Protokoll:
15119

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 119

  • date_rangeDatum: 2. Juli 2004

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:48 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/119 Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . Peter Hintze (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Schily (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Glos (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlussempfehlung des Aus- schusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Gesetz zur Umsetzung der Reform der gemeinsamen Agrarpolitik (Drucksachen 15/2553, 15/2790, 15/2843, 15/ 3165, 15/3494) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 12: 10879 C 10881 A 10884 A 10886 A 10886 C 10887 C 10890 B 10891 A 10892 C 10906 D 10907 C 10908 B 10909 B 10910 A Deutscher B Stenografisch 119. Sitz Berlin, Freitag, de I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Hans-Werner Bertl . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Änderung einer Ausschussüberweisung . . . . . Tagesordnungspunkt 27: Abgabe einer Erklärung durch den Bundes- kanzler: Einigung der Staats- und Regie- rungschefs der Europäischen Union auf eine europäische Verfassung . . . . . . . . . . . . Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Franz Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Z V v z W V D D L K D K 10867 A 10867 A 10911 A 10867 D 10868 A 10872 B 10875 C Markus Meckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerd Müller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 10893 C 10894 D undestag er Bericht ung n 2. Juli 2004 t : usatztagesordnungspunkt 10: ereinbarte Debatte: zur Zusammenlegung on Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe und ur Umsetzung der EU-Agrarreform . . . . . olfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . r. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . udwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . arl-Josef Laumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arl-Josef Laumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 10897 B 10897 C 10899 C 10900 D 10902 A 10903 B 10904 A 10906 A 10906 B Beratung der Beschlussempfehlung des Aus- schusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 119. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Juli 2004 dem Gesetz zur optionalen Trägerschaft von Kommunen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (Kommunales Options- gesetz) (Drucksachen 15/2816, 15/2997, 15/3161, 15/3495) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlussempfehlung des Aus- schusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Ersten Gesetz zur Änderung des Betriebsprämiendurchführungsgesetzes (Drucksachen 15/3046, 15/3223, 15/3297, 15/3496) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 14: Beratung der Beschlussempfehlung des Aus- schusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Gesetz zur Intensivierung der Be- kämpfung der Schwarzarbeit und damit zusammenhängender Steuerhinterziehung (Drucksachen 15/2573, 15/2948, 15/3077, 15/3079, 15/3298, 15/3497) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 15: Beratung der Beschlussempfehlung des Aus- schusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Elften Gesetz zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes (AWG) und der Außenwirtschaftsverordnung (AWV) (Drucksachen 15/2537, 15/3076, 15/3304, 15/3498) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 28: Erste Beratung des von den Abgeordneten Joachim Stünker, Hermann Bachmaier, Sabine Bätzing, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD sowie den Abgeordne- ten Volker Beck (Köln), Irmingard Schewe- Gerigk, Claudia Roth (Augsburg), weiteren Abgeordneten und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Überarbeitung des Lebenspartnerschaftsrechts (Drucksache 15/3445) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . J O D J T A H A S li a ( E B K Z E S N h ( E N A N A L A E D S M E J B K D H M A B H W B ( 10910 B 10910 C 10910 D 10911 A 10911 C 10911 D 10912 A 10913 A 10913 C 10915 A örg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . laf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . ohannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 29: ntrag der Abgeordneten Ernst Burgbacher, elga Daub, Daniel Bahr (Münster), weiterer bgeordneter und der Fraktion der FDP: ommerferienregelung verbraucherfreund- cher gestalten – Gesamtferienzeitraum uf 90 Tage ausdehnen Drucksache 15/3102) . . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . ettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . laus Brähmig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 16: rste Beratung des von den Fraktionen der PD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- EN eingebrachten Entwurfs eines Haus- altsbegleitgesetzes 2005 (HBeglG 2005) Drucksache 15/3442) . . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Bahr (Neuruppin) (SPD) . . . . . . . . . . . . orbert Schindler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . lbert Deß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten r. Georg Nüßlein, Georg Girisch, Bernhard chulte-Drüggelte, Gerda Hasselfeldt, ichael Glos, Dr. Peter Ramsauer, Maria ichhorn, Marion Seib, Ernst Hinsken, ochen Borchert, Doris Meyer (Tapfheim), arbara Lanzinger, Ilse Aigner, Bartholomäus alb, Hubert Deittert, Franz Obermeier, r. Gerd Müller, Thomas Silberhorn, Klaus ofbauer, Peter H. Carstensen (Nordstrand), ichael Kretschmer, Alexander Dobrindt, rnold Vaatz, Dr. Michael Luther, Klaus rähmig, Robert Hochbaum, Dr. Peter Jahr, enry Nitzsche, Maria Michalk, Marco anderwitz, Manfred Kolbe, Veronika ellmann und Christa Reichard (Dresden) alle CDU/CSU) zur Abstimmung über die 10916 C 10917 A 10917 D 10918 C 10920 B 10921 A 10921 B 10922 B 10924 B 10926 A 10926 A 10928 A 10929 A 10930 C 10931 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 119. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Juli 2004 III Beschlussempfehlung des Vermittlungsaus- schusses zu dem Gesetz zur Umsetzung der Reform der gemeinsamen Agrarpolitik (Zu- satztagesordnungspunkt 11) . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Gerald Weiß (Groß-Gerau) und Peter Weiß (Emmendingen) (beide CDU/CSU) zur Ab- stimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur optionalen Trägerschaft von Kommunen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch 10931 B Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Albert Deß (CDU/CSU) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Vermitt- lungsausschusses zu dem Gesetz zur Umset- zung der Reform der gemeinsamen Agrarpoli- tik (Zusatztagesordnungspunkt 11) . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung der Bundesregierung zur Beschluss- empfehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur optionalen Trägerschaft der Kommunen nach dem Zweiten Buch Sozial- gesetzbuch (Kommunales Optionsgesetz) (Zusatztagesordnungspunkt 12) . . . . . . . . . . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Michael Luther, Maria Michalk, Klaus Brähmig, Günter Baumann, Marco Wanderwitz, Robert Hochbaum, Dr. Peter Jahr, Henry Nitzsche, Manfred Kolbe, Veronika Bellmann, Christa Reichard (Dres- den), Michael Kretschmer und Arnold Vaatz (alle CDU/CSU) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Vermittlungsaus- schusses zu dem Gesetz zur optionalen Trä- gerschaft der Kommunen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (Kommunales Options- gesetz) (Zusatztagesordnungspunkt 12) . . . . . Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Jörg Tauss, Ulla Burchardt, Swen Schulz (Spandau) und Dr. Carola Reimann (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlussempfeh- lung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur optionalen Trägerschaft der Kom- munen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetz- buch (Kommunales Optionsgesetz) (Zusatz- tagesordnungspunkt 12) . . . . . . . . . . . . . . . . . ( o A E U ( E s B g A E s s B s s A Z A l 9 U A Z d 2 p F J A A 10932 A 10932 D 10933 A 10933 C Kommunales Optionsgesetz) (Zusatztages- rdnungspunkt 12) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 8 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten lrich Petzold und Uda Carmen Freia Heller beide CDU/CSU) zur Abstimmung über den ntwurf eines Gesetzes zur optionalen Träger- chaft von Kommunen nach dem Zweiten uch Sozialgesetzbuch (Kommunales Options- esetz) (Zusatztagesordnungspunkt 12) . . . . . nlage 9 rklärung der Bundesregierung zur Be- chlussempfehlung des Vermittlungsaus- chusses zum Gesetz zur Intensivierung der ekämpfung der Schwarzarbeit und damit zu- ammenhängender Steuerhinterziehung (Zu- atztagesordnungspunkt 14) . . . . . . . . . . . . . . nlage 10 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntrags: Sommerferien verbraucherfreund- icher gestalten – Gesamtferienzeitraum auf 0 Tage ausdehnen (Tagesordnungspunkt 29) ndine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 11 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Haushaltsbegleitgesetzes 005 (HBeglG 2005) (Zusatztagesordnungs- unkt 16) ranziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 12 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10933 C 10934 A 10934 D 10935 A 10935 D 10936 B 10937 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 119. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Juli 2004 10867 (A) ) (B) ) 119. Sitz Berlin, Freitag, de Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 119. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Juli 2004 10931 (A) ) (B) ) Michael Kretschmer, Alexander Dobrindt, der Bundesregierung und der Regierungskoalition Hofbauer, Peter H. Carstensen (Nordstrand), Unbefriedigend ist jedoch die in den Gesetzentwürfen Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Georg Nüßlein, Georg Girisch, Bernhard Schulte-Drüggelte, Gerda Hasselfeldt, Michael Glos, Dr. Peter Ramsauer, Maria Eichhorn, Marion Seib, Ernst Hinsken, Jochen Borchert, Doris Meyer (Tapfheim), Barbara Lanzinger, Ilse Aigner, Bartholomäus Kalb, Hubert Deittert, Franz Obermeier, Dr. Gerd Müller, Thomas Silberhorn, Klaus p s m g K g p A e r d d d f r l B V g L s g u E u r z l 2 n d e w b d g n w a Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Bertl, Hans-Werner SPD 02.07.2004 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 02.07.2004 Gloser, Günter SPD 02.07.2004 Hohmann, Martin fraktionslos 02.07.2004 Janssen, Jann-Peter SPD 02.07.2004 Kampeter, Steffen CDU/CSU 02.07.2004 Kossendey, Thomas CDU/CSU 02.07.2004 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 02.07.2004 Parr, Detlef FDP 02.07.2004 Rehbock-Zureich, Karin SPD 02.07.2004 Dr. Rexrodt, Günter FDP 02.07.2004 Dr. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 02.07.2004 Dr. Rossmann, Ernst Dieter SPD 02.07.2004 Schirmbeck, Georg CDU/CSU 02.07.2004 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 02.07.2004 Strässer, Christoph SPD 02.07.2004 Straubinger, Max CDU/CSU 02.07.2004 Dr. Struck, Peter SPD 02.07.2004 Dr. Thomae, Dieter FDP 02.07.2004 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht Arnold Vaatz, Dr. Michael Luther, Klaus Brähmig, Robert Hochbaum, Dr. Peter Jahr, Henry Nitzsche, Maria Michalk, Marco Wanderwitz, Manfred Kolbe, Veronika Bellmann und Christa Reichard (Dresden) (alle CDU/CSU) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Vermittlungsausschus- ses zu dem Gesetz zur Umsetzung der Reform der gemeinsamen Agrarpolitik (Zusatztages- ordnungspunkt 11) Die Beschlüsse zur Reform der Gemeinsamen Agrar- olitik (GAP) vom Juni 2003, die wesentlich durch die chlechte Verhandlungsführung der Bundesregierung it verursacht wurden, bringen für unsere Landwirte roße Belastungen in Form von Preissenkungen und ürzungen der Ausgleichszahlungen. Mit dem soforti- en und vollständigen Wegfall der Bewirtschaftungsver- flichtung in der Landwirtschaft als Voraussetzung für usgleichszahlungen besteht die Gefahr, dass in einem normen Strukturwandel in einigen Nahrungsmittelbe- eichen Produktionspotentiale aus Deutschland abwan- ern. Diese Belastungen aus den EU-Beschlüssen sollten urch die Gesetzesentwürfe der Bundesregierung und er Regierungskoalition zur Umsetzung der GAP-Re- orm noch verstärkt werden. Nach diesen Entwürfen wä- en durch die betriebliche Umverteilung der Direktzah- ungen insbesondere die leistungsstarken viehhaltenden etriebe belastet worden. Außerdem wären durch die erknüpfung der künftigen Direktzahlungen mit überzo- enen Bewirtschaftungsauflagen die Belastungen für die andwirte und die Landwirtschaft unerträglich ver- chärft worden. Der Bundesrat hat mit seiner Mehrheit der unionsre- ierten Länder diese Gesetzentwürfe zu Recht abgelehnt nd den Vermittlungsausschuss angerufen. Aufgrund des insatzes der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und der nionsregierten Länder konnten wesentliche Verbesse- ungen erreicht werden. Die Strukturbrüche werden abgemildert, die Direkt- ahlungen bleiben den aktiv wirtschaftenden Betrieben änger und umfangreicher erhalten und werden erst ab 010 statt 2007 schrittweise in eine einheitliche regio- ale Flächenprämie abgeschmolzen. Bei der Umsetzung er so genannten Cross-Compliance-Vorschriften konnte ine Entschärfung der bürokratischen Auflagen erreicht erden. Mit der Änderung des Grünland-Umbruchsver- otes in ein Grünland-Erhaltungsgebot können die Län- er in Anlehnung an das EU-Recht flexiblere Regelun- en erlassen. Vor dem Hintergrund dieser Verbesserungen und der unmehr gewonnenen Planungssicherheit für die Land- irte ist den Gesetzentwürfen in der vom Vermittlungs- usschuss geänderten Fassung zuzustimmen. 10932 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 119. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Juli 2004 (A) ) (B) ) vorgesehene regionale Umverteilung der Ausgleichs- mittel, die aber nicht Gegenstand des Vermittlungsver- fahrens war. In den Ländern Bayern, Nordrhein-Westfa- len, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen führt dies zu zusätzlichen Kürzungen der Ausgleichszahlungen bei den Landwirten von bis zu 5 Prozent und zu entsprechenden Wettbewerbsverzer- rungen. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Albert Deß (CDU/CSU) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Umsetzung der Reform der gemeinsamen Agrarpolitik (Zusatztagesordnungspunkt 11) Die Beschlüsse zur Reform der gemeinsamen Agrar- politik, GAP, vom Juni 2003 bringen für unsere Land- wirte große Belastungen in Form von Preissenkungen und Kürzungen der Ausgleichszahlungen. Verursacht wurde dies durch die schlechte Verhandlungsführung der Bundesregierung bei den Luxemburger Beschlüssen. Vorgesehen ist der sofortige und vollständige Wegfall der Bewirtschaftungsverpflichtung. Damit wird in eini- gen Nahrungsmittelbereichen ein enormer Strukturwan- del einsetzen mit der Folge, dass Produktionspotenziale aus Deutschland abwandern und damit viele Arbeits- plätze gefährdet sind. Die Bundesregierung und die Regierungskoalition ha- ben aus den EU-Vorgaben zur Entkoppelung von der Produktion jeweils die schlechtesten Optionen ausge- wählt. Durch die betriebliche Umverteilung der Direkt- zahlungen wären nach diesen Entwürfen insbesondere die leistungsstarken Vieh haltenden Betriebe belastet worden. Außerdem wären durch die Verknüpfung der künftigen Direktzahlungen mit überzogenen Bewirt- schaftungsauflagen die Belastungen für die Landwirte und die Landwirtschaft unerträglich verschärft worden. Der Bundesrat hat mit der Mehrheit der unionsregier- ten Länder diese Gesetzentwürfe zu Recht abgelehnt und den Vermittlungsausschuss angerufen. Aufgrund des Einsatzes der CDU/CSU-Bundestagsfraktion unter Lei- tung der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Gerda Hasselfeldt, MdB, und der unionsregierten Länder konn- ten grundlegende Verbesserungen erreicht werden: Die Strukturbrüche werden abgemildert; die Direktzahlun- gen bleiben den aktiv wirtschaftenden Betrieben länger und umfangreicher erhalten und werden erst ab 2010 statt 2007 schrittweise in eine einheitliche regionale Flä- chenprämie abgeschmolzen; bei der Umsetzung der so genannten Cross-Compliance-Vorschriften konnte eine Entschärfung der bürokratischen Auflagen erreicht wer- den; mit der Änderung des Grünland-Umbruchsverbotes in ein Grünland-Erhaltungsgebot können die Länder in Anlehnung an das EU-Recht flexiblere Regelungen er- lassen. f v t r e b M e x g t r z h g g „ E L k w d n d w w m s S l m t K i d A m c d f s S (C (D Nicht akzeptabel ist jedoch die in den Gesetzentwür- en der Bundesregierung und der Regierungskoalition orgesehene regionale Umverteilung der Ausgleichsmit- el. Diese nimmt den bayerischen Landwirten jährlich und 22 Millionen Euro Ausgleichszahlungen weg. Bay- rn ist mit seinem großen Anteil an der Milchwirtschaft esonders benachteiligt, weil es nicht gelungen ist, die ilchausgleichszahlungen bis 2013 betriebsbezogen zu rhalten. Durch die von Frau Künast zu verantwortenden Lu- emburger Beschlüssen werden die Milchbauern – ganz leich, wie die Reform umgesetzt wird – massiv benach- eiligt. Ebenso wurde versäumt, entsprechend dem Subsidia- itätsprinzip eine Ermächtigung in das GAP-Umset- ungsgesetz aufzunehmen. Eine solche Wahlmöglichkeit ätte es den Ländern erlaubt, statt des komplizierten und erade für die aktiv wirtschaftenden Betriebe nachteili- en regionalen Flächenmodells das EU-Standardmodell Betriebsprämie“ einzuführen. Aufgrund einer solchen rmächtigung hätten Bayern und andere interessierte änder dieses „Betriebsprämien-Modell“ praktizieren önnen wie das Nachbarland Österreich und andere ichtige EU-Agrarmitbewerberländer wie Frankreich, ie Niederlande, Belgien, Italien, Irland, Portugal, Spa- ien, Griechenland und Teile von Großbritannien. Auf iese Weise hätte ein weiterer schwerwiegender Wettbe- erbsnachteil für die bayerischen Landwirte verhindert erden können. Ein Hauptgrund für die Ablehnung ist jedoch, dass it diesen Beschlüssen ein weiterer Irrweg in der Ge- taltung der europäischen Agrarpolitik umgesetzt wird. tatt konsequent auf Mengenreduzierung und Marktent- astung zu setzen, werden den Bauern Agrarpreise zuge- utet, die weitgehend nicht einmal die Produktionskos- en decken. Mit den Luxemburger Beschlüssen hat Frau ünast einem Agrarmodell zugestimmt, das auf Dauer n der Gesellschaft nicht konsensfähig ist. Wegen dieser schwerwiegenden Mängel kann ich em GAP-Umsetzungsgesetz nicht zustimmen. nlage 4 Erklärung der Bundesregierung zur Beschlussempfehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur optionalen Trägerschaft der Kommunen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (Kommu- nales Optionsgesetz) (Zusatztagesordnungs- punkt 12) Die Bundesregierung verpflichtet sich, gemeinsam it den Ländern nach einer geeigneten Lösung zu su- hen, wenn sich entgegen der derzeitigen Annahme und er erklärten Absicht des Bundes, die Kommunen in- olge der Reform – Hartz IV – zu entlasten, herausstellen ollte, dass es bei den Kommunen in einem Land in der umme zu einer Nettobelastung kommt. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 119. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Juli 2004 10933 (A) ) (B) ) Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Michael Luther, Maria Michalk, Klaus Brähmig, Günter Baumann, Marco Wanderwitz, Robert Hochbaum, Dr. Peter Jahr, Henry Nitzsche, Manfred Kolbe, Veronika Bellmann, Christa Reichard (Dres- den), Michael Kretschmer und Arnold Vaatz (alle CDU/CSU) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Vermittlungsausschus- ses zu dem Gesetz zur optionalen Trägerschaft der Kommunen nach dem Zweiten Buch Sozial- gesetzbuch (Kommunales Optionsgesetz) (Zu- satztagesordnungspunkt 12) Ich kann dem Kommunalen Optionsgesetz zum Vier- ten Gesetz über moderne Dienstleistungen am Arbeits- markt (Hartz IV), das als Ergebnis der Beratungen des Vermittlungsergebnisses vom 30. Juni 2004 dem Deut- schen Bundestag zugeleitet wurde, nicht zustimmen. Ein wesentlicher Baustein zur Modernisierung des Sozialstaates ist die Zusammenführung von Arbeitslo- sen- und Sozialhilfe zu einem Hilfesystem, dem so ge- nannten Arbeitslosengeld II. Das halte ich für richtig. Wichtig ist aber, dass den Arbeitslosengeld-II-Empfän- gern Perspektiven eröffnet werden, wieder Beschäfti- gung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden. Denjeni- gen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Beschäftigung finden, müssen Beschäftigungsmöglich- keiten angeboten werden. Die Schaffung dieser Beschäf- tigungsmöglichkeiten ist eine dezentral zu organisie- rende Aufgabe, sowohl für die Kommunen als auch für die Arbeitsämter. Dieses gestaltet sich in Kommunen mit besonders hoher Arbeitslosigkeit sehr schwierig. Des- halb wurde von Anfang an das Ziel verfolgt, Kommunen mit besonders hoher Arbeitslosigkeit dafür organisatori- sche Hilfe und besondere Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Durch das Vermittlungsergebnis bekommen insbeson- dere die neuen Bundesländer, die eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von fast 20 Prozent zu verzeichnen haben und die im Vergleich zu Regionen in den alten Bundesländern ein Vielfaches an Arbeitslosengeld-II- Empfängern haben werden, nach der Reform keine finanzielle Unterstützung; sie werden zum Teil sogar be- lastet. Damit wird ein wesentliches Ziel der Reform, An- reize und Möglichkeiten zu schaffen, wieder Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt zu erhalten, verfehlt, weil die Kommunen lediglich die erwerbsfähigen Hilfebezieher mit passiven Leistungen „ruhig stellen“ können und keine Chance haben, den Betroffenen Beschäftigungs- möglichkeiten zu eröffnen. Ein zweiter Grund, nicht zuzustimmen, ist für mich der viel zu geringe anrechnungsfreie Betrag, den jemand zum Arbeitslosengeld II hinzuverdienen kann. Damit sind in der Zukunft vor allem die vielen älteren Arbeitslosengeld-II-Empfänger in den neuen Bundeslän- dern verurteilt, auf diesem niedrigen Einkommensniveau verharren zu müssen. A h b a A G F t g A h g z k A i d d § t s v n T w B k w M n S g b f i t d (C (D nlage 6 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Jörg Tauss, Ulla Burchardt, Swen Schulz (Spandau) und Dr. Carola Reimann (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Vermittlungsaus- schusses zu dem Gesetz zur optionalen Träger- schaft der Kommunen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (Kommunales Optionsgesetz) (Zusatztagesordnungspunkt 12) Die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozial- ilfe zu einer einheitlichen Grundsicherung für alle Ar- eitsuchende ist mit dem Ziel verbunden, Langzeit- rbeitslose in Zukunft besser und schneller als bisher in rbeit zu vermitteln. Dieser Reform stimme ich im rundsatz zu, allerdings in der Erwartung, dass die inanzierung dieser wichtigen Reform des Arbeitsmark- es im Bundeshaushalt nicht über eine – zusätzliche – lobale Minderausgabe über alle Ressorts erfolgt. nlage 7 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Gerald Weiß (Groß-Gerau) und Peter Weiß (Emmendingen) (beide CDU/ CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur optionalen Trägerschaft von Kom- munen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetz- buch (Kommunales Optionsgesetz) (Zusatzta- gesordnungspunkt 12) Die Erfahrungen vieler Landkreise in der Vergangen- eit haben deutlich gemacht, dass die kommunalen Trä- er die Betreuung und Vermittlung erwerbsfähiger Lang- eitarbeitsloser erfolgreicher und effizienter leisten önnen als eine bundesweit zuständige Zentralbehörde. us diesem Grund hat sich der Vermittlungsausschuss m Dezember auf die Schaffung eines Optionsrechtes für ie Kommunen zur Wahrnehmung der Aufgaben nach em SGB II verständigt und diese Optionsklausel im 6 a SGB II festgeschrieben. Mit dem jetzt im Vermittlungsausschuss ausgearbeite- en Einigungsvorschlag zum Kommunalen Optionsge- etz liegt die rechtliche Ausgestaltung des § 6 a SGB II or. Nach meiner Auffassung entspricht diese Lösung icht den Eckpunkten, die hinsichtlich der kommunalen rägerschaft Bestandteil der Einigung vom Dezember aren. Tatsächlich enthält das Gesetz in der Fassung der eschlussempfehlung des Vermittlungsausschusses eine echte Option. Die ursprünglich ausdrücklich er- ünschte und mit politischer Mehrheit beschlossene öglichkeit einer alleinigen und vollständigen Über- ahme der Verantwortung für die Leistungen nach dem GB II und die umfassende Betreuung der erwerbsfähi- en Langzeitarbeitslosen durch die Kommunen im Wett- ewerb mit der Arbeitsmarktpolitik der Bundesagentur ür Arbeit wurde auf diese Weise nicht verwirklicht. Die n dem Einigungsvorschlag niedergelegte Experimen- ierklausel betrachte ich als unzureichenden Ersatz für ie im SGB II verankerte Optionsklausel. 10934 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 119. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Juli 2004 (A) ) (B) ) Trotz dieser Bedenken habe ich dem Ergebnis des Vermittlungsausschusses zugestimmt, um auf diese Weise zu ermöglichen, dass überhaupt eine Optionsmög- lichkeit für die Kommunen geschaffen wird. Ich erwarte jedoch, dass nach entsprechenden Erfahrungen und Er- folgen der auf der Basis der Experimentierklausel für die kommunale Trägerschaft der neuen SGB-II-Leistungen optierenden Kommunen umgehend ein umfassendes Optionsrecht für alle Kommunen eingeführt wird. Anlage 8 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ulrich Petzold und Uda Carmen Freia Heller (beide CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur optionalen Trägerschaft von Kommunen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (Kom- munales Optionsgesetz) (Zusatztagesordnungs- punkt 12) Ich kann der Beschlussempfehlung des Vermittlungs- ausschusses zu dem Gesetz zur optionalen Trägerschaft von Kommunen nach dem zweiten Sozialgesetzbuch – Kommunales Optionsgesetz zum vierten Gesetz über moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Hartz IV) –, das als Ergebnis der Beratungen des Vermittlungsaus- schusses vom 30. Juni 2004 dem Deutschen Bundestag zugeleitet wurde, nicht zustimmen und werde mich der Stimme enthalten. Meiner persönlichen Auffassung nach ist die Grund- forderung der CDU/CSU „Fördern und Fordern“ in den Beschlüssen des Vermittlungsausschusses in lediglich ei- ner Protokollnotiz unzureichend umgesetzt. Mein Haupteinwand besteht jedoch darin, dass der in der Vermittlung erreichte Stand der Gesetzgebung mei- ner Meinung nach nicht ausreicht, um einen verantwort- baren Reformverlauf zu sichern. Die vorliegende Geset- zesfassung hat insbesondere für Regionen mit hoher Langzeitarbeitslosigkeit erhebliche Auswirkungen, in- dem sie die Modalitäten der Trägerverantwortung fest- legt, den Finanzausgleich praktisch abschließend regelt und auch Zeitpunkt und einen sehr kurzen Übergang der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum 1. Januar 2005 endgültig festlegt; sie ist meiner Auffassung nach auch bei den Hinzuverdienstmöglich- keiten unzureichend. In der außerordentlich kurzen Frist zwischen der Vor- lage des Vermittlungsergebnisses und der Entscheidung über ein Abstimmungsverhalten, die mir damit zur Prü- fung der Vorlage zur Verfügung stand, und aufgrund der weit reichenden Konsequenzen meines Abstimmungs- verhaltens musste ich zu dem Schluss kommen, dass die vorgegebenen Regelungen zu hohen Umsetzungsproble- men führen werden und nur eine ungenügende Vorsorge im kommunalen Bereich gegeben ist. Ich halte die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zu einer einheitlichen steuerfinanzierten Leistung schon allein aufgrund der Potenziale zur Ver- w U s d Z B b d d h s n t s S f w b k v n E i a i m A t a D z g d s P s w f F w b f b (C (D altungsvereinfachung für richtig, sehe jedoch auch hier msetzungsdefizite. Die Bundesregierung hat den Entwurf des Optionsge- etzes sehr viel später vorgelegt als geplant. Sie war je- och nicht bereit, den Inkraftsetzungstermin um einige eit zu verschieben, und hat damit die Verwaltung in der undesagentur für Arbeit sowie die kommunalen Ge- ietskörperschaften und Verwaltungen unter einen Zeit- ruck gesetzt, der die Beteiligten zwangsläufig überfor- ern wird. Auch haben die bisherigen Beratungen keine inreichende Transparenz in die komplexen Finanz- tröme zwischen Bundesagentur, Ländern und Kommu- en gebracht. Dies ist bei der kommunalen Finanzsitua- ion, in der viele Kommunen vor der Zwangsverwaltung tehen, nicht verantwortbar und würde die kommunale elbstverwaltung bereits kurzfristig aufs Höchste ge- ährden. Die Erwartung einer aktivierenden Hilfe für er- erbsfähige Arbeitslose wird damit gerade dort unerfüllt leiben, wo sie am dringlichsten ist. Für zahlreiche Kommunen sind bei den Unterkunfts- osten zusätzliche Finanzlasten zu erwarten, für die der orgesehene Ausgleich auch nach einer Überprüfung in- erhalb der vorgesehenen Frist zu spät kommen kann. ine ausgewogene Verteilung zugesagter Bundesmittel st bisher ebenfalls nicht gesichert. Ich halte die jüngste Verständigung im Vermittlungs- usschuss zwar für in die richtige Richtung gehend, aber n ihrer Gänze nicht ausreichend. Deshalb werde ich ich bei der Abstimmung der Stimme enthalten. nlage 9 Erklärung der Bundesregierung zur Beschlussempfehlung des Vermittlungsausschusses zum Gesetz zur Intensivierung der Bekämpfung der Schwarz- arbeit und damit zusammenhängender Steuer- hinterziehung (Zusatztagesordnungspunkt 14) 1. Zur Auskunftsberechtigung aus der zentralen Da- enbank Durch die jetzige Gesetzesfassung sowohl in § 6 als uch in § 17 ist klargestellt, dass die Informations- und atenübermittlung an Strafverfolgungs- und Polizeivoll- ugsbehörden, wie von Bundesrat und CDU/CSU ewünscht, zur Verhütung und Verfolgung auch aller an- eren Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten, die im Zu- ammenhang mit einem der in § 2 Abs. 1 genannten rüfgegenstände stehen (zum Beispiel Urkundenfäl- chung, Geldwäsche etc.), erfolgt. 2. Zur JobCard Noch in diesem Jahr soll die Prüfung abgeschlossen erden, ob das JobCard-Verfahren auch zur Bekämp- ung der Schwarzarbeit angewendet werden kann. „Im alle des Missbrauchs von Leistungen ist es nicht not- endig, die Signaturkarte einzuziehen, da der Miss- rauch als solcher in den Datenbeständen unmittelbar estgehalten wird und bei jeder erneuten Abfrage abruf- ar ist. Damit ist sichergestellt, dass das JobCard-Ver- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 119. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Juli 2004 10935 (A) ) (B) ) fahren eine Möglichkeit der Sperre im Datensatz zur Bekämpfung der Schwarzarbeit beinhaltet. Nach Abschluss der Erprobung ist zu entscheiden, ob das JobCard-Verfahren eingeführt wird. In diesem Fall wird im Gesetzentwurf eine entsprechende Regelung aufgenommen. Anlage 10 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Antrags: Sommerferien ver- braucherfreundlicher gestalten – Gesamtferien- zeitraum auf 90 Tage ausdehnen (Tagesord- nungspunkt 29) Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der zur Beratung vorliegende Antrag ist nicht neu, das Anliegen hinreichend bekannt und das Problem letztlich hier im Bundestag nicht zu lösen. Aber derartige Betrachtungen können unsere Kolleginnen und Kollegen von der FDP selbstverständlich nicht davon abhalten, uns heute noch einmal mit einem Antrag zur Sommerferienregelung zu „beglücken“. Die lobenswerte Kürze beschwert unser Gedächtnis zwar nicht allzu sehr, gleichwohl wird unser Geist aber auch nicht sonderlich erleuchtet. Dass wir das Anliegen des Antrages inhaltlich mittra- gen, ist durch die mehrfachen Beratungen zu diesem Thema im Tourismusausschuss und mit der Kultusminis- terkonferenz hinreichend bekannt. Bekannt ist auch, welche Widerstände sich hier entgegenstellen, die wir nicht einfach vom Tisch wischen können. Letztlich – das wissen wir alle – entscheiden hier die Länder, in Sonder- heit die KMK, und wir sollten diese Zuständigkeit auch anerkennen. Was wir machen können, haben wir getan, nämlich auf jene Gründe zu verweisen, die für eine län- gere Ferienzeit sprechen. Der KMK gehören, das wissen Sie auch, mehrheitlich Politikerinnen und Politiker der Parteien an, die im Bun- destag in der Opposition sitzen. Ich finde es nachgerade unredlich, dass Sie nunmehr den nicht zuständigen Bun- destag bemühen wollen, Ihren Kolleginnen und Kolle- gen auf die „Sprünge“ zu helfen, anstatt die Verantwort- lichen in den Ländern anzusprechen. Wo sonst völlig zu Recht argwöhnisch und penibel darauf geachtet wird, dass der Bund sich nicht Kompetenzen anmaßt, die ihm nicht zustehen, soll nun von Bundesebene her gehandelt werden. Wir sollten auf die sachlichen und fachlichen Abwägungen in den Ländern setzen und auch die Argu- mente der Bildungspolitikerinnen in den Ländern ernst nehmen. Die aktuelle Ferienordnung schafft sicherlich ein ernstes Problem: Fast die Hälfte der Menschen in unse- rem Land, nämlich die Familien mit schulpflichtigen Kindern in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein- Westfalen, macht fast gleichzeitig Ferien. Die Hauptsai- son verkürzt sich außerdem drastisch von maximal 91Tagen auf nur noch 75 Tage. Die Tourismusbranche leidet natürlich unter dieser Reduktion. Das muss man n m a v b l t i s B F S s t w f k r D z P s u A G B u d t E f p z E d s n L w m ß s A g s (C (D icht weiter ausführen: Nachfragen in der Ferienzeit, die an nicht annehmen kann, Bettenleerstand in den Zeiten ußerhalb der Ferien. Einkommensmöglichkeiten gehen erloren, Preise verteuern sich, die Dauer saisonaler Ar- eitsplätze verkürzt sich und der redlich verdiente Ur- aub muss häufig in überfüllten und überteuerten Quar- ieren verbracht werden. Deshalb wäre eine Neuregelung m Sinne Ihres Antrages aus tourismuspolitischer Sicht innvoll; ich stimme da ausdrücklich noch einmal zu. Bestehen bleiben aber auch die bildungspolitischen edenken. Dass nämlich die schon im Juni beginnenden erientermine das zweite Schulhalbjahr stark verkürzen. chülerinnen und Schüler wie Lehrerinnen und Lehrer ind dadurch einem aufreibenden Test- und Notenmara- hon ausgesetzt. Das ist pädagogisch wenig sinnvoll, enn nicht sogar kontraproduktiv. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es auch eine ür beide Anliegen zufrieden stellende Lösung geben ann. Die Ferienzeitregelung ist keine allein unter tou- ismuspolitischen Gesichtspunkten zu regelnde Materie. as Ferienproblem hängt auch mit der Schulproblematik usammen. Expertinnen und Experten forderten nach ISA strukturelle Veränderungen im deutschen Schul- ystem. Wir sollten auch diesen Auftrag ernst nehmen nd gemeinsam mit den Ländern zu Lösungen kommen. nlage 11 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Haushaltsbe- gleitgesetzes 2005 (HBeglG 2005) (Zusatztages- ordnungspunkt 16) Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Weil die Opposition letzten Dezember im undesrat einen sinnvollen und dringend erforderlichen mfassenden Subventionsabbau verhindert hat, geraten ie Finanzen von Bund, Ländern und Kommunen immer iefer in die Finanzkrise. Neben dem vollen Abbau der igenheimzulage, einer weit gehenden Kürzung der Ent- ernungspauschale und dem Abbau der Wohnungsbau- rämien hat die CDU/CSU im Vermittlungsverfahren um letzten Haushaltsbegleitgesetz 2004 auch jegliche insparungen im Agarbereich abgeblockt. Mit diesem Haushaltsbegleitgesetz 2005 müssen wir iese Kürzungen, die ohne Bundesratszustimmung be- chlossen werden können, erneut aufrufen. Wir tun dies icht aus Spaß oder etwa deshalb, weil wir gerade die andwirte ärgern wollen. Nein, wir müssen dies tun, eil die Wirtschaftsentwicklung und die Steuereinnah- en nicht so stabil sind, wie das nötig wäre, um die gro- en Lasten der sozialen Sicherung und der Wirtschafts- ubventionen ohne Einschnitte aufrechtzuerhalten. Um die Haushalte zu konsolidieren, muss auch der grarbereich einen Beitrag leisten. Das Haushaltsbe- leitgesetz 2005 macht zwei Kürzungen erforderlich: Erstens. Die Steuervergünstigungen beim Agrar-Die- el müssen abgebaut werden. Die Land- und Forstwirt- 10936 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 119. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Juli 2004 (A) ) (B) ) schaft erhält je Liter betrieblich genutzten Dieselkraft- stoff 21,48 Cent vergütet. Insgesamt werden so knapp 2 Milliarden Liter Kraftstoff begünstigt. Der Abbau die- ser Steuervergünstigung umfasst ein Volumen von insge- samt 287 Millionen Euro. Damit wird die Vergünstigung um 68 Prozent verringert, verglichen mit der derzeit kal- kulierten Steuermindereinnahme von jährlich rund 420 Millionen Euro. Der Abbau soll so umgesetzt wer- den, wie bereits im Haushaltsbegleitgesetz 2004 vorge- sehen: Demnach gibt es eine einzelbetriebliche Ober- grenze von 10 000 Litern und einen Selbstbehalt je Betrieb von 350 Euro. Als Grüne hoffe ich, dass dieser Subventionsabbau auch dazu führt, dass die Landwirt- schaft mehr und mehr auf Pflanzenöl umsteigt und so dem Öl aus nachwachsenden Rohstoffen zu deutlich mehr Nachfrage verhilft. Zweitens. Die Agrarsozialpolitik ist mit einem Ansatz von 3,7 Milliarden Euro die bei weitem finanziell be- deutsamste Maßnahme im Etat des Ressorts für Land- wirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz. Deshalb kann sie von Einsparungen nicht ausgenommen werden. In der landwirtschaftlichen Krankenversicherung soll der Solidarbeitrag der aktiven Landwirte, ausgehend von einem Anteil für 2005 von zunächst 82 Millionen Euro peu à peu bis 2008 auf 91 Millionen Euro erhöht werden. Gemessen an der Belastung der aktiven Mitglieder in der allgemeinen Krankenversicherung ist diese Mehrbelas- tung der Landwirte sozialpolitisch vertretbar. Sie wird außerdem durch Einsparungen infolge des Gesundheits- modernisierungsgesetzes abgefedert. Auch müssen die Selbstverwaltungsorgane der landwirtschaftlichen Kran- kenkasse durch ihre Vermögen und durch mehr Verwal- tungseffizienz unzumutbare Beitragsmehrbelastungen vermeiden. Es liegt also an den Sozialkassen, so sparsam zu kal- kulieren, dass Beitragserhöhungen vermieden werden werden. Die Absenkung der Bundeszuschüsse muss innerhalb der Landwirtschaft solidarisch aufgebracht werden. Da- rum richten sich die Anteile der einzelnen LKKn an den Bundeszuschüssen nach der Leistungsfähigkeit ihrer Versichertengemeinschaften. Auf diese Weise werden regionale Unterschiede in der Belastung durch die Ab- senkung der Bundesmittel vermieden. Weiterhin aber wird der Bund mit knapp 3,7 Milliar- den Euro die Hauptlast der sozialen Sicherung für die Landwirtschaft tragen. Die Hauptziele der Agrarsozial- politik – die ökonomische und soziale Absicherung der in der Land- und Forstwirtschaft tätigen Menschen und die soziale Flankierung des Agrarstrukturwandels – sind durch die notwendigen Konsolidierungsmaßnahmen nicht berührt worden. Jürgen Koppelin (FDP): Offensichtlich traut der Finanzminister seinem eigenen Haushaltsentwurf, den er letzte Woche vorgelegt hat, nicht und schiebt schnell ein Haushaltsbegleitgesetz 2005 nach. Der auf Kante ge- nähte Haushalt droht also schon vor der Verabschiedung aus den Nähten zu platzen. Zum vierten Mal werden die M a t h b E m S h E d r s H t S v a h r L f K 2 w e h l w i d e w b n P I t d m w m u t v c B b p s z d d (C (D aastricht-Kriterien verletzt werden. Somit verstößt uch dieser Haushalt gegen einen völkerrechtlichen Ver- rag. Die Annahmen, auf denen der Haushalt basiert, ge- en, wie in den vergangenen Jahren, an der Realität vor- ei, sodass ein Nachtragshaushalt zur Tradition wird. ine traurige Tradition. Die Privatisierungserlöse sind it 15,4 Milliarden Euro utopisch hoch angesetzt, die chätzung der Wachstumserwartung ist höchst zweifel- aft, um nur einige Beispiele zu nennen. 800 Millionen uro fehlen da schnell in der Kasse, und dann wäre auch ieser Haushalt verfassungswidrig. Die FDP-Fraktion echnet aber mit einem wesentlich höheren Fehlbetrag. Mit dem vorliegenden Haushaltsbegleitgesetz 2005 oll bei der Landwirtschaft abkassiert werden, um die aushaltslöcher zu stopfen. Die FDP steht für Subven- ionsabbau. Dazu müssen jedoch gleichzeitig erhebliche teuererleichterungen durchgeführt werden. Einen Sub- entionsabbau zum Stopfen der Haushaltslöcher wird es ber mit der FDP nicht geben. Der Haushalt von Frau Künast birgt sicher noch ein ohes Einsparpotential. Dabei denke ich an die Reduzie- ung der Förderung der so genannten „ökologischen andwirtschaft“, wie zum Beispiel Gelder für die Öf- entlichkeitsarbeit. Aber die Klientel der Grünen soll vor ürzungen weiterhin geschont werden. Mit dem Haushaltsbegleitgesetz 2005 sollen im Jahr 005 von den Landwirten 82 Millionen Euro abkassiert erden. Insgesamt sollen bis 2008 1,2 Milliarden Euro inkassiert werden. Die FDP hat bei den letzten Haus- altsverhandlungen Einsparvorschläge von über 2 Mil- iarden Euro gemacht. Die haben sie alle abgelehnt. Was ollen Sie mit einer Einsparung von 82 Millionen Euro n 2005 erreichen? Das ist nicht einmal der Tropfen auf en heißen Stein, und ein überlaufendes Fass wird durch inen Tropfen weniger nicht austrocknen. Wenn die Steuern nicht so fließen, wie von Ihnen er- artet, ist Ihr Haushalt verfassungswidrig. Wenn die Ar- eitslosenzahlen nicht so schnell sinken, wie sie es pla- en, ist Ihr Haushalt verfassungswidrig. Wenn die rivatisierungserlöse nicht realisiert werden können, ist hr Haushalt verfassungswidrig. Es wird Ihnen nicht helfen, an einzelnen Subventions- atbeständen zu drehen. Was wir brauchen, ist ein Um- enken und eine Wirtschafts- und Steuerpolitik, die ehr Wachstum und Investitionen schafft und dadurch ieder Menschen in Brot und Arbeit bringt. Durch Ihre Politik sind die Einkommen der Bauernfa- ilien im vierten Jahr in Folge rückläufig. Die Land- nd Forstwirtschaft hat eine extrem hohe Steuerbelas- ung durch die Ökosteuer auf Strom, Diesel und Gas zu erkraften; zusätzlich gibt es Eingriffe in das Alterssi- herungssystem. Zudem werden die Bäuerinnen und auern durch das Gesundheitsmodernisierungsgesetz elastet wie auch bei der Eigenheimzulage, der Pendler- auschale und der Kürzung steuerlicher Freibeträge. Zu- ätzlich führt die geplante Verteuerung des Agrardiesels u einer Steuererhöhung um 56 Prozent und verschärft ie ohnehin schon bestehenden Wettbewerbsnachteile zu en Niederlanden, Dänemark und Frankreich. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 119. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Juli 2004 10937 (A) ) (B) ) Und jetzt planen Sie, den Bundeszuschuss zur Kran- kenversicherung der Landwirte um 82 Millionen Euro zu kürzen. Rot-Grün legt damit die Axt, ohne eine Alterna- tive zu benennen, an die landwirtschaftliche Sozialversi- cherung. Das ist unverantwortlich. Die Bauern können Ihren Betrieb nicht ins Ausland verlagern. Und deswe- gen wird bei ihnen abkassiert. Herr Bundesfinanzminister, ich fordere Sie deshalb auf, das Haushaltsbegleitgesetz 2005 zurückzunehmen. Die Abstrafung der Landwirtschaft nach dem Motto: „Die Bauern wählen uns nicht, deshalb werden sie ge- schröpft“, muss ein Ende haben. Durch die rot-grüne Haushaltspolitik entstehen immer mehr Wettbewerbs- nachteile innerhalb der EU für die Landwirtschaft. Auch dies muss ein Ende haben. Anlage 12 Amtliche Mitteilungen Der Vermittlungsausschuss hat in seiner 32. Sitzung zu dem vom Deutschen Bundestag am 6. Mai 2004 be- schlossenen Gesetz zur Verbesserung des Schutzes junger Menschen vor Gefahren des Alkohol- und Ta- bakkonsums das Verfahren ohne Einigungsvorschlag abgeschlossen. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2002 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im ersten Vierteljahr 2002 – Drucksachen 14/9180, 15/345 Nr. 44 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführungs 2002 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im zweiten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2002 – Drucksachen 14/9893, 15/99 Nr. 1.17 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2002 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im dritten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2002 – Drucksachen 15/113, 15/171 Nr. 3 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2002 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im vierten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2002 – Drucksachen 15/393, 15/446 Nr. 5 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung m V P t (C (D Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigun- gen gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung der Stabili- tät und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) vom 8. Juni 1967 für die Jahre 2001 bis 2004 (19. Subven- tionsbericht) – Drucksache 15/1635 – Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresgutachten 2003/2004 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwick- lung – Drucksache 15/2000 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit in den Jahren 2001/2002 sowie über die Lage und Ent- wicklung auf seinem Aufgabengebiet und Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksache 15/1226 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Aktionsprogramm Informationsgesellschaft Deutsch- land 2006 – Drucksache 15/2315 – Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – Unterrichtung durch die Bundesregierung Waldzustandsbericht 2003 – Ergebnisse des forstlichen Umweltmonitorings – – Drucksache 15/2210 – Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesverkehrswegeplan 2003 – Drucksachen 15/2050, 15/2207 Nr. 1 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 15/1547 Nr. 2.42 Drucksache 15/2793 Nr. 1.4 Drucksache 15/2793 Nr. 2.17 Drucksache 15/2793 Nr. 2.18 Finanzausschuss Drucksache 15/3023 Nr. 1.5 Drucksache 15/3023 Nr. 2.5 Drucksache 15/3023 Nr. 2.10 Drucksache 15/3023 Nr. 2.20 Drucksache 15/3135 Nr. 2.11 Drucksache 15/3135 Nr. 2.20 Drucksache 15/3135 Nr. 2.21 Drucksache 15/3135 Nr. 2.29 (A) (C) (B) (D) Drucksache 15/3135 Nr. 2.34 Drucksache 15/3135 Nr. 2.39 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/3135 Nr. 2.10 Drucksache 15/3135 Nr. 2.15 Drucksache 15/3135 Nr. 2.16 Drucksache 15/3135 Nr. 2.17 Drucksache 15/3135 Nr. 2.23 Drucksache 15/3135 Nr. 2.25 Drucksache 15/3135 Nr. 2.35 Drucksache 15/3135 Nr. 2.45 Drucksache 15/3135 Nr. 2.46 Drucksache 15/3135 Nr. 2.48 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/3135 Nr. 2.6 Drucksache 15/3135 Nr. 2.9 Drucksache 15/3135 Nr. 2.18 Drucksache 15/3135 Nr. 2.19 Drucksache 15/3135 Nr. 2.24 Drucksache 15/3135 Nr. 2.32 Drucksache 15/3135 Nr. 2.37 Drucksache 15/3135 Nr. 2.38 Drucksache 15/3135 Nr. 2.41 Drucksache 15/3135 Nr. 2.42 Drucksache 15/3135 Nr. 2.47 Drucksache 15/3135 Nr. 2.51 Drucksache 15/3135 Nr. 2.54 Drucksache 15/3135 Nr. 2.55 Drucksache 15/3135 Nr. 2.56 Drucksache 15/3135 Nr. 2.57 Drucksache 15/3135 Nr. 2.58 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 15/2636 Nr. 2.1 Drucksache 15/2711 Nr. 2.9 Drucksache 15/2895 Nr. 2.2 Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Drucksache 15/3135 Nr. 2.36 Ausschuss für Verkehr, Bau und Wohnungswesen Drucksache 15/3135 Nr. 1.2 Drucksache 15/3135 Nr. 2.27 Drucksache 15/3135 Nr. 2.28 Drucksache 15/3135 Nr. 2.31 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/3135 Nr. 1.3 Drucksache 15/3135 Nr. 2.7 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 15/2895 Nr. 2.1 Drucksache 15/3135 Nr. 2.1 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/2447 Nr. 2.37 Drucksache 15/2895 Nr. 2.4 Drucksache 15/3023 Nr. 2.17 10938 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 119. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Juli 2004 91, 1 0, T 119. Sitzung Berlin, Freitag, den 2. Juli 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511900000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Heute feiert der Kollege Hans-Werner Bertl seinen

60. Geburtstag. Ich gratuliere im Namen des Hauses sehr
herzlich und wünsche alles Gute.


(Beifall)

Interfraktionell ist vereinbart worden, die heutige Ta-

gesordnung zu erweitern. Die Punkte sind in der Ihnen
vorliegenden Zusatzpunktliste aufgeführt:

9 Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschusses für

(1. Ausschuss)

eines Strafverfahrens
– Drucksache 15/3499 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Eckart von Klaeden

(siehe 117. Sitzung)


10 Vereinbarte Debatte zur Zusammenlegung von Arbeitslo-
senhilfe und Sozialhilfe und zur Umsetzung der EU-
Agrarreform

11 Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschusses nach
Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) zu dem
Gesetz zur Umsetzung der Reform der gemeinsamen
Agrarpolitik s

Redet
– Drucksachen 15/2553, 15/2790, 15/2843, 15/3165, 15/3494 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Michael Müller (Düsseldorf)


12 Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschusses nach
Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) zu dem
Gesetz zur optionalen Trägerschaft von Kommunen nach dem

(Kommunales Optionsgesetz)

– Drucksachen 15/2816, 15/2997, 15/3161, 15/3495 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Ludwig Stiegler

13 Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschusses nach
Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) zu dem
Ersten Gesetz zur Änderung des Betriebsprämiendurch-
führungsgesetzes
– Drucksachen 15/3046, 15/3223, 15/3297, 15/3
Berichterstattung:
Abgeordneter Michael Müller (Düsseldorf)


(C (D ung n 2. Juli 2004 0 Uhr 14 Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes Gesetz zur Intensivierung der Bekämpfung der Schwarzarbeit und damit zusammenhängender Steuerhinterziehung – Drucksachen 15/2573, 15/2948, 15/3077, 15/3079, 15/3298, 15/3497 – Berichterstattung: Abgeordneter Jörg-Otto Spiller 15 Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes Elften Gesetz zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes – Drucksachen 15/2537, 15/3076, 15/3304, 15/3498 – Berichterstattung: Abgeordneter Klaus Brandner 16 Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbegleitgesetzes 2005 (Haushaltsbegleitgesetz 2005 – HBeglG 2005)


(AWG) und der Außenwirtschaftsverordnung (AWV)

– Drucksache 15/3442 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft

Dann teile ich Folgendes mit: Der Ältestenrat hat in
einer gestrigen Sitzung vereinbart, dass in der Haus-

ext
haltswoche vom 6. September 2004 keine Befragung der
Bundesregierung, keine Fragestunden und keine Aktuel-
len Stunden stattfinden sollen. Sind Sie damit einver-
standen? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das so
beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 27 auf:
Abgabe einer Erklärung durch den Bundeskanz-
ler
Einigung der Staats- und Regierungschefs der
Europäischen Union auf eine europäische Ver-
fassung

interfraktionellen Vereinbarung sind für
im Anschluss an die Regierungserklä-
en vorgesehen. – Ich höre keinen Wider-
t das so beschlossen.
496 –
Nach einer

die Aussprache
rung zwei Stund
spruch. Dann is






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Das Wort zur Abgabe einer Regierungserklärung hat

der Bundeskanzler Gerhard Schröder.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Gerhard Schröder (SPD):
Rede ID: ID1511900100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Vor 14 Tagen haben sich die Staats- und Regie-
rungschefs der Europäischen Union auf die europäische
Verfassung geeinigt. Mir liegt daran, auch deutlich zu
machen, was das politische Umfeld, der politische Hin-
tergrund dieser Einigung war und ist.

