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    Plenarprotokoll 15/170 – zu dem Antrag der Abgeordneten ordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Gudrun Kopp, Rainer Brüderle, Birgit Homburger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Für mehr Wettbewerb und Transparenz in der Energiewirtschaft durch klare ord- nungspolitische Vorgaben (Drucksachen 15/3998, 15/4037, 15/5268) Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Koschyk, Thomas Strobl (Heilbronn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Einsatz der automati- sierten Erfassung von Kraftfahrzeug- kennzeichen durch den Bundesgrenz- schutz (Drucksachen 15/3713, 15/5266) . . . . . . . Ralf Göbel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD) . . . . . . Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD) . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15921 B 15921 D 15924 A 15926 B 15928 A 15929 C 15939 C 15939 D 15941 A 15942 A 15942 C 15942 D 15944 A Deutscher B Stenografisch 170. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Tagesordnungspunkt 19: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts (Drucksachen 15/3917, 15/4068, 15/5268, 15/5269) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit – zu dem Antrag der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, Karl-Josef Laumann, Dr. Joachim Pfeiffer, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Klaren und funktionsfähigen Ordnungsrahmen für die Strom- und Gasmärkte schaffen D M J T a b 15921 A Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 15932 A 15934 C undestag er Bericht ung 15. April 2005 t : r. Rolf Bietmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . artin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 20: ) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas Strobl (Heilbronn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Gemeinsames Zentrum zur Terrorismusbekämpfung schaffen (Drucksachen 15/3805, 15/5264) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- 15935 B 15936 D 15937 D 15939 C Ralf Göbel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 15944 D 15946 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Günter Baumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Frank Hofmann (Volkach) (SPD) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: Zweite und dritte Beratung des von den Frak- tionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Organisationsstruktur der Telematik im Gesundheitswesen (Drucksachen 15/4924, 15/5272) . . . . . . . . . . Eike Hovermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Matthias Sehling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: a) Antrag der Abgeordneten Marie-Luise Dött, Dr. Peter Paziorek, Dr. Christian Ruck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Zügige Umset- zung der EU-Linking-Directive (Drucksache 15/4389) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Birgit Homburger, Angelika Brunkhorst, Michael Kauch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Kostensen- kungspotenziale für den Klimaschutz erschließen – Verbindungsrichtlinie zum europäischen Emissionshandel unverzüglich umsetzen (Drucksache 15/4848) . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung telekommunikationsrechtlicher Vorschriften (Drucksache 15/5213) . . . . . . . . . . . . . . . . . . T A B A R r ( D L M Z A d R v h S D R S D G G H A D V W D N A L A Z E k g H M U 15947 B 15948 D 15950 A 15951 B 15951 C 15952 C 15954 B 15955 B 15956 A 15956 D 15957 A 15957 B 15958 C 15959 A 15960 A 15961 B 15963 A agesordnungspunkt 26: ntrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Rainer rüderle, Daniel Bahr (Münster), weiterer bgeordneter und der Fraktion der FDP: eform des Tarifvertragsrechts zur Siche- ung betrieblicher Bündnisse für Arbeit Drucksache 15/2861) . . . . . . . . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . atthäus Strebl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 8: ktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion er FDP: Die aktuelle Werbekampagne der uhrkohle AG vor dem Hintergrund der on der Bundesregierung aus dem Bundes- aushalt in Milliardenhöhe gewährten teinkohlensubventionen . . . . . . . . . . . . . . . r. Andreas Pinkwart (FDP) . . . . . . . . . . . . . olf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . teffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . artmut Schauerte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . nja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hermann Kues (CDU/CSU) . . . . . . . . . . olker Kröning (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Meckelburg (CDU/CSU) . . . . . . . . ieter Grasedieck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung des ntwurfs eines Gesetzes zur Änderung tele- ommunikationsrechtlicher Vorschriften (Ta- esordnungspunkt 25) ubertus Heil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . anfred Helmut Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . rsula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 15963 A 15963 B 15964 C 15965 C 15966 C 15966 C 15967 C 15968 C 15969 D 15971 B 15972 B 15974 C 15975 C 15977 B 15978 B 15979 D 15981 A 15982 C 15983 A 15983 B 15984 C 15985 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 III Dr. Martina Krogmann (CDU/CSU) . . . . . . . Rainer Funke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Reform des Tarifrechts zur Sicherung betrieblicher Bündnisse für Arbeit (Tagesordnungspunkt 26) Anette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15986 A 15987 A 15987 B 15988 A 15989 D 15990 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 15921 (A) ) (B) ) 170. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 15983 (A) ) (B) ) setzt, der für einen funktionsfähigen Wettbewerb, faire Entwurf finden wir Regelungen wie die Berücksichtigung Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung telekommunikationsrechtlicher Vor- schriften (Tagesordnungspunkt 25) Hubertus Heil (SPD): Die Telekommunikationswirt- schaft ist eine der innovativsten und dynamischsten Branchen in Deutschland. Mit dem neuen Telekommu- nikationsgesetz 2004, TKG, haben wir hierfür den nöti- gen flexiblen, entwicklungsoffenen Rechtsrahmen ge- P z g K n s d t h k g u n n j R V k t R c T d z e a g k e b l n g f t w d f c w a e a t s w w r Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Austermann, Dietrich CDU/CSU 15.04.2005 Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 15.04.2005 Bury, Hans Martin SPD 15.04.2005 Carstensen (Nordstrand), Peter H. CDU/CSU 15.04.2005 Dominke, Vera CDU/CSU 15.04.2005 Eichel, Hans SPD 15.04.2005 Fromme, Jochen-Konrad CDU/CSU 15.04.2005 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 15.04.2005 Michelbach, Hans CDU/CSU 15.04.2005 Noll, Michaela CDU/CSU 15.04.2005 Pieper, Cornelia FDP 15.04.2005 Dr. Rossmann, Ernst Dieter SPD 15.04.2005 Scheelen, Bernd SPD 15.04.2005 Simm, Erika SPD 15.04.2005 Teuchner, Jella SPD 15.04.2005 Vogel, Volkmar Uwe CDU/CSU 15.04.2005 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 15.04.2005 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht reise und viele neue Angebote für die Verbraucher und ahlreiche innovative Geschäftsideen sorgt. Mit dem heutigen Gesetzentwurf hat die Bundesre- ierung eine hervorragende Grundlage geschaffen, um undenschutzbelange zu stärken. Wir können damit ei- en fairen Rechtsrahmen setzen, der einen Verbraucher- chutz auf hohem Niveau gewährleistet und gleichzeitig ie Rolle der Telekommunikationsbranche als Innova- ionsmotor unserer Wirtschaft weiter stärkt. Lassen Sie mich dazu die folgenden Aspekte hervor- eben: Erstens. Der Regulierungsbehörde für Telekommuni- ation und Post werden die erforderlichen schlagkräfti- en Werkzeuge an die Hand gegeben, um die heute noch nabsehbaren dynamischen Entwicklungen im Sinne ei- es fairen Wettbewerbers mit hohem Verbraucherschutz- iveau angemessen regeln zu können, ohne dass dafür eweils eine erneute Gesetzesänderung erforderlich ist. Durch die heute eingebrachten Ergänzungen dieses ahmens werden wir die die Verbraucher schützenden orschriften zusammenfassen und in das Telekommuni- ationsgesetz integrieren. Wir zeigen damit die Bedeu- ung, die der Schutz vor illegalen Dialern und anderem ufnummernmissbrauch haben. Mit dieser Vereinheitli- hung im Rahmen des TKG schaffen wir Rechtsklarheit, ransparenz und Verlässlichkeit, die auch und gerade en Anbietern von Telekommunikationsdienstleistungen ugute kommt. Wir werden die vorhandenen Schutzregeln aber auch rheblich fortentwickeln. Wir geben damit die Antwort uf neue Geschäftsmodelle wie Handylogos und Klin- eltöne, die sich mit der in ihnen angelegten Verführbar- eit für Kinder und Jugendliche im vergangenen Jahr zu iner besonderen Herausforderung entwickelt haben. Ich in sicher, dass wir auch bei der Frage der neuen Zah- ungsmöglichkeiten etwa von Eintrittskarten, Fahrschei- en oder Spenden per Handy gemeinsam eine intelli- ente Lösung auf Grundlage des Regierungsentwurfs inden werden, die den notwendigen Schutz gewährleis- et, ohne dass das Ganze für die Nutzer zu kompliziert ird oder interessante, seriöse Geschäftsmodelle verhin- ert werden. Jenseits der Bekämpfung von Missbrauch und Ver- ührbarkeiten setzen wir auf den aufgeklärten Verbrau- her. Deswegen begrüße ich vor