Protokoll:
17134

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 134

  • date_rangeDatum: 21. Oktober 2011

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:02 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/134 Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 28: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Aktionsplan Nanotechnologie 2015 (Drucksache 17/4485) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 27: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordne- ten Franz Müntefering, Sabine Bätzing- Lichtenthäler, Heinz-Joachim Barchmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Der demografische Wandel in Deutschland – Handlungskonzepte für Si- cherheit und Fortschritt im Wandel (Drucksache 17/6377) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Manuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ 15894 B 15895 A 15895 C 15896 C 15897 C 15898 C 15899 B 15900 A 15901 A 15910 C 15910 D 15911 C 15913 B 15915 B Deutscher B Stenografisch 134. Sitz Berlin, Freitag, den 2 I n h a l Absetzung der Zusatztagesordnungspunkte 6 und 7 sowie des Tagesordnungspunktes 5 . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Plenarbefassung gemäß des Gesetzes zur Übernahme von Gewährleistungen im Rahmen eines europäischen Stabilisie- rungsmechanismus (Drucksache 17/7410) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . T R D K F 15891 A 15891 C 15891 D 15891 D 15892 D b) Antrag der Abgeordneten Florian Hahn, Albert Rupprecht (Weiden), Michael undestag er Bericht ung 1. Oktober 2011 t : Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Ab- geordneten Dr. Martin Neumann (Lau- sitz), Dr. Lutz Knopek, Dr. Peter Röhlinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Aktionsplan Nano- technologie 2015 gezielt weiterent- wickeln (Drucksache 17/7184) . . . . . . . . . . . . . . . homas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ené Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . rista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lorian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 15901 B 15901 C 15903 A 15905 D 15907 B 15908 D DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Behrens (Börde) (CDU/CSU) . . . . . 15916 B 15917 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Oktober 2011 Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Ewa Klamt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Körber (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Petra Ernstberger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 29: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Martina Bunge, Kathrin Senger-Schäfer, Harald Weinberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Gesundheit und Pflege solidarisch finanzieren (Drucksache 17/7197) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit zu dem An- trag der Abgeordneten Dr. Martina Bunge, Harald Weinberg, Karin Binder, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Praxisgebühr und andere Zu- zahlungen abschaffen – Patientinnen und Patienten entlasten (Drucksachen 17/241, 17/7152) . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Willi Zylajew (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Lars Lindemann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Stracke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 30: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Jerzy Montag, Volker Beck (Köln), Ingrid Hönlinger, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu einer rechtsstaatlichen und bür- gerrechtskonformen Ausgestaltung der Funkzellenabfrage als Ermittlungsmaß- nahme (Drucksache 17/7033) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Jan Korte, Dr. Petra Sitte, Nicole Gohlke, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung der Strafpro- J D S C M N B A L A Z – – (T D A Z E – – (T J A A 15919 A 15920 B 15921 B 15922 B 15923 C 15924 B 15925 A 15926 A 15927 B 15927 B 15927 C 15928 C 15929 C 15931 A 15931 B 15932 C 15934 C zessordnung (Abschaffung der nicht- individualisierten Funkzellenabfrage – § 100 g Absatz 2 Satz 2 StPO) (Drucksache 17/7335) . . . . . . . . . . . . . . . erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . hristian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . anuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung: Unterrichtung: Aktionsplan Nanotechno- logie 2015 Antrag: Aktionsplan Nanotechnologie 2015 gezielt weiterentwickeln agesordnungspunkt 28 a und b) r. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . nlage 3 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntwurfs: Gesetz zu einer rechtsstaatlichen und bür- gerrechtskonformen Ausgestaltung der Funkzellenabfrage als Ermittlungsmaß- nahme … Gesetz zur Änderung der Strafprozess- ordnung (Abschaffung der nichtindividua- lisierten Funkzellenabfrage – § 100g Ab- satz 2 Satz 2 StPO) agesordnungspunkt 30 a und b) an Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15934 C 15934 D 15935 C 15937 C 15938 C 15940 B 15940 D 15941 D 15941 B, D 15943 A 15944 B 15945 C 15947 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Oktober 2011 15891 (A) ) )(B) 134. Sitz Berlin, Freitag, den 2 Beginn: 9.1
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    ung : Der Name Joachim Poß flug zu ersetzen. 100 g StPO lässt sich mit bewältigen. Das geht da- zu sagen: Beim konkreten SI-Catcher eingesetzt. Es n, die wohl eine kriminelle . Die Ermittlungen gingen – Das machen Sie in diesem G zureichend. (Dr. Konstantin von Notz GRÜNEN]: Das hat der K gesagt!) Die Kolleginnen und Koll – um auch darauf in den letzten Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Oktober 2011 15943 (A) ) )(B) Jelpke, Ulla DIE LINKE 21.10.2011 Korte, Jan DIE LINKE 21.10.2011 Scheel, Christine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.10.2011 Anlage 1 Liste der entschuldigte Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 21.10.2011 Bär, Dorothee CDU/CSU 21.10.2011 Barnett, Doris SPD 21.10.2011 Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 21.10.2011 Behrens, Herbert DIE LINKE 21.10.2011 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE 21.10.2011 Bockhahn, Steffen DIE LINKE 21.10.2011 Bülow, Marco SPD 21.10.2011 von Cramon-Taubadel, Viola BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.10.2011* Dr. Dehm, Diether DIE LINKE 21.10.2011 Dittrich, Heidrun DIE LINKE 21.10.2011 Ernst, Klaus DIE LINKE 21.10.2011 Freitag, Dagmar SPD 21.10.2011 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 21.10.2011 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 21.10.2011 Golze, Diana DIE LINKE 21.10.2011 Groth, Annette DIE LINKE 21.10.2011 Hänsel, Heike DIE LINKE 21.10.2011 Dr. Hein, Rosemarie DIE LINKE 21.10.2011 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.10.2011 Dr. Höll, Barbara DIE LINKE 21.10.2011 Hörster, Joachim CDU/CSU 21.10.2011* Dr. Hoyer, Werner FDP 21.10.2011 D K L L L L L D M N N N O P P P P D R D R S A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten r. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 21.10.2011 otting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.10.2011 aurischk, Sibylle FDP 21.10.2011 ay, Caren DIE LINKE 21.10.2011 enkert, Ralph DIE LINKE 21.10.2011 indner, Christian FDP 21.10.2011 ötzer, Ulla DIE LINKE 21.10.2011 r. Lötzsch, Gesine DIE LINKE 21.10.2011 öhring, Cornelia DIE LINKE 21.10.2011 ahles, Andrea SPD 21.10.2011 eumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 21.10.2011 ord, Thomas DIE LINKE 21.10.2011 rtel, Holger SPD 21.10.2011 au, Petra DIE LINKE 21.10.2011 etermann, Jens DIE LINKE 21.10.2011 feiffer, Sibylle CDU/CSU 21.10.2011 flug, Johannes SPD 21.10.2011 r. Priesmeier, Wilhelm SPD 21.10.2011 emmers, Ingrid DIE LINKE 21.10.2011 r. Röttgen, Norbert CDU/CSU 21.10.2011 upprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 21.10.2011 chäfer (Köln), Paul DIE LINKE 21.10.2011 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 15944 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Oktober 2011 (A) ) )(B) * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: – Unterrichtung: Aktionsplan Nanotechnolo- gie 2015 – Antrag: Aktionsplan Nanotechnologie 2015 gezielt weiterentwickeln (Tagesordnungspunkt 28 a und b) Dr. Petra Sitte (DIE LINKE): Wie passend: Wir dis- kutieren heute über den Aktionsplan Nanotechnologie 2 lä a d h tu N ti s fo a fu z s s d s in n G a u g n d M b g is E e la S le e ß w S a g c u U n w u d fo e d ri z v N h s Schnurr, Christoph FDP 21.10.2011 Schuster, Marina FDP 21.10.2011* Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 21.10.2011 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 21.10.2011 Sharma, Raju DIE LINKE 21.10.2011 Simmling, Werner FDP 21.10.2011 Dr. Sitte, Petra DIE LINKE 21.10.2011 Steiner, Dorothea BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.10.2011 Steinke, Kersten DIE LINKE 21.10.2011 Storjohann, Gero CDU/CSU 21.10.2011 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 21.10.2011 Tempel, Frank DIE LINKE 21.10.2011 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 21.10.2011 Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 21.10.2011 Wichtel, Peter CDU/CSU 21.10.2011 Wolff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 21.10.2011 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 21.10.2011 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 21.10.2011 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (C (D 015, und die EU-Kommission legt nun endlich die ngst fällige Definition für Nanostoffe vor. Demnach gilt ls Nanomaterial, was zu mehr als 50 Prozent ungebun- ene Teilchen zwischen 1 und 100 Nanometer (nm) ent- ält. Das ist relevant für die gesamte Forschungsausrich- ng des Aktionsplans. Bezogen auf den Teil „Risiken der anotechnologie erkennen“ ist es auch eine ganz wich- ge Nachricht für den Verbraucher- und den Umwelt- chutz. Endlich ist eine Grundlage geschaffen, auf der In- rmationen über nanohaltige Produkte und Verfahren bgefragt und gesundheitliche und umweltrelevante Prü- ngen vorgenommen werden können. Angesichts der in- wischen vorliegenden Befunde der bundeseigenen Res- orteinrichtungen zum Risikopotenzial für Nanoteilchen ind Vorsichtsmaßnahmen einfach Pflicht. So berichtet as Bundesinstitut für Risikobewertung, dass Kohlen- toff-Nanoröhrchen, die Hoffnungsträger für vielfältige dustrielle Nutzungen sind, Krebs auslösen können, und anoskaliges Silber, das in Sporttextilien eingesetzt wird, ift für die Umwelt ist. Das boomende Nanosilber wird ber selbst von Spezialkläranlagen nicht herausgefiltert nd gelangt aus Produktionsanlagen und Haushalten un- ehindert in unsere Gewässer. Endlich kann also die europäische REACH-Verord- ung nanogerecht angepasst werden. Diese Verordnung ient zur Überprüfung aller Chemikalien, die auf den arkt gebracht werden. Doch bislang werden Stoffe, die ereits als größere Partikel geprüft worden sind, nicht esondert in nanoskaliger Form erfasst, obwohl bekannt t, dass die kleinere Größe die physikalisch-chemischen igenschaften von Stoffen völlig verändern kann. Auch in von Verbraucherschützern und meiner Fraktion seit ngem gefordertes Produktregister für nanohaltige toffe, das von jedermann einsehbar ist, hätte nun eine gale Grundlage. Leider hat die Definition zwei Achillesfersen. Die nge Größenbegrenzung auf 100 nm lässt nur wenig grö- ere Teilchen außen vor, die aber auch Nanoeffekte auf- eisen können. Die EU-Kommission hätte hier einen pielraum für größerskalige Stoffe, für die es Hinweise uf potenziell gesundheitsgefährdende Eigenschaften ibt, öffnen müssen. So aber wird sie dem Verdacht, Si- herheitsrisiken zugunsten von Unternehmensinteressen nter den Tisch kehren zu wollen, ausgesetzt bleiben. nd wird so ganz bestimmt nicht das Sicherheitsbedürf- is der Verbraucherinnen und Verbraucher befriedigen. Zum anderen kann man auf der Webseite des Um- eltbundesamtes nachlesen, dass über die Freisetzung rsprünglich fest eingebundener Teilchen aus Produkten urch Alterungs- oder Abbauprozesse bisher keine In- rmationen vorliegen. Auch die Autoren einer gerade rschienenen Studie des Verbandes der Chemischen In- ustrie zu zehn Jahren Risikobewertung von Nanomate- alien sagen, dass enormer Forschungsbedarf für Lang- eitprüfungen besteht. So fehlen Daten selbst für ergleichsweise einfache Fragen, wie folgende: Bringen anoteilchen, die sich mit der Zeit aus Hauswandfarben erauslösen, relevante Belastungen für die Umwelt mit ich? Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Oktober 2011 15945 (A) ) )(B) Damit will ich deutlich machen, dass die Bundesre- gierung nicht der gebotenen Sorgfaltspflicht nachkom- men wird, wenn sie lediglich auf die Verordnungskom- petenz der EU-Ebene verweist. Bis die Definition in geltendes Recht umgesetzt wird, wird noch einige Zeit vergehen. Bis dahin sollte als absolutes Mindestmaß an Vorsorge eine Kennzeichnungspflicht für nanohaltige Produkte eingeführt werden. Das hat kürzlich auch das Sondergutachten des Sachverständigenrates für Um- weltfragen nachdrücklich empfohlen. Dieses Instru- ment sehen wir nur als Untergrenze für die notwen- dige Vorsorge an. Der unsichere Verbraucher hätte damit nur – aber immerhin – die Wahl, sich im Zwei- fel gegen ein Nanoprodukt zu entscheiden. Ob die Na- noteilchen schädigend sind oder nicht, sagt die Kenn- zeichnung ja nicht aus. Da, wo es deutliche Hinweise auf Gefährdungspotenziale wie beim Nanosilber oder auch Titandioxid gibt, muss die Bundesregierung von Moratorien Gebrauch machen, bis die Gefährdung ein- deutig ausgeräumt werden kann. Und schließlich brau- chen wir ein Produktregister, damit Behörden bei Ge- fährdungshinweisen reagieren können. Bislang verfolgt die Bundesregierung aber im besten Fall das Prinzip der Nachsorge. Sie kehrt in ihrer Ant- wort auf unsere Kleine Anfrage vom Mai 2011 die Be- weislast immer um und will erst bei eindeutig bewiese- ner Gefährdung handeln. Ich meine: Das ist unterlassene Vorsorge. Die Linke hat bereits in mehreren Anträgen einen hö- heren Anteil der Risikoforschung aus dem jährlichen Fördertopf von 200 Millionen Euro eingefordert. Wie dramatisch schlecht es um unser Wissen bestellt ist, zeigt gerade eine Studie zur Wirksamkeit von In-vitro-Tests der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. „In-vitro“ bedeutet, dass nicht am lebendigen Organis- mus, sondern an Zellkulturen in der Petrischale ge- forscht wird. Im heute behandelten Aktionsplan Nano 2015 heißt es, dass die meisten der bisher durchgeführten Untersuchungen sich auf zelluläre Studien mit kurzem Zeitverlauf stützen. Immerhin sollen deshalb zukünftig Langzeitstudien in Geweben durchgeführt werden. Die Metastudie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz zeigt aber, dass die zellulären Tests keine Aussagekraft haben. Viele der wenigen gewonnenen Erkenntnisse über Nano- materialien sind also auf Sand gebaut. Ich nehme zur Kenntnis, dass Sie mit dem Aktions- plan 2015 gewisse gesellschaftliche Anforderungen um- setzen, an denen es zuvor fehlte: Sie betonen die Risiko- forschung und den Arbeitsschutz und wollen eine stärkere Konzentration der Förderung auf Einsatzfelder mit echtem Mehrwert wie Klimaschutz oder Energieeffi- zienz. Ich freue mich, dass die Koalitionsfraktionen in ihrem Antrag dafür einen „kurzfristigen Förderschub“ fordern, um redliche Forschungsaktivitäten zu ermögli- chen. Doch all das entlastet Sie nicht, vorläufige oder dauerhafte Regelungen einzuführen, welche die inzwi- schen bekannt gewordenen Risiken minimieren. Darauf geht der Koalitionsantrag jedoch mit keiner Silbe ein. Deshalb kann meine Fraktion ihn nicht unterstützen. A z h d W d n d z s h d D te d n in s te d D v re w s v n a d E m g B N tr v e m a b s ri u (C (D nlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs: – Gesetz zu einer rechtsstaatlichen und bür- gerrechtskonformen Ausgestaltung der Funk- zellenabfrage als Ermittlungsmaßnahme – … Gesetz zur Änderung der Strafprozess- ordnung (Abschaffung der nichtindividuali- sierten Funkzellenabfrage – § 100 g Absatz 2 Satz 2 StPO) (Tagesordnungspunkt 30 a und b) Jan Korte (DIE LINKE): Wir behandeln hier heute wei Gesetzentwürfe, die in der Problemanalyse weitge- end übereinstimmen, sich in der Konsequenz allerdings och deutlich unterscheiden. Wo ist der Unterschied? ährend die Kolleginnen und Kollegen der Grünen aus em Dresdner „Handygate“, auf das wir später noch ge- auer zu sprechen kommen müssen, den Schluss ziehen, ie nichtindividualisierte Funkzellenabfrage (FZA) müsse war durch allerlei legislative Sicherungen einge- chränkt, aber als Ermittlungsmaßnahme prinzipiell er- alten bleiben, kommt meine Fraktion zu dem Schluss, ass die Maßnahme grundsätzlich unverhältnismäßig ist. ementsprechend sieht unser Gesetzentwurf konsequen- rweise die Aufhebung der Ermächtigungsgrundlage er nichtindividualisierten FZA in der Strafprozessord- ung vor. Die Grünen verharren leider bei ihrer Kritik im Kern ihrer Position aus der Zeit von Rot-Grün. Denn eines ollte man an dieser Stelle ja einmal erwähnen: Erst un- r der Regierungskoalition von SPD und Grünen wurde ie nichtindividualisierte FZA im Jahr 2001 eingeführt. ie Bundestagsfraktion der PDS hatte damals bereits öllig zu Recht auf die mögliche Ausuferung und die chtsstaatlichen Prinzipien nicht gerecht werdende An- endung hingewiesen und entsprechend gegen sie ge- timmt. Was ist aber nun der Anlass für diese Gesetzesinitiati- en? Alljährlich versuchen Mitte Februar Tausende Neo- azis aus ganz Europa durch Dresden zu marschieren, so uch am 19. Februar 2011. Der Aufmarsch hat sich in en letzten Jahren zum wichtigsten neonazistischen vent entwickelt. Von militanten sogenannten Autono- en Nationalisten, über das parteiförmige Spektrum, an- eführt von der NPD, über Vertriebenenverbände und urschenschafter bis hin zu Vertretern der sogenannten euen Rechten ist die gesamte Bandbreite von Ewigges- igen vertreten. Diesem braunen Treiben stellen sich seit ielen Jahren mehrere zehntausend Gegendemonstranten ntgegen, die mit friedlichen Massenblockaden den Auf- arsch verhindern wollen. So weit, so gut, sollte man nnehmen. Doch die Gegendemonstrationen und Sitz- lockaden, die sich gegen die jahrelange Instrumentali- ierung der Bombardierung Dresdens durch die Nazis chteten, wurden von der sächsischen Landesregierung nd der Polizei nicht, wie man meinen könnte, mit Sym- 15946 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Oktober 2011 (A) ) )(B) pathie und politischer Unterstützung aufgenommen, son- dern von vornherein kriminalisiert und mit Verbotsaufla- gen belegt. Mit Wasserwerfern, Pfefferspray und Schlagstöcken wurde massiv gegen Demonstrierende vorgegangen. Am 19. Februar selbst, wie auch in den Monaten danach, fanden mehrfach Hausdurchsuchungen statt, von denen auch Bürger und Bürgerinnen in anderen Bundesländern betroffen waren. Dabei wurde seitens der Dresdner Staatsanwaltschaft völlig rechtswidrig vorgegangen und neben Büros der Partei Die Linke auch eine Anwalts- kanzlei durchsucht, obwohl weder für das eine noch für das andere entsprechende Durchsuchungsbeschlüsse vorlagen. Im Vorfeld der Demonstrationen waren außer- dem bereits Verfahren nach § 129 StGB eingeleitet wor- den. Wegen der Teilnahme an den Protesten gegen den Naziaufmarsch wurde mittlerweile die Immunität der Vorsitzenden der Linksfraktionen in den Landtagen von Thüringen und Sachsen, Bodo Ramelow und André Hahn, aufgehoben. Ähnliche Pläne gibt es gegen unsere Fraktionsvorsitzenden in Hessen, Janine Wissler und Willi van Ooyen. Und das muss man sich mal vorstellen: Da heben dann, auf der Basis von völlig unhaltbaren Vorwürfen, die Abgeordneten der schwarz-gelben Re- gierungskoalition einträchtig mit der rechtsextremen NPD die Immunität des Vorsitzenden der größten Oppo- sitionsfraktion im Landtag auf. Solange Sie sich nicht eindeutig gegen dieses skandalöse Gebaren Ihrer Partei- freunde erklären, so lange können Sie sich hier Ihre schönen Sonntagsreden und Forderungen nach einem gemeinsamen entschlossenen Engagement gegen Neo- nazis sparen. Das alles ist einfach unfassbar und Ausdruck der spe- ziellen Form der „sächsischen Demokratie“, wie sie der Kollege Thierse neulich treffend charakterisierte. Und damit auch die Kollegen der Union es endlich mal be- greifen, kläre ich Sie hier jetzt einmal über einen belieb- ten Irrtum Ihrerseits auf: Blockaden sind keine Straftat. Das hat das Bundesverfassungsgericht bereits 1995 in seinem Beschluss zu den Mutlangen-Blockaden festge- stellt. Sie stellen keine verwerfliche Nötigung und keine Gewalt nach § 240 Strafgesetzbuch dar. Ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundes- tages belegt, dass es für eine Strafverfolgung in den Jahre 2010 und 2011 ohnehin keinerlei Rechtgrundlage gibt. Die Proteste und Blockaden im letzten und in diesem Jahr haben aber trotz dieser unglaublichen Kriminalisie- rung von antifaschistischem Engagement auch Folgen- des gezeigt: Es ist möglich, den Nazis die Schranken aufzuzeigen, es ist möglich, wenn sich die Menschen so- lidarisch und mutig zusammenstellen. Und es wird auch möglich sein, den Naziaufmarsch langfristig ganz zu verhindern – nämlich genau dann, wenn in Dresden end- lich eine aufgeklärte Erinnerungskultur entsteht und wenn auch in Sachsen wieder rechtsstaatliche Verhält- nisse einkehren. Damit wir alle darauf nicht noch lange warten müssen, hoffe ich, dass auch im kommenden Jahr noch mehr Menschen nach Dresden kommen werden, um sich den Nazis entgegenzustellen! s S H a m s s fo a d v b fe d b te d A g s A u 2 Ö s ti n le e te d te u lu w g w d s d F s s s tr e D d D a G k re G ru G c (C (D Denn von normalen rechtsstaatlichen Verhältnissen ind wir im CDU-FDP-regierten Sachsen leider ein gutes tück entfernt, das zeigt unter anderem das Dresdner andygate. Ans Licht der Öffentlichkeit geriet das Ganze zufällig, ls ein Betroffener, der Mitarbeiter einer Abgeordneten einer Fraktion ist, in seinen Ermittlungsakten nachle- en konnte, mit wem – und das mit Namen der Ge- prächspartnerinnen und -partner – er wann und wo tele- niert habe. Die ganze Dimension der Affäre kam dann ber nur äußerst zögerlich und nach und nach ans Licht er Öffentlichkeit. Erst durch die hartnäckige Recherche on verschiedenen Seiten und durch zahlreiche Medien- erichte wurde bekannt, dass die Polizei bei und im Vor- ld der Demonstrationen am 19. Februar 2011 in Dres- en nichtindividualisierte Funkzellenabfragen (FZA) in islang nicht gekanntem Umfang durchgeführt hat. Nachdem am 19. Juni 2011 die taz erstmals berich- te, dass die Dresdner Polizei bei den Antinaziprotesten ie Handyverbindungen von Tausenden Demonstranten, nwohnern, Journalisten, Anwälten und Politikern aus- espäht habe, und dies auch durch die Staatsanwalt- chaft Dresden bestätigt wurde, war das tatsächliche usmaß der Überwachungsmaßnahme noch weitgehend nklar. Zuerst kam raus, dass die Polizei am 19. Februar 011 über insgesamt neun Stunden an 14 verschiedenen rtlichkeiten FZA durchgeführt hat. Dabei erfasste und peicherte die Sonderkommission 19/2 der Polizeidirek- on Dresden fast 140 000 Verkehrsdaten, also die Serien- ummern der Mobiltelefone und die dazugehörigen Te- fonnummern, die Standortdaten, die Telefonnummern ingehender und abgehender Anrufe und Kurznachrich- n sowie Datum und Uhrzeit der Kommunikation. Doch as war noch längst nicht alles. Einige Zeit später muss- n die Verantwortlichen zugeben, dass auch am 13., 18. nd 19. Februar 2011 im Rahmen von „Strukturermitt- ngen“ gegen eine mutmaßliche kriminelle Vereinigung eitere nichtindividualisierte Funkzellenabfragen durch- eführt worden waren. Dabei wurde der Mobilfunk in eiten Stadtgebieten Dresdens zum Teil bis zu 48 Stun- en überwacht. Das LKA Sachsen erhob dabei insge- amt rund 900 000 weitere Datensätze, die ebenfalls an ie SoKo 19/2 übermittelt wurden. Die Mehrzahl dieser unkzellenabfragen wurden inzwischen durch den säch- ischen Datenschutzbeauftragten als rechtswidrig einge- tuft und gegenüber der Landesregierung beanstandet. Der § 100 g Abs. 2 Satz 2 Strafprozessordnung (StPO) tellt ein Mittel der Strafverfolgung zur heimlichen nach- äglichen Erhebung von Telekommunikationsspuren in inem räumlich und zeitlich eingegrenzten Gebiet dar. ie Maßnahme, die sich eigentlich nur gegen Beschul- igte und Nachrichtenmittler richten darf – das hat das resdner Handygate mehr als deutlich gezeigt – trifft ber de facto alle Personen, die sich in dem betroffenen ebiet mit einem Mobiltelefon aufhalten oder darüber ommunizieren, sowie diejenigen, die aus diesem Be- ich kontaktiert werden oder selber in das betroffene ebiet Kontakt aufnehmen. Dies hat die Bundesregie- ng ja auch in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der rünen einräumen müssen. Eine Erfassung von unbere- henbar vielen Personen, die in keinerlei Zusammenhang Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Oktober 2011 15947 (A) ) )(B) mit den polizeilichen Ermittlungen stehen – insbeson- dere in großen Ballungszentren –, ist also unvermeidlich. Der damit einhergehende massive Grundrechtseingriff ist für Die Linke nicht hinnehmbar. Durch die FZA wird di- rekt und gezielt in das Fernmeldegeheimnis, das die Ver- traulichkeit der Kommunikation schützt, eingegriffen. Die technischen Möglichkeiten der automatisierten Ver- arbeitung und Verknüpfung der gewonnenen Daten kön- nen dazu benutzt werden, Freundschaftsbeziehungen und Netzwerke, Interessen und politische Einstellungen zu identifizieren und Bewegungsprofile zu erstellen. Dieser massive Eingriff ist in Bezug auf die unberechenbar hohe Vielzahl der von der FZA betroffenen Unbeteiligten in keinster Weise verhältnismäßig. Bei der FZA in Bezug auf Demonstrationen, wie in Dresden, kommt ein massiver Eingriff in die Meinungs- und die Versammlungsfreiheit hinzu. Das „Volkszäh- lungsurteil“ des Bundesverfassungsgerichts von 1983 hat dazu sehr richtig festgestellt, dass bei Demonstrationen staatliche Datenerhebungsmaßnahmen wegen des damit verbundenen Einschüchterungseffekts im Hinblick auf die Bedeutung der Versammlungsfreiheit für eine Demo- kratie grundsätzlich gemeinwohlschädlich wirken. Ich zitiere an dieser Stelle eine wichtige Passage aus dem da- maligen Urteil: „Wer damit rechnet, dass etwa die Teil- nahme an einer Versammlung oder einer Bürgerinitiative behördlich registriert wird und dass ihm dadurch Risiken entstehen können, wird möglicherweise auf eine Ausübung seiner entsprechenden Grundrechte (Art. 8 und 9 GG) ver- zichten. Dies würde nicht nur die individuellen Entfal- tungschancen des Einzelnen beeinträchtigen, sondern auch das Gemeinwohl, weil Selbstbestimmung eine ele- mentare Funktionsbedingung eines auf Handlungsfähig- keit und Mitwirkungsfähigkeit seiner Bürger begründe- ten freiheitlichen demokratischen Gemeinwesens ist.“ (Volkszählungsurteil des BVerfG vom 15. Dezember 1983, 1 BvR 209/83; unter anderem Rn. 146). In Dresden war es außerdem so, dass sich unter den Demonstranten etliche besonders geschützte Personen, nämlich viele Journalisten und Abgeordnete, in der Funkzelle befanden oder mit ihnen aus der Funkzelle heraus kommuniziert wurde. Deren Rechte wurden gleichfalls massiv be- schnitten. Der Dresdner Datenskandal verdeutlicht also ein- dringlich, dass es bei der FZA im Hinblick auf die Streu- breite und die damit verbundenen schweren Eingriffe in die Grundrechte Unbeteiligter nicht ausreicht, legislativ Sicherungen einzubauen, die ihre Benutzung erträglich machen sollen. Der Gewährleistung der Grundrechte ist durch Reparaturarbeiten am § 100 g Abs. 2 Satz 2 nicht beizukommen. Erforderlich ist vielmehr die ersatzlose Streichung dieser unverhältnismäßigen Maßnahme aus dem Katalog möglicher Verfolgungsinstrumente. Und um es klar zu sagen: Wir werden es nicht akzep- tieren, dass erneut friedlicher Widerstand durch sächsi- sche Behörden mit rechtswidrigen Methoden kriminali- siert wird. Zivilcourage ist unser aller Pflicht. Die Kriminalisierung der Anständigen schränkt unser aller demokratisches Grundrecht auf friedlichen Protest ein. Wir brauchen den Mut von Bürgerinnen und Bürgern, s d d M h D a g d R A to z d – – – – – – – – m d n (C (D ich den Rechten entgegenzustellen, und wir brauchen ie freie Kommunikation. Es kann nicht sein, dass jetzt iejenigen kriminalisiert werden, die den geforderten ut aufbringen und aktiv mit allen anderen verhindert aben, dass der größte Naziaufmarsch in Europa durch resden marschiert. Wir werden auch im Jahr 2012 gemeinsam mit vielen nderen Demokratinnen und Demokraten in Dresden ge- en die Nazi-Demo auf die Straße gehen und sind stolz arauf, in unseren Reihen solche Menschen wie Bodo amelow und André Hahn zu haben. nlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 888. Sitzung am 14. Ok- ber 2011 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zu- ustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 es Grundgesetzes nicht zu stellen: Gesetz über die Neuordnung des Geräte- und Pro- duktsicherheitsrechts Gesetz zur Änderung des Güterkraftverkehrsge- setzes und des Personenbeförderungsgesetzes Gesetz zur Änderung des Energiebetriebene-Pro- dukte-Gesetzes Gesetz zu dem Protokoll vom 27. Oktober 2010 zur Änderung des Abkommens vom 11. August 1971 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Ge- biet der Steuern vom Einkommen und vom Ver- mögen Gesetz zu dem Protokoll vom 30. März 2011 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und Irland zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerverkürzung auf dem Ge- biet der Steuern vom Einkommen und vom Ver- mögen Gesetz zu dem Protokoll vom 18. Februar 2011 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Zypern zur Vermeidung der Doppel- besteuerung und zur Verhinderung der Steuerver- kürzung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkom- men und vom Vermögen Neunzehntes Gesetz zur Änderung des Bundes- wahlgesetzes Gesetz über den Rechtsschutz bei überlangen Ge- richtsverfahren und strafrechtlichen Ermittlungs- verfahren Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: 15948 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Oktober 2011 (A) (C) )(B) V Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Inter- parlamentarischen Union 123. Versammlung der Interparlamentarischen Union vom 3. bis 6. Oktober 2010 in Genf, Schweiz – Drucksachen 17/5353, 17/6392 Nr. 1.1 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Euro- päischen Versammlung für Sicherheit und Verteidigung/ Finanzausschuss Drucksache 17/6407 Nr. A.13 EP P7_TA-PROV(2011)0258 Haushaltsausschuss Drucksache 17/6407 Nr. A.14 Ratsdokument 11491/11 Drucksache 17/6568 Nr. A.3 Versammlung der Westeuropäischen Union Tagung der Versammlung vom 1. bis 3. Dezember 2009 in Paris – Drucksachen 17/6558, 17/6961 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Euro- päischen Versammlung für Sicherheit und Verteidigung/ Versammlung der Westeuropäischen Union Tagung der Versammlung vom 15. bis 17. Juli 2010 in Paris – Drucksachen 17/6559, 17/6961 Nr. 1.3 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Strategie der Bundesregierung zur Interna- tionalisierung von Wissenschaft und Forschung – Drucksache 16/13852 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/2994 Nr. A.1 EuB-BReg 100/2010 Drucksache 17/2994 Nr. A.5 EuB-BReg 107/2010 Drucksache 17/2994 Nr. A.6 EuB-BReg 99/2010 Drucksache 17/4927 Nr. A.9 Ratsdokument 16995/10 Drucksache 17/5822 Nr. A.5 EuB-BReg 153/2011 Drucksache 17/6985 Nr. A.5 EP P7_TA-PROV(2011)0334 Drucksache 17/6985 Nr. A.6 EP P7_TA-PROV(2011)0337 Drucksache 17/7091 Nr. A.1 EuB-BReg 179/2011 Drucksache 17/7091 Nr. A.2 Ratsdokument 13643/11 Rechtsausschuss Drucksache 17/6407 Nr. A.7 Ratsdokument 10667/11 Offsetdrucker ertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln (D Ratsdokument 11492/11 Drucksache 17/6568 Nr. A.4 Ratsdokument 11493/11 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/6407 Nr. A.17 Ratsdokument 10836/11 Drucksache 17/6407 Nr. A.18 Ratsdokument 11121/11 Drucksache 17/6407 Nr. A.19 Ratsdokument 11122/11 Drucksache 17/6407 Nr. A.20 Ratsdokument 11137/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.38 Ratsdokument 12026/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.39 Ratsdokument 12099/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.40 Ratsdokument 12124/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.41 Ratsdokument 12393/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.42 Ratsdokument 12514/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.43 Ratsdokument 12516/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.44 Ratsdokument 12517/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.45 Ratsdokument 12518/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.46 Ratsdokument 12519/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.47 Ratsdokument 12817/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.48 Ratsdokument 13397/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.49 Ratsdokument 13407/11 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 17/6176 Nr. A.21 EP P7_TA-PROV(2011)0244 Drucksache 17/6407 Nr. A.25 EP P7_TA-PROV(2011)0260 Drucksache 17/6985 Nr. A.65 EP P7_TA-PROV(2011)0271 Drucksache 17/6985 Nr. A.66 EP P7_TA-PROV(2011)0335 Drucksache 17/6985 Nr. A.67 EP P7_TA-PROV(2011)0342 ei, Bessemerstraße 83–91, 1 , Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 134. Sitzung Inhaltsverzeichnis ZP 8 Europäischer Stabilisierungsmechanismus TOP 28Aktionsplan Nanotechnologie 2015 TOP 27Demografischer Wandel TOP 29Finanzierung von Gesundheit und Pflege TOP 30Funkzellenabfrage als Ermittlungsmaßnahme Anlagen
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1713400000

Die Sitzung ist eröffnet. Ich bitte Sie, Platz zu neh-

men.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe Ihnen zu-
nächst zwei Mitteilungen zu machen:


(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die FDP ist verloren gegangen!)


Erstens. Die für den heutigen Morgen zunächst vorge-
sehene Regierungserklärung der Bundeskanzlerin zu den
Beratungen des europäischen Gipfels ist aus den Ihnen
bekannten Gründen abgesetzt. Es gibt eine Vereinbarung
der Fraktionen über die Aufsetzung eines neuen Tages-
ordnungspunktes und über die Vorziehung anderer für
den heutigen Tag ohnehin vorgesehener Beratungs-
punkte.

