Protokoll:
15170

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 170

  • date_rangeDatum: 15. April 2005

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:29 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/170 – zu dem Antrag der Abgeordneten ordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Gudrun Kopp, Rainer Brüderle, Birgit Homburger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Für mehr Wettbewerb und Transparenz in der Energiewirtschaft durch klare ord- nungspolitische Vorgaben (Drucksachen 15/3998, 15/4037, 15/5268) Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Koschyk, Thomas Strobl (Heilbronn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Einsatz der automati- sierten Erfassung von Kraftfahrzeug- kennzeichen durch den Bundesgrenz- schutz (Drucksachen 15/3713, 15/5266) . . . . . . . Ralf Göbel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD) . . . . . . Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD) . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15921 B 15921 D 15924 A 15926 B 15928 A 15929 C 15939 C 15939 D 15941 A 15942 A 15942 C 15942 D 15944 A Deutscher B Stenografisch 170. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Tagesordnungspunkt 19: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts (Drucksachen 15/3917, 15/4068, 15/5268, 15/5269) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit – zu dem Antrag der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, Karl-Josef Laumann, Dr. Joachim Pfeiffer, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Klaren und funktionsfähigen Ordnungsrahmen für die Strom- und Gasmärkte schaffen D M J T a b 15921 A Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 15932 A 15934 C undestag er Bericht ung 15. April 2005 t : r. Rolf Bietmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . artin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 20: ) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl (Heilbronn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Gemeinsames Zentrum zur Terrorismusbekämpfung schaffen (Drucksachen 15/3805, 15/5264) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- 15935 B 15936 D 15937 D 15939 C Ralf Göbel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 15944 D 15946 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Günter Baumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Frank Hofmann (Volkach) (SPD) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: Zweite und dritte Beratung des von den Frak- tionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Organisationsstruktur der Telematik im Gesundheitswesen (Drucksachen 15/4924, 15/5272) . . . . . . . . . . Eike Hovermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Matthias Sehling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: a) Antrag der Abgeordneten Marie-Luise Dött, Dr. Peter Paziorek, Dr. Christian Ruck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Zügige Umset- zung der EU-Linking-Directive (Drucksache 15/4389) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Birgit Homburger, Angelika Brunkhorst, Michael Kauch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Kostensen- kungspotenziale für den Klimaschutz erschließen – Verbindungsrichtlinie zum europäischen Emissionshandel unverzüglich umsetzen (Drucksache 15/4848) . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung telekommunikationsrechtlicher Vorschriften (Drucksache 15/5213) . . . . . . . . . . . . . . . . . . T A B A R r ( D L M Z A d R v h S D R S D G G H A D V W D N A L A Z E k g H M U 15947 B 15948 D 15950 A 15951 B 15951 C 15952 C 15954 B 15955 B 15956 A 15956 D 15957 A 15957 B 15958 C 15959 A 15960 A 15961 B 15963 A agesordnungspunkt 26: ntrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Rainer rüderle, Daniel Bahr (Münster), weiterer bgeordneter und der Fraktion der FDP: eform des Tarifvertragsrechts zur Siche- ung betrieblicher Bündnisse für Arbeit Drucksache 15/2861) . . . . . . . . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . atthäus Strebl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 8: ktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion er FDP: Die aktuelle Werbekampagne der uhrkohle AG vor dem Hintergrund der on der Bundesregierung aus dem Bundes- aushalt in Milliardenhöhe gewährten teinkohlensubventionen . . . . . . . . . . . . . . . r. Andreas Pinkwart (FDP) . . . . . . . . . . . . . olf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . teffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . artmut Schauerte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . nja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hermann Kues (CDU/CSU) . . . . . . . . . . olker Kröning (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Meckelburg (CDU/CSU) . . . . . . . . ieter Grasedieck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung des ntwurfs eines Gesetzes zur Änderung tele- ommunikationsrechtlicher Vorschriften (Ta- esordnungspunkt 25) ubertus Heil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . anfred Helmut Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . rsula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 15963 A 15963 B 15964 C 15965 C 15966 C 15966 C 15967 C 15968 C 15969 D 15971 B 15972 B 15974 C 15975 C 15977 B 15978 B 15979 D 15981 A 15982 C 15983 A 15983 B 15984 C 15985 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 III Dr. Martina Krogmann (CDU/CSU) . . . . . . . Rainer Funke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Reform des Tarifrechts zur Sicherung betrieblicher Bündnisse für Arbeit (Tagesordnungspunkt 26) Anette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15986 A 15987 A 15987 B 15988 A 15989 D 15990 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 15921 (A) ) (B) ) 170. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 15983 (A) ) (B) ) setzt, der für einen funktionsfähigen Wettbewerb, faire Entwurf finden wir Regelungen wie die Berücksichtigung Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung telekommunikationsrechtlicher Vor- schriften (Tagesordnungspunkt 25) Hubertus Heil (SPD): Die Telekommunikationswirt- schaft ist eine der innovativsten und dynamischsten Branchen in Deutschland. Mit dem neuen Telekommu- nikationsgesetz 2004, TKG, haben wir hierfür den nöti- gen flexiblen, entwicklungsoffenen Rechtsrahmen ge- P z g K n s d t h k g u n n j R V k t R c T d z e a g k e b l n g f t w d f c w a e a t s w w r Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Austermann, Dietrich CDU/CSU 15.04.2005 Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 15.04.2005 Bury, Hans Martin SPD 15.04.2005 Carstensen (Nordstrand), Peter H. CDU/CSU 15.04.2005 Dominke, Vera CDU/CSU 15.04.2005 Eichel, Hans SPD 15.04.2005 Fromme, Jochen-Konrad CDU/CSU 15.04.2005 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 15.04.2005 Michelbach, Hans CDU/CSU 15.04.2005 Noll, Michaela CDU/CSU 15.04.2005 Pieper, Cornelia FDP 15.04.2005 Dr. Rossmann, Ernst Dieter SPD 15.04.2005 Scheelen, Bernd SPD 15.04.2005 Simm, Erika SPD 15.04.2005 Teuchner, Jella SPD 15.04.2005 Vogel, Volkmar Uwe CDU/CSU 15.04.2005 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 15.04.2005 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht reise und viele neue Angebote für die Verbraucher und ahlreiche innovative Geschäftsideen sorgt. Mit dem heutigen Gesetzentwurf hat die Bundesre- ierung eine hervorragende Grundlage geschaffen, um undenschutzbelange zu stärken. Wir können damit ei- en fairen Rechtsrahmen setzen, der einen Verbraucher- chutz auf hohem Niveau gewährleistet und gleichzeitig ie Rolle der Telekommunikationsbranche als Innova- ionsmotor unserer Wirtschaft weiter stärkt. Lassen Sie mich dazu die folgenden Aspekte hervor- eben: Erstens. Der Regulierungsbehörde für Telekommuni- ation und Post werden die erforderlichen schlagkräfti- en Werkzeuge an die Hand gegeben, um die heute noch nabsehbaren dynamischen Entwicklungen im Sinne ei- es fairen Wettbewerbers mit hohem Verbraucherschutz- iveau angemessen regeln zu können, ohne dass dafür eweils eine erneute Gesetzesänderung erforderlich ist. Durch die heute eingebrachten Ergänzungen dieses ahmens werden wir die die Verbraucher schützenden orschriften zusammenfassen und in das Telekommuni- ationsgesetz integrieren. Wir zeigen damit die Bedeu- ung, die der Schutz vor illegalen Dialern und anderem ufnummernmissbrauch haben. Mit dieser Vereinheitli- hung im Rahmen des TKG schaffen wir Rechtsklarheit, ransparenz und Verlässlichkeit, die auch und gerade en Anbietern von Telekommunikationsdienstleistungen ugute kommt. Wir werden die vorhandenen Schutzregeln aber auch rheblich fortentwickeln. Wir geben damit die Antwort uf neue Geschäftsmodelle wie Handylogos und Klin- eltöne, die sich mit der in ihnen angelegten Verführbar- eit für Kinder und Jugendliche im vergangenen Jahr zu iner besonderen Herausforderung entwickelt haben. Ich in sicher, dass wir auch bei der Frage der neuen Zah- ungsmöglichkeiten etwa von Eintrittskarten, Fahrschei- en oder Spenden per Handy gemeinsam eine intelli- ente Lösung auf Grundlage des Regierungsentwurfs inden werden, die den notwendigen Schutz gewährleis- et, ohne dass das Ganze für die Nutzer zu kompliziert ird oder interessante, seriöse Geschäftsmodelle verhin- ert werden. Jenseits der Bekämpfung von Missbrauch und Ver- ührbarkeiten setzen wir auf den aufgeklärten Verbrau- her. Deswegen begrüße ich vor allem die präzise den je- eiligen Bedürfnissen der einzelne Mehrwertdienste ngepassten Regelungen zur Preisanzeige und -ansage, twa bei der Weitervermittlung von Auskunftsdiensten, uch wenn wir über einzelne Punkte sicher noch disku- ieren werden. Bei anderen Punkten, etwa der Preisan- agepflicht für alle Call-by-call-Verbindungen, müssen ir uns fragen, wie wir den erforderlichen Schutz so ge- ährleisten können, dass er nicht zu kompliziert, zu bü- okratisch oder schlicht unverhältnismäßig wird. Zweitens. Besonders gelungen in dem vorgelegten 15984 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 (A) ) (B) ) der Belange von Menschen mit besonderen körperlichen Behinderungen. Der im neuen Gesetz verankerte Mehr- wertdienst für gehörlose und hörgeschädigte Menschen folgt den Empfehlungen des Behindertenbeauftragten der Bundesregierung und wird die Integration dieser Menschen in die Telekommunikation erheblich fördern. Drittens. Über den jetzigen Gesetzentwurf hinaus werden wir noch weitere Punkte in die Beratung einbrin- gen. Im letzten Jahr hat bei den Verhandlungen der Ar- beitsgruppe des Vermittlungsausschusses zur Novelle des TKG die Entschädigung der Unternehmen bei Über- wachungsmaßnamen einen breiten Raum eingenommen. Einvernehmlich haben wir beschlossen, diese Entschädi- gung auf eine neue Rechtsgrundlage zu stellen und die Entschädigungsbeträge angemessen auszugestalten. Die Bundesregierung wird nach dem gültigen TKG ermäch- tigt, in einer Verordnung diesen Sachverhalt neu zu re- geln. Diese Verordnung hat sie mit dem Bundesrat abzu- stimmen. Ich will es offen heraus sagen: Diese notwendige Ab- stimmung dauert uns zu lange. Diese Fragen müssen so- fort geklärt werden. Und da sowohl der Bundesrat als auch der Bundestag einhellig diese Neuregelung wollen, ergreifen wir jetzt die Initiative und legen einen Entwurf für diese Neuregelung vor. Wir werden für die Sitzung des Ausschusses für Wirt- schaft und Arbeit in der kommenden Woche einen Ände- rungsantrag zum jetzigen Gesetzentwurf der Bundesre- gierung vorlegen, der die Frage der Entschädigung gesetzlich mit einem neuen Paragraphen im TKG regelt. Es wird dann keiner Verordnung mehr bedürfen. Hier stehen wir den Unternehmen im Wort, wir halten Wort. Meine Bitte an die Opposition: Wir werden in der nächsten Woche ja auch über die Anhörung entscheiden. Gleichzeitig erhalten Sie – wie bereits gesagt – unseren Entwurf für die Entschädigung. Wir wollen auch diese Regelung in die Anhörung einbeziehen. Lassen Sie uns gemeinsam innerhalb der Debatte zum TKG auch dieses Thema beraten. Die Chancen stehen gut, dass wir einver- nehmlich die Entschädigungsregelung auf neue Füße stellen können. Die bisherig vorgesehene Entschädigung bei der Überwachung der Telekommunikation in Höhe von nur 3 Prozent der tatsächlichen Kosten bedarf drin- gend einer Änderung. Lassen Sie mich noch einmal zusammenfassen: Unser Gesetz hat zum Ziel, die Verbraucher wirksam zu schüt- zen unter Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit. Wir wollen eine Balance zwischen Verbraucherschutz und der Entwicklung von neuen innovativen Geschäfts- ideen in der Telekommunikationsbranche. Wir sind da- bei offen auf der Suche nach den besten Lösungen. Zu diesem Zweck werden wir auch eine Anhörung von Experten im Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit durch- führen. Ich lade Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, ein, sich an dieser Suche zu beteiligen. s l d d b m K k g u z k M d d b h R t r u g s r w G k b n b D s a L u w g u i G z g d c d s d d h s d (C (D Manfred Helmut Zöllmer (SPD): Kaum ein Wirt- chaftzweig ist so innovativ, so rasant in seiner Entwick- ung und kann so respektable Wachstumsraten vermel- en wie der Telekommunikationssektor. Wir wollen, ass dies so bleibt. Die Deutschen nutzen die Telekommunikationsange- ote, sie informieren sich und kommunizieren fest, obil und online. Gerne lassen sich die Kundinnen und unden auch auf neue Geschäftsmodelle und Kommuni- ationsmöglichkeiten ein. Der Siegeszug der SMS ist ein utes Beispiel dafür. Die Verbraucherinnen und Verbraucher sind kritische nd preisbewusste Kunden, die nicht über den Tisch ge- ogen und abgezockt werden wollen. Es gibt im Tele- ommunikationsbereich eine Reihe von gravierenden issständen und oftmals fehlende Transparenz. Dies belegen sehr deutlich die Anzahl der Beschwer- en bei den regionalen Verbraucherzentralen, aber auch ie Statistiken der Regulierungsbehörde in ihrem Jahres- ericht 2004. Seit dem Jahr 1999 gibt es eine signifikant ohe Steigerung an Verbraucherbeschwerden bei der egulierungsbehörde im Bereich der Telekommunika- ion. Dies betrifft insbesondere Fragen der Entgeltforde- ungen aus TK-Rechnungen, Premium-Rate-Diensten nd Rufnummernangelegenheiten. Hier ist der Gesetz- eber gefordert, den rechtlichen Rahmen für einen wirk- amen Verbraucherschutz weiter zu verbessern. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Ände- ung der telekommunikationsrechtlichen Vorschriften ird dieser Forderung gerecht. Dabei integriert der esetzentwurf in sinnvoller Weise Regelungen der Tele- ommunikations-Kundenschutz-Verordnung sowie ver- raucherrelevante Elemente der Nummerierungsverord- ung in das Telekommunikationsgesetz. Einen Schwerpunkt bildet im Gesetzentwurf die Ver- esserung der Transparenz bei Preisen und Leistungen. ie Verbraucherinnen und Verbraucher sind im wirt- chaftlichen Verkehr längst daran gewöhnt, eindeutig usgepreiste Waren zu erwerben. Viele Dienste und eistungen im Telekommunikationsbereich mit ihren nterschiedlichsten und ständig wechselnden Tarifen er- eisen sich indes häufig als undurchschaubarer Dschun- el. Für viele – insbesondere junge – Verbraucherinnen nd Verbraucher führte die Nutzung mancher Angebote n eine ungewollte Verschuldung. Manches innovative eschäftsmodell kam in den Ruf einer halbseidenen Ab- ockerei. Ein wesentliches Ziel des Entwurfs war es daher, Re- elungen zu schaffen, die die Transparenz erhöhen und amit zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbrau- her beitragen. Damit wird auch der Wettbewerb unter en seriösen Anbietern gestärkt. Eine gesunde wirt- chaftliche Entwicklung kann nur mit Kunden erfolgen, ie längerfristiges Zutrauen in die vielfältigen Angebote er Telekommunikationsbranche haben. Folgende Regelungen des Entwurfs will ich beispiel- aft herausgreifen: Die Anbieter müssen vor der Inan- pruchnahme von sprachgestützten Premiumdiensten en Preis der Dienste ansagen. Dies gilt auch bei Kurz- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 15985 (A) ) (B) ) wahlsprachdiensten und Auskunftsdiensten ab einem Preis von 3 Euro pro Minute oder pro Inanspruchnahme. Vor der Inanspruchnahme von Kurzwahldatendiensten, zum Beispiel bei Klingeltönen, hat eine Preisanzeige ab einem Preis von 1 Euro zu erfolgen. Ebenso werden zu- künftig deutlich lesbare, gut sichtbare Preisinforma- tionen in der Werbung für Premiumdienste, Auskunfts- und Kurzwahldienste sowie Massenverkehrsdienste, also etwa beim Televoting unter 0137er-Nummern Pflicht. Von besonderer Bedeutung sind die Transparenzrege- lungen für so genannte Kurzwahldatendienste – vor al- lem Klingeltöne und Logos –, die häufig eine Kosten- falle vor allem für junge Handynutzer darstellen. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass der Anbieter den Kunden ab einem Preis von 1 Euro pro Dienst per SMS vorab deutlich sichtbar und gut lesbar auf den Preis hinweisen muss. Der Erhalt dieser Information muss vom Kunden bestätigt werden. Der Gesetzentwurf baut auch den Schutz vor Dialern aus. Künftig muss jeder Dialer unter einer eigenen Ruf- nummer registriert werden. Dadurch wird die Identifi- zierung nicht registrierter Dialer erleichtert. Der Entwurf stellt damit einen wichtigen Beitrag zu einem aktiven Verbraucherschutz in Deutschland dar. Er vermittelt zwischen den notwendigen Verpflichtungen der Anbieter, aber auch ihren wirtschaftlichen Interessen und den berechtigten Wünschen der Verbraucherinnen und Verbraucher. Kein Gesetzentwurf ist so gut, dass er nicht noch bes- ser werden kann. Auch hier sehen wir an der einen oder anderen Stelle aus verbraucherpolitischer Sicht noch Verbesserungsmöglichkeiten. Das Gesetz bedarf der Zustimmung des Bundesrates. Dieser hat 39 Änderungsvorschläge eingebracht. In der Gegenäußerung der Bundesregierung wurde in 29 Fällen eine Prüfung zugesagt, komplette oder teilweise Zustim- mung formuliert. Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, lassen Sie uns gemeinsam für einen Ver- braucherschutz mit Biss in diesem Bereich sorgen! Die vorgestellten wichtigen Regelungen insbesondere zur Preis- und Tariftransparenz dürfen nicht blockiert wer- den. Ursula Heinen (CDU/CSU): Mehrwertdienste und Premium-SMS gehören mittlerweile in den Alltag vieler Verbraucher, sei es durch das Nutzen von Auskunfts- diensten, sei es durch das Empfangen von Informationen auf das Handy. Auch Verbraucher, die eine Beratung bei den Verbraucherzentralen möchten, wählen mittlerweile in vielen Bundesländern eine kostenpflichtige Mehr- wertdienst-Rufnummer an. Durch Mehrwertdienste und Premium-SMS gibt es eine Palette von Angeboten, die über die normale Telefonrechnung abgerechnet werden können. Leider gibt es – wie bei jeder neuen Entwicklung – auch hier „schwarze Schafe“, die den Ruf der seriösen A F a V u m S K g k H M p G b b s c w V t r Ä t e d l d l r l f d s a k v d a S s k B R w l b V p P d S s (C (D nbieter und damit auch der ganzen Branche schädigen. ehlende Preisinformationen und Transparenz, aber uch klare Missbrauchsfälle verletzen das Vertrauen der erbraucher. So stehen zum Beispiel hinter Flirtlines nd Gewinnankündigungen häufig unseriöse Anbieter. Viele Jugendliche nutzen Mehrwertdienste und Pre- ium-SMS auch, um sich Klingeltöne, Logos und piele auf ihr Handy zu laden. Die dabei entstehenden osten sind ihnen vorher oftmals nicht bekannt. Preisan- aben zu den Kosten, die pro Minute entstehen, sind eine ausreichende Information, wenn die Dauer des erunterladens nicht vorhersehbar ist. Durch den Missbrauch unseriöser Anbieter von ehrwertdiensten entsteht ein erhebliches Akzeptanz- roblem auch bei seriösen Anbietern und bei neuen eschäftsmodellen. Entscheidend ist deshalb, die Ver- raucher vor weiterem Missbrauch im Mehrwertdienst- ereich zu schützen, damit so ihr Vertrauen in die Serio- ität der Diensteanbieter gestärkt wird. Wir brauchen klare Regeln zum Schutz der Verbrau- her. Produkt- und Preistransparenz müssen gesteigert erden, um einen angemessenen Ausgleich zwischen erbraucherrechten, den Interessen der seriösen Anbie- er und der Anbieter des Netzzugangs zu gewährleisten. Gut, dass auch die Bundesregierung aus ihrem Dorn- öschenschlaf aufgewacht ist und endlich ein Gesetz zur nderung der telekommunikationsrechtlichen Vorschrif- en vorgelegt hat. Schade, dass sie sich dabei noch nicht inmal an schon erreichte Standards hält. So wurde bei er Erneuerung des Telekommunikationsgesetzes im etzten Jahr einvernehmlich mit den Bundesländern urchgesetzt, dass Rechtsverordnungen zur „Sicherstel- ung der Genauigkeit und Richtigkeit der Entgelt-Ab- echnungen“ für angebotene Telekommunikationsdienst- eistungen erlassen werden. In dem neuen Gesetzentwurf indet sich diese Möglichkeit leider nicht mehr. Zwar hat die Bundesregierung einige Bestimmungen er bisher geltenden Telekommunikation-Kunden- chutz-Verordnung (TKV) in den Gesetzesvorschlag ufgenommen, zum Thema „Genauigkeit und Richtig- eit der Entgelt-Ermittlung“ findet sich aber nur eine erwässerte Regelung, die aus dem Stand der TKV aus em Jahr 1997 übernommen wurde. Seitdem haben sich llerdings sowohl der technische als auch der rechtliche tand um einiges weiterentwickelt. Andererseits muss der Schutz aber auch ausgewogen ein. Wir wollen Schutz vor Missbrauch, um die Aus- unfts- und Mehrwertdienste zu stärken, nicht um die ranche auszurotten! Die Regierung sollte nun keine egelungen entwerfen, die die Kosten der Anbieter so eit erhöhen, dass sich bestimmte Angebote nicht mehr ohnen. Denn dann hätte sie wieder einmal keinen Ver- raucherschutz geleistet, sondern die Wahlfreiheit der erbraucher beschränkt! Ich verweise gern noch einmal auf die Preisansage- flicht bei Call-by-Call-Anrufen. Sicherlich ist die reisansagepflicht vor Beginn der Entgeltpflichtigkeit abei ein Vorschlag, der für Mehrwertdienste zum chutz der Verbraucher notwendig ist und selbstver- tändlich von der CDU/CSU-Fraktion unterstützt wird. 15986 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 (A) ) (B) ) Bei billigen Call-by-Call Anrufen führt dagegen die Ver- pflichtung zur Preisansage den Verbraucherschutz ad ab- surdum, wenn es um Preisunterschiede im Zehntel-Cent- Bereich geht. Zudem gibt es im Markt bereits zahlreiche Unternehmen, die ihren Kunden freiwillig Preisansagen anbieten. Der Kunde hat damit bereits heute jederzeit die Möglichkeit, genau diese Anbieter im Markt auszuwäh- len. So verschaffen sich Anbieter durch Verbraucher- schutz einen Marktvorteil. Diese Entwicklung sollten wir unterstützen! Dr. Martina Krogmann (CDU/CSU): Seit über ei- nem Jahr drängen wir von der CDU/CSU-Bundestags- fraktion auf gesetzliche Regelungen für einen besseren Schutz der Verbraucher in der Telekommunikation. Wir haben bereits im Juni 2004 eine Initiative zu diesem für Verbraucher und Wirtschaft gleichermaßen wichtigen Themenbereich in den Deutschen Bundestag einge- bracht. Damals wie heute liegen uns zwei Dinge bei die- ser Thematik besonders am Herzen: Wir wollen die un- geheuer dynamischen Unternehmen auf diesen Zukunftsmärkten stärken und wir wollen die Verbrau- cher vor Abzockern schützen. Deshalb müssen wir unse- riöse Anbieter, die die Verbraucher nur über den Tisch ziehen wollen, endlich energisch bekämpfen. Der Markt für Mehrwertdienste und auch für Aus- kunftsdienste stellt einen zentralen Wachstumsmotor für die gesamte Telekommunikationsbranche dar und ist von entscheidender Bedeutung für unsere Volkswirtschaft. Die Branche ist in den letzten Jahren weltweit enorm ge- wachsen. Aber auch in Deutschland haben wir inzwi- schen einen Umsatz von 2 Milliarden Euro pro Jahr, Tendenz weiter steigend. Das Problem ist, dass es einige unseriöse Anbieter gibt, die enormen Schaden anrichten. Die Palette des Missbrauchs ist leider vielfältig. Es gibt zum Beispiel so genannte Lock-SMS. In diesem Fall be- kommen Sie eine persönlich formulierte SMS, in der Sie aufgefordert werden, doch bitte schnell zurückzurufen. Wenn Sie Pech haben, landen Sie dann bei einer 0190er- Nummer und der Anruf kostet Sie gleich mehr als 3 Euro. Sicherlich kennen Sie auch die Werbeanzeigen für Dienste, die mit falschen Preisen angeboten werden. Nach wie vor sind unseriöse Anbieter von Dialern unter- wegs und Fax-Spammer treiben ihr Unwesen. Deshalb besteht hier dringender politischer Hand- lungsbedarf. Die Bundesregierung hat viel zu lange ta- tenlos zugesehen, wie seriöse Unternehmen diskreditiert und die Verbraucher über den Tisch gezogen worden sind. Deshalb ist bei vielen Verbrauchern in Deutschland inzwischen ein großer Vertrauensverlust entstanden. Jetzt endlich – viel zu spät – haben Sie den Entwurf für eine Änderung des Telekommunikationsgesetzes in den Deutschen Bundestag eingebracht. Wir werden in den kommenden Wochen über den Gesetzentwurf intensiv zu beraten haben. Schon jetzt sage ich Ihnen aber, dass die CDU/CSU-Fraktion keinem Gesetz zustimmen wird, das Verbraucher entmündigt und Unternehmen strangu- liert. Für uns sind Wirtschaft und Verbraucherschutz keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Me- daille. Es ist wichtig, mehr Transparenz herzustellen. Die Verbraucher benötigen mehr Sicherheit, wie viel sie f m h i s g b c n i f d w t z u v c b D S d z t S f 1 V D z B s b d s S v j t i k r F e b M n r B a z s l (C (D ür welche Leistung bezahlen müssen. Die Verbraucher üssen sich in dem dichten Tarifdschungel, den wir eute haben, auskennen. Preise und Leistungen müssen mmer deutlich lesbar und erkennbar sein. Deshalb müs- en wir natürlich über Preisangaben, über Preishöchst- renzen und über Preisansagepflichten reden. Aber wir rauchen keine überzogene Regulierung, die Verbrau- herschutz nur vortäuscht und Unternehmen unverhält- ismäßig belastet. Aus Sicht der CDU/CSU-Bundestagsfraktion wird es m Gesetzgebungsprozess insbesondere um die Prüfung olgender Punkte gehen: Zentral ist für uns der Wegfall er Preisansagepflicht bei Call-by-Call. Hier geht es irklich um Mini-Cent-Beträge. Zudem müssten Anbie- er von sowohl Pre-Selection als auch von Call-by-Call u enormen Kosten ihr gesamtes Abrechnungsystem mstellen, sodass sich wirklich die Frage stellt, ob das erhältnismäßig ist. Sicherlich ist es richtig, dass man- he Anbieter schnell ihre Tarife wechseln und der Ver- raucher Sicherheit über den aktuellen Preis braucht. eshalb wäre es im Bereich Call-by-Call aus unserer icht eine zielführende Lösung, beispielsweise eine von en Unternehmen zu stellende kostenlose Rufnummer u schalten, bei der man den aktuellen Preis des Anbie- ers erfährt. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Anhebung des chwellenwertes von 1 Euro für das Hand-shake-Ver- ahren bei SMS. Die von der Regierung vorgesehene -Euro-Grenze führt dazu, dass die Kosten dieses erfahrens im Vergleich zum Preis der eigentlichen ienstleistung sehr hoch sind, da mindestens zwei SMS usätzlich erforderlich wären. Aus Sicht der CDU/CSU- undestagsfraktion sollte die Grenze hier höher ange- etzt werden. An einigen Stellen täuscht die Bundesregierung Ver- raucherschutz nur vor. Dies betrifft beispielsweise bei en Kurzwahldiensten die Mitteilungspflicht bei Über- chreiten eines Betrages von 20 Euro im Monat für ein MS-Abonnement. Wenn ein Kunde bei insgesamt fünf erschiedenen Anbietern unter der Summe bleibt, ist er a dennoch ohne Warnung bereits erhebliche Verpflich- ungen eingegangen. Die Regelung läuft also vielfach ns Leere. Weitere Punkte, die wir in einer Expertenanhörung zu lären haben werden, sind die Modalitäten für die Sper- ung und Entsperrung von Rufnummernbereichen, die rage der Rückzahlungspflicht im Falle der Kündigung ines SMS-Abos, die Modalitäten bei Rufnummernmiss- rauch und bei falscher Werbung, Preisangaben bei ABEZ-Diensten, der Umfang des Einzelverbindungs- achweises auf der Rechnung, die technischen Anforde- ungen an Entgeltermittlungssysteme, um hier nur einige ereiche zu nennen. Fazit: Der Gesetzentwurf der Bundesregierung ist un- usgegoren. Er schafft nicht die notwendige Balance wischen dem Schutz der Verbraucher und den Interes- en der seriösen Unternehmen. Die Union wird diese Ba- ance im weiteren parlamentarischen Prozess herstellen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 15987 (A) ) (B) ) Rainer Funke (FDP): Wir treffen uns heute zur ers- ten Beratung eines TKG-Änderungsgesetzes, über das wir nach meinem Eindruck im weiteren Verfahren noch vieles miteinander zu bereden haben werden. Es geht beim vorliegenden Gesetz darum, die Balance zwischen einem notwendigen Verbraucherschutz und überzogenen Belastungen für die Branche vernünftig auszutarieren. Lassen Sie mich deshalb grundsätzlich anmerken: Die FDP setzt auf den mündigen Verbraucher und wir wollen nicht, dass Innovations- und Wachstumschancen durch übermäßige Reglementierungen verschüttet werden. Das ist unser Grundanliegen. Diesem Anliegen wollen wir übrigens auch Begehrlichkeiten der Regulierungsbe- hörde – aus Behördensicht durchaus verständlich – nach möglichst weit reichenden Eingriffsbefugnissen unterge- ordnet wissen. Wenn im Gesetz jetzt eine Preisansageverpflichtung für Call-by-Call-Dienste vorgesehen ist, dann ist dies völlig daneben. Eine solche Verpflichtung ist teuer, mög- licherweise nicht im Interesse eines jeden Verbrauchers und schränkt den Wettbewerb ein. Im Übrigen: Wenn die Verbraucher Preisansagen wünschen, dann werden sie verstärkt zu solchen Anbietern wechseln, die solche Preisansagen freiwillig anbieten. Diese Regelung scha- det im Ergebnis mehr, als sie nutzt. Wir werden über manch anderen Punkt auch noch re- den müssen: unvollständig aufgezählt die Verpflichtung zum Einzelverbindungsnachweis bei Prepaid-Produkten, die Info-SMS bei einmaligen Premium-Diensten bzw. die Grenze, ab wann eine solche Verpflichtung greift, oder die Umsetzungsfristen für die neu aufgelegten Ver- pflichtungen. Hier müssen wir uns genau überlegen, was wir der Branche zumuten wollen, die übrigens eine der wenigen Wachstumsbranchen in unserem Land ist. Überall gilt es auch, das Gebot der Verhältnismäßigkeit zu beachten. Wenn wir über Entschädigungsregelungen noch im Laufe des Verfahrens verhandeln werden, kündige ich jetzt schon an: Die FDP wird sehr genau darauf achten, dass die Entschädigungen die staatlich verursachten Zu- satzbelastungen der Unternehmen auch wirklich ver- nünftig vergüten. Wir haben also ausreichend Gesprächsstoff für die an- stehenden Beratungen. Unser Ziel wird es sein, zu Wett- bewerbs- und verbraucherfreundlichen Regelungen zu kommen. Ich hoffe, dass wir uns wenigstens hierauf schon heute verständigen können. Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- minister für Wirtschaft und Arbeit: Das vorliegende Arti- kelgesetz verfolgt im Wesentlichen zwei Zielrichtungen: Zum einen werden auf der Grundlage des am 26. Juni 2004 in Kraft getretenen novellierten Telekommunika- tionsgesetzes, TKG, die bisher in der Telekommunika- tions-Kundenschutzverordnung, TKV, enthaltenen Re- gelungen in das TKG integriert. Zum anderen werden die Verbraucher schützenden Vorschriften zur Bekämp- fung des Missbrauchs von Mehrwertdiensterufnummern optimiert und neu gefasst. Darüber hinaus erfolgen ei- n G R s d d m m d w d ü h s u r s M D d a G p d t a k d f I c f A t d d F t R c s f w b d d s i d s a V (C (D ige Anpassungen an rechtliche Änderungen in anderen esetzen und es wird die Aufgabenzuweisung für die egulierungsbehörde, Vorgaben für die technische Um- etzung von Überwachungsmaßnahmen zu erstellen, an en Stand der praktizierten Verfahren angeglichen. Im Fokus des vorliegenden Gesetzentwurfes stehen ie Interessen der Verbraucher. Die Bundesregierung isst – auch mit Blick auf die Bedeutung des Telekom- unikationsmarktes für Wachstum und Innovationen – em Verbraucherschutz eine hohe Bedeutung zu. Nur enn der Endverbraucher sich darauf verlassen kann, ass er bei der Inanspruchnahme von Dienstleistungen ber elektronische Medien vor Missbräuchen weitge- end geschützt ist, werden diese Medien auch umfas- end genutzt. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation nd Post konnte auf der Grundlage der von der Bundes- egierung in den vergangenen zwei Jahren initiierten ge- etzlichen Regelungen wirksam und erfolgreich gegen issbräuche vorgehen. So wurden mehrere Tausend ialer vom Markt genommen und zahlreiche Mehrwert- iensterufnummern gesperrt. Wir haben im Bundestag m 18. Februar dieses Jahres in unserer Antwort auf die roße Anfrage der CDU/CSU hier bereits eine erste ositive Bilanz gezogen. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf wird das Ziel, en Unternehmen ausreichende Flexibilität für Wachs- um und Innovationen zu geben und gleichzeitig einen ngemessenen Verbraucherschutz zu gewährleisten, onsequent weiterverfolgt. Der Gesetzentwurf optimiert ie Verbraucher schützenden Vorschriften zur Bekämp- ung des Missbrauchs von Mehrwertdiensterufnummern. nsbesondere werden mit Blick auf jugendliche Verbrau- her klare Regelungen bei Inanspruchnahme von Mobil- unkdiensten, zum Beispiel für Klingeltöne, vorgegeben. So haben etwa die Unternehmen dem Verbraucher vor bschluss entsprechender Abonnementverträge die Ver- ragsbedingungen in einer SMS mitzuteilen. Erst wenn er Verbraucher diese bestätigt hat, kommt der Vertrag, er im Übrigen jederzeit kündbar ist, zustande. Der Gesetzentwurf wurde im Vorfeld intensiv mit der achöffentlichkeit erörtert. Die Positionen sind erwar- ungsgemäß hinsichtlich der Anforderungen an die egelungsdichte unterschiedlich. Während die Verbrau- herschützer, eine weit reichende Regulierung wün- chen, setzen die Unternehmen stark auf die Umsetzung reiwilliger Maßnahmen. Auch wenn einige Regelungen ie zum Beispiel die Preisansageverpflichtung bei Call- y-Call von einigen Unternehmen kritisch gesehen wer- en, denke ich, ist es uns gelungen, mit dem vorliegen- en Gesetzentwurf einen vertretbaren Ausgleich zwi- chen den unterschiedlichen Interessen herzustellen. Dies zeigt auch die Stellungnahme des Bundesrates, n der keine grundlegenden Änderungen gefordert wer- en, die aber insgesamt für die anstehende parlamentari- che Diskussion konstruktive Vorschläge enthält. Ich bin deshalb zuversichtlich, dass wir am Ende der nstehenden Beratungen in Bundestag und Bundesrat erbrauchern und Unternehmen gleichermaßen gute 15988 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 (A) ) (B) ) Rahmenbedingungen für die Nutzung, aber auch die Entwicklung neuer Telekommunikationsdienstleistun- gen bereitstellen können. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Reform des Tarif- vertragsrechts zur Sicherung betrieblicher Bündnisse für Arbeit (Tagesordnungspunkt 26) Anette Kramme (SPD): Der ehemalige Präsident des BDI, Michael Rogowski, möchte den Flächentarif- vertrag im Lagerfeuer verbrennen, Friedrich Merz möchte das Tarifkartell durchlöchern, Guido Westerwelle will die neue Autonomie der Betriebe. Meine Damen und Herren von der FDP, Sie erklären die Gewerkschaften zum Punching-Ball der Nation. Angesichts derartiger Hemmungslosigkeiten ist es sinnvoll, an dieser Stelle an die Entstehungsgeschichte der Tarifautonomie zu erinnern. Ihr seid die Quelle aller Not, Die hier den Armen drücket, Ihr seid’s, die ihm das trockne Brod Noch von dem Munde rücket. Was kümmerts euch, ob arme Leut Kartoffeln satt könn’ essen, Wenn ihr nur könnt zu jeder Zeit Den besten Braten fressen. [...] Erhält er dann den kargen Lohn, Wird ihm noch abgezogen, Zeigt ihm die Thür, und Spott und Hohn Kommt ihm noch nachgeflogen. Ihr fang stets an zu jeder Zeit Den Lohn herab zu bringen, Und andre Schurken sind bereit Eurem Beispiel nachzuringen. Das Weberlied in Gerhart Hauptmanns „Die Weber“ beschreibt die drastische Ausgangslage, als sich vor 150 Jahren Arbeiter zu den ersten Gewerkschaften zu- sammenschlossen. Sie taten dies zum einen, um sich ge- genseitig zu unterstützen, zum Beispiel durch gemein- sam angelegte Kassen für soziale Notfälle. Zum anderen haben sie sich verbunden, um kollektiv Druck auszu- üben, etwa durch gemeinsame Arbeitseinstellung. In allen industrialisierten Ländern erforderte es jahr- zehntelange Kämpfe, um Gewerkschaftsgründung und -beitritt, Streikrecht und Kollektivverträge aus dem Schatten kriminellen Unrechts zu befreien und ihre rechtliche Anerkennung durchzusetzen. Heute garan- tiert das Grundgesetz das Recht, sich „zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen“ zusammenzuschließen. Die Tarifautonomie ist unver- zichtbare Voraussetzung demokratischer Gestaltung des Arbeitslebens geworden. Erst auf der Grundlage gleich- gewichtiger Verhandlungen sind menschenwürdige Ar- b E e t G e ü I e L H t c M w L s W g D d a r v g B a d t B s m b F H t m m f v k b f P t b d a b T d (C (D eitsbedingungen, Gleichberechtigung und soziale manzipation möglich. Meine Damen und Herren von der FDP, Sie fordern in „weg vom Flächentarifvertrag“. Ich habe mir gestat- et, einige Gegenargumente von der Internetseite von esamtmetall und anderen Arbeitgeberverbänden zu ntleihen. Stichwort 1: Der Flächentarifvertrag ist europaweit blich. Der Flächentarifvertrag besitzt damit Aktualität: n zwölf von 15 der alten Mitgliedstaaten der EU xistiert der Flächentarifvertrag, in Frankreich und uxemburg gibt es ein Nebeneinander von Flächen- und austarif, lediglich in Großbritannien spielt der Flächen- arifvertrag so gut wie keine Rolle mehr. Stichwort 2: Der Flächentarifvertrag schafft einheitli- he Wettbewerbsbedingungen für die Unternehmen. eine Damen und Herren von der FDP, im Bauhand- erk und in der Bauindustrie beklagen Sie zutiefst das ohndumping. Mit Ihren betrieblichen Bündnissen chaffen Sie sich die nächste Baustelle des ruinösen ettbewerbs, die zur Existenzvernichtung der anständi- en Unternehmer und Unternehmerinnen führen wird. er Flächentarifvertrag trägt sinnvollerweise dazu bei, ass die Wettbewerbsstrategie der Unternehmen nicht uf Lohndumping, sondern auf innovative Produkte ge- ichtet ist. Stichwort 3: Die Lohnakzeptanz beim Flächentarif- ertrag ist erheblich wegen der Durchsichtigkeit der dort etroffenen Regelungen. Im Wesentlichen zahlen alle etriebe einer Branche das Gleiche. Nur Mitarbeiter, die nständig bezahlt werden, sind auch motiviert. Stichwort 4: Der Flächentarifvertrag hält Auseinan- ersetzungen vom einzelnen Betrieb fern. Mit den be- rieblichen Bündnissen führen Sie die Konflikte in die etriebe ein. Ich habe unzählige Betriebe erlebt, wo ein chlechtes Arbeitsklima zu einem vollständigen Erlah- en der Produktivität geführt hat. Liebe Kollegen und Kolleginnen, wir sollten den Ar- eitgebern glauben, wenn Sie die Bedeutsamkeit des lächentarifvertrages hervorheben. Meine Damen und erren von der FDP, Sie beklagen, dass die Tarifver- ragsparteien trotz Aufforderung der Politik nicht zu ehr Flexibilität bereit seien. Ich sage Ihnen: Sie neh- en die Realität nicht wahr! Gerade der von Ihnen ange- ührte Pilotabschluss der Metall- und Elektroindustrie on 2004 sieht zusätzliche Beispiele für Tariföffnungs- lauseln vor. Statt diese Tarifvereinbarung zu lesen, ha- en Sie, meine Damen und Herren von der FDP, sich of- ensichtlich nur die Stellungnahme des BDA- räsidenten Dieter Hundt angeschaut. In Betrieben mit einem hohen Anteil von Beschäftig- en in den oberen Gehaltsgrupen kann die Arbeitszeit bei is zu 50 Prozent der Beschäftigten von 35 auf 40 Stun- en bei gleichzeitigem Verbot des Beschäftigungsabbaus usgedehnt werden. Zur Sicherung der nachhaltigen Ver- esserung der Beschäftigungsentwicklung können die arifvertragsparteien nach gemeinsamer Prüfung mit en Betriebsparteien ergänzende Tarifvertragsregelun- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 15989 (A) ) (B) ) gen vereinbaren oder befristet von tariflichen Mindest- standards abweichen. In einer aktuellen Auswertung von Kontrakten für 80 Wirtschaftszweige und rund 15 Millionen Arbeitneh- mer hat das WSI-Tarifarchiv mehrere hundert Öffnungs- klauseln dokumentiert. Sie erlauben etwa in der Metall- industrie, die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich auf 29 Stunden zu verkürzen, um Beschäftigung zu sichern. In der chemischen Industrie gibt es niedrigere Einstiegs- tarife für Langzeitarbeitslose, das Weihnachtsgeld kann verspätet oder gekürzt ausgezahlt werden, im Krisenfall kann das Tarifentgelt um bis zu 10 Prozent gesenkt werden. Im Einzelhandel in Ostdeutschland sieht eine Klausel geringere Gehälter in kleineren und mittleren Betrieben vor. In der westdeutschen Textil- und Beklei- dungsindustrie haben die Tarifvertragsparteien einen Ar- beitszeitkorridor von 130 Stunden pro Jahr vereinbart, mit dem – je nach Bedarf – die Arbeitszeit ausgedehnt oder reduziert werden kann. In knapp einem Viertel aller Betriebe gelten nach einer aktuellen WSI-Betriebsräte- befragung Vereinbarungen zur Beschäftigungs- und Standortsicherung. Jeder hat von den aktuellen Vereinba- rungen bei Siemens, Daimler-Chrysler, Opel und Karstadt/Quelle gehört. Meine Damen und Herren von der FDP, wer heute noch die Starrheit von Tarifverträgen kritisiert und unbe- kümmert mehr Flexibilität fordert, hat vermutlich seit Jahren keines der Abkommen mehr gelesen! Meine Damen und Herren von der FDP, Sie behaup- ten, die hohe Arbeitslosigkeit werde durch das geltende Tarifvertragssystem mit verursacht. Die Behauptungen sind wissenschaftlich nicht haltbar. Die OECD zieht im Beschäftigungsausblick von 1997 den Schluss: Stärker zentralisierte/koordinierte Ökonomien ha- ben bedeutend weniger Einkommensungleichheit als stärker dezentralisierte/unkoordinierte. Darüber hinaus, wenn dies auch nicht immer statistisch signifikant ist, ermittelt das Kapitel eine gewisse Tendenz, dass stärker zentralisierte/koordinierte Verhandlungssysteme niedrigere Arbeitslosenquo- ten und höhere Erwerbstätigenquoten haben als an- dere, weniger zentralisierte/koordinierte Systeme. (OECD 1997, S. 64) Meine Damen und Herren, alle Ihre Vorschläge sind isoliert, aber vor allem in ihrer Kombination eklatant verfassungswidrig. Schauen Sie sich das Gutachten von Professor Ulrich Zachert von der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik an! Ihr Vorschlag zur Ände- rung des Günstigkeitsprinzips verstößt gegen das Prinzip der normativen Wirkung des Tarifvertrages und gegen das gewerkschaftliche Streikrecht. Ihr Vorschlag für die betrieblichen Bündnisse betrifft unzulässig die positive Koalitionsfreiheit sowie den Paritätsgrundsatz und ver- stößt überdies gegen Völkerrecht. Sie schlagen vor, § 1 Abs. 1 TVG um die Zielvorgabe zu ergänzen, dass der Tarifvertrag die Beschäftigungs- sicherung und -förderung zu beachten hat. Das Prinzip ist richtig und wird auch von den Tarifvertragsparteien b A d t N w s z b B r d n u d w m 3 s t i d f j d M c u g l M l s m p w S k f k (C (D eachtet. Es gibt allerdings zu Recht unterschiedliche uffassungen darüber, wie Beschäftigung gesichert wer- en kann. Was soll diese Vorschrift daher? Sollen künf- ig alle Tarifverträge zum Zwecke der Zensur Herrn iebel vorgelegt werden? Was nutzt ein Tarifvertrag, enn ein Vertragspartner – nämlich die Arbeitgeber- eite – sich jederzeit von diesem befreien kann? Sie möchten eine Modifikation des Günstigkeitsprin- ips. Ihre Modifikation lautet: Günstig ist, was der Ar- eitgeber diktiert. Sie wissen selber, dass betriebliche ündnisse mit Zustimmung der Tarifvertragsparteien be- eits jetzt möglich sind. Sie wollen mit Ihren Regelungen as Erpressungspotenzial der örtlichen Belegschaft aus- utzen. Eine Belegschaft, der kein Streikrecht zusteht nd die keine bezahlten Sachverständigen hinzuziehen arf, wie soll die sich entscheiden, wenn sie so erpresst ird? Das Bundesarbeitsgericht hat einmal sehr schön for- uliert: Bei diesem Interessensgegensatz sind Tarifverhand- lungen ohne Recht zum Streik nicht mehr als ein kollektives Betteln. Die Betriebsräte wollen deshalb kein Mehr an Macht. 8 Prozent halten solche Regelungsvorschläge für zwie- pältig, 42 Prozent für generell problematisch, zwei Drit- el der Betriebsräte gehen davon aus, dass Unternehmer hre Interessen mit ihren Regelungsvorschlägen besser urchsetzen können. Meine Damen und Herren von der FDP, werben Sie ür Ihre Ideen. Stellen Sie sie jedem Arbeitnehmer und eder Arbeitnehmerin dieses Landes vor. Die SPD kann erzeit jede Unterstützung brauchen. Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): eine Damen und Herren von der Opposition, Sie spre- hen in Ihrem Antrag von den Mutigen, innovativen Unternehmen und Arbeitneh- mern, die ausgetretene Pfade verlassen mochten, nd durch betriebliche Vereinbarungen rechtlich abgesi- chert den besonderen Bedingungen vor Ort Rech- nung ... tragen. Gerade sie benötigen mehr Freiheit bei den Löhnen und Arbeitszeitbedingungen. Man muss sich schon fragen, in welcher Welt Sie ei- entlich leben. Seit Jahren sehen wir die Lohnentwick- ung in einer Abwärtsspirale. Man muss nicht unbedingt arx gelesen haben, um zu wissen, dass die Verhand- ungsmacht der Arbeitnehmer in Zeiten hoher Arbeitslo- igkeit schwach ist. Und Sie setzen allen Ernstes auf ehr Individualisierung und die Aushöhlung der Tarif- olitik. Erklären Sie den Menschen doch einmal die ahre Absicht Ihrer Arbeitsmarktpolitik und verstecken ie sich nicht hinter ihren vermeintlich modernen Flos- eln. Die Freiheit und Flexibilität, die Sie im Tarifgefüge ordern, nützt nur denjenigen, die frei und flexibel sein önnen. 15990 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 (A) ) (B) ) Gegen eine Verbetrieblichung von Tarifverhandlun- gen lässt sich in diesem Zusammenhang die Formulie- rung des Bundesarbeitsgerichts vom 10. Juni 1980 he- ranziehen: ... bei diesen Interessengegensätzen wären Tarifver- handlungen ohne das Recht zum Streik im allge- meinen nicht mehr als kollektives Betteln. Wir setzen weiter auf eine Republik, in der die Ar- beitnehmerrechte mit Gewerkschaften und mit Arbeitge- berverbänden zusammen organisiert werden. Sie müssen endlich einmal begreifen, dass der soziale Frieden in den Arbeitsbeziehungen ein entscheidender Standortvorteil in Deutschland ist. Diese alte Weisheit ist aber Ihnen von der FDP sicherlich nicht jugendlich und modern genug. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben doch gezeigt, dass die Schwäche der Gewerkschaften die Streikbereit- schaft erhöht und die Arbeitnehmer zunehmend auf die Straßen bringt. Wenn Sie nun das Instrument der Flä- chen- und Manteltarifverträge auflösen, können Sie doch nicht allen Ernstes glauben, dass sie dadurch dem Stand- ort Deutschland einen Gefallen tun! Die Unternehmen, die keinen Wert auf ein funktionierendes Tarifgefüge le- gen, investieren sowieso nicht bei uns, sondern in osteu- ropäischen Standorten. Diejenigen aber, deren Produk- tion so sensibel und teuer ist, dass sie sich Streiks und Arbeitskämpfe nicht erlauben können, sehen bei der Or- ganisation der Arbeitsbeziehungen schon sehr genau hin. Ich erinnere nur daran, dass der Opel-Streik im letzten Jahr den Konzern täglich bis zu 30 Millionen Euro ge- kostet hat. Da interessiert es ausländische Unternehmer schon sehr, wie sich die Situation in Deutschland weiter- entwickelt und ob wir die Instrumente, mit denen wir Streiks weitgehend vermeiden können, weiter stärken oder zunehmend schwächen. Sie von der Opposition bekräftigen ja zu allen Gele- genheiten Ihren Willen zur schwarz-gelben Koalition in NRW und gerne auch im Bund ab 2006. Daher ist es an- gebracht, die Vorschläge der FDP einmal mit denen der Union zusammenzusehen, Die Union fordert die Einschränkung des Günstig- keitsprinzips und die Möglichkeit abweichender Verein- barungen mit Zweidrittelmehrheit der Beschäftigten und macht damit deutlich, dass sie sich inhaltlich vom Tarif- vertragssystem verabschiedet hat. Auch Herr Westerwelle hat heute in einem Zeitungs- interview noch einmal deutlich gemacht, worum es Ihm geht: Wir brauchen statt dessen mehr betriebliche Bünd- nisse, ein flexibles Tarifrecht und eine Entmachtung der Tarifkartelle. Bei den arbeitsmarktpolitischen Anträgen der Oppo- sition wird regelmäßig deutlich, dass hier die Realitäten ausgeblendet werden, um den deutschen Arbeitsmarkt als vermeintlich überreguliert und damit arbeitsplatz- feindlich darzustellen. Entweder wollen sie den Wähler bewusst täuschen, um somit ihren arbeitnehmerfeindli- chen Vorschlägen Popularität einzuhauchen, oder sie sind ideologisch so verbrämt, dass sie die Realität des d m v d H R s K H a d k w p k k n m v A b r R e d r S L t d t s S B e e s m S A 2 s G m – – (C (D eutschen Tarifsystems einfach nicht zur Kenntnis neh- en können. Ich nenne drei Beispiele: Erstens: Möglichkeiten der Tarifverträge zur Rettung on Arbeitsplätzen. Auch die Damen und Herren von er FDP wissen sicherlich, dass es das Instrument des austarifvertrages bzw. des Sanierungstarifvertrages zur ettung von Arbeitsplätzen schon längst gibt. Von die- em Instrument wird auch in den Zeiten konjunktureller risen sehr rege Gebrauch gemacht So haben diese austarifverträge seit Beginn der 90er-Jahre um mehr ls das Dreifache zugenommen. Zweitens: tarifvertragliche Öffnungsklauseln. Es liegt och in der Natur der Sache, dass ein Flächentarifvertrag aum allen Bedürfnissen des einzelnen Betriebes gerecht erden kann. Aus diesem Grund haben sich die Tarif- arteien seit geraumer Zeit darauf geeinigt, in Öffnungs- lauseln diese Tarifverträge auf betrieblicher Ebene zu onkretisieren. Drittens: Betriebsvereinbarungen. Auch die von Ih- en geforderten Betriebsvereinbarungen sind seit gerau- er Zeit ein übliches Instrument bei denjenigen Tarif- erträgen, die Öffnungsklauseln beinhalten. Sie müssen doch endlich einmal einsehen, dass unser rbeitsmarkt schon seit langem die notwendige Flexi- ilität aufweist, um auf konjunkturelle Schwankungen eagieren zu können. Ihnen geht es doch nicht um die ettung von Arbeitsplätzen bei plötzlichen Konjunktur- inbrüchen. Ihnen geht es doch einzig und allein darum, ie Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer und ihrer Inte- essenvertretungen weiter zu schwächen. Damit schaffen ie aber keinen einzigen Arbeitsplatz, sondern weitere ohnsenkungsrunden und erhöhen die Gewinne der Un- ernehmen. Man muss sich auch einmal genau anschauen, was in en Betrieben passiert ist, die in der Vergangenheit be- riebliche Bündnisse geschlossen haben, um eine Not- ituation abzuwenden. Eine Studie der Hans-Böckler- tiftung zeigt ganz deutlich, dass in diesen Betrieben ein ündnis auf das andere folgt, aber eben nicht um das igentliche Ziel, wie die Abwendung einer Insolvenz, zu rreichen. Betriebliche Bündnisse werden zunehmend ystematisch als Instrument des strategischen Manage- ents eingesetzt, als Mittel im unternehmensinternen tandortwettbewerb. nlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 809. Sitzung am 18. März 005 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- timmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 rundgesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch ge- äß Artikel 77 Absatz 3 nicht einzulegen: Gesetz zur Neuordnung des Pfandrechts Gesetz zur Änderung arzneimittelrechtlicher Vor- schriften Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 15991 (A) ) (B) ) – Fünftes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Festlegung eines vorläufigen Wohnortes für Spätaussiedler – Zweites Gesetz zur Änderung des Betreuungsrechts (Zweites Betreuungsrechtsänderungsgesetz – 2. BtÄndG) – Gesetz über die Verwendung elektronischer Kommu- nikationsformen in der Justiz (Justizkommunika- tionsgesetz – JKomG) – Gesetz über die Neuordnung der Reserve der Streit- kräfte und zur Rechtsbereinigung des Wehrpflichtge- setzes (Streitkräftereserve-Neuordnungsgesetz – SkResNOG) – Gesetz zur Fortentwicklung der soldatenversor- gungsrechtlichen Berufsförderung (Berufsförde- rungsfortentwicklungsgesetz – BfFEntwG) – Gesetz über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 2005 (ERP- Wirtschaftsplangesetz 2005) – Gesetz zu dem Abkommen vom 14. Mai 2003 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Indonesien über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Änderungsprotokoll vom 26. Au- gust 2003 zu dem Vertrag vom 28. Februar 1994 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Moldau über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Abkommen vom 10. Juli 2000 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Palästinensischen Befrei- ungsorganisation zugunsten der Palästinensi- schen Behörde über die Förderung und den ge- genseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Änderungs- und Ergänzungspro- tokoll vom 14. Mai 2003 zwischen der Bundesre- publik Deutschland und der Republik Polen zu dem Vertrag vom 10. November 1989 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volks- republik Polen über die Förderung und den ge- genseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Vertrag vom 27. März 2003 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Tadschikistan über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zur Änderung des Versammlungsgesetzes und des Strafgesetzbuches – Gesetz zur Verbesserung des vorbeugenden Hoch- wasserschutzes – Drittes Gesetz zur Änderung eisenbahnrechtli- cher Vorschriften – Zweites Gesetz zur Änderung des Straßenver- kehrsgesetzes und anderer Gesetze m d n m V P t (C (D Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Kultur und Medien – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kultur- politik 2003 – Drucksache 15/4591 – Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Delegation des Deutschen Bundes- tages in der Interparlamentarischen Union der Bundesrepu- blik Deutschland 111. Interparlamentarische Versammlung vom 28. Sep- tember bis 1. Oktober 2004 in Genf, Schweiz – Drucksachen 15/4374, 15/4701 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der NATO Frühjahrstagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO vom 28. Mai bis 1. Juni 2004 in Pressburg, Slowakei – Drucksachen 15/4592, 15/4779 Nr. 1.1 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung des Europarates über die Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom 4. bis 8. Oktober 2004 in Straß- burg und die Debatte der Erweiterten Parlamentari- schen Versammlung über die Aktivitäten der OECD am 6. Oktober 2004 – Drucksachen 15/4596, 15/4701 Nr. 1.3 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, daß der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/858 Nr. 1.2 Drucksache 15/858 Nr. 2.7 Drucksache 15/2373 Nr. 1.1 Drucksache 15/2447 Nr. 1.10 Drucksache 15/3403 Nr. 2.104 Drucksache 15/4213 Nr. 1.4 Drucksache 15/4780 Nr. 2.4 Drucksache 15/4969 Nr. 1.24 Innenausschuss Drucksache 15/4213 Nr. 2.31 Drucksache 15/4296 Nr. 1.12 Drucksache 15/4296 Nr. 1.13 Drucksache 15/4296 Nr. 1.14 Drucksache 15/4296 Nr. 1.15 Drucksache 15/4780 Nr. 2.11 Rechtsausschuss Drucksache 15/4911 Nr. 2.18 15992 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 (A) (C) (B) (D) Finanzausschuss Drucksache 15/4969 Nr. 1.8 Drucksache 15/4969 Nr. 1.19 Haushaltsausschuss Drucksache 15/4911 Nr. 2.26 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/4911 Nr. 1.1 Drucksache 15/4911 Nr. 2.19 Drucksache 15/4911 Nr. 2.24 Drucksache 15/4969 Nr. 1.1 Drucksache 15/4969 Nr. 1.3 Drucksache 15/4969 Nr. 1.13 Drucksache 15/4969 Nr. 1.14 Drucksache 15/4969 Nr. 1.15 Drucksache 15/4969 Nr. 1.20 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/4969 Nr. 1.2 Drucksache 15/4969 Nr. 1.11 Drucksache 15/4969 Nr. 1.21 Verteidigungsausschuss Drucksache 15/4213 Nr. 2.4 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 15/2895 Nr. 2.3 Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Drucksache 15/4911 Nr. 1.6 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 15/4911 Nr. 2.20 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/3023 Nr. 2.3 Drucksache 15/4085 Nr. 1.14 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/4969 Nr. 1.26 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/3546 Nr. 2.4 Drucksache 15/4458 Nr. 2.11 Drucksache 15/4567 Nr. 1.7 Drucksache 15/4705 Nr. 1.19 Drucksache 15/4780 Nr. 2.14 91, 1 0, T 170. Sitzung Berlin, Freitag, den 15. April 2005 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517000000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 19 a und 19 b auf:
a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-

gierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten
Gesetzes zur Neuregelung des Energiewirt-
schaftsrechts
– Drucksachen 15/3917, 15/4068 –

(Erste Beratung 135. Sitzung)

aa) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-


(9. Ausschuss)

– Drucksache 15/5268 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Rolf Hempelmann


(8. Ausschuss)

– Drucksache 15/5269 –
Berichterstattung:

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Redet
Abgeordnete Volker Kröning
Anja Hajduk
Otto Fricke

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit

(9. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dagmar
Wöhrl, Karl-Josef Laumann, Dr. Joachim
Pfeiffer, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU
Klaren und funktionsfähigen Ordnungsrah-
men für die Strom- und Gasmärkte schaffen

– zu dem Antrag der Abgeordnete
Kopp, Rainer Brüderle, Birgit Homb
terer Abgeordneter und der Fraktion

(C (D ung 15. April 2005 0 Uhr Für mehr Wettbewerb und Transparenz in der Energiewirtschaft durch klare ordnungspolitische Vorgaben – Drucksachen 15/3998, 15/4037, 15/5268 – Berichterstattung: Abgeordneter Rolf Hempelmann Zum Gesetzentwurf der Bundesregierung liegt ein ntschließungsantrag der Fraktion der FDP vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Bundesinister Wolfgang Clement das Wort. Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft nd Arbeit: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Ich begrüße Sie zur Beratung der Neuregelung es Energiewirtschaftsrechts. Ich komme gerade – nach inem 18-stündigen Flug – direkt aus Japan zurück, nur m diesen wichtigen Gesetzentwurf mit Ihnen zu beraten (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/ ext DIE GRÜNEN und der FDP – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Wie großzügig!)


und um anschließend natürlich noch mit Herrn Laumann
zusammenzusitzen. Das wird er nie wieder gutmachen
können.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Wir sind beeindruckt von dieser Großzügigkeit!)


Mit der Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts,
die innerhalb der Koalition und auch im Bundesrat – dort
sind von allen Seiten verschiedene Anregungen einge-
gangen – außerordentlich intensiv beraten worden ist,
wird die Strom- und Gasversorgung in Deutschland ei-

n Rechtsrahmen erhalten. Wir haben im
die Verordnungen über den Netzzugang
tgelte für Strom und Gas verabschiedet,
Bundesrat zugehen werden. Dann liegt
n Gudrun
urger, wei-
der FDP

nen völlig neue
Kabinett auch
und die Netzen
die jetzt dem






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

alles auf dem Tisch, was zur Neuregelung dieses außer-
ordentlich wichtigen Sektors wichtig ist.

Die Strom- und Gasnetzbetreiber in Deutschland wer-
den künftig einer staatlichen Aufsicht unterliegen, die
durch die bisherige Regulierungsbehörde für Telekom-
munikation und Post in Bonn wahrgenommen wird.
Diese Regulierungsbehörde hat in den letzten Jahren
umfangreiche Erfahrungen bei der Liberalisierung des
Kommunikationsmarktes gewonnen. Wir sind über-
zeugt, dass uns diese Erfahrungen sowohl im Bereich
der Strom- und Gasmärkte als auch in anderen Berei-
chen, zum Beispiel bei der Eisenbahn, zugute kommen
werden. Folgerichtig wollen wir auch den Namen dieser
Behörde ändern. Sie wird zukünftig Bundesnetzagen-
tur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post
und Eisenbahn heißen.

Die Aufsicht über alle netzgebundenen Infrastruktu-
ren unter einem Dach zu bündeln führt zu Synergien und
ist ganz im Sinne einer leistungsfähigen und schlanken
Regulierung. Zugleich stärken wir durch diese Struktur
die Rolle der neuen Bundesnetzagentur auf europäischer
Ebene, da ihre Vertreter in den unterschiedlichen Regu-
lierungsgremien mit einer Stimme sprechen können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Angesichts der unübersehbaren Erfolge der Regulie-
rungsbehörde in den Bereichen Post und Telekommuni-
kation sind wir zuversichtlich, dass sie ihre neuen Auf-
gaben mit ähnlichem Erfolg wird meistern können. Für
den Aufbaustab „Energieregulierung“ jedenfalls sind in-
zwischen qualifizierte und hoch motivierte Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeiter gewonnen worden, die sich jetzt
auf ihre neuen Aufgaben vorbereiten, die sie offiziell na-
türlich erst nach Verabschiedung dieses Gesetzes wahr-
nehmen können. Deshalb warten sie wie alle Beteiligten
im Land darauf, dass ihnen der Gesetz- und Verord-
nungsgeber das erforderliche Handwerkszeug zur Verfü-
gung stellt.

Mit diesem neuen Gesetz wollen wir sicherstellen,
dass alle Strom- und Gaskunden einen effizienten und
diskriminierungsfreien Zugang zu den Netzen erhalten.
Wir wollen die Rechte der Verbraucher nachhaltig stär-
ken, indem wir ihnen vielfältige Möglichkeiten an die
Hand geben, sich gegen Missstände zur Wehr zu setzen.
Die Tätigkeit der Bundesnetzagentur wird auch dazu
führen, dass das Verhalten der Netzbetreiber durch-
schaubarer und transparenter wird. Das wird dem Wett-
bewerb auf dem Strom- und Gasmarkt zusätzliche Im-
pulse geben.

Unser Ziel ist, dem Wirtschaftsstandort Deutschland
im europäischen Vergleich dauerhaft wettbewerbsfä-
hige Strom- und Gaspreise zu sichern. Wir sind über-
zeugt, dass wir dies mit unserem Entwurf, der wirklich
außerordentlich intensive Beratungen und auch Verände-
rungen erfahren hat, erreichen können. Dass dies – das
will ich gleich hinzufügen – nicht zulasten der in
Deutschland bekanntlich hohen Versorgungssicherheit
und Zuverlässigkeit der Netze gehen darf – wir wollen
ja, wenn irgend möglich, keine Blackouts in Deutsch-

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(C (D and –, steht außer Frage. Dabei ist klar, dass die Sichereit der Versorgung auch ihren Preis hat. Vor diesem intergrund ist es aus meiner Sicht richtig und klug, die erantwortung dafür auch künftig in den Händen der etzbetreiber zu lassen. Die dazu im Gesetzentwurf voresehenen Regelungen sind eine klare Absage an Vortellungen, dem Staat gewissermaßen Instrumente zur nvestitionslenkung an die Hand zu geben. Das wollen ir nicht. Unser Ziel ist: So viel Regulierung wie nötig nd so viel Liberalisierung, das heißt: offener Wettbeerb, wie möglich. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mit dem jetzt vorliegenden Gesetzentwurf, für den
ch Sie um Ihre Zustimmung bitte, liegt ein Regulie-
ungskonzept auf dem Tisch, das wir passgenau auf die
esonderen deutschen Verhältnisse – wir haben, anders
ls in anderen europäischen Industrienationen, weit über
000 Netzbetreiber – zugeschnitten haben. Die klaren
orgaben zur Entflechtung sind die Basis der künfti-
en Regulierung. Sie werden maßgeblich dazu beitra-
en, dass der Wettbewerb um Strom und Gas nicht durch
ine Diskriminierung von Konkurrenten bei der Nutzung
er Netze behindert werden kann. Organisatorische und
ersonelle Vorgaben werden diese Neutralität des Netz-
etriebs verstärken. So müssen die Unternehmen künftig
ür den Netzbereich gesonderte Konten führen. Dies
ird Quersubventionierungen verhindern und eine kos-
eneffiziente Überprüfung der Netzentgelte durch die
egulierungsbehörde erleichtern.
Die Vorgaben zur Entflechtung stellen die Unterneh-
en vor einige Herausforderungen und sind, jedenfalls
unächst, auch mit Kosten verbunden. Deshalb ist es
ichtig, dass wir die Gestaltungsspielräume nutzen, die
ir in Brüssel insbesondere für die kleineren und mittle-
en Netzbetreiber durchgesetzt haben. Die steuerneutrale
ntflechtung wird den Netzbetreibern helfen, bestmögli-
he Strukturen zu finden, ohne ökonomische Nachteile
n Kauf nehmen zu müssen.
Die Vorgaben zur Entflechtung sind ein Eckpfeiler

es gesamten Regulierungskonzepts. Unser Entwurf ori-
ntiert sich dabei, um das noch einmal zu sagen, an den
rüsseler Mindestvorgaben und schöpft die rechtlichen
estaltungsspielräume, die uns die Europäische Union
elässt, für kleinere und mittlere Netzbetreiber voll aus.
Zum Kernbereich der Novelle zählt die künftige
egulierung der Netzentgelte, die wir, wie Sie alle
issen, innerhalb der Koalition außerordentlich intensiv
rörtert haben. Danach ist klar, dass die Bundesnetz-
gentur grünes Licht erhält, ein für Deutschland geeig-
etes Modell für die Anreizregulierung zu erarbeiten,
nd zwar binnen Jahresfrist. Dieses Modell kann sie spä-
stens zwei Jahre nach In-Kraft-Treten des Gesetzes ei-
enständig umsetzen, so schlagen wir vor. Dies ist ein
usgesprochen ehrgeiziger Zeitplan. Aber das ist not-
endig, weil alle Marktteilnehmer so rasch wie möglich
tabile Vorgaben benötigen.
Bei der Anreizregulierung werden den Netzbetreibern

reisobergrenzen gesetzt. Diese Obergrenzen treten an






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

die Stelle einer permanenten Kostenkontrolle. Bei sach-
gerechter Verteilung von Chancen und Risiken erhalten
die Betreiber auf diese Weise marktwirtschaftliche An-
reize, um die Effizienz der Versorgung zu steigern. Wir
sind überzeugt, dass diese Anreizregulierung einen Mo-
dernisierungsruck im Denken und Handeln der gesamten
Branche auslösen kann, und setzen darauf, dass sie dies
auch auslösen wird. Das ist gut für den gesamten Wirt-
schaftsstandort Deutschland.

In der Übergangsphase bis zum In-Kraft-Treten der
Anreizregulierung müssen sich die Netzbetreiber, die
ihre Entgelte anheben wollen, einer Ex-ante-Überprü-
fung, also einer vorausgehenden Überprüfung, stellen.
Wir gewährleisten damit, dass die Nutzer der Netze
keine Entgeltanhebungen akzeptieren müssen, die nicht
gerechtfertigt sind.

Für die Erarbeitung des Anreizregulierungsmodells
ist es wichtig, dass die Bundesnetzagentur den Dialog
mit allen Marktteilnehmern sucht und auch die Wissen-
schaft einbindet. Ich will damit sagen, dass wir mit die-
sem Projekt am Beginn eines sehr bedeutungsvollen Pro-
zesses stehen, den wir nur bestehen werden, wenn sich
alle Beteiligten konstruktiv beteiligen.

Die Weichen für sinkende Netzentgelte sind gestellt.
Es wird einen Wettbewerb in den Netzen geben, wie wir
ihn bisher nicht hatten. Dieser Wettbewerb wird unzwei-
felhaft zu sinkenden Netzentgelten führen. Ich will mich
allerdings nicht an Spekulationen darüber beteiligen, in
welcher Höhe wir mit sinkenden Netzentgelten rechnen
können.

Eines müssen wir immer im Auge behalten: Unsere
Volkswirtschaft braucht nicht nur preisgünstige Energie.
Sie braucht auch Energie, die beim Kunden, bei den Ver-
brauchern genauso wie bei den Unternehmen, jederzeit
in der gewohnten Qualität ankommt. Substanzerhaltung
und angemessene Verzinsung des eingesetzten Kapitals
sind dabei nicht nur zentrale Voraussetzungen für die At-
traktivität der Netze für Investitionen, sie haben auch
eine immense Bedeutung für die Qualität der Netze. Um
es noch einmal zu sagen: Wir sollten die Fehler anderer
Länder nicht wiederholen und das Risiko von Blackouts
bei uns nicht erhöhen. Dieses Risiko sollten wir so ge-
ring wie möglich halten. Wir sind davon überzeugt, dass
wir das auch schaffen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der heute vorliegende Gesetzentwurf belegt, dass
sich der Deutsche Bundestag ausgesprochen konstruktiv
und intensiv mit den im ersten Durchgang des Gesetzge-
bungsverfahrens von den Ländern erhobenen Forderun-
gen auseinander gesetzt hat. Eine Reihe von wichtigen
Anliegen des Bundesrates ist vollständig übernommen
worden. Ich denke zum Beispiel an die Überprüfung der
Erhöhung von Netzentgelten und an die verbindliche
Einführung der Anreizregulierung. Ich hoffe, dass das
eine gute Ausgangsbasis ist, um sich in diesem sehr
komplexen Gesetzgebungsverfahren mit dem Bundesrat
zügig verständigen zu können. Es wäre gut, wenn wir
das schafften.

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(C (D Ich habe auch auf die Notwendigkeit von Investitioen und auf die Planungssicherheit, die wir mit diesem esetz schaffen, hingewiesen. Mir ist wichtig, auch daauf hinzuweisen, dass wir nach allem, was wir vonseiten er Versorgungsunternehmen wissen, allein bis 2010 mit nvestitionen in der Größenordnung von etwa 19 Miliarden Euro rechnen können. Bis 2010 sollen 9,7 Milarden Euro in Kraftwerke und 9,3 Milliarden Euro in die tromnetze investiert werden. Soweit mir bekannt ist, ist as das größte Investitionsprogramm, das in Deutschand zur Stunde auf den Weg gebracht wird. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich begrüße es, dass der Vorstandsvorsitzende von
WE, Herr Roels, gestern auf der RWE-Hauptversamm-
ng erklärt hat, sein Unternehmen plane weiterhin Mil-
iardeninvestitionen im Inland. Ich zitiere ihn wörtlich:
eutschland ist für uns nach wie vor die erste Adresse,
enn es um Investitionen geht. Sein Unternehmen plane
n Deutschland und auch in anderen Staaten, insbeson-
ere in Großbritannien, bis 2009 Investitionen in der
rößenordnung von 20 Milliarden Euro.
Ich begrüße auch, dass der Vorstandsvorsitzende von

nBW, Herr Professor Claassen, erklärt hat, dass sein
nternehmen ebenfalls Milliardeninvestitionen plane,
nd zwar in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfa-
en. Soweit ich das zur Stunde erkennen kann, sind in
aden-Württemberg zwei Kraftwerke geplant, über de-
en Standorte innerhalb der kommenden zwei Jahre ent-
chieden werden soll.
Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg spie-

en als Standorte der Kraftwerksindustrie übrigens eine
ehr zentrale Rolle. In Nordrhein-Westfalen sind ein
ochmoderner Braunkohledoppelblock mit einer opti-
ierten Anlagentechnik und einer Leistung von
100 MW, zwei Steinkohlekraftwerke mit zusammen
und 1 600 MW und zwei Gaskraftwerke mit rund
200 MW geplant. Diese Planungen sind uns bisher be-
annt. Das gehört in den Gesamtrahmen der Investitio-
en, für die wir die rechtlichen und planerischen Grund-
agen schaffen müssen. Wir sind davon überzeugt, dass
ns dies mit diesem Gesetzentwurf, für den wir um Ihre
ustimmung bitten, auf eine sehr vernünftige Weise ge-
ingen wird.
Unser Ziel ist, dass der neue Ordnungsrahmen zum

. Juli dieses Jahres in Kraft treten kann. Soweit ich das
ehe, haben sich die Beteiligten inzwischen darauf einge-
tellt. Der Erwartungsdruck ist groß. Insbesondere für die
nvestitionen brauchen wir stabile Rahmenbedingungen.
Ich meine, dass wir den Wünschen und Anliegen der
änder schon weitgehend entgegengekommen sind. Die
änder wollen überdies beim Vollzug der Regulierung
ehr beteiligt werden. Ich stehe dem prinzipiell offen
egenüber. Allerdings sollten wir hinzufügen, dass dies
ur möglich ist, wenn die Bundeseinheitlichkeit der Re-
ulierung nicht gefährdet wird. Ich sage dies in vollem
rnst: In einer Zeit, in der die Föderalismuskommission
inen neuen Anlauf unternimmt, um eine klare Kompe-
enzverteilung zwischen Bund und Ländern zu erreichen,






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

sollte es unser wichtigstes Anliegen sein, hier Einheit-
lichkeit – in diesem Fall kann es nur um Bundeseinheit-
lichkeit gehen – zu sichern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir sollten jetzt zügig mit den Gesprächen beginnen.
Wir sind zu jeder Zeit für Gespräche offen; das gilt
natürlich auch für mich. Ich bin nicht sicher, ob es zu ei-
nem Vermittlungsverfahren kommen muss. Meiner
Meinung nach wäre es besser, wenn wir ohne Vermitt-
lungsverfahren zu einem Ergebnis kommen könnten. In
jedem Fall aber gilt unser Angebot zu konstruktiver Zu-
sammenarbeit. Wir sind dazu bereit. Wir bitten Sie, dem
Gesetzentwurf grünes Licht zu geben.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517000100

Ich erteile das Wort Kollegin Dagmar Wöhrl, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dagmar G. Wöhrl (CSU):
Rede ID: ID1517000200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Ver-

fahren zur Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes
nähert sich langsam, aber sicher dem Ende. Ich glaube,
das ist auch gut so. Die Energiewirtschaft und die Ver-
braucher brauchen endlich Klarheit; denn man sagt ja zu
Recht, dass dies das Grundgesetz der Energiewirtschaft
ist. Für uns war es unverständlich, warum man dies über
ein Jahr lang hat schludern lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Diese Neuregelung sollte schon letztes Jahr umge-
setzt werden. Wir sagen Ihnen zu, dass wir hier nicht
verzögern werden. Aufgrund der Zwistigkeiten zwi-
schen Umweltministerium und Wirtschaftsministerium
ist es nicht zu einer schnellen Einigung gekommen. Wir
als Opposition werden aber alles dafür tun, damit das
Gesetz schnell verabschiedet werden kann, und haben
deswegen auch auf die Inanspruchnahme der uns zuste-
henden Fristen verzichtet.

Der Herr Minister hat bereits darauf hingewiesen,
dass hohe Investitionen getätigt werden sollen. Etwa
19 Milliarden Euro sollen bis zum Jahr 2010 investiert
werden, davon allein 9,3 Milliarden Euro in die Netze.
Eine Investitionssumme von 6 Milliarden Euro hängt
von der Verabschiedung dieses Gesetzentwurfs ab. Ich
hoffe, dass die Energieversorgungsunternehmen die In-
vestitionen, die sie angekündigt haben, schnell tätigen
werden. Das ist wichtig für unsere Versorgungssicherheit
und auch für die Leistungsfähigkeit unserer Netze.

Sie haben wichtige Impulse von der Union und vom
Bundesrat aufgenommen; das war vernünftig. Trotzdem
sind diese Impulse im Hinblick auf mehr Wettbewerb
– es handelt sich ja schließlich um ein Wettbewerbs-

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(C (D esetz – noch nicht ausreichend. Wir brauchen einen ahmen für die Wettbewerbsordnung, mit dem wir eine ostengünstige, sichere und umweltfreundliche Energieersorgung erreichen. Auf der anderen Seite brauchen ir natürlich auch leistungsfähige Energienetze. Den usgleich zu schaffen zwischen Wettbewerb auf der eien Seite und Versorgungssicherheit auf der anderen eite ist die Aufgabe dieses Gesetzes. Unser Ziel ist es, eine Stärkung des Wettbewerbs her eizuführen. Wir erhoffen uns natürlich auch niedrigere etzentgelte und damit auch niedrigere, wettbewerbsähige Energiepreise. Das ist dringend notwendig. ie Energiepreise in Deutschland sind, verglichen mit anz Europa, mit am höchsten. Gemessen an einem aushalt mit einem jährlichen Durchschnittsverbrauch on 3 500 Kilowattstunden haben wir hinter Italien und änemark die höchsten Energiepreise. (Michael Glos [CDU/CSU]: Sie müssen auch sagen, warum, Frau Kollegin!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


emessen an einem gewerblichen Kunden aus der In-
ustrie mit einem jährlichen Durchschnittsverbrauch von
,5 Millionen Kilowattstunden sind unsere Strompreise
inter Italien die höchsten.
Wir brauchen uns nichts vorzumachen: Allein mit der

nergierechtsnovelle werden wir es nicht schaffen, die
nergiepreise zu senken, auch wenn dadurch Effizienz-
ewinne generiert werden. In den letzten Jahren hat der
taat in diesem Bereich eine derart starke staatliche
nterventionspolitik betrieben, dass dies auch dann,
enn es aufgrund dieses Gesetzes zu einer 10-prozenti-
en Senkung der Netzentgelte kommt, nicht ausgegli-
hen werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU – Michael Glos [CDU/CSU]: Das ist der Trittin!)


ber 40 Prozent des Strompreises sind durch staatliche
bgaben und Belastungen bedingt. Die Kosten sind
eute sechsmal höher als zu unserer Regierungszeit. Das
st die Hauptursache für das Ansteigen der Strompreise.
Es ist daher wichtig, dass wir stark darauf achten,

ass wir wettbewerbsfähige – ich betone: wettbewerbs-
ähige – Energiepreise haben. Wir haben viele energiein-
ensive Unternehmen in unserem Land. Wir müssen alles
afür tun, dass diese Unternehmen in unserem Land
leiben, wenn sie nicht schon in andere Länder abge-
andert sind, in denen die Energiepreise weit niedriger
ind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie haben in dieser Woche davon gesprochen, die Fa-
ilienpolitik ganz oben auf Ihre Agenda zu setzen. Ich
age Ihnen eines: Das Wichtigste für Familien mit vielen
indern sind niedrige Energiepreise; denn die belasten
ie Haushalte der Familien.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Dagmar Wöhrl

Wenn wir heute fragen, ob der vorliegende Gesetzent-

wurf für den notwendigen Wettbewerbsschub, den wir
uns erhoffen, ausreicht, dann müssen wir sagen: Es ist
richtig, dass Sie auf die Forderung der Union eingegan-
gen sind, eine Ex-ante-Regelung einzuführen. Es ist
richtig, dass Sie auf unsere Forderung eingegangen sind,
eine Anreizregulierung auf den Weg zu bringen. Aber
leider sind einige Forderungen, die sehr wichtig sind,
immer noch nicht erfüllt worden. So lässt die Gasnetzre-
gulierung noch eine Reihe von Fragen offen. Die Vorga-
ben der Entflechtung sind noch nicht auf das von der EU
geforderte Minimum zurückgeführt worden. Das führt
zu einer sehr starken Belastung vor allem der kleineren
und mittleren Stadtwerke in unseren Kommunen.

Schließlich haben Sie eine unsinnige Verschärfung
der Stromkennzeichnung auf den Weg gebracht, die
nicht mehr Verbraucherschutz bringt, sondern zu Verzer-
rungen und mehr Bürokratie führt. Sie wollen, dass in
Zukunft in jeder Rechnung, in jedem Angebot und in je-
dem Werbematerial der Anteil jedes einzelnen Energie-
trägers an dem Gesamtenergiemix aufgeführt ist. Hinzu
kommen Informationen über Umweltauswirkungen und
CO2-Emissionen in Gramm je Kilowattstunde, Angabenüber den radioaktiven Abfall in Milligramm je Kilowatt-
stunde und Angaben über den Anteil des KWK-erzeug-
ten Stroms.


(Beifall der Abg. Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Sie klatschen, Frau Hustedt. Ich frage mich: Was soll
denn das? Der Verbraucher hat nichts davon und der Un-
ternehmer wird dadurch mit immensen Kosten belastet.
Vor allem frage ich mich: Wer versteht denn überhaupt,
wie stark die Umwelt belastet wird, wenn er in seiner
Stromrechnung liest, dass soundso viel Gramm je Kilo-
wattstunde an CO2-Emissionen anfallen?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wenn man Ökostrom haben will, dann kann man ihn
schon jetzt bekommen. Ich erinnere auch an Helmut
Schmidt, der einmal vor 30 Jahren gesagt hat, er ver-
stehe seine Stromrechnung nicht.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Inzwischen gibt es einen Fortschritt!)


In Zukunft wird die Stromrechnung ein ökologisches
Kreuzworträtsel sein, für das Sie einen Berater brauchen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Er hat 30 Jahre Zeit gehabt!)


Der beste Verbraucherschutz – das schreibe ich Ihnen ins
Stammbuch – sind niedrige Energiepreise. Das ist der
beste Verbraucherschutz, den wir den Verbrauchern vor
Ort geben können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Nun haben wir eine neue Bundesbehörde, die natür-

lich finanziert werden muss.

(Michael Glos [CDU/CSU]: Das können sie! – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Sie schaffen – d t a s t b u S A e W n d g w e g z – S d z a e t g S u t r n g i s E w g d d W t s g (C (D Behördenwachstum! – Zuruf von der SPD: Das stimmt doch gar nicht!)


Gut, Sie erweitern die jetzige Regulierungsbehörde;
agegen ist nichts zu sagen. – Diese Behörde muss na-
ürlich finanziert werden; das ist eine Staatsaufgabe. Sie
ber wollen die Behörde nicht finanzieren, obwohl Sie
ie einrichten wollen. Sie wollen einen Regulierungsbei-
rag erheben, den die Energieversorgungsunternehmen
ezahlen sollen. Meine Damen und Herren, wir müssen
ns doch über eines im Klaren sein: Das wird auf die
trompreise umgelegt werden. Die Behörde wird keinen
nreiz haben, wirklich effizient zu regulieren. Es wird
ine aufgeblähte Behörde werden.


(Hubertus Heil [SPD]: Sie wollen das auf die Steuerzahler abwälzen!)


ahrscheinlich, Frau Hustedt, geht es auch noch um ei-
en zusätzlichen Vizepräsidenten, der von Ihnen ange-
acht ist. Wahrscheinlich wollen Sie einem Parteimit-
lied einen Posten verschaffen, der auch noch finanziert
erden muss.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hubertus Heil [SPD]: Quatsch!)


Ein ganz großer Mangel an dem vorliegenden Gesetz-
ntwurf ist etwas, das sich wie ein roter Faden durch Ihre
anze Gesetzgebung zieht. Bei jeder Vorlage zur Umset-
ung einer EU-Richtlinie, die wir hier umsetzen müssen
das ist in Ordnung; dagegen sagt keiner etwas –, gehen
ie über die Vorgaben der EU hinaus. Damit belasten Sie
ie Menschen vor Ort und die Unternehmen, wodurch es
u Wettbewerbsverzerrungen kommt. Das ist ein Wust
n Bürokratie.
Des Weiteren führen Sie ein Verbandsklagerecht mit

iner Vorteilsabschöpfung und immense Berichtspflich-
en ein. Zukünftig wird es an die 100 Berichtspflichten
eben. Die meisten davon haben keinen erkennbaren
inn. Sie erfordern aber einen zusätzlichen Aufwand
nd Millioneninvestitionen in dreistelliger Höhe, um die
echnischen Voraussetzungen für die Erfüllung der Be-
ichtspflichten zu schaffen. Dass wir diesem Vorhaben
icht zustimmen, muss ich wohl nicht extra erwähnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie haben in Ihren Gesetzentwurf auch die vorran-

ige Einspeisung von Biogas aufgenommen. Wie auch
mmer man zu Biogas steht, es steht außer Frage, dass es
innvoll ist. Aber es geht bei dem Gesetzentwurf um das
nergiewirtschaftsgesetz, das heißt um ein Wettbe-
erbsgesetz. Insofern ist der diskriminierungsfreie Zu-
ang das oberste Ziel. Warum wollen Sie in dem Gesetz,
as wir endlich auf den Weg gebracht haben, schon wie-
er eine Ausnahme machen?


(Ludwig Stiegler [SPD]: Damit die bayerischen Bauern auch etwas haben!)


enn die vorrangige Einspeisung von Biogas beabsich-
igt ist, dann ist sie nicht in diesem Gesetz zu regeln,
ondern dann muss sie im Zusammenhang mit dem Ener-
ieeinspeisungsgesetz diskutiert und gegebenenfalls






(A) )



(B) )


Dagmar Wöhrl

darin geregelt werden. Anderenfalls würde die gesamte
Zielsetzung, die mit diesem Gesetzentwurf verfolgt
wird, von vornherein konterkariert.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Sie werfen leider viel durcheinander!)


Eine wichtige Frage im Vermittlungsverfahren wer-
den die Bund/Länder-Kompetenzen sein. In den Län-
dern ist bereits jetzt Sachverstand in Form der Preis- und
Kartellbehörden vorhanden. Ich bin sicher, dass wir uns
in dieser Frage einigen werden. Wichtig ist aber, dass
wir insgesamt zu einer kostengünstigen Regulierung
kommen. Ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, die kleinen
und mittelgroßen Stadtwerke Belastungen auszusetzen,
die nicht in der EU-Richtlinie vorgesehen sind. Ich
denke dabei an das Gleichbehandlungsprogramm, das
sie durchführen müssen, und an den Gleichbehandlungs-
beauftragten, den sie in diesem Zusammenhang einset-
zen müssen. An dieser Stelle sehe ich Diskussionsbe-
darf; denn gerade die kleinen und mittleren Stadtwerke
– vor allem diejenigen mit weniger als 100 000 Kunden –
würden so mit einem zusätzlichen Bürokratieaufwand
belastet.

Zusammenfassend ist festzuhalten: Sie sind uns ent-
gegengekommen; das ist positiv und vernünftig. Es wird
zu einem Vermittlungsverfahren kommen. Ich gehe da-
von aus, dass wir offen in die Beratungen gehen werden.
Wir wollen auch zugunsten der Investitionssicherheit in
vielen Bereichen, dass das Gesetz schnell umgesetzt
wird, und hoffen auf eine gute und konstruktive Zusam-
menarbeit im Vermittlungsverfahren.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517000300

Ich erteile das Wort Kollegin Michaele Hustedt von

der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.

Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517000400

Verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kol-

legen! Wir diskutieren heute über ein sehr großes
Reformprojekt dieser Legislaturperiode. Die Energie-
wirtschaft bildet das Rückgrat der gesamten Industrie-
wirtschaft, für die wir in ordnungspolitischer Hinsicht
eine völlig neue Basis schaffen. Das erfolgt zwar erst ein
Jahr später, als in der EU-Richtlinie vorgesehen, aber da-
mit befinden wir uns in der Gesellschaft vieler anderer
Staaten; etwa zehn Länder haben die Richtlinie bislang
noch nicht umgesetzt.

Ein viel wichtigerer Grund dafür aber ist, dass wir das
einzige Land sind, das den großen Sprung, den Paradig-
menwechsel vom verhandelten zum regulierten Netz-
zugang, noch vollziehen muss. Wir sind das einzige
Land in der Europäischen Union, das noch keine Wettbe-
werbsbehörde als fairen Schiedsrichter im Markt ge-
schaffen hat. Dass es in Deutschland zu einer mehrjähri-
gen Verzögerung hinsichtlich eines echten Wettbewerbs
gekommen ist, ist Ihnen zuzurechnen. Sie haben auf den
verhandelten Netzzugang gesetzt, statt von vornherein

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(C (D estzustellen, dass dieser Weg nicht erfolgreich sein ann. Ich glaube, dass wir nun einen Riesensprung machen. ir haben gleichzeitig die Unbundling-Richtlinie umesetzt. Das müssen andere Länder erst noch tun. Das eißt, wir werden uns in der Frage eines ambitionierten egulierungssystems, in der wir bisher Schlusslicht waen, direkt an die Spitze der europäischen Wettbewerbsolitik setzen. Ich finde, das ist ein großer Verdienst. Das ollten wir heute feiern. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as war längst überfällig; denn wir haben in Deutsch-
and die höchsten Energiekosten in Europa.


(Zuruf von der CDU/CSU: Dank Rot-Grün!)

ir können gerne über den staatlichen Anteil an den
nergiekosten reden. Herr Glos, ich biete Ihnen folgende
ette an: Ich wette, dass Sie, falls Sie – das ist allerdings
nwahrscheinlich – in der nächsten Legislaturperiode re-
ieren sollten,


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Darauf sollten Sie sich einstellen!)


ie Ökosteuer nicht senken werden. Frau Wöhrl hat sich
islang geweigert, diese Wette anzunehmen. Ich bin ge-
pannt, ob Sie in diese Wette einschlagen.
Die Höhe der Förderung der erneuerbaren Energien

eträgt 0,5 Cent pro Kilowattstunde. Zum Vergleich: Die
urchleitungsgebühren belaufen sich auf 7 Cent pro
ilowattstunde. Wir stehen zur Förderung der erneuer-
aren Energien. Das soll auch auf den Rechnungen
ransparent gemacht werden; denn angesichts steigender
nergiepreise ist es dringend notwendig, Alternativen
ufzubauen. Ein Beispiel: Im Februar dieses Jahres wa-
en die erneuerbaren Energien, insbesondere die Wind-
nergie, an der Börse billiger als ein Mix aus fossilen
nd atomaren Energien. Das hatte mit den hohen Preisen
ür fossile Energieträger und mit dem Kälteeinbruch zu
un. Das heißt, die Nutzung erneuerbarer Energien wird
angsam wirtschaftlich. Investitionen in diesen Bereich
ind also Zukunftsinvestitionen. Dazu stehen wir.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Auch nach Abzug der staatlichen Abgaben haben wir
islang in Deutschland die höchsten Energiepreise euro-
aweit. Wir haben außerdem europaweit die höchsten
urchleitungspreise, und das bei gleichzeitig explodie-
enden Gewinnen der Stromkonzerne. Es ist also absolut
otwendig, dass hier gehandelt wird. Neutrale Netze
ind eine wichtige Voraussetzung für mehr Wettbewerb.
ie Hälfte der Kraftwerkskapazitäten muss ersetzt wer-
en. Es wurde nun von der Wirtschaft angeboten,
0 Milliarden Euro zu investieren. Das begrüßen wir.
ber neutrale Netze sind eine Voraussetzung dafür, dass
ir jeden einladen können, in Deutschland zu investie-
en, und zwar nicht nur die vier großen Stromkonzerne,
ondern auch ausländische und kleine Investoren. Die






(A) )



(B) )


Michaele Hustedt

Vielfalt der Akteure ist eine Voraussetzung für eine Viel-
falt der Technologien in Deutschland. Wir wollen ange-
sichts eines weltweit wachsenden Energieverbrauchs die
Investitionen nutzen, um Deutschland zu einem Schau-
fenster der Anlagetechnologie zu machen. Das ist unser
Ziel. Dafür brauchen wir neutrale Netze. Nur dann kann
jeder Investor seinen Strom zum Verbraucher transpor-
tieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auch auf dem Gasmarkt ist eine Diversifizierung
notwendig. Wir dürfen uns nicht mehr nur auf wenige
Anbieter konzentrieren; denn Gas ist eine Energiequelle,
deren Bedeutung wächst und die als Primärenergie für
den Übergang absolut notwendig ist. Wir sorgen auf dem
Gasmarkt erstmalig für einen Einstieg in den Wettbe-
werb. Sie haben das mit der alten Verbändevereinbarung
versäumt. Wettbewerb ist eine Voraussetzung für Versor-
gungssicherheit. Hier sind wir einen entscheidenden
Schritt vorangekommen.

Ich freue mich, dass auch die CDU/CSU und die FDP
inzwischen einsehen, dass ein regulierter Netzzugang
und eine Wettbewerbsbehörde als fairer Schiedsrichter
auf dem Markt der richtige Weg sind. Sie sind auf diesen
Zug aufgesprungen, als wir ihn schon lange in Gang ge-
setzt hatten. Wenn Sie nun die Backen für noch mehr
Wettbewerb aufblasen, dann kann ich nur sagen: Wir
werden Sie im Bundesrat daran messen. Die Welle der
Lobbyisten rollt ja nun auf Sie zu. Ich bin gespannt, in-
wieweit Sie weiter gehende Forderungen für noch mehr
Wettbewerb, die ich durchaus unterstützen könnte, im
Bundesrat tatsächlich durchsetzen werden. Daran wer-
den wir Sie jedenfalls messen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Frau Wöhrl, Sie haben erneut angekündigt, dass Sie

eine Vorrangregelung zugunsten von Biogas bekämpfen
wollen. Ich sage Ihnen: Das Ziel muss sein, auch einen
diskriminierungsfreien Zugang für Strom aus Biogas zu
schaffen. Dafür ist eine Vorrangregelung notwendig.

Es geht hier nicht darum, eine Einspeisevergütung zu
zahlen. Es ist völlig klar: Die Kosten für die Einspeisung
von Biogas müssen vom Einspeiser getragen werden. Es
geht hier nicht um eine Subventionierung von umwelt-
freundlichem Biogas, sondern schlichtweg um die Rege-
lung, dass Biogas auch dezentral, also vor Ort, einge-
speist werden kann.

Frau Merkel hat einerseits auf der Grünen Woche ge-
sagt: Die Bioenergie hat eine Zukunft; wir müssen sie
stärker fördern. Andererseits hat sie ihre Truppen in
Gang gesetzt, um gegen die mit der Bioenergie verbun-
denen Errungenschaften – Stichwort: der Landwirt als
Energiewirt von morgen – zu kämpfen. Daher muss ich
Sie schon fragen: Wofür stehen Sie? Sind Sie dafür oder
sind Sie dagegen? Sie müssen sich einmal entscheiden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie haben hier angekündigt, die Verbraucherrechte
zu schleifen. Dazu sage ich Ihnen: Viel Spaß! Es gibt in

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(C (D eutschland inzwischen mehrere Bürgerinitiativen mit ausenden von Bürgern, die sich weigern, ihre Gasrechung und ihre Stromrechnung zu bezahlen, weil sie roße Angst haben, dass sie von Stromkonzernen, die uasi wie Monopole agieren, einfach nur abgezockt weren. (Michael Glos [CDU/CSU]: Das sind eure Anhänger, die nicht zahlen!)


ch wünsche Ihnen viel Spaß dabei, zu versuchen, die
erbraucherrechte zu schleifen. Ich glaube nicht, dass
ie dabei viel Zustimmung in der Bevölkerung bekom-
en.
Jeder Wettbewerbstheoretiker behauptet: Starke Ver-

raucherrechte sind auch ein Motor für mehr Wettbe-
erb; denn gerade der Kleinste ist der Schwächste auf
em Markt. Wenn wir den Kleinsten schützen – der
este Schutz ist ein starkes Verbraucherrecht –, zieht das
atsächlich mehr Dynamik und mehr Wettbewerb auf
em Markt nach sich und das ist gut so.
Ich möchte noch etwas zum Thema Transparenz sa-

en. Transparenz ist die absolute Voraussetzung dafür,
ass eine Wettbewerbsbehörde regulieren kann. Bislang
esteht nämlich das Problem, dass absolut undurchsich-
ig ist, was die Stromkonzerne in diesem Bereich verein-
aren. Die Preisaufsichten der Länder waren bislang völ-
ig überfordert, wenn es darum ging, in die Bücher zu
chauen. Transparenz ist ein Bestandteil von Wettbe-
erb. Sie wollen die entsprechenden Berichtspflichten
sie sind uns übrigens von der EU auferlegt – abbauen.
as ist ein Hinweis darauf, dass Sie weniger Wettbewerb
ollen.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Nicht alle! Das wissen Sie ganz genau! Die meisten nicht!)


Der Bundesrat wird darüber demnächst verhandeln.
ir sollten versuchen, auch hier miteinander darüber zu
prechen. Ich glaube, das Bund/Länder-Problem wird
in Thema sein. Ich gehe davon aus, dass wir in diesem
ereich einen Kompromiss finden werden. Wie ich
eiß, ist man sich auf Bundesebene einig, dass es eine
undeseinheitliche Regulierung geben muss und dass es
icht 16 verschiedene Regulierungsansätze geben darf.
ch weiß aber auch, dass die Landesregierungen beider
eiten durchaus andere Interessen vertreten. Ich hoffe,
ass wir zusammenfinden werden.
Das „Handelsblatt“ schrieb direkt nach unserem Be-

chluss zur Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts:
Man kann nur hoffen, dass auch die unionsgeführte
Ländermehrheit im Bundesrat … ein einigermaßen
konsistentes Konzept nicht noch im Ringen um po-
litische Punktsiege zerstört. Jeder Beitrag zum zü-
gigen Abschluss des Verfahrens wird ein Beitrag
zur Stärkung der wirtschaftlichen Dynamik im
Lande sein.

ch kann dem „Handelsblatt“ nur zustimmen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517000500

Ich erteile das Wort Kollegin Gudrun Kopp, FDP-

Fraktion.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1517000600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Herren und Da-

men! Deutschland ist bei den Energiepreisen Spitzen-
reiter,


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Leider wahr!)

und zwar sowohl, was die privaten Endverbraucher, als
auch, was die Wirtschaftsunternehmen betrifft. Ich sage
in Richtung der rot-grünen Regierung und der sie tragen-
den Fraktionen: Das hat natürlich Ursachen. Sie brau-
chen sich heute Morgen wegen dieses Gesetzentwurfs,
der endlich auf dem Tisch liegt, gar nicht zu feiern.