allem die präzise den je- eiligen Bedürfnissen der einzelne Mehrwertdienste ngepassten Regelungen zur Preisanzeige und -ansage, twa bei der Weitervermittlung von Auskunftsdiensten, uch wenn wir über einzelne Punkte sicher noch disku- ieren werden. Bei anderen Punkten, etwa der Preisan- agepflicht für alle Call-by-call-Verbindungen, müssen ir uns fragen, wie wir den erforderlichen Schutz so ge- ährleisten können, dass er nicht zu kompliziert, zu bü- okratisch oder schlicht unverhältnismäßig wird. Zweitens. Besonders gelungen in dem vorgelegten 15984 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 (A) ) (B) ) der Belange von Menschen mit besonderen körperlichen Behinderungen. Der im neuen Gesetz verankerte Mehr- wertdienst für gehörlose und hörgeschädigte Menschen folgt den Empfehlungen des Behindertenbeauftragten der Bundesregierung und wird die Integration dieser Menschen in die Telekommunikation erheblich fördern. Drittens. Über den jetzigen Gesetzentwurf hinaus werden wir noch weitere Punkte in die Beratung einbrin- gen. Im letzten Jahr hat bei den Verhandlungen der Ar- beitsgruppe des Vermittlungsausschusses zur Novelle des TKG die Entschädigung der Unternehmen bei Über- wachungsmaßnamen einen breiten Raum eingenommen. Einvernehmlich haben wir beschlossen, diese Entschädi- gung auf eine neue Rechtsgrundlage zu stellen und die Entschädigungsbeträge angemessen auszugestalten. Die Bundesregierung wird nach dem gültigen TKG ermäch- tigt, in einer Verordnung diesen Sachverhalt neu zu re- geln. Diese Verordnung hat sie mit dem Bundesrat abzu- stimmen. Ich will es offen heraus sagen: Diese notwendige Ab- stimmung dauert uns zu lange. Diese Fragen müssen so- fort geklärt werden. Und da sowohl der Bundesrat als auch der Bundestag einhellig diese Neuregelung wollen, ergreifen wir jetzt die Initiative und legen einen Entwurf für diese Neuregelung vor. Wir werden für die Sitzung des Ausschusses für Wirt- schaft und Arbeit in der kommenden Woche einen Ände- rungsantrag zum jetzigen Gesetzentwurf der Bundesre- gierung vorlegen, der die Frage der Entschädigung gesetzlich mit einem neuen Paragraphen im TKG regelt. Es wird dann keiner Verordnung mehr bedürfen. Hier stehen wir den Unternehmen im Wort, wir halten Wort. Meine Bitte an die Opposition: Wir werden in der nächsten Woche ja auch über die Anhörung entscheiden. Gleichzeitig erhalten Sie – wie bereits gesagt – unseren Entwurf für die Entschädigung. Wir wollen auch diese Regelung in die Anhörung einbeziehen. Lassen Sie uns gemeinsam innerhalb der Debatte zum TKG auch dieses Thema beraten. Die Chancen stehen gut, dass wir einver- nehmlich die Entschädigungsregelung auf neue Füße stellen können. Die bisherig vorgesehene Entschädigung bei der Überwachung der Telekommunikation in Höhe von nur 3 Prozent der tatsächlichen Kosten bedarf drin- gend einer Änderung. Lassen Sie mich noch einmal zusammenfassen: Unser Gesetz hat zum Ziel, die Verbraucher wirksam zu schüt- zen unter Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit. Wir wollen eine Balance zwischen Verbraucherschutz und der Entwicklung von neuen innovativen Geschäfts- ideen in der Telekommunikationsbranche. Wir sind da- bei offen auf der Suche nach den besten Lösungen. Zu diesem Zweck werden wir auch eine Anhörung von Experten im Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit durch- führen. Ich lade Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, ein, sich an dieser Suche zu beteiligen. s l d d b m K k g u z k M d d b h R t r u g s r w G k b n b D s a L u w g u i G z g d c d s d d h s d (C (D Manfred Helmut Zöllmer (SPD): Kaum ein Wirt- chaftzweig ist so innovativ, so rasant in seiner Entwick- ung und kann so respektable Wachstumsraten vermel- en wie der Telekommunikationssektor. Wir wollen, ass dies so bleibt. Die Deutschen nutzen die Telekommunikationsange- ote, sie informieren sich und kommunizieren fest, obil und online. Gerne lassen sich die Kundinnen und unden auch auf neue Geschäftsmodelle und Kommuni- ationsmöglichkeiten ein. Der Siegeszug der SMS ist ein utes Beispiel dafür. Die Verbraucherinnen und Verbraucher sind kritische nd preisbewusste Kunden, die nicht über den Tisch ge- ogen und abgezockt werden wollen. Es gibt im Tele- ommunikationsbereich eine Reihe von gravierenden issständen und oftmals fehlende Transparenz. Dies belegen sehr deutlich die Anzahl der Beschwer- en bei den regionalen Verbraucherzentralen, aber auch ie Statistiken der Regulierungsbehörde in ihrem Jahres- ericht 2004. Seit dem Jahr 1999 gibt es eine signifikant ohe Steigerung an Verbraucherbeschwerden bei der egulierungsbehörde im Bereich der Telekommunika- ion. Dies betrifft insbesondere Fragen der Entgeltforde- ungen aus TK-Rechnungen, Premium-Rate-Diensten nd Rufnummernangelegenheiten. Hier ist der Gesetz- eber gefordert, den rechtlichen Rahmen für einen wirk- amen Verbraucherschutz weiter zu verbessern. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Ände- ung der telekommunikationsrechtlichen Vorschriften ird dieser Forderung gerecht. Dabei integriert der esetzentwurf in sinnvoller Weise Regelungen der Tele- ommunikations-Kundenschutz-Verordnung sowie ver- raucherrelevante Elemente der Nummerierungsverord- ung in das Telekommunikationsgesetz. Einen Schwerpunkt bildet im Gesetzentwurf die Ver- esserung der Transparenz bei Preisen und Leistungen. ie Verbraucherinnen und Verbraucher sind im wirt- chaftlichen Verkehr längst daran gewöhnt, eindeutig usgepreiste Waren zu erwerben. Viele Dienste und eistungen im Telekommunikationsbereich mit ihren nterschiedlichsten und ständig wechselnden Tarifen er- eisen sich indes häufig als undurchschaubarer Dschun- el. Für viele – insbesondere junge – Verbraucherinnen nd Verbraucher führte die Nutzung mancher Angebote n eine ungewollte Verschuldung. Manches innovative eschäftsmodell kam in den Ruf einer halbseidenen Ab- ockerei. Ein wesentliches Ziel des Entwurfs war es daher, Re- elungen zu schaffen, die die Transparenz erhöhen und amit zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbrau- her beitragen. Damit wird auch der Wettbewerb unter en seriösen Anbietern gestärkt. Eine gesunde wirt- chaftliche Entwicklung kann nur mit Kunden erfolgen, ie längerfristiges Zutrauen in die vielfältigen Angebote er Telekommunikationsbranche haben. Folgende Regelungen des Entwurfs will ich beispiel- aft herausgreifen: Die Anbieter müssen vor der Inan- pruchnahme von sprachgestützten Premiumdiensten en Preis der Dienste ansagen. Dies gilt auch bei Kurz- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 15985 (A) ) (B) ) wahlsprachdiensten und Auskunftsdiensten ab einem Preis von 3 Euro pro Minute oder pro Inanspruchnahme. Vor der Inanspruchnahme von Kurzwahldatendiensten, zum Beispiel bei Klingeltönen, hat eine Preisanzeige ab einem Preis von 1 Euro zu erfolgen. Ebenso werden zu- künftig deutlich lesbare, gut sichtbare Preisinforma- tionen in der Werbung für Premiumdienste, Auskunfts- und Kurzwahldienste sowie Massenverkehrsdienste, also etwa beim Televoting unter 0137er-Nummern Pflicht. Von besonderer Bedeutung sind die Transparenzrege- lungen für so genannte Kurzwahldatendienste – vor al- lem Klingeltöne und Logos –, die häufig eine Kosten- falle vor allem für junge Handynutzer darstellen. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass der Anbieter den Kunden ab einem Preis von 1 Euro pro Dienst per SMS vorab deutlich sichtbar und gut lesbar auf den Preis hinweisen muss. Der Erhalt dieser Information muss vom Kunden bestätigt werden. Der Gesetzentwurf baut auch den Schutz vor Dialern aus. Künftig muss jeder Dialer unter einer eigenen Ruf- nummer registriert werden. Dadurch wird die Identifi- zierung nicht registrierter Dialer erleichtert. Der Entwurf stellt damit einen wichtigen Beitrag zu einem aktiven Verbraucherschutz in Deutschland dar. Er vermittelt zwischen den notwendigen Verpflichtungen der Anbieter, aber auch ihren wirtschaftlichen Interessen und den berechtigten Wünschen der Verbraucherinnen und Verbraucher. Kein Gesetzentwurf ist so gut, dass er nicht noch bes- ser werden kann. Auch hier sehen wir an der einen oder anderen Stelle aus verbraucherpolitischer Sicht noch Verbesserungsmöglichkeiten. Das Gesetz bedarf der Zustimmung des Bundesrates. Dieser hat 39 Änderungsvorschläge eingebracht. In der Gegenäußerung der Bundesregierung wurde in 29 Fällen eine Prüfung zugesagt, komplette oder teilweise Zustim- mung formuliert. Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, lassen Sie uns gemeinsam für einen Ver- braucherschutz mit Biss in diesem Bereich sorgen! Die vorgestellten wichtigen Regelungen insbesondere zur Preis- und Tariftransparenz dürfen nicht blockiert wer- den. Ursula Heinen (CDU/CSU): Mehrwertdienste und Premium-SMS gehören mittlerweile in den Alltag vieler Verbraucher, sei es durch das Nutzen von Auskunfts- diensten, sei es durch das Empfangen von Informationen auf das Handy. Auch Verbraucher, die eine Beratung bei den Verbraucherzentralen möchten, wählen mittlerweile in vielen Bundesländern eine kostenpflichtige Mehr- wertdienst-Rufnummer an. Durch Mehrwertdienste und Premium-SMS gibt es eine Palette von Angeboten, die über die normale Telefonrechnung abgerechnet werden können. Leider gibt es – wie bei jeder neuen Entwicklung – auch hier „schwarze Schafe“, die den Ruf der seriösen A F a V u m S K g k H M p G b b s c w V t r Ä t e d l d l r l f d s a k v d a S s k B R w l b V p P d S s (C (D nbieter und damit auch der ganzen Branche schädigen. ehlende Preisinformationen und Transparenz, aber uch klare Missbrauchsfälle verletzen das Vertrauen der erbraucher. So stehen zum Beispiel hinter Flirtlines nd Gewinnankündigungen häufig unseriöse Anbieter. Viele Jugendliche nutzen Mehrwertdienste und Pre- ium-SMS auch, um sich Klingeltöne, Logos und piele auf ihr Handy zu laden. Die dabei entstehenden osten sind ihnen vorher oftmals nicht bekannt. Preisan- aben zu den Kosten, die pro Minute entstehen, sind eine ausreichende Information, wenn die Dauer des erunterladens nicht vorhersehbar ist. Durch den Missbrauch unseriöser Anbieter von ehrwertdiensten entsteht ein erhebliches Akzeptanz- roblem auch bei seriösen Anbietern und bei neuen eschäftsmodellen. Entscheidend ist deshalb, die Ver- raucher vor weiterem Missbrauch im Mehrwertdienst- ereich zu schützen, damit so ihr Vertrauen in die Serio- ität der Diensteanbieter gestärkt wird. Wir brauchen klare Regeln zum Schutz der Verbrau- her. Produkt- und Preistransparenz müssen gesteigert erden, um einen angemessenen Ausgleich zwischen erbraucherrechten, den Interessen der seriösen Anbie- er und der Anbieter des Netzzugangs zu gewährleisten. Gut, dass auch die Bundesregierung aus ihrem Dorn- öschenschlaf aufgewacht ist und endlich ein Gesetz zur nderung der telekommunikationsrechtlichen Vorschrif- en vorgelegt hat. Schade, dass sie sich dabei noch nicht inmal an schon erreichte Standards hält. So wurde bei er Erneuerung des Telekommunikationsgesetzes im etzten Jahr einvernehmlich mit den Bundesländern urchgesetzt, dass Rechtsverordnungen zur „Sicherstel- ung der Genauigkeit und Richtigkeit der Entgelt-Ab- echnungen“ für angebotene Telekommunikationsdienst- eistungen erlassen werden. In dem neuen Gesetzentwurf indet sich diese Möglichkeit leider nicht mehr. Zwar hat die Bundesregierung einige Bestimmungen er bisher geltenden Telekommunikation-Kunden- chutz-Verordnung (TKV) in den Gesetzesvorschlag ufgenommen, zum Thema „Genauigkeit und Richtig- eit der Entgelt-Ermittlung“ findet sich aber nur eine erwässerte Regelung, die aus dem Stand der TKV aus em Jahr 1997 übernommen wurde. Seitdem haben sich llerdings sowohl der technische als auch der rechtliche tand um einiges weiterentwickelt. Andererseits muss der Schutz aber auch ausgewogen ein. Wir wollen Schutz vor Missbrauch, um die Aus- unfts- und Mehrwertdienste zu stärken, nicht um die ranche auszurotten! Die Regierung sollte nun keine egelungen entwerfen, die die Kosten der Anbieter so eit erhöhen, dass sich bestimmte Angebote nicht mehr ohnen. Denn dann hätte sie wieder einmal keinen Ver- raucherschutz geleistet, sondern die Wahlfreiheit der erbraucher beschränkt! Ich verweise gern noch einmal auf die Preisansage- flicht bei Call-by-Call-Anrufen. Sicherlich ist die reisansagepflicht vor Beginn der Entgeltpflichtigkeit abei ein Vorschlag, der für Mehrwertdienste zum chutz der Verbraucher notwendig ist und selbstver- tändlich von der CDU/CSU-Fraktion unterstützt wird. 15986 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 (A) ) (B) ) Bei billigen Call-by-Call Anrufen führt dagegen die Ver- pflichtung zur Preisansage den Verbraucherschutz ad ab- surdum, wenn es um Preisunterschiede im Zehntel-Cent- Bereich geht. Zudem gibt es im Markt bereits zahlreiche Unternehmen, die ihren Kunden freiwillig Preisansagen anbieten. Der Kunde hat damit bereits heute jederzeit die Möglichkeit, genau diese Anbieter im Markt auszuwäh- len. So verschaffen sich Anbieter durch Verbraucher- schutz einen Marktvorteil. Diese Entwicklung sollten wir unterstützen! Dr. Martina Krogmann (CDU/CSU): Seit über ei- nem Jahr drängen wir von der CDU/CSU-Bundestags- fraktion auf gesetzliche Regelungen für einen besseren Schutz der Verbraucher in der Telekommunikation. Wir haben bereits im Juni 2004 eine Initiative zu diesem für Verbraucher und Wirtschaft gleichermaßen wichtigen Themenbereich in den Deutschen Bundestag einge- bracht. Damals wie heute liegen uns zwei Dinge bei die- ser Thematik besonders am Herzen: Wir wollen die un- geheuer dynamischen Unternehmen auf diesen Zukunftsmärkten stärken und wir wollen die Verbrau- cher vor Abzockern schützen. Deshalb müssen wir unse- riöse Anbieter, die die Verbraucher nur über den Tisch ziehen wollen, endlich energisch bekämpfen. Der Markt für Mehrwertdienste und auch für Aus- kunftsdienste stellt einen zentralen Wachstumsmotor für die gesamte Telekommunikationsbranche dar und ist von entscheidender Bedeutung für unsere Volkswirtschaft. Die Branche ist in den letzten Jahren weltweit enorm ge- wachsen. Aber auch in Deutschland haben wir inzwi- schen einen Umsatz von 2 Milliarden Euro pro Jahr, Tendenz weiter steigend. Das Problem ist, dass es einige unseriöse Anbieter gibt, die enormen Schaden anrichten. Die Palette des Missbrauchs ist leider vielfältig. Es gibt zum Beispiel so genannte Lock-SMS. In diesem Fall be- kommen Sie eine persönlich formulierte SMS, in der Sie aufgefordert werden, doch bitte schnell zurückzurufen. Wenn Sie Pech haben, landen Sie dann bei einer 0190er- Nummer und der Anruf kostet Sie gleich mehr als 3 Euro. Sicherlich kennen Sie auch die Werbeanzeigen für Dienste, die mit falschen Preisen angeboten werden. Nach wie vor sind unseriöse Anbieter von Dialern unter- wegs und Fax-Spammer treiben ihr Unwesen. Deshalb besteht hier dringender politischer Hand- lungsbedarf. Die Bundesregierung hat viel zu lange ta- tenlos zugesehen, wie seriöse Unternehmen diskreditiert und die Verbraucher über den Tisch gezogen worden sind. Deshalb ist bei vielen Verbrauchern in Deutschland inzwischen ein großer Vertrauensverlust entstanden. Jetzt endlich – viel zu spät – haben Sie den Entwurf für eine Änderung des Telekommunikationsgesetzes in den Deutschen Bundestag eingebracht. Wir werden in den kommenden Wochen über den Gesetzentwurf intensiv zu beraten haben. Schon jetzt sage ich Ihnen aber, dass die CDU/CSU-Fraktion keinem Gesetz zustimmen wird, das Verbraucher entmündigt und Unternehmen strangu- liert. Für uns sind Wirtschaft und Verbraucherschutz keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Me- daille. Es ist wichtig, mehr Transparenz herzustellen. Die Verbraucher benötigen mehr Sicherheit, wie viel sie f m h i s g b c n i f d w t z u v c b D S d z t S f 1 V D z B s b d s S v j t i k r F e b M n r B a z s l (C (D ür welche Leistung bezahlen müssen. Die Verbraucher üssen sich in dem dichten Tarifdschungel, den wir eute haben, auskennen. Preise und Leistungen müssen mmer deutlich lesbar und erkennbar sein. Deshalb müs- en wir natürlich über Preisangaben, über Preishöchst- renzen und über Preisansagepflichten reden. Aber wir rauchen keine überzogene Regulierung, die Verbrau- herschutz nur vortäuscht und Unternehmen unverhält- ismäßig belastet. Aus Sicht der CDU/CSU-Bundestagsfraktion wird es m Gesetzgebungsprozess insbesondere um die Prüfung olgender Punkte gehen: Zentral ist für uns der Wegfall er Preisansagepflicht bei Call-by-Call. Hier geht es irklich um Mini-Cent-Beträge. Zudem müssten Anbie- er von sowohl Pre-Selection als auch von Call-by-Call u enormen Kosten ihr gesamtes Abrechnungsystem mstellen, sodass sich wirklich die Frage stellt, ob das erhältnismäßig ist. Sicherlich ist es richtig, dass man- he Anbieter schnell ihre Tarife wechseln und der Ver- raucher Sicherheit über den aktuellen Preis braucht. eshalb wäre es im Bereich Call-by-Call aus unserer icht eine zielführende Lösung, beispielsweise eine von en Unternehmen zu stellende kostenlose Rufnummer u schalten, bei der man den aktuellen Preis des Anbie- ers erfährt. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Anhebung des chwellenwertes von 1 Euro für das Hand-shake-Ver- ahren bei SMS. Die von der Regierung vorgesehene -Euro-Grenze führt dazu, dass die Kosten dieses erfahrens im Vergleich zum Preis der eigentlichen ienstleistung sehr hoch sind, da mindestens zwei SMS usätzlich erforderlich wären. Aus Sicht der CDU/CSU- undestagsfraktion sollte die Grenze hier höher ange- etzt werden. An einigen Stellen täuscht die Bundesregierung Ver- raucherschutz nur vor. Dies betrifft beispielsweise bei en Kurzwahldiensten die Mitteilungspflicht bei Über- chreiten eines Betrages von 20 Euro im Monat für ein MS-Abonnement. Wenn ein Kunde bei insgesamt fünf erschiedenen Anbietern unter der Summe bleibt, ist er a dennoch ohne Warnung bereits erhebliche Verpflich- ungen eingegangen. Die Regelung läuft also vielfach ns Leere. Weitere Punkte, die wir in einer Expertenanhörung zu lären haben werden, sind die Modalitäten für die Sper- ung und Entsperrung von Rufnummernbereichen, die rage der Rückzahlungspflicht im Falle der Kündigung ines SMS-Abos, die Modalitäten bei Rufnummernmiss- rauch und bei falscher Werbung, Preisangaben bei ABEZ-Diensten, der Umfang des Einzelverbindungs- achweises auf der Rechnung, die technischen Anforde- ungen an Entgeltermittlungssysteme, um hier nur einige ereiche zu nennen. Fazit: Der Gesetzentwurf der Bundesregierung ist un- usgegoren. Er schafft nicht die notwendige Balance wischen dem Schutz der Verbraucher und den Interes- en der seriösen Unternehmen. Die Union wird diese Ba- ance im weiteren parlamentarischen Prozess