Protokoll:
15154

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 154

  • date_rangeDatum: 27. Januar 2005

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 20:08 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/154 Tagesordnungspunkt 3: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahreswirtschaftsbericht 2005 der Bun- desregierung Den Aufschwung stärken – Strukturen verbessern (Drucksache 15/4700) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahresgutachten 2004/2005 des Sach- verständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwick- lung (Drucksache 15/4300) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA . Ronald Pofalla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/ der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, Hartmut Koschyk, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Verbrechen wirksam bekämp- fen – Genetischen Fingerabdruck konse- quent nutzen (Drucksachen 15/2159, 15/4732) . . . . . . . . . . Wolfgang Bosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Götzer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Otto Schily (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14376 B 14376 B 14376 C 14380 B 14404 B 14404 C 14406 C 14408 C 14410 A 14411 B 14412 A Deutscher B Stenografisch 154. Sitz Berlin, Donnerstag, de I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Peter Rauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Begrüßung des neuen Abgeordneten Lars Klingbeil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Benennung der Abgeordneten Bernhard Brinkmann (Hildesheim), Jochen-Konrad Fromme, Otto Fricke und Anja Hajduk als Mitglieder des Verwaltungsrates der Bundes- anstalt für Immobilienaufgaben . . . . . . . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Absetzung der Tagesordnungspunkte 10, 12, 13, 16, 18 und 23 d . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . L D D E K P J D T B A 14375 A 14375 B 14375 B 14375 B 14375 D 14375 A DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14384 B 14386 A undestag er Bericht ung n 27. Januar 2005 t : udwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agmar Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . r. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . laus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . oachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ietrich Austermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . agesordnungspunkt 4: ericht des Rechtsausschusses gemäß § 62 bs. 2 der Geschäftsordnung zu dem Antrag 14389 A 14391 B 14393 D 14395 C 14397 D 14400 A 14401 A 14402 C Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 14413 B 14413 D II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 154. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. Januar 2005 Tagesordnungspunkt 22: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung des Statistikregister- gesetzes und sonstiger Statistikgesetze (Drucksache 15/4696) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Protokoll vom 16. Oktober 2001 zu dem Übereinkommen über die Rechtshilfe in Strafsachen zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (Drucksache 15/4230) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Umsetzung des Übereinkom- mens vom 29. Mai 2000 über die Rechtshilfe in Strafsachen zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (Drucksache 15/4232) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Übereinkommen vom 29. Mai 2000 über die Rechtshilfe in Strafsachen zwischen den Mitgliedstaa- ten der Europäischen Union (Drucksache 15/4233) . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann, Jörg Tauss, Dr. Hans-Peter Bartels, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD, der Abgeordneten Grietje Bettin, Volker Beck (Köln), Birgitt Bender, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie der Abgeordneten Cornelia Pieper, Dr. Karl Addicks, Rainer Brüderle, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: Impulse für eine internationale Ausrichtung des Schul- wesens – Den Bildungsstandort Deutsch- land auch im Schulbereich stärken (Drucksache 15/4723) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 23: a) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ver- trag vom 5. April 2004 zwischen der Bundesrepublik Deutschland, der Re- publik Polen und der Tschechischen Re- publik über den Bau einer Straßenver- bindung in der Euroregion Neiße, im Raum zwischen den Städten Zittau in der Bundesrepublik Deutschland, b c e f g h i j 14415 B 14415 C 14415 C 14415 C 14415 D Reichenau (Bogatynia) in der Republik Polen und Hrádek nad Nisou/Grottau in der Tschechischen Republik (Drucksachen 15/4467, 15/4697, 15/4698) ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dreizehnten Gesetzes zur Ände- rung des Straßenverkehrsgesetzes (Drucksachen 15/3351, 15/4730) . . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Apo- thekengesetzes (Drucksachen 15/4293, 15/4643, 15/4749) ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung luftversi- cherungsrechtlicher Vorschriften (Drucksachen 15/4637, 15/4747) . . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Änderungs- urkunden vom 18. Oktober 2002 zur Konstitution und zur Konvention der Internationalen Fernmeldeunion vom 22. Dezember 1992 (Drucksachen 15/3879, 15/4678) . . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung der Verwaltungsverfahren im Sozialrecht (Verwaltungsvereinfachungsgesetz) (Drucksachen 15/4228, 15/4751) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Entscheidung des Rates zur Ermächti- gung Frankreichs zur Staffelung der Steuern auf Kraftstoffe (Verfahren gemäß Art. 19 der Richtlinie 2003/96/EG) KOM (2004) 597 endg.; Ratsdok. 12534/04 (Drucksachen 15/4001 Nr. 1.9, 15/4462) ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Weißbuch zur Überprüfung der Verordnung (EWG) Nr. 4056/86 über die Anwendung der EG-Wettbewerbsregeln auf den Seeverkehr KOM (2004) 675 endg.; Ratsdok. 13808/04 (Drucksachen 15/4213 Nr. 2.49, 15/4675) ) – l) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 177, 178 und 179 zu Petitionen (Drucksachen 15/4667, 15/4668, 15/4669) 14416 A 14416 B 14416 C 14416 D 14417 A 14417 B 14417 C 14417 D 14418 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 154. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. Januar 2005 III Zusatztagesordnungspunkt 3: Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Entwurf eines Rahmenbeschlusses über die Vorratsspei- cherung von Daten, die in Verbindung mit der Bereitstellung öffentlicher elektroni- scher Kommunikationsdienste verarbeitet und aufbewahrt werden, oder von Daten, die in öffentlichen Kommunikationsnetzen vorhanden sind, für die Zwecke der Vor- beugung, Untersuchung, Feststellung und Verfolgung von Straftaten, einschließlich Terrorismus Ratsdok.-Nr. 8958/04 (Drucksachen 15/3696 Nr. 2.15, 15/4748) . . . Tagesordnungspunkt 5: a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Reform der beruflichen Bildung (Berufsbil- dungsreformgesetz – BerBiRefG) (Drucksachen 15/3980, 15/4752) . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Uwe Schummer, Werner Lensing, Katherina Reiche, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion der CDU/CSU eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Modernisie- rung der dualen Berufsausbildung in Deutschland durch Novellierung des Berufsbildungsrechts (Drucksachen 15/2821, 15/4752) . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Christoph Hartmann (Homburg), weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Berufsausbildungsrechts (Drucksachen 15/3325, 15/4752) . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Cornelia Pieper, Christoph Hartmann (Homburg), Ulrike Flach, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Berufsbildungsgesetzes (Drucksachen 15/3042, 15/4752) . . . . – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs ei- nes … Gesetzes zur Änderung des Berufsbildungsgesetzes (Drucksachen 15/4112, 15/4752) . . . . b W U M C E W D D P A T a b c 14418 B 14418 C 14418 C 14418 C 14418 D 14418 D ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu der Unter- richtung durch die Bundesregierung: Berufsbildungsbericht 2004 (Drucksachen 15/3299, 15/4752) . . . . . . . illi Brase (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . we Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . onika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . delgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erner Lensing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . r. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . r. Horst Rehberger, Minister (Sachsen- Anhalt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . lexander Dobrindt (CDU/CSU) . . . . . . . . . agesordnungspunkt 6: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der CDU/CSU: Deutschland braucht Klarheit bei der Verkehrs- infrastruktur – zu dem Antrag der Abgeordneten Horst Friedrich (Bayreuth), Joachim Günther (Plauen), Eberhard Otto (Go- dern), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Investitionen in Verkehrsinfrastruktur sicherstellen (Drucksachen 15/2603, 15/2423, 15/3938) ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen zu dem Antrag der Abgeord- neten Horst Friedrich (Bayreuth), Joachim Günther (Plauen), Eberhard Otto (Go- dern), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Keine Kürzungen bei den Verkehrsprojekten in Ostdeutsch- land (Drucksachen 15/3203, 15/4096) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und 14418 D 14419 A 14420 D 14422 C 14423 C 14424 D 14426 D 14428 B 14429 C 14430 C 14430 D 14431 C 14433 D 14433 D IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 154. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. Januar 2005 Wohnungswesen zu dem Antrag der Ab- geordneten Horst Friedrich (Bayreuth), Hans-Michael Goldmann, Joachim Günther (Plauen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Kurskorrek- tur bei Verkehrsinvestitionen – Finan- zierung des Bundesverkehrswegeplans 2015 sicherstellen (Drucksachen 15/3470, 15/4097) . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Renate Blank, Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Initiative für EU-Son- derprogramm „Verkehrsprojekte Euro- päische Einheit“ (Drucksache 15/3720) . . . . . . . . . . . . . . . . e) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht zum Ausbau der Schienen- wege 2004 (Drucksache 15/4621) . . . . . . . . . . . . . . . . f) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Straßenbaubericht 2004 (Drucksache 15/4609) . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . . Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Blank (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Brunnhuber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Karin Rehbock-Zureich (SPD) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 7: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Gesundheit und Soziale Siche- rung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, Dr. Heinrich L. Kolb, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Zusätzliche Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge bei Versor- gungsbezügen durch das GKV-Modernisie- rungsgesetz rückgängig machen (Drucksachen 15/2472, 15/4451) . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Kirschner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Hennrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . B M C N E T Z d V m ( T A K R F w ( O I J P E T B s s r d E s E f e ( A P F 14433 D 14434 A 14434 A 14434 B 14434 B 14436 C 14438 B 14439 C 14440 A 14440 D 14442 A 14443 C 14445 C 14447 A 14448 D 14449 A 14450 C 14452 B irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . onika Brüning (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . arl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 8: weite und dritte Beratung des von der Bun- esregierung eingebrachten Entwurfs eines ierten Gesetzes zur Änderung des See- annsgesetzes Drucksachen 15/4638, 15/4744, 15/4745) . . agesordnungspunkt 9: ntrag der Abgeordneten Michael retschmer, Ernst Hinsken, Dr. Peter amsauer, weiterer Abgeordneter und der raktion der CDU/CSU: Mineralölsteuerent- icklung und Tanktourismus Drucksache 15/4387) . . . . . . . . . . . . . . . . . . tto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ngrid Arndt-Brauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Andreas Scheuer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . oachim Günther (Plauen) (FDP) . . . . . . . . . . eter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Klaus Rose (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 11: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswe- en zu der Unterrichtung durch die Bundes- egierung: Mitteilung der Kommission an en Rat, das Europäische Parlament, den uropäischen Wirtschafts- und Sozialaus- chuss und den Ausschuss der Regionen – ntwicklung einer thematischen Strategie ür städtische Umwelt KOM (2004) 60 ndg.; Ratsdok. 6462/04 Drucksachen 15/2793 Nr. 2.25, 15/4280) . . . chim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . ranziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14453 C 14454 B 14455 C 14456 A 14458 C 14456 B 14456 D 14457 A 14460 A 14461 A 14462 A 14462 D 14464 A 14464 B 14465 C 14465 D 14467 A 14468 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 154. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. Januar 2005 V Eberhard Otto (Godern) (FDP) . . . . . . . . . . . . Wolfgang Spanier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hofbauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 5: Beschlussempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsord- nung: Antrag auf Genehmigung zur Durch- führung eines Strafverfahrens (Drucksache 15/4775) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Än- derung des Seemannsgesetzes (Tagesord- nungspunkt 8) Dr. Margrit Wetzel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . 14469 C 14470 A 14471 A 14471 D 14471 D 14472 A 14473 A 14473 D 14474 C 14476 C 14477 C 14478 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 154. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. Januar 2005 14375 (A) ) (B) ) 154. Sitz Berlin, Donnerstag, de Beginn: 12.0
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    14472 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 154. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. Januar 2005 (A) (C) (B) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert Berichtigung 153. Sitzung, Seite V und Seiten 14373, 14374, Anla- gen 16 und 17: Statt „Franz Thönnes“ ist „Marion Caspers-Merk“ zu lesen. (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 154. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. Januar 2005 14473 (A) ) (B) ) lerdings noch lange nicht.Schauerte, Hartmut CDU/CSU 27.01.2005 w ahrt und gesichert bleibt. Umgesetzt sind die damit al- Arbeitsbedingungen auf allen Schiffen sichern sollen, unter denen die Würde des Seemanns als Mensch ge- Ronsöhr, Heinrich- Wilhelm CDU/CSU 27.01.2005 Anlage 1 Liste der entschuldigt * A g r s a M t h r r F n g r r Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Bindig, Rudolf SPD 27.01.2005* Carstensen (Nordstrand), Peter H. CDU/CSU 27.01.2005 Deittert, Hubert CDU/CSU 27.01.2005* Feibel, Albrecht CDU/CSU 27.01.2005 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 27.01.2005 Gröhe, Hermann CDU/CSU 27.01.2005 Haack (Extertal), Karl Hermann SPD 27.01.2005 Hilbrecht, Gisela SPD 27.01.2005 Hintze, Peter CDU/CSU 27.01.2005 Jäger, Renate SPD 27.01.2005* Jonas, Klaus Werner SPD 27.01.2005* Kortmann, Karin SPD 27.01.2005 Lehn, Waltraud SPD 27.01.2005 Letzgus, Peter CDU/CSU 27.01.2005* Lintner, Eduard CDU/CSU 27.01.2005* Dr. Lötzsch, Gesine fraktionslos 27.01.2005 Minkel, Klaus CDU/CSU 27.01.2005 Müller, Hildegard CDU/CSU 27.01.2005 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.01.2005 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 27.01.2005 Probst, Simone BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.01.2005 Rauber, Helmut CDU/CSU 27.01.2005* Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 27.01.2005 Riester, Walter SPD 27.01.2005* S S D D W W D D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates nlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Vierten Geset- zes zur Änderung des Seemannsgesetzes (Tages- ordnungspunkt 8) Dr. Margrit Wetzel (SPD): „Warum müssen wir aus- erechnet eine Debatte um das Seemannsgesetz füh- en?“, fragen Sie sich sicher und das mag angesichts un- erer schönen Büros an Land auch verständlich sein. Der Arbeitsplatz eines Seemanns sieht ganz anders us: bedrückende Enge, unaufhörliches Stampfen der aschinen, Lärm, Getöse, Wind, Wellen, Naturgewal- en, Isolation, Sprachprobleme, Vereinsamung, Verloren- eit zwischen Containerwänden oder Chemikalienroh- en – und das überall auf den Ozeanen und Meeren unse- er Erde. Der Seemann ist immer und überall fremd unter remden. Die International Labour Organisation, kurz: ILO, immt sich seit vielen Jahrzehnten der Arbeitsbedingun- en dieser besonderen Berufsgruppe an und sorgt mit ih- en Konventionen für international anerkannte, von ih- en Mitgliedstaaten beschlossene Mindeststandards, die chlauch, Rezzo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.01.2005 iebert, Bernd CDU/CSU 27.01.2005* r. Skarpelis-Sperk, Sigrid SPD 27.01.2005 r. Thomae, Dieter FDP 27.01.2005 eis (Stendal), Reinhard SPD 27.01.2005 eisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 27.01.2005 r. Westerwelle, Guido FDP 27.01.2005 r. Wodarg, Wolfgang SPD 27.01.2005* bgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 14474 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 154. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. Januar 2005 (A) ) (B) ) Zwei dieser Konventionen sind Anlass unserer De- batte: Die so genannte ILO 146, die einem Seemann we- nigstens 30 Kalendertage Urlaub nach einem Jahr harter Arbeit auf See zugesteht, und die ILO 166, die den See- mann davor schützen soll, dass er mittellos in einem fremden Land zurückgelassen wird. Sie regelt die so ge- nannte Heimschaffung, das Recht des Seemanns, an den Ort der Begründung seines Heuerverhältnisses oder an einen vertraglich vereinbarten Ort in seiner Heimat zu- rückgebracht zu werden. Lassen Sie mich an dieser Stelle einen doppelten Dank an die Sozialpartner, den Verband Deutscher Ree- der ebenso wie an die Gewerkschaft Verdi sagen: Die Manteltarifverträge gehen sowohl hinsichtlich des Jah- resurlaubs als auch bezüglich der Heimschaffung schon seit Jahren über den ILO-Mindeststandard und noch mehr über unsere gesetzliche Grundlage hinaus. Dank aber auch für den Druck, den die Tarifpartner gemein- sam ausgeübt haben, damit das Seemannsgesetz endlich wenigstens den ILO-Mindeststandard aufgreift, fest- schreibt und damit die Bedingungen sichert, die die Rati- fizierung der beiden ILO-Konventionen erfordert. Dank auch für die Großzügigkeit, mit der sich der VDR vertraglich gegenüber der Bundesrepublik ver- pflichtet hat, die Kosten für die Heimschaffung von See- leuten zu übernehmen, falls diese von einem insolventen Reeder nicht beizutreiben wären. In der Geschichte des VDR und der Bundesrepublik ist übrigens kein einziger solcher Fall bekannt, aber die deutsche Gründlichkeit, mögliche Kosten für den Steuerzahler auszuschließen, scheint durch nichts mehr überbietbar zu sein. Ähnlich selbstverständlich wird jetzt eine Lücke in der Krankenfürsorge geschlossen, die der Gesetzgeber durch Nachlässigkeit geschaffen hatte: Mit der Ausglie- derung der ausländischen Seeleute auf Schiffen unter deutscher Flagge aus der GKV seit dem 1. Januar 2004 war eine Versorgungslücke für ausländische Seeleute auf deutschem Boden entstanden. Hier gilt es, Rechtssicher- heit zu schaffen. Die Krankenfürsorge des Reeders, die an Bord selbstverständlich ist, sichert zukünftig auch diejenigen seiner Arbeitnehmer ab, die nicht den Versi- cherungsschutz der GKV haben. So weit, so gut. Wir fol- gen mit der Gesetzgebung heute der seit langem geübten Realität deutscher seemännischer Arbeitspraxis. Aber der Deutsche Bundestag erwartet jetzt auch die unver- zügliche Ratifizierung der ILO-Konventionen 146 und 166. Außerdem erinnere ich mit Nachdruck daran, dass dieses Parlament schon im Februar 2002 einstimmig die Ratifizierung der ILO 163 – soziale Betreuung der See- leute an Bord und in Häfen – beschlossen hat und auch darin ausdrücklich die Tarifpartner und alle einschlä- gigen Verbände und Institutionen hinter sich weiß. Auch die Ratifizierung der ILO 180 – Arbeitszeiten –, der ILO 185 – Ausweis für Seeleute – und des Protokolls zur ILO 147, das unter anderem die Kontrolle von Arbeits- zeiten auch auf Schiffen unter den Billigflaggen ermög- licht, die nicht den Konventionen beitreten. Nehmen wir uns ein Beispiel an unseren franzö- sischen Nachbarn, die Anfang 2004 gleich acht Konven- tionen ratifiziert haben zur ausdrücklichen Unterstützung d m h B t t a t v d v E r m B 2 ü E l b s m s f s a G A S d l d m R d G f J b H d t i S k s d d d n C n B T (C (D er Arbeiten am konsolidierten Seearbeitsübereinkom- en, in dem alle aktuellen Konventionen ab 2006 aufge- en sollen. Auch das ist ein wichtiger Beitrag zum Maritimen ündnis, eine Ergänzung der gerade beendeten 4. Mari- imen Konferenz. Es stärkt unseren Reedern, die interna- ionale Standards einhalten, ihre Wettbewerbsfähigkeit uf dem Schifffahrtsmarkt und den arbeitenden Seeleu- en ihre Würde! Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Das orliegende Seemannsgesetz schafft für Seeleute unter eutscher Flagge mehr Rechtsklarheit, mehr Fürsorge- erantwortung und mehr soziale Sicherheit. Da dieser ntwurf die Zustimmung von Seeleuten und ihren Inte- essenvertretern wie den Reedern findet, ist das See- annsgesetz auch ein Beitrag zum sozialen Frieden an ord. Daher begrüßt die CDU/CSU dieses seit fast 0 Jahren überfällige und aus dem Genfer Seearbeits- bereinkommen resultierende Vorhaben. Mit diesem ntwurf wird gleichzeitig die seit Januar 2004 für aus- ändische Seeleute auf Schiffen unter deutscher Flagge estehende Lücke bei der Krankenversorgung geschlos- en: Ausländischen Besatzungsmitgliedern bleibt es da- it freigestellt, ob sie im In- oder Ausland den Arztbe- uch vornehmen; die Krankenkassenbeiträge der Reeder ür deutsche und ausländische Crew-Gruppen an Bord ind abgestimmt und die hier erfolgte Gleichbehandlung ller Seeleute eines Schiffes ist damit auch ein Akt der erechtigkeit und Rechtsklarheit. Auch unter diesem spekt stimmen wir von der Union dieser Änderung des eemannsgesetzes zu. Dringenden weiteren Handlungsbedarf sehen wir je- och bei der Ausbildung und Einstellung deutscher See- eute. Wenn das Rückflaggungsziel von 200 Schiffen ins eutsche Register in diesem Jahr erreicht werden soll, uss in der Ausbildung mehr passieren; denn mit der ückflaggung verbunden ist die Festlegung auf eine eutsche Kerncrew an Bord. Gerade bei dieser von den esetzgebern gewollten Regelung befindet sich die See- ahrt in Not. Auch die Ausflaggungen der vergangenen ahre haben zu einer Nachwuchslücke für diesen Beruf ei uns geführt. So musste vor wenigen Monaten die amburger Seefahrtsschule aus Mangel an Nachfrage ie Pforten schließen. Auch wenn anerkannte und tradi- ionsreiche Seefahrtsschulen und Fachhochschulen wie n Flensburg und Elsfleth derzeit noch leicht steigende tudentenzahlen melden können, bleibt die Gesamtlage risenhaft. Der erfreuliche Boom in der weltweiten See- chifffahrt verdeckt und offenbart zugleich die Ausbil- ungsversäumnisse bei uns. Es klingt gut und es verdient auch Anerkennung, dass eutsche Reeder mit fast 2 500 Handelsschiffen derzeit en vierten Platz in der Welthandelsflotte einnehmen. Es ötigt Respekt und Anerkennung ab, dass die USA und hina auf diesem Markt überholt worden sind und wir ach Griechenland, Japan und Norwegen die höchste RZ-Tonnage nachweisen können. Es spricht für die üchtigkeit und Cleverness von Reedern und Besatzun- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 154. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. Januar 2005 14475 (A) ) (B) ) gen, dass es gelang, seit 1991 zu einer Vervierfachung der Schiffsflotte zu kommen. Mit diesem rasanten Aufstieg steigt aber – zum Glück – auch die Nachfrage nach seemännischem Nachwuchs. Doch das Interesse, bei uns in Deutschland Seemann zu werden, ist seit Jahren rückläufig. Der Arbeitsmarkt für Seeleute ist wie leer gefegt. Die Reeder müssen zuneh- mend auf ausländische Crews zurückgreifen – und das, obwohl deutsche Besatzungsmitglieder allgemein als be- sonders tüchtig, fachkundig und zuverlässig gelten. Woran liegt das? Ein Hauptproblem ist sicherlich das Image des Seefahrerberufes und die daraus resultierende geringe Attraktivität: So stehen Motive wie „viel Geld verdienen“ und „viel Abenteuer“ bei Berufsanfängern nicht mehr so hoch im Kurs wie früher. Freizeit und Fa- milie kommen heute an erster Stelle. Monatelanges Va- gabundieren auf den Ozeanen ist nicht mehr angesagt. Dabei hat sich die Zeit auf See in den letzten Jahren we- sentlich verkürzt: Anstatt neun Monate – wie sie früher im internationalen Schiffsverkehr üblich waren –, wird heute durchschnittlich nur noch drei bis vier Monate zur See gefahren. Genügend Zeit für Frau und Familie – möchte man meinen. Doch die Realität sieht oft anders aus. Eine möglichst durchgehende Ortsbezogenheit wird bevorzugt. Aber auch der wachsende Kostendruck trägt parado- xerweise zu dem Engpass bei: Deutsche Reeder sind im- mer mehr gezwungen, ausländisches Personal ins Boot zu holen. Ausländische Seeleute sind meist billiger: Bei- spielsweise schlägt ein indischer Kapitän lediglich mit circa 5 000 US-Dollar im Monat zu Buche, ein deutscher Schiffsführer kostet den Reeder jedoch mehr als das Doppelte: von 12 000 bis 15 000 US-Dollar reicht die Spannweite. Viele junge Berufsanwärter aus unserem Land wissen um die internationale Konkurrenz, sehen nur geringe Chancen, werden abgeschreckt und bewer- ben sich erst gar nicht. Sowohl das Imageproblem des Seefahrerberufes als auch die Bewerbungshemmnisse bei den Anwärtern lie- ßen sich mit einer effektiven Informationsoffensive zu- mindest teilweise begegnen. Ein gutes Beispiel prakti- ziert derzeit der Flensburger Reederverein gemeinsam mit der IHK in der Fördestadt durch eine Ausstellung zu dieser Thematik. Die Bundesregierung kennt diese Pro- bleme bei der Seemannsausbildung, handelt allerdings höchst ambivalent. Denn obwohl sie die Ausbildung jun- ger Seemänner drei Jahre lang mit 25 000 Euro pro Platz fördert, sind politische Versäumnisse und bestehende bü- rokratische Hemmnisse zu einem Großteil mitverant- wortlich für die Misere auf dem inländischen Arbeits- markt für Seeleute: So ist etwa die Informationsarbeit der Agentur für Ar- beit nicht optimal: Ausbildungswege und -chancen sind dort – im Binnenland – kaum bekannt, so Erfahrungen von Berufs- und Hochschullehrern. Dies gilt insbeson- dere für den extremen Mangel an Bewerbern für die Weiterbildung zum Schiffsingenieur und Schiffstechni- ker mit vorausgegangener Berufsausbildung im Bereich Metall. In diesem Bereich gibt es relativ viele Arbeits- l D k A s w a B l p a d s d n B S u r B im m a r F A m in z s – m u d s w e b s d A V – d le S s n a L n e f (C (D ose in Landberufen, die von der Möglichkeit, an Bord ienst zu tun, nichts oder nur wenig wissen. Auch die Förderung von Ausbildungsinitiativen ommt offensichtlich zu kurz: Gefördert werden nur usbildungsverträge für Schiffsmechaniker und nauti- che Offiziersassistenten, obwohl der größte Teil der Be- erber im Rahmen von studentischen Praxissemestern usgebildet wird. Reedereien, die bewusst in diesem ereich aktiv sind und ausbilden und jedes Jahr circa Million Euro dafür investieren, sind nicht im Förder- rogramm. Hier fehlt es an der Gleichbehandlung. Un- bhängig davon wären weitere Verbandsinitiativen in iesem Bereich begrüßenswert. Aber auch Behördenbürokratismus behindert die Ein- tellung von Seeleuten: Oftmals sind die Entscheidungen er Behörden in den Hafenstädten für die Seeleute nicht achvollziehbar und werden als willkürlich empfunden. ranchenkenner beklagen, dass es seit Einführung des TCW-Abkommens immer wieder zu uneinheitlichen nd zum Teil inhaltlich nicht nachvollziehbaren Verfah- en kommt. So beispielsweise bei der Ausstellung von efähigungszeugnissen. Der Bürokratismus findet sich auch noch ansatzweise vorliegenden Seemannsgesetz: Nach Auffassung von ittelständischen Reedern sind Besatzungszeugnisse so usgestellt, dass diese Regelungen vor allem auf kleine- en Schiffen nicht einzuhalten sind. Die Folge ist purer ormalismus beim Ausfüllen der sicherheitsrelevanten rbeitsnachweise. Hier fehlt ein Bezug zur Realität. Es gilt, den Beruf des Seefahrers wieder attraktiver zu achen. Dazu gehört die Förderung von Ausbildungs- itiativen ebenso wie die Verkürzung der Ausbildungs- eit. So plant der Fachbereich Seefahrt der Fachhoch- chule Oldenburg seit längerem eine duale Ausbildung ein Studium und eine Berufsausbildung zum Schiffs- echaniker –, um die Ausbildungszeiten zu verkürzen nd zu optimieren. Dieses Vorhaben scheitert bisher lei- er am Interesse der Berufsbildungsstelle Seefahrt, die ich mit diesem Konzept anscheinend nicht anfreunden ill. Die Attraktivität des Seemannberufes hat aber auch twas mit der derzeitigen Situation der Seeleute im Hin- lick auf die See- und Hafensicherheit zu tun. Die An- chläge vom 11. September und den daraus resultieren- en erhöhten Sicherheitsanforderungen haben zu mehr uflagen, Einengungen und mehr Kontrollen geführt. or allem das erhöhte Sicherheitsbedürfhis der USA für das wir grundsätzlich Verständnis haben – schränkt ie Seeleute in ihrer Bewegungsfreiheit ein. Es kann al- rdings nicht angehen, dass die weltweit 1,25 Millionen eeleute in den Häfen sozusagen an Bord eingeschlossen ind und kaserniert werden, weil ihnen der Landgang icht gestattet oder über die Maßen erschwert wird. An merikanischen Häfen wird Seeleuten schon jetzt der andgang untersagt, wenn die Auflagen des ISPS-Codes icht bis zum i-Tüpfelchen erfüllt werden. Dies steht in klatantem Widerspruch zu dem Prinzip, dass Seeleute ür den Landgang keine Visa benötigen. 14476 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 154. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. Januar 2005 (A) ) (B) ) Zur Lösung dieses Problems hat die ILO eine Kon- vention über die Sicherheit und Gültigkeit der Ausweise für Seeleute erarbeitet, die den Landgang weiterhin un- gehindert ermöglichen soll. Die Umsetzung dieser Kon- vention haben wir im November letzten Jahres fraktions- übergreifend im Bundestag beschlossen. Sicherheit ist notwendig und im Sinne der Betroffe- nen auch erforderlich. Sie darf aber nicht noch weiter zu- lasten unserer Seeleute gehen. Darunter leidet dann auch die Attraktivität dieses traditionsreichen Berufsstandes. Die bisherigen Auswirkungen des ISPS-Codes bürden ihnen bereits genug Pflichten auf: Die leider zahlreichen Beispiele von Behinderungen und zum Teil auch Diskri- minierungen von Seeleuten nach Einführung der neuen Sicherheitsstandards offenbaren Regelungsbedarf. Denn dadurch sinken auch wieder die Chancen, neue Interes- senten für die vielfältigen Berufsmöglichkeiten an Bord zu finden. Zugespitzt formuliert: Einem jungen Berufs- anfänger ist es nur schwer zu vermitteln, dass er in sei- nem zukünftigen Beruf als potenzieller Terrorist einge- stuft wird. Unsere Seefahrtsschulen und Hochschulen in Deutschland bilden seit Jahrzehnten hoch qualifiziertes Seepersonal aus. Die Änderung des Seemannsgesetzes trägt einen kleinen Beitrag dazu bei, dass auf See wieder mehr Rechtssicherheit herrscht und somit der Beruf des Seemannes wieder attraktiver für junge Menschen wird. Die Umsetzung ist allerdings längst überfällig. Deutsch- land hinkt im europäischen Vergleich hinterher, obwohl in der Praxis die Bestimmungen schon seit langem prak- tiziert werden: Der gesetzliche Mindesturlaub für See- leute, die Regelungen für die Rückkehr in die Heimat, aber auch die erst mit einem Änderungsantrag nachge- reichte Krankenversorgung von ausländischen Seeleuten ist geboten und notwendig. Mit unserer Zustimmung heute verleihen wir ihr einen verbindlichen Rechtscha- rakter. Kritisch ist anzumerken, dass der Änderungsantrag der Koalition weitgehend systematischen Charakter hat und Maßnahmen enthält, die bei dem ersten Gesetzent- wurf schlichtweg vergessen wurden. Von übertriebener Sorgfalt kann hier keine Rede sein. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass mit der parlamentari- schen Beschlussfassung ein Signal an die Seeleute aus- geht und ihnen deutlich macht, dass wir ihren Beruf für bedeutend, notwendig und zukunftssicher erachten. Die Aufgabe aller Verantwortlichen ist es, den Optimismus, der zurzeit in der Seeschifffahrt herrscht, jungen Men- schen zu vermitteln. Die See ist und bleibt ein Berufs- feld, das Anerkennung vermittelt, das interessant ist, aber auch eines, das sich lohnen kann und Erfüllung be- deutet. Zwei weitere Gesetze sollen im Rahmen dieses Ent- wurfes gleichzeitig vom Bundestag beschlossen werden. Sie umfassen einen Änderungsantrag zum Mitbestim- mungsgesetz sowie eine Korrektur bei der Krankenfür- sorge im Rahmen der beruflichen Weiterbildung. Beiden Vorlagen stimmen wir zu, weil sie zum einen eine Kon- sequenz aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes sind und weil zum anderen die Krankenfürsorge im Rah- m D r N w t ü w d r e u r t l d 3 s u h b n b d s f ß l d h s h d m d l w u m F e W f c f Q u r z m W g s p s (C (D en der beruflichen Weiterbildung sichergestellt wird. a auch im Falle der Berufsweiterbildung die Zusiche- ung der Bundesregierung vorliegt, dass es zu keinem achteil der betroffenen Berufsgruppen kommt, halten ir an unserer Zustimmung fest. Zum vorgenannten Seemannsgesetz ein Wort eines al- en Husumer Fischers, wie es von Hans von Wecheln bermittelt wurde: Alln’s Gode kümmt von boben, aver at wi leev hebt, kümmt düür und ut de See. Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Mit em hier vorgelegten Gesetzentwurf streben die Regie- ungsfraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen ine Reihe von sozialen Verbesserungen für deutsche nd ausländische Seeleute an: Wir ermöglichen mit diesem Gesetz der Bundesregie- ung die Ratifizierung wichtiger Übereinkommen der In- ernationalen Arbeitsorganisation zum Recht der See- eute. Mit der Ratifizierung dieser Übereinkommen wird er gesetzliche Mindesturlaub für Seeleute von 28 auf 0 Kalendertage verlängert und die so genannte Heim- chaffung der Seeleute geregelt. Müssen Seeleute aus nvorhergesehenen Gründen im Ausland von Bord ge- en, zum Beispiel wegen der Insolvenz des Reeders, ha- en sie von nun an einen Anspruch auf die Rückführung ach Hause. Die Kosten dafür muss der jeweilige Reeder egleichen. Ich freue mich sehr, dass wir im Rahmen ieser Regelung zu einer Vereinbarung mit dem Deut- chen Reederverband gekommen sind, mit der wir die iskalischen Risiken für die Bundesrepublik ausschlie- en: Ist der zur Heimbringung verpflichtete Reeder zah- ungsunfähig, übernimmt der Deutsche Reederverband ie Kosten für die Heimführung der Seeleute. Darüber inaus schließen wir Lücken im Krankenversicherungs- chutz, insbesondere für ausländische Seeleute in Be- andlung in Deutschland. Die Krankenfürsorge des Ree- ers für seine ausländischen Seeleute endet nun nicht ehr mit dem Verlassen des Schiffes, sondern erst mit em Ablauf der 26. Woche nach diesem Zeitpunkt. Aus- ändische Seeleute sind also auch dann abgesichert, enn sie krankheitsbedingt das Schiff verlassen mussten nd in Deutschland weiterbehandelt werden müssen. Ich möchte mich aber nun dem Teil des Gesetzes wid- en, der mehr meiner Zuständigkeit innerhalb unserer raktion entspricht: Mit dem hier vorliegenden Gesetz- ntwurf stellen wir sicher, dass die Finanzierung von eiterbildungen in Gesundheitsberufen auch weiterhin ür die gesamte notwendige Dauer von drei Jahren gesi- hert wird. Es ist selbstverständlich, dass wir bei Beru- en, für die auch in der Zweitausbildung eine sehr hohe ualifikation vermittelt werden muss, weiterhin für eine nverkürzte Lehrdauer eintreten. Die Gesundheitsbe- ufe sind ein zukunftsweisendes, personalintensives und ugleich gesellschaftspolitisch bedeutendes Arbeits- arktsegment. Den teilweise sehr hohen Kosten der eiterbildung stehen ebenso hohe Vermittlungsquoten egenüber. Gleichzeitig steigt in unserer alternden Ge- ellschaft der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften in flegerischen Berufen. Über die Erstausbildung ist die- er Bedarf an Fachkräften nicht zu decken; hier sind wir Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 154. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. Januar 2005 14477 (A) ) (B) ) unbedingt auf die Weiterbildung bzw. Zweitausbildung angewiesen. Die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und SPD legen daher eine Regelung vor, die eine Verlängerung der Ausnahmeregelung um ein weiteres halbes Jahr vor- sieht. Damit geben wir den Trägern der Weiterbildungs- maßnahmen Planungssicherheit, ohne den aus meiner Sicht bedauerlicherweise notwendigen Druck auf die laufenden Bund/Länder-Gespräche zurückzunehmen. Wir erwarten aber gleichzeitig von den Ländern, dass sie spätestens zum Ablauf dieser Übergangsregelung eine dauerhafte Finanzierung des letzten Maßnahmedrittels außerhalb der Arbeitsförderung sicherstellen. Gerade die Frage der Schulkosten, die nach unserer Auffassung dauerhaft von den Ländern getragen werden sollen, muss in den nächsten sechs Monaten abschließend ge- klärt werden. Ich möchte auch daran erinnern, dass wir nur durch die Untätigkeit der Bundesländer in eine Situation ge- kommen sind, in der der Bundesgesetzgeber nun kurz- fristig eine Verlängerung der Ausnahmegenehmigung formulieren muss. Es war allen Bundesländern seit sie- ben – ich wiederhole: seit sieben – Jahren klar, dass ab dem 1. Januar 2005 eine Förderung der Weiterbildung in Gesundheitsberufen durch die BA nur dann erfolgt, wenn bei Beginn der Ausbildung eine Finanzierung des letzten Ausbildungsjahres durch Dritte zugesagt ist. Diese Anschlussförderung sollte in der Regel aus den Landeshaushalten erfolgen. Kein Bundesland bemühte sich aber bisher, eine entsprechende Anschlussfinanzie- rung auf die Beine zu stellen. Es ist ja lobenswert, dass die FDP bereits in der ver- gangenen Woche mit ihrem Antrag für eine großzügige Verlängerung der ursprünglich bis zum 31. Dezember 2004 befristeten Übergangsregelung um ein weiteres Jahr plädiert hat. So viel Großzügigkeit gegenüber den teil- weise doch sehr trägen Länderministerien und einen so freigiebigen Umgang mit Beitragsgeldern hätte ich von Ihnen wahrlich nicht erwartet. Aber glauben Sie allen Ernstes, dass Sie die Länder so dazu bekommen werden, endlich durch eine abgestimmte Lösung für die Förde- rung des dritten Jahres Planungssicherheit zu schaffen? Das Gegenteil wird der Fall sein: Die Länder werden sich mit Verweis auf die großzügige Verlängerung des Bundes beruhigt zurücklehnen und auch im Jahr 2005 keine An- stalten unternehmen, gemeinsam eine tragfähige Lösung für die Zukunft der Weiterbildung in Gesundheitsberufen zu finden. Im November 2005 werden wir alle wieder in dieser Runde zusammenkommen und feststellen müssen, dass wir auch für das Jahr 2006 eine neue Ausnahmere- gelung finden müssen. Ich freue mich dennoch sehr, dass Herr Niebel mit diesem Antrag endlich einmal die Bedeutung von BA- geförderten Weiterbildungen anerkennen muss. Herr Niebel, ansonsten stehen Sie doch immer hier an dieser Stelle und rechnen uns die immensen Kosten vor – Gel- der, welche die so genannte Weiterbildungsindustrie nach Ihrer Auffassung völlig sinnlos verpulvert. Obwohl Sie sonst nicht müde werden, den effizienten Umgang der BA mit Beitragsgeldern hoch und runter zu fordern, s d D W b l e g d g S r w r w d S d d t G d S n W s g u s J v i s d g f t f s v s b n B D r d h p v e B M B (C (D tellen Sie heute einen Antrag, der eine Mehrbelastung es BA-Haushaltes um 250 Millionen Euro bedeutet. ie späte Einsicht der FDP, dass öffentlich finanzierte eiterbildung ein sinnvolles Instrument moderner Ar- eitsmarktpolitik ist, honoriere ich sehr. Hans-Michael Goldmann (FDP): Es ist sehr erfreu- ich, dass wir im maritimen Bereich wieder einmal etwas instimmig auf den Weg bringen können. Die Änderun- en des Seemanngesetzes bringen mit den Umsetzungen er internationalen Übereinkommen einige Verbesserun- en der sozialen Situation und sozialen Sicherheit der eeleute. Ich schließe mich den Hoffnungen der Bundes- egierung an, dass wir mit den Regelungen vielleicht et- as am Wettbewerbsvorteil der Billigflaggen-Länder ütteln können. Wenn das mit der neuen Urkunde klappt, äre das ein deutlicher Fortschritt beim Kampf gegen as Unterlaufen der sozialen Mindeststandards in der chifffahrt. Deshalb hat die FDP-Bundestagsfraktion em Gesetzentwurf im Ausschuss zugestimmt. Doch leider schlägt auch bei diesem Gesetz wieder ie Unart der Regierung durch, kurzfristig Änderungsan- räge vorzulegen, die mit dem eigentlichen Thema des esetzes nichts zu tun haben. Bei der Abstimmung über as vorliegende Änderungspaket haben wir uns der timme enthalten, weil sich darin leider auch eine unsin- ige Regelung versteckt. Es geht darum, dass für die eiterbildungsförderung seit 1. Januar 1998 der Grund- atz gilt, dass die Dauer von geförderten Weiterbildun- en im Vergleich zur Dauer beruflicher Erstausbildung m mindestens ein Drittel der Ausbildungszeit verkürzt ein muss. Berufsabschlüsse, die als Erstausbildung drei ahre dauern, müssen als Weiterbildung also innerhalb on längstens zwei Jahren abgeschlossen sein. In einigen Gesundheitsfachberufen, so zum Beispiel n der Logopädie, scheitert eine Verkürzung der Um- chulungsdauer jedoch an Berufsgesetzen oder bestehen- en Bundes- und Landesgesetzen, teilweise auch auf- rund von EU-Richtlinien. Das Förderungsrecht sieht ür diese Fälle der bundes- oder landesrechtlich geregel- en, noch nicht verkürzbaren Ausbildungsdauer eine be- ristete Sonderregelung vor. Danach braucht eine Um- chulung, die bis zum 31. Dezember 2004 beginnt, nicht erkürzt durchgeführt zu werden, wenn sie aufgrund ge- etzlicher Regelung nicht verkürzt werden kann. In der Konsequenz heißt das, dass ab dem 1. Juli 2005 eginnende Umschulungen in Gesundheitsfachberufen ur noch für zwei Drittel der Ausbildungszeit durch die undesagentur für Arbeit gefördert werden können. ies gilt aber nur und auch nur dann, wenn die Finanzie- ung der Gesamtdauer der Maßnahme von Anfang an an- erweitig sichergestellt ist. Dies ist für die Auszubildenden in diesen Gesund- eitsfachberufen unzumutbar. Es ist auch arbeitsmarkt- olitisch absurd. In der Regel finden erfolgreiche Absol- entinnen und Absolventen nach der Ausbildung schnell inen sicheren Arbeitsplatz. Insbesondere in den neuen undesländern besteht zum Teil schon ein erheblicher angel an Arbeitskräften in Gesundheitsfachberufen. ei den Logopäden ist die Vermittlungsquote nach 14478 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 154. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. Januar 2005 (A) (C) (B) ) Abschluss der Ausbildung nahezu 100 Prozent. Bei den Logopäden handelt es sich zu einem großen Teil um Umschülerinnen wie Frauen nach der Erziehungsphase, die eine berufliche Neuorientierung anstreben. Die befristete Ausnahmeregelung betrifft Umschüler schaffen und dadurch den Schifffahrtsstandort Deutsch- land zu stärken. Mit der Ratifikation der Übereinkom- men wollen wir ein politisches Signal setzen, um die Be- ratungen über die Gesamtkonvention in Genf voranzubringen. und nicht Auszubildende in der Erstausbildung. Das be- deutet, dass zukünftig die Umschüler die Kosten für das dritte Ausbildungsjahr selbst tragen müssten. Zwar ha- ben die Umschüler im Vergleich zu jungen Menschen in der Erstausbildung eine größere Berufs- und Lebenser- fahrung und sind zu einer intensiveren schulischen Aus- bildung fähig. Aber sie haben häufig auch schwerwie- gendere soziale Probleme als junge Menschen in der Erstausbildung. Wenn der Gesetzgeber eine Mindestaus- bildungszeit ohne Verkürzungsmöglichkeit verlangt, darf dies nicht zulasten der Umschüler gehen. In Anbe- tracht der nicht unerheblichen Kosten für die Ausbildung werden sich nur wenige Umschüler die Ausbildung leis- ten können, wenn sie sie selbst bezahlen müssen. Die Union will die Länder stärker zur Finanzierung des dritten Ausbildungsjahres in die Pflicht nehmen und deshalb die Übergangsfrist um ein Jahr verlängern. Das wird aber angesichts der knappen Kassen in den Ländern nichts nützen, auch hier werden die Umschüler in der Konsequenz allein gelassen. Wir wollten die Befristung der Ausnahmeregelung streichen, weil aus der Vergangenheit ersichtlich ist, dass eine Finanzierung durch Dritte nicht erreicht wird, die Vermittlungsquote überaus erfolgreich ist und durch die demographische Entwicklung ein weiterer Fachkräfte- mangel programmiert ist. Doch leider hat sich Rot-Grün diesen Argumenten verschlossen. Gerd Andres, Parl. Staatssekretär beim Bundes- minister für Wirtschaft und Arbeit: Die Änderungen des Seemannsgesetzes regeln den bezahlten Jahresurlaub und die so genannte Heimschaffung der Seeleute neu, und ermöglichen damit die Ratifikation von zwei Über- einkommen der Internationalen Arbeitsorganisation. Ich will besonders darauf hinweisen, dass die beiden ILO- Übereinkommen Bausteine eines sehr wichtigen weiter gehenden Vorhabens der Internationalen Arbeitsorgani- sation sind: Dort wird derzeit ein Seearbeitsübereinkom- men beraten, mit dem alle Regelwerke in einer Urkunde zusammengefasst werden sollen. Ziel ist es, eine Gesamtkonvention zu schaffen, deren Bestimmungen bei Kontrollen in Vertragsstaaten auch gegen Schiffe von Nichtvertragsstaaten angewandt wer- den können. Dann können sich Billigflaggen keine unlau- teren Wettbewerbsvorteile mehr verschaffen, indem sie die Mindeststandards der Schiffssicherheit, der Arbeits- bedingungen und der sozialen Sicherung unterschreiten. Die Bundesregierung unterstützt diesen Ansatz, in ei- ner globalen Branche faire Wettbewerbsbedingungen zu B d r J n l h J C d n s f e c B d w W w j d r d s d d M r d s r o t Q i g w s g t G s (D Das Gesetz enthält auch eine Änderung des Dritten uches Sozialgesetzbuch: die letztmalige Verlängerung er Übergangsfrist für Umschulungen in Gesundheitsbe- ufen. Für Umschulungen, die bis zum 30. Juni dieses ahres beginnen, wird die Bundesagentur für Arbeit aus- ahmsweise noch für die gesamte dreijährige Umschu- ungszeit Förderleistungen erbringen. Der Gesetzgeber at allerdings schon bei Schaffung des SGB III in den ahren 1996/97 – also noch zu Regierungszeiten von DU/CSU und FDP! – eindeutig in der Gesetzesbegrün- ung klargestellt, dass die Bundesagentur für Arbeit icht dauerhaft zu einer dreijährigen Vollfinanzierung olcher Umschulungen herangezogen werden kann. Jetzt sind endlich weiter gehende Anstrengungen er- orderlich, um für das dritte Umschulungsjahr eine dau- rhafte Finanzierung außerhalb der Arbeitsförderung si- herzustellen. Diese Frage ist auch Gegenstand von und/Länder-Gesprächen, die in Kürze fortgesetzt wer- en sollen. Wir haben die Übergangsfrist verlängert, eil wir diese Gespräche konstruktiv begleiten möchten. ir erwarten aber von den Ländern, dass sie ihre Verant- ortung für die Finanzierung des dritten Umschulungs- ahres in den Gesundheitsfachberufen – insbesondere in er Altenpflege – wahrnehmen und die erforderlichen echtlichen Rahmenbedingungen schaffen. Damit verbunden ist die Forderung, einen wachsen- en Bedarf an Altenpflegerinnen und Altenpflegern ver- tärkt und vorrangig durch berufliche Erstausbildung zu ecken und durch geeignete Maßnahmen die Verbleibs- auer in diesem Beruf nachhaltig zu erhöhen. Schließlich enthält das Gesetz auch Änderungen des itbestimmungsgesetzes. Das Bundesverfassungsge- icht hat das Verfahren zur Delegiertenwahl für die Wahl er Aufsichtsratsmitglieder der Arbeitnehmer für verfas- ungswidrig erklärt. Es hält das derzeit geltende Quo- um, nach dem jeder Wahlvorschlag von einem Zehntel der 100 der jeweils wahlberechtigten Arbeitnehmer un- erzeichnet sein muss, für zu hoch. Mit dem vorliegenden Änderungsantrag wird das uorum abgesenkt: Im Mitbestimmungsgesetz und im nsofern gleich lautenden Montan-Mitbestimmungser- änzungsgesetz wird es auf ein Zwanzigstel oder 50 der ahlberechtigten Arbeitnehmer abgesenkt. Dies ent- pricht der Regelung, wie sie im Betriebsverfassungs- esetz für Wahlvorschläge der Arbeitnehmer zur Be- riebsratswahl bereits vorgesehen ist. Für kleinere ewerkschaften steigt so die Chance, einen Delegierten- itz zu erhalten. 154. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 27. Januar 2005 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515400000

Die Sitzung ist eröffnet.
Der Kollege Peter Rauen hat gestern seinen

60. Geburtstag gefeiert. Ich darf ihm dazu im Namen des
Hauses die besten Wünsche übermitteln.


(Beifall)

Außerdem gebe ich bekannt, dass der Kollege Jann-

Peter Janssen mit Wirkung vom 24. Januar 2005 auf
seine Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag verzichtet
hat. Als Nachfolger hat der Abgeordnete Lars Klingbeil
am selben Tag die Mitgliedschaft im Deutschen Bundes-
tag erworben. Ich begrüße den neuen Kollegen sehr
herzlich.


(Beifall)

Hinsichtlich der Besetzung von Gremien möchte ich

Sie informieren, dass ich auf Vorschlag des Haushalts-
ausschusses die Kollegen Bernhard Brinkmann für die
Fraktion der SPD, Jochen-Konrad Fromme für die
Fraktion der CDU/CSU und Otto Fricke für die Frak-
tion der FDP sowie die Kollegin Anja Hajduk für die
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen als Mitglieder
des Verwaltungsrates der neu errichteten Bundesanstalt
für Immobilienaufgaben benennen werde.

Redet
Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene
Tagesordnung um die in der Zusatzpunktliste aufge-
führten Punkte zu erweitern:

ZP 1 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der CDU/CSU
Unterschiedliche Meinungsäußerungen aus Koalition und
Bundesregierung zu Studiengebühren

(siehe 153. Sitzung)


ZP 2 Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren

(Ergänzung zu TOP 22)

Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Ernst Dieter
Rossmann, Jörg Tauss, Dr. Hans-Peter Bartels, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der SPD, der Abgeordneten Grietje
Bettin, Volker Beck (Köln), Birgitt Bender, weit
neter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/D
sowie der Abgeordneten Cornelia Pieper, Dr. K
Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und de
FDP: Impulse für eine internationale Ausr

(C (D ung n 27. Januar 2005 0 Uhr Schulwesens – Den Bildungsstandort Deutschland auch im Schulbereich stärken – Drucksache 15/4723 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Innenausschuss ZP 3 Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses die Bundesregierung: Entwurf eines Rahmenbeschlusses über die Vorratsspeicherung von Daten, die in Verbindung mit der Bereitstellung öffentlicher elektronischer Kommunikationsdienste verarbeitet und aufbewahrt werden, oder von Daten, die in öffentlichen Kommunikationsnetzen vorhanden sind, für die Zwecke der Vorbeugung, Untersuchung, Feststellung und Verfolgung von Straftaten, einschließlich Terrorismus Ratsdok.-Nr. 8958/04 – Drucksachen 15/3696 Nr. 2.15, 15/4748 – Berichterstattung: Abgeordnete Axel Schäfer Michael Grosse-Brömer Jerzy Montag Sibylle Laurischk ZP 4 Beratung des Antrags der Abgeordneten Wolfgang Börnsen Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Wettbe ext werbsfähigkeit der deutschen Immobilienwirtschaft sicherstellen – Immobilien und Versicherungsmakler stärken – Drucksache 15/4714 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss für den Beginn der Beratung soll, soweit gewichen werden. aus ist vorgesehen, die Tagesordnungs 13, 16, 18 und 23 d abzusetzen und erer AbgeordIE GRÜNEN arl Addicks, r Fraktion der ichtung des Von der Frist erforderlich, ab Darüber hin punkte 10, 12, Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner morgen den Tagesordnungspunkt 20, Änderung des Bundeswahlgesetzes, bereits nach dem Tagesordnungspunkt 15, Änderung der Art. 35 und 87 a des Grundgesetzes, aufzurufen. Schließlich mache ich auf eine nachträgliche Ausschussüberweisung im Anhang zur Zusatzpunkteliste aufmerksam: Der in der 152. Sitzung des Deutschen Bundestages überwiesene nachfolgende Gesetzentwurf soll zusätzlich dem Ausschuss für Tourismus beratung überwiesen werden. Gesetzentwurf der Abgeordneten Olaf Scholz, Hermann Bachmaier, Sabine Bätzing, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk, Volker Beck rer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Umsetzung europäischer Antidiskriminierungsrichtlinien – Drucksache 15/4538 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Innenausschuss Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Verteidigungsausschuss Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss gemäß § 96 Sind Sie mit diesen Vereinbarungen einverstanden? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 3 a und 3 b auf: a)


(Ergänzung zu TOP 23)


(Bönstrup), Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, weiterer





(A) )


(B) )


gierung
Jahreswirtschaftsbericht 2005 der Bundesre-
gierung
Den Aufschwung stärken – Strukturen verbes-
sern
– Drucksache 15/4700 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung
Jahresgutachten 2004/2005 des Sachverständi-
genrates zur Begutachtung der gesamtwirt-
schaftlichen Entwicklung
– Drucksache 15/4300 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Finanzausschuss

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(C (D Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Tourismus Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache zwei Stunden vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Bundesinister Wolfgang Clement. Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft nd Arbeit: Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Nach dem bedrückend beeindruckenden Gedenen an die unfassbaren Verbrechen der Deutschen ist es icht ganz leicht, jetzt über den Jahreswirtschaftsbericht u sprechen, über ökonomische Daten und Fakten, über tatistiken und Perspektiven. Gerade in einer Zeit, in der echtsradikale Geister in unserem Land sich wieder zu ort melden, und zwar in einer die Opfer schmähenden nd, wie ich meine, damit uns beleidigenden, geradezu bszönen Art und Weise, ist das Bemühen um Wachsum, um Arbeitsplätze und um eine neue Balance der soialen Gerechtigkeit sicher nicht die einzige Antwort, ie wir zu geben haben, aber eine der Antworten, die in iner solchen Phase der Geschichte der Bundesrepublik ichtig sein können. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Ich möchte mich vor diesem Hintergrund auch gegen
o manches Zerrbild wehren, das von unserem Land ge-
eichnet wird. Diese Bundesrepublik Deutschland ist un-
eachtet aller Diskussionen eine der wirtschaftsstärksten
ationen der Welt; das wissen wir. Es ist ein Land der
ozialen Marktwirtschaft. Es ist ein soziales und ökolo-
isch verantwortetes Land, in dem wir leben. Es gibt
icht viele Länder auf der Welt mit vergleichbaren öko-
omischen Daten, mit einer vergleichbaren sozialen Si-
herheit und mit einer vergleichbaren ökologischen Aus-
tattung zum Schutz von Klima und Umwelt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


eshalb wenden wir uns mit dem Jahreswirtschafts-
ericht, den Sie offensichtlich schon seit Tagen in der
and haben – das entnehme ich der zum Teil munteren
ritik –, auch gegen den immer noch grassierenden
egativismus in Deutschland; das ist darin auch im Ein-
elnen belegt. Wir tun das mit Hinweis auf die Stärken,
uf die Pluspunkte unseres Landes. Davon will ich Ih-
en einige nennen:
Erstens. Man muss offensichtlich häufig wiederholen,

ass dieses Land so exportstark ist wie zurzeit kein ande-
es auf der Welt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

Kein anderes Land auf der Erde hat im Jahre 2003 mehr
Waren erfolgreich exportiert als die Bundesrepublik
Deutschland. Es spricht alles dafür, dass dies auch im
vergangenen Jahr der Fall gewesen ist, dass wir also von
dieser Exportstärke nichts verloren haben.

Ich verweise zweitens auf die hohe preisliche Wett-
bewerbsfähigkeit Deutschlands. Wir haben nämlich in
unserem Land in den letzten Jahren eine außerordentlich
moderate und konstante Entwicklung der Lohnstückkos-
ten zu verzeichnen gehabt – anders als in den meisten
anderen Ländern des Euroraums. Nicht zuletzt dadurch
hat sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deut-
schen Wirtschaft, gemessen an den realen Lohnstück-
kosten, erheblich verbessert. Im Verein mit dem guten
Image der deutschen Wirtschaft und der hohen Qualität
deutscher Produkte hilft dies, Marktanteile auch ange-
sichts eines im Verhältnis zum Euro schwachen Dollars
zu verteidigen.

Ich verweise als dritte Stärke auf die geringen Infla-
tionsraten in Deutschland. Der harmonisierte Index der
Verbraucherpreise ist in Deutschland zwischen 1995 und
2004 jährlich um 1,3 Prozent gestiegen. Im gesamten
Euroraum betrug die Inflationsrate 1,9 Prozent.

Ich verweise viertens auf die außerordentlich niedrige
Steuerquote in Deutschland: 21,5 Prozent des Bruttoin-
landsprodukts. Mit dieser Steuerquote stehen wir im in-
ternationalen Vergleich hervorragend da. Wenn ich noch
die Abgabenquote nennen darf – sie erhält man, wenn
man zu der Steuerquote die Sozialversicherungsbeiträge
hinzurechnet –: Wir liegen mit 36,2 Prozent nach Groß-
britannien mit 35,9 Prozent an zweiter Stelle; wir liegen
aber deutlich vor Frankreich mit 44,2 Prozent oder Ita-
lien mit 41,1 Prozent. Der Prozess der Senkung der Steu-
erquote geht ja weiter. Gerade haben wir die letzte Stufe
der Steuerreform 2000 umgesetzt, die die Unternehmen
und die Bürger noch einmal um 6,8 Milliarden Euro ent-
lastet. Ebenso geht der Prozess der Senkung der Lohn-
nebenkosten weiter. Ab 1. Juli werden die Unternehmen
– das kommt insbesondere den kleinen und mittleren
Unternehmen in Deutschland zugute – durch die Sen-
kung der Beiträge in der gesetzlichen Krankenversiche-
rung um rund 4,5 Milliarden Euro entlastet. All dies sind
Instrumente und Maßnahmen, mit denen wir die Rah-
menbedingungen für die Wirtschaft in Deutschland ver-
bessern.

Ich will fünftens noch auf die hohe technologische
Leistungsfähigkeit in Deutschland verweisen. Auch da
liegen wir international vorn. Nach den Erfindern aus
den USA haben deutsche Erfinder im Jahr 2003 die
meisten Patente in der Welt angemeldet. Der deutsche
Anteil am Aufkommen aller Patente in der Welt liegt bei
19 Prozent.

Als sechsten Pluspunkt verweise ich darauf, dass die
Forschungs- und Entwicklungsausgaben bei uns in
Deutschland seit Jahren ansteigen. Wir liegen jetzt bei
2,5 Prozent des Bruttosozialprodukts. Ich bin damit
nicht zufrieden; wir alle sind damit nicht zufrieden. Das
muss weiter steigen. Aber wir haben diese Ausgaben
Schritt für Schritt erhöht und liegen zurzeit vor den gro-
ßen europäischen Industrienationen, aber beispielsweise

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(C (D icht vor den USA oder Japan. Wir müssen dringend die ufwendungen für Wissenschaft und Forschung erhöen. Deshalb werden wir ja nicht müde, an Sie, die Koleginnen und Kollegen von Union und FDP – insbesonere der Union –, zu appellieren, durch Zustimmung um steuerlichen Subventionsabbau dazu den Weg frei u machen. Ich denke hier etwa an die Eigenheimzulage. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie deutsche Position in diesem Bereich ist trotzdem
ut. Wir haben bei allem, was wir im Bildungssystem zu
orrigieren und zu reformieren haben – wir alle wissen,
orüber wir sprechen –, dennoch keinen Grund, unser
icht gleich völlig unter den Scheffel zu stellen. Es ist
chon bemerkenswert, dass nur in den USA und in der
chweiz der Anteil derjenigen Bürgerinnen und Bürger,
ie über einen Abschluss des Sekundarbereichs II, näm-
ich das Abitur, verfügen, höher ist. Aber wir wissen,
ass unser Schulwesen deutlich besser werden muss.
erner wissen wir – jetzt greife ich einen Aspekt aus
einem Geschäftsbereich auf –, dass wir das Verhältnis
wischen Schulen und Betrieben dringend verbessern
üssen. Ich setze darauf, dass wir mit dem Ausbildungs-
akt auf diesem Gebiet weiterkommen. Deshalb begrüße
ch ausdrücklich die Kampagne wichtiger deutscher Un-
ernehmen, die gestern in Berlin gestartet worden ist.
nter dem Stichwort „Wissensfabrik“ wollen sie 1 000
nternehmen zusammenbekommen, die durch Paten-
chaften mit Schulen und ihr Engagement dazu beitragen
ollen, dass die Orientierung in unseren Schulen auf das
erufs- und Wirtschaftsleben intensiver und der Über-
ang in das Berufs- und Arbeitsleben für viele Schüle-
innen und Schüler verbessert wird. Ich habe darauf
chon in unserer letzten Debatte hingewiesen.
Ich verweise auf den siebten Pluspunkt, nämlich die

ervorragende Infrastruktur in Deutschland, und zwar
icht nur im verkehrlichen Bereich, sondern auch in den
ereichen der Nachrichtenübermittlung und der Ener-
ieversorgung.
Angesichts der Diskussion, die wir um das Energie-
irtschaftsgesetz führen – achter Pluspunkt –, ist es mir
ehr wichtig, deutlich zu machen, dass wir, bezogen auf
ie Strom- und Gasnetze, zwar selbstverständlich Wett-
ewerb brauchen, dabei aber auch darauf achten müssen,
ass die Investitionsfähigkeit unserer Energieversor-
ungsunternehmen erhalten bleibt; denn wir brauchen
ine sichere Energieversorgung. Ich unterstreiche noch
inmal das, was ich gestern schon öffentlich gesagt
abe: Daneben müssen die energieintensiven Unterneh-
en in Deutschland ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten
önnen. Das sind insbesondere die Unternehmen, die in
ußerordentlich hohem Maße auf die Versorgung mit
trom angewiesen sind, wie beispielsweise die Alumi-
iumindustrie. Wir müssen alles tun, damit diese Unter-
ehmen, diese Industrien, diese Branchen am Standort
eutschland bleiben können.


(Beifall bei der SPD)

ie gehören zum Cluster der Automobilindustrie in
eutschland und zu anderen. Deshalb müssen wir bei






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

der sehr wichtigen Reform des Energiewirtschaftsrechts
mit Augenmaß vorangehen.

Als neunten Punkt hebe ich die Bedeutung des sozia-
len Friedens in Deutschland hervor. Ich habe den Ein-
druck, bei mancher Diskussion wird vergessen, wie
wichtig es ist, dass in Deutschland zwischen Unterneh-
men und Gewerkschaften ein hohes Maß an sozialem
Frieden erzeugt worden ist, sodass beispielsweise die
Zahl der durch Streik verloren gehenden Arbeitstage im
internationalen Vergleich außerordentlich niedrig ist.
Und zwar wurde trotz der vielen Warnungen und Be-
fürchtungen von Ihrer Seite und ungeachtet der Forde-
rungen, die Gesetze zu ändern, auf dem Wege der be-
trieblichen Vereinbarungen in den Unternehmen in
Deutschland eine Flexibilität herbeigeführt, Herr Kol-
lege Brüderle, die ihresgleichen sucht: 50 Prozent der
heute in Deutschland Erwerbstätigen arbeiten nach fle-
xiblen Arbeitszeiten. Ich weiß nicht, wie viele Volks-
wirtschaften schon so weit sind. 40 Prozent der deut-
schen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeiten
auf der Basis von Arbeitszeitkonten. Wir brauchen diese
Flexibilität, die auf freiwillige Weise, ohne gesetzliche
Änderungen, ohne Eingriffe in die Tarifhoheit und -frei-
heit hergestellt worden ist. Wir setzen darauf, dass dies
weitergeht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, das sind einige der
Aspekte, die uns veranlassen, zu sagen, dass es in
Deutschland wirtschaftlich aufwärts geht. Das zeigt das
wirtschaftliche Wachstum, das wir im vergangenen
Jahr hatten, und das, was wir für dieses Jahr erwarten.
Die 1,6 Prozent sind nicht zu hoch veranschlagt. Das
wissen alle Beteiligten. Wir brauchen mehr wirtschaftli-
ches Wachstum, um in Deutschland mehr Beschäftigung
erzeugen zu können. Aber wir sind auf dem Pfad des
wirtschaftlichen Wachstums. Es bleibt richtig: Die Phase
der Stagnation ist vorbei. Es kommt jetzt darauf an, uns
insbesondere mit einer Fortsetzung der zügigen Reform-
arbeit darauf zu konzentrieren, den Aufschwung in
Deutschland in einen lang anhaltenden Wachstumspro-
zess übergehen zu lassen und dazu alle unsere Kräfte zu
mobilisieren.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das Gleiche haben Sie letztes Jahr auch gesagt!)


– Richtig, Herr Kollege. Deshalb werde ich nicht müde
werden, dies auch jetzt wieder zu sagen. Darin finde ich
immer mehr Unterstützung, Herr Kollege Hinsken. Das
ist vielleicht etwas, was Sie beachten sollten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist sehr gut, dass gerade heute die Gesellschaft für
Konsumforschung nach einer Befragung von 2 000 Bür-
gerinnen und Bürgern mitgeteilt hat, dass sich das Kon-
sumklima in Deutschland im Dezember deutlich verbes-
sert habe, dass die aus den Untersuchungen dieser
Gesellschaft seit Oktober 2004 berechneten Daten ein-
deutig nach oben zeigten, dass sich alle Einzelindikato-
ren – die Einkommenserwartungen der Bürger, die Kon-

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(C (D unkturerwartungen der Bürger und ihre Neigung zu nschaffungen – in einem deutlichen Aufwärtstrend beänden und dass die Zuversicht vieler Bürgerinnen und ürger hinsichtlich der Entwicklung der Einkommen ufgrund des größten Schrittes, den wir getan haben, achse. Sie werden verstehen, dass ich dies sehr berüße. Ich versuche ja entgegen Ihren Unkenrufen, die ürgerinnen und Bürger zum Konsum zu ermutigen. Ich egrüße natürlich, dass gerade jetzt der Ifo-Geschäftskliaindex, die ZEW-Konjunkturerwartung der Analysten nd die Ergebnisse der Untersuchung der GfK veröffenticht wurden. Alle Indikatoren, die uns zurzeit vorliegen, eisen nach oben. Deshalb ist meine Bitte an Sie: Verabchieden Sie sich von Ihrer Neigung zum Pessimismus nd zur Schwarzmalerei (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


nd wirken Sie daran mit, alles zu tun, was notwendig
st, um die Stimmung in Deutschland zu verbessern und
ie wirtschaftliche Erholung zu unterstützen.
In unserem Jahreswirtschaftsbericht sagen wir sehr

eutlich – das habe ich gestern noch deutlicher zu sagen
ersucht –: Es dauert länger als erwartet, bis sich die
irtschaftliche Erholung auch auf den Arbeitsmarkt
uswirkt. Ich habe bezüglich der aktuellen Daten darauf
ingewiesen: Anfang Januar dieses Jahres haben wir die
isherigen Systeme der Arbeitslosenhilfe und der Sozial-
ilfe, der staatlichen und der kommunalen Fürsorge, zu
inem System zusammengeführt. Dadurch nehmen wir
inige 100 000 Menschen – niemand von uns weiß zur
tunde, wie viele es genau sind; es können 200 000,
00 000 oder noch mehr Menschen sein –, die bisher So-
ialhilfe bezogen haben und erwerbsfähig sind bzw. als
rwerbsfähig gelten, aber nicht in der Arbeitslosenstatis-
ik aufgeführt waren, in die Arbeitsvermittlung auf. Der
ffekt ist, dass wir die Dunkelziffer des Arbeitsmarktes
m diese Arbeit suchenden Menschen verringern.
Gleichzeitig entsteht dadurch im Januar dieses Jahres

om Arbeitsmarkt in Deutschland ein Bild, das viel
omplizierter als je zuvor ist. Darauf will ich in aller
larheit und Deutlichkeit hinweisen; denn ich weiß, wie
olche Entwicklungen auch interpretiert werden können.
ie momentan stattfindende saisonal begründete Ver-
chlechterung der Situation auf dem Arbeitsmarkt, die
atsache, dass sich die Arbeitsagenturen auf die Technik
es Zusammenführens von Arbeitslosenhilfe und Sozial-
ilfe konzentrieren mussten, vor allen Dingen aber, dass
etzt Menschen, die bisher Sozialhilfe bezogen haben, in
er Arbeitslosenstatistik auftauchen – all dies wird dazu
ühren, dass die Arbeitsmarktzahlen, die wir für die
ommenden Monate erwarten, mit denen, die wir bisher
ewohnt waren, nicht vergleichbar sein werden.
Dennoch sage ich: Wir müssen damit rechnen, dass

ie durchschnittlichen Arbeitslosenzahlen in diesem Jahr
teigen. Das hat mit dem Überhang aus dem Jahr 2004
u tun. Ende des Jahres 2004 gab es in Deutschland etwa
0 000 Arbeitsuchende mehr, als zuvor kalkuliert wor-
en war. Im Jahr 2005 wird sich dieser Überhang – ge-
echnet auf den Jahresdurchschnitt – in einer Größenord-
ung von etwa 50 000 bemerkbar machen. Wenn wir den






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

aus der Hartz-IV-Reform resultierenden statistischen Ef-
fekt berücksichtigen – das haben weder die Sachverstän-
digen in ihrem Gutachten noch wir getan; wir können
ihn auch nur ungefähr beziffern –, dann rechnen wir für
das Jahr 2005 im Jahresdurchschnitt mit einer Erhöhung
der Arbeitslosenzahlen um 150 000.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Ein Minus ist etwas anderes! – Gegenruf des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD]: Da fuchtelt er schon wieder herum!)


– Das ist nur schwer zu verstehen, Herr Kollege. Den-
noch wird es zu der Entwicklung kommen, dass die Ar-
beitslosigkeit – das jedenfalls ist unsere Erwartung, die
in unseren Darstellungen auch belegt ist – im Jahresver-
lauf um etwa 200 000 sinken wird, sodass die Arbeitslo-
senzahlen Ende 2005 – das erwarten wir – um etwa
200 000 niedriger sein werden als Ende 2004.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das alles ist noch nicht die große Wende am Arbeits-
markt, die ohnehin niemand auf Knopfdruck herbeifüh-
ren kann und für die es auch kein Patentrezept gibt. Aber
das ist der Beginn einer Phase – wir sind überzeugt da-
von –, die peu à peu zu einer Reduzierung der Arbeitslo-
sigkeit in Deutschland führen wird, auch wenn sich die
Zahlen zu Beginn dieses Jahres in einer für diejenigen,
die sich nicht mit den einzelnen Effekten beschäftigen
können, erschreckenden Weise verschlechtern werden.
Das ist die gegenwärtige Situation.

Eine weitere Bitte, die ich an alle, die mithelfen wol-
len, richte, ist: Lassen Sie uns vor allen Dingen darauf
konzentrieren, die Jugendarbeitslosigkeit in Deutsch-
land zu senken. Uns allen, den Arbeitsagenturen, den
Arbeitsgemeinschaften und den Kommunen stehen die
entsprechenden Instrumente zur Verfügung. Wir alle ha-
ben andere und mehr Instrumente zur Bekämpfung der
Jugendarbeitslosigkeit als je zuvor.

