Protokoll:
15139

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 139

  • date_rangeDatum: 12. November 2004

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:30 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/139 minalität durch die Bundesregierung Bernd Schmidbauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Marianne Tritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . . Günther Friedrich Nolting (FDP) . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . . Christian Schmidt (Fürth) (CDU/CSU) . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble (CDU/CSU) . . . . . (Drucksachen 15/3032, 15/3670) . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Detlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller, Staatsministerin AA . . . . . . . Hartmut Koschyk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Volker Neumann (Bramsche) (SPD) . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: 12784 D 12786 D 12787 D 12789 B 12789 C 12790 A 12790 D 12791 D 12791 B 12792 A 12792 C 12797 A 12797 B 12801 A 12803 B 12804 D 12807 B 12809 C 12812 A 12814 D Deutscher B Stenografisch 139. Sitz Berlin, Freitag, den 12 I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte bei der Unterstützung der ge- meinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlan- tikvertrags sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheits- rats der Vereinten Nationen (Drucksachen 15/4032, 15/4165, 15/4175) Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . D A K N E T G P S t V 12783 A 12783 B 12783 D Hans Martin Bury, Staatsminister für Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12793 B undestag er Bericht ung . November 2004 t : r. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . ndreas Weigel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . arl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 20: roße Anfrage der Abgeordneten Dr. Hans- eter Uhl, Eckart von Klaeden, Matthias ehling, weiterer Abgeordneter und der Frak- ion der CDU/CSU: Richterlich geäußerter erdacht der Förderung der Schleuserkri- 12794 A 12794 D 12795 D 12796 D 12798 D – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2004 Entwurfs eines Fünfundzwanzigsten Ge- setzes zur Änderung des Abgeordneten- gesetzes und eines Einundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Europa- abgeordnetengesetzes (Drucksachen 15/3942, 15/4205). . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Jörg van Essen, Daniel Bahr (Münster), Rainer Brüderle, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 48 Abs. 3) (Drucksachen 15/751, 15/4205) . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Jörg van Essen, Daniel Bahr (Münster), Rainer Brüderle, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Vierund- zwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes (Drucksachen 15/753, 15/4205) . . . . . . . . Wilhelm Schmidt (Salzgitter) (SPD) . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: Große Anfrage der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, Karl-Josef Laumann, Dr. Peter Paziorek, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Wirtschaftliche Auswirkungen der EU-Stoffpolitik (Drucksachen 15/1394, 15/2806) . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Heinz Schmitt (Landau) (SPD) . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . Kurt-Dieter Grill (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Michael Müller (Düsseldorf) (SPD) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 23: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Signa- turgesetzes (1. SigÄndG) (Drucksachen 15/3417, 15/4172) . . . . . . . . . . T B s t ( w F f S ( H J H G S T a b i Z a b U D 12816 D 12817 A 12817 A 12817 B 12818 D 12819 D 12820 C 12821 A 12822 C 12822 C 12824 A 12825 C 12826 C 12828 A 12829 B 12830 C agesordnungspunkt 24: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Kultur und Medien zu dem An- rag der Abgeordneten Hans-Joachim Otto Frankfurt), Rainer Funke, Ernst Burgbacher, eiterer Abgeordneter und der Fraktion der DP: Schutz vor illegalen und jugendge- ährdenden Internetinhalten – Filtern statt perren Drucksachen 15/1009, 15/3409) . . . . . . . . . . ans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . örg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . einrich-Wilhelm Ronsöhr (CDU/CSU) . . . . rietje Bettin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . abine Bätzing (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 25: ) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung dienst- und ar- beitsrechtlicher Vorschriften im Hoch- schulbereich (HdaVÄndG) (Drucksache 15/4132) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Freigabe der Personalstruktur an Hochschulen (Hochschulpersonalstruk- turfreigabegesetz – HPersFG) (Drucksache 15/3924) . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 9: ) Antrag der Abgeordneten Katherina Reiche, Thomas Rachel, Dr. Maria Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Flexiblere Per- sonalstrukturen bei Drittmittelprojek- ten im Hochschulbereich schaffen (Drucksache 15/4131) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Dr. Karl Addicks, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Befristungen von Beschäftigungs- verhältnissen im Hochschulbereich flexibilisieren (Drucksache 15/4151) . . . . . . . . . . . . . . . te Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Thomas Goppel, Staatsminister (Bayern) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12831 A 12831 B 12832 A 12833 D 12834 C 12835 D 12836 D 12837 A 12837 A 12837 B 12837 B 12838 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2004 III Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Rachel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 10: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP: Haltung der Bundesregierung zu schlussempfehlung zu dem Antrag: Fortset- zung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemein- samen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Re- solutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Ta- gesordnungspunkt 19) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 12840 D 12842 A 12842 D 12843 C 12861 D Plänen, den 3. Oktober als Nationalfeiertag abzuschaffen Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD) . . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Günther (Plauen) (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Günter Nooke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothee Mantel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jörg-Otto Spiller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) zur namentlichen Abstimmung über die Be- E R d s z z z A E J E d o A Z ü Ä ( D F G D A A 12845 A 12846 A 12847 B 12848 B 12849 B 12850 B 12851 C 12852 D 12854 C 12855 D 12856 D 12857 B 12858 C 12859 D 12861 A rklärung nach § 31 GO des Abgeordneten olf Schwanitz (SPD) zur Abstimmung über en Entwurf eines Fünfundzwanzigsten Ge- etzes zur Änderung des Abgeordnetengeset- es und eines Einundzwanzigsten Gesetzes ur Änderung des Europaabgeordnetengeset- es (Tagesordnungspunkt 21) . . . . . . . . . . . . nlage 4 rklärung nach § 31 GO des Abgeordneten örg Tauss (SPD) zur Abstimmung über den ntwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung es Signaturgesetzes (1. SigÄndG) (Tages- rdnungspunkt 23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung ber den Entwurf eines Ersten Gesetzes zur nderung des Signaturgesetzes (1. SigÄndG) Tagesordnungspunkt 23) r. Martina Krogmann (CDU/CSU) . . . . . . . ritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12862 A 12862 C 12862 C 12863 D 12864 C 12865 A 12866 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2004 12783 (A) ) (B) ) 139. Sitz Berlin, Freitag, den 12 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2004 12861 (A) ) (B) ) nicht um die Entscheidung für einen konkreten Einsatz. w(Tuchenbach), Marlene ehrsoldaten in verschiedenen Regionen der Welt, aber Mandates handelt es sich um die allgemeine, nicht sehr konkrete Vorhaltung und Bereitstellung von Bundes-Rupprecht SPD 12.11.2004 Anlage 1 Liste der entschuldigt * ** A b E Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Blumenthal, Antje CDU/CSU 12.11.2004 Borchert, Jochen CDU/CSU 12.11.2004 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.2004 Friedrich (Mettmann), Lilo SPD 12.11.2004 Goldmann, Hans- Michael FDP 12.11.2004 Griese, Kerstin SPD 12.11.2004 Heil, Hubertus SPD 12.11.2004 Heubaum, Monika SPD 12.11.2004** Hörster, Joachim CDU/CSU 12.11.2004 Hoffmann (Chemnitz), Jelena SPD 12.11.2004 Dr. Hoyer, Werner FDP 12.11.2004 Ibrügger, Lothar SPD 12.11.2004** Kelber, Ulrich SPD 12.11.2004 Kossendey, Thomas CDU/CSU 12.11.2004 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 12.11.2004** Lietz, Ursula CDU/CSU 12.11.2004 Lintner, Eduard CDU/CSU 12.11.2004* Meckel, Markus SPD 12.11.2004** Merz, Friedrich CDU/CSU 12.11.2004 Parr, Detlef FDP 12.11.2004 Dr. Pflüger, Friedbert CDU/CSU 12.11.2004 Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 12.11.2004** Rübenkönig, Gerhard SPD 12.11.2004 S S S S S D S D D W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung der NATO nlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Sabine Leutheusser- Schnarrenberger (FDP) zur namentlichen Ab- stimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag: Fortsetzung des Einsatzes bewaff- neter deutscher Streitkräfte bei der Unterstüt- zung der gemeinsamen Reaktion auf terroris- tische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrages sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 19) Ich stimme der dritten Verlängerung des Einsatzes ewaffneter deutscher Streitkräfte im Rahmen von nduring Freedom nicht zu. Bei der Verlängerung des chauerte, Hartmut CDU/CSU 12.11.2004 chröder, Gerhard SPD 12.11.2004 chulte-Drüggelte, Bernhard CDU/CSU 12.11.2004 eib, Marion CDU/CSU 12.11.2004 pahn, Jens CDU/CSU 12.11.2004 r. Stadler, Max FDP 12.11.2004 teenblock, Rainder BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.2004 r. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.2004 r. Wend, Rainer SPD 12.11.2004 öhrl, Dagmar CDU/CSU 12.11.2004 bgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 12862 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2004 (A) ) (B) ) Der Parlamentsvorbehalt des Deutschen Bundestages kann meiner Auffassung nach nur wirkungsvoll wahrge- nommen werden, wenn der Bundestag über genau be- stimmte Einsätze entscheidet, aber nicht der Bundesre- gierung erneut einen Blankoscheck erteilt. Deshalb überwiegen bei aller Anerkennung des kon- sequenten Vorgehens gegen Terrorismus, auch gegebe- nenfalls mit militärischen Mitteln, wie bei den bisheri- gen Verlängerungen des Mandates, meine Bedenken gegen die Beteiligung deutscher Soldaten bei Enduring Freedom. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Rolf Schwanitz (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Fünfund- zwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Abge- ordnetengesetzes und eines Einundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Europaabgeordne- tengesetzes (Tagesordnungspunkt 21) Mit diesem Gesetzentwurf werden die Reformen der gesetzlichen Rentenversicherung und der Beamtenver- sorgung sowie der im Rahmen der Gesundheitsreform für Rentner getroffenen Maßnahmen auf die Abgeordne- ten des Deutschen Bundestages und auf die Europaabge- ordneten übertragen. Hierzu gehören die Absenkung der Hinterbliebenenversorgung für Ehegatten, die schritt- weise Absenkung des Versorgungsniveaus für alle Ver- sorgungsempfänger bei künftigen Anpassungen der Ab- geordnetenentschädigung, die Anrechnung auch privater Erwerbseinkünfte auf die Altersentschädigung für alle Mitglieder ab der 16. Wahlperiode und die wirkungsglei- che Übertragung der für Rentner beschlossenen vollen Pflegebeitragszahlung auf Versorgungsempfänger nach dem Abgeordnetengesetz, die beihilfeberechtigt nach § 27 Abs. 1 sind. Dies begrüße ich ausdrücklich. Um die Belastungen der Rentenversicherung durch einen frühen Renteneintritt zu begrenzen, wurden vor und nach 1998 jedoch auch die Altersgrenzen für ver- schiedene Rentenarten angehoben. Dies betraf das Ren- teneintrittsalter bei der Altersrente für Frauen, bei der Altersrente für Schwerbehinderte, bei der Altersrente für langjährig Versicherte sowie das Renteneintrittsalter bei der Altersrente wegen Arbeitslosigkeit oder nach Alters- teilzeitarbeit. Der Gesetzentwurf lässt das Eintrittsalter bei der Al- tersentschädigung der Abgeordneten unberührt. Das Ein- trittsalter bei der Altersentschädigung der Abgeordneten liegt jedoch weit unter der Altersgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung. Die wirkungsgleiche Übertragung aller gesetzlichen Änderungen der Rentenversicherung auf die Altersentschädigung der Abgeordneten hätte sich auch auf die Angleichung beim Renteneintrittsalter be- ziehen müssen. Meine heutige Zustimmung zum Gesetz erfolgt unter der Erwartung, dass eine entsprechende Anpassung der Altersgrenze der Altersentschädigung d d A Ä j d A g q s a n g E n c A A u d L d d s d d t S d V E l B t l D d t g t (C (D er Abgeordneten durch eine weitere Gesetzesinitiative er Koalition im Jahr 2005 erfolgt. nlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Jörg Tauss (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Signaturgesetzes (1. SigÄndG) (Tagesordnungspunkt 23) Ich stimme dem Gesetzentwurf in der Fassung des nderungsantrages zu. Im laufenden Gesetzesvollzug ist edoch sorgfältig zu beobachten, ob und inwiefern sich ie Regelungen zur zuverlässigen Identifizierung des ntragstellers bei der Beantragung von qualifizierten Si- naturen bewähren. Hierbei ist es, um die Sicherheit von ualifizierten elektronischen Signaturen auch langfristig icherzustellen und angesichts der Rechtsfolgen, die sich us dem Einsatz qualifizierter Signaturen ergeben kön- en, insbesondere notwendig, Verfahren zur zuverlässi- en Identifizierung des Antragstellers zu entwickeln. ine Identifizierung mittels PIN/TAN-Verfahren kann ach heutigem Kenntnisstand nicht als hinreichend si- her im Sinne einer zuverlässigen Identifizierung des ntragstellers angesehen werden. nlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über den Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Signaturgesetzes (1. SigÄndG) (Tagesordnungspunkt 23) Dr. Martina Krogmann (CDU/CSU): Wir freuen ns, dass nahezu alle Verbesserungsvorschläge und For- erungen, die die CDU/CSU-Bundestagsfraktion im aufe des parlamentarischen Verfahrens gemacht hat, in as Signaturänderungsgesetz aufgenommen werden. Da- urch wird aus einem schlechten und schludrigen Ge- etzentwurf der Bundesregierung jetzt ein gutes Gesetz, em wir zustimmen können. Mit dem Gesetz werden unter Wahrung eines notwen- igen IT-Sicherheitsniveaus die Verfahren für die Bean- ragung und Ausgabe von qualifizierten elektronischen ignaturen endlich vereinfacht und beschleunigt. Denn urch das Festschreiben bürokratischer, komplizierter erfahren und technischen Anforderungen weit über den U-Standard hinaus hat die Bundesregierung maßgeb- ich dazu beigetragen, dass die digitale Signatur für viele ürger und Unternehmen in Deutschland schlicht unat- raktiv ist. Die Anwendung wurde so teuer und umständ- ich, dass kaum ein Bürger oder Unternehmen in eutschland die digitale Signatur haben will. Aktuelle Studien zeigen, dass gerade mal 5 Prozent er Internetanwender in Deutschland eine digitale Signa- ur nutzen. Damit liegen wir im internationalen Ver- leich weit hinten. Das ist besonders bitter vor dem Hin- ergrund, dass Deutschland auf diesem Gebiet einmal Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2004 12863 (A) ) (B) ) Vorreiter war. Unter der CDU/CSU-geführten Bundesre- gierung haben wir 1997 als eines der ersten Länder welt- weit mit dem Signaturgesetz die rechtlichen Vorausset- zungen für die Verwendung der digitalen Signaturen geschaffen. Wir müssen wieder in die Spitzengruppe. Deshalb ist es wichtig, dass unsere Forderungen in das Signaturänderungsgesetz aufgenommen wurden und wir endlich beides bekommen: Sicherheit und einfache Ver- fahren. Nur wenn wir wie in anderen europäischen Län- dern beide Elemente berücksichtigen, werden wir auch in Deutschland endlich eine breite Nutzung der digitalen Signatur bekommen. Warum das in einer immer stärker digitalisierten Welt für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft so enorm wich- tig ist, liegt auf der Hand. Elektronische Daten können nicht wie Papierdokumente in der bisherigen Weise un- terschrieben werden. Hierzu bedarf es der elektronischen Unterschrift, der digitalen Signatur. Die digitale Signatur ist eine Art von elektronischem Siegel, mit dem man si- cherstellen kann, dass beispielsweise Dokumente, die über das Internet versandt werden, unverfälscht sind und dass man den Empfänger eindeutig identifizieren kann. Für die Sicherheit der Prozesse bedeutet dies einen Para- digmenwechsel: endlich weg von den PIN und TAN und Passwörtern hin zu einem einheitlichen IT-Sicherheits- konzept. Die massenhafte Verbreitung und Anwendung der digitalen Signatur ist also die Grundvoraussetzung für einen neuen, möglichen Innovations- und Wachs- tumsschub im elektronischen Handel, im Bereich der öf- fentlichen Verwaltung und auch im Gesundheitswesen – Stichwort eHealth. Die Verbraucher können im Internet komfortabel rechtsverbindliche Verträge und Versiche- rungen abschließen, ohne umständliche Anmeldung Ak- tien handeln, Verwaltungen und Behörden können ihre Dienstleistungen mithilfe der digitalen Signatur wesent- lich effizienter und kostengünstiger organisieren; Unter- nehmen können ihre Liefer- und Leistungsbeziehungen miteinander vernetzen, bisher nicht onlinefähige Ge- schäftsprozesse erschließen, dadurch ihre Prozesse ver- schlanken und beschleunigen, neue Dienstleistungen entwickeln und Kosten sparen. Um diese Vorteile und das Potenzial voll auszuschöp- fen, war es das wichtigste Ziel der CDU/CSU-Bundes- tagsfraktion mit dem Signaturänderungsgesetz endlich ein optimales Verhältnis aus Sicherheit und Vereinfa- chung der Verfahren zu erreichen, um die digitale Signa- tur zu einem universellen Sicherheitswerkzeug bei Mas- senanwendungen einzusetzen. Uns waren drei Änderungen im Gesetzentwurf der Bundesregierung besonders wichtig: Erstens. Der Zertifizierungsdiensteanbieter muss die Möglichkeit haben, bei der Identifizierung des Signatur- antragstellers mit dessen Einverständnis auf bereits vor- handene Daten zurückgreifen zu können. Dies ist wich- tig, weil eine große Rolle bei der Ausgabe der Signaturkarten den Kreditinstituten zukommen kann und soll. Diese haben den Kunden aber bereits bei der Kon- toeröffnung nach § 154 AO oder dem Geldwäschegesetz identifiziert. Eine doppelte Identifizierung der Kunden durch das Kreditinstitut – zuerst bei der Kontoeröffnung, d w a m d e t a K g g f i P T n u l Z k m A w d E V f g t s D I D R v e d u d i L k w w w f w n t L S P (C (D ann nochmals bei der Ausgabe der Signaturkarte – ürde keinen wesentlichen Sicherheitsgewinn bewirken, ber einen unnötigen bürokratischen Akt darstellen. Da- it würden zusätzliche Kosten und Hemmschwellen für en Kunden und die Bank verursacht und das Ziel einer infachen und kostengünstigen Verbreitung der Signa- urkarten erneut verfehlt. Deshalb muss der Rückgriff uf die gesetzlich festgelegte Identifizierung bei der ontoeröffnung möglich sein. Zweitens. Kein Automatismus wie von der Bundesre- ierung vorgesehen, sondern Beibehaltung der Bestäti- ung der Kenntnisnahme der Belehrung ist als Warn- unktion für den Verbraucher wichtig. Damit kein Bruch m Verfahren stattfindet und allein dadurch wiederum rozesse verlangsamt werden, muss die Bestätigung in extform, das heißt als einfache E-Mail erfolgen kön- en. Drittens. Das Auskunftsverfahren darf die Wirtschaft nd damit den Verbraucher nicht erneut mit Kosten be- asten. Es wird immer häufiger der Fall sein, dass die ertifizierungsdiensteanbieter staatlichen Stellen Aus- ünfte zur Identität des Signaturschlüsselinhabers geben üssen. Dies darf nicht unentgeltlich geschehen. Die uskunftsersuchen staatlicher Stellen müssen erstattet erden. Das Wort „unentgeltlich“ wurde im Signaturän- erungsgesetz gestrichen. Über Art und Umfang der ntschädigung müssen wir im Zusammenhang mit dem ergütungs- und Entschädigungsgesetz entscheiden. Alle drei Forderungen der CDU/CSU-Bundestags- raktion haben zum Ziel, die Einführung der digitalen Si- natur zu erleichtern und zu beschleunigen. Die Koali- ion hat alle drei Forderungen aufgenommen. Wir timmen dem Gesetz zu. Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wer in eutschland mehr Beschäftigung schaffen will, der muss nnovationen voranbringen. Die Koalition aus Bündnis 90/ ie Grünen und SPD will das und verbessert daher die ahmenbedingungen für Bildung, Forschung und Inno- ation. Die Arbeitgeber, die Union und die FDP wollen inen anderen Weg gehen: Sie meinen, man könnte urch Einschränkung der Rechte von Arbeitnehmern nd Arbeitnehmerinnen, durch pauschale Lohnsenkung ie Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft verbessern. Das st nicht unser Weg. Natürlich gibt es zum Teil Anpassungsbedarf bei den ohnkosten. Deshalb ist es so wichtig, die Lohnneben- osten zu senken; deshalb ist es sinnvoll, dass die Ge- erkschaften zu schmerzhaften Kompromissen immer ieder bereit sind, wenn dadurch Arbeitsplätze gesichert erden können. Reine Lohnsenkungsstrategien machen ür ein Hochlohnland wie Deutschland keinen Sinn. Wir ollen dafür sorgen, dass Wirtschaft und Gesellschaft och innovativer werden können. Die schnellere Einführung und Nutzung von Informa- ions- und Kommunikationstechnologien nimmt in der issabon-Strategie der EU-Kommission eine zentrale tellung ein. Gesellschaften, die in der Lage sind, die otenziale dieser Technologien in der Wirtschaft, in der 12864 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2004 (A) ) (B) ) Bildung, im öffentlichen Bereich und im Gesundheits- wesen frühzeitig zu nutzen, werden produktiver sein als andere. Sie werden dabei innovative Produkte und Dienstleistungen entwickeln und sich so einen Vor- sprung im Wettbewerb erarbeiten. Wir wollen neue Technologien auch nutzen, um den Wandel zu einer alternden Gesellschaft zu meistern. Dazu müssen die Softwarehersteller allerdings dringend umdenken und bedienerfreundlichere Benutzeroberflä- chen schaffen. Notwendig für die digitale Abbildung von Geschäftsprozessen ist, dass sie sicher sind. Digitale Signaturen gewährleisten diese Sicherheit. Sie ermögli- chen den sichereren rechtsverbindlichen Abschluss von Geschäften im Internet. Bisher haben digitale Signaturen noch keine weite Verbreitung gefunden. Zwischen der Bundesregierung, den Banken, den Betriebskrankenkas- sen und anderen Institutionen hat sich ein Signaturbünd- nis gebildet, um die Nutzung der digitalen Signatur vor- anzutreiben. Mit diesem Gesetz schaffen wir die Voraussetzungen dafür, dass die Beantragung des Signa- turschlüssels für den Kunden noch einfacher wird. Es wird künftig möglich sein, die digitale Signatur mit einer normalen EC-Karte auszuführen. Ein hohes Verbraucherschutzniveau ist für uns gerade beim E-Commerce von zentraler Bedeutung. In den Ge- sprächen mit der SPD konnten wir weitere Verbesserun- gen des Gesetzentwurfs der Bundesregierung erreichen. Diesen Verbesserungen hat die Union erfreulicherweise zugestimmt. Künftig wird die Bestätigung der Kenntnis- nahme der Rechtsfolgen der digitalen Signatur durch den Verbraucher Voraussetzung für das weitere Verfahren zur Vergabe des digitalen Signaturschlüssels sein. Bisher war es so, dass die fehlende schriftliche Bestätigung nicht zur Folge hatte, dass das Zertifikat nicht vergeben werden kann. Im Datenschutz konnten wir erreichen, dass für die Signaturschlüsselanbieter auch weiterhin die Pflicht be- steht, auf Antrag qualifizierte Zertifikate mit Pseudonym zu vergeben. Auch das ist für die Verbraucherinnen und Verbraucher wichtig. Mit diesem Gesetz geht es uns da- rum, die Voraussetzung für die schnellere Verbreitung der digitalen Signatur zu schaffen und dabei die Interes- sen des Verbraucherschutzes zu waren. Das Anliegen, an der Schriftform für die Beantragung der digitalen Signatur festzuhalten, verstehen wir gut. Hierfür gibt es in der Tat gute Argumente. Allerdings hätte es dann keine Verfahrenserleichterung gegeben, deshalb war das Einfügen eines schriftlichen Verfahrens- schrittes bei der Beantragung nicht umsetzbar. Wir halten die jetzt gefundene Lösung auch deshalb für vertretbar, weil aus unserer Sicht das Missbrauchsri- siko gering ist. Zur Freischaltung der Signaturkarten- funktion auf einer EC- oder Gesundheitskarte wird es er- forderlich sein, dass der Nutzer zum einen im Besitz der Karte ist, zum anderen über PIN und TAN verfügt. Der digitale Weg – erfolgreiches Password-Fishing – würde also nicht ausreichen, um die Signaturkartenfunktion freizuschalten. Wir haben die Bundesregierung gebeten, die Sicherheit der definierten Lösung sorgfältig zu beob- achten und dem Parlament darüber zu berichten. Z D E f w n r N z g w g b g K t g b g e w g d b k z n t n h A w h U g F a e d m l w b g m s s k Z t K S g s a (C (D Im Gesetz klargestellt wurde noch einmal, dass der ertifizierungsdienstanbieter auch auf früher erhobene aten zurückgreifen kann, sofern der Kunde dazu sein inverständnis erteilt hat und die Daten eine zweifels- reie Identifikation ermöglichen. Das war der Wirtschaft ichtig, um zu verhindern, dass vorhandene Daten er- eut erhoben werden müssen. Damit sind jetzt die Vo- aussetzungen für die breite Vermarktung und die sichere utzung der digitalen Signatur geschaffen worden. Gudrun Kopp (FDP): Zunächst einmal möchte ich um Ausdruck bringen, dass es mich sehr freut, dass es elungen ist, das vorliegende Gesetzgebungsverfahren eitestgehend einvernehmlich zum Abschluss zu brin- en. Dafür bedanke ich mich im Namen meiner Fraktion ei den beteiligten Kollegen und Kolleginnen herzlich. Das heute zu beschließende Änderungsgesetz zum Si- naturgesetz beinhaltet notwendige Präzisierungen und larstellungen zum bestehenden Gesetz, womit aufge- retene Rechtsunklarheiten beseitigt werden sollen. Es ing aber insbesondere um die Erleichterung und die un- ürokratische Ausgestaltung der Beantragung und Aus- abe von Signaturkarten mit qualifizierten Signaturen in inem geschlossenen elektronischen Verfahren. Beides ar notwendig, um neben administrativen Vereinfachun- en vor allem auch Kostenreduktionen zu ermöglichen, amit die digitale Signatur größere Akzeptanz und Ver- reitung bei Verbrauchern und Unternehmen finden ann. Vor diesem Hintergrund blieb unverständlich, warum um Ende des Gesetzgebungsverfahrens vereinzelt er- eut die Beibehaltung der persönlichen, gesonderten Un- erschrift gefordert wurde. Eine solche Regelung hätte icht nur einen Systembruch im Gesetz zur Folge ge- abt, sondern auch ein überflüssiges Hemmnis in den rbeitsabläufen der Zertifizierungsstellen. Das gegen- ärtige Regelwerk gewährleistet dagegen Handlungsfä- igkeit bei ausreichendem Schutz für Verbraucher und nternehmen. Besonders gefreut hat mich, dass es interfraktionell elungen ist, Zustimmung zum Änderungsantrag der DP zu gewinnen, der die Unentgeltlichkeit von Status- bfragen gegenüber staatlichen Stellen aus dem Gesetz ntfernt hat. Da die diesbezügliche Offenlegungspflicht er Identität des Signaturschlüsselinhabers künftig nicht ehr nur auf Pseudonyme beschränkt bleibt, wird sie al- er Wahrscheinlichkeit nach nicht nur zum Regelfall erden, sondern auch zu erheblichen Kostenbelastungen ei den Zertifizierungsdiensteanbietern führen. Im Übri- en hätte die Unentgeltlichkeit die Fortschreibung eines eines Erachtens bedenklichen Trends bedeutet, den wir chon im Zuge der Novelle des Telekommunikationsge- etzes beobachten mussten. Hier sollte wiederum eine leine Gruppe, nämlich die Unternehmen, die derartige ertifizierungen anbieten, die Kosten für Maßnahmen ragen, die der inneren Sicherheit dienen. Der Schutz vor riminalität und Terrorismus ist aber eine nationale taatsaufgabe, seine Kosten dürfen nicht einigen Weni- en stellvertretend aufgebürdet werden. Der Staat darf ich eben nicht aus seiner ureigenen Verantwortung ver- bschieden. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2004 12865 (A) ) (B) ) Bedauerlich ist aus meiner Sicht jedoch, dass keine Einigkeit darüber erzielt werden konnte, die Abrufmög- lichkeit nach § 5 Abs. 1 Satz 2 SigG zumindest grund- sätzlich auch entgeltlich zu ermöglichen. Ein entspre- chender Änderungsantrag der FDP fand im Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit leider keine Mehrheit, obwohl er eine hilfreiche Klarstellung dargestellt hätte. Im ge- genwärtigen Gesetz ist das Geschäftsmodell mit digita- len Signaturen vorgezeichnet und beschränkt auf den einmaligen Verdienst an der Ausgabe digitaler Signatur- karten. Die Entgeltlichkeit der Abrufmöglichkeit hätte dagegen weitere Geschäftsmodelle ermöglicht, indem geringere Ausgabepreise und damit eine breitere Akzep- tanz und höhere Verbreitung möglich geworden wären. Leider fand sich die Regierungskoalition hierzu nicht be- reit. Im Großen und Ganzen ist das vorliegende Gesetz eine sinnvolle Fortentwicklung des bestehenden Signa- turgesetzes und findet deshalb auch die Zustimmung der FDP-Fraktion. Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Wirtschaft und Arbeit: Ich möchte mei- nen Ausführungen zu den von uns vorgeschlagenen Än- derungen des Signaturgesetzes zunächst die zentrale Zielvorgabe voranstellen. Diese lautet: Deutschland muss moderne Strukturen für den Geschäftsverkehr in Wirtschaft und Verwaltung schaffen, um im internatio- nalen Vergleich mithalten zu können. Andernfalls wer- den wir zukünftig hinter anderen Volkswirtschaften, die hier aufgeschlossener voranschreiten, zurückbleiben. Die Europäische Gemeinschaft hat den einheitlichen Rahmen hierzu vorgegeben. Die Richtlinie für elektroni- sche Signaturen aus dem Jahre 1999 haben wir zügig umgesetzt und vor drei Jahren das neue Signaturgesetz erlassen. Dennoch entwickelt sich der elektronische Ge- schäftsverkehr in Deutschland nur sehr zögerlich. Das mag viele Gründe haben. Traditionell sehen sich die Menschen erst dann auf der sicheren Seite, wenn sie sich an das alte Sprichwort „Wer schreibt, der bleibt“ halten. Verträge werden wie vor hundert Jahren schriftlich abgefasst und unterschrie- ben. Dabei haben wir mit dem Recht der elektronischen Signaturen Bedingungen geschaffen, die es ermöglichen, auch online auf die sichere Seite zu kommen. Die Zurückhaltung mag auch darauf beruhen, dass vor der Nutzung elektronischer Signaturen zunächst ein gewisser Kostenaufwand entsteht. Diesem Kostenauf- wand steht aber ein weit höherer Nutzen gegenüber. Das gilt für jeden, der das Verfahren nutzt und sich damit zu- künftig viele Wege und Kosten erspart. Dazu kommen die Vorteile für die gesamte Volkswirtschaft, wenn elek- tronische Signaturen in der Breite genutzt werden und so zu einer spürbaren Verwaltungsvereinfachung in allen Bereichen führen. Die breite Nutzung moderner Techniken im Rechts- verkehr ist unbestreitbar notwendig, wenn wir im welt- weiten Wettbewerb zukünftig mithalten wollen. Gleich- w k d k w z b D E w W w c E s s b B l d I w d ä T n a d s d g t d t m h s s V u Ä d Ä B d Ä w q d w t u g G m (C (D ohl haben wir in Deutschland und in Europa bis heute einen Markt für elektronische Signaturen. Wir gehen avon aus, dass unsere Initiativen zum Abbau von Büro- ratie und zur Verwaltungsvereinfachung dazu beitragen erden, dass elektronische Signaturen in Deutschland ukünftig weitaus stärker genutzt werden. Ich nenne hier eispielhaft die Initiativen „BundOnline 2005“, eutschland-Online und „Media@Komm“. Mit unserer -Government-Strategie haben wir inzwischen im welt- eiten Vergleich einen Spitzenplatz, wie eine Studie des orld Economic Forum kürzlich bestätigt hat. Die er- arteten Effekte sind enorm: Ab 2006 wird mit jährli- hen Einsparungen des Bundes von rund 400 Millionen uro gerechnet. Elektronische Anwendungen in Verwaltung und Wirt- chaft sollen möglichst einfach und bürgerfreundlich ein. Ein wichtiger Ansatzpunkt hierfür ist das Signatur- ündnis, mit dem Staat und Wirtschaft auf Initiative der undesregierung die elektronische Signatur in Deutsch- and gemeinsam fördern wollen. Dabei geht es auch um ie Anknüpfung an vorhandene Karteninfrastrukturen. nsbesondere die Geld- und EC-Karten der Geldinstitute erden in der Breite genutzt. Diese Karten können auch ie Funktion einer Signaturkarte haben. Solche oder hnliche Modelle, die elektronische Signaturen für weite eile der Bevölkerung verfugbar machen sollen, funktio- ieren aber nur, wenn das Signaturgesetz keine Barrieren ufbaut. Damit komme ich zu unserem Gesetzesvorhaben, das er Bundestag heute beschließen wird. Das Signaturge- etz muss allen, die elektronische Signaturen nutzen und arauf vertrauen, die notwendige Sicherheit bieten. Zu- leich müssen die europäischen Vorgaben in der Signa- urrichtlinie umgesetzt werden. In diesem Rahmen muss as Signaturgesetz aber auch die erforderliche Flexibili- ät aufweisen, damit wirtschaftlich tragfähige Geschäfts- odelle nicht durch unnötigen Verwaltungsaufwand be- indert werden. Die Gesetzesvorschläge sind unter orgfaltiger Beachtung der Anliegen des Verbraucher- chutzes erarbeitet worden. Bedenken insbesondere der erbraucherschutzverbände wurden eingehend geprüft nd erörtert. Diesen Bedenken wird nunmehr in weiteren nderungen Rechnung getragen. Ich freue mich, dass wir heute den Gesetzentwurf in er geänderten Fassung beschließen werden. Mit den nderungen wird zugleich den Änderungswünschen des undesrates umfassend entsprochen. Ich hoffe daher, ass das weitere Verfahren reibungslos ablaufen und das nderungsgesetz bald in Kraft treten kann. Zum Abschluss möchte ich daher noch einmal die esentlichen Punkte hervorheben: Die Sicherheit der ualifizierten elektronischen Signatur auf der Grundlage es Signaturgesetzes wird in keiner Weise beeinträchtigt erden. Wir setzen darauf, dass sich ein Markt für elek- ronische Signaturen nunmehr leichter entwickeln wird nd wir in absehbarer Zeit eine Vielzahl von Anwendun- en und eine breite Nutzung der Signatur haben werden. leichwohl haben wir die Sorgen der Verbraucher auf- erksam zur Kenntnis genommen. Wir werden daher 12866 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2004 (A) ) (B) ) entsprechend der Forderung des Bundestages die weitere rechtstatsächliche Entwicklung sorgfältig dahingehend beobachten, dass sich die Regeln zur zuverlässigen Iden- tifizierung des Antragstellers bei der Beantragung von qualifizierten Zertifikaten bewähren. Ziel ist eine lang- fristige Gewährleistung der Sicherheit der qualifizierten elektronischen Signatur. Sollten sich in Zukunft nicht hinnehmbare Risiken aufzeigen, wird die Bundesregie- rung weitere Verbesserungen des Signaturgesetzes erar- beiten. Anlage 6 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 805. Sitzung am 5. No- vember 2004 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 Grundgesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch ge- mäß Artikel 77 Absatz 3 nicht einzulegen: – Gesetz zur Organisationsreform in der gesetzlichen Rentenversicherung (RVOrgG) – Gesetz zur Anpassung der Vorschriften über die Amtshilfe im Bereich der Europäischen Union sowie zur Umsetzung der Richtlinie 2003/49/EG des Rates vom 3. Juni 2003 über eine gemeinsame Steuerrege- lung für Zahlungen von Zinsen und Lizenzgebühren zwischen verbundenen Unternehmen verschiedener Mitgliedstaaten (EG-Amtshilfe-Anpassungsgesetz) – Gesetz zur Regelung der Versorgung bei besonderen Auslandsverwendungen (Einsatzversorgungsge- setz – EinsatzVG) – Erstes Gesetz zur Änderung des Autobahnmaut- gesetzes für schwere Nutzfahrzeuge – Gesetz zu dem Abkommen vom 29. Januar 2003 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und dem Schweizerischen Bundesrat über Bau und Erhaltung einer Autobahnbrücke über den Rhein zwischen Rheinfelden (Baden- Württemberg) und Rheinfelden (Aargau) – Gesetz zur Änderung der Vorschriften über Fern- absatzverträge bei Finanzdienstleistungen – Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Einord- nung des Sozialhilferechts in das Sozialgesetzbuch Die Fraktion der CDU/CSU hat mit Schreiben vom 9. November 2004 mitgeteilt, dass sie den Antrag Russ- land für eine Ratifizierung des Kyoto-Protokolls ge- winnen – Im Interesse des internationalen Klima- schutzes und eines Erfolges des Emissionshandels (Drucksache 15/2163) zurückzieht. Die Abgeordneten Werner Lensing und Bernhard Schulte-Drüggelte haben darum gebeten, zu dem Antrag Konversionsregionen stärken – Sechs-Punkte-Plan zur Strukturpolitik auf Drucksache 15/4029 nachträg- lich in die Liste der Antragsteller aufgenommen zu wer- den. d k F s m d n m V P t (C (D Der Abgeordnete Bernhard Brinkmann hat mitgeteilt, ass er seine Unterschrift auf dem Antrag Flugver- ehrskonzept für den Großraum Berlin überprüfen – lughafen Berlin-Tempelhof offen halten auf Druck- ache 15/3727 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen – Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tech- nikfolgenabschätzung (17. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung hier: Monitoring „Maßnahmen für eine nachhaltige Energieversorgung im Bereich Mobilität“ – Drucksache 15/851 – Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Ergebnisse der Prüfungen im Zusam- menhang mit dem Inkrafttreten des Biozidgesetzes – Drucksachen 15/3619, 15/3693 Nr. 1.7 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Erster Bericht über die Substitution risikoreicher durch risikoärmere Biozid-Wirkstoffe und Biozid-Pro- dukte, über den aktuellen Sachstand zur Umsetzung der Biozid-Richtlinie und des Überprüfungs-Program- mes der Altwirkstoffe sowie der aktuellen Entwicklun- gen auf EU-Ebene – Drucksachen 15/3620, 15/3693 Nr. 1.8 – Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Ergebnisse ihrer Bemühungen um die Weiterentwicklung der politischen und ökonomischen Gesamtstrategie für die Balkanstaa- ten und ganz Südosteuropa für das Jahr 2003 – Drucksache 15/2464 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit der Westeuropäischen Union für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 2003 – Drucksachen 15/3429, 15/2693 Nr. 1.3 – – Unterrichtung durch die Delegation der Interparlamentari- schen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland 110. Interparlamentarische Versammlung vom 18. bis 23. April 2004 in Mexiko Stadt, Mexiko – Drucksachen 15/3572, 15/3693 Nr. 1.5 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2004 12867 (A) (C) (B) (D) Innenausschuss Drucksache 15/3135 Nr. 2.29 Rechtsausschuss Drucksache 15/3023 Nr. 2.8 Drucksache 15/3403 Nr. 2.1 Drucksache 15/3403 Nr. 2.18 Drucksache 15/3403 Nr. 2.67 Drucksache 15/3403 Nr. 2.73 Drucksache 15/3403 Nr. 2.79 Finanzausschuss Drucksache 15/3876 Nr. 1.6 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/3779 Nr. 1.5 Drucksache 15/3779 Nr. 1.15 Drucksache 15/3779 Nr. 1.56 Drucksache 15/3779 Nr. 1.58 Drucksache 15/3779 Nr. 1.77 Drucksache 15/3779 Nr. 1.84 Drucksache 15/3779 Nr. 1.85 Drucksache 15/3779 Nr. 1.111 Drucksache 15/3876 Nr. 1.5 Drucksache 15/3876 Nr. 1.19 Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Drucksache 15/3696 Nr. 2.22 Ausschuss für Verkehr, Bau und Wohnungswesen Drucksache 15/3266 Nr. 2.2 Drucksache 15/3779 Nr. 1.9 Drucksache 15/3779 Nr. 1.10 Drucksache 15/3779 Nr. 1.11 Drucksache 15/3779 Nr. 1.27 Drucksache 15/3779 Nr. 1.66 Drucksache 15/3779 Nr. 1.69 Drucksache 15/3779 Nr. 1.88 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/3779 Nr. 1.24 Drucksache 15/3779 Nr. 1.37 Drucksache 15/3779 Nr. 1.65 Drucksache 15/3779 Nr. 1.72 139. Sitzung Berlin, Freitag, den 12. November 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513900000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Der Ältestenrat hat in seiner gestrigen Sitzung verein-

bart, dass wegen der Haushaltsberatungen in der Woche
vom 22. bis 26. November keine Befragung der Bundes-
regierung, keine Fragestunden und keine Aktuellen
Stunden stattfinden. Sind Sie damit einverstanden? – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ferner möchte ich darauf hinweisen, dass der Ältes-
tenrat auch vereinbart hat, die von der Fraktion der FDP
verlangte Aktuelle Stunde zum Thema „Haltung der
Bundesregierung zu Plänen, den 3. Oktober als National-
feiertag abzuschaffen“ heute als letzten Tagesordnungs-
punkt aufzurufen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 19 auf:
a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-


(3. Ausschuss)

Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deut-
scher Streitkräfte bei der Unterstützung der
gemeinsamen Reaktion auf terroristische An-
griffe gegen die USA auf Grundlage des
Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen

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Redet
und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags sowie
der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001)
des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen
– Drucksachen 15/4032, 15/4165 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Bernd Schmidbauer
Dr. Ludger Volmer
Dr. Werner Hoyer

b) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung
– Drucksache 15/4175 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Alexander Bonde
Lothar Mark

(C (D ung . November 2004 0 Uhr Herbert Frankenhauser Dietrich Austermann Jürgen Koppelin Über die Beschlussempfehlung werden wir später naentlich abstimmen. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Bundesinister Peter Struck das Wort. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten amen und Herren! Die Beteiligung der Bundeswehr an er Operation Enduring Freedom ist auch weiterhin on herausragender Bedeutung für die Sicherheit eutschlands und aller Staaten, die durch den internaionalen Terrorismus bedroht werden. Es ist klar: Nur emeinsames internationales Handeln kann zum Erfolg ühren. Deshalb hat der Sicherheitsrat der Vereinten Naionen am 8. Oktober 2004 mit seiner Resolution 1566 ie Weltgemeinschaft erneut aufgefordert, im Kampf geen den internationalen Terrorismus zusammenzustehen. Die bisherigen Einsätze von Streitkräften der an der ext Operation Enduring Freedom beteiligten Staaten haben terroristische Rückzugsgebiete beseitigt sowie wichtige Transportwege von Terroristen unterbunden und sie hatten generell einen sehr stabilisierenden Einfluss auf die Länder am Horn von Afrika. Das Kabinett hat am 27. Oktober 2004 entschieden, dass Deutschland – vorbehaltlich der Zustimmung des Deutschen Bundestages – weiterhin mit bis zu 3 100 Soldaten der Bundeswehr und entsprechender Ausrüstung an dieser Operation beteiligt bleibt. Das entspricht unserem Interesse und unserer Verantwortung für die Vereinten Nationen, die wir auch weiterhin wahrnehmen wollen. rund 290 Soldaten der Marine im Einräfte werden in Bereitschaft gehalten. s künftig auch darum, ein hohes Maß an Derzeit sind satz, weitere K Natürlich geht e Bundesminister Dr. Peter Struck Flexibilität bei militärischen Maßnahmen im Kampf gegen den Terrorismus zu erhalten, um auf wechselnde Einsatzerfordernisse reagieren zu können. So unberechenbar die Terroristen agieren, so wichtig ist es für die internationale Koalition, für glaubwürdige und effiziente Einsätze ein Spektrum militärischer Optionen zur Verfügung zu haben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1513900100




(A) )


(B) )


Aus diesem Grund ist es auch richtig, die bislang nicht
ausgeschöpfte Obergrenze für die deutsche Beteiligung
beizubehalten.

Das Spektrum der deutschen Aktivitäten im Rahmen
dieser Operation bleibt anspruchsvoll. Die Bundeswehr
wird sich grundsätzlich weiterhin mit einer Fregatte und
einem Seefernaufklärer am Horn von Afrika beteiligen;
diese Region war in der Vergangenheit mehrfach Schau-
platz von Attentaten terroristischer Gruppierungen. In
der Marinelogistikbasis in Dschibuti werden weiterhin
Soldaten stationiert bleiben. Durch die Zusammenfas-
sung der Task Force 150 und der Task Force 151 hat sich
das Einsatzgebiet der Marine seit März 2004 auch auf
die Arabische See und den Golf von Oman ausgedehnt.

Allein in den vergangenen zwölf Monaten wurden
etwa 10 500 Schiffe und Boote abgefragt und fast
400 Schiffe genau untersucht. Bei Verlängerung des
OEF-Mandates, die heute ansteht, wird Deutschland vo-
raussichtlich ab Dezember 2004 erneut den Komman-
deur für die internationale Marinestreitkraft am Horn
von Afrika stellen.

Daneben wird sich die Bundeswehr weiterhin aktiv
am bündnisgemeinsamen Beitrag der NATO-Marinen
für den Kampf gegen den Terrorismus im Mittelmeer,
der Operation Active Endeavour, beteiligen. In den
vergangenen zwölf Monaten war die Bundeswehr mit
einer Fregatte und zeitweise zusätzlich mit Versorgungs-
einheiten, einem U-Boot und Seefernaufklärern an die-
ser Operation beteiligt. Im Rahmen dieser Operation
wurden im östlichen Mittelmeer rund 19 500 Schiffe ab-
gefragt und 41 davon genauer untersucht. Entsprechend
einem neuen Operationsmuster werden ab dem
1. Oktober 2004 schwimmende Einheiten nur noch bei
Bedarf eingesetzt. Wir werden die Überwachung dann
im Wesentlichen durch Seefernaufklärungsflugzeuge
durchführen. Daran wird sich die deutsche Marine mit
monatlich acht Flügen aus Nordholz beteiligen.

Darüber hinaus hält die Bundeswehr einen
Airbus A310 und eine CL-601 Challenger für die luftge-
stützte medizinische Notfallversorgung in einer 24- bzw.
12-Stunden-Bereitschaft zur Verfügung. Im vergangenen
Jahr wurden Sanitätskräfte zwar nicht im Rahmen der
Operation Enduring Freedom eingesetzt, aber mehrfach
außerhalb der Operation genutzt, wie zum Beispiel bei
der Rückführung eines Soldaten, der bei einem Raketen-
anschlag auf unser Lager in Kunduz verletzt worden
war.

Meine Damen und Herren, Deutschland und die Bun-
deswehr handeln in Solidarität mit unseren Verbündeten
und Partnern auf der Grundlage der Beschlüsse des

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(C (D icherheitsrats der Vereinten Nationen. Dies gilt für die peration Enduring Freedom genauso wie für die deutche Beteiligung an der Operation ISAF in Afghanisn. An dieser Stelle will ich noch einmal ausdrücklich ervorheben, dass ich eine Zusammenlegung beider perationen auf absehbare Zeit für falsch halte und dem ntgegentreten werde. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Stabilisierungsaufgaben und aktive Terroristenbe-
ämpfung sollten aus politischen, rechtlichen und prakti-
chen Erwägungen heraus wie bisher getrennt bleiben.
s geht nicht um eine Zusammenlegung, sondern darum,
ber eine verstärkte Zusammenarbeit von ISAF und
EF Synergieeffekte vor Ort zu erzielen, um die Er-
olgsaussichten beider Operationen zu vergrößern.
Deutschland und die Bundeswehr haben in Afghanis-
n eine tragende und von den Menschen vor Ort aner-
annte Rolle für die Sicherung des Friedens und den ge-
ellschaftlichen Wiederaufbau übernommen. Ich bitte
ie daher, das Mandat für diese wichtige Mission mit
roßer Mehrheit zu verlängern. Unsere Soldaten haben
inen Anspruch darauf, dass das Parlament diesen Ein-
atz mit einer breiten Mehrheit trägt.
Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513900200

Ich erteile Kollegen Bernd Schmidbauer, CDU/CSU-

raktion, das Wort.


Bernd Schmidbauer (CDU):
Rede ID: ID1513900300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Ich denke, dass es der Schock des
1. September im Jahre 2001 war, der dazu geführt hat,
ass die Staatengemeinschaft Enduring Freedom auf den
eg gebracht hat und dass es gelungen ist, mithilfe von
rt. 51 der Charta der Vereinten Nationen und von Art. 5
es Nordatlantikvertrages sowie entsprechender Resolu-
ionen des Sicherheitsrates zu einer gemeinsamen An-
trengung gegen den internationalen Terrorismus zu
ommen.
Heute stellen sich die Fragen, ob dies noch aktuell ist,

b sich die Bedrohungslage verändert hat und wie wir
ies beurteilen. Es gibt viele Stimmen. Ich will eine zi-
ieren. In der „Berliner Morgenpost“ stand kürzlich ein
nterview mit dem Chef des Bundeskriminalamtes, Jörg
iercke, der sich zum Thema Terrorismus geäußert hat.
uf die Frage, wie groß die Terrorgefahr in Deutsch-
and sei, sagte er:

Die Gefährdung ist unverändert hoch. Wir haben
zwar keine konkreten Hinweise auf Anschläge.
Madrid, Casablanca, Djerba und Istanbul zeigen
aber, dass es weltweit autonome Zellen des islamis-
tischen Terrorismus gibt, die jederzeit zuschlagen
können.






(A) )



(B) )


Bernd Schmidbauer

Dem ist nichts hinzuzufügen. Das deckt sich mit all den
Stellungnahmen, die derzeit abgegeben werden.

Für den Fall, dass Sie noch eine Stimme aus dem in-
ternationalen Bereich brauchen, sage ich Ihnen, dass der
ehemalige Geheimdienstchef der Schweiz auf die Frage,
ob auch die Schweiz von Terrorismus bedroht sei, kürz-
lich antwortete:

Die Bedrohungslage hat sich seit dem Ende des
Kalten Krieges massiv verändert. Sie ist asymme-
trisch geworden. Organisierte Kriminalität, Korrup-
tion, Massenvernichtungsmittel, Informationsope-
rationen und islamistischer Terrorismus heißen die
heutigen Herausforderungen.

Diese Meldungen häufen sich und zeigen deutlich,
wie aktuell die Bedrohung heute ist. Wir tun gut daran,
in unseren Anstrengungen nicht nachzulassen.

In jüngster Zeit hat der Chef der Internationalen
Atomenergie-Behörde, IAEA, al-Baradei, in Sydney vor
einem möglichen Terroranschlag mit nuklearem Ma-
terial gewarnt und gesagt, dass die Verhinderung eines
möglichen Terroranschlags mit nuklearem Material zu
einem Wettlauf gegen die Zeit zu werden drohe. Es
müssten alle Anstrengungen unternommen werden, um
dem neuen Phänomen namens nuklearem Terrorismus
zu begegnen.

Im Übrigen darf ich erwähnen, dass dies überhaupt
nicht neu ist. Ich erinnere mich an die großen Debatten
in den 90er-Jahren, in denen eine andere Mehrheit die
Einsetzung eines Untersuchungsausschuss verlangte,
weil man meinte, der Nuklearterrorismus sei inszeniert
gewesen. Schon damals war von diesem vagabundieren-
den Material die Rede und wir alle hätten eigentlich se-
hen müssen, dass dies der Beginn einer neuen Bedro-
hung war. Das, was al-Baradei gesagt hat, ist also nicht
neu.

Wichtig ist auch – ich glaube, das haben all diejeni-
gen erkannt, die derzeit über Veränderungen des NVV
diskutieren –, zu wissen, wie aktuell diese Dinge gewor-
den sind. Der asiatisch-pazifische Wirtschaftsgipfel, der
Ende November in Chile tagt, wird als eines seiner
Schwerpunktthemen die Bekämpfung des Terrorismus
behandeln. Auch die BKA-Herbsttagung hat sich mit
diesen Dingen beschäftigt.

Der afghanische Präsident Karzai und der pakistani-
sche Staatschef Musharraf haben ein gemeinsames of-
fensives Vorgehen im Kampf gegen den Terrorismus an-
gekündigt. Das halte ich für sehr wichtig. Wir alle
konnten uns bei dem Besuch in Pakistan und Afghanis-
tan davon überzeugen, dass hier neue Ideen und Vor-
schläge auf den Weg gebracht werden, die eine ver-
stärkte internationale Zusammenarbeit zum Ziel haben.

Wir sehen also, dass das Thema internationaler Terro-
rismus ein wichtiges Thema ist. Leider nimmt die Be-
drohung zu und nicht ab. Andererseits – auch das sage
ich – erfüllen sich Gott sei Dank nicht alle an die Wand
gemalten Horrorszenarien, zum Beispiel Anschläge
während der US-Wahlen. Was hat die Presse dazu nicht
alles geschrieben! Es wurden auch Anschläge zum je-

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(C (D eiligen Jahrestag am 11. September prophezeit. Glückicherweise sind diese Befürchtungen nicht wahr geworen. Letztlich zeigt dies aber auch, dass wir viel zu enig wissen, dass viel spekuliert wird, dass wir mit uneren Partnern und Freunden noch nicht in Terrornetze ingedrungen sind und dass wir noch lange nicht eine eltweite, einwandfrei funktionierende Kooperation und oordination haben. Dies gilt es aber zu erreichen, wenn ir den Terrorismus bekämpfen, ihm die Stirn bieten nd ihm das Handwerk legen wollen. Ich sage allerdings auch, dass man keine Angst haben arf; denn die Angst geistert herum. Ein Zitat sollten all iejenigen beherzigen, die sich mit diesen Dingen bechäftigen: Furcht besiegt mehr Menschen als irgend twas anderes auf der Welt. Wir dürfen uns nicht inschüchtern lassen und keine Softoperationen durchühren. Wir müssen die politischen Maßnahmen so verndern, dass sie von einer möglichst großen Mehrheit etragen werden können. Das sage ich aus gutem Grund. ch bin sehr froh über das, was der Verteidigungsminiser eben erläutert hat. Lassen wir uns also durch Drohunen nicht vom richtigen Weg abbringen. In der Tat können wir einige positive Beispiele voreisen. Blicken wir zurück auf den Petersberg-Prozess. ir haben in Afghanistan hervorragende Möglichkeiten, ie Dinge voranzubringen. Die Präsidentenwahlen konnen ohne große Unruhen abgehalten werden. Unsere Solaten in Kabul, Kunduz oder Faizabad haben bei ihrem insatz in Afghanistan zusammen mit der ISAF eine ichtige Funktion übernommen. Das hat dazu geführt, ass wir respektiert und gebraucht werden und die Buneswehr dort eine ganz entscheidende Rolle spielt. Dies st nicht verbesserbar. Ich stimme dem Verteidigungsminister aber darin zu, ass Headquarters zusammengelegt werden müssen. Es uss zu einer besseren Koordination kommen, sodass icht an jeder Ecke ein anderer Soldat aus einer selbsttändigen Operation im Einsatz ist; dies muss vielmehr esentlich besser abgestimmt werden. Unser Respekt und unsere Hochachtung gelten all de en, die dort eingesetzt sind: unseren Soldaten, Polizisen und zivilen Helfern. Man muss wissen – die eingeetzten Kräfte wissen das auch –, dass dies keine ngefährlichen Einsätze sind. Ich will an die Bundesreierung und den Verteidigungsminister appellieren: Tun ie alles, was in Ihren Kräften steht, um eine maximale icherheit zu erreichen! Tun Sie alles, damit unsere Solaten für diese Einsätze entsprechend ausgestattet sind! nsere Bundeswehr hat einen Anspruch auf die bestögliche Ausrüstung für diese Einsätze. Das Bundeskabinett hat am 27. Oktober für eine Ver ängerung des Einsatzes im Rahmen der Operation nduring Freedom gestimmt. Die zuständigen Auschüsse haben dieser Verlängerung einstimmig zugetimmt. Ich denke, dass es wichtig ist, dass sich das Parament mit einer breiten Mehrheit für die Verlängerung es Einsatzes um weitere zwölf Monate ausspricht. Bei nseren Gesprächen mit den Soldaten vor Ort hat sich eutlich gezeigt, dass diese das Geschehen im Parlament aarscharf beobachten. Täuschen wir uns nicht: Hier Bernd Schmidbauer wird genau gefragt, welche Mehrheit es im Parlament gibt, wie die Unterstützung des Parlaments aussieht und wie weit der Einsatz durch Beschlüsse des Parlaments gedeckt ist. Deshalb ist meine herzliche Bitte, dass sich das Parlament mit einer sehr großen Mehrheit dafür ausspricht. Dies ist ein wichtiges Signal und ein klares Zeichen dafür, dass sich Deutschland auch weiterhin aktiv an der Bekämpfung des internationalen Terrorismus beteiligt. Das war nicht immer so. Ich erinnere mich an das Jahr 2001, als die Regierungskoalition fast an der Frage zerbrochen wäre, ob sie eine eigene Mehrheit für diesen Einsatz zustande bringt. Die Zeiten haben sich geändert. (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Die zerbricht jetzt an sich selber!)