Ich nenne nur ein paar Kenndaten: Auf jedem Bun-
desbürger lasten allein für Steuern und Abgaben auf
Energie 798 Euro. Die Ministererlaubnis für die Fusion
von Eon und Ruhrgas hatte zur Folge, dass auf dem
Energiemarkt in Deutschland eine Konzentration ersten
Ranges erfolgen konnte. Das heißt, wir sind von echten
Wettbewerbsstrukturen hier weit entfernt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie haben dem Standort Deutschland ein regulie-
rungsfreies Jahr beschert; es gab nämlich Differenzen
zwischen den beiden Ministern bzw. Ministerien – das
ist schon gesagt worden –; man hat sich lange nicht eini-
gen können. Das hat dazu geführt, dass Netzbetreiber
und Versorger noch einmal kräftig zugreifen, also die
Verbraucher zur Kasse bitten konnten. Das, sehr geehrter
Herr Minister Clement, liegt auch in Ihrer Verantwor-
tung.

Insofern haben wir allen Grund, dafür zu sorgen, dass
es künftig wenigstens im Netzbereich einen diskriminie-
rungsfreien Zugang und damit Wettbewerb gibt. Wir
sind weit davon entfernt, den Wettbewerb dort gestaltet
zu haben. Insbesondere problematisch ist der Gasbe-
reich; auf den komme ich gleich noch einmal zu spre-
chen. Es geht darum, gerade dieses natürliche Monopol
Netz zu öffnen.

Wir wissen, dass es eine Regulierung geben muss.
Wir hätten uns gewünscht, dass das Bundeskartellamt als
der Wettbewerbshüter Nummer eins in dem Bereich
hätte agieren können. Nun kommt es nicht so. Sie wollen
die Reg TP damit beauftragen. Um die Zielrichtung der
Regulierung noch genauer zu beschreiben, würden wir
uns wünschen, dass die Regulierungsbehörde künftig
„Wettbewerbsagentur Netze“ genannt werden könnte.
Dann wüsste man gleich, wohin die Reise gehen soll.
Wichtig ist uns als FDP-Bundestagsfraktion, dass die
neue Regulierungsbehörde politisch unabhängig agieren
kann, dass dort nicht eingegriffen wird.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Gitta Connemann [CDU/CSU] und des Abg. Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU])


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(C (D Zur Finanzierung der Regulierung sage ich für die iberalen noch einmal ganz ausdrücklich: Die Regulieung ist eine staatliche Aufgabe. Sie müsste deshalb aus em Bundeshaushalt finanziert werden und dürfte nicht er Umlage den Unternehmen und dann wieder den Verrauchern auferlegt werden. Sie haben unsere Anregung, den Regulierungsbeitrag das sind ja Kosten – wenigstens zu deckeln, leider icht aufgegriffen, was dazu führt, dass in der Regulieungsbehörde beliebig viel Personal eingestellt und die ehörde so personell aufgebläht werden kann. Auf der nderen Seite wird das Bundeskartellamt personell imer weiter ausgedünnt; ihm werden Gelder entzogen. as finden wir nicht richtig. Zumindest eine Deckelung es Beitrags hätte also erfolgen müssen. Wir hätten uns auch gewünscht, dass bei Missbräu hen Gewinnabschöpfungsmöglichkeiten gegeben wäen, um so einen Finanzierungsbeitrag für die Regulieungsbehörde leisten zu können, wie das im Übrigen uch beim Bundeskartellamt möglich ist. Ich sagte eben schon: Dringend nachgebessert werden uss im Gasbereich. Wenn Sie das einmal genau berachten, stellen Sie fest, dass das Gesetz, gerade was asregulierung, Zugang zu den Netzen betrifft, immer och unterbelichtet ist. Hier müssen wir nachbessern. ir müssen uns vergegenwärtigen, dass in dem Bereich angfristlieferverträge mit Unternehmen über 30, 0 Jahre bestehen und dass diese Kapazitäten über viele ahrzehnte abgeschöpft, nicht mehr frei zugänglich sind. ch frage Sie: Wie wollen Sie angesichts dessen Wettbeerb in diesen Bereich bringen? Es gibt im europäischen Ausland so genannte Gaselease-Projekte, über die wir nachdenken müssen. Ein estimmter Anteil von Gaslieferungen muss auch in Zuunft dem freien Markt zugänglich sein. Diesbezüglich üssen wir noch einmal in dezidierte Verhandlungen intreten. Zu diesem Gesetz ist zu kritisieren, dass Sie sach remde Aspekte eingearbeitet haben, wie meine Kollegin öhrl vorhin schon gesagt hat. Sie haben eine Vorrang egelung für Biogas und Kraft-Wärme-Kopplung aufgeommen. Wir sagen: Das hat in diesem Gesetz nichts zu uchen. Das sind regulierungsfremde Bestandteile. Sie ollten keinen Eingang in dieses Gesetz finden. Bei den Regelzonen ist uns wichtig, dass es zu einer inheitlichkeit kommt. Bei der Komplexität des Themas uss sehr viel mehr Transparenz gewährleistet werden, ls es durch dieses Gesetz möglich ist. Unseres Erachens besteht eine Unterbelichtung bei den so genannten ntflechtungsregelungen, also den Unbundling-Regeungen. Da sieht der Gesetzentwurf nach wie vor die so enannte 100 000-Endkunden-Regelung vor. Entflochen werden müssen also Unternehmen ab einer Zahl von 00 000 Endkunden. Das scheint uns ein viel zu hoch egriffener Wert zu sein. Sie würden auf diese Weise nur Gudrun Kopp wenige Unternehmen zur Entflechtung zwingen, die für mehr Transparenz und Wettbewerb nötig ist. (Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen Sie einmal mit Frau Wöhrl diskutieren!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Wir plädieren dafür, auf eine Marge von etwa
25 000 Endkunden herunterzugehen, um so den Markt
besser zu liberalisieren.


(Beifall bei der FDP)

Damit würde dem Wettbewerb Vorrang eingeräumt.

Wir finden es sehr gut, was zur Anreizregulierung
vorgelegt wurde: Innerhalb von zwölf Monaten soll ein
Anreizsystem geschaffen werden, was zugleich ein ler-
nendes System ist. Dieses Ziel ist ehrgeizig und zugleich
unterstützenswert.

Im Gesetz ist aber nach wie vor als Kalkulations-
methode für die Abschreibung die Nettosubstanzerhal-
tung vorgesehen. Wir dagegen plädieren für die Veran-
kerung der Realkapitalerhaltung. Das bedeutet, dass bei
der Kapitalbeschaffung die Anschaffungskosten zu-
grunde gelegt werden. Das würde mehr Transparenz
schaffen und dadurch würde die Möglichkeit einge-
schränkt, Gewinne zu verstecken, was bei Zugrundele-
gung der Kalkulationsmethode Nettosubstanzerhaltung
eher möglich wäre. Darauf sollten wir achten. Deshalb
sollten wir an der Stelle nachverhandeln.

Auf die Berichtspflichten wurde schon eingegangen,
es handelt sich um etwa 100 Pflichtberichte. Wir wissen,
dass Berichte für das Monitoring während der Regulie-
rungsphasen notwendig sind. Aber den Wust von
100 Pflichtberichten müssen wir unbedingt noch einmal
durchleuchten, durchforsten und schauen, auf welche
wir verzichten können. Ich denke dabei insbesondere an
solche, die aufgrund der EU-Beschleunigungsrichtlinien
nicht zwingend vorgeschrieben sind.

Wir finden es sehr gut und unterstützen es, dass jetzt
das Mess- und Zählwesen liberalisiert werden soll. Wir
wünschen uns hier aber keinen Aufschub, der sich ja
durch die Anlaufzeit von fünf Jahren ergibt, sondern wir
möchten, dass das Mess- und Zählwesen, sobald es
rechtlich möglich ist, liberalisiert wird. Das geht schnel-
ler als im Gesetzentwurf dargelegt.

Das Verbandsklagerecht zum Beispiel für die im
vzbv zusammengeschlossenen Verbraucherverbände
lehnen wir Liberale ab. Wir sind der Ansicht, dass ein
gut arbeitender unabhängiger Regulierer, der für einen
diskriminierungsfreien Netzzugang sorgt, den besten
Verbraucherschutz darstellt. Wir brauchen nicht noch ein
zusätzliches Verbandsklagerecht, was zu einer Ver-
schleppung des nötigen Liberalisierungsverfahrens füh-
ren kann. Wir bitten also, auch diesen Punkt noch einmal
zu überdenken.

Priorität hat für uns eine bundeseinheitliche Zustän-
digkeit bei der Regulierung. Wir müssen aufpassen, dass
es hier nicht zu Mischzuständigkeiten kommt. Ich weiß
natürlich, dass es einige Länder gerne sähen, wenn sie
hier in irgendeiner Weise beteiligt würden. Wir müssen

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(C (D ehen, was sich in dem Fall bei den Verhandlungen eribt und welche Möglichkeiten es gibt, hier zu einer inigung zu kommen. Die Marschrichtung muss aber auten: Schaffung von Wettbewerb und nicht Behindeung von Wettbewerb. Wir wollen diskriminierungsreien Zugang und möglichst auch in diesem Bereich iedrigere Preise. Der Standort Deutschland hat es nötig, ich zukünftig im Industrieund Energiebereich besser ufzustellen. Vielen Dank. Ich erteile das Wort Kollegen Rolf Hempelmann, DU/CSU-Fraktion. (Ludwig Stiegler [SPD]: Guten Morgen, Herr Präsident! – Zuruf von der CDU/CSU: Noch nicht!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517000700

Nein, natürlich SPD-Fraktion.


Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1517000800

Verehrter Herr Präsident, Sie sehen, die Angebote

ommen sofort, aber ich weiß, wo ich zu Hause bin.

(Ludwig Stiegler [SPD]: Die brauchen einen Energiefachmann!)

Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe
ollegen! Wir sprechen heute über nichts weniger als
ber ein neues Grundgesetz für die Energiewirtschaft
nd Energiepolitik.


(Widerspruch des Abg. Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU])


it dem neuen Energiewirtschaftsrecht sehen wir einen
oppelten Paradigmenwechsel vor. Insofern ist, wie ich
enke, diese Begrifflichkeit durchaus gerechtfertigt.
Auf der einen Seite errichten wir eine Regulierungs-

ehörde, die zukünftig Bundesnetzagentur heißen soll.
amit begeben wir uns in den Geleitzug der Europäi-
chen Union, wo es schon seit Jahren Regulierungsbe-
örden gibt, die über den Wettbewerb wachen.
Dass wir das erst jetzt tun, hat – das ist, glaube ich,

eutlich geworden – etwas damit zu tun, dass dies der
reite Wunsch der Energiewirtschaft, aber auch der Poli-
ik, und zwar nicht nur der regierenden Fraktionen, son-
ern auch ihrer Vorgänger in der Regierung, gewesen ist.
ch glaube, dass es gut ist, dass wir dieses regulierte Sys-
em jetzt einführen, weil es uns nämlich ermöglicht, im
hor der europäischen Mitgliedstaaten sehr deutlich zu
achen, dass wir uns damit sozusagen an die Spitze der
ewegung setzen. Denn in allen anderen Punkten der
arktöffnung sind wir in Deutschland erheblich weiter
ls die meisten anderen europäischen Mitgliedstaaten.
Darüber hinaus wird binnen zwölf Monaten eine
nreizregulierung eingeführt werden, ein System, das
isher nur sehr wenige Mitgliedstaaten eingerichtet ha-
en und bei dem wir von Fehlern anderer lernen können,
ie wir Gott sei Dank nicht wiederholen müssen.






(A) )



(B) )


Rolf Hempelmann

Ich denke, dass angesichts dieses doppelten Paradig-

menwechsels, dieses doppelten Betretens von Neuland
auch deutlich wird: Eine solche Operation braucht Zeit.
Wir haben uns diese Zeit genommen und einen Dialog
auch mit den Marktteilnehmern geführt. Hier geht Quali-
tät vor Geschwindigkeit. Deswegen glaube ich, dass wir
hier und heute etwas Gutes auf den Tisch gelegt haben.


(Beifall bei der SPD)

Ziel dieses neuen Energiewirtschaftsgesetzes ist ins-

besondere die Verbesserung des Wettbewerbs bei den
leitungsgebundenen Energien, also bei Strom und Gas.
Das bedeutet vor allem einen diskriminierungsfreien Zu-
gang Dritter zu den Strom- und Gasnetzen. Damit ver-
bunden ist in der Folge die Erwartung sinkender Netz-
nutzungsentgelte.

Ich unterstreiche ausdrücklich, was auch Minister
Clement hier schon gesagt hat: Wir dürfen die Erwartun-
gen aber nicht überstrapazieren. Wir setzen darauf, dass
die Entgelte und in der Tendenz letztendlich auch die
Endverbraucherpreise sinken werden. Aber klar ist
ebenso: Es gibt eine ganze Menge anderer Faktoren, die
auf die Strom- und Gaspreise einwirken,


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Wohl wahr!)


zum Beispiel die Kosten von Primärenergien. Wir wis-
sen, dass gerade in letzter Zeit die Bezugspreise für Im-
portkohle und Gas deutlich gestiegen sind. Insofern
muss man mit den Erwartungen der Bevölkerung ehrlich
umgehen.

Ziel ist nicht – auch das ist hier schon deutlich gewor-
den – die Preissenkung sozusagen um jeden Preis; es ist
kein Preisdumping geplant. Wir wollen die Beibehal-
tung, ja die Fortentwicklung der in Deutschland hohen
Netzqualität. Diese ist Bestandteil der Versorgungsquali-
tät. Versorgungssicherheit zeichnet sich nicht nur durch
das Vorhandensein von Kohle, Gas und anderen Primär-
energien, die der Verstromung dienen, aus, sondern eben
auch durch eine hohe Qualität der Netze. Das funktio-
niert nur über Investitionen und diese werden nur getä-
tigt, wenn sie rentierlich sind.

Meine Damen und Herren, die Erwartungen, die wir
an dieses Gesetz knüpfen, sind also hoch. Einige davon
werden – das ist von Minister Clement hier ebenfalls
schon berichtet worden – offenbar schon sehr frühzeitig
erfüllt. Jedenfalls sind Investitionen, die wir uns erhof-
fen, zum großen Teil schon von wichtigen Markt-
akteuren angekündigt worden; sie werden allein bis 2010
fast 10 Milliarden Euro in die Netze bringen. Das führt
auch zu einem ausgesprochen hohen Beschäftigungsef-
fekt.

Ich will an dieser Stelle, durchaus mit einem gewissen
Stolz, sagen, dass wir ähnliche Investitionsankündigun-
gen auch für den Bereich der Kraftwerke haben und
dass dies nicht ausschließlich mit dem Energiewirt-
schaftsgesetz zu tun hat, sondern auch mit gesetzgeberi-
schen Aktivitäten, die wir im letzten Jahr vollzogen
haben, insbesondere mit dem Treibhausgas-Emissions-
handelsgesetz und mit dem Nationalen Allokationsplan.

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(C (D ffenbar sind uns hier Rahmenbedingungen gelungen, ie auch Investitionen in den Kraftwerkssektor rentierich erscheinen lassen. Um das Ganze rund zu machen: Auch im Bereich der rneuerbaren Energien sind umfängliche Investitionen ngekündigt worden. In meinem Wahlkreis, in Essen, ab es kürzlich eine Veranstaltung, in der die Ankündiungen von Investitionen in diesem Bereich im Mittelunkt standen. Offenbar ist es der Koalition also mit em EEG, mit dem Emissionshandelsgesetz und jetzt mit em Energiewirtschaftsgesetz gelungen, einen Rahmen u schaffen, der Wettbewerb, aber eben auch Investitioen ermöglicht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Schon in den Beratungen des Wirtschaftsausschusses
st deutlich geworden, dass wir in den meisten Fragen
icht sehr weit auseinander liegen. Die CDU/CSU macht
n dem grundsätzlichen Teil ihres Antrags, der ebenfalls
eute zur Abstimmung steht, deutlich, dass es auch ihr
m die Zielsetzungen geht, die bei uns im Mittelpunkt
estanden haben. Das heißt hinsichtlich des Energiewirt-
chaftsgesetzes insbesondere, dass es neben der Wettbe-
erbsfähigkeit eben auch um die Wirtschaftlichkeit und
ie Versorgungssicherheit geht.
Die Debatte im Wirtschaftsausschuss war ausgespro-

hen konstruktiv. Ich denke, es ist eine verzeihliche
ünde, wenn dieser Stil in öffentlicher Debatte nicht im-
er durchgehalten werden kann. Frau Wöhrl, Sie haben
hr Lob gelegentlich versteckt. Der Anteil Ihrer Rede,
er sich mit Tadel beschäftigt hat, war – für uns ungüns-
ig – höher. Trotzdem hoffe ich, dass wir bei den Bera-
ungen im Vermittlungsausschuss zwischen Bundestag
nd Bundesrat – wenn es denn notwendig sein sollte, ihn
inzurichten – letztendlich zu guten Ergebnissen kom-
en werden. Unsere Gesprächsbereitschaft haben wir
enauso erklärt, wie Sie das für Ihre Seite getan haben.
Wir sind dafür dankbar, dass Sie einer Fristverkür-

ung zugestimmt haben. So können wir möglichst
chnell in die Verhandlungen eintreten. Gleichzeitig sage
ch: Die Tatsache, dass wir ein wenig Zeit gebraucht ha-
en, hat etwas mit der Komplexität der Materie zu tun.
ir haben hier einen Bereich zu regeln, in dem über
000 Netzbetreiber und natürlich auch die Verbrauche-
innen und Verbraucher ihre berechtigten Interessen ha-
en. In diesem Bereich hatten wir sehr viel mehr zu tun
ls andere Mitgliedstaaten. Ich nenne insbesondere die
inrichtung des Regulierers. Die Zeit, die bisher inves-
iert worden ist, ist also keine vertane Zeit gewesen.
Zu den einzelnen Instrumenten will ich relativ wenig

agen, weil dazu schon vieles gesagt worden ist. Ein
ernbestandteil ist die Entflechtung des Netzbetriebs
on den anderen Bereichen – das sind die Bereiche Pro-
uktion und Vertrieb – vertikal integrierter Energiever-
orgungsunternehmen. Ich denke, das ist eine wichtige
oraussetzung für Wettbewerb. Damit ist der Regulierer
n der Lage, eine Wettbewerbskontrolle durchzuführen.
Für Ausnahmeregelungen, die wir für kleinere Un-

ernehmen formuliert haben – das sind Unternehmen mit






(A) )



(B) )


Rolf Hempelmann

weniger als 100 000 angeschlossenen Kunden – und die
wir für angemessen halten, haben wir schon in Brüssel
gekämpft. Wichtig ist, dass es uns gelungen ist, den ge-
samten Vorgang steuerneutral zu halten. Auf die Unter-
nehmen kommen also keine zusätzlichen Kosten zu.

Es gibt darüber hinaus – damit haben wir dringenden
Wünschen des Bundesrates entsprochen – eine Ex-post-
Kontrolle, also eine nachträgliche Kontrolle, aller zwi-
schenzeitlich stattgefundenen Entgelterhöhungen. Das
war auch ein Wunsch der Verbraucherverbände, dem wir
auf diese Art und Weise entsprochen haben.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Genauso wichtig ist, dass es eine Ex-ante-Kontrolle,
also eine Vorabkontrolle, aller Entgelterhöhungen geben
wird, die ab In-Kraft-Treten des Gesetzes vorgenommen
werden. Das ist ein wichtiger Baustein, um sozusagen
eine Brücke in Richtung Anreizregulierung zu bauen.
Ich kann mir vorstellen, dass so mancher Netzbetreiber
zweimal nachdenkt, ob er in diesem Zeitraum tatsächlich
Entgelterhöhungen durchführen will.

Als drittes wichtiges Instrument haben wir die
Anreizregulierung. Es ist deutlich geworden, dass wir
Anreize zur Kostensenkung geben wollen, die letztlich
in sinkende Netzentgelte mündet. Dabei sollen beson-
ders effiziente Unternehmen überdurchschnittliche Ren-
diten erwirtschaften können. Es handelt sich also um ein
sehr marktwirtschaftliches Instrument. Wir wollen au-
ßerdem über vorgegebene Qualitätsstandards sicher-
stellen, dass nicht die gleichen Fehler wie in anderen
Mitgliedstaaten gemacht werden. Wir wollen Netzsi-
cherheit und die dafür notwendigen Investitionen ermög-
lichen. Auch dazu geben wir die notwendigen Anreize.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Gasbereich – eben ist angemahnt worden, hier
müsse man mehr tun – haben wir den größten Schritt
nach vorne gemacht. Wir gehen von einem entfernungs-
abhängigen, also von einem transaktionsabhängigen,
System zu einem so genannten Entry-Exit-System über.
Das ist ein System, bei dem es nur noch um die Festle-
gung eines Einspeise- und eines Ausspeisepunktes geht.
Es ist ein ausgesprochen einfaches System, das von allen
Seiten, gerade auch von Verbrauchern und Händlern, ge-
lobt wird.

Deswegen glaube ich, dass wir auch auf diesem Ge-
biet wichtige Voraussetzungen für mehr Wettbewerb ge-
schaffen haben.

Wir werden eine schrittweise Liberalisierung des
Mess- und Zählwesens haben. „Schrittweise“ heißt aber
nicht: verschieben auf den Sankt-Nimmerleins-Tag; in
einem Jahr wird das Zählwesen liberalisiert sein. Beim
Messwesen braucht man etwas mehr Zeit, weil es wich-
tige technische Voraussetzungen zu schaffen gibt. Dafür
braucht man Zeit. In diesem Bereich ist aber Musik. Da
ist auch für die Verbraucher eine Menge zu holen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Ein wichtiger Punkt, gerade für diejenigen, die in Inustrieregionen leben, ist die verursachergerechte Vereilung der Netzentgelte. Das wird zu Entlastungen bei anz besonders stromintensiven Unternehmen führen; ber nicht etwa, weil wir um jeden Preis Härtefallregeungen einrichten, sondern weil es honoriert wird, wenn iese Unternehmen zum Beispiel Verträge schließen, bei enen sie zulassen, dass ihr Strom abgeschaltet wird, enn das Angebot an Strom geringer ist als die Nachrage. Das führt zu Netzentlastungen aller anderen Netzeilnehmer. Das kann man honorieren; das kann man beahlen. Deswegen sind in einem solchen Fall niedrigere etzentgelte angemessen. Ich will deutlich machen: Mit diesem Energiewirt chaftsgesetz, mit der Einrichtung der Regulierungsehörde, der Bundesnetzagentur, begibt sich Deutschand, was das Thema Marktöffnung bei Strom und Gas ngeht, eindeutig in die Spitzenreiterrolle, jedenfalls in ie Spitzengruppe innerhalb der Europäischen Union. ch glaube, wir sind uns darin einig, dass wir in den letzen Jahren in dem Bereich Marktöffnung – wir hatten auf iesem Gebiet von Anfang an 100 Prozent Öffnung – urchaus vorbildliche Arbeit geleistet haben. Wir hatten ber noch keinen Regulierer. Das gab den anderen die öglichkeit, wenn wir mehr Wettbewerb anmahnen ollten, immer wieder auf uns zu zeigen und zu sagen: chafft ihr doch bitte erst einmal den Regulierer. Das ist jetzt vorbei. Wir können jetzt gegenüber ande en Ländern – Sie wissen, von welchen Ländern ich vorehmlich spreche; sie sind unsere Hauptwettbewerber – ehr deutlich machen, dass wir von ihnen weitere Marktffnungsschritte erwarten. Das kommt unseren Unterehmen zugute, die dann auch in diesen Ländern am ettbewerb teilnehmen können, zugunsten von Arbeitslätzen auch in Deutschland. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Zum Schluss: Dies ist keine abschließende Debatte,
ie Debatte wird im Bundesrat weitergehen. Angebote
ür einen konstruktiven Dialog wurden schon gemacht.
ch hoffe in der Tat auf eine sehr baldige Einigung zwi-
chen Bundestag und Bundesrat. Die Fristverkürzung
ird uns dabei helfen. Es wird darauf ankommen, dass
as Angebot, dass der Geist konstruktiver Zusammen-
rbeit tatsächlich durchgehalten wird.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Bei uns schon! Da sind Sie in Gefahr!)


ir sollten uns jedes Populismus enthalten und letztlich
ersuchen, die Probleme, die unterschiedlichen Auffas-
ungen, die noch vorhanden sind, zu beseitigen.
Was das Thema Länderkompetenzen angeht, gilt

as, was Minister Clement gesagt hat: Wir erwarten eine
undeseinheitliche Regulierung. Mit „wir“ meine ich
uch die Verbraucher. Alle Marktteilnehmer erwarten
as.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Rolf Hempelmann

Wenn es von Länderseite Vorschläge gibt, wie man die-
ses Ziel unter Einbeziehung der Länder und Abgabe von
Teilkompetenzen an die Länder erreichen kann, sind wir
offen für das Gespräch.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517000900

Ich erteile das Wort Kollegen Joachim Pfeiffer, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1517001000

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Herr Bundesminister Clement, wir haben es selbst-
verständlich gerne gehört, dass Sie eingangs betonten,
wie wichtig die Energiepreise für Wachstum und Be-
schäftigung sind und dass wir ein Interesse an wettbe-
werbsfähigen Energiepreisen haben. Wir brauchen im
europäischen Kontext nämlich wettbewerbsfähige
Energiepreise für Wirtschaft und Verbraucher: für die
Wirtschaft, damit die Arbeitsplätze und die Investitionen
hier im Land bleiben, und für den Verbraucher, damit er
seine Konsumentensouveränität erhält und durch die
Nachfrage die Binnenkonjunktur antreiben kann.

Allerdings muss man schon feststellen, dass Ihre Poli-
tik – wir wollen keine selektive Wahrnehmung betreiben –
in den letzten sechs Jahren nicht gerade darauf angelegt
war, die Wettbewerbsfähigkeit der Energiepreise zu för-
dern. Es wurden die Primärenergiepreise angesprochen,
die in der Tat gestiegen sind und wahrscheinlich weiter
steigen werden. Aber der entscheidende und größte Fak-
tor für die Beeinflussung der Energiepreise am Standort
Deutschland sind die staatlich verursachten und adminis-
trierten Abgaben und Belastungen,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


die durch Sie, durch diese Bundesregierung, seit 1998
eingeführt wurden. Die staatlich administrierten Belas-
tungen betrugen 1998 knapp über 2 Milliarden Euro pro
Jahr. Bezogen auf das Jahr 2004 reden wir heute von
staatlichen Belastungen in Höhe von deutlich mehr als
12 Milliarden Euro pro Jahr. Das ist eine Versechs-
fachung der staatlichen Belastungen mit einer direkten
Auswirkung auf den Energiepreis über die Ökosteuer,
die Förderung der erneuerbaren Energien und die Kraft-
Wärme-Kopplung sowie über andere Dinge mehr. Das
ist die Wahrheit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Das beeinflusst die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirt-
schaft und den Verbraucher.

Wenn Sie über die Liberalisierung sprechen, dann
sollten Sie schon bei der Wahrheit bleiben. 1998 wurde
die Liberalisierung auf den Weg gebracht, Herr Kollege
Hempelmann. Damals saß die SPD noch im Schützen-
graben und hat versucht, mit einer Verfassungsklage

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(C (D um kommunalen Monopol die Staatsund Planwirtchaft in diesen Bereichen festzuschreiben. Ich freue ich, dass wir heute alle in dieser Runde der Meinung ind, dass wir die Wettbewerbsförderung brauchen. Nur, ir müssen auch da bei der Wahrheit bleiben. 1998 war ie Lage noch eine andere. Wir haben Liberalisierungsund Rationalisierungsef ekte in der Größenordnung von 7,5 Milliarden Euro pro ahr erzielt. Diese Liberalisierungsund Rationalisieungseffekte haben dazu geführt, dass von 1998 bis 2001 ie Energiepreise und damit auch die Belastung für die irtschaft und die Verbraucher zurückgegangen sind. rst durch die Überkompensierung und den Ausgleich urch staatliche Abgaben wurde dieser Liberalisierungsortschritt wieder zunichte gemacht. Gleichwohl – damit komme ich zum heutigen Thema – eht es beim Energiewirtschaftsgesetz natürlich darum, en Wettbewerb weiter zu fördern. Die durch die Libealisierung anfänglich durchaus erkennbare Dynamik ist ämlich sehr schnell zum Erlahmen gekommen. Die ahl der Marktakteure, die, was zum Beispiel den trombereich anbelangt, hinzugekommen sind und sich ort engagiert haben, ist rückläufig. Im Gasbereich ist ie Liberalisierung nie so richtig in Gang gekommen, as sich an der Zahl der Marktakteure ablesen lässt. enn man einmal schaut, wer im Gasbereich den Verorger gewechselt hat, dann stellt man fest, dass gerade inmal 1 Prozent der Verbraucher den Versorger geechselt hat. Damit ist klar, dass die wettbewerbliche ituation nicht zum Besten steht. Deshalb müssen wir heute im Hinblick auf das Ener iewirtschaftsgesetz zu Fortschritten kommen. Es ist ämlich in der Tat richtig, dass wir mit dem Energiewirtchaftsgesetz in Form der Energiepreise eine wichtige tellgröße für die Wettbewerbsfähigkeit in der Hand haen. Die Netznutzungsentgelte machen beispielsweise ei den Strompreisen ungefähr 30 Prozent im Haushalt us. Das heißt, das ist durchaus ein Hebel, den wir justieen und an dem wir ansetzen können. Was ist aus unserer Sicht zu tun? Wo stehen wir eute? Wir müssen die Liberalisierung – denn sie ist um Erlahmen gekommen – aus eigenem Interesse, aus igenem Antrieb betreiben. Wir müssen darüber hinaus auch das ist angesprochen worden – die EU-Beschleuigungsrichtlinien umsetzen, um die europäische Haronisierung voranzutreiben. Deshalb freue ich mich, dass wir heute einen großen chritt auf diesem Weg vorangekommen sind. Wenn an einmal den Referentenentwurf betrachtet – Herr ollege Hempelmann, Sie haben dies in zarten Worten ngesprochen –, den das Haus Clement im Mai letzten ahres vorgelegt hat, dann stellt man fest, dass der reichich wenig mit dem zu tun hatte, was jetzt vorliegt. Er ar nicht gerade wettbewerbsfreundlich, sondern stellte ehr oder weniger eine Festschreibung des Status quo, ine Festschreibung der Verbändevereinbarung dar. Dank der Union im Bundesrat, aber auch im Bundes ag und der Diskussion, die uns alle erfreulicherweise Dr. Joachim Pfeiffer weitergebracht hat, ist es so weit gekommen, dass wir einen Paradigmenwechsel einleiten und, was die Netznutzungsentgelte anbelangt, zu einem marktorientierten Regulierungssystem übergehen, womit wir substanzielle Fortschritte für den Wettbewerb erzielt haben. Das will ich durchaus an dieser Stelle goutieren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Wesentliche Fortschritte wurden durch die Ex-ante-
Genehmigung – das wurde bereits erwähnt – erreicht.
Ich verstehe allerdings immer noch nicht ganz, Herr
Bundesminister Clement – darüber haben wir auch im
Ausschuss diskutiert –, warum die Ex-ante-Genehmi-
gung sich nur auf den Strombereich beschränkt und nicht
auch für den Gasbereich gilt.

Auch im Bereich der Anreizregulierung wurden Fort-
schritte erzielt. Die Frage, wie die zuständige Stelle spä-
ter heißen wird – der Name Bundesnetzagentur geht auf
jeden Fall in die richtige Richtung, weil Regulierung und
staatliche Administrierung nicht der richtige Weg sind,
da es ja um Wettbewerbsförderung geht –, ist nicht so
wichtig; viel wichtiger ist es, diese Stelle mit dem not-
wendigen Instrumentarium auszustatten, damit im Netz-
bereich der Als-ob-Wettbewerb initiiert werden kann.

Ebenso wurden Fortschritte bei der Frage, welche
Kalkulationsprinzipien als Grundlage für diese Anreiz-
regulierung dienen, erzielt. Es ist die Frage heiß disku-
tiert worden, dass die Nettosubstanzerhaltung gewissen
Gestaltungsspielraum bei der Kostenkalkulation eröffnet
und ob damit auch die Gefahr des Missbrauchs besteht.
Die jetzigen Vorschläge, die insbesondere zu den Tages-
neuwerten gemacht werden, führen auf jeden Fall zu
mehr Transparenz.

Ebenso besteht bei der jetzt von Ihnen vorgeschlage-
nen Saldierung der kumulierten Abschreibung, die si-
cher förderlich ist, mehr Transparenz. Im weiteren Ver-
fahren wird man aber noch einmal darüber sprechen und
abwägen müssen, inwieweit diese nicht einen sehr weit-
gehenden Eingriff in die unternehmerische Freiheit dar-
stellen. Wir werden auch darüber reden müssen, ob wir
beispielsweise mit der Realkapitalerhaltung – diese stellt
eine Alternative dar – besser fahren. All diese Fragen
sind noch zu klären und entsprechende Festlegungen
sind zu treffen.

Es gibt aber nicht nur Fortschritte, sondern auch zahl-
reiche Punkte, bei denen noch Nachbesserungsbedarf
besteht. Wir als Union werden einer Energierechts-
novelle nur zustimmen, wenn neben dem Wettbewerb
bei Strom und Gas auch die Versorgungssicherheit ga-
rantiert wird. Diese Kriterien erfüllt der Koalitionsent-
wurf nicht. Von Frau Kopp wurde bereits angesprochen,
dass insbesondere im Gasbereich noch Handlungsbedarf
besteht.

Sie schlagen zwar ein Entry-Exit-Modell vor – das ist
in der Tat ein großer Fortschritt –, das auch börsentaug-
lich sein soll – die Börsentauglichkeit ist die Messlatte,
die wir im Gasbereich an die Regulierung und an die
Wettbewerbsförderung anlegen müssen –; dadurch aber,
dass gleichzeitig wieder Teilnetze mit vielen nichttarifä-

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(C (D en Handelshemmnissen gebildet werden können, komen wir im Ergebnis dazu, dass die Börsentauglichkeit usgehebelt ist und wiederum nur Punkt-zu-Punkt-Moelle bestehen. Hierüber werden wir auf jeden Fall noch u reden haben; denn hier sehen wir eindeutig Nachbeserungsbedarf. Ebenso müssen wir über die Frage der Regelenergie osten sprechen. Die Regelenergiekosten beeinflussen ie Netznutzungsentgelte zu rund 40 Prozent und stellen amit eine der stärksten Stellgrößen bei den Netznutungsentgelten dar. Die von Ihnen vorgeschlagenen Reelungen in den §§ 24 und 123 im Gesetz und die Regeungen in der Stromnetzverordnung sind ein erster chritt zu einem funktionierenden Markt. Aber in einigen Bereichen, beispielsweise bei der re elzonenübergreifenden Saldierung, der gemeinsamen usschreibung für die vier Regelzonen und der Schafung der Marktgängigkeit eines so genannten Stundenreervenmarktes, also des Intraday-Handels, gibt es noch iniges zu tun. Die Vorschläge im Bereich des Messund Zählesens gehen in die richtige Richtung, aber sie werden och ein wenig zögerlich angegangen. Zur Finanzierung der Behörde wurde schon gesagt, ass wir die von Ihnen vorgeschlagene Umlage ablehen. Auch halten wir es für sinnvoll, bei Sicherstellung iner bundeseinheitlichen Regulierung – hier sind wir ns in diesem Hause, wenn ich das richtig verstanden abe, einig – zu einer sinnvollen Aufteilung zwischen und und Ländern zu kommen; denn auch in den Länern ist Know-how vorhanden. Hier können wir, was echtswege und andere Bereiche anbelangt, eine Optiierung erzielen. Ich will noch einen Punkt ansprechen, den wir nicht anz außen vor lassen sollten und der bisher nur gestreift urde: die Auswirkungen des Unbundling auf die tadtwerke und auf die vielfältige Struktur, die auch leinere Unternehmen beinhaltet. Denn es geht nicht nur m die großen vier Netzgesellschaften und Energieverorgungsunternehmen, sondern vor allem auch um die ielen kleinen Stadtwerke und andere Unternehmen. Die Anzahl der betroffenen Stadtwerke beläuft sich m Strombereich auf eine Größenordnung von 750 bis 00, im Gasbereich auf 650. Hier gibt es also eine erleckliche Zahl von Wettbewerbern und Betroffenen. aher ist sehr wohl abzuwägen, inwieweit wir beim Unundling die Vorteile der Entflechtung, die zweifelsohne orhanden sind und die wir alle nutzen wollen, überompensieren bzw. inwieweit die Gefahr besteht, dass ie Kosten der Zerschlagung der Synergieeffekte, insbeondere für kleine Unternehmen, die Vorteile der Wettewerbsförderung an anderer Stelle überkompensieren. Deshalb sagen wir: Hier darf es, um auch im europäi chen Kontext wettbewerbsfähig zu bleiben, kein Hiausgehen über die EU-Richtlinie geben. (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Wo machen wir das denn?)







(A) )



(B) )


Dr. Joachim Pfeiffer

– Sie gehen zum Beispiel beim Gleichbehandlungspro-
gramm darüber hinaus.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Nein!)

– Doch; schauen Sie sich das mal an.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Nein! Das haben wir schon genug getan!)


– Das steht da noch drin; aber wir können Ihnen gerne
eine Lesehilfe geben. Daran soll es nicht scheitern.


(Zuruf des Abg. Michael Müller [Düsseldorf] [SPD])


– Sie haben zwar einige Elemente gestrichen, aber an-
dere hinzugefügt. Darüber werden wir uns im weiteren
Verfahren auf jeden Fall zu unterhalten haben.

Auch die Frage der Überbürokratisierung wurde an-
gesprochen. Bis zu 130 Informations- und Berichts-
pflichten gehen zu weit. Ebenso schießen Sie, was die
Stromkennzeichnung und die Verbandsklage anbelangt,
weit über das Ziel hinaus.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517001100

Kollege Pfeiffer, Sie müssen bitte zum Ende kom-

men.


Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1517001200

Ich komme zum Schluss, Herr Präsident.
Ich darf sagen: Wir sind auf dem zur Schaffung von

mehr Wettbewerb notwendigen Weg gemeinsam und
konstruktiv ein gutes Stück vorangekommen. Aber wir
können Ihrem Gesetzentwurf aus den genannten Grün-
den heute noch nicht zustimmen. Eines will ich an dieser
Stelle allerdings mit aller Deutlichkeit feststellen: Wir
haben Ihr Vorhaben an keiner Stelle, weder inhaltlich
noch im Verfahren, aufgehalten. Vielmehr konnten Sie
sich bisher nicht einigen. Aber lassen wir es, wie es ist.

Jetzt sind wir auf jeden Fall bereit, auf die Fristen des
Bundesrates zu verzichten, um im Rahmen eines Ver-
mittlungsverfahrens möglichst schnell zu einem Ergeb-
nis zu kommen. Unser gemeinsames Ziel muss sein, das
Energiewirtschaftsgesetz im Interesse der Wettbewerbs-
fähigkeit der deutschen Wirtschaft, des Energiestand-
ortes Deutschland und der Planungssicherheit für die
Energiewirtschaft zum 1. Juli dieses Jahres in Kraft zu
setzen. Wir sind dazu bereit. Gehen Sie den Weg in
Richtung Wettbewerb, den Sie gemeinsam mit uns ein-
geschlagen haben, weiter. Dann werden wir zu einem
Ergebnis kommen und zum 1. Juli dieses Jahres ein
Energiewirtschaftsgesetz haben.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517001300

Ich erteile Bundesminister Jürgen Trittin das Wort.

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(C (D Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In der Tat ollenden wir heute ein Vorhaben, für das Grüne Michaele Hustedt ist hier namentlich zu nennen – seit eraumer Zeit streiten: die Schaffung von mehr Wettewerb auf den Energiemärkten. Wettbewerb, auch und erade im Bereich des Betriebs von Netzen, ist desween nötig, weil Monopole in Netzen den Wettbewerb in er Stromerzeugung unterbinden können. Ich will Ihnen ein Beispiel nennen. In den letzten Mo aten hat ein Anbieter seine Strompreise vor dem Hinergrund steigender Ölpreise mit Verweis auf diese Reeln munter erhöht. Man muss wissen, dass dieser nbieter seinen Strom zu 100 Prozent aus heimischer raunkohle und Kernenergie bezieht, von den steigenen Rohstoffkosten also überhaupt nicht betroffen war. ie Realisierung und Durchsetzung solcher Strompreisrhöhungen ist nur möglich, solange in den Netzen fakisch kein Wettbewerb herrscht. Dieses haben wir mit ieser Novelle angegangen. Ich glaube, dass wir hier in er Tat auf einem Weg sind, der langfristig zu Senkunen der Kosten führen kann. Als wir über dieses Gesetz beraten haben, ist versucht orden, noch einmal schnell Kasse zu machen. Die Reel, hier auch all die Erhöhungen zu überprüfen, die anekündigt und gemacht worden sind, war, glaube ich, die ichtige politische Antwort. Es wäre schön gewesen, liebe Kolleginnen und Kolle en von der Opposition, wenn es heute bei dem gemeinamen Grundverständnis, das ich aus allem herausgehört abe, geblieben wäre. Stattdessen bewegen Sie sich in, ie ich finde, eigentümlichen Widersprüchen: Auf der inen Seite beklagt Herr Pfeiffer die steuerlichen Belasungen in diesem Bereich. Mit seinem nächsten Arguent kommt er aber wie Frau Wöhrl zu dem Ergebnis, s sei verkehrt, dass diejenigen, deren Marktzutritt über ie Regulierungsbehörde, über die Wettbewerbsbehörde, eregelt wird, für die Kosten dieser Behörde aufkomen. Ja was heißt das? Sie verlangen, dass diese Beörde nicht von den Verursachern bezahlt wird, sondern us Steuermitteln. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


as ist das für eine Logik? Ihnen, Frau Wöhrl, geht die
nreizregulierung im Gasbereich nicht weit genug.
leichzeitig haben Sie sich dagegen ausgesprochen,
ass Biogas künftig vorrangig einen Anspruch auf Ein-
peisung haben soll. Das ist etwas ganz anderes als eine
osten- und Einspeiseregelung wie im EEG: Das ist ge-
au dieses Stück mehr Wettbewerb.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Was Sie da sagen, stimmt doch gar nicht!)


eswegen glaube ich, liebe Frau Wöhrl: Es wird mit der
inspeisung von Biogas sein wie mit dem Erneuerbare-
nergien-Gesetz: Erst hat Bayern munter dagegen ge-
timmt, aber jetzt sind die Bayern diejenigen, die in ganz
roßem Stil von dieser Entwicklung profitieren.






(A) )



(B) )


Bundesminister Jürgen Trittin


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Was wir mit diesem Gesetz auf den Weg gebracht ha-

ben, ist ein Signal, einen Zustand zu überwinden, der
dieses Land sehr lange geprägt hat. Wir haben, wenn
man von der hervorragenden Entwicklung im Bereich
der erneuerbaren Energien absieht,


(Gudrun Kopp [FDP]: Kostenträchtig!)

in Deutschland seit über zehn Jahren faktisch eine sehr
große Zurückhaltung – um nicht zu sagen: einen Atten-
tismus – bei Investitionen in den Kraftwerksbau. Wir
können uns das langfristig nicht leisten. Wir alle wissen:
Bis zum Jahre 2020 müssen wir in Deutschland neue
Kraftwerke in der Leistungsgrößenordnung von unge-
fähr 40 000 Megawatt bauen. Das, was wir hier mit dem
Energiewirtschaftsgesetz und – Herr Hempelmann hat
darauf hingewiesen – mit den Regeln des Emissionshan-
dels auf den Weg gebracht haben, hat Deutschland wie-
der zu einem Ort für Investitionen in moderne, hoch
effiziente, klimafreundliche Kraftwerke gemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – HansMichael Goldmann [FDP]: Hoch effiziente?)


Das, lieber Herr Goldmann, wird offensichtlich nicht
nur von heimischen Anbietern erkannt. Sie haben auf die
Modernisierung des Braunkohlekraftwerks in Greven-
broich verwiesen. Schauen Sie sich einmal an, wer hier
investiert. Wer baut in Hürth-Knapsack? Ein ausländi-
sches Unternehmen investiert hier. Wer investiert außer-
halb des eigenen Versorgungsgebietes – ein für Deutsch-
land ungewöhnlicher Vorgang? Die EnBW ist es, die den
Mut hat, mitten im tradierten Versorgungsgebiet von
RWE ein Kraftwerk zu bauen. Für diese neuen Investi-
tionen in die Netze und in neue Kraftwerke in einer Grö-
ßenordnung von 10 Milliarden Euro – die Hälfte davon
übrigens in Nordrhein-Westfalen – und für dieses Stück
Wachstum tragen wir mit diesem Gesetz ein Stück Ver-
antwortung. Deswegen ist es ein guter Tag.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517001400

Ich erteile das Wort Kollegen Rolf Bietmann, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Rolf Bietmann (CDU):
Rede ID: ID1517001500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Mit der Verabschiedung des Energiewirtschafts-
gesetzes treten wir in die zweite Phase der Liberalisie-
rung der Energiewirtschaft ein. Das Ziel, das mit dem zu
novellierenden Gesetz verfolgt wird, ist die längst über-
fällige Schaffung eines funktionierenden Wettbewerbs
bei den leitungsgebundenen Energien.

Herr Minister Trittin, ich habe von Ihnen soeben
gerne gehört, dass gerade Sie sich zum Wettbewerb und
zur Senkung der Kosten bekennen. Wenn Sie dies wirk-
lich tun, dann schaffen Sie die Voraussetzungen für

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(C (D ettbewerb auch dadurch, dass Sie die staatlichen Beastungen durch Steuern und Abgaben auf Strom endlich eduzieren, damit der Wahnsinn der ständig anwachsenen staatlichen Belastungen gestoppt wird! Sie haben gesagt, staatliche Regulierung müsse von en Verursachern bezahlt werden. Man muss sich das in er Praxis einmal vorstellen: Eine neue Behörde wird ingerichtet, mit 180 neuen Planstellen ausgerüstet und em Bundeswirtschaftsministerium zugewiesen. Die osten für die behördliche Regulierung sollen aber die nternehmen und zum Schluss wieder die Verbraucher ragen. Trotzdem steht dieser Minister hier und spricht on einer Senkung der Kosten. Das ist in sich doch nicht chlüssig und in hohem Maße unehrlich. Es ist doch das Kernproblem rot-grüner Energiepoli ik, dass sich die Minister Clement und Trittin nicht auf in energiepolitisches Konzept einigen können. Damit leiben elementare Fragen für die zukunftsfähige Ausichtung des Energiesektors unbeantwortet. Herr Trittin, o richtig es ist, erneuerbare Energien zu fördern, so alsch ist es, in diesen erneuerbaren Energien das Alleilmittel für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit unseer Energieversorgung zu sehen. (Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagt doch niemand!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


pätestens seit der Dena-Studie über Windkraft wissen
ir, dass Windkraft bei CO2-Vermeidungskosten von2 bis 77 Euro je Tonne in 2015 weit davon entfernt ist,
arktgerechte Preise zu garantieren.
Als ebenso konzeptionslos erweist sich Ihr vorzeitiger
usstieg aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie.
ch sage es hier noch einmal: Wer den vorzeitigen Aus-
tieg aus der Kernenergie erklärt, ohne die Frage zu be-
ntworten, wie der jährliche Anteil an der Stromerzeu-
ung in Deutschland in Höhe von 28 Prozent ersetzt
erden soll, der schadet dem Standort Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU – Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie schon mal was von Wettbewerb gehört?)


Angesichts dieser erkennbaren energiepolitischen
ehlentwicklungen kommt der Diskussion über das
nWG und seinen Verordnungen natürlich eine hohe
edeutung zu. Wir brauchen ein Regelwerk, in dem in-
altlich klare Vorgaben formuliert und keine neuen büro-
ratischen Hemmnisse aufgebaut werden. Diesem An-
pruch werden Sie mit Ihrem jetzt vorliegenden Entwurf
ei kritischer Prüfung nicht gerecht. Der Gesetzentwurf
ebt erkennbar von dem guten Glauben an die Kompe-
enz der Behörde, hier also der Regulierungsbehörde.
uf normative Vorgaben wird gesetzestechnisch weitge-
end verzichtet. Stattdessen arbeiten Sie in Ihrem Ent-
urf mit einer ungeheuren Vielzahl unbestimmter
echtsbegriffe, die der Interpretation der Behörden und
er Gerichte bedürfen. Ich sage schon heute: Die Ge-
ichte werden wieder einmal Ersatzgesetzgeber für das
irtschaftsrecht. Rechtsicherheit wird so jedenfalls






(A) )



(B) )


Dr. Rolf Bietmann

nicht geschaffen. Lassen Sie mich das an einigen Bei-
spielen verdeutlichen:

Erstens. Die deutschen Unternehmen warten derzeit
auf klare Vorgaben für die Gründung von Netzgesell-
schaften. Die vom europäischen Recht geforderte opera-
tionelle Entflechtung zwischen Netz und Produktion
wird gemäß § 8 Abs. 2 des Gesetzentwurfs über den
Weg der personellen Trennung definiert. Nach dem Ent-
wurf müssen Personen – ich zitiere jetzt einmal –, die die
Befugnisse zu Entscheidungen besitzen, die für die Ge-
währleistung eines diskriminierungsfreien Netzzugangs
wesentlich sind, den betrieblichen Einrichtungen des
Netzbetreibers angehören.

Nun fragt sich natürlich jeder in den Unternehmen:
Um welche „wesentliche Personen“ handelt es sich da-
bei? Ungeschickter kann man nicht formulieren. Für
mich ist auch fraglich, warum wir hier über die EU-
Richtlinie hinausgehen, die ganz klar von „Personen mit
Leitungsfunktionen“ spricht.

Zweitens. Der Gesetzgeber verzichtet auf eine norma-
tive Fixierung der von uns allen gewünschten Anreiz-
regulierung. Die Einführung der Anreizregulierung be-
deutet einen grundlegenden Systemwechsel bei der
Kalkulation der Netzentgelte. Der Gesetzgeber überlässt
aber die Entwicklung der Anreizregulierung der Regu-
lierungsbehörde und läuft damit Gefahr, einen Kernbe-
reich gesetzgeberischer Regelungskompetenz einem be-
hördlichen Experimentierfeld zu überlassen. Für mich ist
es jedenfalls politisch unverzichtbar, über die zu entwi-
ckelnde Anreizregulierung zumindest im Wege der Ver-
ordnung normativ zu entscheiden. Die Politik darf sich
im Glauben an die Weisheit einer Regulierungsbehörde
nicht aus der Verantwortung stehlen.

Drittens. Für Industrieregionen wie Nordrhein-West-
falen sind klare Regelungen über Werksnetze unver-
zichtbar. Die gesetzliche Definition ist hier nicht ausrei-
chend.

