Protokoll:
17097

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 97

  • date_rangeDatum: 18. März 2011

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:18 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/97 – zu dem Antrag der Abgeordneten Ute Kumpf, Christian Lange (Backnang), Rainer Arnold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Ausbau der Rheintalbahn als Modell für Bürgernähe, Lärm- und Land- schaftsschutz – zu dem Antrag der Abgeordneten Karin Binder, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Akzeptanzprobleme bei der Rhein- talbahn durch offene Planung besei- tigen – zu dem Antrag der Abgeordneten Winfried Hermann, Kerstin Andreae, Alexander Bonde, weiterer Abgeord- c) Antrag der Abgeordneten Ute Kumpf, Gustav Herzog, Sören Bartol, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Winfried Hermann, Kerstin Andreae, Alexander Bonde, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Rheintalbahn – Finanzierung und anwohnerfreundli- chen Ausbau sicherstellen (Drucksache 17/5037) . . . . . . . . . . . . . . . Tanja Gönner, Ministerin (Baden-Württemberg) . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ 11113 D 11114 A 11115 D 11117 A 11118 C Deutscher B Stenografisch 97. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Absetzung der Tagesordnungspunkte 28 und 31 Tagesordnungspunkt 27: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung – zu dem Antrag der Abgeordneten Steffen Bilger, Peter Götz, Armin Schuster (Weil am Rhein), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Werner Simmling, Ernst Burgbacher, Sibylle Laurischk, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: An- wohnerfreundlicher Ausbau der Rheintalbahn b 11137 A neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Bürgerfreundlichen Ausbau der Rheintalbahn auf der undestag er Bericht ung 18. März 2011 t : Basis des Prognosehorizontes 2025 planen – zu dem Antrag der Abgeordneten Winfried Hermann, Kerstin Andreae, Alexander Bonde, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Rheintalbahn – Mo- dellprojekt für anwohnerfreundli- chen Schienenausbau (Drucksachen 17/4861, 17/4856, 17/3659, 17/2488, 17/4689, 17/5091) . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Karin Binder, Sabine Leidig, Herbert Behrens, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Schutz vor Schienenverkehrs- lärm im Rheintal und andernorts (Drucksache 17/5036) . . . . . . . . . . . . . . . 11113 A 11113 D DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Bilger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11119 C 11121 B II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 97. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2011 Ute Kumpf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werner Simmling (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Gustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 6: Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundesminister des Auswärtigen: zu den aktuellen Entwicklungen in Libyen (UN- Resolution) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . Ruprecht Polenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) . . . . . . . . Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Götzer (CDU/CSU) . . . . . . . . . T a b c H G G D M M 11122 C 11124 B 11125 A 11126 B 11127 B 11128 A 11129 C 11130 C 11132 B 11133 B 11134 C 11135 C 11137 B 11137 B 11139 C 11140 C 11141 D 11142 C 11143 A 11144 A 11144 C 11145 B 11145 C 11147 A 11147 D 11148 B 11149 C 11150 D 11151 B 11151 B agesordnungspunkt 29: ) Antrag der Abgeordneten Maria Michalk, Ingrid Fischbach, Karl Schiewerling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Gabriele Molitor, Heinz Lanfermann, Dr. Heinrich L. Kolb, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: Für eine umfassende Umsetzung der UN-Behin- dertenrechtskonvention – Nationaler Aktionsplan als Leitlinie (Drucksache 17/4862) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Ilja Seifert, Dr. Martina Bunge, Diana Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Kostenvorbehalt in § 13 des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch strei- chen – Selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Behinderungen gewähr- leisten (Drucksache 17/4911) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Ilja Seifert, Dr. Martina Bunge, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: zu der Mitteilung der Kommission an das Europäische Parla- ment, den Rat, den Europäischen Wirt- schafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen Europäische Strategie zugunsten von Menschen mit Behinderungen 2010 – 2020: Erneuertes Engagement für ein barrierefreies Europa Ratsdok. 16489/10 und KOM(2010) 636 endg. hier: Stellungnahme des Deutschen Bun- destages gemäß Artikel 23 Ab- satz 2 des Grundgesetzes i. V. m. § 9 des Gesetzes über die Zusam- menarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der Europäi- schen Union Europäische Strategie zugunsten von Menschen mit Behinderun- gen 2010 bis 2020 unterstützen (Drucksache 17/5043) . . . . . . . . . . . . . . . ans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . abriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . abriele Molitor (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . arkus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11152 D 11153 A 11153 A 11153 C 11154 B 11156 A 11157 A 11157 D 11159 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 97. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2011 III Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Dr. Gregor Gysi, Jan van Aken, Christine Buchholz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Alle Exporte von Kriegswaffen und sonsti- gen Rüstungsgütern stoppen (Drucksache 17/5039) . . . . . . . . . . . . . . . . . . IE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . DU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . ahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . IE LINKE) . . . . . . . . . . . . . DU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . ner (Berlin) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . NDNIS 90/ N) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . her (Göttingen) U) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1116 1116 1116 1116 1116 11163 B 11164 C 11166 A 11168 A 11168 C 11168 D 11170 C 11171 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Technologie zu dem Antrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Frithjof Schmidt, Kerstin Andreae, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Rüstungsexport- berichte zeitnah zum Jahresabrüstungs- bericht vorlegen (Drucksachen 17/1167, 17/1627) . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Technologie zu dem Antrag der Abgeordneten Katja Keul, Marieluise Beck (Bremen), Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gemein- samen Standpunkt der EU für Waffenaus- fuhren auch bei Rüstungsexporten an EU-, NATO- und NATO-gleichgestellte Länder konsequent umsetzen (Drucksachen 17/2438, 17/3291) . . . . . . . . . . N A L A E M ü tr ta A w s S h (9 A A 11162 D 11163 A ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 31 GO des Abgeordneten anfred Kolbe (CDU/CSU) zur Abstimmung ber die Beschlussempfehlung zu dem An- ag: Einvernehmensherstellung von Bundes- g und Bundesregierung zur Ergänzung von rtikel 136 des Vertrages über die Arbeits- eise der Europäischen Union (AEUV) hin- ichtlich der Einrichtung eines Europäischen tabilitätsmechanismus (ESM) ier: Stellungnahme des Deutschen Bundes- tages nach Artikel 23 Absatz 3 Grund- gesetz i. V. m. § 10 des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesregie- rung und Deutschem Bundestag in An- gelegenheiten der Europäische Union 6. Sitzung, Tagesordnungspunkt 11) nlage 3 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11172 C 11173 A 11174 B 11174 D Heike Hänsel (D Erich G. Fritz (C Edelgard Bulm Jan van Aken (D Erich G. Fritz (C Dr. Martin Lind (FDP) . . . . . Katja Keul (BÜ DIE GRÜNE Hartwig Fisc (CDU/CS 0 B 0 D 1 A 1 C 2 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 97. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2011 11113 (A) ) )(B) 97. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 97. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2011 11173 (A) ) )(B) DIE GRÜNEN Schlecht, Michael DIE LINKE 18.03.2011 Hennrich, Michael CDU/CSU 18.03.2011* Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ 18.03.2011 Claudia DIE GRÜNEN Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 18.03.2011 Anlage 1 Liste der entschuldigte Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bellmann, Veronika CDU/CSU 18.03.2011 Börnsen (Bönstrup), Wolfgang CDU/CSU 18.03.2011 Bracht-Bendt, Nicole FDP 18.03.2011 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 18.03.2011 Brüderle, Rainer FDP 18.03.2011 Bülow, Marco SPD 18.03.2011 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 18.03.2011 Burchardt, Ulla SPD 18.03.2011 Burgbacher, Ernst FDP 18.03.2011 Canel, Sylvia FDP 18.03.2011* Dağdelen, Sevim DIE LINKE 18.03.2011 Dr. Danckert, Peter SPD 18.03.2011 Ernst, Klaus DIE LINKE 18.03.2011 Ernstberger, Petra SPD 18.03.2011 Fischbach, Ingrid CDU/CSU 18.03.2011 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 18.03.2011* Freitag, Dagmar SPD 18.03.2011 Friedhoff, Paul K. FDP 18.03.2011 Göppel, Josef CDU/CSU 18.03.2011 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 18.03.2011 Hartmann (Wackernheim), Michael SPD 18.03.2011 Hempelmann, Rolf SPD 18.03.2011 Dr. Hendricks, Barbara SPD 18.03.2011 D K K K K K K K K K K K K L D N D P D P P R A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten r. Jüttner, Egon CDU/CSU 18.03.2011 ipping, Katja DIE LINKE 18.03.2011 löckner, Julia CDU/CSU 18.03.2011 oenigs, Tom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.03.2011 olbe (Leipzig), Daniela SPD 18.03.2011 olbe, Manfred CDU/CSU 18.03.2011 örper, Fritz Rudolf SPD 18.03.2011 orte, Jan DIE LINKE 18.03.2011 ossendey, Thomas CDU/CSU 18.03.2011 ramme, Anette SPD 18.03.2011 ressl, Nicolette SPD 18.03.2011 uhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.03.2011 unert, Katrin DIE LINKE 18.03.2011 eidig, Sabine DIE LINKE 18.03.2011 r. h. c. Michelbach, Hans CDU/CSU 18.03.2011 ouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.03.2011 r. Ott, Hermann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.03.2011 etermann, Jens DIE LINKE 18.03.2011 r. Pfeiffer, Joachim CDU/CSU 18.03.2011 ieper, Cornelia FDP 18.03.2011 loetz, Yvonne DIE LINKE 18.03.2011 oth (Augsburg), BÜNDNIS 90/ 18.03.2011 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 11174 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 97. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2011 (A) ) )(B) * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag: Einvernehmensherstellung von Bundestag und Bundesregierung zur Ergän- zung von Artikel 136 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) hinsichtlich der Einrichtung eines Europäi- schen Stabilitätsmechanismus (ESM) hier: Stellungnahme des Deutschen Bundesta- ges nach Artikel 23 Absatz 3 Grundge- setz i. V. m. § 10 des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in Angelegen- heiten der Europäische Union (96. Sitzung, Tagesordnungspunkt 11) Den heutigen Anträgen zu dem oben genannten Ta- gesordnungspunkt kann ich aus den folgenden Gründen nicht zustimmen: Erstens. Der Euro-Rettungsschirm und seine für März bevorstehende Verdoppelung treibt die deutsche Staats- schuld in unverantwortliche Höhen. Bereits 2010 ist der Schuldenberg wegen der Banken-Rettungsprogramme von 1,7 Billionen Euro um 304 Milliarden Euro auf 2 Billionen Euro angewachsen. Für die bisherigen Euro- Rettungsprogramme haftet Deutschland mit rund 220 Mil- liarden Euro. Die für März beschlossene Verdoppelung des Euro-Rettungsschirms stockt die deutsche Haftung u h e te ri K fü W N m s te E h fä e ro tu a S m g s n u v s b h b a u s A b z A – – (V 1 v a S z Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 18.03.2011 Strothmann, Lena CDU/CSU 18.03.2011 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.03.2011 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.03.2011 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.03.2011 Vogel (Kleinsaara), Volkmar CDU/CSU 18.03.2011 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 18.03.2011 Werner, Katrin DIE LINKE 18.03.2011 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 18.03.2011 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (C (D m weitere circa 100 Milliarden Euro auf. Deutschland aftet dann mit über 300 Milliarden Euro, was insgesamt ine Staatsverschuldung von 2,3 Billionen Euro bedeu- t. Diese rasante Steigerung gefährdet auch die bishe- ge deutsche Bonität und wird zu einer Verteuerung der reditaufnahmen von Bund, Ländern und Kommunen hren. Zweitens. Europa muss sich heute in der globalisierten elt gegenüber den USA, China, Indien usw. behaupten. ur ein starkes und wettbewerbsfähiges Europa wird hier ithalten können. Die von einer europäischen Wirt- chaftsregierung ausgehende „Nivellierung auf ein Mit- lmaß“ zwischen Deutschland und Griechenland wird uropa seine Wettbewerbsfähigkeit kosten. Die dauer- afte Garantie der Europäischen Union, die Zahlungsun- higkeit insolventer Staaten zu sichern, wird es diesen rmöglichen, ihre Verschuldungspolitik zulasten der eu- päischen Partner fortzusetzen. Jahrhundertelange kul- relle Unterschiede in Europa lassen sich nicht von heute uf morgen beseitigen und die Einführung „deutscher tabilitätskultur“ im Mittelmeerraum ist eine Illusion. Drittens. Deutschland und Europa brauchen deshalb ehr denn je das marktwirtschaftliche Prinzip der Ei- enverantwortung. Wer spekuliert und 16 Prozent Zin- en für griechische Staatsanleihen kassiert, muss eben otfalls auch mit einer Insolvenz Griechenlands rechnen nd dann den Verlust tragen. Staaten, die sich übermäßig erschulden, müssen für ihre Schulden auch höhere Zin- en zahlen, da nur dies ihre Verschuldung nach oben ab- remsen wird. Nationen, die mit 55 oder 60 in Rente ge- en wollen, sollen dies tun, dann aber nicht andere dafür ezahlen lassen. Nur ein solches Europa der Eigenver- ntwortung wird die Kraft zur Stabilisierung aufbringen nd den globalen Wettbewerb des 21. Jahrhunderts be- tehen. nlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 880. Sitzung am 25. Fe- ruar 2011 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen uzustimmen bzw. einen Einspruch gemäß Artikel 77 bsatz 3 des Grundgesetzes nicht einzulegen: Gesetz zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des Zweiten und Zwölften Buches So- zialgesetzbuch Siebtes Gesetz zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch Der Ausschuss nach Artikel 77 des Grundgesetzes ermittlungsausschuss) hat in der 2. Fortsetzung seiner 0. Sitzung am 23. Februar 2011 folgenden Einigungs- orschlag beschlossen: Das vom Deutschen Bundestag in seiner 79. Sitzung m 3. Dezember 2010 beschlossene iebte Gesetz zur Änderung des Zweiten Buches So- ialgesetzbuch Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 97. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. März 2011 11175 (A) (C) )(B) – Drucksachen 17/3631, 17/3683, 17/4033, 17/4059, 17/4094, 17/4291 – wird bestätigt. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Finanzausschuss Drucksache 17/4598 Nr. A.13 Ratsdokument 5037/11 Haushaltsausschuss Drucksache 17/4598 Nr. A.15 EuB-EP 2118; P7_TA-PROV(2011)0491 Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 28. September bis 2. Oktober 2009 in Straßburg – Drucksachen 17/3577, 17/4292 Nr. 1.1 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Inter- parlamentarischen Union 122. Versammlung der Interparlamentarischen Union vom 27. März bis 1. April 2010 in Bangkok/Thailand – Drucksachen 17/3780, 17/4499 Nr.1.1 – Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Elfter Bericht der Bundesregierung über den Stand der Rechtssicherheit für deutsche Unternehmen im Zusam- menhang mit der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ – Drucksachen 17/1398, 17/1819 Nr. 1.1 – Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Rohstoffstrategie der Bundesregierung – Sicherung ei- ner nachhaltigen Rohstoffversorgung Deutschlands mit nicht-energetischen mineralischen Rohstoffen – Drucksachen 17/3399, 17/3737 Nr. 1.3 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/4509 Nr. A.6 Ratsdokument 16906/10 Innenausschuss Drucksache 17/4768 Nr. A.3 Ratsdokument 5659/11 (D Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/4509 Nr. A.14 EuB-EP 2098; P7_TA-PROV(2010)0434 Drucksache 17/4509 Nr. A.15 EuB-EP 2104; P7_TA-PROV(2010)0445 Drucksache 17/4509 Nr. A.16 EuB-EP 2105; P7_TA-PROV(2010)0446 Drucksache 17/4598 Nr. A.16 Ratsdokument 5053/11 Drucksache 17/4598 Nr. A.17 Ratsdokument 18201/10 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/4768 Nr. A.12 Ratsdokument 5208/11 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 17/4338 Nr. A.15 Ratsdokument 16489/10 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/2994 Nr. A.49 Ratsdokument 11137/10 Drucksache 17/3791 Nr. A.12 Ratsdokument 14701/10 Drucksache 17/4509 Nr. A.28 Ratsdokument 17412/10 Drucksache 17/4927 Nr. A.24 Ratsdokument 5530/11 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/720 Nr. A.16 Ratsdokument 5265/10 Drucksache 17/2071 Nr. A.33 Ratsdokument 9348/10 Drucksache 17/3280 Nr. A.11 Ratsdokument 13486/10 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/4338 Nr. A.22 EuB-EP 2089; P7_TA-PROV(2010)0376 97. Sitzung Berlin, Freitag, den 18. März 2011 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709700000

Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
begrüße Sie herzlich. Mitteilungen gibt es diesmal nicht,
sodass wir gleich in unsere Tagesordnung einsteigen
können.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 27 a bis 27 c auf:

a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Steffen

(Weil am Rhein)

tion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
Werner Simmling, Ernst Burgbacher, Sibylle
Laurischk, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP

Anwohnerfreundlicher Ausbau der Rhein-
talbahn

– zu dem Antrag der Abgeordneten Ute Kumpf,
Christian Lange (Backnang), Rainer Arnold,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
SPD

Redet
Ausbau der Rheintalbahn als Modell für
Bürgernähe, Lärm- und Landschaftsschutz

– zu dem Antrag der Abgeordneten Karin Binder,
Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Akzeptanzprobleme bei der Rheintalbahn
durch offene Planung beseitigen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Winfried
Hermann, Kerstin Andreae, Alexander Bonde,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Bürgerfreundlichen Ausbau der
bahn auf der Basis des Prognoseh
2025 planen

(C (D ung 18. März 2011 0 Uhr – zu dem Antrag der Abgeordneten Winfried Hermann, Kerstin Andreae, Alexander Bonde, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Rheintalbahn – Modellprojekt für anwohnerfreundlichen Schienenausbau – Drucksachen 17/4861, 17/4856, 17/3659, 17/2488, 17/4689, 17/5091 – Berichterstattung: Abgeordnete Steffen Bilger Ute Kumpf b)

Binder, Sabine Leidig, Herbert Behrens, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Schutz vor Schienenverkehrslärm im Rheintal
und andernorts

– Drucksache 17/5036 –

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ute
Kumpf, Gustav Herzog, Sören Bartol, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie
der Abgeordneten Winfried Hermann, Kerstin
Andreae, Alexander Bonde, weiterer Abgeordne-

ext
ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN

Rheintalbahn – Finanzierung und anwohner-
freundlichen Ausbau sicherstellen

– Drucksache 17/5037 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 90 Minuten vorgesehen. – Dazu höre ich
keinen Widerspruch. Dann können wir so verfahren.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kommt der Verkehrsminister noch? – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Staatssekretär fehlt auch noch!)


m Hinsehen erkennt man, dass auch hier
der andere fehlt. Das kann sich im Laufe
rvollständigen.
Rheintal-
orizontes

– Ja, bei genaue
noch der eine o
der Zeit noch ve





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Ich eröffne die Aussprache und erteile zunächst der
Landesministerin Tanja Gönner das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1709700100

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren Abgeordnete!


(Peter Friedrich [SPD]: Wahlkampf!)


Ich bin für die Möglichkeit, heute im Deutschen Bundes-
tag sprechen zu können, sehr dankbar. Die zahlreichen
Anträge – –


(Peter Friedrich [SPD]: Große deutsche Werbesendung!)


– Lieber Herr Friedrich, die Landesregierung vertritt bei
der Rheintalbahn die Interessen der Menschen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist uns aber neu! Gut, aber neu!)


Deswegen ist die Landesregierung bei solch einem wich-
tigen Thema im Bundestag vertreten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist eine ganz neue Botschaft! Aber dafür nach Berlin kommen?)


Die zahlreichen Anträge aller Bundestagsfraktionen
zeigen, dass der Ausbau der Rheintalbahn nicht nur die
Menschen am Oberrhein bewegt, sondern dass dies ein
Projekt von viel weiter reichender Dimension ist.

Die Landesregierung von Baden-Württemberg hat
sich von Anfang an klar und eindeutig für den viergleisi-
gen Ausbau ausgesprochen, weil es eine der wichtigsten
Trassen von Nord nach Süd in Europa ist. Wir haben da-
bei aber stets eine Planung verlangt, die in gebotener
Weise Rücksicht auf Mensch und Umwelt nimmt. Land,
Region und Bürgerinitiativen fordern daher Hand in
Hand substanzielle Verbesserungen der Planungen der
Bahn. Das Thema Lärmschutz spielt dabei eine zentrale
Rolle.

Die Planungen zum Ausbau der Rheintalbahn zeigen
eines überdeutlich: Der gute Zweck allein genügt nicht;
es kommt auch darauf an, wie die unbestritten positiven
Zielsetzungen des Projekts vor Ort umgesetzt werden.
Mehr als 172 000 Einwendungen zwischen Offenburg
und Weil am Rhein sprechen eine deutliche Sprache. Die
Landesregierung hat deshalb gemeinsam mit dem Bun-
desverkehrsministerium mit dem Projektbeirat Rheintal-
bahn ein Forum geschaffen, das sich eingehend mit den
Wünschen und Forderungen der betroffenen Bevölke-
rung befasst. Hier beraten alle relevanten Akteure von
Bund, Bahn und Land sowie Vertreter der Regionen und
Bürgerinitiativen über die erforderlichen Verbesserun-
gen der bisher von der Bahn vorgelegten Planungen und
die verschiedenen Alternativplanungen.

Im Projektbeirat und in seinen drei regional aufge-
gliederten Arbeitsgruppen, in denen insbesondere die
Regionen und die Bürgerinitiativen sehr intensiv einbe-
zogen sind, hat sich gezeigt: Wenn alle Beteiligten an ei-

n
n
s
b
w
S
b
B
D
s
d
im
a
g


J
P
A
P
z
in

is
d
B
B
g
p
R
D
m
p
w

n
fr
E
ru
d
u
z
d
w
W
1
s

e
k
d
S
d

H
b

(C (D em Tisch sitzen, ist auch in schwierigen und umstritteen Fragen ein Konsens möglich. Der Projektbeirat hat ich so als beispielgebende, moderne Form der Bürgereteiligung bewährt. In seiner Sitzung am 8. Februar urde auf diese Weise ein Fahrplan für die gemeinsame uche nach alternativen Lösungen und Verbesserungen eim Ausbau der Rheintalbahn verabredet. Auf dieser asis wollen wir den offenen und lösungsorientierten ialog fortsetzen und besonders beim Lärmschutz Fort chritte erzielen. Ich glaube, man kann zu Recht sagen, ass wir bereits am 8. Februar für bestimmte Bereiche Süden Lösungen gefunden haben, die in der Region nerkannt und mitgetragen werden; dies war ein wichtier Punkt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die besten vergbaren Prognosezahlen, nämlich diejenigen für das ahr 2025, zugrunde gelegt werden. Bei den weiteren lanungen müssen menschenund umweltschonende lternativen im Vordergrund stehen. Der Beginn von robebohrungen für einen Güterzugtunnel in Offenburg eigt symbolisch für die ganze Strecke, dass Bewegung diese Diskussion hineingekommen ist. Er zeigt aber auch, dass die Landesregierung bereit t, hier Lasten zu übernehmen. Wir haben nicht nur Forerungen erhoben, sondern wir haben schon früh unsere ereitschaft signalisiert, einen namhaften finanziellen eitrag für die erforderlichen Verbesserungen der vorlieenden Antragsplanung der Bahn zu leisten. Ministerräsident Stefan Mappus hat bei seiner Bereisung der heintalbahn am 18. Februar 2011 nochmals bekräftigt: ie Landesregierung ist bereit, die Lärmschutzmaßnahen im Interesse der Anwohner, die nicht ohnehin, weil lanungsrechtlich zwingend, von der Bahn getragen erden müssen, bis zur Hälfte mitzufinanzieren. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir reden icht nur darüber, sondern wir haben dazu in der mittelistigen Finanzplanung ab 2013 jährlich 80 Millionen uro vorgesehen. Außerdem hat sich die Landesregieng bereit erklärt, sich an den Kosten für die vertiefen en Untersuchungen zum Güterzugtunnel in Offenburg nd zum Bereich der sogenannten Autobahnparallele wischen Offenburg und Riegel zu beteiligen. Wir haben ieses Geld bereits zur Verfügung gestellt. Genau desegen ist es möglich, dass die Probebohrungen erfolgen. ir unterhalten uns über einen Betrag von knapp Million Euro, den das Land zur Verfügung stellt. Wir ind dem Bund dankbar, dass er ebenfalls mitfinanziert. Uns ist aber auch wichtig, dass Bund und Bahn ihrer igenen Verantwortung als Träger der Maßnahme nachommen. Die Rheintalbahn ist ein Bedarfsplanprojekt es Bundes, und der Bund hat sich gegenüber der chweiz verpflichtet, die Rheintalbahn abgestimmt mit en Schweizer Großprojekten auszubauen. Das bedeutet r uns als Land, dass Bund und Bahn mindestens die älfte der Mehrkosten der erforderlichen Planungsveresserungen tragen müssen. Ministerin Tanja Gönner )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

Meine sehr geehrten Damen und Herren, für mich
nicht nachvollziehbar ist übrigens die widersprüchliche
Haltung der Grünen.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Auf Landesebene vertreten Sie, dass jede Mitfinanzie-
rung des Landes an der Bundesschieneninfrastruktur
verfassungswidrig sei. Deshalb haben sich die Grünen
im Landtag bei einer namentlichen Abstimmung am
25. November 2010 gegen eine Mitfinanzierung des
Landes bei Lärmschutzmaßnahmen über den geltenden
Standard hinaus ausgesprochen.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau das ist falsch! Das wissen Sie! Wahlkampfrede! – Weitere Zurufe vom Bündnis 90/Die Grünen)


– Herr Bonde, es ist nachweisbar, worüber die namentli-
che Abstimmung erfolgte.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sollten Ihre Wahlkampfparolen daheim lassen!)


Anträge sind bekanntermaßen öffentlich, und namentli-
che Abstimmungen helfen, zu sehen, wer sich wie ver-
halten hat.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ganz genau!)


Die Grünen haben sich dort dagegen ausgesprochen.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht!)


Und hier auf Bundesebene wird diese Mitfinanzierung
von Ihnen ausdrücklich gefordert. Wir könnten schon
heute nach Auffassung der Grünen im Landtag von Ba-
den-Württemberg die Bohrung für den Tunnel in Offen-
burg nicht finanzieren. Genau das tun wir aber, weil wir
Verantwortung für die Menschen übernehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir machen es auch deswegen, weil wir der festen
Überzeugung sind und im Übrigen auch entsprechende
Gutachten auf unserer Seite haben, dass wir es tun dür-
fen. Deswegen geht von uns ein klares Signal an die
Menschen im Rheintal: Wir kennen unsere Verantwor-
tung, und wir übernehmen sie – vom Bund über das
Land bis in die Region. Genau das ist ganz wichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Ausbau der Rheintalbahn macht aber auch deut-
lich, dass die Rahmenbedingungen für einen um-
weltfreundlichen und nachhaltigen Schienenverkehr
teilweise modernisiert werden müssen. Wie im Koali-
tionsvertrag vorgesehen, sollte deshalb der Schienenbo-
nus schrittweise abgeschafft und sollten lärmabhängige
Trassenpreise eingeführt werden. Auf europäischer
Ebene muss das Thema Lärmgrenzwerte für Schienen-
fahrzeuge auch im Bestand intensiver angegangen wer-
den, und die Umrüstung der Güterwagen mit lärmarmen
Verbundstoffbremssohlen ist voranzutreiben.

P
d
z
S
re
fe
in
g

k
v
tr
w
B
w
in
w
m
W
R
B
d

d

G
li

u
R
g
s

D
s
A

(C (D Alle Eisenbahngroßprojekte stehen vor ähnlichen roblemen bei der Finanzierung, bei der Akzeptanz und er oftmals sehr anspruchsvollen technischen Umsetung. Wir können es aber schaffen, wenn alle an einem trang ziehen und ihrer gemeinsamen Verantwortung gecht werden. Dazu gehört auch, dass der Bund für planstgestellte Maßnahmen wie zum Beispiel den Tunnel Rastatt genügend Geld für die Realisierung zur Verfü ung stellt. Für die Landesregierung von Baden-Württemberg ann ich Ihnen versichern, dass wir in unseren intensien Bemühungen um eine menschenund umweltverägliche Realisierung der Maßnahme nicht nachlassen erden. Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam mit der evölkerung in Südbaden viel erreichen können, wenn ir weiterhin so konstruktiv zusammenstehen, wie das der Vergangenheit der Fall war, und genau das wollen ir. Die Rheintalbahn ist ein gutes Beispiel dafür, dass an gemeinsam viel erreichen kann. Wir wollen diesen eg fortsetzen. In diesem Sinne herzlichen Dank an die egierungsfraktionen für die Unterstützung für das Land aden-Württemberg. Ich hoffe, dass wir uns weiterhin arauf verlassen können. Ich bin mir da ganz sicher. (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Die Hoffnung stirbt zuletzt!)


Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Abschiedsapplaus!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709700200

Herr Kollege, das geht nicht von Ihrer Redezeit ab.


(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich erteile das Wort dem Kollegen Florian Pronold für
ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1709700300

So viel Vorapplaus habe ich vonseiten von Schwarz-

elb noch nie bekommen. Ich bedanke mich sehr herz-
ch dafür.


(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das kommt so schnell auch nicht mehr vor!)


Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen
nd Herren! Liebe Frau Ministerin, erst am Ende Ihrer
ede haben Sie von Gemeinsamkeiten gesprochen. Ihre
anze Rede hingegen haben Sie als Wahlkampfrede in-
zeniert.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Das ist doch völliger Quatsch!)


as ist schade; denn bei der Rheintalbahn hätte man tat-
ächlich Gemeinsamkeiten finden können. Wer sich die
nträge anschaut, die von CDU/CSU und FDP einer-





Florian Pronold


(A) )


)(B)

seits und SPD und Grünen andererseits vorgelegt wur-
den, der muss sehr genau lesen, um Unterschiede zu fin-
den. Es gab die Möglichkeit, hier einen gemeinsamen
Antrag vorzulegen. Ich glaube, das wäre im Interesse der
Menschen vor Ort gewesen.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Warum habt ihr nicht mitgemacht?)


Die Rheintalbahn ist ein Infrastrukturgroßprojekt, bei
dem wir es mit einer besonderen Situation zu tun haben.
Bei dem Projekt Rheintalbahn besteht die Chance, einen
Infrastrukturkonsens herbeizuführen. Der Projektbeirat,
den Wolfgang Tiefensee eingerichtet hat, ist ein gutes In-
strument, um die unterschiedlichen Anliegen einzubin-
den, ernst zu nehmen – dabei geht es auch um die An-
liegen der Betroffenen vor Ort – und besser zu
berücksichtigen, als das bisher bei vielen anderen Groß-
projekten geschehen ist.

Ich glaube, es ist notwendig, dass ein Konsens im Be-
reich der Infrastruktur in Zukunft anders organisiert wird
als in der Vergangenheit. Die vorgebrachten Anliegen
müssen früher und besser eingebunden und tatsächlich
berücksichtigt werden. Spannend ist doch die Frage, ob
die Umsetzung auch tatsächlich erfolgt. Wenn man
große Infrastrukturprojekte umsetzen will, gehört der
Lärmschutz aus meiner Sicht unabdingbar dazu. Dreh-
und Angelpunkt ist die Frage, ob man es mit dem Lärm-
schutz ernst meint.

Dabei geht es auch um den sogenannten Schienenbo-
nus. Das ist der Bonus, der bis heute für Infrastruktur-
projekte im Bereich Schiene gilt, wenn es darum geht,
wie viel Lärm abgesondert werden darf. Schwarz-Gelb
hat im Koalitionsvertrag festgeschrieben, dass dieser
Bonus abgeschafft werden soll. Angesichts dessen wäre
es hier und heute doch ein guter Zeitpunkt für die Koali-
tionäre, zu sagen: Die Rheintalbahn ist das erste Projekt,
bei dem der Schienenbonus nicht mehr gilt; für die Men-
schen, die an der Bahnstrecke wohnen, gelten die glei-
chen Lärmgrenzwerte wie für alle anderen Menschen
auch. Es wäre doch nichts einfacher, als das heute hier
zu verkünden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die zweite Frage, die man stellen muss, lautet: Wie
wird das Ganze finanziert? Natürlich ist das eine Kosten-
frage; das haben wir auch heute wieder gehört. Jeder, der
sich mit größeren Infrastrukturprojekten beschäftigt und
fragt, was bessere und bürgernähere Varianten unter Um-
ständen kosten, muss zum Schluss auch die Frage beant-
worten, wer das bezahlen soll.

Hier ist doch ganz offensichtlich, dass wir eine ganze
Menge mehr Geld brauchen, als bisher im Topf ist, wenn
wir die vielen unterschiedlichen und guten Vorstellungen
der Bürgerinnen und Bürger umsetzen wollen, die natür-
lich ein Recht darauf haben, an dieser Strecke besonders
vor Lärm geschützt zu werden.

Es ist eine Besonderheit bei diesem Projekt, dass ei-
gentlich von allen, die daran beteiligt sind, akzeptiert

w
w
le
w
w

n
d
c
n
in
S
z
n
d
S

D
v
s
L
n
m
s

m
g
k
d
d
te
n

g
z
L
te
d
h
In
n
k

D
ti
S

S
ih
k
b
u


(C (D ird, dass diese zentrale Güterverkehrsstrecke gebraucht ird und ausgebaut werden muss. Das ist ja nicht bei aln Großprojekten so. Umso wichtiger ist es doch, dass ir dort alles tun, damit die Anwohnerinnen und Anohner vor unnötigem Lärm geschützt werden. Wie kann man das insbesondere mit Blick auf die Fianzen zusichern? In diesem Zusammenhang stelle ich ie Frage an die Regierungskoalition, wie sie das mahen will. Sie haben gerade beschlossen, dass die Einahmen aus der Lkw-Maut nicht mehr zu einem Drittel die Schiene fließen. Das bedeutet, dass der Bereich chiene in den nächsten Jahren hinsichtlich der Finanierung immer stärker unter Druck geraten wird, weil atürlich die Schuldenbremse und andere Auswirkungen er Haushaltskonsolidierung viel stärker auf den Bereich chiene durchschlagen als auf jeden anderen. Sie haben in diesem Hause beschlossen, dass die eutsche Bahn jedes Jahr 500 Millionen Euro ihrer Diidende an den allgemeinen Bundeshaushalt abgeben oll. Das sind 500 Millionen Euro, die dann vor Ort für ärmschutzmaßnahmen fehlen. Da braucht man sich ichts vorzumachen. Sie von Schwarz-Gelb reden von ehr Lärmschutz, aber Ihre praktischen Handlungen ind das genaue Gegenteil. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das werden die Bürgerinnen und Bürger schließlich
erken, wenn auch erst lange nachdem die Reden hier

ehalten wurden. Wenn man jedoch einen Infrastruktur-
onsens erreichen will, gehört deshalb dazu, dass man
ie Rahmenbedingungen klar und ehrlich benennt und
ie Frage nach der notwendigen Finanzierung beantwor-
t, mit der ein besserer Anwohnerschutz der Betroffe-
en im Rheintal gewährleistet ist.

In diesem Zusammenhang wäre es an der Zeit, zu sa-
en: Was tun wir insbesondere mit Blick auf die Güter-
üge, die durchs Rheintal fahren, europaweit für den
ärmschutz? Es reichen doch schon zwei oder drei Gü-
rwaggons aus, die nicht über einen bestimmten Stan-
ard verfügen, um eine entsprechende Lärmentwicklung
ervorzubringen. Warum wird nicht viel stärker auf eine
itiative auf europäischer Ebene hingewirkt, die moder-

ere, leisere Güterzüge zum europäischen Standard er-
lärt?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


eutschland hat das Hauptinteresse an einer solchen Ini-
ative, weil der Großteil des Güterverkehrs auf unseren
chienen rollt.

Deswegen, sehr geehrte Damen und Herren von
chwarz-Gelb: Nicht an den Worten, an den Taten sollt
r sie erkennen. Wenn es tatsächlich einen Infrastruktur-

onsens in der Frage „Rheintal“ geben sollte, warum ha-
en Sie dann einen gemeinsamen Antrag verweigert,
nd warum stellen Sie nicht heute die Mittel zur Ver-
gung, sodass es zu einem echten Lärmschutz vor Ort





Florian Pronold


(A) )


)(B)

kommen kann? Von Ihnen kommt leider nur Wahl-
kampfgetöse.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709700400

Ich erteile das Wort dem Kollegen Patrick Döring für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1709700500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Nachdem auch dieser Versuch, Gemeinsamkeiten he-
rauszustellen, gescheitert ist, will ich einen Versuch wa-
gen, deutlich zu machen, dass wir in der Sache in Wahr-
heit gar nicht so weit auseinander sind.

Ihnen, sehr geehrter Herr Kollege Pronold, fällt es
einfach schwer, anzuerkennen, dass die wesentlichen
Fortschritte bei den Verbesserungen der Planungen, den
Zusagen für mehr Lärmschutz, der Veränderung des
technischen Regelwerkes für Schienenbonus und lärm-
abhängige Trassenpreise in dieser Wahlperiode von die-
ser Koalition, von diesen Koalitionsfraktionen und die-
sem Ministerium umgesetzt werden. Deshalb lassen wir
uns an den Taten messen, geschätzter Kollege Pronold,
geschätzte Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Florian Pronold [SPD]: Dann wenden Sie es bei der Rheintalbahn an! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Die Zeit der Ankündigungen ist vorbei! Jetzt kommt es auf Taten an!)


Die Planungen zur Rheintalbahn sind in diesem
Hause lang und umfänglich kritisch diskutiert worden.
Es ist dem Engagement der Kolleginnen und Kollegen
aus der Region – das sage ich ausdrücklich: aller Frak-
tionen – zu verdanken, dass wir heute so weit sind, wie
wir sind, und zwar ohne großen Streit und ohne hekti-
sche ideologische Auseinandersetzungen.

Es ist dem Engagement der Kolleginnen und Kolle-
gen in den Koalitionsfraktionen zu verdanken, dass der
Einfluss der Diskussion vor Ort – auch über lärmabhän-
gige Trassenpreise und Schienenbonus – so groß war,
dass wir das bereits in die Koalitionsvereinbarung als
Ziel für diese Wahlperiode aufgenommen haben. Der
Dank gilt auch den Bürgerinitiativen vor Ort, die immer
eine gute Debatte mit uns geführt haben. Wir haben am
Ende gesehen, dass dies ein richtiger Weg ist, um die
Akzeptanz von neuen Schienenwegen zu erhöhen. Da-
rum machen wir das.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich will für die Freien Demokraten drei Punkte fest-
halten. Kollege Pronold hat angemahnt, man solle schon
jetzt die Finanzierungszusage für die erhöhten Standards
hier im Deutschen Bundestag festlegen. Ich habe eine
schlichte und einfache Antwort darauf. Wir haben bei
allen Infrastrukturprojekten die Reihenfolge: Planung,
Planfeststellung, Finanzierungsvereinbarung. Noch nie
sind vor Beendigung von Planfeststellungsverfahren Fi-

n
ru
v

H
b
w
h
b
ri

d
W
g
s
g
e
b
A
s
g
h
s
A

h
B
te
d
d
le
e
R
fe
B
V
fr

n
E
D
g
e

u
T
fa
w
w
e

(C (D anzierungsvereinbarungen getroffen oder gar Finanziengszusagen durch die Bundesregierung gemacht und om Haushaltsausschuss akzeptiert worden. Allein schon die Parlamentarierwürde gebietet es, als aushaltsgesetzgeber zu warten, bis man weiß, was geaut werden soll, bevor man entscheidet, dass gebaut erden soll. Das ist die richtige Reihenfolge, und desalb warten wir die Planungen mit und ohne Schienenonus ganz in Ruhe ab und werden dann sicher auch die chtigen Entscheidungen treffen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Florian Pronold [SPD]: Mit oder ohne vor allem!)


(Gustav Herzog [SPD]: Das ist falsch!)


Es ist ein gewaltiger Erfolg des Projektbeirates, dass
ie Bundesregierung und die Landesregierung in Baden-
ürttemberg am 8. Februar 2011 im Projektbeirat zusa-

en konnten, dass die Planungen für die neuen Ab-
chnitte sowohl mit als auch ohne Schienenbonus erfol-
en. Das ist eine historische Situation. Es hat noch nie
in Eisenbahnprojekt mit Planungen ohne Schienen-
onus gegeben. Das ist der Einstieg in den schrittweisen
bbau des Schienenbonus. Es ist klug, dass diese Zu-

age am 8. Februar 2011 erfolgte, und zwar lange bevor
esetzliche Regelungen dazu vorliegen konnten. Des-
alb hat diese Vereinbarung Modellcharakter. Dies wün-
chen sich auch viele andere vor Ort – jedenfalls nach
uffassung der Koalitionsfraktionen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Lassen Sie mich abschließend auf die Punkte einge-
en, die über diese Strecke hinaus eisenbahnpolitische
edeutung haben. In Baden-Württemberg ist in den letz-
n zwölf Monaten über zwei Eisenbahnprojekte heftig
iskutiert worden, wenn auch an einer anderen Stelle
eutlich kontroverser. Ich teile die Auffassung des Kol-
gen Pronold, dass die Lehren, die wir aus dem anderen

isenbahnpolitischen Projekt, aber auch aus dem Projekt
heintalbahn zu ziehen haben, sind, dass wir unser Plan-
ststellungsrecht erweitern müssen, um die betroffenen
ürgerinnen und Bürger bei der Erweiterung unserer
erkehrswege, insbesondere unserer Schienenwege,
ühzeitig einzubinden.

Diese Einbindung müssen wir, nicht um die Pla-
ungsprozesse zu verlangsamen, sondern um sie am
nde zu beschleunigen, in unserem Gesetz verankern.
iesbezüglich sollten wir alsbald – ganz im Sinne der
estrigen Debatte – tätig werden. Dieses Ziel sollte uns
inen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist ein Ergebnis der Besprechungen im Rheintal
nd an anderer Stelle, dass es klug ist, lärmabhängige
rassenpreise zu erheben. Das ist der schnellere und ein-
chere Weg, als darauf zu warten, dass es ein europa-
eites Förderprogramm für Hunderttausende von Güter-
agen gibt. Wenn es auch nur einen lauten Waggon in

inem Güterzug gibt, ist die Gesamtlärmbelastung hö-





Patrick Döring


(A)


)(B)

her; da haben Sie völlig recht. Deshalb ist es gut, die
Verlader – also diejenigen, die Güterzüge in Verkehr
bringen – über die Preise der Benutzung des deutschen
Schienennetzes dazu anzuhalten, leises und modernes
Material einzusetzen, und mit den Mehreinnahmen, die
wir damit generieren können, zusätzlichen Lärmschutz
zu finanzieren. Das ist der richtige Weg.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Als Koalitionsfraktionen haben wir die Bundesregie-
rung aufgefordert – das macht deutlich, dass wir hin-
sichtlich der Umsetzung unseres Koalitionsvertrages ein
Stück weit ungeduldig geworden sind –, bis zum Jahr
2012 den schrittweisen Abbau des Schienenbonus bis zu
seiner endgültigen Abschaffung gesetzlich zu verankern.
Es ist der Wunsch dieser Koalition, dies ins Gesetzblatt
zu bekommen. Wir werden die Bundesregierung dazu
anhalten, dies bis 2012 umzusetzen.