Ich setze darauf, dass möglichst viele Bürgerinnen
und Bürger, diejenigen, die in Unternehmen, Verwaltun-
gen, Instituten und Institutionen Verantwortung tragen,
Manager, Unternehmer, Personalräte, Betriebsräte und
vor allen Dingen diejenigen, die in der Jugendarbeit Ver-
antwortung tragen, dabei helfen, dass nach Möglichkeit
– darum habe ich schon einmal gebeten – in vielen, mög-
lichst in allen Regionen Deutschlands Jugendkonferen-
zen stattfinden und dass wir uns auf jeden Fall mit dem
Thema Jugendarbeitslosigkeit beschäftigen; denn es ist
dringend notwendig, der allgemeinen Arbeitslosigkeit
den Nachwuchs zu entziehen.

Ich habe gesagt, dass wir die Reformarbeit fortset-
zen müssen. Dazu sind im Jahreswirtschaftsbericht die
Ansätze genannt. Es geht um die Fortsetzung der Re-
form der sozialen Sicherungssysteme. Wir nennen als
Ziel, die Lohnnebenkosten in Deutschland mittelfristig
unter 40 Prozent zu bringen. Ich nenne die Marktliberali-
sierung und den Bürokratieabbau. Ich habe schon auf die
Notwendigkeit eines unverfälschten Wettbewerbs im
Hinblick auf die Strom- und Gasnetze hingewiesen. Ich
verweise auf das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschrän-

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(C (D ungen, das wir jetzt an das europäische Recht anpassen üssen; das bedeutet dann weniger Bürokratie für die nternehmen und mehr Eigenverantwortung in der echtsanwendung. Ich verweise auf die von uns beabichtigte Reform des Vergaberechts für die öffentliche eschaffung. Auch wenn der BDI und andere das kritiieren: Das ist wichtig, weil das öffentliche Auftragsween auf diese Weise transparenter und anwendungsreundlicher wird. Ich verweise auf die Notwendigkeit er Reform der Mittelstandsfinanzierung, der Grünungsfinanzierung, an der wir arbeiten und von der ein eil auch davon abhängt, ob wir durch den Wegfall der igenheimzulage die Mittel bekommen, um mit der irtschaft zusammen einen Seed-Kapital-Fonds für die ründung von technologieorientierten Unternehmen ufzubauen. Ich verweise auf den Aufbau Ost, bei dem wir durch ie stärkere Konzentration auf die regionalen und sektoalen Potenziale in Ostdeutschland – beispielsweise urch Innovationskonferenzen, beispielsweise durch lusterkonferenzen – mehr Bewegung in die wirtschaftiche, in die strukturelle Entwicklung zu bringen versuhen. Es werden im Laufe dieses Jahres eine Reihe von nnovationskonferenzen und eine Reihe von Clusterkonerenzen stattfinden, die wir schon angekündigt haben. Ich will aber auch deutlich machen, meine Damen nd Herren, dass zum Erfolg, zum Wachstum in eutschland auch die Einordnung unserer Politik in den uropäischen und in den weltweiten Rahmen gehört. eshalb haben wir – der Bundeskanzler, der Bundesfianzminister und ich – sehr deutlich gemacht und ich ill das unterstreichen: Jawohl, wir brauchen in eutschland eine Weiterentwicklung des Stabilitätsnd Wachstumspaktes. Wir müssen dafür sorgen, dass ieser Pakt auch dem Ziel dient, das die Staatsund Reierungschefs uns und sich in Lissabon gesetzt haben: as Wachstum zu fördern. Das können wir nicht mit eier mechanistischen Politik erreichen, sondern dafür üssen wir mit Rücksicht auf die konjunkturellen Enticklungen in den Mitgliedstaaten der Europäischen nion angemessen flexibel reagieren können. Ich verweise auf die Notwendigkeit, den Binnenarkt in Europa zu vervollkommnen, insbesondere urch eine weitere Öffnung der Dienstleistungsmärkte, nd plädiere deshalb für eine konstruktive und zügige eratung und Verabschiedung der Dienstleistungsrichtliie – selbstverständlich, wie wir es in unserem Bericht eutlich machen, unter Wahrung der berechtigten chutzbelange der Mitgliedstaaten etwa im Arbeitsrecht, twa im Gesundheitsrecht, etwa im Bereich der inneren icherheit. Ich verweise auf die Notwendigkeit der Modernisie ung der europäischen Industriepolitik. Wir brauchen und dazu haben der Bundeskanzler, der französische räsident und der britische Premier die Signale gesetzt – ine Erneuerung, eine Renaissance der Industriepolitik ier in Europa. Wir sind auf dem Wege, dies zu praktiieren, beispielsweise bei der Automobilindustrie, bei er europäischen Chemikalienpolitik und auf anderen Bundesminister Wolfgang Clement Feldern. Gerade auf den Märkten in der Welt, auf denen die deutsche und die europäische Industrie im weltweiten Wettbewerb stehen, brauchen wir ein „level playing field“, also gleiche oder zumindest annähernd gleiche Wettbewerbsbedingungen. Wir müssen uns von der Vorstellung lösen, wir in Deutschland oder Europa könnten die Maßstäbe für den weltweiten Wettbewerb allein setzen. Nein, diese Maßstäbe werden auch in Japan, in den USA und anderswo gesetzt und darauf muss sich unsere Industrie einstellen können. Meine Damen und Herren, es ist natürlich schwer, in 20 Minuten darzustellen, was in einem Jahreswirtschaftsbericht enthalten ist; darum konnte ich es nur mit wenigen Strichen zu skizzieren versuchen. Zudem musste ich noch zum Sachverständigenbericht Stellung nehmen. An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, den Sachverständigen für ihre Arbeit zu danken. Ich bin überzeugt, dass wir mit dem, was wir hier auf den Weg bringen bzw. gebracht haben, und mit dem, was wir – ich kann es hier nur skizzenhaft andeuten – auf den Weg bringen werden, die Voraussetzungen für mehr Wachstum und mehr Beschäftigung in Deutschland verbessern können. Diese Voraussetzungen sind zur Stunde günstig wie seit Jahren nicht mehr. Wir müssen die Gunst der Stunde nutzen. Damit werden wir dann auch das schaffen können, was wir uns vorgenommen haben: das Vertrauen der Konsumenten und der Investoren zu stärken und so den Aufschwung zu festigen und auf diese Weise unseren Beitrag für mehr Beschäftigung und weniger Arbeitslosigkeit in Deutschland zu leisten. Das ist das Hauptziel, das wir verfolgen, nämlich die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland, die uns alle bedrücken muss und viele von uns auch bedrückt, endlich zu verringern. Damit wir das schaffen können, dürfen wir von unserem Weg nicht abweichen. Wir müssen den Weg unserer Reformen, den wir mit der Agenda 2010 und dem, was daraus abzuleiten ist, eingeschlagen haben, konsequent weitergehen. Dazu lade ich ein und bitte ich um Unterstützung. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





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(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: 24 Minuten!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515400100

Das Wort hat der Kollege Ronald Pofalla, CDU/CSU-

Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Ronald Pofalla (CDU):
Rede ID: ID1515400200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Bundeswirtschaftsminister, ich stimme Ihnen zu:
Nach dem politischen Terminkalender ist es in der Tat
leider manchmal so, dass unmittelbar im Anschluss an
eine bewegende Gedenkstunde eine Wirtschaftsdebatte
stattfindet. Bei allen Unterschieden, die wir haben, sind
uns allen in der Gedenkstunde die Gemeinsamkeiten der

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(C (D emokraten des Deutschen Bundestages zu Recht deutich geworden. Dafür will ich mich bedanken. Herr Bundeswirtschaftsminister, ich habe Ihrer Rede ehr aufmerksam zugehört und habe natürlich auch den ahreswirtschaftsbericht gelesen. Ich kann es Ihnen nicht rsparen, zu sagen, dass ich nicht nur von Ihrer Rede, ondern noch mehr vom Inhalt des Jahreswirtschaftsbeichts enttäuscht bin, weil Sie dem deutschen Parlament rotz der höchsten Arbeitslosigkeit seit der Gründung er Bundesrepublik Deutschland hier und heute und uch in dem Bericht keinen einzigen Vorschlag unterreitet haben, wie Sie als der zuständige Minister diese öchste Arbeitslosigkeit beseitigen wollen. Das ist ein rstklassiger politischer Offenbarungseid. Der Bundeskanzler hat zum Jahreswechsel mitgeteilt Herr Clement, das werden Sie registriert haben –, dass er Bundeswirtschaftsminister für das Gelingen von artz IV persönlich verantwortlich ist. Ich finde, dass ar eine bemerkenswerte Mitteilung. Als diese Mitteiung kam, habe ich mich gefragt, was Wolfgang Clement chon wieder angestellt hat. Warum betont der Bundesanzler die ohnehin eindeutige politische Verantwortichkeit des Bundeswirtschaftsund -arbeitsministers? ie Antwort ist relativ klar: Ihr Bundeskanzler wollte ich vorsorglich von ihm absetzen. In der Politik beeichne ich das als prophylaktische Distanzierung. (Hubertus Heil [SPD]: Wir sind doch nicht in der CDU!)


(Beifall im ganzen Hause)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


err Clement, um die Jahreswende herum sind Sie für
erschiedene Hintergrundberichte interviewt worden. Ih-
er Nervosität zum Jahreswechsel habe ich entnehmen
önnen, dass Sie genau diese Gefahr gesehen haben. Sie
ussten wissen, dass dieser Bundeskanzler für die ein-
elnen Bundesminister nicht verlässlich ist, wenn es
chwierig wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Uwe Küster [SPD]: Ein vergeblicher Versuch!)


Nun zum Layout des Jahreswirtschaftsberichts.
ort ist ein Kind auf der Schaukel abgebildet. Was soll
ns das sagen?


(Ludwig Stiegler [SPD]: Dass wir Schwung nehmen, während Sie noch schaukeln!)


ollten Sie uns damit sagen, dass sich Deutschland im
reien Fall befindet oder dass Deutschland die Bodenhaf-
ung verloren hat? Vielleicht wollten Sie uns hier im
eutschen Bundestag auch nur verschaukeln. Meine
ntwort ist klar: Sie wollen uns verschaukeln! Das wol-
en Sie nicht einmal mehr verheimlichen, was Sie durch
in entsprechendes Layout deutlich machen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Herr Pofalla, Sie bauen wieder Pappkameraden auf! Sagen Sie mal was Inhaltliches! – Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie nichts anderes zu sagen?)







(A) )



(B) )


Ronald Pofalla

In den letzten Wochen und Monaten habe ich die Pro-

gnosen des Bundeswirtschaftsministers immer wieder
verfolgt. Ich erlaube mir die Anmerkung, Herr Clement:
Sie sind der Prognosemeister dieser Bundesregierung.
Aber die Realität hat gezeigt, dass Ihre Prognosen nicht
nur nicht zutreffend sind, sondern sie auch überholt wer-
den: Jahr für Jahr, Monat für Monat. Zwischenzeitlich ist
die Halbwertszeit Ihrer Prognosen nur noch im Tages-
rhythmus zu messen. Bei allen wirtschaftlichen Determi-
nanten – darauf werde ich gleich eingehen – liegen wir
in Europa im Tabellenkeller. Dafür sind Sie persönlich
verantwortlich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Joachim Poß [SPD]: Sie sind politisch im Keller! – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie doch mal über die Wirtschaft und nicht über Tabellen!)


Vor zwei Jahren, am 14. Februar 2003, sagte Herr
Clement bei der Debatte zum Jahreswirtschaftsbericht
– ich zitiere wörtlich –:

Wir erwarten … ein Wiederanziehen des Wachs-
tums im zweiten Halbjahr.

Anstatt des versprochenen Wachstumsschubs betrug das
Wachstum in 2003 minus 0,1 Prozent, der zweitnied-
rigste Wert seit der Wiedervereinigung und das dritt-
schlechteste Wachstum seit 1980. Im letzten Jahr haben
Sie hier im Hohen Hause in dieser Debatte erklärt – ich
zitiere wieder –:

Aufgrund dieser und anderer Reformen wird die
Arbeitslosenzahl weiter sinken. Ab Sommer wird
sie sich … verringern.

Die Wirklichkeit sah – ich betone: leider – erneut anders
aus. Die Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr war, rech-
net man Ihre Statistiktricks heraus, die höchste, die je-
mals in der Bundesrepublik Deutschland seit ihrem Be-
stehen registriert worden ist. Keine Ihrer Prognosen ist
eingetreten, und zwar auf Kosten von Millionen von Ar-
beitslosen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


In diesem Jahr setzen Sie Ihre wundervollen optimis-
tischen Ankündigungen nahtlos fort, die aber leider nur
wenig mit der Realität gemein haben.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hören Sie mal, was die Wirtschaft sagt!)


Am 2. Januar dieses Jahres – ich rede nicht vom vorigen
oder vorvorigen Jahr – hat der Bundeswirtschaftsminis-
ter im Blick auf die Arbeitslosenzahlen gesagt, sie be-
fänden sich „in einem Gleitflug nach unten“. Am
8. Januar, also wenige Tage später, hieß es dann, die Ar-
beitslosenzahlen würden um 15 bis 20 Prozent sinken;
das wäre ein Rückgang um fast 900 000. Die Aussage ist
gerade einmal 19 Tage alt, Herr Bundeswirtschaftsmi-
nister. Im Jahreswirtschaftsbericht heißt es jetzt: Die Ar-
beitslosigkeit wird im Jahresdurchschnitt bei oberhalb

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(C (D on 4,5 Millionen liegen. – Herr Minister, das ist kein leitflug, sondern ein Sturzflug auf dem Arbeitsmarkt. afür sind Sie persönlich verantwortlich. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Kommen wir zu den entscheidenden Wirtschafts-
aten; dabei können wir uns auf Datenmaterial, das der
undesregierung und auch dem deutschen Parlament zu-
änglich ist, berufen. Schauen wir einmal in den Jahres-
irtschaftsbericht des Sachverständigenrates aus dem
inter des vergangenen Jahres.


(Joachim Poß [SPD]: Meinen Sie den Jahreswirtschaftsbericht oder den Bericht des Sachverständigenrates?)


n diesem großen Werk von über 1 000 Seiten ent-
ickeln die Wissenschaftler zwei Größen, die sie einan-
er gegenüberstellen: Dem vermuteten tatsächlichen
achstum auf der einen Seite steht das so genannte
otenzialwachstum auf der anderen Seite gegenüber.


(Joachim Poß [SPD]: Welchen Bericht meinen Sie?)


Herr Poß, wenn Sie schon die Gutachten nicht lesen,
ollten Sie wenigstens die Gelegenheit nutzen und zuhö-
en, damit Sie den Sachverstand dieses Gutachtens zur
enntnis nehmen können.
Die Gutachter haben beim Vergleich dieser beiden
rößen Folgendes festgestellt: Das tatsächliche Wirt-
chaftswachstum der Bundesrepublik Deutschland ist
ereits an der oberen Schwelle des Potenzialwachstums
ngekommen.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Meinen Sie, die Fernsehzuschauer verstehen das? – Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein bisschen einfacher, bitte!)


nders ausgedrückt: In Deutschland gibt es nicht mehr
achstumspotenzial als die 1,7 Prozent des vergangenen
ahres und die von Ihnen für dieses Jahr erwarteten
,6 Prozent.
as bedeutet, dass die Reformen, die in den letzten Jah-
en von Ihnen begonnen worden sind, eben nicht ausrei-
hen,


(Joachim Poß [SPD]: So ein Nonsens! Was Sie gesagt haben, verstehen Sie noch nicht einmal selbst! Sie kennen noch nicht einmal den Unterschied zwischen dem Jahreswirtschaftsbericht und dem Sachverständigengutachten!)


m zu einer substanziellen Veränderung in Deutschland
u kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir haben ein zweites Problem. Das besteht darin,

ass die Wachstumsschwelle, deren Überschreitung zur
chaffung von Vollarbeitsplätzen führt, bei circa
Prozent liegt.






(A) )



(B) )


Ronald Pofalla


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie was verschlafen, Herr Pofalla!)


Anders ausgedrückt: Bei dem von Ihnen selbst prognos-
tizierten Wachstum von 1,6 Prozent werden wir substan-
ziell in diesem Jahr auf dem Arbeitsmarkt nicht nur
keine Veränderungen, sondern im Jahresdurchschnitt
ohne den Hartz-IV-Effekt 50 000 zusätzliche Arbeitslose
in der Bundesrepublik Deutschland haben. Damit wird
deutlich, dass der Reformprozess, der von dieser Bun-
desregierung zu Recht an der einen oder anderen Stelle
in Angriff genommen worden ist, eben nicht ausreicht,
um zu Wachstum und zu einer Verringerung der Arbeits-
losenzahlen in Deutschland in diesem Jahr und in den
nächsten Jahren zu kommen. Sie haben nicht gesagt, mit
welchen Gesetzen und mit welchen Initiativen Sie versu-
chen, diese Probleme zu lösen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Joachim Poß [SPD]: Was legen Sie denn vor, Herr Pofalla?)


Ich finde es sehr schön, dass auf der Regierungsbank
zwei Minister beieinander sitzen, von denen der eine
heute hier die bundesrepublikanische Situation in rosaro-
ter Farbe gemalt hat, während der neben ihm sitzende
noch im Dezember für den Haushalt der Bundesrepublik
Deutschland im vergangenen Jahr die Störung des ge-
samtwirtschaftlichen Gleichgewichts festgestellt hat.
Was stimmt denn jetzt? Ist die Störung des gesamtwirt-
schaftlichen Gleichgewichts, das Herr Eichel im Dezem-
ber des vergangenen Jahres im Nachtragshaushalt hat
feststellen lassen, gegeben oder kommt – was unserer
Meinung aber jeder Realität entbehrt – die wirtschaftli-
che Entwicklung in Fahrt, sodass die Euphorie von
Herrn Clement berechtigt ist? Ich glaube, dass leider
– ich betone: leider – Herr Eichel Recht hat, wenngleich
ich der Auffassung bin – aber das wird in Karlsruhe ge-
klärt –, dass die Feststellung der Störung des gesamt-
wirtschaftlichen Gleichgewichts, wie Sie sie vorgenom-
men haben, verfassungswidrig war. Das war nur der
Versuch, den verfassungsrechtlichen Vorgaben zu ent-
sprechen. Sie sind sich nicht einmal auf der Regierungs-
bank darüber einig, wie die wirtschaftliche Lage in
Deutschland ist.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was sind denn Ihre Vorschläge?)


Sie sollten versuchen, sich untereinander abzustimmen,
ob wir die Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichge-
wichts feststellen müssen oder ob wir eine positive Ent-
wicklung nehmen. Wir können hier angesichts der enor-
men Zunahme der Arbeitslosenzahlen feststellen, dass
die Entwicklung in Deutschland nicht ausreichend ist
und die Situation in Deutschland weitere Reformen er-
fordert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir sind beim Wirtschaftswachstum EU-weit die
Bremse Nummer 1. Die Zahl der sozialversicherungs-
pflichtigen Jobs ist in den beiden vergangenen Jahren

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(C (D m fast 1 Million gesunken, Tendenz weiter fallend. Es st bemerkenswert und bezeichnend, Herr Bundeswirtchaftsminister, dass Sie darauf in Ihrem Jahreswirtchaftsbericht mit keinem einzigen Satz eingegangen ind. Offensichtlich wollen Sie genau diese Tatsache olitisch ignorieren. Die deutschen Unternehmen haben im letzten Jahr ber 50 000 Arbeitsplätze ins Ausland verlagert. Auch azu kein einziger Satz im Jahreswirtschaftsbericht! (Wolfgang Clement, Bundesminister: Das ist ein Irrtum, Herr Kollege!)


ährend in allen anderen Euroländern die Beschäfti-
ung in den vergangenen Jahren teilweise deutlich zuge-
ommen hat, stagniert sie in Deutschland. In keinem Eu-
oland war der Zuwachs so gering wie bei uns.
usländische Firmen ziehen ihr Kapital aus Deutschland
b. Wir leben in dem einzigen großen Industrieland, in
em die Direktinvestitionen zurückgehen. Noch niemals
uvor gab es so viele Unternehmenspleiten wie im ver-
angenen Jahr. Rund 40 000 Unternehmen


(Joachim Poß [SPD]: Aber auch mehr Gründungen!)


zu den Gründungen sage ich gleich etwas – haben im
ergangenen Jahr in Deutschland leider die Tore schlie-
en müssen. Auch dazu finden sich nur ganz wenige An-
erkungen im Jahreswirtschaftsbericht.
Herr Minister, Sie haben gestern die steigende Zahl

er Existenzgründungen erwähnt. Das ist sicherlich
ine gute Entwicklung. Aber Sie können nicht leugnen
diese Zahlen finden sich nur sehr verklausuliert im
ahreswirtschaftsbericht –, dass der Prozentsatz von neu
egründeten Unternehmen, die Zuschüsse vom Staat in
nspruch nehmen, in den vergangenen Jahren enorm ge-
tiegen ist. 1986 betrug dieser Anteil 2 Prozent und 1998
0 Prozent. Mittlerweile sind in 65 Prozent der Fälle
taatliche Zuschüsse Voraussetzung für eine Existenz-
ründung. Diese falsche Entwicklung ist eingetreten,
eil Sie die entsprechenden wirtschaftlichen Rahmenda-
en nicht gesetzt haben, damit Unternehmen in Deutsch-
and ohne Staatsgeld gegründet werden können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Herr Bundeswirtschaftsminister, damit deutlich wird,

ass zumindest die Opposition im Deutschen Bundestag
u weiteren Reformen bereit ist, schlage ich Ihnen na-
ens meiner Fraktion einen Pakt für Deutschland vor.


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

abei möchte ich Ihnen zehn Reformvorhaben vor-
chlagen, die wir noch in diesem Jahr im Deutschen
undestag gemeinsam bewältigen können, um die Ar-
eitslosigkeit zu bekämpfen, um Wachstumsimpulse zu
eben, damit Deutschland und die Menschen in
eutschland wieder eine Perspektive haben:
Erstens. Wir senken noch in diesem Jahr – die Mög-

ichkeiten dazu gibt es – den Beitrag zur Arbeitslosen-
ersicherung um 1,5 Prozentpunkte.






(A) )



(B) )


Ronald Pofalla


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf vom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Wie denn?)


Zweitens. Wir führen endlich die betrieblichen Bünd-
nisse für Arbeit ein. Ich verstehe gar nicht, warum Sie
sich dagegen so sträuben. Wir sind dazu bereit, solche
betrieblichen Bündnisse vor dem Hintergrund gesetzli-
cher Veränderungen zu ermöglichen, damit in den deut-
schen Unternehmen mehr Flexibilität möglich ist, als es
bisher der Fall ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Drittens. Wir sorgen dafür, dass Arbeitnehmer die

Chance erhalten, ihren Job zu sichern, indem sie länger
arbeiten dürfen, wenn Not am Mann ist.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das schafft keine Arbeitsplätze!)


Dazu muss das Günstigkeitsprinzip geändert werden.
Auch dazu stehen wir bereit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Viertens. Wir wollen im Tarifvertragsgesetz klar re-
geln, dass als Einstieg eine 10-prozentige untertarifliche
Entlohnung möglich wird, um insbesondere Langzeitar-
beitslosen, um die Sie sich in Ihrer Fraktion mehr küm-
mern müssten, wieder Möglichkeiten des Einstiegs in
den Arbeitsmarkt zu geben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der SPD: Das ist blanke Ironie!)


Fünftens. Wir modernisieren das Kündigungsschutz-
recht so, dass es vor allem im Mittelstand wieder zu Ein-
stellungen anregt, und zwar auch in Zeiten unruhiger
Konjunktur, wie wir sie derzeit haben.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind die alten Kamellen! Meine Güte!)


Sechstens. Das Jugendschutzgesetz wird so gefasst,
dass Betriebe mehr Möglichkeiten haben, jungen Men-
schen eine Chance zu geben.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie denn? Die Vergütung senken! Das wollen Sie doch, oder?)


Auch Sie haben es ja auf Ihre Agenda geschrieben, sich
insbesondere um junge Menschen zu kümmern.

Siebtens. Wir fördern die Einstellung von Teilzeit-
kräften, indem bei allen Schwellenwerten Teilzeitbe-
schäftigte nur entsprechend ihrer Arbeitszeit berücksich-
tigt werden.

Achtens. Wir bauen das Betriebsverfassungsgesetz so
um,


(Zurufe von der SPD: Aha!)

dass die betriebliche Mitbestimmung für alle Beteiligten
kostengünstiger wird, ohne dass in der Substanz eine Be-
einträchtigung eintritt.

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(C (D Neuntens. Wir flexibilisieren das Arbeitszeitgesetz ntsprechend dem EU-Recht und schaffen zugleich die echtlich klaren Optionen für langfristige Arbeitszeitonten. Zehntens. Wir entlasten den Mittelstand, indem die flicht zur Bestellung von Sicherheitskräften und Beriebsärzten sowie zur Aufstellung teurer Statistiken in leinen Betrieben ausgesetzt wird, damit bei uns vor alem auch mittelständische Betriebe wieder atmen und xistieren können. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Joachim Poß [SPD]: Da werden sich die Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein aber freuen, wenn sie so etwas hören!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Bundeswirtschaftsminister, im Zusammenhang
it diesem Pakt für Deutschland, den wir Ihnen anbieten
nd bezüglich dessen aufseiten der CDU/CSU-Bundes-
agsfraktion die Bereitschaft besteht, die Gespräche da-
über mit der Bundesregierung sofort aufzunehmen, will
ch einen weiteren Punkt nennen: Das deutsche Arbeits-
echt ist überreguliert. Es ist auch im nicht kodifizierten
nd durch die Rechtsprechung entwickelten Recht völlig
berbordet.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

ir bieten Ihnen an, noch in diesem Jahr in einer Ar-
eitsgruppe aus Vertretern von Regierungskoalition und
ppositionsfraktionen an einem Arbeitsgesetzbuch zu
rbeiten mit dem Ziel, das kodifizierte und nicht kodifi-
ierte Recht so zu reduzieren und zusammenzufassen,
ass sowohl Unternehmer als auch Arbeitnehmerinnen
nd Arbeitnehmer wissen, welche Rechte und Pflichten
ie haben, und damit einen Beitrag dazu zu leisten, dass
ie Beschäftigungsschwelle beim Wachstum eben künf-
ig nicht mehr so hoch ist, wie es derzeit der Fall ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Bundeswirtschaftsminister, ich befürchte, dass

ie selber nicht mehr die Kraft aufbringen, auf diese
orschläge einzugehen. Schließlich hatten Sie ja auch
icht die Kraft, sich der Vorlage des Kabinetts zum so
enannten Antidiskriminierungsgesetz zu widerset-
en. Als Bundeswirtschaftsminister predigen Sie tagein,
agaus, dass die Bürokratie überbordet. Aber als Kabi-
ettsmitglied billigen Sie ein solches bürokratisches
onster wie diesen Entwurf eines Antidiskriminierungs-
esetzes. Ich hätte von Ihnen erwartet, dass Sie im Kabi-
ett deutlich machen, dass dieser Aberwitz, der vor al-
em mittelständische Unternehmen treffen wird, in die
alsche Richtung geht und dass Sie als Bundeswirt-
chaftsminister einen solchen Gesetzentwurf nicht mit-
ragen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir alle bedauern sicherlich die Tatsache, dass es in
eutschland Millionen von Arbeitslose gibt.


(Joachim Poß [SPD]: Denen wollen wir helfen!)







(A) )



(B) )


Ronald Pofalla

– Mit dem Helfen ist das so eine Sache, Herr Poß. Der
neue Armutsbericht zeigt, dass in Ihrer Regierungszeit
die Zahl der armen Menschen in Deutschland um fast
3 Prozent gestiegen ist. Das ist eine sozialdemokratische
Leistung, auf die Sie wahrlich nicht stolz sein können.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Meisterleistung von Herrn Poß!)


Wenn Sie schon nichts tun, dann sollten Sie sich zumin-
dest vorhalten lassen, dass die Armut in Deutschland
– übrigens durch die Arbeitslosigkeit bedingt – in Ihrer
Regierungszeit exorbitant angestiegen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Das müssen wir uns nicht vorhalten lassen!)


Herr Bundeswirtschaftsminister, ich hoffe, dass Sie
die Kraft finden, auf den Pakt für Deutschland einzuge-
hen. Bringen Sie die Kraft auf, sich über Widerstände Ih-
rer Regierungskoalition hinwegzusetzen und weitere
notwendige Reformvorhaben in Angriff zu nehmen, da-
mit es Deutschland wieder besser geht! Die Deutschen
haben das verdient.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515400300

Nächster Redner ist der Kollege Werner Schulz,

Bündnis 90/Die Grünen.

Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich
schließe mich meinen Vorrednern an: Es ist sicherlich
für jeden Redner schwierig, nach dieser eindrucksvollen
Gedenkfeier zur politischen Tagesordnung überzugehen.
Ich glaube, unsere Aufgabe wird darin bestehen, durch
eine verbesserte parlamentarische Arbeit, mehr Transpa-
renz und auch durch die Streitkultur, die wir pflegen, den
rechtsradikalen Tendenzen im Land Paroli zu bieten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)


Was die wirtschaftliche Situation im Land betrifft,
Kollege Pofalla, ist bereits eine Verbesserung zu ver-
zeichnen. Man muss schon ignorant sein, will man die
wirtschaftliche Dynamik, die sich im vergangenen Jahr
entwickelt hat, übersehen. Dass sie sich weiter fortsetzt,
zeigen die Indikatoren und der Ifo-Geschäftsklimaindex.
Auch der Jahreswirtschaftsbericht weist dies eindeutig
aus.

Ich glaube, es ist uns nicht damit geholfen, wenn wir
der Nation permanent schlechte Laune einreden.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Ich meine, wir haben die Trendwende geschafft, die uns
der Sachverständigenrat im vergangenen Jahr mit dem
Titel seines Gutachtens „Erfolge im Ausland – Heraus-
forderungen im Inland“ empfohlen hat. Dort hieß es: Wir

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(C (D aben die Chance, die Wirtschaftsschwäche, die sich in er Binnenkonjunktur zeigt, selbst abzustellen, weil wir ie Möglichkeiten dazu haben, unsere Stärken besser heauszuarbeiten. In der Fußballersprache würde das neudeutsch hei en: Wir sind gut aufgestellt. – Die deutsche Wirtschaft st leistungsfähig. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: In jeder Liga!)


s gibt eine leistungsfähige Unternehmerbasis, die es so-
ar geschafft hat, in den zurückliegenden schwierigen
ahren die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung für
ich zu nutzen. Der Außenbeitrag ist einfach gut. Der
xport liegt deutlich oberhalb des Imports. Viele Theo-
ien, die derzeit auf dem Markt sind – wie die der so ge-
annten Basarökonomie des Ifo-Professors Sinn –, sind
arer Unsinn.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)

ie Wertschöpfung findet in diesem Land statt und nicht
m Wege des Imports überzogener Vorleistungen.
Der Jahreswirtschaftsbericht 2005 liefert den Opti-
ismus, den wir brauchen. Vielleicht müssen wir
anchmal nur die Sichtweise ändern. Anfang dieses
ahres sind die Mautgebühr und Hartz IV – sicherlich
ach großen Anstrengungen – eingeführt worden. Aber
nstatt das gebührend zu würdigen, lautet der Tenor der
erichterstattung: Chaos und Katastrophe sind ausge-
lieben. Wenn wir so herangehen, dann gute Nacht!
ann werden wir nie etwas schaffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


üten wir uns gleichermaßen vor überzogenem Pessi-
ismus und Optimismus. Vielleicht kann uns hier der
ussische Lyriker Jewgeni Jewtuschenko weiterhelfen,
er gesagt hat: „Grenzenloser Optimismus ist Mangel an
issen. Grenzenloser Pessimismus ist Mangel an Fanta-

ie.“ Ich glaube, in der Wirtschaftspolitik kommt es da-
auf an, den richtigen Mix aus Wissen und Kreativität
uf der Basis von soliden Zahlen, Daten und Analysen
u finden sowie tragfähige, praktikable Ideen zu entwi-
keln, damit eine hoffnungsvolle Perspektive aufgezeigt
erden kann. Das tut der vorliegende Jahreswirtschafts-
ericht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Kollege Pofalla, ich finde es unangemessen, wenn Sie
n Ihrer ersten Rede als stellvertretender Vorsitzender Ih-
er Fraktion im Zusammenhang mit dem Jahreswirt-
chaftsbericht von einem Offenbarungseid sprechen.
ffensichtlich haben Sie den vorliegenden Jahreswirt-
chaftsbericht mit dem zweiseitigen CDU-Antrag aus
er letzten Woche verwechselt. Dieser Antrag ist wirk-
ich ein Armutszeugnis und enthält nicht viel Substan-
ielles. Es tut mir Leid, aber auch der „Pakt für Deutsch-
and“, den Sie vorhin mit großer patriotischer Geste






(A) )



(B) )


Werner Schulz (Berlin)


angeboten haben, kommt mir wie eine Packung alter
Hüte vor.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie glauben doch nicht im Ernst, dass wir durch eine Lo-
ckerung des Kündigungs- und des Jugendschutzes sowie
durch Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Be-
triebsverfassungsgesetz, mit Statistiken und Sicherheits-
diensten im Mittelstand oder durch all die anderen zün-
denden Ideen, die der von Ihnen vorgeschlagene Pakt
enthält, die Arbeitslosigkeit massiv senken werden!

Natürlich ist Ihre zentrale Forderung, die Lohnne-
benkosten zu senken, diskussionswürdig; denn die ho-
hen Lohnnebenkosten machen uns allen zu schaffen.
Man sollte aber fairerweise hinzufügen, dass die Höhe
der Lohnnebenkosten von 42 Prozent eine schwere Hy-
pothek der Regierung Kohl ist, die wir nun abtragen
müssen. Das sollte man nicht vergessen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wie schwer das ist, können Sie an der Wirtschaftspolitik
der letzten Jahre sehen. Als es 1990 um Patriotismus
ging, hätten Sie ja das nationale Kapital in die Verant-
wortung nehmen können. Aber Sie haben die Vermögen-
steuer abgeschafft und mit der Einführung der Pflegever-
sicherung für eine weitere Belastung der sozialen
Sicherungssysteme gesorgt. Das ist Ihr Beitrag zu der
momentan schwierigen Situation gewesen.

Außerdem ist das, was Sie dazu gesagt haben – runter
mit den Lohnnebenkosten um 1 Prozent und schon gibt
es 100 000 Arbeitsplätze mehr –, eine Milchmädchen-
rechnung. Wir wissen nur, dass der Anstieg der Lohnne-
benkosten um 1 Prozentpunkt uns 100 000 Arbeitsplätze
gekostet hat. Ob das leicht reversibel gemacht werden
kann, muss noch bewiesen werden. Ich rate an dieser
Stelle auf jeden Fall zur Vorsicht. Sie können gerne ver-
suchen, die Lohnnebenkosten durch die Herausnahme
der versicherungsfremden Leistungen aus der Arbeitslo-
senversicherung um 1,5 Prozentpunkte zu senken. Aber
dann müssen Sie auch sagen, wie Sie künftig Beschäfti-
gungspolitik und Qualifizierungsmaßnahmen bezahlen
wollen. Sie müssen über den Rand des Bierdeckels des
Kollegen Merz hinausschauen, wenn Sie das mit Steuer-
mitteln finanzieren wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Nehmen wir einmal Ihre naive Vorstellung von
Wachstum als Beispiel. Ich möchte Ihnen erst gar nicht
die Namen der Sachverständigen aufzählen, deren Gut-
achten Sie nicht gelesen haben. Nur so viel: Allein die
Lektüre des Artikels von Professor Kurt Biedenkopf, der
im November letzten Jahres in der „Zeit“ erschienen ist,
wäre an dieser Stelle sehr hilfreich. Er warnt im Hinblick
auf den Leitantrag zum CDU-Parteitag, in dem es um
Wachstum und Beschäftigung geht, vor der naiven Vor-
stellung, dass mehr Wachstum zu mehr Beschäftigung
führt. Er weist auf die Ergebnisse seiner Zukunftskom-
mission hin und schreibt: Es gibt keine Korrelation zwi-

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(C (D chen Wachstum und Beschäftigung. Im Gegenteil: enn man sich die Entwicklungen im letzten Jahrhunert anschaut, dann stellt man fest, dass es zwar einen nstieg des Bruttoinlandsprodukts, des Pro-Kopf-Einommens und der Pro-Kopf-Produktivität gab, dass aber leichzeitig das Arbeitsvolumen abgenommen hat. Wir ollten daher vielleicht die Formel „mehr Wachstum ist leich mehr Beschäftigung“ vom Kopf auf die Füße stelen und eher sagen: Mehr Beschäftigung schafft mehr achstum. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)

Dass ein Beschäftigungspotenzial vorhanden ist, zeigt

ie Äußerung des Geschäftsführers des DIHK, der groß-
ügig angekündigt hat, dass die Wirtschaft bereit sei,
enschen auf der Basis von 1-Euro-Jobs einzustellen.
as kann es wohl nicht sein. Eine solche Äußerung
wingt fast dazu, die Einführung eines Mindestlohns zu
ordern.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte mich gar nicht wegducken, wenn es um
achstum geht. Natürlich brauchen wir Wachstum, aber
in nachhaltig-ökologisches. Wir brauchen eine ökono-
ische Entwicklung auf ökologischer Basis. Dabei sind
wei Aspekte für uns entscheidend: Ein Aspekt ist der
limawandel, der andere die schwindende Rohstoffba-
is. Beispielsweise hat Tony Blair in Davos interessanter-
eise verkündet – er hat es erkannt! –: Der Klimawandel
edroht uns; wir müssen uns mehr um erneuerbare Ener-
ien kümmern. Das sagen wir, die Bündnisgrünen, seit
ahren. Ich freue mich über das, was Tony Blair sagt.
teigen wir ein!
Wir haben eine Doppelstrategie entwickelt. Sie sieht

um einen vor, mit den Ressourcen sparsamer umzu-
ehen, und zum anderen, stärker auf nachwachsende
ohstoffe zu setzen. Das brauchen wir. Wir sagen: vier
al 25, und zwar bei der stofflichen Nutzung, bei der
ärmenutzung, bei Kraftstoffen und bei der energe-

ischen Nutzung. Darauf kommt es in den nächsten Jah-
en an.
Auch an einem Tag wie heute sage ich: Das ist nicht

ur eine Chance für Arbeitsplätze, für neue Technolo-
ien und für neue Entwicklungen, sondern auch für die
nternationale Sicherheit und für den Weltfrieden. Die
lte Faustregel der Ungerechtigkeit „20 Prozent der
eltbevölkerung verbrauchen 80 Prozent der Rohstoffe“
timmt nicht mehr. Heute sind es 50 Prozent der Weltbe-
ölkerung, die 50 Prozent der Rohstoffe verbrauchen.
urch China, Indien, Brasilien, Russland und derglei-
hen hat sich etwas verändert. Es gibt einen Kampf um
ie Rohstoffe.
Wer heute dafür sorgt, dass wir von Erdöl auf nach-
achsende Rohstoffe umsteigen und dass wir uns von
er Abhängigkeit vom Erdöl befreien, der tut etwas da-
ür, den Weltfrieden zu erhalten. Krieg wird uns keine
euen Ölquellen sichern. Wir haben in der Geschichte
ie bittere Erfahrung gemacht, dass Kämpfe um Roh-
toffe im Grunde genommen nur sehr viel Zerstörung






(A) )



(B) )


Werner Schulz (Berlin)


dessen, was man eigentlich bekommen möchte, hinter-
lassen. Das sollten wir uns heute vielleicht merken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515400400

Das Wort hat der Kollege Rainer Brüderle, FDP-Frak-

tion.

Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1515400500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Alle

Redner haben betont, dass es nach einer so bewegenden
Gedenkstunde schwer fällt, eine normale Wirtschaftsde-
batte zu führen. Vielleicht ist das für den Ältestenrat eine
Anregung, bei zukünftigen Terminplanungen ein Stück
mehr Distanz zwischen einer solchen Gedenkstunde und
„business as usual“ zu schaffen. Ich glaube, so, wie es
heute läuft, ist es nicht gut.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Minister Clement, Sie haben Recht: Auch in ei-
ner solchen Gedenkstunde wird uns als Demokraten ein-
mal mehr drastisch vor Augen geführt, wie wichtig eine
bessere wirtschaftliche Entwicklung ist. Wir brauchen
mehr Wachstum, wir brauchen mehr Arbeitsplätze und
wir brauchen mehr Beschäftigungsmöglichkeiten, um
radikalen politischen Kräften in Deutschland den Boden
für ihre hinterhältige Agitation zu entziehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Minister, Sie haben gestern im Kabinett den Jah-
reswirtschaftsbericht vorgestellt. Die Opposition hatte
bis zur heutigen Parlamentsdebatte noch nicht einmal
24 Stunden Zeit, sich damit zu beschäftigen. Ich finde
das nicht gut. Das gab es noch nie. Das ist kein guter
Stil.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Natürlich müssen wir uns dazu äußern. Sie haben vor-
hin die ironische Bemerkung gemacht: Der Bericht ist
zwar kaum bekannt, aber die Opposition äußert sich
schon. Es ist doch unsere Aufgabe, sich zu äußern! Wir
sind doch keine zu Ihrer Beweihräucherung bestellten
Akklamateure.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Das hier ist der Deutsche Bundestag. Er muss sich mit
den Schicksalsfragen dieses Landes beschäftigen. Des-
halb gehört es sich, die notwendige Distanz zu schaffen,
damit man sich mit dem Inhalt des Berichts, über den de-
battiert wird, beschäftigen kann. Es ist nicht gut, dass
sich der Wirtschaftsausschuss erst nach der abschließen-
den Beratung im Plenum damit beschäftigt. Das sollten
wir zukünftig nicht mehr machen.

Es drängt sich ein bisschen der Eindruck auf, dass die
Landtagswahl in Schleswig-Holstein da Regie geführt

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(C (D at, so nach dem Motto: ruhige Hand, zweiter Teil. Sie cheuen den Realitätstest, Stichwort: Arbeitslosenzahlen m Januar. Diese Zahlen werden nicht gut sein. Sie lasen die Rekordzahlen aus Nürnberg einen Tag vor Fastacht verkünden. Tatsache ist: Sie und diese Regierung stehen für die öchste Arbeitslosigkeit der Nachkriegszeit. Im letzten ahreswirtschaftsbericht haben Sie großspurig angekünigt – ich zitiere –: Die Zahl der Arbeitslosen wird 2004 um bis zu 100 000 unter dem Durchschnitt des Jahres 2003 liegen. n Wahrheit ist die Durchschnittsarbeitslosigkeit weiter estiegen. Noch nie waren im Jahresdurchschnitt so iele Menschen arbeitslos wie im Jahr 2004. Sie erwaren für dieses Jahr einen weiteren Anstieg der Arbeitsloigkeit. Die üblichen blumigen Versprechen zum Abbau er Arbeitslosigkeit helfen uns nicht weiter. Ihre Art, der pposition Schlechtreden vorzuwerfen, ist sehr durchchaubar. Sie machen eine schlechte Wirtschaftspolitik. as ist die Tatsache. Wenn Sie der Opposition nicht glauben: Schauen Sie n den aktuellen „Spiegel“ hinein! Der „Spiegel“ hat ein einungsbild der Deutschen wiedergegeben. Erste rage: Kann Grün-Rot die Wirtschaft ankurbeln? 4 Prozent sagen: Nein. Zweite Frage: Kann Grün-Rot ie Rente sichern? 80 Prozent der Bevölkerung sagen: ein. Dritte Frage: Kann Grün-Rot die Arbeitslosigkeit ekämpfen? 84 Prozent sagen: Nein. Das ist die Stimung in Deutschland. Die Deutschen trauen Ihnen ichts zu. Daran ist auch Ihre verfehlte Politik schuld. (Beifall bei der FDP – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Herr Brüderle kann das! – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Trotz der Propaganda von Herrn Clement!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie, Herr Clement, sind, wie ich hörte, Liebhaber von
rickfilmen. Ihr Lieblingstrick im letzten Jahr war das
ort Innovation. Mehr als eine Mickymaus ist bei dem
o genannten Jahr der Innovation nicht herausgekom-
en. Kommen Sie bitte nicht mit dem Projekt Airbus!
afür müssten Sie eher Franz Josef Strauß noch eine
erze auf sein Grab stellen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Ansonsten ist außer Ankündigungen nichts gewesen.

ur Gentechnik hat der Kanzler gesagt – ich zitiere –:
ie Technikskepsis schadet unserer Position auf dem
eltmarkt. – Er hat Recht. Sie verteidigen öffentlich die
tammzellenforschung. Sie haben Recht. Nur, das Han-
eln der Regierung ist ein anderes.


(Beifall bei der FDP – Wolfgang Clement, Bundesminister: Nein!)


Grün-Rot hat ein Gentechnikverhinderungsgesetz
erabschiedet. Frau Künast hat sich allen Ernstes auf
ine Studie von 1940 über das Kreuzungsverhalten von
ais im Kaukasus berufen.






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Sie haben die Handwerksordnung aus dem letzten Jahrhundert verteidigt!)


Im Innovationsfeld Energie sieht es ähnlich aus. Ein
energiepolitisches Konzept der Bundesregierung mit
markwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die
nächsten Jahrzehnte kenne ich nicht. Sie haben es im
letzten Jahr angekündigt. Es ist immer noch nicht da.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das soll aber jetzt kommen!)


Ihre chaotische Energiepolitik erfüllt wettbewerbliche
Maßstäbe nicht. Die Regulierung lädt die Konzerne ge-
radezu ein, Preiserhöhungen vorzunehmen. Ein vernünf-
tiger Rechtsrahmen fehlt bis zum heutigen Tag. Bei der
roten Steinkohle und den grünen Windrädchen schaltet
die Koalition den Preismechanismus durch Subvention
aus. Aus purer Ideologie wird die Kernkraft verboten.
Grün-Rot ist für die gigantische Fehlleitung von Kapital
und Arbeitskraft verantwortlich.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie sind auch für monopolistische Strukturen verant-
wortlich. Die Fusion von Eon und Ruhrgas liegt in Ihrer
Verantwortung. Herr Müller und Herr Tacke lassen
freundlich grüßen. Alles, was Sie da gemacht haben, war
nicht in Ordnung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Man kann doch nicht, wie es der Bundeskanzler getan
hat, das Ansteigen der Gaspreise beklagen und gleich-
zeitig durch Entscheidung der Regierung monopolisti-
sche Strukturen zulassen. Das ist nicht redlich. Das ist
Pharisäertum.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bei Investitionen und Fortschritt stehen Sie auf der
Bremse. Beim Schuldenmachen geben Sie Gas.

Jetzt ist der europäische Stabilitätspakt dran. Das ist
erneut ein Anschlag auf die Grundachsen deutscher
Wirtschaftspolitik.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Gerhard Schröder hat den Euro einmal als kränkelnde
Frühgeburt bezeichnet. Sein Vorstoß zum Aufweichen
des Stabilitätspakts darf nicht noch zu einer Spätabtrei-
bung der Gemeinschaftswährung führen.


(Beifall des Abg. Dirk Niebel [FDP])

Ich kann nur warnen: Der Weg in eine Inflationsgemein-
schaft endet in einer Renationalisierung der Geldpolitik
und der Währungspolitik. Das kommt am Schluss dabei
heraus.

Um die Prinzipien der Wirtschaftspolitik geht es Ih-
nen schon lange nicht mehr richtig. Sie wollen mit neuen
Schulden und mehr Inflation das Wirtschaftswachstum
ankurbeln. Nur, mehr Schulden zementieren die starren

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(C (D trukturen. Übrigens frage ich Sie – diese Bundesregieung ist ja Schuldenmeister –: Wie viele Schulden bräuchn wir denn noch, damit die Wirtschaft in Gang kommt? as war doch schon an der Obergrenze dessen, was verassungsrechtlich überhaupt noch zulässig ist. ei einer Staatsquote von fast 50 Prozent sind die Schulen von heute die Steuern von morgen. Sie registrieren nicht, was sich draußen in der Welt t. Ich rede nicht nur von Asien; ich habe es letzte Wohe angesprochen. In Amerika ist man erneut dabei, eien Sprung in der Produktivität und Effizienz zu schafen. Was Bush in seinem Konzept – am letzten ochenende hat es eine große Sonntagszeitung unter em Titel „Bush-Revolution“ dargestellt – als Ownerhip Society bezeichnet, das Reprivatisieren von Verantortung, das Privatisieren sozialer Sicherungssysteme, es Gesundheitswesens, wird, wie schon bei Reagan den haben Sie auch nicht gemocht, nur beschimpft –, rneut einen Schub an Wettbewerbsfähigkeit und Wettewerbskraft geben. Wir dümpeln unverändert im Kleinlein und sehen nicht, was sich draußen tut. Herr Clement, Sie sind gelernter Journalist. Sie den en eher in Schlagzeilen, weniger in strukturökonomichen Zusammenhängen. Als ich letzte Woche gesagt abe, das Wachstum sei eine Leihgabe der Weltwirtchaft, haben Sie sich breit über diese Aussage ausgelasen und sie moniert. Ich entgegne Ihnen mit einem erweis auf die Überschrift des Sachverständigengutchtens: „Erfolge im Ausland – Herausforderungen im nland“. Auf Schlagzeilenniveau reduziert heißt das: auen hui, innen pfui. So wird das vielleicht auch für Sie erständlich. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Jürgen Koppelin [FDP]: Gute Frage!)


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)


Ohne einen Aufschwung in der ganzen übrigen Welt
ommen wir nicht mehr auf die Beine. Früher war
eutschland das Land, das als Lokomotive Europa und
ie Weltwirtschaft mitgezogen hat. Heute sind wir dank-
ar, wenn Chinesen, Japaner und Amerikaner erfolg-
eich sind; denn so können wir unsere Produkte verkau-
en. Ja, Sie haben Recht, wir haben gute Produkte. Wir
aben fleißige und fähige Arbeitnehmer, gute Forscher
nd Wissenschaftler. Deshalb können wir draußen in der
elt viele Produkte gut verkaufen. Das zeigt sich an un-
eren Exporterfolgen. Aber wir schaffen es nicht, mehr
on den gleichen guten Produkten, hergestellt von den
leichen guten Arbeitnehmern und Ingenieuren, in
eutschland abzusetzen, weil die Rahmenbedingungen
ür den Binnenmarkt nicht stimmen. Hierfür ist die na-
onale Ebene verantwortlich. Sie tragen dafür Verant-
ortung, dass von den gleichen guten Produkten in
eutschland nicht mehr abgesetzt werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die Wirtschaftsweisen haben festgestellt, dass der
ern des Problems ist – ich teile das –, dass unser






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle

Potenzial- bzw. Trendwachstum zu gering ist. Der Sach-
verständigenrat sagt:

Die Ursachen liegen in binnenwirtschaftlichen
Fehlentwicklungen und Versäumnissen.

Mit anderen Worten: Grün-Rot trägt die Hauptverant-
wortung für die Wachstums- und Beschäftigungspro-
bleme.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Vereinigten Staaten haben ein Wachstumspoten-
zial, das über 3 Prozent liegt. In Deutschland liegt das
Wachstumspotenzial bei 1 bis 1,5 Prozent. Selbst wenn
ich die von Ihnen vertretene optimistische Variante – mit
Ihrer Prognose liegen Sie sicherlich am oberen Rand al-
ler Prognosen – nehme, schöpfen Sie gerade einmal die-
ses Potenzial aus. Das ist dann schon die Spitze des
grün-roten Booms. Aber auch die Bundesbank geht da-
von aus, dass die Beschäftigungsschwelle unverändert
bei knapp 2 Prozent liegt.


(Dirk Niebel [FDP]: Im Gegensatz zum Minister!)


Gestern hat deren Präsident, Herr Professor Weber, hier
dargelegt, dass die Beschäftigungsschwelle bei etwa
1,9 Prozent liegt. Bei 1,6 Prozent Wachstum wird die
Beschäftigungsschwelle nicht überschritten und gibt es
keine Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, die wir so
dringend brauchen. Da liegen also die Probleme.

Weshalb ist das Potenzialwachstum also so schwach?
Wachstumsmöglichkeiten steigen, wenn wir Steuern
senken. Sie aber machen das Gegenteil. Frau Simonis
macht Wahlkampf mit der Propagierung eines Steuer-
erhöhungspaketes in einem Umfang von 20 Milliarden
Euro.


(Beifall bei der FDP)

Die Mehrwertsteuer will sie erhöhen. Sie, Herr Minister,
widersprechen nicht öffentlich, Herr Eichel widerspricht
nicht öffentlich, Herr Müntefering widerspricht nicht
und lässt diesen Unsinn weiterlaufen.

Wachstumsmöglichkeiten steigen, wenn es auf dem
Arbeitsmarkt mehr Flexibilität gibt. Aber da ändert
sich ja nichts. Das Kartell wird nicht aufgebrochen. Wes-
halb lassen Sie nicht betriebliche Bündnisse der Arbeit-
nehmer mit ihren Unternehmensleitungen ohne Geneh-
migung der Kartellbrüder zu? Freiheit auch für die
Arbeitnehmer im Betrieb und weniger Kartellierung und
Zementierung von Machtpositionen!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wachstumsmöglichkeiten steigen, wenn wir mehr ar-
beiten. Das hat ja das letzte Jahr gezeigt. Wir hatten vier
Feiertage weniger und plötzlich über 0,5 Prozent mehr
Wachstum. Es ist eine Illusion, zu glauben, eine 35-Stun-
den-Woche bringe mehr. Sie sind Jahr und Tag zusam-
men mit der IG Metall zur Erreichung dieses Ziels mar-
schiert. Nichts hat das gebracht. Das hat Arbeitsplätze
zerstört.

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(C (D Wir müssen die paritätische Mitbestimmung moderniieren, da sie ein Standortnachteil ist. Wir müssen uns darum bemühen, die Entscheidungs entralen der Wirtschaft in Deutschland zu behalten. Die rfahrung lehrt nämlich, dass, wenn abgebaut wird, zurst an den Außenstellen abgebaut wird und nicht am itz des Unternehmens. Deshalb müssen wir uns bemüen, die Unternehmenssitze in Deutschland zu halten. Seit der EU-Erweiterung gibt es Länder mit einer Flat ax, mit einer Finalbesteuerung von unter 20 Prozent, gemeinsamen europäischen Markt. In Ländern wie olen liegen die Arbeitskosten bei Facharbeitern um den aktor zehn niedriger als in Deutschland. In diesem ettbewerb können wir nur bestehen, wenn wir durch ehr Leistung, intelligentere Konzepte und mehr Effiienz gegenhalten. Noch ein Beispiel: Ihre Regelungen zum Laden chluss. Sie wollen Bürokratie abbauen. Der Bundesrat at nach dem Verfassungsgerichtsurteil einstimmig geordert – also auch Ihre Gesinnungsfreunde waren daran eteiligt –, dass den Ländern die Möglichkeit gegeben ird, eigenständig über den Ladenschluss zu entscheien. Wo ist da der große Bürokratieabbauer, der selbst rnannte Siegfried, der das Monster „Bürokratie“ besieen will? (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


r sagt nichts. Er schweigt, weil die Gewerkschaften da-
egen sind. Geben Sie den Ländern die Möglichkeit, im
ahmen des Wettbewerbsföderalismus die Entscheidung
elbst zu treffen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn sie wissen besser, was für Bayern oder Hamburg
ut ist. Lasst sie so machen, wie sie es im Bundesrat ein-
timmig gefordert haben, und ihre eigene Entscheidung
effen.
Wachstumsmöglichkeiten steigen auch, wenn es dem
ittelstand gut geht. Sie aber machen gerade mit der
mwidmung eines Teils des ERP-Sondervermögens
ördermöglichkeiten für den Mittelstand zunichte. Das
t keine gute Basis, um bessere Ergebnisse zu erzielen.
ir brauchen keine oberflächliche Politik, sondern mehr
rundsatztreue. Wir müssen die Grundachsen der deut-
chen Wirtschaftspolitik in Ordnung bringen.
Das Land ist gut und stark. Es hat eine bessere Rah-
ensetzung verdient, als Sie sie ihm bisher gegeben ha-
en.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was für ein Geschwätz! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Eine wunderbare Probe für die Rosenmontagsrede! Brüderle Alaaf! – Gegenruf des Abg. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Was soll das denn?)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515400600

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Ludwig Stiegler.


Ludwig Stiegler (SPD):
Rede ID: ID1515400700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist

schon seltsam, dass Sie, Herr Brüderle, unsere im Ver-
gleich zu den Amerikanern minimale Verschuldung laut-
hals geißeln, aber die exzessive Verschuldung der Ame-
rikaner einfach ignorieren und auch noch sagen: Nehmt
euch daran ein Beispiel!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist wirklich eine gehobene Form der Bewusstseins-
spaltung. Ich möchte nicht wissen, wie Sie reagieren
würden, wenn wir in dieser Lage wären.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben
letztes Jahr durch Wolfgang Clement ankündigen lassen,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Lassen!)

dass wir den Aufschwung in Gang setzen. Am Ende des
Jahres 2004 konnte er im Gegensatz zu Herrn Merz, der
damals das Gegenteil vorausgesagt hatte, zusammen mit
dem Sachverständigenrat feststellen: Er ist in Bewegung
gekommen.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Viel Propaganda!)


Wenn er so gehandelt hätte wie Sie, also immer nur ge-
zaudert, gezögert und gestritten hätte, dann wären wir
keinen Millimeter vorangekommen. Was wollten Sie
– etwa bei Hartz IV – nicht alles vertagen! Der Clement
ist gestanden wie eine Eins. Er wurde jetzt vom Erfolg
belohnt. Sie können Ihren Erfolg an den Umfragen able-
sen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Wo ist Ihr Erfolg?)


Ich danke ausdrücklich auch Hans Eichel.

(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Wo ist Eichel eigentlich?)


Unsere Finanzpolitiker haben die eingebauten Stabilisa-
toren wirken lassen. Wären wir Ihnen gefolgt, wäre der
Aufschwung abgewürgt worden. Deshalb ein herzlicher
Dank ausdrücklich auch an unsere Finanz- und Haus-
haltspolitiker.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Der Aufschwung ist noch im Ankündigungsstadium!)


Ich freue mich, dass sich auch in der Europäischen
Union hinsichtlich des Stabilitäts- und Wachstums-
paktes etwas tut. Sie haben in Oberbuchhaltermentalität
nur Zahlen zusammengerechnet und Prozentzahlen ge-
wogen, während die Wirtschaftspolitik ihr Recht wieder-
bekommt. Es war ausgerechnet Herr Regling, der Ihrem
Lager zuzurechnen ist, der gestern bei einer Veranstal-

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(C (D ung der Bundesbank deutlich gemacht hat, dass der Stailitätsund Wachstumspakt strikt eingehalten und voll ngewendet wird und dass insbesondere bei der jahresäßigen Verteilung auf die besonderen Leistungen der eutschen in Bezug auf die deutsche Einheit Rücksicht enommen wird. Das ist der richtige Weg, den wir mitinander einzuschlagen haben. Ich danke Wolfgang Clement ausdrücklich auch für as, was er für den Ausbildungspakt geleistet hat. Dieer Pakt, Herr Pofalla, hat über 50 000 neue Ausbilungsplätze gebracht. Mit der von Ihnen vorgeschlageen Sozialabbauorgie hätte sich die Situation nur erschlechtert. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der SPD)


Manche reden so leichthin gegen unsere weltwirt-
chaftlichen Erfolge. Walther Rathenau hat einmal ge-
chrieben: Die Wirtschaft ist unser Schicksal. Helmut
chmidt hat geschrieben: Die Weltwirtschaft ist unser
chicksal.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt seid ihr es!)

eshalb ist es eine Freude und ein Grund zum Jubeln,
ass die deutsche Wirtschaft weltweit so gut aufgestellt
st.


(Lachen des Abg. Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU])


asst uns alles tun, dass es auch in Zukunft so bleibt.
eil wir nur ein relativ kleines Land sind – unser Land

st nicht viel größer als ein chinesischer Kanton –, soll-
en wir unsere weltwirtschaftlichen Leistungen ausbauen
nd verteidigen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Lasst uns daran arbeiten – wir haben jetzt auf einer
chse einen Antrieb der Konjunktur gehabt –, dass wir
ächstes Jahr in der Binnenwirtschaft den Allradantrieb
ekommen! Dazu sind hier die Voraussetzungen ge-
chaffen worden. Wenn Sie eine solche Steuerreform
ingebracht hätten, wie wir das getan haben, würden Sie
ubeln und Feste feiern. Dagegen wäre der Tanz um das
oldene Kalb im Alten Testament ein kleiner Event ge-
esen. Sie haben nichts zustande gebracht. Wir haben
as zustande gebracht.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Stiegler hat einen Kolbenfresser!)


Das Verbrauchervertrauen und auch die Bereit-
chaft zu langfristigen Anschaffungen sind insgesamt
ieder gestiegen. Das Wichtigste ist, dass die Investitio-
en in Gang kommen. Eine der wichtigsten Vorausset-
ungen dafür ist, dass wir die Kommunen wieder hand-
ungsfähig gemacht haben.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Wer hat sich denn für die Kommunen bei Hartz IV eingesetzt? Sie doch nicht!)







(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler

Nach hartem Ringen mit Ihnen, die Sie im Bremserhäus-
chen saßen, haben Joachim Poß und seine Truppe mit
der Gewerbesteuerreform die Voraussetzungen dafür
geschaffen, dass die Städte und Gemeinden wieder be-
ginnen können, an Investitionen zu denken. Das ist das
Entscheidende.


(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Traumtänzer! Das ist doch gar nicht wahr!)


Mit der Hartz-IV-Reform wird in diesem Zusammen-
hang ein zweiter Teil umgesetzt. Gerade in Baden-
Württemberg sind die Kommunen wieder investitionsfä-
hig geworden, wenn das auch noch nicht in allen Län-
dern der Fall ist. Eine der Hauptaufgaben ist, dass wir
die Städte und Gemeinden wieder voranbringen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ausgeplündert habt ihr sie!)


Wir haben es erreicht, dass sich die großen Unterneh-
men entschuldet haben und dass bei den großen Unter-
nehmen inzwischen wieder Voraussetzungen für Investi-
tionen gegeben sind. Wir sind dabei, den kleinen und
mittleren Unternehmen wieder die Möglichkeit zu geben
zu investieren. Es ist eine Freude, dass die großen Ban-
ken wieder den Mittelstand entdecken. Ich war kürzlich
in Mannheim; da hat ausgerechnet die Deutsche Bank
ihre Räume für einen Mittelstandsempfang zur Verfü-
gung gestellt.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ist ja gewaltig!)


Die Commerzbank hat sogar wieder angefangen, einen
Vorstand für kleine und mittlere Unternehmen einzurich-
ten. Die wahre Wachstumsbremse war, dass viele kleine
und mittlere Unternehmen von Banken erdrosselt wor-
den sind, die an der Londoner Börse und anderswo große
Teile ihres Kapitals verspekuliert hatten und den Mittel-
stand hinterher mit einer Überrisikosensibilität erdrosselt
haben.

Mit der Mittelstandsbank des Bundes haben wir
wieder die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Exis-
tenzgründer, aber auch kleine und mittlere Unternehmen
wieder investieren können. Lasst uns an diesem Projekt
weiterarbeiten! Das ist die Voraussetzung für Wachstum
und Beschäftigung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben auch beim Aufbau Ost – dazu habe ich von
Herrn Pofalla nichts gehört; das wird immer wieder weg-
gewischt – einiges erreicht. Der Sachverständigenrat hat
allen Schwadroneuren mit ihren Forderungen nach Son-
derwirtschaftszonen das Notwendige ins Stammbuch ge-
schrieben. Wir werden mit den Ländern Schritt für
Schritt daran arbeiten, dass die Investitionspotenziale
genutzt werden. Ob Rolls-Royce, Lufthansa Technik,
DHL in Leipzig, Airbus Deutschland oder Rapid Eye
usw., es gibt im Osten Erfolge. Darauf sollten wir ge-
meinsam stolz sein.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Ich sage für unsere Fraktion: Wir haben um die Fortührung der Gemeinschaftsaufgabe Ost wirklich geämpft. Unsere These war immer: Es darf im Osten eine Investition am Mangel an Fördermitteln scheitern. as haben wir Herrn Milbradt anlässlich der letzten Deatte so entgegengehalten. Wir haben die Gemeinchaftsaufgabe zusammen mit unseren Haushältern eralten. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nein! Falsch!)


(Beifall des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD])


s wird im Osten keine Investition an fehlenden Förder-
itteln scheitern. Wir halten an der Gemeinschaftsauf-
abe fest.
Ich sage für unsere Fraktion auch: Wir teilen die Auf-

assung des Sachverständigenrates, die I-Zulage abzu-
chaffen, nicht. Wir meinen, alle Chancen sollten ge-
utzt werden, damit sich die Situation verbessert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Pofalla hat hier die alten Merz-Reden wieder
ervorgeholt. Er hat ja fast so begonnen. Aber wo sind
enn Ihre Helden? Letztes Jahr ist Friedrich Merz hier
och wie das Krokodil am Nil aufgetreten. Jetzt ist er
ort; jetzt hat er seinen Bierdeckel abgegeben und ist ver-
chwunden.


(Dirk Niebel [FDP]: Wo ist denn eigentlich Lafontaine abgeblieben?)


o ist der Held Horst Seehofer?

(Zurufe von der CDU/CSU: Hier ist er! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sie haben es auf den Augen!)


ls er mit Ede, dem Wolf, streiten sollte, hat er Zahnweh
ekommen und hat aus dem Blätterwald gezischelt. Das
ind mir die wahren Helden!


(Beifall bei der SPD)

err Pofalla, Sie sind mir vorgekommen wie der schnei-
ige Merz: nur Anklagen, keine eigenen Rezepte, nur
er alte Krampf. Sie tun mir fast Leid. Wenn so ein jun-
er Kerl wie Sie bei dem Begriff „Schaukel“ an „Ver-
chaukeln“ denkt, dann muss ihn die Sozialisation in der
DU schon ziemlich ruiniert haben. Er nimmt gar nicht
ehr wahr, dass für jeden normal sozialisierten Men-
chen eine Schaukel die Metapher für Schwung und Le-
ensfreude ist und dass man allenfalls die Bremse nach
ben braucht. Sie sind in diesem Bereich ein armer Kerl.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie haben hier auch über das Wachstumspotenzial
chwadroniert. Herr Brüderle hat von den Amerikanern
eredet, wohl wissend, dass es dort ein irres Potenzial an
evölkerungszuwachs gibt. Viel Wenig ergibt eben doch
ehr. Unsere Bundesregierung setzt mit ihrem Innova-
ionsprogramm, mit Forschung und Entwicklung auf die
ualität des Wachstums und auf Dynamik, damit wir in






(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler

einer älter werdenden Gesellschaft mit einem schrump-
fenden Arbeitskräfteangebot ein höheres Wachstums-
potenzial haben. Herr Brüderle, das sollten Sie als alter
Liberaler eigentlich begeistert mitmachen, anstatt he-
rumzumäkeln. Ihre Lust, Herrn Clement am Zeug zu fli-
cken, hat Sie aber wieder einmal in die Irre geleitet.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch Sie wissen, Herr Brüderle, dass unsere Wachs-
tumswerte, verglichen mit dem EU-Durchschnitt, gesun-
ken sind. Ich empfehle Ihnen die Lektüre des Gutachtens
des Sachverständigenrats aus dem Jahr 2002. Darin
steht, dass es die Herstellung der deutschen Einheit
– eine Leistung der Deutschen – ist, die unsere Wachs-
tumswerte vorübergehend belastet.

Herr Pofalla, Ihre Vergangenheitsbetrachtungen kön-
nen Sie sich schenken.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das geht Sie gar nichts an!)


Norbert Blüm hat kürzlich gesagt: Ich habe an einem so
genannten Beschäftigungsförderungsgesetz mitgewirkt.
Auf die Arbeitsplätze warte ich heute noch. – So Norbert
Blüm, Ihr „Täter“ von damals, der dieses Gesetz mit be-
schließen musste. Hören Sie auf mit dem alten Krampf!
Lasst uns neue Wege gehen und dem Mittelstand helfen,
indem wir durch Investitionen und Existenzgründungen
wieder breitflächig zu Wachstum und Beschäftigung bei-
tragen.

Danke.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Das ist ja eine Kampfansage an den Mittelstand!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515400800

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Dagmar Wöhrl.

(Beifall bei der CDU/CSU – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Jetzt kommt was zur Sache!)



Dagmar G. Wöhrl (CSU):
Rede ID: ID1515400900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle-

ginnen und lieben Kollegen! Lieber Kollege Stiegler, wir
hören es schon gern, allein uns fehlt der Glaube an das,
was Sie hier alles erzählt haben.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Die Zukunft gehört den Glaubenden und nicht den Zweiflern!)


Ich finde es schon fantastisch, wie Sie dargestellt ha-
ben, was im Jahreswirtschaftsbericht über den Osten
steht. Sie scheinen aber einige Passagen überlesen zu ha-
ben. Ich habe es mir eben noch einmal angeschaut: bei
den Fördermitteln beträchtliche Mängel, kein Königs-
weg in Sicht, kein Aufholprozess, Diskussion über Son-
derwirtschaftszonen unergiebig usw. Das ist ein total ne-
gatives Zeugnis über Ihre Ostpolitik. Sie können deshalb
hier nicht einfach sagen, wie toll es ist, dass alles in den
richtigen Bahnen läuft. Mit Ihnen läuft nichts in den

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(C (D ichtigen Bahnen, vor allem nicht im Osten, liebe Kolleinnen und Kollegen von Rot und Grün. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rainer Brüderle [FDP])


Sie alle wissen, dass wir das Einstein-Jahr haben. Uns
ollte eigentlich bewusst sein, wie wichtig Fantasie und
reativität sind. Einstein hat einmal gesagt, Fantasie sei
ichtiger als Wissen. Wenn ich mir Ihren Jahreswirt-
chaftsbericht anschaue, habe ich fast das Gefühl, dass
ie diesen Gedanken vollkommen missverstanden ha-
en. Es ist kaum zu glauben, was für ein Fantasieprodukt
ie uns hier vorgelegt haben. Es lässt jeden Bezug zur
ealität vermissen. Gut, wir sind es inzwischen gewohnt
nd werden langsam resistent gegen Ihre geschönten
ahlen und die Verharmlosung der Risiken. Es scheint
nzwischen zur Tradition geworden zu sein, uns mit zu-
ersichtlichen Prognosen und unverbindlichen Aussagen
inzuhalten.
Mit Ihrer Konjunkturprognose von 1,6 Prozent ste-

en Sie inzwischen ziemlich allein da; das muss man
inmal klar und deutlich sagen. Sogar der designierte
orsitzende der Wirtschaftsweisen, Bert Rürup, sieht das
keptisch. Die Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre
rognosen nach unten korrigiert: auf nur noch 0,8, aller-
öchstens auf 1,2 Prozent. Was interessant ist: Ihr eige-
er Haushaltsplan geht von 1,7 Prozent aus. Das müssen
ie mir schon erklären; dazu ist nichts gesagt worden.
as heißt, Sie müssen eigentlich mit weniger Steuerein-
ahmen und damit rechnen, dass Sie mehr Ausgaben im
usammenhang mit dem Arbeitsmarkt haben. Wie Sie
iese Finanzierungslücke, die sich aus Ihren eigenen
rognosen ergibt – einmal des Finanzressorts, das an-
ere Mal des Wirtschaftsressorts –, schließen wollen, ha-
en Sie nicht dargelegt.
Als ganz großes Manko empfinde ich in diesem Jah-

eswirtschaftsbericht, dass jegliche Visionen fehlen. Wir
ind in wirtschaftlich schweren Zeiten; das ist überhaupt
eine Frage. Wir leben auch nicht mehr in der Zeit des
irtschaftswunders. Außerdem haben wir die Folgen
er Wiedervereinigung zu schultern. Sie müssten aber
agen, wie Sie das angehen wollen. Wo sind die Kon-
epte? Wo sind Ihre Strategien? Wie wollen Sie hier wie-
er Arbeitsplätze schaffen? Wie wollen Sie den Standort
eutschland nach vorn bringen? Dazu vermisse ich im
ahreswirtschaftsbericht jegliche Aussage.
Richtig ist, wenn Sie schreiben: Das geschieht über
eschäftigung und über Wachstum. Das ist vollkommen
ichtig. Volltreffer, könnte man sagen. Aber Sie stellen
icht dar, wie es zu mehr Wachstum kommen soll und
elche Reformen Sie zukünftig in Angriff nehmen wol-
en. Sie sagen zwar: Die Reformanstrengungen des Jah-
es 2003 haben sich gelohnt; endlich bewegt man sich
ach vorn. Es ist richtig, dass Sie Reformen in Angriff
enommen haben – das will ich gar nicht leugnen –,
uch unter unserer Mithilfe. Dass es unsere Mithilfe bei
artz IV gegeben hat, können Sie nicht bestreiten. Aber
it Hartz IV werden keine Arbeitsplätze geschaffen.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist wahr!)