herstellen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 15987 (A) ) (B) ) Rainer Funke (FDP): Wir treffen uns heute zur ers- ten Beratung eines TKG-Änderungsgesetzes, über das wir nach meinem Eindruck im weiteren Verfahren noch vieles miteinander zu bereden haben werden. Es geht beim vorliegenden Gesetz darum, die Balance zwischen einem notwendigen Verbraucherschutz und überzogenen Belastungen für die Branche vernünftig auszutarieren. Lassen Sie mich deshalb grundsätzlich anmerken: Die FDP setzt auf den mündigen Verbraucher und wir wollen nicht, dass Innovations- und Wachstumschancen durch übermäßige Reglementierungen verschüttet werden. Das ist unser Grundanliegen. Diesem Anliegen wollen wir übrigens auch Begehrlichkeiten der Regulierungsbe- hörde – aus Behördensicht durchaus verständlich – nach möglichst weit reichenden Eingriffsbefugnissen unterge- ordnet wissen. Wenn im Gesetz jetzt eine Preisansageverpflichtung für Call-by-Call-Dienste vorgesehen ist, dann ist dies völlig daneben. Eine solche Verpflichtung ist teuer, mög- licherweise nicht im Interesse eines jeden Verbrauchers und schränkt den Wettbewerb ein. Im Übrigen: Wenn die Verbraucher Preisansagen wünschen, dann werden sie verstärkt zu solchen Anbietern wechseln, die solche Preisansagen freiwillig anbieten. Diese Regelung scha- det im Ergebnis mehr, als sie nutzt. Wir werden über manch anderen Punkt auch noch re- den müssen: unvollständig aufgezählt die Verpflichtung zum Einzelverbindungsnachweis bei Prepaid-Produkten, die Info-SMS bei einmaligen Premium-Diensten bzw. die Grenze, ab wann eine solche Verpflichtung greift, oder die Umsetzungsfristen für die neu aufgelegten Ver- pflichtungen. Hier müssen wir uns genau überlegen, was wir der Branche zumuten wollen, die übrigens eine der wenigen Wachstumsbranchen in unserem Land ist. Überall gilt es auch, das Gebot der Verhältnismäßigkeit zu beachten. Wenn wir über Entschädigungsregelungen noch im Laufe des Verfahrens verhandeln werden, kündige ich jetzt schon an: Die FDP wird sehr genau darauf achten, dass die Entschädigungen die staatlich verursachten Zu- satzbelastungen der Unternehmen auch wirklich ver- nünftig vergüten. Wir haben also ausreichend Gesprächsstoff für die an- stehenden Beratungen. Unser Ziel wird es sein, zu Wett- bewerbs- und verbraucherfreundlichen Regelungen zu kommen. Ich hoffe, dass wir uns wenigstens hierauf schon heute verständigen können. Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- minister für Wirtschaft und Arbeit: Das vorliegende Arti- kelgesetz verfolgt im Wesentlichen zwei Zielrichtungen: Zum einen werden auf der Grundlage des am 26. Juni 2004 in Kraft getretenen novellierten Telekommunika- tionsgesetzes, TKG, die bisher in der Telekommunika- tions-Kundenschutzverordnung, TKV, enthaltenen Re- gelungen in das TKG integriert. Zum anderen werden die Verbraucher schützenden Vorschriften zur Bekämp- fung des Missbrauchs von Mehrwertdiensterufnummern optimiert und neu gefasst. Darüber hinaus erfolgen ei- n G R s d d m m d w d ü h s u r s M D d a G p d t a k d f I c f A t d d F t R c s f w b d d s i d s a V (C (D ige Anpassungen an rechtliche Änderungen in anderen esetzen und es wird die Aufgabenzuweisung für die egulierungsbehörde, Vorgaben für die technische Um- etzung von Überwachungsmaßnahmen zu erstellen, an en Stand der praktizierten Verfahren angeglichen. Im Fokus des vorliegenden Gesetzentwurfes stehen ie Interessen der Verbraucher. Die Bundesregierung isst – auch mit Blick auf die Bedeutung des Telekom- unikationsmarktes für Wachstum und Innovationen – em Verbraucherschutz eine hohe Bedeutung zu. Nur enn der Endverbraucher sich darauf verlassen kann, ass er bei der Inanspruchnahme von Dienstleistungen ber elektronische Medien vor Missbräuchen weitge- end geschützt ist, werden diese Medien auch umfas- end genutzt. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation nd Post konnte auf der Grundlage der von der Bundes- egierung in den vergangenen zwei Jahren initiierten ge- etzlichen Regelungen wirksam und erfolgreich gegen issbräuche vorgehen. So wurden mehrere Tausend ialer vom Markt genommen und zahlreiche Mehrwert- iensterufnummern gesperrt. Wir haben im Bundestag m 18. Februar dieses Jahres in unserer Antwort auf die roße Anfrage der CDU/CSU hier bereits eine erste ositive Bilanz gezogen. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf wird das Ziel, en Unternehmen ausreichende Flexibilität für Wachs- um und Innovationen zu geben und gleichzeitig einen ngemessenen Verbraucherschutz zu gewährleisten, onsequent weiterverfolgt. Der Gesetzentwurf optimiert ie Verbraucher schützenden Vorschriften zur Bekämp- ung des Missbrauchs von Mehrwertdiensterufnummern. nsbesondere werden mit Blick auf jugendliche Verbrau- her klare Regelungen bei Inanspruchnahme von Mobil- unkdiensten, zum Beispiel für Klingeltöne, vorgegeben. So haben etwa die Unternehmen dem Verbraucher vor bschluss entsprechender Abonnementverträge die Ver- ragsbedingungen in einer SMS mitzuteilen. Erst wenn er Verbraucher diese bestätigt hat, kommt der Vertrag, er im Übrigen jederzeit kündbar ist, zustande. Der Gesetzentwurf wurde im Vorfeld intensiv mit der achöffentlichkeit erörtert. Die Positionen sind erwar- ungsgemäß hinsichtlich der Anforderungen an die egelungsdichte unterschiedlich. Während die Verbrau- herschützer, eine weit reichende Regulierung wün- chen, setzen die Unternehmen stark auf die Umsetzung reiwilliger Maßnahmen. Auch wenn einige Regelungen ie zum Beispiel die Preisansageverpflichtung bei Call- y-Call von einigen Unternehmen kritisch gesehen wer- en, denke ich, ist es uns gelungen, mit dem vorliegen- en Gesetzentwurf einen vertretbaren Ausgleich zwi- chen den unterschiedlichen Interessen herzustellen. Dies zeigt auch die Stellungnahme des Bundesrates, n der keine grundlegenden Änderungen gefordert wer- en, die aber insgesamt für die anstehende parlamentari- che Diskussion konstruktive Vorschläge enthält. Ich bin deshalb zuversichtlich, dass wir am Ende der nstehenden Beratungen in Bundestag und Bundesrat erbrauchern und Unternehmen gleichermaßen gute 15988 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 (A) ) (B) ) Rahmenbedingungen für die Nutzung, aber auch die Entwicklung neuer Telekommunikationsdienstleistun- gen bereitstellen können. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Reform des Tarif- vertragsrechts zur Sicherung betrieblicher Bündnisse für Arbeit (Tagesordnungspunkt 26) Anette Kramme (SPD): Der ehemalige Präsident des BDI, Michael Rogowski, möchte den Flächentarif- vertrag im Lagerfeuer verbrennen, Friedrich Merz möchte das Tarifkartell durchlöchern, Guido Westerwelle will die neue Autonomie der Betriebe. Meine Damen und Herren von der FDP, Sie erklären die Gewerkschaften zum Punching-Ball der Nation. Angesichts derartiger Hemmungslosigkeiten ist es sinnvoll, an dieser Stelle an die Entstehungsgeschichte der Tarifautonomie zu erinnern. Ihr seid die Quelle aller Not, Die hier den Armen drücket, Ihr seid’s, die ihm das trockne Brod Noch von dem Munde rücket. Was kümmerts euch, ob arme Leut Kartoffeln satt könn’ essen, Wenn ihr nur könnt zu jeder Zeit Den besten Braten fressen. [...] Erhält er dann den kargen Lohn, Wird ihm noch abgezogen, Zeigt ihm die Thür, und Spott und Hohn Kommt ihm noch nachgeflogen. Ihr fang stets an zu jeder Zeit Den Lohn herab zu bringen, Und andre Schurken sind bereit Eurem Beispiel nachzuringen. Das Weberlied in Gerhart Hauptmanns „Die Weber“ beschreibt die drastische Ausgangslage, als sich vor 150 Jahren Arbeiter zu den ersten Gewerkschaften zu- sammenschlossen. Sie taten dies zum einen, um sich ge- genseitig zu unterstützen, zum Beispiel durch gemein- sam angelegte Kassen für soziale Notfälle. Zum anderen haben sie sich verbunden, um kollektiv Druck auszu- üben, etwa durch gemeinsame Arbeitseinstellung. In allen industrialisierten Ländern erforderte es jahr- zehntelange Kämpfe, um Gewerkschaftsgründung und -beitritt, Streikrecht und Kollektivverträge aus dem Schatten kriminellen Unrechts zu befreien und ihre rechtliche Anerkennung durchzusetzen. Heute garan- tiert das Grundgesetz das Recht, sich „zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen“ zusammenzuschließen. Die Tarifautonomie ist unver- zichtbare Voraussetzung demokratischer Gestaltung des Arbeitslebens geworden. Erst auf der Grundlage gleich- gewichtiger Verhandlungen sind menschenwürdige Ar- b E e t G e ü I e L H t c M w L s W g D d a r v g B a d t B s m b F H t m m f v k b f P t b d a b T d (C (D eitsbedingungen, Gleichberechtigung und soziale manzipation möglich. Meine Damen und Herren von der FDP, Sie fordern in „weg vom Flächentarifvertrag“. Ich habe mir gestat- et, einige Gegenargumente von der Internetseite von esamtmetall und anderen Arbeitgeberverbänden zu ntleihen. Stichwort 1: Der Flächentarifvertrag ist europaweit blich. Der Flächentarifvertrag besitzt damit Aktualität: n zwölf von 15 der alten Mitgliedstaaten der EU xistiert der Flächentarifvertrag, in Frankreich und uxemburg gibt es ein Nebeneinander von Flächen- und austarif, lediglich in Großbritannien spielt der Flächen- arifvertrag so gut wie keine Rolle mehr. Stichwort 2: Der Flächentarifvertrag schafft einheitli- he Wettbewerbsbedingungen für die Unternehmen. eine Damen und Herren von der FDP, im Bauhand- erk und in der