Viertens. Abzulehnen sind die im Gesetz vorgesehe-
nen Verbandsklagerechte. Im Bereich des EnWG
besteht für ein Tätigwerden von Verbraucher- bzw. Wett-
bewerbsschützern überhaupt kein Bedürfnis. Hier
überwacht schließlich eine eigens zu diesem Zweck ge-
schaffene Regulierungsbehörde die Einhaltung der
Marktregeln.

Fünftens. Die überzogenen Informations-, Dokumen-
tations-, Berichts- und Auskunftspflichten führen zu
mehr Bürokratie und Verwaltungskosten und machen
keinen Sinn.

Sechstens. Die vorgesehene Finanzierung der Regu-
lierungsbehörde durch die Netzbetreiber ist abzulehnen.

Siebtens. Die Kennzeichnungspflicht in Bezug auf
den Energieträgermix beim Strom geht ebenfalls deut-
lich über EU-Vorgaben hinaus. Auch sie führt zu unver-
tretbaren bürokratischen Belastungen.

Achtens. Wir brauchen klare Formulierungen für die
Entlastung energieintensiver Unternehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Neuntens. Wir müssen die Vermutungsregel mit eweislastumkehr in § 21 Abs. 4 dieses Gesetzes auf en Prüfstand stellen; denn es gibt überhaupt keinen rund, die Energiewirtschaft, die durch die Regulieungsbehörde überwacht wird, einem schärferen Regime u unterwerfen als Unternehmen, die der Kontrolle urch die Kartellbehörde unterliegen. Zehntens. Die Streichung der Saldierung kalkulatori cher Abschreibung ist mit Blick auf die laufenden Abchreibungszeiträume rechtlich hoch problematisch. an kann allenfalls darüber nachdenken, kalkulatoriche Abschreibung bei Neuanlagen festzuschreiben. Diese von mir aufgezeigten zehn Punkte verdeutlichen, ass der Gesetzentwurf in der vorliegenden Form eben och nicht zustimmungsfähig ist. Es sind Änderungen in esetzestechnischer und inhaltlicher Art notwendig, um in für die deutsche Energiewirtschaft handhabbares Geetz zu präsentieren. Weitere Fehlentwicklungen der nergiewirtschaft können wir uns am Standort Deutschand nicht leisten. Der Schaden einer bislang weitgehend onzeptionslosen Energiepolitik dieser Bundesregierung st schon groß genug. Darum lehnen wir den Gesetzntwurf in dieser Form ab. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517001600

Ich erteile das Wort Kollegen Martin Dörmann, SPD-

raktion.

Martin Dörmann (SPD):
Rede ID: ID1517001700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit

er Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes werden wir
in neues Grundgesetz für die Energiewirtschaft verab-
chieden, das weit reichende Konsequenzen für alle Be-
eiligten haben wird. Gerade auch für die Verbraucherin-
en und Verbraucher bringt die Novelle entscheidende
erbesserungen und einen echten Durchbruch. Haus-
altskunden sind sowohl an einer preisgünstigen als
uch an einer sicheren und umweltverträglichen Versor-
ung mit Strom und Gas interessiert. Zur Verwirkli-
hung dieses Dreiklangs haben wir in diesem Gesetz
ute Lösungen gefunden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die wichtigsten Fortschritte im Sinne der Verbrau-
herinteressen möchte ich stichwortartig zusammenfas-
en: Mit der Errichtung einer starken und unabhängigen
egulierungsbehörde, der Bundesnetzagentur, wird erst-
als eine wirkungsvolle Aufsicht über die Strom- und
asnetze hergestellt. Dies schafft endlich mehr Wettbe-
erb und Transparenz.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Alle Preiserhöhungen von Netzbetreibern kommen
uf den Prüfstand. Bereits vollzogene Preiserhöhungen
önnen bei Missbrauch revidiert werden. Alle neuen






(A) )



(B) )


Martin Dörmann

Preiserhöhungswünsche werden sich einer Vorabprüfung
stellen müssen, die die Regulierungsbehörde vornimmt.
Hierdurch wird die Angemessenheit der Netznutzungs-
entgelte sichergestellt. Darüber hinaus wird bereits ein
Jahr nach In-Kraft-Treten des neuen Energiewirtschafts-
gesetzes eine Anreizregulierung mit Preisobergrenzen
eingeführt, die sich an den Effizienzsteigerungen orien-
tiert. Ich rechne fest damit, dass es im Zuge dieser An-
reizregulierung zu sinkenden Netzentgelten zugunsten
der Kunden kommen wird; denn jetzt hat die Regulie-
rungsbehörde endlich ein entscheidendes Instrument in
der Hand, um Spielräume für Preissenkungen tatsächlich
auszuschöpfen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Gleichzeitig werden mit dem neuen Energiewirt-
schaftsgesetz die Voraussetzungen für die Beibehaltung
und Fortführung der in Deutschland hohen Versor-
gungsqualität geschaffen. Die Energiewirtschaft hat
bereits Investitionen in das Netz und in die Kraftwerke
in Höhe von 19 Milliarden Euro bis 2010 angekündigt.
Mit diesem Gesetz schaffen wir Planungssicherheit für
diese Investitionen und das ist gut für unsere Wirtschaft.

Wir liberalisieren zudem das Mess- und Zählwesen.
Das war längst überfällig. Das bisherige Monopol hat
dazu geführt, dass die Kunden zwangsläufig überhöhte
Preise zahlen mussten. Zukünftig können der Einbau,
der Betrieb und die Wartung von Netzeinrichtungen auf
Wunsch des betroffenen Kunden von einem Dritten
durchgeführt werden. Damit setzen wir auch in diesem
Bereich einen Wettbewerb in Gang, der in der Folge zu
spürbaren Kostenersparnissen bei den Haushaltskunden
führen wird.


(Beifall bei der SPD)

Die Rechte der Verbraucherinnen und Verbraucher

und ihre Stellung als Marktteilnehmer werden auch
durch andere Vorschriften gestärkt, beispielsweise bei
der Abwicklung eines Anbieterwechsels. Der Wechsel
eines Stromanbieters wird zukünftig nach standardisier-
ten und möglichst einfachen Regeln durchgeführt wer-
den können.

Aus Verbrauchersicht besonders zu begrüßen ist es,
dass ein Klagerecht auch für die Verbraucherverbände
vorgesehen ist.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Bei Gesetzesverstößen oder Zuwiderhandlungen gegen
Entscheidungen der Regulierungsbehörde sind sie be-
rechtigt, Anträge auf Unterlassung und Schadensersatz
zu stellen. In Fällen, in denen missbräuchliches Verhal-
ten eine Vielzahl von Verbrauchern geschädigt hat, ha-
ben Verbraucherverbände darüber hinaus die Möglich-
keit, eine Vorteilsabschöpfung zu beantragen. Ein solch
umfangreiches Verbandsklagerecht ist ein wichtiges In-
strument zur Durchsetzung der Rechte der Verbrauche-
rinnen und Verbraucher.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


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(C (D Weitreichende Vorschriften zur Stromkennzeichung stellen eine umfassende Information der Hausaltskunden sicher. Sie ermöglichen eine bewusste Prouktwahl und verhindern irreführende Werbeaktionen on Stromanbietern. Der Endverbraucher kann zukünftig n der Anlage zu seiner Stromrechnung beispielsweise en Anteil der einzelnen Energieträger und Informatioen über die Umweltauswirkungen ablesen. Darüber hiaus schaffen wir Kostentransparenz. Die Rechnungen nthalten auch eine Aufschlüsselung über einzelne Kosenbestandteile. Schließlich wird – das ist ganz besoners wichtig – im Gesetz ausdrücklich der Verbraucherchutz als Ziel festgeschrieben. Zusammenfassend lässt sich also festhalten: Verbrau herrechte und Verbraucherinteressen werden durch das eue Energiewirtschaftsgesetz entscheidend gestärkt. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ie Novelle bringt sowohl mehr Wettbewerb, mehr
ransparenz, mehr Effizienz und größere Spielräume als
uch Planungssicherheit für zusätzliche Investitionen
nd Versorgungssicherheit. Deshalb wünsche ich mir
ehr, dass es gelingt, im Vermittlungsverfahren, das
eute von der Opposition angekündigt wurde, zu einer
egelung zu finden. Ich denke, das wäre im Interesse der
erbraucherinnen und Verbraucher.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517001800

Ich erteile das Wort Kollegin Julia Klöckner, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1517001900

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Herren
inister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie
ns noch einmal, wie mein Vorredner auch, den Blick
uf die Verbraucher lenken. Wir sind uns parteiübergrei-
end alle darüber einig, dass die Energiekosten in
eutschland eindeutig zu hoch sind. Deutschland gehört
u den Spitzenreitern in Europa. Mittlerweile haben sich
ie Belastungen durch die Energiekosten für die Privat-
aushalte sozusagen zu einer zweiten Miete entwickelt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

as darf nicht sein. Ich weiß, dass die Kollegen von den
oalitionsfraktionen immer sehr unruhig werden, wenn
as erwähnt wird, weil dabei ein Fünkchen Wahrheit ans
icht kommt.
Woher kommen denn die Energiebelastungen? Mein
ollege Herr Pfeiffer hat es bereits angesprochen; er hat
s ausgerechnet. Diesmal sollten Sie nicht einfach da-
wischenrufen; denn in der Antwort der Bundesregie-
ung auf unsere Kleine Anfrage wurde uns bestätigt,
ass seit dem Regierungswechsel die Belastungen durch
tromkosten um ein Vielfaches gestiegen sind. Der






(A) )



(B) )


Julia Klöckner

staatliche Anteil am Strompreis ist von 25 Prozent auf
40 Prozent gestiegen. Das ist Fakt.

Was mich bei dem ganzen Thema irritiert, ist die Aus-
sage von Herrn Stiegler in einem Interview auf die
Frage, ob der private Verbraucher nicht durch die höhe-
ren Energiepreise belastet würde. Seine Antwort lautete:
„In privaten Haushalten spielen sie nicht die Rolle wie in
der Wirtschaft. Wir haben … dafür gesorgt, dass die
Wirtschaft Energie sparende Geräte vorgelegt hat.“ –
Das soll Verbraucherschutz sein, der familiengerecht
und sozial ist?


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517002000

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Hustedt?

Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1517002100

Ich würde gerne meine Rede beenden.


(Ulrich Kelber [SPD]: Frau Klöckner traut sich nicht!)


Frau Hustedt hat schließlich vorhin schon geredet.

(Ulrich Kelber [SPD]: Ich kann Ihnen die gleiche Frage stellen! – Zuruf von der SPD: Mehr Mut!)


Es ist doch Hohn, die Verbraucher darauf hinzuwei-
sen, dass es Energie sparende Geräte gebe, mit denen der
Energieverbrauch und damit die Energiekosten gesenkt
werden könnten. Sie können nicht leugnen, dass ein Teil
der Belastungen – wenn auch nicht alle – staatlich her-
vorgerufen wurde.

Es ist auch Hohn, davon zu reden, dass sich die
Regierung der Verbraucher angenommen und zügig ge-
arbeitet habe. In diesem Fall ist Zeit wirklich Geld. Der
Bundesrat hat im Unterschied zur Bundesregierung
extrem zügig gearbeitet. Das möchte ich an dieser Stelle
in Erinnerung rufen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ärgerlich ist, dass die Regierung ziemlich dreist die

Frist für das neue Gesetz am 1. Juli 2004 verstreichen
ließ und dass sie, nachdem der Bundesrat binnen fünf
Wochen im vergangenen September seine Empfehlun-
gen für eine verbraucher- und umweltfreundlichere Ver-
schärfung der Regulierung beschlossen hatte, weitere
sechs Monate brauchte, um sich zwischen Rot-Grün ab-
zustimmen. Diese Verzögerungstaktik freut zwar die Ak-
tionäre der Energiekonzerne, aber die Zeche zahlen die
Verbraucher und damit diejenigen, die sich nicht wehren
können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Mich irritiert auch, dass die selbst ernannte Retterin

der Verbraucher, Frau Künast, kein einziges Wort dazu
geäußert hat. Sie sagt sehr viel zum Thema Schrott-
immobilien und zum nachhaltigen Waschen.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)

In diesem Fall geht es aber um Grundbedürfnisse des
Verbrauchers, denen er sich nicht entziehen kann. Ich

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(C (D ürde es begrüßen, dass sich die Verbraucherminiserin dazu äußert. Wo ist sie heute? Sie darf keine PR achen und sie darf nach Ansicht des Ministers nichts u dem Thema sagen. Das ist sehr traurig. Lassen Sie mich noch etwas zum Thema Regulie ungsbehörde anmerken. Ich habe schon etwas Bauchchmerzen hinsichtlich der Ausgestaltung der Regulieungsbehörde, bei der vorsichtig vorzugehen ist. Denn es st klar, dass die durch eine Aufblähung der Behörde enttehenden Kosten auf die Verbraucher umgewälzt würen. Wenn der vorgesehene Regulierungsbeitrag auf die erbraucherinnen und Verbraucher umgelegt wird, ichte ich an uns alle parteiübergreifend die Bitte, diesen organg sensibel zu begleiten. Das gilt auch für die Rabatte. Rabatte für die indus riellen Großkunden, die energieintensiv arbeiten müsen, sind sehr wichtig. Aber es geht nicht an, dass die en Großkunden gewährten Rabatte auf die Verbraucher mgelegt werden. Auch dabei sind wir alle gefordert, ensibel vorzugehen. Ich komme zum Verbandsklagerecht. Nicht überall, o Verbraucherschutz draufsteht, ist auch Verbraucherchutz drin. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Martin Dörmann [SPD]: Sie müssen es wissen!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


eder die Klageflut von Verbänden vor den Gerichten,
ie Kosten verursachen, noch die Bürokratie bei den
tromrechnungen bedeuten Verbraucherschutz. Im Ge-
enteil: Bedenken Sie den Druck des Verbandsklage-
echts auf die Verbraucherverbände vor Ort. Bei jeder
ngedachten Preiserhöhung müsste der Klageweg be-
chritten werden.


(Hubertus Heil [SPD]: Die armen Verbraucherverbände! – Ulrich Kelber [SPD]: Genau! Warum wollen Sie das überhaupt?)


Ich unterstütze die in unserem Antrag erhobene For-
erung, dass die Regulierungsbehörde umfangreiche
öglichkeiten für Sanktionen hin zur Abschöpfung un-
erechtfertigt erlangter wirtschaftlicher Vorteile erhält
nd dass die Überprüfung der Netzbetreiber durch die
erbraucherverbände in die Wege geleitet werden kann.
as ist ein richtiger und unbürokratischer Ansatz, der
eine Kosten verursacht, die wiederum die Verbraucher
ragen müssten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Insofern freue ich mich, dass wir in vielen Punkten

en Forderungen des Bundesrates entgegengekommen
ind, um Wettbewerb und Verbraucherschutz zu gewähr-
eisten.
Lassen Sie mich zum Schluss noch eines sagen. Wenn

uf der Stromrechnung alles – wie Frau Wöhrl gesagt
at: in Milligramm je Kilowattstunde – aufgelistet bzw.
weil es nicht erwünscht ist oder weil es nicht möglich
st, es auszuzeichnen – vom Energielieferanten unbe-
timmt weitergeben wird, damit der Verbraucher die






(A) )



(B) )


Julia Klöckner

Kosten aufschlüsseln soll, dann kann ich dazu nur sagen:
Das ist blauer Dunst; das ist weiße Salbe. Denn der Ver-
braucher kann erstens die Stromrechnung nicht lesen
und zweitens nichts zuordnen. Drittens sind die Kon-
zerne nicht verpflichtet, eine Aufschlüsselung vorzuneh-
men.

Ich würde mich freuen, wenn Sie sich mit uns für eine
verbrauchergerechte Regulierung einsetzten. Ich danke
Ihnen jedenfalls, dass Sie den Forderungen der Union
zumindest in einigen Punkten nachgekommen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517002200

Ich schließe die Aussprache.
Tagesordnungspunkt 19 a: Wir kommen zur Ab-

stimmung über den von der Bundesregierung einge-
brachten Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Neurege-
lung des Energiewirtschaftsrechts, Drucksachen 15/3917
und 15/4068. Der Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 15/5268, den Gesetzentwurf in der
Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter
Beratung mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/
Die Grünen gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP
angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
wurf ist mit dem gleichen Stimmenverhältnis wie in der
zweiten Beratung angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungs-
antrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 15/5279. Wer
stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag
ist mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grü-
nen gegen die Stimmen der FDP bei Enthaltung der
CDU/CSU-Fraktion abgelehnt.

Tagesordnungspunkt 19 b: Unter Buchstabe b seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/5268 emp-
fiehlt der Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit die Ab-
lehnung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf
Drucksache 15/3998 mit dem Titel „Klaren und funk-
tionsfähigen Ordnungsrahmen für die Strom- und Gas-
märkte schaffen“. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
fehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die
Beschlussempfehlung ist damit mit den Stimmen von
SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gegen die Stim-
men der CDU/CSU-Fraktion angenommen.

Unter Buchstabe c seiner Beschlussempfehlung emp-
fiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der
Fraktion der FDP auf Drucksache 15/4037 mit dem Titel
„Für mehr Wettbewerb und Transparenz in der Energie-
wirtschaft durch klare ordnungspolitische Vorgaben“.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer

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(C (D timmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempehlung ist mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/ ie Grünen gegen die Stimmen der FDP bei Enthaltung er CDU/CSU-Fraktion angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 20 a und 20 b auf: a)


richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang
Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl

(Heilbronn), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion der CDU/CSU
Gemeinsames Zentrum zur Terrorismus-
bekämpfung schaffen
– Drucksachen 15/3805, 15/5264 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Frank Hofmann (Volkach)

Clemens Binninger
Silke Stokar von Neuforn
Dr. Max Stadler

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang
Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl

(Heilbronn), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion der CDU/CSU
Einsatz der automatisierten Erfassung von
Kraftfahrzeugkennzeichen durch den Bundes-
grenzschutz
– Drucksachen 15/3713, 15/5266 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Frank Hofmann (Volkach)

Roland Gewalt
Silke Stokar von Neuforn
Gisela Piltz

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
ollegen Ralf Göbel, CDU/CSU-Fraktion.


Ralf Göbel (CDU):
Rede ID: ID1517002300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Die gestrige Großrazzia in Deutschland
nd in Belgien hat uns erneut gezeigt, wie real die
edrohung durch Islamisten in der Bundesrepublik
eutschland ist. Den beiden Hauptverdächtigen, die
estgenommen worden sind, einem Tunesier und einem
gypter, werden Geldwäsche und Steuerhinterziehung
orgeworfen. Beide sollen islamistische Gruppen mit
eldern im hohen sechsstelligen Bereich unterstützt ha-
en. Beide haben sich legal in Deutschland aufgehalten.
Der Tunesier wurde bereits vorher in Tunesien wegen

ines Brandanschlags auf eine Schule und wegen eines
ersuchten Attentats auf ein Flugzeug zu einer Haftstrafe
on elf Jahren verurteilt. In Deutschland hat er sich sei-
en Lebensunterhalt durch den Handel mit Altkleidern






(A) )



(B) )


Ralf Göbel

verdient. Der Ägypter vertrieb in Deutschland Medien
mit Ansprachen bekannter Hassprediger. Er pflegte Kon-
takt mit Personen, gegen die wegen Mitgliedschaft in
einer terroristischen Vereinigung ermittelt wurde. Er
hatte über Mittelsmänner Kontakt zu den Attentätern des
11. September und zu einem Hintermann des Gott sei
Dank verhinderten Anschlags auf den Straßburger Weih-
nachtsmarkt.

Beide haben in Deutschland gelebt. Sie haben sich
hier in einem bürgerlichen Gewand aufgehalten. Sie ha-
ben Deutschland als Aktionsraum genutzt, um ihr Ziel,
islamistische Terroristen zu unterstützen, von hier aus zu
realisieren.

Diese Beispiele – viele weitere könnten hinzugefügt
werden – zeigen, dass in Deutschland größte Aufmerk-
samkeit geboten ist und dass es wichtig ist, dass wir in
der Bundesrepublik Deutschland unsere Sicherheitsbe-
hörden so organisieren, dass eine effektive und eine effi-
ziente Bekämpfung solcher Umtriebe möglich ist.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Genau das machen wir!)


Die CDU/CSU-Fraktion hat mit dem Antrag vom
28. September des letzten Jahres – ich werde später noch
erklären, warum ich „letzten Jahres“ hinzugefügt habe –
den Vorschlag zur Schaffung eines gemeinsamen Zen-
trums zur Terrorismusbekämpfung gemacht. Damit
hat sie einen guten Vorschlag unterbreitet, wie eine sol-
che Organisation gestaltet werden kann.

Wenn ich die Redebeiträge der Koalitionsfraktionen
aus der ersten Lesung dieses Antrags nachlese und mir
die Erörterung dieses Themas in der Sitzung des Innen-
ausschusses in dieser Woche in Erinnerung rufe, dann er-
gibt sich für mich das gleiche Bild wie bei vielen ande-
ren Debatten über Sicherheitspolitik: Die Anträge
werden überhaupt nicht gelesen;


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


vielmehr nimmt man reflexhaft eine Abwehrhaltung ein.
Man ist überhaupt nicht bereit, auf diese Dinge kon-
struktiv einzugehen. Auch deswegen will ich – auch für
diejenigen, die uns auf der Galerie zuhören – die wesent-
lichen Punkte unseres Vorschlags hier noch einmal in al-
ler Kürze darstellen:

Wir wollen, dass alle 37 Behörden, die sich in dieser
Republik mit Terrorismusbekämpfung beschäftigen, in
einem gemeinsamen Zentrum arbeiten.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: In einer neuen Behörde!)


Wir wollen, dass eine zentrale Stelle für den Informa-
tionsaustausch und die Informationsanalyse eingerichtet
wird. Die beteiligten Behörden sollen nicht nebeneinan-
der, sondern miteinander arbeiten.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen sie seit Dezember!)


Das ist das wesentliche Ziel. Dieses Zentrum soll rund
um die Uhr ein gemeinsames Lagebild zur Bekämpfung

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(C (D es Terrorismus erstellen. Es soll Polizei und Nachrichendienste bei ihren Ermittlungen unterstützen und bei insätzen und Überwachungsmaßnahmen an der Koorination mitwirken. Wir wollen sicherstellen, dass bei aktuellen Gefähr ungslagen eine schnelle und effiziente Reaktion mögich ist. Das von der Bundesregierung eingerichtete Terrorisusabwehrzentrum, das im Dezember des letzten Jahes der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, kann diese unktionen nicht vollständig erfüllen; damit sage ich icht, es könne sie gar nicht erfüllen. Wir haben es mit em organisatorischen Nebeneinander zweier Säulen, er polizeilichen und der nachrichtendienstlichen, zu un. Diese beiden Säulen werden über sieben Gesprächsreise koordiniert. Man kann das Miteinander einfacher aben, denke ich, und braucht keine sieben Koordinaionskreise. Es ist zuzugeben: Es ist ein Schritt in die richtige ichtung, aber eben ein kleiner Schritt. Dass wir als Oposition das kritisieren, ist eigentlich klar. Ich will noch jemanden zu Wort kommen lassen. Der orsitzende der Gewerkschaft der Polizei hat sich in er „Nordwest-Zeitung“ am 14. Dezember 2004, also rei Jahre nach dem Anschlag in New York, zu dem Terorzentrum wie folgt geäußert: Das ist endlich ein Schritt nach vorn, aber es wurde erneut eine Chance vergeben. Es wäre besser gewesen, für Polizei und Nachrichtendienste ein gemeinsames Lagezentrum einzurichten. as ist genau der Vorschlag, den wir in dieser Debatte ehandeln. (Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vielleicht sollten wir die Polizei die Gesetze machen lassen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir brauchen bei diesem Thema keine Tippelschritte,
ondern wir müssen unseren Sicherheitsbehörden im
ahmen des rechtlich Möglichen das Optimale zur Ver-
ügung stellen. Ich nehme an, dass wir nachher noch et-
as zum Trennungsgebot hören werden. Jeder, der das
anze ernsthaft betrachtet, weiß, dass das Trennungsge-
ot bei der Gestaltung, die wir vorgeschlagen haben,
icht verletzt wird.
Ich will am Ende zu einem Punkt kommen, der die
rbeit dieses Zentrums zumindest mittelbar betrifft. Es
eht um die Frage: Mit welcher Datenbasis arbeitet die-
es Zentrum? Da bin ganz schnell bei der Debatte, die
ir hier in Februar dieses Jahres über die Antiterror-
atei geführt haben. Für die Öffentlichkeit ist es sehr in-
eressant, zu wissen, wie hier mit einem solchen Instru-
ent umgegangen wird. Der Herr Parlamentarische
taatssekretär Körper hat uns versprochen, dass diese
atei in Kürze im Deutschen Bundestag behandelt wird.
as war im Februar. Frau Kollegin Stokar hat auf eine
wischenfrage des Kollegen Schröder hier geantwortet:






(A) )



(B) )


Ralf Göbel

Noch vor Ostern werden wir diesem Haus einen Vor-
schlag unterbreiten.


(Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär: Hat er auch die Jahreszahl gesagt?)


Jetzt komme ich dazu, warum ich vorhin „letzten Jah-
res“ dazugesagt habe. Sie hat bei der Angabe „Ostern“
vergessen, die Jahreszahl zu nennen. Ich glaube, dass
wir es uns in der Bundesrepublik Deutschland bei der
Bedrohungslage, die wir derzeit haben, nicht leisten kön-
nen, noch Jahre zu warten, bis Sie sich endlich darüber
einig geworden sind, was Sie nun tatsächlich wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das ist ein sicherheitspolitisches Risiko. Das machen
wir nicht mit. Deswegen werden wir weiterhin unsere
guten Vorschläge hier zur Debatte stellen und mit Ihnen
auch streitig behandeln.

Danke schön für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517002400

Ich erteile Kollegin Cornelie Sonntag-Wolgast, SPD-

Fraktion, das Wort.

Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD):
Rede ID: ID1517002500

Herr Präsident! Liebe Kollegen und Kolleginnen!

Vorgestern hat sich in der Sitzung des Innenausschusses
etwas ganz Bemerkenswertes abgespielt. Der Kollege
Binninger – er sitzt hier in der zweiten Reihe – stellte
kurz fest, dass die Vorstellungen seiner Fraktion dem
ziemlich nahe kämen, was bei dem im Dezember eröff-
neten Terrorismusabwehrzentrum des BKA in Berlin-
Treptow realisiert werde. Sodann verlegte er sich auf
eine deftige Gerichtsschelte und geißelte die deutsche
Justiz, weil die drei wichtigsten Prozesse gegen mut-
maßliche Terroristen vorerst gescheitert seien. Man fragt
sich, Herr Binninger: Warum eigentlich solche Aus-
weichmanöver? Die Antwort ist: Weil die Regierung,
während die Opposition noch kritisierte und lamentierte,
längst gehandelt hatte.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


So fügt sich denn Ihr Antrag in die Reihe vergeblicher
Versuche ein, der rot-grünen Koalition die Kompetenz
für die innere Sicherheit abzusprechen. Das ist Ihnen
nicht gelungen und das wird Ihnen auch nicht gelingen.
Sie verbreiten Panik und wir schaffen Tatsachen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist das Pfeifen im Walde!)


Sie haben sich inzwischen selbst einen Eindruck von
der Einrichtung in Treptow machen können. Dort ist die
Startphase angelaufen. Die behördenübergreifende Zu-
sammenarbeit wird gestärkt, selbstverständlich unter
Wahrung des Trennungsgebotes. Operative Maßnahmen
werden abgestimmt, Informationen gesammelt und ver-

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(C (D ertet, Kommunikationswege verkürzt; das ist dort in er räumlichen Nähe möglich. In täglichen Lagebesprehungen wird die Gefährdung durch das islamistisch-teroristische Personenpotenzial analysiert. Beteiligt sind neben dem BKA – das wissen Sie – das undesamt für Verfassungsschutz, der Bundesnachrichendienst, der BGS, das Zollkriminalamt, Vertreter der andeskriminalämter und der Landesämter für Verfasungsschutz sowie der Generalbundesanwalt. Die Beeitschaft der Länder, Informationen nicht nur abzusauen, sondern auch einzubringen, wächst zwar langsam, ber stetig. Sie sehen: Der Aufbau läuft. Auch das Erstgeburts echt an einem solchen Konzept – darauf spielten Sie an – aben Sie nicht; denn die Vorbereitungen des Ministeiums waren längst im Gange, als Sie im September voigen Jahres Ihren Antrag formulierten. Mit anderen Worten: Auch wenn der Idealzustand och nicht erreicht ist, die Bundesrepublik ist für den ntiterrorkampf gut gerüstet. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir wollen bestmögliche Koordination und Kooperation
nd einen engmaschigen Informationsverbund. Natür-
ich bleibt unsere Forderung bestehen, dem Bundes-
riminalamt das notwendige Instrumentarium an die
and zu geben, einschließlich der Befugnis, präventiv
ätig zu werden, so wie es die Länder ihren Landeskrimi-
alämtern einräumen und wie es auch jeder Dorfpolizist
arf.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Deshalb, liebe Kollegen, zwei Ratschläge zum

chluss:
Bringen Sie erstens die Innenpolitik der Unionsfrak-

ion im Bundestag einerseits und die der unionsgeführten
änder andererseits weg vom ewigen Schlangenlinien-
ahren hin auf einen klaren Kurs.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Wo ist denn da eine Schlangenlinie?)


enn der auf Profilierung ja sehr erpichte niedersächsi-
che Ministerpräsident seinen bayerischen Kollegen we-
en dessen Arbeit in der Föderalismuskommission gei-
eln zu müssen glaubt,


(Zuruf von der CDU/CSU)

st das seine Sache. Sehr viel besser wäre es, einen be-
erzten Wiedereinstieg in diese Debatte zu wagen; dann
önnte auch das Kompetenzgezerre bei der Terrorismus-
ekämpfung endlich beendet werden. Sonst bleiben Sie,
as Ihnen die „Süddeutsche Zeitung“ kürzlich einmal be-
cheinigte, nämlich Maulhelden der inneren Sicherheit.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Der zweite Appell: So ernst die Bedrohung durch den

nternationalen und islamistischen Terrorismus zu neh-
en ist – die Situation verlangt Tatkraft, Entschlussfähig-
eit, einen hohen Ermittlungs- und Verfolgungsdruck,






(A) )



(B) )


Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast

zugleich aber das nötige Maß an Sachlichkeit und Ge-
lassenheit. Was uns nicht gut tut, liebe Kolleginnen und
Kollegen, sind Versuche, die sicherheitspolitische Lage
so zu verzerren, dass die Menschen mit Horrorszenarien
faktisch in Angst und Schrecken versetzt werden. Das
trifft die Sache nicht. Ich würde Ihnen dringend raten, die-
ses bleiben zu lassen.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517002600

Zu einer Kurzintervention erhält der Kollege

Binninger das Wort.


Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1517002700

Frau Kollegin Sonntag-Wolgast, Sie hatten mich an-

gesprochen wegen des Hinweises auf die Terrorprozesse
in meinem Beitrag vorgestern im Innenausschuss. Wir
reden hier heute Morgen über Terrorismusbekämpfung.
Ein Schritt dazu ist, eine Organisation einzurichten, die
die Aktivitäten der 37 zuständigen Behörden bündelt.
Das haben wir beantragt, nicht Sie.

Terrorismusbekämpfung heißt aber, nicht nur eine
neue Organisation einzurichten, sondern auch dafür zu
sorgen, dass gefährliche Täter, die bei uns in Deutsch-
land agieren, möglichst hinter Schloss und Riegel kom-
men. In diesem Punkt haben Sie komplett versagt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich will Ihnen vier Beispiele nennen, so viele sind es
nämlich mittlerweile:

Sie wissen, dass der 11. September maßgeblich hier
in Deutschland vorbereitet wurde. Schlimm genug! Es
gab zwei Tatverdächtige, in Bezug auf deren Prozesse
Innenminister Schily vollmundig angekündigt hat, das
werden die ersten Terroristenprozesse weltweit sein, die
zu einer Verurteilung führen. In beiden Prozessen wurde
dieses Ziel nicht erreicht. Ein Täter läuft mittlerweile
wieder frei herum, beim anderen läuft die zweite Ver-
handlungsrunde.

Es gibt ein drittes Verfahren in Berlin, das gerade in
dieser Woche gescheitert ist. Es hat zu einer Verurteilung
nicht, wie gewünscht, wegen Terrorismus, sondern nur
wegen Nebendelikten geführt.

Ganz aktuell in der Diskussion: Ein Hintermann von
al-Qaida, Darkazanli aus Hamburg – man darf den Na-
men ja nennen, weil dieser auch in den Medien so er-
scheint –, agiert hier seit vielen Jahren. Es ist den Bun-
desbehörden und dem Bundesinnenminister trotz vieler
Maßnahmen nicht gelungen, in dieser Zeit etwas gegen
diesen Herrn zu unternehmen. Erst die Spanier wären
dazu in der Lage. Jetzt gibt es aber einen Rechtsstreit
darüber, ob der europäische Haftbefehl in diesem Fall
angewandt werden kann.

Das heißt in der Bilanz: Vier Hauptdrahtzieher des
internationalen Terrorismus befinden sich hier in

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(C (D eutschland. Sie wurden nicht verurteilt bzw. eingeperrt oder abgeschoben. Das ist eine Blamage. Herr Kollege Binninger, ich verstehe ja, dass Sie sich uf diesem Wege noch ein wenig Redezeit verschaffen ollten. Ich will nur zwei knappe Anmerkungen zu Ihrer urzintervention machen. Zunächst ging es darum, klar zu machen, dass Sie mit hrem Antrag ein wenig hinter den Tatsachen herhinken nd deshalb bei Ihrem Beitrag im Innenausschuss auf ein nderes Thema ausweichen mussten. (Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das ist das gleiche!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD):
Rede ID: ID1517002800

Das Zweite ist: Herr Kollege Binninger, in Deutsch-
and gilt immer noch das Prinzip der Unabhängigkeit
er Justiz.


(Zustimmung bei der SPD)

ch kenne die Problematik dieser Prozesse. Aber auch im
errorismusbereich muss es aussagekräftige und sichere
eweise für die Schuld geben. Ansonsten können Sie ein
olches Urteil nicht kritisieren.
Danke schön.

(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Ich kritisiere nicht das Urteil, sondern die Arbeit der Behörden!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517002900

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Gisela Piltz.

Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1517003000

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Dass die beiden vorliegenden Anträge in diesem
ause zusammen behandelt werden, war für uns schon
ine Überraschung. Überraschend fanden wir auch, dass
as automatisierte Kennzeichen-Scanning in die sachli-
he Nähe zur Terrorismusbekämpfung gestellt wird, ins-
esondere in der Begründung der Unionsfraktion, und
ass damit die Ängste der Bevölkerung auch in dieser
insicht instrumentalisiert werden sollen.


(Dr. Max Stadler [FDP]: So ist es!)

enn Sie damit aus CDU/CSU-Sicht dem berühmt-be-

üchtigten „Otto-Katalog“ etwas entgegensetzen woll-
en, muss ich Ihnen sagen, dass das nicht mehr als ein
oschyk/Strobl-Päckchen geworden ist. So gewinnt je-
er Antrag nur die Hälfte der Aufmerksamkeit – und das
eicht dann, ehrlich gesagt, auch.
Zum ersten Antrag. Mein Kollege Max Stadler hat be-

eits in der ersten Lesung an dieser Stelle gesagt, die
DP stimme einer neuen Behörde nur dann zu, wenn
ie uns von Praktikern als zwingend deutlich gemacht
ürde. Nach den Diskussionen in den letzten Wochen ist
ns der Glaube, dass das, was von Ihnen vorgeschlagen






(A) )



(B) )


Gisela Piltz

worden ist, sinnvoll ist, ferner denn je. Eine Notwendig-
keit können wir nicht erkennen. Auch heute haben wir
nichts in dieser Richtung gehört. Der Antrag ist ja auch
– das haben wir hier schon mehrfach diskutiert – nicht
mehr wirklich aktuell.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Nach wie vor brandaktuell!)


Das kennen wir von Anträgen, die über ein halbes Jahr
brauchen. Das geht auch uns manchmal so. Aber geben
Sie das doch einfach zu, anstatt an diesem Antrag festzu-
halten!


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Erstaunlich.

(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Es gibt auch Beifall von der falschen Seite!)

Wir halten es für sinnvoll, erst einmal die Arbeit des

neu eingerichteten Zentrums zu begleiten und die Ergeb-
nisse zu bewerten. Erst danach können wir gerne noch
einmal über etwas anderes reden. Aber eines ist für uns
klar: Wir werden über nichts reden, was das Trennungs-
gebot ernsthaft aufweicht. Das ist mit den Liberalen
nicht zu machen.


(Beifall bei der FDP)

Es ist eben nicht so, dass viel auch viel hilft, wie Sie

immer glauben. Auch die Vorstellung, je mehr Apparate
man an einen Patienten anschließt, desto besser geht es
ihm, trifft nicht zu.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: In der Realität oft schon!)


Wir brauchen unserer Meinung nach keine neuen Appa-
rate, sondern müssen die vorhandenen richtig nutzen.
Diesen Vorgang warten wir ab. Deswegen werden wir
uns bei Ihrem Antrag enthalten.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Knallharte Enthaltung! Man könnte auch dagegen stimmen!)


Nun zu dem zweiten Antrag. Nach dem, wie er uns
heute vorliegt – Sie haben ihn ja nach der Innenaus-
schusssitzung nicht mehr verändert –, wollen Sie das
Kfz-Kennzeichen-Scanning quasi flächendeckend,
nämlich in einem Grenzbereich von bis zu 50, sogar
80 Kilometern, einführen.


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: 80 Kilometer?)

– Von der Grenze an. Schauen Sie mal ins Gesetz! Wenn
Sie das Gesetz nicht kennen, freut mich das.

Aber apropos Grenze noch ein Wort zu den Beratun-
gen im Innenausschuss: Wenn Sie versuchen, uns aufs
Glatteis zu führen, indem Sie in Ihrem Antrag „Zustän-
digkeitsbereich“ durch „Grenzbereich“ ersetzen, dann ist
das ein netter Versuch von Ihnen; aber Sie dürfen sich
nicht wundern, wenn wir dem nicht zustimmen. Das ist
nämlich nur ein Wortspiel; denn das Gesetz unterschei-
det zwischen Grenze und Grenzgebiet. Deshalb müssen

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(C (D ie sich sagen lassen, dass Sie in Ihrem Änderungsanrag letztendlich nichts geändert haben. Für uns ist klar: Sie haben auch an Ihrer Einstellung ichts verändert. Sie wollen das Kfz-Kennzeichencreening, soweit es geht, im gesamten Zuständigkeitsereich des BGS einführen. Es geht Ihnen eben nicht ur um die Grenze. Das haben Sie damit ganz deutlich um Ausdruck gebracht. Noch einige Anmerkungen zum Inhalt. Zum einen ind verdachtsunabhängige Kontrollen unserem Recht rundsätzlich fremd. ie Ausnahmen, die wir haben, reichen aus unserer icht aus. Man sollte nicht die Ausnahme zur Regel mahen. Deshalb haben wir damals gegen die Verlängerung er Gültigkeitsdauer des Gesetzes gestimmt und sind uch jetzt konsequent weiter dagegen. ach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im ärz 2004 zum Außenwirtschaftsgesetz sind präven ive Maßnahmen nur begrenzt anwendbar. Diese Berenzung kann ich in Ihrem Antrag nicht erkennen. Manche Datenschützer – das habe ich Ihnen schon am ittwoch gesagt; aber jetzt fangen Sie wieder an, bezüg ich des Datenschutzes zu quengeln – sind auch mit Ihen Stimmen gewählt worden. Die Datenschützer von und und Ländern warnen vor einem ersten Schritt in ie Überwachung, dem bald der nächste und dann der bernächste folgen werden. Aus unserer Sicht weist der Antrag auch logische rüche auf. Vorne sprechen Sie von Grenzen und hinten om Grenzbereich. Vorne sprechen Sie von der Erkenung gestohlener Fahrzeuge und hinten vom gesamten uständigkeitsbereich des BGS. Geben Sie doch einfach u, dass es Ihnen um mehr geht als nur um die Grenze nd um gestohlene Fahrzeuge. Es geht Ihnen um den chritt in die absolute Überwachung. (Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der CDU/CSU – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist doch Unsinn!)


(Beifall bei der FDP)


(Dr. Max Stadler [FDP]: Richtig!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Es bleibt dabei.
Zwei Bemerkungen zum Schluss. Erstens. Wenn Ih-

en dieses Anliegen so wichtig ist, dann setzen Sie Ihre
orschläge doch erst einmal in den Ländern konsequent
urch, in denen Sie mitregieren.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit so jemandem wollen Sie koalieren! Kehren Sie um! – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Werden Sie doch Mitglied bei den Grünen, Frau Piltz!)


ber das schaffen Sie nicht.






(A) )



(B)


Gisela Piltz

Zweitens. Wir werden uns immer für die Wahrung

von Grundrechten einsetzen. Deshalb werden wir die-
sem Antrag nicht zustimmen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP – Norbert Geis [CDU/ CSU]: Das hat sich vom Beitrag der Grünen nicht unterschieden!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517003100

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Silke Stokar.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir
konnten gerade den interessanten Versuch von Union
und FDP beobachten, hier im Plenum öffentlich Koali-
tionsverhandlungen zu führen.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Sie waren nur nicht sehr erfolgreich!)


Ich kann nur feststellen: Diese Verhandlungen sind ge-
scheitert. Sie sind nicht fähig, im Bereich der inneren Si-
cherheit auch nur annähernd eine gemeinsame Politik zu
formulieren.


(Gisela Piltz [FDP]: Das ist ja bei Ihnen auch sehr merkwürdig!)


Deswegen ist es gut, dass Rot-Grün in den Kernberei-
chen der inneren Sicherheit immer wieder deutlich
macht, dass wir das Thema der Bedrohung durch den
Terrorismus sehr ernst nehmen und dass wir – im Ge-
gensatz zu Ihnen – handlungsfähig sind.

Ihr Antrag ist nicht neu. Interessant daran ist, dass die
darin enthaltenen Vorschläge in keinem Bundesland um-
gesetzt werden.


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Das geht ja nur auf Bundesebene!)


Das Gemeinsame Zentrum zur Terrorismusbekämp-
fung wird mittlerweile von allen Landeskriminalämtern
akzeptiert. Sie arbeiten dort längst mit. Auf der Fach-
ebene wird dieses Zentrum sehr gelobt.

Aber Sie erwecken hier den Eindruck, dieses Zentrum
könne nicht effektiv arbeiten. Darauf sage ich Ihnen,
dass dort jeden Tag viel geleistet wird. Die Kollegen von
der Union, die sich die Arbeit vor Ort angesehen haben,
sind beeindruckt. Aber sie sind nicht in der Lage – das
finde ich merkwürdig –, die gute Arbeit anzuerkennen.
Es geht ihnen eben nur um Populismus und darum, ver-
meintliche Widersprüche zwischen Rot-Grün aufzude-
cken, die es in diesen Fragen aber nicht gibt.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Ach je! – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Lesen Sie einmal das Protokoll des Innenausschusses!)


Das wissen Sie ganz genau.
In diesem Zentrum werden tägliche Lagebesprechun-

gen von verschiedenen Sicherheitsbehörden wie Polizei,
Bundesamt für Verfassungsschutz, MAD, Zoll und Bun-

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(C (D eskriminalamt gemeinsam mit den Landeskriminalämern durchgeführt. Es fehlen nur noch einige Landesämer für Verfassungsschutz. Sie wollen einfach nicht zur enntnis nehmen, dass es keine Konflikte zwischen Rot nd Grün in dieser Frage gibt. Wir haben die Einrichtung ieses Zentrums von Anfang an begrüßt. Die Notwenigkeit eines solchen Zentrums haben die Grünen schon or anderthalb Jahren in entsprechenden Beschlüssen eutlich gemacht. Die Problematik liegt in einem ganz anderen Bereich, ämlich im Bereich des Föderalismus. Das wissen Sie ehr genau. Es ist doch der bayerische Landesinnenmiister, der auf seiner Landeskompetenz im Bereich der ekämpfung auch des internationalen Terrorismus beteht und der nicht kapiert hat, dass es hier längst eine nternationale Zusammenarbeit gibt. Das BKA mit einen 60 Außenstellen in aller Welt sammelt die Inforationen, die für die Bekämpfung des Terrorismus notendig sind. Der Föderalismus, so wie ihn beispielseise Bayern und Hessen mit Herrn Koch an der Spitze erstehen, ist das tatsächliche Hemmnis bei der Zusamenarbeit. Versuchen Sie also nicht, einen Konflikt zwichen Rot und Grün zu konstruieren, den es nicht gibt. (Beifall des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Neben den täglichen Lagebesprechungen und den Ge-
ährdungsbewertungen gibt es einen – auch das ist ein
achlich wichtiger Teil der operativen Arbeit – gemein-
amen Informationsaustausch. Ich nenne beispiels-
eise Fallauswertung und Strukturanalysen. Das ist die
rbeit, die dort gemacht wird. Es wäre gut für diese neue
inrichtung, wenn wir im Parlament sagen würden: Wir
tehen hinter dieser Arbeit der Sicherheitsbehörden; wir
ersuchen, ihnen nicht durch parteipolitisch geprägte,
innlose Debatten Steine in den Weg zu legen. Vielmehr
nterstützen wir das und versuchen, es zu optimieren.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517003200

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Göbel?


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Ja.


(Dorothee Mantel [CDU/CSU]: Sehr mutig!)

Bei dem Kollegen Göbel muss man nicht mutig sein.


(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)



Ralf Göbel (CDU):
Rede ID: ID1517003300

Frau Kollegin Stokar, sind Sie bereit, mir zuzugeste-

en, dass ich in meiner Rede die Arbeit, die dort geleis-
et wird, in keiner Weise kritisiert habe, sondern ledig-
ich gesagt habe: Der Aufgabenbereich des Zentrums
eht aus unserer Sicht nicht weit genug. Da Sie den
ayerischen Innenminister Beckstein erwähnt haben,
öchte ich übrigens sagen, dass unser gesamter Antrag
)






(A) )



(B) )


Ralf Göbel

mit unseren Länderinnenministern abgestimmt worden
ist.

Weil Sie auf die Geschlossenheit der beiden Koali-
tionsfraktionen in der Frage der Terrorismusbekämpfung
verwiesen haben: Wären Sie bereit, uns heute, vielleicht
sogar mit Angabe einer Jahreszahl, einen Tag zu nennen,
an dem endlich die Antiterrorismusdatei, über die wir ja
im Februar debattiert haben, in diesem Hohen Hause be-
handelt wird?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Immer alles in einen Topf!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Göbel, ich bedanke mich für Ihre beiden
Fragen.

Zu der ersten. Sie müssten wissen – diese Kapazität
müsste eigentlich in Ihrer Fraktion vorhanden sein –,
dass Ihr Antrag und der Antrag aus dem Bundesrat vom
Herbst des letzten Jahres stammen. Seitdem hat es in der
Arbeitsgruppe der Innenministerkonferenz eine Weiter-
entwicklung gegeben. Es sind auch auf Länderebene
– ich weiß es aus Niedersachsen – unterschiedliche Ein-
richtungen ins Leben gerufen worden, bei denen es um
eine Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden ging.
Aus gutem Grunde ist so verfahren worden. Ich verweise
hier aber auf das Trennungsgebot. Es handelt sich hier
doch nicht um eine Auseinandersetzung zwischen Rot
und Grün; vielmehr sprachen doch fachliche Gründe für
das Prinzip der zwei Säulen. Natürlich sollen die Sicher-
heitsbehörden weiterhin auf der Grundlage der jeweili-
gen, für sie zuständigen Aufgabengesetze, in denen ihre
Kompetenzen beschrieben werden, arbeiten. Geheim-
dienste und Polizei haben unterschiedliche gesetzliche
Grundlagen; sie haben unterschiedliche Kompetenzen.
Sie ergänzen sich in ihrer Facharbeit. Zu diesem Ergeb-
nis ist auch die Innenministerkonferenz gekommen.
Deswegen wird mittlerweile von allen Landeskriminal-
ämtern und den Landesämtern für Verfassungsschutz in
den Fällen, in denen eine qualifizierte Zusammenarbeit
möglich und sinnvoll ist, genau die Organisationsstruk-
tur bevorzugt, die der Bund gewählt hat. Man will also
die Sicherheitsbehörden nicht zusammenführen. Natür-
lich sind in diesem Zusammenhang die verfassungs-
rechtliche Grenze und das Trennungsgebot zu beachten.


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Ist die Frage beantwortet?)


– Sie haben spannende Fragen gestellt; nun ertragen Sie
auch meine Antwort und hören Sie zu. Ansonsten dürfen
Sie hier keine Fragen stellen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Ralf Göbel [CDU/CSU]: Gut, dann bleibe ich noch stehen!)


– Sie haben nicht sehr viel Standfestigkeit; das muss ich
hier feststellen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


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(C (D Zu Ihrer Frage nach dem Datum, an dem wir die ntiterrorismusdatei behandeln. Sie haben Recht: Ich abe gesagt, bis Ostern schaffen wir das; davon war ich usgegangen. Aber auch hier – ich sage das, damit Sie as nachvollziehen können – gibt es überhaupt keine arteipolitischen Differenzen zwischen Rot und Grün. ielmehr gab es Probleme. Zum einen gestaltete sich die bsprache mit dem Generalbundesanwalt außerordentich schwierig. (Ralf Göbel [CDU/CSU]: Jetzt setze ich mich!)


erner war die Beteiligung des Justizressorts außeror-
entlich schwierig. Auch bei der Antiterrordatei haben
ir es mit dem Problem zu tun, dass wir all diese Dinge
it 16 Bundesländern abstimmen müssen, damit die Zu-
ammenarbeit klappt.
Damit bin ich am Ende meiner Antwort auf Ihre Fra-

en. Ich finde es sehr bedauerlich, dass Sie nicht in der
age sind, sie in angemessener Form entgegenzuneh-
en.


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Wenn Sie sie beantwortet hätten, wäre es gut gewesen! – Zuruf von der SPD: Noch Fragen?)


Meine Damen und Herren, ich komme zu meinen ei-
entlichen Ausführungen zurück. Meine Redezeit ist so
ut wie beendet.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

ch möchte daher zusammenfassen, dass das Gemein-
ame Zentrum zur Terrorismusbekämpfung auch in der
nternationalen und europäischen Zusammenarbeit
ine Rolle spielen kann.
Das sind Dimensionen, die Sie noch gar nicht ent-

eckt haben.