Zweitens. Die FDP-Fraktion hat mir soeben auf dem
Weg zum Mikrofon mitgeteilt, dass sie noch Beratungs-
bedarf habe und deswegen darum bitte, erst in einer hal-
ben Stunde mit den Plenarberatungen zu beginnen.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der SPD: Peinlich! – Weitere Zurufe)


– Einen Augenblick. Wir haben gestern auf Wunsch ver-

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Redet
schiedener Fraktionen zu verschiedenen Zeitpunkten das
Plenum jeweils unterbrochen. Entweder bleiben wir bei
dieser schönen Tradition, dass wir auf Wunsch einer
Fraktion, wenn sie Beratungsbedarf hat, einvernehmlich
das Plenum unterbrechen,


(Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


oder wir kommen an dieser Stelle, was ich ausdrücklich
nicht empfehle, in die Situation, dass wir in Zukunft da-
rüber durch Mehrheitsbeschluss verfügen. – Ich stelle fest,
dass wir einvernehmlich bei der bewährten Tradition blei-
ben und berufe deswegen das Plenum für 9.45

Die Sitzung ist unterbrochen.


(Unterbrechung von 9.18 bis 9.45 Uh (C (D ung 1. Oktober 2011 6 Uhr Liebe Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene itzung ist wieder eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz. – rau Bundeskanzlerin, wir möchten gerne anfangen. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung wollen wir ie heutige Plenarsitzung mit der Beratung des Antrags er Fraktion Bündnis 90/Die Grünen „Plenarbefassung emäß dem Gesetz zur Übernahme von Gewährleistunen im Rahmen eines europäischen Stabilisierungsmehanismus“, der Ihnen auf der Drucksache 17/7410 voregt, beginnen. Danach zieht das Plenum des Deutschen undestages vorsorglich die Befugnisse des Haushaltsusschusses gemäß § 4 Abs. 4 des Stabilisierungsmechaismusgesetzes an sich. Anschließend wird die Plenarsitung mit der Beratung des Tagesordnungspunktes 28, ktionsplan Nanotechnologie 2015, fortgesetzt. – Dazu ann ich offenkundig Ihr Einvernehmen feststellen. Dann erfahren wir so. Ich rufe den soeben aufgesetzten Zusatzpunkt 8 auf: Beratung des Antrags der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Plenarbefassung gemäß dem Gesetz zur Übernahme von Gewährleistungen im Rahmen eines europäischen Stabilisierungsmechanismus ext – Drucksache 17/7410 – Nach dieser gerade genannten interfraktionellen Vereinbarung sind für die Aussprache 30 Minuten vorgesehen. – Auch dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält der Kollege Jürgen Trittin. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir alle in Europa sind in einer schwierigen Situation. Es zeigt sich, dass die umfassende Schuldenkrise – das ist mehr als ldenkrise – bis heute nicht bewältigt ist. die Anzeichen, dass zunehmend auch ged Italien spekuliert wird. Die Gefahr eis von Frankreich steht bevor. Uhr ein. r)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1713400100
Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713400200

eine Staatsschu
Es mehren sich
gen Spanien un
nes Downrating





Jürgen Trittin


(A) )


)(B)

Ich sage sehr deutlich – an dieser Stelle soll klar sein,
dass das keine Kritik an der Bundesregierung, an Ihnen,
Frau Bundeskanzlerin, ist –, dass es in dieser Situation
eine schlechte Nachricht ist, dass die Widerstände inner-
halb der Europäischen Union dazu geführt haben, dass
es auf dem Gipfel am Sonntag nicht zu einer Entschei-
dung kommt. Wir stehen in dieser Situation dazu, dass
schnell gehandelt werden muss. Zum schnellen Handeln
gehört nach unserer festen Überzeugung, dass die Stabi-
lisierungsfaszilität, die wir in der letzten Sitzungswoche
beschlossen haben, ihre Mittel so effizient einsetzt, dass
die Spekulation gegen Spanien und Italien abgewehrt
werden kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich sage das in dieser Deutlichkeit, weil ich glaube,
dass man deswegen um ein bestimmtes Instrument, näm-
lich die sogenannte Hebelung dieser Mittel, nicht herum-
kommen wird. Das ist keine neue Botschaft. Das ist viel-
leicht eine neue Botschaft für Sie, Herr Brüderle.


(Rainer Brüderle [FDP]: Ich kenne das!)


Sie haben in der letzten Sitzungswoche hier erklärt,
diese Hebelwirkung sei mit – ich zitiere – „Massenver-
nichtungswaffen“ gleichzusetzen.


(Rainer Brüderle [FDP]: Das war ein Zitat von Warren Buffett! – Thomas Oppermann [SPD]: So ist es!)


– Ja, das war ein Zitat von Warren Buffett. Ihr Wirt-
schaftsminister hat erklärt, diese Hebelung werde es nie
geben. Wir alle wissen, dass es diese Hebelung geben
wird.

Darauf bezieht sich der Kern unseres Antrages. Wir
finden, dass über ein solches Instrument hier im Deut-
schen Bundestag vor den Augen der Bürgerinnen und
Bürger entschieden werden muss und nicht hinter den
verschlossenen Türen eines wichtigen Ausschusses.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Das ist der Kern. Wir sagen: Wir werden diesen Hebel
brauchen. Wir werden darüber diskutieren müssen, wie
ein solcher Hebel auszugestalten ist. Aber wir möchten,
dass über diesen Hebel hier entschieden wird, damit sich
nicht wiederholt, was wir drei Wochen lang erlebt haben,
nämlich dass das, was jetzt kommt, von denjenigen, die
die ganze Zeit darüber verhandelt haben, zunächst für
unmöglich erklärt wird.

Als mein Kollege Schick Ihnen, Herr Schäuble, vor
drei Wochen die Frage gestellt hat, ob es Verhandlungen
über einen Hebel gibt, haben Sie allein die Frage danach
als unanständig und unangemessen bezeichnet. Ich
finde, Herr Schäuble, Sie sollten sich hier und heute bei
Herrn Schick für diese Äußerung entschuldigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Nun sagen Sie, Sie wollten am Sonntag nicht ent-
scheiden. Das würden wir Ihnen gerne abnehmen. Meine

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(C (D raktion würde das, was Sie bisher verhandelt haben, erter Herr Schäuble, auch mittragen, wenn darin nicht chon enthalten wäre, was Sie seit Wochen leugnen, ämlich eben jener Hebel. Sie haben in den Unterlagen, ie Sie uns übermittelt haben, ausdrücklich vorgesehen, ass die EFSF diese Anleihen bei Ankäufen auf dem Seundärmarkt für sogenannte Repo-Geschäfte mit Gechäftsbanken nutzen darf. Für Rückkaufvereinbarungen it Geschäftsbanken darf sie diese auch für Ankäufe auf em Primärmarkt nutzen. Das ist nichts anderes als ein ebel, den Sie schon jetzt in die Guidelines aufgenomen haben, die Sie heute Nachmittag im Haushaltsaus chuss beschließen wollen. Ich habe eben „Unfug“ gehört. (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ich erkläre Ihnen das gleich!)


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ein Unfug!)


h kann Ihnen berichten, was Banker dazu sagen. Na-
rlich könnte der Hilfsfonds solche Repo-Geschäfte

uch mit Banken abschließen, allerdings würden diese
ohl deutlich höhere Sicherheiten fordern, womit der
ebel weniger groß wäre. Das heißt, Sie wollen hier den
eg freigeben. Sie können nicht ausschließen, dass

iese Passagen dazu genutzt werden, einen solchen He-
el, falls es keine Einigung über ein anderes Hebelmo-
ell gibt, genau dafür zu verwenden.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1713400300

Herr Kollege.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713400400

Meine Damen und Herren, ich glaube, dass diese Ent-

cheidung ins Plenum gehört.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


eswegen beantragen wir, dass diese Entscheidung un-
bhängig davon, wie Sie entscheiden, hier getroffen
ird.

Die Frage der staatspolitischen Verantwortung beant-
ortet sich darüber, ob die Vertreter des Souveräns ihre
ntscheidungen öffentlich vor den Bürgerinnen und
ürgern vertreten und öffentlich treffen. Nehmen Sie
iese staatspolitische Verantwortung in dieser schwieri-
en Krise endlich wahr!


(Lebhafter Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1713400500

Norbert Barthle ist der nächste Redner für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1713400600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

n! Verehrter Herr Trittin, ich glaube, man muss zuerst
ieder Ordnung in die Debatte bringen.





Norbert Barthle


(A) )


)(B)


(Lachen und Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei Abgeordneten der CDU/ CSU)


– Was gibt es da zu lachen? Das erschließt sich mir
nicht.


(Burkhard Lischka [SPD]: Chaosklub!)


Erstens. Es ist festzustellen: Die Aufforderung an
Herrn Schäuble, sich zu entschuldigen, geht völlig an der
Sache vorbei.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Stimmt! Er muss sich auch bei Herrn Schneider entschuldigen!)


Sie wissen genau, dass diese Äußerung des Finanzminis-
ters in einem Kontext gefallen ist, der ganz anders ist, als
Sie es dargestellt haben.


(Lachen bei der SPD – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welcher Kontext denn?)


Deshalb geht das an der Sache vorbei.

Zweitens. Herr Trittin, ich halte es für ziemlich arro-
gant, hier zu sagen: Wir Grünen wissen ganz genau, was
es geben wird und was nicht. Sie sprechen über Dinge,
die noch längst nicht verhandelt sind.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben den Entwurf der Guidelines vorgelegt! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ich habe ihn vorliegen!)


Deshalb rate ich Ihnen dringend: Beraten Sie sich viel-
leicht etwas intensiver mit Ihrer Kollegin Priska Hinz,
die dem Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages
angehört.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir ja gemacht!)


Sie hat gestern über viele Stunden hinweg alle Debatten
verfolgt. Das ist eine kluge Frau mit einer raschen Auf-
fassungsgabe. Dann sind Sie besser beraten und wissen
vielleicht besser Bescheid.

Was ist der Stand der Dinge? Wir haben gestern von
der Bundesregierung den Entwurf dieser Leitlinien be-
kommen, in denen bestimmt wird, wie die vier neuen In-
strumente der EFSF angewandt werden können. Diese
vier neuen Instrumente haben wir vor zwei Wochen hier
im Deutschen Bundestag – übrigens mit Ihrer Zustim-
mung – beschlossen. Darin steht, was alles neu gemacht
werden kann. Ich brauche das nicht zu wiederholen; aber
ich will es kurz referieren: Das sind die Sekundärmarkt-
operationen, das sind vorsorgliche Kreditlinien, das sind
Primärmarktankäufe, und es ist die Bankenrekapitalisie-
rung.

Wenn man sich diese Leitlinien, die wir gestern aus-
führlich im Haushaltsausschuss beraten haben, vor Au-
gen führt, dann kann man feststellen, dass sich in all die-
sen Punkten die Verhandlungspunkte, die die deutsche
Bundesregierung, der deutsche Finanzminister und die

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(C (D undeskanzlerin in die internationalen Verhandlungen ingebracht haben, vollumfänglich wiederfinden. Das ollten Sie zur Kenntnis nehmen. Darüber diskutieren ir heute. Alle Journalisten, die gestern vor dem Sit ungssaal des Haushaltsausschusses versammelt waren, aben begriffen, dass in diesen Leitlinien nichts über eien Hebel gesagt wird. Die Grünen haben es nicht begriffen; denn die Grünen den jetzt von den sogenannten Repo-Geschäften, die ei den Sekundärmarktaufkäufen als eine Maßnahme inerhalb dieser Leitlinien möglich sind. Nun muss man nen, Herr Trittin, glaube ich, zuerst einmal erklären, as das ist. Repo-Geschäft ist ein Begriff aus dem Geldarkt. Das ist nichts anderes als eine Aufkaufsund Ver aufsverabredung unter festen Bedingungen. Die EFSF ird also künftig auf dem Sekundärmarkt tätig sein könen und dort Staatsanleihen aufkaufen. Nun kann sie iese Staatsanleihen selbstverständlich auch wieder veraufen. Wer aufkauft, muss auch verkaufen können. Aners macht das Ganze keinen Sinn. Wer atmet, muss uch ausatmen; sonst platzt er irgendwann. (Burkhard Lischka [SPD]: Das war aber jetzt ein schönes Bild! – Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die EFSF soll nicht platzen, sondern sie soll hand-
ngsfähig sein. Dazu gehört, dass sie Anleihen zu vorher

ereinbarten Bedingungen auch wieder verkaufen und
ich dadurch kurzfristig Liquidität beschaffen kann –
urzfristig. Das ist der entscheidende Unterschied, Herr
rittin. Kurzfristige Liquiditätsbeschaffung ist nicht ge-
ignet, um langfristig eine Hebelwirkung zu erzeugen
nd damit die Wirksamkeit des Rettungsschirms zu ver-
rößern. Im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundes-
ges haben die Mitarbeiter des Bundesfinanzministers
rer Kollegin Frau Priska Hinz gegenüber genau diese
efinition bestätigt, und zwar im Beisein des Bundes-
nanzministers. Sie müssten es also begriffen haben. Of-
nsichtlich haben Sie es immer noch nicht begriffen;

eshalb versuche ich, es Ihnen jetzt noch einmal zu er-
lären. Repo-Geschäfte sind nicht geeignet, um einen
ngfristig angelegten Hebel zu erzeugen.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as, was über Wochen hinweg unter dem Stichwort
Hebel“ in der Öffentlichkeit diskutiert wurde, hat mit
iesem Instrument überhaupt nichts zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nun will ich auf etwas anderes hinweisen, was ich
chon bemerkenswert finde: Wir haben vor zwei Wochen
ich glaube, in einem wirklich beispielhaften Vorgang –
ie Beteiligungsrechte des Deutschen Bundestages aus-
eweitet und entsprechend gestaltet. Im StabMechG heißt
s unter § 4 Abs. 2:

Der vorherigen Zustimmung des Haushaltsaus-
schusses des Deutschen Bundestages bedürfen:
1. die Annahme oder Änderung der Leitlinien des
Direktoriums der Europäischen Finanzstabilisie-
rungsfazilität durch die Bundesregierung …





Norbert Barthle


(A) )


)(B)

Uns werden jetzt Leitlinien vorgelegt, über die auf in-
ternationaler Ebene schon beraten wurde. Über die kön-
nen wir abstimmen, und das werden wir auch tun. Wenn
es dazu Änderungen gibt, müssen sie uns wieder vorge-
legt werden; so steht es im Gesetz. Dann werden wir zu-
vor zumindest im Haushaltsausschuss des Deutschen
Bundestages darüber beraten. Falls es notwendig sein
sollte, werden wir das selbstverständlich auch im Ple-
num des Deutschen Bundestages tun.

Warum Sie, Herr Trittin, jetzt vorsorglich etwas an
sich ziehen wollen, wofür es noch gar keine schriftliche
Unterlage gibt und wozu es noch keine Vereinbarung
gibt, erschließt sich mir überhaupt nicht; denn damit
konterkarieren Sie das Recht, das wir uns selbst ausbe-
dungen haben, damit konterkarieren Sie die Geschäfts-
abläufe, die wir vorgesehen haben. Das unterminiert un-
sere Vereinbarungen, anstatt sie zu bestärken. Das ist der
Hauptvorwurf, den ich Ihnen mache.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was wir derzeit auf europäischer Ebene und weltweit
brauchen, ist Vertrauen.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei Abgeordneten der CDU/ CSU)


Was Sie hier betreiben, ist nicht geeignet, das Ver-
trauen auf deutscher Ebene und das Vertrauen in die
Bundesregierung zu stärken.


(Lachen bei der SPD)


Wir brauchen aber gerade in diesen Verhandlungen Ver-
trauen. Das ist auch Ihre Verantwortung, bei allem Ver-
ständnis für Oppositionsspielereien.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn die Bundesregierung auf europäischer Ebene
schwierige Dinge durchsetzen will, dann braucht sie den
Rückhalt des gesamten Parlaments und kein solches
Theater der Opposition.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie will doch gar nichts durchsetzen!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1713400700

Zu einer Kurzintervention erhält die Kollegin Priska

Hinz das Wort.

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Kollege Barthle, ich freue mich grundsätzlich,
wenn Sie mich loben. Ich halte nur nichts davon, wenn
Sie mich zur Kronzeugin einer Falschdarstellung ma-
chen wollen, die Sie hier im Plenum geben.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben gestern im Haushaltsausschuss lange und
usführlich über die sogenannten Guidelines gespro-
hen; das ist richtig. Allerdings ist das Bundesministe-
um bei unserem ständigen Bohren in Bezug auf die so-
enannten Repo-Geschäfte ziemlich ins Schlingern
eraten. Entweder hat der Bundesfinanzminister selber
icht gewusst, was da hineinverhandelt wurde, oder er
ar irritiert, dass wir ihm auf die Spur gekommen sind.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Oh! Kommissarin Hinz! – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Unterstellung!)


as Bundesfinanzministerium musste zugeben, dass
iese Repo-Geschäfte dazu dienen können, die Liquidi-
t zu steigern, eine sogenannte kleine Banklizenz zu er-
erben, und dass damit natürlich eine Hebelwirkung

tattfinden würde. Die Aussage war, dass die EFSF dies
ahrscheinlich machen könnte, dass man aber davon

usgeht, dass die EFSF es nicht tut.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


as war die Darstellung des Bundesfinanzministeriums.

Im Übrigen sollten wir bis heute Morgen eine schrift-
che Klarstellung haben, ob wir das richtig sehen oder
b das Bundesfinanzministerium ausräumen kann, dass
ieser Hebel so benutzt wird. Diese Klarstellung liegt
ns bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht vor.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)


Ich habe schon gestern im Haushaltsausschuss und
uf mehrfache Nachfrage Ihrer Kollegen deutlich gesagt:
ir sind bereit, den Guidelines zuzustimmen, und wir

ind auch bereit, die Zustimmung dafür zu erteilen, dass
s Repo-Geschäfte gibt, wenn ausgeschlossen ist, dass
amit eine Hebelwirkung einhergeht; dann müsste dieser
assus umformuliert werden. Wir haben bis zum jetzi-
en Zeitpunkt keine weitere Aussage des Finanzministe-
ums, außer dass die Befürchtung besteht, dass eine He-
elwirkung tatsächlich möglich ist, dass das nicht
usgeschlossen werden kann. Von daher liegen wir völ-
g richtig, wenn wir sagen: Wir wollen diesen Guide-
nes zustimmen; aber wenn, wie bislang vorgesehen,
ine Hebelwirkung enthalten ist, wollen wir dafür einen
arlamentsbeschluss, denn das ist ein neues Instrument
it neuen Risiken, und darüber muss die Öffentlichkeit
formiert werden. Dann sind wir gerne bereit, zu unse-
r Verantwortung zu stehen und das mit zu beschließen,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ier im Plenum, wo wir auch der Öffentlichkeit nach-
ollziehbar erklären können, warum diese Erweiterung
nd diese Hebelung für den Rettungsschirm notwendig
t.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )


)(B)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1713400800

Bevor der Kollege Barthle Gelegenheit zur Replik er-

hält, möchte ich für den deutschsprachigen Teil der Be-
völkerung ergänzen, dass die mehrfach erwähnten Gui-
delines Richtlinien sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke, Herr Präsident! – Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Es sind Leitlinien, Herr Präsident!)


– Der Bundesminister des Auswärtigen legt Wert auf die
Feststellung, dass es sich um Leitlinien handele.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt! Richtlinien sind was anderes europäisch!)


Bitte schön, Herr Kollege Barthle.


Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1713400900

Vielen Dank, Herr Präsident. – In den uns vorliegen-

den Leitlinien für die EFSF, die in der Haushaltsaus-
schussdrucksache 3514 dargelegt sind, steht tatsächlich:

Nutzung von Anleihen für Repo-Geschäfte mit Ge-
schäftsbanken, um das Liquiditätsmanagement der
EFSF zu unterstützen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


Das ist genau das, was ich vorhin ausgeführt habe.
Die EFSF muss die Möglichkeit haben, sich kurzfristig
Liquiditätsvorteile zu verschaffen, um damit ihre Tätig-
keiten auf dem Sekundärmarkt entsprechend unterfüttern
zu können.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist der Hebel!)


Wenn Sie diese Repo-Geschäfte ausschließen, dann ver-
teuern Sie sozusagen die EFSF, und dann steht weniger
Kapital zur Verfügung, um die eigentlichen Aufgaben
der EFSF zu erfüllen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da ist beschrieben, wie der Hebel funktioniert!)


Frau Kollegin Priska Hinz, daraus entsteht aber kein
Hebel. Ein Hebel würde nur dann entstehen, wenn man
das als Kaskadengeschäft dauernd fortführen würde, um
damit Liquiditätsreserven unendlich – unendlich geht es
zwar nicht, aber ein Stück weit – auszubauen. Sie benut-
zen eine sophistische Definition des Begriffs „Hebel“,
und daran hängen Sie diese Debatte auf.

Frau Kollegin Hinz, die Länge Ihrer Kurzintervention
zeigt schon, dass Sie vieles zu vernebeln haben.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! – Burkhard Lischka [SPD]: Unglaublich! – Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Gestern hat Ihnen die Bundesregierung im Haushaltsaus-
schuss klipp und klar gesagt, dass in den Vereinbarungen


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(C (D r die Leitlinien genau diese Absicht, die Sie untersteln, niemals verfolgt wurde und auch nicht verfolgt weren wird. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie kommen selber mit den Begriffen nicht klar!)


ie Bundesregierung ist sogar bereit, Ihnen das schrift-
ch zu geben und noch in die Leitlinien einzuarbeiten.
as sollten Sie zur Kenntnis nehmen und nicht einen
rick dahinter vermuten. Bauen Sie keinen Popanz auf!
afür gibt es keinen Grund.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1713401000

Für die SPD-Fraktion spricht jetzt der Kollege

homas Oppermann.


(Beifall bei der SPD)



Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1713401100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir befin-

en uns in der Tat in einer schwierigen Situation, in einer
ituation, die dieses Parlament so noch nicht erlebt hat.

Zum zweiten Mal ist ein europäischer Gipfel verscho-
en worden. Die Bundeskanzlerin hat die für heute ange-
ündigte Regierungserklärung zum Gipfel abgesagt.
eute Nachmittag soll in einer nichtöffentlichen Sitzung
es Haushaltsausschusses legitimiert werden, über was
m Wochenende beim Gipfel verhandelt wird. Da sagen
ie, Herr Barthle, wir sollten Vertrauen in diese Regie-
ng haben. Ich sage Ihnen: Wir haben kein Vertrauen in

iese Regierung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es ist richtig: Über die Leitlinien zum Rettungsfonds
ird nach dem Gesetz im Haushaltausschuss entschie-
en. Als wir aber vor drei Wochen dieses Gesetz im
undestag verabschiedet haben, sind alle davon ausge-
angen, dass Leitlinien eine Art Geschäftsordnung, tech-
ische Regeln sind. Aber nach der Verabschiedung des
esetzes begann eine Debatte darüber, dass in diesen
eitlinien gehebelt werden soll. Die Leitlinien sind jetzt
lötzlich der Ort, wo aus den Milliarden, die wir hier be-
chlossen haben, Billionen werden.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wo steht das über den Hebel? Es steht doch nirgendwo! Wie kommen Sie darauf!)


as berührt selbstverständlich das Ausfallrisiko und das
erlustrisiko. Dieses Verlustrisiko ist eine inhaltliche,
aterielle Frage und keine Frage, die in einer Geschäfts-

rdnung geregelt werden kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Wo steht das?)






Thomas Oppermann


(A) )


)(B)

Wo kommen wir hin, wenn der Bundestag über Mil-
liarden beschließen darf, aber die Entscheidung über die
Billionen im nichtöffentlich tagenden Haushaltsaus-
schuss fällt?


(Peter Altmaier [CDU/CSU]: Das tun wir doch gar nicht! – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das tun wir nicht!)


Sie nähren doch mit diesem Verfahren den Verdacht,
dass Sie uns und der Öffentlichkeit etwas unterjubeln
wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Unverantwortlich!)


Es kann doch nicht sein, dass wir hier über einen Teil
der Richtlinien beschließen und nächste Woche der an-
dere Teil kommt. Diese Richtlinien sind ein Torso. Der
Bundesfinanzminister hat gestern im Haushaltsaus-
schuss noch gesagt, das sei der Entwurf eines Entwurfes.
Ich frage Sie, meine Damen und Herren von der Koali-
tion: Können Sie wirklich alle Details überblicken, die in
diesen Leitlinien geregelt sind?


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Brüderle kann das!)


Haben Sie in diesen wenigen Stunden den notwendigen
Sachverstand hinzuziehen können, um das jetzt beurtei-
len zu können? – Nein, meine Damen und Herren, dies
ist kein angemessenes Verfahren.

Die Debatte über die Leitlinien gehört hier in den
Deutschen Bundestag. Vor den Augen der Bürgerinnen
und Bürger muss debattiert und entschieden werden, mit
welchem Haftungsrisiko wir in den Rettungsfonds
hineingehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Dem einmal beschlossenen! – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Worauf beziehen Sie sich eigentlich?)


Wir stehen zur Euro-Rettung. Wir haben der Ent-
scheidung zum Rettungsschirm zugestimmt. Wir waren
auch diejenigen, die gesagt haben, dass die bewilligten
Mittel wahrscheinlich nicht ausreichen, um eine Stabili-
sierung unserer Währung herbeizuführen. Da haben Sie
widersprochen. Jetzt wollen Sie in den Leitlinien hebeln.
Sie wollen ein Verlustrisiko beschließen, ohne dass die
Öffentlichkeit genau weiß, was da passiert.

Frau Bundeskanzlerin, sagen Sie uns bitte nicht, Sie
stünden jetzt unter Zeitdruck. Auch wir meinen, dass
schnell entschieden werden muss, aber Sie hatten alle
Zeit der Welt.


(Lachen bei der FDP – Otto Fricke [FDP]: In welcher Welt leben Sie?)


Statt diese Zeit zu nutzen, haben Sie hier Regierungser-
klärungen gehalten und der Opposition vorgeworfen, sie
betreibe die Vergemeinschaftung der Schulden. Statt Ihre
Hausaufgaben zu machen, haben Sie gestern den Bun-
desfinanzminister und den Vizekanzler vor die Presse

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(C (D eten und unverantwortliche Steuersenkungen verkünen lassen. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wer inmitten der größten Schuldenkrise, inmitten der
rößten europäischen Krise Steuersenkungen auf Pump
eschließt und damit die Schulden erhöht, der handelt
icht verantwortlich. Deshalb, meine Damen und Her-
n: Über den Rettungsschirm und über die Richtlinien
uss im Parlament entschieden werden. Dies ist der Ort,

or den Augen der Bürgerinnen und Bürger, die am
nde mit ihren Euros für das haften müssen, was wir
ier tun.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1713401200

Das Wort erhält nun der Kollege Otto Fricke für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1713401300

Geschätzter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Da-

en und Herren! Herr Oppermann, ich kann bei den
rünen die Fragen noch nachvollziehen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


ie werden wir im Haushaltsausschuss auch weiter be-
ntworten und diskutieren. Ich sage das auch der Kolle-
in Hinz, weil ich versuchen will, liebe Kolleginnen und
ollegen, am Ende auch ein Ergebnis zu bekommen, da-
it die Regierung mit einem durch das Parlament ge-

tärkten Rücken verhandeln kann. Denn die schwierigste
ufgabe ist nicht hier im Parlament; die schwierigste
ufgabe hat die Bundesregierung, von der jeder in
uropa etwas will und die versuchen muss, einerseits
ührung zu zeigen und andererseits die anderen mitzu-
ehmen. Aber da liegt unsere Verantwortung, ihr den
ücken zu stärken und das nicht durch falsche Äußerun-
en, wie es der Kollege Oppermann jetzt wieder ver-
ucht hat, kaputtzumachen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Oh!)


Herr Kollege Oppermann, der Kollege Trittin hat be-
usst nicht das gesagt, was Sie versucht haben, zu sa-
en; er hat nicht gesagt, dass das Volumen erweitert
ird. Ich finde, Sie oder der Kollege Schneider – er ist ja

benfalls ein erfahrener Haushälter, also auch dem
rundsatz von Klarheit und Wahrheit verpflichtet – soll-
n das noch einmal klarstellen. Das Volumen, mit dem
er deutsche Steuerzahler maximal haftet, wird durch
ie Guidelines nicht erhöht, kann durch die Guidelines
uch nicht erhöht werden, weil die Leitlinien diese Mög-
chkeit nicht geben.





Otto Fricke


(A) )


)(B)


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Das hat niemand behauptet!)


Sie wissen es doch ganz genau, dass über die Frage einer
Volumenerweiterung immer nur – das ist auch nach dem
Urteil des Verfassungsgerichts so – das Parlament ent-
scheiden kann.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Eben!)


Deswegen sollten wir nach außen zumindest klarstel-
len: Was auch immer passiert, welcher Hebel oder wel-
che Änderungen oder welche Optimierungen kommen,
eine Erhöhung des Risikos für den deutschen Steuerzah-
ler – im Sinne eines höheren Volumens – wird es darüber
nicht geben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Keinen Cent mehr!)


Zu der Frage, die dann von Ihnen angedeutet worden
ist und die wir alle im Kopf haben: „Erhöht sich das Ri-
siko, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit?“, sage ich Ih-
nen: Wenn Sie das wissen, sind Sie wahrscheinlich klü-
ger als der Rest des Parlaments.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt verleugnen Sie aber Ihren Intellekt! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Mathematik!)


Dann wollen wir doch einfach einmal eine Sache fest-
halten. Das Problem, mit dem wir uns jetzt seit mehreren
Jahren beschäftigen, ist: Wie sorgen wir dafür, dass ei-
nerseits die Rettungspakete so groß sind, dass sie zur
Ruhe führen, aber andererseits auch so klar bedingt sind,
dass das Spiel der Neuverschuldung auf anderer Ebene,
in den Peripherieländern, nicht weitergeht?


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1713401400

Kollege Fricke, darf die Kollegin Hendricks eine

Zwischenbemerkung machen?


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1713401500

Ich würde diese Ausführung gern erst beenden. Da-

nach gern.

Wenn der Schirm ohne die Maßnahmen Dritter zu
klein ist, dann würde er am Ende nichts nützen. Wenn er
groß genug wird, indem wir andere dazu bringen, in Ri-
siken zu gehen, dann brauchen wir am Ende überhaupt
nichts zu zahlen. Daher ist die Frage, wie sich dieses Ri-
siko auswirkt, von Ihnen und von uns auch nicht zu be-
antworten.

Am Ende wird es eine einzige Frage geben: Sind wir
durch die Verhandlungen, die die Bundesregierung führt,
in der Lage, den Ländern, die eine andere Finanzmenta-
lität als die Deutschen, die Niederländer oder die Finnen
haben, klarzumachen, dass es so nicht weitergeht? Denn
eines möchte diese Koalition nicht: dass wir im Falle ei-
ner Krise so reagieren, wie es Rot-Grün damals getan
hat. Sie haben nämlich gesagt: Wir weichen die Regeln
einfach auf. Dann sind wir alle wieder glücklich. – Das
ist der Kampf, den diese Koalition und diese Regierung

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(C (D egenwärtig in Europa führen. Wir brauchen dafür Ihre nterstützung und keine falschen Aussagen. Bitte sehr, Frau Hendricks. Herr Kollege Fricke, ich stimme Ihnen darin zu, dass as Risiko für die Bundesrepublik Deutschland durch en aufgespannten Schirm auf 211 Milliarden Euro berenzt ist. Stimmen Sie mir im Gegenzug zu und räumen ies auch vor der Öffentlichkeit ein, dass die Eintrittsahrscheinlichkeit des Risikos innerhalb der 211 Milarden Euro durch eine wie auch immer geartete Hebeng erhöht wird? (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1713401600
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1713401700


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1713401800

Frau Kollegin, ich habe eben bereits versucht, dies

arzustellen. Es gibt viele Möglichkeiten. Wenn der
chirm die richtige Größe hat – in diesem Punkt würden
ie mir wieder zustimmen –,


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Was ist denn die richtige Größe?)


ann können wir dafür sorgen, dass im Falle der Insol-
enz eines Mitgliedstaates eine Beruhigung auf den
ärkten eintritt und es nicht zu Verlusten kommt; ich

enke, darin sind wir uns beide einig. Wenn der Schirm
ber zu klein ist, dann kommt es zu einem Vollverlust.
on daher kann man nicht sagen, dass sich das Risiko er-
öht oder verändert. Wir versuchen, mithilfe einer Maß-
ahme gerade zu erreichen, dass sich das Risiko nicht
erwirklicht.


(Thomas Oppermann [SPD]: Das haben wir Ihnen vorletzte Woche schon gesagt! – Weitere Zurufe)


Ja, ich weiß. Komplexe Antworten sind unangenehm.
as ist an dieser Stelle einfach so.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist nur der Nachweis Ihrer Unkomplexität!)


Ich möchte an dieser Stelle eines festhalten: Warum
ebattieren wir hier heute eigentlich? Wir debattieren
eswegen, weil wir ein Gesetz beschlossen haben, dem
ie Grünen und die SPD zugestimmt haben, in dem wir
esagt haben: Wir übernehmen eine Verantwortung, die
em Parlament in keinem anderen Land zugebilligt wird.
ir als Koalition – nicht die Opposition – haben eine

arlamentsbeteiligung durchgesetzt, Herr Kollege Trittin.


(Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] führt ein Gespräch mit Abg. Thomas Oppermann [SPD])






Otto Fricke


(A) )


)(B)

– Herr Kollege Trittin, Sie erklären das dem Kollegen
Oppermann jetzt wahrscheinlich noch einmal; das ist
auch nicht schlecht. – Diese Parlamentsbeteiligung sorgt
dafür – das ist das Wichtige –, dass wir die Sachen im
Detail besprechen. Wenn es um das Volumen, also den
Haushalt selber, geht, ist das Sache des Parlaments.
Wenn es um technische Vorgänge geht, ist das Sache des
Ausschusses.

Der Frau Kollegin Hinz möchte ich sagen: Was wol-
len wir heute im Haushaltsausschuss machen? Wir wol-
len die von Ihnen zu Recht gestellten Fragen beantwor-
ten. Die Regierung muss eine entsprechende Vorlage
machen. Ich bin mir sicher, dass der gegenwärtig im
Sonnenlicht sitzende Parlamentarische Staatssekretär
Kampeter diese strahlend präsentieren wird.

Herr Kollege Oppermann, ich möchte noch Folgendes
festhalten: Jede Veränderung der Leitlinien muss durch
den Haushaltsausschuss. Das gilt nicht nur für den Be-
schluss der Basis, sondern auch für den Beschluss einer
eventuellen Erweiterung oder einer eventuellen Verände-
rung. Das werden wir in den nächsten Jahren wiederholt
machen müssen. Das ist das Wasserdichte dabei. Wir
sorgen dafür, dass das Parlament in jedem Fall auf der
jeweils zuständigen Ebene einbezogen wird.

In Richtung der SPD möchte ich noch sagen: Was ist
Ihr eigentliches Ziel? Darüber redet hier keiner gerne.
Sie möchten weitere Abstimmungen. Ich bin mir sicher,
dass Sie für die nächste Woche am liebsten auch schon
wieder eine namentliche Abstimmung haben wollen, ob-
wohl es darum gar nicht geht.


(Thomas Oppermann [SPD]: Ist das so schlimm? Haben Sie Angst davor?)


– Dann sind wir uns einig, Herr Oppermann. Danke, es
ist gut, dass wir das festhalten. Wir brauchen keine na-
mentliche Abstimmung. Wir brauchen auch keine Kanz-
lermehrheit.


(Lachen bei der SPD)


Das alles ist in der nächsten Woche nicht notwendig. Ich
finde es sehr gut, dass Sie dem zustimmen. Das können
wir ja schon einmal festhalten.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Eigentor! – Thomas Oppermann [SPD]: Es muss ihm aber schlechtgehen, dass er so laut pfeifen muss!)