(A) )



(B) )


Dagmar Wöhrl

Mit Hartz IV soll dazu beigetragen werden, dass die Ver-
mittlung besser funktioniert. Aber von den Gesetzen, die
Sie ansonsten auf den Weg gebracht haben, war keines
wachstumsorientiert. Alle sonstigen Gesetze und Refor-
men haben im Gegenteil noch mehr Auflagen, noch
mehr Bürokratie und noch mehr Hemmnisse gebracht.
Das kann man auch beim Antidiskriminierungsgesetz,
Ihrem letzten Gesellenstück, sehen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot und Grün,
im Jahreswirtschaftsbericht ist vom Anspringen der In-
landsnachfrage und des privaten Konsums die Rede.
Lassen wir einmal das Prinzip Hoffnung außer Acht!


(Zuruf des Abg. Ludwig Stiegler [SPD])

Sie wissen ganz genau, dass das nur dann eintreten wird,
wenn auch wieder Investitionen getätigt werden, übri-
gens auch Investitionen des Staates, des Bundes, Herr
Stiegler. Wie schaut es denn in dieser Beziehung beim
Bund aus? In Ihrer Regierungszeit gab es allein
5 Milliarden Euro Investitionen weniger. Das heißt, es
wird gespart bei der Straße, bei der Schiene, überall, also
bei der Infrastruktur – das hat auch der Minister ange-
sprochen –, die für die Wirtschaft wichtig ist. Unsere
Infrastruktur ist immer ein Standortvorteil gewesen.
Diese vernachlässigen Sie vehement. Wenn im Bereich
der Unternehmen nicht investiert wird, dann fehlen Bü-
rogebäude oder Fabrikgebäude und man braucht sich
nicht darüber zu wundern, wenn in der Bauindustrie im
letzten Jahr 75 000 Arbeitsplätze verloren gegangen sind
und in diesem Jahr voraussichtlich 50 000 Arbeitsplätze
verloren gehen werden.

Jetzt haben Sie ein ganz neues Feld entdeckt. Anstatt
wachstumsorientierte Reformen anzugehen, ist es bei Ih-
nen zu einer seltsamen Mutation gekommen. Früher hat
Ihr Kanzler gesagt: Wir machen keine Programme zulas-
ten unserer Kinder und Kindeskinder. – Richtig! Dafür
haben Sie auch unseren Beifall bekommen. Jetzt heißt
es: Kurzfristig können staatliche Maßnahmen zur Anhe-
bung des Wachstumspotenzials wichtiger sein als Kon-
solidierung. Das heißt: Bei Ihnen ist Sparen out und
Schuldenmachen in. Sie wollen Wachstum nur noch auf
einem Weg erreichen: auf Pump, Pump, Pump.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rainer Brüderle [FDP])


Es ist eine verantwortungslose Politik, die Sie machen.
Wir geben schon jetzt ein Sechstel des Bundeshaushalts
nur für Zinsen aus. Dabei wissen Sie ganz genau, dass
die Zinsen bei uns nicht auf dem niedrigen Stand bleiben
werden, auf dem sie momentan sind, und dass diese Zin-
sen gezahlt werden müssen. Dabei habe ich von der Til-
gung noch gar nicht gesprochen. Sie werden das nicht
mehr zurückzahlen müssen, aber unsere Kinder und En-
kel.


(Zuruf des Abg. Florian Pronold [SPD])

Deswegen ist die Politik, die Sie machen, das Verant-
wortungsloseste, was ich in diesem Bereich je erlebt
habe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Anstatt Maßnahmen für die Nachfrageseite anzugeen und den Arbeitsmarkt aufzulockern, betonieren Sie hn immer mehr zu. Aber selbst bei der Angebotsseite, eine Damen und Herren von Rot und Grün, funktioiert es nicht. Schauen wir uns doch einmal die Vermittlungstätig eit der Bundesagentur an. Was ist denn passiert? Wir atten 2004 gerade noch 446 000 Vermittlungen durch ie Bundesagentur, 44 Prozent weniger als im Jahr 2002. as bedeutet, dass es pro Monat durchschnittlich nur ,4 erfolgreiche Vermittlungen auf regulär nicht geförerte Stellen gab. Das ist doch ein Musterbeispiel von neffizienz. Von 90 000 Mitarbeitern der Bundesagentur ind nur 12 000 für die Vermittlung eingesetzt. Diese ahl wird inzwischen weiter reduziert. Hier ist also Reormbedarf angesagt. Damit will ich nicht die Mitarbeier der Bundesagentur oder deren Führung angreifen, ondern die Regierung, die die Riesenadministration von artz IV auf die Bundesagentur übertragen und sie dait sozusagen zu einem zweiten Bundessozialamt geacht hat, dabei aber nicht daran gedacht hat, dass dies lles voll auf Kosten der Vermittlungstätigkeit geht. Sie haben die Arbeitslosenzahlen angesprochen. assen Sie uns doch die Statistiken anschauen. Sie weien den staatlich geförderten Beschäftigungsbereich peranent aus; aber damit lösen Sie keine Probleme. Kein inziges Problem wird dadurch gelöst, dass Leute irendwo geparkt sind; denn anschließend stehen sie doch ieder auf der Straße und suchen Arbeitsplätze. Sie wisen ganz genau, dass wir noch Hunderttausende Arbeitsose mehr hätten, wenn Sie die Statistik nicht geändert ätten: Die 1-Euro-Jobs fallen heraus, die Trainingsmaßahmen fallen heraus usw. Ich will gar nicht näher auf iesen Bereich eingehen. (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wissen ganz genau, dass die ehemals Nichtregistrierten in die Statistik eingehen!)


enn jetzt noch die neue Bewertung nach ILO kommen
nd ab 1. März eine monatliche Statistik erstellt werden
ird – liebe Kollegin Dückert, Sie wissen es ganz ge-
au – und dadurch nur derjenige, der weniger als eine
tunde die Woche arbeitet, als arbeitslos gelten wird,
ann werden künftig 700 000 Arbeitslose aus dieser Sta-
istik herausfallen. Mit diesen Gegebenheiten werden
ie sich dann auseinandersetzen müssen. Dabei nützen
ns die geschönten Zahlen, die Sie uns vorlegen, über-
aupt nichts.
Unser Ticket für die zukünftige Entstehung von Ar-

eitsplätzen ist Innovation.

(Ludwig Stiegler [SPD]: Das haben wir letztes Jahr schon gesagt! Willkommen im Klub!)


Sie haben das Jahr 2004 zum Jahr der Innovation aus-
erufen, aber dabei ist es leider auch geblieben, lieber
ollege Stiegler.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Aber wir haben ein Jahr früher angefangen! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Nur Propaganda!)







(A) )



(B) )


Dagmar Wöhrl

Allein in den letzten Jahren haben wir 3 Millionen Ar-
beitsplätze in der Industrie verloren. Wir haben eine
schleichende Deindustrialisierung; das dürfen wir nicht
wegwischen. Das müssen wir bedenken, wenn wir Wirt-
schaftspolitik machen.


(Florian Pronold [SPD]: Sie sollten wirklich denken, bevor Sie Wirtschaftspolitik machen!)


Das ist eine Zeitbombe, auf der wir sitzen; denn was in
diesem Bereich nicht produziert und nicht verdient wird,
fehlt natürlich auf der anderen Seite als Nachfrage beim
Handel, beim Handwerk und bei Dienstleistungen. Auf
diese Weise werden wir keine neuen Arbeitsplätze schaf-
fen, sondern sie zukünftig vernichten.

Früher waren wir in allen Spitzentechnologien Pio-
nier. Woher kommen jetzt die Flachbildschirme und die
Digitalkameras? Sie kommen aus dem Fernen Osten.
Früher waren wir die Apotheke der Welt; jetzt sind wir
auf Platz fünf abgerutscht, hinter den USA, Japan, Eng-
land und Frankreich.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Jetzt klagen Sie die Unternehmer heftig an!)


Kollege Brüderle hat die Gentechnik angesprochen,
eine für die Zukunft sehr wichtige Schlüsseltechnologie.
Aber Ihre Novelle des Gentechnikgesetzes erschwert die
Anwendung der Grünen Gentechnik und treibt diese
Schlüsseltechnologie ins Ausland.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die ersten Konzerne haben schon angekündigt, ihre For-
schung ins Ausland zu verlagern. Ist sie erst einmal weg,
wird sie nicht mehr zurückkommen. Dessen können Sie
ganz sicher sein. Wir werden dahin kommen, dass wir
alle gentechnisch veränderten Produkte, die im Ausland
erforscht, entwickelt, angebaut und zur Marktreife ge-
bracht worden sind, hier in Deutschland nur noch konsu-
mieren.

Eine Zeitung hat es vor kurzem sehr treffend ange-
merkt: Deutschland scheint vom Land der Pioniere, das
wir einmal gewesen sind, zur Provinz der Endabnehmer
zu werden. Das kann man angesichts der Politik, die Sie
hier auf den Weg bringen, nur unterstreichen.

Herr Minister, in Ihrem Ministerium wird es hinter
vorgehaltener Hand ebenfalls gesagt: Das ist eine Spiel-
wiese für die Grünen, eine Spielwiese für die Ökopartei,
damit sie sich bei ihrer Klientel profilieren kann.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Es ist keine Ökopartei! Das ist eine Bettvorlegerpartei!)


Leider wird hier aber nicht gesehen, dass dies dem
Standort schadet.

Wir müssen uns darum bemühen, vor allem auf dem
Gebiet der Innovationen wieder nach vorn zu kommen.
In Bezug auf Patentanmeldungen sind wir gut; vor allem
die kleinen und mittleren Unternehmen liegen hier an
der Spitze. Auch müssen wir neue Produkte schnell auf
den Markt bringen. Hier sind wir langsamer als alle an-
deren Länder.

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(C (D (Ludwig Stiegler [SPD]: Welche Kritik an der deutschen Industrie! Reden Sie mal mit den Managern!)


eswegen haben viele andere Länder immer die Nase
orn. Hier müssen wir einen sehr schwierigen Aufhol-
rozess bewältigen. Wir müssen in diesem Bereich bes-
er werden, die Eigenverantwortung unserer Hochschu-
n stärken und, indem wir die entsprechenden
ahmenbedingungen setzen, dafür sorgen, dass Hoch-
chulen und Wirtschaft noch intensiver zusammenarbei-
n.
Erfreut habe ich zur Kenntnis genommen, dass end-

ch auch der Energiepolitik in Ihrem Jahreswirtschafts-
ericht breiterer Raum gegeben worden ist. Endlich ha-
en Sie erkannt, dass Energiepolitik Standortpolitik und
irtschaftspolitik ist; darüber sind wir froh. Aber die
nergiepreise – einen der wichtigsten Aspekte – haben
ie in Ihrem Jahreswirtschaftsbericht mit keinem einzi-
en Wort erwähnt.
Sie hatten nicht einmal den Mut, Ihre Preistreiberei zu

egründen und zu sagen, warum Sie die Staatsabgaben
uf die Energiepreise seit 1998 um 10 Milliarden Euro
rhöht haben. Kollege Stiegler, das könnte man als Sub-
ention bezeichnen, da die Verbraucher diese Umlage
ahlen müssen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515401000

Frau Kollegin, denken Sie an Ihre Redezeit.

Dagmar G. Wöhrl (CSU):
Rede ID: ID1515401100

Sie vergessen, dass hiervon über 600 000 Arbeits-

lätze in der energieintensiven Industrie betroffen sind.
err Minister Clement, ich glaube, auch für die Alumi-
iumindustrie sind die hohen Energiepreise, die Sie zu
erantworten haben, ein wichtiges Thema.
Wir brauchen Vertrauen, um aus der Krise zu kom-
en. Das schaffen wir nur durch Wachstum, aber nicht
urch ein Wachstum auf Pump. Sie müssen endlich die
ichtigen Richtungsentscheidungen treffen. Der Minister
at Anfang dieses Jahres gesagt: „Eine kräftige und
achhaltige Trendwende für den Arbeitsmarkt erwarte
ch erst 2006.“ Das erwarten auch wir; denn dann wer-
en wir wieder an der Regierung sein.
In diesem Sinne bedanke ich mich.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD – Dr. Uwe Küster [SPD]: Das hat viel mit Glauben zu tun! – Ludwig Stiegler [SPD]: Ihr Mann glaubt uns schon heute und investiert! – Weiterer Zuruf von der SPD: Die glaubenspolitische Sprecherin!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515401200

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Thea Dückert.

Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515401300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
err Pofalla, vorhin haben Sie in Ihrer ersten Rede, die
ie als Nachfolger von Herrn Merz gehalten haben, Ihre






(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert

Enttäuschung über den Jahreswirtschaftsbericht zum
Ausdruck gebracht. Ich muss Ihnen sagen: Als ich Ihre
Rede gehört habe, war auch ich enttäuscht; denn Sie als
neuer Stern am wirtschaftspolitischen Himmel der
Union haben die Chance vertan, die Gelegenheit zu er-
greifen, uns zu sagen, wohin es mit Ihrer Wirtschafts-
politik geht.


(Joachim Poß [SPD]: Eine Sternschnuppe meinen Sie! Wie können Sie von „Stern“ sprechen?)


Ich muss Ihnen zugute halten, dass Sie einiges gesagt
und einen Zehnpunktepakt angeboten haben. Wenn
man sich seinen Inhalt ernsthaft ansieht, wird die Enttäu-
schung wirklich grenzenlos.


(Dirk Niebel [FDP]: Gut, Frau Lehrerin!)

Sie haben zehn Punkte vorgeschlagen, die von vorne bis
hinten alter Wein in alten Schläuchen sind. Sie wollen
zum Beispiel den Kündigungsschutz einschränken und
die Tarifautonomie abbauen. Sie müssten mir übrigens
einmal erklären, warum die Abschaffung von Betriebs-
ärzten in kleinen Betrieben einen großen beschäftigungs-
politischen Boom bringen soll.

All dies haben Sie hier vorgetragen. Aber Sie haben
sich in keinem einzigen Punkt Ihres Zehnpunktepaktes
zu den Zukunftsfragen Innovation, Bildung und Investi-
tionen geäußert. Ich verstehe das; denn Sie haben keine
Begründung dafür, warum Sie, gerade was die notwendi-
gen Investitionen in Bildung und ihre Finanzierung anbe-
langt – als Stichwort nenne ich die Eigenheimzulage –,
auf der Bremse stehen.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Mit dem Thema Steinkohle können Sie auch noch anfangen! Das ist lächerlich!)


Es gibt viele andere Punkte, zu denen Sie ebenfalls
geschwiegen haben, und das angesichts einer Debatte, in
der es um die Zukunft der wirtschaftlichen Entwicklung
geht. Sie haben sich sogar verstiegen – so etwas habe ich
von der Union überhaupt noch nicht gehört –, zu sagen,
es sei schädlich, wenn Existenzgründerinnen und Exis-
tenzgründer in diesem Lande öffentliche Fördermittel er-
hielten.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist doch völliger Quatsch!)


Es tut mir wirklich Leid, Herr Pofalla, aber ich muss Ih-
nen sagen: Wir brauchen in Deutschland auch den Mut
von Bürgerinnen und Bürgern zur Existenzgründung.
Dabei helfen wir ihnen gerne. Ich bin froh, dass die
Hilfe, die wir hier leisten, wirkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Meine Damen und Herren, wer heute die Zeitung auf-
schlägt, kann die Überschrift lesen: „Deutsche Unter-
nehmen starten optimistisch ins neue Jahr“. Das ist gut,
weil es bestätigt, was im Jahreswirtschaftsbericht an vie-
len Stellen belegt ist. Wenn man sich vor diesem Hinter-
grund noch einmal die Rede von Herrn Pofalla zu Ge-
müte führt, muss man feststellen, dass Sie mit ihrer

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(C (D egativund Schwarzmalerei der Situation der deutchen Wirtschaft wohl ziemlich einsam dastehen. Die irtschaft ist, gesamtwirtschaftlich gesehen, längst aus em Jammertal heraus. Sie, meine Damen und Herren on der Opposition, sitzen offenbar noch im politischen ammertal. (Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Die Realität wird Sie einholen!)


Die Realität, das sage ich Ihnen gerne, ist, dass die
tarken Branchen der deutschen Wirtschaft heute volle
uftragsbücher haben. Der Maschinenbau beispiels-
eise rechnet für 2005 mit Rekordumsätzen. „Made in
ermany“ ist in dieser Branche, aber auch in anderen ein
abel, auf das wir wirklich stolz sein können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das sind ja ganz neue Erfindungen!)


ie reden das klein – auch die Entwicklung im Export –,
ie nehmen noch nicht einmal zur Kenntnis, dass die
berschüsse im Export von Jahr zu Jahr zunehmen.
ein, Sie recyceln wieder diese abgestandene These der
asar-Ökonomie; sie ist für die deutsche Wirtschaft ei-
entlich nichts anderes als üble Nachrede.


(Beifall des Abg. Ludwig Stiegler [SPD])

Die Achillesferse ist im Jahreswirtschaftsbericht ge-

annt: die Binnenkonjunktur. Dort ist aber auch be-
chrieben, dass genau hier sehr positive Zeichen zu se-
en sind. Der Wirtschaftsminister hat auch auf eine
ktuelle Meldung von Klaus Wübbenhorst aus der Ge-
ellschaft für Konsumforschung hingewiesen, der gerade
eute noch einmal an ganz aktuellen Zahlen dargelegt
at, dass die Reformen positiv auf die Binnennachfrage,
uf die Konsumnachfrage wirken und dass wir als Folge
er jüngst umgesetzten letzten Stufe der Steuerreform
ei der Konsumnachfrage vorankommen. Das ist die Si-
ation: Die Daten und die Fakten in Deutschland zeigen
eutlich, dass Sie Ihre Schwarzmalerei langsam einstel-
n sollten.
Aber die Entwicklung zeigt auch – das sehen wir zum
eispiel am Arbeitsmarkt, auf dem es, wenn auch nur
chritt für Schritt, vorwärts geht –, dass wir die erfolg-
eichen Reformen, die in die richtige Richtung gehen,
efinitiv fortsetzen müssen, dass wir in den Reform-
nstrengungen nicht nachlassen dürfen. Der Minister hat
ier eine zentrale Zielmarke in den Raum gestellt, die
ir in den Mittelpunkt unserer Bemühungen stellen
üssen: Das Senken der Lohnnebenkosten auf unter
0 Prozent.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as ist extrem wichtig für den Arbeitsmarkt, aber es ist
uch ein extrem schwerer Schritt. Wir haben es in den
etzten Jahren immerhin geschafft, den CDU-Trend der
0er-Jahre, steigende Lohnnebenkosten, zu stoppen und
in wenig umzukehren.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sehr wahr!)







(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert

Eingedenk zentraler Rahmenbedingungen wie der

schwierigen demographischen Entwicklung und im
Sinne unserer politischen Zielsetzung, weiterhin belast-
bare, sichere soziale Sicherungssysteme zu haben, müs-
sen wir jetzt mit der Reform der sozialen Sicherungssys-
teme fortfahren. Das ist eine sehr schwere Aufgabe,
deren Lösung noch einige Jahre dauern wird. Auch dazu,
lieber Herr Pofalla, habe ich von Ihnen nichts gehört.
Das ist auch gut so. Ich kann verstehen, dass Sie den
CDU-Murks zur Reform der Krankenversicherung nicht
vorgetragen haben. Ich kann auch verstehen, dass Sie
sich zu den notwendigen Reformen, die jetzt zeitnah an-
stehen, etwa jener der Pflegeversicherung, nicht geäu-
ßert haben. Aber da, wo Sie sich geoutet haben, wo Sie
einmal den Mut gehabt haben, über Ihre eigene Forde-
rung nach Senkung der Lohnnebenkosten auf unter
40 Prozent zu sprechen, da war das, was Sie uns vorge-
tragen haben, wirklich traurig.

Sie haben gesagt, wir sollten die Beiträge zur Arbeits-
losenversicherung hier und sofort um 1,5 Prozent auf
5 Prozent senken. Sie haben aber nicht gesagt, wie Sie
das finanzieren wollen bzw. wie Sie das Geld woanders
einsparen wollen. Alle in diesem Saal wissen, warum Sie
hier schweigen. Das ist nämlich exakt die Summe – etwa
20 Milliarden Euro –, die notwendigerweise in die
aktive Arbeitsmarktpolitik gesteckt wird, um die Men-
schen, die viel zu lange arbeitslos waren, mithilfe von
Qualifizierung, Umschulung, Lohnkostenzuschüssen
oder auch den von Ihnen so beklagten Zuschüssen für
Existenzgründungen wieder an den Arbeitsmarkt heran-
zuführen. Mit Ihrer Strategie, die Sie hier inhaltlich nicht
aufbauen, kappen Sie für die Langzeitarbeitslosen die
Brücken in den Arbeitsmarkt. Leider haben Sie nicht den
Mut, das hier deutlich zu sagen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/ CSU: Die Arbeitslosigkeit ist während Ihrer Regierungszeit massiv gestiegen!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515401400

Denken Sie bitte an die Redezeit.

Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515401500

Ja, ich denke an die Zeit. – Eines möchte ich Ihnen

noch sagen, weil Sie auch das hier bestritten haben: Die
im Jahreswirtschaftsbericht belegten Indikatoren zeigen
deutlich, dass die Reformen gewirkt haben. Die
Schwarzarbeit ist definitiv zurückgegangen.


(Dirk Niebel [FDP]: Jetzt fängt sie noch ein neues Thema an!)


Im europäischen Vergleich sind wir übrigens das einzige
Land, das 2003 bei der Entwicklung der Schwarzarbeit
einen Knick aufweisen kann.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wer hat das denn ermittelt?)


Die Beschäftigtenzahlen steigen langsam, und zwar auch
durch eine höhere Quote bei der Selbstständigkeit. Die
Differenz zwischen Neugründungen und Insolvenzen ist
positiv. Die Zahl der Neugründungen in diesem Land
steigt weiter.

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(C (D Frau Kollegin, Sie müssen jetzt zum Schlusssatz ommen. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. ir haben noch vieles zu lösen, (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist richtig! Ihr Abgang muss noch gelöst werden!)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515401600
Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515401700

(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nein!)

um Beispiel die Probleme mit den Hinterlassenschaften
ei den Zuverdienstmöglichkeiten. Wir werden darange-
en, die Brücken in den Arbeitsmarkt zu stärken.
Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515401800

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Ernst Hinsken.


(Dirk Niebel [FDP]: Er darf jetzt aber auch länger reden!)


Die FDP hat bisher am meisten überzogen, Herr
iebel.

Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1515401900

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Frau Dr. Dückert, Sie haben hier die Aussage ge-
roffen, dass Kollege Pofalla in seiner Rede ständig
chwarz gemalt habe.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

amit liegen Sie weit daneben. Es war eine fulminante
nd richtungsweisende Rede,


(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Dr. Uwe Küster [SPD]: Herr Hinsken, das, was Sie hier machen, ist eine Nebenbeschäftigung!)


n der er vor allen Dingen aufgezeigt hat, welche Politik
ie Bundesrepublik Deutschland braucht, um in der Welt
ünftig besser dazustehen, um bei uns Arbeitsplätze zu
ichern und ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu er-
eichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Uwe Küster [SPD]: Na ja, da schüttelt es uns alle!)


Verehrter Herr Minister Clement, im Geleitwort zum
ahreswirtschaftsbericht schreiben Sie unter anderem:

Die Bundesregierung trägt mit den Maßnahmen der
Agenda 2010 dazu bei, dass der Investitionsstand-
ort Deutschland attraktiv bleibt usw.

(Wolfgang Clement, Bundesminister: Ja!)


as ist er aber nicht.

(Wolfgang Clement, Bundesminister: Doch!)


ir brauchen deshalb keine Agenda 2010, sondern eine
genda für 2005; denn in wenigen Wochen erreichen






(A) )



(B) )


Ernst Hinsken

wir in der Bundesrepublik Deutschland mit ungefähr
5 Millionen Arbeitslosen die höchste Arbeitslosigkeit
seit Bestehen der Republik. Hier können wir nicht weiter
zusehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir verlieren jeden Tag über 1 000 Arbeitsplätze. Je-

den Tag gehen weitere 100 Betriebe über die Wupper.

(Klaus Brandner [SPD]: Haben Sie die gezählt?)

Jeden Tag wächst die Staatsverschuldung um
250 Millionen Euro. Jeden Tag zahlen die Bundesbürger
über 100 Millionen Euro nur an Zinsen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Vor allem aus der Waigel-Zeit!)


– Herr Kollege Stiegler, nehmen Sie das einmal zur
Kenntnis und seien Sie bereit, hier eine Umsteuerung
vorzunehmen! – Jeden Tag zahlen die mittelständischen
Betriebe 165 Millionen Euro Ökosteuer. Jeden Tag
wächst die Bürokratie weiter. Des Weiteren ist anzukla-
gen, dass die Verschuldung der Bundesrepublik
Deutschland allein seit 1998 um 13 Prozent gestiegen
ist.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Zweidrittel aus der Waigel-Zeit!)


– Ich spreche von 1998 bis jetzt. – Von 1999 bis jetzt
sind über 203 000 Unternehmen in Konkurs gegangen.
Lassen Sie mich dazu einen Vergleich anstellen: In dem
Zeitraum zwischen 1993 und 1998 haben 112 000 Unter-
nehmen Konkurs angemeldet, also etwa die Hälfte. So
weit sind wir schon gesunken. So weit haben Sie die
Bundesrepublik Deutschland nach unten geritten. Das
kann so nicht weitergehen. Wir wollen umsteuern. Des-
halb bringen wir Konzepte ein, die in die richtige Rich-
tung weisen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Allein im letzten Jahr sind über 400 000 Arbeitsplätze
verloren gegangen. Seit 1998 ist die Zahl der versiche-
rungspflichtigen Arbeitsverhältnisse um 1,4 Millionen
gesunken. Dafür brauchen Sie sich nicht zu rühmen.
Unser Wirtschaftswachstum ist das niedrigste in der
Europäischen Union. Allein das Handwerk befürchtet in
diesem Jahr den Verlust von weiteren 200 000 Arbeits-
plätzen.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist Schwarzmalerei!)


Das ist eine Negativzahl nach der anderen. Aber Sie,
Herr Minister Clement, malen ein rosarotes Bild, als
wäre alles in Ordnung.


(Joachim Poß [SPD]: Eine Schande Niederbayerns: Ernst Hinsken!)


Wie schreibt Friedrich Schiller, dessen 200. Todestag
wir dieses Jahr gedenken? „Herr, dunkel war der Rede
Sinn.“

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(C (D (Joachim Poß [SPD]: Missbrauchen Sie Schiller nicht für Ihre Schwarzmalerei! Der arme Schiller!)


uch das sei Ihnen ins Gedächtnis gerufen.
Herr Clement, seit drei Jahren versprechen Sie eine
ende auf dem Arbeitsmarkt und bei den Staatsfinan-
en. Was haben Sie erreicht? Ihre Politik – das sagte ich
oeben – macht die Bürger arbeitslos und arm. Sie und
undeskanzler Schröder können es einfach nicht. Frau
ollegin Wöhrl hat zu Recht gesagt, dass wir alle auf
as Jahr 2006 warten, in dem eine Wende kommen wird
nd wir die Bundesrepublik Deutschland auch auf wirt-
chaftlichem Gebiet wieder nach vorne bringen werden.
Mit Schönreden allein ist es nicht getan. Bedauerlich

st nur, Herr Minister, dass Sie das, was Sie uns sagen,
elbst glauben.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Bist du sicher?)


azu fällt mir ein Sprichwort ein, das ich entsprechend
bwandeln möchte: Kräht der Clement wie der Gockel
uf dem Mist, dann ändert sich die Wirtschaft, aber sie
leibt, wie sie ist.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Flach, flacher, Hinsken! – Joachim Poß [SPD]: War das von Schiller?)


Das habe ich speziell auf Herrn Clement umgemünzt.
Ich darf bei dieser Gelegenheit noch sagen: Ein Land

ach dem anderen überholt uns beim Wohlstand: Das
irtschaftswachstum in den USA beträgt 4,4 Prozent,


(Florian Pronold [SPD]: Und die Schulden?)

n Großbritannien 4,4 Prozent und in Frankreich
,5 Prozent. Der österreichische Bundeskanzler Schüssel
rklärt mit Stolz: Deutschland liegt bereits weit hinter
ns. – Ist das für diese Bundesregierung nicht ein Ar-
utszeugnis? Wir können ja nichts dafür.
Sie in der Regierung haben in Ihrer Regierungszeit

iele Fehler gemacht. Das ging los mit dem Schein-
elbstständigengesetz, der Abschaffung der 630-DM-Re-
elung, der Aufblähung der Mitbestimmung, dem
echtsanspruch auf Teilzeit – allein dadurch sind
50 000 Arbeitsplätze verloren gegangen – und der Ein-
ührung der Ökosteuer. Sie haben die Bürokratie ausge-
eitet, anstatt sie abzubauen. Sie haben die Investitions-
aushalte gekürzt und Sie haben die Ich-AGs eingeführt.
eine Damen und Herren, was bringen uns diese
80 000 vom Staat subventionierten Ich-AGler mit ei-
em Kostenvolumen von circa 1 Milliarde Euro? Die
ch-AGs bringen die regulären Betriebe in Schwierigkei-
en, die brav und fleißig Steuern und Sozialabgaben zah-
en, damit die Ich-AGs überhaupt finanziert werden kön-
en. Da stimmt doch etwas nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Wirtschaftskrise hat praktisch alle Bereiche er-
asst.


(Doris Barnett [SPD]: Auch die CDU/CSU!)







(A) )



(B) )


Ernst Hinsken

Im letzten Jahr sind in der Bauwirtschaft 50 000 Arbeits-
plätze verloren gegangen. Für dieses Jahr ist ein weiteres
Minus von 32 000 Arbeitsplätzen zu erwarten. Ich
meine, so kann es doch nicht weitergehen. Herr
Clement, ich bitte Sie, dies endlich zu verstehen, die
Probleme zu erkennen und die Sorgen und Nöte der Bür-
ger ernst zu nehmen.

In dieser Zeit, in der wir alle bei Neujahrsempfängen
als Redner auftreten,


(Joachim Poß [SPD]: Das ist aber schlecht für Ihre Zuhörer!)


ergibt sich vielfach die Möglichkeit und Gelegenheit,
nach der Veranstaltung mit den Anwesenden zu spre-
chen. Da kommen Klagen über Klagen. Es kann nicht
weggewischt werden, dass zum Beispiel das Handwerk
– das Rückgrat des Mittelstandes – mit dem Rücken zur
Wand steht. Ein Drittel der Betriebe macht keinen Ge-
winn mehr. Allein in den letzten fünf Jahren hat das
Handwerk 20 Prozent seiner Beschäftigten verloren. Es
fällt auf den Stand der 70er-Jahre zurück. Es ist kein
Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

Frau Kollegin Wöhrl hat darauf hingewiesen, was wir
brauchen. Wir brauchen vermehrt Innovationen. Wir
müssen – das soll gerade im Einsteinjahr nachdrücklich
gesagt werden – mehr für die Bildung tun. Da sind wir
alle zusammen gefordert, ganz gleich, auf welcher Seite.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Wie ist es mit der Eigenheimzulage?)


Deshalb darf es in Bezug auf PISA für uns alle nicht
„Geiz ist geil“ heißen, sondern es muss „Geist ist geil“
heißen. Daran müssen wir arbeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Florian Pronold [SPD]: Das stimmt! Gehen Sie mit gutem Beispiel voran!)


Ich habe die Rede von Herrn Minister Clement aufmerk-
sam verfolgt. Ich habe festgestellt, dass sie vieles an In-
halt hatte, aber keine einzige Vision. Herr Minister, ich
möchte wissen, wie Sie die Probleme der Bundesrepu-
blik Deutschland bewältigen wollen, damit es wieder
besser wird.

Was ist deshalb insbesondere für den Mittelstand zu
tun? Ich meine, sechs Vorhaben müssen ganz oben ste-
hen, nämlich einmal die Arbeitslosigkeit reduzieren,
dann die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland
stoppen und die Verschuldung und Bürokratie abbauen,
wie es mein Heimatland Bayern macht. Da kann die
Bundesregierung lernen, wie man vernünftige Politik
macht.


(Florian Pronold [SPD]: Nirgends gibt es so viele Verordnungen und so viel Bürokratie wie im Freistaat Bayern!)


– Da brauchen Sie, Herr Pronold, überhaupt nichts zu sa-
gen, Sie 17-Prozent-Mann. Sie haben das niedrigste
Wahlergebnis in der Bundesrepublik Deutschland er-
reicht. Immer den Mund aufreißen, aber keine Ahnung
haben und nichts verstehen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es gilt vor allen Dingen die Ich-AGs abzuschaffen,
en Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit und das Betriebs-
erfassungsgesetz auf den Prüfstand zu stellen, daraus
onsequenzen zu ziehen und es anders auszurichten.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Ein schwarzer Horrorkatalog!)


Wir brauchen in der Bundesrepublik Deutschland
ine dritte Aufbruchstimmung, eine Aufbruchstim-
ung, wie wir sie nach der Fußballweltmeisterschaft
954 hatten und wie wir sie nach der Wiedervereinigung
m Jahre 1990 hatten. Ich hoffe, dass die dritte Auf-
ruchstimmung spätestens im Jahre 2006 kommt.


(Beifall des Abg. Manfred Grund [CDU/ CSU])


Lassen Sie mich nochmals Schiller zitieren. In „Don
arlos“ von Schiller heißt es: „Kardinal! Ich habe das
einige getan. Tun Sie das Ihre!“ In Abwandlung dieses
itats, sage ich Ihnen, Herr Minister: Minister! Ich habe
as Meinige getan! Tun Sie das Ihre! Machen Sie eine
ernünftige Politik, damit es in der Bundesrepublik
eutschland auch in Sachen Wirtschaft endlich wieder
ach oben geht!
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Ernst, das war keine große Begeisterung, die du ausgelöst hast!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515402000

Danke schön. – Das Wort hat jetzt der Abgeordnete
laus Brandner.

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1515402100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle-

innen und Kollegen! Kollege Hinsken hat seine Rede
it den Worten beendet: Wir brauchen eine dritte Auf-
ruchstimmung. – Bei der Schwarzmalerei


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Fakten sind das, die Sie nicht zur Kenntnis nehmen!)


ann es keine Aufbruchstimmung geben. Wenn jemand
o schwarz malt, dass er im Kohlenkeller noch Schatten
irft, Herr Hinsken, dann kann keine Bewegung in die-
em Land entstehen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Kein Sonnenlicht dringt durch!)


as ist eine Rede gegen die Wirklichkeit in diesem Land
ewesen; denn tatsächlich ist die Schwächephase über-
unden, tatsächlich haben wir den Pfad des kontinuierli-
hen Wachstums beschritten. Das hängt konkret mit un-
erer Politik zusammen. Umfassende Konzepte sind
efragt und wir sind in der Arbeitsmarkt- und Beschäfti-
ungspolitik, die sich ergänzen müssen, mit umfassen-
en Konzepten angetreten. Arbeitsmarktpolitik und Be-
chäftigungspolitik bedingen sich gegenseitig.






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

Ich will gerne auf das eingehen, was Frau Wöhrl an-

gesprochen hat, nämlich dass Hartz IV nur zu einer bes-
seren Vermittlung führe. Genau darin liegt der Casus
knacksus, um es deutlich zu sagen.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Jetzt haben wir eine noch schlechtere Vermittlung!)


Natürlich ist bei der Arbeitsmarktpolitik das Vermitt-
lungsgeschäft wesentlich. Wir alle wissen, dass durch
bessere Vermittlung freie Arbeitsplätze deutlich schnel-
ler und besser besetzt werden können. Es sind
300 000 Arbeitsplätze gemeldet, das IAB und manche
Unternehmensverbände gehen von 900 000 freien Stel-
len aus. Wenn wir also rund 1 Million freier Arbeits-
plätze durch eine qualifiziertere Vermittlung besetzen
können, dann organisieren wir einen Wachstumsschub in
diesem Land. Wir sollten die Angelegenheit nicht klein-
reden.


(Beifall bei der SPD)

Es gibt ein viel zu hohes Potenzial an Überstunden.
Auch insofern kann die Arbeitsmarktpolitik natürlich
Implikationen für die Beschäftigungspolitik liefern.

Auch gibt es in diesem Lande, was alle beklagt haben,
zu wenige Existenzgründungen. Jetzt hat die Arbeits-
marktpolitik Facetten dafür geliefert, zusätzliche Be-
schäftigung durch Existenzgründungen zu organisieren.
Das reden Sie jetzt schon wieder klein. Statt zu helfen,
statt notfalls unterstützend tätig zu sein, sodass der Be-
stand dieser Existenzgründungen gesichert wird, tun Sie
wieder so, als wäre die Arbeitsmarktpolitik nur eine
Frage besserer Vermittlung. Sie ist viel mehr. Sie liefert
beschäftigungspolitische Implikationen, und zwar in ei-
nem außerordentlich großen Maß.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn wir über Beschäftigungspolitik reden, dann
möchte ich Ihnen auch klar sagen, dass unsere Agen-
da 2010 neben der Arbeitsmarktpolitik natürlich noch
viele andere beschäftigungspolitische Implikationen hat,
weil wir auch die Sozialpolitik den neuen Herausforde-
rungen anpassen. Das haben Sie bisher nicht geschafft,
wie Sie selbst nur zu gut wissen. Auf Details dazu werde
ich noch eingehen.

Richtig ist doch, dass Arbeitsmarktpolitik mit einer
nachhaltigen Beschäftigungspolitik ergänzt werden
muss, damit die Arbeitslosigkeit in diesem Land redu-
ziert werden kann. Aus internationalen Vergleichen wis-
sen wir, dass es dabei keinen Königsweg gibt. Vielmehr
kommt es auf ein stimmiges Gesamtkonzept an. Der
Sachverständigenrat sagt in diesem Zusammenhang über
unsere Arbeitsmarktpolitik, dass dies die bedeutendsten
Reformen sind, die in den letzten Jahrzehnten durch eine
Regierung angepackt worden sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch die internationale Anerkennung dieser Refor-
men ist groß. Wir haben den Mut gehabt, diesen schwie-
rigen Weg zu gehen. Menschen aus anderen Ländern

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(C (D uropas fragen uns, woher wir den Mut dazu haben. ozialdemokraten werden von anderen Parteien nach rüssel eingeladen und gefragt, woher wir den Mut geommen haben, ob wir nicht Angst gehabt haben davor, ass uns wegen dieses mutigen Schrittes die Mehrheit in iesem Lande entzogen wird. Wir haben den Mut gehabt nd werden dafür belohnt werden, meine Damen und erren. Ihre Eierei gerade in der Arbeitsmarktpolitik ach dem Motto „Wasch mir den Pelz, aber mach mich icht nass!“ wird nicht erfolgreich sein. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Unser Leitmotiv, der aktivierende Sozialstaat, wird
it dem Bild der Schaukel sehr schön beschrieben. Bes-
er als Ludwig Stiegler das getan hat, kann ich das nicht
eschreiben. Aber ich weiß natürlich nur zu gut, Herr
ofalla, dass eine Schaukel dann sicher ist, wenn man
ich mit ihr bewegt. Je schneller und stärker man sich
ewegt, umso mehr macht die Bewegung Spaß und
reude. Vielleicht hatten Sie als Kind keine Schaukel.
ir brauchen diese Bewegung in unserem Lande. Wir
üssen weg von „passiv“ und hin zu „aktiv“. Das ist der
eg, den wir beschreiten müssen. Diesen Weg werden
ir mit unseren Reformen offensiv gehen. Insofern wa-
en viele Ihrer Redebeiträge, sowohl der von Herrn
ofalla als auch der von Herrn Brüderle, nichts anderes
ls der Versuch, wieder etwas schlechtzureden, was nicht
o schlecht ist.
Damit meine ich auch die Entwicklung der Arbeits-

osenzahlen. Das sage ich, obwohl wir uns darauf ein-
tellen müssen, dass sie weiter steigen. Der Grund dafür
iegt vor allem darin, dass wir jetzt endlich eine ehrliche
tatistik haben, die ehrlichste, die es in der Nachkriegs-
eschichte Deutschlands gegeben hat.


(Dirk Niebel [FDP]: Was ist mit den Trainingsmaßnahmen? – Dagmar Wöhrl [CDU/ CSU]: 80 000!)


Herr Kollege, Sie wissen doch genau, dass Trainings-
aßnahmen und andere arbeitsmarktpolitische Maßnah-
en einzeln ausgewiesen werden, dass die Statistik also
uch von daher völlig transparent ist.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Die sind aus der Statistik heraus!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515402200

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Niebel?


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1515402300

Nein, ich möchte meinen Gedanken jetzt zu Ende

ringen.
Herr Pofalla hat eben wieder gesagt, wir hätten zur-

eit den höchsten Stand der Arbeitslosigkeit seit der
iedervereinigung.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Richtig!)

ach einer dreijährigen Stagnationsphase, Herr
ustermann, gibt es in der Tat einen hohen Stand bei der






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

Arbeitslosigkeit. Aber bitte nehmen Sie zur Kenntnis,
dass die Arbeitslosigkeit im Durchschnitt des Jah-
res 2004 immer noch unter dem Niveau des Durch-
schnitts dessen war, was wir im Jahre 1997 von Ihnen
übernommen haben. Der Jahresdurchschnitt im letzten
Jahr Ihrer Regierungsverantwortung ist höher gewesen,
als er jemals war.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/ CSU]: 1998! Sie haben die Zahlen von 1998 übernommen! Was Sie sagen, stimmt doch nicht! Hören Sie auf, uns zu verschaukeln!)


– Sie brauchen sich da gar nicht aufzuregen.
Bei den Lohnnebenkosten ist die Situation ähnlich.

Wir alle wissen, dass die Lohnnebenkosten für die inter-
nationale Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere aber für
die Dienstleistungen in diesem Land ein wichtiger Fak-
tor sind. Deshalb haben wir die Sozialsysteme nachhal-
tig reformiert und werden den Reformprozess weiter vo-
rantreiben. Sie sind aber auch ein sozialer Pfeiler unserer
Arbeit in Deutschland.

Angesichts der harten Daten müssen Sie zur Kenntnis
nehmen, dass in den 80er-Jahren – in Ihrer Regierungs-
verantwortung – die Lohnnebenkosten bei 32 Prozent la-
gen. In den 90er-Jahren sind sie von 35,5 Prozent auf
über 42 Prozent im Jahr 1998 gestiegen.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Wiedervereinigung nicht vergessen! – Manfred Grund [CDU/CSU]: Da habt ihr alle mit zugestimmt, einschließlich der Pflegeversicherung! 1,7 Prozent!)


Wir haben in dieser Situation trotz der viel größeren
Herausforderungen einen Pfad der Kontinuität beschrit-
ten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Die deutsche Wiedervereinigung ist in der Tat zu berück-
sichtigen. Der demographische Wandel hat sich verstärkt
und die Arbeitslosigkeit lag beständig auf einem hohen
Niveau. Aber unter diesen Bedingungen haben wir es
geschafft, die Lohnnebenkosten sechs Jahre lang zu sta-
bilisieren und jetzt sogar systematisch zu senken.


(Beifall bei der SPD – Dagmar Wöhrl [CDU/ CSU]: Und die Steuern?)


Das ist die Leistung dieser Regierung.
Insofern besteht die beste Politik, um die sozialen Si-

cherungssysteme zukunftsfest zu machen, in Investitio-
nen in Bildung, Ganztagsschulen und in einer Innova-
tionsoffensive, um die Grundlagen für ein nachhaltiges
Wirtschaftswachstum zu schaffen. Dafür treten wir ein
und das ist der Weg, den wir kontinuierlich weiter be-
schreiten werden.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ein falscher Weg!)


Lassen Sie mich etwas zu den Ausführungen von
Herrn Pofalla zur Arbeitslosenversicherung anmerken.
In einem Presseartikel hat er gefordert, den Beitrag zur

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(C (D rbeitslosenversicherung auf 5 Prozent zu senken. In em Artikel heißt es weiter, dass er eigentlich 4 Prozent etragen müsste. Man muss sich einmal eine Vorstellung avon machen, was das konkret bedeuten würde. Eine enkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung auf Prozent der Grundlohnsumme hätte einen Rückgang er Beitragseinnahmen um 18,75 Milliarden Euro zur olge. Konkret bedeutet das, die aktive Arbeitsmarktpoitik, durch die Menschen in Beschäftigung kommen und ür die wir zurzeit 14,1 Milliarden Euro ausgeben, zu änern. Wer diesen Vorschlag ernsthaft verfolgt, muss dazu agen, dass er das Arbeitslosengeld kürzen und keine akivierenden Maßnahmen mehr anbieten will. Wer das ill, der will die Bundesagentur für Arbeit aufgeben und u einer reinen Lohnausfallversicherungsanstalt machen. er das will, muss mit dem erbittertsten Widerstand der ozialdemokraten rechnen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Sie sind letztes Jahr um 1 Milliarde zurückgegangen!)


Seien Sie doch froh, dass sie zurückgegangen sind.
as ist doch ein Beleg dafür, dass die Effizienz der Ar-
eitsmarktpolitik und der Bundesagentur für Arbeit kon-
inuierlich verbessert wird und dass nur die notwendigen
usgaben getätigt werden. Seien wir doch froh darüber,
tatt es zu beklagen!


(Otto Fricke [FDP]: Aber das hätte man doch für Maßnahmen nutzen können!)


Mich hat allerdings überrascht, was in Fragen der Ar-
eitsmarktpolitik sonst üblich ist. Was zum Beispiel die
ltenpflegeausbildung angeht, hätten die Länder längst
eagieren müssen. Es ist doch interessant, dass auf der
inen Seite gefordert wird, Beiträge zu senken und keine
ittel für entsprechende Maßnahmen mehr zur Verfü-
ung zu stellen, und auf der anderen Seite im Parlament
n einem Antrag gefordert wird, den Ländern mehr Mit-
el zuzuweisen, damit sie ihre Aufgaben besser wahrneh-
en können. Eine solche Politik dem Motto „Wasch mir
en Pelz, aber mach mich nicht nass!“ können wir Ihnen
icht durchgehen lassen, Herr Pofalla. Das ist Populis-
us – auch im Wahlkampf –, den wir offen ansprechen
nd Ihnen nicht durchgehen lassen werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich kurz auf einige weitere Punkte zu
prechen kommen.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515402400

Nein, Herr Kollege, Sie haben Ihre Redezeit über-

chritten. Ihnen bleibt nur noch die Zeit für einen
chlusssatz.

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1515402500

Dann will ich mich auf die Feststellung beschränken,

ass unsere Reformen für den Fortschritt stehen. Das ist
uch schon deutlich geworden. Bei dem von Herrn
ofalla vorgetragenen Reformkonzept handelt es sich
m nichts anderes als um ein Abbaukonzept, das Angst






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

macht. Wir brauchen aber Mut in der Gesellschaft. Wir
müssen dafür eintreten, dass Reformen in der Gesell-
schaft wieder als etwas Positives begriffen werden. Wir
haben dafür den Grundstock gelegt und werden in dieser
schwierigen Phase mit Mut und Zuversicht dafür sorgen,
dass Deutschland in der Aufwärtsentwicklung bleibt.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Es geht runter!)

Es befindet sich nicht im freien Fall, wie es hier darge-
stellt worden ist. Ich lade Sie dazu ein, dabei konstruktiv
mitzuhelfen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ludwig Stiegler [SPD]: Sie bleiben im Kohlenkeller! Sie werfen Schatten!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515402600

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Petra Pau.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1515402700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung für
das Jahr 2005 gibt eine vorsichtige Wachstumsprognose
für das Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 1,7 Prozent
an. Zugleich wird eine noch höhere Arbeitslosenzahl als
2004 angenommen. Der Trend ist also genau umgekehrt,
als noch im Herbst vorausgesagt und auch im Deutschen
Bundestag von der Bundesregierung verkündet wurde.
Das Hauptproblem für 4,5 bis 5 Millionen unmittelbar
Betroffene und damit auch eines der Kardinalprobleme
für die Sozialsysteme bleibt also unverändert riesengroß.
Die Massenarbeitslosigkeit nimmt sogar zu. Das ist das
belastende Minus der Wachstumsprognose der Bundes-
regierung.

Als Wirtschaftshemmnisse wird gern auf die hohen
Ölpreise und den im Vergleich zum Dollar zu starken
Euro verwiesen. Dass beide Faktoren Einfluss auf die
Wirtschaft und ihre Entwicklung haben, liegt auf der
Hand. Aber das sind nicht die einzigen Faktoren, die
hemmend wirken. Die entscheidende Schwachstelle ist
nach wie vor der Binnenmarkt. Diese Schwachstelle ist
hausgemacht; denn die Agenda-2010-Politik der Bun-
desregierung stärkt nicht den Binnenmarkt, sondern
schwächt ihn weiter. Allein durch Hartz IV und das
Arbeitslosengeld II wurden dem Binnenmarkt Milliar-
den Euro an Kaufkraft entzogen. Das senkt die Nach-
frage und gefährdet insbesondere kleine und mittelstän-
dische Betriebe. Ergo sind weitere Arbeitsplätze
gefährdet und es werden keine neuen geschaffen. Des-
halb hat die PDS im Bundestag immer gesagt: Hartz IV
ist nicht nur unter sozialen Gesichtspunkten falsch.
Hartz IV ist vielmehr auch in wirtschaftlicher Hinsicht
kontraproduktiv, allemal in ohnehin strukturschwachen
Regionen, und zwar sowohl im Osten als auch im Wes-
ten der Republik.

Obendrein werden Begehrlichkeiten geweckt, die un-
ter dem Strich ebenfalls negativ zu Buche schlagen wer-
den. Die so genannten 1-Euro-Jobs für Arbeitslosen-
geld-II-Empfänger im Bereich der gemeinnützigen
Leistungen waren noch nicht einmal eingerichtet, da

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(C (D iefen schon die Unternehmerverbände: Hier sind wir! -Euro-Jobs sollten auch in der Wirtschaft geschaffen erden, so die gesetzwidrige Forderung. Ausgerechnet er für den Aufbau Ost zuständige Minister Stolpe urde in der vergangenen Woche mit den Worten zitiert, r könne sich das gut vorstellen. Die PDS lehnt dies konsequent ab. Wir fordern statt essen, alles zu unterlassen, was Lohndumping beförert, die Kaufkraft der Beschäftigten senkt und den Binenmarkt weiter schwächt. Es ist höchste Zeit für eine renze, damit Beschäftigte von ihrer geleisteten Arbeit irklich leben können. Deshalb begrüße ich, dass nach erdi nun auch die IG Metall wieder über einen gesetzich fixierten Mindestlohn nachdenkt. Nach Berechnunen vieler Sozialwissenschaftler müsste ein Mindestlohn berhalb von 1 400 Euro brutto angesiedelt werden. Die DS schließt sich dieser Auffassung an. Ich erwarte von en Fraktionen der SPD und der Grünen, dass sie sich benfalls in Richtung eines Mindestlohngesetzes beween. Es gibt weitere Faktoren, die ihre Schatten vorauserfen und auf soziale Standards zielen sowie den Binenmarkt weiter schwächen werden. Ich verweise nur uf die EU-Dienstleistungsrichtlinie. Bleibt sie so, wie ie derzeit geplant ist, dann wird sie einen EU-weiten ettlauf um niedrigste Sozialund Umweltstandards erffnen. Das ist weder im Sinne der Bürgerinnen und ürger noch im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. eshalb fordert nicht nur die PDS: Die EU-Dienstleisngsrichtlinie muss gründlich überarbeitet werden, und war auch im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwickng. Zugleich gilt es, gemeinsam mit Polen und Tsche hien die EU-Anschlussregionen gezielt und beschleuigt zu entwickeln, so wie es Berlin, Brandenburg und ecklenburg-Vorpommern mit der Oderregion gemeinam vorhaben. Das ist umso dringlicher, als die anhalnde und notwendige EU-Förderung für ostdeutsche egionen zumindest bislang nicht gesichert zu sein cheint. Die EU-Osterweiterung birgt große Chancen für lle Beteiligten. Sie birgt aber auch Gefahren für ganze egionen. Auch das gehört zur Wirtschaftsprognose. Schließlich werden der Binnenmarkt und die Wirt chaftsentwicklung so lange schwächeln, solange die ommunen als Auftraggeber ausfallen. Anders gesagt: ir brauchen eine Steuerreform, mit der die Nachfrage ngekurbelt und nicht weiter gedrosselt wird. Die rotrüne Politik bewirkt allerdings das genaue Gegenteil. erechtigkeit halber muss man allerdings sagen, dass ie bekannten Forderungen von CDU/CSU das Manko ogar noch potenzieren würden. Ich wiederhole: Die meisten Probleme, die wir heute ehandeln, sind in politischer Hinsicht hausgemacht. Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Joachim Poß. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Pau, ein paar Sätze zu Ihnen. Ich glaube, dass Sie sich mit dem Leugnen der Notwendigkeit struktureller Veränderungen wirklich an dem versündigen, was Sie zu tun vorgeben. Insbesondere gegenüber den Menschen in Ostdeutschland geben Sie vor, deren Interessen zu vertreten. Derjenige, der sich der Gestaltung verweigert, versündigt sich aber an den Menschen, die auf Arbeit hoffen. Das muss man ganz klar feststellen. Ich glaube und prognostiziere, dass sich der Optimis mus von Wolfgang Clement und dieser Koalition durchsetzen wird. Das, was wir hier heute Morgen erlebt haben, nämlich die Premiere von Herrn Pofalla sozusagen als Verkörperung der Opposition, hat eines deutlich gemacht: Die Opposition wird immer ideenloser und immer kraftloser. Das ist die Zustandsbeschreibung des heutigen Tages. (Beifall bei der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Das sind Leichtmatrosen!)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515402800

(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )

Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1515402900

(Beifall bei der SPD)


Die Menschen in unserem Lande sind leider – das zei-
gen auch die Umfragen – verunsichert. Aber sie sehen
gleichwohl immer stärker die Notwendigkeit, Verände-
rungen vorzunehmen, um den gesellschaftlichen Wandel
zu gestalten. Außerdem sehen sie in dieser Koalition aus
SPD und Grünen immer stärker diejenige Kraft, die Er-
neuerung in sozialer Verantwortung in Deutschland an-
packt und auch schafft. Auch das ist die Botschaft des
heutigen Tages.


(Beifall bei der SPD)

Die Antwort der Opposition ist altbekannt: Sie be-

steht in schiefen internationalen Vergleichen; da werden
Äpfel mit Birnen verwechselt. Immer wieder wird die
Lokomotivfunktion der Bundesrepublik Deutschland
beschworen. Wann hatten wir denn diese Lokomotiv-
funktion? Das war Ende der 70er-Jahre, als Jimmy
Carter Helmut Schmidt sagte, Deutschland solle eine
solche Funktion übernehmen. Unter den zu Beginn der
80er-Jahre herrschenden Umständen hatte die Bundesre-
publik Deutschland die Lokomotivfunktion.

Ich möchte, wie es Frau Merkel in den letzten Tagen
getan hat, die Statistik bemühen: Deutschland sei im
Ranking der OECD auf dem 18. Platz. Schauen Sie doch
einmal genau nach: Auf dem 18. Platz standen wir auch
1988, also vor der großen Aufgabe der Vereinigung. Das
ist die Wahrheit.


(Beifall bei der SPD)

Sie werden dieses Spiel weiterspielen, und zwar mit

schiefen Vergleichen, die nicht weiterführen und die vor
allem eines nicht bewirken: dass die Probleme gelöst
werden und dass Menschen verstärkt in Arbeit kommen.
Das ist die Folge Ihres Schwarzredens und entsprechen-
den Handelns.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich glaube, dass das, was wir in den letzten Jahren un-

ter der Überschrift „Agenda 2010“ verstärkt und auch

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(C (D chon vorher angepackt haben – das zeigen der Jahresirtschaftsbericht und auch die Äußerungen des Sacherständigenrates –, ein großer Schritt in die richtige ichtung ist. Das, was Sie, Kollege Pofalla, vorgetragen haben, be eutet im Klartext: Lohnabbau, Sozialabbau, Abbau von rbeitnehmerrechten. In der gleichen Rede konfrontieen Sie uns mit tatsächlichen oder vermeintlichen Daten us dem Armutsund Reichtumsbericht. Was meinen Sie enn? Ihrer Auffassung nach sind unsere Standards doch iel zu hoch. Ich empfehle Ihnen einmal eine Stunde der Einkehr. ffenkundig haben bisher weder die Oppositionsfrakion CDU/CSU noch die Oppositionsfraktion FDP ihre trategie gefunden. Das, was Sie hier geboten haben, ist och hilflos. a passt doch eines nicht zum anderen. Sie verbreiten ier ökonomischen und gesellschaftlichen Unsinn. Sie blenden zum Beispiel den Umstand aus – meine orredner haben es schon erwähnt; der Sachverständienrat hat diesen Bereich sehr intensiv bearbeitet; er hat n seinem aktuellen Bericht noch einmal auf seine vorheigen Studien verwiesen –, dass die Situation in Osteutschland die Wachstumsperspektive Gesamteutschlands nach wie vor entscheidend tangiert. Das etrifft die Arbeitslosigkeit, den Rückgang der Erwerbsätigkeit und die unterdurchschnittliche Zuwachsrate eutschlands beim Bruttoinlandsprodukt. Die Wahrheit st, dass der Aufholprozess in Ostdeutschland ins Stoken gekommen ist. Deswegen müssen wir dieses Stoken gemeinsam überwinden. Das bedeutet aber kein bschreiben des Ostens. Die Wiedervereinigung ist für ns vielmehr ein historischer Glücksfall gewesen. Zur ollendung der Einheit brauchen wir weiterhin erheblihe West-Ost-Transfers. Die CDU/CSU spielt das alte Spiel, indem sie be auptet, wir seien das wirtschaftliche Schlusslicht Euroas. Das stimmt nicht. Wenn Sie sich die strukturellen robleme des Gesundheitswesens in Großbritannien und ei der Rente und den Pensionen in anderen Ländern anchauen, werden Sie feststellen – das hat auch ein Mitlied des Sachverständigenrates, Frau Weder di Mauro, ürzlich in einer Rede in Basel getan –, dass wir durch ie Anstrengungen der letzten Jahre inzwischen weiter ls andere europäische Staaten sind und dass wir das otenzial haben, die Zukunftsfähigkeit Deutschlands zu ichern. Nur wir, so der Sachverständigenrat, haben die roße Herausforderung der Bewältigung der Vereiniung wirklich schultern können. Keine andere europäiche Volkswirtschaft wäre dazu in der Lage gewesen. eswegen haben wir auch das Potenzial, die Probleme ach und nach zu lösen. Das Ausland sieht das so. Waum Sie das nicht so sehen und damit potenzielle auslänische Investoren sogar abschrecken, versteht im Ausand niemand. Joachim Poß Im Zusammenhang mit der Finanzpolitik und dem Stabilitätsund Wachstumspakt frage ich: Warum haben Sie, wenn der EU-Währungskommissar Almunia kein Problem damit hat, die enorme Herausforderung der deutschen Einheit zur Beurteilung der deutschen Finanzlage im Rahmen des europäischen Stabilitätsund Wachstumspaktes heranzuziehen, damit ein Problem? (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Jutta KrügerJacob [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Unsinn!)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


Herr Pofalla oder Frau Merkel, Sie tragen vor, Sie
hätten tragfähige Konzepte zur Verbesserung der Wirt-
schaftsentwicklung und der Beschäftigung in Deutsch-
land. Frau Merkel hat gesagt: „Der inhaltliche Diskus-
sionsprozess in der Union war sicherlich nicht immer
einfach; aber diese Phase ist jetzt vorbei.“ Frau Merkel
ist klug genug, zu wissen, dass das, was sie da gesagt
hat, nicht stimmt. Es gibt in keinem einzigen Bereich ein
Unionskonzept, das die Differenzen und Widersprüche
zwischen CDU und CSU auflöst. Ihr so genanntes Steu-
erreformkonzept oder Ihr Gesundheitsreformkonzept ka-
schiert die Widersprüche, mehr nicht. Deswegen haben
Sie diese misslungenen Entwürfe auch in der Schublade
verschwinden lassen.

In der Anhörung des Finanzausschusses in der letzten
Woche wurde Ihnen noch einmal attestiert: Ihr Steuerre-
formkonzept ist unsozial, unfinanzierbar, fehlerhaft. Es
fehlt der gesamte Bereich der Unternehmensbesteue-
rung. Das wollen Sie bis zum Jahresende nachliefern.
Das heißt, Sie haben kein Konzept für Bereiche, für die
Sie sich reklamieren, ein Konzept zu haben.


(Beifall bei der SPD)

Das gilt auch für den Bereich Familie. Jetzt endlich

wollen Sie ein Konzept zur Familienpolitik erstellen –
ebenfalls bis zum Jahresende. Ich frage Sie, meine Da-
men und Herren: Was erzählen Sie im schleswig-holstei-
nischen Landtagswahlkampf oder in Nordrhein-Westfa-
len oder überhaupt bis zum Ende des Jahres? Wie sind
Sie überhaupt konzeptionell aufgestellt? Sie konstatie-
ren, dass Sie für die Familienpolitik noch etwas erarbei-
ten müssen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Die irren herum!)

Sie konstatieren, dass Sie für andere Bereiche noch et-
was erarbeiten müssen. Sie sind weder inhaltlich noch
taktisch noch personell aufgestellt. Das ist Ihre Situation.


(Beifall bei der SPD)

Ihr Prozess der inhaltlichen Klärung ist nicht abge-

schlossen. Überall Fehlanzeige! Ihre rein mechanistische
Sichtweise des europäischen Stabilitäts- und Wachstums-
pakts würde zur Schwächung von Wirtschaft und Be-
schäftigung in Deutschland führen. Auch in 2005 blei-
ben Sie, meine Damen und Herren von der Opposition,
offensichtlich das, was Sie seit Jahren sind: unverbind-
lich und widersprüchlich. Das ist keine Alternative, je-
denfalls keine Alternative, die man den Bürgerinnen und
Bürgern in der Bundesrepublik ernsthaft zumuten sollte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – A K S I S D w n d J t W t g d d A D S A w s a d s b K s d d li m b ß w (C (D Ludwig Stiegler [SPD]: Gut, dass es uns gibt! Danke, Jochen!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515403000

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Dietrich
ustermann.


Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1515403100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der
ollege Poß hat gefragt, was wir denn den Bürgern in
chleswig-Holstein vor der Landtagswahl erzählen.


(Joachim Poß [SPD]: Was Sie erzählen, ist bekannt! Es hat nur nichts mit der Wahrheit und der Realität zu tun!)


ch will die Frage beantworten. Wir sagen ihnen: Frau
imonis ist ökonomisch gescheitert. Wir sagen ihnen:
ie Bundesregierung ist ökonomisch gescheitert. Ich
ill dafür den Beweis antreten.
Wir sind am Anfang einer Debatte oder am Ende ei-

er Debatte,

(Ludwig Stiegler [SPD]: Am Anfang oder am Ende? – Joachim Poß [SPD]: Zunehmend am Ende!)


ie sich mit dem Jahreswirtschaftsbericht befasst, der im
anuar, also zu Beginn des Jahres, Aussagen darüber
rifft, in welche Richtung sich das Land entwickelt.
enden wir uns dem zu, was die Bürger am meisten be-

rifft! Ich vermute, das ist die Frage: Hast du Beschäfti-
ung, hast du ein Einkommen, ja oder nein? Dazu erklärt
ie Regierung im Jahreswirtschaftsbericht selbst, dass
ie Zahl der Arbeitslosen, also der Menschen, die keine
rbeit haben, im Jahresverlauf steigt.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Im Jahresverlauf sinken soll! Sie können nicht einmal lesen!)


as heißt, die Situation verschlechtert sich, Herr Kollege
tiegler.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Im Jahresverlauf wird sie besser!)


Ich will Ihnen das konkret an einem Beispiel belegen.
ls der Bundeshaushalt für das Jahr 2005 aufgestellt
urde, im Juni letzten Jahres, ging das Kabinett für die-
es Jahr von einer Arbeitslosenquote von 4,2 Millionen
us. Im Herbst kam die Bundesagentur zu dem Ergebnis,
ass sie 4,35 Millionen betragen wird. Der Jahreswirt-
chaftsbericht geht jetzt von knapp 4,6 Millionen Ar-
eitslosen aus. Das heißt, allein seit der Vorstellung des
abinettvorschlages für den Haushalt dieses Jahres hat
ich nach Einschätzung der Bundesregierung die Zahl
er voraussichtlich Arbeitslosen um 400 000 erhöht. Für
iesen Personenkreis zumindest hat sich also die persön-
che Perspektive verschlechtert.
Der Kollege Hinsken hat das ein bisschen anders for-
uliert, indem er sagte: Rot-Grün macht arm und ar-
eitslos. Genauso ist das. Sie machen arm, weil ein grö-
erer Teil der Bevölkerung weniger zu tun und damit
eniger Einkommen hat und weil die Zahl derjenigen






(A) )



(B) )


Dietrich Austermann

Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, im-
mer größer wird.

Sie machen auch den Staat arm, denn der Versuch,
über hemmungsloses Schuldenmachen den Arbeitsmarkt
anzukurbeln,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Die meisten Schulden haben immer noch Sie gemacht!)


hat ja nicht funktioniert. Wir haben die höchsten Schul-
den – 53,7 Milliarden Euro an Schulden hat der Bund im
letzten Jahr aufgenommen –, die wir je hatten, und wir
haben eine steigende Arbeitslosen- bzw. sinkende Be-
schäftigtenzahl. Dennoch wird hier immer wieder ver-
sucht, den Eindruck zu erwecken, dass man dadurch,
dass man irgendwoher einfach immer mehr Kredite auf-
nimmt, die Situation verbessern könnte. Genau das Ge-
genteil ist der Fall. Spätestens nach ein bis zwei Jahren
rächt sich dieses Schuldenmachen auf grausame Weise.
So liegen die Wachstumserwartungen im Vergleich zum
Vorjahr schon niedriger.

Jetzt ist die Frage, welche Perspektiven der Wirt-
schaftsminister dafür aufgezeigt hat, dass es später bes-
ser wird. Wir sind es von ihm gewohnt, dass er jeweils
zu Beginn des Jahres sagt, die Situation im Moment
sieht zwar so und so aus, aber am Ende des Jahres wird
es 200 000 Arbeitslose weniger geben.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Er hat Recht behalten! Seine Wachstumsprognose für das Jahr 2004 war richtig!)


Im Jahreswirtschaftsbericht gibt es jedenfalls keine An-
haltspunkte dafür, dass das so kommen wird. Auch aus
Ankündigungen von konkreten Maßnahmen kann man
das nicht ableiten, denn es wurden keine konkreten Maß-
nahmen angekündigt. Der Einzige, der konkrete Vor-
schläge unterbreitet hat, wo man ansetzen könnte, um
über das Miniwachstum, das keine konkrete Verbesse-
rung der Beschäftigungssituation mit sich bringt, hinaus-
zukommen, war der Kollege Pofalla. Er hat ein Zehn-
Punkte-Programm vorgestellt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Zehn Stichworte!)


Kein anderer, und erst recht niemand aus den Regie-
rungsparteien, hat einen einzigen konkreten Vorschlag
gemacht. Sie haben nur über erneuerbare Energien und
Ähnliches gesprochen. Dazu möchte ich Ihnen Folgen-
des sagen: Der Kollege Schulz, der hier ein Gesicht
macht, als hätte er die konkreten Wirtschaftsdaten der
Bundesregierung gelesen, sagte, Sie hätten etwas für er-
neuerbare Energien getan. Dazu sage ich Ihnen: Wir ha-
ben schon im Bereich erneuerbare Energie gehandelt, da
hatten Sie noch die Eierschalen der Göttinger Hausbeset-
zerszene abzustreifen. Da haben wir uns schon um
Windenergie, nachwachsende Rohstoffe und vieles an-
dere mehr gekümmert.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Der Herr Kollege Schulz hat, wie ich glaube, mit Göt ingen nichts zu tun. (Rainer Brüderle [FDP]: Er ist schon lange weg!)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515403200

Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1515403300

Es ist erfreulich, dass die Präsidentin mitdenkt. Ich
ill ganz klar sagen, wen ich gemeint habe: Es war der
ollege Trittin. Wir waren beide zu der Zeit in Göttin-
en.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Dann entschuldigen Sie sich!)


amals musste ich als Stadtdirektor dafür sorgen, dass er
us einem besetzten Haus verschwindet und sich ordent-
ichen Dingen zuwendet.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Da hätte ich aber Wasserwerfer eingesetzt! – Joachim Poß [SPD]: Er ist schwer von der Rolle, wenn er so etwas durcheinander wirft!)


Meine Damen und Herren, ich bin gefragt worden,
as wir in Schleswig-Holstein täten. Ich sage Ihnen
och einmal: Was im Großen für den Bund gilt, gilt in
leicher Weise für die rot-grün regierten Bundesländer.
ot-Grün macht arm und arbeitslos. In Schleswig-Hol-
tein gibt es 40 000 Arbeitslose mehr als zu der Zeit, als
rau Simonis Ministerpräsidentin wurde.


(Joachim Poß [SPD]: Herr Austermann, aus dem Finanzminister wird nichts mehr!)


Im letzten Jahr haben 10 000 Menschen ihre Beschäf-
gung verloren. Innerhalb eines Jahres 10 000 Menschen!
ie Situation bezüglich der Armut ist so schlimm, dass
5 000 Kinder in Schleswig-Holstein heute Sozialhilfe
eziehen.
Sie haben sich auf aktuelle Daten bezogen. So hat der
irtschaftsminister darauf verwiesen, dass die GfK he-

ausgefunden hat, dass es im Dezember eine Verände-
ung beim Konsum gegeben hat. Das hängt wohl irgend-
ie mit Weihnachten zusammen. Schauen Sie sich ein-
al die tatsächliche Situation an. Heute konnte man in
iner neuen Studie lesen, dass sich die Kluft zwischen
rm und Reich seit der Amtsübernahme durch die rot-
rüne Bundesregierung vergrößert habe.


(Zurufe von der CDU/CSU: Hört! Hört! Sehr richtig!)


eutlicher kann man, glaube ich, gar nicht darstellen,
ass Sie auf dem falschen Wege sind.
Die Energiepolitik ist hierfür ein gutes Beispiel. Der
irtschaftsminister des Landes Schleswig-Holstein re-
ete davon, dass er im ersten Halbjahr 2004 im Ver-
leich zum Jahr 2003 ein gutes Wirtschaftswachstum ge-
abt habe. Worauf ist das zurückzuführen? Im ersten
albjahr 2004 war das Kernkraftwerk Brunsbüttel am
etz, im ersten Halbjahr 2003 nicht. Indem Sie mit Ihrer
irtschaftspolitik für höhere Strompreise und insgesamt

ür höhere Energiekosten sorgen, verschlechtern Sie zu-
leich die Situation der Menschen und der Betriebe.






(A) )



(B) )


Dietrich Austermann

Lassen Sie mich abschließend ein Beispiel nennen,

das meines Erachtens deutlich macht, wo und wie etwas
falsch läuft und warum es anders laufen muss. Die Firma
Dräger in Lübeck, die 1 500 Mitarbeiter beschäftigt,
überlegte, mit dem Teilkonzern Dräger Medical nach
Tschechien zu gehen. Man hat mit dem Betriebsrat ver-
handelt. Die Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-
Holstein hat – das war ihr einziger Beitrag zu diesem
Thema – die Geschäftsleitung beschimpft. Nach langem
Hin und Her gab es eine Einigung zwischen Betriebsrat
und Geschäftsleitung. Jeder hat gedacht, damit sei die
Kuh vom Eis. Wochen später jedoch war in der Zeitung
zu lesen, der Aufsichtsrat könne das Projekt noch nicht
abschließen, weil der Bundesvorstand der IG Metall in
Frankfurt noch keinen Termin gefunden habe, um sich
mit dem Vorhaben zu befassen.

Wenn Sie etwas für die Wirtschaft tun wollen, dann
sorgen Sie dafür – das hat der Kollege Pofalla vorhin ge-
sagt und das hat ja auch der Bundeskanzler im Rahmen
seiner Agenda 2010 einmal angekündigt –, dass betrieb-
liche Bündnisse möglich sind! Sorgen Sie dafür, dass in
den Betrieben selbst entschieden wird, was für die Be-
triebe gut und richtig ist, und dass nicht Gewerkschafts-
fuzzis weit weg darüber entscheiden, was zum Wohle
– in diesem Falle: zum Schaden – des Landes gemacht
wird.