(Zuruf des Abg. Gustav Herzog [SPD])


Ich sage auch voraus: Wenn in der Bundesregierung, ins-
besondere im Bundesfinanzministerium, gelegentlich
die Widerstände zu groß werden, dann wird diese Koali-
tion notfalls einen eigenen Gesetzentwurf zu dieser Sa-
che einbringen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! Oh! RamsauerBonus! – Florian Pronold [SPD]: Weiß der Finanzminister das schon, oder sind das wieder leere Versprechungen?)


Für die Freien Demokraten und für die Christdemo-
kraten sage ich ausdrücklich: Es ist planungsbeschleuni-
gend und gut für die Menschen, dass die Landesregie-
rung von Baden-Württemberg, gebildet aus CDU und
FDP, gemeinsam mit der Bundesregierung, gebildet aus
CDU/CSU und FDP, hier Kofinanzierungsinstrumente
gefunden hat. Das dient dem Wohle der Menschen, der
Verbesserung und Beschleunigung der Planung und der
schnelleren Umsetzung dessen, was die Menschen wün-
schen: die Realisierung dieser wichtigen Schienenstre-
cke einerseits und größtmöglichen Lärmschutz anderer-
seits. Dabei werden wir sie unterstützen.

Abschließend möchte ich mit einem einzigen Satz auf
die Finanzierungsfrage kommen – Herr Präsident, ich
bitte um Nachsicht –: Die Deutsche Bahn AG wird einen
Bilanzgewinn von etwa 3 Milliarden Euro für das Ge-
schäftsjahr 2010 ausweisen. Wer dann hier behauptet,
geschätzter Kollege Pronold, dass die Dividende von
500 Millionen Euro an den Hauptaktionär Bund die In-
vestitionskraft dieses Unternehmens schwächen würde,


(Florian Pronold [SPD]: Wenn die 500 Millionen in den Verkehrshaushalt fließen würden, aber die fließen in den allgemeinen Haushalt!)


der handelt wider besseres Wissen und gegen jede öko-
nomische Vernunft. Es bleibt genug Bilanzgewinn übrig,
um zusätzliche Investitionen auszulösen. Dafür werden
wir sorgen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)




H
m
d
e
G
M
k
h
v

d
s
p
d
n
d
D
d
In
u
w

n
b
b
d
s
s
li
D
W

te
d
m
n
m
n
e
m
te
te
g

la
s
b
K
te
m
K

(C (D Die Kollegin Karin Binder ist die nächste Rednerin r die Fraktion Die Linke. Vielen Dank, Herr Präsident. – Meine Damen und erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist wichtig, ehr Güter auf die Schiene zu bringen. Das sehen auch ie Menschen am Oberrhein so. Deshalb treten sie dafür in, dass die Rheintalbahn um ein drittes und viertes leis ergänzt wird, und zwar für den Güterverkehr. Die enschen dort brauchen keine Hochgeschwindig eitstrasse, wie die Bahn sie nach wie vor in der Planung at, sie brauchen einen funktionierenden Personennaherkehr. Das haben sie auch in den Projektbeirat eingebracht, er nach heftigen Protesten eingerichtet wurde. Hier ieht man, wie wichtig Bürgerbeteiligung ist. Die Kometenz und das Fachwissen, die von den Initiativen und en Umweltverbänden eingebracht wurden, haben zu eiem Nachdenken über Landschaftsverbrauch und über ie Existenzsicherung der dortigen Landwirte geführt. as und einiges mehr haben ich und meine Fraktion von en Menschen dort erfahren. Darüber haben wir mit den itiativen, mit Bürgermeistern, mit Ratsvertreterinnen nd -vertretern diskutiert. Das ist für mich der beste Beeis dafür, wie wichtig diese Beteiligung ist. Deshalb gehe ich davon aus, dass wir als Politikerinen und Politiker solche Institutionen wie den Projekteirat künftig verankern und dessen Ausgestaltung verindlich regeln müssen. Die Beteiligungsrechte müssen efiniert werden. Es darf nicht so sein, dass die Menchen erst etwas einbringen und die Politiker dann chauen, ob man es macht oder nicht; es muss verbindch geregelt werden. Das ist für mich Bürgerbeteiligung. as haben wir als Politikerinnen und Politiker auf den eg zu bringen. Inzwischen rasen auf der bestehenden Strecke, der aln Rheintalstrecke, mehr als 150 Güterzüge pro Tag. Sie onnern tagsüber mit 80, nachts mit 100 oder 120 Kiloetern in der Stunde durch die Ortschaften bzw. an ih en vorbei. Das erzeugt in den Wohngebieten Lärm von ehr als 100 Dezibel pro Zug. Die Häuser stehen an ei igen Stellen nur 15 oder 25 Meter von den Schienen ntfernt. Auch dort sind noch 90 bis 95 Dezibel Lärm zu essen. Fast 500 Menschen in der Belchenstraße im Ennnest in Herbolzheim haben jede Nacht an die 80 Gürzüge, die jeweils 90 bis 95 Dezibel erzeugen, zu ertraen. Man weiß, dass Menschen bereits ab einer Lärmbestung von 45 Dezibel krank werden. Daher kann man ich vorstellen, was die Menschen dort auszuhalten haen. Lärm macht krank. Er fördert Krebs und Herzreislauf-Erkrankungen. Lärm schädigt das Immunsysm und das Gehör. Lärm erzeugt Stress, und Stresshorone erzeugen Bluthochdruck und Magengeschwüre. inder werden durch Lärm in ihrer Entwicklung behin)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709700600

(Beifall bei der LINKEN)

Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709700700

(Beifall bei der LINKEN)






Karin Binder


(A) )


)(B)

dert. Das wirkt sich häufig auf ihre kognitiven Fähigkei-
ten aus, sodass sie nicht richtig lernen können.

Um all diese Auswirkungen zu vermeiden, müssen
wir den Lärm reduzieren, und zwar bald – nicht erst,
wenn die neue Strecke gebaut ist, sondern schon jetzt auf
der bestehenden Strecke. Schallschutzfenster oder
5 Meter hohe Schallschutzwände verhindern nicht, dass
die Menschen krank werden. Die Entstehung von Lärm
muss vermieden werden: durch modernen Gleisbau,
durch modernen Waggonbau. Auch die Bestandsstre-
cken und die alten Waggons müssen dringend nachge-
rüstet werden. Ich glaube, dass man damit nicht warten
darf, bis Planfeststellungsverfahren abgeschlossen sind
und Ähnliches. Die Strecke ist jetzt zu laut, und dieses
Problem muss jetzt angegangen werden, zumindest in
den Bereichen, wo Menschen wohnen.


(Beifall bei der LINKEN)


Schon deshalb sind das dritte und vierte Gleis am Ober-
rhein für den Güterverkehr dringend notwendig.

Es kommt ein weiterer Aspekt hinzu: Die Güterzüge
rasen ungebremst durch kleine Bahnhöfe wie Bad Kro-
zingen, Kenzingen und Herbolzheim. Manchmal sind
die Bahnsteige nur 2,5 Meter breit bzw. schmal. Diese
kleinen Bahnhöfe sind für die Menschen in der Region
wichtige Haltestellen: für den ÖPNV, für Kinder und Ju-
gendliche auf dem Weg zur Schule, für viele auf dem
Weg zur Arbeit. Die Menschen können nicht warten, bis
endlich irgendwann einmal die neuen Gleise liegen.

Man rechnet damit, dass sich der Güterverkehr bis
2025 verdoppelt, dass dann also mehr als 300 Güterzüge
am Tag durch diese Bahnhöfe rasen. Wenn Güterzüge
durch diese Bahnhöfe fahren, muss zumindest das
Tempo gedrosselt werden. Sie rasen dort bisher unge-
bremst durch. Da passieren schreckliche Unfälle. Der
letzte ereignete sich am letzten Sonntag. Ein junger
Mann ist tödlich verunglückt. Er ist von einem Zug er-
fasst worden.


(Ute Kumpf [SPD]: Das ist da unten aber auch eine Selbstmordstrecke!)


Gerade Güterzüge entwickeln durch ihre unterschied-
lich gebauten Waggons Luftverwirbelungen. Sie entwi-
ckeln eine ungeheure Sogwirkung. Kinderwagen, die am
Bahnsteig stehen, werden mitgerissen, Koffer selbstver-
ständlich auch. Alte Menschen, Behinderte, Kinder ha-
ben keine Chance, wenn sie in den Sog dieser Züge gera-
ten. Hier ist viel zu tun, und zwar gleich, nicht erst, wenn
planfestgestellt ist bzw. wenn irgendwann einmal die
neue Strecke besteht.

Das Heimtückische ist: Diese Züge kommen leise an.
Man hört sie erst, wenn sie schon da sind. Da helfen
auch Anzeigetafeln nicht. Ein sehbehinderter Mensch
kann eine Anzeigetafel nicht lesen. Wir brauchen die
Durchsagen, die auch früher auf Bahnsteigen zu hören
waren: „Vorsicht, ein Zug fährt durch!“ Aber die Bahn
hat in den vergangenen Jahren jährlich 15 000 Mitarbei-
ter eingespart. Daran erkennt man: Hier werden Kosten
gespart, hier wird an der Sicherheit gespart, und hier
wird bei den Menschen gespart. Das muss aufhören.


(Beifall bei der LINKEN)


d
s
ä
z

d

H
w
b
ja
le
b
b
E
b

k

n
a
W
S
m

a
w
s
s

h
D
D
m
m

D
d
le
g

(C (D Frau Kollegin. Durch Projekte wie Stuttgart 21 wird uns das notwen ige Geld genommen, um hier für Sicherheit und Lärmchutz zu sorgen. Sorgen Sie heute dafür, dass sich das ndert, und stimmen Sie unseren vorliegenden Anträgen u. Ich danke Ihnen. Das Wort hat nun der Kollege Winfried Hermann für ie Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Liebe Bürgerinnen und Bürger im Rheintal, wir issen, dass Sie heute sehr aufmerksam auf diese Deatte schauen; denn sie ist auch Ihre Debatte. Sie haben hrelang beharrliche Überzeugungsarbeit vor Ort geistet. Sie haben viele Abgeordnete eingeladen. Sie haen uns klargemacht, dass im Rheintal so nicht weitergeaut werden kann. Insofern: Herzlichen Dank für Ihr ngagement, mit dem Sie diese Debatte ermöglicht haen! (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Patrick Döring [FDP])

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709700800
Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709700900

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709701000
Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709701100

Die Botschaften, die wir im Rheintal vernehmen
onnten, waren sehr eindeutig.

Die erste Botschaft lautet: Wir wollen, dass der Schie-
enverkehr im Rheintal ausgebaut wird. Wir erkennen
n, dass es notwendig ist, diese Kapazitäten zu schaffen.
ir brauchen eine Verlagerung, gerade weil es einen

taatsvertrag mit der Schweiz gibt, den wir erfüllen
üssen. Deswegen ist das wichtig.

Die zweite Botschaft lautet: Wir stehen zum Ausbau,
ber so nicht. Es kann nicht sein, dass laute Güterzüge
eiterhin mitten durch Ortschaften donnern, ohne Rück-

icht auf die Anwohnerinnen und Anwohner. Das kann
o nicht weitergehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie haben auch deutlich gemacht, dass es ihnen nicht
ilft, wenn wir meterhohe Mauern durch die Orte bauen.
enn diese Mauern zerstören den Charakter der Orte.
iese Art von Lärmschutz hilft insofern nicht weiter. Sie
acht viel kaputt, und davon sollten wir Abstand neh-
en.

Wir müssen, wie wir finden, grundsätzlich umplanen.
as hat inzwischen übrigens auch das Regierungspräsi-
ium Freiburg anerkannt. Ich betrachte es als einen Mei-
nstein in der Bahnplanungsgeschichte, dass es ein Re-
ierungspräsidium gewagt hat, die Planungen der Bahn





Winfried Hermann


(A) )


)(B)

als vollkommen inakzeptabel und falsch zurückzuwei-
sen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich finde, die ganze Geschichte ist insofern positiv,
als sie ein Beispiel für eine lebendige Zivilgesellschaft
ist, in der sich Bürgerinnen und Bürger, Gemeinderäte
und Bürgermeister eingemischt und gesagt haben: Wir
akzeptieren nicht, was von oben kommt. Wir haben Vor-
schläge. – Sie haben wirklich machbare Vorschläge aus-
gearbeitet, und auch das ist ein schönes Beispiel dafür,
dass nicht alles, was von oben kommt, gut ist, sondern
dass manchmal das, was von unten wächst, das Bessere
ist.

Das Rheintal-Projekt ist aus meiner Sicht auch ein
Beispiel für völlig veraltete obrigkeitsstaatliche Bahn-
planung. Jahrelang hat man gesagt: Da wollen wir durch.
Dafür suchen wir die die günstigste und billigste Trasse,
und dann werden wir das durchziehen. – Ich war viele
Jahre im Rheintal aktiv, wo mir die Bürgerinnen und
Bürger gesagt haben: Die hören nicht auf uns, die ma-
chen einfach weiter.

Ich selber habe viele Gespräche mit Ministern ver-
schiedener Regierungen sowie Koalitionspartnern ge-
führt. Es gab immer und immer wieder Einwände wie
diese: Wir können doch nicht anders. Wir müssen so
vorgehen. – Insofern ist das ein gutes Beispiel für Lern-
unfähigkeit. Lange Zeit hat man nicht begriffen, dass
man nicht gegen den Willen der Bürgerinnen und Bürger
Schienenwege ausbauen kann.

Man hat übrigens auch keinen Erfolg gehabt. Das
ganze Projekt läuft nun seit mehr als 25 Jahren, und dies
liegt nicht daran, dass es schon seit 25 Jahren Bürgerpro-
teste gibt. Vielmehr liegt es an 25 Jahren dilettantischer
Planungen, stümperhafter Formen des Ausbauens und
keiner konsequenten Finanzierung. All das hat dazu ge-
führt, dass wir heute sagen müssen: Wir werden es nicht
schaffen, bis 2018 fertig zu sein, und es ist bitter, dass
wir in Deutschland zugeben müssen, dass wir nicht in
der Lage sind, einen Vertrag, den wir vor vielen Jahren
abgeschlossen haben, einzuhalten. Das finde ich ein
Stück weit beschämend. Das muss sich ändern, und das
muss eine Lehre aus diesem Projekt sein. Wir müssen es
zukünftig anders machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Anders machen, anders planen heißt aber, wirklich
umzuplanen. Es geht nicht nur um ein bisschen Lärm-
schutz. Beispielsweise sind wir in Offenburg gezwun-
gen, von der Trasse Abstand zu nehmen und unter die
Erde zu gehen. Wir müssen schauen, dass wir damit
nicht wieder das nächste Problem schaffen. Deswegen
muss auch diese Umplanung anwohnerfreundlich und im
Konsens mit der Kommune vorgenommen werden.


(Sibylle Laurischk [FDP]: Vollkommen richtig!)


Wir gehen in unserem Grünenantrag noch weiter. Wir
sagen: Auch südlich von Offenburg müssen wir über al-
ternative Trassenführungen nachdenken. Die autobahn-

n
n

D
z

h
w
v
ß
k
w
g
z
m
g
z
m
D

L
m
m
ü
s
d

s
m
g
P
s
D
ti
u
s
g
b

b
2
D
s

d
g
w
k
s

M
m
d
a
F

(C (D ahe Trasse wird auf der Strecke dort die bessere Alterative sein als der Versuch, die Trasse durch die Orte zu hren und lediglich die Lärmschutzwände zu erhöhen. as ist unser Ansatz. Dafür werben wir um Unterstüt ung. Meine Damen und Herren, es ist tatsächlich so, dass eute viele Anträge vorliegen; es war fast ein Wettbeerb seitens der Antragsteller. Es gibt inzwischen auch iele Gemeinsamkeiten. Das empfinde ich als einen groen Fortschritt. Denn das war nicht immer so. Ich anerenne wirklich, dass alle Fraktionen sagen: Wir wollen eg von den alten Plänen. Wir wollen den Ausbau bürerfreundlich gestalten. Wir wollen den Prognosehoriont 2025 endlich anerkennen. – Man muss es sich einal vor Augen halten: Jahrelang haben wir darum estritten, dass er gilt. Man hat mit einem Prognosehoriont geplant, obwohl man wusste, dass man bis dahin it dem Bau der Strecke noch gar nicht fertig sein wird. ieser Aspekt ist ziemlich wichtig. Darüber hinaus geht es darum, dass wir nicht nur ärmschutzwände bauen, sondern innovative Lärmschutzaßnahmen ergreifen. Wir brauchen so schnell wie öglich lärmabhängige Trassengebühren; diese wollen brigens alle. Das ist ein echter Fortschritt, und insofern age ich „Danke schön“ an das Bürgerengagement. Denn ieses hat uns dazu in den Fraktionen getrieben. Neben den Gemeinsamkeiten gibt es auch Unterchiede. Das war letztendlich auch der Punkt, weshalb an sich nicht auf einen gemeinsamen Antrag verständi en konnte. Wir sollten uns da nicht den Schwarzen eter zuschieben. Natürlich gibt es unterschiedliche Anätze und auch unterschiedliche strategische Interessen. ie Opposition wollte eine klare eigenständige Posion – die Regierungskoalition natürlich auch. Wir hätten ns auf einen gemeinsamen Antrag verständigen müsen. Das ist allerdings nicht gelungen. Das wäre auf Auenhöhe gewesen, aber das hat die Koalition nicht angeoten. Nun, worin besteht die Differenz? – Zum Schienenonus schreiben Sie in Ihrem Antrag, dass dieser ab 012 nicht mehr gelten soll. Da sind wir misstrauisch. enn in einem Jahr kann man noch viel Falsches be chließen. Wir wollen daher, dass er sofort gilt. Wir haben in unserem Papier sehr eindeutig gesagt, ass wir eine klare Finanzierungskonzeption wollen. Es enügt nicht, einfach zu sagen, wir wollen das Gute, ährend alles unter einem Haushaltsvorbehalt steht. So ommen wir nicht mehr weiter. Das ist lange genug chiefgegangen. Wir haben auch eindeutig gesagt: Wenn man dort ein odellprojekt will, dann darf man nicht nur prüfen, was an im Rahmen eines Modellprojekts tun kann, sondern ann muss man dort tatsächlich ein Modellprojekt mit llen innovativen Formen des Klimaschutzes und allen ormen neuer Bürgerbeteiligung realisieren. Es geht Winfried Hermann )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )

eben um eine neue Art von Planungs- und Baukultur.
Das ist unser Vorschlag.

Letzter Punkt. Es geht um den Dauerangriff vor allem
der CDU in Bezug auf die Finanzierung. Frau Gönner,
wir Grünen haben im Landtag nicht gesagt, dass sich das
Land daran nicht beteiligen soll, sondern wir haben deut-
lich gemacht: Es ist nach unserer Einschätzung verfas-
sungswidrig, wenn sich das Land Priorisierungen beim
Bund dadurch erkauft, dass es Milliarden auf den Tisch
legt.


(Patrick Döring [FDP]: Quatsch!)


Diese Art von Mischfinanzierung lehnen wir ab, weil
wir sie für verfassungswidrig halten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben einen Antrag abgelehnt, der viele kritische
Punkte enthielt, unter anderem eben auch diese Misch-
finanzierung. Wir sagen in unserem gemeinsamen An-
trag hier und in unserem eigenen Antrag sehr deutlich:
Ja, das Land soll sich beteiligen, und zwar an Lärm-
schutzmaßnahmen, die über das gesetzliche Niveau hi-
nausgehen. Es ist keine Frage: Das Land muss sich daran
beteiligen. Das ist unser Ansatz.

Wir wollen aber nicht, dass es in verfassungswidriger
Weise zu Mischfinanzierungen kommt, sodass das Land
das finanziert, was eigentlich der Bund finanzieren
müsste. Das sagen Sie übrigens an vielen anderen Stel-
len selber. Ich verstehe nicht, warum Sie hier meinen,
uns vorführen zu müssen. Ich finde, das, was Sie da tun,
ist ziemlich billig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Patrick Döring [FDP]: Der Eindruck, den Sie erwecken, ist auch billig!)


Fazit: Wir müssen alles dafür tun, dass wir jetzt wirk-
lich schnell zu einer besseren Planung kommen, wir
müssen alles für eine grundlegende Finanzierung dieses
Großprojektes tun, und wir müssen alles dafür tun, dass
wir nicht erst 2030 oder 2040 fertig werden, sondern
dass wir spätestens in 10, 15 Jahren auf dem dritten und
vierten Gleis im Rheintal fahren und wirklich einen Bei-
trag zum Klimaschutz im Verkehr geleistet haben.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709701200

Das Wort erhält jetzt der Kollege Steffen Bilger für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Steffen Bilger (CDU):
Rede ID: ID1709701300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Gestatten

Sie auch mir an dieser Stelle, zuerst einmal den Anwoh-
nern entlang der Rheintalbahn zu danken. Sie engagieren
sich in Bürgerinitiativen und sind konstruktiv an der Lö-

s
d

m
n
N
G
n
s
d
N
re

Z
w
a

D
w
U

s
K
re
W
n
g
R
m
is

g
la
d
b
s
v

e
S
im
s
v
d

v
d
D
tu
k
s

(C (D ung und nicht nur am so weitverbreiteten Denken an en eigenen Kirchturm interessiert. Bei all meinen Besuchen im Rheintal konnte auch ich ich eindrücklich davon überzeugen, wie viel Verständ is die Anwohner für die ökonomische und ökologische otwendigkeit der Rheintalbahn haben. Oft wurde in esprächen deutlich gemacht: Wir stehen zum Schieenverkehr und zur Rheintalbahn. Dabei muss man wisen, dass es durch das Bahnprojekt für die Menschen ort, anders etwa als bei Stuttgart 21, im Prinzip fast nur achteile gibt. Auch deshalb haben die Anwohner unsen Respekt für ihre positive Grundhaltung verdient. Der Ausbau der Schienenstrecke im Rheingraben als ulauf zum Gotthard-Basistunnel ist genauso notwendig ie die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße uf die Schiene. ie Frage ist hier also nicht, ob ausgebaut wird, sondern ie. Die ersten Überlegungen dazu sind für Mensch und mwelt in der Tat nicht akzeptabel gewesen. Wir haben daraus und aus langjährigen Versäumnisen gelernt und fordern die Bundesregierung in unserem oalitionsantrag beispielsweise auf, den bereits seit Jahn planfestgestellten Raststatter Tunnel zu realisieren. ir brauchen solche und andere Maßnahmen, um die otwendige Akzeptanz des Jahrhundertprojekts nicht zu efährden; denn eines ist klar: Die Menschen an der heintalbahn oder woanders sind nicht mehr bereit, vereidbaren Schienenlärm einfach so hinzunehmen. Das t verständlich und nachvollziehbar. Wir von den Regierungsfraktionen nehmen die Soren der Menschen vor Ort sehr ernst – im Übrigen schon nge und nicht nur in Wahlkampfzeiten. Seit Jahren sind ie direkt gewählten Abgeordneten entlang der Rheintalahn für die Anlieger dort im Einsatz. Dabei können sie ich auf die Unterstützung von uns Verkehrspolitikern erlassen. Der Antrag, über den wir heute diskutieren, ist für uns in wichtiger Schritt auf dem Weg zum verbesserten chutz von Mensch und Umwelt. Dazu haben wir schon Koalitionsvertrag von 2009 festgelegt, dass wir den ogenannten Schienenbonus abschaffen werden. In dem orliegenden Antrag haben wir dieser Willensbekunung Taten folgen lassen. Die Bundesregierung muss jetzt einen Gesetzentwurf orlegen, damit kein Unterschied mehr zwischen Lärm urch Straßenund Schienenverkehr gemacht wird. iese Forderung in unserem Antrag ist in ihrer Bedeung nicht zu unterschätzen. Denn bislang haben sich eine Bundestagesmehrheit und keine Bundesregierung o konkret an dieses Thema herangewagt. Steffen Bilger )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Zurufe von der SPD: Oh)!


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Aha!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

Besondere Maßnahmen sind bei der Rheintalbahn
aufgrund ihrer Bedeutung und ihrer geografischen Lage
gerechtfertigt. Deshalb wollen wir diese Strecke faktisch
zu einem Modellprojekt für gelungene Streckenführung
und Antilärmmaßnahmen machen. Dabei geht es nicht
nur um Lärmbekämpfung, sondern auch darum, Lärm
erst gar nicht entstehen zu lassen. Hierzu sollen die mög-
lichen technischen Innovationen eingesetzt werden. Zu-
dem sollen als Anreiz für den Einsatz leiserer Fahrzeuge
lärmabhängige Trassenpreise obligatorisch werden.

Nun mögen die weitergehenden Forderungen des ge-
meinsamen Oppositionsantrags von Sozialdemokraten
und Grünen wünschenswert sein. Aber nicht alles, was
wünschenswert ist, ist auch möglich. In diesem Fall ist
es nicht etwa nicht möglich, weil wir es nicht wollen,
sondern weil wir keine Regelungen festschreiben kön-
nen, die rechtlich nicht möglich sind, weil der Bund kei-
nen direkten Zugriff auf die Planungen hat, und auch
weil wir nicht unbegrenzte Finanzzusagen machen kön-
nen. Darin zeigt sich vielleicht der Unterschied zwischen
Regierungs- und Oppositionsfraktionen.


(Florian Pronold [SPD]: Was jetzt? Widerspruch in einer Rede!)


– Herr Pronold, nachdem Sie das in Ihrer Rede ange-
sprochen haben, will ich einige Sätze dazu sagen. Herr
Hermann hat zu Recht davon gesprochen, dass die Men-
schen vor Ort nicht wollen, dass Schwarzer Peter ge-
spielt wird. Aber wenn Sie sich die Mühe machen, unse-
ren Antrag abzuschreiben, und ihn nur mit wenigen
Ergänzungen versehen,


(Lachen bei der SPD)


dann frage ich mich, weshalb wir das am Dienstag so
beiläufig erfahren haben. Wir hätten Ihnen gerne das
Worddokument zur Verfügung gestellt, dann hätten Sie
es nicht extra abtippen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Frau Andreae, ich habe mich sehr über den Brief von
Ihnen und Herrn Bonde gefreut, den ich am Freitag er-
halten habe. Wir haben das Gesprächsangebot angenom-
men, mussten allerdings feststellen, dass, nachdem wir
Bereitschaft signalisiert hatten, auf Ihre Punkte einzuge-
hen, die Hürden so erhöht wurden, dass leider aus inhalt-
lichen und formalen Gründen heute kein gemeinsamer
Antrag zustande gekommen ist.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Typisches Verhaltensmuster der Grünen! – Florian Pronold [SPD]: Wir sind bereit, einen gemeinsamen Antrag zu machen!)


Wir jedenfalls brauchen uns mit unseren Leistungen
für die Rheintalbahn nicht zu verstecken. Wer den Stand
der Dinge von vor zwei Jahren mit der Situation heute
vergleicht, kann nur zu einem Schluss kommen: Die ört-
lichen Vertreter haben gemeinsam mit den Regierungen
auf Bundes- und Landesebene und mit der Deutschen
Bahn sehr viel für die Region erreicht. Dazu haben auch
wir als Bundestagsabgeordnete unseren Beitrag geleis-
tet. Ich sage an dieser Stelle auch: nicht nur wir als Ko-

a
ti
B
L
s
a

fe
h
s
H

d

g
u
d
G

E
M
2
te
a
V
h
d

Ic
S
v
g
L
B
tr
d
2
m


la
a
D
b
s

(C (D lition, sondern durchaus auch Vertreter der Opposionsparteien, wenngleich die Haltung der Grünen in aden-Württemberg zur Mitfinanzierung von mehr ärmschutz durch das Land sehr bedauerlich ist. Wir chätzen die verfassungsrechtliche Lage in dieser Frage nders ein. Entscheidungen werden aber von denjenigen getrofn, die dazu die Verantwortung übertragen bekommen aben. Das sind nun einmal Union und FDP. Bei uns ind die Anliegen der betroffenen Menschen in guten änden. Vielen Dank. Ich erteile das Wort nun der Kollegin Ute Kumpf von er SPD-Fraktion. Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle en! Eine Bemerkung vorneweg: Wenn wir heute mit nseren Positionen so nahe beieinanderstehen, dann ist as nicht Ihr Verdienst, Herr Döring, oder Ihres, Frau önner. (Patrick Döring [FDP]: Das habe ich auch gesagt! So ist das!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709701400

(Beifall bei der SPD)

Ute Kumpf (SPD):
Rede ID: ID1709701500

s ist vielmehr das Verdienst der IG BOHR und der
enschen vor Ort, die sich vor sieben Jahren, im April

004, zusammengeschlossen und Konzepte und Kompe-
nz entwickelt haben. Sie sind entsprechend hartnäckig,

ber auch badisch-konziliant geblieben und haben das
orhaben nicht in Kontrast zu Stuttgart 21 gestellt. Des-
alb ist in erster Linie diesen Menschen dafür zu danken,
ass wir zur Einsicht gekommen sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine zweite Bemerkung richte ich an Frau Gönner.
h schätze Sie. Sie haben das Schlichtungsverfahren zu
tuttgart 21 mitgetragen und miterlitten, unabhängig da-
on, wie es Ihnen geht. Wahrscheinlich sind Sie deswe-
en zur Einsicht gekommen. Aber Sie bzw. die CDU im
andtag sind spät zur Einsicht gekommen, was
aden 21 anbelangt. Die SPD hat 2006 den ersten An-
ag eingebracht, in dem sie sich eindeutig positiv zu
em Konzept Baden 21 stellt. Sie haben bis November
010 gebraucht, sich dazu positiv zu stellen. Es gab im-
er ablehnende Beschlüsse –


(Zuruf der Ministerin Tanja Gönner [BadenWürttemberg])


Doch, das liegt mir vor. Ich habe es mir extra schicken
ssen, weil ich mir gedacht habe: Wenn die Ministerin

nreist, müssen wir auch wissen, was im Ländle passiert.
aher: Tun Sie nicht so, als wären Sie schon immer da-
ei gewesen. Sie haben diese Schlichtung und das De-
aster in Stuttgart gebraucht, um zur Einsicht zu gelan-





Ute Kumpf


(A) )


)(B)

gen. Damit ist die Lerntheorie bestätigt: Anscheinend
lernt man nur durch Katastrophen.


(Zuruf von der SPD)


Ich überlege, wie es gewesen wäre, wenn wir am
27. April darüber diskutiert hätten. Wäre dann die Be-
reitschaft tatsächlich vorhanden, hierbei so weit zu ge-
hen? Aber lassen wir das beiseite.

Wir haben eine gemeinsame Position gefunden. Wir
alle sind in der Pflicht gegenüber der EU, aufgrund der
Verpflichtungen aus den Verträgen und gegenüber der
Schweiz – wahrscheinlich verfolgt die Schweiz heute die
Debatte –, diese Rheintalbahn zu bauen.

Wir sind vor allem den Menschen gegenüber in der
Pflicht. Ich sehe sie in den Podiumsrunden sitzen. Alle,
etwa Herr Simmling und Herr Bilger, haben gesagt: Wir
tun das. – Alle sind durch das Land gereist und haben al-
les erst einmal versprochen.


(Zuruf von der SPD: Ja!)


Es ist auch eine Lehre für uns im Parlament, dass die
Zeit der Ankündigungen vorbei ist. Wir müssen bei der
Wahrheit bleiben.


(Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Patrick Döring [FDP])


Wir alle müssen sagen, was machbar ist, was wir ma-
chen wollen und wie wir das Konzept Baden 21, zum
Beispiel den Tunnel in Offenburg, die autobahnnahe
Trasse und Tieferlegungen bei einzelnen Streckenab-
schnitten, tatsächlich realisieren wollen. Denn dies er-
warten die Menschen vor Ort,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie beim Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


und nicht nur, dass man wieder einmal prüft und das un-
ter einen Haushaltsvorbehalt stellt, wie Sie es in Ihrem
Antrag machen.


(Patrick Döring [FDP]: Nein, steht da nicht!)


Sie sollten nicht nur sagen, dass man über ein biss-
chen Schienenbonus nachdenken könne, sondern wir
brauchen rein rechtlich dieses Modellprojekt, um die
Forderungen durchzusetzen. Wir brauchen die Lärmmin-
derung nicht nur an der Trassenführung, sondern wir
müssen dafür sorgen, dass Lärm gar nicht erst entsteht.
Wir brauchen ein Programm auf europäischer Ebene, um
die Güterzüge leiser zu gestalten.

Ich gebe auch dem Kollegen Winfried Hermann
recht, wenn er auf Folgendes verweist: Das Eisenbahn-
Bundesamt oder wer auch immer diese Streckenplanung
vorgenommen hat, hat irgendwann einmal ein Lineal ge-
nommen und das von oben nach unten durchgeplant,
weil sich das wohl ganz toll ansehen lässt. Anscheinend
war niemand vor Ort, um sich das vor Augen zu führen.
Viele Konzeptionen wurden durch die IG BOHR und an-
dere Initiativen vorgestellt, die sich Sachverstand organi-
siert und Geld in die Hand genommen haben. Auch die
Gemeinden haben Geld in die Hand genommen, damit
sie sich gegenüber den Trassenplanern Gehör verschaf-

fe
d
S
m
a
d

s
z
fi
w
A

m
B
A
n
c
n

m

D
a
re
h
w
g
p
s
a
is

A
m
re
n

Ic
u
F

n
P
tr
V
s

M


(C (D n und Widerspruch organisieren können. Die von Bunesseite vorgenommene Trassenplanung ist an manchen tellen irrsinnig – einschließlich einer Planung, die imer noch um drei Strommasten herum verläuft, weil es ngeblich immer noch zu teuer ist, eine Begradigung urchzuführen. Wir sollten uns alle an die Nase fassen und sagen: Wir ind zu der Erkenntnis gelangt, dass wir uns dieser Koneption anschließen. Sie müssen dafür sorgen, dass die nanzielle Ausstattung für diese Planung tatsächlich geährleistet ist, denn Sie lassen uns praktisch am langen rm verhungern. Herr Bilger, wir haben mit Blick auf einen gemeinsaen Antrag zusammengesessen, es gibt nicht nur den rief des Kollegen Bonde und der Kollegin Andreae. ber mit Ihrer Haltung – ich weiß nicht, wie ich sie geau nennen soll – nach dem Motto: „Sie dürfen ein bisshen an unserem Antrag verändern“ befinden wir uns icht auf Augenhöhe. Sie haben in Freiburg versprochen, dass wir einen geeinsamen Antrag einbringen. as war bei einem Lärmkongress in Freiburg, bei dem uch die Kollegen Herzog und Simmling anwesend wan. Wir alle haben gesagt, dass wir an einem Strang zie en werden. Das haben Sie nicht gemacht, weil Sie ahrscheinlich über sich sagen wollen: Wir sind diejenien, die das Ganze vorantreiben. – Das finde ich vom arlamentarischen Verständnis her fragwürdig; denn es cheint Ihnen darum zu gehen, ein Stück weit Macht uszuspielen; ich weiß nicht, was das für ein Verständnis t. (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Unanständig!)


(Martin Burkert [SPD]: Jawohl!)


uf alle Fälle konnten wir deswegen auch nicht zusam-
enkommen. Vielleicht haben Sie persönlich ein ande-
s Vorgehen für gut befunden, aber Sie haben kein grü-

es Licht bekommen.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Kauder wollte nicht! – Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


h weiß nicht, wer bei Ihnen das Denken vorgibt. Bei
ns funktioniert das anders und demokratischer. Auf alle
älle finde ich das schade. Aber lassen wir das.

Deswegen haben wir gemeinsam mit den Grünen ei-
en Antrag eingebracht, in dem wir die wesentlichen
unkte formuliert haben. Der Dissens besteht an der zen-
alen Stelle. Ich denke, die Zeit der Ankündigungen, der
ersprechungen und der Haltung, immer ganz lieb zu
ein, wenn wir dort unten sind, ist schlichtweg vorbei.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich war ganz erstaunt, als Herr Grube und Herr
appus eine Fahrt entlang des Rheins nach dem Motto

Eine Bahnfahrt, die ist lustig“ gemacht haben. Auch der





Ute Kumpf


(A) )


)(B)

Verkehrsausschuss hat eine Fahrt unternommen. Der
Punkt ist, dass die Kolleginnen und Kollegen in den Ini-
tiativen uns ernst nehmen und uns glauben, wenn wir et-
was sagen. Wir dürfen diese Glaubwürdigkeit nicht aufs
Spiel setzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deswegen ist es unabdingbar, dass wir die Finanzierung
sicherstellen und die gesetzlichen Voraussetzungen
schaffen.


(Patrick Döring [FDP]: Machen wir ja!)


Wenn wir von der Schweiz gefragt werden, wann wir
so weit sind, dann müssen wir das, was wir versprochen
haben, einlösen. Wir werden an der Stelle sicherlich fi-
nanzielle Probleme bekommen, vielleicht auch noch
Druck von der Schweiz. Das wird uns noch einmal eine
enorme Summe kosten.

Deswegen: Seien Sie ehrlich,


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Wir sind immer ehrlich!)


sorgen Sie für die Finanzierung, sorgen Sie für die ge-
setzlichen Grundlagen und sorgen Sie vor allem dafür,
dass die Menschen im Rheintal die Bahn bekommen, die
sie wollen – anwohnerfreundlich, klimaverträglich und
mit ihrer eigenen Unterstützung! Das ist toll bei einem
so großen Infrastrukturprojekt.

Danke.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709701600

Werner Simmling ist der nächste Redner für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Werner Simmling (FDP):
Rede ID: ID1709701700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Lassen Sie mich zu Beginn meiner Ausführun-
gen feststellen, dass wir hier in diesem Hohen Hause bei
der Debatte zur Rheintalbahn doch entgegen allem An-
schein, den soeben auch Frau Kumpf erweckt hat, in vie-
len Punkten einig sind. Lassen Sie uns in diesem Sinne
vor allem für die Bürgerinnen und Bürger im Rheintal
weiterarbeiten. Ich glaube, es macht keinen Sinn, in der
Vergangenheit zu graben und zu sagen, der eine habe das
nicht und der andere habe jenes nicht gemacht.

Wir führen mit der heutigen Debatte fort, was in Ba-
den-Württemberg, speziell am südlichen Oberrhein,
bereits selbstverständlich ist. Bürgerinitiativen, Kom-
munalpolitik, Landräte, Regierungspräsident und Lan-
desregierung arbeiten seit Jahren eng und vertrauensvoll
an Lösungen für einen anwohner- und umweltfreundli-
chen Ausbau der Rheintalbahn. Mit der Gründung des
Projektbeirats im Jahr 2009 wurde diese Zusammenar-
beit institutionalisiert. Unter Mitwirkung aller Projektbe-

te
L
g
g
8
le

le
b
b
o
te
s
e
b
h
m

M
a
m
z
P

R
w
D
d
V
N
g
p
s
c

m
z
le
Z
J
T
s

b
d
s
a
z
8
a
d
P
d
d
d
z
e
u
n

(C (D iligten, darunter Vertreter der DB AG, des Bundes, des andes und der Bürgerinitiativen, wird sehr erfolgreich earbeitet. Hervorheben – das wurde heute schon einmal esagt – möchte ich die Beschlüsse der Sitzung vom . Februar dieses Jahres, die, wie ich finde, einen Meinstein markieren. Deshalb möchte ich diese Beschlüsse hier wiederhon: Es wurde eine Prüfung der Tunnellösung in Offenurg vereinbart. Weiterhin wird die Prüfung einer autoahnnahen Trasse von Offenburg bis Riegel mit und hne Schienenbonus und der Vergleich mit der beantragn Trasse vorgenommen. Schließlich wird ein Planfest tellungsbeschluss durch das EBA zukünftig nur dann rgehen, wenn die jeweilige Kernforderung im Projekteirat abschließend behandelt worden ist. Ich denke, wir aben im Vergleich zu früher riesige Fortschritte geacht. Da sollten wir weiterarbeiten. it ihrem Antrag unterstützt die Regierungskoalition usdrücklich diese Projektbeiratsbeschlüsse. Unser geeinsamer Antrag hat die Zielsetzung, nach Möglichkeit u einer von großen Teilen der Bevölkerung akzeptierten lanung und Bauausführung zu kommen. Lassen Sie mich an dieser Stelle die Bedeutung der heintalstrecke kurz hervorheben und Ihnen darlegen, as dieser Ausbau für die Menschen vor Ort bedeutet. ie Rheintalbahn ist die Zulaufstrecke der alpenquerenen Verkehre und ein Teil des äußerst stark belasteten erkehrskorridors von Rotterdam bis Genua, der die ordsee mit dem Mittelmeer verbindet. Die Bundesreierung hat sich zum Ausbau der Strecke vertraglich verflichtet. Ihr Kosten-Nutzen-Faktor liegt bei 2,7. Das agt alles über die wirtschaftliche Bedeutung dieser Streke. Die verkehrliche Belastung durch die Güterzüge wird it der Fertigstellung des Gotthardtunnels auf Schwei er Seite daher noch einmal erheblich zunehmen. Bei aln Planfeststellungsverfahren gehen wir jetzt von den ugzahlen der Verkehrsprognose 2025 aus. Für das ahr 2025 sind das Zugzahlen von 360 Güterzügen pro ag. Das heißt: alle vier Minuten ein Zug. Anders geagt, sind das mehr als 100 000 Güterzüge pro Jahr. Doch nicht nur die Lärmbeeinträchtigungen stehen ei der jetzigen Trassenführung in der Diskussion, sonern auch massive Eingriffe in das Landschaftsbild. Lasen Sie mich das am Beispiel „Knoten Kenzingen“ kurz usführen. Mit der heutigen Trassenführung müssten wei Überwerfungsbauwerke mit Ausmaßen von 50 Metern bzw. 1 100 Metern gebaut werden, und das lles in einer Höhe von 5 bis 7 Metern. Dadurch sollen ie verschiedenen Verkehrsarten – Personenfernverkehr, ersonennahverkehr und Güterverkehr – entmischt weren. Konkret heißt das für die Stadt Kenzingen, dass urch das Stadtgebiet ein sechsgleisiger Ausbau stattfinen müsste. Daher erwarten die Menschen in Südbaden u Recht – das habe ich auch bei meinen Besuchen dort rfahren –, dass ihren Bedürfnissen nach Lärmschutz nd nach einer landschaftsverträglichen Verkehrsplaung Rechnung getragen wird. Werner Simmling )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )

Wir haben von Anfang an in einem engen Kontakt mit
den Bürgerinitiativen gestanden. Wir haben die Anliegen
der Bevölkerung mit konkreten Beschlüssen auf Landes-
und Bundesebene unterstützt. Bereits in der 15. und
16. Wahlperiode haben wir mit unseren Anträgen eine
Überplanung der vorgesehenen Ausbaustrecke gefordert.
Umso mehr erfreut unsere Fraktion, dass wir gemeinsam
mit unserem Koalitionspartner den heutigen Antrag auf
den Weg gebracht haben. In diesem Sinne lassen Sie uns
rasch – ich betone: rasch – gemeinsam an der Umset-
zung der Projektbeiratsbeschlüsse arbeiten und den hier
im Hause herrschenden Konsens zum Wohle der Bürge-
rinnen und Bürger im Rheintal nutzen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709701800

Nächster Redner ist der Kollege Herbert Behrens für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Herbert Behrens (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709701900

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die

IG BOHR hat in gewisser Weise lange gebohrt, bis sie es
geschafft hat, dass ihre Interessen im Bundestag promi-
nente Berücksichtigung finden; gleich acht Anträge be-
fassen sich mit ihren Anliegen. Die Interessengemein-
schaft Bahnprotest an Ober- und Hochrhein ist für uns
ein beeindruckendes Beispiel für Bürgerengagement,
aber auch für Planungsfantasie, wie wir sie brauchen.
Die Mitglieder der Bürgerinitiativen haben es geschafft,
Betroffene zu organisieren und sie zu bewegen, ihre In-
teressen in die Hand zu nehmen. Sie nehmen damit ihre
Verantwortung für sich selber wahr. Es sind nicht wir,
die die Verantwortung für sie übernehmen; das tun sie
selber. Wir haben einfach nur unsere Aufgabe zu erfüllen
und ihren Interessen nachzukommen.


