungsprogramm für ie Juristinnen und Juristen in allen Behörden. Meine zweite Zusatzfrage bezieht sich auf das BKA. alten Sie es nicht für kritikwürdig, dass eine staatliche nstitution Informationen der Öffentlichkeit bewusst zur erfügung stellt, quasi ein Lockangebot macht, indem ie sagt: „Hier kann man sich informieren“ – hier ging es m die sogenannte militante Gruppe –, und dass derjeige, der davon Gebrauch macht, gespeichert wird und interher geforscht wird, wer er denn ist, und er damit echnen muss, in die Falle gegangen zu sein, weil man ämlich nunmehr polizeilich gegen ihn ermittelt? Kann in solches Vorgehen das Vertrauen in staatliches Haneln fördern? Kann auf dem Weg zu E-Government, den ir ja gemeinsam beschreiten wollen, der Bürger beim ommunizieren eigentlich noch Vertrauen haben, wenn r demnächst Trojaner befürchten muss und wenn er chon jetzt befürchten muss, dass es, wenn er beim BKA uch nur nachsieht, weitere Ermittlungsschritte gegen hn zur Folge hat? P Herr Kollege Wieland, ich möchte zunächst in aller orm sagen, dass ich nicht glaube, dass irgendein Inter Parl. Staatssekretär Peter Altmaier netangebot staatlicher Stellen als Lockvogelangebot bezeichnet werden kann; vielmehr sind es Internetangebote, die sich an die Gesamtheit der Bürgerinnen und Bürger richten und von denen auch in erfreulich wachsender Zahl Gebrauch gemacht wird. Ich habe vorhin gesagt – wenn Sie genau zugehört hätten, wüssten Sie das –, dass es bei manchen Straftaten, insbesondere solchen, die großes öffentliches Interesse geweckt haben, möglich ist, dass die Täter sich auf diesem Wege informieren. Ich halte es für nachvollziehbar, dass man in solchen einzelnen, abgegrenzten Fällen zu ermitteln versucht, wer hinter einer bestimmten IPAdresse steht. Jedenfalls wird diese Praxis bislang auch von der Generalbundesanwaltschaft gestützt. Wir gehen davon aus, dass sie auf einer einwandfreien Rechtsgrundlage beruht. Sie haben noch zwei Zusatzfragen. Ich brauche nur noch eine. – Ist es denn zutreffend, Herr Staatssekretär, dass, bezogen auf diese militante Gruppe, über einen bestimmten zeitlichen Korridor hinweg versucht wurde, sämtliche Personen, die die entsprechende Seite angeklickt haben, zu ermitteln, dass dies laut Presse nicht möglich war, weil es zum Teil nur sieben Tage gespeichert wurde, aber dass man bei denen, bei denen es möglich war, recherchiert hat, welche Person dahinter steht, und sich dann überlegt hat, ob man von polizeilicher Seite aus ermittelt oder nicht? P Herr Kollege Wieland, ich kann Ihnen die Frage, bei wie vielen IP-Adressen konkret recherchiert wurde, an dieser Stelle nicht beantworten, bin aber gerne bereit, das schriftlich nachzuliefern. Frau Kollegin Stokar, Sie haben eine Zusatzfrage. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1611709800
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611709900
Dr. Edmund Peter Geisen (FDP):
Rede ID: ID1611710000
Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1611710100
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611710200




(A) )


(B) )

Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1611710300
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611710400
Dr. Edmund Peter Geisen (FDP):
Rede ID: ID1611710500
Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1611710600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611710700
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1611710800
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611710900
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1611711000
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611711100
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611711200




(A) )


(B) )

Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1611711300
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611711400
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611711500
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1611711600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611711700
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611711800
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1611711900
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611712000
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611712100
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1611712200
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611712300
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611712400
Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611712500
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1611712600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611712700
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1611712800
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611712900




(A) )


(B) )

Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1611713000
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611713100
Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611713200
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1611713300
Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611713400
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1611713500




(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611713600
Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611713700
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1611713800
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611713900

Herr Staatssekretär, die Website des BKA war bei mir
bislang unter „Favoriten“ abgelegt. Ich finde sie höchst
informativ, und von Zeit zu Zeit mache ich mich als in-
nenpolitische Sprecherin sachkundig, indem ich auf die
Website des BKA zurückgreife.

Ich muss jetzt das Geständnis ablegen, dass mich
nach Rostock und den Auseinandersetzungen um den
G-8-Gipfel auch die Internetseite zur militanten Gruppe
interessiert hat. Daher meine Frage an Sie als Staats-
sekretär: Zähle ich jetzt zu den Verdächtigen? Bin ich
jetzt beim BKA als gefährliche Linksextremistin gespei-
chert, oder hat die Analyse meines Zugriffs auf die
BKA-Website in diesem Fall vielleicht ergeben, dass ich
tatsächlich ein Informationsinteresse hatte?

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1)

(C (D P Frau Kollegin, da Sie nach allen mir bekannten Infor ationen bei den Vorgängen in Heiligendamm nicht im mfeld krimineller Handlungen, sondern sehr wohl taatstragend in Erscheinung getreten sind, önnen Sie davon ausgehen, dass Sie weder beim BKA och irgendwo sonst als Verdächtige geführt werden. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1611714000

(Heiterkeit bei der SPD)

Herr Staatssekretär – –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611714100

Nein, Frau Stokar, diese Frage kann ich nicht mehr

ulassen. Sie haben nur eine Zusatzfrage.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schade! Dann reiche ich meine anderen Fragen schriftlich ein!)


Gut, machen Sie das.

Die Frage 11 des Kollegen Christian Ströbele wird
chriftlich beantwortet.1) Deswegen können wir auch
iesen Geschäftsbereich verlassen. Herr Staatssekretär,
ielen Dank für die Beantwortung der Fragen.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministe-
iums für Bildung und Forschung auf. Die Fragen wird
err Parlamentarischer Staatssekretär Andreas Storm
eantworten.

Ich rufe die Frage 12 der Kollegin Cornelia Pieper
uf:

Inwiefern ist es auf der Grundlage der Föderalismusre-
form I möglich oder beabsichtigt, seitens der Bundesregie-
rung auf die Ausgestaltung von Schulabschlüssen oder einer
bundeseinheitlichen Lehrerbildung Einfluss geltend zu ma-
chen, und beabsichtigt die Bundesregierung, im Rahmen der
Föderalismusreform II die bundesstaatlichen Kompetenzen
für den Bildungsbereich wieder zu erweitern?

A
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1611714200

Ich beantworte die Frage der Abgeordneten Pieper

ie folgt: Die Bundesregierung sieht in der von Bundes-
ag und Bundesrat beschlossenen Modernisierung der
undesstaatlichen Ordnung, der Föderalismusreform I,
inen wesentlichen Schritt zur Verbesserung der Trans-
arenz in der Kompetenzverteilung zwischen Bund und
ändern. Für die Schulpolitik, nach der Sie gefragt
aben, waren die Länder schon vor der Föderalismusre-
orm I zuständig. Die in Art. 91 b des Grundgesetzes neu
ormulierten Möglichkeiten des Zusammenwirkens von
und und Ländern im Bildungswesen stellen moderne
teuerungsinstrumente dar, die auf Vergleichsdaten, em-
irische Bildungsforschung und gemeinsame Empfeh-
ungen setzen. Der föderale Wettbewerb und die damit
erbundene Vielfalt der Regelungen in den Ländern ma-
hen Vergleichbarkeit erforderlich, um in Deutschland

Die Frage wird zu einem späteren Zeitpunkt beantwortet.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Andreas Storm
Mobilität zu gewährleisten. Dazu braucht es keine er-
weiterten Bundeskompetenzen. Vielmehr verlangt es
Absprachen zwischen den Ländern, die der Bund mit In-
strumenten der Bildungsforschung und der Leistungs-
vergleiche unterstützt. Dies gilt in gleicher Weise für
Schulabschlüsse wie für die Lehrerausbildung.

Die Bundesregierung sieht keine Notwendigkeit, im
Rahmen der Föderalismusreform II, die primär auf die
Modernisierung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen
zielt, die Kompetenzaufteilung in der Bildungspolitik zu
thematisieren.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1611714300

Zusatzfragen.


Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1611714400

Herr Staatssekretär, was Sie gerade ausgeführt haben,

ist mir nicht neu. Wenn das aber die Position der Bun-
desministerin für Bildung und Forschung ist, dann muss
ich Sie fragen, warum sie dann in der Öffentlichkeit ve-
hement bundesweit einheitliche, vergleichbare Schulab-
schlüsse und einheitliche Schullehrbücher gefordert hat
und – wie ich meine, zu Recht – auch bei der Lehreraus-
bildung bundeseinheitliche Regelungen fordert, weil die
KMK, die nach der Föderalismusreform I in der gesamt-
staatlichen Koordinierung im Bildungsbereich mehr Zu-
ständigkeiten gewonnen hat, auf diesem Gebiet versagt
hat.

Was die Ministerin in der Öffentlichkeit fordert, wi-
derspricht dem, was Sie eben ausgeführt haben. Meine
Frage ist, warum sie das fordert. Plant sie einen Bil-
dungsgipfel, um in dieser Frage gemeinsam mit den
Ländern voranzukommen?

A
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1611714500


Frau Abgeordnete Pieper, das widerspricht sich natür-
lich nicht. Frau Ministerin Annette Schavan hat mit ih-
ren Äußerungen zu den von Ihnen genannten Themen ei-
nen Prozess angestoßen, der das Zusammenwirken der
Länder und das Finden einheitlicher Standards bereits
jetzt erkennbar beschleunigt hat. Das wird auch in der
Antwort auf die folgende Frage zum Thema Abitur deut-
lich werden.

Darüber hinaus ist in der Tat im Zusammenhang mit
der für den Herbst geplanten Nationalen Qualifizie-
rungsinitiative geplant, im Herbst 2008 einen gemeinsa-
men Bildungsgipfel mit den Ländern zu veranstalten, der
aber im Hinblick auf die Themen weit über schulpoliti-
sche Fragen hinausgehen wird.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611714600

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage.


Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1611714700

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Wenn ich es richtig

sehe, dann hat die Bundesregierung darauf gedrängt
– das wissen Sie so gut wie ich –, dass die Bund-Länder-

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(C (D ommission für Bildungsplanung zukünftig nicht mehr ür Bildung, sondern nur noch für Forschung zuständig st. Damit hat der Bund in der Schulpolitik seinen Einluss auf die Länder zurückgenommen. Sie haben das eschrieben. Mit dem, was Sie jetzt vorhaben, planen Sie, in der chulpolitik wieder verstärkt Einfluss auf die Länder zu ehmen, weil eine Qualitätsoffensive in der Bildung notendig ist. Deswegen frage ich noch einmal: Meint die undesregierung nicht, dass es für die Durchsetzung ieses Ziels angesichts des europäischen Harmonisieungsprozesses im Bildungsbereich – ich denke in dieem Zusammenhang an den Bologna-Prozess – besser äre, wenn der Bund verbindliche Bildungsstandards nd bundesweit vergleichbare Schulabschlüsse nicht nur it den Ländern bespricht, sondern auch durchsetzt? A Frau Abgeordnete Pieper, die Bundesregierung ist icht der Auffassung, dass es hier zu einer erneuten Vernderung der Kompetenzverteilung zwischen Bund und ändern im Bildungsbereich kommen sollte, weil der und in der Tat sehr wichtige Instrumente hat. Ich habe ie genannt: die Bildungsforschung sowie darüber hiaus Leistungsvergleiche zur Feststellung der Leistungsähigkeit des Bildungsstandorts Deutschland im internaionalen Vergleich. Ich möchte daran erinnern, dass zu iesem Thema morgen im Deutschen Bundestag die Deatte über den ersten nationalen Bildungsbericht stattfinet, der gemeinsam von Bund und Ländern alle zwei ahre neu aufgelegt werden wird. Mit seinen Instrumenen kann der Bund wichtige Impulse für die bildungsolitische Reform der Bundesländer und für gemeiname Handlungen geben. Damit kommen wir zu Frage 13 der Kollegin Pieper: Wie sind die Aussagen unterschiedlicher Mitglieder der Bundesregierung zu werten, die sich in jüngster Vergangenheit zugunsten einer einheitlichen Regelung bei der Planung, Entwicklung und Durchführung von Abiturprüfungen ausgesprochen haben? Herr Staatssekretär, Sie haben das Wort. A Die Frage der Frau Abgeordneten Pieper nach bun eseinheitlichen Regelungen von Abiturprüfungen bentworte ich wie folgt: Die Forderung nach einer einheitichen Regelung von Abiturprüfungen wurde von Herrn inisterpräsident Oettinger erhoben. Frau Bundesminiserin Dr. Annette Schavan unterstützt diesen Vorschlag nd geht davon aus, dass die Ständige Konferenz der ultusminister der Länder noch im Oktober Beschlüsse assen wird, die den Weg zu vergleichbaren Bildungstandards in allen 16 Bundesländern ebnen werden und ie längerfristig auch zu einheitlichen Anforderungen ei Abiturprüfungen führen können. Im Übrigen wird uf die Antwort auf Frage 12 verwiesen. Ihre erste Nachfrage. Auf der Jahrestagung der Helmholtz-Gemeinschaft hat Bundeskanzlerin Merkel in ihrer Ansprache ein Zentralabitur in Mathematik und in den anderen Kernfächern gefordert. Ich begrüße diese Äußerung. Heißt das, dass die Bundesregierung diese Aufgabe zur Chefsache macht? Anders formuliert: Wie wollen Sie auf die Entscheidungen der Bundesländer Einfluss nehmen, die sich zum Teil weigern, ein Zentralabitur einzuführen? A Frau Abgeordnete Pieper, die nächste Tagung der Kultusministerkonferenz findet am 18. Oktober statt. Dabei wird über Anträge beraten, die zum Ziel haben, gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der bereits in der Vorfrage angesprochenen empirischen Bildungsforschung die schriftlichen Abiturprüfungsaufgaben in den Fächern Deutsch und Mathematik der Jahre 2006 und 2007 hinsichtlich der bisher erreichten Vergleichbarkeit untersuchen zu lassen. Eine solche Untersuchung wird für den beschriebenen Prozess wichtige Impulse bringen. Darüber hinaus liegt ein Antrag vor, der länderübergreifende Bildungsstandards nicht mehr wie bisher in erster Linie für die Jahrgangsstufen vier, neun und zehn, sondern auch für den Abschluss der allgemeinen Hochschulreife, also für das Abitur, zum Ziel hat. Dies macht deutlich, dass die wesentlich von der Bundesbildungsministerin mitgetragene Diskussion in den letzten Wochen bereits erste wichtige Erfolge zeitigt. Sie verzichten auf eine zweite Nachfrage. Die Fragen 14 und 15 der Kollegin Hirsch werden schriftlich beantwortet. Damit sind wir am Schluss des Geschäftsbereichs des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Ich danke dem Parlamentarischen Staatssekretär. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Staatssekretär Gerd Andres zur Verfügung. Die Fragen 16 und 17 des Kollegen Markus Kurth werden schriftlich beantwortet. Die Fragen 18 und 19 der Kollegin Lötzsch werden ebenfalls schriftlich beantwortet. Ich rufe die Frage 20 des Kollegen Jörg Rohde auf: In welchen konkreten Leistungsbereichen der Eingliede rungshilfe sieht die Bundesregierung Einsparpotenziale für den Fall, dass sie bei der für diese Legislaturperiode angekündigten Reform der Eingliederungshilfe unter anderem auch das Ziel verfolgt, den fallzahlbedingten Anstieg der Kosten der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen zu bremsen bzw. zu stoppen, und, sollte sie dieses Ziel nicht verfolgen, warum nicht? m 2 s s d m A m b d d L n M n d m N d g d m r o s S d s T P f b K l m d w d K s e n (C (D G Frau Präsidentin, ich würde gerne die Fragen 20 und 1 im Zusammenhang beantworten, wenn Sie einvertanden sind. Herr Rohde, sind Sie damit einverstanden? – Das cheint der Fall zu sein. Dann rufe ich auch die Frage 21 es Kollegen Jörg Rohde auf: Welche Modelle einer Entlastung sind für die Bundesregierung denkbar, für den Fall, dass sie vor dem Hintergrund des von Experten erwarteten Kostenanstiegs für Leistungen der Eingliederungshilfe von 11,8 Milliarden Euro im Jahr 2005 auf circa 14,5 Milliarden Euro im Jahr 2010 es für notwendig ansieht, die Kommunen als Kostenträger der Eingliederungshilfe an dieser oder anderer Stelle finanziell zu entlasten, und, sollte dies nicht der Fall sein, wie sollen bei gleichzeitigem Anstieg der Kosten Effizienz und Leistungsfähigkeit der Eingliederungshilfe zusätzlich ausgebaut werden? Bitte, Herr Staatssekretär. G Herr Kollege Rohde, der Bundesregierung sind die usgabensteigerung der Eingliederungshilfe und die dait verbundene Belastung von Ländern und Kommunen ekannt. Die Gründe für die Zunahme der Leistungen er Eingliederungshilfe sind vielfältig. Sie sind unter anerem auf folgende Entwicklungen zurückzuführen: Die ebenserwartung behinderter Menschen nähert sich der ichtbehinderter Personen an. Aufgrund der modernen edizin leben mehr Menschen mit einem hohen Grad an otwendiger Unterstützung und Hilfe. Die Zahl behinerter Kinder nimmt im Vergleich zur sinkenden allgeeinen Geburtenrate nicht ab. Nach den Verbrechen des S-Regimes an Menschen mit Behinderungen nimmt in en nächsten Jahren und Jahrzehnten die Zahl der Jahränge älterer behinderter Menschen weiter zu. Außerem ist eine verstärkte Zunahme der Zahl der Menschen it seelischer Behinderung zu verzeichnen. Wichtige gesetzliche Maßnahmen, die die Eingliede ungshilfe betreffen, sind schon mit dem Gesetz zur Einrdnung des Bundessozialhilfegesetzes in das Sozialgeetzbuch ergriffen worden, zum Beispiel durch die tärkung des Grundsatzes „ambulant vor stationär“, urch einheitliche Einkommensgrenzen, durch grundätzlich einheitliche Zuständigkeiten der überörtlichen räger der Sozialhilfe und durch das trägerübergreifende ersönliche Budget. Darüber hinaus wurde im damaligen Vermittlungsverahren vereinbart, die Problematik in einer Länderareitsgruppe mit Bundesbeteiligung zu behandeln. In der oalitionsvereinbarung vom November 2005 ist deut ich gemacht worden, dass an dem eingeleiteten Paradigenwechsel – mehr Teilhabe der Menschen mit Behin erung – in der Politik der Bundesregierung festgehalten erden soll und dass die Weiterentwicklung der Einglieerungshilfe eine gemeinsame Aufgabe von Ländern, ommunen und den Verbänden behinderter Menschen ein muss. Nur so können in breitem Konsens die Ziele iner effizienten und leistungsfähigen, aber auch humaen Eingliederungshilfe auf Dauer erreicht werden. Sie haben die Möglichkeit zu insgesamt vier Nachfra gen. Bitte schön. Vielen Dank, Frau Präsidentin. Von einigen mache ich sicher Gebrauch. – Herr Staatssekretär, vielen Dank. Wir stimmen in der Analyse weitgehend überein. Sie hatten als einen Punkt das trägerübergreifende Persönliche Budget genannt, das eine Möglichkeit bieten würde, über den Wettbewerb attraktive Angebote zu schaffen und die Kosten zu dämpfen. Mit welchen gesetzlichen Mitteln soll denn die Form der Leistungserbringung als trägerübergreifendes Persönliches Budget vor dem Hintergrund erreicht werden, dass es trotz eines langjährigen Modellversuches nur sehr wenige Fälle in Deutschland gibt? Wie können wir da vorankommen? G Herr Kollege Rohde, die notwendige Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe steht mehr denn je unter dem Eindruck des Paradigmenwechsels, den ich geschildert habe. Ich glaube, man muss mittelund langfristig zu einer personenzentrierten Eingliederungshilfe kommen, die die eigenverantwortliche und selbstbestimmte Teilhabe behinderter hilfebedürftiger Menschen unabhängig von ihrem Aufenthaltsort umfassend unterstützt. Ich sage Ihnen aber auch: Bei diesen Fragen sind überwiegend die Länder in der Verantwortung. Die Koalitionsvereinbarung spricht hier ausdrücklich nur von einer Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe. Wir haben gesetzlich eine Menge gemacht. Diese Regelungen müssen jetzt umgesetzt werden. Wir führen regelmäßig Gespräche, auch mit den Obersten Landessozialbehörden. Aber die Verantwortung liegt überwiegend da. Deswegen habe ich in meiner Antwort gesagt, dass hier die kommunalen Träger bzw. die Kommunen und die Länder mit den Organisationen der Behinderten gefordert sind. Ihre zweite Nachfrage. Ich versuche jetzt, zwei Fragen zu verbinden. Sie ha ben einmal die Obersten Landessozialbehörden in der KOLS erwähnt. Werden Sie denn einen Entwurf für die Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe aus der KOLS in die Beratung einbeziehen, oder legen die Referenten der Bundesregierung einen eigenen Entwurf vor, auf dessen Grundlage weiter beraten wird? Ich versuche, zu ergründen, wie die Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe vorankommt. Das tue ich auch vor dem Hintergrund, dass die Behindertenverbände gerade aus einem Gespräch mit der Behindertenbeauftragten zu dem Thema der Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe ausgestiegen sind. Wir als Opposition sind natürlich sehr neugierig, wie die nächsten Schritte aussehen könnten. G Noch einmal: In der Verantwortung sind zunächst einmal andere. Diese müssen sich entsprechend bewegen. D B L w D h r K d l m W h k E k k n c g v a m d t D (C (D ie Bundesregierung tut das, was sie tun kann. Ich habe eispiele genannt. Wir setzen die Maßnahmen in dieser egislaturperiode um. Alles andere ist nur möglich, enn es zu einem Konsens mit den Beteiligten kommt. a haben andere eine größere Verpflichtung. Sie fragen ier den Falschen. Haben Sie noch eine Nachfrage? Würden Sie der Analyse zustimmen, dass die Bundes egierung jetzt auf das wartet, was andere erarbeiten? Im oalitionsvertrag steht es nun einmal so, und die Bunesregierung wartet. Ist das das Wesentliche Ihrer Anayse? G Die Bundesregierung hat eine ganze Menge gemacht. ir haben eine Menge auf den Weg gebracht. Sie selbst aben das Beispiel der Budgets genannt und haben belagt, dass das nur für wenige gilt. Das Problem mit der ingliederungshilfe ist, dass es hier andere Zuständigeiten gibt und sich andere bewegen müssen. Es gibt eine Bringschuld der Bundesregierung; sie muss hier icht tätig werden. Wir beteiligen uns an den entsprehenden Gesprächen und Konferenzen. Wir sagen: Es ist anz wichtig, die Behindertenorganisationen als Sacherständige in eigener Sache massiv mit einzubeziehen, ber es ist nicht so, dass wir den ersten Schritt machen üssen. Wir haben schon viele Schritte gemacht. Herzlichen Dank, Herr Staatssekretär. – Damit sind ie Fragen zur Fragestunde erschöpft. Ich unterbreche die Sitzung bis zum Beginn der Akuellen Stunde um 15.30 Uhr. Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet. Ich rufe den Zusatzpunkt 1 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktionen FDP und DIE LINKE Haltung der Bundesregierung zu Veränderungen bei der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I und bei der Rente ab 67 und entsprechenden Äußerungen des Bundesministers für Arbeit und Soziales Franz Müntefering Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege r. Heinrich Kolb für die FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wer die politische Diskussion in unserem Land in den letzten Tagen verfolgt, der muss sich ernsthaft die Frage nach der Regierungsfähigkeit des Koalitionspartners SPD stellen. Wo Führung gefragt wäre, wo angesichts eines erkennbar an Kraft verlierenden Aufschwungs nicht ein Nachlassen der Anstrengungen, sondern eine Verstärkung der Reformen im Bereich der Arbeitsmarktpolitik geboten wäre, lautet das Kommando des angeschlagenen und um seine Zukunft kämpfenden SPD-Vorsitzenden Kurt Beck: Vorwärts, Leute, es geht zurück! (Beifall bei der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD)

Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1611714800
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611714900
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1611715000




(A) )


(B) )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611715100
Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1611715200
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1611715300
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611715400
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1611715500
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611715600
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1611715700




(A) )


(B) )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611715800
Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1611715900
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1611716000
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611716100
Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1611716200
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1611716300
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611716400
Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1611716500
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1611716600
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611716700

(Unterbrechung von 15.11 bis 15.30 Uhr)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611716800

(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )

Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1611716900

(Beifall bei der FDP)


Wir werden Zeugen eines zunächst noch parteiinternen
Wahlkampfes zulasten der Beitragszahler in der Arbeits-
losenversicherung. Kurt Beck, der politische Prügel-
knabe der letzten Monate, tätigt im Streben nach einem
guten Wahlergebnis auf dem kommenden Parteitag in
diesen Tagen ein Geschäft zulasten Dritter.

