Protokoll:
15144

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 144

  • date_rangeDatum: 1. Dezember 2004

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:19 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/144 13360 C Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Manfred Helmut Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . Antwort Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . Zusatzfragen Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . Mündliche Frage 1 Dr. Conny Mayer (Freiburg) (CDU/CSU) Maßnahmen zur Aufnahme der von der WTO beschlossenen grenzüberschreiten- den Zwangslizenzen in die nationale Patent- rechtsgesetzgebung und Konsequenzen für die Forderung nach kostengünstigen anti- retroviralen Medikamenten für Entwick- lungsländer 13360 D 13361 B 13361 C 13362 D 13362 D 13363 B 13363 C 13363 D 13364 B 13364 D 13366 A 13366 C 13367 C Deutscher B Stenografisch 144. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Verbrau- cherpolitischer Bericht 2004 der Bundes- regierung; Rüstungsexportbericht . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Julia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . R P H T F ( D J V b 13357 A 13357 A 13357 B 13358 D 13359 A 13359 D 13360 A Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Albrecht Feibel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13364 D 13365 A undestag er Bericht ung . Dezember 2004 t : enate Künast, Bundesministerin BMVEL . . etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . ans Georg Wagner, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 2: ragestunde Drucksachen 15/4284, 15/4376) . . . . . . . . . . ringliche Fragen 1 und 2 ürgen Koppelin (FDP) erwendung der Fördermittel für den Auf- au Ost 13365 B 13365 C 13365 D 13366 A Antwort Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13367 D II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 Zusatzfragen Dr. Conny Mayer (Freiburg) (CDU/CSU) . . . Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 2 Artur Auernhammer (CDU/CSU) Kosten für den Messeauftritt des Bundes- landwirtschaftsministeriums auf der „Euro- Tier“ 2004 in Hannover Antwort Matthias Berninger, Parl. Staatssekretär BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Artur Auernhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Mündliche Frage 3 Artur Auernhammer (CDU/CSU) Effizienz des Messeauftritts des Bundes- landwirtschaftsministeriums auf der „Euro-Tier“ 2004 für die deutsche Land- wirtschaft Antwort Matthias Berninger, Parl. Staatssekretär BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Artur Auernhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Mündliche Frage 4 Uwe Schummer (CDU/CSU) Beteiligung der Bundesregierung am Auf- ruf der EU zu Fragen der Wettbewerbs- klarheit; Einsatz für Wettbewerb auf dem Weiterbildungsmarkt Antwort Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 5 Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) Betrug und Korruption durch die Regie- rung des ehemaligen irakischen Staatsprä- sidenten Saddam Hussein im Zusammen- hang mit dem Programm „Öl für Lebensmittel“ Antwort Hans Martin Bury, Staatsminister für Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . M P E Ü b A H f Z P M H A – z D A F B Z H R R M H E d h A F B Z H R D R M A E f W s A F B Z A 13368 A 13368 C 13368 D 13369 A 13369 A 13369 C 13369 C 13370 B 13370 D 13371 A 13371 C 13371 C ündliche Frage 6 eter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) rfolg der Vereinten Nationen bei der berwachung des Programms „Öl für Le- ensmittel“ ntwort ans Martin Bury, Staatsminister ür Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage eter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . ündliche Frage 7 artmut Koschyk (CDU/CSU) ufenthaltstitel des Ausländers R. a. I. nach Medienberichten einer der Draht- ieher an dem Mord an Theo van Gogh – in eutschland ntwort ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär MI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen artmut Koschyk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . einhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . oland Gewalt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 8 artmut Koschyk (CDU/CSU) ventueller Imageschaden für Deutschland urch vermutete Spuren im Zusammen- ang mit islamistischen Anschlägen ntwort ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär MI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen artmut Koschyk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . einhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oland Gewalt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 9 lbrecht Feibel (CDU/CSU) ntwicklungsstand des Beamtenpensions- onds sowie Einfluss der Verlängerung der ochenarbeitszeit auf 40 Stunden auf die- en Fonds ntwort ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär MI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage lbrecht Feibel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13372 A 13372 B 13372 C 13372 D 13373 C 13373 C 13373 D 13374 A 13374 C 13374 D 13375 A 13375 A 13375 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 III Mündliche Frage 12 Dirk Niebel (FDP) Nutzung oder Veräußerung der zu schlie- ßenden Bundeswehrliegenschaften und eventuelle Kompensationen Antwort Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . Zusatzfrage Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 13 Dirk Niebel (FDP) Unterrichtung von durch Schließungen be- troffenen Standorten Antwort Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . Zusatzfragen Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Klaus Rose (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 21 Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) Unterschiedliche Berechnung der Wohn- kosten für Empfänger von ALG II durch die Kommunen Antwort Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 22 Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) Verhinderung der Verdrängung von regu- lären Stellen durch 1-Euro-Jobs Antwort Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 23 Petra Pau (fraktionslos) Versendung von Bescheiden für Leistungen nach dem SGB II unter Angabe des Bear- beitungszeitpunkts für Widersprüche A D B Z P M P A A D B Z P D M D U g d w F A M B Z D M D E P g A M B Z D M R K n f A I B Z R H D 13375 D 13376 B 13376 C 13376 D 13378 A 13378 B 13378 D 13379 A 13379 C 13379 D 13380 B 13381 A 13381 B ntwort r. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär MWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 24 etra Pau (fraktionslos) nspruch von Studentinnen auf ALG II ntwort r. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär MWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . ündliche Frage 29 aniel Bahr (Münster) (FDP) nterschiedliche Aussagen von Bundes- esundheitsministerium und Sachverstän- igenrat zur Begutachtung der gesamt- irtschaftlichen Entwicklung zu den inanzreserven der Pflegeversicherung ntwort arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin MGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage aniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 30 aniel Bahr (Münster) (FDP) ntwicklung der Defizite in der sozialen flegeversicherung unter Berücksichti- ung des Kinderberücksichtigungsgesetzes ntwort arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin MGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage aniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 33 enate Blank (CDU/CSU) reis der Eingeladenen bei der Eröff- ungsveranstaltung der Ausstellung „Traf- ic“ im Bundesverkehrsministerium ntwort ris Gleicke, Parl. Staatssekretärin MVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen enate Blank (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . enry Nitzsche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . r. Klaus Rose (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13381 C 13381 D 13382 C 13382 D 13383 B 13383 D 13384 A 13384 D 13385 B 13385 D 13386 A 13386 B 13386 C IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 Mündliche Frage 34 Renate Blank (CDU/CSU) Eventuelle Vereinbarung über die weitere Verwendung der in der Ausstellung „Traf- fic“ im Bundesverkehrsministerium ge- zeigten Bilder Antwort Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Renate Blank (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Henry Nitzsche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Klaus Rose (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Die Demokratie in der Ukraine festigen Gernot Erler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Claudia Nolte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . .Rainder Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Jelena Hoffmann (Chemnitz) (SPD) . . . . . . . Kurt-Dieter Grill (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Reinhold Robbe (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrates gegen das Gesetz zur Neu- ordnung des Gentechnikrechts (143. Sitzung, Tagesordnungspunkt VI a) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Martin Hohmann (fraktionslos) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Zurückwei- s d r A M E ( B t G F m A F A M K A A A K A M G B E l A p A K A M A E s b V r M A K 13386 D 13387 A 13387 B 13387 B 13387 C 13389 D 13391 D 13393 A 13394 C 13396 C 13398 C 13399 D 13400 C 13401 B 13403 C 13405 A 13405 C ung des Einspruchs des Bundesrates gegen as Gesetz zur Neuordnung des Gentechnik- echts (143. Sitzung, Tagesordnungspunkt VI a) nlage 4 ündliche Fragen 10 und 11 rwin Marschewski (Recklinghausen) CDU/CSU) erücksichtigung von sicherheitsrelevan- en Fragen des großflächigen Ausfalls von SM-Netzen bei der Vergabe des Digitalen unks für Behörden und Organisationen it Sicherheitsaufgaben ntwort ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 ündliche Fragen 14 und 15 laus Hofbauer (CDU/CSU) uflösung des ERP-Sondervermögens und bstimmung mit den USA ntwort arl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . nlage 6 ündliche Fragen 16 und 17 eorg Fahrenschon (CDU/CSU) ewertung der Zuständigkeit des Rates der uropäischen Zentralbank für die Fest- egung von europaweiten Standards für die brechnung und Abwicklung von Wert- apiergeschäften ntwort arl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . nlage 7 ündliche Fragen 18 und 19 lbert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) U-Mittel im Rahmen der „Gemein- chaftsaktion für Grenzregionen“ für den esonderen Ausbau der transeuropäischen erkehrsnetze in den deutschen Grenz- egionen; Abrufung und Verwendung der ittel bis 2006 ntwort arl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . 13405 C 13405 D 13406 A 13406 B 13406 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 V Anlage 8 Mündliche Frage 20 Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) Eventuelle gesetzgeberische Maßnahmen bei weiterem ausschließlichen Verkauf der „Bild“-Zeitung oder anderer Produkte des Springer-Verlages durch „Lidl“ Antwort Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 9 Mündliche Fragen 25 und 26 Manfred Kolbe (CDU/CSU) Vereinbarkeit der Belegung eigener Reha- Einrichtungen durch die Kostenträger mit dem freien Wettbewerb Antwort Marion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 10 Mündliche Fragen 27 und 28 Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) Finanzielle Mittel der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur HIV-/ Aidsprävention sowie Maßnahmen zur Verbesserung der HIV-/Aidsimpfstoff- forschung Antwort Marion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 11 Mündliche Frage 31 Ute Granold (CDU/CSU) Ablehnung einer Einführung des so ge- nannten Steilstartverfahrens (ICAO-A) an den deutschen Flughäfen zum Schutz der Bürger vor Fluglärm; Gründe gegen die Einführung eines Gleitflugverfahrens (CDA-Verfahren) am Flughafen Frankfurt a. M., Haltung der Deutschen Flugsiche- rung Antwort Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 12 Mündliche Fragen 35 und 36 Hellmut Königshaus (FDP) F D G n B A I A M D V d A u Z „ A I A M H A v s s p A M A M A A v d g A M A M J 13407 B 13407 C 13408 A 13408 D ehlende Umleitung von Verkehr der resdner Bahn über die Anhalter Bahn als rund für die Abweisung eines angemesse- en Lärmschutzes durch das Eisenbahn- undesamt ntwort ris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 13 ündliche Fragen 37 und 38 r. Karl Addicks (FDP) erschwenkung der A620 mit der A1 und er A623 zur Entlastung von Saarbrücken; usbau des Kreisels „Am Ludwigsberg“ nd der Grülingsstraße in Saarbrücken im uge des Umbaus des Hauptbahnhofs zum Eurobahnhof“ ntwort ris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 14 ündliche Frage 39 annelore Roedel (CDU/CSU) uswirkungen der ungenauen Definition on Kinderlärm im Bundes-Immissions- chutzgesetz und in der Sportanlagenlärm- chutzverordnung auf Spiel- und Bolz- lätze ntwort argareta Wolf, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 15 ündliche Frage 40 lbrecht Feibel (CDU/CSU) blehnung von Anträgen auf Errichtung on Windrädern bzw. Verlegung bestehen- er Anlagen wegen der Einstufung von Re- ionen als „Important Bird Areas“ ntwort argareta Wolf, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 16 ündliche Fragen 41 und 42 ochen-Konrad Fromme (CDU/CSU) 13409 B 13409 D 13410 A 13410 B VI Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 Mehrkosten aufgrund der Verzögerung der Endlagerung von radioaktiven Abfällen Antwort Margareta Wolf, Parl. Staatssekretärin BMU . Anlage 17 Mündliche Fragen 43 und 44 Harald Leibrecht (FDP) Unterstützung von Projekten in Tibet; Ver- hinderung einer Sinisierung Tibets durch Peking Antwort Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 18 Mündliche Frage 45 Dr. Conny Mayer (Freiburg) (CDU/CSU) Bilaterale Maßnahmen zur Aidsbekämp- fung in Osteuropa Antwort Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 19 Mündliche Frage 46 Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) Konzentration der Bundesregierung auf den Faktor C (Condoms) innerhalb der ABC-Strategie im Rahmen der HIV-/Aids- präventionsbemühungen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sowie Ent- scheidung der US-amerikanischen Regie- rung in diesem Zusammenhang Antwort Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 20 Mündliche Frage 47 Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) Werthaltigkeit von Ehe und Familie in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit Antwort Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13610 D 13411 A 13411 B 13411 C 13411 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13357 (A) ) (B) ) 144. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 Beginn: 13.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13405 (A) ) (B) ) * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union sichert werden. Das BOS-Netz soll, bezogen auf jede E inzelfall objektorientiert entsprechend beurteilt und ge- Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten A f A f A d F l 1 E a M n d t d g d S Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Adam, Ulrich CDU/CSU 01.12.2004* Aigner, Ilse CDU/CSU 01.12.2004 Dr. Bergner, Christoph CDU/CSU 01.12.2004 Bülow, Marco SPD 01.12.2004 Carstensen (Nordstrand), Peter H. CDU/CSU 01.12.2004 Deittert, Hubert CDU/CSU 01.12.2004* Fischbach, Ingrid CDU/CSU 01.12.2004 Griese, Kerstin SPD 01.12.2004 Gröhe, Hermann CDU/CSU 01.12.2004 Irber, Brunhilde SPD 01.12.2004 Dr. Krogmann, Martina CDU/CSU 01.12.2004 Lehn, Waltraud SPD 01.12.2004 Leibrecht, Harald FDP 01.12.2004 Letzgus, Peter CDU/CSU 01.12.2004* Dr. Lucyga, Christine SPD 01.12.2004* Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 01.12.2004 Raab, Daniela CDU/CSU 01.12.2004 Scharping, Rudolf SPD 01.12.2004 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 01.12.2004 Seehofer, Horst CDU/CSU 01.12.2004 Dr. Thomae, Dieter FDP 01.12.2004 Weisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 01.12.2004 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Erklärung des Abgeordneten Reinhold Robbe (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Zurückweisung des Einspruchs des Bundesra- tes gegen das Gesetz zur Neuordnung des Gen- technikrechts (143. Sitzung, Tagesordnungs- punkt VI a) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- ührt. Mein Votum lautet Ja. nlage 3 Erklärung des Abgeordneten Martin Hohmann (fraktions- los) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrates gegen das Gesetz zur Neuordnung des Gentechnikrechts (143. Sitzung, Tagesord- nungspunkt VI a) In der Abtimmungsliste ist mein Name nicht aufge- ührt. Mein Votum lautet Nein. nlage 4 Antwort es Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die ragen des Abgeordneten Erwin Marschewski (Reck- inghausen) (CDU/CSU) (Drucksache 15/4284, Fragen 0 und 11): Inwieweit wird bei der anstehenden Vergabe des digitalen Funks für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufga- ben (BOS) sichergestellt, dass ein vergleichbarer großflächi- ger Ausfall eines öffentlichen GSM-Netzes, wie in Frankreich am 24. November 2004, nicht zu einem Erliegen der Notruf- kommunikation führt, und inwieweit werden die Vorkomm- nisse in Frankreich unter diesen Sicherheitsaspekten analy- siert? Inwieweit werden die sicherheitsrelevanten Fragen des großflächigen Ausfalls von GSM-Netzen, der Ausfall von Rückfallebenen und drohende Überlastungen öffentlich zu- gänglicher Netze bei anstehenden Ausschreibungen für den BOS-Digitalfunk berücksichtigt? Der im Oktober 2002 erstellte Abschlussbericht der xpertengruppe aus Bund und Ländern „Anforderungen n das Netz“ (GAN) über die Leistungsmerkmale eines indeststandards und über die Bewertung der tech- ischen Lösung führt aus, dass das Digitalfunknetz für ie BOS als eigenständiges Netz eingerichtet wird. Un- er einem eigenständigen Netz wird ein Netz verstanden, as ausschließlich für die Funkkommunikation der BOS enutzt wird. Zudem müssen nach GAN die Standorte er Funkanlagen und deren technische Sicherheit den icherheitsansprüchen der BOS gerecht werden und im 13406 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 (A) ) (B) ) einzelne Zelle, im Jahresmittel in mehr als 99 Prozent der Zeit zur Verfügung stehen. In Vorbereitung der Ver- gabeunterlage werden derzeit auf diesen GAN-Forde- rungen basierend im Rahmen einer detaillierten Schutz- bedarfsanalyse für jedes Objekt des digitalen BOS- Funksystems die erforderlichen Schutzanforderungen in Abstimmung mit Bund und Ländern festgelegt. Vom Auftragnehmer wird gefordert, diese Schutzanforderun- gen in einem Sicherheitskonzept umzusetzen. Dieses Si- cherheitskonzept soll auch Vorkehrungen beinhalten, welche die Verfügbarkeit des Digitalfunknetzes – u. a. bei Stromausfällen, Ausfall von Rückfallebenen und et- waiger Überlastung – garantieren. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Fragen des Abgeordneten Klaus Hofbauer (CDU/CSU) (Druck- sache 15/4284, Fragen 14 und 15): Wie vereinbart die Bundesregierung die Vorschläge des Bundesministers der Finanzen, Hans Eichel, zur Auflösung des ERP(European Recovery Programme)-Sondervermögens mit der gesetzlichen Maßgabe des Substanzerhalts dieses Ver- mögens in § 5 Abs. 1 Satz 1 ERP-Verwaltungsgesetz? Hat die Bundesregierung im Vorfeld dieser Vorschläge eine Auflösung des ERP-Sondervermögens mit den USA ab- gestimmt, und wenn nein, warum nicht? Zu Frage 14: Derzeit finden Gespräche innerhalb der Bundesregie- rung zur Frage statt, wie die aus dem ERP-Sonderver- mögen finanzierte Wirtschaftsförderung neu zu ordnen ist. Diese Gespräche sind noch nicht abgeschlossen. Je nach Ausgang dieser Gespräche ist gegebenenfalls das ERP-Verwaltungsgesetz zu ändern. Die Neuordnung wird aber sicherstellen, dass das bisherige Förderge- schäft fortgeführt werden kann. Zu Frage 15: Die Elemente einer Neuordnung der aus dem ERP- Sondervermögen finanzierten Wirtschaftsförderung sind innerhalb der Bundesregierung noch nicht abgestimmt. Sie hat deshalb davon abgesehen, bereits im Vorfeld die USA zu konsultieren. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Fragen des Abgeordneten Georg Fahrenschon (CDU/CSU) (Druck- sache 15/4284, Fragen 16 und 17): Wie bewertet die Bundesregierung die Zuständigkeit des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB) für die Festlegung von europaweiten Standards für die Abrechnung und Abwick- lung von Wertpapiergeschäften? Sieht die Bundesregierung vor diesem Hintergrund die Gefahr einer Festlegung von europäischen Standards abseits legitimierter demokratischer Prozesse, und wenn ja, gibt es Pläne, dagegen vorzugehen? Z m C d E g n v l w v 1 A d t te a v s f z h Z e d g P d g v M Z E A r j m d g B i b A d A ( (C (D u Frage 16: Die angesprochenen Standards zu Clearing und Settle- ent wurden von einer gemeinsamen Arbeitsgruppe von ESR (Committee of European Regulators – Komitee er Europäischen Wertpapieraufseher) und dem Rat der uropäischen Zentralbanken (ESZB) erarbeitet. Aus- angspunkt der Arbeiten sind die von der IOSCO (Inter- ational Organisation of Securities Commission) im No- ember 2001 miterarbeiteten Empfehlungen. Die EZB eitet ihre Zuständigkeit für die Festlegung von europa- eiten Standards für die Abrechnung und Abwicklung on Wertpapiergeschäften aus Art. 110 Absatz l, . Spiegelstrich EG-Vertrag, Art. 22 in Verbindung mit rt. 3 des EZB-Statuts her. Darin ist die Verantwortung er EZB für die Schaffung von Regeln zur Gewährleis- ung von effizienten und sicheren Zahlungsverkehrssys- men sowie für die Geldverrechnung (Clearing) geregelt. Die EZB legt Art. 22 des EZB-Statuts dahin gehend us, dass sowohl Zahlungssysteme als auch Wertpapier- errechnungs- und -abwicklungssysteme umfasst sein ollen. Diese Auslegung ist sehr weit gehend. Die Standards sehen eine salvatorische Klausel vor ür den Fall, dass auf EU-Ebene eine Rahmenrichtlinie u Abrechnung und Abwicklung von Wertpapieren erge- en sollte. Etwaige EU-Regeln hätten damit Vorrang. u Frage 17: Die Europäische Kommission hat am 28. April 2004 ine zweite Mitteilung „Abrechnung und Abwicklung in er Europäischen Union – zukünftige Maßnahmen“ vor- elegt. Diese Mitteilung wird derzeit im Europäischen arlament und im Rat behandelt. Die Vertreter der Bun- esregierung haben im Rahmen der bisherigen Beratun- en folgende Bedenken gegen die CESR/EZB-Standards orgetragen: Erstens: CESR sollte nur aufgrund eines andats aktiv werden. Zweitens: Es hätte ein anderer eitpunkt gewählt werden sollen, zu dem sich CESR/ ZB des Themas annehmen. Angesichts der laufenden rbeiten bei der Kommission besteht die Gefahr von Ir- itationen in der Finanzdienstleistungsindustrie, die in edem Fall vermieden werden sollten. Einen Automatis- us hinsichtlich einer Übernahme dieser Standards in ie angestrebten Maßnahmen der KOM kann es nicht eben. Im Übrigen ist die Bundesregierung bestrebt, den eschluss des Deutschen Bundestages vom 3. Juli 2003 n den Verhandlungen in Brüssel voll zum Tragen zu ringen. nlage 7 Antwort es Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Fragen des bgeordneten Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) Drucksache 15/4284, Fragen 18 und 19): Welche finanziellen Mittel sind von der Europäischen Union im Rahmen der „Gemeinschaftsaktion für Grenzregio- nen“ für den besonderen Ausbau der transeuropäischen Ver- kehrsnetze in den deutschen Grenzregionen bereitgestellt, und in welcher Höhe wurden diese Mittel von der Bundesrepublik Deutschland bisher abgerufen und verwendet? Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13407 (A) ) (B) ) Welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um die bereitstehenden Mittel in der Restlaufzeit der genannten „Ge- meinschaftsaktion für Grenzregionen“ bis 2006 abzurufen und zu verwenden? Im Rahmen der „Gemeinschaftsaktion für Grenzre- gionen“ sind bislang keine Mittel für den besonderen Ausbau der transeuropäischen Verkehrsnetze in den deutschen Grenzregionen bereitgestellt worden. Dies gilt gleichermaßen für Grenzregionen in anderen Mitglied- staaten. Hintergrund ist, dass der Europäische Rat von Nizza die Kommission ersucht hatte, ein Programm zur Steigerung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit der Grenzregionen zu den damaligen Beitrittsländern vorzuschlagen. Die Kommission hat daraufhin in einer Mitteilung aus dem Jahre 2001 einen Aktionsplan für die Grenzregionen vorgelegt, der u. a. eine Erhöhung der TEN-Mittel für die Grenzregionen vorsieht. Die Bundes- regierung hat dieses Element des Aktionsplans aus- drücklich begrüßt. In ihrem Vorschlag zur Änderung der TEN-Zuschuss- verordnung von 2001 verknüpfte die Kommission die Aufstockung der Verpflichtungsermächtigungen um 100 Millionen Euro für die Grenzregionen mit einer Er- höhung des TEN-Kofinanzierungssatzes auf 20 Prozent. Die Bundesregierung hat in den Beratungen nie einen Zweifel daran gelassen, dass sie die vorgeschlagene Auf- stockung der Verpflichtungsermächtigungen für die Grenzregionen unterstützt. Nachdem sich im Rat keine Mehrheit für den Vorschlag der Kommission abzeich- nete, schlug sie in ihrem neuen Änderungsvorschlag eine Erhöhung des Kofinanzierungssatzes auf 30 Prozent vor. In diesem Änderungsvorschlag findet sich keine Erhö- hung der Verpflichtungsermächtigungen für Grenzre- gionen mehr; die Kommission rückt indes auch nicht von ihrer Mitteilung aus dem Jahre 2001 ab. Der Rat lehnte schließlich im Gemeinsamen Standpunkt vom 24. Februar 2004 eine Anhebung des Kofinanzierungs- satzes auf 30 Prozent ab und verständigte sich im Kom- promisswege auf eine Anhebung dieses Satzes für be- stimmte TEN-Verkehrs- und Energieprojekte auf maximal 20 Prozent. Eine Abstimmung über eine Erhö- hung der Verpflichtungsermächtigungen für die Grenzre- gionen stand zu diesem Zeitpunkt nicht auf der Agenda. In ihrer Jährlichen Strategieplanung für 2005 kün- digte die KOM sodann an, dass sie offenbar von einer Erhöhung der TEN-Mittel für die Grenzregionen Ab- stand nehmen möchte. In der Stellungnahme der Bun- desregierung zu dem Strategiepapier haben wir betont, dass wir unabhängig von der Entscheidung zum Höchst- fördersatz davon ausgehen, dass die Kommission sich nach wie vor an ihre Mitteilung zur verstärkten Gemein- schaftsfinanzierung für Grenzregionen gebunden fühlt. Wir werden in Kürze auch auf die neue Kommission zu- gehen, um die angekündigten Mittel für die Grenzregio- nen erneut einzufordern. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die Frage des Abgeordneten Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) (Drucksache 15/4284, Frage 20): s Z B m t r V v l S r G s A d F ( Z k K t e r T d E Z b s w E i (C (D Teilt die Bundesregierung die auch vom niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff am 2. November 2004 geäußerte Einschätzung, dass die „Gemeinsame Erklärung“ des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger, des Bundes- verbandes Deutscher Zeitungsverleger und des Bundesver- bandes Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossis- ten vom 19. August 2004 „offenbar nicht gegriffen“ habe, „wenn es auch noch Anfang nächsten Jahres bei Lidl aus- schließlich die Bild-Zeitung oder Produkte des Springer-Ver- lages geben sollte“, und „man dann auch über gesetzgeberi- sche Maßnahmen nachdenken“ müsste? Die Bundesregierung begrüßt, dass der Verband Deut- cher Zeitungsverleger, der Bundesverband Deutscher eitschriftenverleger und der Bundesverband Deutscher uch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten eine ge- einsame Erklärung zur Erhaltung des derzeitigen Sys- ems des Pressegrosso verabschiedet haben. Die Bundes- egierung hatte eine solche Selbstverpflichtung der erbände angeregt. Die gemeinsame Erklärung schließt orher definierte Marktöffnungstests für einzelne Ver- age/Titel nicht aus, wenn sie auf einen Übergang zur ortimentsbelieferung angelegt sind. Die Bundesregie- ung erwartet nach den mit den Beteiligten geführten esprächen, dass die gemeinsame Erklärung ohne Ab- triche umgesetzt wird. nlage 9 Antwort er Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die ragen des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) Drucksache 15/4284, Fragen 25 und 26): Trifft es nach Kenntnis der Bundesregierung zu, dass die Kostenträger wie Krankenkassen und Rentenversicherungen bei Zuweisungen von Rehabilitationsmaßnahmen derzeit vor- rangig ihre eigenen Reha-Einrichtungen belegen, und wie ist dies nach Ansicht der Bundesregierung begründet und mit dem freien Wettbewerb vereinbar? Wie will die Bundesregierung sicherstellen, dass die Kos- tenträger wie Krankenkassen und Rentenversicherungen zu- künftig die Reha-Kliniken belegen, die qualitativ hochwertig und für das Krankheitsbild am besten geeignet sind, und nicht primär ihre eigenen Einrichtungen? u Frage 25: Der Bundesregierung liegen keine umfassenden Er- enntnisse darüber vor, ob und in welchem Umfang die ostenträger von Leistungen der stationären Rehabilita- ion bei der Genehmigung entsprechender Maßnahmen igene Einrichtungen bevorzugen. So werden beispielsweise von der Bundesversiche- ungsanstalt für Angestellte als dem bundesweit größten räger medizinischer Rehabilitation nur ca. 18 Prozent er bewilligten stationären Reha-Maßnahmen in eigenen inrichtungen durchgeführt. u Frage 26: Die Bundesregierung sieht derzeit keinen gesetzge- erischen Handlungsbedarf. Sie ist vielmehr der Auffas- ung, dass mit den bestehenden Instrumentarien (Stich- orte: Qualitätsmanagement, Qualitätssicherung) die rbringung einer qualitativ hochwertigen Rehabilitation n geeigneten Einrichtungen sichergestellt ist. 13408 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Anlage 10 Antwort der Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die Fragen der Abgeordneten Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) (Drucksache 15/4284, Fragen 27 und 28): Inwieweit entsprechen die Mittel der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur HIV/Aids-Prävention der ak- tuellen Situation im Hinblick auf HIV/Aids, und wie schätzt die Bundesregierung die Entwicklung ein, dass immer mehr Jugendliche nicht über HIV/Aids aufgeklärt sind? Was unternimmt die Bundesregierung, um Rahmenbedin- gungen und Anreize für die HIV/Aids-Impfstoffforschung in Deutschland zu verbessern? Zu Frage 27: Heute ist Weltaidstag und die Bundesregierung hält nach wie vor daran fest, dass HIV/Aids eine weltweite und nationale Herausforderung ist und gemeinsame An- strengung aller erforderlich sind. Trotz der von allen ge- forderten notwendigen Konsolidierung der öffentlichen Haushalte sind die Haushaltsmittel des Bundes zur HIV- Aidsprävention mit jährlich 9,203 Millionen Euro seit 1999 gleich hoch. Dies unterstreicht die Bedeutung, die die Bundesregierung der Aidsprävention bei misst und ist zugleich eine entscheidende Voraussetzung für den wirkungsvollen Einsatz der Mittel. An der Aidsaufklä- rung und Prävention sind neben dem Bund die Länder und Gemeinden sowie Selbsthilfe- und andere Organisa- tionen beteiligt. Die Maßnahmen sind darauf angelegt, durch viele unterschiedliche Kooperationspartner und Multiplikatoren getragen und verstärkt zu werden. Das abgestimmte Handeln gewährleistet, die notwendige ak- tuelle Aufklärung über Infektionsrisiken und Schutz- möglichkeiten. Es trifft nicht zu, dass immer mehr Jugendlichen nicht über HIV/Aids aufgeklärt sind. Mit der Studie „AIDS im öffentlichen Bewusstsein“ liegen seit 1987 – seit 1994 einschließlich der neuen Länder – repräsentative Daten zu Wissen, Einstellungen und Verhalten zum Schutz vor Aids vor. Diese Studie, alljährlich durchgeführt, belegt, dass fast 100 Prozent der Bevölkerung, also auch die jungen Leute, wissen, wie man sich mit HIV infizieren kann. Und sie wissen auch, was zu tun ist, um Vorsorge zu betreiben. Dieses hohe Informationsniveau der er- wachsenen Bevölkerung wurde bereits kurz nach dem Beginn der Aidsaufklärungskampagne erreicht und ist über die Jahre hinweg unverändert geblieben. Es gibt keine Indizien dafür, dass Jugendliche von den Informa- tionsangeboten nicht erreicht werden. Allerdings nimmt trotz der Informationsangebote das Risikoverhalten von Jugendlichen zu. Die Bundesregierung sieht es daher weiterhin als eine wichtige Aufgabe an, vor allem auch in Zusammenarbeit mit der Schule, spezielles, präven- tionsrelevantes Wissen zu vermitteln, zumal sich auch Verhaltensmuster wandeln. Zu Frage 28: Im Rahmen des Gesundheitsforschungsprogramms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sind in den vergangenen 15 Jahren kontinuierlich Projektmit- tel in den Aufbau und die Etablierung der Aidsforschung i m n w w b e s n e z l H B t D b B P g h z d d 2 a Z F z B z r s G r d 1 d i d d s m A d A s (C (D nvestiert worden. Seit Juli 2002 fördert das Bundes- inisterium für Bildung und Forschung das Kompetenz- etz HIV/Aids. In diesem Kompetenznetz, dessen Netz- erk-Zentrale an der Universität Bochum angesiedelt ist, ird in verschiedenen Teilprojekten eine große Band- reite wissenschaftlicher Fragestellungen zur HIV/Aids- rkrankung bearbeitet. Neben Universitäts- und städti- chen Krankenhäusern sind auch Fachpraxen und iedergelassene Ärzte in das Netzwerk eingebunden, um inen schnellen Transfer der Forschungsergebnisse hin um Patienten zu ermöglichen. Nach erfolgreicher Eva- uation durch ein internationales Gutachtergremium im erbst 2004 wird das Kompetenznetz HIV/Aids vom undesministerium für Bildung und Forschung für wei- ere zwei Jahre mit circa 5,5 Millionen Euro gefördert. ie gesamte Fördersumme wird dann 14 Millionen Euro etragen. Des Weiteren werden vom Bundesministerium für ildung und Forschung jährlich circa 1,5 Millionen Euro rojektmittel für die Erforschung von Begleiterkrankun- en, die mit zum typischen Bild der Aidserkrankung ge- ören, wie zum Beispiel die Hepatitis-B-Virus-Infektion, ur Verfügung gestellt. Um insbesondere die Rahmenbe- ingungen in der Impfstoffforschung zu verbessern, wer- en im Rahmen der deutschen Impfstoffinitiative von 002 bis 2007 25,6 Millionen Euro zur Unterstützung der llgemeinen Impfstoffforschung zur Verfügung gestellt. usätzlich zu den genannten Projektfördermitteln wird orschung zu HIV/Aids durch institutioneile Förderung um Beispiel des Deutschen Primaten Zentrums, des ernhard-Nocht-lnstituts, des Deutsch Krebsforschungs- entrums und des Heinrich-Pette-lnstituts sowie im Be- eich der Grundlagenforschung durch die Deutsche For- chungsgemeinschaft unterstützt. Im Rahmen des esundheitsforschungsprogrammes des Bundesministe- iums für Bildung und Forschung sind seit dem Auftreten es Krankheitsbildes „AIDS“ in Deutschland im Jahr 982 Projektmittel in den Aufbau und die Etablierung er Aidsforschung in Höhe von rund 130 Millionen Euro nvestiert worden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die arüber hinausgehende grundlagenorientierte Förderung er Deutschen Forschungsgemeinschaft wie auch die in- titutioneile Förderung der Deutschen Forschungsge- einschaft hierin nicht enthalten sind. nlage 11 Antwort er Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Fragen der bgeordneten Ute Granold (CDU/CSU) (Druck- ache 15/4284, Fragen 31 und 32): Welche Gründe haben im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) den Ausschlag gege- ben, von der Anordnung einer zumindest probeweisen Ein- führung des so genannten Steilstartverfahrens (ICAO-A) an deutschen Flughäfen zum Schutz der Bürger vor Fluglärm bislang abzusehen, und welche Rolle spielt in diesem Zusam- menhang die aus Medienberichten deutlich gewordene Ableh- nung der Lufthansa AG gegen das Steilstartverfahren am Flughafen Frankfurt am Main? Welche Gründe sprechen gegen die Einführung eines Gleitflugverfahrens (CDA-Verfahren) am Flughafen Frank- furt am Main, und welchen Standpunkt vertritt die deutsche Flugsicherung zu einer Einführung dieses Verfahrens? Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13409 (A) ) (B) ) Zu Frage 31: Der Pilot ist für die sichere Führung des Flugzeuges verantwortlich. Dabei sind die Leistungsdaten des Flug- zeuges maßgebend. Fluggesellschaften machen ihren Piloten auf der Grundlage dieser Leistungsdaten Vorga- ben, wie sie das Flugzeug zu fliegen haben. Das BMVBW kann für das anzuwendende Abflugverfahren lediglich dringende Empfehlungen aussprechen. Die Lufthansa als größter Kunde des Flughafens Frankfurt hat die Durchführung eines Probebetriebs des Steilstart- verfahrens als Grundlage für eine entsprechende Emp- fehlung des BMVBW abgelehnt, weil das Steilstartver- fahren mit einem erhöhten Treibstoffverbrauch und deshalb mit einer Schadstoffmehrbelastung sowie Kos- tensteigerungen verbunden sei. Das BMVBW hat den Initiator für das Steilstartverfahren, den Fluglärmbeauf- tragten des Hessischen Ministeriums für Verkehr und Landesentwicklung auf dem Flughafen Frankfurt, gebe- ten, bei der Lufthansa auf eine Änderung der ablehnen- den Haltung hinzuwirken. Das BMVBW wird erforderli- chenfalls in gleichem Sinne auf die Lufthansa zugehen. Zu Frage 32: Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH bereitet ge- genwärtig eine Veröffentlichung lärmmindernder CDA- Flugverfahren (CDA = Continuous Descent Approach, Gleitflug mit kontinuierlichem Sinkflug) für den Flugha- fen Frankfurt vor, die am 17. Februar 2005 in Kraft tre- ten wird. Da die Anwendung der CDA-Verfahren zu ei- ner deutlichen Kapazitätsreduzierung des Flughafens führt, ist eine generelle Nutzung der CDA-Verfahren vorläufig nur während der Nachtstunden von 24:00 bis 05:00 Uhr Ortszeit möglich. Anlage 12 Antwort der Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Fragen des Abgeordneten Hellmut Königshaus (FDP) (Druck- sache 15/4284, Fragen 35 und 36): Hat sich die Bundesregierung (im Nachgang zu der Ant- wort des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesmi- nister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Achim Großmann, auf meine Frage 17 in der Fragestunde am 10. No- vember 2004, Plenarprotokoll 15/137, S. 12557 B) mittler- weile hinsichtlich der Planfeststellungsverfahren zur Dresdner Bahn und zur Anhalter Bahn soweit sachkundig gemacht, dass sie bestätigen kann, dass das Eisenbahnbundesamt als Planfeststellungsbehörde im Planfeststellungsbeschluss für die Anhalter Bahn vom 31. Mai 2001 ein deutlich geringeres Verkehrsaufkommen für das als maßgeblich festgestellte Jahr 2010 zugrunde gelegt hat, als es nun zu diesem Zeitpunkt tat- sächlich zu erwarten ist, und es dies damit begründete, es gebe „gegenwärtig keine Anhaltspunkte dafür, dass Verkehr von der Dresdner Bahn über die Anhalter Bahn geleitet wird“, ob- gleich ihm zu diesem Zeitpunkt als Planfeststellungsbehörde auch für die Dresdner Bahn alle von der Bundesregierung in der oben genannten Antwort genannten Fakten schon zu die- sem Zeitpunkt amtlich bekannt waren? Kann die Bundesregierung bestätigen, dass auch noch im Verfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht diese Behaup- tung aufrechterhalten wurde und dass diese Darstellung letzt- lich auch zur Abweisung der Anträge der Anlieger, die ange- messenen Lärmschutz forderten, führte, und wie bewertet sie dies rechtlich? Z E 3 s d B d l d D z s w D z f D s e k d d s h m g s ü Z r v n z z P 2 A s B t S r e s z U A d A s (C (D u Frage 35: Die von Ihnen aus dem Planfeststellungsbeschluss des isenbahnbundesamtes (EBA) zur Anhalter Bahn vom 1. Mai 2001 zitierte Passage lautet auf Seite 143 voll- tändig: „Es gibt gegenwärtig keine Anhaltspunkte dafür, ass Verkehr von der Dresdener Bahn über die Anhalter ahn geleitet wird. Die Planunterlagen für den Ausbau er Dresdener Bahn haben inzwischen öffentlich ausge- egen. Das Betriebsprogramm der Dresdener Bahn ist mit em Betriebsprogramm der Anhalter Bahn abgestimmt.“ ie Bundesregierung hält am so genannten Pilzkonzept um Ausbau des Knotens Berlin fest. Dieses beinhaltet üdlich der Nord-Süd-Verbindung den Wiederaufbau so- ohl der Anhalter als auch der Dresdner Bahn. Über die resdner Bahn sollen die Züge in Richtung Dresden und um Flughafen Berlin-Brandenburg-International ge- ührt werden. Das Planfeststellungsverfahren für die resdner Bahn soll mit dem Anhörungsverfahren fortge- etzt werden. Hierzu hat die Senatsverwaltung für Stadt- ntwicklung als Anhörungsbehörde ihre Bereitschaft er- lärt. Die Bundesregierung geht nach wie vor davon aus, ass die Dresdner Bahn wieder aufgebaut wird. Von daher kann es sich nach derzeitiger Erkenntnis le- iglich um einen befristeten, zurzeit allerdings nicht be- timmbaren Zeitraum handeln, in dem Züge zum Flug- afen die Anhalter Bahn oder die Stadtbahn nutzen üssten. Wie viele Züge davon über die Anhalter Bahn eführt werden könnten und ob dadurch das der Lärm- chutzbemessung zugrunde gelegte Betriebsprogramm berschritten würde, ist derzeit ungewiss. u Frage 36: Es ist im Verfahren vor dem Bundesverwaltungsge- icht – in dem die auf dem gleichen Betriebsprogramm on den Feststellungen im Planfeststellungsbeschluss icht abgewichen worden. Ich verweise auf die Antwort u Ihrer Frage 35. Im Übrigen hat das Bundesverwaltungsgericht sich um Betriebsprogramm geäußert. Ich zitiere aus dem rotokoll der mündlichen Verhandlung am 23. Oktober 002 (auf Seite 18): „Der Senat sieht keine greifbaren nhaltspunkte für die Unrichtigkeit der in der er- chütterungstechnischen Untersuchung enthaltenen estandsannahmen und Prognosen des Eisenbahnbe- riebs …“ An anderer Stelle (auf Seite 20) heißt es zum challschutz: „Schlüssige Anhaltspunkte für die Un- ichtigkeit der in der schalltechnischen Untersuchung nthaltenen Bestandsaufnahmen und Prognosen des Ei- enbahnbetriebs sind diesem Vorbringen ebenso wenig u entnehmen, wie bei der erschütterungstechnischen ntersuchung.“ nlage 13 Antwort er Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Fragen des bgeordneten Dr. Karl Addicks (FDP) (Druck- ache 15/4284, Fragen 37 und 38): Wann kann die Verschwenkung der Bundesautobahn A620 mit der A1 und der A623 mit Bundesmitteln begonnen werden, um Saarbrücken von dem derzeit durch die Innen- stadt fließenden Fernverkehr zwischen Frankreich und Rhein- land-Pfalz zu entlasten? 13410 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Wann ist – vor dem Hintergrund der Anbindung Saar- brückens an das TGV- und ICE-Netz – mit dem Ausbau des Kreisels Am Ludwigsberg und der Grülingsstraße mit Bun- desmitteln im Zuge des Umbaus des Hauptbahnhofes zum „Eurobahnhof“ zu rechnen? Für die im Bedarfsplan 2004 erstmals im Vordring- lichen Bedarf eingestellten Projekte der Bundesautobahn Al, Verbindung Bundesautobahn Al–Bundesautobahn A623 Saarbrücken (naturverträgliche Variante) und Bun- desautobahn A623 und Westspange Saarbrücken liegen noch keine technischen Detailplanungen vor. Eine Aus- sage zur Realisierung der Maßnahmen kann erst nach deren Vorlage und eines darauf basierenden Baurechts- verfahrens erfolgen. Anlage 14 Antwort der Parl. Staatssekretärin Margareta Wolf auf die Frage der Abgeordneten Hannelore Roedel (CDU/CSU) (Drucksache 15/4284, Frage 39): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass sich in vielen Städten die Nachbarschaftsklagen gegen den durch Kinderspiel- und Bolzplätze in Wohngebieten verursachten Lärm häufen und vor Gericht erfolgreich sind, weil Kinder- lärm dadurch, dass er im Bundes-Immissionsschutzgesetz und in der 18. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immis- sionsschutzgesetzes (Sportanlagenlärmschutzverordnung) nicht hinreichend genau definiert ist, zu Unrecht als Immission ein- gestuft wird, und dass zahlreiche Spiel- und Bolzplätze des- wegen wieder entfernt bzw. bereits in der Planungsphase ver- hindert worden sind, und wenn ja, was gedenkt die Bundesregierung gegen diese Entwicklung zu unternehmen? Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse vor, dass sich Nachbarschaftsklagen gegen den durch Kin- derspiel- und Bolzplätze verursachten Lärm häufen. Das Bundes-Immissionsschutzgesetz gilt für Anlagen im Sinne des § 3 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes und ist auf verhaltensbezogenen Lärm, wie ihn spielende Kinder verursachen, nicht anwendbar. Wenn allerdings Geräuschbelastungen von Sport- und Freizeitanlagen ausgehen, die von Kindern aufgesucht werden, ist der Lärm nach gegenwärtiger Rechtslage gemäß den Maß- stäben des Bundes-Immissionsschutzgesetzes zu bewer- ten. In diesen Fällen haben die zuständigen Behörden anhand einer situationsgebundenen Abwägung zu beur- teilen, inwieweit Lärmminderungsmaßnahmen erforder- lich sind, welche Maßnahmen zur Verminderung der Ge- räuscheinwirkungen möglich sind und welcher Aufwand hierfür angemessen ist. Die Bundesregierung ist jedoch der Auffassung, dass Kinderlärm keine Angelegenheit sein sollte, die eines Gerichtsurteils bedarf. Kinderlärm ist eine natürliche Lebenserscheinung, für die unsere vielfach von Einzelinteressen bestimmte Gesellschaft größeres Verständnis aufbringen sollte. Anlage 15 Antwort der Parl. Staatssekretärin Margareta Wolf auf die Frage des Abgeordneten Albrecht Feibel (CDU/CSU) (Druck- sache 15/4284, Frage 40): d s L v d 5 V p b A E t s L B s s b m t l g G n a s V b e A d d C Z 3 s d s b Z (C (D Wie viele Regionen in Deutschland sind laut EU-Entschei- dung zu bedeutenden Vogelschutzgebieten („Important Bird Areas“) erklärt worden, und wie viele Anträge auf die Errich- tung von Windrädern müssen deshalb abgelehnt bzw. beste- hende Anlagen verlegt oder abgebaut werden? Die Europäische Kommission trifft keine Entschei- ung zu „Important Bird Areas“; vielmehr handelt es ich hierbei um eine von Naturschutzverbänden erstellte iste nach einem europaweiten Konzept des Naturschutz- erbandes BirdLife International. Für Deutschland wur- en von den Verbänden mit Stand vom 1. Juli 2002 42 „Important Bird Areas“ identifiziert. Nach Art. 4 der ogelschutzrichtlinie sind die EU-Mitgliedstaaten ver- flichtet, die zahlen- und flächenmäßig geeignetsten Ge- iete als Europäische Vogelschutzgebiete zu erklären. uch hierzu trifft die Europäische Kommission keine ntscheidung, sondern wird lediglich hierüber unterrich- et. Die Zuständigkeit für die Ausweisung von Europäi- chen Vogelschutzgebieten liegt in Deutschland bei den ändern, in der Ausschließlichen Wirtschaftszone ist die undesregierung unmittelbar für die Ausweisung zu- tändig. Die Bundesregierung hat bisher 465 Europäi- che Vogelschutzgebiete auf Veranlassung der Länder zw. in eigener Zuständigkeit der Europäischen Kom- ission gemeldet (Stand 30. September 2004). Über die Anzahl der abgelehnten Anträge auf Errich- ung von Windenergieanlagen bzw. die Anzahl der Ver- egung oder des Rückbaus von Windenergieanlagen lie- en der Bundesregierung keine Angaben vor. Die enehmigung von Windenergieanlagen liegt, mit Aus- ahme der AWZ, in der Zuständigkeit der Länder. Nur uf Basis einer Einzelfallprüfung kann jeweils festge- tellt werden, ob ein IBA-Gebiet oder ein Europäisches ogelschutzgebiet durch Windenergieanlagen erheblich eeinträchtigt wird und der Genehmigung der Anlagen ntgegensteht. nlage 16 Antwort er Parl. Staatssekretärin Margareta Wolf auf die Fragen es Abgeordneten Jochen-Konrad Fromme (CDU/ SU) (Drucksache 15/4284, Fragen 41 und 42): Wer hat die durch den Bundesrechnungshof aufgedeckten Mehrkosten wegen der Verzögerung der Endlagerung von ra- dioaktiven Abfällen zu tragen, und wie hoch sind diese? Welche Vorsorge trifft die Bundesregierung im Rahmen des Bundeshaushaltes und der Finanzplanung, um die für den Staat entstehenden finanziellen Mehrbelastungen aufzufan- gen? u Frage 41: Der Bundesrechnungshof hat in seinem Bericht vom 1. August 2004 an den Haushaltsausschuss des Deut- chen Bundestages keine Mehrkosten aufgedeckt, son- ern lediglich finanzielle Risiken der Ein-Endlager-Ziel- etzung zusammengestellt, die der Bundesregierung ekannt waren, und die sie nicht eingehen wird. u Frage 42: Keine. Auf die Antwort zu Frage 41 wird verwiesen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13411 (A) ) (B) ) Anlage 17 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Uschi Eid auf die Fragen des Abgeordneten Harald Leibrecht (FDP) (Druck- sache 15/4284, Fragen 43 und 44): Welche konkreten wirtschaftlichen oder technischen Pro- jekte unterstützt die Bundesregierung in der so genannten Autonomen Region Tibet? Wie sind die Kriterien für derartige Projekte, und wie stellt die Bundesregierung sicher, dass sie von Peking nicht zur Si- nisierung Tibets missbraucht werden? Zu Frage 43: Im Rahmen der bilateralen Entwicklungszusammen- arbeit mit der VR China werden in der Autonomen Region Tibet zurzeit folgende zwei Projekte gefördert: TZ-Vorhaben „Ländliche Infrastruktur und Berufsausbil- dung in Tibet“, FZ-Vorhaben „Abwasserentsorgung Chamdo“. Zu Frage 44: Zielgruppe der Projekte in der Autonomen Republik Tibet ist – wie auch in Projekten der ländlichen Entwick- lung in anderen Regionen Chinas – die arme ländliche Bevölkerung. Da die tibetische Volksgruppe den größten Teil der ländlichen Bevölkerung stellt, kommen beide Projekte unmittelbar und überwiegend den Tibetern zu- gute. Dies gilt nicht nur für das erstgenannte TZ-Vorha- ben, mit dem ein Beitrag zur Verbesserung der Beschäf- tigungs- und Einkommenssituation der in ländlichen Regionen mehrheitlich lebenden Tibeter geleistet wer- den soll, sondern auch für das im Osten Tibets angesie- delte Abwasservorhaben Chamdo. Es dient der Klärung städtischer Abwässer. Ihm kommt eine ebenso wichtige Bedeutung für die umliegende ländliche Bevölkerung zu, da die Stadt am Zusammenfluss des Angyu- und des Zhaqu-Flusses liegt, der dann den Mekong bildet. Für die Bewohner des Flusstals in Tibet bildet der Mekong die wichtigste Trinkwasserressource. Die Vermeidung ungereinigter Abwassereinleitungen leistet damit einen erheblichen Beitrag für die Verbesserung der Lebensver- hältnisse der dortigen Menschen. Anlage 18 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Uschi Eid auf die Frage der Abgeordneten Dr. Conny Mayer (Freiburg) (CDU/ CSU) (Drucksache 15/4284, Frage 45): Welches Bundesministerium ist innerhalb der Bundes- regierung für HIV/Aids in Osteuropa zuständig, und was un- ternimmt die Bundesregierung bilateral mit den Staaten Ost- europas, um die Ausbreitung von HIV/Aids zu bekämpfen? Für die Bekämpfung von HIV/AIDS in Staaten Ost- europas sind die jeweiligen Regierungen verantwortlich. Dazu leistet die Bundesregierung mit Einzelmaßnahmen verschiedener Ressorts Unterstützung. Diese Maßnah- men werden gegenwärtig erfasst und ich werde Ihnen diese Auflistung nach Fertigstellung in den nächsten Wochen zur Verfügung stellen. Auf die ausführliche A H 2 A d A s H n S l s s b n S s z i w s d m a f A d A s i s v z n (C (D ntwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage zu IV in Osteuropa, Drucksache 15/3634 vom 3. August 004, möchte ich noch einmal hinweisen. nlage 19 Antwort er Parl. Staatssekretärin Dr. Uschi Eid auf die Frage der bgeordneten Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) (Druck- ache 15/4284, Frage 46): Auf welchen Erkenntnissen basiert die Entscheidung der Bundesregierung, sich im Rahmen der HIV-/Aidspräventions- bemühungen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zu- künftig auf den Faktor C (Condoms) innerhalb der ABC-Stra- tegie zu konzentrieren, wie in dem neuen Positionspapier zur Aidsbekämpfung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das am 10. November 2004 im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung präsentiert wurde, bekannt gegeben worden ist, und wie be- wertet die Bundesregierung in diesem Zusammenhang die Entscheidung der US-amerikanischen Regierung, sich allein auf die Aspekte A (Abstinenz) und B (Be faithful) zu konzen- trieren und C (Condoms) auszuschließen? Zielsetzung der Bundesregierung zur präventiven IV-/Aidsbekämpfung ist die Information der betroffe- en Bevölkerung, damit sie über Infektionsrisiken und chutzmöglichkeiten informiert ist und eigenverantwort- ich über ihr Sexualverhalten entscheiden kann. Dies chließt auch Aspekte von Abstinenz und Treue ein. Be- onders wichtig ist es aber denen, für die in ihrer Le- enssituation eine konsequente Umsetzung von Absti- enz und Treue nicht möglich ist, einen realistischen chutz vor einer Infektion zu bieten. Die derzeit wirk- amste Methode des Schutzes vor HIV/Aids ist die Nut- ung von Kondomen. Auch die US-amerikanische Regierung sieht neben hrer Unterstützung von Abstinenz und Treue die Not- endigkeit, in bestimmten Situationen Kondome einzu- etzen. Für die Bundesregierung steht im Vordergrund, ass die unterschiedlichen geberfinanzierten Maßnah- en in den Partnerländern vor allem dem gemeinsamen, bgestimmten nationalen Rahmen für die Aidsbekämp- ung Rechnung tragen. nlage 20 Antwort er Parl. Staatssekretärin Dr. Uschi Eid auf die Frage der bgeordneten Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) (Druck- ache 15/4284, Frage 47): Welche Werthaltigkeit hat für die Bundesregierung die Einheit „Ehe und Familie“ als kleinste Einheit einer demokra- tischen und stabilen Gesellschaftsstruktur in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit? Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit trifft in hrer Arbeit auf soziale, kulturelle, rechtliche und politi- che Systeme, in denen unterschiedliche Auffassungen on „Familie“ bestehen. Die deutsche Entwicklungs- usammenarbeit ist sich mit ihren internationalen Part- ern darüber einig, dass die Familie die Kernzelle der 13412 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 (A) (C)Gesellschaft ist und Anspruch auf umfassenden Schutz und Unterstützung hat. Damit die Rechte und Bedürf- nisse von Frauen und Kindern und Gleichberechtigung der Geschlechter in den jeweiligen unterschiedlichen Ausprägungsformen der Familie gefördert werden, un- terstützt Deutschland die Partnerländer bei – der Entwicklung von grundsätzlichen Konzeptionen und Gesetzen, die die Familie besser unterstützen und ihre Stabilität fördern; – der Einführung von Maßnahmen der sozialen Sicher- heit, einschließlich sozialen Sicherungssystemen, die der demographischen Entwicklung Rechnung tragen; – der Förderung der Chancengleichheit für die Fami- lienmitglieder, insbesondere die Rechte der Frauen und Kinder in der Familie. Die Fördermaßnahmen entsprechen den Vereinbarun- gen des Kairoer Aktionsprogramms von 1994 zur Fami- lienpolitik. Für den Bereich der Familienplanung bedeu- tet dies, dass die deutsche Entwicklungszusammenarbeit die Partnerländer in ihren Bemühungen unterstützt, die selbstverantwortliche Entscheidung jedes Menschen über Zeitpunkt der Elternschaft und Anzahl der eigenen Kinder zu ermöglichen. Weiterhin werden Vorhaben zur Verwirklichung sexueller und reproduktiver Rechte un- terstützt. Hierzu zählen auch Maßnahmen gegen Gewalt und weibliche Genitalverstümmelung. (B) (D) 144. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514400000