(Beifall bei der LINKEN)


Das Ergebnis der Arbeit dort ist ein kompletter Plan, wie
in der Zukunft der Bahnverkehr durch das Rheintal rol-
len soll. Dieser Plan hat den Namen „Baden 21“.

Schon heute rattern Hunderte Züge durch Gemeinden
und Städte. Es sollen nach Prognosen der Bundesregie-
rung bis zu 600 werden. Das hält kein Mensch mehr aus,
der in dieser Region lebt, wenn nach alten Maßstäben
geplant wird. Die Bürgerinnen und Bürger von Offen-
burg akzeptieren nicht, dass beispielsweise vier Gleise
ihre Stadt zerschneiden und meterhohe Lärmschutz-
wände sie verschandeln.

Trotzdem gibt es eine hohe Bereitschaft, das Vorha-
ben mitzutragen. Die Leute wissen, dass die Rheintal-
bahn wichtig für die Transporte zwischen Deutschland,
der Schweiz und Italien ist. Sie wollen nicht, dass dieser
Verkehr über die Straße abgewickelt wird, sondern sie
wollen, dass er auf die Schiene verlegt wird. Sie akzep-
tieren den Ausbau der Rheintalbahn auf vier Gleise, da-
mit Güter- und Personenverkehr auf eigenen Trassen
fahren können. Sie verlangen aber, dass ihre Gesundheit

u
W

S
d
L
n
w
A
m
la
c
g

M
re
s
R
d
fo

w
w
e
d
g
P
tr

A
fr
m
D

K
n
D
ti
ta
le
d
e
A
s

w
d
d
li

te
F

(C (D nd ihre Lebensqualität bestmöglich geschützt werden. ir unterstützen sie in ihren berechtigten Forderungen. Die Linke fordert in ihrem Antrag den wirksamen chutz vor Lärm und Schadstoffen in der Luft. Damit as umgesetzt wird, müssen die Deutsche Bahn und das and Baden-Württemberg gemeinsam mit den Bürgerinen und Bürgern und ihren Initiativen sowie den Umeltverbänden planen. Dazu gehört Transparenz für die ktiven und für die Öffentlichkeit. Planungsschritte üssen offengelegt werden. Insbesondere die Lärmbestung muss auf der Grundlage neuester wissenschaftli her Erkenntnisse bewertet werden, damit wir die richtien Maßnahmen für weniger Lärm treffen können. Dieses Problem existiert aber nicht nur zwischen annheim und Basel, sondern auch entlang vieler ander Bahnstrecken mit starkem Güterverkehr, zum Bei piel an der Betuwe-Linie zwischen Rotterdam und dem uhrgebiet. Schutz vor Lärm ist ein Dauerthema, zuminest in unserer heutigen Debatte. Diese Debatte muss rtgeführt werden. Der Spruch „Viel hilft viel“ stimmt nicht. Das wissen ir alle. Darum helfen viele Anträge auch nicht mehr als enige Anträge. Es wäre wirklich schön gewesen, wenn s einen gemeinsamen Antrag gegeben hätte. Er hätte en lärmgeplagten Anwohnerinnen und Anwohnern zeien können: Ja, es ist ein gemeinsames Anliegen der olitikerinnen und Politiker hier in Berlin, was sie umeibt, was sie fordern. Das ist nicht gelungen. Es hat keinen gemeinsamen ntrag der Regierungsfraktionen und der Oppositionsaktionen gegeben. Es hat leider aber auch keinen geeinsamen Antrag der Oppositionsfraktionen gegeben. as bedauern wir sehr. An uns ist es nicht gescheitert. Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist gut, dass die oalition die Stimme der Anwohnerinnen und Anwoher wahrgenommen hat. Es ist zu lesen und zu erfahren: ie CDU pflegt intensive Kontakte zu den Bürgerinitiaven vor Ort. Das ist gut. Es sieht so aus, als hätte sie tsächlich aus dem Demokratiedesaster Stuttgart 21 gernt. Das kann sie natürlich nicht zugeben. Wie sonst ist er Satz zu verstehen, der in Ihrem Antrag steht, „dass ine sachliche Verknüpfung von Stuttgart 21 und dem usbau der Rheintalbahn in der Sache falsch ist und ihr chadet“? (Ute Kumpf [SPD]: Da geht es um das Geld, Herr Kollege!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Es trifft auch nicht zu, dass beide Projekte gleich
ichtig sind, wie es im Antrag heißt. Wer Stuttgart 21
urchsetzen will, der hat am Ende kein Geld mehr, um
ie Bahnstrecke im Rheintal wirklich menschenverträg-
ch zu bauen.

Der wirksame Schutz der Menschen an der Trasse ist
uer. Bis zu 1 Milliarde Euro mehr kostet es, wenn die
orderungen der Bürgerinitiativen umgesetzt werden.





Herbert Behrens


(A) )


)(B)

Das ist bezahlbar, meinen wir, wenn an anderer Stelle
auf unsinnige Großprojekte wie Stuttgart 21 verzichtet
wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Mit unserem Antrag wollen wir erreichen, dass Bür-
gerinnen und Bürger, Naturschutzverbände und andere
im Planungsprozess gleichberechtigt mitwirken können.
Wir wollen erreichen, dass das keine einmalige Beteili-
gung bleibt, die auch nur auf dieses Projekt bezogen ist,
sondern ein neues Modell eines Beteiligungskonzeptes
bei Planungsverfahren wird. Stuttgart 21 wird sich dann
wiederholen, wenn wir nicht umdenken und Entschei-
dungsprozesse öffentlicher gestalten.

Wir fordern, die unverhältnismäßig großen Mindest-
sicherheitsabstände zwischen den Verkehrswegen Auto-
bahn und Schiene zu überprüfen. Das hat zum Ziel, die
Verkehrswege zu bündeln und den Flächenverbrauch zu
reduzieren. Die Landesmittel aus Baden-Württemberg
sollen nicht einfach so ins Projekt fließen, sondern ganz
überwiegend für den Ausbau von Nahverkehrsstrecken
eingesetzt werden. Die Bahn muss mit Geld aus dem
Bundeshaushalt in die Lage versetzt werden, die beste
Trasse am Rhein bauen zu können. Wenn es eine gute
Trasse gibt, dann dürfen dort auch nur leise Züge fahren.
Der Schienenbonus muss also jetzt gestrichen werden.
Wir brauchen kein Schienenbonusmoratorium.


(Beifall bei der LINKEN)


Kolleginnen und Kollegen, die große Übereinstim-
mung hier ist eine Chance, dass bei der Planung der
Rheintalbahn die Bürgerinnen und Bürger mehr Einfluss
nehmen können als bisher üblich. Damit es nicht nur
eine Chance bleibt, sondern Wirklichkeit wird, hoffen
wir sehr, dass das mit dem Wahlverhalten am übernächs-
ten Sonntag in Mehrheitsverhältnisse gegossen wird.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709702000

Das Wort erhält der Kollege Alexander Bonde für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709702100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Für uns in der
Region des Rheintals in Südbaden ist es wichtig, dass
wir es zum ersten Mal seit Jahren schaffen, im Bundes-
tag tatsächlich ein Signal zu setzen, das die Menschen
vor Ort unterstützt. Wir müssen beim Ausbau der Rhein-
talbahn zu verlässlichen Alternativen kommen, die die
Frage des Lärms, aber auch die Frage der Erschütte-
rungsbelastung der Bevölkerung ernst nehmen.

Wenn man wie die Kollegin Andreae und ich seit Jah-
ren mit Initiativen in diesem Parlament scheitert, dann
freut man sich, dass es – auch wenn der Wahlkampf si-
cher bei der Terminierung der Debatte heute zu einer so
schönen Zeit eine Rolle gespielt hat – endlich so weit ist,
dass auch die Koalitionsfraktionen bereit sind, einen

S
s

m
w
s

d
s
h
m
m
m
S
k
fr
k
b

In
k
fr
li

P
g
S
a
w
c
V
ru
v

ti
Ih
u
d
s
z
n
u
n
G
c
w
z

(C (D chritt zu gehen und ein Signal zu setzen. Dazu will ich agen: Das hilft uns allen. Wir haben es nicht hinbekommen, einen gemeinsaen Antrag vorzulegen. Es ist trotzdem ein erster und ichtiger Schritt, dass sich der Bundestag endlich offen iv zur Frage des Lärmschutzes an der Strecke bekennt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Wir haben damit eine Chance, deutlich zu machen,
ass der Protest vor Ort, die Initiativen von Hunderttau-
enden von Leuten hier nicht auf taube Ohren stoßen. Es
andelt sich nicht um eine kleine Minderheit des Parla-
ents, sondern eine breite Mehrheit hat erkannt, dass
an bei diesem Projekt anders planen muss. Es freut
ich, dass Sie sich offensiv dazu bekennen, dass der
chienenbonus an der Strecke nicht gelten darf. Bis vor
urzem hat man als Abgeordneter, wenn man danach ge-
agt hat, aus dem Verkehrsministerium die Antwort be-
ommen: Ja, den schaffen wir ab; aber für die Rheintal-
ahn wird das keinen Unterschied mehr machen.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


sofern begrüße ich es, dass die Koalition ihren Ver-
ehrsminister an dieser Stelle eingefangen hat. Zudem
eue ich mich darauf, das gesetzlich verankert zu sehen,
ebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Schau’n wir mal, ob die es machen!)


Der heutige Beschluss wird aber nicht alle unsere
robleme lösen; auch das will ich sagen. Denn an eini-
en Punkten auf der Strecke – von Offenburg über die
üdliche Ortenau, im Landkreis Emmendingen, aber
uch in der Freiburger Bucht und im Markgräflerland –
ird es unter Lärmschutzgesichtspunkten nicht ausrei-

hen, die Trassen zu modifizieren und zu optimieren:
ielmehr werden wir bei einigen Abschnitten nicht da-
m herumkommen, eine alternative Trassenführung

orzunehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zustimmung der Abg. Rita SchwarzelührSutter [SPD])


Wir Grüne bekennen uns zum Modell der Bürgerini-
ativen, zum sogenannten Baden 21. So weit sind Sie in
rem Antrag noch nicht. Der entscheidende Punkt bei

nserem Konsens wird sein: Können wir es erreichen,
ass die Bahn als Antragstellerin die Anträge zur Tras-
enführung in den aktuellen Planfeststellungsverfahren
urückzieht? Es ist schade, dass Sie als Koalition heute
icht bereit sind, mit uns gemeinsam einen Vorstoß zu
nternehmen und die Bahn dazu aufzufordern. Es nutzt
ichts, wenn der Bahnchef vor Ort Gespräche führt – im
egensatz zu seinem Vorgänger freundliche Gesprä-

he –, aber gleichzeitig die Planfeststellungsverfahren
eiterlaufen und Abschnitt für Abschnitt eine Strecke

ementiert wird. Diese sind vielleicht in Details modifi-





Alexander Bonde


(A) )


)(B)

zierbar, insgesamt aber werden sie den Bedürfnissen der
Bevölkerung nicht gerecht. Es wird kein für die Men-
schen verträglicher Ausbau ermöglicht, sondern ein
Ausbau, bei dem Lärmschutz und Erschütterungsschutz
nicht wirklich im Vordergrund stehen.

Da ich sehe, dass Sie sich in einer ganzen Reihe von
Punkten einen Ruck gegeben haben, hätte ich mir heute
gewünscht, dass Sie sich auch in diesem Punkt noch ei-
nen Ruck geben.


(Ute Kumpf [SPD]: Ein Ruck muss durch die Fraktion gehen!)


Die Menschen in der Region brauchen eine Chance
durch eine tatsächlich bessere Trassenplanung, für die es
bereits viele Vorleistungen gibt. Es ist schön, dass Sie
sich bewegt haben,


(Ute Kumpf [SPD]: Bewegung tut gut!)


aber da müssen wir noch ein bisschen mehr hinbekom-
men.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709702200

Peter Götz hat nun das Wort für die CDU/CSU-Frak-

tion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Peter Götz (CDU):
Rede ID: ID1709702300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn wir
heute über die Rheintalbahn debattieren, so ist dies auch
eine Chance, ein wenig auf die Differenziertheit der
Strecke aufmerksam zu machen. Der Ausbau der Rhein-
talbahn ist, wie wir alle übereinstimmend feststellen, ein
Infrastrukturprojekt von bedeutender europäischer Di-
mension. Diese Einschätzung hat sich auch in der Wirt-
schaftlichkeitsstudie, die das Bundesministerium in Auf-
trag gegeben hat, widergespiegelt. Durch sie wird
bestätigt, dass die Leistungsfähigkeit der vorhandenen
zweigleisigen Bahnlinie am Oberrhein nur durch einen
stufenweisen viergleisigen Ausbau verbessert werden
kann. Teilbereiche zwischen Rastatt und Offenburg sind
bereits realisiert. Über die Trassenführung in Südbaden,
zwischen Offenburg und Basel, wird, wie wir von allen
Vorrednern gehört haben, intensiv gerungen.

Ich möchte einen Teilbereich der Trasse ansprechen,
in welchem die Realisierung des Ausbaus von allen Ak-
teuren auf regionaler Ebene vollinhaltlich unterstützt
wird. Es geht um den nordbadischen Streckenabschnitt
der Rheintalbahn, und zwar zwischen Karlsruhe und
Rastatt. In diesem Bereich überschneiden sich die Trans-
versale Rotterdam–Genua, von der wir bereits gehört ha-
ben, als wichtigste kontinentale Nord-Süd-Verbindung
und die Magistrale Paris–Budapest, die als zentrale Ost-
West-Verbindung über Stuttgart, Ulm und Wendlingen
verläuft. Das heißt, zwischen Rastatt und Karlsruhe

ü
S

a
z
s
S
R
e
7
d
p
J
1
la
P
s

n
S
s
e
p
s
in
b
n
w

v
a
ü
2

Ic
J
g

v
te
g
te
w


z
z
k
ta

D
w
g

(C (D berlagern sich zwei der wichtigsten europäischen chienenstrecken des transeuropäischen Netzes. Für beide internationale Trassen bestehen in Bezug uf den Schienenausbau vertragliche Verpflichtungen wischen Deutschland und der Schweiz, aber auch zwichen Deutschland und Frankreich. Sowohl in der chweiz als auch in Frankreich wird intensiv gebaut. In astatt befindet sich ein besonderes Nadelöhr: Dort verngt sich die Strecke auf einer Gesamtlänge von ,5 Kilometern von vier auf zwei Gleise und verläuft urch die ganze Stadt. Dieser Engpass wurde von den olitisch Verantwortlichen und der Bahn bereits vor ahrzehnten gesehen und auch planerisch angegangen. 998, also vor mehr als zwölf Jahren, ist nach einem ngwierigen Verfahren als Lösung des Problems die lanung des Rastatter Tunnels rechtskräftig planfestgetellt worden. Meine Damen und Herren, Sie sehen, das Thema ist icht ganz neu. Das Tunnelprojekt in Rastatt, das mit achverständigenanhörungen und mit Bürgerbeteiligung ämtliche Verfahren durchlaufen hat, wird, wie bereits rwähnt, von allen regionalen Akteuren quer durch die olitische Landschaft unterstützt und könnte sofort realiiert werden. 26 Millionen Euro sind im Vorgriff bereits die Trassierung bis zum Tunnelmund und in Brücken auwerke verbaut worden, ohne dass für die Bürgerinen und Bürger draußen vor Ort ein Nutzen sichtbar äre. Eine intensive Auseinandersetzung darüber hat vor ielen Jahren stattgefunden. Ich erinnere mich noch gut n die Diskussion, die wir im Rastatter Gemeinderat ber den Tunnel geführt haben. Ich gehöre seit mehr als 5 Jahren diesem Gremium nicht mehr an. (Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Das merkt man! Früher war alles besser!)


h hätte mir damals nie vorstellen können, dass ich
ahrzehnte später über das gleiche, bis heute noch nicht
ebaute Projekt im Deutschen Bundestag reden werde.

Warum sage ich das? Wir reden im Bundestag sehr
iel über Planungsbeschleunigung und mehr Bürgerbe-
iligung. Das ist wichtig und richtig, und das ist auch
ut. Aber die schnellste Planung und die beste Bürgerbe-
iligung nützen in unserer schnelllebigen Zeit wenig,
enn danach nichts passiert.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn das Geld fehlt!)


Sie haben recht: Einer abgeschlossenen Planung muss
eitnah das Geld für die Realisierung folgen. Ich betone:
eitnah. – Anders ausgedrückt: Nur wenn etwas passiert,
önnen wir bei großen Verkehrsvorhaben mit der Akzep-
nz der davon betroffenen Menschen rechnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


azu gehören fertige Projekte an der Rheintalstrecke
ie der Rastatter Tunnel. Deshalb runter vom Abstell-
leis und auf die Schiene!

Herzlichen Dank.





Peter Götz


(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und der Abg. Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709702400

Ich erteile das Wort dem Kollegen Gustav Herzog für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gustav Herzog (SPD):
Rede ID: ID1709702500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ei-

nen schönen guten Morgen! Ich wünsche insbesondere
denjenigen Kolleginnen und Kollegen einen schönen gu-
ten Morgen, die gestern Abend noch bis 22 Uhr über die
Ausweitung der Mauterhebung diskutiert haben.


(Patrick Döring [FDP]: Sie sind immer noch hier!)


Den Zuhörerinnen und Zuhörern will ich sagen: Das
zeigt, dass wir ein echtes Arbeitsparlament sind. Wir ha-
ben gestern Abend mit Verkehrspolitik aufgehört und
machen heute Morgen damit weiter. Ich glaube, das ist
ein ganz gutes Signal.


(Beifall des Abg. Sebastian Körber [FDP])


– Da können Sie alle klatschen, liebe Kolleginnen und
Kollegen, auch die von der Koalitionsseite.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich will noch etwas anderes bemerken. Es ist schon
ein etwas skurriles Bild, wenn aufseiten der CDU/CSU
die betroffene Landesgruppe geschlossen auftritt und das
Wort ergreift – die Fähnleinführerin, die Frau Staatsmi-
nisterin, vorneweg.


(Ministerin Tanja Gönner [Baden-Württemberg]: Ich bin nicht Staatsministerin!)


Ich wäre froh, wenn Sie den Verkehrsthemen immer ein
solches Gewicht beimessen würden.

Ich finde es aber gut, dass wir in einer Kernzeit-
debatte über Infrastruktur reden in Verbindung mit
Lärmschutz und Bürgerbeteiligung; denn ich glaube, es
ist ein gutes Signal nach draußen, dass wir diese Punkte
nicht mehr getrennt, sondern als eine Einheit sehen.
Aber die Menschen werden sich wahrscheinlich fragen:
Woher kommt so viel Gemeinsamkeit? Hat sich da ir-
gendetwas geändert? Ich sage: Ja, es hat sich für uns
einiges geändert:

Erstens. Insbesondere die Lärmwirkungsforschung
hat eindeutige Ergebnisse vorgelegt, die zeigen, dass
eine Privilegierung des Schienenlärms nicht mehr ge-
rechtfertigt ist und dass aufgrund der Charakteristik der
Lärmspitzen insbesondere in der Nacht die Politik drin-
gend aufgefordert ist, hier etwas zu tun.

Zweitens. Wir wissen: Es wird eine Steigerung beim
Güterverkehr geben; die Prognosen fallen entsprechend
aus. Das rollende Material wird aber eher schlechter
denn besser.

b
s
in
la
li

e
d
h
d
k
m

d
n
re
a
w
d
tu
ri

S
S


d
te
d
g

q
b
a
D
T

n
a
e
F
te
d
G
s

W
d
V
h

(C (D Drittens. Der Lärm stellt kein flächendeckendes Prolem dar. Wer sich die Lärmkarten der Republik anchaut, der sieht, dass es „brennende Bänder“ sind, die sbesondere in Nord-Süd-Richtung und am Rhein entng die Menschen enorm belasten. Deswegen ist zusätzcher Handlungsbedarf gegeben. Die politischen Konsequenzen daraus sind die Fortntwicklung des Lärmschutzpaktes II, den wir noch in er Großen Koalition unter Minister Tiefensee vorgelegt aben. Hier ist einer der Knackpunkte die Abschaffung es Schienenbonus. Hier gibt es Gemeinsamkeiten, aber eine Übereinstimmung. Es besteht deshalb nur Geeinsamkeit, weil Sie dieses Anliegen in Ihrem Antrag ich spreche die Kollegen Döring und Bilger an – mit er Vorbereitung des nächsten Bundesverkehrswegeplaes verknüpft haben. Das kann noch dauern. Der graviende Unterschied ist also: Wir wollen jetzt wirklich her ngehen, nicht erst gegen Ende der Wahlperiode; wir ollen jetzt konkret etwas tun. Sie wissen selbst: Bunesverkehrswegepläne erfordern eine enorme Vorbereing. Angesichts der bisherigen Arbeit dieses Ministeums denke ich: Es wird eher länger als kürzer dauern. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


timmen Sie daher unseren Anträgen zu, denen von der
PD und den Grünen; sie sind vernünftig.


(Zuruf des Abg. Patrick Döring [FDP])


Herr Döring, vielleicht schreiben Sie von der FDP in
ieser Sache auch so böse Briefe an das Verkehrsminis-
rium und das Finanzministerium, wie Sie es in Fragen
er Wasser- und Schifffahrtsverwaltung machen. Ich
laube, das wäre in der Sache hilfreich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Patrick Döring [FDP]: Die sind immer freundlich und konstruktiv!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, eine weitere Konse-
uenz ist: Man muss den Lärm viel stärker an der Quelle
ekämpfen. Dazu gehört das Umrüsten; wir sind dabei,
uch wenn die Wirkung noch lange nicht zu spüren ist.
azu gehört auch die Einführung des lärmabhängigen
rassenpreises. Hier ist meine Frage an die Regierung
vielleicht kann das auch einer der Koalitionsabgeord-

eten beantworten –: Wann legen Sie endlich das Gut-
chten vor? Wir werden permanent vertröstet: Erst sollte
s im Oktober so weit sein, dann im November, dann im
rühjahr, das auch bald vorüber ist. Herr Bundesminis-
r, Herr Staatssekretär, wann kommt das Gutachten? In
er DVZ vom 17. Februar konnte ich nachlesen, dass das
utachten am 3. März vorliegen würde. Der ist auch

chon längst vorüber.


(Ute Kumpf [SPD]: 2012 vielleicht!)


ann kommen wir hier endlich zur Sache? Sie wissen,
ass Rheinland-Pfalz in diesem Zusammenhang einen
orschlag gemacht hat, dem der Bundesrat zugestimmt
at. Kommen Sie also zur Sache und nehmen Sie die





Gustav Herzog


(A) )


)(B)

Überlegung auf, ein qualifiziertes Nachtfahrverbot ein-
zuführen!

Bislang stand ausschließlich die Rheintalbahn im
Mittelpunkt der Debatte. Das, was wir im Interesse der
Menschen in Baden-Württemberg verhindern wollen, er-
leben und erleiden die Menschen im Mittelrheintal aber
schon seit Jahren; zwischen Bonn und Bingen treten ent-
sprechende Belastungen auf. Was die Menschen im
Oberrheintal befürchten, ist dort schon Realität. Deswe-
gen sage ich in Richtung Bundesregierung: Machen Sie
Druck beim gemeinsamen Projekt „Leiser Rhein“!

Herr Kollege Döring, wenn Sie über das viele Geld,
das die DB AG jetzt als Gewinn erwirtschaftet hat, reden
– Sie sitzen ja in den entsprechenden Gremien –: Setzen
Sie sich doch dafür ein, dass diese Gewinne zum Bei-
spiel für das Umrüsten der alten Güterwagen verwendet
werden. Wenn Sie das in den nächsten Wochen hinbekä-
men, würden Sie von mir ausdrücklich gelobt werden.


(Beifall bei der SPD)


Ich richte auch an Sie, Frau Ministerin Gönner, eine
Bitte. Zurzeit bringt Staatsminister Hendrik Hering, der
rheinland-pfälzische Verkehrsminister, einen Entschlie-
ßungsantrag in den Bundesrat ein, bei dem es auch um
die Frage des Lärmschutzes geht. Es wäre schön, wenn
Sie den Argumenten des Landes Rheinland-Pfalz so fol-
gen könnten, wie es Hessen getan hat. Hessen hat zu-
sammen mit Rheinland-Pfalz ein 10-Punkte-Programm
aufgestellt. Sie sehen: Wenn man guten Willens ist, kann
man partei- und länderübergreifend zusammenarbeiten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Argumente für
den Süden sind auch die Argumente für das Mittelrhein-
tal. Es stellt sich die Frage einer Alternativtrasse für das
Mittelrheintal. Ich will hier mit Erlaubnis des Präsiden-
ten zitieren:

Auf die Forderung, mit den Planungen für eine
neue alternative Güterverkehrstrasse zu beginnen,
hat das Bundesverkehrsministerium stets mit dem
Hinweis geantwortet, dass eine neue Trasse nur
durch Kapazitätsengpässe, nicht aber durch Lärm
zu rechtfertigen sei.

Wer hat diese kritische Aussage gegenüber dem Ministe-
rium getroffen? Es war die Oberbürgermeisterin der
Stadt Bingen, in einem Brief an den Bundesminister
Ramsauer. Wenn Sie schon einem Sozialdemokraten
oder dem Land Rheinland-Pfalz nicht folgen wollen,
dann folgen Sie dieser Oberbürgermeisterin; sie ist näm-
lich CDU-Mitglied. Es wäre hilfreich, wenn Sie in dieser
Sache endlich anfangen, zu arbeiten, anstatt uns auf den
nächsten Bundesverkehrswegeplan zu vertrösten.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709702600

Das Wort erhält nun der Kollege Peter Weiß für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


D
a
b
k
b
e
e
h
o
d
g
d
n
s

m
n
u
k
m
d
a
fr
S
g

re
g
n

u
k
im
R
P
d

L

d
te
ru
e
re
h
W

(C (D Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! er Ausund Neubau der Rheintalbahn von heute zwei uf künftig vier Gleise ist – das wurde schon mehrmals etont – in der Tat eines der bedeutendsten Schienenverehrsvorhaben in Deutschland und eines, bei dem – so esagen es ja die Prognosen – die meisten Verkehre zu rwarten sind. Die Prognosen gehen davon aus, dass dort ines Tages über 700 Züge pro Tag verkehren, die Mehreit davon Güterzüge. Deshalb freue ich mich als Abgerdneter, der ich diese wunderschöne Region im Bunestag vertreten darf, dass mit der heutigen Debatte das esamte Parlament die Bedeutung dieser Strecke würigt und Aufträge erteilt, daraus für die künftigen Plaungen und die Verwirklichung dieses Projekts die entprechenden Konsequenzen zu ziehen. Da ich mich mit dem Thema schon lange befasse, öchte ich vor allen Dingen die Rednerinnen und Red er von Grün und Rot erinnern: In früheren Jahren ist ns bei allen Besprechungen, die wir im Bundesverehrsministerium oder mit der Bahn geführt haben, imer gesagt worden, dass erstens die Änderungswünsche er Region in den laufenden Planfeststellungsverfahren bgearbeitet werden sollen, neue Planaufträge nicht inage kommen. Zweitens komme es nicht infrage, den chienenbonus abzuschaffen oder nicht zu berücksichtien. Das war der Stand der vergangenen Jahre. Ich freue mich, dass wir endlich einen neuen Stand ericht haben und man nun bereit ist, für diese herausra ende Strecke neue Aufträge zu erteilen und ohne Schieenbonus zu planen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Florian Pronold [SPD]: Warum schreiben Sie das in den Antrag denn nicht rein?)

Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1709702700

(Zurufe von der FDP: So ist es!)


Frau Ministerin Gönner, ich möchte mich bei Ihnen
nd bei der Landesregierung ausdrücklich dafür bedan-
en, dass die Landesregierung von Baden-Württemberg

Juni 2007 unter Leitung von Herrn Innenminister
ech eine Arbeitsgruppe eingesetzt hat, die eine klare
ositionierung des Landes erarbeitet hat: Unterstützung
er Forderungen aus der Region am Oberrhein.


(Ute Kumpf [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


Ich möchte mich zudem dafür bedanken, dass die
andesregierung den Beschluss gefasst hat,


(Ute Kumpf [SPD]: Die SPD-Anträge wurden abgelehnt!)


ass sie bereit ist, 50 Prozent der anfallenden Mehrkos-
n mitzufinanzieren. Diese Beschlüsse der Landesregie-
ng von Baden-Württemberg waren entscheidend, als

s darum ging, überhaupt neue Bewegung in das Verfah-
n Rheintalbahn hineinzubekommen. Deswegen ein

erzlicher Dank an die Landesregierung von Baden-
ürttemberg!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Peter Weiß (Emmendingen)



(A) )


)(B)

Die Veränderungen, die jetzt anstehen, wären nicht
möglich geworden, wenn es nicht das wirklich großar-
tige Engagement der Bürgerinitiativen entlang der
Rheintalbahn und der Bürgermeister und Gemeinderäte
der betroffenen Städte und Gemeinden gegeben hätte.
Ich möchte mich auch bei unseren Bürgerinitiativen und
unseren Kommunalpolitikern herzlich bedanken, weil
sie nicht, wie oftmals anderswo, gegen etwas votieren,
sondern für etwas kämpfen. Sie sind für den Ausbau der
Rheintalbahn von zwei auf vier Strecken.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und gegen die aktuelle Planung!)


Aber Sie sind auch für eine optimierte Trasse, die die
Anliegen der Bürgerinnen und Bürger und vor allen Din-
gen die Entwicklung der Städte und Gemeinden optimal
berücksichtigt. Dafür ein herzliches Danke an unsere
Bürgerinitiativen und an unsere Kommunalpolitiker!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich gebe ehrlich zu, dass ich in den vergangenen Jah-
ren, in denen ich viele Besprechungen zu diesem Thema
gehabt habe, oftmals verzweifelt war und mich gefragt
habe, ob wir überhaupt jemals etwas bewegen werden.
Ich bin seit der Sitzung des Projektbeirates am 8. Fe-
bruar dieses Jahres zum ersten Mal positiv gestimmt.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das freut uns aber!)


Denn der Projektbeirat,


(Ute Kumpf [SPD]: Das war ein Werk von Tiefensee! Tiefensee hat den Projektbeirat eingerichtet!)


in dem das Bundesministerium durch Herrn Staatssekre-
tär Scheurle vertreten ist, in dem das Land vertreten ist,
in dem die Region, unsere Kommunalpolitiker und
Landräte vertreten sind, in dem die Bürgerinitiativen
vertreten sind, hat gemeinsam neue Weichenstellungen
für die Planung an der Rheintalbahn vorgenommen. Die
sind bereits – Herr Pronold, Sie wollten ja Taten sehen –
in der Umsetzung. Am 18. Februar haben Bahnchef
Grube und Ministerpräsident Mappus die ersten Probe-
bohrungen für eine Tunnellösung in Offenburg gestartet.


(Florian Pronold [SPD]: Dann ist der Tunnel jetzt schon praktisch gebaut?)


Wir haben die Entscheidung, dass die bahnparallele
Trasse zwischen Offenburg und Riegel detailgenau un-
tersucht wird. Wir haben die Zusage, dass die Anregun-
gen zur Umfahrung von Freiburg aufgegriffen werden.
Wir haben selbst für Weil am Rhein zusätzlichen Lärm-
schutz bekommen. Und wir haben die Zusage, dass
durch den Katzenbergtunnel, der bereits gebaut ist, aber
noch in Betrieb genommen werden muss, möglichst der
gesamte Güterverkehr geführt werden soll, um die dorti-
gen kleineren Gemeinden und vor allen Dingen den Kur-
ort Bad Bellingen zu entlasten. Das alles wurde möglich,
weil die zusätzlichen Kosten für die Probebohrungen
und die Untersuchung der bahnparallelen Trasse in Höhe
von 1,3 Millionen Euro je zur Hälfte vom Land und vom
Bund zur Verfügung gestellt werden. Deswegen war die
Sitzung des Projektbeirates am 8. Februar 2011 wichtig.

E
R

A
s
re
B
re
le
u
tu
d

C

n
A
n
E
W
m
R
V
b


h

Z
a
S

W
in
h
fe
s

s
n
n
e
K
te

(C (D ndlich wurde eine neue, angepasste Planung für die heintalbahn auf den Weg gebracht. Ich finde es gut und begrüße es, dass wir uns mit dem ntrag, den wir heute hier, im Deutschen Bundestag, be chließen, hinter die Fortschritte, die im Projektbeirat ericht worden sind, stellen. Ich freue mich, dass wir den ürgerinnen und Bürgern an der Rheintalstrecke ein klas Signal senden: Im Rheintal geht es anders. Wir woln eine neue Planung, die auf die Bedürfnisse der Städte nd Gemeinden Rücksicht nimmt. Wir wollen eine leisngsfähige Strecke bauen, aber auch eine Strecke, mit er die Menschen gut leben können. Vielen Dank. Armin Schuster ist der nächste Redner für die CDU/ SU-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin en und Kollegen! Sehr verehrte Damen und Herren! ls neugewählter Abgeordneter hatte ich Ende 2009 eiige Sorgen – das gebe ich zu –, wie ich die berechtigten rwartungen der Bürger am Oberrhein, in meinem ahlkreis, erfüllen soll. Die Sorgen rührten daher, dass eine Vorgängerin – SPD und ihres Zeichens jahrelang egierungsmitglied – mit ihren Parteikollegen und dem erkehrsminister jahrelang nichts in Sachen Baden 21 ewegen konnte. Als neuer Abgeordneter hat man da narlich die Sorge, dass man das auch nicht hinbekommt. Aber – Herr Döring hat das sehr schön erläutert – wir aben es geschafft. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Peter Friedrich [SPD]: Herr Schuster, immer bei der Wahrheit bleiben!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709702800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Armin Schuster (CDU):
Rede ID: ID1709702900

ugegebenermaßen haben wir nicht das Ziel erreicht,
ber wir kommen den Bürgern am Oberrhein Schritt für
chritt entgegen.


(Ute Kumpf [SPD]: Ganz schön windig! – Rita Schwarzelühr-Sutter [SPD]: Und was ist mit Weil am Rhein?)


ir haben unzählige offizielle und inoffizielle Termine
Berlin, Stuttgart und an der Strecke durchgeführt. Wir

aben auf allen Ebenen Konsensentscheidungen getrof-
n. Wir haben Dinge geschafft, die 2009 unmöglich zu

ein schienen.

Ich kann mich gut an die verhärteten Fronten zwi-
chen Bundesverkehrsministerium und der DB AG ei-
erseits und dem Land und der Region andererseits erin-
ern. CDU/CSU und FDP haben in den letzten
ineinhalb Jahren dafür gesorgt, dass wir dort unten im
onsens arbeiten. Es gibt keine Gräben mehr. Wir arbei-
n mit demselben Ziel.





Armin Schuster (Weil am Rhein)



(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Florian Pronold [SPD]: Die Ananaszucht in Alaska eröffnet!)


Ich möchte mich noch einmal ausdrücklich bei Ihnen,
Frau Gönner, bedanken. Wenn Sie ins Lenkrad greifen,
alle Achtung, das merkt man.


(Peter Friedrich [SPD]: EnBW!)


Das war irgendwann im Februar oder März des letzten
Jahres. Bahnchef Grube ist hier noch nicht erwähnt wor-
den; das möchte ich ausdrücklich tun. Die Region ver-
dankt ihm eine Menge. Er ist ein Stück weit Vorbild, da
er sich trotz immenser Verpflichtungen vor Ort zeigt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Uwe Beckmeyer [SPD]: Es fehlen nur 9 Milliarden! Das ist das Problem!)


Mit unserer Planung am Oberrhein zielen wir ganz
klar in Richtung einer anliegerfreundlichen Trassen-
gestaltung. Alle Orte – Herr Weiß hat sie aufgeführt –
lassen ganz klare Signale erkennen.


(Rita Schwarzelühr-Sutter [SPD]: Was ist mit Weil am Rhein?)


Das einzige Problem ist – das bedauere ich als Weiler
ganz besonders – die Hinterlassenschaft von Rot-Grün in
Weil am Rhein. 2009 habe ich einen praktisch erlass-
reifen Planfeststellungsbeschluss vorgefunden.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie sind ja ein ganz Nassforscher!)


In Weil am Rhein konnten wir eine Tieferlegung daher
einfach nicht mehr hinbekommen.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: War die CDU nicht in der Großen Koalition?)


Eine Nachjustierung mit einem Volumen von
15 Millionen Euro für Weil am Rhein ist aber ein Wort.
Das verkaufe ich als Erfolg.


(Beifall bei der CDU/CSU – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach! Und die vier Jahre Große Koalition?)


Meine Damen und Herren von Rot-Grün, in den ver-
gangenen Jahren haben Sie in puncto Bahn viel ver-
säumt. Dieses Verkehrsmittel ist nicht per se umwelt-
freundlich. Das ist nur dann der Fall, wenn man nicht in
der Nähe wohnt.


(Ute Kumpf [SPD]: Sie sind doch Qualitätsprüfer! Überprüfen Sie einmal Ihre eigenen Ausführungen auf den Wahrheitsgehalt!)


Das Motto „Alles auf die Schiene!“ macht nur Sinn,
wenn man sich auch dafür interessiert, wie es dort zu-
geht.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schuster, bleib bei deinen Leisten, sage ich da nur!)


Wir haben einen Reformstau, den wir auflösen werden.
Die Punkte Trassenpreise, Schienenbonus und Technik

w
g

tr
ti
k
b
te
te
W

b
d
d
G
c
je
S
g
h
in

n

D
m
ru
e

D
te

E

(C (D erden wir klären. Das wäre aber eigentlich Ihre Aufabe gewesen. (Florian Pronold [SPD]: Und Sie waren auch schon immer gegen Atomkraft! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sind wir aber froh, dass wir Sie jetzt haben! – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kommen Sie einmal in den Verkehrsausschuss! Klären Sie uns einmal auf!)


Meine Damen und Herren, alles, was in unserem An-
ag steht, ist ein starkes politisches Signal für die künf-
ge Bahnplanung in diesem Land. Angesichts unserer
onsequenten Haushaltspolitik – Stichwort Schulden-
remse – dürfen Sie jedes einzelne Wort als Signal wer-
n, dass wir im Rahmen des finanziell Möglichen das
chnisch Machbare schaffen wollen. Das geschieht zum
ohl von Mensch und Umwelt.

Den Projektbeirat muss ich nicht mehr loben. Darüber
in ich richtig froh. Ich dachte schon, ich sei der Einzige,
er ständig herumläuft und klarzumachen versucht, dass
as ein Exportschlager für mehr Bürgerbeteiligung ist.
reifen wir diesen Projektbeirat gemeinsam auf und ma-

hen ihn zu einem Instrument, das künftig bei Großpro-
kten immer zur Anwendung kommen soll. An dieser
telle möchte ich als Badener sagen: Auf diese Weise
ewähren wir Heiner Geißler einen wohlverdienten Ru-
estand. Dafür sorgt der Projektbeirat. Wir schaffen das
Südbaden allein.


(Beifall bei der CDU/CSU – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Da fällt er auch noch Heiner Geißler in den Rücken! Das ist ja unglaublich!)


Lassen Sie mich noch etwas sagen: Ich bin der Mei-
ung, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben.


(Lachen bei der SPD – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Den Eindruck hatten wir bislang nicht! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kam deutlich raus bei Ihrer Rede!)


ie Gemeinsamkeiten müssten wir uns einmal zusam-
en anschauen. Es gibt ein einziges Wort für Ihre Regie-
ngszeit am Oberrhein, das heißt: Eimeldingen. Das ist

in Ort 1 Kilometer nördlich von Weil am Rhein.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie meinen, Sie wären der Erste und Einzige, der sich dafür einsetzt? Das ist ja peinlich!)


ort liegen mittlerweile vier Gleise parallel; zwei 5 Me-
r hohe Lärmschutzwände ziehen sich durch den Ort.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sind Sie jetzt bei den Gemeinsamkeiten? Oder wo sind Sie jetzt?)


s sieht aus, als stünde man vor der Berliner Mauer.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Furchtbar!)






Armin Schuster (Weil am Rhein)



(A) )


)(B)

Diese Gemeinde ist nie von Ihnen gehört worden und
muss heute mit dem Status quo leben. Man könnte auch
sagen, hier gilt das Motto: Wer zu früh kommt, den be-
straft das Leben oder die SPD. Das ist für Eimeldingen
wirklich nicht schön.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo war da die Landesregierung?)


Wir bedauern, dass es nicht zu einem parteiübergrei-
fenden Antrag kam. Sie müssen von Ihren Maximalfor-
derungen herunterkommen und sich unserer Verhand-
lungstaktik annähern,


(Gustav Herzog [SPD]: In welchem Land leben Sie?)


und zwar kontinuierlich, Stück für Stück und jeden Tag
ein bisschen weiter. So kommen wir zu Verhandlungs-
erfolgen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Ist das Ihr Demokratieverständnis? Das ist ja hochinteressant!)


– Wie wäre es denn, wenn sich die Nichterfolgreichen an
den Erfolgreichen orientieren, und nicht umgekehrt?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Bisher haben die Leute davon nichts gespürt!)


Ich komme zum Schluss. Mich hat gestern ein Journa-
list der Süddeutschen Zeitung gefragt, ob man als neuge-
wählter Abgeordneter überhaupt etwas bewegen kann.
Man kann etwas bewegen.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das ein Eigenlob? Das ist ja furchtbar! – Florian Pronold [SPD]: Und sie bewegen sich doch!)


Das bewegt auch mich. Sie dürfen sich darauf verlassen:
Ich bewege mich


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Ab auf Ihren Platz! Das ist die beste Bewegung, die Sie machen können!)


am Rheintal auch weiter im Sinne der Bürger, der Anlie-
ger und für die Region.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709703000

Thomas Strobl ist der letzte Redner zu diesem Tages-

ordnungspunkt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1709703100

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Es gibt bei diesem Thema erfreuli-
che Gemeinsamkeiten; es gibt aber auch ein paar Unter-
schiede. Übereinstimmung besteht darin, dass die Güter
von der Straße auf die Schiene gebracht werden müssen.

D
s

D

d

W
M
A
n
R
w

M
w
B

e

d
ru

d
V
v
L

S

S
L

B
F
ti
n

(C (D as ist ein zentrales Gebot der Stunde, sowohl wirtchaftlich als auch ökologisch. (Ute Kumpf [SPD]: Das ist auch 1996 vertraglich festgelegt worden!)


eshalb sind alle für den Ausbau der Rheintalbahn.

Es geht aber um mehr. Wir wollen für dieses Projekt
ie Akzeptanz der Bevölkerung.


(Ute Kumpf [SPD]: 2004 wurde die Initiative gegründet! Wo war da die Landesregierung?)


ir wollen bei diesem verkehrspolitischen Projekt die
enschen in Südbaden mitnehmen. Wir wollen den
usbau der Rheintalbahn gemeinsam mit den Bürgerin-
en und Bürgern. Daher ist es unsere feste Absicht, die
heintalbahn gleichsam zu einem Modell für einen an-
ohnerfreundlichen Bahnausbau zu machen. Trassen-
hrung und Lärmschutz sollen so gestaltet werden, dass
enschen und Umwelt so wenig wie möglich belastet
erden. Deswegen machen wir es gemeinsam mit den
ürgerinnen und Bürgern am Rhein in Südbaden.