(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Oje!)

ie Unionsfraktion bewegt sich in der Innenpolitik im-
er auf einer Ebene, die von den Landesinnenministern
ntwickelt wird. Deren Interessen vertreten Sie hier. Sie
ntwickeln keine eigenständige Position, die die Bun-
esinteressen berücksichtigt. Sie nehmen nicht darauf
ücksicht, dass es im Bereich der Terrorismusbekämp-
ung eine europäische und internationale Zusammenar-
eit gibt. Das kommt in Ihren Anträgen nicht vor.
Deswegen zum Schluss: Haben Sie Vertrauen in die
rbeit von Rot-Grün! Das Richtige und Wichtige tun
ir. Leider ist es manchmal ein Problem, dass wir auf-
rund der föderalen Strukturen vieles nicht so schnell
msetzen können, wie wir es möchten. Ich bin aber si-
her, dass Staatssekretär Körper Ihnen gleich sehr deut-
ich sagen kann, wann das Anti-Terror-Datei-Gesetz
onkret eingebracht wird.
Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517003400

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Norbert Geis.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Norbert Geis (CSU):
Rede ID: ID1517003500

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Es soll kein Zweifel bestehen: Wir
alle haben das Ziel, den Terrorismus nachhaltig zu be-
kämpfen. Das ist eine Aufgabe, die uns von der Bevölke-
rung gestellt wird. Das erwartet die Bevölkerung von
uns. Das Erlebnis des 11. September 2001 und des
11. März 2004 sitzt tief im Bewusstsein der Bevölke-
rung. Es herrscht immer noch Angst vor der brutalen,
rücksichtslosen Gewalt der islamistischen Terroristen.
Das muss man sehen.

Deswegen müssen wir uns voll darauf konzentrieren,
diesen Terrorismus zu bekämpfen. Dabei muss man auch
einmal über lieb gewordene Vorstellungen hinweggehen
können. Es geht jetzt darum, den Verfassungsstaat zu
erhalten. Es geht darum, die Sicherheit im Land zu er-
halten. Das ist ein hohes Verfassungsgut. Dem sollte
man einiges unterordnen können.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es besteht aber kein Grund zur Panik.

(Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär: Ja!)


Es ist wichtig, dies zu sagen. Wir haben keine Veranlas-
sung zu der Annahme, dass es demnächst in der Bundes-
republik Deutschland zu einem Anschlag kommen wird.
Dennoch weiß jeder von uns, dass aus dem Ruheraum
Deutschland sehr schnell ein Zielort für einen islamisti-
schen Anschlag werden kann.

Deshalb geht es uns darum, die islamistischen Netz-
werke, die in unserem Land, aber auch in Europa und
weltweit existieren, kenntlich zu machen, aufzuspüren
und, wenn es möglich ist, zu zerschlagen. Dazu kann die
Bevölkerung einen maßgeblichen Beitrag leisten; auch
das soll gesagt werden. Durch die Wachsamkeit der Be-
völkerung kann Kriminalität, aber auch Terrorismus be-
kämpft werden. – Das ist das eine, was zu sagen ist.

Aber es geht auch darum, dass wir in dieser Frage auf
Bundes- und Landesebene gut zusammenarbeiten. Das
war der Hintergrund unseres Antrages. Es gibt in Bayern
ein Konzept zur Bekämpfung islamistischer Straftaten,
genannt AKIS, das, wie ich meine, ein hervorragendes
System geschaffen hat, die Erfahrungen der Polizeipräsi-
dien, die Informationen des Landeskriminalamtes und
des Verfassungsschutzes und die Erkenntnisse der Justiz
zusammenzubringen, diese in einem gemeinsamen La-
gezentrum zu besprechen und eventuelle Aktionen vor-
zuschlagen.

Dieses Zentrum, das wir bereits in Bayern haben, war
natürlich ein Vorbild für unseren Antrag, in dem wir ein
solches bundesweites Zentrum vorschlagen. Es geht uns
in unserem Antrag um eine Verbesserung der Zusam-
menarbeit der Sicherheitsbehörden auf Bundesebene,
aber auch um eine Verbesserung der Zusammenarbeit

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(C (D er Sicherheitsbehörden des Bundes und der Sicherheitsehörden der Länder. Das war das Ziel unseres Antrages. as ist sowohl akzeptabel als auch richtig. Es geht uns nicht, Herr Hofmann, um eine neue zen ralistische Behörde. Wir wollen die Länderkompetenen nicht beschneiden. Wir sind der Auffassung, dass ich die föderalen Sicherheitsstrukturen, die in unserem and vorherrschen, bewährt haben. Das wollen wir in einer Weise mit unserem Antrag beeinträchtigen, vielehr wollen wir die Informationen zusammenführen. ur darum geht es uns. Es besteht kein Zweifel, dass die Bundesregierung nseren Vorschlag aufgenommen hat. Wir haben diesen orschlag nicht erst im September gemacht, sondern ange vorher parteiintern und in der Fraktion darüber disutiert. Wir haben uns mit Vertretern aus Bayern und aneren Bundesländern, die von CDU und FDP regiert erden, ausgetauscht. Dann haben wir den Vorschlag im eptember eingebracht. Sie haben ihn, so meine ich, aufegriffen – das ist auch nichts Schlechtes – und ein Zenrum geschaffen, das sich zwar nicht vollständig mit uneren Vorstellungen deckt, ihnen aber sehr nahe kommt. eshalb begrüßen wir dieses Zentrum; wir müssen gar icht drum herumreden, Frau Kollegin Piltz. Wir sind roßzügig genug, das anzuerkennen. Wir haben trotzdem – das hat der Kollege Göbel chon gesagt – eine Kritik, die mir auch entscheidend zu ein scheint. Es sind zwei Säulen entstanden: zum einen ie Dienste, die eine eigenständige Analyse erstellen und nformationen auswerten, zum anderen die Polizei. Sie, uch Sie, Herr Stadler, begründen das mit dem Trenungsgebot. Ich befürworte dieses Trennungsgebot. Ich alte es zwar nicht unbedingt für ein Verfassungsprinzip, ber für ein Organisationsprinzip, an das sich alle demoratischen Kräfte in diesem Land seit 50 Jahren gehalten aben. Ich bin für das Trennungsgebot, also für die Aufeilung der Zuständigkeiten der Polizei, der Justiz und er Dienste. Die Zuständigkeiten werden sich immer ieder einmal überlappen, das wissen wir, aber im Prinip sind wir für die Trennung. Ich glaube aber nicht, dass bei dem Informationszen rum das Trennungsprinzip berührt wird. Der Austausch on Informationen bedeutet nicht, dass nun plötzlich die achrichtendienste polizeiliche Befugnisse erhalten erden. (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das will niemand!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


as wollen wir nicht und das geschieht auch nicht. Des-
egen halten wir die zwei Säulen für falsch. Sie sind ein
ugeständnis an die Grünen, wie wir vermuten. Sie füh-
en unter Umständen zu Reibungen und Reibungsver-
uste können wir uns in der Frage der Terrorismusbe-
ämpfung am wenigsten leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir sind auch der Meinung, dass die Datei längst

ätte geschaffen werden können. Der Antrag Nieder-






(A) )



(B) )


Norbert Geis

sachsens liegt schon lange vor und auch wir haben ihn in
unseren Antrag wieder aufgenommen. Es ist ein Ver-
säumnis und Sie müssen es der Opposition schon gestat-
ten, dass sie auf dieses Versäumnis angesichts der gro-
ßen Gefahr, die vom Terrorismus ausgeht, hinweist.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist kein Versäumnis!)


Wenn wir nicht darauf hinweisen, wer soll es denn dann
tun? Wir sind der Meinung, die Datei hätte längst ge-
schaffen werden können, und wir hoffen darauf, dass sie
demnächst geschaffen wird.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Bürokratie, was Sie da einführen wollen!)


Ich glaube, dass wir mit der zentralen Datei und dem
Zentrum zur Terrorismusbekämpfung zwei hervorra-
gende Instrumente haben, um der Aufgabe, den Terroris-
mus in unserem Land gut zu bekämpfen, gerecht zu wer-
den. Ich meine aber, das reicht nicht aus. Wir brauchen
darüber hinaus die internationale Zusammenarbeit,
insbesondere auf europäischer Ebene. Wir müssen das
Schengener Informationssystem fortentwickeln und da-
für sorgen, dass es zu einer Vernetzung der bereits in den
einzelnen Ländern Europas vorhandenen Dateien
kommt. Es geht uns darum, den Schengenraum zu ei-
nem einheitlichen Fahndungs- und Operationsraum
umzugestalten. Wir müssen uns natürlich auch darüber
Gedanken machen, wie wir die Kräfte der Bundeswehr
bei der Bekämpfung des Terrorismus stärker beanspru-
chen können. Das muss natürlich verfassungskonform
sein, aber das müssen wir ermöglichen.


(Unruhe bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Allerdings müssen wir der Bevölkerung auch sagen,
dass es keine 100-prozentige Sicherheit vor fanatischen
islamistischen Terroristen gibt.


(Silke von Stokar von Neuform [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber es gibt 100-prozentigen Unsinn!)


Dieses Wissen kann und darf uns aber nicht daran hin-
dern, alles zu unternehmen, diese große Geißel entschie-
den zu bekämpfen. Es kann nicht sein, dass das Leben
unserer Bevölkerung von der Angst vor dem Terroris-
mus bestimmt wird.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517003600

Das Wort hat jetzt der Parlamentarische Staatssekretär

Fritz Rudolf Körper.
Fr
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1517003700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich will

an das anknüpfen, was mein Vorredner, Herr Geis, ge-
sagt hat. Ich glaube, es ist wichtig, als Ausgangssituation
festzuhalten, was das Potenzial an terroristischen Bedro-

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(C (D ungen für uns bedeutet und dass es in Deutschland zu roßer Aufmerksamkeit führen muss. Panik allerdings äre falsch am Platze. Das wäre der falsche Ausgangsunkt. (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Da sind wir uns völlig einig!)


Ich will ganz deutlich festhalten: Wer die Arbeit unse-
er Sicherheitsbehörden kennt und sie in den letzten Mo-
aten beobachtet hat, der muss zu dem Ergebnis kom-
en, dass sie hervorragend war und ist. Den
itarbeiterinnen und Mitarbeitern gebührt dafür ein
erzliches Dankeschön.


(Beifall im ganzen Hause)

ch denke, dass man das deutlich sagen muss.
Heute liegt uns ein Antrag vor, der sich mit dem ge-
einsamen Terrorabwehrzentrum beschäftigt. Meine
amen und Herren von der Opposition, Sie versuchen
das müssen Sie tun –, eine Art Urheberrecht für sich in
nspruch zu nehmen. Aber ich sage Ihnen ganz offen:
as ist mir völlig egal. Wichtig ist, dass die Bundesre-
ierung solch ein gemeinsames Terrorabwehrzentrum
eschaffen hat, das seine Arbeit im Dezember 2004 auf-
enommen hat.


(Beifall bei der SPD)

Dass das einer gewissen Vorbereitung bedurfte, ist

öllig klar. Dieser Gedanke ist nicht erst im Dezember
etzten Jahres geboren worden, sondern er hatte einen
ewissen Vorlauf. Dieser Vorlauf war wesentlich davon
eprägt, dass wir dieses Zentrum unter Beachtung unse-
er föderalen Strukturen konstruieren mussten. Auch
age ich ganz offen: Das war nicht gegen die Länder,
ondern nur mit den Ländern zu machen, und ich denke,
ass das richtig war. Wir müssen festhalten: Im Kampf
egen den internationalen Terrorismus können wir nur
emeinsam erfolgreich sein. Wir dürfen hier keine Ge-
ensätze aufkommen lassen.
Deswegen war es sehr wichtig, Lösungen zu finden,

ie vonseiten der Länder mitgetragen und organisato-
isch umgesetzt werden. Es war beispielsweise richtig,
u versuchen, BKA, BfV, BND, MAD und BGS, also
ie Bundesebene und die Länderebene, zusammenzu-
ühren. Wir sind sehr froh und dankbar, mittlerweile
eststellen zu können, dass sich alle 16 Landeskriminal-
mter beteiligen. Wir können das nicht von der Bundes-
bene par ordre du mufti anordnen, sondern wir sind hier
uf die Bereitschaft der Länder angewiesen.
Das Gleiche gilt für die Landesverfassungsschutzäm-

er. Ich glaube, Frau Kollegin Dr. Sonntag-Wolgast hat
esagt, dass sich von den 16 Landesverfassungsschutz-
mtern bisher zwölf beteiligt haben und dass sich auch
ie anderen vier beteiligen werden. Wie es so schön
eißt, ist das im Zulauf begriffen.
Alles in allem werden 40 Behörden zusammenge-

asst. Der Wille, erfolgreich miteinander zu arbeiten, ist
orhanden.
Das ist im Übrigen auch im Hinblick auf die Debatte,

ie auf europäischer Ebene geführt wird, wichtig. Herr






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper

Kollege Geis, Sie haben zu Recht angesprochen, dass die
Bekämpfung des internationalen Terrorismus nicht nur
eine nationale, sondern auch eine europäische bzw. inter-
nationale Komponente hat. Daher ist es wichtig, dass die
Zusammenarbeit auch auf diesen Ebenen funktioniert
und dass die Bereiche, in denen eine Weiterentwicklung
notwendig ist – als Beispiel nenne ich das Schengener
Informationssystem –, fortentwickelt werden. Sie wis-
sen, dass es auch ein Schengener Informationssystem II
gibt, das sich in der Umsetzung befindet. Das ist in die-
sem Zusammenhang also eine völlig richtige Antwort.

Ich sage – damit gehe ich auf die Äußerungen von
Frau Piltz ein – ganz deutlich: Das Trennungsgebot ist
uns als Organisationsprinzip sehr wichtig. Herr Kollege
Geis, darüber würde ich gerne einmal mit Ihnen disku-
tieren. Ich glaube, unsere Vorgehensweise führt zu kei-
nerlei organisatorischen Hindernissen, kommt aber dem
Organisationsprinzip des Trennungsgebotes entgegen.
Wir haben unser Vorhaben auf zwei Säulen gestellt und
– auch das ist entscheidend – die Zusammenführung und
die organisatorische Ausgestaltung den gesetzlichen
Grundlagen entsprechend durchgeführt.

Dazu gehört auch, was wir zukünftig in Bezug auf
Dateien machen. Niedersachsen hat ja eine so genannte
Volltextdatei vorgeschlagen. Wir sind der Auffassung,
dass eine Volltextdatei diesem Trennungsgebot nicht ge-
recht wird, dass wir das anders konstruieren müssen: mit
einer so genannten Projektdatei sowie einer Indexdatei.
Es wäre zu schwierig, jetzt im Einzelnen noch einmal
darzulegen, wie das konzeptionell vorgesehen ist. Aber
Tatsache ist: Wir werden dies vorlegen und ich glaube,
dass die Vorstellungen und Vorschläge so weit ausgereift
sind, dass wir sagen können: Wir haben in Begleitung zu
dem gemeinsamen Terrorabwehrzentrum eine richtige
Konstruktion zur Handhabung der Dateien. Ich hoffe,
dass dem in Bälde auch zugestimmt werden kann.


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Wann ist „in Bälde“? – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/ CSU]: Vor Ostern?)


– Ich habe bei der letzten Debatte „in Kürze“ oder „in
Bälde“ gesagt.


(Dr. Rolf Bietmann [CDU/CSU]: Wann denn nun? „In Kürze“ oder „in Bälde“?)


– Herr Bietmann, Sie haben schon bessere Zwischenrufe
gemacht.

Die Ressortabstimmung in dieser Frage ist erfolgt. Ich
will gar nicht verhehlen – Frau Kollegin Stokar hat da-
rauf hingewiesen –, es gab an einer bestimmten Ecke
Diskussionsbedarf; Sie haben das näher gekennzeichnet.
Das hing in der Tat mit dem Justizministerium und dem
GBA zusammen. Ich denke, es ist wichtig, dass wir eine
Lösung finden, an der sich auch der GBA beteiligen
kann und bei der er sich wiederfindet.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er soll sich wieder finden!)


Es ist ganz wichtig, dass wir hier die Akzeptanz haben.
Denn auch die Akzeptanz bestimmt den erfolgreichen
Einsatz eines solchen Zentrums.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen keinen Nachhilfeunterricht von Ihnen,
as die innere Sicherheit anbelangt. Man hat ja manch-
al ein bisschen den Eindruck, dass es Sie ärgert, dass
ie innere Sicherheit, die sich in den Händen dieser Bun-
esregierung und der Koalition befindet, von uns so er-
olgreich gewährleistet wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Peter Dreßen [SPD]: Das musste mal gesagt werden! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Bei Frau Stokar!)


ie haben damit relativ wenig Raum für die politische
useinandersetzung.
Ich muss im Übrigen noch einmal sagen: Ich bin sehr

ankbar, wie Herr Geis sich mit dieser Frage auseinan-
er gesetzt hat.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das war erstklassig!)


ieber Herr Geis, da ist noch die eine oder andere Frage
ur Sicherheitsarchitektur innerhalb unseres föderalen
ystems zu stellen. Das heißt aber noch lange nicht, dass
ie und ich Zentralisten wären. Die Frage ist, inwieweit
ir vielleicht hier und da auch das eine oder andere fort-
ntwickeln müssen, beispielsweise die Kompetenzen des
undeskriminalamtes bei der Bekämpfung des interna-
ionalen Terrorismus. Ich denke, da sollte man die Dis-
ussion und die Debatte in aller Sachlichkeit führen.
Was die Frage des Kfz-Kennzeichen-Scannings an-

elangt, die Sie in Ihrem zweiten Antrag vorschlagen,
in ich der Auffassung, dass auch im Bereich der inne-
en Sicherheit zuerst ein Nachdenken darüber stattfinden
ollte, ob wir mit einem vorgeschlagenen Instrument tat-
ächlich die Wirkungen erreichen können, die man errei-
hen zu können meint.


(Günter Baumann [CDU/CSU]: Es gab schon genug Versuche!)


ch bin der Auffassung, da muss man sehr vorsichtig
ein. Übrigens haben Sie in Ihrem Antrag „umfassend
inzusetzen“ geschrieben. Das bedeutet einen hohen In-
estitionsaufwand. Ich sage einmal: Bevor man Steuer-
elder einsetzt, sollte man vernünftig darüber nachden-
en, ob man mit so einem Mittel erfolgreich sein kann.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517003800

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Günter Baumann.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Günter Baumann (CDU):
Rede ID: ID1517003900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Wenn wir uns heute in Europa umschauen,
as die einzelnen Länder auf dem Gebiet der inneren Si-
herheit tun, dann müssen wir feststellen, dass Deutsch-






(A) )



(B) )


Günter Baumann

land nicht zu den Spitzenreitern gehört. Wir haben eine
Reihe von Ideen, aber sie sind schwierig umzusetzen;
ich denke, das kann man sowohl über gesetzliche Rege-
lungen als auch über technische Mittel zur Verbrechens-
bekämpfung sagen.

Ich weiß, dass es bei manchen technologischen Inno-
vationen Probleme mit der Finanzierung gibt. Herr
Staatssekretär, auch beim BOS-Digitalfunk tun wir uns
mit der gesamten Finanzierung seit Jahren sehr schwer.
Ich möchte heute darauf hinweisen, dass es auch sicher-
heitstechnische Verbesserungen gibt, die kostengünstig,
effizient und unter datenschutzrechtlichen Gesichts-
punkten unbedenklich sind.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dazu gehört die automatische Erfassung von Kfz-
Kennzeichen. Ich denke, darüber wollen wir jetzt spre-
chen.

Nach den intensiven Beratungen der vergangenen
Monate sollten wir heute gemeinsam einen sicherheits-
politischen Schritt ins 21. Jahrhundert tun und die Bun-
desregierung auffordern, dort, wo sie die Kompetenz
dazu hat, diese auch auszuüben und das Kfz-Kennzei-
chen-Scanning als Fahndungsmittel einzusetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir sollten insbesondere auch prüfen, inwieweit vorhan-
dene Mautstellen und Mautbrücken hier genutzt werden
können, was die Kosten entsprechend reduzieren würde.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wundervoll! Ich wäre für GPS! – Gisela Piltz [FDP]: Ich habe es gewusst!)


Dort werden ja bereits Fahrzeuge erfasst; wir kennen das
Mautsystem. Es wäre also nur die Vernetzung mit einer
zentralen Fahndungsdatei herzustellen. Diese würde sol-
che Kennzeichen enthalten, die im Zusammenhang mit
irgendeiner schweren Straftat – Kfz-Diebstahl, Bankraub
oder wie auch immer – gesucht werden.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ladendiebstahl!)


Kritiker meinen, dass die Fahndungskompetenzen des
BGS erheblich verändert würden. Ich sehe das anders.
Ich denke, das BGS-Gesetz reicht aus. Herr Hoffmann,
wenn es, wie im Ausschuss diskutiert, geringfügig geän-
dert werden müsste, dann wäre es im Interesse der inne-
ren Sicherheit vernünftig, dies an dieser Stelle auch zu
tun. Es war schon immer die ureigenste Aufgabe von
Polizei und BGS, Verbrechen zu bekämpfen, zu verhin-
dern und aufzuklären. Wir wollen eigentlich nur die her-
kömmliche Methode des Notizblockes, des Schauens
und des Kontrollierens durch eine neue Methode, das
technische Auge, ersetzen.

Es ist bei den Beratungen im Innenausschuss in dieser
Woche auch kritisch angemerkt worden, dass eine hohe
Fehlerquote vorhanden sei. Es kann ja durchaus sein,
dass das technische Auge bei verschmutzten Kfz-Kenn-
zeichen oder bei schlechter Sicht versagen würde. Das
ändert aber doch nichts an der Tatsache, dass die auto-
matische Erfassung Trefferquoten aufweist, die mit

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(C (D enschlichem Auge und persönlicher Kontrolle niemals rzielt werden könnten. Datenschutzrechtliche Probleme sehe ich bei dieser ethode überhaupt nicht; denn aus der ungeheuren Da enmenge aufgrund der Vielzahl an Kennzeichen, die urch die Technik aufgenommen wird, wird nur ein ruchteil herausgefiltert, mit dem Computer verglichen nd gespeichert. Der überwiegende Teil der Daten wird n Bruchteilen von Sekunden wieder gelöscht. Unbecholtene Bürger brauchen also nicht zu befürchten, dass ich der Staat für weitere Daten von ihnen interessiert. ch denke, die Individualrechte der Bürger werden hier icht in unzulässiger Weise eingeschränkt. (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


leichzeitig wird gerade die übergroße Mehrzahl geset-
estreuer Bürger entlastet, die, wenn sie irgendwo ange-
alten werden, bei Fahrzeugkontrollen stichprobenartig
ontrolliert werden. Dies könnte stark reduziert werden
nd vielleicht sogar teilweise entfallen.
Aus sicherheitspolitischer Sicht sprechen die Erfah-

ungen, die bisher in anderen Ländern gemacht worden
ind – Schweiz, Frankreich und Großbritannien –, für ei-
en Erfolg dieser Technik. Auch die Modellprojekte in
eutschland – ich denke an Bayern, Hessen und Thürin-
en – sind viel versprechend verlaufen. So wurden in
ayern bei einem halbjährlichen, eng begrenzten Testbe-
rieb 282 Treffermeldungen – 71 davon im Grenzbereich
nd 211 im Landesinneren – verzeichnet. In 114 Fällen
urden Ermittlungen in Richtung Kennzeichendiebstahl
nd in 2 Fällen wurden Ermittlungen in Richtung
chleusung durchgeführt. Aufgrund dieser Erfahrungen
nd Ergebnisse wäre es geradezu fahrlässig, ausgerech-
et dem BGS die Nutzung einer solchen funktionsfähi-
en Technologie vorzuenthalten.
Gegenwärtig sind in Deutschland etwa 500 000 Kfz-
ennzeichen und über 300 000 Kfz auf der Fahndungs-
iste. Ich glaube, die hohen Trefferquoten des Scannings
ei der Fahndung nach gestohlenen oder verdächtigen
KWs sprechen für sich. Es wäre auch eine klare An-
age an die Kriminellen.
Die Innenministerkonferenz hat sich auch damit be-

chäftigt und legt gegenwärtig – parallel zu unserem An-
rag – ein Konzept für die Polizei vor. Auch hiernach
ollen mit Videokameras Autokennzeichen erfasst wer-
en.
Das Kfz-Kennzeichen-Scanning ist ein Instrument

er Aufklärung und der Prävention. Es ist – das möchte
ch deutlich sagen – kein Allheilmittel. Versuche damit
ind jedoch positiv verlaufen. Gewiss wird sich die orga-
isierte Kriminalität darauf einstellen und neue Metho-
en entwickeln. Aber ich glaube, dies ist ein wichtiger
austein der Sicherheitsarchitektur, mit dem wir an die-
er Stelle ein Schlupfloch schließen könnten.
Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



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Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517004000

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Frank Hofmann.


(Beifall bei der SPD)


Frank Hofmann (SPD):
Rede ID: ID1517004100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! In der Beschlussempfehlung,
die wir heute zu beraten haben, geht es um ein Terrorab-
wehrzentrum und die automatische Kraftfahrzeugkenn-
zeichenerfassung. Was die CDU/CSU daraus gemacht
hat, ist: Was kann ich zur Terrorismusbekämpfung sagen
und was fällt mir sonst noch ein? Das ging bis hin zum
Digitalfunk. Herr Geis hat wieder einmal ganz nebenbei
vom Einsatz der Bundeswehr im Inland gesprochen.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mal sehen, was wir in unseren verstaubten Schubladen noch so haben!)


Herr Binninger hat in seinem Beitrag deutlich ge-
macht, dass Erfolge bei der Polizei auf die gute Zusam-
menarbeit zwischen Bund und Ländern zurückzuführen
sind. Gibt es hingegen irgendwo Misserfolge, dann sind
dafür natürlich die Bundesregierung und die rot-grüne
Koalition verantwortlich.

Herr Geis hat von dem Lagezentrum in Bayern ge-
sprochen und gefordert, dass der Bund diese Idee über-
nehmen solle. Ich lese daraus: Was gut für Bayern ist,
muss auch für den Bund gut sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Norbert Geis [CDU/CSU]: Da habt ihr natürlich Probleme!)


So einfach geht es nicht. Der Bund ist auch international
eingebunden. Das ist etwas völlig anderes.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Stimmt!)

Die Zusammenarbeit mit 16 Bundesländern und anderen
Behörden ist ebenfalls etwas völlig anderes. So kann
man keine Kriminal- und Sicherheitspolitik gestalten.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Das sind jetzt Allgemeinplätze!)


Herr Baumann hat gefordert, die Kfz-Kennzeichen-
erfassung an den Mautstellen vorzunehmen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Kommen Sie mal zur Sache!)


Dadurch geben Sie das Signal nach außen, dass die
Mautstellen für verdachtsunabhängige Fahndungen ein-
gesetzt werden können. Dazu kann ich nur sagen: Mit
uns geht so etwas nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Ralf Göbel [CDU/CSU]: Mit euch machen wir gar nichts!)


Liebe Frau Piltz, Ihnen muss ich leider sagen: In der
Beschlussempfehlung wurden die Änderungswünsche
der CDU/CSU, bei denen es um die Erprobung der
Kennzeichenerfassung im Grenzbereich geht, aufge-
nommen. Aber, liebe Mitglieder von der CDU/CSU, ei-

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(C (D es muss ich Sie fragen. Sie haben den Antrag gestellt, ass im „Grenzbereich des Bundesgrenzschutzes“ proeweise gescannt werden soll. „Grenzbereich des Bunesgrenzschutzes“ – was bedeutet das sprachlich? (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doppelte Grenze!)


ie meinten natürlich den Grenzbereich der Bundesrepu-
lik Deutschland. Aber so schlampig, wie Ihr Ände-
ungsantrag war, so schlampig sind auch Ihre beiden An-
räge.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Europäisch gedacht hat Deutschland keinen Grenzbereich! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Ach je, das ist aber sehr dünn!)


Seit zwei Tagen meinen Sie, der Bundesgrenzschutz
olle die automatische Kennzeichenerfassung an den
renzen erproben. Bereits in der ersten Lesung habe ich
eutlich gemacht, dass die EU-Binnengrenzen nach
007, also in zwei Jahren, aufgehoben werden. Dann
ind die Grenzen nach Polen, Tschechien und der
chweiz wie EU-Binnengrenzen zu behandeln. Ihr Vor-
chlag läuft darauf hinaus, dass der BGS jetzt Investitio-
en für Maßnahmen tätigen soll, die in nur zwei Jahren
ür den Regelfall nicht mehr eingesetzt werden können.
Unter diesem Aspekt ist Ihr Vorschlag ein Schildbür-

erstreich. Der Bundesrechnungshof und der Bund der
teuerzahler würden uns das zu Recht um die Ohren
chlagen. Wie wollen Sie den Menschen erklären, dass
er Bundesgrenzschutz an der Grenze aufrüstet, um dort
ie automatische Kennzeichenerfassung zu erproben, die
renzen aber 2007, 2008 fallen? Ich kann das nieman-
em erklären und kann deshalb dem Antrag nicht zu-
timmen.
Für mich kommt noch hinzu, dass Sie völlig überflüs-

ige Anträge stellen, sowohl hinsichtlich des Terrorab-
ehrzentrums als auch der Kfz-Kennzeichenerfassung.
amit beschäftigt sich doch die Innenministerkonferenz.
eshalb kann man das nicht in den Arbeitsgruppen be-
andeln, in denen die Ergebnisse der Erprobung aus den
undesländern – ob nun Brandenburg, Hessen oder
ayern – zusammenfließen, in denen geprüft wird, ob es
twas bringt und wo man es möglicherweise einsetzen
ann? Wieso müssen Sie vorpreschen und diesen Antrag
m Bundestag stellen? Ihnen geht es offenkundig darum,
agen zu können, die Ersten gewesen zu sein. Das aber
st Kinderei und das Gegenteil von rationaler Kriminal-
nd Sicherheitspolitik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die wollen sich im Parlament blamieren!)


Das, was Ihnen völlig fehlt oder abhanden gekommen
st – ich weiß nicht, ob es Ihnen schon immer gefehlt
at –, ist das Fingerspitzengefühl für den Datenschutz.






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(B) )


Frank Hofmann (Volkach)


Sie gehen nach der Rasenmähermethode vor. Mit uns ist
das nicht zu machen.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Machen Sie etwas, aber machen Sie was!)


Wir sind neuen technischen Möglichkeiten, die Si-
cherheitsgewinn versprechen, keinesfalls abgeneigt, son-
dern stehen ihnen aufgeschlossen gegenüber. Wenn sich
nach der abschließenden Bewertung der Modellversuche
herausstellt, dass dies eine effiziente, Erfolg verspre-
chende Technologie ist, dann werden die rechtlichen
Möglichkeiten und die datenschutzrechtlichen Grenzen
auch für den BGS geprüft werden.


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Also machen wir es doch!)


Das ist rationale Sicherheitspolitik und die geht immer
mit Rot-Grün.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517004200

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung. Der Innenausschuss

empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 15/5264 die Ablehnung des Antrags der Fraktion
der CDU/CSU auf Drucksache 15/3805 mit dem Titel
„Gemeinsames Zentrum zur Terrorismusbekämpfung
schaffen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist mit den Stimmen der SPD und des Bündnis-
ses 90/Die Grünen gegen die Stimmen der CDU/CSU
bei Enthaltung der FDP angenommen.

In seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/5266
empfiehlt der Innenausschuss die Ablehnung des An-
trags der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache
15/3713 mit dem Titel „Einsatz der automatisierten Er-
fassung von Kraftfahrzeugkennzeichen durch den Bun-
desgrenzschutz“. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
fehlung? – Gegenstimmen? – Gibt es Enthaltungen? –
Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der SPD,
des Bündnisses 90/Die Grünen und der FDP gegen die
Stimmen der CDU/CSU angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 21 auf:
Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Organisationsstruktur der Telematik
im Gesundheitswesen
– Drucksache 15/4924 –

(Erste Beratung 160. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit und Soziale Sicherung

(13. Ausschuss)

– Drucksache 15/5272 –

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(C (D Berichterstattung: Abgeordneter Matthias Sehling Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Es gibt keien Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst er Abgeordnete Eike Hovermann. Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! ch bin schon froh, dass ich als Abgeordneter angekünigt worden bin; denn in manchen Sitzungen werde ich egen meines Vornamens Eike Anna Maria als Frau ike Hovermann angekündigt. (Detlef Parr [FDP]: Deswegen hat Ihre Fraktion geklatscht!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Eike Hovermann (SPD):
Rede ID: ID1517004300

Wir haben – und das ist doch etwas ganz Besonderes –
ine Beschlussempfehlung vorliegen, in der einstimmig
ie Annahme des Gesetzentwurfs empfohlen wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir haben das bei einem Gesetz erreicht, das vielfältige
uristische und wirtschaftliche, aber auch forschungs-
olitische Implikationen enthält, die weit in die Zukunft
eichen werden. Damit ist eines der größten IT-Vorhaben
n der Geschichte nicht nur der Bundesrepublik Deutsch-
and, sondern auch der EU und weltweit angeschoben
orden. Die Resonanz in diesem Raum ist dem Gesetz
ntsprechend.
Wir haben das unter Zustimmung der Selbstverwal-

ung, des Datenschützers und alsbald sicherlich auch der
änder erreicht. Wir haben alles mehrfach intensiv bera-
en. Es gab eine Anhörung, es gab qualifizierte Ände-
ungsanträge und wir haben, Herr Sehling, auch den
wischendurch verloren gegangenen § 3 gemeinsam
iedergefunden. Ich danke Ihnen auch dafür. Für diese
rbeit und das Resultat ist insbesondere allen damit be-
assten Damen, aber auch den Herren von Herzen zu
anken. Das will ich für unsere Fraktion hiermit tun.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir werden die intelligente Chipkarte ab 2006 schritt-
eise in Deutschland einführen können. Damit werden,
ie Sie wissen, über 80 Millionen Beitragszahler,
000 Krankenhäuser – noch –, über 260 Kassen, über
00 000 niedergelassene Praxen und 20 000 Apotheken
ernetzt. In Zukunft kommen sicherlich noch die Leis-
ungserbringer und Produzenten im Heil- und Hilfsmit-
elbereich und die Psychotherapeuten in Gänze hinzu.
Die Basis dafür bildet die vorliegende Lösungsarchi-

ektur als Voraussetzung für interoperable und kompa-
ible Anwendungen. Denn nur durch solche Anwendun-
en sind wir in der Lage, die knapper werdenden Mittel
ptimal zu steuern und die Schnittstellen von ambulanter
nd stationärer Versorgung zu überwinden. Das ist alles
m Sinne der Beitragszahler. Denn insbesondere sie






(A) )



(B) )


Eike Hovermann

werden ein Interesse an einer größeren Transparenz im
Hinblick darauf haben, an welcher Stelle und mit wel-
chem Resultat ihre Beiträge in Zukunft eingesetzt wer-
den. Das wird den Wettbewerb zwischen den Leistungs-
anbietern, aber auch zwischen den Kassen verstärken
und hoffentlich auch zu einer größeren Compliance der
Patienten beitragen.

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die techni-
schen Möglichkeiten auch genutzt werden, das heißt,
dass auch der Patient umfassend daran mitwirkt. Wir
sollten verhindern, dass 80 Millionen Chipkarten ausge-
geben werden, die nur unzureichend genutzt werden und
nur lückenhafte Auswertungen im Sinne einer qualitati-
ven Versorgungsforschung erlauben.

Es ist klar, dass bei einer so hochwertigen Nutzung
der Chipkarte die Daten auf Dauer serverbasiert gespei-
chert werden müssen, meiner Ansicht nach auch dezen-
tral. Notwendig sind zudem ein kompatibler Heilberufe-
ausweis für alle in der gesamten Behandlungskette täti-
gen Ärzte und vor allem die Überzeugung und Bereit-
schaft aller Beteiligten, bei diesem Projekt
mitzumachen.

Wir müssen vermitteln, dass es eben nicht um lästige
Mehrarbeit geht, sondern darum, Behandlungsabläufe
besser, leichter – weil vernetzter – und schneller zu ma-
chen. Das ist meiner Ansicht nach eine der wichtigsten
Voraussetzungen dafür, dass auch der ländliche und
strukturschwache Raum nicht den Anschluss an den
Standard der Ballungsräume verliert.

Für die Umsetzung dieses ehrgeizigen Zieles werden
wir noch viele Gespräche auch in und mit den Ländern
führen müssen. Denn nach den ersten Schritten mit E-Re-
zept und Notfalldaten wird es bald um die ganze Be-
handlungskette gehen müssen, vor allen Dingen auch im
Hinblick auf den in technischer Hinsicht sehr anspruch-
vollen Lösungsansatz einer ständigen Aktualisierung im
Zusammenhang mit geänderten gesetzlichen Bestim-
mungen. Dem müssen wir uns stellen.

Wir sollten alle gemeinsam weiterhin versuchen, den
weiteren und erfolgreichen Ausbau der Chipkarte durch-
zusetzen, und zwar erstens deshalb, weil die intelligente
Chipkarte die notwendige Kommunikationsstruktur lie-
fert, um die integrierte Versorgung mit Leben zu erfül-
len. Es darf auf diesem Weg nicht wieder zu Insellösun-
gen kommen, auch wenn die Versuchung dazu
manchmal groß zu sein scheint.

Zweitens ist der Erfolg des gesamten Projekts Ge-
sundheitskarte auch industrie- und vor allen Dingen ar-
beitsmarktpolitisch von höchster Bedeutung. Es schafft
Planungssicherheit und erhöht die Investitionsbereit-
schaft; dies nicht nur in unserem nationalen Raum, son-
dern auch in Erwartung von hohen Exportchancen für
ein enorm wichtiges und weltweit nachgefragtes Pro-
dukt. Hier können wir mit unserer Gesundheitskarte
neue Standards setzen, auch mit Blick auf die zukünftige
europäische Gesundheitskarte.

Ich bitte daher erneut um alle Stimmen des Hohen
Hauses zu dem vorliegenden Gesetzentwurf, auch wenn

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(C (D s hier und da noch Bauchschmerzen gibt. Die wird es ei solch gewaltigen Vorhaben immer geben und auch eben müssen, um eine allzu große Sorglosigkeit zu vereiden. Ich danke Ihnen für Ihre Geduld. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517004400

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Matthias Sehling.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Matthias Sehling (CSU):
Rede ID: ID1517004500

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Mit dem heute zur zweiten und dritten Beratung an-
tehenden Gesetzentwurf zur Organisationsstruktur der
elematik im Gesundheitswesen geht es vor allem um
ie beschleunigte Einführung der elektronischen Ge-
undheitskarte. In dem im Jahr 2003 beschlossenen Ge-
undheitsmodernisierungsgesetz haben die Koalitions-
raktionen und die CDU/CSU-Fraktion gemeinsam die
esetzlichen Grundlagen dafür geschaffen, dass die elek-
ronische Gesundheitskarte spätestens – wie es wörtlich
m Gesetz heißt – zum 1. Januar 2006 eingeführt werden
oll.
Die Partner der Selbstverwaltung wurden im GMG

amals beauftragt, eine Vereinbarung über die Schaffung
iner Informations-, Kommunikations- und Sicherheits-
nfrastruktur zu erarbeiten. Der mit dem Gesetz seiner-
eit verbundene Zwang zur Einstimmigkeit hat die zwei
ahre wie im Flug vergehen lassen. Diese Jahre haben
ezeigt, dass die Vielzahl von durchaus gerechtfertigten
inzelinteressen einer raschen Erzielung von grundle-
enden Ergebnissen insgesamt manches Mal entgegen-
tand.
Zu Recht hat nicht nur die auf konkrete Aufträge war-

ende Informationswirtschaft darauf gedrängt, das bisher
eltende Einstimmigkeitsprinzip durch eine Regelung
er qualifizierten Mehrheit zu ersetzen. Die Selbstver-
altung hat Ende letzten Jahres in Abstimmung mit dem
undesgesundheitsministerium – sicherlich auch ein biss-
hen auf Druck – eine neue Organisationsform für eine
emeinnützige Gesellschaft für Telematik ausgehandelt.
ie Gesellschaft namens Gematik wurde am 11. Januar
ieses Jahres errichtet. Mit dem vorliegenden Gesetzent-
urf wird deshalb konsequenterweise das erste Ziel ver-
olgt, die bestehende Gematik mit den notwendigen
ffentlich-rechtlichen Grundlagen, Aufgaben und Be-
ugnissen auszustatten.
Daneben geht es in dem Gesetzentwurf um den ge-

etzgeberischen Rahmen für die zu treffende, aber tat-
ächlich schon existierende Finanzierungsvereinbarung
ber die Kosten der Einführung und der erstmaligen
usstattung der Leistungserbringer in der Einführungs-
hase, aber auch über die Kosten des laufenden Betriebs.
chließlich war zwingend eine Entscheidung über eine
esetzliche Grundlage für die Erhebung eines Telematik-
uschlages im Krankenhaus zu treffen.






(A) )



(B) )


Matthias Sehling

Die Bundesregierung hat es darüber hinaus für not-

wendig erachtet, mit einer Vielzahl von Vorlagepflichten
und Beanstandungsmöglichkeiten bei Beschlüssen der
neuen Gesellschaft Gematik einen ziemlich rigorosen
Überprüfungsmechanismus vorzusehen, der bereits vor
der offiziellen Anhörung die Frage aufwerfen musste
und auch aufgeworfen hat, ob denn – praktisch einzig-
artig im System der gesetzlichen Krankenversicherung –
der Übergang von der Rechtsaufsicht zur Fachaufsicht
gewollt ist. Die Union hat diese „Über-Regelungswut“
des Gesundheitsministeriums schon in der ersten Lesung
am 24. Februar dieses Jahres deutlich kritisiert.

Unsere Hauptkritik bezog sich aber auf das nach dem
ursprünglichen Gesetzentwurf anzunehmende finan-
zielle Selbstbedienungsrecht des Ministeriums bei den
Kosten für Forschungs- und Entwicklungsaufträge.
Nach dem ursprünglichen Gesetzentwurf war nämlich
nicht klar gewesen, welche Forschungs- und Entwick-
lungsausgaben das Ministerium für die Vergangenheit
und welche es sogar in Zukunft den Partnern der Selbst-
verwaltung aufs Auge hätte drücken können. Die öffent-
liche Anhörung der Verbände und Sachverständigen am
9. März dieses Jahres hat zahlreiche dieser Kritikpunkte
bestätigt und weitere Schwachpunkte offen gelegt. Die
CDU/CSU-Fraktion kann aber nun dem Gesetzentwurf
in der geänderten Fassung aus folgenden Gründen zu-
stimmen:

Erstens. Der geänderte Gesetzentwurf stellt nun ein-
deutig klar, dass die Beschlüsse der Gesellschaft für Te-
lematik betreffend die Regelungen, den Aufbau und den
Betrieb der Telematikinfrastruktur nur beanstandet wer-
den können, soweit sie gegen Gesetz oder sonstiges
Recht verstoßen. Es bleibt daher – sozialrechtssystemge-
recht – bei der bloßen Rechtsaufsicht. Eine Fachauf-
sicht mit Zweckmäßigkeitserwägungen des Ministe-
riums statt bloßer Rechtsüberprüfung findet nicht statt.

Zweitens. Rechnung getragen wurde nun auch dem
von den Ländern vorgetragenen Wunsch, die in ihrem
Umsetzungsbereich liegenden Aufgaben bei der Aus-
gabe von Heilberufs- und Berufsausweisen detaillierter
wahrzunehmen und im Fachbeirat zahlenmäßig stärker
vertreten zu sein.

Drittens. Ein für die Union besonders wichtiger Er-
folg sind – ich erwähnte es schon – die Klarstellungen
im Bereich der Finanzierung von Forschungsaufträgen
des Ministeriums. Der ursprüngliche Gesetzentwurf gab
sich, wie erwähnt, in dieser Frage mehrfach kryptisch.
Nun gilt: Bei den Kosten der Vergangenheit handelt es
sich nach der vorgenommenen zeitlichen Eingrenzung
ausschließlich um die Kosten des Projekts der Fraunho-
fer-Gesellschaft. Das ist in der Sache vertretbar, da deren
Beauftragung gemeinsam von Ministerium und Selbst-
verwaltung vereinbart worden war. Andere Forschungs-
kosten etwa aus früheren Zeitabschnitten – das hätte
wesentlich höhere Ausgaben bedeutet – trägt die Selbst-
verwaltung nicht. Das Ministerium blieb aber bis heute
eine klare Antwort schuldig, ob es im Herbst 2004 eine
Finanzierungszusage über den Auftrag an die Fraun-
hofer-Gesellschaft gegeben hatte.

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(C (D Ein Thema für sich ist offenbar die Qualitätsbewerung des anlässlich der CeBIT am 14. März dieses Jahres n Hannover öffentlichkeitswirksam abgelieferten und on Frau Bundesministerin glorreich vorgestellten Areitsergebnisses der Fraunhofer-Gesellschaft, der so geannten Spezifikation der Lösungsstruktur. Eine Facheröffentlichung hat das weniger glorreiche Bild eines chweizer Käses gewählt. Dieser Schweizer Käse sei, so ört man hinter den Kulissen, nur durch die kurzfristige ilfe eines – ausgerechnet! – österreichischen Professors berhaupt genießbar geworden. Nur ein Schelm denkt ier an die ansonsten ausgeschlagenen österreichischen ilfsangebote in Zusammenhang mit Minister Stolpes KW-Maut. Schon in der Anhörung Anfang März hat die Selbst erwaltung in Gestalt der Ersatzkassenchefin Doris feiffer anklingen lassen, dass man in der Gematik zuächst wegen dieses Forschungsund Entwicklungsproektes in eine aktive Qualitätssicherung eintreten müsse nd dass deshalb der Zeitplan für die Einführung der lektronischen Gesundheitskarte noch unsicherer geworen sei. Ins gleiche Horn stieß vor drei Tagen in der Ärzte-Zeitung“ der Chef der Kassenärztlichen Bundesereinigung, Andreas Köhler; er sprach von erheblichen ücken im Fraunhofer-Kartenkonzept, die jetzt in vier ematik-Arbeitsgruppen untersucht und geschlossen erden müssten. Ob dieser Schweizer Käse der Gematik ekommen wird? Eine weitere notwendige Klarstellung wurde von den oalitionsparteien auch hinsichtlich der Forschungskosen für die Zukunft vorgenommen. Jetzt ist klar, dass solhe Kosten nur im Falle einer Ersatzvornahme durch echtsverordnung überbürdet werden könnten, also enn die Selbstverwaltung ihren Aufgaben nicht oder icht rechtzeitig nachkäme. Viertens. Bei den Regelungen für die Testund Ein ührungsphase der elektronischen Gesundheitskarte atte die Koalition des Weiteren zunächst vorgesehen, ür eine Übergangsphase nicht nur von dem Erfordernis er qualifizierten Signatur abzusehen, sondern – ganz llgemein – von den Vorschriften des Apothekenund rzneimittelrechts. Nach einer Intervention des stellverretenden CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang öller haben sich die Koalitionsfraktionen mittlerweile ankenswerterweise bereiterklärt, dies in Richtung auf en eigentlichen und unterstützenswerten Sinn der Regeung, nämlich die Aufhebung von dortigen Formvorchriften, einzuschränken. In der Sache geht es darum, m Massengeschäft, zum Beispiel im Apothekenbereich, uch biometrische Daten zur Identifizierung einer Zuriffsberechtigung, beispielsweise einen Fingerabdruck, robeweise zuzulassen. Lieber Kollege Hovermann, im Übrigen konnte die nion auch deshalb den geänderten Änderungsanträgen um Gesetzentwurf beruhigt zustimmen, weil der in den usschussberatungen zunächst vermisste, offenbar zenrale § 3 des Nutzungszuschlags-Gesetzes im Verlauf der eiteren Ausschussberatungen wiedergefunden werden Matthias Sehling konnte. Das beruhigt uns sehr, wie gesagt. So viel zu den Gemeinsamkeiten. Die Bundesregierung und ihr heutiger Gesetzentwurf lassen zentrale Fragen weiterhin unbeantwortet: Erstens. Wie steht es mit dem Zeitplan? Wann kommt die Gesundheitskarte für alle? Die Bundesgesundheitsministerin wiederholt formelhaft: Wir liegen im Plan. Ich denke, das ist wenig überzeugend. Neuerdings spricht auch der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung davon, dass erst im Dezember dieses Jahres mit den ersten Modellprojekten zur Gesundheitskarte zu rechnen ist. Jedenfalls müssen die Startschüsse für die Testphasen in den Modellregionen jetzt möglichst rasch gegeben werden. Zweitens. Wie erreichen wir, dass die Karte hinsichtlich der freiwilligen Anwendungen häufig genutzt wird, damit sich die Kosten-Nutzen-Waage möglichst bald zugunsten der Patienten und zugunsten der Allgemeinheit neigt? Zu Recht hat die gesetzliche Krankenversicherung in der Anhörung darauf hingewiesen, dass die freiwillige Nutzung der Karte eng mit der Gewissheit um die Sicherheit der Daten zusammenhängt. Hier sollte die Bundesregierung auf kritische Fragen der Fachöffentlichkeit und vielleicht auch der kritischen Ärzte stärker als bisher eingehen. Drittens. Ungeklärt ist auch, wie es mit der Datenho heit der Patienten einerseits und wie es mit dem Anliegen der Versorgungsforschung und der Versorgungsepidemiologie andererseits steht. Zu Recht haben die Verbraucherschützer in der Anhörung dem Datenschutz, der Datensicherheit und der Datensouveränität einen hohen Stellenwert eingeräumt. Gleichzeitig muss Gematik und muss notfalls auch die Politik die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass – selbstverständlich unter strenger Beachtung des Datenschutzes – durch diese neuen Technologien auch die Versorgungsforschung, die Versorgungsplanung, die Versorgungsepidemiologie und die Gesundheitsberichterstattung eine deutliche Unterstützung erfahren. Die elektronische Gesundheitskarte soll für alle Beteiligten im Gesundheitswesen Nutzen und Vorteile bringen: zuerst für die Patienten, dann für die Gesundheitsberufe und -einrichtungen, für die Kostenträger und auch für die Allgemeinheit, nämlich durch eine vorausschauende Gesundheitspolitik. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


(Detlef Parr [FDP]: Gutes Beispiel!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517004600

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Biggi Bender.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517004700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Am

letzten Wochenende fand in Berlin ein so genannter Ärz-
tetag von unten statt. Dort trafen sich Ärzte und Ärztin-
nen, die sich von ihren Berufsorganisationen nicht ange-
messen vertreten fühlen. Sie hatten auch darüber hinaus


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(C (D wie sie sagten – eine große Sorge, nämlich die, dass er Bürger durch die Gesundheitskarte zum gläsernen atienten werde, der hilflos dem staatlichen Zugriff ausesetzt sei. Nun weiß ich nicht, welches eigene Anliegen iese Ärzte im Zusammenhang mit der Gesundheitskarte aben, aber ich kenne sehr wohl das Prinzip, dass Leisungsanbieter im Gesundheitswesen ganz gern vom Paienteninteresse reden, wenn sie in Wirklichkeit eigene iele verfolgen. (Detlef Parr [FDP]: Sie können sich von dem Misstrauen nicht lösen!)