Grüß Gott, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sit-

zung ist eröffnet.
Interfraktionell ist vereinbart, die heutige Tagesord-

nung um eine Debatte zur Demokratie in der Ukraine zu
erweitern und diesen Punkt im Anschluss an die Frage-
stunde aufzurufen. Sind Sie damit einverstanden? – Das
ist der Fall. Dann ist das so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 1 auf:
Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen
Kabinettssitzung mitgeteilt: Verbraucherpolitischer Be-
richt 2004 der Bundesregierung.

Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht
hat die Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernäh-
rung und Landwirtschaft, Renate Künast.

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft:

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das
Kabinett hat heute den Verbraucherpolitischen Be-
richt 2004 beschlossen. Mit der Arbeit an diesem Fort-
schrittsbericht haben wir im Frühjahr 2003 begonnen.
Auch an dieser Stelle haben wir den Aktionsplan Ver-

k
v
u
D
p
b
q

w
p
L
i
s

n
I
V
g
d
z
s

i
c
g

Redet
braucherschutz der Bundesregierung und die Schwer-
punkte, die wir in dieser Legislaturperiode setzen, vorge-
stellt.

Im vorliegenden Bericht wird ausgeführt, welche
Fortschritte wir in diesem Bereich gemacht haben. Dabei
greifen wir im Wesentlichen auf abgeschlossene und grö-
ßere, bereits weit fortgeschrittene Rechtsetzungsvorha-
ben zurück. Alle Ausführungen beziehen sich auf den ge-
sundheitlichen und wirtschaftlichen Verbraucherschutz.

Wir lassen uns von zwei verbraucherpolitischen Zie-
len leiten: zum einen vom Schutz der Verbraucherinnen
und Verbraucher vor gesundheitlichen und wirtschaftli-
chen Schäden – das ist der Schutzaspekt
braucherpolitik –, zum anderen vom Recht de
cherinnen und Verbraucher, als gleichberechti
formierte Marktpartner selbstbestimmt entsc

(C (D ung . Dezember 2004 0 Uhr önnen; das setzt Informationen voraus. Wir gehen daon aus, dass auch das Vertrauen der Verbraucherinnen nd Verbraucher in Märkte, bestimmte Produkte und ienstleistungen sowie ihre Funktionen Wirtschaftskaital ist. Man könnte also sagen: Das Vertrauen der Verraucherinnen und Verbraucher ist für ein Unternehmen uasi Geld wert. Ich will nun auf einen weiteren Punkt eingehen, den ir im Kabinett besprochen haben. Der aktuellste Asekt, der in diesem Bericht nur kurz erwähnt ist, ist das ebensund Futtermittelgesetzbuch, das der Bundestag n der letzten Woche in zweiter und dritter Lesung verabchiedet hat; hier wird der gesamte Weg eines Produkts vom Stall bis auf den Teller – dargestellt. Darüber hiaus enthält es, wie Sie wissen, eine Verbesserung der nformationsmöglichkeiten der Verbraucherinnen und erbraucher. Hier finden sich Regelungen des ehemalien Verbraucherinformationsgesetzes wieder. Wie es mit iesem Thema weitergeht, werden wir wohl am 17. Deember dieses Jahres, wenn sich der Bundesrat damit bechäftigt, wissen. Nun will ich ein paar Schwerpunkte nennen, die wir m Bereich des vorsorgenden gesundheitlichen Verbrauherschutzes setzen. Wir gehen davon aus, dass es Fälle ibt, in denen der vorsorgende Verbraucherschutz bzw. ext die Gesundheit der Verbraucher Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen hat. Beispiele hierfür, die inzwischen erledigt wurden, sind die Neufassung der Lebensmittelhygieneregeln und die Verbesserung der Vorschriften für eine einheitliche Durchführung der Lebensund Futtermittelüberwachung. Ebenfalls gehören schärfere Kennzeichnungsregeln, auch bei kosmetischen Mitteln, in diesen Bereich. Wir alle kennen das extrem zunehmende Problem der Allergien. Ich will kurz darauf hinweisen, dass auch die gesundheitlichen, finanziellen und gesellschaftlichen Kosten von Fehlernährung und mangelnder Bewegung ein Teil der Verbraucherpolitik sind; denn es geht darum, Prävention zu betreiben. der wirtschaftlichen Interessen gehen wir s eine moderne Verbraucherpolitik den braucherinnen und Verbraucher gewährre Informationsmöglichkeiten stärken der Verr Verbraugte und inheiden zu Hinsichtlich davon aus, das Schutz der Ver leisten und ih 13358 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 Bundesministerin Renate Künast muss. Somit ist sie keine Behinderung der Wirtschaft, sondern die notwendige Voraussetzung, um schwarze Zahlen schreiben und Kunden halten zu können. Wir sagen: Es gibt, was neue Märkte und Vertragsgestaltungen betrifft, eine verwirrende Vielfalt. Die Verbraucherpolitik muss also immer auf der Höhe der Zeit bleiben, wenn sich die Strukturen verändern. Was haben wir in dieser Hinsicht getan? Die Änderung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb ist Mitte dieses Jahres in Kraft getreten: Der Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher wurde in den Gesetzeszweck aufgenommen und wir haben einige veraltete Regeln abgeschafft und Neues geschaffen wie den Gewinnabschöpfungsanspruch von Verbraucherverbänden bei vorsätzlich begangenen Verstößen. Wir haben an dieser Stelle Regelungen über belästigende Werbung getroffen: Anrufe und Faxsendungen zu Werbezwecken bedürfen der vorherigen Zustimmung; dafür hat sich insbesondere das Verbraucherministerium stark gemacht, um die verbraucherfreundliche Rechtsprechung des BGH gesetzlich zu verankern. Ich glaube, es muss so etwas wie einen Schutz der Privatsphäre geben angesichts der vielfältigen Möglichkeiten, Werbung zu machen. Spamming, also die unverlangte Zusendung von Werbebotschaften per E-Mail oder SMS, war ein Thema; sie ist ein Problem, das wir nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene werden angehen müssen. Lockvogelangebote werden ausdrücklich verboten. Sie alle kennen das, wir als Abgeordnete auch aus eigener Praxis: Da wird mit besonders günstigen Angeboten geworben, doch wenn Sie um halb elf in das Geschäft kommen, ist der Artikel längst vergriffen. Weil Sie schon einmal da sind, kaufen Sie trotzdem ein. Dieser Trick ist von manchem in der Vergangenheit bewusst eingesetzt worden. Das Gesetz zur Bekämpfung des Missbrauchs von 0190er-/0900er-Mehrwertdiensterufnummern führt meines Erachtens zu mehr Preistransparenz auf dem Markt. Es ermöglicht der Regulierungsbehörde ein Mehr an Schutzmaßnahmen. Ich glaube, dass wir da richtig aufgestellt sind, weil eine Vielzahl von Privathaushalten und auch mittelständischen Unternehmen durch solchen Missbrauch finanziell extrem belastet waren. Bei Versicherungen und Kapitalanlagen geht es um verbesserte Information beim Fernabsatz solcher Dienstleistungen, über eine Verbesserung des Schutzes von Anlegern bis hin zum Alterseinkünftegesetz. Ich glaube, dass dies ein weites Betätigungsfeld für die Zukunft ist; denn je mehr private Vorsorge organisiert werden soll, desto transparenter muss diese sein. Bei der RiesterRente müssen ab 2006 beide Geschlechter gleich behandelt werden; in dieser Hinsicht sind die Unisextarife von Bedeutung. Verbraucherinformation und Täuschungsschutz sind ein Punkt. Ich will darauf hinweisen, dass wir uns um Label und Zertifizierungen bemühen, die auch stimmen. Wir haben ein Internetportal aufgebaut, den „Verbraucherschutzkompass“, der einen zentralen Einstieg dar s b i h c v g s n d r z s n s B d g B t D S b s w V t v k w S g b u s w w d d c d g c S b (C (D tellt, um Informationen zu bekommen. Dass das Verraucherinformationsgesetz erneut in der Beratung ist, st bekannt. Mein letzter Punkt fällt unter die Überschrift „Nach altige Konsumund Produktionsmuster“. Die Verbrauher treffen ihre Konsumentscheidungen immer mehr or dem Hintergrund von Umweltfragen, sozialen Fraen und Nachhaltigkeit. Angebotene Waren müssen entprechend erkennbar sein. Die Bundesregierung will achhaltige Konsumund Produktionsweisen fördern; er „Rat für nachhaltige Entwicklung“ der Bundesregieung legt auch darauf Wert. Wir beginnen hierzu einelne Kampagnen, um aufzuklären und auch öffentlich ichtbar zu machen, wo man als Verbraucher Informatioen bekommen und nach welchen Zertifizierungen man ich richten kann. Nicht unerwähnt bleiben sollte, auch wenn ich es im ericht nicht konkret erwähnt habe, dass diese Woche ie Stiftung Warentest ihren 40. Geburtstag feiert. Ich laube, wir wissen alle, dass dies die Institution in der undesrepublik Deutschland ist, die das höchste Verrauen genießt. (Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Noch höher als die Regierung!)


(A) )


(B) )


ie Kunden wissen: Hier bekommen sie gute Beratung.
Dies war ein Überblick. Wir werden mit beiden

tandbeinen, gesundheitlicher und wirtschaftlicher Ver-
raucherschutz und Information der Verbraucher, damit
ie selbstbestimmt entscheiden können, auch in Zukunft
eitermachen. Unsere Aufgabe wird sein, auch für neue
ertragsgestaltungen, gerade über das Internet und mit-
els neuer Technologien, wodurch auf die Verbraucher
iel größere Kosten zukommen können als durch ein un-
lug eingegangenes Zeitungsabo, Regeln wie beispiels-
eise zum Haustürwiderruf und damit das gleiche
chutzniveau zu schaffen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514400100

Vielen Dank, Frau Ministerin. Ich bitte, zunächst Fra-

en zu dem Themenbereich zu stellen, über den soeben
erichtet wurde.
Das Wort hat Frau Kollegin Mortler.


Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1514400200

Frau Ministerin, ich denke wir sind uns einig, dass

nsere Verbraucher im Hinblick auf den Schutz ihrer Ge-
undheit einen hohen Anspruch besitzen; diesem werden
ir in unserem Lande auch gerecht. Ich frage mich aber,
ie Sie die Tatsache rechtfertigen, dass Nahrungsmittel,
ie aus der EU zu uns in die Läden bzw. auf den Teller
es Verbrauchers kommen, nicht den strengen Verbrau-
herschutzvorschriften entsprechen müssen, die für
eutsche Produkte gelten. Ich bin der Meinung, hiermit
aukeln Sie den Verbrauchern in Deutschland etwas vor.
Ich will das an dem Beispiel Erdbeeren deutlich ma-

hen. Die Erzeuger im Inland müssen die strengen
chutzvorschriften in Deutschland akzeptieren. Die Erd-
eeren, die aus dem Ausland zu uns kommen, unterlie-

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13359


(A) )



(B) )


Marlene Mortler

gen diesen strengen Schutzvorschriften dagegen nicht.
Es gäbe viele weitere Beispiele dafür.

Im Bereich Biosiegel ist es genau andersherum. Hier
konnten wir in den letzten Jahren feststellen, dass die
deutschen Biobauern sehr hohe Standards erfüllen. Frau
Ministerin Künast, aufgrund des von Ihnen neu geschaf-
fenen Biosiegels kommen immer mehr Bioprodukte aus
dem Ausland auf den deutschen Markt, was zulasten der
einheimischen Produktion geht. Der Verbraucher kann
nicht mehr erkennen, woher das jeweilige Produkt
kommt. Was sagen Sie dazu?

Ich bitte Sie, mir diese zwei Fragen zu beantworten.
Danke schön.

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft:

Frau Mortler, Sie haben Recht: Bezüglich der Pflan-
zenschutzmittel ist Deutschland besser. Wir sind aber
auch nur deshalb besser, weil wir uns in den letzten Jah-
ren bemüht haben, einen neuen Standard zu erreichen.
Ich weiß noch sehr genau, dass wir vor drei Jahren mit
der Opposition große Probleme hatten, als wir die Frist
für die Umstellung der Pflanzenschutzmittel nicht noch
einmal verlängern wollten. Es ging darum, diese nicht
mehr einfach nur mit der Gießkanne zu verteilen, also
pauschal zu nutzen, sondern eine Indikation einzuführen.
Das heißt, bei Vorliegen eines bestimmten Problems darf
jetzt nur ein gegen dieses Problem wirkendes und ent-
sprechend zugelassenes Pflanzenschutzmittel benutzt
werden.

Wir haben auf diese Indikation umgestellt und es gibt
Landwirte, die sich bemühen, diese Mittel systematisch
und ordentlich anzuwenden. Durch unser Pestizidmini-
mierungsprogramm werden wir das auch weiterhin un-
terstützen. Ich glaube, die Landwirte tun dies nicht nur,
damit es weniger Rückstände in den Produkten gibt, son-
dern auch, weil es für sie schlicht und einfach wirtschaft-
lich preiswerter ist. Dieser extrem schwierige Weg der
Umstellung auf Indikation hat dazu geführt, dass wir die
Rückstandshöchstmengen an einigen Stellen plötzlich
erhöhen mussten. Dafür gab es an anderen Stellen wie-
derum massive Reduzierungen. Es kommt hier also zu
einem richtigen Wechsel der Regeln.

Wir wollen die Harmonisierung auf europäischer
Eben weiter betreiben. Sie haben Recht, wenn Sie sagen,
dass teilweise unterschiedliche Regeln gelten. Das liegt
aber daran, dass wir uns in einem Vereinheitlichungspro-
zess befinden und dass im Zweifelsfalle umgekehrt gel-
ten würde – was ich nicht hoffen will –: Wenn andere
Länder strengere Regeln haben, dann können diese auch
auf unsere Produkte angewandt werden. Ich würde mich
sehr freuen, wenn Sie uns in Zukunft dabei unterstützen
würden, dass wir mit der Harmonisierung auf europäi-
scher Ebene schneller vorankommen und dass die Euro-
päische Kommission im Bereich der Pflanzenschutzmit-
tel mehr Personal einsetzt, damit wir schneller
weiterkommen und europaweit einheitliche Werte und
keine auseinander fallenden Regeln haben. Wie gesagt:
Dies habe nicht ich geregelt, sondern das ist europäi-
sches Recht.

n
w
t
b
K
w
f
j
K
j
n
a
t

d
i
h
E
d
p
R
F
g
J
r
s
b
h
d
d
n
w

S
W
s
E
a
d
b
a
s

f
w
F
m
h
a

e
w
b
b

(C (D Damit sind wir bezogen auf die Rückstände allerdings och lange nicht am Ende. Ich habe das Interesse, dass ir die Rückstandshöchstmengen europaweit und im inernational geltenden Codex Alimentarius komplett neu erechnen. Sie wurden nämlich nicht auf die kleinen örper der Kinder bezogen. Ausgangsbasis war das Geicht eines 35-jährigen Mannes. Die zulässige Menge ür dieses Gewicht hat man auf das Gewicht eines zehnährigen Kindes umgerechnet. Wir müssen wissen, wie inder verzehren und was die Körper der nullbis sechsährigen Kinder vertragen, bei denen die inneren Organe och nicht endgültig entwickelt sind. Ich gehe davon us, dass wir hier an einem Strang in die gleiche Richung ziehen werden. Sie haben gesagt, dass es beim Biosiegel genau an ersherum ist. Ich muss Sie darauf hinweisen: Wir leben n einem Binnenmarkt und in einer sozialen und – das offe ich zumindest – ökologischen Marktwirtschaft. in gemeinsamer Binnenmarkt bedeutet, dass jeder in er Europäischen Union seine Produkte mit dem euroäischen Biosiegel, das dem Standard der europäischen egeln entspricht, verkaufen kann. Das ist längst der all. Wir haben in Absprache mit den Verbänden – alle roßen Verbände haben dem zugestimmt, als wir vor ahren überlegt haben, welches Biosiegel wir einfühen – entschieden, ein deutsches Siegel auf europäichem Niveau festzulegen. Warum? Die großen Verände haben uns gesagt: Wenn die Standards sehr viel öher sind, dann würde dies zu einer Offensivkampagne er anderen Länder in der Europäischen Union führen, ie ihre Produkte mit dem europäischen Siegel und den iedrigeren Standards auf den deutschen Markt bringen ürden, sodass wir Deutsche das Nachsehen hätten. Heute können alle auf das Biosiegel zurückgreifen. chließlich sind wir ein Binnenmarkt; daran führt kein eg vorbei. Aber in Deutschland können wir sagen: Unere Produkte mit dem Biosiegel sind besser als die auf U-Ebene. Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit, ls Top up Werbung für ihre Produkte mit höheren Stanards zu machen. Die Geschäftsführer der Verbände haen mir erklärt, dass sie das wollen, weil sie glauben, so m Markt den meisten Profit machen zu können. Diesen ollen sie auch machen können. Frau Kollegin Höfken, bitte. Sehr geehrte Frau Ministerin, ganz herzlichen Dank ür die Vorlage des Berichtes. Wir sind sehr froh, dass ir auf diese Weise nachvollziehen können, welche ortschritte der Verbraucherschutz in Deutschland geacht hat. Dies geht aus diesem Bericht sehr deutlich ervor. Ich hoffe, dass wir weiterhin gemeinsam daran rbeiten. Ich möchte auf einen anderen Bereich eingehen, der benfalls dazugehört, nämlich die Lebensmittelüberachung. Welche Fortschritte hat die Bundesregierung ei der Lebensmittelüberwachung und der Zusammenareit mit den Lebensmittelkontrollbehörden der Länder 13360 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 Ulrike Höfken machen können? Wie gut arbeiten inzwischen die neuen Bundesbehörden im Hinblick auf die neu geschaffenen Strukturen? Auch das ist sicherlich ein Erfolg der Arbeit der Ministerin. Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft: Diese Frage, Frau Abgeordnete, könnte man in einen Zusammenhang mit den Debatten in der Föderalismuskommission stellen. Auch dort geht es darum: Wie kann man im Interesse der Gesundheit und der Wirtschaft Regelungen finden, mit denen sichergestellt wird, dass wir gleiche Standards haben? Das würde die Kontrollen in den Ländern erleichtern, aber auch für die Unternehmen würde es einfacher. Das gilt für Krisenfälle und bei der Frage: Wer will wo produzieren und welches Recht gilt in dem jeweiligen Bundesland? Grundsätzlich ist es so, dass die Lebensmittelüberwachung, also die Kontrollen selbst, in den Aufgabenbereich der Länder fallen. Aber auch die Produzenten selber haben Pflichten. Unser Recht sieht vor, dass die Lebensund Futtermittelproduzenten als Erstes dafür Sorge zu tragen haben, dass die von ihnen gelieferten Produkte, also Lebensmittel oder Futtermittel, sicher sind. Das ist ihre primäre Verantwortung. Auch auf europäischer Ebene gibt es Verordnungen über amtliche Futterund Lebensmittelkontrollen, in denen diese Pflichten festgelegt sind, aber auch einheitliche Kontrollen vorgesehen sind. Dabei ist die Lebensmittelüberwachung – schließlich nehmen wir mindestens dreimal am Tag Nahrungsmittel zu uns – beim vorsorgenden Verbraucherschutz ein herausragender Punkt. Obwohl für die Kontrollen die Länder zuständig sind, haben wir durch die Einrichtung der beiden Bundesbehörden, nämlich des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sowie des Bundesinstituts für Risikobewertung – darüber haben wir in diesem Haus oft diskutiert –, einen Schritt in die richtige Richtung getan. Neben der Einrichtung dieser beiden Behörden haben wir einen weiteren Schritt zur Vereinfachung der Kontrolltätigkeit der Bundesländer gemacht. Wir haben mit dem Bundesrat die Allgemeine Verwaltungsvorschrift Rahmenüberwachung verabschiedet. Hinter diesem nicht sehr aussagekräftigen Begriff verbergen sich die Grundsätze zur Durchführung der amtlichen Überwachung für Lebensmittel und Wein. Diese Verwaltungsvorschrift enthält eine Vielzahl von Regelungen über Anforderungen an die Überwachungsbehörden, die Prüflaboratorien für amtliche Untersuchungen, damit Mindeststandards geregelt werden, die Inspektionshäufigkeit und ein einheitliches Verfahren beim Informationsaustausch. Mit der AVV Rahmenüberwachung soll das vorhandene Wissen gebündelt werden. Das ist für die Wirtschaft und die Länder ein wichtiger Punkt. Bei der Vielzahl von Kontrollen, die die Länder durchführen müssen – ich nenne hier nur die Referenzlabore auf nationaler Ebene –, soll die Einhaltung von Regeln bei zugelassenen Produkten kontrolliert werden. c S w d v g i t n R s g f k v a i a T g B d n s i g V G n d T s v s T u w l f z w t B V l s M t (C (D Wir wollten aber auch sicherstellen, dass flächendekend in der Republik der Einsatz längst verbotener toffe, zum Beispiel Dioxin, zumindest stichprobeneise kontrolliert wird. Es war klar, dass nicht 16 Bunesländer ein solches Prüfset vorbereiten; wir haben ielmehr einen Plan entwickelt, anhand dessen Prüfaufaben republikweit verteilt werden. Wir fangen auch etwas Neues an und nutzen den Zoll n Hamburg für ein Pilotprojekt. Der Zoll ist mit Compuern ausgestattet und weiß schon vorher, welcher Contaier mit welchem Lebensmittel kommt. Wir betreiben ein isikomanagement. Wenn es den Verdacht gibt, dass ich Anhaftungen oder Pilze an Lebensmitteln befinden, ibt uns der Zoll einen Hinweis, zum Beispiel dass in ünf Tagen ein Container mit einer bestimmten Ware ommt, und dann kann die Kontrolle dort erfolgen. Wir ermeiden dadurch die Verteilung des Containerinhalts uf die ganze Republik. Ich glaube, dass wir uns damit n guter Kooperation mit den Ländern systematisch neu ufgestellt haben. Die nächste Frage geht an die Kollegin Klöckner. Danke schön. – Frau Ministerin, eine Frage zum hema Überschuldung Jugendlicher. Sie nehmen sich erne der Gruppe der Kinder und Jugendlichen an, zum eispiel beim Thema Übergewicht. Wir stellen uns auch ie Frage, wie wir junge Menschen davor schützen könen, dass sie in einen Strudel gelangen, der in Überchuldung und letztlich in Privatinsolvenzen mündet. Es st festzustellen, dass bei der Schufa über 100 000 Juendliche, die über Geld und über das Recht verfügen, erträge abzuschließen, gemeldet sind. Sieht man die efahr, dass die Zahl überschuldeter Jugendlicher zuimmt? Was gedenken Sie dagegen zu tun? Planen Sie azu etwas in Ihrem Ministerium? Müssen Sie dieses hema – ich denke nicht nur an die Mobilfunknutzung, ondern auch an die schulische Erziehung und die Präention – nicht auch auf die Agenda setzen? Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucherchutz, Ernährung und Landwirtschaft: Frau Abgeordnete Klöckner, wir haben mit diesem hema längst begonnen. Verbraucherschutz für Kinder nd Jugendliche ist ein Thema, das sich an vielen Stellen iederfindet. Sie haben einen Punkt angesprochen, nämich den Unterricht an der Schule. Wir vertreten die Aufassung, dass im Schulunterricht auch Alltagskompetenen vermittelt werden müssen. Alltagskompetenzen ürde ich zum einen in den Bereich Ernährung – das berifft den Alltag von uns allen – und zum anderen in den ereich Haushaltsführung – das betrifft die wichtigsten ertragsstrukturen, Rechte und Möglichkeiten – aufteien. Wir haben dazu schon Veranstaltungen und Diskus ionen mit einer Vielzahl von Entscheidungsträgern und ultiplikatoren, zum Beispiel mit der Verbraucherzen rale Bundesverband, gehabt. Ich sehe, dass das auch bei Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13361 Bundesministerin Renate Künast den zuständigen Landesministern, die für den entsprechenden Unterricht verantwortlich sind, angekommen ist. Das wird weiterhin ein Thema sein. Anders als in meiner Kindheit, als man im Wesentlichen mit Bargeld zahlte, gibt es heute eine Vielzahl von Möglichkeiten, zu bezahlen, zum Beispiel mit dem Handy oder dem Computer, und sich relativ schnell zu verschulden. Besonders perfide ist, dass Anbieter Handyverträge zwar mit den Eltern abschließen, weil die Kinder nach den Vorschriften des BGB nicht voll geschäftsfähig sind und nur über ihr Taschengeld verfügen, die Kinder aber die Handys benutzen, sich beispielsweise Klingeltöne herunterladen und sich oft durch ihre Anrufe verschulden. Deshalb haben wir mit den Mobilfunkunternehmen darüber Gespräche geführt. Vor ungefähr zwei Jahren haben wir dafür Sorge getragen, dass bei den 0190-Nummern andere Regelungen getroffen wurden. Damit hat man seinerzeit viele Jugendliche geködert. Das hat teilweise dazu geführt, dass sich Jugendliche verschuldet haben, weil sie Rechnungsbeträge in vierstelliger Höhe bezahlen mussten. Wir reden weiterhin mit Anbietern über andere Tarife und Möglichkeiten als die PrepaidCard. Diese hat nur einen begrenzten Nutzen. Sie bietet zwar eine finanzielle Absicherung, weil das Guthaben begrenzt ist, aber insgesamt werden die Jugendlichen über den Tisch gezogen, weil die Tarife zu hoch sind. Das muss also weiter diskutiert werden. Ich denke dabei auch daran, ob man Handys kaufen kann, die die 5erServicenummern nicht haben. Das ist, glaube ich, das neueste Unglück auf dem Markt. Es kann geschehen, dass man jede Menge überflüssige Dinge geliefert bekommt und kaum wieder aus dem Geschäft herauskommt. Des Weiteren bemühen wir uns in einigen von uns geförderten Modellprojekten um die Verbesserung der Medienkompetenz. Dabei geht es nicht nur um das Fernsehen, sondern um alle Medien. Wir haben im Wettbewerbsrecht entsprechende Regelungen vorgesehen. Wir haben zum Thema Alcopops zusammen mit dem Gesundheitsministerium Regelungen erarbeitet, bei denen es auch um den Jugendschutz geht. Das Thema Ernährung habe ich bereits angesprochen. Das Rauchen ist auch im Gesundheitsministerium ein Thema. Schließlich sind die gesundheitlichen Belastungen durch Azofarbstoffe zu nennen, die sich durch ihre Verwendung bei Spielwaren und Textilien besonders auf Kinder belastend auswirken. Da sich die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen beispielsweise seit meiner Jugendzeit völlig verändert hat, bin ich mir sicher, dass uns dieses Themenfeld sicherlich noch die nächsten Jahrzehnte beschäftigen wird. Frau Kollegin Kopp, bitte. Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Frau Ministerin, ich habe zwei sehr kurze Fragen. Erstens erwähnten Sie die Stiftung Warentest, die bekanntermaßen sehr gute Arbeit leistet und jetzt ein Jubiläum feiert. Ich habe festgestellt, dass die Stiftung Warentest seit neustem das Prüfverfah r e w r d b ß d a d f l s e f g s V s d e S m b t u s p s d d d t s m s d s g e R h c t b w v K s e t (C (D en für die Produkte um Umweltund Sozialstandards rweitert hat. Damit führt sie in einem großen Umfang eitere Prüfungen durch, die mit einem sehr hohen büokratischen Aufwand verbunden sind. Die Stiftung Warentest erhält 6,5 Millionen Euro aus er Bundeskasse. Ich frage Sie, wie Sie – auch im Hinlick auf die Wettbewerbsfähigkeit von Firmen, die auerhalb Deutschlands und Europas Zulieferer haben – zu ieser Testerweiterung stehen und ob Sie über die dabei ngelegten Methoden und Standards – zum Beispiel, ass Firmen über 37 Seiten umfassende Fragebögen ausüllen müssen – Bescheid wissen. Meine zweite Frage betrifft die Entschädigungszah ungen der Bahn an die Kunden. Ich möchte gerne wisen, warum Sie sich mit einer Eigenverpflichtung bzw. iner freiwilligen Schadenersatzregelung der Bahn zurieden gegeben haben, statt die Entschädigungszahlunen der Bahn nach dem BGB zu regeln, das einen geetzlich verankerten Schadenersatzanspruch für die erbraucher vorsieht. Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucherchutz, Ernährung und Landwirtschaft: Ich beginne mit unserem Geburtstagskind der Woche, er Stiftung Warentest, die ihr 40-jähriges Jubiläum feirt. Sie haben angesprochen, dass sie Umweltund ozialstandards in ihren Kriterienkatalog mit aufgenomen hat. Ich begrüße das, weil ich weiß, dass die Verraucherinnen und Verbraucher danach fragen. Die Stifung Warentest hat auch schon früher gesundheitliche nd umweltbezogene Kriterien berücksichtigt, zum Beipiel wenn sie den Formaldehydgehalt in Körperpflegerodukten getestet hat. Ich glaube, dass es sich um einen ich weiter entwickelnden Bereich handelt. Dem trägt ie Stiftung Warentest durch die Erweiterung der Stanards Rechnung. Mir stand und steht es nicht zu, der Stiftung Warentest ie Standards vorzuschreiben. Dass sie sie in ihren Krierienkatalog mit aufgenommen hat, ist ihre eigene Entcheidung. Ich persönlich begrüße das und kann nur einem Wunsch Ausdruck verleihen, dass sie dies fortetzt. Offensichtlich hat die Stiftung Warentest gemerkt, ass ihr mit Ökotest eine Konkurrenz erwachsen ist, die ich mit Fragen befasst, die die Verbraucher beschäftien. Was wollen denn die Verbraucher wissen, wenn sie inen Laden betreten? Angesichts dessen, wie sich das ugmark-Zeichen für Teppiche, die ohne Kinderarbeit ergestellt wurden, ausgewirkt hat – es ist bekannt, welhe gesundheitliche Belastung die Kinderarbeit bedeuet –, halte ich es für völlig verständlich, dass die Verraucher über die Mindeststandards vor Ort Bescheid issen wollen. In Deutschland gibt es eine massive Abwanderung on Arbeitsplätzen. Ich habe gewisse Bedenken, Frau opp, wenn sich unsere Verbraucher wundern, wo unere Arbeitsplätze geblieben sind, gleichzeitig aber bei inem Produkt nicht erkennen können, wie hoch der Aneil der in Deutschland eingesetzten Arbeitskraft daran 13362 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 Bundesministerin Renate Künast ist oder ob die Firma, beispielsweise wenn sie in China produziert, zumindest bestimmte soziale oder gesundheitliche Mindeststandards eingehalten hat. Im Übrigen würde ich die Wettbewerbsfähigkeit in diesem Zusammenhang auf keinen Fall so definieren, die Standards immer weiter zu senken. Denn dann würden wir zulassen, dass bald kein einziger deutscher Arbeitsplatz mehr existiert, sondern dass in Deutschland nur noch der Verkauf stattfinden würde, während die Waren woanders produziert würden. Das entspricht definitiv nicht meiner Zukunftsvorstellung. Wettbewerbsfähigkeit kann auch dadurch entstehen, dass sich ein Unternehmer für die Einhaltung von Standards entscheidet. Beispielsweise gibt es Puppenfirmen, die in Deutschland gute Geschäfte machen. Ich denke in diesem Zusammenhang an eine Babypuppe, die offenbar alle Mädchenherzen erfreut. Sie wird von einer Firma produziert, die sich in China nach den Mindeststandards des Internationalen Spielwarenverbandes zertifizieren ließ. Dabei handelt es sich um eine von 37 Firmen unter insgesamt 9 000 Spielzeugfirmen. Wenn man deren Standard sieht, hat man eine böse Ahnung, wie der Standard bei allen anderen aussieht. Ich meine, dass die hiesigen Kunden das wissen sollten. Die Unternehmen machen sonst beispielsweise mit dem geringen Wasserund Energieverbrauch einer Waschmaschine gerne positiv Werbung. Die Verbraucher wollen das wissen. Sie haben zu Recht darauf hingewiesen, dass wir 6,5 Millionen Euro hierfür ausgeben, und behauptet, nun würden Firmen gezwungen, große Fragebögen auszufüllen. Dazu kann ich nur sagen: Der Steuerzahler bezahlt die Stiftung Warentest. Viele Wirtschaftsunternehmen werben mit einem positiven Testergebnis dieser Stiftung. Wenn ein Unternehmen kein positives Ergebnis von der Stiftung Warentest haben möchte, dann muss es den angesprochenen Fragebogen nicht ausfüllen und muss ohne Ergebnis Werbung machen. (Gudrun Kopp [FDP]: Das kann ja auch zu einer Negativbewertung führen!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514400300
Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1514400400