Wir hätten uns erhofft, dass es für dieses Ansinnen
ine breitere, überparteiliche Zustimmung gibt;


(Ute Kumpf [SPD]: Die Initiative kam von uns, Herr Strobl! Sie sind ein kleiner Lügenbold!)


och die Opposition nimmt wiederum eine Verweige-
ngshaltung ein,


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat Ihr Generalsekretär aus BadenWürttemberg verhindert! Wie heißt der noch gleich? – Ute Kumpf [SPD]: Herr Strobl, Sie waren bei dem Gespräch nicht dabei!)


ie eigentlich niemand so recht nachvollziehen kann.
or allem die Menschen am Oberrhein und in Südbaden
erstehen das nicht. Warum sind Sie eigentlich gegen
ärmschutz und Ökologie, wenn es konkret wird?


(Zurufe von der SPD: Was?)


ie sind aus Prinzip dagegen, wenn es konkret wird.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Strobl, das ist absoluter Unfug, was Sie da sagen! Das wissen Sie doch! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lassen Sie doch Ihre blöde Wahlkampfrede!)


ie sind gegen eine vernünftige Politik im Bund und im
and; Sie saugen Ihren Honig aus dem Dagegensein.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch totaler Quatsch! Wir haben einen Antrag vorgelegt!)


Ich will Ihnen das konkret belegen. Im Landtag von
aden-Württemberg gab es einen Änderungsantrag der
raktion der CDU, der Fraktion der SPD und der Frak-
on von FDP/DVP mit der Überschrift „Klares Bekennt-
is zu Baden 21“.





Thomas Strobl (Heilbronn)



(A) )


)(B)


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und dann kam lauter Pro-Stuttgart-21Zeug!)


Dazu gab es eine namentliche Abstimmung. Für diesen
Antrag haben gestimmt die Fraktion der CDU, die Frak-
tion der SPD und die Fraktion von FDP/DVP. Mit Nein
hat – ich kann Ihnen die Namen aus dem Plenarprotokoll
der Sitzung des Landtags von Baden-Württemberg vom
25. November 2010 vorlesen – die komplette Fraktion
der Grünen gestimmt, also gegen ein „Klares Bekenntnis
zu Baden 21“.


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie schon gewusst, dass ein Antrag aus mehr besteht als nur aus einer Überschrift?)


Sie sind gegen Baden 21,


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frechheit!)


gegen die Interessen der Menschen in Südbaden, gegen
den Lärmschutz, und Sie beteiligen sich nicht konstruk-
tiv an dieser Debatte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709703200

Herr Kollege Strobl, der Kollege Bonde möchte dazu

gerne eine Bemerkung machen.


Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1709703300

Aber gerne. – Bitte.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Jetzt sind wir ganz gespannt!)



Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709703400

Werter Kollege Strobl, nun stehen wir beide im Wahl-

kampf in Baden-Württemberg, Sie als Generalsekretär
Ihrer Partei, ich als Landesvorstandsmitglied der meini-
gen. Ich kann daher verstehen, dass man manchmal Ter-
mine durcheinanderbringt.

Ich würde Sie gerne bitten, mir zu bestätigen, dass es
in dem von Ihnen genannten Antrag aus dem Landtag
von Baden-Württemberg einen Forderungsteil gab, der
aus einer ganzen Reihe von Punkten bestand, dass einer
davon ein Bekenntnis zum Bahnprojekt Stuttgart 21 war
und dass es Versuche gab, eine getrennte Abstimmung
über diese Sachverhalte herbeizuführen, was von den an-
tragstellenden Fraktionen im Landtag nicht gewünscht
war. Herr Strobl, sind wir uns einig, dass wir uns beim
Projekt Stuttgart 21 nicht einig sind, und wären Sie nicht
genauso verwundert gewesen wie ich, wenn meine
Landtagsfraktion einem Antrag pro Stuttgart 21 zuge-
stimmt hätte?


(Gustav Herzog [SPD]: Eine gute Frage!)



Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1709703500

Verehrter Herr Kollege Bonde, noch einmal: Dieser

Änderungsantrag trägt die Überschrift „Klares Bekennt-
nis zu Baden 21“.

D
v
ti

D
z

S
g
g
B

d
d

d
b



d
s
L
k

s

D
e
w
u
G
A
fr
w
s

(C (D (Gustav Herzog [SPD]: Nicht nur die Überschrift! – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Haben Sie schon verstanden, dass in diesem Haus auch der Inhalt des Antrags gilt? Wollen Sie behaupten, im Landtag von Baden-Württemberg gilt nur die Überschrift?)


iesem Antrag haben sich alle Fraktionen im Landtag
on Baden-Württemberg angeschlossen, außer der Frak-
on der Grünen. Das ist zu bedauern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


amit gefährden Sie im Übrigen wichtige Maßnahmen
um Wohle der Menschen am Oberrhein.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das ist doch völlig daneben, was Sie erzählen!)


ie sind bei dieser Frage – wie bei anderen Fragen – da-
egen, wenn es konkret wird. Sie sind gegen Ökologie,
egen die Bürgerinteressen, gegen Südbaden und gegen
aden-Württemberg.


(Beifall des Abg. Arnold Vaatz [CDU/CSU] – Gustav Herzog [SPD]: Das ist unterirdisch! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: So werden Sie dann gewählt! Zu Recht!)


Wir sind froh darüber – dafür danken wir auch der in
ieser Debatte anwesenden Umweltministerin von Ba-
en-Württemberg –,


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das letzte Mal, dass sie da sitzt!)


ass der Ministerpräsident des Landes Baden-Württem-
erg zu einem sehr frühen Zeitpunkt erklärt hat


(Zuruf des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ich weiß, dass Sie das ärgert –,


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ärgert mich, dass Sie so einen Unsinn erzählen!)


ass, obwohl der Bund für dieses Projekt zuständig ist,
ich auch das Land Baden-Württemberg an sinnvollen
eistungen, die den Bürgerinnen und Bürgern zugute-
ommen, beteiligen wird. Das finden wir richtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Weil die Grünen sich hier so aufregen, weiß offen-
ichtlich die rechte Hand nicht, was die linke tut.


(Florian Pronold [SPD]: Meinen Sie Ihre eigene Partei? Atomkonsens!)


amit meine ich weniger die Tatsache, dass Sie wieder
ine ganze Reihe von Anträgen eingebracht haben, ob-
ohl eigentlich einer genügt hätte. Mir geht es vielmehr
m eine bestimmte Formulierung in dem Antrag der
rünen auf Drucksache 17/2488. Darin wird die feste
bsicht formuliert, es solle „die Schiene als umwelt-
eundlicher Verkehrsträger gemeinsam mit den Binnen-
asserstraßen beim Gütertransport verstärkt zum Ein-

atz kommen“.





Thomas Strobl (Heilbronn)



(A) )


)(B)


(Florian Pronold [SPD]: Oh! Jetzt lesen Sie einmal den Inhalt vor, nicht nur die Überschrift! Das ist ja ganz was Neues!)


Die „Binnenwasserstraßen“ – das ist interessant. Denn
was die Binnenwasserstraßen anbelangt, argumentierte
zumindest der als Antragsteller an erster Stelle genannte
Winfried Hermann noch vor kurzem massiv gegen den
Ausbau der Neckarschleusen in Baden-Württemberg.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schade, dass Ramsauer jetzt weg ist! – Ute Kumpf [SPD]: Moment, lieber Kollege Strobl! Ramsauer will das auch nicht!)


Wir wären damals als Große Koalition froh gewesen,
Baden-Württemberg über 600 Millionen Euro für den
Ausbau der Neckarschleusen zur Verfügung zu stellen.


(Ute Kumpf [SPD]: Aber er macht das nicht mehr!)


Aber wer ist dagegen und kritisiert das? Bündnis 90/
Die Grünen. Sie sind nicht nur gegen die Schiene, son-
dern auch gegen die Wasserstraße.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie können ja nicht einmal Minister Ramsauer vom Kollegen Hermann unterscheiden!)


Immer wenn es konkret wird, sind die Grünen dage-
gen. In diesem Fall sind sie der Binnenschifffahrt und
damit einer der ökologischsten Transportmöglichkeiten
überhaupt in den Rücken gefallen. So ist kein Staat zu
machen. Mit den Grünen und ihrer Antihaltung gibt es
keine konstruktive Politik.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wie konstruktive Politik funktioniert,


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Zeigt Mappus!)


das hat im Rheintal der Projektbeirat bewiesen, den die
Bundesregierung und die Landesregierung von Minister-
präsident Stefan Mappus massiv unterstützen.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Nur noch eine Woche!)


Dieser Projektbeirat stellt eine Art Vorläufer zur erfolg-
reichen Faktenschlichtung Heiner Geißlers bei Stutt-
gart 21 dar. Wie diese orientiert er sich am Prinzip des
runden Tisches und brachte die Entscheidungsträger und
die betroffenen Bürgerinnen und Bürger zusammen. Alle
haben – auf Augenhöhe mit den Bürgerinnen und Bür-
gern – konstruktiv mitgearbeitet: Oberbürgermeister,
Bürgermeister, Landräte, das Regierungspräsidium, das
Bundesministerium, das Landesministerium. Staatliche
Stellen auf der einen Seite und Bürgerinnen und Bürger
auf der anderen Seite führten einen guten, sachlich
orientierten Dialog. Ich möchte ausdrücklich der Bun-
desregierung, der Landesregierung, aber auch den enga-
gierten Bürgerinnen und Bürgern, namentlich der
IG BOHR, Dank sagen, die sich in einer konstruktiven
und sachlichen Art und Weise seit langer Zeit in die De-

b
A
v
D
M
p
N

H

G
d

S
g
W

E
d
g
d
s
u
n

g
ta

F
z
p
g
z
z
h
te
e
in
s

w
g
s
d

(C (D atte einbringen. Sie hatten und haben einen wichtigen nteil an den gefundenen Lösungen und praktizieren in erantwortungsbewusster Weise gelebte Demokratie. ies beweist: Das Projekt Rheintalbahn hat bereits jetzt odellcharakter und taugt als Vorbild für künftige Groß rojekte in Deutschland. Das ist eine wirklich gute achricht. Ich danke für die Aufmerksamkeit. Zu einer Kurzintervention erhält der Kollege ermann das Wort. (Patrick Döring [FDP]: Er hat doch schon geredet!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709703600


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709703700

Vielen Dank, Herr Präsident. – Ich persönlich und die

rünen sind bei mehreren Punkten angesprochen wor-
en. Ich würde gern etwas dazu sagen.

Sowohl der Kollege Schuster als auch der Kollege
trobl haben, glaube ich, deutlich gemacht, dass sie eine
roße Sorge haben: die Landtagswahl in Baden-
ürttemberg in zehn Tagen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das stimmt! Das kam deutlich heraus!)


s ist ziemlich auffällig, dass Sie pausenlos davon reden,
ass Ihnen die Interessen der Anwohner und die Sachfra-
en im Rheintal wichtig sind. Ihre Polemik aber zeigt,
ass Ihre größte Sorge die Erfolge der Grünen sind;
onst müssten Sie sich nicht dauernd an uns abarbeiten
nd das auch noch mit schäbigen Unterstellungen, die
icht stimmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber ganz schäbige Unterstellungen!)


Herr Strobl spricht von Wasserstraßen, obwohl es ei-
entlich um den Ausbau der Schienenstrecke im Rhein-
l geht. Er meint, er könnte mich und die Grünen vor-
hren, weil wir uns auf einen Entwurf der CDU/CSU-

DP-Regierung zur Priorisierung der Wasserstraßen,
um Ausbau der Wasserstraßen bezogen haben. Es ist
einlich, dass Sie versuchen, mich und die Grünen anzu-
reifen, weil wir darauf hinweisen, dass es um die Set-
ung von Prioritäten geht und dass das auch Konsequen-
en für den Wasserstraßenausbau im Neckarbereich
aben kann. Sie tun so, als sei das unser Problem. Rich-
n Sie sich bitte an die Bundesregierung, wenn Sie da

twas zu kritisieren haben; aber schieben Sie uns nichts
die Schuhe, nur weil Ihnen das gerade im Wahlkampf

o passt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zweiter Punkt. Von vielen ist angesprochen worden,
ir hätten versucht, einen gemeinsamen Antrag vorzule-
en. Ich möchte Herrn Schuster daran erinnern, dass er
ehr früh, nachdem er Mitglied des Bundestages gewor-
en ist, in mein Büro kam und wir darüber nachgedacht





Winfried Hermann


(A) )


)(B)

haben, wie wir gemeinsam vorgehen können. Er hat mir
sehr schnell bedeutet, dass er ganz gerne einen gemein-
samen Antrag auf den Weg bringen würde, aber nur ein
kleines Licht in seiner Fraktion sei. Das haben Sie wört-
lich zu mir gesagt. Man muss aber sehen: Es gibt überge-
ordnete Interessen der Fraktionen. In diesem Duktus hat
dies in dieser Woche in meinem Büro stattgefunden. Sie
sind zu mir gekommen und haben gesagt: Wie sieht es
denn mit einem gemeinsamen Antrag aus? Wir haben
unseren Antrag, dem können Sie zustimmen.


(Steffen Bilger [CDU/CSU]: Das war der Vorschlag in dem Brief!)


– Nein, Sie verdrehen immer die Tatsachen. In dem Brief
stand nur, dass man versucht, einen gemeinsamen An-
trag auf den Weg zu bringen. Dies haben Sie so interpre-
tiert: Wir haben einen Antrag geschrieben. Sie können ja
über Änderungsanträge abstimmen lassen – in Klam-
mern: die lehnen wir dann ab –, und dann gibt es einen
gemeinsamen Antrag, nämlich den der Koalition. – Das
ist nicht das Vorgehen bei einem gemeinsamem Han-
deln. Bei gemeinsamem Handeln muss man sich auf
Augenhöhe begegnen und gemeinsam Vereinbarungen
treffen. Wenn es an irgendeiner Stelle keine Gemeinsam-
keiten gibt, muss man die Unterschiede deutlich machen.

Ihr Angebot war arrogant.


(Patrick Döring [FDP]: Sie sind arrogant! Ihr Angebot war ein falsches Angebot!)


Es ist von uns nicht angenommen worden. Uns hinterher
vorzuwerfen, wir hätten uns nicht für ein gemeinsames
Vorgehen starkgemacht, finde ich mehr als schäbig.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Genau! Kein Wunder, dass die ihre Mehrheiten verlieren!)


Ich hätte dieses Thema lieber nicht angesprochen, weil
ich glaube, dass die Bürger nicht verstehen können, wa-
rum man so handelt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ja! Wie Ihre Pressemitteilung!)


Weil Sie all Ihre Reden damit bestritten haben, uns zu
unterstellen, –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709703800

Herr Kollege!


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709703900

– wir hätten uns nicht für ein gemeinsames Vorgehen

starkgemacht, war es aber notwendig. Ihr Verhalten
finde ich peinlich.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Dummes Zeug!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709704000

Zur Erwiderung Herr Kollege Strobl.

m

s
B
z
e
d

S

d
m

A
g
s

A
d
n
s

a
L
is


B

im
A
v
d

(C (D Herr Kollege Hermann, auf diese Art und Weise kom en Sie aus dieser Nummer nicht heraus. (Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1709704100

Erster Punkt. Ich habe die Binnenwasserstraßen ange-
prochen, weil die Inkonsistenz der Argumentation des
ündnisses 90/Die Grünen bei diesem Thema gut nach-
uvollziehen ist. Noch einmal: Der Großen Koalition ist
s gelungen, über 600 Millionen Euro für den Ausbau
er Neckarschleusen bereitzustellen.


(Ute Kumpf [SPD]: Die macht Herr Ramsauer doch gerade kaputt!)


ie von den Grünen verkünden hier großspurig,


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben es gerade nötig, so zu reden!)


ass Sie für Ökologie sind und Güter von der Straße neh-
en wollen.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Ja, ja! Alles Unsinn!)


ber im Wahlkampf reisen Sie durch die Gegend und sa-
en: Dieses Geld hätte man für Maßnahmen vor Ort bes-
er verwenden können.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch falsch!)


ußerdem erzählen Sie unsinniges Zeug, zum Beispiel
ass Binnenschiffer auf ihren Schiffen altes Öl verbren-
en würden. Hier im Bundestag blasen Sie sich auf und
prechen von Ökologie,


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt weiß man, warum Sie der Generalsekretär von Mappus sind! Bei Ihrer Redlichkeit!)


ber vor Ort polemisieren Sie gegen die Interessen des
andes Baden-Württemberg, Herr Kollege Hermann. So
t das.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mappus weiß hoffentlich, was Sie da sagen! – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ach! Das ist bei denen doch ganz normal! Da muss jemand wie er Generalsekretär sein! Das passt doch!)


Sie brauchen gar nicht zu schreien, Herr Kollege
onde.

Der zweite Punkt. Es gab verschiedentlich Versuche,
Hinblick auf die Rheintalbahn einen gemeinsamen

ntrag zu formulieren. Es gibt ein Antwortschreiben
on Kerstin Andreae und Alexander Bonde, beide von
en Grünen.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Kein Antwortschreiben! Ein Schreiben ist das! – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Antwortschrei Thomas Strobl )





(A) )

ben? Das stimmt nicht! Da geht es schon los!
Sie haben ja gar keine Ahnung!)

In diesem Schreiben heißt es, für die Grünen sei der An-
trag der Koalition eine gute Basis,


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allerdings mit zwei Änderungen! – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch schon wieder nicht die ganze Wahrheit!)


allerdings mit zwei Änderungen.


(Steffen Bilger [CDU/CSU]: Zwei! Nicht vier!)


Auch die Kolleginnen und Kollegen vor Ort seien bereit
gewesen, einen Konsens zu finden. Sie wurden aber von
der Grünenspitze in Berlin zurückgepfiffen.


(Zurufe von der SPD und vom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oh! Oh!)


Sie haben sie gewissermaßen verraten. Ihnen ging es um
Fraktionsinteressen.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Eben nicht! Das ist totaler Kappes, was Sie da erzählen!)


Sie stellen die Interessen der Grünenpartei über die Inte-
ressen der Menschen in Südbaden


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Wohl wahr!)


und in Wahrheit auch über die Ökologie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich! Ihr braucht euch wirklich nicht darüber zu wundern, dass ihr überall abgewählt werdet! – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine Unverschämtheit! Das wird euch noch leid tun! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schäbigkeit hat einen Namen!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709704200

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlungen des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung. Der Ausschuss empfiehlt unter
Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung die Annahme
des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP
auf Drucksache 17/4861 mit dem Titel „Anwohner-
freundlicher Ausbau der Rheintalbahn“. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Wer enthält sich? – Damit ist diese Beschlussempfeh-
lung mit den Stimmen der Koalition bei Enthaltung der
Oppositionsfraktionen angenommen.

Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ab-
lehnung des Antrags der Fraktion der SPD auf der
Drucksache 17/4856 mit dem Titel „Ausbau der Rhein-
talbahn als Modell für Bürgernähe, Lärm- und Land-
schaftsschutz“. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-

lu
D
m

s
d
T
o
s
e
m

le
n
fr
P
B
e
s

s
n
T
fr
s
e
M

s
D
n
d
s

m
B
m
n
d
s

ra
a
e
g
B
V
F
s
1
li
R
v
b

(C (D ng? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – iese Beschlussempfehlung ist mit Mehrheit angenomen. Weiterhin empfiehlt der Ausschuss unter Buchstabe c einer Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags er Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/3659 mit dem itel „Akzeptanzprobleme bei der Rheintalbahn durch ffene Planung beseitigen“. Wer stimmt dieser Bechlussempfehlung zu? – Wer stimmt dagegen? – Wer nthält sich? – Auch dieser Beschlussempfehlung wurde it Mehrheit zugestimmt. Unter Buchstabe d empfiehlt der Ausschuss die Abhnung des Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grüen auf der Drucksache 17/2488 mit dem Titel „Bürgereundlichen Ausbau der Rheintalbahn auf der Basis des rognosehorizontes 2025 planen“. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer nthält sich? – Auch hier gibt es eine mehrheitliche Zutimmung. Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buchtabe e die Ablehnung des Antrags der Fraktion Bündis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/4689 mit dem itel „Rheintalbahn – Modellprojekt für anwohnereundlichen Schienenausbau“. Wer stimmt der Be chlussempfehlung zu? – Wer stimmt dagegen? – Wer nthält sich? – Auch diese Beschlussempfehlung ist mit ehrheit angenommen. Tagesordnungspunkt 27 b. Hier geht es um die Abtimmung über den Antrag der Fraktion Die Linke auf rucksache 17/5036 mit dem Titel „Schutz vor Schieenlärm im Rheintal und andernorts“. Wer stimmt für iesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält ich? – Der Antrag ist mit Mehrheit abgelehnt. Tagesordnungspunkt 27 c. Hier geht es um die Abstimung über den Antrag der Fraktionen der SPD und des ündnisses 90/Die Grünen auf der Drucksache 17/5037 it dem Titel „Rheintalbahn – Finanzierung und anwoh erfreundlichen Ausbau sicherstellen“. Wer stimmt für iesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält ich? – Dieser Antrag ist mit Mehrheit abgelehnt. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich mache Sie dauf aufmerksam, dass ich die Mitteilung des Kanzler mtes erhalten habe, dass die Bundesregierung gerne ine Regierungserklärung zu den aktuellen Entwicklunen in Libyen abgeben möchte und dafür ab 12 Uhr der undesminister des Auswärtigen zur Verfügung steht. on einigen Fraktionen weiß ich, dass sie vorher eine raktionssitzung durchführen wollen, sodass ich vorchlage, dass wir die Sitzung jetzt unterbrechen und um 2 Uhr mit dem dann, wie ich unterstelle, einvernehmch geänderten Tagesordnungspunkt die beabsichtigte egierungserklärung zur Kenntnis nehmen, der selbsterständlich – davon gehe ich jedenfalls aus – eine Deattenrunde folgt. Ich unterbreche die Sitzung. )


(Unterbrechung von 10.57 bis 12.15 Uhr)





(A) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709704300

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die unterbrochene

Sitzung ist wieder eröffnet.

Die Fraktionen haben sich auf eine Änderung der
heutigen Tagesordnung verständigt. Es ist vorgesehen,
die Sitzung mit einer Regierungserklärung des Bundes-
ministers des Auswärtigen zur aktuellen Entwicklung in
Libyen und einer anschließenden Aussprache von einer
Dreiviertelstunde fortzusetzen. Anschließend werden
wir in der Tagesordnung mit der Beratung des
Tagesordnungspunkts 29 fortfahren. Der Tagesord-
nungspunkt 28 – Entgeltgleichheit zwischen Männern
und Frauen – soll abgesetzt werden. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann verfahren wir so.


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Die Grünen sind auf dem Weg! Der Aufzug war völlig verstopft!)


Mir wird gerade zugerufen, dass die Kolleginnen und
Kollegen der Grünenfraktion auf dem Weg nach unten
sind. Vielleicht warten wir noch kurz.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wie meinen Sie das, Herr Präsident?)


– Von der Fraktionsebene herunter auf die Plenarsaal-
ebene. Da sind sie auf dem Weg nach unten, wie Sie alle
auch waren. – Die Fraktionssitzung ist zu Ende, wird mir
gerade gesagt, und die Kolleginnen und Kollegen kom-
men. Ich denke, wir können noch 30 Sekunden warten.

Ich rufe den Zusatzpunkt 6 auf:

Abgabe einer Regierungserklärung durch den
Bundesminister des Auswärtigen

zu den aktuellen Entwicklungen in Libyen

(UN-Resolution)


Ich erteile das Wort zur Abgabe einer Regierungser-
klärung Herrn Minister Guido Westerwelle. Bitte schön.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Aus-
wärtigen:

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
ren! Kolleginnen und Kollegen! Der Sicherheitsrat der
Vereinten Nationen hat heute Nacht nach einer intensi-
ven Beratung eine weitere Resolution zur Situation in
Libyen verabschiedet. Deutschland hat sich bei der Ab-
stimmung über diese Resolution enthalten, genauso wie
Brasilien, Indien, China und Russland. Zehn Staaten ha-
ben für die Resolution gestimmt, darunter die Vereinig-
ten Staaten von Amerika und die drei Mitglieder der Eu-
ropäischen Union, die dem Sicherheitsrat derzeit
angehören.

Ich will Ihnen vorab sagen: Diese Entscheidung ist
uns nicht leichtgefallen. Ihr ist ein schwieriger Abwä-
gungsprozess vorausgegangen. Wir haben am Mittwoch
hier eine ausführliche, sehr konstruktive Debatte geführt,

u
m
u
H
G
g


s
a
d

s
R
ih
h

te
W
w

In
u
lu
ti
W

n
h
g
g
Is
g
a

te
e
v
w
W
li
d
to
s
z
d

le
K
v
s
d

(C (D nd wir haben trotz mancher Unterschiedlichkeit und ancher Kontroverse in der Innenpolitik über die Partei nd Fraktionsgrenzen hinweg alle eine gemeinsame altung: Wir verurteilen die Verbrechen des Diktators addafi. Mit diesem Mann kann nicht mehr zusammenearbeitet werden. Er muss gehen. Er spricht nicht mehr r das libysche Volk. Ich denke, es ist klar, wo nicht nur die Regierung, ondern wir alle gemeinsam stehen – nachdem ich mir lle Redebeiträge am Mittwoch angehört habe, bin ich er festen Überzeugung, dass ich dies ausnahmsweise r das ganze Haus sagen darf –: Wir stehen gegen die en Diktator. Wir stehen auf der Seite des internationalen echts. Wir stehen an der Seite von Menschen, die für re Freiheit wo immer auf der Welt eintreten. Wir ste en an der Seite derjenigen, die wegen ihres Eintretens r demokratische Prinzipien unterdrückt, gequält, gefolrt oder gemordet werden. Wir sind als Demokratie eine ertegemeinschaft, und deswegen treten wir auch welteit für freiheitliche und demokratische Werte ein. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall im ganzen Hause)


Davon zu trennen ist die Frage einer militärischen
tervention und der deutschen Beteiligung daran. Wir

nterstützen ausdrücklich die Elemente der Reso-
tion 1973 des UN-Sicherheitsrates, durch die die Sank-
onen gegen das Gaddafi-Regime verschärft werden.
ir Deutsche selbst haben in New York die Vorschläge
r noch umfassendere Wirtschafts- und Finanzsanktio-

en eingebracht und auch vorangetrieben. Deutschland
at sich als eines der ersten Länder in Brüssel und übri-
ens auch in New York für eine eindeutige Haltung ge-
enüber dem Diktator Gaddafi ausgesprochen, für eine
olierung des Systems Gaddafi, und für Sanktionen ge-
en sein Regime haben wir uns ebenfalls in Brüssel und
uch in New York sehr frühzeitig stark gemacht.

Die Alternative zu einem Militäreinsatz ist nicht Ta-
nlosigkeit, ist nicht Zusehen, sondern ist, den Druck zu

rhöhen, Sanktionen zu beschließen und Sanktionen zu
erschärfen. Es geht auch darum, diese Sanktionen inso-
eit auszuweiten, als sie umfassend die Finanz- und
irtschaftsfragen berühren. Mit den Sanktionen ist näm-

ch ein klares Ziel verbunden: Wir müssen verhindern,
ass weiterhin frisches Geld in die Hände dieses Dikta-
rs gelangen kann, Geld, mit dem er dann wiederum

eine Söldnertruppen bezahlen kann, um das eigene Volk
u unterdrücken, um diesen schrecklichen Krieg gegen
as eigene Volk fortzuführen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident, meine Damen und Herren, liebe Kol-
ginnen und Kollegen, Oberst Gaddafi führt einen
rieg gegen das eigene Volk. Er hat jede Legitimation
erwirkt. Dieser Diktator muss gehen. Aber er muss für
eine Verbrechen auch zur Rechenschaft gezogen wer-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)






Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


(A) )


)(B)

Deswegen war es richtig, dass der Sicherheitsrat der Ver-
einten Nationen eindeutig die Rolle des Internationalen
Strafgerichtshofes in diesem Zusammenhang unterstri-
chen hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist das ausdrückliche Ziel der Bundesregierung,
den demokratischen Aufbruch in Nordafrika und der ara-
bischen Welt nach Kräften zu unterstützen. Wir werden
auch künftig in der Europäischen Union und auch in den
Vereinten Nationen dafür arbeiten, diesen Aufbruch
politisch, wirtschaftlich, finanziell und humanitär zu för-
dern und ihm zum Erfolg zu verhelfen.

Dabei gibt es Entwicklungen, die uns erfreuen: in Ma-
rokko, die Jasmin-Revolution in Tunesien, die Millionen
Menschen in Ägypten, die für ihre Freiheit auf dem
Tahrir-Platz gekämpft haben und die erfolgreich waren.
In einigen Ländern gibt es leider aber auch furchtbare
Rückschläge: in Libyen – der Anlass dieser Regierungs-
erklärung. Darüber hinaus möchte ich an einem solchen
Tag daran erinnern: Auch die Menschen in Bahrain ha-
ben das Recht, für ihre Freiheit und für ihre Demonstra-
tions- und Meinungsfreiheit einzutreten.


(Beifall im ganzen Hause)


Ich habe diese Haltung auch gegenüber meinen Ge-
sprächspartnern in den Golfstaaten klar zum Ausdruck
gebracht. Wir wollen einen nationalen Dialog. Wir wol-
len eine nationale Lösung. Aus unserer Sicht muss die
Lösung im Lande durch Dialog gefunden werden und
nicht durch das Ausland oder durch ausländische Trup-
pen.

Wir sind in Sorge im Hinblick auf die Unterdrückung
der Opposition im Iran. Auch wenn darüber im Augen-
blick nicht jeden Tag etwas zu lesen ist, so wissen wir
doch alle, dass gerade die Oppositionskräfte im Iran un-
verändert unsere volle Aufmerksamkeit und auch unsere
Solidarität verdient haben. Wir wollen sie auch an einem
solchen Tage nicht vergessen, an dem wir alle natürlich
über Libyen reden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren Abgeordneten, ich denke
natürlich auch an Jemen, ein Land, das uns seit längerem
große Sorgen macht. Schon vor einem Jahr haben wir
Präsident Salih dazu aufgerufen und aufgefordert, den
Ausgleich und den Dialog zu suchen. Er hat sich anders
entschieden. Er hat auf die Kraft des Militärs gesetzt.
Die Zeit ist verstrichen. Wir sehen heute, vor welcher
dramatischen Situation Jemen steht.

Auch wenn im Augenblick in Europa der Fokus der
Aufmerksamkeit nicht dort liegt, muss in diesem Zusam-
menhang noch einmal an die Elfenbeinküste erinnert
werden. Es ist leider so, auch wenn es jedem mitfühlen-
den Menschen das Herz bricht.

p
v
D
d
ri

U
ü
d
n

a
tr
B
b
N
s

ü
le
m
R
d
li
s
b
s
w
g
je
d
P
g
F
g
F
D

s
g
n
a
E
d
a
u
n
d
w
s
d
re

w

je

(C (D Es gibt so viele Freiheitsbewegungen, die von Desoten und Diktatoren unterdrückt werden. Ich kann nicht erhehlen, es gibt Augenblicke, da spürt man auch als emokrat, als Mensch, der sich den Menschen zuwenet, ein Gefühl der Ohnmacht. Das kann niemand ignoeren. Das kann auch niemand leugnen. Wir sind nicht in der Lage, überall auf der Welt die nterdrückung zu beseitigen. Wir sind aber in der Lage, berall in der Welt klar unsere Stimme zu erheben, damit iejenigen, die unterdrückt werden, wissen: Sie sind icht alleine, wir stehen an ihrer Seite. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Ich sage das deshalb, weil es natürlich notwendig ist,
uch die Folgen der Entscheidung, die gestern Nacht ge-
offen worden ist und die uns alle hier im Deutschen
undestag befasst und beschäftigt, für andere Länder zu
erücksichtigen, für die Auswirkungen im gesamten
orden Afrikas und darüber hinaus auch in der arabi-

chen Welt.

Die Sicherheitsresolution enthält auch Bestimmungen
ber die Einrichtung einer Flugverbotszone und vor al-
n Dingen über einen darüber hinausgehenden Einsatz
ilitärischer Gewalt. Es geht darum, dass durch diese
esolution militärische Gewalt, ein militärischer Einsatz
urch Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen mehrheit-
ch legitimiert wurde. Die Entscheidung über den Ein-
atz militärischer Gewalt, über den Einsatz auch des Le-
ens unserer Soldatinnen und Soldaten ist die wohl
chwierigste Entscheidung, vor die die Politik gestellt
erden kann. Das gilt nicht nur für die Regierung, das
ilt auch für jeden Abgeordneten hier im Hause. Denn
der Auslandseinsatz unserer Bundeswehr müsste von
iesem Hohen Hause mandatiert werden. Wir haben eine
arlamentsarmee und keine Regierungsarmee. Deswe-
en bin ich sicher, dass sich jeder Abgeordnete dieselben
ragen stellt und auch dieselben schwierigen Abwägun-
en vornimmt. Wir sind alle verantwortlich bei solchen
ragen, nicht nur die Regierung, meine sehr geehrten
amen und Herren.

Den möglichen Nutzen und die Risiken eines militäri-
chen Einsatzes im Falle Libyens haben wir in den ver-
angenen Tagen in zahllosen Gesprächen in vielen natio-
alen und internationalen Gremien diskutiert und
bgewogen. Es gibt keinen sogenannten chirurgischen
ingriff. Jeder Militäreinsatz wird auch zivile Opfer for-
ern. Das wissen wir aus leidvoller Erfahrung. Wenn wir
bwägen, wie wir uns international verhalten und ob wir
ns und wo wir uns beteiligen, dann muss in diese huma-
itäre Abwägung immer auch mit einbezogen werden,
ass es Opfer gibt, auch zivile Opfer gibt. Ich weiß, dass
ir das in der Frage des Irak- oder des Afghanistan-Ein-

atzes oft genug besprochen haben. Ich muss deswegen
arum bitten und darf daran erinnern, dass wir die Leh-
n aus der jüngeren Geschichte, auch aus jüngeren Mili-
reinsätzen, immer mit berücksichtigen müssen, wenn
ir heute vor Entscheidungen stehen.

Wir haben Respekt und wir haben Verständnis für die-
nigen unserer Partner im Sicherheitsrat, in der Euro-





Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


(A) )


)(B)

päischen Union und auch in der Arabischen Liga, die
nach Abwägung aller Argumente zu einem anderen Er-
gebnis gekommen sind als wir. Wir verstehen diejeni-
gen, die sich aus ehrenwerten Motiven für ein internatio-
nales militärisches Eingreifen in Libyen ausgesprochen
haben. Wir verstehen die Verzweiflung vieler Menschen
in der Region angesichts der Entwicklungen in Libyen in
den letzten Tagen. Die Bundesregierung ist aber ange-
sichts sowohl außenpolitisch als auch militärisch erheb-
licher Gefahren und Risiken bei der Abwägung im Si-
cherheitsrat zu einem anderen Ergebnis gekommen.
Deswegen konnten wir diesem Teil der Resolution und
damit der Resolution im Ganzen nicht zustimmen. Wir
werden uns nicht mit deutschen Soldaten an einem sol-
chen Militärkampfeinsatz in Libyen beteiligen.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Für diese Entscheidung habe ich bei unseren Partnern
Verständnis und auch Respekt gefunden. Internationales
Engagement der Deutschen wird geschätzt. Es ist nicht
so, als wäre Deutschland nicht bereit, international Ver-
antwortung zu übernehmen. Deutschland trägt Verant-
wortung, zum Beispiel indem 7 000 deutsche Soldaten
bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr eingesetzt wer-
den. Wir danken den Frauen und Männern der Bundes-
wehr, die weltweit für unsere Freiheit und für unsere Si-
cherheit eintreten. Auch an diesem Tage, gerade an
diesem Tage vor dem Hintergrund der schrecklichen
Nachrichten aus Afghanistan, möchte ich diesen Dank
an unsere Bundeswehr noch einmal zum Ausdruck brin-
gen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir werden darüber beraten, meine Damen und Her-
ren, ob wir unser Engagement entsprechend konzentrie-
ren. Das bedeutet, dass die weiteren Fragen, die jetzt auf
der Tagesordnung stehen, zum Beispiel die Frage mögli-
cher AWACS-Einsätze, in der NATO besprochen werden
müssen. Ich will Ihnen das frühzeitig und ausdrücklich
sagen, weil ich nicht den Eindruck erwecken möchte, in
der Regierungserklärung sei das, was viele von Ihnen
natürlich weiter denken und mit erörtern, kein Thema.
Wir – der Bundesverteidigungsminister und der Bundes-
außenminister – werden selber gemeinsam mit unseren
Kolleginnen und Kollegen im Kabinett, die damit be-
fasst sind, diese Gespräche in der NATO suchen. Sie
sind notwendig, weil hierzu heute noch keine Entschei-
dungen zu treffen sind und auch in Bezug auf die Sicher-
heit noch keine Entscheidungen getroffen werden kön-
nen.

Lassen Sie mich aber hinzufügen, dass ich mir im
Interesse unserer Partner und auch im Interesse der Men-
schen in Libyen und der ganzen arabischen Welt wün-
schen würde, dass sich unsere Sorgen und Befürchtun-
gen hinsichtlich der Folgen eines Militäreinsatzes nicht
bewahrheiten. Unsere Position ist eindeutig gegenüber
dem Gaddafi-Regime, sie bleibt unverändert: Der Dikta-
tor muss die Gewalt gegen sein eigenes Volk sofort be-
enden. Er muss gehen, und er muss für seine Verbrechen
zur Rechenschaft gezogen werden.

n
n
A
w
K
g
im
b


M

O
fa
h
n
s
d
s
g
g
m
o
s
le
n

k
a
d
d
k
s

o
b
A
m
w
s
p
a
K
h
T
re

d

(C (D Wir haben es uns nicht leichtgemacht. Ich weiß, dass es iemandem von Ihnen leichtfällt, sich hierüber eine Meiung zu bilden. Aber für uns ist klar: In der Abwägung der rgumente sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass ir uns mit deutschen Soldaten an einem solchen ampfeinsatz in Libyen nicht beteiligen werden. Desween hat sich die Bundesregierung, hat sich Deutschland Sicherheitsrat der Vereinten Nationen enthalten. Ich itte um Ihre Unterstützung für diese Position und danke r Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709704400

Ich eröffne die Aussprache und erteile Kollegen Rolf
ützenich für die SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1709704500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

hne Zweifel, Herr Bundesaußenminister: Das ist eine,
st würde ich sagen, beispiellose Debatte, die wir hier

aben, weil wir so schnell zu einer Regierungserklärung
ach der Entscheidung im Sicherheitsrat gekommen
ind. Ich glaube, es ist auch nicht falsch, wenn man sagt,
ass es offensichtlich quer durch die Fraktionen unter-
chiedliche Auffassungen in dieser Frage gibt und auch
eben wird. An der Aufmerksamkeit, mit der alle Kolle-
innen und Kollegen Ihrer Rede zugehört haben, hat
an schon gesehen, dass es – vielleicht bis auf den einen

der anderen Teil – für die große Mehrheit des Deut-
chen Bundestages keine einfache Frage ist. Dieses Di-
mma bleibt heute und wird wahrscheinlich auch in den
ächsten Tagen bleiben.

Niemand wird wahrscheinlich zu einfachen Lösungen
ommen. Aber ich glaube, an die Bundesregierung und
uch ganz besonders an Sie, Herr Bundesaußenminister,
arf man die Frage richten, ob die Motive, die Sie hier in
er Regierungserklärung und auch in der Regierungser-
lärung am Mittwoch genannt haben, so uneigennützig
ind und nur von einer internationalen Frage geleitet sind


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Unruhe bei der FDP)


der ob nicht das, was ich Ihnen am Mittwoch in der De-
atte gesagt habe, unter Umständen ein Motiv sein kann:
m 11. März haben Sie in einem Interview des Morgen-
agazins genau die innenpolitische Debatte eröffnet, die
ir vonseiten der Sozialdemokratischen Partei unterlas-

en haben. Wir wollten nämlich nicht, dass dies innen-
olitisch instrumentalisiert wird. Sie haben damit nicht
ufgehört; denn Sie sind gestern im Deutschlandradio
ultur wieder genau diese Schiene gefahren. Auch jetzt
abe ich, muss ich Ihnen sagen, in den frei formulierten
eilen Ihrer Regierungserklärung den einen oder ande-
n Punkt gesehen,


(Dr. Frank Steffel [CDU/CSU]: Das ist peinlich!)


er zeigt, dass dies ein Motiv ist. Das gehört mit dazu.





Dr. Rolf Mützenich


(A) )


)(B)


(Widerspruch bei der FDP)


Wenn Sie sagen: „Wir als Bundesregierung können
nicht überall eingreifen“, dann gebe ich Ihnen recht. Das
ist vollkommen richtig. Aber das heißt doch nicht, dass
wir dann nirgendwo eingreifen, sondern wir greifen
doch dann dort ein, wo wir es können. Auch das hätten
Sie von diesem Rednerpult aus sagen müssen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Kurzum: Ich glaube schon, Ihr Vorwurf, dass andere
Bundesregierungen früher mit dieser Frage leichtfertig
umgegangen sind, wendet sich gegen Sie selbst; denn
Sie dürfen nicht leichtfertig Ihre Fragen innenpolitischen
Motiven unterordnen.


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich sage Ihnen: Sie stehen in einer Tradition, die die
FDP-Bundestagsfraktion mit zu verantworten hat. Sie
haben sich damals gegen den Einsatz im arabischen
Raum im Rahmen von UNIFIL aus innenpolitischen
Gründen ausgesprochen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


weil sie glaubten, so die bessere Gewähr für Erfolge in
Wahlkämpfen zu haben. Ich unterstelle Ihnen, dass es
auch in diesem Fall so ist.


(Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das müssen Sie gerade sagen! – Zurufe von der FDP)


Sie müssen eine entscheidende Frage beantworten, Herr
Bundesaußenminister. Ich glaube, Sie tun hier der deut-
schen Öffentlichkeit – –


(Zurufe von der FDP)


– Sie regen sich doch so auf, weil ich da offensichtlich
den wunden Punkt getroffen habe, der zu dieser Debatte
und, ich sage auch, zu diesem Dilemma letztlich gehört.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Zurufe von der FDP)


Er gehört zu diesem Dilemma. Tun Sie doch nicht so, als
ob das in Ihrer Fraktion nicht der Punkt wäre. –


(Dr. Frank Steffel [CDU/CSU]: Was wollen Sie denn?)


Sie stellen sich aber hierhin und sagen: Es gibt einen Au-
tomatismus für Ihr Verhalten im Sicherheitsrat und für
das, was in nationaler Souveränität zu entscheiden ist.


(Dr. Frank Steffel [CDU/CSU]: Was ist denn Ihr Vorschlag?)


Die Frage ist in der UN-Charta ganz klar geregelt: In
der UN-Charta steht, dass man einem Beschluss des Si-
cherheitsrates zustimmen und dann auf nationaler Ebene
schauen kann, wie man mit diesem Beschluss umgeht.
Zehn Länder, die Sie eben ganz bewusst nicht genannt
haben – darunter sind zum Beispiel drei afrikanische
Länder und ein arabisches Land –, haben zugestimmt.