Bauindustrie beklagen Sie zutiefst das ohndumping. Mit Ihren betrieblichen Bündnissen chaffen Sie sich die nächste Baustelle des ruinösen ettbewerbs, die zur Existenzvernichtung der anständi- en Unternehmer und Unternehmerinnen führen wird. er Flächentarifvertrag trägt sinnvollerweise dazu bei, ass die Wettbewerbsstrategie der Unternehmen nicht uf Lohndumping, sondern auf innovative Produkte ge- ichtet ist. Stichwort 3: Die Lohnakzeptanz beim Flächentarif- ertrag ist erheblich wegen der Durchsichtigkeit der dort etroffenen Regelungen. Im Wesentlichen zahlen alle etriebe einer Branche das Gleiche. Nur Mitarbeiter, die nständig bezahlt werden, sind auch motiviert. Stichwort 4: Der Flächentarifvertrag hält Auseinan- ersetzungen vom einzelnen Betrieb fern. Mit den be- rieblichen Bündnissen führen Sie die Konflikte in die etriebe ein. Ich habe unzählige Betriebe erlebt, wo ein chlechtes Arbeitsklima zu einem vollständigen Erlah- en der Produktivität geführt hat. Liebe Kollegen und Kolleginnen, wir sollten den Ar- eitgebern glauben, wenn Sie die Bedeutsamkeit des lächentarifvertrages hervorheben. Meine Damen und erren von der FDP, Sie beklagen, dass die Tarifver- ragsparteien trotz Aufforderung der Politik nicht zu ehr Flexibilität bereit seien. Ich sage Ihnen: Sie neh- en die Realität nicht wahr! Gerade der von Ihnen ange- ührte Pilotabschluss der Metall- und Elektroindustrie on 2004 sieht zusätzliche Beispiele für Tariföffnungs- lauseln vor. Statt diese Tarifvereinbarung zu lesen, ha- en Sie, meine Damen und Herren von der FDP, sich of- ensichtlich nur die Stellungnahme des BDA- räsidenten Dieter Hundt angeschaut. In Betrieben mit einem hohen Anteil von Beschäftig- en in den oberen Gehaltsgrupen kann die Arbeitszeit bei is zu 50 Prozent der Beschäftigten von 35 auf 40 Stun- en bei gleichzeitigem Verbot des Beschäftigungsabbaus usgedehnt werden. Zur Sicherung der nachhaltigen Ver- esserung der Beschäftigungsentwicklung können die arifvertragsparteien nach gemeinsamer Prüfung mit en Betriebsparteien ergänzende Tarifvertragsregelun- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 15989 (A) ) (B) ) gen vereinbaren oder befristet von tariflichen Mindest- standards abweichen. In einer aktuellen Auswertung von Kontrakten für 80 Wirtschaftszweige und rund 15 Millionen Arbeitneh- mer hat das WSI-Tarifarchiv mehrere hundert Öffnungs- klauseln dokumentiert. Sie erlauben etwa in der Metall- industrie, die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich auf 29 Stunden zu verkürzen, um Beschäftigung zu sichern. In der chemischen Industrie gibt es niedrigere Einstiegs- tarife für Langzeitarbeitslose, das Weihnachtsgeld kann verspätet oder gekürzt ausgezahlt werden, im Krisenfall kann das Tarifentgelt um bis zu 10 Prozent gesenkt werden. Im Einzelhandel in Ostdeutschland sieht eine Klausel geringere Gehälter in kleineren und mittleren Betrieben vor. In der westdeutschen Textil- und Beklei- dungsindustrie haben die Tarifvertragsparteien einen Ar- beitszeitkorridor von 130 Stunden pro Jahr vereinbart, mit dem – je nach Bedarf – die Arbeitszeit ausgedehnt oder reduziert werden kann. In knapp einem Viertel aller Betriebe gelten nach einer aktuellen WSI-Betriebsräte- befragung Vereinbarungen zur Beschäftigungs- und Standortsicherung. Jeder hat von den aktuellen Vereinba- rungen bei Siemens, Daimler-Chrysler, Opel und Karstadt/Quelle gehört. Meine Damen und Herren von der FDP, wer heute noch die Starrheit von Tarifverträgen kritisiert und unbe- kümmert mehr Flexibilität fordert, hat vermutlich seit Jahren keines der Abkommen mehr gelesen! Meine Damen und Herren von der FDP, Sie behaup- ten, die hohe Arbeitslosigkeit werde durch das geltende Tarifvertragssystem mit verursacht. Die Behauptungen sind wissenschaftlich nicht haltbar. Die OECD zieht im Beschäftigungsausblick von 1997 den Schluss: Stärker zentralisierte/koordinierte Ökonomien ha- ben bedeutend weniger Einkommensungleichheit als stärker dezentralisierte/unkoordinierte. Darüber hinaus, wenn dies auch nicht immer statistisch signifikant ist, ermittelt das Kapitel eine gewisse Tendenz, dass stärker zentralisierte/koordinierte Verhandlungssysteme niedrigere Arbeitslosenquo- ten und höhere Erwerbstätigenquoten haben als an- dere, weniger zentralisierte/koordinierte Systeme. (OECD 1997, S. 64) Meine Damen und Herren, alle Ihre Vorschläge sind isoliert, aber vor allem in ihrer Kombination eklatant verfassungswidrig. Schauen Sie sich das Gutachten von Professor Ulrich Zachert von der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik an! Ihr Vorschlag zur Ände- rung des Günstigkeitsprinzips verstößt gegen das Prinzip der normativen Wirkung des Tarifvertrages und gegen das gewerkschaftliche Streikrecht. Ihr Vorschlag für die betrieblichen Bündnisse betrifft unzulässig die positive Koalitionsfreiheit sowie den Paritätsgrundsatz und ver- stößt überdies gegen Völkerrecht. Sie schlagen vor, § 1 Abs. 1 TVG um die Zielvorgabe zu ergänzen, dass der Tarifvertrag die Beschäftigungs- sicherung und -förderung zu beachten hat. Das Prinzip ist richtig und wird auch von den Tarifvertragsparteien b A d t N w s z b B r d n u d w m 3 s t i d f j d M c u g l M l s m p w S k f k (C (D eachtet. Es gibt allerdings zu Recht unterschiedliche uffassungen darüber, wie Beschäftigung gesichert wer- en kann. Was soll diese Vorschrift daher? Sollen künf- ig alle Tarifverträge zum Zwecke der Zensur Herrn iebel vorgelegt werden? Was nutzt ein Tarifvertrag, enn ein Vertragspartner – nämlich die Arbeitgeber- eite – sich jederzeit von diesem befreien kann? Sie möchten eine Modifikation des Günstigkeitsprin- ips. Ihre Modifikation lautet: Günstig ist, was der Ar- eitgeber diktiert. Sie wissen selber, dass betriebliche ündnisse mit Zustimmung der Tarifvertragsparteien be- eits jetzt möglich sind. Sie wollen mit Ihren Regelungen as Erpressungspotenzial der örtlichen Belegschaft aus- utzen. Eine Belegschaft, der kein Streikrecht zusteht nd die keine bezahlten Sachverständigen hinzuziehen arf, wie soll die sich entscheiden, wenn sie so erpresst ird? Das Bundesarbeitsgericht hat einmal sehr schön for- uliert: Bei diesem Interessensgegensatz sind Tarifverhand- lungen ohne Recht zum Streik nicht mehr als ein kollektives Betteln. Die Betriebsräte wollen deshalb kein Mehr an Macht. 8 Prozent halten solche Regelungsvorschläge für zwie- pältig, 42 Prozent für generell problematisch, zwei Drit- el der Betriebsräte gehen davon aus, dass Unternehmer hre Interessen mit ihren Regelungsvorschlägen besser urchsetzen können. Meine Damen und Herren von der FDP, werben Sie ür Ihre Ideen. Stellen Sie sie jedem Arbeitnehmer und eder Arbeitnehmerin dieses Landes vor. Die SPD kann erzeit jede Unterstützung brauchen. Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): eine Damen und Herren von der Opposition, Sie spre- hen in Ihrem Antrag von den Mutigen, innovativen Unternehmen und Arbeitneh- mern, die ausgetretene Pfade verlassen mochten, nd durch betriebliche Vereinbarungen rechtlich abgesi- chert den besonderen Bedingungen vor Ort Rech- nung ... tragen. Gerade sie benötigen mehr Freiheit bei den Löhnen und Arbeitszeitbedingungen. Man muss sich schon fragen, in welcher Welt Sie ei- entlich leben. Seit Jahren sehen wir die Lohnentwick- ung in einer Abwärtsspirale. Man muss nicht unbedingt arx gelesen haben, um zu wissen, dass die Verhand- ungsmacht der Arbeitnehmer in Zeiten hoher Arbeitslo- igkeit schwach ist. Und Sie setzen allen Ernstes auf ehr Individualisierung und die Aushöhlung der Tarif- olitik. Erklären Sie den Menschen doch einmal die ahre Absicht Ihrer Arbeitsmarktpolitik und verstecken ie sich nicht hinter ihren vermeintlich modernen Flos- eln. Die Freiheit und Flexibilität, die Sie im Tarifgefüge ordern, nützt nur denjenigen, die frei und flexibel sein önnen. 15990 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 (A) ) (B) ) Gegen eine Verbetrieblichung von Tarifverhandlun- gen lässt sich in diesem Zusammenhang die Formulie- rung des Bundesarbeitsgerichts vom 10. Juni 1980 he- ranziehen: ... bei diesen Interessengegensätzen wären Tarifver- handlungen ohne das Recht zum Streik im allge- meinen nicht mehr als kollektives Betteln. Wir setzen weiter auf eine Republik, in der die Ar- beitnehmerrechte mit Gewerkschaften und mit Arbeitge- berverbänden zusammen organisiert werden. Sie müssen endlich einmal begreifen, dass der soziale Frieden in den Arbeitsbeziehungen ein entscheidender Standortvorteil in Deutschland ist. Diese alte Weisheit ist aber Ihnen von der FDP sicherlich nicht jugendlich und modern genug. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben doch gezeigt, dass die Schwäche der Gewerkschaften die Streikbereit- schaft erhöht und die Arbeitnehmer zunehmend auf die Straßen bringt. Wenn Sie nun das Instrument der Flä- chen- und Manteltarifverträge auflösen, können Sie doch nicht allen Ernstes glauben, dass sie dadurch dem Stand- ort Deutschland einen Gefallen tun! Die Unternehmen, die keinen Wert auf ein funktionierendes Tarifgefüge le- gen, investieren sowieso nicht bei uns, sondern in osteu- ropäischen Standorten. Diejenigen aber, deren Produk- tion so sensibel und teuer ist, dass sie sich Streiks und Arbeitskämpfe nicht erlauben können, sehen bei der Or- ganisation der Arbeitsbeziehungen schon sehr genau hin. Ich erinnere nur daran, dass der Opel-Streik im letzten Jahr den Konzern täglich bis zu 30 Millionen Euro ge- kostet hat. Da interessiert es ausländische Unternehmer schon sehr, wie sich die Situation in Deutschland weiter- entwickelt und ob wir die Instrumente, mit denen wir Streiks weitgehend vermeiden können, weiter stärken oder zunehmend schwächen. Sie von der Opposition bekräftigen ja zu allen Gele- genheiten Ihren Willen zur schwarz-gelben Koalition in NRW und gerne auch im Bund ab 2006. Daher ist es an- gebracht, die Vorschläge der FDP einmal mit denen der Union zusammenzusehen, Die Union fordert die Einschränkung des Günstig- keitsprinzips und die Möglichkeit abweichender Verein- barungen mit Zweidrittelmehrheit der Beschäftigten und macht damit deutlich, dass sie sich inhaltlich vom Tarif- vertragssystem verabschiedet hat. Auch Herr Westerwelle hat heute in einem Zeitungs- interview noch einmal deutlich gemacht, worum es Ihm geht: Wir brauchen statt dessen mehr betriebliche Bünd- nisse, ein flexibles Tarifrecht und eine Entmachtung der Tarifkartelle. Bei den arbeitsmarktpolitischen Anträgen der Oppo- sition wird regelmäßig deutlich, dass hier die Realitäten ausgeblendet werden, um den deutschen Arbeitsmarkt als vermeintlich überreguliert und damit arbeitsplatz- feindlich darzustellen. Entweder wollen sie den Wähler bewusst täuschen, um somit ihren arbeitnehmerfeindli- chen Vorschlägen Popularität einzuhauchen, oder sie sind ideologisch so verbrämt, dass sie die Realität des d m v d H R s K H a d k w p k k n m v A b r R e d r S L t d t s S B e e s m S A 2 s G m – – (C (D eutschen Tarifsystems einfach nicht zur Kenntnis neh- en können. Ich nenne drei Beispiele: Erstens: Möglichkeiten der Tarifverträge zur Rettung on Arbeitsplätzen. Auch die Damen und Herren von er FDP wissen sicherlich, dass es das Instrument des austarifvertrages bzw. des Sanierungstarifvertrages zur ettung von Arbeitsplätzen schon längst gibt. Von die- em Instrument wird auch in den Zeiten konjunktureller risen sehr rege Gebrauch gemacht So haben diese austarifverträge seit Beginn der 90er-Jahre um mehr ls das Dreifache zugenommen. Zweitens: tarifvertragliche Öffnungsklauseln. Es liegt och in der Natur der Sache, dass ein Flächentarifvertrag aum allen Bedürfnissen des einzelnen Betriebes gerecht erden kann. Aus diesem Grund haben sich die Tarif- arteien seit geraumer Zeit darauf geeinigt, in Öffnungs- lauseln diese Tarifverträge auf betrieblicher Ebene zu onkretisieren. Drittens: Betriebsvereinbarungen. Auch die von Ih- en geforderten Betriebsvereinbarungen sind seit gerau- er Zeit ein übliches Instrument bei denjenigen Tarif- erträgen, die Öffnungsklauseln beinhalten. Sie müssen doch endlich einmal einsehen, dass unser rbeitsmarkt schon seit langem die notwendige Flexi- ilität aufweist, um auf konjunkturelle Schwankungen eagieren zu können. Ihnen geht es doch nicht um die ettung von Arbeitsplätzen bei plötzlichen Konjunktur- inbrüchen. Ihnen geht es doch einzig und allein darum, ie Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer und ihrer Inte- essenvertretungen weiter zu schwächen. Damit schaffen ie aber keinen einzigen Arbeitsplatz, sondern weitere ohnsenkungsrunden und erhöhen die Gewinne der Un- ernehmen. Man muss sich auch einmal genau anschauen, was in en Betrieben passiert ist, die in der Vergangenheit be- riebliche Bündnisse geschlossen haben, um eine Not- ituation abzuwenden. Eine Studie der Hans-Böckler- tiftung zeigt ganz deutlich, dass in diesen Betrieben ein ündnis auf das andere folgt, aber eben nicht um das igentliche Ziel, wie die Abwendung einer Insolvenz, zu rreichen. Betriebliche Bündnisse werden zunehmend ystematisch als Instrument des strategischen Manage- ents eingesetzt, als Mittel im unternehmensinternen tandortwettbewerb. nlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 809. Sitzung am 18. März 005 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- timmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 rundgesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch ge- äß Artikel 77 Absatz 3 nicht einzulegen: Gesetz zur Neuordnung des Pfandrechts Gesetz zur Änderung arzneimittelrechtlicher Vor- schriften Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 15991 (A) ) (B) ) – Fünftes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Festlegung eines vorläufigen Wohnortes für Spätaussiedler – Zweites Gesetz zur Änderung des Betreuungsrechts (Zweites Betreuungsrechtsänderungsgesetz – 2. BtÄndG) – Gesetz über die Verwendung elektronischer Kommu- nikationsformen in der Justiz (Justizkommunika- tionsgesetz – JKomG) – Gesetz über die Neuordnung der Reserve der Streit- kräfte und zur Rechtsbereinigung des Wehrpflichtge- setzes (Streitkräftereserve-Neuordnungsgesetz – SkResNOG) – Gesetz zur Fortentwicklung der soldatenversor- gungsrechtlichen Berufsförderung (Berufsförde- rungsfortentwicklungsgesetz – BfFEntwG) – Gesetz über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 2005 (ERP- Wirtschaftsplangesetz 2005) – Gesetz zu dem Abkommen vom 14. Mai 2003 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Indonesien über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Änderungsprotokoll vom 26. Au- gust 2003 zu dem Vertrag vom 28. Februar 1994 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Moldau über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Abkommen vom 10. Juli 2000 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Palästinensischen Befrei- ungsorganisation zugunsten der Palästinensi- schen Behörde über die Förderung und den ge- genseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Änderungs- und Ergänzungspro- tokoll vom 14. Mai 2003 zwischen der Bundesre- publik Deutschland und der Republik Polen zu dem Vertrag vom 10. November 1989 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volks- republik Polen über die Förderung und den ge- genseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Vertrag vom 27. März 2003 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Tadschikistan über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zur Änderung des Versammlungsgesetzes und des Strafgesetzbuches – Gesetz zur Verbesserung des vorbeugenden Hoch- wasserschutzes – Drittes Gesetz zur Änderung eisenbahnrechtli- cher Vorschriften – Zweites Gesetz zur Änderung des Straßenver- kehrsgesetzes und anderer Gesetze m d n m V P t (C (D Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Kultur und Medien – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kultur- politik 2003 – Drucksache 15/4591 – Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Delegation des Deutschen Bundes- tages in der Interparlamentarischen Union der Bundesrepu- blik Deutschland 111. Interparlamentarische Versammlung vom 28. Sep- tember bis 1. Oktober 2004 in Genf, Schweiz – Drucksachen 15/4374, 15/4701 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der NATO Frühjahrstagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO vom 28. Mai bis 1. Juni 2004 in Pressburg, Slowakei – Drucksachen 15/4592, 15/4779 Nr. 1.1 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung des Europarates über die Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom 4. bis 8. Oktober 2004 in Straß- burg und die Debatte der Erweiterten Parlamentari- schen Versammlung über die Aktivitäten der OECD am 6. Oktober 2004 – Drucksachen 15/4596, 15/4701 Nr. 1.3 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, daß der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/858 Nr. 1.2 Drucksache 15/858 Nr. 2.7 Drucksache 15/2373 Nr. 1.1 Drucksache 15/2447 Nr. 1.10 Drucksache 15/3403 Nr. 2.104 Drucksache 15/4213 Nr. 1.4 Drucksache 15/4780 Nr. 2.4 Drucksache 15/4969 Nr. 1.24 Innenausschuss Drucksache 15/4213 Nr. 2.31 Drucksache 15/4296 Nr. 1.12 Drucksache 15/4296 Nr. 1.13 Drucksache 15/4296 Nr. 1.14 Drucksache 15/4296 Nr. 1.15 Drucksache 15/4780 Nr. 2.11 Rechtsausschuss Drucksache 15/4911 Nr. 2.18 15992 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 170. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. April 2005 (A) (C) (B) (D) Finanzausschuss Drucksache 15/4969 Nr. 1.8 Drucksache 15/4969 Nr. 1.19 Haushaltsausschuss Drucksache 15/4911 Nr. 2.26 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/4911 Nr. 1.1 Drucksache 15/4911 Nr. 2.19 Drucksache 15/4911 Nr. 2.24 Drucksache 15/4969 Nr. 1.1 Drucksache 15/4969 Nr. 1.3 Drucksache 15/4969 Nr. 1.13 Drucksache 15/4969 Nr. 1.14 Drucksache 15/4969 Nr. 1.15 Drucksache 15/4969 Nr. 1.20 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/4969 Nr. 1.2 Drucksache 15/4969 Nr. 1.11 Drucksache 15/4969 Nr. 1.21 Verteidigungsausschuss Drucksache 15/4213 Nr. 2.4 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 15/2895 Nr. 2.3 Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Drucksache 15/4911 Nr. 1.6 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 15/4911 Nr. 2.20 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/3023 Nr. 2.3 Drucksache 15/4085 Nr. 1.14 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/4969 Nr. 1.26 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/3546 Nr. 2.4 Drucksache 15/4458 Nr. 2.11 Drucksache 15/4567 Nr. 1.7 Drucksache 15/4705 Nr. 1.19 Drucksache 15/4780 Nr. 2.14 91, 1 0, T 170. Sitzung Berlin, Freitag, den 15. April 2005 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Norbert Geis