Weil das Signal zur Umkehr ganz offensichtlich bei
einer großen Zahl von SPD-Mitgliedern und auch SPD-
Kollegen in diesem Hause verfängt, stellt sich für uns
die drängende Frage, die wir mit dieser Aktuellen
Stunde klären wollen: Ist die Geschäftsgrundlage der
Koalition, wie der erste Geschäftsführer der Union,
Norbert Röttgen, gestern feststellte, gefährdet, weil der
Juniorpartner in der Koalition,


(Lachen bei der SPD)


die SPD, mit sich selbst um den richtigen Kurs ringt?
Hat diese Bundesregierung noch die ordnungspolitische
Orientierung und auch die innere Kraft, das im Interesse
dieses Landes und seiner Menschen Notwendige zu tun
und die Notwendigkeit dieses Handelns auch dann zu er-
klären, wenn dieses Handeln unpopulär ist? Wir erwar-
ten, dass die Bundesregierung hier und heute dazu klar
Stellung bezieht. Ich finde es einen Skandal, Herr Parla-
mentarischer Staatssekretär – bei aller persönlichen Ver-
ehrung –,


(Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Oh!)


dass der zuständige Minister Franz Müntefering heute
hier nicht erschienen ist, sondern kneift und diesem Par-
lament nicht Rede und Antwort stehen will.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Hat also die Koalition noch den Willen zur Gestaltung
von Reformen,


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Ja!)


oder geht sie den einfachen Weg, den Weg des geringsten
Widerstandes, und schüttet, trunken von arbeitsmarktpo-
litischen Erfolgen, die, Herr Kollege Brauksiepe, zwar
erfreulich, aber am allerwenigsten Ergebnis der Politik
dieser Koalition sind, erneut das Füllhorn sozialer Wohl-
taten aus?

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(C (D Wir wollen wissen: Wie steht die Bundesregierung zu en Vorschlägen des SPD-Vorsitzenden, der in populisticher Manier das beiseitezuräumen bereit ist, was bislang in Knackpunkt der Arbeitsmarktpolitik der Regierung chröder war, nämlich die Verkürzung der Bezugsdauer es Arbeitslosengelds I – ungeliebt zwar von den Genosen, aber doch tapfer verteidigt vom fachlich zuständigen inister und Vizekanzler, Franz Müntefering? Denn das muss klar sein, und das kann man auch icht schönreden: Was Kurt Beck vorschlägt, ist keine eiterentwicklung der Agenda 2010, sondern das ist die olle rückwärts mit Anlauf und Schlusssprung und ein apitaler politischer Fehler dazu. Die Klärung dieser Fragen ist auch deswegen dringich, weil ein Arbeitsminister und Vizekanzler, der nicht ehr die Kraft hat, in einer zentralen Frage der Arbeitsarktpolitik seine Partei hinter sich zu versammeln, eine Legitimation mehr hat, auch nur noch einen Tag m Amt zu verbleiben. (Beifall bei der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Da brauchen Sie nicht zu lachen. – Wer wie Franz
üntefering, den manche von Ihnen gerne spöttisch als
achlassverwalter von Gerhard Schröder bezeichnen,
ie Hartz-Reformen ohne Wenn und Aber verteidigt hat,
er kann nach einem anderslautenden Parteitagsbe-
chluss – und der ist mit Händen greifbar – nicht einfach
ur Tagesordnung übergehen. Was wir in diesen Tagen
rleben, ist der Anfang vom Ende des Mannes, der frü-
er einmal als das personifizierte soziale Gewissen der
PD galt.


(Beifall bei der FDP)


Wenn man nun sieht, dass bei der SPD Feuer unter dem
ach ist, dann soll doch nicht vergessen werden, dass der-

enige, der zuerst gezündelt hat, ein Ministerpräsident der
DU war. Es war Jürgen Rüttgers, der selbsternannte Ar-
eiterführer aus Düsseldorf, der den gedanklichen Sys-
embruch mit der Reformpolitik, für die die Verkürzung
er Bezugszeit des Arbeitslosengeldes I steht, vollzogen
at. Schon dieser Vorschlag war falsch; denn es geht hier
icht, wie Jürgen Rüttgers dieser Tage im Frühstücksfern-
ehen uns glauben machen wollte, um die Frage, ob man
ine verlängerte Zahlung des Arbeitslosengeldes besser
m Lebensalter oder an der Beitragszahlungsdauer fest-
acht.


(Elke Ferner [SPD]: Wer sitzt denn in der Landesregierung?)


an kann in einem umlagefinanzierten System, in dem
n jedem Jahr die Einnahmen auch wieder ausgegeben
erden, also mithin keine Rücklagen gebildet werden,

ür Beitragsleistungen der Vergangenheit keine neuen
nsprüche begründen. Das funktioniert nicht und ist

uch nicht bezahlbar nach dem Motto „Das können wir
ns wieder leisten“. Ich sage hier sehr deutlich: Wer eine






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
an sich mögliche Beitragssenkung unterlässt, der be-
wirkt auf Dauer das Gleiche wie eine Beitragserhöhung.


(Beifall bei der FDP)


Wer wie die Große Koalition die Rentenbeiträge er-
höht, wer als Folge einer verkorksten Gesundheitsreform
das Steigen der Krankenversicherungsbeiträge zu ver-
antworten hat, wer die Beiträge zur Pflegeversicherung
erhöhen will und die Mehrwertsteuer schon angehoben
hat, der hat die verdammte Pflicht und Schuldigkeit,
dort, wo Beitragssenkungen möglich sind, das Geld
nicht für alle möglichen Wohltaten anderweitig auszuge-
ben, sondern den Menschen in diesem Land ihr Geld,
ihre Beiträge, zurückzugeben.


(Beifall bei der FDP)


Eine Senkung auf nicht nur 3,9, sondern mindestens
auf 3,5 wenn nicht gar auf 3,2 Prozent ist machbar.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611717000

Herr Kollege Kolb, kommen Sie bitte zum Schluss.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1611717100

Ich komme zum Ende, Frau Präsidentin. – Diese Sen-

kung ist dann machbar, wenn Wahlgeschenke à la Beck,
die alleine bei der Verlängerung der Bezugsdauer des
Arbeitslosengeldes I ein Volumen von 0,1 Beitragspunk-
ten ausmachen, unterbleiben.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611717200

Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär

Gerd Andres.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Sagen Sie uns bitte, wo Herr Müntefering ist, Herr Staatssekretär!)


G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1611717300


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Die wichtigste Aufgabe dieser Regierung ist es,
Arbeit zu schaffen und Arbeit zu erhalten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Dies hat das Bundeskabinett bei seiner Klausurtagung in
Meseberg noch einmal ausdrücklich bestätigt. Die
Frankfurter Rundschau hat es letzten Donnerstag auf
den Punkt gebracht: Uns geht es um Perspektive statt
Frührente. Das haben wir uns für die Älteren mit den Re-
formen am Arbeitsmarkt vorgenommen. Das haben wir
auch erreicht.

Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist so gut wie seit
zwölf Jahren nicht mehr. Das Wachstum kann seine Wir-
kung entfalten. Früher – ich rede von der Zeit vor 1998 –
wäre selbst bei einem Wachstum, wie wir es derzeit ver-
zeichnen können, die Beschäftigungsschwelle kaum
überschritten worden. Heute schlägt die gute Konjunktur

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(C (D oll auf den Arbeitsmarkt durch. Mit 3,5 Millionen ist ie Zahl der Arbeitslosen um fast 700 000 geringer als or einem Jahr. Die Zahl der Erwerbstätigen ist mit fast 0 Millionen auf Rekordhöhe. Es gibt rund 1 Million ofene Stellen; die Hälfte davon könnte sofort besetzt weren. Das sind feste Schritte in eine klare Richtung. Wer rbeit hat, wird sie ziemlich sicher behalten. Wer Arbeit ucht, hat große Chancen, auch eine zu finden. Das gilt das sage ich hier mit allem Nachdruck – gerade auch ür die Älteren. Meist sind das gut qualifizierten Kräfte, ie noch ein Drittel oder ein Viertel ihres Arbeitslebens or sich haben. Die Chancen der Älteren am Arbeitsarkt haben sich deutlich verbessert. Auch das ist ein rfolg der Arbeitsmarktreform und der Initiative 50 plus“. Es geht uns dabei auch – das sage ich ausdrücklich – m einen Mentalitätswechsel. Gesellschaftliches Ziel uss es sein, die Älteren im Erwerbsleben und im Ar eitsmarkt zu halten. Das ist eine Frage von gerechter eilhabe und von Würde. Sie sind kein altes Eisen, sonern in aller Regel alte Hasen. Immer mehr Betriebe sehen das ganz genauso. Die hancen der Älteren lassen sich an handfesten Zahlen lar und deutlich ablesen. In absoluten Zahlen: Wir haen 528 000 erwerbstätige Ältere mehr als 1998. Die Ererbstätigenquote Älterer lag noch 1998 bei 37,7 Pro ent. Im zweiten Quartal dieses Jahres lag sie bei 2 Prozent. Das ist eine rasante Steigerung und ein ganz eutlicher Erfolg. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Warum wollen Sie dann die Agenda 2010 ändern?)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ir wollen, dass sich diese Quote bis 2010 – das ist un-
er Ziel – auf mindestens 55 Prozent erhöht. Das bedeu-
et Arbeit für noch einmal mindestens 600 000 Ältere.

Wenn Ältere arbeitslos werden, ist das für sie nicht
as Ende. Das war früher meist anders: Ein kurzer So-
ialplan und die anschließende Frühverrentung bedeute-
en oft das Ende aller Chancen auf dem Arbeitsmarkt.


(Dirk Niebel [FDP]: Und das wollen Sie wieder haben?)


Ich will etwas erklären.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Sie wollen dem Thema ausweichen!)


n diesem Jahr sind bislang rund 1 Million Menschen
ber 50 Jahren arbeitslos geworden. In diesem Jahr sind
ber auch 1 235 000 Ältere aus der Arbeitslosigkeit ab-
emeldet worden. Wer sich die Zahlen zu diesem Thema
nschaut, muss feststellen, dass wir bei der Arbeitslosig-
eit Älterer einen deutlich stärkeren Abbau zu verzeich-
en haben als im Durchschnitt aller anderen Altersgrup-
en.


(Dirk Niebel [FDP]: Warum will Herr Beck das dann ändern?)







(A) )



(B) )


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Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1611717400
„Ich bin schon über 50, ich finde ja doch
nichts mehr!“, hört man immer seltener, weil er immer
weniger stimmt.


(Beifall des Abg. Dieter Grasedieck [SPD])


Zu dem, was hier eben gesagt worden ist, will ich aus-
drücklich sagen: Die durchschnittliche Bezugsdauer von
Arbeitslosengeld I beträgt bei den 50- bis 55-Jährigen im
Durchschnitt rund sechs Monate – mir ist klar, was
„Durchschnitt“ heißt –, bei den 55- bis 60-Jährigen rund
sieben Monate und bei den 60- bis 65-Jährigen rund elf
Monate. Ich sage ganz leise und gelassen: Das ist ziem-
lich weit weg von der Grenze 12 oder 18 Monaten. Auch
das muss man einmal schlicht zur Kenntnis nehmen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was will uns Herr Andres damit sagen?)


Darum sage ich: Die Ziele sind richtig. Die Richtung
stimmt. Die Älteren haben eine Perspektive auf Arbeit.
Wir haben die falsche Praxis der Frühverrentung beendet
und mit der Initiative „50 plus“ neue Chancen auf Arbeit
geschaffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will die Chance nutzen, die Arge Vogtlandkreis zu
grüßen, die es mit ihrem Projekt „Vital ab 50“ geschafft
hat, über 540 Langzeitarbeitslose in den ersten Arbeits-
markt zu vermitteln, und das in einer Region mit einer
Arbeitslosigkeit von 15 Prozent. Der Vorwurf, Ältere
fänden überhaupt keine Arbeit, ist schlicht Unsinn. Das
ist nicht wahr und wird immer weniger wahr.

Wir haben die Basis für eine nachhaltige Senkung der
Beiträge zur Arbeitslosenversicherung gelegt; Herr Kolb
hat das angesprochen. Innerhalb eines Jahres senken wir
den Beitrag um 2,6 Prozentpunkte ab und entlasten die
Beitragszahler um 19 Milliarden Euro. Herr Kolb, Sie
können ja einmal nachschauen, wie sich der Beitrag zur
Arbeitslosenversicherung während Ihrer Regierungsbe-
teiligung entwickelt hat. Er ging immer steil nach oben,
nie nach unten. Wir hingegen senken den Beitrag; damit
das einmal klar ist.


(Beifall bei der SPD – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Jetzt aber nicht die Regierung Kohl schlechtmachen!)


Wir haben es erreicht, dass die Gefahr, in die Falle der
Langzeitarbeitslosigkeit zu geraten, deutlich gesunken
ist. Alle wissenschaftlichen Untersuchungen belegen
das. Ich finde es faszinierend, dass uns jetzt Zahlen und
Untersuchungsergebnisse vorliegen, die belegen, dass
wir das, was wir mit der Absenkung der Bezugsdauer
des Arbeitslosengeldes erreichen wollten, auch errei-
chen: ein anderes Verhalten bei den betroffenen Men-
schen und ein anderes Verhalten bei den beteiligten Be-
trieben.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum wollt ihr das dann ändern?)


Gerade Ältere profitieren überproportional von der guten
Entwicklung.

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(C (D Chancen schaffen, darin liegt der Schlüssel zu einer uten und zukunftsfähigen Politik. Neben der Chance, atsächlich bis zum Rentenalter arbeiten zu können, wolen wir aber auch eine gute materielle Absicherung im lter. Die gesetzliche Rente bleibt dabei das Kernstück. as haben wir durch die schrittweise Anhebung des enteneintrittsalters erreicht. Hinzu kommt die betrieblihe oder private Vorsorge. Wir fördern das ganz kräftig. er Übergang ist schon heute flexibel geregelt. Es gibt usnahmen für langjährig Versicherte, und einige haben ie Möglichkeit, abschlagsfrei früher in Rente zu gehen. inzu kommen weitere Möglichkeiten wie Altersteil eit, Teilrenten oder Wertkonten. Vielleicht gibt es noch ie eine oder andere sinnvolle zusätzliche Idee. Das weren wir sehen. Darüber werden wir in der nächsten Zeit iskutieren. Ich will hier ausdrücklich sagen, dass unsere Ziele öllig klar bleiben: Teilhabe statt bloßer Alimentierung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


rbeit schaffen, statt Arbeitslosigkeit zu verlängern.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


erspektiven auf Beschäftigung statt Frührente.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das gibt Ärger mit Beck!)


as wollte ich hier für die Bundesregierung erklären.

Nun will ich noch eines sagen, Herr Kolb: Was auf
em SPD-Parteitag beschlossen wird, bleibt abzuwarten.
as wissen Sie genauso wenig wie ich. Das muss der
arteitag erst einmal beschließen. Welche Positionen
ann in der Koalition verhandelt und verabredet werden,
st eine Frage der Koalition. Das ist immer so bei Koali-
ionsregierungen; auch das wissen Sie ganz genau. Für
ns gilt gegenwärtig, was in der Koalitionsvereinbarung
teht. Dort steht nichts von der Verlängerung. Aber es
ilt natürlich auch das, worauf sich Koalitionspartner
erständigen. Einer der Koalitionspartner hat vor langem
inen Parteitagsbeschluss gefasst. Er hat ihn bis heute in
eine Koalitionsabsprache eingebracht.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Haben sie vergessen!)


Deswegen sage ich Ihnen ausdrücklich: Das, was ich
ier geschildert habe, sind Erfolge der Politik dieser
undesregierung und der Vorgängerregierung.


(Beifall bei der SPD)


ch finde, die Reformen, die wir eingeleitet und umge-
etzt haben, tragen jetzt sehr gute Früchte und zeigen Er-
olge. Das gilt es festzuhalten. Alles andere wird die Dis-
ussion in der Zukunft zeigen.

Schönen Dank, meine Damen und Herren.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ihr nehmt euch selbst nicht ernst!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611717500

Das Wort hat der Kollege Volker Schneider für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611717600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wenn der alte Satz der Öffentlichkeitsarbeiter, dass
selbst schlechte Nachrichten in irgendeiner Form gute
Nachrichten sind, Wahrheit hat, dann kann die SPD mo-
mentan wahrhaftig die Sektkorken knallen lassen. Seit
Tagen ist der Pressespiegel meiner Fraktion voll mit Be-
richten über Sozialdemokraten, die mal stolz auf die
Agenda 2010 und mal stolz auf ihren Vorsitzenden sind.
Bundesminister Müntefering – er ist heute leider nicht
anwesend; aber wir haben eben gehört, dass ALG I in
der Kabinettssitzung nicht einmal ein Thema war, also
ist es nicht verwunderlich – ist wahlweise im Streit mit
seinem Vorsitzenden, auf der Suche nach einem Kom-
promiss oder kurz vor dem Rücktritt. Die SPD sieht sich
einerseits auf dem Weg zu neuen Ufern, während andere
in derselben Partei das Ende der ach so erfolgreichen
Agenda 2010 nahen sehen. Kurt Beck spricht derweil
selbst von einer Weiterentwicklung der Agenda.

Keine Angst, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
SPD, ich werde hier nicht auf den Weg von Herrn Kolb
einschwenken. Dass wir hier gemeinsam eine Aktuelle
Stunde beantragt haben, hat ausschließlich organisatori-
sche und keine inhaltlichen Gründe.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Das ist beruhigend!)


Mir geht es eher darum, einmal nüchtern zu schauen,
was fern von jeder Aufregung tatsächlich hinter dieser
aktuellen Diskussion steht. Einiges dabei scheint mir
viel Lärm um nichts zu sein. Was ist geschehen? Teile
der SPD – nicht unbegründet ist die Vermutung: eine
Mehrheit der SPD – will die Bezugsdauer des Arbeitslo-
sengeldes I verlängern, genauer: Arbeitslose, die älter als
45 Jahre sind, sollen ALG I 15 Monate und über 50-Jäh-
rige sollen ALG I 24 Monate beziehen können. Die
Union kontert in Person des Parlamentarischen Ge-
schäftsführers der Fraktion, Kollege Norbert Röttgen,
mit einer Verbalattacke, die laut Spiegel zu den deftigs-
ten gehörte, die aus der Union im Laufe der über zwei-
jährigen Tätigkeit der Großen Koalition an die SPD-
Spitze gerichtet wurden. Wieso eigentlich? Der laut
Umfragen bekannteste Sozialdemokrat von Nordrhein-
Westfalen, CDU-Ministerpräsident Rüttgers, hat mit sei-
ner Forderung versucht, die SPD links zu überholen.
Übrigens, Herr Kolb, ich habe in dieser Frage keine gro-
ßen Proteste von Ihrem Kollegen Herrn Pinkwart gehört.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Die FDP in NRW ist ganz in Ordnung! – Heiterkeit – Gegenruf des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE]: Aus Ihrem Mund ist das verdächtig!)


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(C (D Die CDU hat die Forderung von Herrn Rüttgers aufegriffen und auf ihrem Parteitag 2006 beschlossen: Wer änger in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat, oll mehr staatliche Unterstützung bekommen als die, ie nur für kurze Zeit Beiträge geleistet haben. Liebe Kolleginnen und Kollegen der Unionsfraktion, ind Sie denn jetzt darüber entsetzt, dass Kurt Beck hristdemokratische Parteitagsbeschlüsse für richtig ält? Wollen Sie die Leute wirklich glauben machen, ass die Beschäftigungssituation älterer Arbeitnehmer ich deshalb verbessert hat, weil es aufgrund des kürzeen ALG-Bezugs weniger Frühverrentung gibt? Es waen doch nicht die Arbeitslosen, die sich auf diese Art nd Weise den Beschäftigungsabbau über Sozialpläne on der Bundesanstalt für Arbeit subventionieren ließen; ielmehr waren es die Arbeitgeber, die dieses System issbraucht haben. Als Dank dafür haben Sie die Bedin ungen für Arbeitnehmer verschärft und die Arbeitgeber amit belohnt, dass Sie die Erstattungspflicht aus dem FG herausgestrichen haben. Nein, hier geht es um etwas anderes. Nicht weniger ls das Ende der Agenda 2010, dieses allein selig mahenden und gerade jetzt so erfolgreichen Programms, ehen Sie da heraufziehen, und da muss man kontern. as Ende der Agenda 2010 wegen einer verhältnismäßig eringfügigen Änderung beim Arbeitslosengeld I? So armlos war das nie, was Sie mit der Agenda 2010 bechlossen haben. Der massive Eingriff in die sozialen icherungssysteme wird nicht dadurch rückgängig geacht, dass man ein bisschen mehr ALG für Ältere ahlt. Solange Arbeitnehmer dank einer auf steil gestellten utsche des sozialen Abstiegs befürchten, sich – egal, as auch immer sie vorher verdient haben – nach nur eiem Jahr auf Sozialhilfeniveau wiederzufinden, sind sie n diesem Land erpressbar und leichte Opfer für Lohnbbau, Streichung von betrieblichen Sozialleistungen nd Arbeitszeitverlängerungen ohne Lohnausgleich. ährend im letzten Jahr, Ihrem Boomjahr, die Gewinne er Unternehmen und die Einkünfte aus Kapitalvermöen real um 5,2 Prozent stiegen, hatten die Arbeitnehmeinnen und Arbeitnehmer, die mit ihrer harten Hände Areit ein Wachstum von 7,5 Prozent erwirtschaftet hatten, eal 0,7 Prozent weniger in den Taschen. Das sind die ewollten Folgen der Agenda 2010. Sie sind stolz auf den Zuwachs an sozialversicheungspflichtigen Arbeitsplätzen. Über die Qualität dieser rbeitsplätze schweigen Sie sich aus. Es boomt vor al em die Zeitarbeit, wo Löhne teilweise ein Drittel unter em liegen, was die Kollegin oder der Kollege in der tammbelegschaft verdient. Die Agenda 2010 hat mit erschärfter Zumutbarkeit – nein, mit einem Zwang zur rbeit – die Vorraussetzung für ein solches Lohndumping eschaffen. Sie wird aber nicht dadurch beerdigt dass Sie ür einige ein bisschen länger Arbeitslosengeld zahlen der dass Sie die übelsten Härten der Rente mit 67 abzuedern versuchen. Auch bei der Rente mit 67 gilt: Es gibt Volker Schneider keine Verbesserung, es gibt nur einen Abschied von diesem Konzept. Besten Dank. Das Wort hat der Kollege Gerald Weiß für die Unionsfraktion. Gerald Weiß Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ja, es ist richtig, die CDU hat auf ihrem Bundesparteitag in Dresden vor einem knappen Jahr beschlossen, die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes stärker an die Beitragszahlung zu koppeln. Jemand, der jahrzehntelang Beiträge in die Sozialversicherung gezahlt hat, sollte beim Arbeitslosengeld in einer gestuften Weise bessergestellt werden als derjenige, der nur kurz gearbeitet und eingezahlt hat. Dies erschien uns als eine Frage der inneren Gerechtigkeit im System und als leistungsgerechter als das, was wir augenblicklich haben. Noch wichtiger: Wir wollten die Freibeträge zur Altersvorsorge, zum sogenannten Altersschonvermögen erhöhen. Derjenige, der ein Leben lang persönlich Vorsorge getroffen hat, soll, wenn er im höheren Lebensalter langzeitarbeitslos wird, nicht bestraft werden, indem man ihm die Ersparnisse weitgehend nimmt. Dies erschien uns ebenfalls als eine Frage der Leistungsgerechtigkeit. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was wollen Sie denn jetzt?)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611717700

(Beifall bei der CDU/CSU)


Aber wir haben hinzugefügt: Weil wir keine zusätzli-
chen Lasten für die Beitragszahler, die Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer wie die Arbeitgeber, wollen,
müssen wir das kostenneutral gestalten. Das ist der Be-
schluss. Er wurde sehr wohl, Kollege Andres, in die
Koalition eingeführt, nämlich im Januar vergangenen
Jahres. Seinerzeit bissen wir auf Granit. Wir haben un-
sere Meinung gebildet, übrigens die CSU in genau der
gleichen Weise wie die CDU.