(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514400500
Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1514400600

(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514400700
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1514400800

(A) )


(B) )


– Frau Kopp, Sie haben Recht: Man kann auch eine Ne-
gativbewertung bekommen. Aber wir beide wissen doch,
welchen enormen finanziellen Profit und Nutzen jede
Firma von guten Testergebnissen der Stiftung Warentest
hat, und zwar seit ihrem Bestehen.

In den 50er-Jahren war man der Auffassung, dass es
Aufgabe der Wirtschaft ist, selber für ihre Produkte zu
werben. Später hat die Republik begonnen, Werbung
und Information auseinander zu halten. Werbung macht
die Wirtschaft, während Organisationen wie die Stiftung
Warentest für unabhängige Informationen sorgen. Es
kann aber nicht sein, dass ein Unternehmen mit den
positiven Ergebnissen der durch Steuerzahlergelder
finanzierten Stiftung Warentest auf seinen Produkten
werben will, um guten Profit zu machen, und es gleich-
zeitig ablehnt, einen kritischen Fragebogen auszufüllen.
Damit habe ich ein Problem. Ich glaube, die Stiftung
Warentest ist frei, das zu testen, was nach ihrer Meinung
die Verbraucher, ihre Kunden, wissen wollen. So verhält

e

w
w

D
w
h
i
I
g
d
k
d
s
i
B

h
d
a
m
B
z


A
s

u
z
l
u

h
d
c
w
g
c

s
t
s
g
c
D
u
h
U
w

(C (D s sich auch mit dem Fragebogen. Ich jedenfalls möchte genauso wie beispielsweise beim Teppichkauf – gerne issen, ob ein Produkt durch Kinderarbeit hergestellt orden ist. Frau Kopp, Sie hatten mich auch noch etwas zur eutschen Bahn gefragt; die Antwort auf diese Frage ill ich gar nicht unterschlagen. Sie haben Recht: Wir aben dafür gesorgt, dass die Deutsche Bahn freiwillig hre allgemeinen Geschäftsbedingungen geändert hat. ch glaube, dass die Deutsche Bahn damit einen wichtien Schritt gemacht hat. Sie könnte die Änderungen jeerzeit zurücknehmen, weil diese nicht gesetzlich veranert sind. Das wird sie aber sicherlich nicht tun; den ann einsetzenden Sturm der Entrüstung will die Deutche Bahn ganz bestimmt nicht ertragen. Insofern gehe ch davon aus, dass die betreffenden Regelungen von estand sein werden. Ich glaube, dass das ein guter Ansatzpunkt ist. Wir aben heute die Schlichtungsstelle Mobilität eröffnet, an er sich auch die Deutsche Bahn beteiligt. Dort können lle Fälle vorgetragen werden, die nicht unter die allgeeinen Geschäftsbedingungen fallen. Die Deutsche ahn ist bereit, im Zweifelsfall ein Stück weit Kulanz zu eigen. (Gudrun Kopp [FDP]: Das stellt die Verbraucher aber schlechter!)


Sie sagen, dass dies die Verbraucher schlechter stelle.
ber die Zahlen zeigen im Vergleich zu vorher eine po-
itive Entwicklung.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514400900

Frau Ministerin, ich kann einen Dialog mit Frau Kopp

nd die Beantwortung der geäußerten Zusatzfragen nicht
ulassen, weil das auf Kosten der Kolleginnen und Kol-
egen geht. Es gibt noch viele andere Fragestellerinnen
nd Fragesteller.
Das Wort hat die Kollegin Waltraud Wolff.


Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1514401000

Sehr geehrte Frau Ministerin, ich bedanke mich ganz

erzlich für den verbraucherpolitischen Bericht der Bun-
esregierung. Er zeigt, welchen Stellenwert der Verbrau-
herschutz in Deutschland einnimmt. Ich hätte gerne ge-
usst, mit welchen Maßnahmen die Bundesregierung
ewährleistet, dass die Verbraucherinnen und Verbrau-
her vor unlauterem Wettbewerb geschützt werden.

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
chutz, Ernährung und Landwirtschaft:
Ich glaube, der Kernpunkt des Schutzes gegen unlau-

eren Wettbewerb ist das geänderte UWG, das nach ent-
prechender Beratung im Sommer dieses Jahres in Kraft
etreten ist. Neu ist, dass zum ersten Mal der Verbrau-
herschutz als Gesetzesziel aufgenommen worden ist.
as UWG regelt und schützt damit nicht länger nur die
nterschiedlichen Interessen der Unternehmen, das
eißt, dass es beispielsweise verhindert, dass sich ein
nternehmer durch trickreiche Sonderangebote einen
irtschaftlichen Vorteil auf Kosten anderer Unternehmer

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13363


(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

verschafft. Nun gilt ein Verbot benachteiligender Prakti-
ken wie Lockvogelangebote und Mondpreise. Man darf
also nicht mit einem sehr billigen Angebot – sei es für
einen Bräter oder sei es für einen Eierkocher oder einen
Computer – werben, ohne das so beworbene Produkt
vorrätig zu haben. Insbesondere bei den Discountern war
es Praxis, bestimmte Produkte mit großformatigen An-
zeigen zu bewerben, die aber spätestens um 10.30 Uhr
nicht mehr vorhanden waren. Viele Kunden, die losge-
rannt sind, um die beworbenen Produkte zu kaufen, aber
keine bekommen haben, haben dann bei den Discoun-
tern eingekauft, weil sie schon einmal da waren. Das war
ja der Trick. Man wollte die Kunden sozusagen locken.
Das ist in Zukunft verboten.

Mit Mondpreisen zu werben ist in Zukunft ebenfalls
verboten. Man darf also nicht behaupten, etwas sei ein
super Sonderangebot, wenn es nicht bereits eine be-
stimmte Anzahl von Tagen zu dem entsprechenden Preis
vorrätig war und verkauft wurde; denn sonst behauptet
man, ein Schnäppchen zu haben, obwohl es keines ist.

Es gibt zudem wirtschaftliche Sanktionen – das ist ein
neues Instrument der Verbraucherverbände –: Wer gegen
die Regeln verstoßen hat, der muss in Zukunft gewärti-
gen, dass die Verbraucherverbände klagen und eine so
genannte Unrechtsgewinnabschöpfung vornehmen, de-
ren Einnahmen dem Bundeshaushalt zufallen.

Darüber hinaus gibt es eine Kombination aus aktivie-
renden Verbandsrechten – darunter fällt auch ein Ver-
bandsklagerecht – und ökonomischen Reaktionen. Da-
runter fällt auch das, was im Energierecht neu geregelt
worden ist. Mein Wunsch ist eigentlich, dass wir das in
den verschiedenen rechtlichen Regelungen in Zukunft
zum Standard machen.

Das Energierecht ist besonders bedeutsam, weil wir
alle in der letzten Zeit darüber diskutiert haben, was die
Gaspreise mit der Ölförderung und den entsprechenden
Rohölpreisen zu tun haben. Dabei geht es um Alltags-
kosten der Verbraucherinnen und Verbraucher; deshalb
ist es richtig, an dieser Stelle nicht nur zu kontrollieren,
sondern schlechte Praktiken, durch die Unrechtsgewinne
erzielt werden, zu beseitigen. Die Unternehmen müssen
wissen, dass die Verbraucherverbände ein Werkzeug ha-
ben, mit dem sie ihnen wirtschaftlich schaden können.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514401100

Frau Kollegin Heinen, bitte.

Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1514401200

Sie sprechen in Ihrem Bericht – wie auch sonst immer

wieder gerne – an, dass nicht nur der gesundheitliche
Verbraucherschutz wichtig ist, sondern wir einen umfas-
senden Verbraucherschutz brauchen, also einen Verbrau-
cherschutz im wirtschaftlichen und im rechtlichen Be-
reich.

Umso erstaunter bin ich, dass diese beiden Bereiche
nur einen relativ geringen Teil Ihres Berichts ausma-
chen. Mich verwundert sehr, lesen zu müssen, dass Sie
sich mit der Bundesanstalt für Finanzen auseinander set-
zen wollen, da Sie eine neue Aufgabenverteilung beim
Umgang mit Schrottimmobilien – das ist ein wichtiges

T
h
g
d
A
h
u

S
r
T
H

s
i
C
V
s
h
f

l
d
e
e

d
b
s
f
l
g
b
d
r
v
t

d
e
A
d
m
i

g
s
F
a
h
g
m

(C (D hema – wünschen. Dazu steht in Ihrem Bericht überaupt nichts: Weder gibt es irgendeinen Bezug zur Verangenheit – wahrscheinlich ist Ihnen die Wichtigkeit ieses Themas erst jetzt aufgefallen – noch enthält der usblick in Bezug auf die Immobilien mehr als die Beandlung des kleinen Bereichs des Bauvertragsrechts nd der Frage, was die Bauunternehmer leisten müssen. Angesichts dessen frage ich mich: Warum nehmen ie dieses Thema nicht noch in Ihren Bericht auf? Waum erwähnen Sie in diesem Bericht nicht, dass dieses hema wichtig ist? Was sagt der Finanzminister dazu? aben Sie das mit ihm abgesprochen? Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucherchutz, Ernährung und Landwirtschaft: Ich sehe mit Freude – dass Sie erfreut sind, schließe ch zumindest aus Ihrer Frage –, dass sich auch die DU/CSU-Fraktion dem Thema des wirtschaftlichen erbraucherschutzes widmen möchte und deshalb Zutimmung signalisiert. Die erste Chance, mitzumachen, aben Sie bei der weiteren Beratung des Verbraucherinormationsgesetzes. Im Übrigen: Ich glaube, Sie haben bei der Beratung etzte Woche eine Chance verpasst. Vielleicht reagieren ie B-Länder, also die CDU-geführten Länder und Bayrn, am 17. Dezember anders. Frau Heinen, damit fängt s an. Wir haben in diesem verbraucherpolitischen Bericht iejenigen größeren Vorhaben aufgezählt – ich habe es ereits gesagt –, die beendet wurden. Dieser Bericht bechreibt ja das, was getan wurde. Wir beschreiben Verahren, die schon fast abgeschlossen sind, und haben ogischerweise nur einen extrem knappen Ausblick geeben. Auch dabei wurden diejenigen Dinge beschrieen, die sehr konkret bearbeitet werden. Sie können sich arauf freuen, im nächsten verbraucherpolitischen Beicht sowohl die Beschreibung einer größeren Anzahl on erledigten Projekten als auch von weiteren Aktivitäen zu finden. Das Thema Schrottimmobilien steht ganz oben auf er Liste. Eine angemessene Behandlung dieses Themas rfordert zunächst einmal eine Tatsachensammlung, die uswertung der Rechtsprechung usw. Wir werden Ihnen arüber weiter berichten, natürlich erst, nachdem ich das it den Kolleginnen und Kollegen im Justizministerium, m Finanzministerium und anderswo besprochen habe. Frau Kollegin Connemann, bitte. Frau Ministerin, Sie haben das Erfordernis einer uten Information des Verbrauchers wiederholt angeprochen. Insoweit haben Sie sich, auch seitens Ihrer raktion, auf das im Lebensund Futtermittelrecht vernkerte Informationsrecht berufen. Dieser Regelung aben wir aus vielen Gründen nicht zugestimmt; wir lauben nämlich, dass eine wirklich angemessene Inforation des Verbrauchers nicht gewährleistet wird. Eine 13364 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 Gitta Connemann Information von hohem Wert für den Verbraucher ist zum Beispiel eine, die ihn erkennen lässt, von woher die Lebensmittel kommen, die er verzehrt. Ich denke etwa an die Geflügelfleischimporte aus Drittländern, die in den vergangenen Jahren enorm zugenommen haben. Waren es im Jahr 2001 noch 211 000 Tonnen, die aus Brasilien und Thailand nach Deutschland importiert worden sind, so waren es im Jahr 2003 schon 270 000 Tonnen. Nach der entsprechenden Verordnung auf EU-Ebene besteht eine Pflicht, diese Geflügelfleischimporte aus Drittländern zu kennzeichnen, nur dann, wenn das Fleisch keiner auf seine Haltbarkeit einwirkenden Behandlung unterzogen worden ist. Sie gilt also nur für Frischfleisch sowie gefrorenes und tiefgefrorenes Fleisch. Eine Deklaration ist nicht erforderlich, wenn das Fleisch einzelnen Behandlungsschritten, zum Beispiel Einsalzen, Einwürzen, Braten, unterzogen worden ist. Frau Kollegin, ich habe das Problem, dass noch fünf Kolleginnen und Kollegen eine Frage stellen wollen. Ich komme zu meiner Frage. Die Zeit für die Befragung der Bundesregierung ist schon abgelaufen. Ich bin aber gern bereit, dem Fragebedarf noch Rechnung zu tragen, allerdings nur dann, wenn sich die Fragesteller kurz fassen und Sie, Frau Ministerin, sich auch kurz fassen; denn sonst funktioniert das nicht. Gut; ich komme schon zu meiner Frage. Was beabsichtigt die Bundesregierung zur besseren Herkunftsbezeichnung bei tierischen Produkten aus Drittstaaten zu unternehmen? Beabsichtigt sie, sich auf europäischer Ebene dafür einzusetzen, die Pflicht zur Angabe des Herkunftslandes bei Geflügelfleisch, das aus Drittländern in die EU eingeführt wird, auf behandeltes Geflügelfleisch, zum Beispiel thermisch behandeltes, gesalzenes, gewürztes Fleisch bzw. so genannte Geflügelfleischzubereitung, auszudehnen? Vielen Dank. Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft: Das ist eine wunderbare Fachfrage. Von Ihnen ist, glaube ich, viel Sachverstand eingeholt worden, um diese Frage zu formulieren. Ich habe mich wie Sie, Frau Connemann, darüber gewundert, dass solche Regelungen auf europäischer Ebene überhaupt bestehen. Sie sind, wie auch Sie wissen, vor meiner Amtszeit geschaffen worden. Ich habe mich auch darüber gewundert, dass Deutschland in der Vergangenheit auf europäischer Ebene nie hinreichend S z u m e d f w l b k z g F c I I g n l l g g f M r w S g W t A E m F t s k (C (D orge dafür getragen hat, dass durch eine Herkunftsbeeichnung klar ist, was woher kommt. Insofern habe ich Ihre Frage so verstanden, dass Sie nsere Politik ein Stück unterstützen wollen. Ich möchte ehr an Kennzeichnung. Wir haben dafür gesorgt, dass inige steuerliche Regelungen, die dazu geführt haben, ass besonders viel entsprechend bearbeitetes Geflügelleisch nach Deutschland hereingekommen ist, verändert urden, sodass Deutschland nicht mehr Haupteinfuhrand für solches Fleisch ist. Grundsätzlich möchte ich ei allem die Herkunft erkennen oder auch erkennen önnen, wo das entsprechend bearbeitet worden ist. Das u erreichen erfordert, denke ich, gemeinsame Anstrenungen. Trotz alledem habe ich etwas im ersten Teil Ihrer rage nicht verstanden. Sie haben gesagt, das Verbrauherinformationsgesetz biete zu wenig Informationen. ch weiß, ehrlich gesagt, nicht, was Sie wollen. Das ist hnen zu wenig. Mehr wollen Sie aber nur, wenn es abestimmt in Europa passiert. Also machen Sie im Ergebis gar nichts. – Aber ich darf ja keine Gegenfrage stelen. Ich lasse jetzt noch zwei Fragen zu. Mehr kann ich eider nicht mehr zulassen, weil die Zeit für die Befraung der Bundesregierung schon überschritten ist; das eht also zulasten der Fragestunde. Ich bitte die beiden Fragesteller, kurz und knapp zu ragen, und Sie, Frau Ministerin, auch die Antwort nach öglichkeit kurz und knapp zu halten. Das Wort hat der Kollege Zöllmer. (Jürgen Koppelin [FDP]: Ohne Dank, wenn es geht!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514401300
Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1514401400

(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514401500
Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1514401600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514401700
Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1514401800
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514401900


Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1514402000

Frau Ministerin Künast, auf das Jubiläum zum 40-jäh-

igen Bestehen der Stiftung Warentest ist bereits hinge-
iesen worden. Auf die Frage eines Journalisten „Sind
ie mit dem Stellenwert zufrieden, den die rot-grüne Re-
ierung dem Verbraucherschutz einräumt?“ antwortete
erner Brinkmann, Alleinvorstand der Stiftung Waren-

est: Ja, seit Verbraucherministerin Renate Künast im
mt ist, hat die Politik für Verbraucher zweifellos an
influss und Profil gewonnen. Das ist erfreulich und
acht auch unsere Arbeit einfacher.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD] – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh!)


rau Ministerin, ich frage Sie, ob Sie mit diesem Quali-
ätsurteil zufrieden sind.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
chutz, Ernährung und Landwirtschaft:
Frau Präsidentin, nun kann ich Ihrem Wunsch nach-

ommen und eine knappe Antwort geben: Ich bin zufrie-

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13365


(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

den und würde ein solches Lob zum 50. Geburtstag der
Stiftung Warentest notfalls noch einmal annehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514402100

Herr Kollege Feibel, bitte.


Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1514402200

Frau Ministerin, Sie haben vorhin von Lockvogelan-

geboten und Mondpreisen gesprochen. Ich frage Sie, ob
bei der Billigfliegerei diese Grundsätze, die beim Ver-
braucherschutz beherzigt werden sollen, noch angewen-
det werden, wenn gerade einmal 10 Prozent der Flug-
plätze zu diesen Billigpreisen zur Verfügung gestellt
werden müssen, also zum Beispiel vielleicht nur zehn
Sitzplätze für den Preis von 9,99 Euro von Köln nach
Perpignan angeboten werden. Widerspricht das nicht
dem Verbot von Lockvogelangeboten und Mondpreisen?

Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass die Deutsche
Bahn serienweise Bahnhöfe schließt? Dadurch wird dem
Verbraucher ja eigentlich die Möglichkeit genommen,
sich ausführlich über Fahrpläne, Fahrpreise und Ähnli-
ches zu informieren. Hinzu kommt, dass die Bahn auch
noch die Provision für die Vermittlung von Leistungen
absenkt, sodass der Verbraucher fast ausschließlich auf
Internet und Callcenter angewiesen ist, deren Beratungs-
qualität ja nicht sonderlich herausragend ist.

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft:

Bei der Billigfliegerei muss man unterscheiden: Zum
einen muss man sich fragen, wie es überhaupt zu einem
solchen Erscheinungsbild kommt, wie die Konkurrenzsi-
tuation der Flughäfen untereinander ist und wie die
rechtlichen, finanziellen und steuerlichen Bedingungen
aussehen. Dieser Themenbereich fällt nicht in die engere
Zuständigkeit des Verbraucherschutzministeriums.

Zum anderen muss man sich fragen – das ist der
wichtigere Punkt –, ob es in diesem Bereich Lockvogel-
angebote und Mondpreise gibt. Um das zu prüfen, muss
man wie in anderen Bereichen schauen, ob das, womit
geworben wird, auch tatsächlich im Angebot ist. Es wird
im Zweifelsfalle auch kontrolliert, ob man solche Ange-
bote bekommt. Hier ist der Sachverhalt aber natürlich
ein anderer als bei Angeboten in Geschäften, die man
erst einmal aufsuchen muss. Aus dem Internet dagegen,
wo man in der Regel nachschaut, ob es einen Flug für
40 Euro zum gewünschten Ziel gibt, kommt man leichter
wieder heraus als aus einem Geschäft. Die grundsätzli-
chen Regelungen gelten natürlich auch für den Bereich
der Fliegerei, aber nur in Bezug auf die interne Preisge-
staltung der Unternehmen, nicht in Bezug auf das Er-
scheinungsbild der Billigfliegerei, das durch die Kon-
kurrenz der Unternehmen untereinander entstanden ist.

Hinsichtlich der Schließung von Bahnhöfen und Ser-
vicecentern lassen Sie mich Folgendes sagen: Ich wun-
dere mich darüber, dass ich auf der einen Seite so häufig
dafür kritisiert werde, dass durch die Festschreibung von

V
a
d
k
a
B
c
n
d
S
w
P
p
b
d
a
u
a
s
w
s

d

b

n
d
d
f
l
B
e
o
i
s
v

B
s
f
s

n

c
n
F
r

(C (D erbraucherrechten die Wirtschaft gestört würde, jetzt uf der anderen Seite aber ständig Fragen kommen, in enen die Auswirkungen unternehmerischen Handelns ritisiert werden. Ich würde vorschlagen, beide Punkte uch bei der Bahn miteinander zu verbinden: Wenn die ahn aus bestimmten Gründen Bahnhöfe oder Serviceenter schließt, dann darf das nicht dazu führen, dass nur och das Internetangebot übrig bleibt. Ich finde es gut, ass auf Initiative Einzelner mittlerweile aus ehemaligen ervicecentern richtige Anlaufstellen geworden sind, eil hier verschiedenste Produkte verkauft werden, ostleistungen angeboten und Auskünfte über Bahnreise gegeben sowie Bahntickets verkauft werden. Wir rauchen nämlich eine flächendeckende Versorgung mit iesen Produkten, gerade auf dem Land. Hierzu ist es ber nötig, Verbraucherinteressen, Kundeninteressen nd wirtschaftliche Interessen zu verbinden. Das geht ber nicht im Rahmen des alten Systems, sondern das chaffen wir nur, wenn neue kreative Ideen entwickelt erden. Ich glaube, dass es hier schon längst viel verprechende Ansätze gibt. Vielen Dank, Frau Ministerin, für die Beantwortung er Fragen. Gibt es Fragen zu anderen Themen der heutigen Ka inettsitzung? – Frau Kollegin Pau, bitte. Danke, Frau Präsidentin. – Den Medien habe ich ent ommen, dass sich das Bundeskabinett heute auch mit em Rüstungsexportbericht beschäftigt hat und dass sich ie Rüstungsexporte gegenüber dem Vorjahr vervieracht haben und mittlerweile ein Volumen von 1,3 Miliarden Euro umfassen. Ich möchte wissen, ob sich die undesregierung mit dem in den letzten Tagen vielfach rhobenen Vorwurf beschäftigt hat, dass durch diese exrbitante Steigerung der Rüstungsexporte der Irakkrieg ndirekt unterstützt wurde und damit die deutsche Wirtchaft auch noch an diesem völkerrechtswidrigen Krieg erdient hat. Herr Parlamentarischer Staatssekretär Wagner, bitte. H Frau Kollegin Pau, das Kabinett hat sich im Gegen atz zu dem, was Sie vermuteten, damit nicht näher beasst. Auch die anderen Schlüsse, die Sie gezogen haben, ind unzutreffend. Vielen Dank. – Eine zweite Frage kann ich leider icht mehr zulassen, Frau Kollegin Lötzsch. Ich beende nun die Befragung zu den Themenberei hen der heutigen Kabinettsitzung. Gibt es darüber hiaus Fragen die die Bundesregierung? – Das ist nicht der all. Damit beende ich die Befragung der Bundesregieung. 13366 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Ich rufe Tagesordnungspunkt 2 auf: Fragestunde – Drucksachen 15/4284, 15/4376 – Zu Beginn der Fragestunde rufe ich gemäß Ziffer 10 Abs. 2 der Richtlinien für die Fragestunde die dringlichen Fragen des Abgeordneten Jürgen Koppelin auf Drucksache 15/4376 auf: Teilt die Bundesregierung die Aussage des Bundesministers der Finanzen, Hans Eichel, dass ein Großteil der Fördermittel für den Aufbau Ost zweckentfremdet eingesetzt wird, dpa vom 28. November 2004? Trifft die Aussage des Bundesministers der Finanzen, Hans Eichel, zu, der in „Bild am Sonntag“ vom 28. November 2004 wie folgt zitiert wird: „Die meisten ostdeutschen Länder – und zuallererst Berlin – setzen die Solidarpaktmittel nicht im Sinne des Erfinders ein“? Zur Beantwortung der dringlichen Fragen steht der Parlamentarische Staatssekretär Karl Diller bereit. K Herr Kollege Koppelin, die gemäß § 11 Abs. 4 Finanzausgleichsgesetz für den Abbau teilungsbedingter Sonderlasten und zum Ausgleich unterproportionaler kommunaler Finanzkraft gewährten Sonderbedarfsbundesergänzungszuweisungen wurden nur in Sachsen vollständig zweckgerecht verwendet. Aus der Stellungnahme der Bundesregierung zu den Fortschrittsberichten „Aufbau Ost“ geht hervor, dass alle anderen Länder die Mittel in Höhe von insgesamt 10,5 Milliarden Euro stattdessen zu einem erheblichen Teil für laufende Ausgaben eingesetzt haben. Ich habe dem Haushaltsausschuss über den einvernehmlichen Beschluss der 101. Sitzung des Finanzplanungsrates vom 18. November 2004 berichtet. Dort heißt es – ich zitiere –: Des Weiteren wurden die Fortschrittsberichte „Aufbau Ost“ der neuen Länder und Berlins nach § 11 Abs. 4 Finanzausgleichsgesetz sowie die Stellungnahme der Bundesregierung dazu beraten. Die vierte Punktation dieses einvernehmlichen Beschlusses lautet wie folgt: Im Finanzplanungsrat wurden die Fortschrittsberichte „Aufbau Ost“ der neuen Länder und Berlins für das Jahr 2003 vorgelegt und gemeinsam mit einer Stellungnahme des Bundes erörtert. Mit Ausnahme von Sachsen werden die zur Verfügung gestellten Mittel nicht vollständig zweckgerecht verwendet. Dies liegt nach Auffassung der betroffenen Länder vor allem an den langjährigen konjunkturbedingten Einnahmeeinbrüchen, die trotz ausgewiesener restriktiver Ausgabenpolitik eine erhöhte Kreditaufnahme erzwangen. Die neuen Länder und Berlin tragen die Verantwortung, durch konsequente Fortsetzung der Haushaltskonsolidierung die sachgerechte Verwendung der Mittel zu gewährleisten. E d i a r t z g h d W d n c d s w t n s b c d i T k m z 2 z z e d w a (C (D Sie sehen: Nicht nur Bundesfinanzminister Hans ichel und die Bundesregierung, sondern auch die Länerfinanzminister sind dieser Auffassung. Ihre Zusatzfragen, bitte, Herr Kollege. Herr Staatssekretär, Sie wissen natürlich, dass auch ch diesen Bericht habe, denn ich habe ihn im Haushaltsusschuss vorgetragen. Ich habe gefragt, ob die Bundesegierung die Auffassung von Finanzminister Eichel eilt. Das haben Sie eben bestätigt. Wie kommt es dann u den Äußerungen des Ministers Stolpe, der die Aussaen von Herrn Eichel mit Vehemenz zurückgewiesen at, so jedenfalls Agenturmeldungen? K Auch ich kenne nur Agenturmeldungen, nicht den ortlaut seiner Ausführungen. Nach den Agenturmelungen hat Herr Stolpe darauf hingewiesen, dass die euen Länder unter anderem Sonderlasten geltend mahen. Diese Sonderlasten wie auch die Sondersituation er neuen Länder durch die wirtschaftliche Entwicklung ind in dem Bericht der Bundesregierung ausführlich geürdigt und entsprechend bewertet worden. Die Bewerung bezüglich der Sonderlasten können wir allerdings icht teilen. Ihre zweite Zusatzfrage, bitte. Können Sie denn die Aussage von Minister Eichel be tätigen, dass die zweckentfremdeten Mittel für den Aufau Ost etwa die Summe von 10 Milliarden Euro ausmahen? K Herr Kollege, ich habe eben darauf hingewiesen, dass nsgesamt 10,5 Milliarden Euro – zu einem erheblichen eil für laufende Ausgaben – eingesetzt worden sind. Ich ann Ihnen auch die Anteile in den einzelnen Ländern itteilen: In Sachsen wurden die Mittel vollständig weckgerecht eingesetzt. In Brandenburg wurden sie 003 zu etwa 43 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern u rund 27 Prozent, in Sachsen-Anhalt zu etwa 48 Proent und in Thüringen zu etwa 66 Prozent sachgerecht ingesetzt. In Berlin konnte keine zweckgerechte Verwenung der erhaltenen Sonderbedarfsbundesergänzungszueisungen festgestellt werden. Herr Staatssekretär, war das jetzt schon die Antwort uf die Frage 2? Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13367 Ka Die beiden Fragen überlappen sich. Das ist deshalb von Bedeutung, weil es noch eine Zu satzfrage zur dringlichen Frage 1 gibt. (Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos]: Ich kann meine Zusatzfrage auch zur dringlichen Frage 2 stellen!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514402300
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1514402400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514402500
Hans Georg Wagner (SPD):
Rede ID: ID1514402600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514402700

(A) )


(B) )

Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1514402800
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514402900
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1514403000
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1514403100
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514403200
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1514403300
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1514403400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514403500

(A) )


(B) )

Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1514403600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514403700

– Dann haben Sie, Herr Kollege Koppelin, noch zwei
weitere Zusatzfragen.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1514403800

Teilt der Bundesfinanzminister die Auffassung des

nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministers, der gefor-
dert hat, es müssten genaue Nachweise über die Verwen-
dung der Mittel erbracht werden und es müsste gegebe-
nenfalls, wenn die Bedingungen nicht erfüllt sind, über
Sanktionen nachgedacht werden?

K
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1514403900


Herr Kollege Koppelin, in ihrer Stellungnahme vom
Oktober 2004 zu den Fortschrittsberichten „Aufbau Ost“
der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpom-
mern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen fordert
die Bundesregierung auf Seite 51:

Die Bundesregierung erwartet, dass die neuen Län-
der ihrer Verantwortung für das Gelingen des Auf-
baus Ost nachkommen. Die Solidarpaktmittel müs-
sen vollständig und nicht wie bisher in den meisten
Ländern nur zur Hälfte bis zu zwei Dritteln zur För-
derung des Aufbauprozesses eingesetzt werden.
Länder, die Solidarpaktmittel nicht für aufbauge-
rechte Zwecke einsetzen, verstoßen gegen den
Geist des Solidarpakts. Um ihrer Verantwortung für
den Aufbauprozess gerecht zu werden, sind die
Länder gefordert, darzulegen, welche zusätzlichen
Maßnahmen sie ergreifen, damit zukünftig die er-
haltenen Solidarpaktmittel vollständig sachgerecht
eingesetzt werden.

Dem ist nichts hinzuzufügen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514404000

Sie haben noch eine Zusatzfrage.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1514404100

He
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1514404200

Eichel betonte, die Zweckentfremdung der Gelder
bremse den Fortschritt beim Aufbau Ost.

Eichel wird dann wörtlich zitiert:
„Das kann und werde ich nicht länger akzeptieren.“

Darf ich Sie fragen, welche konkreten Maßnahmen der
Minister durchzuführen beabsichtigt, um sicherzustellen,

d
w

d
k
s
d
e
n

k
s
t
h
z

d
n
n
z

s
ü

n
m

a

d
A
a
t
h
S
V
ü
A
m
s

(C (D ass die Mittel nicht mehr zweckentfremdet eingesetzt erden? K Ich habe eben auf den Beschluss der Finanzminister onferenz hingewiesen. In diesem Beschluss ist der entcheidende Punkt enthalten. Ich habe außerdem die Forerung in unserer Stellungnahme erwähnt. Dies ntspricht der Auffassung des Bundesministers der Fianzen. Eine weitere Zusatzfrage der Kollegin Lötzsch. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär, önnen Sie bestätigen, dass sich das Land Berlin insbeondere dadurch bundestreu verhält, dass es in den letzen Jahren seine Neuverschuldung nachhaltig reduziert at? Allein in den letzten drei Jahren ist das Primärdefiit um 2,2 Milliarden Euro gesenkt worden. K Frau Kollegin, ich kann Ihnen bestätigen, dass der Fi anzsenator Sarrazin äußerste Anstrengungen unterimmt, um den Haushalt des Landes Berlin in Ordnung u bringen. Nachdem die dringlichen Fragen beantwortet worden ind, rufe ich die Fragen auf Drucksache 15/4284 in der blichen Reihenfolge auf. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi isteriums der Justiz. Zur Beantwortung steht der Parlaentarische Staatssekretär Alfred Hartenbach bereit. Ich rufe die Frage 1 der Kollegin Dr. Conny Mayer uf: Welche Schritte verfolgt die Bundesregierung im Hinblick auf die Umsetzung der am 30. August 2003 beschlossenen Vereinbarung der Welthandelsorganisation, WTO, zu grenzüberschreitenden Zwangslizenzen in ihre nationale Patentrechtsgesetzgebung und welche Konsequenzen zieht sie daraus für ihre Forderung nach kostengünstigen antiretroviralen Medikamenten für Entwicklungsländer? A Sehr geehrte Frau Dr. Mayer, zur Umsetzung der im llgemeinen Rat der Welthandelsorganisation, WTO, m 30. August 2003 gefundenen Lösung der Problemaik so genannter grenzüberschreitender Zwangslizenzen at die Europäische Kommission die Initiative ergriffen. ie hat am 4. November 2004 einen Vorschlag für eine erordnung des Europäischen Parlaments und des Rates ber Zwangslizenzen für Patente an der Herstellung von rzneimitteln, die für die Ausfuhr in Länder mit Probleen im Bereich der öffentlichen Gesundheit bestimmt ind, vorgelegt. 13368 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach Die Verordnung ist nach ihrer Verabschiedung unmit telbar geltendes Recht in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union, sodass für den nationalen Gesetzgeber zunächst kein Handlungsbedarf besteht. Sie wird einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Forderung der Bundesregierung nach Zugang zu kostengünstigen Medikamenten zu erfüllen. Sie hat weit über die eigentliche gesundheitspolitische Bedeutung hinaus einen hohen politischen Symbolcharakter für die Bereitschaft der Industrieländer, auf spezifische Interessen der Entwicklungsländer einzugehen. Ihre Zusatzfragen, bitte, Frau Kollegin. Vielen Dank für die ausführliche Beantwortung. Sie haben Dinge dargestellt, nach denen ich gar nicht gefragt habe. Ich danke ausdrücklich dafür. Welche Strategie verfolgt die Bundesregierung bei der Umsetzung ihrer Forderung nach kostengünstigen antiretroviralen Medikamenten für Entwicklungsländer? A Frau Kollegin, ich hatte das beantwortet. Wir brauchen nichts zu machen. Wenn die angesprochene Verordnung umgesetzt wird – dies geschieht gerade –, wird sie in den 25 Mitgliedstaaten der EU geltendes Recht, sodass wir keinen Handlungsbedarf haben. Wir unterstützen und fördern dies. Unsere Forderungen werden hiermit erfüllt. Ich habe also Ihre Frage schon beantwortet, wenn auch vielleicht ein bisschen verklausuliert. Eine weitere Zusatzfrage, Frau Kollegin. (Dr. Conny Mayer [Freiburg] [CDU/CSU]: Erst Frau Pfeiffer!)

Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1514404300
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514404400
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1514404500
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1514404600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514404700
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1514404800

(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514404900
Dr. Conny Mayer (CDU):
Rede ID: ID1514405000
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1514405100
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514405200

– Haben Sie keine zweite Zusatzfrage mehr, Frau
Mayer?


(Dr. Conny Mayer [Freiburg] [CDU/CSU]: Ich lasse der Kollegin Pfeiffer den Vortritt!)


– Sie verzichten auf Ihre zweite Zusatzfrage?

(Dr. Conny Mayer [Freiburg] [CDU/CSU]: Ich stelle meine Zusatzfrage danach!)

– Es ist aber üblich, dass zunächst Sie Ihre zwei Zusatz-
fragen stellen und dann andere Abgeordnete ihre Fragen
stellen.


Dr. Conny Mayer (CDU):
Rede ID: ID1514405300

Dann will ich das gerne tun. Vielen Dank.
Hält die Bundesregierung das Thema HIV/Aids unter

den Ministerien für optimal und ausreichend koordi-
niert? Eine Anmerkung dazu. Wir haben mehrere Fragen
zum Thema HIV/Aids gestellt und haben heute einen

S
w

d
s
d
E
m
d
A
b

F
s
z

w
d
W

d
d

i
f

u
s
S

a

B
L
V
m
t
k
s
d
T
g

(C (D taatssekretär und zwei Staatssekretärinnen zur Beantortung da. A Ich sehe an Ihrem Outfit, dass Sie den Weltaidstag ehr ernst nehmen. Allerdings muss ich Ihnen sagen, ass ich Ihnen keine Antwort auf Ihre Frage geben kann. s ist noch die Staatssekretärin aus dem Gesundheitsinisterium hier. Ich bitte um Nachsicht. Wir trennen ie Zuständigkeiten ganz sauber. Ich gebe Ihnen gerne ntworten auf alle Fragen, die meinen Zuständigkeitsereich betreffen. Es ist wirklich so, Frau Kollegin, dass sich diese rage nicht auf Ihre schriftliche Frage bezieht. Sie müsen aber Ihre Zusatzfragen auf Ihre schriftliche Frage beiehen. Bitte schön, Frau Kollegin Pfeiffer. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär, as bedeutet die Änderung des TRIPS-Abkommens für ie Bundesregierung hinsichtlich formaler Änderungen? elche Folgen hat das? A Für die Bundesregierung hat das keine weiteren Än erungen zur Folge. Weitere Zusatzfragen liegen nicht vor. Dann bedanke ch mich beim Herrn Staatssekretär Alfred Hartenbach ür die Beantwortung der Fragen. Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeri ms für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtchaft auf. Die Fragen wird Herr Parlamentarischer taatssekretär Matthias Berninger beantworten. Ich rufe die Frage 2 des Kollegen Artur Auernhammer uf: Wie viel Euro hat der gesamte Messeauftritt des Bundes ministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, BMVEL, auf der „Euro-Tier“ 2004 in Hannover gekostet? Ma Kollege Auernhammer, das Bundesministerium für erbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft war it zwei Messeständen auf der „Euro-Tier 2004“ vertreen, zum einen im Rahmen der allgemeinen Öffentlicheitsarbeit des Ministeriums mit einem Gemeinschaftstand mit ZADI und AID und zum anderen im Rahmen es Bundesprogramms „Ökologischer Landbau“ zu dem hema „ökologische Tierhaltung“, nach dem Sie auch efragt haben. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13369 Parl. Staatssekretär Matthias Berninger Die genauen Kosten dieser Messepräsenz lassen sich noch nicht beziffern, weil die „Euro-Tier“ diese noch nicht abschließend in Rechnung gestellt hat. Ihre Zusatzfragen, bitte. Ich hätte gern die genauen Zahlen nachgereicht be kommen, damit bekannt wird, was dieser Messeauftritt gekostet hat. Ist das möglich? Ma Das ist selbstverständlich möglich. Da Sie aber nach den genauen Kosten gefragt haben, kann ich Ihnen diese erst mitteilen, wenn sie vorliegen. Haben Sie noch eine Zusatzfrage zur Frage 2? Dann eine weitere Zusatzfrage vom Herrn Kollegen Goldmann. Herr Staatssekretär, ich finde Ihre Antwort durchaus amüsant. Wollen Sie damit zum Ausdruck bringen, dass Sie auf eine Messe gehen, ohne vorher zu wissen, welche Kosten in etwa auf Sie zukommen? Wir brauchen hier keine Abrechnung darüber, wie viel Teewasser dort verbraucht worden ist. Ich weiß doch grundsätzlich vorher – auch ich war schon mit Ständen auf einer Messe vertreten –, wie viel Geld ich dafür bereitstellen muss. Ansonsten kann ich das im Grunde genommen gar nicht realisieren. Ma Herr Kollege Goldmann, in der Tat haben wir wie bei allen Messepräsenzen vorab eine Kalkulation gemacht. Es ist so, dass wir für diese Messepräsenz eine finanzielle Größenordnung kalkuliert hatten, die sich mit vergleichbaren Aktivitäten auf anderen Messen deckt. Der Messeauftritt wurde bei uns mit ungefähr 220 000 Euro kalkuliert. Ihr Kollege hatte allerdings gefragt, was es genau ge kostet hat. Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beziffern. Die Kosten können also durchaus niedriger sein; das weiß man immer erst nachher. In unserer Jahreskalkulation sind wir von 220 000 Euro ausgegangen. (Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP] meldet sich zu einer Zusatzfrage)

Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1514405400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514405500
Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1514405600
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1514405700
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514405800
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1514405900

(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514406000
Artur Auernhammer (CSU):
Rede ID: ID1514406100
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1514406200
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514406300

(Artur Auernhammer [CDU/CSU]: Nein!)

Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1514406400
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1514406500

(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aha!)


s

a

B
L
ö
s
W
i
e
d
T
l
d
A
L

w
l
w
r

D
k

B
L
d
a
u
E
B

g
T
g
g
d
S
n
s
k

(C (D Nein, Sie dürfen zu dieser Frage keine weitere Zu atzfrage stellen, Herr Goldmann. Ich rufe die Frage 3 des Kollegen Artur Auernhammer uf: Welche Vorteile für die deutsche Landwirtschaft hat sich das BMVEL von dem Messeauftritt versprochen und wie effizient war dieser angesichts der Tatsache, dass der Stand nur auf Ökolandwirtschaft ausgerichtet war? Ma Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den kologischen Landbau zu fördern. Hierzu dient insbeondere das „Bundesprogramm Ökologischer Landbau“. ir haben in den letzten Jahren gerade in die Forschung m Bereich Tierhaltung erheblich investiert. Wir sahen s als eine sehr gute Maßnahme an, diese Erkenntnisse em breiten und fachkundigen Publikum der „Euroier“ mit einem entsprechenden Angebot bereitzustelen. Die Resonanz auf unseren Stand bestärkt uns darin, ass eine richtige Entscheidung war, auf die besonderen ktivitäten im Bereich der Förderung des ökologischen andbaus auf der „Euro-Tier“ hinzuweisen. Ihre Zusatzfragen, bitte. Ich weiß nicht, ob Sie auf der „Euro-Tier“ waren. Es aren 110 000 Fachbesucher dort, darunter 25 000 ausändische Besucher. Der Stand des Bundesministeriums ar einer der Stände, die am schlechtesten besucht waen. (Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514406600
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1514406700
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514406800
Artur Auernhammer (CSU):
Rede ID: ID1514406900

ie Effektivität dieses Messeauftritts kann ich daher in
einer Weise nachvollziehen.

Ma
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1514407000

Herr Abgeordneter, Sie müssen ganz offensichtlich

ie ganze Zeit diesen Stand beobachtet haben. Wir haben
ufgrund der Rückmeldungen unserer Mitarbeiterinnen
nd Mitarbeiter ein anderes Bild gewonnen. Auch die
xperten, die wir eingeladen hatten, haben ein anderes
ild geschildert.
Klar ist, dass ein Stand zum ökologischen Landbau

erade auf einer traditionellen Messe wie der „Euro-
ier“ von dem einen oder anderen Besucher, der sozusa-
en ideologisch an dieses Thema herangeht, nicht so
ern gesehen wurde. Wir sind aber mit der Präsenz und
er Resonanz auf diesen Stand sehr zufrieden. Sollten
ie genaue Daten haben, aufgrund deren Sie zu der Mei-
ung gekommen sind, dass die Resonanz so furchtbar
chlecht war, bin ich sehr daran interessiert, diese zu be-
ommen.

13370 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004


(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514407100

Ihre zweite Zusatzfrage, bitte.

Artur Auernhammer (CSU):
Rede ID: ID1514407200

Zur Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfähig-

keit der deutschen Landwirtschaft hat dieser Stand dann
nicht beigetragen, oder?

Ma
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1514407300


Herr Kollege Auernhammer, wenn ich die Messeprä-
senzen, die ich auch in meiner Zeit als Haushälter zur
Kenntnis nehmen konnte, immer daran gemessen hätte,
ob sie sich im agrarpolitischen Bereich sofort positiv
auswirken, kämen wir sicherlich zu interessanten Ergeb-
nissen.

Wir gehen davon aus, dass die hervorragenden For-
schungsergebnisse in den Bereichen „artgerechte Tier-
haltung“ und „ökologischer Landbau“ auf jeden Fall zur
Steigerung der Wirtschaftskraft beitragen. Das können
Sie schon daran erkennen, dass die Ergebnisse, sowohl
was die Ertragssteigerung als auch was die Zahl der Be-
triebe des ökologischen Landbaus angeht, positiv sind,
während die Ergebnisse in der Landwirtschaft ansonsten
eher rückläufig sind.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514407400

Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Goldmann.

Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1514407500

Herr Staatssekretär, ich habe den Eindruck, dass Sie

wirklich nicht auf der „Euro-Tier“ waren. Es war schon
interessant, dass Sie gesagt haben, die „Euro-Tier“-Aus-
steller und -Besucher hätten nicht so ganz kapiert, um
was es im Bereich der Agrarwirtschaft geht. Es sei auch
– wie sagten Sie? – eine traditionelle Messe. Ich emp-
fehle Ihnen, sich einmal die Auszeichnungen anzusehen,
die dort verteilt worden sind.

Meine Frage, Herr Staatssekretär: Warum gab es diese
sehr einseitige Ausrichtung? Ich habe mir den Stand an-
geguckt und fand ihn auch hübsch. Vor dem Hintergrund
aber, dass der Ökobereich, den ich sehr schätze,
4 Prozent des Gesamtmarktes ausmacht, erscheint mir
ein Mitteleinsatz von 220 000 Euro – es wird möglicher-
weise noch mehr – nicht ganz richtig gewichtet.

Ma
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1514407600


Zunächst einmal, Herr Kollege, zu der Ihrer Frage vo-
rangestellten Unterstellung. Ihre Beurteilung der „Euro-
Tier“ ist nicht mit dem in Einklang zu bringen, was ich
dazu gesagt habe. Klar ist, dass der Ökolandbau bei den
Besuchern der „Euro-Tier“ nicht ganz unumstritten ist,
ebenso wie hier im Parlament. Ich freue mich sehr, dass
Sie den Stand hübsch fanden. Darüber hinaus bin ich der
Meinung, dass es sich lohnen würde, die Erkenntnisse,
die wir gewonnen haben, wie artgerechte Tierhaltung in
der Praxis sowohl wirtschaftlicher umsetzbar ist als auch

i
s
b

d
e
r
s
z
d

z
z
t
r
d
z

i
s

r
w
K

d
w
t
G
a
2
n
g
le
h
l
W
u
v
g
a
S

W
s
k
m
k

(C (D m Sinne der Gesundheit der Tiere zu besseren Ergebnisen führt, an eine breitere Fachöffentlichkeit weiterzugeen. Der ökologische Landbau ist eine sehr moderne Form er Landwirtschaft. Hier gab es in den letzten Jahren ine Reihe von Innovationen. Anders als Vorgängeregierungen hat sich diese Bundesregierung zum Ziel geetzt, dem ökologischen Landbau ein stärkeres Gewicht u geben und ihn nicht gleichsam als Nische innerhalb er Landwirtschaft zu „erdulden“. Von daher erklärt es sich auch, dass wir die Unterstüt ung der Koalitionsfraktionen bekommen – obwohl wir war Jahr für Jahr Schwierigkeiten haben, die Opposiion davon zu überzeugen –, größere Mittel zur Fördeung des ökologischen Landbaus im Rahmen des „Bunesprogramms Ökologischer Landbau“ zur Verfügung u stellen. Weitere Fragen liegen nicht vor. Deswegen schließe ch diesen Geschäftsbereich. Vielen Dank, Herr Staatsekretär, für die Beantwortung der Fragen. Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministe iums für Bildung und Forschung auf. Die Fragen beantortet Herr Parlamentarischer Staatssekretär Ulrich asparick. Ich rufe Frage 4 des Kollegen Schummer auf: Inwieweit beteiligt sich die Bundesregierung zu Fragen der Wettbewerbsklarheit am Aufruf der Europäischen Union durch das „Grünbuch zu Dienstleistungen von allgemeinem Interesse“ und wie setzt sie sich für Wettbewerbsklarheit bei der Teilnahme am Weiterbildungsmarkt in Bezug auf Volkshochschulen, Hochschulen und Kammern ein? U Herr Kollege Schummer, Ihre Frage beantworte ich ie folgt: Die Bundesregierung hat sich an den Konsulationen, die die EU-Kommission im Jahr 2003 auf der rundlage eines „Grünbuchs zu Dienstleistungen von llgemeinem Interesse“ durchgeführt hat, im September 003 mit einer gemeinsamen Bund/Länder-Stellungahme beteiligt. In dieser Stellungnahme, die, wie übriens das Grünbuch der Kommission selber, keine spezieln Ausführungen zu Bildungsdienstleistungen enthält, at sie sich gegen eine EU-Rahmenrichtlinie für Diensteistungen von allgemeinem Interesse ausgesprochen. ir haben auf die Zuständigkeit der EU-Mitgliedstaaten nd ihrer Untergliederungen für Leistungen der Daseinsorsorge hingewiesen. Nach Auffassung der Bundesreierung ist der Mehrwert einer horizontalen Regelung ufgrund der Unterschiede zwischen den verschiedenen ektoren nicht erkennbar. Die EU-Kommission hat daraufhin im Mai 2004 ein eißbuch mit ihren Schlussfolgerungen aus dem Konultationsprozess vorgelegt. Danach wird sie zunächst eine Rahmenrichtlinie für Dienstleistungen von allgeeinem Interesse vorlegen. Auch das Weißbuch enthält eine spezifischen Ausführungen zum Bildungsbereich. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13371 Ihre Zusatzfragen, bitte. Wie bewertet die Bundesregierung die anhaltende Kritik von Weiterbildungsträgern an einer unkoordinierten Vergabe von Bildungsgutscheinen und wie hoch ist nach Ihren Erkenntnissen der Rücklauf dieser Bildungsgutscheine, indem sie eingelöst werden? U Wir sind mit den Bildungsträgern in Deutschland in einem sehr engen Gespräch zu diesem Prozess. Zusammen mit den Bildungsträgern sind wir der Überzeugung, dass wir uns insbesondere im europäischen Wettbewerb, so wie wir das begonnen haben, noch stärker um eine Verbesserung des Zugangs zu Bildungsangeboten bemühen müssen. Wir sind sicher, dass wir uns da auf einem guten Weg befinden. Ihre zweite Zusatzfrage, bitte. Gedenkt die Bundesregierung, die Vergabepraxis zu entspannen und die Vergabebürokratie abzubauen, indem beispielsweise bei Berufsvorbereitungsmaßnahmen Aufträge nicht nur für zehn oder elf Monate, sondern für drei Jahre vergeben werden? U Bei den berufsvorbereitenden Maßnahmen ist wichtig – das wissen Sie ja –, dass auch regionale Angebote vorhanden sind. Uns liegt daran, dass wir sehr zügig zu Entbürokratisierungsprozessen kommen. Diese Position vertreten wir in Europa auch in Bezug auf andere Politikfelder ganz energisch. Wir müssen hinsichtlich der Entbürokratisierung besser werden. Insofern stimmen wir in der Grundannahme überein. Weitere Fragen liegen nicht vor. Deshalb schließe ich auch diesen Geschäftsbereich. Vielen Dank, Herr Staatssekretär, für die Beantwortung der Fragen. Ich rufe den Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes auf. Die Fragen beantwortet Herr Staatsminister Hans Martin Bury. Ich rufe die Frage 5 des Kollegen Peter Weiß (Emmendingen)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514407700
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1514407800

(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514407900
Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1514408000
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1514408100
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514408200
Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1514408300
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1514408400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514408500

Über welche Erkenntnisse in Bezug auf Betrug und Kor-
ruption durch die Regierung des ehemaligen irakischen
Staatspräsidenten Saddam Hussein im Zusammenhang mit
dem Programm „Öl für Lebensmittel“ der Vereinten Nationen
verfügt die Bundesregierung und wie bewertet die Bundes-
regierung die Einschätzung des Vorsitzenden des Ausschusses
für auswärtige Beziehungen des Repräsentantenhauses der
Vereinigten Staaten von Amerika, Henry Hyde, in seiner Stel-
lungnahme für die Anhörung des Ausschusses am 17. No-
vember 2004, dass es bei der Durchführung des Programms

w
b
k
R
V
U
m
r
a
w
s
e
r

r
z
r
t
f
e
d
C
i

F
d
d
v
V

v
s
s
r
a
K
t
G

t
w
s

(C (D „Öl für Lebensmittel“ zu dem „vielleicht größten Finanzbetrug in der Geschichte“ gekommen sei? Herr Kollege Weiß, der Bundesregierung sind Vorürfe über einen möglichen Missbrauch des „Öl für Leensmittel“-Programms bekannt. Sie fordert eine Auflärung dieser Vorwürfe und hat im Sicherheitsrat für die esolution 1538 gestimmt, mit der die Entscheidung des N-Generalsekretärs, eine unabhängige, hochrangige ntersuchungskommission unter dem Vorsitz des ehealigen Chefs der US-Notenbank, Paul Volcker, einzuichten, begrüßt wird. Die Übergangsregierung der Kolition, die Regierung Iraks und alle VN-Mitgliedstaaten urden aufgefordert, mit der Kommission uneingechränkt zusammenzuarbeiten. Für eine Bewertung der rhobenen Vorwürfe bleibt die Vorlage des Abschlussbeichtes des Untersuchungsausschusses abzuwarten. Ihre Zusatzfragen, bitte. Herr Staatsminister, wie beurteilt die Bundesregie ung den Vorwurf der US-amerikanischen Kommission ur Überwachung des Iraks, die in ihrem Zwischenbeicht festgestellt hat, dass Saddam Hussein seine Mehode, irakisches Öl zu Vorzugsbedingungen zu verkauen – das war ja Grundlage seines Betrugssystems –, benfalls dazu genutzt hat, politischen Einfluss auf stänige Mitglieder des Sicherheitsrates wie Frankreich, hina oder Russland hinsichtlich ihres Stimmverhaltens n Angelegenheiten, die den Irak betreffen, zu nehmen? Kollege Weiß, ich hatte in Beantwortung Ihrer ersten rage darauf hingewiesen, dass die Untersuchungen zu iesem Gesamtkomplex laufen und ein Abschlussbericht er eingesetzten unabhängigen Kommission noch nicht orliegt. Insofern ist es zu früh, um jetzt zu behaupteten erstößen abschließend bewertend Stellung zu nehmen. Sie haben noch eine Zusatzfrage. Nachdem bekannt geworden ist, dass auch der Sohn on Kofi Annan bis Februar 2004 bei einer Firma bechäftigt war, die offensichtlich in das gesamte Betrugsystem involviert war, frage ich Sie: Ist die Bundesregieung der Auffassung, dass unter diesen Umständen nicht uch der UN-Generalsekretär eventuell über politische onsequenzen nachdenken muss, nachdem dieser Berugsfall bereits heute als größter Finanzbetrug in der eschichte der Vereinten Nationen bezeichnet wird? Herr Kollege Weiß, Sie sind sehr schnell mit Ihren Ur eilen. Ich kenne Presseberichte über entsprechende Vorürfe und ich erwarte selbstverständlich, dass die Unteruchungskommission diesen Sachverhalt überprüfen 13372 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 Staatsminister Hans Martin Bury wird. Vom Ergebnis der Überprüfung wird es abhängen, welche Schlussfolgerungen man dann zieht. Ich rufe die Frage 6 des Kollegen Peter Weiß auf: Wie bewertet die Bundesregierung in diesem Zusammenhang den Erfolg der Vereinten Nationen bei der Überwachung der korrekten Durchführung des Programmes „Öl für Lebensmittel“ und welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über eine etwaige Verstrickung deutscher Banken oder Firmen in die mutmaßliche Korrumpierung des Programms „Öl für Lebensmittel“ vor? Herr Kollege Weiß, es gibt Hinweise, dass trotz um fangreicher Vorkehrungen gegen einen Missbrauch des Programms durch die irakische Regierung diese Maßnahmen nicht ausreichten, um jeden Missbrauch auszuschließen. Eine Bewertung der Überwachung des Programms wird aber erst möglich sein, wenn der Bericht der unabhängigen, hochrangigen Untersuchungskommission vorliegt. Die Bundesregierung hat bisher keine Erkenntnisse über eine etwaige Verstrickung deutscher Unternehmen in angebliche Manipulationen des „Öl für Lebensmittel“-Programms. Der Bundesregierung sind auch keine entsprechenden Vorwürfe an die Adresse deutscher Unternehmen bekannt geworden. Ihre Zusatzfragen, bitte. Da die an dem Betrugsvorhaben beteiligten Firmen zumindest mittelbar in erheblichem Maße Geld veruntreut haben, frage ich Sie: Sieht die Bundesregierung Möglichkeiten, dass die UN nach Vorlage ihres Berichts entsprechende Konsequenzen gegenüber den Firmen ergreift und eventuell teilweise eine Art Wiedergutmachungsleistung einfordert? Kollege Weiß, ich darf Sie noch einmal auf meine zu vor gegebenen Antworten verweisen: Wir reden über Vorwürfe, die zu klären sind. Dieser Klärungsprozess ist im Gange. Es wird einen Abschlussbericht der unabhängigen Kommission geben. Auf dessen Basis wird man über die daraus zu ziehenden Konsequenzen beraten. Sie haben noch eine Zusatzfrage. Herr Staatsminister, für wann erwartet die Bundesre gierung den Abschlussbericht dieser Kommission, sodass ich anschließend meine weiteren Fragen stellen kann? Herr Kollege Weiß, nach den jüngsten Äußerungen des Kommissionsvorsitzenden Volcker wird der Ab s A d D g u m a d D B d m J D A D z A g A b P A d S n D d h g E b (C (D chlussbericht Mitte 2005 und werden Teilberichte ab nfang kommenden Jahres vorgelegt werden. Weitere Fragen liegen nicht vor. Dann schließe ich en Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes. Vielen ank, Herr Staatsminister, für die Beantwortung der Fraen. Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeri ms des Innern auf. Die Fragen beantwortet der Parlaentarische Staatssekretär Fritz Rudolf Körper. Ich rufe die Frage 7 des Kollegen Hartmut Koschyk uf: Von wann bis wann hat sich nach Kenntnissen der Bundes regierung der Ausländer R. a. I., der nach Medienberichten einer der Drahtzieher an dem Mord an Theo van Gogh sein, mit Unterbrechungen seit 1997 in Deutschland als Asylbewerber gelebt haben und als Wanderprediger und Drogenhändler zwischen Holland und Deutschland gependelt sein soll, in Deutschland mit welchem Aufenthaltstitel – bitte tabellarisch auflisten – aufgehalten? F Herr Koschyk, ich beantworte Ihre Frage wie folgt: er Ausländer reiste erstmalig im Dezember 1994 in das undesgebiet ein und beantragte Asyl. Er hielt sich nach en der Bundesregierung vorliegenden Erkenntnissen it Unterbrechungen von Dezember 1994 bis etwa uni 1998 und von Januar 2003 bis April 2004 in eutschland auf. Sein Aufenthalt war lediglich zur Durchführung des sylverfahrens gestattet. Die Aufenthaltsgestattung zur urchführung eines Asylverfahrens erfolgt kraft Gesetes. Ihr liegt keine Behördenentscheidung zugrunde. Der usländer besaß zu keinem Zeitpunkt eine Aufenthaltsenehmigung. Nach bestandskräftiger Ablehnung des sylantrags – klageabweisendes Urteil vom 18. Feruar 1997 – war er vollziehbar ausreisepflichtig. Zur rüfung eines später gestellten Asylfolgeantrags war die bschiebung ausgesetzt. Seit Mai 2004 gilt der Ausläner als untergetaucht. Er wurde zur Festnahme im chengen-Gebiet zur Fahndung ausgeschrieben. Ihre Zusatzfragen, bitte. Herr Staatssekretär, treffen dann Pressemitteilungen, ach denen der Betreffende vor 1998 eine Duldung in eutschland erhalten hat, nicht zu? F Nach den mir vorliegenden Erkenntnissen: nein. So abe ich auch Ihre Frage beantwortet. Ich will ihr aber erne noch einmal nachgehen. Ich kann Ihnen auch im inzelnen auflisten, wie sich dieser Fall, was die Daten etrifft, darstellt. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13373 Ihre nächste Zusatzfrage, bitte. Herr Staatssekretär, Ihren Angaben zufolge ist der Be treffende nach 1998 zeitweise wieder in Deutschland gewesen. In den Niederlanden – so jedenfalls die Aussagen des niederländischen Innenund des niederländischen Justizministers – gehörte er zum Umfeld einer Terrorgruppe, gegen die die niederländischen Behörden seit 2002 ermittelt haben, weil man diese Terrorgruppe zum Umfeld des Terrornetzwerkes al-Qaida gezählt hat. Ist denn der Bundesregierung, als sich der Betreffende bis zum Jahr 2004 wieder in Deutschland aufgehalten hat, bekannt gewesen, dass er in den Niederlanden einer Gruppe angehört, gegen die von niederländischer Seite wegen eines terroristischen Umfeldes ermittelt worden ist? F Herr Kollege Koschyk, hier kommt es auf die genaue Datenlage an. Ich habe Ihnen geschildert, dass die betreffende Person zum ersten Mal im Jahr 1994 eine Einreise in das Bundesgebiet vornahm. 1996 gab es dann bei der Einreise aus den Niederlanden einen Aufgriff an der Grenze. Am 22. Juni 1998 erfolgte die Asylantragstellung in den Niederlanden unter Verwendung von Aliaspersonalien. Am 4. Januar 2003 erfolgte mit einem gefälschten niederländischen Reisepass eine Einreise aus den Niederlanden nach Deutschland. Am 3. Juni 2003 kam es zur Einreise nach Deutschland aus den Niederlanden, am 12. Oktober 2003 zur Ausreise in die Niederlande, am 17. Oktober 2003 zur Festnahme in den Niederlanden und am 12. November 2003 zur Überstellung aus den Niederlanden nach Deutschland aufgrund eines Wiederaufnahmeersuchens nach der so genannten Dublin-II-Verordnung. Zur Zusammenarbeit, zwischen der niederländischen und unserer Seite hinsichtlich der Erkenntnislage, nach der Sie gefragt haben, sage ich Ihnen: Einen ersten intensiven Austausch gab es, wenn ich mich richtig erinnere, Anfang 2003. Aber das exakte Datum – auch Sie haben sich im entsprechenden Gremium damit beschäftigt – müsste ich nachschlagen. Wenn mich meine Erinnerung nicht im Stich lässt, war das im Jahr 2003. Ihre Zusatzfragen, bitte. Ich habe schon zwei Zusatzfragen gestellt. Das war Frage 8. F Nein, das war Frage 7. e z J e v c g d s r d d a d a – d l d d d i h v a s E a d f 1 (C (D Entschuldigung. – Herr Kollege Grindel, Sie haben ine weitere Zusatzfrage zu Frage 7? – Bitte. Herr Staatssekretär, das Netzwerk, dem dieser Mann uzuordnen ist, wird nach Angaben des niederländischen ustizministers seit 2002 beobachtet. Insofern ist, wenn r 2003 in die Bundesrepublik überstellt worden ist, daon auszugehen, dass seitens der Niederländer entsprehende Hinweise gegeben worden sind. Ich möchte erne wissen, in welcher Weise er von deutscher Seite in en Jahren 2003 und 2004 beobachtet wurde und wie es ein kann, dass er – offenbar ohne dass man die geingste Spur von ihm hat – untergetaucht ist. Fr Herr Kollege Grindel, an dieser Stelle muss ich auf ie Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums m 1. Dezember 2004 verweisen. Ich denke, dass ich iese Frage in dieser Form und an dieser Stelle nicht bentworten kann. Herr Kollege Gewalt, bitte. Herr Staatssekretär, die niederländische Polizei hatte auch gestützt auf Presseberichterstattung – ermittelt, ass er im terroristischen Umfeld tätig war. In Deutschand wurde ihm die Auflage erteilt, alle drei Wochen bei er Ausländerbehörde vorstellig zu werden. Halten Sie iese lange Frist in einem solchen Fall für ausreichend? Fr Ich kann Ihnen nicht beantworten, ob das ausreichend st, weil ich das, was Sie aus Pressemitteilungen zitieren, ier aufgrund des Vorganges nicht bestätigen kann; ich erweise noch einmal auf die besagte Sitzung. Ich will ber nicht ausschließen, dass das der Wahrheit entpricht. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Meines rachtens nein. Ich rufe die Frage 8 des Kollegen Hartmut Koschyk uf: Was tut die Bundesregierung gegen den Imageschaden im Ausland, dass jetzt mit dem Verdacht im Mordfalle Theo van Gogh zum wiederholten Male im Zusammenhang mit islamistischen Terroranschlägen Spuren nach Deutschland führen, und warum ist es nach Kenntnis der Bundesregierung nicht gelungen – sofern erforderlich, bitte Auskunft bei den Ländern einholen –, den Asylantrag abzulehnen und den Ausländer R. a. I. in sein Herkunftsland abzuschieben? F Herr Kollege Koschyk, ich beantworte Ihre Frage wie olgt: Der Asylantrag des Ausländers vom 12. Dezember 994 wurde vom Bundesamt für die Anerkennung aus 13374 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper ländischer Flüchtlinge bereits am 7. April 1995 abgelehnt, die dagegen erhobene Klage am 18. Februar 1997 rechtskräftig abgewiesen. Ebenso wurde ein Asylfolgeantrag vom 7. Januar 2003 bestandskräftig abgelehnt. Dem Ausländer wurde also zu keinem Zeitpunkt Asyl oder Abschiebeschutz gewährt. Eine Abschiebung war nicht möglich, da trotz wiederholter und intensiver Bemühungen der zuständigen Ausländerbehörde – in diesem Fall war das die Ausländerbehörde des Hochsauerlandkreises in Meschede – von der syrischen Botschaft keine Passpapiere zu erhalten waren. Die Bundesregierung kann aufgrund des Vorliegens dieses Falles keinen Imageschaden Deutschlands im Ausland feststellen. Ihr ist vielmehr bekannt, dass die Arbeit der deutschen Sicherheitsbehörden international hohes Ansehen genießt. Die Anstrengungen der Bundesregierung bei der Kriminalitätsund Terrorismusbekämpfung wurden in der Vergangenheit auch im Ausland immer wieder besonders gewürdigt. Selbstverständlich arbeiten die Sicherheitsbehörden Deutschlands und der Niederlande auch in dieser Angelegenheit intensiv zusammen. Davon konnten auch Sie sich überzeugen. Ihre Zusatzfragen, bitte. Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatsse kretär, ich möchte noch einmal darauf zurückkommen, dass gegen diese Person, als sie nach Deutschland überstellt wurde, in den Niederlanden im Zusammenhang mit der vermutlichen Zugehörigkeit zu einer terroristischen Gruppe ermittelt worden ist. Welche besonderen Maßnahmen haben die zuständigen Behörden des Bundes und der Länder nach der Überstellung in die Bundesrepublik Deutschland gegenüber dem Betroffenen seinerzeit angeordnet und welche sind tatsächlich durchgeführt worden? F Herr Kollege Koschyk, es gab Maßnahmen; ich verweise, wie gesagt, auf die Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums am – ich sehe noch einmal nach dem Datum – 1. Dezember 2004. Ich dachte, auch Sie hätten daran teilgenommen. Zusatzfrage. Herr Staatssekretär, wir müssen im Zusammenhang mit den Bemühungen der Sicherheitsbehörden des Bundes und der Länder bei Personen, die vermutlich zum Umfeld terroristischer Vereinigungen gehören, bemüht sein, unsere Maßnahmen, wie wir mit solchen Personen umgehen, öffentlich darzustellen, um dem Vorwurf zu begegnen, wir wären hier zu nachlässig, und um einen Imageschaden der Bundesrepublik Deutschland im Aus l H s s l k m d t i w m D w k A g e U g t t n d e b t e m w v t f d l ß (C (D and abzuwenden. Ich habe wirklich kein Verständnis, err Staatssekretär, dass Sie nicht in der Lage sind, zu agen, wann welche Maßnahmen durchgeführt worden ind, nachdem er aus den Niederlanden nach Deutschand überstellt worden ist, und wie es dazu kommen onnte, dass er 1994 einfach untergetaucht ist, und imer auf ein entsprechendes Gremium verweisen. F Herr Kollege Koschyk, es gab bestimmte Observa ionsmaßnahmen. Aber haben Sie bitte Verständnis, dass ch Ihnen an dieser Stelle keine Details dazu sagen kann. Herr Kollege Grindel, bitte. Herr Staatssekretär, wie Sie gesagt haben, ist versucht orden, den Verdächtigen nach Syrien abzuschieben; an geht davon aus, dass er syrischer Staatsbürger ist. as ist mehrfach gescheitert, weil Syrien nicht bereit ar, Passersatzpapiere auszustellen; das ist eines der lassischen Probleme in dem ganzen Ausweisungsund bschiebungsgeschäft. Das Verhalten der syrischen Botschaft ist in einer anzen Reihe von Fällen so, und zwar auch dann, wenn s um Leute geht, die in der Tat zum extremistischen mfeld zu zählen sind. Was hat die Bundesregierung in der Vergangenheit etan, um Syrien hier zu einer etwas stärkeren Kooperaion und zur Erfüllung der völkerrechtlichen Verpflichung zu ermahnen, eigene Staatsangehörige zurückzuehmen? F Herr Kollege Grindel, Sie haben Recht: Mit Syrien ist s an dieser Stelle schwierig. Wir haben in dieser Frage is in die jüngste Gegenwart hinein immer wieder Initiaiven unternommen. Sie wissen vielleicht, dass es hier inen Botschafterwechsel gegeben hat. Auch diese Theatik ist an dieser Stelle aufgegriffen und aufgenommen orden; dort gehört sie hin. Wir haben mit viel Energie ersucht, eine Veränderung herbeizuführen. Bisher haten wir dabei keinen besonders großen Erfolg. Herr Kollege Niebel, bitte. Herr Staatssekretär, hat die Bundesregierung die Auf assung, dass Syrien ein Interesse daran hat, Personen, ie zum islamistischen Umfeld gezählt werden, mögichst lange im Schengenbereich, also quasi in einer Auenstelle, verbleiben zu lassen? Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13375 Fr Herr Kollege Niebel, dieses Interesse kann ich Ihnen von meiner Warte aus nicht bestätigen. Ich kann Ihnen nur das Ergebnis der Untersuchung bezüglich der Beschaffung von Ersatzpapieren bestätigen, wonach vorhin gefragt wurde: Es ist ausgesprochen schwierig, wenn es sich um syrische Staatsbürger handelt. Herr Kollege Gewalt. Herr Staatssekretär, können Sie die Aussagen der zu ständigen Ausländerbehörde im Fall Issar gegenüber der Presse bestätigen, dass es sich hier keineswegs um einen Einzelfall handelt? F Diese Aussage kann ich nicht bestätigen. Ich rufe die Frage 9 des Kollegen Albrecht Feibel auf: Wie ist der Entwicklungsstand des Beamtenpensionsfonds, Versorgungsfonds, und welchen Einfluss hatte die Verlängerung der Arbeitszeit auf 40 Stunden auf diesen Fonds? F Herr Kollege Feibel, ich beantworte Ihre Frage wie folgt: Die Errichtung des Versorgungsfonds ist Teil des Vorhabens zur Änderung des Versorgungsrücklagegesetzes des Bundes, das sich derzeit in der Ressortabstimmung befindet. Die Arbeitszeiterhöhung für Bundesbeamtinnen und -beamte ist zum 1. Oktober 2004 in Kraft getreten. Die hierdurch bewirkte Erhöhung der Arbeitskapazität soll über zusätzliche Stelleneinsparungen in Einsparungen bei den Personalausgaben umgesetzt werden. Die Einsparungen verbleiben bei den jeweiligen Ressorts und können gegebenenfalls zur Deckung der Zuführungen an den Versorgungsfonds verwendet werden. Ihre Zusatzfragen, bitte. Herr Kollege Körper, sind die Erwartungen der Bun desregierung damit erfüllt worden? F Ich weiß nicht, welche Erwartungen Sie mit Ihrer Frage ansprechen. Sie hatten keine Erwartungen? Sie müssen doch Vor stellungen gehabt haben. Wenn die Bundesregierung e s c F a w d h s s k u F V w 1 i d d f s d g d t r I s s c G M d d f a (C (D inen Pensionsfonds einrichtet, dann hat sie doch betimmte Erwartungen, wie sich ein solcher Fonds entwikelt und wie damit Probleme gelöst werden. Meine rage lautet ganz einfach: Sind diese Erwartungen – vorusgesetzt, die Bundesregierung hatte welche – erfüllt orden? F Zunächst einmal muss ich darauf antworten – das abe ich im Grunde genommen aber schon getan –, dass ich das Vorhaben Versorgungsfonds in der Ressortabtimmung befindet. Das heißt, dieses Vorhaben hat noch eine Gültigkeit und es wurde letztendlich noch nicht mgesetzt. Zum Zweiten weiß ich nicht, ob Sie sich mit dieser rage schon ein bisschen näher beschäftigt haben. Die orstellungen bezüglich eines Versorgungsfonds sind so, ie es ihn im Lande Rheinland-Pfalz seit dem Jahre 996 gibt. Dritte Bemerkung. Dort entstehen zusätzliche Kosten n einer Größenordnung von 22 bis 29 Prozent, die von er jeweiligen Laufbahn abhängen. Diese werden allein urch die Arbeitszeitverlängerung mit Sicherheit nicht inanzierbar sein. Sie haben noch eine zweite Zusatzfrage. Bis wann werden die Ressortabstimmungen abge chlossen sein und können Sie ein Datum nennen, bis zu em es einen realen Überblick über die Entwicklung ibt? F Dafür müsste ich prophetische Gaben haben. Vonsei en des Bundesinnenministeriums bemühen wir uns, das elativ schnell und zügig zur Entscheidung zu bringen. ch verrate Ihnen aber kein Geheimnis, wenn ich Ihnen age, dass es eine recht muntere und interessante Diskusion unter den Ressorts gibt, weil es bei der Frage, welhe Personalentwicklung man sich vorstellt, auch um eld geht. Die Fragen 10 und 11 des Kollegen Erwin arschewski werden schriftlich beantwortet. Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun esministeriums der Finanzen. Zur Beantwortung steht er Parlamentarische Staatssekretär Karl Diller zur Verügung. Ich rufe nun die Frage 12 des Kollegen Dirk Niebel uf: Welche konkreten Vorstellungen hat die Bundesregierung zur Nutzung oder Veräußerung von Bundeswehrliegenschaften, die geschlossen werden sollen, und sieht sie Kompensationen vor, um große Härten aufzufangen? 13376 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 Ka Herr Kollege Niebel, es liegt auch im Interesse der Bundesregierung, die aufgegebenen Militärflächen so schnell wie möglich einer Anschlussnutzung zuzuführen. Der Bund ist dabei auf eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Gemeinden angewiesen; denn diese haben es als Planungsträger in der Hand, selbst oder mit Unterstützung des Bundes, des jeweiligen Bundeslandes oder von Investoren Nutzungsvorstellungen zu entwickeln und in Planungsrecht umzusetzen, das die Entwicklungsmöglichkeiten der Region einbezieht. Die militärischen Liegenschaften sind in den Flächennutzungsplänen und Bebauungsplänen weiße Flächen. Das heißt, sie müssen zuerst einer bauleitplanerischen Ordnung zugeführt werden. Dabei beteiligt sich der Bund erforderlichenfalls an der Finanzierung von Machbarkeitsstudien und anderen planerischen Maßnahmen, damit alle Beteiligten zügig die notwendige Planungssicherheit erhalten. Bisher haben sich in der Konversion verschiedene Modelle bewährt, Fragen der städtebaulichen Entwicklung, der Erschließung, der Kaufpreisgestaltung, der Kaufpreisfälligkeit usw. im Hinblick auf eine angemessene Chancenund Risikoverteilung mit den Gemeinden einvernehmlich zu regeln. Die strukturpolitische Verantwortung für die Bewältigung der Konversionsfolgen liegt vorrangig in der Verantwortung der betroffenen Länder und Gemeinden. Dabei können die Länder und die betroffenen Gemeinden auch vom Bund und der Europäischen Union zur Verfügung gestellte Fördermittel einsetzen. Ein zusätzliches Konversionsprogramm wird die Bundesregierung nicht auflegen. Ihre Zusatzfragen, bitte. Könnte vielleicht meine zweite Frage schon aufgeru fen werden, sodass ich danach meine Zusatzfragen stellen kann? Wenn Herr Staatssekretär einverstanden ist, können wir das machen. K Gern. Dann rufe ich auch die Frage 13 des Kollegen Niebel auf: Wann erhalten die betroffenen Standorte eine offizielle Mitteilung über die geplante Strukturveränderung bzw. Schließung und das weitere Vorgehen, damit in den Kommunen konkrete Handlungsoptionen entwickelt werden können? d s t r n R d s d c m s a d s d z e I F h R e w G r ü b t s d e i k d s g v g (C (D Herr Staatssekretär Diller, bitte schön. K Diese Frage fällt eigentlich mehr in die Ressortzu tändigkeit des BMVg, aber uns wurde die Beantworung auferlegt. Mit der Umsetzung des neuen Strukturund Stationie ungskonzepts wird durch das Bundesverteidigungsmiisterium umgehend begonnen. Die dazu erforderlichen ealisierungspläne der Organisationsbereiche werden erzeit im Ministerium der Verteidigung erarbeitet und ollen Ende März 2005 vorliegen. Wie Sie wissen, soll ie Umsetzung bis 2010 abgeschlossen werden. Es gibt unter anderem im Internet eine Veröffentli hung des Stationierungskonzeptes. Die Adresse liegt ir zwar vor, aber ich erspare mir ihre Nennung an dieer Stelle. Aufgrund dieser Veröffentlichung, aber auch ufgrund der politischen Debatte, die sich daran entzünet hat, sind die Kommunen bereits jetzt in der Lage, ich im Rahmen ihrer Planungshoheit auf die anstehenen Veränderungen vorzubereiten und alternative Nutungskonzepte für die frei werdenden Liegenschaften zu ntwickeln. Als Informationsquelle dazu dienen weiterhin die im nternet regelmäßig veröffentlichten Angaben über die reigabe von Liegenschaften. Außerdem erfolgt wie biser – nach den bisherigen Erfahrungen war das in der egel zwei bis drei Jahre vor der Freigabe – rechtzeitig ine objektbezogene Freigabeankündigung durch die jeeilige zuständige Bundesvermögensverwaltung an die emeinde. Ihre erste Zusatzfrage. Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Entnehme ich Ih er Antwort zu Recht, dass die betroffenen Kommunen ber die Schließung der Standorte in Form eines Schreiens der Bundesvermögensverwaltung, des Bundesvereidigungsministeriums – oder wer auch immer dafür zutändig ist – noch nicht offiziell informiert worden sind? K Herr Kollege, das Bundesvermögensamt vor Ort ist rst dann zuständig, wenn die Liegenschaft frei gezogen st. Erst dann wird diese Liegenschaft aus der Zuständigeit des Verteidigungsministeriums in die Zuständigkeit es allgemeinen Grundvermögens und damit in die Zutändigkeit des Bundesministeriums der Finanzen überehen. Insofern müssen Sie Ihre Frage an das Bundeserteidigungsministerium richten. Nun, ich frage die Bundesregierung. Die Bundesre ierung entscheidet, wer auf die Frage antwortet. Sie Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13377 Dirk Niebel selbst haben festgestellt, dass Ihnen die Beantwortung auferlegt worden ist. Lassen Sie mich die Frage anders formulieren: Halten Sie es nicht für ein Stück weit stillos, dass den jeweiligen Entscheidungsträgern vor Ort die sich verändernden Strukturen, von denen die Kommunen massiv betroffen sind, noch nicht einmal in Form eines offiziellen Schreibens zur Kenntnis gebracht werden? K Ich weiß aus meiner eigenen Heimatgemeinde, die ebenfalls von der Schließung der dortigen Garnison betroffen ist, dass sich beispielsweise der Kommandeur in der Öffentlichkeit dahin gehend geäußert hat, dass er sehr angetan gewesen sei, dass er vom Verteidigungsministerium rechtzeitig über die Schließung seiner Kaserne informiert worden sei. Das hätte den Oberbürgermeister wahrscheinlich auch interessiert. Eine weitere Zusatzfrage: Ist denn daran gedacht, wenn schon kein Konversionsprogramm aufgelegt wird, wie das früher bei Standortschließungen unter anderen Regierungen der Fall war, dass die Liegenschaften den betroffenen Kommunen wenigstens zu einem vergünstigten Preis angeboten werden? K Herr Kollege, ich darf darauf hinweisen, dass der Bund etwa 1992/93, als das damalige Konversionsprogramm auslief, den Ländern unter anderem deshalb – da gab es ein ganzes Paket von Maßnahmen – einen Anteil an der Umsatzsteuer in Höhe von zwei Prozentpunkten überlassen hat. Die Frage nach dem günstigeren Preis stellt sich nicht, weil wir nach der Bundeshaushaltsordnung gehalten sind, den Verkehrswert zu ermitteln und auf der Basis des Verkehrswerts mit den Kommunen zu verhandeln. Sie haben noch eine letzte Zusatzfrage. Ganz konkret würde mich interessieren, wie zum Bei spiel die Große Kreisstadt Horb am Neckar, die überproportional hart von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Schließung betroffen wird, unterstützt werden kann, wenn sie ihre Liegenschaften überplanen möchte und das nur mit einem vernünftigen Gewinn für die Kommune kann, wenn der vergünstigte Preis gewährt wird. Sehen Sie nicht eine Aufgabe der Bundesregierung darin, die Verwerfungen der Strukturveränderungen wenigstens auf diesem Wege etwas abzufedern? d N d t s m b w u h s r s n d u R F n s g f s s ß m r l B B n d v n D z r d F g a v d (C (D K Herr Kollege, der Oberbürgermeister von Horb am eckar wird morgen hier sein und unter anderem mit em Kollegen Kolbow vom Bundesverteidigungsminiserium und mit mir über seine Betroffenheit und die Löungsmöglichkeiten diskutieren. Für meine Heimatgeeinde muss ich sagen: Wir sind ungleich härter etroffen; denn Horb hat bestimmt mehr als 6 000 Einohner. In Horb geht es um 540 Dienstposten, bei uns m 750. Gleichwohl möchte ich an dieser Stelle die Gelegen eit nutzen, Sie auf folgende Möglichkeiten hinzuweien, die es nach wie vor gibt: Erstens. Wir fördern die Baureifmachung unter ande em durch die finanzielle Beteiligung an Machbarkeitstudien oder Nutzungskonzepten bis hin zur Bauleitplaung. Wir erwarten die Refinanzierung des Bundesanteils urch entsprechend höhere Verwertungserlöse. Zweitens. Es kann vor In-Kraft-Treten eines Bebau ngsplans verkauft werden. Dabei werden finanzielle egelungen – Nachzahlungen, Erstattungen – für den all planungsbedingter Wertveränderungen innerhalb eies bestimmten Zeitraums als Interessenausgleich zwichen dem Bund und dem Käufer getroffen. Drittens. Der Bund ermöglicht Zahlungserleichterun en wie zum Beispiel ein Hinausschieben der Kaufpreisälligkeit oder die zinspflichtige Stundung des Kaufpreies über mehrere Jahre mit moderaten Zahlungen. Viertens. Der Bund schließt mit der Kommune einen tädtebaulichen Vertrag, wonach er sich an den Erschlieungsund Entwicklungskosten auf der Grundlage eines it der Gemeinde abgestimmten Planungsund Bauechts sowie einer entsprechenden Kostenund Erösprognose maßgeblich beteiligt. Dabei erwartet der und eine Refinanzierung über den Kaufpreis. Fünftens. Die Kommune erwirbt die Fläche vom und und vermarktet sie selbstständig. Sind bauleitplaerische Vorbereitungen, Sanierungen, Entwicklungen er Liegenschaft notwendig, kann an Kommunen oder on ihnen getragene Gesellschaften oder Treuhänder zuächst gegen eine moderate Anzahlung verkauft werden. er erst nach der Weiterveräußerung an den Bund ausukehrende Kaufpreis wird aus dem Weiterveräußeungserlös abzüglich einer angemessenen Beteiligung es Bundes an den Erschließungs-, Entwicklungsund olgekosten ermittelt. Das ist ein Teil des Instrumentenkastens, den wir ge enwärtig haben. Die einzelnen Instrumente können wir uch kombinieren. Wir haben damit in der Zwischenzeit iel Erfahrung. Alle Gemeinden sind sehr zufrieden mit em, was wir anbieten können. Frau Kollegin Pau, Ihre Zusatzfrage, bitte. 13378 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 Herr Staatssekretär, vor dem Hintergrund, dass zur Verfügung stehende EU-Konversionsprogramme an die Existenz oder Auflage von nationalen Konversionsprogrammen gebunden sind, und nachdem Sie vorhin ausgeführt haben, dass die Kommunen EU-Konversionsmittel nutzen sollen, um bestimmte Härten auszugleichen, frage ich Sie, wie die Kommunen diese EU-Mittel abrufen sollen, wenn Sie nicht vorhaben, ein weiteres nationales Konversionsprogramm aufzulegen. K Frau Kollegin, wir haben bereits dem Kollegen Austermann mit Datum vom 28. Oktober mitgeteilt, (Petra Pau [fraktionslos]: Das ist nicht meine Fraktion, tut mir Leid!)

Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1514408600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514408700
Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1514408800
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1514408900
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514409000
Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1514409100
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1514409200

(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514409300
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1514409400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514409500
Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1514409600
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1514409700
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514409800
Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1514409900
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1514410000
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514410100
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1514410200
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514410300
Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1514410400
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1514410500

(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514410600
Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1514410700
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1514410800
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514410900
Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1514411000
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514411100
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1514411200
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514411300
Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1514411400
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1514411500
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514411600
Roland Gewalt (CDU):
Rede ID: ID1514411700
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1514411800
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514411900
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1514412000

(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514412100
Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1514412200
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1514412300
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514412400
Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1514412500
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1514412600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514412700
Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1514412800
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1514412900
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514413000
Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1514413100

(A) )


(B) )

Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1514413200
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514413300
Roland Gewalt (CDU):
Rede ID: ID1514413400
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1514413500
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514413600
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1514413700
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514413800
Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1514413900
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1514414000
Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1514414100
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1514414200
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514414300
Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1514414400
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1514414500
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514414600

(A) )


(B) )

Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1514414700
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514414800
Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1514414900
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514415000
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1514415100
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514415200
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1514415300
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514415400
Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1514415500
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1514415600
Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1514415700

(A) )


(B) )

Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1514415800
Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1514415900
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1514416000
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514416100
Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1514416200
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1514416300
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514416400

(A) )


(B) )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1514416500
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1514416600

dass die Länder und Kommunen Förderinstrumente ein-
setzen können, die der Bund und die Europäische Union
mitfinanzieren. Dazu gehören die Gemeinschaftsaufgabe
„Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“, der
Europäische Strukturfonds – das wären in diesem Fall
der ESF bzw. EFRE – und die Städtebaufördermöglich-
keiten. Ich habe mir vom Wohnungsbauministerium he-
raussuchen lassen, welche Kommunen und militärischen
Liegenschaften in meinem Bundesland gegenwärtig aus
Städtebaufördermitteln in ihrer strukturellen Umwand-
lung gefördert werden.

Es geht um eine Entscheidung vor Ort seitens der
Länder. Sie müssen entscheiden, mit welchen Instrumen-
ten sie ihrerseits an die Aufgabe herangehen und die Ge-
meinden unterstützen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514416700

Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Rose.

Dr. Klaus Rose (CSU):
Rede ID: ID1514416800

Herr Staatssekretär, da meine Wortmeldung etwas zu-

rückliegt und Sie zu dem Zeitpunkt die zusätzlichen
Möglichkeiten noch nicht erwähnt hatten – wobei ich
aus Erfahrung weiß, dass es solche zusätzlichen Mög-
lichkeiten gibt –, frage ich Sie: Übertrumpfen Sie frü-
here Bundesregierungen in ihrem Bemühen, den durch
Standortschließungen sehr stark betroffenen Kommu-
nen zu helfen und sie zu unterstützen, indem Sie den Ka-
talog vielleicht noch ausweiten?

K
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1514416900


Herr Kollege, Sie waren selbst in der Funktion des
Parlamentarischen Staatssekretärs Mitglied der vorigen
Bundesregierung und kennen die Details. Ich war da-
mals in der Opposition und habe mich vehement bei-
spielsweise dafür eingesetzt, die Verkehrswertermittlung
dadurch zu beschleunigen, dass wir nicht erst abwarten,
bis die Angaben seitens der Länder vorgelegt wurden. In
Rheinland-Pfalz zum Beispiel waren die Staatsbauämter
des Landes für die Verkehrswertermittlung bei Liegen-
schaften zuständig, mit der Folge, dass ihre Kapazitäten
so schnell ausgelastet waren, dass jede frei werdende

L
s
i
u
s
l
s
m
d
s
p

s
u
R
s
u
H
F

u
d
t

s
d

d
w
f
G
s

g
h
R
g
z
e
s
z
b
K

v
z
o
Z
M
i

(C (D iegenschaft erst nach einem Dreivierteljahr oder noch päter zur Begutachtung kommen konnte. Damals habe ch vorgeschlagen, die Liegenschaften auszuschreiben nd den Markt darauf zu testen, welchen Verkehrswert ie haben könnten; dann würde immer noch die Mögichkeit bestehen, nach den jeweiligen Grundregeln zu chätzen, ob das ungefähr mit dem übereinstimmt, was an fordern müsste. Das ist schließlich umgesetzt woren. Insofern besteht eine gute Kontinuität des gemeinamen Bemühens Ihrerseits und mir, damals aus der Oposition heraus. Die Fragen 14 und 15 des Kollegen Klaus Hofbauer owie die Fragen 16 und 17 des Kollegen Fahrenschon nd die Fragen 18 und 19 des Kollegen Albert upprecht werden schriftlich beantwortet. Deshalb chließe ich den Geschäftsbereich des Bundesministerims der Finanzen und bedanke mich sehr herzlich bei errn Staatssekretär Diller für die Beantwortung der ragen. Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeri ms für Wirtschaft und Arbeit auf. Die Beantwortung er Fragen übernimmt der Parlamentarische Staatssekreär Dr. Ditmar Staffelt. Die Frage 20 des Kollegen Hans-Joachim Otto wird chriftlich beantwortet. Deswegen rufe ich die Frage 21 er Kollegin Dr. Gesine Lötzsch auf: Hat die Bundesregierung einen Überblick darüber, wie unterschiedlich die Kommunen bei der Berechnung der Wohnkosten für Empfänger von Arbeitslosengeld II, ALG II, vorgehen, und gedenkt die Bundesregierung, von der in der Pressemitteilung Nr. 597 des Presseund Informationsamtes der Bundesregierung vom 17. November 2004 angesprochenen Verordnungsermächtigung Gebrauch zu machen? D Frau Präsidentin! Frau Kollegin Dr. Lötzsch, die Geährung der Leistungen für Unterkunft und Heizung ällt in den Zuständigkeitsbereich der Kommunen. Die ewährung der Wohnkosten richtet sich nach den unterchiedlichen örtlichen Gegebenheiten. Die Kommunen verfügen über jahrelange Erfahrun en und Kompetenz bei der Prüfung der Angemesseneit der Kosten der Unterkunft und Heizung, auf die im ahmen der Grundsicherung für Arbeitsuchende zurückegriffen wird. Die Leistungen für Unterkunft und Heiung werden in Höhe der tatsächlichen Aufwendungen rbracht, soweit sie angemessen sind. Bei der Angemesenheitsprüfung wird immer der Besonderheit des Einelfalles Rechnung getragen. Hierdurch können vertretare Abweichungen von den vorgegebenen öffentlichen riterien gerechtfertigt sein. Ob die Kosten der Unterkunft angemessen sind, hängt on den individuellen Verhältnissen des Einzelfalles ab, um Beispiel von der Zahl der Familienangehörigen der dem jeweiligen Alter der Betroffenen sowie von der ahl der Zimmer, dem örtlichen Mietniveau und den öglichkeiten des örtlichen Wohnungsmarktes. Da die ndividuelle Situation sehr viel besser vor Ort bewertet Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13379 Parl. Staatssekretär Dr. Ditmar Staffelt werden kann, beabsichtigt das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit derzeit nicht, die Angemessenheit der Unterkunftsund der Heizungskosten im Wege einer Verordnung zu regeln. Ihre Zusatzfrage, bitte. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär, ich bin über Ihre Auskunft etwas erstaunt; denn ich habe mich auf die Pressemitteilung Ihres Bundesministeriums – Nr. 597 vom 17. November 2004 – bezogen, in der es heißt, dass das Bundesministerium von einer Verordnungsermächtigung Gebrauch machen werde, wenn es zu der Auffassung gelange, dass es große Unterschiede gebe. Das setzt doch voraus, dass Sie sich einen Überblick verschaffen, wie die Kommunen die Sache handhaben, wie sie die Wohnkosten berechnen. Diese Frage haben Sie nicht beantwortet. Ich bitte Sie, mir im Nachgang zu sagen, welche Kriterien Sie bei der Umsetzung einer Verordnungsermächtigung anlegen und wie Sie sich einen Überblick verschaffen wollen. Wenn Sie keinen Überblick über das haben, was in den Kommunen Praxis ist, können Sie die Sache auch nicht einschätzen und die Ankündigung einer Verordnungsermächtigung wäre dann – gelinde gesagt – nur zur Beruhigung der Betroffenen gedacht. D Ich kann nur wiederholen: Erstens. Es ist nicht daran gedacht, das im Wege einer Verordnung zu regeln. Zweitens. Wir glauben – zu Recht –, dass in diesen Fragen dezentral sehr viel besser zum Wohle der Menschen entschieden werden kann und dass die Kommunen über einen großen Erfahrungsschatz diesbezüglich verfügen. Drittens. Uns erreichen letztendlich nur solche Mitteilungen und Meldungen über sozusagen herausragende bzw. sehr strittige Fälle. Die von Ihnen angesprochene Presseerklärung ist so zu verstehen, dass das Bundesministerium – wenn es in größerem Umfange Beschwerden geben sollte – darüber nachzudenken hat, was es seinerseits tun muss, um gegenzusteuern. Anders ist diese Pressemitteilung nicht zu interpretieren. Frau Dr. Lötzsch, Sie haben eine weitere Zusatzfrage. Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Eine kurze Vorbe merkung: Sie haben bei der Beantwortung meiner Frage so getan, als ob ich diese Pressemitteilung geschrieben hätte. Aber tatsächlich kommt sie aus Ihrem Hause. D Das stimmt. f W d c a n W d d n s d Ü s u r ß n v a d G F h t s b g n i § „ (C (D Sehr geehrter Herr Staatssekretär, gehören nach Auf assung der Bundesregierung Wasserkosten zu den ohnkosten? D Wasserkosten gehören nach unserer Auffassung si herlich zu den Wohnkosten. (Dr. Uwe Küster [SPD]: Angemessene Wasserkosten! Nicht den Garten bewässern!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514417000
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514417100

(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514417200
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1514417300
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514417400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514417500
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1514417600
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514417700
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1514417800
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514417900


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514418000

Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Niebel.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1514418100

Herr Staatssekretär, geht die Bundesregierung davon

us, dass Presseveröffentlichungen realitätsnah sind, wo-
ach mit massenhaften Zwangsumsiedlungen in neue
ohnungen zu rechnen sei?

D
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514418200

Ich glaube das nicht. Ich traue den Kommunen und

en Verantwortlichen vor Ort sehr wohl zu, dass sie
icht nur menschlich und sozial verantwortlich handeln,
ondern auch ökonomisch und betriebswirtschaftlich
enken. In manch einem Fall wird sich in der Praxis das
berschreiten bestimmter Grenzwerte, die vorgegeben
ind, im Vergleich zu den zu übernehmenden Umzugs-
nd anderen Folgekosten sicherlich als hinnehmbar he-
ausstellen. Streitfälle wird man zwar nie ganz ausschlie-
en können. Aber ich bin sehr sicher, dass die Kommu-
en hier – großflächig – sehr verantwortungsbewusst
orgehen werden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514418300

Ich rufe die Frage 22 der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch

uf:
Welche konkreten Maßnahmen hat die Bundesregierung

unternommen, um die Verdrängung von regulären Stellen,
zum Beispiel im Reinigungsgewerbe – „Berliner Zeitung“
vom 25. November 2004 –, durch 1-Euro-Jobs zu verhindern?

D
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514418400

Frau Abgeordnete, im SGB II ist zur Umsetzung des
rundsatzes „Fördern und Fordern“ eine Vielzahl von
ördermöglichkeiten vorgesehen, um für die erwerbsfä-
igen Hilfsbedürftigen einen möglichst passgenauen In-
egrationsplan mit den notwendigen Eingliederungsin-
trumenten zu erarbeiten.
Eines dieser Instrumente ist die Schaffung von Ar-

eitsgelegenheiten unter Fortzahlung des Arbeitslosen-
eldes II bei zusätzlicher Gewährung einer angemesse-
en Mehraufwandsentschädigung bei zusätzlichen und
m öffentlichen Interesse liegenden Arbeiten nach
16 Abs. 3 Satz 2 SGB II, von der Bundesregierung als
Zusatzjobs“ bezeichnet.

13380 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004


(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Dr. Ditmar Staffelt

Der Einsatz der Zusatzjobs und weiterer Maßnahmen

der öffentlich geförderten Beschäftigung des SGB II ist
gegenüber anderen Eingliederungsleistungen, zum Bei-
spiel Qualifizierungsmaßnahmen, nachrangig und soll
nur erfolgen, wenn der erwerbsfähige Hilfebedürftige
auch unter Einsatz dieser anderen Instrumente nicht in
den Arbeitsmarkt eingegliedert werden kann. Über den
Einsatz von Zusatzjobs wird auf lokaler Ebene in eigener
Verantwortung der Arbeitsgemeinschaften, Arbeitsagen-
turen und optierenden Kommunen entschieden.

Die Bundesregierung nimmt mit Besorgnis wegen
möglicher Wettbewerbsverzerrungen die eine oder an-
dere Entwicklung außerordentlich ernst. Dies gilt für das
Reinigungsgewerbe genauso wie für andere Wirtschafts-
bereiche oder auch für den öffentlichen Dienst.

Die Bundesregierung geht davon aus, dass bei einem
verantwortungsbewussten Einsatz von Zusatzjobs durch
die Arbeitsgemeinschaften, Arbeitsagenturen und optie-
renden Kommunen Wettbewerbsverzerrungen vermie-
den werden können. Dadurch, dass Zusatzjobs nur für im
öffentlichen Interesse liegende zusätzliche Arbeiten ge-
schaffen werden dürfen, ist gesetzlich ausgeschlossen,
dass es im Kernbereich erwerbswirtschaftlichen Han-
delns zu einer Verzerrung des Wettbewerbs kommen
kann.

In diesem Zusammenhang ist gut vorstellbar, dass die
regional Beteiligten zur Klärung derartiger Fragen die
Schaffung eines gemeinsamen Gremiums verabreden,
zum Beispiel einen Beirat, in dem die Arbeitsgemein-
schaften, Arbeitsagenturen und optierenden Kommunen
gemeinsam mit den Kammern, Fachverbänden, Gewerk-
schaften und anderen vertreten sind, um die verschiede-
nen Interessen frühzeitig auszugleichen.

Die Bundesregierung wird die Entwicklung bei der
Umsetzung der Zusatzjobs dennoch sehr aufmerksam
beobachten, um beim Beschreiten neuer Wege nie ganz
auszuschließende Fehlentwicklungen frühzeitig zu er-
kennen und gegebenenfalls rechtzeitig gegenzusteuern.
Gegenwärtig sind der Bundesregierung derartige Fehl-
entwicklungen aber nicht bekannt, jedenfalls nicht im
Sinne flächendeckender Fehlentwicklungen. Insoweit
gilt zunächst, das In-Kraft-Treten des neuen Rechts zum
1. Januar 2005 abzuwarten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1514418500

Ihre erste Zusatzfrage, bitte.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1514418600

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär,

Sie haben gesagt, es gelte zunächst, das In-Kraft-Treten
des neuen Rechts abzuwarten. Ich glaube, damit ist
meine Frage nicht so richtig beantwortet worden. Sie
wissen genauso gut wie ich, dass es diese ersten Arbeits-
gelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigungen, so
genannte 1-Euro-Jobs, bereits seit einigen Wochen im
Zuge einer Testphase gibt.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


f
s
d

d

p
d
W
a
ü
e
V

G
v
c

f
m
m

i
n
A
a
I
g
t
i
P
a
g
w
M
d
n

d

g
e
b
s
n
s
E
m
I
V

(C (D Sie haben gerade implizit gesagt, Ihnen seien keine lächendeckenden Verstöße gegen das Kriterium der Zuätzlichkeit bekannt. Welche Einzelfälle sind dem Bunesministerium bekannt? D Es hat sicherlich Einzelfälle gegeben, die vor Ort zu rüfen sind. Wir können nach wie vor nur anempfehlen, ass jeder Fall, der auftaucht, in der hier angesprochenen eise gelöst wird, indem man sich mit allen Beteiligten n einen Tisch setzt. Ich sage noch einmal: Wir haben berhaupt kein Interesse daran, dass solche Zusatzjobs twa in den Kernbereichen wirtschaftlichen Handelns erwendung finden. Das Gesetz ist hier sehr klar. Die Umsetzung desselben kann natürlich immer renzbereiche berühren. Da müssen wir Acht geben. Da erlassen wir uns in erster Linie auf die Verantwortlihen vor Ort. Wenn wir allerdings Meldungen hierüber erhalten, assen wir sozusagen nach und bitten vor Ort noch einal darum, dass solchen Fällen die entsprechende Auferksamkeit geschenkt wird. Zweite Zusatzfrage, Frau Lötzsch. Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Staatssekretär, ch stelle einmal eine Frage aus der Sicht von Betroffeen. Ich habe mich mit Menschen unterhalten, die solche rbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung, lso 1-Euro-Jobs, wahrnehmen. Ich frage Sie, wie sich hrer Meinung nach eine Teilnehmerin an einer derartien Maßnahme – so heißen die 1-Euro-Jobber – verhalen sollte, wenn Folgendes eintritt: Die Teilnehmerin ist m Pflegebereich eingesetzt und merkt, dass sie von der flegedienstleitung der Einrichtung im Pflegedienstplan ls Vollzeitkraft eingeplant ist und bei Ausfall von ausebildeten Kräften deren Arbeit voll leisten muss. An en kann sich die Teilnehmerin an einer derartigen aßnahme wenden, ohne gleichzeitig Gefahr zu laufen, iese Tätigkeit überhaupt nicht mehr ausüben zu könen? Was wäre Ihr Rat? D Ich kann in diesem Zusammenhang nur Folgendes sa en: Wenn irgendwer eine Beschwerde hat, dann sollte r sich an die zuständige Arbeitsgemeinschaft oder Areitsagentur oder die optierende Kommune wenden und einen speziellen Fall vortragen. Einen solchen Fall könen wir natürlich nicht von hier aus bewerten und entcheiden. Ich möchte mich deshalb zu diesem inzelfall – Sie wissen selbst: solche Einzelfälle sind eist sehr kompliziert und diffizil – auch nicht äußern. ch kann nur den Ratschlag geben, das vor Ort mit den erantwortlichen zu klären. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13381 Weitere Zusatzfrage, und zwar des Kollegen Niebel. Herr Staatssekretär, vor dem Hintergrund der Tatsa che, dass ein Berliner Senator einmal den Vorschlag gemacht hat, auf dieser Basis auch arbeitslose Lehrer zusätzlich zu beschäftigen, weil das im öffentlichen Interesse ist – dieser Vorschlag ist wieder zurückgenommen worden –, muss man feststellen, dass die Kriterien „zusätzlich“ und „öffentliches Interesse“ zur Definition nicht wirklich ausreichend sind. Würden Sie mir zustimmen, dass derartige Beschäftigungsgelegenheiten, ohne dass Wettbewerbsverzerrungen befürchtet werden müssen, eigentlich nur in zwei Fällen möglich sind, nämlich erstens um die Arbeitsbereitschaft festzustellen, was nur einen relativ kurzen Einsatz erfordert, und zweitens um jemandem, der lange aus dem Erwerbsprozess heraus war, wieder an bestimmte Arbeitstugenden heranzuführen – nicht mehr, aber auch nicht weniger –, und dass vor diesem Hintergrund durch den Gesetzgeber dringend eine deutlichere Definition der Einsatzmöglichkeiten benötigt wird? D Ich kann Ihnen darin im Moment nicht zustimmen. Wir brauchen noch sehr viel mehr Erfahrungen. Ich will nicht ausschließen, dass wir aufgrund der praktischen Erfahrungen an bestimmten Stellschrauben drehen müssen. Aber im Moment läuft dieses Projekt erst an. Wir müssen schauen, ob es sich in der Praxis unter den gegebenen gesetzlichen Bestimmungen bewährt. Die Konstruktion ist ja bewusst so gewählt worden, dass vor Ort in den Arbeitsgemeinschaften, Arbeitsagenturen und Kommunen Fantasie entwickelt werden soll, um solche Arbeitseinsätze zu ermöglichen. Hierbei kann man immer nur am praktischen Beispiel prüfen und nicht nur von der theoretischen Seite her. Deshalb haben wir von vornherein auch keine Begrifflichkeit gewählt, die die Fantasie schon vorab einschränken würde. Weitere Zusatzfrage, und zwar der Kollegin Pau. Danke, Herr Präsident. – Herr Staatssekretär, das mit der Fantasie scheint im Moment schon sehr gut zu funktionieren. Mich interessiert, welche Vorkehrungen die Bundesregierung trifft, damit in sensiblen Bereichen, wo es auch darum geht, Beziehungen zu Menschen aufzubauen, ein Vertrauensverhältnis zu schaffen, zum Beispiel im Pflegedienst – dort hat sich meine Kollegin Lötzsch umgesehen – oder auch bei der Kinderbetreuung, Bildung und Erziehung, nicht Abstriche an der Qualität der Betreuungsund Pflegearbeit dadurch zustande kommen, dass zur Deckung von personellen Engpässen, zum Beispiel in der nächtlichen Betreuung von Pflegefällen, unqualifiziertes Personal eingesetzt wird. d P a d z w d t t V a w e P d B w 1 d d w k i g l s a s W w h s d s d s d (C (D D Ich möchte dazu den Hinweis geben, dass gerade im flegebereich auch bereits zuvor sehr unterschiedlich usgebildete Kräfte im Einsatz waren. Das Entscheiende ist, dass die vorgegebenen Schlüssel für qualifiiertes bzw. durch praktisches Handeln vor Ort eingeiesenes Personal nicht einseitig verändert werden ürfen; denn damit ginge ja eine qualitative Verschlecherung der Betreuung einher. Darauf muss man also achen. Diejenigen, die vor Ort tätig sind, tragen dafür die erantwortung. Zugleich will ich aber darauf verweisen, dass gerade uch im Pflegebereich derartige Personen eingesetzt erden könnten, da sie hier ganz im Sinne des Gesetzes inen öffentlichen Auftrag erfüllen. Damit kommen wir gleich zur Frage 23 der Kollegin au: Trifft es zu, dass Bescheide für Leistungen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch, SGB II, mit der Rechtsbehelfsbelehrung verschickt werden, dass Widersprüche erst ab dem 1. Januar 2005 eingelegt werden können bzw. erst ab diesem Zeitpunkt bearbeitet werden, und, wenn ja, auf welcher Rechtsgrundlage geschieht dies? D Herr Präsident! Frau Kollegin Pau, es trifft zu, dass escheide mit der Rechtsbehelfsbelehrung verschickt erden, dass die Widerspruchsfrist von einem Monat am . Januar 2005 beginnt und dass zuvor eingehende Wiersprüche auf diesen Termin wirken. Grund hierfür ist, ass die leistungsrechtlichen Bestimmungen des SGB II, ie zum Beispiel § 7 SGB II betreffend den Personenreis der Anspruchsberechtigten, erst am 1. Januar 2005 n Kraft treten. Auch der auf der Grundlage der Überangsvorschrift des § 65 a SGB II erlassene erste Bewiligungsbescheid kann somit erst ab dem 1. Januar 2005 eine vollständige rechtliche Wirkung als Verwaltungskt entfalten und den Lauf der Widerspruchsfrist auslöen. Zusatzfrage? Ja. – Ich möchte trotzdem wissen, warum man diesen eg gewählt hat; er ist ja durchaus unüblich. Normalereise bekommt man einen Bescheid mit einer Rechtsbeelfsbelehrung und kann diesen Bescheid, der in die perönlichen Verhältnisse eingreift und auch Verluste für en Betroffenen bedeuten kann, sofort anfechten, um ich sozusagen einen anderen Status zu sichern. D Ich will ausdrücklich darauf hinweisen, dass sich die es Haus einig darin war, dass ab 1. Januar gezahlt weren soll. Um dies sicherzustellen, sind natürlich entspre 13382 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 Parl. Staatssekretär Dr. Ditmar Staffelt chende Vorläufe erforderlich. Das Gesetz selbst tritt aber erst zum 1. Januar 2005 in Kraft. Dies ist zugegebenermaßen vielleicht nicht der übliche Weg. Wir sind aber im Moment in einer Phase, in der wir auch mit unüblichen Maßnahmen die Modernisierung dieses Standortes vorantreiben müssen. Ich glaube, dass es wichtiger und richtiger ist, zunächst einmal am 1. Januar zu beginnen und dann diese Widersprüche abzuarbeiten. Mir ist zugesichert worden – ich war zum Beispiel heute bei der Arbeitsagentur in Berlin –, dass dann sehr schnell solche Widersprüche bearbeitet werden und gegebenenfalls auch mit Abschlagszahlungen gearbeitet wird, um der entsprechenden Person und ihrem Anliegen Rechnung zu tragen. Zweite Zusatzfrage, bitte. Da wir ja heute immer wieder über Einzelfälle reden, möchte auch ich auf einen Einzelfall aus meinem Wahlkreis eingehen. In diesem Fall verstehe ich das Vorgehen der Bundesagentur für Arbeit nämlich überhaupt nicht. Es kommt bei der Eingabe der Daten – das ist bei der Arbeitsbelastung völlig verständlich – sowohl bei der Arbeitsagentur als auch in den Sozialämtern an der einen oder anderen Stelle natürlich einmal zu Versehen in Form von Zahlendrehern oder anderem. Die Bundesagentur soll, so das Sozialamt meines Wahlkreises, angewiesen haben, dass solche offensichtlich fehlerhaften Bescheide, die auch durch die zuständigen Bearbeiter als solche eingeschätzt werden, nicht vor dem 1. Januar korrigiert werden dürfen. Das heißt also, dass auch ein derartiger fehlerhafter Bescheid erst am 1. Januar angefochten werden kann, was zur Folge hat, dass Menschen, die ganz offensichtlich Anspruch auf Arbeitslosengeld II haben, jetzt erst einmal leer ausgehen und wahrscheinlich einen Monat überbrücken müssen. Wie wird eine solche Handlungsweise begründet? Es wäre doch ein Einfaches, so etwas zu heilen. D Ihre Frage kann ich, wie solcherlei praktische Fragen überhaupt, natürlich von hier aus nur schwer beantworten. Ich bin gerne bereit, mir diesen Fall von Ihnen vorlegen zu lassen. Gegebenenfalls, wenn es sich tatsächlich um einen Übertragungsfehler oder Ähnliches handelt, würden wir schauen, ob man hier eine Korrektur vornehmen kann. Ich finde, hier gilt es, unbürokratisch vorzugehen, wenn es möglich ist. Sollte sich allerdings herausstellen, dass andere Gründe vorliegen, dann können wir natürlich keine Abhilfe schaffen. Aber wenn es so, wie von Ihnen dargelegt, sein sollte, will ich mich gerne in den Dienst der Sache und der Person stellen und wir wollen sehen, dass wir das Problem lösen können, damit niemandem Nachteile entstehen. Wir kommen zur Frage 24 der Kollegin Pau: d V z e n d S b g g d d L w S t – g w k b g n e k s b S – n d t d f s g n i n S m (C (D Inwieweit stehen Studentinnen nach Auffassung der Bundesregierung grundsätzlich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung und haben daher Anspruch auf ALG II und inwieweit wird vor diesem Hintergrund künftig allein erziehende Studentinnen Mehrbedarf gewährt, der an die Auszahlung von ALG II gekoppelt ist? D Herr Präsident! Frau Kollegin Pau, das Bestehen von erfügbarkeit für den Arbeitsmarkt ist keine Voraussetung für den Bezug von Arbeitslosengeld II. Vielmehr rhält bei Vorliegen der übrigen Voraussetzungen derjeige Arbeitslosengeld II, der erwerbsfähig und hilfebeürftig ist, also grundsätzlich auch eine allein erziehende tudentin. Allerdings haben Auszubildende, deren Ausildung im Rahmen des Bundesausbildungsförderungsesetzes dem Grunde nach förderungsfähig ist, im Reelfall keinen Anspruch auf Leistungen zur Sicherung es Lebensunterhaltes. Hierzu gehört auch die Ausbilung an einer Hochschule. Dieser Anspruchsausschluss umfasst aber nur die eistungen, die mit den im Rahmen des BAföG zu geährenden Bedarfen abgedeckt sind: Regelleistung zur icherung des Lebensunterhaltes und Leistungen für Unerkunft und Heizung. Leistungen für Mehrbedarfe beim Lebensunterhalt das ist § 21 SGB II – sind nicht durch das BAföG abedeckt. Daher können solche auch für Personen geährt werden, die im Übrigen nach § 7 Abs. 5 SGB II einen Anspruch auf Leistungen zur Sicherung des Leensunterhaltes haben. Dies entspricht auch der bisherien Rechtslage nach dem Bundessozialhilfegesetz. Unabhängig von der Möglichkeit der Gewährung ei es Mehrbedarfs bei Alleinerziehung wird einer allein rziehenden erwerbsfähigen Studentin im Regelfall eine Erwerbstätigkeit neben der Ausbildung zumutbar ein. Sie kann insoweit bei der Beurteilung der Zumutarkeit einer Erwerbstätigkeit einen wichtigen Grund im inne des § 10 Abs. 1 Nr. 5 SGB II geltend machen. Das war sicher vollumfassend erhellend. Zusatzfrage, Kollegin Pau? So umfassend nun auch nicht; ich habe jedenfalls och eine Nachfrage, Herr Staatssekretär. Nachdem wir ie Regelung in Bezug auf den Mehrbedarf für die Müter geklärt haben, nun zu den Mehrbedarfen für die Kiner. Bisher haben Mütter ja – zusätzlich zu den Mitteln ür ihren eigenen Mehrbedarf – einen Mehrbedarfszuchlag für ihre Kinder bezogen. Das wird durch die so enannte familienpolitische Leistung für Geringverdieer abgelöst, die für die Kinder gezahlt wird. Allerdings st der Bezug eines Mehrbedarfszuschlags für die Kinder ach dem Hartz-IV-Gesetz auf drei Jahre beschränkt. Ein tudium dauert, selbst wenn sich die Mutter sehr beüht, im Allgemeinen etwas länger als drei Jahre. Wie Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13383 Petra Pau wird also der Mehrbedarf für die Kinder nach Ablauf der drei Jahre in Zukunft geregelt? D Ich höre gerade: Dann muss neu beantragt werden. – Diese zeitliche Begrenzung ist Teil der gesetzlichen Regelung. Es wird im Einzelfall zu entscheiden sein, wie unter solchen Bedingungen ein Bescheid ausfallen kann. In jedem Fall ist zunächst einmal nicht vorgesehen, dass länger als diese drei Jahre gezahlt wird. Zweite Zusatzfrage. Da aber diese familienpolitische Leistung die bishe rige Sozialhilfeleistung für Kinder ablöst, stellt sich für mich die Frage, auf welche Art und Weise der Lebensunterhalt für die Kinder tatsächlich abgesichert werden soll. Denn wir sind uns sicherlich einig, dass das, was die allein erziehende Mutter mit BAföG und aufgrund ihrer Mehrbedarfe bezieht, nicht ausreichen wird, um auch die Bedürfnisse der Kinder vollständig abzudecken, wenn Sie das jetzt auf drei Jahre beschränken. D Ich hatte eben gesagt, dass die Unterstützung auf drei Jahre begrenzt ist. Gegebenenfalls muss im Einzelfall Weiteres entschieden werden. Zusatzfrage der Kollegin Lötzsch. Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Staatssekretär, aus Ihren Antworten ist hervorgegangen – ich glaube, es ist Ihnen selber deutlich geworden –, dass sehr große Regelungslücken bestehen. Ich rege an – und frage Sie, ob Sie dieser Anregung folgen wollen –, diesen konkreten Fall zum Ausgangspunkt zu nehmen, um über eine Korrektur dieser Regelung nachzudenken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in der Bundesrepublik für jemanden mit einem Kind auch bei größtem Fleiß möglich ist, sein Hochschulstudium innerhalb von drei Jahren zu beenden. Wir wissen, dass sehr viele, auch wenn sie keine Kinder haben, wesentlich länger studieren. D Aber es gibt in der Bundesrepublik Deutschland glücklicherweise schon jetzt Studiengänge – ich nenne beispielsweise Studiengänge an den Fachhochschulen –, die auf eine Regelstudienzeit von drei Jahren ausgelegt sind. Man kann die Situation also nicht generalisieren. Deshalb habe ich ganz ausdrücklich gesagt, dass der Einzelfall betrachtet werden muss. a d d m B r w ( B e D B A r r B n s v m r F f t D z u w l e e w o d s a (C (D Ich werde in dieser Angelegenheit gerne eine Prüfung nregen. Allerdings glaube ich, dass die Gesamtsituation urchaus vertretbar ist. Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Wir sind am Ende ieses Geschäftsbereichs. Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Gesundheit und Soziale Sicherung. Zur eantwortung steht die Parlamentarische Staatssekretäin Marion Caspers-Merk zur Verfügung. Die Fragen 25 bis 28 sollen schriftlich beantwortet erden. Ich rufe die Frage 29 des Kollegen Daniel Bahr Münster)

Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514418700
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514418800
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1514418900
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514419000

(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514419100
Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1514419200
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514419300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514419400
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1514419500
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514419600
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514419700
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514419800
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514419900
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1514420000
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514420100

(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514420200
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1514420300
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514420400
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514420500
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514420600

(Zuruf von der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514420700
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1514420800

(A) )


(B) )


(Zuruf von der FDP)

Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514420900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514421000
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1514421100
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514421200
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514421300
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1514421400
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1514421500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514421600
Weshalb geht die Bundesregierung davon aus, dass – so

die Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministe-
rin für Gesundheit und Soziale Sicherung, Marion Caspers-
Merk, in ihrer Antwort auf meine mündliche Frage 14 in der
Fragestunde am 10. November 2004 – „… die Finanzreserven
der Pflegeversicherung bis ins Jahr 2008 reichen“ – Plenar-
protokoll 15/137, Seite 12554 C –, wenn der Sachverständi-
genrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwick-
lung in seinem Jahresgutachten 2004/05 darauf hinweist, dass
die Rücklagen der sozialen Pflegeversicherung bereits bis
Mitte des Jahres 2007 aufgebraucht sein könnten – „Erfolge
im Ausland – Herausforderungen im Inland“, Jahresgutachten
des Sachverständigenrates 2004/05, Seite 331 –, und wie ist
diese Diskrepanz in der Berechnung nach Meinung der Bun-
desregierung zu begründen?