S
u
d
d

S
c
d
ro
a
le

K

h
d


D
R
s
d
fe
in
B
w

z
K
e
d
w
d
ti

W
b
d

(C (D ie wissen, dass sie nicht mitmachen werden. Aber Sie nterstellen, dass ein Ja automatisch bedeutet hätte, dass ie Bundesregierung bei der Frage einer Beteiligung aners hätte handeln müssen. Nein, das stimmt nicht. Wenn Sie in der Politik souverän sein wollen, müssen ie sich eher fragen: An welcher Stelle wollen Sie im Siherheitsrat dabei sein? Wollen Sie bei den zehn Länern dabei sein, die zugestimmt haben, darunter drei eupäische Staaten, drei afrikanische Staaten und ein rabischer Staat? Ich finde, Sie hätten auf dieses Dimma hinweisen sollen. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Spatz? Ja, bitte schön. (Rita Pawelski [CDU/CSU]: Hätten Sie mit Ja gestimmt?)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709704600
Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1709704700


Joachim Spatz (FDP):
Rede ID: ID1709704800

Herr Kollege Mützenich, darf ich in aller Bescheiden-

eit fragen, ob Sie bereit sind, uns endlich auch einmal
ie Position der SPD darzulegen?


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der LINKEN)



Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1709704900

Wissen Sie, genau das ist doch der Punkt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN – Zurufe von der FDP: Genau!)


Nein, nein. Darf ich denn nicht einmal aussprechen? –
er Herr Bundesaußenminister hat in einer Hälfte seiner
ede nicht über Libyen gesprochen, sondern hat sehr

albungsvoll mit dem einen oder anderen Satz über an-
ere Länder gesprochen, etwa über Bahrain und die El-
nbeinküste. Er hat dann gesagt: Man kann nicht überall
tervenieren. Aber er hat nicht beantwortet, warum die
undesregierung nach ihrer Abwägung nicht möglicher-
eise die Konsequenz ziehen wollte,


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Es ist unglaublich, was Sie hier machen!)


u einer Mehrheit im Sicherheitsrat dazuzugehören. Herr
ollege Spatz, ich muss Ihnen sagen: Ich weiß, dass Sie

ine ganz andere Position vertreten, dass auch innerhalb
er Bundesregierung eine ganz andere Position vertreten
ird. Unser Problem, das Problem Deutschlands, ist
och jetzt, dass es keine gemeinsame europäische Posi-
on mehr gibt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist Ihr Problem dabei?)


ir haben es nicht geschafft, alle europäischen Staaten
eisammenzuhalten. Das ist doch genau der Punkt, auf
en Ihr Außenminister heute nicht eingegangen ist.





Dr. Rolf Mützenich


(A) )


)(B)

Herr Bundesaußenminister, ich glaube, dass sich die
Frage der nationalen Souveränität nicht davon ableitet,
wie man sich möglicherweise bei verschiedenen Fragen
im Sicherheitsrat entscheidet.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Was will die SPD?)


Die nationale Souveränität leitet sich daraus ab, wie man
begründet, dass man jetzt aus einem europäischen Ge-
leitzug ausgeschert ist.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Es geht um Krieg und um die Beteiligung der Deutschen daran! Nichts anderes!)


Diese Frage müssen Sie sich in einer Gemeinsamen Au-
ßen- und Sicherheitspolitik stellen.


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)


Herr Bundesaußenminister, der andere Punkt ist – auch
diese Frage müssen Sie erlauben –: Was denken die Län-
der in der Vollversammlung der Vereinten Nationen, die
Sie in eine verantwortungsvolle Position im Sicherheits-
rat gewählt haben, über Ihre gestrige Entscheidung im Si-
cherheitsrat? Was denken denn die Menschen – Sie haben
noch am Mittwoch davon gesprochen, wie beeindruckt
Sie gewesen sind –, die Deutschland auf dem Tahrir-Platz
zugejubelt haben, weil unser Land die Befreiungsbewe-
gung in der arabischen Welt unterstützt?


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube, dass die Menschen vom Tahrir-Platz jetzt,
nach der Entscheidung der Bundesregierung, einen ganz
anderen Blick auf Deutschland haben; denn Sie haben
die europäische Position verlassen und trauen sich nicht,
gegen jemanden vorzugehen, der ein Mörder ist, der die
Menschen bombardiert, der die Menschen einfach er-
schießt, weil sie auf der Seite anderer sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Christian Lindner [FDP]: Was will die SPD?)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709705000

Herr Kollege, gestatten Sie eine weitere Zwischen-

frage?


Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1709705100

Ja, gleich, wenn ich den Gedanken noch zu Ende füh-

ren darf. – Sie müssen sich doch fragen: Welche Ent-
scheidung im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hätte
möglicherweise eine Verhaltensänderung Gaddafis be-
wirkt, und zwar nicht die Verhaltensänderung von ges-
tern?

Es ist doch ganz klar: Der Beschluss im Sicherheitsrat
der Vereinten Nationen hat deutlich gemacht, dass
Gaddafi erst danach zu Gesprächen über eine Waffen-
ruhe bereit gewesen ist. Auch das müssen Sie sich doch
fragen, wenn Sie hier sagen: Wir stehen in einem Di-
lemma. Natürlich, das spreche ich Ihnen doch gar nicht
ab. Aber der entscheidende Punkt ist: Welche Schluss-
folgerungen ziehen Sie daraus? Die Verhaltensänderung

G
s

d

N
A
h
F


d
d
S

d

m
A
v
s
a
v
a
n

v
p
h

w
a
z
d
s
m
v

Ih

(C (D addafis hat sich erst aus der gestrigen Beschlussfasung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen ergeben. Jetzt sagen Sie: Wir wollen nicht mit deutschen Boentruppen dorthin. (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Was wollen Sie denn?)


ein, natürlich nicht. Das wollen wir doch auch nicht.
ber das besagt auch nicht der Beschluss des Sicher-
eitsrats der Vereinten Nationen. Er will vielmehr eine
lugverbotszone.


(Dr. Frank Steffel [CDU/CSU]: Was hätten Sie denn gemacht? – Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)


Sie waren ja am Mittwoch nicht bei den Beratungen
es Auswärtigen Ausschusses dabei. In den Beratungen
es Auswärtigen Ausschusses am Mittwoch hat uns
taatssekretär Born erklärt,


(Dr. Frank Steffel [CDU/CSU]: Wie hätten Sie denn abgestimmt?)


ie Überwachung der Flugverbotszone


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ein ganz anderer Gedanke!)


it Anteilen der Bundeswehr an den Einsätzen der
WACS erfolge zurzeit auf der Grundlage des Mandats
on Active Endeavour. Sie haben sich nicht hier hinge-
tellt und gesagt, Sie ziehen diese Bundeswehrsoldaten
us der AWACS-Überwachung zurück. Das hätte ich
on einer Regierungserklärung hier erwartet. Sie tun so,
ls seien alle Fragen beantwortet gewesen. Das ist eben
icht der Fall.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709705200

Herr Kollege, gestatten Sie jetzt die Zwischenfrage?


Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1709705300

Deswegen glaube ich: Ihr Dilemma, das Sie selbst zu

erantworten haben, ist, dass Sie sich wegen der innen-
olitischen Brille ohne Not in diese Situation gebracht
aben. – Bitte.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709705400

Bitte schön, Herr Kollege.


Dr. Marco Buschmann (FDP):
Rede ID: ID1709705500

Herr Kollege Dr. Mützenich, wären Sie so freundlich,

enn Sie schon dem Kollegen Spatz die Frage nicht be-
ntwortet haben, die er gestellt hat, mir erstens die Frage
u beantworten, wie die Haltung der SPD-Fraktion in
er Sache ist, und mir zweitens zu sagen, ob Sie der An-
icht sind, dass Sie sich in der Haltung, zu was auch im-
er Sie hier vorgetragen haben, einig fühlen mit dem

on uns sehr geschätzten Kollegen Steinmeier?


Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1709705600

Ich habe Ihnen eben Folgendes gesagt: Wenn Sie für

re Fraktion sagen können, das sei für Sie alles klar,





Dr. Rolf Mützenich


(A) )


)(B)

wenn Sie das so für sich behaupten können, ist das klar.
Ich kann für meine Fraktion nicht behaupten, dass das
klar ist. Das habe ich eben gesagt. Ich habe vorhin an
dieser Stelle, glaube ich, eine sehr ehrliche Erklärung ab-
gegeben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin der Meinung, dass Sie sich von innenpolitischen
Motiven haben leiten lassen,


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Was wollen Sie denn?)


so wie der Bundesaußenminister das am Mittwoch und
heute noch in der Frage gesagt hat.

Ich möchte Sie auf einen weiteren Widerspruch auf-
merksam machen, wenn ich das darf, Herr Bundes-
außenminister. Sie sagen immer, Sie vermissten eine
Beteiligung aus der Region. Sie vermissten eine Beteili-
gung vonseiten der afrikanischen Länder, vonseiten der
arabischen Länder. Herr Bundesaußenminister, Sie ha-
ben jetzt diese Unterstützung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Drei afrikanische Länder haben gestern Nacht im Sicher-
heitsrat der Vereinten Nationen für ein Mandat ge-
stimmt. Der Libanon hat im Sicherheitsrat für ein Man-
dat gestimmt. Deswegen müssen Sie hier schon die
Frage beantworten, warum Sie, nachdem die Forderun-
gen, die Sie gestellt haben, jetzt eingelöst worden sind,
nicht bereit sind, in der Konsequenz zu sagen: Jetzt ist
dieses Mandat gegeben, und jetzt kann sich die Bundes-
republik Deutschland, kann sich die Bundesregierung
entsprechend verhalten.

Herr Bundesaußenminister, Sie haben eben noch ein-
mal an Bahrein und andere Länder erinnert. Ja, das ist
richtig. Aber der entscheidende Punkt wird sein, ob Sie
letztlich nicht umhinkönnen, in einer Situation in
Libyen, vor der wir stehen,


(Zuruf von der FDP: Was will die SPD?)


in der offensichtlich ein Machthaber Gaddafi mit mörde-
rischer Konsequenz gegen seine eigene Bevölkerung
vorgeht, das Instrument, das Ihnen der Sicherheitsrat der
Vereinten Nationen gestern zur Verfügung gestellt hat,
nicht doch zu nutzen, um diesen Mörder zu stoppen.


(Abg. Manuel Höferlin [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Ich glaube, das wäre die richtige Konsequenz gewesen.
Den Mut, den Sie gestern nicht aufgebracht haben, hätte
ich mir von Ihnen gewünscht.


(Beifall bei der SPD – Zurufe von der FDP sowie der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709705700

Herr Kollege, es gibt noch eine Zwischenfrage.


(Abg. Dr. Rolf Mützenich [SPD] begibt sich zu seinem Platz)


C

g
tr
s
k

le
h
te
g
g
m

A
c

n
w
s
s
ri
b
g
s

w
e
s
w
h
u
w

d
m
F
li
d
w
fa
h

s
W
S
a


(C (D Das Wort hat nun Kollege Ruprecht Polenz für die DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle en! Lieber Herr Kollege Mützenich, nach Ihrem Beiag fällt es nicht ganz leicht, sachlich zu dem Thema zu prechen, für das wir heute Vormittag hier zusammengeommen sind. (Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Das ist auch nicht einfach!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1709705800

Ich glaube, niemand macht sich die Entscheidung
icht. Das haben Sie für die SPD-Fraktion betont. Es
ilft nichts, sich gegenseitig die Vergangenheit vorzuhal-
n. Diesbezüglich könnte ich auf Ihre Rede jetzt so eini-
es erwidern und zeigen, dass man außenpolitische Fra-
en innenpolitisch instrumentalisiert hat. Dazu würde
ir einiges einfallen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Westerwelle hat damit angefangen! – Zuruf des Abg. Christian Lindner [FDP])


ber das möchte ich nicht tun. Ich möchte zu dem spre-
hen, für das wir heute hier zusammengekommen sind.

Ich weiß nicht, wer von Ihnen gestern um Mitter-
acht, als die Resolution des Sicherheitsrats beschlossen
orden ist, Bilder aus Bengasi gesehen hat. Die Leute

ind auf die Straße geströmt, befreit von der Angst, die
ie natürlich hatten, weil Gaddafi ihnen nicht nur rheto-
sch das Ende angekündigt hat, sondern auch sein Tun
is dahin erwarten ließ, dass es in Bengasi ein Blutbad
eben könnte. Die Erleichterung über die Entscheidung
tand den Menschen ins Gesicht geschrieben.

Die Frage ist jetzt: Wie geht es weiter? Es hat sich et-
as verändert in der Rhetorik des Gaddafi-Regimes. Auf

inmal ist die Rede von Verhandlungen, von Waffenstill-
tand und von Ähnlichem. Aber die Taten sprechen nach
ie vor eine andere Sprache. Die Agenturen meldeten
eute Morgen, dass die Stadt Misurata eingekesselt ist
nd mit Raketen beschossen wird, dass Gaddafi also
eitermacht.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat gestern
ie Staatengemeinschaft ermächtigt, einzeln oder ge-
einsam zu handeln, nämlich bei Sanktionen, bei einem
lugverbot und vor allen Dingen beim Schutz der Zivi-
sten. Das war für uns immer die erste Voraussetzung,
ie erfüllt sein muss, ehe wir überhaupt darüber reden,
ie Deutschland sich verhält und ob es sich gegebenen-
lls beteiligt. Diese Voraussetzung ist durch den Sicher-

eitsratsbeschluss gestern Abend erfüllt.

Für Deutschland ist aber auch ein weiterer Punkt ent-
cheidend, den ich immer wieder vorgetragen habe.
enn man in Libyen eingreift, bei den Konflikten im

udan, in der Republik Elfenbeinküste und bei vielen
nderen Konflikten dieser Welt aber nicht, ist zu fragen
und diese Frage ist berechtigt –: Worin liegt für euch





Ruprecht Polenz


(A) )


)(B)

Europäer und euch Deutsche der Unterschied? Die Ant-
wort darf nicht lauten: Es ist das Öl.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Otto Fricke [FDP]: So ist es!)


Um diese Schlussfolgerung zu vermeiden, war es ent-
scheidend und notwendig, dass sich Länder aus der Re-
gion sichtbar beteiligen. „Sichtbar“ heißt, dass sie nicht,
was wir in der Region gelegentlich erleben, der Weltöf-
fentlichkeit auf Englisch das eine erklären, der eigenen
Bevölkerung aber auf Arabisch etwas anderes sagen.
„Sichtbar“ heißt, dass sie eine solche Operation tatsäch-
lich mit stützen. Jetzt heißt es, dass Katar und die Verei-
nigten Arabischen Emirate bereit wären, das zu machen.

Die Frage ist: Wie soll sich Deutschland verhalten?


(Abg. Thomas Oppermann [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Bitte schön.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709705900

Bitte schön, Kollege Oppermann.


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1709706000

Vielen Dank. Das kam postwendend. – Herr Polenz,

Sie wollen sich jetzt der Frage zuwenden, wie sich
Deutschland verhält. Vorher will ich Sie aber fragen
– diese Fragen haben Sie noch nicht beantwortet –, ob
der UN-Sicherheitsratsbeschluss aus Sicht der CDU/
CSU-Fraktion richtig oder falsch war.


(Christian Lindner [FDP]: Das hat er gerade erläutert!)



Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1709706100

Es war richtig, dass Deutschland sich enthalten hat.

Auch der Beschluss als solcher war richtig. Sonst hätten
wir ja dagegengestimmt.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Edelgard Bulmahn [SPD]: Das ist im Widerspruch zu dem, was Sie gerade gesagt haben!)


– Moment. Wenn er falsch gewesen wäre, hätten wir da-
gegenstimmen müssen. Wir haben uns enthalten. Der
Beschluss war richtig. Es war aber auch richtig, dass sich
Deutschland gestern Abend enthalten hat. Das will ich
gleich noch ausführen und begründen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Weiterer Zuruf der Abg. Edelgard Bulmahn [SPD])


Um die Frage beantworten zu können, warum man
sich in Libyen engagiert, an der Elfenbeinküste aber
nicht, müssen wir zunächst einmal unsere Interessen in
den Blick nehmen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Interessante Vorstellung von Souveränität!)


In
s
c
F
ru
g
m
b

d
R
m
u
s
a
u

le
fo
ü
m
w
N

d
s
L
ti
a
o
D

s
a
re
d

h
n
h
fi
in

n
h
d
a
v

v
d
w
N
d
g
n
F
b
fo

(C (D der Mittelmeerregion haben wir ökonomische Interesen. Es geht um ein strategisches Interesse, um die Siherheit Israels und um Fragen der Migration und der lüchtlinge. Wir haben ein Interesse an der Modernisieng dieser Region, an Reformen. Damit zusammenhän end haben wir auch ein Interesse daran, den Terrorisus, der in dieser Region Wurzeln hat, vorbeugend zu ekämpfen. Die Mittelmeerregion hat also eine strategische Beeutung für die Sicherheit Europas, anders als andere egionen der Welt. Insofern muss man zu dem Arguent, überall auf der Welt passiere ähnlich Schlimmes nd dort machten wir nichts, von unserem Interessengeichtspunkt her sagen: Der Mittelmeerraum liegt uns aus nderen Gründen, auch aus Sicherheitsgründen, näher nd rechtfertigt eine andere Betrachtungsweise. Ich warne allerdings heute vor zu weit gehenden Festgungen von uns Parlamentariern, weil uns wichtige Inrmationen fehlen. Es ist nicht so, dass das Parlament ber den Einsatz der Streitkräfte beschließt, sondern an stimmt einem Antrag der Bundesregierung zu, enn er denn eingebracht wird, weil dann alle Vorund achteile viel detaillierter abgewogen werden können. In diesem Zusammenhang will ich darauf hinweisen, ass man hinsichtlich der Einsatzrisiken aus dem Beipiel Bosnien lernen kann: Damals hat Milosevic bei uftangriffen zivile Schutzschilde vor militärisch wichge Ziele gestellt. Das wird Gaddafi möglicherweise uch machen. Es wird bei dem Einsatz aus der Luft nicht hne sogenannte Kollateralschäden am Boden abgehen. as muss man wissen. Man muss auch wissen: Es ist nicht sicher, dass ein olcher Lufteinsatz zu dem Ergebnis führt, dass Gaddafi ufgibt, sich festnehmen und nach Den Haag transportien lässt. Denn das ist ja das Ziel, das letztlich hinter all iesen Überlegungen steht. Es gibt noch eine ganze Menge offener Fragen. Desalb überlegt der NATO-Rat seit heute Vormittag bei seier Tagung, wie das weitere Vorgehen sein soll. Auch ier ist die Bundesrepublik Deutschland beteiligt. Ich nde es richtig, dass wir über das weitere Vorgehen auch nerhalb der Europäischen Union diskutieren. Aus meiner Sicht war es sehr verständlich, wegen der och ungeklärten Risiken zunächst das politische Vorgeen abzuwarten. Noch sehe ich kein arabisches Land, as hierbei mitwirkt. Die militärischen Einsätze haben ja uch noch nicht begonnen. Alles andere hätte ich für ein iel zu großes politisches Risiko gehalten. Nun zu der Frage: Wie soll sich Deutschland weiter erhalten? Ich glaube, wenn wir das heute im Plenum es Bundestages diskutieren, kommt es darauf an, dass ir uns Optionen für die weiteren Beratungen in der ATO und in der Europäischen Union offenhalten und ann von der Regierung weitere Erklärungen und Festleungen erwarten. Das können wir aus der heutigen Sicht icht beurteilen. Ich würde nicht sagen: Jawohl, in jedem all wäre es richtiger, wenn sich Deutschland militärisch eteiligen würde. So weit würde ich heute nach den Inrmationen, die ich als Parlamentarier habe, nicht ge Ruprecht Polenz )





(A) )

hen. Insofern ist es klug, dass die Regierung die ver-
schiedenen Möglichkeiten weiter überdenkt.

Auf der anderen Seite, Herr Außenminister: Wir ha-
ben im Sicherheitsrat und auch in der Europäischen
Union der Aussage zugestimmt: Gaddafi muss weg,
seine Zeit ist abgelaufen. Wir haben im Sicherheitsrat ei-
ner Resolution zugestimmt, dass Gaddafi vor den Inter-
nationalen Strafgerichtshof soll. Wir haben uns bereit er-
klärt, Sanktionen mitzutragen. Da klafft eine operative
Lücke. Denn Sanktionen wirken mittel- bis längerfristig;
sie wirken in der Regel nicht sofort. Mir sind jedenfalls
keine Sanktionen bekannt, die sofort eine derart weit-
gehende Verhaltensänderung bewirkt hätten, sodass
Gaddafi festgesetzt wird.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709706200

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Rainer Arnold?


Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1709706300

Ja.


Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1709706400

Sie sprachen davon, wie wir uns als Parlamentarier

verhalten. Deshalb meine Frage: Trifft die Meldung zu,
dass die Bundesregierung in Ihrer Fraktionssitzung er-
klärt hat, sie erwäge einen Einsatz von AWACS in
Afghanistan, um so die NATO für einen Einsatz in Li-
byen zu entlasten? Wie bewerten Sie die Auswirkungen
auf die Bündnisse, wenn die Deutschen ihr Personal von
den jetzt schon vor Libyen fliegenden AWACS unver-
züglich abziehen?


Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1709706500

Das wird eine der Fragen sein, die jetzt in der NATO

besprochen werden müssen.


(Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Warum hat das der Außenminister hier nicht gesagt?)


Denn es ist ja klar: Im Augenblick fliegen AWACS im
Mittelmeerraum, allerdings mit einem Mandat zur Auf-
klärung. Wenn man das ändern wollte und die AWACS
als Feuerleitzentrale für eventuelle Luftschläge einsetzen
wollte, müsste der Bundestag neu damit befasst werden.
Wir müssten dafür ein Mandat erteilen.


(Zuruf der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD])


Das würde der Bundestag auf Antrag der Bundesregie-
rung zu beschließen haben, wenn die Bundesregierung
einen entsprechenden Antrag vorlegen will. Gleichzeitig
hatten wir – wir erinnern uns beide – eine Diskussion
über AWACS in Afghanistan geführt; Sie kennen die
Vorgeschichte. Die AWACS-Flugzeuge werden weiter
dort gebraucht. Die NATO muss entscheiden, wo der
deutsche Einsatz gebraucht wird. Ich finde es richtig,
dass der Verteidigungsminister das in der NATO klären
wird. Darüber ist in der Fraktion gesprochen worden. Im
Übrigen wollte ich Ihnen eigentlich keine weitergehen-
den Auskünfte über unsere Fraktionssitzung geben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


g

ru
m
F
n
b
z

u
s

s
s
d
h

M
P
D

m
k
N
la
m
le
n
s
U
E
M

A
n
E

d
d

E
B

(C (D Gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage des Kolle en Mützenich? (Zuruf von der CDU/CSU: Nein! Ausgerechnet der, der selber keine Antworten geben kann!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709706600


Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1709706700

Ja.


Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1709706800

Herr Kollege Polenz, wie verstehen Sie eine Regie-

ngserklärung des Außenministers, mit der das Parla-
ent und die Öffentlichkeit über eine solch wichtige
rage informiert werden sollen, nachdem offensichtlich
ur Ihnen in der Fraktionssitzung die Information gege-
en worden ist, wie mit dem Einsatz von AWACS-Flug-
eugen umgegangen werden soll


(Otto Fricke [FDP]: Hat er doch gesagt! Was soll das denn?)


nd ob es möglicherweise ein weiteres Mandat des Deut-
chen Bundestags geben wird?


(Christoph Schnurr [FDP]: Das ist unnötig!)



Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1709706900

Wir haben nicht konkret über Mandatierungen ge-

prochen, und außerdem geht es um die weitere Diskus-
ion im Bündnis. Ich habe versucht, klarzumachen, dass
ie NATO gerade im Planungsprozess ist. Deutschland
at zugestimmt, dass die NATO Planungen für humani-
re Hilfe einschließlich dafür notwendiger militärischer
aßnahmen unternimmt. Die Bundesregierung hat eine

lanung Richtung Flugverbotszone passieren lassen.
as ist der Stand in der NATO.

Die NATO-Beratungen gehen jetzt weiter. Sie fragen
ich eigentlich, was bei den NATO-Beratungen heraus-

ommt. – Es ist im Moment noch gar nicht klar, ob die
ATO sich überhaupt an einer Operation auf der Grund-
ge der Sicherheitsratsresolution beteiligt. Jedenfalls ist
ir nicht bekannt, dass diese Entscheidung schon gefal-
n wäre. Es kann sehr gut sein, dass es beispielweise
ur eine sogenannte Coalition of the Willing gibt. Insbe-
ondere Frankreich, aber auch Großbritannien und die
SA haben gesagt, dass sie gegebenenfalls dabei wären.
s ist noch gar nicht ausgemacht, dass es eine NATO-
ission wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


uch das spricht dafür, dass wir uns heute im Plenum
icht in einer Weise festlegen, dass wir den weiteren
ntwicklungen nicht Rechnung tragen können.

Wir haben – das ist, glaube ich, in allen Fraktionen
eutlich geworden – schwierige Abwägungsentschei-
ungen zu treffen, die mehrere verschiedene Ebenen be-
hren. Die Ebene des gemeinsamen Handelns in der
uropäischen Union ist wichtig. Die Ebene im NATO-
ündnis ist wichtig. Aber es ist auch eine wichtige Ent-





Ruprecht Polenz


(A) )


)(B)

scheidung – dazu sind wir insbesondere als Bundestag
verpflichtet –, Risiken und Erfolgsaussichten abzuwägen
sowie die Schlüssigkeit dessen, was auf dem Tisch liegt,
zu prüfen.

Herr Mützenich, bisher hat der Sicherheitsrat gesagt:
keine Bodentruppen. – Diese Resolution hat den Sicher-
heitsrat passiert. Sie ist bei Enthaltung von Russland und
China angenommen worden. Wenn das eine Hängepartie
wie damals auf dem Balkan wird – obwohl es da keinen
Sicherheitsratsbeschluss gab – und sich die Frage stellt,
ob nicht doch Bodentruppen gebraucht werden, dann
würde es eines neuen Sicherheitsratsbeschlusses bedür-
fen. Dabei muss man nach dem bisherigen Verlauf der
Diskussion große Zweifel daran haben, dass dieser ohne
Veto von Russland oder China oder von beiden durchge-
hen würde. Dann würde die Operation auf halber Strecke
feststecken. Das müssen Sie auch bedenken.

All diese Gesichtspunkte können wir heute im Ple-
num als Fragen formulieren, ohne dass wir Antworten
darauf haben.


(Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD]: Aha!)


– Ja, das ist so. Das muss in den Gremien des Bündnis-
ses vom Militär beurteilt werden. Dann stellt sich die
Frage, ob und wie Deutschland sich beteiligt.

Ich finde die Zurückhaltung richtig. Bündnis heißt
nicht, dass Deutschland bei allem, was die NATO macht,
prinzipiell dabei sein muss. Sonst brauchten wir den Par-
lamentsvorhalt nicht mehr und könnten sagen: Das alles
entscheidet die NATO in Brüssel, und wir sind dabei.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin der Bundes-
regierung dankbar, dass sie das Parlament heute unmit-
telbar nach der Entscheidung des Sicherheitsrats in Form
einer Regierungserklärung informiert hat. Es ist sicher-
lich nicht das letzte Mal, dass wir über dieses Thema dis-
kutieren.

Ich hoffe, dass es auf der Basis des gestern Beschlos-
senen gelingt, die Hoffnungen, die die Menschen in Ben-
gasi jetzt in die internationale Staatengemeinschaft und
das Verhalten von Gaddafi setzen, nicht zu enttäuschen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709707000

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich Kolle-

gin Heidemarie Wieczorek-Zeul.


Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD):
Rede ID: ID1709707100

Meine Kurzintervention wird sehr kurz sein. – Liebe

Kolleginnen und Kollegen, es gibt das international, von
der Generalversammlung der Vereinten Nationen akzep-
tierte Prinzip, das auf den Erfahrungen in Ruanda und
dem dortigen Völkermord basiert: das Prinzip der
Schutzverantwortung, Responsibility to Protect. Ich
finde es eine Schande, dass sich die Bundesregierung als
Mitglied des UN-Sicherheitsrates in dieser Situation ent-

h
s

d
w
ü

ti

T
ra
m
s
K
n
n
b
d
d
fe
z
a
L
fa

m
Z
n
D

W
te
g

d
u
g
h

ic
K

(C (D alten hat. Gegenüber Despoten kann es bei solchen Entcheidungen keine Enthaltung geben. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Kriegstreiberei ist das!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709707200

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sollten uns in

iesem Hause nicht wechselseitig Kriegstreiberei vor-
erfen. Das ist eine Stillosigkeit, die hier eine Grenz-
berschreitung ist.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Wort hat nun Kollege Jan van Aken für die Frak-
on Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709707300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In diesen

agen scheint die Welt manchmal aus den Fugen zu ge-
ten. Bei all den Katastrophenmeldungen weiß ich
anchmal gar nicht mehr, welche mich am meisten er-

chüttert. Gestern Nacht hat der UN-Sicherheitsrat einen
riegseinsatz in Libyen beschlossen. Da geht es nicht
ur um eine Flugverbotszone, sondern es wurde auch ge-
ehmigt, dass Gaddafis Truppen flächendeckend bom-
ardiert werden. Herr Polenz, es wurde auch genehmigt,
ass – zumindest zeitlich begrenzt – ausländische Bo-
entruppen auf libyschem Gebiet eingesetzt werden dür-
n. Das Einzige, was ausgeschlossen wurde, sind Besat-

ungskräfte. Für einige Tage, für einige Wochen können
ber auch große Kontingente ausländischer Truppen in
ibyen Krieg führen. Wir finden diesen Kriegseinsatz
lsch.


(Beifall bei der LINKEN)


Dieser Kriegseinsatz ist falsch; denn er wird noch
ehr Blutvergießen fordern und noch mehr Leid und
erstörung über Libyen bringen. Deswegen muss ich Ih-
en, Herr Westerwelle, sagen: Ich finde es gut, dass sich
eutschland gestern enthalten hat.


(Thomas Oppermann [SPD]: Erst Gaddafi gelobt, dann Westerwelle!)


ir hätten Nein gesagt; aber eine Enthaltung ist ein ech-
r Fortschritt, vor allem gegenüber der rot-grünen Re-
ierung,


(Beifall bei der LINKEN)


ie im Jahr 2001 aus Solidarität mit den Amerikanern
nd den Engländern blind in den Afghanistan-Krieg ge-
angen ist. In diesem Krieg hängen Sie immer noch. Sie
aben immer noch nicht aus Ihren Fehlern gelernt.

Herr Mützenich, wenn ich Sie hier heute höre, muss
h sagen: Sie von der SPD sind im Moment die größten
riegstreiber im Bundestag.





Jan van Aken


(A) )


)(B)


(Beifall bei der LINKEN – Thomas Oppermann [SPD]: Sie haben doch nicht alle Tassen im Schrank!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709707400

Herr Kollege, ich erteile Ihnen einen Ordnungsruf.

Ich habe gerade dazu gemahnt, dass wir uns wechselsei-
tig nicht solche Vorwürfe machen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709707500

Ich nehme diesen Ordnungsruf mit Stolz an.


(Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Pfui! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Kopf ist schon ganz rot!)


Ich muss sagen: Herr Mützenich, wie Sie hier mit ro-
tem Kopf stehen und für einen Kriegseinsatz in Libyen
plädieren, das ist, als ob Franz Josef Strauß wieder aufer-
standen wäre. So stellen Sie sich hier gerade dar.


(Beifall bei der LINKEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Milliardenkredite annehmen!)


Herr Westerwelle, wie gesagt, ich finde Ihre Entschei-
dung sehr klug und sehr konsequent. Ich hoffe, dass Sie
jetzt konsequent bleiben. Wenn Sie sich hier hinstellen
und sagen: „Keine deutsche Beteiligung“, dann hoffe
ich, dass Sie das konsequent bis zum Ende durchdenken.
Das heißt auch: keine deutschen Bundeswehrsoldaten in
AWACS-Flugzeugen, die jetzt schon dort herumfliegen.


(Beifall bei der LINKEN)


Das heißt auch, dass Ramstein und andere US-Basen in
Deutschland für den Kriegseinsatz in Libyen nicht ge-
nutzt werden. Das heißt auch, dass Sie im NATO-Rat da-
gegenstimmen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Damit können Sie sogar noch etwas aufhalten; denn im
NATO-Rat wird einstimmig beschlossen.

Natürlich ist es völlig richtig, das mörderische Trei-
ben von Gaddafi zu stoppen; da sind wir uns hier alle ei-
nig. Es gibt Punkte in der Resolution, die dazu absolut
geeignet sind. Herr Westerwelle hat dies vorhin ausge-
führt. Gaddafi kämpft im Moment ausschließlich mit
seinem Geld. Er kauft für sein Geld Söldner. Er hat vor
einigen Wochen in Tripolis Geld verteilt, um sich Unter-
stützung zu sichern. Wenn wir ihm den Geldhahn abdre-
hen, wenn weltweit kein Mensch mehr Öl aus Libyen
kauft, kann er irgendwann keine Söldner mehr bezahlen.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Das ist Dummheit, was Sie erzählen!)


Ein weiteres Thema – darüber hat hier noch niemand
geredet – sind die deutschen Waffen und die Waffenex-
porte nach Libyen.

In
D

D
h
s
s
d

H
li
S
li

In
v
je
is
W
w
a
n

ü

g

A
B
fe
g
n
s
s
s
g

fe
h
d

g
g
w
W
w
W

B
h
B
d

(C (D der Resolution wird ein Waffenembargo gefordert. as ist richtig. as ist auch gut so. Denn wenn alle Länder um Libyen erum keine Waffen und keine Patronen mehr durchlasen, dann geht Gaddafi irgendwann, und zwar ziemlich chnell, die letzte Patrone aus. Das ist eine richtige Forerung in der Resolution, die wir unterstützen. Jetzt muss ich Ihnen von der SPD etwas sagen. Frau eidemarie Wieczorek-Zeul, wenn Sie von Responsibity to Protect reden, dann erinnere ich Sie daran, dass ie zu einer Zeit, als Deutschland Waffen an Libyen geefert hat, Ministerin waren. der Zeit der Großen Koalition wurden Waffen im Wert on 86 Millionen Euro an Libyen geliefert, Waffen, die tzt gegen die Aufständischen eingesetzt werden. Das t die Verantwortung der SPD. Wenn Sie, nachdem Sie affen geliefert haben, jetzt sagen: „Dann bekämpfen ir sie mit der Bundeswehr“, dann ist dies – das Wort, n das ich gerade denke, darf ich nicht mehr sagen – icht mehr zu überbieten. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Deutschland berhaupt keine Waffen mehr exportieren sollte. Ich hle mich manchmal wie in dem Film Und täglich rüßt das Murmeltier. (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


ls es im Januar dieses Jahres um Tunesien ging, hat die
undesregierung irgendwann entschieden, keine Waf-
n mehr an Tunesien zu liefern. Wir haben Sie damals

efragt: Warum gilt das nicht auch für Ägypten, warum
icht auch für Saudi-Arabien? Aber Sie haben Ihre Ent-
cheidung auf Tunesien beschränkt. Ein paar Wochen
päter haben Sie die Waffenexporte nach Ägypten be-
chränkt. Da haben wir gesagt: Richtig so! Aber warum
ilt das nicht auch für Saudi-Arabien, warum nicht auch
r Libyen? Ein paar Wochen später haben Sie die Waf-
nlieferungen nach Libyen gestoppt. Ich sage Ihnen

eute ein für alle Mal: Stoppen Sie alle Waffenexporte in
en Nahen und Mittleren Osten, an alle Diktatoren dort!


(Beifall bei der LINKEN)


Ich stelle fest, dass es in der Region einige Länder
ibt, die schon zugesichert haben, sich an der Operation
egen Libyen zu beteiligen, so zum Beispiel Katar. Katar
urde von Deutschland im letzten Jahr mit Waffen im
ert von 1,3 Millionen Euro ausgestattet, mit Sturmge-
ehren und anderem Material. Es sind also deutsche
affen, die jetzt eingesetzt werden.

Herr Westerwelle, noch ein letztes Wort. Sie haben
ahrain erwähnt. Ich fand es sehr gut, dass Sie gesagt
aben: Wir stehen auf der Seite der Bevölkerung von
ahrain, die sich jetzt gegen den dortigen Diktator wen-
et. – Wenn das so ist, müssen Sie aber auch etwas dazu





Jan van Aken


(A) )


)(B)

sagen, dass Saudi-Arabien gerade in Bahrain einmar-
schiert. Saudi-Arabien wird von Deutschland seit Jahren
mit Waffen im Millionenwert ausgestattet.


(Beifall bei der LINKEN)


Deutschland liefert sogar eine Waffenfabrik und eine
Munitionsfabrik nach Saudi-Arabien. Das müssen Sie
endlich beenden! Wenn Sie die Bevölkerung von
Bahrain unterstützen wollen, stoppen Sie sofort alle
Waffenlieferungen!

Ich bedanke mich bei Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709707600

Das Wort hat nun Rainer Stinner für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1709707700

Vielen Dank für den Beifall. – Herr Präsident! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Wenn ich mir den bisherigen
Verlauf dieser Debatte vor Augen führe, dann stellt sich
mir die Frage, ob dieses Parlament bzw. einige Redner
angemessen auf die schwierige Situation reagieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich beantworte diese Frage mit Nein. Ich möchte deshalb
zu Beginn meiner Rede sehr deutlich auf den Fakt einge-
hen, um den es geht.

Die Bundesregierung hat, wie ich finde, sehr stringent
argumentiert, nämlich in folgender Reihenfolge: Zuerst
wurde die Festlegung getroffen, dass sich Deutschland
aus Gründen, die der Außenminister ausführlich darge-
legt hat, nicht an den kriegerischen Auseinandersetzun-
gen in Libyen beteiligen wird; das war der erste Punkt.
Darauf folgte konsequenterweise die Entscheidung, sich
bei der entsprechenden Abstimmung im UN-Sicherheits-
rat zu enthalten. Das ist eine konsequente und stringente
Argumentation. Man kann sie angreifen und anderer
Meinung sein. Aber auf jeden Fall ist diese Argumenta-
tion konsequent und stringent vorgetragen worden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Selbstverständlich – das müssen wir den Bürgern im
Lande sagen; wir alle bekommen doch ähnliche E-Mails,
in denen danach gefragt wird – geht es nicht nur um eine
Flugverbotszone, um eine überschaubare, kurzfristige
militärische Aktion. Nein, wenn Sie sich das Mandat ge-
nau durchlesen – schauen Sie sich bitte vor allen Dingen
Art. 4 an –, dann stellen Sie fest, dass es sich um das
volle Spektrum einer militärischen Operation, um einen
vollen militärischen Einsatz handelt, der nicht auf eine
Flugverbotszone beschränkt ist. Die Bundesregierung
hat sich völlig zu Recht, konsequenterweise und strin-
gent argumentierend gegen eine deutsche Beteiligung
ausgesprochen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


b
ti
H
s
s
P
Ih
n
h
in
ti

H
w
F
h
n

Ic
J
A

g

d
b
w

d
ra
g

K

v
le
d

(C (D Meine Damen und Herren, diese Stringenz habe ich ei der Opposition bisher sehr vermisst – eine Opposionsrednerin kommt ja noch –, zumindest bei Ihnen, err Mützenich. Als ich Ihnen zugehört habe, war ich ehr verwundert – ich schätze Sie sehr –, wie Sie eine olche Rede halten können; aber das ist mein privates roblem. Darüber hinaus fühle ich mich an einen Satz res ehemaligen Parteivorsitzenden Müntefering erin ert, der gesagt hat: Opposition ist Mist. – Wenn jetzt inzukommt, dass Opposition Mist macht, dann ist das sbesondere in außenpolitischen Fragen sehr problemasch. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


err Mützenich, ich stelle hier fest, dass Sie sich, ob-
ohl Sie aufgrund zweier Zwischenfragen aus meiner
raktion viel Redezeit hatten, nicht in der Lage gesehen
aben, hier eine eindeutige Position Ihrer Partei zu defi-
ieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Das habe ich Ihnen doch gesagt!)


h stelle hier fest: Das zeigt, dass diese SPD, die über
ahre hinweg Außenminister gestellt und somit deutsche
ußenpolitik vertreten hat,


(Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Das gilt doch für Ihre Fraktion genauso!)


egenwärtig außenpolitisch nicht handlungsfähig ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Das gilt doch für Ihre Fraktion genauso!)


Herr Mützenich, wenn Sie sich – ich muss es Ihnen so
eutlich sagen – aufgrund Ihrer Unfähigkeit, Position zu
eziehen, entblöden, uns jetzt noch vorzuwerfen, wir
ürden innenpolitische Argumente einbeziehen,


(Zuruf von der SPD: Wahrheit!)


ann kann ich nur sagen: Ich finde es peinlich, dass ge-
de die Goslar-Partei in diesem Hause eine solche Ar-

umentation verfolgt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709707800

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Hans-Peter Bartels?


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1709707900

Ja, Herr Bartels, immer gerne.


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1709708000

Herr Kollege Stinner, da Sie über eine klare Position

erfügen: Werden Sie es als richtig oder falsch beurtei-
n, wenn es nach dieser Resolution zu Luftschlägen an-
erer gegen Einrichtungen in Libyen kommt?


(Zurufe von der FDP: Ah!)







(A) )


)(B)


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1709708100

Vielen Dank, Herr Bartels. – Wir haben – der Außen-

minister hat es gesagt – den UN-Sicherheitsratsbeschluss
nicht abgelehnt. Vielmehr haben wir konsequent und
stringent gesagt – –


(Zuruf von der SPD: Sehr klar, die Position! Dann können Sie die Luftschläge ja begrüßen!)


– Moment! – Da wir uns aus den Gründen, die hier dar-
gelegt worden sind, militärisch nicht beteiligen wollen,
haben wir konsequenterweise abgelehnt. Dennoch ste-
hen wir dazu, dass es eine völkerrechtliche Ermächti-
gung ist. Deshalb sind alle Maßnahmen, die im Rahmen
dieser völkerrechtlichen Ermächtigung ergriffen werden,
legitim und vom Völkerrecht der Vereinten Nationen ge-
deckt.


(Zurufe von der SPD: Sie reden drumherum!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709708200

Gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage des Kolle-

gen Oppermann?


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1709708300

Bitte schön, Herr Oppermann.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Er erklärt jetzt die Position der SPD!)



Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1709708400

Einen Punkt haben Sie eben offengelassen. Wir haben

vorhin festgestellt, dass die Union sagt: Der Beschluss
des UN-Sicherheitsrates war richtig. Es war richtig, dass
andere ihn gefasst haben. Sie haben die Frage allerdings
nicht beantwortet: Finden Sie es richtig oder falsch,
wenn dieser Beschluss durch Intervention, durch Durch-
setzung des Flugverbots mit militärischen Mitteln umge-
setzt wird?


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1709708500

Ich sage es Ihnen gerne noch einmal, Herr

Oppermann. Da dies ein völkerrechtlich verbindlicher
Beschluss der Vereinten Nationen ist, sind natürlich auch
die daraus folgenden Konsequenzen völkerrechtlich le-
gitimiert, und wir werden sie mittragen.


(Beifall bei der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Ich habe eine Zusatzfrage!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709708600

Gestatten Sie eine Nachfrage?


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1709708700

Ja.


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1709708800

Sie haben meine Frage nicht beantwortet.