Wenn man seine Meinung inzwischen geändert hat
und jetzt Raum für Diskussionen sieht, warum sollte
man im Besitz einer gefestigten Meinung nicht ge-
sprächsbereit sein? Ich sage allerdings noch einmal: Für
uns gibt es in allen Gesprächen über den politischen
Kurs eine klare Priorität. Gerechte Leistungen für Ar-
beitslose sind sehr wichtig. Aber für die Union hat es
oberste Priorität, die Arbeitslosigkeit abzubauen bzw. zu
verhindern und in Deutschland neue Arbeitsplätze zu
schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dabei sind wir bisher nicht gerade erfolglos gewesen:
1,1 Millionen weniger Arbeitslose als vor zwei Jahren,
700 000 weniger als im vergangenen Jahr und
555 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr

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(C (D nnerhalb eines einzigen Jahres; mittlerweile gibt es in eutschland 27 Millionen sozialversicherungspflichtige eschäftigungsverhältnisse. Besonders schön ist: Bei en über 50-Jährigen sind 282 000 neue sozialversicheungspflichtige Arbeitsverhältnisse entstanden. Das ist eine schlechte Bilanz, meine sehr verehrten Damen und erren. llerdings sind wir von unserem Ziel noch sehr weit enternt. Zu den wichtigsten Entscheidungen, die in Deutschand getroffen wurden, um wieder Wachstum zu generieen und Beschäftigung zu schaffen, gehört die Entscheiung, den Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung räftig, nämlich von bisher 6,5 Prozent auf 4,2 Prozent, u senken. (Dirk Niebel [FDP]: Sagen Sie doch auch einmal etwas zur Mehrwertsteuer!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


s ist in der Großen Koalition bereits beschlossene Sa-
he, ihn noch weiter zu senken, und zwar auf 3,9 Pro-
ent, also um zusätzliche 0,3 Prozentpunkte.

Wir von der Union rufen Ihnen zu: Wir müssen uns
och einmal mit dem Beitragssatz zur Arbeitslosenversi-
herung beschäftigen und alle Finanzressourcen, die sich
ns aufgrund der günstigen Entwicklung bei der Bun-
esagentur für Arbeit bieten, nutzen, um diesen Bei-
ragssatz noch kräftiger und nachhaltiger als bisher auf
,5 Prozent zu senken.


(Beifall bei der CDU/CSU)


as hat für die Union oberste Priorität. Das ist angebots-
nd nachfrageorientierte Politik. Wir stärken dadurch die
ettokaufkraft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
er, und wir begrenzen die Lohnnebenkosten der Ar-

eitgeber und verbessern auf diese Weise ihre Wettbe-
erbsbedingungen auf dem Markt.

In Zahlen heißt das: Für den Durchschnittsarbeitneh-
er würde sich aus dieser Senkung des Beitragssatzes

in Kaufkraftvorteil von 450 Euro netto pro Jahr erge-
en. Für seinen Arbeitgeber würde das eine Senkung der
osten um ebenfalls 450 Euro pro Jahr bedeuten. In der
olkswirtschaftlichen Summe stärken wir dadurch den
onsum bzw. die Nachfrage und machen das Angebot

eistungsfähig. Das ist der richtige Weg, um in Deutsch-
and mehr Beschäftigung und mehr Arbeitsplätze zu
chaffen.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Brandner [SPD])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611717800

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun die

ollegin Brigitte Pothmer das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611717900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Ver-

längerung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I ist
falsch.


(Beifall des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Das weiß Herr Beck, und das wissen auch diejenigen,
die Herrn Beck unterstützen.


(Dirk Niebel [FDP]: Wie hat das denn Ihr Parteitag gesehen?)


Als Herr Rüttgers diesen Vorschlag im Herbst letzten
Jahres gemacht hat, hat Herr Beck ihn als Unsinn be-
zeichnet und deutlich gemacht, dass dieser populäre Vor-
schlag dem Stimmenfang dienen soll; das wissen Sie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Elke Ferner [SPD]: Das war ein anderer Vorschlag, Frau Kollegin! Das wissen Sie doch!)


Aber das weiß nicht nur die SPD, sondern das weiß
auch die CDU.


(Dirk Niebel [FDP]: Wusste das eigentlich auch Ihr Parteitag?)


Sie erschrecken sich jetzt zu Tode. Denn Sie haben
gedacht, Sie könnten auf Ihrem Parteitag beschließen,
was Sie wollen, weil Sie davon ausgingen, dass Ihre
Freunde von der Sozialdemokratie, zum Beispiel Franz
Müntefering, schon dafür sorgen würden, dass Sie die
Suppe, die Sie sich eingebrockt haben, nicht auslöffeln
müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Aber jetzt stehen Sie da und müssen auf einmal selbst
Position beziehen. Ich muss sagen: Das finde ich richtig.

Herr Weiß, Ihnen möchte ich eine Frage stellen. Auf
der einen Seite sind Sie für die Verlängerung der Be-
zugsdauer des ALG I. Auf der anderen Seite sagen Sie,
dass alles, was erwirtschaftet wird, zur Senkung des Bei-
tragssatzes zur Arbeitslosenversicherung genutzt werden
muss. Wollen Sie uns etwa erzählen, es sei gerecht, dass
die Verlängerung der Bezugsdauer des ALG I auf Kos-
ten der Jüngeren geht? Dann müssten wir beide uns tat-
sächlich einmal über Ihren Gerechtigkeitsbegriff unter-
halten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Ich will deutlich sagen: Wir Grüne sind überhaupt
nicht der Auffassung, das Hartz IV für sich genommen
oder die Agenda 2010 als Paket sakrosankt sind. Auch
ich finde, dass es Veränderungsbedarf gibt; dazu will ich
noch etwas sagen. Aber was ich absurd finde, ist, dass
Sie ausgerechnet eine Regelung verändern wollen, die
bewiesenermaßen erfolgreich ist. Tatsächlich hat die
Verkürzung des ALG I die Wirkung gezeigt, die wir uns
alle gewünscht haben: Die Arbeitslosigkeit bei den Älte-
ren geht stärker zurück als im Durchschnitt, und zwar
fast doppelt so stark. Und genau in diesem Moment wol-

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(C (D en Sie dieses Instrument einkassieren. Diese Logik üssen Sie uns erklären. Es gibt natürlich einen Grund. Sie sind völlig verweifelt über die Umfragewerte der SPD. Kurt Beck hat edacht, das Projekt „ALG I verlängern“ ist das Projekt 82 Prozent für die SPD“. Ich kann Ihnen nur sagen: enn Sie das geglaubt haben, dann müssen Sie sich chon jetzt darauf einstellen, dass das in die Hose geganen ist; denn laut Forsa-Umfrage von heute Morgen urde Ihnen noch ein Prozentpunkt weniger attestiert. (Dirk Niebel [FDP]: Ja, die Kommunisten profitieren davon!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie sagen immer, es geht Ihnen darum, der Lebens-
eistung der älteren Menschen Respekt zu zollen; das sei
in Ausdruck von Gerechtigkeit. Das, was Sie mit Ihrem
orschlag erreichen, ist maximal gefühlte Gerechtigkeit.
enn wirklich helfen, wirklich Sicherheit geben heißt
och nicht, das Arbeitslosengeld I sechs Monate länger
u zahlen. Sicherheit bietet ein Arbeitsplatz. Sie wollen
ersuchen, diesen Menschen den Anspruch auf einen
rbeitsplatz mit der sechsmonatigen Verlängerung des
LG I abzukaufen. Das hat mit Gerechtigkeit nichts zu
n.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Elke Ferner [SPD]: Das ist doch blanker Unsinn!)


Lassen Sie mich jetzt noch Folgendes sagen, was mir
esonders wichtig ist: Sie investieren in eine falsche
olitik, weil die Kinder, die jetzt in Kindergärten und
chulen schlecht gefördert werden, nicht das bekom-
en, was sie brauchen, um später im Leben tatsächlich
eilhabe zu haben, um Jobs auszufüllen. Wenn 30 Pro-
ent einer Jahrgangskohorte das Bildungssystem ohne
chulabschluss oder mit einem schlechten Schulabschluss
erlassen, wenn 40 Prozent einer Jahrgangskohorte ohne
usbildung auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen versu-

hen, wie soll es dann funktionieren, dass die immer
leiner werdende Gruppe der Erwerbstätigen die Älteren
inanziert und auch noch diejenigen, die, weil sie
chlecht ausgebildet sind, auf dem Arbeitsmarkt nicht
uß fassen können? Das kann nicht funktionieren. Ge-
echtigkeit ist, wenn wir etwas für die jungen Menschen
n.

Politik heißt eben auch, Prioritäten setzen. Die Be-
auptung, man kann das eine tun, ohne das andere zu
assen, ist letztlich nichts anderes, als sich schützend vor
ine Politik zu stellen, die ihre Erfolglosigkeit schon be-
iesen hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie setzen die falschen Prioritäten.

Wenn wir an der Agenda 2010 etwas verändern müs-
en, dann geht es vor allen Dingen darum, die Regelsätze
ür Kinder anzuheben. Es ist nicht möglich, ein Kind für
,50 Euro am Tag gesund zu ernähren. Wir müssen tat-
ächlich – da gebe ich Ihnen recht, Herr Weiß – über die
ltersvorsorge reden. Wir können nicht propagieren, die






(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
Menschen müssen individuell vorsorgen, ihnen dieses
Geld aber, wenn sie arbeitslos werden, wegnehmen. Das
kann nicht funktionieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde, dass der Vorschlag von Kurt Beck einen
schalen Beigeschmack hat.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611718000

Kollegin Pothmer, Sie müssen bitte zu Ihrem letzten

Satz kommen.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611718100

Ich komme zum Schluss. – Denn unter dem Mantel

der Gerechtigkeit werden hier Populismus und persönli-
che Eitelkeit vertreten. Ich erinnere mich übrigens noch
an folgenden Satz von Herrn Beck: „Waschen Sie sich
mal, rasieren Sie sich mal, dann wird das schon was mit
dem Job!“


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Hat geklappt!)


Ich kann Ihnen nur sagen: Der Kopf sollte nicht nur zum
Haareschneiden da sein.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Das war jetzt aber starker Tobak!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611718200

Das Wort hat der Kollege Heinz-Peter Haustein für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Heinz-Peter Haustein (FDP):
Rede ID: ID1611718300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir reden heute zum wiederholten Mal über die
Arbeitslosigkeit. Das aktuelle Problem ist die Verlänge-
rung des Bezugs von ALG I. Wir sind ein reiches Land
und haben trotzdem 3,5 Millionen Arbeitslose. Arbeit
gibt dem Menschen Würde, Hoffnung, das Gefühl, ge-
braucht zu werden, Sicherheit. Arbeit ist der Kern der
menschlichen Entwicklung.

Wir reden und reden von der Arbeitslosigkeit und ver-
walten sie jedes Jahr und immer wieder mit Milliarden
und Abermilliarden Euro. Jetzt wollen Sie auch noch die
Arbeitslosigkeit verlängern und entsprechend bezahlen.


(Beifall bei der FDP)


Sie zäumen das Pferd von hinten auf, reagieren auf Wir-
kungen und bekämpfen nicht die Ursachen. Das ist ein
Kardinalfehler.


(Beifall bei der FDP)


Ziel sollte es sein, dass jeder, der arbeiten möchte, auch
eine Arbeit bekommt. Darüber, und nicht darüber, wie
wir die Arbeitslosigkeit bezahlen und verlängern, sollten
wir uns den Kopf zerbrechen.

Als Unternehmer kann ich Ihnen ein paar Tipps dafür
geben, wie man Arbeitsplätze schafft: Machen Sie ein
einfaches, niedriges und gerechtes Steuersystem!

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(C (D ir brauchen einen flexiblen Arbeitsmarkt, bei dem man eute einstellen kann, wenn man Aufträge hat, und wieer entlassen kann, wenn man keine Aufträge hat. (Wolfgang Grotthaus [SPD]: Das können Sie doch heute schon!)


(Beifall bei der FDP)


auen Sie die Bürokratie ab, und machen Sie keine Un-
ernehmensteuerreform, durch die 21 neue Berichts-
flichten entstehen!


(Beifall bei der FDP)


as brauchen wir, um Arbeitsplätze zu schaffen.

Stattdessen reden wir darüber, wie die Bezugsdauer
es ALG I auf 20 oder 24 Monate verlängert und wie
ies bezahlt werden kann. Wer weiß, wohin diese Dis-
ussion noch führt. Überbieten sich Schwarz und Rot in
en nächsten zwei Jahren bis zur Bundestagswahl im
ettbewerb mit Verteilungsgeschenken? Auch Herr
eck hatte zum ALG I einmal eine andere Haltung.
enn die SPD den Wahlkampf jetzt schon eröffnet hat

nd glaubt, sich die Menschen mit einfachen populisti-
chen Versprechungen gewogen zu machen, dann frage
ch mich, ob wir hier bald über eine Bezugsdauer des
LG I von 30 oder 40 Monaten reden.


(Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD])


Die BA sammelt jährlich Beiträge in Milliardenhöhe
in.


(Elke Ferner [SPD]: In der Vergangenheit unter Ihrer Regierung Milliarden Euro an Zuschüssen!)


a es durch die gute Weltkonjunktur, die endlich auch
eutschland erreicht hat, nun mehr versicherungspflich-

ige Beschäftigungsverhältnisse und weniger Arbeitslose
ibt – worüber wir uns sehr freuen –, hat auch die BA
berschüsse. Diese Überschüsse hat die BA aber nicht

rwirtschaftet, sondern eingesammelt. Genau dieses
eld sollte zur weiteren Senkung der Lohnnebenkosten
nd nicht zur Verlängerung der Bezugsdauer des ALG I
enutzt werden.


(Beifall bei der FDP)


Der Hinweis auf die Kosten für die Verlängerung in
öhe von 1 Milliarde Euro, den die Befürworter der
erlängerung hier vorbringen, taugt doch nichts. Das Ar-
ument hält doch nicht von Mittag bis um 12 Uhr stand.
obald die Konjunktur nachlässt – die ersten Anzeichen
püren wir ja schon –, fliegen Ihnen die Kosten um die
hren. Dann werden wir wieder hier stehen und uns da-

über unterhalten, dass es 5 Millionen Arbeitslose gibt.
er ist dann schuld? Natürlich die Konjunktur.

Eine Verlängerung der Bezugsdauer des ALG I ist der
alsche Weg. Dadurch entstehen mehr Arbeitslose. Das
st eine rein populistische Maßnahme des Parteivorsit-
enden Beck. Es geht hier nicht um die Sache, sondern
m reine Parteipolitik – letztlich zulasten der Arbeits-
osen.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Heinz-Peter Haustein
Sie werden zum Spielball gemacht. Schlimm ist so et-
was.

Nehmen Sie das freie Geld und senken Sie die Lohn-
nebenkosten! Machen Sie richtige Reformen, die den
Namen auch verdient haben! Sorgen Sie für mehr Inves-
titionen, und schaffen Sie dadurch mehr Arbeitsplätze!
Hören Sie auf, die Arbeitslosigkeit zu verwalten und,
wie in diesem Fall, auch noch zu verlängern! Mit diesem
Vorschlag machen Sie den Beck – Verzeihung: den Bock –
zum Gärtner und wundern sich, warum hinterher die Ro-
sen abgefressen sind.


(Beifall bei der FDP)


In diesem Sinne ein herzliches „Glück auf!“ aus dem
Erzgebirge.


(Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611718400

Das Wort hat der Kollege Ludwig Stiegler für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Ludwig Stiegler (SPD):
Rede ID: ID1611718500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Diskus-

sionen in den Koalitionsfraktionen sind die Höhepunkte
eines tristen Oppositionslebens.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich habe das während der schwarz-liberalen Opposition
auch immer genossen. Es gab sozusagen einmal einen
Sieg, dann war die Rakete aber verraucht und das alte
Elend war wieder da.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


So wird es Ihnen auch ergehen. Der Triumph des Augen-
blicks ist nichts gegenüber dem Glanz der Dauer.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Deshalb sind wir froh und glücklich, dass wir diese
erfolgreiche Bundesregierung tragen und stützen kön-
nen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Zurufe von der LINKEN: Hoch! Hoch!)


Wir tragen sie sogar auf den Händen.

Jeder, der Gerd Andres ansieht, wird aber verstehen,
dass wir zwischendurch eine Pause machen müssen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


In dieser Pause haben wir natürlich auch Verbindung mit
dem Volk.


(Heiterkeit bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie sind ja ein Pausenclown!)


Wir sind ja auch Volksvertreter und nehmen das auf, was
in der Bevölkerung, in den Gewerkschaften und in den
Betriebsräten gedacht wird.

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(C (D Es gibt nicht nur die 50 Prozent, die jetzt dank unserer olitik Erfolg haben, sondern es gibt auch welche im unklen. Über vielen Arbeitnehmerexistenzen liegt ein chatten; denn sie haben die Sorge, dass ihre Chancen ann, wenn sie älter sind und arbeitslos werden, nicht ehr so groß sind. Das schlägt sich übrigens auch in ei er erhöhten Sparquote während der Erwerbszeit nieder, as wir beim Konsum zu spüren bekommen. Aber das chlägt sich auch in fehlender Lebensqualität bei diesen enschen nieder. Wir als Parlamentarier nehmen das rnst, was in der Bevölkerung, bei den Arbeitnehmern nd bei den Betriebsräten gedacht wird. Ich finde, es ist ine schöne Sache, dass die SPD auf ihrem Bundespareitag Seite an Seite mit dem Deutschen Gewerkschaftsund eine Initiative starten wird. (Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die aber folgenlos bleibt, wenn man den Kollegen Andres hier gehört hat!)


Ich wundere mich über die Grünen. Wenn Rot-Grün
m Jahre 2005 Erfolg gehabt hätte, wären wir heute bei
2 Monaten, und wir würden darüber streiten, ob wir die
2 Monate auf 24 Monate reduzieren oder ob wir das
anze verlängern. Also, Sie waren schon einmal klüger.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das waren damals die Sozialdemokraten!)


Ja, das ist dieser Wechsel. Thea Dückert hatte noch ein
oziales Herz. Aber das ist durch die liberalen Avancen
n diesem Bereich verschwunden.

Damals haben wir gemeinsam gesagt: Wir haben bei
en Älteren längst noch nicht die Eingliederungsquote,
ie wir uns wünschen. Wir spüren das Empfinden der
enschen, und das wollen wir adressieren. Das war un-

ere gemeinsame Politik.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war eure Politik!)


ch denke, Sie sollten das nachprüfen. Da es mit Jamaika
och nichts wird, müssen Sie sich bei denen nicht an-
anzen.


(Beifall bei der SPD)


Meine Damen und Herren, manche sagen, wir hätten
nsere Meinung geändert. Ich kann das für mich nicht
agen. Die Fraktion hat das damals, 2005, in großer Ge-
chlossenheit mit Rot-Grün beschlossen. Wir haben den
orschlag von Herrn Rüttgers abgelehnt; denn, Herr
ollege Weiß – das wissen Sie genauso gut wie ich –,
ei dem Rüttgers-Vorschlag handelt es sich um ein schö-
es Plakat. Auf den ersten Blick erscheint es gut, aber
as Kleingedruckte würde vor den Verbraucherverbän-
en keinen Bestand haben,


(Elke Ferner [SPD]: Richtig!)


eil er nämlich die Verbesserung für die Älteren von den
üngeren und von den Frauen bezahlen lassen will. Sie
aben eben selbst noch gesagt – wenn ich in Ihre Seele
chaue, muss ich sagen: zähneknirschend –, Aufkom-
ensneutralität sei Ihnen von der Fraktionsführung vor-






(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler
gegeben worden. Aber ich weiß, in Ihrem Herzen möch-
ten Sie mit uns diese Verbesserung vornehmen.


(Beifall bei der SPD)


Wenn wir die Beschlüsse fassen, dann, denke ich, wer-
den wir schon miteinander ins Gespräch kommen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sozialdemokraten aller Parteien, vereinigt euch!)


Der Rüttgers-Vorschlag hat bei uns keine Chance,
weil wir allen helfen müssen. Die Jüngeren brauchen die
Unterstützung genauso wie die Älteren. Ich denke, wir
hatten mit dieser Politik gemeinsam Erfolg und können
jetzt Sorgen von den Älteren nehmen. Das sollte unser
Ziel sein, damit kein Schatten über dem Erwerbsleben
der Älteren liegt und sie wieder mehr Hoffnung mitei-
nander schöpfen, sodass sie auch wieder kaufkräftiger
werden und damit in die Gesellschaft integriert werden.

Übrigens hat Kurt Beck nicht etwa einen Alleingang
gemacht. Er hat das aufgegriffen, was aus der Bevölke-
rung und den Gewerkschaften kommt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Populismus nennt man das gemeinhin!)


Wir sind dankbar, dass er das getan hat. Ich denke, Sie
werden sich wundern. Wir werden miteinander einen
Weg finden. Dann können die Leute die launigen FDP-
Reden hören, die für das Kabarett sind. Aber für das Le-
ben haben sie dann die Politik der SPD und der Koali-
tion, auf die sie bauen können.

Danke.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist ein tristes Leben!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611718600

Für die Fraktion Die Linke hat nun der Kollege

Werner Dreibus das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Werner Dreibus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611718700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Diese gemeinsam beantragte Debatte – in den Bei-
trägen ist schon deutlich geworden, dass die Gemein-
samkeit damit auch zu Ende ist – hat einen sehr
komplizierten Titel, der – je nach Designfassung – drei
oder vier Zeilen lang ist.

Man hätte dieser Debatte auch eine sehr kurze Über-
schrift geben können: Links wirkt, die Linke wirkt.


(Beifall bei der LINKEN – Ludwig Stiegler [SPD]: Da gab es euch noch gar nicht!)