(A) )


(B) )


Heute sind wir insgesamt weiter und es muss nicht zur
Vertrauensfrage kommen. Ich sage das nur, um zu zei-
gen, wie wichtig diese Veränderungen für uns alle sind
und wie wichtig die Diskussionen waren, die dazu ge-
führt haben, dass wir heute eine breite Basis für die Ope-
ration Enduring Freedom haben und uns nicht darüber
streiten müssen. Wir erkennen vielmehr, dass das sehr
wichtig ist. Wir sehen auch, dass nicht nur militärische
Einsätze wichtig sind, sondern dass auch zivile, politi-
sche, entwicklungspolitische und polizeiliche Mittel im
Rahmen eines Gesamtkonzeptes erforderlich sind. Dazu
gehören auch – wir sind gut beraten, diese fortzuführen –
die PRTs, die Provincial Reconstruction Teams, in Af-
ghanistan, die eine hervorragende Arbeit leisten, neue
Wege gehen


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD] und des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


und nicht nur den militärischen Teil, sondern auch den
zivilen Teil betonen. Dadurch produzieren wir Sicherheit
in der Fläche, leisten einen Beitrag zum Aufbau und
stärken die Zentralregierung.

Entscheidend ist, dass wir uns nicht nur auf die eine
Region konzentrieren, sondern den Terrorismus vom
Maghreb-Gürtel über die arabische Halbinsel bis nach
Asien bekämpfen. Wir müssen erkennen, dass es nicht
nur einzelne Mosaiksteine gibt, um die wir uns kümmern
müssen, sondern dass wir den Terrorismus insgesamt be-
kämpfen müssen.

Halten wir fest: Enduring Freedom ist nicht die Ant-
wort auf den internationalen Terrorismus, sondern eine
Antwort auf den internationalen Terrorismus. Enduring
Freedom ist ein kleiner, aber unverzichtbarer Baustein
im Kampf gegen den Terror und zeigt, dass die interna-
tionale Staatengemeinschaft, dass die Vereinten Natio-
nen durchaus in der Lage sind, zu kooperieren und zu
handeln, auch wenn in diesem Zusammenhang noch vie-
les verbessert werden kann und muss. Enduring Free-
dom zeigt auch, dass die NATO ein wichtiges Instrument
der Terrorbekämpfung ist.

Ich möchte erwähnen und begrüße es sehr, dass die
Vereinten Nationen ihre Zusammenarbeit im Kampf ge-

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(C (D en den Terrorismus vertiefen wollen und der europäiche Antiterrorbeauftragte de Vries und der Direktor des N-Ausschusses für Terrorismusbekämpfung Javier uperez in Brüssel dies gemeinsam anpacken. Auch dies t ein neues Signal. Nicht nur einzelne Institutionen kämpen gegen den Terrorismus, sondern wesentlich mehr. Ich komme zum Schluss. Oft habe ich die Frage ge ört, ob dieser Einsatz wirklich etwas bringt. Er hat in den tzten Jahren eine Unmenge Geld, insgesamt, wenn ich as richtig sehe – Herr Kollege Schmidt, Sie werden das icher bestätigen –, 800 Millionen Euro, gekostet. Es wäre inmal zu hinterfragen, wie diese finanziellen Mittel im ahmen von Enduring Freedom optimal eingesetzt weren können. Lassen Sie mich zum Schluss sagen: Wir müssen alles un, um dem Terror den Nährboden und seine Basis zu ntziehen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513900400

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Schluss kommen.


Bernd Schmidbauer (CDU):
Rede ID: ID1513900500

Am Schluss war ich gerade. – Wir müssen den Men-

chen klar machen, dass wir durch das Bekämpfen und
as Ausschalten von Terrorismus in ihrer Heimat unsere
eimat schützen.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513900600

Ich erteile das Wort Kollegin Marianne Tritz, Fraktion

es Bündnisses 90/Die Grünen.


Marianne Tritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513900700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

aben in der Vergangenheit hier und in der Gesellschaft
eftig darüber gestritten, mit welchen Methoden man
em internationalen Terrorismus den Kampf ansagen
oll. Diese Diskussion war nötig geworden, weil wir
ach dem 11. September 2001 das erste Mal in der Situa-
ion waren, dass ein Land, nämlich unser Bündnispartner
ie Vereinigten Staaten von Amerika, im eigenen Land
pfer eines kriegerischen Angriffs geworden ist, eines
ngriffs, der nicht von einem anderen Land, sondern
on fanatischen Terroristen ausging.
Wir alle waren uns schnell einig, dass die Eindäm-
ung des internationalen Terrorismus in erster Linie ein
olitischer Kampf sein muss, dass wir nur mit politi-
chen, wirtschaftlichen, polizeilichen und gesetzgeberi-
chen Maßnahmen die Bedrohungen, die sich gegen die
nternationale Gemeinschaft richten, eindämmen kön-
en.






(A) )



(B) )


Marianne Tritz

Diese Bundesregierung hat immer einen breiten und

tief gehenden Ansatz bei der Bekämpfung des internatio-
nalen Terrorismus verfolgt, dessen Zentrum, der grau-
same Dschihad-Terrorismus, im Nahen und Mittleren
Osten liegt. Es ist ein Terrorismus, der der westlichen
Welt den Krieg erklärt hat, der die westliche Welt in ei-
nen Krieg der Kulturen verwickeln will, in einen Krieg
des Westens gegen den Islam.

Die Krise des Nahen und Mittleren Ostens ist eine
Modernisierungskrise der islamisch-arabischen Welt und
einer totalitären Ideologie. Es ist eine fanatische Ideolo-
gie, die sich nicht nur gegen die westliche Welt, ihre
Werte und ihre Zivilgesellschaften richtet, sondern auch
Reformen in der arabischen, der muslimischen Welt ver-
hindern will. Deswegen müssen wir diesen Ländern und
ihren Gesellschaften ein ernstes Angebot zur Koopera-
tion machen, wie wir es mit dem Konzept „Wider
Middle East“ getan haben.

Die Bundesregierung hat bewiesen, dass sie im
Kampf gegen den internationalen Terrorismus in erster
Linie dem Primat der Politik folgt. So hat sie wichtige
Beiträge zur Terrorismusbekämpfung auf den multilate-
ralen Ebenen von UN, OSZE, NATO und G 8 geleistet.
Deutschland hat den Polizeiapparat in Afghanistan auf-
gebaut. Es hat geholfen, wichtige Teile der Petersberger
Beschlüsse umzusetzen, und sich federführend mit ISAF
in Kabul und Kunduz engagiert, um mit sichtbaren
wirtschaftlichen Aufbauleistungen eine Perspektive
für das afghanische Volk aufzuzeigen. Und wir sind der
größte Geber in Afghanistan.

Obwohl wir die politischen Lösungen in den Vorder-
grund stellen, bleibt doch der Einsatz militärischer Mit-
tel derzeit ein unverzichtbarer Bestandteil im Kampf ge-
gen den internationalen Terrorismus. Durch die Präsenz
in Afghanistan konnte der geregelte Ablauf der Präsi-
dentschaftswahlen gewährleistet werden. Die Menschen
haben sich getraut, sich registrieren zu lassen, und der
Aufbau staatlicher Institutionen schreitet voran. Das al-
les lässt hoffen.

Die Bundesrepublik Deutschland hat sich mit einem
leistungsfähigen Kontingent in die multinationale Ope-
ration Enduring Freedom eingebracht. Hierfür sowie für
die Beteiligung an ISAF genießt Deutschland hohe An-
erkennung in der Welt. Diese Anerkennung gilt ganz be-
sonders den Peacekeeping-Fähigkeiten der Bundeswehr.

Im Zuge von Enduring Freedom hat die deutsche Ma-
rine einen stabilisierenden Einfluss am Horn von Afrika
und natürlich auch im Mittelmeer ausgeübt. Die See-
streitkräfte haben wichtige Handelswege gegen Piraterie
und Waffenschmuggel abgesichert. In keinem Fall ist es
dabei zu militärischen Auseinandersetzungen gekom-
men, sondern die Soldaten haben immer in Kooperation
mit den Schiffsführern und den entsprechenden Eignern
gehandelt.

Aber der Kampf gegen den internationalen Terroris-
mus ist noch lange nicht gewonnen. Der furchtbare An-
schlag von Madrid im März dieses Jahres ist uns allen
noch in Erinnerung. Wie grausam Terrorismus ist, wenn er
sich gegen die Zivilgesellschaft richtet, haben wir voller

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(C (D ntsetzen durch die Morde an den Kindern von Beslan erahren. Die Bedrohung durch al-Qaida und andere Terorgruppen ist nach wie vor real vorhanden. Kein ensch kann sagen, wie lange dieser Kampf noch daurn wird und ob er je zu Ende geht. Unsere Befürchtungen von damals, wir könnten über ie Beteiligung an Enduring Freedom in ein Kriegsabeneuer mit unkalkulierbaren Folgen geraten, haben sich icht bewahrheitet. Die deutsche Unterstützung war jeerzeit ausgewogen, verhältnismäßig und wurde im miitärischen Bereich sehr zurückhaltend ausgeschöpft. as wird auch so bleiben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen hält die
ortsetzung der deutschen Beteiligung an Enduring
reedom für notwendig und verantwortbar. Der Umfang
on 3 100 Soldaten ermöglicht ein schnelles und flexi-
les Handeln. Da derzeit nur 500 Soldaten im Einsatz
ind und damit die Obergrenzen nicht ausgeschöpft sind,
andelt es sich eher um ein „Bereitstellungsmandat“ als
m ein Einsatzmandat.
Ich möchte noch etwas zum Irak anmerken. Wir ha-

en den Irakkrieg abgelehnt. Dabei bleibt es auch.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

ir haben uns nicht am Irakkrieg beteiligt und werden
ies auch in Zukunft nicht tun, egal in welcher Konstel-
ation. Das war in den letzten Tagen immer wieder Ge-
enstand der Debatte. Rot-Grün ist ein Garant dafür,
ass es unter dieser Bundesregierung keine Beteiligung
m Irakkrieg gibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


err Schäuble kann tausendmal fordern – ich zitiere
erne aus den Protokollen –, dass wir uns im Falle eines
N-Mandats nicht verweigern könnten. Wir haben dies
ber getan und werden es auch weiterhin tun. Das ist der
nterschied: Mit uns gibt es keine Kriegsbeteiligung;
nter der CDU/CSU mit Wolfgang Schäuble würden
oldaten in den Irakkrieg geschickt werden.
Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513900800

Ich erteile Kollegen Rainer Stinner, FDP-Fraktion,

as Wort.


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1513900900

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Wir begehen heute ein Jubiläum – von Feiern
öchte ich in diesem Zusammenhang nicht sprechen –;
enn heute entscheiden wir gemeinsam zum 40. Mal
ber den Einsatz deutscher Soldaten im Ausland. Auch
enn wir das schon so oft getan haben, glaube ich, dass






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Stinner

diese Entscheidung im Deutschen Bundestag niemals zu
einer reinen Routine werden darf.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wir müssen uns auch heute zum 40. Mal folgende

Fragen stellen: Dient der Einsatz der Sicherheit und den
Interessen unseres Landes? Ist das Mandat, das wir den
Soldaten erteilen, durchführbar? Statten wir sie mit den
notwendigen Mitteln aus, um ihr Mandat zu erfüllen?
Begrenzen wir das Mandat auf das wirklich Notwendige
zur Erfüllung der gemeinsamen Aufgaben?

Wir als FDP haben uns diese Fragen auch zum
40. Mal so deutlich gestellt. Ich darf Ihnen mitteilen,
dass wir nach langer Diskussion übereingekommen sind,
diesem Mandat mit großer Mehrheit zuzustimmen. Das
tun wir aber nicht ohne Bedenken. Wir stimmen zu, weil
wir uns sicher sind und zum Ausdruck bringen wollen,
dass der Kampf gegen den Terrorismus noch nicht ge-
wonnen ist, dass wir Deutsche auch eigene Sicherheits-
interessen haben und durch diesen Kampf bedroht sind.
Wir wollen damit ferner deutlich machen, dass wir unse-
ren Beitrag zu dem Kampf gegen den Terrorismus leis-
ten wollen.

Die Entscheidung ist uns aber nicht leicht gefallen. Wir
stellen hier die Frage nach der Effektivität und Effizienz.
Effektivität heißt, die richtigen Dinge zu tun. Das macht
die Bundesregierung. Deshalb stimmen wir ihrem An-
trag zu.


(Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Aber nur in diesem Fall!)


Effizienz heißt, die Dinge, die man tut, richtig zu tun.
Hierbei bleiben, wie so häufig beim Handeln dieser Bun-
desregierung, auch weiterhin Fragen offen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU])


Sie wollen sich heute ein Vorratsmandat geben lassen.
Frau Kollegin Tritz, Sie haben einen verdächtigen neuen
Begriff eingeführt, nämlich „Bereitstellungsmandat“.
Diesen Begriff habe ich bisher noch nie gehört. Der
Parlamentsvorbehalt bezieht sich jedenfalls nicht da-
rauf, Bereitstellungsmandate zu verabschieden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir nennen das nicht Bereitstellungsmandat; viel-
mehr meinen wir, dass Sie sich ein Vorratsmandat geben
lassen wollen. Auch das entspricht nicht dem Parla-
mentsvorbehalt. Derzeit sind 500 Soldaten im Einsatz;
aber das von Ihnen geforderte Mandat bezieht sich auf
3 100 Soldaten. Das ist das Sechsfache und widerspricht
sämtlichen Planungsreserven. Es ist nicht damit zu er-
klären, dass es um die Handlungsfähigkeit der Bundesre-
gierung geht.


(Beifall bei der FDP)

Es handelt sich vielmehr um einen Vorratsbeschluss. Wir
fragen uns in diesem Zusammenhang: Entspricht das
noch unserem Konzept der Parlamentsarmee? Nach un-
serer Auffassung bedeutet das Konzept einer Parla-

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(C (D entsarmee, dass wir, das Parlament, eine enge Konrolle über den jeweiligen Einsatz haben. Da solche eschlussanträge hier im Plenum leider keine Ändeungsanträge zulassen, können wir nur zustimmen oder blehnen. Wir hätten uns aber gewünscht, dass sich die undesregierung, wenn sie denn ein breites Mandat haen möchte, vorher mit uns in den Ausschüssen ausführicher abgestimmt hätte, als zwei Tage vor der entscheienden Abstimmung die Vorlage im Ausschuss inzubringen. Wir sind sehr erstaunt, dass die Koalitionsfraktionen iese Fragen nicht ähnlich dringlich stellen wie wir. Sie aben schließlich gemeinsam mit uns, den Oppositionsraktionen, Verantwortung für den Einsatz der Bundesehr. (Beifall bei der FDP – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie kennen doch gar nicht unsere internen Diskussionen!)


Lieber Herr Nachtwei, insbesondere die Grünen sind
ier einen langen Weg gegangen, von Abschaffern der
undeswehr zu unkritischen Durchwinkern von Aus-
andseinsätzen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Quatsch!)


in langer Lauf zu einer neuen Identität Ihrer Partei!
Wir wollen gar nicht bestreiten, dass es einen natürli-

hen Konflikt zwischen den Interessen der Regierung an
andlungsfähigkeit und möglichst ungestörtem Handeln
es ist völlig klar, dass wir, wenn wir in der Regierung
ären, ähnliche Interessen hätten – und den Interessen
n einem Parlamentsbeteiligungsgesetz gibt. Wir brau-
hen aber nach wie vor dringend ein solches Gesetz und
aben dazu einen praktikablen Vorschlag vorgelegt. Ich
edauere deshalb sehr, dass dieses Thema in dieser Wo-
he auf Ihren Wunsch hin abgesetzt worden ist. Ich for-
ere Sie auf, einem entsprechenden Gesetzentwurf end-
ich zuzustimmen. Dann bräuchten Sie sich in Zukunft
edenfalls nicht mehr einen sechsfachen Vorratsbe-
chluss geben zu lassen.


(Zuruf von der SPD: Wir haben einen viel besseren Vorschlag!)


Wenn wir trotz unserer Vorbehalte Ihrem Antrag zu-
timmen, dann hat das zwei Gründe. Der erste Grund ist:
ir wollen sehr deutlich machen, dass Deutschland ei-
en fairen Beitrag zum gemeinsamen Kampf gegen den
nternationalen Terrorismus leistet. Dazu stehen wir, die
DP. Der zweite Grund ist – wenn ich das sage, fällt mir
ls Oppositionspolitiker kein Zacken aus der Krone –:
ir erkennen an, dass die Bundesregierung – jedenfalls
isher – mit dem Mandat sehr verantwortungsvoll umge-
angen ist. Herr Weisskirchen, hier sind wir völlig offen
nd stimmen Ihnen zu.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wenn wir heute zustimmen, geben wir der Bundesre-

ierung einen Vertrauensvorschuss. Das ist bei dieser
undesregierung natürlich alles andere als einfach.






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Stinner


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: In diesem Fall aber begründet!)

Wir erwarten aber, dass wir in den Ausschüssen noch
mehr als bisher in die Lage versetzt werden, die jeweili-
gen Einsätze zu verfolgen. Ich sage Ihnen ganz deutlich:
So etwas, was beim Kosovoeinsatz geschehen ist, darf
nicht noch einmal vorkommen. Wir erwarten Offenheit,
Klarheit und wahrheitsgemäße Informationen. Beim Ko-
sovoeinsatz haben Sie uns, das Parlament, drei Monate
lang an der Nase herumgeführt. Wir verbinden unseren
Vertrauensvorschuss mit der Erwartung, dass so etwas in
Zukunft nicht mehr vorkommt.


(Beifall bei der FDP)

Ich komme zum Schluss. Wir verknüpfen unsere Zu-

stimmung – die haben wir uns nicht leicht gemacht, aber
wir stehen zu ihr – mit der Erwartung, dass es ein Parla-
mentsbeteiligungsgesetz gibt – wir haben, wie gesagt, ei-
nen entsprechenden Antrag eingebracht –, das uns in Zu-
kunft solche Zumutungen wie heute erspart, einen
Vorratsbeschluss, ein Bereitstellungsmandat, wie es die
Frau Kollegin Tritz genannt hat, zu akzeptieren.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513901000

Ich erteile das Wort Kollegen Gert Weisskirchen,

SPD-Fraktion.


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1513901100

Herr Präsident! Lieber Kollege Stinner, es tut mir

Leid – wir kennen uns ja lange genug –, aber das war
eine wirklich unangemessene Rede


(Zurufe von der FDP: Was?)

zu einem Problem, das Sie im Grunde verdunkelt haben.
Es geht doch darum, dass Enduring Freedom der Rah-
men für ein Mandat ist, den Menschen in Afghanistan
– das war das auslösende Moment –, die in einer ganz
schwierigen Situation leben, in einem Land, das von Ter-
roristen regelrecht erobert worden war, eine Chance zu
geben, ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. So
soll endlich eine Entwicklung eingeleitet werden, die
den Menschen in Afghanistan die historische Erfahrung
überwinden hilft, dass sie herumgestoßen worden sind
und dass ihr Schicksal von außen bestimmt wurde, und
zwar von Leuten, die versucht haben, Afghanistan zum
Spielball ihrer Machtinteressen zu machen. Aber Sie re-
den hier nur über Vorratsbeschlüsse. Hier geht es nicht
um einen Vorratsbeschluss, sondern darum, dass die
Menschen in Afghanistan Freiheit bekommen, damit sie
selbst handeln, ihr eigenes Schicksal in die Hand neh-
men und ihre Form von Demokratie entwickeln können.
Nur darum geht es, lieber Herr Kollege Stinner.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der FDP – Dr. Rainer Stinner [FDP]: Bereitstellungsmandat!)


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(C (D Das, was vor drei Jahren notwendig gewesen ist, leibt notwendig. Die Menschen in dieser Region brauhen ein gewisses Maß an Sicherheit, damit sie überaupt selbst handeln können. Deswegen ist Enduring reedom so wichtig. Der Rahmen von 3 100 Bundesehrsoldaten wird von der Bundesregierung noch nicht inmal ausgeschöpft; vielmehr werden die vorhandenen öglichkeiten maßvoll, zurückhaltend und verantwor ungsbewusst eingesetzt. Darum geht es und deswegen timmen wir heute dem Antrag der Bundesregierung zu, ieber Kollege Stinner. Kollege Weisskirchen, gestatten Sie eine Zwischen rage des Kollegen Nolting? Bitte schön. Herr Kollege, können Sie sich daran erinnern, dass er Herr Bundeskanzler die Vertrauensfrage stellen usste, um zu einer Mehrheit zu kommen, weil die rotrüne Koalition zunächst nicht bereit war, diese Mehreit zu stellen? Ich kann mich daran sehr gut erinnern; schließlich abe ich auch in diesem Saal und in der Fraktion für iese Mehrheit gekämpft. Wir haben sie bekommen, eil die Vernunft für Enduring Freedom gesprochen hat. ieses Anliegen haben wir durchgekämpft und das war, ie Sie sich gut erinnern können, gar nicht so einfach. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Günther Friedrich Nolting [FDP]: Und deswegen die Vertrauensfrage?)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513901200
Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1513901300
Günther Friedrich Nolting (FDP):
Rede ID: ID1513901400
Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1513901500

Die Gefahr des Terrorismus ist keineswegs gebannt;
eswegen brauchen wir eine Verlängerung von Enduring
reedom.


(Dirk Niebel [FDP]: Es ist halt Karneval!)

Lieber Kollege Niebel, es mag sein, dass Sie seit dem
1. November in Karnevalsstimmung sind. Aber hier
eht es um einen sehr verantwortungsvollen Beschluss,
em die Mehrheit des Deutschen Bundestages – hoffent-
ich auch Sie – zustimmen wird. Ich bitte Sie herzlich, zu
berlegen,


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie sollten sich Ihre Rede überlegen!)


evor Sie Zwischenrufe machen.
Jetzt möchten Sie eine Zwischenfrage stellen?


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513901600

Gestatten Sie diese Zwischenfrage?






(A) )



(B) )



Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1513901700

Ja.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513901800

Bitte schön, Herr Niebel.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1513901900

Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Kollege

Weisskirchen, wenn es sich hier nicht um einen Vorrats-
oder, wie die Kollegin von den Grünen sagte, Bereitstel-
lungsbeschluss handelt, können Sie mir dann erklären,
aus welchem Grund die Bundesregierung einen Be-
schluss benötigt, der – derzeit sind gut 500 Soldaten im
Einsatz – die Entsendung von 3 100 Soldaten möglich
macht? Und warum soll die Bundesregierung bei räum-
lich begrenzter Tätigkeit der Bundeswehr aufgrund eines
Vorratsbeschlusses Soldaten in die halbe Welt entsenden
dürfen?


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1513902000

Lieber Kollege Niebel, ich bitte Sie herzlich darum,

den Antrag zu lesen, den die Bundesregierung hier ein-
gebracht hat. Wenn Sie es bisher nicht getan haben, dann
können Sie es jetzt noch nachholen. In diesem Antrag
steht alles Wort für Wort. Er enthält eine klare und ein-
deutige Begründung dafür, dass Enduring Freedom not-
wendig ist. Dort werden alle Ihre Fragen beantwortet.
Darum bitte ich Sie noch einmal, ihn zu lesen.


(Lachen bei Abgeordneten der FDP)

Der entscheidende Punkt ist, dass der Terrorismus in

der Tat nicht besiegt ist. Wenn Sie sich etwa das an-
schauen, was Ayman al-Zawahiri in seinem jüngsten
Buch, das kurz nach dem 11. September erschienen ist,
dazu geschrieben hat, dann werden Sie genau erkennen,
um welche Strategie es geht. Er hat versucht – genau das
will al-Qaida –, gegen den inneren Feind zu mobilisie-
ren. Das heißt: Die Straße in den arabischen Ländern
sollte durch die schrecklichen Anschläge in New York
und in Washington aufgestachelt werden. Das ist nicht
gelungen. Insofern ist die erste strategische Überlegung
des Terrorismus nicht von Erfolg gekrönt gewesen.

Die zweite Überlegung, die al-Qaida und andere zu
entwickeln versucht haben, sieht vor, die Länder des
Westens in einen inneren Kampf, in einen politischen
Kampf gegeneinander, zu verwickeln. Es ist deshalb
wichtig, Folgendes deutlich zu machen: An Enduring
Freedom sind nicht nur die 22 Mitgliedstaaten der
NATO beteiligt, sondern 54 Nationen. Wir brauchen
Enduring Freedom also als ein Instrument der Zusam-
menarbeit, um dem Terrorismus – jedenfalls militä-
risch – das Rückgrat zu brechen. Das ist leider notwen-
dig.

Enduring Freedom darf aber nicht das einzige Instru-
ment sein. Der Unterschied beispielsweise zwischen der
Administration von George W. Bush und uns ist an die-
sem Punkt ganz augenfällig. Wir versuchen, Enduring
Freedom als ein Instrument einzusetzen mit dem Ziel,
dass zivile Prozesse in Afghanistan vorankommen. Das
ist der klare und eindeutige Unterschied. Aus unserer ei-

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(C (D enen Logik heraus würden wir dem Einsatz niemals zutimmen – wir können es auch nicht –, den beispielseise die USA und andere von uns im Irak verlangen. Deshalb werden wir mit Enduring Freedom weiter nser Ziel verfolgen, zivile Prozesse in den Ländern, die om Terrorismus befallen sind, so zu unterstützen und u verstärken, dass diese Länder ihren eigenen Weg in ine selbstbestimmte Demokratie gehen können. Die ahl in Afghanistan hat es deutlich gezeigt. Herr arzai ist mit 55 Prozent der Stimmen zum Präsidenten fghanistans gewählt worden. Dieser Prozess hat den eg dafür geöffnet, dass im Frühjahr des kommenden ahres ein Parlament gewählt werden kann, das die Gechicke des Landes in die eigene Hand nimmt. Wir brauchen Enduring Freedom, damit zivile Pro esse vorankommen können und die Menschen in Afhanistan und anderswo in der Region ihre Freiheit elbstbestimmt erlangen. Deswegen wird die SPD-Bunestagsfraktion dem Antrag der Bundesregierung eintimmig zustimmen. Lieber Kollege Dr. Struck, dieser Beschluss wird eutlich machen, so hoffen wir, dass die gesamte Bunesrepublik Deutschland hinter den Soldaten steht, die in schwieriges Amt übernommen haben und einen chwierigen Job tun. Sie tun es vorbildlich und machen lar, dass wir wollen, dass sich zivile Prozesse gegenber dem terroristischen Anschlag durchsetzen, mit dem l-Qaida vor drei Jahren versucht hat, uns auseinander u bringen. Das ist nicht gelungen. Die Bundeswehr orgt dafür, dass der Weg der Freiheit für eine schwierige egion geöffnet wird. Afghanistan hat den ersten Schritt eine vernünftige Richtung getan. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513902100

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich dem
ollegen Stinner, FDP-Fraktion.


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1513902200

Lieber Herr Kollege Weisskirchen, nachdem Sie mich

o freundlich bedacht haben, möchte ich doch die Gele-
enheit nutzen, darauf kurz zu antworten. Ich verkneife
ir, Ihre Rede zu qualifizieren; das verbietet nämlich die
öflichkeit einem Kollegen gegenüber.


(Beifall bei der FDP)

Herr Kollege Weisskirchen, es ist Ihnen offensichtlich

ntellektuell nicht möglich gewesen, den Inhalt meiner
ede aufzunehmen.


(Zurufe von der SPD: Na, na, na!)

ch habe nicht bezweifelt, dass wir uns im Kampf einset-
en müssen und dass Bedrohungslagen bestehen. Uns
ing es ausschließlich um die Diskrepanz zwischen dem
orratsbeschluss – Ihre Koalitionskollegin Tritz hat von
ereitstellungsmandat gesprochen; das war ein verräteri-
cher Ausdruck – und dem aktuellen Bedarf. Herr






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Stinner

Weisskirchen, ist es Ihr Konzept, dass wir hier in Zu-
kunft Bereitstellungsmandate verabschieden? Das war
der Punkt, den wir angesprochen haben. Es ging nicht
um die grundsätzliche Argumentation, die Sie hier ange-
führt haben. Ich bitte Sie, das zur Kenntnis zu nehmen,
und ich hoffe, dass Sie auch in der Lage sind, das zur
Kenntnis zu nehmen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513902300

Kollege Weisskirchen, Sie haben das Wort zur Erwi-

derung.

Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1513902400

Unabhängig davon, welches Gesetz wir dazu in der

nächsten Sitzungswoche beschließen werden, werden
wir jedes einzelne Mandat sehr sorgfältig prüfen. Hier
wird es keine Vorratsbeschlüsse geben,


(Zuruf von der FDP: Was ist denn das?)

sondern hier wird jedes einzelne Mandat im Detail ge-
prüft werden.

Lieber Kollege Stinner, Sie sind Mitglied des Aus-
wärtigen Ausschusses. Sie wissen seit mindestens zwei
Wochen, dass dieser Antrag in der Substanz so gestellt
wird. Nicht ein Komma, nicht ein Wort, nicht ein Satz ist
seither geändert worden. Sie haben sich mit diesem Ein-
setzungsbeschluss sehr vertraut machen können. Dabei
bleibt es. Diese Koalition wird in der Substanz von Man-
datserteilungen keinerlei Änderungen vornehmen. Sie
werden das in diesem Hause noch erkennen und erleben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513902500

Ich erteile dem Kollegen Christian Schmidt, CDU/

CSU-Fraktion, das Wort.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1513902600

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Bevor wir jetzt in den weiteren professoralen Disput ein-
treten, möchte ich zunächst einmal allen Soldaten der
Bundeswehr, die im Rahmen von Enduring Freedom ih-
ren Dienst tun – ich hoffe und denke, dass ich das für das
ganze Haus tun kann –, unseren Dank und unsere Aner-
kennung übermitteln und aussprechen. Ich bin sicher,
dass der Verteidigungsminister und der hier anwesende
Generalinspekteur das den Soldaten in geeigneter Form
zur Kenntnis bringen werden. Wir gehen hier nicht routi-
nemäßig vor, sondern sind uns der vollen Verantwor-
tung, wie Kollege Stinner schon gesagt hat, für das be-
wusst, was wir hier zum 40. Mal beschließen. Wir
fordern nämlich einen Einsatz, der eine Gefährdung von
Leib und Leben der Soldaten beinhalten kann, zugleich
aber auch uns allen Schutz gibt. Dafür bedanken wir uns
alle herzlich.


(Beifall im ganzen Hause)


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(C (D Den intellektuellen Disput, den Sie, Herr Kollege tinner, eröffnet haben, will ich nicht weiter fortführen. ber natürlich drängt sich mir wie Ihnen sicherlich auch ie Frage auf, welche Rolle die Vernunft, von der Herr eisskirchen sagte, sie sei da, im Denken von Rot-Grün pielt. Wenn sie nämlich erst durch Vertrauensfragen ans icht geholt werden muss, kann es mit ihr ja nicht ganz o weit her sein. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Losentscheid!)


Dem Kollegen Nachtwei, der in einem Zwischenruf
eäußert hatte, wir würden die internen Diskussionen
er Grünen nicht ausreichend berücksichtigen, möchte
ch sagen: Angesichts der in der Tat beachtlich ge-
chmeidigen grünen Politik habe ich kein großes Inte-
esse daran, interne Diskussionen der Grünen nachzu-
ollziehen. Ich stelle nur fest, dass manches, was mit
iesem Thema zusammenhängt, sehr viel tiefer gehend
iskutiert werden müsste, als es derzeit der Fall ist. Ver-
äterisch ist ja vor allem, dass viel häufiger über den
rak als über Afghanistan gesprochen wurde. Das zeigt
a, was eigentlich dahinter steckt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ielleicht geht es in den internen Diskussion ja darum,
ass man mit der Bereitstellung von sogar
900 Soldaten für Enduring Freedom, wie es ursprüng-
ich im Antrag vorgesehen war, verhindern möchte, dass
emand auf die Idee kommt, eine Beteiligung im Irak zu
ordern.
Kollegin Tritz – ich weiß nicht, wo sie sich gerade be-

indet –

(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich sage es ihr weiter!)


at sich bemüßigt gefühlt, den Kollegen Schäuble zu zi-
ieren. Ich könnte andersherum natürlich in dem Zusam-
enhang den Verteidigungsminister Struck zitieren. Ei-
es ist ja klar: Wenn man die Antiterrorkoalition im
ahmen der Operation Enduring Freedom begrüßt, sie
ür richtig und dringend notwendig hält und sich bewusst
st, dass wir alleine nichts bewegen können und unsere
icherheit immer nur multilateral sicherzustellen ist,
uss man sich schon sehr genau überlegen, wie man
ich bei anderen Maßnahmen der NATO verhält. Man
ann nicht eifrig und stolz deutsche Soldaten in die inte-
rierten Stäbe der NATO schicken und zugleich sagen,
ei bestimmten Aktionen möchte man von vornherein
ußen vor gelassen werden. Wenn man so vorgeht, wird
as dazu führen, dass wir irgendwann weder bei politi-
chen Entscheidungen noch bei konkreten Operationen
abei sein werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Das soll heißen, damit es kein Vertun gibt: Kein
ensch hat die Intention, uns gegeneinander auszuspie-

en nach dem Motto: Mit uns geht es in den Irak, mit den
nderen nicht. Darum geht es doch überhaupt nicht.


(Rainer Arnold [SPD]: Worum dann?)







(A) )



(B) )


Christian Schmidt (Fürth)


Es geht darum, dass die NATO eine Ausbildungsmission
für die irakische Polizei und Armee übernehmen soll.
Zunächst einmal sollte sich jeder anhören, welche For-
derungen der NATO-Generalsekretär in diesem Zusam-
menhang an uns richtet. Es geht also darum, nicht jeden,
der eine Uniform anhat und international tätig ist, davon
abhalten zu wollen, sich an gemeinsamen, UN-sanktio-
nierten und auf NATO-Ebene beschlossenen, allgemein
als friedensfördernd und gut bezeichneten Aktionen zu
beteiligen. Wenn ideologische Ressentiments dazu füh-
ren, dass man solche Überlegungen in den Vordergrund
rückt, wird man politik- und handlungsunfähig. Aber ich
habe natürlich Verständnis dafür, dass eine vernünftige
Sicht auf die Dinge zunächst einmal Nachbohren erfor-
dert, vorausgesetzt, es ist überhaupt Vernunft vorhanden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wenn man, wie der Verteidigungsminister in seiner

Einbringungsrede, um eine möglichst breite Unterstüt-
zung im Hause wirbt, muss man schon sagen – –


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513902700

Kollege Schmidt, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Arnold?


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1513902800

Bitte sehr.


Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1513902900

Herr Kollege Schmidt, um hier wirklich Klarheit zu

bekommen: Können Sie mir sagen, ob Sie der Auffas-
sung sind, dass wir dem Drängen des NATO-Generalse-
kretärs nachgeben und deutsche Soldaten zusammen mit
NATO-Kollegen zur Ausbildung von irakischen Solda-
ten in den Irak entsenden sollten, oder ob wir nicht viel-
mehr unseren Beitrag besser dadurch leisten, dass wir
irakische Soldaten und Polizisten außerhalb des Iraks
ausbilden?


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Schwachsinn!)


Bei solchen Forderungen sollten wir schon präzise blei-
ben.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1513903000

Wenn die Ausbildung von Soldaten und Polizisten

sinnvoll in anderen Ländern erfolgen kann, kann man
das durchaus tun. Wenn allerdings eine gemeinsame Ak-
tion mit Offizieren der Bundeswehr, der Briten, der
Franzosen, der Polen und anderer einen kleinen Stab in
Bagdad erfordern würde, dann kann ich nicht verstehen,
wieso wir zwar BGS-Beamte in Bagdad der Lebensge-
fahr aussetzen – es sind ja auch schon zwei zu Tode ge-
kommen –, ebenso zivile Hilfsorganisationen, aber
grundsätzlich festlegen, dass sich niemand an der Aus-
bildung beteiligen darf. Insofern bitte ich Sie, sich selber
einmal darüber klar zu werden, was Sie eigentlich wol-
len.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Ich komme zu einem weiteren Punkt, zur Frage der inanzierung. (Abg. Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Ich gestatte selbstverständlich auch die Zwischenfrage
es Kollegen Schäuble.

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513903100

Ich habe Sie doch noch gar nicht gefragt!


(Heiterkeit)

ber bitte.

Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1513903200

Ich bitte, das nicht als vorauseilenden Gehorsam zu

ualifizieren, sondern als Wunsch.

Dr. Wolfgang Schäuble (CDU):
Rede ID: ID1513903300

Vielen Dank. – Herr Kollege Schmidt, können Sie er-

lären, warum die Bundesregierung im NATO-Rat der
usbildungsmission im Irak zustimmt, wenn sie gleich-
eitig die Auffassung vertritt, dass es nicht zu verant-
orten sei, dass sich deutsche Soldaten an einer solchen
nitiative – an der alle anderen teilnehmen sollen – betei-
igen? Können Sie mir dieses widersprüchliche Verhal-
en der Bundesregierung erklären?


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist die Frage, ob man reagiert oder selbst etwas verantwortet!)



Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1513903400

Herr Kollege Schäuble, jetzt stehe ich tatsächlich vor

inem Problem. Ich würde die Frage gerne beantworten,
ber mir fällt dazu nur ein Satz ein: Ich kann es mir nicht
rklären. Das ist ein widersprüchliches Verhalten, das
ie Verlässlichkeit im Bündnis infrage stellt und uns
ittelfristig schadet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich will nun die Frage der Finanzierung und damit

en Einzelplan 14 ansprechen. Es soll der Beschluss ge-
asst werden, dass die Zahl der Soldaten im Einsatz im
otfall ausgedehnt wird. Meine Fraktion – andere haben
ich angeschlossen – hat übrigens darauf gedrängt, dass
ei einer signifikanten Veränderung der Zahl der im Ein-
atz befindlichen Soldaten und der Einsatzorte eine ent-
prechende Unterrichtung des Parlaments durch die
undesregierung stattfindet. Das hat die Bundesregie-
ung in einer Protokollnotiz auch zugesagt. Das ist sehr
ichtig, damit deutlich wird, dass das Parlament in die-
er Frage nicht außen vor ist. Wenn Sie das gedanklich
it einem Rückholrecht koppeln, dann zeigt das, dass es
ich nicht um eine bloße Formalie handelt, sondern das
arlament eine starke Position hat, wenn die Zahl von
00 auf 800 oder von 800 auf 3 000 erhöht werden
ollte.
Das kann durchaus der Fall sein. Aber das bringt
ich, gerade weil wir in der übernächsten Woche den
aushalt zu beraten haben, zu ganz simplen, schnöden






(A) )



(B) )


Christian Schmidt (Fürth)


Fragen. 114 Millionen Euro sind im Einzelplan 14 für
dieses Mandat vorgesehen; so im Antrag der Bundesre-
gierung nachzulesen. Ich bin der Meinung – ich denke,
dass das nicht einmal den Widerspruch des Verteidi-
gungsministers hervorruft –, dass eine eventuelle signifi-
kante Erhöhung nicht aus dem Einzelplan 14 finanziert
werden kann. Eine solche signifikante Erhöhung wäre
eine gesamtpolitische Aufgabe, die aus anderen Mitteln
wie aus dem Einzelplan 60 gespeist werden muss. Wir
können bei der ohnehin viel zu knappen Finanzausstat-
tung, bei der Rationierung der Bundeswehr, die wir ge-
rade erleben, nicht alle entstehenden Kosten von einem
Ressort alleine tragen lassen. Hier geht es um Außen-
und Sicherheitspolitik. Hier geht es um das Interesse un-
seres Landes. Das heißt, wir müssen alle unseren Beitrag
zur Sicherstellung der Finanzierung leisten.

Es ist nicht absehbar, welche Kämpfe in der nächsten
Zeit im Rahmen von Enduring Freedom auszustehen
sind. Ich hoffe, dass sie nicht so heftig werden. Trotzdem
verweise ich auf das, was der Herr Kollege Schmidbauer
so deutlich dargelegt hat, nämlich dass noch erhebliche
Gefahren bestehen.

Morgen erwartet den Verteidigungsminister die
nächste Front. Dann wird sich zeigen, ob er in der Lage
ist, in der SPD die Beibehaltung der Wehrpflicht durch-
zusetzen. Ich kann ihm nur wünschen, dass ihm das ge-
lingt. Sonst müsste er – unabhängig von allen grundsätz-
lichen Überlegungen – feststellen, dass er diesen Einsatz
und auch alle anderen künftigen Einsätze nicht mehr fi-
nanzieren kann. Da kann Herr Fischer noch so große Re-
den vor den Vereinten Nationen halten: Das wäre die
Bankrotterklärung der deutschen Außen- und Sicher-
heitspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513903500

Ich erteile das Wort dem Staatsminister Hans Martin

Bury.


Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1513903600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

alle haben die Anschläge vom 11. September 2001 in
New York und Washington noch deutlich vor Augen und
ebenso deutlich den Terroranschlag in Madrid am
11. März dieses Jahres, bei dem fast 200 Menschen ihr
Leben verloren und über 1 000 verletzt wurden. Dieser
Terroranschlag hat uns gezeigt: Die Bedrohung durch
den internationalen Terrorismus hat nicht nachgelassen.
Deshalb, Herr Kollege Stinner, wäre es ein zumindest
missverständliches Signal, wenn man das Mandat redu-
zieren würde. Ich denke, ein verantwortungsbewusst und
flexibel genutzter Rahmen – das haben Sie der Bundes-
regierung ja ausdrücklich bescheinigt – ist die richtige
Antwort auf die asymmetrische Bedrohung, mit der wir
es beim internationalen Terrorismus zu tun haben.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


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(C (D Die Ziele dieses internationalen Terrorismus liegen uch in Europa. Die Bekämpfung von international orgaisierten und weltweit agierenden Gruppierungen erforert ein breites Spektrum von Maßnahmen: Maßnahmen olizeilicher, politischer, zivilgesellschaftlicher, wirtchaftlicher und entwicklungspolitischer Natur. Das miitärische Vorgehen ist dabei nur ein Element, aber ein nverzichtbares. Deutschland leistet hierzu seinen Beirag seit 2001 in der Operation Enduring Freedom geeinsam mit 54 anderen Nationen. Der Versuch islamistischer Fundamentalisten, eine paltung der Weltgemeinschaft zu provozieren, ist gecheitert. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen at am 8. Oktober 2004 die Resolution 1566 einstimmig erabschiedet und die Staaten erneut dringend zur Zuammenarbeit aufgefordert, um terroristische Handlunen zu verhüten und zu bekämpfen. Das erfolgreiche internationale Engagement in Af hanistan steht beispielhaft für dieses Konzept. In Afhanistan konnten terroristische Gruppierungen durch ie OEF-geführten Koalitionskräfte in ihren Handlungsnd Bewegungsmöglichkeiten erfolgreich eingechränkt werden. Das hat entscheidend zur Verbesserung er Sicherheitslage beigetragen. Ohne Sicherheit kann es einen nachhaltigen politischen, gesellschaftlichen und irtschaftlichen Wiederaufbau geben. Der Befriedungsund Stabilisierungsprozess in Af hanistan schreitet mit der Unterstützung der internatioalen Gemeinschaft deutlich voran. In vielen Regionen errscht eine regelrechte Aufbruchstimmung. Auch die ädchen haben wieder eine Chance auf Bildung. Die ntwaffnung der Milizen kommt allmählich in Gang. ichtbarstes und aktuellstes Zeichen des Erfolges in Afhanistan sind die Präsidentschaftswahlen. Mit ihrer emonstrativ hohen Teilnahme an den Wahlen hat die evölkerung den Terroristen und den Taliban eine klare bsage erteilt. Ja, die Präsidentschaftswahlen waren ein lebiszit der afghanischen Bevölkerung gegen den Teror. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


leichzeitig erwartet die Bevölkerung aber auch die
ortsetzung unseres breit angelegten Engagements, da-
it die Taliban nie wieder die Macht an sich reißen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, der heutige Tag er-

nnert auch daran, dass für die Bekämpfung des
slamistischen Fundamentalismus mit seiner totalitä-
en Ideologie Fortschritte bei der Lösung des Nahost-
onfliktes von zentraler Bedeutung sind, zusammen mit
er Überwindung der tiefen Modernisierungskrise in
eiten Teilen der islamisch-arabischen Welt, wie sie die
roader-Middle-East-Initiative der G-8-Staaten zum
iel hat. Mit dem Tod Arafats geht eine Ära zu Ende,
hne dass das Ziel eines friedlichen, demokratischen Pa-
ästina Wirklichkeit werden konnte. Doch zur Zwei-
taaten-Lösung gibt es weiterhin keine Alternative. Eine
eue palästinensische Führung, der Disengagement-Plan
on Premierminister Scharon sowie die Wahl in den






(A) )



(B) )


Staatsminister Hans Martin Bury

USA haben für die kommenden Monate ein neues Mo-
mentum zur Erneuerung des politischen Prozesses auf
der Grundlage der Roadmap geschaffen. Dieses Momen-
tum gilt es im Rahmen des Nahostquartetts zu nutzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Von der Verlängerung des OEF-Mandates durch den
Deutschen Bundestag geht ein wichtiges politisches Si-
gnal an unsere Partner und an die internationale Staaten-
gemeinschaft aus: Deutschland steht auch in Zukunft zu
seiner internationalen Verantwortung für Frieden und die
Einhaltung der Menschenrechte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513903700

Ich erteile das Wort Kollegin Gesine Lötzsch.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1513903800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Der „Stern“ hat über das Kommando Spezialkräfte,
KSK, in Afghanistan berichtet – ich zitiere –:

Seit der Operation Anaconda, an der im März und
April 2001 KSK-Kräfte teilnahmen, treten die Al-
Qaida- und Taliban-Kämpfer nicht mehr in Grup-
pen auf, die meisten sind über die Berge nach Pa-
kistan verschwunden. Das KSK will sein Kontin-
gent ebenfalls abziehen – doch es muss bleiben.
„Aus dem sinnvollen Einsatz wurde ein politischer.
Wir waren der politische Preis dafür, dass Deutsch-
land die USA im Irak nicht unterstützte“, sagt ein
Offizier.

(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Unsinn! Das war ja viel eher!)

„Unser Einsatz machte keinen Sinn mehr, solche
Aufträge hätten auch andere erledigen können. Wir
haben dort in der Wüste gehockt und Skorpione ge-
fangen.“

Die Regierung und die konservative Opposition wol-
len ein Mandat mit einem Budget von 114 Millionen
Euro für weitere zwölf Monate beschließen. Umgerech-
net auf die derzeit eingesetzten 500 Soldaten sind das
pro Tag 624 Euro pro Soldat.

Die Hilfsorganisation Misereor hat die Kampagne
„Mit 2 Euro im Monat helfen“ gestartet. Zehnmal 2 Euro
haben zum Beispiel dabei geholfen, dass der vierjährige
Alem keinen Hunger mehr leiden muss. Seine Mutter hat
im St. Mary Social Center im äthiopischen Wukro Kurse
über Gemüseanbau und Hühnerzucht besucht. Das dort
erworbene Wissen hat der Frau geholfen, für sich und ih-
ren Sohn eine bescheidene Existenz aufzubauen. Da be-
wirken 20 Euro schon verdammt viel, wenn man über-
legt, dass die Soldaten in Afghanistan am Tag 624 Euro
kosten.

Vielleicht geht es Ihnen ja auch um etwas ganz ande-
res. Vielleicht geht es nicht um demokratische Verhält-
nisse in Afghanistan, nicht um die Freundschaft zu den

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(C (D SA und nicht um einen Ausgleich für die Nichtteilahme Deutschlands am Irakkrieg. Dass es noch einen nderen Grund geben muss, habe ich schon immer verutet, aber bisher noch nicht so deutlich gelesen wie bei errn Michael Dauderstädt. Er schreibt in der „Financial imes Deutschland“ vom 13. Januar dieses Jahres: Europa braucht eine gemeinsame Rüstungspolitik statt der Gemeinsamen Agrarpolitik, also Kanonen statt Butter. auderstädt beklagt, dass im Jahre 2002 46 Milliarden uro in der EU für die Landwirtschaft ausgegeben wuren. Dieses Geld würde er „besser für die Forschung, ntwicklung und Produktion von Rüstungsgütern insetzen“. Wer ist Herr Dauderstädt? Ist er ein Rüstungslobby st? Nein. Herr Dauderstädt ist Leiter des Referats „Inernationale Politikanalyse“ der Friedrich-Ebert-Stifung. Die SPD-Strategen dieser Stiftung wollen also aus utter Kanonen machen. Das hatten wir schon einmal nd dies ist für Deutschland wirklich nicht gut ausgeganen. Wer den strategischen Ansatz „Kanonen statt Butter“ m Hinterkopf hat und der Verlängerung des Bundesehrmandats in Afghanistan zustimmt, der spielt nicht ur mit dem Leben unserer Soldaten, der leitet auch eien Paradigmenwechsel in der deutschen Außenpolitik in. Dazu, meine Damen und Herren von der SPD, fehlt hnen der Wählerauftrag. Die PDS lehnt die Verlängerung des Bundeswehrandates ab. Vielen Dank. Ich erteile das Wort Kollegen Andreas Weigel, SPD raktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es st eine der bittersten Erkenntnisse der vergangenen drei ahre: Terrorismus kann uns allen unmittelbar und in aler Brutalität begegnen. Der internationale Terrorismus tellt eine umfassende Bedrohung für unsere offene Geellschaft dar. Methode terroristischer Gruppen ist es, ine möglichst hohe Zahl an Opfern zu hinterlassen. Sie ollen ökonomischen, sozialen und psychologischen chaden anrichten. Es liegt in unserer Verantwortung, ür den Schutz der eigenen Bevölkerung vor dieser Berohung zu sorgen und jeglicher Form von Gewalt und ntoleranz entgegenzutreten. Bei der Abwehr terroristischer Bedrohungen gibt es llerdings keine Frontlinien und keine geographische efinition des Bedrohungsursprungs. Terrornetzwerke Andreas Weigel müssen über eine Infrastruktur verfügen, um auf Dauer handlungsfähig zu bleiben: von der Rekrutierung über Training und Planung bis zum Zugang zu Ressourcen. Diese Infrastruktur ist allerdings nicht an ein bestimmtes Land oder Regime gebunden. Der Bedrohung durch den Terrorismus kann nicht allein militärisch begegnet werden. Langfristig muss es unser Ziel sein, die Unterstützung des internationalen Terrorismus in der islamischen Welt zu untergraben. Insgesamt kommt es darauf an, den Zustrom von Geld und Kämpfern sowie die moralische Unterstützung der Terroristen zu unterbinden. Mehr als alles andere geht es darum, die Ursachen zu beseitigen, die dazu führen, dass es den Terrorgruppen so leicht fällt, immer wieder junge Menschen zu rekrutieren. Trotz alledem sind jetzt Maßnahmen zum Schutz vor der unmittelbaren terroristischen Bedrohung notwendig, durch die der Terror operativ und militärisch bekämpft werden kann. Wir müssen große Anstrengungen unternehmen, um zu verhindern, dass sich Anschläge wie in New York, Istanbul oder Madrid wiederholen können. Mit unserem Einsatz bei der Operation Enduring Freedom kommen wir unserer internationalen Verantwortung nach. Die Anforderungen, die mit der Operation Enduring Freedom verbunden sind, bedeuten, dass wir die Bundeswehr gegen den globalen Terrorismus einsetzen müssen. Mit Streitkräften, die auf die Abwehr an klaren Frontlinien gegen einen regional definierbaren Gegner ausgerichtet sind, werden wir den neuen, asymmetrischen Bedrohungen militärisch nicht entgegentreten können. Deshalb ist es jetzt notwendig, die vom Verteidigungsminister eingeleitete Transformation der Bundeswehr konsequent fortzusetzen. Die Transformation der Bundeswehr ist die unmittelbare Antwort auf das neue Bedrohungsszenario. So wie der gemeinsame Kampf gegen internationale Terrorgruppen nach einer Neuausrichtung der Sicherheitspolitik verlangt, so verlangt er auch nach einer Neuausrichtung sicherheitspolitischer Instrumente. Einsätze gegen internationale Terrorgruppen sind zum tatsächlichen Aufgabenspektrum der Bundeswehr geworden. Derartige Einsätze erfordern leichte, sehr flexibel einsetzbare Kräfte für die Konfliktbewältigung. Das bedeutet zum Beispiel für die Teilstreitkraft Heer eine Orientierung weg von mechanisierten Heereskräften und hin zu kleineren und flexibleren Einheiten für schnelle Krisenreaktionseinsätze auch außerhalb Europas. Deshalb haben wir die Division Spezielle Operationen ins Leben gerufen. Mit der DSO ist ein Verband aus spezialisierten Kräften und Spezialkräften geschaffen worden, der den Anforderungen des Antiterrorkampfes entspricht. Innerhalb der DSO ist das Kommando Spezialkräfte besonders für den Einsatz gegen terroristische Infrastruktur ausgebildet. Die Soldaten der DSO werden ebenfalls darauf vorbereitet, vor Ort eingreifen zu können, um terroristische Bedrohungen unserer Einsatzkontingente abzuwenden. Das Heer wird so in die Lage versetzt, einen Beitrag zum Kampf gegen internationale Terrorgruppen zu leisten. Es geht aber auch darum, un s G l f v D l z r f U D T w M F d s d V s T h R g b l T n G ( H u E B d J m B d t (C (D ere Soldaten so auszurüsten und auszubilden, dass die efahren für die Soldaten im Einsatz so gering wie mögich sind. Die Fortsetzung der Operation Enduring Freedom ür die Dauer der nächsten zwölf Monate ist zur operatien Bekämpfung terroristischer Gruppen erforderlich. ie Operation Enduring Freedom ist langfristig angeegt. Es geht darum, die Strukturen des Terrors zu erschlagen, das heißt, Führungsund Ausbildungseinichtungen auszuschalten, Terroristen zu bekämpfen, geangen zu nehmen und vor Gericht zu stellen sowie ihre nterstützung durch Sympathisanten zu erschweren. en Terroristen werden Rückzugsgebiete verwehrt und ransportwege abgeschnitten. Wir leisten so auch einen ichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Proliferation von assenvernichtungswaffen. In den Ländern um das Horn von Afrika hat Enduring reedom einen stabilisierenden Einfluss ausgeübt und en Bewegungsspielraum von Terroristen begrenzt. Deutschlands Beteiligung an Enduring Freedom re ultiert sowohl aus der Verantwortung, die der Staat für ie Sicherheit seiner Bürger trägt, als auch aus unserer erpflichtung als Mitglied der internationalen Gemeinchaft. Unser Auftrag ist es, die globalen Netzwerke des errors militärisch und politisch zu bekämpfen. Gegenüber den heutigen Bedrohungen für unser Land ilft die Politik der klassischen Landesverteidigung und üstungskontrolle nur noch begrenzt weiter. Im Kampf egen terroristische Gruppen müssen wir die Initiative ehalten. Wir müssen die Ursachen des Terrorismus mit angem Atem politisch bekämpfen. Wir müssen dem errorismus aber auch mit militärischen Mitteln begegen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513903900
Andreas Weigel (SPD):
Rede ID: ID1513904000

(Beifall bei der SPD)





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(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513904100

Ich erteile dem Kollegen Karl-Theodor von und zu
uttenberg, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.
Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg

CDU/CSU):
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Lassen Sie uns neben den Soldaten auch einmal
nseren zivilen Kräften Dank sagen, die ebenfalls unter
insatz von Leib und Leben versuchen, dem Terror den
oden zu entziehen. Auch sie haben unseren Dank ver-
ient und den sollten wir ihnen abstatten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Operation Enduring Freedom wird seit dem
ahr 2001 von vielen weiteren Initiativen flankiert. Die
eisten dieser Initiativen zielen auf den so genannten
reiteren Mittleren Osten. So glücklich oder unglücklich
iese Formulierung gewählt ist: Der Bundesaußenminis-
er hat auf der Sicherheitskonferenz in München im






(A) )



(B) )


Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg

Februar dieses Jahres richtigerweise ein Konzept für die-
sen „Breiteren Mittleren Osten“ vorgeschlagen. Wir dür-
fen uns heute im Gesamtkontext der Verfolgung des in-
ternationalen Terrorismus allerdings auch einmal fragen,
was aus diesem Konzept des Bundesaußenministers au-
ßer wolkigen Ankündigungen geworden ist und in wel-
cher Form es in die anderen Initiativen eingebunden
werden soll.

Auch ist in unserem Land eine breite, tief gehende
Diskussion über diese Themenkreise, über die Region
des Nahen und Mittleren Ostens, über die einzelnen
Staaten kaum erkennbar. Auf internationaler Ebene gibt
es Initiativen: die drei Gipfel im Juni dieses Jahres, auch
die Operation Enduring Freedom, zu der Deutschland,
Herr Bundesminister Struck, wirklich einen gewichtigen
und bemerkenswerten Beitrag leistet.

Seit eineinhalb Jahren haben wir nun zwei große
Sicherheitsstrategien: die National Security Strategy
der Vereinigten Staaten und die Europäische Sicherheits-
strategie, die sich allerdings mehr gegenüberstehen denn
tatsächlich komplementär miteinander verzahnt sind.