Herr Kollege Oppermann, ich möchte einmal das
wahre Verhalten der SPD aufzeigen. Voraussetzung für
ein Handeln des Parlaments wäre das Neuner-Gremium
gewesen. Was aber hat die SPD gemacht? Sie sagt: Nein,
in Bezug auf das Neuner-Gremium können wir diese
Woche leider nicht entscheiden. Wir wissen zwar schon
seit drei Wochen, dass wir das wählen müssen, aber wir
können noch nicht entscheiden.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Es gibt die Woche nichts zu entscheiden!)


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(C (D Die ehrliche Beantwortung der Frage ist doch: Sie ersuchen, hier zu verzögern; Sie versuchen, Politik zu achen. Sie vergessen dabei leider Europa. (Thomas Oppermann [SPD]: Aber Sie haben das voll im Auge!)


as wird diese Koalition eben nicht tun.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1713401900

Für die Fraktion Die Linke redet jetzt der Kollege

oland Claus.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1713402000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber

ollege Barthle, Ihre erkenntnisreiche Aufklärung über
ie Geheimnisse der Atemtechnik veranlasst mich zu der
chlichten Bemerkung: Bei dieser Koalition ist einfach
ie Luft raus.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Beratung des Antrags der Bündnisgrünen – das
ehört auch zur Wahrheit – sollte ja zunächst verhindert
erden. Dabei muss hier daran erinnert werden, dass

ich die Grünen auf eine Regierungserklärung verlassen
aben und dachten: Dazu können wir einen Vorschlag
achen. Eine angesetzte Regierungserklärung – so

önnte man ja annehmen – ist sicher wie eine Staats-
nleihe. – Dabei sind die Grünen reingefallen. Man darf
uch nicht ausblenden, dass sie diesem Gesetz zur neoli-
eralen Version der Euro-Rettung zugestimmt haben.
usgetrickste reagieren bekanntlich empfindlich.

Worum geht es hier? Wichtige Entscheidungen für die
uropäische Union stehen an. In Griechenland eskaliert
ie Gewalt. Von heute bis Sonntag tagen die EU-Regie-
ngen nahezu permanent. Das Parlament erwartet Klar-

tellung. Dafür taugt eine Regierungserklärung. Die
leibt hier aus. Warum? Deutschland und Frankreich
önnen sich nicht einigen, in welches Kasino sie gehen
ollen. Denn – um das einmal so deutlich zu sagen –

Hebel“ heißt doch nichts anderes als: Mach aus 1 Euro
Euro durch Beteiligung am spekulativen Finanzmarkt!
rankreich will den Hebel durch eine Banklösung,
eutschland durch eine Versicherungslösung.

Die Frage ist also, weshalb hier eine Regierungserklä-
ng ausbleibt. Zocken wir so oder so? Da kann man

och nur sagen: Wo leben wir denn? Das kann ein Parla-
ent doch nicht hinnehmen!


(Beifall bei der LINKEN)


eil Deutschland und Frankreich sich nicht einigen kön-
en, welches Kasino besser ist, wird hier einfach ent-
chieden, dass Volk und Parlament nicht informiert wer-
en. Das ist nicht akzeptabel.

Nun sagt die CDU/CSU ebenso wie die FDP: Die Ri-
ikosumme bleibt gleich. Das mag ja stimmen. Es macht
ber verdammt noch mal einen Unterschied, ob ich das





Roland Claus


(A) )


)(B)

Geld solide anlege oder ob ich es auf den spekulativen
Märkten anlege und den gleichen Weg gehe, der vor
2008 in den USA beschritten worden war, was dann völ-
lig schiefgegangen ist. Das muss man Ihnen einmal so
deutlich sagen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke wird dem Antrag der Bündnisgrünen zu-
stimmen. Allerdings hätten wir etwas mehr Demut oder
wenigstens Selbstkritik erwartet. Liebe Bündnisgrüne,
man kann nicht mit der CDU in einem Boot auf hohe
See gehen und dann zugleich die Piraten geben wollen.
Das glaubt euch doch keiner.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn man dann denkt, der Gipfel der Verwirrung sei
erklommen, dann hat man die FDP unterschätzt, die in
einer solchen Situation – sekundiert vom Bundesfinanz-
minister – doch ernsthaft Steuersenkungen einfordert.
Eine völlig verantwortungslose Politik, meine Damen
und Herren!


(Beifall bei der LINKEN)


So kann es hier nicht weitergehen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1713402100

Nächster Redner ist der Kollege Bartholomäus Kalb

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1713402200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der Kollege Oppermann wie der Kollege Trittin
haben eingangs ihrer Reden davon gesprochen, dass wir
uns in einer ernsten Situation befinden würden. Umso
weniger habe ich dafür Verständnis, dass Sie einen
Popanz aufbauen, eine Vortäuschung falscher Tatsachen
vornehmen, um hier eine Scheindebatte loszutreten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich denke, wir alle sollten uns so weit ernst nehmen,
dass wir unserer Verantwortung in dieser Situation ge-
recht werden wollen. Deswegen haben wir vor wenigen
Wochen das Gesetz beschlossen, das die Parlaments-
rechte deutlich stärkt. Wir wollen diese Verantwortung
ernst nehmen. Das würde doch niemand abstreiten wol-
len.

Gestern – das war im Haushaltsausschuss schon zu
merken – hat man immer wieder versucht, künstlich et-
was in die sogenannten Leitlinien hineinzuinterpretieren,
was darin nicht enthalten ist. Insofern müssen wir wieder
auf den Boden der Tatsachen zurückkehren.

Der Bundesfinanzminister hat gestern im Haushalts-
ausschuss ausdrücklich erklärt, dass über die Frage, wie
die Wirksamkeit der Instrumente erhöht werden kann,
weiter verhandelt werden muss und dass er danach ent-
sprechend dem Gesetz, das wir verabschiedet haben,
selbstverständlich erneut auf das Parlament zukommen

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(C (D ird; nichts anderes hat Schäuble gestern im Haushaltsusschuss gesagt und in Aussicht gestellt. Es versteht ich von selbst, dass die Bundesregierung gesetzestreu t. Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist doch icht verboten, darüber nachzudenken, wie man einen ereinbarten Gewährleistungsrahmen so nutzen kann, ass er die höchstmögliche Effizienz erhält; es ist aus einer Sicht sogar die Aufgabe, darüber nachzudenken. ie Erhöhung der Effizienz, die Verbesserung der Wirk amkeit, hat noch lange nichts mit dem zu tun, was man lassischerweise als Hebel oder, wie es im Englischen eißt, als Leveraging bezeichnet. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sieht die Commerzbank anders!)


ie Situation würde sich verändern – da kann ich die
rage von Frau Hendricks durchaus verstehen –, wenn
ine Haftungskaskade eingeführt würde. In diesem Falle
üsste der Vorgang von uns im Parlament sicherlich neu

ewertet werden. Ich denke, auch darüber gibt es keinen
issens.

Ich will auf den Beitrag des Kollegen Oppermann zu-
ckkommen. Herr Oppermann, Sie haben sich in zwei

ätzen dreimal widersprochen: Sie haben in Richtung
er Bundeskanzlerin gesagt, sie habe alle Zeit der Welt
ehabt. Einige Sätze später haben Sie gesagt: „inmitten
er größten Schuldenkrise, inmitten der größten europäi-
chen Krise“.


(Thomas Oppermann [SPD]: Sie hat sie mit herbeigeführt!)


gendwie passt das nicht zusammen.


(Thomas Oppermann [SPD]: Doch!)


enn wir eine krisenhafte Situation haben, dann muss
ehr schnell krisenorientiert und sachgerecht gehandelt
erden.


(Thomas Oppermann [SPD]: Aber nicht krisenverschärfend!)


Wenn wir wollen, dass die deutschen Positionen
urchgesetzt werden – da haben Sie sich von dem, was
igentlich gute Parlamentstradition ist, verabschiedet –,
ann können Sie hier nicht erklären, Sie entzögen der
undesregierung sozusagen das Vertrauen. Wenn wir
ollen, dass die deutschen Positionen, über die wir uns
eitestgehend einig sind, durchgesetzt werden, dann
üssen wir, wie es Kollege Barthle und Kollege Fricke

chon gesagt haben, der Bundesregierung den Rücken
tärken, in unserem ureigenen Interesse.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Natürlich nehmen wir unsere parlamentarischen Mit-
irkungsrechte sehr ernst; wir haben sehr viele Ent-

cheidungen ins Parlament zurückgeholt. Auf der ande-
n Seite stärken wir der Regierung nicht den Rücken,
enn wir nicht auch ein Mindestmaß an Vertrauen ge-





Bartholomäus Kalb


(A) )


)(B)

genüber denjenigen aufbringen, die für uns auf der poli-
tischen Bühne in Brüssel und anderswo verhandeln.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das Vertrauen haben Sie selbst zerstört!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1713402300

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

Kollege Carsten Schneider für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1713402400

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hier ist viel

von „Vertrauen“ die Rede gewesen. Es ist richtig: Es
geht nicht nur um das Vertrauen des Parlaments in die
Regierung und ihre Aussagen, sondern auch um Ver-
trauen darauf, dass die Handlungen der Regierung in
Europa zu einem Ziel führen, durchdacht sind und ge-
meinschaftlich angegangen werden. Sehr geehrte Frau
Bundeskanzlerin, dieses Vertrauen kann man nach der
am gestrigen Nachmittag erfolgten Absage der Regie-
rungserklärung nicht mehr haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Kollege Barthle und Kollege Kalb, Sie erwarten von
uns, der Opposition, dass wir der Bundesregierung, die
den Namen nicht wirklich verdient, den Rücken stärken,
obwohl Sie selbst ihr permanent in den Rücken fallen.
Das ist nicht wirklich Aufgabe der Opposition.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben gesagt: Wir stehen hier für ein wehrhaftes
Europa. Wir haben dem Euro-Rettungsfonds trotz dieser
Regierung zugestimmt, aber gesagt: Es muss klar sein,
worüber wir abstimmen. Ich habe, wie der Kollege
Schick, im Haushaltsausschuss und hier im Plenum an
Herrn Schäuble die Fragen gerichtet: Gibt es eine Hebe-
lung oder nicht? Denken Sie darüber nach, die Mittel zu
hebeln? – Eine Hebelung bedeutet nicht, die Mittel nur
zu effektivieren; das ist ein Euphemismus. Letztendlich
bedeutet eine Hebelung, dass man, wie es der Kollege
Claus gesagt hat, wieder ins Kasino geht. Denn eine
CDO ist nichts anderes als eines dieser Produkte, die wie
Massenvernichtungswaffen wirken. Da haben Sie, Herr
Brüderle, gesagt: Auf gar keinen Fall! – Sie haben es ge-
leugnet. Der Bundestag, die Öffentlichkeit und die Kol-
legen hatten den Eindruck, das alles gebe es gar nicht.
Währenddessen ist auf der IWF-Jahrestagung insgeheim
darüber verhandelt worden. Das ist der eigentliche Skan-
dal, meine Damen und Herren!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Frage ist doch: Reicht das Volumen von insge-
samt 440 Milliarden Euro aus, um überzeugende Signale
an die Finanzmärkte zu geben? Die klare Antwort lautet:

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(C (D o, wie es ist, nein. – Das haben wir schon von Anfang n gesagt. Sie haben doch nur, damit Sie noch halbwegs ine Mehrheit in dieser Stümperkoalition zusammenbeommen, nichts mehr gesagt. (Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU)


ie haben das durch den Bundestag gepeitscht, ohne da-
uf einzugehen, dass Sie schon über eine Hebelung,

ber eine Risikoausweitung der deutschen Haftung ver-
andelt haben. Es darf nicht sein, dass diese Diskussion
ur im Haushaltsausschuss unter „ferner liefen“, fernab
er Öffentlichkeit, geführt wird, sondern es muss so
ein, dass die entsprechenden Entscheidungen hier im
undestag getroffen werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist vollkommen klar, dass, wenn Sie ein Volumen
fünffacher Höhe der Fondsmittel generieren wollen,

amit auch ein höheres Risiko einhergeht. Das wird Ih-
en auch jeder Ökonom sagen. Ich würde gerne das eine
der andere Instrument bewerten, aber uns liegt dazu bis
eute noch nichts vor. Das ist der wahre Skandal. Bis
eute hat Herr Schäuble nichts weiter dazu gesagt, als
ass es Verhandlungen gibt. Das ist nicht akzeptabel.
as ist nicht überzeugend und führt zu weiterer Verunsi-

herung.

Für uns stellt sich jetzt die Frage: Stimmen wir den
ichtlinien in der Fassung, wie sie uns seit gestern Mit-
g auf Deutsch vorliegen, heute in einer noch schnell

inberufenen Sitzung zu? Die neuen Richtlinien liegen
ir bislang nicht vor. Angeblich sollen sie noch kom-
en. Bei dem, was wir gestern bekommen haben, han-

elte es sich nur um einen Entwurf des Entwurfs.


(Zuruf von der SPD: Genau!)


Nun zu den Repo-Geschäften. Man wird gegenüber
ieser Regierung bösgläubig. Man wird auch, wenn man
ll das sieht, gegenüber der EZB bösgläubig.


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Wir werden nur bei Carsten Schneider bösgläubig!)


arum kann die EZB Staatsanleihen auf dem Sekundär-
arkt kaufen? Weil es in den Verträgen nicht ausdrück-
ch verboten wurde. Deswegen schauen wir uns ganz
enau an, was in diesen Richtlinien steht. Jetzt kann das
inanzministerium hundertmal sagen, man wolle nur für
iquiditätsgeschäfte zusätzliche Ausleihungen ermögli-
hen. Rechtlich verboten ist es allerdings nicht, auch in
nderen Fällen zu hebeln. Das ist der entscheidende
unkt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


So wie Sie hier die ganze Zeit das Parlament, die Öf-
ntlichkeit und die eigene Koalition an der Nase herum-
hren, tun Sie es auch in diesem Punkt. Deswegen sa-

en wir: Nur wenn das klargestellt ist, nur wenn der
undestag darüber entscheidet und abstimmt, nur dann
t es möglich, die Tragweite wirklich zu begreifen und
uch die Öffentlichkeit angesichts all dieser Milliarden-





Carsten Schneider (Erfurt)



(A) )


)(B)

summen halbwegs aufzuklären und mitzunehmen. Das
ist ja sowieso schon schwer genug. Dieses Signal muss
also vom Bundestag ausgehen. Deswegen stimmen wir
dem Antrag der Grünen zu.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1713402500

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/7410
mit dem Titel „Plenarbefassung gemäß des Gesetzes zur
Übernahme von Gewährleistungen im Rahmen eines
europäischen Stabilisierungsmechanismus“. Wer stimmt
für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
sich? – Damit ist der Antrag mit den Stimmen der Koali-
tion abgelehnt.

Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 28 a und b auf:

a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

Aktionsplan Nanotechnologie 2015
– Drucksache 17/4485 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Florian
Hahn, Albert Rupprecht (Weiden), Michael
Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU
sowie der Abgeordneten Dr. Martin Neumann

(Lausitz), Dr. Lutz Knopek, Dr. Peter Röhlinger,

weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Aktionsplan Nanotechnologie 2015 gezielt wei-
terentwickeln
– Drucksache 17/7184 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache zu diesem Tagesordnungspunkt eine Stunde
vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das
so beschlossen.

Ich darf diejenigen, die an dieser Debatte nicht mehr
teilnehmen können oder wollen, bitten, entweder den
Plenarsaal zu verlassen oder auf andere Weise für eine
geordnete Debatte Sorge zu tragen.

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(C (D Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zuächst dem Parlamentarischen Staatssekretär Thomas achel. T Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten olleginnen und Kollegen! Deutschland steht ohne weifel vor großen Herausforderungen. Uns fordert der limawandel. Wir haben die Energiewende eingeläutet, nd wir spüren die ersten Auswirkungen der demografichen Entwicklung. Es ist die Nanotechnologie, die hier ie kaum eine andere Technologie Chancen bietet. Ich nenne Energieversorgung und Ressourcenschoung als Beispiele. Moderne Gebäudetechnik, zum Beipiel Dämmstoffe oder energiesparende Beleuchtungschnologien, ist ohne nanotechnologische Materialien icht denkbar. Auch die Verfügbarkeit seltener Rohstoffe t ein großes Problem. Auch wenn in diesem Bereich och viel Forschungsbedarf besteht, so ermöglichen Naomaterialien zukünftig die Nutzung von Einsparpotenialen und werden ein Ersatz für seltene Rohstoffe sein. Das Besondere und Spannende bei Nanomaterialien t, dass ein Material in dieser kleinsten Dimension eine eue Eigenschaft und eine neue Funktionalität gewinnt. ir wollen die technologischen Innovationen nutzen nd damit zur Standortsicherung in Deutschland beitraen. Deshalb ist die Nanotechnologie ein wichtiger Betandteil der Hightech-Strategie der Bundesregierung. Wir können die Chancen, die uns die Nanotechnoloie bietet, allerdings nur dann verantwortlich nutzen, enn die Anwendung der Nanotechnologie sicher ist, odass keine negativen Auswirkungen für die Gesundeit der Menschen oder die Umwelt entstehen können. us diesem Grunde hat die Bundesregierung den „Akonsplan Nanotechnologie 2015“ beschlossen, der sechs ktionsfelder umfasst. Erstens. Wir wollen die Forschung und den Technoloietransfer fördern. Wir müssen die Lösung der globalen erausforderungen angehen. Ohne Zweifel kann die Naotechnologie wesentlich zur CO2-Einsparung beitraen. Im Bereich der diagnostischen und therapeutischen nsätze in der Medizin oder im Bereich der Elektromoilität werden wir nur mithilfe von Nanotechnologie eiterkommen. Deshalb hat die Bundesregierung im ergangenen Jahr die Nanotechnologie mit 400 Millioen Euro im Rahmen von Projekten und institutionell nterstützt. Dies entspricht einem Anstieg von mehr als 0 Prozent gegenüber den Ausgaben im Jahr 2006. Zweitens. Wir möchten die Wettbewerbsfähigkeit des tandorts Deutschland sichern. In Deutschland sind beits über 960 Unternehmen mit der Nanotechnologie eschäftigt. 63 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitneher haben hier ihre berufliche Grundlage. 75 Prozent ieser Unternehmen sind kleine oder mittlere Unterneh Parl. Staatssekretär Thomas Rachel )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1713402600

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

men. Sie haben wir fest im Blick. Die meisten von ihnen
sind jung. Der größte Teil, zwei Drittel, wurde erst nach
1990 gegründet. Weil das so ist, haben wir mit dem För-
derprogramm „KMU-innovativ“ ein Flaggschiff aufge-
baut, um die kleinen und kleinsten Unternehmen beson-
ders zu fördern.

Drittens: internationale Kooperation. 90 Prozent des
Wissens weltweit entstehen nicht in Deutschland. Es
muss unser Ziel sein, dass wir am entstehenden Wissen
teilhaben. Umgekehrt muss Deutschland sein Wissen zur
Verfügung stellen, wenn es beispielsweise darum geht,
die Ergebnisse zu den Auswirkungen von Nanomateria-
lien auf Mensch und Umwelt auf internationaler Ebene
zusammenzufassen. Im Rahmen der OECD liefert
Deutschland deshalb konkrete Daten über industriell
gefertigte Nanomaterialien wie Nanosilber und Titan-
dioxid.

Viertens: Risiken der Nanotechnologie erforschen.
Natürlich bewegen uns die Themen Gesundheitsschutz,
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ganz un-
mittelbar. Zumindest eine Antwort hat uns die For-
schung in der Vergangenheit schon gegeben: Nano per se
ist kein Hinweis auf ein Risiko. Nein, es müssen stets die
chemische Zusammensetzung, die Struktur und die Kon-
zentration eines Stoffes berücksichtigt werden. Erst dann
kommen wir zu klaren Aussagen. Wir werden deshalb
die Forschungen zu Auswirkungen auf die Menschen
und die Umwelt sowie zum Arbeitsschutz fortsetzen;
„Nanosilber“ und „Kohlenstoffnanoröhrchen“ nenne ich
hier als Stichworte. Wir werden dies nicht nur unter
technologischen Gesichtspunkten tun, sondern auch un-
ter ethischen und rechtlichen Gesichtspunkten. Um eine
Zahl zu nennen: Die Mittel für die Risiko- und die Be-
gleitforschung belaufen sich derzeit auf 14 Millionen
Euro im Jahr. Gegenüber dem Jahr 2006 ist dies ein An-
stieg von über 60 Prozent seit dem Amtsantritt von Bun-
desforschungsministerin Annette Schavan.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Fünftens: Kommunikation intensivieren und Dialog
führen. Für uns ist es selbstverständlich, dass wir mit
den Bürgerinnen und Bürgern über die Chancen, die Ri-
siken und Fragen zur Nanotechnologie sprechen und dis-
kutieren. Wir haben dazu verschiedene Foren, beispiels-
weise nanoTruck als ein wichtiges Instrument mit neuem
Gesicht, eingerichtet, um die Menschen anzusprechen.
Mit NanoNature und NanoCare stellen wir uns der Dis-
kussion.

Sechstens. Wir möchten die Rahmenbedingungen
verbessern und weiterentwickeln. Ein wichtiges Stich-
wort ist in diesem Zusammenhang das Thema Regulie-
rung, das, wie Sie wissen, weitgehend auf europäischer
Ebene, was auch Sinn macht, diskutiert wird.


(Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Sehr richtig!)


In diesen Tagen hat die EU-Kommission erstmalig
– das war dringend notwendig – eine Definition für Na-
nomaterialien vorgelegt. Grundlage ist die Größe der
konstituierenden Partikel von 1 bis 100 Nanometer. Diese
Definition, die uns endlich ein gemeinsames Verständnis

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(C (D Europa gibt, schließt natürliche und künstliche Matealien ein. Diese Definition ist eine wichtige Grundlage, ie es uns ermöglicht, die Regelwerke anzupassen und um Beispiel die Chemikalienrichtlinie zu überarbeiten. In diesem Zusammenhang wird immer wieder über roduktregister und eine generelle Kennzeichnungsflicht gesprochen. Wenn wir über ein übergreifendes roduktregister sprechen, sollten wir uns vor Augen fühn, dass es bereits eine Vielzahl von sektorspezifischen egistrierungsund Zulassungspflichten gibt, und zwar r Chemikalien, Lebensmittelzusatzstoffe, Lebensmitlkontaktmaterialien, Kosmetika, Biozidprodukte und flanzenschutzmittel, um nur einige zu nennen. Natürch fallen die Nanomaterialien und entsprechende Proukte unter diese spezifischen Regelungen. Der Aktionsplan der Bundesregierung zielt darauf, ektorspezifische Regelungen zu prüfen und dort, wo die igenschaften von Nanomaterialien und -produkten icht ausreichend berücksichtigt werden, auf europäicher Ebene an notwendigen Anpassungen mitzuarbein. Mancher fragt sich: Macht es Sinn, alle Nanoproukte zu kennzeichnen? Die entscheidende Frage lautet: as leistet eigentlich eine solche Kennzeichnung? Im inzelfall und bezogen auf die jeweiligen spezifischen roduktklassen kann eine solche Kennzeichnung sacherecht sein. Ich möchte Kosmetika als Beispiel nennen. ie besondere Relevanz von Kosmetika für uns Verbrau herinnen und Verbraucher liegt auf der Hand. Hier acht eine sektorspezifische Kennzeichnung ohne weifel Sinn. Aber welchen Sinn macht es eigentlich, enn auf einem Laptop wegen der Elektronik „Nano“ teht oder wenn auf einem Brillenglas wegen der Bechichtung „Nano“ vermerkt ist? Nein, Nano an sich ist eder eine Qualitätsaussage noch ein geeigneter Warninweis. Daher ist die Position der Bundesregierung, die uch in den Aktionsplan Eingang gefunden hat: die ennzeichnung nach Produktklassen prüfen und im ichte neuer Erkenntnisse gegebenenfalls auf europäicher Ebene handeln. – Das ist ein vernünftiges und achgerechtes Vorgehen. Meine Damen und Herren, Sie sehen daran: Mit dem ktionsplan zur Nanotechnologie sind wir breit aufge tellt. Wir wollen die verschiedenen Facetten der Nanochnologie berücksichtigen, von der Forschungsfördeng über die Frage der wirtschaftlichen Verwertung in en Betrieben, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer leinen und mittelständischen Unternehmen zu erhöhen nd um Arbeitsplätze am Standort Deutschland zu sihern, bis hin zu Risikobetrachtung und Kommunikation it der Bürgerschaft. In diesem Sinn wollen wir die Potenziale der Nanochnologie nutzen, und zwar auf verantwortliche und si here Weise. Dafür investieren wir in Forschung und ntwicklung und haben die Mittel seit 2001 verdoppelt. s ist unser Ziel, die Nanotechnologie für und in eutschland zu einem Erfolg zu machen. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1713402700

Nächster Redner ist der Kollege René Röspel für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1713402800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich gebe zu: Ich hätte mir nicht vorstellen kön-
nen, dass die Bundeskanzlerin einmal eine Regierungs-
erklärung absagt, damit ich zu Nanotechnologie reden
kann.


(Beifall der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Das könnte man fast lustig finden, wenn das Ganze nicht
so traurig wäre. Es zeugt von der dramatischen Situation,
in der sich die Regierung befindet, dass das nötig wurde.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das kann man wohl sagen!)


Herr Hinsken, die Geschäftsordnung verlangt, dass
wir jetzt nicht über die große Finanzproblematik reden,
sondern über die kleinsten Teile, mit denen wir umge-
hen, über Nanotechnologie und den Aktionsplan der
Bundesregierung. Das wollen wir dann auch tun.

Der Bundestag war in den letzten Tagen Ausrichter
und Gastgeber einer Konferenz der Büros für Technik-
folgenabschätzung in Europa. Einige von uns waren da-
bei. Ein geladener Gast aus dem österreichischen
Umweltministerium hat im Zusammenhang mit Nano-
technologie gesagt, dass ein Aktionsplan einer Regie-
rung sinnvoll sei, weil er eine Positionsbestimmung für
diejenigen sei, die sich mit dem Thema befassen. Das ist
richtig. Deswegen begrüßen wir, dass der Aktionsplan
der Bundesregierung vorgelegt worden ist.

Die Erstellung des Berichts war eine Fleißarbeit; das
ist schon angeklungen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des BMBF sind durch die Labore gegangen und haben
sich Anträge und Projekte angeschaut. Sie haben zusam-
menfassend aufgeführt, was alles mit Nanotechnologie
möglich ist, welches Potenzial sie bietet, was geleistet
werden kann: von der beweglichen Solarzelle über die
„Bewältigung potenzieller Folgen bei Großunfällen“ bis
zur „intelligenten Straße“. Nebenbei: Mir sind intelli-
gente Autofahrer immer noch lieber. Diese Aufstellung
zeigt aber in der Tat das große Spektrum und die Chan-
cen auf, die die Nanotechnologie bietet. An der einen
oder anderen Stelle wurde vielleicht ein bisschen zu viel
unter Nanotechnologie eingeordnet, aber das sei verzie-
hen. Das ist eine ausreichende und, wie ich finde, gute
Bilanz.

Erlauben Sie mir eine Bemerkung, weil in den politi-
schen Debatten mitunter der Eindruck entsteht, als sei
die Politik für diese tollen Forschungsprojekte, diese
Ideen und Erfindungen verantwortlich. Das ist nicht der
Fall. Man muss ganz klar sagen: Die Beispiele, die in
solchen Berichten genannt werden, sind das Ergebnis
der Arbeit der Forscherinnen und Forscher. An dieser
Stelle ist es angebracht, die große Leistung der beteilig-

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(C (D n Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu loben nd anzuerkennen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie werden mir nachsehen, dass ich an diesem Ak-
onsplan nicht viel zu mäkeln habe. Das ist einfach so.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP])


h finde, darin steht viel Richtiges. Auch die aufgezeig-
n Wege sind sicherlich richtig. Da gibt es wenig zu mä-
eln. Wenn man den Aktionsplan unter dem Gesichtspunkt
iner Positionsbeschreibung, wie der österreichische
issenschaftler das formuliert hat, bewertet, dann stellt
an allerdings fest, dass ein paar Fragen offenbleiben.
ur Kennzeichnung haben wir bereits einiges gehört. Den
ereich Produktregister zum Beispiel finde ich durchaus
usbaufähig.

Der Aktionsplan, über den wir heute beraten, ist ein
aar Monate alt. Er ist Anfang des Jahres veröffentlicht
orden. Ich finde es spannend, dass wir in diesem Zu-

ammenhang auch über einen Antrag der Koalitionsfrak-
onen mit dem Titel „Aktionsplan Nanotechnologie
015 gezielt weiterentwickeln“ beraten. Ich habe ge-
acht, wenn es einen Antrag gibt, mit dem das Ziel ver-
lgt wird, den Aktionsplan der Bundesregierung weiter-

uentwickeln, dann enthält er vielleicht Antworten auf
ie offenen Fragen im Aktionsplan, oder wir finden da-
n etwas Neues. Erstaunlicherweise finde ich in diesem
ntrag überhaupt nichts Neues, liebe Kolleginnen und
ollegen von den Koalitionsfraktionen. Das ist eine Ver-
eugung vor der Regierung; mit dieser Feststellung kön-
en Sie umgehen. Das ist eine Inhaltsangabe des „Ak-
onsplans Nanotechnologie 2015“. Ich habe gehofft,
ass Sie wenigstens eine Schwerpunktsetzung vorneh-
en, aber nicht einmal das ist der Fall. Diesen umfang-
ichen Antrag hätten Sie sich sparen können; denn er

ibt nur das wieder, was bereits im Aktionsplan steht.

Ich möchte die längere Redezeit, die mir zur Verfü-
ung steht, weil die Debattenzeit verlängert wurde, nut-
en, um ein paar Ihrer revolutionären Forderungen, die
ie in Ihrem Antrag mutig an die Regierung richten, auf-
ugreifen:

Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregie-
rung auf, die Stärkung der Nanotechnologie im
Rahmen des nationalen Aktionsplans … weiter vo-
ranzutreiben.

Alle Achtung! Die Bundesregierung hat jetzt also den
uftrag, ihren Plan weiter voranzutreiben. Die Bundesre-
ierung wird weiter aufgefordert, eine „geeignete Defini-
on des Begriffs Nanotechnologie zu erreichen“. Das ist
in wichtiger Punkt. Dies wurde aber schon längst gefor-
ert. Sie, Herr Staatsekretär, haben deutlich gemacht, dass
ie Europäische Kommission bereits eine Definition des
egriffs „Nanotechnologie“ vorgelegt hat. Interessanter-
eise haben aber gestern diejenigen, die sich mit Tech-
ikfolgenabschätzung befassen, deutlich gemacht – dies





René Röspel


(A) )


)(B)

entspricht nicht Ihrer Einschätzung –, dass die von der
Kommission vorgelegte Definition für mehr Verwirrung
als für Klarheit sorgt.

Sie fordern die Bundesregierung des Weiteren auf
– das ist sehr mutig –, die „gezielte KMU-Förderung im
Bereich Nanotechnologie fortzusetzen und weiter zu
stärken“. Ich habe im Aktionsplan nicht gelesen, dass die
KMU-Förderung beendet werden soll. Warum fordern
Sie dann in Ihrem Antrag ihre Fortsetzung? Ich gehe da-
von aus, dass wir gleich noch etwas dazu hören werden.

Im Antrag wird die Bundesregierung ebenfalls aufge-
fordert, „Ressourcen für die Risikoforschung bereitzu-
stellen“. Das finde ich gut, aber auch das ist im Aktions-
plan enthalten.

An einer Stelle habe ich tatsächlich etwas Neues ent-
deckt, das Sie leider nicht weiter ausführen. Sie weisen
ausdrücklich darauf hin, dass die Fördermittel ausrei-
chend sein müssen, „um die derzeit offenen Felder Um-
weltverhalten, Lebenszyklusanalysen und Langzeitun-
tersuchungen abzudecken“. Einverstanden, das ist ein
wichtiger Punkt und im Vergleich zum Aktionsplan et-
was Neues. Aber das ist nur ein Punkt Ihres sieben Sei-
ten umfassenden Antrags.

Sie haben die Chance verpasst, sich zu positionieren.
Sie geben wieder, was der „Aktionsplan Nanotechnolo-
gie 2015“ schon enthält. Ihr Antrag ist eigentlich über-
flüssig. Ich bin gespannt, wie uns der Vertreter der Ko-
alitionsfraktionen gleich erklären wird, warum dieser
Antrag nötig ist und uns in der Debatte weiterbringt.

Ich möchte eine Stelle aus dem Antrag zitieren, die
ich ausdrücklich gut finde, weil sie zeigt, dass wir in der
Diskussion insgesamt weitergekommen sind. Auf Seite 3
heißt es:

Es kann festgestellt werden, dass Deutschland hin-
sichtlich Forschungs- und Innovationsförderung,
Begleitforschung und vielfältiger Dialogaktivitäten
unter Einbeziehung aller Vertreter aus Gesellschaft,
Wirtschaft und Wissenschaft schon heute eine welt-
weit führende Rolle bei der Entwicklung der Nano-
technologie als sicherer und nachhaltiger Zukunfts-
technologie einnimmt.

Das stimmt; dies ist ausdrücklich zu unterstützen. Aber,
liebe Koalitionskollegen, dies ist leider nicht Ihr Ver-
dienst. Es ist richtig, dass die Nanotechnologie zu Beginn
der 90er-Jahre, also auch unter ihrer damaligen Regie-
rungskoalition, gefördert worden ist. Aber die Diskus-
sion über wichtige Themen wie Sicherheit, Akzeptanz
und Transparenz wurde nicht von Ihnen vorangetrieben.
Wenn ich mich nicht falsch erinnere, waren es im We-
sentlichen die Kollegen Ulla Burchardt und Hans-Josef
Fell,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


die damals darauf gedrängt haben, dass wir die Diskus-
sion über die Chancen und die Risiken der Nanotechno-
logie führen. Das hat dazu geführt, dass das Büro für
Technikfolgenabschätzung schon im Jahre 2003 einen
ausführlichen Bericht dazu verfasst hat. In der Nach-

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(C (D lge haben wir dazu Veranstaltungen durchgeführt, um u zeigen, dass diese Technologie große Chancen bietet, ass man aber auch rechtzeitig auf mögliche Sicherheitsrobleme achten muss. (Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


h erinnere mich noch sehr gut an den Vorwurf, wir
eien technologiefeindlich und überbetonten die Risiken.
h freue mich, dass Sie dazugelernt haben und wir jetzt

emeinsam die Chancen und die Risiken betrachten kön-
en. Das ist ein guter Weg.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie in den TAB-Bericht aus dem Jahr 2003 ge-
chaut hätten, hätten Sie Punkte finden können, die Ihr
ntrag nicht enthält. Meine Damen und Herren von der
nionsfraktion, Sie hätten besser recherchieren können.
ass Sie das nicht getan haben, mag vielleicht daran lie-
en, dass nicht mehr allzu viele Ihrer damaligen Kolle-
en Mitglieder des Parlaments sind. Aber es ist erst zwei
ahre her, dass die damalige Große Koalition einen An-
ag zur Nanotechnologie mit dem Titel „Nanotechnolo-
ie – Gezielte Forschungsförderung für zukunftsträch-
ge Innovationen und Wachstumsfelder“ vorgelegt hat.
iesen haben wir im Juli 2009 beschlossen. Es war ein
ntrag der Großen Koalition, den die SPD-Fraktion und
ie Unionsfraktion – Herr Kretschmer, Sie waren dabei –
emeinsam eingebracht haben. Lassen Sie mich ein paar
er damaligen Forderungen, die inzwischen Beschluss-
ge des Deutschen Bundestages sind, vortragen. Dort

teht zum Beispiel:

Dabei sollten auch gesellschaftliche Bedarfsfelder
wie die Nutzung der Nanotechnologie in den Berei-
chen sauberes Wasser und Energieeffizienz/Klima-
schutz in die Technologieförderung einbezogen
werden …

as steht auch im Aktionsplan. Diese Forderung unseres
emeinsamen Antrags wurde erfüllt.