M
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1514421700

Herr Kollege Bahr, bei der Einschätzung der Finanz-

ntwicklung in der Pflegeversicherung besteht keine
iskrepanz zwischen dem Sachverständigenrat und der
undesregierung. Der Sachverständigenrat bezieht seine
ussage wahrscheinlich darauf, dass im Laufe des Jah-
es 2007 der Mittelbestand der Pflegeversicherung vo-
aussichtlich 1,5 Monatsausgaben unterschreiten wird.
ei dem Betriebsmittelsoll handelt es sich allerdings
icht um eine Mindestreserve, die gesetzlich vorge-
chrieben ist und die von den Pflegekassen zwingend
orzuhalten ist, sondern um das Maximum an Betriebs-
itteln, die bei der Pflegekasse verbleiben dürfen. Da-
über hinausgehende Mittel müssen die Pflegekassen im
inanzausgleichsverfahren an die Ausgleichsfonds ab-
ühren.
Der Finanzausgleich der Pflegeversicherung funk-

ioniert auch noch bei einem geringeren Mittelbestand.
ieser Mittelbestand wird in der aktuellen Finanzschät-
ung der Bundesregierung erst im Laufe des Jahres 2008
nterschritten. Daher bleibe ich bei meiner Aussage, dass
ir durch die zusätzlichen Einnahmen – die Beitragszah-
er ohne Kinder werden stärker belastet; damit setzen wir
in Urteil des Bundesverfassungsgerichts um – Zeit für
ine grundlegende Reform der Pflegeversicherung ge-
onnen haben. Mit diesen Einnahmen in einer Größen-
rdnung, so die Prognose, von 700 Millionen Euro kann
as Defizit der Pflegekassen abgebaut werden. Das
chafft Finanzsicherheit für die Pflegebedürftigen und
uch für die Pflegedienstleister bis zum Jahr 2008.

13384 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004


(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514421800

Nachfrage, Herr Kollege Bahr.


Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1514421900

Frau Staatssekretärin, herzlichen Dank für Ihre Dar-

stellung. Der Sachverständigenrat hat deutlich gemacht,
wie dringend eine grundlegende Reform der Pflegeversi-
cherung ist. Er hat angemahnt, keine Zeit zu verlieren.
Wir dürfen uns also nicht ausruhen, nur weil wir durch
die verkappte Beitragserhöhung in Form des Kinder-Be-
rücksichtigungsgesetzes Zeit gewonnen haben.

Ich möchte Sie fragen: Wie viel Zeit haben wir noch
für eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung
angesichts der Tatsache, dass spätestens bis zum Jahr
2008 – das ist Ihre Einschätzung – die Rücklagen so auf-
gebraucht sein werden, dass es zwangsläufig zu Beitrags-
erhöhungen kommen muss?

M
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1514422000


Wir müssen zwischen der finanziellen und der struk-
turellen Situation der Pflegeversicherung unterscheiden.
Ich sehe den Hauptänderungsbedarf in der strukturellen
Situation der Pflegeversicherung. Denn in der jetzigen
Struktur der Pflegeversicherung ist beispielsweise der
Bereich der Demenzerkrankungen nicht ausreichend ab-
gebildet. Wenn man hier strukturelle Veränderungen
will, dann muss man auch sagen, woher die Mittel kom-
men sollen. Bei der derzeit angespannten finanziellen
Lage der Pflegekassen haben wir im Augenblick keine
Möglichkeit, mehr Leistungen ohne eine Erhöhung der
Beiträge zu organisieren.

Deswegen war unser Ziel, in einer ersten Stufe die
Auflagen des Bundesverfassungsgerichts mit der finan-
ziellen Konsolidierung der Pflegeversicherung zu ver-
knüpfen, um dann in einem nächsten Schritt festzulegen,
was noch verändert werden muss.

Ich will an dieser Stelle sagen: Ich bin über den Be-
schluss der Ländersozialminister sehr froh. Die Arbeits-
und Sozialministerkonferenz hat jüngst in Friedrichsha-
fen bekräftigt, dass sie der Auffassung ist, dass ein Teil
der Leistungen aus der Pflegeversicherung selbst erwirt-
schaftet werden soll, wenn es bei der Pflegeversicherung
Reformen geben soll. Das ist ein wichtiger Aspekt für
gemeinsame weitere Gespräche.

Wir haben in einem ersten Schritt finanziell konsoli-
diert. Wir müssen in einem zweiten Schritt die Pflege-
versicherung umgestalten und nachhaltig verändern. Im
Hinblick auf diese Nachhaltigkeit werden wir darüber
diskutieren müssen, was dieser Gesellschaft die Pflege
wert ist. Denn das hat natürlich Konsequenzen für die
Pflegeversicherungsbeiträge.

Aber Sie fragen jetzt nach dem dritten Schritt, bevor
der zweite getan ist. Einen ersten Umsetzungsschritt ha-
ben wir gemacht. Ich habe dazu auch an dieser Stelle
schon Antworten gegeben. Es gibt derzeit einen runden
Tisch gemeinsam mit dem Bundesministerium für Fami-
lie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Vorschläge zur
Entbürokratisierung und zur Umsetzung zum Beispiel

v
d
w
b

r
u
i
w
s
s
f
e

K
s
z
d
P
s
s

L
o

B
n
J
s
i

n

B
t

B

B
g

(C (D on moderneren Personalmanagementstrukturen weren die nächsten Schritte sein, die wir Ihnen vorstellen erden. Wir werden zu gegebener Zeit die Gesetzgeungsverfahren hierzu einleiten. Weitere Zusatzfrage? – Bitte. Frau Staatssekretärin, Ihr Ziel, in dieser Legislaturpe iode noch etwas im Bereich der Entbürokratisierung zu nternehmen, findet die Unterstützung vieler. Dennoch st eine Entbürokratisierung noch keine Leistungsauseitung bzw. Leistungsverbesserung. Sie haben eben geagt, dass Sie das Kinder-Berücksichtigungsgesetz und eine verkappte Beitragserhöhung dazu benötigt haben, inanziellen Spielraum für Leistungsverbesserungen zu rhalten. Ich frage Sie daher – denn wir haben ja, obwohl das inder-Berücksichtigungsgesetz eine Einnahmeverbeserung darstellt, im nächsten Jahr immer noch ein Defiit von 300 Millionen Euro und dieses Defizit wird in en Folgejahren wachsen; das heißt, wir haben in der flegeversicherung erwartungsgemäß keine Überchüsse –: Werden Sie deshalb die Zusatzeinnahmen, die ich aus dem Kinder-Berücksichtigungsgesetz ergeben es sind meines Wissens 700 Millionen Euro –, für eistungsverbesserungen noch in dieser Legislaturperide nutzen? M Sie greifen damit Ihrer nächsten Frage vor, in der Sie ach der Einnahmeund Ausgabensituation der nächsten ahre fragen. Ich weiß nicht, ob mir die Frau Präsidentin chon jetzt, bevor Ihre nächste Frage aufgerufen worden st, eine Antwort darauf erlaubt. Frau Staatssekretärin, die Präsidentin ist schon seit ei er halben Stunde nicht mehr hier. M Entschuldigung, Herr Präsident. Da sehen Sie, wie in ensiv ich mich mit meinen Antworten beschäftige. Das ist gut so; das erwarten wir. Dann rufe ich die Frage 30 des Abgeordneten Daniel ahr auf: Wie hoch schätzt die Bundesregierung die Defizite der sozialen Pflegeversicherung für die folgenden Jahre unter Berücksichtigung der Zusatzeinnahmen durch das Kinder-Berücksichtigungsgesetz? M Es geht dabei um die Prognosen. Die aktuellen Pro nosen sehen zunächst einmal so aus, dass wir in diesem Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13385 Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk Jahr mit einem Defizit in der Größenordnung von circa 910 bzw. 920 Millionen Euro rechnen. Wir haben prognostiziert, dass wir dann, wenn man die Einnahmesituation dieses Jahres zugrunde legt und man die Prognosen der Bundesregierung zur wirtschaftlichen Entwicklung heranzieht – wir müssen ja immer die aktuellen Wachstumsdaten zugrunde legen –, im Jahr 2005 mit einem verringerten Defizit in der Größenordnung von 300 Millionen Euro rechnen müssen. Ohne die Einnahmen infolge des Kinder-Berücksichtigungsgesetzes läge das Defizit bei knapp 1 Milliarde Euro. Wenn das so wäre, dann würden wir hier nicht über Leistungsverbesserungen reden, sondern über die Frage: Wie können wir die Pflegekassen so sanieren, dass sie überhaupt in der Lage sind, ihre Aufgabe zu erfüllen? Wir sehen die Konsolidierung als ersten Beitrag an; erst danach kann man über Strukturveränderungen reden. Sie haben aber auch nach der weiteren Entwicklung gefragt. Für das Jahr 2006 rechnen wir derzeit aufgrund der Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung mit einem Defizit von cica 550 Millionen Euro. In den Jahren 2007 und 2008 wird sich das Defizit auf circa 700 Millionen Euro belaufen. Leistungsverbesserungen müssen also, wenn daran gedacht wird, im Rahmen der Pflegeversicherung selbst erwirtschaftet werden. Ich möchte dazu noch einen Hinweis geben: Sie wissen, dass das Thema „medizinische Behandlungspflege“ im Zusammenhang mit dem GKV-Modernisierungsgesetz auf das Jahr 2007 verschoben wurde. Das war Bestandteil des Konsenses. Wir haben heute im Fachausschuss darüber diskutiert. Natürlich ist es möglich, Pflegeleistungen zu verbessern, indem die Finanzierung der medizinischen Behandlungspflege von der GKV getragen wird. Im Jahr 2007 besteht dann die Möglichkeit, mit diesen Verbesserungen auch Strukturveränderungen vorzunehmen. Das ist aber noch nicht inhaltlich diskutiert worden. Dies müssen wir miteinander erörtern. Dazu haben wir ausreichend Zeit. Ihre erste Zusatzfrage, bitte. Der Sachverständigenrat hat deutlich gemacht, dass, bevor wir über Verbesserungen auf der Leistungsseite diskutieren, angesichts der Finanzierungsrestriktion eine grundsätzliche Reform der Pflegeversicherung dringend ansteht. Der Sachverständigenrat gibt also ein klares Plädoyer dafür ab, zunächst die Finanzierungsprobleme der Pflegeversicherung zu lösen und sich erst dann über Leistungsverbesserungen zu unterhalten. Teilen Sie diese Einschätzung, Frau Staatssekretärin? Wann können wir vonseiten der Bundesregierung mit einer grundlegenden Reform der Pflegeversicherung, die auch die Finanzierungsbasis umfasst, rechnen? Könnte dies noch in dieser Legislaturperiode der Fall sein? M Herr Kollege, es gibt derzeit unterschiedliche Konzepte für eine grundlegende Finanzreform der sozialen S a F A a K d b r s e g A r b m r s B d d B M A F v d Z k w B m r t B B (C (D icherungssysteme, die sowohl in diesem Hause als uch an anderer Stelle diskutiert werden. Es gibt unterschiedliche Positionen der Parteien bzw. raktionen. Während die einen eine Privatisierung mit ufbau von Altersrückstellungen wollen, verfolgen die nderen das Konzept der Kopfpauschale und Dritte das onzept der Bürgerversicherung, das eine Ausweitung er Bemessungsgrundlage und damit eine Einnahmeveresserung erlaubt. Dies ermöglicht es auch, eine struktuelle Veränderung vorzunehmen. Ob man alles gemeinam umsetzt oder Schritt für Schritt vorgeht, muss ntschieden werden. Wir haben unser Konzept vorgelegt. Wir wollen, wie esagt, als ersten Schritt die finanzielle Konsolidierung. ls Nächstes gehen wir das Thema der Entbürokratisieung an, danach die Themen, die uns auf den Nägeln rennen, zum Beispiel die Personalstruktur und ihre Beessung, und dann strukturelle und finanzielle Verändeungen. An dieser Reihefolge wollen wir festhalten. Zweite Nachfrage, bitte schön. Meine zweite Zusatzfrage: Frau Staatssekretärin, wie tehen Sie zur Verlautbarung Ihres Koalitionspartners ündnis 90/Die Grünen, der gesagt hat, dass es noch in ieser Legislaturperiode zu einer grundlegenden Reform er Pflegeversicherung kommen muss? M Ich weiß nicht, worauf sich Ihre Äußerung bezieht. ir liegen derzeit, zumindest offiziell, keine solchen nträge aus den Reihen der Regierungskoalition vor. ür Presseberichterstattungen sind weder Sie noch ich erantwortlich. Vielen Dank, Frau Staatssekretärin. Wir kommen dann zum Geschäftsbereich des Bun esministeriums für Verkehr, Bauund Wohnungswesen. ur Beantwortung steht die Parlamentarische Staatsseretärin Iris Gleicke zur Verfügung. Die Fragen 31 und 32 sollen schriftlich beantwortet erden. Damit kommen wir zu Frage 33 der Kollegin Renate lank: Wer war von der Bundesregierung zur Eröffnungsveranstaltung der Ausstellung „Traffic“ im BMVBW eingeladen? I Sehr geehrte Frau Kollegin Blank, insgesamt wurden und 1 600 Personen eingeladen, darunter Persönlichkeien des öffentlichen Lebens, Mitglieder des Deutschen undestages, Mitglieder der Landtage, Mitglieder der undesregierung und von Landesregierungen, aber auch 13386 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke Repräsentanten von Unternehmen, Medien, Vereinen und Verbänden sowie sozialen Einrichtungen. Zur Ausstellungseröffnung erschienen rund 400 Personen. Eine Zusatzfrage, Frau Blank, bitte schön. Frau Staatssekretärin, können Sie mir die Kosten in Höhe von 86 230 Euro aufschlüsseln? Was wurde für den Künstler ausgegeben, was für den Katalog und die Hochglanzbroschüre? Wie hoch waren die Kosten für die Vergrößerung und warum war diese erforderlich? I Frau Kollegin Blank, die genaue Kostenaufstellung liegt mir jetzt nicht vor. Die Gesamtkosten von 86 230 Euro enthalten zu einem ganz erheblichen Teil die Positionen, die Sie genannt haben, also die Kosten für die Herstellung des Ausstellungskatalogs und für die Ausstellungsfotos. Eine weitere Zusatzfrage, bitte schön. Wann wurde der Vertrag zwischen dem Künstler und dem BMVBW über die Ausstellung und die anschließende Verwendung der Bilder abgeschlossen und wer hat, neben dem Künstler, den Vertrag unterzeichnet? I Wir haben mit der Durchführung der Ausstellung das bei uns für Messen und Ausstellungen zuständige Referat beauftragt. Dieses Referat bediente sich dazu einer Veranstaltungsagentur. Dies geschah auf der Grundlage eines Rahmenvertrages, der aufgrund einer Ausschreibung zustande gekommen ist. Die ausgestellten Bilder sowie Restbestände des Katalogs befinden sich im Eigentum des Bundesministeriums für Verkehr, Bauund Wohnungswesen. Mit dem Künstler wurde vereinbart, dass die Ausstellungsbilder und die dazugehörigen Kataloge interessierten öffentlichen Stellen und sozialen Einrichtungen zur Verfügung stehen. Mit den künftigen Ausstellern werden Vereinbarungen über Transport und Haftung getroffen werden. Eine weitere Frage des Kollegen Nitzsche. Frau Staatssekretärin, gibt es in Ihrem Haus eine För derung von Kunstprojekten in vergleichbarer Größenordnung? Wie wir gehört haben, waren es ja über 86 000 Euro. m g z s t K F ü d d b d k m k v g s B m z s r t H A t s B v h s k T (C (D I Herr Kollege Nitzsche, aufgrund der Frage der Kolle in Blank wurden die vermeintlich hohen Kosten verifiiert. Sie wissen, dass man bei Ausstellungen nicht pauchal beurteilen kann: Was ist teuer? Was ist weniger euer? Das wird Ihnen die Kollegin Blank, die ja im unstbeirat sitzt, bestätigen können. Wir haben die rage der Kollegin Blank zum Anlass genommen, zu berprüfen, ob die Mittel wirtschaftlich verausgabt woren sind. Eine weitere Frage des Kollegen Rose. Habe ich es richtig verstanden, Frau Staatssekretärin, ass es keine öffentliche Ausstellung war, dass vielmehr eabsichtigt war, nur einmal die Öffentlichkeit einzulaen, sodass sich sonst niemand die Ausstellung ansehen ann? Wurde dafür so viel Geld ausgegeben? I Nein, diese Ausstellung ist als Wanderausstellung onzipiert und sie steht, wie ich ausgeführt habe, selbsterständlich zur Verfügung, wenn Interessierte sie zeien wollen. Es gibt da auch Kontakte. So soll die Austellung im kommenden Jahr in Rostock gezeigt werden. Dann kommen wir zur Frage 34 der Kollegin Renate lank: Wurde im Zusammenhang mit der Ausstellung eine vertragliche Regelung abgeschlossen, insbesondere im Hinblick auf eine konkrete Vereinbarung der weiteren Verwendung der ausgestellten Bilder? I Das war im Kern der Inhalt meiner Antwort auf die weite Zusatzfrage der Kollegin Blank. Ich wiederhole ie: Das für Messen und Ausstellungen zuständige Refeat wurde mit der Durchführung der Ausstellung beaufragt. Es bediente sich dabei einer Veranstaltungsagentur. ierüber besteht ein Rahmenvertrag, der aufgrund einer usschreibung zustande gekommen ist. Die ausgestellen Bilder sowie Restbestände des Katalogs befinden ich im Eigentum des Bundesministeriums für Verkehr, auund Wohnungswesen. Mit dem Künstler wurde ereinbart, dass die Ausstellungsbilder und die dazugeörigen Kataloge interessierten öffentlichen Stellen und ozialen Einrichtungen zur Verfügung stehen. Mit den ünftigen Ausstellern werden Vereinbarungen über ransportund Haftungsfragen getroffen. Frau Blank, eine Zusatzfrage, bitte schön. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13387 Frau Staatssekretärin, dem Vernehmen nach beinhal tet der Vertrag, dass die Bilder nach der Ausstellung in das Eigentum eines Mitarbeiters des BMVBW, der ein Freund des Künstlers sein soll, übergehen sollen. Trifft dies zu? I Frau Kollegin Blank, Sie werden verstehen, dass ich Aussagen zu persönlichen Beziehungen weder bestätigen noch dementieren kann. Und was den schriftlichen Vertrag angeht: Den gibt es nicht. Eine weitere Zusatzfrage, bitte, Frau Blank. Frau Staatssekretärin, es ist bei solchen Veranstaltun gen etwas unüblich, keinen Vertrag abzuschließen, zumal es – wie Sie gesagt haben – einen Rahmenvertrag gibt. Meine Frage – auch wenn Sie, Frau Staatssekretärin, sagen, dass es keinen Vertrag gebe – lautet: Gab es nachträgliche Vertragsänderungen? I Frau Kollegin Blank, ich habe Ihnen geschildert, dass mit dem Künstler vereinbart worden ist, die Ausstellung weiterhin zu zeigen. Die Ausstellung befindet sich im Eigentum des Bundesministeriums für Verkehr, Bauund Wohnungswesen und wird auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Wir überprüfen an dieser Stelle, ob alle haushaltsrechtlichen Vorschriften und Verfahrensregeln eingehalten worden sind. Eine Zusatzfrage des Kollegen Nitzsche. Frau Staatssekretärin, gibt es in Ihrem Ministerium Pläne, in welchen öffentlichen oder sozialen Einrichtungen die Bilder nach der Präsentation bei Ihnen im BMVBW gezeigt werden, und ist dies bereits vertraglich zugesichert? I Ich habe vorhin schon gesagt, dass die Ausstellung im September nächsten Jahres in der Rathaushalle in Rostock gezeigt werden soll. Weitere konkrete Absprachen sind noch nicht getroffen, aber es gibt Kontakte. Eine Zusatzfrage des Kollegen Rose. Frau Staatssekretärin, hat es bisher irgendeine Art von Medienbegleitung gegeben? Da es sich um eine öffentli c w m n r a d d D b d h n d s ü b i e s F n r w r U S s r n m B (C (D he Ausstellung handelt, möchte man darüber auch etas lesen oder hören. I Ich habe bereits gesagt, dass zum Kreis der Gelade en bei der Ausstellungseröffnung auch Medienvertreteinnen und -vertreter gehörten, die, soweit ich weiß, uch anwesend waren. Ansonsten ist die Ausstellung in en öffentlichen Räumen des Ministeriums gezeigt woren. Vielen Dank, Frau Staatssekretärin. Die Zeit für die Fragestunde ist nahezu abgelaufen. eswegen beende ich die Fragestunde jetzt. Die nicht eantworteten Fragen werden schriftlich beantwortet. Ich rufe Zusatzpunkt 1 auf: Vereinbarte Debatte Die Demokratie in der Ukraine festigen Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache anderthalb Stunden vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red er dem Kollegen Gernot Erler von der SPD-Fraktion as Wort. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir prechen heute zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ber die Vorgänge in der Ukraine. Das ist neu. Das hat es isher noch nicht gegeben. Das ist eine Premiere. Die ganze Welt schaut im Augenblick auf die Ukra ne. Dieses Land tritt auf einmal auf eine Bühne, auf der s bisher noch nie war. Dieses Land handelt plötzlich elber, spricht selber, aber nicht in der Weisheit seiner ührung, sondern mit den Stimmen vieler Tausender, die icht mehr schweigen und dulden wollen. Das ist ein faszinierender Vorgang, der unsere neugie ige Aufmerksamkeit, unseren Respekt, ja unsere Beunderung für so viel Zivilcourage findet. Unsere Sympathie ist keine Einmischung in die inne en Angelegenheiten dieses Landes. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514422100
Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1514422200
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1514422300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514422400
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1514422500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514422600
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1514422700

(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514422800
Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1514422900
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1514423000
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514423100
Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1514423200
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1514423300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514423400
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1514423500

(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514423600
Renate Blank (CSU):
Rede ID: ID1514423700
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1514423800
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514423900
Renate Blank (CSU):
Rede ID: ID1514424000
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1514424100
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514424200
Henry Nitzsche (Plos):
Rede ID: ID1514424300
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1514424400
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514424500
Dr. Klaus Rose (CSU):
Rede ID: ID1514424600
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1514424700
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514424800
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1514424900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514425000

(A) )


(B) )

Renate Blank (CSU):
Rede ID: ID1514425100
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1514425200
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514425300
Renate Blank (CSU):
Rede ID: ID1514425400
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1514425500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514425600
Henry Nitzsche (Plos):
Rede ID: ID1514425700
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1514425800
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514425900
Dr. Klaus Rose (CSU):
Rede ID: ID1514426000
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1514426100
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514426200

(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1514426300

ns geht es schlicht darum, dass wir versuchen, im
inne der Wahrung europäischer Werte zu helfen, damit
o viel Mut, so viel persönliche Risikobereitschaft – üb-
igens auch so viel Disziplin und Umsicht – nicht mit ei-
er Demonstration dumpfer Macht beantwortet wird, da-
it nicht mit faulen Tricks versucht wird, diese
ewegung ins Leere laufen zu lassen, sondern damit das

13388 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004


(A) )



(B) )


Gernot Erler

Ganze mit einem fairen Ergebnis endet, das dem ganzen
Land Ukraine hilft.

Was ist das für ein Land, von dem wir hier sprechen?
Ukraine heißt Land an der Grenze, Grenzland. Das spielt
auf Mitteleuropa an und bedeutet auch immer, zwischen
anderen, größeren Mächten eingeklemmt zu sein. Kein
anderer hat das besser ausgedrückt als der derzeit popu-
lärste ukrainische Schriftsteller Jurij Andruchowytsch in
seinem Essay „Mittel-Ost-Revision“, aus dem ich eine
kleine Passage zitieren möchte. Da schreibt er:

Der Platz zwischen den Russen und den Deutschen
ist die historische Bestimmung von Mitteleuropa.
Die zentraleuropäische Angst schwankt historisch
hin und her zwischen zweierlei Sorge: Die Deut-
schen kommen, die Russen kommen. Der zentral-
europäische Tod – das ist der Tod im Lager oder im
Gefängnis, dazu kommt noch ein kollektiver Tod:
Massenmord, Säuberung. Die zentraleuropäische
Reise – das ist die Flucht. Aber von woher und wo-
hin? Von den Russen zu den Deutschen? Oder von
den Deutschen zu den Russen? Gut, dass es für alle
Fälle noch Amerika gibt.

Vielleicht ist das die kürzeste und prägnanteste Ortsbe-
stimmung von Mitteleuropa und damit vom größten
Land dort, der Ukraine. Das weist uns aber auch darauf
hin, mit welcher Umsicht und Vorsicht wir auf die Vor-
gänge bei unserem Nachbarn reagieren müssen.

Ich bin froh, dass man diese Sensibilität hier bemer-
ken kann. Ich bin froh, dass Vertreter der EU, der polni-
sche Präsident Kwasniewski, der litauische Präsident
Adamkus und der Hohe Repräsentant und Generalsekre-
tär der EU, Solana, jetzt schon zum zweiten Mal in der
Ukraine sind, um ihre guten Dienste anzubieten. Ich
finde, wir sollten ihnen für diese Bemühungen Dank sa-
gen.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch bin ich froh, dass Außenminister Fischer deut-
lich gemacht hat, dass wir die Menschen und die Demo-
kratie, nicht aber einen einzelnen Kandidaten unterstüt-
zen. Im Namen der Koalition und der SPD-Fraktion
möchte ich Dank sagen und unsere volle Unterstützung
für die Bemühungen des deutschen Bundeskanzlers zum
Ausdruck bringen, der seine guten und freundschaftli-
chen Beziehungen zum russischen Präsidenten hilfreich
genutzt hat.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Ob man das von einem lupenreinen Demokraten sagen kann?)


Er hat zwei Telefongespräche mit ihm geführt, die jedes
Mal ein gutes Ergebnis gebracht und in Moskau deutlich
gemacht haben, dass das Prestige der russischen Politik
auf dem Spiel steht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


R
a
m
v
d
e
J
f
m
s
5
z
h
P
d
z
J

t
U
l
g
U
d
U
s
m
k
n
g
s
k
s
h

S
d
d
u
s
d
M
f
g
v
a
e
w
r
b
m
g

e
b

E

(C (D Der Preis ist hoch. Präsident Putin hat auf dem EUussland-Gipfel in Den Haag davor gewarnt, dass sich ndere in die inneren Angelegenheiten der Ukraine einischen. Allerdings ist vorher die ganze Welt Zeuge daon geworden, dass sich Russland ziemlich intensiv in en ukrainischen Wahlkampf eingemischt und dabei ine massive Kampagne gegen den Kandidaten Wiktor uschtschenko organisiert hat, dem man sogar vorgeworen hat, ein amerikanischer Agent zu sein. Das ist koisch; ich wusste noch nicht, dass sich ein amerikanicher Agent dadurch auszeichnet, dass er ankündigt, die 00 ukrainischen Soldaten alsbald vom Schauplatz Irak urückzuziehen. In den letzten Tagen des Wahlkampfes aben wir auch demonstrative Besuche von Präsident utin in der Ukraine beobachtet. Wir haben gesehen, ass, obwohl die Fälschungen offensichtlich waren, weimal seine Gratulation an den angeblichen Sieger anukowitsch erfolgt ist. Wir haben Respekt vor der – so nennt man es – stra egischen Partnerschaft zwischen Russland und der kraine. Wir wissen, dass die Ukraine Hilfe aus Russand bekommt, zum Beispiel subventionierte Lieferunen von Energie. Auch wissen wir, dass 5 Millionen krainer als Gastarbeiter in Russland tätig sind und daurch wesentlich zu Wohlstand und Fortschritt in der kraine beitragen. Nach unserer Auffassung kann eine trategische Partnerschaft aber nicht heißen: Kumpanei it einem Machtclan, der in der eigenen Bevölkerung einerlei Kredit mehr hat. Sie kann auch keine Diskrimiierung eines Kandidaten bedeuten, der im ersten Wahlang in der eigenen Bevölkerung die überwiegende Zutimmung bekommen hat. Strategische Partnerschaft ann doch nur heißen: intensive Zusammenarbeit zweier ouveräner Staaten; Partnerschaft auf gleicher Augenöhe. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es stimmt übrigens: An einigen amerikanischen
chreibtischen sitzen Leute, die geopolitische Spiele aus
em Kalten Krieg im Kopf haben und die diese Präsi-
entenwahl tatsächlich zu einer Art Endspiel im Kampf
m Einfluss und Einflusszonen in Mitteleuropa hoch-
chreiben wollten. All denen – egal wo sie sitzen –, die
avon ausgehen, die Ukraine sei ein Spielball anderer
ächte, sie sei Objekt der Politik und nicht Subjekt, ru-

en wir heute aus dem Plenum des Deutschen Bundesta-
es zu: Ihr irrt euch! Schaut auf die Straßen von Kiew,
on Charkow, von Lemberg, von Tarnopol und vielen
nderen Städten! Die Menschen in der Ukraine sind fest
ntschlossen, Subjekt von Geschichte und Politik zu
erden. Sie wollen nicht eingeklemmt bleiben und zer-
ieben werden, sie wollen endlich selber über ihren Weg
estimmen. Im 21. Jahrhundert kann die Ukraine nicht
ehr Hinterhof von irgendwem oder passives Objekt ir-
endwelcher geopolitischen Spiele sein.
Wir werden Partner dabei sein, diese Situation zu be-

nden und dieses von Jurij Andruchowytsch beschrie-
ene Trauma zu überwinden.
Meine Damen und Herren, es gibt keine politische

inmischung von uns – und es wird auch keine geben –,

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13389


(A) )



(B) )


Gernot Erler

aber es gibt auf allen Ebenen Sympathie für die oran-
gene Revolution. Zum Beispiel hat der Freiburger Ge-
meinderat gestern einstimmig, über alle Fraktionen hin-
weg, ein Unterstützungsschreiben an den Gemeinderat
in Lemberg geschickt. Ich wünsche mir, dass so etwas
„von unten“ vielerorts passiert. Das ist Sympathie mit
Menschen, die nicht bereit sind, die groben Wahlfäl-
schungen vom 21. November zu akzeptieren.

Wir wissen und wir haben Belege dafür, welchen Um-
fang diese Wahlfälschungen angenommen haben: dass
Wählerlisten gefälscht wurden, dass Busse mit Mehr-
fachwählern herumgefahren sind, dass Kisten mit vorab
ausgefüllten Wahlzetteln gefunden wurden. In diesen
Stunden treten vor dem obersten Gericht der Ukraine
Zeugen auf, die von Hunderten von Wahlbezirken be-
richten, in denen eine Wahlbeteiligung von mehr als
100 Prozent festgestellt wurde. Es ist eindeutig: Diese
Wahl kann nicht anerkannt werden. Kein Präsident, der
nach einer solchen Wahl sein Amt antritt, kann ir-
gendeine Autorität beanspruchen, weder in seinem eige-
nen Land noch bei uns.

Der Konsens darüber wird breiter. Aber wir müssen
auch erkennen, dass es nicht nur um diese Wahl geht;
diese Wahl hat eigentlich nur ein Fass überlaufen lassen,
das schon vorher voll war. Ich meine damit die Wahl-
kampagne, bei der die Anhänger von Wiktor
Juschtschenko in unfairster Weise behindert wurden.
Seine Flugzeuge konnten plötzlich nicht starten, seine
Busse kamen nie an den Bestimmungsorten an. Man
nennt das „die administrativen Ressourcen nutzen“. Es
ist schon zynisch, dass nach dem unaufgeklärten Giftan-
schlag auf diesen Kandidaten, der sein Gesicht bekannt-
lich sehr entstellt hat, die Gegner sagten: Wie kann ei-
gentlich jemand, der so aussieht, die Ukraine nach außen
vertreten? Das ist blanker Zynismus.

Es gab eine neue Studentenbewegung; sie heißt
„Pora“, das heißt „Es ist Zeit“. Schon vor der Wahl sind
viele der Studenten, die sich engagiert haben, die sich
politisch betätigt haben, festgenommen worden. Sie sind
bedroht worden, verhaftet worden, zum Teil aus den
Universitäten ausgeschlossen worden. Übrigens gab es
dafür ein Vorbild: Das war die Studentenbewegung im
Jahr 2000 in Serbien; sie hieß „Vreme“, auf Deutsch
auch „Es ist Zeit“.

Es gab eine massive Einschüchterung und Vermach-
tung der Medien. Der einzige unabhängige Kanal der
Ukraine ist der Kanal 5. Er ist immer wieder in seiner
Arbeit behindert worden. Wir kennen die berühmten und
berüchtigten „Temniki“, die Anweisungen des Chefs der
ukrainischen Präsidialverwaltung, Wiktor Medwedtschuk,
der den Medien jeweils im Detail vorschrieb, was zu be-
richten ist und was nicht. Wir haben großen Respekt vor
den über 330 ukrainischen Journalisten, die schon vor
dem Wahltag ihren Protest gegen diese Bevormundung
angekündigt haben und sich damit praktisch die eigene
Entlassungsurkunde ausgestellt haben.

Immer mehr Menschen in der Ukraine sagen einfach:
Wir machen nicht mehr mit. Wir wollen Ehrlichkeit und
nicht mehr diesen Sumpf und diese verborgenen Spiele
zwischen politischer und ökonomischer Macht, zwi-

s
W
F
s
w
O
n
m
d
i

d
F
g
B
d
M
v
b
v
h
d
s

K
d
i
b
d

r
w
H
m
r
n

z
d
k
a
s

C

K
w

(C (D chen Oligarchen und dem organisierten Verbrechen. ir wollen keine politischen Marionetten mehr, an deren äden andere ziehen. Wir wollen auch keine Einmichung in unsere Angelegenheiten von außen mehr, egal oher sie kommt. Das ist eine Revolution mit der Farbe range, die zum Ziel hat, die Ukraine zum zweiten Mal ach 1991 – dieses Mal aber richtig – unabhängig zu achen. Sie kämpft für eine neue politische Kultur, die en europäischen Werten und der Würde der Menschen n der Ukraine entspricht. Darum geht es in der Tat. Vaclav Havel hat die Demonstranten ermuntert, urchzuhalten, weil ihre Bewegung ihn an den Prager rühling von 1968 erinnert. Lech Walesa ist nach Kiew eeilt, um zu vermitteln, weil er sich an die Solidarnoscewegung Anfang der 80er-Jahre erinnert fühlte. Viele enken heute an die Ereignisse vor dem Sturz von ilosevic in Belgrad im Jahre 2000 und an die Rosenreolution in Georgien, die genau ein Jahr her ist. Wir haen hier so etwas wie einen „Kiewer Frühling im Noemberschnee“. Auf den Erfolg dieses Kiewer Frühlings offen und warten sehr viele Menschen auch außerhalb er Ukraine. Deshalb gilt unsere Sympathie den Menchen, die hier aktiv werden. Es ist gut, dass in der Vergangenheit Kolleginnen und ollegen aus fast allen Fraktionen des Deutschen Bunestages nach Kiew gereist sind, um diesen Menschen hre Unterstützung und ihre Sympathie zum Ausdruck zu ringen. Das war eben keine Einmischung. Ich möchte iesen Kolleginnen und Kollegen ausdrücklich danken. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Viele Tricks sind jetzt möglich. Wir müssen damit
echnen, dass Tricks angewandt werden, um Zeit zu ge-
innen und die Wahlen zu wiederholen. Es wird heißen,
err Juschtschenko und Herr Janukowitsch können nicht
ehr kandidieren; denn sie haben die Ukraine durch ih-
en Streit an den Rand des Bruchs gebracht. Ich sage
ur: Diese Tricks werden nicht wirken.
Dort sind Menschen aufgebrochen, die nicht wieder

urück in ihre Häuser gehen werden. Wir glauben nicht,
ass die Menschen aufhören, für diese neue Ukraine zu
ämpfen. Es gibt diese neue Ukraine schon. Wir haben
lles Recht und die Pflicht, ihr unsere Sympathie und un-
ere Unterstützung zuzusagen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Jürgen Türk [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514426400

Das Wort hat die Kollegin Claudia Nolte von der
DU/CSU-Fraktion.


Claudia Nolte (CDU):
Rede ID: ID1514426500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Die drei Tage in Kiew in der letzten Woche
aren für mich unglaublich bewegend. Ich habe

13390 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004


(A) )



(B) )


Claudia Nolte

Tausende von Menschen gesehen, die mit viel Hoffnung
und Optimismus für ihre Grundrechte auf der Straße
streiten und demonstrieren und die ihre sehr klare Ent-
schlossenheit zum Ausdruck bringen: Wir werden nicht
eher aufhören, bis der aus unserer Sicht rechtmäßige Sie-
ger der Wahl auch zum Präsidenten erklärt wird.