Sie wissen, dass wir den 60. Jahrestag des so genann-
ten D-Day in Frankreich miteinander begangen haben.
Jeder hat gespürt, denke ich, dass die Franzosen und die
Deutschen, die beiden Völker, die so häufig blutige
Kriege gegeneinander geführt haben, einander so nahe
sind wie wahrscheinlich noch nie zuvor.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Rainer Stinner [FDP])


Was dort erreicht werden konnte, ist das Verdienst al-
ler Bundesregierungen – ich betone: aller Bundesregie-
rungen –, seit unsere Republik besteht. Es hat mich zu-
tiefst berührt, wie sehr dieses Miteinander, das ja nicht
nur ein Miteinander der beiden Völker, sondern auch ein
Miteinander der beiden Völker für Europa ist, deutlich
geworden ist.

Ich spreche im Namen aller, denke ich, wenn ich
sage, dass der gleiche Prozess auch nach Osten hin erfol-
gen muss,


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


dass wir alles, was in unserer Kraft und in unseren Mög-
lichkeiten steht, tun müssen, um gegenüber Polen, aber
nicht nur gegenüber Polen den gleichen Prozess der Ver-
söhnung und des Miteinanders hinzubekommen.

Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass mich der
polnische Staatspräsident eingeladen hat, beim 60. Jah-
restag des Warschauer Aufstands in Polen dabei zu
sein. Es ist im Interesse des gesamten Hohen Hauses,
denke ich, wenn dabei genau dieser Aspekt erkennbar
wird; denn dabei wird dann auch deutlich werden, dass
es nicht nur um einen Prozess der Versöhnung zwischen
unseren beiden Völkern, sondern auch darum geht, da-
durch der inhaltlichen Einheit Europas mehr Gestalt zu
geben.

Ich füge hinzu: Im nächsten Jahr wird insbesondere in
Russland der 60. Jahrestag des Endes des Zweiten
Weltkrieges begangen werden. Ich glaube, auch darin
liegt eine Möglichkeit – wo immer denkbar, werden wir
sie zu nutzen versuchen –, den Versöhnungsprozess mit
diesem so großen und wichtigen Land, das auch uns
nahe ist, einzuleiten und voranzubringen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D uch das hat mit der europäischen Einheit zu tun; denn s wird auf diesem Kontinent keine dauerhafte Sichereit, keinen dauerhaften Frieden und kein dauerhaftes ohlergehen für seine Menschen geben können, wenn s nicht gelingt, Russland auf Dauer durch eine ganz nge Partnerschaft mit der Europäischen Union zu verinden. Daran zu arbeiten ist genauso wichtig wie die ortführung und Gestaltung des Prozesses der inneren inheit in der Europäischen Union. Vor diesem Hintergrund – politisch, aber auch emotio al – haben die Diskussionen um die europäische Verfasung stattgefunden. Ich finde, der Beschluss über die erfassung ist wirklich ein Meilenstein auf dem Weg zur eiteren europäischen Integration. Deshalb ist der Bechluss über die Verfassung zu Recht ein Beschluss von istorischer Tragweite genannt worden. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Unmittelbar nach dem Beitritt von zehn neuen Mit-
liedstaaten aus Ost- und Südosteuropa zur Europäi-
chen Union wird damit ein ganz wichtiges Zeichen ge-
etzt: Das größer gewordene Europa findet auch trotz
roßer Meinungsunterschiede einen Weg zu einem Mit-
inander und wächst weiter zusammen. Das hat der Ver-
assungsprozess deutlich gemacht. Wir schaffen die Vo-
aussetzungen dafür, dass dieses größer gewordene
uropa entscheidungsfähig und damit politisch führbar
leibt. Auch dieser Aspekt der Verfassungsdiskussion
das wird sich in den kommenden Jahren zeigen – darf
icht kleingeredet werden. Er ist eminent wichtig; denn
s geht ja nicht nur darum, dass das einige Europa größer
ird, es geht auch darum, dass in ihm politisch effizient
earbeitet werden kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, Anfang dieser Woche ha-
en wir uns auf einen Kandidaten für das Amt des Kom-
issionspräsidenten verständigt. Ich brauche hier die

eilweise kontroversen Debatten nicht zu wiederholen;
ie kennen sie alle. In der Person des portugiesischen
inisterpräsidenten Barroso haben wir aber, wie ich
enke, einen fähigen Kandidaten gefunden. Mir liegt da-
an, deutlich zu machen, dass der Ministerpräsident Por-
ugals wirklich mehr als eine Chance verdient, zu bewei-
en, dass er ein guter Kommissionspräsident sein wird,
er die Integration Europas voranbringt. Er kann sicher
ein, dass Deutschland ihn ohne Vorbehalte in seiner Ar-
eit unterstützen wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn, was ich hoffe und worum ich auch bitte, das
uropäische Parlament ihn bestätigt, kann er mit ganzer
nergie an der weiteren Integration Europas arbeiten,
enauso wie wir das in der Verfassung festgelegt haben.


(Zuruf des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])

Herr Glos, wollten Sie noch über den Kommissions-
räsidenten mit mir reden?






(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder


(Michael Glos [CDU/CSU]: Ich habe nur gesagt, dass wir uns freuen, dass der Erkenntnisprozess, dass das Parlament mitredet, zu Ihnen durchgedrungen ist!)


– Ja, das war nicht einfach nur ein Erkenntnisprozess,
sondern in diesem Prozess war auch auf Machtverhält-
nisse in Europa zu reagieren.


(Joseph Fischer, Bundesminister: Und Verantwortung wahrzunehmen!)


Das ist gar keine Frage. Diese Tatsache zeigt, dass man
unter den gegebenen Verhältnissen verantwortlich mit
solchen Fragen umgehen muss.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ob allerdings alle Ihre Erwartungen, Herr Glos, erfüllt
werden, dessen bin ich mir nicht so ganz sicher. Mögli-
cherweise wird es zu gegebener Zeit, aber sicher nicht
von mir angestoßen, eine Debatte über die Frage geben,
ob die parteipolitische Politisierung solcher Prozesse
wirklich sinnvoll ist. Auch das ist nicht ausgemacht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch und Lachen bei der CDU/CSU)


Mein ganz besonderer Dank gilt Irlands Premiermi-
nister Bertie Ahern. Es waren sein Einsatz und das Ver-
handlungsgeschick der irischen Präsidentschaft, die die-
sen Erfolg möglich gemacht haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Natürlich ist der Verfassungstext ein Kompromiss.
Wie sollte es auch anders sein? Auch ich hätte mir die
eine oder andere Formulierung und den einen oder ande-
ren Artikel anders vorstellen können. In der Frage der
Mehrheitsentscheidungen oder bei der verstärkten Zu-
sammenarbeit wären wir gern weiter gegangen; aber das
war politisch nicht durchführbar, weil nicht durchsetz-
bar.

Ebenso ist über die – auch hier im Hohen Haus disku-
tierte – Frage des Gottesbezuges in der europäischen
Verfassung sehr intensiv debattiert worden. Ich habe
mich in dieser Frage immer dafür eingesetzt, dass die
Verfassung eine Präambel erhält, in der der Bezug zur
christlichen Tradition stärker zum Ausdruck kommt, als
es schließlich erreicht worden ist. Die Präambel der jetzt
beschlossenen Verfassung enthält im ersten Satz den
Hinweis auf das kulturelle, religiöse und humanistische
Erbe Europas.

Wie gesagt, ich hätte gerne eine weiter gehende For-
mulierung gehabt, eine Formulierung zum Beispiel, die
die griechisch-römischen, die jüdisch-christlichen und
die humanistischen Traditionen und Überlieferungen un-
seres Kontinents klarer zum Ausdruck bringt. Sie wis-
sen, dass das weder im Konvent noch in der Regierungs-
konferenz konsensfähig war. Es gibt in Europa ganz
besondere laizistische Traditionen, die mit der Ge-
schichte einzelner Länder sehr verwoben sind und auf

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(C (D ie Rücksicht zu nehmen ist, zumal dann, wenn man, ie bei dem Verfassungstext notwendig, Einheitlichkeit, lso Einstimmigkeit erzielen muss. Ich finde gleichwohl, die europäische Verfassung, auf ie wir uns geeinigt haben, ist alles in allem ein guter ompromiss. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


m Ende haben wir einen Interessenausgleich erreicht,
er dem hohen Anspruch, dem eine Verfassung genügen
uss, gerecht wird.
Diese Verfassung war von Anfang an ein Projekt, das

anz maßgeblich von Deutschland vorangetrieben wor-
en ist. Die Bundesregierung ist stets dafür eingetreten,
ie europäische Einigung durch eine europäische Verfas-
ung zu festigen und sie auf dieser Basis fortzuentwi-
keln. Beharrlich und geduldig haben wir auf dieses Ziel
ingearbeitet. Die ersten Schritte zur Verfassung haben
ir bereits während der deutschen Ratspräsidentschaft
ersten Halbjahr 1999 getan. Beim Europäischen Rat

n Köln haben wir den Beschluss erreicht, eine Europäi-
che Grundrechte-Charta zu erarbeiten. Wir haben uns
chon damals dafür eingesetzt, dieser Charta einen
echtsverbindlichen Charakter zu geben. Das ist zu-
ächst am Widerstand einiger Mitgliedstaaten geschei-
ert. Heute ist diese Grundrechte-Charta integraler und
echtsverbindlicher Teil der europäischen Verfassung.
amit sind diese Grundrechte für jeden Bürger Europas
nveräußerlich und auch einklagbar.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In Köln hatten wir außerdem eine so genannte kleine
egierungskonferenz vereinbart, die dann im Dezem-
er 2000 in Nizza ihren Abschluss fand. Dadurch sollte
ie Europäische Union in die Lage versetzt werden, wei-
ere Mitgliedstaaten aufzunehmen. Wie zuvor schon in
aastricht und in Amsterdam sind jedoch auch in Nizza
ichtige Fragen unbeantwortet geblieben, zum Beispiel:
ie sollten die Kompetenzen zwischen den nationalen
nd der europäischen Ebene abgegrenzt werden? Wie
uss die Macht zwischen den Brüsseler Institutionen
erteilt werden? Welche Rolle kommt den nationalen
arlamenten in einer erweiterten Union zu? Schließlich
ing es um die Frage nach der politischen Führbarkeit ei-
er Union mit 25 und bald mehr Mitgliedstaaten.
Durch eine gemeinsame deutsch-italienische Initia-

ive ist es in Nizza dann gelungen, den Verfassungskon-
ent ins Leben zu rufen. Die Einrichtung eines Kon-
ents, der sich aus Abgesandten der Regierungen und
er Parlamente zusammensetzt, hat sich – ich glaube,
as ist eindeutig – bewährt. Deswegen sollte diese Me-
hode demokratischer Konsultationen auch bei künftigen
ertragsänderungen, soweit sie nötig werden, angewandt
erden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder

Mehrere wichtige deutsch-französische Initiativen ha-

ben die Arbeiten des Konvents geprägt. Dazu gehört der
Beitrag über die institutionelle Architektur der Union,
den ich gemeinsam mit dem französischen Staatspräsi-
denten im Januar 2003 vorgelegt habe. Viele der
deutsch-französischen Vorstellungen sind in die Verfas-
sung eingegangen. Das gemeinsame Auftreten Deutsch-
lands und Frankreichs im Konvent und in der Regie-
rungskonferenz hat erneut gezeigt: Die deutsch-
französische Partnerschaft ist unersetzlich: für die bei-
den Länder und deren Völker, aber vor allen Dingen
auch für den Prozess der Einigung Europas.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Fortschritte bei der europäischen Integration kann und
wird es immer dann geben, wenn sich Deutschland und
Frankreich so einig wie möglich sind.

Auch das ist zu sagen: Es gäbe heute keine europäi-
sche Verfassung ohne die großartige Arbeit des Kon-
vents und insbesondere ohne die Arbeit und die Ent-
schiedenheit von Präsident Valéry Giscard d’Estaing.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ihm, der diesen Konvent geführt hat, gilt deswegen un-
ser besonderer Dank.

Die zehn Beitrittsländer waren von Anfang an gleich-
berechtigt dabei. Sie waren auch gleichberechtigt an der
Regierungskonferenz beteiligt. Viele meiner Kollegen
waren anfangs skeptisch, ob eine tragfähige Einigung
von 25 Mitgliedstaaten gelingen könnte. Am Ende haben
sich alle bewegt. Das zeigt: Erweiterung einerseits und
Vertiefung andererseits müssen keine Gegensätze sein.
Sie sind gleichermaßen wichtig für den Einigungspro-
zess in Europa und dafür, dass Europa seine Rolle in der
Welt spielen kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Erweiterung und Vertiefung sind – es ist mir wichtig,
dass das deutlich wird – zwei Seiten einer Medaille.

Ich will noch zwei Persönlichkeiten besonders dan-
ken. Besonderer Dank gebührt dem polnischen Minister-
präsident Belka und dem spanischen Ministerpräsidenten
Zapatero. Beide haben das europäische Gesamtinteresse
eben nicht aus den Augen verloren, als sie in Einzelfra-
gen auch für die Interessen ihrer Länder gekämpft haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Bei den institutionellen Kernfragen haben wir Lösun-
gen gefunden, um die Handlungsfähigkeit – das heißt
immer auch: die Entscheidungsfähigkeit Europas
sicherzustellen. Von zentraler Bedeutung ist dabei die
doppelte Mehrheit. Es war richtig, dass Deutschland an
diesem Prinzip festgehalten hat. Auch das wurde erst
möglich, nachdem wir uns nach Nizza mit Frankreich
auf dieses Prinzip geeinigt hatten. Wie gesagt: Die dop-
pelte Mehrheit ist von zentraler Bedeutung. Sie macht es

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(C (D icht nur leichter, Beschlüsse zu fassen – auch das ist ine Menge wert –, sondern dadurch bringt die Europäiche Union auch ihren doppelten Charakter zum Ausruck: als Union der Staaten und als Union der Bürgerinen und Bürger. Die Staatenmehrheit unterstreicht die leichberechtigung aller Mitglieder. Ohne sie wird auch n Zukunft keine Entscheidung in Europa fallen. Das zuätzliche Erfordernis einer Mehrheit der Unionsbürger erwirklicht das zentrale Prinzip, das in jeder Demokraie selbstverständlich ist: ein Bürger – eine Stimme. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will nicht verhehlen, dass Deutschlands Stellung
nnerhalb der Union durch die doppelte Mehrheit aufge-
ertet wird. Deshalb habe ich es für vertretbar gehalten,
m Rahmen eines Gesamtkompromisses auf einige Ab-
eordnete Deutschlands im Europäischen Parlament ab
009 zu verzichten.
Auch in der Frage der künftigen Zusammensetzung

er Europäischen Kommission haben wir einen fairen
nd guten Kompromiss gefunden. Für uns war wichtig,
ass ab 2014 die Anzahl der Kommissare deutlich ver-
leinert wird. Das war zu einem früheren Zeitpunkt
wir hätten es durchaus für vernünftig gehalten – nicht
rreichbar. Besonders für die neuen Mitgliedstaaten
das ist der Grund – ist es wichtig gewesen, dass sie auf
eden Fall für zehn Jahre in der Kommission vertreten
ein werden.
Das ist gewiss ein Zugeständnis, aber ein vertretbares;

um einen, weil die Union den Ausgleich zwischen grö-
eren und kleineren Mitgliedstaaten braucht, und zum
nderen, weil mitunter gerade den Beitrittsländern Ost-
nd Mittelosteuropas der Verzicht auf ihre neu gewon-
ene Souveränität schwerer fällt als den anderen Län-
ern, für die das bereits eine historische Selbstverständ-
ichkeit geworden ist. Diese Länder haben die
rfahrung, die wir in Deutschland gemacht haben, noch
or sich, dass nämlich Europa und die Abgabe von Sou-
eränität an Europa zugleich Bedingung und Motor un-
erer Freiheit sind. Es wäre fatal, wenn wir ihnen – sei es
uch nur symbolisch – die volle Teilhabe verwehrten;
enn wir wollen, dass sie Europa nicht nur als gemeinsa-
en Markt, sondern als das große gemeinsame politi-
che Projekt der Zukunft ansehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Verfassung weitet den Anwendungsbereich von
ehrheitsentscheidungen erheblich aus. Wir, die Deut-

chen, hätten es gern gesehen, wenn Europa in dieser
rage noch weiter hätte gehen können, etwa in der Au-
en-, aber auch in der Steuerpolitik, insbesondere bei
en direkten Steuern. Das war jedoch gegen den Wider-
tand einzelner Mitgliedstaaten – hier handelt es sich
eineswegs um die neuen Mitgliedsländer, sondern um
iejenigen Länder, die schon lange dabei sind – nicht
urchsetzbar.
Das Europäische Parlament wird als Mitgesetzgeber

nd gleichberechtigter Teil der Haushaltsbehörde neben
em Rat deutlich gestärkt werden. Das Verfahren der






(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder

Mitentscheidung wird zum Regelfall in der Gesetzge-
bung. Damit stärken wir das demokratische Prinzip in
der Union. Die Bedeutung des Parlaments als Vertretung
der europäischen Bürgerinnen und Bürger wird gestärkt.
Diese Bedeutung muss nach außen deutlicher gemacht
werden. Um die europäische Integration nicht nur zu ei-
ner Sache des Verstandes, sondern auch zu einer Her-
zenssache der Menschen zu machen, brauchen wir nicht
weniger, sondern sehr viel mehr europäische Öffentlich-
keit als bislang.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Für Justiz und innere Sicherheit bringt die Verfassung
wichtige Verbesserungen: beim Kampf gegen Terroris-
mus und grenzüberschreitendes organisiertes Verbre-
chen. Mit dem europäischen Außenminister und dem
europäischen diplomatischen Dienst kann Europa
seine gewachsene Verantwortung in der Welt besser
wahrnehmen. Vielleicht kann es nicht alle Erwartungen,
die in der Welt an Europa gestellt werden, erfüllen, aber
einige davon sicher besser als je zuvor. Die Rechte der
nationalen Parlamente werden durch einen Frühwarnme-
chanismus gestärkt, jedenfalls in den Fällen, in denen
das Prinzip der Subsidiarität verletzt zu werden droht.

Darüber hinaus schafft die europäische Verfassung
mehr Flexibilität, indem sie den Mitgliedstaaten mehr
Möglichkeiten für eine verstärkte, strukturierte Zusam-
menarbeit eröffnet. Auch dieser Punkt lag uns besonders
am Herzen; denn wir sind davon überzeugt, dass es eini-
gen Ländern, die das wollen, möglich sein muss, bei der
Integration weiter und schneller voranzugehen als an-
dere, wobei das Prinzip der Offenheit des Prozesses für
alle, die hinzukommen wollen, immer gewährleistet sein
muss.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es war ein gemeinsames Anliegen von Bundesregie-
rung, Opposition und Ländern, die Kompetenzen zwi-
schen der europäischen Ebene und den Mitgliedstaaten
klar abzugrenzen. Das ist mit den entsprechenden Rege-
lungen in der Verfassung gelungen. Ein förmliches Vor-
schlagsrecht der Kommission gibt es nur dort, wo es
auch eine entsprechende europäische Kompetenz gibt.

Die Wirtschafts- und Finanzpolitik etwa ist und bleibt
Sache der Mitgliedstaaten. Dies wird übrigens von kei-
ner Regierung bestritten. Deshalb kann die Kommission
auch künftig lediglich Empfehlungen zum Abbau des
Defizits in einem Mitgliedsland geben. Die Entschei-
dungsbefugnis bleibt weiterhin beim Rat.

Ungeachtet dessen brauchen wir in der neuen Kom-
mission eine stärkere Querschnittskompetenz in Fragen,
die die Wirtschafts-, Innovations- und vor allen Dingen
die Industriepolitik betreffen. Es geht um das, was wir
uns in der Lissabon-Strategie als ökonomisches Zu-
kunftsprojekt Europas vorgenommen haben.

Deshalb haben wir gemeinsam mit Frankreich und
Großbritannien angeregt, das Amt eines Wirtschafts-

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(C (D ommissars mit einem erheblich gestärkten Verantworungsbereich zu schaffen. Über diese Frage – es ist mir ichtig, das zu betonen – wird der neu gewählte Komissionspräsident, wenn er vom Parlament bestätigt und om Rat ernannt worden ist, in eigener Verantwortung nd souverän zu entscheiden haben. Es ist zwar berechigt, Wünsche zu äußern. Aber es ist wichtig, die Entcheidungskompetenz des Kommissionspräsidenten imer deutlich werden zu lassen. Es geht uns bei dieser rage darum, die Kohärenz der Kommissionsvorschläge it Blick auf die Lissabon-Ziele zu verbessern. Dieser nregung stimmt übrigens die breite Mehrheit der Mitliedstaaten durchaus zu. Meine Damen und Herren, es ist darüber diskutiert orden, wen Deutschland, das nur über einen Kommisar oder eine Kommissarin verfügen wird, in die Komission schicken wird. Die Bundesregierung wird ünter Verheugen als deutsches Mitglied der nächsten ommission vorschlagen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


atürlich habe ich die kontroversen Debatten über die-
en Vorschlag, die in der Öffentlichkeit geführt worden
ind, zur Kenntnis genommen. Ich möchte Ihnen nur so
iel sagen: Günter Verheugen ist wohl einer der Kom-
issare in der abtretenden Kommission, der sich wirk-
ch überragende Verdienste durch seine Arbeit erworben
at.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


iemand, aber auch niemand würde verstehen, wenn
m angesichts seiner Arbeit und seiner Erfolge als Er-
eiterungskommissar die Möglichkeit weiterer Arbeit in
er neuen Kommission verwehrt werden würde. Er hat
irklich Herausragendes geleistet und ist bereits jetzt je-
and, der sich um Europa verdient gemacht hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Um in Kraft treten zu können, muss die Verfassung
un in allen Mitgliedstaaten ratifiziert werden. In eini-
en Mitgliedstaaten wird es Volksabstimmungen geben.
avor sollte sich niemand, dem an einem Ratifizierungs-
rozess gelegen ist, fürchten. Es sollte dort eine breite
nterstützung geben.
Die Abstimmungen – ob im Parlament oder in direk-
r Demokratie – sind eine Gelegenheit, Gemeinsamkei-
n in Europa deutlich werden zu lassen. In Deutschland
ird der Verfassungsvertrag entsprechend den Vorgaben
es Grundgesetzes in einem parlamentarischen Verfah-
en ratifiziert werden. Nach erfolgter Vertragsunter-
eichnung wird die Bundesregierung die hierfür not-
endigen Schritte zügig einleiten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Europa braucht diese Verfassung, um dem gerecht zu
erden, was seine Bürgerinnen und Bürger von ihm






(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder

erwarten: Frieden zu erhalten, Sicherheit zu gewährleis-
ten, Wohlstand zu mehren und Solidarität zu üben.

Es war Jean Monnet, der bereits in den 50er-Jahren
die Idee einer europäischen Verfassung ins Gespräch ge-
bracht hatte. Wie so vieles in Europa hat es auch dafür
ein schrittweises, beharrliches Vorangehen auf einem
langen Weg gebraucht. Die Einigung und die Vertiefung
Europas können nicht gleichsam von oben vorgegeben
werden. Wir alle in Europa, denke ich, können deshalb
sehr zufrieden sein mit dem, was am 18. Juni dieses
Jahres in Brüssel erreicht worden ist. Die europäische
Verfassung ist eine tragfähige und auch notwendige
Grundlage für ein Europa, das nun noch enger zusam-
menwachsen kann und zusammenwachsen wird.

Wir wollen dieses starke und geeinte Europa, auch
um unser europäisches Gesellschaftsmodell der Solida-
rität und der Teilhabe möglichst aller am Sagen und
Haben in Europa weiterzuentwickeln.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das so gestärkte und so geeinte Europa wird dann auch
anderen in der Welt ein Partner sein, für eine Welt, in der
Gerechtigkeit und geteilter Wohlstand herrschen, für
eine Welt, in der vor allen Dingen kräftig für ein friedli-
ches Zusammenleben der Völker gearbeitet wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist leichter geworden mit der Verfassung. Sie ist eine
Basis für die weitere politische Arbeit – nicht mehr, aber
eben auch nicht weniger. Deshalb ist sie wichtig für uns
in Deutschland und für Europa.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511900200

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle-

gin Dr. Angela Merkel, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1511900300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Vor

14 Tagen ist es den Staats- und Regierungschefs der Mit-
gliedstaaten der Europäischen Union gelungen, sich auf
den Text für eine Verfassung zu einigen. Wir begrüßen
das. Ich halte das für eine historische Zäsur für die Euro-
päische Union. Es ist eine historische Zäsur zu einem
Zeitpunkt, an dem so etwas wie die Wiedervereinigung
Europas stattgefunden hat. Die Europäische Union hat
jetzt 25 Mitgliedstaaten; zwei werden in kurzer Zeit da-
zukommen. Da ist es richtig, dass der Versuch unternom-
men wird, Europa über die Wirtschafts- und Währungs-
union hinaus auch die Gestalt einer politischen Union zu
geben. Ich halte das für einen wesentlichen Fortschritt.
Dieses wiedervereinigte Europa hat nun so etwas wie
eine Gründungsurkunde, ein Fundament, auf dem gear-
beitet werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Ich möchte zwei Gründe nennen, warum das genau zu iesem Zeitpunkt so wichtig ist: Erstens sind wir am Anang des 21. Jahrhunderts in einer neuen Welt, in einer elt, die nicht mehr geprägt ist durch den Kalten Krieg, ondern durch Globalisierung. Wenn die europäischen ationalstaaten in dieser Welt eine prägende Wirkung ntfalten wollen, wenn wir erreichen wollen, dass wir in uropa mit unseren gemeinsamen Werten Einfluss auf iese Welt nehmen, dann ist die Europäische Union daür die richtige Größe. Vieles können Nationalstaaten ewegen – das wird auch weiterhin so sein –, aber präende Kraft in den Globalisierungsprozessen zu entwikeln, wird an vielen Stellen nur Europa gelingen. Dafür st dieser Verfassungsvertrag ein wichtiges Dokument. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will einen zweiten Grund nennen: Wir alle haben
ei der Europawahl gespürt, wie schwierig es ist, die
enschen davon zu überzeugen, für dieses Europa zur
ahl zu gehen und ihre Stimmen abzugeben. Wir alle
aben erlebt, dass kleine Gruppierungen zum Teil erheb-
iche Chancen haben, sich in einer solchen Wahl zu pro-
ilieren. Deshalb muss es unser Ziel bleiben, dass dieses
uropa ein Europa der Bürger bleibt. Die Bürger müssen
erstehen, warum wir dieses Europa brauchen und wel-
he Verantwortung es hat.
Wir haben das schon 1999 im Europawahlkampf ge-

pürt. Bereits damals hatten CDU und CSU in ihrem
uropawahlprogramm auf der einen Seite die Forderung
ach der verbindlichen Festlegung der Charta der
rundrechte verankert und auf der anderen Seite die
ufgabe, die Zuständigkeiten in Europa in Form eines
erfassungsvertrages zu ordnen. Dass es etwa zur Euro-
awahl im Jahr 2004 gelungen ist, einen solchen Verfas-
ungsvertrag durchzusetzen und ihm ein Gesicht zu ge-
en, halte ich für eine große Leistung, die auch ganz
rheblich von CDU und CSU mit befördert wurde.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich schließe mich gerne dem Dank des Bundeskanz-
rs an die irische Präsidentschaft und vor allen Dingen
n den Präsidenten des Konvents an. Ich glaube, dass die
ethode des Konventes die richtige Methode war, um
ie Verfassung erst einmal in Gang zu bringen; denn
enn das nur innerhalb der Regierungskonferenz ge-
chehen wäre, hätte es erheblich mehr Schwierigkeiten
egeben. Deshalb ist Valéry Giscard d’Estaing, aber
uch unseren Vertretern in dem EU-Konvent in ganz be-
onderer Weise zu danken. Das Ergebnis dieses Kon-
ents ist jetzt in großen Teilen im Verfassungsvertrag
erankert. Es war ein historischer Moment, als Giscard
’Estaing sagen konnte: Wir haben mit allen Ebenen der
olitik in Europa gemeinsam ein Dokument erarbeitet.
as sollte bei der Erarbeitung weiterer Dokumente in
uropa Schule machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deutschland hat prägend gewirkt. Ich erinnere daran,
ass Roman Herzog die Charta der Grundrechte verhan-






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(B) )


Dr. Angela Merkel

delt hat. Das war eine schwierige, aber auch lohnende
Aufgabe; denn auch dies trägt dazu bei, dass wir den
Bürgerinnen und Bürgern sagen können, welches die
verbindlichen gemeinsamen Werte Europas sind. Europa
wird durch diesen Verfassungsvertrag sehr viel demokra-
tischer. Es ist wichtig, dass das Parlament die volle
Haushaltsbefugnis erhält. Damit bedeutet dieser Ver-
fassungsvertrag für unsere Kolleginnen und Kollegen im
Europäischen Parlament einen Zugewinn an Klarheit
und Transparenz. Er ist aber auch für die Bürgerinnen
und Bürger im Lande ein Zugewinn, weil sie ihre Euro-
paparlamentarier stärker dahin gehend befragen können,
welchen Einfluss sie im Europaparlament genommen
haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Unter dem Strich bedeutet auch das Prinzip der dop-
pelten Mehrheit eine klare Entscheidungsgrundlage, ei-
nen Demokratiezuwachs. Allerdings wird es gar nicht so
einfach sein, den Menschen auf einer Versammlung zu
erklären, wie dieses Prinzip der doppelten Mehrheit ge-
nau funktioniert. Es gibt eine Reihe von Nebenbedin-
gungen, die sicherlich keine Ausgeburt an Übersichtlich-
keit sind. Vom Grundsatz her begrüßen wir das Prinzip
der doppelten Mehrheit. Es war ein schwieriger Prozess,
der aber, wie ich glaube, zu einem vertretbaren Ergebnis
geführt hat.

Meine Damen und Herren, der eigentliche Punkt – ich
komme zurück auf unser Europawahlprogramm von
1999 – war aber, zu klären, wer für was verantwortlich
ist, wie die Zuständigkeiten geordnet sind. Es ist ein
unglaublicher Fortschritt, dass sich nicht nur Deutsch-
land, sondern alle Mitgliedstaaten der Europäischen
Union darauf eingelassen haben, sich mit dieser Frage zu
befassen. Nicht alle sind im Denken in Kompetenzen so
geübt wie wir aufgrund unserer föderalen Ordnung und
unseres Grundgesetzes. Am Anfang fand ein wirklicher
kultureller Prozess statt. Ich habe an vielen Gesprächen
teilgenommen. Die Europäische Volkspartei hat hier
Vorarbeit geleistet. Ein Dank an Wolfgang Schäuble und
Reinhold Bocklet, die immer und immer wieder mit un-
seren Freunden darüber diskutiert haben, warum man
diese Kompetenzordnung braucht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es ist ganz wichtig, dass klar wird: Ziele im Verfas-
sungsvertrag begründen allein keine Kompetenzen, son-
dern nur klare Einzelermächtigungen, und diese sind ge-
geben. Es gibt drei Kategorien von Kompetenzen: die
ausschließlichen Zuständigkeiten, die geteilten Zustän-
digkeiten und die ergänzenden Zuständigkeiten. Mit die-
sen drei Kategorien werden wir in Zukunft in Europa
arbeiten. Wir werden darüber wachen, dass nicht über
den Umweg der ergänzenden Zuständigkeiten eigene
Zuständigkeiten entstehen. Auch das ist wichtig für die
Klarheit und Transparenz in der politischen Arbeit zwi-
schen den verschiedenen Ebenen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Wenn man sich den Verfassungsvertrag genau anchaut, stellt man fest, dass es eigentlich gar nicht so iele neue Zuständigkeiten gibt. Es gibt aber erhebliche rweiterungen. Bezüglich dieser Erweiterungen möchte ch positiv hervorheben, dass man erhebliche Fortchritte in der Gemeinsamen Außenund Sicherheitsolitik gemacht hat. Angesichts des zeitlich eigentlich echt kurzen Prozesses von Nizza bis jetzt ist insbesonere in der Verteidigungsund Sicherheitspolitik ereblich mehr Klarheit entstanden. Ich begrüße außerrdentlich – ich denke, das ist ein wichtiger Beitrag für uropa –, dass man sich zum Beispiel auf eine Rüsungsagentur geeignet hat, dass man gesagt hat, man olle hier eng zusammenarbeiten. Das sind die Punkte, n denen Europa noch prägen kann und sich nicht sozuagen auf Dauer in Abhängigkeit begibt. Ich halte das ür außerordentlich vernünftig. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich finde es auch wichtig und fast historisch, dass
an in der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Vertei-
igung zum ersten Mal ganz eindeutig den Bezug zur
ATO herstellt – da ist ja viel erreicht, wenn man über-
egt, dass nicht alle Mitgliedstaaten der Europäischen
nion Mitglieder der NATO sind – und damit die Werte-
emeinschaft in der Verteidigungspolitik noch einmal
etont. Ich begrüße auch außerordentlich, dass es in Zu-
unft einen EU-Außenminister gibt, der das Gesicht
uropas in der Welt sein kann, was allerdings voraus-
etzt, dass die Mitgliedstaaten der Europäischen Union
ann auch bereit, willens und in der Lage sind, in wichti-
en außenpolitischen Fragen mit einer Stimme zu spre-
hen; ansonsten ist das Amt des Außenministers über-
lüssig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wenn man sich die Bedrohungen des 21. Jahrhunderts
nschaut, dann ist sicherlich sehr hervorzuheben, dass
ie Zusammenarbeit im Bereich der Innen- und Justiz-
olitik intensiviert wird. Sie geht jetzt über das rein in-
ergouvernementale Management hinaus: Nicht nur die
egierungen arbeiten zusammen, sondern es gibt hier
uch europäische Institutionen; ich halte das für wichtig.
twas skeptischer bin ich, ehrlich gesagt, bei den erwei-
erten Zuständigkeiten im Bereich der Sozial- und Ge-
undheitspolitik.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

ier werden wir aufpassen müssen, dass daraus nicht ein
ischmasch zwischen nationalen Kompetenzen und
uropäischen Kompetenzen entsteht, aber auch das muss
ich einspielen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir sind zufrieden, dass es gelungen ist, entgegen
em EU-Konvents-Entwurf jetzt wieder deutlich zu ma-
hen, dass die Wirtschafts- und Finanzpolitik von den
itgliedstaaten und nicht von der EU koordiniert wird;
as war eine sehr unklare Formulierung. Ich glaube,






(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

angesichts der Kompetenzverteilung ist es wichtig, dass
die Mitgliedstaaten dies tun, und das ist jetzt wieder si-
chergestellt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich will ausdrücklich sagen, dass die Haltung der

Bundesregierung zum Stabilitätspakt nach wie vor un-
durchsichtig bleibt und dass alle Initiativen, die von der
Bundesregierung ausgegangen sind, im Grunde auf eine
Schwächung des Stabilitätspaktes hinausgelaufen sind.


(Peter Hintze [CDU/CSU]: So ist es!)

Das findet nicht unsere Unterstützung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es ist selbstverständlich, dass man in einem Verhand-

lungsprozess nicht alle Ziele durchsetzen kann. Ich sage
aber für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, dass die
Frage der Verankerung der christlichen, jüdischen Wur-
zeln in einem solchen Verfassungsvertrag für uns auf der
Tagesordnung bleiben wird. Ich bin der festen Überzeu-
gung, dass wir, wenn Europa in einer globalen Welt eine
Rolle spielen will, gefragt werden: Was sind eure Wur-
zeln, was sind eure geistigen Grundlagen? Die Veranke-
rung des christlichen Erbes ist für uns in diesem Zu-
sammenhang nach wie vor ein Punkt, von dem wir nicht
ablassen werden und den wir in den nächsten Jahren im-
mer und immer wieder vorbringen werden. Wir müssen
lernen, uns wieder zu unseren eigenen Wurzeln zu be-
kennen. Die Zeiten haben sich geändert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Herr Bundeskanzler, ich kenne die französische und
die belgische Diskussion, aber ich glaube, dass sich die
Herausforderungen, vor denen wir stehen, seit der Zeit
der Aufklärung verändert haben. Deshalb müssen wir
die Diskussion wagen können, wie wir nach 200 Jahren
wirklicher Trennung von Kirche und Staat Europa durch
seine Verfassung wieder mit seinen Grundwerten verbin-
den. Das kann nicht sakrosankt sein, nur weil diese Tren-
nung vor 200 Jahren einmal so festgelegt wurde. Ich bin
nicht unoptimistisch, dass wir an dieser Stelle Erfolge
erzielen können. Das ist ein dickes Brett, aber es lohnt
sich, dieses dicke Brett zu bohren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir finden es positiv, dass sich die Zahl der Abge-

ordneten im Europäischen Parlament künftig stärker
an der Bevölkerungsgröße der Mitgliedstaaten orientie-
ren soll. Dass als konkrete Antwort auf dieses grundsätz-
liche Bekenntnis Deutschland nun drei Parlamentssitze
verloren hat, gehört nicht zum logischen Teil des Verfas-
sungsvertrags, aber es war sicherlich im Zusammenhang
mit dem Gesamtkompromiss notwendig. Logisch erklär-
bar ist das vor Ort nicht, wenn wir davon schwärmen,
dass die Zahl der Parlamentssitze an die Bevölkerungs-
größe gekoppelt ist.


(Franz Müntefering [SPD]: Bei der CDU sind sie verloren gegangen! Das ist doch nicht schlimm!)


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(C (D Der Einfluss des Europäischen Parlaments bei der ahl des Kommissionspräsidenten hat in der Verfas ungsdiskussion ebenfalls eine Rolle gespielt. Wir haben chon 1999 nach der Europawahl gespürt, dass es für die enschen schwierig ist, zu verstehen, dass die Parteienruppierung – bei der Europawahl werden nun einmal arteien gewählt, das ist halt so; das hat nichts mit Pareipolitik zu tun, sondern stellt die Grundlage der Wahen dar –, die die stärkste Kraft ist, auf die Struktur und as Aussehen der Europäischen Kommission keinen influss haben soll. Das können Sie in einer Demokratie iemandem erklären. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


eshalb sind wir froh, dass es zumindest gelungen ist,
m Verfassungstext zu verankern, dass das Ergebnis der
ahlen zum Europäischen Parlament bei der Auswahl
es Kommissionspräsidenten berücksichtigt werden
uss.
Dass sich die Staats- und Regierungschefs dem Geist

er zukünftigen Verfassung verpflichtet fühlen, ist mit
er Benennung des portugiesischen Ministerpräsidenten
um Kommissionspräsidenten deutlich geworden. Ich
egrüße seine Benennung; sie macht uns das Erklären
on Europa sehr viel einfacher.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Lassen Sie mich noch ein Wort zu dem etwas verächt-

ich gebrauchten Begriff des Parteipolitischen in
uropa sagen. Natürlich ist Europa – ich bin ausdrück-
ich Ihrer Meinung, dass Deutschland und Frankreich
otor sein müssen – ein Europa der Länder, aber es ist
unehmend auch ein Europa, in dem sich mit wachsen-
er Integration die unterschiedlichen politischen Vorstel-
ungen der Parteien widerspiegeln. Nicht umsonst haben
ie Grünen eine europaweit einheitliche Kampagne ge-
acht. Sie wissen, dass sich ein Europa, in dem die Grü-
en die Mehrheit hätten, deutlich von einem Europa un-
erscheiden würde, in dem die Europäische Volkspartei
ie Mehrheit hätte.


(Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ine sozialistische Kommissarin für Umweltfragen aus
chweden macht eine ganz andere Politik als ein Um-
eltminister aus Österreich oder Italien. Das ist nun ein-
al so.
Wenn wir diese Vertiefung wirklich wollen, dann

önnen wir diesen Unterschieden nicht aus dem Weg ge-
en, sondern müssen uns dazu bekennen.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

err Bundeskanzler, wenn die Lissabon-Strategie ein
rfolg werden soll, wenn Europa im Jahr 2010 der dyna-
ischste und wachstumsstärkste Kontinent der Welt sein
ill, wird man um parteipolitische Auseinandersetzun-
en mit Sicherheit nicht herumkommen. Natürlich wer-
en die Fragen, wie eine Chemierichtlinie oder eine
iopatentrichtlinie aussehen soll und wie wir uns zur
rünen Gentechnik verhalten wollen, kontrovers disku-
ert werden. Wie sollte es auch anders sein? So ist es






(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

doch auch in diesem Haus. Deshalb bekenne ich mich
ausdrücklich dazu, dass ein integratives vereintes Eu-
ropa auch parteipolitisch unterscheidbar sein muss; das
halte ich für wichtig und richtig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen und Herren, es wird jetzt in den ver-
schiedenen Mitgliedstaaten ein Prozess beginnen, in
dem wir uns ausführlich mit den Ratifizierungsfragen
befassen. Ich begrüße, dass die Rechte der nationalen
Parlamente in Deutschland – auch die des Bundesrates –,
sich bei Verletzung des Subsidiaritätsprinzips einzumi-
schen und über Klagerechte zu verfügen, ausdrücklich
verankert sind. Das ist ein ganz wichtiger Bereich der
Kompetenzzuordnung.

Wir sollten im Ratifizierungsprozess unsere Rechte
deutlich machen. Ich glaube, das ist bei der erweiterten
Zuständigkeit, die wir in vielen Fragen haben, für das
Selbstverständnis dieses Hauses ganz wichtig. Wir brau-
chen – ähnlich wie in der Diskussion der Föderalismus-
kommission, in der wir abgegrenzte Zuständigkeiten von
Bund und Ländern und Entflechtungen wollen – auch
hier klare Zuständigkeitsabgrenzungen zwischen dem
Europäischen Parlament und dem Bundestag. Wir müs-
sen aber da, wo es notwendig ist, einhaken können. Ge-
nau über diese Frage werden wir im Zusammenhang mit
dem Ratifizierungsverfahren reden. Das ist für das
Selbstverständnis dieses Hauses von größter Bedeutung.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Europa werden komplizierte Jahre ins Haus stehen.

Die Zusammenarbeit zwischen den 25 Mitglied-
staaten muss sich erst entwickeln. Jeder von uns spürt in
den Gesprächen mit den Freunden in den neuen Mit-
gliedstaaten, wie schwer sich diese Länder damit tun,
Kompetenzen abzugeben, und wie sehr sie, nachdem sie
in den Beitrittsverhandlungen sehr viel akzeptiert haben,
darum ringen, nicht wieder überfordert zu werden. Es
wird kein gutes Europa geben, wenn zum Beispiel Polen
oder Tschechien diesem Verfassungsvertrag zum Schluss
nicht zustimmt. Deshalb liegt es in unserer Gesamtver-
antwortung, egal wer an welchem Ort arbeitet, diese
Länder zu überzeugen und nicht zu bedrohen.

Da liegt eine Gefahr. Natürlich müssen Deutschland
und Frankreich Motor sein. Es darf aber niemals – das ist
meine Bitte bezüglich des deutsch-französischen Ver-
hältnisses – der Eindruck entstehen, wie der spanische
Regierungschef Zapatero es gesagt hat, dass es ein Di-
rektorium für Europa gibt. Es muss eine Partnerschaft
zwischen allen Ländern geben, egal wie klein, groß, jung
oder alt sie sind. Alle haben die gleichen Traditionen.
Das muss der Geist von Europa sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wenn das gelingt, dann wird sich der Abschluss der

Verhandlungen über die Verfassung als ein wirklicher
Meilenstein auswirken. Wir als Deutsche mitten in Eu-
ropa haben als die größte Volkswirtschaft in diesem Zu-
sammenhang eine übergroße Aufgabe. Wir wollen dazu
beitragen, dass diese Aufgabe erfüllt wird, und zwar
nicht, indem wir die Probleme unter den Tisch fallen las-

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(C (D en und alles schönreden – das wäre falsch für Europa nd das entspräche auch nicht dem Verständnis von einer hrlichen Politik –, sondern indem wir sagen: Wir brauhen Europa, um unsere Interessen in der Welt durchzuetzen. In diesem Sinne werden wir die Diskussion beleiten. Herzlichen Dank. (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511900400

Nächster Redner ist der Kollege Franz Müntefering,

PD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Oh Gott!)



Franz Müntefering (SPD):
Rede ID: ID1511900500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe

erade gehört, dass ein Kollege, nachdem ich aufgerufen
urde, sich auf Gott bezogen hat: oh Gott, oh Gott!
azu will ich gleich etwas sagen.
Frau Merkel, da Sie in Ihrer Rede nicht von so viel
ontroversem gesprochen haben, will ich gleich die bei-
en kontroversen Dinge ansprechen, die ausgeräumt
erden müssen. Erstens haben Sie etwas zu dieser religi-
sen Formel, also zum Gottesbezug, gesagt.


(Michael Glos [CDU/CSU]: „Zu dieser religiösen Formel“ – Sie distanzieren sich also!)


ch finde, dass der Bundeskanzler sehr plausibel be-
chrieben hat, wie die Diskussion verlaufen ist. Sie kön-
en das ja ruhig sagen; besonders glaubwürdig und über-
eugend ist das, was Sie an dieser Stelle veranstalten,
ber nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ch empfehle Ihnen, einmal in die Bibel zu schauen.

(Michael Glos [CDU/CSU]: Oh je!)


n der Bibel steht, dass man sie an ihren Werken und
icht an der Verfassung oder ihren Worten erkennt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ass Ihre Wurzeln, auf die Sie sich immer berufen, Sie
ls besonders gute Christen auszeichnen würden, um es
inmal so zu sagen, kann ich nun überhaupt nicht akzep-
ieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU)


Natürlich steckt das immer darin. Das ist ein Stück
ochmut. Sie schauen sich die anderen Parteien an und
agen: Ihr seid nicht so christlich wie wir. Das hat natür-
ich etwas damit zu tun, dass Sie glauben, dass das etwas
esonders Gutes ist. Ich will das ja nicht bestreiten, aber
ch sage Ihnen, verehrte Frau Merkel:


(Michael Glos [CDU/CSU]: So etwas ist primitiv!)







(A) )



(B) )


Franz Müntefering

Lassen Sie das an dieser Stelle! Ich kann nicht erkennen,
dass Sie oder diejenigen, die diesen Gottesbezug als For-
derung vor sich hertragen, in der konkreten Politik bei
uns im Land besonders christlich oder besonders glaub-
würdig auftreten. Das will ich Ihnen doch einmal sagen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Eckart von Klaeden [CDU/ CSU]: Ist das primitiv! – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Das ist nicht christlich, das ist nur primitiv!)


– Doch, doch, das muss an dieser Stelle einmal gesagt
werden; denn ich weiß, dass das erst der Anfang von
dem ist, was in den Veranstaltungen vor Ort erzählt wird.
Darüber können wir gerne sprechen. Sie haben an dieser
Stelle nicht den Alleinvertretungsanspruch.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zweitens. Sie haben darauf hingewiesen, dass Sie auf
Parteitagen und in Ihrem Wahlprogramm Europa schon
thematisiert haben. Das bestreitet ja keiner.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Oh!)

– In den ersten zehn Minuten ihrer Rede hat Frau Merkel
den Versuch unternommen, zu beweisen, dass Sie die
Ersten waren, die auf die Idee einer europäischen Verfas-
sung gekommen sind. 1979 – das weiß jeder Sozialde-
mokrat – hat Willy Brandt die europäische Verfassung
gefordert. Schlagen Sie einmal nach, ob einer von Ihnen
noch früher einen solchen Vorschlag gemacht hat. Dann
wollen wir Ihnen das gerne zugestehen. Wir und Sie ha-
ben lange über Europa nachgedacht und gesprochen.
Diese kleinkarierte Beweisführung, wer als Erster diese
Idee hatte, gehört nicht hierher. Das ist eine andere Di-
mension.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dieses Europa – dessen sind wir uns bewusst und hof-
fentlich sind wir uns darin auch einig – ist die größte his-
torische Leistung in der zweiten Hälfte des vergangenen
Jahrhunderts gewesen.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Warum haben Sie nicht so angefangen?)


Das ist noch nicht allen geläufig. Wir Älteren sollten es
an die jüngeren Menschen weitergeben. Wir Älteren ha-
ben noch erlebt, als in Europa Krieg geführt wurde, wie
sich die europäischen Völker zerfleischt haben und ge-
geneinander aufgestanden sind. Jetzt haben wir seit gut
59 Jahren Frieden in Europa. Ein Blick in die Ge-
schichtsbücher zeigt, dass es das über Jahrhunderte hin-
weg noch nie gab. Das ist ein gemeinsames Verdienst
von uns allen, auch von Ihnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir bestreiten nicht, dass Konrad Adenauer mit sei-
ner Westorientierung den Grundstein dafür gelegt hat,
dass dieses Europa entstehen konnte. Wir bestreiten auch
nicht, dass es in der Zeit von Helmut Kohl, als die deut-

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(C (D che Einheit möglich wurde, richtig war, die deutsche inheit schnell zu schaffen. Dieses Verdienst wird bleien; das bestreitet niemand. Das war eine der Voraussetungen dafür, dass dieses Europa möglich wurde. Aber Willy Brandt und Walter Scheel waren es, die in en 60erund 70er-Jahren dafür gesorgt haben, dass berhaupt einmal nach Osten geschaut wurde. Wenn es ie Brandts, die Scheels, die Wehners, die Bahrs und all ie anderen, die dabei waren, nicht gegeben hätte, wäre ie Erweiterung nach Mittelund Osteuropa nicht mögich gewesen. Da müssen wir uns gegenseitig nichts vorachen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Nun haben wir den nächsten Schritt getan. In den Ge-
chichtsbüchern wird stehen, dass in der Zeit der Kanz-
erschaft von Gerhard Schröder dieses Europa in diesem
ahrzehnt durch die gleichzeitige Verbreitung und Ver-
iefung einen großen Schritt nach vorn gemacht hat.
ass in diesem Europa Deutschland ein normales Land
eworden ist, was es vorher nicht war – das konnten wir
icht sein, solange es die Teilung Deutschlands gab –, ist
elungen. Darauf sind wir stolz. Deshalb sage ich Dan-
eschön an die Bundesregierung, Dankeschön an Günter
erheugen, Dankeschön an Jürgen Meyer, der für den
eutschen Bundestag im Konvent gesessen hat. Wir alle
n Deutschland können heute stolz darauf sein, dass
iese Bundesregierung in dieser Weise Rechte und
flichten unseres Landes einbringt und dafür gesorgt
at, dass dieses Europa diesen Schritt tun konnte. Das ist
ine gute Seite der deutschen Geschichte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Am 13. Juni bei der Bundestagswahl haben wir alle
iteinander gemerkt, dass auch andere Dinge eine Rolle
pielten; das ist wohl wahr. Dabei hat die Skepsis gegen-
ber Europa eine nicht so kleine Rolle gespielt.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Europawahl! – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Das war die Europawahl! Haben Sie es gemerkt?)