(Beifall des Abg. Harald Leibrecht [FDP])

Das ist insgesamt ein Gestrüpp unterschiedlichster An-
sätze, das durch lediglich nebulöse Äußerungen nicht
wirklich durchdringbarer wird. Bei dem Anspruch, den
sich der Bundesaußenminister im Februar dieses Jahres
gesetzt hat, ist es an der Bundesregierung, diese unter-
schiedlichen Ansätze endlich einmal untereinander ab-
zugleichen, komplementär auszugestalten und in Ein-
klang zu bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Im gestrigen „Stern“ lesen wir, in den nächsten Mona-
ten solle ein strategischer Konsens hergestellt werden.
Das ist schön. Dazu gehört aber in besonderem Maße,
dass wir diesen strategischen Konsens mit unserem
transatlantischen Partner wieder herstellen, das transat-
lantische Verhältnis als wesentlichen Pfeiler der Be-
kämpfung des internationalen Terrorismus wieder auf
gesunde Füße stellen und es als einen gewichtigen Pfei-
ler unserer Arbeit betrachten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Hier ist sicherlich auch seitens der Vereinigten Staa-

ten einiges zu leisten. Aber gerade der Bundesinnenmi-
nister hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es
auch mit der Regierung Bush ein freundschaftliches und
zielgerichtetes Miteinander geben kann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Es wäre begrüßenswert, wenn sich diese Erkenntnis
auch auf das eine oder andere Ressort übertragen ließe,
insbesondere auf die Spitze des Bundesentwicklungshil-
feministeriums.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


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1)

(C (D Deutschland spielt eine Schlüsselrolle bei der Beämpfung des internationalen Terrorismus, aber auch bei er notwendigen Ausgestaltung und Reform der hierfür elevanten Institutionen. Hier ist als entscheidender Fakr die weitere Funktionsfähigkeit der NATO zu nenen. Es muss allerdings im Interesse unseres Landes sein der Kollege Schmidt und andere haben das angesprohen –, dass die zu Recht abgelehnte Toolbox-Mentalität inzelner auch in den Vereinigten Staaten nicht durch piegelbildliches Verhalten auf unserer Seite noch vertärkt wird. Das kann in diesem Lande keiner wünschen; enn das wäre der falsche Ansatz. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Stichwort Vereinte Nationen: Die Debatte um einen
eutschen Sitz im Sicherheitsrat mag ja erbaulich sein,
ie ist aber im Gesamtkontext, auch im Rahmen der Re-
orm der Vereinten Nationen, zweitrangig. Sie hat eher
as Potenzial, den Blick auf die Bedrohungs- und Pro-
lemlagen unserer Bevölkerung zu verschleiern denn
en Blick auf die Reform der Vereinten Nationen zu ver-
tärken.
In diesem Zusammenhang dürfen wir auch fragen,
ie es in unserem Land eigentlich um die Identifikation
it dem bestellt ist, was es zu schützen gilt. Die An-
chläge auf Djerba und in Madrid am 11. März dieses
ahres sind mittlerweile fast aus den Köpfen unserer Be-
ölkerung verschwunden, ebenso das Bewusstsein, dass
nterschiedliche Wertefundamente Ausgangs- und Ziel-
unkt des internationalen Terrorismus sind. So absto-
end das Werte- und Weltbild fundamentalistischer und
lamistischer Gruppierungen ist und so gerne das Welt-
ild der Amerikaner belächelt wird, so sehr müssen wir
ns fragen, ob nicht unser eigenes Weltbild auch unter
illigung relevanter Gruppierungen immer diffuser
ird. Wenn wir glauben, dass wir uns am ehesten schüt-
en können, indem wir den Bedrohungsszenarien mög-
chst konturlos begegnen, dann haben wir den Kampf
egen den internationalen Terrorismus bereits verloren.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513904200

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

mpfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Drucksa-
he 15/4165 zu dem Antrag der Bundesregierung zur
ortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streit-
räfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion
uf terroristische Angriffe gegen die USA. Der Aus-
chuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 15/4032
nzunehmen.
Es wird namentliche Abstimmung verlangt. Zu dieser
bstimmung liegt mir eine persönliche Erklärung der
ollegin Leutheusser-Schnarrenberger vor.1)

Anlage 2






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

Ich bitte alle Kolleginnen und Kollegen, bei der

Stimmabgabe sorgfältig darauf zu achten, dass die von
Ihnen verwendeten Stimmkarten Ihren Namen tragen.

Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
vorgesehenen Plätze einzunehmen. Sind alle Plätze be-
setzt? – Das ist der Fall. Ich eröffne die Abstimmung.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall.
Also schließe ich die Abstimmung und bitte die Schrift-
führerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu
beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen
später bekannt gegeben.1)

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 20 auf:
Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten
Dr. Hans-Peter Uhl, Eckart von Klaeden,
Matthias Sehling, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU
Richterlich geäußerter Verdacht der Förde-
rung der Schleuserkriminalität durch die Bun-
desregierung
– Drucksachen 15/3032, 15/3670 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Eckart von Klaeden das Wort. Bitte schön.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1513904300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Kollegen!

Seit dem Regierungsantritt der rot-grünen Koalition
1998 hat die Erteilung von Visa erheblich zugenommen.
In den GUS-Staaten sind seit dem Jahr 2000
5 Millionen Visa erteilt worden, 900 000 davon alleine
von der Deutschen Botschaft in Kiew. Aber nicht nur die
Erteilung von Visa hat zugenommen, sondern in erschre-
ckendem Maße auch der Missbrauch von Visa, die Visa-
kriminalität. Von den deutschen Botschaften ausgestellte
Visa wurden und werden zur massenhaften Einschleu-
sung von Schwarzarbeitern und zur Einschleusung von
Zwangsprostituierten verwandt, sie werden von Terror-
verdächtigen und Terroristen zur Einreise genutzt.

Diese Schleuserkriminalität findet nicht nur mit der
Duldung des Auswärtigen Amtes statt, sondern sie wird
vom Auswärtigen Amt auch noch gefördert.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja unerhört! – Gegenruf des Abg. Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Genau so ist es!)


Das hat das Landgericht Köln Anfang dieses Jahres in
einem Gerichtsurteil gegen den Kopf einer Schleuser-
bande festgestellt. Der Richter hat in dem Urteil im Hin-
blick auf die Führung des Auswärtigen Amtes gesagt –
ich zitiere –:

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w1) Seite 12798 D

(C (D Das war ein kalter Putsch der politischen Leitung des Auswärtigen Amtes gegen die bestehende Gesetzeslage. n der Urteilsbegründung wird weiter ausgeführt, dass er Kopf dieser Schleuserbande eigentlich zu einer Freieitsstrafe von acht Jahren hätte verurteilt werden müsen. Weil die politische Führung des Auswärtigen Amtes s den Schleusern aber allzu leicht gemacht hat, hat man ie Haftstrafe von acht auf fünf Jahre reduzieren müsen. Die rechtliche Grundlage dieser Visaerteilungen ist er so genannte Volmer-Erlass aus dem Jahre 2000, in em sich der ausdrückliche Hinweis befindet, dass er auf eisung von Bundesminister Fischer erlassen worden t. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört! Dann ist das ja ein Fischer-Erlass!)


as ist bei Erlassen unüblich. Mit diesem Hinweis auf
ie ministerielle Autorität sollten die Bedenken und der
iderspruch aus dem eigenen Apparat des Auswärtigen
mtes überwunden werden.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wo ist Fischer?)


Durch diesen so genannten Volmer-Erlass, der nach
em früheren Staatsminister benannt ist, der hier vorne
latz genommen hat und auf dessen Mitarbeit die Bun-
esregierung in dieser Legislaturperiode verzichtet,
urde die Beweislast bei der Visaerteilung umgekehrt.
as bewährte Prinzip, ein Visum zu verweigern, wenn
icherheitsbedenken bestehen, wurde umgekehrt in das
rinzip einer falsch verstandenen Liberalität „in dubio
ro libertate“, also im Zweifel für die Freiheit, wobei
ier die so genannte Reisefreiheit gemeint ist. Das führte
um Missbrauch der Reisefreiheit; denn diese Reisefrei-
eit wurde und wird von Schleusern, Terroristen und
errorverdächtigen ausgenutzt und sie ist von dem Land-
ericht Köln kritisiert worden.
Was ist bisher alles geschehen?


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Zu wenig!)

assenhaft Schwarzarbeiter sind in unser Land gekom-
en. In Portugal gibt es ganze Ortschaften, in denen rus-
isch gesprochen wird und in denen die Mitteilungen an
en Gaststätten auf Kyrillisch stehen. Es ist ein offenes
eheimnis, dass all diese Menschen durch Besuchsvisa
er deutschen Botschaften in den GUS-Staaten nach
ortugal gekommen sind.
Es gibt massenhaft Beschwerden über die Zustände

n den deutschen Botschaften – aus Portugal, von der
ranzösischen und von der spanischen Grenzpolizei, von
er Europäischen Union, aber auch vom Bundeskrimi-
alamt und vom BGS. Mit deutschen Besuchsvisa sind
ach den Informationen des russischen Geheimdienstes
nd des Bundeskriminalamtes auch zwei Tschetschenen
ingereist, die an der Vorbereitung und Durchführung
es Anschlags auf das Moskauer Musicaltheater beteiligt
aren. Auch weitere terrorverdächtige Personen reisen






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden

ein. Auf die Ministervorlage für den Bundesminister des
Innern werde ich nachher noch eingehen.

Es gibt aber auch strafrechtliche Ermittlungsverfah-
ren gegen Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes wegen
Bestechlichkeit, wegen uneidlicher Falschaussage in
dem von mir angesprochenen Prozess und wegen der
Teilnahme an Menschenhandel und Schleusung durch
Unterlassung. Es geht uns hier nicht darum, die Mitar-
beiter des Auswärtigen Amtes an den Pranger zu stellen.


(Volker Neumann [Bramsche] [SPD]: Das machen Sie gerade!)


Wir wollen die Strukturen verändert sehen, die die
Rechtsbrüche, die in dem Urteil des Landesgerichts an-
gesprochen worden sind, fördern.


(Beifall bei der CDU/CSU)

In diesem Zusammenhang möchte ich einmal aus der

Ministervorlage zitieren, die aus diesen Wochen stammt.
Dort heißt es, dass in der letzten Zeit eine Zunahme von
Unregelmäßigkeiten in der Visumerteilungspraxis des
Auswärtigen Amtes zu verzeichnen sei, die Gefahren für
die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland
berge. Diese Unregelmäßigkeiten beträfen die Missach-
tung der gesetzlich vorgeschriebenen Beteiligungserfor-
dernisse der nationalen Sicherheitsbehörden.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

Meine Damen und Herren, wenn Terrorverdächtige

nach Deutschland einreisen und Terroristen von
Deutschland aus agieren können, dann ist es nur noch
eine Frage der Zeit, bis es zu Anschlägen in Deutschland
oder in anderen Schengen-Staaten kommt. Es ist gelebte
Sicherheitspolitik, diese Einreise von Terrorverdächtigen
und von Terroristen zu verhindern.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Schon heute gibt es Hinweise unserer eigenen Sicher-
heitsbehörden, dass sich Terrorgruppen zunehmend der
Strukturen der Schleuserkriminalität bedienen,


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist es!)

um ihre Aktivisten in den Schengen-Raum und in andere
Länder einzuschleusen.

Wir müssen alles dafür tun, mögliche Anschläge in
unserem eigenen Land und in anderen Schengen-Staaten
zu verhindern. Wenn es zu einem Anschlag gekommen
ist, ist es zu spät. Wir müssen auch alles dafür tun – ich
denke jetzt an die Niederlande –, entsprechende rassisti-
sche Gegenreaktionen zu verhindern. Deutschland bleibt
nur dann ein offenes, tolerantes und ausländerfreundli-
ches Land, wenn wir alles tun, um illegale Einreise und
Kriminalität zu unterbinden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir wollen, dass Studenten und Wissenschaftler nach
Deutschland kommen. Wir wollen auch, dass Touristen
und Kaufleute nach Deutschland kommen. Aber wir
wollen, dass diejenigen, die Frauenhandel betreiben,
dass Drogen- und Waffenhändler sowie Terroristen ge-
fälligst dort bleiben, wo sie sind. Wir haben mit der Kri-
minalität in unserem Land schon genug zu tun.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir wollen Sie mit unserer parlamentarischen Initia-
ive dazu zwingen, ihre Visapolitik zu ändern und sie
om Kopf wieder auf die Füße zu stellen. Wir wollen,
ass bei der Visaerteilung endlich wieder die Sicherheit
nd die Interessen unseres eigenen Landes und nicht
ine falsch verstandene Reisefreiheit im Vordergrund
tehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ie Strukturen müssen geändert werden. Auch das, was
ie bisher an Maßnahmen unternommen haben, der so
enannte Chrobog-Erlass, ist nicht geeignet, die
trukturen tatsächlich zu verändern. Das haben Sie sel-
er gesagt; denn Sie erklären, dass an der grundsätzli-
hen Ausrichtung Ihrer Visapolitik nichts geändert wer-
en soll.
Seitdem wir angekündigt haben, einen Untersu-

hungsausschuss zu diesem Thema einzurichten, be-
ommen wir vermehrt Hinweise, Anrufe und Unterlagen
nd auch in der Öffentlichkeit mehren sich die Berichte,
ass die Probleme an der Botschaft in Kiew leider keine
inzelfälle sind. Die Einreise der Terroristen, die den
nschlag auf das Musicaltheater vorbereitet haben, ist
ber Moskau erfolgt. Ebenso gibt es Missstände in
insk, Colombo, Pristina, Algier


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Tirana!)

nd auch Tirana. Die Fälle des Visamissbrauchs und der
alschen Strukturen, die nicht angegangen werden, sind
egion. Wir wollen die Strukturen von Grund auf verän-
ern, weil der Fisch vom Kopfe her stinkt.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Gründung dieses Ausschusses stinkt!)


Wir fordern Sie auf, Ihre Visapolitik zu ändern. Wir
erden den Untersuchungsausschuss nutzen, die ge-
achten Fehler und die falschen Strukturen der Visapo-
itik aufzudecken und über die Öffentlichkeit dafür zu
orgen, dass diese Strukturen endlich geändert werden,
amit die Sicherheit unseres Landes wieder im Vorder-
rund steht.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513904400

Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile,

omme ich zurück zu Tagesordnungspunkt 19 und gebe
as von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermit-
elte Ergebnis der namentlichen Abstimmung über die
eschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu
em Antrag der Bundesregierung zur Fortsetzung des
insatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Un-
erstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische
ngriffe gegen die USA bekannt. Abgegebene Stim-
en 560. Mit Ja haben gestimmt 550, mit Nein haben
estimmt 10, Enthaltungen keine. Die Beschlussempfeh-
ung ist damit angenommen.






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

Endgültiges Ergebnis

Abgegebenen Stimmen: 560
davon

ja: 550
nein: 10

Ja
SPD
Dr. Lale Akgün
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Ernst Bahr (Neuruppin)

Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel (Berlin)

Klaus Barthel (Starnberg)

Sören Bartol
Sabine Bätzing
Uwe Beckmeyer
Dr. Axel Berg
Ute Berg
Hans-Werner Bertl
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding (Heidelberg)

Kurt Bodewig
Gerd Friedrich Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann

(Hildesheim)


Hans-Günter Bruckmann
Edelgard Bulmahn
Marco Bülow
Ulla Burchardt
Dr. Michael Bürsch
Hans Martin Bury
Marion Caspers-Merk
Dr. Peter Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Karl Diller
Martin Dörmann
Peter Dreßen
Elvira Drobinski-Weiß
Detlef Dzembritzki
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Hans Eichel
Martina Eickhoff
Marga Elser
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Annette Faße
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Rainer Fornahl
Gabriele Frechen
Dagmar Freitag
Iris Gleicke
Günter Gloser
Uwe Göllner
Renate Gradistanac
Angelika Graf (Rosenheim)

Dieter Grasedieck

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onika Griefahn
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abriele Groneberg
chim Großmann
olfgang Grotthaus
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ina Hauer
ubertus Heil
einhold Hemker
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
onika Heubaum
isela Hilbrecht
abriele Hiller-Ohm
tephan Hilsberg
erd Höfer
is Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme
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enate Jäger
ann-Peter Janssen
laus-Werner Jonas
ohannes Kahrs
lrich Kasparick
r. h.c. Susanne Kastner
ans-Peter Kemper
laus Kirschner
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Bärbel Kofler
r. Heinz Köhler (Coburg)

alter Kolbow
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arin Kortmann
olf Kramer
nette Kramme
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icolette Kressl
olker Kröning
r. Hans-Ulrich Krüger
ngelika Krüger-Leißner
orst Kubatschka
elga Kühn-Mengel
te Kumpf
r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

hristine Lehder
altraud Lehn
r. Elke Leonhard
ckhart Lewering
ötz-Peter Lohmann
abriele Lösekrug-Möller
rika Lotz
r. Christine Lucyga
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ichael Müller (Düsseldorf)

hristian Müller (Zittau)

esine Multhaupt
ranz Müntefering
r. Rolf Mützenich
olker Neumann (Bramsche)

ietmar Nietan
r. Erika Ober
olger Ortel
einz Paula
ohannes Pflug
oachim Poß
r. Wilhelm Priesmeier
lorian Pronold
r. Sascha Raabe
arin Rehbock-Zureich
erold Reichenbach
r. Carola Reimann
hristel Riemann-
Hanewinckel
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einhold Robbe
ené Röspel
r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

ichael Roth (Heringen)

rtwin Runde
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nton Schaaf
xel Schäfer (Bochum)

udrun Schaich-Walch
udolf Scharping
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r. Hermann Scheer
iegfried Scheffler
orst Schild
tto Schily
orst Schmidbauer

(Nürnberg)

lla Schmidt (Aachen)

ilvia Schmidt (Eisleben)

ilhelm Schmidt (Salzgitter)

einz Schmitt (Landau)

arsten Schneider
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arsten Schönfeld
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ilfried Schreck
ttmar Schreiner
rigitte Schulte (Hameln)

einhard Schultz

(Everswinkel)

wen Schulz (Spandau)

r. Angelica Schwall-Düren
r. Martin Schwanholz
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r. Sigrid Skarpelis-Sperk
r. Cornelie Sonntag-
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(Wiesloch)


(Wolmirstedt)


(Reutlingen)





(A) )


(B) )


(Schönebeck)


Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Richard Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Roland Gewalt
Eberhard Gienger
Georg Girisch
Michael Glos
Ralf Göbel
Dr. Reinhard Göhner
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Kurt-Dieter Grill
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Karl-Theodor Freiherr von
und zu Guttenberg

Olav Gutting
Holger Haibach
Gerda Hasselfeldt
Klaus-Jürgen Hedrich
Helmut Heiderich

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laus Hofbauer
ubert Hüppe
usanne Jaffke
r. Peter Jahr
r. Egon Jüttner
artholomäus Kalb
teffen Kampeter
mgard Karwatzki
ernhard Kaster
olker Kauder

(Bad Dürrheim)

erlinde Kaupa
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ürgen Klimke
ulia Klöckner
ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen
artmut Koschyk
udolf Kraus
ichael Kretschmer
ünther Krichbaum
r. Günter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
erner Kuhn (Zingst)

r. Norbert Lammert
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arl-Josef Laumann
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erner Lensing
eter Letzgus
alter Link (Diepholz)

r. Klaus W. Lippold

(Offenbach)

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r. Michael Luther
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rwin Marschewski

(Recklinghausen)

tephan Mayer (Altötting)

r. Conny Mayer (Freiburg)

r. Martin Mayer

(Siegertsbrunn)

olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
r. Angela Merkel
aurenz Meyer (Hamm)

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ernward Müller (Gera)


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ernd Neumann (Bremen)

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ichaela Noll
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r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
elanie Oßwald
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r. Peter Paziorek
lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
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uprecht Polenz
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r. Peter Ramsauer
elmut Rauber
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hrista Reichard (Dresden)

atherina Reiche
ans-Peter Repnik
laus Riegert
r. Heinz Riesenhuber
annelore Roedel
ranz-Xaver Romer
einrich-Wilhelm Ronsöhr
r. Klaus Rose
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
olker Rühe
lbert Rupprecht (Weiden)

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r. Wolfgang Schäuble
ndreas Scheuer
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ngela Schmid
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hristian Schmidt (Fürth)

ndreas Schmidt (Mülheim)

r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
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ilhelm Josef Sebastian
orst Seehofer
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atthias Sehling
einz Seiffert
ernd Siebert
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
hristian von Stetten
ero Storjohann
ndreas Storm
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homas Strobl (Heilbronn)

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ichael Stübgen
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r. Hans-Peter Uhl
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(C (D ndrea Astrid Voßhoff erhard Wächter arko Wanderwitz eter Weiß erald Weiß go Wellenreuther nnette Widmann-Mauz laus-Peter Willsch atthias Wissmann erner Wittlich agmar Wöhrl lke Wülfing olfgang Zeitlmann olfgang Zöller illi Zylajew ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN erstin Andreae arieluise Beck olker Beck ornelia Behm irgitt Bender atthias Berninger rietje Bettin lexander Bonde kin Deligöz r. Thea Dückert utta Dümpe-Krüger ranziska Eichstädt-Bohlig r. Uschi Eid ans-Josef Fell atrin Göring-Eckardt nja Hajduk ntje Hermenau eter Hettlich lrike Höfken hilo Hoppe ichaele Hustedt utta Krüger-Jacob ritz Kuhn enate Künast arkus Kurth ndine Kurth r. Reinhard Loske nna Lührmann erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei hrista Nickels riedrich Ostendorff imone Probst laudia Roth rista Sager hristine Scheel mingard Schewe-Gerigk ezzo Schlauch lbert Schmidt erner Schulz etra Selg rsula Sowa ilke Stokar von Neuforn ürgen Trittin arianne Tritz r. Antje Vogel-Sperl r. Antje Vollmer Präsident Wolfgang Thierse schon Richter fe Im vorliegenden Fall geht es u Kurzzeitvisa an bestimmten d tungen. Wir debattieren heute die G CSU-Bundestagsfraktion, die diesem Sachverhalt befasst und tel „Richterlich geäußerter Ver Schleuserkriminalität durch di herkommt. (Josef Philip Winkler [B GRÜNEN]: „Verdacht Die Bundesregierung hat in ih September dieses Jahres über diese von der Opposition erho terstellungen nicht zutreffend s stgestellt!)





(A) )


(B) )

m die Vergabepraxis bei
eutschen Auslandsvertre-

roße Anfrage der CDU/
sich vordergründig mit
mit dem reißerischen Ti-
dacht der Förderung der
e Bundesregierung“ da-

ÜNDNIS 90/DIE
“ unterstrichen!)
rer Antwort von Anfang
zeugend dargelegt, dass
benen Vorwürfe und Un-
ind.

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SU, aufgrund eigener Meriten
chen im Lande zu gewinnen,
ive Kampagne, von der Sie h
end etwas hängen bleiben.


(Ernst Burgbacher [FDP]: uch das ist das Recht der Op echt ist, diese Vorhaben als e en. (Beifall bei der SPD und DIE GRÜN Das Problem, um das es hier as es zu beleuchten gilt, ist v nfrage vermuten lässt. Die We ie Verfasser glauben. Ihrer M eutschen sicher wie in Abr öglichst wenige Ausländer die Zuneigung der Menstarten Sie eine destrukoffen, es werde schon ir Jetzt wissen wir es!)

position, so wie es unser
rbärmlich zu kennzeich-

dem BÜNDNIS 90/
EN)
geht, das Spannungsfeld,
iel komplexer, als es die
lt ist nicht so simpel, wie
einung nach wären die

ahams Schoß, wenn nur
nach Deutschland reisen

(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das haben nicht schaffen, Kolleginnen und Kollegen von der CDU/ Dr. Ludger Volmer Josef Philip Winkler Margareta Wolf FDP Dr. Karl Addicks Daniel Bahr Rainer Brüderle Angelika Brunkhorst Ernst Burgbacher Helga Daub Jörg van Essen Ulrike Flach Otto Fricke Horst Friedrich Rainer Funke Dr. Wolfgang Gerhardt Joachim Günther Dr. Karlheinz Guttmacher Dr. Christel Happach-Kasan Ulrich Heinrich Birgit Homburger Michael Kauch Dr. Heinrich L. Kolb Hellmut Königshaus Gudrun Kopp Sibylle Laurischk Harald Leibrecht Markus Löning Dirk Niebel Günther Friedrich Nolting Hans-Joachim Otto Eberhard Otto Cornelia Pieper Gisela Piltz D D D C D J D D D F M N C D Ich erteile nunmehr das Wort dem Kollegen Detlef Dzembritzki, SPD-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr von Klaeden, nach Ihrer Wortwahl und den pauschalen Unterstellungen fällt es schwer, darauf ruhig zu reagieren. Ich werde mich dennoch darum bemühen. Es ist unbestreitbar das gute Recht und sicherlich auch die Pflicht der Opposition, festgestellte oder vermutete Verfehlungen (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Richter haben das festgestellt!)


(Bayreuth)


(Frankfurt)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Detlef Dzembritzki (SPD):
Rede ID: ID1513904500

im Verantwortungsbereich des Regierungshandelns
durch die Kontrollmittel der parlamentarischen Demo-
kratie zu hinterfragen. Wenn Ihr Zwischenruf in diese
Richtung ging, stimmen wir überein, Herr Kollege.

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(C (D r. Andreas Pinkwart r. Hermann Otto Solms r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele r. Dieter Thomae ürgen Türk r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing raktionslose Abgeordnete artin Hohmann ein DU/CSU r. Wolf Bauer Wolfgang Börnsen Manfred Carstens Willy Wimmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Winfried Hermann Hans-Christian Ströbele FDP Jürgen Koppelin Sabine LeutheusserSchnarrenberger Fraktionslose Abgeordnete Dr. Gesine Lötzsch Petra Pau (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Clemens Binninger [CDU/ CSU]: Bitte?)


(Bönstrup)


n den Einzelfällen, in denen es in der Tat zu Unregel-
äßigkeiten bei der Visaerteilung durch deutsche Aus-

andsvertretungen gekommen ist, ist das Auswärtige
mt diesen Vorwürfen nachgegangen, hat die Abläufe
nd Verfahrensweisen geändert und – wo erforderlich –
ersonalrechtliche Konsequenzen gezogen.
Nun hat die Union angekündigt, einen Untersu-

hungsausschuss einrichten zu wollen, der nochmals
en Fragen nachgehen soll, die in den Kleinen und Gro-
en Anfragen sowie zahllosen schriftlichen und mündli-
hen Fragen bereits erschöpfend beantwortet wurden.
uktus und Wortwahl der Großen Anfrage machen da-
ei dem geneigten Leser deutlich, worum es der Union
igentlich geht und weshalb der Untersuchungsaus-
chuss eingerichtet werden soll. Thematisch ist dieser
organg im Verantwortungsbereich des bei der Bevölke-
ung seit Jahren beliebtesten deutschen Politikers, des
ußenministers Joschka Fischer, angesiedelt. Da Sie es






(A) )



(B) )


Detlef Dzembritzki

dürften. Dieses Weltbild richtet aber außenpolitischen
Schaden an und das wissen auch die klugen Außenpoliti-
ker der CDU, die sich in dieser Frage erstaunlich zurück-
halten.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das ist ein einstimmiger Beschluss der Arbeitsgruppe Auswärtiges!)


Die eifrigen Rechts- und Innenpolitiker der Opposition
hingegen verzetteln sich in juristischen Detailfragen und
verlieren sich in Spitzfindigkeiten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist ein weiterer Beweis, Kolleginnen und Kollegen
von der Opposition, insbesondere von der CDU/CSU,
dass Sie immer noch nicht zu einem konstruktiven Poli-
tikstil zurückgefunden haben. Mit Ihrem Verhalten wer-
den Sie dem Problem, um das es hier geht, mit Sicher-
heit nicht gerecht.

Worum geht es eigentlich? Deutschland ist ein weltof-
fenes und gastfreundliches Land, das kein Interesse da-
ran hat, sich abzuschotten. Die Deutschen reisen selbst
gern und oft. Als Gastgeber und Geschäftsleute haben
wir natürlich ein großes Interesse am regelmäßigen per-
sönlichen Austausch mit dem Ausland, sei es aus wirt-
schaftlichen, kulturellen, touristischen oder familiären
Gründen. Wir sind stolz auf diese offene Gesellschaft,
der wir uns alle verpflichtet fühlen. Gerade diese Offen-
heit macht die Attraktivität Deutschlands und auch der
Länder der Europäischen Union aus. Die Länder, die der
EU kürzlich beigetreten sind, wurden nicht nur durch die
Hoffnung auf materielle Vorteile in diese EU gezogen,
sondern auch durch die Anziehungskraft der freiheitli-
chen Gesellschaft motiviert. Diese Entwicklung ist ein
Glücksfall für Europa, an den wir noch vor 15 Jahren
nicht zu denken gewagt hätten.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Jetzt kommen Sie mal zum Thema!)


Aber es gibt auch eine Kehrseite dieser glänzenden
Medaille. Diese Offenheit birgt Risiken für die Sicherheit
unseres Landes. Wir müssen den Bedürfnissen unserer
inneren Sicherheit Rechnung tragen und den zahlreichen
Versuchen der illegalen Einreise nach Deutschland und
Europa effektiv begegnen. Diese Grundproblematik hat
es schon immer gegeben. Nach dem 11. September 2001
ist jedoch das Sicherheitsbedürfnis auch in Europa grö-
ßer geworden. Abstriche an der Sicherheit der Bürgerin-
nen und Bürger in unserem Lande dürfen nicht gemacht
werden. Missbrauch und Korruption im Zusammenhang
mit der Erteilung von Visa müssen entschlossen be-
kämpft werden. Auch für diese Ziele steht die Bundesre-
gierung mit ihrer Politik ein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Visastel-
len der deutschen Botschaften und Generalkonsulate ar-
beiten genau an dieser Schnittstelle, in dem Spannungs-
feld von Sicherheitsbelangen auf der einen und dem
Wunsch nach unbürokratischen Verfahren und Liberali-


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(C (D t auf der anderen Seite. Für viele Ausländer sind die isastellen der Botschaft oft der erste Berührungspunkt it Deutschland. Den Visastellen wird immer wieder erlärt, dass ihre Arbeit für Deutschland im Gastland ganz esonders wichtig sei. Wer sich als Bundestagsabgeordeter die Visaabteilungen in den verschiedenen Ländern nschaut, ob in Warschau, in Washington oder in Ouagaougou, wird bestätigen können, dass die Arbeit dort unr schwierigen Bedingungen geleistet wird. Was haben die Visaabteilungen eigentlich zu leisten? ie sind an das deutsche Ausländerrecht und das Schenener Durchführungsübereinkommen gebunden. Auch ie Neuregelungen der Einreisebestimmungen im Zuanderungsgesetz müssen berücksichtigt werden. Damit t der rechtliche Rahmen abgesteckt, in dem die notendigen Sicherheitsbelange berücksichtigt werden üssen. Auf der anderen Seite müssen neben den bereits rwähnten wirtschaftlichen, kulturellen, wissenschaftlihen und touristischen Gründen natürlich auch die zwichenmenschlichen Aspekte und humanitären Verpflichngen berücksichtigt werden, die im Visumverfahren ine Rolle spielen. Ebenso müssen wir unseren humaniären und politischen Ansprüchen gerecht werden und ürfen die Erteilung von Visa nicht als Instrument zur bschottung missbrauchen. Dies kann nur gelingen, enn Ermessensentscheidungen möglich sind und der pielraum für eine angemessene Entscheidung gegeben t. Die richtige Balance auch in der Abwägung humanirer Aspekte zu finden ist eine Kunst, die schwieriger u erlernen ist als das Abfragen beim Ausländerzentralegister. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Visastellen ürfen nun erleben, dass in den nächsten Wochen auf ntrag der CDU/CSU-Fraktion ein Untersuchungsauschuss eingerichtet wird. Ein Untersuchungsausschuss ird zu denselben Fragen, die die Union bereits gestellt at und die durch die Bundesregierung bereits beantwort wurden, keine neuen Erkenntnisse hervorbringen. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das wollen wir mal abwarten!)


r wird aber, sehr geehrter Herr Grindel, die Bedienste-
en in den Visastellen pauschal unter Druck setzen und
en Ermessensspielraum für sachgerechte Entscheidun-
en einschränken.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Ach, sehr eigenartig!)


b es der Wirtschaftsflügel der CDU wohl begrüßen
ird, wenn Konsularbeamte Angst haben, Bona-fide-
egelungen für Geschäftsleute zu treffen? Diese Frage
erden Sie beantworten müssen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Darum geht es doch gar nicht, Herr Dzembritzki!)


Wenn sich die Visumpolitik nach dem Amtsantritt der
ot-grünen Bundesregierung der Weltoffenheit und
umanität verpflichtet gefühlt und dieser Grundsatz






(A) )



(B) )


Detlef Dzembritzki

auch die Praxis der Ausländervertretungen geprägt hat,
entspricht das einem modernen Deutschlandbild. Die in-
ternationale Lage hat allerdings inzwischen eine Reihe
neuer Herausforderungen für unsere Sicherheit hervor-
gebracht – wir haben in der vorherigen Debatte gerade
entsprechende Entscheidungen getroffen, liebe Kollegin-
nen und Kollegen – und ich gehe davon aus, dass wir
alle bereit sind, uns diesen neuen Herausforderungen zu
stellen.

Selbstverständlich hat diese Situation auch Anlass ge-
geben, die Praxis immer wieder zu überprüfen. Die Visa-
vergabepraxis ist der Kontinuität verpflichtet und sie ist
immer wandlungsfähig geblieben. Das Auswärtige Amt
hat vor kurzem mit einer neuen internen Regelung eine
Anpassung vorgenommen. Das alles hat jedoch nichts
mit Fällen organisierter Kriminalität und illegalen
Schleusertums zu tun, mit denen sich deutsche Gerichte
auseinander setzen müssen. Diese Machenschaften
durch bessere europaweite Vernetzung im Schengen-
Raum zu bekämpfen, muss unser gemeinsames Ziel sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sicherheit und Freiheit dürfen dabei nicht als Gegensatz
verstanden werden, sondern müssen gemeinsame Auf-
gabe und Verpflichtung sein.

Vielen Dank, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513904600

Ich erteile das Wort Kollegen Ernst Burgbacher, FDP-

Fraktion.


Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1513904700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Visastellen der deutschen Auslandsvertretungen sind die
Außenposten der deutschen Sicherheitspolitik und schon
deshalb ist das, worüber wir heute reden, sehr wichtig.
Eines ist doch völlig unstrittig: Wenn es in diesem Be-
reich zu Unregelmäßigkeiten oder Affären kommt oder
wenn politisch zweifelhafte Vorgaben bestehen, muss
diesen nachgegangen werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wenn es nur den Verdacht von Schleuserkriminalität,
wie ihn größere deutsche Magazine melden, gibt, muss
auch dem nachgegangen werden.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tun wir ja selbstverständlich!)


Deshalb sind wir den Kolleginnen und Kollegen der
Union dankbar, dass sie das Thema, das wir auch im In-
nenausschuss sehr ausführlich erörtert haben, in die Öf-
fentlichkeit gebracht haben.

Es ist keine Frage: Individuelle Verfehlungen und An-
sätze zu kriminellen Handlungen müssen verfolgt und
geahndet werden. Natürlich muss aber auch gefragt wer-
den: Stimmen die Voraussetzungen? Sind eigentlich die

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(C (D orgaben für die Beamten in den Konsulaten in Ordung? (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist das! Ganz genau!)


azu sage ich für die FDP-Fraktion: Der Volmer-Erlass
ar nicht in Ordnung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das ist ja eigentlich ein Fischer-Erlass!)


Ich habe Ihrer Großen Anfrage sehr wohl entnommen,
err Koschyk, dass Sie in Bezug auf den Volmer-Erlass
n jeder Stelle dazugeschrieben haben: auf ausdrückli-
he Weisung des Bundesaußenministers Joseph Fischer.
ass der Minister selber das zu verantworten hat, steht
och völlig außer Frage.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Höchstpersönlich! Wo ist er eigentlich?)


Der Grundsatz „in dubio pro libertate“ war wohl tat-
ächlich ein Einfallstor für Fehlentscheidungen. Man
uss im Zusammenhang mit diesem Grundsatz berück-
ichtigen, wie der Begriff Libertas, also Freiheit, ausge-
egt wird.


(Zuruf von der SPD: Das ist für einen Liberalen wie Sie ganz interessant! Die FDP sagt: Libertate ist verkehrt!)


Freiheit heißt nicht, etwas beliebig zu erleichtern und
uf Kontrolle zu verzichten. Freiheit bedeutet vielmehr,
ie Freiheit zu schützen. Das gilt auch für unsere Frei-
eit hier. Deshalb sind umfassende Kontrollen notwen-
ig. Das steht außer Frage. Deshalb war der Volmer-Er-
ass falsch und es ist gut, dass er korrigiert wurde.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Fazit passt nicht zu dem Vorhergehenden!)


Als Reaktion auf die Kritik folgte der Chrobog-Er-
ass, der das Prinzip „in dubio pro libertate“ durch Leitli-
ien mit klaren Kriterien ersetzt. Das begrüßen wir aus-
rücklich. Wir begrüßen, dass der Erlass geändert wurde
nd dass ein Visahandbuch angekündigt worden ist, mit
em den Verunsicherungen in den Auslandsvertretungen
inhalt geboten werden soll. Denn eines ist klar: Die Be-
mten leisten in diesen Vertretungen eine unwahrschein-
ich schwere Arbeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

m diese Arbeit bewältigen zu können, müssen sie mit
laren Regelungen und Richtlinien ausgestattet sein. An-
ernfalls ist das nicht zu schaffen. Im Übrigen heißt es,
ass das Auswärtige Amt Schwierigkeiten hat, Beamte
u finden, die bereit sind, sich in kritische Visastellen
ersetzen zu lassen. Dabei ist das deutsche Parlament
efordert, sich für die Erstellung von Kriterien und
ichtlinien einzusetzen, die den Beamten vor Ort ihre
ätigkeit erleichtern. Angesichts des Chrobog-Erlasses
nd des angekündigten Handbuchs haben wir die Hoff-
ung, dass sich einiges ändert.






(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher

Allerdings warne ich davor, in das Gegenteil zu ver-

fallen. Wir alle wissen: Das ist ein hoch sensibler Be-
reich. Die Sicherheit im Inneren wie auch an den Gren-
zen ist häufig eine Gratwanderung. Niemand in diesem
Parlament sollte in den Debatten versuchen, den Bürge-
rinnen und Bürgern vorzugaukeln, eine Maßnahme al-
leine reiche aus, um alle Probleme zu lösen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Schließlich wird es immer wieder kritische Fälle ge-

ben. Wir sollten uns dazu bekennen, dass eine offene und
freie Gesellschaft auch gewisse Risiken in Kauf nehmen
muss. Wenn eine freie Gesellschaft beginnt, einen
Schutzzaun um alle Gefahrenherde zu ziehen, dann geht
die Freiheit sehr schnell verloren. In diesem Konflikt le-
ben wir. Seit dem 11. September und dem Beginn des
weltweiten Terrorismus leben wir mit diesem Konflikt
wesentlich bewusster.

Dem müssen wir entgegensetzen, dass wir sehr viel
stärker auf Weltoffenheit angewiesen sind als viele an-
dere Länder. Wir sind das Land mit den stärksten wirt-
schaftlichen Verflechtungen. Deshalb braucht auch un-
sere Wirtschaft Offenheit. Wir wollen die kulturelle
Offenheit und wir wollen den Tourismus in Deutschland
fördern. Deshalb können wir nicht einfach die Grenzen
abschotten und niemanden mehr hereinlassen. Das wäre
für unser Land verheerend.

In diesem Konflikt leben wir. In der heutigen Debatte
geht es darum, wie wir diesen Konflikt auflösen können.
Wir wollen keine amerikanischen Verhältnisse. Wir wol-
len nicht, dass – wie in den USA – die Grenzen zum Teil
dichtgemacht werden, mit allen Folgen, die aus den USA
bekannt sind. Zum Beispiel sind große Veranstaltungen
und Kongresse inzwischen abgesagt worden. Die Unter-
nehmen haben Schwierigkeiten, Mitarbeiter in die USA
zu entsenden, weil diese kein Visum erhalten. Das kann
keine Lösung sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: In dubio pro was?)


Deshalb stellt sich die Frage: Was können wir tun?

(Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat denn Herr Kinkel gemacht?)


Wir begrüßen den Chrobog-Erlass, aber wir wissen
auch, dass sein Erfolg sehr stark davon abhängt, wie sich
seine Umsetzung gestaltet.

Damit sind wir bei der Besetzung unserer Konsulate.
Das ist ein ganz entscheidender Punkt. Die FDP hatte im
Haushaltsausschuss mehrfach den Antrag gestellt, die
Rechts- und Visaabteilungen von globalen Stellenkür-
zungen auszunehmen. Dieser Antrag wurde zweimal ab-
gelehnt. Erst im dritten Anlauf waren wir erfolgreich.
Die erwähnten Abteilungen wurden von Stellenkürzun-
gen ausgenommen. Das war sicherlich absolut notwen-
dig; denn wenn man die Probleme betrachtet, kommt
man zu dem Schluss, dass dort keine Stellenkürzungen
vorgenommen werden dürfen. Anderenfalls könnten Sie
so viel erlassen, wie Sie wollten, Sie könnten nichts
durchsetzen.

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(C (D (Beifall des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/ CSU])


eshalb bitte ich Sie, für klare Personalstrukturen zu
orgen. Eventuell muss aber intern umgeschichtet wer-
en, um die notwendige Stärke zu gewährleisten.
Die Union hat vorgeschlagen, die Kompetenzen vom
uswärtigen Amt zum Bundesministerium des Innern
urückzuverlagern. Hierzu erkläre ich für meine Frak-
ion ganz klar: Das ist der falsche Weg. Wenn ich mich
echt erinnere, war es Hans-Dietrich Genscher, der die
ompetenzen auf das Auswärtige Amt übertragen hat.
ort sind sie richtig angesiedelt; denn das Auswärtige
mt ist für die Botschaften und die Konsulate zuständig.
Lassen Sie mich zum Schluss noch ein paar Sätze zu

er geplanten Einsetzung eines Untersuchungsaus-
chusses sagen. Herr Dzembritzki, ich finde es mutig, zu
agen, ein Untersuchungsausschuss werde politische
inge verhindern und damit sei vieles nicht mehr mög-
ich. Das kann es nun wirklich nicht sein. Allerdings
äume ich ein, dass wir im Augenblick noch skeptisch
ind. Wenn überhaupt, hätte schon vor einem halben Jahr
in Untersuchungsausschuss eingesetzt werden müssen.
r kommt jetzt reichlich spät. Da Untersuchungsaus-
chüsse die schärfste Waffe sind, die das Parlament hat,
erden wir in der FDP-Bundestagsfraktion sorgsam da-
über beraten, wie wir uns zu diesem Punkt verhalten
erden. Tatsache ist zwar, dass aufgeklärt werden muss,
ass die Strukturen verändert werden müssen und dass
s eine vernünftige Personalausstattung geben muss.
ber es darf in diesem Zusammenhang nicht alles einbe-
ogen und verschärft werden. Unser Land muss offen
leiben. Das Motto der Fußballweltmeisterschaft 2006
n Deutschland lautet: „Die Welt zu Gast bei Freunden.“
ir müssen alles tun, dass wir ein weltoffenes, sympa-

hisches und gastfreundliches Land bleiben. Daran las-
en wir keinerlei Abstriche machen.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1513904800

Ich erteile das Wort der Staatsministerin Kerstin
üller.

K
Kerstin Müller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513904900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die heute

ur Diskussion stehende Angelegenheit beschäftigt uns
chon etwas länger.


(Zuruf von der CDU/CSU: Wohl wahr!)

eit Februar dieses Jahres versuchen Sie, meine Damen
nd Herren von der Union, einen Skandal zu konstruie-
en. Ich sage aber sehr deutlich: Es gibt keinen Skandal.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


uch heute, neun Monate später und nach vielen hundert
arlamentarischen Anfragen,






(A) )



(B) )


Staatsministerin Kerstin Müller


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Und verwei gerten Antworten!)

bestätigt sich, was von Anfang an galt: Die Bundesregie-
rung betreibt eine verantwortungsvolle, sachgerechte
und rechtsstaatliche Visumpolitik. Das haben wir in der
Antwort der Bundesregierung auf Ihre Große Anfrage
sehr ausführlich dargelegt.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ihr habt euch herumgedrückt!)


Ihre Behauptung, zwischen dem Erlass des Auswärti-
gen Amtes zur Visumpraxis vom März 2000 und den
kriminellen Machenschaften von Schleusern – diese be-
schäftigen inzwischen in der Tat Gerichte und Staatsan-
wälte – bestehe ein Zusammenhang, hat mit der Realität
nichts, aber auch gar nichts zu tun. Das ist reine Propa-
ganda.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Ich weise nur auf das Urteil des Landgerichts Köln hin! – Reinhard Grindel [CDU/ CSU]: Warum habt ihr den Chrobog-Erlass gemacht?)


Der vorläufige Höhepunkt – ich sollte vielleicht besser
sagen: Tiefpunkt – dieser Propaganda ist Ihr Beschluss
zur Beantragung der Einsetzung eines Untersuchungs-
ausschusses. Ich kann Ihnen nur versichern, dass wir
dem sehr gelassen entgegensehen, weil wir wissen, dass
an Ihren Behauptungen einfach nichts dran ist. Die Art
und Weise, wie die Opposition dieses Thema behandelt,
zeigt nur, in welch verzweifelter Lage sie sich befindet.
Angesichts des Meinungschaos in der Union in zentralen
Politikbereichen wie zum Beispiel der Gesundheitspoli-
tik – dort soll es ja bei Ihnen zu einer Einigung gekom-
men sein; wir werden sehen –


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ich sage nur: 3. Oktober! Meinungschaos!)


suchen Sie in Ihrer Verzweiflung nach einem Thema, das
von Ihrer schlechten Lage ablenken soll. Die „FAZ“ hat
das in den letzten Tagen sehr schön dargestellt: Zunächst
haben Sie versucht, einem Untersuchungsausschuss über
die LKW-Maut das Wort zu reden. Das Thema Kosovo
war auch einmal Gegenstand der Überlegungen. Jetzt
haben Sie sich eines der am umfangreichsten dokumen-
tierten Themen der gesamten Legislaturperiode ausge-
sucht.

Was wollen Sie damit eigentlich noch aufklären? In
unzähligen Fragerunden, an denen ich selbst beteiligt
war, hat die Bundesregierung ganze Bände von Antwor-
ten übermittelt. Ich erwähne noch einmal die zuletzt ge-
gebene 25-seitige Antwort auf die Große Anfrage, mit
der wir auf Ihre Fragen noch einmal minutiös und im
Detail geantwortet haben. Wollen Sie etwa behaupten,
dass diese Bände von Antworten auf Ihre Fragen nicht
ausreichen?


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ja! – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ja!)


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(C (D Dieses ganze Vorgehen zeugt nur von Ihrer Verzweifung. Es zeigt, dass Ihnen ein Thema fehlt und dass Sie blenken wollen. Außerdem zeigt es – das ist viel chlimmer – Ihre Scheinheiligkeit. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


it den populistischen Parolen, die Bundesregierung
ffne unser Land für Straftäter, Schwarzarbeiter, Prosti-
uierte und Terroristen in rechtswidriger Weise, wollen
ie die Angst der Menschen einfach für Ihre Zwecke
usnutzen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Landgericht Köln!)


Sie meinen, dass sich das Thema Visumverfahren da-
ür eignet. Hier liegen Sie falsch. Sie vergessen dabei ei-
en sehr wichtigen Punkt: Sie selbst und Abgeordnete
ller Fraktionen sind es, die sich in unzähligen Einzel-
ragen an das Auswärtige Amt oder an die Auslandsver-
retungen wenden und sich für eine „großzügigere
isumerteilung“ oder für eine „nachträgliche Abände-
ung einer Visumversagung“ einsetzen.


(Zurufe von der CDU/CSU)

Sie brauchen gar nicht so laut zu schreien. Ich habe
ine der Listen mit. Dabei geht es ausschließlich um die
otschaft in Kiew. Die entsprechenden Anfragen kom-
en fast nur aus Ihrer Fraktion.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


iese ganze Liste ist lang und enthält viele prominente
amen. Ich kann Ihnen ein paar Beispiele geben, und
war nur in Bezug auf die Botschaft in Kiew: der Abge-
rdnete Uhl, der Abgeordnete Austermann, der Abge-
rdnete Manfred Carstens, der Abgeordnete Hans
aidel, der werte Kollege Eduard Oswald, der Kollege
err Hinsken, Frau Hasselfeldt, Frau Böhmer. Ich will
iese Namen nicht alle aufzählen. Wir haben im Unter-
uchungsausschuss noch ausreichend Zeit dazu, uns mit
iesen Anfragen zu beschäftigen; denn auch sie werden
ann auf den Tisch des Hauses kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich möchte hier nun noch folgendes Beispiel nennen:
er Herr Kollege Hinsken hat sich beim Bundesaußen-
inister Fischer sogar persönlich dafür eingesetzt, dass
5 indische Bäcker, die vom Generalkonsulat Chennai
eilweise kein Visum zur Einreise nach Deutschland be-
ommen haben, doch noch ein solches Visum erhalten.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Was ist denn da das Problem?)


enerell ist das eigentlich in Ordnung. Wir haben das
uch geprüft. Herr Hinsken hat dabei aber eine eigene
rüfung der Rückkehrbereitschaft angestellt und ist zu
em großartigen und unzweifelhaften Schluss gelangt,
ass die Rückkehrbereitschaft in allen 45 Fällen vorliegt
nd dass die Visa daher entgegen der Auffassung des






(A) )



(B) )


Staatsministerin Kerstin Müller

Generalkonsulats erteilt werden müssen. Derlei Fälle
kann ich Ihnen viele nennen.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

An dieser Stelle möchte ich auch Folgendes einmal

deutlich sagen: Ich möchte hier die vielen Mitarbeiterin-
nen und Mitarbeiter in den Auslandsvertretungen, die
unter großem Druck und zum Teil schwierigsten Lebens-
bedingungen ihren Dienst versehen, wirklich ausdrück-
lich in Schutz nehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Um die geht es doch überhaupt nicht!)


– Es lässt tief blicken, dass Sie sagen: „Um die geht es
doch überhaupt nicht!“ Der Druck, dem sich die Be-
diensteten ausgesetzt sehen, kommt – das muss ich lei-
der sagen – zum Teil auch von Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich bedauere das sehr.
Ich gebe Ihnen hier noch folgendes Beispiel, das mich

selbst bei der Recherche ziemlich erschreckt hat. Die
Deutsche Botschaft Kiew berichtete im September die-
ses Jahres, dass sich ein bayerischer Kollege per Tele-
fon Einfluss auf die Entscheidung der Visastelle ver-
schaffen wollte. Man kann lesen, dass der Kollege der
Bediensteten offensichtlich damit drohte, sie „beruflich
platt zu machen“, wenn sie das von ihm gewünschte Vi-
sum nicht erteilt.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von welcher Partei ist der? – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Welcher Grüne hat das geschrieben? Welcher Grüne war das?)


– Das alles werden wir im Untersuchungsausschuss auf
den Tisch legen.

Das ist wirklich starker Tobak. Es steht im krassen
Gegensatz zu dem, was man aus Bayern sonst zur Ein-
reise von Ausländern hört. Das zeigt erneut, mit welcher
Scheinheiligkeit Sie an die Sache herangehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die deutsche Visumpolitik – das sind rund 3 Millio-
nen Einzelfallentscheidungen, die unsere Bediensteten
in fast 200 Botschaften und Generalkonsulaten pro Jahr
zu treffen haben. Wenn es dabei in Einzelfällen zu Feh-
lern oder auch zu Missbrauch kommt – das ist nicht aus-
zuschließen; das kann niemand ausschließen, auch nicht
mit noch so guten Erlassen –, so gehen wir dem wie in
der Vergangenheit immer und unverzüglich nach und
sorgen, wenn nötig, für Abhilfe.

Fakt ist: Die Fälle, mit denen wir es in der Vergangen-
heit zu tun hatten, über die wir uns in den Fragestunden
auseinander gesetzt haben, sind nicht auf den besagten
Erlass zurückzuführen, sondern allenfalls auf das so ge-
nannte Reisebüroverfahren und das Problem der Reise-
schutzversicherungen. So wurde die 1995 unter der

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(C (D nionsgeführten Regierung, also Ihrer Regierung, eingeührte Anerkennung von Reiseschutzversicherungen ach den negativen Erfahrungen, die wir damit in Kiew atten, zunächst dort und mittlerweile weltweit aufgehoen. Auch die Beantragung von Visa über Reisebüros indet heute in Kiew nicht mehr statt. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Aber in anderen Botschaften!)


Bei den Verdachtsfällen in der Botschaft Tirana
dazu sind die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen
och nicht abgeschlossen – hat die Bundesregierung um-
ehend auf Missbrauchshinweise reagiert.
All dies zeigt doch nur, in welch schwierigem Span-

ungsfeld – der Kollege Burgbacher von der FDP hat
arauf hingewiesen; auch Sie wissen es; sonst gäbe es
icht so viele Anfragen von Ihnen – die Auslandsvertre-
ungen und die Einzelentscheider bei der Erteilung eines
isums stehen.
Einerseits hat unser Land ein Interesse an regelmäßi-

em Austausch – das teilen alle hier im Hause –, an kul-
urellem Austausch, an wirtschaftlichem Austausch – ich
enne erneut die Bäckerinnung aus Indien; ich finde es
ichtig, dass man in solchen Fällen noch einmal prüft
nd den Dingen nachgeht –, auch in humanitären Fällen.
uch dazu gibt es viele Briefe aus Ihren Fraktionen; die
älle lasse ich dann gern sehr gründlich, auch persön-
ich, noch einmal überprüfen.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Dazu bedurfte es nicht eines Volmer-Erlasses!)


ir wollen im internationalen Wettbewerb um die bes-
en Köpfe mithalten. Alles das teilen wir doch miteinan-
er.
Andererseits ist völlig klar – auch darüber haben wir

einen Dissens –, dass wir den Sicherheitsbelangen der
undesrepublik gerecht werden müssen. Deshalb durch-
äuft jeder Visumantrag ein ganz strenges Sicherheits-
erfahren, ein ganz strenges Prüfverfahren. Es gibt die
utomatisierte Registeranfrage beim AZR und beim
chengen-Informationssystem, zwingende Versagungs-
ründe, die wir durch die Antiterrorgesetzgebung einge-
ührt haben, das strenge Prüfverfahren bei Personen aus
o genannten Risikostaaten. Wenn da etwas vorliegt, ist
as Visumverfahren sozusagen abgeschlossen; dann
teigt man gar nicht mehr in die Abwägung ein.
Das zeigt noch einmal Folgendes: Die rechtlichen
rundlagen für die Visumentscheidungen waren und
ind das deutsche Ausländerrecht, das Schengen-Durch-
ührungsabkommen und die Gemeinsame Konsularische
nstruktion. Auch der von Ihnen immer wieder kritisierte
rlass vom März 2000 stellt bereits in der Einleitung
est, dass das die rechtlichen Grundlagen sind und dass
ie verbindlich und unverrückbar sind.
Das gilt auch für den neuen Erlass vom 26. Oktober

ieses Jahres. Wir haben in diesem Runderlass beste-
ende Regelungen zur Visumvergabe zusammengefasst
nd an die veränderte Sicherheitslage angepasst – im-
erhin gab es den 11. September 2001; das wurde hier






(A) )



(B) )


Staatsministerin Kerstin Müller

erwähnt –, wobei ich deutlich sage: Von einem Kurs-
wechsel in unserer Visumpolitik kann keine Rede sein.


(Zurufe von der CDU/CSU: Aha!)

Bei diesem Erlass geht es darum, eine Gesamtschau der
Erlasse aus den letzten Monaten zu haben, eine Anpas-
sung vorzunehmen,


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: An die Rechtslage!)


um insbesondere der gewachsenen Terrorismusbedro-
hung Rechnung zu tragen, nicht mehr und nicht weniger.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich sage zum Schluss noch einmal: Die zahlreichen
Eingaben aus allen Fraktionen zeigen, dass allen hier die-
ses schwierige Spannungsfeld, in dem die Einzelentschei-
der stehen, bekannt ist. Jedem, der darüber nachdenkt und
Visumpolitik gestaltet – die frühere Bundesregierung ge-
nauso wie unsere –, ist dieses Spannungsfeld bekannt
und dementsprechend werden auch die Erlasse verfügt.