Ach, Herr Kollege Parr, ich glaube, dass auch Sie das
urchaus so sehen.
Das sollte uns auf eines aufmerksam machen, nämlich

arauf, dass der Weg zur Anwendung der elektronischen
esundheitskarte in der Praxis nicht nur von technischen
nforderungen gesäumt wird, sondern dass es hierbei
uch ganz entscheidend auf die Frage der Akzeptanz bei
en Bürgern und Bürgerinnen ankommt. Natürlich gilt
m Prinzip für jedes Gesetz, dass wir um Akzeptanz wer-
en müssen, aber gerade in diesem Fall, denke ich, gibt
s dafür auch ganz praktische Gründe.
Die Gesundheitskarte wird neben der Speicherung der

dministrativen Daten als Anwendung zunächst nur das
lektronische Rezept haben. Aber man muss auch an die
öglichkeiten denken, die darin weiter liegen, also elek-

ronische Patientenakten, Arztbriefe usw. Wir wissen,
ass dies alles nur – das ist auch richtig so – mit Zustim-
ung der Patienten und der Patientinnen geschehen wird
nd dass auch der Zugriff auf gespeicherte Daten von
ieser Zustimmung abhängig ist. Das heißt, die Gesund-
eitskarte muss mit allen ihren Anwendungsmöglichkei-
en von den Bürgern und Bürgerinnen angenommen
erden; sonst wird sie keine praktische Bedeutung er-
angen. Deswegen müssen wir erläutern, welchen Wert
iese Karte hat. Das sollte uns auch nicht schwer fallen.
Ärzte, Krankenhäuser, andere Anbieter von Gesund-

eitsleistungen werden, wenn die Gesundheitskarte ein-
al voll entwickelt sein wird, deutlich mehr Hand in
and arbeiten. Der Arzt/die Ärztin wird viel mehr als
isher erfahren, was der Kollege/die Kollegin bereits an
iagnosen gestellt und an Behandlungen durchgeführt
at. Das kann dazu führen, dass es weniger Doppelunter-
uchungen und mithin weniger Belastung der Patienten
ibt, dass es mehr Arzneimittelsicherheit gibt und dass
s auch weniger unnötige Ausgaben gibt; ich erinnere
aran, dass Experten von der Anwendung der Gesund-
eitskarte Einsparungen in Milliardenhöhe erwarten.
Für die Akzeptanz der Gesundheitskarte ist auch der
atenschutz entscheidend. Ich erinnere an die Rede-
eise vom gläsernen Patienten. Wenn man genau
inschaut, muss man erkennen, dass das Recht auf infor-
ationelle Selbstbestimmung der Patientinnen und Pa-
ienten durch die Gesundheitskarte nicht eingeschränkt,
ondern, im Gegenteil, sogar erweitert wird. Man wird
avon ausgehen dürfen, dass in Zukunft die Praxis auf-
ört, dass Patientendaten ohne jede Sicherheitsvorkeh-
ung per Fax oder per E-Mail durch die Welt bzw. von
raxis zu Praxis gehen. Auch die Patienten selbst






(A) )



(B) )


Birgitt Bender

werden ungleich mehr Möglichkeiten haben, auf ihre ei-
genen Daten zuzugreifen, weil es eben nicht mehr not-
wendig ist, sich mit in Arztpraxen gebunkerten Papier-
dokumenten auseinander zu setzen, sondern weil dieser
Zugriff über die elektronische Gesundheitskarte möglich
wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Kurz und gut: Die Gesundheitskarte wird es den Patien-
ten ermöglichen, sich souveräner im Gesundheitswesen
zu bewegen und sich auch aktiver an der Behandlung zu
beteiligen.

Die gesetzlichen Grundlagen schaffen wir heute. Es
ist erfreulich, dass wir sie einstimmig schaffen. Das
kommt ja im Gesundheitswesen nicht so häufig vor. Bei
der weiteren Ausgestaltung der Anwendungsmöglich-
keiten werden wir darauf zu achten haben, dass sich Da-
tenschutz und Patientenorientierung auch im konkreten
Einsatz wiederfinden. Dann, meine Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen, ist mir um die Akzep-
tanz der elektronischen Gesundheitskarte nicht bange.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517004800

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Detlef Parr.


Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1517004900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist

nur zu natürlich, dass bei einem so gewaltigen Projekt
wie der Einführung der Gesundheitskarte im Laufe der
Vorbereitungsarbeiten Änderungen erforderlich werden.
Eine solche Modifikation erfolgt mit diesem Gesetz,
dem wir zustimmen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das im Verfahren angewandte Einstimmigkeits-

prinzip ist zwar schön und gut, aber die Arbeiten am Te-
lematikprojekt könnten doch zu stark verzögert werden.
Deswegen begrüßen wir, dass es durch eine Mehrheits-
regelung ersetzt wird. Es hat sich ferner herausgestellt,
dass wir eine solide gesetzliche Grundlage für die Finan-
zierung der Kosten brauchen, die im Zusammenhang mit
der Entwicklung und Einführung der Karte entstehen.
Dieser Notwendigkeit wird berechtigterweise heute
ebenfalls Rechnung getragen.

Allerdings war das, was zunächst als Gesetzentwurf
vorgelegt worden ist, für uns nicht akzeptabel. So konnte
es nicht angehen, dass das Bundesministerium eine
Fachaufsicht in den mit der Entwicklung zusammenhän-
genden Fragen ausübt. Es konnte auch nicht angehen,
dass die Selbstverwaltung für Projekte zahlen soll, die
das Bundesministerium in Auftrag gibt.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Wer bestellt, der auch bezahlt. Das darf man nicht an an-
dere delegieren. Insofern begrüßen wir es sehr, dass
diese beiden Punkte im Zuge des Gesetzgebungsverfah-

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(C (D ens geändert worden sind, auch wenn ich nicht verhehen will, dass wir eine Beschränkung der Rechtsauficht auf grundsätzliche Fragen sicherlich vorgezogen ätten. Aber hier müssen wir realistisch sein: Wenn der atenschutzbeauftragte nicht bereit ist, eine solche Löung zu akzeptieren, werden wir uns einem anderen Vorehen nicht verschließen. Ärgerlicher ist allerdings, dass das bereits vom Bun esministerium in Auftrag gegebene Gutachten beim raunhofer-Institut jetzt doch durch die Selbstverwalung finanziert werden muss. Es ist gut, dass eine solche ntlastungsaktion nach dem vorliegenden Gesetz nicht ehr möglich ist. Mit den Regelungen für eine gesiherte Finanzierung ist nun eine solide Grundlage für die ukünftige Arbeit gegeben. Wir als FDP werden bei der weiteren Entwicklung or allem sehr genau hinschauen, ob dem informatioellen Selbstbestimmungsrecht der Bürgerinnen und ürger tatsächlich hinreichend Rechnung getragen wird. ch hoffe, dass die Prognose, die Sie, Kollegin Bender, egeben haben, zutreffend ist. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ur dann wird es gelingen, die Menschen von dem Nut-
en zu überzeugen und Vertrauen zu schaffen. Die elek-
ronische Gesundheitskarte darf nicht entwickelt
erden, um die Versicherten zu überwachen, liebe Kol-
eginnen und Kollegen!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie darf ausschließlich die Möglichkeit schaffen, die In-
ormationen über den eigenen Gesundheitszustand und
ventuell erfolgte Behandlungen auf freiwilliger Basis
entral speichern zu können, wohlgemerkt als Angebot
nd nicht als Pflicht. Darauf legen wir allergrößten Wert.


(Beifall bei der FDP)

Genauso legen wir Wert darauf, die gewonnenen Da-

en in anonymisierter Form für epidemiologische Zwe-
ke der Gesundheitsversorgungsforschung zu nutzen;
ollege Sehling hat darauf hingewiesen. Diese Verwen-
ungsmöglichkeiten müssen bereits bei der Entwicklung
er Telematikinfrastruktur mitbedacht werden. Es darf
päter kein böses Erwachen geben.
Lassen Sie mich zum Schluss noch eine nachdenkli-

he Bemerkung machen, meine Damen und Herren. Es
äuft mir schon ein Schauer über den Rücken, wenn Kol-
ege Wiefelspütz die Nutzung der Daten auf der Gesund-
eitskarte zur Terrorismusbekämpfung nicht ausschließt.
ir alle sind uns einig: Der weltweite Terror muss ent-
chlossen bekämpft werden. Er darf aber nicht zum
eckmäntelchen für mehr und mehr staatliche Eingriffe
n die Privatsphäre werden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Allen Beteiligten raten wir daher, mit Ruhe und Sorg-

alt die weitere Entwicklung anzugehen. Wir müssen
ngste und Sorgen der Versicherten und der im Gesund-
eitswesen Tätigen im weiteren Verfahren sehr ernst
ehmen.






(A) )



(B) )


Detlef Parr

Ich danke Ihnen fürs Zuhören.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517005000

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Carola Reimann.


Dr. Carola Reimann (SPD):
Rede ID: ID1517005100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Der Einsatz der Telematik im Gesundheitswe-
sen verspricht zum einen, neue Qualitäts- und Wirt-
schaftlichkeitsreserven zu erschließen; zum anderen
verbessert die elektronische Gesundheitskarte die Be-
handlungsqualität für die Patienten. Ich denke, das ist die
zentrale Bedeutung. In diesem Zusammenhang möchte
ich auf eine Statistik verweisen: Es ist leider immer noch
so, dass jährlich mehr Todesopfer durch falsch verord-
nete Medikamente als durch Unfälle im Straßenverkehr
zu beklagen sind. Ich denke, das steht für sich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Der Einsatz der Telematik legt den Grundstein für ein

moderneres und effizienteres Gesundheitssystem. Auf-
bau und Koordination einer solchen IT-Infrastruktur
für das Gesundheitswesen bedürfen aber einer leistungs-
fähigen Organisationsstruktur. Allein die Zahl der zu
vernetzenden Beitragszahler, Akteure und Leistungs-
erbringer – Kollege Hovermann hat sie schon genannt –
veranschaulicht die Dimension, um die es hier geht:
80 Millionen Patienten und Versicherte, 2 000 Kranken-
häuser, 22 000 Apotheken sowie 350 000 Ärzte und
Zahnärzte. Dadurch wird klar, dass die Einführung einer
solchen Gesundheitskarte das Innovations- und Moder-
nisierungsprojekt unseres Gesundheitswesens ist. Der
vorliegende Gesetzentwurf schafft die notwendigen
Grundlagen, um den hohen Abstimmungsbedarf – in
dieser Hinsicht haben wir in den vergangenen Wochen
und Monaten nicht immer nur gute Erfahrungen ge-
macht – sowie die Zusammenführung der Beteiligten
und die Organisation zu realisieren und zu organisieren.

Ein Modernisierungsprojekt dieser Größenordnung
– es ist schon angedeutet worden – geht mit einem Inno-
vations- und Entwicklungsbedarf einher. Es ist zu begrü-
ßen, dass jetzt erstmalig eine gemeinsame Vereinbarung
im Hinblick auf den Forschungs- und Entwicklungsbe-
darf getroffen wurde und damit auch eine gemeinsame
Verantwortung – auch eine finanzielle Verantwortung –
für die Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems
übernommen wurde. Es betreibt also nicht jeder für sich
in seinem eigenen Sektor Klein-Klein.

Ich freue mich auch, dass wir im März auf der CeBIT
die Rahmenarchitektur vorstellen konnten. Drei Fraun-
hofer-Institute haben zusammengearbeitet, weil ein Ins-
titut allein das gar nicht schaffen kann. Auch die Wiener
Fachgruppe für industrielle Software – das ist schon an-
gedeutet worden – war beteiligt.

Ich begrüße auch, dass mit dem vorliegenden Gesetz-
entwurf eine flexible Regelung für die Entwicklungs-
und Testphase – Sie haben das schon angesprochen –

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(C (D efunden wurde, nach der im Einvernehmen mit dem undesdatenschutzbeauftragten im Rahmen von befriseten Ausnahmen bis zu sechs Monate von der qualifiierten Signatur und von Vorschriften des Apothekennd Arzneimittelbetriebs abgewichen werden kann. Daurch werden, wenn ich das richtig sehe, die Tests und ie Entwicklung in der ersten Zeit erleichtert. Ich hoffe, ass das Einvernehmen, das hier im Hause über diese egelung erzielt worden ist, auch im Bundesrat erzielt erden kann. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Detlef Parr [FDP]: Besser als beim Präventionsgesetz!)


Mit der Einführung und dem Einsatz der elektroni-
chen Gesundheitskarte verbinden sich vielfältige Wün-
che: vom Wunsch nach der Speicherung von Notfallda-
en – wir haben im Gesetz vorgesehen, dass Notfalldaten
n Unfall- und Notsituationen auch ohne Netzzugang ab-
ufbar sind – über den Wunsch, die persönliche Haltung
u einer Organspende zu dokumentieren, bis hin zum
unsch, aussagekräftige Datenbanken zu erstellen und
ine leistungsfähige Epidemiologie zu ermöglichen. Das
pektrum der Wünsche und Möglichkeiten ist sehr groß.
it dieser gesetzlichen Grundlage ermöglichen wir jetzt
en Aufbau einer solchen Infrastruktur und kommen den
nforderungen und Wünschen, die die zahlreichen Ak-
eure haben, nach.
Danke sehr.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517005200

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von den Frak-

onen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen einge-
rachten Gesetzentwurf zur Organisationsstruktur der Te-
matik im Gesundheitswesen, Drucksache 15/4924. Der
usschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung emp-
iehlt in seiner Beschlussempfehlung, den Gesetzent-
urf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte
iejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
ung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gibt es
egenstimmen? – Gibt es Enthaltungen? – Der Gesetz-
ntwurf ist damit in zweiter Beratung bei einer Enthal-
ung fast einstimmig angenommen worden.

Dritte Beratung
nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
urf ist mit Ausnahme des Abgeordneten Addicks, der
ich auch jetzt enthalten hat, einstimmig angenommen
orden.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 22 a und 22 b auf:
a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Marie-

Luise Dött, Dr. Peter Paziorek, Dr. Christian






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Ruck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU
Zügige Umsetzung der EU-Linking-Directive
– Drucksache 15/4389 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Birgit
Homburger, Angelika Brunkhorst, Michael
Kauch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP
Kostensenkungspotenziale für den Klima-
schutz erschließen – Verbindungsrichtlinie
zum europäischen Emissionshandel unverzüg-
lich umsetzen
– Drucksache 15/4848 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Wider-
spruch höre ich nicht. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
die Abgeordnete Marie-Luise Dött.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1517005300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

100 Tage Emissionshandel – dieser Zeitpunkt bietet sich
an, Bilanz zu ziehen. Die Bilanz, die die Bundesregie-
rung in Sachen Pünktlichkeit und Qualität beim Emis-
sionshandel abgeliefert hat, ist mehr als traurig.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Erst einmal musste die Antragsfrist verschoben wer-

den, weil die Deutsche Emissionshandelsstelle noch
nicht arbeitsfähig war. Das war keinesfalls eine Verlän-
gerung der Antragsfrist, wie Sie es werbewirksam zu
verkaufen versuchten. Die Antragsfrist betrug nach wie
vor drei Wochen und keinen Tag länger. Es war auch
keine Großzügigkeit Ihrerseits gegenüber den Unterneh-
men. Die Verschiebung war allein aus der Macht des
Faktischen heraus begründet, weil Ihre Behörde, Herr
Trittin – er ist nicht anwesend; Frau Probst sitzt auf der
Regierungsbank –, noch nicht arbeitsfähig war.

Der zweite Termin, den Sie verpasst haben, war die
Frist zur Bescheidung der Zuteilungsanträge. Im Treib-
hausgas-Emissionshandelsgesetz, das die Regierungs-
koalition in diesem Hause im Sommer 2004 selbst ver-
abschiedet hat, steht es schwarz auf weiß: Die Anträge
waren bis zum 1. November 2004 zu bescheiden. Der
Termin verstrich und nichts geschah. Immer wieder
wurde die Zustellung der Bescheide hinausgezögert, bis

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(C (D ie schließlich kurz vor Toresschluss, Ende Dezember, u den Antragstellern gelangten – zwei Monate zu spät. Damit waren Sie, Herr Trittin und Frau Probst, die rsten, die sich nicht an das Emissionshandelsgesetz gealten haben. Vor Ihrem eigenen Gesetz mussten Sie kaitulieren. Wenn aber schon die Bundesbehörden das esetz nicht einhalten können, wie wollen Sie das dann on den Bürgern verlangen? Zum Jahreswechsel konnte man dann die stolzen ressemitteilungen vom BMU und der Deutschen Emisionshandelsstelle mit dem Tenor „Der Emissionshandel tartet in Deutschland pünktlich zum 1. Januar“ lesen. ch frage mich, wie Sie zu dieser Behauptung gekomen sind. Von den 100 Tagen Emissionshandel haben ie ersten 60 Tage ohne Handel stattgefunden. Bis Anang März war es keinem Unternehmen in Deutschland öglich, Zertifikate an der Strombörse zu kaufen oder u verkaufen. Wie gesagt: Ein Handel hat nicht stattgeunden. Auch der ursprünglich avisierte Termin, der 8. Februar, wurde wiederum verschlafen. Die 100 Tage sind auch verstrichen, ohne dass die undesregierung den Unternehmen die Möglichkeit erffnet hat, Zertifikate aus den anderen Mechanismen des ioto-Protokolls in Deutschland anerkennen zu lassen. eben dem Emissionshandel kennt das Kioto-Protokoll uch andere Reduktionsmöglichkeiten wie die gemeiname Projektumsetzung, Joint Implementation, und den echanismus für umweltverträgliche Entwicklung, lean Development Mechanism. Diese Mechanismen ind ebenso wie der Emissionshandel geeignet, den reibhausgasausstoß zu verringern. Noch dazu wird mit hnen der Erkenntnis Rechnung getragen, dass der Kliaschutz eine globale Aufgabe ist. Für die Klimavorsorge ist es nämlich völlig egal, ob ie Tonne CO2 in Deutschland, China oder Brasilien ein-espart wird. Deswegen schreibt die EU-Linking-Direcive eine mengenmäßige Beschränkung des Umtausches uch nicht vor. Weder im jetzigen Umsetzungsgesetz och in kommenden Regelwerken zum Emissionshandel ollte daher eine Quotierung aufgenommen werden. Wenn Unternehmen in Projekte in Drittund Enticklungsländern investieren und dadurch erreichen, ass der Ausstoß von Treibhausgasen verringert wird, ann sollen ihnen diese Anstrengungen zu Hause, also uch hier in Deutschland, zugute kommen. Die Emisionsreduktionen, die sie erreichen, sollen als Erfülungsbeitrag zum Emissionshandel anerkannt werden. o sieht es das Kioto-Protokoll vor und so legt es die U-Linking-Directive fest. Damit unsere deutschen Unternehmen, die am Emis ionshandel teilnehmen, das auch können, ist eine Umetzung der EU-Linking-Directive in nationales Recht otwendig. Bis heute, 100 Tage nach dem offiziellen Beinn des Emissionshandels, liegt aber noch kein abgetimmter Entwurf der Bundesregierung vor. Dabei ist ine zügige Umsetzung der Richtlinie notwendig, um die lanungssicherheit für die teilnehmenden Unternehmen u gewährleisten. Marie-Luise Dött Bei der noch ausstehenden Umsetzung der EU-Lin king-Directive ist neben der zügigen Implementierung vor allem darauf zu achten, dass der Umtausch von internationalen Emissionsreduktionseinheiten in EUZertifikate schnell und unkompliziert erfolgt. Die Tatsache, dass bisher nur zwei Projekte durch das CDMExecutive-Board zugelassen worden sind, zeigt, dass bereits das internationale Verfahren sehr hohe Anforderungen stellt. Deswegen sollten wir hier, auf nationaler Ebene, möglichst schnell den Weg für den internationalen Klimaschutz freimachen. Unternehmen und Investoren werden nur dann internationale Projekte zur Reduktion von Treibhausgasen vorantreiben, wenn sie die Gewissheit haben, dass ihnen diese in Deutschland auch zuerkannt werden. Nach Auffassung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist es daher notwendig, im Umsetzungsgesetz eine Grundlage für einen Anspruch auf Anerkennung der international erbrachten Klimaschutzleistungen zu formulieren. Dabei sollte das Anerkennungsverfahren so schlank wie möglich ausgestaltet werden. Bürokratie muss klein und Effizienz groß geschrieben werden. In keinem Falle darf es zu einem nationalen Parallelverfahren zu dem internationalen Verfahren kommen, bei dem die Firmen zusätzliche bürokratische Hürden zu nehmen haben, die international nicht vorgesehen sind. Sowohl Anerkennungsvoraussetzungen als auch Versagungsgründe müssen sich dabei am internationalen Recht orientieren. Zusätzliche Ausschlussgründe, die weder durch das Regelwerk von Marrakesch, das Kioto-Protokoll oder die EU-Linking-Directive gefordert werden, sind für den Klimaschutz kontraproduktiv. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion fordert die Bundesregierung auf, die EU-Linking-Directive rechtstechnisch sehr viel sauberer umzusetzen, als es bei den bisherigen Gesetzeswerken zum Emissionshandel der Fall war. Ich möchte hier nur an die so genannte Optionsregel erinnern, die dem Umweltminister sicherlich schlaflose Nächte bereitet hat; denn er musste begründen, warum die Anwender dieser Regelung, entgegen dem Gesetzeswortlaut, nun doch unter den zweiten Erfüllungsfaktor fallen. Darüber hinaus beschert die Optionsregel, die von den Regierungsfraktionen sprichwörtlich über Nacht in das Zuteilungsgesetz hineingeschrieben wurde, eine denkbar schlechte Quote bei den Zuteilungsbescheiden. Ganze 40 Prozent der Zuteilungsbescheide sind aufgrund der unsauberen Gesetzgebung – ich betone: der unsauberen Gesetzgebung – angegriffen worden und noch nicht bestandskräftig. Über die Rechtmäßigkeit werden die Gerichte entscheiden. Wenn ich jedoch den Informationen Glauben schenken darf, die bisher zu mir durchgedrungen sind – es ist schade, dass Herr Trittin nicht da ist, aber Frau Probst wird das vielleicht bestätigen können –, plant die Bundesregierung, die Anerkennung von der Zuverlässigkeit des Antragstellers abhängig zu machen. Im deutschen Recht findet man eine Zuverlässigkeitsprüfung nur in gefahrgeneigten Bereichen, zum Beispiel im Waffenrecht. Es leuchtet ein, dass demjenigen, der eine Waffe trägt, eine gesteigerte Verantwortung zukommt und er d k f i f A f t H n D u e w n m 1 n I d R v s s w n 3 t s Z W s B P 1 d s (C (D eswegen zuverlässig sein muss. Ich kann aber nicht erennen, dass das Einsparen einer Tonne CO2 ähnlich ge-ährlich ist wie das Tragen einer Waffe. Das Gegenteil st der Fall. Wenn nun also die Bundesregierung erwägt, ür Handlungen, die nicht gefährlich sind, sondern dem llgemeininteresse dienen, eine Zuverlässigkeitsprüung einzuführen, so lässt mich das an einer gesetzesechnisch sauberen Umsetzung stark zweifeln. Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Ulrich Kelber. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Wir haben gerade die Wahlkampfeinlage der ordrhein-westfälischen Abgeordneten Marie-Luise ött erlebt. Ihre Fraktion hat einen Antrag eingebracht nd zusammen mit der FDP, die ebenfalls einen Antrag ingebracht hat, darauf bestanden, über dieses Thema ährend der Kernzeit zu sprechen. Man sollte dazu festhalten: Neben den beiden Red ern der CDU/CSU-Fraktion ist gerade noch der Parlaentarische Geschäftsführer anwesend. Das sind ,25 Prozent der Fraktion. Aus dem Facharbeitskreis ist iemand da. (Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Herr Kelber, zum Thema bitte!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517005400
Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1517005500

n der FDP-Fraktion, in der der Geschäftsführer gerade
as Kuchendiagramm verlassen hat, sitzt nur noch der
edner in dieser Debatte. Vielleicht sollte sich jemand
on uns dorthin setzen, damit es dort nicht so leer aus-
ieht. – So viel zum Interesse an dieser Debatte. Man
ollte ein Parlament nicht in der Frage verhohnepipeln,
ann man etwas debattieren will und wann man etwas
icht debattieren will.
Ich will nur einen einzigen Punkt ansprechen. Am

0. November letzten Jahres haben Sie mit großen Wor-
en Ihren Antrag eingebracht, die EU-Linking-Directive
chleunigst in nationales Recht umzusetzen. Zu diesem
eitpunkt war die Richtlinie elf Arbeitstage in Kraft.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Man hätte das zusammen machen können!)


ie schnell soll ein Land diese Richtlinie eigentlich um-
etzen?


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Falsch! Präventiv reagieren!)


is heute hat sie kein einziges Land umgesetzt.
Ich halte es für falsch, am Freitag gegen 12 Uhr vor

ublikum Wahlkampfreden zu halten und nicht mehr als
Prozent der Fraktion hier versammeln zu können.
Meine Argumente können Sie auf meiner Website fin-

en. Von meinen insgesamt 18 Minuten Redezeit
chenke ich Ihnen 16 Minuten und 40 Sekunden.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517005600

Darf ich eine formale Sache klarstellen: Die Kernzeit

ist am Donnerstagvormittag. Im Zusammenhang mit der
Parlamentsreform haben wir vereinbart, dass die Debat-
ten über große allgemeine Projekte am Donnerstag statt-
finden. Der Freitag ist für Fachdebatten vorgesehen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Dann sollten die Facharbeitskreise aber auch anwesend sein!)


– Genau.
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Michael Kauch.

Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1517005700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Kelber, wir hätten heute gerne zu einer besseren Zeit
darüber diskutiert,


(Horst Kubatschka [SPD]: Das ist doch eine gute Zeit!)


warum der Steinkohleverband Wahlkampf für die SPD
in NRW macht,


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])

indem er kurz vor der Wahl Anzeigen schaltet. Eine De-
batte zu einem früheren Zeitpunkt wollten Sie nicht. Sie
haben die jetzige Debatte vorterminiert. Deshalb disku-
tieren wir jetzt gerne mit Ihnen über den Klimaschutz;
denn der ist uns offensichtlich im Gegensatz zu Ihnen
wichtig.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Es ist keiner aus Ihrer Fraktion da! – Gegenruf des Abg. Jürgen Koppelin [FDP]: Es kommt darauf an, was er sagt, und nicht, wer hier sitzt!)


– Sehr geehrter Herr Kelber, die Kollegin Homburger ist
heute leider wegen eines anderen Termins verhindert.
Deshalb vertrete ich sie hier.

Die FDP engagiert sich seit Jahren für eine aktive und
kostenoptimierte Klimapolitik.


(Beifall bei der FDP)

Die FDP hat immer wieder die außerordentliche Bedeu-
tung des Kioto-Protokolls und des internationalen Emis-
sionshandels für die Klimapolitik betont. Wir haben in
den letzten Jahren mehr als ein halbes Dutzend Anträge
gestellt, damit die Bundesregierung das, was sie jetzt tun
will, schon früher hätte machen können. Wir haben sie
dazu aufgefordert, die Chancen des Emissionshandels
entschlossen zu nutzen und vor den Entscheidungen, die
jetzt zwingend notwendig geworden sind, die Vorausset-
zungen dafür zu schaffen, dass der Emissionshandel im
Interesse unserer Unternehmen, aber auch im Interesse
der Entwicklungs- und Schwellenländer früher hätte ge-
nutzt werden können.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Alle Anträge wurden mit der Mehrheit der rot-grünen
Koalitionsfraktionen abgelehnt, ohne dass die Bundesre-
gierung in der Lage gewesen wäre, ein eigenes konsis-
tentes Konzept für den Emissionshandel vorzulegen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Die Zeiten, in denen man hätte Einfluss nehmen könen, sind vorbei. Jetzt hat die EU entschieden, wie die usgestaltung der Linking Directive aussehen soll. Wir aben nur noch bis November Zeit, sie umzusetzen. Anesichts dieses Zeitplanes ist es schon bemerkenswert, ass dem Deutschen Bundestag bis heute kein Gesetzntwurf zugeleitet worden ist. In drei Tagen, am komenden Montag also, wird, vom Bundesumweltministeium initiiert, eine Verbändeanhörung stattfinden, eine nhörung, die nach Aussage Ihres Hauses, Frau Probst, mmer noch nicht in allen wesentlichen Fragen innerhalb er Bundesregierung abgestimmt ist. Einen solchen Satz n die Einladung zu einer Verbändeanhörung zu schreien ist schon sehr blamabel. Worüber wird am Montag eigentlich geredet, Frau robst, etwa über einen Gesetzentwurf zum Emissionsandel bzw. zur Umsetzung der Linking Directive, wie hn sich Teile der Bundesregierung vorstellen könnten? er stellt sich diesen Gesetzentwurf denn nun so vor? or allen Dingen: Wie stellen sich andere Teile der Bunesregierung diesen Gesetzentwurf vor? Es bleiben Fragen über Fragen. Die Pläne, die Sie of ensichtlich mit den Verbänden bereden wollen, wurden chon im Vorfeld kommentiert, und zwar nicht im guten inne. Es gibt keine Spielräume für nationale Aktivitäen, keine Signale, keine Inspiration und keinen Impuls, m die klimapolitische Diskussion und die Entwicklung uf internationaler Ebene voranzubringen. Wieder wird eine Chance vertan. Es ist zu hören, dass Sie unnötige bürokratische Re ulierungen und unnötige Prüfungsund Genehmiungspflichten, die nicht von der EU-Richtlinie geforert werden, vorsehen. Das macht die Nutzung von DM und JI durch deutsche Unternehmen unnötig chwer. Der Entwurf enthält offensichtlich auch Verordungsermächtigungen, deren Konsequenzen heute überaupt nicht absehbar sind. Sie von Rot-Grün behindern die Umsetzung dieser öglichkeiten, die nicht nur Deutschland, sondern auch en Entwicklungsländern helfen würden, wirtschaftlich ptimierten Klimaschutz zu betreiben. (Beifall bei der FDP sowie der Abg. MarieLuise Dött [CDU/CSU])


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Der Grund für dieses neuerliche Versagen, Frau
robst, ist das tiefe Misstrauen, das Ihre Bundesregie-
ung gegenüber marktwirtschaftlichen Mechanismen
egt. Marktwirtschaftlichem Klimaschutz werden wie-
er einmal Steine in den Weg gelegt.


(Ulrich Kelber [SPD]: Floskelkönig!)

as bedeutet nichts anderes, als dass Sie Geld verschen-
en, mit dem man einen besseren Klimaschutz betreiben
önnte; denn wir geben jetzt mehr Geld aus, als es ange-
ichts des Effekts wirtschaftlich notwendig wäre.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Michael Kauch

Die FDP fordert Sie deshalb auf, endlich ein Artikel-

gesetz in den Deutschen Bundestag einzubringen und si-
cherzustellen, dass Gutschriften aus klimarelevanten In-
vestitionsprojekten so schnell wie möglich in den
Emissionshandel in Deutschland einbezogen werden
können. Machen Sie den Weg frei für klimarelevante In-
vestitionsprojekte in den Entwicklungsländern gemein-
sam mit Deutschland, damit wir kostenoptimiert beim
Klimaschutz vorankommen!

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517005800

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Reinhard Loske.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Zunächst einmal ist zu betonen, dass es von großer Be-
deutung ist, dass das Kioto-Protokoll seit dem
16. Februar dieses Jahres in Kraft ist. Das ist eine histo-
rische Zäsur in der globalen Klimapolitik, es ist gewis-
sermaßen eine Wasserscheide. Es trägt entscheidend
dazu bei, dass wir die projektbezogenen Mechanismen,
über die wir heute reden, überhaupt nutzen können. Wir
sind uns alle klar darüber, dass das Kioto-Protokoll nur
ein erster kleiner und ganz und gar unzureichender
Schritt ist. Es muss wesentlich mehr geschehen, sowohl
international und europaweit als auch national.

Zur Erreichung der Kioto-Ziele und für ihre Weiter-
entwicklung brauchen wir auf internationaler Ebene
– das ist ein zentraler Punkt – Vereinbarungen über wei-
ter gehende Reduktionsziele. Ich habe mich sehr darüber
gefreut, dass die EU auf ihrem Frühjahrsgipfel ein wich-
tiges Signal gesetzt hat. Es muss sehr bald eine verbind-
liche Festlegung der Europäischen Union geben, den
Ausstoß von klimaverändernden Spurengasen bis 2020
um 30 Prozent zu reduzieren. Die Bundesrepublik
Deutschland muss ihren Ausstoß im gleichen Zeitraum
um 40 Prozent senken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ganz besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang,
dass wir beim Ausbau der erneuerbaren Energien, bei
der Energieeinsparung und bei der Energieeffizienz Ver-
besserungen vornehmen, und zwar in allen Bereichen,
beim Verkehr, bei den Haushalten, der Industrie und der
Energiewirtschaft.

Auf europäischer Ebene kommt es jetzt stark darauf
an, dass der Emissionshandel endlich beginnt. Der Start
zum Jahresbeginn war durchaus vielversprechend. Der
Markt entwickelt sich und wir erwarten und hoffen, dass
sich das Instrument tatsächlich als so effizient und er-
folgreich erweist, wie es dies theoretisch sein könnte.
Wir müssen diese Entwicklung beobachten und das In-
strument im EU-Maßstab weiterentwickeln.

Dazu – jetzt komme ich zum Thema – gehören auch
die Mechanismen JI und CDM, Joint Implementation
und Clean Development Mechanism, die bedeuten


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(C (D das sollte man vielleicht einmal auf gut Deutsch rklären –, dass man einen Teil seiner Minderungsverflichtungen, die man eigentlich im eigenen Lande erringen müsste, auch außerhalb der eigenen Landesgrenen erbringen darf, etwa in Entwicklungsländern oder in en Staaten Mittelund Osteuropas. Das ist der tragende edanke dieser beiden Mechanismen. Die Idee, die dainter steht, ist, dass man Klimaschutz dort realisieren oll, wo es am kostengünstigsten ist. Das ist theoretisch ine gute Idee. Aber in der Praxis gibt es Pferdefüße, auf ie ich gleich zu sprechen komme. Zunächst zur formalen Kritik der FDP bzw. der Oppo ition, die ich schon ein bisschen hanebüchen finde. Die ichtlinie, über die wir heute reden, ist am 13. Novemer 2004, also vor fünf Monaten, in Kraft getreten. Wir emühen uns, sie zügig umzusetzen und befinden uns itten im Verfahren. Nun müssen wir uns von CDU/ SU und FDP anhören – ausgerechnet von den Leuten, ie die Umsetzung von EU-Richtlinien in nationales echt bis 1998 ständig verschleppt haben; teilweise laorieren wir heute noch an den Klagen vor dem Euroäischen Gerichtshof –, s gehe nicht schnell genug. Das ist falsch und inakzepabel. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Franz Obermeier [CDU/CSU]: Das ist aber sehr pauschal!)


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


err Kollege Kauch, diese Richtlinie ist vor fünf Mona-
en in Kraft getreten. Bleiben Sie also auf dem Teppich!
enn sonst glaubt Ihnen kein Mensch mehr.
Wir sind für die Nutzung der projektbezogenen Me-

hanismen. Sie bieten, wie schon zur Sprache kam, eine
ute Chance, einen Beitrag zum Klimaschutz, zum Tech-
ologietransfer – auch das ist ganz wichtig – und zur
örderung nachhaltiger Entwicklung in den Entwick-
ungsländern zu leisten. Dafür bietet die EU-Richtlinie
ute Ansatzpunkte.
Zweierlei muss klar sein. Erstens. Wir müssen unsere
ausaufgaben machen und die Klimaschutzziele, die wir
ns vorgenommen haben, im Wesentlichen innerhalb un-
erer eigenen Landesgrenzen erreichen.


(Michael Kauch [FDP]: Warum?)

as ist sinnvoll, weil es technologiepolitisch nicht nur
arum gehen kann, unsere heutige Technologie auf den
est der Welt zu übertragen – das wäre nicht
ukunftsfähig –, sondern weil auch Innovationen in un-
erem Lande vorangebracht sowie neue Technologien
nd Verfahren entwickelt werden müssen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


enn wir müssen mit diesen Technologien auf den Welt-
ärkten von morgen präsent sein.


(Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])







(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

Deswegen ist eine reine Kostenfixierung, wie Sie sie
propagieren, völlig falsch; das muss man ganz klar sa-
gen. Es geht auch um neue Technologien. Das ist der
erste wichtige Aspekt.

Zweitens. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass an
die Projektmechanismen CDM und JI auch qualitative
Maßstäbe angelegt werden. Deswegen sind wir froh da-
rüber, dass in der EU-Richtlinie festgeschrieben ist, dass
zum Beispiel, was einige von Ihnen nicht wollen, keine
Atomprojekte gefördert werden sollen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Auch ist wichtig, dass keine Senkenprojekte geför-
dert werden können. Wir müssen den Wald seiner selbst
wegen schützen und dürfen ihn nicht zu einer reinen
CO2-Senke degradieren.


(Michael Kauch [FDP]: Warum denn?)

Ebenfalls wichtig ist, dass, wenn es um große Stau-

dämme und Wasserkraftwerke geht, klare ökologische
Kriterien herangezogen werden, wie sie die Weltkom-
mission für Dämme entwickelt hat, damit keine unver-
hältnismäßigen Umwelteingriffe stattfinden.


(Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Von solchen qualitativen Kriterien, die wir wollen, hört
man bei Ihnen kaum etwas; das muss ich Ihnen schon
einmal sagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist an der FDP völlig vorbeigegangen!)


Ich komme zum Schluss. Wir wollen diese Mechanis-
men nutzen und werden sehr bald eine entsprechende
Vorlage erarbeiten. Wir wollen sie qualitativ ausgestal-
ten. Sie müssen klaren ökologischen Kriterien genügen.
Gleichzeitig wollen wir sie begrenzen, weil wir glauben,
dass wir bei uns technische Innovationen voranbringen
können. Wir haben die Kraft dazu. Dann haben wir die
Chance, auf den Weltmärkten der Zukunft ganz vorne zu
sein.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517005900

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Franz Obermeier.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Franz Obermeier (CSU):
Rede ID: ID1517006000

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Herr

Kelber, quantitative Anwesenheit sollten Sie nicht mit
Qualität verwechseln.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das dürften Sie über Ihre Kollegen aber nicht sagen!)


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(C (D Zu Ihrer Einlassung, die nur wenige Sekunden daurte, möchte ich nur Folgendes sagen: Das, was Sie sich eute bei diesem wichtigen Thema geleistet haben, renzt an Arbeitsverweigerung, zumindest aber an flichtverletzung eines Parlamentariers, dessen Aufabe es ist, die Regierung zu kontrollieren. (Beifall der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/ CSU] – Zuruf von der SPD: Dann müssen wir vor Ihnen ja keine Angst haben!)


Sie sollten wissen, dass unser Antrag nichts anderes
um Ziel hat, als die Bundesregierung anzutreiben, die
erbindungsrichtlinie in unserem Land möglichst rasch
mzusetzen. Ich möchte ausführen, warum das so wich-
ig ist. Bei der EU-Verbindungsrichtlinie wiederholt
ich, was die Regierungspolitik bei der Umsetzung von
ichtlinien wie ein Schimmel durchzieht: Eine EU-
ichtlinie wird zunächst einmal beiseite gelegt. Erst
enn kurz vor dem „Verfallsdatum“ ein Klageverfahren
or der Tür steht, wird im Eilverfahren ein Gesetzent-
urf vorgelegt, handwerkliche Fehler inklusive. Regel-
äßig geht die Umsetzung in Deutschland dann weit
ber die EU-Vorgaben hinaus; die Gesetze werden im
berregulierungseifer zusätzlich befrachtet. Auswirkun-
en auf die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und zu-
ätzliche Belastungen deutscher Unternehmen im Ver-
leich zu ihren Konkurrenten in anderen EU-Staaten
pielen dann keine Rolle mehr. Planungssicherheit für
nternehmen? – Fehlanzeige! Viele Umsetzungen in na-
ionales Recht halten einer späteren gerichtlichen Über-
rüfung nicht stand.


(Beifall der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/ CSU])


och die Betriebe müssen erst einmal danach handeln,
odurch ihnen hohe Kosten entstehen. Das ist eine wei-
ere Schubkraft für die Verlagerung von Betrieben ins
usland.
Gebetsmühlenartig muss die rot-grüne Koalition von

ns dazu animiert werden, doch endlich mit der Umset-
ung von EU-Recht zu beginnen. Das zeigt vor allem ei-
es: die innere Zerrissenheit dieser Koalition,


(Lachen des Abg. Horst Kubatschka [SPD])

ie sich regelmäßig in Ressortabstimmungen verliert.
uch wenn es wehtut, möchte ich dem Zwischenrufer
ur die Novelle zum Fluglärmgesetz in Erinnerung ru-
en.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat denn gerufen?)


Heute geht es darum, dass auch deutsche Unterneh-
en endlich die Möglichkeit bekommen, sich im Rah-
en des EU-Emissionshandels CDM-Zertifikate an-
echnen zu lassen. Das ist seit 1. Januar 2005
rundsätzlich möglich, nur in Deutschland eben nicht;
enn unsere Regierung hat es wieder einmal nicht ge-
chafft, rechtzeitig tätig zu werden und die EU-Verbin-
ungsrichtlinie, die so genannte Linking Directive, die
eit dem 13. November vergangenen Jahres in Kraft ist,
mzusetzen. Zum Start des Handels mit Emissionsrech-
en in Europa Anfang des Jahres lag der Preis pro Tonne






(A) )



(B) )


Franz Obermeier

CO2 bei rund 7 Euro. Doch im März schnellte er aufmehr als 16 Euro hoch. Das zeigt: Wir brauchen drin-
gend eine Erhöhung der Zahl verfügbarer EU-Emissi-
onsrechte; wir brauchen ein genügend großes Handels-
volumen. Wir brauchen die Nutzung aller flexiblen
Instrumente: Emissionshandel, Joint Implementation,
Clean Development Mechanism. Denn nur so kann der
hohe Preis etwas reduziert werden. Ansonsten haben wir
auf Dauer ein im Verhältnis zur Nachfrage zu geringes
Angebot. Das treibt bekanntermaßen den Preis in die
Höhe, und zwar ohne zusätzlichen Nutzen für den Kli-
maschutz.


(Beifall der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/ CSU])


Hier wurde so getan, als würden wir die Umsetzung
zu früh anschieben. Ich möchte zu bedenken geben, dass
die Regierung der Niederlande, die es bekanntermaßen
sehr schwer hat, ihr Reduktionsziel von 6 Prozent einzu-
halten, bereits jetzt auf dem Markt tätig wird und kosten-
günstig Emissionsrechte aus JI- und CDM-Projekten
einkauft.


(Ulrich Kelber [SPD]: Mit Steuermitteln! – Horst Kubatschka [SPD]: Sie wollen also subventionieren?)


Die Niederländer haben es ebenso wie die Österreicher
bereits geschafft, zwischenstaatliche Abkommen über
die Anerkennung von Klimaschutzprojekten ihrer Unter-
nehmen im Ausland abzuschließen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sollen wir mit Steuermitteln Rechte kaufen? Ja oder nein?)


Unsere Regierung übt sich hier in der Kunst des Still-
stands. Warum sollte die Bundesrepublik Deutschland
nicht den Weg gehen, ihre ehrgeizigen Ausstoßminde-
rungsziele des Burden-Sharing-Agreements durch den
internationalen Emissionshandel kostengünstig zu errei-
chen?


(Ulrich Kelber [SPD]: Mit Steuermitteln?)

Entscheidend ist doch allein die Erreichung der Klima-
schutzziele, die Verringerung von Treibhausgasemissio-
nen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Mit Steuermitteln?)

Wir haben nur ein weltumspannendes Klima. Es kommt
also nur darauf an, dass weniger CO2 ausgestoßen wird,egal in welchem Land. Das heißt, Klimaschutzleistun-
gen müssen nicht nur bei uns im Land erbracht werden.
Ich gehe sogar so weit und sage, dass es auch aus ökono-
mischen Gründen besonders sinnvoll ist, dies dort zu
tun, wo die Umweltschutzbestimmungen noch nicht so
streng sind wie bei uns, also dort, wo alte Anlagen mo-
dernisiert


(Beifall der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/ CSU])


oder durch neue Anlagen gemäß dem Stand der Technik
ersetzt werden müssen, kurzum dort, wo die klimapoliti-
schen Potenziale besonders hoch sind.

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(C (D (Horst Kubatschka [SPD]: Wollen Sie Investitionen im Ausland fördern? – Ulrich Kelber [SPD]: Wollen Sie dafür Steuern einsetzen?)


Herr Dr. Loske, ich teile Ihre Auffassung, dass wir die
otenziale im Inland so weit wie möglich nutzen müs-
en.


(Horst Kubatschka [SPD]: Aha!)

ir sind offen für Innovationen, die dem Erreichen der
eduktionsziele dienen. Nebenbei aber dürfen wir nicht
ergessen, dass wir auch die Fragen zu beantworten ha-
en, wie wir dem Leitbild der Nachhaltigkeit sowie so-
ohl den ökologischen als auch den ökonomischen und
ozialen Belangen in unserem Land gerecht werden kön-
en.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber sehr verschwommen!)


eswegen müssen wir sowohl im Inland unsere Pflich-
en erledigen als auch den Blick auf die Kioto-Mechanis-
en richten und möglichst frühzeitig dafür sorgen, dass
as Volumen des Handels mit Kioto-Zertifikaten mög-
ichst groß ist, damit sich ein gerechter Preis entwickeln
ann, der für unsere Unternehmen nicht zu große Nach-
eile bringt.


(Beifall der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/ CSU])


Lassen Sie mich zum Abschluss zusammenfassen.

(Ulrich Kelber [SPD]: Sie haben doch gar nichts gesagt! Da können Sie nichts zusammenfassen!)


ir fordern die Bundesregierung aus diesen Gründen
uf: Setzen Sie die EU-Verbindungsrichtlinie so schnell
ie möglich um, überschreiten Sie dabei aber nicht die
uropäischen Vorgaben! Vermeiden Sie unnötige Büro-
ratie!


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Immer Klein-Klein!)


erden Sie endlich aktiv! Ergreifen Sie alle notwendi-
en Maßnahmen, damit handelbare CO2-Zertifikate undlle Instrumente des Kioto-Protokolls schnellstmöglich
n das europäische System einbezogen werden! Flankie-
en Sie die Anstrengungen der Wirtschaft durch zwi-
chenstaatliche Abkommen! Leisten Sie politische Über-
eugungsarbeit und unterstützen Sie Investitionsprojekte
m internationalen Kontext!
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Also Steuergelder ins Ausland!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517006100

Ich schließe damit die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf

en Drucksachen 15/4389 und 15/4848 an die in der Ta-
esordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Sind Sie einverstanden? – Das ist der Fall. Dann sind die
Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 25 auf:
Erste Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Änderung telekommunikationsrechtlicher Vor-
schriften
– Drucksache 15/5213 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

Die Abgeordneten Zöllmer, Heil, Krogmann, Heinen
und Funke sowie der Parlamentarische Staatssekretär
Rezzo Schlauch haben gebeten, ihre Reden zu Protokoll
geben zu dürfen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist
der Fall. Dann verfahren wir so.1)

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 15/5213 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 26 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Dirk
Niebel, Rainer Brüderle, Daniel Bahr (Münster),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Reform des Tarifvertragsrechts zur Sicherung
betrieblicher Bündnisse für Arbeit
– Drucksache 15/2861 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung

Nachdem es hier hin und her ging, frage ich jetzt, ob
alle reden werden. – Das habe ich demnach richtig ver-
standen.

Als Erstes gebe ich dem Abgeordneten Dirk Niebel
das Wort.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1517006200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir debattieren heute über den Antrag der FDP-
Bundestagsfraktion zur Reform des Tarifrechts zur Si-
cherung betrieblicher Bündnisse für Arbeit. Wir haben
ihn eingebracht, weil wir eingesehen haben, dass unser
bisher geltendes Recht nicht dazu geführt hat, dass die
Menschen entsprechend ihrer Produktivität entlohnt
werden und einen gesicherten Arbeitsplatz haben, son-
dern dazu, dass sie vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen
werden.

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b1) Anlage 2

(C (D (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Wir sind der tiefen Überzeugung, dass Belegschaft
nd Betriebsleitung oder Betriebsrat und Unternehmens-
eitung, wenn sie zu dem Ergebnis kommen, dass sie
ufgrund der Situation in ihrem Betrieb andere Wege ge-
en müssen als die im Flächentarifvertrag vorgeschrie-
enen, um ihre Lebens-, Arbeits- und Zukunftschancen
u sichern, diese Chance erhalten sollten, ohne dass
rgendein Funktionär – sei es von einem Arbeitgeberver-
and, sei es von einer Gewerkschaft – dagegen vorgehen
ann.