Ein bisschen ausführlicher könnte man sagen: Je stär-
ker die Linke, desto sozialer wird unser Land. Zumindest
was die politischen Debatten betrifft, sind wir schon ein
Stückchen weiter. Aber ich füge hinzu: Reden ist Silber,
Handeln wäre Gold.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Ich will Ihnen in meinem kurzen Beitrag noch einige onkrete Vorschläge machen, wie Sie in den nächsten agen und Wochen bei entsprechenden Anträgen, die ir einbringen werden, handeln können. Wir werden daei sehr genau darauf achten, ob Sie nur reden wollen zu welchem Zweck auch immer: Wahlen, Wahlergeb isse, Umfragen im Blick – oder ob es Ihnen wirklich m die Themen und die Menschen geht. Erlauben Sie mir eine Bemerkung zu Herrn Stiegler. s ist leicht gesagt, dass Sie ernst nehmen, was die Menchen Ihnen vortragen. Ich bin schon sehr gespannt: Wir erden sicherlich in den nächsten Tagen und Wochen ine ganze Reihe interessanter Vorschläge von Ihnen höen, wenn Sie tatsächlich aufnehmen, was die Menschen hnen sagen. Dann müssten Sie eigentlich allen Umfragen ntsprechend einen Antrag einbringen, die Rente mit 67 uf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu verschieben. (Beifall bei der LINKEN – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tun die doch auch!)


(Beifall bei der LINKEN)


ie müssten eigentlich Ausländseinsätze wie in Afgha-
istan, worüber am Freitag abgestimmt wird, ablehnen,
enn Sie wirklich ernst nehmen, was die Menschen in
nserem Land sagen.


(Beifall bei der LINKEN)


ch befürchte, dass das hohle Rhetorik ist, die nicht ein-
al sonderlich gut gelungen ist.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Nur kein Neid!)


Wir sind der festen Überzeugung, dass eine Revision
er Arbeitsmarkt- und Sozialgesetzgebung – und zwar
ine viel umfassendere als die jetzt eingeleitete – längst
berfällig ist. Es ist viel zu viel Zeit verstrichen, und Sie
aben mehrfach Gelegenheit gehabt, zumindest Schritte
n diese Richtung, über die zurzeit in Teilen der SPD dis-
utiert wird, einzuleiten.

Ich erinnere zum Beispiel an den 23. November 2006,
ls wir in der Debatte zum Haushalt 2007 in unserem
ntrag, mit einem konkreten Finanzierungsvorschlag
erbunden, genau das gefordert haben, worüber derzeit
n der SPD diskutiert wird. Sie alle, wie Sie hier sitzen,
aben das unisono abgelehnt.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich erinnere an unseren Antrag zu diesem Thema mit
er Überschrift „Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I
erlängern“ vom 21. November 2006. Die erste Bera-
ung erfolgte in diesem Haus am 22. März 2007. In die-
er Debatte haben Sie das alles unisono als Teufelswerk
erdammt, ganz anders, als sich das heute auf Ihren Par-
eiveranstaltungen und in der Öffentlichkeit anhört.

Wir werden in den nächsten Wochen die zweite Bera-
ung dieses Antrags und eine namentliche Abstimmung
urchführen. Dann werden wir sehen, inwieweit Ihren
eden auch tatsächlich Taten folgen.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Werner Dreibus
Gestatten Sie mir noch einige Bemerkungen zu der
Frage, ob die Arbeitsmarktreformen wirken. Es ist nicht
zu bestreiten – ich laufe schließlich nicht mit Scheuklap-
pen durch die Welt, wie es mir manche unterstellen –,
dass die Arbeitslosigkeit zum Glück zurückgeht, wenn
auch noch lange nicht so, wie wir alle es uns wünschen.
Die Erwerbsquote steigt. Ich will aber einige Tatsachen
in Erinnerung rufen. Ein Beispiel ist die Studie des Insti-
tuts für Makroökonomie und Konjunkturforschung vom
Juni 2007 mit der Überschrift „Viel Lärm um nichts? –
Arbeitsmarktreformen zeigen im Aufschwung bisher
kaum Wirkung“. In einer, wie ich finde, fachlich sehr
fundierten Studie wird im Vergleich zu vorherigen Auf-
schwungperioden in den 90er-Jahren und zu Beginn die-
ses Jahrzehnts nachgewiesen, dass die Situation vor den
Arbeitsmarktreformen eher besser war.

Als letztes Beispiel nenne ich einige Zahlen. Die Zahl
der Arbeitslosengeld-II-Empfänger über 55 Jahre ist von
581 000 im Februar 2006 bis Mai 2007 auf 651 000 ge-
stiegen. Gegenwärtig gibt es über 13 Prozent mehr
ALG-II-Empfänger über 55 Jahre als im Februar 2006.
Das zeigt, dass die Arbeitsmarktpolitik in diesem Zeit-
raum kein Erfolgsmodell ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir laden Sie herzlich ein – Links wirkt –, in den
nächsten Tagen und Wochen unseren dazu vorliegenden
Anträgen zuzustimmen. Wir werden sehen, ob aus Re-
den tatsächlich Handeln wird.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611718800

Das Wort hat der Kollege Paul Lehrieder für die

Unionsfraktion.


Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1611718900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Die niedrigsten Arbeitslosenzahlen
seit zwölf Jahren, zusätzliche Milliardeneinnahmen der
Bundesagentur für Arbeit – das lässt den Vorschlag des
CDU-Parteitages von Dresden im Dezember 2006, der
im Übrigen von Herrn Beck im Rahmen der Koalitions-
ausschusssitzung am 10. Januar 2007 noch vehement ab-
gelehnt wurde,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Wir haben doch abgelehnt! – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


in neuem Licht erscheinen. Warum sollte man also das
zusätzliche Geld nicht einsetzen und zum Beispiel die
Bezugsdauer beim ALG I ausweiten? Warum sollte man
nicht insbesondere Ältere finanziell abfedern? Das ist so
gut gemeint wie verständlich. Mehr als 80 Prozent der
Bundesbürger denken so. Hinter dem Mehr an Geld ver-
schwindet aber oft, dass weniger Arbeitslose und vor al-
lem weniger ältere Arbeitslose nicht nur einer guten
Konjunktur, sondern auch einer guten Politik geschuldet
sind, was Sie, Herr Dreibus, freundlicherweise zugeste-
hen. Die Richtigkeit der getroffenen Entscheidung ist

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(C (D ierdurch belegt. Eine Änderung ist nur dann angezeigt, enn hier Regelungsbedarf besteht. Um 3,7 Prozentpunkte ist die Arbeitslosenquote der 5bis 64-Jährigen binnen Jahresfrist gefallen: von rund ,1 Millionen im September 2006 auf gut 900 000 im eptember 2007. Die Zahl der über 55-jährigen Arbeits osen im September 2007 ist damit – das muss man vernnerlichen – um 20 Prozent niedriger als im September 006. Dieser Wert liegt noch über dem Rückgang der esamtarbeitslosigkeit, die sich im selben Zeitraum um 6,4 Prozent verringert hat; Herr Staatssekretär Andres at bereits darauf hingewiesen. Ein Grund dafür ist, dass ie Zeit bis zum Renteneintritt nicht mehr im selben aß wie früher durch Arbeitslosigkeit und damit durch en Bezug von Arbeitslosengeld überbrückt wird. Der reibende Faktor hierfür sind reformbedingte Verhaltensnderungen bei den Arbeitnehmern genauso wie bei den irmen. Hinzu kommen Vermittlungserfolge der Argen. Die Arbeitsmarktreformen haben zumindest zweierlei ewirkt. Zum einen trägt die kürzere Bezugsdauer beim rbeitslosengeld I, verbunden mit dem nachfolgenden rbeitslosengeld II, dazu bei, dass sich auch ältere Areitslose sehr viel früher und intensiver um eine neue telle bemühen. Es ist also zweifellos ein starker mobiliierender Effekt eingetreten, wie Erkenntnisse der Bunesagentur für Arbeit und die Ausführungen der Kollein Pothmer belegen. Befragungen des Instituts für rbeitsmarktund Berufsforschung zeigen zum Bei piel, dass den Betrieben infolge der Arbeitsmarktreform unehmend mehr Initiativbewerbungen vorliegen und ie Bewerber flexibler sind. Das erleichtert den Betrieen die Stellenbesetzung und hilft bei der Schaffung von rbeitsplätzen. Zwar ist der Druck auf die Betroffenen öher als zuvor. Aber die Gefahr, für lange Zeit arbeitsos zu sein, ist nach neuesten Daten deutlich gesunken. Zum anderen ist die Nutzung von Frühverrentungsodellen zulasten der Sozialverssicherungssysteme nun eniger attraktiv. Auf das Erfahrungspotenzial von Areitnehmern, die die 50 überschritten haben, können wir ünftig zunehmend weniger verzichten. Die demografiche Entwicklung und der zunehmende Fachkräftebedarf ind nun einmal Tatsachen, an denen wir nicht vorbeiommen. Auf längere Sicht liegt in dieser Gruppe eine nserer wichtigsten Personalreserven. Änderungen beim Arbeitslosengeld I sind, wenn berhaupt, nur kostenneutral denkbar. Dazu einige Zahen: Die Senkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicheung von ursprünglich 6,5 Prozent auf 3,9 Prozent zum ahreswechsel bringt einem Arbeitnehmer mit einem urchschnittseinkommen von etwa 2 000 Euro eine Er parnis von immerhin 300 Euro pro Jahr. Würde der Beirag von 6,5 Prozent auf 3,5 Prozent gesenkt, entspräche as einer Ersparnis von rund 400 Euro. Davon hat jeder rbeitnehmer etwas. Herr Kolb, das haben Sie bereits utreffend festgestellt. Die Mehrkosten für eine Verlänerung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I für Älere könnten demgegenüber bis zu 0,3 Beitragspunkte etragen. Das entspricht rund 2 Milliarden Euro. Alles, as aus einer vorteilhaften Situation heraus und viel eicht auch voreilig geschieht, könnte uns auf die Füße Paul Lehrieder fallen, solange aus dem positiven Trend auf dem Arbeitsmarkt keine langfristig gute Entwicklung geworden ist, die Ältere in Beschäftigung bringt und Langzeitarbeitslosigkeit aufbrechen hilft. Meiner Ansicht nach ist es deshalb geboten – ich komme nun zu der von Ihnen angemahnten Perspektive, Herr Niebel –, zunächst die weitere Haushaltsentwicklung bei der Bundesagentur für Arbeit abzuwarten, um eine genauere Prognose der Gewinnerwartungen zu haben. Entscheidend ist auch, welche konjunkturelle Entwicklung die wichtigsten Wirtschaftsforschungsinstitute für die nächsten Jahre für Deutschland voraussagen. Unser wichtigstes Ziel muss es sein, die Arbeitslosigkeit gerade Älterer dauerhaft zurückzudrängen. Wir wollen Arbeit und nicht Arbeitslosigkeit finanzieren. Auch ältere Arbeitnehmer gehören in den Arbeitsmarkt. Die große Mehrheit von ihnen möchte nicht alimentiert werden, sondern eine aktive Rolle spielen. Dieses Ziel, das wir erreichen wollen, werden sicherlich mehr als 80 Prozent der Bürger unterstützen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat der Kollege Klaus Brandner für die SPD-Fraktion. (Beifall bei der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Münte oder Beck?)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611719000


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1611719100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle-

ginnen und Kollegen! Zuallererst dürfen wir uns ganz
herzlich bei den Initiatoren dieser Aktuellen Stunde be-
danken,


(Dirk Niebel [FDP]: Gern geschehen!)


weil sie uns die Möglichkeit gibt, die Erfolge der Großen
Koalition, aber auch der Vorgängerregierung gerade in
der Arbeitsmarktpolitik herauszustellen.


(Beifall bei der SPD)


Die Arbeitslosigkeit geht in diesem Land zurück. Seit
Monaten sinken die Arbeitslosenzahlen deutlich. Im
September hatten wir den niedrigsten Stand seit zwölf
Jahren. Der Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigungsverhältnissen ist uns besonders wichtig.
Heute gibt es davon 550 000 mehr als im letzten Jahr.
Das kann sich sehen lassen. Es sind mehr Menschen in
Arbeit, Menschen, die wieder auf eigenen Beinen ste-
hen. Das ist unser Ziel, und dafür kämpfen wir.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben die Chance genutzt, den Arbeitsmarkt zu
reformieren. Das ist es, was wir tapfer verteidigen, Herr
Kolb. Für die Erfolge, die wir am Arbeitsmarkt erzielt
haben, müssen wir uns nicht schämen. Sie sollten uns

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(C (D ei unseren Bemühungen helfen, weil das mehr Menchen eine Perspektive geben könnte. (Dirk Niebel [FDP]: Münte ist mit 67 noch im Amt!)


Gerade bei den Älteren können wir Erfolge verzeich-
en. Im September 2007 waren in der Gruppe der über
0-Jährigen im Vergleich zum Vorjahr über 200 000
enschen weniger arbeitslos. Wir wollen dafür sorgen,

ass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt weiter ver-
essert. Den Menschen muss durch den Aufschwung
nd die wirtschaftliche Entwicklung eine Perspektive
egeben werden. Davon müssen alle profitieren.

Gleichwohl sehen wir, dass die Verunsicherung ge-
ade bei den Älteren nach wie vor groß ist. Darüber dür-
en wir nicht einfach hinweggehen. Deshalb ist der Vor-
chlag von Kurt Beck, dem Sicherheitsbedürfnis gerade
lterer Menschen Rechnung zu tragen, richtig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as Signal, dass wir die Sorgen der Menschen ernst neh-
en und nicht kalt über sie hinweggehen, ist ein notwen-

iges Signal. Die SPD macht sich über die nachhaltige
iefe Verunsicherung gerade der Älteren Gedanken. Die
ituation Älterer auf dem Arbeitsmarkt ist zwar besser
ls noch vor einigen Jahren, dennoch haben sie nach wie
or schlechtere Chancen als Jüngere, eine Arbeit zu fin-
en. Deshalb halte ich es für richtig, wenn wir die Be-
ugsdauer des Arbeitslosengeldes mindestens für einen
bergangszeitraum verlängern.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Als Signal oder in echt?)


Bei diesem Punkt möchte ich ganz deutlich sagen,
ass wir schon einmal im Sommer 2005 eine solche Re-
elung gefordert haben, sogar ein Gesetz vorgelegt ha-
en, aber dieses Gesetz am Widerstand vieler Bundes-
änder, leider CDU/CSU-geführter Länder, gescheitert
st. In diesem Punkt muss ich ausnahmsweise meinem
ehr geschätzten Kollegen Weiß widersprechen, der
war richtig herausstellt, dass auch die CDU die Verlän-
erung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes für Äl-
ere fordert, aber nicht erwähnt, dass dieser Vorschlag
ie in den Koalitionsausschuss eingebracht worden ist.
inister Müntefering hat die Kanzlerin ausdrücklich

ufgefordert, das einzubringen. Aber das ist nicht Ge-
enstand der Beratungen des Koalitionsausschusses ge-
orden. Insofern sage ich ganz deutlich: Nicht nur die
ippen spitzen, sondern auch pfeifen! Wir erwarten von
er Kanzlerin Führungsstärke, damit sie genau dieses
hema behandelt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Richtig ist im Übrigen – das ist völlig korrekt –, dass
as Thema im Koalitionsvertrag eine Rolle gespielt hat.
n diesem Zusammenhang ist darüber diskutiert worden.
amals gab es noch die 24-Monate-Regelung. Unsere
orschläge haben aber keine Mehrheit gefunden. Wir
üssen heute sagen, dass die Stimmung und die Situa-

ion in diesem Land so sind, dass wir mit dem Anliegen
lterer ernsthafter umgehen müssen.






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Meinen Sie die Umfrageergebnisse der SPD?)


Zu den Linken muss man ganz deutlich sagen: Als
wir dieses Gesetz verabschiedet haben, lagen Lafontaine
und andere noch in der Hängematte. Da haben die noch
gar nicht daran gedacht, eine solche Regelung zu verab-
schieden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Der liegt doch immer in der Hängematte!)


Deshalb sollten Sie die Backen nicht so aufblasen. Sie
sollten sich beim Wort nehmen lassen.

Für uns jedenfalls ist wichtig, dass es nicht allein da-
rum geht, wie lange jemand in die Arbeitslosenversiche-
rung eingezahlt hat. Wir müssen besonders das höhere
Risiko für Ältere am Arbeitsmarkt berücksichtigen. Des-
halb stellt unser Vorschlag auch besonders auf das Alter
ab und nicht auf die Zeit, in der jemand Beiträge zur Ar-
beitslosenversicherung gezahlt hat. Zahlung des Arbeits-
losengeldes I für Ältere verlängern – ja, für Jüngere kür-
zen – nein. Das will ich hier ganz deutlich sagen. Eine
Kürzung für jüngere Arbeitslose kommt für uns nicht in-
frage, weil wir die Arbeitslosenversicherung zu einer
Beschäftigungsversicherung weiterentwickeln müssen.


(Beifall bei der SPD)


Wir müssen dafür sorgen, dass auch diejenigen, die erst
eine kurze Zeit Beiträge gezahlt haben, aber eine lang-
fristige Unterstützung brauchen, gefördert werden, damit
sie eine lange Erwerbsbiografie erreichen können. Wir
müssen vorsorgende Arbeitsmarktpolitik betreiben und
nicht so tun, als wäre die Arbeitslosenversicherung eine
Ansparversicherung. Wir müssen dafür sorgen, dass die
Beschäftigungsfähigkeit dauerhaft gesichert und erwei-
tert wird, und für dieses Ziel treten wir ein.


(Beifall bei der SPD)


Die Arbeitslosenversicherung muss deshalb aus mei-
ner Sicht eine solidarische Risikoversicherung bleiben
und zu einer Beschäftigungsversicherung weiterentwi-
ckelt werden. Wer den Leistungsumfang der Arbeitslo-
senversicherung kennt, der weiß, dass nicht allein die
Einzahlungsdauer der Maßstab für den Leistungsan-
spruch sein kann. Uns allen muss klar sein, dass auch in
Zukunft nicht das lange Alimentieren den Menschen
weiterhilft, sondern dass im Vordergrund Anstrengungen
stehen müssen, die Menschen in Arbeit zu halten und so
zu fördern, dass eine nachhaltige Beschäftigung möglich
ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611719200

Das Wort hat der Kollege Wolfgang Meckelburg für

die Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Hat jetzt der Ramsauer recht oder wer?)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Wenn ich heute in dieser Aktuellen Stunde als nionspolitiker rede, dann habe ich so ein bisschen das efühl: Ich weiß nicht, an welcher Diskussion ich hier irklich teilnehme. enn der Hintergrund für die heutige Aktuelle Stunde ist a eigentlich eine parteiinterne Diskussion der SPD. (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gibt es das nicht auch bei euch? – Klaus Brandner [SPD]: Bei euch geht es doch auch von Müller über Huber über Ramsauer bis Weiß!)

Wolfgang Meckelburg (CDU):
Rede ID: ID1611719300

(Dirk Niebel [FDP]: Das geht mir auch so!)


eht es heute – keiner hat es gesagt – um einen Macht-
ampf zwischen Beck und Müntefering? Geht es um ei-
en Kurswechsel bei der SPD? Geht es um parteipoliti-
che Profilierung? – Ich weiß das alles nicht und werde
eswegen in dem Kaffeesatz auch gar nicht weiter lesen.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen Sie mal in Ihrem Kaffeesatz!)


ie als unser geschätzter Koalitionspartner haben ja noch
rei Wochen Zeit, darüber zu diskutieren und zu einem
ernünftigen Ergebnis zu kommen.

Dass die FDP und die Linke Arm in Arm diese Veran-
taltung beantragen, ist auch nichts Neues mehr. Opposi-
ion macht ja dann Spaß, wenn man hier viel reden darf,
ber nichts entscheiden muss.


(Zuruf der Abg. Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ie wollen hier Unruhe in die Diskussion bringen,


(Zuruf von der FDP: Heißen wir denn Beck?)


nd deswegen meine ich,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Der, der auf den Schmutz hinweist, ist viel gefährlicher als der, der den Schmutz beseitigt! Tucholsky!)


ass wir als größerer Koalitionspartner der Großen Ko-
lition heute einfach einmal in Ruhe hier auftreten und
in paar Punkte festhalten sollten:

Erstens. Vielleicht stimmen wir darin noch überein,
err Kolb, dass es vorrangiges Ziel ist und bleibt, mehr
rbeitsplätze zu schaffen, Menschen in Arbeit zu brin-
en und in Arbeit zu halten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ass wir da auf einem guten Weg sind, sollte Sie als Op-
osition eher beunruhigen; denn wir haben eine Menge
rreicht. Die Arbeitslosenquote ist im September 2007
uf einem Stand wie seit zwölf Jahren nicht mehr in ei-
em September. Da hat sich etwas bewegt. Vor allem ist
ie Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
eit April letzten Jahres monatlich gestiegen. Die Zahlen
iegen Monat für Monat über denen des jeweiligen Vor-
ahresmonats. Das war übrigens unter der Vorgänger-






(A) )



(B) )


Wolfgang Meckelburg
regierung über einen Zeitraum von fünf Jahren anders.
Damals ging die Zahl der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten von Monat zu Monat zurück. Das haben
wir, seitdem wir mit in der Regierung sind, entscheidend
verändert.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist aber nicht erwiesen!)


Wir sind da schon auf einem guten Weg, und wir halten
daran fest. Wir müssen den anhaltenden Aufschwung auf
dem Arbeitsmarkt stärken. Das ist unsere erste Aufgabe.

Zweitens. Wir wollen – das gehört implizit dazu, und
ich sage es ganz bewusst – keine Bewirtschaftung des
Arbeitsmarktes, und wir wollen keine neuen Anreize für
Frühverrentung.

Drittens. Wir werden alles tun, was Wachstum und
Arbeitsplätze voranbringt. Dazu gehört neben der Sanie-
rung des Haushalts und der Reduzierung der Neuver-
schuldung auch, dass wir die Ausgaben für die Arbeits-
marktpolitik nicht erhöhen. Dazu gehört weiter die
Bündelung der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen
– das haben wir uns in der Großen Koalition vorgenom-
men – und vor allem auch die Senkung des Beitrages zur
Arbeitslosenversicherung.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aha!)


Ich erinnere nur daran, wie Sie als FDP vor etwa andert-
halb Jahren in diese Diskussion eingestiegen sind. Ich
sage jetzt einfach nur: Ich finde es großartig, was wir
bisher erreicht haben. Wir haben den Beitrag zur Ar-
beitslosenversicherung von 6,5 Prozent zum 1. Januar
2007 auf 4,2 Prozent gesenkt und peilen jetzt an – das
haben wir verabredet –, ihn zum 1. Januar nächsten Jah-
res auf 3,9 Prozent zu senken.


(Zuruf von der FDP: Mehrwertsteuer!)


Ich sage ganz offen: Ich glaube, dass wir uns darauf eini-
gen werden, dass der Arbeitslosenversicherungsbeitrag
ab 1. Januar 2008 bei 3,5 Prozent liegen wird. Das sind
3 Prozentpunkte weniger und bedeutet eine Senkung der
Lohnnebenkosten.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dann hat sich diese Aktuelle Stunde ja schon gelohnt!)


Auch das ist ein Erfolg dieser Regierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich will mich auch der Frage zuwenden – das ist die
eigentliche Frage, über die diskutiert wird –, wie lange
und unter welchen Bedingungen das Arbeitslosengeld I
gezahlt wird, bevor jemand Arbeitslosengeld II erhält.
Ich darf einfach einmal festhalten: Es gibt mehr Dyna-
mik im Bereich des Arbeitslosengeldes I. Wie wir inzwi-
schen wissen, finden die Vermittlungen immer schneller
statt, und es sind immer weniger Menschen, die von
ALG I in ALG II wechseln. Auch das ist ein Ergebnis
dieser Politik. Man muss das wissen.