Ich sage ja, dass dabei andere Dinge eine große Rolle
espielt haben. – Man darf bei dieser Wahl am 13. Juni
ber einen ganz wichtigen Aspekt nicht verdrängen.
rgendein Journalist hat dieser Tage geschrieben: Die
ahl vom 13. Juni ist vorbei und es wird noch immer
ber Europa geredet. Genau das ist das Problem. Wir
lauben, wenn die Europawahl ansteht, müssten wir
arüber sprechen und in der Zwischenzeit sei das kein
ichtiges Thema.
Im Europäischen Parlament sitzen jetzt 100 oder

50 ausgesprochene Europaskeptiker oder Europageg-
er. Das ist keine gute Entwicklung. Ein Teil derer, die in
eutschland nicht zur Wahl gegangen sind – das sind si-
herlich nicht die meisten –, konnte mit diesem Europa
ichts anfangen und wollte sich nicht verorten. Es ist
ichtig, dass wir begreifen: Dieses Europa muss gelin-
en. Wir müssen gerade jetzt über Europa sprechen.






(A) )



(B) )


Franz Müntefering

Deshalb ist es gut, dass wir heute im Deutschen Bundes-
tag einen neuen Ansatz dazu machen. Das begrüße ich
ausdrücklich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dieses Jahrzehnt wird ein Jahrzehnt der Erneuerung
und Modernisierung unseres Landes sein, ein Jahrzehnt
Europas. Heute steht die Verfassung im Mittelpunkt. Das
demokratische Europa gibt sich eine Ordnung.

Grundrechte werden fixiert, Zuständigkeiten be-
stimmt, Verantwortungen geklärt, Demokratie wird sta-
bilisiert und zum Teil zum ersten Mal präzisiert; die
Rolle des Europäischen Parlaments und sein Verhältnis
zu der Kommission, die Aufgabe der Kommission selbst
und das Verhältnis zum Ministerrat. Die demokratische
Ordnung des Staatenbundes wird aktualisiert, wird ange-
passt, wird besser und transparenter als bisher formuliert.

Über eines sind wir uns ganz sicher einig: Das, was
jetzt in der Verfassung aufgeschrieben worden ist, ist
noch nicht perfekt. Das wird eingeübt werden müssen.
Verfassungen sind nur so gut, wie sie anschließend in der
Wirklichkeit gelebt werden. Es ist wichtig, sie aufzu-
schreiben, aber es kommt darauf an, dass die Demokratie
in diesem Europa nun funktioniert.

Konkret begonnen hat die Geschichte dieser Verfas-
sung beim Europäischen Rat in Köln im Jahre 1999. Es
hat bis heute Zweifel, Rückschläge und Widerstände ge-
geben. Das, was zustande gekommen ist, ist eher nüch-
tern und realistisch. Das ist auch gut so. Es ist ein Kom-
promiss und stellt eine Leitplanke für das dar, was zu tun
Europa sich vornimmt. Wenn diese europäische Verfas-
sung eine solche Erfolgsgeschichte wie das Grundgesetz
wird, dann hat es sich gelohnt. Daran wollen wir alle
mitarbeiten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diese Bundesrepublik Deutschland, diese Demokratie,
ist nicht deshalb so gut, weil das Grundgesetz damals
aufgeschrieben worden ist, sondern weil wir die Verfas-
sung gelebt haben, weil wir versucht haben, sie zu prak-
tischer Politik zu machen. Das gilt auch für die europäi-
sche Verfassung, über die wir heute sprechen. Wir
müssen sie kennen, aber wir müssen auch versuchen, sie
zu leben und dafür zu sorgen, dass die Menschen begrei-
fen, was dort aufgeschrieben worden ist.

Ich habe einen ganz konkreten und festen Wunsch,
nämlich dass nach der baldigen Vertragsunterzeichnung
durch die Bundesregierung der Deutsche Bundestag und
der Bundesrat sobald wie möglich ihr klares Ja zu dieser
europäischen Verfassung ausdrücken, dass wir sobald
wie möglich im Deutschen Bundestag darüber sprechen,
gemeinsam vorangehen und ein klares Zeichen setzen.
Wir sollten in Deutschland nicht die Letzten sein, son-
dern wir sollten versuchen, bei den Ersten zu sein, die
nun den Menschen in unserem Land und in Europa sa-
gen: Jawohl, wir wollen diese Verfassung. – Lassen Sie
uns das bald hier im Deutschen Bundestag auf die Tages-
ordnung setzen und die Verfassung beschließen!

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der Kanzler hat schon gesagt, dass in dieser Verfas-
ung auch die Frage der Stärkung der nationalen Parla-
ente behandelt wurde. Man kann anders sagen: Das
erhältnis der nationalen Parlamente zu dem, was sich in
uropa herausbildet, dieser ganz besonderen Form von
taatenbund, wird behandelt. Es ist nicht leicht, damit
mzugehen. Es ist ganz wichtig, dass wir selbst begrei-
en, dass wir uns in diesem nationalen Parlament, dem
undestag, intensiver als bisher mit der Frage des Ver-
ältnisses zu Europa auseinander setzen müssen.
Die europäische Verfassung enthält die Aufforderung

n die nationalen Parlamente, sich stärker in die europäi-
che Politik einzubringen. Das ist eine gute Aussage.
as ist ein Beleg dafür, dass die Demokratie in Europa
mer im Zusammenspiel der europäischen und der na-
onalen Ebene funktionieren muss, um wirklich Ge-
icht zu gewinnen. Die Stärkung des Bundestages in
ragen der europäischen Politik muss auf Kontinuität
nd inhaltliche Substanz ausgerichtet sein. Es darf nicht
ur Fortsetzung der innerstaatlichen Blockadepolitik von
DU/CSU auf der Ebene Europas und mit den Mitteln
er europäischen Politik kommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ie Ausgestaltung neuer Mitwirkungsmöglichkeiten des
eutschen Bundestages muss zur besseren parlamentari-
chen Mitgestaltung und Kontrolle und darf nicht zur
erhinderung und Blockade von Politik führen. Wir wol-
n Fortschritte und nicht Rückschritte in der europäi-
chen Politik und in der Rolle des Bundestages errei-
hen. Dafür müssen wir einerseits die bestehenden
echte nutzen, die uns unser Grundgesetz gibt; anderer-
eits müssen wir die in der EU-Verfassung enthaltenen
euen Möglichkeiten in Verbindung mit dem Frühwarn-
echanismus zur Subsidiaritätskontrolle konstruktiv
msetzen. Die Frage der Subsidiarität ist ganz wichtig.
ie muss vor allem nach innen wirken, um unser Parla-
ent insgesamt europafähiger zu machen. Dazu haben
undestagsabgeordnete der SPD konkrete Vorschläge
nterbreitet, die jetzt Grundlage gemeinsamer Beratun-
en aller Fraktionen im Deutschen Bundestag sind. Ein
isschen weniger abstrakt ausgedrückt: Wir müssen in
iesem Parlament intensiver und früher als bisher zur
enntnis nehmen, was auf europäischer Ebene ange-
acht und vorbereitet wird. Wir müssen uns in unserer
arlamentarischen Arbeit mit der notwendigen Seriosität
amit auseinander setzen.
Wenn wir auf der nationalen Ebene darauf Einfluss

ehmen wollen, was in Europa geschieht, dann sollten
ir nicht abwarten, bis die Überlegungen in der Europäi-
chen Kommission oder vielleicht auch im Europäischen
arlament ein Stadium erreicht haben, in dem sie nicht
ehr in der notwendigen Weise beeinflusst werden kön-
en. Wir wollen die Rolle des nationalen Parlaments, des
eutschen Bundestages, innerhalb des sich neu organi-
ierunden Europas stärken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Franz Müntefering

Deshalb wird es sehr wichtig sein, dass wir einen Weg
finden, um dieser neuen Aufgabe gerecht zu werden. Da-
ran werden wir in den nächsten Monaten und Jahren ge-
meinsam arbeiten müssen.

Das wichtigste Amt im europäischen Staatenbund ist
das des Kommissionspräsidenten. Ministerpräsident
Barroso wird mit Unterstützung rechnen können. Ich
gehe davon aus, dass das auch für das Europäische Par-
lament gilt. Frau Merkel hat eben festgestellt, es gebe
eine konservative Mehrheit im Europäischen Parlament.
Das ist aber ein Irrtum, Frau Merkel. Ein Blick auf die
Mehrheitsverhältnisse im Europäischen Parlament zeigt,
dass es keine Mehrheiten gibt, weder auf der einen noch
auf der anderen Seite. Das hat etwas mit dem Block der
100 bis 150 Skeptiker zu tun, den ich eben schon ange-
sprochen habe.

Ministerpräsident Barroso wird unsere Unterstützung
bekommen. Das gilt natürlich auch für Günter
Verheugen, der – ich will in diesem Zusammenhang wei-
tergehen als der Bundeskanzler – der Europäischen
Kommission an einer zentralen und sehr wichtigen Stelle
angehören sollte. Ich bin sicher, dass er für uns in
Deutschland und in Europa seiner Arbeit in guter und
bewährter Weise nachkommen wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Gerd Müller [CDU/ CSU]: In Deutschland war er nicht so angesehen!)


Dass es irgendwann auch einen europäischen Außen-
minister geben wird, begrüßen wir alle. Das kann auch
ruhig ein altes europäisches Gesicht sein. Ich meine, So-
lana wäre an der Stelle eine gute Empfehlung.


(Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Altes Gesicht? Was ist denn jetzt los!)


– „Alt“ ist in diesem Zusammenhang ein gutes Wort, das
man ruhig gebrauchen kann.


(Beifall des Abg. Horst Kubatschka [SPD])

So wichtig die Verfassung ist, müssen die Menschen

auch erfahren, dass sie etwas von Europa bzw. vom Frie-
den und Wohlstand in Europa haben. Deshalb möchte
ich einige Anmerkungen zu den Inhalten machen, die sie
damit verbinden.

Es bleibt bei der Aufgabe und dem Ziel, die Vorgabe
von Lissabon in die Realität umzusetzen, das heißt, dass
sich die Europäische Union auf den Weg macht, bis zum
Jahr 2010 die leistungsfähigste, wirtschaftsstärkste und
wettbewerbsfähigste Wirtschaftsregion der Welt zu wer-
den.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Wenn nur Deutschland nicht wäre!)


Das werden wir nur dann schaffen, wenn wir tatsächlich,
wie vorgesehen, 3 Prozent des Gesamthaushalts für Bil-
dung, Forschung und Wissenschaft einsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D as wiederum werden wir nur dann erreichen können, enn wir in unserem Land selbst vorangehen und dafür orgen, dass diese Mittel in die Zukunftsfähigkeit dieses andes und Europas investiert werden. Wir wissen, dass kein Land in Europa – auch nicht die undesrepublik Deutschland; so stark wir auch sind – einen Wohlstand alleine gegenüber anderen großen irtschaftsregionen der Welt behaupten kann, die sich ängst organisiert haben. Dieses Europa bietet eine unglaubliche Chance, die ähigkeiten und Potenziale der 450 Millionen Menschen bald werden es noch mehr sein –, die zu diesem Euopa gehören, zukunftsträchtig zu nutzen. Dabei geht es n vorderster Stelle um Bildung, Ausbildung, Qualifizieung, Forschung und Technologie sowie um die Umsetung in Arbeit, die daraus für Europa entstehen kann. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


arüber müssen wir diskutieren. Denn – ich wiederhole
s – die Verfassung ist zwar wichtig, aber die Menschen
n unserem Land müssen wissen, dass sie etwas von Eu-
opa haben. Die Menschen können mit Recht erwarten,
ass wir für Frieden und Wohlstand Sorge tragen. Für
ns Sozialdemokraten gehört auch dazu, dass die Tradi-
ion des europäischen Sozialstaatsmodells bzw. die Idee
ines Sozialstaats, die in vielen europäischen Ländern
erwirklicht wurde, aufrechterhalten wird.
Das Europa in seiner heutigen Gestalt trägt trotz aller

erirrungen des letzten Jahrhunderts eine tiefe sozial-
emokratische Prägung aus dem vorvergangenen Jahr-
undert. Das hat sich auch in den einzelnen Ländern
usgewirkt. Diese Art des Umgangs mit dem Span-
ungsverhältnis zwischen Eigenverantwortung und Ge-
einwohl wollen wir nicht aufgeben. Wir wollen, dass
uch in Zukunft in Deutschland und – so weit wie mög-
ich – in Europa die Grundidee des Sozialstaatsmodells
esteht. Das heißt, wir wollen in einer Gesellschaft le-
en, in der zwar jeder Einzelne gefordert ist und als Ers-
es selbst verantwortlich ist, in der es aber auch Gemein-
ohl gibt, das staatlich mitorganisiert wird. Das gehört
azu. Das soll auch in Europa so sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In unserem Grundgesetz steht, dass die Bundesrepu-
lik Deutschland ein sozialer und demokratischer Bun-
esstaat ist. Europa ist zwar kein Bundesstaat. Aber die
egriffe „sozial“ und „demokratisch“ sollten auch auf
uropa zutreffen. In Europa wird bald mehr Freizügig-
eit als heute herrschen. Dabei müssen aber die Rechte
er Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Blick
ehalten werden. Es geht um Teilhabe, wie der Bundes-
anzler gesagt hat. Ich glaube, dass es in dieser Zeit ver-
ängnisvoll für das Ansehen Europas ist, dass die Men-
chen in Europa in Fällen von freundlichen oder
eindlichen Übernahmen wie beispielsweise bei Voda-
one/Mannesmann die Erfahrung machen, dass sich die
ertreter des Geldes irgendwo oben treffen, während die






(A) )



(B) )


Franz Müntefering

Arbeitnehmer in Deutschland, Großbritannien, Frank-
reich, in den Niederlanden und in Italien auf die Straße
gehen und sich um ihre Arbeitsplätze Sorgen machen.
Wir müssen gemeinsam eine Linie finden, die garantiert,
dass die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
mer sowie der Schwachen und Schwächeren in den euro-
päischen Institutionen glaubwürdig vertreten werden.
Das muss bei uns beginnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das sind die Aufgaben, die wir vor uns haben. Zu die-
sen gehört auch, dass wir uns in der Kommission zur
Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung Gedan-
ken darüber machen, wie in Zukunft das Verhältnis zwi-
schen Deutschland und Europa sein soll, wie wir unsere
nationalen Interessen in Europa wahrnehmen sollen. Wir
haben in Deutschland 17 Wirtschaftsminister und 17 Fi-
nanzminister. Ich möchte an dieser Stelle nichts über-
spitzen und auch keine Vorwürfe erheben. Aber ich sage
mit allem Ernst: Wenn wir es nicht schaffen, in dem grö-
ßer gewordenen Europa die nationalen Interessen
Deutschlands zu formulieren und gemeinsam zu vertre-
ten – egal ob sie die Wirtschaft, die regionale Entwick-
lung oder die innere Sicherheit betreffen –, dann werden
wir unserer Aufgabe nicht gerecht. Deutsche Kleinstaa-
terei wäre ungeeignet, deutsche Interessen in Europa
glaubwürdig und nachhaltig zu vertreten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich meine das nicht vorwurfsvoll; denn ich bin ein
überzeugter Anhänger des Föderalismus. Das Prinzip
des Föderalismus gilt für uns in Deutschland – ich
glaube, dass damit viele Vorteile verbunden sind – und
in einem gewissen Umfang auch für Europa, Frau
Merkel, auch wenn ich in diesem Zusammenhang das
Wort „Föderalismus“ eigentlich nicht verwenden
möchte. Was sich im Verhältnis zwischen Deutschland
und Frankreich tut – hoffentlich auch im Verhältnis zwi-
schen Deutschland und Polen –, ist ein bisschen mit dem
vergleichbar, was in unserem Lande stattfindet. In
Deutschland sind Sie alle glühende Anhängerinnen und
Anhänger des Föderalismus – ich glaube das Ihnen
auch – und sagen: Es ist ganz gut, wenn es in Deutsch-
land Bundesländer gibt, die ein bisschen Tempo machen,
die Avantgarde sind, die nach vorne gehen, die das
Ganze ziehen. Das ist richtig. Ich unterstreiche das. Aber
das sollte bitte schön auch im Hinblick auf Europa gel-
ten. Wir sollten es uns nicht nehmen lassen, zusammen
mit Franzosen, Polen und anderen für Tempo in Europa
zu sorgen, damit Europa weiter nach vorne gehen und
den guten Weg fortsetzen kann.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511900600

Das Wort hat der Kollege Dr. Wolfgang Gerhardt,

FDP-Fraktion.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP):
Rede ID: ID1511900700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es kann

icht bestritten werden, dass das Vertragswerk, über das
ir hier heute diskutieren, einen ganz bedeutsamen Inte-
rationsschritt in einem wiedervereinigten Europa dar-
tellt. Daran besteht überhaupt kein Zweifel. Deshalb
ill ich meine Redezeit jetzt nicht darauf verschwenden,
och einmal Unterschiede in den Positionen herauszuar-
eiten. Wir alle stimmen diesem Vertragswerk zu. Es ist
ür uns ein gewichtiger Baustein.
Das eigentliche Problem ist auch nicht, ob der eine

der andere von uns, was das Subsidiaritätsprinzip oder
as Institutionengefüge betrifft, weiter gehende Mehr-
eitsentscheidungen wünscht oder ob mancher skeptisch
st, dass das Institutionengefüge dem Parlament am Ende
irklich schon den Gestaltungswillen einräumt, den wir
hm wünschen, und ob das alles so passend ist.
Die Kernfrage ist, ob wir angesichts der Beteiligung

n der Europawahl die Fähigkeit haben, das den Gesell-
chaften in Europa zu vermitteln,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


b die politischen Eliten in Europa fähig, willens und in
er Lage sind, diese Bedeutung ihren Bürgerinnen und
ürgern näher zu bringen.
Das haben wir bis heute nicht überzeugend geschafft.

ür die Mehrheit der Bürger hat dieses Europa noch im-
er kein Gesicht. Sie treten ihm eher mit Skepsis entge-
en. Sie haben die ganze Geschichte, die der Kollege
üntefering hier vorgetragen hat – Stichwort Frieden –,
igentlich schon nahezu emotionslos vergessen und ho-
en sie sich nicht mehr ins Gedächtnis zurück.
Die politischen Eliten Europas – dieselben, die dieses

ertragswerk verhandelt haben und die sich nun bemü-
en, Repräsentanten in das Institutionengefüge zu sen-
en – haben nach meiner Überzeugung und nach der
berzeugung der Bundestagsfraktion der FDP große De-
izite im politischen Gestaltungswillen.


(Beifall bei der FDP)

Europa hat jetzt eine geschriebene Verfassung. Auch
ir haben eine geschriebene Verfassung, das Grundge-
etz. In der Geschichte hat sich aber immer gezeigt, dass
ine geschriebene Verfassung allein nicht genügt, wenn
ie, die sie tragen sollen, nicht Gestaltungswillen entwi-
keln. Jetzt handelt es sich darum, Europa ein Gesicht zu
eben und – das füge ich hinzu – mit einem Stück welt-
olitischem Kalkül vorzugehen. Europa muss aus den
inderschuhen heraus; es mangelt ihm an geostrategi-
cher Orientierung. Weltpolitisch ist es immer noch so,
ls ob wir mit erhobenem Zeigefinger auf dem Beifah-
ersitz sitzen, anstatt im Vorhinein abgestimmte eigene
nitiativen einzubringen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Gerhardt

Nur wenn das geschieht, haben wir die richtige Kon-

sequenz aus dem Vertragswerk gezogen. Das Vertrags-
werk ist nicht alles. Es fordert uns zum Handeln auf. Die
politischen Eliten Europas brauchen einen wirklichen,
auch strategischen Gestaltungsehrgeiz und das müssen
sie auch den Bürgerinnen und Bürgern deutlich machen.

Die Vereinigung Europas bringt mit sich, dass an der
Peripherie jetzt Krisenregionen sind. Die Sicherheits-
politik Europas muss neu bestimmt werden. Wenn wir
sie nicht entwickeln, dann wird das unsere eigene Si-
cherheit und die der Bürgerinnen und Bürger in Europa
gefährden. Die jetzige Ausdehnung Europas steht für
den Willen zu einem Stück regionaler Stabilitätspolitik.
Man redet in Europa darüber, wie dieser Wille sicher-
heitspolitisch untermauert werden kann. An dieser Stelle
wird unser Defizit deutlich, weil wir uns einfach nicht
zutrauen, zu sagen, dass für ein so großes und weltpoli-
tisch bedeutsames Europa diplomatische Wirkungen und
Zivilmachtkonzepte allein am Ende möglicherweise
nicht reichen und zur Wirkungslosigkeit verurteilt sind,
wenn wir entsprechende sicherheitspolitische Fähigkei-
ten nur auf dem Papier entwickeln.


(Beifall bei der FDP)

Wir müssen mit diesem Verfassungsvertragsentwurf

und mit dem, was vereinbart worden ist, etwas anfangen.
Europa ist für uns natürlich nicht nur ein Binnenmarkt,
also nicht nur das Europa der Händler, der Krämer und
des Warenaustausches. Die Lissabon-Strategie ist eine
Antwort. Diese Antwort steht aber auf dem Papier.

Eine der größten Volkswirtschaften dieser Welt – wir
haben die Ehre, sie in diesem Parlament zu vertreten –
ist der entscheidende Hemmschuh im Hinblick auf die
Entwicklung der Wachstumsraten und auf den Arbeits-
markt in Europa. Wir, die politische Führung in der Bun-
desrepublik Deutschland, haben die Aufgabe, dieses
Problem zu lösen.

Der Kollege Müntefering hat es so ausgedrückt: Das
muss ein Europa des Friedens und des Wohlstands sein.
Dagegen ist gar nichts zu sagen. Der gegenwärtige deut-
sche Beitrag zum Wohlstand in Europa ist der ärm-
lichste, den eine deutsche Bundesregierung je erbracht
hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das heißt, wir müssen mit dem Institutionengefüge
und dem Verfassungsvertrag auch etwas anfangen. Wir
brauchen ein Wettbewerbseuropa. Wir brauchen kein
Sozialstaatseuropa, in dem von oben herab diktiert wird
und in dem überall die gleichen Steuersätze gelten. Das
macht die Menschen unmündig. Das verbietet es den
Nationen geradezu, in einen Wettbewerb einzutreten.
Wir sollten in Europa wettbewerbliche Strukturen und
freiheitliche Strukturen aufbauen. Wir sollten nicht Be-
schwichtigungsstrukturen und Ordnungsstrukturen von
oben herab verordnen mit dem Ziel, möglichst wenig
Wettbewerb zu haben, weil wir in Schwierigkeiten sind.
Das glatte Gegenteil ist für die Bundesrepublik Deutsch-
land notwendig.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Wir brauchen also: eine klare Perspektive und das ngagement der politischen Führung! Wer heute das Institutionengefüge betrachtet, kann eine sichere Prognose darüber abgeben, welche Instituion am Ende überwiegen wird. Es kann sein, dass die eränderungen in der Präsidentschaft – eine längere peronelle Kontinuität an der Spitze Europas – dann, wenn er Kommissionspräsident nicht stark genug ist, in der raktischen Ausprägung wieder mehr zu intergouverneentalen Ansätzen und weniger zu weiteren Integraionsschritten führen. Die Gefahr besteht. Es kommt auf ie Personen an, die in das Institutionengefüge hineingeetzt werden. Bei aller Begrüßung des Personalvorschlags für die pitze der Kommission will ich hier sagen: Wir erwarten inen starken Präsidenten an der Spitze der Kommission. ir wünschen dem portugiesischen Regierungschef, ass er diese Persönlichkeit an der Spitze der Kommision sein wird; wir hoffen es. Wir als Bundestagsfraktion der FDP haben ein klares nteresse an weiteren Integrationsschritten. Wenn wir as haben, kommt es auf das Gewicht der Kommission n. Wenn sie Gewicht entwickeln will – das ist ein ganz ntscheidender Punkt, der hier erwähnt werden muss –, uss das an der Spitze anfangen. Wir haben nichts gegen den Vorschlag Günter erheugen einzuwenden. Ich sage das sehr bewusst. Er ar Mitglied unserer Partei. Er ist zu den Sozialdemoraten gewechselt. Er hat als Erweiterungskommissar eien guten Job gemacht. Ihm gebühren Respekt und nerkennung. Wir haben aber etwas gegen eine Kontruktion, die mit diesem Personalvorschlag für die ommission oft verbunden wird, nämlich durch die Hinertür wieder ein Stück Industriepolitik auf europäicher Ebene zu installieren. Herr Bundeskanzler, wir issen, dass jeder seine eigene Industriepolitik macht. ie haben Ihre Vorstellung; der französische Staatspräsient hat seine. Wenn wir Europa weiterbringen wollen, uss es eine Wettbewerbslandschaft und darf es nicht in Europa alter Industriepolitik sein. Das muss dann uch in der Kommission seinen Ausdruck finden. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Sehr wahr!)


(Beifall bei der FDP)


Am Ende werden das Institutionengefüge und der
erfassungsvertragsentwurf nur durch die Personen ein
ffentliches Bild bekommen. Wenn wir Glück haben,
elingt das. Es muss unser Interesse sein, dass wir dabei
rfolg haben. Wir können hier nicht große Europadebat-
en führen und uns überall bemühen, die Menschen zu
berzeugen, ohne zur Kenntnis zu nehmen, dass uns bei
chwindender Wahlbeteiligung dieser Gestaltungswille
och nicht gelungen ist. Das ist eine schmerzhafte Erfah-
ung gewesen. Wer sich Europa als Konsequenz aus den
ruderkriegen des vergangenen Jahrhunderts vorstellt
nd dann diese Wahlbeteiligung sieht, die ja auch ein In-
ikator für eine Vorstellung von Europa und für eine






(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Gerhardt

emotionale Bindung ist, der kann nur sagen, dass für die
politischen Eliten in den europäischen Ländern immer
noch mehr Herausforderungen bleiben, als Danksagun-
gen wegen des Verfassungsvertragsentwurfs auszuspre-
chen sind.

Der Verfassungsvertragsentwurf ist richtig. Er ist ein
Integrationsschritt. Aber die eigentlichen Aufgaben
kommen noch. Die Kernaufgabe wird sein, dass wir in
Europa allmählich lernen, aus den weltpolitischen Kin-
derschuhen herauszukommen und wirklich internationa-
len Gestaltungswillen zu entwickeln.


(Beifall bei der FDP)

Wenn wir den Gesellschaften das vermitteln könnten,
dann hätten wir die Hauptaufgabe geleistet.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511900800

Das Wort hat der Bundesaußenminister Joschka

Fischer.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511900900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

freue mich darüber, dass es trotz aller Unterschiede unter
den bisherigen Rednerinnen und Rednern doch eine
große Übereinstimmung darüber gibt, das Resultat der
Regierungskonferenz und des Konvents, nämlich den
Verfassungsvertrag für die erweiterte Europäische
Union, durchweg als positiv anzusehen. Ich entnehme
dem zugleich – das freut die Bundesregierung überaus –,
dass wir hier mit einer breiten Zustimmung zum Ratifi-
zierungsgesetz rechnen können; ich hoffe auch, dass die
Ratifikation schnell erfolgen wird. In der Tat, dieser Ver-
fassungsvertrag ist für die erweiterte Union von überra-
gender Bedeutung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie, einmal
kurz in die Verfassungsgeschichte einzutauchen. Eine
Verfassung steht erst einmal auf dem Papier. Natürlich
sind zunächst institutionelle Regelungen und Verfahrens-
entscheidungen von eminent großer Bedeutung. Wer von
den im Jahre 1948/49 Lebenden hat damals außer denje-
nigen, die es kraft Profession und politischer Berufung
tatsächlich interessiert hat, aktiven Anteil an den Ergeb-
nissen der Konferenz in Herrenchiemsee genommen?
Vertiefen Sie sich einmal in die Verfassungsgeschichte
der Vereinigten Staaten. Der damals stattgefundene Ver-
fassungsprozess gilt ja heutzutage als großes historisches
Vorbild. Sie werden feststellen, dass dieser Prozess da-
mals alles andere als ein populäres Thema war, das eine
Masse an Menschen interessiert hat. Dennoch ist dieses
Vorbild als Maßstab unverzichtbar. Deshalb wird es ganz
entscheidend darauf ankommen, dass wir bezüglich die-
ser Verfassung, die wir noch nicht haben – manche ha-
ben hier so argumentiert, als hätten wir sie schon –, ge-
samteuropäisch, das heißt unter Einbeziehung aller Teile

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(C (D er Europäischen Union, sehr intensiv darüber nachdenen, wie wir den Prozess so organisieren können, dass ie Verfassung in der Tat in allen Mitgliedstaaten ratifiiert und tatsächlich Wirklichkeit wird. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die zweite Frage ist die der Ausfüllung in der politi-
chen Wirklichkeit. Darauf sollten wir in Zukunft das
auptaugenmerk lenken. Ohne jetzt auf die Details des
erfassungsprozesses einzugehen, glaube ich, dass ne-
en der irischen Präsidentschaft ausdrücklich auch der
talienischen zu danken ist. Lassen Sie mich noch einmal
esthalten: 90 Prozent des Verfassungsvertrages sind
ährend der italienischen Präsidentschaft konsentiert
orden. Insofern konnte die irische Präsidentschaft auf
en Vorarbeiten der italienischen aufbauen.
Verschiedene Rednerinnen und Redner haben ja zu
echt darauf hingewiesen, dass wir uns auch fragen
üssen, was die Menschen unter Europa verstehen. Es
ird zwar zu Recht gesagt, dass die geringe Wahlbeteili-
ung ein Warnsignal war. Ich teile aber nicht die Auffas-
ung, dass damit eine Skepsis gegenüber Europa verbun-
en ist. Warum nicht? Weil ich im Wahlkampf den
indruck gewonnen habe, dass Europa für viele Men-
chen eine sehr große Bedeutung hat. Die Leute sind
icht dumm. Sie begreifen sehr wohl, dass die Fragen
er inneren Sicherheit, der äußeren Sicherheit, der Wett-
ewerbsfähigkeit und der Zukunft der Arbeitsplätze
eute aufs Engste mit Europa zusammenhängen.
Entscheidend ist eine klare Kenntnis der Rollenvertei-

ung zwischen Europa und den Nationalstaaten. Die
eute fragen sich sehr wohl, wo die Unterschiede liegen,
er sie in Europa vertritt, ob dieses Europa ein Gesicht
at und wer in der Kommission sitzt. Es ist doch tatsäch-
ich so, dass sich die Menschen in der Außen- und
icherheitspolitik immer noch an die nationale Ebene
alten. Dafür sind der Bundeskanzler, der Bundesaußen-
inister, der Bundesverteidigungsminister und die Ent-
icklungshilfeministerin zuständig. In der Wirtschafts-
olitik hält man sich ebenfalls an die nationale Ebene,
enauso in Fragen der inneren Sicherheit. Das heißt,
uropa wird immer wieder auf die gewählten Repräsen-
anten heruntergebrochen, die man kennt, also auf die
eweilige nationale Öffentlichkeit. Daraus aber den
chluss zu ziehen, die Menschen würden Europa nicht
egreifen, halte ich für einen ganz großen Irrtum.
Ich will Ihnen ein Beispiel geben: Nach dem furcht-

aren Verbrechen in Madrid hat doch jeder im Volk so-
ort begriffen, dass es, wenn die Spur zu al-Qaida führt,
icht nur Spanien betrifft. Es hat jeder sofort begriffen,
ass wir unsere innere Sicherheit im zusammenwachsen-
en Europa nicht ausschließlich national definieren kön-
en. Die Frage der institutionellen Umsetzung, also wer
afür in Zukunft in Europa steht, ist die brennende poli-
ische Frage.
In diesem Zusammenhang muss ich auf Frau Merkel

ingehen. Ich habe überhaupt nichts gegen Parteipoli-
ik, aber Europa ist ein Europa der Bürger und der Staa-
en. Wir alle wissen, dass es eine hässliche Seite der






(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

Parteipolitik gibt; das betrifft alle Parteien. Es gibt aber
auch eine sehr konstruktive und wichtige Seite der
Parteipolitik. Ich frage mich dabei nur, ob das Entschei-
dungsverfahren, das jetzt zur Auswahl eines Kommis-
sionspräsidenten geführt hat, zur guten Seite der Partei-
politisierung Europas gehört. Ich meine: Nein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die These, man könne das Funktionieren von Europa an-
hand dieses Entscheidungsverfahrens besser erklären,
halte ich für völlig falsch. Wenn man das tatsächlich
wollte – lassen Sie mich das schon einmal mit Blick auf
die nächsten Europawahlen festhalten –, dann müssten
die politischen Lager jeweils deutlich erkennbar sagen,
wer ihr Kandidat oder ihre Kandidatin für das Amt des
Kommissionspräsidenten ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Aber es kann nicht sein, dass die Parteipolitisierung im
Hinterzimmer hängen bleibt; denn damit tut man Europa
meines Erachtens nichts Gutes, sondern im Gegenteil
sehr viel Schlechtes.

Wenn man die Parteipolitisierung wirklich will, muss
man entsprechende Schritte gehen. Selbstverständlich
spielen dabei die unterschiedlichen Interessen der Mit-
gliedstaaten eine Rolle; da wird es keine Parallelität ge-
ben.

Ich denke, dass die Verfassung eine große Chance
bietet, diesen Schritt zu gehen. Ob wir mit dieser Kom-
mission und dem Europäischen Parlament tatsächlich
Voraussetzungen für eine bessere Erkennbarkeit der eu-
ropäischen Verantwortung und damit Identifizierbar-
keit europäischer Politik schaffen können, das wird die
Zukunft zeigen. Ganz gewiss aber muss der Bundestag
seine inneren Verfahren ändern; denn es kommt ganz
entscheidend darauf an, dass er seine Frühwarnrolle,
seine Rolle in der Subsidiaritätskontrolle ernst nimmt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich denke, dass auch aus dem nationalen Parlament he-
raus ein Politisierungsprozess stattfinden kann, der von
eminenter Bedeutung ist.

Eine der Herausforderungen, die jetzt vor uns liegen,
ist der Ratifikationsprozess. Ich habe sehr sorgfältig zu-
gehört. Frau Merkel, Sie haben sich hier etwas apokryph
geäußert; der tiefere Sinn Ihrer Worte ist mir verschlos-
sen geblieben. Ich hoffe nicht, dass dahinter steckt, dass
die Union meint, irgendwelche Bedingungen an die Ra-
tifikation knüpfen zu können. – Sie schütteln den Kopf;
damit ist das abgehakt.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Was wäre dann, Ihre Heiligkeit? – Heiterkeit)


– Ich hielte das für keine gute Idee. Sie müssten versu-
chen, das durchzusetzen, und würden damit scheitern.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Sie brauchen aber unsere Stimmen!)


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(C (D ber ich finde es gut, dass Sie mich „Heiligkeit“ nenen; das ist wirklich hervorragend. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)

ch sehe, die CSU ist schnell lernfähig.


(Zuruf von der CDU/CSU: Scheinheiligkeit!)

Meinetwegen auch Scheinheiligkeit; das ist egal. Von
cheinheiligkeit verstehen Sie mehr als ich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


Ich möchte auf die Punkte zurückkommen, um die es
Zukunft gehen wird. Es gibt einen großen Konsens
arüber, dass nach der Ratifizierung die Politiken im
ordergrund stehen werden. Dabei wird die Umsetzung
er Lissabon-Strategie meines Erachtens von überra-
ender Bedeutung sein.
Bei allem Respekt: Wir haben viel zu tun, auch in un-

erem Land. Gestern haben wir geklatscht, weil der Bun-
espräsident nicht Schwarzmalerei betrieben hat, son-
ern Probleme zwar benannt hat, aber mit dem nötigen
ptimismus. Nach den heutigen Worten von Herrn
erhardt jedoch scheint über uns nicht die Sonne, son-
ern ist dort nur dunkles Gewölk und befinden wir uns
der tragischen Situation des permanenten Rück-
chritts. Man muss aber doch auch darauf hinweisen,
ass wir große Anstrengungen unternommen haben und
eiter unternehmen werden. Europa ist im internationa-
n Wettbewerb einer der wichtigsten Faktoren und wird
s auch bleiben. Das auszubauen ist ein wesentliches
lement der Lissabon-Strategie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


In der innenpolitischen Verengung der Diskussion bei
ns wird immer so getan, als spiele die soziale Dimen-
ion keine Rolle. Ich rate dringend dazu, einmal über den
hein zu schauen. Bei der Ratifikation durch unseren
ichtigsten Partner, nämlich Frankreich, spielt das sozia-
Element – und zwar nicht nur in den Reihen der
inksparteien, sondern durchaus auch bei den bürger-
ch-demokratischen Parteien – eine nicht unerhebliche
olle. Wenn wir ein Interesse daran haben, die Men-
chen mitzunehmen, müssen wir begreifen, dass wir ei-
erseits Wettbewerbsfähigkeit und andererseits soziale
erechtigkeit sowie ökologische Nachhaltigkeit als
rundwerte nicht nur in der Verfassung, sondern auch in
er politischen Realität verankern müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik ist
ott sei Dank weiter, als Wolfgang Gerhardt es gerade
argestellt hat. Die EU ist durch die gemeinsame Strate-
ie, durch die Rolle, die wir im Nahen und Mittleren Os-
en, in der Frage der Broader-Middle-East-Initiative und
n ähnlichen Fragen bereits spielen, wesentlich besser
ufgestellt, als Sie es dargestellt haben. Darüber hinaus
st der gemeinsame Raum des Rechts und der Sicherheit
n Richtung eines Tampere II von großer Bedeutung.






(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

Wir haben jetzt die große Chance, weitergehen zu

können, weil wir garantierte Grundrechte haben. Inso-
fern finde ich das Verhalten einiger ziemlich kleinka-
riert. In Maastricht hatten diejenigen, die nicht für den
Euro waren, zumindest überhaupt kein Problem damit,
Helmut Kohl und der Bundesregierung für das zu dan-
ken, was sie damals erreicht haben.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Damals ging es nicht um die Türkei!)


– Bei der Verfassung geht es auch nicht um die Türkei.
Aber da Sie das Thema Türkei gerade ansprechen: Die
CSU – ich nehme die CDU bewusst aus – hat mit dem
Thema Türkei überaus erfolgreich Wahlkampf gemacht,
wie man an Ihren Wahlergebnissen in Bayern sehen
kann. Sie haben ein eindeutiges Minus zu verzeichnen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Herr Glos, auch in diesem Punkt sind die Menschen
klüger. Jeder weiß, dass es bei der Türkei nicht darum
geht, dass sie heute beitritt. Man muss schon wirklich
zur CSU gehören und gehörig etwas auf den Augen ha-
ben, um nicht zu begreifen, welche gewaltigen Fort-
schritte jetzt unter der AKP-Regierung in der Türkei er-
zielt wurden, angefangen bei der Umsetzung der
Kopenhagener Kriterien bis – das hätte ich vorher nicht
für möglich gehalten – zu einer konstruktiven Haltung
im Zypernkonflikt, wodurch die Türkei zur Lösung ural-
ter Konflikte im östlichen Mittelmeerraum beiträgt.

Nehmen Sie nur die Abschaffung der Todesstrafe und
die Strafrechtsreform!


(Michael Glos [CDU/CSU]: Das tut doch jedes zivilisierte Land!)


Seit Gründung der Türkischen Republik gibt es jetzt
erstmals Fernsehsendungen in Minderheitensprachen,
unter Einschluss der kurdischen Sprache. Die ehemali-
gen kurdischen Abgeordneten, die zu langjährigen Haft-
strafen verurteilt wurden, sind heute alle frei.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Das ist doch alles selbstverständlich, Herr Fischer! Das müssen Sie doch wissen! Die Menschenrechte sind verbindlich, ob man in der EU ist oder nicht! Hören Sie doch auf!)


– Herr Glos, Sie wollen keine ernsthafte Diskussion füh-
ren, sonst würden Sie anerkennen, dass die Türkei ge-
waltige Fortschritte gemacht hat, nachdem sie eine Bei-
trittsperspektive bekommen hatte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie wollen keine ernsthafte Diskussion, sondern nur Ihre
im Grunde genommen antitürkische Ideologie hier aus-
breiten. Das wird nicht funktionieren; die Menschen sind
nicht dumm. Es ist ein langfristiger Beitrittsprozess. Wir
werden diesen Weg entschlossen weitergehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Wir sind der Meinung, dass die für die Europäische nion entscheidende Sicherheitsfrage in diesem Raum ntschieden wird. Seit Konrad Adenauer, Ludwig Erhard nd – das vergessen Sie immer – Franz Josef Strauß betehen entsprechende Zusagen. Helmut Kohl, Theo aigel und Klaus Kinkel haben diese Zusagen 1997 in uxemburg wiederholt. Wir haben sie bestätigt und in elsinki und in Kopenhagen operativ umgesetzt. Die Erebnisse sind beachtlich positiv. Diesen Weg gehen wir eiter, weil wir Frieden und Stabilität in der Zukunft ieses gemeinsamen Europas für unsere Menschen wolen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dieses Thema wird Gegenstand von zukünftigen Dis-
ussionen bleiben. Wahlergebnisse sind in dieser Hin-
icht sehr lehrreich.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Ja!)

eine Partei ist in Bayern mit dieser Position offen im
ahlkampf angetreten. Wir können uns über das Ergeb-
is nicht beschweren. Sie sind offen angetreten mit der
egenposition. Wenn Sie Realisten sind und rechnen
önnen, dann werden Sie feststellen, dass Sie erhebliche
erluste zu verzeichnen haben.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

Mit der Verfassung haben wir die große Chance, das

rweiterte Europa handlungsfähig zu machen.

(Michael Glos [CDU/CSU]: Aber die SPD ist zur Splitterpartei geworden! Darum geht es doch! – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: 19 Prozent!)


Herr Müller, gehören Sie nicht zur CSU München? Je-
enfalls müssten Sie wissen, dass die dortige CSU ganz
ndere Probleme hat. Das findet doch alles im Gerichts-
aal statt, oder sehe ich das falsch?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as Wahlergebnis der CSU München ist wirklich be-
chtlich.
Lassen Sie mich zum Schluss kommen. Wenn die

erfassung ratifiziert wird – ich bin sicher, dass sie rati-
iziert wird –, haben wir die große Chance, das erwei-
erte Europa politisch handlungsfähig zu machen, es po-
itisch zu integrieren und das Einigungswerk in den vor
ns liegenden zwei Jahrzehnten tatsächlich zu vollen-
en. Damit können wir Europas Sicherheit und Wettbe-
erbsfähigkeit sowie die Gerechtigkeit und Nachhaltig-
eit in einem gemeinsamen Europa mit Leben erfüllen
nd das große Friedenswerk Europäische Union tatsäch-
ich vollenden.
Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511901000

Das Wort hat der Kollege Peter Hintze, CDU/CSU-

Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1511901100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Franz
Müntefering, hat heute gegen die Opposition die Heilige
Schrift bemüht. Er zitierte – ich bringe das Zitat
korrekt –: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“


(Joseph Fischer, Bundesminister: Werken! – Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Es gibt verschiedene Übersetzungen! Das sollten auch Sie wissen!)


– Herr Fischer, ich habe mir erlaubt, korrekt zu zitieren.
Das können Sie nachlesen. „An ihren Früchten sollt ihr
sie erkennen.“ Ich finde es ausgesprochen mutig, dass
Sie dieses Zitat bringen. Denn noch nie hat eine Bundes-
regierung in Deutschland so viele faule Früchte hervor-
gebracht wie die rot-grüne Regierung, die hier auf der
Bank sitzt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Müntefering sprach ganz distanziert von „dieser

religiösen Formel“, die man nicht erreicht habe. Worum
geht es? Das Fundament Europas wird nur dann fest und
stark bleiben, wenn es auf den Werten von Freiheit und
Demokratie, von Rechtsstaatlichkeit und dem Bekennt-
nis zur Menschenwürde gegründet ist. Nichts hat Europa
und das europäische Menschenbild so sehr geprägt, wie
das christliche Verständnis vom Menschen. Deswegen
ist die Forderung, dass wir in unserer ersten europäi-
schen Verfassung auch Zeugnis darüber ablegen, worauf
unsere Werte gründen, zutiefst berechtigt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich fand es auch spannend, wie Herr Müntefering

über die Vorgeschichte der europäischen Einigung ge-
sprochen hat und dass er die späten 70er- und 80er-Jahre
bemühte. Erinnern wir uns: Der polnische Freiheits-
kämpfer Lech Walesa hat die deutschen Sozialdemokra-
ten um Unterstützung angefleht; aber die SPD hat ihm
die kalte Schulter gezeigt, weil sie die guten Beziehun-
gen zur kommunistischen Regierung in Warschau nicht
gefährden wollte. So viel zu den Themen Früchte und
Vorgeschichte der europäischen Einigung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Als am 13. Dezember 1981 in Polen das Kriegsrecht

ausgerufen wurde, hat Bundeskanzler Helmut Schmidt
seinen Besuch in der DDR fortgeführt und ist dem drin-
genden Wunsch der polnischen Freiheitskämpfer, diesen
Besuch abzubrechen – auch wir haben ihn aufgefordert,
diesen Besuch abzubrechen –, nicht nachgekommen,
sondern hat eine Pressekonferenz mit Herrn Honecker
gehalten.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind hinter der Zeit! – Weitere Zurufe der SPD)


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(C (D ch weiß nicht, wo wir mit Europa hingekommen wären, enn es in den späten 70erund frühen 80er-Jahren nach er SPD gegangen wäre. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Das ist eine „verhintzte“ Rede!)


Der Herr Bundesaußenminister hat eben eine interes-
ante Analyse des Wahlergebnisses im Allgemeinen und
es bayerischen Wahlergebnisses im Besonderen abge-
eben. Herr Fischer, wenn man Ihrer Analyse des Wahl-
rgebnisses folgt, müsste Gerhard Schröder – der Bun-
eskanzler ist leider nicht mehr anwesend – auf der
telle zurücktreten. Die CSU in Bayern hat viermal so
iele Stimmen bekommen wie die hier führende Regie-
ungspartei.


(Michael Glos [CDU/CSU]: 57,4 Prozent!)

DU und CSU haben deutschlandweit mehr als doppelt
o viele Stimmen bekommen wie die hier führende Re-
ierungspartei. Wenn man Ihren Worten folgt, also den
ähler entscheiden lässt, müsste diese Regierung

chlagartig zurücktreten, lieber Herr Fischer.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Sie haben des Weiteren versucht, eine Ausführung der
orsitzenden der CDU/CSU-Fraktion bewusst misszuin-
erpretieren. Deswegen möchte ich im Namen der ge-
amten Fraktion klarstellen: Die CDU/CSU sagt klar Ja
u dieser Verfassung, weil wir wissen, dass eine Verfas-
ung, die von 25 Staaten erarbeitet wurde, nie die volle
rfüllung aller Wünsche sein kann. Diese Verfassung
edarf aber der Ratifizierung. Im Ratifizierungsprozess
eht es nicht nur um das Ja zur Verfassung, sondern auch
m Fragen, die zum Teil in der Verfassung selbst ange-
egt sind: Wie gestalten wir den Frühwarnmechanismus
us? Welche Mitwirkungsrechte gibt es bei der europäi-
chen Gesetzgebung? Wie wird die Subsidiaritätsklage
estaltet? Wie steht es um die Mitwirkung des Bundesta-
es bei Beitritten? All diese Fragen müssen im Zusam-
enhang mit der Ratifizierung geklärt werden.


(Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Nein!)

Wir können uns nicht auf folgendes Spiel einlassen:

ie nehmen unser Ja zur Verfassung dankend an und
ringen den Bundestag dann mit Ihrem Demokratiever-
tändnis um seine Mitwirkungsrechte bei diesen wichti-
en Fragen der europäischen Politik.
Das wollen wir schon zusammen besprechen. Wir
achen in der Tat keine Einzelforderung zur Bedingung;
ber wir machen zur Bedingung, dass sich der Deutsche
undestag in Ruhe darüber austauscht, was es im Zu-
ammenhang mit der Verfassung zu regeln gibt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Das ist ja wohl das Mindeste, was Seine Heiligkeit genehmigen muss!)


Sie haben über die Türkei gesprochen. Hier finde ich
olgendes wichtig: Wir begrüßen – ich glaube, darüber
ibt es im Deutschen Bundestag eine breite Übereinstim-
ung – die Reformanstrengungen in der Türkei und un-
erstützen diese auch.






(A) )



(B) )


Peter Hintze


(Beifall des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])


Diese Reformen tun der Türkei gut. Ich greife einen Zu-
ruf von Michael Glos auf, über den sich lustig machen
zu können Sie glaubten. Die Herbeiführung der Einhal-
tung der Menschenrechte, die Einführung der Demokra-
tie, die Abschaffung der Folter, die Herstellung der Ge-
waltenteilung, die Gleichberechtigung von Mann und
Frau, die Erstellung einer funktionierenden Marktwirt-
schaft sind doch Dinge, die im Interesse eines jeden
Menschen und eines jeden Staates auf der Welt liegen.
Was ist das für eine Vorstellung von der Europäischen
Union, wenn wir sagen: „Jeder, der das einführt, was wir
für selbstverständlich halten, wird Mitglied der Europäi-
schen Union“? Nein, das, was die Türkei tut, ist gut und
richtig und findet unsere Unterstützung, muss aber von
der Frage, ob die Türkei die Europäische Union überfor-
dert oder nicht, getrennt verstanden werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir müssen in Ruhe darüber sprechen, ob wir uns im

Hinblick auf ein 70-Millionen-Volk mit seiner politisch-
kulturellen und wirtschaftlichen Situation, seinem
schnellen Bevölkerungswachstum auf nach Schätzung
der Europäischen Kommission bis zu 100 Millionen
nach dem Jahre 2020 und mit seinen besonderen Proble-
men, die bestehen bleiben, auch wenn die Gesetze geän-
dert werden – ich hoffe aber, dass auch diese Probleme
eines Tages nicht mehr vorhanden sind –, in einen Bei-
trittsautomatismus stürzen können, wie das die Regie-
rung offensichtlich betreibt.

Auf dem Gipfel in Helsinki war es eine Fünfminuten-
aktion, für die Türkei den Status eines Beitrittskandida-
ten zu beschließen. Den Gipfel 1997 haben Sie falsch
dargestellt, Herr Fischer. Das Entscheidende 1997 war,
dass der damalige Beitrittsantrag der Türkei von der Re-
gierung Helmut Kohl abgelehnt und eben nicht ange-
nommen worden ist. Sie haben dann 1999 eine andere
Entscheidung getroffen. Jetzt müssen wir in diesem Jahr
entscheiden, ob es zur Aufnahme von Beitrittsverhand-
lungen kommt.