Vor rund zwei Jahren wurde auch gefordert, Start-up-
nternehmen mit genügend Risikokapital auszustatten.
azu steht eine Menge im Aktionsplan; das können wir

uch abhaken. Des Weiteren wurde gefordert, „Chancen
nd Risiken der Nanotechnologie noch stärker in der Ge-
ellschaft zu kommunizieren“. Auch darauf wird im Ak-
onsplan eingegangen. Aber damals wurde auch gefor-
ert – das hätten Sie als neuen Punkt in Ihren Antrag
ufnehmen können –, eine Informationsplattform zu
chaffen, die die Bürger über Vorschriften, Bestimmun-
en und Empfehlungen informiert und die laufend aktua-
siert wird.


(Florian Hahn [CDU/CSU]: Das haben wir doch!)


as taucht zwar irgendwo im Aktionsplan auf, ist aber
och immer nicht umgesetzt, obwohl zwei Jahre Zeit
ar.


(Beifall bei der SPD)






René Röspel


(A) )


)(B)

Eine weitere wichtige von uns damals erhobene For-
derung, die bereits Beschlusslage des Deutschen Bun-
destages ist und aus meiner Sicht bisher von der Bundes-
regierung nicht erfüllt wurde und in Ihrem vorliegenden
Antrag nicht aufgegriffen wird, ist, „zu prüfen, wie eine
sachgerechte Entsorgung von synthetischen Nanomateri-
alien sichergestellt werden kann, ohne dass gefährliche
Nanopartikel in die Umwelt gelangen“. Das ist keine
Kleinigkeit, sondern ein zentraler Punkt.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Diese Partikel sind relativ unproblematisch, solange sie
an Oberflächen gebunden sind und nicht freigesetzt wer-
den können. Wenn aber zum Beispiel ein beschichteter
Anorak einfach verbrannt wird oder auf andere Weise
nicht sachgerecht entsorgt wird, werden diese Partikel
möglicherweise freigesetzt und verursachen eventuell
Umweltprobleme oder gesundheitliche Schäden, wenn
sie in die Lunge gelangen. Unsere damalige Forderung
nach einer sachgerechten Entsorgung ist daher von zen-
traler Bedeutung und hätte von Ihnen in Ihrem Antrag
aufgegriffen werden müssen. Wir erwarten nach wie vor
von der Bundesregierung, in diesem Bereich aktiv zu
werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben damals zu Recht auch bessere Messverfah-
ren und Messtechniken zur Identifizierung von Nanoma-
terialien in Wasser, Boden und Luft gefordert. Es lassen
sich entsprechende Passagen im Aktionsplan finden, aber
nicht in Ihrem Antrag. Die meisten von Ihnen kennen ver-
mutlich die jüngsten Studien – zum Beispiel die der Uni-
versität Landau –, die zeigen, dass die bisher angewand-
ten Standardverfahren offenbar nicht tragfähig sind.
Danach verhalten sich Wasserflöhe, die für 48 Stunden
mit Titandioxidnanopartikeln in Kontakt gebracht wur-
den, einigermaßen normal. Verdoppelt man aber die Stan-
dardzeit auf 96 Stunden, stirbt eine große Zahl der Tiere.
Allein durch die Veränderung des Beobachtungszeit-
raums kommt man zu anderen Ergebnissen. Das heißt,
wir müssen die Messverfahren entsprechend anpassen. In
der gestrigen Expertendiskussion wurde zu Recht darauf
hingewiesen, dass in vielen Bereichen der Nanotechnolo-
gie zwar kein Risiko besteht, wohl aber Unsicherheit
herrscht und dass sämtliche Testverfahren im Labor und
nicht in der Umwelt durchgeführt werden.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Das ist ein großes Manko. Wir erwarten, dass das geän-
dert wird.

Herr Rachel, ein Punkt, den Sie als positives Beispiel
hervorgehoben haben, ist die Risikoforschung. Wir ha-
ben bereits 2009 eine solche Forschung gefordert. Ich er-
innere mich noch gut an die damalige Diskussion und
die Auseinandersetzungen in der Großen Koalition. Wir
haben Sie immer getrieben und darauf aufmerksam ge-
macht, dass eine Begleit- und Risikoforschung dazuge-
hört.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir haben es damals nach großen Kämpfen geschafft,
ass in unserem gemeinsamen Antrag gefordert wurde
das fordert auch die NanoKommission –, mindestens

0 Prozent der Mittel für die Risikoforschung zur Verfü-
ung zu stellen. Die 14 Millionen Euro, die Sie erwähn-
n, Herr Staatssekretär, machen gerade einmal 6,2 Pro-

ent aus.


(Florian Hahn [CDU/CSU]: Mehr als andere Länder!)


as sind die Zahlen, die ich der Antwort der Bundesre-
ierung auf die Große Anfrage meiner Fraktion zur Na-
otechnologie entnehme. 6,2 Prozent für die Sicherheits-
rschung sind deutlich zu wenig. Deshalb bleiben wir

ei unserer Forderung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der gesamte Verbraucherschutz ist in Ihrem Antrag
öllig unterbelichtet. Ich finde es schade, dass Sie Ihren
ntrag vor der Anhörung eingebracht haben. Am kom-
enden Montag gibt es im Verbraucherausschuss eine
nhörung zu Nanoprodukten und ihren möglichen Aus-
irkungen im Umweltbereich. Es liegt bereits eine
eihe kluger Fragen und Stellungnahmen vor. Wenn Sie
in bisschen länger gewartet hätten, hätten Sie die Aus-
agen der Stellungnahmen berücksichtigen können und
ielleicht nicht einen so substanzlosen Antrag vorgelegt.
h verweise auf die Stellungnahme des ehemaligen Vor-

itzenden der NanoKommission, die aus Vertretern der
issenschaft, der Wirtschaft, der Gewerkschaften und

er Umweltverbände zusammengesetzt war. Diese ha-
en sich ihre Empfehlungen sehr genau überlegt. Wenn
ie diese berücksichtigt hätten, hätte das Ihrem Antrag
ehr gutgetan.

Wir werden weiterhin mit allem Optimismus, aber
uch mit der nötigen Kritik die Nanotechnologie und vor
llen Dingen Ihre Regierung begleiten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1713402900

Für die FDP-Fraktion erhält jetzt der Kollege

r. Martin Neumann das Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Martin Neumann (FDP):
Rede ID: ID1713403000

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

n! Lieber Herr Kollege Röspel, Sie haben völlig recht:
s geht um ganz kleine Teilchen, aber um ganz wichtige
eilchen. Wir stellen fest, dass Deutschland nach wie vor
ie treibende Wirtschaftskraft im europäischen Wirt-
chaftsraum ist. Unser Land erwirtschaftet allein 27 Pro-
ent des gesamten europäischen Bruttoinlandsprodukts.
iese Leistungsfähigkeit – an dieser Stelle muss man
ach den Ursachen fragen – ist natürlich maßgeblich von





Dr. Martin Neumann (Lausitz)



(A) )


)(B)

den Potenzialen unseres Forschungs- und Innovations-
systems abhängig. Jenes Potenzial zu erhalten, zu akti-
vieren und zu stärken, gelingt nur, wenn es auf einem
funktionierenden – ich bezeichne es einmal so – Innova-
tionsdreieck beruht, das aus Forschung, Wirtschaft und
Politik besteht. Ich zähle die Politik ganz bewusst dazu;
denn die entscheidenden Weichenstellungen im Innova-
tionssystem werden von der Politik vorgenommen.

Allerdings – darüber sind wir uns im Klaren – kann
die Politik Innovationen nicht erzwingen. Der Staat kann
Entwicklungen lediglich moderieren und begleiten; das
tut er. Viel entscheidender für die Durchsetzung von
Innovationen ist es, dass der Forschung die notwendigen
Freiheiten bewahrt bleiben. Die Nanotechnologie – das
haben wir in den bisherigen Diskussionen immer wieder
festgestellt – sieht sich wie kaum ein anderes Technolo-
giefeld der Gefahr ausgesetzt, durch Überregulierung
oder Bürokratismus blockiert zu werden.

Meine Damen und Herren, die Nanotechnologie als
wirklich wichtige und wegweisende Technologie durch-
dringt alle Lebensbereiche. Im Jahr 2015 – davon gehen
wir aus – wird es in unserem Leben kaum noch einen
Bereich geben, in dem Materialien in Nanogröße keine
wichtige Rolle spielen. Nanomaterialien werden künftig
zu einer verbesserten und verträglichen Individualmedi-
zin beitragen und somit auch verbesserte Diagnose- und
Therapieverfahren ermöglichen.

Wir werden neue Materialien für die effiziente Ener-
gieumwandlung – das Thema Dämmung ist angespro-
chen worden – und vor allen Dingen für das große
Thema der Zukunft, die Energiespeicherung, schaffen.
Ich denke – das ist vom Kollegen Röspel angesprochen
worden – an Verfahren zur Sanierung von Luft, Wasser
und Boden mithilfe von Nanomaterialien.

Die Potenziale und Möglichkeiten – ich glaube, auch
darin sind wir uns einig – sind vielfältig. Doch man spürt
– das ist an dieser Stelle deutlich anzusprechen –, dass
an diese Technologie in zunehmendem Maße zuerst die
Fragen gestellt werden: Wo sind die Risiken? Wie groß
sind die Risiken?


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt ja gar nicht! Diese Fragen werden nicht zuerst gestellt!)


Chancen und Risiken werden in diesem Kontext mögli-
cherweise nicht klar voneinander getrennt. Aus genau
diesem Grund ist es notwendig, sich mit der Frage der
Sicherheit zu beschäftigen. Denn die Potenziale der Na-
notechnologie dürfen nicht leichtfertig verspielt werden,
indem wir überregulieren – diese Gefahr besteht – und
bürokratische Hürden aufbauen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Im vorliegenden Antrag „Aktionsplan Nanotechnolo-
gie 2015 gezielt weiterentwickeln“ haben wir genau die-
sen Aspekt aufgegriffen und uns – neben den Chancen
und Potenzialen – vor allen Dingen mit der Sicherheit
der Nanotechnologie im Forschungs- und Innovations-
system deutlich sichtbar auseinandergesetzt. Wir messen
der Sicherheitsforschung – auch darauf ist mit Nach-

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(C (D ruck hingewiesen worden – eine ganz wichtige Bedeung bei. Man muss an dieser Stelle aber auch die Feststellung effen, dass wir in der Sicherheitsforschung im Bereich er Nanomaterialien im europäischen und weltweiten ergleich auf einem der vordersten Plätze stehen. Die ntscheidende Frage, auch in der heutigen Debatte, laut: Was brauchen wir? Wir brauchen in Zukunft nicht ur viel größere Transparenz in der Sicherheitsforschung ich glaube, dadurch würden viele Fragen beantwortet –, ondern vor allen Dingen auch eine umfangreichere öfntliche und verständliche Bereitstellung relevanter Inrmationen. Mit dem BMBF-Projekt DaNa wurde beits ein Anfang gemacht. Es wurde begonnen, die ermittlung und die Kommunikation mit der Öffentlicheit zu verbessern. Nanomaterialien – das muss man deutlich hervorheen – sind nicht per se toxikologisch, wie das manchmal ier und da in der Diskussion gesagt wird. Für eine Berteilung des Potenzials von Nanomaterialien auf ensch und Umwelt fehlen bislang klare und eindeutige rkenntnisse. Die Wissenschaft und die Forschung könen bisher kein einheitliches und generell verbindliches rteil über die Gefahren der einzelnen Nanomaterialien llen. Ich erläutere das an einem Beispiel: Während durch ie einen Studien belegt wird, dass zum Beispiel Nanoilber krankhafte Veränderungen des Gewebes in Leber nd Lunge verursacht, wird durch andere Studien wieerum belegt, dass im menschlichen Körper aufgenomenes Silber nach einiger Zeit ohne toxikologische Efkte abgebaut wird. (René Röspel [SPD]: Wo steht, dass das abgebaut wird? Das wird nicht ohne toxikologische Effekte ausgeschieden!)


Das steht in den Studien, Herr Röspel. Ich glaube, wir
eide haben sie gelesen.

Durch diese disparate Datenlage wird vor allem deut-
ch, dass uns zur Beurteilung und Bewertung von Ge-
hren noch einheitliche und zudem geeignete Prüf- und
essverfahren fehlen. Auf der EPTA-Konferenz habe
h gestern einen entsprechenden Beitrag dazu geliefert
nd gesagt, dass genau das die Stelle ist, wo wir stärker
ls bisher ansetzen müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – René Röspel [SPD]: Ein Zwischenruf des Experten war: Silber ist Schwermetall!)


ur wenn wir standardisierte Verfahren für die Messung
nd Prüfung besitzen, können wir eine entsprechende
eurteilung und Bewertung vornehmen.

Deshalb stellt sich an dieser Stelle für die Wissen-
chaft und ganz speziell auch für die Sicherheitsfor-
chung insbesondere die Frage, wie wir mit der Arbeit
n dieser Stelle konkret weitermachen. Ich will es noch
inmal auf den Punkt bringen: Es müssen geeignete
rüf- und Messverfahren gefunden werden, und – das ist
anz wichtig für die Auswertung – es muss eine Ver-





Dr. Martin Neumann (Lausitz)



(A) )


)(B)

gleichbarkeit hergestellt werden, um klare Aussagen
über Risiken, die es ja gibt, treffen zu können. Erst wenn
wir diese Grundlage haben – das ist eine sehr wichtige
Voraussetzung –, können wir die Diskussion über Maß-
nahmen in der Gesetzgebung, die hier angesprochen
wurde, weiterführen.

Mir erscheinen – das will ich an dieser Stelle deutlich
sagen – Forderungen nach spezifischen Nanotechnolo-
giegesetzen oder nach einem Nanoproduktregister im
Moment als nicht zielführend. Warum nicht? Ich hatte es
erläutert: Es ist jetzt natürlich wichtig, auch in der For-
schung den entsprechenden notwendigen Spielraum zu
haben. Es gibt weitere Begründungen. Eine möchte ich
an dieser Stelle noch einmal erwähnen: Wir sind der
Auffassung – das kann man hier so zusammenfassen –,
dass die gegenwärtigen europäischen gesetzlichen Rah-
menbedingungen greifen und zumindest zum jetzigen
Zeitpunkt als hinreichend bewertet werden können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mit REACH existiert bei der Europäischen Chemika-
lienagentur eine Verordnung, durch die Produktsicher-
heit ausreichend garantiert wird. Nanopartikel erfüllen
nach REACH die Anforderungen an den Stoffbegriff
– das ist ganz wichtig – und unterliegen deren Bestim-
mungen, vor allen Dingen auch den Tests zur Risikocha-
rakterisierung bei der Registrierung. Daneben existieren
auch produktbezogene Regelungen, mit denen die glei-
chen Anforderungen an nanoskalige Materialien gestellt
werden.

Meine Damen und Herren, wir brauchen auch kein
Nanoproduktregister, das den Verbraucher, glaube ich,
eher verunsichert – Staatssekretär Rachel hat es ange-
sprochen –, weil es in dem entsprechenden Augenblick
nicht hilft, die Unbedenklichkeit eines Erzeugnisses ein-
zuschätzen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was wir an dieser Stelle viel stärker brauchen, ist eine
konsistente Gesamtforschungsstrategie, wie ich es ein-
mal bezeichnen will. Die Schwerpunkte dieser Gesamt-
forschungsstrategie – man kann sie nachlesen – sind in
dem hier vorgelegten „Aktionsplan Nanotechnologie
2015“ und in unserem Antrag enthalten.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713403100

Die Kollegin Petra Sitte gibt ihre Rede zu Protokoll.1)

So rufe ich nun Krista Sager für Bündnis 90/Die Grünen
auf.


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713403200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn es

um die Nanotechnologie geht, dann ist sicher ein einsei-

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a1) Anlage 2

(C (D ger Chancendiskurs genauso unangebracht wie ein eineitiger Risikodiskurs. Es gibt zweifellos Chancen und neue Möglichkeiten das haben die Kollegen hier völlig zu Recht dargelegt, as sehen wir auch so – durch nanotechnologische Verhren und Produkte: in der Materialforschung und -enticklung, der Kommunikationstechnologie, der Spei hertechnik, bei den erneuerbaren Energien und in der edizinischen Diagnostik. Hier gibt es wirklich interes ante Anwendungen. Es gibt auch große Erwartungen an as zukünftige Potenzial der Nanotechnologie im geamten Bereich Ressourceneffizienz und Materialeinparung. Seit den 90er-Jahren fließen nicht nur in Deutschland, ondern weltweit erhebliche Mittel in die Förderung der anotechnologie, mit steigender Tendenz. Aber – das aben auch die Expertinnen und Experten auf der hier ehrmals erwähnten EPTA-Konferenz hervorgehoben –: as nicht stimmt, ist die Balance. Die Balance zwischen en Mitteln, die wir einsetzen, um verschiedenste Anendungen zu fördern, und den Mitteln, die wir einset en, um unsere gewaltigen Wissenslücken im Zusamenhang mit toxikologischen und ökotoxikologischen ragen zu schließen, ist nicht gegeben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall des Abg. René Röspel [SPD])


ir wissen bei bestimmten Nanopartikeln sehr wenig
arüber, wie sie sich im gesamten Lebenszyklus, von der
erstellung bis zur Entsorgung, verhalten werden und
elche Folgen sie für den Menschen und das Ökosystem
aben.

Jetzt hat die Bundesregierung in ihrem Aktionsplan
rklärt, dass die Risikoerforschung besser werden solle.
ber es gibt keine verbindlichen Festlegungen, in wel-

hen Schritten die Mittel wie erhöht werden sollen und
ofür sie eingesetzt werden sollen. Wir haben in den
aushaltsberatungen hier mehr Verbindlichkeit einge-
rdert, und zwar in Bezug auf das 10-Prozent-Ziel, das

ie NanoKommission eingefordert hat. Was finden wir
dem Aktionsplan? Keine Verbindlichkeit!


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Leider!)


as ist typisch für diesen Aktionsplan, muss ich leider
agen.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Da haben Sie recht!)


s fehlt an klaren Zielen sowie an klaren Aussagen über
ie Schritte und die Mittel. Das ist wirklich ein ganz gro-
es Problem dieses Aktionsplans.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Jetzt wird es wirklich interessant. Wie ist die Bundes-
gierung mit der von ihr selbst eingesetzten NanoKom-
ission umgegangen, die Sie, Herr Rachel, mit keinem
ort erwähnt haben? Die Mitglieder dieser Kommission

rbeiten seit 2006 im Auftrag der Bundesregierung und





Krista Sager


(A) )


)(B)

haben in diesem Jahr ihren Abschlussbericht vorgelegt.
Kurz bevor sie ihren Abschlussbericht vorgelegt haben,
bringt die Bundesregierung ihren eigenen Aktionsplan
heraus mit der erkennbaren Absicht, sich auf die Emp-
fehlungen und die verschiedenen Vorschläge aus dieser
Kommission nicht beziehen zu müssen. Das ist doch der
Sinn dieses Manövers gewesen. Sie haben Ihre eigenen
Experten, die Sie hier mit keinem Wort erwähnen, durch
dieses Manöver komplett verladen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ihrem Aktionsplan fehlt es an Action. Ich kann das
anhand der Themen Produktregister und Kennzeich-
nungspflicht darlegen. Die NanoKommission hat zu dem
Thema Produktregister kein einheitliches Votum abgege-
ben, was nicht verwunderlich ist. Aber sie hat sich mit
den verschiedenen Ansätzen und Modellen befasst und
mit den Fragen: Was kann das im Arbeitsschutz bringen?
Was kann das beim Verbraucherschutz bringen? Was
kann das für staatliche Behörden bringen? Was kann das
auf der europäischen Ebene bringen?

Bundesumweltminister Röttgen hat vor den Mitglie-
dern der NanoKommission gesagt, er wolle sich für ein
europaweites Produktregister einsetzen. Ich war be-
stimmt nicht die Einzige im Saal, die gesagt hat: Ich bin
gespannt, was da kommt. Ich habe ihm auch gesagt – er
ist heute leider nicht da –: Ich werde Sie daran erinnern,
dass Sie uns etwas schuldig sind. Dafür ist heute ein
ziemlich guter Tag. Was ist an Konzepten gekommen?
Gar nichts! Was steht im Aktionsplan dazu, welche Kon-
zepte und welche Modelle weiterverfolgt werden? Gar
nichts! Das ist wirklich typisch für diesen Aktionsplan.
Gar nichts steht dazu darin.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. René Röspel [SPD])


Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Kennzeich-
nungspflicht. Bei der Kennzeichnungspflicht geht es um
Freiheit, nämlich um die Wahlfreiheit der Verbraucherin-
nen und Verbraucher. Wenn ich Hinweise darauf be-
komme, dass bestimmte Nanomaterialien vielleicht ne-
gativ für das Ökosystem sind, möchte ich selber
entscheiden können: Kaufe ich mir Sportsocken mit die-
sen Stoffen, oder lasse ich das lieber? Dafür muss man
aber wissen, ob diese Technologie verwendet wurde.
Deshalb muss es eine Kennzeichnung geben.

Was sieht der Aktionsplan der Bundesregierung in
diesem Zusammenhang vor? Im Aktionsplan heißt es:

Eine Kennzeichnung kann zwar zu einer informier-
ten Konsumentenentscheidung beitragen, allerdings
auch als Warnhinweis missverstanden werden.

Die Bundesregierung kommt damit zu Erkenntnissen,
wie sie in Büttenwarder weit verbreitet sind: Der eine
sagt dies; der andere das.

Ich erwarte von einem Aktionsplan aber mehr, als in
Unentschlossenheit zu verharren, wenn es um eine Frage
geht, die zur Entscheidung ansteht. Ein Aktionsplan
muss die Frage beantworten, was die Bundesregierung
in diesem Bereich machen will.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Tankred Schipanski [CDU/ CSU]: Kein Register! Keine Irreführung!)


An dieser Stelle ist Action angesagt. Können Sie mir
rklären, warum zwar in der europäischen Kosmetik-
chtlinie, nicht aber im Lebensmittelbereich, in der No-
el-Food-Richtlinie, eine Kennzeichnungspflicht vorge-
ehen ist?


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Das ist politische Amnesie!)


as ist nicht logisch. Ich möchte wissen, welche Politik
ie Bundesregierung dazu machen will.

Die Experten haben zu Recht gesagt, die Verbrauche-
nnen und Verbraucher hätten ein Recht darauf, dass sie
icht erst Studien und wissenschaftliche Bücher lesen
üssen, um sicher zu sein, dass ihre Produkte sicher

ind. Gerade im konsumentennahen Bereich muss das
orsorgeprinzip eingehalten und die Verantwortung der
roduzenten vom Design des Produktes bis zur Entsor-
ung wahrgenommen werden.

Eine Expertin hat gesagt, dass wir Kriterien und
pielregeln für faire Nanotechnologien brauchen. Die
anoKommission hat eine ganze Menge vernünftiger
nsätze entwickelt, wie wir zu fairen Kriterien und
pielregeln kommen können. Sie hat zum Beispiel fünf
rinzipien für einen verantwortlichen Umgang mit den
anomaterialien vorgelegt.

Sie haben einen Aktionsplan bis 2015 jetzt offensicht-
ch deswegen vorgelegt, damit Sie Ruhe vor Ihrer eige-
en Kommission bekommen. Sonst müssten Sie nämlich
ine Antwort darauf geben, wie die Vorschläge der
ommission weiterverfolgt werden. Werden zum Bei-

piel Förderentscheidungen an die Einhaltung der fünf
rinzipien geknüpft? Das wäre eine interessante Frage-
tellung.

Ihr Aktionsplan folgt dem Motto: Geht uns nicht mit
nserer eigenen Kommission auf den Wecker, sondern
sst uns wenigstens bis 2015 in Ruhe! – Das ist in dieser
rage entschieden zu wenig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713403300

Florian Hahn erhält jetzt das Wort für die CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Florian Hahn (CSU):
Rede ID: ID1713403400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Nanotechnologie ist eine der spannendsten
nd interessantesten Technologien unserer Zeit mit fan-
stischen Möglichkeiten für echte Neuerungen und Ent-
eckungen. Es gibt weltweit kaum noch ein Hightech-
rodukt, bei dem keine nanotechnischen Verfahren
ngewendet werden. Schon jetzt wird Nanotechnologie
eispielsweise in der Krebstherapie, in der Trinkwasser-





Florian Hahn


(A) )


)(B)

aufbereitung, beim Schutz vor Korrosion sowie bei der
Produktion besonders leichter und stabiler Windkraftro-
toren verwendet.

Als exportorientiertes, rohstoffarmes Land braucht
Deutschland solche technischen Innovationen. Das ge-
hört auch in Zukunft zur Grundlage unseres Wohlstands.

Bis zum Jahr 2015 erwartet die Branche ein Marktvo-
lumen von weltweit bis zu 3 Billionen Euro. Europaweit
sind wir derzeit in der Nanotechnologie führend. Wir
dürfen daher unsere Vorreiterrolle nicht verlieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Seit nunmehr zehn Jahren laufen unsere Förderpro-
gramme sehr erfolgreich, und das soll auch so bleiben.
Darum wird die Bundesregierung in ihrer Hightech-Stra-
tegie 2020 und im Aktionsplan 2015 diese Zukunftstech-
nologie in den kommenden Jahren weiter unterstützen
und vorantreiben. Die wirtschaftliche Nutzung und die
Erforschung der Nanotechnologie sollen intensiviert und
noch stärker ressortübergreifend abgestimmt werden.

Bis 2015 fließen jährlich rund 400 Millionen Euro För-
dergelder, unter anderem in die Forschungsförderung und
in Hilfen für kleinere Betriebe und Gründer. Es gibt be-
reits fast 1 000 Nanotechnologieunternehmen in Deutsch-
land. Davon sind etwa drei Viertel kleine und mittlere Un-
ternehmen, sogenannte KMU. Diese KMU können
spezifische Förderprogramme für Forschung und Ent-
wicklung beantragen. Das unterstützt den Mittelstand in
Deutschland, der Arbeitsplätze schafft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der Antrag „Aktionsplan Nanotechnologie 2015 ge-
zielt weiterentwickeln“ skizziert, wie wir nachhaltig und
sicher die Potenziale in Bildung und Forschung und in
der Gesundheit nutzen sowie die Beiträge zu Umwelt-
und Klimaschutz und zur Sicherung der Energieversor-
gung realisieren wollen. Vielleicht gelingt uns dabei ein
wichtiger Beitrag, um zu umweltfreundlicher und ener-
giesparender Mobilität zu kommen.

Der Antrag zeigt auch die vielfältigen Möglichkeiten
der Nanotechnologie für eine nachhaltige Landwirt-
schaft und zur Sicherung der Ernährung. Des Weiteren
wollen wir mit dem Antrag eine Stärkung der Forschung
und eine Intensivierung des Technologietransfers sowie
eine Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit am Standort
Deutschland vorantreiben.

Zu Ihren Einwendungen, Herr Kollege Röspel,
möchte ich sagen: viel Lob – dafür vielen Dank. Dann
hatten Sie noch viel Zeit und haben den Antrag bei all
dem Lob und all dem Guten, das Sie zu der Initiative der
Bundesregierung sagen mussten, als unnötig bezeichnet.
Wir sind der Meinung, wir müssen Gutes bestärken.
Deshalb haben wir diesen Antrag eingebracht. Wenn Sie
dann darauf hinweisen, Sie hätten gerne noch dies und
das, kann ich nur sagen: Hätten Sie selber einen Antrag
eingebracht und um Ergänzung gebeten, dann hätten wir
sicherlich darüber reden können.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – René Röspel [SPD]: Wir wollten erst die Anhörung abwarten!)


Zum Thema Sicherheitsforschung; es wurde heute
chon mehrfach angesprochen. Der Anteil des Fördervo-
mens, der für die begleitende Risikoforschung aufge-
endet wird, beträgt 6,2 Prozent. Das ist im Übrigen
eit über dem internationalen Durchschnitt. Wir haben

uf der Konferenz, die auch von Ihnen erwähnt wurde,
ehört, dass die Amerikaner nur 3 Prozent dafür einset-
en. Ich glaube, wir sind hier auf dem richtigen Weg.
an kann nicht sagen, dass hier die Balance nicht

timmt, wenn wir doppelt so viel ausgeben wie die Ame-
kaner.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir wollen nicht verschweigen, dass es viele Unge-
issheiten in der Nanotechnologie gibt. Aber Ungewiss-
eiten sind nicht automatisch Risiken oder Gefahren.
ir nehmen diese Ungewissheiten sehr ernst. Aber – das

nterscheidet uns maßgeblich von Ihnen – wir wollen
olche neuen Technologien als Chance für uns alle be-
reifen und nicht gleich in das beliebte Bedenkenträger-
m gegen alles Fremde und Neue verfallen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713403500

Herr Hahn, Herr Röspel würde Ihnen gerne eine Zwi-

chenfrage stellen.


Florian Hahn (CSU):
Rede ID: ID1713403600

Nein, Herr Röspel hatte genug Zeit. – Wir wollen Pro-

leme und Vorbehalte als Herausforderung für Wissen-
chaft und Forschung verstanden wissen. Wir wollen uns
llen Herausforderungen stellen und Probleme lösen.
as ist verantwortungsvolle und vorausschauende Poli-
k.


(René Röspel [SPD]: Sicherheitsforschung betrug nur 3,5 Prozent!)


nser Ziel ist ein sicherer und verantwortungsvoller
mgang mit neuen Technologien, der neue Chancen er-
ffnet und diese nicht verhindert. Dabei dürfen wir keine
issenschaftlichen Erkenntnisse ungeprüft verwerfen
nd damit bereits im Vorfeld die Nutzungspotenziale
nd Marktchancen unbeachtet lassen. Ziel muss es sein,
ie Risiken sachlich und frühzeitig zu erkennen und
ögliche Gefährdungen konsequent zu vermeiden.

Dazu brauchen wir erfahrene Forscher, aber auch neu-
ierige und forschungshungrige junge Menschen. Wir
üssen daher qualifizierte Nachwuchs- und Arbeits-

räfte frühzeitig gewinnen und ausbilden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ies hat die Bundesregierung früh erkannt. So fördern
ir unter anderem Informationsangebote für Schüler zur
tudien- und Berufswahl, aber auch zur beruflichen Wei-
rbildung. Da die Öffentlichkeit einen Anspruch auf
olle Teilhabe und maximale Transparenz bei all diesen
rozessen hat, führt die Bundesregierung Bürgerdialoge.
ies ist im Übrigen ein Instrument, auf das auch andere
änder setzen, wie wir auf der EPTA-Konferenz in Berlin





Florian Hahn


(A) )


)(B)

hören konnten. Es entspricht unserem Demokratiever-
ständnis, die Bürgerinnen und Bürger an der Suche nach
Antworten auf Zukunftsfragen zu beteiligen. Hierzu ge-
hört aber auch eine vertrauensbildende Information über
diese Technologie, die einer pauschalen Verteufelung ent-
gegenwirkt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


In diesem Zusammenhang ist es eine positive Ent-
wicklung, dass wir voraussichtlich im November die
Gründung eines deutschen Verbands Nanotechnologie zu
erwarten haben. Ich habe mir das einmal angeschaut. Der
Verband, der dort gegründet werden soll, hat sich diverse
Ziele gesetzt. Ich will nur einige nennen: Für die Mitglie-
der soll ein starkes Netzwerk gebildet werden. Der Ver-
band will in einen offenen Dialog mit Politik, Wirtschaft
und Gesellschaft treten. Er will Debatten über Chancen
und Risiken der Nanotechnologie proaktiv führen. Er
will umfassende und sachliche Informationen über den
Einsatz der Nanotechnologie anbieten. Er will Richtli-
nien entwickeln, um den Arbeitsschutz all derer zu ge-
währleisten, die am Arbeitsplatz mit Nanomaterialien in
Berührung kommen. Er will wissenschaftlich-technische
Fragestellungen in Expertenhand legen. Er will die Aus-
und Weiterbildung von Fachkräften fördern.

Ich glaube, dass dies auch im Sinne der Verantwor-
tung, die aus unserer Sicht bei der Wirtschaft liegt, ein
sehr guter Schritt ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir sollten außerdem festhalten: In dem kürzlich er-
schienenen Gutachten „Vorsorgestrategien bei Nanoma-
terialien“ des Sachverständigenrates für Umweltfragen
wird festgestellt, dass es keine Erkenntnisse und keine
Nachweise in Bezug auf pauschale negative Umwelt-
und Gesundheitseinflüsse durch den Einsatz von Nano-
technologie gibt.


(René Röspel [SPD]: Für pauschale Einflüsse!)


– Ja, das ist wichtig in der Diskussion, die wir öffentlich
führen. Darauf müssen wir immer wieder verweisen, da-
mit diese Technologie nicht in eine Ecke gestellt wird, in
die sie schlicht nicht gehört.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In dieser Woche hat die EU-Kommission endlich eine
Empfehlung für eine gemeinsame Definition für Nano-
materialien vorgelegt. Das ist ein zentrales Anliegen in
unserem Antrag. Die Definition basiert auf einem An-
satz, bei dem die Größe der konstituierenden Partikel
und nicht etwaige Gefahren oder Risiken berücksichtigt
werden. Ich will die genaue Definition jetzt nicht vorle-
sen. Aber immerhin hat die Kommission diese Defini-
tion nach zwei Jahren endlich hinbekommen. Damit ist
ein wichtiger Schritt im Hinblick auf den Umgang mit
etwaigen Umwelt- und Gesundheitsrisiken gegangen
worden. Nanomaterialien sind daher immer, wie jeder
andere Stoff auch, einer Einzelfallprüfung zu unterzie-
hen. Ich glaube, ebenso wie der Kollege Neumann, dass

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(C (D in Nanoproduktregister oder eine Nanodatenbank, vor llem auf nationaler Ebene, nicht notwendig ist. Lassen Sie uns die vorhandenen und bewährten Intrumente nutzen, beispielsweise die Chemikalienverrdnung REACH, statt neue bürokratische Hemmnisse ufzubauen. Das war auch die Empfehlung der Sachvertändigen auf der von uns schon mehrfach erwähnten onferenz. Dank der Definition wird es für Unternehmen leichr, ihre Registrierungsdossiers zu bewerten und exakt zu estimmen, wann sie ihre Produkte als Nanomaterialien etrachten sollten. In der Nanotechnologie warten noch viele Herausforerungen und – Gott sei Dank – noch viel mehr Chancen uf uns. Packen wir es in diesem Sinne an! Danke schön. Damit schließe ich die Aussprache. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 27 auf: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Franz Müntefering, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Heinz-Joachim Barchmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Der demografische Wandel in Deutschland – Handlungskonzepte für Sicherheit und Fortschritt im Wandel – Drucksache 17/6377 – Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat Franz üntefering für die SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ie Zahlen sind bekannt. Sie sind alarmierend. Aber die undesregierung bleibt tatenlos. Der Tanker „Demograscher Wandel“ ist ohne plausiblen Kurs. Alle reden daber, (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber nicht erst seit heute!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713403700

(Beifall bei der SPD)

Franz Müntefering (SPD):
Rede ID: ID1713403800

ber niemand ist in der Regierung, der das Steuer neu
stiert. Genau das wäre jetzt aber nötig;


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was haben Sie denn getan als Minister? – Manuel Höferlin [FDP]: Phrasendrescherei!)


enn situativ sind die Probleme nicht zu lösen. Umsteu-
rn dauert lange. Die Forderung, nachhaltige Politik zu
achen, ist hier an der Tagesordnung.