Der Arbeitsmarkt für Ältere ist in Bewegung geraten,
nicht nur durch die allgemeine Entwicklung, sondern

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(C (D uch durch die Initiativen, die wir ergriffen haben. Dazu ind vorhin einige Zahlen genannt worden. Ich will sie us Zeitgründen nicht wiederholen. Man muss auch wisen: Wer jetzt Arbeitslosengeld II bezieht, hat von einer nderung der in Rede stehenden Regelung nichts. Wa um sollte diese Frage dennoch diskutiert werden? Nicht egen der Umfragen, Herr Stiegler. Ich glaube, das ist er falsche Ansatz. Es gibt schon eine Partei, die das jeen Morgen macht, nämlich die PDS bzw. Die Linke. hre Vertreter halten jeden Morgen ihre Finger in den ind und fragen: Was ist heute populär? Die Frage, ob man Arbeitslosengeld I lieber länger der kürzer bekommen möchte, kann ich, ohne dass ich emanden frage, recht schnell beantworten. Da ist die ehrheit klar. Genauso klar sind die Antworten auf die ragen „Wollen Sie lieber mehr oder weniger Lohn?“ der „Wollen Sie lieber mehr oder weniger Zinsen auf hr Bankguthaben?“. Das ist zu einfach. Ich habe auf dem Parteitag der CDU – das muss jetzt on Ihnen akzeptiert werden – für diesen Beschluss getimmt. (Ludwig Stiegler [SPD]: Auf dem Weg der Besserung!)


Ja, war ich immer schon, Herr Stiegler. Wir waren
och zusammen im Vermittlungsausschuss. – Mir war
ämlich Folgendes bewusst: Viele Menschen, die in Ar-
eit waren, hatten die gefühlte Unsicherheit, dass sie re-
ativ schnell in Hartz IV landen. Diesen Menschen hätte
ch gern ein Stückchen gefühlte Sicherheit und ein
tückchen Gerechtigkeit gegeben. Deswegen finde ich
en Rüttgers-Vorschlag besser.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611719400

Kollege Meckelburg, Sie müssen Ihren zweiten Ge-

anken kürzer fassen.


Wolfgang Meckelburg (CDU):
Rede ID: ID1611719500

Ich komme zum Schluss.

Gefühlte Sicherheit, gefühlte Gerechtigkeit, das ist
as Thema. Wenn wir es wirklich schaffen, eine Sachde-
atte über die Daten – die brisanteste Rede heute hat der
taatssekretär gehalten; was er gesagt hat, bringt richtig
ewegung in die Diskussion – zu führen, dann sind wir
uf dem richtigen Weg. Herr Stiegler, ich kann Ihnen
icht empfehlen, den Weg des Populismus zu beschrei-
en. Die Linke hat dort bereits eine Marathondistanz zu-
ückgelegt. Die holen Sie nicht mehr ein. Lassen Sie uns
eiter gemeinsam verantwortungsvoll Politik machen!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Brandner [SPD])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611719600

Für die SPD-Fraktion hat der Kollege Wolfgang

rotthaus das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dirk Niebel [FDP]: So, jetzt Beck oder Münte!)







(A) )



(B) )


Wolfgang Grotthaus (SPD):
Rede ID: ID1611719700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Lassen Sie mich den Einstieg in der Form su-
chen, dass ich ein Wort aufgreife, das Kollege Kolb in
seinen Ausführungen benutzt hat,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das kann nicht schaden, Kollege Grotthaus!)


nämlich „Regierungsfähigkeit“. Dieses Wort geistert
auch durch die Gazetten. Wer diesen Punkt aufgreift, um
die Regierungsfähigkeit infrage zu stellen, der kennt in-
nerparteiliche Demokratisierungsprozesse nicht. Wäre
Ihre Partei betroffen, hätte ich für Ihre Bemerkungen
Verständnis: Dort, wo ich herkomme, finden Ihre Partei-
veranstaltungen in einer Telefonzelle statt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir haben alle ein Handy!)


Daher muss in Ihrer Partei kein Demokratisierungspro-
zess durchgeführt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Bei uns findet etwas ganz Normales statt: Eine Partei
klärt ihre strategische Ausrichtung in wichtigen politi-
schen Fragen. Deshalb ist es richtig, eine Parteitagsent-
scheidung herbeizuführen. Ich glaube, dies ist bei der
SPD nicht anders als in allen anderen Parteien.

Bei dem heute Diskutierten geht es uns nicht um po-
pulistische Ausführungen oder Vorschläge, wie sie vor-
hin ein, von meiner Seite aus gesehen, links sitzender
Kollege gemacht hat, sondern um ein Ringen in der
Frage, ob das Arbeitslosengeld I wieder länger gezahlt
werden soll und ob damit möglicherweise der Trend zur
Frühverrentung befördert wird oder ob es bei dem jetzi-
gen System bleibt. Zur Frühverrentung könnte ich Ihnen
jetzt eine halbe Stunde lang etwas erzählen,


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Du weißt, wie das geht!)


weil ich als Betriebsratsvorsitzender dies unterstützt
habe. Heute – das sage ich in aller Deutlichkeit – bereue
ich, dass es so weit gekommen ist, weil wir nämlich Kol-
leginnen und Kollegen, von denen sich Arbeitgeber tren-
nen wollten, aus dem Arbeitsprozess entfernt und dies
zulasten der Allgemeinheit aus den Sozialkassen finan-
ziert haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau, Herr Grotthaus! Das ist das Problem!)


Es stellt sich die Frage, ob wir mit einer Veränderung des
Arbeitslosengeld-I-Bezugs bestimmten Dingen dieser
Art Vorschub leisten,


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da mache ich mir auch Sorgen! Herr Grotthaus, Sie sind schlau!)


und diese Frage müssen wir neu diskutieren.

Auf den ersten Blick spricht alles für die Beibehal-
tung des ALG-I-Bezugs in der jetzigen Form. Ich will

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(C (D ies auch deutlich machen. Wir haben sehr gute Zahlen ur Integration Älterer in das Berufsleben. Ende der 0er-Jahre waren nur 38 Prozent der über 55-Jährigen rwerbstätig; heute sind es bald mehr als die Hälfte dieer Gruppe. Positiv! Von 2002 bis 2006 ist die Zahl der eschäftigten, die über 50 Jahre alt sind, um 550 000 ge tiegen. Von den über 50-Jährigen waren im September 007 gegenüber dem Vorjahr etwa 200 000 weniger areitslos. Ich finde, das sind sehr gute Zahlen, auch wenn ie beiden Fraktionen, die die Aktuelle Stunde beantragt aben, dies so nicht zur Kenntnis nehmen wollen. anchmal habe ich das Gefühl: Es passt Ihnen nicht, ass mehr Menschen in Arbeit sind. (Jan Mücke [FDP]: Das meinen Sie doch nicht ernst, oder?)


arüber sollten Sie einmal nachdenken.

Trotzdem, Frau Pothmer, gibt es noch Menschen, die
ber 50 Jahre alt sind und nicht innerhalb von 12 oder
8 Monaten einen neuen Job finden.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt auch Jüngere, die länger arbeitslos sind!)


ies wird sich ändern. Der demografische Wandel wird
ie Unternehmer bzw. die Unternehmen zwingen, ver-
ehrt Ältere in den Betrieben zu halten; durch bessere
ildungsangebote können sie in den Betrieben auch fle-
ibler eingesetzt werden.

Dies bedarf jedoch – so sage ich in Übereinstimmung
it vielen in der SPD-Fraktion – einer Übergangszeit.
ir wollen, dass noch mehr ältere Menschen im Arbeits-
arkt verbleiben oder in den Arbeitsmarkt integriert
erden. Deshalb muss die Qualifizierungsseite deutlich

ufgewertet werden.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kann es sein, dass die Übergangszeit bis zum nächsten Wahltag geht?)


ir wollen keine Rückkehr zur Frühverrentung. Deshalb
erden wir uns damit beschäftigen, ob wir die Wieder-

inführung der Erstattungspflicht für Arbeitgeber bei der
ntlassung langjährig beschäftigter Arbeitnehmer in die
iskussion bringen. Wir werden uns auch damit zu be-

chäftigen haben, wie wir die Humanisierung von Ar-
eitsplätzen insbesondere für ältere Mitarbeiterinnen
nd Mitarbeiter vorantreiben können.


(Beifall bei der SPD)


Sie sehen: Es geht bei unserer Diskussion nicht nur
m den Arbeitslosengeld-I-Bezug, sondern auch um die
bsicherung von Arbeitsplätzen für ältere Menschen,
m eine schnellere Integration, aber auch – das sage ich
n aller Deutlichkeit – um ein Stückchen mehr sozialer
icherheit. Dabei – dies ist unstrittig – steht in der Priori-

ätenliste die schnellere Vermittlung an erster Stelle; erst
anach kommt die Alimentierung.

Lassen Sie uns als SPD also erst einmal diskutieren!
abei wird die SPD ihre Schwerpunkte selbst bestim-
en. Die SPD wird Kompromisse finden. Danach wird

nnerhalb unserer Fraktion, innerhalb unserer Partei alles






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Wolfgang Grotthaus
seinen geregelten Gang gehen. Dies ist – das sage ich in
aller Deutlichkeit – keine Abkehr von der Agenda 2010,


(Jan Mücke [FDP]: Sondern direkte Folge davon!)


sondern eine Diskussion aufgrund der Veränderung ge-
sellschaftlicher Rahmenbedingungen. Würden wir diese
Veränderung nicht aufgreifen und diskutieren, würden
wir politisch sträflich handeln.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nicht nur das Sein, sondern auch die Umfragen bestimmen das Bewusstsein!)


Lassen Sie mich abschließend eine Bemerkung zum
Kollegen Dreibus machen. Herr Kollege Dreibus, Sie
können noch so viele namentliche Abstimmungen bean-
tragen – wir werden erst dann entscheiden, wenn wir für
uns eine Meinung gefunden haben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So viel Zeit haben wir nicht!)


Wenn wir dies auf dem Parteitag beschlossen und dies
gemeinsam mit unserem Koalitionspartner beraten ha-
ben, dann werden wir – nicht in Ihrem Sinne, sondern in
unserem, dem Sinne der Koalition – entscheiden.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber dann sind alle schon in Rente mit 67!)


Von daher: Warten Sie ab! Wir werden die richtigen Ent-
scheidungen auf unserem Parteitag treffen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611719800

Das Wort hat die Kollegin Maria Michalk für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Maria Michalk (CDU):
Rede ID: ID1611719900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Wenn ich für mich ein Resümee der bis-
her vorgebrachten sachlichen Argumente zum Thema
der heutigen Aktuellen Stunde, die sich nun langsam
dem Ende zuneigt, ziehe, dann will ich das unter folgen-
dem Motto tun – so jedenfalls habe ich die Debatte heute
verstanden –: Was ökonomisch auf Dauer falsch ist,
kann politisch auf Dauer nicht richtig sein.

Ökonomisch ist es auf Dauer falsch, Menschen, die
leider ihre Arbeit verloren haben, länger mit staatlichen
Transferleistungen zu stützen und ihnen dadurch das Ge-
fühl zu vermitteln, dass man nach dem Motto leben
könne: Ich habe noch etwas Zeit; ich werde schon noch
etwas finden; irgendwie wird es schon gehen.

Ökonomisch richtig ist es, vom ersten Tag der Ar-
beitslosigkeit an – und de facto eigentlich schon davor –
Gas zu geben, sich um eine neue Stelle zu bewerben und
alles dafür zu tun, wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu

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(C (D ommen. Das ist auch aus menschlicher Sicht der einzig ichtige Weg für die Betroffenen. Die Zahlen beweisen: Die verkürzte Bezugsdauer von rbeitslosengeld I hat zu einem deutlichen Rückgang er Zahl älterer Arbeitsloser in Deutschland geführt; das aben wir hier heute ja einvernehmlich festgestellt. Insesamt haben wir 694 000 Arbeitslose weniger als noch m September letzten Jahres. Die Diskrepanz von 4 Prozent weniger in den neuen Bundesländern und 8 Prozent weniger in den alten Bundesländern zeigt, ass wir bei unserer Arbeit unterschiedliche Gewichtunen berücksichtigen müssen. Wir haben heute 300 000 Arbeitslose über 50 Jahre eniger als vor einem Jahr. Deshalb hat Bundesminister üntefering recht, wenn er sagt: Diese Fachkräfte, die 0-Jährigen und Älteren, die noch ein Drittel ihres Leens vor sich haben, sind nicht alt. Sie werden wieder ebraucht. Sie werden auch nicht mehr entlassen, sonern eher eingestellt. Das heißt, die Initiative „50 plus“ eginnt zu wirken. Natürlich bestreitet niemand, dass dort, wo das ökoomische Umfeld noch keine ausreichende Zahl an rbeitsplätzen hergibt, zusätzliche Beschäftigungsbeühungen notwendig sind, um vor allen Dingen Lang eitarbeitslosen die Perspektive einer Beschäftigung zu eben. Aber selbst in meinem Wahlkreis Bautzen-Weißasser, wo wir seit der Wirtschafts-, Währungsund So ialunion mit einer sich auf hohem Niveau verstetigenen Arbeitslosigkeit zu kämpfen haben, sinken seit onaten erstmals die Arbeitslosenzahlen. Ich hoffe, uch die strukturell benachteiligten Regionen bekomen den Wirtschaftsaufschwung in unserem Land noch tärker zu spüren. Leugnen kann aber niemand, dass sich vieles auf dem rbeitsmarkt zum Positiven wendet. eil die Ökonomie zeigt, dass unsere Entscheidungen ichtig waren, darf die Politik heute und jetzt keine ückwärtsrolle machen, denn noch einmal: Was ökonoisch auf Dauer falsch ist, kann politisch auf Dauer icht richtig sein. Auch die Bundesagentur bestätigt uns, dass der Rückang der Zahl der älteren Arbeitslosen in Deutschland arauf zurückzuführen ist, dass nach der Hartz-IV-Reorm ältere Arbeitslose nicht mehr wie früher bis zu 2 Monate Arbeitslosengeld erhalten. Viele hatten diese öglichkeit genutzt, wie wir wissen, um die Zeit bis um Renteneintritt durch Arbeitslosigkeit zu überbrüken. Das war eine Möglichkeit, die aber für niemanden efriedigend war. Das hat sich nun geändert: Die Zahl er sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist bei der ruppe der über 55-Jährigen um 6,7 Prozent angestieen. Das ist doch ein erfreuliches Ergebnis. Finden Sie icht auch? Offensichtlich nutzen ältere Bürgerinnen nd Bürger unseres Landes den derzeitigen Wirtschaftsufschwung stärker als jüngere. Das treibt mich um. Flexible, ehrgeizige junge Leute fackeln nicht lange, enn sie vor Ort keine Chance sehen, und ziehen dort Maria Michalk hin, wo Ausbildungsund Arbeitsplätze sind. Zunächst ist das gut, aber auf Dauer hat das zur Folge, dass Regionen ausbluten. Das muss uns zu denken geben. Das wollen wir nicht hinnehmen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Deshalb sage ich: Die Möglichkeit zu eröffnen, die Zeit
der Arbeitslosigkeit zu verlängern, wäre Gift für Jung
und Alt. Die zielgenaue, ganz auf die Person ausgerich-
tete Arbeitsvermittlung muss weiter gestärkt werden.
Wer Arbeitsangebote ablehnt, kann nicht auf die Solidar-
gemeinschaft bauen. Deshalb sollten wir lieber die Bei-
träge zur Arbeitslosenversicherung senken als neue Um-
verteilungsmechanismen beschließen.

Man kann Vergleichbares auch aus Matthäus, Kapi-
tel 24, herauslesen – ich will das einmal tun, das kann
uns ja nicht schaden –, dessen Worte ein Kommentator
so zusammengefasst hat, dass sie auch auf unsere derzei-
tige Situation angewendet werden können:

Verführung ist für die Gemeinde gefährlicher als
Verfolgung. Verfolgung eint die Gemeinde, Verfüh-
rung spaltet sie.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Verfolgung lässt das Echte hervortreten, Verführung
das Unechte triumphieren.

Deshalb müssen wir alle Anstrengungen unterneh-
men, um mehr Arbeitsplätze in diesem Land zu schaffen.
Dann brauchen wir diese Diskussion nicht mehr zu füh-
ren. Ich bitte Sie deshalb, uns auf diesem Weg weiter zu
unterstützen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611720000

Das Wort hat der Kollege Anton Schaaf für die SPD-

Fraktion.


Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1611720100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich will zu Beginn auf Herrn Kolb zurückkommen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Gerne!)


Herr Kolb, ich bin immer wieder schwer beeindruckt,
wie Sie in der Lage sind, Ihre eigene Verantwortung bis
1998 zu verdrängen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wieso?)


Wenn Sie sich einmal die Abgaben- und die Steuerquote
bis 1998 anschauen, dann stellen Sie fest, dass wir – mit
Sicherheit Rot-Grün, aber auch die Große Koalition –
sehr erfolgreiche Regierungen sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein! Da schauen wir mal genau hin!)


Sie führen immer den mündigen Bürger an. Aber Sie
führen ihn immer nur dann an, wenn es darum geht, die

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(C (D ebensrisiken zu individualisieren, mit dem Hinweis arauf, dass der Einzelne es besser kann als die Allgeeinheit. Jetzt gibt es Umfragen zum Thema Arbeitsloseneld I, nach denen diese mündigen Bürger zu 80 Prozent en Vorschlag, das Arbeitslosengeld I auf 24 Monate zu erlängern, für in Ordnung halten. Daraufhin sprechen ie dem Bürger die Qualität ab, mündig genug zu sein. as ist natürlich ein Unfug, den Sie da betreiben. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Es ist Unfug, was Sie da vortragen!)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ie benutzen sozusagen den mündigen Bürger immer
ur dann, wenn es um Individualisierung und Privatisie-
ung geht. Das muss hier einmal in aller Deutlichkeit ge-
agt werden.

Der Vorschlag, den Kurt Beck gemacht hat, ist natür-
ich absolut anders als das, was die Union beschlossen
at. Frau Pothmer, Sie haben gesagt, wir hätten uns dem
arteitagsbeschluss der Union anschließen können.
atürlich nicht! Denn der Vorschlag der Union entsoli-
arisiert. Er stellt darauf ab, dass jemand, der länger Ar-
eitslosenversicherungsbeitrag eingezahlt hat, mehr
erausbekommt und die Jüngeren das letzten Endes be-
ahlen. Er sieht also eine Umverteilung vor. Das ist nicht
nsere Position. Wir wollen nicht mitmachen, wenn der
harakter der solidarisch-paritätischen Arbeitslosenver-

icherung geändert werden soll. Darum geht es uns
icht. Kurt Beck hat gesagt, dass für eine bestimmte
ruppe der Bevölkerung, nämlich für ältere, vor allem

ür nichtqualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
er, ein besonders hohes Risiko besteht. Dieses Risiko

rnst zu nehmen und, auch vor dem Hintergrund von
angjähriger Beschäftigung, festzustellen, dass sie eine
rößere Solidarität verdient haben als andere, ist völlig
egitim.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber das Risiko, von dem Sie sprechen, ist doch hausgemacht!)


ch sehe da auch überhaupt keinen Systemwechsel, wie
r unterstellt wird.

Im Titel der Aktuellen Stunde war auch von der Rente
it 67 die Rede. Dazu ist wenig gesagt worden. Aber da

ibt es ja die eine oder andere Befürchtung, das werde
etzt aufgeweicht. Ich sage dazu sehr deutlich: Wenn
an sich Gedanken darüber macht, wie Menschen ge-

und und qualifiziert bis ins Renteneintrittsalter kom-
en, dann ist das kein Aufweichen einer Reform, son-

ern die Grundlage dafür, dass diese Reform überhaupt
iehen kann.


(Beifall bei der SPD)


as hat die SPD in Arbeitsgruppen erarbeitet, und sie
ird dem Parteitag dazu einen entsprechenden Vor-

chlag unterbreiten.

Da geht es nicht um ein Aufweichen, wobei ich dieje-
igen, auch seitens des Koalitionspartners, die etwas kri-
ischer hinschauen, daran erinnere, dass wir im Gesetz






(A) )



(B) )


Anton Schaaf
eine Vorbehaltsklausel haben, nach der wir uns in 2010
die arbeitsmarktpolitische und sozialpolitische Situation
der älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an-
schauen wollen, um dann vor diesem Hintergrund zu
entscheiden, ob die Rente mit 67 ab 2012 kommt. Ich
zweifle nicht daran, dass wir das hinbekommen. Ich
zweifle aber auch nicht daran, dass wir tatsächlich mehr
darauf hinarbeiten müssen, dass wir die Humanisierung
der Arbeitswelt in den Griff bekommen.


(Beifall bei der SPD)


Ich zweifle nicht daran, dass Weiterbildung und Qualifi-
zierung für den Beruf ein individuelles Recht sein müs-
sen.


(Beifall der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


Ebenso zweifle ich nicht daran, dass wir immer noch
eine Lösung für die finden müssen, die aus langer Arbeit
heraus kaputt sind. Da müssen wir unsere Antworten
schon noch einmal überprüfen.

All das haben wir uns auf die Agenda gesetzt, und es
ist im Einklang mit dem, was wir gemeinsam gemacht
haben. Ein Wackeln oder Zaudern gibt es da nicht.

Lassen Sie mich noch eines an die Linksfraktion, ins-
besondere an den Kollegen Dreibus, gerichtet sagen: Wir
sind an der Stelle nicht getrieben. Der Kollege Stiegler
und andere haben darauf hingewiesen, wie wir schon
2005 mit dem Thema der Bezugsdauer des Arbeitslosen-
geldes I umgegangen sind.


(Werner Dreibus [DIE LINKE]: Vor der Wahl oder nach der Wahl?)


Sie werden uns auch nicht damit treiben, dass Sie über
ein solches Thema erneut namentlich abstimmen lassen.
Denn eines ist völlig klar: Sozialdemokraten sind ver-
lässliche Partner.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Werner Dreibus [DIE LINKE]: Nur vor Wahlen!)


– Herr Dreibus, wir werden auf dem Parteitag unsere
Position deutlich machen. Wie sich das für einen verläss-
lichen Partner gehört – es ist mir schon klar, dass Sie an
dieser Stelle nicht so gut mitreden können –, werden wir
nach Erreichen dieser abgestimmten Mehrheitsposition
der SPD mit dem Koalitionspartner sprechen und an-
schließend entsprechend handeln. So sind wir im Gegen-
satz zu Ihnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611720200

Die Aktuelle Stunde ist damit beendet.

Interfraktionell ist vereinbart, die heutige Tagesord-
nung um die Beratung von zwei Vorlagen zu Birma auf
Drucksachen 16/6600 und 16/6611 zu erweitern und
diese jetzt als Zusatzpunkte 2 und 3 aufzurufen. – Ich
sehe, Sie sind damit einverstanden. Dann ist dies so be-
schlossen.