Unsere Auffassung ist, im Interesse Europas und auch
im Interesse Deutschlands sicherzustellen, dass die Eu-
ropäische Union die Erweiterungen, vor denen sie steht,
auch tatsächlich verkraftet, dass sie die Erweiterung, die
sie jetzt durchgeführt hat, auch leben kann und dass man,
weil man glaubt, es irgendwann einmal versprochen zu
haben, nicht etwas tut, was die Europäische Union in ih-
rem Charakter möglicherweise grundlegend verändert
und ihre Integrationsfähigkeit überfordert. Deswegen
bitten wir Sie nachdrücklich, unseren Gedanken, mit der
Türkei eine privilegierte Partnerschaft zu entwickeln,
in das Verhandlungsmandat, wenn es denn zu einem
kommt, mit aufzunehmen, damit wir eine Alternative ha-
ben und in dieser Frage am Ende nicht Opfer unserer ei-
genen Selbstfesselung werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Nun hat uns heute der Herr Bundeskanzler einen recht

interessanten Einblick in sein Demokratieverständnis ge-
geben und uns bei der Besetzung der Funktionen auf

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(C (D uropäischer Ebene vor Parteipolitik gewarnt. Der Zuchauer am Bildschirm wird dies für eine interessante nd gute Warnung halten. (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er hat bei Ihrer Rede schon abgeschaltet!)


ch finde nur, dass hier Worte und Taten erheblich aus-
inander klaffen. Es war der Grundsatz aller früheren
egierungen, die Verantwortung für Europa in zentralen
ragen parteiübergreifend wahrzunehmen. Die Regie-
ung Helmut Kohl hat beispielsweise Frau Wulf-Mathies
n die Kommission entsandt, weil wir überzeugt waren,
ass sie eine qualifizierte Person ist. Wir wollten, dass
ie damalige Opposition an dem europäischen Eini-
ungswerk an verantwortlicher Stelle mitwirken kann.
Sie haben bisher alle Entscheidungen rein parteipoli-

isch getroffen.

(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Ausschließlich parteipolitisch!)

eide Kommissare wurden rot-grün besetzt. Auch der
uropäische Gerichtshof wurde rot-grün besetzt. Glei-
hes gilt für die Benennung des künftigen deutschen
ommissars. Der Posten soll mit jemandem besetzt wer-
en, der sich zwar Verdienste erworben hat, aber eben
uch langjähriger SPD-Bundesgeschäftsführer war –
och bevor man überhaupt darüber sprechen konnte. Das
issbilligen wir.
Wenn man in Europa Funktionen besetzen kann,

ollte man zunächst fragen, wer der Bestqualifizierte für
ie zu erfüllende Aufgabe ist, und dann den parteiüber-
reifenden Verantwortungszusammenhang suchen. Sie
erufen sich auf dieses Prinzip immer dann, wenn Sie es
wie jetzt bei der Verfassung – brauchen, und verstoßen
agegen immer dann, wenn Sie das Sagen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Benennung von Herrn Durao Barroso ist auch

in wichtiger Vorgang. Ich bin froh, dass wir es geschafft
aben, dem Geist der von Ihnen beschlossenen und her-
eigeführten Verfassung zum Durchbruch zu verhelfen.
ir wollen doch nicht die Wahlbeteiligung bei der Euro-
awahl noch weiter senken, indem wir sagen: Leute, ihr
önnt wählen gehen, ihr könnt es auch lassen. Was ihr
ählt, ist egal; wir werden jedenfalls das durchsetzen,
as wir vor der Wahl bereits ausgekungelt haben. – Ich
in froh, dass das Europäische Parlament sich das nicht
at bieten lassen.
Es ist richtig, Herr Müntefering, wir haben noch nicht

ie absolute Mehrheit im Europäischen Parlament – be-
auerlicherweise. Aber dass wir die mit Abstand stärkste
raktion im Europäischen Parlament bilden, wird wohl
iemand bezweifeln. Wenn in der Verfassung steht, das
rgebnis der Wahlen zum Parlament sei zu berücksichti-
en, dann muss das auch geschehen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511901200

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Schily?






(A) )



(B) )



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1511901300

Mit ganz großer Freude. Ich muss jetzt einmal freund-

lich über ihn sprechen. Er ist der Minister, der den Euro-
paausschuss am freundlichsten behandelt. Jetzt kommt
wahrscheinlich eine unfreundliche Frage, aber ich ge-
statte sie ihm trotzdem voller Freude. Bitte schön.


Otto Schily (SPD):
Rede ID: ID1511901400

Vielen Dank, Herr Kollege Hintze. – Es kommt eine

ganz freundliche Frage, für Sie vielleicht überraschend.
Sie haben gerade über die Parteipolitik bei Personalfra-
gen gesprochen. Wie beurteilen Sie denn in diesem Zu-
sammenhang das Angebot an Herrn Ministerpräsident
Edmund Stoiber, das Amt des Kommissionspräsidenten
zu übernehmen?


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1511901500

Das ist eine der erfreulichen Ausnahmen, die die Re-

gel bestätigen.

(Lachen bei der SPD – Dr. Gerd Müller [CDU/ CSU]: Das war doch nie ernst gemeint von Ihnen!)


Ich habe allerdings den Verdacht, dass dieses Angebot
von dem Glauben getragen war, die Antwort vorher zu
kennen. Man wusste, dass Herr Stoiber sein Herz in Bay-
ern und in Deutschland hat und dort seine politische Lei-
denschaft lebt.


(Michael Roth [Heringen] [SPD]: Vor allem in Deutschland!)


Es wäre natürlich schön gewesen, wenn Sie nicht jeman-
den gesucht hätten, von dem Sie die Hoffnung hatten, er
lebe seine politische Leidenschaft weiter in Bayern und
in Deutschland.


(Ute Kumpf [SPD]: Deutschland ist mehr als Bayern!)


Es wäre zum Beispiel schön gewesen, wenn wir beim
Vorschlag für die Besetzung der Position des Kommis-
sars, der die Zuständigkeiten der Kommission für Wirt-
schaft koordinieren soll, darüber gesprochen hätten, wer
am besten geeignet wäre. Das haben Sie sicherheitshal-
ber nicht getan. Insofern möchte ich Sie ermuntern: Su-
chen Sie auch in Zukunft weiter. Es gibt viele sehr quali-
fizierte Menschen aus dem Bereich der politischen Mitte,
die Europa gut täten, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Lassen Sie mich noch ein Problem grundsätzlicher

Natur ansprechen. Die Europapolitik dieser Bundesre-
gierung leidet an einer falschen Grundhaltung des Bun-
deskanzlers und seines Außenministers, wobei sich das
Problem beim Bundeskanzler verschärft darstellt. Als er
1998 hier antrat, hat er sich stets kritisch geäußert. Er
hatte mit Europa wenig im Sinn; das hat sich verbessert.
Er hatte mit Frankreich wenig im Sinn; das hat sich ver-
bessert.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Ihnen doch schon viel zu viel!)


Aber das war es dann auch schon. In einem wesentlichen
Punkt hat er mit der Kontinuität aller seiner Vorgänger

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(C (D ebrochen, nämlich mit der Idee, dass Deutschland als rößtes Land in der Europäischen Union die Aufgabe es Mittlers zwischen den Großen und Kleinen und des airen Partners übernimmt. Das Spiel, in dem sich zwei der drei Große einigen und die anderen dann nur noch ustimmen dürfen – nach dem Motto „Vogel friss oder tirb“ –, ist eben nicht das europäische Spiel. (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eben gerade nicht passiert!)


as ist der grundsätzliche Konstruktionsfehler in der Eu-
opapolitik dieser Bundesregierung, meine Damen und
erren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es gibt einen zweiten interessanten Punkt. Der Bun-

eskanzler hat gesagt: Wir haben jetzt mehr Stimmen im
at, dafür haben wir halt ein paar Parlamentssitze im
uropaparlament für Deutschland abgegeben. Was be-
eutet das konkret? Es bedeutet konkret, dass das grö-
ere Gewicht für die Regierung im Rat – wir hoffen, da-
on später zu profitieren – mit einer Schwächung der
timme der Wähler bezahlt wurde. Die Wähler können
Zukunft über weniger bestimmen, während das Ge-
icht der Regierung stärker wird.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511901600

Herr Hintze, gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage

es Kollegen Glos?

Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1511901700

Mit allergrößter Freude, Frau Präsidentin.

(Michael Roth [Heringen] [SPD]: Das ist doch Kasperletheater!)


Michael Glos (CSU):
Rede ID: ID1511901800

Herr Kollege Hintze, Sie haben gerade noch einmal

eschrieben, wie die SPD bzw. diese Regierung mit der
pposition umgeht. Glauben Sie, dass ich den bayeri-
chen Ministerpräsidenten richtig beraten habe, indem
ch ihn an seine Absicht, sich an sein Wahlversprechen
u halten, nämlich in erster Linie für die bayerischen und
eutschen Wähler zur Verfügung zu stehen, erinnert und
hm gesagt habe:


(Michael Roth [Heringen] [SPD]: Das hören wir gern! – Weitere Zurufe von der SPD)


ie stehen bei den bayerischen und deutschen Wählerin-
en und Wählern im Wort? Es gibt Politiker, die sich an
hr Wort halten.


(Michael Roth [Heringen] [SPD]: Passen Sie mal auf die Mimik von Frau Merkel auf!)


Herr Kollege Hintze, können Sie diesem Hohen
ause bestätigen, dass das Verhalten der SPD und ihres
rünen Partners nicht eben konziliant war, was einen fai-
en Ausgleich mit der knapp unterlegenen Union – ich
rinnere beispielsweise an die Bundestagsvizepräsiden-
enfrage – angeht,


(Markus Meckel [SPD]: Das ist Lex Schäuble!)







(A) )



(B) )


Michael Glos

und dass man in diesem Licht den im Februar abgegeben
Schalmeienklängen mit ungeheurem Misstrauen begeg-
nen muss?


(Franz Müntefering [SPD]: Wollt ihr von uns noch ein bisschen Redezeit haben?)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1511901900

Herr Kollege Glos, ich bescheinige Ihnen erstens die

absolute Qualität Ihrer Ratschläge, nicht nur an den
bayerischen Ministerpräsidenten. Zweitens bescheinige
ich Ihnen gerne, dass sicher selbst diese Regierung weiß,
dass das Wort des bayerischen Ministerpräsidenten et-
was gilt


(Gerhard Schröder, Bundeskanzler: Etwas! – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Wie viel ist „etwas“? – Franz Müntefering [SPD]: Gebt euch die Hand und vertragt euch!)


und dass deswegen das Angebot in diese Richtung für
sie gefahrlos erfolgen konnte. Drittens bescheinige ich
Ihnen gerne, dass Ihre Zweifel absolut berechtigt sind;
denn das, was wir im europapolitischen Prozess erleben,
sieht immer so aus: Wir dürfen der Regierung helfen,
wenn sie uns braucht, aber wir werden nicht beteiligt,
wenn das angebracht ist. Das ist in der Tat die Regel.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Bei all unseren Entscheidungen kommt es darauf an,

welches Bild wir von Europa haben,

(Franz Müntefering [SPD]: Lesen Sie ruhig al les noch einmal vor! Macht doch nichts!)

wie wir uns die Europäische Union vorstellen. Damit im
Zusammenhang stehen die Frage der Erweiterung, die
Frage, wie wir die Verfassung mit Leben erfüllen, und
die Frage, wie wir das deutsche Parlament an den Ent-
scheidungsprozessen in Europa beteiligen.

Wir wollen eine Europäische Union, deren Bürger
sich zusammengehörig fühlen. Wir wollen eine Europäi-
sche Union, die als Wertegemeinschaft einen Beitrag zu
einer lebenswerten, gerechten und solidarischen Welt
leistet. Ich finde es beachtlich, was unser neuer Bundes-
präsident, Professor Köhler, gestern dazu gesagt hat:


(Franz Müntefering [SPD]: Gott sei Dank muss er Sie nicht anhören!)


Diese Verantwortung für Europa und die Welt ist uns
wichtig. Das prägt unser Europabild. Wir wollen eine
Europäische Union, die ihren Mitgliedstaaten Zukunft
sichert. Die Verfassung ist nicht das Ende aller Wünsche,
aber sie ist der gute Anfang einer starken politischen
Union.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511902000

Nächster Redner ist der Kollege Michael Roth, SPD-

Fraktion.

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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! etzt haben wir es gehört: Herr Stoiber opfert sich für eutschland. ch hoffe, Frau Merkel macht das mit. Das käme uns für 006 ganz zupass. Viel Schlaues ist Ihnen aber zu dieem generösen Angebot der Bundesregierung auch nicht ingefallen. (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)

Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1511902100

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Herr Hintze, ich bin eben von dem einen oder anderen
ollegen gefragt worden, ob Sie sich immer so fürchter-
ich verhalten. Ich habe gesagt: Der Kollege Hintze ist
igentlich in den Diskussion über Europafragen ein aus-
esprochen verträglicher Kollege. Das gilt zumindest für
ie Zusammenarbeit im Europaausschuss. Aber offen-
ichtlich müssen Sie hier so auftreten, damit Sie irgend-
ann einmal in ferner Zukunft unter Frau Merkel Kar-
iere machen. Ihr Verhalten ist möglicherweise Ihrer
arriere förderlich, dient aber nicht der europapoliti-
chen Arbeit, die wir gemeinsam zu leisten haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Ihr seid auf einem Niveau angekommen, das ist ja furchtbar!)


Es ist toll, dass Sie, Herr Kauder, vielleicht noch in
oalition mit Herrn Glos, von Niveau in diesem Hohen
ause sprechen. Ich freue mich immer über Ihre tief
chürfenden Reden. Wir können zumindest darüber la-
hen.
Es gab einmal einen Bundeskanzler, der hat gesagt:
er Visionen hat, soll zum Arzt gehen. – Wir sind nicht
um Arzt gegangen, sondern wir haben gemeinsam an
er europäischen Verfassung gezimmert, mit viel Mut
nd mit der Bereitschaft, Hürden zu überwinden. Auf
ieses Werk kann die Sozialdemokratie hier in diesem
ause sehr stolz sein. Die europäische Verfassung ist mit
en Namen von Sozialdemokratinnen und Sozialdemo-
raten verbunden und das lassen wir uns auch von Ihnen,
err Hintze, nicht nehmen.
Sie missbrauchen die Geschichte als einen Stein-

ruch, Sie reißen sich da einmal das eine und einmal das
ndere Steinchen heraus. Dabei kommen Sie zu Abstru-
itäten etwa bei der Beurteilung der Tatsache, dass damals
ozialdemokratinnen und Sozialdemokraten – unter
anz schwierigen Bedingungen – auch mit Repräsentan-
en der kommunistischen Diktatur zu sprechen hatten.
ch finde das verwerflich vor dem Hintergrund, dass in
ieser Fraktion Kolleginnen und Kollegen sitzen, die un-
er der kommunistischen Diktatur gelitten haben und die
elber einen persönlichen Beitrag dazu geleistet haben,
ass diese Diktaturen zerstört werden konnten.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Deswegen koalieren Sie ja auch mit der PDS!)


assen Sie also diese Arroganz und denken Sie einmal
ber Ihre Herren nach, die nach Chile gefahren sind, die






(A) )



(B) )


Michael Roth (Heringen)


nach Südafrika unter dem Apartheidregime gefahren
sind und ihre eigenen Geschäfte abgewickelt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben hier in die-
ser Frage nun wirklich keine Nachhilfe nötig.


(Zurufe von der CDU/CSU)

Das Verfassungsprojekt, das wir als Europapolitiker

in den vergangenen Monaten und Jahren zu bewerkstel-
ligen versucht haben, war sicherlich gelegentlich auch
eine Zumutung für die Bürgerinnen und Bürger, weil
sich die Debatten allzu häufig auf Fragen nach Institu-
tionen, Strukturen und Verfahren konzentrierten. Es ging
um Macht. Wir haben vielleicht nicht deutlich genug ge-
macht, worum es sich bei diesem großartigen Verfas-
sungsprojekt eigentlich dreht: Es geht nämlich darum,
wie wir Globalisierung mit menschlichem Antlitz or-
ganisieren können. Wie können wir in einer Welt, die
immer größer wird, wo Grenzen fallen, den Menschen
Sicherheit geben, wie können wir sie vor den Risiken
schützen, wie können wir ein Stückchen Gerechtigkeit
garantieren? Unsere tiefe Überzeugung als Sozialdemo-
kratinnen und Sozialdemokraten ist, dass wir das nur mit
einem starken demokratischen und sozial verfassten
Europa können. Das ist unser Angebot an die Menschen
und diese Frage müssen wir mit dieser europäischen Ver-
fassung in den nächsten Jahren zu beantworten versu-
chen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Aus meiner Sicht, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist

diese europäische Verfassung die Magna Charta des eu-
ropäischen Sozialmodells, weil sie aufzeigt: Wettbe-
werb nicht um jeden Preis – der Markt hat seine Gren-
zen. Das ist ein klares Bekenntnis für Solidarität, dafür
haben einige jahrzehntelang gestritten und Nationalstaa-
ten haben das zu ihrem wesentlichen Identitätsmerkmal
gemacht. Jetzt geht es auch darum, Europa zu einem
Hort der sozialen Stabilität werden zu lassen. Soziale
Marktwirtschaft, Vollbeschäftigung – all das finden Sie
in dem Zielekatalog dieser Verfassung.

Ich habe mit großer Genugtuung zur Kenntnis ge-
nommen, dass das Wirtschaftsressort der „FAZ“ oder
auch einige Wirtschaftsverbände kritisch angemerkt ha-
ben, in dieser europäischen Verfassung sei das Pendel
zwischen Wettbewerb und Sozialmodell einseitig in
Richtung Soziales ausgeschlagen. – Wir als Sozialdemo-
kratinnen und Sozialdemokraten sind stolz darauf, dass
es uns gelungen ist, deutlich zu machen, dass wir Men-
schen von diesem großartigen Projekt nur überzeugen
können, wenn Europa dazu beiträgt, dass Arbeitsplätze
geschaffen werden, dass es Standards gibt, die für alle
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Gültigkeit haben,
egal ob sie im Osten, im Westen, im Norden oder im Sü-
den dieser Europäischen Union leben. Das ist etwas, wo-
für Gewerkschaften streiten sollten, dafür sollten aber
auch wir Politiker insgesamt streiten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Dieses Modell, liebe Kolleginnen und Kollegen – das

sage ich mit vollem Selbstbewusstsein –, ist auch etwas,

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(C (D as wir in den internationalen Wettbewerb einbringen önnen. Wir müssen deutlich machen, dass es nicht nur as Prinzip des Hire and Fire gibt, nicht nur das Prinzip, tandards nach unten abzusenken, sondern dass es Prinipien gibt, die den Menschen in den Mittelpunkt auch es wirtschaftlichen Handelns rücken. Ich bin deshalb ehr optimistisch, dass wir in den kommenden Monaten, enn es darum geht, mit Bürgerinnen und Bürgern ins espräch zu kommen, diese Ideen verankern können. Der größte Erfolg ist sicherlich die Rechtsverbind ichkeit der Grundrechte-Charta. Jürgen Meyer ist eute zu Gast, ich grüße ihn herzlich im Namen der raktion. ch weiß noch, wie er damals fernab der Öffentlichkeit ür die Grundrechte-Charta gestritten hat. Ich denke, ass ohne diese große Errungenschaft der Grundrechteharta, in der sich Freiheitsrechte und soziale Grundechte manifestieren – für alle Menschen verbindlich –, eniger Faszination von diesem Verfassungsprojekt ausinge. Denn wir sind nicht eine Gemeinschaft allein des apitals und der Konzerne, wir sind eine Gemeinschaft er Werte. Dass dazu natürlich auch religiöse Werte gehören, teht völlig außer Zweifel. Mich stört aber die Selbstgeälligkeit, mit der Sie versuchen, die Fragen der Religioität und der Wertegebundenheit von Menschen auschließlich mit Ihrer Partei zu verknüpfen. Viele von uns aben, wenn auch nicht in der Plumpheit, mit der Sie geegentlich vorgegangen sind, für diese Ziele gestritten. ir müssen aber respektieren, dass die Europäische nion nicht allein auf dem Christentum basiert und ass es Staaten gibt, die eine ganz andere, eine streng aizistische Tradition haben. Vergessen Sie doch die roßen Erfolge nicht, die in den Verfassungsentwurf aufenommen wurden: Der nationale Status der Kirchen ird in Art. 51 respektiert; der Dialog zwischen Kirhen, Gesellschaft und Politik wird verbindlich festgechrieben; die Grundrechte-Charta, für die die Kirchen uch in Deutschland engagiert gestritten haben, ist festelegt worden. All das sind große Erfolge, über die wir ns gemeinsam freuen sollten. ir haben mehr erreicht, als wir erwarten konnten. Die rfolge gehen sogar über das hinaus, was in der Präamel der Grundrechte-Charta festgeschrieben wurde, weil uch die religiösen Werte in Europa deutlich gewürdigt erden. Ich denke, wir sollten das Glas nicht leerer mahen, als es tatsächlich ist. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Zustimmung bei der SPD)


Wir haben gestern bemerkenswerte Reden des Alt-
undespräsidenten und des neuen Bundespräsidenten ge-
ört. Ich will an das anknüpfen, was Franz Müntefering
oeben zum Ausdruck brachte. Meine Generation – die
üngere Generation – denkt nicht mehr mit dem gleichen
espekt wie die ältere Generation an die Wurzeln der






(A) )



(B) )


Michael Roth (Heringen)


Integrationsidee, die eigentlich die Erfolgsgeschichte
Europas ausmacht, zurück. Ohne diese europäische Inte-
gration hätte es nicht 59 Jahre lang Frieden in Europa
gegeben. Ich fände es schade, wenn sich die Generation,
die Krieg und Unfreiheit glücklicherweise nicht mehr
selber erleben musste, nicht in angemessener Weise an
diese Zeit erinnern würde. Es sollte unsere gemeinsame
Aufgabe sein, die Frage der Friedenssicherung immer
auch mit dieser wunderbaren Idee der Integration Euro-
pas zu verknüpfen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Europa braucht neue Leidenschaft und neuen Auf-
bruch. Ich sage das nicht nur, weil die Beteiligung an der
Wahl zum Europäischen Parlament für alle beschämend
war. Der Bundespräsident forderte gestern: Europa muss
besser erklärt werden. Das mag richtig sein, aber ich
glaube auch, dass sich Europa neu positionieren muss.
Europa muss beweisen, dass es zu mehr Sicherheit im
notwendigen Wandel beiträgt und den Wohlstand ga-
rantiert. Wir müssen die Idee des Wohlstands für alle
auch in die Regionen Europas tragen, die bislang diese
Vorzüge noch nicht genießen dürfen.

Die Europäische Union braucht daher mehr Hand-
lungsfähigkeit, damit sie die große Idee, Sozialstaatlich-
keit überall zu sichern, auch umsetzen kann. Über die
großen Fortschritte ist bereits gesprochen worden: Das
Europäische Parlament ist gestärkt worden und der
Kommissionspräsident wird gewählt. Ich habe über-
haupt kein Problem damit, deutlich zu machen, dass uns
das Gezerre um die Frage der Nominierung des Kom-
missionspräsidenten nicht gefallen hat, aber unsere Ant-
wort ist nicht die Ihrige, Frau Merkel. Bei Ihnen mag es
aus machttaktischen Gründen normal sein, wenn der
eine oder andere verdiente Mensch als Opfer Ihrer Stra-
tegien, andere in Amt und Würden zu bringen, am Rande
des Weges liegen bleibt. Das ist nicht unsere Art.

Wir können uns aber durchaus darauf verständigen,
und das sehr schnell – ich glaube, das ist bei der Nomi-
nierung deutlich geworden –, dass die Parteienfamilien
endlich zu mehr Zusammenarbeit bereit sein müssen.
Wir brauchen wirkliche europäische Parteien, die im
Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament mit ih-
ren Spitzenkandidatinnen und -kandidaten den Men-
schen auch ein personelles Angebot unterbreiten. Damit
hätten wir endlich einen Riegel vor das Gezerre gescho-
ben, das teilweise auch zwischen den Staats- und Regie-
rungschefs stattgefunden hat. Das war der Sache unwür-
dig. Wir brauchen den parteipolitischen Streit und wir
müssen den Bürgerinnen und Bürgern Gesichter in Eu-
ropa anbieten. Auf diesen Punkt werden wir uns verstän-
digen können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Selbstverständlich gibt es auch Enttäuschungen: we-
niger Mehrheitsentscheidungen als gedacht. Der Au-
ßenminister hat in der vergangenen Europaausschusssit-
zung dankenswerterweise darauf hingewiesen, dass auch
wir in der Bundesrepublik eine zum Teil abstruse Dis-

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(C (D ussion darüber geführt haben. Ich kann mich an den eien oder anderen Kollegen, an Länder und an die eine der andere Fraktion erinnern, die der Auffassung waen, dass in diesem oder jenem Bereich unbedingt noch n der Einstimmigkeit festgehalten werden müsse, damit an nicht irgendetwas über sich ergehen lassen müsse. eswegen bin ich mit einer Kritik an anderen Mitgliedtaaten auch zurückhaltend, die sich zum Teil auch aus nverständnis heraus sehr heftig für das Einstimmigeitsprinzip in wesentlichen Politikfeldern eingesetzt haen. Sicherlich zeigt die doppelte Mehrheit mit ihren Girlanden“, wie der Außenminister sie bezeichnet hat, ass es noch zu viel Misstrauen und zu wenig Vertrauen Europa gibt. Wir müssen noch daran arbeiten, dass as Misstrauen abgebaut wird und dass wir wirklich zu iner Vertrauensgemeinschaft in der Europäischen nion werden. Deswegen ist das Prinzip der Regieungskonferenzen aus meiner Sicht weitgehend überholt. s bleibt das große Verdienst des Konvents und auch das erdienst der Bundesregierung zu würdigen, die sich imer für diesen Konventsentwurf eingesetzt hat, weil sie er Meinung ist, dass man etwas Besseres als das, was arlamentarierinnen und Parlamentarier – zweifellos uch mit der Unterstützung von Regierungsvertretern – rzielt haben, niemals wird erreichen können. Deswegen ar es gut, dass wir an der Seite derjenigen, die die Areiten im Konvent stellvertretend für uns verrichten urften, so engagiert für diesen Konventsentwurf geämpft haben. Der verfassungsgebende Prozess in Europa ist nicht m Ende angelangt. Es ist ein dynamischer Prozess. Desegen sollten wir darauf achten, dass der Konvent eralten bleibt und gestärkt wird und dass wir es mit dem onvent vor allem schaffen, die Bürgerinnen und Bürger och mehr mit auf die Reise zu nehmen. Aus meiner Sicht gibt es mehrere Herausforderungen. ber den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern abe ich schon gesprochen. Ich sage das ganz offen: Der ine oder andere hier ist der Auffassung, es reiche das atifizierungsverfahren über den Bundestag und den undesrat. Richtig, aber das entledigt uns nicht der Verflichtung, dass wir als Parlamentarierinnen und Parlaentarier bei der Bevölkerung stärker um Unterstützung ür dieses Verfassungsprojekt werben, dass wir uns der ritik stellen, dass wir Überzeugungsarbeit leisten und ass wir das nicht nur hier, sondern auch draußen auf der traße, in den Versammlungen und in unseren Parteien un. Da ist noch viel Arbeit zu leisten. Ich hoffe, dass wir ns dazu durchringen können. Die Stärkung der Europatauglichkeit des Bundesta es ist angesprochen worden. Es geht dabei aber nicht ur um neue Rechte, sondern auch um neue Pflichten. err Kollege Kauder, in der Arbeitsgruppe, die vom undestagspräsidenten einberufen wurde, reden wir sehr ffen und, wie ich denke, auch sehr konstruktiv über iese Fragen. Es darf aber keine neuen Blockaden geben. ir diskutieren in der KoMBO über den Abbau von lockaden zwischen dem Bund und den Ländern und Michael Roth dürfen jetzt keine neue Blockaden aufbauen, wenn es um europäische Fragen geht. Wir müssen den Bundestag zu einem konstruktiven Mitgestalter der Europapolitik weiterentwickeln. Das scheint mir das Wesentliche zu sein, worauf wir uns verständigen sollten. Lieber Herr Hintze, es gibt auch keine Koppelgeschäfte. Entweder Sie stimmen im Rahmen der Ratifizierung für diese Verfassung oder Sie lassen es bleiben. Die Fragen, wie wir den Bundestag stärken, die Subsidiarität ordentlich organisieren und ein Early-warning-System einrichten können, sind ganz andere Geschichten. Wir sollten das schön separat voneinander diskutieren und nicht Dinge zusammenmischen, die nur begrenzt etwas miteinander zu tun haben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall des Abg. Markus Meckel [SPD])


Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist ein histori-
scher Moment. Von Willy Brandt ist gesprochen worden.
Möglicherweise stimmen Sie nicht damit überein; ir-
gendwann einmal wird aber in den Geschichtsbüchern
stehen, dass sich Sozialdemokratinnen und Sozialdemo-
kraten große Verdienste bei diesem Verfassungsprojekt
erworben haben. Das sollte uns nicht nur mit Stolz erfül-
len, sondern auch Ansporn sein.

Die längste und schwierigste Wegstrecke liegt aber
noch vor uns, nämlich nicht nur die Parlamente mit einer
Mehrheit hinter das Verfassungsprojekt zu bekommen,
sondern vor allem auch die Bürgerinnen und Bürger end-
lich wieder leidenschaftlich an dieses Verfassungspro-
jekt und diese wunderbare Europaidee heranzuführen.
Das zumindest sollte unsere gemeinsame Aufgabe sein.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511902200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Sabine Leutheusser-

Schnarrenberger von der FDP-Fraktion.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP):
Rede ID: ID1511902300

Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Die FDP-Fraktion sieht in der Verfassung auch
einen ganz wichtigen Beitrag zur stärkeren Identitäts-
stiftung, also dazu, in Deutschland ein Bewusstsein für
die Europäische Union zu schaffen. Wir wollen den Dis-
kurs und den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern
ehrlich führen und nicht nur hier darüber reden. Heute
und in den nächsten Monaten werben wir, die Liberalen,
deshalb dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger am Ende
des Ratifikationsprozesses ihre Stimme für die europäi-
sche Verfassung in einer Volksabstimmung abgeben.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Wir sind zuversichtlich: Natürlich wird es eine Mehrheit
dafür geben, wenn wir ehrlich informieren, worum es
geht und was für ein Gewinn die europäische Verfassung

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(C (D st. Wir müssen aber auch deutlich machen, was wir in en Folgejahren an Verbesserungen erreichen wollen. Herr Roth, wir müssen wirklich ehrlich informieren. ie haben hier – das verstehe ich – betont, wie wichtig erade Ihnen die soziale Ausrichtung der Europäischen nion ist. Wir als Liberale bekennen uns ganz klar zu en Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft. Aber Sie üssen auch ehrlich sagen: Was kann die Europäische nion hier tun? Wo hat sie denn Kompetenzen? Sie hat och in der Sozialpolitik nicht die alleinige Kompetenz. oziale Umgestaltungen, die notwendig sind, müssen die itgliedstaaten in ihren nationalen Parlamenten mahen. Dafür tragen wir hier gemeinsam die Verantworung. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es wäre falsch und gegenüber den Bürgerinnen und
ürgern nicht ehrlich, wenn wir den Eindruck erwecken
ürden, all das, was uns an der Politik in Deutschland
m Bereich der Sozialpolitik, Rente, Gesundheit, Ar-
eitslosen- und Sozialhilfe nicht passt, könnte über
uropa wieder zurückgeführt werden. Das wird nicht ge-
ingen. Das kann auch nicht sein. Wir in Deutschland
üssen nach wie vor unsere Hausaufgaben auf diesem
ichtigen Themenfeld machen.


(Beifall bei der FDP)

Wir wollen eine zügige Ratifikation mit einer wirk-

ich ehrlichen und umfassenden Information über die
erfassung. Wir wollen nicht, dass dieser Abstimmungs-
rozess mit Fragestellungen befrachtet wird, die zwar
ür Europa wichtig sind, aber mit der Verfassung in kei-
em inhaltlichen Zusammenhang stehen. Deshalb müs-
en wir die Türkeifrage selbstverständlich ernsthaft dis-
utieren; dabei müssen wir aber auch die bisherigen
eschichtlichen Weichenstellungen ehrlich einbeziehen
nd dürfen sie nicht konterkarieren. Gleichzeitig dürfen
ir die Beantwortung dieser Frage aber nicht zur Bedin-
ung für die Zustimmung zur europäischen Verfassung
achen.
Wir als Liberale unterstützen das Subsidiaritätsprin-

ip. Politik muss sich, gerade angesichts einer zuneh-
enden Kompetenz der Europäischen Union in vielen
ragen, nah am Bürger ausrichten. Wir waren immer da-
ür, dass die Europäische Union im Bereich der Außen-,
nnen- und Justizpolitik handlungsfähiger sein muss.
ier brauchen wir eine Stärkung des gemeinsamen
uropas. Da aber, wo die Kompetenzen nicht vorhanden
ind, müssen wir als Parlament die Kontrollaufgaben
ahrnehmen, und zwar ernsthaft. Dies muss bereits zu
inem Zeitpunkt geschehen, zu dem noch keine ab-
chließenden Entscheidungen der Bundesregierung zu
orhaben in der Europäischen Union vorliegen.
Das lassen wir uns viel zu häufig aus der Hand neh-
en. Wir müssen unsere Kontrollaufgaben viel besser
nd engagierter – auch einmal gegen die Position der
undesregierung – wahrnehmen. Es ist ganz entschei-
end – egal, wer regiert –, dass eine Minderheit im Par-
ment bei Fragen der Subsidiarität Rechte durchsetzen






(A) )



(B) )


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger

kann; denn sonst können wir unsere Kontrollaufgaben
nicht wahrnehmen.

Recht herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP, bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511902400

Das Wort hat jetzt die Kollegin Anna Lührmann von

Bündnis 90/Die Grünen.

Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511902500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Endlich haben wir sie: die europäische Verfas-
sung. Lange wurde verhandelt, erst im Konvent, dann in
der Regierungskonferenz. Am Schluss standen wie im-
mer, wenn sich die Staats- und Regierungschefs einigen
müssen, harte Verhandlungen und zähes Ringen um
einen Kompromiss. Diplomatisches Verhandlungsge-
schick und vor allem politischer Wille haben am Schluss
zu einem Ergebnis geführt. Diesmal ist es ein gutes Er-
gebnis.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zum ersten Mal hat die Europäische Union, haben die
Bürgerinnen und Bürger eine Verfassung. Diese Verfas-
sung hat ihren Namen durchaus verdient; denn sie ist ein
Meilenstein in der europäischen Integrationsgeschichte.
Sie ist – das kann man ohne zu übertreiben sagen – das
bedeutendste Werk seit den Römischen Verträgen.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Das wird sich herausstellen!)


Die Verfassung markiert auch das Ende der europäi-
schen Teilung; denn sie ist das Fundament, auf dem die
europäischen Staaten in Ost und West ihre gemeinsame
Zukunft aufbauen. Es ist zudem das erste Mal, dass die
neuen Mitgliedstaaten an der Erarbeitung neuer Verträge
beteiligt waren. Eine kleine Nebenbemerkung sei mir
auch gestattet, nämlich dass auch die Kandidatenländer
Bulgarien und Rumänien wie auch die Türkei, Herr
Hintze, mit am Tisch saßen. Nur so viel dazu, dass der
Beitritt der Türkei angeblich die Vertiefung der EU be-
hindern würde.

Zurück zum eigentlichen Thema, zur Verfassung: Sie
ist die logische Folge des Beitritts der zehn neuen Mit-
gliedstaaten. Lassen Sie mich das einmal ganz plastisch
und lebensnah formulieren. Bekanntlich braucht ein
Kind, das wächst, neue Kleider, denn die alten zwicken
und drücken. Die Verfassung ist das neueste Kleid für
Europa. Sie wird nicht das letzte Kleid sein, denn be-
kanntlich ist unser Europa noch nicht ganz ausgewach-
sen. Aber im Moment passt dieses Kleid sehr gut. Es
passt weit besser als das letzte Modell aus Nizza.

Deswegen bin ich auch sehr froh, dass in der Regie-
rungskonferenz am Ende der Gestaltungswille über die
Blockade gesiegt hat. Der Gestaltungswille der deut-
schen Bundesregierung hat ganz wesentlich zum Erfolg
der Regierungskonferenz und des Konventes beigetra-

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(C (D en. Die Teilnahme des deutschen Außenministers am onvent und die deutsch-französische Kooperation mit emeinsamen Initiativen haben die Dynamik schon im onvent gestärkt. Mit der Verhandlungsstrategie, im Geensatz zur Union den Konventsentwurf nicht aufschnüen zu wollen, hat die Bundesregierung nicht nur den espekt vor der Leistung des Konventes zum Ausdruck ebracht, sondern auch erkannt, dass es einer Regieungskonferenz nie gelingen würde, einen ähnlich guten orschlag zu machen, wie es der Konvent geschafft hat. Damit sollte sie auch Recht behalten. Denn praktisch lle Änderungen, die die Regierungskonferenz am Enturf des Konventes vorgenommen hat, waren Rückchritte. Deswegen bin ich froh, dass es trotz der harten erhandlungen in der Regierungskonferenz gelungen ist, er Europäischen Union eine Verfassung zu geben, die roße Integrationsfortschritte mit sich bringt, Fortchritte von entscheidender Bedeutung in demokraticher Hinsicht, in Bezug auf Transparenz und Effizienz. ie Einzelpunkte wurden hier schon häufig erwähnt; die ill ich jetzt nicht wiederholen. Natürlich hätte ich mir noch einiges mehr vorstellen önnen, mehr an Integration, mehr an Demokratie. Aber h bin Realistin genug, um zu sagen: Das ist der europäiche Kompromiss und mehr war nicht drin. – Ich weiß, ass der Entwurf dort, wo er mir nicht weit genug geht, nderen schon viel zu weit geht. Deshalb hoffe ich auf ine erfolgreiche Ratifizierung. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie wissen genauso gut wie ich, dass das Ratifika-
ionsverfahren in 25 Mitgliedstaaten kein Spaziergang
ird. Umso wichtiger ist es, dass Länder wie Deutsch-
and, die die europäische Integration stärken wollen, mit
utem Beispiel vorangehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Gerd Müller [CDU/ CSU]: Wo bleibt denn die Forderung der Grünen nach Volksabstimmung? Wo bleiben die Demokraten in Ihrer Partei?)


e mehr Länder die Verfassung möglichst schnell verab-
chieden, desto stärker wird das Signal an die Zögerli-
hen, mitzuziehen. Deswegen, Herr Hintze, bin ich sehr
roh, dass Sie Ihre Position in dieser Frage geändert ha-
en und jetzt keine Bedingungen mehr für die Zustim-
ung der Union im Ratifikationsverfahren stellen.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Natürlich stellen wir Bedingungen!)


Ach, Herr Müller, ich bin einmal gespannt auf Ihre Be-
ingungen und darauf, ob die sich in der Union durchset-
en werden.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Die kommen gleich! Ich spreche nach Ihnen! Hören Sie genau zu!)


n der „FAZ“ vom 22. Juni las ich das noch ganz anders,
err Hintze. Ich muss aber ehrlich sagen: Ich hätte mir
uch nicht vorstellen können, dass eine Parteivorsitzende






(A) )



(B) )


Anna Lührmann

wie Frau Merkel, die in letzter Zeit doch einen sehr be-
achtlichen europapolitischen Ehrgeiz entwickelt hat,


(Michael Glos [CDU/CSU]: Die braucht Ihre Noten nicht! Sparen Sie sich die Benotung!)


allen Ernstes die europäische Verfassung ablehnen
würde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Bei der CSU, Herr Müller, bin ich mir da nicht so sicher.
Immerhin hat Ihre Partei diesen Fehler 1949 schon ein-
mal gemacht und das deutsche Grundgesetz abgelehnt.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Wo war der Fehler, bitte? – Lachen bei der SPD – Abg. Michael Roth [Heringen] [SPD]: Sie sind ein Verfassungsfeind! – Weitere Zurufe von der SPD)


– Ich habe das leider nicht gehört, aber vielleicht war das
auch gut so. – Ich hoffe, dass Sie diesen Fehler nicht
wiederholen. Denn diesmal hätte er weitaus schlimmere
Konsequenzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Man darf in einer Demokratie auch eine andere Meinung äußern! Wir sind doch nicht bei den Grünen, wo der Fischer alles diktiert! Ihr habt einen Diktator; wir haben Demokratie!)


Ich möchte noch etwas anderes ansprechen. Ich habe
mich bekanntlich in den letzten Europadebatten immer
wieder für ein bestimmtes Thema stark gemacht, näm-
lich für das Ende des Euratom-Vertrages. Jetzt ist es an
der Zeit, der Bundesregierung für ihr Engagement in die-
ser Frage zu danken. Leider konnte zwar das große Ziel
der Abschaffung des Euratom-Vertrages nicht erreicht
werden, aber immerhin hat Deutschland gemeinsam mit
Österreich und Irland die Erklärung abgegeben, dass die
Vertragsrevision unser gemeinsames Ziel bleibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511902600

Frau Kollegin Lührmann, kommen Sie bitte zum

Schluss.

Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511902700

Ja. – Insofern muss ich all jenen widersprechen, die

meinen, es gäbe keine leftovers mehr; denn der Eura-
tom-Dinosauriervertrag ist ganz sicher eines.

Ich möchte zum Schluss den großen deutschen Euro-
päer Walter Hallstein zitieren.


(Michael Roth [Heringen] [SPD]: CDU!)

– Ja, CDU. Auch CDU-Politiker sagen manchmal kluge
Sachen.


(Peter Hintze [CDU/CSU]: Regelmäßig!)

Hallstein hat gesagt:

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(C (D Wer in europäischen Angelegenheiten nicht an Wunder glaubt, der ist kein Realist. n diesem Sinne, liebe Kolleginnen und Kollegen: Lasen Sie uns realistisch bleiben! Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511902800

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1511902900

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Sehr geehrte Gäste! Viele Wählerinnen und Wähler
aben ihr Desinteresse an der Europawahl bekundet
nd sind gar nicht erst hingegangen. Sie haben gespürt,
ass sie über die wirklich wichtigen Fragen, zum Bei-
piel die Verfassung, nicht selbst entscheiden dürfen.
Wir als PDS konnten bei der Europawahl kräftig zule-

en und das hat vor allem zwei Gründe: Erstens haben
ir als PDS uns klar gegen das Rüstungsgebot in der
erfassung gewandt und zweitens haben wir uns klar für
ine Volksabstimmung über die Verfassung ausge-
prochen.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Wie schlecht Sie, meine Damen und Herren im Bun-

estag, mit dem Wahlergebnis leben können, haben Sie
estern gezeigt. Alle Fraktionen – von der CDU/CSU bis
u den Grünen – haben entschieden, dass die PDS-Euro-
aabgeordneten nicht im Europaausschuss des Bundes-
ges mitwirken dürfen. Wir haben jetzt die absurde
ituation, dass die FDP einen EU-Parlamentarier in den
usschuss delegieren kann, wir als PDS aber nicht. Da-
ei haben wir bei der Europawahl zwar nicht wesentlich,
ber doch besser abgeschnitten als die FDP. Frau
eutheusser-Schnarrenberger hat gerade die Bedeutung
er Rechte der Minderheiten hervorgehoben. Schade,
ass das gestern vergessen wurde.
Das Europäische Parlament ist neu gewählt worden

nd man hat den Eindruck, es geht alles so weiter wie
isher; das Wahlergebnis hat keine Auswirkungen. Die
ollegin Dr. Merkel von der CDU/CSU ist schon in
inem anderen Zusammenhang darauf eingegangen.
Die Europapolitik wird nicht im Europäischen Parla-
ent gemacht, sondern zwischen den Regierungschefs
inter verschlossenen Türen ausgekungelt. Nach dem
etzten EU-Gipfel wird der Eindruck vermittelt, dass die
erfassung so gut wie in Kraft ist. Doch das ist ein Trug-
chluss und es kann für die Regierung noch ein böses Er-
achen geben. Es gibt nämlich viele Menschen, die sich
it dieser Verfassung nicht anfreunden können.
Aus der Sicht der PDS gibt es drei Ablehnungs-

ründe: Erstens. Die Verfassung wurde mit jeder neuen
erhandlungsrunde undemokratischer. Zweitens. Die
erfassung wurde mit jeder neuen Verhandlungsrunde
nsozialer. Drittens. Die Verfassung wurde mit jeder






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch

neuen Verhandlungsrunde militärischer. Auf diesen
Punkt möchte ich etwas näher eingehen.

Am 15. Juni haben mehrere Forschungsinstitute das
„Friedensgutachten 2004“ vorgestellt. Die Wissenschaft-
ler beschreiben die Sicherheitsstrategie der EU wie
folgt – ich zitiere mit der Erlaubnis des Präsidenten –:

Sicherheit (wird) von der EU in einem eng militäri-
schen Sinne als Voraussetzung für Entwicklung de-
finiert, während die umgekehrte Blickrichtung, die
soziale, ökonomische und rechtliche Entwicklungs-
faktoren zum Ausgangspunkt für Sicherheit macht,
unterbelichtet bleibt.

Diese Sicherheitsstrategie wird Europa nicht mehr, son-
dern weniger Sicherheit bringen. Es ist fatal, dass es in
der Verfassung keine eindeutigen Aussagen gibt, dass
militärische Interventionen nur als Ultima Ratio zu be-
trachten sind.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Dagegen wird eine Rüstungsagentur in der Verfassung
verankert und das Militär auf „robustes Eingreifen“
weltweit vorbereitet. Wofür braucht Europa eine Rüs-
tungsagentur, wenn Europa schon jetzt nach den USA
der größte Rüstungsproduzent der Welt ist? Gegen wen
wollen Sie sich eigentlich rüsten? Wollen Sie in Zukunft
Bin Laden mit 68 Eurofightern jagen, die den Steuerzah-
ler 2,5 Milliarden Euro kosten werden? Reichen dafür
nicht die 44 Eurofighter, die bereits 2,3 Milliarden Euro
gekostet haben?

Die Europäische Union setzt auf die falschen Mittel
zur Lösung der globalen Probleme. Das Verhältnis von
zivilen und militärischen Mitteln stimmt einfach nicht.
Wenn es aus Ihrer Sicht eine in der Verfassung festge-
schriebene Rüstungsagentur geben muss, warum gibt es
dann nicht wenigstens auch zum Beispiel eine Agentur
zur friedlichen Konfliktvermeidung und Konfliktlösung?
Wir finden, dass die Überbetonung des Militärischen in
der Verfassung auch deshalb von uns hier so scharf kriti-
siert werden muss, weil klar ist, dass es nicht ohne Wir-
kung auf die europäische Innenpolitik bleiben wird,
wenn die EU auf militärische Konfliktlösung in der Au-
ßenpolitik setzt.

Sie alle haben sich mehr oder weniger sehr zustim-
mend zu der Verfassung geäußert. Wenn Sie von der Ver-
fassung so überzeugt sind, wie Sie es in der Debatte dar-
gelegt haben, dann frage ich: Warum haben Sie nicht den
Mut, die Verfassung durch das Volk bestätigen zu las-
sen?


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Ich schließe mich ausschließlich der Argumentation

von Frau Leutheusser-Schnarrenberger an, die gesagt
hat: Wenn man etwas durch eine Volksabstimmung be-
stätigen lassen will, dann muss man sich schon die Mühe
machen, zu den Menschen zu gehen, und ihnen erklären,
worum es eigentlich geht. Es reicht nicht aus, zu sagen:
Wir haben etwas Gutes und Schönes, in Europa sind alle
einverstanden. Vielmehr muss man vor Ort erklären, wo-
rum es im Detail geht, damit die Bürgerinnen und Bürger
eine Entscheidung treffen wollen und können. Vor einer

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(C (D onkreten Diskussion mit den Bürgerinnen und Bürgern cheinen aber die meisten von Ihnen – mit Ausnahme er FDP – Angst zu haben. Vielen Dank. Das Wort hat jetzt der Kollege Markus Meckel von er SPD-Fraktion. Verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kol egen! Es ist heute in allen Fraktionen und trotz mancher ufgeregter Töne deutlich geworden, dass die ganz roße Mehrheit dieses Hauses – bei meiner Vorrednerin st das eher nicht der Fall – einig darüber ist, welch ein roßer Erfolg die Verfassung ist. Wir sollten noch einmal auf die Situation Anfang der 0er-Jahre zurückblicken, als sich nach den Umbrüchen n Europa, nach dem Sieg von Freiheit und Demokratie ie Frage stellte, wie die EU reagieren soll. Die Erweiteung war nicht von vornherein klares strategisches Ziel. s bedurfte vielmehr auch in Westeuropa mancher Übereugungsarbeit, um den langen Weg der Erweiterung zu ehen. Dieser Weg ist für viele Länder im Frühjahr diees Jahres erfolgreich zu Ende gegangen. Aber dieser eg ist weiterzugehen, wenn man an Rumänien, Bulga ien, aber auch an andere Länder denkt. Vor 25 Jahren hat Willy Brandt – das ist schon ange prochen worden – eine europäische Verfassung geforert. Wer glaubte Anfang der 90er-Jahre, dass das mögich sein wird? Auch enge Verbündete waren skeptisch. ch erinnere mich, dass Jacques Chirac in seiner Rede or dem Deutschen Bundestag im Jahr 2000 eine euroäische Verfassung forderte. Hier hat sich sehr viel gean. Nun liegt ein gemeinsamer Verfassungsentwurf vor. ch möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es ichtig war, dass wir in Deutschland parteiübergreifend afür gearbeitet haben und eingetreten sind. Ich würdige n diesem Zusammenhang ausdrücklich die Vertreter der DU/CSU im Konvent, die dort Wesentliches geleistet aben. Herr Altmaier – er ist anwesend – hat gemeinsam it Jürgen Meyer dort sehr gute Arbeit geleistet. Viele nitiativen sind aber auch gemeinsam eingebracht woren. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511903000

(Beifall bei der SPD)

Markus Meckel (SPD):
Rede ID: ID1511903100

eute haben wir vieles erreicht. Aber wir alle wissen,
ass wir nicht bei den Erfolgen stehen bleiben dürfen.
Es ist von Sicherheit geredet worden. Dabei geht es

icht nur um den 11. September 2001. Vielmehr gibt es
iele grundsätzliche Fragen, die unsere Sicherheit heute
nd in Zukunft bestimmen. Frau Lötzsch, ich möchte in
iesem Zusammenhang daran erinnern: Die Verfassung
t zwar das zentrale Dokument. Herr Solana hat im letz-
n Jahr eine Sicherheitsstrategie vorgelegt. Sie ist im
tzten Dezember gemeinsam beschlossen worden. Jetzt






(A) )



(B) )


Markus Meckel

ist sie die europäische Sicherheitsstrategie. Frau
Lötzsch, lesen Sie sich diesen Beschluss einmal durch!
Darin steht alles, was Sie hier einfordern, Stichwort „Be-
deutung der integrierten Außenpolitik in den zivilen, in
den ökonomischen und in den diplomatisch-politischen
Dimensionen“. Jeder, der glaubt, dass Sicherheitspolitik
und Friedenspolitik völlig ohne militärische Dimensio-
nen möglich sind, ist naiv. Wir leben nun einmal – „lei-
der“ mag mancher sagen – nicht im Himmelreich.

Wir stehen vor inneren und äußeren Herausforderun-
gen. Innere Herausforderungen – das beziehe ich auf die
Geographie Europas – betreffen unter anderem den
westlichen Balkan. Mitten in der EU gibt es einen Be-
reich, der für uns eine zentrale Herausforderung ist. Da-
durch, dass Kaliningrad von Staaten der Europäischen
Union umschlossen ist, ist Russland unser Nachbar im
Osten. Auch mit Kaliningrad ist eine zentrale Herausfor-
derung verbunden. Dort, also in einer Region umschlos-
sen vom Territorium der EU, gibt es manche Gefahren
– organisierte Kriminalität, Drogen und viele andere Be-
reiche –, denen wir gemeinsam mit den Nachbarn, zum
Beispiel mit Russland und Staaten auf dem westlichen
Balkan, mit einer eigenen Strategie begegnen müssen.