Die Fakten und Entwicklungen sind eindeutig: 2050
ibt es in Deutschland statt 81 Millionen nur noch rund
8 Millionen Menschen. Vielleicht werden es aber auch
ur 65 Millionen Menschen sein, wenn es mit der Zu-
anderung von netto 100 000 Menschen pro Jahr nicht





Franz Müntefering


(A) )


)(B)

klappt. Wir leben zehn Jahre länger als die, die 1960 ver-
gleichbar alt waren. Das Durchschnittslebensalter be-
trägt 80 Jahre und bald 85 Jahre.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Das ist doch schön!)


30 Prozent der 1970 geborenen Frauen und Männer ha-
ben keine Kinder. Statt jetzt 50 Millionen werden 2050
nur noch rund 38 Millionen Menschen im Erwerbsalter
sein. In den letzten 20 Jahren sind 18 Millionen zugezo-
gen und etwa 14 Millionen Menschen weggezogen.

Die Zahl der Pflegebedürftigen verdoppelt sich. Die
Ausbildung zur Pflegekraft bleibt im Streit zwischen
Bund und Ländern aber weit hinter dem Bedarf zurück.
An vielen Orten unterbleibt der fällige Ausbau der pallia-
tiven Hospizdienste. Es fehlen altersgerechte Wohnun-
gen und Quartiersvernetzungen. Minilöhne heute gefähr-
den die Alterssicherung morgen, besonders bei Frauen,
beispielsweise bei den Alleinerziehenden.

Die Metropolen expandieren – auch bei ihren Wohn-
kosten. In immer mehr dezentralen Räumen in Ost und
West sinkt die Bevölkerung schrittweise um 30 bis
50 Prozent. Da stürzen Immobilienpreise ab. Die junge
Generation, die Zukunftsfähigkeit garantiert, geht und
bleibt weg. Alle Regionen sind betroffen. Defätismus ist
falsch. Man kann etwas tun. Zynismus wäre ärgerlich.
Krieg zwischen den Generationen ist Unsinn. Das Mitei-
nander der Generationen ist das, was nötig ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Kann man etwas tun? Wir sagen: Ja, man kann etwas
tun. Das geht aber nicht ohne Bundesregierung. Deshalb
versuchen wir gerade, Sie wachzurütteln, Herr Staatsse-
kretär.


(Uwe Schummer [CDU/CSU]: Er ist hellwach!)


Werden Sie heute hier konkret. Es genügt nicht, nächste
Woche mal wieder im Kabinett festzustellen, dass etwas
passieren muss. Wir wollen wissen, was passiert und
wann.


(Beifall bei der SPD)


Vor gut vier Monaten haben wir der Regierung mit
63 konkreten Fragen Gelegenheit gegeben, gründlich
Stellung zu nehmen. Bisher null Antwort. Wir hoffen,
dass wir heute einen Schritt weiterkommen.


(Beifall des Abg. Willi Brase [SPD])


Es ist möglich, die Dinge zu gestalten. Wir wollen es.
Wir wollen uns nicht mit der Situation abfinden, sondern
wir wollen, dass dieses Land eine gute Zukunft hat.
Dazu brauchen wir Mut, den demografischen Wandel in
Deutschland zu organisieren, und eine gute Politik.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Der Kollege Dr. Günter Krings hat das Wort für die DU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Manche Herausforderungen – ich nenne die Fianzmarktkrise und auch das, was wir heute Morgen geört haben – kommen sehr plötzlich auf die Politik zu. (Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind beim demografischen Wandel!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713403900

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1713404000

ie haben recht, Herr Müntefering: Demografischer
andel ist ein Phänomen, auf das wir uns langfristig

orbereiten können.

Dieses Phänomen geht weit über Deutschland und
uropa hinaus. Auch weltweit können wir Veränderun-
en in der Art und Weise des Bevölkerungswachstums
ststellen. Diese Tatsache dürfen wir nicht ausblenden.
zehn Tagen werden die Vereinten Nationen verkün-

en, dass es jetzt 7 Milliarden Menschen auf der Erde
ibt. Dieses Wachstum wird in den nächsten Jahren welt-
eit Auswirkungen haben. Aber wir müssen auch den
evölkerungsrückgang bei uns, den es seit 2003 gibt, in
en Blick nehmen. Wir müssen die Risiken erkennen,
ber auch die Chancen begreifen. Wir dürfen allerdings
icht verkennen, dass sich der demografische Wandel in
eutschland regional sehr unterschiedlich auswirken
ird.

Der demografische Wandel ist wahrscheinlich einer
er zentralen Punkte, der darüber entscheidet, ob der so-
iale Zusammenhalt in unserer Gesellschaft im 21. Jahr-
undert noch funktioniert. Es ist wichtig, diesen Wandel
o zu meistern, dass die soziale Gerechtigkeit darunter
icht leidet. Er ist wahrscheinlich die entscheidende so-
iale Frage des 21. Jahrhunderts.

Generationengerechtigkeit erfordert die Verbindung
ehrerer Lösungselemente. Die Interessen der immer
eniger werdenden Jüngeren und die Interessen der im-
er mehr werdenden Älteren müssen fair ausgeglichen
erden. Das setzt voraus, dass wir die nationalen wie in-
rnationalen Herausforderungen ernst nehmen.

Während in Deutschland die Bevölkerung abnimmt,
teigt sie weltweit. Aber die Geschwindigkeit des Bevöl-
erungswachstums nimmt in den nächsten Jahren welt-
eit ab. Heute kommen noch etwa 75 Millionen Men-

chen Jahr für Jahr weltweit hinzu. In den 80er-Jahren
atten wir mit etwa 88 Millionen Menschen mehr pro
ahr den Höhepunkt erreicht. Im Jahr 2050 werden wir
eltweit nur noch ein Wachstum von 40 Millionen Men-

chen haben. Warum sage ich das? An diesen Zahlen
ird deutlich, dass wir in Deutschland der demografi-

chen Wende, die ein globales Phänomen ist, einige
ahrzehnte voraus sind. Wir in Deutschland müssen der
elt zeigen, dass der demografische Wandel nicht zu
atastrophen führen muss, sondern dass man seine Aus-
irkungen beherrschen kann. Wir tragen als Voran-





Dr. Günter Krings


(A) )


)(B)

schreitende eine Verantwortung über Deutschland hi-
naus. Wir tragen – wenn man so will – auch eine globale
Verantwortung, in diesem Prozess gute Lösungen zu ent-
wickeln, die andere vielleicht kopieren können.

Die Große Anfrage der SPD-Fraktion hat mich zu-
nächst, als sie kurz vor der Sommerpause kam, hoff-
nungsfroh gestimmt, dass wir das gemeinsam, auch über
Parteigrenzen hinweg, bewältigen können. Ich bin heute
– nicht hundertprozentig, aber ein wenig – enttäuscht,
dass Sie jetzt die Möglichkeit nach § 102 der Geschäfts-
ordnung nutzen. Das ist Ihr gutes Recht. Aber das macht
mich ein bisschen skeptisch, ob es Ihnen da wirklich nur
um die Sache geht.


(Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine Unterstellung!)


Sie wissen genau, in der nächsten Woche kommt der
große, umfassende Demografiebericht der Bundesregie-
rung. Den hätte man noch abwarten können. Sie müssen
das nicht tun, aber wenn es Ihnen um die Sache geht,
hätte man das vielleicht tun sollen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Ungeduld überrascht natürlich schon ein wenig,
denn die über zwei Wahlperioden tagende Enquete-
Kommission „Demographischer Wandel“ des Deutschen
Bundestages hat 2002 einen umfassenden, hochinteres-
santen Abschlussbericht vorgelegt. Der ist auch heute
noch lesenswert. Darin stehen auch die Fakten, die Sie
genannt haben. 2002 war mitten in der rot-grünen Regie-
rungszeit. Man hätte also diesen Bericht 2002/2003 als
Ansatzpunkt nehmen können, hieraus eine Strategie zu
entwickeln.

Genau das machen wir, das macht die Bundesregie-
rung mit dem Demografiebericht, der in der nächsten
Woche vorgelegt werden wird. Wir werden dann bis Os-
tern kommenden Jahres daraus eine umfassende Demo-
grafiestrategie entwickeln. Das geschieht übrigens unter
Federführung des Innenministeriums, weil es eine Frage
des sozialen Zusammenhalts und damit eine Quer-
schnittsaufgabe der Politik ist.

Diese Strategie wird fast alle Politikbereiche erfassen:
neben Reaktionsnotwendigkeiten bei der Finanzierung
der sozialen Sicherungssysteme, der Rentenversiche-
rung, Pflegefragen, aber auch Themen wie Bildungspoli-
tik, Integrationspolitik, Arbeitsmarkt und vieles mehr. In
der Großen Koalition haben wir an einer ganz entschei-
denden Stelle, nämlich bei der Frage der Finanzierung
der sozialen Sicherungssysteme – da spreche ich Sie,
Herr Müntefering, ganz persönlich an –, einen großen
Fortschritt erzielt, indem wir gesagt haben, wir müssen
das Renteneintrittsalter schrittweise auf 67 Jahre erhö-
hen. Das war auch mit Ihre Leistung. Deshalb sehe ich es
mit noch größerem Bedauern an der Stelle, dass Ihre
Fraktion davon jetzt Stück für Stück abrückt, dass sie
diesen Fahrplan verlässt, dass sie gerade diesen entschei-
denden Schritt, den demografischen Wandel abzubilden,
aufzugreifen, daraus faire und gerechte Konsequenzen
zu ziehen, jetzt nicht mehr machen will. Die SPD verab-
schiedet sich von diesem Konsens. Das ist gegen Gene-

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(C (D tionengerechtigkeit, gegen auf den demografischen andel erforderliche Reaktionen gerichtet, meine Daen und Herren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Absoluter Quatsch!)


Ich wünsche mir deshalb, dass Menschen wie Sie,
err Müntefering, in der Fraktion standhaft bleiben und

ndere noch überzeugen können, dass wir an der Stelle
ei den vernünftigen und gerechten Lösungen bleiben
nd diese konsequent anwenden müssen.


(Uwe Schummer [CDU/CSU]: Da hat er viel zu tun!)


Nur so werden wir auch das Thema Fachkräftemangel
den Griff bekommen. Wir können gerade angesichts

es demografischen Wandels immer weniger auf erfah-
ne, ältere Arbeitnehmer verzichten. Wir werden das
roblem eben nicht allein durch Zuwanderung lösen.
enn wir das Arbeitskräftepotenzial komplett durch Zu-
anderung konstant halten wollten, bräuchten wir nicht
ie zitierten 100 000, sondern 400 000 pro Jahr. Ich
offe eigentlich, dass wir uns quer über die Fraktionen
inig sind, dass wir nicht wüssten, woher wir jedes Jahr
00 000 Zuwanderer nehmen sollten, und damit verbun-
en wäre eine Integrationsaufgabe, die unsere Gesell-
chaft wahrscheinlich überfordern würde. Von daher
rauchen wir eine maßvolle Zuwanderung, und wir
rauchen dafür ein modernes Zuwanderungsrecht. Aber
ir sollten das Zuwanderungsrecht nicht unnötig

chlechtreden. Wir haben in weiten Teilen schon ein mo-
ernes Zuwanderungsrecht.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo bleibt denn das Punktesystem?)


Es hilft gar nichts, über imaginäre Gehaltsgrenzen zu
prechen. Lediglich ein Spezialweg ist mit Gehaltsgren-
en ausgestaltet. Schon heute kann, wenn ein Arbeits-
latz nicht mit einem deutschen Arbeitnehmer zu beset-
en ist, ohne Beachtung einer Gehaltsgrenze auch ein
usländischer Zuwanderer auf diesen Arbeitsplatz kom-
en. Das Verfahren kann man sicherlich verbessern
das ist richtig –, aber im Grunde haben wir ein sehr
odernes und ein sehr offenes Zuwanderungsrecht. Das

ollten wir nicht unnötig schlechtreden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Lachen bei der SPD)


Es geht nicht nur darum, vollmundige Forderungen
ufzustellen, sondern darum, einfach zu schauen, welche
öglichkeiten wir schon haben. Da ist natürlich auch

ie Wirtschaft in der Pflicht. Wer aber meint, er könne
ber ein neues Zuwanderungsrecht – egal, wie das aus-
estaltet ist – erreichen, dass wir möglichst viele billige
nd willige Arbeitskräfte nach Deutschland bekommen,
er hat die Union nicht mehr an seiner Seite.


(Zuruf des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


s kann nicht Zweck des Zuwanderungsrechtes sein,
ier in Deutschland die Löhne zu senken.





Dr. Günter Krings


(A) )


)(B)

Seit ich Mitglied im Deutschen Bundestag bin, habe
ich mich in verschiedenen Funktionen – als Vorsitzender
der Jungen Gruppe meiner Fraktion, als Parlamentari-
scher Beiratsvorsitzender und jetzt auch in der Innen-
politik – mit der Frage des demografischen Wandels be-
schäftigt.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das kann ich bestätigen!)


Ich habe gelernt, dass wir das Thema optimistisch ange-
hen müssen. Es gibt viele positive Aspekte. Einer davon
ist, dass unsere Gesellschaft im Schnitt nicht nur älter,
sondern auch gesünder älter wird. Es handelt sich also,
wenn man so will, um gewonnene Jahre. Nicht nur wer-
den dem Leben mehr Jahre hinzugefügt, sondern durch
unsere Lebensweise und die Gesundheitsvorsorge wird
auch den Jahren mehr Leben hinzugefügt.

Es ist richtig, dass es in Deutschland mehr pflegebe-
dürftige Menschen gibt. Die Pflegebedürftigkeit tritt
aber immer später ein. Aus dem Grund bin ich sehr zu-
versichtlich, dass wir dieses Problem gemeinsam meis-
tern werden. Wir müssen es vorausschauend angehen.
Wir müssen das politische Dilemma der Demokratie
überwinden, heute schon langfristig wirkende Entschei-
dungen treffen zu müssen. Es ist wichtig, auch darauf zu
achten, was in 20 oder 30 Jahren noch richtig ist, und
sich nicht nur mit der nahen Zukunft zu beschäftigen; ein
Beispiel dazu habe ich eben genannt. Wir dürfen nicht
nur auf aktuelle Umfragewerte achten. Denn es handelt
sich hierbei um ein Thema, das wir – hoffentlich ge-
meinsam – in langfristiger Verantwortung angehen wer-
den.

Die christlich-liberale Koalition ist bereit, diesem
Thema in den nächsten Wochen eine hohe Priorität ein-
zuräumen.


(Katja Mast [SPD]: Das sieht bei Ihnen da drüben aber nicht so aus!)


Wir warten auf den Demografiebericht und werden da-
raus eine Demografiestrategie entwickeln. Das hat die
frühere Koalition nicht geschafft. An dieser Stelle wird
es also deutlicher vorangehen, als das in den letzten Jah-
ren der Fall war, Herr Müntefering.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713404100

Heidrun Bluhm hat jetzt das Wort für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1713404200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Seit Jahren befassen sich Experten, Institute, politische
Stiftungen und Enquete-Kommissionen mit der Analyse
und Beschreibung der Bevölkerungsentwicklung in
Deutschland und geben verschiedene Handlungsempfeh-
lungen. Aktuell gibt es eine Enquete-Kommission des
Deutschen Bundestages mit dem Namen „Wachstum,

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(C (D ohlstand, Lebensqualität“, die sich selbstredend auch it den gesellschaftlichen Konsequenzen aus der demo rafischen Entwicklung befassen muss, wenn sie nicht öllig an der Realität vorbeiirren will. Weiterhin gibt es Herr Krings hat das eben angedeutet – den interminisriellen Ausschusses „Demografie“, an dem alle Bunesressorts beteiligt sind. Dieser soll dem Kabinett noch 011 einen Bericht zum demografischen Wandel vorleen. Es ist davon auszugehen – auch das hat Herr Krings ben gesagt –, dass das wahrscheinlich schon in der ächsten Woche der Fall sein wird. Der demografische Wandel ist längst Realität und hat eine volle Wirkungskraft entfaltet. Er ist kein Phänoen. Denn „Phänomen“ bedeutet, dass wir uns nicht er lären können, was hinter den Beobachtungen steckt. Ich laube, dass längst wissenschaftlich begründet ist, woruf der demografische Wandel, den wir in Deutschland eobachten müssen, zurückzuführen ist. Die Linke sagt: r ist die Antwort auf das Ende der klassischen Indusialisierung. Der Weg in die Industriegesellschaft erforerte zwingend eine Bevölkerungsexplosion. Somit ist ur logisch, dass sich dieser Prozess am Ende umkehrt nd die klassischen Ursachen für das Bevölkerungsachstum wegbrechen. Anderswo in der Welt, wo ver ucht wird, dem europäischen Modell der Industriegeellschaft zu folgen, verzeichnen wir zeitgleich eine nhaltende Bevölkerungsexplosion mit katastrophalen olgen für die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser, ebensmitteln und medizinischen Leistungen. Zurzeit – auch das hat Herr Krings bereits erwähnt – ind wir 7 Milliarden Menschen auf dieser Erde. Diese ahl wächst weiter. Manche Experten sagen, dass unsere rde maximal 10 Milliarden Menschen ernähren kann nd dass diese Zahl gegebenenfalls schon 2030 erreicht erden könnte. Das ist eine Entwicklung, für die wir Eupäer im Übrigen eine Mitverantwortung tragen und für eren Folgen wir jetzt einstehen müssen. Jeder Ansatz u einer demografiegerechten Entwicklungskonzeption uss deshalb über die nationale Nabelschau hinausge en und die globale Dimension einbeziehen. Es kann lso nicht allein darum gehen, eine Demografiestrategie r Deutschland zu erarbeiten. Vielmehr muss mit Hoch ruck und aller politischer Verantwortung sowie Ernstaftigkeit an einem neuen Gesellschaftsentwurf gearbeit werden. Deshalb ist es so wichtig, sich der politischen estaltungsnotwendigkeit bewusst zu werden. Dabei eht es um das Primat der Politik und nicht um ein Regieren auf Markterfordernisse. Die Frage, welche Verwertungsbedingungen die ärkte brauchen und welche politischen Rahmenbedin ungen sie als Reaktion auf den demografischen Wandel rdern, darf nicht mehr im Mittelpunkt stehen. Die Finanzmärkte haben sich internationalisiert. Die bsatzmärkte sind Welthandelsmärkte. Große Wirtschaftsnternehmen agieren als Global Player; die hierfür arbeinden Menschen sind auf der ganzen Welt unterwegs. ll das führt zu Umweltproblemen, zu Klimawandel, zu ternationalisierten Kapitalverwertungsbedingungen bis in zum schnellen Verbrauch natürlicher Ressourcen. Heidrun Bluhm )


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )

Wir werden also mit einer nationalen Demografiestrate-
gie scheitern – ja, scheitern müssen.

Die Grundsatzfragen für eine künftige Entwicklung
müssen lauten: Wie wollen die Menschen ihre Gesell-
schaft in den nächsten Jahrzehnten gestalten? Wie kann
die Politik den objektiven Erfordernissen nach gesell-
schaftlichen Veränderungen nicht nur gerecht werden,
sondern sie aktiv gestalten? Erst dann stellt sich die
Frage nach der Rolle der Märkte. Können diese Märkte
durch die Politik so reguliert werden, dass sie sich den
durch die demografischen Veränderungen hervorgerufe-
nen künftigen Entwicklungsprozessen für die Gestaltung
einer globalen, humanen Gesellschaft anpassen?

Wollen wir weiter zulassen, dass die großen Märkte
– Marktbeherrscher, Global Player – weiterhin alle Le-
bensbereiche der Menschen dominieren und sie mithilfe
der Politik ihren Markterfordernissen unterordnen? Die
Bundesregierung – so hat es die Debatte heute Morgen
wieder gezeigt – ist weder in der Lage noch gewillt, ei-
nen solchen Paradigmenwechsel in ihrer Denkweise
überhaupt zuzulassen.

Selbst wenn statt eines echten Konzepts nur so etwas
wie ein Maßnahmenbündel von der Regierung oder ei-
nem Ausschuss vorgelegt werden sollte, dann gilt es
– aus unserer Sicht zumindest –, einige unverzichtbare
Leitplanken und Grundsätze festzuschreiben. Die demo-
grafische Entwicklung darf keinesfalls Argument für
Einschnitte in soziale Sicherungssysteme, für die Priva-
tisierung der Daseinsvorsorge oder die Erhöhung des
Renteneintrittsalters missbraucht werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke ist der Überzeugung, dass die Folgen des
demografischen Wandels nur solidarisch bewältigt wer-
den können – ja, müssen. Für die Stabilität der Finanzie-
rungsbasis der sozialen Sicherungssysteme kommt es
eben nicht vordergründig auf das Verhältnis von Jungen
und Alten an, sondern auf die Anzahl und die Leistungs-
fähigkeit der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung.

Notwendig wäre eine aktive Wirtschafts- und Be-
schäftigungspolitik, die mehr existenzsichernde sozial-
versicherungspflichtige Arbeitsplätze schafft, die Ar-
beitslosigkeit dauerhaft bekämpft, indem sie Arbeit
gerecht und sinnvoll neu definiert und organisiert, und
sie eben nicht als zwangsläufige Folge des Konjunktur-
verlaufs hinnimmt. Notwendig ist eine Politik, die pre-
käre Beschäftigung unterbindet und die Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer angemessen am Wirtschafts- und
Produktivitätsfortschritt beteiligt.


(Beifall bei der LINKEN)


Das wären zentrale Ansatzpunkte zur Gestaltung gesell-
schaftlicher Prozesse aus den Erfordernissen des demo-
grafischen Wandels und der Zukunftsfähigkeit der sozia-
len Sicherungssysteme.

Ein weiterer Ansatzpunkt läge in einer Politik, die es
wieder mehr Menschen ermöglicht – und zu deren
Lebensentwurf es selbstverständlich gehört –, ihren Kin-
derwunsch zu realisieren. Kinder dürfen niemals ein Ar-

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(C (D utsoder Karriererisiko sein. Die Vereinbarkeit von erufstätigkeit und Kinderwunsch muss durch den Ausau der Kindertagesbetreuung und eine flexible Gestalng von Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen deutlich erbessert werden. Lebensentwürfe, die das Kinderkrieen und das Großziehen von Kindern oder die Pflege beürftiger Menschen im Mittelpunkt haben, müssen geellschaftlich ebenso anerkannt und durch Einkommen ichergestellt werden wie die heute dominierende und ealisierte Karriere in bestimmten Lebensformen. Die Lebensund Verteilungsweise der Gesellschaft uss sich grundsätzlich ändern, damit alle Generationen nd alle Lebensweisen gleichermaßen eine Perspektive aben. Die dafür notwendige Produktivität hat die klasische Industriegesellschaft längst geschaffen. Der Kern t dabei nicht die Verteilung des gesellschaftlichen eichtums zwischen Jungen und Alten, sondern zwi chen oben und unten. Wir erwarten von einem Handlungskonzept der Bunesregierung für Sicherheit und Fortschritt im Wandel: ine aktive Wirtschaftsund Beschäftigungspolitik als entralen Ansatzpunkt der Zukunftsfähigkeit der sozian Sicherungssysteme, ine altersund altengerechte Gestaltung der Arbeitselt; Investitionen in personennahe Dienstleistungen; en qualitativen und quantitativen Ausbau einer regionan Daseinsvorsorge entsprechend der unterschiedlichen gionalen Gegebenheiten; den Umbau der gesetzlichen entenversicherung zu einer solidarisch finanzierten Ererbstätigenversicherung; eine Stärkung öffentlicher ienste, die allen Generationen gerecht werden und aln Menschen ohne Einschränkungen zugänglich sind; ie Erweiterung sozialer und kultureller Dienstleistunen sowie eine Stadtgestaltung, die die Mobilität aller enschen unterstützt, ihnen den Zugang zu allen Ange oten gestattet, Familien und Jugendlichen Raum gibt nd das Miteinander der Generationen ermöglicht. Gerade Letzteres – die Stadtund Regionalentwickng – könnte ein konkreter Indikator dafür sein, wie die undesregierung die objektiven demografischen Enticklungserfordernisse aufnimmt und mit Investitionsrogrammen darauf reagiert. Hier wäre ein sehr konkretes Handlungsfeld für eine orausschauende, gestaltende Investitions-, Strukturund ozialpolitik. Gerade hier zeigt sich leider, wie wenig ie Bundesregierung dazu in der Lage ist. Sie verschließt ich aktuell jeder wirtschaftlichen Vernunft und kürzt die ittel für sich selbst refinanzierende Förderprogramme Städtebau und in der energetischen Gebäudesanieng. Hier ignoriert sie hartnäckig jegliches fachliches rteil und handelt stur an den Bedürfnissen der Men chen vorbei. Wenn schon in einem relativ übersichtlichen und raktikablen Politikfeld wie der Stadtentwicklung sichtar wird, wie wenig die Bundesregierung von ganzheitlihen Entwicklungskonzepten hält, dann ist eine in sich onsistente und vor allem nachhaltige Antwort auf die omplexe Gesamtproblematik, wie sie heute nachgefragt Heidrun Bluhm )


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )

wird, sehr unwahrscheinlich. Ich bin deswegen wenig
optimistisch, dass die Bundesregierung auf die Große
Anfrage der SPD-Fraktion eine zukunftssichere Antwort
für die nachwachsenden Generationen geben wird. Dazu
braucht sie die Opposition. Ich verspreche Ihnen: Wir
stehen zur Verfügung.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713404300

Manuel Höferlin hat jetzt das Wort für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Manuel Höferlin (FDP):
Rede ID: ID1713404400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Frau Bluhm, vielen Dank für das Ange-
bot; aber wir brauchen die Opposition nicht, um gute
Politik zu machen.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


– Meine Herrschaften von der SPD, ich halte das, was
Sie bei Ihrer Großen Anfrage abliefern, für bezeichnend:
Herr Kollege Müntefering, Sie haben in Ihrer dreiminü-
tigen Rede zur Einbringung der Großen Anfrage zu Be-
ginn zweieinhalb Minuten lang Überschriften vorgelesen


(Burkhard Lischka [SPD]: Die Sie nicht einmal bilden können!)


und erst am Ende gesagt, was Sie sich erhoffen. Insofern
glaube ich, dass Sie zurückhaltender sein sollten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Deutschland durchläuft eine tiefgreifende demografi-
sche Veränderung. Wir wissen das nicht erst seit gestern.
Bis in die 90er-Jahre waren Bevölkerungszahlen und Al-
tersstrukturen noch einigermaßen stabil. Inzwischen
kennen wir das Problem schon länger, nicht erst seit ges-
tern. Auch Vorgängerregierungen hätten das Problem er-
kennen können; aber sie haben es zu der Zeit nicht in al-
len Bereichen ausreichend gewürdigt und Möglichkeiten
ungenutzt gelassen.

Wir erleben eine dynamische Bevölkerungsentwick-
lung, die nicht so verläuft, wie wir es wollen, sondern in
die entgegengesetzte Richtung. Die Entwicklung ist re-
gional stark differenziert: Wir haben in Deutschland Re-
gionen, die sehr stark darunter leiden, dass sich die
Räume durch die Demografie verändern und Bevölke-
rungswachstum nicht stattfindet. Zum Beispiel ist der
Bevölkerungsrückgang in ländlichen Bereichen Nieder-
sachsens, Nordhessens und Bayerns sehr stark. Das ist
bedenklich. Die Ungleichgewichte erfordern einen Ein-
griff, einen Plan.

Sie wissen selbst, dass nächste Woche der Demo-
grafiebericht der Bundesregierung vorgelegt wird


(Nicolette Kressl [SPD]: Vielleicht sind dann mehr von Ihren Kollegen da!)


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(C (D nd die Bundesregierung dabei ist, eine Demografiestragie zu entwickeln; sie wird in wenigen Monaten vorgegt. Insofern ist Ihre Große Anfrage, über die wir heute den, wieder einmal ein Stück weit Schaufensterpolitik; (Mechthild Rawert [SPD]: Hauptsache, wir kriegen irgendwann einmal Antworten!)


enn Sie wissen genau, dass die Strategie, die bald vor-
elegt wird, die Antworten bringen wird, die wir benöti-
en.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Insgesamt lässt sich beobachten, dass die Bevölke-
ngszahl abnimmt. Die Bevölkerung wird älter.


(Caren Marks [SPD]: Ja! Manche kommen sogar alt zur Welt!)


Ich liege bei meiner eigenen Arbeit für eine bessere de-
ografische Entwicklung dieses Landes über dem
urchschnitt. Insofern können Sie sich den unqualifi-

ierten Einwurf sparen.

Das Statistische Bundesamt hat vor zwei Jahren er-
lärt, dass im Jahr 2060 ein Siebtel unserer Bevölkerung
0 Jahre und älter sein wird. Im Osten der Republik hat
ie Entwicklung mittlerweile dramatische Ausmaße an-
enommen. Die Lebenserwartung ist stark gestiegen.
leichzeitig ziehen dort immer mehr junge Menschen
rt. Es kommen also zwei Entwicklungen zusammen,

ie sich gegenseitig verstärken und zu dieser Überalte-
ng führen.

Die Veränderungen bei der Altersstruktur wird sich
uch auf die Erwerbstätigkeit in Deutschland auswirken:
ir werden mehr Rentner in Deutschland haben, Men-

chen, die glücklicherweise länger leben und später pfle-
ebedürftig werden.


(Nicolette Kressl [SPD]: Wo ist der Erkenntnisgewinn?)


as sind Herausforderungen, auf die wir mit Sicherheit
ine Antwort finden.

Ich bin überrascht, dass Sie Ihre Anfrage offensicht-
ch so lustig finden.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Wir finden Sie lustig!)


h bin vor allen Dingen deshalb überrascht, weil die
PD doch in einem großen Teil der Länder und Kommu-
en auch Verantwortung trägt.


(Mechthild Rawert [SPD]: Gott sei Dank!)


s ist doch so, dass die Probleme, die im Zusammen-
ang mit dem demografischen Wandel in den Kommu-
en auftreten, auch in der Verantwortung der dort Ver-
ntwortlichen liegen und Sie ja dort auch immer noch
erantwortung haben. Vor diesem Hintergrund ist es
mso erstaunlicher, dass Sie selbst nicht Lösungen su-
hen und Antworten geben.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Wir lachen nur über Sie! Über sonst niemanden!)






Manuel Höferlin


(A) )


)(B)

Deshalb verstehe ich wirklich nicht, wieso Sie das so
lustig finden.


(Zurufe von der SPD)


Die Bundesregierung hat unter der Federführung des
BMI schon im Oktober ein Handlungskonzept zur Siche-
rung der privaten und öffentlichen Infrastruktur in den
vom demografischen Wandel besonders betroffenen
ländlichen Räumen vorgelegt. Liebe Kolleginnen und
Kollegen der SPD-Fraktion, wie Sie wissen und wie ich
auch schon gesagt habe, wird die Bundesregierung
nächste Woche den Demografiebericht vorstellen. So-
weit ich weiß, ist geplant, im nächsten Jahr eine Demo-
grafiestrategie vorzulegen. Darum halte ich die Tatsache,
ausgerechnet jetzt eine solche Anfrage zu stellen, schon
für ein wenig scheinheilig. Wir werden gute Antworten
finden. Sie werden nachher noch zwei Kollegen von mir
hören; diese werden über andere Bereiche sprechen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Welchen haben Sie denn angesprochen? – Jutta Krellmann [DIE LINKE]: Das waren ja noch nicht einmal Überschriften!)


Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713404500

Die Kollegin Tabea Rößner spricht jetzt für Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713404600

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Wenn ich auf hoher See bin und Nebel aufzieht, dann
nehme ich ein GPS-Gerät zur Hand. Das weist mir dann
die Richtung.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ach! Da vertraut ihr auf die moderne Technologie?)


– Das haben wir immer getan. – Aber wenn ich die Bun-
desregierung anschaue und auch die Kolleginnen und
Kollegen von der Koalition höre, dann kommt es mir
eher so vor, als ob Sie damit beschäftigt sind, die Dichte
des Nebels zu messen.

Der demografische Wandel ist da. Die Auswirkungen
sind spürbar. Als Reaktion darauf erfordern sie ganzheit-
liches Denken und Gestaltungswillen. Beides kann ich
bei der Bundesregierung nicht erkennen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich frage Sie: Was ist Ihr Lösungsansatz? Wenn ich
nicht mehr weiterweiß, gründe ich einen Arbeitskreis –
genau so verfahren Sie. Sie haben eine interministerielle
Arbeitsgruppe gegründet, die ganz im Geheimen getagt
hat, und zwar so geheim, dass einzelne Mitglieder dieser
Arbeitsgruppe davon noch nicht einmal eine Ahnung
hatten.

Herr Krings, Sie sagten, Sie begriffen dieses Thema
als Querschnittsthema. Wenn es tatsächlich so ist, würde

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(C (D h mir wünschen, dass jetzt hier tatsächlich auch alle essorts vertreten wären. Aber das ist leider nicht der all. Wäre es nicht sinnvoller, statt geheim zu tagen, eine reite gesellschaftliche Debatte darüber zu führen, wie ir in Zukunft leben wollen? Nächsten Mittwoch gibt es das wurde ja schon angekündigt – den ersten Bericht ur demografischen Lage der Nation. Seit zwei Jahren t nun diese Bundesregierung am Ruder. Alles, was zu ieser Frage nun herauskommt, ist ein Bericht. Dabei ibt es Demografieberichte wie Sand am Meer. Notwenig wären vielmehr die Entwicklung einer Strategie und ie Erstellung eines Handlungskonzepts. Sonst geraten ie noch viel, viel tiefer in dicke Nebel hinein und könen nicht in die richtige Richtung steuern. Das Absurde an der ganzen Sache ist: Es gibt ja Löungsansätze. Dass Sie unsere Vorschläge nicht annehen wollten – gut. Aber dass Sie nicht einmal danach agen, was Ihre eigenen Einrichtungen dazu zu sagen aben, erstaunt mich schon sehr. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


eit Mitte der 90er-Jahre gibt es beim BBSR ein Ak-
onsprogramm mit dem schönen Namen „MORO – Mo-
ellvorhaben der Raumordnung“. In diesem Rahmen
ind zahlreiche Handlungsansätze erarbeitet worden: zur
achhaltigen Siedlungsentwicklung, zur Infrastruktur,
ur Gewährleistung der öffentlichen Daseinsvorsorge
nd, und, und. Es gibt auch schon Empfehlungen, wie
ie gesetzlichen Rahmenbedingungen verändert werden
ollten. Schade nur, dass Sie an diese Arbeit nicht an-
nüpfen. Dabei wären diese Ansätze gute Bojen, an de-
en Sie sich ein bisschen orientieren könnten.

Wir sind jetzt gefragt: Steuern wir den Wandel, oder
ssen wir ihn über uns ergehen? Eines ist dabei wichtig:
s darf kein düsteres Bild der Zukunft an die Wand ge-
alt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir Grüne haben den demografischen Wandel immer als
hance gesehen. Wenn das bei Ihnen auch der Fall wäre,
ann dürfte man erwarten, dass Sie das Thema deutli-
her auf die politische Agenda setzen und öffentlich da-
ber diskutieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Franz Müntefering [SPD])


Der demografische Wandel verändert unsere Gesell-
chaft von Grund auf. Die Zahlen sind alle genannt. Dass
ir immer älter werden, ist erst einmal eine gute Nach-
cht. Aber auf eine Gesellschaft des langen Lebens müs-
en wir uns auch einstellen. Da würde es schon helfen,
enn wir etwas von unserem Schwarz-Weiß-Denken ab-
ämen. Es gibt nicht nur die Hilfebedürftigen, die De-
enzkranken, die Alten mit Rollator auf der einen Seite

nd die Fincabesitzer auf Mallorca auf der anderen
eite. Alte Menschen in Deutschland bilden ein vielfälti-
es Spektrum ab. Sie haben unterschiedliche Bedürf-
isse, und sie haben viele Potenziale. Die gilt es in Zu-
unft mitzudenken.