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(C (D Ich rufe die soeben aufgesetzten Zusatzpunkte 2 und 3 uf: P 2 Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/ CSU, der SPD und der FDP Menschenrechte und Demokratie in Birma durchsetzen – Drucksache 16/6600 – P 3 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses (3. Ausschuss)

Leibrecht, Dr. Werner Hoyer, Jens Ackermann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Den Gemeinsamen Standpunkt der EU zu
Birma/Myanmar stärken

– Drucksachen 16/5608, 16/6611 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Holger Haibach
Detlef Dzembritzki
Harald Leibrecht
Monika Knoche
Kerstin Müller (Köln)


Zu dem Antrag der Fraktionen von CDU/CSU, SPD
nd FDP liegen zwei Änderungsanträge der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Stunde vorgesehen. – Auch dazu höre

ch keinen Widerspruch. Dann ist dies so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort für die Bundes-
egierung hat der Kollege Günter Gloser.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1611720300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Nach den erschreckenden Ereignissen der ver-
angenen Wochen ist die Lage in Myanmar weiterhin
esorgniserregend. Durch die Gewaltanwendung der Mi-
itärregierung gegen die weit überwiegend friedlich de-

onstrierenden Menschen – die Rede ist von weit über
0 000 Teilnehmern am Wochenende des 22./23. Sep-
ember – sind nach bestätigten Angaben bisher 13 Tote
u beklagen. Aber wahrscheinlich ist die Zahl der Opfer
iel höher. Es gab Hunderte Verletzte.

Besonders besorgniserregend ist – auch das ist nicht
u akzeptieren –, dass inzwischen auch eine große An-
ahl einfach Beteiligter und Zuschauer der Demonstra-
ionen durch das Militärregime in Haft genommen wer-
en. Dies geschieht unter Zuhilfenahme der verhängten
ächtlichen Ausgangssperren. Die verhafteten Bürger
erden an unbekannten Orten festgehalten.

Das Regime in Myanmar hat mit einer regelrechten
erhaftungswelle auf die Meinungsäußerungen des Vol-
es reagiert. Es gab wahrscheinlich mehr als 3 000 Fest-
ahmen. Klöster wurden abgeriegelt und durchsucht.
as Regime hat die Lage nun wieder in seinem stähler-
en Griff. Die sogenannte Safran-Revolution ist vorerst
escheitert.






(A) )



(B) )


Staatsminister Günter Gloser
Unsere Informationen über das weitere Vorgehen der
Militärregierung zeigen: Das Regime geht wie vor den
Unruhen von einer Position der Stärke aus. Es will das
Heft des Handelns beim Übergang zu einer, wie es das
Regime nennt, disziplinierten Demokratie nicht aus der
Hand geben. Das an Vorbedingungen geknüpfte Ge-
sprächsangebot an Oppositionsführerin Aung San Suu
Kyi ist dabei möglicherweise nur taktischer Natur. Ein
schneller Systemwechsel, wie von einigen Teilen der ak-
tiven Auslandsopposition gefordert, erscheint in jedem
Falle in weite Ferne gerückt.

Die Bundesregierung hat die willkürlichen Verhaftun-
gen scharf verurteilt und die Regierung von Myanmar
aufgefordert, die Verhafteten freizulassen. Das gilt – das
will ich hier unterstreichen – auch für die seit langem
festgehaltene Friedensnobelpreisträgerin San Suu Kyi.
Auch die Europäische Union hat in diesem Sinne an die
Regierung von Myanmar appelliert.

Die Militärregierung muss wissen, dass ihr Verhalten
nicht folgenlos bleiben wird. Der Sicherheitsrat ist mit
dieser Angelegenheit befasst. Die Bundesregierung hat
sich mit Erfolg dafür eingesetzt, dass beim Treffen der
europäischen Außenminister am kommenden Montag in
Luxemburg über zielgerichtete Sanktionen gegen das
Regime in Myanmar beraten wird.

Unsere Position ist klar: Sanktionen müssen gezielt
gegenüber dem Militär wirken. Sie dürfen dabei die not-
leidende Bevölkerung nicht noch weiter treffen. In der
gegenwärtigen Situation bestehen unsere Optionen zum
einen in der Verschärfung der bestehenden Sanktionen
gegen das Regime in Myanmar und zum anderen in der
Verhängung neuer, zusätzlicher Sanktionsmaßnahmen.

Sie werden Verständnis dafür haben, dass ich den Be-
ratungen der Außenminister insoweit nicht vorgreifen
kann oder will. Ich möchte aber deutlich sagen, dass die
Europäische Union dem Militärregime bereits vor zwei
Wochen klar bedeutet hat, dass Gewalt gegen Unbewaff-
nete und gegen friedliche Demonstranten nicht ohne
Konsequenzen auch vonseiten der EU bleiben wird.

Die Bundesregierung setzt sich darüber hinaus dafür
ein, dass die Nachbarn Myanmars auf das Militärregime
einwirken. Aus unserer Sicht sind die Nachbarn der ei-
gentliche Schlüssel zur Lösung des Problems. Mit
„Nachbar“ ist China gemeint, aber auch Indien und
Russland. Auch die ASEAN kann in dieser Frage eine
wichtige Rolle spielen. Derzeit erfolgen in den relevan-
ten Staaten hierzu Demarchen der Vertreter der Europäi-
schen Union gegenüber den dortigen Regierungen. Da-
neben nutzen wir aber auch unsere bilateralen Kontakte.

Ein gewaltsames, militärisches Vorgehen gegen die
eigene Bevölkerung ist aus Sicht der Bundesregierung
nicht akzeptabel. Ich möchte dem Deutschen Bundestag
versichern, dass sich die Bundesregierung beim Rat der
Außenminister mit Nachdruck in diesem Sinne positio-
nieren wird.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Für die FDP-Fraktion hat jetzt das Wort der Kollege arald Leibrecht. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen! Liebe ollegen! Mit Abscheu haben wir die furchtbaren Bilder nd Berichte, die uns aus Birma erreichten, gesehen und ehört. Mit roher Gewalt und erschreckender Brutalität urden friedliche Demonstranten, darunter viele Mön he, niedergeknüppelt. Zahlreiche Tote sind zu beklagen. inmal mehr wurde deutlich, welch menschenverachtenes Regime seit vielen Jahren in Birma an der Macht ist. Dass die Situation dort vor allem in letzter Zeit sehr ngespannt war, wusste jeder, der mit Menschenrechtsrganisationen und Oppositionellen in Birma in Kontakt tand. Dass sich inzwischen sowohl der Menschenechtsrat als auch der Sicherheitsrat der Vereinten Natioen mit diesem Thema beschäftigt haben, ist zwar ein ichtiges Signal; dass aber am Ende nicht viel dabei he ausgekommen ist, ist wahrlich ein Armutszeugnis. ie mehr als schwache Resolution wird von der burmeischen Militärdiktatur wohl kaum zur Kenntnis genomen, geschweige denn als ernsthafte Drohung wahrge ommen werden. Neben anderen asiatischen Ländern unterhalten vor llem China und Indien enge Beziehungen zur Militäregierung in Birma und haben durchaus Möglichkeiten ur Einflussnahme auf das Regime. Doch gerade wegen er Haltung der UN-Vetomacht China hat es in der Resoution nicht einmal zu einer Verurteilung der schrecklihen Niederschlagung, sondern nur zu einem wachsweihen Bedauern gereicht. Was die Menschen in Birma, ie seit Jahrzehnten unter der brutalen Militärdiktatur eiden, jetzt brauchen, sind Taten und nicht schwammige esolutionen. Ich habe auf Basis meiner Kleinen Anfrage zur Situaion in Birma bereits vor einigen Monaten den Antrag Den Gemeinsamen Standpunkt der EU gegenüber irma/Myanmar stärken“ eingebracht; denn wir müssen, as Birma betrifft, gemeinsam handeln. Das ist gerade etzt wichtig, wo sich die Emissäre der Europäischen nion, der UNO, der ASEAN und der USA in Birma, ie es scheint, die Klinke in die Hand geben, ohne sich uvor auf eine gemeinsame Haltung verständigt zu haen. Es reicht nicht, bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag zu arten und zu hoffen, dass sich die Militärregierung eies Tages in Wohlgefallen auflöst. Die Bevölkerung ist öllig verarmt, während sich die Generäle die Taschen ollstopfen und das Land vollends ausplündern. Der sogenannte burmesische Weg zum Sozialismus, en das Regime 1962 eingeschlagen hat, hat das Land irtschaftlich wie moralisch ruiniert. Von der „Reis chüssel Asiens“, wie das Land einmal genannt wurde, at sich Birma zu einem bitterarmen Land zurückentwi Harald Leibrecht ckelt, in dem nach Angaben des World Food Programme viele Menschen, vor allem Kinder, chronisch unterernährt sind. Beim Bertelsmann Transformation Index, der sich unter anderem mit Korruption beschäftigt, rangiert Birma auf Platz 113 von 119 Ländern. Auf der „Rangliste der Pressefreiheit“ von Reporter ohne Grenzen reicht es zu einem unrühmlichen 164. Platz von insgesamt 168. Eine Regierung, die fast die Hälfte des Staatshaushalts für das Militär, aber weniger als 2 Prozent für das Gesundheitswesen ausgibt, hat sich wahrlich selbst diskreditiert. Sanktionen sind – das wissen wir alle – kein Allheilmittel. Doch sie können, wenn sie richtig angewendet werden, den Druck auf das Regime erhöhen. Nur wenn wir unmissverständlich signalisieren, dass wir zu schärferen Maßnahmen gegen die Mitglieder der burmesischen Militärregierung und deren Clans bereit sind, können wir auf eine Veränderung der Lage in Birma hoffen. (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611720400

(Beifall bei der FDP)

Harald Leibrecht (FDP):
Rede ID: ID1611720500

(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Wohl wahr!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


Deutschland und die EU sollten den Kreis der Personen
aus dem Militärregime ausweiten, die mit Reisebe-
schränkungen belegt werden. Diktatoren und deren An-
gehörige dürfen kein Visum für unser Land oder Europa
bekommen. Sie sind hier nicht willkommen.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Staatliche Gelder im Ausland und Auslandskonten von
Regierungsmitgliedern müssen eingefroren werden. Re-
gierungseigene Betriebe sollten keine Kredite mehr aus
der Europäischen Union erhalten.

Das sind Beispiele für einige gezielte Maßnahmen ge-
gen das Regime – wenn auch nur Nadelstiche –, die wir
unbedingt durchführen müssen. Doch ganz gleich, wel-
che Maßnahmen letztendlich beschlossen werden: Sie
greifen nur dann, wenn China, Indien und die ASEAN-
Staatengemeinschaft mitziehen.

Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die demokrati-
sche Opposition wieder Möglichkeiten bekommt, am öf-
fentlichen und politischen Leben in Birma teilzunehmen.
Aung San Suu Kyi, Friedensnobelpreisträgerin und
Symbolfigur der demokratischen Opposition, muss end-
lich aus ihrem seit Jahren fast durchgängig bestehenden
Hausarrest freigelassen werden.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wichtig ist auch die Unterstützung der Arbeit der
politischen Stiftungen. Diese leisten unter schwierigen
Bedingungen eine wichtige Arbeit. An dieser Stelle
möchte ich jedoch die Friedrich-Ebert-Stiftung bitten,
die Äußerungen ihres Delegationsleiters richtigzustellen,


(Christel Riemann-Hanewinckel [SPD]: Das hat er schon richtiggestellt! Das wird nur nicht gedruckt!)


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(C (D er laut Spiegel-Online von gestern bei einer Veranstalung der Stiftung in Rangun sagte: „Die Medien dramatisieren das hier ziemlich.“ Und: Die Generäle hätten nur mit äußerster Zurückhaltung Gewalt angewendet. ngesichts von mindestens 13 Toten, die es bei der Nieerschlagung der Proteste gab, ist dies eine zynische Äuerung. Über allen Maßnahmen – ob von internationalen Oranisationen oder Stiftungen – muss der Grundsatz steen, gemeinsam zu handeln. Weiterhin gibt es Staaten, ie umfangreiche Militärhilfe an Birma leisten. Sie lieern dem Regime Waffen, das diese dann gegen die eiene Bevölkerung einsetzt. Dies gilt es zu verurteilen. ie Europäische Union sollte sich außerdem einmal geau anschauen, welche Firmen auf welche Art und eise Geschäfte mit Birma machen, und überprüfen, ob ier nicht zum Beispiel gegen das EU-Waffenembargo erstoßen wird. Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, die Nachichten aus Birma werden spärlicher, weil das Militäregime versucht, jeglichen Kontakt zur Außenwelt zu appen. Bezüglich des Gesprächsangebotes der Militärs n die Oppositionsführerin warne ich vor verfrühter uphorie. Die Erfahrungen mit dem burmesischen Reime mahnen zur Vorsicht. Ernstgemeinte Gespräche ären zu begrüßen. Doch wer Oppositionelle und politi che Gegner brutal niederknüppelt und ermordet, hat enig mit politischem Dialog, Rechtsstaatlichkeit oder ar Demokratie im Sinn. Wir dürfen die Menschen in irma, die sich unter größter Lebensgefahr für Freiheit, ür Demokratie und vor allem für bessere Lebensbedinungen einsetzen, nicht im Stich lassen. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611720600

Holger Haibach hat jetzt das Wort für die CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1611720700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Stellen Sie
ich ein Land vor, in dem es keine Meinungsfreiheit,
eine Versammlungsfreiheit, keine Religionsfreiheit,
eine Bewegungsfreiheit, keine Rechte für Frauen und
eine Rechte für Minderheiten gibt, ein Land, in dem ein
egime Kindersoldaten rekrutiert, Kinderarbeit zumin-
est duldet, in dem es Fälle von extralegaler Tötung, Tod
n der Haft, Verschwindenlassen, Vergewaltigung, Fol-
er, Missbrauch von Gefangenen und Haft ohne Ge-
ichtsurteile aus politischen Gründen gibt. Stellen Sie
ich ein Land vor, in dem ein Regime es zulässt, dass die
hemalige Reisschüssel Asiens – dies wurde eben schon
ngesprochen – sich zu einem der schwierigsten Länder






(A) )



(B) )


Holger Haibach
hinsichtlich der Nahrungsversorgung der Bevölkerung in
Asien entwickelt hat, ein Land, in dem das Regime es
zulässt, dass über 1,6 Millionen Menschen durch das
World Food Programme ernährt werden müssen, ein
Land, das weniger als 2 Prozent – auch das wurde schon
erwähnt – für das Gesundheitswesen ausgibt, aber mehr
als 40 Prozent des Staatshaushaltes für das Militär, in
dem es jedes Jahr 97 000 neue Fälle von Tuberkulose
gibt, Malaria die häufigste Todesursache ist und 70 Pro-
zent der Menschen in Ansteckungsgebieten leben, ein
Land, in dem es in jedem Jahr wegen Aids 37 000 To-
desfälle und 600 000 Ansteckungsfälle gibt, ein Land,
das nach einer Statistik der Weltgesundheitsorganisation
den Platz 190 von 191 einnimmt. Dieses Land, meine
sehr geehrten Damen und Herren, ist Birma, das Land,
über das wir heute reden.

Wir reden heute nicht zum ersten Mal über Birma. Ich
erinnere daran, dass der Deutsche Bundestag am 6. Juni
2003 in einer einstimmig gefassten Resolution die sofor-
tige Freilassung der Oppositionsführerin Aung San Suu
Kyi forderte. Damals hatte ich ebenfalls die Gelegenheit
und die Ehre, hier sprechen zu dürfen. Heute Morgen
habe ich mir meine Rede noch einmal angeschaut; im
Grunde genommen könnte ich sie jetzt noch einmal hal-
ten, weil sich die Verhältnisse kaum verändert haben;
wenn sie sich überhaupt verändert haben, dann zum
Schlechteren. Die Ereignisse der letzten Tage, die hier
schon zur Sprache gekommen sind, zeigen eines ganz
deutlich – was ich damals gesagt habe, kann ich heute
wiederholen; es stimmt immer noch –: Der Deutsche
Bundestag kann und darf an dieser Stelle nicht schwei-
gen, sondern muss mit denen sein, die in ihrem Land für
Demokratie und Menschenrechte eintreten.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


13 bestätigte Tote, 200 unbestätigte Tote, mehrere
Tausend Menschen, die verhaftet worden sind, das Ab-
schalten des Internets – die Nachrichten kommen immer
spärlicher zu uns. Aber immerhin, es ist eine andere
Situation als noch vor 15 oder 20 Jahren, als wir viel-
leicht überhaupt keine Information über die Situation in
diesem Land bekommen hätten.

Die Frage lautet: Was können wir tun? Der Antrag,
der heute von drei Fraktionen dieses Hauses unterstützt
wird, zeigt den Weg auf, den wir gehen müssen. Nach all
den Jahren der Sanktionen ist die Frage durchaus er-
laubt, ob dieser Weg richtig ist und ob wir die richtigen
Mittel gefunden haben. Wenn ich mir die Situation in
Birma anschaue, kann ich diesen Eindruck nicht unbe-
dingt gewinnen. Nun sagen die einen, man müsse anders
mit den Sanktionen umgehen und sie vielleicht sogar
aufheben, während andere dies für falsch halten, da
Sanktionen, auch wenn sie nicht immer eine große Wir-
kung entfalten, einen symbolischen Akt darstellen, in
dem klar wird, worum es eigentlich geht.

Es ist schon wahr: Europa und Deutschland sind nicht
die größten Handelspartner des Regimes in Birma. Aber
auch wir haben eine moralische Verantwortung. Deswe-
gen ist es nach meiner Überzeugung richtig, zu sagen:

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(C (D anktionen, die sich gegen dieses Regime richten – geen das Regime und nicht gegen die Bevölkerung; das uss man ganz klar auseinanderhalten –, sind berechtigt, nd wir unterstützen das Bestreben der Bundesregieung, diese weiterhin zu verstärken. Das muss unsere ntwort auf diese Frage sein. Es ist ebenfalls richtig, dass wir darüber hinaus auf inernationaler Ebene nach Möglichkeiten suchen müssen, influss zu nehmen. Natürlich sind Länder wie China, ndien und die ASEAN-Staaten – dies ist schon dargetellt worden – wichtige Partner für Birma. 70 Prozent es Imports und 90 Prozent des Exports, wenn ich es eute Morgen richtig gehört habe, tätigt Birma mit asiaischen Staaten. Daher kommt diesen Ländern eine roße Verantwortung zu. Auch ich bedauere es außerordentlich, dass im Siherheitsrat keine klare Verurteilung der Machthaber in angun oder in der neuen Hauptstadt, in der sie sich jetzt ufhalten, möglich war. Darüber hinaus bedauere ich es, ass es im Menschenrechtsrat – dies sage ich als Menchenrechtspolitiker – nicht zu einer klaren Verurteilung ekommen ist. Zwar hat man erklärt, dass das Vorgehen er Machthaber missbilligt wird; eine Missbilligung ist mmerhin etwas mehr als Bedauern. Aber man hat nicht esagt, dass die dort stattfindenden Menschenrechtsveretzungen und deren Straflosigkeit ein Ende haben müsen. Das ist nicht Teil des Resolutionstextes gewesen. ies halte ich bei einem Gremium, das eigentlich dazu a ist, über die Menschenrechte in der Welt zu wachen, ür außerordentlich bedauerlich. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Bei all dem Negativen, was man über die Situation in
irma sagen kann, darf man aber nicht die positiven As-
ekte vergessen, die es durchaus gibt. Es ist beachtlich,
ass sich eine Organisation wie die ASEAN, die sich bis
etzt immer streng an das Prinzip der Nichteinmischung
ielt, zweimal sehr deutlich dazu geäußert hat, was in
irma passiert ist. Dass das überhaupt möglich war, hat

icherlich auch damit zu tun, dass die ASEAN-Staaten
nsgesamt versuchen, sich mehr als bisher dem Modell
er Europäischen Union anzunähern und so etwas wie
ine Verfassungscharta zu schaffen, in der Menschen-
echte und Rechtsstaatlichkeit eine große Rolle spielen
ollen.

Über diese mündlichen Verlautbarungen hinaus muss
as Ganze aber auch an Taten zu erkennen sein. Das
ird der entscheidende Lackmustest. Hier kommt es

ehr stark auf China, Indien und die ASEAN-Staaten an.
n die ganze Welt muss das Signal ausgehen – das ist

ine weitere Aufgabe, die wir der Bundesregierung mit
uf den Weg geben müssen –, dass wir diese Staaten auf-
ordern, das Ihrige zu tun, um die Situation in Birma zu
erbessern. Dieses ganz klare Zeichen muss vom heuti-
en Tag ausgehen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)







(A) )



(B) )


Holger Haibach
Man kann natürlich fragen: Muss man alles schwarz-
sehen, oder gibt es auch in Birma positive Signale? Die
Tatsache, dass der stellvertretende Arbeitsminister als
Gesprächspartner gegenüber der Opposition bzw. Aung
San Suu Kyi benannt worden ist, ist auf den ersten Blick
sicherlich ein positives Zeichen. Aber ich glaube, Kol-
lege Leibrecht hat recht, wenn er vor Euphorie warnt.
Wir müssen genau beobachten, ob das nur eine kurzfris-
tige Aktion ist, um die internationale Öffentlichkeit zu
beruhigen, oder ob das von Dauer ist und die Regierung
tatsächlich den Willen hat, sich mit der Opposition im ei-
genen Lande konstruktiv auseinanderzusetzen. Das wird
die Zukunft erweisen. Wir werden abwarten müssen, ob
es tatsächlich so kommt, wie wir es uns erhoffen.

Natürlich haben wir Aufgaben und eine Verantwor-
tung, die über die Frage von Sanktionen und über die
Frage, welche politischen Maßnahmen getroffen werden
können, hinausgehen. Es geht vor allem um die humani-
täre Hilfe zur Unterstützung der Bevölkerung. Hier be-
finden wir uns ganz eindeutig in einem Dilemma: Auf
der einen Seite wäre dieses Land durchaus in der Lage,
sich selbst zu ernähren, wenn es denn vernünftig geführt
würde. Auf der anderen Seite haben wir es mit einem Re-
gime zu tun, das sogar internationalen Organisationen
wie dem World Food Programme, die zumindest die ab-
solut notwendigen Dinge des täglichen Lebens bereitstel-
len wollen, den Zugang zu Gebieten, in denen Minder-
heiten leben, verwehrt. Birma ist reich an verschiedenen
Bodenschätzen. Eigentlich wäre dieses Land also in der
Lage, mit seinem Haushalt zurechtzukommen. Trotz al-
ledem müssen wir im Bereich der Entwicklungszusam-
menarbeit das eine oder andere tun; darauf wird der Kol-
lege Klimke sicherlich noch zu sprechen kommen.

Bei aller Kritik an der Haltung Chinas, die ich, so-
wohl was die UN-Resolution als auch was den Men-
schenrechtsrat betrifft, voll und ganz teile, kann man ei-
nes feststellen: China hat geholfen, als es um die
Einreise des Sondergesandten des UN-Generalsekretärs
Ban Ki-moon nach Birma ging. Ich glaube, an diesem
Punkt muss man sagen: Hier gibt es ganz offensichtlich
zumindest eine gewisse Form der Verantwortung. Natür-
lich hat China eigene Interessen, was den Zugang zum
Meer, die Bodenschätze und viele andere Aspekte an-
geht. Aber ich glaube, dass es hier zumindest ein gewis-
ses Mindestmaß an Verantwortung gibt. Dass das mehr
sein könnte, bestreitet niemand. Dass man Druck aus-
üben muss, bestreitet auch niemand. Aber an dieser
Stelle wirken wir nur mittelbar. Wir sind nicht diejeni-
gen, die das Heft des Handelns in der Hand haben. Das
entbindet uns allerdings nicht von unserer moralischen
Pflicht, etwas zu unternehmen.