Umso bedauerlicher finde ich es wirklich, dass sich
die Unionsfraktion hier nun seit neun Monaten als Groß-
inquisitor geriert und eine sachbezogene Diskussion in
dieser Frage vermeidet. Nachdem das alles ausführlich
behandelt wurde, wäre es jetzt an der Zeit, liebe Kolle-
ginnen und Kollegen,


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Die Konsequenzen zu ziehen!)


dass Sie hier zur Politikfähigkeit in diesem Bereich zu-
rückfinden, nicht zuletzt im Interesse der Bediensteten in
unseren Visastellen, die wirklich unter einem großen
Druck stehen. Da Sie sich für den Untersuchungsaus-
schuss entschieden haben, habe ich leider den Eindruck,
dass Sie einen anderen Weg gehen wollen. Ich bedauere
das und ich würde mir wirklich eine Versachlichung der
Auseinandersetzung wünschen – im Interesse aller und
im Interesse der Bundesrepublik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1513905000

Das Wort hat nun der Kollege Hartmut Koschyk für

die CDU/CSU.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1513905100

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie können erklären, dass der Untersuchungsausschuss Unsinn ist!)


Frau Staatsministerin Müller, ich weiß nicht, was An-
träge bzw. Briefe von Kolleginnen und Kollegen aller
Fraktionen bzw. mein Brief an die Deutsche Botschaft in
Kiew, in dem ich mich dafür eingesetzt habe, dass Ange-
hörige einer kirchlichen Einrichtung aus der Ukraine zu
einer Begegnungsveranstaltung mit einer kirchlichen

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(C (D inrichtung in Deutschland kommen können, damit zu un haben, dass wir Aufklärung darüber verlangen, waum durch die Visapolitik des Auswärtigen Amtes Teroristen, Schlepper, Kriminelle und Schleuser in die undesrepublik Deutschland gekommen sind. (Beifall bei der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unerhört! Sie wissen, dass das falsch ist! – Detlef Dzembritzki [SPD]: Vorsicht, Vorsicht, Vorsicht!)


ch möchte einmal wissen, was das eine mit dem ande-
en zu tun hat.

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1513905200
Es geht nicht um

ie Beamtinnen und Beamten, die in den Rechts- und
onsularabteilungen deutscher Botschaften und Konsu-
ate eine schwierige Aufgabe zu leisten haben. Wir wer-
en im Untersuchungsausschuss viele Briefe präsentie-
en können, in denen sich Beamtinnen und Beamte
agegen gewehrt haben, den Fischer/Volmer-Schleuser-
rlass anzuwenden. Sie haben nämlich gesehen, dass
ieser Erlass geltendes Recht verbiegt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Detlef Dzembritzki [SPD]: Das ist ja wohl unglaublich! Sie sollten sich schämen!)


iesen Beamten wollen wir Mut machen, indem wir da-
ür sorgen, dass man wieder zu einer rechtmäßigen Visa-
olitik in Deutschland zurückkehrt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist skandalös, was Sie da machen! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Unglaublich!)


Frau Staatsministerin, Sie können auch durch noch so
iel Reden und Vergießen von Tränen nicht davon ablen-
en, dass das Visaregime, für das Außenminister Fischer
nd Bundesinnenminister Schily die Verantwortung tra-
en, ein Sicherheitsrisiko für unser Land darstellt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

uch der angebliche neue Erlass und die vorgebliche
inladerdatei sind ein Täuschungsversuch. Die Wahrheit
st: Es bleibt alles beim Alten. Keineswegs ist nämlich
er Fischer/Volmer-Schleusererlass in sein Gegenteil
erkehrt worden und die geplante Einladerdatei ist nichts
ehr als ein botschaftsbezogener Zettelkasten. Hiermit
ann man organisierter Schleuserkriminalität und terro-
istischen Bestrebungen nicht beikommen. Wir müssen
er Bevölkerung sagen, dass bis heute nicht sicherge-
tellt ist, dass keine Visa mehr an terrorverdächtige Aus-
änder erteilt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es geht in dieser Debatte um einen der größten aus-

änderrechtlichen Skandale in der Bundesrepublik
eutschland.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

ass Gerichte wie das Landgericht Köln in einem hin-
nglich bekannten Strafurteil aus diesem Jahr feststellen
üssen, die Bundesregierung habe in bisher unbekanntem






(A) )



(B) )


Hartmut Koschyk

Ausmaß Schleuserkriminalität gefördert, und dass der
Richter in seiner Urteilsbegründung von einem – ich zi-
tiere – „kaltem Putsch der politischen Leitung des Aus-
wärtigen Amtes gegen die bestehende Gesetzeslage“ ge-
sprochen hat,


(Detlef Dzembritzki [SPD]: Das ist vielleicht ein Richter wie der Herr Schill!)


ist doch ein einmaliger Vorgang in der Bundesrepublik
Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist richterliche Freiheit!)


Dass Sie die Chuzpe haben, dem deutschen Volk und
dem Parlament vorzugaukeln, Sie hätten die Sicherheits-
probleme bei der Visaerteilung im Griff, ist bemerkens-
wert. Nach außen hin vielleicht noch gut geschminkt,
aber nach innen löchrig wie ein Schweizer Käse – das ist
das treffende Bild für den Zustand, wie die Visaerteilung
im Auswärtigen Amt geregelt ist; und das wird vom
Bundesinnenminister schweigend hingenommen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Sebastian Edathy [SPD])


Die Bundesregierung hat entgegen ihren Behauptun-
gen nach dem 11. September 2001 weder ihre Visapoli-
tik grundlegend geändert noch nach dem Kompromiss
über das neue Zuwanderungsgesetz den Fischer/
Volmer-Erlass im Kern geändert. Nach dem
11. September 2001 galt dieser Erlass weiter. Auch die
neuen Sicherheitsanforderungen des Zuwanderungsge-
setzes haben Sie bis heute durch Erlasse politisch nicht
umgesetzt. Es stellt doch eine Minimalregelung dar,
Frau Staatsministerin Müller, wenn in einem neuen Er-
lass darauf hingewiesen wird, dass die Bearbeiter die
geltende Rechtslage zu prüfen und anzuwenden haben.
Was sollten die denn vorher tun, wenn Sie sie jetzt auf-
fordern, zur geltenden Rechtslage zurückzukehren?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Der Fischer/Volmer-Erlass ist nicht in sein Gegenteil

verkehrt worden, denn es fehlt die hierfür erforderliche
Anweisung, dass bei Zweifeln an dem Vorliegen der Vo-
raussetzungen für die Visumerteilung der Visumantrag
grundsätzlich abzulehnen ist. Stattdessen ist die grundle-
gende Zweifelsfallregelung aus dem Fischer/Volmer-Er-
lass beibehalten worden. Denn auch nach der neuen Er-
lasslage liegt eine „Interessengefährdung Deutschlands“
dann vor, „wenn die gegen eine Visumserteilung spre-
chenden Gründe die Argumente für das Erfüllen der Vi-
sumserteilungsvoraussetzungen überwiegen“.

Das heißt, Sie haben ganz wenig geändert; denn frü-
her hat es geheißen: „wesentlich überwiegen“. Daraus
folgt: Bei Gleichgewichtigkeit der Argumente für und
gegen die Visumerteilung kann auch heute noch das Vi-
sum erteilt werden. Das ist völlig unzureichend.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir brauchen

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(C (D (Sebastian Edathy [SPD]: Eine bessere Opposition!)


in zielgenaues, nämlich Sicherheitsrisiken ausschalten-
es, und zugleich auch den wirtschaftlichen Interessen
nseres Landes Rechnung tragendes Visaregime. Es ist
och machbar – das ist eine Organisationsfrage –, dass
er Wirtschaftsvertreter schnell und unbürokratisch in
inem beschleunigten Verfahren sein Visum erhält, wäh-
end der mutmaßliche Terrorist oder Kriminelle sorgfäl-
ig überprüft und das Visum bei Sicherheitsbedenken
ersagt wird.


(Widerspruch bei der SPD)

Ich nenne Ihnen ein gutes Beispiel. Es gibt Länder mit

inem großen Wirtschaftsinteresse an unserem Land, wo
ie Außenhandelskammern Vorinterviews mit Personen,
ie ein Visum möchten, führen, diese mit einer gewissen
orüberprüfung aufbereiten und an das entsprechende
eutsche Konsulat zu dessen Entlastung weiterleiten.
arum gibt es das nur in einzelnen Botschaften in Zu-
ammenarbeit mit den Wirtschaftskammern? Sie hätten
chon längst darauf kommen können, solchen guten Bei-
pielen zu folgen und das flächendeckend durchzufüh-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie das nicht selber gemacht?)


Ich möchte Ihnen noch zwei weitere Vorschläge un-
erbreiten, wie man das Visaregime weltoffen und wirt-
chaftsfreundlich ausgestalten und zugleich Sicherheits-
isiken ausschalten kann. Wir meinen, dazu ist eine
ationale Einlader- und Warndatei aller Ausländerbe-
örden mit Recherchebefugnissen der Sicherheitsbehör-
en dringend überfällig; wir haben sie schon lange vor-
eschlagen. Eine Informationssammlung einer einzelnen
otschaft, wie Sie jetzt vorschlagen, reicht nicht aus.
ine zentrale Sammlung aller Daten und die Vernetzung
er Informationen, zum Beispiel beim Bundesverwal-
ungsamt in Köln, ist notwendig.
Hierzu haben wir im Rahmen der Verhandlungen über

as Zuwanderungsgesetz einen konkreten Gesetzentwurf
orgelegt. Der Bundesinnenminister hat sich darüber in
en Verhandlungen anfangs noch lustig gemacht. Jetzt
aben er und auch der Bundeskanzler uns zugesagt, dass,
enn nicht auf europäischer Ebene bis 2006 eine solche
entrale Einladerdatei eingerichtet wird, dies auf natio-
aler Ebene geschieht. Dann lassen Sie uns doch jetzt
icht mehr länger warten. Unser Gesetzentwurf liegt auf
em Tisch. Wir bieten Ihnen konstruktive Verhandlun-
en an, um jetzt schnell diese zentrale Einlader- und
arndatei zu schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Statt des Untersuchungsausschusses!)


Herr Kollege Burgbacher, wir können darüber strei-
en, ob eine Übertragung der Zuständigkeit für Visa-
ragen vom Auswärtigen Amt auf das Innenministerium
er richtige Weg ist. Ich bin der Meinung, das Bundes-
inisterium, das für die Sicherheitsbelange unseres Lan-






(A) )



(B) )


Hartmut Koschyk

des zuständig ist, sollte auch eine Mitzuständigkeit bei
Visafragen erhalten. Das ließe sich regeln. Dann erspa-
ren wir „Spiegel“ und „Focus“ auch die – zurzeit wö-
chentlich nachzulesenden – langen Berichterstattungen
über die Schriftwechsel zwischen Auswärtigem Amt und
Innenministerium und die gegenseitigen Schuldzuwei-
sungen, wer die Verantwortung für die größeren Pannen
trägt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Detlef Dzembritzki [SPD]: Sie sollten nicht so viel „Spiegel“ lesen!)


Lassen Sie mich zum Schluss einen Gedanken äu-
ßern, bei dem Sie von Rot-Grün vermutlich gleich wie-
der an Orwell denken werden. Warum sollten wir nicht
auch über ein System flächendeckender Ein- und
Ausreisekontrollen nachdenken? Lieber Kollege
Burgbacher, da muss man nicht immer die USA als Bei-
spiel zitieren. Ich nenne zwei Länder mit großen Wirt-
schaftsinteressen – Korea und Japan –, in denen es ein
lückenloses Ein- und Ausreisekontrollsystem gibt.


(Widerspruch bei der SPD)

Für mich ist es kein Problem, bei der Einreise in eines
dieser Länder eine Karte abzugeben,


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Träumen Sie ruhig weiter!)


wodurch meine Einreise und ebenso meine Ausreise in
einem zentralen Computer vermerkt werden. Natürlich
muss das Schengen-kompatibel gemacht werden.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Ach!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, Sie

stellen doch einen Bundesinnenminister, der für spekta-
kuläre Vorschläge auf europäischer Ebene bekannt ist.
Ich nenne zum Beispiel seinen Vorschlag, Auffanglager
für Flüchtlinge in Afrika zu errichten.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Richtig!)

Vielleicht macht er einmal einen weniger spektakulären
Vorschlag. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei unseren
Nachbarn in den Niederlanden, in Frankreich und in
Spanien die Sensibilität für die Sicherheitserfordernisse
bei der Ein- und Ausreise von Menschen gewachsen ist.

Ich fordere Sie auf: Denken Sie über unsere zentrale
Einladerdatei nach! Schaffen Sie sie schnell! Lassen Sie
uns darüber nachdenken, wie man ein europakompati-
bles, lückenloses Ein- und Ausreisesystem schaffen
kann! Wir sind bereit, mit Ihnen über konstruktive Lö-
sungen für die Zukunft zu sprechen.

Aber eines muss in diesem Parlament noch gesche-
hen: Ihre Versäumnisse in der Visapolitik der letzten
Jahre, durch die sich katastrophale Auswirkungen auf
die Sicherheit unseres Landes ergeben haben, müssen
restlos aufgeklärt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schlimm, wie Sie die Beamten diskreditieren!)


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(C (D Ich erteile das Wort dem Kollegen Volker Neumann, PD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ieber Hartmut Koschyk, Sie tun ja fast so, als ob es vor 998 keinen Visamissbrauch gegeben hätte, als ob keine riminellen mit Visa eingereist wären, als ob es keine chleuserbanden gegeben häte, als ob keine Prostituieren mit Touristenvisum hier eingereist wären. Aber auch as gab es vorher schon. Damit wird sich der Untersuhungsausschuss befassen können. Es ist die Aufgabe – ja sogar die Pflicht – des Parlaents, sich mit diesen Fragen zu befassen. Die Große nfrage ist ein legitimes Mittel der Kontrolle der Regieung. So ist der CDU/CSU zuzugestehen, dass die norme Steigerung der Anzahl der Visaerteilungen in eiigen Botschaften Anlass zur Nachfrage bot, was die Urachen und was die Folgen sind. Die Union hat also ihr gutes Recht wahrgenommen, ach Mängeln im Visaverfahren zu fragen. Sie hat Antorten auf eine Vielzahl von Anfragen mündlicher und chriftlicher Art im Parlament erhalten. (Zuruf von der CDU/CSU: Es hat sich aber nichts geändert!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1513905300
Volker Neumann (SPD):
Rede ID: ID1513905400

rau Staatsministerin hat schon darauf hingewiesen; sie
tand hier fast wöchentlich Rede und Antwort. Die
nion hat befriedigende Antworten auf eine Kleine An-
rage und jetzt auf eine Große Anfrage bekommen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Sie waren ja nicht da, Herr Neumann! Sie haben es nicht mitbekommen!)


Im Gegensatz zu Ihnen lese ich die Protokolle.

(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wann waren Sie bei den Fragestunden da? – Gegenruf des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Bei diesem Schwachsinn muss man nicht dabei sein!)


Ich war anwesend. Herr Grindel, ich wusste gar nicht,
ass Sie so laut sein können. Früher waren Sie ein so se-
iöser und abwägender Mensch.


(Beifall bei der SPD)

Bei weltweit rund 3 Millionen Visaanträgen – 2,5 Mil-

onen Visa wurden erteilt –, die nach vorgegebenen Kri-
erien und nach den Gesetzen zu bearbeiten sind, ist es
öglich, dass den Botschaften Fehler unterlaufen. Das
ürfte jedermann einsichtig sein. Auch die CDU/CSU ist
icherlich zu der Erkenntnis gekommen, dass man diese
ngelegenheiten nicht perfekt regeln kann. Wenn ein
angel im Verfahren erkennbar ist, dann muss er beho-
en werden. Das ist geschehen, zuletzt durch den Erlass
om 26. Oktober dieses Jahres. Sie haben ihn schon zi-
iert.
Die CDU/CSU hätte mit ihrer Großen Anfrage und

er vorhergehenden Diskussion sehr viel sachlicher und






(A) )



(B) )


Volker Neumann (Bramsche)


ernsthafter deutlich machen können, um was es ihr ging.
Aber sie hat versucht – das ergibt sich schon aus dem
Stil der Anfrage –, den Vorgang zu skandalisieren und
vor allen Dingen zu personifizieren. Sie konnte offen-
sichtlich den auf das Gleis gesetzten Zug in Richtung
Untersuchungsausschuss – Herr Klaeden, ich schaue Sie
an – nicht mehr stoppen, obwohl inzwischen alle Ant-
worten vorliegen und alle Maßnahmen getroffen worden
sind, die geeignet sind, die erkennbaren Mängel zu behe-
ben.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Die schlechten Antworten haben zur Notwendigkeit eines Untersuchungsausschusses geführt!)


Dieser Versuch war leicht durchschaubar. Das Vorge-
hen ist bei Untersuchungsausschüssen immer gleich:

Schritt eins. Der Vorgang muss mit dem Namen eines
möglichst bekannten Politikers der Regierungsparteien
verknüpft werden. Ludger Volmer reichte nicht aus, also
musste Joschka Fischer her.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Er ist doch der Minister!)


Niemand kann den Zusammenhang erkennen. Trotzdem
verfahren Sie nach dem Motto „Augen zu und durch“; ir-
gendetwas wird schon hängen bleiben.

Schritt zwei. Journalisten werden mit vertraulichem
Material aus den Ministerien versorgt.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wir versorgen Journalisten mit Material? Das ist unglaublich! Das machen wir selber!)


Dabei handelt es sich übrigens um Material, das aus der
Zeit der Meinungsbildung innerhalb der Regierung
stammt. Hinweis an den Untersuchungsausschuss: Das
entzieht sich seiner Untersuchungsmöglichkeit.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Quatsch! Unsinn!)


Anschließend werden die darauf basierenden Pressearti-
kel zum Anlass genommen, das öffentliche Interesse zu
belegen.

Schritt drei. Möglichst viele Äußerungen der Bundes-
regierung werden in Kleinen und Großen Anfragen ge-
sammelt.

Schritt vier. Es wird versucht, Widersprüche heraus-
zuarbeiten.

Schritt fünf. Am Ende – das ist jedem klar – kommt
dabei nichts heraus.

Ihnen ist es offensichtlich gleichgültig, ob der Sach-
verhalt bereits aufgeklärt ist, die Mängel beseitigt und
die Einzelfälle geklärt sind. Wen wollen Sie eigentlich
treffen? Die Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes und in
den Botschaften, die eine schwierige Arbeit leisten müs-
sen?

Es kann nicht oft genug wiederholt werden – Frau
Müller hat schon darauf hingewiesen –, wie die Rechts-
lage bei der Visaerteilung aussieht – denn Sie wollen
offensichtlich vermischen und vernebeln –:

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(C (D Erstens. Voraussetzung für ein dreimonatiges Beuchsvisum ohne Aufnahme der Erwerbstätigkeit sind er Besitz eines Passes, die Darlegung des Aufenthaltswecks und der Umstände des Aufenthalts, eine hinreihende Krankenversicherung und genügend finanzielle ittel für den Aufenthalt in Deutschland und die Rück eise sowie die Rückkehrbereitschaft. Die überwiegende Anzahl der Anträge wird bewilligt. ennoch gibt es zwingende Gründe, Visa zu versagen, ämlich dann, wenn in einem der Schengener Staaten ine Einreiseverweigerung vorliegt, oder natürlich bei inweisen auf eine Verbindung zum internationalen Terorismus. Dies wird im Schengener Informationssystem, Ausländerzentralregister und in bestimmten Fällen wingend durch Konsultationen zentraler Behörden abefragt. Die Visabehörden haben sich an deutsches Ausnderrecht sowie an das Ausländergesetz und das Aufnthaltsgesetz zu halten. Zweitens. Das Visum ist in der Regel zu versagen – in em vorliegenden Fall geht es darum –, wenn Ausweiungsgründe vorliegen bzw. falsche und unvollständige ngaben gemacht wurden, keine ausreichenden Mittel ür den Aufenthalt oder die Rückreise nachgewiesen erden (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann man gar nicht oft genug sagen!)


der keine Schengen-weit geltende Krankenversiche-
ung vorliegt. Ein Versagungsgrund liegt auch vor, wenn
ie Überprüfung des Reisezwecks und unabhängig da-
on die Überprüfung der Rückkehrbereitschaft zu Zwei-
eln Anlass geben. Die Überprüfung der Rückkehrbereit-
chaft soll eine illegale Einwanderung oder eine
efährdung der inneren Sicherheit verhindern.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wie machen Sie das in den drei Minuten?)


Die Reiseschutzversicherung bzw. die Reiseschutz-
ässe wurden schon angesprochen. Diese bot der ADAC
b 1995 eine Zeit lang an. Dies war aber nur eine Vor-
ussetzung für die Erteilung des Visums. Die Überprü-
ung des Reisezwecks und der Rückkehrbereitschaft
usste dennoch erfolgen. Dieser Reiseschutzpass diente
ur dazu, nachzuweisen, dass die für den Aufenthalt und
ie Rückreise notwendigen finanziellen Mittel vorhan-
en waren. Das heißt, er diente dazu, den Sozialhilfeträ-
ern, die im Zweifelsfalle eingreifen mussten, die Mög-
ichkeit zu geben, sich an die Versicherung zu halten.
as war ganz vernünftig; dadurch kamen die an ihr
eld.
Weiterhin entfiel die verwaltungsaufwendige Boni-

ätsprüfung bei den Ausländerbehörden. Der Einladende
rauchte keine individuelle Erklärung hinsichtlich der
bernahme der Kosten abzugeben. Das war eine ver-
ünftige und logische Regelung. Man hat nicht daran ge-
acht – das hat sich erst später herausgestellt –, dass das
issbraucht wird. Als man das herausbekommen hat, hat
an sofort reagiert.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Was?)







(A) )



(B) )


Volker Neumann (Bramsche)


Das Reisebüroverfahren wurde gestoppt und die Reise-
schutzversicherung galt schon ab 28. Juni 2002 nicht
mehr als Ersatz für den Nachweis der notwendigen fi-
nanziellen Mittel. Das Ganze ist schon gestoppt worden,
bevor die Ermittlungsbehörden, nämlich die Staatsan-
waltschaft in Köln, eine Mitteilung an das Auswärtige
Amt gegeben haben. Das Auswärtige Amt hat also viel
früher reagiert, als es in Ihrer Großen Anfrage dargestellt
wird. Entsprechende Maßnahmen waren getroffen.

Sie kritisieren auch den Erlass vom 3. März 2000.
Herr Koschyk hat gesagt, er habe Briefe bekommen, in
denen stand, dass sich Beamte geweigert hätten, den Er-
lass anzuwenden.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ich habe nicht gesagt, dass ich sie bekommen habe, sondern, dass wir diese Briefe kennen!)


– Sie kennen diese Briefe, nach denen sich Beamte ge-
weigert haben,


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Bedenken geäußert haben!)


den Erlass anzuerkennen. Wenn sie diesen Erlass nicht
angewendet haben, haben sie gegen Gesetze verstoßen.
Einer der ersten Sätze dieses Erlasses lautet:

Das deutsche Ausländerrecht, das Schengener
Durchführungsübereinkommen und die Gemein-
same Konsularische Instruktion der an den Schen-
gen-Acquis gebundenen EU-Partner sind der recht-
liche Rahmen für die Erteilung von Visa, an den
sich die Auslandsvertretungen zu halten haben.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Das heißt, all das, was rechtlich vorgegeben war,

musste angewandt werden. Wenn Beamte das nicht an-
wenden wollten, dann konnte allerdings das passieren,
was offensichtlich auch in größerem Umfange passiert
ist.


(Zurufe von der CDU/CSU)

Das Neue an diesem Erlass vom 3. März 2000 war

– das haben Sie nicht zu kritisieren –, dass schon bei der
ersten Ablehnung eine Begründung gegeben werden
musste. Beanstanden kann ich auch den bereits von Ih-
nen zitierten Satz nicht, der folgendermaßen lautet:

Wenn nach pflichtgemäßer Abwägung und der Ge-
samtwürdigung des Einzelfalls die tatsächlichen
Umstände, die für oder gegen eine Erteilung des
Besuchervisums sprechen, sich die Waage halten,
gilt: In dubio pro libertate.

Also: Im Zweifel für die Reisefreiheit. Herr Burgbacher,
ich verstehe nicht, was Sie daran zu kritisieren haben.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Warum ist das dann geändert worden, wenn Sie das so toll finden? – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wichtig: wenn sie sich die Waage halten!)



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(C (D Wenn Sie den Rednern aus Ihren eigenen Reihen zugeört haben, dann wird Ihnen aufgefallen sein, dass Herr oschyk gesagt hat, dass das nicht geändert worden ist. Ich darf im Übrigen daran erinnern, dass dieser Erlass us der Zeit vor dem 11. September 2001 stammt. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Mein Gott!)

ie Terroranschläge haben dazu geführt, dass immer
ieder überprüft wurde, ob Maßnahmen getroffen wer-
en können, um die Schleuserkriminalität, vor allen Din-
en aber auch die Einreise von Terroristen zu verhin-
ern.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Welche Maßnahmen?)


enn in Einzelfällen Missbrauch getrieben wurde, dann
ind, wie wir von der Regierung gehört haben, entspre-
hende Maßnahmen ergriffen worden.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Welche?)

Ich hoffe, dass wir durch diese Debatte und durch Ihre

arlamentarischen Initiativen nicht unser gemeinsames
iel zerstören, ein weltoffenes Land zu bleiben


(Zuruf von der CDU/CSU: Oh!)

nd gleichzeitig die berechtigten Sicherheitsinteressen
nserer Bürgerinnen und Bürger zu wahren. Aber viel-
eicht wurde von den Initiatoren dieser Aktion nicht aus-
eichend bedacht, welche Wirkung diese Debatte auf das
nsehen Deutschlands in der Welt hat.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Ja, ja!)

Wie wirkt eigentlich das, was Sie betreiben, auf einen
eschäftsmann, der ein Visum für Deutschland beantra-
en will?


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Der sagt sich: Die wollen endlich die Spreu vom Weizen trennen!)


ie wirkt das auf einen Kulturschaffenden, der unser
and besuchen will? Wie wirkt das auf die Menschen in
nserem Land, die ihre Verwandten, die im Ausland le-
en, einladen und dafür ein Besuchervisum brauchen?


(Zuruf von der CDU/CSU: Haben die etwa noch nie eins gekriegt, oder was?)


as sagt eigentlich die Tourismusindustrie dazu?
Ich finde, wir haben ein großes Interesse an persönli-

hen Kontakten und am Austausch mit Angehörigen
remder Staaten,


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sie wollen doch, dass keine indischen Bäcker mehr zu uns kommen!)


ei es aus wirtschaftlichen, kulturellen oder rein persön-
ichen Gründen. Wir wollen – und ich füge hinzu: wir
önnen – uns von der Welt nicht abschotten.
Unser Wohlstand und unsere Gesellschaft leben vom

nternationalen Austausch. Die Mitarbeiter des Auswär-
igen Amtes in den Botschaften, insbesondere in den






(A) )



(B) )


Volker Neumann (Bramsche)


Rechts- und Konsularabteilungen, haben und verdienen
unser Vertrauen. Sie sind für die Menschen, die ein Vi-
sum beantragen, die erste Begegnung mit Deutschland.
Ich wünsche mir, dass sie auch weiterhin das Gefühl ha-
ben, dass Deutschland ein weltoffenes und gastfreundli-
ches Land ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1513905500

Ich erteile dem Kollegen Hans-Peter Uhl für die

CDU/CSU-Fraktion das Wort.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1513905600

Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und

Kollegen! Gleich nach ihrer Regierungsübernahme im
Jahre 1998 wollten insbesondere die Grünen ihr senti-
mentales Verständnis von „Weltoffenheit“ und „Liberali-
tät“ in staatlichem Handeln verankern.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das trifft uns aber sehr!)


Die neuen Herren im Auswärtigen Amt wollten konse-
quent das Ziel einer multikulturellen Zuwanderungsge-
sellschaft verfolgen,


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch! Das Ziel war schon vorher da!)


und zwar auch mithilfe des Visarechts.
Im März 2000 wurde dazu ein grundlegender, neuer

Erlass verfügt, der später fälschlicherweise – ich weiß
nicht, warum – „Volmer-Erlass“ genannt wurde, obwohl
in ihm überhaupt keine Rede von Herrn Volmer ist. Im
Gegenteil, in diesem Erlass wurde, was völlig untypisch
ist, sogar die Autorität des Außenministers bemüht. So
heißt es gleich zu Beginn: „Nach umfassender Überprü-
fung unserer Visapraxis hat Bundesminister Fischer
Weisung erteilt ...“


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

Als hätte Minister Fischer jemals die Visapraxis über-
prüft! Aber immerhin wird seine Autorität in diesem Er-
lass bemüht.

Ich will nicht, wie es Kollege Neumann getan hat,
einzelne Passagen des Erlasses analysieren;


(Volker Neumann [Bramsche] [SPD]: Das wäre aber sehr gut!)


denn es versteht ohnehin kein Mensch, was darin ge-
schrieben wurde. Als Jurist versteht man allerdings rela-
tiv schnell, was gemeint ist: Es ist eine schlichte Beweis-
lastumkehr.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

Nicht der Ausländer muss beweisen, dass sein Vortrag
richtig ist, sondern der Beamte muss ihm beweisen,

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(C (D (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Dass er falsch ist!)


ass er lügt.

(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch nicht!)


o etwas nennt man eine Beweislastumkehr.
In der Folge sahen sich die Bediensteten der deut-

chen Visastellen vom Willen der Bundesregierung ge-
ötigt, möglichst viele Schengen-Visa zu erteilen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ist es! – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Alle drei Minuten!)


err Kollege Neumann, die Anweisung an die Beamten,
us der Sie zitiert haben, kann man nur so verstehen: Be-
chtet, dass alle Bestimmungen des Ausländerrechts und
es Schengen-Rechts eingehalten werden, aber überprüft
ie ja nicht zu genau!


(Heiterkeit des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/ CSU])


as war die Weisung: Beachtet alle Paragraphen, aber
rüft ja nicht zu viel.
Journalisten vergleichen das damit, dass man eine Ge-

chichte auch zu Tode recherchieren kann. Dann ist es
achher keine Geschichte mehr.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


o ungefähr sollte mit den Visa umgegangen werden.

(Beifall bei der CDU/CSU – Sebastian Edathy [SPD]: Das ist doch Unsinn! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Als ob Beamte so arbeiten würden! Das ist eine Unterstellung!)


as ist keine Führung von Beamten, sondern Irrefüh-
ung von Beamten.


(Sebastian Edathy [SPD]: Ach du meine Güte!)


iese politische Show erfolgte auf dem Rücken der Be-
mten und das ist unanständig.
Kein Wunder, dass diese neue Weisung in den Visa-

tellen vieler Botschaften, vor allen Dingen in den GUS-
taaten, für größte Unruhe bei den Beamten gesorgt hat.
er Untersuchungsausschuss wird enthüllen,


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das soll er machen!)


ie diese Weisung aufgenommen wurde. Man hat natür-
ich genau gemerkt, was beabsichtigt war, und dass dies
as Gegenteil der früheren Praxis ist.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was wollen Sie denn für Leute einladen?)







(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Uhl

Ich bin Herrn Burgbacher sehr dankbar, dass er sehr

sachlich und nüchtern herausgearbeitet hat, was dieser
Erlass bewirkt hat: Allein durch deutsche Visastellen in
den GUS-Staaten wurden innerhalb von fünf Jahren über
4 Millionen Visa erteilt.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer lobt das denn?)


Auf dem Höhepunkt, Herr Winkler, wurden in Kiew
Visa im Dreiminutentakt ausgestellt. Wer wird denn da
noch von Prüfung reden und wer, Herr Neumann, noch
von Einhaltung irgendwelcher Paragraphen?


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch eingestellt und bemängelt worden!)


– Natürlich sind auch wir der Meinung, dass Deutsch-
land ein weltoffenes Land sein muss und selbst ein gro-
ßes Interesse an der Einreise von Wissenschaftlern sowie
an Wirtschaftsverkehr hat. Auch müssen Verwandtenbe-
suche möglich sein. Niemand will Deutschland abschot-
ten, wir am allerwenigsten.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer sonst?)


Hier wurde das Motto für die Fußball-WM zitiert:
„Die Welt zu Gast bei Freunden“. Wer wollte diesem
Motto widersprechen?


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihre Fraktion!)


– Doch Kriminelle, Herr Winkler, wollen wir weder als
Gast und schon gar nicht als Freund haben. Das ist un-
sere Meinung.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Als ob das hier jemand wollte!)


Wir sollten ein waches Gespür für diese Situation ha-
ben. Aber es soll doch keiner glauben, dass bei einem
monatlichen Durchschnittseinkommen von 100 Euro
Hunderttausende aus den GUS-Staaten wochenlang
nach Deutschland kommen können, um hier meinetwe-
gen die Burgen am Rhein zu besichtigen. Mit welchem
Geld denn? Das ist doch völlig unwahrscheinlich. In
Wahrheit kommt auf diesem Weg auch heute noch ein
großer Teil mit deutschem Visum als Schwarzarbeiter,
einige auch als Kriminelle.


(Detlef Dzembritzki [SPD]: Wer stellt die eigentlich ein?)


Viele Frauen werden eingeschleust, um sie hier als Pros-
tituierte auszubeuten.

Ich habe gestern einmal einen Blick auf die Home-
page der Grünen geworfen. Keine Partei tut sich auf dem
Papier im Kampf gegen den Menschenhandel zum
Zweck der sexuellen Ausbeutung der Frau mehr hervor
als die Grünen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist gut, dass sie das tut!)


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(C (D och die verheerenden praktischen Auswirkungen geade grüner Visapolitik kann man nirgends besser beobchten als hier in Berlin. (Beifall bei der CDU/CSU – Sebastian Edathy [SPD]: Woher wissen Sie das so genau, Herr Uhl? Haben Sie da schon Erfahrungen gesammelt oder wie? Er kennt sich damit aus! Unglaublich!)


Sie werden es auch bald wissen. Es gibt erschütternde
erichte – wir werden das im Untersuchungsausschuss
och hören – über die Art und Weise, wie diese Frauen,
it deutschen Visa ausgestattet, hier in Berlin behandelt
erden.
Das Landgericht Köln – es ist bereits zweimal zitiert
orden; aber man kann es nicht oft genug sagen, weil es
o ungeheuerlich ist – hat die Bundesregierung bei der
burteilung eines Kriminellen mit in die Verantwortung
enommen. Das ist unglaublich! In dem Gerichtsurteil
eißt es:

Das war ein kalter Putsch der politischen Leitung
des Auswärtigen Amtes gegen die bestehende Ge-
setzeslage.

err Neumann, das kann man nicht oft genug wiederho-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist wohl der Maßstab!)


Nein. Unwille, Unvermögen und ideologisch bedingte
lindheit von Rot-Grün haben erst den Nährboden berei-
et, auf dem der Menschenhandel in Form der organisier-
en Kriminalität so richtig gedeihen konnte.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine Unverschämtheit!)


Das ist keine Unverschämtheit, Herr Winkler. Das war
ewiss unabgestimmt – etwas anderes habe ich nicht be-
auptet –, aber ebenso sicher war es vorhersehbar. Das
ehaupte ich: Es war unabgestimmt, aber vorhersehbar.
Ich will die Geschichte mit dem Reiseschutzpass hier

icht noch einmal erwähnen. Es ist geradezu eine Posse,
ie ein mittlerweile angeklagter Unternehmer unter Zu-
ilfenahme der Bundesdruckerei und hoher Beamter des
uswärtigen Amtes und des Innenministeriums, die als
chutzpatrone dienten, diese Reisepässe ausstellen
onnte. Das ist unglaublich. Auch dies werden wir be-
andeln.
Was sagt die Bundesregierung zu all diesen Missstän-

en, zu denen wir Hunderte detaillierte Sachfragen ge-
tellt und auf die wir sowohl hier als auch im Rahmen ei-
er Großen und einer Kleinen Anfrage hingewiesen
aben? Immer gibt es dieselbe arrogante und stereotype
ntwort. Sie lautet, Deutschland müsse nun einmal ein
eltoffenes Land sein. Das Spannungsverhältnis zwi-
chen Reisefreiheit und der Bekämpfung illegaler Mi-
ration sei kompliziert. Da könnten auch einmal Fehler
assieren.
Dann kommt Herr Dzembritzki daher und sagt, un-

ere Fragen seien erschöpfend beantwortet worden.

(Lachen bei der CDU/CSU – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Unfähigkeit! – Dr. Hans-Peter Uhl Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Er ist erschöpfend und erschöpft!)





(A) )


(B) )


Ich glaube nicht, dass Sie die Fragen und die Antworten
jemals gelesen haben. Sonst hätten Sie zumindest rote
Ohren bekommen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Ich habe ihn für einen seriösen Kollegen gehalten!)


Selbstverständlich gibt es ein Spannungsverhältnis;
es ist geradezu banal, dies hier festzuhalten. Aber die
Weisung, die Außenminister Fischer seinen Beamten er-
teilte, war nur so zu verstehen: weniger prüfen, mehr
Visa ausstellen.

Außenminister Fischer „himself“ führt zur jetzigen
Lage ganz merkwürdige Erläuterungen an. Er sagt, der
damalige Erlass sei Vergangenheit, die Zeiten hätten sich
geändert. Es gebe zwei Zäsuren: den 11. September
2001 und den Zuwanderungskompromiss. Darauf müsse
jetzt reagiert werden. Deshalb bräuchten wir einen neuen
Erlass.

Meine Damen und Herren, schauen Sie sich die Er-
lasse an und vergleichen Sie die mit dem, was nach dem
11. September passiert ist! Was hat der neue Erlass mit
dem Zuwanderungskompromiss zu tun? Null Komma
nichts. Bitte erzählen Sie nicht solche Märchen! Der
Kenner spürt sofort, dass hier grober Unfug vorgetragen
wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Gibt wenigstens der neue Erlass eine sachgerechte

Antwort auf die zehntausendfachen Visamissbräuche?
Die Antwort lautet: Nein. Durch geschickte Pressearbeit
– Sie erinnern sich an den „Spiegel“-Artikel – soll sug-
geriert werden, dass jetzt eine ganz grundlegende Kor-
rektur im Bereich der Visavergabe stattfindet. Es werde,
so war die Botschaft des Auswärtigen Amtes, zu einem
Paradigmenwechsel rot-grüner Ausländerpolitik kom-
men.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat das gesagt?)


– Das stand im „Spiegel“.

(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie zitieren den „Spiegel“ zu Ihren Gunsten? Hört! Hört!)


Dieser Show wurde dummerweise gleich der Boden
entzogen, weil der Kollege Volmer im Auswärtigen Aus-
schuss sofort gesagt hat, er könne mit dem neuen Erlass
sehr gut leben. Nun kann ich mir nicht so recht vorstel-
len, dass Herr Volmer für einen Paradigmenwechsel rot-
grüner Ausländerpolitik steht. Welche Nummer wollen
Sie denn nun aufführen?


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich komme zum Schluss. Wir sind für die Reisefrei-

heit. Ich finde es unanständig – die gute Frau Staatsmi-
nisterin ist jetzt leider nicht da; wir werden das im Un-
tersuchungsausschuss nachholen –, hier eine Liste der
Namen von Abgeordneten vorzutragen, die nichts ande-
res getan haben als ihre Pflicht. Ich lege Wert darauf,
dass alle meine Briefe in Sachen Visaerteilung veröffent-

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(C (D icht werden, damit man sieht: Wenn sich ein anständiger undestagsabgeordneter für einen anständigen Ausläner einsetzt, darf die Tatsache, dass dieser ein ihm rechtäßig zustehendes Visum erhält, nicht kriminalisiert erden; denn es ist unsere Pflicht, dies zu tun. s ist unanständig, dieses Verhalten durch das Verlesen iner Liste von Namen in ein schlechtes Licht zu rücken. Meine Damen und Herren, die für die Erteilung der isa zuständigen Beamten wurden irregeführt, statt geührt zu werden. Sie wurden in ihren Visastellen allein elassen. Sie wurden dem Massenandrang von Migranen schutzlos ausgesetzt. Das ist es, was bereinigt weren muss. In Zukunft werden wir – das wird auch ein eitrag des Untersuchungsausschusses sein – zu einer usgewogenen Visapraxis finden. Der Untersuchungsusschuss wird zeigen, dass unsere Botschaften die Siherheit Deutschlands nicht auf dem Altar einer völlig alsch verstandenen Weltoffenheit opfern müssen. (Sebastian Edathy [SPD]: Es ist eine Unverschämtheit, was Sie da äußern, Herr Kollege!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1513905700

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der
ollege Josef Winkler, Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513905800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zunächst
öchte ich kurz auf den Beitrag von Herrn Uhl einge-
en. Herr Uhl, ich spreche Sie an. Hören Sie mir bitte
inmal zu?


(Zuruf von der CDU/CSU: Er hört ja zu!)

Er ist multitaskingfähig; das ist erstaunlich. – Sie ha-
en die Grünen mehrmals angesprochen, deswegen will
ch persönlich auf Sie eingehen. Ich kann ja verstehen,
ass Sie, der Sie aus einem Wahlkreis kommen, in dem
ich die Wahlergebnisse für die Grünen zwischen 30 und
0 Prozent bewegen und wo Sie mit der CSU seit vielen
ahren versuchen, auf einen grünen Zweig zu kommen,
hre persönlichen Traumata hier im Bundestag bewälti-
en wollen und müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

ielleicht kümmern Sie sich in München einmal ein
isschen mehr um Ihren Wahlkreis, damit die Grünen-
rgebnisse dort auf das von Ihnen gewünschte Maß zu-
ückgehen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ha, ha, ha, der 11. November war gestern!)


enn Sie über Weltoffenheit reden, dann ist das, als
enn ein Blinder über Farbe redet;


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Josef Philip Winkler

das hört sich für mich grässlich an. Das ist nicht Weltof-
fenheit, das ist Abschottung: Der Ausländer wird unter-
teilt in kriminell und nicht kriminell. Ist Ihnen schon ein-
mal aufgefallen, dass in deutschen Gefängnissen ganz
überwiegend Deutsche sitzen? Das ist offensichtlich eine
Erfahrung, die Sie noch nicht gemacht haben.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das stimmt! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wir kennen uns da nicht so gut aus!)


Diese Politik, diese Art der Auseinandersetzung – die
Ausländer, die Herr Uhl einlädt, das sind die guten; die,
die von anderen eingeladen werden, sind die schlech-
ten – machen wir nicht mit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich finde die Textexegese, die Sie hier betreiben, er-
staunlich: Alle Redner der Union zitieren hier aus der
Urteilsbegründung des Landgerichts Köln und jeder tut
das mit zunehmendem Vergnügen. Dabei ist das doch
richterliche Freiheit: Jedem Richter bleibt es unbenom-
men, seine Vermutungen


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das Urteil ist gesprochen worden!)


und seine Verdächtigungen in Bezug auf die Bundesre-
gierung in die Urteilsbegründung aufzunehmen. Es steht
doch im Titel Ihrer Anfrage: „Richterlich geäußerter
Verdacht“. Diesen Verdacht werden Sie im Untersu-
chungsausschuss nicht erhärten können; davon bin ich
fest überzeugt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Bundesregierung hat in ihren Antworten auf Ihre
vielen, meist gleich lautenden Fragen immer wieder sehr
richtig erklärt: Es gibt Fälle, in denen Missbrauch aufge-
treten ist – natürlich –, es gab kriminelle Handlungen.
Aber selbstverständlich hat die Hausleitung des Auswär-
tigen Amtes alle entsprechenden Maßnahmen eingelei-
tet, sobald so etwas bekannt wurde. Sie versuchen hier
immer zu insinuieren, dass die angeblich zu große Of-
fenheit erst durch den Volmer-Erlass – oder Fischer/
Volmer-Erlass,


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Stimmt ja!)

wie Sie ihn heute neu zu titulieren versuchen – bewirkt
wurde. Das stimmt aber nicht und das wissen Sie auch
selbst.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Herr Burgbacher, es war ja fast schon tragikomisch,
wie Sie hier heute als Liberaler begründet haben, was
Sie gegen Liberalität haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


In dem Erlass steht zwar „in dubio pro libertate“. Das ist
aber ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat, denn
natürlich muss vorher die „securitate“ abgeprüft sein.




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(C (D (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Die „securitas“! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Mit „Sekuritate“ hat das nichts zu tun! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: „Sekuritate“ ist in diesem Zusammenhang wohl ein Problem!)


Habe ich einen sprachlichen Lapsus begangen?

(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Ein freudscher!)

Dann muss ich das vielleicht einmal dem Bundeskanz-
er sagen; der gibt ja immer seinen Kommentar zu sol-
hen Sachen.
Ich fand das jedenfalls sehr amüsant und ich freue
ich, Herr Burgbacher, auf die Auseinandersetzung im
ntersuchungsausschuss. Wir werden Sie immer wieder
aran erinnern, was Sie hier vorgetragen haben: Liberale
egen Liberalität.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD – Ernst Burgbacher [FDP]: Nein: Gegen falsch verstandene Liberalität!)


Ich möchte im Namen meiner Fraktion noch einmal
usdrücklich klarstellen – Sie können den Erlass nennen,
ie Sie wollen –: Der Kollege Volmer, der hier auch an-
esend ist, ist persönlich weder unmittelbar noch mittel-
ar mit irgendwelchen kriminellen Machenschaften in
erbindung zu bringen, die bei der Erteilung von Visa
urch die deutschen Auslandsvertretungen aufgetreten
ind. Er hat sich – ich sage das ganz deutlich – bei den
aushaltsberatungen sogar persönlich dafür eingesetzt,
ass die Visa- und Konsularstellen von den linearen Kür-
ungen, die vorgenommen werden mussten, ausgenom-
en worden sind. Insofern kann ich diese Rufmordkam-
agne nur in aller gebotenen Schärfe zurückweisen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir unterstützen die Bundesregierung und auch das
uswärtige Amt weiter darin, dem Anspruch der Weltof-
enheit, den die Bundesrepublik Deutschland im Aus-
and anmelden kann, weiterhin gerecht zu werden. Na-
ürlich muss das immer in Abwägung mit den
icherheitspolitischen Erfordernissen erfolgen.
err Koschyk und Herr Hinsken – er ist nicht da –, ich
estehe Ihnen zu, dass die Konsularmitarbeiter auch in
ukunft erst prüfen müssen, ob Zweifelsfälle vorliegen.
uch wenn es indische Bäckermeister gibt, die kleine
rötchen backen, wird das Auswärtige Amt unbeein-
ruckt von Ihren schriftlichen Aufforderungen, Visa aus-
ustellen, streng nach Recht und Gesetz prüfen. Das ist
uch richtig so.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Reinhard Grindel [CDU/ CSU]: Sie sollten ein Herz für indische Bäckermeister haben!)


Sie sollten die billige Effekthascherei unterlassen, die
ie betreiben, seitdem Sie sich endlich dazu durchgerun-
en hatten, einen Untersuchungsausschuss zu diesem
hema und nicht etwa zur LKW-Maut, zur Spenden-






(A) )



(B) )


Josef Philip Winkler

affäre der Union oder Ähnlichem zu beantragen. Sie ha-
ben ja lange mit sich gerungen. Herr Koschyk hat noch
am Tag nach dem Beschluss in einer Pressemitteilung ge-
sagt, auch er sei inzwischen von der Notwendigkeit der
Einrichtung eines Untersuchungsausschusses überzeugt;
schließlich seien neue Dinge aufgetaucht und Herr Schily
sei einmal nicht in den Ausschuss gekommen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Richtig lesen, Josef!)


Ich muss schon sagen: Das alles zeugt nicht davon, dass
Sie besonders überzeugt davon sind, hier etwas heraus-
finden zu können. Wir sehen der Sache wirklich ruhig
und gelassen entgegen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Du solltest ein Herz für indische Bäckermeister haben! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


– Es ist klar, dass Sie sich aufregen; schließlich waren es
Herr Kanther und Herr Kinkel, die seinerzeit die Reise-
büroregelung aufgenommen haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das wird uns im Untersuchungsausschuss noch sehr be-
schäftigen müssen. Ich halte das für skandalös. Wir wa-
ren überzeugt davon, dass Ihnen keine Fehler unterlau-
fen sind, sodass wir das erst einmal haben weiterlaufen
lassen.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Nachdem wir festgestellt hatten, dass die von Ihrer Bun-
desregierung eingeführte Regelung doch nicht so brillant
war, wie Sie sich das damals gedacht haben, haben wir
schnell die Notbremse gezogen und gesagt, dass das ab-
geschafft werden muss. Das haben wir auch getan.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Clemens Binninger [CDU/ CSU]: Der 11. November war gestern!)


Abschließend möchte ich

(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Sachlicher werden!)

in etwas ruhigerer Form noch einmal, damit Sie es end-
lich verstehen, sagen, was passiert, wenn man ein Visum
beantragt. Dann geschieht jedenfalls nicht das, was Sie
sagen, dass nämlich der Beamte überlegt, ob er ein we-
nig weltoffen sein soll oder lieber ein bisschen auf Si-
cherheit bedacht. In dem Erlass steht angeblich, dass
man weltoffen sein und den Terroristen reinlassen solle,
wenn man Zweifel hat. – Ist das so? Glauben Sie das
wirklich?


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das steht doch drin!)


Alle, die das glauben, sollen einmal aufzeigen. – Sehen
Sie: Es hat niemand aufgezeigt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

So wird es also nicht sein.

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(C (D Es wurde eben richtig vorgetragen: Erst dann, wenn ich die Gründe dafür und dagegen die Waage halten, ommt dieser goldene Satz, den ich mangels fremdprachlicher Kenntnisse jetzt nicht mehr aussprechen ill, zum Tragen. Deshalb wird es natürlich nicht dazu ommen, dass irgendwelche Terroristen ins Land komen. Wie sollte sich da nämlich irgendetwas die Waage alten? Wenn klar ist, dass jemand Verbindungen zu Teroristen hat, dann kann er kein Visum erhalten. Das ist ann zwingend ausgeschlossen. Die Frau Staatsministein hat die entsprechenden Gesetzesvorschriften schon rwähnt; ich will das nicht wiederholen. Deshalb führt die Taktik, die Sie hier anwenden, völ ig ins Leere. Hat sich Mohammed Atta, einer der Terroisten des 11. September, ein Visum erschlichen? – Nein. ie Hamburger Ausländerbehörde war der Meinung, ass sein Aufenthalt völlig in Ordnung ist. Das ist eben o. Die Welt ist komplizierter, als Sie sich das vorstellen. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wir sind hier nicht irgendwo in Hamburg!)


ie Terroristen kommen nicht und sagen: Hören Sie, ich
öchte gerne ein Visum haben, weil ich in Deutschland
ns Hintergrundfeld des internationalen Terrorismus auf-
ücken möchte. – So läuft es nicht.
Wir werden weiterhin dafür sorgen, dass in diesem
and Sicherheit gewährleistet ist und gleichzeitig Libe-
alität, Weltoffenheit und Humanität gewahrt werden.
Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1513905900

Ich schließe die Aussprache.
Bevor ich den nächsten Tagesordnungspunkt aufrufe,
uss ich darauf hinweisen, dass es in der Rede des Kol-
egen Uhl einen Zwischenruf des Kollegen Edathy gege-
en hat, der, wenn er so im Protokoll festgehalten wer-
en sollte, von mir gerügt werden müsste.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Was hat er denn gerufen?)


Nach § 119 unserer Geschäftsordnung besteht die
öglichkeit, Zwischenrufe, die in die Niederschrift auf-
enommen worden sind, mit Zustimmung der Beteilig-
en zu streichen, wenn der amtierende Präsident dem zu-
timmt.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wir müssten erst einmal wissen, was er gerufen hat!)


ür den Fall, dass diese Verständigung zwischen den Be-
eiligten erfolgt, würde ich meine Zustimmung zur Strei-
hung erteilen. Nach meinem Eindruck ist dieser Zwi-
chenruf nämlich ziemlich eindeutig neben der Sache.
Nun rufe ich den Tagesordnungspunkt 21 auf:

– Zweite und dritte Beratung des von den Frak-
tionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Fünf-






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

undzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des
Abgeordnetengesetzes und eines Einund-
zwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Eu-
ropaabgeordnetengesetzes
– Drucksache 15/3942 –

(Erste Beratung 132. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des von den Abge-

(Münster)

und der Fraktion der FDP eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Änderung des
Grundgesetzes (Art. 48 Abs. 3)

– Drucksache 15/751 –

(Erste Beratung 66. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des von den Abge-

(Münster)

und der Fraktion der FDP eingebrachten Ent-
wurfs eines Vierundzwanzigsten Gesetzes
zur Änderung des Abgeordnetengesetzes
– Drucksache 15/753 –

(Erste Beratung 66. Sitzung)


Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäfts-
ordnung (1. Ausschuss)

– Drucksache 15/4205 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Uwe Küster
Eckart von Klaeden
Volker Beck (Köln)

Jörg van Essen

Der Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
schäftsordnung hat in seine Beschlussempfehlung auch
die von der Fraktion der FDP eingebrachten Gesetzent-
würfe zur Änderung des Art. 48 Abs. 3 des Grundgeset-
zes sowie zur Änderung des Abgeordnetengesetzes ein-
bezogen. Über diese beiden Gesetzentwürfe soll nun
ebenfalls abschließend beraten werden. – Ich sehe, darü-
ber besteht Einverständnis. Dann ist das so beschlossen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Dazu höre
ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst dem Kollegen Wilhelm Schmidt für die SPD-
Fraktion.


Wilhelm Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1513906000

Vielen Dank, Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich weiß gar nicht, warum hier so viele die
Flucht ergreifen. Es geht um unsere rechtliche Stellung.
Vielleicht wäre es ganz gut, wenn sich ein paar mehr Ab-
geordnete hier im Plenum einfänden, um über ihr
Schicksal und ihre Versorgungsbezüge zu debattieren
bzw. abzustimmen. Von dieser Stelle rufe ich dazu aus-
drücklich auf.

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(C (D Wir befinden uns in der abschließenden Beratung des esetzentwurfs, den wir vor einigen Wochen eingeracht haben und von dem wir hoffen, dass er heute abeschlossen werden kann. Mit diesem Gesetzentwurf teht die versprochene Umsetzung der wirkungsgleichen nderung von Versorgungsbezügen für Abgeordnete hnlich dem Rentenrecht und dem Beamtenversorgungsecht auf der Tagesordnung. Das Entscheidende ist, dass ir damit unsere Zusage, die wir öffentlich gegeben haen, einlösen, nämlich hier ähnlich zu verfahren. Mit diesem Gesetz – das ist der Vorschlag der Koali ion – werden wir eine Abschmelzung der Versorungsansprüche herbeiführen, bei den Altversorgten m achtmal 0,5 Prozent. Das bedeutet in der Mindestersorgung eine Absenkung von 35 auf 31 Prozent und n der Höchstversorgung von 75 auf 71 Prozent. Damit iegen wir etwa in der Kategorie der Höchstversorgung m Beamtenbereich. Insofern dürfte die Anpassung adäuat sein. Wenn wir die Versorgungsansprüche um 4 Prozent bschmelzen, dann ist das eine angemessene Berückichtigung der Neuregelungen im Rentenrecht. Zudem ird dies in einem viel kürzeren Zeitraum umgesetzt, als ies bei den Rentnerinnen und Rentnern und den Beamenversorgungsempfängern geschieht. Die Änderung beeutet also nicht unbedingt ein Übermaß, ist aber eine ehr konsequente Angleichung dessen, was wir auch den nderen Schichten in der Bevölkerung zumuten, die von ersorgungsbezügen oder Renten zu leben haben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der zweite Punkt ist: Wir passen auch die Witwen-
ersorgung an. Sie wird von 60 auf 55 Prozent gekürzt.
as Wichtigste, das wir mit diesem Gesetz auf den Weg
ringen, ist eine Anrechnungsvorschrift für private Ein-
ünfte, die Versorgungsempfänger der Abgeordneten
ann erzielen, wenn sie vor dem 65. Lebensjahr eine pri-
ate Beschäftigung aufnehmen oder wahrnehmen. Das
st eine angemessene Gleichstellung mit den Beamten-
ersorgungsempfängern und den Rentnerinnen und
entnern. Nach dem 65. Lebensjahr gilt diese Anrech-
ungsvorschrift natürlich nicht mehr. Aber in diesem Al-
er ist es doch relativ selten, dass man zusätzliche Be-
chäftigungen wahrnimmt. Aber wir finden schon, dass
s eine Überversorgung bedeuten würde, wenn eine An-
echnung der privaten Einkünfte vor dem 65. Lebensjahr
icht stattfinden würde.
Dies sollte man in angemessener Weise kommunizie-

en. Das hat – das will ich an dieser Stelle gleich sagen –
berhaupt nichts mit dem Kürzen einer „Luxusversor-
ung“ zu tun. Ich erkläre ausdrücklich für meine Frak-
ion, dass Abgeordnete dieses Hauses keine Luxusver-
orgung genießen. Sie erhalten vielmehr eine den
mständen angemessene Versorgung: Das Wahrnehmen
on Amt und Mandat bedeutet nicht selten eine unglaub-
iche Belastung, vor allen Dingen deshalb – das muss
an für die Öffentlichkeit hinzufügen –, weil Abgeord-
ete zu einem beträchtlichen Teil in ihrer beruflichen
eiterentwicklung gehemmt sind. Sie wissen das natür-

ich, wenn sie ihr Abgeordnetenmandat annehmen,






(A) )



(B) )


Wilhelm Schmidt (Salzgitter)


nichtsdestotrotz ist das ein Fakt, welchen man gegen
sich selbst gelten lassen muss. Daher kann man sie nicht
mit normalen Rentnern oder normalen Beamtenversor-
gungsempfängern vergleichen, sondern man sollte eher
den Vergleich zu leitenden Angestellten in der Wirt-
schaft oder leitenden Beamten im öffentlichen Dienst
ziehen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Diese Vergleichbarkeit ist es, die uns immer wieder

beschäftigt. Deshalb gilt auch an einem solchen Tage,
dass wir Abgeordnete uns nicht diskriminieren lassen
wollen. Das gilt auch für die Abgeordneten in den Land-
tagen und im Europaparlament. Es geht nicht an, dass
wir für die Bevölkerung tätig sind, uns aber von den üb-
lichen Verdächtigen immer wieder vorgerechnet wird,
dass wir entweder zu hohe Versorgungsbezüge oder zu
hohe Diäten erhalten. Da wird ein falscher Maßstab an-
gelegt. Ich fordere die kritische Öffentlichkeit ausdrück-
lich dazu auf, an dieser Stelle die Verhältnismäßigkeit
bei der Bewertung des Abgeordnetenberufs – ein solcher
ist es ja nun einmal – zu wahren und die Abgeordneten
nicht ständig zu diskriminieren.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)


Ich will in diesem Zusammenhang hinzufügen, dass
auch die Bundesregierung die notwendigen Konsequen-
zen gezogen hat. Seit Ende September liegt ein Gesetz-
entwurf vor – auch diesen werden wir hier behandeln –,
mit dem die Bundesregierung eine angemessene Anhe-
bung der Bezüge und eine Kürzung der Versorgungsbe-
züge vornehmen will. Hier wird deutlich, dass wir uns
manchmal in einer Weise Selbstbeschränkungen auferle-
gen, die nicht in Ordnung sind. Wenn wir uns einmal ver-
gegenwärtigen, was Unternehmenslenker in der freien
Wirtschaft an Einkünften und Versorgungsregelungen für
sich in Anspruch nehmen, dann ist nach meiner Einschät-
zung durchaus die Aufforderung angebracht, die Maß-
stäbe zurechtzurücken. Der Bundeskanzler hat weder ein
Einkommen noch – erst recht nicht – eine Versorgung,
die mit dem Einkommen bzw. der Versorgung des Chefs
eines mittelständischen Unternehmens vergleichbar
wäre. Das zeigt, dass in diesem Lande irgendetwas nicht
ganz richtig ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg van Essen [FDP]: Die Gewerkschaftsführer verdienen noch mehr!)