(Beifall bei der FDP)

Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über
indestlöhne möchte ich noch einmal ganz besonders
uf die Bedeutung dieses Antrags hinweisen. Woher
ommt die hohe Sockelarbeitslosigkeit in Deutschland?
ie kommt daher, weil in den vergangenen Jahrzehnten
ie Sockellöhne in Deutschland überproportional erhöht
orden sind.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

adurch, dass besonders die Vergütung unterer Tarif-
ohngruppen angehoben worden ist, sind gerade gering
ualifizierte Menschen aus dem Erwerbsprozess heraus-
edrängt worden. Ihnen ist faktisch der Arbeitsmarkt
erschlossen worden.
Wenn wir Menschen die Chance eröffnen wollen,
ieder in den Erwerbsprozess zurückzukehren, dann
üssen wir über die Frage nachdenken: Wann wird ein
rbeitsplatz überhaupt geschaffen? Er wird in aller Re-
el erst einmal nur geschaffen, wenn es Aufträge gibt.
as heißt, die Rahmenbedingungen der Wirtschafts- und
rbeitsmarktpolitik insgesamt müssen verbessert wer-
en. Aber ein Arbeitsplatz wird auch nur dann geschaf-
en, wenn er die Kosten des Arbeitsplatzes zumindest
ieder hereinholt. Kein Unternehmer kann es sich leis-
en, einen Arbeitsplatz anzubieten, der die Kosten nicht
eckt und nicht vorzugsweise noch einen minimalen Ge-
inn mit sich bringt. Zumindest die Kosten müssen ge-
eckt sein.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das macht meistens nur der Staat!)


Auch der Staat kann sich das nicht leisten. Das sehen
ir, wenn wir uns die Finanzen des Staates ansehen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die sehen das anders!)


eswegen müssen wir Menschen die Chance geben,
ieder in den Erwerbsprozess hineinzukommen.


(Beifall bei der FDP)

Wir wissen, dass man ein gewisses Maß an Einkom-
en benötigt, um in einem Hochlohnland, einem Land
it hohen Lebenshaltungskosten, menschenwürdig le-
en zu können. Deswegen wissen wir auch, dass der
taat und die Allgemeinheit gerade in geringer produkti-
en Bereichen flankierend eingreifen müssen. Wenn wir
ereit sind, die Erkenntnis anzunehmen, dass wir in






(A) )



(B) )


Dirk Niebel

Deutschland schon eine Dauersubventionierung in Form
von Arbeitslosengeld II und Sozialhilfe haben, dann
können wir auch anerkennen, dass es sinnvoll ist, wenn
man Menschen, produktivitätsorientiert bezahlt, in den
Erwerbsprozess zurückführt und dies durch einen Zu-
schuss existenzsichernd ausgestaltet, damit man mehr
hat, wenn man arbeitet, als wenn man nicht arbeitet.
Nicht mehr und nicht weniger wollen wir.


(Beifall bei der FDP)

Wir wollen im Rahmen der Möglichkeiten, die es für

die Betriebe gibt, flexibel zu reagieren, gleichzeitig da-
für sorgen, dass wieder Arbeitsplätze zur Verfügung ge-
stellt werden, die in der Vergangenheit schlicht und ein-
fach wegrationalisiert worden sind, weil sie zu teuer
wurden. Ich nenne gerne ein Beispiel. Es hinkt wie alle
anderen Beispiele auch, aber es verdeutlicht, was das
Ziel ist.

Früher gab es in mittleren und größeren Betrieben
eine Art Faktotum. Das war jemand, der den Hof ge-
kehrt, ein Möbelstück von A nach B getragen, Schrau-
ben nachgezogen und ähnliche Arbeiten verrichtet hat.
Ein solches Faktotum kann, wenn man ehrlich ist, im
besten Fall produktivitätsorientiert 5 Euro verdienen.
Herr Beck, davon können auch Sie in diesem Land nicht
leben. Aber es ist doch sinnvoll, einem Menschen als
Faktotum die Chance zu geben, durch eigene Leistungen
einen Teil seines Lebensunterhaltes zu erarbeiten und
durch einen Teil eingesparter Transferleistungen das
Ganze existenzsichernd auszugestalten, als auf der ande-
ren Seite diesen Menschen zu 100 Prozent zu alimentie-
ren. Das hat auch etwas mit der Würde des Betroffenen
zu tun.


(Beifall bei der FDP)

In einer arbeitsteiligen Gesellschaft bedeutet es, einen

Menschen auszugrenzen, wenn man den Arbeitsmarkt
durch tarifvertragliche Regelungen verschließt und ihm
so die Chance zur Teilhabe nimmt. Man nimmt ihm so
die Möglichkeit, als wertvoller Bestandteil dieser Ge-
sellschaft zu seinem eigenen Lebensunterhalt beizutra-
gen. Das bedeutet in der Konsequenz mehr Kosten für
die Allgemeinheit. Deswegen ist es nicht an der Zeit,
sich aus ideologischen Gründen möglichen Verbesserun-
gen im Arbeitsmarkt zu verschließen. Vielmehr ist nun
angezeigt, endlich zu sagen: Die Menschen sollen ihre
Interessen vertreten und ihr Leben in die Hand nehmen
können, wenn sie das wollen und sich das zutrauen.

Ihre Handlungsmöglichkeiten sind nicht so einge-
schränkt, wie Sie uns das manchmal weismachen wol-
len. Als Gesetzgeber sind Sie durchaus in der Lage, das
Günstigkeitsprinzip und das Tarifvertragsgesetz zu än-
dern. Geben Sie sich einen Ruck und helfen Sie den
Menschen, in den Arbeitsmarkt zurückzukehren, damit
sie eine Chance erhalten!

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP)


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1)

(C (D Die Rede der Kollegin Anette Kramme von der SPD raktion nehmen wir zu Protokoll. Sie liegt uns bereits or.1)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517006300
Dann hat jetzt der Kollege Laurenz Meyer von der
DU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1517006400

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Der Hintergrund der Diskussion ist eindeutig und
ie Lage braucht nicht beschrieben zu werden. Ich be-
rüße den FDP-Antrag, weil er genau auf der Linie unse-
es Zehnpunkteprogramms liegt. Wir sind uns völlig da-
über einig, dass wir etwas tun müssen, weil sonst die
ntwicklung aus Konkursen und Abwanderungen immer
eitergeht. Wenn wir nicht wirklich Bewegung in die
ariflandschaft bringen, dann werden wir bei der Steige-
ung des Wirtschaftswachstums und bei der Bekämp-
ung der Arbeitslosigkeit keinen Erfolg haben. Der FDP-
ntrag ist also wichtig. Rot-Grün war 2003 – das muss
ch ganz klar sagen – schon weiter als heute. 2003 war
an noch der Meinung, wenn sich die Tarifpartner nicht
elber einigen könnten, sei es notwendig, gesetzliche Re-
elungen zu treffen, um mehr Flexibilität zu erreichen.


(Dirk Niebel [FDP]: Hat der Kanzler gesagt!)

reiwillige Regelungen sind eben nicht zustande gekom-
en. Das ist die Situation, die wir haben und vor deren
intergrund wir handeln müssen.
Wir wollen – da besteht sicherlich ein Unterschied

wischen uns und der Diktion des FDP-Antrags – Flä-
hentarifverträge erhalten. Wir wollen die Flächenta-
ifverträge nicht abschaffen, sondern wir wollen Flexibi-
ität schaffen. Ich bin davon überzeugt, dass das eher die
rbeitszeiten als die Löhne betreffen wird; denn bei qua-
ifizierten Arbeitnehmern wird es gar nicht zu Lohndum-
ing kommen, wie das gelegentlich aus den Reihen der
oalition behauptet wird. Qualifizierte Arbeitnehmer
ürden sofort abwandern, wenn man sich grundsätzlich
on Flächentarifverträgen verabschieden würde. Deswe-
en wollen wir das auch nicht.
Ich möchte als Beispiel den mit der IG Metall ge-

chlossenen Tarifvertrag aus dem letzten Jahr anführen.
s ist doch ganz eindeutig, dass einige Große den Flä-
hentarifvertrag beschlossen haben, der Auswirkungen
uf ganz Deutschland gehabt hat. Die Zulieferer der Au-
omobilhersteller und der großen Firmen mussten an-
chließend die Suppe auslöffeln. Sie haben die Arbeits-
lätze in die Beitrittsländer Osteuropas verlagert. Die
olgen waren für die Arbeitnehmer in Deutschland zu
püren. Deswegen brauchen wir gerade für die kleinen
nd mittleren Betriebe mehr Flexibilität. Die großen Un-
ernehmen können sich zur Not mit der jeweiligen Ge-
erkschaft einigen. Bei den kleinen und mittleren Unter-
ehmen gibt es vielfach die Schwierigkeit, dass die
unktionäre von außen hineinreden wollen, selbst wenn

Anlage 3






(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)


die Betriebsräte und die Arbeitnehmer etwas ganz ande-
res wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Es gibt im Moment vielfach illegale Verhältnisse in

Deutschland. In vielen Betrieben wird von den Tarifver-
trägen im Einverständnis mit den Arbeitnehmervertre-
tern und den Betriebsräten abgewichen, ohne dass das
rechtlich eindeutig geklärt wäre. Um diese Zustände zu
beseitigen, sollten wir handeln und die entsprechenden
Maßnahmen ergreifen. Dass die Koalition dazu über-
haupt nicht bereit ist, zeigt, dass sie den Menschen in
diesem Land nichts zutraut


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Dafür trauen wir Ihnen alles zu!)


und dass sie nicht bereit ist, ihnen Verantwortung zu ge-
ben für das, was vor Ort passiert. Sie traut Funktionären
mehr zu als den Arbeitnehmern in den Betrieben. Das ist
genau der Unterschied, der zwischen uns besteht. Wir
trauen den Menschen mehr zu.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Deshalb muss das Kriterium, dass Arbeitsplätze er-
halten bzw. geschaffen werden, eingebaut werden, und
zwar sowohl in die Tarifvertragsgesetze als auch in das
Betriebsverfassungsgesetz. Wir haben beschlossen, dass
wir qualifizierte Mehrheiten bei Betriebsräten und
Arbeitnehmern wollen. Das ist unsere Position. Inso-
fern glaube ich schon, dass wir uns – bei einigen kleine-
ren Korrekturen – auf den FDP-Antrag einigen könnten.
Über die Diktion gegen die Flächentarifverträge insge-
samt und das, was die Nachlauffristen usw. angeht,
müsste man reden.

Was Herr Müntefering in diesen Tagen vorgetragen
hat, zeigt, dass die SPD in ihrer Not ganz offensichtlich
versucht, einen völlig anderen Kurs einzuschlagen. Zu-
mindest blinkt sie, als ob sie einen anderen Kurs ein-
schlagen wollte.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie blinken links und fahren rechts oder wie ist das?)


Sie werden aber trotzdem wieder geradeaus und wie in
der Vergangenheit leider voll vor den Baum fahren. Das
ist die Situation, wie sie zurzeit ist und an der Sie offen-
sichtlich nichts ändern wollen. Wir werden weiterhin auf
Änderungen bestehen und halten das im Interesse der
Menschen und der Arbeitsplätze für richtig.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dirk Niebel [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517006500

Die Rede des Kollegen Markus Kurth vom

Bündnis 90/Die Grünen nehmen wir ebenfalls zu Proto-
koll.1)

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§1) Anlage 3

(C (D Damit kommen wir zur Rede des Kollegen Matthäus trebl von der CDU/CSU-Fraktion. (Dr. Uwe Küster [SPD]: Noch so ein Linksblinker?)



Matthäus Strebl (CSU):
Rede ID: ID1517006600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Allen in diesem Hause müsste klar sein, dass in
eutschland dringend Änderungen erforderlich sind.
enn Deutschland hat mit den 5,2 Millionen Arbeitslo-
en die schlechteste Arbeitsmarktbilanz in ganz Europa,
as geringste Wirtschaftswachstum in Europa und die
iedrigsten öffentlichen Investitionen seit der Gründung
er Bundesrepublik und ist mit seinen Rekordschulden
er Hauptsünder im Verstoßen gegen den europäischen
tabilitätspakt. Deutschland, einst die Lokomotive in der
uropäischen Union, ist jetzt unter der rot-grünen Regie-
ungsverantwortung der Bremser.
Vor allem die Schwindel erregende Situation auf dem
rbeitsmarkt lähmt die deutsche Wirtschaft. Dennoch
erfolgt die Bundesregierung nicht einen einzigen effek-
iven Ansatz, um den Abwärtstrend zu stoppen. Auf die
eutsche Bevölkerung kam in den vergangenen Jahren
war eine enorme Flut von politischen Maßnahmen zu,
och leider sind diese wirkungslos geblieben.
Der Kanzler hat mit seiner Regierungserklärung vor

ier Wochen – am 17. März – keine Antwort auf die bis-
erige Misere gegeben. Er hätte die Rede auch zu Proto-
oll geben können. Wichtige Strukturreformen wie eine
urchgreifende Flexibilisierung am Arbeitsmarkt und
in radikaler Abbau der überbordenden Bürokratie sind
isher unterblieben.
Es geht nicht an, dass immer mehr Arbeitgeber die

arifflucht ins Ausland antreten, illegale Arbeitskräfte
us dem Ausland holen oder immer mehr Arbeitsplätze
bbauen. Vor allem Änderungen im Tarifvertragsrecht
nd im Arbeitsrecht können dazu beitragen, die Arbeits-
arktsituation in Deutschland zu verbessern.
Die FDP-Fraktion hat in ihrem Antrag zu Recht fest-

estellt, dass eine Abkehr von einer starren Regulierung
ugunsten von mehr Flexibilität notwendig ist. Die Ta-
ifpolitik ist nach den Grundsätzen der Subsidiarität und
olidarität zu betreiben. Die Subsidiarität beinhaltet für
ns die Notwendigkeit, betriebliche Bündnisse für Ar-
eit zu fördern. Denn die Beschäftigten in von Insolvenz
edrohten Betrieben können am besten erkennen, mit
elchen Instrumenten die Insolvenz abgewendet werden
ann.
Wichtig sind auch tarifvertragliche Öffnungsklau-

eln. Denn sie geben den Tarifpartnern die nötigen Ge-
taltungsspielräume, um effektive Regelungen im Sinne
on Betrieb und Arbeitnehmern zu schaffen. Es ist bes-
er, durch solche flexiblen Lösungen Arbeitsplätze zu er-
alten, statt durch das Festhalten an alten Rechten Be-
chäftigung abzubauen.
Doch leider sind nicht alle Punkte im FDP-Antrag zu-

timmungsfähig. Eine totale Aushebelung des Tarifver-
ragsrechts, wie sie die FDP mit der Änderung von
77 Abs. 3 des Betriebsverfassungsgesetzes vorsieht, ist






(A) )



(B) )


Matthäus Strebl

nicht im Sinne der Arbeitnehmer und vor allem der Ar-
beitgeber. Daher wäre es fatal, wenn vom Flächentarif-
vertrag abweichende Vereinbarungen auf betrieblicher
Ebene zwischen Unternehmen und Belegschaftsvertre-
tungen unter den genannten Voraussetzungen der FDP
möglich sein sollten. Dann nämlich drohten Tarifver-
handlungen und Arbeitskampf nur noch im Betrieb statt-
zufinden.

Für mich steht fest: Die Tarifautonomie muss nach
wie vor unantastbar sein. Die Tarifpartner haben nur in
Einzelfällen Vorrang, wenn es um die Sicherung von Be-
schäftigung geht.

Auch eine komplette Abschaffung der Allgemeinver-
bindlichkeitserklärung ist nicht wünschenswert. So ist
die Allgemeinverbindlichkeitserklärung ein gutes Mittel,
um übergreifend eine gewisse Lohnstruktur festzulegen.
Gerade im Hinblick auf die derzeitige Diskussion um
Billiglöhne sind sie von elementarer Wichtigkeit. So
wäre zum Beispiel im Bereich der Gebäudereiniger ohne
eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung Lohndumping
bald gang und gäbe.

Auch wenn der FDP-Antrag Ansätze aufzeigt, um
Deutschland zu reformieren, bedarf es noch ganz ande-
rer Reformen, um unser Land wieder auf Vordermann zu
bringen.


(Dirk Niebel [FDP]: Das haben wir nie bestritten!)


Die CDU/CSU hat mit dem „Pakt für Deutschland“
ihre Pläne vorgelegt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gute!)

Nun ist die Bundesregierung gefordert, ihre strukturellen
Reformen vorzulegen und durchzusetzen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Andres guckt in die Luft! Von ihm kommt nichts!)


Es kann nicht sein, dass die Agenda 2010 alles gewesen
ist, wie es Kanzler Schröder bereits zum Jahreswech-
sel 2004/2005 angedeutet hat, indem er sagte: „Wir ha-
ben jedenfalls unser Möglichstes zur Reduzierung der
Arbeitslosigkeit getan.“


(Dirk Niebel [FDP]: Jetzt hat er fertig!)

Dies kann man im „Stern“ vom 30. Dezember 2004
nachlesen. Wenn die Agenda 2010 alles gewesen sein
soll, was von der Bundesregierung kommt, dann wird
Rot-Grün bis zum Jahr 2010 Deutschland längst in den
Bankrott getrieben haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Solange regieren die nicht! Da ist vorher Schluss!)


– Kollege Schauerte, Sie haben Recht. – Aber vorher
werden wir diese Regierung ablösen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517006700

Ich schließe die Aussprache.

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(C (D Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 15/2861 an die in der Tagesordnung aufgeührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einerstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung o beschlossen. Ich rufe den Zusatzpunkt 8 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP Die aktuelle Werbekampagne der Ruhrkohle AG vor dem Hintergrund der von der Bundesregierung aus dem Bundeshaushalt in Milliardenhöhe gewährten Steinkohlensubventionen Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Reder dem Kollegen Professor Andreas Pinkwart von der DP-Fraktion das Wort. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Auf unseren Antrag hin debattieren wir heute ber eine Werbekampagne der RAG-Tochter Deutsche teinkohle AG – abgedruckt im „Spiegel“ dieser oche –, die mit dem Slogan „Kohle glänzt nicht, aber ie wärmt“ wirbt. Nun gilt in unserem Land – gerade für iberale – das unbestrittene Recht auf Werbefreiheit. Es andelt sich aus unserer Sicht hier jedoch um einen unerörten Vorgang, der der parlamentarischen Aufklärung edarf. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Uwe Küster [SPD]: Macht doch einen Untersuchungsausschuss!)

Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP):
Rede ID: ID1517006800

enn während Herr Müntefering öffentlich gegen die
acht der Konzerne zu Felde zieht, tritt hier ein hoch
ubventionierter Monopolist auf und macht zum wieder-
olten Male mit Millionenaufwand Propaganda für die
auersubventionierung eines Industriezweiges, der nach
ehrheitlicher Meinung der Bevölkerung ein Auslauf-
odell ist und nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag
eiter gefördert werden darf.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Darüber hinaus ist bis heute nicht geklärt, ob und in
elchem Umfange die bisherigen Kampagnen von DSK
nd RAG aus Steuergeldern finanziert werden. Daher
ilt unser Interesse der Kostenprüfung der Zuwendungs-
escheide durch das Bundeswirtschaftsministerium bzw.
as Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


m Rahmen der Abrechnung ist zu klären, ob in den Ge-
einkosten Gelder für die jetzige Kampagne genauso
ie für Vorgängerkampagnen enthalten sind bzw. wie si-
hergestellt wird, dass die öffentlichen Subventionen
icht für die Durchführung derartiger Lobbykampagnen
enutzt werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Andreas Pinkwart

Es geht uns dabei sowohl um eine politische als auch um
eine rechtliche Klärung, ob in diesem Falle ein Subven-
tionsmissbrauch vorliegt und, wenn ja, wie dem künftig
wirksam begegnet werden kann.


(Beifall bei der FDP)

Wir sehen der hierzu von uns erbetenen Stellungnahme
des Bundesrechnungshofes mit großem Interesse ent-
gegen.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist immer gut!)


Solange diese Fragen nicht zweifelsfrei geklärt sind,
stellt sich für uns im Parlament natürlich die Frage, wen
diese fortgesetzte Kampagne von RAG und DSK wirk-
lich wärmen soll.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der FDP: Müller!)


Die Faktenlage zur Wirksamkeit der Steinkohlensubven-
tionen in unserem Land und zu den Rahmenbedingungen
ist jedenfalls alles andere als erwärmend. Jede Tonne
Steinkohle wird in Höhe von mehr als 50 Prozent der
Kosten subventioniert, mithin jeder Arbeitsplatz mit
50 000 Euro pro Jahr. Die Subventionen werden mit im-
mer größeren Kraftanstrengungen aus den hoch ver-
schuldeten Haushalten des Bundes und des Landes
Nordrhein-Westfalen aufgebracht. Allein das Land Nord-
rhein-Westfalen zahlt jährlich mehr als eine halbe Mil-
liarde Euro für die Steinkohlensubventionen. Gleichzei-
tig fallen nach Angaben der nordrhein-westfälischen
Landesregierung über 5 Millionen Unterrichtsstunden
pro Jahr aus, weil das bevölkerungsreichste Bundesland
angeblich nicht genügend Geld für Bildung aufbringen
kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dabei garantiert die Steinkohle – anders als es in der
Anzeige suggeriert wird – längst keine zukunftsfeste
Jobperspektive mehr.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Nur für Herrn Müller!)


So ist es das erklärte Ziel selbst der rot-grünen Bundes-
regierung, die Anzahl der Beschäftigten von circa
42 000 auf 20 000 zurückzuführen. Dabei bestehen be-
gründete Zweifel hinsichtlich der Bereitschaft der EU-
Kommission, die Subventionsgenehmigung über 2010
hinaus zu verlängern.

Frankreich, unser Nachbar, hat nicht ohne Grund be-
reits vor einem Jahr die letzte Tonne Steinkohle geför-
dert. Dort, in unserem Nachbarland, hat man nämlich er-
kannt, dass die Steinkohle keine Zukunft haben wird.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Uda Carmen Freia Heller [CDU/CSU])


Eine künstliche Verlängerung des Steinkohlenberg-
baus nützt auch den Bergbauregionen nicht. Vielmehr
wird in der bisherigen Politik des Strukturwandels, die
maßgeblich in der Konservierung und Historisierung des
Vergangenen bestand, eine Ursache für die wirtschaftli-

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(C (D hen Probleme in diesen Regionen gesehen. Dies bestäigt in anderer Form auch ein Gutachten des Bundesumeltamtes. Es belegt, dass mit dem Einsatz der ntsprechenden Mittel in anderen Bereichen mehr Areitsplätze geschaffen werden könnten, als im Bergbau erloren gehen. Wir fordern die Bundesregierung daher auf, in dieser onkreten Frage für Aufklärung zu sorgen. Sie ist auch ufgefordert, mit der RAG ins Gespräch zu kommen, dait die RAG ihren gesellschaftspolitischen Beitrag dazu eistet, den Menschen im Hinblick auf den sowieso nicht ufhaltbaren Strukturwandel Mut zu machen. Das ist esser, als die Menschen in diesem Land weiter in die rre zu führen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517006900

Das Wort hat der Kollege Rolf Hempelmann von der

PD-Fraktion.


Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1517007000

Verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe
ollegen! Der Titel dieser Aktuellen Stunde lautet:

Die aktuelle Werbekampagne der Ruhrkohle AG
vor dem Hintergrund der von der Bundesregierung
aus dem Bundeshaushalt in Milliardenhöhe ge-
währten Steinkohlensubventionen

eider enthält schon diese Aussage zwei dicke Fehler:
Erstens. Die Ruhrkohle AG gibt es nicht mehr; es gibt

ur die RAG. Aber diese Kampagne wird nicht von der
AG durchgeführt, sondern von der DSK.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Also von der Tochter der RAG!)


Zweitens. Sie sprechen von den „von der Bundes-
egierung … gewährten Steinkohlensubventionen“. Der
orrektheit halber wollen wir deutlich machen: Es han-
elt sich dabei um die von der 1997 im Amt befindlichen
undesregierung gewährten Subventionen. Wir erfüllen
ur die Verträge, die Sie geschlossen haben.


(Beifall des Abg. Volker Kröning [SPD])

ch möchte allerdings hinzufügen: Wir führen die Politik
iner degressiven Subvention des deutschen Steinkoh-
enbergbaus fort, und zwar aus den gleichen Gründen
ie zuvor Schwarz-Gelb.
Wir führen die Subventionen zum Beispiel deswegen

ort, weil eine Menge Arbeitsplätze in der Stahlherstel-
ung von der deutschen Steinkohle abhängen, weil Zulie-
erbetriebe des deutschen Bergbaus und damit Beschäfti-
ung in diesem Bereich von der deutschen Steinkohle
bhängen, natürlich weil es um zahlreiche Arbeitsplätze
m Bergbau selbst geht und – last, not least – weil wir die
ersorgungssicherheit angesichts steigender Rohstoff-
isiken – die Preise für den Import von internationalen






(A) )



(B) )


Rolf Hempelmann

Rohstoffen steigen und die heimischen Reserven werden
knapper – gewährleisten wollen.


(Beifall bei der SPD)

Wenn ich mir die Kampagne der DSK anschaue, dann

frage ich mich: Worüber beschwert man sich eigentlich?
Man informiert über genau das, worum es Schwarz-Gelb
1997 ging und worum es uns heute geht: Die deutsche
Steinkohle ist ein Rohstoff; sie ist die Grundlage für
Koks; sie ist wichtig für die Stahlherstellung, für Tau-
sende von Arbeitsplätzen, für Zulieferbetriebe des Berg-
baus und auch für weltweit führende Technologien. All
das, was ich gerade angeführt habe, stand in Ihren Papie-
ren und steht noch immer in unseren. Früher standen Sie
dazu; wir stehen dazu noch heute.

Es ist überhaupt nicht erkennbar, aus welchen Grün-
den man gegen diese Informationskampagne zu Felde
zieht, es sei denn, man will mit diesem Thema selbst auf
populistische Art und Weise Wahlkampf machen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Übrigens: Auch andere hoch subventionierte Berei-
che machen Eigenwerbung, zum Beispiel die deutsche
Landwirtschaft. Das ist auch in Ordnung so, finde ich.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Die Kampagne ist ausgesprochen sympathisch. Oben-
drüber steht: Deutschland hat Geschmack. – Ich stimme
dem zu.

Die FDP hat offenbar keinen Geschmack.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Sie führt eine Kampagne nach dem Motto „Kinder för-
dern statt Steinkohle“, eine Kampagne, die Bergleute
und ihre Familien diskriminiert und Anfeindungen aus-
setzt, eine Kampagne, die mit „schäbig“ noch nicht ein-
mal angemessen beschrieben ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Uwe Küster [SPD]: Alles andere wäre unparlamentarisch!)


Die Steinkohlenförderung ging nie zulasten von Kin-
dern, weder zu schwarz-gelben noch zu rot-grünen Zei-
ten.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Natürlich! Der Haushalt ist doch nicht unendlich!)


Die Bundesregierung, denke ich, wird gleich auch
über die anderen Punkte aufklären, die Sie angesprochen
haben. Dass Spezialfirmen für den Bergbau Aufträge
ausführen, gibt es seit 20 Jahren. Das ist auch notwen-
dig; denn es gibt Arbeiten, die nicht das ganze Jahr, son-
dern nur sporadisch anfallen. Dafür hält man nicht das
ganze Jahr eigenes Personal vor. Die Auftragsvergabe
geschieht nach europäisch vorgeschriebenen Vergabekri-
terien, gemäß der EU-Sektorrichtlinie, gemäß den Ver-

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(C (D abebestimmungen, die durch das BMWA geprüft weren, und nach deutschem Subventionsrecht. Man muss sich einmal vor Augen führen, dass am nde 1 Prozent der Aufträge, die hier vergeben werden, usländische Unternehmen betreffen. Das zeigt, welcher opanz von Ihnen hier aufgebaut wird. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517007100

Das Wort hat jetzt der Kollege Steffen Kampeter von
DU/CSU-Fraktion.

Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1517007200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Wir debattieren heute eine offensichtlich zwei-
elhafte Werbekampagne für einen Subventionsbereich
n der deutschen Wirtschaft. Die Ruhrkohle AG und die
ach- und zugeordneten Unternehmen beziehen mehr als
,5 Milliarden Euro pro Jahr vom deutschen Steuerzah-
er. Es ist gut und richtig, finde ich, dass wir als Opposi-
ion hier darauf aufmerksam machen und prüfen, ob das
eld auch richtig ausgegeben wird; denn es soll im We-
entlichen dazu dienen, den Wandel im deutschen Stein-
ohlenbergbau sozialverträglich zu gestalten; es soll
icht dazu dienen, Arbeitsplätze in der Werbewirtschaft
u erhalten. Das ist den Steinkohlenkumpeln nicht zuzu-
uten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Lassen Sie mich auf eine bestimmte Dimension der
erbekampagne hinweisen. Derjenige, der dort abgebil-
et ist, ist Marius Müller-Westernhagen. Er wirbt unter
em Slogan „Kohle glänzt nicht, aber sie wärmt“ für die
eutsche Steinkohle. Ich war eigentlich immer der Auf-
assung, dass man Westernhagen vielleicht für LKWs
der Whiskey werben lassen kann; mir ist seine Affinität
ur Kohle neu.


(Dirk Niebel [FDP]: Er hat sogar mal „Freiheit“ gesungen! Man glaubt das kaum!)


ch bin sicher, dass die Kohle, die er dafür bekommen
at, in seiner Tasche ganz schön glänzt.
Als ich in die Texte der Songs auf seiner neuen CD

eguckt habe, war mir klar, warum die Sozialdemokra-
en und die Ruhrkohle AG ihn ausgewählt haben, näm-
ich deshalb, weil er ein perfekter Interpret der derzeiti-
en Situation in der rot-grünen Koalition ist. Sein Song
Gejammer“ geht wie folgt – das muss ihm von einem
ot-grünen Abgeordneten getextet worden sein –:

Du mit deinem ew’gen Gejammer
Ich kann diesen Weg mit dir nicht mehr gehn
Ich will nur noch weg
Weg, unser Boot hat ein Leck
Weg aus dieser Klammer
Weg, nichts wie weg von diesem klebrigen Fleck
Wir haben uns geliebt
Sprachlosigkeit ist, was uns blieb






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter

Und dieses ew’ge Gejammer
Tot, mausetot die schöne Chemie

(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


Wer hätte besser ausdrücken können, wie es denen da
drüben auf der linken Seite geht?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die zukünftige Kohlepolitik bedarf keiner Hoch-

glanzwerbung. Sie muss ehrlich sein, sie muss verläss-
lich sein und sie muss für alle Beteiligten bezahlbar sein.
Deswegen wird in der nächsten Zeit auch eine verlässli-
che Anschlussregelung für die Steinkohlenfinanzierung
gefunden werden. Sie hängt im Wesentlichen von einem
Datum ab, nämlich dem 22. Mai, dem Tag der Landtags-
wahl in Nordrhein-Westfalen. Ich hoffe, dass ab dann
eine Landesregierung dieses Land regiert, die mit dem
Geld besser umgehen kann als die Landesregierung, die
in Nordrhein-Westfalen 105 Milliarden Euro Schulden
aufgehäuft hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Rolf Hempelmann [SPD]: Also doch Wahlkampf!)


Klare Ansage in der Kohlepolitik ist, dass man den
Degressionskurs bei der Kohleförderung weiterfahren
muss.

Dies müssen die Beschäftigten und Unternehmen im
Bergbau auch frühzeitig erfahren, denn Aktionismus in
der Kohlepolitik ist ein erheblicher Unsicherheitsfaktor.
Wie sich Unsicherheit auswirkt, konnte man ja in dieser
Woche nachlesen. Was sich da im Bergbau zum Beispiel
mit Vertragsarbeitnehmern ereignet, ist nicht das, was
wir mit deutschen Steuergeldern subventionieren wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie bei der FDP)


Ziel ist – das ist, wie ich glaube, auch der Bundesre-
gierung klar – eine weitere Degression. Wir wollen fal-
sche Weichenstellungen im Bergbau vermeiden und ein
klares Signal für Degression geben. Bezüglich des Berg-
baus sind jedoch in den letzten Monaten Fehlentschei-
dungen getroffen worden. Ich erinnere an eine Fehlent-
scheidung im Hinblick auf den Haushalt. Herr
Hempelmann hat hier eben gesagt, die SPD mache wei-
ter bei der Degression. Degression steht ja hier als Syno-
nym für sinkende Subventionen. Schauen wir uns das
einmal genauer an: Auf der einen Seite gibt es den Koh-
lekompromiss der Regierung Kohl. Er ist 1997 geschlos-
sen worden und bringt Degression mit sich. Auf der an-
deren Seite haben Sie vor wenigen Monaten, anstatt den
Bergleuten zu sagen, man könne sich auf Dauer nicht
mehr leisten, die Kohlesubventionen auf dem hohen Ni-
veau weiter laufen zu lassen, ein anderes Signal gegeben
und im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages
gesagt: Das macht nichts, wir verringern die Kohlesub-
ventionen nicht weiter, sondern erhöhen sie sogar, obwohl
dieser Staat selbst bei sinkenden Subventionen – Herr
Hempelmann, das sollten Sie sich einmal anschauen – an
die Grenzen seiner finanziellen Leistungsfähigkeit stößt.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Unterschlagen Sie nicht die Bugwelle!)


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(C (D Dann gibt es ja noch etwas Schönes: Obwohl die Fianzen sehr knapp sind, wollen Sie sich im Wahljahr 006 de facto einen Kredit von der Ruhrkohle Aktiengeellschaft geben lassen, damit die Staatsfinanzen wähend des Wahlkampfes nicht völlig auseinander brechen. as ist charakterlos, unanständig und muss angeprangert erden. Ich will an dieser Stelle noch einen letzten Punkt kurz ufgreifen. Es ist in der Presse zu lesen, dass die Ruhrohle Aktiengesellschaft einen Börsengang plant. Wir ind offen für die Überlegungen, wenn sie denn konkret orgelegt werden. Wir knüpfen aber daran drei Bedinungen: Erstens: Die absehbare Finanzierungslast des Bundes ür Personalund Sachkosten stillgelegter Zechen und ergbauanlagen muss durch das Kapitalaufkommen des nstehenden Börsenganges gedeckt sein. Zweitens: Mit der Übernahme der Altlasten muss uch die Verfügung über werthaltige Reste verbunden ein. Eine Sozialisierung von Risiken und eine Privatiierung von Erträgen kommen aus Sicht der Union nicht n Betracht. Drittens: Nachdem wir die schlechte Erfahrung geacht haben, dass Geld aus Börsengängen irgendwo erschwunden ist, ist für uns klar: Die am Kapitalmarkt ufgebrachten Mittel müssen in einem Sondervermögen ußerhalb des Bundeshaushaltes angelegt und bewirtchaftet werden. Dies sind unsere Kriterien. Ein Beitrag zur Sicherung es Steinkohlenstandortes Deutschland ist es, wenn die ubventionen in diesem Bereich degressiv ausgestaltet erden. Allein das ist verlässlich, ehrlich und anständig. o sieht unsere Kohlepolitik aus. Herzlichen Dank, meine sehr verehrten Damen und erren. Das Wort hat der Kollege Dr. Reinhard Loske von ündnis 90/Die Grünen. Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517007300
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
err Kollege Kampeter hat ja gerade aus Westernhagens
iedern rezitiert.

(Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Hat Herr Müller Westernhagen Recht oder nicht?)

ieser hat ja allerlei Lieder gesungen, so auch „Ach wie
ut, dass ich kein Dicker bin“ und ähnliches Zeug. Man
ann geteilter Meinung darüber sein, ob die Inhalte gut
der schlecht sind. Ich schlage vor, dass wir das einfach
inmal so im Raum stehen lassen und zum Thema über-
ehen.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

Im ersten Beitrag in dieser Aktuellen Stunde hat Herr

Pinkwart argumentiert, es wäre besser, die Subventionen
für die Steinkohle ganz zu streichen und sie in Bildung
zu stecken.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Das war, wenn ich es richtig verstanden habe, Ihr tragen-
der Gedanke. Dazu kann ich nur eines sagen: Wenn Sie
das ernst meinen, lieber Herr Kollege, dann könnten Sie
endlich auch der Abschaffung der Eigenheimzulage zu-
stimmen. Seien Sie doch da nicht so hasenfüßig!


(Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Jäger 90!)

Das ist doch genau der Punkt; auch hier geht es darum,
Gelder für Bildung zu mobilisieren.

Es ist vollkommen richtig: Der Abbau von Subventio-
nen in Bereiche ohne Zukunft muss vorangetrieben wer-
den. Das Geld muss mobilisiert werden für Zukunftsin-
vestitionen. Da sind wir voll auf Ihrer Linie.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Problem ist nur, dass Sie dann, wenn es um Lob-
byinteressen geht, nicht ganz so konsequent sind, aber da
will ich jetzt nicht ins Detail gehen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Meinen Sie die Windkraftindustrie? – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Anschuldigungen ohne Belege! So ist Loske!)


Ich glaube, der Abbau von Kohlesubventionen muss
deutlich forciert werden. Die Lücke zwischen Förder-
kosten von 150 Euro pro Tonne und Weltmarktpreisen
von 50 bis 60 Euro wird sich nicht mehr schließen. Des-
wegen müssen wir hier aussteigen. Das ist vollkommen
richtig.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


Wenn man sich aber fragt, welche Maßstäbe man
beim Subventionsabbau anlegen muss, kommt man zu
dem Schluss, dass es sich insbesondere um drei Maß-
stäbe handelt: Subventionsabbau muss zeitlich befristet
sein, degressiv gestaltet sein und regelmäßig überprüft
werden. Vor dem Hintergrund möchte ich gerne einmal
darauf verweisen, wie wir beim Steinkohlenkompromiss
verfahren sind.

Erstens. Die derzeit geltende Regelung ist zeitlich be-
fristet bis 2012.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Finden Sie eigentlich die Anzeige gut? – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie geben mehr Geld aus für die Kohle als für die Energiewende!)


Sie ist zweitens degressiv gestaltet. Die Subventionen
werden von anfänglich 2,7 Milliarden Euro auf
1,8 Milliarden Euro pro Jahr reduziert. Die Fördermenge
wird von 27 Millionen Tonnen auf 16 Millionen Tonnen
reduziert. Die Anzahl der Beschäftigten sinkt von 36 000
auf 20 000. Dass der FDP das gar nicht schnell genug

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(C (D ehen kann, ist klar, denn soziale Sensibilität ist bei euch icht angesagt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Schlechte Bildung ist viel unsozialer, Herr Loske!)


edenfalls ist das doch wohl klar degressiv.
Das, was Herr Kampeter gerade erzählt hat, ist natür-

ich auch nicht wahr. Es ging dabei um ein spezifisches
roblem, das wir jetzt den Zuhörern hier ersparen wol-
en. Es geht dabei nämlich um die Bugwelle, um einen
echanismus, den die schwarz-gelbe Bundesregierung
einerzeit installiert hat, durch den die Ruhrkohle AG im
rinzip die öffentlichen Haushalte als Sparkasse nutzen
onnte. Wir machen – das will ich ganz klar festhalten –
it dieser Lüge im Steinkohlenkompromiss ein Ende.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich halte fest: Wir nehmen eine klare Anpassung nach
nten vor; wir beschreiten den Pfad der Degression. Wir
aben die Subventionen zeitlich befristet. Wir haben
rittens – Stichwort: Überprüfung – auch einen Mecha-
ismus eingebaut, der bewirkt, dass die Subventionen
inken, wenn die Weltmarktpreise für Steinkohle weiter
teigen. Wir haben nämlich festgelegt: Alles, was über
inem Preis von 46 Euro pro Tonne liegt, soll sich sub-
entionsmindernd auswirken. Auch an so etwas haben
ie natürlich nie gedacht. Diese Regelung ist ein klarer
ortschritt.
Wir haben einen Mechanismus für eine zeitnahe Ab-

echnung geschaffen; in Zukunft wird unmittelbar abge-
echnet. Wir haben ökologische Kriterien – Stichwort:
nterwanderung des Rheins bei Walsum – klar berück-
ichtigt.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Anzeigen nur noch auf Umweltpapier!)


ll das sind Dinge, die Ihnen nicht eingefallen sind. Wir
aben auch klare Transparenzregeln für die so genannten
wigkeitskosten eingeführt.
Ich fasse zusammen: Die Regelungen, die wir bezüg-

ich des Abbaus von Subventionen getroffen haben, sind
onsequent, gut und sachgerecht. Sie sind auch sozial
ensibel; das ist – man muss es noch einmal ganz klar sa-
en – eine Dimension, die Ihnen abgeht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Das ist doch eine selbstgerechte Verdrehung der Tatsachen, Herr Loske! Sagen Sie doch mal was zur Anzeigenkampagne!)


Zu der öffentlichen Kampagne muss ich ganz klar sa-
en: Ich finde sie nicht gut. Erst einmal habe ich mich
efragt, ob die Augen von Müller-Westernhagen wirk-
ich so blau sind wie in der Anzeige; aber das ist ein Ne-
enthema.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Der ist eben blau!)







(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

Die Anzeige ist Teil einer längeren Kampagne. Ich

finde die Kampagne nicht gut, weil sie erstens – das
muss man ganz klar sagen – an vielen Stellen mit Angst,
etwa mit der Angst vor Terrorismus, operiert. Zweitens
stellt sie Fakten sehr einseitig – um nicht zu sagen: ver-
zerrt – dar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

– Dass ich da von Ihnen Beifall bekomme, wundert mich
nun wirklich; denn die Dinge werden dort ziemlich ge-
nau so dargestellt, wie Sie sie normalerweise beschrei-
ben.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Hempelmann hat nicht geklatscht!)


Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich lächerlich, hier
mit dem Haushaltsausschuss usw. zu kommen. Mit der
Landwirtschaft – Kollege Hempelmann hat zu Recht
darauf hingewiesen – verhält es sich genauso. Ich
möchte an dieser Stelle eher an die Ruhrkohle AG appel-
lieren, ein bisschen maßvoller, mit ein bisschen mehr
Fingerspitzengefühl zu agieren. Es sind nämlich Gelder
des Steuerzahlers, die da fließen. Das muss berücksich-
tigt werden.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP sowie Zustimmung des Abg. Michael Müller [Düsseldorf] [SPD])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517007400

Das Wort hat jetzt die Kollegin Gudrun Kopp von der

FDP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP)



Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1517007500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Herren und Da-

men! Herr Loske, fast hätte ich mir die jetzige Rede spa-
ren können. Was Sie sagten, entsprach zu 80 Prozent un-
serer Argumentationslinie. Umso mehr wünschen wir
uns, dass Sie nicht nur so reden, sondern auch in der Ko-
alition so handeln und darauf dringen, dass diese Sub-
ventionen ein Ende haben.


(Beifall bei der FDP)

Herr Loske, mir hat nicht gefallen, dass Sie davon

sprachen, bei der FDP gebe es keine soziale Sensibilität.

(Dirk Niebel [FDP]: So ein Schwachsinn!)


Jetzt möchte ich kurz eine Quelle heranziehen, der Sie
eher glauben werden. „Der Spiegel“ berichtet in dieser
Woche von einer sozialen Sensibilität, die schon von ei-
ner gewissen Pikanterie ist. Dort ist nämlich zu lesen,
dass die Bergleute – Sie alle wissen das ja – im Alter von
48 Jahren in den Ruhestand gehen können und danach
85 Prozent ihrer bisherigen Bezüge erhalten. Ebenso ist
zu lesen, dass auf der anderen Seite gerade im Schacht-
bau ausländische Firmen zu Billiglöhnen die Arbeit ver-

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(C (D ichten bzw. dass Ruheständler sich etwas dazuverdieen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dazu hat der Hempelmann nichts gesagt!)


ie Ruheständler werden auf eine Drehscheibe gesetzt
nd kommen wieder hinein in den Bergbau. Ich muss Ih-
en sagen: Das ist überhaupt nicht sozial sensibel.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die Frage, die immer auch von Rot-Grün gestellt
ird, ist nämlich: Wie sieht es dort mit den Sicherheits-
tandards aus? Verstehen die ausländischen Mitarbeiter
berhaupt, welche Sicherheitsvorkehrungen zu treffen
ind, welche Meldepflichten es gibt, wie sie sich unter
age zu verhalten haben? Es geht um die Frage von Si-
herheiten und Kontrollen. Ich habe bei meiner Nach-
rage nur gehört, dass es dort Kontrollen dieser Art trotz
estimmter Anzeigen bei den Landesarbeitsämtern nicht
egeben hat.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Hört! Hört!)

Ich finde es schon bezeichnend, dass Sie einfach da-

über hinweggehen und sagen: „Es ist so!“ und „Schauen
ir mal!“ Denn gleichzeitig wird hier mit großem Popu-
ismus über gesetzliche Mindestlöhne diskutiert.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

iese Doppelbödigkeit muss unbedingt angeprangert
erden.
Ich möchte noch auf die Feinheiten des Subventions-

ebarens zu sprechen kommen. Sie haben davon gespro-
hen, dass die Anschlussregelung degressiv ausgestaltet
st. Das ist zwar richtig. Aber wir von der FDP verstehen
icht, dass die rot-grüne Bundesregierung angesichts der
inanziellen Fakten 16 Milliarden Euro im Zuge einer
nschlussregelung für 2006 bis 2012 nachlegt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir haben’s ja!)


echtlich und haushalterisch besteht die Möglichkeit,
008 aus der Subventionierung auszusteigen. Wir wür-
en dies tun.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Aha!)

Ich kann mir vorstellen, Herr Kollege Hempelmann,
ass Ihnen das nicht gefällt.
Bei Ihrer Darstellung der Situation haben Sie völlig

bersehen, dass die Anschlussregelung bis 2012 noch
icht in trockenen Tüchern ist.


(Beifall bei der FDP)

U-Kommissar Piebalgs hat es mir gegenüber bestätigt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Evaluation muss erst einmal kommen!)


r hat gesagt, ab 2010 müsse Schluss sein mit der deut-
chen Steinkohlensubventionierung und eine Anschluss-
egelung werde es nicht geben.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Hört! Hört!)







(A) )



(B) )


Gudrun Kopp

Eine andere Möglichkeit wäre natürlich, dass Sie für

die Übergangszeit einen Deal zulasten Dritter machen,
wie es schon einmal bei der Subventionsregelung zulas-
ten des deutschen Speditionsgewerbes der Fall gewesen
ist. Wenn Sie so etwas im Schilde führen sollten, dann
wäre das mehr als fragwürdig.


(Beifall bei der FDP)

Ich möchte mich noch mit einem anderen Argument

auseinander setzen. Herr Hempelmann, Sie haben davon
gesprochen, wir brauchten den deutschen Steinkohlen-
bergbau zur Versorgungssicherheit.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das hat so einen Bart! Da fallen dem Hempelmann die letzten Haare aus!)


Das ist ein großer Irrtum. Wir haben Braunkohlevorräte
und es gibt die Möglichkeit, Steinkohle zu importieren.
Wir können außerdem Öl und Gas importieren und die
Kernenergie nutzen. Deswegen legt die FDP-Bundes-
tagsfraktion Wert darauf, dass es auch in Zukunft einen
breiten Energiemix gibt, damit wir uns nicht abhängig
machen. Wir brauchen die deutsche Steinkohle nicht, um
Deutschland mit Energie zu versorgen. Die deutsche
Steinkohle kann erst in Tiefen von etwa 800 Metern ab-
gebaut werden, während sie in anderen Ländern der Erde
fast im Tagebau abgebaut werden kann, was natürlich
enorme Kosten spart.

Ihre Anschlussregelung ist mit Blick auf die junge
Generation wirklich nicht akzeptabel. Denn im Bereich
Bildung, aber auch in vielen anderen Bereichen fehlt das
Geld. Schauen Sie sich beispielsweise einmal die Stra-
ßen in Nordrhein-Westfalen an. Auf die Behauptung, wir
müssten einen bestimmten Sockel an Kapazitäten im
Bergbau erhalten, um die entsprechende Technologie ex-
portieren zu können, kann ich nur erwidern, dass man
dafür keinen Referenzbergbau braucht. Ich denke, die
Technologie hat sich längst durchgesetzt.

Ich möchte abschließend noch einmal die relevanten
Zahlen nennen. Die Kosten für die Importsteinkohle be-
tragen 40 Euro pro Tonne. Die deutsche Steinkohle kos-
tet 140 Euro pro Tonne. Wir werden in diesem Bereich
also nie wettbewerbsfähig sein. Deshalb ist es nur konse-
quent, zu sagen, wir brauchen „Kohle“, um die Kinder
zu fördern. Stecken wir also das Geld in die Bildung und
Ausbildung unserer Kinder und nicht in einen rückwärts
gewandten Industriebereich!

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517007600

Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär

Gerd Andres.
Ge
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1517007700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Angesichts hoher und weiter wachsender Import-
abhängigkeiten bei Energierohstoffen stellt der Zugang

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(C (D ur eigenen Steinkohle ein wichtiges Element der Verorgungssicherheit dar. Die deutsche Energieversorgung st bereits heute mit rund 60 Prozent in hohem Maße von nergieimporten abhängig. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Kein Wunder, wenn ihr die Kernenergie zumacht!)


ach vorliegenden Energieprognosen ist bis 2010 mit ei-
em Anstieg der Einfuhrabhängigkeit Deutschlands auf
twa 67 Prozent zu rechnen.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Rede kommt aus der sozial-liberalen Koalition!)

Der Nutzung heimischer Energieträger kommt daher

uch im liberalisierten deutschen Energiemarkt eine er-
ebliche Bedeutung zu. Kohle ist der einzige Energieträ-
er, über den Deutschland in nennenswertem Umfang
erfügt. Rund 90 Prozent der Energiereserven Deutsch-
ands entfallen auf Kohle. Rund zwei Drittel davon sind
teinkohlenvorräte.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Kohle geht dem Bundeshaushalt langsam aus!)


Der einheimische Steinkohlenbergbau stellt auch die
rundlage für die deutsche Bergbaumaschinenindustrie
ar. Auf dieser Basis konnte sie sich zum führenden An-
ieter von Bergbaumaschinen in der Europäischen Ge-
einschaft und auf dem Weltmarkt entwickeln.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist wie mit den Kernkraftwerken!)


er Exporterfolg sichert Beschäftigung und Wertschöp-
ung am Industriestandort Deutschland. Vom Ge-
amtumsatz der Bergbaumaschinenindustrie im Jahre
004 von 1,8 Milliarden Euro entfallen rund 70 Prozent
uf den Export. Diese Position ist vor allem auf den ho-
en Entwicklungsstand der Technik für den untertägigen
teinkohlenbergbau in Deutschland zurückzuführen.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Und deshalb brauchen wir den Steinkohlenbergbau?)


er Weiterentwicklung dieser modernen Technologie in
eutschen Bergwerken kommt somit eine wichtige Rolle
ür den Industriestandort Deutschland zu.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sagen Sie doch einmal was zu der Anzeigenkampagne, Herr Staatssekretär! – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Thema verfehlt!)


uch die moderne Kraftwerkstechnik, die auf der Basis
es einheimischen Steinkohlenbergbaus entwickelt wird,
at hervorragende Exportchancen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das bestreiten wir nicht! Die haben aber nichts mit der Anzeigenkampagne zu tun!)