Genauso wie die Bemühungen der Regierung von
Birma einer kritischen Überprüfung daraufhin unterzo-
gen werden müssen, ob sie von Dauer sind und aufrecht-
erhalten werden, muss man auch beobachten, wie die
Äußerungen, die von den ASEAN-Staaten getroffen
worden sind, zu ihrer Politik der kommenden Wochen
und Monate passen, vor allem vor dem Hintergrund,
dass sich diese Organisation im November dieses Jahres
in ihrer Charta zu Menschenrechten und Rechtsstaatlich-
keit bekennen will.

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(C (D Ich denke, unsere Aufgabe ist, die Bundesregierung u unterstützen und ihr den Rücken zu stärken, wenn sie afür kämpft, dass in Birma eines Tages demokratische nd friedliche Verhältnisse herrschen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611720800

Ich erteile Michael Leutert das Wort für Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611720900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s ist völlig klar: Auch die Linke verurteilt die Ereig-
isse und Zustände in Birma ohne Wenn und Aber. Die
iste der Menschenrechtsverletzungen – Todesstrafe,
olter, Hinrichtungen, auch extralegale Hinrichtungen,
ehlende Meinungsfreiheit, Zwangsarbeit, Zwangsum-
iedlung, Kindersoldaten – ist lang, sodass wir uns hier
och viele Stunden mit Birma beschäftigen könnten.

Wir haben heute zwei Anträge zu Birma vorliegen, in
enen es wieder um Verurteilung und Sanktionen geht.
anktionen haben natürlich das Problem – dies ist ange-
prochen worden –, dass sie nur bedingt erfolgreich sind
nd hin und wieder die Falschen treffen. Ich möchte des-
alb aufzeigen, was wir über Sanktionen und Verurtei-
ung hinaus ganz praktisch tun können. Ich stelle Ihnen
ie Frage: Stimmen bei uns im Hinblick auf Birma Wort
nd Tat überein? Ich muss leider zu dem Ergebnis kom-
en: Auch das ist ein trauriges Kapitel. Pro Asyl hat
das dürfte bekannt sein – mitgeteilt, dass im ersten
albjahr 2007 77 Menschen aus Birma in Deutschland
syl beantragt haben. Noch Anfang des Jahres lag die
nerkennungsquote bei circa 98 Prozent. Seit Anfang
es Sommers hagelt es Ablehnungen.

Man muss die Frage stellen: Was ist im Februar oder
ärz dieses Jahres passiert? Dazu gibt es einen interes-

anten Artikel vom 9. Oktober dieses Jahres auf Spiegel-
nline, in dem es genau um diese Sache geht. Doch zu-
or noch einmal zu Pro Asyl. Pro Asyl schreibt, es gebe
ine neue Entscheidungsgrundlage des Auswärtigen
mtes für Asylverfahren. Darin heiße es:

Nach Kenntnissen des Auswärtigen Amtes stellt
eine abweichende politische Überzeugung in
Myanmar keinen Straftatbestand dar und führt nicht
unmittelbar zu Repressalien und Verfolgung …


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich!)


as ist dieses Jahr im März herausgegeben worden.

Jetzt stellt sich einfach die Frage: Wie kommt das
uswärtige Amt im März 2007 zu dieser neuen Bewer-

ung? Es grenzt doch an Zynismus, so etwas über ein
and zu schreiben, in dem eine Verfassung nicht einmal
xistiert – ich muss das nicht weiter ausbreiten. Interes-
ant an besagtem Spiegel-Online-Artikel ist, dass dort
teht, dass die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung – eine






(A) )



(B) )


Michael Leutert
Stiftung mit ehrenwerten Zielen; das will ich nicht be-
streiten – Gespräche in Birma geführt hat, eines im Sep-
tember 2006 und, komischerweise, eines im Februar
2007. Nun kann das alles Zufall sein. Aber merkwürdig
ist es schon: Die politischen Verhältnisse verändern sich
nicht, im Februar gibt es Gespräche, und im März
schätzt das SPD-geführte Außenministerium die Lage
völlig anders ein, jeder Realität widersprechend.

Ich muss diesen Zusammenhang deshalb herstellen,
weil ich in den letzten zwei Jahren in anderen Fällen
mitbekommen habe, dass so etwas hier gang und gäbe
ist. Ich erinnere an Usbekistan: 2005 sind in Andischan
mehr als 800 Menschen niedergemetzelt worden. Trotz-
dem zahlt die Bundesregierung auch 2006 mehrere Mil-
lionen Euro Wirtschaftshilfe. Warum?


(Ute Kumpf [SPD]: Das ist ein ganz gefährliches Pflaster, auf dem Sie sich da bewegen! Typisch Linke! Einfach einmal etwas behaupten!)


Die Bundeswehr unterhält einen Flughafen in Termes,
der für die Verlegung von Truppen wichtig ist. Der Fall
Zammar ist bekannt – der Untersuchungsausschuss tagt
ja noch –: Im Juni 2002 werden Ermittlungsverfahren
gegen syrische Geheimdienstler eingestellt, und im No-
vember 2002 fahren Ermittlungsbeamte von BKA und
BND in den syrischen Folterknast, um den Deutschsyrer
Zammar dort zu vernehmen. Kann es da einen Zusam-
menhang geben?


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Zu Birma? Nein!)


Diese Frage möchte ich hier gerne in den Raum stellen.

Damit kommen wir zu den ganz praktischen Schrit-
ten, die man machen könnte – abseits von Verurteilung
und Sanktionen, die natürlich wichtig sind –: Wäre es
möglich, dass die von mir zitierte Einschätzung des Aus-
wärtigen Amtes zurückgezogen wird


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


und dass Asylbewerber aus Birma anerkannt werden?
Zurückziehen ist eigentlich zu wenig: Die Bundesregie-
rung müsste sich für diesen Fehltritt entschuldigen!


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Waffenlieferungen im Zusammenhang mit China und
Indien sind angesprochen worden; damit bin ich beim
nächsten Punkt. Es ist richtig, China und Indien dafür zu
kritisieren. Auch wir kritisieren das. Es geht nicht, dass
ein solches Regime, eine solche Militärdiktatur, durch
Waffenlieferungen unterstützt wird.

Amnesty International berichtet aber zum Beispiel von
folgender Sache – Indien liefert demnächst einen Militär-
hubschrauber an das Regime in Birma; ich zitiere –:

Zentrale Komponenten des Systems – an dessen Ent-
wicklung deutsche Unternehmen beteiligt waren –
stammen aus europäischen Staaten: Hydraulische
Einheiten, Getriebe und Treibstofftanks kommen

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(C (D aus Großbritannien, Motoren aus Frankreich und Bremssysteme aus Italien. Aber auch die möglichen Waffensysteme des Hubschraubers stammen aus Europa. So wird der ALH mit Raketenwerfern aus Belgien, Geschützen und Raketen aus Frankreich und Selbstschutzausrüstung aus Schweden angeboten. Wäre es nicht möglich, dass wir hier im Bundestag eschließen, dass sich die Regierung dafür einsetzen oll, dass diese Untergrabung des EU-Waffenembargos nterbleibt, und dass deutsche Firmen natürlich mit anktionen belegt werden, wenn sie daran beteiligt sind? (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as wären doch konkrete Schritte, die wir hier heute be-
chließen könnten.

Wenn das, was ich gerade angesprochen habe, in die
eschlusstexte einfließen würde, dann würden Wort und
at meines Erachtens übereinstimmen und dann würde
uch die Linke den vorliegenden Anträgen zustimmen.

Ich danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611721000

Für Bündnis 90/Die Grünen hat jetzt Kerstin Müller

as Wort.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ach den hoffnungsvollen Tagen der Demokratiebewe-
ung herrscht leider Friedhofsruhe in Birma. Die Junta
at gezeigt, dass sie weiterhin bereit ist, über Leichen zu
ehen, um ihre Macht zu sichern. Ich erinnere an 1988:
000 friedliche Protestierer sind damals im Kugelhagel

estorben. Jetzt spricht man von 13 Toten. Tatsächlich
ind es wahrscheinlich viele Hundert Tote, darunter viele
önche. Die Oppositionsbewegung spricht davon, dass
ehr als 6 000 Menschen inhaftiert wurden. Die Razzien

auern an. Man erfährt leider nur noch sehr wenig, weil
as Internet gekappt und jede journalistische Bericht-
rstattung brutal unterbunden wurde. Der systematische
insatz von Zwangsarbeit und eine riesige Armee von
00 000 Soldaten, die 40 Prozent des Staatshaushalts
erschlingt – all dies dient der Sicherung der Macht und
er Ausplünderung der Ressourcen.

Ich schließe mich den Vorrednerinnen und Vorrednern
n: Wir alle, der gesamte Deutsche Bundestag, müssen
egenüber der Militärjunta ein ganz deutliches Zeichen
etzen: Erstens. Wir verurteilen diese brutale Nieder-
chlagung der friedlichen Massendemonstrationen.
weitens. Wir fordern die Freilassung aller politischen
efangenen, vor allen Dingen der Oppositionsführerin
ung San Suu Kyi. Drittens. Wir fordern einen friedli-

hen Übergang zur Demokratie und einen echten Dialog
es Regimes hierüber, wie es Aung San Suu Kyi einmal
ormuliert hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)







(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

Herr Gloser, damit bin ich beim Rat der Außenminis-
ter am Montag, dem Sie ja nicht vorgreifen wollen. Inso-
fern haben wir noch viel Spielraum, hier Vorschläge da-
für zu machen, was dort beschlossen werden könnte. Ich
denke, das Vorgehen der Junta muss ganz klar verurteilt
werden; das dürfte unumstritten sein. Klar muss auch
sein, dass sich die Europäische Union gemeinsam und
geschlossen dafür einsetzen muss, dass endlich auch der
Sicherheitsrat das Vorgehen der Junta und die schweren
Menschenrechtsverletzungen in Birma verurteilt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir brauchen ein internationales Waffenembargo – und
nicht nur eines der Europäischen Union. Wir brauchen
eine Verschärfung der EU-Sanktionen gegen die Militär-
junta, wobei klar ist, dass die bisherigen Sanktionen leider
ins Leere laufen, weil einerseits Investitionen in den Roh-
stoffsektor größtenteils ausgespart werden – wie wir
heute im Ausschuss gehört haben, soll das jetzt verändert
werden – und weil sie andererseits in verschärfter Form
von China, aber auch von Indien und den ASEAN-Staaten
unterlaufen werden.

Die EU-Sanktionen haben eine eher symbolische
Funktion; Herr Haibach, Sie haben das angesprochen.
Ich denke aber trotzdem, dass wir uns zum jetzigen Zeit-
punkt für eine Verschärfung aussprechen sollten, wie
dies die Opposition fordert, weil dies in einem solchen
Moment auch ein Zeichen der internationalen Solidarität
ist, wohl wissend, dass es Symbolik ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Jetzt komme ich zu Ihrem Antrag. Sie haben sich hier,
Herr Haibach, sehr klar für eine Verschärfung der Sank-
tionen ausgesprochen. Ich verstehe nicht, warum Sie als
Koalition sich in Ihrem Antrag um eine klare Ansage he-
rumdrücken. Da taucht nämlich das Wort „Sanktion“
überhaupt nicht auf. Ich meine, wenn die Bundesregie-
rung für eine Verschärfung der Sanktionen ist, wenn,
Herr Gloser, die Bundesregierung sich am Montag dafür
einsetzen wird, dass das passiert, dann, finde ich, muss
das auch klipp und klar im Bundestag festgestellt wer-
den, und dann gehört das in den Antrag.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir stimmen dem Antrag der FDP zu; es ist ein sehr
guter Antrag. Es liegt jetzt ein Änderungsantrag vor.
Wenn Sie dieser Meinung sind, dann können Sie den
Koalitionsantrag an dieser Stelle sinnvoll ergänzen.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Machen wir!)


Ich will ganz klar sagen: Verschärfte Sanktionen dür-
fen natürlich nicht zu einer politischen Ersatzhandlung
werden. Wir alle wissen, China ist der Schlüssel. China
ist zurzeit noch der Garant für das Überleben des Re-
gimes. Es liefert Waffen, darf im Gegenzug die Ressour-
cen des Landes plündern und erhält den strategisch
wichtigen Zugang zum Indischen Ozean. Das ist der ei-
gentliche Grund, warum China bisher jede Resolution

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(C (D egen die Junta im Sicherheitsrat – so auch jetzt wieder – erhindert hat. Seine erklärte Nichteinmischungspolitik st dabei nichts anderes als knallhart kalkulierte Machtnd Interessenspolitik. Deshalb darf sich die internationale Gemeinschaft icht nur auf die Sanktionen gegenüber Birma konzenrieren, sondern muss eine ganz deutliche Sprache geenüber China sprechen. Da liegt der Schlüssel. Ist es ereit, internationale Verantwortung zu übernehmen, nd würdig, nächstes Jahr zur Olympiade die Welt zu ast zu haben, oder ist China weiterhin, wie 1989 auf em Tiananmen-Platz, entschlossen, für seine Interessen ber Leichen zu gehen, diesmal in Birma? Liebe Kolleinnen und Kollegen, ich glaube, das ist die Frage, und iese Frage muss die Europäische Union China ganz entchlossen und klar stellen, und zwar in dem kleinen Zeitenster, das uns bis zur Olympiade bleibt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Die ASEAN-Staaten wurden erwähnt. Wir brauchen
lso eine internationale diplomatische Initiative. Die
SEAN-Staaten haben ja für ihre Verhältnisse relativ

charf Kritik geübt. Genau daran muss meines Erachtens
ie internationale Gemeinschaft anknüpfen; sie muss
ersuchen, eine entsprechende Initiative auf den Weg zu
ringen.

Ich glaube, das Beispiel Darfur hat gezeigt, dass
ruck und Diplomatie sich nicht ausschließen. Das hat
ei China Wirkung gezeigt. In Darfur haben sie einen
urswechsel eingeleitet.

In diesen Tagen warnen die burmesischen Mönche,
ass sie, sollte China eine Verurteilung der Junta im Si-
herheitsrat wieder ablehnen, zu einem Olympia-Boy-
ott aufrufen werden. Ich meine, wir müssen uns dem
oykott nicht anschließen. Dafür ist, finde ich, jetzt der
eitpunkt noch nicht da. Aber wir müssen ganz klar das
eitfenster bis zur Olympiade für diplomatische Initiati-
en nutzen, damit es zu einer klaren Bewegung hin zu
iner demokratischen Entwicklung auch in Birma
ommt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der CDU/CSU)


Im Antrag der Koalition vermisse ich Aussagen zu
en EU-Sanktionen, zum Waffenembargo und zu einer
otwendigen Resolution des Sicherheitsrates. Deshalb
aben wir einen Änderungsantrag eingebracht. Dem
önnen Sie, wenn Sie eigentlich dieser Meinung sind,
ie hier betont, zustimmen.

Ich will auch noch – wie der Kollege von der Linken –
ehr klar auf das Thema Asylanerkennung zu sprechen
ommen. Es wurde uns heute im Ausschuss gesagt, Herr
loser, heute würde man sicherlich zu einer anderen Be-
ertung der Lage kommen. Das kann doch nicht sein.
ir haben hier in den letzten Tagen ein brutales Nieder-

chlagen einer Demokratiebewegung beobachtet und
iskutiert. Da kann es doch nicht sein, dass es eine sol-
he Auskunft des Auswärtigen Amtes gibt, die dazu
ührt – das steht in allen Asylbescheiden drin; ich habe






(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

früher viel damit zu tun gehabt; das ist für das Bundes-
amt für Migration und Flüchtlinge wie in Stein gemei-
ßelt –, dass der Schalter umgelegt wird und die Leute
nicht mehr anerkannt werden. Angesichts dessen erwarte
ich vom Auswärtigen Amt, dass das eingestellt wird,
einfach eingestellt wird, aus dem Verkehr gezogen wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


Das können Sie. Dazu brauchen Sie noch nicht einmal
den Außenminister. Das ist ja nun wirklich eine Sache,
bei der man zeigen kann: Wir liegen hier falsch; wir
müssen heute zu einer anderen Bewertung kommen.
Auch das ist eine ganz konkrete Form der internationa-
len Solidarität, die die Exilopposition, aber auch die De-
mokratiebewegung von uns erwarten kann. Dass wir ge-
flohenen Burmesen – sie haben es schwer genug – Asyl
gewähren, ist eine Form der praktischen Solidarität.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611721100

Frau Kollegin, Sie müssen bitte zum Schluss kom-

men.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Ich hoffe, dass wir das in Zukunft gemeinsam deut-
lich machen werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611721200

Der Kollege Detlef Dzembritzki hat jetzt das Wort für

die SPD-Fraktion.


Detlef Dzembritzki (SPD):
Rede ID: ID1611721300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Ereignisse der letzten Wochen in Birma haben der
Welt eindringlich die Natur eines Militärregimes vor Au-
gen geführt, das dieses Land seit vielen Jahren be-
herrscht und unterdrückt und eine positive Entwicklung
verhindert. Dafür, dass Birma endlich in den Fokus der
internationalen Aufmerksamkeit gerückt ist, haben die
Menschen einen hohen Preis gezahlt: Tote, Verwundete,
Massenverhaftungen und Menschenrechtsverletzungen
sind zu beklagen.

Die Lage der burmesischen Bevölkerung ist nicht erst
seit einigen Monaten so schlimm; das ist bereits seit
Jahrzehnten der Fall. Deswegen, Frau Kollegin Müller,
erkläre ich eindeutig, dass ich für Ihre Aussagen in Sa-
chen Asyl viel Verständnis habe und dass wir uns nicht
damit abfinden können, dass im Februar 2007 eine sol-
che Aussage, wie sie vom Kollegen Leutert getroffen
worden ist, möglicherweise der Maßstab für zukünftiges
Handeln sein sollte. Ich hätte 2007 eine solche Entschei-
dung nicht für richtig gehalten, um das deutlich zu sa-
gen. Denn ich finde, es ist richtig, dass wir in dieser
Frage nicht das Trennende, sondern die Gemeinsamkei-
ten betonen.

In diesem Zusammenhang habe ich mich – ich habe
dabei meine Freundinnen und Freunde von den Grünen

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(C (D m Blick – über die scheinbare Häme in Sachen FES geundert, lieber Kollege Trittin. Der Friedrich-Ebert-Stif ung irgendwelche Dinge zu unterstellen, die darauf hiauslaufen könnten, sich mit den Ereignissen in Birma u identifizieren, oder als Schutzbehauptung anzuführen, ass das irgendwie zu rechtfertigen sei, ist geradezu aburd. Selbst in Spiegel-Online wird das festgestellt: Die Friedrich-Ebert-Stiftung als Unterstützer eines Regimes, das auf unbewaffnete Demonstranten schießen lässt? Das Mönche verprügeln und ermorden lässt? Das ist absurd. Denn die FES hat wesentlich zur Stärkung der Regimekritiker beigetragen: Sie half, den Radiosender der burmesischen Exilopposition in Oslo aufzubauen. Und im Land unterstützt sie Projekte, die der Opposition nahe stehen. Herr Hauswedell, der erwähnte pensionierte Diploat, hat klipp und klar gesagt, dass er falsch zitiert wor en ist und diese Aussagen so nicht getroffen hat. Ich ill nicht verschweigen, dass es schwierig ist, in solchen ituationen die richtigen Schritte zu unternehmen. Aber ch denke, dass von uns allen die wichtige Arbeit, die on der Stiftung geleistet wird, nicht infrage gestellt erden sollte. Möchten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Müller ulassen? Ja, das ist ein wichtiger Punkt. Bitte schön. Kerstin Müller EN)


(Beifall bei der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611721400
Detlef Dzembritzki (SPD):
Rede ID: ID1611721500
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611721600
Vielen Dank, Herr Dzembritzki. – Es ist klar, dass ich

er FES oder der SPD nicht unterstelle, das Regime un-
erstützen zu wollen. Darum geht es nicht. Trotzdem will
ch noch einmal nachhaken; denn auch die FAZ und an-
ere Zeitungen haben berichtet, dass eine Vermittlungs-
nitiative unter der Leitung des früheren Asienbeauftrag-
en der Bundesregierung Hauswedell, die sozusagen
nter dem Dach der FES und parallel zu den Bemühun-
en der UNO, aber auch zu den Diskussionen um schär-
ere Sanktionen erfolgt ist, bei Briten, Franzosen und Ita-
ienern zu Erstaunen und scharfer Kritik geführt hat. Ich
itiere: „Wie kann man in dieser Lage ein Zeichen der
nnäherung setzen wollen?“

Teilen Sie meine Auffassung, dass – selbst wenn die
bsicht grundsätzlich richtig war – der gewählte Zeit-
unkt einer Annäherung bzw. einer Vermittlungsinitia-
ive an der Europäischen Union und der UNO vorbei un-
assend war?






(A) )



(B) )


Detlef Dzembritzki (SPD):
Rede ID: ID1611721700

Verehrte Frau Kollegin, wichtig ist mir, zuallererst

festzuhalten, dass sich Herr Hauswedell selbst geäußert
hat und die ihm unterstellten Äußerungen zurückgewie-
sen hat. Wenn wir zum jetzigen Zeitpunkt darüber disku-
tieren, dann ist sicherlich festzuhalten, dass die Situa-
tion, verursacht durch die stattgefundenen Ereignisse im
Lande, schwierig ist. Es gibt kein Missverständnis da-
rüber, dass es zum augenblicklichen Zeitpunkt nicht
sinnvoll ist – das gilt für beide Institutionen –, Vermitt-
lungsvorschläge zu machen. Vielmehr kommt es darauf
an, dass die Länder der Europäischen Union gemeinsam
handeln.

Damit kommen wir zum entscheidenden Punkt. Es ist
sicherlich schwierig, darüber ohne Missverständnisse zu
diskutieren. Sie selbst haben eben darauf hingewiesen,
dass Sanktionen, wenn sie so unterlaufen werden, wie es
in Birma der Fall ist, nicht wirken. Im Gegensatz zu Ih-
nen bezweifle ich sogar den symbolträchtigen Charakter
solcher Sanktionen. Wir müssen konstatieren, dass wir
mit allen Maßnahmen, die wir seit 1996 ergriffen haben,
keine Verbesserungen für die Menschen in Birma er-
reicht haben. Wichtig ist, dass wir trotz des vorhandenen
Problemdrucks Entscheidungen treffen, die uns Kon-
takte zu den Menschen sowie insbesondere zur Oppo-
sition und zu den Institutionen im Lande ermöglichen
– ich denke in diesem Zusammenhang auch an die Min-
derheiten –, die sich hier um einen Dialog bemühen. Im
Augenblick findet kein Dialog statt. Es kommt im Au-
genblick nicht darauf an, darüber nachzudenken, was
man nicht machen will. Vielmehr müssen wir Chancen
eröffnen, den Dialog in diesem Land zu führen.