Wir bringen dieses Gesetz heute – trotz der schwieri-
gen Zeit – auf den Weg und kommen damit einem Gebot
nach, welches man an uns im Prinzip zu Recht gerichtet
hat. Aber wir werden künftig die Kirche im Dorf lassen.
Wir werden kein Übermaß an Belastungen – zumindest
was die Höhe der Versorgung betrifft – gelten lassen.
Dennoch müssen wir, auch das will ich zusagen, noch
eine grundsätzliche Überprüfung der Versorgungsrege-
lungen vornehmen. Das wird eine weitere Aufgabe für
das nächste Jahr sein.

Damit komme ich zum Gesetzentwurf der FDP.
Herr Kollege van Essen, dieser Gesetzentwurf birgt die
Gefahr einer „Kommissionitis“. Das wollen wir nicht. Es

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(C (D at sich in den vergangenen Jahren immer wieder geeigt, dass jedes Parlament, das sich eine Beratung von ußen in Form einer Kommission gegönnt oder – je achdem – zugemutet hat, auf die Nase gefallen ist. Ich ill ausdrücklich dafür plädieren, uns gerade diese Reelung nicht aus der Hand nehmen zu lassen. Wir sollten ielmehr selbstkritisch, aber auch mit einem gesunden elbstbewusstsein daran gehen, unsere Abgeordnetenntschädigung und unsere Versorgung selbst zu überprüen. Wenn wir das nicht mehr können, sind wir es nicht ert, in diesem Hause Entscheidungen darüber zu trefen. Lassen Sie also die Forderung nach einer Kommision! Wir machen das selber und kommen dann zu Erebnissen, die wir selber vertreten können. Das ist ein rund, warum wir den Gesetzentwurf von der FDP abehnen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns diese
ntscheidung treffen. Sie ist eine Entscheidung, die im
uge der Entwicklung im Renten- und Beamtenversor-
ungsrecht notwendig ist. Auf der einen Seite ist die Re-
elung nicht übertrieben, auf der anderen Seite müssen
ir uns nicht selbst verleugnen. Das werden wir im Ver-
auf unserer Arbeit immer wieder selbstbewusst erklären
üssen. Dazu fordere ich uns alle gemeinsam auf.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1513906100

Für die CDU/CSU-Fraktion spricht nun der Kollege

ckart von Klaeden.

Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1513906200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Kollegen!
bwohl es möglich wäre, will ich jetzt nicht jeden per-
önlich begrüßen, um die Redezeit ausnutzen.
Herr Kollege Schmidt, unsere Fraktion stimmt der
nderung des Abgeordnetengesetzes aus den von Ihnen
eschriebenen Gründen zu. Ich will jetzt gar nicht alle
ründe, die Sie zutreffend beschrieben haben, wiederho-
en, aber ich möchte die Gelegenheit nutzen, mit ein paar
orten auf das einzugehen, was Sie über die Abgeord-
etenversorgung insgesamt gesagt haben. Das, was Sie
rundsätzlich feststellen, trifft auf unsere Zustimmung,
ie Sie am Applaus aus unserer Fraktion gesehen haben.
llerdings fehlen uns die Taten. Ihre Fraktion bzw. die
oalition hat leider nicht den Mut, den Reden und An-
ündigungen auch Taten folgen zu lassen und diese Prin-
ipien umzusetzen.
Nach dem vom Verfassungsgericht festgesetzten
aßstab muss die Entschädigung der Abgeordneten eine
usreichende Existenzgrundlage für die Abgeordneten
nd ihre Familien sicherstellen. Die Versorgung muss
uch der Bedeutung des Amtes Rechnung tragen und
oll insbesondere die unabhängige Ausübung des Man-
ats gewährleisten. Wir haben als Maßstab – ich meine,
ass dies ein angemessener Maßstab ist – das Gehalt ei-






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden

nes hauptamtlichen Oberbürgermeisters in einer Stadt
mit mehr als 100 000 Einwohnern oder eines Abtei-
lungsleiters in einem Ministerium festgelegt. Weil wir
in dieser Legislaturperiode bisher nur eine Diätenerhö-
hung gehabt haben, hinken wir hinter diesem selbst ge-
setzten Maßstab nun mit nahezu 1 000 Euro pro Monat,
exakt mit 947 Euro pro Monat, hinterher.

Wenn wir für dieses Haus tatsächlich Personen mit
politischem Talent und politischer Erfahrung finden wol-
len – irgendjemanden zu finden, ist kein Problem –, dür-
fen wir sie nicht deutlich schlechter bezahlen als Abtei-
lungsleiter in Ministerien oder als hauptamtliche
Oberbürgermeister einer nicht ganz so großen Stadt, wie
ich es gerade geschildert habe.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Oder wie im Management in der Wirtschaft!)


Das ständige Aussetzen der Diätenerhöhungen, wie be-
sonders Sie es praktizieren, wird dazu führen – bei allen
politischen Problemen, die wir haben und die ich gar
nicht bestreiten will –, dass wir nur noch sehr schwer ge-
eignete Personen werden gewinnen können.

Wenn sich diese Praxis weiter fortsetzt, entsteht ein
weiteres Problem: Nicht die Tatsache, dass Nullrunden
stattfinden, ist dann eine Besonderheit, sondern wenn
tatsächlich einmal eine Diätenerhöhung stattfindet,
wird diese als ein besonderes Ereignis in der Öffentlich-
keit zur Kenntniss genommen. Das ist dann ja auch rich-
tig, allerdings werden die Nullrunden vorher nicht zur
Kenntnis genommen.

Deshalb will ich hier noch mit einer anderen Tatsache
aufwarten. Seit dem Jahr 1977 – seitdem gilt das Abge-
ordnetengesetz – lag die Erhöhung der Diäten prozentual
zum Teil weit unter den durchschnittlichen Erhöhungen
der Bezüge aller anderen Gehalts- oder Versorgungs-
empfänger im öffentlichen Dienst, der Beschäftigten in
der freien Wirtschaft, aber auch der Rentner. Das ist eine
Tatsache, die festzustellen ist.

Auch die gesamten Kosten des Deutschen Bundesta-
ges pro Bürger und pro Jahr sind in den letzten Jahren
gesunken, und zwar auf niedrigem Niveau. Im Jahr 2001
hat der gesamte Bundestag pro Bürger Kosten von
12,44 DM verursacht, im Jahr 2002 waren es 6,46 Euro
und im Jahr 2003 noch 6,20 Euro.


(Jörg van Essen [FDP]: Damit liegen wir unter allen Parlamenten ganz weit hinten!)


– Der Kollege van Essen hat völlig Recht: Wir liegen da-
mit ganz weit hinten unter allen Parlamenten. – Wenn
man sich diese Zahlen vor Augen führt, kann man si-
cherlich den Abgeordneten keine Überversorgung vor-
werfen. Auch der prozentuale Anteil des Einzelplans 02
am Gesamthaushalt des Bundes ist rückläufig. Er betrug
2001 0,215 Prozent, 2002 0,214 Prozent und 2003 noch
0,199 Prozent.

Ich sage das hier ausdrücklich als Abgeordneter der
Opposition, denn wenn wir uns für eine kontinuierliche
maßvolle Diätenerhöhung einsetzen, die sich am Durch-
schnitt der allgemeinen Gehaltssteigerung orientiert und
unseretwegen auch gern etwas dahinter zurückbleiben

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(C (D ann, wird uns immer gesagt, das beschließe sowieso die egierungskoalition und die Opposition habe das nicht u verantworten. Obwohl nur ein mittelbarer Zusamenhang besteht, sage ich das an dieser Stelle, damit uns ieser Vorwurf nicht gemacht werden kann. Ich darf Sie wirklich bitten, in unser aller Interesse nd auch im Interesse der uns selbst durch die Verfasung gegebenen Verantwortung, den Mut aufzubringen nd uns wenigstens das zuzugestehen, was wir auch den eamtinnen und Beamten – wenn Sie diesen Vergleich iehen wollen – bei den Gehaltssteigerungen zugesteen. Ich möchte noch etwas zu dem Vorschlag der FDP anerken. Ob eine solche Sachverständigenkommission urchsetzbar sein wird und ob sie insbesondere den voretragenen verfassungsrechtlichen Bedenken – ich muss ie sicherlich nicht näher erläutern, Herr Kollege van ssen – gerecht werden kann, wird zu prüfen sein. Ich ersönlich habe für einen solchen Vorschlag Sympathie, ürde aber vorschlagen, dass anstelle einer Sachverstänigenkommission der Bundespräsident selber die Höhe er Diäten und den Umfang der Versorgung für die Abeordneten verbindlich festlegt. Er ist nicht nur von den bgeordneten des Bundestages, sondern durch die Bunesversammlung und damit auch von den Bürgerinnen nd Bürgern gewählt worden und verfügt insofern über ie notwendige demokratische Legitimation. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Die hat er dazu nicht!)


ie Entscheidung muss aber verbindlich sein. Zur Bera-
ung könnte der Bundespräsident so viele Sachverständi-
enkommissionen heranziehen, wie er möchte.
Abschließend würde ich es begrüßen, wenn Sie uns

ei der Neugestaltung der Abgeordnetenversorgung mit
inbeziehen würden. Über das geringe Maß der Einbe-
iehung bei der jetzt vorgesehenen Änderung des Abge-
rdnetengesetzes sind wir nicht erfreut; wir stimmen der
nderung aber zu.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1513906300

Nächster Redner ist der Kollege Volker Beck, Bünd-

is 90/Die Grünen.

Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513906400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wilhelm

chmidt hat schon ausführlich den Regelungsgehalt des
esetzes dargestellt. Das muss ich insofern nicht wie-
erholen.
Mit unserem Vorhaben wollen wir das, was wir den
enschen mit der Rentenreform und der Reform der Al-

ersversorgung der Beamten zugemutet haben, wir-
ungsgleich auf die Abgeordnetenversorgung übertra-
en, ohne dass man unsere Versorgungssysteme sowie
ie Entschädigung und Rechtsstellung der Abgeordneten
twa mit den Beamten vergleichen oder gar gleichstellen
önnte. Ich halte diesen Ansatz grundsätzlich für richtig;






(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)


denn alles andere würde von den Bürgerinnen und Bür-
gern draußen im Lande zu Recht nicht verstanden.

Wenn wir aber das, was wir anderen zumuten, auf uns
selber übertragen wollen, dann gilt das für Plus und Mi-
nus. Ich sehe ebenso wie mein Vorredner ein Problem
darin, dass wir nicht an der Tarifentwicklung der aktiven
Einkommen, aber am Abschmelzen der Altersversor-
gung partizipieren. Dabei gibt es eine gewisse Unwucht
in der Entwicklung, die sich in den letzten Jahren konti-
nuierlich fortgesetzt hat.

Ich glaube, dass wir als Parlament eine grundsätzliche
Diskussion über die Bedeutung des Parlaments, die par-
lamentarische Demokratie und ihr Ansehen beginnen
müssen. Wir werden wohl auch nicht darum herumkom-
men, uns mit den Ergebnissen der vor einigen Jahren
durchgeführten Parlamentsreform unter der Fragestel-
lung zu befassen, welche Ansprüche damit verbunden
waren und was wir davon umgesetzt haben.

Die gestrige Tagesordnung zum Beispiel, die eine De-
batte bis 2 Uhr morgens vorsah, zeigt, dass einiges, was
wir seinerzeit im Sinne einer stärkeren Konzentration
der Debatten beabsichtigt hatten – das hat auch mit dem
Ansehen des Parlaments in der Öffentlichkeit und dem
Verhältnis zwischen Plenums- und Ausschussarbeit so-
wie der öffentlichen Darstellung der Ausschussarbeit zu
tun –, nicht umgesetzt worden ist. Damit sollten wir uns
noch einmal befassen.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Völlig richtig!)


Denn das Ansehen des Parlaments steigt dann, wenn
der Bevölkerung klar wird, was die Parlamentarier leis-
ten, wie sie im politischen Streit immer wieder miteinan-
der um die besten Lösungen ringen und dass im Parla-
ment solide Arbeit geleistet wird, die aber nicht nur im
Plenum, sondern auch in vielen Gremien stattfindet.

Ich glaube, dass die Diskussion über die Bedeutung
des Parlaments und seine Wertschätzung auch im Hin-
blick auf die Bezahlung der Abgeordneten miteinander
verknüpft werden müssen. Wir sollten in dieser Debatte
vereinbaren, uns dieses Projekt vorzunehmen und mit
der Bevölkerung zu argumentieren, und wir sollten als
weitere Perspektive auch die Angleichung an die aktiven
Bezüge wieder angehen.

Dass wir uns hinter dem Bundespräsidenten oder ei-
ner Kommission verstecken, halte ich für keine geeig-
nete Lösung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1513906500

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Koppelin?

Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513906600

Ja, wenn ich noch einen Satz zu Ende bringen darf. –

Entweder gelingt es uns als Parlament, die Bedeutung
unserer Arbeit in der Öffentlichkeit darzustellen und für
eine gewisse Wertschätzung der Demokratie zu werben,
oder es gelingt uns nicht.

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(C (D (Jörg van Essen [FDP]: Das ist doch alles theoretisches Gerede!)


ir können aber diese Aufgabe, diese Verantwortung
icht an andere delegieren. Wir müssen wieder den Mut
usammennehmen, aus diesen Feststellungen die ent-
prechenden Konsequenzen zu ziehen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Hic Rhodus, hic salta!)


Herr Koppelin, Sie haben das Wort zu einer Zwi-
chenfrage.

Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1513906700

Herr Kollege Beck, haben Sie Verständnis dafür, dass

ch Ihre Rede zum Anlass nehme, darauf hinzuweisen,
ass der Haushaltsausschuss heute Nacht bis 3 Uhr ge-
agt hat?

Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513906800

Ich habe Verständnis dafür und schätze die außeror-

entlich gute Arbeit der Kolleginnen und Kollegen im
aushaltsausschuss, die die Öffentlichkeit viel zu wenig
ahrnimmt. Ich sage Ihnen Dank dafür, dass Sie die
aushaltsberatungen im Ausschuss zu einem guten Er-
ebnis geführt haben und uns die Möglichkeit geben, in
er nächsten Sitzungswoche im Plenum über den Haus-
alt in allen Einzelheiten zu debattieren. Ich hoffe ange-
ichts meiner Wertschätzung Ihrer Arbeit, dass auch die
eiden Oppositionsfraktionen dem Haushalt zustimmen
erden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1513906900

Ich schließe mich dem Dank an die Haushälter für ih-

en Fleiß ausdrücklich an, wenngleich es ein bisschen
eichtfertig ist, aus der Dauer der Beratung auf deren
ualität zu schließen.


(Heiterkeit)


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513907000

Das ist richtig. – Ich finde es schön, dass wir in die-

em Hause zu einem neuen Stil kommen, der es den
ednern ermöglicht, mit dem Präsidenten in der Sache
u diskutieren.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das lockert das Ganze auf!)


a wir hier über die Amtsführung des Präsidenten nicht
ebattieren, möchte ich nur sagen, dass ich das für eine
chöne Form der Belebung der Auseinandersetzung
alte.
Zum Schluss: Wir sollten ernsthaft darüber reden,
as wir in nächster Zeit in diesem Bereich tun werden.
ch fordere die FDP auf: Wir werden nur zu einem ver-
ünftigen Ergebnis kommen, wenn wir bereit sind, ge-
einsam Vorschläge einzubringen und durchzusetzen.
ur so können wir Perspektiven eröffnen. Wenn sich
ber die FDP-Fraktion mit der Begründung vom Acker






(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)


machen will, man habe mit dieser Debatte nichts zu tun,
weil man ja vorgeschlagen habe, eine Kommission ein-
zuberufen, dann wird es schwierig sein, gemeinsam vo-
ranzukommen. In der Vergangenheit gab es immer wie-
der Kolleginnen und Kollegen von Ihrer Fraktion, die
nach draußen den Eindruck erweckt haben, dass sie we-
niger für die Abgeordneten wollen, während sie uns in-
tern hinter vorgehaltener Hand gesagt haben: Warum so?
Anders käme doch viel mehr dabei heraus. Ich sage Ih-
nen: Das ist nicht ganz sauber und ehrlich. Eine solche
Debatte wird uns im Ergebnis nicht weiterbringen.
Schauen wir einmal, wie sich die Diskussion in den
nächsten Wochen entwickeln wird.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1513907100

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

Kollege Jörg van Essen für die FDP-Fraktion.


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1513907200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

Kollege von Klaeden hat dankenswerterweise schon da-
rauf hingewiesen, dass der Deutsche Bundestag den
deutschen Steuerzahler im Vergleich zu allen anderen
Parlamenten sehr wenig Geld kostet. Vielleicht darf ich
die heutige Debatte ebenfalls nutzen, um darauf hinzu-
weisen, dass der Bundestag – im Vergleich zu allen
westlichen Demokratien – das zweitkleinste Parlament
ist. Die meisten Parlamente insbesondere in der EU sind
wesentlich größer, was das Verhältnis der Zahl der Ab-
geordneten zu der Zahl der vertretenen Bürger anbe-
langt. Auch in dieser Beziehung sind wir also zurückhal-
tend. Ich denke, dass die heutige Debatte Gelegenheit
bieten muss, das in der Öffentlichkeit zu sagen.

Wer die Debatte verfolgt hat, dem wird aufgefallen
sein, wie oft die Redner den Vergleich mit der Beamten-
besoldung herangezogen haben. Genau diesen Ansatz
hat die FDP-Bundestagsfraktion ausdrücklich nicht ge-
wählt.


(Beifall bei der FDP)

Wir, die Abgeordneten von der FDP, vergleichen uns
auch bei der Altersversorgung nicht mit Beamten, ob-
wohl sich unsere Altersversorgung im Augenblick leider
noch an der der Beamten orientiert. Unser Vergleichs-
maßstab sind vielmehr die freien Berufe; denn Freibe-
rufler haben genauso wie Abgeordnete keine Vorgesetz-
ten und sind nicht an Weisungen gebunden. Daher muss
unser Blick, beispielsweise bei der Ausgestaltung der
Altersversorgung, in diese Richtung gehen.


(Beifall bei der FDP)

Wir werden den Gesetzentwurf von SPD und Bünd-

nis 90/Die Grünen ablehnen, und zwar aus einem Grund,
der nach meiner Auffassung sofort einleuchtet. Herr
Kollege Schmidt, Sie haben nicht umsonst mit einer na-
mentlichen Abstimmung gedroht. Sie hatten Befürchtun-

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(C (D en, dass es auch in Ihrer Fraktion erhebliche Widertände geben würde. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wir wollten klären, wie die Dinge liegen!)

iese wären durchaus berechtigt; denn die zukünftig
eltenden Anrechnungsregelungen treffen insbeson-
ere die Kolleginnen und Kollegen, die aus freien Beru-
en kommen. Wer wie ich Beamter ist, hat eine Rück-
ehrmöglichkeit. Wer sie nutzt, für den gelten die alten
echte und der verdient genauso viel wie vorher, ergänzt
m die Gehaltserhöhungen, die die Beamten im Gegen-
atz zu den Abgeordneten regelmäßig bekommen.
Wer aber einen freien Beruf ausgeübt hat, hat erhebli-

he Probleme, in seinen Beruf, zum Beispiel in eine
anzlei, zurückzukehren; deshalb halten wir die vorge-
ehene Anrechnungsregelung in Bezug auf eine ange-
essene Vertretung aller Berufe im Deutschen Bundes-
g für Gift.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben auch über den Vorschlag der FDP zu dis-
utieren. Ich bin froh, dass wir ihn wieder eingebracht
aben. Sowohl der Kollege Schmidt als auch der Kol-
ge Beck haben von dem Mut gesprochen, den wir
rauchen, um bestimmte Regeln durchzusetzen. Nur:
ieser Mut verlässt uns doch regelmäßig. Herr Schmidt,
err Beck, Sie hat der Mut doch erst gestern verlassen.


(Beifall bei der FDP – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann fangen wir von vorne an!)


ie stellen sich hierhin und sagen: Wir müssen Mut ha-
en, beispielsweise um die Arbeitsbedingungen von Ab-
eordneten zu verbessern. Ich darf mich schon wundern,
ass Sie einen Tag später versuchen, das der Öffentlich-
eit hier so zu verkaufen.


(Beifall bei der FDP – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind mutig!)


ch denke, unser Ansatz ist der richtige.
Die Kommission spricht uns von dem Vorwurf – wir

ören ihn immer wieder, auch wenn er meiner Ansicht
ach ungerechtfertigt ist – frei, dass diejenigen, die
elbst über die Höhe ihres Einkommens bestimmen kön-
en, das nicht zu ihrem Nachteil tun. Eine Kommission,
der insbesondere die Kritiker, beispielsweise der Bund
er Steuerzahler, vertreten sind, ist, wie ich finde, eine
ute und vor allen Dingen objektive Einrichtung zur Be-
timmung dessen, was die Abgeordneten verdienen sol-
n.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ausgerechnet der Bund der Steuerzahler!)


en Maßstab hat das Bundesverfassungsgericht aufge-
tellt. Ich glaube, dass diese Angelegenheit beim Bun-
espräsidenten richtig aufgehoben ist.
Wir bitten um Zustimmung zu diesem vernünftigen
euanfang. Einige Parlamente haben ihn versucht, und






(A) )



(B) )


Jörg van Essen

das nicht nur mit einem negativen Ergebnis. Das Ergeb-
nis war dann negativ, wenn die Parlamente – zum Bei-
spiel das in Schleswig-Holstein – zunächst die Vorteile
einer Neuregelung in Kraft gesetzt, die anderen Dinge
aber vergessen haben. Das spricht nicht gegen unseren
Vorschlag. Herr Kollege Schmidt, wir werden ihn weiter
verfolgen, weil wir ihn für den einzigen wirklich nach
vorne weisenden halten.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1513907300

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von den

Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des
Abgeordnetengesetzes und des Europaabgeordneten-
gesetzes auf Drucksache 15/3942. Der Ausschuss für
Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung emp-
fiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache15/4205, diesen Gesetzentwurf anzunehmen.
Mir liegt hierzu eine Erklärung zur Abstimmung
nach § 31 unserer Geschäftsordnung des Kollegen Rolf
Schwanitz vor, die wir zu Protokoll nehmen.1) Ich bitte
nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wol-
len, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Wer
enthält sich der Stimme? – Der Gesetzentwurf ist mit der
Mehrheit des Hauses gegen die Stimmen der FDP-Frak-
tion angenommen.

Wir kommen zur
dritten Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich von ihren Plätzen
zu erheben. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich
der Stimme? – Damit ist der Gesetzentwurf ebenfalls mit
der Mehrheit des Hauses gegen die Stimmen der
FDP-Fraktion angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Entwurf
eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes, Art. 48
Abs. 3, der Fraktion der FDP auf Drucksache 15/751.
Der Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
schäftsordnung empfiehlt unter Buchstabe b seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 15/4205, diesen Ge-
setzentwurf abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzei-
chen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Da-
mit ist dieser Antrag mit Mehrheit abgelehnt. Damit ent-
fällt nach unserer Geschäftsordnung die weitere Bera-
tung.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Entwurf
eines Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes
der Fraktion der FDP auf Drucksache 15/753. Der Aus-
schuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsord-
nung empfiehlt unter Buchstabe c seiner mehrfach zitier-
ten Beschlussempfehlung, auch diesen Gesetzentwurf

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j1) Anlage 3

(C (D bzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf ustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer ist dageen? – Wer enthält sich? – Der Gesetzentwurf ist mit der ehrheit des Hauses gegen die FDP-Fraktion abgelehnt. amit entfällt wiederum die weitere Beratung. Wir sind damit am Schluss dieses Tagesordnungs unktes. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 22 auf: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, Karl-Josef Laumann, Dr. Peter Paziorek, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Wirtschaftliche Auswirkungen der EU-Stoffpolitik – Drucksachen 15/1394, 15/2806 – Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Dazu telle ich Einvernehmen fest. Ich eröffne die Aussprache und erteile der Kollegin arie-Luise Dött für die CDU/CSU-Fraktion das Wort. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Bun eskanzler hat Anfang dieses Jahres die Innovationsofensive ins Leben gerufen und das Jahr 2004 zum Innoationsjahr erklärt. Was er damit meint, hat er in einem nterview der Wochenzeitung „Die Zeit“ deutlich geacht; Sie können es auf der Internetseite der Bundesreierung nachlesen. In diesem Interview erklärt der Bundeskanzler, dass r die Bereitschaft zur Innovation dadurch wecken öchte, dass geeignete Rahmenbedingungen geschaffen erden. Eines sei klar, sagt Schröder laut der Meldung azu: Neue Produkte entstehen nur, wenn die Bereitschaft vorhanden ist, Risiken einzugehen. Zwischen der Herausbildung von Chancen und dem Abwägen von Risiken müsse die Balance neu definiert werden. „Manch einer ist da noch zu hasenfüßig“, sagte Schröder. n dieser Vorgabe des Bundeskanzlers muss sich die Poitik der Bundesregierung messen lassen, auch im Beeich der Stoffpolitik und des Chemikalienrechts. Im Falle von REACH kann und darf sich die Bundes egierung nicht darauf ausruhen, dass es sich um eine euopäische Gesetzgebung handelt. Im federführenden ettbewerbsfähigkeitsrat sitzt auch ein deutscher Minis er, der Einfluss auf die weitere Ausgestaltung von EACH nehmen könnte, wenn er das denn wollte. Nun hat die Bundesregierung aber nicht den Wirt chaftsminister, sondern den Umweltminister in den ettbewerbsfähigkeitsrat geschickt, um über die neue U-Chemikaliengesetzgebung zu verhandeln. Ob der undeskanzler seine Aussage auf Herrn Trittin bezogen issen möchte, sei hier einmal dahingestellt; bekannt ist edoch, dass der Umweltminister kein Freund einer sach Marie-Luise Dött orientierten Debatte ist, wenn es um die Einschätzung des Risikos von Stoffen geht. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das scheint auch keinen von der Regierung zu interessieren!)

Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1513907400




(A) )


(B) )


– Das habe ich auch schon gemerkt. Sie flüchten alle von
der Regierungsbank.

Die diversen, vom Umweltminister mit öffentlichen
Mitteln unterstützten öffentlichkeitswirksamen Aktionen
gleichen eher einer Hexenjagd. Damit verunsichert die
Regierung, die jetzt gerade nicht auf der Regierungsbank
sitzt, die Bürger, ohne einen wissenschaftlich fundierten
Hintergrund für ihre Behauptungen zu haben.


(Bundesminister Jürgen Trittin betritt den Saal)

– Jetzt kommt Herr Trittin. Dann sollte ich das vielleicht
noch einmal sagen: Das Umweltministerium hat mit öf-
fentlichen Mitteln Werbung publiziert und öffentlich-
keitswirksame Aktionen gestartet, die meiner Meinung
nach eher einer Hexenjagd gleichen. Damit verunsichern
Sie, Herr Trittin, die Bürger, ohne einen wissenschaftlich
fundierten Hintergrund für Ihre Behauptungen zu haben.

Nichtsdestotrotz ist es die Pflicht des Umweltminis-
ters, im EU-Ministerrat die wirtschaftlichen Interessen
Deutschlands bei den Beratungen des neuen Chemika-
lienrechts zu vertreten. Hierbei muss der Umweltminis-
ter auf die gravierenden Mängel des REACH-Systems
aufmerksam machen und auf Änderungen drängen.

Wie viele Verbesserungen notwendig sind, hat die
Anhörung des Umweltausschusses am Anfang dieser
Woche gezeigt. Beantragt wurde sie übrigens von der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Die Regierungskoali-
tion sah offensichtlich keinen Anlass, sich mit dieser
einschneidenden Änderung des europäischen Rechts nä-
her zu befassen. Alle zu der Anhörung eingeladenen
Sachverständigen waren sich einig: Der EU-Verord-
nungsvorschlag in seiner jetzigen Form ist weder prakti-
kabel noch liefert er einen erkennbaren Vorteil für Ar-
beits-, Gesundheits- und Umweltschutz.

Der Nutzen von REACH bleibt marginal, weil wir das
Vollzugsdefizit, das wir im Bereich des Chemikalien-
rechts schon heute haben, nur noch vergrößern und wei-
tere Datenfriedhöfe anlegen. In der Anhörung wurde
deutlich, dass kleine Unternehmen mit weniger als
50 Mitarbeitern die neue REACH-Verordnung aus Prakti-
kabilitätsgründen schlichtweg nicht anwenden können.
Kleine Unternehmen verfügen eben nicht über die not-
wendigen Humanressourcen und die notwendigen Mittel,
um das komplexe und komplizierte Registrierungsverfah-
ren reibungslos zu durchlaufen. Das Vollzugsdefizit ist
also vorprogrammiert.

Ein weiteres Beispiel für weniger statt mehr Umwelt-
schutz durch REACH stellt der Umgang mit Kühlwas-
seradditiven dar. Solche Additive werden nur in sehr
geringen Mengen hergestellt. Die Kosten für die Regis-
trierung sind aber so hoch, dass ein weiterer Vertrieb die-
ser Additive ökonomisch nicht mehr sinnvoll ist. Die
Folge ist, dass diese Additive auf dem europäischen
Markt nicht mehr erhältlich sind. Kühlwasser muss

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(C (D ünftig ohne Additive eingesetzt werden und deswegen chon alle sechs Wochen statt nur alle sechs Monate, wie s bei Einsatz eines Additives der Fall wäre, gewechselt erden. REACH führt in diesem Bereich dazu, dass eine essourcen sparende Technik, in diesem Fall betrifft das ie Ressource Wasser, aufgegeben werden muss und ich die Abwassermengen vervierfachen werden. EACH führt eben nicht zu mehr Umweltschutz, sonern zu weniger Wettbewerb und weniger Innovation. Innovationsmotor in Deutschland sind traditionell die leinen und mittelgroßen Unternehmen. Der Mittelstand ibt die Impulse für neue Verwendungen von Stoffen. uch dazu kann ich Ihnen ein ganz konkretes Beispiel ennen: In Wuppertal gibt es eine kleine Lackfabrik. er Firmenleiter ist in Personalunion nicht nur Chef, ondern auch Laborleiter, Entwickler und Marketingleier, also alles in einem. Zu seinen Beschäftigten gehören eben seiner Frau, wie das für mittelständische Unterehmen typisch ist, und seinem Sohn auch noch eine and voll ungelernter Kräfte. Dieser Mittelständler hat ich intensiv Gedanken darüber gemacht, wie er sein rodukt, einen Autolack, verbessern kann. Er hat enteckt, dass sein Lack durch Zugabe eines Additives viel esser haftet. Um den Know-how-Schutz zu wahren, ollen wir hier einmal annehmen, bei dem Zusatz hanele es sich um Spüli. Der Autohersteller, den der Mitelständler beliefert, ist begeistert, denn dadurch muss er ur noch zwei statt drei Schichten Lack auftragen. Das part Material und ist umweltschonend. Nach dem REACH-System wird der Mittelständler ür seine Cleverness und seine Innovation aber keinesalls belohnt. Denn er darf das Spüli erst einmal nicht für eine Formulierung verwenden, weil der Spüli-Hersteler nicht weiß und nicht vorgesehen hat, dass sein Proukt für die Formulierung eines Lackes verwendet wird. er Mittelständler muss nun selbst die aufwendige Reistrierung durchführen. Das kostet nicht nur Geld, sonern auch wertvolle Zeit, die das Unternehmen für die ntwicklung weiterer Produkte verliert. Wenn es für den ack nur einen eng begrenzten Einsatzbereich gibt, weren die Kosten im Verhältnis dazu zu hoch sein, sodass er Mittelständler im Zweifel davon absehen wird, seine nnovation auf den Markt zu bringen. An diesem Beispiel werden die Auswirkungen von EACH auf die kleinen Unternehmen der Chemiebranhen, aber auch der weiterverarbeitenden Branchen ehr als deutlich. Spezialprodukte und Formulierungen ür Nischenanwendungen werden aus wirtschaftlichen ründen vom europäischen Markt verschwinden. Die ielfalt der Produkte wird damit in Zukunft abnehmen. isher klafft zwischen Anspruch der Bundesregierung nd Wirklichkeit im Innovationsjahr 2004 eine erheblihe Lücke. Im anstehenden europäischen Gesetzgebungsverfah en zu REACH öffnet sich aber auch ein Handlungsfenser, Herr Trittin, um in Zukunft Innovationen am Standrt Deutschland weiterhin zu ermöglichen und zu orcieren. REACH ist verbesserungswürdig und kann esser gemacht werden. Eine Vereinfachung der Regisrierung, die Abkehr von der Mengenphilosophie hin zu Marie-Luise Dött einem gefährdungsund expositionsbasierten Ansatz und die Stärkung der Agenturkompetenzen sind nur einige Anhaltspunkte dafür. Wenn die Bundesregierung ihre Innovationsoffensive also nach wie vor ernst nimmt, so ist sie aufgefordert, sich auf europäischer Ebene konstruktiv dafür einzusetzen, dass REACH in den entscheidenden Punkten verbessert wird. Dazu, Herr Trittin, fordere ich Sie dringend auf. Nächster Redner ist der Kollege Heinz Schmitt für die SPD-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Zum dritten Mal in diesem Jahr sprechen wir heute über die Neuordnung der europäischen Chemiepolitik. Heute geht es um eine Anfrage der CDU/CSU zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der EU-Stoffpolitik. Dies zeigt einerseits die große Bedeutung dieses europäischen Gesetzesvorhabens. Es zeigt andererseits aber auch, dass wir uns gegenwärtig in einer wichtigen Phase des Gesetzgebungsverfahrens befinden. Es geht im Augenblick darum, im Rahmen des Verordnungsentwurfs der Europäischen Kommission die praktische Umsetzung der neuen Chemiepolitik voranzubringen. Dies war auch sozusagen der rote Faden der Expertenanhörung zu REACH – Frau Dött, wir waren beide dort –, die vor wenigen Tagen im Bundestag stattfand. Das Kürzel REACH – ich sage es noch einmal für die Kolleginnen und Kollegen, die sich nicht täglich damit befassen – steht dafür, dass die europäische Chemiepolitik neu geordnet werden soll. Wir wollen mit REACH chemische Stoffe auf dem europäischen Markt, abhängig von der Produktionsmenge und vom Gefährdungspotenzial, registrieren, bewerten und zulassen. Insgesamt soll durch REACH ein sichererer und verbesserter Umgang mit Chemikalien erreicht werden. Wenn wir also heute über REACH reden, möchte ich in erster Linie an die aktuellen Aussagen der Sachverständigen in der erwähnten Anhörung von dieser Woche anknüpfen und mich weniger auf die Anfrage Ihrer Fraktion, Frau Dött, beziehen. Das hat zwei Gründe. Zum einen basiert Ihre Anfrage mal wieder auf überholten Fakten, die längst nicht mehr aktuell sind. Wir reden nicht mehr über den Konsultationsentwurf zur neuen europäischen Chemieverordnung, der Ihrer Anfrage noch zugrunde lag. Aktueller Stand ist der Kommissionsentwurf vom 29. Oktober vergangenen Jahres. Zu diesem Sachverhalt hat die Bundesregierung eine umfassende Antwort gegeben. Deshalb möchte ich mich nicht weiter dazu äußern. Zum anderen ist festzustellen, dass in Ihren Fragen hinsichtlich der neuen EU-Stoffpolitik Ihre Schwerpunkte, auch die der Umweltpolitiker, zum Ausdruck kommen. Sie stellen 35 Fragen an die Bundesregierung. S r U r l A T s w V d r f s E m M m t a z c e b u B g w k ü M e f s p t h b b z s l V m a g u d (C (D elbst bei wohlwollender Interpretation konnte man daaus nicht mehr als drei Fragen herauslesen, die sich mit mweltschutz und Verbraucherschutz beschäftigen. Die estlichen Fragen beschäftigen sich nur mit Wirtschaftichkeit, mit Gewinnund Verlustrechnung. Aber unser nspruch sollte doch sein, dass wir uns mehr mit dem hema Umweltschutz beschäftigen. Sie können das in Ihren Fragen noch einmal nachle en. Dort wird nur ein geringes Interesse daran deutlich, as das neue System für den Gesundheitsschutz, die erbraucher oder die Arbeitnehmer bringt. Diese Tenenz findet sich auch in Ihrem Fragenkatalog zur Anhöung am vergangenen Montag wieder. Umweltschutz indet für Sie anscheinend irgendwo unter „ferner liefen“ tatt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1513907500
Heinz Schmitt (SPD):
Rede ID: ID1513907600

(Beifall bei der SPD)


Bei all Ihren Initiativen gewinne ich immer mehr den
indruck, dass es Ihnen darum geht, Argumente zu sam-
eln, warum REACH nicht machbar ist. Dies ist meiner
einung nach viel zu kurz gesprungen. Alle, die sich
it REACH beschäftigen, haben natürlich auch die Kri-
ikpunkte der chemischen Industrie und deren Anliegen
ufgenommen. Es geht darum, REACH effizient weiter-
uentwickeln.
Aber wir sind nicht nur den Finanzvorständen der

hemischen Industrie Rechenschaft schuldig. Wir sollten
inen höheren Anspruch an uns stellen. Wir tragen ins-
esondere die Verantwortung für die Verbraucherinnen
nd Verbraucher in unserem Land. Wir wollen, dass die
eschäftigten in der chemischen Industrie, so gut es
eht, vor Gesundheitsschäden geschützt werden.


(Beifall bei der SPD)

Erst wenn wir alle Ziele von REACH im Auge haben,
erden wir in Europa eine adäquate Stoffpolitik hinbe-
ommen. Erst dann können wir den untragbaren Zustand
berwinden, dass sich Tausende von Stoffen auf dem
arkt befinden, über deren Gefährdungspotenzial wir
infach nicht genügend wissen.
Ich habe bei der Anhörung in dieser Woche erfreut

estgestellt, dass sich alle Sachverständigen, egal woher
ie kamen, nach wie vor zu den Zielen der neuen euro-
äischen Chemiepolitik bekennen. Das gilt für die Ver-
reter der Chemieindustrie, des DIHK und des Chemie-
andels. Eine der wichtigsten Aussagen der Anhörung
estand darin, dass REACH einen geeigneten Rahmen
ietet, um den Umgang mit Chemikalien in Europa neu
u regeln. Es wurde zum Beispiel auch darauf hingewie-
en, dass die Europäische Kommission an einigen Stel-
en der Verordnung bewusst offen gelassen hat, wie die
orgaben unter Einbeziehung der betroffenen Unterneh-
en praktisch ausgestaltet werden sollen. Hier existiert
lso ein großer Spielraum für die Umsetzung.
Genau um diese Ausgestaltung von REACH geht es

egenwärtig. Es gibt dazu eine Vielzahl von Methoden
nd Instrumenten, um Unternehmen der chemischen In-
ustrie die Umsetzung von REACH zu erleichtern.






(A) )



(B) )


Heinz Schmitt (Landau)


Diese Instrumente werden im Augenblick auf ihre Taug-
lichkeit überprüft.

Für eine Vereinfachung dieser Registrierung werden
derzeit verschiedene Wege geprüft und verfolgt. Es geht
beispielsweise um das Prinzip „Ein Stoff – eine Regis-
trierung“. Es geht ferner um die Erarbeitung von Exposi-
tionskategorien und -szenarien, also darum, wie oft und
wie lange Menschen und Umwelt mit bestimmten che-
mischen Stoffen in Berührung kommen. Es geht auch
um die Fortentwicklung bereits bestehender Sicherheits-
datenblätter und um die Entwicklung von alternativen
Testmethoden. All diese Ansätze sind mit REACH ver-
einbar und dort vorgesehen.

Es zeigt sich also, dass REACH Flexibilität bietet, die
Kosten für die Industrie im Rahmen zu halten und
gleichzeitig die Schutzziele zu erreichen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zu den Kosten ist anzumerken, dass wir das neue
System natürlich nicht zum Nulltarif bekommen werden.
Das ist jedem klar. Nach allen vorliegenden Studien
– mit Ausnahme der Studie von Arthur D. Little, die der
VCI in Auftrag gegeben hat – sind die Kosten tragbar.
Dies hat auch ganz aktuell eine Zusammenstellung ver-
fügbarer Studien zur Folgeabschätzung für REACH ge-
zeigt, die im Auftrag der niederländischen Präsident-
schaft erstellt wurde.

Wir wissen also, dass es keine absolut zuverlässigen
Zahlen über die Kosten von REACH gibt, solange nicht
feststeht, welche Wege bei der Vereinfachung überhaupt
gegangen werden. Es ist außerdem nicht genau bekannt,
welche Informationen bei der Chemieindustrie bereits
heute schon vorliegen und genutzt werden können. Es
wäre daher ein großer Fortschritt und auch ein gutes Si-
gnal, wenn die Unternehmen hier einmal für Klarheit
sorgen und endlich ihre Karten auf den Tisch legen wür-
den.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dies wäre eine konstruktive Alternative zu den immer
wieder vorgebrachten Bedenken, dass bestimmte Einzel-
heiten von REACH noch nicht bis ins letzte Detail gere-
gelt sind.

Wir sind damit bei einem weiteren Punkt, den ich aus
der Anhörung dieser Woche mitgenommen habe. Um
REACH zum Erfolg zu führen, brauchen wir nicht nur
geeignete Instrumente und technische Anleitungen. Da-
rüber hinaus brauchen wir auch den erkennbaren Willen,
dass jeder seinen Beitrag zum Gelingen der Reform bei-
steuert und dass dabei vertrauensvoll zusammengearbei-
tet wird. Auch dies ist eine ganz wichtige und notwen-
dige Grundlage für das Gelingen von REACH.

Die Ansätze dafür, nämlich Verfahren für eine erfolg-
reiche Umsetzung von REACH zu entwickeln, sind ge-
geben. Jetzt ist es an der Zeit, dass alle Beteiligten dazu
beitragen, REACH zu einem funktionierenden System
fortzuentwickeln. Nur durch eine konstruktive und nach
vorne gerichtete Herangehensweise kann REACH das

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(C (D eisten, was es erklärtermaßen leisten soll, nämlich einen esseren und sichereren Umgang mit Chemikalien in uropa – zum Wohle von Mensch und Umwelt, aber uch als große Chance für die chemische Industrie im inblick auf eine weltweite Führungsrolle für eine sauere und umweltverträgliche Chemieproduktion. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1513907700

Das Wort für die FDP-Fraktion hat nun der Kollege
ichael Kauch.


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1513907800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Um eines

lar vorwegzusagen: Bei der Neuordnung der Chemika-
ienpolitik in Europa besteht unbestritten umweltpoliti-
cher Handlungsbedarf.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Sehr richtig!)


ie Neuordnung der europäischen Chemikalienpolitik
st deshalb gerade für Deutschland ein wichtiges Thema;
enn wir sind der wichtigste Chemikalienstandort in Eu-
opa.
Die REACH-Verordnung wird massive Auswirkun-

en haben, und zwar nicht nur auf die chemische Indus-
rie, sondern vor allem auch auf die Industriezweige, die
hemikalien und chemische Produkte verwenden. Die
undesregierung und der Bundestag sind deshalb in der
flicht, sich im europäischen Prozess zusammen mit den
rbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern nachdrücklich
ür eine Lösung einzusetzen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es geht darum, in allen europäischen Ländern einen
ohen Sicherheitsstandard zu erreichen. Deshalb teilen
ir das Ziel von REACH, Umwelt- und Gesundheits-
chutz bei gleichzeitiger Erhaltung der Wettbewerbsfähig-
eit der Unternehmen anzustreben. Aber trotz Detailver-
esserungen gegenüber den ursprünglichen Entwürfen
Herr Schmitt hat ja gesagt, dass bereits Änderungen
orgenommen worden sind – reicht das, was wir vorlie-
en haben, immer noch nicht aus, um dem Ziel, die
ettbewerbsfähigkeit zu erhalten, gerecht zu werden.


(Beifall bei der FDP)

m Augenblick drohen im Zusammenhang mit der Che-
ikalienverordnung erhebliche negative Konsequenzen
icht nur für die Chemiewirtschaft, sondern gerade auch
ür Unternehmen im Anwendungsbereich.
Als Ergebnis des Planspiels, das die Landesregierung

on Nordrhein-Westfalen – sie ist aus Ihrer Sicht unver-
ächtig; denn dort regiert Rot-Grün – hat durchführen
assen, wurde festgestellt, dass insbesondere die mittel-
tändische Wirtschaft mit REACH zum jetzigen Zeit-
unkt völlig überfordert sein würde. Wenn wir von der
hemischen Industrie sprechen, dann sollten wir nicht
ergessen, dass es nicht nur große Unternehmen in






(A) )



(B) )


Michael Kauch

Ludwigshafen oder in Leverkusen gibt, sondern dass die
chemische Industrie insbesondere auch mittelständisch
geprägt ist. Unternehmen mit 30 oder 40 Mitarbeitern
können es sich eben nicht leisten, einen Mitarbeiter ganz
für die für REACH erforderliche Bürokratie abzustel-
len.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Es ist zudem unsinnig, Datenfriedhöfe anzulegen,

wenn die Erhebung dieser Daten für den Umwelt- und
Gesundheitsschutz nicht erforderlich ist.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Wer weiß das?)


REACH muss im Interesse des Umwelt- und Gesund-
heitsschutzes einerseits und im Interesse der betroffenen
Unternehmen andererseits handhabbar sein.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Herr Kauch, wer weiß das?)


Durch REACH droht zudem die Innovationsfähigkeit
geschwächt zu werden; denn verhältnismäßig kleinvolu-
mige Chemikalien der Spezialchemie könnten vom
Markt verschwinden – und das nicht, weil sie gefährlich
sind, sondern allein deshalb, weil sich bei diesen kleinen
Mengen der bürokratische Aufwand für die Registrie-
rung nicht lohnt. Auch hierauf haben die Sachverständi-
gen in der Anhörung des Umweltausschusses am
Montag dieser Woche hingewiesen.

Deshalb sagt die FDP: Es kann nicht vorrangig darum
gehen, an Herstellungs- und Importmengen anzusetzen.
Es muss vielmehr um die Risikobewertung von Chemi-
kalien und ihre Gefährlichkeit für den Menschen gehen.
Da muss die Verordnung ansetzen.


(Beifall bei der FDP)

Die EU-Kommission selbst beziffert die Kosten, die

im Zusammenhang mit dieser Verordnung entstehen, auf
etwa 5 Milliarden Euro. Diese Kosten sind keineswegs
gleichmäßig über die verschiedenen Unternehmen und
Stoffe verteilt. Sie treffen vielmehr vor allem jene klei-
nen und mittleren Unternehmen, die Fein- und Spezial-
chemikalien in relativ geringen Mengen herstellen. Da-
rüber hinaus sind neben der Kostenbelastung auch ein
Know-how-Verlust durch Offenlegungspflichten sowie
teilweise Zeitverluste bei der Vermarktung von Spezial-
chemikalien zu befürchten.

Überdies ist die Wettbewerbsfähigkeit Europas – das
sollte man bei dieser Diskussion immer beachten – durch
zunehmenden Druck durch den Import von Erzeugnissen
bedroht, die außerhalb der Europäischen Union aufgrund
der dort geltenden niedrigeren Umweltstandards produ-
ziert werden. Es kann nicht sein, dass wir hier Tür und
Tor für Produkte insbesondere aus Osteuropa und den
USA öffnen, die sich schon die Hände reiben, wenn wir
bei der Verordnung, über die wir momentan diskutieren,
bleiben.


(Beifall bei der FDP)

Unbestritten und selbstverständlich ist es, dass bei der

Chemikalienpolitik in Deutschland und Europa die

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(C (D esundheit der Menschen im Vordergrund stehen uss. Die FDP wird sich deshalb für eine verantworungsvolle Gesetzgebung im Hinblick auf einen sicheren insatz von Chemikalien einsetzen, die auch den ökoloischen und wirtschaftlichen Nutzen des regelgerechten insatzes dieser chemischen Stoffe berücksichtigt. Man raucht möglichst einfache und praktikable Regelungen ür die sichere Anwendung gefährlicher Stoffe. Die Vorchläge der FDP liegen seit langem auf dem Tisch. Wir aben das als Erste hier im Hause thematisiert nd würden uns freuen, wenn Sie weiter in die Richtung ehen, die wir bereits in unserem ersten Output skizziert aben. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Zurufe von der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1513907900

Für die Bundesregierung spricht nun der Bundes-
inister Jürgen Trittin.

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
chutz und Reaktorsicherheit:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die jet-

ige Bundesregierung hat die neue Chemiepolitik der
uropäischen Union 1999 unter ihrer Präsidentschaft
ngestoßen. Es ist über Jahre nicht gelungen, einen be-
chtlichen Teil der 100 000 im Verkehr befindlichen Alt-
hemikalien wenigstens in ihren Eigenschaften zu be-
chreiben. Deswegen war es Zeit für einen Wandel.
bschied von der alten Chemiepolitik heißt Abschied
on einem Zustand, in dem man erst dann Maßnahmen
rgreift, nachdem – wie beim Holzschutzmittelskandal –
öchstrichterlich festgestellt wurde, dass etwas schäd-
ich für die Menschen ist. Neue Chemiepolitik ist vorsor-
ende Chemiepolitik. Vorsorgende Chemiepolitik hat
on der EU-Kommission den Namen REACH bekom-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Künftig sollen die Eigenschaften aller Stoffe, also der
lten wie der neuen Chemikalien, registriert werden. Der
egistrierungsaufwand, Herr Kollege, ist übrigens nied-
iger als der Anmeldeaufwand, den man betreiben muss,
enn man heute eine neue Chemikalie auf den Markt
ringen will.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Richtig!)

EACH macht also Schluss mit der Benachteiligung
euer, innovativer Chemikalien gegenüber alten Chemi-
alien.
Ich finde, wir sollten auch einmal gemeinsam feststel-

en, dass sich die Kommission nicht als beratungsresis-
ent erwiesen hat, sondern in ihrem Entwurf viele der
orschläge berücksichtigt hat, die die Bundesregierung
usammen mit der Chemiegewerkschaft und der chemi-
chen Industrie eingebracht hat.






(A) )



(B) )


Bundesminister Jürgen Trittin

Wenn wir Kenntnislücken über Chemikalien schlie-

ßen, hilft das auch der Wirtschaft. Was bedeutet das für
den Anwender von Chemikalien? Das heißt, er kann sich
künftig darauf berufen, dass er Stoffe benutzt hat, deren
Eigenschaften bekannt sind. Damit schützt er sich auch
ein Stück weit vor möglichen Schadensersatzklagen und
mindert sein eigenes Produkthaftungsrisiko. Für die
Wirtschaft bedeutet das übrigens immense Wettbewerbs-
vorteile. Das stellen Sie insbesondere fest, wenn Sie über
den Atlantik blicken; dort gibt es ein Land mit ausge-
prägteren Schadensersatzregelungen als hier.

Selbstverständlich profitieren auch Umwelt und Ge-
sundheit von REACH. Es wird gezielte Substitutionsan-
reize hinsichtlich der Zahl und der Menge gefährlicher
Stoffverwendungen geben. Wir sind uns doch einig – je-
denfalls mit der chemischen Industrie; ich vermute, auch
in diesem Hause –, dass Krebs erzeugende und Erbgut
verändernde Stoffe und solche, die lange Zeit im Körper
verbleiben und hoch toxisch, also sehr giftig, sind, künf-
tig einem Zulassungsverfahren unterliegen sollten.

Damit die Regelung besser handhabbar wird, wollen
wir, übrigens gemeinsam mit der Industrie, eine Erweite-
rung des Datensatzes. Warum? Die Industrie verfügt
über diese Daten. Sie waren in Deutschland nämlich al-
lesamt Bestandteil der Selbstverpflichtung der deutschen
chemischen Industrie. Ich erwarte, dass sich künftig
auch andere Hersteller in Europa daran halten werden.

Sie haben zwar zu Recht von den Schwierigkeiten
kleiner und mittlerer Unternehmen gesprochen. Aber
warum treten wir für das Prinzip „Ein Stoff – eine Regis-
trierung“ ein? Das tun wir, weil wir den Aufwand bei der
Registrierung mindern wollen, und nicht nur, weil wir
die Anzahl von Tierversuchen möglichst gering halten
wollen. Warum soll eine Chemikalie, die auf dem Markt
schon registriert ist, noch einmal geprüft werden, nur
weil ein Wettbewerber sie auf den Markt bringt? Meine
Damen und Herren, das macht keinen Sinn.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wie immer, wenn sich die Rahmenbedingungen der
Politik etwas verändern, gibt es auch die Befürchtung:
Ist das ökonomisch leistbar? Ich finde, wir sollten versu-
chen, uns auf einen gemeinsamen Maßstab zu verständi-
gen. Wenn man die wirtschaftlichen Auswirkungen einer
umweltpolitischen Maßnahme prüft, dann muss der
Maßstab sein: Ist die Maßnahme für die gesamte Volks-
wirtschaft von Nutzen oder ist ihr Nutzen zu gering, um
den Aufwand zu rechtfertigen?

Hierzu gibt es sehr unterschiedliche Studien. Die Stu-
die von Arthur D. Little, die hier schon erwähnt worden
ist, hat mich ein bisschen an die Debatte erinnert, die wir
vor 20 Jahren über Formaldehyd geführt haben. Damals
– Sie können das nachlesen – wurde von einem großen
deutschen Chemiebetrieb ein Papier veröffentlicht, in
dem es hieß: Wenn Formaldehyd verboten wird, dann
werden wir erleben, dass das Bruttosozialprodukt der
Bundesrepublik Deutschland um ein Drittel einbrechen
wird. Meine Damen und Herren, das glaubt heute nicht
einmal mehr IKEA, obwohl dort fast nur Spanplatten
verkauft werden, die inzwischen allerdings kein Formal-
dehyd mehr enthalten.

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(C (D Um die Folgen von REACH also etwas zuverlässiger inschätzen zu können, ist es vielleicht hilfreich, einmal ll diese Studien gemeinsam zu betrachten. Das haben ir unter der Federführung des ehemaligen niederländichen Wirtschaftsministers in einem Workshop getan. 6 dieser Impact-Assessment-Studien haben wir ausgeertet. Dazu lag eine zusammenfassende Analyse weier niederländischer Wirtschaftsberatungsinstitute or. Seitdem bewegen wir uns – wie ich finde – auf eiem gesicherteren Boden. Darin werden die direkten Kosten von REACH für inen Zeitraum von elf Jahren auf circa Milliarden Euro veranschlagt. Es wird bei aller Unsiherheit damit gerechnet, dass die indirekten Kosten das ,2bis 2,3fache der direkten Kosten ausmachen weren. Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen – das üssen wir auch bei den weiteren Beratungen berückichtigen, Herr Kauch –, dass ein großes Unternehmen iese leichter bewältigen kann als ein kleineres Unterehmen. Das ist einer der Gründe, warum wir den rundsatz „Eine Registrierung für eine Substanz“ durchetzen wollen. Das hilft gerade kleinen und mittleren nternehmen. Die Beratungsinstitute haben unter dem Strich gesagt: ie Bandbreite des volkswirtschaftlichen Nutzens, der egenzurechnen ist, liegt – auf die Jahre bis 2020 bezoen – zwischen 22,5 und 51,3 Milliarden Euro. Damit ist lar, dass der ökonomisch berechnete volkswirtschaftlihe Nutzen von REACH die Kosten deutlich übersteigt. eswegen kam der Workshop der Mitgliedstaaten der uropäischen Union zu einem sehr REACH-freundlihes Ergebnis. Ich zitiere: Der Workshop stellte fest, dass der Nutzen für die Gesellschaft, zum Beispiel Verbesserung der Gesundheit, Verminderung von Krankheit, Verbesserung der Biodiversität, verbesserter Arbeitsschutz durch bessere Kenntnisse über Chemikalien und ihre Effekte, unumstritten ist. r resümiert unter anderem: Die Notwendigkeit der neuen EU-Verordnung zum Chemikalienrecht ist evident. Ich finde, wenn wir uns auf dieser Ebene bewegen, ist ein Platz mehr für – bei Ihnen, Frau Dött, klang sie ein isschen an – Fundamentalkritik an REACH. (Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Das habe ich auch nicht gemacht!)