Ich glaube, dass es auf diesem Gebiet nach den Krie-
gen in den 90er-Jahren wesentliche Fortschritte gibt. Die
EU, die NATO und die internationale Staatengemein-
schaft haben durchaus erfolgreich agiert, nachdem wir
uns überhaupt nicht mehr hatten vorstellen können, dass
es mitten in Europa zu solchen Kriegen und zu solchen
Verbrechen kommt. Wir sehen – die Welt hat es zuletzt
im März im Kosovo gesehen –, wie instabil die Lage ist.
Wenn wir uns die einzelnen Länder anschauen, dann er-
kennen wir, was alles noch getan werden muss.

Ich bin der festen Überzeugung, dass die Integrations-
und Europaperspektive für diese Region, also das, was
der Europäische Rat in Thessaloniki beschlossen hat, der
wesentliche Stabilitätsfaktor ist und dass es zusätzliche
Initiativen braucht. Ich halte zum Beispiel eine Kosovo-
Initiative der Europäischen Union am Anfang des
nächsten Jahres für ausgesprochen wichtig. Wir können
und sollten es nicht wieder den USA überlassen, eine
solche Initiative zu ergreifen. Ich bin sicher, dass die
USA dies tun werden, wenn wir nicht vorher aktiv wer-
den. Kosovo liegt mitten in Europa. Die Staaten dieser
Region haben nicht nur eine europäische Perspektive,
sondern sie wollen auch Mitglied der Europäischen
Union werden. Die Europäische Union sollte gezielt ak-
tiv werden, nicht ohne die USA, natürlich mit den Ver-
einten Nationen und durchaus auch im Gespräch mit
Russland. Ich wiederhole: Die Initiative sollte von uns,
von Europa, ausgehen.

Die nächste zentrale Frage betrifft die Gestaltung un-
serer Nachbarschaft. Auch hier hat die Europäische
Union Initiativen ergriffen. Ich halte es für ausgespro-
chen wichtig, dass das öffentliche Augenmerk deutlich
darauf gelenkt ist. Ich freue mich sehr, dass die Europäi-
sche Union mittlerweile den südlichen Kaukasus in diese
Strategie mit aufgenommen hat. Das war vorher nicht
der Fall.

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(C (D Als Letztes möchte ich auf die Frage der Minderheien innerhalb nationaler Mehrheiten in Europa zu sprehen kommen. Dieser Punkt ist bisher nicht angesprohen worden. Zumindest in Deutschland steht er nicht m Licht der Öffentlichkeit. Nach 1990 und spätestens ach 1993, Stichwort „Kopenhagener Kriterien“, hat die uropäische Union den neuen Mitgliedstaaten immer ieder gesagt, wie wesentlich die Einhaltung der Minerheitenrechte ist und dass Minderheiten in ihren Regioen, wo sie oft seit vielen Jahrhunderten leben, eine hance haben müssen. Gerade durch den Druck, die entwickelten Kriterien inzuhalten, ist auf diesem Gebiet in Ungarn, in Rumäien, in der Slowakei, aber auch in anderen Ländern viel eschehen. Gleichzeitig hat sich Anfang der 90er-Jahre ezeigt, dass auch der Rechtsrahmen Westeuropas, der amaligen Europäischen Union und auch des Europaraes in dieser Frage noch keineswegs ausreichend ist. Was ie Gestaltung von Recht durch den Europarat – Stichort „Europäische Menschenrechtskonvention“ – und ie jüngst erarbeitete europäische Verfassung angeht, ist ehr geschehen, als wir wahrgenommen haben. Insbeondere Ungarn hat sich eingesetzt und wir haben dies nterstützt. Nachdem diese Rechte geschaffen worden sind, halte ch es für wichtig, dass sie nicht nur durch die einzelnen taaten implementiert werden, sondern dass sie auch urch europäische Institutionen gestärkt und begleitet erden. Wir brauchen eine personelle und institutionelle tärkung dieser Dimension des europäischen Rechts. Ich hielte es für gut, wenn zum Beispiel einer der vie en europäischen Kommissare eine solche Verantworung bekäme oder wenn es einen Ombudsmann des Euopäischen Parlaments mit dieser Verantwortlichkeit äbe. Die östlichen und südöstlichen europäischen Läner wären dafür, glaube ich, besonders dankbar. Wir sollen sie darin unterstützen. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511903200

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat

un der Kollege Dr. Gerd Müller von der CDU/CSU-
raktion das Wort.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1511903300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist mir

ine ganz besondere Freude, dass ich als CSU-Vertreter
ür die CDU/CSU-Fraktion in dieser spannenden De-
atte einen Schlusspunkt setzen darf. Herr Außenminis-
er – da Sie wieder im Saal sind, spreche ich Sie direkt
n –, die CSU hat in Bayern bei der Europawahl
7,4 Prozent und damit das beste Ergebnis aller Parteien
n Europa erzielt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

enn wir dieses Votum der Bürgerinnen und Bürger als
otum für die Politik akzeptieren, die wir in Europa ver-






(A) )



(B) )


Dr. Gerd Müller

treten, dann muss ein grundlegender Richtungsschwenk
vorgenommen werden.

Die SPD hat es fertig gebracht, das 18-Prozent-Pro-
jekt in Bayern umzusetzen. Sie ist bei 15 Prozent und die
Grünen sind bei 11 Prozent gelandet. Das ist die Aus-
gangslage.

Zum Verfassungsvertrag. Ich blicke dazu auch einmal
auf die Zuschauertribünen; denn die Menschen sollen
solch eine Diskussion ja verstehen. Das Problem ist, dass
sie Europa nicht mehr verstehen. Das geht auch uns so.
Kaum jemand versteht dieses Europa in den Dokumen-
ten. Deshalb titelt die „FAZ“ am 21. Juni: „Ein ungewis-
ser Vertrag für ein ungewisses Europa“.

Das Echo in den europäischen Staaten ist völlig unter-
schiedlich. Lediglich hier im deutschen Parlament gibt
es eine relativ selektive Wahrnehmung. Man hört nur die
Argumente, die man gern hören will, und verstärkt so
seine eigene Position. Aber auch in Deutschland ist das
Meinungsspektrum wesentlich größer.

Positiv ist, dass wir jetzt eine europäische Debatte mit
der Öffentlichkeit, mit den Bürgerinnen und Bürgern
und in den Parteien führen können. „Liebe Freunde“,
hätte ich fast gesagt; liebe Vertreterinnen und Vertreter
der Grünen, Herr Außenminister, ich erkläre ganz deut-
lich: Tabus aufzubauen ist der falsche Weg. Wir müssen
schon miteinander reden. Es muss auch noch erlaubt
sein, anders zu denken und anders abzustimmen als Sie.


(Beifall bei der CDU/CSU – Markus Meckel [SPD]: Die Frage ist nur, was vernünftig ist! Die Frage muss man stellen!)


„Es muss weitergehen in Europa“, hat der neue Bun-

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1511903400
Mit
80 Millionen Menschen hat Deutschland in der Mitte
Europas eine große Verantwortung. Die Menschen
wollen wissen: Welchen Weg gehen wir in der Europäi-
schen Union der 25? Wir haben ihnen etwas verspro-
chen. Europa sollte einfacher, demokratischer und
durchschaubarer werden. Ich erspare Ihnen, meine Da-
men und Herren, dass ich Ihnen vorlese, wie die zukünf-
tigen Mehrheitsentscheidungen im Brüsseler Rat zu-
stande kommen. Ich habe es nach dreimaligem Lesen
nicht verstanden. Die Bürgerinnen und Bürger haben
überhaupt keine Chance, das europäische Rechtset-
zungssystem jemals zu durchschauen.

Die Regierungschefs haben sich vorgenommen: eine
klare Kompetenzabgrenzung, eine Beschränkung der eu-
ropäischen Regelungswut, eine Rückübertragung von
Zuständigkeiten auf die Mitgliedstaaten dort, wo es sinn-
voll ist, eine Stärkung der Parlamente und ein wertebe-
zogenes Europa.

Was ist herausgekommen? Roger Köppel beschreibt
diesen Verfassungsvertrag in der „Welt“ vom 21. Juni
wie folgt:

Interessanterweise hat der Versuch, die byzantini-
schen Strukturen der Union zu vereinfachen, das
wohl paragrafenreichste Gesetzeswerk der abend-
ländischen Rechtsgeschichte hervorgebracht. Wenn
es zutrifft, dass sich die Schlüssigkeit einer Verfas-

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(C (D sung auch in ihrer Prägnanz offenbart, dann ist das vorliegende Modell vermutlich ein Indiz dafür, dass die Hausaufgaben nicht erledigt wurden. … Der Kurs bleibt zentralistisch. Auch diese Stimmen muss man hier mit diskutieren. Günther Nonnenmacher, der auch sonst häufig von al en Parteien hier zitiert wird, kommt in der „FAZ“ vom 1. Juni zu dem Schluss: Dies ist also ein typisch europäisches Dokument, was bedeutet, daß vermutlich kaum ein „Normaleuropäer“ es je lesen oder sonderlich schätzen wird. Meine Damen und Herren, die Bundesbank äußert in rer offiziellen Stellungnahme durch Herrn Professor eber substantielle Kritik, da die geltende Währungserfassung, der Maastricht-Vertrag in zentralen Punkten erändert wird. Wir haben dem deutschen Volk beim bergang von der D-Mark zum Euro versprochen, dass ies niemals der Fall sein wird. Mit der Umsetzung des erfassungsvertrages würde dieser Fall eintreten. Dies etrifft beispielsweise die Unabhängigkeit der nationan Notenbanken und der Europäischen Zentralbank. Ernst-Joachim Mestmäcker, der renommierte echtsprofessor und frühere Direktor des Hamburger ax-Planck-Institutes, kritisiert die Festlegung der uropäischen Grundrechte-Charta mit folgenden Woren: Manches an der Charta erinnert an die Rechtstechnik der sozialistischen Staaten: Jeder hat Anspruch auf alles. Und letztlich bekommt niemand etwas. Meine Damen und Herren, wir müssen diese Stimmen us der Wirtschaft und der Wissenschaft in den parlaentarischen Beratungsprozess einfließen lassen. Man ann nicht Kolleginnen und Kollegen ausgrenzen, die ich solchen Positionierungen anschließen. iese Stimmen dokumentieren nämlich auch ganz präise das Unbehagen vieler Bürgerinnen und Bürger. Lassen Sie mich zu ein paar Einzelpunkten Stellung ehmen. Natürlich handelt es sich um einen Komproiss und es gibt eine Reihe einzelner Punkte, die positiv u bewerten sind. Ich möchte positiv die Weiterentwickng des Mitentscheidungsrechtes des Europäischen Paraments, den verstärkten Übergang zu Mehrheitsentcheidungen, die Fortschritte in der ESVP – das betone h ganz besonders –, die Rüstungsagentur, die Solidaritsklausel hervorheben. Dies muss man positiv sehen. abei sind wir einen wichtigen Schritt vorangekommen. enn weder der Bundeskanzler noch ein anderer Spreher heute den Bundesaußenminister gelobt hat, dann ag es dafür Gründe geben. Aber in den genannten unkten sind wir ein Stück weit vorangekommen. Es gibt aber nicht nur die positiven Seiten; es gibt uch Schattenseiten. Man muss offen auch mit den Bürerinnen und Bürgern darüber reden und diskutieren önnen, für welche europäischen Maßnahmen wir Deutchen einen Preis gezahlt haben. Verschweigen hilft Dr. Gerd Müller nicht, denn am Schluss müssen wir abwägen, was bei unserer Entscheidung im Vordergrund steht. Eine Schattenseite des Vertrages ist, dass die Kompetenzabgrenzung, die zum Kern des Verfassungsvertrages gehören sollte, nicht geschehen ist. Professor Peter Huber, der den Lehrstuhl für Öffentliches Recht an der Universität München innehat, bewertet diesen Punkt sehr prägnant: Vollkommen gescheitert ist die EU-Verfassung schließlich beim zentralen Anliegen der deutschen Länder, der Kompetenzbegrenzung. Er fährt fort: Der so genannte Acquis Communautaire, – das ist das Gesetzesregelungswerk der Europäischen Union – dessen Regelungen die kommunale Wasserversorgung heute schon ebenso erfassen wie das Kopftuchtragen in der Schule, (Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Stimmt nicht!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

hat sich als heilige Kuh erwiesen, und die Verfas-
sung bringt hier einen neuen, kräftigen Zentralisie-
rungsschub.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, dies muss
bewertet werden. Wir wollten in die eine Richtung, fah-
ren aber in die andere Richtung. Man kann sich so ver-
halten, muss aber auch wissen, was dabei herauskommt.
Der Verfassungsvertrag bringt in zentralen Punkten, in
denen wir vorankommen wollten, nicht den nötigen
Durchbruch. Ich nenne die Verteidigungs-, Außen- und
Sicherheitspolitik. Hier hätte mehr passieren können und
müssen. Wir wollen – ich sage dies sehr deutlich – kei-
nen europäischen Zentralstaat. Wir wollen den Wettbe-
werb der Ideen, Kulturen, Völker und der Volkswirt-
schaften in Europa, aber kein Modell einer zentralen
europäischen Wirtschaftsregierung in Brüssel analog
zum französischen Zentralismus. Dies schafft der vorlie-
gende Verfassungsentwurf eben nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Der Deutsche Bundestag muss sich darüber im Klaren

sein: In 30 weiteren Politikbereichen nimmt sich Europa
weitere ausschließliche, geteilte oder koordinierende
Kompetenzen. Aus 300 verschiedenen Förderprogram-
men verteilt Brüssel in Zukunft das Geld der Bürgerin-
nen und Bürger über das Land. Aus bisher unstrittigen
Zuständigkeiten der Mitgliedstaaten wie Zuwanderung,
berufliche Bildung, Sport, Zivilschutz und Daseinsvor-
sorge werden Kompetenzbereiche der EU-Gesetzge-
bung, wenn auch nicht ausschließliche. Aber die EU
wird in diesen Bereichen mitregulieren und -regeln. Dies
wäre in Amerika vollkommen ausgeschlossen. Unser
Ziel war immer: Gebt Brüssel, was Brüssels ist, nämlich
die Regelung der großen Dinge, aber lasst Berlin, die an-
deren Mitgliedstaaten sowie Düsseldorf und München

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(C (D as Ihrige tun, um nah am Bürger die Details zu regeln. as wird mit diesem Verfassungsvertrag nicht erreicht. Wir wollen ein föderales und kein zentralistisches Eu opa. Wir wollen mehr Freiheit und weniger Dirigismus. Ich möchte auf einen weiteren zentralen Punkt einge en. Demokratie braucht – das war die Vorgabe – starke arlamente. Wir müssen den Mut haben, unsere Rechte ahrzunehmen. Dies ist in der Vergangenheit zu wenig eschehen. Mit diesem Vertrag bewegen wir uns in die ichtung, dass in Zukunft immer mehr die Exekutive, as heißt die Regierungen, und damit die Bürokratien in uropa gestärkt werden. Der Verfassungsvertrag führt icht zu einer ausreichenden Parlamentarisierung der euopäischen Politik, weder in Straßburg noch in Berlin. Sie haben, Herr Außenminister und Herr Bundes anzler, im Vorfeld dieses Verfassungsvertrages das Parment nahezu ausgeschlossen und die Öffentlichkeit icht beteiligt. Sie haben die Ergebnisse der Europawahl noriert und sich damit weiter von den Menschen enternt. Unsere Parlamente werden in der Rechtsetzung ermanent geschwächt. Die Mitentscheidungsrechte des uropäischen Parlaments sind nicht zureichend gestärkt orden und die Rechte des Deutschen Bundestages weren in ihrer Substanz angegriffen. Aus diesen Gründen gibt es eine qualifizierte Minder eit, auf alle Fälle eine qualifizierte Anzahl von Kolleinnen und Kollegen, die diesen Vertrag ablehnen weren. Wir sollten ihre Argumente ernst nehmen. Die CDU/CSU schlägt vor, dass wir den europäischen erfassungsvertrag für eine breite Diskussion nutzen nd zukünftig weniger Politik verordnen, sondern sie geeinsam entwickeln. Wir trauen dem Volk. Deshalb uss der Deutsche Bundestag, sollte dieser Verfassungsertrag ratifiziert werden, eine neue Qualität von itwirkungsrechten in Bezug auf die europäische Ge etzgebung erhalten. Wir brauchen auch eine Neuorganiation der Zuständigkeiten der Bundesregierung in den ragen der Europapolitik. Wir werden deshalb in das Ratifizierungsverfahren ine Ergänzung des Art. 23 Abs. 3 des Grundgesetzes inbringen. Das bedeutet: Stellungnahme des Deutschen undestages zu wichtigen europäischen Rechtsetzungsrozessen. Denken Sie an den gestern aus Brüssel erolgten neuesten Vorschlag eines Baby-Screenings, die U-Führerscheinrichtlinie oder die Abschaffung der leenslangen Haft – und was sonst alles kommt. Da müsen die nationalen Parlamente mitreden können und eine erbindliche Erklärung an ihre Regierungen abgeben önnen. benso müssen wesentliche EU-Angelegenheiten wie ie Aufnahme von Beitrittsverhandlungen – und zwar or der endgültigen Fixierung, wie sie der Bundeskanzr in der Türkeifrage vorgenommen hat – oder Vertragserlängerungen an die Zwei-Drittel-Zustimmung des undestages gebunden sein. Meine Damen und Herren von der Koalition, Herr üntefering, darüber sollte man miteinander in qualifi Dr. Gerd Müller zierte Gespräche eintreten. Unser Bemühen ist, die Europapolitik auch über die nationalen Parlamente wieder beim Bürger zu verankern, um zu diskutieren. Wir können nach dieser Europawahl nicht einfach so tun, als würde das Europäische Parlament in seiner Legitimation den Bundestag ersetzen. Wir müssen den Bürger da abholen, wo er ist. Dafür muss sich der Bundestag wieder mehr Mitwirkungsrechte in der europäischen Rechtsetzung nehmen. Zur Türkeifrage wurde schon einiges gesagt. Es ist eine Farce – auch die „FAZ“ bezeichnet das so –, wenn man sagt, dass die Vorschläge der Kommission abgewartet werden müssten, und von Kopenhagener Kriterien gesprochen wird, der Bundeskanzler aber gleichzeitig vorwegnimmt, dass die Beitrittsverhandlungen auf alle Fälle aufgenommen werden, egal was die Kommission vorschlägt. Der Bundeskanzler hat sich in dieser Frage gegen das Parlament gewandt. Er wendet sich auch gegen die Mehrheit im Volk und fügt damit dem deutschen Volk schweren Schaden zu. (Michael Roth [Heringen] [SPD]: Träum weiter!)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


Auf einer Basis von 25 Prozent Zustimmung des Volkes
und angesichts des nahenden Endes ihrer Regierungszeit
ist diese Bundesregierung nicht legitimiert, in der Tür-
keifrage solche Festlegungen vorzunehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Michael Roth [Heringen] [SPD]: Freu dich bloß nicht zu früh!)


Ich komme zum Schluss. Die Ratifizierung kann nicht
in dem Stil „Augen zu und durch“ durchgeführt werden,
nur damit es keiner merkt. Dies ist inakzeptabel. Wir
müssen die Argumente, die von seriösen Persönlichkei-
ten in unserem Staat vorgebracht werden, diskutieren
und uns für diese Diskussion Zeit nehmen. Wir werden
unserer Verantwortung gerecht werden. Das Europa der
Zukunft muss ein föderales, demokratisches, kultur- und
wertebezogenes Europa sein.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511903500

Ich schließe die Aussprache.
Ich rufe den Zusatztagesordnungspunkt 10 auf:

Vereinbarte Debatte
zur Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe
und Sozialhilfe und zur Umsetzung der EU-
Agrarreform

Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion
der CDU/CSU vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

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(C (D Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Reder dem Bundesminister Wolfgang Clement das Wort. Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft nd Arbeit: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Als Ergebnis des Vermittlungsverfahrens zur so enannten kommunalen Option im Rahmen der Zusamenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe liegt hnen jetzt das fünfte Gesetz zur Reform des Arbeitsarktes vor. Wir wollen mit diesen Gesetzen die Bezieungen von arbeitsuchenden Menschen und betreuenden rganisationen sowie der Bundesagentur für Arbeit neu estalten. Wir wollen und wir müssen verkrustete Strukuren am Arbeitsmarkt aufbrechen. Wir müssen auch das erhältnis von Eigenverantwortung und staatlicher Unerstützung neu bestimmen. Das ist der Sinn der Arbeitsarktreformen. Mit der Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und ozialhilfe, um die es jetzt geht, gehen wir den größten chritt in Richtung einer Veränderung des Arbeitsmarkes und der Beschäftigungspolitik in unserem Land. Es st aus meiner Sicht ein längst fälliger Schritt; denn wir lle müssen nach mindestens zwei Jahrzehnten nicht guer Erfahrungen mit unserer bisherigen Arbeitsmarktpoitik konstatieren, dass wir trotz eines hohen finanziellen insatzes ein nicht ausreichend positives Ergebnis am rbeitsmarkt erzielt haben. Um es etwas deutlicher zu agen: Unter dem Strich stehen über 4 Millionen Areitslose und viele Menschen, die wir als Langzeitareitslose bezeichnen, also Menschen, die seit Jahren in rbeitslosigkeit verharren. Damit muss Schluss sein. as müssen wir ändern. Deshalb brauchen wir eine ende in der Beschäftigungspolitik und am Arbeitsarkt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben nach langwierigen Verhandlungen über das
ommunale Optionsgesetz im Vermittlungsverfahren
ine Einigung erzielt. Ich möchte zunächst die Gelegen-
eit nutzen, mich bei denen zu bedanken, die zu dieser
inigung im Vermittlungsausschuss beigetragen haben.
ch möchte an dieser Stelle besonders meinen Kollegen
tiegler und den Kollegen Kauder von der CDU/CSU
ervorheben, die maßgeblich daran mitgewirkt haben.
rwähnen möchte ich auch noch die Ministerpräsiden-
en, Frau Kollegin Dückert und alle Kolleginnen und
ollegen aus den Fraktionen, die über viele Wochen und
onate maßgeblich daran beteiligt waren.
Mit diesem Gesetz beenden wir, so hoffe ich, das Tau-

iehen um die Finanzierung und um die Organisation
essen, was mit der neuen Arbeitsmarktpolitik verbun-
en ist. Wir gehen jetzt in eine Phase der Realisierung
er Maßnahmen, die wir uns vorgenommen haben und
ie Sie als Gesetzgeber bereits im Dezember des letzten
ahres beschlossen haben.
Es geht um eine Wende am Arbeitsmarkt. Schlag-
ortartig gesagt: Es geht darum – das ist eine Seite –,
ass wir die beiden Fürsorgesysteme, die wir heute in






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

Deutschland haben und die nicht miteinander verbunden
sind, sondern teilweise kontraproduktiv nebeneinander
arbeiten, nämlich das staatliche Arbeitslosenhilfesystem
und das kommunale Sozialhilfesystem, zu einem Sys-
tem der sozialen Grundsicherung in Deutschland zu-
sammenlegen. Um dies klar zu sagen: Diese soziale
Grundsicherung in Deutschland wird in der finanziellen
Ausstattung immer noch und weiterhin eines der best-
ausgestatteten Sozialsysteme der Welt sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Kern der Arbeitsmarktreform, die wir vornehmen
wollen, ist die Verabschiedung von der Praxis der – so
müssen wir das nennen – Verwaltung von Arbeitslosig-
keit. Damit folgen wir vielen Schlagworten, die Sie in
Diskussionen in diesem Hohen Hause und an vielen an-
deren Stellen in Deutschland vorgebracht haben. Wir ge-
hen jetzt mit aller Entschlossenheit die Vermittlung in
Arbeit an.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir können nicht weiterhin zuschauen, dass Men-
schen jahrelang in Arbeitslosigkeit sind. Dabei handelt
es sich keineswegs nur um ältere Menschen; auch
250 000 junge Leute unter 25 Jahren beziehen Sozial-
hilfe. Wir müssen alles tun, um sie in Arbeit zu vermit-
teln. Das ist das Kernstück der Veränderung. Das nenne
ich eine Wende – wenn sie so wollen: eine Zeitenwen-
de – am Arbeitsmarkt und in der Beschäftigungspolitik.

Dieses Vorhaben, das sich gesetzgeberisch in einzel-
nen finanziellen Maßnahmen niederschlägt, führt bei-
spielsweise dazu, dass die Bundesregierung das einhält,
was sie und die Koalition gemeinsam zugesagt haben:
Die Städte und Gemeinden unseres Landes werden nach
der Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und So-
zialhilfe mit zusätzlichen 2,5 Milliarden Euro besser
ausgestattet sein als vorher. Auf Deutsch: Ab 1. Januar
2005 stehen den Städten und Gemeinden in Deutschland
2,5 Milliarden Euro mehr zur Verfügung. Das ist wichtig
für die kommunale Investitionsfähigkeit und die kom-
munale Handlungsfähigkeit. Dies ergänzt das, was wir
im letzten Dezember beschlossen haben, nämlich über
die Veränderung des Gewerbesteueranteils der Städte
und Gemeinden ebenfalls 2,5 Milliarden Euro für die
Kommunen zu mobilisieren.

Zum anderen haben wir die Frage geklärt, wie Kom-
munen und die Arbeitsagenturen vor Ort zusammen-
arbeiten: Sie werden das in der Regel in Form von Ar-
beitsgemeinschaften und in genau 69 Ausnahmefällen
– das haben wir auf dem Kompromisswege beschlos-
sen – in kommunaler Trägerschaft tun. Ich halte diesen
Weg für richtig. Ich halte es aber für noch wichtiger, dass
wir uns nach den Debatten über die Organisation, die zu
den Lieblingsbeschäftigungen in Deutschland gehören,
jetzt wirklich entschlossen der Frage der Arbeitsvermitt-
lung zuwenden.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


as, worum es jetzt geht, ist das Kernstück der Moderni-
ierung der Beschäftigungspolitik in Deutschland.
Etwas ist erstaunlich: Ich habe gestern, ebenso wie
ir alle und viele Menschen in Deutschland, einer hin-
ichtlich der Frage der Modernisierung, der Erneuerung
nseres Landes beeindruckenden Rede des neuen Bun-
espräsidenten zugehört. Diese Rede wurde landauf und
andab zu Recht gewürdigt, und zwar auch in den Zei-
ungen. Im selben Atemzug – auf Deutsch gesagt: auf
enselben Zeitungsseiten – werden aber die anstehenden
odernisierungen auf dem Arbeitsmarkt scheinbar nur
nter Schlagworten wie „Chaos“ beschrieben oder wer-
en von dem üblichen Katzenjammer begleitet. In
eutschland reagiert man auf notwendige Reformen und
odernisierungsanstrengungen mit geradezu ritualhaf-

en Reflexen, obwohl offensichtlich alle überzeugt sind,
ass sie unternommen werden müssen. Wir dürfen uns
on diesem ritualhaften Reflex in Deutschland nicht auf-
alten lassen. Der Modernisierungsprozess ist notwen-
ig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Niemand wird bei dieser Modernisierung – um die-
es Thema gleich aufzugreifen – abstürzen. Mit der Re-
orm werden wir gut 1 Million Menschen, die heute So-
ialhilfe bezieht, die als erwerbsfähig, also in der Lage
st, mehr als drei Stunden pro Tag zu arbeiten, in das
entrum der Arbeitsvermittlung mitnehmen. Auch sie
erden durch die Arbeitsagenturen, die Arbeits-
emeinschaften vor Ort betreut, und zwar auf eine sehr
iel intensivere Weise, als das bisher möglich war, mit
em Ziel, auch diese Sozialhilfeempfängerinnen und
empfänger in Arbeit zu vermitteln. Das ist die Aufgabe
nd das Ziel. Diese Sozialhilfeempfänger werden in Zu-
unft, anders als bisher, rentenversichert, krankenversi-
hert und pflegeversichert sein. Gut 1 Million Sozialhil-
eempfänger und ihre Familienangehörigen werden in
ukunft besser gestellt sein als das bisher der Fall gewe-
en ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich wehre mich mit aller Entschiedenheit dagegen,
iesen Personenkreis völlig auszuklammern, wenn über
ie Frage, wie es in der Arbeitsvermittlung in Zukunft
ugeht, gesprochen wird. Das ist kein Absturz. Endlich
erden wir uns konzentriert – die Arbeitsagenturen und
ie Kommunen gemeinsam – um diese Menschen küm-
ern.
Es ist falsch, davon auszugehen, dass heutige Bezie-

er von Arbeitslosengeld in einen Abgrund stürzen. Eine
olche Darstellung ist absurd. Auch die pauschale Dar-
tellung, die ich gerade in der „Bild“-Zeitung gelesen
abe, dass die Arbeitslosenhilfe für Langzeitarbeitslose
m Durchschnitt um 200 Euro gekürzt werde, ist schlicht
alsch.






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

Mit diesem neuen System stellen wir uns doch ganz

gezielt auf den Bedarf des oder der Einzelnen, der Fami-
lien mit Kindern und der Betroffenen mit Partnern ein.
Ich kann Ihnen dazu gern alle möglichen Beispiele nen-
nen, aus denen hervorgeht, dass ein heutiger Arbeitslo-
senhilfebezieher oder eine Arbeitslosenhilfebezieherin,
der oder die in Zukunft die soziale Grundsicherung er-
halten wird, gleichgestellt oder teilweise sogar besser
gestellt sein wird als bisher. Teilweise wird es etwas
schlechter. Aber insgesamt wird niemand in Deutschland
– weder in Ostdeutschland noch in Westdeutschland –
abstürzen. Alle werden eine bessere Vermittlung bekom-
men. Es wird ein besseres Bemühen um Vermittlung in
den Arbeitsmarkt geben, als das bisher der Fall gewesen
ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511903600

Herr Bundesminister, Sie haben zwar das Recht, so

lange zu reden, wie Sie wollen. Aber Sie reden jetzt auf
Kosten der Redezeit Ihrer Fraktionskollegen.

Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft
und Arbeit:

Ich bitte um Entschuldigung, Herr Präsident. Das ist
mir entgangen. Das werde ich sofort korrigieren.

Es tut mir Leid, meine Damen und Herren. Aber
wenn man über ein solches Thema spricht, ist es ver-
dammt schwer, sich kurz zu fassen. Ich bitte um Ent-
schuldigung. Ich bin in diesem Thema offensichtlich
sehr verhaftet.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Nimm dir, was du brauchst!)


– Nein, ich nehme nicht das, was ich brauche, sondern
ich gebe Ihnen, Herr Kollege Stiegler, das, was Sie brau-
chen.

Ich möchte noch kurz auf Folgendes hinweisen: Ge-
gen das Bild, das den Eindruck vermittelt, es werde zu
Abstürzen und Kürzungen der Zuwendungen für Men-
schen kommen – das ist ein absurdes Bild –, setze ich
mich zur Wehr. In Wahrheit geht es darum, Menschen in
Arbeit zu vermitteln. Dabei geht es insbesondere um die
jungen Arbeitslosen und die jungen Sozialhilfeemp-
fänger unter 25 Jahren in Deutschland. Um sie geht es
im Ausbildungspakt. Um sie geht es bei dem, was am
1. Januar 2005 mit diesem Gesetz in Kraft treten wird:
Jeder und jede von ihnen wird ein Angebot auf Ausbil-
dung, auf vorschulische Maßnahmen, auf Vorqualifizie-
rung, auf Sprachentraining, auf berufliches Training, auf
einen Arbeitsplatz oder Ähnliches bekommen.

Ich bin überzeugt: Es wird uns als Erstes gelingen
– das ist dringend erforderlich –, die Jugendarbeitslosig-
keit in Deutschland drastisch zu reduzieren. Das ist eine
der vornehmsten Aufgaben, die wir mit diesen Arbeits-
marktreformen angehen. Wir werden damit Erfolg ha-
ben.

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(C (D Ich hoffe dabei auf Ihre Unterstützung und darauf, ass viele der Auseinandersetzungen, die bisher zwichen den Städten, den Ländern, dem Bund und anderen eführt worden sind, beendet werden und wir uns alleamt jetzt der Aufgabe zuwenden, die Arbeitsvermittung in Deutschland in der Praxis auf einen realistischen, rfolg versprechenden Kurs zu bringen. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511903700

Das Wort hat jetzt der Kollege Volker Kauder von der
DU/CSU-Fraktion.


Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1511903800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Am Mittwoch dieser Woche wurde eine große
trukturreform in diesem Land durch ein Ergebnis im
ermittlungsausschuss Wirklichkeit. Wir von der Union
aben schon vor längerer Zeit gefordert, die beiden Hil-
esysteme, die aus Steuern finanziert werden, die Sozial-
ilfe und die Arbeitslosenhilfe, zu einem System zusam-
enzulegen, aus einer Hand zu finanzieren und die Hilfe
u konzentrieren.
Ausgangspunkt für diesen Tag war der 19. Dezember

es vergangenen Jahres, an dem wir wiederum im Ver-
ittlungsausschuss miteinander Hartz IV beschlossen
aben. Danach kam eine sechsmonatige Verhandlungs-
hase, die schwierig und immer vom Scheitern bedroht
ar. Dies hing unter anderem damit zusammen – darauf
ill ich am Anfang meiner Rede hinweisen, bevor ich zu
en Inhalten komme –, dass die Bundesregierung und
ie rot-grüne Regierungskoalition – aus welchem Grund
uch immer, Herr Kollege Stiegler – die Zusage, die uns
egeben wurde, nicht eingehalten haben, dass die Kom-
unen die Möglichkeit erhalten werden, diese Aufgabe
n eigener Trägerschaft durchzuführen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

as war ein gemeinsames Verhandlungsergebnis.
Damals, in dieser Nacht, war klar, dass dies nur mit

iner Grundgesetzänderung gehen wird.

(Dirk Niebel [FDP]: Richtig!)


ann musste uns Herr Minister Clement mitteilen, dass
iese Grundgesetzänderung in der Regierungskoalition
icht zu machen sei. Damit begann die ganze Schwierig-
eit in dieser Frage. Es ging eigentlich nie darum, ob
iese große Strukturreform durchgeführt wird; wir haben
ie ja miteinander im Dezember beschlossen. Wir haben
arauf beharrt, dass die Kommunen mit dieser Aufgabe
etraut werden. Darum, Herr Minister Clement, sorgen
ir uns nun.
Ich will Ihnen überhaupt nicht absprechen, dass Sie

ich bemühen wollen. Das haben andere uns auch schon
ugesichert und die Lastwagen fahren noch heute maut-
rei. Ich will Ihnen Ihr Bemühen gar nicht absprechen,
ber Sie sind nun in der Verantwortung, dafür zu sorgen,






(A) )



(B) )


Volker Kauder

dass für 85 bis 90 Prozent der Menschen, die jetzt von
der Bundesagentur betreut werden, die Umstellung auch
richtig funktioniert. Sie müssen alles daransetzen, dem
gerecht zu werden.

Es war richtig, dass wir gefordert haben, die Kommu-
nen sollten die Aufgabe übernehmen, weil sie näher an
den Menschen sind und weil sie unbürokratischer arbei-
ten. Dass die Bundesagentur bürokratisch ist, das kann
ich schon heute feststellen, obwohl die Aktion noch gar
nicht angelaufen ist: Die Bundesagentur hat jetzt ein
15 Seiten umfassendes Antragsformular herausgegeben,
das die Menschen ausfüllen müssen. Die Verwaltung
setzt für die Ersterfassung der Anträge zweieinhalb
Stunden an. Das erfordert einen unheimlich großen Per-
sonalaufwand. Ich muss auch sagen: Gerade für die
Menschen, die auf diese Hilfe angewiesen sind, wird es
besonders schwierig sein, die dort gestellten Fragen zu
beantworten. Ich könnte Ihnen einige Fragen vorlesen,
bei deren Beantwortung auch wir beide Schwierigkeiten
hätten.

Deswegen kann ich nur sagen: Ich bitte Sie im Inte-
esse der betroffenen Menschen herzlich, auf die Bun-
desagentur einzuwirken, damit nicht eine Flut von Büro-
kratie auf uns zukommt. Man muss die Menschen
konkret ansprechen und man muss ihnen helfen. Es geht
nicht darum, Formulare auszufüllen, sondern die Ver-
mittlung von Menschen in Arbeit zu bewerkstelligen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

In besonderer Weise betroffen sind die Menschen in

den neuen Bundesländern.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben dort eine überdurchschnittlich hohe Arbeits-
losigkeit. Dort werden die Bemühungen in besonderem
Maße ansetzen müssen, um das Ziel unseres Gesetzent-
wurfes, den wir aufgrund der Mehrheitsverhältnisse
nicht durchsetzen konnten, zu erreichen. Unser Ziel war:
fordern, aber auch fördern. Man kann den Menschen
nicht Leistungseinschränkungen zumuten, ohne ihnen
nicht zugleich auch das Angebot zu machen, ihren Lohn
aufzubessern und in ganz normale Arbeit zu kommen,
wenn sie sich anstrengen. Wir müssen ihnen sagen: Da-
bei helfen wir.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Fördern ist also das Thema. Herr Kollege Stiegler, bei
allem, was wir jetzt gemeinsam vereinbart haben und
wozu wir auch stehen, sage ich: Die Förderung der
Langzeitarbeitslosen war in unserem Gesetzentwurf für
ein Existenzgrundlagensicherungsgesetz wesentlich bes-
ser ausgeprägt als im jetzt vorliegenden Gesetzentwurf.

Wir haben bei diesem Kompromiss nach vielen Dis-
kussionen mitgemacht und stehen auch dazu, weil diese
große Strukturreform notwendig ist. Wir waren auch
deshalb zum Kompromiss bereit, weil wir am Schluss
doch noch gemeinsam eine Lösung für den Einstieg in
die kommunale Selbstständigkeit gefunden haben.
69 Kommunen werden die Möglichkeit bekommen. Wir

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(C (D ätten natürlich gern mehr gehabt, aber das Erreichte ist mmerhin ein Teilerfolg. Wir wollen nun, dass in diesem Land ein Wettbeerb zwischen den Kommunen und der Bundesagentur arüber stattfindet, wer es besser kann. Herr Minister lement hat uns zugesagt, dass aus einer späteren Beertung der Frage, wer es tatsächlich besser kann, auch ie entsprechenden Konsequenzen gezogen werden. Ich age Ihnen aus meiner Erfahrung und nach meiner festen berzeugung: Die Kommunen können es besser. Sie üssen dazu nicht 30 000 neue Mitarbeiterinnen und itarbeiter einstellen, wie Sie, Herr Clement, es jetzt bei iesem Giganten Bundesagentur tun. Ein so großes chiff mit 120 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist icht mehr zu steuern, es sei denn, durch eine solche Büokratie. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Sie haben wohl schlecht geträumt!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, es geht jetzt
lso darum, das, was wir gemeinsam verabredet haben
nd heute gemeinsam beschließen werden, zu einem Er-
olg zu machen. Wir wünschen diesen Erfolg. Aber bei
llem, was wir in den letzten Monaten mit dieser Bun-
esregierung erlebt haben, bleiben Zweifel. Herr
lement, es hängt von Ihnen ab, ob es nun ein Erfolg
ird oder nicht. Sie wollten, dass dieser Gigant Bun-
esagentur das macht. Jetzt tragen Sie die Verantwor-
ung dafür, dass es am 1. Januar 2005 auch klappt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511903900

Das Wort hat jetzt die Kollegin Thea Dückert vom
ündnis 90/Die Grünen.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511904000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

st richtig: Am Mittwoch ist zum Glück der Startschuss
afür gegeben worden, dass in den Kommunen und im
and das umgesetzt werden kann, was in Deutschland
chon längst notwendig ist,


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Das hätten Sie vor vier Jahren einmal so formulieren sollen! Das wäre schön gewesen!)


ämlich eine umfassende Reform der Arbeitsmarkt-
olitik, die auf Integration, auf eine bessere Betreuung
er Langzeitarbeitslosen, auf mehr Dezentralität und
arauf setzt, das Know-how vor Ort in diesen Prozess
inzugliedern.
Eines ist klar: Bei den vielen Gesetzen, die wir auf

en Weg gebracht haben, gibt es nur ein einziges Ziel,
ämlich die Integration der Langzeitarbeitslosen in den
rbeitsmarkt, weil die überdurchschnittlich lange Dauer
on Arbeitslosigkeit in Deutschland unerträglich ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert

Die Kommunen werden durch die Revisionsklausel

jetzt in den Stand gesetzt – das ist gut so, das haben wir
von Rot-Grün von Anfang an versprochen –, ihre Aufga-
ben zu erfüllen. Sie werden um 2,5 Milliarden Euro ent-
lastet. Darin enthalten ist ein Spielraum, um die Kinder-
betreuung vor Ort verbessern zu können. Das halten wir
für wichtig, weil heute in Deutschland Arbeitslosigkeit
häufig auf der mangelnden Zahl an Kinderbetreuungs-
möglichkeiten beruht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Kernstück dieser großen Reform ist in der Tat die
Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe.
Lassen Sie mich dazu Folgendes sagen: Wir sind das
einzige Land, das sich zwei Systeme nebeneinander leis-
tet. Es ist nicht so, wie immer wieder fälschlich behaup-
tet wird, dass die Arbeitslosenhilfe eine Versicherungs-
leistung wäre. Sie ist auch eine steuerfinanzierte
Leistung und es ist richtig, dass sich steuerfinanzierte
Leistungen am Bedarf orientieren. Das ist auch dann
richtig, wenn das Ganze Härten beispielsweise für die
Menschen mit sich bringt, die heute Arbeitslosenhilfe
beziehen, nach den Änderungen aber mit ihrem Fami-
lieneinkommen über der Bedürftigkeitsgrenze liegen.
Das ist wahr. Solche Fälle wird es geben. Der Minister
hat aber mit Recht darauf hingewiesen, dass die Reform
auch andere Effekte hat: Über 1 Million Menschen
– über diese müssen wir auch reden – wird besser ge-
stellt.

Es war zutiefst ungerecht, dass Sozialhilfeempfänger
keinen Zugang zur aktiven Arbeitsmarktpolitik hatten.
Es ist ein sozialpolitischer Fortschritt, dass die Empfän-
ger des Arbeitslosengeldes II zukünftig auch sozialversi-
chert sind.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Es ist vor allen Dingen ein familienpolitischer Fort-
schritt, dass wir einen Kindergeldzuschlag einführen, da-
mit zukünftig Familien nicht deshalb in die soziale Ab-
hängigkeit vom Staat geraten, weil sie Kinder haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es wurde auch gesagt, dass dieser notwendige Kom-
promiss, der gefunden worden ist, immer wieder vom
Scheitern bedroht war. Er war wirklich immer wieder
vom Scheitern bedroht, aber dieses Scheitern wollten
wir auf jeden Fall verhindern. Deswegen war der Preis
an manchen Stellen hoch. Ich möchte anhand eines Bei-
spiels Ross und Reiter nennen: Die Zumutbarkeitsre-
gelungen sind von der Union verschärft worden.


(Otto Fricke [FDP]: Wollten Sie noch mehr Geld ausgeben?)


Ich bin jedoch – weil es darüber in der Presse und der
Öffentlichkeit Missverständnisse gab – entschieden
nicht der Ansicht, dass wir an dem Ergebnis des Vermitt-
lungsausschusses an dieser Stelle noch etwas ändern

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(C (D önnen. Viele von den Gewerkschaften fordern das. Ich in jedoch davon überzeugt, dass der politische Preis an ieser Stelle dann noch viel höher wäre als der, den uns ie Union in der Vermittlung schon abgefordert hat. Wer in diesem Land Lohndumping verhindern will, er muss andere Antworten finden. Diese liegen meiner nsicht nach auch nicht im flächendeckenden Mindestohn, sondern zum Beispiel in Allgemeinverbindlicheitserklärungen. Wer Lohndumping verhindern will, uss sich auch mit dem auseinander setzen, was Herr auder eben wieder angeführt hat. Wir haben doch folendes Problem: Sie von der Opposition, von der Union ind im Vermittlungsausschuss an einem Punkt gescheiert, nämlich bei der Durchsetzung des kochschen Koneptes zum EGG. Es ist schon ein bemerkenswerter organg, dass Sie heute, da wir über den Vermittlungsusschuss sprechen, mit dem Gesetzentwurf, der dort abelehnt worden ist, hier erneut auf der Matte stehen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)

Sie fordern einen Niedriglohnsektor, Sie fordern

wangsbeschäftigung in den Kommunen – als Voraus-
etzung, um die Sozialleistungen möglicherweise auch
ollständig streichen zu können. Das stand in Ihrem
onzept, das fordern Sie heute verdeckt wieder. Das,
eine Damen und Herren, ist verfassungswidrig und un-
ozial. Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, diese An-
ätze im Vermittlungsausschuss zu verhindern. Sie ha-
en noch sehr viel mehr vorgesehen – das kann ich jetzt
icht alles ausführen –, zum Beispiel Leistungssenkung
ür Arbeitslosengeld-II-Empfänger, keinen Kinderzu-
chlag, keine Sozialversicherungspflicht – lauter Ver-
chlechterungen im sozialen Bereich. Damit kommen
ie heute wieder. Akzeptieren Sie das Vermittlungsaus-
chussergebnis! Das beinhaltet auch, dass wir in
eutschland keinen Einstieg in einen Niedriglohnsektor
aben wollen, sondern eine Politik, die auf Fördern und
ordern setzt und den Menschen zu Arbeit verhilft. Wir
aben keine Chance, mit Löhnen wie in Tschechien zu
onkurrieren.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511904100

Frau Kollegin Dückert, kommen Sie zum Schluss.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511904200

Ich komme zum Schluss. – Meine Damen und Her-

en, am 1. Januar 2005 wird es in den Kommunen losge-
en. Die Ziellinie wir dann noch nicht erreicht sein. Aber
s wird am 1. Januar 2005 schon Angebote aus einer
and und eine bessere Betreuung geben. Das ist der
ichtige Ansatz, damit müssen wir endlich anfangen. Die
ommunen machen sich zum Glück auf den Weg.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



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Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511904300

Das Wort hat jetzt der Kollege Dirk Niebel von der

FDP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1511904400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Es gab gestern und vorgestern auch noch andere
Ergebnisse im Vermittlungsausschuss. Beim Bundespar-
teitag 2001 hat die FDP ihr Konzept einer Kulturland-
schaftsprämie beschlossen. Das Kernstück dieses Kon-
zeptes war die Entkopplung von Produktion und
Beihilfe. Wir sind sehr froh, dass mit dem Vermittlungs-
ergebnis dieses FDP-Konzept für die Zukunftssicherung
der deutschen Landwirtschaft jetzt geltendes Recht wird.


(Beifall bei der FDP)

Weniger positiv sind die Ergebnisse bei der so ge-

nannten Hartz-IV-Reform. Wir haben Ende des vergan-
genen Jahres, im Dezember, hier in diesem Hause auf
Antrag von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen
und FDP in Form der Bundestagsdrucksache 15/2264
unter anderem Folgendes zum SGB II beschlossen – ich
zitiere –:

Darüber hinaus räumt es
– das SGB II –

den kreisfreien Städten und Kreisen die Option ein,
ab dem 1. Januar 2005 anstelle der Agenturen für
Arbeit auch deren Aufgaben – und damit alle Auf-
gaben im Rahmen der Grundsicherung für Arbeit-
suchende – wahrzunehmen. Hierzu soll eine faire
und gleichberechtigte Lösung entwickelt werden,
die sicherstellt, dass die optierenden Kommunen
nicht gegenüber den Agenturen für Arbeit benach-
teiligt werden.

Herr Clement, im Gegensatz zu diesem Beschluss,
den wir hier alle gemeinsam beschlossen haben, sind Sie
wortbrüchig geworden, indem Sie ein Organleihegesetz
vorgelegt haben.


(Beifall bei der FDP)

Statt den Kommunen die Möglichkeit zu geben – wir
alle in diesem Hause, außer den fraktionslosen Kollegin-
nen, haben das beschlossen –, in eigenständiger Träger-
schaft, gleichberechtigt und finanziell abgesichert das zu
tun, was wir alle für richtig halten: sich vor Ort um die
Menschen zu kümmern, die Arbeit suchen – die wieder
dabei sein wollen –, konterkarierte das von Ihnen vorge-
legte Organleihegesetz diesen einheitlichen Beschluss
des Deutschen Bundestages.


(Beifall bei der FDP)

Sie haben sich dann im Rahmen des Vermittlungsver-

fahrens mit der CDU/CSU und Bündnis 90/Die Grünen
auf eine Experimentierlösung verständigt und sagten,
als Ihrer Ansicht nach nur 29 Kommunen experimentie-
ren sollten, dass das hart an der verfassungsmäßig tole-
rablen Grenze gemäß Art. 106 Abs. 8 des Grundgesetzes
ist. Ich befürchte, dass die Lösung mit 69 entsprechen-

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(C (D en Kommunen erst recht – noch weiter! – von der verassungsmäßigen Grenze gemäß Art. 106 Abs. 8 entfernt ein wird. Sie haben darüber hinaus, statt einen Wettbewerb zwi chen Kommunen und Arbeitsagentur um die besten Inegrationsideen zu schaffen, einen Wettbewerb unter den ommunen geschaffen: um die Möglichkeit, überhaupt ptieren zu dürfen. Das hilft nicht den Menschen, das orgt dafür, dass es in vielen Ländern ein heilloses Chaos eben wird, insbesondere in dem Bundesland, für das Sie ange Verantwortung getragen haben: in Nordrheinestfalen. Wir stehen unmittelbar vor der Sommerpause. n Nordrhein-Westfalen finden am 26. September die ommunalwahlen statt. Bis zum 15. September müssen ich die Kommunen entscheiden zu optieren. Können Sie ich annähernd vorstellen, wie viele Kommunen in Nordhein-Westfalen, wenn die Gremien nicht mehr tagen, berhaupt in der Lage sein werden, die Optionsmöglicheit für den zu wählenden nächsten Kreistag in Anspruch u nehmen? Kollege Kauder hat vorhin den Vordruck zur Befra ung der Arbeitslosengeld-II-Bezieher erwähnt. Solche ordrucke werden am 19. Juli von der Bundesagentur erschickt. Das setzt aber bei dem Personenkreis, über en wir reden, voraus, dass dieser Brief überhaupt zur enntnis genommen und nicht auf den Stapel mit den ielen Rechnungen gelegt wird. Das setzt zudem voraus, ass die Empfänger des Lesens – vorzugsweise in deutcher Sprache – hinreichend kundig sind, und es setzt oraus, dass ein derartiger Antrag ausgefüllt werden ann. Wenn das alles nicht zutrifft, hat das zur Folge, ass Sie vielfältige Einzelgespräche führen müssen, um ie Daten zu erfassen, die anschließend von Hand eingeeben werden müssen, weil bei fast 440 verschiedenen rägern der Sozialhilfe in Deutschland mit unterschiedichen EDV-Programmen und bei 180 Agenturen für Areit ein technischer Abgleich dieser Daten einfach nicht öglich ist. Das bedeutet konsequenterweise, dass wir wieder einal – genau wie Ende letzten Jahres – versuchen müsen, eine notwendige Reform unter enormem Zeitdruck mzusetzen. Selbst die Bundesagentur befürchtet, dass ie Probleme haben wird, eine bessere Betreuung zu geährleisten. Diese wird es garantiert nicht geben, nicht inmal für die Jugendlichen bei einem Vermittlungschlüssel von einem Betreuer auf 75 Arbeitsuchende, en wir alle gewollt haben. Sie wird darüber hinaus ventuell sogar Probleme haben, die Leistungen tatsächich zahlbar zu machen. Das können Sie doch nicht einach wegwischen. Um die technischen, die rechtlichen und die finan iellen Voraussetzungen rechtzeitig und ordentlich zu erüllen, hat die FDP-Bundestagsfraktion beantragt, die usammenlegung der Arbeitslosenhilfe und der Soialhilfe auf den 1. Januar 2006 zu verschieben. Ihre Reierungsfraktionen haben sich noch nicht einmal getraut, arüber im Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit zu dis Dirk Niebel kutieren. Sie haben den Antrag schlichtweg mit Ihrer Mehrheit von der Tagesordnung abgesetzt. Sie, Herr Bundeswirtschaftsminister, tragen die politi sche Verantwortung dafür, dass dieser große Reformkomplex auch tatsächlich funktioniert. Die Union hat sich herauskaufen lassen und versucht jetzt mit einem Entschließungsantrag, all das, was sie im Vermittlungsverfahren mitgetragen hat, wieder zurückzuholen. Auf diese Art und Weise werden Sie zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir gemeinsam dieses Land regieren, Ihre arbeitsmarktpolitische Kompetenz hinreichend infrage stellen lassen müssen. Von daher hoffe ich sehr, dass nicht das passieren wird, was ich befürchte. Ich hoffe sehr, dass die Menschen in diesem Land, die unserer Hilfe dringend bedürfen, nicht vor ein soziales Chaos gestellt werden. Die politische Verantwortung bleibt aber bei Ihnen. Wir werden das in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen sehen. Vielen Dank. Das Wort hat jetzt der Kollege Ludwig Stiegler von der SPD-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir reden heute nicht nur über eine Arbeitsmarktreform, sondern auch über die Vollendung der kommunalen Finanzreform. Das muss hier zur Kenntnis genommen werden. 2,5 Milliarden Euro werden die Städte und Gemeinden im nächsten Jahr weniger ausgeben müssen, als sie nach bisherigem Recht ausgeben mussten. Damit lösen wir unsere Versprechen gegenüber den Städten und Gemeinden ein. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





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(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511904500
Ludwig Stiegler (SPD):
Rede ID: ID1511904600

Ich sage Ihnen aber: Wir haben eine Erwartung an die
Städte und Gemeinden. Die Koalition hat die Entlastung,
die allein der Bund trägt, auch deshalb beschlossen, weil
wir fest erwarten, dass die gewonnen Mittel für die Be-
treuung der unter 3-Jährigen aufgestockt und somit min-
destens 1,5 Milliarden Euro dafür eingesetzt werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die CDU/CSU hat im Vermittlungsausschuss abge-
lehnt, eine solche gemeinsame Erklärung abzugeben.
Das hindert uns aber nicht daran, den Städten und Ge-
meinden zu sagen, dass wir ihr Handeln sowohl aus bil-
dungspolitischen als auch aus arbeitsmarktpolitischen
Gründen erwarten und dass unsere Bereitschaft zur Ent-
lastung der Städte und Gemeinden aus der Sorge um die
unter 3-Jährigen entstanden ist.