Rot-Grün macht arm und arbeitslos und die Büchsen-
spanner der Gewerkschaften stehen dabei und reiben
sich die Hände. Das muss anders werden, damit es in
Schleswig-Holstein und in ganz Deutschland besser
wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515403400

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf

den Drucksachen 15/4700 und 15/4300 an die in der Ta-
gesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 4 auf:
Beratung des Berichts des Rechtsausschusses

(6. Ausschuss) gemäß § 62 Abs. 2 der Geschäfts-

ordnung zu dem Antrag der Abgeordneten
Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen,
Hartmut Koschyk, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU
Verbrechen wirksam bekämpfen – Genetischen
Fingerabdruck konsequent nutzen
– Drucksachen 15/2159, 15/4732 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Joachim Stünker
Christine Lambrecht
Dr. Norbert Röttgen
Jerzy Montag
Jörg van Essen

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(C (D Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich ernehme keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst er Abgeordnete Wolfgang Bosbach. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! So tra isch die Ermordung Rudolph Moshammers war, so erreulich ist die rasche Aufklärung des Verbrechens. Wir erdanken sie der DNA-Analyse einer Körperspur, die m Tatort – genauer gesagt: am Tatwerkzeug – gefunden urde, und dem Abgleich mit einer bereits beim BKA espeicherten Spur. Der Beschuldigte hatte sie in einem nderen Strafverfahren zuvor abgegeben. Er konnte asch identifiziert werden. Hätte diese Identifizierung icht erfolgen können, hätten möglicherweise langwieige Vernehmungen und Untersuchungen erfolgen müsen. Das gesamte Milieu hätte befragt werden müssen. ir wissen nicht, ob die Straftat überhaupt aufgeklärt orden wäre. (Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Wir haben doch die Rechtsgrundlage dafür gehabt!)

Wolfgang Bosbach (CDU):
Rede ID: ID1515403500

Die DNA-Analyse ist keine Wunderwaffe beim
ampf gegen das Verbrechen. Aber sie ist ein äußerst
irksames Instrument, um Straftaten aufzuklären, Straf-
äter zu überführen, neue Straftaten zu verhindern, aber
uch zu Unrecht Verdächtigte zu entlasten. In den USA
ind über 100 rechtskräftig zum Tode verurteilte „Straf-
äter“ durch DNA-Analysen entlastet und dann entlassen
orden. In Deutschland wurden zwischenzeitlich dank
er DNA-Analyse 18 000 Straftaten aufgeklärt, darunter
40 Tötungsdelikte und 820 Sexualstraftaten.
Wir registrieren in Deutschland 6,5 Millionen Straf-

aten pro Jahr. Seit drei Jahren steigt diese Zahl an. Die
ewerkschaft der Polizei schätzt, dass nur jede zehnte
traftat entdeckt und zur Anzeige gebracht wird. Die
ufklärungsquote beträgt nur 53 Prozent. Am höchsten
st sie in Bayern mit fast 65 Prozent. Allein der Freistaat
ayern hat 20 Prozent aller DNA-Datensätze an das
KA geliefert.
Zu viele Straftaten bleiben unaufgeklärt; zu viele

traftäter kommen ungeschoren davon. Das wollen wir
ndern. Wir wollen Deutschland sicherer machen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ir wollen die Bürger besser, als es zurzeit möglich ist,
or Straftaten schützen. Dabei kann der so genannte ge-
etische Fingerabdruck helfen. Deswegen wollen wir
hn zukünftig stärker nutzen, als es derzeit möglich ist.
ie jetzige Rechtslage ist zu restriktiv. Die Vorausset-
ungen für die Abnahme und Speicherung sind restrikti-
er, als sie aus rechtsstaatlichen und verfassungsrechtli-
hen Gründen sein müssten.
Der genetische Fingerabdruck ist der Fingerabdruck

es 21. Jahrhunderts. Deshalb wollen wir ihn zur Stan-
ardmaßnahme bei jeder erkennungsdienstlichen Be-
andlung machen.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Wolfgang Bosbach

Das heißt, nicht jeder Täter, nicht jeder Beschuldigte,
nicht jeder Tatverdächtige muss eine Speichelprobe ab-
geben, sondern nur derjenige, der ohnehin erkennungs-
dienstlich behandelt wird. Die immer wieder gerne auf-
gestellte Behauptung, zukünftig müsse jeder Eierdieb,
jeder Ladendieb und jeder Schwarzfahrer


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jeder Mann, hat Herr Geis vorgeschlagen!)


eine Speichelprobe abgeben, erfüllt den Tatbestand des
groben Unfugs. Man möge hier einmal die Namen der
Eierdiebe und der Schwarzfahrer nennen, die in den ver-
gangenen Jahren erkennungsdienstlich behandelt wor-
den sind. Das alles ist Unfug. Nur 12,7 Prozent aller Be-
schuldigten werden erkennungsdienstlich behandelt, das
heißt, die große Masse nicht.

Im Übrigen ist die im „Tagesspiegel“ gemachte Aus-
sage, dass die Union einen DNA-Test für alle Verdächti-
gen fordert, schlicht falsch. Wer gute Argumente hat,
braucht keine absurden heranzuziehen. Wer absurde be-
nutzt, hat keine guten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Zudem ist es schlicht falsch, dass die Polizei wahllos

und willkürlich erkennungsdienstliche Maßnahmen
durchführen kann. Sie kann es nur, wenn die Vorausset-
zungen der Strafprozessordnung gegeben sind. Zurzeit
umfassen diese Maßnahmen die Abnahme des klassischen
Fingerabdrucks, die Aufnahme des berühmten dreige-
teilten Bildes und die Beschreibung körperlicher Merk-
male. Hinzutreten soll der so genannte Mundschleim-
hautabstrich, die genetische Analyse. Mehr ist nicht
geplant.

Die dagegen vorgebrachten Argumente überzeugen
nicht. Das erste Argument ist die viel beschriebene
Angst vor dem gläsernen Menschen. Wir wollen kei-
nen gläsernen Menschen; wir wollen keinen Überwa-
chungsstaat. Wir haben vor 15 Jahren einen Überwa-
chungsstaat abgeschafft.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Beim BKA gibt es 80 000 anonyme Datensätze und
300 000 bekannte Personen. Da müssten wir in Deutsch-
land 300 000 gläserne Menschen haben. Sagen Sie uns
doch einmal, wo diese 300 000 gläsernen Bürger sind!
Was wissen wir von ihnen außer einer Zahlenkombina-
tion, die beim BKA gespeichert ist?

Schon die Bezeichnung „genetischer Fingerabdruck“
ist falsch. Untersucht werden nicht die Gene, die Träger
von Erbinformationen, sondern das Füllmaterial da-
zwischen, der nicht codierende Teil des menschlichen
Erbgutes. Was kann man damit machen?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja eben!)


Man kann die Spur einer Person zuordnen oder man
kann ausschließen, dass die Spur von einer bestimmten
Person stammt. Das ist exakt das Gleiche wie beim klas-
sischen Fingerabdruck. Es gibt eine Ausnahme: Man

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(C (D ann noch das Geschlecht bestimmen. Das ist alles; ehr ist naturwissenschaftlich nicht möglich. (Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


er daran einen Zweifel hat, lese den „Stern“ – er ist
undertprozentig politisch korrekt und eine Lieblings-
ektüre von vielen – von dieser Woche, Seite 148/149.
Das zweite Argument ist, dass man falsche Spuren

egen kann. Das ist das Lieblingsargument der Bundes-
ustizministerin. Es ist ein geniales Argument; denn es
timmt. Aufgrund dieses Arguments muss man aber
uch den klassischen Fingerabdruck verbieten. Es gibt
och beim Legen falscher Spuren keinen Unterschied
arin, ob ich eine Kippe mit Speichel oder eine Zigaret-
enpackung mit einem Fingerabdruck am Tatort depo-
iere. In beiden Fällen kann man falsche Spuren legen.
Das dritte Argument ist, dass jemand zu Unrecht in

erdacht geraten kann. Richtig, das kann auch beim
lassischen Fingerabdruck der Fall sein. Wer so argu-
entiert, unterstellt den ermittelnden Polizeibeamten
ichts anderes, als dass sie ihre Arbeit nicht beherrschen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

s ist doch einfach Unfug, zu sagen: Spur gefunden,
pur analysiert, Spur verglichen, Täter gefunden! Nein,
s muss doch gefragt werden: Hatte der Verdächtige eine
atgelegenheit? Hatte er ein Tatmotiv? Wo war er zum
esagten Zeitpunkt? Das alles gehört doch zur Arbeit der
rmittelnden Polizeibeamten. Die DNA-Spur ersetzt die
riminalistik nicht.
Dann kommt das vierte Argument, das Hauptargu-
ent: dass man die Analyse auch missbrauchen könne.
er so argumentiert, unterstellt den Labors bzw. den Lan-
eskriminalämtern nichts anderes als kriminelle Energie.
ei Autofahrern sind wir übrigens völlig schmerzfrei.
ine Blutprobe enthält allerfeinstes genetisches Mate-
ial. In Deutschland dürften Hunderttausende Blutpro-
en abgezapft worden sein. Mir ist nicht ein einziger Fall
ekannt, in dem jemals etwas anderes untersucht worden
äre als die Blutalkoholkonzentration. Wir wollen nur
issen, wie viel Schnaps der Betreffende im Blut hat,
nd nicht, ob er Träger von Erbkrankheiten ist oder wel-
he gesundheitlichen Merkmale er hat.
Dazu schrieb mir vorgestern ein leitender Kriminalbe-

mter, ein Kriminalhauptkommissar:
Mittlerweile wundert es mich, dass ein junger Poli-

(qualitativ hochwertiges DNA-Material!)

kehr anordnen und auch mit Zwang durchführen
lassen darf, OHNE Richtervorbehalt, dass ein Ge-
richtsmediziner eine Alkoholbestimmung durch-
führen darf, OHNE dass die Probe anonymisiert ist.
Kann sich Herr Beck

gemeint ist der von den Grünen –
nicht vorstellen, dass ein krimineller Mediziner
eventuell ein wenig Blut an Krankenkasse und Ver-
sicherung schickt?






(A) )



(B) )


Wolfgang Bosbach

Der Mann – er ist ein Praktiker – hat völlig Recht. Hier
wird ja auch noch anonymisiert untersucht. Das heißt:
Der Untersuchende weiß gar nicht, wer der Spurenleger
ist. Was soll er denn mit dem Material anderes machen,
als lediglich einen Zahlencode herzustellen?

Als fünftes Argument sind natürlich, wie bei fast al-
lem, die Bürgerrechte in Gefahr. Um welche Bürger-
rechte geht es hier? Das Recht auf Erbinformation ist
selbstverständlich schützenswert. Es bleibt geschützt,
das interessiert niemanden. Das Recht auf informatio-
nelle Selbstbestimmung kann erkennbar nicht gemeint
sein; denn der Mensch wird nicht entschlüsselt durch
den nicht codierenden Teil. Mir geht es aber um andere
Bürgerrechte. Es gibt kein Bürgerrecht, unentdeckt eine
Straftat zu begehen. Der Straftäter hat nicht das Bürger-
recht, ungeschoren davonzukommen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Aber es gibt das Recht der Bürger, vom Staat geschützt
zu werden. Wir reklamieren für uns das staatliche Ge-
waltmonopol. Wir sagen, dass nur eine Instanz Gewalt
ausüben darf, und das ist der Staat. Wenn wir das Mono-
pol reklamieren, dann haben wir die Verpflichtung, un-
sere Bürger so wirksam, wie wir können, vor Verbre-
chen, vor Straftaten in allen Erscheinungsformen zu
schützen. Der Bundeskanzler ist dafür, der Bundesinnen-
minister ist dafür. Die Bundesjustizministerin weiß noch
nicht genau, wofür oder wogegen sie ist. Die Innenmi-
nister und die Justizminister der Länder sind dafür. Wel-
che unbekannte Macht hindert diese Bundesregierung ei-
gentlich daran, das zu tun, was sie tun müsste?


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ströbele ist die unbekannte Macht!)


Sie auf der Regierungsbank müssen sich entscheiden,
was Ihnen wichtiger ist: der stärkere Schutz der Bevöl-
kerung vor Straftaten oder der Frieden in der Koalition.
Diese Frage müssen Sie beantworten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Quatsch ist das!)


Kommen wir zum letzten Punkt. Besteht nicht ange-
sichts des Antrags der Union doch Anlass zur Sorge? Ich
kann nur sagen: Ja. Wissen Sie, wer sich Sorgen machen
muss? Die Ganoven müssen sich Sorgen machen. Sie
müssen die Sorge haben, demnächst schneller überführt
und dingfest gemacht zu werden.


(Zuruf von der SPD: Karneval!)

Damit sie sich Sorgen machen, haben wir diesen Antrag
gestellt.

Danke fürs Zuhören.

(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Rosenmontag! – Wir sind hier nicht im Rheinland!)


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(C (D Das Wort hat jetzt die Frau Justizministerin Brigitte ypries. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Herr Bosbach, der Höhepunkt der Karnevalszeit st nächste Woche. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/CSU]: Das, was Sie sagen, ist diesem Thema unangemessen! – Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Ich glaube, das war der schwächste aller Einstiege! Kann das sein?)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515403600

(Beifall bei der SPD)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1515403700

as Thema, das wir heute hier behandeln, ist eines, über
as man wirklich ernsthaft diskutieren sollte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich habe mich über Ihren Einstieg in dieses Thema

efreut, weil Sie nämlich konzediert haben, dass der
ord an Herrn Moshammer innerhalb kürzester Zeit
ufgeklärt werden konnte, und zwar auf Grundlage des
eltenden Rechts.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: So ist das! – Zuruf des Abg. Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU])


Das ändert nichts daran, dass dies geltendes Recht ist,
erehrter Herr Dr. Röttgen.
Mit anderen Worten: Dieser Fall bietet keinen Anlass

ür eine aufgeregte Debatte.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


s ist auch nicht unsere Art, eine aufgeregte Debatte zu
ühren. Wir wissen nämlich schon seit einer ganzen Zeit,
ass wir im Zusammenhang mit DNA-Untersuchungen
twas ändern müssen. Das haben wir bereits in diesem
ause diskutiert, erst letzte Woche.
Im Bundesministerium der Justiz wurde eine Prüfung

egonnen, bei der wir uns mit den Ländern zusammen-
eschlossen haben. Ein Ergebnis unserer Prüfung haben
ir bereits in geltendes Recht umgesetzt: Seit dem
. April des letzten Jahres kann bei allen Straftaten ge-
en die sexuelle Selbstbestimmung die DNA des Tä-
ers gespeichert werden, wenn davon ausgegangen wer-
en muss, dass er in Zukunft weitere erhebliche
traftaten begehen wird. Das heißt, im letzten Jahr haben
ir bereits für Sexualstraftäter eine Erweiterung des
echts vorgenommen.
Sie haben aus der Verabredung mit den Justizminis-

ern zitiert. Ich weiß nicht, worauf Ihr Zitat beruht. Of-
enbar wissen Sie schon, was die Minister wollen, ich
umindest weiß es nicht.


(Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Hier! Bericht der Arbeitsgruppe!)


Ich weiß nicht, woher Sie den haben.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries


(Lachen bei der CDU/CSU – Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Das sollte Ihnen zu denken geben!)


Es gibt keinen abgestimmten Entwurf der Justizmi-
nister. Die Verabredung war, dass sie das im April ge-
meinsam vorstellen. Die Justizminister der Länder Bay-
ern und Hessen haben sich aber offenbar nicht daran
gebunden gefühlt, die Ergebnisse einer von ihnen mit
eingesetzten Arbeitsgruppe abzuwarten, und stattdessen
einen Gesetzentwurf vorgelegt. Das verschafft uns die
Möglichkeit, unsere eigenen Vorstellungen offen zu le-
gen.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Die wollen wir gern hören! Das interessiert uns!)


Denn an die Verabredung brauchen wir uns dann nicht
mehr zu halten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich habe eben schon gesagt: Es wäre sinnvoll, wenn

man insofern eine ernsthafte Debatte führen würde. Der
Antrag, über den wir hier heute diskutieren, ist – das
konzedieren Sie wahrscheinlich inzwischen selbst – in
Teilen überholt. Ich habe es eben bereits gesagt: Sexual-
straftaten sind bereits aufgenommen, und das ist das,
was Sie in Ihrem Antrag fordern.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Nein! Das stimmt nicht!)


Was Sie ansonsten fordern, bleibt unklar. Denn Sie for-
dern auf der einen Seite eine Gleichstellung der DNA-
Analyse mit dem Fingerabdruck – das hat eben ja auch
Herr Bosbach gemacht – und halten auf der anderen
Seite in dem Antrag daran fest, dass eine Speicherung
nur dann zulässig sein soll, wenn von dem Beschuldig-
ten erhebliche Straftaten zu erwarten sind. So lautet aber
auch der geltende Gesetzestext. Das entspräche dann
nicht der hundertprozentigen Gleichstellung in § 81 b
StPO.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: 81 e ist das!)


– § 81 b beträfe die Gleichstellung mit dem Fingerab-
druck und dem Lichtbild.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Die fordern wir auch! Aber auch der 81 e ist zu ändern!)


Genau das wäre es nicht. Das wird ja selbst von den Län-
dern Hessen und Bayern nicht gefordert.


(Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Stimmt nicht!)


– Doch. Lesen Sie den Antrag! Den kann ich Ihnen ge-
ben; den habe ich nämlich.


(Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Den habe ich auch!)


Das sind nur zwei Beispiele dafür, wie leicht man sich in
diesem Geflecht verlaufen kann. Das zeigt, dass man mit
diesem Spannungsfeld sehr sorgfältig umgehen muss.

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(C (D (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das tun wir ja auch!)


Das ist in der Tat ein grundrechtssensibler Bereich.
enn es ist völlig unstreitig, dass die Feststellung und
ie Speicherung des Identifizierungsmusters einen Ein-
riff in das Grundrecht auf informationelle Selbstbe-
timmung darstellen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist das! Herr Bosbach liest keine Verfassungsgerichtsurteile!)


ies kann nur geschehen, wenn es in überwiegendem In-
resse der Allgemeinheit ist und wenn dabei der Grund-
atz der Verhältnismäßigkeit gewahrt wird. Das ist tägli-
hes Geschäft bei der Grundrechtsdogmatik.
Auf der anderen Seite – dies ist bei einer Abwägung

atürlich auch zu berücksichtigen – ist der Staat ver-
flichtet, die Bürgerinnen und Bürger bestmöglich vor
traftaten zu schützen. Dazu gehören sowohl die Prä-
ention als auch die schnellstmögliche Aufklärung von
traftaten. Darin sind sich die Regierungskoalition, die
echts- und Innenpolitiker von SPD und Grünen und da-
in bin ich mir auch mit dem Herrn Bundesinnenminister
inig.


(Beifall bei der SPD – Jörg van Essen [FDP]: Obwohl der nicht so glücklich guckt!)


Was wollen wir nun ändern? Es werden im Moment
or allem drei Punkte diskutiert. Der eine Punkt ist der
ichtervorbehalt; das findet sich auch in Ihrem Antrag.
ir werden zunächst – darüber wird auch schon länger
iskutiert – eine Modifizierung bei der Spurenuntersu-
hung vornehmen. Das heißt, bei der Untersuchung von
nonymen Spuren am Tatort ist der Richtervorbehalt ent-
ehrlich. In Bezug auf die Entnahme von Körperzellen
eim Beschuldigten und die sich anschließende moleku-
r-genetische Untersuchung wollen wir am Richtervor-
ehalt grundsätzlich festhalten. Das soll in einem für die
raxis wichtigen Fall nicht gelten, nämlich im Fall der
reiwilligkeit, also dann, wenn die Betroffenen damit
inverstanden sind, dass ihre Daten gespeichert werden.
ann bedarf es künftig auch nach dem Gesetz keiner
ichterlichen Anordnung mehr. Bei Gefahr im Verzuge
ilt weiterhin: Der Richter muss nicht eingeschaltet wer-
en, wenn die Untersuchung unaufschiebbar ist und der
rmittlungserfolg sonst gefährdet wäre.
Gestatten Sie mir, dass ich noch einmal darauf hin-
eise: Es geht hier nur um künftige Strafverfolgung.
ür die Feststellung während eines laufenden Verfahrens
ur Aufklärung einer Straftat sind jede DNA-Untersu-
hung und jeder DNA-Abgleich heute grundsätzlich zu-
ssig. Das ist gar nicht das Problem. Wir reden nur über
ie Speicherung mit Blick auf künftige Verfahren.


(Zuruf von der SPD: So ist es!)

uch da wollen wir die DNA-Analyse ausweiten. Neu-
re Studien des Bundeskriminalamtes zeigen uns, dass
um Beispiel ein Vergewaltiger in der Regel ein krimi-
elles Vorleben hat, das nicht unbedingt einen Sexualbe-
ug haben muss, sondern in sehr vielen Fällen einen Be-
ug zu kleineren Straftaten aufweist. Das gibt uns die






(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries

verfassungsrechtliche Legitimation, zu sagen: Wenn wir
aufgrund empirischer Erkenntnisse wissen, dass das so
ist, dann dürfen wir die entsprechende Vorsorgemaß-
nahme auch treffen. Deswegen werden künftig auch
mehrfach begangene einfache Straftaten eine Speiche-
rung rechtfertigen, wenn von diesem Täter in Zukunft
Straftaten zu erwarten sind. Ob das so ist, muss eine Pro-
gnose zeigen. Das ist das, was man unter „Negativpro-
gnose“ diskutiert. Für diese ist entscheidend – so hat es
das Bundesverwaltungsgericht formuliert –, dass man
angesichts aller Umstände des Einzelfalls, insbesondere
angesichts der Art, der Schwere und Begehungsweise
der Taten, des Anlassverfahrens und der Persönlichkeit
des Täters, Anhaltspunkte für die Annahme hat, dass der
Betroffene künftig mit guten Gründen als Verdächtiger
wieder in den Kreis von potenziellen Beteiligten an einer
noch aufzuklärenden Straftat kommen könnte.

Wenn es darum geht, eine Straftat aufzuklären oder
sie zu verhüten – Letzteres wäre noch besser –, dann
muss der Eingriff gegen das Grundrecht des Täters auf
informationelle Selbstbestimmung in dieser Weise abge-
wogen werden. Damit wird eine Abwägung getroffen,
wie sie auch bei anderen Eingriffen vorgenommen wird,
insbesondere beim normalen Fingerabdruck oder bei der
Erstellung von anderen erkennungsdienstlichen Merk-
malen.

Wir wollen in Zukunft auch die Zulässigkeit von so
genannten Reihengentests gesetzlich regeln. Bei diesen
Tests werden Teile der Bevölkerung zur Abgabe ihrer
Speichelprobe aufgefordert, um an der Aufklärung einer
Straftat mitzuwirken; in der Regel geht es um Mord oder
Vergewaltigung. In diesem Bereich sind in der Praxis er-
hebliche Unsicherheiten aufgetreten, weil unklar war, ob
dies ohne eine richterliche Entscheidung angeordnet
werden darf. Wir wollen deshalb eine klare Rechts-
grundlage schaffen, die insbesondere klären soll, ob dies
durch einen Richter anzuordnen ist, und die die Aufklä-
rungspflichten gegenüber den Betroffenen beschreibt.

Meine Damen und Herren, aus diesen Eckpunkten
können Sie entnehmen, dass es eine völlige Gleichstel-
lung der DNA-Analyse mit Lichtbildern und Fingerab-
drücken nicht geben wird. Ich habe es eben schon einmal
gesagt: Davon gehen auch der hessische und der bayeri-
sche Antrag nicht aus, denn sie ändern eben nicht § 81 b,
sondern § 81 a und erhalten damit auch den Richtervor-
behalt.

Genetische Daten sind etwas Besonderes und die For-
schung hinsichtlich ihrer Auswertung ist noch lange
nicht abgeschlossen. Selbst wenn wir heute sagen kön-
nen, dass zuverlässig nur bestimmte Dinge gemacht wer-
den, muss der Gesetzgeber darauf Rücksicht nehmen,
dass er eine richtige, sachgerechte und verfassungsmä-
ßige Ausgestaltung des Verhältnismäßigkeitsprinzips
vornimmt. Dabei muss er natürlich auch die Realität so-
wie die Tatsache berücksichtigen, dass auch heute
erkennungsdienstliche Maßnahmen nur bei einem
ganz bestimmten Teil der Beschuldigten durchgeführt
werden, nämlich nur bei ungefähr 12 bis 14 Prozent von
ihnen. Der Eindruck, dass jedem Beschuldigten in einem
Strafverfahren und überhaupt jedem, der vernommen

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(C (D ird, der Fingerabdruck abgenommen werden würde, ist chlicht falsch; darauf hat Herr Bosbach eben bereits ingewiesen. Aber diese Tatsache hindert nicht, dass eine Norm als olche verfassungsgemäß sein muss, unabhängig davon, ie oft sie dann angewandt wird. Wir können davon ausehen, dass sie richtig angewandt wird. Es ist unstreitig, ass unsere Justiz und unsere Polizei ordentliche Arbeit isten und sich an die Gesetzestexte halten; die müssen llerdings auch so formuliert sein, dass sie damit umgeen können. Das, was wir bis jetzt mit den Regelungen rreicht haben, ist gut. Wir sollten deshalb unsere Erolge nicht kleinund schlechtreden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515403800

Danke schön. – Das Wort hat jetzt der Abgeordnete

örg van Essen.


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1515403900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

ibt kaum eine Entwicklung in der Kriminalistik, die eine
olche Erfolgsgeschichte darstellt wie die Genanalyse,
nd zwar auch deshalb, weil sie nicht nur zur Ergreifung
on Tätern geführt, sondern in einigen Fällen auch deut-
ich gemacht hat, dass es leider gravierende Fehlurteile
egeben hat.
Ich habe das in meiner eigenen dienstlichen Tätigkeit

rlebt; ich war an einem Verfahren beteiligt, bei dem
ich aufgrund der neuen Möglichkeiten ergeben hat, dass
in wegen Mordes zu lebenslänglicher Haft verurteilter
ritischer Soldat mit Sicherheit nicht der Täter war.
Das macht deutlich, dass dies ein Bereich ist, den wir

n der Rechtspolitik in besonderer Weise betrachten
üssen. Ich bedauere, dass das in den letzten Wochen
icht mit dem Tiefgang und nicht mit der Sorgfalt ge-
chehen ist, die man gerade bei einem solch wichtigen
hema erwarten kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich bedauere dies auch deshalb, weil ich der Auffas-
ung bin, man sollte, bevor man Forderungen nach
euen gesetzlichen Bestimmungen stellt, erst einmal die
lten Regelungen beurteilen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dazu müssen nach meiner Auffassung zwei Feststel-
ungen getroffen werden: Erstens hat der Fall Mosham-
er gezeigt, dass ein so schwerwiegendes Verbrechen
ffensichtlich mit den bestehenden Bestimmungen ganz
chnell aufgeklärt werden konnte.


(Zuruf von der CDU/CSU: Nur in Bayern!)

as ist die erste Feststellung.
Meine zweite Feststellung ist, dass Datensätze nach

en bestehenden Bestimmungen, wenn es um Alttäter






(A) )



(B) )


Jörg van Essen

geht, an das Bundeskriminalamt geliefert werden dür-
fen. Ich stelle dankbar fest: Dort, wo Justizminister mei-
ner Partei, der FDP, Verantwortung tragen – in Baden-
Württemberg und in Rheinland-Pfalz –, ist dies in vol-
lem Umfang geschehen.


(Zuruf von der SPD: Hoffentlich bleibt das auch so!)


Aber in meinem Heimatland, in Nordrhein-Westfalen,
sind 3 000 Spuren leider noch immer nicht an das Bun-
deskriminalamt geliefert worden. Wer weiß, wie wichtig
es ist, neue Fälle mit alten Spuren vergleichen zu kön-
nen, der legt natürlich erheblichen Wert darauf, dass ein
solcher Missstand – in Nordrhein-Westfalen besteht ein
gravierender Missstand – abgebaut wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


An der Diskussion, die wir bisher geführt haben, ist
mir aufgefallen, dass wir die Urteile des Bundesverfas-
sungsgerichts zu dieser Frage nur gestreift haben.


(Zuruf von der SPD: Richtig!)

Das bedauere ich;


(Zuruf von der SPD: Ich auch!)

denn das Bundesverfassungsgericht hat uns Vorgaben
gemacht.


(Zuruf von der SPD: So ist es!)

Es ist immer gut, wenn die Politik die Vorgaben des
Bundesverfassungsgerichts, das für uns die Verfassung
auslegt und damit die Grundlage unseres politischen Le-
bens schafft, beachtet.


(Beifall bei der FDP)

Wir, die FDP, legen Wert darauf, dies zu tun. Dennoch
denke ich, wir sollten in dieser Diskussion offen sein
und die Spielräume, die uns das Bundesverfassungsge-
richt eröffnet, nutzen. Immerhin geht es um die Aufklä-
rung, gegebenenfalls sogar um die Verhütung schwers-
ter Straftaten. Diese klare und eindeutige Haltung wird
in dieser Diskussion unsere Linie sein.

Da von den anderen Fraktionen angesprochen wurde,
mit welchen Positionen sie in diese notwendige Debatte
gehen, will auch ich das für meine Fraktion tun. Erstens.
Wir haben bereits den Antrag eingebracht, bei anony-
men Spuren in Zukunft auf den Richtervorbehalt zu
verzichten.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Der Gesetzentwurf kommt doch von uns!)


Diese Auffassung teilt auch der Bundesdatenschutzbe-
auftragte. Eine anonyme Spur, durch die keine Rechte
einer bestimmten Person verletzt werden können, soll in
Zukunft ohne die Einschaltung eines Richters untersucht
und gegebenenfalls auch gespeichert werden dürfen. Das
ist der erste Punkt.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Auch der zweite Punkt ist sehr wichtig. Wir wissen, ass insbesondere nach Morden an Kindern an der Beölkerung, die als Täter in Betracht kommt, ein Massenentest durchgeführt wird. Wir machen das im Augenlick ohne jegliche rechtliche Grundlage. Vor allen ingen ist völlig unklar, wie mit jemandem, der sich eigert, daran teilzunehmen, umzugehen ist. Ist er nur ufgrund seiner Weigerung bereits ein Beschuldigter der nicht? (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das muss er doch wissen!)


aran wird deutlich, dass wir diese wirklich wichtige
echtliche Frage auf ein vernünftiges Fundament stellen
üssen. Auch müssen wir über die Aufbewahrung der
roben diskutieren.
Sofern es sich um freiwillige Tests handelt – auch

ierzu gibt es unterschiedliche rechtliche Auffassungen –,
abe ich eine klare Meinung: Wenn jemand freiwillig
einen Speichel – beispielsweise für eine gentechnische
ntersuchung – abgibt, bedarf es grundsätzlich keines
ichtervorbehaltes. Jeder ist selbst Herr über seine Da-
en. Wenn man sie freiwillig hergibt, wie es auch im Fall
oshammer geschehen ist, dann ist selbstverständlich
eine Beteiligung eines Richters notwendig.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Selbstverständlich!)


Herr Gehb, das ist eben nicht selbstverständlich.

(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Doch! Sie haben doch selbst gesagt: selbstverständlich!)


ie Sie wissen, gibt es hierzu unterschiedliche rechtli-
he Entscheidungen.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ich habe nur wiederholt, was Sie gesagt haben!)


ch habe hier lediglich meine Auffassung deutlich ge-
acht. Sie können ganz ruhig sitzen bleiben. Meine Po-
ition jedenfalls ist klar und eindeutig.


(Beifall bei der FDP – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Ich habe doch nur wiederholt, was Sie gesagt haben, Herr van Essen!)


Ein letzter Punkt ist mir ebenfalls außerordentlich
ichtig. Es ist so, dass für eine Untersuchung im Augen-
lick nur einzelne Straftaten von Gewicht in Betracht
ommen. Wie die Justizministerin, deren Auffassung in
ieser Frage ich teile, bin ich der Meinung: Auch eine
ülle von kleineren Straftaten kann insgesamt das Bild
rgeben, dass ein Krimineller Straftaten von Gewicht
egangen hat. In diesem Fall muss er anders behandelt
erden als derjenige, der beispielsweise eine Flasche
ier oder etwas anderes in einem Kaufhaus hat mitgehen
assen.
Das sind die Eckpunkte, mit denen wir in diese De-

atte gehen. Wir sind offen für eine Diskussion, orientie-
en uns gleichzeitig aber ganz klar an der Rechtspre-
hung des Bundesverfassungsgerichts.
Vielen Dank.






(A) )



(B) )


Jörg van Essen


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515404000

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Hans-Christian

Ströbele.

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN)

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Wir wollen heute über den Bericht des Rechtsaus-
schusses zu dem Gesetzentwurf und Antrag der Union
reden. Ich habe für die Union zwei gute und zwei
schlechte Nachrichten.

Die erste schlechte Nachricht: Die Koalition hat sich
bei der Debatte über den so genannten genetischen Fin-
gerabdruck nicht zerstritten und wird dies auch nicht tun.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg van Essen [FDP]: Wer vorhin das Gesicht des Bundesinnenministers gesehen hat, kann sich da nicht sicher sein!)


Wir haben uns gestern noch einmal zusammengesetzt: In
wesentlichen Punkten sind wir uns einig.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das hat aber noch keiner mitbekommen!)


Jetzt kommt eine gute Nachricht für Sie –

(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Sie setzen sich durch?)

ich will einmal aus dem Ritual ausbrechen, das in die-
sem Hause sonst üblich ist –: Es gibt auch Anträge der
anderen Seite, also der Opposition, bei denen man nach
vielen Diskussionen und nach umfangreicher öffentli-
cher Debatte sagen muss: Das Ziel dieses Gesetzentwur-
fes ist richtig. – In diesem Sinne sage ich Ihnen: Das,
was Sie im Dezember 2004 in Ihrem Antrag geschrieben
haben – dass bei anonymen Spuren der Richtervorbe-
halt wegfallen sollte –, ist richtig.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Na immerhin! Dieser Erkenntnisgewinn hat lange auf sich warten lassen!)


Ich habe – das hatten Sie von mir im Rechtsausschuss ja
verlangt bzw. erbeten – aus den vielen Diskussionen, an
denen ich beteiligt war, gelernt; das sage ich hier so klar.
Da sind wir uns offenbar schon alle einig.

Ich habe eine weitere gute Nachricht für Sie:

(Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Er ist ein Evangelist!)

Auch in weiteren Punkten, die Sie in Ihrem Antrag vom
Jahr 2003 angesprochen haben, bahnt sich eine weitge-
hende Verständigung an, also auch in der Frage: Was ist,
wenn eine Speicherung freiwillig erfolgt? In diesem Fall
bin auch ich der Auffassung, dass Einschränkungen der
Grundrechte, hier: des Grundrechts auf informatio-
nelle Selbstbestimmung, für den Grundrechtsinhaber
disponibel sind. Das tun wir ja auch selber, zum Beispiel

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(C (D enn wir jemanden mithören lassen, wenn wir telefonieen. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Beim Friseur schon! Sie müssten sonst auch Ihren Friseur anklagen!)


a bereits dann, wenn wir in der Wohnung einmal laut
ind, lassen wir andere mithören. Das ist zwar ein Ein-
riff, aber einer, der mit Einverständnis geschieht. Das-
elbe gilt für diesen Eingriff in das Grundrecht auf infor-
ationelle Selbstbestimmung.
Auch über andere Punkte kann man durchaus reden
Sie haben das angesprochen und dem habe ich mich
ie verschlossen –, etwa über die Frage, ob es sich um
ine Straftat von besonderer Bedeutung handelt. Natür-
ch muss man dabei einbeziehen, ob ein Täter das erste
al, das zweite Mal, das zehnte oder das 16. Mal straf-

ällig wird; dass das bei der Beurteilung eine erhebliche
olle spielt, ist für jeden Strafjuristen eigentlich selbst-
erständlich.
Ich füge noch einen Punkt hinzu, der mir in den vielen
iskussionen immer wieder vorgehalten worden ist: Es
ab in Niedersachsen den Fall einer versuchten Verge-
altigung, bei dem gar nicht einmal der Richter einen
ehler gemacht hat, sondern offenbar die Staatsanwalt-
chaft: indem die Prognose nicht gestellt wurde, dass so
twas wieder passieren könnte, dass der Täter wieder
traffällig werden könnte. Deshalb ist keine Speicherung
rfolgt. Da wird man darüber nachdenken können und
üssen, ob man, damit so etwas nicht wieder passiert,
em Richter – so ähnlich wie das auch beim Haftrecht
t – bei besonders schweren Straftaten, bei denen die
egangene Tat eine Wiederholung geradezu indizieren
önnte, Vorgaben macht. – Das war die zweite gute
achricht für Sie.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Jetzt komme ich zur zweiten schlechten Nachricht für
ie: Wir werden uns dem Antrag, den Sie gestellt haben,
otzdem nicht anschließen.


(Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Jetzt hatten wir schon Hoffnung!)


s ist schon darauf hingewiesen worden – und das müs-
en auch Sie erkennen –: Ihr Antrag spiegelt eigentlich
icht mehr den aktuellen Diskussionsstand wider. In
m wird nur ein Punkt angesprochen. Doch inzwischen
aben wir eine ganze Reihe von zusätzlichen Punkten,
ie geregelt werden müssen. Wir müssen uns jetzt die
eit nehmen, uns anhand der Tatsachen, die uns die Jus-
zminister der Länder hoffentlich mitteilen, genau zu
berlegen, welche Bereiche wir wie regeln müssen.
ann müssen wir da relativ zeitnah herangehen.
Die schlechte Nachricht geht noch weiter: Ich folge

hrer Auffassung nicht, Herr Bosbach – das können Sie
uch nicht ernsthaft vertreten, wenn Sie die Entschei-
ung des Bundesverfassungsgerichts gelesen haben –,
ass es sich hier nicht um einen Grundrechtseingriff han-
elt. Natürlich handelt es sich um einen Eingriff, näm-
ch in das Grundrecht auf informationelle Selbstbestim-






(A) )



(B) )


Hans-Christian Ströbele

mung. Für mich sind weiterhin die beiden Kriterien
maßgebend, die das Bundesverfassungsgericht in allen
seinen Entscheidungen immer wieder betont hat:

Erstens. Nicht bei jeder Straftat – es muss sich um
eine schwerwiegendere Straftat handeln – ist eine solche
Maßnahme richtig und vom Grundgesetz her zulässig.
Das ergibt sich aus dem Grundsatz der Verhältnismäßig-
keit und daraus, dass es sich hier um einen Grundrechts-
eingriff handelt.

Zweitens. Den Richtervorbehalt möchte ich grund-
sätzlich bis auf die Fälle beibehalten wissen, die wir hier
angesprochen haben, bei denen ein genetischer Finger-
abdruck nämlich keinen Sinn macht. Der Richter kann
bei anonymen Spuren keine Abwägung vornehmen,
wenn es gar keinen Beschuldigten gibt und er somit auch
keinen Beschuldigten kennen kann. Wie soll er dann
eine Prognose erstellen, ob dieser wieder straffällig
wird? Das heißt, hier wäre das einfach unsinnig. Deshalb
habe ich das am Anfang auch gesagt.

Mit anderen Worten: Bei vielen Dingen liegen wir in
der Grundanalyse noch auseinander, bei vielen Einzel-
forderungen sind wir uns aber auch mit der Opposition
einig. Wir werden ein Gesetz verabschieden, das sicher-
lich nicht in allen Punkten dem entspricht, was Sie in der
Öffentlichkeit gefordert haben, durch das aber dem
Rechnung getragen wird, was auch ich für richtig halte.
Das habe ich immer wieder betont. Ich glaube, es
herrscht Einigkeit hier im Saal – natürlich auch in mei-
ner Fraktion – darüber, dass wir erstens die Begehung
schwerer Straftaten so gut es irgendwie geht verhindern
wollen und dass wir zweitens an einer schnellen Aufklä-
rung interessiert sind, wenn solch schreckliche Straftaten
wie zuletzt in München begangen werden.

Unter dieser Voraussetzung gehen wir daran. Für uns
ist das Grundgesetz der Maßstab, an dem wir unsere Ge-
setzgebung ausrichten.


(Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Schön, das von den Grünen zu hören!)


Ich habe manchmal den Eindruck, dass das bei Ihnen
nicht der Fall ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515404100

Das Wort hat der Kollege Dr. Wolfgang Götzer, CDU/

CSU-Fraktion.


Dr. Wolfgang Götzer (CSU):
Rede ID: ID1515404200

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Die heutige Debatte ist von der Union gemäß
§ 62 Abs. 2 der Geschäftsordnung erzwungen worden,
weil unser Antrag, um den es heute geht, seit über einem
Jahr nicht behandelt und diskutiert wird. Die rot-grüne
Regierungskoalition hat mit ihrer Mehrheit eine Bera-
tung und Beschlussfassung darüber verhindert.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Wie beim Schleuserausschuss!)


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(C (D Wir sind der Meinung, dass dieses Nichthandeln unerantwortlich ist; enn jeder verlorene Tag ist ein Tag, an dem Verbrechen it DNA-Analysen aufgeklärt und neue möglicherweise erhindert werden könnten. (Dirk Manzewski [SPD]: Warum haben Sie den Antrag dann nicht vor zwei, drei oder vier Monaten gestellt?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Regen Sie sich wieder ab! Sie können gleich gerne zu-
timmen und unsere Forderungen umsetzen. Darauf
reuen wir uns.
Es gibt zwar eine Menge öffentlicher Erklärungen der
undesjustizministerin und des Bundesinnenministers,
ie uns alle sehr vernünftig vorkommen; die Behandlung
nd Umsetzung dort, wo es sich gehört, nämlich nicht in
rgendwelchen Interviews von Illustrierten, sondern hier
m Parlament, sieht aber ganz anders aus. Das erinnert
in wenig an die Überschrift in der „Bild“-Zeitung, in
er der Bundeskanzler bezogen auf die Sicherungsver-
ahrung mit den Worten „Wegsperren für alle Zeit“ zi-
iert wurde, und das, was nachher dabei herausgekom-
en ist.
Wir haben in unserem Antrag ganz klar formuliert,

ass in Zukunft in all den Fällen, in denen bisher der
lassische Fingerabdruck genommen werden kann, auch
ie DNA-Analyse möglich sein soll. In allernächster
eit werden wir vonseiten der CDU/CSU-Fraktion
ierzu einen Gesetzentwurf einbringen mit dem Inhalt,
ass der genetische Fingerabdruck zum erkennungs-
ienstlichen Standard wird und dass ein gesonderter
ichterlicher Beschluss in Zukunft nicht mehr notwendig
st. Mit anderen Worten: Die Polizei soll in Zukunft
elbst über die Anwendung der DNA-Analyse entschei-
en können.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das kann nicht Ihr Ernst sein!)


Sie wissen, dass das bayerische Kabinett bereits ges-
ern einen Gesetzentwurf beschlossen und damit auf dem
ebiet der Verbrechensbekämpfung wie so oft die Initia-
ive ergriffen hat.


(Brigitte Zypries, Bundesministerin: Es ging um etwas anderes!)


Frau Ministerin, ich darf Ihnen die kleine Empfehlung
eben, sich den Gesetzentwurf etwas näher anzusehen.
öglicherweise hatten Sie noch nicht die Zeit dazu.
uch mir liegt er vor. In § 81 a Abs. 2 Nr. 3 dieses baye-
ischen Entwurfs ist ganz klar davon die Rede, dass die
NA-Analyse von der Polizei in Zukunft eigenverant-
ortlich durchgeführt werden kann. Nichts anderes ha-
en wir gesagt. Dabei bleiben wir auch.


(Brigitte Zypries, Bundesministerin: Der Antrag wurde gestellt, aber noch nicht entschieden!)







(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Götzer

Bayern sucht jetzt Verbündete im Bundesrat. Es gibt

einige Landesinnenminister, deren Meinungen in unsere
Richtung gehen und die Zustimmung signalisieren.

Frau Ministerin, ich darf hierzu den schon vom Kolle-
gen Bosbach zitierten Bericht der Arbeitsgruppe der
JuMiKo erwähnen. Da steht klipp und klar – ich darf zi-
tieren –:

Die Arbeitsgruppe kommt mit großer Mehrheit

(und in Abweichung zum Bundesministerium der Justiz)

der DNA-Analyse als Standardmaßnahme.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515404300

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Schily?


Dr. Wolfgang Götzer (CSU):
Rede ID: ID1515404400

Bitte schön, Herr Kollege.


Otto Schily (SPD):
Rede ID: ID1515404500

Herr Kollege, Sie beschäftigen sich mit dem bayeri-

schen Entwurf. Ich hatte Gelegenheit, mit dem Kollegen
Beckstein über diesen bayerischen Entwurf zu reden. Er
sieht auch in der Systematik der Strafprozessordnung
keinen Unterschied zwischen der Entnahme von Körper-
zellen für eine DNA-Untersuchung zum Zwecke der
Speicherung nicht quantifizierender Elemente und der
Entnahme von Körperzellen für andere Zwecke, bei-
spielsweise eine Blutuntersuchung. Die Systematik der
Strafprozessordnung besagt: Die gewaltsame Entnahme
von Körperzellen ist ein Eingriff, der einen Richtervor-
behalt erfordert. Das ist meines Wissens – so hat es mir
jedenfalls der Kollege Beckstein geschildert – die Auf-
fassung der bayerischen Landesregierung.

Ich bin erstaunt, dass Sie hier etwas anderes vortra-
gen. Wem soll ich jetzt glauben? Ich muss ehrlich sagen:
Ich traue eher dem Kollegen Beckstein als dem, was Sie
hier vorgetragen haben.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Hört! Hört! – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Vielleicht haben Sie ihn nicht richtig verstanden!)



Dr. Wolfgang Götzer (CSU):
Rede ID: ID1515404600

Herr Kollege Schily, ich bin gerne bereit, diese Frage

mit Ihnen, zusammen mit der bayerischen Justizministe-
rin und dem bayerischen Innenminister in einem intensi-
ven Gespräch zu klären. Ich kann Ihnen nur sagen, dass
in der Neufassung des § 81 e Abs. 2 StPO steht, dass
Untersuchungen in Zukunft an den beim Beschuldigten
erlangten oder nach § 81 a StPO entnommenen Körper-
zellen zum Zwecke der Identitätsfeststellung in künfti-
gen Strafverfahren ohne Einschränkung zulässig sein
sollen, wenn die Polizei wegen der Art oder Ausführung
der Tat, der Persönlichkeit des Beschuldigten oder sons-
tiger Erkenntnisse Grund zu der Annahme hat, dass ge-
gen ihn künftig Strafverfahren zu führen sind. Künftig
kann die Polizei also in diesen Fällen eigenverantwort-
lich die Entscheidung über die DNA-Analyse treffen.
Meine Informationen sind, dass dies aus rechtssystema-

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(C (D ischen Gründen nicht in § 81 b angesiedelt ist, sondern er neue § 81 e StPO geschaffen wird. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, Sie können sich nserer Forderung eigentlich nicht verweigern, wenn Ihen die Sicherheit unserer Bürger am Herzen liegt. Die ürger haben ein Recht darauf, mit modernsten Methoen vor Kriminellen geschützt zu werden. Die DNAnalyse ist nun einmal eine der modernsten Methoden nd ein Glücksfall für die Verbrechensaufklärung. Senationelle Erfolge bei bekannten Fällen sind schon erähnt worden, zum Beispiel der Fall Moshammer oder er Briefbombenattentäter in Bayern. Insgesamt wurden eit 1998, seit der Einführung der DNA-Datenbank durch ie Regierung Kohl, 320 Tötungsdelikte, 820 Sexualstrafelikte und 2 000 Körperverletzungsbzw. Raubdelikte ufgeklärt. Es könnten aber noch viel mehr Straftaten ufgeklärt und weitere verhindert werden, wenn man die echtlichen Voraussetzungen für einen weiter gehenden insatz der DNA-Analyse schafft. Zurzeit sind bundesweit circa 380 000 Datensätze er asst. Ich habe mir auch die Zahlen aus Bayern – Sie erden das bei mir als bayerischem Abgeordneten vertehen – geben lassen. Der bayerische Anteil an diesen atensätzen beträgt über 73 000. Das ist fast ein Fünftel nd damit bundesweit der höchste Anteil aller Datenätze. Ich sage das nicht einfach nur aus einem gewissen tolz heraus und um zu zeigen, wie gut die bayerischen ehörden arbeiten. Denn wenn man weiß, dass jede ierte Spur, die in die DNA-Datei eingestellt wird, trifft, ann weiß man auch, dass Erfolge bei der Aufklärung in ohem Maße vom Umfang des Datenbestandes abhänig sind. Deswegen wiederholen wir einmal mehr unsere orderung nach Ausweitung der DNA-Analyse. Von den Linken bei der SPD und von den Grünen ommen nur Bedenken über Bedenken. Dass die von ns gewollte Ausweitung der DNA-Analyse im Einlang mit dem Grundgesetz steht, kann niemand ernstaft bezweifeln. Die DNA-Analyse greift in die Rechte es Bürgers nicht mehr ein als der klassische Fingerabruck. Auch hier wurde die Gefahr des Missbrauchs bechworen, die man natürlich nicht negieren kann. Dazu ill ich nur so viel sagen, weil Kollege Bosbach dazu ehr ausführlich Stellung genommen hat: Bei einer foensischen DNA-Analyse wird lediglich der nicht codieende Bereich des menschlichen Genoms untersucht. rbinformationen mit Ausnahme des Geschlechts könen damit nicht erlangt werden. Mit unseren und den ayerischen Forderungen ändert sich daran überhaupt ichts. Das hat damit nichts zu tun. Außerdem haben wir jetzt schon das Anonymisie ungsgebot in der Strafprozessordnung. Es gibt eine Bechränkung auf das Bundeskriminalamt und die Landesriminalämter und dort auf ausgesuchte verantwortliche ersonen. Wir haben – Herr Kollege van Essen, Sie haen das angesprochen – bei den Massenscreenings, also en freiwilligen DNA-Reihenuntersuchungen, schon etzt den Zustand, dass diese nicht gespeichert werden. Dr. Wolfgang Götzer Es gibt andererseits die Gefahr des Missbrauchs auch bei schon jetzt zulässigen und möglichen erkennungsdienstlichen Maßnahmen, zum Beispiel bei der Blutentnahme im Rahmen einer Alkoholkontrolle. Obwohl so viele Sicherungsmechanismen eingebaut sind, haben wir kein Problem damit, Missbrauch unter Strafe zu stellen und alles zu tun, was möglich ist, wenn jemand Angst vor Missbrauch hat. (Jörg van Essen [FDP]: Ist schon! – Weiterer Zuruf von der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Lassen Sie mich zum Schluss kommen.

(Dirk Manzewski [SPD]: Ja, gerne!)


– Ich glaube, dass Ihnen das nicht gefällt, was ich sage.
Zuhören ist aber eine parlamentarische Tugend, auch
wenn einem der Inhalt nicht immer gefällt.

Die DNA-Analyse muss zum Standard moderner Er-
mittlungsmethoden und damit zum Fingerabdruck des
21. Jahrhunderts werden. Unsere Kernforderung lautet,
dass die DNA-Analyse künftig in all den Fällen möglich
sein muss, in denen eine erkennungsdienstliche Erfas-
sung mit Lichtbild oder Fingerabdruck zulässig ist.
Selbstverständlich muss der Schutz vor Missbrauch si-
chergestellt werden. Er wird auch sichergestellt. Aber ei-
nes muss klar sein: Datenschutz darf nicht zum Täter-
schutz werden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dirk Manzewski [SPD]: Wer will denn das?)


Vorrang für uns hat der Schutz der Bürger vor Verbre-
chen.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Inhaltsloser Populismus!)


Daran werden wir Sie messen.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515404700

Nächste Rednerin ist die Kollegin Petra Pau.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1515404800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die CDU/CSU will in größerem Umfang als bisher üb-
lich DNA-Analysen zur Identifizierung potenzieller
Straftäter verarbeiten. Bundesinnenminister Schily will
das auch. Die PDS im Bundestag will das so nicht.

Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Urteil
vom 14. Dezember 2000 die Ermittlungsarbeit mit dem
so genannten genetischen Fingerabdruck für grundge-
setzkonform erklärt, aber zugleich hohe Hürden gesetzt.
Diese sollen mit dem vorliegenden Unionsantrag erheb-
lich gesenkt werden. Nicht nur Straftaten von erhebli-
cher Bedeutung, auch andere Delikte sollen künftig zur
DNA-Analyse berechtigen. Diesem Vorschlag stimmen
wir nicht zu.

Nun führen die Befürworter der DNA-Analyse ganz
harsche Worte im Mund. Bayerns Ministerpräsident
spricht sogar von Technikfeinden, die Angst schürten,
anstatt Kriminalität zu bekämpfen. Ich finde: Das ist

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(C (D chlecht gebrüllt. Es geht nicht um Technikfeinde, es eht aber sehr wohl um Bürgerrechtsfreunde. Denn die NA fällt unter das informationelle Selbstbestimmungsecht und das ist durch das Grundgesetz geschützt. Desalb teilt die PDS im Bundestag grundsätzliche Bedenen, die nicht nur von Datenschützern erhoben werden. Aus demselben Grund lehnen wir auch Verharmlo ungen ab, die ins Feld geführt werden, wie etwa die, der enetische Fingerabdruck sei überhaupt nichts anderes ls der herkömmliche Fingerabdruck. Natürlich ist er etas anderes; denn er enthält mehr Informationen über ie jeweilige Person. Liebe Kolleginnen und Kollegen on der CDU/CSU, Sie sollten durchaus den Forschern olgen, die Ihrer Position relativ nahe stehen, wie zum eispiel Matthias Platzer aus Jena, der im Nachsatz zu iner Befürwortung der DNA-Analyse mahnt, dass die orschung neue Erkenntnisse über weitere Erbinformaionen einer DNA bringen wird und damit aus seiner icht sehr wohl ein Datenschutzproblem entsteht. Deshalb sage ich: Der Umgang mit der DNA muss estriktiv bleiben. Ich bitte auch, zu bedenken: Es geht eute nicht nur um polizeiliche Ermittlungen. Es geht ei diesem Antrag und bei der gesamten Debatte um ein eit reichendes politisches Signal. Längst stehen Versiherungsunternehmen Schlange. Sie wollen Gentests, he sie überhaupt eine Versicherungspolice abschließen. hnliche Begierden gibt es in Unternehmen in Zusamenhang mit der Einstellung von neuen Mitarbeitern. ort sind die Missbrauchsgefahren riesig und sie wachen noch. Dort nimmt dann auch der „gläserne Bürger“ estalt an. Deshalb ist die PDS dagegen, an dieser Stelle ie Büchse der Pandora zu öffnen. Mit Blick auf die Antragsteller von CDU und CSU emühe ich daher abschließend gern die einschlägige Lieratur: Genug, ich traue den Geschenken nicht, die mir von solchen Freunden ich füge hinzu: des Grundgesetzes – kommen! anke. Das Wort hat der Kollege Christoph Strässer, SPD raktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Zu Beginn meiner Ausführungen möchte ich ich bei all denjenigen bedanken, die einen Beitrag zur ersachlichung dieser Debatte geleistet haben, (Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Das habe ich doch gern getan!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515404900
Christoph Strässer (SPD):
Rede ID: ID1515405000

eil diese Debatte nur in der gebotenen Sachlichkeit
erantwortlich geführt werden kann. Hierbei geht es
ämlich nicht um eine Lappalie, um irgendetwas, was
it populistischen Parolen und hitzigen Beiträgen zu ei-
em vertretbaren Ergebnis geführt werden könnte. Es






(A) )



(B) )


Christoph Strässer

geht um nicht mehr und nicht weniger als einen verfas-
sungsrechtlichen Zielkonflikt. Deshalb sollten wir mit
diesem Thema sehr verantwortungsbewusst umgehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auf der einen Seite steht das Interesse der Gesell-
schaft an einer möglichst weit gehenden Verhinderung
bzw. Aufklärung von Straftaten. Daran gibt es überhaupt
keinen Zweifel. Auf der anderen Seite steht selbstver-
ständlich – da muss ich mich über einige Beiträge, die
ich hier gehört habe, wirklich wundern – das durch
Art. 2 und 1 des Grundgesetzes verbürgte Recht auf in-
formationelle Selbstbestimmung, das seinen Trägern
Schutz gegen unbegrenzte Erhebung, Speicherung, Ver-
wendung oder Weitergabe der auf sie bezogenen indivi-
dualisierten oder individualisierbaren Daten gewährt.
Das ist eine klare Aussage, die sich aus beiden zentralen
Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts aus
den Jahren 2000 und 2001 ergibt.


(Beifall bei der SPD – Jörg van Essen [FDP]: Deshalb müssen wir uns daran orientieren!)


Wir debattieren hier also über grundlegende Werte,
die unsere Gesellschaft gestalten.

Ich bedanke mich ausdrücklich bei der Bundesregie-
rung und der Bundesministerin der Justiz. Sie hat mit der
erforderlichen Sachlichkeit und Vernunft Vorschläge ge-
macht, die den Fortgang der Debatte auf rationaler
Ebene ermöglichen und auf deren Grundlage wir nach
gründlicher Diskussion hier zu guten Ergebnissen kom-
men werden.

Diese Ernsthaftigkeit vermisse ich auch heute wieder
in den Beiträgen von Ihnen aus der CDU/CSU. Sie su-
chen leider auch mit dem Antrag, den Sie hier vorgelegt
haben, aus meiner Sicht nicht die sachliche Diskussion.
Den Vorwurf des Nichtstuns hätten Sie doch sehr leicht
dadurch beseitigen können, dass Sie frühzeitig beantragt
hätten, diesen Antrag auf die Tagesordnung zu setzen,
statt dies erst dann zu tun, wenn ein spektakulärer Fall
diskutiert wird, von dem Sie glauben, Sie könnten ihn
für Ihre politischen Zwecke instrumentalisieren. Das ist
doch die Wahrheit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir wollen die Debatte um die Möglichkeiten und die
Chancen, aber auch die Risiken einer DNA-Analyse,
weil wir wissen, dass dies eine effektive, erfolgreiche
und ausbaufähige Methode zur Verhinderung bzw. Auf-
klärung von Straftaten ist. Wir stehen, wie ich noch aus-
führen werde, jeder Ausweitung des Anwendungsbe-
reichs der DNA-Analyse natürlich nicht von Anfang an
und grundsätzlich ablehnend gegenüber. Das wissen Sie.
Wer hier etwas anderes behauptet und das hier vorführen
will, hat nicht richtig zugehört.

Wir wollen aber keine Schnellschüsse und kein Stück-
werk, wie es sich aus Ihrem Antrag ergibt. Es ist schon
mehrfach darauf hingewiesen worden, dass in dem An-
trag zum Teil überholte Dinge noch einmal thematisiert
werden. Wir wollen ein Gesamtpaket mit verfassungs-

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(C (D echtlich vertretbaren Lösungen unter Einbeziehung der nterschiedlichen Rechtspositionen. Wie die Frau Miniserin eben ausgeführt hat, wird die Justizministerkonfeenz erst im April dieses Thema abschließend beraten. ir warten sehr gespannt auf die Ergebnisse dieser Taung, weil wir wissen, dass diese Ergebnisse für unsere rbeit und auch für das Gesetzgebungsverfahren, das ier angekündigt worden ist, von sehr großer Bedeutung ind. Wir wissen, dass wir den genetischen Fingerabdruck, ie DNA-Analyse, auf der Grundlage des geltenden echts, das sich, wie niemand hier wird bestreiten könen, bewährt hat, fortentwickeln können, ja fortentwikeln müssen. Das wird auf der Basis der Vorstellungen on CDU/CSU, wie sie auch heute noch einmal geäußert orden sind, nicht gelingen. Ich gehe nämlich davon us, dass Sie dann, wenn Sie den vom Bundesverfasungsgericht an dieser Stelle definierten Gleichklang on erstens Richtervorbehalt, zweitens qualifizierter Neativprognose und drittens Vorliegen einer erheblichen traftat mit einem Federstrich in vollem Umfang streihen, nach dem, was das Bundesverfassungsgericht imer wieder erklärt hat, mit einem entsprechenden Vorhaen dort auf dem Bauch landen werden. Das können wir ns aber nicht erlauben. Lassen Sie mich abschließend Folgendes festhalten: ir haben auf der Grundlage der geltenden Rechtsprehung des Bundesverfassungsgerichts und der Erfolge, ie mit der Genanalyse erzielt worden sind, einer Modiizierung der Rechtslage zugestimmt und werden das das werde ich anhand einiger Beispiele kurz skizzieen – auch in Zukunft tun und bei dem Gesetzgebungserfahren mit berücksichtigen. Erstens, zu den Anlassstraftaten: Wir sind bereit und erden dies auch mittragen, bei den Anlassstraftaten ach § 81 g StPO über eine Modifizierung im Sinne der bsenkung der Schwelle der Zulässigkeit zu diskutieren. ier ist nach unserer Auffassung bei einer entsprechenen Auslegung der Rechtsprechung des Bundesverfasungsgerichts der Einsatz der DNA-Analyse auch dann ulässig, wenn es sich um Verurteilungen oder Wiederolungsstraftaten handelt, bei denen auch – wie bisher efordert – eine nicht erhebliche Gefährdung vorliegt. llerdings – ich glaube, darin sind wir uns einig – kann ies nicht bei Bagatellstraftaten gelten. Zweitens. Wir sind auch weiterhin der Auffassung, ass eine qualifizierte Prognose für die Anwendbarkeit er DNA-Analyse vorliegen muss. Ich denke, das muss nter rechtsstaatlichen Aspekten auch und erst recht ann gelten, wenn wir die Schwelle bei den Anlassstrafaten senken. Ich halte das für unverzichtbar. Drittens. Zum Richtervorbehalt: Es gibt eine Viel ahl von Vorurteilen gegenüber dem Richtervorbehalt. ch darf in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, ass sich ein Praktiker – wir zitieren schließlich immer ieder gerne die Praktiker – wie der Vorsitzende des eutschen Richterbundes sehr deutlich zu der Aufhe Christoph Strässer bung der Schranken geäußert hat, wie sie von Ihnen vorgeschlagen wird. Wir wollen, dass der Richtervorbehalt so ausgestaltet wird, dass seine Handhabung praktikabel ist. Auch das ist sicherlich unstreitig. Wir wollen aber den Richtervorbehalt in den Bereichen, in denen wir ihn nicht für erforderlich halten, nicht weiter in den Vordergrund stellen. Die Gründe dafür wurden schon genannt. Hinsichtlich der Untersuchung und Speicherung anonymer Spuren sind wir der Auffassung, dass der Richtervorbehalt nicht mehr erforderlich ist. Insofern sind wir auf der Seite derjenigen, die in diesem Zusammenhang seine Abschaffung fordern. Wir sollten auch eine Änderung des Richtervorbehalts bei Gefahr im Verzug und Eilbedürftigkeit – diese Fälle wurden schon angesprochen –, zugunsten der Zuständigkeiten von Polizei und Staatsanwaltschaft in Erwägung ziehen. Ich denke, auch darüber sollen wir mit dem entsprechenden Verantwortungsbewusstsein nachdenken. Für sehr wichtig – ich bin froh, dass das Thema heute angesprochen worden ist – halte ich die Frage der so genannten Massengentests. Ich bleibe hier bei meiner Meinung, auch wenn sie in meiner eigenen Fraktion umstritten ist. Auch an dieser Stelle gilt: Ein genetischer Fingerabdruck umfasst hinsichtlich seiner Qualität mehr als der normale Fingerabdruck, wie wir ihn kennen. Er liefert nämlich Genmaterial. Diese Tatsache wird von Wissenschaftlern und zum Beispiel auch vom Vorsitzenden des Deutschen Richterbundes nicht bestritten. Insofern sollten wir die beiden Möglichkeiten auseinander halten. Aber nichtsdestotrotz sind wir der Meinung, dass wir an dieser Stelle die Aufweichung des Richtervorbehalts mittragen können. Das werden wir auch tun. Wir wollen zügig verhandeln und zu einem guten Ergebnis kommen. Dabei wollen wir dafür sorgen, dass das Sicherheitsbedürfnis der Bürgerinnen und Bürger zufrieden gestellt wird. Wir wollen die Sicherheitsbehörden und die Polizei in ihrer verantwortungsvollen Arbeit unterstützen und ihnen eine verfassungsrechtlich abgesicherte Grundlage bieten. Wir wollen aber auch für die Werte unserer Verfassung eintreten, zu deren Erhaltung wir uns alle verpflichtet haben. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


(Jörg van Essen [FDP]: Ja! Sehr richtig!)





(A) )


(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515405100

Ich schließe die Aussprache.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 22 a bis d sowie

Zusatzpunkt 2 auf:
a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung des Statistikregistergesetzes und sonsti-
ger Statistikgesetze
– Drucksache 15/4696 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss

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gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Pro-
tokoll vom 16. Oktober 2001 zu dem Überein-
kommen über die Rechtshilfe in Strafsachen
zwischen den Mitgliedstaaten der Europäi-
schen Union
– Drucksache 15/4230 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

c) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umset-
zung des Übereinkommens vom 29. Mai 2000
über die Rechtshilfe in Strafsachen zwischen
den Mitgliedstaaten der Europäischen Union
– Drucksache 15/4232 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

d) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem
Übereinkommen vom 29. Mai 2000 über die
Rechtshilfe in Strafsachen zwischen den Mit-
gliedstaaten der Europäischen Union
– Drucksache 15/4233 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

P 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Ernst
Dieter Rossmann, Jörg Tauss, Dr. Hans-Peter
Bartels, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD, der Abgeordneten Grietje Bettin, Volker
Beck (Köln), Birgitt Bender, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN sowie der Abgeordneten Cornelia
Pieper, Dr. Karl Addicks, Rainer Brüderle, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Impulse für eine internationale Ausrichtung
des Schulwesens – Den Bildungsstandort
Deutschland auch im Schulbereich stärken
– Drucksache 15/4723 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Innenausschuss

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
en Verfahren ohne Debatte.
Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an

ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
berweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
all. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 23 a bis c und 23 e

is l sowie Zusatzpunkt 3 auf. Dabei handelt es sich um
ie Beschlussfassung zu Vorlagen, zu denen keine Aus-
prache vorgesehen ist.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Tagesordnungspunkt 23 a:

Zweite Beratung und Schlussabstimmung des
von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 5. April
2004 zwischen der Bundesrepublik Deutsch-
land, der Republik Polen und der Tschechi-
schen Republik über den Bau einer Straßen-
verbindung in der Euroregion Neiße, im Raum
zwischen den Städten Zittau in der Bundesre-
publik Deutschland, Reichenau (Bogatynia) in
der Republik Polen und Hrádek nad Nisou/
Grottau in der Tschechischen Republik
– Drucksache 15/4467 –

(Erste Beratung 148. Sitzung)

aa) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-

schusses für Verkehr, Bau- und Wohnungs-
wesen (14. Ausschuss)

– Drucksache 15/4697 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Henry Nitzsche


(8. Ausschuss)

– Drucksache 15/4698 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Bartholomäus Kalb
Gunter Weißgerber
Franziska Eichstädt-Bohlig
Jürgen Koppelin

Wir kommen zur Abstimmung.
Der Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswe-

sen empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 15/4697, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich
bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wol-
len, sich zu erheben. – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Der Gesetzentwurf ist damit mit den Stimmen
des ganzen Hauses angenommen.

Tagesordnungspunkt 23 b:
Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Dreizehn-
ten Gesetzes zur Änderung des Straßenver-
kehrsgesetzes
– Drucksache 15/3351 –

(Erste Beratung 118. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

(14. Ausschuss)

– Drucksache 15/4730 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Gero Storjohann

Der Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswe-
sen empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 15/4730, den Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
sung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem

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(C (D esetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen wolen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Entaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beatung mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die rünen bei Gegenstimmen der CDU/CSU und Enthalung der FDP angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – egenprobe! – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist amit mit dem gleichen Stimmenverhältnis wie in der weiten Beratung angenommen. Tagesordnungspunkt 23 c: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Apothekengesetzes – Drucksachen 15/4293, 15/4643 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung – Drucksache 15/4749 – Berichterstattung: Abgeordneter Dr. Wolf Bauer Der Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksahe 15/4749, den Gesetzentwurf in der Ausschussfasung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzntwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um as Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltunen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung it den Stimmen der Koalition bei Gegenstimmen der DU/CSU und Enthaltung der FDP angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf t damit mit dem gleichen Stimmenverhältnis wie in der weiten Beratung angenommen. Tagesordnungspunkt 23 e: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung luftversicherungsrechtlicher Vorschriften – Drucksache 15/4637 – Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – Drucksache 15/4747 – Berichterstattung: Abgeordnete Dirk Manzewski Ingo Wellenreuther Hans-Christian Ströbele Rainer Funke Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner Beschluss empfehlung auf Drucksache 15/4747, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 23 f: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Änderungsurkunden vom 18. Oktober 2002 zur Konstitution und zur Konvention der Internationalen Fernmeldeunion vom 22. Dezember 1992 – Drucksache 15/3879 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit – Drucksache 15/4678 – Berichterstattung: Abgeordnete Gudrun Kopp Der Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 15/4678, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 23 g: Zweite und dritte Beratung des von der Bundes regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung der Verwaltungsverfahren im Sozialrecht – Drucksache 15/4228 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung – Drucksache 15/4751 – Berichterstattung: Abgeordneter Andreas Storm e s s e d g m C u G G is v tu d tu m tu d E S C ti (C (D Der Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druckache 15/4751, den Gesetzentwurf in der Ausschussfasung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzntwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um as Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltunen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung it den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen von DU/CSU und FDP angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf t mit den Stimmen der Koalition bei Gegenstimmen on CDU/CSU und FDP angenommen. Tagesordnungspunkt 23 h: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Entscheidung des Rates zur Ermächtigung Frankreichs zur Staffelung der Steuern auf Kraftstoffe (Verfahren gemäß Art. 19 der Richtlinie 2003/96/EG)


(Erste Beratung 145. Sitzung)


(13. Ausschuss)


(Erste Beratung 151. Sitzung)





(A) )


(B) )


(Erste Beratung 135. Sitzung)


(Erste Beratung 142. Sitzung)


(13. Ausschuss)

KOM (2004) 597 endg.; Ratsdok. 12534/04
– Drucksachen 15/4001 Nr. 1.9, 15/4462 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Lothar Binding (Heidelberg)

Georg Fahrenschon
Kerstin Andreae

Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis der Unterrich-
ng eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für
iese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthal-
ngen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
en des ganzen Hauses angenommen.
Tagesordnungspunkt 23 i:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen (14. Ausschuss) zu der Unter-
richtung durch die Bundesregierung
Weißbuch zur Überprüfung der Verordnung

(EWG) Nr. 4056/86 über die Anwendung der

EG-Wettbewerbsregeln auf den Seeverkehr
KOM (2004) 675 endg.; Ratsdok. 13808/04
– Drucksachen 15/4213 Nr. 2.49, 15/4675 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Wolfgang Börnsen (Bönstrup)


Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis der Unterrich-
ng eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für
iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
timmen der Koalition bei Gegenstimmen der CDU/
SU und der FDP angenommen.
Wir kommen zu den Beschlussempfehlungen des Pe-

tionsausschusses.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Tagesordnungspunkt 23 j:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)

Sammelübersicht 177 zu Petitionen
– Drucksache 15/4667 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Sammelübersicht 177 ist mit den Stimmen des
ganzen Hauses angenommen.

Tagesordnungspunkt 23 k:
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)

Sammelübersicht 178 zu Petitionen
– Drucksache 15/4668 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Sammelübersicht 178 ist mit den Stimmen der
Koalition bei Gegenstimmen der CDU/CSU und der
FDP angenommen.