(Lachen bei der FDP)


b
h
k

ti

d
F

F
ti

o
g
z

Ic
g
d
w
n

n
g
le

S
E
n
h

s
u
m
g

in

(C (D Doch, das habe ich. Ich möchte deshalb eine Zusatzfrage stellen. – Sie ha en eben erklärt: Wenn der Beschluss des UN-Sichereitsrates umgesetzt wird, dann ist das völkerrechtlich orrekt. Ja. Ich habe Sie gefragt, ob Sie als FDP es politisch rich g finden, wenn jetzt die internationale Gemeinschaft en Beschluss des Sicherheitsrates umsetzt und das lugverbot durchsetzt. (Zurufe von der FDP: Da kommen Sie selber nicht mehr hinterher, was Sie denken! Sie selber haben Ihre eigene Frage nicht verstanden!)

Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1709708900
Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1709709000
Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1709709100
Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1709709200

(Patrick Meinhardt [FDP]: Billiger Versuch!)


inden Sie das politisch richtig, oder finden Sie das poli-
sch falsch?


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1709709300

Herr Kollege Oppermann, Ihrer Fraktion gebricht es

ffensichtlich nicht nur an der Fähigkeit, sich eine ei-
ene Meinung zu bilden, sondern auch an der Fähigkeit,
uzuhören.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


h habe sehr deutlich gesagt: Da dies völkerrechtlich le-
itimiert ist und wir dies anerkennen, werden wir auch
ie Konsequenzen, die sich daraus ergeben – das heißt,
enn andere Staaten die völkerrechtliche Ermächtigung
utzen –, politisch mittragen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Habe ich Ihre Frage jetzt endgültig beantwortet? Ich
ehme weitere Zwischenfragen der SPD sehr gerne ent-
egen, um herauszubekommen, was Sie eigentlich wol-
n.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Thomas Oppermann [SPD]: Jetzt haben Sie endlich eine Antwort gegeben!)


ie können versuchen, zu camouflieren. Aber aus der
cke, Herr Mützenich, dass diese SPD außenpolitisch
icht handlungsfähig ist, kommen Sie heute nicht mehr
eraus.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, bedauerlicherweise müs-
en wir uns aber nicht nur mit der SPD befassen, sondern
ns auch fragen, wie es weitergehen kann. Auf Ihre
ehrfach gestellte Frage habe ich geantwortet. Die Re-

ierung hat stringent argumentiert.

Ich sage Ihnen aber auch völlig klar – das ist Konsens
meiner Fraktion und, ich glaube, auch in der anderen





Dr. Rainer Stinner


(A) )


)(B)

Regierungsfraktion; im Gegensatz zur SPD, die offen-
sichtlich keine Möglichkeit hatte, sich abzustimmen, und
interessanterweise von vornherein keine Sitzung anbe-
raumt hat, hatten wir eine Fraktionssitzung dazu; an
dem, was Sie heute hier vorgetragen haben, sieht man
das Ergebnis –, dass wir an dem politischen Ziel – das
hat der Außenminister noch einmal eindeutig klarge-
stellt; es geht um eine politische Argumentation –, den
Diktator Gaddafi zu entmachten, unverändert und unver-
mindert festhalten und dass Deutschland, vertreten durch
die Bundesregierung, unterhalb der unmittelbaren Betei-
ligung an einer militärischen Aktion natürlich seinen
Beitrag leisten wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Offen gesagt, stehe ich nicht mit einem fertigen Plan
hier; den habe ich nicht. Das kann auch keiner erwarten.
Ich sage Ihnen aber zu, dass wir dafür sorgen und einen
Beitrag dazu leisten werden, dass die Bundesregierung
alle Möglichkeiten ventiliert. Das fängt bei der Verstär-
kung der Sanktionen an. Ich persönlich gehe so weit und
sage: Wir müssen überlegen, ob die Sanktionen noch ein
ganzes Stück verstärkt werden müssen, um den Diktator
wirklich zu treffen. Bei diesen Überlegungen dürfen wir
auch das Thema Öl nicht aussparen. Ich sage auch, dass
wir alle Möglichkeiten nutzen wollen und sollen, um
zum Beispiel an den Grenzen humanitäre Hilfe für
Flüchtlinge zu leisten. Ich sage, an dieses Haus gewen-
det, auch, dass wir in dieser Ausnahmesituation natürlich
überlegen müssen, ob wir für einen begrenzten Zeitraum
nicht auch libyschen Flüchtlingen, die täglich vor dem
Erschießen fliehen, die Möglichkeit geben sollten, das
Mittelmeer zu überschreiten.


(Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Mechthild Rawert [SPD]: Nach Deutschland?)


All das sind Überlegungen, die wir anstellen müssen;
denn wir haben keine normale Situation.


(Mechthild Rawert [SPD]: Haben Sie auch Deutschland gemeint?)


Lassen Sie mich zum Abschluss noch ganz kurz auf
die bündnispolitische Komponente dieses Problems ein-
gehen. Jawohl, es wäre uns lieber gewesen, wir hätten
mit unseren europäischen Partnern eine gemeinsame Li-
nie gefunden. Das ist nicht der Fall. Das bedauern wir,
aber es ist halt so. Dennoch werden wir unsere Partner in
Europa, in der NATO und in der Welt dort unterstützen,
wo wir können, um ihnen zu ermöglichen, ihre schwie-
rige Aufgabe wahrzunehmen. Das ist das Commitment,
das wir eingehen wollen und sollen. Ich bedanke mich
bei der Bundesregierung, dass sie dieses hier und heute
sehr klargestellt hat, dass sie eine klare inhaltliche Posi-
tion hat und eine folgerichtige Konsequenz daraus gezo-
gen hat. Wir werden sie dabei weiter von Herzen unter-
stützen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


B

R
s


D

n
b
s

a
S
d
s
D

W
s
S
d
D
V
te
S
n
ü
v

In
p

K

ti
n
a
e
b
m
s

(C (D Das Wort hat nun Renate Künast für die Fraktion ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In aller uhe und dem Thema angemessen: Ich glaube, wir alle tehen hier schweren Herzens. (Zurufe von der LINKEN: Oh! – Gegenruf der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD]: Ja, das ist auch so! – Iris Gleicke [SPD]: Die Reaktion der Linken spricht für sich!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709709400
Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709709500

Außer einigen stehen wir alle hier schweren Herzens. –
as will ich niemandem absprechen.

Ich will auf den Ausgangspunkt, der uns alle bewegt,
ämlich den VN-Beschluss von Ende 2005 – Responsi-
ility to Protect –, zu sprechen kommen. Grundsätzlich
teht dem Eingreifen in andere Länder immer die Souve-
nität eines Staates entgegen. Allerdings sagen die UN

uch: Die Souveränität eines Staates verpflichtet. Die
taats- und Regierungschefs müssen sich um die Rechte,
ie Freiheit und die körperliche Unversehrtheit der Men-
chen in ihren Ländern kümmern und sie beschützen.
as ist der Ausgangspunkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ir haben bemerkt, dass die Beschlüsse zu den Men-
chenrechten nicht reichen, sondern man muss den
taatschefs – und auch sich selber – Fragen stellen und
ie Verantwortung in konkreten Schritten wahrnehmen.
eshalb gehört zu Responsibility to Protect, also der
erantwortung, zu beschützen, eben auch, dass die Staa-
ngemeinschaft verpflichtet ist. Wo ein Staat die
chutzverantwortung gegenüber seiner Bevölkerung
icht ausüben kann oder, wie in diesem Fall, nicht aus-
ben will, ist die internationale Gemeinschaft in der Mit-
erantwortung und muss agieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


aller Ruhe und Klarheit: Das ist unser Ausgangs-
unkt.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709709600

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Liebich von der Fraktion Die Linke?


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709709700

Nein.


(Zurufe von der LINKEN: Oh!)


Vor diesem Hintergrund kann ich für die grüne Frak-
on den UN-Beschluss grundsätzlich begrüßen. Es ist
ötig. Wenn Gaddafi – das ist das Dilemma, vor dem wir
lle gestanden haben – sein eigenes Volk beschießt, statt
s zu beschützen, und sogar Kampfjets und Hubschrau-
er losschickt, dann stehen wir in der Verantwortung, zu-
al nicht nur aus der Arabischen Liga und der Afrikani-

chen Union, aus Nigeria, Südafrika und großen Teilen





Renate Künast


(A) )


)(B)

der Bevölkerung ein Hilferuf gekommen ist. Wir sind an
dieser Stelle in der Verantwortung, Menschenrechte zu
verteidigen, und zwar nicht nur mit Worten, sondern
auch mit UN-Beschlüssen und weiteren Maßnahmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Mit Waffen!)


Es ist nämlich das Recht eines jeden Menschen, in Frei-
heit und körperlicher Unversehrtheit zu leben und auch
für Freiheit und körperliche Unversehrtheit zu kämpfen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Mit Waffen!)


– Gregor Gysi hat hier schon oft gestanden, die linke
Faust in den Himmel gestreckt und die Selbstverteidi-
gung der Völker beschworen, wo auch immer auf der
Welt Menschen allein waren.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Quatsch!)


– Seien Sie mal ganz leise! Sonst reden wir über Kuba
oder andere Länder. Es geht darum, Verantwortung
wahrzunehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber doch nicht mit Waffen!)


Wenn ich sage: „Wir begrüßen den UN-Beschluss“,
dann negiere ich definitiv nicht die vorhandenen Risi-
ken. Wir haben in unserer Fraktion seit Tagen und Wo-
chen und auch heute früh noch einmal sehr kritisch über
diesen Beschluss diskutiert. Bei dem Thema Flugver-
botszone geht das Leiden mitten durch die grüne Frak-
tion. Es gibt Leute, die dazu Ja sagen, und es gibt aber
auch viele Leute, die auf die Risiken hinweisen, die das
mit sich bringt. Man muss sich fragen, welche Schritte
noch kommen. Deshalb sage ich: Weil wir alle leiden
– das gilt sicherlich auch für die Bevölkerung –, ist dies
nicht der richtige Ort oder Zeitpunkt für Polemik, allzu
scharfe Worte oder die Suche nach den Motiven der an-
deren. Wir alle müssen uns bewegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Wir alle wissen letzten Endes, dass auch die Flugver-
botszone realisiert werden muss. Wir wissen, dass das
ein extrem schwieriger Weg ist. Ich halte es für richtig,
so zu diskutieren. Ich glaube, dass sich niemand erheben
sollte. Ich habe vergessen, wer gerade der SPD das Wort
Goslar-Partei entgegengeworfen hat. Aber ich glaube, es
war jemand, dessen Chefin einmal in einer US-Zeitung
festgestellt hat: Ja, wir wollen in den Irak einmarschie-
ren.


(Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin: Da war ich noch nicht Chefin!)


– Da waren Sie noch nicht Chefin? Aber gefühlt schon!

n
fe
w
u
re

W
s
w

ü
w
v
h
W
s
d

M
le
n
d
e

u
g

M
z
le

g

w

P
v
C
n
u
g

(C (D Frau Merkel, Sie haben damals, als es darum ging, icht in den Irak einzumarschieren, in einer US-Zeitung stgestellt: Nicht ganz Deutschland denkt so. Später urde uns allen bewiesen, dass die von George Bush nd Tony Blair angeführten Gründe nicht zutreffend wan. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


ir sollten uns alle miteinander in Demut üben. Wir
ollten auf der Hut sein und um unsere Verantwortung
issen.

Ich muss aber eines anfügen. Die ganze Zeit wird
ber Enthaltung bzw. Nichtenthaltung diskutiert. Ich
eiß, dass sich daran manches festmacht. Aber nach
orne blickend sage ich: Es reicht nicht, auf die Risiken
inzuweisen, Herr Außenminister. Die Frage ist jetzt:
ie verhindern wir, dass von deutscher Seite der An-

chein erweckt wird, es gehe uns nicht hinreichend um
ie Menschenrechte der Menschen dort.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


it welchem Auftrag und mit welcher Maßnahme wol-
n Sie vorgehen? Wo sind Ihre Anträge? Warten Sie
icht ab! Verhindern Sie nicht die Planung! Wir wollen,
ass Deutschland jetzt eine aktive Rolle beim Waffen-
mbargo, beim Schutz der Flüchtlinge in der Region
mit der Erklärung, Flüchtlinge bei uns aufzunehmen –

nd bei der Unterbindung der Finanzströme und des Öl-
eschäfts einnimmt.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709709800

Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709709900

Jetzt wollen wir den Bundesaußenminister für die
enschenrechte kämpfen sehen. Bisher haben Sie eine

u große Passivität gezeigt, Herr Westerwelle. Wir wol-
n, dass Deutschland steht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709710000

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich Kolle-

en Stefan Liebich.


(Beifall bei der LINKEN)



Stefan Liebich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709710100

Frau Künast, Sie haben keine Frage zugelassen. Des-

egen nutze ich dieses Instrument.

Sie haben Bezug auf das Konzept „Responsibility to
rotect“ genommen. Egal wie man dazu steht – es ist
ölkerrechtlich durchaus umstritten und hebelt die UN-
harta nicht aus –: Wenn Sie Bezug auf den Beschluss
ehmen, der jetzt im UN-Sicherheitsrat gefasst wurde,
nd sagen, das sei durch die Responsibility to Protect be-
ründet, sage ich Ihnen drei Dinge:





Stefan Liebich


(A) )


)(B)

Erstens beinhaltet sie, dass man zunächst präventiv
wirkt, damit solche schlimmen Entwicklungen wie in
Libyen nicht eintreten. Die Weltgemeinschaft hat das
Gegenteil getan, indem sie Waffen geliefert und mit
Gaddafi bei der Flüchtlingsabwehr zusammengearbeitet
hat.

Zum Zweiten. Die Responsibility to Protect beinhaltet
auch, dass man zunächst nichtmilitärische Maßnahmen
ergreift. Dazu sage ich, dass die Weltgemeinschaft nach
wie vor nicht in ausreichendem Umfang nichtmilitäri-
sche Maßnahmen ergriffen hat, weil weiterhin Geld für
Öl fließt.

Drittens. Ehe man nach der Responsibility to Protect
zu Waffengewalt greift, müssen zwei weitere Bedingun-
gen erfüllt sein, nämlich Völkermord und ethnische Ver-
treibung; nicht aber: Menschenrechtsverletzungen.


(Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD]: Sollten wir deshalb warten?)


Wenn Sie tatsächlich Menschenrechtsverletzungen als
hinreichenden Grund für einen Militäreinsatz benennen,
werden Sie viele Kriege führen wollen. Ich hoffe: Das
will auch Bündnis 90/Die Grünen nicht.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709710200

Frau Künast, Sie haben das Wort.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709710300

Ich weise auf die letzten Sätze meines Redebeitrags

hin, in denen ich gesagt habe, was alles im zivilen Be-
reich noch zu tun ist, Herr Liebich. Es gibt noch viel zu
tun. Dieses „noch viel zu tun“ heißt aber nicht, dass da-
mit alles andere ausgeschlossen werden muss.

Ich verweise darauf, dass die Responsibility to Protect
auch drohende Verbrechen im Blick hat. Das ist Verant-
wortung für die, die sich aktiv für Menschenrechte ein-
setzen wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709710400

Das Wort hat der Kollege Dr. Götzer für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


(Heiterkeit – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


– Entschuldigen Sie bitte, ich hatte gerade noch Frau
Künast im Blick. Natürlich spricht der Kollege
Dr. Wolfgang Götzer für die Unionsfraktion. Da ist gar
kein Missverständnis möglich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Wolfgang Götzer (CSU):
Rede ID: ID1709710500

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Auf diese Idee

würde ich auch niemals kommen.

e
d
d
ä

h
E
w
d
m
is
g
L

d
S
In
b
M
E

s
n
W

e
re

a
S
w
n

B
U
d

a
u

H
te
S
b

v
R

N
h

(C (D (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der CDU/ CSU: Vernünftig!)


Verehrte Kolleginnen und Kollegen, dass wir heute
rneut, und zwar zum zweiten Mal in dieser Woche, über
ie Situation in Libyen reden, zeigt die Dramatik, mit
er sich die Lage in Nordafrika, speziell in Libyen, ver-
ndert.

Ich möchte Folgendes noch einmal ansprechen, weil
eute durchaus unterschiedliche Positionen anklingen:
inig sind wir uns alle darin, glaube ich: Gaddafi muss
eg – so schnell wie möglich und mit so wenig Leiden
er Zivilbevölkerung und aller Unschuldigen wie
öglich. Wir müssen alles, was möglich und vertretbar
t, tun und dazu beitragen, dass es zu menschenwürdi-
en, demokratischen und freiheitlichen Verhältnissen in
ibyen kommt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es hat bereits zahlreiche Sanktionen gegeben. So hat
er UN-Sicherheitsrat am 26. Februar dieses Jahres
anktionen gegen die libysche Führung verhängt. Der
ternationale Strafgerichtshof wurde mit Ermittlungen

eauftragt. Auch Deutschland war als nichtständiges
itglied des UN-Sicherheitsrats maßgeblich an dieser

ntscheidung beteiligt.

Die EU und die USA haben ebenfalls Sanktionsbe-
chlüsse gefasst. Hervorzuheben ist meiner Meinung
ach ferner, dass auch die Arabische Liga Libyen bis auf
eiteres von der Teilnahme ausgeschlossen hat.

Des Weiteren hat die Generalversammlung der Ver-
inten Nationen Libyens Mitgliedschaft im Menschen-
chtsrat der UN suspendiert.

Das Vorgehen der libyschen Regierung wurde auch
uf dem EU-Sondergipfel vom 11. März erneut aufs
chärfste verurteilt, und weitere finanzielle Sanktionen
urden verhängt. – So viel zu den bisherigen Sanktio-
en.

Es wird neue und schärfere Sanktionen geben. Das ist
estandteil der heute Nacht gefassten Resolution des
N-Sicherheitsrates. Das ist gut so. Deutschland begrüßt
iesen Teil der Resolution ausdrücklich.


(Edelgard Bulmahn [SPD]: Und deshalb enthaltet ihr euch!)


Diese Resolution beinhaltet in einem zweiten Teil
ber auch die Option einer militärischen Intervention,
nd zwar nicht nur die Errichtung einer Flugverbotszone
darüber haben wir bereits am Mittwoch in diesem
ause debattiert –; sie geht darüber hinaus. Sie lässt wei-
re militärische Einsätze zu, in allererster Linie zum
chutz der Zivilbevölkerung; das muss man hervorhe-
en.

Wir haben, wie gesagt, am Mittwoch über die Flug-
erbotszone diskutiert und bereits in dieser Debatte die
isiken aus unserer Sicht angesprochen, die uns dazu
hren, dass wir gegen eine solche Flugverbotszone sind.
un wurde mit der UN-Resolution eine noch weiter ge-
ende Option beschlossen. Das heißt für uns: Wenn wir





Dr. Wolfgang Götzer


(A) )


)(B)

schon gegen die Einrichtung einer Flugverbotszone wa-
ren, so können wir uns auch nicht an Maßnahmen betei-
ligen, die darüber hinausgehen. Das ist logisch. Wir
glauben, dass die Konsequenzen nicht absehbar sind.
Wenn man eine Flugverbotszone errichten will, muss
man in erster Linie die Luftstreitkräfte ausschalten. Aber
es wird nach aller Erfahrung nicht vermeidbar sein, dass
dann auch Bodeneinsätze erfolgen müssen. Ich habe am
Mittwoch auf das Risiko hingewiesen, dass die Zivilbe-
völkerung in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.
Davon müssen wir einfach ausgehen. Das wollen wir
vermeiden.

Was ist, wenn die Flugverbotszone nicht erfolgreich
ist? Gibt es dann den Einsatz von Bodentruppen? Gilt
der Spruch: „Wer A sagt, muss auch B sagen“, mögli-
cherweise auch C, was immer darunter zu verstehen ist?
Wir glauben, dass mit diesem UN-Mandat der Einsatz
bisher nicht zu Ende gedacht worden ist. Gleichwohl ha-
ben wir Respekt vor der Entscheidung derjenigen Län-
der, die für die Resolution gestimmt haben. Es gibt
durchaus interessante Reaktionen aus Libyen, sowohl
solche der Aufständischen als auch solche des herr-
schenden Regimes. Plötzlich ist von einer Waffenruhe
bzw. von einem Waffenstillstand die Rede. Leider sind
den Worten bisher noch keine Taten gefolgt.

Ich betone noch einmal: Aus heutiger Sicht haben wir
Zweifel daran, dass die Risiken und Konsequenzen, die
sich aus diesem UN-Mandat ergeben, abschätzbar sind.
Kann das Ziel der Aufständischen, das wir alle, so
glaube ich, im Auge haben, nämlich Gaddafi zu stürzen
und zu helfen, eine demokratische Regierung zu instal-
lieren, damit erreicht werden? Ist eine Ausweitung der
militärischen Intervention vermeidbar oder nicht? Hier
gilt der Grundsatz: Respice finem. Wir müssen das Ende
bedenken und alles tun, um zu vermeiden, dass Deutsch-
land in einen lang andauernden Krieg hineingezogen
wird. Allerdings sage ich auch, dass sich die Lage stän-
dig ändert. Das ist uns allen bewusst, wenn wir jeden
Tag die Nachrichten verfolgen. Die Lage ändert sich so-
gar stündlich. Deswegen sage ich genauso deutlich: Eine
endgültige Antwort auf die Frage, welche Maßnahmen
die richtigen und notwendigen sind, kann heute nicht ge-
geben werden.

Verehrter Kollege Mützenich, ich muss jetzt schon ein
Wort zu Ihrem Beitrag sagen. Ich schätze Sie als einen
sehr sachlichen Kollegen, aber Ihr heutiger Ton war die-
sem Thema nicht angemessen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Das ist auch kein einfaches Thema!)


– Das ist kein einfaches Thema. Aber gerade wenn es
um Krieg und Frieden geht, sollte man auf Polemik ver-
zichten. – Ich habe ein bisschen das Gefühl, als hätten
Sie sich in die Polemik geflüchtet, weil sich die SPD sel-
ber bisher noch keine einheitliche Meinung gebildet hat.


(Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Ihr auch nicht! – Günter Gloser [SPD]: Sie doch auch nicht! – – e s e w s le w F d s li d s P W A (C (D Edelgard Bulmahn [SPD]: Das haben Sie ja auch nicht!)


Wir haben im Gegensatz zu Ihnen heute zum Beispiel
ine Sondersitzung unserer Fraktion gehabt, in der wir
ehr intensiv diskutiert haben. Ich weiß nicht, ob Sie eine
ntsprechende Sitzung gehabt haben. Wenn nicht, dann
äre es besser gewesen, Sie hätten eine anberaumt. Sie

ollten möglichst bald diese Sitzung nachholen, viel-
icht im Anschluss an die Debatte.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich komme zum Schluss: In der kommenden Woche
ird möglicherweise die Frage gestellt, ob AWACS-
lugzeuge mit teilweise deutscher Besatzung zur Befrie-
ung Libyens beitragen können. Gleichzeitig – das wis-
en wir – sind AWACS-Flugzeuge ohne deutsche Betei-
gung in Afghanistan im Einsatz. Wir müssen uns, wenn
iese Frage gestellt wird – ich gehe davon aus, dass sie
ehr bald gestellt werden wird –, mit unseren NATO-
artnern abstimmen und darüber entscheiden, in welcher
eise wir als Deutsche unseren Beitrag im Rahmen des
WACS-Einsatzes leisten werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709710600

Ich schließe die Aussprache.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 29 a bis 29 c auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Maria
Michalk, Ingrid Fischbach, Karl Schiewerling,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU sowie der Abgeordneten Gabriele
Molitor, Heinz Lanfermann, Dr. Heinrich L.
Kolb, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
FDP

Für eine umfassende Umsetzung der UN-Be-
hindertenrechtskonvention – Nationaler Ak-
tionsplan als Leitlinie

– Drucksache 17/4862 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Ilja
Seifert, Dr. Martina Bunge, Diana Golze, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Kostenvorbehalt in § 13 des Zwölften Buches
Sozialgesetzbuch streichen – Selbstbestimm-
tes Leben für Menschen mit Behinderungen
gewährleisten

– Drucksache 17/4911 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Ilja
Seifert, Dr. Martina Bunge, Matthias W.
Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion DIE LINKE

zu der Mitteilung der Kommission an das Eu-
ropäische Parlament, den Rat, den Europäi-
schen Wirtschafts- und Sozialausschuss und
den Ausschuss der Regionen
Europäische Strategie zugunsten von Men-
schen mit Behinderungen 2010–2020: Erneu-
ertes Engagement für ein barrierefreies Eu-
ropa
Ratsdok. 16489/10 und KOM(2010) 636 endg.

hier: Stellungnahme des Deutschen Bundes-
tages gemäß Artikel 23 Absatz 2 des
Grundgesetzes
i. V. m. § 9 des Gesetzes über die Zu-
sammenarbeit von Bundesregierung
und Deutschem Bundestag in Angele-
genheiten der Europäischen Union

Europäische Strategie zugunsten von Men-
schen mit Behinderungen 2010 bis 2020 unter-
stützen

– Drucksache 17/5043 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich bitte diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die an
dieser Aussprache nicht teilhaben können, ihre Gesprä-
che außerhalb des Plenarsaales fortzusetzen. – Ich bitte
die Parlamentarischen Geschäftsführer, die notwendige
Verständigung möglichst nicht laut im Saale durchzufüh-
ren.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Parla-
mentarische Staatssekretär Fuchtel.

B

b
U
d
ti
re
li

h
D
fr
s
g
E
g
Id
p
w
n
W
m
h
B
A
s

te
s
k
W
P

m
w
te
n
A

Ic
c
s

k
k
T
Z
z
D
4

u
g
V

le
k

(C (D H Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es geht ei diesem Tagesordnungspunkt um die Umsetzung der N-Behindertenrechtskonvention in Deutschland. Ich arf Ihnen sagen: Die Vorarbeiten zum Nationalen Akonsplan stoßen auf ein ganz außergewöhnliches Intesse. Dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten herzch bedanken. Nicht nur bei den Verbänden ist großes Interesse voranden, sondern vor allem bei den Behinderten selbst. ies verdient riesige Anerkennung und Respekt. Ich eue mich, dass eine so große Resonanz erfolgt ist. Un er Haus setzt konzeptionell auf diese Art der Beteiliung. Unisono wird bestätigt: Es ist der richtige Weg. ine überwältigende Anzahl an guten Ideen und Anreungen ist die Folge. Selbstverständlich müssen diese een und Anregungen auf ihre Machbarkeit hin über rüft werden. Nur wenn wir dies tun, setzen wir die notendigen Zeichen der Ermutigung. Es bedarf hierbei eier etwas längeren Bearbeitung als ursprünglich geplant. ir haben den Verbänden und allen Beteiligten nochals die Möglichkeit gegeben, dies zu reflektieren. Wir aben den Termin, zu dem der Nationale Aktionsplan im undeskabinett behandelt werden soll, flexibel gestaltet. ller Voraussicht nach wird dies im Juni 2011 der Fall ein. Das zweite Aktionsfeld ist der Dialog mit der gesamn Zivilgesellschaft. Ziel ist hierbei der Aufbau von we entlich mehr Bewusstsein. Die UN-Behindertenrechtsonvention verlangt, dass sich diese Gesellschaft auf den eg der Inklusion begibt. Dieser Weg ist, wie wir in der raxis sehen, noch ganz schön lang. Das Dritte, was ich zu diesem Zeitpunkt sagen öchte, ist, dass diese Aufgabe an das anschließt, was ir in der Vergangenheit in diesem Haus in der Regel inrfraktionell vorangebracht haben. Ich erinnere zuächst an die Erweiterung von Art. 3 Grundgesetz. In bs. 3 wurde der Satz hinzugefügt: Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. h erinnere an die Einführung eines eigenständigen Buhes im Sozialgesetzbuch – SGB IX –, und ich erinnere chließlich an das Bundesgleichstellungsgesetz. Dem folgt nun der Nationale Aktionsplan. Dies ist onsequent, und dafür ist es an der Zeit. Erfolgreiche inlusive Arbeit auf diesem Gebiet, der gesellschaftlichen eilhabe der Menschen, ist finanziell nicht messbar. ahlen sagen ganz gewiss auch nicht alles. Einige finanielle Daten zeigen aber, dass die Bundesrepublik eutschland hier nicht bei null anfängt: Mehr als 7 Milliarden Euro wurden 2009 in Deutschland allein r die Leistungen zur Pflege, für Eingliederungshilfe nd für Rehabilitationszwecke ausgegeben. Das sind anz sicher stattliche Summen. Auch im internationalen ergleich ist hier eine Spitzenposition festzustellen. Wir haben also keinen Grund, uns zu verstecken. Alrdings gibt es auch keinen Grund zur Selbstgerechtigeit oder gar Selbstzufriedenheit; denn noch immer wis Parl. Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel )

Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1709710700




(A) )

sen wir bei weitem nicht genug über die Situation der
Menschen mit Behinderungen in unserem Land. Deswe-
gen ist eine der wichtigsten Erkenntnisse, die wir in der
Zwischenzeit haben, dass die Datenlage sehr lückenhaft
und auf jeden Fall nicht ausreichend ist, um ein vollstän-
diges Bild zu erhalten.

Deswegen wird eine der wesentlichen Maßnahmen
des Nationalen Aktionsplans sein, die Behindertenbe-
richterstattung der Bundesregierung völlig neu aufzu-
stellen. Der neue Bericht soll Kompass sein für die künf-
tige Behindertenpolitik der Bundesregierung.

Bei der Bearbeitung dieses Themas haben wir auch
schon sehr viele positive Aspekte gesehen. Einer der po-
sitivsten Aspekte ist für mich, dass es den Werkstätten
für Behinderte in der Zwischenzeit gelungen ist, durch
Zertifizierung Arbeit, die ansonsten ins Ausland abge-
wandert wäre, in Deutschland zu halten.

Meine Damen und Herren, das ist ein großes Zeichen
für das, was alles möglich ist. Das ermutigt auch, dass
wir weiter gemeinsam den Weg zur Inklusion gehen. Ich
möchte Sie herzlich dazu einladen. Ich empfehle sehr,
dass wir diesen Weg auch im Geiste der Solidarität und
der Nächstenliebe miteinander gehen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709710800

Das Wort hat die Kollegin Hiller-Ohm für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1709710900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Seit März 2009 ist die UN-Konvention über die Rechte
der Menschen mit Behinderungen in Deutschland in
Kraft. Im Mai 2011 will die Bundesregierung nun end-
lich ihren Aktionsplan für die Umsetzung der Konven-
tion in Deutschland vorlegen. Die offizielle Frist zur Ab-
gabe des Aktionsplans ist damit bereits um zwei Monate
überschritten.

Das ist kein gutes Aushängeschild für unser Land.
Diese Verzögerung ist auch fachlich nicht nachvollzieh-
bar. Wir haben mit dem von Rot-Grün durchgesetzten
Sozialgesetzbuch IX bereits eine sehr gute Grundlage
für die Umsetzung der Konvention geschaffen.

Schade: Im letzten Herbst hat die Regierung über-
haupt erst mit der Arbeit begonnen. Dann war es wohl zu
spät, den Bundestag angemessen einzubinden. Das ist
eine beschämende Vorgehensweise und eine Missach-
tung des Parlaments. Das Verhalten der Regierung er-
innert stark an das Taktieren bei der Neuausrichtung von
Hartz IV. Auch da geschah erst einmal lange nichts, und
dann wurde ein so wichtiges Gesetz im Schweinsgalopp
durch das parlamentarische Verfahren gejagt.

Was noch schlimmer ist: Ausgerechnet Menschen mit
Behinderung hatten bei dieser Reform das Nachsehen.
Mit der Absenkung der Grundsicherung für Menschen

m
ih
R
n
s
s

Ic
d
s

la
s
n

w
d
a

ti
E
U
w
w
k
d
in
le

d

E
e
M
m
H

W
a
K
e

M
F
s
B
G

(C (D it Behinderungen, die in Wohngemeinschaften oder bei ren Eltern leben – hierbei geht es um die sogenannte egelbedarfsstufe 3 –, haben sie jetzt rund 70 Euro weiger im Monat. Meine Damen und Herren, hier muss chnell eine Lösung gefunden werden, damit diese Menchen wieder den vollen Regelsatz erhalten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Martina Bunge [DIE LINKE])


h hoffe, dass sich der Behindertenbeauftragte der Bun-
esregierung, Herr Hüppe, in dieser Frage gegenüber
einen schwarz-gelben Kollegen durchsetzen wird.

Zurück zum Aktionsplan. Die Bundesregierung ist zu
ngsam. Das SPD-regierte Rheinland-Pfalz zeigt, wie es

chneller geht. Es hat seinen Aktionsplan schon vor ei-
em Jahr vorgelegt, nicht hastig, sondern allseits gelobt.

Die Betroffenen sind also zu Recht ungeduldig. Sie
ollen, dass ihre Rechte umgesetzt werden. Deshalb for-
ern wir von der Bundesregierung: Drücken Sie endlich
uf die Tube!


(Mechthild Rawert [SPD]: Jawohl!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen der Koalitionsfrak-
onen, Ihr Antrag ist wortreich, aber wenig konkret.
ine Stichwortsammlung wird nicht reichen, um die
N-Konvention umzusetzen, vor allem dann nicht,
enn auch noch der Kostenvorbehalt vorgeschoben
ird. Da haben die Kolleginnen und Kollegen der Lin-
en doch recht. Die UN-Konvention ist gerade dazu da,
ass Menschen nicht mehr gezwungen werden können,
Heimen zu leben, nur weil andere Wohnformen viel-
icht teurer sind.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Richtig!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben uns ein-
eutig völkerrechtlich verpflichtet.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Martina Bunge [DIE LINKE])


s ist zu prüfen, ob sich aus der Konvention nicht sogar
in individueller Rechtsanspruch für die betroffenen
enschen ergibt. Das würde die Position der Menschen
it Behinderung enorm stärken und uns zum schnellen
andeln zwingen.


(Beifall der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


ir wollen, dass jeder einzelne Artikel der Konvention
uf seinen subjektiven Gehalt geprüft wird. Art. 19 der
onvention enthält eine solche Komponente. Packen wir

s an!

Mit der Konvention wird das Verhältnis von Staat und
enschen mit Behinderungen endlich vom Kopf auf die

üße gestellt. Es geht nicht mehr um freundliche Zuge-
tändnisse und Almosen. Ab jetzt haben Menschen mit
ehinderungen klare Ansprüche gegenüber Staat und
esellschaft, auch wenn diese Ansprüche etwas kosten.


(Beifall bei der SPD)






Gabriele Hiller-Ohm


(A) )


)(B)

Wir müssen alle Politikfelder auf den Prüfstand stel-
len, um Teilhabe für alle zu erreichen. Wie schaffen wir
es, Menschen mit Behinderungen tatsächlich am ersten
Arbeitsmarkt teilhaben zu lassen? Wie sieht ein gutes in-
klusives Bildungssystem aus? Wie stellen wir sicher,
dass alle Bürgerinnen und Bürger unsere Bahn barriere-
frei benutzen können? Wie müssen wir unsere Infra-
struktur verändern, damit sich auch Sehbehinderte im öf-
fentlichen Raum zurechtfinden? Und warum fördern wir
immer noch Filme, die für gehörlose Menschen un-
brauchbar sind?

Diesem Umbau der Gesellschaft müssen wir uns stel-
len, und das natürlich gemeinsam mit den Betroffenen.


(Beifall bei der SPD)


Deshalb ist deren Beteiligung bei der Ausarbeitung des
Aktionsplans von Anfang an so wichtig.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Kathrin Vogler [DIE LINKE])


Der Leitsatz der Verbände „Nichts über uns ohne uns“
muss auch hier gelten, und zwar nicht nur auf dem Pa-
pier.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir finden es unerträglich, wenn Sie in Ihrem Antrag
von einer Beteiligung der Verbände am Aktionsplan
sprechen, dann aber deren wichtigste Forderung
schlichtweg ignorieren, nämlich ein Gesetz für Assistenz
und Teilhabe.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Regie-
rungsfraktionen, wenn wir es mit dem Grundsatz eines
selbstbestimmten Lebens ernst meinen, dann müssen wir
uns gemeinsam mit den Betroffenen noch viel stärker für
das Persönliche Budget einsetzen. Sie sprechen dieses
Thema in Ihrem Antrag an. Wenn Sie schreiben, das Per-
sönliche Budget werde nicht ausreichend genutzt, dann
frage ich Sie: Wen meinen Sie eigentlich? Meinen Sie
die Betroffenen, die in Heimen leben und in Werkstätten
arbeiten, aber keinen barrierefreien Zugang zu unabhän-
giger und kompetenter Beratung im Hinblick auf das
Persönliche Budget haben? Oder meinen Sie diejenigen,
denen auf den Ämtern jeglicher Mut und Nerv geraubt
wird, damit sie nicht alle notwendigen Leistungen ein-
fordern, die ein selbstbestimmtes Leben mit eigenem
Budget ermöglichen? Oder sind die Träger gemeint, die
ihre Leistungen in Konkurrenz zueinander erbringen und
vielleicht gar kein Interesse am Persönlichen Budget ha-
ben? Auch hier bleibt Ihr Antrag oberflächlich.


(Maria Michalk [CDU/CSU]: Wieso?)


Mit der von Ihnen geforderten Abstimmung von Schnitt-
stellen wird man das Problem nicht lösen.


(Maria Michalk [CDU/CSU]: Doch! Das fordern die Verbände selber!)


Bei aller Kritik: Gut ist, dass wir alle dazulernen. Die
Koalition lobt in ihrem Antrag das Allgemeine Gleich-
behandlungsgesetz. Das hat mich zum Staunen gebracht.
Vor dessen Einführung hatte Schwarz-Gelb den Unter-
gang des Abendlandes beschworen.

In
d
te
w

ti
v
q
A
B
ü
le
d
m
g

b
n
h

M
M
S

D
A

ru
R
s

w
e
b

m
m
s

W
w
M

S

(C (D Ihren Horrorgemälden war ganz Deutschland wegen es AGG ständig vor Gericht. Nichts davon ist eingetren, und Sie haben dazugelernt. Herzlichen Glückunsch! Erstaunt hat mich auch, dass Sie die arbeitsmarktpolischen Instrumente für Menschen mit Behinderungen erbessern wollen. Das ist ein „Meisterwerk an Konseuenz“. Erst kritisieren Sie von Schwarz-Gelb die aktive rbeitsmarktpolitik per se. Dann kürzen Sie bei der undesagentur für Arbeit, bis nichts mehr geht: bis 2015 ber 22 Milliarden Euro, 10 Milliarden Euro davon alin bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik in den nächsten rei Jahren. Jetzt fordern Sie mehr Arbeitsmarktinstruente für Menschen mit Behinderungen. Verlogener eht es ja wohl nicht! (Karl Schiewerling [CDU/CSU]: Das stimmt ja alles nicht!)


(Mechthild Rawert [SPD]: Ja, und wie!)


(Beifall bei der SPD)


Die Wahrheit ist: Menschen mit Behinderungen ha-
en vom Aufschwung am Arbeitsmarkt bisher überhaupt
icht profitiert. Die Bundesagentur hätte die Chance ge-
abt, sich stärker auf diese Gruppe zu konzentrieren.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das hat sie behauptet!)


it Ihren Kürzungen ist diese Chance vertan. Sie lassen
enschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt im

tich.


(Beifall bei der SPD – Maria Michalk [CDU/ CSU]: Was hat denn Ihre Behindertenbeauftragte all die Jahre gemacht?)


eshalb empfinde ich Ihre Sonntagsforderung in Ihrem
ntrag als absurd und zynisch.

Wir werden uns den Aktionsplan der Bundesregie-
ng zur Umsetzung der UN-Konvention über die
echte der Menschen mit Behinderungen sehr genau an-

chauen,


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Sehr vernünftig!)


enn er dann endlich vorliegt. Wir werden uns auch mit
igenen konkreten Vorstellungen in die Diskussion ein-
ringen,


(Maria Michalk [CDU/CSU]: Wo sind die denn? – Gitta Connemann [CDU/CSU]: Wann denn?)


it Vorstellungen, die wir im Gegensatz zu Ihnen ge-
einsam mit den Betroffenen entwickelt und abge-

timmt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as uns die Koalition heute hier vorgelegt hat, reicht bei
eitem nicht aus. Das ist schade für die betroffenen
enschen.

Ich möchte an dieser Stelle meiner Kollegin Silvia
chmidt, unserer behindertenpolitischen Sprecherin,





Gabriele Hiller-Ohm


(A) )


)(B)

gute Besserung wünschen. Sie hätte sehr gerne heute an
dieser Debatte teilgenommen. Leider ist sie erkrankt und
kann deshalb nicht hier sein. Gute Besserung, Silvia!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Bei Genesungswünschen klatschen wir!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709711000

Für die FDP-Fraktion hat die Kollegin Molitor das

Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Gabriele Molitor (FDP):
Rede ID: ID1709711100

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Frau Hiller-Ohm, ich schätze Sie persönlich sehr.
Doch ich muss mich über Ihre Ausführungen sehr wun-
dern. Sie haben nämlich die Regelbedarfsstufe 3 im Zu-
sammenhang mit den Hartz-IV-Debatten angesprochen.
Wie mir meine Kollegen mitgeteilt haben, ist das, was
Sie vorgebracht haben, nicht Ihr Kernanliegen gewesen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wirklich nicht!)


Lediglich in der Schlussrunde ist die Überprüfung in ei-
nem Zusatzprotokoll vereinbart worden.


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Besser spät als nie!)


Sich dann an dieser Stelle zum Anwalt der betroffenen
Menschen zu machen, finde ich schon mehr als verwun-
derlich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Die Grünen haben das auch gefordert!)


In Deutschland leben 8,7 Millionen Menschen mit ei-
ner Behinderung. Das sind 8,7 Millionen Bürgerinnen
und Bürger, die in die Mitte unserer Gesellschaft gehö-
ren. Sie gehören nicht an den Rand, und sie brauchen
keine Sonderwelten in Bildung, Arbeit oder Wohnen.
Genau das ist der Ansatz der UN-Behindertenrechtskon-
vention, die dafür den Begriff „Inklusion“ verwendet.
„Inklusion“ bedeutet, dass die Gesellschaft Rahmenbe-
dingungen vorzugeben hat, die notwendig sind, damit
Menschen mit Behinderung ihr Recht auf Teilhabe ver-
wirklichen können.

Mit dem heute vorliegenden Antrag der Regierungs-
koalition unterstützen wir die Forderung nach Inklusion,
Selbstbestimmung und Teilhabe. Behindertenpolitik hat
für die Regierungskoalition einen hohen Stellenwert. Sie
ist im Koalitionsvertrag verankert worden. Dort ist der
Nationale Aktionsplan fixiert worden, der zurzeit im
Bundesarbeitsministerium erarbeitet wird. Die Tatsache,
dass es eine Verzögerung gibt, ist für mich eher ein Be-
leg dafür, dass es hier mehr auf Qualität denn auf
Schnelligkeit ankommt. Es sind viele Verbände beteiligt
worden, um dem Grundsatz der Beteiligung gerecht zu
werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


T
B
w
s
h
le
s
g
s
im

F

Ü
a
g
F
h
g
o

s
K
u
b
e
g
d

a
m
Z
s
a

h
h

s
s
g
ü
la

ri
g
k
le
ru

(C (D In unserem Antrag haben wir Schwerpunkte gesetzt: eilhabeleistungen, Gesundheit, Bildung, Arbeit und arrierefreiheit sind unter anderem die Themen, die uns ichtig sind. Mir persönlich liegen die Themen „inklu ive Bildung“ und „Arbeitsmarkt für Menschen mit Beinderung“ besonders am Herzen; denn beides ist grundgend für eine eigenständige Lebensführung. Ich bin ehr dafür, dass möglichst viele Kinder mit Behinderunen gemeinsam mit nichtbehinderten Kindern die Regelchule besuchen. Aber auch hier muss das Kindeswohl Vordergrund stehen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


örderschulen haben somit durchaus ihre Berechtigung.