Die Steinkohlenhilfen sind seit Jahren degressiv aus-
estaltet. Die Kohlevereinbarung von 1997 regelt die
inanzierung des deutschen Steinkohlenbergbaus bis
um Jahre 2005. Sie beinhaltet eine kontinuierliche
ückführung der Beihilfen von 4,7 Milliarden Euro auf
,7 Milliarden Euro in 2005. Die Bundesregierung hat






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres

sich darauf verständigt, die Steinkohlenförderung von
gegenwärtig 26 Millionen Tonnen bis 2012 auf 16 Mil-
lionen Tonnen zurückzuführen. Dazu gehören auch die
jeweiligen Koalitionspartner; ich sage das, damit wir
wissen, wovon wir reden.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Hochinteressant!)


Damit ist ein weiterer Rückgang der Steinkohlenhilfen
in den nächsten Jahren verbunden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt wird Herr Loske hier noch abgewatscht!)


Seit 2003 führt die Deutsche Steinkohle AG – viel-
leicht darf ich das noch einmal sagen: seit 2003 – eine
bundesweite Imagekampagne mit dem Ziel durch, bei
der Bevölkerung eine höhere Akzeptanz für die deutsche
Steinkohle und ihre Subventionierung zu erreichen. Am
5. April 2005 ist die neue Werbekampagne des Unter-
nehmens – übrigens die vierte seit 2003 – angelaufen.
Dass Sie das gerade jetzt zum Gegenstand einer Aktuel-
len Stunde machen, Herr Pinkwart, und dass Sie als
FDP-Landesvorsitzender den Wahlkampf im Auge ha-
ben, ist wahrscheinlich reiner Zufall.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Milliarden zusätzlich für die Steinkohle haben mit Wahlkampf nichts zu tun!)


Es ist die vierte Werbekampagne; ich wiederhole das.
Ich könnte Sie in diesem Zusammenhang fragen: Haben
Sie die anderen drei verschlafen? Warum haben Sie dazu
noch keine Aktuellen Stunden beantragt?


(Beifall bei der SPD)

Herr Loske, das muss ich einmal sagen: Man kann

über den Inhalt von Werbekampagnen sehr streiten und
darüber, ob einem die blauen Augen des einen oder an-
deren gefallen oder nicht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt watschen Sie den Loske schon zum zweiten Mal ab! Das hat er wirklich nicht verdient!)


Das mag ja alles sein. Das sind aber keine Fragen, mit
denen sich die Bundesregierung oder das Parlament be-
fassen sollte.


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein frei gewählter Abgeordneter kann dazu eine Meinung haben! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir sind für Loske! Damit das klar ist!)


– Ich werde hier ja nach der Meinung der Bundesregie-
rung gefragt. Dass ein Abgeordneter eine freie Meinung
haben kann, ist unbestritten.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir schützen die Grünen vor der IGBCE!)


Wir begrüßen diese Imagekampagne. Sie macht da-
rauf aufmerksam, dass die heimische Steinkohle nach
wie vor ein bedeutender und sicherer Energieträger ist
und bleiben soll. Darauf hinzuweisen ist notwendig,
scheint doch einigen die Wahrnehmung für die eigene

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(C (D ohstoffbasis in unserem Land verloren gegangen zu ein. (Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Da können Sie auch noch eine Anzeigenkampagne machen!)

Die Finanzierung der Imagekampagne erfolgt seit

003 im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen
teinkohle AG. Die Angemessenheit und der Bezug die-
er Imagekampagne zur Kohleförderung werden im Rah-
en der Abrechnung der Steinkohlenbeihilfen vom Bun-
esamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle geprüft.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Darauf legen wir Wert!)


er jetzt ergangene Prüfauftrag für das Beihilfejahr
004 an die Wirtschaftsprüfgesellschaften, die die Deut-
che Steinkohle AG im Auftrag des Bundesamtes für
irtschaft und Ausfuhrkontrolle prüfen, beinhaltet auch
ie Prüfung der in den Produktionskosten des Unterneh-
ens enthaltenen Beiträge für Öffentlichkeitsarbeit und
erbung. In dem Auftrag sollen die Angemessenheit
nd der Bezug zur Kohleförderung festgestellt werden
nd in diesem Zusammenhang soll auch auf die im Jahre
003 gestartete Imagekampagne eingegangen werden.
amit kommt die Bundesregierung auch ihrer Kontroll-
flicht bei der Prüfung der Subventionen für den Stein-
ohlenbergbau nach.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Warum prüfen Sie jetzt erst 2003?)


Ich will auf etwas eingehen, was Frau Kopp gesagt
at. Sie hat unterstellt, dass es hier eine Doppelbödigkeit
ebe. Frau Kopp, ich sage Ihnen ganz offen: Doppel-
ödig ist es, wenn man Behauptungen, die in der Presse
der sonst wo erhoben werden, einfach völlig ungeprüft
bernimmt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der „Spiegel“ ist doch Ihre Hauspostille!)


s ist der Bundesregierung bekannt, dass Arbeitnehmer
usländischer Firmen im deutschen Steinkohlenbergbau
ür Bergbauspezialarbeiten eingesetzt werden. Das Un-
ernehmen ist verpflichtet, diese Aufträge europaweit
uszuschreiben und das wirtschaftlichste Angebot zu be-
ücksichtigen. Der größte Teil aller Arbeiten wird aber
eiterhin von deutschen Firmen ausgeführt.
In 2004 lag der Anteil der von beauftragten Bergbau-

pezialfirmen aus Mittel- und Osteuropa ausgeführten
rbeiten bei unter 1 Prozent aller im Steinkohlenberg-
au angefallenen Arbeiten. Einzelne Firmen, die der
Spiegel“ genannt hat, arbeiten seit über 20 Jahren über
erk- und Spezialaufträge im deutschen Bergbau. Das

st überhaupt nichts Neues.

(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Und die Sicher heitsprobleme?)

m Jahre 2005 ging noch kein einziges der vorgegebenen
rojekte an einen ausländischen Anbieter.
Die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften im
ergbau, insbesondere die der Arbeits- und Sicherheits-
orschriften nach der Allgemeinen Bundesbergverord-
ung, wird von den Bergverwaltungen der Länder






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres

ständig überprüft. Es sind keine Anhaltspunkte bekannt,
dass im Zusammenhang mit der Beschäftigung ausländi-
scher Arbeitnehmer ein erhöhtes Sicherheitsrisiko gege-
ben sei. Sie können davon ausgehen, dass die Bundesre-
gierung, wenn dies der Fall sein sollte, dem massiv
nachgehen wird.

Für deutsche Bergleute, die im Rahmen einer Früh-
verrentung mit einem Anpassungsgeld ausscheiden,
führt jede Beschäftigung in einem knappschaftlichen Be-
trieb – auch eine geringfügige – zur Beendigung des An-
passungsgeldbezuges, den Sie hier angesprochen haben.
Nach den Richtlinien ist nur eine geringfügige Beschäf-
tigung außerhalb des Bergbaus entsprechend § 8
Sozialgesetzbuch IV erlaubt. Das bedeutet einen Hinzu-
verdienst von maximal 400 Euro. Möglich ist also nur
eine geringfügige Beschäftigung. Das ist wie bei ande-
ren Rentnern auch.

Dem deutschen Steinkohlenbergbau ist der Einsatz
von Frührentnern in ausländischen Unternehmen nicht
bekannt. Auch ich habe den Artikel im „Spiegel“ gele-
sen. Man muss da sehr genau hinschauen. In diesem Ar-
tikel wird über einen Obersteiger geschrieben, der mit
40 aus dem deutschen Steinkohlenbergbau ausscheidet
und sich bei einer anderen Bergbaufirma verdingt. Er ist
ganz normal ausgeschieden. Er bekam möglicherweise
eine Abfindung oder eine Entschädigung nach dem So-
zialplan wie andere auch; das hat nichts mit der Berg-
bauförderung zu tun. Diesem 40-Jährigen können Sie
natürlich nicht sagen, dass er nirgendwo mehr beschäf-
tigt werden darf. Wenn dieser sich, wie in dem „Spie-
gel“-Beispiel dargestellt, bei einer österreichischen Spe-
zialfirma bewirbt und dort arbeitet, ist natürlich klar,
dass er, wenn diese österreichische Bergbaufirma An-
schlussaufträge übernimmt, indirekt wieder bei der ehe-
maligen Firma arbeiten kann. Das hat aber überhaupt
nichts damit zu tun, dass hier Arbeitnehmer beschäftigt
werden, die ein Anpassungsgeld beziehen. Für diesen
Fall gibt es ziemlich rigide und harte Vorschriften.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bei Müller war das etwas anders mit den Anrechnungsvorschriften und der Rigidität!)


Zum Schluss sage ich Ihnen – denn Sie haben dies
angesprochen –: Für den Fall, dass es Hinweise darauf
geben sollte, dass es im Bergbau zu illegaler Beschäfti-
gung oder zu einer Umgehung der Dienstleistungsricht-
linie kommt, können Sie sich darauf verlassen, dass wir
dem mit aller Rigidität nachgehen werden. Wenn es sol-
che Vorgänge geben sollte, werden wir die abstellen.

Herzlichen Dank, meine sehr verehrten Damen und
Herren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Loske hat gar nicht geklatscht!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517007800

Das Wort hat der Kollege Hartmut Schauerte von der

CDU/CSU-Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir soll en ein paar Aufgeregtheiten beiseite lassen: Ob zum inen die RAG oder der deutsche Steinkohlenbergbau ie Anzeige, um die es hier geht, bezahlt, ist ziemlich gal. Am Ende kommt alles aus einem Topf. ier wird einfach nur hin und her geschoben. Zum andeen regt man sich darüber auf, dass, wenn gefordert wird, icht die Kohle, sondern die Kinder zu fördern, die ergleute belastet werden. Wenn man fordert, die Eigeneimzulage zugunsten der Bildung abzuschaffen, besteht as gleiche Problem; Sie haben es angesprochen. Das ales sollte man nicht so überhöht sehen. Das ist eine norale Formulierung, die akzeptabel sein kann und – in eiden Fällen – einen wahren Kern hat. Es geht um die rage: Wo setzt man die Prioritäten? Mir ist es wichtig, zu hinterfragen, ob diese Angele enheit ein politisches Geschmäckle hat oder nicht und b die Werbung wahrheitsgemäß und zielführend ist. as sind für mich in diesem Zusammenhang zwei inteessante Fragen. Angesichts dessen, dass diese Werbung zu einem be timmten Zeitpunkt zustande gekommen ist und die entprechenden Beschlussgremien die politische Brisanz ieser Anzeigenkampagne sehr wohl gesehen haben, nd angesichts der Tatsache, dass Müller vor wenigen agen im kleinen Kreis gesagt hat: „Auch wenn die FDP o gegen die Kohle ist, müssen wir das machen können“, efinden wir uns mitten in der Politik und mitten im andtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen. azu sagen wir: Verdammt noch mal, so mit subventioiertem Geld umzugehen gehört sich nicht! (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1517007900

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Steuern!)


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: So ist es!)


as kann, wenn es politische Wirkung hat – die soll
iese Kampagne, so wie sie läuft, haben –, sogar eine
mgehung der Parteienfinanzierung sein.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: So ist es!)

as geht zu weit, das hat ein politisches Geschmäckle.
s sollen Fronten aufgebaut werden.
Darüber hinaus ist es unklug, so etwas zu machen.
enn in Nordrhein-Westfalen eine andere Regierung

rotz einer solchen Kampagne gewählt wird, wird das die
reundlichkeiten nicht erhöhen. Wenn ich an die Zu-
unft der Steinkohle denke, würde ich ihr dringend emp-
ehlen, unmittelbar vor Wahlkämpfen jeden Verdacht, in
olitische Entscheidungsprozesse eingreifen zu wollen,
u vermeiden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

as geschieht hier nicht. Dieses Thema muss angepackt
erden und dieses Vorgehen müssen wir kritisieren. So
arf es nicht ablaufen. Dabei ist es mir fast egal, ob es
ich um Subventionen handelt oder nicht. Diese Art von






(A) )



(B) )


Hartmut Schauerte

politischer Beeinflussung durch wirtschaftliche Werbe-
kampagnen von Unternehmen gehört sich nicht und
muss gerügt werden. Sie müssen erst recht gerügt wer-
den, wenn es um öffentliche Mittel geht, nämlich um die
Ausgabe von vorher erhaltenen Subventionen.

Das kränkt uns als CDU ganz besonders; denn die
Kohle muss wissen, dass der Kohlekompromiss, zu dem
wir gelangt sind, ein Kompromiss von Helmut Kohl aus
dem Jahre 1997 ist. Er hat der Kohle die Sicherheit gege-
ben, die sie bis heute genießen kann. Deswegen fühlen
wir uns in dieser Frage auch zu Unrecht verdeckt ange-
griffen und im Ringen um Mehrheiten im Wahlkampf in
Nordrhein-Westfalen verdeckt behindert. Das müssen
wir anprangern. Das ist sicherlich auch der Auslöser für
die Aktivitäten der FDP.

Herr Andres, zum Thema ziel- oder irreführend:
Diese Anzeigen erwecken einen falschen Eindruck. Das
meine ich völlig losgelöst von der politischen Ausstrah-
lung. Sie suggerieren eine Sicherheit, die Ihre eigenen
Entscheidungen nicht gewähren. Es gibt doch die De-
gression, deshalb kann es gar nicht sicher sein.

Es wäre ehrlich, den Leuten bei der Einstellung zu sa-
gen, dass es zu erheblichen Veränderungen und einem
Abbau von Arbeitsplätzen – es ist sogar wahrscheinlich,
dass der Bergbau in Nordrhein-Westfalen auf null zu-
rückgeführt wird – kommen kann. Das ist noch nicht
entschieden, das soll noch entschieden werden. Deshalb
kann man doch nicht einfach so tun, als sei ein Arbeits-
platz im Bergbau das Verlässlichste, Zukunftsträchtigste
und Sicherste in der Welt.

Die Kernkompetenzen des Landes Nordrhein-West-
falen sind Energie, Chemie, Maschinenbau, Logistik,
Verkehr, Information und Kommunikation, Medien, Er-
nährung, Medizintechnik, Bio- und Gentechnologie,
neue Werkstoffe, Nanotechnologie, Mikrosystemtech-
nik.


(Jörg Tauss [SPD]: Unsere Themen!)

Keine Kernkompetenz ist die Förderung heimischer
Steinkohle. Im Gegensatz dazu steht die Kohletechnolo-
gie, sie gehört zu den Kernkompetenzen. Die Förderung
der heimischen Steinkohle ist kein Zukunftsfeld für
Nordrhein-Westfalen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Deswegen ist die Anzeige falsch, wenn sie das sugge-
riert.

Die Reduzierung des Bergbaus ist sozialverträglich zu
organisieren. Dabei kann man über die Geschwindigkeit,
aber nicht über die Richtung reden. Die Anzeigen sugge-
rieren einen falschen Eindruck. Sie leiten die Menschen
in eine falsche Richtung. Auch deshalb ist das irrefüh-
rende Werbung, die sich nicht gehört.

Der Börsengang wurde bereits angesprochen. Auch er
muss sehr kritisch begleitet werden. Ein Geschäft zulas-
ten des Steuerzahlers werden wir nicht akzeptieren. Die
Fakten müssen auf den Tisch und geprüft werden. Für
diesen Gang ist auch politische Zustimmung nötig. Des-
halb sage ich an die Kohle, an Herrn Müller gerichtet:
Sie werden den Börsengang nicht ohne politische Be-

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(C (D leitung und Unterstützung durchsetzen. Vielleicht ist es ür das Ruhrgebiet gut, wenn wir in diesem Bereich neue eweglichkeit herstellen und von prinzipieller Privatiierung sprechen. Das will ich gar nicht in Abrede stelen. Das wird aber ohne politischen Prozess nicht mögich sein. Auch deswegen ist es für die Kohle schädlich, wenn er Bergbau solche Anzeigen schaltet, die erstens ein olitisches Geschmäckle haben und zweitens in der Sahe in die Irre führen. Die Glaubwürdigkeit und Verlässichkeit von Herrn Müller als Gesprächspartner leidet arunter. Ich kann ihm nur dringend raten, diesen Unsinn ein zu lassen. Er weiß, dass er einen Fehler macht. Ich ordere ihn auf, zur Sachlichkeit zurückzukommen, dait wir wirklich über die Zukunftsfragen reden können. Herzlichen Dank. Das Wort hat die Kollegin Anja Hajduk vom Bünd is 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Lieber Herr Schauerte, als Sie sich kritisch auf den nhalt der Anzeige bezogen haben, haben Sie gesagt: „Sie eiten die Menschen falsch.“ Jetzt muss ich Sie einmal ragen: Wen haben Sie damit eigentlich angesprochen? (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Kollege Andres hat die Anzeigenkampagne doch gerade verteidigt und sie als richtig bezeichnet!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517008000
Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517008100

Ich muss Ihnen sagen: Mittlerweile bin ich von Ihrem
taatsverständnis richtig irritiert. Reden wir jetzt da-
über, dass die Opposition meint, es sei Aufgabe der Re-
ierung, die Werbekampagne eines Unternehmens zu
nalysieren und zu steuern?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Regierung hat die Kampagne doch gerade gerechtfertigt!)


as, was Sie hier abziehen, ist wirklich sehr überzogen.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Herr Tacke und der Herr Müller arbeiten doch für dieses Unternehmen!)


onst sagen Sie immer, dass sich der Staat auf seine
ernaufgaben konzentrieren soll. Besinnen Sie sich ein-
al darauf, wie sehr Sie sich bei Ihrer Interpretation des
ustandekommens der Anzeige versteigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Eine Sauerei ist das!)


Deswegen glaube ich – das ist wohl auch richtig –,
ass das auch mit der Wahlkampfsituation in NRW zu
un hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Für wie dumm halten Sie uns eigentlich? – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Reden Sie doch nicht entgegen Ihrer eigenen Überzeugung!)







(A) )



(B) )


Anja Hajduk

Ich muss ganz deutlich sagen: Es ist vollkommen richtig,
dass diese Kampagne hinsichtlich der Angemessenheit
der Ausgaben überprüft werden muss;


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Ach so!)

denn unsere Steinkohlensubventionen haben ja einen
sehr großen Umfang. Das hat Herr Andres allerdings ge-
sagt. Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis und tun Sie
nicht so, als würde das nicht geschehen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dafür gibt es Verfahren, die hier genau beschrieben wor-
den sind.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Aber das ist erst jetzt geprüft worden!)


– Die Steinkohlenförderung wird immer erst danach ge-
prüft.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Nein, Frau Hajduk! Es wird jetzt rückwirkend ab 2003 geprüft!)


Ich kann Ihnen nur sagen – das werde ich gleich ausfüh-
ren –: Wir sorgen dafür, dass sie demnächst schneller ge-
prüft wird, was Sie früher nicht zustande bekommen ha-
ben.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte auf einen weiteren Vorwurf eingehen,
Herr Schauerte – denn hier sollten wir ehrlich sein –: Es
ist egal, wie wir die Imagekampagne der DSK finden.
Abgeordnete haben unterschiedliche und freie Meinun-
gen. Herr Loske hat sie kritisch beurteilt. Auch ich sehe
sie kritisch.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja, sagen Sie das mal dem Staatssekretär!)


Herr Andres hat eine andere Meinung. Auch er ist ein
freier Abgeordneter und darf das.


(Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Nein, Abgeordneter ist er nicht! Er ist von der Regierung!)


– Er ist beides: Regierungsmitglied und Abgeordneter.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ganz so frei ist Herr Andres also nicht!)

Herr Schauerte, der Ehrlichkeit halber muss gesagt

werden, dass es diese Image-Werbekampagne der Deut-
schen Steinkohle AG seit dem Jahr 2003 gibt. Sie haben
betont, dass wir kurz vor der Wahlentscheidung in NRW
im Jahr 2005 stehen. Das muss man also relativieren;
denn diese Imagekampagne ist schon älter und steht da-
her nicht in so engem Zusammenhang mit dem Wahl-
kampf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Ja, aber sie wird jetzt neu aufgelegt! – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Aber ihre Neuauflage ist politisch diskutiert worden!)


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(C (D Jetzt möchte ich noch etwas zum Thema Steinkohlenörderung sagen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sind beim Thema Steinkohlenförderung doch näher bei uns als bei der SPD, Frau Hajduk! Das wissen Sie doch!)


ier ist davon gesprochen worden, wie die Zukunft der
teinkohlenförderung aussehen soll. Frau Kopp hat aus-
eführt, welche Situation besteht und was Rot-Grün ent-
chieden hat. Es gibt eine gesetzliche Regelung zur
teinkohlenförderung, die bis Ende 2005 Geltung hat.
s ist richtig, dass wir im Mai letzten Jahres einen Kom-
romiss für die zukünftige Förderung geschlossen ha-
en. Auch wir Grünen stehen zu diesem Kompromiss. Er
st, was die Förderung und die Subventionierung angeht,
egressiv.
Ich möchte darauf hinweisen, dass er – es war nicht

infach, das in den Verhandlungen durchzusetzen –

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Von „durchsetzen“ würde ich bei den Grünen schon lange nicht mehr reden!)


in Instrument beinhaltet, das die zu Recht von Ihnen an-
esprochene Höhe des Weltmarktpreises berücksichtigt,
as dazu führt, dass der Umfang der Subventionen, die
ir aus dem Bundeshaushalt tätigen, verringert wird.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber das macht ihr doch nicht!)


iese wichtige Zielsetzung haben wir Grünen verfolgt.
wischen SPD und Grünen ist darüber verhandelt wor-
en,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ach was! Beschlossen und vergessen!)


ass diese Regelung für den Zuwendungsentscheid der
ahre 2006 bis 2008 wirksam wird.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Na ja, na ja! Wer es glaubt, wird selig!)


Auch Sie, Herr Kampeter – jetzt rufen Sie immer sehr
aut dazwischen –, haben gesagt:


(Zuruf von der SPD: Das macht er ja immer! Er ist ein Meister des Zwischenrufs!)


atürlich brauchen wir einen degressiven Pfad. Auch
ie wissen, dass man die Förderung nicht einfach abha-
en und sagen kann: Übermorgen gibt es für die Stein-
ohle keinen einzigen Euro mehr. Angesichts dessen,
ass Sie gerade eben geschildert haben, NRW müsse
ine verlässliche Perspektive gegeben werden, müssten
ie dieses Instrument, mit dem wir den Weltmarktpreis
ubventionsmindernd einbauen, ausgesprochen gut fin-
en. Ich denke, in einem Vieraugengespräch würden Sie
as vielleicht sogar zugeben.
Noch ein Satz zu Ihrer Behauptung, dass der Pfad

icht degressiv sei und dass wir den Umfang der Förde-
ung noch einmal erhöhen, ihn also nicht verringern
ürden.






(A) )



(B) )


Anja Hajduk


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: 2007 sind es 300 Millionen Euro zusätzlich!)

Ich muss Ihnen sagen: Im Jahr 2006 – dem ersten Jahr,
in dem die neue Förderung durchgeführt wird –, müssen
wir als Allererstes die aufgestauten Fördersummen, die
in der von Ihnen beschlossenen, ehemaligen kohlege-
setzlichen Regelung enthalten sind, abbauen. Es ist rich-
tig, dass eine Bugwelle aufgebaut und auch von Rot-
Grün fortgesetzt wurde.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Vergrößert! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben sie nicht fortgesetzt, sondern vergrößert! Sie sind ja schon seit sechs Jahren an der Regierung!)


Aber mit dem neuen Kompromiss räumen wir diese
Bugwelle 2006 komplett ab. Diese Finanzierungslast
nicht weiter in die Zukunft zu schieben ist langfristig ge-
sehen seriös und richtig; auch das müssten Sie uns ehrli-
cherweise einmal zugestehen. Dem haben auch Sie frü-
her zugestimmt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte schließen: Es ist längst überfällig, dass
wir uns zu einer weiter zunehmenden Degressivität in
der Steinkohlenförderung durchringen und dass das alle
auch ehrlich sagen. Aber CDU/CSU und FDP haben sich
erst letztens, vorgestern, im Haushaltsausschuss als Für-
sprecher der Zulieferunternehmen der Steinkohlenindus-
trie aufgebaut. Sie haben heute diese Werbemaßnahmen
in einem Ausmaß gegeißelt, was damit nicht ganz zu-
sammenpasst; dann müssen Sie hier wirklich ehrlich
bleiben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517008200

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517008300

Eine sinnvolle Steinkohlenförderung heißt für uns:

Abbau. Aber ein einfacher Schnitt und die Förderung
nur schlechtzureden, das ist nicht glaubhaft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das will doch keiner!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517008400

Das Wort hat der Kollege Dr. Hermann Kues von der

CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1517008500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
finde, Aktuelle Stunden haben manchmal das Problem,
dass da sehr gezielt Nebelkerzen geworfen werden.


(Jörg Tauss [SPD]: Dann lassen Sie es bleiben! Das mit den Nebelkerzen!)


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(C (D ie, die zuhören, die das verfolgen, fragen sich immer: m was geht es eigentlich? Die einen sagen, es geht hier m den Steinkohlenkompromiss, den die eine Seite abchaffen will. Die anderen sagen, es geht um vordergrünige politische Taktik. Ich glaube, es ist völlig unbestriten, dass Herr Müller auch zu der Auseinandersetzung eigetragen hat, als er gesagt hat: Wir starten jetzt eine erbekampagne, weil wir uns politisch wehren wollen. as heißt, hier wird ganz klar im Hinblick auf die Landagswahl eine politische Aktion gestartet. Deswegen darf an sich auch nicht wundern, dass darüber politisch getritten wird. Doch damit schadet man der Steinkohle im ndeffekt. Im Übrigen glaube ich, dass die Menschen in unserem ande sehr empfindlich sind, Herr Schmidt, wenn sie as Gefühl haben, es gebe eine Art Filz oder Interessenerquickung. Deswegen muss man sagen: Die maßgeblihen Leute bei der Steinkohle sind besagter Herr Müller, er in der ersten Legislaturperiode der rot-grünen Koaliion Wirtschaftsminister war, und ein Herr Tacke, der ein Staatssekretär war, der Entscheidungen gefällt hat, eil die Gefahr bestand, dass sein Minister befangen ein könnte. (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Und Herr Overhaus!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Jörg Tauss [SPD]: Guter Mann!)


as sind Zusammenhänge, die den Leuten das Gefühl
eben, dass hier eine Interessenverquickung zwischen
irtschaft und politischen Absichten vorliegt.


(Jörg Tauss [SPD]: Euer Schatzmeister war bei der Deutschen Bank!)


as, meine Damen und Herren, ist nicht in Ordnung. Es
eht nicht um die Bergleute, sondern es geht darum, dass
ier politische Interessen mit wirtschaftlichen verquickt
erden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das ist diese Kapitalismuskritik von Müntefering! – Jörg Tauss [SPD]: Da wäre ich vorsichtig!)


Ich bin allerdings sehr überrascht, wie sich die Grü-
en hier präsentieren. Wenn man bislang über energiepo-
itische Fragen mit Grünen diskutiert hat, dann be-
chränkte sich das auf erneuerbare Energien. Da kann
an über vieles streiten, auch wenn ich ausdrücklich für
rneuerbare Energien bin. Dann ging es um den Kern-
nergieausstieg. Aber die Frage von heute Morgen – wo
igentlich neue, zusätzliche Kraftwerkskapazität her-
ommen soll – spielte überhaupt keine Rolle. An dieser
telle unterstützt die SPD ganz klar einen Kurs, der in
ie Vergangenheit weist. Sie machen sich damit völlig
nglaubwürdig und liefern sich Ihrem Koalitionspartner
us, auch in NRW.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Wir reden doch nicht über Kernkraft, Herr Kollege! – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Dr. Hermann Kues ist aber auch ein bisschen schlicht gedacht! – Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lauter Nebelkerzen! Ich sehe überhaupt nichts mehr!)





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– Es ist so. Ich versuche mich so auszudrücken, dass es
nachvollziehbar ist, Frau Kollegin Hajduk.

Sie laufen in die Irre, wenn Sie diese Zusammen-
hänge nicht sehen. Über Subventionen kann man lange
streiten, aber ich glaube, es muss klar sein, dass sie zeit-
lich befristet sind, dass sie überprüft werden und dass sie
vor allen Dingen nicht politisch missbraucht werden dür-
fen; das ist der entscheidende Punkt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ich sage nur: Bauernverband!)


Und genau das haben Sie im Grunde genommen getan;
ich habe auf die personellen Verflechtungen hingewie-
sen. Ich will ausdrücklich sagen: Auch die Menschen in
Nordrhein-Westfalen – ich sage das als Niedersachse –
haben einen Anspruch darauf, dass man ihnen die Wahr-
heit sagt, was in der Steinkohlenpolitik auf sie zukommt
und was sie energiepolitisch künftig zu erwarten haben.
Da gibt es ein Konzept, das wir so, wie es von der Regie-
rung Kohl entwickelt worden ist, ausdrücklich für richtig
halten. Wir sind dagegen gewesen, hier ein neues Fass
aufzumachen – entgegen allem, was man uns vorher ge-
sagt hatte. Dort wird nicht degressiv vorgegangen, son-
dern das Geld wird im Endeffekt mit vollen Händen aus-
gegeben. Das ist unseres Erachtens nicht in Ordnung.
Langfristig müssen die Investitionen zurückgefahren
und auf null gebracht werden.


(Jörg Tauss [SPD]: Eigenheimzulage!)

Die entsprechenden Mittel müssen für Zukunftstechno-
logien eingesetzt werden. Darum geht es.

Machen Sie sich frei von einer Verfilzung zwischen
wirtschaftlichen und politischen Interessen. Das ist nicht
in Ordnung und das wollen die Menschen auch nicht. Es
geht um die Zukunft – auch die der Arbeitsplätze in Nord-
rhein-Westfalen – und nicht darum, dem Bergbau etwas
wegzunehmen. Darum geht es uns nicht.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517008600

Das Wort hat der Kollege Volker Kröning von der

SPD-Fraktion.


Volker Kröning (SPD):
Rede ID: ID1517008700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

Dr. Kues, Ihre beiden Schlüsselbegriffe waren „Wahr-
heit“ und „Zukunft“. So seriös Sie hier auch auftreten,
ich muss Ihnen aber doch entgegenhalten: Die Wahrheit
ist, dass Herr Dr. Müller, der ehemalige Bundeswirt-
schaftsminister und jetzige Chef der RAG, parteilos ist
und dass vor allen Dingen der von Ihnen angegriffene
Sozialdemokrat Dr. Tacke während seiner Amtszeit im

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(C (D undesministerium für Wirtschaft und Arbeit niemals it der RAG zu tun hatte. (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Aber mit Eon und Ruhrgas! – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Halten Sie uns nicht für naiv!)


Wenn man sich das Verhalten der Opposition heute
nschaut, dann ist einem sehr auffällig, dass die CDU in
er Frage der Ausführung des Kohlekompromisses, der
n der Regierungszeit von CDU/CSU und FDP geschlos-
en worden ist, und bei der Fortsetzung des Kohlekom-
romisses, den wir beschlossen haben, nicht schlüssig
st, sondern eiert. Die FDP sagt klipp und klar – mit wel-
hen Argumenten auch immer –, dass die Kohleförde-
ung auslaufen soll. Das ist das Angebot von CDU und
DP für Nordrhein-Westfalen. Sie sind sich nicht einig.
as müssen die Wähler wissen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das ist bei Ihnen aber nicht anders!)


Mario Müller-Westernhagen ist kritisiert worden.

(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Marius!)


Marius, nicht Mario. Ich bin bei dieser Musik kein Ex-
erte.


(Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Das ist kein Italiener!)


nabhängig von seinen blauen Augen möchte ich doch
inmal sagen, dass seine Anzeige folgende Aussage hat,
ie sich hören lassen kann:

Als Rohstoff ist deutsche Steinkohle die Grundlage
für Koks – wichtig für die Stahlherstellung und
Tausende von Arbeitsplätzen. Auch in Zulieferbe-
trieben des Bergbaus hilft sie, die Beschäftigung zu
sichern – als Auftraggeber und in der Entwicklung
weltweit führender Technologien.


(Jörg Tauss [SPD]: Da hat er Recht!)

Und der Steinkohlenbergbau selbst bietet Arbeits-
und Ausbildungsplätze in einem hoch technisierten
Arbeitsbereich.

(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das weiß er doch gar nicht!)

Viele Menschen leben also direkt oder indirekt von
ihr – darum kann man sich darauf verlassen: Kohle
fördert Deutschland.

(Beifall bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Da hat er auch Recht!)

arum sollte das nicht gesagt werden? Das wollte ich
Dank an den Kollegen Loske – anmerken.
Sie haben von Technologie gesprochen. Lassen Sie
ich deshalb noch deutlicher sagen, was die Anzeige
usgesagt hat, durch die die Kampagne 2005 eröffnet
urde. Es ist schon gesagt worden, dass sie nur die Fort-
etzung der bisherigen Kampagnen gewesen ist.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Nein, nein!)







(A) )



(B) )


Volker Kröning

Auch hinter folgende Aussage kann man sich stellen.
Herr Professor Dr. Ulrich Lehner, Henkel KGaA, hat ge-
sagt:

Steinkohle wird in unserem Land unter geologisch
schwierigen Bedingungen abgebaut. Das hat dazu
geführt, dass das spezielle Know-how unserer
Bergleute und Ingenieure heute internationale Stan-
dards setzt – sowohl unter als auch über Tage. In
Sachen innovativer Bergbautechnik ist Deutschland
Exportweltmeister, und rund um die Steinkohle ist
eine Zukunftsindustrie entstanden, die diesen wich-
tigen Rohstoff mit modernster Technik fördert und
nutzt. Darum gilt hier: Kohle fördert Deutschland.

(Beifall bei der SPD – Hartmut Schauerte [CDU/ CSU]: Das ist die Bergbautechnologie!)

Herr Kollege Addicks, der Sie aus dem Saarland

kommen, es ist schade, dass Sie heute keine Gelegenheit
haben, hier Stellung zu nehmen.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Das ist wirklich schade!)


– Das haben aber Ihre Parteifreunde zu vertreten. – Dass
Sie zu diesem Punkt nicht sprechen, ist der beste Beweis
dafür, dass es der FDP nicht um die Sache, sondern um
den Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen geht.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das ist aber sehr schwach!)


Ich möchte noch ein paar Worte zu den Stichworten
Zukunft, Technologie und Export sagen. Es fällt mir ein
bisschen schwer. Neulich war ich in Begleitung des Bun-
deswirtschaftsministers, des Kollegen Dr. Fuchs an-
stelle des Kollegen Schauerte und des Kollegen Schulz
vom Bündnis 90/Die Grünen in Indien. Wir haben uns
dort unter anderem klar gemacht, welche Rolle der Berg-
bau beispielsweise in Indien spielt.

Ich will Ihnen zum Thema der außenwirtschaftlichen
Bedeutung unseres Technologieexports – man kann da-
rüber streiten, ob man einen Referenzbergbau braucht
oder ob ein in einem Glashaus ausgestellter Bergbau ge-
nügen würde – etwas sagen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Der Transrapid wird ja auch verkauft!)


Ich will deutlich machen, welche Rolle der Export auf
diesem Gebiet inzwischen spielt. Die Höhe der Ausfuhr
von Bergbaumaschinen ist zwischen 2003 und 2004 von
905 auf 1 131 Millionen Euro, also auf mehr als
1 Milliarde Euro, gestiegen. Die Hauptimportländer für
diese Technologie sind China, Russland, aber auch In-
dien und übrigens die Ukraine. Es ist sehr interessant,
dass wir mit diesen Ländern inzwischen gemeinsame
Arbeitsgruppen unterhalten und Messen betreiben, um
diesen Technologie- und Know-how-Export voranzutrei-
ben.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP])


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(C (D Der größte russische bzw. sibirische Kohleproduzent at neulich Ausrüstung zum Ausbau dreier Bergwerke estellt. China hat mit der deutschen Bergbautechnik en größten Kaufabschluss in der gesamten Unternehensgeschichte getätigt. Diese interessanten Hinweise eigen, dass wir den Menschen Mut machen müssen, um ie Stärken unserer Volkswirtschaft zu stärken. (Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Wichtig! Aber Schwächen müssen wir neutralisieren!)


Ich denke daran, was der leider inzwischen verstor-
ene frühere Bundeswirtschaftsminister Dr. Rexrodt
997 beim Abschluss des Kohlekompromisses 1 gesagt
at. Er hat den Weg von traditioneller Technologie zur
ukunftstechnologie aufgezeigt. Genau diesen Weg hat
ie Koalition eingeschlagen.
Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Karl Addicks [FDP]: Da rennen Sie bei uns offene Türen ein!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517008800

Das Wort hat der Kollege Wolfgang Meckelburg von

er CDU/CSU-Fraktion.

Wolfgang Meckelburg (CDU):
Rede ID: ID1517008900

Herr Präsident! Meine Kolleginnen und Kollegen!
ich erinnert das an Folgendes: Es ist eigentlich schon
lles gesagt worden, aber noch nicht von allen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Letzter Satz! Ausrufungszeichen! Ende!)


a ich für meine Truppe als Letzter spreche und nach
ir noch Herr Grasedieck für die SPD-Fraktion reden
ird, wird sich herausstellen, ob wir zur Debatte noch
twas Neues beisteuern können.
Ich habe mich auch gefragt, ob diese Aktuelle Stunde

n einem Freitagmittag, wo sich alles in Auflösung be-
indet, unbedingt sein muss.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Weil die SPD das nicht anders haben wollte!)


ch habe aber verstanden, dass jetzt ganz aktuell die An-
eigenkampagne der RAG zum dritten oder vierten Mal
ufgelegt worden ist. Das ist Anlass genug, darüber zu
eden. Mich würde an dieser Stelle vielmehr interessie-
en, was das gekostet hat und woher das Geld kommt.
iese Fragen müssen geklärt werden. Formal können
ir das nicht in einer Aktuellen Stunde machen. Hier ist
as zu öffentlich. Wir müssen das im Ausschuss weiter-
erfolgen, um den Sachverhalt zu klären. Auch ist klar,
ass wir Wahlkampf haben. Die Präsenz von Herrn
inkwart und Herrn Gerhardt zeigen, dass das Thema
ohlesubvention wichtig ist.
Lassen Sie mich noch etwas zu den Anzeigen sa-

en. Mir liegt nicht die Anzeige mit Herrn Müller-
esternhagen vor, sondern ich beziehe mich auf die
nzeige von der letzten oder dieser Woche: „Prof.
r. Ulrich Lehner, Henkel KGaA“. Die Überschrift lau-
et: „Technologisch gesehen, ist unten ganz oben“ – ich






(A) )



(B) )


Wolfgang Meckelburg

habe das Gefühl, über Werbung reden zu dürfen, weil
wir sie über die Subventionen mitbezahlen, also kön-
nen wir auch darüber diskutieren –; danach kommt:
„Denn unsere Bergbautechnik ist weltweit führend.“ –
Wer wusste das vorher nicht? Ich könnte hier den gan-
zen Text vorlesen. Da steht all das drin, was Sie gesagt
haben. Aber jeder, der sich mit dem Thema Kohle be-
schäftigt hat, weiß das. Beim Stichwort Kohletechnolo-
gie können wir zu Recht sagen: Da sind wir im Export
tatsächlich Weltmeister.

Dennoch stelle ich mir die Frage: Wer oder was wird
hier eigentlich beworben? Hier wird kein Produkt ver-
kauft. Diejenigen, die sich für den Export von Kohle-
technologie interessieren, können es nicht lesen, weil die
Anzeige dann beispielsweise auf Chinesisch sein
müsste.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ist das die chinesische Ausgabe des „Spiegel“?)


Sollen wir Politiker beworben werden? Das ist nicht nö-
tig. Also ich komme nicht umhin, zu sagen: Zumindest
diese vierte Anzeigekampagne hat wohl etwas mit dem
Wahlkampf zu tun. Das müssen wir einmal festhalten.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das waren politisch subversive Elemente!)


Wir müssen in aller Deutlichkeit sagen: So etwas geht in
einem Unternehmen, das von Subventionen lebt, nicht.
Das muss klargestellt werden. Das ist nicht zulässig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das Thema Kohle spielt natürlich auch eine Rolle.

Die verkürzenden Slogans, die wir zurzeit haben, helfen
auch nicht weiter. „Bildung statt Kohle“ ist eine Zuspit-
zung.


(Jörg Tauss [SPD]: Eine dumme Zuspitzung! – Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Der klatscht sich selber zu! Er applaudiert seinem Zuruf!)


– Nein, hören Sie einmal auf zu klatschen. Ihre Zuspit-
zung heißt: Eigenheimzulage für Bildung. Auch der
Jäger 90 musste für alles herhalten. So einfach ist die
Welt leider nicht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dass man seinem eigenen Zuruf applaudiert, ist neu! – Gegenruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]: Ich habe ihn bekräftigt!)


Man muss beim Thema Kohle festhalten, dass wir
klare Positionen haben. Vielleicht darf ich Sie von der
SPD daran erinnern, dass Sie in der letzten Woche auch
einen Ausrutscher hatten.


(Rolf Hempelmann [SPD]: „Auch“ ist gut!)

Im „Vorwärts“ – ich lese ihn nicht regelmäßig –


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Aber immer mehr! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Auch ein Subventionsempfänger!)


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(C (D tand die Zeile: Sozialer Ausstieg aus der Steinkohle. – orrekt müsste es laut NRW-SPD – es ist klar erkennbar, ass das nur ein Druckfehler war – (Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Die sind da schon weiter!)


eißen, die Partei setze sich für die Sicherung eines
ockels an heimischer Steinkohle über das Jahr 2012
in. Bei Ihnen ist nicht so ganz klar, was Sie wirklich
ollen.


(Jörg Tauss [SPD]: Schreiben Sie einen Leserbrief!)


ch fand das jedenfalls sehr interessant.

(Rolf Hempelmann [SPD]: Es ist schön, dass Sie den „Vorwärts“ lesen!)

in klarer Kurs ist da nicht vorhanden.
Ich sage zum Abschluss in Bezug auf die Kohlepoli-

ik: Wir haben immer eine klare Position gehabt. Ich
omme aus einer ehemaligen Bergbaustadt. Der Bergbau
st mittlerweile in den Norden gewandert. Wir haben die
egressive Förderung durch den Staat eingeleitet. Das
ar gar nicht einfach. Ich kann mich noch gut an das
ahr 1997 erinnern. Das war die Basis und das muss wei-
ergehen. Wir haben klare Positionen in unserem Wahl-
rogramm in NRW. Wir haben einfach nicht mehr genug
eld, um es herauszuschmeißen. Es muss mit der De-
ression weitergehen. Dann muss rechtzeitig entschie-
en werden, bis wohin es weitergeht. Die Kernfrage für
ich wird am Ende lauten: Brauchen wir den heimi-
chen Bergbau, um technologisch führend zu bleiben,
der nicht? Bei allen anderen Maßnahmen – zum Bei-
piel denjenigen, die die Förderung betreffen – muss
an darauf achten, dass die notwendige Verringerung
er Subventionen nicht zu Verwerfungen führt, die mög-
icherweise zu hohen Kosten an anderer Stelle führen.
Deswegen sage ich ganz klar: Der sofortige Ausstieg

st undenkbar,

(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr interessant!)

eil das Kosten an anderer Stelle verursacht. Wir müs-
en aber über die degressive Förderung einen Ausstieg
inden. Das ist unsere Politik seit langen Jahren. Wir
erden diese Politik weiter verfolgen. Ich schätze, dass
ir nach dem 22. Mai in Nordrhein-Westfalen mit der
DP zusammen diesen Kurs fortsetzen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP] – Jörg Tauss [SPD]: Aber nur in Gelsenkirchen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517009000

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat

as Wort der Kollege Dieter Grasedieck von der SPD.


Dieter Grasedieck (SPD):
Rede ID: ID1517009100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Herr Meckelburg hat vorhin darauf hingewie-
en, dass man eine degressive Förderung will. Ich ver-






(A) )



(B) )


Dieter Grasedieck

stehe dann aber nicht, dass Sie mit der FDP einen Antrag
im Haushaltsausschuss gestellt haben, die Subventionen
auf null zurückzufahren. So viel zum Thema Glaubwür-
digkeit. Das hat man unter anderem auch von Herrn
Kues gehört. Er sprach von einer Degression und der
schrittweisen Reduzierung, was aber dann nicht der Fall
sein wird, wenn man Ihrem Antrag folgt.

Die FDP betreibt eine Hexenjagd.

(Lachen bei der FDP – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Wer ist denn die Hexe?)


Ich bin überrascht, dass die CDU beim Werfen der Ne-
belkerzen mitmacht.


(Beifall bei der SPD)

Denn eines muss man feststellen: Das Volumen der Sub-
ventionen betrug im Jahr 2001 insgesamt 156 Milliarden
Euro. Davon entfallen auf den Steinkohlenbergbau
3 Prozent und auf die Eigenheimzulage 10 Prozent. Das
müssen Sie sich einmal vorstellen. Auf die Landwirt-
schaft entfallen ebenfalls 10 Prozent.


(Beifall bei der SPD)

Auf den Wohnungsbau entfallen 15 Prozent.

Seit 2003 wird eine Informationskampagne von der
DSK durchgeführt. Jetzt kommen Sie auf einmal auf die
Idee, das als Katastrophe darzustellen. Warum dürfen ei-
gentlich die Bausparkassen werben? Das hat auch etwas
mit der Eigenheimzulage zu tun.


(Beifall bei der SPD – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Die Bausparkassen bekommen keine Subventionen!)


Warum darf eigentlich die Landwirtschaft werben, Herr
Pinkwart? Das ist die Frage.

Die FDP betreibt eine Hexenjagd nach dem Motto
„Die Steinkohle muss kaputt gemacht werden, koste es,
was es wolle.“


(Beifall bei der SPD)

So behauptet zum Beispiel Frau Kopp, Kommissar
Piebalgs habe gesagt, dass der Steinkohlenbergbau 2010
ausläuft. Ich habe das überprüft, Frau Kopp. Ich habe ei-
nen Brief mitgebracht – ich kann Ihnen nachher eine Fo-
tokopie davon geben –, in dem der Kommissar schreibt:

Wie ... vorgesehen wird die Kommission spätestens
am 31. Dezember 2006 dem Rat, dem Europäi-
schen Parlament ... einen Bericht vorlegen.

In dem Brief steht kein Wort davon – ich habe das ge-
nau überprüfen lassen –, dass der Steinkohlenbergbau
2010 ausläuft. Soviel zum Thema Glaubwürdigkeit und
Wahrhaftigkeit.


(Beifall bei der SPD – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das wird in dem Brief doch nicht widerlegt!)


Daraus wird ganz deutlich, dass es nur um Wahl-
kampf geht. Die FDP führt ihren Wahlkampf in Nord-
rhein-Westfalen im Bildzeitungsstil durch. Das Motto


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(C (D Kinder fördern statt Steinkohle“ ist eine Beleidigung ür unsere Bergleute und ihre Familien. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN])


Dass Sie um die 5 Prozent kämpfen und dafür nach
ahlkampfthemen suchen, ist verständlich. Ich habe
azu ein paar Vorschläge, die wirkliche Knaller sind, wie
Kinder fördern statt Eigenheimzulage“ – das wäre doch
chon etwas –,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der FDP)


Kinder brauchen Bildungschancen – keine Studienge-
ühren“ – auch das wäre super –


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN])


der „Kinder fördern mit Steinkohle“. Denn damit ist
uch die Familie verbunden.
Die FDP muss vorsichtig sein. Denn auch die Indus-

rievertreter äußern sich anders, Herr Pinkwart. Der
auptgeschäftsführer der BDA, Herr Göhner von der
DU, sagt: „Die heimische Steinkohle ist unverzicht-
ar.“ Der BDI-Präsident Thumann hat festgestellt: „Roh-
toffsicherheit bringt unsere Steinkohle.“ Sie verärgern
hre Koalitionspartner in der zukünftigen Opposition in
üsseldorf und Berlin. Seien Sie deshalb lieber vorsich-
ig mit Ihren Koalitionspartnern!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Lassen Sie das mal unsere Sorge sein!)


Bildung, Innovation, Export und Steinkohle gehören
usammen.


(Beifall bei der SPD)

ie sollten wissen, Herr Pinkwart, dass im Steinkohlen-
ergbau in ganz Deutschland 3 000 Jugendliche ausge-
ildet werden, und zwar in genau den Zukunftsberufen,
ie Sie angesprochen haben.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Welche Zukunft wollen Sie denen denn noch versprechen?)


ie wohnen wohl nicht in Nordrhein-Westfalen; deshalb
önnen Sie nicht so gut informiert sein. In den Ausbil-
ungswerkstätten werden Mechatroniker, Elektroniker,
echaniker und Ingenieure ausgebildet.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Der Mittelstand muss sie ohne Subventionen ausbilden!)


llein in meinem Wahlkreis sind es 400 junge Men-
chen, die die Chance haben, in Hightechberufen ausge-
ildet zu werden.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Das sind die Arbeitslosen der nächsten 20 Jahre!)


ie bekommen auch nach der Lehre eine Chance in
andwerksbetrieben bzw. in mittelständischen Betrie-
en, weil es sich um hoch qualifizierte Ausbildungen
andelt, die wir erhalten müssen.


(Beifall bei der SPD)







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Dieter Grasedieck
Dass die deutsche Bergbautechnik ein Exportschlager

ist, ist bereits angesprochen worden. Auch damit sind
viele Arbeitsplätze – zum Beispiel für Ingenieure – ver-
bunden.

Sie betreiben nur Wahlkampfgetöse. Nehmen Sie am
besten Ihr Wahlkampfmotto zurück und entschuldigen
Sie sich!


(Beifall bei der SPD)

Dann gehören Sie auch der Mehrheit an. 65 Prozent der
Bürgerinnen und Bürger stehen zum Glück noch zu un-
serer Steinkohle.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Ich weiß nicht, welche Umfrage Sie zitieren!)


Ich meine, das ist wichtig und entscheidend für unsere
Zukunft. Diese Bürgerinnen und Bürger wissen, dass die
Steinkohle unsere Zukunft auch im nächsten Jahrhundert
sichert.

Glückauf!

(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine vergangenheitsorientierte Rede haben Sie da gehalten! – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das hat er unter Tage gelernt!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1517009200

Die Aktuelle Stunde ist beendet.
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-

ordnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

destages auf Mittwoch, den 20. April 2005, 13 Uhr, ein.
Die Sitzung ist geschlossen.