Tagesordnungspunkt 23 l:
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)

Sammelübersicht 179 zu Petitionen
– Drucksache 15/4669 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Sammelübersicht 179 ist mit den Stimmen
von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP bei Gegen-
stimmen von CDU/CSU angenommen.
Zusatzpunkt 3:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) zu
der Unterrichtung durch die Bundesregierung
Entwurf eines Rahmenbeschlusses über die
Vorratsspeicherung von Daten, die in Verbin-
dung mit der Bereitstellung öffentlicher elek-
tronischer Kommunikationsdienste verarbeitet
und aufbewahrt werden, oder von Daten, die in
öffentlichen Kommunikationsnetzen vorhan-
den sind, für die Zwecke der Vorbeugung, Un-
tersuchung, Feststellung und Verfolgung von
Straftaten, einschließlich Terrorismus
Ratsdok.-Nr. 8958/04
– Drucksachen 15/3696 Nr. 2.15, 15/4748 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Axel Schäfer (Bochum)

Michael Grosse-Brömer
Jerzy Montag
Sibylle Laurischk

Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis der Unterrich-
tung eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthal-
tungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-

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(C (D en von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, CDU/CSU bei egenstimmen der FDP angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 5 a und 5 b auf: a)

– Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-

regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes

(Berufsbildungsreformgesetz – BerBiRefG)

– Drucksache 15/3980 –

(Erste Beratung 135. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Uwe Schummer, Werner Lensing,
Katherina Reiche, weiteren Abgeordneten und
der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Modernisierung der
dualen Berufsausbildung in Deutschland
durch Novellierung des Berufsbildungsrechts
– Drucksache 15/2821 –

(Erste Beratung 114. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Christoph
Hartmann (Homburg), weiteren Abgeordneten
und der Fraktion der FDP eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Reform des Berufs-
ausbildungsrechts
– Drucksache 15/3325 –

(Erste Beratung 114. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Cornelia Pieper, Christoph Hartmann

(Homburg), Ulrike Flach, weiteren Abgeordneten

und der Fraktion der FDP eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Berufs-
bildungsgesetzes
– Drucksache 15/3042 –

(Erste Beratung 109. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur
Änderung des Berufsbildungsgesetzes
– Drucksache 15/4112 –

(Erste Beratung 143. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Bildung, Forschung und Technikfolgenab-
schätzung (17. Ausschuss)

– Drucksache 15/4752 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Willi Brase
Uwe Schummer
Grietje Bettin
Cornelia Pieper

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

und Technikfolgenabschätzung (17. Ausschuss)

zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung
Berufsbildungsbericht 2004
– Drucksachen 15/3299, 15/4752 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Willi Brase
Uwe Schummer
Grietje Bettin
Cornelia Pieper

Zum Entwurf eines Berufsbildungsreformgesetzes
der Bundesregierung liegt ein Entschließungsantrag der
Fraktion der FDP vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen, wobei die FDP
neun Minuten erhalten soll. – Ich höre keinen Wider-
spruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Willi Brase.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Willi Brase (SPD):
Rede ID: ID1515405200

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir verabschieden
heute den Entwurf des Berufsbildungsreformgesetzes.
Ich möchte zu Beginn darauf hinweisen, dass wir eine
sehr gründliche Beratung und im November 2004 eine
sehr ordentliche Auswertung der Anhörung vorgenom-
men haben. Wir haben uns in diesem Gesetzesvorhaben
gemeinsam mit der CDU/CSU-Fraktion auf Kompro-
misse geeinigt.

Wir alle wissen, dass dieses Gesetz zustimmungs-
pflichtig ist, also der Zustimmung durch den Bundesrat
bedarf. Ich glaube, mit Recht sagen zu können: Das, was
wir heute vorlegen und verabschieden werden, begrün-
det unsere Hoffnung, dass ein Vermittlungsverfahren
überflüssig wird.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

Ich möchte in diesem Zusammenhang allen Mitstrei-

terinnen und Mitstreitern für die angenehme, faire und
fruchtbare Arbeit danken. Ebenfalls möchte ich mich bei
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundesminis-
teriums für Bildung und Forschung bedanken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Lassen Sie mich auf einige wenige Punkte eingehen,
die die Diskussion und auch die Zielrichtung noch ein-
mal deutlich machen:

Erstens. Wir haben nach der Anhörung in unserem
gemeinsamen Änderungsantrag die Qualitätssicherung
als Aufgabe für die Berufsbildungsausschüsse und für
die Landesausschüsse für berufliche Bildung aufgenom-
men und festgeschrieben. Wir haben nicht festgelegt, in
welcher Art und Weise, mit welchen Formen, mit wel-
chen Schritten die Qualitätssicherung in der Berufsbil-
dung herbeizuführen ist. Wir wollten bewusst, dass dies

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(C (D ie Partner, die Mitglieder der Berufsbildungsausschüsse nd der Landesausschüsse, vor Ort umsetzen. Damit geen wir ihnen einen Gestaltungsspielraum, der bisher icht vorhanden war. Das ist notwendig und der richtige eg. Wir haben zweitens die Verbundausbildung im Zu ammenhang mit Ausbildungspartnerschaften bis hin um externen Ausbildungsmanagement zur besseren Beeiligung von kleinen und mittleren Unternehmen oder etrieben aufgenommen. Ich glaube, dass wir damit die ooperation qualitativ nach vorn bringen. Wir haben die egründete Hoffnung, dass sich durch diese Formen, die ir in den Änderungsantrag aufgenommen haben und ie wir somit im Gesetz festschreiben werden, wesentich mehr Betriebe an der Ausbildung beteiligen können, ass sie auch in der Lage sind, jederzeit die notwendigen ualitäten sicherzustellen. Das ist ein guter und richtiger eg. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


Wir haben in der Vergangenheit festgestellt, dass die-
enigen Jugendlichen, die ihre Berufsausbildung an
chulen absolvieren, häufig einen sehr erschwerten Zu-
ang zum Arbeitsmarkt haben.


(Werner Lensing [CDU/CSU]: Das ist leider wahr!)


or diesem Hintergrund haben wir Überlegungen dazu
ngestellt und Formen und Verfahren dafür entwickelt,
ie zukünftig die vollzeitschulische Ausbildung mit
ammerprüfung verbessert wird. Dabei war es uns ge-
einsam wichtig, dass die Entscheidung darüber, in wel-
her Art und Weise vollzeitschulische Ausbildung
urchgeführt wird, welche Ausbildungsgänge notwendig
ind, im Landesausschuss für Berufsbildung mit den be-
eiligten Sozialpartnern getroffen wird und dass gleich-
eitig durch Kriterien die Bundeseinheitlichkeit und das
erufsprinzip eingehalten werden. Gerade diese stärkere
eteiligung der Sozialpartner wird dazu führen, glaube
ch, dass die Akzeptanz solcher Ausbildungsgänge steigt
nd vermehrt Jugendliche nach Abschluss der Ausbil-
ung Zugang zum Arbeitsmarkt finden, also von Betrie-
en eingestellt werden. Auch das ist notwendig und rich-
ig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Alles im Benehmen!)


Dass wir die Bildungsgänge für vollzeitschulische
usbildung entsprechend den inhaltlichen Kriterien in
43 Abs. 2 konzipiert haben, sollte dazu führen – das
öchte ich hier noch einmal deutlich machen –, dass
an nicht nur darauf schaut, den Kammerstempel zu be-
ommen; entscheidend ist in diesem Fall, dass die in-
altliche Qualität vollzeitschulischer Ausbildung nach
orn gebracht wird; denn dann haben die Jugendlichen
uch eine bessere Perspektive.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Willi Brase

An die Länder geht daher der Appell: Bitte keine neue
Sparpolitik zulasten der Jugendlichen, sondern Quali-
tätsoffensive für Beruflichkeit und Berufsprinzip! Das
ist der richtige Weg.


(Beifall der Abg. Jutta Dümpe-Krüger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir haben zur Neuausrichtung der Stufenausbil-
dung den Passus aufgenommen: im Ordnungsverfahren
stets zu prüfen, ob es sinnvoll und möglich ist. Auch
nach unserer Entschließung sollen bestehende Ausbil-
dungsordnungen daraufhin überprüft werden, ob Stufen-
ausbildung sinnvoll ist und wie sie vernünftig gemacht
werden kann. Das soll der Hauptausschuss in Form von
Empfehlungen auf den Weg bringen. Wenn wir stärker in
die Stufenausbildung hineingehen, dann wollen wir
auch, dass die Ausbildungsverträge über die Regelaus-
bildungszeit laufen. Damit wird den Jugendlichen mehr
Sicherheit gegeben. Alle Formen der zweijährigen Aus-
bildungsverhältnisse werden davon nicht tangiert. Das
wollten wir nicht. Aber wir sorgen dafür, dass es nicht
wahllos zu verkürzter Ausbildung en masse kommt,


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

wovon manche träumen. Das ist nicht unser Ziel.

Wir haben ebenso verhindert, dass es zu einer weite-
ren Absenkung der Ausbildungsvergütungen kommt.
Wir wissen, dass einige hier im Hause dies wollten.


(Uwe Schummer [CDU/CSU]: Wir wollen mehr Ausbildungsplätze!)


Wie das im Kompromissverfahren so ist, muss man an
einer Stelle etwas geben, damit man an einer anderen
Stelle etwas bekommt. Ich bin dankbar dafür, dass wir in
dieser Frage standhaft geblieben sind. Die Verringerung
der Ausbildungsvergütungen wäre der falsche Weg.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wer sich die Zahlen vom Bundesinstitut für Berufsbil-
dung anschaut, wird uns darin Recht geben.


(Jörg Tauss [SPD]: Das weiß sogar der Schummer! – Gegenruf des Abg. Werner Lensing [CDU/CSU]: Was heißt „sogar“?)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Zuge der De-
batte haben wir das Ganze noch einmal durchdacht und
Maßnahmen aufgenommen, die auch die Interessen be-
nachteiligter Jugendlicher stärker berücksichtigen. Ich
glaube, dass wir so zwischen Berufsausbildungsvorbe-
reitung und Ausbildung eine bessere Durchlässigkeit er-
reichen. Unser Ziel ist es, dass gerade auch in der Be-
rufsausbildungsvorbereitung wieder mehr Jugendliche
mit mehr Praxis in Berührung kommen. Das haben wir
in der vergangenen Legislaturperiode schon beschlossen,
aber das fügt sich jetzt gut ein. Ich glaube, dass diese
Dualität bei der Förderung der beruflichen Ausbildung
richtig ist. Deshalb haben wir ja im Entschließungsan-
trag darauf hingewiesen, dass die bestehenden unter-
schiedlichen Förderinstrumente der Bundesagentur für
Arbeit, der Länder und der Wirtschaft im Bereich der so

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(C (D enannten Benachteiligtenförderung besser und mehr iteinander verzahnt werden müssen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben sehr lange darüber diskutiert, wie wir die
itbestimmung und Beteiligung der Lehrer bei einer
erbesserung der Kooperation der Lernorte ein Stück
eit sicherstellen können. Ich glaube, dass wir das nun
lar formuliert und festgelegt haben. Wir haben die
öglichkeit eröffnet, dass Prüfungsausschüsse gutach-
rliche Stellungnahmen Dritter, insbesondere der Be-
ufsschulen, einbeziehen können. Nicht zuletzt solche
aßnahmen führen dazu, dass die Kooperation zwi-
chen den schulischen und den betrieblichen Ausbil-
ungsstätten verbessert wird. Aus der Debatte heraus hat
as ja Eingang in das Gesetz gefunden. Weil es auch im
inne der Jugendlichen ist, war es uns wichtig, dass zu-
ünftig die Kooperation zwischen Betrieb und Berufs-
chule verbessert wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich zusammenfassen: Das Berufsbil-
ungsreformgesetz eröffnet in Verbindung mit den
emeinsam eingebrachten Änderungs- und Entschlie-
ungsanträgen ein breites Handlungsfeld in der be-
uflichen Bildung für alle Beteiligten, es wird die
odernisierung der Ausbildung vorantreiben und die
etriebliche Ausbildung sichern, die ja das entschei-
ende Qualitätsmerkmal der Ausbildungspraxis in
eutschland ist. Angesichts der Tatsache, dass wir im
uropäischen Vergleich weniger arbeitslose Jugendliche
ls andere Länder haben – es sind immer noch zu viele –,
ann man festhalten, dass der Weg richtig ist, der auf die
icherung von Qualität und die Ausweitung betriebli-
her Berufsausbildung setzt und einheitliche Berufsbil-
er im Bundesgebiet sicherstellt.
Ich danke für das geduldige Zuhören.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515405300

Das Wort hat der Kollege Uwe Schummer, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1515405400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Frau Bulmahn, es gibt einen Konflikt innerhalb
er Regierung um die so genannten Elite-Unis, bezüg-
ich des Verbots von Studiengebühren ist die Regierung
or dem Bundesverfassungsgericht gescheitert,


(Zuruf des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


s gibt einen Konflikt um die Einheitsschule, es gibt aber
uch Konsens – das ist der Lichtblick –, nämlich bezüg-
ich der Berufsbildungsreform, zwischen Rot-Grün und






(A) )



(B) )


Uwe Schummer

den christlichen Demokraten bzw. den christlichen So-
zialen. Wenn Sie also pragmatisch und ohne ideologi-
sche Scheuklappen ein Thema anpacken, dann sind wir
gerne vonseiten der Opposition bereit, mitzuziehen,


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke!)


damit sich etwas bewegt zugunsten der Menschen in un-
serem Land.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Das Berufsbildungsgesetz stammt aus dem Jahre

1969; damals gab es eine große Koalition.

(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das sind kleine Münzen!)

– Herr Kollege Rossmann, Sie sind heute aber geladen.
Dabei besteht doch Konsens; gewöhnen Sie sich daran,
zumindest bei diesem Thema. – Die letzte große Novel-
lierung fand 1977 statt. Vor diesem Hintergrund hat die
Unionsfraktion bereits im März 2003 als erste Fraktion
Eckpunkte für eine Novellierung des Berufsbildungsge-
setzes in den Deutschen Bundestag eingebracht. Wir ha-
ben im März 2004 einen konkreten Gesetzentwurf nach-
geliefert. Es ist gut, dass auch die Bundesregierung im
Oktober 2004 entsprechend gesprungen ist. Wir haben
durch die wirre Debatte über eine Ausbildungsplatzab-
gabe Zeit vertan. Uns war immer klar, dass der sinnvolle
und notwendige Ausbildungspakt durch eine längst
überfällige Modernisierung der Berufsausbildung er-
gänzt werden muss.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: So ist es!)

Die Erosion bei der betrieblichen Ausbildung muss

gestoppt werden. Diese erkennen wir daran, dass im letz-
ten Jahr genauso viele Schulabgänger in Ersatzmaßnah-
men gelandet sind wie in betrieblichen Ausbildungsver-
hältnissen. Deshalb besteht hier Handlungsbedarf.
Deshalb ist die Union auch bereit, hier etwas zugunsten
der Menschen mitzubewegen.

Die duale Ausbildung – das haben Sie vollkommen
richtig gesagt, Herr Brase – ist ein Standortvorteil unse-
res Landes. Bei uns ist die Jugendarbeitslosigkeit im
Durchschnitt um ein Drittel geringer als in den europäi-
schen Ländern, in denen es eine verschulte Berufsausbil-
dung gibt. Das gilt sogar für Finnland, dessen Bildungs-
system laut PISA-Studie vorbildlich ist. Auch Finnland
kann bei der dualen beruflichen Ausbildung von
Deutschland lernen.

Es gibt eine starke Integrationskraft der dualen Aus-
bildung in die Arbeitswelt hinein. So ist es gut und rich-
tig, dass auf unser Streben hin in dem Berufsbildungsre-
formgesetz endlich die Verbundausbildung rechtlich
abgesichert wird. 40 Prozent aller Betriebe sind zu klein,
um umfassend ausbilden zu können. Sie sind also de
facto nicht ausbildungsfähig. Es macht daher Sinn, dass
sie im Verbund mit anderen Betrieben oder mit überbe-
trieblichen Ausbildungsstätten in die Lage versetzt wer-
den, betriebliche Ausbildungsplätze bereitzustellen.

Das STARegio-Programm im Rahmen des Ausbil-
dungspaktes ist ein gutes Instrument, das fortgesetzt

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(C (D erden muss. Zusammen mit den Kammern muss dafür esorgt werden, dass die noch nicht ausbildungsfähigen etriebe informiert und begleitet werden, damit sie vertärkt betriebliche Ausbildungsplätze bereitstellen. Das äre eine wirkliche Entstaatlichung der Berufsausbilung. Für uns war auch wichtig, eine engere Lernortkoope ation zwischen Betrieb, Berufsschule und Kammer estzuschreiben. Dazu gehört auch die frühzeitige Inforation der Bundesländer über berufliche Neuordnungsonzepte, damit sich die Berufsschulen rechtzeitig daauf einstellen können. Unser Herzblutthema ist in der Tat die Aufwertung er Stufenausbildung. Wir haben im Gesetzentwurf estgelegt, dass sie von einer Ausnahme zu einer gleichertigen Option wird. Wir haben des Weiteren im Geetzentwurf festschreiben können, dass bei allen neuen erufsbildern eine Regelanfrage nach einer Stufenausildung beantwortet werden muss. Es bedarf einer Beründung, wenn sie nicht stufenweise organisiert wird. as dritte Element im Entschließungsantrag ist die berprüfung, ob die bestehenden 360 Berufsbilder im achhinein stufenweise organisiert werden können. Wir appellieren an die zuständigen Tarifparteien, dass ie das von uns entwickelte Schlichtersystem anwenden. us den Arbeitskämpfen wissen wir, dass Streik und ussperrung nicht alles sein können – das wäre verantortungslos –; denn dadurch werden die Konflikte nicht eendet. So muss auch bei den Verhandlungen über neue erufsbilder zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeerverbänden eine Schlichtung stattfinden, damit in abehbarer Zeit und nicht irgendwann der Knoten durchgechlagen werden kann und nicht die eine Seite die andere eite blockiert. enn dies durch Schlichter nicht möglich ist, dann ist er Wirtschaftsminister gefordert. Mit der Stufenausbildung verfolgen wir das Ziel, dass ie 1,3 Millionen Schulabgänger bis 29 Jahre ohne eine erufsausbildung zumindest im Rahmen der ersten tufe, also einer zweijährigen Ausbildung, die Chance uf einen Einstieg bekommen. Das würde die berufliche erspektive dieser jungen Menschen verbessern. Wir ollen damit Berufsbilder für Hauptschüler im Bereich er Heilund Pflegeberufe wie auch im Bereich der Kfzechatroniker öffnen. Wir müssen auch – entweder gemeinsam oder wir lleine – die Umsetzung einer zu erwartenden europäichen Richtlinie über den Ausbildungspass anpacken. ns liegt daran, dass der Auszubildende, wenn er nach er ersten Stufe aufhört, über Ausbildungsmodule und ber die betriebliche Praxis im Rahmen eines Ausbilungspasses die zweite Stufe später nachholen kann. Wir rauchen eine Verzahnung von Erstausbildung und beuflicher Weiterbildung. Diese Verzahnung fehlt noch im esetzentwurf. Wir werden dies aber im Rahmen der Uwe Schummer Umsetzung der europäischen Richtlinie, die wir erwarten, politisch einfordern. Für uns ist es wichtig, dass die Stufenausbildung grundsätzlich über drei Jahre geht. Aber wir sollten dafür sorgen, dass die Möglichkeiten im Rahmen einer zweijährigen Berufsausbildung – beispielsweise im Baubereich – weiterhin erhalten bleiben. Hier sollte es einen Bestandsschutz für diese Berufsbereiche geben. Wir wollen am Ende nicht weniger, sondern mehr Stufenausbildung, damit ein Einstiegskorridor für praktisch Begabte in die berufliche Ausbildung geschaffen wird. Wenn wir es erreichen, dass in den nächsten zwei Jah ren durch die Regelüberprüfung auch bei den bestehenden Berufsbildern der Anteil der Stufenausbildung von derzeit 8 Prozent auf ein Drittel erhöht werden kann, dann würde dies bedeuten, dass etwa 40 000 Schulabgänger nicht mehr in Ersatzmaßnahmen landen, sondern eine konkrete betriebliche Ausbildung erfahren. Das wäre eine echte Entstaatlichung der Berufsausbildung. Wir haben für die Zulassung der vollzeitschulischen Ausbildung zur Kammerprüfung klare Kriterien festgelegt. Die Zulassung muss sich am Berufsbild orientieren. Es muss ein hoher Praxisanteil im Betrieb stattfinden. Mit dem Landesbildungsausschuss wie auch mit den Kammern sowie den Wirtschaftsund Sozialpartnern muss Benehmen hergestellt werden. Diese Festlegung ist bis zum Jahre 2011 befristet. Dann muss sie überprüft werden. Das heißt, die betriebliche Ausbildung hat weiter Vorrang und die Verschulung sollte nur eine Ausnahme sein. Eine gemeinsame Aufforderung ist, verstärkt betriebliche Bündnisse für Ausbildung zu schließen. Hierfür sind natürlich ausbildungshemmende Vorschriften abzubauen, indem wir beispielsweise fordern, dass von einem Betrieb, der über Bedarf ausbildet, nicht erwartet werden kann, dass er eine Übernahmeverpflichtung eingeht. Bereits heute besteht nach Richterrecht die Möglichkeit, dass man in Verträgen und betrieblichen Vereinbarungen den gesetzlich festgelegten Tarif um 20 Prozent unterschreiten kann, wenn im Gegenzug mehr Ausbildungsplätze bereitgestellt werden. Solche betrieblichen Bündnisse für Ausbildung sind wichtig. Wir müssen dafür sorgen, dass alle Schulabgänger eine Chance haben, betrieblich ausgebildet zu werden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Verlängerung der Probezeit auf vier Monate ist
eine Antwort darauf, dass 25 Prozent der Auszubilden-
den ihre Ausbildung abbrechen und hiervon ein Drittel
sagt, dass sie aus persönlichen Gründen abbrechen, da
sie den falschen Betrieb oder den falschen Beruf gewählt
haben. Wir wollen verstärkt Blockunterricht einführen.
Das bedeutet aber auch, dass innerhalb der ersten drei
Monate sechs Wochen in der Schule verbracht werden.
Es bleibt zu wenig Zeit, um den Betrieb und den Beruf
kennen zu lernen. Deshalb ist es sinnvoll, dass wir ge-
meinsam die Ausweitung der Probezeit auf vier Monate

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(C (D rreicht haben – mit der Zielsetzung, dass sich sowohl er Jugendliche als auch der Betrieb frühzeitiger entcheiden kann. Meine Damen, meine Herren, ich danke Ihnen für die onstruktive Zusammenarbeit, die wir in diesem Hause iteinander erlebt haben. Natürlich werden wir in zwei ahren mit einer unionsgeführten Bundesregierung das eue Recht überprüfen. Wir werden Sie als Opposition inladen, pragmatisch und ohne ideologische Scheuklapen mit uns über eine weitere Verbesserung zu reden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515405500

Nächste Rednerin ist die Kollegin Monika Lazar,
ündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515405600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Sieben von zehn jungen Leuten in Deutschland
erden beruflich ausgebildet. Sie absolvieren entweder
ine betriebliche Ausbildung oder einen schulischen
ehrgang. Leider gibt es viele, die in Warteschleifen auf
ine Ausbildung warten müssen. Unsere Gesetzesreform
eschäftigt sich also mit einem ganz drängenden Pro-
lem unseres Bildungswesens. Mit der Novelle zum Be-
ufsbildungsgesetz, die wir heute abschließend beraten,
achen wir einen wichtigen Schritt in Richtung Zu-
unftsfähigkeit der beruflichen Bildung in Deutschland.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


amit schaffen wir Perspektiven für viele junge Men-
chen in unserem Land.
Deshalb freut es mich besonders, dass wir diese Re-

orm mit einer großen Mehrheit in diesem Hause verab-
chieden können. Diese Reform ist ein gutes Beispiel
afür, dass der Föderalismus in unserem Lande im Bil-
ungsbereich durchaus vernünftig funktionieren kann.
lle haben sich auf die Arbeitsteilung eingelassen. Die
undesebene regelt die Mobilität und die Einheitlichkeit
er Abschlüsse. Dabei arbeiten die Bildungs- und Wirt-
chaftsseite zusammen. Der Weg zu diesen Abschlüssen
ird aber von denen gestaltet, die am nächsten dran
ind: von den Sozialpartnern für die betriebliche Seite
er Ausbildung und von den Bundesländern für die
chulische.
Ein besonderer Knackpunkt der Reform war für uns

ie Frage: Wie gehen wir in Zukunft mit den so genann-
en vollzeitschulischen Ausbildungen um? Ich freue
ich, dass wir die Möglichkeit der Zulassung zur
ammerprüfung für diese Ausbildungsgänge jetzt
eutlich verbessern. Mit der Zulassung zur Kammerprü-
ung sichern wir die tatsächliche Gleichwertigkeit von
chulischen und betrieblichen Ausbildungen. Ich bin mir
arüber im Klaren, dass nicht alle in diesem Hause rest-
os davon überzeugt sind.






(A) )



(B) )


Monika Lazar

Fest steht für mich aber, dass die Schule unter den

klaren Anforderungen, die wir jetzt in das Gesetz ge-
schrieben haben, eine sinnvolle Alternative zur dualen
Ausbildung ist und auch sein muss. Das ist eine Aufwer-
tung, die gerade vor dem Hintergrund der Lehrstellen-
knappheit dringend notwendig ist. Die Zulassung voll-
zeitschulischer Ausbildungsgänge zur Kammerprüfung
bringt neue Flexibilität mit sich und ist keine Gefahr für
das duale Ausbildungssystem, sondern eine sinnvolle
Ergänzung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Eine weitere Verbesserung sehe ich in den neuen Re-
gelungen zur Arbeitszeit während der Ausbildung. Es
war bisher schon möglich, die Ausbildungszeit insge-
samt zu verkürzen, sofern das Ausbildungsziel in dieser
Zeit erreicht wird. Unser neuer Gesetzentwurf geht noch
mehr auf persönliche Bedürfnisse ein, indem er eine Ver-
kürzung der täglichen oder wöchentlichen Arbeitszeit
einschließt. Das ist für viele junge Leute eine große
Hilfe, zum Beispiel für Mütter mit kleinen Kindern oder
für Menschen mit pflegebedürftigen Angehörigen. Da-
mit wird klar, dass es nicht nur um persönliche, sondern
auch um wichtige gesellschaftliche Anliegen geht.

Diese Reform kann und darf aber nicht unser letztes
Wort in Sachen beruflicher Bildung gewesen sein. Wir
müssen mehr tun.


(Cornelia Pieper [FDP]: Das stimmt!)

Wir Bündnisgrünen haben schon lange eine gute Idee:
die Stiftung Betriebliche Bildungschance. Ausgehend
von unserer Grundidee einer eigenverantwortlichen Bür-
gergesellschaft wollen wir die Ressourcen für mehr Aus-
bildung besser erschließen. Betriebe, die innovativ aus-
bilden, werden ideell und finanziell durch die Stiftung
direkt gefördert. Jeder Betrieb, der ausbildet, kann aus
den Stiftungsmitteln einen Teil der Ausbildungskosten
erstattet bekommen. Eine weitere Aufgabe dieser Stif-
tung soll in der Vernetzung von Akteuren wie Unterneh-
men, Kammern, Arbeitsvermittlungen und Schulen be-
stehen.

Bildung ist nicht mit der beruflichen Ausbildung ab-
geschlossen. Wer auf dem neuesten Wissensstand blei-
ben will, muss sich auf lebenslanges Lernen einstellen.
Leider ist es uns Grünen nicht gelungen, die Fort-
bildung mit in das Gesetz aufzunehmen, obwohl nur
eine stetige berufliche Weiterbildung die Innovationsfä-
higkeit in unserem Land sichern und stärken kann. Mit
dem Gesellenbrief oder dem Diplom in der Hand mögen
die Lehrjahre vorbei sein, lernen müssen wir aber unser
ganzes Leben lang. Wir brauchen einfache und bürger-
nahe Anreize, um die Bereitschaft zur Weiterbildung in
der Gesellschaft zu erhöhen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das gilt insbesondere für die Menschen, die nur eine ge-
ringe Qualifikation haben oder ganz ohne Berufsausbil-
dung dastehen. Ihr Armutsrisiko ist höher als das jeder
anderen gesellschaftlichen Gruppe.

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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit der Novelle um Berufsbildungsgesetz hat der Gesetzgeber einen roßen Teil seiner Hausaufgaben erledigt. Für die jungen enschen in unserem Land werden die Veränderungen ber nur dann positiv erlebbar sein, wenn alle Beteiligten n unserer Gesellschaft an einem Strang ziehen. In Sahen Ausbildung sind nun die Unternehmer gefragt. Sie üssen die Verbesserungen nutzen, damit mehr junge eute als in den vergangenen Jahren eine berufliche Perpektive erhalten. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Jörg Tauss [SPD]: Sehr richtig!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515405700

Frau Kollegin Lazar, Sie haben heute Ihre erste Rede

m Deutschen Bundestag gehalten. Ich gratuliere Ihnen
echt herzlich und wünsche Ihnen persönlich alles Gute.


(Beifall)

Nächste Rednerin ist die Kollegin Cornelia Pieper,

DP-Fraktion.

Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1515405800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau

azar hat eben zu Recht festgestellt, dass junge Men-
chen ohne Schul- oder Berufsabschluss die sozialen
ärtefälle von morgen darstellen. Es muss Aufgabe die-
es Parlaments sein, nicht nur der Sozialpolitiker, son-
ern auch der Bildungspolitiker, jungen Menschen, die
einen Schul- oder Berufsabschluss schaffen, zu helfen;
enn auch sie sollen ihren Lebensunterhalt verdienen,
ich selbst eine Zukunft schaffen können.


(Beifall bei der FDP)

Deswegen glauben wir Liberale, dass das Berufsbil-

ungsreformgesetz der Schlüssel ist, um diesen jungen
enschen die Chance auf eine hervorragende und quali-

ätsorientierte Ausbildung zu verschaffen, insbesondere
en praxisorientierten jungen Menschen. Die FDP-Frak-
ion hat daher bereits im Jahre 2001 einen Antrag einge-
racht, der darauf abzielt, ein duales und modulares Be-
ufsausbildungssystem in Deutschland einzuführen. Für
ns ist das heute zu verabschiedende Gesetz, Herr Tauss,
in Lohn dafür, dass wir sehr frühzeitig den Finger in die
unde gelegt haben und Sie auf den richtigen Weg ge-
racht haben.


(Beifall bei der FDP)

ch weiß: Sie winken jetzt ab. Aber ich darf Sie daran er-
nnern: Die Modularisierung und die Stufenausbil-
ung waren für Sie am Anfang nicht selbstverständlich.
ür uns dagegen ist es, wie gesagt, der Schlüssel für die
ukunft eher praxisorientierter junger Menschen.
Trotzdem ist Ihr Berufsbildungsreformgesetz nur ein

alber Schritt nach vorn. Für die FDP war und ist – ich
agte es schon – die Modernisierung der Berufsbildung
nd des Berufsbildungssystems eine äußerst wichtige
ufgabe. Sie haben in Ihren Gesetzentwurf einige






(A) )



(B) )


Cornelia Pieper

wichtige Punkte aufgenommen, die auch uns wichtig
sind; das hebe ich hier ausdrücklich hervor. Das betrifft
nicht nur die Verbesserung der Lernortkooperation,
sondern auch die Möglichkeit gestreckter Abschlussprü-
fungen. Ebenfalls betrifft es die Verwertbarkeit von be-
rufsbegleitenden Qualifikations- und Fortbildungsmaß-
nahmen.


(Jörg Tauss [SPD]: Dann können Sie auch zustimmen! – Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Gegenruf der Abg. Ulrike Flach [FDP]: Das ist jetzt verdächtig!)


Trotzdem sage ich: Sie sind nicht weit genug gesprun-
gen. Die Wirtschaft, insbesondere der Zentralverband
des Deutschen Handwerks, bestätigt jetzt genau das, was
wir immer befürchtet haben, dass nämlich mit einer nur
halbherzigen Einführung der Stufenausbildung – ich
denke insbesondere an die entsprechende Ergänzung des
§ 21 des Berufsbildungsgesetzes im Änderungsantrag –
zweijährige Berufsausbildungen eigentlich konterkariert
werden. Wir wollten die Stufenausbildung von Anfang
an in allen Berufsbildern; wir wollen eine zweijährige
Berufsausbildung mit einem ordentlichen Abschluss, da-
mit die jungen Menschen, die eher praxisorientiert sind,
schnell einen Arbeitsplatz finden. Darum geht es doch.


(Beifall bei der FDP)

Von daher glauben wir, dass Ihre Reform nur halbherzig
ist.

Einen anderen Punkt möchte ich ebenfalls anspre-
chen: Die Gefahr der Abwertung der dualen Berufsaus-
bildung durch vollzeitschulische Ausbildung ist aus
unserer Sicht nicht grundlegend gebannt. Die Zuständig-
keit für die Zulassung von staatlichen Vollzeitschülern
zur Kammerprüfung kann der Sache nach nur bei den
Berufsbildungsausschüssen der Kammern liegen. In Ih-
rem Gesetzentwurf wird das den Landesregierungen
übertragen. Ob dazu das geforderte Benehmen mit den
Landesausschüssen ausreichend ist, ist aus meiner Sicht
der Dinge mehr als fraglich.


(Werner Lensing [CDU/CSU]: Das wird die Praxis zeigen!)


Ferner glauben wir, dass eine vernünftige Verschlan-
kung der Berufsbildungsausschüsse in Ihrem Gesetz-
entwurf nicht vorgesehen ist. Das ist schlecht. Stattdes-
sen wird das am besten arbeitende Gremium, der
Ständige Ausschuss beim Berufsbildungsinstitut, abge-
schafft – eine Entscheidung, die von der Wirtschaft, aber
auch von den Gewerkschaften kritisiert worden ist und
auf Unverständnis stößt.


(Beifall bei der FDP – Willi Brase [SPD]: Ich finde es gut, dass Sie die Gewerkschaften einmal unterstützen, aber in diesem Punkt liegen Sie falsch!)


Zum Bürokratieabbau tragen Sie mit Ihrem Gesetz-
entwurf letztlich auch nicht bei; das wissen Sie. Sie wol-
len aufwendigere Berufsbildungsstatistiken einführen,
die natürlich auch mehr Kosten für die Kammern, für die
Wirtschaft, in Sonderheit für die kleinen und mittelstän-

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(C (D ischen Betriebe, bedeuten. Auch das kann nicht das iel eines solchen Gesetzentwurfes sein. Last, but not least möchte ich auf Folgendes hinwei en: Es hat schon seinen Sinn, dass heute der sachsennhaltinische Minister für Wirtschaft, Dr. Rehberger, den undesratsgesetzentwurf einbringen wird. Wir wollen lexiblere Ausbildungsvergütungen zulassen. Ich frage ich, warum Sie dabei nicht mitmachen. (Werner Lensing [CDU/CSU]: Tarifrecht! Tarifrecht!)


hr Bundeswirtschaftsminister, Herr Clement, hat einen
ernünftigen Vorschlag gemacht, nämlich die lokale und
egionale Arbeitsmarktsituation bei den Ausbildungsver-
ütungen zu berücksichtigen.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515405900

Frau Kollegin Pieper, Sie müssen zum Schluss kom-
en.

Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1515406000

Auch das ist ein Punkt, den wir noch einmal aufgrei-

en wollen. Wir werden dem Gesetzentwurf des Bundes-
ates zustimmen.
Im Interesse der Jugendlichen werden wir uns heute

ei der Abstimmung über den Gesetzentwurf der Bun-
esregierung der Stimme enthalten. Wir werden diesen
esetzentwurf nicht blockieren. Ein halber Schritt ist
ber noch kein ganzer; es gibt also noch viel zu tun.
Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP – Willi Brase [SPD]: Im Bundesratsentwurf steht aber das, was Sie gerade bemängelt haben!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515406100

Das Wort hat die Ministerin für Bildung und For-

chung, Edelgard Bulmahn.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Werner Lensing [CDU/CSU]: Das ist aber nicht viel Beifall!)


Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
nd Forschung:
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten
erren und Damen! Mit dem Berufsbildungsreform-
esetz, das wir heute in der abschließenden dritten Le-
ung gemeinsam erörtern, hat die Bundesregierung die
mfassendste Novelle zum Berufsbildungsgesetz seit
einem In-Kraft-Treten im Jahre 1969 vorgelegt.


(Werner Lensing [CDU/CSU]: Allerdings mit der Opposition!)


er Gesetzentwurf enthält genau die Innovationen, mit
enen die duale Berufsausbildung auch in Zukunft ei-
en ganz wesentlichen Beitrag für die Qualifizierung
ehr vieler Menschen in unserem Land, aber auch dafür
eisten wird, dass Unternehmen auch in Zukunft hervor-
agend ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
aben werden.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

In den letzten Wochen und Monaten gab es zahlreiche

Gespräche zwischen den Regierungsparteien, zwischen
Regierung und Opposition, zwischen Ländern und Bund
sowie mit den Sozialpartnern. In diesen Gesprächen, die
ganz überwiegend von einem konstruktiven Miteinander
getragen waren – das empfand ich als sehr positiv –, ist
es uns gelungen, tragfähige Kompromisse zu erarbeiten,
ohne die grundsätzlichen Ziele der Reform infrage zu
stellen. Das, was wir hier erreicht haben, halte ich für ein
gutes Ergebnis.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In diesem Zusammenhang bedanke ich mich ganz
ausdrücklich bei den Berichterstattern, die hierbei eine
wichtige Aufgabe erfüllt haben, und ebenso dafür, dass
die Verabredungen und Absprachen von allen Beteilig-
ten zuverlässig eingehalten worden sind. Dies ist eine
sehr wichtige Voraussetzung, um zu einem tragfähigen
Kompromiss zu kommen. Ich muss leider feststellen,
dass Absprachen und Vereinbarungen in anderen Berei-
chen nicht immer zuverlässig eingehalten worden sind.


(Widerspruch bei der CDU/CSU – Werner Lensing [CDU/CSU]: Das liegt an den Vorlagen der Regierung!)


Dies trifft, wie einer meiner Vorredner angesprochen hat,
zum Beispiel auf die Absprachen in Bezug auf Spitzen-
universitäten und Exzellenzzentren zu. Hinsichtlich die-
ses Punktes waren sich die Wissenschaftsminister auch
einig, aber ihre Einigung ist dann leider von CDU-Seite
– nicht von der Bundestagsfraktion, sondern von der
Länderseite – infrage gestellt worden.


(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Kein Wunder bei dem Vorschlag!)


Zuverlässigkeit ist insofern ein wichtiger Punkt, um gute
Kompromisse und Ergebnisse tatsächlich umsetzen zu
können.

Meine sehr geehrten Herren und Damen, das System
der dualen beruflichen Bildung ist wirklich zu Recht
weltweit anerkannt; darüber sind wir uns wohl einig.
Diese hohe Anerkennung liegt darin begründet, dass es
tatsächlich allen jungen Menschen die Chance bietet,
eine qualifizierte Beschäftigung aufzunehmen und damit
ihr Leben selbstverantwortlich zu gestalten. Gleichzeitig
sichert das System der beruflichen Ausbildung der Wirt-
schaft die Fachkräfte der Zukunft. Damit trägt es ganz
entscheidend zur Wettbewerbsfähigkeit und zum Wohl-
stand unserer Gesellschaft bei.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Damit dies so bleibt, muss sich die duale Berufsaus-
bildung immer wieder neuen Herausforderungen stellen.
Ziel der Bundesregierung war es deshalb von Anfang an,
das Berufsbildungsgesetz auf der Grundlage bewährter
Prinzipien so zu modernisieren, dass Ausbildung für alle
sichergestellt ist, dass neue Chancen sowohl für Betriebe

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(C (D ls auch für Jugendliche eröffnet werden, dass Qualität nd Attraktivität der beruflichen Ausbildung weiterentickelt werden, dass die Arbeitsmarktverwertbarkeit der erufsausbildung verbessert und die Mobilität der Fachräfte gesteigert wird. An diesen Zielen haben wir festehalten, wir haben sie mit der Novellierung zum Beufsbildungsgesetz auch erreicht. Der vorliegende Kompromiss knüpft an die bewähr en Strukturen der beruflichen Bildung an, integriert aber uch die Erkenntnisse aus über 30 Jahren Berufsildungsforschung und aus der Entwicklung der verganenen zwei, drei Jahrzehnte. Er wird damit den Ordungsrahmen für eine moderne berufliche Ausbildung arstellen. An dieser Stelle will ich noch einmal einige Kern unkte herausstellen, weil der gesamte Entwurf weitaus mfassender ist und viele Aspekte enthält: Erstens. Wir haben in der Vergangenheit festgestellt, ass diejenigen, die eine Berufsausbildung an einer Volleitschule absolvieren, einen erschwerten Zugang zum rbeitsmarkt haben. Dabei handelt es sich vorwiegend m Mädchen, die überwiegend gute Schulabschlüsse orweisen können. Rund ein Drittel dieser Jugendlichen aben trotz dieser guten Ausbildung erhebliche Schwieigkeiten bzw. schlechtere Berufschancen als diejenigen, ie eine betriebliche Ausbildung absolviert haben. Desalb wollen wir ihnen die Möglichkeit erschließen, eine ammerprüfung abzulegen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das von uns hier Vorgelegte halte ich für einen ver-
ünftigen Vorschlag. Damit geben wir dem Drittel der
ugendlichen, die sonst nach einer erfolgreich abge-
chlossenen Berufsausbildung an einer Vollzeitschule
rneut eine vergleichbare berufliche Ausbildung durch-
aufen, die Chance, eine Kammerprüfung abzulegen.
adurch erreichen wir – das ist hier schon gesagt wor-
en –, dass die jungen Leute weder Lebenszeit noch
essourcen vergeuden, indem sie zum zweiten Mal die
leiche berufliche Ausbildung machen. Vielmehr be-
ommen sie im Anschluss an die Kammerprüfung einen
rleichterten Zugang zum Arbeitsmarkt und zu Beschäf-
igung. Ich erwarte – das möchte ich ausdrücklich fest-
tellen, weil ich das auch in meinen Gesprächen mit den
ertretern von Kammern und Schulen immer wieder klar
esagt habe – eine stärkere und bessere Zusammenarbeit
wischen Kammern, Betrieben und vor allen Dingen
ollzeitschulen, also den Fachschulen.


(Beifall bei der SPD)

as ist für mich ein ganz wichtiger Punkt; denn die
achschulen und Kammern können, wenn sie schon vor
er Prüfung gut zusammenarbeiten, gewährleisten, dass
ie Ausbildungen sehr nah beieinander liegen, wodurch
ie Beschäftigungschancen gewahrt bleiben.
Zweitens. Jedes Jahr kämpfen wir für ein ausreichen-

es Ausbildungsplatzangebot. Durch unsere Sonder-
rogramme und die Maßnahmen der Bundesagentur für
rbeit können wir, was den Mangel an Ausbildungsplätzen






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

betrifft, nur bedingt Abhilfe schaffen. Mit dem Pakt für
Ausbildung haben wir in diesem Jahr wirklich einen
deutlichen Erfolg erzielt; denn es sind über 53 000 neue
betriebliche Ausbildungsplätze entstanden. Ich weiß al-
lerdings sehr wohl, dass wir diese Aufgabe auch weiter-
hin mit großem Engagement anpacken müssen.

Nun erleichtern wir die Anrechnung von Qualifikatio-
nen, die im Rahmen dieser Maßnahmen der Bundes-
agentur für Arbeit erworben wurden, auf die sich an-
schließende Ausbildungszeit. Das ist mir besonders
wichtig, weil wir als einen Bestandteil des Paktes für
Ausbildung Qualifikationsbausteine und Praktika her-
vorheben, wodurch die Jugendlichen in Form einer Ein-
stiegsqualifikation Teile einer vollständigen Berufsaus-
bildung erwerben. Es ist für beide Seiten – sowohl für
die Betriebe als auch für die Jugendlichen – wichtig,
dass diese Qualifikationen nicht als nutzlos wahrgenom-
men werden, sondern ohne Probleme als Teil der berufli-
chen Ausbildung anerkannt werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Genau das ist die Zielsetzung, die wir mit dieser Bestim-
mung verfolgen.

Von mehreren Kollegen ist auf die Stufenausbildung
eingegangen worden. Diese Kollegen bitte ich, daran zu
denken, dass wir bis jetzt schon 320 Berufe geschaffen
haben. Das Spektrum unterschiedlicher Qualifikations-
ebenen innerhalb der Berufsausbildung ist also sehr
breit. Es gibt Berufe, die auch mit einem niedrigeren
schulischen Qualifikationsniveau erlernbar sind, und es
gibt Berufe, die sehr hohe Qualifikationsanforderungen
stellen. Die Anforderungsebenen in diesen 320 Berufen
sind sehr unterschiedlich. Deshalb sollte und darf man
nicht alle Berufe über einen Kamm scheren. Die Ausbil-
dung zu manchen Berufen dauert drei Jahre, andere kann
man in nur zwei Jahren erlernen. Deshalb war es mir im-
mer sehr wichtig, aus der Ausbildungsdauer kein Dogma
zu machen, sondern aufgrund der Anforderungen des
Berufsbildes zu entscheiden, in welchem Zeitraum man
einen Beruf erlernen kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Genau! Keine Ideologie!)


Ich denke, genau das ist der richtige Weg, den wir gehen
sollten und müssen.

Drittens. Das duale Berufsbildungssystem hat sich
in Deutschland bewährt. Das kann man auch daran able-
sen, dass die Jugendarbeitslosigkeit bei uns im interna-
tionalen Vergleich gering ist. Was bisher zu kurz kam, ist
die internationale Ausrichtung der beruflichen Ausbil-
dung.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

Das neue Berufsbildungsgesetz eröffnet auch hier die
richtigen Möglichkeiten. So ist es möglich, eine Ausbil-
dung, die man im Ausland gemacht hat, in die Gesamt-
ausbildung zu integrieren.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D abei handelt es sich also um keine Vergeudung von eit, sondern um einen wichtigen Ausbildungsbestandeil. Viertens. In diesem Gesetzentwurf geben wir keinen önigsweg vor, sondern wir bauen die Flexibilität aus nd verstärken die Qualität. Kurz gesagt: Das Berufsbilungsgesetz enthält ein umfassendes Instrumentarium ur Sicherung der Qualität der beruflichen Bildung, (Zuruf von der CDU/CSU: Das behaupten Sie!)


estattet aber auch eine flexible Anpassung an die Be-
ürfnisse einzelner Berufsbereiche. Dieses Instrumenta-
ium wird durch die im Änderungsantrag enthaltenen
egelungen zur Qualitätssicherung ergänzt, deren stetige
ntwicklung als Aufgabe für den Landesausschuss und
en Berufsbildungsausschuss in den Gesetzentwurf auf-
enommen wird.
Fünftens. Im Bereich des Prüfungswesens haben wir

ie Durchführung von Abschlussprüfungen in zwei
eilen ermöglicht. Diese Erfahrung haben wir in den
etzten Jahren und Jahrzehnten gewonnen. Nun schaffen
ir hier Klarheit und führen diese Möglichkeit ein. Da-
urch wird die Durchführung von Prüfungen für beide
eiten erheblich erleichtert.
Sechstens. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um die

erfahren im Bereich der beruflichen Bildung zu ver-
chlanken, Gremien abzuschaffen oder zusammenzule-
en und damit auch die Zuständigkeitsregelungen trans-
arenter zu gestalten.
Ganz sicher werden wir in den kommenden Jahren

uch die Verbundausbildung ausbauen und das STAR-
egio-Programm weiter stärken. Ebenfalls werden wir
ie Berufe immer wieder modernisieren, wie wir das
uch in den letzten Jahren unter großen Anstrengungen
emacht haben. Wir haben von den 320 Berufsausbil-
ungen rund 160 modernisiert. Kurz: Ich denke, wir
chaffen mit diesem Gesetz den Rahmen für eine gute
usbildung für alle Jugendlichen, von der gleichzeitig
uch die Unternehmen profitieren.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515406200

Nächster Redner ist der Kollege Werner Lensing,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Was haben Sie denn gesagt, Herr Lensing, dass alle klatschen?)



Werner Lensing (CDU):
Rede ID: ID1515406300

Lassen Sie sich überraschen, Herr Tauss!
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Frau Ministerin Bulmahn, ich habe Sie selten so
ntspannt und mit solch strahlenden Augen gesehen


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Werner Lensing

wie heute bei Ihrem Beitrag, bei dem Sie auf einem
Kompromiss aufbauen konnten, den wir zwischen unse-
ren Fraktionen erzielt haben. Ich denke, dass Ihnen diese
Novellierung ein Aufatmen beschert, nachdem unser
höchstes deutsches Gericht gleich zweimal – mit seinen
eindeutigen Urteilen zur Juniorprofessur und zu den Stu-
diengebühren – aus verfassungsrechtlichen Gründen die
Umsetzung von Kernpunkten Ihrer Bildungspolitik ver-
hindert hat und verhindern musste.


(Zuruf von der CDU/CSU: Zu Recht! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sind Sie Bundespolitiker oder Landespolitiker?)


Sie, Frau Bulmahn, plagt halt zu sehr die unselige Um-
ständlichkeit einer überstürzten Bildungspolitik und Ideo-
logie.


(Ulla Burchardt [SPD]: Wer im Glashaus sitzt, sollte da ganz vorsichtig sein!)


Wir hingegen haben uns, unter anderem unter Federfüh-
rung von Herrn Brase, den es einmal zu loben gilt


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

– natürlich nicht zu viel –, bei unseren interfraktionellen
Gesprächen mit der Bundesregierung vom Gedanken
– und das ist jetzt entscheidend – realitätsbezogener
Überlegungen und pragmatischer Handhabe leiten las-
sen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Von daher begrüße ich den erzielten Konsens generell,
unterstützt er doch nicht nur die ausbildenden Betriebe:
Er nützt vor allem auch den vielen jungen Menschen, die
eine duale Ausbildung absolvieren wollen.

Der heutige Tag kennt letztlich eine eindeutige Ge-
winnerin: die Jugend. Sie wird und sie soll zu unser al-
ler Freude die wahre Nutznießerin des neuen Berufsbil-
dungsgesetzes sein – und sie wird es sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dies ist umso wichtiger, weil Ende Oktober 2004
zwar 9 500 Ausbildungsplätze unbesetzt waren, aber zu-
gleich immer noch 34 500 Jugendliche nach einem Aus-
bildungsplatz suchen mussten – eine entschieden zu
hohe Anzahl! Allerdings sind die Ausbildungsvoraus-
setzungen immer noch nicht akzeptabel. Der Berliner
SPD-Bildungssenator hat es in einem völlig unerwarte-
ten Akt der Einsicht Anfang dieser Woche auf den Punkt
gebracht – ich zitiere –:

Wir entwickeln eine Schülergeneration, die auch
nicht annähernd die Anforderungen der Wirtschaft
erfüllt.

Hierauf mussten wir bei unseren Überlegungen zur No-
vellierung des Berufsbildungsgesetzes Rücksicht neh-
men und wir haben es getan. Wir haben auch berücksich-
tigt, was man traurigerweise feststellen muss: dass die
Mängel der jungen Menschen nicht zuletzt auch mit der
Bildungsferne und dem Desinteresse ihrer Familien zu-
sammenhängen. Genau an diesem Punkt beginnt be-
kanntlich ein verhängnisvoller Kreislauf: zuerst keine

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(C (D usreichende Schulbildung, dann keine Lehrstelle und chließlich keine Beschäftigung. Hier müssen wir geensteuern, und mit dem neuen Gesetz steuern wir auch egen. Deswegen ist für die berufliche Bildung ein dringen er Handlungsbedarf angezeigt und nicht etwa, Frau ulmahn, Ihre verhängnisvolle Devise zu verteidigen: Wir werden alles ändern, wenn wir das gegliederte chulwesen abschaffen und die Einheitsschule einfühen.“ (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Wer sagt denn das?)


hre Vorstellungen in diesem Bereich sind fataler Aus-
ruck blanker Illusion. Der Leiter des neu gegründeten
erliner Instituts für Qualitätssicherung im Bildungswe-
en, Professor Dr. Köller, mahnt zu Recht eine grundle-
ende Reform berufsvorbereitender Schulen an. Daher
ollen gerade den Schulen, die zur Ausbildungsfähigkeit
inführen wollen, Chancen zur verstärkten Sozialarbeit,
hancen zur Sprachförderung und Chancen zur Vermitt-
ung von Basiskompetenzen eröffnet werden. Wir brau-
hen eine stärkere Anbindung der Lehrkräfte in den
chulen an die Praxis. Daher fordere ich: Praktiker in die
chulen und Lehrer in die Betriebe!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


as fördert den Weitblick und wird ein Mittel gegen be-
ufliche Langeweile sein.
Wir, die CDU/CSU, haben wesentliche Aspekte, die

um Teil heute auch schon gewürdigt wurden, bei der
ovellierung umgesetzt. Ich will nur drei benennen:
Erstens. Durch die von der Unionsfraktion erreichte

inführung sicherer Kriterien für die Zulassung vollzeit-
chulisch Ausgebildeter zur Kammerprüfung können
esagte Absolventen eine reguläre Kammerprüfung ab-
egen, wenn deren schulischer Bildungsgang nach Inhalt,
nforderung und zeitlichem Umfang einem anerkannten
usbildungsgang entspricht.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das war eine gute Initiative der Ministerin!)


Herr Dr. Rossmann, ich merke Ihnen an, wie begeistert
ie von dieser Idee meiner Fraktion sind.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP] – Jörg Tauss [SPD]: Das war nicht von euch!)


iner drohenden Verschulung der dualen Ausbildung ha-
en wir durch diese Bedingungen einen Riegel vorge-
choben. Daneben haben wir uns bemüht, das Problem
er zeitraubenden Warteschleifen ebenfalls zu lösen.
leichwohl – das ist schon angesprochen worden – kön-
en die Länder die entsprechenden Rechtsverordnungen
ur im Benehmen mit dem Landesausschuss für Berufs-
ildung erlassen. Pragmatisch gesprochen: Es ist alles
rei von Ideologie.
Zweiter Gedanke. Entsprechend den Vorschlägen von
aden-Württemberg können auf dem Kammerzeugnis






(A) )



(B) )


Werner Lensing

nun entweder die Abschlussnote der Berufsschule als
Ganzes oder auch einzelne Zeugnisnoten der Schulen
gesondert ausgewiesen werden. Ich halte das deswegen
für enorm wichtig und entscheidend, weil auf diese Art
und Weise der dringenden Notwendigkeit entsprochen
werden kann, Schüler und Lehrkräfte bei ihrer Arbeit zu
motivieren.

Drittens. Mit der Einführung eines Stimmrechts für
Lehrerinnen und Lehrer in den Berufsbildungsaus-
schüssen konnte die CDU/CSU-Fraktion die Attraktivi-
tät der Berufsschulen in einem vertretbaren Maß weiter
steigern. Ich weiß wohl, wie problematisch das ist. Wir
sind jedoch begeistert und freuen uns.

Ich komme auf den Anfang meiner Ansprache

(Nicolette Kressl [SPD]: Ansprache?)


und auf die Begeisterung der Ministerin darüber zurück,
dass wir folgende Ziele erreicht haben:

Erstens nenne ich die Aufwertung der Stufenausbil-
dung, die Bündnisse für Ausbildung und das Schlichter-
modell für die Schaffung moderner Berufsbilder.

Zweitens nenne ich die Verbundausbildung und die
Kooperation der Lernorte.

Drittens haben wir mit der Unterbreitung und Durch-
setzung von 15 weiteren ausbildungsfördernden Vor-
schlägen nur einem gedient, nämlich unserer Jugend.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Frau Präsidentin, ich komme zu meinem Schlussge-

danken. Wenn allerdings die Bundesregierung die Fesse-
lung durch die Überregulierung am Arbeitsmarkt
nicht endlich löst,


(Jörg Tauss [SPD]: Oh!)

dann wird es sowohl mit einem als auch ohne ein novel-
liertes Berufsbildungsgesetz keine ausreichende Arbeit
und auch keine Aussicht auf eine qualitätsreiche Ausbil-
dung für unsere Jugend geben.

Ich bedanke mich, nicht zuletzt für die Begeisterung
in den Reihen der SPD.


(Beifall bei der CDU/CSU – Heiterkeit bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Wenn Sie sich der Ideologie enthalten hätten, wäre die noch größer!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
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Nächster Redner ist der Kollege Dr. Ernst Dieter

Rossmann, SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)



Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1515406500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Lensing, Herr Schummer, wenn sich Ideologen
wechselseitig Ideologie vorwerfen, dann sollten wir uns
darauf besinnen, dass Sie genauso Interessen vertreten
wie wir; das ist auch so in Ordnung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D amit ist aber niemand frei davon, dass er sie engagiert ertritt. Wenn wir ein gemeinsames Ergebnis erreichen, ann gehört dazu auch eine ausdrückliche Anerkennung er Tatsache, dass dieses Ergebnis auf dem fußt, was die egierung vorgelegt hat. Dies im Nachhinein immer useinander zu rechnen – hier Sie und da wir –, entfernt ns ein bisschen von dem Geist, den man sich beim geeinsamen Arbeiten souverän wechselseitig bescheinien könnte. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Jutta Dümpe-Krüger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich fühle mich deshalb ermutigt, Gemeinsamkeiten
ervorzuheben, wobei vielleicht ein Blick in die Ge-
chichte hilft. Dieses Berufsbildungsgesetz ist jetzt
5 Jahre alt und ist schon damals ein hervorragendes Ge-
etz gewesen. Es ist in erster Lesung 1966 entstanden.
as war übrigens in der Zeit, als die FDP aus der Regie-
ung ausschied und es zur großen Koalition kam. Es ist
n der großen Koalition unter dem Arbeitsminister
atzer beschlossen worden. Folgende kleine Bemerkung
ei mir erlaubt: Das waren noch Sozialausschüsse, Herr
chummer.


(Beifall bei der SPD – Uwe Schummer [CDU/ CSU]: Oh Gott!)


Es war insoweit ein gutes Ergebnis, als auch in den
ebattenbeiträgen gesagt wurde – wenn ich das richtig
achgelesen habe, war das der Kollege Diebäcker,
DU –: Eine Reform der Berufsbildung ist in den sel-
ensten Fällen spektakulär. Sie ist dann gut, wenn sie
onsensual ist, weil sie viele Beteiligte braucht und viele
eteiligte mitnehmen muss. Sie ist dann erfolgreich,
enn sie sich auf Veränderungen einstellt.
Ich will einmal einen Blick zurück wagen: Was war

or 35 Jahren, was ist jetzt? Damals gab es zwar noch
eine Berufsbildungsstatistik, aber sicher ist, dass da-
als die Quote der Betriebe, die ausgebildet haben,
eutlich höher war, als sie es jetzt ist. Heute liegt die
ennzahl bei 25 Prozent, vor 20 Jahren lag sie bei
5 Prozent, vor 35 Jahren wahrscheinlich sogar bei
0 bis 50 Prozent. Jetzt Verbundausbildung, Berufsbil-
ungsplanung in der Region und Lernortkooperationen
u verbessern, ist eine adäquate Reaktion darauf.


(Beifall bei der SPD)

ir wissen auch, dass es damals nicht so viel schulische
usbildung gab. Heute liegt die Zahl der schulischen
usbildungsverhältnisse bei rund 500 000, die der voll-
eitschulischen bei 200 000. Ich bin sicher, damals lag
iese Zahl eher bei 20 000 oder 30 000.
Das heißt für unseren Blick in die Zukunft: Es ist
ichtig, das duale Berufsbildungssystem als zentralen
eil zu stärken. Gleichzeitig müssen wir anerkennen,
ass es mittlerweile in der beruflichen Bildung einen
ualismus gibt. Auf diesen Dualismus – neben einer
ualifizierten schulischen Ausbildung muss eine berufli-
he Ausbildung stehen – können wir nicht mehr verzich-
en; wir müssen beide Elemente weiterhin anbieten und
ns um sie bemühen.






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann

Das wird für die Zukunft – insofern wird daraus ein

Trialismus – noch wichtiger werden: Damals war es
noch unvorstellbar, dass es berufliche Bildung in diesem
Sinne auch an Hochschulen geben würde. Aber natürlich
kommen wir in eine solche Entwicklung hinein, dass
auch an den Hochschulen die Bachelor- und Masterab-
schlüsse mehr und mehr zu einem Maßstab der berufli-
chen Ausbildung werden. Das wird die Reformperspek-
tive für das sein, was in 20 Jahren neu diskutiert werden
wird. Inwieweit hat man es geschafft, das klassische du-
ale System mit der Perspektive für eine hochschulische
Ausbildung zu verbinden? Dies ist bisher noch ungenü-
gend geschehen, aber diese Durchlässigkeit muss herge-
stellt werden: duale Ausbildung, schulische Ausbildung,
hochschulische Ausbildung.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Jutta Dümpe-Krüger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich spreche dies deshalb an, weil wir hier auch eine Zu-
kunftsperspektive über das hinaus gewinnen können,
was wir alles schon geregelt haben. Dies sollten wir im
Interesse der Jugendlichen und der Qualitäten am Wirt-
schaftsstandort Deutschland angehen.

Eine kleine Bemerkung möchte ich machen, um eine
fachliche Differenz anzusprechen. Was passiert jetzt mit
der Stufenausbildung? Dazu gibt es zwei verschiedene
Blickwinkel. Der eine Blickwinkel ist, dass man die Stu-
fenausbildung, die gesetzlich schon lange möglich ist, so
durchstrukturiert, dass sich gewissermaßen eine Führung
ergibt, in deren Zuge man sich von Stufe zu Stufe weiter-
entwickeln kann. Wenn es Ihnen darum geht – eine neue
Strukturierung –, dann sollten wir uns zusammen enga-
gieren. Wenn es Ihnen bei der Stufenausbildung – das ist
der andere Blickwinkel – darum geht, diese abbrechen
zu können, und zwar gegen den Willen desjenigen, der
den Einstieg geschafft hat, dann unterscheidet uns das.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Jutta Dümpe-Krüger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


An der Stelle jetzt den Kompromiss gefunden zu haben,
dass derjenige, der für drei Jahre ein Ziel und anschlie-
ßend eine Qualifikation hat, auch sicher sein kann, dass
ihm für drei Jahre diese Chance bleibt, ist etwas, wofür
wir uns ganz vehement und ganz ideologisch immer wie-
der einsetzen, weil wir ein Interesse an diesen jungen
Menschen haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will mit einem Bezug auf die damaligen Debatten
enden. Das Berufsbildungsgesetz ist gegen Ende der
großen Koalition verabschiedet worden. Es gab damals
fantastische Anträge – mich zumindest hat es gefreut,
das lesen zu können –, unterzeichnet von Stücklen,
CDU/CSU, und Genossen.


(Heiterkeit bei der SPD)

Das hatte historischen Wert. Willi Brase und Herr
Schummer, vielleicht geht das, was jetzt von Ihnen par-
lamentarisch mit erarbeitet worden ist, in eine spätere

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(C (D ebatte einmal so ein: Anträge Brase/Schummer, große ehrheit, Berufsbildungsreform gut verbessert. Wir beanken uns dafür. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515406600

Das Wort hat der Minister für Wirtschaft und Arbeit

es Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Horst Rehberger.

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1515406700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Es war eine sehr gute Entscheidung, dass im
ahre 2004 keine Ausbildungsplatzabgabe eingeführt
orden ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

rotz schwieriger Rahmenbedingungen hat es die ge-
erbliche Wirtschaft geschafft, den nationalen Ausbil-
ungspakt einzuhalten und durch die Schaffung von
4 000 neuen Ausbildungsplätzen einen tatsächlichen
uwachs von immerhin rund 14 000 Arbeitsplätzen zu
rreichen. Marktwirtschaft braucht eben nicht staatli-
hen Zwang, sondern die Freiheit, unternehmensbezo-
en die richtigen Entscheidungen treffen zu können.


(Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Jahrelang ging es damit runter!)


Die Zahl der Ausbildungsplätze, insbesondere in Re-
ionen mit hoher Arbeitslosigkeit, hätte noch deutlich
esteigert werden können, wenn wir eine flexiblere Re-
elung der Ausbildungsvergütung hätten.

(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU])

n den beiden zurückliegenden Jahren waren bei mir im
inisterium wiederholt mittelständische Unternehmer
it Lehrlingen. Weder die Unternehmer noch die Lehr-
inge konnten es fassen, dass das Lehrverhältnis von der
uständigen IHK nicht anerkannt werden durfte, weil die
wischen ihnen vereinbarte Lehrlingsvergütung von
00 bis 250 Euro pro Monat mehr als 20 Prozent unter
er im einschlägigen Tarifvertrag festgelegten Höhe lag.


(Peter Dreßen [SPD]: Das ist ja auch vernünftig!)


ür die jungen Leute hatte dies einen fatalen Doppel-
ffekt und das war das Gegenteil einer vernünftigen
ösung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


rstens mussten sie sich mit einer außerbetrieblichen
nd damit eindeutig schlechteren Ausbildung zufrieden
eben und zweitens erhielten sie nicht die 200 bzw.
50 Euro Vergütung im Monat, wie es im Vertrag stand,
ondern die staatlich festgelegten 150 Euro für die au-
erbetriebliche Ausbildung. Welchen Vorteil soll das für
unge Menschen bringen?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Minister Dr. Horst Rehberger (Sachsen-Anhalt)


Jeder, der sich nur ein wenig in Ostdeutschland aus-
kennt,


(Cornelia Pieper [FDP]: Aber auch im Ruhrgebiet!)


wird bestätigen, dass das, was ich hier geschildert habe,
keine ungewöhnlichen Fälle sind.


(Cornelia Pieper [FDP]: Richtig!)

Inzwischen ist es offenbar auch nicht mehr ungewöhn-
lich, dass Lehrherr und Lehrling zwar die tarifvertraglich
vorgegebene Vergütung in den Vertrag aufnehmen, in
der Praxis aber niedrigere Vergütungen bezahlt werden.


(Jörg Tauss [SPD]: Skandalös ist das!)

Ich sage Ihnen offen: Ich finde es bedrückend, dass ge-
standene Handwerksmeister und junge Auszubildende
den Weg eines Rechtsverstoßes gehen müssen, um etwas
bildungspolitisch Gewolltes mit dem ökonomisch Mach-
baren auf einen Nenner bringen zu können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Das ist Neoliberalismus pur! – Gegenruf der Abg. Cornelia Pieper [FDP]: Das ist Politik der Vernunft!)


Hier im Bundestag muss ich sagen: Welches Bild von
unserem Staate bekommen 16-, 17- und 18-Jährige,
wenn sie schon bei der Ausbildung einen solchen Weg
gehen müssen?


(Beifall bei der FDP)

Der Bundesrat schlägt deshalb vor, anstelle der bishe-

rigen Regelung der Ausbildungsvergütung im Berufsbil-
dungsgesetz nur noch eine Untergrenze festzulegen, die
bei circa 180 Euro in den alten Bundesländern und circa
150 Euro in den neuen Bundesländern liegt.

Damit wir uns nicht missverstehen: Selbstverständ-
lich ist es den Tarifvertragsparteien sowie den einzelnen
Unternehmern und Auszubildenden völlig unbenom-
men, für ihren jeweiligen Verantwortungsbereich höhere
Vergütungen festzulegen. Das steht also gar nicht zur
Debatte.


(Beifall bei der FDP)

Aber man kann nicht alle über einen Leisten schlagen.
Das ist das Entscheidende.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515406800

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Pieper?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1515406900

Ich bin mit meinen Ausführungen gleich am Ende

und bin dann gern bereit, die Zwischenfrage zuzulassen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515407000

Nein, am Ende der Redezeit kann ich keine Zwi-

schenfrage mehr zulassen.

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(C (D Ich bitte um Nachsicht. Ich möchte dann – – Ach, rau Pieper! Dann gerne. Wenn jemand aus der Fraktion der SPD oder aus der raktion von Bündnis 90/Die Grünen hätte fragen wolen, dann wäre es noch lebendiger geworden. Aber bei er Kollegin Pieper ist es kein Problem. (Zuruf von der SPD: Das ist ja Kabarett! – Lachen und weitere Zurufe von der SPD)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1515407100

(Lachen bei der SPD)



Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1515407200

Auch wenn das vielleicht überraschend ist, so möchte

ch doch eine Zwischenfrage stellen. Herr Minister
r. Rehberger, ich möchte Sie fragen, ob es richtig ist,
ass das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit
nter der Leitung von Herrn Clement an einer Lösung
er Frage der Angemessenheit der Ausbildungsvergü-
ungen sehr interessiert war und gern wollte, dass die lo-
ale und regionale Arbeitsmarktsituation angemessen
erücksichtigt wird, und somit den Gesetzentwurf des
undesrats unterstützt hätte, wobei dieser Gesetzentwurf
icht nur von CDU/FDP-Landesregierungen im Bundes-
at unterstützt wurde, sondern auch von einigen anderen.


(Jörg Tauss [SPD]: Woher wissen Sie das?)


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1515407300

Frau Pieper, das ist gar nicht überraschend, sondern

as ist Gedankenübertragung; denn genau darauf wollte
ch eben hinweisen.


(Lachen bei der SPD – Zuruf von der SPD: So ein Zufall!)


s ist in der Tat so, dass den Betroffenen größere Spiel-
äume für die Vergütungsregelung eingeräumt werden
üssen.
Im Interesse einer guten Ausbildung der jungen Ge-

eration bitte ich Sie, dem Vorschlag des Bundesrats zu
olgen. Nicht zuletzt wegen der von Frau Pieper zu
echt angesprochenen weitgehenden Übereinstimmung
wischen der Auffassung des Bundeswirtschaftsminis-
ers und dem, was ich hier vorgetragen habe, fände ich es
underbar, wenn man dem Konsens, der in anderen Fra-
en bereits gefunden worden ist, hier noch einen Kon-
ens hinzufügen würde. Das käme der jungen Genera-
ion zugute.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bitte Sie

indringlich: Helfen Sie mit, dass möglichst vielen jun-
en Menschen gute Ausbildungsplätze in der gewerbli-
hen Wirtschaft angeboten werden können.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515407400

Das Wort hat die Kollegin Petra Pau.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1515407500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
as geltende Bundesbildungsgesetz stammt aus dem
ahre 1969. Es ist also mehr als 35 Jahre alt. Allein das






(A) )



(B) )


Petra Pau

zeigt, dass das Gesetz erneuert und den Bedingungen des
21. Jahrhunderts angepasst werden muss.

Hinzu kommt, dass es zwischen uns im vergangenen
Jahr einen auch bis jetzt noch nicht ausgestandenen
Konflikt gab über die Zahl der verfügbaren Ausbil-
dungsplätze und über den Weg, allen Jugendlichen eine
Ausbildung zu ermöglichen. Dieser Streit, Ausbildungs-
umlage oder Ausbildungspakt, beantwortet allerdings
noch nicht die Frage nach der Ausbildungsqualität.
Hierzu muss das Berufsbildungsreformgesetz, über das
wir hier sprechen, Maßstäbe setzen.

Die Frage, die sich logisch stellt, lautet also: Ent-
spricht der vorliegende Kompromissentwurf den Krite-
rien für eine qualifizierte Berufsausbildung im 21. Jahr-
hundert? Nach Prüfung der Vorlage und Beratung mit
den zuständigen Abgeordneten in den PDS-Fraktionen
der Landtage lautet meine Antwort, dass diese Qualitäts-
kriterien leider nicht gegeben sind.

Sie wissen, dass wir mit unserer Kritik nicht allein
stehen. Zum Beispiel auch der DGB hat grundsätzliche
Bedenken und hat deshalb einen eigenen Entwurf in die
Debatte gedrängt. Er kommt den Vorstellungen der PDS
näher als die Entwürfe, die heute zur Abstimmung ste-
hen. Wir halten zum Beispiel die Qualitätsansprüche an
eine moderne Berufsausbildung für unzureichend nor-
miert. Dazu bedürfte es anspruchsvollerer Standards bei
den Auszubildenden und ehrgeiziger Ziele für die Aus-
zubildenden.

Ich habe bereits in der ersten Lesung festgestellt, dass
die vorgeschlagene Arbeit mit Ausbildungsmodulen
sinnvoll sein kann. Sie darf allerdings nicht dazu führen,
dass die Gesamtausbildung aus dem Blick gerät. Diese
Gefahr ist mit dem vorliegenden Gesetzentwurf nicht ge-
bannt.

Auch das viel gelobte duale Ausbildungssystem wird
durch den vorliegenden Gesetzentwurf nicht gestärkt, im
Gegenteil. Wie Sie wissen, ziehen sich immer mehr
– insbesondere große – Unternehmen aus der Berufsaus-
bildung zurück. Diesem Trend müsste ein modernes Ge-
setz Einhalt gebieten. Stattdessen versuchen Sie, die au-
ßerbetriebliche Ausbildung aufzuwerten. Die Praxis
zeigt, dass dies pure Theorie ist. Denn außerbetriebliche
Ausbildung kann nicht auf demselben anerkannten Ni-
veau angeboten werden, wie es den Betrieben möglich
ist.

Außerdem geht Ihr Ansinnen wieder einmal zulasten
der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Schließlich ist
noch ein weiterer wichtiger Aspekt anzuführen, der zwar
immer wieder betont wird, im Gesetzentwurf aber unzu-
reichend berücksichtigt ist: der richtige und wichtige
Anspruch auf lebenslanges Lernen.

Kurzum: Die Reform der Berufsausbildung ist über-
fällig, aber sie geht uns, der PDS im Bundestag, nicht
weit genug.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515407600

Nächster Redner ist der Kollege Alexander Dobrindt,

CDU/CSU-Fraktion.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Jetzt kommt noch ein bisschen Ideologie und dann sind wir fertig!)