Es wurde zu Recht darauf hingewiesen, dass der
Schlüssel zur Problemlösung in Birma/Myanmar in der
Region selbst liegt. Wir müssen von europäischer Seite
dazu beitragen, dass Länder wie China oder Indien sich
in ihrem Verhalten gegenüber diesem Land grundsätz-
lich ändern und ihre Interessen nicht mehr zulasten der
dort lebenden Menschen wahrnehmen. Deswegen wird
es darauf ankommen, China als Vetomacht im UN-
Sicherheitsrat dazu zu bewegen, eine andere Regional-
politik zu betreiben. Hoffen lässt, dass die ASEAN-Län-
der – anders als vor Jahren – nicht mehr den Standpunkt
vertreten, dass es hier um Nichteinmischung geht. Viel-
mehr hat Birma deutliche Signale bekommen. Ich erin-
nere daran, dass es nicht den Vorsitz in der ASEAN-
Region übernehmen durfte. Indonesien hat sich im Ge-
gensatz zu anderen Ländern massiv dafür eingesetzt, das
Thema Birma/Myanmar auf die Tagesordnung der IPU
zu setzen. Die IPU hat sich damit intensiv auseinander-
gesetzt und eine Resolution zur Missbilligung der Zu-
stände in Birma verabschiedet. Es ist ein gutes Signal,
dass man innerhalb der Region verstärkt Verantwortung
übernimmt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Die Europäische Union hat Sanktionen ausgespro-
chen, aber sechs Länder der Europäischen Union treiben
– ich bedauere das sehr, ich denke, hier müssen wir uns
an die eigene Nase fassen – laut Amnesty-International-

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(C (D ericht, auf den Sie zu Recht verwiesen haben, quasi andel, auch Waffenhandel, mit Birma/Myanmar. Das onterkariert alle unsere Bemühungen, die wir Parlaentarier unternehmen; denn sie sind dann nicht mehr ls Lippenbekenntnisse und helfen den Menschen im and in keiner Weise. Aus diesem Grunde wird es wich ig sein, bei den Regierungsgesprächen bzw. den Außeninistergesprächen darauf hinzuweisen, dass man nur orankommen wird, wenn man Sanktionen solidarisch msetzt und gemeinsam trägt. Nur mit gemeinsamem Handeln werden wir uns eine hance erarbeiten, auf die regionalen Akteure wie China nd Indien Einfluss zu nehmen; denn ohne deren Mitilfe und Mittun wird es nicht zu einer Veränderung in irma/Myanmar kommen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611721800

Jürgen Klimke hat jetzt das Wort für die CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Jürgen Klimke (CDU):
Rede ID: ID1611721900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

rotz aller Warnungen, trotz aller Appelle und trotz Dro-
ungen seitens der Europäer, der USA und auch der
NO haben die Generäle ab dem zehnten Tag der De-
onstrationen begonnen, mit Gewalt den Aufstand der
ewaltlosen niederzuknüppeln. Im Moment ist es offen-

ichtlich ruhig in den Straßen von Rangun, aber wir soll-
en uns nicht täuschen lassen: Auch heute noch gibt es
rügeleien im Geheimen, auch heute noch wird gefol-

ert, und auch heute noch werden Todesopfer in Kauf
enommen. Wir wissen, dass die Junta nicht davor zu-
ückscheut, am Rande der Stadt Internierungslager ein-
urichten, deren humanitäre Zustände katastrophal sein
ollen.

Doch was zeigt sich darin, außer der Dummheit, die
eder Brutalität innewohnt? Etwa Stärke, etwa Überle-
enheit? Von wegen. Die Eskalation der Gewalt ist
ichts anderes als der Beweis der Ohnmacht eines Re-
imes, das das Land seit Jahrzehnten ausgebeutet hat, je-
en Kredit verspielt hat, das ehedem reichste Land Süd-
stasiens – das muss man immer wieder deutlich machen –
irtschaftlich völlig ruiniert und Parteien und Gewerk-

chaften zerschlagen hat. Es hat sich aus Angst vor dem
olk auf Anweisung der Götter aus der Hauptstadt
angun in den Dschungel zurückgezogen. Die Armee ist
is an die Zähne bewaffnet. Tausende von Menschen
ind ins Gefängnis geworfen worden, und man hat die

enschen zu Zwangsarbeit im Straßenbau und in Stein-
rüchen verurteilt. Mit welchem Erfolg?

Viele der jungen Mönche und viele andere Teilneh-
er der Demonstrationen, die sich dem Militär todesmu-

ig entgegengestellt haben, waren beim Aufstand 1988
aum geboren. Sie kennen nichts anderes als diese raff-
ierige Bande von Soldatenkönigen, wie sie die Regie-






(A) )



(B) )


Jürgen Klimke
rung ironisch nennen. Sie haben keinerlei Kontakte ins
Ausland, keine Vorstellung von Wohlstand, von Demo-
kratie oder Pressefreiheit. Sie wollen sich aber auch
nicht an das Gegenteil gewöhnen. So pathetisch es
klingt: An der sogenannten Safranrevolution zeigt sich,
dass sich der menschliche Drang nach Freiheit nicht
aberziehen und sich auf Dauer auch nicht unterdrücken
lässt. Deshalb ist es unbedingt notwendig, dass wir die
aufbegehrende Bevölkerung Myanmars unterstützen,
und zwar mit allen Mitteln, die Deutschland und die EU
haben.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Der von den Koalitionsfraktionen eingebrachte An-
trag leistet dazu einen Beitrag. Er ist eine unbedingt not-
wendige Reaktion auch des Deutschen Bundestages auf
diese Vorkommnisse. Insbesondere der Verweis auf die
Resolution des UN-Menschenrechtsrats zeigt, dass das
Vorgehen der Militärregierung verurteilt wird. Wir unter-
stützen in diesem Zusammenhang auch den UN-Sonder-
gesandten Gambari, dem es anscheinend gelungen ist,
das Militärregime davon zu überzeugen, den Arbeitsmi-
nister als Gesprächspartner der Friedensnobelpreisträge-
rin zu installieren. Das ist ein großes Zeichen; denn zum
ersten Mal wird sie als offizielle Gesprächspartnerin der
Militärs anerkannt. Ihre Auftritte im Fernsehen unter-
streichen das. Von besonderer Bedeutung ist auch die
EU-Troika. Sie hat gegenüber China einen Erfolg erzielt,
den ich unserem Außenminister, der im Rahmen der
UN-Vollversammlung sehr eindringlich mit dem chine-
sischen Außenminister über Myanmar gesprochen und
die Haltung Deutschlands und der EU deutlich gemacht
hat, zuschreibe.

Von entscheidender Bedeutung zur Ausgestaltung der
diplomatischen Möglichkeiten sehe ich vor allen Dingen
die Frage der Sanktionen. Das Auswärtige Amt verfolgt
im Rahmen einer Kompromisslinie innerhalb der Euro-
päischen Union eine Strategie von Sanktionen und An-
reizsystemen. In diesem Zusammenhang wird auch von
einer Verschärfung der Sanktionen gesprochen. Ver-
schärfung ja, aber dann direkt gegen das Militär und
hundertprozentig von allen auf internationaler Ebene,
nicht aber gegen die Menschen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Insofern wundere ich mich ein bisschen über Ihren An-
trag, Frau Müller, in dem Sie von den Grünen als die
selbst ernannten Hüter der Menschenrechte von einer
– unspezifizierten und undefinierten – Verschärfung der
EU-Sanktionen gegenüber Myanmar sprechen und darin
offensichtlich auch die Menschen einbeziehen wollen.

Da kann ich nur fragen: Wissen Sie, welche dramati-
schen Folgen die bisherigen Sanktionen für die Zivilbe-
völkerung haben? Ich will versuchen, es Ihnen zu erklä-
ren. Es geht dabei nicht um die Frage: Sanktionen – ja
oder nein? Es geht um die Frage: Wie schütze ich die
Zivilgesellschaft?

Zuallererst ist die Militärjunta für die dramatische
Lage der 56 Millionen Menschen in Myanmar verant-
wortlich. Krankheiten, fehlende Elementarbildung und

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(C (D ie Vernichtung der natürlichen Ressourcen sind nur eiige Probleme, mit denen die Menschen zu kämpfen haen. Wenn Sie mit der Myanmar Community hier in eutschland sprechen, werden Sie hören, dass mit den anktionen in den letzten Jahren nicht unbedingt das ereicht wurde, was man erwartet hatte und was man erreihen wollte. Die Entwicklungsfähigkeit der Zivilbevölerung wurde behindert, und damit wurde auch eine achhaltige Stärkung der oppositionellen Kräfte unmögich gemacht. Wenn nicht alle mitmachen, dann läuft es eben darauf inaus, dass die Generäle nach New York, nach London der nach Frankfurt reisen, auch wenn es ihnen mögliherweise verboten ist. Sie müssen aber auch gar nicht eisen, weil ja in Singapur alles zur Verfügung steht: rankenhäuser, Universitäten und Banken. Es wurde chon erwähnt, welche Firmen die Handelsbeschränkunen unterlaufen haben. Wenn Global Player wie zum eispiel Total einträgliche Ölgeschäfte mit den Militärs n Myanmar machen, dann muss man feststellen, dass uch die Wirtschaftssanktionen der EU nichts oder nur enig erreicht haben. Meine Damen und Herren, die anktionen müssen die Machthaber treffen – ich sage es och einmal – und nicht die Menschen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Wie könnte eine neue Linie aussehen, die ganz ein-
eutig die Situation der entwicklungspolitischen Lage in
yanmar berücksichtigt? Wie behalten wir einen Fuß in

er Tür und bleiben weiter im Gespräch, auch mit der
ilitärjunta? Deutschland muss dazu beitragen, dass die
nreizmechanismen, die es in Art. 3 des Gemeinsamen
tandpunktes der EU gegenüber Myanmar ja gibt, ge-
utzt werden, weil damit Myanmar eine Perspektive ge-
eben wird und gleichzeitig die zivilen Strukturen ge-
tärkt werden. Deswegen sollte die Bundesregierung auf
er Sitzung des Europäischen Rates am 15. November
afür eintreten, dass Art. 3 des Gemeinsamen Stand-
unktes vollständig erhalten bleibt. Die diversen deut-
chen NGOs und Stiftungen müssen ebenso wie die EU
nd die UNO durch das Entwicklungsministerium befä-
igt werden, mehr und größer angelegte Projekte im
nteresse der Menschen durchzuführen. Art. 3 erlaubt
ns, mehr zu tun im Bereich Bildung, im Bereich der hu-
anitären Hilfe, im Bereich von Biodiversität und auch

ei der Streitschlichtung innerhalb der Zivilgesellschaft.
ir stärken damit die Mobilisierung von unten, die mög-

icherweise auch auf die mittleren Führungsebenen und
ie jüngeren Mitglieder der Militärjunta durchschlagen
önnte.

Grundsätzlich halte ich es auch für notwendig, Mehr-
arteiengespräche, ähnlich wie sie im Zusammenhang
it Nordkorea geführt worden sind, auch gegenüber
yanmar durchzusetzen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611722000

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Ende.


Jürgen Klimke (CDU):
Rede ID: ID1611722100

Ja, Frau Präsidentin. – Meine Damen und Herren, die
önche haben keine anderen Waffen genutzt als ihre






(A) )



(B) )


Jürgen Klimke
leeren Reisschüsseln, die sie im Angesicht der Soldaten
umgedreht haben. In keiner anderen Geste zeigt sich
deutlicher ihre moralische Macht. Lassen Sie uns den
Menschen helfen und sie nicht durch Sanktionen deut-
lich weiter isolieren. Wie immer das Kräftemessen aus-
geht, noch blutiger oder vielleicht doch einem Kompro-
miss für die Menschen: In Wahrheit haben die
Menschen, in Wahrheit hat das Volk schon gewonnen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611722200

Zu einer Kurzintervention erhält jetzt der Abgeord-

nete Gloser das Wort. Bitte schön.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1611722300

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich möchte auf die

Ausführungen der Kollegin Müller und des Kollegen
Leutert eingehen.

Diese Pressemeldung war unvollständig. Der generel-
len Anfrage lag ein bestimmter Sachverhalt zugrunde.
Man hat darauf geantwortet, ohne dem Motto „Wenn
man einen Asylantrag stellt, dann hat das in dem ent-
sprechenden Land keine Konsequenzen“ zu folgen. Viel-
mehr hat man ausdrücklich festgestellt – ich zitiere –:

Nach Kenntnissen des Auswärtigen Amtes stellt
eine abweichende politische Überzeugung in
Myanmar keinen Straftatbestand dar und führt nicht
unmittelbar zu Repressalien und Verfolgung, sie
kann aber zur Folge haben, dass Betroffene von
myanmarischen Sicherheitsdiensten unter Beobach-
tung gestellt werden. Wird dann eine Straftat – wie
beispielsweise eine Missachtung des Versamm-
lungsverbotes – begangen, müssen Betroffene hin-
gegen mit erheblichen Drangsalierungen und einer
unnachsichtigen Strafverfolgung rechnen.

Es ist also nichts verharmlost worden. Es ist nur eine
sehr abstrakte Frage zu einer ganz bestimmten Situation
gestellt worden.

Im Übrigen wurde noch vor den Unruhen, bereits im
August, aufgrund entsprechender Berichte die Grund-
lage für die Bearbeitung von Anträgen durch das Bun-
desamt für Migration und Flüchtlinge geändert. Daher
bitte ich, nicht zu behaupten, hier sei eine Grundlage ge-
schaffen worden. Das Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge muss jeden Einzelfall, losgelöst von abstrak-
ten Beantwortungen, beurteilen. Das Auswärtige Amt
übernimmt keine rechtliche Beurteilung. Insofern war
immer die Möglichkeit gegeben, aktuelle Gegebenheiten
in Myanmar zu berücksichtigen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611722400

Zur Erwiderung hat die Kollegin Müller das Wort.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Kollege Gloser, mir ist sehr wohl bewusst, dass
es sich um eine Einzelauskunft handelt. Diese Einzelaus-
kunft liegt mir vor.

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(C (D Entscheidend dafür, dass es sich hierbei um eine Einelauskunft, gleichzeitig aber auch um eine Grundsatzntscheidung handelt, ist die Antwort auf die Frage 2. arin wird festgestellt, dass der Fall des Stanley Van ha nach Kenntnissen des Auswärtigen Amtes eine Ausahme darstellt. Bis dato, jedenfalls seit 2004 – das war in Einschnitt –, war es so, dass man sich aufgrund des alles dieses Menschen, der aus der Schweiz abgeschoen wurde und sodann in seiner Heimat zu 19 Jahren aft verurteilt wurde, sowohl in der Schweiz als auch in eutschland überwiegend zu Anerkennungen ent chloss. Allerdings hat die Feststellung des Auswärtigen mtes, dies sei eine Ausnahme gewesen, zu einer grund ätzlichen Änderung der Anerkennungspraxis des Bunesamtes für Migration und Flüchtlinge – bisher sind es ur 77 Personen, die in diesem Jahr einen Antrag gestellt aben – geführt. Der Pressesprecher des Auswärtigen Amtes hat schon esagt, man müsse auch andere Erkenntnisquellen hinuziehen. Ich sage Ihnen: Als ehemalige Staatsministerin nd als Rechtsanwältin, die entsprechende Fälle bearbeiet hat, weiß ich, dass eine solche Auskunft des Auswärigen Amtes für das Bundesamt für Migration und lüchtlinge hinsichtlich der Anerkennung wie in Stein emeißelt ist. Das hätte man wissen müssen. Meine Rede enthielt eine Bitte: Wenn man die jetzige nerkennungspraxis nicht will, dann muss man diese uskunft korrigieren. Wenn Sie meine Meinung teilen, ann soll die Koalition dem folgen. Darüber würden wir ns freuen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611722500

Jetzt spricht für die SPD die Kollegin Christel

iemann-Hanewinckel.


Christel Hanewinckel (SPD):
Rede ID: ID1611722600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ie Debatte und auch die Auseinandersetzung über die
erschiedenen Punkte zeigen, dass es gut gewesen wäre,
enn wir es in diesem Hause geschafft hätten, einen in-

erfraktionellen Antrag zustande zu bringen. Wir haben
urch eine intensive Diskussion festgestellt, dass es eine
anze Reihe von Punkten gibt, in denen wir offensicht-
ich einer Meinung sind. Wir sind nicht nur einer Mei-
ung in der Beurteilung der Situation in Birma, sondern
uch in der Verurteilung der Menschenrechtsverletzun-
en. Ich habe aus dem, was alle Rednerinnen und Redner
esagt haben, herausgehört, dass wir zum Teil ratlos
ind, welche Mittel und Möglichkeiten die Weltgemein-
chaft hat, um tatsächlich Veränderungen herbeizufüh-
en, und dass es gleichzeitig darum gehen muss, dass
öglichst viele das Gleiche sagen und für das gleiche
iel arbeiten und kämpfen.

Ich habe mich bei der Vorbereitung meiner Rede ge-
ragt: Was ist zu tun? Was können wir von uns aus und
on hier aus tun?






(A) )



(B) )


Christel Riemann-Hanewinckel
Natürlich können und müssen wir alle Gremien, die
weltweit etwas zu sagen haben und Veränderungen be-
wirken können, ansprechen. Die Vereinten Nationen, der
Sicherheitsrat, der Menschenrechtsrat, der ASEAN-
Staatenbund, die Europäische Union, die Bundesregie-
rung und auch der Deutsche Bundestag müssen sich ein-
mischen. Offenbar wird weiterverhandelt, ob es nicht
doch noch gelingt, einen Antrag auszuarbeiten, mit dem
wir uns alle einverstanden erklären können.

Ich möchte jetzt zu einzelnen Punkten etwas sagen,
die mich hier sehr erregt und geärgert haben. Herr
Leutert, ich beziehe mich auf das, was Sie zur Friedrich-
Ebert-Stiftung und zu den Auswirkungen, die eine Ver-
anstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung haben soll, ge-
sagt haben. Es tut mir leid, aber für mich ist das, was Sie
hier betrieben haben, Denunziation.


(Michael Leutert [DIE LINKE]: Ich habe nur eine Frage gestellt!)


Sie wissen von der Rosa-Luxemburg-Stiftung: Wenn
Stiftungen in einem Land wie Birma arbeiten, in dem die
Menschenrechte verletzt werden – die Friedrich-Ebert-
Stiftung war die erste vor Ort und arbeitet intensiv an die-
sem Problem und mit denen, die unterdrückt werden –,
dann kann man doch nicht unterstellen, dass sich eine
Veranstaltungsreihe, die schon im Jahr 2006 begonnen
hat – es hat jetzt bereits eine dritte Veranstaltung stattge-
funden –, so auswirkt, dass der Botschafter oder das Aus-
wärtige Amt den Lagebericht entsprechend verändert.
Wenn Sie diese Vermutung oder diesen Verdacht vor ei-
nem halben Jahr gehabt hätten, dann wäre es an Ihnen ge-
wesen, genau das anzusprechen und den Lagebericht
schon da zu kritisieren.

Ich kann Ihnen nur sagen: In meiner Zeit als Bundes-
tagsabgeordnete im Petitionsausschuss – dabei ging es
vor allen Dingen um Asylbewerber – war es sehr oft so
– leider ist das offenbar die Achillesferse eines jeden
Auswärtigen Amtes, egal unter welcher Führung –, dass
die Lageberichte nicht der Realität entsprochen haben.
Das habe ich erlebt, als Hans-Dietrich Genscher Außen-
minister war, das habe ich erlebt, als Joschka Fischer
Außenminister war, und das erleben wir jetzt offenbar
auch an diesem Punkt, beim Lagebericht mit Blick auf
Birma. Aber das berechtigt Sie noch lange nicht, finde
ich, solche Vermutungen auszusprechen, zumal es schon
Richtigstellungen vonseiten der Friedrich-Ebert-Stiftung
gibt. Wir könnten jetzt hier noch eine halbe Stunde da-
rüber diskutieren. Es gibt nämlich noch mehr Punkte, die
bei Spiegel-Online und bei der FAZ falsch dargestellt
worden sind. Ich bin immer wieder überrascht, wie
schnell wir uns, wenn es uns in den Kram passt, auf Zei-
tungsmeldungen berufen und behaupten, dass sie die
Wahrheit und nichts als die Wahrheit sagen.


(Beifall bei der SPD)


Ich frage mich noch etwas anderes: Müssen wir nicht
auch unser Engagement im Blick auf die Nichtregie-
rungsorganisationen, die in Birma sind, verstärken? Wir
wissen, dass mit 3 Millionen Euro Nichtregierungsorga-
nisationen unterstützt werden – die können vor Ort ar-
beiten –, weil es keine bilaterale Zusammenarbeit gibt;

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(C (D s ist auch richtig, dass sie jedenfalls zurzeit nicht stattindet. Ich frage mich aber auch: Wie sieht es eigentlich aus it den Wirtschaftsunternehmen aus sechs europäischen taaten, darunter Deutschland, die Bauteile und Techno ogie für einen Militärhubschrauber nach Indien liefern? abei wissen wir ganz genau, dass dieser Militärhub chrauber nach Birma verkauft werden soll. Damit läuft n gewisser Weise auch das europäische Waffenembargo ns Leere. Ich weiß, dass wir die Wirtschaft nicht zu eglementieren haben, aber wir können zumindest anstoen, dass die Wirtschaft sich auch Gedanken darum acht, was mit den Teilen, die sie in Länder liefert, dort assiert, wo massive Menschenrechtsverletzungen stattinden. Zur Asylpraxis Deutschlands haben sich meine Vorednerinnen und Vorredner schon geäußert. Ich gehe daon aus, dass die Asylpraxis sich sofort ändern wird, eil sie sich ändern muss, weil dieser Lagebericht die ealität in Birma nicht wiedergibt. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn wir eine Lösung für Birma suchen, dann – auch
as ist schon gesagt worden – führt an Indien und vor al-
en Dingen an China kein Weg vorbei. China hält bisher
er Militärregierung aus wirtschaftlichen und politischen
ründen den Rücken frei.

Ein knappes Jahr vor den Olympischen Spielen will
ie Volksrepublik ja ein weltoffenes Image bekommen.
enschenrechte, Religionsfreiheit, Pressefreiheit und
ewaltlosigkeit können dann keine leeren Worte blei-
en. Deshalb ist es an uns, auch China gegenüber die
eutliche Erwartung auszusprechen, dass es sich, auch
m Verbund der ASEAN-Staaten, anders verhält. Die
taatengemeinschaft sollte die Zeit vor der Olympiade
utzen und China dringend dazu auffordern, seinen Ein-
luss auf Birma nachhaltig zu nutzen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir dürfen
icht – das werden wir auch nicht tun – die Hoffnung
ufgeben, dass sich die Situation in Birma ändert und
ass sich mithilfe von Dialogen und eines Kampfes ohne
affen, also eines Verhandelns mit Argumenten, aber

ben auch mithilfe von Sanktionen das Regime in Birma
ines anderen besinnt, damit das gesamte Land, das ja
ehr reich ist, aber dessen Bevölkerung das Regime bet-
elarm gemacht hat, endlich auf den Weg der Demokratie
ommt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611722700

Damit schließe ich die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung. Wir stimmen zu-
ächst über den Antrag der Fraktionen der CDU/CSU,
PD und FDP auf Drucksache 16/6600 mit dem Titel
Menschenrechte und Demokratie in Birma durchset-






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt

zen“ ab. Hierzu liegen zwei Änderungsanträge der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen vor, über die wir zuerst ab-
stimmen.

Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druck-
sache 16/6608? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Damit ist dieser Änderungsantrag angenommen.

Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druck-
sache 16/6609? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Damit ist dieser Änderungsantrag mit den Stimmen der
Koalition gegen die Stimmen der Opposition abgelehnt.

Wer stimmt für den Antrag auf Drucksache 16/6600
mit der soeben beschlossenen Änderung? – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Damit ist dieser Antrag mit den
Stimmen von CDU/CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen
und FDP bei Enthaltung der Fraktion Die Linke ange-
nommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich komme zu Zusatzpunkt 3: Beschlussempfehlung
des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Frak-

tion der FDP mit dem Titel „Den Gemeinsamen Stand-
punkt der EU zu Birma/Myanmar stärken“. Der Aus-
schuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 16/6611, den Antrag der Fraktion der FDP
auf Drucksache 16/5608 abzulehnen. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
men der Koalition bei Gegenstimmen von Bündnis 90/
Die Grünen und FDP und Enthaltung der Fraktion Die
Linke angenommen.

Damit sind wir am Schluss der heutigen Tagesord-
nung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, den 11. Oktober,
9 Uhr, ein.

Genießen Sie die gewonnenen Einsichten und den
Abend!

Die Sitzung ist geschlossen.