Unsere Aufmerksamkeit sollten wir auch auf den
bergang von der Schule zum Berufsleben richten, denn

uf ihn kommt es ganz besonders an, wenn es darum
eht, Teilhabe am Arbeitsleben zu gewährleisten. Der
achkräftemangel zum Beispiel bietet Menschen mit Be-
inderung eine gute Chance, ihr Potenzial mit einzubrin-
en. Ich denke, dass hier noch jede Menge Luft nach
ben ist.

Lassen Sie mich auch ein Wort zur Entstehungsge-
chichte des Antrages sagen. Gemeinsam mit meiner
ollegin Maria Michalk von der CDU/CSU-Fraktion
nd vielen Fachkollegen haben wir diesen Antrag erar-
eitet: Aus unserer Sicht ist Behindertenpolitik nämlich
ine Querschnittsaufgabe, die viele andere Ressorts an-
eht. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich für
ie Zusammenarbeit bedanken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Der Antrag ist straff formuliert und konzentriert sich
uf die Stellen, an denen sich Stellschrauben befinden,
it deren Hilfe wir wirklich etwas umsetzen können.
ugleich sind alle Forderungen finanzierbar und reali-
ierbar. Empfehlungen an die Bundesländer sind nicht
ls Diktat zu verstehen; vielmehr wollen wir die Bundes-
nder und natürlich auch die Kommunen mit ins Boot
olen, um die Lebensbedingungen für Menschen mit Be-
inderungen zu verbessern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In diesen Antrag sind unzählige Anregungen aus Ge-
prächen mit Menschen mit Behinderungen eingeflos-
en; das war ein wichtiges Anliegen von uns allen. Es
ing darum, deren Belange nach dem Grundsatz „Nicht
ber uns, sondern mit uns“ in das Papier einfließen zu
ssen.

Alles in allem ist Deutschland auf einem guten und
chtigen Weg. Die Politik hat den Anstoß gegeben. Eine
esellschaftliche Diskussion muss folgen, denn nur dann
önnen wir all das, was wir hier fordern, mit Leben fül-
n und wirkliche Teilhabe für Menschen mit Behinde-
ngen verwirklichen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709711200

Für die Fraktion Die Linke hat die Kollegin

Dr. Bunge das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709711300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Vor uns liegen drei Anträge rund um die UN-Behinder-
tenrechtskonvention. Sie haben sicher Ilja Seifert als
Redner der Linksfraktion in der Debatte erwartet. Ich
übernehme heute seinen Part, weil mein Kollege Dr. Ilja
Seifert, zugleich Vorsitzender des Allgemeinen Behin-
dertenverbandes in Deutschland, derzeit in Thüringen
seinem tödlich verunglückten Stellvertreter, Dr. Karl
Schran, die letzte Ehre erweist.

Der Allgemeine Behindertenverband trägt den Zusatz
„Für Selbstbestimmung und Würde“ in seinem Namen;
das ist eigentlich das Credo, das auch die UN-Behinder-
tenrechtskonvention durchzieht.

Fast auf den Tag genau seit zwei Jahren ist die UN-
Behindertenrechtskonvention geltendes Recht in
Deutschland. Der anlässlich der Ratifizierung einge-
brachte Antrag der Linksfraktion, einen Aktionsplan zur
Umsetzung der Konvention aufzustellen – daran möchte
ich erinnern –, wurde von der schwarz-roten Mehrheit
abgelehnt. Die FDP hat damals gar die Ratifizierung der
Konvention abgelehnt. Wie fatal diese Entscheidungen
waren, zeigt sich heute: Für die Umsetzung der UN-Be-
hindertenrechtskonvention wurde auf Bundesebene bis-
her nichts Konkretes getan, makabererweise mit dem
Verweis, dass zunächst ein Aktionsplan erstellt werden
müsse. Das entsprechende Ziel steht seit November
2009 in der Koalitionsvereinbarung; aber seither wird
seitens der Bundesregierung und des Behindertenbeauf-
tragten nur diskutiert. Ihrer Logik folgend, wurde dafür
aber kein Geld in den Bundeshaushalt eingestellt, weder
kurz- noch mittelfristig.

Heute liegt uns ein Antrag der Koalitionsfraktionen
mit dem vielversprechenden Titel „Für eine umfassende
Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention – Na-
tionaler Aktionsplan als Leitlinie“ vor. Darin heißt es:

Der Deutsche Bundestag fordert die Bunderegie-
rung auf, im Rahmen der zur Verfügung stehenden
Haushaltsmittel …

dieses und jenes zu tun. Können Sie uns einmal verraten,
wie Sie die dort benannten 24 Aktionsfelder mit Leben
füllen wollen? Wie soll beispielsweise „eine umfassende
Barrierefreiheit“ erreicht werden? Vieles wird zu sol-
chen Beteuerungen verkommen wie die, dass „die Be-
deutung des Behindertensports zu stärken“ sei. Insbe-
sondere die, die durch Unfall und Krankheit mit
Beeinträchtigungen oder Behinderungen leben müssen,
wissen, dass gerade der Sport eine völlig neue Lebens-
orientierung geben kann. Paralympics und Special
Games dokumentieren dies. Für den Behindertensport
endlich stabile Finanzgrundlagen zu schaffen, lohnte
sich.


(Beifall bei der LINKEN)


ih
m

D
d
s
g
W
w
g
s
A
le

T
m
S
E
D
s

z
d
d

a
5
k
a

c
fa
z
g
ti
k
B

B

g
ti

e
s
d
B

(C (D Wir legen Ihnen heute einen Antrag vor: Wenn Sie n annehmen würden, könnten Sie Nägel mit Köpfen achen. arin fordern wir Sie auf, den Kostenvorbehalt in § 13 es SGB XII zu streichen. Wie lange noch sollen Menchen mit Behinderungen aus Kostengründen gezwunen werden, in Heimen zu leben, obwohl sie in eigener ohnung oder anderen Wohnformen leben könnten, enn sie geeignete Assistenz – manche brauchen sogar ar keine – hätten? Der Antrag verweist auf zig Beipiele, wo anders gehandelt wird – unvereinbar mit rt. 19 der UN-Behindertenrechtskonvention. Das woln wir nicht länger hinnehmen. In ihrem zweiten Antrag fordert Die Linke schon im itel: „Europäische Strategie zugunsten von Menschen it Behinderung 2010 bis 2020 unterstützen“! Diese trategie benennt ergänzende Maßnahmen auf EUbene. Es ist schon makaber, dass die Regierenden in eutschland gedrängt werden müssen, diese Europäi che Strategie zu unterstützen. Der Korrektheit halber – um nicht des Plagiats beichtigt zu werden – möchte ich anmerken, dass wir bei iesem Antrag umfassend auf eine Bundesratsinitiative es Landes Rheinland-Pfalz zurückgegriffen haben. Sich auf europäischer Ebene einzubringen, bedeutet uch, die bisherige Blockadehaltung gegenüber der . EU-Antidiskriminierungsrichtlinie aufzugeben und onstruktiv an ihr mitzuwirken. Dazu fordern wir Sie uf. Unsere Anträge zeigen: Diese Regierung muss in Sahen Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ktisch zum Jagen getragen werden oder – deutlicher – um Handeln gezwungen werden. Insofern ist Ihr heutier Antrag, meine Damen und Herren von den Koalionsfraktionen, scheinheilig. Werden Sie endlich konret. Eine wirkliche Teilhabe von Menschen mit ehinderungen braucht ein inklusives Deutschland. Danke schön. Das Wort hat der Kollege Kurth für die Fraktion ündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle en! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Die UN-Konvenon über die Rechte der Menschen mit Behinderung ist man kann es gar nicht deutlich und oft genug betonen – in wegweisendes Menschenrechtsdokument, das Menchenrechte erstmals nicht nur als Abwehrrechte gegen en Staat formuliert, sondern als Anspruchsrechte auf efähigung und Teilhabe. Markus Kurth )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709711400
Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709711500




(A) )

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
sowie bei Abgeordneten der SPD)

Diese Befähigung – das muss man sehr deutlich machen –
ist Voraussetzung für Freiheit und auch für das aktive
Wahrnehmen von klassischen Menschenrechten. Die
UN-Menschenrechtskonvention ist auch deshalb ein so
bedeutendes Dokument, das erste große Menschen-
rechtsdokument des 21. Jahrhunderts, weil sie sich
– wenn man sie genau liest, stellt man das fest – auch
mit dem Freiheitsbegriff auseinandersetzt. Freiheit ist
nicht nur die Abwesenheit von Regeln, wie es soge-
nannte Ultraliberale sehen, Freiheit beschränkt sich nicht
nur auf die Abwehr von Übergriffen, sondern Freiheit
setzt auch voraus, dass die Personen die Möglichkeit ha-
ben, ihre individuellen Teilhabewünsche zu entfalten, zu
artikulieren und wirklich in die Tat umzusetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Um das einmal am Beispiel des Rechts auf Freizügig-
keit und freie Wahl des Wohnortes konkret zu machen:
Die Wahrnehmung dieses Rechts ist für Menschen mit
körperlichen, aber teilweise auch geistigen Einschrän-
kungen nur möglich, wenn es befähigende Voraussetzun-
gen gibt, zum Beispiel Assistenz in der Wohnung oder
Barrierefreiheit oder einen sogenannten inklusiven So-
zialraum, das heißt eine Wohnumgebung, die das selbst-
ständige Sich-Versorgen und die selbstständige Entfal-
tung im Wohnumfeld ermöglicht.

Die Schaffung solcher Voraussetzungen wie Assis-
tenz und Barrierefreiheit kostet natürlich Geld. Damit
kommen wir zum Punkt: Diese gibt es nicht zum Nullta-
rif. Wenn man sich mit der Umsetzung der UN-Behin-
dertenrechtskonvention auseinandersetzt, muss man
auch das Thema Haushalts- und Kostenvorbehalte offen-
siv ansprechen. Ich finde, meine Damen und Herren von
der Koalition, Ihr Antrag ist diesbezüglich mehr als
kleinmütig; ich kann das nicht anders sagen. Sie versu-
chen zwar, in die richtige Richtung zu gehen, Ihr Antrag
ist aber trotzdem kleinmütig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Bevor Sie Ihre Forderungen an die Bundesregierung auf-
zählen, machen Sie als Erstes die Einschränkung: „im
Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel“.

Ich bin der Letzte, der nicht anerkennt, dass die mate-
riellen Ressourcen des Staates und der öffentlichen Hand
nicht unendlich sind. Menschenrechte dürfen aber nicht
unter einen Kostenvorbehalt gestellt werden. Ich hätte
mir gewünscht, dass Sie sich dazu ganz klar bekennen,
bevor Sie auf die materiellen Ressourcen eingehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wenn bei anderen Grundrechten ein Haushaltsvorbe-
halt gemacht würde, würde man das als geradezu absurd
ansehen. Nehmen wir einmal das Grundrecht auf Ver-
sammlungsfreiheit: Wenn von uns nicht gern gesehene
Gruppierungen der extremen Rechten das Recht auf Ver-

s
w
d
o
d
g
s

b
ru
a
G
tr
g


s
re
m
W
a
G
is
s
d
s
b

n
k
h
m
W
re
d
R
g
M
fr

v
g
m
s
g
B
U

W

(C (D ammlungsfreiheit für sich in Anspruch nehmen, leisten ir uns millionenschwere Polizeieinsätze. Nehmen wir en Bereich der Justiz: Es gibt keine Hausdurchsuchung hne einen richterlichen Beschluss. Niemand käme auf en Gedanken, an dieser Stelle einen Kostenvorbehalt eltend zu machen oder nach einer Möglichkeit zu uchen, Hausdurchsuchungen kostengünstiger durchzuhren. Nehmen wir abschließend die politische Willens ildung: Wir akzeptieren die staatliche Parteienfinanzieng und verteidigen sie, indem wir sagen, dass Parteien n der politischen Willensbildung mitwirken. Wir geben eld direkt an die Parteien, aber auch an die Bundeszenale für politische Bildung, um diese verfassungsmäßien Rechte mit Leben zu erfüllen und entsprechende Behigung zu ermöglichen. Wenn aber ein gehörloser Mensch an einer Parteiverammlung teilnehmen möchte – das ist bei einem unser Kreisverbände passiert –, dann wird die Wahrnehung des Grundrechts auf Teilhabe an der politischen illensbildung plötzlich vom Kostenvorbehalt des Sozi lhilfeträgers abhängig, der entscheiden kann, ob er den ebärdensprachdolmetscher finanziert oder nicht. Dies t der Kernpunkt: Nachteilsausgleiche, die sich aus chließlich auf die Behinderung beziehen, müssen aus em Fürsorgerecht entfernt werden und als Teilhabeanprüche eigenständig, am besten im Sozialgesetzuch IX, verankert werden. Im Bereich Wohnen wäre die Streichung des sogeannten Mehrkostenvorbehalts ein erster Schritt. Dann önnte man nicht mehr auf das Wohnen in einem Wohneim verwiesen werden, nur weil der Sozialhilfeträger eint, dass das angemessen sei und es einer eigenen ohnung nicht bedürfe. Dies fordern wir schon seit Jahn. Das wird jetzt in einem der Anträge der Linken wie er aufgegriffen. Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur eform der Eingliederungshilfe war diesbezüglich übriens schon einmal weiter, Frau Michalk. Sie hat den ehrkostenvorbehalt vor zwei Jahren von sich aus inage gestellt. Dass Sie von den Koalitionsfraktionen solche Initiatien der Länder in Ihrem Antrag nicht wenigstens aufgeriffen haben und nicht einmal kleine Ansatzpunkte foruliert haben, finde ich enttäuschend, auch wenn ich ehe, dass Sie sich bemühen, in die richtige Richtung zu ehen. Wir werden in den weiteren parlamentarischen eratungen alles daransetzen, dass eine entsprechende msetzung mit mehr Tempo erfolgt. Vielen Dank. Für die Unionsfraktion hat die Kollegin Michalk das ort. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP])


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709711600






(A) )


)(B)


Maria Michalk (CDU):
Rede ID: ID1709711700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Mit dem heute von den Koalitionsfraktionen vorgelegten
Antrag bekräftigen wir öffentlich unsere große, umfas-
sende Unterstützung bei der Umsetzung des Überein-
kommens über die Rechte von Menschen mit Behinde-
rung.

Es ist schon gesagt worden, dass das Vertragswerk
seit dem 26. März 2009 gilt. Liebe Kollegin Hiller-Ohm,
zu dieser Zeit stellte Ihre Fraktion die Behindertenbeauf-
tragte. Die Frage ist, warum man damals nicht sofort an-
gefangen hat, zu arbeiten.


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Das ist ja geschehen!)


Wir können Folgendes feststellen: Im Koalitionsver-
trag haben wir festgeschrieben, dass ein Nationaler Ak-
tionsplan erarbeitet und umfassende Schritte unternom-
men werden sollen. Der gegenwärtige Zustand, der nicht
schlecht ist – darauf komme ich gleich noch einmal zu
sprechen –, sollte noch einmal verbessert werden. An ei-
nigen Stellen sollten notwendige und wichtige Ergän-
zungen bzw. Veränderungen vorgenommen werden. Die
Regierung hat dann sofort mit der Erarbeitung des Natio-
nalen Aktionsplans begonnen.


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Davon hat man nichts gemerkt!)


Wir müssen an dieser Stelle noch einmal sagen, dass
diese Konvention – das ist für uns ganz wichtig – den
Wechsel vom staatlichen Fürsorgeprinzip hin zum Recht
auf eine umfassende Teilhabe festschreibt. Das ist ein
hohes Gut und hat eine andere Qualität. Nicht immer ist
das nur mit mehr Geld verbunden, sondern es geht auch
darum, dass wir uns Liebgewonnenes sehr genau an-
schauen, manches verändern und uns von anderem tren-
nen. Das heißt: Nicht immer ist das, woran wir uns ge-
wöhnt haben, das Beste für die Zukunft. Uns steht daher
sowohl im Dialog als auch in der Umsetzung ein umfas-
sender Prozess bevor.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In den 50 Artikeln – ich wage einmal zu bezweifeln,
dass sich alle Kolleginnen und Kollegen in diesem Parla-
ment sämtliche Artikel durchgelesen haben, deswegen
erwähne ich das noch einmal – wurde festgeschrieben,
welche Aufgaben zu erledigen sind. Dazu sind wir auf-
gefordert, und die Umsetzung geht uns damit alle an.

Jeder Mensch hat das Recht, in Freiheit zu leben und
über sein Leben sowie seine Umstände selbst zu ent-
scheiden. Herr Kollege Kurth, da sind wir uns total ei-
nig.

Ich bin auch der Meinung, dass es nicht zeitgemäß ist,
vorzuschreiben, wie und wo der behinderte Mensch le-
ben und wohnen soll. Eine absolute Freiheit im Hinblick
auf die persönlichen Bedürfnisse und die individuellen
Gegebenheiten ist wichtig.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Dann stimmt jetzt dem Antrag zu!)


s
a
m
n
b
h
d
d
w

s
B
e
b
v
d
s
e

w
g
g
b
g
L

K
u
s
W
d
M
S
ru
w
h
M
n
u
a
fa
A
d

d
s
ri
b
b
b
w
m
k
g
n
M
k
a

(C (D Wir müssen natürlich die föderalen Strukturen in unerem Land bei der Umsetzung beachten. Das heißt, in llen gesellschaftlichen Bereichen ist ein enger Dialog it den Ländern notwendig, der ja auch stattfindet. Ei ige Länder haben für sich Eckpunkte festgelegt, andere efinden sich noch in der Diskussion. Manche Länder aben schon einen Aktionsplan aufgestellt. Wichtig ist, ass über die Verzahnung zwischen Bundesund Laneskompetenzen diskutiert und diese dann auch geregelt ird. Wir brauchen einen breiten Beteiligungsprozess. Dieer wurde durch die Bundesregierung, konkret durch das undesministerium für Arbeit und Soziales, bewusst ingeleitet. Menschen mit Behinderungen, ihre Verände, viele Fachleute, viele Wissenschaftler und die Ziilgesellschaft haben das Angebot angenommen und in en vergangenen Wochen und Monaten eine große Zahl ehr guter Ideen zusammengetragen und Anregungen ingebracht. Insofern hat die Konvention bereits jetzt einen sehr ichtigen Aspekt erfüllt: Sie hat nämlich den notwendien Dialog in unserer Zivilgesellschaft insgesamt beflüelt. Das ist gut und darf nicht nachlassen. Deshalb haen wir mit diesem Antrag noch einmal einen Akzent esetzt. Wir müssen uns klarmachen, was in unserem and bereits gut geregelt ist und was nicht. Für manche ist das Wort Inklusion, das mit dieser onvention verbunden ist, gleichsam ein Zauberwort nd weckt sehr große Hoffnungen. Anderen macht diees Wort Angst, und es verbreitet sich Unsicherheit. ieder andere pflegen Vorurteile oder verschließen sich em Dialog. Dahinter stecken auch Emotionen, weil es enschen unmittelbar betrifft, weil es um die konkrete ituation eines Menschen mit seiner jeweiligen Behindeng oder sogar Mehrfachbehinderungen geht. Dieser ichtigen Herausforderung müssen wir uns stellen. Desalb ist es richtig, dass alle eingebrachten Ideen auf ihre achbarkeit und Umsetzbarkeit geprüft werden. Das immt vielleicht etwas mehr Zeit in Anspruch, als wir rsprünglich gedacht hatten. Diese Zeit sollten wir uns ber nehmen. Die Motivation unseres Antrags ist jedenlls, während der Phase der Erarbeitung des Nationalen ktionsplans unterstützend auf die besonderen Belange er Menschen mit Behinderung hinzuweisen. Ich möchte Ihnen an einem Beispiel aus der Ausbilung zeigen, dass wir auf der einen Seite viele gute geetzliche Regelungen haben, auf der anderen Seite aber esige Umsetzungsprobleme zu lösen sind. So können eispielsweise Jugendliche mit einer Hörbehinderung ei entsprechend ausgestatteten Ausbildungsplätzen eine etriebliche Ausbildung absolvieren. So kann vermieden erden, dass sie eine spezielle Einrichtung besuchen üssen. Das ist der inklusive Ansatz. Der Arbeitgeber ann mit einem Ausbildungszuschuss nach § 236 SGB II efördert werden. Zudem könnte der Arbeitsplatz techisch individuell dem jeweiligen Lehrling – dem jungen ann oder der jungen Frau – angepasst werden. Dafür önnen sowohl dem Arbeitgeber nach § 237 SGB III als uch dem Jugendlichen nach § 33 SGB IX Unterstützun Maria Michalk )





(A) )

gen gewährt werden. Das alles steht heute schon im Ge-
setz.

Die Praxis kennt gute Umsetzungsbeispiele, aber
eben auch Situationen, in denen zwischen diesen Mög-
lichkeiten einfach nicht entschieden wurde, die Betroffe-
nen an der Verknüpfung verschiedener Gesetze, Leis-
tungserbringer und Bewilligungsstellen gescheitert sind,
frustriert aufgegeben haben, letztendlich den traditionel-
len Weg gegangen sind und – wenn es ganz schlimm
kam – vielleicht gar keine Ausbildung aufgenommen ha-
ben. Diesbezüglich sehen wir ganz konkreten Ände-
rungsbedarf.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag for-
dert mit Blick auf den drohenden Fachkräftemangel, die
derzeit etwa 1 000 Sonderregelungen – das muss man
sich einmal überlegen! – für die Ausbildung von behin-
derten jungen Menschen bundesweit zu vereinheitlichen
und damit deutlich zu reduzieren. Das verbessert die
Transparenz hinsichtlich der erworbenen Qualifikatio-
nen und erleichtert behinderten Menschen den Einstieg
in die Ausbildung und später in die Berufswelt.

Man könnte noch viele weitere Beispiele aufführen.
Deshalb ist es wichtig, dass wir diesen Dialog führen
und uns nicht gegenseitig Vorwürfe machen. Es mag ja
sein, dass wir bei dem einen oder anderen Punkt unter-
schiedlicher Meinung sind.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709711800

Kollegin Michalk, achten Sie bitte auf die Zeit.


Maria Michalk (CDU):
Rede ID: ID1709711900

Aber die Menschen mit Behinderung erwarten von

uns zu Recht, dass wir diesen Prozess gemeinsam gestal-
ten. Darauf freue ich mich.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709712000

Das Wort hat der Kollege Kober für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Pascal Kober (FDP):
Rede ID: ID1709712100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Als Mitkoalitionär findet es die FDP sehr begrüßens-
wert, dass die Bundesregierung gerade dabei ist, einen
Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behin-
dertenrechtskonvention auf den Weg zu bringen. Dass
das etwas länger dauert, sehen wir als Hinweis auf die
Qualität, die im Gespräch mit Bund, Ländern und Kom-
munen erzielt werden soll. Es ist gut, dass wir alle Ebe-
nen mit einbeziehen. Es ist außerdem gut, dass die Bun-
desregierung alle Betroffenen bzw. deren Vertreter mit
einbezieht.

Lieber Herr Kurth, liebe Frau Hiller-Ohm, wir sollten
uns nicht immer nur auf die Finanzierungsfrage konzen-
trieren, denn sonst setzen Sie sich einer Diskussion da-


G
h

u
R
w
b
ra
d

R

o
g
la
u
re

Ic
s
g

c
n
n
s
ru
s
B
d
v

(C (D ber aus, was Sie als SPD in elf Jahren und Sie als rüne in sieben Jahren Regierungsbeteiligung geleistet aben (Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In den Ländern leisten! – Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Da haben wir eine Menge geleistet!)


nd was Sie gegenwärtig in den Ländern, in denen Sie
egierungsverantwortung tragen, leisten. Das müssten
ir dann sehr genau beobachten. Wir würden Sie dann
eispielsweise zu Ihrer Position hinsichtlich der Hörbe-
tungsstelle hier in Berlin-Neukölln und zur Kürzung

es Blindengeldes befragen.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Können Sie mal was zu dem Länderrecht in Baden-Württemberg erzählen? – Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Das musste jetzt ja kommen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709712200

Kollege Kober, gestatten Sie eine Frage der Kollegin

awert?


Pascal Kober (FDP):
Rede ID: ID1709712300

Sehr gerne.


Mechthild Rawert (SPD):
Rede ID: ID1709712400

Kollege Kober, wir sind sehr gerne bereit, uns be-

bachten zu lassen, wie wir mit Menschenrechten um-
ehen; denn das trägt zur Transparenz bei. Meine Frage
utet: Welche der Maßnahmen können Sie tatsächlich
msetzen, wenn Sie nicht über zusätzliche Finanzierung
den wollen?


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Rot-Rot in Berlin! Schließen von Hörberatungsstellen usw.!)



Pascal Kober (FDP):
Rede ID: ID1709712500

Frau Kollegin, Sie haben nicht ganz genau zugehört.


(Mechthild Rawert [SPD]: Doch!)


h habe gesagt, dass wir nicht nur Finanzierungsfragen
tellen sollten. Die weiteren Antworten werden Sie
leich meiner Rede entnehmen können.


(Mechthild Rawert [SPD]: Ich werde dann noch mal nachfragen!)


Ich glaube, dass wir auch und gerade in den Berei-
hen Chancen haben, in denen es nicht immer gleich um
eue Gelder geht. Wenn wir lernen, umzudenken und
eue Perspektiven einzunehmen, dann können wir insbe-
ondere bei der Schaffung neuer Infrastruktur Behinde-
ngen von Menschen ausschließen. Das ist der ent-

cheidende Punkt. Wir müssen lernen, dass die
ehinderung nicht in den Menschen verortet ist, sondern
ass die Behinderung zum großen Teil in der Umwelt
erortet ist, die wir um die Menschen herum errichten.






(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709712600

Kollege Kober, es gibt offensichtlich innerfraktionel-

len Abstimmungsbedarf. Der Kollege Lindner möchte
Ihnen eine Frage stellen.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das würde ich jetzt nicht zulassen!)



Pascal Kober (FDP):
Rede ID: ID1709712700

In Ordnung.


Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1709712800

Kollege Kober, gerade hat sich die Kollegin Rawert

aus Berlin so engagiert geäußert, als sie nach unserem
Engagement für Menschen mit Behinderung fragte. Wie
finden Sie es, dass Rot-Rot, also SPD und Die Linke, die
sich hier als echte und wahre Verteidiger der Behinder-
ten erheblich exponieren, in Berlin, wo sie zusammen re-
gieren, einen großen Kampf gegen die Hörberatungs-
stelle in Neukölln führen – Frau Knaake-Werner hatte
sich als linke Senatorin mit großem Engagement gegen
diese Hörberatungsstelle eingesetzt – und auch das Blin-
dengeld gekürzt haben?


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht doch jetzt nicht um Berliner Lokalpolitik!)


Wie sehen Sie die Realpolitik von SPD und Linken in
Berlin im Zusammenhang mit den Reden, die hier im
Bundestag geschwungen werden?


(Iris Gleicke [SPD]: Auch Zwischenfragen werden geschwungen!)



Pascal Kober (FDP):
Rede ID: ID1709712900

Lieber Kollege Lindner, Sie bestätigen im Grunde

meine Ausführungen. Wir sollten nicht mit dem Finger
auf andere zeigen und auch nicht falsche Erwartungen
bei den betroffenen Menschen wecken, dass alles, wenn
man denn nur wollte oder wenn man nur guten Herzens
sei, finanzierbar ist. Sie werden im Laufe der Diskussion
über den Aktionsplan, den die Bundesregierung auf den
Weg bringt, und zukünftig auch in der Diskussion über
die Umsetzung von Maßnahmen aufgrund dieses Ak-
tionsplanes genau beobachten können, was von den Mit-
bewerbern im politischen Bereich gefordert wird und
was sie dort, wo sie in Regierungsverantwortung sind,
tatsächlich umsetzen. – Vielen Dank, Herr Lindner.


(Beifall der Abg. Maria Michalk [CDU/CSU] – Christian Lindner [FDP]: Danke schön! – Zurufe von der SPD: Oh!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709713000

Vorsorglich weise ich darauf hin, dass ich keine wei-

teren Fragen bei diesem Redebeitrag zulasse; denn wir
wollen die Redezeit ja nicht auf wundersame Weise ver-
dreifachen. – Bitte.


Pascal Kober (FDP):
Rede ID: ID1709713100

Ich denke, wir sollten die Chancen nutzen und mit al-

len politisch Beteiligten – Bund, Länder und Kommunen –

u
W
b
b
b
g

c
d
k

In
in
ü
a

W

L
m
S
u
s
re


e

w
h
H
d
d
w
d
s
w

P
A
d

k
li
w

(C (D nd den Betroffenen miteinander im Gespräch bleiben. ir sollten auch darauf hinweisen, dass die Bundesrepu lik weltweit für die Menschen, die von Behinderung etroffen sind, eine Verantwortung hat. Deshalb ist es egrüßenswert – das freut mich insbesondere als Mitlied des Ausschusses für Menschenrechte und Humanire Hilfe –, dass unser Bundesminister für wirtschaftli he Zusammenarbeit und Entwicklung mit Nachdruck as Anliegen verfolgt, den Gedanken der Inklusion stärer in die Entwicklungszusammenarbeit einzuführen. sofern freut es mich, dass wir als Koalitionsfraktionen Zukunft in diesem Bereich besondere Verantwortung bernehmen wollen, wie wir es in unserem Antrag ja uch ausgeführt haben. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Für die Unionsfraktion hat der Kollege Lehrieder das ort. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! iebe Kollegen! Ich möchte zu Beginn meiner Rede eine Freude zum Ausdruck bringen, dass neben Herrn taatssekretär Fuchtel auch der Behindertenbeauftragte nserer Regierung, Herr Hubert Hüppe, dieser Diskusion beiwohnt und genau aufpasst, worüber wir diskutien. Herr Staatssekretär Bahr, Entschuldigung, ich habe ben nur meine Fachpolitiker gesehen. Wir stimmen heute über Anträge zu einem Thema ab, elches in der heutigen Gesellschaft einen besonders ohen Stellenwert genießt und mir persönlich sehr am erzen liegt. Mit dem Antrag der Bundestagsfraktionen er CDU/CSU und FDP für eine umfassende Umsetzung er UN-Behindertenrechtskonvention gehen wir einen eiteren wichtigen Schritt voran. Menschen mit Behinerung soll damit eine gleichberechtigte und selbstbetimmte Teilhabe mitten in der Gesellschaft ermöglicht erden. Erlauben Sie mir an dieser Stelle, geschätzte Frau räsidentin, gerade auch im Hinblick auf die Zuschauer rt. 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte er Vereinten Nationen zu zitieren: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen. Diese Rechte gelten universell. Sie werden als Völergewohnheitsrecht angesehen. Dennoch zeigt die Reatät leider häufig, dass Menschenrechte nicht eingehalten erden, dass Mehrheiten Minderheiten unterdrücken, Paul Lehrieder )


(Beifall der Abg. Gabriele Molitor [FDP])


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709713200

(Beifall bei der CDU/CSU)

Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1709713300

(Mechthild Rawert [SPD]: Der Staatssekretär!)





(A) )

dass wirtschaftliche Faktoren moralische überdecken
und dass der Stärkere den Schwächeren unterdrückt.

Wenn man an die Allgemeine Erklärung der Men-
schenrechte denkt, fällt der erste Gedanke möglicher-
weise auf Länder und Regionen, in welchen erhebliche
Missachtungen dieser universellen Rechte vor der Welt-
öffentlichkeit stattfinden. In unserem Land, welches als
Vorzeigeobjekt gilt, neigt man dazu, sich im Sessel zu-
rückzulehnen. Doch es gibt auch bei uns – meine Vor-
redner haben darauf bereits hingewiesen – noch einiges
zu verbessern.

Meine Fraktion möchte mit ihrem Antrag insbeson-
dere eines erreichen: Behinderte Menschen sollen nicht
mehr als Objekte der Fürsorge betrachtet und behandelt
werden. Dieser Umstand führt nämlich zwangsläufig zur
Ausgrenzung aus der Gesellschaft: auf der einen Seite
Bürger, die Fürsorge geben, auf der anderen Seite Bür-
ger, die Fürsorge empfangen. Durch die umfassende
Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention wol-
len wir für behinderte Menschen mehr als bloße Akzep-
tanz in unserer Gesellschaft erreichen. Wir wollen Inte-
gration und Inklusion in unsere Gesellschaft; auch
darauf wurde von meinen Vorrednern bereits hingewie-
sen.

Wir wollen, dass Menschen mit Behinderung von An-
fang an integriert sind, dass sie in den gleichen Kliniken
geboren werden können, in die gleichen Kitas gehen
können, in den gleichen Schulen, Hochschulen und Aus-
bildungsstätten berufliche Bildung erfahren, in den glei-
chen Berufen arbeiten können, den gleichen Freizeitge-
staltungen nachgehen können und beim Renteneintritt
die gleichen Möglichkeiten wie alle anderen Mitbürger
ohne Behinderung haben.

Mit unserem Antrag wollen wir darauf hinwirken,
dass die Teilhabe von Menschen mit Behinderung nicht
als Sonderrecht, sondern als Menschenrecht verstanden
wird. Wir müssen weiterhin daran arbeiten, Barrieren zu
beseitigen. Dabei geht es um psychische Barrieren, aber
auch um physische Barrieren, die die Mobilität behin-
dern, zum Beispiel um nicht abgesenkte Bordsteinkanten
oder das Fehlen von Aufzügen in öffentlichen Gebäu-
den.

Ich selbst war als Bürgermeister an einer Dorferneue-
rungsmaßnahme beteiligt, in deren Rahmen wir einen
Dorfplatz wunderschön gestaltet haben. Ein junger Mit-
bürger, der aufgrund eines Verkehrsunfalls an den Roll-
stuhl gebunden war, hat uns gesagt: Ihr habt das zwar
schön gemacht, aber nicht gut. – Dann hat er mir die
Stellen, die er kritisiert, gezeigt. Als er eine Böschung
mit drei Treppenstufen sah, sagte er beispielsweise: Das
ist für mich ein unüberwindbares Hindernis. – So etwas
fällt niemandem von uns auf.

Ein anderes Beispiel war ein Hochbord an einer Brü-
cke. Dazu sagte er: Da komme ich nicht hoch. Hier brau-
che ich jemanden, der meinen Rollstuhl hochhebt. – Bei
einer Dorfgemeinschaftsfeier wurden wir auf zwei Trep-
penstufen aufmerksam, aufgrund derer der junge Mann
sagte: Dieses Terrain bzw. diese Ebene ist für mich nicht
erreichbar.

z
ri
B
v
e
s

e
n
n
e
te
u

F
o
M
k
d
F
k
tu

K
K
m
s
fi

d
in
s
F

Z

Z

(C (D Oft genug – das sage ich, weil vorhin auch der finanielle Aspekt angesprochen wurde – ist es mit relativ gengen Mitteln und etwas Nachdenken möglich, auch für ehinderte eine gute Lösung zu finden. So hat es in dem on mir erwähnten Beispiel gereicht, neben den Stufen ine kleine Böschung zu teeren, sodass auch für Rolltuhlfahrer die Begehbarkeit gewährleistet war. Ich habe diese Situation damals nicht mit den Augen ines Behinderten gesehen. Dafür bitte ich um Verständis. Allerdings sage ich heute: Es wäre gut, bei allen Plaungen des Staates die Strecken, auf denen Barrieren ntstehen könnten, rechtzeitig gemeinsam mit Behindern zu besichtigen und sie zu fragen: Wie beurteilt ihr nsere Planungen? (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Ich könnte Ihnen weitere Beispiele nennen, etwa das
ehlen von Lichtanlagen für hörbehinderte Menschen
der das Fehlen von Lautsignalen für sehbehinderte
enschen. Ein weiteres wichtiges Thema wird in Zu-

unft die Elektromobilität sein. Dabei geht es auch um
ie Frage: Was bedeutet die Entwicklung immer leiserer
ahrzeuge für hörgeschädigte Menschen, die überhaupt
eine Autos mehr hören? Hier gibt es noch einiges zu
n.

Ich bitte das gesamte Haus – die Kolleginnen und
ollegen von der Regierungskoalition, aber auch die
olleginnen und Kollegen von der Opposition –, ge-
einsam daran zu arbeiten, vernünftige, gescheite Lö-

ungen für die Behinderten in unserer Gemeinschaft zu
nden.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709713400

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 17/4862, 17/4911 und 17/5043 an die
der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-

chlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
all. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe die Zusatzpunkte 3 bis 5 auf:

P 3 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Gregor Gysi, Jan van Aken, Christine
Buchholz, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion DIE LINKE

Alle Exporte von Kriegswaffen und sonstigen
Rüstungsgütern stoppen

– Drucksache 17/5039 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Auswärtiger Ausschuss
Verteidigungsausschuss

P 4 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

ordneten Katja Keul, Dr. Frithjof Schmidt,
Kerstin Andreae, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Rüstungsexportberichte zeitnah zum Jahres-
abrüstungsbericht vorlegen

– Drucksachen 17/1167, 17/1627 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Rolf Hempelmann

ZP 5 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-
ordneten Katja Keul, Marieluise Beck (Bremen),
Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und
der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Gemeinsamen Standpunkt der EU für Waffen-
ausfuhren auch bei Rüstungsexporten an EU-,
NATO- und NATO-gleichgestellte Länder
konsequent umsetzen

– Drucksachen 17/2438, 17/3291 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Kerstin Andreae

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.


(Unruhe)


– Ich würde gern die Aussprache eröffnen. Aber dazu
müsste erst einmal die notwendige Aufmerksamkeit her-
gestellt werden. Die Gespräche, die zu führen sind, sind
bitte draußen zu führen.

Kollege Lindner, gestatten Sie, dass ich jetzt die Aus-
sprache eröffne?


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ich bitte darum! Ich freue mich!)


– Danke.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle-
gin Hänsel für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Jetzt wollen wir noch ein bisschen linke Klientelpolitik genießen!)



Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709713500

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Seit heute Nacht kennen wir den neuen Beschluss des
UN-Sicherheitsrates für eine Flugverbotszone über
Libyen. Es ist ein umfassendes Mandat und enthält viele
weitere Elemente. Wir sagen: Das ist ein Mandat für ei-
nen Kriegseinsatz in Libyen. Dies lehnen wir hier strikt
ab.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Dazu habt ihr schon gesprochen!)


Ich weiß auch nicht, ob der Jubel der Aufständischen
über diese Entscheidung lange anhalten wird. Wir haben

E
v
u
k

n
e
R
s
w
le
E
li

b
li
e


e
h
s
a

D
ß
ti

A
fe
tu

D
Z

p
s

(C (D rfahrungen mit Flugverbotszonen im Irak. Es wurden iele Stellungen auf dem Boden bombardiert, und viele nschuldige Menschen sind dabei gestorben. Deswegen önnen wir ein solches Mandat nicht unterstützen. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Wollen wir mal zur Sache hier reden?)


Wir hätten uns gewünscht, dass es zu einer Ableh-
ung dieses Mandats gekommen wäre. Dies hängt sehr
ng mit dem Thema, über das wir hier sprechen, nämlich
üstungsexporte, zusammen, aber davon haben Sie an-

cheinend wenig Ahnung. Wie gesagt, ich hätte mir ge-
ünscht, die Bundesregierung hätte das Mandat abge-
hnt. Ich fordere die Bundesregierung daher auf, im
U-Rat und im NATO-Rat konsequent gegen eine Betei-
gung zu stimmen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ich finde, wir sprechen jetzt einmal zum Thema! Sonst ist Ihre Redezeit gleich um!)


Jetzt komme ich zum entscheidenden Punkt, zu Li-
yen. Die Geschichte wiederholt sich nämlich: Die west-
chen Staaten und die NATO-Staaten rüsten Diktatoren
rst auf, und dann werden sie mittels Krieg wieder abge-
stet. Das ist eine Kriegspolitik, die wir ablehnen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: So, so!)


Gaddafi hätte gar keine Kampfflugzeuge, mit denen
r jetzt gegen die demokratischen Bestrebungen vorge-
en und die Menschen bombardieren könnte, wenn wir
ie nicht geliefert hätten, wenn ihn die NATO-Staaten
lso nicht aufgerüstet hätten.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Welches deutsche Unternehmen hat denn Flugzeuge nach Libyen geliefert?)


eshalb brauchen wir eine Zäsur in der deutschen Au-
enpolitik, genauso wie wir eine Zäsur in der Atompoli-
k brauchen. So kann es nicht mehr weitergehen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Tuttifrutti! Jetzt reden Sie mal zu Ihrem Antrag!)


Minister Westerwelle hat vorhin wörtlich gesagt:

Wir sind nicht in der Lage, überall auf der Welt die
Unterdrückung zu beseitigen.

ber die Bundesregierung ist in der Lage, weltweit Waf-
n zu verschicken. Wir sind an Position drei, was Rüs-
ngsexporte in die Welt angeht, und das ist ein Skandal.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Jawohl!)


eswegen kommt dieser Antrag genau zur richtigen
eit.

Wir fordern einen sofortigen Stopp aller Rüstungsex-
orte, einen Stopp der umfangreichen militärischen Zu-
ammenarbeit und einen Stopp der Ausbildungshilfe für





Heike Hänsel


(A) )


)(B)

Polizei und Militär, wie wir es in Libyen, Ägypten und
Tunesien erlebt haben. Daher kommt der Antrag heute
genau richtig.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: So ein Quatsch!)


– Dass Sie das hier als Quatsch bezeichnen, zeigt, wie
ignorant Sie sind und was für eine Klientelpolitik Sie für
die Rüstungskonzerne machen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Sie machen Klientelpolitik! – Gegenruf des Abg. Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Rüstungslobbyisten!)


Die Liste der Länder und Krisenregionen, in die wir
Waffen und Rüstungstechnologie schicken, nimmt kein
Ende. Ich kann sie hier aufzählen: Ägypten, Jemen, Ver-
einigte Arabische Emirate, Israel, Indien, Pakistan, Tür-
kei. Alles dies sind Regionen, in denen es Konflikte gibt
und in denen es zu Menschenrechtsverletzungen kommt.
An deren Spitze steht auch noch Saudi-Arabien.


(Zuruf von der CDU/CSU: Kuba!)


Es ist völlig unverantwortlich, was Sie hier machen, und
wir wollen das beenden.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Menschen, die in ihrer konkreten Existenz betrof-
fen sind und sich dagegen wehren, werden dann auch
noch durch die Grenzschutzagentur FRONTEX der Eu-
ropäischen Union davon abgehalten, nach Europa zu ge-
langen. Auch dieses Vorgehen lehnen wir ab. Dies ist
eine menschenverachtende Politik gegenüber Flüchtlin-
gen, die aufgrund der Konflikte, für die wir mitverant-
wortlich sind, nach Europa kommen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Menschenverachtend ist der Blödsinn, den Sie erzählen!)


Herr Minister Westerwelle verlor in seiner Regie-
rungserklärung kein Wort zu Saudi-Arabien. Er hat kein
Wort zum Einmarsch in Bahrain gesagt. Im Gegenteil:
Die Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien gehen weiter.
Heckler & Koch aus Baden-Württemberg liefert Ge-
wehre nach Saudi-Arabien. Es soll sogar eine Fabrik für
die Produktion einer der tödlichsten Waffen – es geht um
G-36-Gewehre – gebaut werden. Wir sagen: Das kann so
nicht weitergehen. Wir müssen diese Rüstungspolitik be-
enden. Rüstungsexporte sind Milliardengeschäfte mit
dem Tod. Wer diese genehmigt, macht sich mitverant-
wortlich für Krieg, Konflikte, Elend und Tod.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709713600

Kollegin Hänsel, achten Sie bitte auf die Zeit.