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

    Damen und Herren! Es soll kein Zweifel bestehen: Wir
    alle haben das Ziel, den Terrorismus nachhaltig zu be-
    kämpfen. Das ist eine Aufgabe, die uns von der Bevölke-
    rung gestellt wird. Das erwartet die Bevölkerung von
    uns. Das Erlebnis des 11. September 2001 und des
    11. März 2004 sitzt tief im Bewusstsein der Bevölke-
    rung. Es herrscht immer noch Angst vor der brutalen,
    rücksichtslosen Gewalt der islamistischen Terroristen.
    Das muss man sehen.

    Deswegen müssen wir uns voll darauf konzentrieren,
    diesen Terrorismus zu bekämpfen. Dabei muss man auch
    einmal über lieb gewordene Vorstellungen hinweggehen
    können. Es geht jetzt darum, den Verfassungsstaat zu
    erhalten. Es geht darum, die Sicherheit im Land zu er-
    halten. Das ist ein hohes Verfassungsgut. Dem sollte
    man einiges unterordnen können.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es besteht aber kein Grund zur Panik.

    (Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär: Ja!)


    Es ist wichtig, dies zu sagen. Wir haben keine Veranlas-
    sung zu der Annahme, dass es demnächst in der Bundes-
    republik Deutschland zu einem Anschlag kommen wird.
    Dennoch weiß jeder von uns, dass aus dem Ruheraum
    Deutschland sehr schnell ein Zielort für einen islamisti-
    schen Anschlag werden kann.

    Deshalb geht es uns darum, die islamistischen Netz-
    werke, die in unserem Land, aber auch in Europa und
    weltweit existieren, kenntlich zu machen, aufzuspüren
    und, wenn es möglich ist, zu zerschlagen. Dazu kann die
    Bevölkerung einen maßgeblichen Beitrag leisten; auch
    das soll gesagt werden. Durch die Wachsamkeit der Be-
    völkerung kann Kriminalität, aber auch Terrorismus be-
    kämpft werden. – Das ist das eine, was zu sagen ist.

    Aber es geht auch darum, dass wir in dieser Frage auf
    Bundes- und Landesebene gut zusammenarbeiten. Das
    war der Hintergrund unseres Antrages. Es gibt in Bayern
    ein Konzept zur Bekämpfung islamistischer Straftaten,
    genannt AKIS, das, wie ich meine, ein hervorragendes
    System geschaffen hat, die Erfahrungen der Polizeipräsi-
    dien, die Informationen des Landeskriminalamtes und
    des Verfassungsschutzes und die Erkenntnisse der Justiz
    zusammenzubringen, diese in einem gemeinsamen La-
    gezentrum zu besprechen und eventuelle Aktionen vor-
    zuschlagen.

    Dieses Zentrum, das wir bereits in Bayern haben, war
    natürlich ein Vorbild für unseren Antrag, in dem wir ein
    solches bundesweites Zentrum vorschlagen. Es geht uns
    in unserem Antrag um eine Verbesserung der Zusam-
    menarbeit der Sicherheitsbehörden auf Bundesebene,
    aber auch um eine Verbesserung der Zusammenarbeit

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    (C (D er Sicherheitsbehörden des Bundes und der Sicherheitsehörden der Länder. Das war das Ziel unseres Antrages. as ist sowohl akzeptabel als auch richtig. Es geht uns nicht, Herr Hofmann, um eine neue zen ralistische Behörde. Wir wollen die Länderkompetenen nicht beschneiden. Wir sind der Auffassung, dass ich die föderalen Sicherheitsstrukturen, die in unserem and vorherrschen, bewährt haben. Das wollen wir in einer Weise mit unserem Antrag beeinträchtigen, vielehr wollen wir die Informationen zusammenführen. ur darum geht es uns. Es besteht kein Zweifel, dass die Bundesregierung nseren Vorschlag aufgenommen hat. Wir haben diesen orschlag nicht erst im September gemacht, sondern ange vorher parteiintern und in der Fraktion darüber disutiert. Wir haben uns mit Vertretern aus Bayern und aneren Bundesländern, die von CDU und FDP regiert erden, ausgetauscht. Dann haben wir den Vorschlag im eptember eingebracht. Sie haben ihn, so meine ich, aufegriffen – das ist auch nichts Schlechtes – und ein Zenrum geschaffen, das sich zwar nicht vollständig mit uneren Vorstellungen deckt, ihnen aber sehr nahe kommt. eshalb begrüßen wir dieses Zentrum; wir müssen gar icht drum herumreden, Frau Kollegin Piltz. Wir sind roßzügig genug, das anzuerkennen. Wir haben trotzdem – das hat der Kollege Göbel chon gesagt – eine Kritik, die mir auch entscheidend zu ein scheint. Es sind zwei Säulen entstanden: zum einen ie Dienste, die eine eigenständige Analyse erstellen und nformationen auswerten, zum anderen die Polizei. Sie, uch Sie, Herr Stadler, begründen das mit dem Trenungsgebot. Ich befürworte dieses Trennungsgebot. Ich alte es zwar nicht unbedingt für ein Verfassungsprinzip, ber für ein Organisationsprinzip, an das sich alle demoratischen Kräfte in diesem Land seit 50 Jahren gehalten aben. Ich bin für das Trennungsgebot, also für die Aufeilung der Zuständigkeiten der Polizei, der Justiz und er Dienste. Die Zuständigkeiten werden sich immer ieder einmal überlappen, das wissen wir, aber im Prinip sind wir für die Trennung. Ich glaube aber nicht, dass bei dem Informationszen rum das Trennungsprinzip berührt wird. Der Austausch on Informationen bedeutet nicht, dass nun plötzlich die achrichtendienste polizeiliche Befugnisse erhalten erden. (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das will niemand!)


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    as wollen wir nicht und das geschieht auch nicht. Des-
    egen halten wir die zwei Säulen für falsch. Sie sind ein
    ugeständnis an die Grünen, wie wir vermuten. Sie füh-
    en unter Umständen zu Reibungen und Reibungsver-
    uste können wir uns in der Frage der Terrorismusbe-
    ämpfung am wenigsten leisten.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir sind auch der Meinung, dass die Datei längst

    ätte geschaffen werden können. Der Antrag Nieder-






    (A) )



    (B) )


    Norbert Geis

    sachsens liegt schon lange vor und auch wir haben ihn in
    unseren Antrag wieder aufgenommen. Es ist ein Ver-
    säumnis und Sie müssen es der Opposition schon gestat-
    ten, dass sie auf dieses Versäumnis angesichts der gro-
    ßen Gefahr, die vom Terrorismus ausgeht, hinweist.


    (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist kein Versäumnis!)


    Wenn wir nicht darauf hinweisen, wer soll es denn dann
    tun? Wir sind der Meinung, die Datei hätte längst ge-
    schaffen werden können, und wir hoffen darauf, dass sie
    demnächst geschaffen wird.


    (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Bürokratie, was Sie da einführen wollen!)


    Ich glaube, dass wir mit der zentralen Datei und dem
    Zentrum zur Terrorismusbekämpfung zwei hervorra-
    gende Instrumente haben, um der Aufgabe, den Terroris-
    mus in unserem Land gut zu bekämpfen, gerecht zu wer-
    den. Ich meine aber, das reicht nicht aus. Wir brauchen
    darüber hinaus die internationale Zusammenarbeit,
    insbesondere auf europäischer Ebene. Wir müssen das
    Schengener Informationssystem fortentwickeln und da-
    für sorgen, dass es zu einer Vernetzung der bereits in den
    einzelnen Ländern Europas vorhandenen Dateien
    kommt. Es geht uns darum, den Schengenraum zu ei-
    nem einheitlichen Fahndungs- und Operationsraum
    umzugestalten. Wir müssen uns natürlich auch darüber
    Gedanken machen, wie wir die Kräfte der Bundeswehr
    bei der Bekämpfung des Terrorismus stärker beanspru-
    chen können. Das muss natürlich verfassungskonform
    sein, aber das müssen wir ermöglichen.


    (Unruhe bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Allerdings müssen wir der Bevölkerung auch sagen,
    dass es keine 100-prozentige Sicherheit vor fanatischen
    islamistischen Terroristen gibt.


    (Silke von Stokar von Neuform [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber es gibt 100-prozentigen Unsinn!)


    Dieses Wissen kann und darf uns aber nicht daran hin-
    dern, alles zu unternehmen, diese große Geißel entschie-
    den zu bekämpfen. Es kann nicht sein, dass das Leben
    unserer Bevölkerung von der Angst vor dem Terroris-
    mus bestimmt wird.