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Ja!)


iese betreibt inzwischen selbst die Industrie nicht
ehr. Es verbreitet sich die Erkenntnis, dass REACH
ine Chance für Umwelt, Verbraucher und Wirtschaft
leichermaßen ist. Wir sollten REACH als Chance ge-
ade für mehr Innovationen in der Chemie und natürlich
ls Chance für Umwelt und Gesundheit betrachten.
Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1513908000

Nächster Redner ist der Kollege Kurt-Dieter Grill,

CDU/CSU-Fraktion.


Kurt-Dieter Grill (CDU):
Rede ID: ID1513908100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich

möchte zunächst einmal, Herr Minister, die Kollegin
Dött gegen den Vorwurf, Fundamentalopposition betrie-
ben zu haben, verteidigen. Das war gar nicht das Ansin-
nen ihres Beitrages.

Nach der Anhörung ist es nun unsere Aufgabe, die
Fragen herauszunehmen, die man für die Zukunft der
chemischen Industrie, aber auch für die Zukunft der
Ziele von REACH für bedeutsam hält. Lassen Sie mich
eines ganz deutlich sagen: Die Frage, ob Innovationen
gefördert oder behindert werden, betrifft nicht nur die
Unternehmen, wie das hier geschildert worden ist. Inno-
vationen implizieren vielmehr Fragen, die Gesundheit
und Umwelt gleichermaßen betreffen.

Der Kollege Schmitt hatte eben den BDI, den VCI
und die DIHK als Zeugen für seine Meinung und die sei-
ner Fraktion aufgerufen. Dazu kann ich nur sagen: In
den Stellungnahmen und in der Debatte sind nach wie
vor die Fragen bezüglich der ökonomischen Wirkung,
und zwar nicht nur auf die Volkswirtschaft, sondern auch
auf die Betriebe, insbesondere auf die Betriebsgrößen
bezogen, nicht endgültig beantwortet worden, auch nicht
in dem Maße, wie das der Bundesumweltminister hier
dargestellt hat.

Deswegen halte ich es für richtig, Herr Kollege
Schmitt, dass wir uns in dieser Debatte den Themen
„Chemie als Faktor in der Wirtschaftspolitik“ und „Che-
mie als Wettbewerbsfaktor“ zuwenden, und zwar nicht
innerhalb Europas oder zwischen Deutschland und den
Mitgliedstaaten der Europäischen Union, sondern auf
dem Weltmarkt.


(Zuruf von der SPD: Tun wir doch!)

– Dann lassen Sie doch bitte den Vorwurf, dass wir uns
allein mit den die Wirtschaft betreffenden Fragen be-
schäftigen.

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat mit den von
ihr gestellten Fragen und auch mit der Anhörung deut-
lich machen wollen, wo möglicherweise Probleme lie-
gen. Es ist doch nicht so, dass das Ergebnis der Anhö-
rung unter dem Strich lautete: Im Wesentlichen gibt es
keine Probleme mehr; das Wichtigste ist positiv beant-
wortet. Ganz im Gegenteil. Da wir nicht nur über Um-
welt, Gesundheit und Arbeitsschutz reden, sondern im
Sinne der Nachhaltigkeit auch über Arbeitsplätze und
Ökonomie – wenn wir die Nachhaltigkeit in dieser Drei-
faltigkeit, wie man so schön zu sagen pflegt, ernst neh-
men –, muss es doch gestattet sein, den vonseiten der
Wirtschaft erhobenen Einwänden nachzugehen.

Gestern ist in diesem Hause über die Lissabon-Strate-
gie geredet worden. Sie wissen, dass das Ziel, Europa
zum wachstumsstärksten Markt zu machen, nicht er-
reicht wurde. Es geht doch nicht darum, die politischen
Rahmenbedingungen für den Wettbewerb im Innern zu

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(C (D estalten. Von Lissabon geht die Herausforderung aus, nsere Mitbewerber auf den globalen Märkten zu berachten. Dabei geht es um Asien, Amerika, Russland tc. Meiner Meinung nach ist einer der wesentlichen unkte, auf die es im Zusammenhang mit Imund Exort bis jetzt leider noch keine hinreichende Antwort ibt, dass Fertigprodukte leichter importiert werden könen, weil sie keiner so starken Kontrolle unterliegen wie toffimporte. Das sollten wir ernst nehmen. Ich stimme errn Trittin durchaus zu, dass man nicht jedes Gefahenszenario, das von der Industrie aufgezeigt wird, hunertprozentig ernst nehmen muss; manchmal stellt sich a heraus, dass es schon längst eine Lösung dafür gibt. ass aber die Abwanderung von Arbeitsplätzen in Beeichen, bei denen die Produkte keiner Importkontrolle nterliegen, ein Risiko darstellt, wird man in diesem ause doch im Rahmen einer offenen Diskussion aller ragen ansprechen dürfen. Ich will mich einem weiteren Punkt zuwenden, der in er bisherigen Betrachtung offensichtlich keine Rolle espielt hat. Es geht um die Frage, welche Chancen EACH auf dem Sektor der Tierversuche bietet. Ich inde, dass Sie darauf nicht hinreichend eingegangen ind. Ich komme deshalb darauf zu sprechen, weil es, abesehen davon, dass wir in diesem Hause Beschlüsse azu gefasst haben, in unserem Grundgesetz einen Artiel gibt, der sich mit dem Tierschutz beschäftigt. EACH geht nicht auf eine Verminderung der Zahl der ierversuche – das wäre im Sinne dieses Gebotes unsees Grundgesetzes – ein. Wie es im Augenblick aussieht, indet ein Paradigmenwechsel auf dem Gebiet der Tierersuche nicht statt. Ich denke, dass wir das ernst nehen sollten. Im Grunde muss die Risikobewertung anand von Tierversuchen ersetzt werden; das ist ffensichtlich auch möglich. In diesem Zusammenhang gibt es durchaus Kritik an er Bundesregierung; denn das BMBF sieht vor, die Mitel auf diesem Gebiet im Haushalt 2005 weiter zu reduieren. Wenn wir all diese Aspekte ernst nehmen – Umwelt, esundheit, Arbeitsschutz, aber auch die Wirtschaft –, ann gehört auch der Tierschutz in den Kanon der zu bechtenden Bereiche. Darauf gibt REACH keine ausreihende Antwort. Im Gegenteil: Es ist eine Ausweitung er Tierversuche zu befürchten. Ich glaube, dass man ies in der Debatte über dieses Thema, auch in Brüssel, och einmal aufnehmen muss. Wir müssen, was die mittelständischen Unternehmen nd ihre Wettbewerbsfähigkeit auch im Zusammenhang it dem Prinzip „Ein Stoff – eine Registrierung“ aneht, über den richtigen Weg nachdenken. Ein europäicher Kollege hat es mir vor zwei Tagen in Brüssel so argestellt: Wenn wir das Prinzip „Ein Stoff – eine Reistrierung“ haben, wird es etwa 30 000 Registrierungen eben. Wenn wir bei dem alten Modell blieben, also bei er Registrierung pro Anwendung, würden es ungefähr 00 Millionen Registrierungen sein. – Wir müssen uns ber den Weg und das Ziel einig sein. Wir sind uns hofentlich darin einig, dass der Abbau von überflüssiger Kurt-Dieter Grill Bürokratie gerade für mittelständische Unternehmen eine Chance darstellt, mit REACH die Ziele zu erreichen, die im Interesse der Verbraucher sind und zu einer Sinnhaftigkeit von Produkten und Stoffen führen. (Heinz Schmitt [Landau] [SPD]: Schon mal ein Fortschritt!)





(A) )


(B) )


– Wissen Sie, Sie sind nicht der Richter über den Fort-
schritt, den wir machen oder nicht.


(Zuruf von der SPD: Das war anders gemeint!)

– Das ist Lob? Das habe ich anders verstanden. Ich bitte
um Entschuldigung; Lob bin ich von dieser Seite gar
nicht gewöhnt. Dann streiche ich den heutigen Tag in
meinem Kalender mit einem roten Kreuz an oder besser
mit einem rot-grünen.


(Zuruf von der SPD: Schwarz ist besser!)

– Ich soll bei schwarz bleiben? Na gut, in Ordnung.

Der Umweltminister hat an dieser Stelle etwas über
das Umschalten von Nachsorge auf Vorsorge gesagt. Ich
will hier noch einmal deutlich machen: Der Umstieg auf
vorsorgende Umweltpolitik, gerade auch im Chemika-
lienrecht, ist mit der Regierungszeit von Helmut Kohl,
insbesondere auch mit Klaus Töpfer verbunden. Deswe-
gen glaube ich, dass es notwendig ist, in dieser Debatte
nicht nur die Ziele Verbraucherschutz, Umweltschutz
und Gesundheit zu sehen; die Frage der Tierversuche
habe ich angesprochen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Unter dem Strich sollten wir ein REACH haben, das
sicherstellt, dass das andere Ziel Europas, nämlich wett-
bewerbsstärkster Raum im globalen Wettbewerb zu wer-
den, nicht aus den Augen verloren, sondern durch
REACH unterstützt wird. Wenn das am Schluss heraus-
kommt, dann ist es jede Debatte wert, auch jede kontro-
verse. Wenn Sie den einen oder anderen Gesichtspunkt
nicht ansprechen, dann müssen wir als Opposition das
tun. In diesem Sinne sind heute Morgen dank der Oppo-
sition alle wesentlichen Bestandteile der REACH-Dis-
kussion angesprochen worden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513908200

Das Wort hat der Kollege Michael Müller, SPD-Frak-

tion.

Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1513908300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

europäische Chemiepolitik hat eine Geschichte. Sie ist
nicht vom Himmel gefallen, sie ist nicht zuletzt durch
die Ereignisse der 80er-Jahre begründet. Das eigentliche
Problem scheint mir zu sein, dass sich eine Debatte, die
in den 80er-Jahren begonnen hat, erst 15 Jahre später
wirklich auswirkt. Die Anfänge, sozusagen die Geburts-
stunde der Chemiepolitik, waren die Rhein-Unfälle. Ich
erinnere mich noch, dass damals von großen Teilen der
Öffenlichkeit gesagt wurde: Chemiepolitik – was ist
denn das für ein Unsinn? Im Gegenteil! Jetzt sind wir

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(C (D irklich ein Stück weiter, auch wenn es 15 Jahre gedaurt hat. Herr Kollege, hier ist die Lernfähigkeit angesprochen orden. Das erinnert mich an die Debatte über Formldehyd, die ja vom Bundesumweltminister angesprohen worden ist. In der Formaldehydfrage gab es einen ritischen Bericht des Umweltbundesamtes, der auf Aneisung der Bundesregierung ohne Veröffentlichung ingestampft worden ist, und zwar weil die Industrie ruck gemacht hat. Von vorsorgender Chemiepolitik zu eden ist also ein bisschen schwierig. Das hat auch die olzschutzmitteldebatte gezeigt. Damals war in der Disussion, einen Fonds für Altlasten einzurichten. Das ist mmer blockiert worden. Insofern nehme ich zur Kenntis: Wir sind einen Schritt weiter, und das ist auch ganz ut so. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich erinnere mich auch noch an eine Aktuelle Stunde
m – damals Bonner – Bundestag, in der ein Kollege von
er CDU, der gesprochen hat, Dioxine als ein aufge-
auschtes Problem bezeichnet hat; er gehe tagtäglich
hne jeden Schaden damit um. Solche Bemerkungen
ind im Protokoll nachzulesen. Gott sei Dank sind wir in
er Umweltfrage mittlerweile sehr viel weiter.
Es gab in den 80er-Jahren zwei Ansatzpunkte für die
hemiepolitik: der eine kam aus der Bundesrepublik,
er andere von der Europaebene. Ein Teil der EU-Poli-
ik, die sehr stark auf schwedische Initiative zurückgeht,
st auch ein Produkt der deutschen Diskussion. Wenn Sie
inmal genau schauen, was in der Chemiepolitik ge-
acht wird, dann werden Sie feststellen, dass das Ideen-
erk zum großen Teil auf die Arbeit der Enquete-Kom-
ission des Deutschen Bundestages „Schutz des
enschen und der Umwelt“ zurückgeht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


arauf können wir übrigens stolz sein.
Aber muss es denn wirklich so sein, dass die Umset-

ung solcher Vorhaben immer erst möglich ist, wenn Ka-
astrophen eingetreten sind? Können wir solche Erkennt-
isse nicht auch einmal ohne den Druck einer
otsituation umsetzen? Können wir in dieser Frage nicht
inmal Vernunft regieren lassen?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

arum ist das eigentlich nicht möglich? Warum sind in
olchen Debatten immer nur ganz kurzfristige Ziele vor-
errschend? Nein, ich glaube, es ist gut, dass wir jetzt
ine solche Debatte führen.
Ich muss auch sagen: Damals ist der Dreiklang, den
ir heute umzusetzen versuchen, entstanden:
Erstens muss es zu einer sehr viel schnelleren Lösung

er Altstoffproblematik kommen. Es ist in der Tat nicht
inzunehmen, dass in zehn Jahren gerade einmal 30 der
und 30 000 als kritisch einzuschätzenden Altstoffe – auf
em Markt gibt es insgesamt etwa 100 000 Altstoffe –






(A) )



(B) )


Michael Müller (Düsseldorf)


aufgearbeitet wurden. Das kann doch nicht sein. Wo ist
hier die politische Verantwortung?

Das zweite Prinzip, das sich seitdem durchgesetzt hat
– auch das finde ich wichtig –, ist die internationale Zu-
sammenarbeit. Es ist richtig: Die Chemiepolitik braucht
eine europäische und eine darüber hinausgehende Flan-
kierung. Wir müssen auch dafür sorgen, dass bei der
WTO und ähnlichen Organisationen solche Ansätze
durchgesetzt werden. Sie können aber nur durchgesetzt
werden, wenn Europa zeigt, dass es ernst damit macht.
Auch das muss sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Als Drittes muss man den Gedanken erwähnen, weg
von der End-of-Pipe-Philosophie hin zu Stoffkreisläufen
zu kommen. Wir müssen uns das einmal anschauen: In
der Diskussion ist der Gedanke der Kreislaufwirtschaft
entstanden, den wir bis heute nicht wirklich ausgefüllt
haben. Die Kreislaufwirtschaft ist zwar Namensgeber
für ein wichtiges Gesetz; richtig ausgefüllt wurde sie
aber bis heute nicht.

Ich will jetzt nicht auf das Drama mit dem Grünen
Punkt eingehen. Bei den Stoffkreisläufen haben wir in
der Tat noch sehr viel zu tun. Ich möchte hier explizit sa-
gen: Wir nehmen die Lernprozesse zur Kenntnis, die
seitdem auch in der chemischen Industrie stattgefunden
haben. Wir nehmen aber auch zur Kenntnis, dass es seit
einiger Zeit auch in der chemischen Industrie Verständ-
nis dafür gibt, dass das Jahrzehnt der Ökologie, wie
Sie das nennen, jetzt beendet sein müsste, weil man ge-
nug getan hat. Das ist nicht unsere Position.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Gegenteil: Es ist und bleibt gerade beim Umgang
mit Stoffen ein wichtiger Innovations- und Wirtschafts-
auftrag, die Modernisierung und Qualität voranzustellen.
Das werden wir auch immer unterstützen, weil die euro-
päische Chemieindustrie vor allem Vorteile hat, wenn
die Produktion und Dienstleistung in der Welt als risiko-
arm und qualitativ hoch stehend angesehen werden. Das
ist unsere Chance. Deshalb sind wir für eine Chemie-
politik. Wir verfolgen keine Erfindung irgendeiner
Randgruppe, sondern das zentrale ökonomische Prinzip
für eine moderne Wirtschaft.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, wir erkennen natürlich in
der Tat, dass wir uns in einer Situation befinden, in der
wir nicht alle 30 000 Stoffe mit derselben Priorität aufar-
beiten können. Das ergibt sich schon aus den Baum-
strukturen der Chemie. Wir wissen aber natürlich auch,
dass es bestimmte Gefährdungspotenziale gibt, die sehr
viel schneller aufgearbeitet werden können und müssen.
Deshalb sagen wir: Wenn man von der Lissabon-Strate-
gie bezüglich der Innovationen redet und wenn man vor
allem will, dass die Europäer Vorreiter bei der ökologi-
schen Modernisierung sind, dann dürfen wir nicht über

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(C (D ie Ziele von REACH reden, sondern dann müssen wir ber die Umsetzung im Detail reden; das tun wir auch. Für uns ist klar, dass insbesondere die so genannten MR-Stoffe – also die karzinogenen, mutagenen und reroduktionstoxischen Stoffe – und die PBT-Stoffe – die ersistenten, bioakkumulierbaren und toxischen Stoffe – in Zulassungsverfahren durchlaufen müssen. Das sind ie richtigen Schritte. Wir müssen hier mehr Verantworung im Sinne der Produktverantwortung und des Veruracherprinzips durchsetzen. Das ist der Kernbereich der hemiepolitik, den wir unterstützen. Diese drei Kernelemente – Verursacherprinzip, Pro uktverantwortung und Integration – wollen wir in der hemiepolitik nach vorne stellen. Wenn wir das mit aller onsequenz tun, dann ist die Chemiepolitik kein lästiges nhängsel für die Wirtschaft, sondern eine Chance für hre Innovationsund Zukunftsfähigkeit. Insofern bitte ich Sie, positiv zu denken und mit den wigen Bedenken Schluss zu machen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513908400

Ich schließe die Aussprache.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 23 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten
Gesetzes zur Änderung des Signaturgesetzes

(1. SigÄndG)

– Drucksache 15/3417 –

(Erste Beratung 118. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Wirtschaft und Arbeit (9. Ausschuss)

– Drucksache 15/4172 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Hubertus Heil

Dr. Martina Krogmann, Fritz Kuhn, Gudrun Kopp
nd der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Ditmar
taffelt haben ihre Reden zu Protokoll gegeben.1)
Bevor wir zur Abstimmung kommen, weise ich da-

auf hin, dass mir zu dieser Abstimmung eine Erklärung
es Abgeordneten Jörg Tauss nach § 31 der Geschäfts-
rdnung vorliegt.2)
Wir kommen jetzt zur Abstimmung. Der Ausschuss

ür Wirtschaft und Arbeit empfiehlt in seiner Beschluss-
mpfehlung auf Drucksache 15/4172, den Gesetzent-
urf auf Drucksache 15/3417 zur Änderung des Signa-
urgesetzes in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich
itte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Aus-
chussfassung zustimmen wollen, um das Handzei-

Anlage 5
Anlage 4






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

chen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ge-
setzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den
Stimmen des ganzen Hauses angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
wurf ist mit den Stimmen des ganzen Hauses in dritter
Beratung angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 24 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Kultur und Medien

(21. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ten Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Rainer
Funke, Ernst Burgbacher, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der FDP
Schutz vor illegalen und jugendgefährdenden
Internetinhalten – Filtern statt Sperren
– Drucksachen 15/1009, 15/3409 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Jörg Tauss
Dr. Martina Krogmann
Grietje Bettin
Hans-Joachim Otto (Frankfurt)


Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
Fraktion der FDP fünf Minuten erhalten soll. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Hans-Joachim Otto, FDP-Fraktion.


Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1513908500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

Thematik dieses Antrages hat durchaus weit reichende
Bedeutung für die Ordnungspolitik, aber auch für den
Internetstandort Deutschland, also für Arbeitsplätze.

Worum geht es? Das Internet eröffnet weltweite
Kommunikationsmöglichkeiten mit ungeahnten Chan-
cen für die Meinungs- und Informationsfreiheit und für
die Wirtschaft. Zugleich aber birgt das Internet neue Ge-
fahren, dass nämlich Kriminelle und politische Extre-
misten diese Freiheiten missbrauchen und jugendgefähr-
dende, volksverhetzende oder sonst illegale Inhalte ins
Netz stellen. Es ist unbestreitbar, dass im Internet viele
Seiten aufgerufen werden können, deren Inhalte für ei-
nen demokratischen Rechtsstaat nicht akzeptabel sind.

Wie gehen wir gegen diese illegalen und jugendge-
fährdenden Internetinhalte vor? Eingangs muss man sa-
gen: Es gibt leider kein Patentrezept. Alle Demokratien
der Welt haben erkannt, dass Repression allein nicht aus-
reicht, sondern nur ein Bündel von Maßnahmen zum Er-
folg führt. Kern dieses Maßnahmenbündels ist eine Stär-
kung internationaler Zusammenarbeit, zum Beispiel in
Form der Cybercrime Convention des Europarates,
um den Zugriff und die Strafverfolgung auf die Urheber

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(C (D llegaler Inhalte über nationale Grenzen hinaus zu eröglichen. Genauso erforderlich ist es, dass die nationalen Ge ellschaften mit intensiver Aufklärungsund Überzeuungsarbeit Medienkompetenz, und zwar bei Kindern nd ihren Eltern, stärken. Ganz wichtiger Bestandteil ieses Maßnahmenmix ist die Selbstregulierung der Anieter, weil Netzwerke von Selbstkontrollinstanzen, wie eispielsweise INHOPE, flexibler und schneller reagieen können. Sie sind zunehmend erfolgreich. Auch die ilter für Jugendliche, beispielsweise von ICRA, bilden inen wichtigen Bestandteil dieses Maßnahmenmix. Dies alles ist so weit unstreitig. Auch besteht kein treit darüber, dass zum Maßnahmenbündel als Ultima atio auch strafund ordnungsrechtlich staatliche Maßahmen gehören. Allerdings – hier kommen wir zum ern des Antrages – gibt es weltweit und bisher auch in eutschland ein System gestufter Verantwortlichkeiten. Was beinhaltet dies? Vorrangiges Ziel ordnungsrecht icher Maßnahmen muss stets sein, den jeweiligen Urheer bzw. Anbieter des inkriminierten illegalen Inhalts elbst in Anspruch zu nehmen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


emgegenüber haften diejenigen, die nur Speicherplatz
ür fremde Inhalte bereithalten, die so genannten Host
rovider, nur insoweit, als ihnen diese Inhalte bekannt
erden. Eine Pflicht zum Suchen illegaler Inhalte
esteht nach unserer Rechtsordnung für diese Host Pro-
ider nicht. Die dritte Stufe bilden die reinen Vermittler
es Zugangs zum Internet, deren Dienstleistung sich also
uf die Durchleitung fremder Inhalte beschränkt. Das
ind die so genannten Access Provider.
Dieses System gestufter Verantwortlichkeit, also die
usformung des Verursacherprinzips, ist durchgängige
asis der deutschen Rechtsordnung und wurde jüngst
rst wieder durch den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag
estätigt. Wo liegt also das Problem? Dieses System ge-
tufter Verantwortlichkeit droht durch einige Ordnungs-
ehörden zerstört zu werden, namentlich den Regie-
ungspräsidenten in Düsseldorf, der nicht prioritär
denn das ist mühsam – gegen die Urheber krimineller
nhalte vorgeht, sondern gegen die Durchleiter fremder
nhalte, also die Access Provider, und gegen sie flächen-
eckend Sperrungsverfügungen trifft.
Diese Durchbrechung des Verursacherprinzips ist

icht nur ordnungspolitisch verfehlt, sie droht uns auch
nternational ins Abseits zu katapultieren und Provider
us Deutschland zu vertreiben. Wir wissen, dass die Pro-
ider in Deutschland sowieso überdurchschnittliche Ver-
flichtungen haben. Ich nenne hier nur das Stichwort
orratsdatenspeicherung. Der Kollege Tauss, der gleich
nschließend sprechen wird, hat sehr oft das anschauli-
he Beispiel genannt, dass wir doch auch nicht gegen die
eutsche Post AG vorgehen, nur weil sie Briefe mit kri-
inellem Inhalt transportiert, oder gegen Autobahnbe-
reiber, weil auf der Autobahn auch Straftäter fahren.


(Jörg Tauss [SPD]: Ich bin zitierbar!)







(A) )



(B) )


Hans-Joachim Otto (Frankfurt)


– Sie sind zitierbar. Sie können nachher bestätigen, dass
ich Sie richtig zitiert habe.

Die kurze Redezeit verbietet es mir, auf Details einzu-
gehen. Ich verweise auf den ausführlichen Antrag.

Wie Sie der Beschlussempfehlung und dem Bericht
des federführenden Ausschusses entnehmen können,
stimmten alle Fraktionen dem Grundanliegen dieses An-
trages voll zu. Seit Monaten haben die Kollegen von
SPD und Grünen kleinere Änderungswünsche angekün-
digt, damit der Bundestag dem zentralen Anliegen des
Antrages einstimmig zustimmen kann. Bisher habe ich
diese Änderungswünsche leider noch nicht erhalten. Ich
appelliere daher abschließend an alle Mitglieder dieses
Hauses, das international bewährte System gestufter
Verantwortlichkeit zu stärken und den in der Sache tat-
sächlich bestehenden Konsens in dieser wichtigen Frage
nicht zu verschleiern. Es muss nicht etwas falsch sein,
nur weil es von der Opposition zur Sprache gebracht
worden ist.

Danke schön.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513908600

Das Wort hat der Kollege Jörg Tauss, SPD-Fraktion.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1513908700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

liebe Kollegen! Lieber Kollege Otto! Wir reden heute
Mittag über ein wichtiges Thema. Es geht um die
Rechtsdurchsetzung in globalen Netzwerken. Das be-
trifft nicht nur den Jugendschutz, sondern auch das Straf-
recht, das Produkthaftungsrecht oder auch andere Berei-
che. Darin sind wir uns alle einig.

Herr Kollege Otto, wir sind uns sogar darin einig,
dass Sie völlig zu Recht einen in Deutschland Gott sei
Dank bisher singulären Vorgang kommentieren. Die da-
mals zuständige Aufsichtsbehörde für NRW – übrigens
ist sie nicht mehr zuständig –, die Bezirksregierung in
Düsseldorf, hat landesansässige Internetzugangsanbie-
ter dazu verpflichtet, zwei rechtsextremistische Inter-
netangebote aus den USA zu sperren. Dieser Fall ist be-
kannt. Er ist vor den Gerichten anhängig. Ich will
keinesfalls in laufende Verfahren eingreifen oder diese
kommentieren. Die Frage ist, ob diese Sperrungsverfü-
gung verhältnismäßig ist. Sie kennen meine Meinung
und haben sie korrekt zitiert. Ich werde zu der Bezirksre-
gierung an anderer Stelle etwas sagen, weil ich das
Grundanliegen, die Bekämpfung des Naziunwesens in
diesem Lande, egal ob es auf den Marktplätzen oder im
Internet stattfindet, selbstverständlich für begrüßens-
wert halte. In diesem Punkt herrscht völlige Einigkeit.

Wir sind uns auch mit der FDP einig, dass dieses Vor-
gehen in technischer, wirtschaftlicher und politischer
Hinsicht fraglich ist. Was die technische Seite betrifft
– das sagen alle Fachleute –, sind die so genannten DNS-
Umleitungen ineffektiv. Von einer effektiven Sperrung
kann nämlich keine Rede sein, wie übrigens die Bezirks-

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(C (D egierung bei einem Expertengespräch in unserem Unerausschuss zugeben musste. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Also stimmen Sie meinem Antrag zu?)


Nein, Kollege Otto, ich komme gleich darauf. Ich lobe
ie noch ein Weilchen, bevor ich zu den kritischen Tei-
en komme. Sie sollten das Lob jetzt noch genießen.
Ob aus diesen Maßnahmen eine Zugangserschwernis

ür Otto Normalsurfer resultiert – ich meine jetzt nicht
ie, Herr Kollege Otto, sondern wirklich Otto Normal-
urfer –,


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Ich bin Otto Normalsurfer!)


st eine Frage der Verhältnismäßigkeit.
Wirtschaftlich führen diese Maßnahmen – da stimme

ch Ihnen ebenfalls zu – zu zusätzlichen Belastungen der
nternehmen, und dies bei nachgewiesenermaßen feh-
ender Effizienz. Bei zwei Seiten wäre das alles noch
öglich, bei 6 Millionen Seiten allerdings nicht mehr.
ann müssten wir in Deutschland auf die Nutzung des
nternets verzichten; denn es wäre schlichtweg verkehrs-
äßig nicht mehr zu betreiben.
Auch politisch ist das Vorgehen, das Sie kritisieren,

us unserer Sicht abzulehnen. Wir können uns gerade bei
er Bekämpfung von Rechtsextremismus und Fremden-
eindlichkeit eine rein symbolische Politik – so stellt sie
ich für mich dar – schlichtweg nicht leisten und wir
ollten uns aus diesem Grunde über andere Strategien
nterhalten.
Die FDP geht ebenfalls in die richtige Richtung, wenn

ie fordert, auch die Ressourcen der Wirtschaft zu nut-
en, um zu einer effektiven Gewährleistung von Selbst-
ontrolle zu kommen. Es gibt dazu einige Anmerkun-
en und Bemühungen der zuständigen Verbände. Ich
rinnere an die FSM in Deutschland, an den Eco-Ver-
and, den Verband der Internetprovider, der die Stelle
INHOPE“ installiert hat, sowie an verschiedene andere
elege. Der Hinweis auf „INHOPE“ ist im Übrigen ge-
ade im Zusammenhang mit der aufgeregten Diskussion
um Thema Kinder- und Jugendschutz wichtig. Ich
laube, wir sind uns einig, dass der Missbrauch von Kin-
ern eines der schlimmsten Verbrechen darstellt, die
an sich vorstellen kann. Durch „INHOPE“ war vor ei-
em Jahr ein Schlag gegen Kinderpornoringe mit über
6 000 Tatverdächtigen – man stelle sich die Dimension
inmal vor – möglich.
Über all diese Punkte und über die Wege müssen wir

uch über Fraktionsgrenzen hinweg diskutieren und ent-
prechende Erfolge können wir gemeinsam begrüßen.
So viel zum Lob, Kollege Otto. Jetzt komme ich zu

en Minuspunkten, die leider in Ihrem Antrag ebenfalls
nthalten sind. Ihr Antrag ignoriert erstens die gemein-
am von Bund und Ländern durchgeführte Neuordnung
es Jugendmedienschutzes. Die Kollegin Bätzing wird
leich noch mehr dazu sagen. Es ist ja nicht so, dass
ichts passiert ist.






(A) )



(B) )


Jörg Tauss


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Das steht doch im Antrag!)

Zweitens nenne ich die Leistungsfähigkeit der so ge-
nannten Inhaltebewertungssysteme wie zum Beispiel das
ICRA-System, das auch Sie kennen, aber auch über-
schätzen.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Das steht auch im Antrag!)


– Ja, das würdigen Sie unseres Erachtens aber nicht aus-
reichend.


(Lachen des Abg. Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP])


Das sind die Punkte, zu denen ich etwas sagen wollte.
Wir müssen also noch über ein paar Dinge reden.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Das ist an den Haaren herbeigezogen!)


– Das ist nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern
wir wollen das ganz korrekt machen. Ich stimme Ihnen
in Teilen zu; aber unsere Fachleute haben die entspre-
chenden Initiativen noch nicht abschließend bewertet.
Wir werden abwarten, ob von dieser Seite noch weitere
Hinweise kommen. Wie bereits gesagt, sind wir uns in
der Sache einig.

In einem Punkt sind wir uns allerdings nicht einig.
Die FDP möchte, wenn ich Ihren Antrag richtig verstan-
den habe, eine reine Selbstkontrolle der Wirtschaft in Ju-
gendschutzfragen.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Lesen Sie unseren Antrag!)


Das ist bei illegalen Inhalten nicht möglich. Deren Kon-
trolle ist eine Hoheitsaufgabe und wir sollten sie nicht
durch intransparentes „Outsourcing“ an Private verwi-
schen.

In Ihrem Antrag fehlt ein weiterer Aspekt, nämlich
der Einsatz für international verbindliche Mindeststan-
dards. Hierzu wird meine Kollegin Bätzing ebenfalls
noch etwas sagen.

Lieber Kollege Otto, wenn ich diesen Antrag bilan-
ziere, sage ich Ihnen nochmals voll des Lobes: Es ist ein
sehr guter Ansatz, den man im Detail noch verbessern
kann. Das ist keine Frage. Wir sollten uns auch in unse-
rem Unterausschuss noch weiter über die Möglichkeiten
der Selbstkontrolle der Wirtschaft unterhalten. Wir soll-
ten konkret über die Art und Höhe der Anforderungen
sprechen und wir sollten uns zu international verbindli-
chen Standards im Jugendschutz noch einiges einfallen
lassen, wenngleich dieses sicherlich schwierig ist.

In den letzten Sekunden will ich ganz grundsätzlich
noch etwas zum Thema Filter sagen. Wir lehnen tatsäch-
lich Filter für das Internet ab, nicht nur weil sie tech-
nisch schwierig sind,


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: ICRAFilter lehnen Sie ab?)


sondern weil es der Versuch wäre, weltweit einen ein-
heitlichen Level herzustellen. Ein Filter, der bei uns gut

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(C (D emeint eingesetzt wird, würde im Iran zu anderen Prolemen führen als in China. Wenn gefiltert wird, befürorten wir teilnehmerautonome Filter, (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Das ist doch klar!)


it denen beispielsweise Eltern, Schulen und andere
inrichtungen den Zugang zu diesen Bereichen gezielt
erhindern können. Da funktioniert es technisch auch.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Da sind wir uns einig!)


Entschuldigung, ich will ja keinen Dissens, sondern
ch möchte auch an dieser Stelle nochmals die Einigkeit
nterstreichen, lieber Kollege Otto.
Ich glaube, eine lebenswerte Gesellschaft hängt nicht

ur von Bits und Bytes ab. Es muss uns gelingen, unse-
en Kindern ein Umfeld für eine ungestörte Entwicklung
u liefern, und wir müssen etwas für die Medienkompe-
enz tun. Ich glaube, die Vermittlung von Medienkompe-
enz würde viel mehr bewirken als die Debatte über tech-
isch unsinnige Lösungen. Diese Kritik an dem
egierungspräsidium teilen wir in der Tat.
Frau Präsidentin, Sie signalisieren, dass meine Rede-

eit zu Ende ist. Falls ich nicht mehr zu Wort komme
auch nicht per Zwischenruf –,


(Horst Kubatschka [SPD]: Das gibt es nicht!)

ünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende. Wir wer-
en das Thema zu gegebener Zeit weiterdiskutieren.
Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513908800

Das Wort hat jetzt der Kollege Heinrich-Wilhelm
onsöhr, CDU/CSU-Fraktion.

Heinrich-Wilhelm Ronsöhr (CDU):
Rede ID: ID1513908900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Herr Tauss, im Grunde genommen haben Sie
em Antrag von Herrn Otto zugestimmt. Sie haben nach
inigen Argumenten gesucht, um letztlich noch zu einer
blehnung zu kommen. Diese war dann aber sehr
chwach begründet.
Ich glaube, dass es zu dem im Antrag und auch von
errn Otto aufgezeigten Verfahren keine wirkliche Al-
ernative gibt. Wir wissen, dass die Zahl jugendgefähr-
ender und gewaltverherrlichender, teilweise auch ras-
istischer Internetseiten gestiegen ist. In den
ergangenen vier Jahren war ein Zuwachs von fast
00 Prozent zu verzeichnen.
Dennoch glaube ich, dass die von Ihnen beschriebe-

en Szenarien, Herr Otto, geeignet sind, um mit dem
roblem fertig zu werden. Wir müssen immer wieder die
igenverantwortung stärken und das bisher praktizierte
echtssystem beibehalten, weil es nur so einen zuverläs-
igen Schutz im Internet gewährleistet. Von daher
öchte ich den Antrag der FDP ausdrücklich unterstüt-
en. Er enthält auch hinsichtlich der Gewichtungen die






(A) )



(B) )


Heinrich-Wilhelm Ronsöhr

richtigen Formulierungen. Insofern denke ich, dass es
keine Alternative zu diesem Antrag gibt. Wer Alternati-
ven aufzeigen würde, würde nur Augenwischerei betrei-
ben.


(Beifall des Abg. Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP])


Ich glaube, wie gesagt, dass das bisherige Rechtssys-
tem beibehalten werden muss. Insofern sind die Einlas-
sungen im Zusammenhang mit Nordrhein-Westfalen aus
meiner Sicht richtig.


(Beifall bei der FDP)

Eine freiheitliche Gesellschaft, die über ungeheure tech-
nische Möglichkeiten, wie sie das Internet darstellt, ver-
fügt, sollte diese hinlänglich nutzen. In einer freiheitli-
chen Gesellschaft ist im Umgang mit solchen
Möglichkeiten immer wieder die Verantwortung des
Einzelnen gefordert. In diesem Zusammenhang ist auch
an die Verantwortung der Industrie zu erinnern. Soweit
sie Filter einbauen kann, sollte sie dies auch tun. Aber
wir dürfen die Industrie nicht überfordern.

Es ist richtig: Wenn wir in Bezug auf Filter einen ein-
deutigen Rechtsrahmen vorgeben würden, dann würden
wir immer hinter den technischen Möglichkeiten zurück-
bleiben, die sich die Industrie erarbeitet hat. Insofern ist
es besser, wenn die Industrie von sich aus eigenverant-
wortlich handelt, statt von unserer Seite einen kleinlich
gesetzten Rechtsrahmen vorzugeben.

Ich glaube allerdings auch, dass die Eltern viel deut-
licher auf die Probleme im Zusammenhang mit dem In-
ternet hingewiesen werden müssen. Die Eltern müssen
ihrer Verantwortung stärker gerecht werden. Wir können
sie nicht aus dieser Verantwortung entlassen.


(Jörg Tauss [SPD]: Es gibt eine gute SPD-Broschüre! Die können Sie mit verbreiten!)


– Wenn Sie einmal etwas Positives machen, dann ver-
breiten wir das auch. Das kommt schließlich selten ge-
nug vor, Herr Tauss.


(Beifall des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/ CSU])


Das Thema muss auch in den Schulen viel stärker
problematisiert werden. Letztlich muss jeder an seine
eigene Verantwortung erinnert werden. Was sich im In-
ternet tummelt – beispielsweise werden in den USA
Internetseiten von rassistischen Heiratsvermittlungen be-
trieben –, kann zwar aufgrund unserer Rechtslage in
Deutschland gegebenenfalls verboten werden. Auf inter-
nationaler Ebene können wir aber keine Rechtsetzung
vornehmen. Deshalb gilt es, stärker auf die Verantwor-
tung des Einzelnen zu setzen, als dies möglicherweise
bisher der Fall gewesen ist.

Insofern bleibt zu hoffen, dass es gelingt, die Eltern,
die Pädagogen und auch die Kinder stärker als bisher in
die Verantwortlichkeit mit einzubeziehen. Hier ist auch
der Einzelne immer wieder sehr stark gefordert. Daher
sollten alle den Ansatz der FDP unterstützen und wir
sollten den Antrag der Liberalen einstimmig verabschie-
den. Ich habe jedenfalls bei den Ausschussberatungen

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(C (D ber diesen Antrag keine sehr großen Divergenzen festestellt. Insofern bin der Auffassung, dass es keinen rund gibt, den sehr guten Antrag der FDP abzulehnen. ir werden jedenfalls zustimmen. Kollege Hansoachim Otto, auf uns können Sie sich in dieser Frage erlassen. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Kollege Ronsöhr war heute sehr gemäßigt! Was ist los? Liegt das am Freitag?)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513909000

Das Wort hat die Kollegin Grietje Bettin, Bündnis 90/
ie Grünen.


Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513909100

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Ich glaube, es besteht große Einigkeit in diesem
ause darüber, dass der Schutz vor illegalen und jugend-
efährdenden Internetinhalten ein sehr wichtiges, aber
einesfalls einfach zu behandelndes Thema ist. Das Pro-
lem ist, dass wir im Detail doch zu unterschiedlichen
inschätzungen dessen kommen, was uns letztendlich
ilft, effektiv gegen illegale und jugendgefährdende In-
alte im Internet vorzugehen. Klar ist, dass das Internet
in globales Medium ist. Klar ist aber auch, dass das In-
ernet kein rechtsfreier Raum ist. Was in der Offlinewelt
erboten ist, ist auch im Internet nicht erlaubt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

estimmte Regeln aus der Offlinewelt gelten aber im In-
ernet nicht, beispielsweise die 23-Uhr-Regelung für das
ernsehen.
Unsere politische Aufgabe ist, den Kinder- und Ju-

endmedienschutz auch im Netz umfassend zu gewähr-
eisten. Daran, ob Filtern statt Sperren immer die richtige
ösung ist, habe ich als Grüne durchaus Zweifel. Filtern
uss nicht unbedingt effektiver als Sperren sein. Kein
ilterprogramm kann 100-prozentigen Schutz vor uner-
ünschten Internetinhalten bieten.


(Jörg Tauss [SPD]: Aber auch keine Sperre!)

Richtig, das kann auch keine Sperre. Dazu komme ich
leich noch. – Durch Filterprogramme können auch er-
ünschte Inhalte ausgeblendet werden und Uner-
ünschtes kann durchkommen. Die Grünen und die
DP sind sich darin einig, dass das pauschale Sperren
on Websites durch Dritte erst recht keine Lösung dar-
tellt. Der Vorschlag, die Verantwortung auf die Provider
u übertragen, schießt weit über das Ziel hinaus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)


Klar ist für uns ebenfalls: Die Sperrverfügungen der
ezirksregierung Düsseldorf haben zwar vor einiger Zeit
ür Wirbel gesorgt. Aber damit war lediglich die platte
otschaft verbunden: Wir tun etwas für den Kampf ge-
en den Rechtsradikalismus. Das ist natürlich richtig
nd wichtig. Aber man darf nicht auf die Gesetzmäßig-






(A) )



(B) )


Grietje Bettin

keiten des Netzes hereinfallen. Das ist nach unserer Ein-
schätzung in diesem Fall geschehen.


(Beifall des Abg. Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP])


Die hier eingeleiteten Sperrmaßnahmen wurden inner-
halb weniger Sekunden von findigen Usern umgangen.
Das zeigt, dass wir Lösungen brauchen, die der Komple-
xität des Mediums Internet gerecht werden. Sie haben
durchaus – das gestehe ich zu – eine Vielzahl der dafür
notwendigen Bausteine angesprochen.

Rot-Grün hat mit dem neuen Jugendschutzgesetz
und dem entsprechenden Staatsvertrag der Länder be-
reits einen wichtigen Baustein gelegt; das wurde bereits
angesprochen. Damit wurden aus unserer Sicht sehr gute
Voraussetzungen dafür geschaffen, dass illegale und ju-
gendgefährdende Internetinhalte schnell und effektiv er-
kannt werden können und dass dagegen vorgegangen
werden kann. Die Kommission für Jugendmedien-
schutz ist als zentrale Anlaufstelle eingerichtet worden
und kann entsprechende Sanktionen verhängen. Wir setzen
auf das Prinzip regulierter Selbstregulierung. Darüber
hinaus gibt es eine Reihe von Selbstkontrolleinrich-
tungen. Stellvertretend möchte ich hier die Freiwillige
Selbstkontrolle Multimediadiensteanbieter nennen. Hier
können Beschwerden über problematische Internet-
inhalte vorgetragen und dann auch strafrechtlich verfolgt
werden. Die Kommission für Jugendmedienschutz kann
entsprechend qualifizierte Selbstkontrolleinrichtungen
anerkennen. So arbeiten aus unserer Sicht User, Wirt-
schaft und Gesetzgeber gemeinsam für einen möglichst
effektiven Jugendschutz.

Gerade präventive Maßnahmen können weitere wich-
tige Bausteine im Bereich Jugendschutz sein. Die Ver-
mittlung von Medienkompetenz – ich denke dabei vor
allem an die Vermittlung der Kompetenz, wie man das
Internet sinnvoll nutzen kann – ist für uns ein solcher
Baustein. Dasselbe gilt für die Elternaufklärung: Eltern
sollten wissen, wie sie ihre Kinder am besten schützen
können. Teilnehmerautonome Filtersysteme halten wir
durchaus für eine sehr wichtige Hilfe dabei; denn mit
diesen Systemen können Eltern selber entscheiden, was
ihre Kinder sehen dürfen und was nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)


Klar ist aber auch, dass eine sinnvolle Kontrolle des
globalen Mediums Internet letztendlich nur auf interna-
tionaler Ebene stattfinden kann. Es ist sehr schwer – auch
darüber haben wir schon häufig diskutiert –, zu gemein-
samen internationalen Standards zu kommen. Die Dis-
kussion darüber können wir hier jetzt nicht fortsetzen.

Es bedarf eines Zusammenspiels von Selbstkontrolle,
von staatlicher Regulierung und von internationalen
Übereinkünften. So können wir menschenverachtenden
Internetinhalten wirklich entgegentreten. Darüber hinaus
ist aber auch jeder Nutzer, jede Nutzerin des Internets
gefragt, entsprechend sensibel zu sein und aufzupassen.
Aus unserer Sicht ist das letztendlich der beste Weg,
Straftaten im Internet zu verhindern.

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(C (D Ich sehe, dass die Bundesregierung hier die notwendien Schritte eingeleitet hat. Die verschiedenen Bauteine, die Sie in Ihrem Antrag ansprechen, wurden beeits sinnvoll und systematisch verwendet. Von daher timmen wir diesem Antrag nicht zu. (Lachen des Abg. Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP])


Ich hoffe, dass wir die Diskussion fortführen und dass
ir die Entwicklung der freiwilligen Selbstkontrolle
eiterhin konstruktiv begleiten.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Ich habe jetzt nicht verstanden, warum Sie nicht zustimmen!)


Da die Bundesregierung die notwendigen Schritte ein-
eleitet hat,

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513909200

Sie müssen aber jetzt zum Schluss kommen.

Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513909300

halten wir diesen Antrag für überflüssig.
Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Das war eine gute Rede, nur die Zustimmung fehlte!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513909400

Das Wort hat die Kollegin Sabine Bätzing, SPD-Frak-

ion.

Sabine Bätzing (SPD):
Rede ID: ID1513909500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Mein Kollege Jörg Tauss hat Ihnen schon vor-
in die technischen Gründe dargelegt, die aus unserer
icht dagegen sprechen, Ihrem Antrag zuzustimmen. Ich
ls Jugendpolitikerin möchte noch einmal betonen, was
us unserer Sicht gegen diesen Antrag spricht.
Auch wir hätten einen gemeinsamen Antrag sehr be-

rüßt. Wie wir gehört haben, ist er nicht zustande ge-
ommen, zum einen, weil wir einfach noch Zeit ge-
raucht haben, und zum anderen, weil es wohl nicht
öglich war, in diesem Antrag die Belange des Jugend-
edienschutzes ausreichend zu berücksichtigen, was
ir sehr bedauern.
Der Antrag der FDP-Fraktion enthält vier zentrale

orderungen, die wir grundsätzlich begrüßen und die
um Teil zutreffend und nachvollziehbar sind. Daher fin-
en wir es aus jugendpolitischer Sicht umso bedauerli-
her, dass er an der aktuellen Situation im Jugendme-
ienschutz völlig vorbeigeht.
Es ist erstaunlich und, wie gesagt, bedauernswert,

ass Sie, Kollege Otto, die Novellierung des Jugend-
chutzgesetzes und den Jugendmedienschutzstaatsver-
rag in diesem Antrag nur streifen; schließlich erfolgten
iese Gesetzesinitiativen genau mit dem Ziel, die
echtsordnung zu vereinfachen und den Anforderungen






(A) )



(B) )


Sabine Bätzing

der digitalen Welt und der globalen Netze ein Stück ge-
rechter zu werden.


(Zuruf vom BÜNDNIS/90 DIE GRÜNEN: Eben!)


Lassen Sie mich wenigstens einige Aspekte hervorhe-
ben, die neu eingeführt wurden und die auch eine erste
Reaktion von uns auf die neuen Herausforderungen einer
multimedialen Welt sind. Zum Beispiel erfolgte die ju-
gendschutzrechtliche Zusammenfassung von Telediens-
ten und Mediendiensten unter dem Begriff „Teleme-
dien“. Es wurden eine Alterskennzeichnungspflicht für
Computerspiele und eine differenzierte Liste jugendge-
fährdender Medien eingeführt. Darüber hinaus sieht der
Jugendmedienschutzstaatsvertrag komplementär die
Einbindung und die Stärkung der Selbstkontrolleinrich-
tungen sowie die Möglichkeiten technischer Zugangs-
kontrollen vor.

Wie der Kollege Tauss bereits erwähnt hat, konnten
wir ins Gesetz die wichtige Unterscheidung zwischen
nutzerautonomen und nicht nutzerautonomen Filterpro-
grammen einbringen. Zwangsweise zentrale technische
Filterungen und Sperrungen gehören demnach zu den
letzteren. Sie sind vom Jugendschutzgesetz insofern
nicht privilegiert, als Informationen aus der Liste ju-
gendgefährdender Internetangebote nur für nutzerauto-
nome Filterprogramme genutzt werden dürfen.

Wir sollten deshalb gemeinsam überlegen, ob nicht
ein Appell dahin gehen könnte, dass auf jeden neu ver-
kauften PC auch ein Jugendschutzfilterprogramm mit
entsprechenden Hinweisen für Käuferinnen und Käufer
mit Kindern aufzuspielen ist. Wenn mittlerweile schon
Programme von Onlinediensten wie T-Online und AOL
zur Erstausstattung eines PC gehören, dann sollte man
dies auch einmal im Blick auf Filterprogramme für Kin-
der und Jugendliche überlegen. Das ist ein Appell an die
Wirtschaft, eine Selbstkontrolle hinzubekommen, damit
auf eine gesetzliche Regelung verzichtet werden kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte auch nicht unerwähnt lassen, dass die
Kommission für Jugendmedienschutz nach dem ersten
Jahr ihres Bestehens eine positive Bilanz gezogen hat.
Sie hat generelle Verfahrensfragen geklärt. Sie hat die
Einrichtung der freiwilligen Selbstkontrolle anerkannt.
Sie hat Anforderungen für geschlossene Benutzergrup-
pen formuliert und sie hat Eckwerte für den Einsatz von
Jugendschutzprogrammen im Internet festgelegt.

Wir haben in Ihrem Antrag die Forderung nach inter-
nationalen Mindeststandards vermisst. Im Antrag
wird nicht die Notwendigkeit anerkannt, hierzu eine in-
ternationale Perspektive zu entwickeln. Wie Frau Bettin
schon gesagt hat, ist es sicherlich schwierig, solche Stan-
dards zu entwickeln, aber es ist machbar, wenn auch nur
Schritt für Schritt.

Ein Aspekt ist der, den wir in unserem Antrag zum
UN-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft aufgegrif-
fen haben, nämlich die Pflicht zur automatisiert verar-

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(C (D eitbaren Kennzeichnung aller Inhalte und Dienste urch die jeweiligen Anbieter. Lassen Sie mich zum Schluss noch ganz kurz auf die edienkompetenz eingehen. Gerade aus jugendpoliti cher Sicht ist die Stärkung der Medienkompetenz von indern, aber auch von Eltern der wichtigste Beitrag um Jugendschutz. Am vergangenen Montag hat eine Anhörung der Kin erkommission zum Thema „Kids@Neue Medien – hance und Versuchung für Kinder“ stattgefunden, in er noch einmal ganz explizit auf die Medienkompetenz ingewiesen wurde. Frau Kollegin, Sie können aber wirklich nur noch anz kurz darauf eingehen. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war jetzt aber wirklich gut!)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513909600

Sabine Bätzing (SPD):
Rede ID: ID1513909700

Ja, ich komme zum Schluss. – Der Appell an alle, an

olitik, an Gesellschaft, an Schule, geht dahin, die Me-
ienkompetenz zu stärken. Wir haben mit der Kampagne
Schau hin“ und diversen Broschüren einen Anfang ge-
acht. Der Appell an uns alle geht dahin, wie gesagt, die
edienkompetenz zu stärken, weil sie immer noch der
este Beitrag zum Jugendmedienschutz ist.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513909800

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

mpfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien auf
rucksache 15/3409 zu dem von der Fraktion der FDP
ingebrachten Antrag mit dem Titel „Schutz vor illega-
en und jugendgefährdenden Internetinhalten – Filtern
tatt Sperren“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
rucksache 15/1009 abzulehnen. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? –
ie Beschlussempfehlung ist damit mit den Stimmen der
oalition gegen die Stimmen der CDU/CSU und der
DP angenommen.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 25 a und 25 b so-
ie die Zusatzpunkte 9 a und 9 b auf:
5 a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD

und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung
dienst- und arbeitsrechtlicher Vorschriften im
Hochschulbereich (HdaVÄndG)

– Drucksache 15/4132 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Innenausschuss






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Freigabe der Per-

(Hochschulpersonalstrukturfreigabegesetz – HPersFG)

– Drucksache 15/3924 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

ZP 9 a)Beratung des Antrags der Abgeordneten
Katherina Reiche, Thomas Rachel, Dr. Maria
Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU
Flexiblere Personalstrukturen bei Drittmittel-
projekten im Hochschulbereich schaffen
– Drucksache 15/4131 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrike
Flach, Cornelia Pieper, Dr. Karl Addicks, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Befristungen von Beschäftigungsverhältnissen
im Hochschulbereich flexibilisieren
– Drucksache 15/4151 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle-
gin Ute Berg, SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)


Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1513909900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Einführung der Juniorprofessur war begleitet von

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(C (D um Teil völlig überzogener Kritik, ja von Polemik, die ür lang anhaltende Verunsicherung gesorgt hat und dem issenschaftlichen Nachwuchs nachhaltigen Schaden ugefügt hat. Inzwischen ist sich die Fachwelt aber prakisch einig darüber, dass die Juniorprofessur ein erfolgeiches Modell ist und unbedingt erhalten bleiben muss. as Fazit einer Befragung von 45 Juniorprofessoren an er Humboldt-Universität lautet: Alle würden es wieder un. Ich begrüße deshalb nachdrücklich, dass sich Bund nd Länder nach dem Urteil des Bundesverfassungsgeichts zur fünften HRG-Novelle rasch darauf geeinigt aben, ie Juniorprofessur durch den heute eingebrachten Geetzentwurf abzusichern. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


(Jörg Tauss [SPD]: Ein unsägliches Urteil!)


ir schaffen mit diesem Gesetz wieder eine klare
echtsgrundlage für die befristete Beschäftigung von
issenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
ür Altfälle verlängern wir die Übergangsfrist von 2005
uf 2008. Bis dahin werden – davon gehen wir aus – ta-
ifrechtliche oder notfalls gesetzliche Regelungen ge-
roffen worden sein,


(Ulrike Flach [FDP]: Glauben Sie das wirklich?)


ie es ermöglichen, dass Wissenschaftler nach der Quali-
ikationsphase leichter weiterbeschäftigt werden kön-
en.
Was spricht aber nun inhaltlich für die Juniorprofes-

ur? Welche Ziele wurden damit verfolgt und erreicht?
unge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können
rüher eigenständig forschen und lehren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

o liegt das Durchschnittsalter der Juniorprofessorin-
en und -professoren bei 34 Jahren, das Durchschnittsal-
er von Habilitierten bei der Erstberufung auf eine Pro-
essur dagegen bei circa 40 Jahren.
Auch zur dringend notwendigen Internationalisierung

er deutschen Hochschulen trägt die Juniorprofessur
achweislich bei.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

4 Prozent der berufenen Juniorprofessorinnen und -pro-
essoren kamen aus dem Ausland. Viele von ihnen wa-
en übrigens deutsche Rückkehrer. Das zeigt eindeutig:
urch das Angebot der Juniorprofessur ist der Wissen-
chaftsstandort Deutschland international konkurrenzfä-
iger und attraktiver geworden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Ute Berg

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Die Juniorprofessur

eröffnet mehr Frauen den Weg zur Professur. Der Frau-
enanteil liegt hier bei etwa 30 Prozent,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


bei den Habilitierten nur bei circa 22 Prozent.
Das in meinen Augen wichtigste Argument lautet

aber: Durch die Juniorprofessur wird das kreative Inno-
vationspotenzial von jungen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern gefördert. Wenn man sich die Relation
zwischen Alter und wissenschaftlicher Produktivität spe-
ziell bei den Spitzenleistungen von Nobelpreisträgern
anschaut, so stellt man fest, dass diese die Leistungen,
für die sie später prämiert wurden, zum großen Teil in
jungen Jahren erbracht haben. Albert Einstein war zum
Beispiel 27, als er mit seiner Relativitätstheorie hervor-
trat, der Wirtschaftswissenschaftler Reinhard Selten
35 Jahre, als er seine spieltheoretischen Arbeiten entwi-
ckelte, und der Molekularbiologe Günter Blobel eben-
falls 35 Jahre, als er seine Signalhypothese bei Proteinen
vorstellte.