Tabea Rößner


(A) )


)(B)

Nicht das Alter an sich ist das Problem, sondern oft
sind es die schwierigen Begleitumstände des Alterns.
Um ein selbstbestimmtes Leben und soziale Teilhabe si-
cherzustellen, brauchen wir nicht nur altengerechte Lö-
sungen, sondern altersgerechte. Davon profitieren alle:
Familien, Jugendliche, Menschen mit Behinderung und
Alte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein Beispiel zum altersgerechten Wohnen. Ältere
Menschen wollen möglichst lange zu Hause leben. Da-
für brauchen sie Wohnungen, in denen das möglich ist.
Im Mai betonte Staatssekretär Jan Mücke bei der Vor-
stellung der Studie „Wohnen im Alter“ – ich zitiere –:

Die Anpassung von Wohnungsbestand … an die
Bedürfnisse älterer Menschen steht ganz oben auf
unserer wohnungspolitischen Agenda.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Guter Mann, der Jan Mücke!)


Hier hätte es eine konkrete Handlungsoption gegeben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aber was macht die Regierung? Das Thema wird im
Ausschuss immer wieder vertagt, und das KfW-Pro-
gramm „Altersgerecht Umbauen“ wird abgewickelt. So
sieht das also aus, wenn die Bundesregierung etwas ganz
oben auf die Agenda setzt.

Ein weiteres Beispiel ist der Ärztemangel auf dem
Land. Das ist ein wichtiges Thema. Das von der Bundes-
regierung vorgelegte Versorgungsstrukturgesetz wird
nicht dabei helfen, die gesundheitliche Versorgung zu
verbessern. Es kann doch nicht sein, dass junge nieder-
gelassene Ärzte, die bereit sind, ein paar Dörfer weiter,
wo es keinen Arzt mehr gibt, eine Zweigniederlassung
aufzumachen, dafür keine Zulassung erhalten. Solche
dezentralen Lösungen sind doch zu begrüßen, aber sie
werden durch technokratische Verfahren erschwert oder
sogar verhindert.

Wir brauchen einen Perspektivwechsel und sollten
von den Bedürfnissen der Menschen ausgehen. Nicht der
Erhalt von Infrastruktur um ihrer selbst willen darf im
Fokus stehen. Vielmehr muss man sich fragen: Welche
Infrastruktur brauchen die Menschen, damit sie am ge-
sellschaftlichen Leben teilhaben können? Da reicht es
eben nicht, Fachkräfte mit höherem Gehalt aufs Land zu
locken.

Ich komme wie auch Herr Höferlin aus Rheinland-
Pfalz, wo einige Regionen vom demografischen Wandel
massiv betroffen sind. Wissen Sie, was mir die Ortsbür-
germeister häufig berichten? Wenn sich junge Familien
ein Haus oder eine Wohnung in der Gemeinde an-
schauen, dann kommen immer drei Fragen: Erstens. Gibt
es Kinderbetreuung? Zweitens. Gibt es Einkaufsmög-
lichkeiten? Drittens. Gibt es Breitband? Das sind die
Bedürfnisse, um die wir uns kümmern müssen: die Ver-
einbarkeit von Familie und Beruf und echte Breitband-
anschlüsse, die Homeoffice ermöglichen und viele
Dinge des Alltags erleichtern.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Stichwort Fachkräftemangel. In einigen Regionen
erden bereits heute händeringend Fachkräfte gesucht.
inige kleine Betriebe stellen sogar Schulabgänger ohne
erufsausbildung ein. Das ist falsch; denn diese jungen
enschen machen später meistens keine Berufsausbil-

ung mehr. Wir brauchen aber Fachkräfte, und deshalb
üssen wir dafür sorgen, dass kein junger Mensch mehr

hne Ausbildung ins Berufsleben startet.

Wir müssen uns auch darum bemühen, dass Men-
chen gerne zum Arbeiten in unser Land kommen, das
eißt, wir müssen Zuwanderung positiv und nicht re-
ressiv gestalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


azu müssen wir die Einkommensschwelle für ausländi-
che Fachkräfte senken und die im Ausland erworbenen
bschlüsse anerkennen. Wir brauchen das Punktesys-
m. Viele Migrantinnen und Migranten arbeiten bereits
nter ihrem Qualifizierungsniveau. Das ist nicht nur her-
bwürdigend, sondern es vergeudet auch Potenziale.

Das sind nur einige Beispiele. Die Liste ließe sich be-
ebig fortführen. Unser Ziel muss es sein, eine Gesell-
chaft zu fördern, die wieder stärker zu einer Gemein-
chaft zusammenwächst. Statt des oft beschworenen
ampfes der Generationen – Herr Müntefering hat es

ngesprochen – muss es den Dialog der Generationen
eben. Wir wollen eine Gesellschaft, die sich kümmert,
ine solidarische, faire und generationengerechte Gesell-
chaft. Dazu brauchen wir freiwilliges Engagement. Das
ann man aber nicht erzwingen, sondern man muss da-
m werben. Wir brauchen neue Partizipationsmöglich-

eiten; denn die Menschen wollen mitgestalten. Dann
ind sie auch bereit, Veränderungen mitzutragen.

Es ist falsch, zu glauben, es gebe ein Patentrezept.
as wir ganz sicher brauchen, ist eine Strategie, um ge-
einsam mit den Ländern und Kommunen Maßnahmen

u erarbeiten und umzusetzen. Wir brauchen eine Strate-
ie, die über die Ressorts hinausdenkt, und wir brauchen
chnellstmöglich ein Handlungskonzept.

Ich rate Ihnen: Nehmen Sie endlich ein GPS-Gerät
oder lassen Sie es auch nur einen Kompass sein – in

ie Hand! Dann werden Sie den Nebel endlich hinter
ich lassen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713404700

Das Wort hat jetzt Manfred Behrens für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Manfred Behrens (CDU):
Rede ID: ID1713404800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

olleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen
nd Herren! Wir beschäftigen uns heute mit dem Thema





Manfred Behrens (Börde)



(A) )


)(B)

„Der demografische Wandel in Deutschland“. Inhaltlich
stellt die SPD 63 Fragen, um die Sichtweise der Bundes-
regierung zu ergründen. Allerdings stelle ich mir bereits
hier die Frage: Was hat die SPD denn bisher getan? Ich
sage es Ihnen: Obwohl die Problematik längst bekannt
ist, haben Sie keine Konzepte.

Die Altersstruktur in Deutschland ist dadurch gekenn-
zeichnet, dass bereits seit über zwei Jahrzehnten die
Sterberate deutlich über der Geburtenrate liegt. Dem-
nach schrumpft die deutsche Bevölkerung Jahr für Jahr.

Auch in der Zeit der Regierungsbeteiligung hat Ihre
Partei keine tragfähigen Maßnahmen auf den Weg ge-
bracht.


(Mechthild Rawert [SPD]: Schlecht recherchiert!)


Und nun, angekommen in der Opposition, versuchen Sie
das Thema „Demografischer Wandel“ als eigenes
Thema zu deklarieren. Mit Negativinterpretationen
schüren Sie Ängste innerhalb der Bevölkerung. Sie ma-
len unnötig regelrechte Horrorszenarien an die Wand
und wundern sich anschließend, dass die Menschen ver-
unsichert sind.

Um für die Zukunft seriöse Politik anbieten zu kön-
nen, muss man wissen, was in den vergangenen 100 Jah-
ren demografisch passiert ist.


(Zuruf von der SPD: Herr Behrens erklärt es uns jetzt!)


Zum einen ist die Lebenserwartung um 30 Jahre gestie-
gen. Zum anderen hat sich der Anteil der Kinder an der
Bevölkerung von 40 auf 20 Prozent halbiert. Zudem hat
sich der Anteil von Menschen über 65 Jahren auf 15 Pro-
zent verdreifacht. Alle diese Zahlen beweisen, dass
Deutschland bereits in der Vergangenheit enorme Verän-
derungen ertragen und überlebt hat. Ich will es ganz
deutlich machen: Deutschland steuert mit seiner demo-
grafischen Entwicklung nicht auf den Abgrund zu.


(Mechthild Rawert [SPD]: Hat das jemand behauptet?)


Als Bundestagsabgeordneter und Ortsbürgermeister
aus dem Wahlkreis Börde-Jerichower Land befasse ich
mich intensiv mit Fragen der demografischen Entwick-
lung und deren Auswirkungen auf Sachsen-Anhalt.


(Mechthild Rawert [SPD]: Was haben Sie gemacht?)


Es ist bekannt, dass es aufgrund geburtenschwacher
Jahrgänge zu einem Rückgang des Arbeitskräftepoten-
zials kommen wird. Es ist auch kein Geheimnis, dass be-
reits schwach besiedelte Gebiete mit einer geringen Be-
völkerungsdichte vor Probleme gestellt werden; denn
hier, in ländlichen Gebieten, wird die Tragfähigkeit von
Infrastrukturen im öffentlichen Leben schnell unter-
schritten.

Auch die Infrastruktur auf dem gesundheitlichen Ge-
biet stellt Gemeinden zunehmend vor finanzielle Pro-
bleme. Aber an dieser Stelle von einer aussterbenden

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(C (D eutschen Bevölkerung zu sprechen, halte ich für unanebracht. Was ich für sehr angebracht halte, ist eine vernünftige nd glaubwürdige Politik. Die CDU/CSU befasst sich ewissenhaft mit der Entwicklung und der Struktur der evölkerung. Gestatten Sie mir als Ortsbürgermeister einer kleinen emeinde in Sachsen-Anhalt ein Beispiel: 1990 hatte iese Gemeinde 800 Einwohner. Heute sind es über 000 Einwohner. Die Einwohnerzahl hat sich verdreicht. Die Kindertagesstätte hatte in den 90er-Jahren we iger als 30 Kinder und konnte nicht mehr existieren. eute hat die Kindertagesstätte 120 Kinder. Jedes Jahr aben wir einen Bevölkerungszuwachs von 25 neuen ürgern. Damit ist die Zukunft der Kindertagesstätte ge ichert. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Manuel Höferlin [FDP]: Guter Bürgermeister!)


Für die Zukunft brauchen wir aber auch vernünftige
onzepte, die den ganz speziellen regionalen Anforde-
ngen gerecht werden. Wir brauchen gute regionale

rojekte. Daher ist es von großer Bedeutung, dass sich
ie einzelnen Gemeinden ihrer eigenen Stärken und
chwächen bewusst werden. Das Ziel kann lauten: Ko-
peration auf regionaler Ebene. An dieser Stelle können
olitik, Wirtschaft und Verbände zusammenkommen,
m ein regional gültiges Problembewusstsein zu entwi-
keln. Darüber hinaus können sich die regionalen Ko-
perationspartner in einem ständigen Informationsaus-
usch über kurz- und mittelfristige Ziele für ihre Region

bstimmen und versuchen, diese gemeinsam mit der
olitik zu erreichen. Die CDU/CSU-Fraktion wird die-
en breiten Dialog fordern und fördern.

In meinem Heimatland, Sachsen-Anhalt, ist das
hema seit zwei Jahrzehnten allgegenwärtig, unter ande-
m wurde die Stabstelle Demografische Entwicklung

nd Prognosen neu geschaffen. Im Rahmen verschiede-
er Stadtumbauprogramme haben sich Städte konkret
it den Bevölkerungsprognosen beschäftigt und ganz-

eitliche Konzepte erarbeitet. Durch effiziente Struktu-
n wird die Funktionsfähigkeit der Gemeinden in Sach-

en-Anhalt auch zukünftig gesichert.

An dieser Stelle möchte ich aus meiner Gemeinde ein
eispiel für die medizinische Versorgung nennen. Eben
urde gesagt, dass es keine Zulassungen für Hausärzte
ibt. Fakt ist, dass wir sterbende Hausärzte und immer
eniger Hausarztpraxen vor Ort haben.


(Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sterbende Hausarztpraxen?)


meiner Gemeinde hat ein junges Arztehepaar ein
andambulatorium gegründet. Sie haben mehrere von
er Schließung bedrohte Hausarztpraxen übernommen.
omit ist die gesundheitliche Betreuung bei mir vor Ort
esichert.

Zum Schluss möchte ich noch festhalten, dass die
DU/CSU-Fraktion an ernsthaften und zukunftssicheren
onzepten arbeitet. Die Bewältigung des demografi-





Manfred Behrens (Börde)



(A) )


)(B)

schen Wandels durch Gestaltung der politischen Rah-
menbedingungen und das Erkennen von Potenzialen ist
eine nationale Aufgabe. Die CDU/CSU-Fraktion hat
sich dieser Aufgabe angenommen. Sie wird diese auch
in Zukunft mit den Bürgerinnen und Bürgern in
Deutschland erfolgreich gestalten.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713404900

Die Kollegin Sabine Bätzing-Lichtenthäler hat jetzt

das Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Sabine Bätzing (SPD):
Rede ID: ID1713405000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die ganze Welt redet in diesen Tagen über die
Zukunftsrisiken, die von den Finanzmärkten und den
überschuldeten Staaten ausgehen – mit Recht; denn es
geht um nicht weniger als um die Sicherung von Wohl-
stand, Lebensqualität und solidarischem Miteinander.
Genau darum geht es auch bei der Gestaltung des demo-
grafischen Wandels. Es geht um das Miteinander der Ge-
nerationen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der demografische Wandel wird überall in unserem
Leben zu spüren sein. Er wird sich auf Kinder auswir-
ken: Es wird immer weniger Kinder geben. Er wird sich
auf Jugendliche auswirken, wenn Freizeitangebote nicht
mehr aufrechterhalten werden können. Er wird sich auf
Familien auswirken, wenn die ältere Generation ge-
pflegt, die jüngere erzogen und die Anforderungen des
Arbeitslebens erfüllt werden müssen. Politik sollte den
Menschen in einer solchen Situation Orientierung geben.
Sie sollten ihnen nicht vorschreiben, wie sie zu leben ha-
ben, sondern sie unterstützen, wo das nötig ist.


(Beifall bei der SPD)


Wir brauchen von daher gute und nachhaltige Bedin-
gungen für Kinder, Jugendliche und Familien. Alle Kin-
der sollen gesund, materiell abgesichert und mit den
besten Bildungschancen aufwachsen. Wir wollen Ju-
gendliche stark machen. Niemand darf zurückgelassen
werden. Sie brauchen notfalls auch eine zweite oder
dritte Chance, um die Schule, eine Ausbildung oder ein
Studium abzuschließen zu können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir wollen Familien unterstützen. Sie erziehen die
Kinder und tragen zu einem großen Teil unser soziales
Sicherungssystem. Die Familienmitglieder übernehmen
Verantwortung füreinander und für die gesamte Gesell-
schaft. Egal ob Enkelin, Opa oder Mama, wir wollen für
alle Familienmitglieder eine Balance zwischen Ausbil-
dung, Freizeit, Engagement und Beruf. Mit den richtigen
Ideen und modernen Zukunftsprojekten lässt sich der de-
mografische Wandel gestalten.

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(C (D Ich frage Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der DU/CSU und der FDP: Haben Sie diese Konzepte? Bis eute haben wir auf unsere Große Anfrage nichts von Ihen gehört oder gelesen. (Uwe Schummer [CDU/CSU]: Das kommt nächste Woche!)


ollen Sie sich diesem demografischen Wandel ohn-
ächtig und tatenlos ergeben? Ihre Plenarpräsenz und
r Engagement in den Debatten sprechen Bände.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Nächste Woche!)


Ich werde manchmal darauf hingewiesen und ange-
prochen, es gebe keine Unterschiede mehr zwischen
en Parteien. Das sehe ich anders. Die Unterschiede
önnten teilweise gar nicht größer sein. So läuft die SPD
turm gegen die Einführung eines Betreuungsgeldes;
enn die negativen bildungs- und gleichstellungspoliti-
chen Wirkungen wären fatal.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as macht die Union? Sie hält – gegen die Meinung der
xperten – am Betreuungsgeld fest, nur um ein ver-
eintlich konservatives Familienbild zu erhalten,


(Michael Frieser [CDU/CSU]: Kommen Sie zum Thema!)


dem die Frau zu Hause am Herd steht und die Kinder
rzieht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Bauen Sie nicht die Herdprämie aus, sondern das El-
rngeld. Während die SPD das erforderliche Elterngeld

usbauen will, nimmt die Union Kürzungen vor. Es wer-
en sogar Forderungen nach einer Streichung laut.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Nur weil ich den Plenarbetrieb nicht stören möchte, stelle ich keine Zwischenfrage!)


ir wollen niemanden zwingen, arbeiten zu gehen, statt
u Hause bei den Kindern zu sein.


(Uwe Schummer [CDU/CSU]: Wir auch nicht!)


ber Deutschland ist auf den Schatz gut ausgebildeter
rauen auf dem Arbeitsmarkt angewiesen. Deshalb
rauchen wir Konzepte. Sorgen Sie dafür, dass es für
ütter attraktiv ist, zu arbeiten, dass sie notfalls einige

age zu Hause bleiben und sich um ihre kranken Kinder
ümmern können, ohne Angst um den Arbeitsplatz ha-
en zu müssen, und dass sie sich keine Sorgen machen
üssen, ob der Monat vor dem Gehalt oder das Gehalt

or dem Monat zu Ende ist. Sorgen Sie dafür, dass für
ie Väter die gleichen Regelungen gelten; denn moderne
äter haben dieselben Probleme wie moderne Mütter.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)






Sabine Bätzing-Lichtenthäler


(A) )


)(B)

Aber an solchen Konzepten mangelt es Ihnen; Sie
sind meilenweit davon entfernt. Bis jetzt haben wir von
Ihnen nur Beschreibungen des Status quo gehört.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Könnten wir Herrn Müntefering noch einmal hören?)


Von daher, liebe Kolleginnen und Kollegen von
Schwarz-Gelb, Sie brauchen einen Kurswechsel. Sie
müssen jetzt Orientierung geben, statt sich orientie-
rungslos durchzuwursteln.


(Uwe Schummer [CDU/CSU]: Sie wollen auf unsere Orientierung nicht warten!)


Sie müssen jetzt Gemeinwohl organisieren, statt Lobby-
ismus zu betreiben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: So ein Unsinn! Also wirklich!)


Sie haben in dieser Legislaturperiode schon so oft
Ihre Meinung geändert. Tun Sie es doch auch dieses
Mal. Es ist noch nicht zu spät, dem demografischen
Wandel richtig zu begegnen. Nehmen Sie Ihre Verant-
wortung wahr, entwickeln Sie Konzepte, so, wie es in
unserer Großen Anfrage gefordert wird. Denn es geht
um nicht weniger als um die Sicherung von Wohlstand
und von Lebensqualität sowie um das Miteinander der
Generationen.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713405100

Johannes Vogel hat jetzt das Wort für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Johannes Vogel (FDP):
Rede ID: ID1713405200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Erst einmal müssen wir alle festhalten – ich freue mich,
dass auch die Kollegen der SPD darauf hingewiesen ha-
ben –: Wir reden hier über eine gute Nachricht. Wir re-
den darüber, dass wir alle tendenziell immer älter wer-
den und dabei länger fit bleiben. Sie haben natürlich
recht: Dieser Prozess muss politisch gestaltet werden,
und zwar mit Jung und Alt zusammen. Die Kollegen
– Kollege Krings hat zuerst darauf hingewiesen – haben
schon dargestellt: Es ist bestenfalls Oppositionsgetöse,
dass Sie uns, nur weil seit vier Monaten die Antwort der
Bundesregierung ausbleibt, Handlungsunfähigkeit unter-
stellen; denn Sie wissen, dass nächste Woche nicht nur
ein Demografiebericht, sondern Anfang des Jahres auch
eine umfassende Demografiestrategie vorgelegt werden.


(Sabine Bätzing-Lichtenthäler [SPD]: Wissen wir das?)


Ich glaube, wenn wir uns anschauen, was wir als Ko-
alition hier machen, dann lässt sich dieses Bild nicht hal-

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(C (D n. Wir stellen uns dem demografischen Wandel, zum eispiel auf dem Arbeitsmarkt. Dort führt er ganz konret zu Fachkräftemangel. Das wissen wir; das ist die erausforderung. Wir werden in Deutschland in 2025 ,5 Millionen Arbeitskräfte weniger haben. Das entpricht der Einwohnerzahl Hessens. Ich glaube, auf Hesen sollte die Bundesrepublik nicht verzichten müssen nd auch nicht auf die Arbeitskraft so vieler Menschen. Wir stellen uns dieser Aufgabe, zum Beispiel durch ie Schaffung von Rahmenbedingungen für die bessere ereinbarkeit von Familie und Beruf und dadurch, dass ir mehr in die Qualifikation von Erwerbslosen investien. Heute investieren wir 1 Milliarde Euro mehr als 005, zum Ende der rot-grünen Regierungszeit, (Katja Mast [SPD]: Ach, hören Sie doch auf, Herr Vogel! Das ist das Allerletzte! Vergleichen Sie mit 2008! Da bleiben Sie zurück!)


bwohl es zu der Zeit 2 Millionen Arbeitslose mehr
ab, Frau Kollegin Mast. Wir stellen uns übrigens auch
er Aufgabe – das wissen Sie am besten, Frau Kollegin
ast –, den Arbeitsmarkt der Zukunft zu bauen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Sie stellen sich selbst in eine Ecke mit solchen Aussagen!)


iese Bundesregierung, diese Koalition hat erst vor zwei
ochen eine Arbeitsmarktreform verabschiedet, bei der
ir erstmals die Möglichkeit ausgebaut haben, in die
ualifikation Beschäftigter zu investieren.


(Katja Mast [SPD]: 13,5 Milliarden Euro Kürzungen!)


as hilft den Menschen auf dem Arbeitsmarkt; das hilft
uch bei der Bewältigung des Fachkräftemangels.


(Beifall bei der FDP)


ir alle wissen, dass die Menschen länger werden arbei-
n müssen. Das ist auch richtig so. Wir kümmern uns
aher auch um die Rahmenbedingungen für einen flexi-
len Renteneintritt.

Ich glaube, niemand kann sagen, dass diese Koalition
ein Konzept hätte oder sich der Herausforderung nicht
tellen würde. Was man aber sagen kann – das bedauere
h wirklich – ist: Es ist schade, wie wenig konstruktiv
ie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, die-
en Prozess begleiten.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Das war sehr offensichtlich!)


h nenne als Beispiel den Fachkräftemangel. Wir wis-
en, dass es darum geht, die Potenziale hier in Deutsch-
nd zu stärken, wir wissen aber auch, dass wir ihn nicht
hne mehr Zuwanderung beheben werden. Es wird nicht
hne mehr Zuwanderung gehen. Wir müssen am Wettbe-
erb um die klügsten Köpfe der Welt teilnehmen.

Was hat Ihr Parteivorsitzender dazu beizutragen? Er
pielt das zu stärkende Potenzial im Inland und mehr Zu-
anderung gegeneinander aus. Er sagt, wenn dieses Pro-
lem ausschließlich über Einwanderung gelöst werden
oll – was niemand gesagt hat –, so muss sich niemand
ber Ausländerfeindlichkeiten wundern.





Johannes Vogel (Lüdenscheid)



(A) )


)(B)


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Was? Das hat er gesagt? Das klingt fast wie Lafontaine!)


Dieses Gegeneinanderausspielen hilft uns nicht. Das
hilft uns auch nicht dabei, Menschen nach Deutschland
zu holen. Denn eine Willkommenskultur, liebe Kollegin-
nen und Kollegen von der SPD, stellen wir uns definitiv
anders vor.


(Beifall bei der FDP)


Ein letzter Aspekt. Ich würde mir mehr konstruktive
Begleitung insofern wünschen, als Sie einfach zu dem
stehen, was Sie selber für dieses Land erreicht haben. Lie-
ber Kollege Müntefering, das ganze Land kann zum Bei-
spiel Ihnen ganz persönlich und auch Ihnen, liebe Kolle-
ginnen und Kollegen von der SPD, dafür dankbar sein,
dass Sie die richtige Entscheidung getroffen haben, dass
Menschen, wenn sie länger fit bleiben, älter werden, auch
länger arbeiten müssen. Deshalb war der schrittweise
Umstieg auf die Rente mit 67 richtig.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Davor laufen Sie jetzt davon. Dazu wollen Sie sich jetzt
nicht mehr bekennen. Statt uns vorzuwerfen, wir reagier-
ten nicht auf den demografischen Wandel, wäre es ein
guter Anfang, wenn Sie zu dem stünden und sich dazu
bekennen würden, was Sie für dieses Land einmal posi-
tiv erreicht haben.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Das würde uns allen helfen, mehr jedenfalls als solche
Debatten mit der Behauptung, die Bundesregierung habe
kein Konzept.

Vielen Dank, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713405300

Mechthild Rawert hat das Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Mechthild Rawert (SPD):
Rede ID: ID1713405400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen!

Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Vogel, Sie sollten
sich schämen.


(Beifall bei der SPD – Lachen bei der FDP)


Sie sollten sich wirklich schämen. Ich hatte nicht vor, in
dieser Rede zum Thema Demografie die Äußerungen
insbesondere der Union gegen Zuwanderung zu wieder-
holen, weil das ein rückwärtsgerichtetes Denken ist.


(Johannes Vogel [Lüdenscheid] [FDP]: Sagen Sie das Herrn Gabriel!)


Aber es rächt sich heute, dass gerade die Union –


(Beifall der Abg. Katja Mast [SPD] – Zuruf von der CDU/CSU: Schreien Sie nicht so!)


wenn Sie uns beschuldigen, Arbeitnehmerinnen und Ar-
beitnehmer gegen Zuwanderinnen und Zuwanderer aus-
zuspielen, haben Sie in Ihrem jugendlichen Leichtsinn
die Historie nicht richtig verfolgt – so lange gezögert

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(C (D at, bis sie anerkannte: Deutschland braucht Zuwandennen und Zuwanderer, Deutschland ist ein Einwandengsland. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der mittel- und der langfristige Fach- und Arbeits-
räftemangel beruht auf dem demografischen Wandel.
er jetzige Fachkräftebedarf liegt begründet in verpass-
n Chancen, mangelnder Frauenerwerbstätigkeit, man-
elnder Beschäftigung von Migrantinnen und Migranten
nd mangelnder Beschäftigung von Älteren.


(Beifall bei der SPD – Gisela Piltz [FDP]: Wir würden schon gern wissen, warum er sich schämen muss!)


Zum Kontext der Zuwanderung im Bereich der Fach-
räfte sage ich Ihnen: Das moderne Zuwanderungsrecht,
as hier reklamiert worden ist, haben wir noch nicht. Ich
age ausdrücklich: Eine gelingende Integrationspolitik
t die beste Werbung für gezielte Zuwanderung. Für
einen Bereich, für Gesundheit und für Pflege, sage ich:
ür den Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge brau-
hen wir nicht Billigkräfte, wie es vorhin schon gesagt
orden ist,


(Zuruf von der CDU/CSU: Was, wer hat das gesagt? – Zuruf von der FDP: Das hat überhaupt niemand gesagt! Das hat niemand behauptet! – Gisela Piltz [FDP]: Vielleicht sollten Sie sich schämen, weil Sie nicht zuhören!)


ondern wir brauchen qualifizierte Fachkräfte, zugewan-
erte und hiesige. Wenn Sie sich für den Bereich Ar-
eitsmarktpolitik stark machen, indem Sie den Mindest-
hn für alle Branchen bekräftigen, schüren Sie auch

eine weiteren Ängste von Hiesigen und Zuwanderern.


(Beifall bei der SPD)


iesen Schritt sollten Sie schlicht und ergreifend zusam-
en mit uns gehen.

Faktum ist: Zuwanderer werden in Zukunft nicht
ehr vorrangig aus der Europäischen Union kommen,

uch nicht mehr aus Osteuropa. Denn die europäischen
änder sind selbst vom demografischen Wandel betrof-
n. Junge, gut ausgebildete und migrationswillige Men-

chen könnten aber aus den Maghreb-Staaten, aus Fern-
st, aus Asien und auch aus Indien und Afrika kommen.
aden wir diese herzlich ein!


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Aber nicht so wie Herr Gabriel!)


eigen wir ihnen, dass wir sie hier tatsächlich brauchen!
tegrieren wir sie offenen Herzens in unsere Gesell-

chaft, aber nicht als Billigkräfte!


(Beifall bei der SPD – Michael Frieser [CDU/ CSU]: Das hätte man in den Antrag schreiben sollen! Das hat doch mit dem Antrag nichts zu tun!)


In der Zuwanderungspolitik müssen wir sehr schnell
en Wechsel zu einer offenen, auf Vielfalt beruhenden
illkommens- und Anerkennungskultur schaffen. Wir





Mechthild Rawert


(A) )


)(B)

brauchen eine differenzierte Zuwanderungssteuerung
mittels eines Punktesystems. Sie haben dies in der Ver-
gangenheit vorrangig verhindert.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Ja, zu Recht! Aus guten Gründen!)


– Nein, nicht zu Recht.

Wir brauchen gute und qualifizierte Arbeit, insbeson-
dere in den sozialen Bereichen, im Gesundheitsbereich
und in der Pflege. Nur das Zusammenspiel von gut aus-
gebildeten hiesigen und noch zuwandernden Fachkräften
wird die Sicherstellung einer würdevollen Pflege für
alle, um die wir die ganze Zeit ringen und die wir von Ih-
nen fordern, ermöglichen. Anders schaffen Sie es nicht,
den demografischen Zusammenhalt zu gewährleisten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713405500

Frau Kollegin.


Mechthild Rawert (SPD):
Rede ID: ID1713405600

Wer diesen solidarischen und attraktiven Zusammen-

halt will, steht aufseiten der SPD.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Die von der SPD werden von Redner zu Redner schlechter! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt kann es nur noch besser werden! – Gisela Piltz [FDP]: Großartig angefangen und dann so etwas! Schade!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713405700

Ewa Klamt hat das Wort für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Ewa Klamt (CDU):
Rede ID: ID1713405800

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Mit der Großen Anfrage zum Thema „Der demo-
grafische Wandel in Deutschland“ haben Sie, sehr geehrte
Kolleginnen und Kollegen von der SPD, sich wieder ein-
mal mit einer der größten Herausforderungen, die unsere
Gesellschaft zukünftig zu bewältigen hat, befasst. Wir ha-
ben es hier schon mehrfach gehört: Das Bundeskabinett
verabschiedet nächste Woche den Demografiebericht. In-
sofern will ich Ihre Große Anfrage positiv werten, und
zwar als konstruktive Begleitung der Bundesregierung
auf einem Weg, den diese richtigerweise eingeschlagen
hat. Denn der demografische Wandel – in diesem Punkt
gebe ich Ihnen vollkommen recht – ist eine der größten
Herausforderungen für unsere Gesellschaft.

Der Rückgang der Bevölkerungszahl und die zuneh-
mende Alterung werden nicht nur im Bereich der sozia-
len Sicherungssysteme, bei der Pflege und im Hinblick
auf den Fachkräftebedarf, sondern auch bei der erfolg-
reichen Gestaltung einer älter werdenden Gesellschaft in
den Bereichen Bildung und Forschung eine entschei-
dende Rolle spielen. Dort bildet der demografische Wan-

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(C (D el bereits heute einen zentralen Themenschwerpunkt, ie Sie, wenn Sie die Arbeit des Ausschusses, mit der ir uns hier immer wieder beschäftigen, aufmerksam erfolgt haben, bereits festgestellt haben. enau diese Bereiche, Bildung und Forschung, sind der chlüssel, um Produktivität, Innovationskraft und Wohltand auch in einer älter werdenden Gesellschaft sicherustellen. Die Bundesregierung hat die Weichen gemeinsam mit en Bundesländern richtig gestellt, und zwar mit der ereinbarung, dass die öffentliche Hand, die Wirtschaft nd Private bis zum Jahr 2015 insgesamt 10 Prozent des ruttoinlandsproduktes für Bildung und Forschung aufenden werden. Es wurden nicht nur Vereinbarungen etroffen. Da, wo die Bundesregierung von sich aus alin tätig werden konnte, hat sie gehandelt. Zusätzlich urden bis zum Jahr 2013 12 Milliarden Euro für Bilung und Forschung bereitgestellt. Darum, meine Daen und Herren von der Opposition, lassen wir uns nicht agen, dass wir noch nicht tätig geworden sind. Im Rahmen der Hightech-Strategie der Bundesregieng, die unter Federführung des Ministeriums für Bil ung und Forschung entwickelt wurde, wurde der demorafische Wandel als ein die verschiedenen Bedarfsfelder urchziehendes Querschnittsthema prominent aufgegrifn. (Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es wäre aber schön, wenn auch die Ressorts da wären!)


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


eil Bildung und Forschung eine Schlüsselfunktion ha-
en, fördert das Ministerium Maßnahmen, die auf eine
rhöhung der Erwerbsbeteiligung und der gesellschaftli-
hen Teilhabe älterer Menschen abzielen, ebenso wie
aßnahmen zur Erhöhung des Bildungsstandards. Sie

ehen an diesem Punkt auch, dass sich viele der 63 in der
roßen Anfrage enthaltenen Fragen eigentlich schon er-
digt haben, weil wir längst entsprechende Maßnahmen

rgriffen haben.

Ein weiteres zentrales Thema ist die Sicherung des
achkräftebedarfs. Dazu gehört sicher auch die
rhöhung der Innovationspotenziale und der Erwerbsbe-
iligung zugewanderter Menschen. In diesem Zusam-
enhang liegt mir das Berufsqualifikationsfeststellungs-

esetz besonders am Herzen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Das ist sehr unausgereift!)


00 000 Menschen in Deutschland warten darauf, dass
ie von ihnen im Ausland erworbenen Berufsqualifika-
onen endlich in einem vereinfachten Verfahren und an-
and einer klaren Regelung geprüft werden können. Da-
it soll gewährleistet werden, dass sich diese Menschen
it ihren Potenzialen und Fähigkeiten einbringen kön-

en.





Ewa Klamt


(A) )


)(B)


(Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hat aber auch lange gebraucht!)


Daher hoffe ich sehr, dass das derzeit im Bundesrat zur
Beratung anstehende Gesetz nicht blockiert wird, und
ich appelliere an alle Kolleginnen und Kollegen, ihren
Einfluss in den Ländern geltend zu machen, damit dieses
wichtige Gesetz in Kraft treten kann.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Weiteren Herausforderungen unserer älter werdenden
Gesellschaft nimmt sich das Bundesministerium für Bil-
dung und Forschung bereits seit mehreren Jahren in un-
terschiedlichen Förderschwerpunkten an. Dazu gehört
insbesondere das Thema Pflege. Vor dem Hintergrund
der steigenden Zahl der Pflegebedürftigen unterstützt
das Ministerium die Entwicklung von Prozessen – das
sind Dinge, die Sie konkret angesprochen haben –, durch
die zum einen Pflegemaßnahmen erleichtert und zum an-
deren pflegende Angehörige und professionell Pflegende
entlastet werden und mehr Raum für menschliche Zu-
wendung ermöglicht wird.

Sie alle kennen auch das Programm „Informations-
und Kommunikationstechnologie 2020“. Gefördert wer-
den damit neuartige Lösungen für altersgerechte Mobili-
täts- und Kommunikationstechnologien, mit denen älte-
ren Menschen eine bessere Teilhabe ermöglicht wird.
Wenn ich den Reden hier zuhöre, dann stelle ich immer
wieder fest, dass ganz viele Kolleginnen und Kollegen
überhaupt nicht wissen, was von dieser Bundesregierung
längst auf den Weg gebracht worden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu brauchen sie Breitband! Und Breitband ist nicht da! Da nützt ihnen auch die beste Kommunikationstechnologie nichts! – Weiterer Zuruf)


– Dafür haben Sie mich jetzt gerade hier. Ich erzähle Ih-
nen das alles ja gerade.