Alexander Dobrindt (CSU):
Rede ID: ID1515407700

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

egen! Wir sind gemeinsam angetreten, um die längst
ällige Novellierung des Berufsbildungsgesetzes zu er-
eichen,


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist wahr!)

nd zwar nicht deshalb, weil wir ein ausgesprochenes
armoniebedürfnis gegenüber Rot-Grün haben, son-
ern weil im Interesse der jungen Menschen in unserem
and ein modernes Berufsbildungsrecht dringend not-
endig ist, das von zwei Leitgedanken geprägt ist. Ers-
ens brauchen wir mehr Ausbildungsplätze für die jun-
en Menschen in unserem Land und zweitens ist der
rhalt des dualen Ausbildungssystems in Deutschland
wingend erforderlich.
Wir, die CDU/CSU, haben die wesentlichen Beiträge

ur Erreichung dieses Ziels in den vorliegenden Gesetz-
ntwurf aufnehmen können. Die maßgeblichen Punkte
us dem Gesetzentwurf der CDU/CSU wurden über-
ommen, sodass wir trotz der von Ihnen zum Schluss
ingeschmuggelten Änderungen, die das Ergebnis – und
ie Zufriedenheit unserer Wirtschafts- und Arbeitspoliti-
er; darauf komme ich gleich noch – etwas trüben, im
ndeffekt von einer zukunftsweisenden und substanziel-
en Verbesserung für die ausbildungswilligen jungen
enschen in unserem Land sprechen können.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich will aber ausdrücklich betonen, dass mehr Ausbil-

ung in Deutschland nur dann möglich ist, wenn es auch
er Wirtschaft in unserem Land wieder besser geht. Des-
egen will ich es an dieser Stelle nicht versäumen, den
nternehmen und Betrieben zu danken, die trotz der
chwierigen Situation in einem hohen Maß die erfolgrei-
he Nachvermittlung an Lehrstellen – nämlich doppelt
o viele wie im vergangenen Jahr – erreicht haben. Das
st das Ergebnis von freiwilligen Kraftanstrengungen
ausender von Betrieben, die ihrer Verantwortung nach-
ommen, und zwar ohne die staatliche Zwangsregulie-
ung durch eine rot-grüne Ausbildungsplatzabgabe.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Cornelia Pieper [FDP])


enn wir mit einem neuen Berufsbildungsgesetz diese
reiwillige Bereitschaft noch erhöhen können, dann wäre
as sehr positiv.
Der vorliegende Gesetzentwurf stellt zwar einen
ompromiss dar, aber dies rechtfertigt nicht, dass die
G Metall in ihrer gestrigen Pressemeldung von einem
faulen Kompromiss“ gesprochen hat, nur weil darin
eine Ausbildungsplatzabgabe vorgesehen ist.
Meine Damen und Herren von Rot-Grün, nehmen Sie

hre Verantwortung wahr und erklären Sie den Gewerk-
chaften, dass es unverantwortlich ist, wenn es um die
xistenziellen Belange der jungen Menschen in unserem






(A) )



(B) )


Alexander Dobrindt

Land geht, alle Leistungen schlechtzureden, nur weil wir
der ideologischen Zwangsregulierung des Ausbildungs-
marktes nicht folgen! Darin liegt Ihre Verantwortung.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die CDU/CSU hat substanzielle Verbesserungen in

den Gesetzentwurf eingebracht. Wir haben Ihnen deut-
lich gemacht, dass es uns auf drei entscheidende Punkte
ankommt. Erstens muss die Anzahl der ausbildungsfähi-
gen Betriebe gesteigert werden. Zweitens muss die Ent-
wicklung neuer Berufsbilder beschleunigt werden. Drit-
tens muss es zu einer stärkeren Flexibilisierung und
Kostensenkung in der Ausbildung kommen. Dies alles
muss mit der Stärkung des dualen Ausbildungssystems
einhergehen, weil dies das oberste Qualitätsmerkmal un-
serer Berufsausbildung darstellt und weil es wichtig ist,
dass die Ausbildung praxisbezogen und anwendungsori-
entiert in den Betrieben stattfindet.

Deswegen bin ich außerordentlich froh darüber, dass
die beabsichtigte Gleichstellung von dualen Berufsbil-
dungssystemen und schulischer Berufsausbildung vom
Tisch ist und in dem vorliegenden Gesetzentwurf nicht
festgelegt wird. Wir haben klare Grenzen gezogen, die
eine praxisfremde Ausbildung nicht zulassen. Ein ange-
messener Anteil an fachpraktischer Ausbildung muss
gewährleistet sein. Dies soll durch Lernortkooperation
erreicht werden. Die Wirtschaftsverbände und die Kam-
mern entscheiden mit, wie ein angemessener Teil fach-
praktischer Ausbildung auszusehen hat. Wir haben die
entsprechende Regelung zeitlich befristet, sodass eine
schleichende Verschulung der Berufsausbildung nicht
möglich ist.

CDU und CSU haben „betriebliche Bündnisse“ in den
Entschließungsantrag hineingeschrieben. Wir haben da-
mit einen Meilenstein im Hinblick auf die weiter ge-
hende Frage gesetzt: Was kann zukünftig vor Ort in den
Betrieben, abweichend von tarifvertraglichen Vereinba-
rungen, an Regeln getroffen werden? Wörtlich heißt es:

Der Deutsche Bundestag begrüßt ausdrücklich beste-
hende betriebliche Bündnisse für mehr Ausbildung
und fordert die betrieblichen Partner auf, dieses In-
strument der Steigerung des Ausbildungsplatzange-
botes verstärkt zu nutzen.

Ich hoffe darauf, dass dieses Instrument verwendet wird,
um einmal ohne jegliche Aufgeregtheiten über die Höhe
der Ausbildungsvergütungen zu reden. Denn ich bleibe
dabei: Mir ist jeder Ausbildungsplatz lieber, der für
500 Euro geschaffen wird, als derjenige, der für
750 Euro nicht geschaffen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir hätten eine klare Aufwertung der Stufenausbildung

erreicht, wenn Rot-Grün nicht zuletzt noch Änderungen
vorgenommen hätte, die die Wirkung der Stufenausbil-
dung leider nicht voll entfalten lassen. Herr Kollege
Brase, darüber haben wir bereits in der gestrigen Aus-
schusssitzung diskutiert und wir haben deutlich darauf
hingewiesen, dass wir das so nicht akzeptieren können.
Darüber werden wir in aller Deutlichkeit noch einmal re-
den müssen. Natürlich muss praktisch begabten Auszu-

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(C (D ildenden, die in den heutzutage oft theorieüberlasteten usbildungsgängen vielleicht gar keine Chancen hätten, einer gestuften, theoriegeminderten Ausbildung ein echter“ Abschluss ermöglicht werden. Natürlich muss s also denjenigen möglich sein, einen Ausbildungsverag auch auf die erste Stufe abzuschließen. Darin liegt och die echte Chance, die Verbreiterung der Ausbilungsplatzangebote zu schaffen. Der von Ihnen kurzfristig geänderte Gesetzentwurf ntersagt dies jetzt leider. Der Ausbildungsvertrag muss ber die komplette Regelausbildungsdauer abgeschlosen werden. Damit wird teilweise der Zweck der Stufenusbildung konterkariert. Sie vertun hier eine echte hance, mehr Ausbildungsstellen in den Betrieben zu chaffen. Aber wie gesagt, darüber werden wir noch einal reden müssen. „Wir brauchen nicht mehr Bürokratie, sondern mehr lexibilität in der beruflichen Bildung.“ Das hat Frau inisterin Bulmahn in der ersten Lesung des vorliegenen Gesetzentwurfs gesagt. Daraufhin habe ich sie auf ie von Ihnen vorgesehenen regionalen Berufsbildungsonferenzen hingewiesen. 180-mal in Deutschland, bei dem Arbeitsamt, haben Sie sich so ein Ungeheuer vorestellt. Über 30 Personen hätten jeder Konferenz angeört. Ich erspare Ihnen die Aufzählung der einzelnen ersonen. Der Kollege Tauss hat damals von „lauter achleuten“ gesprochen, die hier zusammenkommen. err Tauss, ich bin froh und glücklich darüber, dass wir iesen Dschungel von Fachleuten verhindert haben. Sie können es dennoch nicht lassen – egal wie oft wir ier über Bürokratieabbau reden –, immer wieder eine chaufel draufzulegen. So haben Sie diesmal kurz vor napp einen Art. 2 a in den Gesetzentwurf eingefügt – uch darüber haben wir in Verhandlungen nicht gesprohen –, der die bestehenden Regelungen betreffend die erufsbildungsstatistik erheblich erweitert. Die Datenenge wird ausgeweitet und eine Einzeldatenerhebung ird gefordert. Aber auch darüber – so haben wir es verinbart – werden wir noch einmal reden müssen. Frau Ministerin, CDU und CSU haben ihren Beitrag ür ein modernes Berufsbildungsgesetz geleistet. Erfüln Sie bitte nun Ihre Aufgabe ordentlich und setzen Sie en Gesetzentwurf ohne den weiteren Ausbau von büroratischen Mauern um. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1515407800

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-

esregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur
eform der beruflichen Bildung, Drucksache 15/3980.
er Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfol-
enabschätzung empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschluss-
mpfehlung auf Drucksache 15/4752, in Kenntnis des
erufsbildungsberichtes 2004 auf Drucksache 15/3299 –






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Tagesordnungspunkt 5 b – den Gesetzentwurf in der
Ausschussfassung anzunehmen.
Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Aus-
schussfassung zustimmen wollen, um das Handzeichen.
– Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetz-
entwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen
der SPD, des Bündnisses 90/Die Grünen und der CDU/
CSU bei Enthaltung der FDP angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben.
– Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetz-
entwurf ist damit mit derselben Mehrheit wie zuvor an-
genommen.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der
Fraktion der FDP auf Drucksache 15/4753. Wer stimmt
für diesen Entschließungsantrag? – Gegenprobe! – Ent-
haltungen? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stim-
men der Koalition bei Enthaltung der CDU/CSU und bei
Zustimmung der FDP abgelehnt.

Abstimmung über den von der Fraktion der CDU/
CSU eingebrachten Gesetzentwurf zur Modernisierung
der dualen Berufsausbildung in Deutschland durch Novel-
lierung des Berufsbildungsrechts, Drucksache 15/2821.
Der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technik-
folgenabschätzung empfiehlt unter Nr. 2 seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 15/4752, den Ge-
setzentwurf abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen.
– Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetz-
entwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen
der Koalition bei Gegenstimmen der CDU/CSU und der
FDP abgelehnt. Damit entfällt nach unserer Geschäfts-
ordnung die weitere Beratung.

Abstimmung über den von der Fraktion der FDP ein-
gebrachten Gesetzentwurf zur Reform des Berufsausbil-
dungsrechts, Drucksache 15/3325. Der Ausschuss emp-
fiehlt unter Nr. 3 seiner Beschlussempfehlung, den
Gesetzentwurf abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen.
– Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetz-
entwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen
der Koalition bei Gegenstimmen der FDP und der CDU/
CSU abgelehnt. Damit entfällt nach unserer Geschäfts-
ordnung die weitere Beratung.

Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Bildung, Forschung und Technikfolgen-
abschätzung zu dem von der Fraktion der FDP ein-
gebrachten Gesetzentwurf auf Drucksache 15/3042 zur
Änderung des Berufsbildungsgesetzes. Der Ausschuss
empfiehlt unter Nr. 4 seiner Beschlussempfehlung, den
Gesetzentwurf für erledigt zu erklären. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthal-
tungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
men des ganzen Hauses angenommen.

Abstimmung über den vom Bundesrat eingebrachten
Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Berufsbil-
dungsgesetzes auf Drucksache 15/4112. Der Ausschuss

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(C (D mpfiehlt unter Nr. 5 seiner Beschlussempfehlung, den esetzentwurf abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzntwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen er Koalition bei Gegenstimmen der CDU/CSU und der DP abgelehnt. Damit entfällt nach unserer Geschäftsrdnung die weitere Beratung. Beschlussempfehlung des Ausschusses für Bildung, orschung und Technikfolgenabschätzung zum Berufsildungsbericht 2004, Drucksachen 15/3299 und 15/4752. er Ausschuss empfiehlt unter Nr. 6 seiner Beschlussmpfehlung, in Kenntnis des Berufsbildungsberichtes 004 eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für iese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthalungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und CDU/CSU ei Enthaltung der FDP angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 6 a bis 6 f auf: a)


richts des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen (14. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer

(Hamburg), Dr. Klaus W. Lippold (Offen-

bach), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der CDU/CSU
Deutschland braucht Klarheit bei der Ver-
kehrsinfrastruktur

– zu dem Antrag der Abgeordneten Horst
Friedrich (Bayreuth), Joachim Günther

(Plauen), Eberhard Otto (Godern), weiterer Ab-

geordneter und der Fraktion der FDP
Investitionen in Verkehrsinfrastruktur si-
cherstellen

– Drucksachen 15/2603, 15/2423, 15/3938 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Albert Schmidt (Ingolstadt)


b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen (14. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Horst Friedrich (Bayreuth),
Joachim Günther (Plauen), Eberhard Otto (Go-
dern), weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP
Keine Kürzungen bei den Verkehrsprojekten
in Ostdeutschland
– Drucksachen 15/3203, 15/4096 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Reinhard Weis (Stendal)


c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen (14. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Horst Friedrich (Bayreuth),
Hans-Michael Goldmann, Joachim Günther






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner


(Plauen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion

der FDP
Kurskorrektur bei Verkehrsinvestitionen – Fi-
nanzierung des Bundesverkehrswegeplans
2015 sicherstellen
– Drucksachen 15/3470, 15/4097 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Reinhard Weis (Stendal)


d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Renate
Blank, Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Initiative für EU-Sonderprogramm „Verkehrs-
projekte Europäische Einheit“
– Drucksache 15/3720 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

e) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung
Bericht zum Ausbau der Schienenwege 2004
– Drucksache 15/4621 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus

f) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung
Straßenbaubericht 2004
– Drucksache 15/4609 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Dirk Fischer, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1515407900

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Seit 1998 jagt nicht nur ein Verkehrsminister den
nächsten, sondern auch eine verkehrs- und finanzpoliti-
sche Fehlleistung die andere. Dabei ist ein gut funktio-
nierendes Verkehrssystem das Schwungrad für eine posi-
tive Wirtschaftsentwicklung. Stolpe und Eichel aber sind
mit ihrer jahrelangen Kahlschlagspolitik bei den Ver-
kehrsinvestitionen


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch!)


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(C (D n Wahrheit Bremsbacken für den wirtschaftlichen Aufchwung in Deutschland. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das alles hätte schon in den Papierkorb gehört!)


Die Verkehrsinfrastrukturfinanzierung muss auf die Stei-
erung der tatsächlichen Verkehrsleistungen in unserem
and dringend wieder angemessen reagieren. Die Prog-
rans AG prognostiziert in ihrer gestern veröffentlichen
ittelfristprognose zum Personen- und Güterverkehr – im-
erhin im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr,
au- und Wohnungswesen – im PKW-Verkehr eine Zu-
ahme der Verkehrsleistungen um jährlich 0,4 Prozent bis
008, im LKW-Verkehr sogar von jährlich 2,7 Prozent.
ie am 18. Januar 2005 vom Statistischen Bundesamt
eröffentlichten vorläufigen Zahlen zur Güterverkehrs-
eistung belegen diesen Trend. Schienengüterverkehr
004: plus 8,2 Prozent;


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Bravo! Jetzt könnt ihr einmal klatschen! Ist das keine Leistung? – Beifall des Abg. Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP])


innenschifffahrt 2004: plus 6,6 Prozent; Straßengüter-
erkehr 2004: plus 4,5 Prozent. – Herr Kollege Schmidt,
o erfreulich die 8,2 Prozent sind, so muss man doch im-
er die Basis kennen. 8,2 Prozent von etwa 80 Milliar-
en sind leider Gottes absolut viel weniger als 4,5 Pro-
ent von 380 Milliarden.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die Relation ist das Entscheidende!)


as ist der markante Unterschied. Dennoch ist das eine
ür uns alle erfreulich positive Entwicklung.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Na also! Bitte! Es geht doch!)


Vor dem Hintergrund dieser Zahlen braucht Deutsch-
and dringend Klarheit über die Verkehrsinfrastrukturfi-
anzierung. Die Schere zwischen Wachstum und Investi-
ionen öffnet sich aber auch 2005 gegenüber 2004
eiter. Bundesfernstraßen: minus 262 Millionen Euro;
chienenwege des Bundes: minus 697 Millionen Euro;
undeswasserstraßen: minus 7,3 Millionen Euro. Als
-Tüpfelchen darauf wieder einmal eine globale Minder-
usgabe, diesmal in Höhe von 244 Millionen Euro! Wo
enn, wenn nicht bei den Investitionen, so frage ich,
ird dieses Geld am Ende gestrichen? Sie haben die Ver-
eilung noch nicht vorgenommen. Das wird bei den In-
estitionen noch einmal kräftig negativ zu Buche schla-
en.
Ich gehe davon aus, dass die Koalition und die Bun-

esregierung heute wieder einmal den Versuch unterneh-
en werden, alles zu verharmlosen und alles schönzure-
en. Aber was für uns und das Land zählt, sind schlicht
nd ergreifend Fakten, Fakten, Fakten. Diese Fakten
önnen Sie nicht bestreiten.






(A) )



(B) )


Dirk Fischer (Hamburg)



(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

– Herr Kollege Schmidt, wenn man in der Regierungs-
verantwortung ist und Fakten nicht mehr ernst nimmt,
dann ist man wirklich auf der schiefen Bahn. Ich warne
Sie! Orientieren Sie sich bitte an Fakten und nicht an
Wünschen!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Insbesondere durch die EU-Osterweiterung wird die
Bedeutung unseres Landes als Verkehrsdrehscheibe wei-
ter wachsen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Für den grenzüberschreitenden Straßengüterverkehr
mit den neuen EU-Nachbarn geht die Verkehrspro-
gnose 2015 von einem erheblichen Anstieg aus, aller-
dings – das ist auch dabei wieder zu bedenken – auf ei-
ner bisher relativ niedrigen Basis. Polen: Steigerung um
275 Prozent gegenüber dem Verkehrsaufkommen von
1997. Tschechien: plus 235 Prozent gegenüber dem Ver-
kehrsaufkommen von 1997.

Der nach dem Fernstraßenausbaugesetz und dem
Bundesschienenwegeausbaugesetz formal festgestellte
Ausbaubedarf bleibt aber vor allem auf den Ost-West-
Achsen weit hinter dem realen Ausbaubedarf zurück,
obwohl hier aufgrund der Folgen des Zweiten Welt-
kriegs und der langen Teilung unseres Landes ein beson-
ders großer Nachholbedarf besteht. Selbst dieses festge-
schriebene minimale Ausbauziel ist bei der derzeitigen
Finanzplanung der Bundesregierung überhaupt nicht zu
erreichen.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Über welches Projekt reden wir?)


Deshalb, Herr Kollege Danckert, kann Deutschland ohne
eine finanzielle Beteiligung der Europäischen Union
durch ein Sonderprogramm „Verkehrsprojekte Europäi-
sche Einheit“ – wir haben beantragt, dass sich die Bun-
desregierung in Brüssel endlich dafür einsetzt – seiner
Funktion als wichtigstes Transitland in Europa niemals
gerecht werden. Die Leute sollen hier fahren, aber sie
müssen dafür bezahlen, weil wir das sonst nicht leisten
können; denn dieses Land trägt besondere Lasten der
Europäischen Union.

Die nötige Klarheit bei der Verkehrsinfrastruktur-
finanzierung hätte die Einführung der LKW-Maut brin-
gen können. Wann aber hört die Bundesregierung end-
lich auf, die klare gesetzliche Regelung des § 11 des
Autobahnmautgesetzes vorsätzlich zu verletzen und den
Nutzern tief in die Tasche zu greifen,


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Unglaublicher Vorgang!)


ohne dieses Geld zusätzlich zugunsten gut ausgebauter,
moderner Infrastruktur zu investieren? Das ist die völ-
lige Diskreditierung des Gedankens der Nutzerfinanzie-
rung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D emäß dem genannten Paragraphen sollen die erzielten auteinnahmen abzüglich der Systemkosten zusätzlich u den zur Zeit des Vermittlungsverfahrens bestehenden aushaltsansätzen des Jahres 2003 in Verkehrsinfratruktur und dabei überwiegend in den Straßenbau flieen. Sie tun dies nicht. Es ist ja schon ein Jammer, dass trotz der Mauteinnahen, die, nachdem das System jetzt Gott sei Dank endlich unktioniert, 2005 zur Verfügung stehen, für die Verkehrsfrastrukturfinanzierung 500 Millionen Euro weniger zur erfügung stehen als in den Jahren 2003 und 2004, in enen es keine Mauteinnahmen gab. as heißt, wir fallen zurück und die Mauteinnahmen haen überhaupt keinen Effekt auf die Verkehrsinfrastrukurfinanzierung in Deutschland. Das muss man den Leuen draußen immer wieder sagen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Man glaubt es nicht!)


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Unglaublich!)


Der unprofessionelle Umgang der Bundesregierung
it diesem für Deutschland so wichtigen Projekt hat laut
undesminister Stolpe einen Schaden für unser Land in
öhe von 4,6 Milliarden Euro verursacht.


(Widerspruch bei der SPD)

ies ist das schlimme Resultat eines schlimmen Regie-
ungsversagens.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist Verleumdung!)


Ein weiteres Beispiel einer unseriösen Investitionspo-
itik à la Stolpe: Am 27. Oktober letzten Jahres ver-
prach er unserem Ausschuss, dass die Schiene ab dem
ahre 2008 zusätzlich 1 Milliarde Euro bekommen soll.
arüber sei er mit Eichel einig.


(Karin Rehbock-Zureich [SPD]: Richtig! Guter Einsatz!)


ahrscheinlich hat er im Ausschuss in das sorgenvolle
esicht des Kollegen Schmidt geschaut und gedacht, ihn
üsse er dringend beruhigen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ist doch kein schlechtes Motiv!)


uch wir haben es für eine positive Botschaft gehalten,
ass es 1 Milliarde Euro mehr geben wird und dieses
eld der Schiene zugute kommt. Was Stolpe uns aber
erschwiegen hat, ist: In einem Gespräch nur einen Tag
uvor vereinbarte er mit Eichel, die Finanzierung der zu-
ätzlichen investiven Maßnahmen durch Kürzungen bei
en GVFG- und den Regionalisierungsmitteln insbeson-
ere zulasten des Nahverkehrsangebotes in den Ländern
icherzustellen. Ganz erstaunlich, dass Stolpe sich daran
icht mehr so recht erinnern kann; denn das Ministerium
ehauptet, die Meldung sei falsch. Aber die Vereinba-
ung mit dem Finanzminister ist ja wohl schriftlich fest-
ehalten worden.






(A) )



(B) )


Dirk Fischer (Hamburg)



(Dr. Peter Danckert [SPD]: Haben Sie sie ge sehen?)

Deswegen kann ich nur sagen: Kehren Sie an dieser
Stelle zur Darstellung des wahren Ablaufes zurück und
führen Sie die Leute nicht an der Nase herum.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wie dem auch sei: Der Bundesverkehrsminister muss

erklären, wie die versprochene Milliardensumme finan-
ziert werden soll. Gegen den harten Widerstand der Län-
der, die bei beiden Gesetzen – GVFG und Regionalisie-
rungsgesetz – Zustimmungsrechte haben, wird dies wohl
kaum durchsetzbar sein. Wenn aber nicht so, wie dann?
Wir verlangen, dass uns der Minister auch erläutert, wie er
glaubt, dieses Wort einlösen zu können, und dies mit kla-
ren Beschlusslagen und belastbaren Aussagen unterlegt.
Ansonsten bleibe ich dabei, dass er sich im Hinblick auf
das Jahr 2006, für das er sein definitives Ausscheiden
angekündigt hat, immer mehr als ein Ankündigungsmi-
nister im gleitenden Vorruhestand profiliert.

Auch bei den Schienenweginvestitionen ist Klarheit
bitter nötig. Die Investitionen in die Schienenwege der
Eisenbahnen des Bundes betragen im Jahre 2004 nur
noch 3,2 Milliarden Euro für Neubau und Bestandsnetz.
Das heißt also, in diesem Bereich sind außer den
2,5 Milliarden, die für das Bestandsnetz nötig sind, über-
haupt nur noch 700 Millionen für Neu- und Ausbaumaß-
nahmen verfügbar. Weitere rund 286 Millionen Euro
sind von der Schiene zur Straße bzw. zu den Wasserstra-
ßen umgeschichtet worden. Sie sind bis 2008 zurückzu-
zahlen und werden bei diesen Verkehrsträgern neue Lü-
cken reißen.

Es kommt in den nächsten Jahren noch schlimmer. Für
Ersatzinvestitionen in das Bestandsnetz sowie für den
Neu- und Ausbau der Schienenwege sind für 2005 3,5 Mil-
liarden Euro, für 2006 3,1 Milliarden Euro, für 2007
3,0 Milliarden Euro und für 2008 2,0 Milliarden Euro
vorgesehen. Das heißt, die Mittel fallen – anders kann
man das nicht bezeichnen – die Treppe herunter.

Ich komme zum Schluss. Mit dieser undurchsichtigen
und fehlgesteuerten rot-grünen Finanz- und Investitions-
politik muss endlich Schluss gemacht werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir brauchen zukunftsorientierte und verlässliche Inves-
titionen in die Verkehrsinfrastruktur, damit es mit dem
Wirtschaftsstandort Deutschland wieder aufwärts geht.
Stellen Sie Ihre Investitionspolitik endlich auf ein tragfä-
higes Fundament! Ich denke, die Anträge, die wir ge-
stellt haben, bilden dafür eine sehr gute Basis.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Luftblasen! Unfinanzierbar! Das alles hat der Kollege Oswald schon in der Zeitung erzählt!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515408000

Das Wort hat jetzt der Herr Staatssekretär Großmann.

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(C (D A Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Wir wissen, dass Herr Fischer ein Meister der erbalen Aufrüstung ist. Ich will aber dazu beitragen, ass wir wieder mehr über die Sache reden. Wir debattieren über Anträge der Union, die schon iemlich alt sind. Auch inhaltlich sind sie wahrlich keine ffenbarung. Sie sind teilweise sogar ziemlich unsinnig. ie Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur des Bunes lagen 1997 und 1998 bei etwa 9 Milliarden Euro. on 1999 bis 2004 haben wir zwischen 10 und 2 Milliarden Euro jährlich in die Verkehrsinfrastruktur nvestiert. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1515408100

Wir haben also die Ausgaben deutlich gesteigert, zu-
ächst mithilfe der Zinsgewinne aus dem Erlös der Ver-
teigerung der UMTS-Lizenzen und – als diese wegfie-
en – mit den Einnahmen aus der Maut. Selbst den
innahmeausfall bei der Maut im letzten Jahr haben wir
urch eigene Vorschläge und mit Unterstützung des
undesfinanzministers und der Haushälter überbrücken
önnen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist die Wahrheit!)


Generell ist festzustellen, dass seit Übernahme der
egierungsgeschäfte durch die Koalition die Bauinvesti-
ionen des Bundes deutlich angehoben worden sind.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Richtig!)


ie Daten der amtlichen Statistik belegen dies eindeutig.
ie belegen auch, dass der Bund die einzige föderale
bene ist, die so gehandelt hat.
Die Ausgaben der Länder und Gemeinden für Bau-

nvestitionen hingegen sinken seit 1997 kontinuierlich.
as gilt besonders für die Verkehrsinfrastruktur.


(Karin Rehbock-Zureich [SPD]: Richtig!)

s gibt Länder, die dies ehrlicherweise zugeben. Mir
iegt hier der Staatsanzeiger für Baden-Württemberg
om 11. Oktober 2004 vor – Herr Brunnhuber spitzt
chon seine Ohren –, in dem eine Schlagzeile „Weniger
eld für Universitäten und Straßenbau“ lautet. Gott sei
ank gibt es Länder, die zugeben, dass sie anders han-
eln als wir. Denn unsere Ausgaben sind in diesem Zeit-
aum gestiegen.
In Ihrem Antrag, meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen von der CDU/CSU, heißt es – das muss man sich
inmal auf der Zunge zergehen lassen –, dass es bei
traße und Schiene im Jahre 2004 erstmals seit Bestehen
er Bundesrepublik Deutschland keinen einzigen Neu-
eginn eines Projektes geben wird. Sie müssten eigent-
ich schamrot werden. Denn bei der Straße haben wir
it 36 Projekten begonnen. Beispielhaft erwähne ich
en Spatenstich bei der A 66 bei Wiesbaden, auf der
4, Aachen–Köln, bei der B 112, Neuzelle–Guben, bei
er B 269, Überherrn–französische Grenze, bei der B 85






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Achim Großmann

bei Cham sowie die Grundsteinlegung für die Talbrücke
St. Kilian im Zuge der A 73 und den Tunnelanschlag für
den Guggenbergtunnel im Zuge der Ortsumfahrung Pei-
ßenberg. Das sind, wie gesagt, nur wenige Beispiele aus
den insgesamt 36 begonnenen Projekten.

Bei der Schiene wurden 2004 17 Finanzierungsver-
einbarungen mit 1,6 Milliarden Euro Investitionsvolu-
men – das ist der Bundesanteil – abgeschlossen. Mit dem
Bau – sprich: Spatenstich – wurde bei folgenden Vorha-
ben begonnen: Buschtunnel zwischen dem Hauptbahn-
hof Aachen und der belgischen Grenze – derzeit können
die Züge dort nur 30 Kilometer pro Stunde fahren –,
Umbau des Bahnhofs Frankfurt-Sportfeld, KLV-Termi-
nal Ulm-Dornstadt, Gleiserneuerung zwischen Ham-
burg-Harburg und Buchholz, Südhalle Dresden Haupt-
bahnhof, Gleistragwerke. Außerdem ist Ende 2004 der
Großauftrag für den Rohbau des City-Tunnels in Leipzig
vergeben worden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube, das ist eine Bilanz, die sich sehen lassen
kann. Leider habe ich nicht die Zeit – es wäre auch er-
müdend –, Ihnen die gesamte Liste vorzulesen.

Es ist kein Geheimnis, dass es die Deutsche Bahn AG
2004 etwas schwerer hatte. Die Finanzierungsvereinba-
rungen mussten neu getroffen werden. Das kostet, wie
wir wissen, Zeit. Über die Verkehrsinfrastrukturfinanzie-
rungsgesellschaft ist es aber möglich, Mittel zwischen
Schiene und Straße umzuschichten. 2004 sind deshalb
keine investiven Mittel verfallen. Das war schon einmal
anders.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Aber der Finanzminister hat sich eine halbe Milliarde zurückgeholt!)


Damit ist das Maß an Flexibilität ermöglicht, das not-
wendig ist, um den jeweiligen Verfügungsrahmen voll-
ständig ausschöpfen zu können. Nutznießer ist nicht nur
die deutsche Bauwirtschaft, sondern die deutsche Volks-
wirtschaft im Ganzen. Selbstredend ist diese Flexibilität
keine Einbahnstraße zugunsten des Straßenbaus. Ich bin
zuversichtlich, dass die gemeinsam mit dem Vorstand
der Deutschen Bahn AG vorgenommene Festlegung der
einzelnen Investitionsmaßnahmen in die Schieneninfra-
struktur zukünftig zu einem vollständigen Mittelabfluss
führt.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das wollen wir hoffen!)


Dann will ich mit der Legende aufräumen, was die
1 Milliarde Euro mehr für die Schieneninfrastruktur im
Jahr 2008 betrifft. Ich habe das schon gestern im Aus-
schuss dargestellt; aber auch wenn man den Sachverhalt
aufklärt, bedeutet das nicht, dass unwahre Behauptungen
nicht aufrechterhalten werden. Wir haben durchgesetzt,
dass die 66er-Liste, die mit der Bahn vereinbart worden
ist, durchfinanziert wird; ansonsten kann man gar nicht
damit beginnen, solche Projekte umzusetzen. Das ist der
entscheidende Durchbruch. Das bedeutet, dass wir 2008
mehr Geld zur Verfügung haben.

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(C (D Natürlich ist es Aufgabe des Bundesfinanzministers, ns im Gegenzug zu sagen: Schaut bitte in eurem Hausalt nach – es ist ja nicht nur von den Regionalisierungs-, ondern auch von den GVFG-Mitteln und dem gesamten aushalt gesprochen worden – und überprüft, wenn die evision der Gesetze ansteht, ob es da unter Umständen ewegungsspielräume gibt! Denn wir alle wissen, dass as aufgrund des Realisierungsgesetzes vorgesehene eld nicht immer in die Projekte fließt, für die wir das esetz ausgehandelt haben. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Diese Erkenntnis ist ja hochinteressant!)


on daher ist es ganz normal, dass man die der
genda 2010 zugrunde gelegte Maßregel, darauf zu ach-
n, welches Geld der Staat für welche Projekte einsetzt,
uch an den Verkehrshaushalt anlegt.
Angesichts der Leistungsgrenzen der klassischen
aushaltsfinanzierung werden wir im Straßenbau ver-
tärkt die Projektfinanzierung im Rahmen von Betrei-
ermodellen anwenden. Dazu brauchen wir Pilotpro-
kte; denn wir betreten Neuland. Deshalb sage ich
arnend: Auch PPP-Projekte müssen ihre wirtschaftli-
he Effizienz beweisen und dürfen sich nicht auf eine
eine Vorfinanzierung konzentrieren; denn sonst würden
ie Projekte in Wirklichkeit teurer als das, was wir beab-
ichtigen: den Bau preiswerter zu machen.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Das sehen wir ja in Baden-Württemberg!)


Demnächst werden wir über die Einleitung der Prä-
ualifikationsverfahren der ersten A-Modell-Projekte
ntscheiden. Weitere Projekte nach dem F-Modell sollen
olgen. Erfahrungen aus bisherigen, auch problemati-
chen F-Modellen – ich habe von Neuland und von Ent-
icklungen gesprochen, die wir in unserem Land voran-
eiben – werden dabei ausgewertet.
Die Bundesregierung ist sich der Bedeutung einer
istungsfähigen und modernen Infrastruktur in den
euen Ländern bewusst. Das spiegelt sich natürlich ins-
esondere in dem hohen Realisierungsgrad und Baufort-
chritt der Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“ – hier
ind zwei Drittel des Gesamtvolumens von
6 Milliarden Euro realisiert – und an dem nach wie vor
ohen Anteil der neuen Länder an den für den Neu- und
usbau geplanten Investitionen in Höhe von 35 Prozent
ider.
Herr Fischer, unter Mitwirkung der Länder Mecklen-

urg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen und Bayern
t speziell zur Frage der Kapazitätsauslastung der Stra-
eninfrastruktur, was die Osterweiterung anbetrifft, eine
ntersuchung durchgeführt worden. In dieser Untersu-
hung kommt man zu dem Ergebnis, dass die jetzt vor-
andene Verkehrsinfrastruktur plus der Projekte, die im
undesverkehrswegeplan stehen, die Anforderungen,
ie sich durch die EU-Osterweiterung ergeben, grund-
ätzlich erfüllen. Ein Sonderprogramm ist nun wirklich
icht erforderlich.
Einige wenige Sätze zu den vorliegenden Berichten.

n den Berichten 2004 über das Jahr 2003 werden der






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Achim Großmann

Einsatz von 4,1 Milliarden Euro für die Schiene und der
Einsatz von 4,653 Milliarden Euro für die Straße doku-
mentiert. Hinzu kommen im Straßenbereich nicht inves-
tive Mittel von 918 Millionen Euro. Das heißt, wir sind
kontinuierlich dabei, die Straßen- und Schieneninfra-
struktur unseres Landes aufzubauen.

Natürlich wünschen wir uns, dass es mehr Mittel gibt.
Dabei können Sie, sehr geehrte Damen und Herren von
der Opposition, helfen, beispielsweise dadurch, dass Sie
uns darin unterstützen, Subventionsabbau zu betreiben,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Jetzt kommt wieder die Eigenheimzulage! – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Das haben wir bei der Maut gemacht und wir sehen das Ergebnis!)


und indem Sie den falschen Subventionsbegriff aus dem
Koch/Steinbrück-Papier relativieren. Ich möchte Sie bit-
ten, bei Ihren Ministerpräsidenten darum zu werben, die
Blockade des Bundeshaushaltes 2005 zu beenden. Man
muss sich das einmal vorstellen: Damit wird verhindert,
dass wir in die Straße und in die Schiene investieren. Es
gibt also viel zu tun.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515408200

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Horst Friedrich.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Horst Friedrich (FDP):
Rede ID: ID1515408300

Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Liebe Kolle-

ginnen und Kollegen! Das Jahr 2005 hat mit einem Er-
eignis begonnen, das wir nicht mehr erwartet hatten: Die
LKW-Maut in Deutschland funktioniert.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Aber wie!)

Das ist das Positive. Das Negative daran ist, dass die Ab-
gabenbelastung für den Straßenverkehr damit auf die
neue Rekordhöhe von 53 Milliarden Euro angehoben
wird, Herr Staatssekretär.


(Annette Faße [SPD]: Das ist auch in Ordnung!)


Als Sie die Regierungsverantwortung übernommen ha-
ben, lag die Abgabenbelastung für den Straßenverkehr
bei knapp 38 Milliarden Euro. Die Differenz ist Ergebnis
Ihrer Politik.

Sie haben mit Einführung der Ökosteuer und der
Maut die Chimäre verbreitet, damit werde eine giganti-
sche Verlagerung der Güterströme von der Straße auf die
Schiene stattfinden. Die schon zitierte Prognose von
Pro-Trans, von Ihnen selbst in Auftrag gegeben, belegt
deutlich, dass zwei Tatsachen unverrückbar sind, auch
wenn Sie sie aus ideologischen Gründen noch immer
völlig ignorieren:

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(C (D Erstens. Die mit der Ökosteuer von der Bundesregieung angestrebte Verkehrswende zugunsten der Bahn t in der Realität ausgeblieben. Im Gegenteil: Nach der angfristprognose bis 2008 verliert die Bahn im Modalplit gegenüber der Straße. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist falsch! Das Gegenteil steht darin!)


Zweitens. Für den LKW-Verkehr wird bis zum
ahr 2008 ein Wachstum von jährlich 2,7 Prozent pro-
nostiziert und damit deutlich mehr als für den Güterver-
ehr auf der Schiene.
Was ziehen Sie daraus für Konsequenzen? Sie halten

ach wie vor an einer völlig ungleichgewichtigen Dotie-
ung der Verkehrsträger in Deutschland fest, weil Sie aus
eologischen Gründen nicht eingestehen können, dass
er Verkehrsträger Schiene, auch wenn er gut ist, nie-
als in der Lage sein wird, auch nur annähernd zu einer
irklichen Entlastung des Straßenverkehrs beizutragen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU])


Vor diesem Hintergrund ist es besonders interessant,
err Staatssekretär, dass Sie jetzt behaupten, Sie hätten
öhere Ausgaben getätigt. Wenn ich mir die Zahlen auf
eite 33 Ihres Straßenbauberichts auf Drucksache 15/4609
nsehe – diese Zahlen haben Sie visualisiert – und die
äulen vergleiche, komme ich zu dem Schluss, dass Sie
insichtlich der absoluten Höhe nicht die Verkehrsausga-
en des Jahres 1992 erreicht haben. Auch in den Jahren
999, 2000, 2001 und 2003 lagen die Ausgaben niedri-
er als die durchschnittlichen Haushaltsansätze in unse-
er Regierungszeit. Lediglich in den drei Jahren, als die
MTS-Erlöse gegriffen haben, waren die Ausgaben hö-
er. Ich sage es aber noch einmal: Im gleichen Zeitraum
aben Sie die Abgabenbelastung für den Straßenverkehr
m fast 17 Milliarden Euro erhöht. Das ist die Bilanz, an
er Sie sich messen lassen müssen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Annette Faße [SPD]: Quatsch!)


Das ist weder Quatsch, Frau Kollegin Rehbock-
ureich, noch Unsinn.


(Karin Rehbock-Zureich [SPD]: Das habe ich gar nicht gesagt!)


Der Herr Staatssekretär hat gesagt, unsere Anträge
eien unsinnig.
In dem gleichen Bericht wird dokumentiert, dass die

ngenieurbauwerke in Deutschland, was ihren Zustand
ngeht, weiter auf dem Weg nach unten sind. Nur noch
in knappes Drittel ist in der Einstufung gut oder sehr
ut. Ein weiteres Drittel ist gerade noch befriedigend.
er Rest ist bestenfalls ausreichend mit der Tendenz
ach unten: kritisch oder ungenügend. Das sind auch
chon 12 Prozent. Nehmen Sie dies doch einmal zur
enntnis und kürzen Sie dort nicht weiter! Angesichts
hrer Mittelfristplanung bis 2008 sind Ihre Zahlen doch
her Wunsch und Wolke und durch nichts unterlegt.






(A) )



(B) )


Horst Friedrich (Bayreuth)


Jetzt komme ich zu Ihren Aussagen von gestern, Herr

Staatssekretär. Wenn ich Ihren schriftlichen Bericht, den
Sie selbst vorgelegt haben, richtig gelesen habe, steht
dort nichts anderes, als dass die 1 Milliarde in 2008 da-
mit im Zusammenhang zu sehen ist, dass zu diesem Zeit-
punkt der Mittelansatz für das GVFG und für die Regio-
nalisierung geprüft wird.


(Karin Rehbock-Zureich [SPD]: Sowieso! Das ist festgeschrieben!)


In Kenntnis dessen, was Sie unter „zu prüfen“ verstehen,
ist das nichts anderes als ein Tausch von der linken in die
rechte Hosentasche. Das haben Sie mit der Maut vorge-
macht. Sie haben die Fiktion vermittelt, mit Einführung
der Maut sei eine Umstellung der Finanzierung möglich.
Was haben Sie erreicht? Den Tausch von Steuermitteln
durch so genannte Mauteinnahmen, die Sie immer noch
nicht richtig handhaben, weil die von Ihnen selbst ge-
gründete Gesellschaft, die Verkehrsinfrastrukturfinan-
zierungsgesellschaft, eine taube Nuss ist; denn sie darf ja
nichts.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Mich ärgert es schon ein bisschen, Herr Staatssekre-

tär, dass Sie unsere Anträge als unsinnig bezeichnen und
ablehnen. In unserem Antrag vom 28. Januar 2004 ha-
ben wir Sie zum Beispiel aufgefordert, die Ausdehnung
der Anwendungsmöglichkeiten der A- und F-Modelle
vorzubereiten und einen entsprechenden Gesetzentwurf
vorzulegen. Wieso ist das unsinnig? Jetzt lese ich, dass
Sie versuchen, das, was Herr Bodewig im Jahr 2000
– zufälligerweise vor dem Landtagswahlkampf in Nord-
rhein-Westfalen – versprochen hat, nämlich die A-Mo-
delle umzusetzen, also den Anbau weiterer Spuren von
den Einnahmen aus der LKW-Maut abzutrennen, in tro-
ckene Tücher zu bringen? Nur weil dies die Opposition
ein Jahr früher gefordert hat, kann es doch nicht unsinnig
gewesen sein.

Was das F-Modell angeht, sehr verehrter Herr Staats-
sekretär, weiß ich überhaupt nicht mehr, was ich dazu sa-
gen soll. Herr Stolpe geht durch das Land und sagt, man
müsse die Möglichkeiten dieses Modells ausschöpfen.
Das heißt nichts weiter, als dass auch der PKW-Fahrer
Maut zahlen muss zur Finanzierung dieser Projekte.
Gleichzeitig erklärt er vollmundig, mit ihm sei eine
PKW-Maut nicht zu machen. Entschuldigung, weiß der
Minister überhaupt, wovon er redet und wie die Gesetze
aussehen?

Wenn Sie mit dieser Verkehrspolitik die Sicherheit
der Finanzierung der Infrastruktur gewährleisten wollen,
dann ist das ungefähr wie bei der Bahn: Herr Mehdorn
sagt, dass er alle Mittel ausgibt, aber die Bauindustrie
bescheinigt uns, sie bekomme keine Aufträge und habe
deswegen Probleme. Irgendwo muss ein schwarzes Loch
sein. Die Frage ist nur, wo.

Diese Politik ist nicht seriös und schon gar nicht plan-
bar. Deswegen können Sie nicht von uns erwarten, dass
wir diese Infrastrukturpolitik mittragen. Das wäre nicht
im Interesse dessen, der hier die Hauptlast trägt, nämlich
des deutschen Autofahrers.

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(C (D Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Albert Schmidt. Albert Schmidt EN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515408400
Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Bevor uns hier noch Tränen der Rührung
ommen wegen Ihrer heldenhaften Forderungen nach
ehr Geld für Verkehrsinvestitionen, möchte ich in aller
uhe mit einem Ammenmärchen aufräumen, das Sie uns
ier immer wieder erzählen. Es muss Ihnen selbst schon
um Halse heraushängen und durch Wiederholungen
ird es nicht wahrer. Das Ammenmärchen lautet: Sie
aren die Helden der Investition. Wir haben gekürzt, ge-
part, Kahlschlag – so hat es der Kollege Fischer ge-
agt – betrieben.
Liebe Leute, jetzt einmal ganz nüchtern und kühl
ich bin ja sehr geduldig, ich versuche es einmal mit
uhe –: Wie lausig war denn Ihre Abschlussbilanz? Ich
ill Ihnen nicht ersparen, dies ein weiteres Mal für das
rotokoll zu sagen: 1998 habt ihr Investitionsmittel für
en Straßenbau in Höhe von 4,4 Milliarden Euro hinter-
assen; heute betragen sie 4,7 Milliarden Euro. Was ist
etzt mehr, 4,7 oder 4,4 Milliarden Euro? Politik gegen
dam Riese zu machen heißt die Leute für dumm zu
erkaufen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zweitens. Eure lausige Abschlussbilanz bei den In-
estitionen in die Schiene wies nur noch 2,7 Milliarden
uro auf. Das ist eine Tatsache. Heute stehen wir bei
,7 Milliarden Euro. Das sind fast 40 Prozent mehr. Was
st denn mehr, 3,7 oder 2,7 Milliarden Euro? Jeder
rundschüler könnte diese Frage richtig beantworten,
ur Sie wollen uns das Gegenteil weismachen. Sie kön-
en sich Ihre scheinheilige Heldenpose sparen. Sie ha-
en bei den Investitionen am Ende Ihrer Regierungszeit
läglich versagt. Deswegen haben Sie jede Glaubwür-
igkeit verloren, uns jetzt belehren zu können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir haben es mit dieser Koalition aber auch geschafft,
iebe Kolleginnen und Kollegen, die Investitionen in die
chiene mit denen in die Straße gleichzustellen. Wir ha-
en im Jahr 2003, genau dem Jahr, über das uns heute
er Bericht zum Ausbau der Schienenwege vorliegt,
inen einmaligen Peak – das gebe ich zu – von
,5 Milliarden Euro für den Schienenbau erreicht. Da-
on konnten Sie vielleicht einmal träumen. Darüber hi-
aus haben wir 7 Milliarden Euro im Regionalisierungs-
esetz für die Bereitstellung von Nahverkehrsleistungen
nd für investive Bezuschussung in den Bundesländern
ür den öffentlichen Nahverkehr bereitgestellt. Wir ha-
en in jedem Jahr 1,5 Milliarden Euro für das Gemein-
everkehrsfinanzierungsgesetz, für die Verbesserung der
erhältnisse in den Gemeinden und vor allem im öffent-
ichen Verkehr bereitgestellt. Diese Gesamtbilanz macht






(A) )



(B) )


Albert Schmidt (Ingolstadt)


uns ein kleines bisschen stolz, aber nicht nur deshalb,
weil das viel Geld ist, sondern auch wegen des Effektes:
Wir hatten im letzten Jahr zum ersten Mal 10 Milliarden
Fahrgäste im öffentlichen Verkehr. Diese Erfolgsstory
des öffentlichen Verkehrs lassen wir uns von Ihnen nicht
kleinreden und auch nicht kaputtmachen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515408500

Herr Kollege Schmidt, gestatten Sie eine Zwischen-

frage?
Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE

GRÜNEN):
Eine Sekunde. – Auf diesen Erfolg sind wir stolz, wir

lassen uns ihn nicht kleinreden und von niemandem ka-
puttmachen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515408600

Gestatten Sie jetzt eine Zwischenfrage des Kollegen

Friedrich?
Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE

GRÜNEN):
Aber gern.

Horst Friedrich (FDP):
Rede ID: ID1515408700

Herr Kollege Schmidt, Sie haben uns vorgehalten, wir

hätten im Jahr 1998 weniger als 5 Milliarden Euro inves-
tiert. Ausweislich des von der Bundesregierung selbst
vorgelegten Straßenbauberichts 2004 auf Seite 33 sind
die Istzahlen aufgelistet. Wenn ich nicht ganz blind bin,
so zeigt die Säule für das Jahr 1998 ungefähr
5,2 Milliarden Euro. Stimmen Sie mit mir überein, dass
diese Zahlen richtig sind, oder meinen Sie, dass die Zah-
len des Straßenbauberichts nicht die Realität wiederge-
ben?

Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Richtig ist die Zahl 4,4 Milliarden Euro. Ich will Ih-
nen sagen, warum sie richtig ist: Das sind die Nettoin-
vestitionen. In Bezug auf die gesamte Berichterstattung
spreche ich die ganze Zeit von Nettoinvestitionen.

Wir können gern auch über Bruttoinvestitionen spre-
chen, bei denen wir beim Straßenbau nicht bei
4,7 Milliarden Euro, sondern deutlich über 5 Milliarden
Euro liegen. Meine Herrschaften, wir können nicht Äp-
fel mit Birnen vergleichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das alles sind Taschenspielertricks, die den Blick auf die
Wahrheit nicht verstellen können.

Trotzdem, liebe Kolleginnen und Kollegen, stelle ich
gar nicht in Abrede, dass auch ich mir Sorgen mache.
Wir machen uns Sorgen um die zukünftigen Investitio-
nen, um die mittelfristige Planung. Wir sind alles an-

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(C (D ere als zufrieden mit dem Zahlenwerk, das vom Bunesfinanzminister vorgelegt worden ist. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Ich bin kein Schiedsrichter!)


in Absinken der Schienenbauinvestitionen im Jahr
008 auf unter 2,5 Milliarden Euro – weniger, als allein
as Bestandsnetz braucht – wäre in der Tat ein Desaster.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Mit Ihrer Verantwortung!)


eshalb sage ich Ihnen: Die Horrormeldungen der letz-
en Tage, wonach, um dieses Loch zu vermeiden, Um-
chichtungsaktionen aus dem Regionalisierungsgesetz,
us dem GVFG, also aus dem Nahverkehr, in den Schie-
enbau zwischen zwei Ministern vereinbart worden
eien, haben uns sehr aufmerksam gemacht. Ich will es
anz klar und deutlich sagen – –

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515408800

Herr Kollege, es möchte noch jemand eine Zwischen-

rage stellen, Ihre Kollegin Eichstädt-Bohlig.
Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN):
Lassen Sie mich diesen einen Satz noch sagen, Frau

räsidentin: Einen solchen Verschiebebahnhof vom
ahverkehr zum Schienenbau machen wir nicht mit. Da-
an gibt es überhaupt keinen Zweifel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Frau Kollegin, bitte.

(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Kollege Schmidt, stimmen Sie mit mir – unab-

ängig von der Erfahrung, wie die Bilanz bei der Oppo-
ition aussah, als sie das Zepter an die rot-grüne Regie-
ung abgeben musste –, überein, dass zwei Fraktionen,
ie dem Bürger ständig Steuersenkungen versprechen,
berhaupt nicht in der Lage sind, einen Antrag zu stel-
en, in dem gefordert wird, mehr Mittel für Investitionen
ereitzustellen, egal ob für Schiene, Straße oder Wasser-
traße, und dass das praktisch Scheinanträge sind, die
berhaupt nicht der politischen Zielsetzung dieser Frak-
ionen entsprechen?
Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN):
Verehrte Frau Kollegin Eichstädt-Bohlig, das Wort

Scheinanträge“ würde ich jetzt nicht unbedingt benut-
en. Vielmehr scheint mir das Wort „Scheinheiligkeit“
ngebracht zu sein; denn wenn jemand etwas fordert,
as er selber viel schlechter gemacht bzw. nicht hinbe-
ommen hat, dann betrachte ich dies zumindest als das
rwecken eines falschen Anscheins. Insofern kann ich
hrer Einschätzung nur zustimmen.
Ich möchte noch etwas zu dieser 1 Milliarde Euro sa-

en, die im Jahr 2008 angeblich verschoben werden soll.






(A) )



(B) )


Albert Schmidt (Ingolstadt)


Wir sind uns erstens in der Koalition absolut einig, dass
es ausgeschlossen ist, dass 2008 nur noch 2,3 Milliarden
Euro für den Schienenbau zur Verfügung stehen. Weil
wir uns in diesem Punkt absolut einig sind, gibt es diese
Protokollerklärung zu einer Sitzung des Bundeskabinetts
vom Juni 2004, in der Folgendes festgehalten ist: Dieser
Betrag muss, vereinfacht gesprochen, um mindestens
1 Milliarde Euro aufgestockt werden.

Zweitens sind wir uns absolut einig, dass im Jahr
2007 – so steht es im Gesetz – die Revision des Regiona-
lisierungsgesetzes ansteht. Das heißt, dann muss neu
verhandelt werden, wie es weitergehen wird.

Eine Bemerkung zum Regionalisierungsgesetz. Es
war unser Verdienst, liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Dynamisierung hineingeschrieben zu haben. Ich
kenne kein einziges Bundesgesetz, in dem mit einem Zu-
wachs von jährlich 1,5 Prozent – das sind ein paar hun-
dert Millionen Euro – über fünf Jahre eine solche Sicher-
heit gewährt, ein solches Füllhorn für gute Zwecke
ausgeschüttet wird, in diesem Falle für die Zwecke des
Nahverkehrs. Es ist eine Sache der Rationalität, dass dies
nach fünf Jahren überprüft werden muss, ganz abgese-
hen davon, dass es im Gesetz so vorgesehen ist.

Ich bin sehr dankbar dafür, dass der Staatssekretär
Achim Großmann gestern im Ausschuss und heute hier
im Plenum deutlich gemacht hat, dass solche schlichten
Streichungen und Kürzungen nicht geplant seien.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist Täuschung auf hohem Niveau!)


Ich sage aber genauso deutlich: Wir werden dies sehr ge-
nau überwachen und dieses Thema auch in den Koali-
tionsverhandlungen 2006 erörtern.


(Zuruf des Abg. Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU])


Auf diesen Punkt werden wir besonders viel Sorgfalt
verwenden, Herr Kollege Kalb, denn wir wollen hier in
Deutschland nicht weniger Nahverkehr, sondern wir
wollen, dass die Erfolgsstory des Nahverkehrs fortge-
schrieben wird.

Vor dem Hintergrund immer neuer Kürzungsbegehren
müssen sich die Länder fragen lassen, was die Regiona-
lisierungsmittel und die GVFG-Mittel in dieser Hinsicht
so angreifbar und anfechtbar macht. Ich will es ihnen sa-
gen: Die Mittelverwendung ist nicht transparent genug;
das ist das eigentliche Problem. Wir brauchen Nach-
weise der Bundesländer, dass sie die Mittel, die wir ih-
nen in großer Fülle überweisen, tatsächlich zweckbe-
stimmt verwenden.

An diesem Punkt sind die Länder am Zug. Wenn sie
die Revisionsverhandlungen für 2007 selbst so vorberei-
ten wollen, dass sie für sie erfolgreich verlaufen, dann
erwarte ich, dass Berichte auf den Tisch gelegt werden,
in denen jedes Bundesland nachweist, wofür es die Mit-
tel für den Nahverkehr, die wir ihm überwiesen haben, in
diesem Jahr und in den kommenden Jahren zweckbe-
stimmt einsetzt. Nur dann wird man erfolgreich verhan-
deln können.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Thema Ver-
ehrsleistung ist bereits angesprochen worden. Nicht
ur der öffentliche Verkehr – auf Schiene und Straße,
it Bussen und Bahnen –, sondern auch der Güterver-
ehr auf der Schiene entwickelt sich positiv. Ich verstehe
berhaupt nicht, warum man dazu zynische Bemerkun-
en machen sollte.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Ja, allerdings!)

Herr Fischer hat die Feststellung des Statistischen
undesamtes vorgelesen, dass die Leistung des Schie-
engüterverkehrs in Deutschland – gemessen in Tonnen-
ilometern – allein im letzten Jahr um 8,2 Prozent zuge-
ommen hat. Das ist für mich kein Grund, eine zynische
emerkung zu machen, sondern vielmehr ein Grund, zu
agen, dass es in diesem Bereich vorangeht.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Richtig!)

as ist nämlich eine enorme Leistung, erst recht, weil sie
rotz eines gedämpften Wirtschaftswachstums erbracht
urde.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Ja!)

Das ist nicht nur die Leistung der Deutschen
ahn AG; auch das sage ich ganz klar. Vor allem NE-
ahnen, private bzw. nicht staatliche Eisenbahnen, ha-
en daran aufgrund ihrer zum Teil zweistelligen Zu-
achsraten wesentlichen, zunehmenden Anteil. Ihre An-
ebote sind innovativ. Das ist es, was wir wollen: dass,
uch im privaten Güterverkehr, Leben in der Bude bzw.
uf dem Schienensystem entsteht. Das ist für uns ein
rund, zu konstatieren, dass wir auf dem richtigen Weg
ind. Sie können sich ausrechnen, wie weit wir in zehn
ahren wären, wenn wir diese Zahlen fortschreiben wür-
en. Ich will aber nicht so vermessen sein und anneh-
en, dass das möglich wäre; denn der Zuwachs betrug
n nur einem Jahr 8 Prozent. Aber dann wären wir von
iner Verdopplung der Leistung des Schienengüterver-
ehrs gar nicht weit entfernt.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Na, na!)

as überfordert vielleicht die Rechenkünste mancher
ollegen; hierbei geht es nämlich um Prozentrechnung.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Nein! Das wäre sogar mehr als eine Verdopplung!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich
um Schluss sagen: Investitionen in die Verkehrswege
ind essenziell und unverzichtbar. Kürzungen sind das
alsche Signal. Wer nicht investiert, glaubt nicht mehr an
eine Zukunft. Deshalb brauchen wir gesicherte Investi-
ionen in den Bestand, die Erhaltung und die Moderni-
ierung unseres gesamten Verkehrssystems. Dass Straße
nd Schiene dabei gleich behandelt werden, dafür wer-
en wir auch in Zukunft sorgen. Darauf können Sie sich
erlassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515408900

Das war ein lustiges Bild: das Leben in der Bude und

auf dem Schienenstrang.
Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Renate Blank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Siegfried Scheffler [SPD]: Oh, jetzt kommt der Höhepunkt!)



Renate Blank (CSU):
Rede ID: ID1515409000

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Der bis-

herige Verlauf dieser Debatte zeigt, dass Rot-Grün unser
Land auch verkehrspolitisch gegen die Wand gefahren
hat.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Unmöglich! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: In welchem Land leben Sie eigentlich?)


Jeder weitere Tag ist ein schlechter Tag für den Innova-
tionsstandort Deutschland und für die Infrastruktur in
Deutschland.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Hätte niemand von der Koalition gesprochen, würden Sie hier trotzdem genau denselben Blödsinn erzählen!)


Vor fünf Jahren wurde eine Regierungskommission
zum Thema Verkehrsinfrastrukturfinanzierung gebildet,
die ermittelt hat, dass der Investitionsbedarf für Straße,
Schiene und Wasserstraße pro Jahr mindestens 12 Mil-
liarden Euro beträgt.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Davon hätten Sie doch nur geträumt!)


In der aktuellen mittelfristigen Finanzplanung bis zum
Jahr 2008 sind weniger als 8 Milliarden Euro pro Jahr
ausgewiesen. Das ist ein Armutszeugnis für die Bundes-
regierung. Aber die Bundesregierung hat ja immer Kom-
missionen gebildet und Gutachten erstellen lassen, ohne
ihre Ergebnisse jemals umzusetzen.

Zu wenig Geld für die Infrastruktur ist ökonomisch
und ökologisch schädlich; denn pro Jahr entstehen Stau-
kosten in Höhe von rund 100 Milliarden Euro. Im
Durchschnitt, Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün,
steht jeder Autofahrer 65 Stunden pro Jahr im Stau.
Diese Zeit könnte sinnvoller genutzt werden, zum Bei-
spiel für Weiterbildung. Zustand und Gebrauchswert der
Bundesfernstraßen und der Brücken werden immer
schlechter. Die finanziellen Mittel, die für ihre Erhaltung
und Nutzungsfähigkeit bereitgestellt werden müssen,
steigen von Jahr zu Jahr. Dadurch wird der Spielraum für
Neu- und Erweiterungsinvestitionen immer enger.

Meine Damen und Herren, der Verkehrsbereich ist
kein Zuschussgeschäft, sondern eine sprudelnde Geld-
quelle. Jährlich fließen mehr als 50 Milliarden Euro an
Einnahmen aus der Mineralölsteuer in die Kasse des Fi-
nanzministers. Das ist genug Geld, um ein insgesamt
komfortables Verkehrsnetz vorzuhalten. Den Verkehrs-
träger Straße, der zehnmal mehr einbringt, als er kostet,
ständig zu schröpfen, ist schlichtweg ungeheuerlich.

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(C (D (Siegfried Scheffler [SPD]: Das hat Ihnen bestimmt der ADAC aufgeschrieben!)


m Jahr 2003 sind gerade einmal 4,6 Milliarden Euro in
en Straßenbau investiert worden; ich rede von Investiti-
nen und von Istzahlen, Kollege Schmidt.
Die Gesamtausgaben für die Schienenprojekte nach

em geltenden Bedarfsplan betrugen sage und schreibe
ur 2,3 Milliarden Euro; das ist im Bundesschienenwe-
eausbaugesetz nachzulesen. Obwohl man zu dem Er-
ebnis gelangt ist, dass allein die Investitionen in den
chienenbestand einen Umfang von jährlich 2,5 Milliar-
en Euro erreichen sollten, stehen im Haushalt nur
,2 Milliarden Euro. Für den Neubau bleiben dadurch
erade noch 700 Millionen Euro. Wie und wann dann
lle im Bundesschienenwegeausbaugesetz festgestellten
aßnahmen umgesetzt werden, bleibt mir ein Rätsel –
ber wahrscheinlich nicht nur mir. Ich erwähne zwei
eispiele: Die ICE-Trasse Nürnberg–Erfurt, Teilstück
er Transeuropäischen Netze, bleibt dabei auf der Stre-
ke, ebenso der notwendige Ausbau der S-Bahn von
ürnberg nach Erlangen. Rot-Grün vernachlässigt also
en öffentlichen Personennahverkehr. Mit bestandser-
altenden Maßnahmen im Umfang von 10 Milliar-
en Euro bis 2008 versucht man trickreich, für diese
trecke geflossene EU-Fördergelder nicht zurückzahlen
u müssen.
Die rot-grüne Verweigerungshaltung beim Wasser-

traßenausbau ist gänzlich unverständlich. Die Ableh-
ung eines noch aus der Opposition heraus geforderten
nd noch mit dem Investitionsprogramm 1999 folgerich-
ig in Aussicht gestellten Wasserstraßenausbaugesetzes
ffenbart, dass Reden und Handeln bei Rot-Grün nicht
bereinstimmen. Der umweltfreundliche Verkehrsträger
innenschifffahrt wird wieder einmal schnöde vernach-
ässigt. Ausgerechnet die Grünen, die sich immer als
ahrer des Umweltschutzes darstellen, sind hier die
irklichen Blockierer.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: 6,6 Prozent Wachstum im letzten Jahr!)


Da geht es nicht ums Wachstum, es geht um die Aus-
aumaßnahmen und um eine ganzjährige Befahrbarkeit
er Wasserstraßen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist der Zweck der Übung!)


Mit der vollzogenen EU-Osterweiterung sind auf die
eutsche Verkehrsinfrastruktur zusätzliche Lasten zuge-
ommen: Seit Mai 2004 hat der deutsch-tschechische
KW-Verkehr um 40 Prozent zugenommen, der
eutsch-polnische um 30 Prozent. Beide werden garan-
ert weiter wachsen. Damit diese Zuwächse bewältigt
erden können, fordern wir die Bundesregierung auf,
ich auf europäischer Ebene initiativ für die Schaffung
ines Sonderprogramms „Verkehrsprojekte Europäische
inheit“ einzusetzen.






(A) )



(B) )


Renate Blank

Zum Baurecht. Wir haben insgesamt 150 nicht im

Bau befindliche Maßnahmen mit einem Volumen von
rund 4,7 Milliarden Euro planfestgestellt. Für 18 Maß-
nahmen im Volumen von rund 1 Milliarde Euro lief bzw.
läuft die Fünfjahresfrist in den Jahren 2004/2005 ab. Da-
mit müssen wir Planungskosten in den Wind schreiben,
nur weil Rot-Grün nicht in der Lage ist, die Verkehrsin-
vestitionen zu erhöhen. Auf die LKW-Maut ist der Kol-
lege Fischer schon eingegangen; dazu will ich nichts
weiter sagen. Die Planungskosten, in etwa 15 Prozent,
gehen zulasten der Länder. Gerade Baden-Württemberg
hat sehr viele planfestgestellte Baumaßnahmen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist die Strafe für gesetzeswidrige Vorratsplanung!)


Und da werfen Sie, Herr Staatssekretär, Baden-Württem-
berg seine Planungskosten vor! Dabei dürfte doch klar
sein, dass diese sich irgendwo im Haushalt des Landes
widerspiegeln. Ich würde sagen: Bringen Sie die Maß-
nahmen zum Laufen, dann müssen die Länder die Pla-
nungskosten, die sie verausgabt haben, nicht in den
Wind schreiben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wie Sie das alles weiter abwickeln wollen, Herr

Staatssekretär, wundert mich auch. Denn nach Erkennt-
nissen der Bundesregierung – das haben Sie in Beant-
wortung unserer Kleinen Anfrage ausgeführt – betragen
die Aufwendungen für Vorhaben mit bestandskräftigem
Baurecht etwa 3 Milliarden Euro. Hier ist also auf jeden
Fall noch sehr viel zu tun, damit Baurecht nicht verfällt
und uns in Deutschland nicht der Verkehrsinfarkt droht.
Wir brauchen dringend mehr Geld. Deswegen sind un-
sere Anträge, Herr Staatssekretär, keinesfalls unsinnig,
sondern sie sind folgerichtig gestellt.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Scheinheilig!)


Kollege Schmidt, die Grünen haben sich von einigen
Lebenslügen verabschiedet. Ich nenne nur Ihre Aussage,
dass mehr Verkehr auf die Schiene verlagert werden
kann.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wann habe ich davon gesprochen, dass es gelingt?)


– Das ist schon länger her. – Die Grünen gibt es jetzt seit
25 Jahren. Herr Kollege Schmidt, es wurde bemerkt,
dass Sie das Strickzeug abgelehnt haben – ich will jetzt
nicht davon reden, ob das diskriminierend ist oder
nicht –


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich kann gar nicht stricken!)


und dass Sie sich lieber einen kleinen VW wünschen.
Ich überreiche Ihnen jetzt keinen kleinen VW, sondern
einen Transporter, mit dem alle Lebenslügen der Grü-
nen, zum Beispiel die Möglichkeit der Verlagerung des
Verkehrs auf die Schiene, abtransportiert werden kön-
nen. Ich hoffe, dass Sie nach 25 Jahren irgendwann ein-
mal in der Realität ankommen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Abg. Renate Blank [CDU/CSU] überreicht Abg. Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] einen Spielzeugtransporter – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja süß! In diesem kleinen Transporter sind also unsere ganzen Lebenslügen!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515409100

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Peter Danckert.


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1515409200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

en! Irgendwie erhält die Debatte eine interessante Wen-
ung, jetzt werden hier nämlich schon Geschenke ver-
eilt.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Wenn ihr schon keine macht!)


ch weiß nicht, ob das witzig war.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515409300

Das ist aber keine Bestechung.


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1515409400

Wenn man die Anträge der Opposition liest, über die

eute mit abgestimmt werden soll, dann hat man das Ge-
ühl, dass


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Sie sehr gut sind!)


in Bild von etwas gemalt wird, das sich irgendwo in der
roßen weiten Welt, aber nicht in Deutschland abspielt.
as ist wirklich so absurd wie nur irgendetwas.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben das modernste Infrastruktursystem Euro-
as, wenn nicht sogar der Welt, und Sie malen ein düste-
es Bild von Deutschland. Das ist wirklich grotesk. Die
enschen draußen können sehr gut beurteilen, wie die
ituation ist. Unsere Bahn wird immer besser – Frau
ehbock-Zureich wird nachher etwas dazu sagen – und
ir haben ein ganz modernes Straßennetz, an dem wir
atürlich weiterarbeiten müssen; das ist gar keine Frage.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Wir springen mittlerweile von Loch zu Loch!)


Lassen Sie uns heute dort erst einmal eine ganz nüch-
erne und unaufgeregte Bilanz ziehen. Schauen Sie sich
en Straßenbericht 2004 an! Ich meine, diese Bilanz
ieht in vielen Details sehr gut aus. Auch Sie haben Ihren
nteil daran gehabt; das will ich gar nicht bestreiten.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Aber nur ein bisschen!)


s ist wirklich absurd, dass Sie jetzt so vortragen, dass
an das Gefühl haben muss, man sei im Dschungel. Das
önnen die Leute draußen sehr gut beurteilen.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Danckert


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich möchte zwei Details vor die Klammer ziehen, die
uns und der Welt beweisen, wie die Situation in
Deutschland ist.

Erstens. Im nächsten Jahr gibt es bei uns ein Welt-
sportereignis, nämlich die Fußball-WM 2006.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wir sollten heute schon beschließen, dass wir Weltmeister werden!)


Für dieses Ereignis werden alle zwölf Austragungsorte
mit einem Verkehrsleitsystem, das seinesgleichen su-
chen wird, bestens angebunden sein. Ich kann an dieser
Stelle die Bahnhöfe in den Austragungsorten mit einbe-
ziehen.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Siehe Leipzig!)

Ich danke an dieser Stelle der Bahn, der Bundesregie-
rung und dem Bundesverkehrsministerium. Auch hier
werden wir uns nach einem erheblichen Aufwand aller
Beteiligten bestens präsentieren.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das hoffen wir sehr! Es wäre ja noch schöner, wenn nicht!)


Es ist geradezu grotesk, dass Sie an dieser Stelle immer
nur das Negative und nicht das Positive nennen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In einem zweiten Bereich haben wir – nicht allein,
sondern in Fortführung der Arbeit früherer Regierun-
gen – ebenfalls etwas ganz Wesentliches getan. Ich
nenne hier das Stichwort „Radwege an den Bundes-
straßen“. Inzwischen haben wir 16 000 km Radwege an
etwa 40 000 km Bundesstraßen. 40 Prozent der Bundes-
straßen werden von Radwegen begleitet. Dieses Thema
ist für die Verkehrssicherheit ungeheuer wichtig. Das
kann man doch nicht einfach unter den Tisch fallen las-
sen! In den letzten 15 Jahren ist dafür fast 1 Milliarde
Euro zusätzlich aufgewendet worden. An dieser Stelle
sollten wir alle auf dem Teppich bleiben und das Positive
sehen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Auf dem Fahrradweg!)


Radwege sind für die Verkehrssicherheit sehr wichtig.
Dies wird auch draußen bemerkt, weil sie nachgefragt
werden. Wir tun etwas dafür. Ich denke, das ist etwas
ganz Wichtiges.

Lassen Sie mich an dieser Stelle etwas zu einem
Thema sagen, das in Ihren Anträgen gestreift wird, die
Verkehrsprojekte in Ostdeutschland. Diese sind auf
einem sehr guten Weg. Wer sich in den neuen Ländern
auf den Straßen bewegt, merkt, dass sie inzwischen fast
vollkommen sind. Egal, ob man von Berlin aus nach
Leipzig, Halle oder Dresden fährt, überall sind die Ver-
kehrswege so weit, wie sie sein sollten. Das, was wir in
Fortführung dessen, was Sie getan haben – das will ich
gar nicht unter den Tisch kehren –,

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(C (D (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Es ist gut, dass das anerkannt wird!)


emacht haben, hat dazu geführt, dass die Verkehrspro-
kte „Deutsche Einheit“ auf einem guten Weg sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Eine Zahl finde ich sehr bemerkenswert. Inzwischen
ind seit 1991 154 Milliarden Euro für Verkehrsprojekte
nd Infrastrukturmaßnahmen ausgegeben worden. Das
st wirklich eine gewaltige Summe. Das ist vielleicht an
anchen Stellen nicht immer genug, aber immerhin sind
avon 60 Milliarden Euro in die neuen Länder geflos-
en. Das ist eine großartige Leistung. Diese Summe ist
ämlich im Verhältnis zur Bevölkerung überproportio-
al. Auch da ist genügend für die Entwicklung der Ver-
ehrsinfrastruktur getan worden. Es wurden überpropor-
ional Leistungen erbracht, die uns allen zugute kommen
nd die übrigens auch von den Menschen anerkannt wer-
en. Es ist eben nicht so, dass sie das Gefühl hätten, sie
ürden an dieser Stelle vernachlässigt. Wir sollten uns
emeinsam bemühen, auf diesem Wege fortzufahren.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“!)