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709713700

Ich komme zum Schluss. – Ich komme nämlich aus

Baden-Württemberg, und ich kenne unsere Rüstungs-
schmieden.

Ic
d
W
a

D
s
s

W

S
ti

Ic
d
E
g
a
a
u

g
K
m
w
n
g

D
p
s
is

b
s

n
re
s

(C (D (Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Deswegen machen Sie auch Wahlkampf!)


h habe oft genug mit der Friedensbewegung dagegen
emonstriert. Wir fordern: Wir müssen in Baden-
ürttemberg nicht nur die AKW abschalten, sondern

uch die Rüstungsschmieden schließen.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Sie werden jetzt auch abgeschaltet!)


afür wird die Friedensbewegung bei den Ostermär-
chen auf die Straße gehen, und dafür kämpft auch eine
tarke Linke im Landtag von Baden-Württemberg.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Damit Sie für BadenWürttemberg noch ein bisschen Wahlkampf machen, sitzen wir hier rum!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709713800

Für die Unionsfraktion hat der Kollege Fritz das

ort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Erich G. Fritz (CDU):
Rede ID: ID1709713900

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zum

chluss haben wir ja noch einmal erfahren, was die Mo-
vation für diesen Antrag der Linken war.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Genau darum geht es: Sind Sie für Friedenspolitik oder für Rüstungslieferungen?)


h habe eigentlich gedacht, Herr van Aken, dem ich ja
as Engagement abnehme, würde heute hier sprechen.
s ist auch richtig, dass man sich in diesen Dingen enga-
iert; das tun wir alle. Die Art und Weise verstehe ich
ber nur bei Herrn van Aken, weil er das Thema einmal
ls Kampagnenchef einer Organisation bearbeitet hat,
nd auf diese Weise kann er das auch am besten.

Mit diesen Anträgen werden Sie der Sache, um die es
eht, überhaupt nicht gerecht. Sie reichen allemal als
ampagnenaufruf oder als Rede im Rahmen einer De-
onstration, aber nicht für die Darstellung und die Be-
ältigung eines höchst komplizierten Problems. Mit ei-
er einfachen Forderung in einem Satz ist hier nicht
eholfen.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Entweder Rüstung liefern oder nicht!)


as gilt sowohl für den Antrag mit dem Titel „Alle Ex-
orte von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern
toppen“ – Sie wissen selbst, dass das ein Show-Antrag
t – als auch für den Antrag der Grünen mit dem Titel
Rüstungsexportberichte zeitnah zum Jahresabrüstungs-
ericht vorlegen“, über den wir hier schon einmal ge-
prochen haben, was ich deshalb nicht vertiefe.

Sie wissen – auch aus der letzten Debatte von vor ei-
em Jahr –, dass der Rüstungsexportbericht und der Jah-
sabrüstungsbericht von der Datenlage her so unter-

chiedlich sind, dass sie gar nicht zum gleichen





Erich G. Fritz


(A) )


)(B)

Zeitpunkt vorgelegt werden können, es sei denn, Sie
wollten, dass der Jahresabrüstungsbericht sehr viel spä-
ter vorliegt. Insofern wäre es gut gewesen, wenn Sie die-
sen Antrag im Laufe der Diskussion zurückgezogen hät-
ten.

Zu dem dritten Antrag kann ich nur sagen: Hier tref-
fen Sie, wie Sie aus eigener Regierungserfahrung wis-
sen, die Praxis der Bundesrepublik Deutschland ziem-
lich genau. Das müssen wir uns eigentlich gar nicht
gegenseitig bestätigen.

Mir geht es jetzt darum, auf den einen oder anderen
Zusammenhang hinzuweisen, um zu zeigen, dass das
Thema nicht so einfach ist und sich in solch allgemeinen
Anträgen – den letzten nehme ich aus – nicht erschöpft.

Worum geht es? Wir müssen doch zunächst einmal
gemeinsam feststellen, dass die Bundesrepublik
Deutschland kein Land ist, das mit aller Macht Waffen in
die Welt liefert. Das ist doch ein völlig falsches Bild, das
Sie zeichnen.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Sondern? – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Platz drei!)


Im Gegenteil: Diese Politik, die wir hier in historischer
Verantwortung betreiben und die durch eine bewusste
Hinwendung zum Friedensgebot gekennzeichnet ist, hat
zu einer äußerst restriktiven Exportpolitik geführt, die
übrigens über die verschiedenen Regierungen hinweg
weiterentwickelt worden ist.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Was ist mit Saudi-Arabien? Jemen?)


– Sie haben heute schon genug dazu gesagt.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Ja, aber sagen Sie einmal etwas zu Saudi-Arabien!)


Sie werden doch auch nicht bestreiten können, dass
wir in den letzten 20 Jahren sowohl bei den Kriegswaf-
fen als auch bei Rüstungsgütern als auch bei Dual-use-
Gütern einen dauernden Fortschritt, eine dauernde Erhö-
hung der Kontrolldichte und eine dauernde Verbesserung
der Möglichkeiten, zu kontrollieren, aufzuklären und zu
verhindern, erreicht und kriminellen Entwicklungen, die
es immer wieder gegeben hat, Einhalt geboten haben.
Das wird doch wohl niemand bestreiten wollen.

Wir haben uns immer dafür eingesetzt, dass in der EU
nach gemeinsamen Regeln gearbeitet wird. Das ist ganz
zentral. Denn was hilft es, in einem Bereich, den wir in
Europa zusammenführen wollen – die Gemeinsame Au-
ßen- und Sicherheitspolitik, zu der natürlich auch die
Rüstung und die Ausstattung von Streitkräften gehören –,
auf der Grundlage unterschiedlicher Verfahren und eines
unterschiedlichen rechtlichen Rahmens und auch mit un-
terschiedlichen industriepolitischen Ansätzen, was ja lei-
der der Fall ist, zu handeln? Deshalb haben wir uns – die
letzten drei Regierungen – für die Dual-use-Verordnung
und den Kodex eingesetzt und dafür gesorgt, dass daraus
eine verpflichtende gemeinsame Position der Europäi-
schen Union geworden ist.

v
S
te
ri
E
m
s
m
m
w
v
li
re

W
ti
g

s
u
re
d
F
ir
T
li
n
d
tu

m
tr

d
s

V
m
d
S
A
ru
k
b
ti

n
s
d
s
d
b
n
je
w
s
g

(C (D Wir haben alles getan, um zu transparenten und nachollziehbaren Regelungen zu kommen, aus deutscher icht mit dem Ziel, den Exportdruck bei den Großmächn, die aus früherer Zeit Überkapazitäten haben, zu verngern. Mich beruhigt überhaupt nicht, dass es seit dem nde des letzten Jahres so aussieht, als würde diese geeinsame Linie der Europäischen Union infrage ge tellt, weil mit dem Abkommen über eine engere Zusamenarbeit zwischen Frankreich und Großbritannien auf ilitärischem Gebiet der multilaterale Weg verlassen ird. Dies lässt eher erwarten, dass die beiden Länder ersuchen wollen, aus ihren Fähigkeiten, die sie tatsächch haben, ihre wirtschaftliche Entwicklung zu generien. Das steht in völligem Unterschied zu Deutschland. ir haben immer auf die gemeinsame Politik, Koopera on, multilaterale Beschaffung und gegenseitige Berenzung und Kontrolle gesetzt. Es ist nun einmal so – das können auch Sie nicht betreiten –, dass jemand in einer gemeinsamen Außennd Sicherheitspolitik, die auch einen militärischen Beich umfasst, was auch in Zukunft der Fall sein wird, ann eine besondere Rolle spielt, wenn er militärische ähigkeiten hat. Deshalb ist die Frage, ob man noch in gendeinem Bereich Systemführerschaft hat und ob man eil solch einer Kooperation sein kann, nicht unwesentch. Sie ist ein sehr wichtiger Bestandteil des Einflusses icht nur auf die gemeinsame Politik, sondern auch auf ie gemeinsame Kontrolle und Begrenzung von Rüsngsexporten. Auch wenn man sich diese Zusammenhänge klaracht, gilt, dass trotzdem alles andere sorgfältig zu beachten ist. Deshalb hat der Deutsche Bundestag Schritt r Schritt mit dazu beigetragen, dass die Kontrolldichte, ie Berichtspflichten und die Nachvollziehbarkeit desen, was geschieht, verbessert werden. Wir haben Kampagnen unterstützt, die letztlich zu ereinbarungen geführt haben, zum Beispiel im Zusamenhang mit Landminen. Man kann nicht sagen, dass ie Bundesrepublik Deutschland untätig gewesen sei. ie können im Protokoll über die Beratung Ihres letzten ntrags vom Februar nachlesen, was die Bundesregieng tut, um im Bereich Kleinwaffen zu Regelungen zu ommen. Dann werden Sie merken, dass wir das Prolem kennen, ihm nachgehen und versuchen, zu internaonalen Vereinbarungen zu kommen. Wenn die NATO bzw. die Europäische Union mit eier gemeinsamen Politik Schritt für Schritt nicht nur dieen Bereich begrenzt und ihn immer stärker auf die Bearfe von NATO und Europäischer Union konzentriert, ondern durch ihre gesamte Politik und in Zukunft auch urch eine aktive Außenund Sicherheitspolitik dazu eiträgt, dass es weltweit weniger Bereiche gibt, in deen Waffen gebraucht werden – übrigens nicht nur, weil mand Böses damit im Sinn hat, sondern auch deshalb, eil Staaten das Recht haben, selbst zu entscheiden, was ie für ihre Verteidigung brauchen –, dann sind wir, laube ich, gemeinsam auf dem richtigen Weg. Erich G. Fritz )





(A) )

Ich attestiere der Bundesregierung eine verantwortli-
che Politik und bin sicher, dass es auch dabei bleibt.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709714000

Die Kollegin Bulmahn hat für die SPD-Fraktion das

Wort.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Die Kurzintervention!)


– Entschuldigung. Das war mein Fehler. Der Kollege Jan
van Aken hat später die Gelegenheit zu einer Kurzinter-
vention.


Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1709714100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Herren und Damen! Es hat erhebliche Fortschritte bei
der Einschränkung von Rüstungsexporten und deren
Kontrolle gegeben. Trotzdem zeigen die Zahlen zu den
aktuellen Rüstungsexporten, die das renommierte
schwedische Forschungsinstitut SIPRI diese Woche vor-
gelegt hat, dass zwischen 2006 und 2010 das Volumen
des weltweiten Handels mit Waffen und anderen Rüs-
tungsgütern um 24 Prozent gestiegen ist. Deutschland
liegt dabei mit einem Anteil von 8 Prozent am Weltrüs-
tungshandel im Jahr 2009 auf dem dritten Platz der glo-
balen Rüstungsexportstatistik. Das ist Anlass, darüber zu
diskutieren; das sage ich ausdrücklich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Unter welchem Außenminister war das? Außenminister Steinmeier!)


Aber, Herr van Aken – dies sage ich an die Adresse
der Linken –, Sie machen es sich mit Ihrem Antrag wirk-
lich zu einfach.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: So sind sie!)


Anstatt Vorschläge zu machen, wie wir die Rüstungs-
exporte sachgerecht einschränken und wie wir die Kon-
trolle verschärfen können, sagen Sie einfach: Wir expor-
tieren nicht.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Erst einmal Exporte stoppen und dann Konventionen vorantreiben!)


Bei aller Liebe: Das ist ein naiver Vorschlag. Ich kann
deshalb nur wiederholen, dass es sich dabei um einen
Show-Antrag handelt.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Unter Rot-Grün sind die Rüstungsexporte auch gestiegen!)


Es würde sich lohnen, in der Sache miteinander zu strei-
ten, wie man dieses Regime noch verbessern kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich sage ausdrücklich, dass uns diese Zahlen alarmie-
ren müssen. Sie sind auch Anlass zum Handeln.

W
w
v
ra
te
im
re

G
K
tu
E

ri
p
d
re
re
L

g
d
ti
b

A
L
fl

m
d
k
d
s
p

K
u
d
n

V
P
le
fa

(C (D ir wissen, dass wir ein Kontrollregime haben. Aber ir wissen auch, dass wir dieses Kontrollregime noch erbessern und teilweise verändern müssen. Denn gede Deutschland hat einen zu hohen Anteil am weltwein Handel mit kleinen und leichten Waffen. Wir erleben mer wieder, zu welch fatalen Konsequenzen das füh n kann. Rot-Grün hat im Jahr 2000 mit den „Politischen rundsätzen der Bundesregierung für den Export von riegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern“ den Rüsngsund Waffenexport erheblich restriktiver geregelt. s war richtig, dass wir das getan haben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Aber angestiegen ist er trotzdem! Indien! Arabische Emirate!)


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Ja! Ja!)


(Beifall der Abg. Iris Gleicke [SPD])


Wir haben damals drei wichtige Entscheidungskrite-
en festgelegt, die seitdem bei Rüstungsexporten ge-
rüft und berücksichtigt werden müssen. Zunächst ist
as wichtige Kriterium der Beachtung der Menschen-
chte im Empfängerland zu nennen. Wenn Menschen-
chte verletzt werden, dürfen keine Waffen in dieses
and exportiert werden.


(Beifall der Abg. Iris Gleicke [SPD])


Weiterhin muss die Frage, ob ein Export im Empfän-
erland eine nachhaltige Entwicklung be- oder verhin-
ert – das ist eine Forderung, die von Entwicklungspoli-
kern jahrelang vorgetragen wurde –, geprüft und
erücksichtigt werden.


(Beifall der Abg. Iris Gleicke [SPD])


bschließend muss die Frage geprüft werden: Dient die
ieferung dem Ziel des Friedenserhalts und der Kon-
iktvermeidung?

Die Verantwortung der jeweiligen Bundesregierung
it Blick auf die Entscheidung, ob Rüstungsexporte

urchgeführt werden dürfen oder nicht, ist durch diese
laren Vorgaben deutlich gewachsen, auch wenn wir
urchaus selbstkritisch feststellen müssen, dass es
chwierig ist, die Einhaltung dieser Grundsätze zu über-
rüfen.

Ich plädiere ganz ausdrücklich dafür, nicht von diesen
riterien abzurücken, sondern ich halte sie für wichtig
nd notwendig. Wir müssen aber überlegen, wie wir
iese Kriterien weiterentwickeln und präzisieren kön-
en.


(Beifall der Abg. Iris Gleicke [SPD])


or allem müssen wir überlegen – das ist ein wichtiger
unkt –, wie wir mehr Transparenz bei der Frage herstel-
n können, welche Rüstungsexporte in welchem Um-
ng stattfinden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)






Edelgard Bulmahn


(A) )


)(B)

In Richtung der Koalition sage ich: Sie haben in Ih-
rem schwarz-gelben Koalitionsvertrag beschrieben, dass
es eine verantwortungsbewusste Genehmigungspolitik
geben solle. Dagegen ist auf den ersten Blick nichts ein-
zuwenden. Natürlich muss es sich um eine verantwor-
tungsbewusste Politik handeln.

Aber ich sage ausdrücklich: In der Genehmigungspra-
xis kann „Verantwortung“ weniger bedeuten als „restrik-
tiv“. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, den es sich lohnt,
miteinander zu erörtern. Denn ich hoffe, dass es eine
breite Übereinstimmung in diesem Hause gibt, dass wir
eine restriktive Rüstungspolitik wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Augenblick erleben wir schreckliches Leid und
schreckliche Ereignisse in Libyen. Das unterstreicht, wie
wichtig es ist, an den geschriebenen Grundsätzen festzu-
halten und auch weiterhin eine restriktive Rüstungsex-
portpolitik durchzuführen.


(Beifall der Abg. Iris Gleicke [SPD])


Ich sage ausdrücklich, dass es mich mit großer Sorge
erfüllt, dass das Volumen der Hermesbürgschaften für
deutsche Rüstungsgeschäfte erheblich angestiegen ist.
Die Bürgschaften haben sich von 21 Millionen Euro im
Jahre 2008 auf rund 1,92 Milliarden Euro im Jahre 2009
erhöht.

Wenn der Zugang zu diesen Ausfallbürgschaften
durch die veränderten Formulierungen sogar noch er-
leichtert werden soll, wird sich diese Subventionierung
von Rüstungsgeschäften durch den Steuerzahler noch
weiter verstärken.


(Unruhe bei der FDP)


– Lieber Kollege Lindner, niemand in diesem Hause ist
schwerhörig. Wenn Sie sich mit Ihrem Kollegen unter-
halten möchten, reden Sie doch bitte etwas leiser.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Verzeihung!)


– Bitte. Ich finde, bei diesem Thema lohnt es sich, mitei-
nander zu sprechen und nicht über andere Themen zu re-
den.

Restriktionen bei der Exportkontrolle sind nicht im-
mer einfach umzusetzen. Das, was die Bundesregierung
an Erleichterungen angedacht hat, würde eine strengere
Rüstungsexportkontrolle verhindern. Das halten wir für
unverantwortlich. Deshalb darf das nicht geschehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will einen weiteren Aspekt ansprechen: Der fort-
schreitende Umbau der Bundeswehr und die damit ver-
bundene Umrüstung machen eine genaue Begleitung
und Beobachtung notwendig. Keinesfalls darf der Um-
bau der Bundeswehr zu erhöhten Rüstungsexporten füh-
ren. Wir alle wissen, dass nach der deutschen Einheit die
Auflösung der Volksarmee zu erhöhten Rüstungsexpor-
ten geführt hat.

D
e

p
F
te
m
G
G
D
li
d
s
s
k
d
te
m
c
e

m
e
p
d
n
w
e
p
d
e
p
v
R

c
R
g
e

S
m

W

(C (D eshalb müssen wir dafür Sorge tragen, dass das nicht in zweites Mal geschieht. Die Begrenzung und die Kontrolle von Rüstungsexorten ist ein unmittelbarer Beitrag zur Sicherung des riedens und zur Prävention von gewalttätigen Konflikn. Deshalb: Die Transparenz über Rüstungsexporte uss verbessert werden. In dem jüngsten Bericht der emeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung, KKE, ist das sehr gut formuliert worden. Dort heißt es: er jüngste Rüstungsexportbericht der Bundesregierung efert zwar wortund zahlenreich viele Informationen, och jenseits dessen, dass er wieder nicht zeitnah erchienen ist, wecken anhaltende Rechenfehler und Untimmigkeiten der Zahlen Zweifel an seiner Zuverlässigeit. – Diese Beschreibung trifft leider zu. Deshalb muss as verändert werden. Wir brauchen eine kohärente Danerhebungsbasis und -methode, damit wir als Parlaent und damit als politische Entscheider wirklich si here Unterlagen und verlässliche Zahlen haben. Das ist in ganz wichtiger Punkt, der hier erreicht werden muss. Es gibt einen weiteren Punkt, der verändert werden uss. Bis heute wird der Deutsche Bundestag immer rst nachträglich über die durchgeführten Rüstungsexorte informiert, leider oft erst sehr lange nachdem sie urchgeführt worden sind. Das heißt, wir brauchen nicht ur die Pflicht zur zeitnahen Berichterstattung, sondern ir müssen auch erreichen, dass, so wie auch in anderen uropäischen Parlamenten, der Deutsche Bundestag arallel zu den Entscheidungen informiert wird und auch ie Möglichkeit der Einflussnahme hat. Ich halte das für inen ganz entscheidenden Punkt, um tatsächlich Transarenz herzustellen und das politische Ziel der effektien Rüstungsexportkontrolle und das Ziel restriktiver üstungsexporte tatsächlich zu realisieren. Die Vorschläge, die die Gemeinsame Konferenz Kirhe und Entwicklung gemacht hat, gehen genau in diese ichtung. Ich will sie ausdrücklich unterstützen. Ich berüße sie sehr und hoffe, dass wir hier vielleicht doch zu iner gemeinsamen Entscheidung kommen. Kollegin Bulmahn, jetzt müssen Sie doch zum chluss kommen. Ich habe den Ordnungsruf, den Sie für ich übernommen haben, schon draufgeschlagen. Ich will einen letzten Punkt ganz kurz ansprechen. Ein Satz. Er bezieht sich auf die internationale Kontrolle des affenhandels, den Arms Trade Treaty. Hier kommt es Edelgard Bulmahn )


(Iris Gleicke [SPD]: So war es!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall der Abg. Iris Gleicke [SPD])

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709714200

(Heiterkeit)

Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1709714300
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709714400
Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1709714500




(A) )

darauf an, dass wir eine möglichst große Zahl von Staa-
ten auf grundlegende Prinzipien zur Begrenzung und
Kontrolle von Rüstungstransfers verpflichten und damit
völkerrechtlich bindende Richtlinien für alle Rüstungs-
exporte entwickeln.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709714600

Kollegin Bulmahn, jetzt ist meine Geduld wirklich er-

schöpft.


Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1709714700

Es lohnt sich, darüber zu diskutieren, weil es darum

geht, Sicherheit herzustellen und Menschenleben zu
schützen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709714800

Das Wort zu einer Kurzintervention hat jetzt der Kol-

lege van Aken.


Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709714900

Herr Fritz, ich bin grundsätzlich gegen jede Art von

Rüstungsexporten, weil ich es grundsätzlich falsch finde,
dass Deutschland auch nur einen einzigen Euro daran
verdient, dass sich andere Menschen gegenseitig tot-
schießen.


(Beifall bei der LINKEN)


Das beiseite genommen, bin ich jederzeit bereit, zu
schauen, an welchen einzelnen Punkten man etwas ver-
bessern könnte. Dass die deutsche Rüstungsexportkon-
trolle – das haben Sie gesagt – eine der strengsten der
Welt sei, ist eine Legende. Das wissen Sie genauso gut
wie ich. Ein Land, das die drittmeisten Waffen in alle
Welt exportiert und nur noch von den USA und Russland
getoppt wird, kann keine strenge Rüstungsexportkon-
trolle haben. Ich habe in den letzten Monaten sehr viele
Beispiele dafür vorgelegt. Sie wissen es, und ich weiß
das. Deswegen muss es darum gehen, an einzelnen
Punkten tatsächlich streng und restriktiv zu werden.

Herr Fritz – ich kann verstehen, dass Sie hier eher als
Lobbyist der Rüstungsindustrie auftreten –, ich möchte
Sie ganz konkret nach einem Punkt fragen, den Ihr Au-
ßenminister eben erwähnt hat. Der Außenminister hat in
der vorherigen Debatte gesagt: Wir sind auch bei den
Menschen in Bahrain, die sich gegen das dortige diktato-
rische Regime auflehnen. Sie wissen und ich weiß, dass
Saudi-Arabien mittlerweile in Bahrain einmarschiert ist.
Auch Sie wissen, dass Deutschland in den letzten fünf
Jahren Waffen für 470 Millionen Euro an Saudi-Arabien
geliefert hat. Wir alle hier sind uns einig: Die Bundesre-
gierung hat Rüstungsexporte nach Tunesien, nach Ägyp-
ten und nach Libyen gestoppt. All das war richtig. Wenn
Saudi-Arabien jetzt aber Waffen einsetzt, um den Auf-
stand in Bahrain zu bekämpfen, müssten wir dann nicht
hier und heute entscheiden, dass von Deutschland keine
Waffen mehr nach Saudi-Arabien exportiert werden dür-
fen?

B
s
e
s
z
w
b
s
p
e
in
s
g
K
w

J
R
d
n
tr

b
m
c
s
la
e
m
im
F
e

a
n
S

F

Ic
n
a

(C (D Ein letzter Punkt. Wichtig ist doch auch, endlich den au der deutschen Waffenfabriken in Saudi-Arabien zu toppen. Im Moment werden dort zwei Fabriken gebaut: ine, in der das Sturmgewehr G 36 hergestellt werden oll, und eine weitere, in der die Munition dafür produiert werden soll. Wenn dieser Bau heute nicht gestoppt ird, kann Saudi-Arabien im nächsten Jahr anfangen, eides zu produzieren. Dann kann es 50 Jahre lang diees hochmoderne deutsche Sturmgewehr in alle Welt exortieren. Wenn Sie und Herr Westerwelle es wirklich rnst damit meinen, dass wir auf der Seite der Menschen Bahrain stehen, dann sollten Sie unserem Antrag zu timmen; das wünsche ich mir. Wir sollten einfach saen: Ab sofort keine Exporte mehr nach Saudi-Arabien. önnten Sie dem zustimmen oder nicht? Wenn nicht, arum nicht? Kollege Fritz, Sie haben das Wort. Herr van Aken, Sie wissen natürlich genau, dass diese a/Nein-Frage so nicht zu beantworten ist. Wenn Sie eine ede in dieser Debatte gehalten hätten, dann hätten Sie as alles vortragen können. Eigentlich haben Sie sich ur zu dieser Kurzintervention gemeldet, um Ihren Vorag nachzuholen. Wenn Sie bestreiten, dass wir eine restriktive Politik etreiben, dann bitte ich Sie wirklich einmal, Vergleiche it anderen Staaten dieser Welt anzustellen. Es gibt si her Länder, die in Sachen Transparenz noch weiter ind. Wie die Kollegin eben beschrieben hat, gibt es Parmente, die vor der Durchführung wichtiger Projekte inbezogen werden. Über all das kann man reden. Aber an kann nicht durch die Verabschiedung von Anträgen Nachhinein Verträge annullieren. Man kann an einem reitagnachmittag auch nicht mal eben die Republik in inem Punkt aus den Angeln heben. Länder haben berechtigterweise Interessen, natürlich uch im Rüstungsbereich. Da Ihre Fraktion die Souveräität dieser Länder nicht beeinträchtigen kann, werden ie daran nichts ändern. Das Wort hat der Kollege Dr. Lindner für die FDP raktion. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Jetzt wird es unterirdisch!)


(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709715000
Erich G. Fritz (CDU):
Rede ID: ID1709715100
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709715200


Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1709715300

Frau Präsidentin! Verehrte Damen! Meine Herren!

h weiß leider nicht, warum wir uns zu dieser Stunde
och so intensiv mit diesem lächerlichen Schaufenster-
ntrag der Linken beschäftigen sollen,


(Zurufe von der LINKEN)






Dr. Martin Lindner (Berlin)



(A) )


)(B)

der nur einem einzigen Zweck dient, nämlich mit Blick
auf Baden-Württemberg Wahlkampf zu betreiben; das
hat die Kollegin deutlich gemacht. Es hätte gereicht,
dass Sie einfach diesen völlig undifferenzierten, belang-
losen Antrag einbringen. Dann hätten Sie der Klientel,
um die es Ihnen geht, zeigen können, was Sie für wun-
derbare Kerle und Frauen sind.

Tatsächlich geht es in dieser Frage um eine sehr diffi-
zile und wichtige Angelegenheit. Es geht um Kriegswaf-
fen im engeren Sinne. Sie vermischen alles. Es ist Ihnen
völlig egal. Wie gesagt, geht es Ihnen darum gar nicht.
Davon abzugrenzen sind sonstige Rüstungsgüter. Das
Ganze beginnt beim Militärhosenknopf, geht über wei-
tere Ausrüstungsgegenstände bis hin zum Tanklastwa-
gen und Ähnlichem. Schließlich geht es um die soge-
nannten Dual-use-Produkte. Das sind Güter, die man
sowohl militärisch als auch nichtmilitärisch verwenden
kann. Es geht dabei um Funktechnik, um Tanklastwa-
gen, um Stahlpressen und anderes. All dies ist beider-
seits verwendbar.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Das ist eine Verharmlosung! – Weitere Zurufe von der LINKEN)


– Frau Präsidentin, fordern Sie Ihre Fraktion dazu auf,
mir die Gelegenheit zu geben, hier ungestört zu reden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709715400

Zurzeit ist keine Fraktion meine Fraktion; vielmehr

versuche ich, hier ganz allgemein die Ordnung aufrecht-
zuerhalten.


(Iris Gleicke [SPD]: Allerdings!)



Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1709715500

Gut. Dann machen Sie das.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709715600

Das gilt heute allerdings für alle Seiten dieses Hauses,

wenn ich das anmerken darf.


Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1709715700

Letztlich geht es hier gar nicht um diesen Antrag.

Dieser Antrag ist nicht geeignet, uns in dieser Frage
wirklich weiterzubringen, weil er all das auslässt.

Frau Kollegin Bulmahn, wenn Sie mit Verweis auf
diesen Report sagen, zwischen 2006 und 2010 seien die
Exporte gestiegen, dann fragen Sie sich doch einmal,
wer damals im Bundessicherheitsrat saß. Da saß Außen-
minister Steinmeier. Mich wundert es in diesem Zusam-
menhang, wenn erst Jahre später, wenn man in der Op-
position ist, solche Sprüche geklopft werden.

Ich sage Ihnen ganz klar: Nach Maßgabe der Diffe-
renzierung zwischen Kriegswaffen, sonstigen Rüstungs-
gütern und Dual-use-Produkten sind wir als Freie Demo-
kraten natürlich immer dabei, wenn es darum geht, die
Sicherheitsinteressen unseres Landes und unserer Ver-
bündeten zu wahren. Im Zweifel werden wir immer die
Sicherheit dem kaufmännischen Interesse voranstellen.

S
d

u
re
d
a

In
B
E
e
n
te
g

b
w
s

P
S

E
M
k
T
a
v
li

g
d
B
N
n
u
H
w
w
In
a

d
b
s
d

d
v

(C (D o haben wir das in der Vergangenheit gemacht. Auch iese Bundesregierung hat das immer gemacht. Außerdem werden wir uns immer dagegen verwahren nd aufpassen, dass wir nicht eine Technologie exportien, die später in kriegerischen Auseinandersetzungen ieses Land so verändert, dass es deutlich gefährlicher ls zuvor ist. Wir werden aber natürlich auch die wirtschaftlichen teressen unserer Unternehmen bei dieser Frage im lick haben. Es wird natürlich nicht so sein, dass all die xporte gestoppt werden, die Sie vorschlagen. Wir sind ine Exportnation, und wir bekennen uns dazu, Exportation zu sein. Wir setzen uns sogar dafür ein, dass weir exportiert wird, meine Damen und Herren. Das ist anz klar. Sie sagen, Israel dürfe keine Rüstungsprodukte mehr ekommen. Wir haben jedoch eine besondere Verantortung gegenüber Israel. Wir werden Israel selbstver tändlich auch wehrtechnisch unter die Arme greifen. Soweit dies im Kampf gegen den Terrorismus und die iraterie erforderlich ist, werden wir auch Länder wie audi-Arabien technisch unterstützen. (Jan van Aken [DIE LINKE]: Fragen Sie einmal Ihren Außenminister! – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: An Ihren Händen klebt Blut!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


s ist bekannt, dass EADS einen Küstenschutzauftrag in
illiardenhöhe erhalten hat. Das ist auch richtig. Wir

önnen nicht diese Länder als Partner im Kampf gegen
errorismus und Piraterie betrachten und ihnen auf der
nderen Seite Ausrüstung, Funktechnik und Ähnliches
erwehren. Diese Güter werden wir natürlich weiterhin
efern.

Wir werden auch weiterhin NATO-Verbündeten Zu-
ang zu unseren Waffensystemen ermöglichen. Das ist
och verrückt. Wir können uns doch nicht im Deutschen
undestag einen Kopf über die Frage machen, was
ATO-Partner erwarten können. Das werden wir auch
icht zulassen. Wir werden auch den Export von Dual-
se-Produkten zulassen, wenn es nicht einen evidenten
inweis gibt, dass diese Produkte rüstungstechnisch ver-
endet werden. Darauf können Sie sich verlassen. Wir
erden nicht – was Sie im Sinne haben – der deutschen
dustrie und der deutschen Exportwirtschaft den Hahn

bdrehen.

Frau Bulmahn, es ist witzig: Sie haben mich vorhin
afür kritisiert, dass ich die ganze Zeit geredet habe. Sel-
er machen Sie jetzt aber auch nichts anderes. Sie müs-
en zumindest die Erwartungen erfüllen, die Sie an an-
ere stellen.


(Beifall bei der FDP)


Frau Bulmahn, es kommt natürlich auch nicht infrage,
ass bei einem rein exekutiven Handeln das Parlament
orab befasst wird.





Dr. Martin Lindner (Berlin)



(A) )


)(B)


(Zuruf von der SPD: In anderen Ländern ist das durchaus üblich!)


Wir haben hier sehr zuverlässige Verfahren über das
Bundesausfuhramt. Wir haben Verfahren, nach denen
das Auswärtige Amt und das Bundeswirtschaftsministe-
rium zu Entscheidungen kommen. Das ist exekutives
Handeln. Darüber wird anschließend berichtet. Es ist
aber nicht so, dass der Deutsche Bundestag bei einzelnen
Rüstungsexportfragen an die Stelle der Exekutive tritt.
Das sage ich an dieser Stelle auch ganz klar.


(Zuruf von der LINKEN: Das kann man ja ändern!)


Schließlich geht es der Linken nicht um einen Sach-
beitrag.


(Jan van Aken [DIE LINKE]: Doch!)


Sondern es geht darum, in Baden-Württemberg noch ein
paar Pünktchen zu machen. Ich frage Sie, Frau Kollegin,
die Sie Verdi-Mitglied sind, wie ich es gerade festgestellt
habe, ob Sie das auch Ihren IG-Metall-Kollegen in den
Betrieben sagen, um die es geht. Sagen Sie das auch Ih-
ren IG-BCE-Kollegen? Nein.

Es geht auch um Arbeitsplätze. Es geht um Men-
schen, die in diesen Unternehmen arbeiten, und das sind
nicht wenige Rüstungsschmieden, sondern das sind alle
metallverarbeitenden Unternehmen und Unternehmen
der chemischen Industrie. Den Kollegen, denen Sie sonst
immer den Mindestlohn versprechen, wollen Sie hier
den wirtschaftlichen Saft abdrehen. Darum geht es doch.
Das sagen Sie denen natürlich nicht.


(Beifall bei der FDP)


Wir treten als FDP für die Wahrung der Sicherheitsin-
teressen dieses Landes und unserer Verbündeten ein. Wir
verwahren uns auch gegen den Vorwurf, wir würden
blind einfach exportieren.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709715800

Kollege Lindner, achten Sie bitte auf die Zeit.


Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1709715900

Aber wir haben natürlich unsere Unternehmen, die in

diesem Bereich tätig sind, im Blick. So kommen wir zu
einer vernünftigen, ausgewogenen Politik – in der Zu-
kunft ebenso wie in der Vergangenheit.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709716000

Bevor wir diese Debatte ernsthaft und mit der ange-

messenen Aufmerksamkeit zu Ende bringen, möchte ich,
ohne dass ich den sicherlich im Protokoll vermerkten
Zuruf des Kollegen Wunderlich wiederholen möchte,
diesen ausdrücklich rügen.

Das Wort hat die Kollegin Katja Keul.

K
g
k

in
w
u
w
te
s
re
v
d

w
P
in
te
ru
A

O
s
d
d


p

S
te
s
ü
D
U

N
fr
d
S

(C (D (Heike Hänsel [DIE LINKE]: Und meine Intervention? Ich wurde direkt angesprochen! Vielen herzlichen Dank, Frau Präsidentin!)



Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709716100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Kollege Lindner, Ihr Beitrag gerade war,
laube ich, der beste Beweis dafür, dass Ihre Koalition
eine restriktive Rüstungsexportpolitik beabsichtigt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Unsere heutige Debatte steht im Lichte der Ereignisse
Libyen. Es macht wütend, mit ansehen zu müssen,
ie die Menschen dort auch mithilfe deutscher Waffen
nd deutscher Ausrüstung unterdrückt und bekämpft
erden. So mussten wir erst gestern lesen, dass 2009 un-
r anderem Panzerabwehrraketen aus dem Hause EADS

amt der dazugehörigen Abschussanlagen über Frank-
ich nach Libyen geliefert wurden. Die Schusswaffen

on Heckler & Koch sind natürlich auch wieder mit von
er Partie.

Die deutsche Rüstungsexportpolitik hat sich viel zu
eit von ihrem Anspruch hinsichtlich einer restriktiven
olitik entfernt. Zu oft werden wirtschaftliche Interessen
den Vordergrund gestellt und menschenrechtliche Kri-
rien verdrängt. Symptomatisch ist dabei die Federfüh-
ng des Wirtschaftsministeriums statt des Auswärtigen
mtes in Sachen Exportkontrolle.


(Edelgard Bulmahn [SPD]: Das hat Herr Lindner noch nicht gemerkt! – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Wie war das denn bei Rot-Grün?)


b Brüderle, Guttenberg oder Westerwelle: Alle ließen
ich bei ihren letzten Reisen nach Indien durch Vertreter
er Rüstungsindustrie begleiten und rührten ordentlich
ie Werbetrommel.

Die Minister sollten ihren Ehrgeiz lieber für neue Ab-
stungsinitiativen und für die Konversion von Arbeits-

lätzen in der Rüstungsindustrie aufbringen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


tattdessen will die Koalition das deutsche Kontrollsys-
m entschlacken, indem sie Vorschriften im Außenwirt-

chaftsgesetz streicht, die deutsche Exporteure gegen-
ber ihren europäischen Konkurrenten benachteiligen.
ie Verbringung von Rüstungsgütern innerhalb der
nion soll erleichtert werden.


(Holger Krestel [FDP]: Gut so!)


Aber auch bei Lieferungen an unsere Freunde in
ATO und EU müssen wir die deutsche Exportpraxis in-
age stellen. Im Falle Griechenlands haben die milliar-
enschweren Waffenlieferungen deutscher Firmen zum
taatsbankrott beigetragen.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)






Katja Keul


(A) )


)(B)

Im gesamten Jahr 2009 hat Deutschland nicht einen ein-
zigen Antrag auf Genehmigung von Rüstungsexporten
nach Griechenland abgelehnt. Als hätten wir nie von ei-
ner Euro-Krise gehört, ist Griechenland auch 2010 welt-
weit der größte Importeur deutscher Rüstungsgüter.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das ist unser NATO-Partner!)


Im März 2010, als wir zeitgleich im Deutschen Bundes-
tag das erste Mal Finanzhilfen für Griechenland debat-
tierten, verkaufte ThyssenKrupp


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das ist doch nicht unsere Sache! – Gegenruf des Abg. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie haben doch überhaupt keine Ahnung! – Gegenruf des Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Sie haben keine Ahnung!)


Griechenland zwei weitere U-Boote im Wert von
1,3 Milliarden Euro.

Die Bundesregierung selbst verkaufte zu diesem Zeit-
punkt noch ausgesonderte Panzerhaubitzen der Bundes-
wehr für 10 Millionen Euro an Griechenland. Dabei for-
dert der Gemeinsame Standpunkt der EU für
Waffenausfuhren, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit
des Empfängerlandes zu berücksichtigen. Gerade die
Bundesregierung, damals schon mit 25 Milliarden Euro
größter einzelner Kreditgeber, hätte wissen müssen, dass
sich Griechenland die – pro Kopf gerechnet – größte Ar-
mee Europas nicht ansatzweise leisten konnte.

Als Konsequenz fordern wir Grünen in unserem An-
trag, dass der Gemeinsame Standpunkt der EU auch auf
Rüstungsexporte innerhalb der EU konsequent ange-
wandt wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Insgesamt bestehen erhebliche Defizite bei der Trans-
parenz und den Möglichkeiten öffentlicher Kontrolle der
Rüstungsexporte. Die Bundesregierung gibt ihre Gründe
für einzelne Exportgenehmigungen grundsätzlich nicht
preis, sondern entscheidet geheim im Bundessicherheits-
rat. Auf diesem Weg ist Deutschland zum drittgrößten
Waffenexporteur der Welt geworden. Das darf nicht so
bleiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Peter Röhlinger [FDP]: Das sagen Sie! Ich sehe das nicht so!)


Die Forderung der Linken nach einem Handelsverbot
für sämtliche Rüstungsgüter scheint mir doch sehr davon
geprägt, dass die Linke nicht wirklich damit rechnet, ein
solches Verbot praktisch umsetzen zu müssen.

Uns Grünen ist vor allem mehr parlamentarische
Kontrolle der Rüstungsexporte wichtig. Der Bundestag
muss in die Genehmigungsverfahren einbezogen wer-
den.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


K

v
tu
g
z
S

w
b
re
A

D
s
n

te

K
li
m
d
tr

n
u
u
Z
z
d

(C (D Kollegin Keul, lassen Sie eine Zwischenfrage des ollegen Fischer zu? Ja, gerne. Frau Kollegin Keul, ist Ihnen bekannt, dass in den ergangenen zwei Jahren Deutschland die höchsten Rüsngsexporte hatte und dass diese Tatsache aus Aufträ en resultiert, die während der rot-grünen Regierungseit genehmigt worden sind? Wie erklären Sie diesen inneswandel? Wenn das so gewesen ist, müssen wir das ändern. (Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das könnt ihr nicht mehr ändern, weil ihr nicht mehr regiert! Die Vergangenheit könnt nicht einmal ihr korrigieren!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709716200
Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709716300
Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1709716400

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709716500

Der unter grüner Regierungsbeteiligung – das ist ein
ichtiger Punkt – eingeführte jährliche Rüstungsexport-
ericht wird viel zu spät vorgelegt. Wir fordern in unse-
m Antrag die Vorlage dieses Berichtes parallel zum
brüstungsbericht im Frühjahr.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Als der Fischer Außenminister war, habt ihr nichts gefordert!)


ie Zahlen liegen allesamt bereits vor. Es gibt keinen er-
ichtlichen Grund, die Vorlage des Berichtes über Mo-
ate hinauszuzögern.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709716600

Kollegin Keul, jetzt müssen Sie bitte auf die Zeit ach-

n.


Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709716700

Weitere konkrete Vorschläge zur Verbesserung der

ontrollmechanismen sind in Arbeit. Sie sind alle herz-
ch eingeladen, daran mitzuwirken. Lassen Sie uns ge-
einsam für eine restriktive und für eine an der Frie-

enspolitik ausgerichtete Rüstungskontrolle Sorge
agen.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709716800

Bevor ich die Debatte schließe, verweise ich all dieje-

igen, die im Moment ein wenig aufgeregt sind, auf § 27
nserer Geschäftsordnung, der das Thema Worterteilung
nd Wortmeldung, darin auch Kurzinterventionen und
wischenfragen, zum Inhalt hat. In der nächsten Sit-
ungswoche können wir dann sicher entsprechend wie-
er in die Debatte einsteigen.

Ich schließe die Aussprache.





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) (C)



(D)(B)


Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 17/5039 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Zusatzpunkt 4: Beschlussempfehlung des Ausschus-
ses für Wirtschaft und Technologie zu dem Antrag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel
„Rüstungsexportberichte zeitnah zum Jahresabrüstungs-
bericht vorlegen“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/1627, den An-
trag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksa-
che 17/1167 abzulehnen. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer
enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen der Unionsfraktion und der FDP-Fraktion ge-
gen die Stimmen der SPD-Fraktion, der Fraktion Die
Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ange-
nommen.

Zusatzpunkt 5: Beschlussempfehlung des Ausschus-
ses für Wirtschaft und Technologie zu dem Antrag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Ge-
meinsamer Standpunkt der EU für Waffenausfuhren

auch bei Rüstungsexporten an EU-, NATO- und NATO-
gleichgestellte Länder konsequent umsetzen“. Der Aus-
schuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 17/3291, den Antrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/2438 abzu-
lehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Be-
schlussempfehlung ist mit den Stimmen der Unionsfrak-
tion, der SPD-Fraktion, der FDP-Fraktion, der Fraktion
Die Linke gegen die Stimmen der Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen angenommen.

Interfraktionell ist vereinbart, den Tagesordnungs-
punkt 31 abzusetzen. – Ich sehe und höre keinen Wi-
derspruch. Dann ist so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 23. März 2011, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.