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(C (D Wir übernehmen einen höheren Anteil an den Wohnosten, nämlich 29,1 Prozent. Damit ist entgegen allen weiflern sichergestellt, dass die Kommunen nächstes ahr entlastet werden. Wir versichern den Kommunen udem, dass wir alles dafür tun werden, dass keine Komune in irgendeinem Land unter die Entlastungsgrenze ällt. Ich werde dazu nachher eine Protokollnotiz als Er lärung der Bundesregierung zu Protokoll geben. (Beifall bei der SPD – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Als Erklärung der Bundesregierung?)


Wir haben hier also Gürtel, Hosenträger und ein
and, sodass auch die Ängstlichen und Skeptiker wirk-
ich vertrauen können. Die FDP wird trotzdem bei ihren
weifeln bleiben. Bleiben Sie ruhig unter den Zweiflern!
ie Zukunft aber gehört den Glaubenden und nicht den
weiflern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Aber nicht den Hoffenden!)


Zur öffentlichen Kritik. Wir haben dieses Gesetz ge-
einsam geschaffen und die Verschlechterungen vom
ezember auf Veranlassung der Union hinnehmen müs-
en. Ich sage: Herr Laumann, ziehen Sie nicht als Rächer
er Enterbten durch das Land! Wenn Sie hier etwas hät-
en ändern wollen, dann hätten Sie dem Kauder gestern
m Vermittlungsausschuss andere Weisungen erteilen
üssen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch habe den Seehofer gefragt, ob er denn eine Mehrheit
ür seine Forderungen in diesem Bereich hat. Er ist da-
ongelaufen.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er ist einsam in seiner Fraktion!)


eshalb lassen wir es nicht zu, dass die Sozialaus-
chüsse hier herumgaunern und so tun, als hätten sie et-
as ganz anderes gewollt, während Herr Kauder für sie
ehandelt hat.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Machen Sie vernünftige und ehrliche Arbeit! Das würde völlig reichen!)


Bleiben Sie bitte bei der Wahrheit!
Ich danke allen, vor allem den vielen Trägerinnen und

rägern, die trotz ihrer Zweifel weitergemacht haben.
iese haben jetzt bis Ende 2005 Sicherheit und können
eiterarbeiten. Ich danke vor allem meinem Kollegen
laus Brandner für die Unterstützung. Es war kein leich-
es Geschäft in diesem Bereich. Aber: Was lange währt,
ird endlich gut.


(Beifall bei der SPD)

Herr Präsident, eine Sekunde brauche ich noch, da ich

en Auftrag habe, eine Erklärung der Bundesregierung
um Gesetz zur Intensivierung der Bekämpfung der






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Ludwig Stiegler

Schwarzarbeit und der damit zusammenhängenden Steu-
erhinterziehung zu Protokoll zu geben.


(Dirk Niebel [FDP]: Wofür haben wir denn die Bundesregierung, wenn Sie das alles machen?)


– Die Bundesregierung hat im Vermittlungsausschuss
nichts zu sagen. Das sollten Sie eigentlich wissen, Herr
Niebel. Deswegen übergebe ich es.

Herr Präsident, hiermit übergebe ich Ihnen das Proto-
koll.


(Abg. Ludwig Stiegler [SPD] übergibt Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms ein Schriftstück)


Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Klaus Brandner [SPD]: Herr Niebel zeichnet sich durch unpassende Bemerkungen aus!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511904700

Das Wort hat jetzt der Kollege Karl-Josef Laumann

von der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1511904800

Sehr geehrter Herr Präsident! Lieber Kollege Stiegler,

ich glaube, Sie haben da etwas verwechselt.

(Klaus Brandner [SPD]: Na, jetzt aber bei der Wahrheit bleiben!)

Die Pressekommentare, in denen es heißt, dass ich nicht
zu der Höhe der Unterstützungsleistungen gestanden
habe, möchte ich einmal sehen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Ich habe das Pars pro Toto für Herrn Arentz gesagt!)


Herr Kollege Stiegler, wenn wir als CDU/CSU allein ge-
wesen wären, hätten wir das für die Betroffenen besser
gemacht,


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


weil wir diese Leistungen nicht bei der zentralen Bun-
desagentur angesiedelt hätten, sondern bei den Kommu-
nen, die näher bei den Menschen sind. Insbesondere die
Auslegung eines so komplizierten Gesetzes hätten wir
gerne in die Hände einer Verwaltung gelegt, die kommu-
nal und parlamentarisch legitimiert ist. Das ist der Unter-
schied zwischen uns beiden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Deswegen muss heute festgehalten werden, dass die

Verantwortung für die Umsetzung allein bei der Regie-
rung liegt. Die Trägerschaft der BA war nicht unser Ziel.
Wir haben jetzt Anfang Juli. Ich bin sehr gespannt da-
rauf, wie die BA diese Umsetzung hinbekommen soll.
Der Fragebogen ist schon ein Beleg dafür. Dieser wird
ihr von 2 Millionen Menschen zugeschickt werden. Das
Feld, in dem man darlegen soll, ob man erwerbsfähig ist

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(C (D der nicht, hat eine Breite von zwei Zentimetern. Ich ünsche allen viel Spaß mit der Entscheidung, die Sie etroffen haben. Für diese lassen wir uns auf gar keinen all in Mithaftung nehmen. (Beifall bei der CDU/CSU – Klaus Brandner [SPD]: Wir übernehmen soziale Verantwortung!)


Herr Kollege Niebel, Sie haben gesagt, dass zum Bei-
piel die Kommunen in Nordrhein-Westfalen das
icht bis zum 15. September 2004 entscheiden können.
ch will Ihnen sagen, wie man das macht: Morgen früh
m 9.30 Uhr, wenn ich aus Berlin zurück bin, tagen im
andkreis Steinfurt 24 Bürgermeister. Wir besprechen
ann mit unseren Gemeinden, ob sie der Meinung sind,
ass der Kreis optieren soll. Sie brauchen ja die örtlichen
ozialämter dafür; denn ansonsten können die Gemein-
en diese Aufgabe nicht erfüllen. Am 14. Juli 2004 wer-
en wir im Kreistag einen Beschluss fassen


(Klaus Brandner [SPD]: So spät fangen Sie an?)


nd wir hoffen darauf, dass die nordrhein-westfälische
andesregierung meinen Landkreis zu einem Options-
reis macht.
Ich sage Ihnen: Kommunalpolitiker, die nicht so vor-

ehen und das nicht wollen, sollen von vornherein die
inger von der Sache lassen. Ich bin der Meinung, dass
an diese Entscheidung bis zu diesem Zeitpunkt in den
ommunalparlamenten treffen kann. Hätten wir länger
ewartet, dann hätten Sie bei der Umsetzung in den Lan-
esbehörden riesige Probleme bekommen, weil nur noch
is zum 1. Januar 2005 Zeit ist.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511904900

Herr Kollege Laumann, erlauben Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Niebel?

Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1511905000

Nein.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511905100

Also keine Zwischenfragen.


(Dirk Niebel [FDP]: Landkreistag NordrheinWestfalen!)



Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1511905200

Der Landkreistag ist zwar eine großartige Organisa-

ion; aber ich bin schon der Meinung, dass man das auf
er kommunalen Ebene hinbekommen kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Klaus Brandner [SPD]: Wo er Recht hat, hat er Recht!)


Wir sind tatsächlich sehr spät dran. Man muss sich
as einmal vorstellen: Wir haben vor Weihnachten des
etzten Jahres die Hartz-IV-Reformen im Grundsatz be-
chlossen. Dass wir für die Verhandlungen sieben Mo-
ate gebraucht haben, lag daran, dass wir uns sagenhaft






(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

schwer getan haben, verlässliche Instrumente zu finden,
mit denen sichergestellt wird, dass die Gemeinden bei
dieser Operation nicht zu kurz kommen und dass der
versprochene Ausgleich in Höhe von 2,5 Milliar-
den Euro – das hat der Bundeskanzler damals schon in
seiner Rede zur Agenda 2010 im Deutschen Bundestag
zugesagt – auch erfolgt. Um dieses Ergebnis mit einer
echten Entlastung für die Kommunen zu erreichen, ha-
ben wir so lange gebraucht. Dadurch haben wir so viel
Zeit verloren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Auch dafür tragen Sie die Verantwortung; denn nicht
wir, sondern die Bundesregierung hat in einer Nachtsit-
zung des Vermittlungsausschusses die falschen Zahlen
geliefert, was als Folge die Gemeinden belastet hätte.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Stiegler, da Sie es gerade angesprochen haben,

möchte ich etwas dazu sagen, damit das klar ist: Für
viele Menschen – die Arbeitslosenhilfe bezog sich bis-
her auf den letzten Lohn; nun wird diese Leistung be-
dürftigkeitsabhängig – ist dies schon ein Einschnitt.


(Klaus Brandner [SPD]: Früher auch schon!)

Das kann man auch nicht bejubeln. Vielmehr muss man
ganz klar sagen: Das sind Einschnitte.

Aber eines sage ich auch – das richtet sich an Attac
und all diejenigen, die jetzt von der neuen Armut reden –:
Wir leben nach wie vor in einem Land, wo eine Familie
– Vater, Mutter und zwei Kinder –, die von
Arbeitslosengeld II lebt, zusammen mit der durch-
schnittlichen Miete 1 585 Euro überwiesen bekommt.
Ein normaler Arbeitnehmer, der 176 Stunden im Monat
arbeitet, muss 9 Euro netto verdienen, um auf die gleiche
Summe zu kommen wie eine Familie mit zwei Kindern
im Arbeitslosengeld II.

Wenn dazu jemand sagt, das sei die neue Armut,
dann, glaube ich, hat dieser Mensch noch keine Armut
auf dieser Erde gesehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dass das nicht schön ist, ist klar. Aber ich finde, wir kön-
nen stolz darauf sein, in einem Land zu leben, das den
Menschen, die zurzeit nicht arbeiten, solche Leistungen
rechtlich zusichert. Ich finde, auch das sollte man einmal
sagen.


(Beifall der Abg. Gerda Hasselfeldt [CDU/ CSU])


Ich als Sozialpolitiker ärgere mich schon seit Jahren
über folgende Debatte in Deutschland: Es ist eine Kata-
strophe, wenn Menschen Sozialhilfe beziehen, und an-
dere Sicherungssysteme müssen sozialhilfefest gemacht
werden. – Es besteht ein Rechtsanspruch auf Sozial-
hilfe. Es ist eine großartige Sache, dass unser Land ein
solches System hat. Von der Fürsorge in den 50er-Jah-
ren, auf die niemand einen Rechtsanspruch hatte und die
nach bestimmten Kriterien vergeben worden ist, ist es

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(C (D un in diesem Land zu einem Rechtsanspruch gekomen. Daran haben wir im Grunde gemeinsam festgehalen. Auch das gehört zur Wahrheit. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Clement, wenn wir diese Einschnitte für die Ar-
eitslosen beschließen, haben diese einen Anspruch da-
auf, dass wir gemeinsam alles tun, damit in Deutschland
ehr Arbeitsplätze entstehen. Gestern hörte ich von der
ASF, dass das grüne Forschungszentrum, der Limbur-
er Hof bei Ludwigshafen, der vor drei Jahren aus Ame-
ika zurückgeholt wurde, aufgrund der Einschränkungen
n Sachen Grüne Gentechnologie und der Veröffent-
ichungspflicht von Versuchsfeldern für Gentechnologie,
ie Rot-Grün durchgesetzt haben, schließen soll und da-
urch 300 Menschen arbeitslos werden. Mit dieser Poli-
ik wird die Zahl der Arbeitslosen nicht gesenkt.


(Beifall des Abg. Dirk Niebel [FDP])

Ich wünsche mir sehr, dass Sie sich in der Bundesre-

ierung gegen die Grünen durchsetzen, deren Wähler of-
ensichtlich die sichersten Arbeitsplätze haben. Arbeits-
lätze müssen für alle Menschen erhalten bleiben. Sie,
err Clement, müssen verhindern, dass diese Vernich-
ungspolitik fortgesetzt wird. Darauf haben die Men-
chen ein Recht, vor allen Dingen wenn wir Sozialge-
etze beschließen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ein anderes Beispiel ist der Nationale Allokations-

lan. Die Leute von der BASF haben mir gestern von
inem Projekt berichtet, bei dem eine Anlage mit einem
nvestitionsvolumen von 120 Millionen Euro errichtet
erden soll. Aber der Standort Ludwigshafen steht mit
inem anderen Standort in Ostdeutschland und einem
tandort in Antwerpen, Belgien, in Konkurrenz.
Die Löhne in Belgien sind fast so wie hier; das ist

icht das Problem. Aber das, was beim Emissionshandel
on den Grünen und Trittin gegen unsere Chemieindus-
rie durchgesetzt worden ist, wird mit Sicherheit – so
agten Vertreter der BASF gestern Abend – dazu führen,
ass die Investitionsentscheidung für Belgien und gegen
inen deutschen Standort fällt.
Ich bin demnächst nicht mehr bereit, Sozialkürzungen

ür Arbeitslose zu beschließen, wenn in anderen Politik-
eldern nicht absolute Priorität für Arbeitsplätze in
eutschland gilt. In dieser Beziehung müssen Sie sich
och viel mehr in dieser Regierung durchsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ndernfalls lassen Sie die Grünen beiseite und machen
ie es mit uns! Dann haben Sie eine saubere Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511905300

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem
ollegen Dirk Niebel.






(A) )



(B) )



Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1511905400

Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Kollege

Laumann, Sie haben bei meinem Versuch, eine Zwi-
schenfrage zu stellen,


(Klaus Brandner [SPD]: Der betrachtet eine Anweisung des Landkreistages nicht als Anweisung für die Politik, im Gegensatz zu Ihnen, Herr Niebel!)


abgewunken und etwas abwertend über den Landkreis-
tag Nordrhein-Westfalen gesprochen. Sie kommen aus
Nordrhein-Westfalen. Der Landkreistag vertritt 57 Land-
kreise in Nordrhein-Westfalen. Der Landkreistag schrieb
am 29. Juni unter anderem, dass die Frist – 15. Septem-
ber – außerordentlich schwierig sei und dass befürchtet
werde, dass die Kreise voraussichtlich von der Option
ausgeschlossen wären.

Es heißt weiter:
Die Sommerferien beginnen am 22. Juli. Die nächs-
ten Kreistagssitzungen sind ganz überwiegend für
Mitte Juli terminiert. In Nordrhein-Westfalen fin-
den am 26. September Kommunalwahlen statt.
Wird im ersten Wahlgang kein Landrat gewählt, ist
am 10. Oktober eine Stichwahl durchzuführen. Vor
der Kommunalwahl findet im September nach un-
seren Ermittlungen in allen Kreisen in Nordrhein-
Westfalen keine Kreistagssitzung mehr statt.

(Ludwig Stiegler [SPD]: Dann muss man eine einberufen, wenn man sie will! Meine Güte!)


Eine Sondersitzung verbietet sich – ich zitiere weiter –:
schon wegen des Kommunalwahlkampfes, der es
kaum zulässt, eine Entscheidung von einer solch
großen Tragweite in administrativer und finanziel-
ler Hinsicht, wie es die Option darstellt, zu treffen.

(Klaus Brandner [SPD]: Das ist die Flexibilität vor Ort, dass keine Sitzung mehr stattfindet! Das spricht für den Kreistag!)


Vor diesem Hintergrund frage ich Sie als nordrhein-
westfälischen Abgeordneten: Entspricht es Ihrem Demo-
kratieverständnis, dass scheidende Kreistage ad hoc
durch eine kurzfristige Befragung der Bürgermeister des
Kreises eine so schwerwiegende Entscheidung über die
Option bzw. Nichtoption treffen, die hinterher ein erst
noch zu wählender Kreistag auszubaden hat? Ich halte
das schlichtweg für falsch.


(Beifall bei der FDP)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511905500

Herr Kollege Laumann zur Erwiderung, bitte schön.

Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1511905600

Herr Kollege Niebel, ich will ganz klar sagen: Wir

von der Union wollen, dass Arbeitslosenhilfe und So-
zialhilfe zum 1. Januar zusammengeführt werden. Wer
den Termin verschiebt, gefährdet das Projekt der Zusam-
menlegung. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D r rechnet auch damit, dass das Projekt gefährdet wird. enn diejenigen, die jetzt alles mögliche vorrechnen, ürden in einer solchen Phase die Übergangsfrist beommen. Ich glaube, dass das Fenster lange genug offen estanden hat und dass wir eine so gewichtige Sozialreorm jetzt machen müssen. Man muss jetzt zupacken. Es st ähnlich wie bei der Wiedervereinigung. Das kann an nicht verschieben. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der zweite Punkt, Herr Kollege Niebel, ist folgender:
ie Kreistage, die sich überlegt haben, zu optieren, um-
assen in der Regel Kreise und Gemeinden, die schon
änger in erheblichem Umfang kommunale Beschäfti-
ungspolitik machen. Wenn ein Kreis erst heute mit
ommunaler Beschäftigungspolitik anfängt, sich vorher
ber darüber keine Gedanken gemacht hat, dann soll er
etzt nicht optieren. Es kann nur derjenige gewissenhaft
ptieren, der bislang eine gute kommunale Beschäfti-
ungspolitik gemacht hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Diejenigen, die das gemacht haben und ihre Erfah-
ung gesammelt haben, bekommen bis zum 15. Septem-
er einen solchen Beschluss hin. Ich sage Ihnen eines:
icherlich fangen bei uns in Nordrhein-Westfalen in
inigen Wochen die Ferien an. Aber wenn es um die
orge über Tausende von Menschen in einer kreisfreien
tadt oder in einem Landkreis geht, dann – so finde ich –
st einem Kommunalparlament eine Sitzung in den Fe-
ien zumutbar.
Schönen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511905700

Das Wort hat jetzt die Kollegin Petra Pau.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1511905800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Da
ich so viele der herbeiströmenden Kollegen von der
PD eben gefragt haben, worum es hier eigentlich geht,
öchte ich es ihnen erklären: Wir reden heute abschlie-
end über das vierte Hartz-Gesetz, zumindest hier im
undestag.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Wenn wir Sie nicht hätten, Frau Pau, Sie Welterklärerin!)


raußen, im richtigen Leben, wird Hartz IV noch lange
ür Gesprächsstoff sorgen. Das ist spätestens dann der
all, wenn Millionen hautnah erleben, was das Gesetz in
er Praxis bewirkt. Denn Hartz IV ist kein Reformpaket;
s ist vielmehr ein Armutsgesetz. Deshalb lehnt die PDS
ieses Gesetz ohne Wenn und Aber ab.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])







(A) )



(B) )


Petra Pau

Sie haben im Vermittlungsausschuss von Bundestag

und Bundesrat zäh um einen Kompromiss gerungen. Die
Kommunen bekommen mehr Geld als ursprünglich ge-
plant. Außerdem werden mehr Kommunen unmittelbar
für ihre Arbeitslosen zuständig sein. Aber das sind nur
die Ausführungsvereinbarungen. Der Kern von Hartz IV
bleibt: Sie greifen Armen in die Tasche und zwingen sie
zur Fron.

Ich habe in den vergangenen Tagen im sozialdemo-
kratischen Liedgut gekramt. Darin heißt es: „Wir haben
selbst erfahren der Arbeit Frongewalt.“ Heute ersetzen
Sie diese solidarische Inbrunst durch eine asoziale
Agenda.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Volker Kauder [CDU/CSU]: Warum stimmt denn dann Berlin nicht dagegen?)


Hartz IV schafft keine Arbeitsplätze. Aber die Kolla-
teralschäden sind gewaltig. Ich möchte nur drei Bei-
spiele skizzieren:

Wer künftig Arbeitslosengeld II empfängt, muss mit
345 Euro im Westen bzw. 331 Euro im Osten auskom-
men, immer vorausgesetzt, die Betroffenen und ihre An-
gehörigen haben vordem ihre Ersparnisse abgeräumt.
Wirtschaftsminister Clement findet das gerecht; er hat
das vorhin noch einmal begründet. Ich nenne das nach
wie vor unsozial.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Obendrein programmieren Sie damit Altersarmut
vor. Denn die meisten Betroffenen müssen ihre Lebens-
versicherungen kündigen, um das Arbeitslosengeld II
beziehen zu können. Obwohl das der gesamten Ren-
tentheorie widerspricht, wollen Sie dies beschließen.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: In der PDS in Berlin ist es beschlossen worden!)


Die Berliner Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner hat
hochgerechnet, dass allein in der Hauptstadt circa
400 000 Berlinerinnen und Berliner in den Strudel der
Hartz-Gesetzgebung gerissen werden. Bundesweit sind
es Millionen. Die Arbeitsminister der ostdeutschen Bun-
desländer – über alle Parteigrenzen hinweg – haben
schon vor Monaten festgestellt, dass durch Hartz IV die
Kaufkraft und damit auch die Nachfrage weiter schwin-
den


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sie haben 800 Millionen Euro zusätzlich bekommen!)


und weitere Unternehmen in die Pleite getrieben werden.
Es werden also keine Arbeitsplätze geschaffen. Im Ge-
genteil: Sie werden vernichtet.

Wer künftig arbeitslos wird, muss jeden Job anneh-
men, egal wo und wie weit unter Tarif. Damit wird
Billiglohn zum Standard. Die Gewerkschaften warnen
vor sozialpolitischem Sprengstoff.

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(C (D Liebe Kollegin Dückert, es macht die Sache nicht esser, wenn – wie Sie zu Recht vorgetragen haben – DU und CSU es gerne noch schlimmer getrieben häten. Denn auch Sie greifen den Ärmsten in die Tasche. Noch eine letzte Bemerkung an die Fraktionsvorsit ende vom Bündnis 90/Die Grünen, die Kollegin öring-Eckhardt aus Thüringen: Ich wünsche eigentlich iemandem etwas Schlechtes; aber nach dem, was Sie ur Verteidigung des Arbeitslosengeldes II vorgetragen aben, wünsche ich mir, dass Sie demnächst die Folgen ieser Gesetzgebung selbst spüren müssen. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511905900

Das Wort hat jetzt die Bundesministerin Renate
ünast.

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
chutz, Ernährung und Landwirtschaft:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Heute ist

in wichtiger Tag für die deutsche Landwirtschaft, die
erbraucherinnen und Verbraucher, die Umwelt, den
ierschutz und für den ländlichen Raum. Ich will einige
nmerkungen dazu machen.
Wir haben jetzt einen Punkt erreicht, über den wir vor

rei Jahren enorm gestritten haben. Wir beschreiten
ämlich einen neuen Weg für eine zukunftsfähige Land-
irtschaft. Sie erinnern sich sicherlich: Seinerzeit spra-
hen wir über „Klasse statt Masse“ und über die Entkop-
elung der Zahlungen an die Landwirtschaft, sodass die
andwirte nicht mehr gezwungen sind, nur deshalb Mais
u produzieren – was an manchen Standorten unsinnig
ein kann –, weil sie dafür 400 Euro pro Hektar bekom-
en.
Wir schaffen jetzt ein Stück Gleichheit hinsichtlich

er Produktion und legen Umwelt- und Tierschutzstan-
ards sowie Standards zur Gewährleistung der Lebens-
ittelsicherheit fest. Wer diese Regeln nicht einhält,
em können die staatlichen Gelder entzogen werden.
Wir haben nicht nur diese Wege beschritten, sondern

arüber hinaus auch die Voraussetzungen geschaffen,
ass wir mit der Agrarreform, die ab 1. Januar 2005 gilt,
n den WTO-Verhandlungen nicht mehr mit dem Rücken
ur Wand stehen, sondern selber einen aktiven Part ein-
ehmen können, was meines Erachtens in Verhandlun-
en immer besser ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nach dem ersten Schritt unserer Aktivitäten, der am
. Januar 2005 beginnt, folgt der zweite Schritt, indem
ir im Zeitraum von 2010 bis 2013 eine Umverteilung
on Geldern mit dem Ziel vornehmen, die Flächenprä-
ien in den deutschen Bundesländern zu vereinheitli-
hen. Ich weiß, dass das für manche schwer ist. Ich glaube
ber, dass der Zeitraum lang genug ist, um sich darauf
inzustellen, und dass dadurch die Ungerechtigkeiten des
eutigen Agrarsystems ein Stück weit ausgeglichen






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

werden. Wir haben dabei auch auf die Milchviehbetriebe
Rücksicht genommen.

Es ist nicht einfach, das Kunststück zu vollbringen,
etwas, wofür manche Jahrzehnte gearbeitet haben – wir,
die Koalition, haben das in den letzten drei Jahren
getan –, in zwei Minuten darzustellen. Ich konnte daher
nur einige Punkte antippen.

Zum Schluss möchte ich aber auf keinen Fall verges-
sen, mich bei all denjenigen zu bedanken, die jahrzehn-
telang bzw. in den letzten drei Jahren an dem entschei-
denden Baustein für die Agrarwende – diesen verankern
wir heute – mitgearbeitet haben. Das sage ich nicht nur
an die Adresse der Kolleginnen und Kollegen hier im
Haus, sondern bewusst auch derjenigen draußen.

Ich glaube, dass das neue System für mehr Gerechtig-
keit sowie für mehr Verantwortung für Tiere und Um-
welt sorgen wird und dass es letztendlich die Landwirte
eher belohnen wird, weil die Verbraucher und die Steu-
erzahler wissen, wofür sie zahlen.

Danke.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511906000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Gerda Hasselfeldt von

der CDU/CSU-Fraktion.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1511906100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Frau Ministerin, die Ehrlichkeit gebietet es, zwi-
schen dem, was wir heute beschließen, nämlich die Er-
gebnisse des Vermittlungsausschusses, sowie dem Ge-
setzentwurf, den Sie erarbeitet haben, und den zugrunde
liegenden EU-Beschlüssen zu differenzieren. Letztere
haben Sie zu verantworten, weil Sie an den Verhandlun-
gen teilgenommen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Die von Ihnen verhandelten EU-Beschlüsse sind grot-

tenschlecht für die deutsche Landwirtschaft.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Diese sind die Basis für Ihren vorliegenden Gesetzent-
wurf und sollen nun in nationales Recht umgesetzt wer-
den. Wir haben im Vermittlungsausschuss noch Verbes-
serungen erreicht und zumindest das Beste für die
deutschen Landwirte aus dem schlechten Ergebnis, das
Sie von Brüssel nach Hause mitgebracht haben, und aus
der mangelhaften Umsetzung gemacht. Es ist uns gelun-
gen, die Umverteilung innerhalb der Landwirtschaft und
damit die gröbsten Strukturbrüche abzumildern. Wir ha-
ben Verbesserungen für die Tierhaltungsbetriebe, ins-
besondere für die Milchviehbetriebe, dadurch erreicht,
dass wir dafür gesorgt haben, dass die Abschmelzung in
Richtung Flächenprämie erst von 2010 an und nicht
schon von 2007 an, wie Sie das ursprünglich vorgesehen
hatten, erfolgt. Das bedeutet, dass diese Betriebe länger
und in größerem Umfang die bisherigen Prämien erhal-
ten können.

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(C (D Es ist uns außerdem gelungen, auch etwas für die ckerbaubetriebe zu erreichen. Die Länderoption eröglicht es den Bundesländern, hier einen Ausgleich für esonders betroffene Betriebe zu schaffen. Die Bundesnder müssen dies natürlich auch akzeptieren und umetzen. Es ist uns weiterhin gelungen, den Satz für die natio ale Reserve von 1,5 auf 1 Prozent der Prämien zu reduieren. Es ist uns ebenfalls gelungen, zu erreichen, dass ie Vorschriften, die die deutschen Landwirte einzuhaln haben, nicht schärfer sind als die in anderen EU-Länern gültigen Regelungen. Des Weiteren ist es uns geungen, das von Ihnen geforderte Einvernehmen mit dem undesumweltminister zu verhindern. Das alles ist nur deshalb gelungen, weil die unionsre ierten Bundesländer im Bundesrat geschlossen den Verittlungsausschuss angerufen haben. (Dirk Niebel [FDP]: Und die FDP! Irgendwo regieren wir ja auch noch mit!)


(Zuruf von der CDU/CSU: Ein Glück!)


ie haben damit zu den Verbesserungen für die Land-
irte beigetragen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

a der jetzt vorliegende Gesetzentwurf im Vergleich zu
hrem ursprünglichen Verbesserungen beinhaltet, wer-
en wir mehrheitlich zustimmen.
Ein Wermutstropfen ist aber die von Ihnen ohne Not

orgenommene Umverteilung der Mittel zwischen den
undesländern. Das wird dazu führen, dass die Land-
irte in einigen Bundesländern von Anfang an weniger
rämien erhalten werden. Dass es angesichts dessen
anchem Kollegen sehr schwer fällt, zuzustimmen, liegt
uf der Hand.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte ebenfalls nicht verschweigen, dass mit der
tzigen Agrarreform ein Paradigmenwechsel in der
eutschen Landwirtschaft – dieser begann mit den EU-
eschlüssen und wird nun mit dem vorliegenden Gesetz-
ntwurf fortgesetzt – vorgenommen wird. Er bedeutet
sbesondere für die Milchviehbetriebe eine Schwierig-
eit. Frau Ministerin, Sie haben in Brüssel einer deutli-
hen Preissenkung bei Milch, einem lediglich teilweisen
usgleich für diese Betriebe und auch einer Quotenerhö-
ung zugestimmt. Das führt zu dramatischen Einkom-
enseinbrüchen bei den Milchviehbetrieben, und dies,
bwohl ein Viertel der Milcherzeugung Europas in
eutschland stattfindet.
Dieses Ergebnis war so schlecht verhandelt, dass wir

ine „Sonderregelung Milch“ wollten. Obwohl es einige
ertreter der Koalitionsfraktionen in öffentlichen Reden
mer wieder verkündet haben, haben Sie einer solchen
egelung leider nicht zugestimmt. Für die Milchviehbe-
iebe wurde wenigstens noch eine Verschiebung auf
010 erreicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







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(B) )


Gerda Hasselfeldt

Wir haben für diese Betriebe außerdem die Verab-

schiedung einer Erklärung erreicht, die Bund und Länder
dazu verpflichtet, Überlegungen anzustellen, wie gerade
den Milchviehbetrieben geholfen werden kann. Wir den-
ken dabei beispielsweise an Regelungen über Modula-
tionsmittel.

Da die Ausgangsposition für das zur Abstimmung an-
stehende Gesetz, die Sie, Frau Ministerin, in Brüssel her-
beigeführt haben, so schlecht war, ist es nun aber an
Ihnen, wenigstens im Hinblick auf die Zuckermarktord-
nung – sie wird auf die Landwirte zukommen – für die
deutschen Bauern ein besseres Ergebnis nach Hause zu
bringen und außerdem sicherzustellen – ich erinnere da-
ran, dass wir in den nächsten Monaten den Haushalt des
nächsten Jahres zu beraten haben –, dass die Landwirt-
schaft nicht, wie in fast jedem Jahr, als das dasteht, was
sie für Sie immer war, nämlich eine Art Steinbruch, dem
man noch mehr Haushaltsmittel entnehmen kann.

Frau Ministerin, Sie haben noch vieles zu tun.

(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Aber nicht mehr lange!)

Wir werden dem jetzt vorliegenden Kompromissvor-

schlag – er bringt Verbesserungen für die Landwirte, die
wir vorgeschlagen haben – mehrheitlich zustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1511906200

Ich erteile jetzt der Kollegin Waltraud Wolff von der

SPD-Fraktion das Wort.


Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1511906300

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Eigentlich hatte ich vor, hier die Freude darüber
zum Ausdruck zu bringen, dass wir gemeinsam ein ech-
tes Vermittlungsergebnis zustande gebracht haben. Frau
Hasselfeldt, Sie haben hier behauptet, dass Frau Ministe-
rin Künast in Brüssel grottenschlecht verhandelt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Grottenschlecht!)


Dazu will ich Ihnen Folgendes sagen: Frau Künast hat in
Brüssel die Grundlage für die EU-Agarreform, die wir
jetzt in nationales Recht umsetzen, geschaffen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gestern hat der neue Bundespräsident, Herr Köhler,
seine Antrittsrede gehalten. Er hat unter anderem gesagt:
Deutsche haben die Eigenschaft, zu lange am Altherge-
brachten zu verhaften, nicht nach neuen Wegen zu su-
chen; das ist ein großes Problem; der tagespolitische
Streit über Kleinigkeiten bringt uns nicht weiter, sondern
das Finden eines Konsenses über Parteigrenzen hinaus.
Das passt genau zu dem Ergebnis des Vermittlungsaus-
schusses. Wir haben in einer übergroßen Kraftanstren-
gung den größten Umlenkungsprozess für die Landwirt-

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(C (D chaft Deutschlands in der Nachkriegszeit in Gang esetzt. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


und und Länder haben die Zielgerade gemeinsam in
ugenschein genommen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Es gab zwölf Gründe, derentwegen der Vermittlungs-
usschuss angerufen worden ist. Ich möchte nur zu drei
unkten etwas sagen.
Erstens: die Entkoppelung der Direktzahlungen.
ir haben – das war der Wunsch der Länder – der Ver-

chiebung dieser Regelung zugestimmt. Im Gegenzug
azu haben wir den Sonderweg in Bezug auf die Milch
icht eingeschlagen. Liebe Kollegin Hasselfeldt, wer in
ezug auf die Milch in Deutschland einen Sonderweg
eschreiten will, der muss auch den Bullenmästern und
en Mutterkuhhaltern erklären, warum für sie kein Son-
erweg infrage kommt.
Zweitens: nationale Reserve. Wir sind auch auf die-

em Gebiet – das will ich hier ganz deutlich sagen – den
ändern, die nur 1 Prozent des gesamten Prämienvolu-
ens in die nationale Reserve, sprich: zur Regelung von
ärtefällen, einsetzen wollen, entgegengekommen. Wir
aben von Bundesseite aus gesagt: Wir möchten
,5 Prozent des Prämienvolumens, weil heute niemand
agen kann, wie groß die Zahl der Betriebe sein wird, die
n eine solche Härtefallregelung einbezogen werden
üssen. Von daher wollten wir auf der sicheren Seite
ein. Inhaltlich konnten Sie dem folgen. Aber nun sind
ir in dem Punkt Ihnen gefolgt und haben „1 Prozent“
kzeptiert. Wenn mehr Betriebe die Härtefallregelung in
nspruch nehmen, als jetzt angenommen wird, dann ha-
en aber die Länder die Verantwortung dafür, eine Prä-
ienkürzung vorzunehmen.
Zur Cross-Compliance-Regelung, das heißt Um-
elt- und Agrarmaßnahmen, möchte ich jetzt eigentlich
ichts mehr sagen. Wir haben besonders auf das Grün-
and Wert gelegt.
Ich will dann nur noch sagen: Die EU-Agrarpolitik
ird sich mit der Agrarreform entscheidend wandeln. Es
st ein herzlicher Dank angesagt, glaube ich, und zwar
icht nur an die Kollegen, die das Ergebnis vorbereitet
aben. Wie ich eingangs schon gesagt habe, haben wir
as über die Parteigrenzen hinweg geschafft, auch mit-
ilfe des Berufsstandes, der an manchen Stellen fort-
chrittlicher als die CDU/CSU-Fraktion gewesen ist.
Ich bedanke mich ganz herzlich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511906400

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-

ungsantrag der Fraktion der CDU/CSU auf






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Drucksache 15/3541. Wer stimmt für diesen Entschlie-
ßungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der SPD,
des Bündnisses 90/Die Grünen und der beiden PDS-Ab-
geordneten bei Gegenstimmen der CDU/CSU und Ent-
haltung der FDP abgelehnt.

Ich rufe den Zusatzpunkt 11 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-

(Vermittlungsausschuss)

zung der Reform der gemeinsamen
Agrarpolitik
– Drucksachen 15/2553, 15/2790, 15/2843,
15/3165, 15/3494 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Michael Müller (Düsseldorf)


Berichterstatter im Bundesrat ist Minister Rudolf
Köberle.

Zur Abstimmung liegt mir eine Vielzahl von Erklä-
rungen gemäß § 31 der Geschäftsordnung vor.1)

Wird das Wort zur Berichterstattung oder zu Erklä-
rungen gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Dann kommen wir zur Abstimmung. Der Vermitt-
lungsausschuss hat gemäß § 10 Abs. 3 Satz 1 seiner Ge-
schäftsordnung beschlossen, dass im Deutschen Bundes-
tag über die Änderungen gemeinsam abzustimmen ist.
Dies gilt auch für die vier weiteren Beschlussempfehlun-
gen des Vermittlungsausschusses.

Ich weise darauf hin, dass zur Annahme der Be-
schlussempfehlung des Vermittlungsausschusses zur Än-
derung des nach Art. 87 Abs. 3 des Grundgesetzes mit
absoluter Mehrheit angenommenen Gesetzentwurfs
ebenfalls die absolute Mehrheit – das sind 301 Stimmen –
erforderlich ist.

Wer stimmt für die Beschlussempfehlung des Ver-
mittlungsausschusses auf Drucksache 15/3494? – Ge-
genprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
ist mit den Stimmen der Fraktionen der SPD und des
Bündnisses 90/Die Grünen, großer Teile der CDU/CSU
bei einigen Gegenstimmen der CDU/CSU und mit den
Stimmen der FDP mit der absoluten Mehrheit der Mit-
glieder angenommen.

Ich rufe den Zusatzpunkt 12 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-

(Vermittlungsausschuss)

len Trägerschaft von Kommunen nach dem

(Kommunales Optionsgesetz)

– Drucksachen 15/2816, 15/2997, 15/3161,
15/3495 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Ludwig Stiegler

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1) Anlagen 2 und 3
2)
3)

(C (D Berichterstatter im Bundesrat ist Ministerpräsident oland Koch. Uns liegt eine Erklärung der Bundesregierung zum ermittlungsergebnis vor. Sie soll zu Protokoll genomen werden.2)

Außerdem liegen mir einige persönliche Erklärungen

ach § 31 der Geschäftsordnung von Abgeordneten aus
llen Fraktionen vor.3)
Wer stimmt für die Beschlussempfehlung des Ver-
ittlungsausschusses auf Drucksache 15/3495? – Ge-
enprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
st mit den Stimmen der SPD, des Bündnisses 90/Die
rünen, großer Teile der CDU/CSU bei drei Gegenstim-
en der CDU/CSU und etlichen Enthaltungen aus der
DU/CSU bei Gegenstimmen der beiden PDS-Abgeord-
eten und der FDP angenommen.


(Zurufe: Ströbele auch!)

War das eine Enthaltung oder eine Gegenstimme von
errn Ströbele?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gegenstimme!)


Eine Gegenstimme.
Ich rufe den Zusatzpunkt 13 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-

(Vermittlungsausschuss)

Änderung des Betriebsprämiendurchfüh-
rungsgesetzes
– Drucksachen 15/3046, 15/3223, 15/3297,
15/3496 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Michael Müller (Düsseldorf)


erichterstatter im Bundesrat ist Minister Rudolf
öberle.
Wer stimmt für die Beschlussempfehlung des Ver-
ittlungsausschusses auf Drucksache 15/3496? – Ge-
enprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
st mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen.
Ich rufe den Zusatzpunkt 14 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-

(Vermittlungsausschuss)

vierung der Bekämpfung der Schwarzarbeit
und damit zusammenhängender Steuerhinter-
ziehung
– Drucksachen 15/2573, 15/2948, 15/3077,
15/3079, 15/3298, 15/3497 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Jörg-Otto Spiller

Anlage 4
Anlagen 5 bis 8






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Berichterstatter im Bundesrat ist Staatsminister Erwin
Huber.

Dazu liegt mir ebenfalls eine Erklärung der Bundesre-
gierung zum Vermittlungsergebnis vor, die zu Protokoll
genommen wird. 1)

Dr. Michael Meister möchte eine mündliche Erklä-
rung zur Abstimmung abgeben.


Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1511906500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Gemäß § 31 Abs. 1 der Geschäftsordnung
möchte ich für mich persönlich und für die Kollegen der
Fraktion eine Erklärung zur abschließenden Abstim-
mung über das Gesetz zur Bekämpfung der Schwarzar-
beit und damit zusammenhängender Steuerhinterziehung
abgeben.

Das Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz definiert zum
ersten Mal den Begriff der Schwarzarbeit und enthält
auch zahlreiche Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung. Ich
begrüße ausdrücklich das Ziel der Bundesregierung,
Schwarzarbeit und damit zusammenhängende Steuerhin-
terziehung zu bekämpfen. Wir stimmen dem Gesetz zu,
obgleich der Gesetzentwurf einseitig auf repressive
Maßnahmen setzt und nicht primär die vielfältigen Ursa-
chen von Schwarzarbeit, sondern nur deren Symptome
bekämpft.

Ursächlich für die Schwarzarbeit sind insbesondere
die steigende Steuer- und Abgabenlast, insbesondere die
Sozialabgabenbelastung, die den Keil zwischen Brutto-
und Nettolöhnen stetig vergrößert. Auch eine überbor-
dende Regulierung des Arbeitsmarktes ist mitursächlich
für das Anwachsen der Schwarzarbeit. Hier wäre drin-
gend eine Flexibilisierung angezeigt. Fehlendes Ver-
ständnis für und mangelnde Akzeptanz von Belastungen
und Vorschriften führen ebenfalls dazu, dass die Bereit-
schaft zur Entrichtung von Steuern und Sozialabgaben
sowie zur Befolgung der Vorschriften sinkt.

Begleitend zu unserem Abstimmungsverhalten möch-
ten wir deshalb festhalten, dass sich die Bekämpfung der
Schwarzarbeit wie auch die anderer Kriminalitätsphäno-
mene nicht auf repressive Maßnahmen beschränken
darf. Repressive Maßnahmen stoßen dort an die Grenzen
ihrer Wirksamkeit, wenn ein entsprechendes Unrechts-
bewusstsein in der Bevölkerung aufgrund falscher Poli-
tik nicht vorhanden ist und die Anreize für die Auf-
nahme legaler Beschäftigung fehlen.

Für die Bekämpfung der Schwarzarbeit muss viel-
mehr ein schlüssiges Gesamtkonzept zur Prävention auf-
gestellt werden, das die Ursachen von Schwarzarbeit
adäquat reduziert. Hierzu gehören eine entsprechende
Steuerreform – einfacher, niedriger, gerechter –, durch-
greifende Reformen, Flexibilisierung und Deregulierung
des Arbeitsmarktes und Reformen in den sozialen Siche-
rungssystemen. Diese Maßnahmen fehlen im Gesetz.
Das Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz stellt deshalb
nur einen Baustein zur Bekämpfung von Schwarzarbeit
dar.

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1) Anlage 9

(C (D Ich und die Kollegen stimmen dem im Vermittlungsusschuss erzielten Ergebnis zu, weil in ihm das Gesetz egenüber seiner Ursprungsfassung verbessert wurde. llerdings bleibt die Bundesregierung aus unserer Sicht ufgefordert, nicht nur die Symptome zu bekämpfen, ondern auch an die Ursachen heranzugehen und Präention zu betreiben. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511906600

Wird von den Berichterstattern das Wort ge-
ünscht? – Das ist nicht der Fall.
Wir kommen damit zur Abstimmung. Wer stimmt für

ie Beschlussempfehlung des Vermittlungsausschusses
uf Drucksache 15/3497? – Gegenprobe! – Enthaltun-
en? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen
on SPD, Bündnis 90/Die Grünen und CDU/CSU gegen
ie Stimmen der FDP angenommen.
Ich rufe den Zusatzpunkt 15 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-

(Vermittlungsausschuss)

Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes

(AWG) und der Außenwirtschaftsverordnung


(AWV)

– Drucksachen 15/2537, 15/3076, 15/3304,
15/3498 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Klaus Brandner

Berichterstatter im Bundesrat ist Staatsminister
ernot Mittler.
Wer stimmt für die Beschlussempfehlung des Ver-
ittlungsausschusses auf Drucksache 15/3498? – Ge-
enprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
st mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung soll der

ereits gestern überwiesene Entwurf eines Gesetzes zur
inführung der Europäischen Gesellschaft, Tagesord-
ungspunkt 31 l, nunmehr zur federführenden Beratung
n den Rechtsausschuss überwiesen werden. Der bisher
ederführende Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit er-
ält die Mitberatung. Sind Sie damit einverstanden? –
ch höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlos-
en.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 28 auf:

Erste Beratung des von den Abgeordneten
Joachim Stünker, Hermann Bachmaier, Sabine
Bätzing, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
der SPD sowie den Abgeordneten Volker Beck

(Köln), Irmingard Schewe-Gerigk, Claudia Roth


(Augsburg), weiteren Abgeordneten und der

Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Überarbeitung des Lebenspartnerschafts-
rechts
– Drucksache 15/3445 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und gebe das Wort der
Bundesministerin der Justiz, Brigitte Zypries.


(Unruhe)

– Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir wollen mit der
Aussprache beginnen. Ich bitte diejenigen, die an der
Aussprache nicht teilnehmen wollen, möglichst zügig
den Saal zu verlassen und die Gespräche außerhalb des
Saales fortzusetzen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1511906700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! In der letzten Legislaturperiode ist der erste
Schritt unternommen worden, homosexuelle Lebens-
partnerschaften gesellschaftlich und vor allen Dingen
rechtlich den Ehen anzugleichen. Die Debatte um die
Einführung des Lebenspartnerschaftsgesetzes seinerzeit
war nicht einfach. Es gab erheblichen Gegenwind. Das
Bundesverfassungsgericht hat zweimal darüber entschie-
den. Es hat im Ergebnis festgestellt, dass es aus der Ver-
fassung nicht begründbar ist, Lebensgemeinschaften im
Abstand zur Ehe auszugestalten und sie mit geringeren
Rechten zu versehen.

Aus dieser Entscheidung leiten wir den Auftrag ab,
Lebenspartnerschaften dort, wo sie rechtlich noch nicht
gleichgestellt sind, gleichzustellen. Es geht um keine
sehr großen Zahlen; aber die Menschen, die betroffen
sind, sind darauf angewiesen, dieselben rechtlichen
Möglichkeiten zu erhalten, wie sie für andere Partner-
schaften gelten. Schließlich sind sie auch verpflichtet,
gegenseitig Unterhalt zu zahlen, und das Einkommen
des Partners wird bei der Sozialhilfe angerechnet. In den
Fällen, in denen der Staat das Geld nimmt, werden sie
gleich behandelt, aber in den Fällen, in denen er geben
soll, nicht. Das wollen wir jetzt beenden, wenigstens zu
einem großen Teil.

Das heißt im Einzelnen: In Zukunft wird es für homo-
sexuelle Paare die Möglichkeit geben, sich wie vor der
Ehe zu verloben. Daraus folgen bei einer Auflösung der
Verlobung zivilrechtliche Ansprüche und das Zeugnis-
verweigerungsrecht im Strafprozess. Wie in der Ehe
wird es auch künftig den Güterstand der Zugewinnge-
meinschaft geben, wenn nichts anderes vereinbart
wurde. In der Partnerschaft – und nur dort – wird es da-
rüber hinaus möglich sein, das leibliche Kind des Le-
benspartners zu adoptieren; das ist die so genannte Stief-
kindadoption. Das heißt, wenn ein Partner ein Kind

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(C (D itbringt oder wenn in einer – lesbischen – Beziehung in Kind geboren wird, besteht die Möglichkeit, dass der ndere Partner, wenn er Verantwortung übernehmen und ich um das Kind kümmern will, dies durch eine Adopion dokumentiert. Dieses Thema hat insbesondere die Opposition auf en Plan gerufen. (Michael Kauch [FDP]: Aber unterschiedlich auf den Plan gerufen!)