Ich denke, es gibt keinen Zweifel mehr daran, dass es
einen Wahlbetrug gegeben hat. Der Kollege Erler hat das
schon ausgeführt. Für mich ist es ein unglaublich hoff-
nungsfrohes Zeichen, dass sich in der Ukraine inzwi-
schen eine so große Zivilgesellschaft herausgebildet hat,
die diesen Betrug nicht mehr akzeptieren will, und dass
es eine starke Opposition gibt, was ein wesentliches
Merkmal für demokratische Strukturen ist. Für mich war
es sehr wichtig, zu erleben, dass dies friedliche Men-
schen waren und dass es ihnen ganz wichtig ist, dass
keine Gewalt angewendet wird. Auch von Juschtschenko
und den anderen ist immer darauf hingewiesen worden,
sich nicht provozieren zu lassen, sondern den Protest
friedlich auszutragen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Dass es Gründe für diese Warnung gab, wurde mir
klar, als ich die Busse gesehen habe, mit denen
Janukowitschs Anhänger, in der Regel Männer, aus dem
Ostteil des Landes nach Kiew gebracht worden sind. Da-
durch kam es zu einer spannungsgeladenen Atmosphäre.
Es wurde deutlich: Es ist nicht unbedingt sicher, dass die
Lage auf Dauer friedlich bleibt.

Vor dem Hintergrund dieser Konstellation stellt sich
die Frage: Wie lässt sich dieser Konflikt auflösen? Der
rechtliche Weg ist nicht ganz einfach. Das Wahlgesetz
sieht beispielsweise keine Wiederholung von Stich-
wahlen vor. Genau das aber verlangt die Opposition. Ich
kann diesen Wunsch der Opposition sehr gut nachvoll-
ziehen. Ihrer Meinung nach würde eine Neuwahl den
ganzen Prozess erneut in Gang setzen, was viel Zeit
braucht. Sie sind sich jedoch nicht sicher, was in dieser
Zeit alles passiert. Maßnahmen der Regierung wären nur
schwer kontrollierbar. Daher sind die Befürchtungen der
Opposition nicht unbegründet.

Der Vorschlag, der immer wieder ins Feld geführt
worden ist, man könne ja in einzelnen Regionen die
Stimmen nachzählen, ist kein gangbarer Weg. ODIHR
hat ausdrücklich davor gewarnt; denn viele Wahlfäl-
schungen fanden vor der Wahl statt. Wenn man diese
Stimmen auszählt, würde man im Nachgang ein falsches
Ergebnis sanktionieren. Das ist also keine Lösung.

Die Wiederholung der Stichwahl, wie es die Opposi-
tion fordert, wäre nur über eine politische Einigung
möglich. Dafür müsste das Wahlgesetz geändert werden,
damit eine rechtliche Grundlage geschaffen wird. Man
müsste es auch ändern, um die Instrumentarien, die als
Einfallstore für Wahlfälschungen dienen, abzuschaffen,
wie die fliegenden Wahlurnen oder die Wahlscheine, mit
denen man außerhalb des eigenen Wahllokals wählen
kann, und vieles mehr. Ebenso müsste darauf geachtet
werden, dass die Wahlkommissionen paritätisch besetzt
werden.

D
d
s
r
c
R
c
m
d
s
k
v

k
n
K
e
g
d
i
G
s
s
w

s
g
N
w
H
f
z
ß

g
k
Z
c
h
G
a
v

n
D
e
o
a

E
a
s
g
V
m

(C (D Die Rada hat wichtige politische Zeichen gesetzt. as ist deshalb beeindruckend, weil die Gemengelage in er Rada nicht einfach ist. Schon am letzten Samstag hat ie die Stichwahl für ungültig erklärt. Dies ist zwar nicht echtsverbindlich, aber ein wichtiges politisches Zeihen. Sie hat heute in einer geheimen Abstimmung der egierung das Misstrauen ausgesprochen. Sie hat gleihermaßen dem Programm der Regierung ihre Zustimung entzogen. Als Folge wurde eine Diskussion über ie Rechtsverbindlichkeit ausgelöst; denn nur wenn diees Regierungsprogramm vom Parlament nicht anerannt würde, könnte das Misstrauensvotum rechtlich erbindlich sein. Sie, Herr Erler, sagten gestern, Präsident Kutschma omme an einem solchen Votum nicht vorbei. Die spanende Frage ist trotzdem, wie er darauf reagieren wird. urzzeitig kam die Meldung, er akzeptiere das Misstraunsvotum. Aber diese Meldung ist schon wieder zurückezogen worden. Es ist typisch für diese Zeit, dass sich ie Meldungen geradezu überschlagen. Mein Eindruck st allerdings, dass auf Zeit gespielt wird. Das oberste ericht hat sich zwei Tage nur mit Verfahrensfragen bechäftigt. Dabei wäre ein Votum des obersten Gerichtes ehr wichtig, weil nur das Gericht diese Wahl rechtsirksam für ungültig erklären kann. Präsident Kutschma zeigt sich eher uneinsichtig. Er chloss zum Beispiel eine Wiederholung der Stichwahl anz klar aus. Wenn überhaupt eine Wahl, dann müsse es euwahlen geben. Dabei könnte dieser Präsident eine ichtige Rolle spielen. Es liegt sehr wohl in seiner and, eine rechtlich gangbare Lösung für diesen Konlikt zu finden. Es liegt in seiner Hand, dass dieser Proess friedlich verläuft. Er könnte seinem Land einen groen Dienst erweisen. Was noch viel wichtiger ist, ist die Frage an uns: Wie ehen wir mit der Situation in der Ukraine um und was önnen wir tun? Es war ganz wichtig, ein politisches eichen der Unterstützung des Protestes deutlich zu mahen, um zu zeigen, dass wir einen Wahlbetrug nicht innehmen werden. Hier geht es um das demokratische rundrecht auf Wahlfreiheit und damit einhergehend uch um andere Grundrechte wie Meinungsfreiheit und or allen Dingen auch Medienfreiheit. Dies ist nicht, wie uns oft suggeriert wird, eine Ausei andersetzung zwischen Ost und West in der Ukraine. iese Einschätzung teile ich nicht. Vielmehr geht es um ine Auseinandersetzung zwischen den demokratierientierten Kräften und den Beharrungskräften eines utoritären, von Wirtschaftsclans regierten Regimes. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


s ist zwar richtig, dass der Osten stärker nach Russland
usgerichtet ist, aber das heißt doch nicht, dass die Men-
chen im Osten Wahlbetrug wollen. Sie haben vielmehr
leichermaßen den Anspruch und das Recht, dass ihr
otum, egal in welche Richtung es geht, ernst genom-
en und dass ihr Wählerwillen akzeptiert wird.

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13391


(A) )



(B) )


Claudia Nolte

Ich denke auch, dass die Stimmung im Osten zum

großen Teil damit zusammenhängt, dass im östlichen
Landesteil eine vollkommene Desinformation stattge-
funden hat. Der einzige freie Fernsehkanal war dort in
vielen Regionen nicht empfangbar. Über Monate hinweg
ist eine Kampagne geführt worden, sodass viele Men-
schen im Ostteil des Landes überhaupt keine richtigen
Vorstellungen davon haben, was in Kiew und den westli-
chen Landesteilen vorgeht. Ich kann nur hoffen, dass
sich dieses Meinungsbild ändern wird, wenn die Medien
heute offener und neutraler berichten. Die Rückmeldun-
gen, die ich habe, besagen, dass Autonomiebestrebun-
gen, wie Janukowitsch sie jetzt ins Gespräch gebracht
hat, im Osten des Landes keine Mehrheit finden würden
und dass ihm diese Aktion eher geschadet hat, auch in
den eigenen Reihen.

Ich bin in der Ukraine immer wieder darauf angespro-
chen worden, dass man von der Europäischen Union
klare Zeichen erwartet. Diese Zeichen kamen spät, sie
kamen auch von der Bundesregierung spät. Ich begrüße
es sehr, dass jetzt und schon am Freitag letzter Woche
der EU-Außenbeauftragte, Herr Solana, in Kiew Gesprä-
che mit beiden Seiten führt, um auszuloten, welche
Wege es gibt, und um zu schauen, wie man beide Seiten
zu Verhandlungen bewegen kann.

Mir wurde auch immer wieder bedeutet, dass man die
Hoffnung hat, dass Deutschland seine guten Beziehun-
gen zu Russland nutzt. Man möchte, dass Russland das
ukrainische Volk entscheiden lässt und nicht die Ukraine
umklammert. Wenn Russland einem Präsidenten die Un-
terstützung gibt, der durch Wahlbetrug ins Amt gekom-
men ist, dann wird das von den Menschen auf der Straße
nicht akzeptiert. Russland hat im Wahlkampf sehr stark
Partei ergriffen. Deswegen finde ich es notwendig, Herr
Bundeskanzler, dass Sie diese Gespräche mit Präsident
Putin führen. Wenn uns Einmischung vorgeworfen wird,
obwohl der Westen nicht einmal sagt, dass er einen be-
stimmten Kandidaten präferiert – das haben wir nie ge-
tan –, sondern nur darauf beharrt, dass kein Wahlbetrug
passiert und dass der Wählerwille zum Ausdruck
kommt, dann stellt sich für mich die Frage nach dem je-
weiligen Demokratieverständnis.

Sie, Herr Bundeskanzler, haben auf die Frage, ob der
russische Präsident Putin ein lupenreiner Demokrat sei,
mit Ja geantwortet. Dann müsste es doch aus Ihrer Sicht
möglich sein, mit ihm darin eine Übereinstimmung zu
bekommen, dass so ein Wahlbetrug nicht akzeptabel ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Da der russische Präsident Einfluss hat, nicht zuletzt auf
den Präsidenten Kutschma, müsste es doch auch einen
Weg geben, zu versuchen, dass dieser Einfluss dahin ge-
hend genutzt wird, dass Kutschma den Weg für eine
friedliche und positive Lösung freimacht. Es ist doch
keine Einmischung, wenn Sie dies nachdrücklich in Ge-
sprächen mit dem russischen Präsidenten erörtern.

Es geht doch nicht um eine Konfrontation zwischen
Russland und uns. Ein Konflikt darf überhaupt keinen

P
d
e
d
n
z

W
G
i
b
M

V
s
U
P
ü
d
p
U
e
k
p
s

m
s
n
n
d

E

N
o
k
W
k
h

k
s
p
D

h
W
w
l

(C (D latz haben. Es geht auch nicht um Einflusssphären, sonern es geht schlicht und ergreifend um die Frage nach iner gemeinsamen Wertebasis, die wir anstreben und ie letztendlich die Grundlage dafür ist, dass wir in Parterschaft sowohl mit Russland als auch mit der Ukraine usammenarbeiten können. ir wollen Russland als Partner haben und die beste rundlage für die Partnerschaft ist die Übereinstimmung n gemeinsamen Grundwerten. Dafür müssen wir weren, dafür müssen wir auch streiten. Da geht es nicht um acht und nicht um wirtschaftlichen Einfluss. Vielleicht hätte die Entwicklung in der Ukraine in der ergangenheit eine andere Wendung genommen, wenn ich die EU stärker um dieses Land bemüht hätte. Die kraine genoss in der Vergangenheit ganz sicher keine riorität. Umso mehr ist es meines Erachtens jetzt Zeit, ber die Form der zukünftigen Zusammenarbeit nachzuenken. Wenn das Nachbarschaftskonzept der Euroäischen Union das Signal aussendet, dass der Platz der kraine bei den Ländern ist, die nie eine Aussicht auf ine Integration in die Europäische Union haben, dann lingt das wie eine Ausladung. Ich denke, wir brauchen ositive Signale für dieses Land, dass die Türen offen ind. Herr Kollege Weisskirchen, Sie haben bei der Deonstration auf dem Unabhängigkeitsplatz den Menchen sinngemäß zugerufen: Ihr stoßt die Tür von Osten ach Westen in das Herz Europas auf! – Liebe Kolleginen und Kollegen, lassen Sie uns daran mitwirken, dass iese Tür offen bleibt! Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514426600

Das Wort hat jetzt die Kollegin Katrin Göring-

ckardt vom Bündnis 90/Die Grünen.

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Eintopf und Euphorie – das sind die Zutaten der

rangenen Revolution. Was in der Ukraine passiert,
ommt vom Volk. Volkes Wille wird dokumentiert mit
attejacke und Pelzmantel, von Großmüttern und En-
elsöhnen. Es sind viele Junge, die protestieren und aus-
alten. Es geht um ihre eigene Zukunft.
Übrigens sind nicht alle politisiert. Es treffen sich

eine kleinen Zirkel und es finden auch keine runden Ti-
che statt, bei denen man sich fragt, was nach dem Sieg
assiert. Nein, die Politik sollen die Politiker machen.
arin zeigt sich fast ein wenig Demut.
Aber worum geht es dann? Sind wirklich alles An-

änger von Juschtschenko, seiner Politik und seinen
ahlversprechen? Auch auf diese Frage lautet die Ant-
ort Nein. Es geht um Wahrheit, Würde und Stolz. Man
ässt sich nicht die Wahlen stehlen. Mit dem Aufzwingen

13392 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004


(A) )



(B) )


Katrin Göring-Eckardt

des Willens von oben und von außen muss Schluss sein.
Auch deswegen ist der Protest so friedlich und wird es
hoffentlich bleiben.

Es geht bei diesem Protest auch nicht um ein Wohl-
standsversprechen. Es geht nicht um Autos für alle, son-
dern um Freiheit und Demokratie auch in einem sehr
armen Land. Das unterscheidet die Ukrainer übrigens
von manchen anderen Revolutionären.

Es wird ganz bestimmt Enttäuschungen geben, wenn
sich erst wieder Apparate und Bürokraten über das Land
beugen. Aber egal, wie lange jetzt verzögert oder hinge-
halten wird: Das, was jetzt geschieht, ist nicht zurückzu-
drehen. Der Gedanke an die Freiheit ist ebenso wie der
Rausch der Revolution tief in die Herzen eingegraben.
Als wir am Samstag, nachdem das Parlament dokumen-
tiert hatte, dass es die Wahlen nicht für rechtmäßig hält,
die Pressesprecherin der Wahlkommission trafen, war
sie von oben bis unten in einen orangen Schal gehüllt.

Es geht in der Tat um die Einheit der Ukraine, um
eine gemeinsame Identität. Für uns heißt das: mehr ei-
genständigere Ukrainepolitik, nicht eine, die über Russ-
land definiert wird. Es geht nicht darum – auch wenn es
noch so gut gemeint ist –, der Ukraine jetzt eine EU-Per-
spektive zu eröffnen. Das würde zu einer Spaltung füh-
ren und verhindern, dass die Ukraine ihren eigenen Weg
findet. Das bedeutet für Russland, einen eigenständigen
und demokratischen Weg der Ukraine zu respektieren.
Das Verhältnis der beiden Länder mit der langen ge-
meinsamen Grenze wird – von welchem rechtmäßigen
Präsidenten die Ukraine auch immer regiert wird – sehr
eng bleiben. Wladimir Putin hat durch seine Einmi-
schung von außen viel von seiner Reputation in der
Ukraine verspielt. Diese Einmischung von außen will
man nicht mehr respektieren – weder auf den Straßen
Kiews noch in anderen Teilen der Ukraine. Man will
sich nicht mehr vorschreiben lassen, wen man wählen
und was man denken soll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Es ist nicht richtig – darauf haben schon andere an
dieser Stelle hingewiesen –, von einer gespaltenen
Ukraine zu reden. Erst seit wenigen Tagen kommen die
Nachrichten über das, was in Kiew und Lemberg ge-
schieht, auch im Osten des Landes an. Bis dahin hatte
die Staatsmacht das offizielle Fernsehen daran gehindert,
frei zu berichten. Inzwischen sind aber mehr und mehr
Journalistinnen und Journalisten dazu übergegangen,
real und objektiv zu berichten. Es ist übrigens ausge-
rechnet eine Gebärdendolmetscherin gewesen, die dies
als eine der Ersten tat. Während die Wahlkommission
den Sieg Janukowitschs verkündete, übersetzte sie in
Gebärdensprache: Glaubt ihnen kein Wort!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Im Osten des Landes kommt die Revolution an – den
üblen Verleumdungen mancher Janukowitsch-Leute zum

T
k
s
v
T
s


ß
B

J
g
g

A
A
z
U

i
a
B
s
t
t
h
s
u
h
s

w

m
d
d
b

E
F
o
n
K
e
b
g

(C (D rotz. Während Ludmilla Janukowitsch in Donezk veründet, die Apfelsinen in Kiew seien mit Drogen veretzt, wird der Marktplatz von Charkow, 40 Kilometer on der russischen Grenze entfernt, orange. Einer von ausenden dort ist der Schriftsteller Sergej Shadan. Er agt: In der Ukraine geht es den Menschen um Größeres und Wichtigeres als Politik. In der Ukraine unterstützen sie nicht allein den Oppositionskandidaten Juschtschenko. In der Ukraine unterstützt das Volk mehr als alles andere das Recht, sich „Volk“ zu nennen. Juschtschenko!“ skandieren die Menschen auf den Straen, und zwar in dem gleichen Rhythmus wie damals die ürger der DDR „Wir sind das Volk!“ Das ukrainische Parlament hat heute der Regierung anukowitsch das Misstrauen ausgesprochen, ein wichtier, ein längst überfälliger Schritt. Weitere müssen folen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der CDU/CSU)


m besten wäre die Wiederholung der Stichwahl.
ber niemand, der nun versucht, auf Zeit zu spielen und
u tricksen, sollte glauben, dass sich das Volk der
kraine noch einmal betrügen lässt.
„Was können wir tun?“, werden wir in diesen Tagen

mmer wieder gefragt. Die Bilder von den Apfelsinen
uf unseren Tischen und den orangefarbenen Schals im
undestag sind über alle Sender des ukrainischen Fern-
ehens gegangen. Unsere Solidarität mit der Demokra-
iebewegung in der Ukraine ist auch deswegen so wich-
ig, weil klar ist, dass wir, das Ausland, genau
inschauen und beobachten, was passiert. Das unter-
tützt das ukrainische Volk in seinem Kampf um Freiheit
nd Demokratie. Natürlich ist es in diesem Zusammen-
ang außerordentlich hilfreich – darauf haben schon ver-
chiedene Redner hingewiesen –, dass die Europäer
mit Javier Solana an der Spitze – vor Ort sind; denn sie
erden als unabhängige Vermittler anerkannt.
Ich bin außerordentlich froh, dass der Bundeskanzler
it Wladimir Putin telefoniert hat und mit ihm verabre-
et hat, dass das rechtmäßige Ergebnis einer Wahlwie-
erholung zu respektieren ist. Daran führt kein Weg vor-
ei.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s geht dabei nämlich um unsere Werte: Demokratie,
reiheit und Menschenrechte. An die Adresse der Abge-
rdneten, die es erwägen, nach Kiew zu fahren, kann ich
ur sagen: Jede Unterstützung von außen gibt neue
raft. Das kennen wir noch gut von 1989. Für mich ist
s ein ziemlich großes Glück, zum zweiten Mal im Le-
en bei einer Revolution dabei zu sein. Ich kann nur sa-
en: Es lohnt sich!

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13393


(A) )



(B) )


Katrin Göring-Eckardt

Die Orangenen rufen auf den Straßen: Nas bahato,

nas ne podolati! Das heißt: Wir sind viele und wir sind
nicht zu bezwingen! Das ist wahr.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514426700

Das Wort hat der Kollege Dr. Wolfgang Gerhardt von

der FDP-Fraktion.

Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP):
Rede ID: ID1514426800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn wir

die Bilder von den Ereignissen in der Ukraine wahrneh-
men, dann sollten wir uns – genauso wie viele in unseren
europäischen Nachbarländern – daran erinnern, dass die
Ukraine das zweitgrößte Land Europas ist. Das scheint
völlig aus dem Blick geraten zu sein; denn die Aktivitä-
ten, die sich nun überschlagen und die notwendig sind,
stehen ja im Kontrast zu dem jahrelangen Vorbeiblicken.
Das betrifft auch die Aktivitäten der Europäischen
Union, die in ihrer Bewertung eher zurückhaltend ist.
Die Ukraine ist ein Land mit 70 Prozent Ukrainern, mit
20 Prozent Russen, mit Weißrussen und Moldawiern,
mit Menschen griechisch-orthodoxen sowie Menschen
römisch-katholischen Glaubens, mit Erdöl, Erz, Getreide
und einer Rüstungsindustrie sowie mit kulturellen
Glanzpunkten. Ich habe mich nicht allein an diejenigen
erinnert, die wir auf den Plätzen sehen. Erinnern Sie sich
an einen bedeutsamen Mann aus der Literaturgeschichte:
Nikolai Gogol. Dieses Land ist zutiefst europäisch. Die
Ukraine ist unser Nachbar. Stellen Sie es sich bildlich
vor: Es ist so weit entfernt wie die Schweizer Grenze.
Das geht uns etwas an: Wir sollten uns nicht einmischen,
aber im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit des Landes
Hilfestellung leisten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mit den Bildern, die wir alle beschreiben und die uns
alle emotional so berühren, gehen Momente einher, die
Dahrendorf mit den Worten „Charmes of Liberty“ be-
schrieben hat. Vielleicht handelt es sich um die Geburts-
stunde einer freiheitlichen Ordnung. Voraussetzung ist,
dass der von der Opposition eingeschlagene Weg durch-
gehalten werden kann. Manches, womit wir uns hier be-
schäftigen, nennt Dahrendorf – er schreibt ja mehr in
Englisch – „cold projects“.

In einer solchen Stunde muss anscheinend immer
wieder einmal daran erinnert werden, dass Freiheit für
Menschen etwas bedeuten kann und dass diese Men-
schen emotionale Zuwendung brauchen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir sollten den Menschen dort dafür Dank aussprechen,
dass sie diesen Weg gehen. Sie ringen um ihre Sicherheit
und um ihre Zukunft in Freiheit. Aber sie ringen auch
um ganz einfache soziale Sicherheiten. Ich verstehe,
dass ein Minenarbeiter in Donezk sagt: Es ist für mich
wichtig, dass ich am Monatsende einfach Lohn erhalte.

F
d
v
s

u
Ü
a
W
t
s
l
H
i
i

s
s
A
e
d
u
a
m
e
v

i
G
d

w
V

A

l
E
d
t
w
i

D

V

l
f
d
k
s

(C (D ür einen solchen Menschen hängt die Legitimierung er Herrschaft von ganz einfachen sozialen Fragen ab, on denen wir uns kaum mehr vorstellen können, dass ie für Menschen etwas bedeuten. Allen, die ihren Blick jetzt auf dieses Land richten nd Informationen entgegennehmen, muss klar sein: ber die Zukunft dieses Landes entscheiden einzig und llein die Bürgerinnen und Bürger der Ukraine selbst. er auch immer mit wem spricht, wer auch immer wen rifft, wer auch immer respektiert, dass der russische Präident alle Versuche unternimmt, das Riesenland Russand zusammenzuhalten: Es darf keine Akzeptanz einer altung geben, die die Ukrainer über ihr Schicksal und hre Herrschaft nicht selbst bestimmen lässt. Das muss nternational völlig klar sein. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen gute Beziehungen zu Russland. Wir wis-
en, dass wir all diejenigen Kräfte in diesem Land unter-
tützen müssen, die sich international orientieren wollen.
ber das Russland, an dem wir Interesse haben, darf
ben kein Machtfaktor von unbestimmter Qualität und
iffuser Richtung sein. Wir wollen, dass dieses Land für
ns ein großer Nachbar ist und bleibt. Aber wir wollen
uch, dass es sich in seinem Selbstwertgefühl nicht im-
er wieder verletzt fühlt, wenn andere Völker anders
ntscheiden, als man sich das in der Hierarchie im Kreml
orstellt.
Durch Einmischung, auch nicht durch Einmischung

m nahen Ausland, wird Russland seine alte imperiale
röße nicht mehr gewinnen können. Russland wird nur
ann wieder zu einer großen internationalen Rolle finden
diese Chance gibt es; wir sollten es dabei unterstützen –,
enn es die innere Souveränität entwickelt, auch andere
ölker über ihr eigenes Schicksal entscheiden zu lassen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


lles, was dem hilft, sollten wir tun.
Der russische Präsident soll beim EU-Russ-

and-Treffen gesagt haben – er hat das auch in Richtung
uropäische Union gesagt –: Die Ukraine ist unser bei-
er Problem. Das ist völlig richtig ausgedrückt. Wir soll-
en ihm erwidern: Unser beider Problem kann nur gelöst
erden, wenn beide akzeptieren, dass die Ukrainer über
hre Zukunft entscheiden. Es gibt keinen anderen Weg.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as muss man so klarstellen.
Als der jetzige Bundesaußenminister Fischer noch

orsitzender der Fraktion der Grünen war, haben wir
noch im alten Plenarsaal in Bonn – über die Entwick-
ung Russlands wiederholt Debatten im Parlament ge-
ührt. Er ist immer leidenschaftlich dafür eingetreten,
ass gegenüber Russland mit Klarheit, mit Unbeugsam-
eit und mit deutlicher Haltung gesprochen wird. Ent-
prechende Appelle hat er seinerzeit mehrfach – ich

13394 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004


(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Gerhardt

erinnere mich – an die Adresse des damaligen Bundes-
kanzlers Helmut Kohl gerichtet. Kohl führte Telefonge-
spräche mit Jelzin; die Entwicklung in Tschetschenien
war dramatisch. Fischer hat gesagt: Telefonieren allein
genügt nicht. Er hat präzise gesagt: Diese Stunde der Di-
plomatie muss genutzt werden, um die anderen wissen zu
lassen, nach welchen Regeln eine Problemlösung nur
stattfinden kann.

Deshalb ist es kein verborgener Lauschangriff auf Ihr
Gespräch mit dem russischen Präsidenten, Herr Bundes-
kanzler, zumal der Regierungssprecher dazu schon Stel-
lung genommen hat, wenn ich Sie bitte, noch einmal klar
und eindeutig zu sagen, da sich ein Teil der Meldungen
in Moskau so nicht niederschlägt, ob Gegenstand des
Gesprächs mit dem russischen Präsidenten tatsächlich
eine Hoffnung gewesen sein könnte, nämlich die, dass
dort auf jeden Fall eine legitimierte Wahl in der
Ukraine, wenn sie denn stattfinden kann, respektiert
wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Jeder Tag, an dem man so etwas erfährt, ist wichtig; das
wäre nämlich ein weiterer Schritt in die richtige Rich-
tung. Da Sie, Herr Bundeskanzler, in vielen Gesprächen
einen besonderen Zugang zum russischen Präsidenten
entwickelt haben, was wir begrüßen, was auch richtig
ist, sollten Sie, glaube ich, die Chance wahrnehmen, das
hier vor dem Parlament zu erklären.

Folgende Prinzipien sollten gelten: erstens und zu-
allererst Klarheit über die territoriale Integrität der
Ukraine; zweitens Klarheit darüber: Selbstbestimmung
der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes über die zu-
künftige Herrschaft; drittens eine klare internationale
Verabredung des Inhalts, dass alle das Ergebnis entwe-
der von nachgeprüften, korrigierten Wahlen oder von
Neuwahlen respektieren. Viertens: Jeder enthält sich der
Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Ukra-
ine. Fünftens: Wir sagen dem ukrainischen Volk, dass
der Deutsche Bundestag über alle Parteigrenzen hinweg
die Aktivitäten, die in der Ukraine entfaltet worden sind,
als aufgeklärten europäischen zivilen Beitrag einer Ge-
sellschaft empfindet, mit der wir gern in friedlicher
Nachbarschaft zusammenleben, und fügen gleichzeitig
hinzu, dass wir allen großen Erfolg wünschen, dass die
Opposition durchhalten sollte und dass dieses Land jetzt
die große Chance hat, seine Zukunft selbst zu gestalten.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514426900

Das Wort hat der Bundeskanzler Gerhard Schröder.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


H
i
W
v
b
S
b
d
E
t
s
U
d
g
d
i
i
w
m

i
w
i
B
u
l
s

W
d
d
s
D
d

L
E
w

a
l
tu
e
l
a
l
i
z
n
m
w
Z

E
d
d

(C (D Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Es ist deutlich geworden: Die Krise in der Ukrane macht uns alle insgesamt besorgt. Das ist auch klar. as in diesem großen europäischen Land geschieht, ist on enormer Bedeutung für die Sicherheit und die Stailität in Europa und damit natürlich auch für die icherheit der Menschen in Deutschland. Das haben wir ei dem, was wir tun, im Auge zu behalten. Das ist auch er Grund dafür, dass Deutschland und die Partner in der uropäischen Union ebenso wie Russland ein vitales Ineresse daran haben, dass es eine demokratische, eine tabile und eine einige Ukraine gibt. Wir teilen mit der kraine nicht nur gemeinsame Interessen; wir teilen mit er Ukraine auch eine gemeinsame und gerade im verangenen Jahrhundert sehr leidvolle Geschichte. Wir ürfen nicht vergessen, was den Menschen in der Ukrane während des Krieges von Deutschen angetan worden st. Ich erwähne das, weil auch das ein Teil der Verantortung ist, die wir heute für eine gedeihliche, eine deokratische Entwicklung in der Ukraine haben. Die Bundesregierung verfolgt die gegenwärtige Krise n der Ukraine, die auch eine Verfassungskrise ist, mit irklich großer Aufmerksamkeit. Sie beteiligt sich mit hren Partnern in der Europäischen Union aktiv an den emühungen um eine politische Lösung; denn genau m die geht es und nicht um Sehnsüchte, die man vieleicht sonst noch hat. Wir brauchen eine politische Löung; alles andere führt, glaube ich, in die Irre. Dabei geht es im Kern darum, dass der wirkliche ille des ukrainischen Volkes zum Tragen kommt und er wirkliche Wille des ukrainischen Volkes die Zukunft ieses Landes bestimmt. Nur eine demokratische Löung auf der Basis der ukrainischen Verfassung kann auf auer jene Stabilität gewährleisten, die die Menschen ort sowie wir in Europa und in Deutschland brauchen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Gerhard Schröder (SPD):
Rede ID: ID1514427000

etztlich, meine Damen und Herren, kann das nach den
reignissen, die stattgefunden haben, ohne eine Wahl-
iederholung nicht gelingen. Davon bin ich überzeugt.
Die Entscheidung über die Zukunft der Ukraine kann

ls letzte Instanz nur das dortige Volk selbst treffen. Es
iegt jetzt in der Verantwortung aller Beteiligten, alles zu
n, um eine friedliche und demokratische Lösung zu
rmöglichen. Deshalb haben wir die Parteien nachdrück-
ich zum Dialog und auch zur Kompromissbereitschaft
ufgefordert. Diese Parteien in der Ukraine haben näm-
ich das Geschehen in der Hand; nicht wir. Gewalt – das
st immer deutlich gemacht worden – darf kein Mittel
ur Lösung der dortigen Krise sein, weder von der einen
och von der anderen Seite. Natürlich freue auch ich
ich wie jeder andere darüber, dass Gewalt vermieden
erden konnte. Ich habe die Hoffnung, dass das auch in
ukunft so bleibt.
Über die künftige Gestalt Europas wird auch die

ntwicklung in der Ukraine entscheiden. Zu Recht hat
ie Europäische Union deshalb ihre Unterstützung bei
er Suche nach einem Ausweg aus der Krise angeboten.

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13395

)


(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder

Die Europäische Union ist durch ihren Hohen Vertreter
für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik an
der Suche nach einer Lösung beteiligt. Wir, die Bundes-
regierung, unterstützen diese Bemühungen ausdrücklich
und nachdrücklich. Sie zeigen übrigens, dass die Euro-
päische Union in der Lage ist, rasch und verantwor-
tungsvoll auf dem Gebiet der Außen- und Sicherheits-
politik zu handeln. Das war nicht immer so, aber das
wird in Zukunft mehr und mehr der Fall sein, auch der
Fall sein müssen. Sie zeigen auch, dass die Europäische
Union dies mit einem größeren Gewicht tun kann, als je-
der einzelne Mitgliedstaat das tun könnte; dabei beziehe
ich Deutschland ausdrücklich ein. Zur Stunde sind der
Hohe Vertreter Solana und der polnische Präsident
Kwaśniewski, mit dem ich im Übrigen auf seinen aus-
drücklichen Wunsch hin in ständigem Telefonkontakt
stehe, ebenso wie andere Vermittler erneut in Kiew. Sie
leisten, so denke ich, einen wirklich wichtigen Beitrag
dazu, den politischen Verhandlungsprozess voranzubrin-
gen.

Der Einsatz der Europäischen Union für eine friedli-
che Lösung in der Ukraine ist gegen niemanden gerich-
tet, sondern er ist Ausfluss bestimmter Prinzipien, die
wir für richtig halten, und dient insbesondere dazu, eine
demokratische und stabile Perspektive für die Ukraine
zu entwickeln. Es geht schlicht darum, auf der einen
Seite Demokratie in der Ukraine – da stimme ich Ihnen
durchaus zu, Herr Gerhardt – und auf der anderen Seite
die territoriale Integrität der Ukraine zu gewährleisten.
Niemand kann ein Interesse an der Verletzung ihrer terri-
torialen Integrität haben. Darüber, was im Inneren wie
organisiert wird, wird die Ukraine in einer demokrati-
schen Entscheidung selbst bestimmen müssen. Von
außen hat sich da jeder einer Einmischung zu enthalten.
Beides liegt übrigens im Interesse nicht nur Deutsch-
lands, sondern auch Europas und genauso im richtig ver-
standenen Interesse Russlands.

Die Europäische Union hat deshalb schon in den ver-
gangenen Jahren versucht, im Rahmen einer partner-
schaftlichen Beziehung die politische und die wirt-
schaftliche Entwicklung der Ukraine zu fördern. Die
Bundesregierung hat in den Konsultationen, die sie na-
türlich mit denen – mit wem denn sonst? –, die in der
Ukraine gegenwärtig an der Regierung sind, geführt hat,
ein Gleiches getan, sowohl ökonomisch als auch poli-
tisch. Wir haben das im Rahmen unserer bilateralen
Kontakte getan und werden das weiterhin tun. Wie weit
diese Partnerschaft künftig gehen wird und gehen kann,
hängt nicht nur von der Europäischen Union, sondern
auch und in besonderem Maße von der politischen und
ökonomischen Entwicklung in der Ukraine selbst ab.
Deshalb wird der Ausgang der gegenwärtigen Krise
auch über die Qualität der Beziehungen zwischen der
Union auf der einen Seite und der Ukraine auf der ande-
ren Seite mitentscheiden. Genauso klar muss sein – das
soll und kann das ukrainische Volk wissen –, dass die
Europäische Union zum Ausbau der Beziehungen mit
einer demokratischen Ukraine, wenn sie es denn so will,
wie wir es wollen, zu einer wirklich funktionierenden
politischen und ökonomischen Partnerschaft durchaus
bereit ist. Deutschland wird das immer unterstützen.

d
d
A
v
r
K
s
L
c
a
t

s
n
w

m
R
e

d
d
h

t
w
f
E
c
U
d
E
s
c
G
s
d
l
d
p

d
k
d
G
e
d

a
n
w
d
w

(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Vieles – ich füge hinzu: auch sehr Polemisches – ist in
en vergangenen Tagen über die Rolle Russlands und
es russischen Präsidenten gesagt worden. Richtig ist:
uch für Russland ist die Entwicklung in der Ukraine
on größter Bedeutung. Wie kein anderes Land in Eu-
opa ist Russland mit der Ukraine durch Geschichte,
ultur – es ist ja wiederholt auf die Literatur hingewie-
en worden – und auch durch Sprache verbunden. Beide
änder sind im Übrigen füreinander absolut unersetzli-
he Wirtschaftspartner. Das gilt jedenfalls für die – wie
uch immer politisch organisierte – Ukraine und das be-
rifft nicht nur den Energiesektor, sondern weit mehr.
Sie sind also aufeinander angewiesen, wenn ich das

o sagen darf. Jeder, der Ratschläge erteilt, was die in-
ere Entwicklung dort und anderswo angeht, sollte das
issen, wenn er wirklich hilfreich sein will.
Kein anderes Land in Europa hat so vielfältige
enschliche und familiäre Bindungen zur Ukraine wie
ussland. Russland hat deshalb ein vitales Interesse an
iner stabilen, auch einer prosperierenden und einer
richtig verstanden – geeinten Ukraine, und zwar einer,
ie eng mit Russland zusammenarbeitet. Dass das auf
er Basis der Souveränität zweier Staaten zu geschehen
at, ist, denke ich, für uns außer jeder Diskussion.
All das sollte bei der Beurteilung der russischen Poli-

ik und der Entwicklung in der Ukraine nicht vergessen
erden. Die Lage in der Ukraine habe ich in zwei aus-
ührlichen Telefonaten mit Präsident Putin besprochen.
r hat mir zugesichert, dass Russland an einer friedli-
hen und demokratischen Lösung der Krise in der
kraine interessiert ist, und zwar an einer Lösung, die
ie territoriale Integrität des Landes nicht infrage stellt.
r hat sich ferner, wie auch wir, für Verhandlungen zwi-
chen den an der Krise beteiligten Parteien ausgespro-
hen und in Den Haag, aber auch in den verschiedenen
esprächen erklärt, dass das Ergebnis eines demokrati-
chen Prozesses – und was könnte das zur Entscheidung
ieser Situation anderes sein als demokratische Wah-
en? –, der den Willen der ukrainischen Bevölkerung wi-
erspiegelt, von allen, also auch von Russland, zu res-
ektieren ist.
Ich sage es noch einmal: Für mich ist völlig klar – ich

enke, darüber kann es bei allen sprachlichen Möglich-
eiten auch keine wirklichen Differenzen geben –, dass
er wirkliche Wille des Volkes, soweit es um politische
estaltung geht, nur durch manipulationsfreie Wahlen
rmittelt werden kann, durch nichts anderes. Ich denke,
as ist für jeden verständlich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Weil wir, meine Damen und Herren, von der Lage
usgehen müssen, wie sie wirklich ist, und nicht von ei-
er Lage, wie wir sie uns wünschen – sie soll ja erst so
erden, wie wir sie uns wünschen –, rate ich dringend
azu, die Tatsache, dass Russland seine Verantwortung
ahrnehmen und die Entscheidung respektieren wird,

(A)


13396 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004


(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder

als ein wirklich positives Signal zu begreifen und sich
darum zu bemühen, dass die Führung dort daran auch
festhält. Wir sind wirklich gut beraten, die Willensbil-
dung und die Willensäußerungen des russischen Präsi-
denten ernst zu nehmen, aus sehr vielen Gründen, vor al-
lem dann, wenn wir, wie hier von jedem zum Ausdruck
gebracht worden ist, an einer vernünftigen Lösung der
Krise interessiert sind – und wir müssen daran interes-
siert sein.

Im Übrigen, meine Damen und Herren, ändert die ge-
genwärtige Situation dort nichts an unserem Ziel, eine
strategische Partnerschaft mit Russland auf- und aus-
zubauen. Was immer uns in der Bewertung der Situation
trennt: Dies muss unabhängig davon unser fester Wille
sein.

Im kommenden Jahr werden wir den 60. Jahrestag
des Kriegsendes begehen. Ich sehe dieses Datum und die
Erinnerung an die Schrecken, die mit dem Krieg verbun-
den sind – in Russland, aber auch in Deutschland –, als
eine Verpflichtung zu gemeinsamer Politik, eine Ver-
pflichtung, alles zu tun, um die strategische Partner-
schaft mit Russland auf eine neue Stufe zu heben und
durch Politik, aber auch durch Kontakte zwischen den
Zivilgesellschaften und durch wirtschaftlichen Aus-
tausch dafür zu sorgen, dass das, was im letzten Jahrhun-
dert geschehen ist, nie wieder passieren kann. Die Si-
cherheit ganz Europas, unsere Stabilität und auch
unseren Wohlstand werden wir auf Dauer nicht ohne und
schon gar nicht gegen Russland, sondern nur in Partner-
schaft mit Russland gewährleisten können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Niemand sollte dieses grundlegende Prinzip der euro-
päischen Politik vernachlässigen. Daraus folgt, dass wir
den Weg der Partnerschaft, den wir jetzt beschritten ha-
ben, entschlossen weitergehen, ohne unsere Grundsätze
aufzugeben. Dieser Weg ist politisch, aber auch ökono-
misch ohne eine vernünftige Alternative. Ich meine da-
mit nicht nur die Frage, wie wir in den nächsten Jahren
und Jahrzehnten die für die deutsche Wirtschaft so wich-
tige Energieversorgung sichern können. Es ist nicht ganz
unwichtig, über diese Frage nachzudenken; ich jeden-
falls werde mich davon nicht abbringen lassen. Daneben
wollen und müssen wir aber die allgemeinen wirtschaft-
lichen Beziehungen ausbauen. Das liegt in unserem ur-
eigenen Interesse und dient der Gewährleistung von Sta-
bilität und Sicherheit in Europa.