Die wichtigen Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“
ie die A 20 sind fast zu 100 Prozent fertig gestellt,
0 Prozent sind tatsächlich fertig und 10 Prozent sind im
au. Diese West-Ost-Verbindung an der Ostseeküste ist
ehr wichtig. Auch da hat sich etwas getan.
Ich nenne in diesem Zusammenhang ebenfalls die
4. Diese ist mit 450 Kilometern im Süden der neuen
änder ein gewaltiges Vorhaben, davon sind inzwischen
30 Kilometer fertig gestellt. Auch das muss man sehen
nd anerkennen. Das wird ebenso von der Bevölkerung
esehen. Das ist notwendig und muss zu Ende geführt
erden. Wir sollten nicht so tun, als ob es große Pro-
leme gegeben hätte. Wir sind dabei, die Verkehrspro-
ekte „Deutsche Einheit“ zügig umzusetzen. Ich unter-
telle einmal, dass dies auch der gemeinsame Wille des
arlaments ist.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Schön, dass Sie das sagen!)


iese Projekte werden fortgeführt werden. Das ist auch
ichtig, damit notwendige Benachteiligungen – das war
er Ausgangspunkt – ausgeglichen werden können. An
ieser Stelle haben wir nichts zu beklagen. Es liegt über-
aupt keine Gefährdung vor, wie es in einem Antrag
eißt.
Wir haben also sehr viel erreicht. Wir müssen uns
das will ich auch im Sinne von Albert Schmidt beto-
en – für die Jahre 2005 und folgende gemeinsam bemü-
en – in erster Linie wäre ich sehr dankbar, wenn unser
aushalt für 2005 verabschiedet werden könnte; Sie ha-
en im Bundesrat eine völlig unnötige Blockadehaltung
ingenommen, aber sei es drum, so sind nun einmal die
pielregeln –, die Mittel bereitzustellen, die wir brau-
hen, um die Infrastrukturmaßnahmen fortzuführen. Das
ird sehr schwierig sein.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Danckert

An dieser Stelle will ich eine allgemeine Bemerkung

machen. Auf welcher Seite des Hauses wir auch immer
sitzen, müssen wir uns – so will ich es einmal formulie-
ren – eines Tages darüber im Klaren sein, ob wir weiter
in dem bisherigen Umfang konsumieren oder ob wir be-
reit sind, zu investieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

– Bitte keinen Beifall von der falschen Seite.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ich weiß! Hoffentlich schadet das jetzt nicht, Herr Kollege!)


Wir dürfen nicht nur in Bildung investieren. Wenn wir
umsteuern wollen, dann müssen wir uns darüber einig
sein. Hier ist das Stichwort Eigenheimzulage zu nen-
nen; das wäre nämlich der erste Schritt in die richtige
Richtung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn wir auf die Eigenheimzulage verzichten würden,
könnten wir diese Mittel in Bildung und meinetwegen
auch in Verkehrsinfrastruktur investieren. Darüber müs-
sen wir uns klar sein; denn wir konsumieren sehr viel in
Deutschland. Ich weiß nicht, ob Sie, die Sie eben Beifall
geklatscht haben, sich dessen bewusst sind, was es be-
deutet, wenn wir den Konsum einschränken würden,


(Zurufe von der CDU/CSU: Doch!)

und welche Konsequenzen das für unsere Bevölkerung
hätte.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Eigenheimzulage ist doch kein Konsum!)


Ich wiederhole mich: Investitionen in Bildung und
Forschung sind unabdingbar, aber – aus unserer Sicht –
auch in Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Eigenheimzulage ist auch investiv!)


Das wird ein ganz wichtiges Arbeitsfeld sein. Das ist
wenig geeignet, um parteipolitische Süppchen zu ko-
chen. Das ist nicht in unserem Sinne. Die Bürger erwar-
ten, dass wir nicht nur fordern, wenn wir über Infrastruk-
turmaßnahmen reden, sondern auch sagen, woher das
Geld kommen soll.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Aus der LKW-Maut!)


Wenn wir Ihren Anträgen, Herr Fischer, folgen und das
Volumen in Ihren Anträgen hochrechnen, dann kommen
wir auf einen Milliardenbetrag. Sie müssten sagen, wo-
her das Geld für diese Maßnahmen kommen soll. Die
Antwort auf diese Frage wird mit Ihren Anträgen, die
wir ablehnen, nicht gegeben.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Warum haben wir denn die LKW-Maut unterstützt?)


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(C (D Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Georg runnhuber. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle en! Man wundert sich, wenn man hier hört, wie gut ales funktioniert und wie viele Mittel investiert werden. eder Kollege, egal auf welcher Seite des Hauses er sitzt, ekommt jede Woche Briefe von SPD-Bürgermeistern, PD-Landräten, selbst von SPD-Landtagsabgeordneten von den Verkehrsministern der SPD und den Ministerräsidenten der SPD ganz zu schweigen –, (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ich nicht!)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515409500
Georg Brunnhuber (CDU):
Rede ID: ID1515409600

ie alle eines feststellen: Es ist zu wenig Geld für die
erkehrsinfrastruktur vorhanden.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Zeigen Sie mir die mal!)


as könnten Sie wenigstens einmal zugeben.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist doch Lug und Trug, was Sie da machen!)


ir möchten mit Ihnen diskutieren und fragen, wie man
u mehr Geld für diesen Haushaltstitel kommt. Ich
erde nachher einige Vorschläge machen, möchte aber
unächst einmal auf die LKW-Maut eingehen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Kommt jetzt die PKWMaut?)


Gott sei Dank können wir seit 1. Januar sehen, dass
ie Technik funktioniert. Aber es gibt auch hier schon
ieder Fragen. Diese Fragen müssen im Parlament ge-
tellt und von der Regierung und von Toll Collect beant-
ortet werden. Alle gingen davon aus, dass täglich circa
00 000 LKWs auf Autobahnen unterwegs sind und be-
ahlen. Nur so kommt übrigens die Summe von netto
,1 Milliarden Euro für den Haushalt des Bundes zusam-
en. Wir haben von Toll Collect gehört, dass in der letz-
en Woche an einem Spitzentag nur 500 000 LKWs be-
ahlt haben. Jetzt gibt es drei Möglichkeiten. Entweder
ar die Berechnungsgrundlage falsch, was fürchterlich
atal wäre, weil dann die Menge und die Summe nicht
timmen, oder aber es gibt so viele Mautpreller, die ein-
ach durchfahren, weil die Kontrolldichte nicht stimmt,
der, was genauso schlimm wäre, die LKWs weichen
uf parallele Bundesstraßen aus. Das sind Fragen, die
icht einfach so weggedrückt werden können. Wir
öchten vielmehr exakt wissen, Herr Staatssekretär:
as ist wirklich Realität? Nicht nur wir Parlamentarier,
ondern auch die Öffentlichkeit hat ein Anrecht darauf,
ass diese Fragen richtig und sauber beantwortet wer-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Detailliert!)







(A) )



(B) )


Georg Brunnhuber

Es ist merkwürdig, wie die Regierung und auch die

Kolleginnen und Kollegen der Regierungskoalition mit
dem Mautgesetz umgehen. In § 11 Mautgesetz ist
schwarz auf weiß festgeschrieben, dass die Einnahmen
aus der LKW-Maut zusätzlich zum Haushaltsbasisjahr
2003 insbesondere den Straßeninvestitionen zugeführt
werden sollen. Daran besteht überhaupt kein Zweifel.
Das wischen Sie kalt lächelnd weg. Damit begehen Sie
nicht nur Wortbruch, sondern brechen auch ein geltendes
Gesetz. Sie tun so, als wäre das eine Lappalie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das sehen übrigens nicht nur wir so, sondern das ha-

ben Sie selbst bei der Debatte über das Mautgesetz im
März 2003 genauso gesehen. Ich habe mir aus dem Pro-
tokoll der betreffenden Sitzung einen Auszug mit der
Rede des Kollegen Albert Schmidt herausgesucht.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Protokoll vom Untersuchungsausschuss, oder was?)


Mit Genehmigung der Frau Präsidentin möchte ich
aus diesem Protokoll zitieren:

Von daher haben sie
– die Transportunternehmen –

auch Anspruch darauf, verlässlich zu erfahren, dass
die Gelder reininvestiert werden. Akzeptanz gewin-
nen wir nur, wenn wir glaubhaft machen können,
dass nicht jedes Jahr darum gezittert werden muss,
ob der Bundesfinanzminister das Geld für diesen
Zweck einsetzt, … sondern dass dieses Geld

– man höre! –
gleichsam mit einem rosa Schleifchen umwunden
wird, in die Schatulle der Verkehrsinfrastrukturfi-
nanzierungsgesellschaft gelegt wird und damit dem
Verkehrswegebau gewidmet ist.

(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Stimmt doch!)

Herr Kollege Schmidt, wenn Sie konsequent wären,

dann müssten Sie diese Bundesregierung heute an den
Pranger stellen;


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wieso?)


denn sie bricht dieses Wort, das Sie uns hier gegeben ha-
ben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Bezogen auf das Zitat könnte man noch sagen, dass aus
dem rosa Schleifchen inzwischen ein schwarzer Trauer-
flor geworden ist.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Verkehrswege heißt nicht nur Straßen!)


Die Frage ist jetzt, wie wir dazu kommen, dass mehr
für Investitionen bereitgestellt wird. Dazu schlage ich
Ihnen im Namen meiner Fraktion vor,

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(C (D (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die PKW-Maut!)


n aller Sachlichkeit darüber zu diskutieren, ob wir die
erkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft nicht
nders ausstatten sollten. Dazu könnten wir uns in Eu-
opa umschauen, um zu sehen, welche intelligenten Lö-
ungen andere gefunden haben. Das kleine Land Öster-
eich hatte die gleichen Probleme wie wir. Dort hat man
rkannt, dass die Infrastruktur, die für ein modernes
irtschaftsland gebraucht wird, aus dem Haushalt allein

rgendwann nicht mehr zu finanzieren ist.
Deshalb sollten wir überlegen, die Einnahmen aus der
aut nicht beim Finanzminister durchfließen zu lassen,
ondern sie direkt dorthin zu geben, nämlich an die
erkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft, wo sie
uch wieder entsprechend verwendet werden. Dann hät-
en wir schon einmal 2 Milliarden Euro ausschließlich
ür die Verkehrsinfrastruktur gesichert. Anderenfalls
ird der Finanzminister – ich gebe zu: jeder Finanzmi-
ister, auch einer unserer Couleur – dann, wenn Haus-
altslöcher vorhanden sind, zunächst einmal seinen An-
eil kassieren.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Da hat er Recht!)

Daher mein Angebot, dass wir unter uns Verkehrspo-

itikern vernünftig darüber diskutieren. Wir wollen doch
ie Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur. Wir brau-
hen uns hier doch nicht gegenseitig Vorhaltungen zu
achen, wobei Sie uns sicherlich gestatten werden, dass
ir als Opposition mehr fordern als die Bundesregie-
ung.
Das wäre ein intelligenter Vorschlag, um zu mehr In-

estitionsmitteln zu kommen. Auch hätten wir dann die
iesige Chance, den Investitionsstau abzubauen. Dass ein
nvestitionsstau besteht, merken wir doch alle, merken
ie Bürgerinnen und Bürger, die täglich unterwegs sind.
Es muss in diesem Hause doch auch einmal möglich

ein, dass vernünftige Ideen, auch wenn sie von der Op-
osition kommen, von der Bundesregierung nicht sofort
n den Papierkorb geworfen werden, sondern dass man
emeinsam darüber diskutiert.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ir bieten Ihnen das an. Wenn Sie intelligent genug

ind, dann machen Sie mit. Alle profitieren davon, ins-
esondere unsere Bürgerinnen und Bürger und vor allem
ie deutsche Wirtschaft, die dann auch wieder Arbeits-
lätze schaffen kann.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Deutschland profitiert!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515409700

Das Wort hat die Abgeordnete Karin Rehbock-

ureich.






(A) )



(B) )



Karin Rehbock-Zureich (SPD):
Rede ID: ID1515409800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Herr Brunnhuber, Ihre Rede hat sich zum Ende hin
von allen anderen Reden, die wir gehört haben, etwas
unterschieden.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist aber eine Beleidigung der eigenen Koalitionsredner!)


Wir sind immer zu Gesprächen bereit, wenn es um mehr
Verkehrsinfrastrukturinvestitionen geht. Ich bitte aber
darum, sich zuerst das Thema vorzunehmen, das ganz
oben auf der Tagesordnung steht, und zwar den Subven-
tionsabbau. Bei diesem Thema schleichen Sie sich aber
im Bundesrat immer wieder davon.

Ich will auf einige Zahlen eingehen, die hier verbrei-
tet werden. Es ist abenteuerlich, wenn man sich bei ei-
nem Investitionsvolumen für die Verkehrsinfrastruktur
von 10 Milliarden Euro bis einschließlich 2008 – denn
die 1 Milliarde wird noch hinzukommen –


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Das ist doch gar nicht gesichert! Die sind durch nichts abgesichert!)


von Ihnen sagen lassen muss, wir hätten die Investitio-
nen gegen die Wand gefahren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Frau Blank, wenn Sie verbreiten, wir hätten im

Jahr 2003 nur 2,3 Milliarden Euro in die Schieneninfra-
struktur investiert,


(Siegfried Scheffler [SPD]: Frau Blank, hören Sie zu!)


und aus dem Bericht zum Ausbau der Schienenwege zi-
tieren, dann bitte ich darum, dass auch richtig zitiert
wird. Auf Seite 6 werden die Maßnahmen des Bedarfs-
plans aufgeführt. Was an dieser Stelle nicht genannt wird
und was Sie nicht erwähnen, sind die Investitionen in die
Erhaltung des Netzes.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Die hat sie unter den Tisch fallen lassen!)


– Die hat sie in der Tat völlig unter den Tisch fallen las-
sen. Dabei handelt es sich aber um einen beträchtlichen
Betrag. Im Berichtszeitraum 2003 geht es um eine Grö-
ßenordnung von 4,5 Milliarden Euro.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Genau! – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Minus 2,5 für die Bestandserhaltung!)


Es sind auch keine ideologischen Gründe, Kollege
Friedrich, aus denen wir noch in dieser Größenordnung
in die Verkehrsinfrastruktur, und zwar in die Schiene, in-
vestieren; vielmehr sprechen die Gründe der Vernunft
dafür. Angesichts der Zuwächse im Güterverkehr muss
einem klar sein, dass wir alle Verkehrsträger auf den
Weg bringen und für die Zukunft fit machen müssen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wenn Sie weiter so böse dreinschauen, kriegen wir richtig Angst!)


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(C (D ies ist nur dann möglich, wenn Investitionen in der biserigen Größenordnung in die Schieneninfrastruktur ließen. Wir müssen das Schienennetz Deutschland nicht chlechtreden. Es ist mit einer Streckenlänge von 5 000 Kilometern und einer Gleislänge von 0 000 Kilometern das fünftgrößte Schienennetz der elt. Wir haben in dem Berichtszeitraum wichtige Projekte uf den Weg gebracht. Die Strecken Berlin–Hamburg nd Frankfurt–Köln stellen wichtige Fortschritte dar. (Siegfried Scheffler [SPD]: Fehlt bloß noch Berlin–Rostock! – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Rhein–Ruhr!)


Die Strecke Berlin–Hamburg zeigt, dass die Verkehrs-
rojekte „Deutsche Einheit“ weit gediehen sind.
0 Prozent der Investitionssummen fließen in diese Pro-
ekte.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Nennen Sie doch mal die Projekte, die Sie nicht realisieren! – Weiterer Zuruf von der CDU/ CSU: Leipzig!)


– Bei dem Projekt Erfurt–Nürnberg geht es nicht um
ie Frage, ob dieses Projekt auf den Weg gebracht wird;
s geht vielmehr darum, wie dies geschehen soll.
Sie stellen immer wieder die EFRE-Mittel infrage.
llein für den Schienenausbau im Osten sind in den ver-
angenen Jahren EU-Mittel in Höhe von 700 Millionen
uro geflossen.


(Beifall des Abg. Siegfried Scheffler [SPD])

a es sich bei dieser Förderung immer um eine Kofinan-
ierung handelt, kommen entsprechende Bundesmittel
inzu.
Wir leiden gegenwärtig im Schienenbereich auch da-

unter, dass Großprojekte, für die zunächst Kosten in
öhe von 4 Milliarden veranschlagt wurden, letztlich
Milliarden gekostet haben. Das haben Sie übrigens in
hrer Regierungszeit mitverantwortet. Sie haben seiner-
eit zugeschaut.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Folge war, dass das Bestandsnetz in Ihrer Regie-
ungszeit verrottet ist. Sie haben nicht darauf geachtet,
ass regelmäßig Mittel in den Erhalt des Bestandsnetzes
ließen. Der Mittelbedarf bei der Bestandserhaltung ist
rst von der rot-grünen Regierung ermittelt worden. Wir
ind diejenigen, die seit 1998 dafür sorgen, dass regel-
äßig Mittel in den Erhalt des Bestandsnetzes fließen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben außerdem zusätzliche Mittel in den Be-
eich Schiene fließen lassen. Die Gelder für das Zu-
unftsinvestitionsprogramm, ZIP, wurden auf die Haus-
altsmittel draufgesattelt. Das ZIP hat es im
erichterstatterzeitraum ermöglicht, 18 000 Maßnahmen






(A) )



(B) )


Karin Rehbock-Zureich

durchzuführen, zum Beispiel in den Bereichen der Lang-
samfahrstellen sowie der Leit- und Sicherungstechnik.

Nun möchte ich auf die Diskussion über die Maut-
einnahmen eingehen. Es ist zwar richtig, dass sie zu den
Haushaltsmitteln hinzukommen. Aber, Herr Brunnhuber,
nirgendwo ist zu lesen – auch nicht im Protokoll –:
Haushaltsmittel plus ZIP-Mittel plus Mauteinnahmen.
Dies ist so nicht richtig.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Es ist kein Vorbehalt gemacht worden!)


Als die Mauteinnahmen 2003 ausgelaufen sind, war klar,
dass die zukünftigen Mauteinnahmen ein Ersatz für die
ZIP-Mittel sein werden.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Zusätzlich zu der Haushaltsausstattung! Das war immer der Punkt!)


– Richtig, Herr Fischer, Haushaltsmittel plus ZIP-Mittel.
Aber Sie werfen ständig alles in einen Topf. Sie können
sich nicht herausreden. Ihre Bewertung ist nicht richtig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Das ist eine nachgeschobene Ausrede!)


Es wurde bereits mehrfach infrage gestellt, ob es
möglich sein wird, 2008 Regionalisierungsmittel in
Höhe von 1 Milliarde Euro zur Verfügung zu stellen. Ei-
nes ist klar: Diese Mittel benötigen wir. Es wurde von-
seiten der Bundesregierung mehrfach versichert, dass
hier nicht nach dem Prinzip „linke Tasche, rechte Ta-
sche“ verfahren wird und dass die Regionalisierungsmit-
tel nicht in die Investitionsmittel fließen werden. Eines
ist aber auch klar: 2007 werden wir bei der Revision sehr
genau darauf achten müssen, wohin die Regionalisie-
rungsmittel geflossen sind. Die Länder haben gegenüber
dem Bund die Berichtspflicht, darzulegen, für welche
Zwecke sie


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Es gibt doch gar keine Zweckbindung, wie Sie wissen! Das entscheiden die Länder!)


die ihnen zur Verfügung gestellten 7 Milliarden Euro
verwendet haben. Für mich heißt Revision Berichts-
pflicht und Transparenz. Das wünsche ich mir.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515409900

Frau Kollegin, denken Sie daran, dass Ihre Redezeit

bereits abgelaufen ist.

Karin Rehbock-Zureich (SPD):
Rede ID: ID1515410000

Ich möchte nur noch einen kurzen Satz aus einer Pres-

semitteilung Baden-Württembergs vom April 2004 zitie-
ren, in der es um die Regionalisierungsmittel geht. Darin
heißt es, für GVFG-Vorhaben in den Bereichen des
ÖPNV und des kommunalen Straßenbaus stünden rund
210 Millionen Euro zur Verfügung; hinzu kämen umge-
schichtete Regionalisierungsmittel. So viel zu Transpa-
renz und Verwendung. Hier besteht Handlungsbedarf.

Vielen Dank.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515410100

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

mpfehlung des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
ohnungswesen auf Drucksache 15/3938. Der Aus-
chuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfeh-
ung die Ablehnung des Antrags der Fraktion der CDU/
SU auf Drucksache 15/2603 mit dem Titel „Deutsch-
and braucht Klarheit bei der Verkehrsinfrastruktur“.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Guter Antrag!)

er stimmt für diese Beschlussempfehlung des Aus-
chusses? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Be-
chlussempfehlung ist mit den Stimmen von SPD und
ündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen von CDU/
SU und FDP angenommen worden.
Unter Nr. 2 empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung

es Antrags der Fraktion der FDP auf Drucksache 15/
423 mit dem Titel „Investitionen in Verkehrsinfrastruk-
ur sicherstellen“. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
ehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Be-
chlussempfehlung ist mit den Stimmen der
oalitionsfraktionen gegen die Stimmen der beiden Op-
ositionsfraktionen angenommen worden.
Beschlussempfehlung des Ausschusses für Verkehr,
au- und Wohnungswesen auf Drucksache 15/4096 zu
em Antrag der Fraktion der FDP mit dem Titel „Keine
ürzungen bei den Verkehrsprojekten in Ostdeutsch-
and“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
rucksache 15/3203 abzulehnen. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
en? – Die Beschlussempfehlung ist wiederum mit den
timmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen
ie Stimmen von CDU/CSU und FDP angenommen
orden.
Beschlussempfehlung des Ausschusses für Verkehr,
au- und Wohnungswesen auf Drucksache 15/4097 zu
em Antrag der Fraktion der FDP mit dem Titel „Kurs-
orrektur bei Verkehrsinvestitionen – Finanzierung des
undesverkehrswegeplans 2015 sicherstellen“. Der Aus-
chuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 15/3470
bzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die
eschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koali-
ionsfraktionen gegen die Stimmen der beiden Opposi-
ionsfraktionen angenommen worden.
Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen

uf den Drucksachen 15/3720, 15/4621 und 15/4609 an
ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
chlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
all. Dann ist die Überweisung so beschlossen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 7 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Gesundheit und So-
ziale Sicherung (13. Ausschuss) zu dem Antrag






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

der Abgeordneten Dr. Dieter Thomae, Detlef
Parr, Dr. Heinrich L. Kolb, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion der FDP
Zusätzliche Kranken- und Pflegeversiche-
rungsbeiträge bei Versorgungsbezügen durch
das GKV-Modernisierungsgesetz rückgängig
machen
– Drucksachen 15/2472, 15/4451 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Detlef Parr

Ich weise darauf hin, dass wir über die Beschluss-
empfehlung später namentlich abstimmen werden.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
FDP fünf Minuten erhalten soll. – Ich höre keinen Wi-
derspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
der Abgeordnete Carl-Ludwig Thiele.


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1515410200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Kolleginnen und Kollegen! Mit diesem Antrag möchte
die FDP erreichen, dass die von Rot-Grün und der Union
beschlossene kalte Enteignung durch die Gesundheits-
reform rückgängig gemacht wird.


(Beifall bei der FDP)

Die gesetzlichen Krankenversicherungen haben im

letzten Jahr einen Überschuss von 3 Milliarden Euro er-
zielt. Durch die Verbeitragung der Betriebsrenten und
Direktversicherungen wurden Millionen Menschen, die
zusätzlich private Altersvorsorge betrieben haben, im
letzten Jahr 2 Milliarden Euro abgenommen. Wohlge-
merkt: Das war keine Sparmaßnahme, sondern ein zu-
sätzliches Abkassieren bei Menschen, die mühsam ge-
spart und für ihre Altersvorsorge etwas zurückgelegt
hatten.


(Beifall bei der FDP – Erika Lotz [SPD]: Ungeheurer Vorwurf!)


Diesem Antrag liegt eine – ich bitte sehr um Nach-
sicht – Riesensauerei zugrunde, mit der das Vertrauen
von Millionen Versicherten missbraucht wurde. Jahre-
lang war trotz anders lautender Äußerungen bekannt,
dass die Rente allein den Lebensabend nicht sichern
kann. Jahrelang hat es Aufforderungen gegeben, zusätz-
liche Altersvorsorge zu betreiben. Jahrelang wurde von
Gewerkschaften, von Steuerberatern und von Betrieben
darauf hingewiesen, zusätzliche Altersvorsorge zu be-
treiben: durch Betriebsrenten, durch Direktversicherun-
gen. Diesem Appell sind Millionen von Bürgern gefolgt,
indem sie auf Konsum verzichteten und Teile ihres Ein-
kommens in Betriebsrenten und Direktversicherungen
einzahlten.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das sind jetzt die Dummen!)


Nachdem dies von diesen Personen nicht nur jahre-,
sondern jahrzehntelang betrieben wurde, hat der Gesetz-

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(C (D eber mit den Stimmen von Rot-Grün und der Union urch das GKV-Modernisierungsgesetz Teile der Altersorsorge von Millionen Menschen mit einem Federstrich alt enteignet. Dies geschah ohne öffentliche Ankündigung, ohne öf entliche Diskussion und ohne öffentliche Vorbereitung. illionen Menschen konnten und können auf diese geetzgeberische Willkür nicht mehr reagieren, weil ihre inanzielle Altersplanung längst abgeschlossen ist. Diese ersonen haben daran geglaubt, dass Recht in Deutschand Recht bleibt und dass der Gesetzgeber in schon lauende Verträge nicht in einer Form eingreift, die dem ertrauensschutz voll zuwiderläuft. eshalb muss diese Regelung rückgängig gemacht weren. Ohne Vorwarnung, ohne Übergangsregelung, ohne in Gesamtkonzept erfolgte eine Mehrbelastung der geetzlich versicherten Rentnerinnen und Rentner durch as Gesundheitsreformgesetz. Mit diesem Gesetz wurde eschlossen, dass für Betriebsrenten statt des hälftigen eitrags der volle Krankenversicherungsbeitrag erhoben ird. Zur Kapitalauszahlung von Direktversicherungen, ie bis dahin steuerund abgabenfrei erfolgte, wurde bechlossen, dass auf Verträge, die ab dem 1. Januar 2004 usgezahlt werden, innerhalb von zehn Jahren der volle rankenversicherungsbeitrag erhoben wird. Das ist eine alte Enteignung in Höhe von einem Sechstel des angeparten Betrages. (Beifall bei der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Leider wahr!)


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Unglaublich!)


(Beifall bei der FDP)


Seit 1990 bin ich Mitglied des Deutschen Bundesta-
es. Ich habe es noch nicht erlebt, dass eine so weit rei-
hende gesetzliche Regelung in einer solchen Weise be-
chlossen wurde. Sie wurde beschlossen, ohne dass
ieser Punkt mit dieser Tragweite vorher in einem der
eiträge in den Debatten am 18. Juni, am 9. September,
m 26. September 2003 auch nur von einem einzigen
edner, der an den Verhandlungen beteiligt war, über-
aupt angesprochen worden war. Das Ganze wurde im
ezember Gegenstand öffentlicher Erörterung. Das
anze ist auch von den Verhandlungsführern – Gesund-
eitsministerin Schmidt und Herrn Seehofer – überhaupt
icht angesprochen worden, obwohl sie die Regelung
nd die Bedeutung dieser Regelung sehr wohl kannten.
as einzige Motiv von Frau Schmidt und Herrn
eehofer war, dass mehr Geld in die Krankenkassen
ommt – ohne Rücksicht auf die Versicherten, ohne
ücksicht auf den Rechtsstaat. Allein 2 Milliarden Euro
ind im letzten Jahr auf diesem Weg den Menschen ab-
enommen worden, die eine zusätzliche Altersvorsorge
etrieben haben.
Die Präsidentin des Bundesfinanzhofs, Frau Ebeling,

at zu Recht festgestellt: „Die Geldnot des Gesetzgebers
echtfertigt nicht jeden Eingriff.“


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele

Für die FDP kann ich nur feststellen: Recht hat die Präsi-
dentin des Bundesfinanzhofs. Recht muss auch Recht
bleiben. Deshalb muss diese Regelung rückgängig ge-
macht werden.


(Beifall bei der FDP)

Nach Gesprächen mit vielen Kolleginnen und Kolle-

gen anderer Fraktionen gehe ich davon aus, dass mindes-
tens 80, wenn nicht sogar 90 Prozent der Abgeordneten
des Bundestages bei der Abstimmung damals überhaupt
nicht wussten, dass diese Regelung Teil des Gesetzes ist.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie vielleicht nicht!)


Sie sind richtig hinters Licht geführt worden. Auch als
Mitglied des Finanzausschusses bin ich, wie die meisten
anderen, erst im Dezember auf diese Regelung aufmerk-
sam geworden.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen mal lesen! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie dürfen nicht von sich auf andere schließen!)


– Wenn Sie alle das wussten, dann stimmen Sie guten
Gewissens gegen unseren Antrag! Sie alle haben ein
schlechtes Gewissen. Sie von Rot-Grün hatten die Sorge
– das weiß ich –, der erste Baustein der Agenda 2010
würde fallen, wenn diese Regelung zurückgenommen
würde. Deshalb haben Sie diese Regelung ohne Diffe-
renzierung beibehalten.

Parallel dazu ist im Alterseinkünftegesetz beschlos-
sen worden, dass die Lebensversicherungen besteuert
werden, aber nur neue Verträge nach dem neuen Rechts-
status. Im Gegensatz dazu sind hier Altverträge in einer
Form betroffen – die Menschen konnten überhaupt nicht
mehr umdisponieren –, die Anfang letzten Jahres Zehn-
tausende Mitglieder der SPD dazu trieb, aus der SPD
auszutreten.


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515410300

Herr Abgeordneter.

Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1515410400

Meine sehr verehrte Präsidentin, ich komme zum

Schluss.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515410500

Bitte.

Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1515410600

Altersvorsorge ist wichtig und notwendig. Wer Ver-

trauen beim Aufbau einer privat finanzierten Altersvor-
sorge durch einen solch sorgsam geplanten und der Öf-
fentlichkeit verschwiegenen Eingriff verspielt, der hat
Schwierigkeiten, dieses Vertrauen wieder zurückzuer-
werben. Wenn die Politik nicht mehr planbar ist und
nicht mehr berechenbar ist, dann hat sie ein Glaubwür-
digkeitsproblem.

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(C (D Lassen Sie uns nicht auf die Gerichte warten, die iese Regelung korrigieren werden! Lassen Sie uns als esetzgeber diese Fehlentwicklung selbst korrigieren! timmen Sie dem Antrag der FDP zu! Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP – Erika Lotz [SPD]: Das glauben Sie doch selbst nicht!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515410700

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Klaus Kirschner.


(Beifall bei der SPD)


Klaus Kirschner (SPD):
Rede ID: ID1515410800

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en!

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sagen Sie einfach Ja!)

Warten Sie doch ab! – Der Antrag der FDP mit dem
itel „Zusätzliche Kranken- und Pflegeversicherungs-
eiträge bei Versorgungsbezügen durch das GKV-Mo-
ernisierungsgesetz rückgängig machen“ ist – Herr Kol-
ege Thiele, ich sage das ungern, aber das ist leider die
ahrheit – ein schillerndes Beispiel für puren und
euchlerischen Populismus.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der FDP: Oh!)

Doch, das ist so.
Meine Damen und Herren von der FDP, Sie tun so, als

b Sie Sachwalter der Krankenversicherten wären, und
ordern als Fraktion Vertrauensschutz für die Bezieher
on Betriebsrenten, Versorgungsbezügen und anderen
inkünften, während es Beschlusslage der FDP – damit
uss man sich doch einmal auseinander setzen – ist, die
esetzliche Krankenversicherung komplett abzuschaf-
en.


(Erika Lotz [SPD]: Hört! Hört! – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie müssen Vertrauensschutz bewahren!)


ach Ihrer Beschlusslage müssten sich alle bislang ge-
etzlich Versicherten – darauf gehe ich gerne näher ein –
rivat versichern. Dass dies für die Mehrheit der Men-
chen in unserem Land, insbesondere für die Kranken,
ür die Familien, für die Bezieher niedriger und mittlerer
inkommen und für die Rentner, für die Sie sich ja jetzt
ngeblich mit Ihrem Antrag einsetzen, erheblich teurer
ürde, das schert Sie sonst in der Regel nicht.


(Zuruf des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])

Lieber Herr Kollege Thiele, ich werde Ihnen nicht den
efallen tun, nur über ein Segment Ihrer Politik zu dis-
utieren, wie es Ihnen gerade gefällt, sondern ich setze
ich mit der Haltung der FDP insgesamt auseinander.
Allein die Verwaltungskosten verschlingen bei den

rivaten Krankenversicherungen mit 12,3 Prozent der
esamtausgaben mehr als doppelt so viel wie bei den
esetzlichen Krankenkassen. Ginge es nach der FDP






(A) )



(B) )


Klaus Kirschner

– Sie haben ja die Zahl von 2 Milliarden Euro genannt,
die die Bezieher von Versorgungsbezügen und Betriebs-
renten jetzt insgesamt abführen müssen –,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Ist doch richtig, oder?)


müssten von den Rentnerinnen und Rentnern, wenn das
Ausgabevolumen der GKV von circa 140 Milliarden
Euro jährlich privatisiert würde, allein 9 Milliarden Euro
mehr an Verwaltungskosten aufgebracht werden. Dem
stehen die von Ihnen genannten 2 Milliarden gegenüber.
Auch das muss man einmal der Öffentlichkeit sagen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Schlechtes Beispiel!)


Meine Damen und Herren von der FDP, Sie fordern
doch Wettbewerb. Die Verwaltungsausgaben der gesetz-
lichen Krankenkassen in Höhe von 5,39 Prozent zeigen
– ich wusste doch, was Sie sagen; dafür braucht man ja
kein Hellseher zu sein –, dass der Wettbewerb die ge-
setzlichen Kassen – nur dort findet ja überhaupt einer
statt; um die Privatversicherten findet ja kein Wettbe-
werb mehr statt, da die nur theoretisch, aber in der Praxis
überhaupt nicht wechseln können – zu wirtschaftlichem
Handeln zwingt. Die Verwaltungskosten bei den gesetz-
lichen Krankenkassen fallen also gegenüber denen der
PKV-Unternehmen geradezu bescheiden aus. Ich sage
Ihnen noch eines: Aus einer solchen Privatisierung er-
wächst wahrlich kein Effizienzgewinn, weder in Bezug
auf Qualität noch auf Wirtschaftlichkeit. Letzten Endes
wären die Versicherten diejenigen, die die Zeche bezah-
len müssten.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Reden Sie einmal zum Thema!)


Ich möchte jetzt gern auf Ihre Klage, verehrter Herr
Kollege Thiele, dass hier überfallartig etwas durchge-
setzt wurde,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Offensichtlich!)

eingehen. Vertreter Ihrer Partei waren doch bei den Kon-
sensgesprächen zum GKV-Modernisierungsgesetz im
Sommer 2003 dabei.


(Erika Lotz [SPD]: So ist es!)

Die Kolleginnen und Kollegen Ihrer Partei – Herr Kol-
lege Parr ist ja anwesend – sind ausgestiegen, weil sie
mit der einzigen Forderung, die von ihnen gebetsmüh-
lenartig wiederholt worden ist, nämlich nach Einführung
von Kostenerstattung – was ja den ersten Schritt in die
Privatisierung darstellen würde –, bei keinem der ande-
ren Beteiligten auf Gehör stießen und damit keine
Chance zur Umsetzung sahen. Deshalb sind Sie doch
ausgestiegen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das war nicht der einzige Punkt!)


Sie haben sich der Gesamtverantwortung entzogen
und versuchen stattdessen jetzt mit Ihrem Antrag, popu-
listisch Stimmen zu fangen. Das wird Ihnen nicht gelin-

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(C (D en. Die Menschen durchschauen diese Art von Spielhen, denn Ihre Vorschläge münden immer nur in rhebliche, unnötige finanzielle Mehrbelastungen bei en Versicherten und in die Erschließung zusätzlicher innahmequellen für die Leistungserbringer. Darum eht es Ihnen doch eigentlich. Herr Kollege Thiele, bezüglich des in Ihrem Antrag ingeforderten Vertrauensschutzes möchte ich auf ein rteil des Sozialgerichts München hinweisen. Es hat zu ieser Regelung des GKV-Modernisierungsgesetzes am 0. September letzten Jahres festgestellt, dass sie verfasungskonform ist. Wörtlich heißt es in dem Beschluss: Im Verhältnis zu anderen Einkunftsarten, die zur Beitragsbemessung … herangezogen werden, unterfällt die Heranziehung des Versorgungsbezuges zur Beitragsbemessung dem allgemeinen Gleichheitssatz. nd weiter: § 248 SGB V verstößt nicht gegen das Rückwirkungsverbot, … olch ein Urteil sollten Sie sich schon einmal zu Gemüte ühren, ehe Sie, wie im Antrag Ihrer Fraktion, behaupn, die Neuregelung verstoße gegen den Tatbestand des ertrauensschutzes. Diesbezüglich will ich Sie auch daauf hinweisen, dass nach der Rechtsprechung des Bunesverfassungsgerichts Neuregelungen, die belastend uf gegenwärtige und zukünftige Sachverhalte einwiren, grundsätzlich zulässig sind. Voraussetzung ist, dass ei der Abwägung das Allgemeinwohl Vorrang hat. Das esagt die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgeichts, die Sie doch kennen. Betriebsrenten, Versorungsbezüge und Direktversicherungen waren bisher die inzigen nennenswerten beitragspflichtigen Einnahmen, ie nicht zum vollen Beitragssatz herangezogen wurden. Auch daran will ich erinnern: Das Bundessozialge icht kommt in einem früheren Urteil zu dem Schluss, ass Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung uch dann beitragspflichtig sind, wenn sie allein auf reiwilligen Beiträgen beruhen und der Rentenbezieher rüher keine Berufstätigkeit ausgeübt hat. Deshalb könen für Versorgungsbezüge keine anderen Grundsätze elten als die, die wir aufgestellt haben. Ich will zusammenfassend feststellen: Mit Ihrem An ag wollen Sie, meine Damen und Herren von der FDP, avon ablenken – das werden wir Ihnen aber nicht urchgehen lassen –, dass Ihnen ein gänzlich anderes esundheitssystem zugunsten der Besitzstandswahrer nd zulasten der Versicherten und Patienten vorschwebt. ie wollen schlicht die Privatisierung von Gesundeitsrisiken. Das würde insbesondere die 10 Prozent der ersicherten treffen, die 80 Prozent der Ausgaben der esetzlichen Krankenkassen verursachen. Das sind die hronisch Kranken und die Sterbenskranken. Diesen helen Sie mit Ihren gesundheitspolitischen Vorstellungen icht. Die Bezieher unterer und mittlerer Einkommen – das t die Konsequenz – würden bei schweren Erkrankungen Klaus Kirschner allein gelassen. Sie wollen die Gesellschaft – das zeigt Ihr Antrag – aus der sozialen Gesamtverantwortung entlassen. Bei der Abwägung und vor die Entscheidung gestellt: volle Beiträge auf Betriebsrenten, Versorgungsbezüge und Direktversicherungen oder Privatisierung der gesundheitlichen Risiken, wird die Entscheidung der Bürger so ausfallen – da bin ich mir ganz sicher –, wie es Ihren Wahlergebnissen entspricht. (Detlef Parr [FDP]: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun! – Zuruf des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


– Ich weiß natürlich, dass Ihnen das nicht gefällt. Aber,
verehrter Herr Kollege Dr. Kolb, ob es Ihnen gefällt oder
nicht: Wir werden nicht schweigen und werden der Be-
völkerung deutlich machen, wohin Ihre Vorstellungen
letzten Endes führen. Sie nehmen sich in populistischer
Weise ein Segment heraus, das bei der Bevölkerung si-
cherlich nicht gerade Freude ausgelöst hat. Ich sage aber
noch einmal: Wenn die Bevölkerung vor die Alternative
gestellt wird: ein Gesamtversorgungssystem mit einem
breiten Leistungskatalog oder ein abgespeckter Leis-
tungskatalog, den Sie im Rahmen einer so genannten
Grundversorgung einführen wollen, dann wird der An-
teil der Bevölkerung, der sich für Ihren Vorschlag aus-
spricht, nur so hoch sein, wie es Ihren Wahlergebnissen
entspricht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb wird es Sie, meine Damen und Herren von
der FDP, sicherlich nicht überraschen, wenn ich namens
meiner Fraktion ankündige, dass wir Ihren Antrag – wie
schon im Ausschuss – auch hier ablehnen werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515410900

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Michael

Hennrich.


Michael Hennrich (CDU):
Rede ID: ID1515411000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die FDP fordert in ihrem Antrag – ich denke, dass dieser
Antrag in erster Linie auf Sie, werter Herr Kollege
Thiele, zurückzuführen ist – die Rücknahme der höhe-
ren Beitragszahlungen auf Betriebsrenten und andere
Versorgungsbezüge. Damit finden Sie große Zustim-
mung bei der Klientel der Rentner und natürlich auch
große Zustimmung bei den Angehörigen der freien Be-
rufe, die über die Versorgungsbezüge der entsprechen-
den Versorgungswerke – bei Ihnen, Herr Thiele, ist es
das Versorgungswerk der Rechtsanwälte –


(Erika Lotz [SPD]: Hört! Hört! – Weiterer Zuruf von der SPD: Reine Klientelpolitik!)


im besonderen Maße betroffen sind. Aber Sie leisten da-
mit keinen Beitrag zur Lösung der Finanzprobleme in
den gesetzlichen Krankenversicherungen.


(Zuruf von der SPD: Da hat er Recht!)


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(C (D Wir waren uns darüber im Klaren, dass wir die geetzliche Krankenversicherung mittelfristig auf ein stabies finanzielles Fundament stellen mussten, damit wir ine große Gesundheitsreform vorbereiten können. An dieser Stelle muss ich natürlich die rot-grüne annschaft anschauen. Wir warten bis zum heutigen ag auf Ihre Vorschläge. Lieber Herr Kollege Kirschner, ie haben sich sehr ausführlich mit der FDP beschäftigt, ber mit keinem Wort erwähnt, was Sie gerne durchseten würden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/ CSU – Klaus Kirschner [SPD]: Ich kann gern mit der Debatte weitermachen!)


Ich möchte auf die finanzielle Situation der GKV zu-
ückkommen. Es bestand jährlich ein Defizit von rund
Milliarden Euro. Hätten wir denn einfach zuschauen
ollen, wie unser solidarisch finanziertes Gesundheits-
ystem an die Wand fährt?


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nein!)

Das denke ich auch. – Also mussten wir handeln. Lie-
er Kollege Thiele, im Gegensatz zu Ihnen und Ihrer
artei haben wir Verantwortung übernommen, obwohl
ir in der Opposition waren. Sie waren, wie es der Herr
ollege Kirschner schon ausgeführt hat, zu Beginn der
onsensgespräche dabei und haben sich dann verab-
chiedet.


(Klaus Kirschner [SPD]: In die Büsche geschlagen! – Erika Lotz [SPD]: Verdrückt!)


etzt kommt der eigentliche Treppenwitz: Über die Län-
er Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Baden-
ürttemberg, in deren Regierung die FDP vertreten ist,
aben Sie im Bundesrat doch wieder zugestimmt.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: So war es!)

as ist nichts anderes als Populismus.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich hätte erwartet, dass Sie in Ihrem Antrag auch Al-
ernativen aufzeigen. Das haben Sie nicht getan. Ich will
hnen einmal mögliche Alternativen nennen. Das wären
öhere Beiträge oder das Ausgrenzen von Leistungen.
Wollen wir einmal die einzelnen Möglichkeiten

urchgehen: Höhere Beiträge gingen insbesondere zu-
asten der jüngeren Generation. Wäre das gerecht vor
em Hintergrund, dass wir alle wissen, dass wir das so-
iale Netz, das wir momentan haben, für künftige Gene-
ationen nicht mehr aufrechterhalten können? Viele
unge Familien haben heute keinerlei finanziellen Spiel-
aum. Ist das die Alternative der FDP gewesen? Ich weiß
s nicht.
Die andere Alternative wäre die Ausgrenzung von
eistungen. Damit hätten wir gerade die finanziell
chwächeren in unserer Gesellschaft getroffen. Das Pro-
lem, das wir heute ohnehin schon haben, hätten wir zu-
ätzlich verschärft.


(Otto Fricke [FDP]: Und beim Zahnersatz?)







(A) )



(B) )


Michael Hennrich

Entscheidend war, dass wir die Lasten ausgewogen

zwischen den Generationen sowie zwischen den finanzi-
ell Schwachen und denjenigen, die mehr leisten können,
verteilen. Das ist der Grund dafür, dass wir uns entschie-
den haben, auf die Versorgungsbezüge die vollen Bei-
tragssätze zu erheben.

Hinzu kommt – das muss man ausdrücklich er-
wähnen –: Im Jahr 1970 haben die Rentner mit ihren
Beitragszahlungen noch 70 Prozent ihrer Ausgaben ge-
deckt. Jetzt, in diesem Jahr, sind es gerade noch
40 Prozent. Wenn man das unter dem Grundsatz der Ge-
nerationengerechtigkeit betrachtet, kommt man zu dem
Ergebnis, dass die hier getroffene Entscheidung richtig
war.

Ich weiß, dass viele Rentnerinnen und Rentner diese
Maßnahmen als ungerecht empfinden und diese für viele
eine soziale Härte darstellen. Ich habe erst heute wieder
mehrere Briefe zu diesem Themenkomplex beantwortet.
Weil wir das wissen, haben wir gerade in Bezug auf die
Betriebsrenten und die Direktversicherungen, die in
Form von Einmalzahlungen ausgezahlt werden, Rege-
lungen getroffen, die sozial abfedern und es ermögli-
chen, dass die Beiträge gestaffelt geleistet werden kön-
nen. Ich sage es noch einmal: Wir hatten schlicht und
ergreifend keine Alternativen.

Herr Thiele, ein rechtlicher Aspekt kommt hinzu. Seit
20 Jahren zahlen freiwillig Versicherte auf die monatlich
ausgezahlten Betriebsrenten die vollen Beiträge. Warum
sollen diejenigen besser gestellt werden, die sich ihre
Betriebsrente oder Direktversicherung auf einmal aus-
zahlen ließen? Weshalb soll der freiwillig Versicherte
schlechter gestellt werden als der Pflichtversicherte?
Soll er dafür bestraft werden, dass er sich bewusst für
das GKV-System entschieden hat? Ist das die Politik der
FDP?

Ich will gar nicht verschweigen, dass die jetzt gefun-
dene Lösung weitere rechtliche Probleme aufwirft.
Stichworte sind auf der einen Seite die Direktversiche-
rung, die vom Arbeitnehmer aus versteuertem Einkom-
men bedient wird,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

und die Kapitallebensversicherung auf der anderen
Seite.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

Warum muss derjenige, der monatlich Beiträge aus sei-
nem versteuerten und der Sozialversicherungspflicht un-
terliegenden Einkommen in eine Direktversicherung ein-
zahlt, Beiträge an die GKV zahlen und warum ist dies
bei der Kapitallebensversicherung nicht der Fall? Da
kann ich Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren
von SPD und Grünen, schon jetzt nur viel Spaß mit der
Bürgerversicherung wünschen; diese Probleme haben
Sie bei einer Gesundheitsprämie schlicht und ergrei-
fend nicht.


(Erika Lotz [SPD]: Kopfpauschale! Sagen Sie doch das richtige Wort!)


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(C (D Die Gerichte setzen sich gegenwärtig damit auseinaner. Ich bin zuversichtlich, dass die Regelung weiterhin estand haben wird. Herr Kollege Kirschner, Sie haben chon auf das Urteil des Bundessozialgerichts und auf as des Sozialgerichts München hingewiesen. Weitere rteile werden ergehen. Aber ich bin mir sicher, dass wir ie richtige Entscheidung getroffen haben. Weil ich hinter dieser Entscheidung stehe, werde ich uch gegen Ihren Antrag stimmen, meine Damen und erren von der FDP. Ich hoffe, dass Sie zu der Einsicht elangen, dass solche populistischen Anträge nicht in ie Zeit passen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU – Erika Lotz [SPD]: Da haben Sie Recht, Herr Kollege! – Klaus Kirschner [SPD]: Ja, wo er Recht hat, hat er Recht!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515411100

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Birgitt Bender.

Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515411200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der vor-

iegende Antrag muss für uns Anlass sein, über die Fi-
anzierungsbasis der gesetzlichen Krankenversiche-
ung zu reden. Der Sachverständigenrat hat uns bereits
or einigen Jahren darauf aufmerksam gemacht, dass die
inanzierungsbasis zu schwinden drohe, weil die Lohn-
uote sinkt. Denn die Finanzierungsbasis der gesetzli-
hen Krankenversicherung sind die beitragspflichtigen
rbeitnehmerentgelte. Wenn deren Anteil am Volksein-
ommen abnimmt, dann bekommt die GKV ein Pro-
lem.
Dies wirft ein Licht auf ein Strukturproblem, das

arin liegt, dass die Finanzierung der Gesundheitsver-
orgung in unserem Land einseitig auf die Lohneinkom-
en ausgerichtet ist. Historisch ist dies gut zu erklären:
unächst einmal war diese Versicherung eine reine
rankengeldversicherung; das Krankengeld wurde nach
er Lohnhöhe ausgezahlt. Auch war es eine reine Arbei-
erversicherung; die Arbeiter hatten bekanntlich kein an-
eres Einkommen als ihren Lohn. Heute aber macht das
rankengeld 5 Prozent der Leistungsausgaben aus, wäh-
end 95 Prozent der GKV-Ausgaben vom Lohn unab-
ängig sind.
Auch in der Bevölkerung hat sich etwas verändert:
ie Einkommensquellen sind heute vielfältiger. Ver-
ögenseinkommen ist nicht mehr ein Privileg weniger
eicher, sondern zum Beispiel auch für die Alterssiche-
ung von Bedeutung. Die einseitige Ausrichtung auf die
ohneinkommen bedeutet kurzfristig aber einen Druck
n Richtung Anstieg der Beiträge; langfristig führt sie
azu, dass die Finanzierbarkeit der gesetzlichen Kran-
enversicherung überhaupt infrage gestellt ist.
Darüber hinaus stellt sich ein Gerechtigkeitspro-

lem, weil in unserem System nicht die Höhe des tat-
ächlichen Einkommens des Versicherten für die Höhe
eines Beitrags maßgeblich ist.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Frau Kollegin, Sie haben die falsche Rede gegriffen!)







(A) )



(B) )


Birgitt Bender

– Herr Kollege Kolb, vielleicht sollten Sie einmal richtig
zuhören. Die FDP scheint das noch nicht verstanden zu
haben.

Je nach Einkommensquelle kann bei gleicher Höhe
des Einkommens der Beitrag durchaus unterschiedlich
hoch ausfallen. Daher ist es richtig, alle Einkommensar-
ten gleichzustellen. Dies ist der Hintergrund der Diskus-
sion, die wir heute führen. Es geht nicht nur darum,
durch die hier angesprochene Verbeitragung der Be-
triebsrenten kurzfristig die Beiträge zu stabilisieren, son-
dern es geht auch um einen Beitrag der Älteren zur nach-
haltigen Finanzierung des Systems sowie um mehr
Gerechtigkeit.

Herr Kollege Thiele, Sie haben sicherlich die Ausfüh-
rungen des Sozialgerichts München nachgelesen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Ja!)

Die Richter haben uns bestätigt, dass die bis zur Gesund-
heitsreform geltende Besserstellung von Versorgungs-
empfängern dem Grundsatz der Beitragsgerechtigkeit
widersprach, und dem Gesetzgeber attestiert, dass die
neue Regelung weitaus eher zur Gleichbehandlung bei-
trägt. Die Richter haben ferner darauf hingewiesen, dass
die volle Beitragspflicht für Versorgungsleistungen ei-
nen Beitrag zur Generationengerechtigkeit darstellt.
Unser Argument, dass es angesichts der wachsenden
Kluft zwischen Beitragseinnahmen und Leistungsausga-
ben innerhalb der Krankenversicherung der Rentner ein
Gebot der Solidarität der Rentner mit den Erwerbstäti-
gen ist, wenn Erstere einen höheren Finanzierungsanteil
übernehmen, ist vom Gericht ausdrücklich anerkannt
worden.

Meine Damen und Herren, die Debatte, die wir heute
führen, gibt einen Vorgeschmack auf die Debatten, die
wir erleben werden, wenn wir über eine veränderte
Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung in
einem größeren Rahmen reden. Eines ist ganz sicher:
Bei einer Debatte über eine große Reform der Kranken-
versicherung wird man sich nicht auf Klientelpolitik be-
schränken können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515411300

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Monika Brüning.

Sie ist die letzte angemeldete Rednerin in dieser Debatte.


Monika Brüning (CDU):
Rede ID: ID1515411400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Kurz

nach In-Kraft-Treten der Gesundheitsreform hat die FDP
mehrere Anträge in den Bundestag eingebracht, um ein-
zelne Regelungen dieser Reform – Praxisgebühr, höhere
Beitragsbelastung bei der Zusatzversorgung – rückgän-
gig zu machen. Heute stimmen wir über den Antrag ab,
der die Anhebung der Beiträge auf Versorgungsbe-
züge betrifft.

Ich möchte auf das Vorgehen der FDP mit einem Wort
aus der Bibel antworten: „Alles hat seine Zeit.“


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D ie FDP hätte während der Konsensverhandlungen zur esundheitsreform konstruktiv mitarbeiten und ihre Kriik einbringen können. Aber, meine Damen und Herren on der FDP, was haben Sie stattdessen getan? Sie haben ich aus den Gesprächen zurückgezogen. Als dann durch das Kommunikationschaos der rot rünen Regierung viele Bürgerinnen und Bürger verunichert waren, was mit der Gesundheitsreform auf sie ukomme, da trat die FDP wieder in Erscheinung. Sie orderte öffentlichkeitswirksam die Rücknahme der Praisgebühr und der Erhebung höherer Beiträge auf Verorgungsbezüge. Ich kann mich leider des Eindrucks icht erwehren, dass es hier um Populismus ging. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)


s wäre verantwortungsvoller gewesen, sich mit den in-
altlichen Positionen in die Konsensverhandlungen ein-
ubringen und die Reform mitzugestalten, vor allem
enn man bedenkt, dass es um ein so zentrales Thema
ie die gesundheitliche Versorgung der Bürgerinnen und
ürger ging.
Wir als Union haben uns der Verantwortung gestellt.
urch unsere Teilnahme an den Konsensgesprächen
onnten wir sogar einige von der Regierung geplante
inschnitte für Rentner verhindern. Bundesfinanzminis-
er Eichel hatte nämlich vor, die hälftige Zahlung des
rankenversicherungsbeitrages durch Rentenversiche-
ungsträger und Rentner zulasten der Rentner aufzuhe-
en. Davon konnten wir die Regierung abhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Natürlich haben wir es uns nicht leicht gemacht, die
entner mit Versorgungsbezügen zusätzlich zu belasten.
ber erinnern wir uns doch, in welcher Situation sich die
esetzliche Krankenversicherung vor der Reform be-
and!

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515411500

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Thiele?

Monika Brüning (CDU):
Rede ID: ID1515411600

Nein. Wir wollen alle abstimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der durchschnittliche Beitragssatz hatte eine Schwin-
el erregende Höhe von über 14 Prozent erreicht. Wie
ir mittlerweile außerdem wissen, hatten die Kranken-
assen Schulden in Milliardenhöhe angesammelt. Die
inanzlage war insgesamt desolat.
Um das System zu stabilisieren, gab es kurzfristig

eine andere Wahl, als alle Beteiligten maßvoll in die
parmaßnahmen einzubeziehen: Ärzte, Krankenkas-
en, Pharmaunternehmen, Versicherte und Patienten. Bei
en Rentnern mit zusätzlichen Versorgungsbezügen hat-
en wir abzuwägen zwischen dem Vertrauensschutz ei-
erseits und der Solidarität zwischen den Generationen
ndererseits.






(A) )



(B) )


Monika Brüning

Die Frage des Vertrauensschutzes ist eine sensible

Frage. Darin sind wir uns einig. Sie ist hier sicherlich
nicht ganz unproblematisch. Selbstverständlich wäre es
uns lieber gewesen, wenn wir mit Übergangsfristen hät-
ten arbeiten können. Die Aussage vonseiten der FDP,
dass Vertrauensschutz nicht gewahrt wurde, vermag ich
jedoch bei allen Bedenken so nicht zu teilen.

Grundsätzlich wird dem Gesetzgeber ein durchaus
großer Gestaltungsspielraum eingeräumt, wenn es da-
rum geht, ernste Gefahren für die sozialen Sicherungs-
systeme abzuwehren. Dass eine Finanzlücke von mehre-
ren Milliarden Euro grundsätzlich hierzu zählt, dürfte
unstrittig sein. Die derzeit anhängigen Musterklagen der
Sozialverbände werden in der Frage des Vertrauens-
schutzes sicherlich Klärung bringen.

Übrigens hat das Sozialgericht München mit dem
Hinweis auf die intergenerative Solidarität die erste
Musterklage der Sozialverbände gegen die Verdopplung
der Krankenkassenbeiträge auf Versorgungsbezüge ab-
gewiesen. Das Gericht hat am 30. November 2004 ent-
schieden, es sei ein Gebot der Solidarität der Rentner mit
den Erwerbstätigen, deren Anteil an der Finanzierung
des Gesundheitswesens nicht höher steigen zu lassen.

Sicherlich haben die heutigen Rentner während ihres
Arbeitslebens die damaligen Rentner mitfinanziert. Das
will niemand kleinreden. Aber in früheren Zeiten waren
die Beitragssätze niedriger und der Umfang der Leis-
tungsausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung
erheblich geringer. Somit mussten die heutigen Rentne-
rinnen und Rentner nur einen kleineren Anteil der Leis-
tungsaufwendungen finanzieren, als dies heute der Fall
ist.

Die Entlastungen, die den Kassen aus den zusätzli-
chen Einnahmen erwachsen, müssen zeitnah an die Ver-
sicherten weitergegeben werden. Die Beiträge und damit
die Lohnnebenkosten müssen endlich sinken. Das sind
wichtige Schritte auf dem Weg zu mehr Wachstum und
Arbeit. Denn das muss ganz klar gesagt werden: Wir als
Union haben der Gesundheitsreform zugestimmt, weil
mit ihr ein Beitrag zur Konsolidierung der gesetzlichen
Krankenversicherung und damit zur Senkung der Lohn-
nebenkosten erreicht werden sollte.

Ein Jahr nach In-Kraft-Treten der Reform zeichnen
sich schon erste Wirkungen und Erfolge ab. So erzielten
die gesetzlichen Krankenkassen im ersten Halbjahr 2004
einen Überschuss von 2,4 Milliarden Euro. Leider ist
trotzdem der Beitragssatz in der GKV nur um 0,1 Pro-
zentpunkte zurückgegangen. Das liegt auch an der Fi-
nanzsituation der Kassen. Gesundheitsministerin Schmidt
hatte in den Konsensgesprächen die Gesamtverschul-
dung für Ende 2003 noch mit 4 Milliarden Euro
angegeben. 2004 wurden dann Berechnungen der Bun-
desbank bekannt, nach denen es sich um etwa 8 Mil-
liarden Euro handelte. Hier hat das Bundesgesundheits-
ministerium also mit falschen Zahlen operiert. Das ist
nicht akzeptabel und fördert sicher nicht das Vertrauen
der Bürgerinnen und Bürger in die Zahlenkünste der rot-
grünen Regierung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D An die Vorgabe, die Rentnerinnen und Rentner nicht eiter zu belasten, hat sich Rot-Grün jedoch nicht gehalen. Die nachgelagerte Besteuerung der Renten, die Veroppelung des Beitrags zur Pflegeversicherung, die ullrunden bei der Rente bedeuten eine zusätzliche Beastung der einzelnen Rentner. Wir als Union haben daher Ende November 2004 den ntrag „Wirkungen und Nebenwirkungen des GKV-Moernisierungsgesetzes“ in den Bundestag eingebracht. arin fordern wir von der Gesundheitsministerin eine ritische Bestandsaufnahme der Gesundheitsreform. Für ie Empfänger von Versorgungseinkünften muss geprüft erden, ob gesetzliche Regelungen erforderlich sind, die ine zeitnahe Weitergabe von Beitragssatzänderungen siherstellen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der SPD)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515411700

Zu einer Kurzintervention erhält der Abgeordnete

hiele das Wort.

Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1515411800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ich werde mich kurz

assen. – Sehr geehrte Frau Brüning, nachdem Sie darge-
tellt haben, wie gut die Gesundheitsreform war, ver-
tehe ich nicht, dass die Union im November einen An-
rag mit dem Titel „Wirkungen und Nebenwirkungen des
KV-Modernisierungsgesetzes – Kritische Bestandsauf-
ahme“ eingebracht hat. Wir haben uns in dem Antrag,
er gleich zur Abstimmung stehen wird, ausschließlich
uf einen Punkt konzentriert. In Ihrem Antrag, zu dem
ur wenige Vorredner in der Sache gesprochen haben,
aben Sie ausgeführt – ich zitiere –:

Es ist gerechtfertigt, die Regelungen zur Erhebung
von Beiträgen auf Betriebsrenten und Direktversi-
cherungen im Hinblick auf deren Auswirkungen
und unter dem Aspekt der Wahrung des Vertrauens-
schutzes durch die Verfassungsressorts prüfen zu
lassen und den Deutschen Bundestag über das Er-
gebnis der Prüfung zu unterrichten.

enn Sie keine Bedenken hätten, dann hätten Sie diesen
ntrag nicht stellen müssen. Wenn Sie aber diese Beden-
en haben, dann könnten Sie unserem Antrag zustim-
en, weil sie durch seine Annahme ausgeräumt werden
ürden.


(Beifall bei der FDP)

An dieser Stelle abschließend ein Wort an die Regie-

ung: Wenn das Justizministerium bei der Gesundheits-
eform geschlafen hat, dann vermute ich, dass die Ant-
ort auf Ihren Antrag nicht anders ausfallen wird, als sie
isher ausgefallen ist. Die einzige Regelung, diesen Ver-
rauensbruch rückgängig zu machen und neue, dann aber
ifferenzierte, detailgenaue Beratungen aufzunehmen,
estünde darin, diesen Teil zurückzunehmen und über
iesen Aspekt neu zu beraten.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515411900

Möchten Sie antworten, Frau Kollegin Brüning? –

Nein. Dann schließe ich damit die Debatte.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

empfehlung des Ausschusses für Gesundheit und Soziale
Sicherung auf Drucksache 15/4451 zum Antrag der
Fraktion der FDP mit dem Titel „Zusätzliche Kranken-
und Pflegeversicherungsbeiträge bei Versorgungsbezü-
gen durch das GKV-Modernisierungsgesetz rückgängig
machen“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
Drucksache 15/2472 abzulehnen. Die Fraktion der FDP
hat namentliche Abstimmung verlangt. Jetzt müssen Sie
also über die Beschlussempfehlung des Ausschusses ab-
stimmen.

Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
vorgesehenen Plätze einzunehmen. – Ist das geschehen?
Sind alle Plätze besetzt? – Dann eröffne ich jetzt die Ab-
stimmung.

Darf ich hören, ob ein Mitglied des Hauses anwesend
ist, das seine Stimme noch nicht abgegeben hat?


(Zuruf: Ja!)

– Das ist offensichtlich der Fall. Dann warte ich noch ei-
nen Moment.

Zweiter Versuch: Ist ein Mitglied des Hauses anwe-
send, das noch nicht abgestimmt hat? – Ich sehe nicht,
dass sich jemand meldet. Dann schließe ich die Abstim-
mung.1)

Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit
der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstim-
mung wird Ihnen später bekannt gegeben.

Wir setzen die Beratungen fort.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 8 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten
Gesetzes zur Änderung des Seemannsgesetzes
– Drucksache 15/4638 –

(Erste Beratung 151. Sitzung)

a) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-


(9. Ausschuss)

– Drucksache 15/4744 –
Berichterstattung:
Abgordnete Anette Kramme


(8. Ausschuss)

– Drucksache 15/4745 –
Berichterstattung:
Abgordnete Volker Kröning

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1) Ergebnis Seite 14458 A

(C (D Hans-Joachim Fuchtel Anja Hajduk Otto Fricke Die Abgeordneten Wetzel, Börnsen nd Goldmann sowie der Parlamentarische Staatssekreär Andres haben darum gebeten, ihre Reden zu Protooll geben zu dürfen. Sind Sie damit einverstanden, dass ir so verfahren? – Dann machen wir das so. Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun esregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Änderung es Seemannsgesetzes. Der Ausschuss für Wirtschaft nd Arbeit empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 15/4744, den Gesetzentwurf in der Auschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen wolen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Darf ch das Stimmverhalten der CDU/CSU erfahren, oder timmen Sie nicht mit ab? – Es geht um den Gesetzenturf zur Änderung des Seemannsgesetzes. Stimmt die DU/CSU zu? – Es wäre doch schade gewesen, wenn ie nicht abgestimmt hätten. Wer stimmt dagegen? – ibt es Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in weiter Beratung einstimmig, mit den Stimmen des ganen Hauses, angenommen worden. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – timmt jemand dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist ieser Gesetzentwurf auch in der dritten Beratung eintimmig angenommen worden. Ich rufe Tagesordnungspunkt 9 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Michael Kretschmer, Ernst Hinsken, Dr. Peter Ramsauer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Mineralölsteuerentwicklung und Tanktourismus – Drucksache 15/4387 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst er Abgeordnete Otto Bernhardt. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Bei diesem Tagesordnungspunkt geht es um negative Nebenwirkungen der Ökosteuer. Sie wissen, die rot-grüne Mehrheit in diesem Hause hat 1999 im Alleingang die Ökosteuer eingeführt. Unsere Auffassung war von Anfang an, dass man so etwas nur EU-weit machen kann oder es lassen sollte. Leider sind Sie unseren Argumenten nicht gefolgt. Ich sage mit aller Deutlichkeit: Einer der Gründe, warum das Wirtschaftswachstum in Deutschland in den letzten Jahren deutlich niedriger war als in der Mehrzahl der anderen EU-Länder, ist die falsche Entscheidung Ihrer Mehrheit für die Ökosteuer. Heute geht es um einen Teilaspekt dieses Themas, der unter der Überschrift „Tanktourismus“ bekannt ist. Durch die Ökosteuer ist der Dieselkraftstoff in Deutschland der teuerste innerhalb der EU und bei den Benzinpreisen sind wir die Nummer zwei. Die Abweichungen zu benachbarten Staaten betragen bis zu 25 Cent bzw. 50 Pfennig pro Liter. Das heißt, wer über die Grenze fährt, hat die Möglichkeit, bei einer Tankfüllung 12,50 Euro zu sparen. Es kann nicht überraschen, dass dies in einzelnen Re gionen dazu geführt hat, dass Tausende von Bürgern kurz über die Grenze fahren und dort tanken. Die Folgen davon sind zum Teil katastrophal: Erstens. Über 100 Tankstellen in diesen Regionen sind inzwischen kaputtgegangen. Das bedeutet die Vernichtung von über 100 Existenzen. (Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Und Arbeitsplätzen!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)





(A) )


(B) )

Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1515412000

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Unglaublich!)


Wenn wir nichts unternehmen, werden in diesem Jahr
weitere 100 oder 200 Tankstellen in den Grenzregionen
schließen müssen.


(Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Der Finanzminister interessiert sich nicht einmal für diese Existenzen!)


Zweitens. Mehr als 1 000 Arbeitsplätze sind durch
diese Maßnahme vernichtet worden und wenn wir nicht
bald handeln, werden weitere Arbeitsplätze vernichtet.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: So ist das!)

Ein dritter Punkt müsste insbesondere die Grünen

nachdenklich stimmen: Natürlich führt dieser Tourismus
zu Staus an den jeweiligen Grenzen und damit zu erheb-
lichen Belastungen der Anwohner und der Umwelt. Ge-
rade in den letzten Monaten hat es wiederholt enorme
Protestaktionen gegeben.

Schließlich ein Punkt, der den Finanzminister beson-
ders interessieren müsste:


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Müsste! Wenn er zuhört!)


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(C (D ie Steuerverluste liegen bei rund 1 Milliarde Euro im ahr. Das, meine Damen und Herren, sind die Fakten! (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Nun gibt es natürlich auch in den Grenzregionen an-
erer Länder ähnliche Probleme, wenn sie auch nicht so
ravierend sind, weil die Benzin- und Dieselpreise dort
icht ganz so hoch sind. Wie Sie wissen, hat Italien als
rstes Land reagiert und gibt seinen Bürgern besondere
öglichkeiten, im Grenzbereich günstiger Benzin ein-
ukaufen. Frankreich plant eine ähnliche Regelung. Es
ann nicht überraschen, dass in manchen betroffenen
emeinden alle politischen Parteien dafür sind, dass bei
hnen besondere Lösungen eingeführt werden. Auch
enn es nicht unbedingt populär ist, sage ich als Finanz-
olitiker dazu ganz deutlich: Nein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ir können nicht auf der einen Seite immer kritisieren,
ass die Steuergesetzgebung zu kompliziert ist, und ei-
en Subventionsabbau fordern und auf der anderen Seite
urch solche Insellösungen neue Subventionen und in
rheblichem Umfang auch eine neue Bürokratie be-
chließen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Das kann niemand wollen!)