    Danke schön.

    (Beifall bei der CDU/CSU)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort hat jetzt der Parlamentarische Staatssekretär

Fritz Rudolf Körper.
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  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Fritz Rudolf Körper


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich will

    an das anknüpfen, was mein Vorredner, Herr Geis, ge-
    sagt hat. Ich glaube, es ist wichtig, als Ausgangssituation
    festzuhalten, was das Potenzial an terroristischen Bedro-

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    (C (D ungen für uns bedeutet und dass es in Deutschland zu roßer Aufmerksamkeit führen muss. Panik allerdings äre falsch am Platze. Das wäre der falsche Ausgangsunkt. (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Da sind wir uns völlig einig!)


    Ich will ganz deutlich festhalten: Wer die Arbeit unse-
    er Sicherheitsbehörden kennt und sie in den letzten Mo-
    aten beobachtet hat, der muss zu dem Ergebnis kom-
    en, dass sie hervorragend war und ist. Den
    itarbeiterinnen und Mitarbeitern gebührt dafür ein
    erzliches Dankeschön.


    (Beifall im ganzen Hause)

    ch denke, dass man das deutlich sagen muss.
    Heute liegt uns ein Antrag vor, der sich mit dem ge-
    einsamen Terrorabwehrzentrum beschäftigt. Meine
    amen und Herren von der Opposition, Sie versuchen
    das müssen Sie tun –, eine Art Urheberrecht für sich in
    nspruch zu nehmen. Aber ich sage Ihnen ganz offen:
    as ist mir völlig egal. Wichtig ist, dass die Bundesre-
    ierung solch ein gemeinsames Terrorabwehrzentrum
    eschaffen hat, das seine Arbeit im Dezember 2004 auf-
    enommen hat.


    (Beifall bei der SPD)

    Dass das einer gewissen Vorbereitung bedurfte, ist

    öllig klar. Dieser Gedanke ist nicht erst im Dezember
    etzten Jahres geboren worden, sondern er hatte einen
    ewissen Vorlauf. Dieser Vorlauf war wesentlich davon
    eprägt, dass wir dieses Zentrum unter Beachtung unse-
    er föderalen Strukturen konstruieren mussten. Auch
    age ich ganz offen: Das war nicht gegen die Länder,
    ondern nur mit den Ländern zu machen, und ich denke,
    ass das richtig war. Wir müssen festhalten: Im Kampf
    egen den internationalen Terrorismus können wir nur
    emeinsam erfolgreich sein. Wir dürfen hier keine Ge-
    ensätze aufkommen lassen.
    Deswegen war es sehr wichtig, Lösungen zu finden,

    ie vonseiten der Länder mitgetragen und organisato-
    isch umgesetzt werden. Es war beispielsweise richtig,
    u versuchen, BKA, BfV, BND, MAD und BGS, also
    ie Bundesebene und die Länderebene, zusammenzu-
    ühren. Wir sind sehr froh und dankbar, mittlerweile
    eststellen zu können, dass sich alle 16 Landeskriminal-
    mter beteiligen. Wir können das nicht von der Bundes-
    bene par ordre du mufti anordnen, sondern wir sind hier
    uf die Bereitschaft der Länder angewiesen.
    Das Gleiche gilt für die Landesverfassungsschutzäm-

    er. Ich glaube, Frau Kollegin Dr. Sonntag-Wolgast hat
    esagt, dass sich von den 16 Landesverfassungsschutz-
    mtern bisher zwölf beteiligt haben und dass sich auch
    ie anderen vier beteiligen werden. Wie es so schön
    eißt, ist das im Zulauf begriffen.
    Alles in allem werden 40 Behörden zusammenge-

    asst. Der Wille, erfolgreich miteinander zu arbeiten, ist
    orhanden.
    Das ist im Übrigen auch im Hinblick auf die Debatte,

    ie auf europäischer Ebene geführt wird, wichtig. Herr






    (A) )



    (B) )


    Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper

    Kollege Geis, Sie haben zu Recht angesprochen, dass die
    Bekämpfung des internationalen Terrorismus nicht nur
    eine nationale, sondern auch eine europäische bzw. inter-
    nationale Komponente hat. Daher ist es wichtig, dass die
    Zusammenarbeit auch auf diesen Ebenen funktioniert
    und dass die Bereiche, in denen eine Weiterentwicklung
    notwendig ist – als Beispiel nenne ich das Schengener
    Informationssystem –, fortentwickelt werden. Sie wis-
    sen, dass es auch ein Schengener Informationssystem II
    gibt, das sich in der Umsetzung befindet. Das ist in die-
    sem Zusammenhang also eine völlig richtige Antwort.

    Ich sage – damit gehe ich auf die Äußerungen von
    Frau Piltz ein – ganz deutlich: Das Trennungsgebot ist
    uns als Organisationsprinzip sehr wichtig. Herr Kollege
    Geis, darüber würde ich gerne einmal mit Ihnen disku-
    tieren. Ich glaube, unsere Vorgehensweise führt zu kei-
    nerlei organisatorischen Hindernissen, kommt aber dem
    Organisationsprinzip des Trennungsgebotes entgegen.
    Wir haben unser Vorhaben auf zwei Säulen gestellt und
    – auch das ist entscheidend – die Zusammenführung und
    die organisatorische Ausgestaltung den gesetzlichen
    Grundlagen entsprechend durchgeführt.

    Dazu gehört auch, was wir zukünftig in Bezug auf
    Dateien machen. Niedersachsen hat ja eine so genannte
    Volltextdatei vorgeschlagen. Wir sind der Auffassung,
    dass eine Volltextdatei diesem Trennungsgebot nicht ge-
    recht wird, dass wir das anders konstruieren müssen: mit
    einer so genannten Projektdatei sowie einer Indexdatei.
    Es wäre zu schwierig, jetzt im Einzelnen noch einmal
    darzulegen, wie das konzeptionell vorgesehen ist. Aber
    Tatsache ist: Wir werden dies vorlegen und ich glaube,
    dass die Vorstellungen und Vorschläge so weit ausgereift
    sind, dass wir sagen können: Wir haben in Begleitung zu
    dem gemeinsamen Terrorabwehrzentrum eine richtige
    Konstruktion zur Handhabung der Dateien. Ich hoffe,
    dass dem in Bälde auch zugestimmt werden kann.


    (Ralf Göbel [CDU/CSU]: Wann ist „in Bälde“? – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/ CSU]: Vor Ostern?)


    – Ich habe bei der letzten Debatte „in Kürze“ oder „in
    Bälde“ gesagt.


    (Dr. Rolf Bietmann [CDU/CSU]: Wann denn nun? „In Kürze“ oder „in Bälde“?)


    – Herr Bietmann, Sie haben schon bessere Zwischenrufe
    gemacht.

    Die Ressortabstimmung in dieser Frage ist erfolgt. Ich
    will gar nicht verhehlen – Frau Kollegin Stokar hat da-
    rauf hingewiesen –, es gab an einer bestimmten Ecke
    Diskussionsbedarf; Sie haben das näher gekennzeichnet.
    Das hing in der Tat mit dem Justizministerium und dem
    GBA zusammen. Ich denke, es ist wichtig, dass wir eine
    Lösung finden, an der sich auch der GBA beteiligen
    kann und bei der er sich wiederfindet.


    (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er soll sich wieder finden!)


    Es ist ganz wichtig, dass wir hier die Akzeptanz haben.
    Denn auch die Akzeptanz bestimmt den erfolgreichen
    Einsatz eines solchen Zentrums.

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    (C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir brauchen keinen Nachhilfeunterricht von Ihnen,
    as die innere Sicherheit anbelangt. Man hat ja manch-
    al ein bisschen den Eindruck, dass es Sie ärgert, dass
    ie innere Sicherheit, die sich in den Händen dieser Bun-
    esregierung und der Koalition befindet, von uns so er-
    olgreich gewährleistet wird.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Peter Dreßen [SPD]: Das musste mal gesagt werden! – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Bei Frau Stokar!)


    ie haben damit relativ wenig Raum für die politische
    useinandersetzung.
    Ich muss im Übrigen noch einmal sagen: Ich bin sehr

    ankbar, wie Herr Geis sich mit dieser Frage auseinan-
    er gesetzt hat.


    (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das war erstklassig!)


    ieber Herr Geis, da ist noch die eine oder andere Frage
    ur Sicherheitsarchitektur innerhalb unseres föderalen
    ystems zu stellen. Das heißt aber noch lange nicht, dass
    ie und ich Zentralisten wären. Die Frage ist, inwieweit
    ir vielleicht hier und da auch das eine oder andere fort-
    ntwickeln müssen, beispielsweise die Kompetenzen des
    undeskriminalamtes bei der Bekämpfung des interna-
    ionalen Terrorismus. Ich denke, da sollte man die Dis-
    ussion und die Debatte in aller Sachlichkeit führen.
    Was die Frage des Kfz-Kennzeichen-Scannings an-

    elangt, die Sie in Ihrem zweiten Antrag vorschlagen,
    in ich der Auffassung, dass auch im Bereich der inne-
    en Sicherheit zuerst ein Nachdenken darüber stattfinden
    ollte, ob wir mit einem vorgeschlagenen Instrument tat-
    ächlich die Wirkungen erreichen können, die man errei-
    hen zu können meint.


    (Günter Baumann [CDU/CSU]: Es gab schon genug Versuche!)


    ch bin der Auffassung, da muss man sehr vorsichtig
    ein. Übrigens haben Sie in Ihrem Antrag „umfassend
    inzusetzen“ geschrieben. Das bedeutet einen hohen In-
    estitionsaufwand. Ich sage einmal: Bevor man Steuer-
    elder einsetzt, sollte man vernünftig darüber nachden-
    en, ob man mit so einem Mittel erfolgreich sein kann.
    Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)