Ich sage Ihnen Folgendes: Trotz vieler bereits getrof-
fener Maßnahmen steht natürlich fest, dass bei der Be-
wältigung des demografischen Wandels noch viele Auf-
gaben vor uns liegen und langfristige strategische
Antworten notwendig sind. Daher wird der anstehende
Demografiebericht, den das Bundeskabinett verabschie-
den wird, sicherlich nicht nur eine Analyse, sondern
auch Ansätze in Bezug auf den weiteren Handlungsbe-
darf enthalten.

Ich bin überzeugt, dass man den demografischen
Wandel mit gezielter Forschung und Entwicklung aktiv
und positiv gestalten kann, und ich denke, dass das doch
wirklich ein Thema ist, bei dem wir alle konstruktiv mit-
arbeiten können.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: So sollte es hoffentlich sein!)


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(C (D Sebastian Körber spricht jetzt für die FDP-Fraktion. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713405900


Sebastian Körber (FDP):
Rede ID: ID1713406000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Durch keine andere Entwicklung wird unsere
esellschaft so stark und auch nachhaltig beeinflusst wie
urch den demografischen Wandel. Dieser wird sich in
eutschland regional sehr unterschiedlich auswirken:

uf der einen Seite im ländlichen Raum, wo es Abwan-
erungsbewegungen gibt, und auf der anderen Seite in
en Ballungsgebieten, wo es Zuwanderungstendenzen
ibt. Wir werden merken, wie sich das überall in
eutschland und überall unterschiedlich bemerkbar ma-

hen wird.

Die Stärkung der Innenstädte und der Ortskerne, die
erkehrs- und Telekommunikationsinfrastruktur, die
edizinische Versorgung und gerade auch die Pflegeein-
chtungen im ländlichen Raum stehen ganz oben auf der
genda.

Zur Freiheit jedes Einzelnen gehört es schließlich
uch, sich selbstbestimmt fortbewegen zu können, so-
ass in jeder Lebenssituation eine aktive Teilhabe am so-
ialen und kulturellen Leben möglich ist und die damit
erbundenen Einrichtungen besucht werden können.
iel muss hierbei stets die Barrierefreiheit sein, wo im-
er sie technisch und auch wirtschaftlich möglich ist.
o sich dies nicht realisieren lässt, muss ein hoher Grad

n Barrierearmut ermöglicht werden. Hierzu sind wir
sbesondere auch durch die UN-Behindertenrechtskon-

ention verpflichtet, die hier ja mit breiter Mehrheit an-
enommen worden ist. Die Umsetzung der Barriere-
rmut ist ein dynamischer Prozess, der nur schrittweise
nter Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit vollzo-
en werden kann.

Einen alten Baum verpflanzt man nicht mehr, sagt ein
prichwort. Es ist doch ein verständlicher Wunsch, dass
enschen im Alter möglichst lange zu Hause in der ver-

auten Umgebung bleiben möchten, wo sie sich sicher
hlen.


(Heidrun Bluhm [DIE LINKE]: Warum streichen Sie dann das Förderprogramm?)


ier ergibt sich Handlungsbedarf. Aktuell sind nur
,2 Prozent der Wohnungen in Deutschland altersge-
cht. Wir brauchen aber bis 2020 etwa 2,5 Millionen
ohnungen. Wünschenswert wäre also eine deutliche

rhöhung der Quote auf etwa 20 Prozent bis 2030.

Die ambulante Pflege in den eigenen vier Wänden ist
eutlich günstiger als die stationäre Pflege und damit
leichermaßen entlastend für die Pflegeversicherung und
omit auch ein Beitrag für mehr Generationengerechtig-
eit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Caren Marks [SPD]: Es geht nicht darum, was günstiger ist, sondern was die Menschen wollen!)






Sebastian Körber


(A) )


)(B)

Zukunftsfähige Baupolitik kommt daher an einer Fort-
führung des KfW-Programms „Altersgerecht Umbauen“
nicht vorbei; darüber sind wir uns als Fachpolitiker in
der Koalition einig.

Kommen wir kurz zur Großen Anfrage der SPD. Da-
bei fällt mir insbesondere die Frage 34 auf; Sie sollten
jetzt genau aufpassen.


(Caren Marks [SPD]: Das lohnt nicht!)


Ich zitiere:

Welche Konsequenzen und Handlungsbedarfe erge-
ben sich für die Infrastrukturen, insbesondere für
den Verkehrsbereich?

Nun, ein persönlicher Beitrag der SPD dazu war wohl
die Anschaffung eines eigenen Kreuzfahrtschiffes
„MS Princess Daphne“. Ich habe mir das einmal ange-
schaut, weil das schon sehr bemerkenswert ist. Ich will
das inhaltlich nicht weiter werten; Sie können als Partei
Ihr Geld investieren, wo Sie möchten. Aber da wir uns
mit der demografischen Entwicklung und der Barriere-
freiheit befassen, stelle ich leider fest, dass es auf Ihrem
Schiff keine Behindertenkabinen gibt. Sie sollten also
dringend bei sich selber anfangen.

Wie glaubwürdig ist das denn? Ich darf noch einmal
aus Ihrer Großen Anfrage zitieren:

Deutschland muss sich vor dem demografischen
Wandel nicht fürchten.

Vor Ihrer Doppelmoral an dieser Stelle aber sehr wohl!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Demografiebericht ist angesprochen worden. Las-
sen Sie uns auf Grundlage dieses Berichts ein sinnvolles
Konzept erarbeiten, um gemeinsam den Menschen in
Deutschland so lange wie möglich ein selbstbestimmtes
und generationengerechtes Leben zu ermöglichen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713406100

Jetzt hat Petra Crone für die SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Petra Crone (SPD):
Rede ID: ID1713406200

Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen!

Sehr geehrte Damen und Herren! Der demografische
Wandel hat natürlich nicht nur, aber eben auch zu einem
großen Teil damit zu tun, dass wir immer älter werden.
Wir gewinnen Lebenszeit. Die meisten Älteren bleiben
länger fit und gesund. Neulich ist beim Marathon hier in
Berlin ein 75-Jähriger aus meinem Wahlkreis mitgelau-
fen. Wunderbar!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN)


Die Älteren haben Erfahrung, Wissen und wichtige
Qualifikationen. Sie bieten ein großes Potenzial, das sie


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(C (D r sich und unsere Gesellschaft nutzen wollen und auch önnen. Eine möglichst lange Teilhabe an der Gesellchaft hält länger gesund und rege. Doch dafür brauchen wir Anreize und Angebote, die ltere attraktiv finden. Wir haben schon etwas vorzueisen, was noch weiterzuentwickeln wäre. Ich nenne ls Beispiel den Aufbau der Mehrgenerationenhäuser das war erfolgreich – und die „Freiwilligendienste alr Generationen“. Doch das entsprechende Programm ird Ende 2011 ohne Not auslaufen, und diese Dienste erden vom Bundesfreiwilligendienst ausgebootet. Ein iel zu unpassendes, zeitintensives Angebot für Ältere! Das reicht aber bei weitem nicht aus. Ältere Menchen haben es verdient, dass die Bundesregierung ihnen assende Angebote vorlegt, wenn sie sich engagieren nd einen Teil ihrer Zeit für die Gemeinschaft verwenen wollen oder auch wenn sie sich weiterbilden möchn. Die Gesellschaft erwartet von der Bundesregierung ntworten auf die Fragen: Wie können gute Bedingunen geschaffen werden, damit die Menschen ihre Leenszeit nach ihren Wünschen und Bedürfnissen gestaln können? Was wird getan, um der Altersarmut orzubeugen? Wie wird Pflege zukunftsfest? Stattdessen ruft die Bundesregierung das Jahr der flege aus, verschiebt wieder einmal die längst angekünigte Pflegereform, dieses Mal bis ins nächste Jahr. (Beifall bei der SPD – Caren Marks [SPD]: Was kümmert die Bundesregierung ihr Geschwätz von gestern?)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


t Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen der Koalition,
ar nicht klar, wie dringend notwendig sie ist?

Die SPD-Bundestagsfraktion hat schon vor der Som-
erpause ein umfassendes Pflegekonzept auf den Markt

ebracht.


(Gisela Piltz [FDP]: Auf den Markt? Ich dachte, Sie sind sonst immer gegen den Markt!)


s umfasst neben der Finanzierung von Pflege die Re-
rm des Pflegebedürftigkeitsbegriffs und der Pflegeaus-

ildung, die Infrastruktur für Beratung und ambulante
flege, die Voraussetzungen für eine würdevolle Sterbe-
egleitung und die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.
brigens verzichtet es anders als der gestern verabschie-
ete Entwurf eines sogenannten Familienpflegezeitge-
etzes nicht auf einen Rechtsanspruch.


(Beifall bei der SPD)


Nehmen Sie sich ein Beispiel daran! Denn es ist ein
kandal, dass Sie auf die drängendsten Fragen der Zeit
eine Antworten haben.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713406300

Michael Frieser hat für die CDU/CSU-Fraktion das

Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1713406400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! So leid es mir tut, muss ich feststellen, dass wir
zu diesem Thema eine Schaufensterdebatte führen.
Meine Vorredner haben auch schon darauf hingewiesen:


(Mechthild Rawert [SPD]: Stehen Sie vor oder hinter dem Schaufenster?)


Wenn man weiß, dass die Antwort der Bundesregierung
noch kommt und ein Demografiebericht ansteht, und
wenn man sogar an einem Großteil der Diskussionen be-
teiligt war, aber trotzdem die heutige Debatte nutzt, um
mit dieser Fleißarbeit an zusammengestellten Fragen in
der Großen Anfrage in irgendeiner Art und Weise das
Thema zu besetzen,


(Caren Marks [SPD]: Reden Sie auch noch zum Thema? – Mechthild Rawert [SPD]: Ohne uns wären Sie nicht auf die Sprünge gekommen!)


dann muss man sich den Vorwurf gefallen lassen, dass
das eher strategischer als inhaltlicher Natur ist. Diese
Bemerkung wollte ich mir erlauben.

Frau Kollegin Crone, ich finde das, was Sie zu der
gestrigen Debatte über die Vereinbarkeit von Pflege und
Beruf gesagt haben, der Sache nicht ganz angemessen.
Ich glaube, dass unser Vorhaben in die richtige Richtung
geht.


(Caren Marks [SPD]: Die Debatte ja, aber das Gesetz ist eine Farce!)


Einen Punkt, in dem Nachholbedarf besteht, muss ich
der SPD vorhalten. In der gesamten Großen Anfrage fin-
den sich kein einziges Mal die Wörter „Integration“ oder
„Migration“. Das ist überraschend. Ich will Ihnen zugu-
tehalten, dass es darin um den Zu- und Abwanderungs-
saldo geht; aber es beschränkt sich auf diesen Kontext.

Wir müssen eine erfolgreiche Integrationspolitik und
eine erfolgreiche Bewältigung der Migration, die in un-
serem Land stattfindet, hinbekommen; darum handelt es
sich. Es wäre völlig verkehrt, zu glauben, dass Zuwande-
rung die einzige mögliche Antwort auf die Herausforde-
rungen des demografischen Wandels ist.


(Zuruf von der SPD: Das hat keiner gesagt!)


Wichtig ist aber, dass alle Einflüsse des Integrationspro-
zesses auf eine Gesellschaft im demografischen Wandel
berücksichtigt werden. Ich bin deshalb der Frau Kollegin
dankbar, dass sie auf das Berufsqualifikationsfeststel-
lunggesetz hingewiesen hat.


(Mechthild Rawert [SPD]: Das ist ein kraftloses Gesetz!)


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(C (D as ist das integrationspolitische Ziel. Es muss doch lar sein, dass wir dem Umstand, dass Menschen, die ine ordentliche Qualifikation haben, diese in unserem and nicht nutzen können, möglichst schnell und mögchst gründlich ein Ende machen. (Beifall bei der CDU/CSU – Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Möglichst schnell“ ist gut! Darauf warten wir schon lange! – Mechthild Rawert [SPD]: Gründlich war es ja nun nicht!)


Wie Sie wissen, beträgt beispielsweise in Berlin der
nteil von Menschen mit Migrationshintergrund 43 Pro-

ent. Ich komme aus Nürnberg, einer Stadt mit einem
nteil von Menschen ausländischer Herkunft oder mit
igrationshintergrund von 34 Prozent. Das zeigt deut-

ch, dass auch dies ein Ansatzpunkt ist.

Wir müssen über die Frage der Ab- und Zuwanderung
den. Was wollen wir nicht? Wir wollen keine automa-
sche Zuwanderung in Sozialsysteme. Zuwanderung hat
ur dann Sinn – darin sind wir sicherlich einer Meinung –,
enn Teilhabe und Teilnahme der Menschen, die hier-
erkommen, dieser Gesellschaft und damit mittelbar
der unmittelbar auch ihnen selber etwas bringt.


(Caren Marks [SPD]: Sie muss aber auch ermöglicht werden!)


Deshalb sollte sich jeder, der hierherkommt, optimal
dieser Gesellschaft einbringen können. Er soll Bei-
äge leisten, aber nicht die Sozialsysteme belasten. Er
oll Steuern zahlen und das, was er von der Gesellschaft
mpfangen hat, an diese zurückgeben können. Das ist für
ich optimale Integration. Diese kann positive Auswir-

ungen auf die Weiterentwicklung der Gesellschaft ha-
en. Auch das hat etwas mit demografischem Wandel zu
n.

Ich will deutlich machen – das fehlt in diesem Fra-
enkatalog –, dass es keine Abkopplung von der Gesell-
chaft und keine Spaltung der Gesellschaft geben darf.
as hat Auswirkungen auf die Integrationspolitik. Es hat

chon seine Gründe, warum die Bundesregierung ein
odellprojekt auf den Weg bringt, mit dem Teilhabe und

eilnahme, Fördern und Fordern individualisiert werden.
s soll keine automatischen Prozesse, über die Men-
chen integriert werden, geben, sondern individuell ge-
taltete Programme, in deren Rahmen von Mensch zu

ensch darüber geredet wird, welches die beste Form
er Zuwendung und welcher Zeitpunkt der beste ist, um
manden abzuholen.

Es ist wichtig, dass wir das schnell tun. Sprache als
as Betriebssystem einer Gesellschaft muss schnell wei-
rgegeben werden, damit wir diejenigen, die hier leben,
diese Gesellschaft optimal integrieren und sie in die
age versetzen, ihrerseits einen positiven, kreativen und
onstruktiven Beitrag zu leisten. Deshalb ist mir beson-
ers die Ausbildung wichtig. Darin sind wir uns einig.
ine Gesellschaft, die dem demografischen Wandel un-
rliegt, in der die Zahl der Menschen abnimmt und die
enschen älter werden, eine Gesellschaft, die bunter
ird, muss immer größeren Wert auf die Ausbildung
gen. Es ist immer noch Fakt, dass Menschen mit Mi-





Michael Frieser


(A) )


)(B)

grationshintergrund gerade bei dem entscheidenden
Übergang zwischen der Schule und dem Beginn der
Ausbildung dem Staat verloren gehen. Um diese Frage
geht es. Um dem entgegenzuwirken, hat die Bundesre-
gierung meines Erachtens schon die entscheidenden
Schritte getan.


(Widerspruch bei der SPD)


Ich darf Sie bitten, die Integration und die Migration
nicht ganz zu vergessen. Bei der Diskussion über den de-
mografischen Wandel ist diese Frage ganz wesentlich.
An der Lösung der Probleme sollten wir gemeinsam ar-
beiten.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713406500

Petra Ernstberger hat das Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Petra Ernstberger (SPD):
Rede ID: ID1713406600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Meine Damen und Herren! Da Sie von der Koali-
tion dauernd darauf abgehoben haben, dass uns nächste
Woche ein Bericht der Bundesregierung vorgelegt wird,
weise ich darauf hin: „Bericht“ beinhaltet berichten. Das
heißt noch lange nicht, dass in dem Bericht auch die
Handlungsoptionen vorgelegt werden. Das verlegen Sie
in den Januar nächsten Jahres.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Uwe Schummer [CDU/CSU]: Das macht das Parlament! Das ist unsere Aufgabe!)


Ich möchte auf einen Punkt zu sprechen kommen, der
heute noch nicht im Mittelpunkt gestanden hat, nämlich
die Situation der Städte und Gemeinden in Deutschland.


(Beifall bei der SPD)


Gerade diese sind besonders vom demografischen Wan-
del betroffen, und zwar in zwei Bereichen: Auf der einen
Seite geht es um das Wachsen, auf der anderen Seite um
das Schrumpfen. Beides stellt ungeheure Herausforde-
rungen für die Kommunalpolitiker und die Menschen,
die in diesen Regionen leben, dar. Besonders betroffen
sind Regionen, die an Substanz verlieren. Es gibt Regio-
nen in Deutschland, die bis 2030 30 Prozent ihrer Bevöl-
kerung verlieren werden. Das hat katastrophale Auswir-
kungen auf die Infrastruktur und die Menschen, die in
diesen Regionen leben. Es sind die Kommunalpolitike-
rinnen und Kommunalpolitiker, welche die Situation vor
Ort und damit die Bedürfnisse der Menschen kennen und
die passgenaue und zukunftsfähige Problemlösungen
entwickeln müssen.

Eine besondere Chance bietet die Zusammenarbeit
von Kommunen über die Grenzen hinweg. Dazu ist
schon einiges vorbereitet worden, was wir den wirklich
guten Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpoliti-
kern zu verdanken haben, die das schon angepackt ha-

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(C (D en. Aber das reicht nicht. Sie brauchen auch eine nachaltige finanzielle Unterstützung, aber nicht eine mit der ießkanne, sondern eine individuell auf die einzelnen edürfnisse zugeschnittene. Der Schwerpunkt muss im Bereich Stadtplanung und tadtumbau liegen. nd was macht diese Bundesregierung? Sie wird dieser erantwortung in keinster Weise gerecht. Ich weiß: Die direkten Beziehungen zwischen Komunalpolitik und Bundespolitik sind ein bisschen chwierig. Aber das kann doch keine Ausrede sein. enn die Regierung und die Koalition nicht gerade dait beschäftigt sind, sich mit sich selbst zu streiten oder lientelpolitik zu betreiben, (Manuel Höferlin [FDP]: Das hat so einen langen Bart!)


(Beifall bei der SPD)


(Sebastian Körber [FDP]: Haben wir doch!)


eigt ihre Politik eine eindeutige Handschrift: Es wird
ekürzt und gestrichen, zum Beispiel bei der Städte-
auförderung. Im Bereich Städtebauförderung sind die
ittel von 570 Millionen Euro in 2009 auf 455 Millio-

en Euro in 2011 gekürzt worden.


(Caren Marks [SPD]: Skandal!)


as geschah vor allem in den Einzelprogrammen: beim
tadtumbau West Kürzung um ein Fünftel, beim Stadt-
mbau Ost Kürzung um 31 Prozent.


(Zuruf von der SPD: Schweinerei!)


as Programm „Soziale Stadt“ erfuhr eine Kürzung von
rei Viertel der Fördermittel.


(Sabine Bätzing-Lichtenthäler [SPD]: Das ist die Antwort auf den demografischen Wandel!)


as bedeutet, dass dieses Programm im Grunde einge-
tampft worden ist und nur noch zur Gesichtswahrung
eiterexistiert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Manuel Höferlin [FDP]: Das ist Sozialpolitik! Das gehört in den Sozialhaushalt!)


Wer kümmert sich um die Folgen dieser Politik?
eine Fraktion hat dazu eine Kleine Anfrage an die
undesregierung gerichtet. Diese hat darauf geantwor-
t:

Gemäß der Aufgabenverantwortung für die Städte-
bauforderung obliegt die Entscheidung über die
konkreten Maßnahmen vor Ort und damit auch die
Entscheidung über mögliche Schwerpunktsetzun-
gen den Ländern.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Sehr gut! Subsidiarität! Die brauchen wir! Ganz, ganz wichtig!)


as ist nachzulesen in Drucksache 17/5972.





Petra Ernstberger


(A) )


)(B)

Das bedeutet doch: In Berlin streicht diese Regierung,
die Länder bekommen den Schwarzen Peter zugescho-
ben, und die Kommunen stehen im Regen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das Gleiche gilt für die Mehrgenerationenhäuser und für
die Projekte im Rahmen von „BIWAQ“, des Programms
„Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier“.

Wir brauchen ein Konzept, das den Kommunen wirk-
lich hilft, das sie unterstützt und den Regionen eine
Chance für die Zukunft gibt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713406700

Frau Ernstberger, Sie müssen zum Schluss kommen.


Petra Ernstberger (SPD):
Rede ID: ID1713406800

Ja, mache ich. – Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen, es ist fünf vor zwölf. Sie haben die Verantwortung.
An dem Beispiel, das ich gerade aufgezeigt habe, wurde
deutlich, dass Sie dieser Verantwortung nicht gerecht ge-
worden sind.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713406900

Frau Kollegin.


Petra Ernstberger (SPD):
Rede ID: ID1713407000

Kümmern Sie sich um die Städte, die Wachstum be-

wältigen müssen, ebenso wie um die, die mit Abwande-
rung und Leerstand konfrontiert sind.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713407100

Damit schließe ich die Aussprache.

Ich bitte Sie, zum vorhergehenden Tagesordnungs-
punkt, TOP 28, noch die Überweisung durchzuführen.
Hier wurde interfraktionell verabredet, die Vorlagen auf
den Drucksachen 17/4485 und 17/7184 an die in der Ta-
gesordnung aufgeführten Ausschüsse zu überweisen. –
Damit sind Sie offensichtlich einverstanden. Dann ver-
fahren wir so.

Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 29 a und b auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Martina Bunge, Kathrin Senger-Schäfer,
Harald Weinberg, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion DIE LINKE

Gesundheit und Pflege solidarisch finanzieren

– Drucksache 17/7197 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(14. Ausschuss)

Dr. Martina Bunge, Harald Weinberg, Karin

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(C (D Binder, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Praxisgebühr und andere Zuzahlungen abschaffen – Patientinnen und Patienten entlasten – Drucksachen 17/241, 17/7152 – Berichterstattung: Abgeordneter Harald Weinberg Verabredet ist hierzu, eine halbe Stunde zu debattien. – Dazu sehe und höre ich keinen Widerspruch. Dann erfahren wir so. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kollein Dr. Martina Bunge für die Fraktion Die Linke. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! it dem Antrag „Gesundheit und Pflege solidarisch nanzieren“ legen wir Ihnen heute ein durchgerechnetes onzept vor. Solidarität ist für die Mehrheit der Bevölerung – trotz all Ihrer Versuche der Unkenntlichmahung, sodass man manchmal gar nicht mehr weiß, was as ist – überaus wichtig. o findet der Vorschlag einer Bürgerinnenund Bürgerersicherung für Gesundheit und Pflege als solidarische lternative zu Kapitalstock und Kopfpauschale auch iel Anklang. Die Fraktion Die Linke verfolgt unseres Erachtens as konsequenteste Konzept im Reigen der Oppositionsaktionen. (Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1713407200

(Beifall bei der LINKEN)


s ist gut, dass die Bündnisgrünen künftig vermutlich
on ihrem Kapitalstock „Demografiereserve“ für die
flege absehen. Sie wollen dem Rat ihres Experten fol-
en, der ihnen bescheinigt hat, dass damit nur eine
cheinnachhaltigkeit verbunden ist.


(Beifall bei der LINKEN)


un sind wir noch auf die Ergebnisse des SPD-Modells
espannt. Mal sehen, wann wir diese bekommen.

Sie und auch viele Bürgerinnen und Bürger kennen
nser Konzept. Deshalb will ich nur kurz darauf einge-
en. Es sieht vor, alle einzubeziehen, also die „Last“ auf
iele Schultern zu verteilen. Dazu ist es aber erforder-
ch, der Zweiklassenmedizin endlich das Wasser abzu-
raben. Die private Krankenversicherung wollen wir auf
as Zusatzgeschäft beschränken.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir wollen, dass alle Einkommen, über die die Men-
chen verfügen, ohne Beitragsbemessungsgrenze verbei-
agt werden. Die Beitragsbasis soll also erweitert wer-
en.


(Lars Lindemann [FDP]: Wie in Kuba!)






Dr. Martina Bunge


(A) )


)(B)

Selbstverständlich soll endlich Parität wiederhergestellt
werden: Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil sind
gleich hoch. Die Praxisgebühr und sonstige einseitige
Zuzahlungen sollen abgeschafft werden. Das würde end-
lich Gerechtigkeit schaffen.


(Beifall bei der LINKEN)


Während sich die Koalitionäre nur streiten und dis-
kutieren, ließen wir in diesem Jahr von einem unabhän-
gigen Gutachter die Potenziale berechnen, die unser
Konzept hat. Der Berechnung wurde ein makroökono-
misches Simulationsmodell mit 811 Gleichungen, allein
155 für das Submodell Gesundheitsökonomie, zugrunde
gelegt. Wir haben darin 50 Jahre Stützzeiträume und
Mehrrundeneffekte berücksichtigt. Bei der Pflege haben
wir nicht, wie es bei der Gesundheit der Fall war, das Ni-
veau bei der Versorgung eins zu eins beibehalten, son-
dern wir haben auch noch ein Sofortprogramm eingetak-
tet, durch das der Preisverlust in Höhe von 15 Prozent
seit 1995 ausgeglichen werden soll und in dem die Sach-
leistungen um 25 Prozent höher liegen. Dies ist der drin-
gende Handlungsbedarf, der sich ergibt, bevor Sie es
schaffen, die neue Pflegedefinition umzusetzen.


(Beifall bei der LINKEN)


Was ist nun dabei herausgekommen? Das Ergebnis ist
hervorragend. Beiträge von jeweils 5 Prozent für Arbeit-
nehmer und Arbeitgeber würden ausreichen, um all das
zu bezahlen, was heute in der Gesundheit erforderlich
ist. Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil könnten also
um rund ein Drittel gesenkt werden. Bei der Pflege
könnte man trotz der sofortigen Leistungsverbesserung
stabil bei einem Beitrag von unter 2 Prozent bleiben.
Wer Interesse hat, unsere Studie zu lesen, kann das auf
www.linksfraktion.de tun.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Ein Werbeblock!)


Ein Vergleich mit der jetzigen Belastungslage zeigt,
dass vor allen Dingen die unteren 60 Prozent der Bevöl-
kerung massiv entlastet würden. Außerdem würden wir
noch Spielraum für Leistungsverbesserungen und für
Verbesserungen der Arbeitsbedingungen der im Gesund-
heits- und Pflegesystem Beschäftigten gewinnen. Das ist
dringend erforderlich.


(Beifall bei der LINKEN)


Mit der steigenden Binnenkaufkraft entstünden lang-
fristig außerdem rund 500 000 Arbeitsplätze außerhalb
von Gesundheit und Pflege. Die Bürgerinnen- und Bür-
gerversicherung ist damit ein Paradebeispiel für linke
Umverteilungspolitik, und zwar mit positiven Wirt-
schaftsimpulsen. Ich lade alle, die mögen, zum Diskurs
darüber ein.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713407300

Willi Zylajew ist jetzt der nächste Redner für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! angen wir mit dem Positiven an: Frau Dr. Bunge, ich estätige Ihnen gern, dass der Antrag der Linksfraktion ine Reihe von richtigen Aussagen enthält, (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das sehen wir auch so!)

Willi Zylajew (CDU):
Rede ID: ID1713407400

ie ich auch gern aufzeige und hervorhebe. Allerdings
ommen Sie in Ihrem Antrag durch eine Reihe fehler-
after Ableitungen zu einem völlig falschen Ergebnis,


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Schauen Sie doch einmal hinein!)


u völlig falschen Forderungen. Daher werden wir dem
ntrag – das wird Sie nicht überraschen – nicht zustim-
en.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, die Linksfraktion
at recht, wenn sie im gleich im ersten Satz des Antrags
chreibt:

Die Kostenexplosion im Pflege- und Gesundheits-
system ist ebenso ein Mythos wie der drohende
finanzielle Kollaps.

as stimmt deshalb, weil wir mit unserem Partner in der
hristlich-liberalen Koalition eine gute Politik machen,
orgfältig hinschauen und handeln und uns um eine Sta-
ilisierung des Systems bemühen. Es gibt keine Kosten-
xplosion, weil wir Unwirtschaftlichkeiten reduzieren.
s gibt sicherlich überzogene Ansprüche; die lehnen wir
ber ab. Wir stärken die redlichen Kräfte in der Selbstver-
altung, und im Gegensatz zur Linksfraktion beobachten
nd beeinflussen wir sowohl die Ausgabenseite als auch
ie Einnahmeseite.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie, verehrte Kolleginnen und Kollegen von der Lin-
en, beschäftigen sich nur mit der Ausgabenseite.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Nein, nein! Dann haben Sie nicht zugehört! – Mechthild Rawert [SPD]: Da müssen Sie ja selber lachen!)


Natürlich muss ich da lachen. Ich wollte den Schreck-
oment nutzen. – Sie schauen natürlich nur auf die Ein-

ahmen; das ist Ihr einziges Anliegen. Sie wollen die
innahmeseite verbessern.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist doch nicht verkehrt!)


h sage: Damit allein wird es nicht funktionieren.

Uns ist wichtig, Frau Kollegin Bunge, dass wir so-
ohl in der gesetzlichen als auch in der privaten Kran-
enversicherung sowie in der Pflegeversicherung eine
rdentliche Balance zwischen verlässlichen Leistungen
owie persönlich und volkswirtschaftlich verkraftbaren
ersicherungsbeiträgen erreichen. Diese Balance ist uns
ichtig. Dadurch sichern wir eine gute Versorgung im
esundheits- und Pflegebereich.





Willi Zylajew


(A) )


)(B)


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Sie haben nichts gelesen, Herr Zylajew! Das tut mir leid, sehr leid!)


Wir wollen dies auch weiterhin verlässlich tun, weil wir
glauben, dass unser Handeln Patientinnen und Patienten
und ihren Angehörigen hilft, gut ist für Arbeitgeber und
für Arbeitnehmer, für die gesamte Versichertengemein-
schaft und für den Staat.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Wo ist denn Ihr Konzept für eine zukunftsfeste Finanzierung? Wann soll das kommen? Ich habe noch nichts gehört!)


Mit Ihrem Antrag präsentieren Sie letztlich nichts an-
deres – ich behaupte, er ist noch nicht einmal durchge-
rechnet – als mehr Leistungsversprechen, höhere Leis-
tungsvergütungen und höhere Kosten, und zwar ohne
jede kritische Betrachtung. Das ist unverantwortlich und
hat nichts mit Solidarität zu tun.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: So ist es!)


Außerdem ist es, wie gesagt, nicht durchgerechnet.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Jetzt komme ich zu Ihrem Zauberwort „Bürgerversi-
cherung“. Das war ursprünglich eine Erfindung der SPD.
Es ist schon rührend, zu sehen, wie die Grünen und jetzt
auch die Linken versuchen, dieses Modell zu vitalisie-
ren. Es ist ein Versuch, der einen, aus der Ferne beobach-
tet, schon ein Stück aufmerksam macht. Sie stellen die
Bürgerversicherung als ein Patentrezept zur Lösung aller
Probleme dar, was aus meiner Sicht aber nicht zutrifft.
Ich will auf einige Gesichtspunkte aufmerksam machen.

Zum einen würde man nicht mit einem Beitragssatz
von 15,5 Prozent zurechtkommen. Sie müssen außerdem
bedenken, dass neben den 15,5 Prozent, die eine erhebli-
che Belastung darstellen, der Rentenversicherungsbei-
trag allein um 0,2 Prozentpunkte erhöht werden müsste,
wenn Sie die hälftige Mitfinanzierung möchten. Das
würde doch auch wieder erheblich belasten.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Wieso das denn?)


Sie fordern die Abschaffung des Kinderlosenzu-
schlags in der Pflegeversicherung. Das stellt aus unserer
Sicht eine Mehrbelastung dar. Wenn Sie das Leistungs-
niveau beibehalten und Vorteile für eine bestimmte Per-
sonengruppe abschaffen, dann führt dies letztlich dazu,
dass andere unter dem Strich mehr belastet werden.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Sie haben nichts kapiert, Herr Zylajew!)


Sie wissen, dass die Beiträge zur PKV nach Aufzeh-
rung der Altersrückstellung deutlich steigen müssten.
Ich glaube, das ist Ihr eigentliches Anliegen.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Nein, das haben wir außen vor gelassen! Lesen Sie sich die Studie einmal durch!)


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(C (D ie versuchen, mit der Studie volkswirtschaftlich verünftige Entwicklungen ein Stück weit auf den Kopf zu tellen und aus einer völlig falschen Ecke zu beleuchten. Ich denke, unser Gesundheitswesen und insbesondere ie Pflege sind ordentlich und solide finanziert. Dazu bearf es keiner Initiative und keiner Anträge Ihrerseits. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das glauben Sie ja wohl selber nicht!)


Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Lesen Sie mal zwischen Weihnachten und Neujahr unsere Studie!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1713407500

Das Wort hat der Kollege Dr. Edgar Franke von der

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Edgar Franke (SPD):
Rede ID: ID1713407600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Heute Morgen um kurz nach halb acht habe ich
ichtsahnend den Fernseher angestellt. Frau Bunge, wen
ehe ich da? Den Vorsitzenden der Linken, Klaus Ernst,
einem Interview zum Parteitag. Herrn Ernst zufolge

ind alle Sozialleistungen bezahlbar, wenn man nur rich-
g umverteilt. Sie haben das vorhin auch gesagt: Es liegt
n der Umverteilung.


(Beifall bei der LINKEN)


o einfach stellen sich die Linken Politik vor. Es wäre
chön, wenn es so einfach wäre. Ich hatte nie den Ein-
ruck – Sie waren auch Sozialministerin –, dass, wenn
ie Linken an einer Regierung beteiligt waren, automa-
sch der Sozialismus ausgebrochen ist und sich die So-
ialleistungen von selbst finanzieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie brauchen keine Angst vor uns zu haben!)


Sie haben heute Ihren Parteitag. Deswegen wird un-
ere Debatte leider nicht auf Phoenix übertragen. Wenn
an Ihre beiden Anträge betrachtet, kommt man zu dem
chluss, dass sie auch Vorlagen für Ihren heutigen Par-
itag sein könnten. Abschaffung der Praxisgebühr und

ller Zuzahlungen sowie eine solidarische Finanzierung
er Pflege und Gesundheit, das hört sich natürlich gut
n.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Ja!)


ie haben gesagt, dass es sich um ein konsequentes Kon-
ept handelt. Allerdings ist es ein Konzept, das Minder-
innahmen in Höhe von 5 Milliarden Euro bedeuten
ürde. Diese Summe muss man aber seriös gegenfinan-

ieren.

Frau Bunge, ich komme gleich zu Ihnen. Wir kennen
ns ja schon länger.





Dr. Edgar Franke


(A) )


)(B)


(Heiterkeit bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN – Michaela Noll [CDU/ CSU]: Was heißt das denn?)


– Na ja, so lange nun auch wieder nicht. – Richtig ist auf
jeden Fall, dass wir eine Bürgerversicherung einführen
und die Einnahmen steigern müssen; darin sind wir einer
Meinung. Richtig ist auch, dass die unteren und mittle-
ren Einkommensgruppen benachteiligt sind und die
Hauptlast unseres Sozialversicherungssystems tragen.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Genau!)