Ja, Sie in der anderen Richtung, das ist wahr. – Ich
abe heute ein Interview mit Frau Merkel in der „Welt“
elesen, die auf die Frage, was ein Adoptionsrecht für
ebenspartnerschaften für die Kinder bedeute, geant-
ortet hat, diese Kinder würden ganz anders aufwachsen
ls andere Kinder. Das ist schlechterdings falsch. Was
ie meint, ist die soziologische Wirklichkeit. Dass Kin-
er in homosexuellen Lebenspartnerschaften aufwach-
en, ist Fakt, und zwar unabhängig von der Tatsache, ob
an die Zuadoption erlaubt oder nicht. Das rechtliche
onstrukt, das dahinter steht, hat mit der soziologischen
irklichkeit nichts zu tun. Deswegen bitte ich Sie, da-

über einmal nachzudenken.
Der andere Punkt ist: Wir wollen keineswegs, dass

ünftig nur noch zuadoptiert wird. Auch künftig soll
ichts unternommen werden können, was sich gegen das
ohl des Kindes richtet. Es bleibt vielmehr dabei – wie
ei allen anderen Regelungen auch –: Gibt es eine Ver-
flichtung des leiblichen Vaters – in vielen Fällen ist er
n der Regel nicht bekannt –, muss er zustimmen. Das
ilt auch für die leibliche Mutter. Außerdem müssen die
ehörden entscheiden, ob eine solche Zuadoption dem
ohl des Kindes dient. Das ist eine Regelung, wie sie
uch ansonsten gilt.
Falls es zu einer Trennung der Beziehung kommt
auch in diesem Punkt passen wir an –, gibt es künftig
nterhaltsverpflichtungen. Die Lebenspartner müssen
üreinander einstehen. Die formelle Beendigung der Le-
enspartnerschaft wird vereinfacht. Zukünftig ist keine
otarielle Erklärung mehr erforderlich, sondern man
uss nur erklären, wie es ansonsten auch der Fall ist,
ass man getrennt gelebt hat.
Es erfolgt ebenfalls eine Gleichstellung bei der Rege-

ung über den Versorgungsausgleich. Wenn in einer Le-
enspartnerschaft Rentenversorgungsansprüche erwor-
en wurden, müssen sie bei der Trennung geteilt werden;
enn man geht eine Partnerschaft ein, um füreinander
inzustehen. Deswegen gelten die Ansprüche auch über
ie Beendigung der Partnerschaft hinaus.
Das Gleiche gilt für die Hinterbliebenenversorgung.
er Partner hat Anspruch auf entsprechende Versor-
ungsleistungen.
Ich glaube, dass wir in diesem Land insgesamt gese-

en der Angleichung von homosexuellen Beziehungen
n heterosexuelle Beziehungen ein ganzes Stück näher
ekommen sind. Den fehlenden Teil – es geht um Ver-
ünstigungen im Bereich des Erbrechts und des Steuer-
echts – werden wir auch noch behandeln müssen. Wenn
ir nämlich diese Punkte nicht behandeln, dann wird an






(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries

anderer Stelle darüber entschieden. Nicht nur die deut-
schen Gerichte, sondern insbesondere die europäischen
Gerichte legen inzwischen sehr großen Wert auf diskri-
minierungsfreie Regelungen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511906800

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Vollmer?

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1511906900

Ja.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511907000

Frau Ministerin, ich komme auf das Stiefkindadop-

tionsrecht zurück, das Sie jetzt planen. Sie haben selber
gesagt, dass es bisher eine eher geringe Anzahl von Le-
benspartnerschaften gibt – ungefähr 5 000 –, die das be-
trifft, und dass Sie nur mit ganz wenigen Fällen rechnen,
bei denen die Stiefkindadoption infrage kommt. Außer-
dem muss man sagen, dass in diesen Fällen immer gesi-
chert ist, dass sich der Partner oder die Partnerin in für-
sorglicher Weise, zum Beispiel in finanzieller Hinsicht,
für das Kind einsetzen kann. Ich frage daher: Warum ist
es notwendig, dieses Gesetz zu machen?


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Eine gute Frage!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1511907100

Frau Abgeordnete, es ist richtig, was Sie sagen. Aber

es gibt viele Bereiche, für die wir Gesetze machen, von
denen immer nur wenige betroffen sind.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Ich erinnere an das Gesetz zur Sicherungsverwahrung,
das der Deutsche Bundestag vor kurzem beschlossen
hat.


(Lachen des Abg. Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU])


Es gibt fünf bis höchstens zehn solcher Fälle im Jahr.
Aktuell gibt es acht Fälle.


(Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/ CSU]: Davon hängt die Freiheit von vielen ab!)


Es gibt noch weitere Gesetze, von denen nur wenige in
der Republik betroffen sind.

Ich weiß nicht, wie Ihr Informationsstand ist. Es gab
ungefähr zehn Eingaben an das Ministerium,


(Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine einzige!)


in denen insbesondere lesbische Frauen davon berichtet
haben, wie diskriminierend sie es empfinden, dass sie im
Rahmen einer Beziehung, die schon länger als zehn
Jahre Bestand hat und in die jetzt ein Kind geboren
wurde, diese Verantwortung nicht übernehmen können.

Ich persönlich halte es für richtig, der Lebenspartne-
rin das Recht auf Adoption zu geben, sodass sie in be-

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(C (D onderer Weise für das Kind einstehen kann. Dies hat it der Sorge um das Kind zu tun; (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


enn das Kind erlangt dadurch weitere Ansprüche, nicht
ur emotionaler Art, sondern auch vermögensrechtlicher
rt.


(Jörg van Essen [FDP]: Sehr richtig!)

Da meine Redezeit abgelaufen ist, möchte ich mit
einen Ausführungen schließen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511907200

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ute Granold, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ute Granold (CDU):
Rede ID: ID1511907300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Wir befassen uns heute in erster Lesung mit ei-
em Entwurf der Regierungskoalition zum Lebenspart-
erschaftsrecht. Bevor ich mich dem Inhalt zuwende,
öchte ich doch einige Sätze zum Verfahren sagen.
Ende Mai wurde angekündigt, dass wir heute über

ieses Thema debattieren. Fünf Wochen später, das heißt
orgestern, wurde uns der Inhalt des Gesetzes erstmals
ekannt. Das ist ein sehr bemerkenswerter Vorgang. Es
eht hier nicht um die x-te Änderung der Vermarktungs-
erordnung für Olivenöl, sondern um ein gesellschafts-
olitisches Grundthema, das seit Bekanntwerden wieder
iele Menschen in unserem Land beschäftigt. Mit Ihrem
berstürzten Vorgehen – Ihr eigener Fraktionsbeschluss
st, soweit ich gehört habe, gerade drei Tage alt –, wollen
ie eine eingehende Befassung und Beratung mit An-
ersdenkenden offenbar von vornherein ausschließen
nd das Gesetz im Alleingang durch den Bundestag ja-
en. Die Empörung der Union haben Sie dabei ganz ge-
assen einkalkuliert. Diese Missachtung des Parlaments
ird sich nicht auszahlen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

afür ist das Thema zu wichtig, für uns und für die Bür-
er in unserem Land.
Kommen wir zum Inhalt Ihres Gesetzentwurfs. Sie
ollen eine weit reichende Angleichung des Rechts der
ebenspartnerschaft an das Recht der Ehe und damit,
ie Sie sagen, Gerechtigkeitslücken schließen und zwar
urch Übernahme des ehelichen Güterrechts, eine weit
ehende Angleichung des Unterhaltsrechts etc.; die Mi-
isterin hat die Einzelheiten gerade ausgeführt. Das
erzstück ist die Zulassung der Stiefkindadoption. Da-
auf komme ich gleich zurück.
Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Urteil

om Juli 2002 festgestellt, dass Ehe und Lebenspartner-
chaften unverbunden nebeneinander stehen und der Ge-
etzgeber frei ist, für gleichgeschlechtliche Partnerschaf-
en Rechte und Pflichten vorzusehen, die denen der Ehe






(A) )



(B) )


Ute Granold

gleichzusetzen sind oder nahe kommen. Die Union
respektiert diese mehrheitlich getroffene Entscheidung
unseres höchsten deutschen Gerichts.

Das bedeutet aber nicht, dass jetzt alle bundesrecht-
lichen Regelungen, die an das Bestehen oder frühere Be-
stehen einer Ehe anknüpfen, quasi automatisch, wie
selbstverständlich auf eingetragene Lebenspartnerschaf-
ten übertragen werden und wir dem pauschal zustim-
men. Wir behalten uns bei jeder zur Abstimmung stehen-
den Regelung eine genaue Prüfung vor. Dabei erwarten
wir von der Bundesregierung eine ausführliche rechtli-
che und auch finanzielle Bewertung jeder Einzelforde-
rung.

Maßstab für die Union war und ist Art. 6 unserer Ver-
fassung. Ehe und Familie sind die Keimzelle jeder
staatlichen Gemeinschaft und die beste Grundlage dafür,
dass Mann und Frau partnerschaftlich füreinander und
als Mutter und Vater für ihre Kinder Verantwortung
übernehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Familie ist der erste und wichtigste Ort, an dem Kin-
der Geborgenheit und Liebe erfahren; in ihr werden am
besten die Eigenschaften und Fähigkeiten entwickelt, die
Voraussetzung einer freien und verantwortlichen Gesell-
schaft sind.

Trotz des tief greifenden gesellschaftlichen Wandels,
den wir am Beginn des 21. Jahrhunderts beobachten
können – man denke etwa an die Entwicklung der Schei-
dungszahlen oder die Geburtenrate –, sind Ehe und Fa-
milie die attraktivsten Lebensformen geblieben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Sie haben nichts von ihrer grundsätzlichen Bedeutung
für Staat und Gesellschaft – Solidarität und Stabilität –
eingebüßt. Deshalb sind der besondere Schutz und die
Förderung, die Art. 6 unserer Verfassung Ehe und Fami-
lie gewährt, nach wie vor begründet und dürfen nicht zur
Disposition gestellt werden, und zwar mehr denn je. Da-
bei geht es nicht darum, Homosexuelle als Personen he-
rabzusetzen. Sie haben die gleiche zu schützende Würde
wie alle anderen. Jeder hat das Recht in unserem Land,
den Lebensentwurf zu leben, den er für sich gewählt hat.

Die Union hat dem Lebenspartnerschaftsgesetz
nicht zugestimmt. Das Gesetz hat den gleichgeschlecht-
lichen Paaren im Februar 2001 einen gesicherten Rechts-
rahmen für das auf Dauer angelegte Zusammenleben ge-
geben; das wollen Sie jetzt ergänzen bzw. erweitern. Es
ist Ihnen sicherlich nicht verborgen geblieben, dass der
Hamburger Senat, getragen von CDU und FDP,


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich dachte, Sie regieren da allein!)


dieser Tage eine Bundesratsinitiative beschlossen hat,
mit der Besserstellungen von Homosexuellen, aber auch
diskriminierende Regelungen beseitigt werden sollen;
Sie können es nachlesen. Auch darüber wird zu reden
sein. In keinem Fall wird von der Union jedoch eine
Stiefkindadoption und – ich verweise auf Äußerungen
der Bundesjustizministerin – langfristig im Adoptions-

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(C (D echt eine Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Leenspartnerschaften mit der Ehe akzeptiert. Die Adoption ist ein Institut der Kinderfürsorge. Ein echt auf Adoption gibt es nicht. Das hat im Übrigen der uropäische Gerichtshof für Menschenrechte bestätigt, ls es in Frankreich darum ging, gleichgeschlechtlichen inzelpersonen eine Adoption zu Recht zu verbieten. Unter welchen Voraussetzungen Personen zur Adop ion zugelassen werden, bestimmt allein das Kindesohl. Es ist von der Natur vorgegeben, dass jedes Kind ine Mutter und einen Vater hat, die für die Entwicklung es Kindes ihre spezifische Bedeutung haben. Entsprehend dem natürlichen Kindesverhältnis ist die gemeiname Adoption durch ein Ehepaar die Regel. Würde der esetzgeber gleichgeschlechtliche Paare zur Adoption ulassen, würden die bisherigen Grundprinzipien durchrochen mit der Folge, dass ein Kind entgegen dem naürlichen Kindesverhältnis rechtlich zwei Mütter oder wei Väter hätte. Das würde das Kind in eine Ausnahesituation bringen, die sich in der heutigen Gesellchaft nicht rechtfertigen ließe. (Beifall bei der CDU/CSU – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kennen Sie eigentlich Art. 6 Abs. 5?)


Wenn uns das Wohl unserer Kinder am Herzen liegt
davon gehe ich nicht erst seit der Kindschaftsrechtsre-
orm 1998 aus –, dann sollten wir in der Diskussion
icht vergessen, dass die betroffenen Kinder in der Regel
ereits den Tod eines Elternteils oder die Trennung bzw.
cheidung der Eltern als kritisches Ereignis erlebt ha-
en. Meist ist der Umstand, dass sich ein Elternteil als
omosexuell outet, ebenfalls eine Belastung für diejeni-
en Kinder, die alt genug sind, zu begreifen, was dies be-
eutet.
Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer hat sich

ieser Tage im Berliner „Tagesspiegel“ geäußert – ich
itiere –:

Kinderperspektive muss einen Vorrang vor Erwach-
senenbedürfnissen und -wünschen haben.

doption solle nur in Ausnahmefällen, wenn das Kin-
eswohl nicht anders gesichert werden könne, gesche-
en.


(Zurufe von der SPD: Genau!)

Es ist unbestreitbar, dass Kinder aus gleichge-
schlechtlichen Lebenspartnerschaften Diskriminie-
rungserfahrungen machen. … Kinder wollen

und brauchen –
einen Vater und eine Mutter …

eine Damen und Herren, diesen Ausführungen kann
ch mich uneingeschränkt anschließen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511907400

Frau Kollegin, Sie müssen zum Ende kommen.


(Jörg van Essen [FDP]: Ja, wirklich!)







(A) )



(B) )



Ute Granold (CDU):
Rede ID: ID1511907500

Wir hoffen, dass in diesem wichtigen Punkt in den

jetzt anstehenden Ausschussberatungen doch noch ein
Konsens gefunden werden kann.

Schauen wir abschließend in die Schweiz: Die
Schweiz hat vor zwei Wochen das Lebenspartnerschafts-
gesetz beschlossen und dort ebenso wie Frankreich, Nor-
wegen und Finnland die Adoption von Kindern ausge-
schlossen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schauen wir mal in die Niederlande oder nach Skandinavien! Das gibt es auch!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511907600

Das Wort hat der Kollege Volker Beck, Bündnis 90/

Die Grünen.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511907700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

meine, diese Debatte sollte man ganz gelassen und sach-
lich führen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Bislang war das so!)


Ich habe den Eindruck: Manche der hier vorgetragenen
Argumente haben den Charakter von Rückzugsgefech-
ten. Dabei wissen viele, dass diese an der gesellschaftli-
chen Realität vorbeigehen.

Als wir in der letzten Wahlperiode unseren Entwurf
eines Gesetzes zur Lebenspartnerschaft vorgelegt haben,
hat uns die CDU/CSU – und damals auch der Redner der
FDP – vorgehalten, all das, was wir hier machten, sei
verfassungswidrig.


(Jörg van Essen [FDP]: Nein, so war das nicht, lieber Herr Beck!)


Ich darf an den Leitsatz der Verfassungsgerichtsent-
scheidung vom 17. Juli 2002 erinnern:

Der besondere Schutz der Ehe in Art. 6 Abs. 1 GG
hindert den Gesetzgeber nicht, für die gleichge-
schlechtliche Lebenspartnerschaft Rechte und
Pflichten vorzusehen, die denen der Ehe gleich oder
nahe kommen.

Deshalb nehmen wir heute dieses Lebenspartnerschafts-
gesetz erneut in die Hand, überarbeiten es in seinem zu-
stimmungsfreien Teil und versuchen, soweit wir das in
diesem Rahmen können, die Gleichstellung dieser Le-
benspartnerschaften gegenüber der Ehe voranzutreiben.
Das ist auch konsequent so; denn wir haben den Lebens-
partnern bereits alle Pflichten der Ehe aufgegeben, übri-
gens in dieser Wahlperiode ohne Ihren Widerspruch
auch im Sozialgesetzbuch XII, in dem wir die volle
sozialrechtliche Subsidiarität vorsehen, also die Zahlung
von Sozialleistungen durch den Staat an Lebenspartner
verweigern, wenn ein leistungsfähiger Partner da ist. Das
ist auch völlig richtig so.

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(C (D Aber dann kann man natürlich, verehrte Frau Kollein Granold, in anderen Rechtsgebieten nicht so tun, als b wir das nicht gemacht hätten. Dann müssen wir das, as der Unterhaltspflicht der Ehe in anderen Rechtsgeieten als Entsprechung gegenübersteht, also bei der teuer, der Hinterbliebenenversorgung und bei Fragen es Beamtenrechtes, auf diese Lebenspartnerschaften enauso übertragen. Das Bundesarbeitsgericht in Erfurt at inzwischen gesagt: Beim Bundesangestelltentarif üssen wir aufgrund der gleichen lebenslangen Verflichtung den Ortszuschlag für Ehegatten auch an Leenspartner zahlen. Dann müssen wir natürlich im Steurrecht und auch in der Hinterbliebenenversorgung as Gleiche tun. Nur das ist logisch und nur das ist übriens auch fair. Wenn jemand die gleichen Pflichten überimmt, muss er die gleichen Rechte erhalten. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Wir schaffen auch gesellschaftlich – das mag zwar ein
leiner Schritt sein; ich glaube aber, manchen bedeutet
ies emotional etwas – die Möglichkeit des Verlöbnis-
es. In Zukunft gelten auch für schwule und lesbische
ebensgemeinschaften die Möglichkeiten: Verliebt, ver-
obt, verpartnert! Ich glaube, das ist ein schönes Signal.
ber es ist natürlich nicht der große Durchbruch im Hin-
lick auf die Gleichstellung.


(Jörg van Essen [FDP]: Das ist doch nur peinlich!)


Worum der Streit hier im Hause im Kern geht, ist die
rage der Stiefkindadoption. Dazu muss ich sagen: Mit
en Argumenten derjenigen, die hier Kritik üben,
timme ich sogar weitgehend überein.
Selbstverständlich muss im Adoptionsrecht und bei

eder einzelnen Entscheidung über eine Adoption das
indeswohl und nichts anderes im Zentrum der Ent-
cheidung stehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP – Jörg van Essen [FDP]: Natürlich!)


ber worin besteht das Wohl des Kindes? Besteht es da-
in, dass ein Kind in einer gleichgeschlechtlichen Le-
enspartnerschaft lebt, aber keine familienrechtliche Be-
iehung zum zweiten Lebenspartner, zum zweiten
ozialen Elternteil, haben kann? Wie soll man diesem
ind, das bei Mama und Mami oder bei Papa und Papi
ufwächst, erklären, dass es zwar in dieser Lebensge-
einschaft wie in einer Familie lebt, aber dass der
weite Partner mit ihm rechtlich eigentlich nichts zu tun
at, dass er keinen Unterhalt zahlen muss, dass es ihm
egenüber den Unterhalt nicht geltend machen kann und
ass es auch keine Erbansprüche gegenüber dem zweiten
lternteil hat? Damit ist für das Kind nichts gewonnen,
ondern eine ganze Menge verloren. Deshalb schaffen
ir das hier für eine Gruppe ab.
Die FDP geht weiter und ich stimme Ihnen bei dieser

orderung zu. Die Diskussion im Hause zeigt aber: Wir
üssen, um das durchzusetzen, in der Bevölkerung und
ahrscheinlich auch hier im Hause noch einige Über-
eugungsarbeit leisten. Die Gesellschaft ist noch nicht so






(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)


weit. Ich denke, wir werden das Schritt für Schritt ma-
chen. Vielleicht erzielen wir ja sogar noch in den Aus-
schussberatungen einen Fortschritt, wenn wir uns ge-
meinsam anstrengen. Eventuell benötigen wir dazu aber
auch noch ein bisschen mehr Zeit für die Debatte.

Wir sollten aber nicht so tun, als nähmen Kinder ge-
nerell Schaden, wenn sie bei gleichgeschlechtlichen Paa-
ren oder bei Alleinerziehenden aufwachsen,


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Wissen Sie das?)


denn mit dieser gesellschaftlichen Debatte schaden wir
den Kindern, die ohnehin schon in solchen Partnerschaf-
ten leben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Woher wissen Sie das?)


Nehmen Sie bitte Folgendes zur Kenntnis, geschätzte
Kolleginnen und Kollegen von der Union: Wir wissen,
dass gegenwärtig über 10 000 Kinder unter 18 Jahren in
gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften leben.
Das ist das Ergebnis des Mikrozensus aus dem Jahre
2003. In jeder sechsten gleichgeschlechtlichen Lebens-
gemeinschaft leben Kinder.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das sind aber keine eingetragenen Partnerschaften!)


– Vielleicht gehen die Partner die nicht ein, weil es ihnen
in der jetzigen Situation gegenüber den Kindern nichts
bringt, weil bislang noch nicht einmal ein gemeinsamer
Familienname mit den Kindern möglich ist. Dieses Pro-
blem beseitigen wir hier übrigens auch.

Wenn Sie einmal vergleichen, werden Sie feststellen:
In jeder sechsten Lebensgemeinschaft von Gleichge-
schlechtlichen leben Kinder, jede vierte nicht eheliche
heterosexuelle Lebensgemeinschaft hat Kinder und jedes
dritte eheliche Paar lebt aktuell mit Kindern zusammen.
So groß sind die Differenzen also nicht,


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Woher kommen die Kinder denn eigentlich?)


als dass man sagen könnte: Dieser Lebenssachverhalt in-
teressiert uns überhaupt nicht, da schauen wir gar nicht
mehr hin.

Meine Damen und Herren, wir sollten in den Aus-
schussberatungen sowohl die soziale Entwicklung als
auch die wissenschaftlichen Untersuchungen zu dem
Thema berücksichtigen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511907800

Herr Kollege Beck, Ihre Redezeit ist zu Ende.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1511907900

Ich glaube, angesichts der Realität kann man nur zu

dem einen Ergebnis kommen, dass man um der Kinder
willen dieses Recht nicht länger verweigert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Jörg van Essen, FDP-Frak ion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ch habe nur drei Minuten Redezeit und muss mich desalb auf einige wenige Anmerkungen beschränken. Der Gesetzentwurf, der von Rot-Grün nach knapp der älfte der Legislaturperiode und damit viel zu spät vorelegt wird, st ein Schritt in die richtige Richtung, aber er geht viel u kurz. Ich denke, dass das Urteil des Bundesverfasungsgerichts Klarheit gebracht hat. Auch die Rednerin er CDU/CSU hat deutlich gemacht, dass das in ihrer raktion so verstanden worden ist. Alle Anstrengungen, ie innerhalb der CDU/CSU ergriffen wurden, um die evölkerung dagegen zu mobilisieren, sind im Sande erlaufen. Sie haben es beschlossen, ohne dass jemals ktionen gefolgt sind. Sie haben damit auch die gesellschaftliche Wirklich eit erlebt. Volker Beck hat gerade als Beispiel die Zahl er Kinder genannt, die in gleichgeschlechtlichen Parterschaften leben. Wir alle wissen aus unserer unmittelaren Umgebung, dass solche Partnerschaften funktioieren oder nicht so funktionieren. Das ist genau wie bei llen anderen Partnerschaften, wie in der Ehe und bei onstigen gesellschaftlichen Verbindungen auch. Deshalb sind wir gut beraten, wenn wir einen ver ünftigen Anlauf unternehmen, um zu einer besseren leichberechtigung unserer gleichgeschlechtlich empindenden Mitmenschen zu kommen. Insbesondere beüglich des Adoptionsrechts besteht Diskussionsbedarf. as Thema wird leider nicht rational diskutiert. Es gibt ine Menge Sorgen, die man ernst nehmen muss. (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Von welcher Seite wird nicht rational diskutiert?)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511908000
Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1511908100

(Beifall bei der FDP)


Ich denke aber, wir müssen uns hier an der gesell-
chaftlichen Wirklichkeit orientieren. Es gibt beispiels-
eise das Adoptionsrecht für einzelne gleichgeschlecht-
ich empfindende Personen. Mir ist kein einziger Fall
ekannt, bei dem es Probleme gegeben hätte. Ich bin mir
ber ganz sicher, dass diejenigen, die das kritisch sehen,
afür gesorgt hätten, dass auch wir hier in Berlin von
olch problematischen Fällen erfahren hätten.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es wundert mich, dass die Bundesjustizministerin im-
er mit Europa argumentiert, denn inzwischen ist in vie-
en europäischen Nachbarländern die Kindesadoption
urch homosexuelle Paare möglich. Auch von dort sind
ir keine negativen Erfahrungen bekannt geworden.
uch das gehört zur gesellschaftlichen Wirklichkeit.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Jörg van Essen

Deshalb muss ich Ihnen, Frau Vollmer, sagen: Ihre

Zwischenfrage, aber auch Ihr Interview, haben uns be-
züglich dieser gesellschaftlichen Akzeptanz leider ein
ganzes Stück zurückgeworfen.


(Beifall bei der FDP – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das ist einfach eine andere Meinung!)


Ihre Äußerungen haben nach meiner Auffassung nicht
zu einer sachlichen Betrachtung beigetragen, sondern
Emotionen geschürt. Das sollten wir im Interesse der
Kinder nicht tun.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511908200

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Granold?

Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1511908300

Ja, gerne.

Ute Granold (CDU):
Rede ID: ID1511908400

Herr Kollege van Essen, ich habe eine Zwischenfrage

die an die Zwischenfrage der Kollegin Vollmer an-
knüpft. Sie haben die Anzahl der Kinder, die in gleichge-
schlechtlichen Partnerschaften leben, beziffert. Meine
Frage lautet: Haben Sie auch ermittelt, wie viele minder-
jährige Kinder davon unter gemeinsamer elterlicher
Sorge leben? Sie wissen, dass die meisten Trennungs-
und Scheidungskinder unter gemeinsamer elterlicher
Sorge leben.

Wie sollen die Kinder diesen Konflikt zwischen ei-
nem mit sorgeberechtigten Vater und einer möglicher-
weise adoptierenden zweiten Person ertragen, wenn ein
Adoptionsrecht zugestanden wird und das Kind so im
Scheidungsverfahren zur Verhandlungsmasse wird?
Meine Frage: Wie viele Kinder sind von einer solchen
möglichen Adoption betroffen? Ist der Prozentsatz nicht
so gering, dass man dieses doch heikle Thema, das in der
Bevölkerung keine Akzeptanz findet, zunächst zurück-
stellen sollte?


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1511908500

Sie haben zunächst einmal nach der Zahl gefragt,

Frau Kollegin Granold. Eine solche Zahl ist mir nicht
bekannt. Ich denke aber, dass wir diese Zahl sicherlich
ermitteln können.

Die Konfliktsituation aber, das war der zweite Teil Ih-
rer Frage, besteht bei allen anderen Adoptionen auch.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Konfliktsituation, die Sie hier aufgezeigt haben, dass
es nämlich leibliche Eltern und neue Adoptiveltern gibt,
haben wir immer. Das ist eine der Aufgaben, die gelöst
werden müssen. Die Entscheidung aber, ob ein Kind zur
Adoption freigegeben wird, ist immer im Interesse des
Kindes zu treffen. Ich glaube, dass die bisherige Debatte
gezeigt hat – auch der Kollege Beck hat vorhin darauf

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(C (D ingewiesen –, dass Adoption immer im Interesse des indes erfolgen muss. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as Kindeswohl hat absoluten Vorrang vor allen anderen
ragen, auch den Fragen, die Sie, Frau Vollmer, ange-
prochen haben, so beispielsweise dem Interesse von Er-
achsenen.
Es kann aber sehr wohl dem Kindeswohl entsprechen

um Ihre Frage zu beantworten –, nicht in einem Heim
ufzuwachsen, sondern wirkliche Eltern zu haben, die
ich um das Kind kümmern, die das Kind lieben und da-
ür sorgen, dass das Kind eine gute Entwicklung nimmt.
as aber hängt nicht davon ab, welches Geschlecht die
eweiligen Personen haben, die sich um dieses Kind
ümmern. Vielmehr geht es um die Zuwendung, die je-
eils gegeben wird. Darauf kommt es uns an.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb haben wir als FDP einen eigenen Gesetzent-
urf eingebracht, der das volle Adoptionsrecht vorsieht,
ie es das inzwischen bei vielen unserer europäischen
achbarländer gibt. Wir brauchen einen weiteren Schritt
uf dem Wege zur Gleichberechtigung. Wir brauchen
iesen deshalb ganz dringend, weil die Partnerschaften
ufgrund der jetzigen gesetzlichen Lage eine Menge
flichten haben, ihnen aber eine große Zahl von Rechten
ehlt. Das, was die Bundesregierung vorlegt, ist nur ein
leiner Schritt. Wir brauchen mehr und die FDP hat dazu
orschläge gemacht.
Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511908600

Das Wort hat der Kollege Olaf Scholz, SPD-Fraktion.


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1511908700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ute Politik sollte den Menschen die Möglichkeit ver-
chaffen, so zu leben, wie sie gerne leben möchten. Gute
olitik muss immer wieder die Voraussetzungen dafür
chaffen, dass die Menschen ihre eigenen Pläne verfol-
en können. Wir wissen, dass Hunderttausende schwule
zw. lesbische Paare in unserem Land leben, und sind
eshalb als Gesetzgeber dazu aufgerufen, den rechtli-
hen Rahmen für das Zusammenleben dieser Menschen
ur Verfügung zu stellen. Sie sollen in unserem Land gut
eben können. Das haben wir mit dem Lebenspartner-
chaftsrecht der letzten Legislaturperiode getan und das
un wir mit der jetzigen Überarbeitung.
Zusammenleben bedeutet auch, füreinander einzuste-

en. Füreinander einstehen ist etwas, was zum Zusam-
enhalt unserer Gesellschaft – im Kleinen wie im Gro-
en – beiträgt. Deshalb ist es richtig, dass wir rechtliche
egelungen für diesen Vorgang des Füreinandereinste-
ens haben.






(A) )



(B) )


Olaf Scholz

Das Bundesverfassungsgericht hat bei der Bewertung

der ersten rechtlichen Maßnahmen, die wir ergriffen ha-
ben, gesagt, wir hätten den Abstand zwischen Ehe- und
Lebenspartnerschaftsrecht nicht so groß und so künstlich
machen müssen, wie wir ihn gemacht haben. Daraus zie-
hen wir jetzt die richtige, notwendige Konsequenz, näm-
lich dass wir den rechtlichen Abstand zwischen den
rechtlichen Regeln der Ehe und dem Lebenspartner-
schaftsrecht wieder verringern. Ich glaube, das ist eine
richtige Entscheidung.

Im Übrigen wissen wir, dass die eherechtlichen Rege-
lungen, die wir auch in diesem Bereich mehr oder weni-
ger wirksam werden lassen wollen, eine gute Tradition
haben und deshalb auch denjenigen Menschen helfen,
die als Schwule bzw. Lesben zusammenleben wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie haben ja Recht: Das Bundesverfassungsgericht
sagt – wie Sie und auch die Verfassung –: Ehe und Fami-
lie sind geschützt. Aber ich finde, das Bundesverfas-
sungsgericht – das sollte meinungsbildend sein, auch in
diesem Hause – hat auch gesagt: Der Schutz von Ehe
und Familie schreibt nicht vor, dass wir das Zusammen-
leben von Menschen gleichen Geschlechts nicht auch
rechtlich regeln dürfen, und es schreibt auch nicht vor,
dass wir es nicht genauso regeln dürfen wie die Ehe.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Das ist eine der Entscheidungen, die das Bundesverfas-
sungsgericht getroffen hat. Es ist deshalb nur noch
Ideologie, wenn Sie dieses Institut unserer Verfassung
gewissermaßen in einer vom Urteil des Bundesverfas-
sungsgerichts nicht gedeckten Weise zitieren, um Ihre
Ablehnung dieses Gesetzentwurfs zu begründen.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Entscheidend ist die Kinderadoption!)


Das Bundesverfassungsgericht unterstützt die Auffas-
sung, die hinter unserem Gesetzgebungsverfahren steht,


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Dazu hat es nichts entschieden! Das ist nicht richtig! Das war nicht Gegenstand der Entscheidung!)


und deshalb, glaube ich, ist es richtig und sinnvoll, dass
Sie Ihre Meinung in dieser Frage ein bisschen weiterent-
wickeln.

Was für Sie eine große Rolle spielt, ist die Frage der
verbesserten Adoptionsmöglichkeiten, die wir jetzt im
Gesetz vorsehen wollen. Ich glaube, dass wir klug sind –
denn ein Gesetzgeber sollte nicht nur gut und gerecht,
sondern auch klug sein –, wenn wir hier schrittweise
vorgehen und jetzt den nächsten Schritt von den bisheri-
gen Regeln aus machen. Wir wollen dort, wo in einer
Lebenspartnerschaft leibliche Kinder vorhanden sind,
eine zusätzliche Adoptionsmöglichkeit einräumen. Ich
bin fest davon überzeugt, dass das mit den Überzeugun-
gen und Vorstellungen der meisten Menschen in unse-
rem Lande übereinstimmt. Ich bin fest davon überzeugt,
dass fast jeder und jede einsieht, dass es gut ist, wenn die

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(C (D inder, die in dieser Familie, in dieser Lebenspartnerchaft, schon sind, auch rechtlich enger an beide Lebensartner gebunden sein können. Deshalb irren Sie, wenn ie meinen, dass die Menschen mit dem Gesetz, das wir ier vorschlagen, nicht einverstanden sein werden. Ich in überzeugt, dass es auf einen großen Konsens stößt, nd es wird deshalb dazu beitragen, dass Sie, ähnlich ie an anderer Stelle, wieder sagen werden: Wir akzepieren das nun. – Aber Sie werden sich den nächsten chritten wahrscheinlich wieder verweigern. Aber es ist richtig – gerade wenn man hört, wie Sie arauf reagieren –, dass wir solche Regelungen treffen. ie sind im Interesse der Menschen. Ich glaube, es hanelt sich um gute Politik, und es wäre gut, wenn Sie sich a vorwärts bewegen würden. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511908800

Nächste Rednerin ist die Kollegin Daniela Raab,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Daniela Raab (CSU):
Rede ID: ID1511908900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Wir debattieren heute über den Gesetz-
ntwurf, zur Überarbeitung des Lebenspartnerschaftsge-
etzes den Sie vorgelegt haben. Dieses Gesetz datiert aus
em Jahre 2001. Auch ich möchte ganz kurz etwas zum
erfahren sagen: Die Vorlage hat uns Mittwoch früh er-
eicht. Wir wussten: Es kommt etwas. Wir wussten, dass
ir heute darüber debattieren. Es war äußerst knapp. Ich
enke, das wird man gerade vor dem Hintergrund sagen
ürfen, dass es nicht nur Ihr, sondern auch unser Bestre-
en ist – ob Sie es glauben oder nicht –, über dieses
hema seriös und sachlich zu diskutieren. Deshalb halte
ch dieses Vorhaben für nicht besonders günstig; es ist
ein guter Arbeitsstil. Ich bin ebenso der Meinung, dass
ieses parlamentarische Hauruck-Verfahren, zumindest
or der ersten Lesung, der Behandlung des Themas nicht
erecht wird und ihr keinen Vorschub leistet.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist kein Hauruck! Es kann allenfalls ein Hau sein, der Ruck folgt!)


Ach, Herr Beck, hören Sie zu!
Wir zumindest wollen hier keine Klientelpolitik be-

reiben und ich hoffe, Sie können mir da zustimmen. Wir
ollen dieses gesellschaftspolitisch hoch relevante
hema angemessen und ohne falsche Ideologie von der
inen oder anderen Seite behandeln. Ich teile nicht die
inschätzung des Kollegen Scholz, dass über dieses
hema ein breiter gesellschaftlicher Konsens herrscht.
ch weiß nicht, wo Sie unterwegs sind; da, wo ich unter-
egs bin, gibt es diesen Konsens nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Olaf Scholz [SPD]: Das hört man! – Claudia Daniela Raab Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht alle in Bayern sind so! Es gibt auch ein anderes Bayern!)





(A) )


(B) )


Damit habe ich auch kein Problem. Mein Problem be-
steht darin, dass Sie in Ihrer Meinungsbildung nur die
Schwulen- und Lesbenverbände einbeziehen, aber den
Rest der Gesellschaft, der vielleicht mit Ihren Entwick-
lungsschritten nicht mitkommt und nicht einverstanden
ist, völlig außen vor lassen. Das halte ich für die falsche
Vorgehensweise.

Ziel und Inhalt Ihres Entwurfs ist es ganz offensicht-
lich, die materiell-rechtliche vollständige Gleichstellung
von Ehe und homosexueller Lebenspartnerschaft zu
erreichen. Sie begründen das – auch das ist in dieser De-
batte bereits genannt worden – mit den angeblich künst-
lichen Unterschieden zwischen beiden Lebensformen.
Dem kann ich so beim besten Willen definitiv nicht fol-
gen und das liegt sicher nicht nur daran, dass ich aus
Bayern komme.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Damit hängt es nicht zusammen! Das stimmt! – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die falsche Ideologie!)


So sehr es sein muss, sich gesetzgebungstechnisch an
gesellschaftliche Realitäten anzupassen, so sehr muss
man aber auch darauf achten, nicht grundgesetzlich nor-
mierte Grenzen zu überschreiten.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


Art. 6 des Grundgesetzes stellt die Ehe unter den beson-
deren Schutz – nicht unter irgendeinen Schutz – unserer
staatlichen Ordnung. Er gewährleistet als Institutsgaran-
tie den privatrechtlichen Bestand von Ehe und Familie,
weil es in der Ehe auch potenziell angelegt ist, Kinder zu
bekommen. So ist es halt.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist, wenn sie unehelich auf die Welt kommen? Ist das dann nicht angelegt?)


Keine andere Rechts- oder Personengemeinschaft wird
in gleicher Weise von unserer Verfassung geschützt.

Natürlich nimmt das Institut Ehe durch die eingetra-
gene Lebenspartnerschaft keinen Schaden; das ist rich-
tig. Das hat auch niemand von uns behauptet.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511909000

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Beck?


Daniela Raab (CSU):
Rede ID: ID1511909100

Nein, ich gestatte keine Zwischenfrage.

(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist sehr unsouverän, gerade wenn man verfassungsrechtlich argumentiert!)


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(C (D Mit Ihrem Gesetzentwurf hebeln Sie jedoch die rundgesetzlich vorgesehene Privilegierung der Ehe omplett aus. Wir sprechen uns klar gegen die Einbezieung von Lebenspartnerschaften in das Rentensplitting owie in die Hinterbliebenenversorgung der gesetzlichen entenund Unfallversicherung, der Alterssicherung der andwirte und des sozialen Entschädigungsrechts aus. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und warum? Gibt es dafür einen Grund?)


Ganz vehement wehren wir uns gegen die Einführung
er Stiefkindadoption. Damit würde ein Weg einge-
chlagen, den wir für völlig falsch halten. Ich kann mich
uch nicht erinnern, dass im Bundesverfassungsgerichts-
rteil die Stiefkindadoption ausdrücklich erwähnt und
efürwortet wurde. Da muss ich Herrn Scholz leider klar
idersprechen; davon spricht das Bundesverfassungsge-
icht sicher nicht.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Sie für die Gleichstellung beim Steuerrecht? Davon hat das Bundesverfassungsgericht gesprochen!)


Geht es nach Ihnen, soll künftig ein homosexueller
ebenspartner das Kind des anderen Lebenspartners aus
iner früheren Beziehung adoptieren können, wenn der
eibliche Vater oder die leibliche Mutter zustimmt. Von
nteressierten Verbänden wird der Eindruck vermittelt,
ausende Kinder lebten in Rechtsunsicherheit in lesbi-
chen und schwulen Elternhäusern. Das erscheint mir
her unwahrscheinlich. Ich glaube eher, dass hier ver-
ucht wird, das allgemeine Adoptionsrecht für eingetra-
ene homosexuelle Lebenspartnerschaften zu erreichen.
as wird mit uns nicht zu machen sein.
Wir dürfen nicht – die Kollegin Granold hat es bereits

ngesprochen – Erwachsenenbedürfnisse über die Be-
ürfnisse des Kindes stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht doch keiner! Das ist Unsinn, Frau Kollegin!)


ass Kinder aus gleichgeschlechtlichen Partnerschaften
iskriminierungserlebnisse haben, will hier wohl wirk-
ich keiner bestreiten. Auch wenn ich in diesem Bereich
och Trockenschwimmerin bin, kann ich mir vorstellen,
elche Situationen in Kindergärten und Schulen eintre-
en, wenn plötzlich zwei Mütter oder Väter auftauchen.
enken Sie auch an die Reaktionen der Umwelt und der
nderen Kinder, die mitunter gnadenlos sein können.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darum geht es nicht, weil die Kinder, um die es geht, schon so leben!)


Regen Sie sich doch nicht so künstlich auf, sondern hö-
en Sie einfach zu! – Das sollte der Gesetzgeber meines
rachtens nicht noch forcieren. Ich verweise in diesem
usammenhang noch einmal auf das Urteil des Bundes-
erfassungsgerichts: Darin ist davon nicht die Rede.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Du meine Güte! Wo haben Sie Ihr Herz gelassen?)







(A) )



(B) )


Daniela Raab

– Das ist unsachlich, das tut mir Leid!

Natürlich wachsen viele Kinder heute bei nur einem
Elternteil auf; das ist völlig richtig. Allerdings ist es auch
in geschiedenen Familien meistens der Fall, dass der El-
ternteil, der nicht im Hause wohnt, trotzdem in der
Pflicht ist und die Rolle wie vom Kind gewünscht über-
nimmt. So soll es ja auch sein.

Überdies gibt es im geltenden Recht bereits das so ge-
nannte kleine Sorgerecht für eingetragene Lebenspart-
nerschaften. Das heißt, wenn ein Lebenspartner die allei-
nige Sorge für ein Kind hat, kann dem anderen
Lebenspartner eine Mitentscheidungsbefugnis für Dinge
des täglichen Lebens eingeräumt werden. Das ist unserer
Auffassung nach völlig ausreichend. Das heißt: Der Ge-
setzgeber ist hier nicht gefragt und das ist auch gut so.

Bei aller Gegnerschaft bezüglich der verschiedenen
Punkte, die ich gerade aufgeführt habe und die Sie ein-
fach nicht gerne hören, will ich allerdings nicht verheh-
len, dass auch wir in einzelnen Regelungsbereichen Ver-
besserungsbedarf sehen und dass man das mit uns
durchaus angehen kann, wenn man dies vernünftig und
nicht unsachlich, indem man hier zum Beispiel ständig
dazwischenruft, tut.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt werden Sie auch noch schnippisch!)


Man kann dies allerdings nicht im Schnellgalopp ma-
chen wie jetzt und auch nicht in dem Ausmaß, wie Sie
das vorgelegt haben.

Trotzdem danke.

(Beifall bei der CDU/CSU – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir warten auf Ihren Gesetzentwurf! – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So etwas Arrogantes!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511909200

Letzter Redner ist der Kollege Johannes Kahrs, SPD-

Fraktion.

Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1511909300

Sehr geschätzte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Da-

men und Herren! Heute geht es um Gleichberechtigung
und Gleichbehandlung. Wir haben die werten Kollegen
der Union gehört. Das, was wir heute hier gehört haben,
ist der Grund, warum wir das Lebenspartnerschaftsge-
setz in einen ersten und einen zweiten Teil gesplittet ha-
ben. Über den ersten Teil reden wir heute, der zweite
Teil ist im Bundesrat an Ihnen gescheitert.

Was ich gehört habe, zeigt, dass es richtig ist, in dem
ersten Teil zum Beispiel auch die Hinterbliebenenversor-
gung zu regeln und das nicht mit Ihnen zu tun. Heute
wird geregelt, dass schwule und lesbische Partner nach
dem Tod des Lebensgefährten künftig den vollen Ren-
tenanspruch haben. Sie haben gesagt, dass Sie das nicht
wollen und verhindern möchten. Ich glaube, das ist ein
Fehler. Wenn wir hier von Gleichberechtigung reden und
darüber, dass man Pflichten übernimmt, dann muss es

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(C (D elbstverständlich sein, dass auch die Rechte gleich sind. lles andere wäre unanständig. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Der Hamburger Senat hat eine Initiative beschlossen
nd gesagt, dass diskriminierende Regelungen beseitigt
erden sollen. Ferner hat er gesagt, dass wichtige Berei-
he der Lebenspartnerschaft noch nicht geregelt sind,
as natürlich eine Verhohnepipelung ist, weil die Union,
ie diesen Senat stellt, dies im Bundesrat verhindert hat,
ndem sie den zweiten Teil des Lebenspartnerschaftsge-
etzes gestoppt hat. Das alles grenzt an Heuchelei.
Gleichzeitig wird gesagt, dass Lebenspartner hin-

ichtlich der Inanspruchnahme von Freibeträgen und der
teuerprogression schlechter behandelt werden als Ehe-
eute. Das soll geändert werden, aber nur dann, wenn die
he mindestens fünf Jahre bestanden hat, so der CDU-
eführte Hamburger Senat. Das heißt ja, man will Le-
enspartnerschaften, die nur zum Schein, zum Beispiel
lso aus steuerlichen Gründen, geschlossen werden, ver-
indern. Wie will man das denn bei einer „normalen“
he verhindern? Woher weiß man, aus welchen Gründen
ine Ehe geschlossen wird? Das ist pure Heuchelei.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


eswegen werden wir dies nicht mitmachen und für den
leichen Rentenanspruch von Schwulen und Lesben
ämpfen. Wir werden auch das Lebenspartnerschaftser-
änzungsgesetz, also den zweiten Teil, wieder in den
undestag einbringen. Im Bundesrat werden wir dann
ehen, ob Sie etwas dazugelernt haben oder nicht.
An dieser Stelle möchte ich mich – das ist mir ein

anz persönliches Anliegen – noch einmal ganz herzlich
ei der ehemaligen Kollegin Margot von Renesse bedan-
en. Sie hat diesen Punkt nämlich vorangetrieben.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Inhaltlich, fachlich und mit ihrer Überzeugungskraft
at sie uns alle dahin gebracht, wo wir heute sind. Als
ozialdemokrat bin ich stolz darauf, dass sie das getan
at. Genauso stolz bin ich darauf, dass wir heute einen
chritt weitergehen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511909400

Bevor ich die Aussprache schließe, gratuliere ich dem
ollegen Norbert Röttgen noch recht herzlich zu seinem
eutigen Geburtstag.


(Beifall)

Damit schließe ich die Aussprache.
Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlage auf
rucksache 15/3445 zur federführenden Beratung an






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

den Rechtsausschuss und zur Mitberatung an den Innen-
ausschuss, den Finanzausschuss, den Ausschuss für Ver-
braucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, den
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und
an den Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
zu überweisen. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? –
Das ist nicht der Fall. Dann ist die Überweisung so be-
schlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 29 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Ernst
Burgbacher, Helga Daub, Daniel Bahr (Münster),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Sommerferienregelung verbraucherfreundli-
cher gestalten – Gesamtferienzeitraum auf
90 Tage ausdehnen
– Drucksache 15/3102 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Tourismus (f)

Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
FDP fünf Minuten erhalten soll. – Ich höre keinen Wi-
derspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Ernst Burgbacher, FDP-Fraktion.


Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1511909500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der Zeitpunkt für die Debatte über diesen FDP-Antrag
ist gut. Am letzten regulären Sitzungstag vor den Som-
merferien sind vielleicht die Offenheit und Bereitschaft,
dieses Thema zu diskutieren, größer als zu anderen Zei-
ten.

Es geht um ein familien- und wirtschaftspolitisches
Thema: familienpolitisch, weil es die Familien in
Deutschland sehr stark interessiert, unter welchen
Bedingungen sie Sommerurlaub machen können; wirt-
schaftspolitisch, weil es um eine der wichtigsten Wirt-
schaftsbranchen in Deutschland geht. Die Tourismus-
wirtschaft trägt 8 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt in
Deutschland bei. Circa 2,8 Millionen Arbeitsplätze hän-
gen am Tourismus. Diese Arbeitsplätze haben eine Be-
sonderheit: Sie sind zum allergrößten Teil standortge-
bunden. Sie können den Bodensee, den Schwarzwald
oder Büsum nicht einfach nach Tschechien oder China
verlagern.


(Beifall bei der FDP – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist richtig! Es ist jedenfalls schwierig!)


Die Landschaften sind hier und deshalb sind auch die
Arbeitsplätze hier.

Dies ist eben ein ganz besonders wichtiges Thema.
Wenn uns Experten erklären, dass in den nächsten Jahren
400 000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen könnten,
dann wissen wir, worüber wir eigentlich reden. Diese
Arbeitsplätze können nur dann hier gehalten und ihre

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(C (D ahl kann noch gesteigert werden, wenn die Rahmenbeingungen stimmen. Der Antrag der FDP ist nur ein austein. Man könnte vieles Weitere tun. Es bedrückt die Tourismuswirtschaft, dass ihr von ieser Bundesregierung immer neue Dinge auferlegt urden oder zumindest nicht die Bereitschaft bestand, ewisse Dinge abzubauen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie Mehrheit dieses Hauses hat leider unseren Antrag
bgelehnt, das Jugendarbeitsschutzgesetz zu ändern. Da-
it wollten wir jungen Leuten die Chance auf eine Lehr-
telle geben.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Bedauerlich!)

ie Mehrheit in diesem Hause hat unsere Initiativen ab-
elehnt, die Sperrzeiten zu ändern. Sie müssen es verant-
orten, dass die Menschen bei schönem Wetter um
2 Uhr nach Hause oder ins Innere gehen müssen und
ie Außengastronomie nicht weiter in Anspruch nehmen
ürfen. Sie hätten unseren Anträgen ja zustimmen kön-
en.


(Beifall bei der FDP)

Bis heute ist es nicht gelungen, für diesen Bereich

inen reduzierten Mehrwertsteuersatz festzuschreiben.
m Gegenteil: Der Bundeskanzler hilft Frankreich, für
ie dortigen Restaurants den reduzierten Mehrwert-
teuersatz einzuführen, verweigert dies aber zugleich un-
eren Restaurants. So kann eine richtige Politik nicht
ussehen.


(Beifall bei der FDP)

Wir reden heute über die Neufassung der Ferienrege-

ungen. Bisher haben wir einen Zeitraum von 75 Tagen
esamtferienzeit. Das heißt, von dem Tag, an dem in
em ersten Bundesland die Sommerferien beginnen, bis
u dem Tag, an dem in dem letzten Bundesland die Som-
erferien beendet sind, sind es 75 Tage. Die Minister-
räsidentenkonferenz hat – auf die Initiative des Touris-
usausschusses des Deutschen Bundestages und vieler
erbände – im Frühjahr 2003 gefordert, diesen Zeitraum
uf 90 Tage auszudehnen. Wir haben – das sei hier posi-
iv angemerkt – durch einen Beschluss der Kultusminis-
erkonferenz zwar eine Ausdehnung auf im Schnitt etwa
4 bis 85 Tage erreicht. Aber wir wollen diese 90 Tage
usschöpfen. Deshalb haben wir heute diesen Antrag
ingebracht.
Man muss einfach wissen, was das bedeutet. Die Ver-

ände haben uns erklärt, dass ein fehlender Ferientag ein
echnerisches Minus von 1 Million Übernachtungen be-
eutet. Wenn man für eine Übernachtung – das ist eine
ealistische Zahl – im Schnitt 70 Euro ansetzt, dann heißt
as: Ein fehlender Ferientag bedeutet ein Minus von
0 Millionen Euro. Insgesamt – so die Tourismuswirt-
chaft – gehen der deutschen Tourismusbranche durch
ie jetzige Ferienregelung jährlich circa 1 Milliar-
e Euro Umsatz verloren. Das kann es nicht sein. Des-
alb brauchen wir hier eine Neuregelung.






(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher

Es gibt noch einen anderen Aspekt. Für die Familien

– nur sie berührt es; denn von den Sommerferien sind
die betroffen, die Kinder haben – bedeuten diese Rege-
lungen verstopfte Straßen und mehr Schwierigkeiten, ein
entsprechendes Quartier zu finden. Das heißt ferner, dass
diese Quartiere stärker ausgebucht sind und damit die
Preise steigen.

Wenn wir unser Anliegen umsetzen können, dann be-
deutet das einen Vorteil für alle Familien. Deshalb soll-
ten wir uns gemeinsam dafür einsetzen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Frau Präsidentin, ich weiß, dass Sie dieses Anliegen un-
terstützen. Lassen Sie mich deshalb bitte noch einen
Schlusssatz sagen. – Wir, die FDP-Fraktion, haben eine
Initiative eingebracht, von der wir wissen, dass sie ei-
gentlich von allen Seiten begrüßt wird. Deshalb möchte
ich Ihnen gerne anbieten: Machen wir aus diesem Antrag
einen interfraktionellen Antrag und beschließen wir ihn
gemeinsam! So erhöhen wir den Druck auf die Kultus-
ministerkonferenz, damit wir möglichst schnell die län-
gere Ferienzeit bekommen, zum Wohl der Familien und
zum Wohl der Tourismuswirtschaft.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511909600

Das Wort hat die Kollegin Bettina Hagedorn, SPD-

Fraktion.

Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1511909700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Ich will an das anknüpfen, was Sie,
Herr Burgbacher, gerade eben gesagt haben. Es ist voll-
kommen richtig, dass wir in der Problemanalyse bezüg-
lich der Sommerferienregelung einig sind: Die Kultus-
ministerkonferenz hat 1999 unglückseligerweise eine
Regelung beschlossen – sie gilt fort bis zum Jahr 2004 –,
die zu durchschnittlich 76,3 Tagen Sommerferien führt.
Das war für die Tourismuswirtschaft und für die Fami-
lien insbesondere mit schulpflichtigen Kindern ein unse-
liger Beschluss. Darum haben wir in der Vergangenheit
gemeinsame Initiativen ergriffen. Die SPD-Bundestags-
fraktion hat beispielsweise dafür gesorgt, dass im letzten
Januar auf der ITB eine große Diskussionsrunde mit den
Vertretern der Tourismuswirtschaft zu diesem Punkt
stattgefunden hat. Im Ziel also waren wir uns immer ei-
nig.

Herr Burgbacher, der Punkt ist allerdings folgender:
Ein gemeinsamer Wille und eine gemeinsame Problem-
analyse bedeuten nicht zwangsweise, dass man auch die
Mittel findet, um das Problem tatsächlich zu lösen. Ihr
Appell an die Kultusministerkonferenz, den Ferienzeit-
raum weiter zu entzerren, hört sich zunächst einmal aus-
gesprochen sympathisch an. Man muss aber ein bisschen
genauer hinschauen, welche Initiativen von wem in der
Vergangenheit gestartet worden sind, von wem sie ge-
stoppt worden sind und was dazu geführt hat, dass wir
noch nicht weiter sind.

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(C (D Der Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz om Juni letzten Jahres hat nun dazu geführt, dass sich b 2005 der durchschnittliche Gesamtferienzeitraum auf mmerhin 81,8 Tage im Jahr – 5,5 Tage mehr als bisher – rhöht. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, insoern sind wir, da gebe ich Ihnen Recht, ein Stück weit ufrieden. Die Neuregelung wird der Tourismuswirtchaft ein zusätzliches Plus von etwa 385 Millionen uro jährlich bringen. Eines haben Sie aber leider ein bisschen falsch darge tellt. Sie haben gesagt, es sei der Antrag einer Bundesagsfraktion gewesen, der die Ministerpräsidenten zu ihem Beschluss bewogen habe. In der Tat hat es einen ntrag der CDU/CSU – die sich gern mit dieser Feder chmücken würde – im letzten Jahr dazu gegeben. Trotzem muss ich Ihnen als Schleswig-Holsteinerin widerprechen. Es war nämlich die schleswig-holsteinische inisterpräsidentin, Heide Simonis, (Otto Fricke [FDP]: Noch-Ministerpräsidentin! – Jürgen Koppelin [FDP]: Die verabschiedet sich gerade!)


ie schon auf der Ministerpräsidentenkonferenz am
7. März letzten Jahres mit einem Antrag die Initiative
n dieser Sache ergriffen hat. Dieser Antrag war iden-
isch mit dem, was die CDU/CSU-Fraktion und die
PD-Fraktion verschiedentlich hier im Bundestag vorge-
ragen haben. Im Kern ging es um die Ausdehnung auf
inen Gesamtferienzeitraum von möglichst 90 Tagen
nd die Rückkehr zum rollierenden System.


(Beifall bei der SPD)

Sie hat im Übrigen noch etwas geschafft, was durch-

us positiv ist. Es ist von uns kritisiert worden, dass die
ultusminister offensichtlich den Wert der Tourismus-
irtschaft in Deutschland ein bisschen zu wenig im
lick gehabt haben. Sie haben zu Recht darauf hin-
ewiesen, wie viele Arbeitsplätze in Deutschland von
er Tourismuswirtschaft abhängen und wie viel diese
um Bruttosozialprodukt beiträgt. Ich lege auch Wert auf
ie Feststellung, dass in diesem Sektor 100 000 Ausbil-
ungsplätze vorhanden sind. Wer verstärkt die Belange
er Tourismuswirtschaft berücksichtigt wissen will, der
uss dafür sorgen, dass die Wirtschaftsministerkonfe-
enz in Zukunft bei den Kultusministern Gehör finden
uss. Das ist auf Antrag Schleswig-Holsteins gesche-
en. Es folgte dieser Beschluss und – ich will Ihnen das
n Erinnerung rufen; das habe ich zwar schon einmal ge-
an, aber vielleicht haben Sie es wieder vergessen – dann
urde ein Konzept erstellt. Das Konzept, das unter der
ederführung des Wirtschaftsministers von Schleswig-
olstein, Bernd Rohwer, entwickelt worden ist, wurde
uf der Wirtschaftsministerkonferenz am 14. und
5. Mai 2003 einstimmig beschlossen. Wenn dieses
onzept umgesetzt worden wäre, hätte sich der Gesamt-
erienzeitraum auf durchschnittlich immerhin 87,8 Tage
rstreckt. Ich wünsche mir bis heute, dass wir gemein-
am die Umsetzung des Konzepts erreichen.
Ich möchte in diesem Zusammenhang eine Zahl nen-

en. Wenn man das Konzept im vergangenen Sommer
mgesetzt hätte, dann hätte das gegenüber der von den






(A) )



(B) )


Bettina Hagedorn

Ministerpräsidenten beschlossenen Regelung für die
Tourismuswirtschaft ein weiteres Plus von 420 Millio-
nen Euro im Jahr – also mehr als 800 Millionen Euro pro
Jahr gegenüber der Regelung von 1999 – bedeutet.
Hochgerechnet auf die Jahre 2005 bis 2010 hätte es für
die Tourismuswirtschaft 2,5 Milliarden Euro zusätzlich
gebracht, wenn der Beschluss der Wirtschaftsminister-
konferenz umgesetzt worden wäre.


(Beifall bei der SPD)

In diesem Zusammenhang muss aber daran erinnert

werden, dass sich auf der Ministerpräsidentenkonferenz,
die am 23. Juni vergangenen Jahres getagt hat, leider nur
die SPD-regierten Bundesländer Schleswig-Holstein und
Mecklenburg-Vorpommern vorbehaltlos hinter die For-
derung der Wirtschaftsministerkonferenz gestellt haben.
Alle anderen Ministerpräsidenten in Deutschland sind
dem Kompromiss der Kultusministerkonferenz gefolgt.
Das allein ist der Grund dafür, dass sich die Sommer-
ferien jetzt nicht über einen Zeitraum von insgesamt
87,8, sondern nur 81,8 Tagen erstrecken.


(Beifall bei der SPD)

Ich habe Sie und auch Herrn Hinsken, der heute leider

nicht anwesend ist, schon im vergangenen Sommer da-
rauf hingewiesen, dass wir für die gleiche Sache kämp-
fen. Es geht natürlich auch uns – Sie haben zu Recht da-
rauf hingewiesen – vor allen Dingen um Familien mit
schulpflichtigen Kindern. Ich komme aus einem sehr
tourismusintensiven Wahlkreis in Schleswig-Holstein
und habe es letztes Jahr live erlebt, dass die Strandkörbe
und Betten im Juni und Juli vergangenen Jahres leer wa-
ren, bevor im August für die 41 Millionen Einwohner
Nordrhein-Westfalens, Baden-Württembergs und Bay-
erns die Ferienzeit begann. Als die Reisenden anrollten,
hatten sie große Not, Betten zu bekommen. In dieser
Zeit, die mit dem wunderbaren Hoch „Michaela“ zusam-
menfiel, hätten die Betten im Schichtwechsel zwei- bis
dreimal belegt werden können. Das war natürlich nicht
möglich, sodass etliche Familien vor dem Schild „Be-
legt“ standen.

Wir ziehen insofern am selben Strang. Das bedeutet
– darauf habe ich Sie bereits in der Debatte im vergange-
nen Jahr hingewiesen –: Sie müssen die Landesregierun-
gen, die die größten Blockierer sind – dabei handelt es
sich, wie Sie wissen, in erster Linie um Bayern und Ba-
den-Württemberg –, dazu bewegen, ihre Haltung zu än-
dern.


(Beifall bei der SPD)

Ich habe Herrn Hinsken schon vor einem Jahr gebeten,
den Versuch zu unternehmen, Herrn Stoiber zu bewegen.
Sonst nimmt Bayern doch immer wieder für sich in An-
spruch, so wirtschaftsnah zu sein. Wenn Sie der Touris-
muswirtschaft etwas Gutes zu wollen, dann tun Sie das
Ihre, damit er sich auf der Ministerpräsidentenkonferenz
flexibel zeigt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ernst Burgbacher [FDP]: Dann müsste auch Herr Steinbrück dazu beitragen!)



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(C (D Das gilt auch für Sie, Herr Burgbacher. Ich wiederhole s: Es gibt in diesem unserem Lande auch CDU/FDP-geührte Regierungen, unter anderem in Baden-Württemerg. (Ernst Burgbacher [FDP]: Wir stellen leider nicht den Kultusminister!)


Das macht nichts. Sie stellen schließlich die Wirt-
chaftsminister in den Kabinetten von Baden-Württem-
erg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Warum haben
ie seitdem im Rahmen der Ihnen als Bundestagsabge-
rdneten zur Verfügung stehenden Möglichkeiten keine
ntsprechenden Initiativen ergriffen?


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das haben wir gemacht!)


Das sagen Sie, Herr Burgbacher. Herr Hinsken hat sich
vergangenen Jahr damit herausgeredet, er habe Herrn

toiber schon sehr viele Briefe geschrieben. Wenn es Ih-
en nicht gelingt, Ihre eigenen Landesregierungen zu
berzeugen, die in dieser Frage zuständig sind, dann ist
s auch ein Ausdruck von Hilflosigkeit, im Bundestag
inen solchen Antrag vorzulegen. Im Endeffekt kann das
ur ein Showantrag sein.


(Beifall bei der SPD – Ernst Burgbacher [FDP]: Es ist kein Showantrag! – Otto Fricke [FDP]: Wie war das denn bei Ihnen mit der Ausbildungsplatzabgabe?)


atürlich können wir an die Bundesländer appellieren.
ber wir haben nun einmal ein föderales System, in dem
ie Bundesländer dafür zuständig sind. Ich bitte Sie sehr:
ewegen Sie Ihre Landesregierungen in die richtige
ichtung, die bisher leider nur durch eine Blockadehal-
ng geglänzt haben!

(Beifall bei der SPD – Ernst Burgbacher [FDP]: Sie müssen NRW genauso bewegen!)

Es hätte der Glaubwürdigkeit gedient, wenn Sie,

achdem wir ein Jahr darüber diskutiert haben, einmal
esagt hätten, was Sie inzwischen bei Ihren Bundeslän-
ern erreicht haben und warum diese weiter blockieren.
ch kann Ihnen sagen, dass ich am letzten Montag mit
einer Landesregierung in Schleswig-Holstein noch
inmal gesprochen habe. Ich darf Ihnen einen schönen
ruß von Frau Simonis und Herrn Rohwer bestellen.
enn es unerwarteterweise dazu kommen sollte, dass
ines der großen Länder des Südens, zum Beispiel
ayern oder Baden-Württemberg – hier haben Sie ja
influss –, die Initiative, den Wirtschaftsministerkonfe-
enzbeschluss vom 15. Mai letzten Jahres wieder aufle-
en zu lassen, in der Ministerpräsidentenkonferenz
laubwürdig mitträgt, dann können Sie ganz sicher sein,
ass Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern
ofort dabei wären. Schließlich haben diese beiden Bun-
esländer schon im letzten Jahr zu Protokoll gegeben,
ass sie diesen Beschluss umsetzen wollen.
Ich komme zum Schluss. Es wäre für die Familien
irklich ein Segen, wenn wir an dieser Stelle vorankom-
en würden.


(Beifall bei der SPD)







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(B) )


Bettina Hagedorn

Wenn es eine solche Initiative der Länder des Südens
noch einmal geben sollte, dann wäre es nach Aussage
meiner Ministerpräsidentin durchaus möglich, von 2006
an zu einer erneut verbesserten Ferienregelung zu kom-
men. Wie viele Milliarden dies der Tourismuswirtschaft
bringen würde, habe ich Ihnen schon vorhin vorgerech-
net. Aber was man gar nicht messen kann, ist, wie vielen
Familien wir damit pures Urlaubsvergnügen bescheren
würden. Jetzt ist es zur Ferienzeit so, dass man im Stau
steht, dass die Kinder – berechtigterweise – quaken, dass
die Eltern gestresst und genervt sind und dass sich die
Preisspirale wegen der großen Nachfrage wieder nach
oben zu drehen beginnt. Das alles geht gerade zulasten
von Familien mit Kindern.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511909800

Frau Kollegin, Ihre Redezeit!


Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1511909900

Herr Burgbacher, nur Mut! Sie werden uns und die

Tourismuswirtschaft an Ihrer Seite haben, wenn es da-
rum geht, die Länder des Südens in die richtige Richtung
zu bewegen.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Kinder quaken nicht!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511910000

Das Wort hat der Kollege Klaus Brähmig, CDU/CSU-

Fraktion.


Klaus Brähmig (CDU):
Rede ID: ID1511910100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Nachdem wir vor einigen Wochen in diesem
Haus zum wiederholten Mal über die Verlängerung der
Sperrzeiten in der Außengastronomie debattiert haben,
erscheint mir auch der Inhalt des FDP-Antrages „Som-
merferienregelung verbraucherfreundlicher gestalten“
als ein alter Bekannter. Beide Beispiele machen eines
sehr deutlich: Deutschland tut sich sehr schwer, wenn es
darum geht, die touristischen Rahmenbedingungen in
unserem Land auf unbürokratische und kostengünstige
Art und Weise nachhaltig zu verbessern.

Wir, die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, unterstützen
den heute debattierten Antrag der FDP-Fraktion aus-
drücklich, da auch wir dieses Thema mit unserem bereits
im Jahre 2003 in den Deutschen Bundestag eingebrach-
ten Antrag „Schaffung einer familienfreundlichen, ver-
kehrsentlastenden und wirtschaftsfördernden Ferien-
regelung“ aufgegriffen haben. Frau Hagedorn, ich
unterstütze Sie ausdrücklich. Es gibt zwar das Sprich-
wort: „Viele Köche verderben den Brei.“, aber hier kann
man durchaus das Gegenteil behaupten. Die vielen Initia-
tiven der Landesparlamente, aber auch des Bundestages,
des Ausschusses für Tourismus und der Fraktionen ha-
ben durchaus für Bewegung in der Kultusministerkonfe-
renz gesorgt.

Die derzeitige Regelung der Schulferien in Deutsch-
land ist für extreme Verkehrsverhältnisse in den Som-

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(C (D ermonaten und nicht ausreichende Erholungsmöglicheiten für Familien mit schulpflichtigen Kindern erantwortlich. Sie ist außerdem sowohl für die Nachfraer als auch für die Anbieter touristischer Produkte und ienstleistungen ein großes Ärgernis. Das Hauptprolem besteht darin, dass das Beherbergungsgewerbe in pitzenzeiten bei einer zu großen Nachfrage zu geringe apazitäten zur Verfügung stellen kann. Nach Informaionen des Deutschen Hotelund Gaststättenverbandes echnet das Beherbergungsgewerbe bei der neuen Somerferienzeitregelung mit einem Umsatzausfall in Höhe on mehr 1 Milliarde Euro. Kollege Burgbacher hat beeits darauf hingewiesen. Zwar gibt es in diesem Jahr eien Korridor von 82 Ferientagen – was ein Plus von wölf Tagen im Vergleich zum Vorjahr bedeutet –, jeoch sind wir mit der Neuregelung noch weit vom geünschten und wirtschaftlich sinnvollen Zeitrahmen von 0 Tagen und mehr entfernt. Wer als Bundesbürger seine Ferien mit Kindern nicht n Deutschland verbringen kann, da es aufgrund der hoen Nachfrage entweder keine freien Betten mehr gibt der diese nicht mehr bezahlbar sind, weicht oftmals ins usland aus. Obwohl es auch dort in beliebten Ferienreionen zunehmend Engpässe mit daraus resultierenden ohen Preisen gibt, existieren im Ausland naturgegeben ehr Ausweichmöglichkeiten. Das hier in Deutschland art erarbeitete Urlaubsgeld schafft dann bei unseren achbarn in Europa Arbeitsplätze und sorgt dafür, dass nderswo die Kassen klingeln. Für die deutsche Hotellerie und die privaten Vermie er bedeutet dies jedoch, dass sie ihre Betten in der kuren Hochsaison zwar doppelt und dreifach vermieten önnten, dass diese Betten in der langen Vorund Nachaison jedoch leer bleiben. Durch die Verkürzung der Hauptsaison muss es uneigerlich zu Preiserhöhungen kommen, da die Hoteiers ihre fixen Kosten auf wenige Tage umrechnen müsen. Dies stellt eine zusätzliche finanzielle Belastung für amilien mit schulpflichtigen Kindern dar. Verbunden mit der angespannten wirtschaftlichen age können sich daher viele Familien in Deutschland berhaupt kein Urlaub mehr leisten. Dass dringender andlungsbedarf besteht, verdeutlichen zum Beispiel ie aktuellen Zahlen zur Umsatzentwicklung, die der eutsche Hotelund Gaststättenverband bereithält: War as Jahr 2002 mit einem Minus von 4,7 Prozent schon ehr schlecht, so musste das Gastgewerbe im Jahr 2003 rneut einen Rückgang von 5,0 Prozent verkraften. Beor die Saison 2004 richtig begonnen hat, wies bereits as erste Quartal dieses Jahres ein Umsatzminus von Prozent aus. Zur Entzerrung der Ferienzeiten in eutschland gilt daher der Grundsatz: Kleine Ursache, roße Wirkung. Mir ist durchaus bewusst, dass dieser Sachverhalt ei entlich nicht in die Regelungskompetenz des Bundes ällt, da die Ferienkorridore von den Bundesländern in er Kultusministerkonferenz abgestimmt und einstimig bestätigt werden müssen. So war es bisher und so ird es sicher auch in Zukunft sein. Klaus Brähmig Allerdings hat sich in der Vergangenheit nur zu oft ge zeigt, dass die Kultusministerkonferenz allein nicht in der Lage ist, eine den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Anforderungen Rechnung tragende Lösung zu erarbeiten. Dass wir uns dennoch im Deutschen Bundestag mit diesem Thema auseinander setzen, liegt an den negativen Auswirkungen der derzeitigen Regelungen auf Familien, Wirtschaftsunternehmen und vor allem unsere Umwelt. Die Sommerferienregelung betrifft die Menschen zwischen Berchtesgaden – unser Kollege Ramsauer mit seinem zauberhaften Wahlkreis (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das kann man nicht oft genug sagen!)





(A) )


(B) )


ist ja anwesend – und Flensburg, zwischen Aachen und
Görlitz gleichermaßen und ist daher ein Problem von na-
tionaler Tragweite.

In der Vergangenheit war es undenkbar, dass die be-
völkerungsreichsten Bundesländer, Nordrhein-Westfa-
len, Bayern und Baden-Württemberg, zur gleichen Zeit
Sommerferien hatten. Ich appelliere hier auch an die So-
lidarität der Großen mit den Kleinen, der nördlichen mit
den südlichen Bundesländern.

Der Beschluss der Kultusministerkonferenz zur Som-
merferienordnung von 1999 sorgt aber in diesem und in
den kommenden Jahren für eine unzumutbare Verdich-
tung der Reisezeiten. In der Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Tourismus auf unseren 2003 einge-
brachten Antrag heißt es zusammenfassend und richtig
– ich zitiere –:

Die Fraktion der CDU/CSU hielt es trotz des Be-
schlusses der Ministerpräsidentenkonferenz für
richtig, ein Signal zu setzen, damit der angestrebte
Maximalzeitrahmen von 90 Ferientagen durch die
Kultusministerkonferenz nicht zu sehr verwässert
wird. Insofern sei es auch richtig, die Bundesregie-
rung zu ersuchen, ihren Einfluss geltend zu
machen, denn wegen der aufgeworfenen familien-
politischen und verkehrlichen Fragen gehe es um
gesamtwirtschaftliche Komponenten, die eine Bun-
deszuständigkeit begründen. Es sei Aufgabe des
Tourismusausschusses darauf hinzuweisen, was
eine möglichst weit gehende Entzerrung der Haupt-
ferienzeit bedeutet. So in erster Linie Preisvorteile
für die Urlaubsgäste, vor allem Familien mit Kin-
dern, weniger Stress beim Reiseverkehr, bessere
Auslastung der Beherbergungsbetriebe und dadurch
höhere Umsätze der Tourismuswirtschaft.

Unabhängig von der heutigen Diskussion über den
Antrag einer Neuordnung der Ferienregelung, die übri-
gens keinen einzigen Euro an Kosten verursachen
würde, ist es notwendig, auch einige Worte über die ak-
tuelle Situation und die Rahmenbedingungen der Touris-
muswirtschaft zu sagen. Ich bin davon überzeugt, dass
wir die gegenwärtige Debatte über die Entzerrung der
Sommerferien nicht führen würden, wenn die wirtschaft-
liche Lage in unserem Land nicht so katastrophal wäre.
Galt dies schon im vergangenen Jahr, so hat sich die Si-
tuation dank rot-grüner Politik eher verschlechtert als
verbessert. Solange die Regierung Schröder im Amt

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(C (D leibt, sehe ich keine Ansätze für eine spürbare Besseung. Wenn die Binnenkonjunktur anspringen soll, muss en Konsumenten wie den Unternehmern vor allem Plaungssicherheit und Kaufkraft gegeben werden. Dies ist n keinem Politikbereich eine Stärke dieser Koalition. Während der Bundeskanzler und sein Superminister n ganz Deutschland den wirtschaftlichen Aufschwung erkünden, muss ehrlicherweise die Frage erlaubt sein: ann handelt die Bundesregierung? (Brunhilde Irber [SPD]: In den Ferien! – Heiterkeit)


Nun kann man der Regierung nicht vorwerfen, sie
ntwickele keine eigenen Ideen. Superminister
olfgang Clement schlug beispielsweise vor, gesetz-

iche Feiertage zu streichen. Nach seinen Vorschlägen
ollen Feiertage, die auf einen Werktag fallen, auf den
arauf folgenden Sonntag verschoben werden. Nach
edienberichten war die Bundesregierung sogar bereit,
nseren Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober zu op-
ern.
An dieser Stelle frage ich mich jedoch, ob diejenigen,

ie solches fordern, überhaupt den Sinn von Gedenk-
nd Feiertagen erkannt haben.


(Maria Michalk [CDU/CSU]: Das ist richtig!)

est- und Feiertage, besonders aus kirchlichem Anlass,
ind ein Stück Kulturgut und Bestandteil überlieferter
raditionen.


(Maria Michalk [CDU/CSU]: Das muss auch so bleiben!)


Die bundesdeutschen Feiertage bieten oftmals die
öglichkeit, durch so genannte Brückentage Kurz-
rlaube und Reisen über ein verlängertes Wochenende
urchzuführen, die für den Tourismusstandort Deutsch-
and ein wichtiges Standbein sind. Ich bin mir allerdings
icher, dass die christlichen und gesetzlichen Feiertage
ie wenigen noch vor uns liegenden Monate rot-grüner
egierungsverantwortung ohne Schaden überstehen
erden.
Der politische Einsatz für eine bessere Ferienregelung

nd der Erhalt der deutschen Feiertage machen Sinn,
icht nur für die Tourismusbranche, sondern ebenfalls
ür die Menschen und deren Gesundheit. Mit einer alten
eisheit möchte ich schließen: Niemand ist unerschöpf-

ich. Jeder Mensch braucht Erholung, damit er nicht zur
aschine wird, sondern neu zu sich selbst und zu ande-

en Menschen finden kann.
Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511910200

Die Kollegin Undine Kurth, Bündnis 90/Die Grünen,

at ihre Rede zu Protokoll gegeben.1)

Anlage 10






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf

Drucksache 15/3102 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe den Zusatzpunkt 16 auf.
Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbegleit-

(Haushaltsbegleitgesetz 2005 – HBeglG 2005)

– Drucksache 15/3442 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Ernst Bahr, SPD-Fraktion.


Ernst Bahr (SPD):
Rede ID: ID1511910300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Mit der Einbringung des vorliegenden Haushaltsbegleit-
gesetzes steigen wir bereits in die parlamentarische Be-
ratung des Haushalts 2005 ein. Wir werden uns dabei
mehr an die Fakten halten, als das der Kollege von der
CDU/CSU eben in Bezug auf die Feriengestaltung getan
hat. Man kommt sich bei solchen Reden manchmal vor
wie im Kabarett.

Lassen Sie mich zu Beginn einige grundsätzliche Be-
merkungen zur Haushaltsplanung machen, bevor ich
zum Haushaltsbegleitgesetz komme, das dieses Jahr aus-
schließlich den Etat des Bundesministeriums für Ver-
braucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft betrifft.

Wir wissen, dass soziale Gerechtigkeit nicht allein
für die heutige Generation gelten darf, sondern bereits
hier und heute für künftige Generationen eingefordert
und vorbereitet werden muss. Die Bundesregierung hat
deshalb mit der Agenda 2010 umfangreiche Modernisie-
rungsvorhaben auf den Weg gebracht. Wir müssen uns
den Herausforderungen aus einer zunehmenden Ver-
flechtung der Weltwirtschaft, die auch in der Erweite-
rung der Europäischen Union zum Ausdruck kommt,
und dem fortschreitenden Alterungsprozess unserer Ge-
sellschaft stellen. Es gilt, unseren Sozialstaat und unsere
Marktwirtschaft zu erneuern und fortzuentwickeln, um
Wohlstand und soziale Gerechtigkeit zukunftsfest zu
machen. Nur wenn wir heute unsere sozialen Siche-
rungssysteme reformieren, können sie weiterhin beste-
hen und unseren Kindern Wohlstand und soziale Gerech-
tigkeit ermöglichen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Dies gilt auch für die sozialen Sicherungssysteme in er Landwirtschaft, die inzwischen mehr als zwei Dritel des Geldes aufbrauchen, das dem Bundesministerium ür Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft ur Verfügung steht. (Albert Deß [CDU/CSU]: Weil alles andere gekürzt worden ist!)


Nein, lieber Albert; ihr habt das schon falsch gemacht
nd wir müssen es korrigieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir können deshalb mittelfristig auch in diesem Bereich
icht an Reformen vorbei, auch wenn diese Erkenntnis
ei der CDU/CSU noch nicht angekommen zu sein
cheint.
Die Renten- und die Gesundheitsreform haben hier

ereits jetzt zu einer spürbaren Entlastung geführt. Ohne
ie hätten wir im Haushalt 2005 des Verbraucherschutz-
inisteriums wesentlich höhere Ausgaben zu schultern.
ur reicht das bisher Geleistete nicht aus, weshalb wir
eute den vorliegenden Gesetzentwurf beraten.
Konjunkturgerechte Haushaltskonsolidierung ist und

leibt das Fundament einer verantwortungsvollen und
ukunftsfähigen Haushalts- und Finanzpolitik. Mit den
usgaben für Arbeitsmarkt, Sozialversicherungen, Ver-
orgung, Personal und Zinsen sind bereits ungefähr
0 Prozent der Gesamtausgaben des Bundes gebunden.
ie Mittel für diese fünf Haushaltsbereiche stehen nicht
ür Investitionen in Zukunftsaufgaben wie Bildung und
orschung zur Verfügung. Unsere Konsolidierungspoli-
ik ist deshalb darauf ausgerichtet, das Wachstum kon-
umtiver Ausgaben zu bremsen und Subventionen abzu-
auen. Genau um diese Dinge geht es in unseren
eratungen heute und in den nächsten Wochen.
Neben konjunkturgerechter Konsolidierung und der

ortsetzung der Reformen brauchen wir aber auch ge-
ielte finanzpolitische Impulse zur Unterstützung der
ich abzeichnenden wirtschaftlichen Erholung. Trotz der
aushaltspolitisch schwierigen Ausgangslage bleiben
ir deshalb dabei, dass die Steuersätze der Einkommen-
teuer mit Beginn des Jahres 2005 weiter gesenkt wer-
en. Die Entlastung der Bürger und Unternehmen um
eitere 6,8 Milliarden Euro wird dem privaten Konsum
usätzliche Impulse geben und die Investitionsbereit-
chaft der Unternehmen erhöhen. Insgesamt haben wir
s mit unseren steuerpolitischen Maßnahmen trotz der
lockaden im Bundesrat geschafft, dass die Steuerzahler
eit 1999 um mehr als 52 Milliarden Euro entlastet wur-
en. Wir reden also nicht nur von Steuerentlastung, son-
ern handeln auch dementsprechend.
Wir haben das größte Steuerentlastungsprogramm in

er Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Kraft
esetzt. Der Eingangssteuersatz wurde in der Zeit von
998 bis 2005 von 29,9 Prozent auf 15 Prozent gesenkt,
er Spitzensteuersatz von 53 Prozent auf 42 Prozent.
er Grundfreibetrag ist von 6 322 Euro auf 7 664 Euro
ngehoben worden. Diese Entlastungen kommen weit-
ehend den unteren und mittleren Einkommensschichten






(A) )



(B) )


Ernst Bahr (Neuruppin)


zugute. Unsere Steuersenkungspolitik hat dazu geführt,
dass Deutschland im europäischen Vergleich die nied-
rigste Steuerquote hat, nämlich 21,7 Prozent im Jahr
2002. Auch die Abgabenquote liegt nunmehr mit
36,2 Prozent im Jahr 2002 im Mittelfeld. Eine weitere
Absenkung der Steuerquote ist vor dem Hintergrund der
notwendigen Zukunftsinvestitionen nicht vertretbar.

Das ständige Gerede von einer radikalen Steuerre-
form, die aus Sicht der Union auch mit einer radikalen
Senkung der Steuersätze verbunden sein sollte, hat mit
einer seriösen Haushalts- und Finanzpolitik nichts zu
tun.


(Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der CDU-Wirtschaftsrat zielt mit seiner neuerlichen
Forderung nach einem Steuerstufenmodell mit Steuer-
sätzen von 10, 20 und 30 Prozent vielmehr einzig und al-
lein darauf ab, Spitzenverdiener massiv steuerlich zu
entlasten. An dieser Stelle möchte ich an den Bericht al-
ler Finanzminister der Bundesländer erinnern, die über-
einstimmend festgestellt haben, dass diese Einfachsteu-
ermodelle weder finanzierbar noch verteilungspolitisch
gerecht sind. Das sagen wohlgemerkt übereinstimmend
alle Finanzminister der Länder. Einfachheit ist eben kein
Wert an sich. Die Lebenswirklichkeit ist von komplexen
Sachverhalten geprägt, die eines angemessenen Maßes
an steuerlichen Regelungen bedürfen. Wir haben einige
Schritte in diese Richtung getan. Die Unionsforderungen
im Steuer- und Sozialbereich würden auch nach Ein-
schätzung Ihres Kollegen Herrn Seehofer nicht gedeckte
Kosten von rund 100 Milliarden Euro verursachen. Eine
derart populistische und unsolide Finanz- und Haushalts-
politik ist mit uns nicht zu machen.

Stattdessen stärken wir mit der Innovationsoffensive,
die der Bundeskanzler bereits im März angekündigt hat,
Forschung und Bildung. Wir machen den Ländern und
Gemeinden das Angebot, die Mittel aus der Eigenheim-
zulage zur Verstärkung von Forschung und Bildung ein-
zusetzen. Die Bundesregierung wird deshalb nach der
Sommerpause einen Gesetzentwurf zur Abschaffung der
Eigenheimzulage vorlegen. Bis zum Jahr 2008 können
somit 3 Milliarden Euro vom Bund und weitere 3 Mil-
liarden Euro von den Ländern und Gemeinden mobili-
siert werden. Damit stehen zusätzlich 6 Milliarden Euro
für Forschung und Bildung zur Verfügung, die wir in die
Zukunft der Menschen und in Verbesserungen der Wett-
bewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland investie-
ren können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch der Haushalt des Verbraucherschutzministe-
riums profitiert von der angekündigten Innovationsof-
fensive. Im Einzelplan 10 sind 5 Millionen Euro einge-
plant, die in der Finanzplanung auf 20 Millionen Euro
im Jahre 2008 anwachsen. Mit diesen Mitteln sollen In-
novationen in verschiedenen Bereichen gefördert wer-
den. Dazu gehören neue Verfahren für sichere Lebens-
mittel, neue Konzepte der Tierhaltungstechnik,
umweltschonende Agrarproduktion sowie neue Unter-

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(C (D ehmenskonzepte für dünn besiedelte ländliche Räume. oraussetzung bleibt an dieser Stelle jedoch die Zustimung der CDU/CSU im Bundesrat. Da wird sich zeigen, ie ernst es Ihnen mit dem auch von Ihnen so viel bechworenen Subventionsabbau ist. Die Mittel für die Agrarsozialpolitik machen mit inem Ansatz von 3,7 Milliarden Euro bereits 72 Proent der Gesamtausgaben des Verbraucherschutzministeiums aus. Damit wird deutlich, dass dieser Bereich nicht on notwendigen Einsparungen ausgenommen werden ann, zumal es sich um konsumtive Mittel handelt, die en Spielraum für die übrigen Felder der Agrarund egionalpolitik erheblich einschränken. Lassen Sie mich an dieser Stelle etwas aus einer Pres emitteilung eines Kollegen in der vergangenen Woche iedergeben. Dort heißt es, dass die Summe der rein onsumtiven Sozial-, Versorgungs-, Zinsund Personalusgaben derart zugenommen habe, dass dadurch im ahr 2005 die Steuereinnahmen des Bundes fast volltändig aufgefressen würden. Weiter heißt es, Deutschnd habe ein massives Ausgabenproblem, womit wir uf Kosten unserer Kinder lebten. Völlig richtig, was der Kollege Friedrich Merz hier m 23. Juni gesagt hat! Nur sollte er das vielleicht Herrn toiber und den Agrarpolitikern seiner eigenen Partei saen, damit es entsprechend berücksichtigt wird. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben bereits im vergangenen Jahr mit dem
aushaltsbegleitgesetz einen Gesetzentwurf zur maßvol-
n Reduzierung der Sozialausgaben und zum Abbau
on Subventionen vorgelegt. Im Bundesrat wurden diese
nderungen im Agrarbereich jedoch aus opportunisti-
chen Gründen wieder rückgängig gemacht. Mit Blick
uf den vorliegenden Entwurf zum Haushaltsbegleitge-
etz und die kommenden Beratungen zur Eigenheimzu-
ge bin ich schon jetzt gespannt, ob Sie sich den richti-
en Erkenntnissen Ihres Kollegen anschließen oder
ieder Klientelpolitik zulasten zukünftiger Generatio-
en betreiben werden.
Insgesamt beläuft sich der Haushalt des Verbraucher-

chutzministeriums im Entwurf 2005 auf 5,1 Milliarden
uro. Das sind 108 Millionen Euro bzw. 2,1 Prozent we-
iger als im Vorjahr. Hinzu kommen die Einsparungen
ei der Subventionierung des Agrardiesels aus dem hier
orliegenden Gesetzentwurf.
Wir werden diese Änderungen mit Ihnen gemeinsam

eraten. Der vorliegende Entwurf muss dabei nicht das
tzte Wort sein. Für konstruktive Vorschläge Ihrerseits
ind und bleiben wir offen. Es muss jedoch schon etwas
ehr sein als die leeren weißen Blätter, die Sie uns im
ergangenen Jahr vorgelegt haben.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511910400

Nächster Redner ist der Kollege Norbert Schindler,

CDU/CSU-Fraktion.


Norbert Schindler (CDU):
Rede ID: ID1511910500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Verehrte

Zuhörer auf den Tribünen! Herr Kollege Bahr, eine
Kernfeststellung Ihrer Rede war, dass 70 Prozent von
Künasts Etat festgelegt seien. Sie müssen aber auch die
Gründe nennen: 19 von 20 Kindern aus bäuerlichen Fa-
milien gehen in andere Berufe; das kann man euch nicht
oft genug sagen. Wenn Sie Friedrich Merz zitieren, dass
wir unsere Kinder in Zukunft nicht weiter belasten soll-
ten, kann ich nur entgegnen, Herr Bahr: Es findet seit
20 Jahren permanent statt, dass in einem schrumpfenden
Berufsstand 90 Prozent der Altenlast von wenigen über-
nommen werden müssen. Diese Zahlen kommen nur zu-
stande, weil die wenigen, die in der Landwirtschaft noch
tätig sind, mit hohen Beiträgen im aktiven wie im passi-
ven Bereich belastet werden. Das darf nicht fortgesetzt
werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn Sie ehrlich sind, müssen Sie das zugeben.

Wir haben vor ungefähr zwei Stunden Hartz IV ver-
abschiedet. Auch in dieser Debatte wurde, vor allem von
unserem Kollegen Karl-Josef Laumann – ebenso haben
wir es gestern Abend in einer anderen Diskussion ge-
hört –, festgestellt: Rot-Grün betreibt derzeit mit System
einen Arbeitsplatzabbau in der Bundesrepublik
Deutschland und verschärft damit den Standortnachteil
der deutschen Landwirtschaft.

Der Einspruch des Bundesrates gegen den Nationalen
Allokationsplan wird nächste Woche mit Kanzlermehr-
heit zurückgewiesen. Das heißt konkret: Investitionen
im Chemikalienhandel finden nicht mehr in Deutschland
statt; BASF zum Beispiel geht nach Antwerpen oder
Tarragona. Ergebnis: 200 Arbeitsplätze in Deutschland
weniger.

Auch Genforschung im grünen Bereich findet in
Deutschland nicht mehr statt. Vorstände haben beschlos-
sen, in die USA zurückzugehen. Dabei hatten sie erst vor
zwei Jahren den Mut, an den Standort Deutschland zu
gehen.

Ich komme zur Gasölbeihilfe und zu den Kürzungen
im Krankenversicherungsbereich. Herr Diller, ich kann
es nur als Versuch einer späten Rache bezeichnen.
Eigentlich müsste sich Ihr Kollege Herr Thalheim wie
ein gerupftes Huhn vorkommen, weil die Etatansätze bei
den anderen Ministerien gleich bleiben oder erhöht wer-
den, aber der Etat des Ministeriums für Verbraucher-
schutz und Landwirtschaft gekürzt wird.

Warum gibt es die Dieselölbeihilfe? Sie gibt es, weil
in den anderen Staaten der Europäischen Union die
Steuer niedriger ist. In Österreich beträgt sie 10 Cent; in
Frankreich, in den Niederlanden und in England beträgt
sie sogar nur 6 Cent. Wir liegen derzeit dank der Öko-
steuer bei 26 Cent. Die Begründung für diese Beihilfe ist
– auch das gehört zum Hintergrund –: Bauern brauchen

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(C (D u 90 Prozent ihren Dieselkraftstoff für das Arbeiten auf hren Äckern. Sie benutzen in der Regel nicht die bunesdeutschen Straßen. Wir sollen den Bauern erklären – die grüne Fraktion at diesen Punkt schon angesprochen –, warum das lugbenzin bei der Besteuerung bewusst außen vor geassen wird. Die Landwirtschaft in Deutschland wird im uropäischen Vergleich ganz klar benachteiligt. In den renzregionen – ich nenne beispielsweise Baden oder as Saarland – gibt es einen Wettbewerbsnachteil geenüber dem Elsass und Lothringen. Pro Hektar gibt es ine Steigerung unserer Mehrkosten der Produktion von erzeit 60 Euro um 56 Prozent. So kommt man auf ehrkosten von rund 80 bis 90 Euro. Diese Rechnung agt alles. Die Produktion bei uns wird teurer. Vor einer Stunde haben wir über zukunftsweisende ntscheidungen in der Agrarpolitik geredet. Was gibt es n diesem Bereich nicht alles zu verdauen! Die Entwickung in der deutschen Landwirtschaft ist im vierten Jahr egativ. Dies hat Rot-Grün unter Frau Künast entscheiend mit zu verantworten. Die Einkommensminderung ro Jahr beträgt 10 Prozent. Aufgrund der Anzahl von etriebsverkleinerungen kann man davon sprechen, dass s einen brutalen Strukturwandel gibt. Auch den haben ie mit zu verantworten. Im Rahmen von Hartz III und artz IV redet man davon, Zukunftssicherung zu betreien, indem neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Auf er anderen Seite werden Arbeitsplätze bewusst abgeaut. Ich komme noch einmal auf den Sozialbereich zu prechen. 70 Prozent der Ausgaben von Frau Künast ind festgelegt. Dies heißt, dass die Krankenversicheungsbeiträge für die aktiven Beitragszahler von durchchnittlich 13 bis 14 Prozent auf 20 Prozent ansteigen. rklären Sie den Bauern im Lande, wie das mit dem orhaben von Frau Schmidt zu vereinbaren ist, den Geundheitsbereich zu stabilisieren und Beitragserhöhunen zu verhindern. Ich muss Ihre Politik nicht vertreten. ber ich will diese nackten Tatsachen nennen, die sich or allem im Süden und im Südwesten zeigen. Diese Regierungsvorlage zeigt Ihr schlechtes Gewis en. Man will die Flächenbetriebe des Ostens hinsichtich Gasöl unterstützen. Aber im Südwesten verursacht an dadurch Strukturverwerfungen – die napoleonische eilung lässt grüßen –, die die Betriebe weiß Gott nicht u verantworten haben. So kann man den Standort eutschland, was die Industrie und was die Landwirtchaft angeht, in der Zukunft nicht sichern. Sie sind abolut auf dem verkehrten Weg. Es stehen noch Streichungen bei der Berufsgenossen chaft an, worüber wir im September bei der Beratung es Haushalts reden werden. Ich nenne ferner das chlagwort Vermögen der Landwirtschaftlichen Rentenank. Obwohl der Bund jedes Jahr die Hälfte der Zinserräge in den Bundeshaushalt einbuchen kann, will man ie Reserven einer vorbildlich geführten Bank um die älfte reduzieren, damit man kurzfristig über dieses Jahr inwegkommt. Wer so und auch in Bezug auf die Geeinschaftsverpflichtungen zwischen Bund und Land so andelt, der betreibt keine gute Politik der Zukunfts Norbert Schindler sicherung für unsere Betriebe, aber auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Sie sollten sich Ihr weiteres Vorgehen gut überlegen. Wir werden unsere Meinungen in den abschließenden Beratungen und in den Ausschüssen entsprechend kundtun. Ich bin gespannt, wie sich manches Bundesland zu diesen Vorstellungen äußert. Vielen Dank. Die Kollegin Franziska Eichstädt-Bohlig, Bündnis 90/ Die Grünen, und der Kollege Jürgen Koppelin, FDP, werden ihre Reden zu Protokoll geben.1)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511910600
ich als letzten Redner den Kollegen Albert Deß, CDU/
CSU, auf.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1511910700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Heute debattieren wir den von Rot-Grün einge-
brachten Entwurf eines Haushaltsbegleitgesetzes 2005.
Hinter dem harmlos klingenden Titel verbirgt sich der
erneute Versuch, einen ganzen Wirtschaftszweig, die
Landwirtschaft, zu schikanieren. Gleichzeitig begeht
Rot-Grün mit diesem Gesetzentwurf mehrere mir unver-
ständliche Vertrauensbrüche.

Im Dezember letzten Jahres wurden im Vermittlungs-
verfahren zum Bundeshaushalt 2004 zahlreiche Ein-
schnitte für die Landwirte verhindert, die zu einer einsei-
tigen nationalen Benachteiligung geführt hätten. Jetzt
liegen genau diese bereits im vorigen Jahr geplanten
Einschnitte bei der Besteuerung von Agrardiesel, beim
Zuschuss für die landwirtschaftlichen Krankenversiche-
rungen und auch bei der Berufsgenossenschaft bei Rot-
Grün erneut auf dem Tisch. Die Bauern haben sich da-
rauf verlassen, dass das Ergebnis des Vermittlungsaus-
schusses zum Tragen kommt. Jetzt müssen sie bitterlich
erkennen, dass auf Rot-Grün – wie leider so oft – kein
Verlass ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wichtig für unsere Landwirte und auch für die übrige

Wirtschaft wäre es, wenn diese abgewirtschaftete Bun-
desregierung eine bessere und vor allem wachstums-
orientierte Wirtschafts- und Finanzpolitik betreiben
würde. Dann müsste sie nicht frühere Versprechen bre-
chen und einen Beutezug gegen einen Wirtschaftszweig
führen, der seit mehr als fünf Jahren dem rot-grünen
Würgegriff ausgesetzt ist.

Im Agrarbericht 2004 musste diese Bundesregierung
zum vierten Mal in Folge einen Einkommensrückgang
bei den landwirtschaftlichen Betrieben eingestehen. Die-
ses Mal waren es dramatische 25 Prozent. Für das lau-
fende Wirtschaftsjahr hat die Bundesregierung selbst
eine weitere Einkommensverringerung um bis zu 8 Pro-

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d1) Anlage 11

(C (D ent prognostiziert. Kein anderer Wirtschaftszweig in nserem Land muss mit solchen Einkommenseinbußen echnen. Die erneut beabsichtigte Kürzung der bereits sehr iedrigen Steuervergünstigung bei Agrardiesel beachteiligt die deutsche Landwirtschaft – der Kollege orbert Schindler hat das bereits erwähnt – auch gegenber der Schiffund Luftfahrt. Dort müssen keine Steurn gezahlt werden, weil keine öffentlichen Straßen beutzt werden. Auch die Landwirte verfahren 90 Prozent res Agrardiesels auf ihren Äckern und nicht auf öffentchen Straßen. Das ist der Grund, warum die Landwirte inen niedrigeren Agrardieselsteuersatz hatten. Der Kollege Norbert Schindler hat die unterschiedli he Höhe der Agrardieselsteuersätze in Europa angeprochen: Dänemark: 0; Frankreich: 5,5 Cent; Großbrinnien: 6 Cent. Für die deutschen Bauern – ob Großder Kleinbetriebe – bedeutet das eine gewaltige Wettewerbsverzerrung. Ich ärgere mich vor allem darüber, ass Frau Künast auf europäischer Ebene bisher in einster Weise versucht hat, eine europaeinheitliche Reelung umzusetzen. Lieber Kollege Ernst Bahr, wir kennen uns gut. Ich äre dankbar, wenn diese Bundesregierung initiativ ürde und sich für einen einheitlichen europäischen grardieselsteuersatz einsetzen würde. Ob der dann bei 0, 20 oder 30 Cent liegt, ist Nebensache. Ich würde den iedrigeren Satz zwar bevorzugen; aber selbst ein höheer europaweit einheitlicher Satz würde zumindest dazu ühren, dass die Wettbewerbsverzerrung innerhalb Euroas aufgehoben wird. (Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Sie gehen doch ins Europaparlament! Dann können Sie das doch zu Ihrer Aufgabe machen!)


Frau Kollegin Wolff, ich werde dort initiativ werden.
as können Sie mir glauben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das zeigt die Unglaubwürdigkeit dieser Bundesregie-
ung: Sie belastet die deutschen Bauern national und ver-
ucht nicht auf europäischer Ebene, einen gerechten
usgleich herbeizuführen. Für uns bayerische Landwirte
t es übrigens besonders schmerzhaft, dass wir weitere
inschnitte hinnehmen müssen, da unser Nachbarland
en Agrardieselsteuersatz exakt von 30,2 Cent auf
,8 Cent senkt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Österreich!)

s ist natürlich schon schmerzhaft, wenn wir feststellen
üssen, dass hinter der Grenze eine entgegengesetzte
grarpolitik gemacht wird, nämlich zugunsten und nicht
ulasten der österreichischen Bauern.
Ein weiterer Punkt ist angesprochen worden, der im
aushaltbegleitgesetz eine Rolle spielt: die Kürzungen
landwirtschaftlichen Sozialversicherungssystem.
ier erfolgt ein zweiter Vertrauensbruch. Ich habe an
en Beratungen der Agrarsozialreform, die 1995 in Kraft






(A) (C)



(B) )


Albert Deß
getreten ist, von Anfang bis Ende teilgenommen. Diese
Agrarsozialreform haben wir damals mit der SPD abge-
sprochen. Der Kollege Schreiner war der Verhandlungs-
führer für die SPD. Wir haben damals gemeinsam be-
schlossen, das Agrarsozialsystem zu reformieren. Es
schmerzt mich schon, dass diese gemeinsamen Be-
schlüsse jetzt, da Rot-Grün regiert, keinen Bestand mehr
haben. Man sollte sich hier auf die Zustimmung der SPD
verlassen können.

Ich finde es ungerecht, dass der landwirtschaftliche
Berufsstand aufgrund der Kosten, die dem Staat im Rah-
men des Agrarsozialsystems anfallen, immer wieder an
den Pranger gestellt wird. Ich habe hier schon öfter ge-
sagt: Wenn alle nachgeborenen Bauerntöchter und Bau-
ernsöhne im landwirtschaftlichen Agrarsozialversiche-
rungssystem bleiben dürften, hätte dieses System die
geringsten Probleme mit dem demographischen Faktor.


(Bernhard Schulte-Drüggelte [CDU/CSU]: So ist es!)


Denn in der Landwirtschaft werden nach wie vor im
Durchschnitt doppelt so viele Kinder aufgezogen wie in
der übrigen Bevölkerung.

nung ins Europaparlament, dass CSU und CDU bald mit
den Aufräumarbeiten in Deutschland beginnen und wie-
der günstige und sichere Rahmenbedingungen für unsere
Landwirtschaft schaffen können. In einer Sache bin ich
sehr zuversichtlich – damit habe ich schon einmal eine
Rede geschlossen und damit möchte ich auch heute
schließen –: Ich bin sehr optimistisch und felsenfest da-
von überzeugt, dass es trotz aller rot-grünen Schikanen
in Deutschland länger Bauern geben wird, als es diese
rot-grüne Bundesregierung geben wird.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Peinlich!)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1511910800

Herr Kollege Deß, wir wünschen Ihnen alles Gute für

Ihre neue Arbeit im Europäischen Parlament.

(Beifall)


Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzentwur-

(Beifall bei der CDU/CSU)

Deshalb ist es ungerecht, die Landwirtschaft an den

Pranger zu stellen. Wir haben heute nur noch wenige Be-
triebe, die in dieses System einzahlen. Unsere nachgebo-
renen Bauernkinder zahlen aber in das übrige System ein
und stärken es. Deshalb sind die Zuschüsse nur ein ge-
rechter Ausgleich und keine Last für unsere Steuerzah-
ler; das muss man hier klarstellen.


(Beifall des Abg. Bernhard Schulte-Drüggelte [CDU/CSU])


Wenn ich jetzt aus dem Deutschen Bundestag scheide
und zurückschaue, fällt der Blick auf ein Trümmerfeld,
das Rot-Grün in den letzten Jahren in Deutschland in der
Agrarpolitik angerichtet hat. Aber ich gehe in der Hoff-

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es auf Drucksache 15/3442 an die in der Tagesordnung
ufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es dazu
nderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann
st die Überweisung so beschlossen.
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-

rdnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

estages auf Freitag, den 9. Juli 2004, 13.30 Uhr, ein.
Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen, allen
itarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Besucherin-
en und Besuchern auf der Tribüne ein schönes Wochen-
nde.
Die Sitzung ist geschlossen.