(Jörg Tauss [SPD]: In Bayern hätte er sich erst mit 50 habilitieren dürfen!)


Es ist also ganz wichtig, dass junge Wissenschaftler
möglichst früh, jedenfalls deutlich früher als zurzeit üb-
lich, unabhängig wissenschaftlich arbeiten können. Ge-
nau das wollen wir mit der Juniorprofessur erreichen.
Wir werden damit auch die Altersstruktur in den Wis-
senschaften verändern, also verjüngen. Damit wollen wir
dazu beitragen, dass stärker als bisher eingetretene Pfade
verlassen werden, neues Wissens hervorgebracht wird
und fruchtbare Forschungslandschaften entstehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Durch das von uns vorgelegte Gesetz kommt die Aus-
gestaltung der Juniorprofessur nun wesentlich den Ländern
und Universitäten zu, wie es dem Urteil des Bundesver-
fassungsgerichts entspricht. Folgende vier Aspekte müs-
sen dabei aber aus meiner Sicht unbedingt beachtet wer-
den:

Erstens. Bei der Berufung von Juniorprofessoren
sind wettbewerbs- und leistungsorientierte und transpa-
rente Verfahren in den Berufungskommissionen notwen-
dig. Die Besten müssen auch wirklich die Chance be-
kommen, ihre Qualitäten zu entwickeln.


(Beifall bei der SPD)

Zweitens. Der Nachwuchs muss in Berufungsverfah-

ren die Möglichkeit erhalten, Stellenausstattung und
Dienstaufgaben eigenständig zu gestalten.

Drittens. Der Karriereweg über die Juniorprofessur
muss attraktiv sein. Folglich müssen die Länder die
Möglichkeit des Tenure Tracks in ihrer Landesgesetzge-
bung vorsehen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


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(C (D ochschulen haben damit die Möglichkeit, herausragenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern den bergang auf eine Lebenszeitprofessur anzubieten. Dait orientiert sich der Wissenschaftsstandort Deutschand an internationalen Maßstäben. Viertens. Positiv evaluierte Juniorprofessoren müssen ei der Ausschreibung einer Lebenszeitprofessur dieelben Chancen haben wie Habilitierte. Zurzeit will sich ast die Hälfte der Juniorprofessoren sicherheitshalber och habilitieren, um bei Berufungsverfahren in Konurrenz zu Habilitierten nicht das Nachsehen zu haben. ie Doppelbelastung Juniorprofessur plus Habilitation ührt aber zu Zeitverzögerung und Effizienzverlusten. enau das war vonseiten des Gesetzgebers nicht geollt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Abschließend ein nachdrücklicher Appell an die Län-
er, aber auch an die Hochschulen und Stiftungen: Sor-
en Sie unbedingt dafür, dass mehr Stellen geschaffen
erden. Sonst besteht die Gefahr, dass die Juniorprofes-
ur zur „Randexistenz im deutschen Hochschulwesen“
erkommt.


(Jörg Tauss [SPD]: Das wollen die ja!)

avor warnt eine Studie des Centrums für Hochschul-
ntwicklung und der Jungen Akademie.
Um die Juniorprofessur zu unterstützen, hat der Bund

ür die sächliche Erstausstattung der ersten 3 000 Junior-
rofessuren insgesamt rund 180 Millionen Euro zur Ver-
ügung gestellt.


(Beifall bei der SPD)

ördermittel für 933 Stellen wurden bereits bewilligt,
und 600 Stellen sind inzwischen besetzt.
Kurzum: Die Bundesregierung hat das Notwendige ge-
n. Nun sind alle Länder gefordert, darauf aufzusetzen. Es
uss gelingen, auf dem Weg über die Juniorprofessur junge
issenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrer kreativs-
n Phase darin zu unterstützen, Spitzenleistungen zu
rbringen. Nur so können wir den Wissenschafts- und
orschungsstandort Deutschland entscheidend voran-
ringen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513910000

Das Wort hat der Staatsminister für Wissenschaft,

orschung und Kunst des Landes Bayern, Dr. Thomas
oppel.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Jetzt kommen die Blockierer!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1513910100

Frau Vizepräsidentin! Hohes Haus! Ich bedanke
ich, dass ich Gelegenheit habe, etwas zu einem Thema
u sagen, das sehr viel schneller und sehr viel früher






(A) )



(B) )


Dr. Thomas Goppel, Staatsminister (Bayern)


hätte so einvernehmlich diskutiert werden können wie
heute,


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

wenn nicht die Blockade vonseiten der SPD gewesen
wäre.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


Die Frau Bundesministerin hat ausdrücklich die
Habilitation verbieten und die Juniorprofessur an ihre
Stelle setzen wollen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist die Wahrheit!)


Das war die Ausgangsposition. Nur deswegen haben wir
geklagt und deswegen haben wir gewonnen. Das stinkt
Ihnen, Herr Tauss;


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)

dafür habe ich Verständnis. Das ändert aber nichts daran,
dass Sie trotzdem zuhören sollten.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)

Ich habe Ihnen schließlich auch zugehört.

Die Ausgangsposition, die wir haben, macht deutlich:
Wer schlampt, muss nachbessern. Dieses Nachbessern
war notwendig. Das Bundesverfassungsgericht hat am
27. Juli 2004 der Bundesregierung auferlegt, sich an die
ihr zugestandenen Kompetenzen zu halten und den Län-
dern nicht ins Handwerk zu pfuschen. Das Gericht hat
dies in einer Weise gefordert, die von den Ländern gar
nicht beantragt war, sondern weit über deren Vorstellun-
gen hinausging. Das Bundesverfassungsgericht findet,
dass die Länder in diesem Zusammenhang viel zu nach-
giebig sind.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Eine sehr merkwürdige Haltung! – Ute Berg [SPD]: Minderheitenvotum!)


Das müssen Sie einmal ganz nüchtern registrieren.
Wenn ich das mit Ihnen zusammen unter dem Strich

zusammenzähle, dann kommt heraus, dass dank des ein-
maligen Chaos, das wir der Bundesregierung verdanken,
in zehn Ländern Gesetze in Kraft sind, die dem gelten-
den Hochschulrahmengesetz widersprechen, und sich in
weiteren Ländern entsprechende Gesetzentwürfe in par-
lamentarischen Beratungen befinden. Infolge der Fehler
der Bundesbildungsministerin verstoßen auch diese Län-
der somit gegen das Grundgesetz.

Nichts anderes ist der Sachverhalt. Das, was Sie so
freundlich und beschönigend dargestellt haben, lasse ich
alles gelten. Das hätte ich auch unterschrieben, bevor wir
in diese Streitlage gekommen sind. Denn wenn Sie so
optimistisch und aufgeschlossen argumentiert hätten,
wäre mancher Streit vermieden worden.


(Jörg Tauss [SPD]: Ihr wollt doch was ganz anderes!)


– Sie unterscheiden sich von mir dadurch, lieber Herr
Kollege Tauss, dass Ihre Ideologie Ihnen jede normale

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(C (D reie Denkweise versperrt. Deswegen sollten Sie die wischenrufe unterlassen. Tausenden befristet abgeschlossenen Arbeitsverträ en an Hochschulen und außeruniversitären Forschungsinrichtungen ist damit die Rechtsgrundlage entzogen. a kann man nur sagen: Chapeau! Ein solches Vorgehen st neu; das hat es in dieser Bundesrepublik noch nicht egeben. Der vorliegende Gesetzentwurf liegt besonders im In eresse der Länder, die das für nichtig erklärte Rahmenecht bereits umgesetzt haben. Ich gehöre noch nicht inmal dazu, weil ich gewusst habe, dass die Bundesreierung unterliegen wird. Eine rasche bundesrechtliche bsicherung der Juniorprofessur ist dringend geboten. a sind wir uns einig. Ein schnelles Handeln des Gesetzebers liegt aber auch im Interesse der Bundesrepublik ls Rechtsstaat. Wir verlieren unsere Glaubwürdigkeit, enn die gegenwärtige verfassungswidrige Rechtslage m Hochschulbereich nicht rasch beseitigt wird. Die Rechtsunsicherheit muss weg. Das sind wir den etroffenen schuldig, den wissenschaftlichen und künsterischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den ilfskräften, die durch das Urteil des Bundesverfasungsgerichts tangiert werden. Wenn jemand vor dem Verfassungsgericht klagt und echt bekommt, sich anschließend aber von demjenigen, er eindeutig unterlegen ist, Vorwürfe gefallen lassen uss, dann ist das ein Zeichen dafür, dass Sie ein falches Rechtsverständnis haben. enn Sie ruhig wären, täten Sie sich selbst den größten efallen. Die Fehlleistungen und ihre Verursacherin stehen est: Erstens. Die „Reparaturnovelle“ war vermeidbar. Die undesbildungsministerin hat es aber im Rahmen der ienstrechtsreform vorgezogen, den Weg der Gemeinamkeit mit den Ländern zu verlassen. Mit ideologisch egründeter Kompromisslosigkeit bei der Ausgestaltung er Juniorprofessur als Königsweg für den wissenschaftichen Nachwuchs hat sie die Anrufung des Bundesverassungsgerichts selber in die Wege geleitet. Zweitens. Die Durchsetzung der neuen Personal truktur hat der Weiterentwicklung und Modernisieung des Hochschulwesens schweren Schaden zugefügt. leichwohl haben die Länder Grund, der Bildungsinisterin zu danken. Denn ohne ihre mangelnde Koperationsbereitschaft und ohne ihr hartnäckiges Festalten an der Juniorprofessur wäre die Lage nicht so klar ie heute. Sie ärgert natürlich am meisten, dass Sie in ie Schranken verwiesen wurden. Wer eine Sache Dr. Thomas Goppel, Staatsminister ausreizt, muss damit rechnen, dass er scheitert. Die Bildungsministerin hat die Bedenken der Länder ignoriert und damit dem Bundesverfassungsgericht Gelegenheit gegeben, die Bundesregierung in die Schranken zu weisen. Das Urteil vom Juli hat den politischen Einfluss der Bundesregierung im Hochschulbereich nachhaltig eingeschränkt. Das bleibt, wie Sie wissen, nicht ohne Auswirkungen auf die Beratungen der Föderalismuskommission. (Zuruf von der SPD: Was machen Sie denn jetzt?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])


(Zuruf des Abg. Jörg Tauss [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Jörg Tauss [SPD]: Altes Denken!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


Drittens. Die durch Frau Bulmahn provozierte
Rechtsunsicherheit könnte durch die Länder selbst be-
seitigt werden. Dazu müsste die Bundesregierung bereit
sein, die Regelung der Personalstruktur gemäß
Art. 125 a Abs. 2 des Grundgesetzes den Ländern zu
überlassen.


(Jörg Tauss [SPD]: Kleingärten!)

Der Bundesrat hat am 24. September 2004 eine entspre-
chende Gesetzesinitiative beschlossen und im Bundestag
eingebracht. Wir halten es für keine gute Verfahrens-
weise, dass sich die Bundesregierung gegen den Gesetz-
entwurf des Bundesrates ausgesprochen hat.

Viertens. Der vorliegende Gesetzentwurf verzichtet
endlich darauf, die „zusätzlichen wissenschaftlichen
Leistungen“ als Voraussetzung für die Berufung von
Professoren näher zu regeln.


(Jörg Tauss [SPD]: Jetzt sind wir beim Punkt!)

Frau Bulmahn und Herr Staatssekretär, ein großes Kom-
pliment! Sie haben dazugelernt. Die Habilitation bleibt
damit nach Maßgabe des Landesrechts weiterhin als
Qualifizierungsweg für den wissenschaftlichen Nach-
wuchs erhalten. Das Alter von 50 Jahren trifft vielleicht
auf Nordrhein-Westfalen zu, aber nicht auf Bayern. Wir
sind inzwischen bei einem Alter von 36 Jahren ange-
langt. Damit wir uns recht verstehen: Auch das ist mir zu
alt.

Die Habilitation für die Geisteswissenschaftler ist ein
alternativer Weg, der nötig ist. Die Tatsache, dass Sie
selbst um eine Nachbesserung bitten, weil zwei mal drei
Jahre Juniorprofessor kein sicherer Weg in eine gute
Wissenschaftslaufbahn sind, ist der Beweis, dass Sie
noch nicht genügend nachgedacht haben. Lassen Sie uns
an dieser Stelle gemeinsam weitermachen!


(Beifall bei der CDU/CSU)

Der Weg, den Sie bisher eingeschlagen haben, ist nicht
der richtige Weg.


(Widerspruch des Abg. Jörg Tauss [SPD])

– Herr Tauss, wenn Sie sich weniger aufregen, bin ich
schneller fertig.


(Jörg Tauss [SPD]: Ich bin ganz ruhig!)


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(C (D ie Habilitation bleibt also. Jetzt haben die Landesgeetzgeber einen weiten Spielraum. Deshalb verzichten ir auf Einwendungen gegen den Gesetzentwurf und beonen ausdrücklich: Die Beratungen der Föderalismusommission zur Neuregelung der Gesetzgebungskompeenzen im Hochschulbereich werden dadurch nicht räjudiziert. Letzter Punkt. Der vorliegende Gesetzentwurf löst al erdings nicht die besoldungsrechtliche Problematik, die it der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts nd der Neuordnung der Personalstruktur verbunden ist. achdrücklich appelliere ich deshalb an die Bundesreierung, die Folgen so schnell wie möglich auch im Beoldungsrecht zu berücksichtigen. Die bisherige Untäigkeit muss wirklich ein Ende haben. Lassen Sie mich abschließend – dieser Punkt darf icht zu kurz kommen – den beiden Koordinatoren auf änderseite, dem Kollegen Professor Zöllner aus Rheinand-Pfalz und dem Kollegen Frankenberg aus Badenürttemberg, herzlich danken. Ihre Besonnenheit im mgang mit dieser Thematik hat dazu beigetragen, dass ir heute so weit sind. (Beifall des Abg. Thomas Rachel [CDU/CSU] sowie des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Jetzt werden die Interessen der Länder gegen Frau
ulmahns Begehrlichkeiten wirklich nachhaltig vertei-
igt.


(Jörg Tauss [SPD]: Jetzt wird es wieder albern!)


ch bin froh, dass wir an dieser Stelle gemeinsam an ei-
em Strang ziehen. Es sollte Sie nachdenklich stimmen,
ass der Kollege Zöllner auf unserer Seite steht.


(Jörg Tauss [SPD]: Jetzt wird es ganz albern!)

An die Adresse der Bundesbildungsministerin will

ch sagen: Auf den Arzneimittelpackungen ist der Hin-
eis zu lesen, bei Risiken und Nebenwirkungen den
rzt oder Apotheker zu fragen. In diesem Fall wäre es
ernünftig, die Länder zu fragen. Dann braucht man sich
icht an das Bundesverfassungsgericht zu wenden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Das war wieder der verkörperte Stillstand!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513910200

Das Wort hat die Kollegin Grietje Bettin, Bündnis 90/
ie Grünen.


Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1513910300

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Die heute zu beratende Novelle des Hochschul-
ahmengesetzes wurde durch das keineswegs einstim-
ige Urteil des Bundesverfassungsgerichts notwendig,
err Goppel. Drei der fünf Richter


(Jörg Tauss [SPD]: Waren vernünftig!)

atten eine andere Rechtsauffassung. Ich muss das hier
etonen, weil Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von






(A) )



(B) )


Grietje Bettin

der Opposition, immer gerne so tun, als ob das alles vor-
hersehbar gewesen wäre.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir tragen diese Novelle mit, weil sie schnell Rechts-
sicherheit für die Betroffenen herstellt. Es ist besonders
wichtig, dass die Arbeitsverträge Tausender Nachwuchs-
wissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler da-
mit wieder eine rechtliche Grundlage bekommen.

Ich will nicht verhehlen, dass sich die Grünen gerne
gewünscht hätten, diese so genannte Reparaturnovelle
auch für Änderungen in der Sache zu nutzen. Es war ein
richtiger Schritt, die bisherige Übergangsregelung für
Arbeitsverträge um drei Jahre auf Ende Februar 2008
zu verlängern.

Wir brauchen aber eine gründliche Fortentwicklung
der so genannten Zwölfjahresregel. Als Gesetzgeber
müssen wir die praktische Möglichkeit schaffen, in
Deutschland in der Wissenschaft auch unterhalb der Pro-
fessur dauerhaft arbeiten zu können. Am wichtigsten ist
für uns dabei, dass diese Möglichkeit für die Hochschu-
len auch umsetzbar ist. Eine dauerhafte Anstellung ist in
vielen Fällen durchaus sinnvoll, zum Beispiel bei routi-
nemäßigen wissenschaftlichen Arbeiten wie der Redak-
tion von Lexika. Diese Redakteure qualifizieren sich
nämlich aufgrund der Art ihrer Tätigkeit in der Regel
nicht weiter.

Leider sind solche weiter gehenden inhaltlichen
Überlegungen Opfer der Taktiererei der unionsgeführten
Bundesländer geworden.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

Weil deren Ministerpräsidenten Verhandlungsmasse für
die Föderalismuskommission aufbauen wollten, erteilten
sie ihren Wissenschaftsministern zwei Monate lang ei-
nen Maulkorb. Sie durften nicht mit der Bundesministe-
rin verhandeln.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Das ist die Wahrheit!)


Dadurch konnte man sich jetzt nur in aller Eile auf den
Status quo einigen, wie er vor dem Urteil zur Juniorpro-
fessur bereits bestand und den wir jetzt beschließen müs-
sen, um überhaupt Rechtssicherheit herzustellen.

Meine Damen und Herren, das sind Machtspielchen
auf dem Rücken der betroffenen Nachwuchswissen-
schaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler.


(Beifall bei der SPD – Thomas Rachel [CDU/ CSU]: Das ist leider pure Polemik!)


Man sollte sich nicht über den Braindrain beklagen,
wenn man nach dem Motto handelt: Erst die Macht,
dann die Sache!


(Beifall bei der SPD)

Ihre Fraktionsanträge, liebe Kolleginnen und Kolle-

gen von der Opposition, hätten Sie, wenn Sie es mit der
Flexibilisierung der Befristung wirklich ernst gemeint

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(C (D ätten, besser schon im August an Ihre Parteifreunde in en Landesregierungen schicken sollen. as Parlament heute kurz vor knapp damit zu beschäftien ist viel zu spät (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Was heißt hier „kurz vor knapp“? Das ist die erste Lesung!)


(Jörg Tauss [SPD]: So ist es!)

nd bringt uns in der Sache kein Stück weiter.
Noch deutlicher als mit dem Gesetzentwurf des Bun-

esrates, den wir heute beraten, kann man seine macht-
olitischen Ambitionen nicht zum Ausdruck bringen.
ie unionsgeführte Mehrheit im Bundesrat will die
acht über die Personalstrukturen in Länderhände le-
en; Herr Goppel hat es gerade wieder betont.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Die SPDLänder ja leider auch!)


or Einführung der bundeseinheitlichen Regelung, wie
ie jetzt im Rahmengesetz steht, gab es im damaligen
estdeutschland an den Hochschulen rund 70 verschie-
ene Personalkategorien. Was dies heute für die Mobili-
t der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und
ür die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands um die
lügsten Köpfe weltweit bedeuten würde, kann sich
och jeder ausrechnen. Wenn man das verhindern will,
üsste man nicht dem Bund, sondern der KMK die Auf-
abe übertragen, eine bundeseinheitliche Personal-
truktur sicherzustellen. Damit würde die KMK einen
eiteren schweren Batzen Arbeit aufgebürdet bekom-
en.
Noch eine Randbemerkung zu einer in der Sache be-

tehenden Ironie. Christian Wulff, der niedersächsische
inisterpräsident und härteste Kritiker der KMK, hat
em Personalfreigabegesetzentwurf aus Baden-
ürttemberg tatsächlich zugestimmt. Da frage ich mich:
as will Herr Wulff eigentlich? Weniger KMK oder
ehr KMK? Womöglich gar keine Abstimmung? Was
ill die CDU eigentlich in dieser Frage?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Das weiß sie nicht!)


Unser zentrales politisches Ziel ist, die Attraktivität
es Hochschul- und Wissenschaftsstandorts durch gute
rbeitsbedingungen für Wissenschaftlerinnen und Wis-
enschaftler zu erhöhen. Permanente strategische Macht-
pielchen schaden der internationalen Attraktivität.
timmen Sie im Interesse der Wissenschaftlerinnen und
issenschaftler dem Gesetzentwurf der Bundesregie-

ung zu!
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513910400

Das Wort hat die Kollegin Ulrike Flach, FDP-Frak-

ion.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1513910500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir ha-

ben heute eine Vorlage auf dem Tisch, die auch BMBF-
intern als Reparaturnovelle bezeichnet wird.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

Mehr ist sie nun einfach nicht. Wir müssen die Verunsi-
cherung reparieren, die an unseren Hochschulen und
Forschungsinstituten durch das Urteil des Bundesverfas-
sungsgerichtes


(Jörg Tauss [SPD]: Und durch die Prozesshanselei!)


herbeigeführt worden ist. Das betrifft 110 000 Menschen
in diesem Lande, lieber Herr Tauss.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, verantwortungslos!)

Das geschah einzig und allein wegen eines Hickhacks
zwischen Bund und Ländern. Herr Goppel, diesen Vor-
wurf müssen Sie sich schon gefallen lassen: Die Länder
haben das Ihrige getan, um diese Menschen in die Ver-
unsicherung zu treiben.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Warum sind wir nun in diese Lage gekommen? Weil
sich einerseits die Ministerin mit der ihr eigenen Dick-
köpfigkeit


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Durchsetzungsfähigkeit!)


gegen jede Warnung – auch in den Debatten in diesem
Hause gab es Warnungen – durchgesetzt hat und weil an-
dererseits die Länder ihre Kompetenzbereiche trotz
Wohlwollens für die Juniorprofessur


(Jörg Tauss [SPD]: Heuchelei ist das!)

– wir wissen ja, dass es viele Länder gibt, die sie durch-
setzen wollen – wie die Goldgräber ihre Claims hüten.
Die FDP hat sich immer für die Juniorprofessur ausge-
sprochen. Das möchte ich an dieser Stelle betonen. Da-
her sind wir bei Ihnen, wenn es darum geht, hier wieder
Rechtssicherheit zu schaffen. Aber Sie nutzen Ihre
Chance nicht, alte Fehler zu korrigieren.


(Beifall bei der FDP)

Frau Bettin, in einem Punkt bin ich allerdings nicht

bei Ihnen – wir haben das immer wieder gesagt; das ist
also keine neue Botschaft von uns –:


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Sie setzen den für befristete Arbeitsverträge zulässigen
Zeitrahmen von zwölf Jahren wieder in Kraft. Das ist
angesichts der Probleme, die es an unseren Hochschulen
gibt, ein Ausdruck von Hilflosigkeit.


(Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Bei Ihnen waren es zehn Jahre!)


Seit Jahren sinkt die Zahl der Dauerstellen von Pro-
fessoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, das ist es nämlich!)


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(C (D leichzeitig erhöht sich das Drittmittelvolumen. Es gibt lso Geld für die Forschung, aber keine Stellen. Eine beristete Beschäftigung nach dem Teilzeitund Befrisungsgesetz scheitert daran, dass die Hochschulen Angst aben. Sie wollen nicht in Arbeitsprozesse verwickelt erden, wodurch sie langfristige Beschäftigungsverhältisse zulassen müssten. (Jörg Tauss [SPD]: Die Stellenkürzer sitzen in Bayern!)


e älter ein Wissenschaftler ist, desto höher ist das ent-
prechende Risiko und desto weniger Anstellungen gibt
s.
Deswegen – der FDP stehen ja nur drei Minuten Re-

ezeit zur Verfügung – müssen wir drei Probleme lösen.
rstens. Das reguläre Arbeitsrecht passt nicht zum Wis-
enschaftsbetrieb. Herr Goppel, hier appelliere ich an
ie: Bringen Sie den Wissenschaftstarifvertrag endlich
it uns gemeinsam auf den Weg und kehren Sie an den
erhandlungstisch zurück! Dann kommen wir voran.


(Beifall bei der FDP und der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Da blockieren sie auch!)


Zweitens. Die Länder dürfen nicht weiter Stellen ab-
auen. Gerade im wissenschaftlichen Bereich gibt es ei-
en immensen Stellenabbau. Bayern ist hier vorange-
angen, Herr Goppel. So ist das.


(Beifall bei der FDP und der SPD)

rittens. Der Unterschied zu erfolgreichen Ländern wie
en USA und Großbritannien ist, dass man Daueranstel-
ungen dort schneller und bereits in jungen Jahren errei-
hen kann.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)

uch hier richte ich meinen Appell an die Länder: Las-
en Sie den Tenure Track zu! Das tun nicht alle Länder.


(Beifall bei der FDP und der SPD sowie der Abg. Grietje Bettin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Den Hinweis auf diese Probleme haben wir in unse-
em Antrag durch das Thema Studenten ergänzt, denen
lötzlich die Dauer ihres Arbeitsverhältnisses angerech-
et wird, obwohl sie jobben. Das ist völlig falsch.
Diese Probleme lösen Sie mit Ihrem vorliegenden
esetzentwurf nicht. Das ist uns zu wenig. Sie reparie-
en nur. Wir wollen mehr. Deswegen sind wir nach wie
or unzufrieden, meine Damen und Herren.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513910600

Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär
lrich Kasparick.
Ul
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1513910700

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Zunächst einmal spreche ich den Fraktionen von






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Ulrich Kasparick

SPD und Grünen mein Lob aus; denn sie haben uns
heute einen Gesetzentwurf vorgelegt, den wir in unse-
rem Hause sehr sorgfältig studiert haben.


(Ulrike Flach [FDP]: Oh! Na, so etwas!)

Der Inhalt dieses Gesetzentwurfs entspricht auch den
Vorstellungen, die in unserem Hause entwickelt werden.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ja ganz überraschend!)


Es handelt sich um einen guten Gesetzentwurf,

(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Jawohl, Herr Oberlehrer! – Thomas Rachel [CDU/ CSU]: Sie haben ihn doch geschrieben! Das ist ja peinlich!)


zumal er Regelungen enthält, die das Kabinett bereits
verabschiedet hat.


(Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU]: Rein zufällig!)


Deswegen freuen wir uns, dass wir in der Sache sehr zü-
gig vorankommen.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Ohne Sie würden wir noch viel schneller vorankommen, Herr Kasparick!)


Unser Ziel ist, bis Anfang nächsten Jahres Rechtssi-
cherheit für die Juniorprofessorinnen und -professoren
herzustellen. Ich denke, das ist in unser aller Interesse.
Eben haben wir auch vonseiten der Länder ein deutliches
Signal in dieser Richtung erhalten.


(Jörg Tauss [SPD]: Nach Monaten!)

Dieser Gesetzentwurf ist insbesondere im Interesse der
Länder, die die Juniorprofessur einführen wollen. Ich
weiß, dass das in Bayern beabsichtigt wird; das begrü-
ßen wir sehr. Deshalb verzichtet der Bundesrat auf Ein-
wendungen.

Mittlerweile wurde die Juniorprofessur in zehn Bun-
desländern eingeführt. Ihnen wollen wir wieder zu
Rechtssicherheit verhelfen. Deswegen spreche ich mei-
nen ganz herzlichen Dank an die FDP-Fraktion aus, die
immer deutlich signalisiert hat, dass sie bei dem zügigen
Prozess, den wir dringend brauchen, gerne behilflich
sein will.

In der Sache ist vom Bundesverfassungsgericht
glücklicherweise nicht entschieden worden. Es hat sich
also niemand gegen die Juniorprofessur ausgesprochen.
Alle Fachleute wissen, dass wir für die jungen Wissen-
schaftler mehr Selbstständigkeit schaffen müssen, wenn
wir einen Beitrag dazu leisten wollen, sie, wenn sie im
Ausland sind, dazu zu bewegen, zurückkommen. Wir
brauchen also mehr Selbstständigkeit in der Nachwuchs-
wissenschaft.

Dem soll die Gesetzesnovelle dienen, die von den bei-
den Fraktionen vorgelegt worden ist. Ein gleich lauten-
der Text ist bereits vom Kabinett verabschiedet worden.
Wir freuen uns, dass der Bundesrat auf Einwendungen
verzichten will.

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(C (D Ich danke Ihnen allen, die Sie an diesem Prozess konret beteiligt sind, und hoffe, dass wir einen deutlichen chritt vorankommen. Ich wünsche vor allen Dingen en jungen Wissenschaftlern, dass sie ab Anfang nächsen Jahres auf gesicherter Basis ihre wichtigen Arbeiten n den Hochschulen und Instituten fortsetzen können. Ich danke für die Aufmerksamkeit. Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege homas Rachel, CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! it dem vorliegenden Gesetzentwurf der Bundesregie ung zur Änderung des Rechts der Beschäftigungsverältnisse im Hochschulbereich werden wir erneut Zeuen der nun schon seit Jahren gewohnten albherzigkeiten aus dem Bundesbildungsministerium. iese Initiative wäre gar nicht notwendig gewesen, enn Frau Bulmahn mit der fünften Novellierung des RG nicht vor dem Bundesverfassungsgericht aus selbst erschuldeten Gründen eine grandiose Schlappe erlitten ätte. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Uwe Küster [SPD]: Eine gewisse Neigung zur Selbstdarstellung geht Ihnen nicht ab!)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513910800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1513910900

Wir bekommen jetzt einen Reparaturvorschlag vorge-
egt, mit dem Gesetzeslücken geschlossen werden sol-
en. Dies ist auch dringend erforderlich; denn die Verun-
icherung an den Hochschulen ist enorm. Der
issenschaftliche Nachwuchs verlangt Klarheit über die
echtlichen Rahmenbedingungen für seine Karriere.
Zunächst möchte ich begrüßen, dass die Junior-

rofessur zwar wieder in das Hochschulrahmengesetz
ingeführt worden ist,


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das ist doch schon mal was!)


iese aber nicht mehr zu einer Regelvoraussetzung für
ie Berufung als ordentlicher Professor wird. Damit ist
em Anliegen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Rech-
ung getragen worden, dass einerseits die Juniorprofes-
ur rechtlich abgesichert wird, andererseits aber endlich
ie Wahlfreiheit beim Nachweis der wissenschaftlichen
ualifikation gewährleistet wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Damit hat das Bundesverfassungsgericht dem Irrweg

er Ministerin Bulmahn, die die bewährte Habilitation
aktisch verbieten wollte, Einhalt geboten. Dies war eine
ichtige Entscheidung. Endlich bekommen wir die Wahl-
reiheit in den Qualifizierungswegen, die wir als Christ-
emokraten immer gefordert haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Thomas Rachel

Misslungen ist die Reparaturnovelle allerdings im Be-

reich der Befristungsregelungen für wissenschaftliche
Mitarbeiter und Doktoranden. Trotz massiver Kritik aus
der Wissenschaft will die Regierung wieder die Befris-
tungsregeln aus der fünften HRG-Novelle aufleben las-
sen. Danach dürfen Arbeitsverträge für wissenschaftli-
che Mitarbeiter bis zu einer Höchstdauer von sechs
Jahren befristet werden, nach einer Promotion ebenfalls
auf maximal sechs Jahre. Das Ministerium begründet
diese Fristen damit, dass dieser Zeitbedarf dem Erforder-
nis der Nachwuchsqualifizierung angemessen sei.

In Wirklichkeit kommen junge Wissenschaftler in
eine erhebliche Klemme. Wenn es ihnen nach diesen
zwölf Jahren nicht unmittelbar gelingt, einen Ruf als or-
dentlicher Professor zu erhalten, sind sie unter Umstän-
den mit Mitte 30 auf der Straße ihrer Möglichkeiten am
Ende und haben nicht die Chance, in dem Bereich zu ar-
beiten, in dem sie sich in jahrelanger Arbeit qualifiziert
haben.


(Jörg Tauss [SPD]: Bei euch waren es zehn Jahre!)


Die Karriereplanung für angehende Professoren kennt
bei Ihnen nach wie vor nur die Farben Schwarz und
Weiß. Diese Regelung hat sich aber eben nicht bewährt.
Deshalb hat auch der Präsident des Deutschen Hoch-
schulverbandes, Kempen, erklärt: Dieses Gesetz ist pra-
xisfern.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, weil es keine Stellen gibt!)


Noch dramatischer ist allerdings die Frist für die wis-
senschaftlichen Mitarbeiter auf Stellen, die durch Dritt-
mittel finanziert werden. Drittmitteleinwerbung ist
wichtig. Darüber sind wir uns hoffentlich einig. Wenn
aber ein Mitarbeiter eines solchen Projekts an die Zwölf-
jahresgrenze stößt, besteht die Gefahr, dass er das Pro-
jekt verlassen muss


(Jörg Tauss [SPD]: Falsch! – Gegenruf des Abg. Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU]: Natürlich!)


und die konkreten Forschungsmaßnahmen infrage ge-
stellt werden.

Dies widerspricht völlig den Interessen der Wissen-
schaftsorganisationen und den Interessen der betroffenen
Menschen. Nicht umsonst, Herr Tauss, verlangen alle
großen deutschen Forschungsorganisationen zusammen
mit der Hochschulrektorenkonferenz und dem Wissen-
schaftsrat in ihrem Aufruf vom 29. September dieses
Jahres – ich zitiere –:

Für Drittmittelbeschäftigte, deren Finanzierung ge-
sichert ist, muss eine befristete Beschäftigung über
die für die Nachwuchskräfte geltende Zwölfjahres-
regelung hinaus möglich werden.

Recht haben die Wissenschaftsorganisationen.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP] – Jörg Tauss [SPD]: Das ist heute schon möglich!)


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(C (D Diese Bundesregierung bietet dazu aber im Bereich er drittmittelfinanzierten Stellen wie auch in anderen hemenfeldern leider keine Perspektive. Wir als Christemokraten haben Ihnen deshalb zur Lösung dieses Prolems eine Öffnungsregelung in § 57 des Hochschulrahengesetzes ausgearbeitet. (Ute Berg [SPD]: Verfassungsrechtlich höchst umstritten!)


ir plädieren dafür, es Universitäten künftig zu ermögli-
hen, befristete Arbeitsverträge auch außerhalb der star-
en Grenzen abzuschließen. Voraussetzung dafür ist,
ass die Mitarbeiter überwiegend aus Mitteln Dritter
ergütet


(Jörg Tauss [SPD]: Das gibt zweierlei Arbeitsplätze!)


nd der Zweckbestimmung entsprechend beschäftigt
erden. Damit wird das Argument der Regierung wider-
egt, dass eine Ausweitung der Befristungsregelung eine
ügige wissenschaftliche Qualifizierung behindere; denn
ie Weiterbeschäftigung auf einer drittmittelfinanzierten
telle ist eben keine typische Qualifizierung mehr, son-
ern eine erste berufliche Stelle. Das ist der entschei-
ende Unterschied.
Meine Damen und Herren, was Sie anbieten, stellt für

ie Menschen, die davon betroffen sind, keine Perspek-
ive dar. Deshalb fordern wir Sie auf: Lockern Sie die
tarren Befristungsregeln und räumen Sie den Hoch-
chulen größere Flexibilität ein! Folgen Sie dem Antrag
er Fraktion der CDU/CSU! Die Wissenschaft in
eutschland hat es verdient, von der Regierung endlich
rnst genommen zu werden.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513911000

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Gesetzent-
ürfe auf den Drucksachen 15/4132 und 15/3924 zur fe-
erführenden Beratung an den Ausschuss für Bildung,
orschung und Technikfolgenabschätzung und zur Mit-
eratung an den Innenausschuss, den Rechtsausschuss,
en Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit, den Verteidi-
ungsausschuss, den Ausschuss für Familie, Senioren,
rauen und Jugend, den Ausschuss für Gesundheit und
oziale Sicherung sowie an den Haushaltsausschuss ge-
äß § 96 der Geschäftsordnung zu überweisen. Die Vor-
agen auf den Drucksachen 15/4131 und 15/4151, Zu-
atzpunkte 9 a und 9 b, sollen an dieselben Ausschüsse
owie an den Haushaltsausschuss überwiesen werden,
edoch nicht an den Verteidigungsausschuss und nicht an
en Haushaltsausschuss gemäß § 96 der Geschäftsord-
ung. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist
icht der Fall. Dann sind die Überweisungen so be-
chlossen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Ich rufe den Zusatzpunkt 10 auf:

Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion der FDP
Haltung der Bundesregierung zu Plänen, den
3. Oktober als Nationalfeiertag abzuschaffen

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Dr. Guido Westerwelle, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1513911100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Es ist schon bezeichnend, dass diejenigen, die
diesen Mist angerichtet haben, jetzt den Saal verlassen.
Das ist wirklich faszinierend.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Peinlich ist das!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn die Bundesre-
gierung, wie in der letzten Woche geschehen, vorschlägt,
den 3. Oktober, der aus unserer Sicht ein Tag der Freude
ist, als Feiertag zu streichen, dann ist es schlechterdings
unmöglich, dass sich der Deutsche Bundestag mit die-
sem Vorschlag nicht auseinander setzt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie kommen mindestens eine Woche zu spät!)


Der 3. Oktober ist kein Tag der Regierung, er ist ein Tag
des Volkes und wir vertreten hier das Volk. Wir sind der
Überzeugung, dass sich die Deutschen diesen Tag in ei-
ner friedlichen Revolution als Feiertag erkämpft haben.
Wir sind stolz auf diesen Tag unserer Geschichte; er ist
ein Freiheitstag. Wir wollen diesen Tag verteidigen, auch
gegen eine Bundesregierung, die sich in diesen Tagen
dramatisch geschichtsunbewusst gezeigt hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Bezeichnend ist übrigens auch, dass sich derjenige,

der als Erster den Vorschlag gemacht hat, den 3. Oktober
als Feiertag abzuschaffen, nämlich der Bundesfinanzmi-
nister, traut, in der heutigen Debatte zu fehlen.


(Zuruf von der FDP: Er schämt sich!)

Man kann es nur damit erklären, dass er seinen Vor-
schlag mittlerweile voller Scham bereut.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Er war nie für die Einheit! Nie!)


Ich will an dieser Stelle feststellen, dass es nicht ohne
Pikanterie ist, dass sich genau diejenigen, die damals wie
Herr Schröder und Herr Eichel als Ministerpräsidenten
gegen die Währungsunion gestimmt haben, jetzt am
Thema „3. Oktober“ abarbeiten,


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D alutiert und sanktioniert von Vizekanzler Joseph ischer, der noch nach dem Vollzug der deutschen Eineit die Zwei-Staaten-Theorie vertreten hat. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das war keine Theorie, sondern Unsinn!)


Es ist übrigens nicht nur unpatriotisch und verdeut-
icht eine geschichtsunbewusste Haltung, sondern stellt
uch, was den Umgang unter Verfassungsorganen an-
eht, einen sehr interessanten Vorgang dar, dass dem
undespräsidenten, der sich nicht aufgrund des Vor-
chlags von Herrn Eichel, sondern bereits als erste Ge-
üchte darüber aufgetaucht sind, öffentlich dazu geäußert
at, aus Regierungskreisen die Berechtigung abgespro-
hen worden ist, sich in die öffentliche Debatte über den
. Oktober einzumischen. Damit kommt zum Ausdruck,
ass die Regierung offensichtlich ein ungewöhnlich ar-
ogantes Verständnis von Verfassung hat. Wir sind der
einung, ein Bundespräsident hat nicht nur das Recht,
r hat die Pflicht, sich bei Fragen der nationalen Identität
u Wort zu melden. Wir als Abgeordnete der Opposition
anken dem Bundespräsidenten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Der Bundespräsident liebt Deutschland!)


Dieser Vorschlag wurde allen Ernstes mit dem Argu-
ent verteidigt, man wolle damit ein Haushaltsloch
topfen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie sind nicht auf der Höhe der Zeit!)


us unserer Sicht ist der Vorschlag dafür völlig untaug-
ich. Denn ökonomisch macht das herzlich wenig Sinn.


(Beifall bei der FDP)

orüber wir in Deutschland reden müssen, ist nicht die
treichung des 3. Oktobers, des einzigen Nationalfeier-
ages, den wir Deutschen haben. Worüber wir reden
üssen, ist eine flexiblere und besser organisierte Wo-
henarbeitszeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

as ist die Diskussion, die wir brauchen: über eine Ver-
ängerung der Wochenarbeitszeit. Jeder weiß, dass wir
ur mit mehr Fleiß und mehr Leistungsbereitschaft ge-
innen können.
Nachdem dieser absurde Vorschlag Gott sei Dank

om Tisch ist, auch aufgrund der Intervention führender
stdeutscher Abgeordneter aus der Regierungskoalition
das soll ausdrücklich anerkannt werden –, stellt sich
er Bundesfinanzminister hin und fordert, jetzt müsse
ber erklärt werden, wie wir denn das Haushaltsloch, das
adurch entstehe, dass wir den Feiertag nicht streichen
ollten, stopfen wollten. Meine sehr geehrten Damen
nd Herren, die Fraktion der Freien Demokratischen
artei hat 350 Anträge gestellt, wie im Haushalt gespart
erden kann. Jeden dieser Anträge haben Sie abgelehnt.
ie haben kein Recht, von uns weitere Sparvorschläge
u verlangen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle

Ich will zum Schluss sagen: In meinen Augen braucht

jedes Land ein gesundes Maß an Verfassungspatriotis-
mus. Der 3. Oktober gehört dazu. Ein französischer
Finanzminister, der den 14. Juli streichen wollte,


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Der wäre nicht mehr im Amt!)


oder ein amerikanischer Finanzminister, der den 4. Juli
streichen wollte, wäre nicht mehr im Amt. Es wäre das
Beste, wenn auch Herr Eichel nach einem solchen De-
saster nicht mehr im Amt wäre, in Mittäterschaft mit
dem Bundeskanzler.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513911200

Nächste Rednerin ist die Kollegin Cornelie Sonntag-

Wolgast, SPD-Fraktion.

Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD):
Rede ID: ID1513911300

Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen!

Herr Westerwelle, das Thema verlangt Sachlichkeit und
Ruhe und nicht das Geschrei, das Sie soeben wieder an-
gestimmt haben.

„Anleitung zum Glücklichsein“ überschrieb der „Ta-
gesspiegel“ Anfang dieser Woche einen Leitartikel. Nun
war das auf den 9. November bezogen, diesen Schick-
salstag der Deutschen, der mit schändlichen wie auch
mit stolzen Ereignissen verbunden ist. Der 3. Oktober
– da haben Sie völlig Recht – steht für die ungeteilte
Freude an der deutschen Einheit, unabhängig von den
vielen Enttäuschungen, der Skepsis und den Zukunfts-
ängsten, die gerade in diesen Wochen und Monaten spür-
bar sind. Dennoch gibt es diese ungeteilte Freude und sie
verlangt tatsächlich, gewürdigt und ausgelebt zu wer-
den – auch mit der Magie eines bestimmten Datums,
nämlich des 3. Oktobers.

Das ist vielen von uns – ich gestehe: auch mir – wäh-
rend der kurzen, heftigen Debatte der vergangenen Tage
klarer geworden. Die Geschichte der deutschen Einheit
ist von der Willensbildung des Volkes geprägt, von der
Willensbildung von unten.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das Volk stört Sie beim Regieren!)


Das kennzeichnet die Stimmungslage.
Ich begrüße es sehr, dass über Gedenktage ein Disput,

eine Diskussion in Gang gekommen ist.

(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Was?)


Viele von uns haben es in den Diskussionen mit den Bür-
gern, in Telefonaten, an Briefen und E-Mails gemerkt.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie wollten mal hören, wer das Volk ist!)


Wie gesagt, ich finde den Disput gut und richtig.

(Beifall des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD])


Das Signal ist deutlich: Der 3. Oktober bleibt. Des-
halb ist unter die Überlegungen, den Tag der Deutschen
Einheit auf den ersten Oktobersonntag zu verlegen, ein

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(C (D larer Schlussstrich gezogen. Wir brauchen diese ktuelle Stunde überhaupt nicht, (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Eine sehr eigentümliche Argumentation! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Ich dachte, Sie wollten einen Disput führen!)


chon gar nicht dieses merkwürdige, verunglückte Ma-
över, das Sie, liebe Kollegen und Kolleginnen von der
DU/CSU, am Mittwoch – aus Ihrer Sicht: leider ver-
eblich – zu veranstalten versucht haben.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Was war denn das für eine komische Sache?)


Ich begrüße den schnellen Abschluss dieser Überle-
ungen. Jeder – auch die Bundesregierung – hat das
echt, aus der Intensität öffentlicher Reaktionen zu ler-
en.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Die Leute haben Ihre Gesinnung erkannt!)


araus die Konsequenzen zu ziehen ist glaubwürdig und
hrlich.
Nun aber zur parlamentarischen Auseinandersetzung.

eder Oppositionspolitiker hat das Recht auf kräftige Ge-
enargumente; das muss so sein. Er sollte aber bei der
ahrheit bleiben. Es stimmt einfach nicht, dass der Tag
er Deutschen Einheit abgeschafft oder gestrichen wer-
en sollte, wie Sie das heute wieder behaupten. Es
timmt allerdings, dass der CSU-Vorsitzende und bayeri-
che Ministerpräsident, der heute vom wichtigsten Sym-
ol für die nationale Identität und den Zusammenhalt der
eutschen spricht, vor zehn Jahren auch die Verlagerung
es Festtages ins Gespräch gebracht hat,


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das stimmt doch nicht! – Dorothee Mantel [CDU/CSU]: Sie müssen den Text einmal vom Anfang bis zum Ende lesen!)


ls es um die Finanzierung der Pflegeversicherung
ing. – Frau Kollegin Mantel, können Sie bitte warten,
is ich den Satz zu Ende geführt habe?


(Dorothee Mantel [CDU/CSU]: Wenn Sie hier Lügen verbreiten, dann muss ich dazwischengehen!)


Es ging damals um den Vorschlag zur Pflegeversiche-
ung. Liebe Kollegin, jetzt ging es um Wachstumsim-
ulse und finanzielle Entlastungen in wirtschaftlich sehr
chwierigen Zeiten. Beides sind keine unehrenhaften
otive.


(Beifall bei der SPD)

Herr Kollege Westerwelle, die Opposition hat bis auf

en heutigen Tag sinnvolle Maßnahmen zur Haushalts-
onsolidierung wie den Subventionsabbau blockiert.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Den besten Vorschlag, nämlich Neuwahlen, habt ihr abgelehnt!)


DU/CSU und FDP gefallen sich stattdessen in einem
irrwarr aus Vorschlägen und Pseudoalternativen. Ich






(A) )



(B) )


Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast

nenne Christi Himmelfahrt und den 1. Mai – das waren
quasi Retourkutschen –


(Jürgen Koppelin [FDP]: Sie glauben auch jeden Quatsch!)


sowie die Rückkehr zur 40-Stunden-Woche als Frontal-
angriff gegen Arbeitnehmer und Gewerkschaften.


(Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU/ CSU und der FDP: Oh!)


Hier wird dann auch klar, wer den Beschäftigten wirk-
lich deutlich mehr Arbeit zumuten möchte. Wenn ich mir
diesen Wirrwarr ansehe, dann merke ich, dass das nicht
sonderlich ernst zu nehmen ist.


(Beifall bei der SPD)

Etwas ganz anderes ist allerdings ernst zu nehmen,

nämlich die Verleumdung des Bundeskanzlers als Vater-
landsverräter. Diese Wortwahl erweckt düstere Erinne-
rungen, zum Beispiel an die Kampagne gegen Willy
Brandt in den 50er- und 60er-Jahren.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das hat keiner gesagt!)


Herr Kollege Nooke, deswegen appelliere ich mit allem
Nachdruck an Sie, diese Verunglimpfung sofort, am bes-
ten noch heute Nachmittag, zurückzunehmen. Das wäre
ein guter Akt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513911400

Nächster Redner ist der Kollege Arnold Vaatz, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1513911500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau

Kollegin Sonntag-Wolgast, wenn ich richtig unterrichtet
bin, dann stammt der Ausdruck Vaterlandsverräter von
Ihrem Kollegen Carsten Schneider. Soviel ich weiß, lau-
tete das in der „taz“ veröffentlichte Zitat korrekt: „Jetzt
können Sie uns wieder Vaterlandsverräter nennen.“


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das war ironisch gemeint! – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


– Ich weiß nicht, ob Sie das Nächste auch ironisch ge-
meint haben. Sie haben nämlich unfreiwillig gesagt, dass
Sie einen gewissen Lernprozess durchlaufen und festge-
stellt haben, dass der 3. Oktober der Willensbildung des
Volkes entsprungen ist und ihr dient. Da können Sie ein-
mal sehen, wie wenig die Kreise, in denen Sie Ihre Wil-
lensbildung betreiben, mit dem Volk in Deutschland
noch gemein haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das beginnt mit dem Datum, an dem Sie mit diesem

Ansinnen an die Öffentlichkeit getreten sind. Wir waren
gerade dabei, den 15. Jahrestag des Herbstes 1989 zu be-

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(C (D ehen. Das sind in der Tat Ereignisse, auf die wir stolz ein können. ch frage Sie, wo es in der deutschen und meinetwegen uch in der europäischen Geschichte Ereignisse von verleichbarer Dimension und Wirkung gegeben hat und ob ich die gesamte strategische Lage Mitteleuropas irgendann einmal von unten zum Guten, nämlich zu Demoratie, Freiheit und Rechtstaatlichkeit, entwickelt hat, hne dass ein Tropfen Blut vergossen worden und es zu inem Krieg gekommen ist und ohne dass sich Nachbarn edroht fühlen mussten. Das ist der Herbst 1989. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Keine Frage!)


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Nun nutzen Sie den 15. Jahrestag dieses Herbstes
azu, den Endpunkt dieser Entwicklung – genau das ist
ämlich die deutsche Wiedervereinigung am 3. Oktober,
ie von Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher mit
roßer politischer Souveränität betrieben und vollendet
orden ist –


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ach Möglichkeit aus dem Gedächtnis der Ostdeutschen
u streichen, weil Sie ihn als Datum abschaffen und auf
inen beliebigen Sonntag verlegen wollen, der überhaupt
ichts mehr mit dem Tag der deutschen Wiedervereini-
ung zu tun haben muss. Das ist Ihr wirkliches Ziel.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das, was Sie sagen, ist unwahr!)


Die Frage, Frau Sonntag-Wolgast, wie Sie auf diese
dee kommen konnten, erklärt sich ganz schnell. Ich
öchte Ihnen dazu ein Zitat vorlesen. Der Oberbürger-
eister von Kassel hat in einem hessischen SPD-Blätt-
hen noch im November 1989 Folgendes geschrieben:

Die deutsche Frage steht derzeit als akute Frage der
Wiedervereinigung entgegen aller Demagogie auch
vonseiten rechter CDU/CSU-Kreise … nicht auf
der weltpolitischen Tagesordnung. Diejenigen, die
derzeit von Wiedervereinigung daherreden, haben
aus der Geschichte nichts gelernt und darum auch
keine vernünftige realitätsnahe Perspektive. Zusätz-
lich unterminiert das Wiedervereinigungsgetöse
alle Ansätze einer vernünftigen deutsch-deutschen
Politik und geht … am Selbstbestimmungsrecht der
Menschen hüben wie drüben vorbei.

(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt kriegen wir eine Geschichtsstunde! Wir haben eine Aktuelle Stunde und keine Geschichtsstunde!)


as ist Originalton Hans Eichel im Herbst 1989.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das erklärt alles!)


Der niedersächsische SPD-Spitzenkandidat Schröder
at im Mai 1989 gesagt, er könne sich eine Einheit, die
ie Wiederherstellung des Nationalstaates zum Ziel






(A) )



(B) )


Arnold Vaatz

hätte, nicht vorstellen. Dies hat unser heutiger Bundes-
kanzler Gerhard Schröder gesagt. Diese Worte beweisen,
dass Sie, die Sozialdemokraten, die Wiedervereinigung
entweder überhaupt nicht oder nur partiell gewollt ha-
ben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das ist unglaublich, was Sie sagen! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Außer Brandt!)


Diesen Worten haben Sie Taten folgen lassen. Es sind
der Ministerpräsident Lafontaine und der Ministerpräsi-
dent Schröder gewesen, die schließlich dem Einigungs-
vertrag die Zustimmung versagt haben, weil sie die deut-
sche Einheit nicht wollten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Frau Sonntag-Wolgast, weil Sie dieser 3. Oktober

Jahr für Jahr an Ihr kollektives intellektuelles Versagen
und Ihre Geschichtslosigkeit erinnert, mögen Sie diesen
Tag nicht und möchten ihn aus dem Gedächtnis der
Deutschen streichen.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Regen Sie sich doch ab!)


Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513911600

Nächster Redner ist der Kollege Werner Schulz,

Bündnis 90/Die Grünen.

(Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär: Blockflötentruppe! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Die Regierung beschimpft uns! Das kann doch nicht wahr sein! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das muss einen Ordnungsruf geben!)


– Ich bitte die Anwesenden auf der Regierungsbank, ru-
hig zu sein und sich auch nicht in dieser Lautstärke zu
unterhalten.

Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Was wir
hier erleben, ist eine verspätete Debatte zu einem eigent-
lich längst erledigten Thema, und zwar an einem Freitag-
nachmittag, wodurch es eher zu einer Feierabend- als
Feiertagsdebatte wird.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Um diese Zeit? Typisch Grüne!)


– Ich weiß nicht, was Sie danach machen, aber das Ple-
num ist hiernach auf jeden Fall zu Ende.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Arbeiten!)

Ich sehe durchaus ein, dass wir über dieses Thema

eine längere Debatte hätten führen können. Offensicht-
lich hat der Kollege Vaatz diese ausstehende Patriotis-
musdebatte, die Sie nach dem Fall Hohmann innerpartei-

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(C (D ich führen wollten, mit dieser Aktuellen Stunde erwechselt. Vielleicht möchte er sie gerne führen. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Dass Sie kein Bekenntnis zur Nation abgeben, ist mir klar! – Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Ich habe korrekt zitiert!)


Ich möchte diesem Thema gar nicht ausweichen, weil
ie Idee, den 3. Oktober als kalendarischen nationalen
andertag zu veranstalten, sicherlich im doppelten
inne eine fixe Idee war. Sie war so fix verschwunden,
ie sie aufgetaucht war.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

er Feiertag an sich sollte nicht abgeschafft werden,
ollege Westerwelle, sondern nur dauerhaft auf einen
onntag verlegt werden.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich verstehe Ihre Heiterkeit. Möglicherweise ist erst
pät aufgefallen, dass der Nationalfeiertag irgendwann
uf den 7. Oktober gefallen wäre. Das hätte vielleicht zu
inem Potpourri sämtlicher Nationalhymnen und zu ei-
em Freudenfest der Fans von Egon Krenz geführt. Das
st den Ideengebern wahrscheinlich erst später bewusst
eworden.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wie so vieles!)


Ich will über die tieferen Ursachen, wie man über-
aupt darauf kommen kann, einen solchen Feiertag zu
erschieben, reden. Das ist eine ernsthafte Debatte. Wir
aben eigentlich keinen Nationalfeiertag. Das ist das
roblem. Der 3. Oktober ist nie in den Herzen der Men-
chen angekommen.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Der Sozialdemokraten!)


Nein. – Wir haben ihn als Ersatz für den 17. Juni kre-
ert, den Tag, an dem immer die Reden zur Lage der Na-
ion gehalten worden sind. Heute reden wir am
. Oktober zum Thema „Stand der deutschen Einheit“.
eder, der wie ich in der Volkskammer erlebt hat, wie der
. Oktober zustande gekommen ist – der Kollege Günter
ooke wird sich noch daran erinnern; wir hatten beide
nser Problem mit dem 3. Oktober,


(Günter Nooke [CDU/CSU]: Jetzt ist das egal!)


aren in derselben Fraktion und hatten dieselben Argu-
ente –, kann sich erinnern, dass man im September fie-
erhaft nach einem Datum gesucht hat, das vor dem
. Oktober liegt, um die dahinsiechende DDR nicht noch
en 41. Jahrestag erleben zu lassen. Es fand sich aber
ein historisches Datum. Deshalb hat man den
. Oktober genommen, den Todestag von Franz Josef
trauß. Da hat sich eher eine alte Männerfreundschaft
erwirklicht, als dass damit etwas Nationales geschehen
äre.
Der eigentliche nationale Feiertag, Gedenktag,

chicksalstag wäre der 9. November – das ist uns allen
ewusst –,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Werner Schulz (Berlin)


weil sich in diesem Datum 150 Jahre Demokratie und
Freiheitsgeschichte, die schlimmsten und die schönsten
Seiten der deutschen Geschichte treffen. Das wäre das
eigentliche Datum. Es gäbe eigentlich viele gute Gründe,
über die Verschiebung des Nationalfeiertages zu reden.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Aber nicht, ihn vergessen zu machen!)