Bilateral werden die deutsch-russischen Regierungs-
konsultationen in Hamburg und auf Schloss Gottorf der
nächste Schritt sein. Wir wollen dabei mit der Unter-
zeichnung eines Abkommens über einen verstärkten
Jugendaustausch unsere Partnerschaft auch in der Zi-
vilgesellschaft, insbesondere bei der jungen Generation,
verankern. Für die Europäische Union geht es darum, die
so genannten vier gemeinsamen Räume mit Russland in
den Bereichen Inneres und Justiz, Äußeres und Sicher-
heit, Bildung und Forschung sowie Wirtschaft zu entwi-
ckeln.

e
w
U
e
d
w
d
S
z
E

C

h
p
B
n
P
u
s
d
v

m
c
m
d
S
M

w
u
v
s
t
o
e
M

R
g
W
s
g
b
z
J

(C (D Klar ist: Die Krise in der Ukraine stellt Europa vor ine wirklich große Herausforderung. Durch die Enticklung der vergangenen 15 Jahre seit dem großen mbruch 1989 hat Europa seine schmerzliche Teilung ndgültig überwunden. Jetzt stehen wir gemeinsam in er Verantwortung, auch in der Ukraine zu einer Enticklung beizutragen, die uns dauerhaftem Frieden und auerhafter Stabilität in Europa einen entscheidenden chritt näher bringt. Das ist – dessen bin ich sicher – nur u gewährleisten, wenn eine wirklich demokratische ntwicklung in der Ukraine Platz greift. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514427100

Das Wort hat die Kollegin Dr. Angela Merkel von der
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1514427200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir alle

alten in diesen Tagen den Atem an. Mit großem Res-
ekt und mit großen Hoffnungen schauen wir uns die
ilder aus Kiew und aus der übrigen Ukraine an. Wir
ehmen somit Anteil an den Demonstrationen und den
rotesten der Menschen dort. Ich freue mich, dass heute
krainische Wissenschaftler unter den Zuschauern
ind, die auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung
en Deutschen Bundestag besuchen und diese Debatte
erfolgen können.


(Beifall im ganzen Hause)

Jeder, der die friedliche Revolution 1989 in der DDR
iterleben konnte, kann sich ungefähr vorstellen, wel-
he Gefühle die Menschen in der Ukraine bewegen. Ich
öchte hinzufügen, dass die Lebensumstände, aber auch
ie Witterungsumstände viele zusätzliche Ängste und
orgen unter den Menschen auslösen. Deshalb kann ihr
ut gar nicht hoch genug bewertet werden.
Auch ich möchte darauf hinweisen, dass es ganz
ichtig ist, dass es nicht zu einer Trennung in die Ost-
nd in die Westukraine kommt. Die Trennlinie muss
ielmehr angesetzt werden zwischen denen, die bereit
ind, für Demokratie und für Rechtsstaatlichkeit einzu-
reten, und denen, die sich den Beharrungskräften unter-
rdnen. Eine einige Ukraine ist die Voraussetzung für
ine friedliche Lösung. Ich glaube, das wollen auch die
enschen dort. Das sollten wir unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Deshalb gilt unsere Solidarität all denen, die ihr
echt auf freie, ungefälschte Wahlen einklagen. Wir sind
lücklicherweise über alle Fraktionen hinweg mit allen
ahlbeobachtern der Meinung, dass die Wahlen, so wie
ie stattgefunden haben, gefälscht waren. Deshalb er-
reifen wir Partei für die Menschen, die sich das nicht
ieten lassen wollen. Diese Parteiergreifung erfolgt zur-
eit für den Kandidaten der Opposition, für Wiktor
uschtschenko. Das hat nichts mit Parteinahme für einen

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13397


(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

ehrlichen Wahlsieger zu tun, sondern damit, wer die
Stimme des Protestes in der Ukraine ist. Das ist die Be-
wegung von Juschtschenko.

Ich bin der festen Überzeugung, dass der Geist der
Demokratie, der sich jetzt in der Ukraine Bahn bricht
und sich im Übrigen schon über eine lange Zeit eines
Selbstfindungsprozesses entwickelt hat, in der Allgegen-
wärtigkeit des ukrainischen Volkes unumkehrbar ist. Es
ist deshalb gerade unsere Aufgabe, Aufgabe der Deut-
schen, die eine erfolgreiche Wiedervereinigung erreicht
haben, den Geist der Demokratie, wo immer wir können,
zu stärken und zu ermutigen. Natürlich sind friedliche
Wege zu suchen; aber vor allen Dingen sind Demokratie
und Freiheit zum Durchbruch zu verhelfen – und dies so-
wohl auf politischer als auch auf menschlicher Ebene,
sowohl über die Regierung der Bundesrepublik Deutsch-
land als auch über das Parlament. Das ist erfreulicher-
weise durch vielfältige Reisen geschehen.

Hinter diesem Ziel müssen alle anderen Interessen zu-
rückstehen. Unsere Wertebasis muss bei dem, was wir
jetzt tun, vollkommen klar sein. Denn – da bin ich mir
vollkommen sicher – der Ausgang dieser Krise, wie sie
sich jetzt darstellt, und die Art und Weise, wie wir Euro-
päer und wir Deutschen agieren, werden weit über diese
Krise hinaus etwas über europäisches und deutsches
Handeln und über die Glaubwürdigkeit unserer Politik
aussagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Deshalb sollten wir drei Signale aussenden:
Erstens. Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union

werden sich niemals mit Wahlfälschung abfinden. Sie
werden niemals Regierungen akzeptieren, die durch
Wahlfälschung an die Macht gekommen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Deshalb wird zu Recht die Forderung nach neuen Wah-
len gestellt. Wir haben nicht zu befinden, auf welchem
Weg das genau geht. Der Vorschlag einer Stichwahl ist
sicherlich eine Möglichkeit, vielleicht auch der Vor-
schlag einer Neuwahl.

Aber klar müssen zwei Dinge sein:
Der Prozess zu einer Neuwahl darf zum einen nicht in

der Absicht geführt werden, zum Schluss die Zermür-
bung der Opposition zu bezwecken. Das ist die große
Gefahr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Welche Wahlvorgänge auch immer abgehalten wer-
den: Es muss zum anderen von Anfang an sicher sein,
dass die in der Ukraine Handelnden bereit sind, OSZE-
Standards zu akzeptieren – und das nicht nur am Tag der
Wahl, sondern im Vorfeld und im Nachhinein, damit
nicht nur einmal flächendeckend geschaut wird, ob diese
eingehalten werden, sondern damit auch in der Tiefe
kein Zweifel an dem dann zukünftigen Wahlergebnis be-
steht.

E
g
f
B
J
I
D
w
i

m
s
E
L
S
w
a
n
s
e
E

l
N
V
s
m
e
f
l
s
R
E
R
d
E
s
u
s
d
K
b
s

E
U
F
f
s
v
r
s
w

(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Weil es so sehr um das Selbstverständnis
uropas geht, brauchen wir ein handlungsfähiges, eini-
es und engagiertes Europa. Ich begrüße ausdrücklich
ür die CDU/CSU-Fraktion die Aktivitäten des Hohen
eauftragten für die Außen- und Sicherheitspolitik,
avier Solana. Er ist zum zweiten Mal in der Ukraine.
ch begrüße ausdrücklich, dass diesmal nicht zwischen
eutschland, Frankreich und Russland über Polen hin-
eg agiert wird, sondern dass die polnische Regierung
ntensiv einbezogen ist.
Herr Bundeskanzler, ich glaube, die deutsche Rolle
uss eine aktive, kameradschaftliche und nachbar-
chaftliche Rolle sein, eine Rolle, die auf ein einiges
uropa hinwirkt. Natürlich brauchen wir eine politische
ösung. Ich finde nur, die Nebenbemerkung, welche
ehnsüchte auch immer manch einer haben mag, ist ein
enig irreführend, weil wir alle an einer politischen,
ber demokratischen Lösung interessiert sind. Es gibt
iemanden, der irgendwelche poujadistischen Sehn-
üchte hat. Wir alle wollen vielmehr einen friedlichen,
rfolgreichen Prozess mit einer klaren Zielsetzung: der
inführung der Demokratie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Drittens. Ich glaube, für uns alle ist klar, dass Russ-

and als ein auf das Engste mit der Ukraine verbundener
achbar dazu Stellung nehmen kann und auch muss.
orhin wurde schon ausgeführt, dass es eine gemein-
ame Geschichte, Kultur und teilweise auch eine ge-
einsame Sprache gibt, obwohl sich diese auseinander
ntwickeln. Russland trägt Verantwortung für einen
riedlichen, aber demokratischen Prozess. Auch Russ-
and steht in der Frage, wie es vorgeht, vor einer ganz
chwierigen, aber existenziell wichtigen Entscheidung.
ussland könnte sich von dem Denken in imperialen
influsssphären – solche Kräfte gibt es – leiten lassen.
ussland könnte aber auch die Kraft und den Mut haben,
eutlich zu sagen, nach welchen Prinzipien die russische
ntwicklung und damit auch der Umgang mit Nachbar-
taaten geleitet werden. Das müssten rechtsstaatliche
nd demokratische Prinzipien sein. An dieser Frage wird
ich entscheiden, ob dieser Prozess auf einem guten Fun-
ament gebaut ist oder ob es ein Prozess ist, an dem wir
ritik üben müssen. Für uns darf es keinen Zweifel ge-
en: Das Fundament muss aus Demokratie und Rechts-
taatlichkeit bestehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Meine Damen und Herren, es steht viel auf dem Spiel.

s steht viel auf dem Spiel für die Menschen in der
kraine, für ihr persönliches Leben. Es geht um die
rage, ob es gelingt, diesen Konflikt friedlich und er-
olgreich zu lösen. Wir wissen, wenn solche Aufstände
chief gehen – ich erinnere an Prag im Jahr 1968 –, wie
iel Leid, wie viel Schrecken, wie viele zerstörte Karrie-
en und Menschenleben dies mit sich bringen kann. Es
teht aber auch sehr viel auf dem Spiel für das Bild, das
ir, die Deutschen und die anderen Mitgliedstaaten der

13398 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004


(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

Europäischen Union, bei den Menschen in der Ukraine
hinterlassen. Deshalb glaube ich, dass wir entscheidende
Stunden erleben.

Ich finde es gut und erfreulich, dass Sie, Herr Bundes-
kanzler, aufgrund Ihrer guten Beziehungen in intensiven
Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Putin auch
über das, was notwendig ist, geredet haben. Natürlich
sind die Interessen Russlands ebenso wie die Interessen
der Europäischen Union zu beachten. Ich glaube aber,
dass wir in der Sprache ganz vorsichtig sein sollten. In
Ihren Ausführungen, Herr Bundeskanzler, ist dies eben
auch deutlich geworden. Dass der russische Präsident
das Ergebnis eines demokratischen Prozesses in der
Ukraine respektieren wird, ist eigentlich eine Selbstver-
ständlichkeit.


(Claudia Nolte [CDU/CSU]: So ist es!)

Wenn dies noch einmal ausgesprochen wird, ist es gut.
Dass Sie aber hinzufügen: „Was anderes soll das Ergeb-
nis eines demokratischen Prozesses sein als neue Wah-
len?“, scheint Ihre Interpretation von demokratischen
Prozessen zu sein. Ich bin mir aber nicht hundertprozen-
tig sicher – das erklärt auch die unterschiedlichen Ver-
lautbarungen in Moskau und in Berlin –, ob auch der
russische Präsident als einzige Möglichkeit eines demo-
kratischen Prozesses Neuwahlen ansieht. Wir werden
dies abwarten. Auch das ist letztendlich in der Ukraine
zu entscheiden.

Aus zwei Gründen ist es für uns Deutsche in beson-
derer Weise wichtig, dass bei allem, was die Bundes-
republik Deutschland tut, Rechtsstaatlichkeit und frei-
heitliches, demokratisches Handeln vor allen anderen
Interessen Vorrang haben: Der erste Grund ist der
60. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges; darin
bin ich mit Ihnen vollkommen einig. Der zweite Grund
ist unsere Erfahrung mit der Einigung Deutschlands in
Freiheit, Frieden und Freundschaft mit unseren Nach-
barn. Wir Deutsche haben beides erlebt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Herr Bundeskanzler, das ist keine Absage an eine

wirtschaftliche Kooperation, an eine Orientierung an
wirtschaftlichen Notwendigkeiten. Wenn wir aber lang-
fristig denken, kann auch der Bundesrepublik Deutsch-
land ein nicht auf Demokratie, sondern auf hegemoniales
Machtdenken beruhendes gemeinsames Wirtschaftspro-
jekt nicht recht sein. Es muss auf Rechtsstaatlichkeit in
Russland gegründet sein. Das ist die Basis, auf der wir
gute strategische Partnerschaften aufbauen können. Ob
die Demokratie in Russland schon lupenrein ist, darüber
kann man in Deutschland sicherlich verschiedener Mei-
nung sein. Das ist auch wichtig und richtig so.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Gernot Erler [SPD]: Was schlagen Sie denn vor, Frau Merkel?)


– Um die Frage zu beantworten: Ich schlage vor, dass
wir unsere Maßstäbe – das ist dann auch meine letzte
Bemerkung – ganz klar definieren und Prioritäten set-
zen. Und die Priorität heißt: rechtsstaatliches Handeln in
Russland. Es kann auch in einer strategischen Partner-

s
j
f
r
w
w
g

e
i
J
F
F
m
D
n
d
F

v

N
g
e
d
e
W
m
s
n
f
V
g
w
s
d
G
m
d
i
w
w

S
e
a
z
U
w

(C (D chaft eine kritische Auseinandersetzung geben; nicht ede kritische Auseinandersetzung muss in einer Konrontation enden. Niemand in diesem Hause zweifelt daan, dass eine strategische Partnerschaft mit Russland ichtig ist. Aber manchmal wächst auch die Autorität, enn man ein offenes Wort mehr sagt. Das tun wir ja geenüber anderen Ländern dieser Erde auch. Es geht also in diesen Tagen um die Gemeinsamkeit uropäischer Prinzipien. Wir können in diesem Hause, m Deutschen Bundestag in Berlin, sitzen, weil über ahrzehnte sehr klar eine Auseinandersetzung um die rage der deutschen Einheit geführt wurde, um die rage: Reicht es, wenn sie im Frieden stattfindet? Oder uss sie in Frieden und Freiheit stattfinden? Ich sage: as, was uns glücklich gelungen ist, verpflichtet uns, icht nur für eine friedliche Lösung – das auch –, sonern für eine Lösung für die Ukraine in Frieden und reiheit zu kämpfen. (Anhaltender Beifall bei der CDU/ CSU – Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514427300

Das Wort hat jetzt der Kollege Rainder Steenblock

on Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

eht, glaube ich, heute um zwei wichtige Punkte. Zum
inen geht es um die Solidarität mit den Menschen in
er Ukraine, um die Millionen von Menschen, die seit
iner Woche auf der Straße sind und für ihre nationale
ürde kämpfen, die dafür kämpfen, dass sie als Volk de-
okratisch und selbstbestimmt über ihre Zukunft ent-
cheiden können. Die Menschen in der Ukraine verdie-
en natürlich unsere volle Unterstützung. Uns, die wir in
reien Wahlen gewählt worden sind, um das deutsche
olk, die Menschen in Deutschland zu vertreten, steht es
ut an, in der Frage der Solidarität mit den Freiheitsbe-
egungen eines Volkes gemeinsam zu handeln. Ich bin
ehr froh darüber und auch ein bisschen stolz darauf,
ass Gert Weisskirchen, Jelena Hoffmann, Katrin
öring-Eckardt, Claudia Nolte und ich mit einem ge-
einsamen Beschluss dieses deutschen Parlaments in
ie Ukraine fahren und sagen konnten: Der Bundestag
st auf eurer Seite und unterstützt die demokratische Be-
egung in der Ukraine. – Ich glaube, das war ein ganz
ichtiges Signal.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber dies ist zum anderen nicht nur eine Stunde der
olidarität. Vielmehr glaube ich, dass es auch die Stunde
iner selbstkritischen Nachdenklichkeit ist. Denn wir
lle in diesem Parlament, unabhängig von der Partei-
ugehörigkeit, und auch die Länder der Europäischen
nion haben in der Vergangenheit die Dynamik der Ent-
icklung in der Ukraine unterschätzt. Wir haben uns

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13399


(A) )



(B) )


Rainder Steenblock

nicht ausreichend um dieses Thema gekümmert. Das
müssen wir alle selbstkritisch zur Kenntnis nehmen. Wir
haben die Kraft dieses Volkes unterschätzt, sich trotz all
der Schwierigkeiten, trotz der Unterdrückung, trotz der
Manipulation, trotz der Erpressung zu erheben und zu
sagen: Das lassen wir uns nicht bieten.

Das haben wir in der Vergangenheit nicht ernst genug
genommen und das ist auch ein Grund, in Bezug auf den
Blick nach Osten nachdenklich zu sein. Die Kraft, die in
diesem Volk steckt, verdient unsere Solidarität. Ich
glaube, wir müssen uns in Zukunft darum mehr küm-
mern. Diese Solidarität, die heute alle Fraktionen sehr
deutlich gemacht haben, und unsere Aufmerksamkeit
dürfen nicht ihr Ende finden, wenn das eintritt, was wir
alle hoffen und wofür wir kämpfen, wenn nämlich neue
Wahlen ein demokratisch legitimiertes Ergebnis bringen.

Wir müssen uns vielmehr dafür einsetzen, dass dieses
Land und die Menschen, auf die so viele Frustrationen
und Schwierigkeiten warten, auch in Zukunft auf unsere
Solidarität bauen können. Wir können nicht jetzt sozusa-
gen ein Solidaritätsevent durchführen, auf das die Öf-
fentlichkeit schaut, und dann, wenn der Tross der öffent-
lichen Berichterstattung weitergezogen ist, in unserer
Solidarität nachlassen. Wir müssen in unserer Politik
verankern, dass dieses Land zu Europa gehört. Es ist ein
europäisches Land, welches auch weiterhin unsere Soli-
darität verdient.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Situation in der Ukraine – einige Kollegen haben
das angesprochen – ist nicht so sehr durch ethnische,
kulturelle oder sprachliche Spaltung gekennzeichnet.
Dieses Land ist gespalten durch den möglichen Zugang
zu Informationen. Demokratie braucht Medien, die ob-
jektiv, aber natürlich auch streitbar Bericht erstatten und
Meinungen wiedergeben. Demokratie und demokrati-
sche Kultur – das macht gerade die jetzige Auseinander-
setzung in der Ukraine deutlich – brauchen den demo-
kratischen Diskurs, für den die Medien mit
verantwortlich sind. Deshalb – das möchte ich hier noch
einmal sehr deutlich zum Ausdruck bringen – bin ich
persönlich Ute Schaeffer, der Redaktionsleiterin des
ukrainischen Programms der Deutschen Welle, sehr
dankbar. Alle Oppositionellen und Demokraten in der
Ukraine sagen immer, wie wichtig dieses Informations-
programm auch in schwierigen Zeiten gewesen ist, um
überhaupt über Demokratie diskutieren zu können, um
Rückhalt zu haben. Deshalb herzlichen Dank für diese
Arbeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der CDU/CSU)


Lassen Sie mich heute noch einmal ein Problem an-
sprechen, in dem es auch um Solidarität geht. Wir haben
heute den Weltaidstag. Gerade das Beispiel Ukraine
zeigt die Schwierigkeiten bei der Bekämpfung von
Aids. Die Infektionszahlen sind in den letzten Jahren in
ganz Osteuropa geradezu explodiert. Die Ukraine ist be-
sonders betroffen. Wir wissen aus afrikanischen Län-
dern, wie dramatisch diese Entwicklung werden kann,

w
l

s
d
d
s
b
u

w
s
a
h
d
d
a
P
e
w
d
l

b
t
r

b
U
s

H
ü
s
M
t
r
d
u
R
k
z
t
d

n
W
d
g

(C (D enn bei den Infektionszahlen ein bestimmter Schwelenwert überschritten worden ist. Ich glaube, dass es für die Zukunft und die Binnen truktur einer Gesellschaft wichtig ist, dass hier Stanards eingehalten werden, dass Aufklärung möglich ist, ass Bildung sowie Solidaritätsprogramme der Europäichen Union möglich sind. Gerade im Bereich der Aidsekämpfung werden wir uns in Zukunft sehr viel stärker m dieses Land kümmern müssen. Ich würde gerne einen positiven Aspekt erwähnen, eil ich mich wirklich darüber gefreut habe. Die Untertützung, die die Ukraine und die Menschen dort spät, ber nicht zu spät, durch die Europäische Union erhalten aben, zeigt, dass die neue, größere Europäische Union urch ihre Größe nicht handlungsunfähig wird. Gerade ie neuen Mitgliedsländer wie Polen, Litauen und die nderen baltischen Länder haben mit ihrer Sicht dieses roblems und ihrem Engagement die europäische Politik in ganzes Stück weiter nach vorn gebracht. Wir können irklich zufrieden mit dem und stolz auf das sein, was ie europäische Politik hier geschlossen und gemeinsam eisten kann. Mehr Länder in der Europäischen Union das zeigt die Erweiterung – müssen nicht mehr Chaos edeuten, sondern bedeuten vielmehr: Die Polen und Liauer haben uns einen neuen, besseren und sachkundigeen Blick auf diese Probleme gelehrt. Wir können und müssen gerade als Deutsche hier esonderes Engagement zeigen. Lassen Sie uns die kraine auf ihrem Weg, ihre nationale Würde zukünftig elbstbestimmt und in Freiheit zu gestalten, unterstützen. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514427400

Das Wort hat die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch.

Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1514427500

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und
erren! Die Lage in der Ukraine ist dramatisch und un-
bersichtlich. Das ukrainische Parlament hat heute be-
chlossen, dass die Regierung zurücktreten soll. Einige
inister haben das bereits getan. Der Druck der Demons-

ranten ist weiterhin groß. Sie sind offensichtlich nicht be-
eit, sich mit Kompromissen besänftigen zu lassen. Präsi-
ent Kutschma lehnt eine Wiederholung der Stichwahl ab
nd will vollständige Neuwahlen. Er hofft, wie auch
usslands Präsident Putin, dass Neuwahlen die Möglich-
eit bieten, den verbrauchten Wiktor Janukowitsch fallen
u lassen und einen unverbrauchten Kandidaten präsen-
ieren zu können. Kutschma und Putin spielen auf Zeit, in
er Hoffnung, dass der Opposition die Luft ausgeht.
Die OSZE bestätigte, dass die Wahl in der Ukraine

icht den internationalen Standards entsprochen hat.
enn es zu Neuwahlen kommen sollte, dann muss unbe-
ingt darauf geachtet werden, dass diese Standards ein-
ehalten werden.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


13400 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004


(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch

Doch nicht nur die politische, sondern auch die wirt-
schaftliche Situation in der Ukraine spitzt sich weiter zu.
Viele Menschen sind verunsichert. Aus Furcht vor Unru-
hen werden Spareinlagen geplündert. Darum, finde ich,
ist es die dringlichste Aufgabe der Bundesregierung, al-
les zu unternehmen, damit die Situation in der Ukraine
nicht eskaliert und damit es nicht zu Gewalt und Blutver-
gießen kommt.

Nicht nur die Lage in der Ukraine ist unübersichtlich,
sondern auch die Interessen Russlands, der USA, der EU
und der Bundesrepublik sind nicht immer deutlich. Der
Bundeskanzler und der Außenminister scheinen manch-
mal zweigleisig zu fahren. Ich habe den Eindruck, dass
der Kanzler alles tut, damit die Handelswege sicher blei-
ben und die deutsche Exportindustrie keinen Schaden
nimmt. Der Außenminister scheint mehr die Demokra-
tieschiene bedienen zu sollen. In der Krise zeigt sich dra-
matisch, dass die Bundesregierung kein überzeugendes
Konzept hat, wie sie ihre Beziehungen zur Ukraine und
zu Russland gestalten will.

Der Weg aus dieser politischen Krise und die Verhin-
derung einer Spaltung der Ukraine werden nicht dadurch
erleichtert, dass man einfache Lösungen verfolgt.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Auch der Demonstrationstourismus einiger Bundestags-
abgeordneter nach Kiew bringt uns keinen Schritt näher
an die Lösung des Problems.


(Kurt-Dieter Grill [CDU/CSU]: Pfui! Unglaublich! Wohin sind Sie denn früher gereist? – Jelena Hoffmann [Chemnitz] [SPD]: Sie hätten auch da sein sollen, Frau Kollegin!)


Im Gegenteil, der Parlamentstourismus schürt nur den
begründeten Argwohn der Menschen im Osten der Ukra-
ine, die hinter der Opposition das Werk des Westens ver-
muten. Bedauerlich ist, dass die EU und die Bundesre-
gierung der Ukraine bis zu den Wahlen die kalte Schulter
gezeigt haben. Da ist es doch nur zu verständlich, dass
das Engagement einiger Politiker etwas überraschend
wirkt und Argwohn erzeugt. Mein Vorredner von den
Grünen hat ganz zu Recht darauf hingewiesen, dass es
nicht angehen könne, jetzt daraus ein Politikevent zu
machen, aber dann, wenn die Fernsehkameras nicht
mehr dabei sind, kein Interesse mehr für die Ukraine zu
zeigen.

Die Bundesregierung und die EU sollten zusammen
mit Russland und den legitimierten Vertretern des ukra-
inischen Volkes schnell nach Formen der vertrauensvol-
len Zusammenarbeit suchen, damit die Ukraine nicht
Spielball unterschiedlichster Interessen bleibt.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Jetzt muss diese Krise im Interesse aller Menschen in der
Ukraine und im Interesse der Europäer schnell, gewalt-
frei und demokratisch gelöst werden.

Vielen Dank.

(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


d

m
m
t
M
d
W
k
B
d
s
G
d
i
d
t

ü
V
E
g
V

A
b
d
h

s
g
Z
P
M
S
t
s
e
W
n
s
F

m
g
s

D
U

(C (D Das Wort hat jetzt die Kollegin Jelena Hoffmann von er SPD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich öchte meine heutige Rede zur Situation in der Ukraine it einem lyrischen Exkurs beginnen. Ein Abgeordneenkollege aus dem ukrainischen Parlament, Herr oroz, hat in der vergangenen Woche Folgendes auf em Platz der Unabhängigkeit in Kiew gesagt: Die eite der Güte schwebt über dem Platz der Unabhängigeit, über den Straßen und Plätzen der Ukraine. Offene licke und das Lächeln unbekannter Menschen kommen ir entgegen – ein Meer von Jugend, in welchem du chwimmst ohne Angst vor Wellen und Tiefe, eine neue eneration, das Entstehen eines Volkes, das die Ketten er aufgezwungenen Gehorsamkeit abgeworfen hat. Es st möglich, die Wahrheit zu sagen, und wie leicht ist es, ies ohne Angst vor dem scharfen Blick des Staates zu un! Glaube, Hoffnung und Freiheit – willkommen! Besser als mit diesen Worten, die ich authentisch zu bersetzen versucht habe, lässt sich die Stimmung des olkes in der Ukraine in diesen Tagen nicht beschreiben. s klingt wie ein Paradox, dass diese undemokratischen, efälschten Wahlen zu solch einer Demokratisierung des olkes, der ukrainischen Gesellschaft geführt haben. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514427600
Jelena Hoffmann (SPD):
Rede ID: ID1514427700

Als wir hier vor fast genau sechs Wochen spät am
bend über unseren Antrag zur Ukraine abgestimmt ha-
en, hat keiner von uns an solch eine Entwicklung ge-
acht. Die Administration, die ukrainische Regierung
at unseren Appell ignoriert.
In der zweiten Runde der Stichwahl waren sich alle

ehr schnell einig: Die Wahlen sind gefälscht. Ich habe
esehen, wie schon in der Nacht nach der Stichwahl die
elte der Anhänger von Wiktor Juschtschenko auf dem
latz der Unabhängigkeit aufgestellt wurden. Tausende
enschen haben bei Schnee und klirrender Kälte den
ieg gefeiert; nicht unbedingt den Sieg ihres Kandida-
en, sie haben den Einzug der Demokratie in die ukraini-
che Gesellschaft dokumentiert. Politisch, demokratisch,
uropäisch – so haben wir in Deutschland und auch im
esten Europas die Ukraine noch nicht gesehen und
och nicht erlebt. In Kiew wird der Wille des ukraini-
chen Volkes sichtbar, der Wille nach Demokratie und
reiheit.


(Beifall im ganzen Hause)

Das Rad der Geschichte darf in der Ukraine nicht
ehr zurückgedreht werden. Diese Demokratiebewe-
ung hat unsere Unterstützung verdient, nicht nur in die-
en Tagen des Protestes, sondern langfristig.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


as war der Grund unserer Reise am Wochenende in die
kraine, liebe Kollegin, die Sie vor mir gesprochen ha-

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13401


(A) )



(B) )


Jelena Hoffmann (Chemnitz)


ben. Als wir mit Gert Weisskirchen auf der Bühne des
Majdan, wie die Ukrainer den Platz der Unabhängigkeit
in Kiew nennen, gestanden haben, hat mich ein Abge-
ordneter, der unsere Reden übersetzen sollte, gefragt, ob
ich auf Russisch reden möchte. Ich habe auf Ukrainisch
angefangen, dann Deutsch gesprochen und auf Russisch
meine Worte beendet, weil das der Situation im Lande
entsprochen hat.


(Beifall im ganzen Hause)

Als ich gleich danach gesagt habe, dass es keine West-
und keine Ostukraine gibt, sondern nur ein ukrainisches
Volk, ein Land, eine Ukraine, jubelten und applaudierten
Tausende von Menschen, weil sie sich auch wie ein Volk
gefühlt hatten.

Die Spaltung des Landes war im Wahlkampf die
Strategie der Regierung und des Stabes von
Janukowitsch. Die historischen, kulturellen und wirt-
schaftlichen Unterschiede innerhalb der Ukraine sind
nicht zu unterschätzen, doch sie dürfen nicht miss-
braucht werden. Ich glaube und ich hoffe – da bin ich Ih-
rer Meinung, Frau Nolte –, dass eine Teilung der
Ukraine nicht stattfinden wird. Ich bin überzeugt, dass
die Mehrheit des ukrainischen Volkes dies nicht will und
auch nicht zulassen wird.

An dieser Stelle möchte ich dem Bundeskanzler für
sein großes politisches und persönliches Engagement für
eine friedliche Lösung des Konfliktes danken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte feststellen, dass unser Kanzler die höchste
Kunst der Diplomatie beherrscht.


(Zuruf von der CDU/CSU: Bisher war die Rede gut!)


Was Frau Merkel möchte und vom Kanzler erwartet, ist,
dass er sich wie ein Elefant im Porzellanladen benimmt,
dass er eine Art Basar-Diplomatie macht. Ich freue mich,
dass der Kanzler auf Frau Merkel und ähnliche Aussa-
gen nicht hört. Auch dem Außenminister sei für sein En-
gagement in Richtung der Europäischen Kommission
gedankt.

Das ukrainische Volk braucht unsere Unterstützung.
Sobald die demokratischen Kräfte in der Ukraine ge-
wonnen haben, werden sie eine Antwort auf die Frage
ihrer eigenen Zukunft in Europa suchen. Dabei dürfen
wir sie nicht allein lassen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514427800

Das Wort hat jetzt der Kollege Kurt-Dieter Grill von

der CDU/CSU-Fraktion.


Kurt-Dieter Grill (CDU):
Rede ID: ID1514427900

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Hoffmann,

i
d
a

I
m
d
b


m


n

m
t
s
d
u
l

D

t

2
d

W

s
M
d
Z
t
f
m
a
r
t
F
G
V

c
E

(C (D ch bin mir nicht ganz sicher, ob das Lob für den Buneskanzler an dieser Stelle und in dieser Form wirklich ngebracht war. (Gernot Erler [SPD]: Doch! Doch! – Jelena Hoffmann [Chemnitz] [SPD]: Ich habe das auch so gemeint, Herr Kollege!)


ch denke, die Rede des Bundeskanzlers hat deutlich ge-
acht, dass die Telefonate innenpolitisch zwar verwen-
et werden, außenpolitisch im Ergebnis aber nicht das
ringen, was hier suggeriert wird.


(Gernot Erler [SPD]: Das sieht man in der Ukraine ganz anders! – Weiterer Zuruf von der SPD: Das ist eine Unterstellung!)


Lassen Sie mich doch einmal ausreden. Kritik muss
an in der Demokratie vertragen können.


(Karsten Schönfeld [SPD]: Sie muss aber berechtigt sein!)


Darüber entscheiden Sie an dieser Stelle sicherlich
icht.
Der Bundeskanzler hat in seiner Rede einen Zusam-
enhang nicht hergestellt – was ich für dringend gebo-
en gehalten hätte –, nämlich den Zusammenhang von
trategischer Partnerschaft einerseits und dem Einfor-
ern von Freiheit, Recht und Demokratie andererseits,
nd zwar nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Russ-
and.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

as ist die entscheidende Frage.
Deswegen möchte ich an den Anfang meiner Betrach-

ung zu dem heutigen Thema gerne ein Zitat aus der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 26. November
004 stellen. Die Rede des Bundeskanzlers hat gezeigt,
ass es notwendig ist, über diese Frage zu reden. Die
FAZ“ schrieb: Öl und Gas sind nicht die höchsten
erte des Westens.


(Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Richtig!)


Von dieser Frage ausgehend sollten wir uns an-
chauen, welche Entwicklung in den letzten Wochen und
onaten in der Ukraine vonstatten gegangen ist. Vor
em Hintergrund der strategischen Fragen in diesem
usammenhang und der entsprechenden Berichterstat-
ung ist es ungemein wichtig, die richtige Prioritäten-
olge zu wählen, wenn es um unser politisches Engage-
ent für die Gestaltung Europas, in der Ukraine, aber
uch in der Partnerschaft mit Russland geht. Bei den Vo-
aussetzungen für ökonomisches Wachstum und für stra-
egische Partnerschaften sind auch Fragen von Recht,
reiheit und Demokratie zu beachten, weil sie die
rundlagen für stabile wirtschaftliche und politische
erhältnisse sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich denke, wenn man von dieser Seite aus an die Sa-

he herangeht, dann wird deutlich, dass die Interessen
uropas, Deutschlands und Russlands letztendlich gar

13402 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004


(A) )



(B) )


Kurt-Dieter Grill

nicht so weit auseinander liegen. Es muss sowohl im In-
teresse Europas insgesamt als auch im Interesse
Deutschlands und Russlands liegen, eine stabile, demo-
kratische, ökonomisch entwickelte und damit sozialver-
trägliche Ukraine zu haben. Wenn wir allerdings mit un-
seren russischen Partnern über diese Begrifflichkeiten
reden, auch im Rahmen EU-Nachbarschaftspolitik, nei-
gen diese dazu – ich beklage das, weil ich es für nicht
angemessen halte –, in den alten Kategorien des Kalten
Krieges zu denken, anstatt die Lage bezogen auf die heu-
tige Zeit zu interpretieren.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Leider!)

Mit der Nachbarschaftspolitik der Europäischen

Union und mit der Nachbarschaftspolitik gemäß der In-
terpretation, die Angela Merkel hier vorgetragen hat,
wollen wir niemanden bedrohen. Wir wollen wirklich
Partnerschaft, Frieden, Freiheit und Demokratie. Das ist
die Prioritätenfolge in unserer politischen Agenda.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich will gar nicht bestreiten – das gilt auch bezogen

auf die Diskussionen in anderen Bereichen –, dass nicht
zuletzt ökonomisch gute Beziehungen eine Vorausset-
zung dafür sind, dass das andere klappt. Ich denke, wir
müssen in der Auseinandersetzung um die Frage der
vier Räume und um die EU-Russland-Partnerschaft
schlicht und einfach sehen, dass wir nicht nur auf den
Wirtschaftsraum schauen und Freiheit sowie Demokra-
tie sozusagen rechts liegen lassen können. Von daher
sind die Kriterien für die Nachbarschaftspolitik mit der
Ukraine die Kriterien für die Nachbarschaftspolitik mit
Russland. Ich glaube, es gibt hier schon eine hohe Iden-
tität.

Wie schwierig das auch vor dem Hintergrund der po-
litischen Auseinandersetzung um die Entwicklung in der
Ukraine ist, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass der EU-
Russland-Gipfel nicht zu einem Abschluss gekommen,
sondern auf Mai vertagt worden ist. Wir bedauern das
außerordentlich, weil es außer den politischen Umstän-
den und der Interpretation der Nachbarschaftspolitik,
weil es jenseits von Freiheit, Recht und Demokratie
keine Veranlassung gibt, diese Partnerschaftsabkommen,
die strategische EU-Russland-Partnerschaft, zum Ab-
schluss zu bringen.

Ich habe bereits am Anfang gesagt: Wenn wir hinter
die Kulissen schauen, wird offensichtlich – das hat hier
auch der Bundeskanzler mehr als deutlich durchscheinen
lassen –, dass die Diskussion nicht zuletzt vor dem Hin-
tergrund strategischer Fragen der Rohstoff- und Ener-
giepolitik geführt wird. Niemand stellt infrage – ich
sage dies, weil oftmals Zweifel aufkommen, wenn man
Probleme diskutiert –, dass Russland auch in Zeiten des
Kalten Krieges ein zuverlässiger Gas- und Öllieferant
gewesen ist.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: So ist das gewesen!)


A
b
g

U
u
z
M
H
n
u
w
W
s
o
f

S
K

A
s
s
m
A
s
s
M
l
d
n
u
P
r
t

F
m
b
s
d
b
U
s
d
c
m
z
u

d
r
s
l
c

(C (D ber das kann nicht dazu führen, dass wir die Frage auslenden, wie Gas und Öl aus Russland und anderen Reionen zu uns nach Europa kommen. In diesem Zusammenhang müssen wir sehen, dass der kraine auf dem Weg von Zentralasien und Russland zu ns mit ihrer strategischen Lage eine zentrale Funktion ukommt. Das erklärt manches, was nicht auf dem arktplatz ausgetragen wird, sondern was man in den intergrundberichten lesen muss, um vielleicht den eien oder anderen Versuch der Einflussnahme besser berteilen zu können. Wenn aber Öl und Gas – darin sind ir uns hoffentlich einig – nicht die höchsten Werte des estens sind, dann muss ich noch einmal darauf hinweien, dass Freiheit und Demokratie, unabhängig davon, b dies in allen wirtschaftlichen Beziehungen immer erolgreich ist, eingefordert werden müssen. chweigen für Öl und Gas bedeutet, die Menschen in iew im Stich zu lassen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Auch vor dem Hintergrund eines Gespräches gestern
bend mit dem russischen Botschafter will ich deutlich
agen: Der Ukraine eine freiheitlich-demokratische Per-
pektive zu eröffnen, die die Grundlage für eine ökono-
ische und soziale Perspektive ist, bedeutet nicht einen
ngriff auf Russland, sondern ist der Versuch, mit die-
en Grundwerten die Stabilität des Friedens in Europa,
o wie wir das für uns 1990 erreicht haben, auch den
enschen in Mittel- und Osteuropa dauerhaft zugäng-

ich zu machen. Das muss das Ziel unserer Politik und
as Ziel der EU-Nachbarschaftspolitik sein. Es geht
ämlich nicht um Einmischung, sondern darum, ob wir
ns als Vermittler in der Balance zwischen Werten und
rinzipien einerseits und den strategischen Fragen ande-
erseits einschalten können. Niemand will zur alten Situa-
ion zurückkehren.
Ich will am Schluss mit Nachdruck sagen: Wir wollen

rieden und Freiheit für unsere Demokratie und die De-
okratie unserer Nachbarn. Wenn wir das erreicht ha-
en, dann werden wir alles in Gang setzen, um ökonomi-
che und soziale Stabilität zu erreichen, sowohl für jene,
ie – wie das hier beschrieben worden ist – im Donezk-
ecken arbeiten, als auch für die, die im Westen der
kraine leben. Nach einem Besuch in einem ukraini-
chen Kraftwerk – ich will hier keine Reizworte streuen –,
er leider einmalig geblieben ist, kann ich nur unterstrei-
hen: Wer das sieht, weiß, dass wir uns alle Mühe geben
üssen, eine ökonomische Entwicklung in Gang zu set-
en, die die Voraussetzung für eine sichere Demokratie
nd Freiheit ist.
In diesem Sinne sollten wir in der Frage, wie es mit

er Ukraine weitergeht, nicht nur die strategischen Inte-
essen der Europäischen Union sehen, sondern gewiss
ein, dass eine freiheitliche und ökonomische Entwick-
ung in der Ukraine auch uns Frieden und Stabilität si-
hert.

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 144. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 1. Dezember 2004 13403


(A) (C)



(B) (D)


Kurt-Dieter Grill
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1514428000

Ich schließe die Aussprache.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, den 2. Dezem-
ber 2004, 9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.