Deshalb kann unsere Antwort nur sein – dies steht
uch in unserem Antrag; wir bitten, ihm zuzustimmen –:
ie Bundesregierung muss endlich handeln. Sie muss
uf die EU-Länder einwirken, sodass die Steuern auf
enzin und Diesel stärker vereinheitlicht werden. Nur so
ann man das Problem ordnungspolitisch vernünftig lö-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der Finanzminister hat sich im Rahmen einer Klei-

en Anfrage sinngemäß geäußert, dass man wartet, bis
ie anderen auf dem gleichen Steuerniveau sind. Das
ird nichts. Wir werden eine Vereinheitlichung nur er-
eichen, wenn wir mit unseren Steuern ein Stück herun-
ergehen.
Abschließend sage ich: Wenn hier nicht bald gehan-

elt wird, dann werden noch in diesem Jahr einige
00 Existenzen mehr kaputtgehen und einige 1 000 Ar-
eitsplätze gefährdet. Dies kann nicht unser Ziel sein.
eshalb lautet unserer Bitte: Stimmen Sie unserem An-
rag zu, mit dem wir die Bundesregierung auffordern,
ndlich zu handeln.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515412100

Bevor wir die Debatte fortsetzen, gebe ich das von

en Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte
rgebnis der namentlichen Abstimmung über die Be-
chlussempfehlung des Ausschusses für Gesundheit und
oziale Sicherung zum Antrag der Abgeordneten
r. Thomae, Detlef Parr, Heinrich L. Kolb, weiterer Ab-
eordneter und der Fraktion der FDP mit dem Titel






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer

Volker Kröning
Dr. Hans-Ulrich Krüger

Horst Schmidbauer

(Nürnberg)


Barbara Wittig
Dr. Wolfgang Wodarg
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Rainer Fornahl

Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Dr. Uwe Küster

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ilvia Schmidt (Eisleben)

agmar Schmidt (Meschede)

einz Schmitt (Landau)


Waltraud Wolff

(Wolmirstedt)


Heidi Wright
Annette Faße Horst Kubatschka Ulla Schmidt (Aachen) Verena Wohlleben
„Zusätzliche Kranken- und Pfl
bei Versorgungsbezügen durc
rungsgesetz rückgängig mache

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 526;
davon

ja: 485
nein: 41

Ja
SPD
Dr. Lale Akgün
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Ernst Bahr (Neuruppin)

Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel (Berlin)

Klaus Barthel (Starnberg)

Sören Bartol
Sabine Bätzing
Uwe Beckmeyer
Klaus Uwe Benneter
Dr. Axel Berg
Hans-Werner Bertl
Petra Bierwirth
Lothar Binding (Heidelberg)

Kurt Bodewig
Gerd Friedrich Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann

(Hildesheim)


Hans-Günter Bruckmann
Edelgard Bulmahn
Marco Bülow
Ulla Burchardt
Dr. Michael Bürsch
Hans Martin Bury
Marion Caspers-Merk
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Karl Diller
Martin Dörmann
Peter Dreßen
Elvira Drobinski-Weiß
Detlef Dzembritzki
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Hans Eichel
Martina Eickhoff
Marga Elser
Gernot Erler

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n“ bekannt. Abgegebene

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(Wackernheim)

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abriele Hiller-Ohm
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(Darmstadt)

is Hoffmann (Wismar)

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hristian Müller (Zittau)

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r. Rolf Mützenich
olker Neumann (Bramsche)

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r. Wilhelm Priesmeier
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r. Sascha Raabe
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r. Carola Reimann
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r. Ernst Dieter Rossmann
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(C (D stimmt 486, mit Nein ha gab es keine. Damit ist nommen. arsten Schneider laf Scholz arsten Schönfeld ritz Schösser ilfried Schreck ttmar Schreiner rigitte Schulte einhard Schultz wen Schulz r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz rika Simm r. Cornelie SonntagWolgast olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer ita Streb-Hesse r. Peter Struck oachim Stünker örg Tauss ella Teuchner r. Gerald Thalheim olfgang Thierse ranz Thönnes ans-Jürgen Uhl üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger te Vogt r. Marlies Volkmer ans Georg Wagner edi Wegener ndreas Weigel etra Weis unter Weißgerber r. Ernst Ulrich von Weizsäcker r. Rainer Wend ildegard Wester ydia Westrich ge Wettig-Danielmeier r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein ürgen Wieczorek eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz rigitte Wimmer ngelbert Wistuba Vizepräsident Dr. Norbert Lammert Uta Zapf Manfred Helmut Zöllmer Dr. Christoph Zöpel CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Altmaier Artur Auernhammer Norbert Barthle Dr. Wolf Bauer Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Veronika Bellmann Dr. Christoph Bergner Otto Bernhardt Dr. Rolf Bietmann Clemens Binninger Renate Blank Peter Bleser Antje Blumenthal Dr. Maria Böhmer Jochen Borchert Wolfgang Börnsen Wolfgang Bosbach Dr. Wolfgang Bötsch Klaus Brähmig Dr. Ralf Brauksiepe Helge Braun Monika Brüning Georg Brunnhuber Verena Butalikakis Hartmut Büttner Cajus Julius Caesar Gitta Connemann Leo Dautzenberg Hubert Deittert Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Maria Eichhorn Rainer Eppelmann Anke Eymer Ilse Falk Dr. Hans Georg Faust Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Hartwig Fischer Dirk Fischer Axel E. Fischer (KarlsruheLand)


(Everswinkel)





(A) )


(B) )


(Reutlingen)


(Bönstrup)


(Schönebeck)


Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Georg Girisch
Michael Glos
Ralf Göbel

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laus Hofbauer
ubert Hüppe
usanne Jaffke
r. Peter Jahr
r. Egon Jüttner
artholomäus Kalb
teffen Kampeter
mgard Karwatzki
ernhard Kaster

(Bad Dürrheim)

olker Kauder
erlinde Kaupa
ckart von Klaeden
ürgen Klimke
ulia Klöckner
ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen
homas Kossendey
udolf Kraus
ünther Krichbaum
ünter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
erner Kuhn (Zingst)

r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

r. Norbert Lammert
elmut Lamp
arbara Lanzinger
arl-Josef Laumann
era Lengsfeld
erner Lensing
rsula Lietz
alter Link (Diepholz)

r. Michael Luther
orothee Mantel
rwin Marschewski

(Recklinghausen)

tephan Mayer (Altötting)

r. Conny Mayer (Freiburg)


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r. Martin Mayer

(Siegertsbrunn)

olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
aurenz Meyer (Hamm)

oris Meyer (Tapfheim)

aria Michalk
arlene Mortler
r. Gerd Müller
tefan Müller (Erlangen)

ernward Müller (Gera)

ernd Neumann (Bremen)

enry Nitzsche
ichaela Noll
laudia Nolte
r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
elanie Oßwald
duard Oswald
ita Pawelski
r. Peter Paziorek
lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
r. Friedbert Pflüger
eatrix Philipp
onald Pofalla
uprecht Polenz
aniela Raab
homas Rachel
ans Raidel
r. Peter Ramsauer
eter Rauen
hrista Reichard (Dresden)

atherina Reiche
laus Riegert
r. Heinz Riesenhuber
annelore Roedel
ranz Romer
r. Klaus Rose
urt J. Rossmanith
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
lbert Rupprecht (Weiden)

eter Rzepka
nita Schäfer (Saalstadt)

r. Wolfgang Schäuble
r. Andreas Scheuer
eorg Schirmbeck
ngela Schmid
ernd Schmidbauer
hristian Schmidt (Fürth)

ndreas Schmidt (Mülheim)

r. Andreas Schockenhoff
ernhard Schulte-Drüggelte
we Schummer
ilhelm Josef Sebastian
orst Seehofer
urt Segner
atthias Sehling
einz Seiffert
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
rika Steinbach
hristian von Stetten
ero Storjohann
ndreas Storm
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(C (D homas Strobl ena Strothmann ichael Stübgen ntje Tillmann deltraut Töpfer rnold Vaatz ndrea Astrid Voßhoff erhard Wächter arko Wanderwitz eter Weiß erald Weiß go Wellenreuther nnette Widmann-Mauz laus-Peter Willsch atthias Wissmann erner Wittlich agmar Wöhrl lke Wülfing olfgang Zeitlmann olfgang Zöller illi Zylajew ÜNDNIS 90/DIE RÜNEN erstin Andreae arieluise Beck olker Beck ornelia Behm irgitt Bender atthias Berninger rietje Bettin lexander Bonde kin Deligöz r. Thea Dückert utta Dümpe-Krüger ranziska Eichstädt-Bohlig r. Uschi Eid ans-Josef Fell atrin Göring-Eckardt infried Hermann eter Hettlich lrike Höfken ichaele Hustedt utta Krüger-Jacob ritz Kuhn enate Künast arkus Kurth ndine Kurth onika Lazar r. Reinhard Loske nna Lührmann erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei hrista Nickels riedrich Ostendorff laudia Roth rista Sager hristine Scheel mingard Schewe-Gerigk lbert Schmidt erner Schulz etra Selg rsula Sowa ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ans-Christian Ströbele ürgen Trittin Vizepräsident Dr. Norbert Lammert Wir wollen aber nicht ganz v preise zwischen 1989 und 1994 den. Diese 28 Cent sind in dem halten. (Beifall bei der SPD – Leo CSU]: Das war die M Sie schreiben in Ihrem Ant che Steuereinnahmen verloren Ausland tanken. Ich darf Ihnen meinem Wahlkreis ist, der im n der niederländischen Grenze lie (Zuruf von der FDP: S ergessen, dass die Sprit um 28 Cent erhöht wur aktuellen Preis noch ent Dautzenberg [CDU/ ineralölsteuer!)





(A) )


(B) )

rag weiter, dass beachtli-
gehen, weil die Leute im
kurz erklären, wie das in
ördlichen Münsterland an
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chöne Gegend!)

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ie in meinen Wahlkreis fah
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er Unterschied beim Spri
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ahre in einen Ort hinein un
3,9 Cent kostet. Da ich etwa
ehme ich mir vor, auf dem Rü
alb Stunden später beträgt
8,9 Cent. Ich denke, solche E
iese Preissprünge sind wesen
ie Franzosen regional ausgleic


(Beifall bei der SPD sowi des BÜNDNISSES 90 ren – ich habe wie Frau is –, wird Ihnen auffallen: tpreis macht mehr als siert oft Folgendes: Ich d sehe, dass der Diesel s knapp in der Zeit bin, ckweg zu tanken. Andertder Dieselpreis schon rlebnisse haben auch Sie. tlich höher als das, was hen wollen. e bei Abgeordneten /DIE GRÜNEN)

Marianne Tritz
Dr. Antje Vogel-Sperl
Dr. Antje Vollmer
Dr. Ludger Volmer
Margareta Wolf (Frankfurt)

Fraktionslose Abgeordnete
Martin Hohmann

Nein
FDP
Daniel Bahr (Münster)


Rainer Brüderle
Angelika Brunkhorst
Ernst Burgbacher
Helga Daub
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Otto Fricke
Horst Friedrich (Bayreuth)

Rainer Funke
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Joachim Günther (Plauen)

Dr. Karlheinz Guttmacher
Dr. Christel Happach-Kasan
Ulrich Heinrich

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Wir setzen die Debatte zum Tagesordnungspunkt 9
fort. Ich erteile das Wort der Kollegin Ingrid Arndt-
Brauer, SPD-Fraktion.


Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1515412200

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Ich denke, der vorliegende Antrag
„Mineralölsteuerentwicklung und Tanktourismus“ ist ei-
ner aus der langen Serie „Ökosteuer – nein danke“ von-
seiten der CDU/CSU, die wir jedes Jahr – anfangs mehr-
mals im Jahr, im Moment gibt es, so glaube ich, nur
einen pro Jahr – auf den Tisch bekommen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Richtig erkannt! – Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ermüdungserscheinungen!)


Ich denke, es wird langsam langweilig. Ich warte vor al-
len Dingen immer noch auf eine Aussage darüber, wie
Sie die 10 Milliarden Euro, die zum Beispiel im
Jahr 2003 in die Rentenkasse geflossen sind, aufbringen
wollen. Dazu habe ich noch keinen Vorschlag gehört.
Vielleicht machen Sie sich darüber einmal Gedanken
und sagen Sie uns das im nächsten Jahr.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wie viel ist denn in den Haushalt gekommen?)


Zurück zum Antrag. Es ist richtig, dass es die
Ökosteuer gibt. Dadurch erhöhten sich die Spritpreise
im Laufe der Jahre um 18 Cent.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Ach, nur um 18 Cent?)



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(C (D irgit Homburger r. Werner Hoyer ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb ellmut Königshaus udrun Kopp ibylle Laurischk arald Leibrecht na Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger arkus Löning irk Niebel ünther Friedrich Nolting Hans-Joachim Otto Eberhard Otto Detlef Parr Gisela Piltz Dr. Andreas Pinkwart Dr. Hermann Otto Solms Dr. Max Stadler Dr. Rainer Stinner Carl-Ludwig Thiele Jürgen Türk Dr. Claudia Winterstein Dr. Volker Wissing Genau, das ist eine schöne Gegend. – Dort ist es übich, dass die Bevölkerung der Niederlande zu uns heüberfährt – Frau Wülfing wird das wissen – und bei uns enzin und Super tankt, während die Bevölkerung aus em Münsterland in die Niederlande fährt und dort Dieel tankt. ie jugendliche Bevölkerung aus dem Münsterland fährt n die Niederlande, um Klamotten zu kaufen, während ie niederländische Bevölkerung ins Münsterland fährt, m Lebensmittel zu kaufen. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist Vergangenheit! – Ortwin Runde [SPD]: Das dient der Völkerverständigung!)


(Frankfurt)


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Tankte!)


s ist also ein munteres Hin- und Hergefahre, das die
traßen natürlich belastet – das ist keine Frage –, aber
en kleinen Grenzverkehr am Laufen hält und, so denke
ch, uns alle bereichert.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Und den Benzinverbrauch erhöht!)


Sie haben Lösungen angesprochen, die im Ausland
raktiziert werden. Ein Beispiel dafür ist Italien. Die
usnahmeregelung mit Drittstaaten in Italien läuft aus.
ach meinen Erkenntnissen gibt es auch keine Aussicht
uf Verlängerung. Da Deutschland von wenig Drittstaa-
en umgeben ist, wird bei uns die italienische Regelung
icht zum Erfolg führen.
Sie haben als weiteres Beispiel Frankreich ange-

ührt. Frankreich hat die Genehmigung bekommen, die
reise regional um höchstens 3,54 Cent zu senken. Da-
ei geht es allerdings nicht um die Grenzregionen. Wenn






(A) )



(B)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515412300

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Scheuer?


Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1515412400

Ja.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515412500

Bitte schön.


Andreas Scheuer (CSU):
Rede ID: ID1515412600

Frau Kollegin, es ist wunderbar und sehr nett, wenn

Sie aus der Lebenswirklichkeit Ihres Wahlkreises erzäh-
len.


(Beifall bei der SPD)

Ich bestreite auch nicht, dass Ihre Region schön ist. Aber
ich frage Sie: Sind Sie schon einmal im Grenzgebiet zu
Österreich gewesen?


Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1515412700

Ja.


Andreas Scheuer (CSU):
Rede ID: ID1515412800

Sind Sie schon einmal im Grenzgebiet zu Tschechien

gewesen? Sind Sie schon einmal im Grenzgebiet zu Po-
len gewesen? Wissen Sie, dass unsere Städte, die an der
Grenze liegen, massiv belastet sind?

Ich komme aus der unnachahmlich schönen Region
Passau. Bereits 6 bis 7 Kilometer vor der Grenze zu
Tschechien bilden sich in der Altstadt Autoschlangen zur
Tankstelle, weil aus dem Zollhäuschen an der Grenze in
Passau leider eine Tankstelle gemacht wurde. Wie re-
agieren Sie darauf? Diese Lebenswirklichkeit könnten
Sie auch einmal in Ihre Überlegungen einbeziehen. Mich
interessiert, was Sie bzw. die Bundesregierung dagegen
machen wollen.


Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1515412900

Sehr geehrter Herr Kollege, ich kenne Passau sehr

gut, Ich habe selber sechs Jahre in Bayern gelebt.

(Ortwin Runde [SPD]: Hört! Hört!)


Aber ich möchte dazu anmerken: An der österreichi-
schen Grenze wird wahrscheinlich nur getankt; im
Grenzgebiet in Polen wird zudem noch eingekauft. Das
können wir wohl nur verhindern, wenn wir die Grenzen
wieder dichtmachen. Das wollen Sie sicherlich nicht.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Die staatlich bedingten Preise müssen gesenkt werden!)


Es gibt ein Gefälle zu den Ländern im Osten und teil-
weise zu den Ländern im Süden, das sich aber nicht nur
beim Tanken bemerkbar macht. Dieses Gefälle kann
man in meinen Augen – das haben Sie in Ihrem letzten
Punkt vorgeschlagen – nur durch eine Harmonisierung
ausgleichen. Die Harmonisierung der Steuersätze ist das
Endziel. Das wird auch irgendwann kommen. Wenn wir
die Ökosteuer absenken, wird es den Tourismus weiter-

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(C (D in geben. Schließlich wird im Nachbarland nicht nur etankt. Ihr Antrag greift nur einen viel zu kleinen Teil es Problems heraus; er löst also das Problem als solches icht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Sehr gute Antwort!)


Zu dem, was Sie ansprechen, kann ich nur sagen: Wir
önnen zwar den Spritpreis beeinflussen. Aber ich ga-
antiere Ihnen, dass die Industrie die Preise durchsetzt,
ie sie am Markt erzielen kann. Das ist auch in den
achbarländern so. Das wird dazu führen, dass in den
achbarländern die Spanne immer kleiner wird, weil
ich so die Mineralölgesellschaften einen größeren Ge-
inn verschaffen können. Wenn wir die Preise senken,
ird das nicht dazu führen, dass keiner mehr zum Tan-
en ins Ausland fährt. Im Gegenteil: Die Spannen wer-
en bleiben. Es wird immer Unterschiede geben. Die
nterschiede gibt es bereits innerhalb einer Stadt. Ich
undere mich immer wieder – das ist aber Fakt –, dass
ankstellen in räumlicher Nähe Preise mit einem Unter-
chied von 3 Cent am Markt durchsetzen können.
Sie sind doch eigentlich auf der Seite der Deregulierer

nd da sollten Sie auch bleiben.Wir machen es ähnlich:
ir lassen alles, wie es ist.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wenn die Tankstellen kaputtgehen, freut ihr euch auch!)


ir freuen uns, wenn

(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wenn die Tank stellen kaputtgehen!)

enschen aus den Nachbarländern zu uns einkaufen
ommen. Menschen aus dem gesamten Norden Europas
aufen bei uns Alkoholika ein. Dagegen haben Sie an-
cheinend nichts einzuwenden und fordern nicht irgend-
elche Sondersteuern.


(Zuruf von der CDU/CSU: Für Sondersteuern sind Sie verantwortlich!)


ir hoffen auf eine zügige Umsetzung der Energiesteu-
rrichtlinie durch die benachbarten Mitgliedstaaten. Wir
enken, es wird über kurz oder lang eine Harmonisie-
ung geben. Darauf freuen wir uns.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Aber keine Alleingänge!)


is dahin werden wir mit der Ökosteuer ebenso gut le-
en wie in den vergangenen Jahren. Vielleicht fällt Ihnen
ächstes Jahr, wenn Sie einen Antrag zur Ökosteuer stel-
en, auch etwas zur Gegenfinanzierung ein.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Zum Herbst!)

arauf freuen wir uns alle. In diesem Sinne: Einen schö-
en Abend noch.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Frohes Tanken!)

)






(A) )



(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515413000

Nächster Redner ist der Kollege Joachim Günther für

die FDP-Fraktion.


Joachim Günther (FDP):
Rede ID: ID1515413100

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Stellen Sie sich einmal vor, Sie wohnen in einer
grenznahen Region und im Nachbarland ist vieles we-
sentlich billiger, das Einkaufen, wie in Polen, oder das
Tanken, wie in fast allen Ländern um uns herum. Das
Ganze verbinden Sie dann noch mit einem schönen Fa-
milienausflug und schon scheinen alle glücklich zu sein.
Aber der Schein trügt. Das ist das Problem: Dadurch
kommt zwar ein Teil unserer Bevölkerung in eine güns-
tige Situation, aber ein anderer Teil wird in eine existen-
zielle Krise gestürzt. Unserem Land gehen allein durch
den Tanktourismus – das kann man der Presse entneh-
men – im Jahr rund 1,5 Milliarden Euro verloren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Leider wahr!)


Deutschlands Steuerpolitik erlebt ein weiteres Desaster.
Ich nenne die rund 5 000 Arbeitsplätze im Tankstellen-
gewerbe und, was in Ihrem Antrag, der sich auf Tank-
stellen bezieht, natürlich nicht enthalten ist, den Bereich
Handel, Handwerk und Gewerbe. Sie sind durch diese
ideologisch verbohrte Steuerpolitik von Rot-Grün be-
droht. Kaum ist die Maut – hier muss man sagen: bisher
ohne Kompensation – auf den Weg gebracht, schon spre-
chen unsere so genannten Ökogutmenschen von einer
weiteren Verteuerung im Mineralölbereich.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diese Unterschiede, die zu den Nachbarländern beste-
hen, hat mein Kollege von der CDU/CSU bereits darge-
legt. Die menschlichen Schicksale, die viele unserer
Bürger im grenznahen Raum erleiden müssen, scheinen
einigen hier ein kleineres Übel zu sein als das Einge-
ständnis,


(Zuruf von der CDU/CSU: Traurig!)

dass diese Ökosteuer eine verfehlte Politik war.

Als ich vor Monaten die erste Sonderregelung für
grenznahe Gebiete forderte, verschanzte man sich hin-
ter der typischen Ausrede, das sei mit der EU nicht
machbar. Inzwischen schlagen aber andere Bereiche
ebenfalls Alarm. Schauen Sie sich die Einzelhändler, die
Gastronomen, die Bäcker an: Viele sind durch diesen
Tanktourismus unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen
worden und viele kämpfen um ihre Existenz.

Nun kann man allgemein dazu sagen, dass es das
schon immer gab, dass im Ausland Dinge billiger als
hier sind; aber diese Antwort ist zu leicht. Es mag sein,
dass es Preisunterschiede gibt; es mag sein, dass es Ge-
haltsunterschiede gibt. Die Grenzen wollen wir deshalb
nicht dichtmachen. Aber die Steuerunterschiede, die hier
hervorgerufen wurden, hat Deutschland allein zu verant-
worten. Wir haben die Chance, hieran etwas zu ändern.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Vor allem die Ökosteuer – sie ist bereits mehrfach anesprochen worden – hat sich inzwischen zu einem Buerang und zu einem Preistreiber für unsere Wirtschaft ntwickelt. Es ist endlich Zeit, auf diesem Weg umzuehren und Veränderungen herbeizuführen. Beim Tankourismus heißt das: Abschaffung der Ökosteuer, um onkurrenzfähig zu werden. Wenn das aufgrund des aushaltes im Moment nicht möglich ist, dann muss an, selbst wenn es bürokratisch ist, einen Sonderweg ehen. Die Italiener haben es uns in einer schwierigen ituation vorgemacht, wenn auch die Maßnahme vieleicht nicht verlängert wird; aber sie haben erst einmal eholfen. Das ist ein Punkt, den wir angehen müssen. ie sind einfach kreativer in Brüssel. In Frankreich disutiert man über ähnliche Dinge. Wer genau hinschaut, eiß, was sie im Hinterkopf haben. Auch sie wollen dieen Tanktourismus abschöpfen. Aus unserer Sicht sind Sonderregelungen nicht der roße Wurf. Wir brauchen eine radikale Steuerreform, amit es in unserem Land wieder vorangeht. Unsere raktion hat dafür ein Modell vorgelegt. Die Chance um Neuanfang – das werden wir deutlich machen – ird 2006 sein. Bis dahin werden aber noch viele Menchen in den Grenzregionen einiges Leid ertragen müsen. Deshalb fordern wir die Bundesregierung auf, umehend Maßnahmen zu ergreifen, um den Steuerabfluss u verhindern und die Energiekosten in Deutschland ieder auf ein europäisch verträgliches Maß zu bringen. Danke schön. Nächster Redner ist der Kollege Peter Hettlich, Bünd is 90/Die Grünen. Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin en und Kollegen! Wieder einmal – zum wievielten Mal igentlich? – (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: So lange, bis sich etwas ändert!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515413200
Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1515413300

teht das Thema Ökosteuer, dieses Mal in Verbindung
it dem Tanktourismus, auf der Tagesordnung. Gerecht-
ertigt wird die erneute Diskussion seitens der Opposi-
ion mit einer Korrelation zwischen Ökosteuer, Tanktou-
ismus und dem Wegfall von Arbeitsplätzen in
renznahen Regionen. Einer genauen Betrachtung hält
iese Behauptung allerdings nicht stand, schon gar nicht
ann, wenn die Aspekte gesamtwirtschaftlich betrachtet
erden.
Zwischen den Jahren 1989 und 1994 wurde die Mine-

alölsteuer, wie die Kollegin von der SPD-Fraktion
ben schon gesagt hat, durch die damalige Bundesregie-
ung Kohl um umgerechnet 28 Cent erhöht. Begründet
urde diese Maßnahme damit, dass die einigungsbe-
ingten Zusatzkosten für die Modernisierung und Erwei-
erung der Verkehrsinfrastruktur in den neuen Bundes-
ändern diese Erhöhung erforderlich mache.


(Zuruf von der CDU: Das war ja auch so!)







(A) )



(B) )


Peter Hettlich

So weit, so gut. Ich kann mich jedenfalls nicht mehr

an große Proteste in der Öffentlichkeit erinnern, obwohl
der damalige Betrag das Doppelte der von Ihnen ach so
gescholtenen Ökosteuer ausmachte.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Für den Verkehr benutzt und nicht zum Fenster rausgeschmissen!)


– Das ist doch Quatsch. – Diese Steuererhöhung wurde
damals akzeptiert, weil die Einsicht vorhanden war, dass
die Wiedervereinigung nicht zum Nulltarif zu haben war
und deshalb auch außergewöhnliche Anstrengungen sei-
tens der Steuerzahler wie die Einführung des Solidarzu-
schlag erforderlich waren.

Es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, dass der
Kollege Michelbach von der CSU noch in der letzten
Woche die sofortige totale Abschaffung des Solidarzu-
schlags gefordert hat. Damit hätten wir dann eine wei-
tere Lücke. Wir schaffen die Ökosteuer ab, wir schaffen
den Solidarzuschlags ab. Dann sind wir bei einer Lücke
von 20 Milliarden Euro angekommen. Allerdings müs-
sen Sie mir erklären, wie Sie das gegenfinanzieren wol-
len.

Bei der Sozialversicherung hat die Regierung Kohl
der Mut verlassen. Da waren Sie nicht konsequent. Sie
haben nicht, wie es hätte sein müssen, die einigungsbe-
dingten Mehrkosten bei der Sozialversicherung über
Steuern finanziert, sondern haben die Beiträge weiter er-
höht. Seit 1989 sind die Sozialversicherungsbeiträge um
insgesamt 7 Prozent gestiegen. Damit wurde der Faktor
Arbeit erheblich verteuert. Das trug zu einem nicht uner-
heblichen Teil zu den aktuellen Problemen am Arbeits-
markt bei.

Unabhängig davon haben wir als Grüne schon lange
vor der Endlichkeit der Erdölreserven und den negativen
Folgen der verkehrsbedingten Emissionen gewarnt.
Lange Zeit hat sich aber nichts geändert.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das wird noch teurer werden! Wie war das denn mit den 5 Mark?)


– Warten Sie mal ab! – Der Mineralölverbrauch und da-
mit auch die Emission klimaschädlicher Gase stiegen
weiter an.

Wir haben uns im Jahre 1998 mit unserem Koalitions-
partner SPD darauf verständigt, diesem Prozess durch
ein geeignetes Lenkungsinstrument entgegenzuwirken,
statt dabei einfach nur weiter zuzusehen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Mit 2,50 Euro sind wir demnächst bei diesen 5 Mark!)


Mit der Ökosteuer ist uns dies in zweierlei Hinsicht
gelungen. Zum einen stagnieren die Jahresfahrleistungen
und der Mineralölverbrauch in Deutschland bzw. steigen
nur noch in geringem Maße. Zum anderen wurden die
Einahmen aus der Ökosteuer dazu verwendet, den Ren-
tenversicherungsbeitrag zu senken und auf einem Ni-
veau von derzeit 19,5 Prozent zu halten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D aran, liebe Kolleginnen und Kollegen, sollten Sie sich mmer erinnern, wenn Sie die hohen Differenzen bei der ineralölbesteuerung zwischen Deutschland und einien unserer Nachbarländer beklagen. Nun zum Thema Tanktourismus. Das ist kein neues hema; denn das war schon vor 1989 ein Thema in den renzgebieten von Luxemburg, die ich recht gut kenne. aran hat sich bis heute nichts geändert, wobei der anktourismus im Bereich von Luxemburg natürlich loal begrenzt ist. (Elke Wülfing [CDU/CSU]: Hatten wir inzwischen eine EU-Erweiterung?)


Anders sieht es in den Grenzgebieten von Polen und
er Tschechischen Republik aus. Hier besteht auf den
rsten Blick zunächst einmal ein mengenmäßig größeres
roblem. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, haben
ie sich schon einmal überlegt, was die Tankpreise in
olen oder in der Tschechischen Republik für die dortige
evölkerung bedeuten? Für die sind das beileibe keine
ünstigen Treibstoffpreise. Würde man das Durch-
chnittseinkommen der Polen oder der Tschechen zu den
ortigen Treibstoffpreisen in Relation setzen, dann er-
ielte man einen Äquivalenzpreis, der in Deutschland ei-
em Preis von 2,50 Euro pro Liter entspräche.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Also doch 5 Mark!)


Rechnen Sie das einfach einmal nach! Aber das krie-
en Sie offenbar nicht hin.


(Zurufe von der CDU/CSU: Doch!)

ollen Sie allen Ernstes, dass in Polen und in der Tsche-
hischen Republik die Mineralölsteuer auf das deutsche
iveau angehoben wird? – Nein, das wollen Sie nicht.
ber Sie wollen die Ökosteuer abschaffen; denn Tank-
onderzonen wollen Sie ja nicht. Das hat der Kollege
ernhardt eben ausgeschlossen. Dann sollten Sie den
ürgerinnen und Bürgern aber auch reinen Wein ein-
chenken und ihnen sagen, dass dann eben demnächst
it Rentenversicherungsbeiträgen von mehr als
1 Prozent zu rechnen ist, und sollten sagen, welche
irkungen auf die Arbeitsplätze eintreten würden. Sie
issen doch genau, dass eine Senkung der Beiträge um
Prozentpunkt zwischen 30 000 und 60 000 Arbeits-
lätze schafft. Umgekehrt würde eine Steigerung der
eiträge also zwischen 30 000 und 60 000 Arbeitsplätze
ernichten. Haben Sie darauf eine Antwort? – Nein.
Wann stellen Sie eigentlich eine Anfrage zum Friseur-

ourismus, zum Lebensmitteltourismus, zum Biertouris-
us? Mir fallen auch noch andere grenznahe Dienstleis-
ungen ein, die ich jetzt aber nicht benennen will.


(Unruhe bei der CDU/CSU)

ollen Sie auch dafür Sonderregelungen oder Chipkar-

en haben? – Nein, auch das wollen Sie nicht. Sie for-
ern in Ihrem Antrag immer noch die Einführung des
talienischen Chipkartenmodells, obwohl Sie wissen,
ass die EU-Energierichtlinie dieses Modell gar nicht
ehr zulässt.






(A) )



(B) )


Peter Hettlich

Sie haben keine Antworten auf diese Fragen. Das er-

innert mich an meine alte Englischlehrerin, die in sol-
chen Fällen immer sagte: Kommen Sie mir bloß nicht
mit Argumenten!

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515413400

Die letzte Bemerkung war sicherlich keine Aufforde-

rung an den letzten Redner in dieser Debatte. Das Wort
hat der Kollege Ernst Hinsken für die CDU/CSU-Frak-
tion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1515413500

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Für den tausendfachen Tanktourismus in der Bundesre-
publik Deutschland


(Ute Kumpf [SPD]: Hunderttausende!)

trägt einzig und allein die Bundesregierung die Verant-
wortung.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Insbesondere der Tanktourismus im Grenzland brennt
uns auf den Nägeln. Wir bekommen fast täglich Hilfe-
rufe betroffener Tankstellen. Monat für Monat schließen
Tankstellen in diesen Regionen. Nach Angaben des Mi-
neralölwirtschaftsverbandes sind bisher insgesamt
300 Tankstellen von der Schließung betroffen. Umsatz-
einbrüche von bis zu 80 Prozent sind keine Seltenheit.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515413600

Herr Kollege Hinsken, schon zu diesem frühen Zeit-

punkt möchte der Kollege Rose Ihnen eine Zwischen-
frage stellen.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1515413700

Ja.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515413800

Trotz der Überraschung wird die Zwischenfrage

genehmigt. – Bitte schön, Herr Kollege.


Dr. Klaus Rose (CSU):
Rede ID: ID1515413900

Herr Präsident! Da er mit seiner Feststellung Recht

hat, dass einzig und allein die Bundesregierung die
Schuld trägt, möchte ich den lieben Kollegen Hinsken
fragen, ob er bereit wäre, zu bestätigen, dass die CSU-
Landesgruppe spätestens seit der Verabschiedung des
rot-grünen Gesetzes zum Einstieg in die ökologische
Steuerreform vom 24. März 1999 auf die schädlichen
Auswirkungen auf die Wirtschaft – besonders auf die
Energie verbrauchende Wirtschaft – aufmerksam ge-
macht hat, dass auch ich persönlich in vielen parlamen-
tarischen Anfragen – beispielsweise im Januar 2003, im
August 2003,

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(C (D (Unruhe bei der SPD – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Herr Präsident, ich verstehe den Redner nicht! – Gegenruf der Abg. Ute Kumpf [SPD]: Sie kennen doch die Frage, Herr Hinsken! Sie müssen nur Ja sagen!)


m Januar 2004, im März 2004 oder im Juni 2004 – ein
mdenken der Bundesregierung wegen des Riesenpro-
lems des Tanktourismus gefordert habe und dass die
undesregierung bisher alle entsprechenden Vorstöße
nd Vorschläge kaltherzig abgeschmettert hat?


(Zurufe von der SPD: Oh!)

ären Sie bereit, das zu bestätigen? Ein klares Ja reicht
ir.

Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1515414000

Selbstverständlich, Herr Kollege Rose. Sie treffen den
agel auf den Kopf. Die Probleme des Grenzlands und
uch der Tankstellenbesitzer wurden ebenso wie die Be-
astung durch die Ökosteuer von der Bundesregierung
isher immer wieder negiert. Deshalb pflichte ich Ihnen
ei, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, dass die
nternehmen in Deutschland – gerade auch mittelständi-
che Betriebe im Grenzland – jährlich bis zu
0 Milliarden Euro zusätzlich aufbringen müssen. Das
st eine Benachteiligung. Eine solche Kostenbelastung
ann nicht ohne weiteres getragen werden. Insofern bin
ch Ihnen für Ihre Zwischenfrage dankbar, weil sie den
agel auf den Kopf trifft


(Lachen bei der SPD)

nd bestätigt, dass die Bundesregierung nichts für den
ereich übrig hat, um den es heute geht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Viele der 1 200 Tankstellen in diesem Bereich stehen

uf der Kippe. 5 000 Arbeitsplätze sind in Gefahr. Aus
iner Studie der Universität Leipzig geht hervor, dass
ährlich Steuerausfälle in Höhe von über 1 Milliarde
uro zu verzeichnen sind. Die Mineralölsteuer erbrachte
it 43,2 Milliarden Euro rund die Hälfte aller Bundes-
teuern. Hauptursache für den Tanktourismus ist aber
icht die Mineralölsteuer – diese gibt es auch in anderen
ändern –, sondern die Ökosteuer, die Benzin und Die-
el in Deutschland um gut 15 Cent pro Liter verteuert
at. Im Jahr 2000 lag der Unterschied noch bei 3 Cent;
etzt beträgt er das Vierfache. Diesel ist mit Ausnahme
er Schweiz in Deutschland am teuersten. Benzin ist au-
er in den Niederlanden überall deutlich günstiger als
ei uns. Entlang der deutschen Grenze zu Belgien,
uxemburg, den Niederlanden, Österreich, Polen und
schechien nimmt der Tanktourismus deshalb zu. Die
undesregierung steckt den Kopf in den Sand.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: In den Tank!)

abei könnte sie so viel Geld einnehmen.
Frau Staatssekretärin Hendricks, wie kann man ange-

ichts leerer Kassen zulassen, dass das Geld wegen der
kosteuerbelastung ins Ausland fließt, statt es in der
undesrepublik Deutschland zu halten?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Joachim Günther [Plauen] [FDP])







(A) )



(B) )


Ernst Hinsken

Das Wichtigste ist, dass Sie endlich etwas dagegen tun.

Die Antwort der Bundesregierung auf unsere Anfrage
zeigt, dass sie viel zu wenig über den Tanktourismus
weiß. Fehlanzeige Nummer eins: Keine Information
über die Anzahl der Tankstellen in den Grenzregionen!
Fehlanzeige Nummer zwei: Keine Aussagen darüber,
wie viele Tankstellen bereits schließen mussten, wie
viele Arbeitsplätze dabei verloren gingen und wie hoch
die Steuerausfälle sind! Die Beantwortung der Fragen,
die meine Kolleginnen und Kollegen gestellt haben, ist
mangelhaft. Während sich die Bundesregierung weigert,
etwas zu tun, haben andere Staaten längst reagiert.


(Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Wie denn?)

– Das ist schon von meinem Vorredner, dem Kollegen
Bernhardt, gesagt worden. Er hat den Finger auf die of-
fene Wunde gelegt. Wenn Sie in der Lage sind, dem zu
folgen, was er ausgeführt hat, dann wissen Sie auch, wo
Unterschiede und Benachteiligungen für uns bestehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich halte es für unmöglich, dass die Bundesminister

Eichel und Clement gegen den französischen Vorstoß
nichts unternehmen und daraus keine Konsequenzen zie-
hen. Sie lassen die deutschen Unternehmen im Stich,
obwohl es eine Möglichkeit gäbe. Mitte 2003 hat Bun-
desminister Clement der Forderung der Interessenge-
meinschaft mittelständischer Mineralölverbände das
Wort geredet und sich für eine Senkung des Mineralöl-
steuersatzes zugunsten grenznaher deutscher Tankstellen
ausgesprochen. Gemacht hat er aber bisher nichts. Klein-
laut hat er sich zurückgezogen, obwohl er die Hoffnung
geweckt hat, dass er das Problem erkannt hat und lösen
will.

Wäre der politische Wille vorhanden, würde nicht
wochenlang, ja sogar monatelang geprüft, sondern end-
lich gehandelt. Der Freistaat Bayern hat bereits im Bun-
desrat die Bundesregierung aufgefordert, sich endlich
des Problems anzunehmen. Aber es herrscht Schweigen
im Walde. Sie tun einfach nichts. Sie verzögern und hal-
ten hin und sehen tatenlos zu, dass viele Existenzen vor
die Hunde gehen, obwohl die betroffenen Menschen um
jeden Pfennig ringen. Es ist aber noch viel schlimmer
– ich muss es leider noch einmal sagen –: Man schafft
damit die Voraussetzungen dafür, dass weiterhin Hun-
derte Millionen, vielleicht sogar 1 Milliarde Euro ins
Ausland abwandern, obwohl diese Gelder dringend in
der Bundesrepublik Deutschland benötigt werden.

Fragen Sie einmal die Grenzlandabgeordneten – ob
das nun der Kollege Scheuer, der vorhin eine Zwischen-
frage gestellt hat, die Kollegin Kaupa oder der Kollege
Dr. Klaus Rose ist –, die sich täglich mit diesem Thema
auseinander setzen müssen! Fragen Sie die Kollegen aus
den neuen Bundesländern wie Kollegin Veronika
Bellmann, die ebenfalls den Finger auf die offene
Wunde gelegt hat! Fragen Sie die Mitglieder des Finanz-
ausschusses, die sich mit dem Thema eingehend be-
schäftigt haben! Leider Gottes ist festzustellen, dass Sie
nicht bereit sind, das Notwendige und Erforderliche zu
tun.

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(C (D Zum Schluss möchte ich Folgendes anmerken: Die undesregierung ist in der Pflicht, die in dem Antrag einer Fraktion enthaltenen Forderungen umzusetzen nd erstens Maßnahmen gegen die im europäischen Verleich viel zu hohe Energiebesteuerung in Deutschland u ergreifen, zweitens den enormen Abfluss an Steuerinnahmen durch den von ihr verursachten Tanktourisus in die Nachbarschaften durch entschiedenes und raches Handeln auf EU-Ebene einzudämmen und drittens ie Harmonisierung der Mineralölsteuersätze in Europa oranzutreiben. Ich darf Ihnen versichern: Wir werden icht ruhen und weiterhin bohren; denn wir sind als Abeordnete aus dem Grenzland in besonderem Maße beechtigt, auf solche Missstände hinzuweisen, nach dem echten zu sehen und so lange den Finger auf die offene unde zu legen, bis endlich gehandelt wird. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 15/4387 an die in der Tagesordnung aufgeührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einerstanden? – Das ist offenkundig der Fall. Dann ist die berweisung so beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 11 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr, Bauund Wohnungswesen richtung durch die Bundesregierung Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Europäischen Wirtschaftsund Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen Entwicklung einer thematischen Strategie für städtische Umwelt KOM – Drucksachen 15/2793 Nr. 2.25, 15/4280 – Berichterstattung: Abgeordneter Peter Götz Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Dazu erebt sich kein Widerspruch. Dann ist das so vereinbart. Ich eröffne die Aussprache und erteile zunächst dem arlamentarischen Staatssekretär Achim Großmann das ort. Ac Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Mit ihrer Mitteilung vom Februar 2004 „Enticklung einer thematischen Strategie für städtische mwelt“ will die Europäische Kommission Ursachen on Umweltproblemen in europäischen Städten angeen. Die Mitteilung soll, so die Kommission, eine erste Parl. Staatssekretär Achim Großmann Stufe für die Entwicklung einer speziellen Strategie zur Bewältigung städtischer Umweltprobleme darstellen. Grundlage für die Thematisierung umweltbezogener städtischer Fehlentwicklungen ist das 6. Umweltaktionsprogramm der Europäischen Gemeinschaft mit dem Titel „Umwelt 2010: Unsere Zukunft liegt in unserer Hand“. Die Entwicklung dieser Strategie ist eine von insgesamt sieben thematischen Strategien zur Bewältigung von Umweltproblemen auf europäischer Ebene, die ein ganzheitliches Konzept für ökologische Fragen bilden sollen. Das Globalziel der thematischen Strategie ist die Verbesserung der Umwelteffizienz und der Lebensqualität in städtischen Gebieten, um ein gesundes Lebensumfeld für die Stadtbewohner in Europa zu gewährleisten. Der ökologische Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung soll gestärkt und gleichzeitig sollen wirtschaftliche und soziale Fragen berücksichtigt werden. Die Strategie konzentriert sich auf vier Querschnittsthemen: nachhaltige Städtepolitik, städtischer Nahverkehr, nachhaltiges Bauen und nachhaltige Stadtentwicklung. Die lokalen Entscheidungsträger aller europäischen Städte und Gemeinden sind im Rahmen dieser Strategie angesprochen. Als Kern der Strategie schlägt die Europäische Kommission in Bezug auf nachhaltige Städtepolitik und nachhaltigen städtischen Verkehr für Hauptstädte und Städte mit über 100 000 Einwohnern die Aufstellung spezieller Pläne vor. Mit dieser Mitteilung verdeutlicht die Kommission, dass sie eine Reihe von gesetzlichen Vorschriften auf EU-Ebene zu diesem Thema erwägt, die deutsche Regelwerke verkomplizierten und letztlich ineffektiv machten. Des Weiteren würde die kommunale Planungshoheit unvertretbar eingeengt. So möchte die Kommission offenbar umweltpolitische Rechtsvorschriften vorschlagen, die die Bodennutzung, den Städtebau und die Raumordnung berühren. Das Städtebaurecht würde damit in Teilen von der nationalen auf die europäische Ebene verlagert und die kommunale Planungshoheit würde voraussichtlich erheblich eingeschränkt werden. Im Hinblick auf die Strukturund Kohäsionspolitik beabsichtigt die Kommission eine teilweise Ausweitung dieser Politik über die benachteiligten und strukturschwachen Regionen hinaus auf Städte in vergleichsweise strukturstarken Gebieten. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Nachhaltigkeit des Bauens und der Flächennutzung greifen darüber hinaus wesentlich in städtebauund wohnungspolitische Belange ein, da eine restriktive Flächenausweisung negative Auswirkungen auf Bauleitplanung, Wohnungsversorgung und Bauwirtschaft haben kann. Das Gleiche gilt für die Gewerbeansiedlung. Damit wäre auch eine erhebliche Beeinträchtigung des wirtschaftlichen Wachstums verbunden. Im Übrigen hat die Kommission keine Kompetenzen für städtebauliche und wohnungspolitische Maßnahmen und sie sollte nach deutscher Auffassung auch keine erhalten. Angesichts der inzwischen engmaschigen Umweltrechtsetzung der EU und offenkundiger Haushaltsund Vollzugsengpässe besteht derzeit – unabhängig von dem h B n d d b W s t b n e q d z B K m t I M e a V r g W w p s d R e Z t D t d m p P s b ö B i l d (C (D ier sicher relevanten Subsidiaritätsprinzip – auch kein edarf an neuen Initiativen der Kommission. Ich erinere in diesem Zusammenhang nur an die Umsetzung er so genannten EU-Umgebungslärmrichtlinie, über die erzeit im Vermittlungsverfahren beraten wird. (Peter Götz [CDU/CSU]: Das wird ja auch aufgeblasen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515414100
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1515414200




(A) )


(B) )


Aus deutscher Sicht sind zusätzliche rechtlich ver-
indliche Vorgaben der Kommission nicht der richtige
eg zu einem effektiven und bürgernahen Umwelt-
chutz, sondern führen eher zu zusätzlichem bürokra-
ischen Aufwand bei der Bewältigung der Umweltpro-
leme in den Städten. Die bestehenden Instrumente auf
ationaler und europäischer Ebene sind hinreichend ge-
ignet, das Globalziel einer Verbesserung der Lebens-
ualität in städtischen Gebieten zu erreichen. Die Bun-
esregierung hat der Kommission in ihrer Stellungnahme
u dieser Mitteilung die von mir gerade beschriebenen
edenken und Vorbehalte mitgeteilt.
Die Bundesregierung begrüßt also das Anliegen der
ommission. Dies darf aus unserer Sicht jedoch nicht
it einer Einschränkung der kommunalen Selbstverwal-
ung einhergehen.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Warum begrüßt die Bundesregierung dann das Anliegen?)


n der vorliegenden Form lehnt die Bundesregierung die
itteilung der Kommission ab und plädiert allenfalls für
ine unverbindliche Empfehlung auf freiwilliger Basis.
Nur in Klammern sei hinzugefügt – ich kann das hier

ufgrund der kurzen Redezeit nicht weiter ausführen –:
ieles ist bei uns schon nationales Recht; ich habe be-
eits darauf hingewiesen. Natürlich unternehmen wir
roße Anstrengungen, weniger Fläche zu verbrauchen.
ir betreiben eine integrierte Städtebau- und Stadtent-
icklungspolitik, in der die ökologischen Gesichts-
unkte eine große Rolle spielen. Wir sind hierbei insge-
amt, glaube ich, sehr gut aufgestellt.
Der EU-Umweltrat hat am 14. Oktober 2004 die von

er niederländischen Präsidentschaft vorgeschlagenen
atsschlussfolgerungen zur Mitteilung der Kommission
instimmig angenommen. Wichtig erscheint in diesem
usammenhang, dass diese Schlussfolgerungen bedeu-
ende Elemente der deutschen Stellungnahme aufgreifen.
azu gehören: erstens das Subsidiaritätsprinzip, zwei-
ens der Verweis auf bestehende Rechtsvorschriften,
rittens die Freiwilligkeit von Aktionen und Maßnah-
en sowie viertens vonseiten der Kommission die Über-
rüfung der Frage, ob Umweltmanagementpläne und
läne für einen nachhaltigen Stadtverkehr notwendig
ind.
Für die Stadtentwicklung in Deutschland ist es von

esonderer Wichtigkeit, das Zieldreieck von sozialen,
konomischen und ökologischen Anliegen ständig im
lick zu behalten. Unsere städtebaulichen Instrumente
n Deutschland sind so ausgerichtet, dass diese Entwick-
ung zukunftsfähig gestaltet werden kann. Wir sollten an
iesen bewährten Instrumenten festhalten.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Achim Großmann

Die politische und planerische Herausforderung ist,

Lösungen zu finden, die – ich will es noch einmal beto-
nen – für ökonomische, für soziale und für Umweltanlie-
gen gleichermaßen einen Gewinn bringen. Den Mehr-
wert für alle drei Bereiche sollten wir nicht zugunsten
eines einzigen Anliegens opfern.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515414300

Ich gratuliere dem Parlamentarischen Staatssekretär

Großmann zur Punktlandung bei seiner Redezeit

(Renate Blank [CDU/CSU]: Nur zur Redezeit, aber nicht zum Inhalt!)

und erteile nun dem Kollegen Peter Götz für die CDU/
CSU-Fraktion das Wort.


Peter Götz (CDU):
Rede ID: ID1515414400

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Wir behandeln heute, Herr Staatssekretär, eine Vor-
lage der Europäischen Kommission, die für den Umgang
Brüssels mit der kommunalen Selbstverwaltung in
Deutschland typisch ist. Unter dem Vorwand der Um-
weltpolitik versucht die Kommission ständig, schlei-
chend Teile des Städtebaurechts von der nationalen auf
die europäische Ebene zu verlagern. Dagegen sollten wir
uns eindeutig wehren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Europäische Kommission verfügt über keinerlei
Kompetenzen im Bereich der Stadtentwicklung.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Richtig!)

Wir sollten dies vielleicht deutlicher sagen, Herr Staats-
sekretär, als Sie es eben zum Ausdruck gebracht haben.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Vor allem gegenüber Brüssel!)


CDU und CSU wollen nicht, dass die kommunale Pla-
nungshoheit durch die Europäische Kommission ausge-
höhlt wird. In Deutschland sind die Städte und Gemein-
den sehr wohl in der Lage, ihre städtebauliche
Erneuerung und Entwicklung im Rahmen ihrer verfas-
sungsrechtlich verbürgten Selbstverwaltungsrechte ei-
genverantwortlich zu steuern und zu gestalten.

Umweltschutzbelange – Sie haben es angesprochen –
müssen bei der städtebaulichen Entwicklung und Erneu-
erung von den Gemeinden schon heute im Planungspro-
zess berücksichtigt werden


(Renate Blank [CDU/CSU]: Richtig!)

und mit den anderen Belangen abgewogen werden.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Vielleicht weiß Brüssel das nicht!)


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(C (D ie sind bereits heute integrierter Bestandteil der Stadtntwicklung. Wir brauchen in Deutschland keinen von der Europäi chen Union vorgegebenen zusätzlichen städtischen mweltmanagementplan. Wir brauchen keinen europäichen Plan für nachhaltigen städtischen Verkehr. Genau as Gegenteil ist notwendig. Wir wollen eine Vereinfahung und Beschleunigung von Planungsprozessen. Wir ollen keine Ausweitung von Kompetenzen der Europäichen Union. Wir müssen vielmehr alles daransetzen, dass das Sub idiaritätsprinzip wieder stärker in den Mittelpunkt der olitischen Entscheidungen rückt. Alles, was auf der uneren politischen Ebene, also auf der kommunalen bene, geregelt werden kann, soll, bitte schön, auch dort eregelt werden. Mit der Weiterentwicklung der europäischen Integra ion hat die Europäische Kommission nach unserem Vertändnis genug zu tun. Sie braucht sich weder um die estaltung der Fußgängerzonen in Deutschland noch um ie Flächennutzung in den Gemeinden noch um den Verehr in den Städten, Gemeinden und Kreisen zu kümern. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das Gleiche gilt übrigens auch für die Wasserversor-
ung. Die Kommission bastelt auch ständig an Vorschrif-
en dafür. Die Wasserversorgung gehört nach unserem
erständnis genauso zum Kernbereich der kommunalen
elbstverwaltung.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

DU und CSU wollen, dass die kommunale Planungs-
oheit unangetastet bleibt. Wir wollen keine neue Büro-
ratie, die sagt, wie es in den Kommunen gehen soll.
ir wollen keine neue Bürokratie, weder aus Brüssel
och aus Berlin. Wir brauchen auch keinen neuen Brüs-
eler Kontrollapparat, der viel Geld des Steuerzahlers
erschlingt.


(Ute Kumpf [SPD]: Sind wir im Gemeinderat oder im Bundestag?)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, schon heute haben
ahezu 70 Prozent aller Bestimmungen, die aus Brüssel
ommen, Auswirkungen auf die Kommunen. Nach un-
erem Verständnis gilt es nun, nicht weiter an diesem
ad zu drehen, sondern den Umfang der Bestimmungen
ieder auf das Notwendigste zurückzuführen. Wir for-
ern die Bundesregierung auf, sich dem Votum des Bun-
esrates anzuschließen und entsprechend ihrer Stellung-
ahme dafür zu sorgen, dass diese Strategie auf
uropäischer Ebene nicht weiter verfolgt wird, vielleicht
och deutlicher, als Sie es, Herr Staatssekretär, eben zum
usdruck gebracht haben. Wir fordern die Bundesregie-
ung auch auf, sich in Brüssel endlich qualifiziert, früh-
eitig und konsequent darum zu kümmern, dass die EU-
ommission nicht ständig neue Vorlagen produziert, die






(A) )



(B) )


Peter Götz

hier im Parlament nur mehr oder weniger zustimmend
zur Kenntnis genommen werden können.

Über Belange des Städtebaus, des Wohnens, der
Raumordnung müssen nicht teure Beamte in der Europäi-
schen Kommission entscheiden. Die gewählten kommu-
nalen Vertreter vor Ort kennen ihre Gemeinde besser. Sie
können durchaus die unterschiedlichen Belange selbst
abwägen und ihre Entscheidungen eigenverantwortlich
treffen. Deshalb müssen anders lautende Ansinnen der
Europäischen Kommission bereits im Keim erstickt wer-
den.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich hätte mir gewünscht – ich sage das an die Adresse
der Kolleginnen und Kollegen im Verkehrs-, Bau- und
Wohnungsausschuss –, diese Zielstellung in einem ge-
meinsamen fraktionsübergreifenden Antrag zu formulie-
ren. Aber leider war das nicht möglich; Rot-Grün hat
sich wie bei vielen anderen vernünftigen Vorschlägen im
Ausschuss verweigert.

In jedem Fall würde uns interessieren, wie Sie den
Widerspruch auflösen wollen, dass Sie in Ihrem rot-grü-
nen Koalitionsvertrag das Bestreben der Kommission,
die nachhaltige Stadtentwicklung zum Leitbild euro-
päischer Städtebau- und Wohnungspolitik zu machen,
begrüßen, die Bundesregierung aber in ihrer Stellung-
nahme zu der gleichen Thematik zu Recht, wie ich finde,
Bedenken gegen diese Strategie geltend macht. Sie soll-
ten sich nach meiner Meinung darauf verständigen, was
Sie wirklich wollen.

Im EU-Verfassungsvertrag, mit dem wir uns im Deut-
schen Bundestag demnächst ebenfalls befassen werden,
haben die Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips und da-
mit die kommunale Selbstverwaltung zu Recht einen
neuen Stellenwert erhalten. Die nationalen Parlamente
werden auf diesem Gebiet gegenüber der EU gestärkt
werden. Europapolitik wird mehr denn je zur Innenpoli-
tik. Wir brauchen für die EU-Vorlagen einen wirksamen
Parlamentsvorbehalt, damit wir frühzeitig aktiv mitwir-
ken können und nicht immer, wie auch heute bei diesem
Tagesordnungspunkt, ohnmächtig hinterherhinken. Des-
halb ist es nur zu begrüßen, dass CDU und CSU in die-
sen Tagen einen Gesetzentwurf zur Ausweitung der
Mitwirkungsrechte des Deutschen Bundestages in Ange-
legenheiten der Europäischen Union eingebracht haben.
Ich lade Sie alle ein, dieses Gesetz mitzutragen.

Es liegt an uns, wie wir in Zukunft mit Vorlagen der
Europäischen Union wie der heutigen umzugehen ha-
ben. Wir von der Union wollen weder ein zentral organi-
siertes Europa noch ein zentralistisches Deutschland.
Wir wollen ein Europa, in dem die Menschen stolz auf
ihre nationale Identität sein können, ein Europa, das eine
hohe Akzeptanz in der Bevölkerung genießt. Dies wird
umso leichter erreichbar sein, wenn sich die EU um die
für die Gemeinschaft wichtigen Zukunftsthemen küm-
mert und das, was die Menschen eigenverantwortlich auf
kommunaler Ebene entscheiden können, auch dort ent-
scheiden lässt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D as sollte unser gemeinsames Ziel sein. Daran sollten ir, wie ich finde, auch gemeinsam arbeiten. Herzlichen Dank. Ich erteile das Wort der Kollegin Franziska Eichstädtohlig, Bündnis 90/Die Grünen. Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515414500
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ieber Kollege Götz, ich kann schon sagen, warum wir
icht zu einem gemeinsamen fraktionsübergreifenden
ntrag gekommen sind.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Das wäre interessant!)


it Ihrer Rede jetzt haben Sie nämlich ein Stück weit
as Kind mit dem Bade ausgeschüttet.


(Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU)


Der Herr Staatssekretär hat vorhin sehr deutlich ge-
acht, dass es um zwei Aspekte geht.
Der erste Aspekt betrifft das Konzept, das die EU im
ahmen ihrer Strategie für die städtische Umwelt vor-
elegt hat. Dieses Konzept halten wir alle für sehr gut
nd sehr qualifiziert. Wir empfehlen unseren Ländern
nd vor allen Dingen unseren großen Städten, es umzu-
etzen. Ich glaube, dass die Umweltmanagementplanung
tockholms vorbildhaft für unsere großen Städte ist.
ede Stadt sollte bis 2006 folgende Ziele erreichen: einen
kologisch effizienten Verkehr, sichere Produkte, einen
achhaltigen Energieverbrauch, Umweltmanagement-
lanung, eine ökologisch effiziente Abfallwirtschaft und
ine gesunde Innenraumwelt. Das alles sind Ziele, die
ir für unterstützenswert halten.

(Peter Götz [CDU/CSU]: Warum lassen Sie das die Kommunen nicht selber entscheiden?)

Moment! Im Bereich der gesunden Innenraumwelt gibt
s durchaus noch viel Handlungsbedarf.
Wir wollen keinen bürokratischen Apparat – das hat

er Herr Staatssekretär eben sehr deutlich gesagt; in die-
em Punkt sind wir uns einig – und auch keine zentralis-
ischen Vorgaben. Aber ich glaube schon, dass wir die
mpfehlungen, die sich aus diesem Konzept ergeben,
ier sehr ernsthaft diskutieren sollten. Aber dazu haben
ie nicht einen Satz gesagt.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Natürlich habe ich das gesagt!)


ür unsere Länder und unsere Städte und zum Teil auch
ür den Bund besteht an dieser Stelle durchaus noch
andlungsbedarf.
Wir sind uns einig – auch darüber haben wir im Aus-

chuss diskutiert –, dass wir kein zentrales Konzept ha-
en wollen, das eine bürokratische Kontrolle beinhaltet.






(A) )



(B) )


Franziska Eichstädt-Bohlig


(Peter Götz [CDU/CSU]: Aber das ist doch die Konsequenz!)

– Die Konsequenz ist, dass wir uns mit den Inhalten be-
fassen müssen und dass wir in den Diskussionen mit
unseren Ländern und unseren Städten für diese Inhalte
werben. Wir sollten entsprechende Empfehlungen aus-
sprechen.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Dazu brauchen Sie keine europäische Kommission!)


Diesen Aspekt habe ich in Ihrem Beitrag hier und auch
im Ausschuss vermisst. Ich halte es für sehr wichtig,
dass wir so vorgehen.

Der zweite Aspekt betrifft den neuen EU-Struktur-
fonds, den es ab 2007 geben soll. Dabei geht es sowohl
um die Geldproblematik als auch um die Problematik
der Ausgestaltung. Ich trete dafür ein, dass hierbei die
sehr positiven Erfahrungen mit dem Urban-Programm
und auch die Erfahrungen mit der Stadterneuerung in
umfassender Form berücksichtigt werden. Die Ziele, die
von der EU vorgegeben werden, sollten dabei eine zen-
trale Rolle spielen.

Ich halte es für richtig, dass wir jetzt den Verfahrens-
vorschlag der EU nicht weiter verfolgen; darüber sind
wir uns einig. Es reicht aber nicht, nur die Inhalte zu kri-
tisieren. Wir müssen vielmehr sehr genau auf das
schauen, was schon erreicht wurde. Darauf hat der Herr
Staatssekretär vorhin hingewiesen. Wir müssen sehen,
an welchen Stellen wir noch eigenen Handlungsbedarf
haben. In diesem Punkt können wir von der EU lernen.
Ich fände es gut, wenn unsere Städte ein Umweltma-
nagement wie Stockholm betreiben würden. Ich glaube,
es gibt eine Reihe von Städten, die hinsichtlich des städ-
tischen Nahverkehrs Nachholbedarf haben.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Lassen Sie das die Städte selber entscheiden!)


Dieses Thema muss engagiert weiter verfolgt werden.
Auch beim Thema Zersiedelung gibt es einen ent-

sprechenden Handlungsbedarf. Ich hätte es als gut emp-
funden, wenn es gelungen wäre, im Baugesetzbuch die
Erschließung von neuen Gebieten von ihrer Anbindung
an den öffentlichen Nahverkehr abhängig zu machen. Es
gibt also noch eine Reihe von Punkten, bei denen wir
von der EU lernen können.

In dem Sinne danke ich Ihnen ganz herzlich für die
Mitarbeit und hoffe, dass wir unsere Vorhaben umsetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Peter Götz [CDU/CSU]: Und gleichzeitig die Mittel für den öffentlichen Nahverkehr kürzen! Das passt nicht zusammen!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515414600

Ich erteile das Wort dem Kollegen Eberhard Otto,

FDP-Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Staatssekretär Großmann, ich bin sehr überrascht ber die Rede, die Sie soeben gehalten haben. Denn in ielen Punkten, die Sie genannt haben, stimmen wir berein. Das wird aus diesem Strategiepapier gar nicht rsichtlich. Daraus geht vielmehr hervor: Ziel der Strategie für ie städtische Umwelt in der EU sind europarechtliche orbereitungen, die die Bodennutzung, den Städtebau nd die Raumordnung berühren. Im Ergebnis bedeutet ies eine Verschiebung des Städtebaurechts von der naionalen auf die europäische Ebene. Es ist jedoch so, ass die Europäische Union im Bereich der Siedlungsolitik überhaupt keine Eingriffsrechte besitzt. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Eberhard Otto (FDP):
Rede ID: ID1515414700

ach meiner Auffassung ist das Konzept ein Versuch, in
ie Planungshoheit des Bundes, der Länder und der
ommunen einzugreifen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist: Warum brauchen wir

iese Strategie überhaupt? Neben der fehlenden Kompe-
enz der EU für Raumordnung und Bauleitplanung ist
us meiner Sicht auch kein dringender Handlungsbedarf
orhanden, da es ja bereits ein von den Mitgliedstaaten
rarbeitetes europäisches Raumentwicklungskonzept
ibt. Dieses enthält Zielstellungen zur Entwicklung der
tädte. Die angestrebten Vereinheitlichungen, die den
ommunen Vorgaben machen würden, die den lokalen
edürfnissen oft nicht entsprechen würden, sind über-
lüssig und zudem eine unnötige Gleichmacherei. Bei-
pielsweise werden die Mitgliedstaaten angehalten, eine
indestbesiedelungsdichte bei der Flächennutzung fest-
ulegen. Besiedelungsdichten von weniger als 40 bis
0 Personen pro Hektar sollen vermieden werden. Aber
erade das ist in einem Flächenland, wie mein Heimat-
and Mecklenburg-Vorpommern eines ist, gar nicht
achbar.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


eswegen muss die Planungshoheit der Kommunen er-
alten bleiben.
Weiterhin sieht das Konzept Berichtspflichten vor.
iese würden den Verwaltungsaufwand vergrößern und
ohe Kosten verursachen. Wir als Liberale stehen ja für
en Bürokratieabbau. Alle zusätzlichen bürokratischen
ufwendungen lehnen wir ab.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass be-

eits mit dem kürzlich verabschiedeten Europarechtsan-
assungsgesetz Bau umfangreiche umweltrechtliche
egelungen in das Baurecht einschließlich des Städte-
aurechts aufgenommen wurden. Da das so ist, lehnt
eine Fraktion die vorgeschlagenen Maßnahmen ab.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515414800

Das Wort hat nun der Kollege Wolfgang Spanier,

SPD-Fraktion.

Wolfgang Spanier (SPD):
Rede ID: ID1515414900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Aus drei Gründen halte ich die abendliche Debatte für
wichtig:


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Erstens, damit wir uns wieder sehen!)


Ich halte sie erstens für wichtig, weil sie zeigt, dass wir
uns sorgfältig mit europäischen Vorhaben auseinander
setzen. Ich glaube, das ist von Bedeutung und sollte in
allen Bereichen so sein. Ich halte sie zweitens für wich-
tig, weil sie zeigt, dass wir das rechtzeitig tun, zu einem
Zeitpunkt, zu dem es noch keine Vorschriften bzw.
Richtlinien aus Europa gibt, die wir dann umsetzen müs-
sen. Ich halte sie drittens für wichtig – das möchte ich
ausdrücklich betonen –, weil wir uns alle, also alle Frak-
tionen im Deutschen Bundestag zusammen mit der Bun-
desregierung und dem Bundesrat, in der Sache einig
sind; das ist das Entscheidende.

Die Zielsetzung der Europäischen Kommission hat
Herr Staatssekretär Achim Großmann vorhin erläutert.
Ich möchte, so wie es gerade Frau Eichstädt-Bohlig ge-
tan hat, ausdrücklich unterstreichen: In der Sache halten
wir diese Zielsetzung für richtig. Sowohl in Europa als
auch in der Bundesrepublik Deutschland betreiben wir
eine Stadtentwicklungspolitik unter dem Leitbild der
Nachhaltigkeit. Daran gibt es nichts zu deuteln. Deswe-
gen spricht nichts dagegen, dass Europa in die gleiche
Richtung denkt. Es spricht nichts dagegen, dass mögli-
cherweise Empfehlungen entwickelt werden. Es spricht
nichts dagegen, dass es einen Austausch zwischen den
Kommunen der einzelnen Mitgliedstaaten über diese
Thematik gibt.

Das Vorhaben der Europäischen Kommission geht je-
doch weiter. Das Übel liegt in den konkreten Absichten.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Genau! So ist es!)

Es sind gesetzliche Vorschriften zur Erstellung von Um-
weltmanagementplänen für alle Hauptstädte und alle
Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern und Berichts-
pflichten geplant.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Frau EichstädtBohlig will das alles!)


Nichts gegen Umweltmanagement; das ist sicherlich
ein vernünftiges Instrument. Aber warum muss dies auf
europäischer Ebene vorgeschrieben werden und warum
müssen Berichte erstattet werden?


(Peter Götz [CDU/CSU]: Richtig! – Renate Blank [CDU/CSU]: Das sehen die Grünen nicht ganz so!)


Ich nenne nur den Plan zum nachhaltigen städtischen
Nahverkehr. Wir wollen nichts anderes. Deswegen
freuen wir uns auch, dass die Europäische Kommission
dies für richtig hält. Aber wir sind gegen eine Berichts-
pflicht der Kommunen gegenüber Brüssel, gegen einen

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(C (D ericht zur Zersiedlung, zur Flächennutzung. Wir selbst aben uns ehrgeizige Ziele gesetzt, was die Flächennutung anbetrifft. Aber eine Berichtspflicht unserer Komunen gegenüber Brüssel halten wir schlichtweg für berflüssig. Die Mindestbesiedlungsdichte bei der Flähennutzung ist ein weiteres Beispiel, das angeführt erden kann. Es ist hier mehrfach gesagt worden – darin stimmen ir im Wesentlichen überein –: Entscheidend ist, dass ir die Übertragung von Teilen unseres Städtebaurechts, on umweltpolitischen Rechtsvorschriften hinsichtlich er Bodennutzung, des Städtebaus und der Raumordung auf die europäische Ebene ablehnen; denn dadurch ürde die kommunale Planungshoheit eingeengt. Ich bin er FDP dankbar, dass sie in ihrem Antrag darauf hingeiesen hat, dass die Selbstverwaltung unserer Komunen im Grundgesetz verankert ist. Das ist ein hohes ut, das es zu verteidigen gilt. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/ CSU und der FDP)


ir wollen keine überflüssigen EU-Vorgaben. Wir wol-
en keine überflüssigen bürokratischen Kontrollen durch
ie EU. Es ist unsere ganz klare Position: Es gibt keine
ompetenz der Europäischen Union in der Städtebau-
olitik. Hier wird eindeutig der Grundsatz der Subsidia-
ität verletzt; das ist bereits gesagt worden.
Das heißt aber nicht, dass wir grundsätzlich gegen eu-

opäische Richtlinien sind. Das haben wir auch bewie-
en, indem wir gemeinsam mit dem Europarechtsanpas-
ungsgesetz europäische Vorgaben fachpolitisch gezielt
n nationales Recht umgesetzt haben. Ich denke, das war
ernünftig. Genauso sind wir beim UVP-Gesetz und zu-
etzt bei dem Gesetz zur Einführung der Strategischen
mweltprüfung verfahren, obwohl wir da keine Ge-
einsamkeit erzielt haben – das sei hier aber nur er-
änzt.
Das Entscheidende ist – das ist das gemeinsame An-

iegen aller drei Entschließungsanträge –, dass wir diese
nterschwellig – ja, ich würde schon sagen: offen-
undig – angestrebte Kompetenzerweiterung der Euro-
äischen Union im Bereich der Stadtentwicklungspolitik
blehnen.


(Beifall im ganzen Hause)

Noch einmal: Die inhaltlichen Ziele, die hier disku-

iert werden, sind durchaus vernünftig. Manchmal ge-
ingt es jedoch einfach nicht, zu einem gemeinsamen
ntrag zu kommen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist jammerschade!)


ie Akzentsetzung ist vielleicht etwas unterschiedlich.
ber das sollte uns nicht hindern, gemeinsam der Bun-
esregierung den Rücken zu stärken, damit bereits im
orfeld verhindert wird, dass im Sommer 2005 das um-
esetzt wird, was die Kommission hier vorhat.
Herzlichen Dank.






(A) )



(B) )


Wolfgang Spanier


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515415000

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

Kollege Klaus Hofbauer, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU – Renate Blank [CDU/CSU]: Die Grünen müssen noch überzeugt werden!)



Klaus Hofbauer (CSU):
Rede ID: ID1515415100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und

Kollegen! Herr Spanier, da wir uns in den Sachfragen so
einig sind, sollten wir uns auch in dem entscheidenden
Punkt einig sein,


(Ute Kumpf [SPD]: Dann müssen Sie mit uns stimmen!)


dass diese Dinge nicht in Brüssel geregelt werden sollen,
dass wir vielmehr national versuchen sollten, diese
Ideale und Ziele umzusetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir bemühen uns zurzeit, eine gemeinsame Verfas-

sung zu verabschieden. Zu den Zielen dieser Verfassung
gehört unter anderem eine klare Kompetenzabgren-
zung, eine Beschränkung der europäischen Regelungs-
wut. Dieser Kommissionsvorschlag widerspricht jedoch
allen Idealen der zukünftigen Verfassung. Deswegen
müssen wir verhindern, dass dieser Vorschlag in Kraft
tritt.

Frau Kollegin Eichstädt-Bohlig, erlauben Sie mir,
eine Bemerkung zu dem zu machen, was Sie gesagt ha-
ben. Sie haben unter anderem angesprochen, dass die
Strukturpolitik bei dieser Initiative eine entscheidende
Rolle spiele. Aber eines muss uns bewusst sein – hier
herrscht zum Teil in diesem Hause Einigkeit –: Wir wol-
len die Zahlungen nach Brüssel reduzieren. Wir wollen
nicht erst die Gelder nach Brüssel überweisen, um dann
auf Umwegen mit vielen Auflagen ein paar Cent zurück-
zubekommen. Gerade das Argument der Strukturpolitik
spricht ganz entschieden gegen diesen Kommissionsvor-
schlag, den wir mit allen Mitteln ablehnen sollten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich glaube

feststellen zu dürfen, dass wir bereits national so viele
Regelungen, so viele Vorschläge, Gesetze und Verord-
nungen haben, dass man diese Ideale auch mit unseren
Regelungen umsetzen kann.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Genau so ist es!)


Wenn Stockholm ein gutes Beispiel ist, warum müssen
wir es in ganz Europa regeln? Wir wollen keinen europäi-
schen Einheitsbrei, insbesondere nicht in der Kommu-
nalpolitik, insbesondere nicht auf der untersten Ebene.
Wir wollen Vielfalt und Entfaltungsmöglichkeiten der

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ommunen, die wir durch einen solchen Vorschlag ganz
ewaltig einschränken würden.
Ich möchte meine Redezeit nicht in Gänze beanspru-

hen. Wir sollten alles daran setzen, die Ideale dieser
erfassung, die wir in Zukunft haben werden, durchzu-
etzen. Deswegen sollten wir verhindern, dass dieser
ommissionsvorschlag in Kraft treten kann.
Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1515415200

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-

chusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen zu der
nterrichtung durch die Bundesregierung über eine Mit-
eilung der EU-Kommission zur Entwicklung einer the-
atischen Strategie für städtische Umwelt, Druck-
ache 15/4280. Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis
er Unterrichtung durch die Bundesregierung eine Ent-
chließung anzunehmen. Wer stimmt für diese Be-
chlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent-
ält sich der Stimme? – Das Erste war die Mehrheit.
amit ist die Beschlussempfehlung mit den Stimmen der
oalition angenommen.
Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, interfraktio-

ell ist vereinbart, die heutige Tagesordnung um die
eratung einer Beschlussempfehlung des Ausschusses
ür Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu
inem Antrag auf Genehmigung zur Durchführung eines
trafverfahrens zu erweitern und diese jetzt sofort als
usatzpunkt 5 – wie üblich ohne Aussprache – aufzuru-
en. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist offenkundig
er Fall. Dann ist das so beschlossen.
Ich rufe also diesen Zusatzpunkt 5 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
schäftsordnung (1. Ausschuss)

Antrag auf Genehmigung zur Durchführung
eines Strafverfahrens
– Drucksache 15/4775 –

Wir kommen sofort zur Abstimmung. Der Ausschuss
ür Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung
mpfiehlt in seiner verteilten Beschlussempfehlung auf
rucksache 15/4775, die Genehmigung zur Durchfüh-
ung eines Strafverfahrens zu erteilen. Wer stimmt für
iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist einstim-
ig angenommen.
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-

rdnung. Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen
undestages auf morgen, Freitag, den 28. Januar 2005,
Uhr, ein.
Ich wünsche Ihnen allen noch einen schönen Abend.
Die Sitzung ist geschlossen.