Ich persönlich halte aber nichts von einer feiertagsberei-
nigten Berechnung des Bruttoinlandsprodukts, um das
gleich zu sagen. Das bringt nichts. Es sind absurde Vor-
stellungen ins Kraut geschossen. Jeder durfte einmal sei-
nen Lieblingsfeiertag nennen, den er abschaffen wollte.
Ich finde, das ist eine absurde Diskussion, die wir füh-
ren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU]: Das ist wahr!)


Vielleicht korrespondiert unsere momentane man-
gelnde wirtschaftliche Leistungsfähigkeit mit der Unfä-
higkeit zu feiern. Die Chinesen beispielsweise – wir fah-
ren bald nach China und schauen uns das chinesische
Wirtschaftswunder an – feiern die Gründung der Volks-
republik China fünf Tage lang. Man kann also durchaus
an einem Feiertag Nationalbewusstsein zeigen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das finden wir ein bisschen übertrieben!)


Ich halte nichts von der Debatte, die Arbeitszeiten aus-
zuweiten. Unser Problem ist nicht, dass zu wenig gear-
beitet wird, sondern dass es zu wenige Arbeitsplätze
gibt.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Diese Debatte ist glücklicherweise beendet. Wir soll-
ten sie nicht weiterführen.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Aber in den Herzen lebt sie weiter, die Debatte!)


Das kostet Kraft und Energie. Wir sollten vor allen Din-
gen nicht mit Riesenkanonen oder der Dicken Berta auf
Spatzen oder längst zerzauste kleine Vögelchen schie-
ßen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: So dürfen Sie Schröder nicht nennen, Herr Kollege!)


Das würde ich jedenfalls allen dabei raten.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513911700

Der nächste Redner ist der Kollege Joachim Günther,

FDP-Fraktion.

Joachim Günther (FDP):
Rede ID: ID1513911800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

In dieser Woche vor 15 Jahren strömten Tausende DDR-
Bürger über die Grenze. Die Bilder der Berliner Mauer

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(C (D n der Nacht der Grenzöffnung, dem 9. November, sind ns noch in guter Erinnerung. Wer diese Bilder im Hinerkopf hat, der weiß, dass Deutschland damals in einem reudentaumel war. Ein Jahr später, an diesem . Oktober, wurde der berühmte Ruf „Wir sind ein Volk“ ealität. Dieser Ruf, der von den Demonstrationen im sten ausgegangen ist, hat mit Sicherheit für viele dieser ürger auch heute noch eine immense Bedeutung. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD])


Am 3. Oktober 1990 konnten wir eines der schlimms-
en Kapitel der deutschen Geschichte – ich ziehe den Bo-
en von der braunen Diktatur bis zur Spaltung Deutsch-
ands – erfolgreich beenden. Die deutsche Einheit in
rieden und Freiheit wurde begeistert aufgenommen.
ine Nation, die so viele Tiefen durchleben musste und
ie schließlich eine friedliche und unblutige Revolution
ollbrachte, hat endlich ein Symbol, mit dem sie sich in
er Welt wieder sehen lassen kann.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Heute, 15 Jahre später, kommt die Bundesregierung

uf die Idee, dieses Symbol ökonomischen Zwängen zu
pfern. Sie müssen sich heute schon fragen lassen: Wie
chlimm ist es um diese Bundesregierung bestellt, wenn
ie für ein paar Millionen Euro einen feststehenden Na-
ionalfeiertag verändern will?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Im Finanzministerium scheint das blanke Chaos zu

errschen. Der Herr der Löcher – er ist anscheinend
eute wieder in einem verschwunden – greift nahezu zu
edem Strohhalm, um angebliches Wirtschaftswachstum
erbeizubringen. Wer dieser Ideologie unterliegt, wer
olche Berater hat, die selbst vor dem deutschen Natio-
alfeiertag nicht zurückschrecken, der muss sich ernst-
aft fragen lassen, ob er seinem Eid, dem Wohl des deut-
chen Volkes zu dienen, voll gerecht wird.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Peter Danckert [SPD]: Nicht so hoch hängen! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Noch höher, dann kommt keiner mehr ran!)


ls ein Parlamentarier, der aus Sachsen kommt, der be-
usst und aktiv die deutsche Einheit mitgestaltet hat, bin
ch deshalb mehr als froh – und deswegen können Sie
etzt ganz ruhig sein –,


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Nein, sind wir nicht!)

ass diese abstruse Idee selbst in Ihrer eigenen Koalition
eine Mehrheit gefunden hat.
Dass wir Reformen brauchen, ist unumstritten; viele

aben darauf hingewiesen. Aber vor allem den Men-
chen in den neuen Bundesländern kann man nicht feh-
ende Flexibilität vorwerfen. Die Menschen mussten
ich mehrfach auf neue Realitäten einstellen und haben
as zum Teil mit bewundernswertem Mut getan. Sie ha-
en häufig schneller als andere erkannt, dass zum Bei-
piel geringerer Lohn und längere Arbeitszeiten ihre Ar-
eitsplätze mit sichern. In Sachsen sind zum Beispiel die






(A) )



(B) )


Joachim Günther (Plauen)


Metallarbeiter nicht dem Ruf der Gewerkschaftsfunktio-
näre aus Frankfurt am Main gefolgt und haben für die
35-Stunden-Woche gestreikt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Heute wundern sich einige, dass die Arbeitsplätze in der
Automobilzulieferindustrie und in der Automobilindus-
trie im Osten Deutschlands nicht angegriffen werden,
während woanders Arbeitsplätze abgebaut werden.

Wir brauchen eine zukunftsorientierte Politik, an die
die Menschen wieder glauben. Unser Problem ist die sta-
gnierende Wirtschaftssituation, aber auch der stagnie-
rende private Konsum. Die Bürger haben eben kein Ver-
trauen. Wir Deutschen setzen unsere Zukunft aufs Spiel,
und zwar nicht – das will ich bewusst sagen –, weil wir
verschwenderisch leben, sondern weil wir zu wenig in
die Zukunft investieren und zu unsicher mit dem Sozial-
staat umgehen. Dort sind treffsicherere und rationale
Entscheidungen dringend notwendig.

Hier schließt sich der Kreis zur Feiertagsdebatte. Na-
türlich ist es an einigen Stellen sinnvoll, länger zu arbei-
ten, aber wir dürfen eben nicht pauschal die 40-Stunden-
Woche oder die Abschaffung von Feiertagen fordern.
Wir müssen den Betrieben die Möglichkeit geben, flexi-
bel im internationalen Wettbewerb zu bestehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Überlassen wir es also mehr den Tarifpartnern, vor allem
den Arbeitgebern und Arbeitnehmern vor Ort, denn die
wissen am besten, was für ihren Betrieb und für ihren ei-
genen Arbeitsplatz gut ist.

Die Ministerien sollten gefälligst Schnellschüsse un-
terlassen, die, wie in diesem Fall, viele Menschen verär-
gern und nichts voranbringen.

Zum Abschluss: Ein kleiner Blick in diesen Saal ge-
nügt meines Erachtens, um zu sehen, welche Parteien für
die deutsche Einheit stehen. Schauen Sie sich einmal
um.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1513911900

Das Wort hat der Kollege Peter Danckert, SPD-Frak-

tion.


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1513912000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich weiß nicht, ob diese Art von Debatte, in der wir uns
gegenseitig aus einem solchen Anlass das Verständnis
für die deutsche Einheit und für Gesamtdeutschland um
die Ohren hauen, die Menschen draußen erfreut.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie verwechseln Ursache und Wirkung!)


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(C (D u dem absurden Hinweis des Kollegen Günther, die zuällige Anwesenheit bei dieser Debatte sage irgendetwas us, (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wir sind nicht zufällig hier!)


öchte ich nun auch etwas sagen, obwohl ich mir das ei-
entlich verkneifen wollte, lieber Herr Günther: Wir als
arlament haben gemeinsam mit den Ländern am
. Oktober in Erfurt den Tag der Deutschen Einheit ge-
eiert. Ich will Ihnen nun einmal sagen, wer an diesem
reignis, zu dem wir gerufen waren, teilgenommen hat.


(Günter Nooke [CDU/CSU]: Soll ich Ihnen mal erklären, warum?)


ch zähle nicht die Namen auf, nenne aber ein paar Zah-
en: Von der SPD waren 15 Abgeordnete da, von der
DU 6, von der CSU 2, von der FDP 4, von der PDS 2
nd von den Grünen 2.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


abei hätten wir eigentlich von Amts wegen vor Ort sein
üssen, lieber Kollege Günther; denn das Parlament
ollte an diesem Tag zusammentreffen. Wir waren
chließlich alle eingeladen. Angesichts Ihrer mickrigen
eteiligung an diesem Ereignis, lieber Herr Westerwelle,
uss ich allerdings feststellen: Das wäre für mich auch
in Maßstab. Lassen Sie uns nicht solche Argumente
orbringen. Das ist doch unter Niveau.


(Beifall bei der SPD)

Damit Sie erfahren, wer an der Veranstaltung am

. Oktober in Erfurt teilgenommen hat, habe ich die Zah-
en und die Namen der Vertreter Ihrer Partei mitge-
racht.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

Ich frage ja auch nicht. Sie müssen keine Rechenschaft
arüber ablegen, wo Sie an diesem Tag waren. Ich hoffe
ber, dass Sie nicht zu Hause geblieben sind und sich die
eier im Fernsehen angesehen haben.
Jedenfalls haben sehr wenige unserer Kollegen an der

eier zum Tag der Deutschen Einheit in Erfurt teilge-
ommen. In Magdeburg war es nicht viel besser; auch
ort waren Sie sehr schlecht vertreten. Das sollten Sie
ur Kenntnis nehmen.
Über die Idee, den 3. Oktober als Feiertag zu strei-

hen, kann man durchaus streiten. Der Kollege Schulz
at von einer fixen Idee gesprochen. Sie ist sehr schnell
ieder zu den Akten gelegt worden. Das ist auch in Ord-
ung. Das Vorhaben hatte aber den Vorteil, dass wir ge-
einsam darüber diskutieren, wie es sich mit dem
. Oktober als Feiertag verhält.
Ich erinnere daran, dass die Diskussion um den

. November herum begann. Ich persönlich war emotio-
al sehr bewegt, als am 8., 9. und 10. November in den
edien dieser Tage und der Nacht gedacht wurde, als
ie Mauer fiel. Viele werden sich daran erinnern und
ich gefragt haben, wo sie selber an diesem Abend wa-
en und wie sie das empfunden haben. Einige Kollegen






(A) )



(B) )


Dr. Peter Danckert

waren im Gegensatz zu mir möglicherweise schon da-
mals im Bundestag; andere verbinden vielleicht ihr eige-
nes persönliches Erlebnis damit. Jeder von uns war emo-
tional berührt, glücklich und dankbar. Der eine oder
andere hat auch Tränen vergossen. Das war der
9. November. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass
dieser Tag – in diesem Zusammenhang könnte man auch
die Demonstrationen in Leipzig erwähnen – den ent-
scheidenden Anstoß gegeben hat. Wir haben uns aber
nicht dazu entschlossen, diesen Tag zum Feiertag zu ma-
chen. Stattdessen haben wir den 3. Oktober gewählt. Das
halte ich auch für richtig.

Ich finde es in Ordnung, dass diese Idee gleich wieder
zu den Akten gelegt worden ist. Aber seien wir doch ehr-
lich: Was die gegenseitigen Verletzungen angeht, haben
Sie sich anlässlich dieser Debatte richtig hervorgetan,
Herr Vaatz.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Ich habe zitiert!)

Ich finde es nicht in Ordnung, einen solchen Anlass zu
benutzen, um den einen oder anderen verächtlich zu ma-
chen.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Ich habe korrekt zitiert! Sie haben sich selbst verächtlich gemacht!)


Lassen Sie Ihr Temperament zu Hause! Schreiben Sie
ihnen einen Brief, wenn Ihnen etwas nicht passt! Es geht
aber nicht an, im Plenum so fetzige Worte zu wählen.


(Beifall bei der SPD)

Ich persönlich kann mir vorstellen, dass man mit der-

selben Überzeugung am Vorabend des 3. Oktobers die-
ses Feiertags gedenkt und feiert wie am 4. Oktober. Das
ist an den Tagen um den 9. November herum nicht an-
ders.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Sie können die Wahrheit nicht ertragen! Sie können Ihre eigenen Worte nicht ertragen!)


Es ist schlicht absurd, das nach dem Motto „Ihr seid we-
niger für Deutschland als wir; wir sind die guten Deut-
schen und ihr seid die schlechten“ zur Kardinalsfrage zu
erklären.


(Beifall bei der SPD – Arnold Vaatz [CDU/ CSU]: Warum habt ihr denn damals so geredet?)


Alle hier im Parlament stehen zu diesem Deutschland
und sind froh darüber, dass Deutschland wiedervereinigt
ist.

Wir sollten uns in diesem Zusammenhang keine so lä-
cherliche Debatte gönnen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir sollten vielmehr das hervorheben, was uns in dieser
Frage vereint, nämlich dass wir zu Deutschland stehen


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Sie haben noch nie ein richtiges Bekenntnis zu Deutschland abgegeben!)


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(C (D nd alles unternehmen, um Deutschland voranzubrinen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513912100

Das Wort hat jetzt der Kollege Günter Nooke von der
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Günter Nooke (CDU):
Rede ID: ID1513912200

Herr Präsident! Sehr verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Herr Danckert, erlauben Sie mir eine Bemerkung,
eil wir eine sachliche Debatte führen wollen. Die
DU/CSU ist in vielen Städten und Kommunen die ein-
ige Partei, die am 3. Oktober Veranstaltungen organi-
iert, an denen wir auch häufig als Redner teilnehmen.
eshalb sind wir bei der zentralen Veranstaltung in ge-
ingerer Zahl vertreten.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Das kann doch wohl nicht wahr sein! Hinterstübchen! – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Was soll denn diese Behauptung?)


Ich wollte mit einer positiven Nachricht beginnen, um
ie Debatte zu versachlichen. Die gute Nachricht lautet:
s hat nur 48 Stunden gedauert, bis Bundesregierung
nd Koalition das absurde Vorhaben,


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Weniger! 24 Stunden!)


en Tag der Deutschen Einheit abzuschaffen, selbst be-
rdigten und diesen untauglichen Versuch zur Erhöhung
er Wirtschaftskraft in Deutschland ad acta legten. Das
ollen wir einfach festhalten. Natürlich hat es erst des
inspruchs des Bundespräsidenten bedurft. Seinen Ein-
pruch halte ich übrigens für völlig angemessen und not-
endig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ber welch eine Regierung hat Deutschland, wenn sie
berhaupt auf den Gedanken kommen kann, den einzi-
en Nationalfeiertag der Deutschen abzuschaffen?
Das ist die schlechte Nachricht: Bundeskanzler
erhard Schröder und Finanzminister Eichel zeigen
icht nur mangelnde Wirtschaftskompetenz, sondern
räsentieren sich auch als Politiker ohne Sinn und Ver-
tand sowie ohne Gespür für das Zusammengehörig-
eitsgefühl der Deutschen. Statt den 9. November 1989
nd den 3. Oktober 1990 – kurz vor dem jährlichen Ge-
enken an diese Tage ist die Debatte losgetreten wor-
en –, als glücklichste Momente deutscher Geschichte
m Bewusstsein aller Deutschen zu verankern, weil sie
ls Teil der friedlichen Revolution vom Herbst 1989 den
eg zur staatlichen Wiedervereinigung am 3. Oktober
990 ermöglichten, will die Bundesregierung diesen Teil
nserer nationalen Geschichte offenbar vergessen ma-
hen.






(A) )



(B) )


Günter Nooke


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Was ist das für ein Unsinn! Hören Sie endlich auf, diesen Unsinn zu reden!)


Die friedliche Revolution vom Herbst 1989, die einzig
erfolgreiche Freiheitsrevolution in Deutschland, und die
staatliche Wiedervereinigung von Ost und West stehen
ganz oben auf der Habenseite deutscher Geschichte.
Darüber sind wir uns hoffentlich einig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Im September 1949 beklagte der damalige Bundes-
präsident Theodor Heuss in seiner Antrittsrede, dass De-
mokratie „nicht von den Deutschen erkämpft“, sondern
quasi immer nur „als letzte, als einzige Möglichkeit
kam“, wenn „der Staat in Katastrophen und Kriegen zu-
sammengebrochen war“. Wer sich dieser Aktiva deut-
scher Geschichte nicht mehr erinnern will, verrät in der
Tat 15 Jahre später die deutsche Einheit noch einmal.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Deshalb schlage ich den 9. November vor!)


Schröder und Eichel waren 1989, ja sogar noch 1990
gegen die Wiedervereinigung. Das wollen wir Ihnen
heute nicht anlasten. Aber Sie selbst haben mit Ihrem
Vorschlag zur Abschaffung des Tages der Deutschen
Einheit, diesem Fauxpas,


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Es ging nicht um Abschaffung! Sehen Sie das endlich ein!)


an Ihren eigenen historischen Irrtum erinnert und dem
Verdacht Nahrung gegeben, dass Sie noch immer ein
Problem mit der deutschen Einheit haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es liegt sogar der Verdacht nahe, Sie seien noch immer
nicht im wiedervereinigten Deutschland angekommen.
Was vielen Ostdeutschen manchmal vorgeworfen wird,
das trifft auf den Bundeskanzler der Bundesrepublik
Deutschland zu: fremd im eigenen Land. Statt für die
übergroße Mehrheit der Deutschen zu sprechen, beschäf-
tigt er sich mit den Fehlern der eigenen Biographie.

1989/90 ging eine weltweite Blockkonfrontation von
Atommächten und ein schreckliches, menschenverach-
tendes Grenz- und Unrechtsregime mitten in Europa
friedlich zu Ende. Von deutschem Boden ist nicht nur
kein Krieg ausgegangen, sondern sogar die friedliche
Wiedervereinigung Europas. Es gibt nicht den gerings-
ten Zweifel – das Ausland schaut fassungslos auf die
Bundesregierung –, dass uns Deutschen diese Ge-
schichte einen arbeitsfreien Tag im Jahr wert sein sollte.

Es gibt nicht nur ökonomische Probleme und Haus-
haltsprobleme in Deutschland. Unsere Situation, über
die wir hier oft diskutieren, hat auch mit der Misere zu
tun, dass das Gesellschaftsbild nicht stimmt, weil Stolz
auf das eigene Land diffamiert, das Vaterland nicht ge-
liebt und die Kulturnation nicht geachtet werden darf.
Patriotismus heißt Vaterlandsliebe. Wir müssen auch

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(C (D ber Werte sprechen und uns darüber verständigen leren. Frau Sonntag-Wolgast, noch ein abschließendes Wort u den „vaterlandslosen Gesellen“: Bundeskanzler erhard Schröder selbst hat Unternehmer, die im Ausand investieren, als vaterlandslose Gesellen und Vaterandsverräter beschimpft. Das ist in einer Kolumne der Frankfurter Rundschau“ vom 26. März dieses Jahres achzulesen. Da mag vielleicht etwas dran sein. Aber iese Leute verhalten sich im ökonomischen System rein ational. Das finde ich zwar nicht gut und das kann man ritisieren. Aber der Bundeskanzler ist über ökonomiche Fragen hinaus verantwortlich für das nationale Zuammengehörigkeitsgefühl. Aufgabe der Regierung äre gewesen, den besten Teil deutscher Geschichte, en Zeitraum von 1989 bis 1990, zu nutzen, um bei allen eutschen wieder eine positive Einstellung zum Vaterand zu wecken, also echte Vaterlandsliebe. Herr Kollege cholz, aus dieser jüngsten deutschen Geschichte kann n der Tat so etwas wie Patriotismus erwachsen. Deutche sind für Freiheit sowie für Demokratie und Menchenrechte auf die Straße gegangen und haben damit ine eigene, erfolgreiche Freiheitstradition begründet. Die „Frankfurter Rundschau“ kommentierte am . November 2004 den Nationalfeiertag als das für Osteutsche „entscheidende Symbol für eine angemessene ürdigung des Schlüsselereignisses der jüngeren deut chen Geschichte“. Seine Abschaffung sei für viele Osteutsche undenkbar. Die Zeitung schlussfolgerte: Der CDU-Abgeordnete Günter Nooke sagt nur, (Dr. Peter Danckert [SPD]: Das ist aber nett, wenn Sie das zitieren!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

was viele von Eichel und Kanzler Gerhard Schröder
denken: „Vaterlandsverräter“.

(Zuruf der Abg. Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD])

Darf ich noch zu Ende sprechen?
Ich will Ihnen zum Schluss noch ein Angebot ma-

hen. Ich gebe gern zu, dass das nicht der differenzier-
este Beitrag zur Debatte war. Wir sollten gemeinsam al-
es dafür tun, dass dieses Wort in Zukunft nicht mehr
ötig ist und dass der 3. Oktober als nationaler Feiertag
auerhaft erhalten bleibt. Einverstanden?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513912300

Für die Bundesregierung hat jetzt der Parlamentari-

che Staatssekretär Ditmar Staffelt das Wort.

(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Der muss sich jetzt erst entschuldigen!)


D
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1513912400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Zunächst möchte ich ein kurzes Wort an Herrn






(A) )



(B)


Parl. Staatssekretär Dr. Ditmar Staffelt

Vaatz richten. Sie sollten sich einmal mit der Frage aus-
einander setzen, ob diese Form der ehrabschneidenden
Diskussion geeignet ist, um Deutschland weiterzubrin-
gen.


(Beifall bei der SPD – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Was haben Sie denn gesagt? – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wir haben eine Entschuldigung erwartet! Das kann doch nicht wahr sein!)


Wir haben die Verantwortung, dieses Land zu versöhnen
und nicht zu spalten.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das sind Zitate!)

Ich jedenfalls als Berliner Sozialdemokrat lasse mir

von Ihnen nicht einreden, dass die deutsche Sozialdemo-
kratie in ihrer Geschichte nicht immer für die Einheit un-
seres Landes eingestanden ist.


(Beifall bei der SPD – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Haben Sie diese Zitate gehört?)


Viele Sozialdemokraten haben ihr Leben lassen müssen,
weil sie für Freiheit und Demokratie, weil sie für die
Einheit dieses Landes eingetreten sind. Bitte beschmut-
zen Sie diese aufrechten Demokraten durch derartige
Reden nicht länger! Jedenfalls verbitte ich mir das für
die gesamte deutsche Sozialdemokratie.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Wenn jemand diese Leute beschmutzt hat, dann war das Ihr Finanzminister Eichel und Ihr Bundeskanzler! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Nimm Herztropfen! Das hilft!)


Ich erinnere Sie darüber hinaus an die Tatsache, dass
alle sozialdemokratischen Bundeskanzler in besonderer
Weise –


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Egon Bahr!)


– Sie sagen gerade „Egon Bahr“; das passt mir gut in den
Kram. Sie kennen vielleicht den Brief zur deutschen
Einheit von Willy Brandt im Zusammenhang mit dem
Moskauer Vertrag. In diesem Brief wird ausdrücklich
darauf verwiesen, dass dieser Vertrag in gar keiner Weise
das Ziel der deutschen Politik, Deutschland wiederzu-
vereinen und die Einheit unseres Landes wiederherzu-
stellen, aufgibt.


(Beifall bei der SPD)

Hier gibt es eine Kontinuität sozialdemokratischer
Deutschlandpolitik.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Zitieren Sie mal den Herrn Momper! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


– Hören Sie bitte bloß auf! – Ich jedenfalls empfinde
diese Form der Diskussion als beleidigend. Ich glaube
im Übrigen, dass sie in der Sache gar nicht weiterführt.

Ich habe schon früher nichts von Diskussionen nach
dem Motto „Hier die Blockflöten und da die anderen“
gehalten.


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(C (D (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie haben das doch vorhin gesagt!)


Ja, in der Emotion. Ich habe auf das reagiert, was Sie
ns um die Ohren gehauen haben.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Entschuldigen Sie sich!)


erade in einer so schwierigen politischen Lage wie der
nseres Landes nach dem Zweiten Weltkrieg ist die indi-
iduelle Betrachtung eines jeden Einzelnen und eines je-
en einzelnen Schicksals die einzige Bemessungsgrund-
age für ein Urteil.


(Beifall bei der SPD)

ede generelle Schelte, jede Verallgemeinerung führen
ur dazu, dass die Menschen nicht zueinander kommen.
ir haben allen Grund, auf dem Gebiet des Zueinander-

indens noch vieles zu tun.
Da stimme ich im Übrigen mit denjenigen überein,

ie sagen: Ja, wir dürfen die Tradition der Wiederverei-
igung oder die Tradition des 9. November und auch des
. Oktober nicht aufgeben. Das wollte aber auch nie-
and.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Niemand wollte das!)


ch meine sogar, dass es auch für uns Parlamentarier eine
ute Aufgabe wäre, uns mit der Frage auseinander zu
etzen, wie wir die „Termine“ der deutschen Geschichte
och besser gestalten können, wie wir an die Menschen
äher herankommen können. Das ist eigentlich die Auf-
abe, der wir uns stellen müssen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Darum geht es doch gar nicht!)


Über die Frage „Beibehaltung des 3. Oktober als
eiertag – ja oder nein?“ kann man trefflich streiten; das
ill ich hier gar nicht infrage stellen. In den letzten Jah-
en hat es aber auch viele andere Diskussionen um das
hema Arbeitszeit und um das Thema Feiertage – wohl-
emerkt: andere Feiertage – gegeben. Das hat natürlich
uch etwas mit ökonomischen Hintergründen zu tun.
as hat etwas damit zu tun, dass wir allesamt die Auf-
abe haben, uns mit unserer Wettbewerbsfähigkeit und
it der Frage auseinander zu setzen: Wie viel muss in
iesem Lande gearbeitet werden? Wie man das im Ein-
elnen gestaltet, muss in der politischen und gesell-
chaftlichen Diskussion, der wir uns insgesamt stellen
üssen, geklärt werden.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Dann müssen Sie mal was machen!)


ass zum Beispiel der bayerische Ministerpräsident im-
er wieder mit neuen Vorschlägen auf uns zukommt, ist
eines Erachtens in Ordnung. Das kann man wollen
der verwerfen oder problematisieren; alles das ist mög-
ich.
Lassen Sie uns aber bitte zur Sachlichkeit zurückkeh-

en! Der Kern der Sache besteht für mich in der Frage:
ie können wir im ökonomischen Bereich selbst in die
)






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Dr. Ditmar Staffelt

Offensive kommen? Was können wir tun, um gegenüber
den Herausforderern anderenorts – in den USA, in
Japan, in Europa, in China, in Indien, in Thailand, in
Brasilien oder in anderen Staaten dieser Welt – weiter
auf einem wettbewerbsfähigen Niveau zu verbleiben?


(Zurufe von der CDU/CSU)

– Entschuldigen Sie bitte! Ich winde mich hier überhaupt
nicht! Ich habe gar keinen Grund, mich herauszuwinden.
Das ist ein Teil des Themas. Dieses Thema haben Sie
alle hier angesprochen. Ich will mich ausdrücklich dazu
bekennen, dass wir an dieser Stelle etwas tun wollen.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Ich will von Ihnen wissen, wo ich die Unwahrheit gesagt habe!)


Ich persönlich neige dazu, dass wir vor allem mehr
Flexibilität benötigen. Was die Arbeitszeit betrifft, müs-
sen wir dahin kommen, dass da, wo mehr gearbeitet wer-
den muss, auch mehr gearbeitet wird – und umgekehrt –,
dass es da, wo der Zustand, der heute besteht, ausrei-
chend ist, halt so bleiben soll. Also: hohe Flexibilität.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das ist nicht das Thema heute!)


Ich wiederhole: Die Diskussion um den 3. Oktober
ist, glaube ich, nun letztlich beendet.


(Zuruf von der CDU/CSU)

– Wir haben doch vom Bundeskanzler gehört,


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Die Halbwertszeit seiner Vorschläge ist sehr gering! – Dorothee Mantel [CDU/CSU]: Dem glauben wir aber nicht mehr!)


dass dieser Vorschlag nicht mehr zur Debatte steht. Das
ist ein Faktum.


(Beifall des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD])

Nun können wir natürlich weiter über diese Frage pole-
misieren; ich meine aber, dass das wenig nutzbringend
ist.

Ich sage Ihnen noch eines: Weder das Vokabular von
Ende der 60er-/Anfang der 70er-Jahre zu den deutschen
Ostverträgen noch eine Spaltung des Landes in jene, die
Befürworter oder Protagonisten der Einheit sind, und
jene, die das Ganze gegen ihren Willen haben über sich
ergehen lassen, wird Ihnen helfen. Das ist nicht nur un-
historisch, das entspricht nicht nur nicht der Wahrheit, es
wird Ihnen in der politischen Debatte auch keinerlei Vor-
teile bringen. Deshalb sollten Sie diese Form der Pole-
mik ein für alle Mal einstellen.


(Beifall bei der SPD – Arnold Vaatz [CDU/ CSU]: Realitätsverweigerung! – Dorothee Mantel [CDU/CSU]: Die Zitate sind richtig!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513912500

Das Wort hat die Kollegin Dorothee Mantel von der

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Staffelt, Sie sind doch nicht wirklich so gutgläubig, ass Sie dem Schröder glauben, wenn der sagt, es sei om Tisch? (Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär: Ich glaube ihm! – Gegenruf von der CDU/CSU: Sie glauben alles!)

Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1513912600

Es tut mir Leid, dass ich angesichts all der Unwahr-
eiten, die von der SPD im Vorfeld verzapft wurden, zu
eginn der fünf Minuten hier erst einmal ein bisschen
ufräumen muss.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Vor allem, was von Ihnen an Unwahrheiten gesagt wurde!)


rau Sonntag-Wolgast, ich freue mich immer, wenn
ein Ministerpräsident hier im Hohen Hause Erwäh-
ung findet,


(Sebastian Edathy [SPD]: Weil er nie da ist!)

ber ich muss hier feststellen, dass er das nicht so gesagt
at, wie Sie es ihm unterstellen.
Zum einen hat er in dieser Woche gesagt: Feiertage

ind das kulturelle Tafelsilber unseres Landes. Wer daran
üttelt, setzt den Zusammenhalt unserer Gesellschaft
ufs Spiel.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: 1994 klang das ein bisschen anders!)


um anderen hat er schon vor zehn Jahren, Frau Sonntag-
olgast

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Was hat er 1994 gesagt?)

Sie müssen zuhören, um das Zitat auch wirklich ver-
tehen zu können –, gesagt:


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie bekommen es ja vorgelesen!)


Ich bin nicht bereit, in einer Zeit, in der wir den
Verfall vieler Werte beklagen, gewachsene traditio-
nelle Werte in Bayern in irgendeiner Weise infrage
zu stellen.

(Sebastian Edathy [SPD]: In Bayern vor allen Dingen! Nicht im Bund!)

Erst einmal zuhören und ruhig bleiben; dann versteht
an es auch.

Ich sehe da gar keine Notwendigkeit im Moment.
Ich meine, das ist eine Zuständigkeit des Bayeri-
schen Landtages, Feiertage zu streichen oder nicht
zu streichen. Das ist nicht eine Zuständigkeit des
Bundes. Wenn dem Bund … so sehr daran gelegen
ist, dann stelle ich anheim, soll eben er als Bundes-
tagsabgeordneter

gemeint ist Herr Geißler –






(A) )



(B) )


Dorothee Mantel

den Antrag stellen, den Tag der Deutschen Einheit
als Feiertag aufzugeben oder ihn auf einen Sonntag
zu verlegen.

(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Das war ein wörtliches Zitat von Edmund Stoiber. Es ist
nicht seine Meinung, den Feiertag abzuschaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Peter Danckert [SPD]: Er empfiehlt es! – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Sind Sie die Pressesprecherin von Herrn Stoiber?)


– Herr Kollege Danckert, auf Ihre Vorwürfe, die völlig
aus der Luft gegriffen sind, entgegne ich: Wir sind am
3. Oktober bei den Menschen vor Ort. Ich selber komme
aus einem Wahlkreis im ehemaligen Zonenrandgebiet an
der Grenze zu Thüringen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: War das ein Plädoyer zur Abschaffung der Feierstunde im Land des jeweiligen Präsidenten des Bundesrates?)


Da sprechen wir mit den Menschen, die direkt vom
Mauerfall betroffen waren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich nenne einmal ein Beispiel, das uns wirklich wichtig
ist.


(Zurufe von der SPD)

Vielleicht sagt Ihnen der Ort Mödlareuth in Oberfranken
etwas. In Mödlareuth feiern jedes Jahr zwischen 5 000
und 10 000 Menschen aus Thüringen, Sachsen und Bay-
ern gemeinsam den Tag der Deutschen Einheit.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU], an die SPD und das BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gewandt: Das wissen Sie nämlich gar nicht!)


Als Helmut Kohl da war, haben 30 000 Menschen aus
Ost und West gemeinsam gefeiert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Diese Menschen draußen werden wir nicht enttäuschen,
indem wir Ihren unsinnigen Vorschlägen zustimmen.


(Zuruf von der SPD: Welchen Vorschlägen?)

Der Tag der Deutschen Einheit ist für uns ein freudi-

ger Anlass. Es ist ein Feiertag und er muss für uns auch
ein Feiertag bleiben. Man hat es doch heuer schon ge-
merkt, als der 3. Oktober auf einen Sonntag fiel. Da war
bei vielen gar nicht mehr das Bewusstsein vorhanden,
dass es sich um einen Feiertag handelt. In vielen Berei-
chen bekam man gar nichts vom Feiertag mit. Deshalb
muss es weiterhin bei der Regelung bleiben, die es zur-
zeit gibt.

Ich bin der FDP und dem Herrn Westerwelle wirklich
dankbar, dass sie diesen Punkt heute noch einmal auf die
Tagesordnung gesetzt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Im Gegensatz zu den Grünen ist uns dieser Tag nämlich
wichtig. Wir würden nicht nur am Freitagnachmittag,

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(C (D ondern sogar am Samstagabend darüber sprechen, weil r uns wirklich am Herzen liegt. Auch andere Gründe sprechen dafür. So habe ich eute Morgen – ich bringe ein ganz aktuelles Beispiel – esehen, dass im „Morgenmagazin“ gefragt wurde, wer ich noch an den Mauerfall erinnern kann. Da war ein 6-jähriger Junge, der vom Mauerfall überhaupt nichts nd vom Tag der Deutschen Einheit nur recht wenig usste. Er meinte, er könne sich nicht dazu äußern. Für iese Generation und nicht für uns, die wir etwas älter ind und das mitbekommen haben, müssen wir solche raditionen also unbedingt aufrechterhalten. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Der Mauerfall war gar nicht am 3. Oktober!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Kein Kommentar. – Wir müssen das Auflösen von
erten und Bindungen abwenden. Mir ist es ganz ein-

ach wichtig, dass wir unsere gemeinsamen Werte nicht
infach wegen eines Haushaltslochs wegschmeißen.
Hier an dieser Stelle hat unser Bundespräsident ge-

tanden und gesagt: Ich liebe unser Land. – Ich tue das
uch und kämpfe wie ein Tier dafür, dass dieser Feiertag
rhalten bleibt.
Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Werner Schulz [Berlin] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie ein bayerischer Löwe!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513912700

Das Wort hat nun der Kollege Jörg-Otto Spiller von

er SPD.


Jörg-Otto Spiller (SPD):
Rede ID: ID1513912800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Die deutsche Einheit, die 1990 glücklich wie-
ererlangt wurde, beruht auf zwei großen Säulen. Zum
inen war es der Kampf der Ostdeutschen um Freiheit,
ie die Voraussetzung für die Wiedererlangung der Ein-
eit war. Zum anderen war es die gefestigte, über Jahr-
ehnte gewachsene Demokratie in der alten Bundesrepu-
lik, die unseren Nachbarn ein vertrauensvoller Partner
ar. Gefestigt heißt auch, dass politischer Streit in ange-
essener Form ausgetragen wird und dass der politische
ettbewerber, der politische Gegner nicht als Feind be-

rachtet wird.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, ich habe bei der heutigen
ebatte und bei einigen Wortbeiträgen der vergangenen
age mit Entsetzen festgestellt, dass dieses gute alte
undament unserer Demokratie gefährdet scheint.
Mir hat schon 1994 nicht gefallen, dass über den Tag

er Deutschen Einheit im Zusammenhang mit der Pfle-
eversicherung diskutiert wurde. Damals gab es einige,
arunter auch Edmund Stoiber, die sich hätten vorstellen






(A) )



(B) )


Jörg-Otto Spiller

können, dass man den Tag der Deutschen Einheit anders
begeht denn als arbeitsfreien Tag.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie machen beim Zuhören Fehler! Es ist auch vorgelesen worden! Es stimmt nicht! – Gegenruf des Abg. Dr. Peter Danckert [SPD]: Das ist die Wahrheit!)


– Das war so. Ich verrate auch kein Geheimnis, wenn ich
sage, dass dieser Vorschlag, wenn die Bundesregierung
ihn in die SPD-Bundestagsfraktion eingebracht hätte,
dort strittig gewesen wäre, genauso wie bei unserem Ko-
alitionspartner.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Aber, Herr Nooke, Sie haben heute einen sehr vor-
sichtigen Rückzieher gemacht. Er hätte deutlicher sein
können.


(Günter Nooke [CDU/CSU]: Was?)

Sie haben leider eine Sprache gebraucht,


(Günter Nooke [CDU/CSU]: Der Kanzler selber hat sie gewählt!)


die zu Ihrer Partei, die eine der Säulen unserer Demokra-
tie ist – die CDU ist eine verlässliche Säule der Demo-
kratie, eine der großen Volksparteien –, nicht passt. Sie
sprechen von Landesverrätern oder Vaterlandsverrätern,
wenn Ihnen eine Meinung nicht passt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Günter Nooke [CDU/CSU]: Aber der Kanzler darf das! – Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das ist die Sprache des Bundeskanzlers!)


Das ist die Sprache, Herr Nooke, die vor 80 Jahren in
diesem Saal auf der rechten Seite des Hauses gebraucht
wurde. Da saßen damals nicht die Liberalen,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Darauf legen wir auch Wert!)


sondern die antidemokratischen Hetzer, die gegen
Matthias Erzberger genauso gehetzt haben wie gegen
Walther Rathenau, Friedrich Ebert und Gustav
Stresemann. Diese Sprache gehört nicht in dieses Haus.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Er hat zitiert, was der Kanzler gesagt hat!)


Ich sage Ihnen noch einmal, worum es ging: Der Bun-
desfinanzminister hat zu erwägen gegeben, dass man
den Tag der Deutschen Einheit künftig nicht mehr am
3. Oktober, sondern am ersten Sonntag im Oktober be-
geht. Das hätte nicht die Abschaffung des Feiertages be-
deutet,


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: So ist es!)


sondern lediglich eine andere Form, die deutsche Einheit
zu feiern.

Übermorgen wird in Deutschland der Volkstrauertag
begangen, wie an jedem vorletzten Sonntag des Kirchen-

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(C (D hres in Deutschland. In diesem Saal wird die zentrale eranstaltung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberürsorge stattfinden. Dort werden wir der Gefallenen beier Weltkriege, der zivilen Kriegsopfer, der Opfer der azibarbarei und der Opfer der SED-Diktatur gedenken. as nimmt es diesem Gedenktag an Würde, wenn es ein onntag ist, an dem er in diesem Jahr wie in den verganenen 50 Jahren und auch in Zukunft stattfindet? (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das kann doch nicht wahr sein! Jetzt verteidigt er diesen Unsinn auch noch!)


Aber was mir am wichtigsten ist: Gefährden Sie das
icht durch eine Sprache, die keine demokratische Spra-
he ist,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das müssen Sie dem Kanzler sagen!)


ie nicht die Sprache Ihrer Partei ist und eigentlich auch
icht zu Ihnen, Herr Nooke, als Person passt!


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Aber zum Bundeskanzler, oder was? – Gegenruf des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD]: Halten Sie Ihre Zunge im Zaum!)


ch warne Sie: Bleiben Sie bei dem demokratischen
rinzip einer Grundachtung zwischen den Parteien die-
es Hauses.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Jetzt geht es aber los! – Günter Nooke [CDU/CSU]: Der Kanzler darf Unternehmer beschimpfen, aber wir dürfen das nicht beim Namen nennen!)


as ist genauso die Basis unseres Gemeinwesens wie die
iedererlangung der Freiheit und Einheit im November
989.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das ist unglaublich!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513912900

Das Wort hat die Kollegin Petra Pau.

(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Dirk Niebel [FDP]: Jetzt hören wir mal etwas zur deutschen Einheit! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Freundschaft! – Dirk Niebel [FDP]: Damals, als Erich sagte …!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1513913000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als

ch von dieser Absicht hörte, war mein erster Gedanke:
as haben sich die Jungs eigentlich dabei gedacht,


(Günter Nooke [CDU/CSU]: Richtig!)

usgerechnet den Tag der Einheit verbannen zu wollen?
ann habe ich einmal genauer nachgeschaut. Sie haben
ie Antwort gleich mitgeliefert: Die Wirtschaft würde
m 0,1 Prozent belebt, so glaubten Sie. 0,1 Prozent ist
xakt 1 Promille. Es war also schlicht eine Schnapsidee.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist schon gut!)







(A) )



(B) )


Petra Pau

Aber wie so oft gilt: In vino veritas. Tatsächlich

steckte in diesem Vorschlag ein Fünkchen Wahrheit.
Denn würde der Tag der Deutschen Einheit künftig im-
mer sonntags begangen, dann wären die vielen Einheits-
ansprachen auch erkennbar das, was sie zumeist – nicht
alle – sind, nämlich Sonntagsreden und folgenlos.

Übrigens zeigt mir die Anwesenheit im Plenum, wie
wir zu diesem Thema stehen. Gestern haben sich nur die
Hälfte der jetzt anwesenden Kolleginnen und Kollegen
mit dem tatsächlichen Stand der deutschen Einheit und
den damit verbundenen nicht gelösten Problemen zu
später Stunde in diesem Haus befasst.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Der Alltag sieht ohnehin anders aus als in den Fest-
tagsreden. Nehmen wir nur Hartz IV und das Arbeits-
losengeld II. Ossis bekommen per Gesetz weniger als
Wessis – und das im Jahre 15 der Einheit. Einen ver-
nünftigen Grund gibt es dafür nicht – außer man hat eine
geistige Mauer in den Köpfen.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Nun dachte ich, dieser Schröder/Eichel-Fauxpas sei
nicht zu überbieten. Wie gesagt: dachte ich. Aber ich
wurde in dieser Woche eines Besseren belehrt. Ausge-
rechnet ein Sprachrohr des Ostens im gesamtdeutschen
Amte kam auf die Idee: Wessis mögen künftig genauso
lange arbeiten wie Ossis, damit die Einheit gelinge. So
bringt man den Aufbau Ost als Alibi für den Abbau West
in Stellung.

Die erneut entflammte Feiertagsdebatte rund um den
3. Oktober zielt aus meiner Sicht ohnehin in die falsche
Richtung. Denn wäre die Zahl der Feiertage ein Indika-
tor für Faulheit oder Schwäche, dann müssten Bayern
und Baden-Württemberg komplett am Boden liegen.
Das tun sie aber offenbar nicht. Deshalb schütteln auch
alle Ökonomen, die nicht börsenverpflichtet sind, son-
dern sozialstaatlich denken, den Kopf. Denn sie halten
die gesamte Kampagne für längere Arbeitszeiten für
grundsätzlich daneben.

Die PDS im Bundestag findet das auch. Verlängerte
Arbeitszeiten wären gesellschaftlich ein Rückschritt. Mit
Blick auf den Binnenmarkt und die Arbeitslosigkeit wä-
ren sie sogar kontraproduktiv. Zu Recht sprach der DGB
dieser Tage von Voodoo-Ökonomie. Oder um sprachlich
im Eingangsbild zu bleiben: Es ist eine Schnapsidee, die
wir ganz nüchtern ablehnen.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513913100

Das Wort hat der Kollege Stephan Mayer von der

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1513913200

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Kolleginnen und Kollegen! Diese unsägliche und wirk-
lich beschämende Forderung, den Nationalfeiertag abzu-

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(C (D chaffen, ist Gott sei Dank vom Tisch. Dies gilt es, als ositiv zu konstatieren. Diese Diskussion hat meines Erachtens zwei erwäh enswerte Aspekte zutage gefördert. Die Forderung von ot-Grün hat uns zum einen gezeigt, dass Rot-Grün ach wie vor ein gestörtes Verhältnis zur Nation, zum atriotismus und zu Deutschland hat. (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD – Sebastian Edathy [SPD]: Unverschämtheit! – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Fangen Sie schon wieder mit dieser Legende an!)


enn sie ist nicht nur geschichtsvergessen, sondern auch
nstinktlos.
Die Forderung, den Nationalfeiertag abzuschaffen,

at uns zum anderen vor Augen geführt: Wir können
roh sein, dass zur Zeit der Wende 1989/90 Helmut Kohl
nd nicht Oskar Lafontaine oder vielleicht Gerhard
chröder Bundeskanzler war.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dorothee Mantel [CDU/CSU]: Dann hätte es die deutsche Einheit nicht gegeben!)


Es ist unsäglich, dass gerade zu einer Zeit, in der das
erhältnis zwischen Ost- und Westdeutschland ohnehin
roße Schwierigkeiten bereitet und es die Tendenz gibt,
ass die beiden Landesteile – vor allem in den Köpfen –
her auseinander driften denn zusammenwachsen, eine
olche Forderung auf den Tisch gelegt wurde.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Äußern Sie sich doch mal zu Stoibers Vorschlag! Da sind Sie ganz platt!)


ie Medienberichterstattung gerade der letzten Tage hat
ezeigt, wie schön dieses Ereignis war und wie glücklich
ir aufgrund dieses Ereignisses sein konnten.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das ist doch gar keine Frage!)


s gibt in der langen deutschen Geschichte wenige Er-
ignisse, über die wir so glücklich sein können wie über
iesen 3. Oktober.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das brauchen Sie nicht zu sagen! Das wissen wir!)


n der heutigen Zeit eine derartige Forderung in den
aum zu stellen halte ich für geschichtsvergessen und
nwürdig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Feiertage sind identitäts- und sinnstiftend. Herr
piller, ich könnte noch einmal das Zitat des bayerischen
inisterpräsidenten, Dr. Edmund Stoiber, vortragen.
as didaktische Instrument der Wiederholung soll ja
anchmal durchaus zu Erfolg führen.


(Beifall der Abg. Dorothee Mantel [CDU/ CSU])


ei Ihnen, so muss ich offen sagen, glaube ich aber we-
iger daran. Es gibt nämlich kein anderes Bundesland, in
em es so viele Feiertage gibt wie in Bayern.






(A) )



(B) )


Stephan Mayer (Altötting)


Gleichwohl ist in Bayern im Vergleich zu den anderen
Bundesländern die Wirtschaftskraft pro Einwohner am
höchsten und die Arbeitslosigkeit am niedrigsten.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das sind doch alles Dinge, die wir wissen! – Dr. Peter Danckert [SPD]: Äußern Sie sich doch mal zu dem Zitat von Herrn Stoiber!)


Ein zweiter Aspekt, weswegen ich froh bin, dass
diese Diskussion geführt wurde, ist der, dass nunmehr,
nachdem diese Diskussion hoffentlich ein für alle Mal
beendet wurde, eines klar ist: dass eine Verlängerung der
Arbeitszeit die Wirtschaftskraft insgesamt fördert. Die
Mär der Gewerkschaften, dass man die vorhandene Ar-
beit nur auf mehr Schultern verteilen müsse, muss spä-
testens nach dieser Diskussion für immer beendet sein.
Es ist sogar sinnvoll, die Arbeitszeit zu erhöhen.

Wenn Sie darüber debattieren, welcher Feiertag mög-
licherweise gestrichen werden soll, fällt mir schon einer
ein. Es war Reichskanzler Adolf Hitler, der am 10. April
1933 aus propagandistischen Gründen den Tag der Ar-
beit ins Leben gerufen hat. Über die Streichung dieses
Feiertages kann man also durchaus sprechen.

Ich möchte aber gar nicht so weit gehen, zu fordern,
Feiertage abzuschaffen. Wir müssen uns allerdings ver-
stärkt mit dem Thema auseinander setzen, wie wir es
verhindern können, dass nicht nur vermehrt Kapital
Deutschland verlässt – Kapital ist ein flüchtiges Reh –,
sondern dass vor allem auch vermehrt Arbeitsplätze
Deutschland verlassen. Jeden Tag verlieren wir in
Deutschland 1 000 Arbeitsplätze.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Weil es in Bayern so viele Feiertag gibt!)


Es ist nicht lange her, da hat Gerhard Schröder die
Unternehmer, die teilweise betriebsbedingt Teile ihres
Betriebes ins Ausland verlagern mussten, als vaterlands-
lose Gesellen bezeichnet. Nach der Diskussion um den
3. Oktober ist klar, wer hier wirklich der vaterlandslose
Geselle ist.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Peter Danckert [SPD]: Jetzt hört es aber auf! Das ist ja eine Unverschämtheit! Das ist eine grobe Beleidigung eines Verfassungsorgans! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Ihre Sprache ist eine hetzerische! Das wird nachgewaschen!)


Wir müssen uns mit dem Thema auseinander setzen,
die Arbeitszeit insgesamt zu erhöhen. Im Durchschnitt
liegt Deutschland im Jahresverlauf um 300 Stunden hin-
ter allen anderen Industrienationen. Es gibt keine Indus-
trienation auf der Welt, in der so wenig gearbeitet wird
wie in Deutschland. Wenn man die Arbeitszeit beispiels-
weise nur um zwei Stunden in der Woche erhöhen
würde, dann würde dies im Jahr zu ungefähr zwölf Ar-
beitstagen mehr führen. Man muss also gar nicht an das
Heiligste gehen, daran, Feiertage abzuschaffen. Es
reicht, in der Woche eine oder zwei Stunden mehr zu ar-
beiten. Dazu muss ich offen sagen: Das schadet letztend-
lich keinem.

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(C (D Zum Abschluss möchte ich noch einmal betonen, wie nsäglich und schädlich Ihre Forderung war. Ich kann an ie, meine sehr verehrten Damen und Herren von Rotrün, nur appellieren: Stecken Sie diese Forderung in ie Schublade und sperren Sie sie für jetzt und immer eg! (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP] – Sebastian Edathy [SPD]: Sie bekämpfen hier einen Popanz und klauen uns Arbeitszeit!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513913300

Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

rteile ich das Wort dem Kollegen Eckart von Klaeden.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1513913400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Kollegen!

ch möchte den Redner der Bundesregierung, Herrn
taatssekretär Staffelt, ansprechen. Als Sie an das Red-
erpult getreten sind und den Kollegen Vaatz angespro-
hen haben, hatte ich eigentlich erwartet, dass Sie sich
ür Ihren Zuruf „Blockflöte“, den Sie nach seiner Rede
emacht haben, entschuldigen.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: War das falsch?)

ch bedaure, dass Sie diese Gelegenheit nicht genutzt ha-
en; denn der Kollege Vaatz gehört wie einige andere in
iesem Hause – in Ihrer Fraktion unter anderem der Kol-
ege Hilsberg, bei den Grünen der Kollege Werner
chulz – zu denjenigen, die sich zur Zeit der Wende, als
ie Möglichkeit bestand, gegen das DDR-Regime vorzu-
ehen, mutig für Freiheit und Demokratie in Deutsch-
and eingesetzt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das war doch nicht persönlich gemeint!)


r ist einer derjenigen gewesen, die in Dresden an der
rstürmung der Stasizentrale beteiligt gewesen sind. Da-
er würde ich mich freuen, wenn Sie wenigstens persön-
ich die Gelegenheit wahrnehmen würden, das, was Sie
esagt haben, zurückzunehmen. Ich jedenfalls freue
ich, dass diese Kolleginnen und Kollegen heute in die-
em Hause in unseren Fraktionen mitarbeiten.


(Sebastian Edathy [SPD]: Bei uns regieren sie sogar!)


Herr Kollege Edathy, ehrlich gesagt, finde ich, dass Sie
ich diesen Zwischenruf hätten sparen sollen;


(Dorothee Mantel [CDU/CSU]: Das ist ja bei jedem Zwischenruf von Herrn Edathy so! Das kennen wir ja schon!)


enn Kollege Hilsberg hat das Verkehrsministerium aus
anz bestimmten Gründen verlassen, als Herr Stolpe
erkehrsminister geworden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Werner Schulz [Berlin] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])







(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden

Ein nächster Punkt. Herr Staffelt, Sie haben sich stark

echauffiert, weil Kollege Vaatz das Erbe der Sozialde-
mokratinnen und Sozialdemokraten, die für Demokratie
und Einheit ihr Leben gelassen haben, beschmutzt habe.
Wir achten diese Kolleginnen und Kollegen aus der So-
zialdemokratischen Partei ebenso wie die aus unserer
Partei. Aber ich will darauf hinweisen, dass die Be-
schmutzung, von der Sie gesprochen haben, ausschließ-
lich in Form von Zitaten von Sozialdemokraten stattge-
funden hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es ist schon bemerkenswert, dass Sie meinen, man
könne das Erbe von Sozialdemokraten, die für die Ein-
heit gestorben sind, mit Zitaten von Sozialdemokraten,
die heute auf der Regierungsbank Platz nehmen, be-
schmutzen.


(Zuruf von der SPD: Das ist doch Unsinn! Was meinen Sie, wie viele Zitate ich beibringen könnte!)


Eine weitere Bemerkung – denn eines finde ich gera-
dezu bedauerlich –: Obwohl die verrückte Idee – von ei-
ner Schnapsidee möchte man gar nicht sprechen; das
wäre ja, wie Helmut Kohl zu Recht gesagt hat, eine Be-
leidigung des Wortes Schnaps –,


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

den 3. Oktober nicht an diesem Datum, sondern am ers-
ten Sonntag im Oktober zu feiern, wieder zurückgezo-
gen wurde, halten Sie immer noch an diesem Vorschlag
fest, versuchen, ihn zu begründen, oder halten ihn sogar
für richtig.


(Dorothee Mantel [CDU/CSU]: Ja, das ist peinlich!)


Ich finde es bemerkenswert – dazu habe ich einiges lesen
und leider auch hören müssen –, wie schlecht in Ihren
Reihen über den 3. Oktober gesprochen wird.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Wieso? – Sebastian Edathy [SPD]: Ach du meine Güte!)


Der eben bereits in einem bestimmten Zusammen-
hang erwähnte Bundesminister Stolpe hat zum Beispiel
erklärt, dass es sich beim 3. Oktober schon immer um
ein „willkürliches Datum“ gehandelt habe. Dieser Aus-
sage will ich gegenüberstellen, was Richard von
Weizsäcker, als er noch Bundespräsident war, am
3. Oktober 1990 dazu gesagt hat:

Der Tag ist gekommen, an dem zum ersten Mal in
der Geschichte das ganze Deutschland seinen dau-
erhaften Platz im Kreis der westlichen Demokratien
findet.

Von diesem Tag als einem „willkürlichen Datum“ zu
sprechen, das finde ich geradezu abwegig.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Allerdings!)

Herr Kollege Spiller, Sie mögen Ihren Geburtstag am
ersten Sonntag des entsprechenden Monats feiern, weil
Sie meinen, dadurch 0,1 Prozent sparen zu können,

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(C (D (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ber ich finde, dass dieser Tag der Geburtstag des wie-
ervereinten und freien Deutschlands im Westen ist und
ass wir ihn auch an diesem Datum feiern sollten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich will noch ein Zitat anführen:
Der 3. Oktober – kein Zweifel – ist für die Deut-
schen ein Tag der Freude. Wir freuen uns über die
wiedererlangte Freiheit, die Voraussetzung für eine
staatliche Einheit war. Wir freuen uns darüber, dass
der 3. Oktober auch immer der Tag sein wird, an
dem wir uns an den Mut erinnern, mit dem die
Deutschen in der damaligen DDR die Mauer zum
Einsturz gebracht und ein diktatorisches Regime
beseitigt haben.

n dieser Stelle müssten Sie, meine Damen und Herren
on den Koalitionsfraktionen, eigentlich klatschen, denn
as war der Anfangsabsatz der Rede, die Bundeskanzler
erhard Schröder am Tag der Deutschen Einheit des
ahres 2003 in Magdeburg gehalten hat.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)

amals hat er noch davon gesprochen, dass wir uns am
. Oktober jedes Jahres erinnern sollen; nur ein Jahr spä-
r war er der Ansicht, dass der erste Sonntag im Okto-
er dafür ausreichend sei.


(Sebastian Edathy [SPD]: Der Mann erinnert sich wenigstens!)


Zum Schluss darf ich mir den Hinweis darauf erlau-
en, dass Sie in einer gewissen Tradition stehen, wenn
ie meinen, Feiertage abschaffen zu müssen. Die DDR-
ührung hat den Pfingstmontag und Christi Himmelfahrt
bgeschafft.


(Sebastian Edathy [SPD]: Das wollen Sie jetzt vergleichen, oder was? Uns und die DDR-Führung?)


o das geendet hat, hat man gesehen. Das Wirtschafts-
achstum, das man sich damals davon versprochen hat,
at man jedenfalls nicht erreicht. Genauso dämlich ist
uch Ihr Vorschlag gewesen.
Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Peter Danckert [SPD]: Das ist wirklich unterstes Niveau, was Sie hier erzählen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1513913500

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-

rdnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

estages auf Dienstag, den 23. November 2004, 10 Uhr,
in.
Die Sitzung ist geschlossen.