Die Gutverdienenden und die Selbstständigen, die im
Regelfall die Gesündesten sind, können sich der Solida-
rität entziehen und sich privat versichern. Das ist nicht
richtig. Daher müssen wir eine Bürgerversicherung ein-
führen.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Der Kollege Spahn hat – unrasiert wie heute – bei
Frontal 21 ein Interview gegeben und gesagt, dass es in
Deutschland spätestens 2020 keine private Krankenver-
sicherung mehr geben wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Jens Spahn [CDU/CSU]: Sie müssen genau zuhören! Nicht mehr so wie heute!)


Ich glaube, Herr Spahn, Sie wollen auch eine Bürgerver-
sicherung. Das freut uns alle sehr.

Frau Bunge, auch das Thema Pflege wurde angespro-
chen. Grundsätzlich ist zu sagen: Eine solidarische Bür-
gerversicherung im Bereich Pflege ist notwendig. Es
muss endlich gehandelt werden. Von Herrn Rösler und
anderen der FDP ist das Jahr der Pflege angekündigt
worden. Was ist dabei herausgekommen? Ein Jahr des
Nichtstuns, ein Jahr des Streits.


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh!)


Von einem Kapitaldeckungsverfahren, das angekün-
digt wurde, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP,
sehe ich auch nichts. Eines aber muss man sagen – in die-
sem Punkt haben die Linken ebenfalls recht –: Eine Ka-
pitaldeckung, eine Finanzierung aus Fonds oder Aktien
wäre der falsche Weg. Das muss man aus der Krise ge-
lernt haben. Wir brauchen ein Umlagesystem.


(Lars Lindemann [FDP]: Umlagesystem bei Leuten, die keinen Job haben!)


Deswegen brauchen wir eine solidarische Bürgerver-
sicherung für die Pflege.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Geschätzte Frau Kollegin Bunge, noch zwei oder drei
Anmerkungen zum Bürgerversicherungskonzept: Ich
glaube, dass man sich gut überlegen muss, ob man die
Beitragsbemessungsgrenzen erhöht. Warum muss man
sich das gut überlegen? Vorhin habe ich gesagt: Die
Hauptlast tragen die Bezieher mittlerer Einkommen.
Wenn man die Beitragsbemessungsgrenzen erhöht – ich
weiß, dass die Grünen das auch gefordert haben –, sind

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(C (D s gerade die Bezieher mittlerer Einkommen, die am eisten darunter leiden. (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


enn man die Rechtsprechung des Bundesverfassungs-
erichts kennt, die eine Abschaffung der Beitragsbemes-
ungsgrenzen als Verstoß gegen das Verhältnismäßig-
eitsprinzip ansieht, dann weiß man, dass man damit nur
en Mittelstand treffen würde. Die Leute, die richtig
ohle haben, erreicht man dadurch gerade nicht. Eine
mverteilung, Frau Bunge, muss in erster Linie über das
teuerrecht erfolgen und darf nicht über das Beitrags-
cht geschehen. Das Steuerrecht ist dafür das geeignete
strumentarium.

Hier hat auch die Sozialdemokratie Handlungsbedarf.
ir müssen die Abgeltungsteuer erhöhen. Wir müssen

ber die Erhebung der Vermögensteuer nachdenken. In
eutschland wird Vermögen wesentlich geringer besteu-

rt als in den angloamerikanischen Ländern. Insofern
äre die Erhebung der Vermögensteuer auch ein Beitrag
azu, eine Bürgerversicherung zu finanzieren.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Martina Bunge [DIE LINKE])


Die Praxisgebühr hat nicht die steuernde Wirkung ge-
abt, die sie haben sollte; das muss man zugestehen. Sie
aben in Ihrer Begründung erwähnt, dass die Praxisge-
ühr viele schlechtergestellte Versicherte vom Arztbe-
uch abschrecken würde. Das ist dann natürlich nicht
anz logisch. Es ist aber auf jeden Fall so, dass 2 Milliar-
en Euro als Einnahmen aus der Praxisgebühr ein Rie-
enbetrag sind. Wir können jedoch erst umsteuern, wenn
eprüft ist, wie hoch die Einnahmen aus der Bürgerver-
icherung sein werden. Außerdem, Frau Bunge,


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Ich werde gleich rot!)


an muss fairerweise sagen, dass man die Bürgerversi-
herung nur schrittweise einführen kann; denn es gibt
estandschutz für diejenigen, die momentan in der pri-
aten Krankenversicherung sind. Insofern wird sich
uch die Einnahmebasis nur langsam verbreitern. Vor
iesem Hintergrund muss man sagen, dass auch die Ein-
hrung der Bürgerversicherung nicht dazu führen wird,

ass man von heute auf morgen auf 5 Milliarden Euro
erzichten kann. Das Ganze muss schrittweise und sach-
ezogen geschehen; alles andere wäre aus meiner Sicht
irklich unseriös.

Ich glaube, das SPD-Konzept der Bürgerversicherung
t das richtige Konzept für die Pflege- und Krankenver-

icherung. Politik ist immer die Kunst des Möglichen:
as kann ich praktisch realisieren? Versicherte kann
an aber erst dann entlasten, wenn das Bürgerversiche-
ngskonzept in die Praxis umgesetzt wird. Erst wenn
an weiß, wie viel Geld übrig bleibt, kann man prüfen,

b Zuzahlungen beschränkt bzw. abgeschafft und die
raxisgebühr abgeschafft werden können.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD)







(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1713407700

Das Wort hat der Kollege Lars Lindemann von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Lars Lindemann (FDP):
Rede ID: ID1713407800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sicherung der
solidarischen Krankenversorgung und Pflege in Deutsch-
land ist in der Tat eine der ganz großen Aufgaben unserer
Zeit. Sie erfordert Ehrlichkeit in der Analyse, Sachkennt-
nis bei den Lösungen und die Berücksichtigung der Aus-
wirkungen der getroffenen Maßnahmen auf alle mitei-
nander zusammenhängenden Bereiche der Gesellschaft.
Dabei kommt, sehr geehrter Herr Kollege Franke, die Eile
sicherlich nicht vor der Sorgfalt. So viel zu dem Thema,
wie schnell diese Koalition mit ihren Vorschlägen ist.
Verlassen Sie sich darauf: Sorgfalt spielt bei uns eine grö-
ßere Rolle als Ihre Eile beim Behaupten, dass wir das
nicht könnten.

In diesem Zusammenhang sind die Anträge der Frak-
tion der Linken ein Manifest des Scheiterns an dieser
Aufgabe. Sie genügen keinem Anspruch außer dem, den
man an Utopien knüpft.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie haben nicht mal mehr das!)


Liebe Frau Bunge, Utopien scheuen den Blick auf die
Realitäten, die Wirklichkeit, weil ihre Autoren damit
überfordert sind.

Weil Sie stets und ständig daran festhalten, dass Soli-
darität


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist für die FDP natürlich ein Fremdwort!)


in diesem Land eben nur die größtmögliche Institutiona-
lisierung des Verteilens des Geldes anderer Leute sein
kann, gebe ich hier meine Rede zu Protokoll, damit Sie
schnell zu Ihrem Parteitag kommen, wo Sie sich weiter
Ihren Utopien hingeben können.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Hilde Mattheis [SPD]: Das ist ja unglaublich! Das habe ich auch noch nicht erlebt! – Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist hier ein Parlamentsverfahren!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1713407900

Das Wort hat die Kollegin Birgitt Bender vom Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713408000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber

Herr Lindemann, es ist schon interessant, dass die FDP
jetzt schon gar keinen Bock mehr hat, hier zu sprechen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Lars Lindemann [FDP]: Mit Ihnen gern, aber nicht darüber!)


ffensichtlich glauben Sie nicht an Ihre weitere parla-
entarische Existenz. Übrigens: Wenn sich Leistung
hnen soll, dann darf man sich auch am Freitagmittag

ie Mühe geben, zu sprechen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Jetzt kommen wir zum Antrag der Linken. Da muss
h sagen: Nicht überall, wo „Bürgerversicherung“
raufsteht, ist auch Bürgerversicherung drin. Manche
onzepte sind eher geeignet, den Weg zur Bürgerver-

icherung zu erschweren als ihn zu erleichtern. Sie ma-
hen sich nämlich nicht die Mühe, einmal ein Konzept
u durchdenken und es tatsächlich in ein Gesamtkonzept
inzubetten. Ich werfe Ihnen von der Linken vor, dass
ie zumindest denkfaul sind.


(Beifall der Abg. Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich begrüße hingegen sehr – der Kollege von der SPD
at schon darauf hingewiesen –, dass es jetzt langsam
uch bei der CDU einen Umdenkungsprozess gibt. Kol-
ge Spahn sagte im Fernsehen, er glaube, dass es bis
020 sicherlich einen einheitlichen Versicherungsmarkt
eben werde. Dazu muss ich sagen: Das dauert mir zwar
u lang, aber immerhin ist die Erkenntnis da. Ich finde,
ir sollten uns darauf verständigen, diesen Weg zu ge-
en.

Aber was tut die Linke? Wenn Sie es mit einem Bür-
erversicherungskonzept ernst meinten, dann hätten Sie
ren alten Antrag, den Sie hier mit aufgesetzt haben, zu-
ckziehen müssen. Das Ziel, die Zuzahlungen abzu-

chaffen, teilen wir wohl; aber mit diesem Antrag sagen
ie einfach nur: Weg mit den Zuzahlungen! Die 5,5 Mil-
arden Euro, die dann fehlen, holen wir geschwind bei
en gutverdienenden Angestellten. – Damit würden alle
bhängig Beschäftigten, die über 3 712 Euro im Monat
erdienen, auf einen Schlag zusätzlich belastet, auch ihre
rbeitgeber. Das betrifft übrigens viele mittelständische
etriebe. Mit dem Mittelstand haben Sie es nicht so;
eswegen ist es Ihnen vielleicht egal. Aber man muss
as im Hinblick auf die Arbeitsplätze bedenken. Sie for-
ern eine einseitige Belastung, wollen mal eben Geld ab-
reifen und sich dann an der Basis dafür feiern lassen.
as ist nicht unser Konzept. Auch Sie wissen es eigent-
ch besser. Das ist nicht in Ordnung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Abschaffung der Zuzahlungen muss in ein Bür-
erversicherungskonzept eingebettet sein, das bei der
rhebung der Beiträge alle Einnahmen aller Bürgerinnen
nd Bürger einbezieht, wodurch es einen Zufluss an Mit-
ln gibt, der es ermöglicht, unter anderem auf die Zu-

ahlungen zu verzichten. Dann macht es Sinn, die Bei-
agsbemessungsgrenze zu erhöhen; denn man kommt
ann bei denjenigen, die abhängig beschäftigt sind, aber





Birgitt Bender


(A) )


)(B)

zusätzliche Einkünfte haben, an alle Einnahmen heran.
So sehen wir das.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Deswegen lesen Sie ja auch keine Urteile! – Gegenruf der Abg. Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Quatsch!)


Das bedeutet eine Zusatzbelastung für die gehobene Mit-
telschicht; dazu stehen wir. Wir wollen mehr Solidarität.

Da muss ich an die Adresse der SPD sagen: Sie versu-
chen, sich davor zu drücken, weil auch der sozialdemo-
kratische Facharbeiter Einnahmen zum Beispiel aus der
Miete für die Einliegerwohnung in seinem Häusle hat.
Sie sagen dann: Wir beziehen die anderen Einkommens-
arten nicht ein, aber erhöhen die Abgeltungsteuer. – Da
kann ich nur sagen: Wir sind hier im Bundestag; wir, die
wir hier sitzen, wissen doch ganz genau, wie das bei je-
der Haushaltsberatung läuft.


(Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Das wird doch nächstens wieder spannend!)


Da können Sie die Steuern erhöhen, wie Sie wollen: Die
Einnahmen sind nicht zweckgebunden. Also wird jedes
Jahr wieder darüber geredet, ob es diesen Zufluss ins
Gesundheitssystem weiter geben wird. Das heißt, damit
machen Sie die Finanzierung nicht sicherer und nachhal-
tiger, sondern erhöhen – im Gegensatz dazu – die Un-
sicherheit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch das ist kein guter Weg, liebe Kollegen und Kolle-
ginnen von der Sozialdemokratie.

Jetzt zurück zur Linken. Sie wollen, dass die privaten
Krankenversicherungen in Zukunft nur noch Zusatzver-
sicherungen anbieten; Sie wollen ihnen also das Vollver-
sicherungsgeschäft wegnehmen. Ich muss Ihnen sagen:
Damit bekommen Sie ein verfassungsrechtliches Pro-
blem; aber damit wollen Sie sich offensichtlich nicht
auseinandersetzen. Es gibt auch gar keinen Grund dafür.
Warum soll man denn der PKV nicht die Chance geben,
auf dem Markt der Bürgerversicherung nach den für alle
geltenden Spielregeln – diese lauten: Kontrahierungs-
pflicht, einkommensabhängige Beiträge, keine Risikozu-
schläge, Beteiligung am Risikostrukturausgleich – daran
teilzunehmen? Viele PKVen empfinden das als eine Zu-
mutung. Ja, dann sollen sie sich dieser stellen. Unser
Ziel ist es jedenfalls nicht, die PKV als Vollversicherung
in diesem Segment plattzumachen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1713408100

Kommen Sie bitte zum Schluss.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713408200

Ja. – Wir wollen auch keine „AOK für alle“. Sie wol-

len die Einheitsversicherung mit einem Einheitsbeitrag.
Das ist dann aber gar keine richtige Versicherung mehr.
Ich habe den Eindruck, da schimmert so ein bisschen
Sehnsucht nach den Verhältnissen in der früheren DDR

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(C (D urch. Wir wollen einen echten Wettbewerb um die este Versorgung. Wir wollen, dass Kassen, und zwar owohl die ehemals gesetzlichen wie die ehemals privan, miteinander um die beste Versorgung der Versichern konkurrieren. Diesen Wettbewerb wollen wir und arüber hinaus eine nachhaltige und gerechte Finanzieng. Erst dann handelte es sich um eine Bürgerversicheng, die diesen Namen auch verdient. Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat tzt der Kollege Stephan Stracke von der CDU/CSUraktion das Wort. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1713408300


Stephan Stracke (CSU):
Rede ID: ID1713408400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Als diese Koalition angetreten ist, wurde für die
esetzliche Krankenversicherung ein Defizit in Höhe
on 9 Milliarden Euro prognostiziert. Wir haben das
latt gewendet.


(Widerspruch bei der SPD)


ersten Halbjahr 2011 erzielte die gesetzliche Kran-
enversicherung einen Überschuss in Höhe von 2,4 Mil-
arden Euro.


(Mechthild Rawert [SPD]: Das wird mit so einer Lüge nicht besser!)


om Defizit hin zum Überschuss – das ist die Leistung,
ie die christlich-liberale Koalition vollbracht hat. Wir
achen etwas, was trägt.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Wir wissen doch nicht, was Sie machen!)


ir schaffen einen Finanzrahmen, der stabil ist. Eine
ürgerversicherung, wie sie die gesamte Opposition im
inn hat – von den Grünen angefangen über die SPD hin
u den Kommunisten –,


(Lachen bei der SPD und der LINKEN)


t das krasse Gegenteil von dem, was trägt. Sie haben
icht mehr auf der Pfanne als Umstiegsrhetorik.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Genau!)


Es beginnt ja schon damit, dass Sie gar keine Vorstel-
ng davon haben, wie der Weg dorthin konkret gegan-

en werden soll. Ich habe mir den Antrag der Linken
inmal sehr genau durchgelesen. Darin sind alle Heils-
ersprechen enthalten, die man sich vorstellen kann.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Lesen Sie mal die Kurzfassung unserer Studie!)


ie Frage aber, wie das genau gehen soll, soll nach Mei-
ung der Linken lieber die Bundesregierung beantwor-
n. Sie haben da wahrscheinlich mehr Zutrauen in uns

ls in sich selber.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das ist richtig!)






Stephan Stracke


(A) )


)(B)

Daran wird schon deutlich, wie hier vorgegangen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Bürgerversicherung ist nichts anderes als eine
zwangsweise Einheitsversicherung für alle.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: So sieht es aus!)


Nehmen Sie einmal den Mantel weg, und schauen Sie
sich an, was das im Ergebnis bedeutet: Dahinter steckt
nichts anderes als Zweiklassenmedizin. Genau das wol-
len Sie – Zweiklassenmedizin –, weil Sie genau wissen,
dass es in dem Moment, wo Sie den Wettbewerb be-
grenzen und das Nebeneinander von privater und gesetz-
licher Krankenversicherung aufheben und damit den In-
novationsmotor, den die private Krankenversicherung
darstellt, wegnehmen, um die Gesundheitsversorgung in
diesem Lande insgesamt schlechter bestellt sein wird.


(Mechthild Rawert [SPD]: Halten Sie doch einmal Rücksprache mit Herrn Seehofer!)


Dann werden ganz viele in die Zusatzversicherung aus-
weichen wollen. Somit zementieren Sie die Zweiklas-
senmedizin mit Ihrem Vorschlag, eine Bürgerversiche-
rung einzuführen, egal, von welcher Seite er tatsächlich
kommt.

Schauen wir uns einmal die Haltung zur Beitrags-
bemessungsgrenze an. Die Linke sagt, dass sie diese
perspektivisch ganz abschaffen will.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Genau!)


Dass das verfassungsrechtlich gar nicht geht, erwähnen
Sie mit keinem Wort. Sie würden auf diese Weise näm-
lich das Äquivalenzprinzip verlassen.

Der Vorschlag der Grünen, diese Grenze auf 5 500 Euro
anzuheben, würde eine Erhöhung um rund 50 Prozent be-
deuten. Natürlich hat der Kollege von der SPD vollkom-
men recht, wenn er sagt, dass das zunächst einmal die
breite Mittelschicht in diesem Lande trifft, nämlich die
Angestellten, die Facharbeiter und die Selbstständigen.
All diese würden Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen
von den Grünen, durch die Erhöhung der Beitragsbe-
messungsgrenze treffen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: So sieht es aus!)


Damit träfen Sie die Leistungsträger unserer Gesell-
schaft. Sie fallen dummerweise auch noch auf Ihre ei-
gene Rhetorik herein. Ansonsten würden Sie erkennen,
dass nur 1,2 Millionen Privatversicherte davon betroffen
wären.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: So ein Quatsch! Lesen Sie mal!)


In ganz überwiegendem Maße träfen Sie dagegen die ge-
setzlich Krankenversicherten, die schon jetzt im System
sind. Rund 4,5 Millionen von diesen würden Sie durch
Ihr Modell der Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze
treffen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Beitragssatz sinkt ja insgesamt!)


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(C (D as ist also alles andere als solidarisch und gut organiiert. Ich halte auch nichts davon, dass Krankenkassen jetzt u einer Art Finanzamt werden. Genau das steckt hinter em Vorschlag von der Oppositionsbank, und zwar jegliher Couleur, auch Einkommensarten wie Zinsen, Pachn und Mieteinnahmen einzubeziehen. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, was ist jetzt daran falsch? Dazu habe ich noch nichts gehört!)


as verursacht nur erheblichen Aufwand. Außerdem
effen Sie damit nicht die Vermögensmillionäre – das ist
ieder nur Rhetorik; es steckt nichts dahinter –;


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat denn gesagt, dass es die Millionäre sind?)


enn deren Einkommen liegt auch bei einer Erhöhung
ber der Beitragsbemessungsgrenze. Sie treffen auch
ier wieder den kleinen Mann mit seinen Ersparnissen.
n wollen Sie schröpfen. Das steckt hinter der Bürger-

ersicherung.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Quatsch! Schauen Sie sich einmal das Konzept an!)


ie sagen selbst, dass Sie maximal 0,4 Beitragspunkte
urch die Einbeziehung von Mieten, Pachten und Zinsen
quirieren könnten. Das sind doch allenfalls kurzfristige
ffekte.

Da unsere Gesellschaft weiter altert und es immer we-
iger Nachwuchs gibt, werden die Finanzbelastungen im
ahmen der gesetzlichen Krankenversicherung um ein
ielfaches höher werden. Genau deswegen wollen Sie
eschlossen an die Töpfe und sagen: Wir wollen die pri-
ate Krankenversicherung auflösen und am liebsten alle
ersonenkreise in die gesetzliche Krankenversicherung
inbeziehen.


(Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist auch richtig, weil das gerechter ist!)


eden Sie einmal mit den Zuständigen von Kommunen,
ändern und Bund. Wenn Sie alle erfassen wollen, be-
eutet das jenseits der verfassungsrechtlichen Problema-
k zunächst einmal Mehrausgaben. Die Bürgerversiche-
ng wäre ein Belastungsprogramm für Kommunen,
änder und Bund, nichts anderes,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ganz im Gegenteil: Sie sparen weitere Kosten! Sie haben doch keine Ahnung! – Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen bildet!)


a die Arbeitgeber neben dem höheren Arbeitgeberbei-
ag auch noch entsprechende Gehälter zahlen müssten,
amit der Arbeitnehmeranteil getragen werden kann.
as steckt dahinter. Das ist alles andere als beglückend.





Stephan Stracke


(A) )


)(B)

Die Linken sind ganz witzig. Sie wollen alle Versi-
cherten in das gesetzliche System hineinnehmen


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Was ist daran falsch?)


und die kostenfreie Mitversicherung auflösen. Da kann
ich nur sagen: Vielen herzlichen Dank.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie haben das ganze Konzept noch nicht verstanden!)


Sie sollten auf Ihrem Parteitag deutlich machen, dass Sie
die Ehegatten und die Kinder als eigenständig Ver-
sicherte begreifen und diese entsprechende Beiträge zah-
len dürfen.

Grüne und Linke wollen, dass unsere Gesundheitsver-
sorgung unabhängig vom Aufenthaltsstatus gewährleis-
tet wird. Ich bin wirklich dafür, dass wir niemandem im
Notfall medizinische Behandlung versagen; aber ich
habe nicht vor, unsere hervorragende medizinische Ge-
sundheitsversorgung auch denen zuteilwerden zu lassen,
die uns ausnutzen, nämlich denen, die illegal hier sind.


(Hilde Mattheis [SPD]: Wer ist denn das? – Mechthild Rawert [SPD]: Das ist unverschämt! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Peinlich!)


Dazu reichen Sie die Hand, indem Sie sagen: Versiche-
rungsschutz besteht unabhängig vom Aufenthaltsstatus.
Das zeigt: Die Bürgerversicherung ist der falsche Weg.
Er führt nicht dazu, dass die Gesundheitsversorgung in
unserem Land besser wird. Deswegen werden wir da
nicht mitmachen. Die christlich-liberale Koalition hat
die besseren Handlungsansätze.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Genau!)


Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hilde Mattheis [SPD]: Damit kommen Sie noch nicht einmal in Bayern durch!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1713408500

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 17/7197 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Ausschusses für Gesundheit zu dem An-
trag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Praxisgebühr
und andere Zuzahlungen abschaffen – Patientinnen und
Patienten entlasten“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/7152, den An-
trag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/241 ab-
zulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist angenommen mit den Stimmen der Koali-
tionsfraktionen und der SPD bei Gegenstimmen der
Fraktion Die Linke und Enthaltung von Bündnis 90/Die
Grünen.

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(C (D Ich rufe den Tagesordnungspunkt 30 a und b auf: a)

Montag, Volker Beck (Köln), Ingrid Hönlinger,
weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu einer rechtsstaatlichen und
bürgerrechtskonformen Ausgestaltung der
Funkzellenabfrage als Ermittlungsmaßnahme

– Drucksache 17/7033 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Kultur und Medien

b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Jan
Korte, Dr. Petra Sitte, Nicole Gohlke, weiteren
Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE ein-
gebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur

(Abschaffung der nichtindividualisierten Funkzellenabfrage – § 100 g Absatz 2 Satz 2 StPO)


– Drucksache 17/7335 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Gibt es Wi-
erspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das so be-
chlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
er dem Kollegen Jerzy Montag von Bündnis 90/Die
rünen das Wort.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713408600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am

9. Februar dieses Jahres haben die NPD und andere
eofaschistische Organisationen in Dresden eine De-
onstration durchgeführt. Dagegen haben Bürgerinnen

nd Bürger aus ganz Deutschland, viele Tausende von
enschen, demonstriert. Dort ist es auch zu Straftaten

ekommen. Deswegen haben die Ermittlungsbehörden
m 18. und 19. Februar an vier Orten in Dresden
96 000 Datensätze, 257 000 Rufnummern und 40 732 Be-
tandsdaten, also Namen, Adressen und weitere persön-
che Daten von Bürgerinnen und Bürgern, erhoben, die
it den Straftaten nicht das Geringste zu tun hatten. Am

9. Februar sind bei weiteren Funkzellenabfragen an
eiteren 14 Orten in der Innenstadt zusätzlich 138 000 Da-
nsätze von 65 645 Anschlussnummern dazugekommen.
as alles ergibt zusammen circa 1 Million Datensätze.
etroffen sind Zehntausende von völlig unschuldigen
nd unbescholtenen Bürgerinnen und Bürgern.

Umfasst waren örtlich ganze Straßenzüge im dicht be-
iedelten Innenstadtgebiet. Die Funkzellen wurden zeit-
ch zum Teil nur einige Minuten, zum Teil 13 Stunden
ng abgeschöpft. Die Daten wurden nicht nur für die
ufklärung der Straftaten verwendet, für die sie erhoben
orden sind, sondern zum Teil auch bei Verstößen gegen
as Versammlungsgesetz sowie bei einfacher Körperver-
tzung, Beleidigung und Sachbeschädigung.





Jerzy Montag


(A) )


)(B)

Dies alles wissen wir nicht deshalb, weil die Ermitt-
lungsbehörden in Dresden dies offengelegt hätten. Dies
alles wissen wir dank einer umfassenden, vollständigen
und exzellenten Analyse des Sächsischen Datenschutz-
beauftragten, Herrn Schurig. Ich möchte Herrn Schurig
an dieser Stelle für mich und meine Fraktion einen aus-
gesprochenen Dank dafür sagen, dass er diese Arbeit ge-
leistet hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Er muss sich dafür in Sachsen und in Dresden anfeinden
lassen. Deswegen sage ich an dieser Stelle: Wir werden
solche Anfeindungen des Datenschutzbeauftragten wie
überhaupt Anfeindungen des Datenschutzes in Deutsch-
land nicht hinnehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nun war diese Maßnahme richterlich angeordnet,
könnte man sagen. Aber ich frage an dieser Stelle: Wie
war sie angeordnet? Bei den Anordnungen fehlte jegli-
che substanzielle Auseinandersetzung mit den Punkten,
die nach den gesetzlichen Regelungen notwendig sind:
Eingrenzungen nach Ort und Zeitraum der Maßnahme,
Stellungnahme zum subsidiären Charakter der Maß-
nahme, zum Ausmaß Drittbetroffener und zu den Grund-
rechtseingriffen.

Das Ganze war von der Staatsanwaltschaft vorgefer-
tigt und musste vom Ermittlungsrichter nur noch unter-
schrieben werden. In Dresden besteht der böse Schein,
dass es überhaupt keine ermittlungsrichterliche Prüfung
gegeben hat; denn in Dresden gibt es überhaupt keine
hauptamtlichen Ermittlungsrichter. Nach den Geschäfts-
verteilungsplänen in Dresden übernehmen diese schwie-
rigen grundrechtsrelevanten Aufgaben ganz normale
Richter, die zu ihrem Deputat noch ein Zehntel ermitt-
lungsrichterliche Tätigkeit bekommen. Dass sie nicht
mehr können als zu unterschreiben, was man ihnen vor-
legt, ist klar.

Diese Fehler in Dresden sind nicht nur Fehler bei ei-
ner einzelnen Maßnahme, sondern sie sind auch Fehler
des von uns hier im Bundestag zu vertretenden Bundes-
rechts. Deswegen müssen wir uns im Bundestag darüber
unterhalten, ob wir den § 100 g StPO, also die Rechts-
grundlage für die Funkzellenabfragen, nicht reformieren
sollten. Wir Grüne haben dazu einen Gesetzentwurf vor-
gelegt, der die Funkzellenabfrage nicht abschaffen will,
wie es die Linken fordern – ein absurder Vorschlag, wie
ich finde –,


(Beifall des Abg. Dr. Patrick Sensburg [CDU/ CSU])


sondern der eine Einhegung, eine rechtsstaatliche Ein-
grenzung, dieser Maßnahme vorsieht. Mir fehlt hier und
heute die Zeit, Ihnen die einzelnen Punkte dazu vor-
zutragen. Dafür werden wir aber im Rechtsausschuss
Gelegenheit haben. Ich finde, wir haben vernünftige, ra-
tionale, angemessene Vorschläge zur Änderung des Bun-
desrechts unterbreitet.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie wahr!)


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(C (D Ich würde mich sehr freuen, wenn die Koalition in iesem Punkt nicht mauern, sondern mit uns diskutieren nd mit uns zusammen das Gesetz verändern würde. Danke. Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Patrick Sensburg on der CDU/CSU-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Ich freue mich, dass die Debatte nach dem in und Her – findet sie statt, oder findet sie nicht statt? – eute doch noch zustande gekommen ist, weil das ein uter Anlass ist, über den § 100 g StPO zu diskutieren. Ich freue mich auch über den Gesetzentwurf von ündnis 90/Die Grünen. Deswegen habe ich eben gelatscht. Grund war insbesondere, dass Sie gesagt haben, ass das Abfragen der Funkzellen selber nicht infrage teht. Ich denke, das sollte Konsens sein. Das ist ein proates Mittel, an dem wir nicht rütteln sollten. Über das ie kann man reden; das machen wir heute. Deswegen in ich für Ihren Gesetzentwurf dankbar. Bevor ich auf den Gesetzentwurf zu sprechen komme, ssen Sie mich bitte zwei Sätze zum Verhältnis des taates zu seinen Bürgern sagen – am Mittwoch, als es m die Quellen-TKÜ ging, haben wir bereits mehrere tunden intensiv darüber debattiert, und darüber reden ir auch heute im Zusammenhang mit der Frage der unkzellenüberwachung –: Ich habe manchmal den Einruck, dass von der einen oder anderen Seite versucht ird, das Verhältnis „Staat – Bürger – Kriminelle“ auf en Kopf zu stellen, als sei der Staat derjenige, den es zu berwachen gilt, den es ständig zu kontrollieren gilt. Es teht der Vorwurf im Raum, der Staat würde alle seine ürger überwachen, nach dem Motto: Big brother is atching you. Es wird der Eindruck vermittelt, dass die aßnahmen, die der Staat durchführt, per se wahr cheinlich rechtswidrig sind. Weil dieser Vorwurf im aum steht, muss man dreimal so genau hinschauen. (Burkhard Lischka [SPD]: Das ist jetzt nicht der Kern! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Staatstrojaner! Die Diskussion hatten wir erst am Mittwoch!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1713408700

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Patrick Sensburg (CDU):
Rede ID: ID1713408800

Ich glaube, es ist umgekehrt. Das hat man auf euro-
äischer Ebene erkannt, Frau Kollegin. Da diskutieren
ir über einen Raum der Freiheit, der Sicherheit und des
echts.


(Andrej Hunko [DIE LINKE]: Schöne Worte!)


iese Dinge hängen zusammen: Freiheit und Sicherheit
ibt es nicht, wenn ich das Recht nicht auch durchsetze,
enn der Staat seine Bürger nicht in Schutz nimmt.
onst haben wir Anarchie.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Genau um diesen Punkt geht es nicht! Es geht um Kriminalisierung!)






Dr. Patrick Sensburg


(A) )


)(B)

Sonst haben wir keine Kontrolle. Das ginge zulasten der
Schwächeren, weil sie dann nicht mehr den Schutz des
Staates genießen würden. Es ist wichtig, dass wir Ermitt-
lungsmaßnahmen haben, um Straftäter zu überführen,
die Straftaten zulasten der Bürger vornehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Sebastian Edathy [SPD]: Was ist denn mit dem konkreten Fall? – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie einmal etwas zu Dresden!)


Zum konkreten Fall, Herr Kollege Montag – eigent-
lich wollte ich nicht detailliert darauf eingehen, weil wir
im Juli ausgiebig über dieses Verfahren diskutiert haben,
aber ich habe ja ein bisschen mehr Zeit –: Es hat viele
Straftaten gegeben, bis hin zu einem Vorgehen gegen ei-
nen Polizeibeamten mit einer Eisenstange. Daraus hätten
lebensgefährliche Verletzungen resultieren können, bis
hin zum Tod. In Ihrer Rede damals haben Sie gesagt,
dass wir bei solchen Straftaten keine Toleranz üben soll-
ten.


(Sebastian Edathy [SPD]: Was hat das mit den Funkzellen zu tun?)


Genau darum geht es: Wie können wir solche Straftäter
verfolgen? Wie können wir auswerten, wer an diesen
Straftaten beteiligt war?


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie schon etwas von der Verhältnismäßigkeit der Mittel gehört?)


Auf Zwischenrufe hin habe ich damals gesagt: Was ist
eigentlich mit denen, die an solchen Demonstrationen
teilnehmen? Könnten diese Leute nicht auch einmal eine
Strafanzeige erstatten, wenn sie sehen, dass gegen Poli-
zeibeamte, gegen Staatsorgane vorgegangen wird? Ich
frage mich: Warum gibt es nicht auch einmal Anzeigen
aus der Demonstration heraus?


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Polizei wird ja wohl feststellen, wenn sie angegriffen wird! Die zeigen das schon selber an!)


Wenn es solche Anzeigen nicht gibt, dann muss der Staat
Möglichkeiten haben, um die Sicherheit der Demonstrie-
renden, um die Sicherheit der Bürger sicherstellen zu
können. Das halte ich für wichtig. Deswegen gibt es pro-
bate Mittel dafür.


(Burkhard Lischka [SPD]: Das kann den Dresdner Vorgang noch nicht erklären!)


Herr Kollege, zur Verhältnismäßigkeit werde ich gleich
noch etwas sagen. Keine Sorge.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja der Hauptpunkt der Debatte!)


Die Funkzellenüberwachung ist aus meiner Sicht ein
probates Mittel. Das hat der Kollege Montag, wenn ich
ihn richtig verstanden habe, eben schon gesagt. Sie stützt
sich auf § 100 g StPO. Dass es sich dabei um ein proba-
tes Mittel handelt, hat sich auch in verschiedenen Ver-
fahren abseits von Demonstrationen gezeigt. Ich weiß
nicht, ob Sie das Verfahren aus dem Jahr 2005 – der Fall
Moshammer – kennen. Innerhalb weniger Stunden, in-

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(C (D erhalb eines Tages konnte damals durch eine Funkellenauswertung der Täter ermittelt werden. Der Mörer konnte überführt werden. Mord ist ein schweres elikt. Frau Kollegin Enkelmann, Sie schütteln den opf. Das war so. Sie können das in einem Beitrag von rau Rauschenberger in der Zeitschrift Kriminalistik achlesen. Darin wird dieser Fall wunderbar dargelegt. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber das rechtfertigt doch nicht die Abfrage von Tausenden Menschen in Dresden!)


Daraus schließe ich, dass Sie der Meinung sind, dass
100 g StPO grundsätzlich ein probates Mittel ist. Auch

us Ihrer Sicht sollte die Funkzellenauswertung stattfin-
en. Sonst würden Sie ja darauf abstellen, dass das nicht
ur bei Tausenden Menschen infrage zu stellen ist, son-
ern schon bei Einzelnen. Wenn das Konsens ist, dann
önnen wir sicherlich über vieles reden; denn die Funk-
ellenauswertung ist ein pragmatisches und probates
ittel.

Es geht dabei um Straftaten von erheblicher Bedeu-
ng. Es wird immer wieder kritisiert, das Merkmal

Straftat von erheblicher Bedeutung“ sei nicht hinrei-
hend definiert. Lesen Sie einmal die Kommentierungen
den einschlägigen StPO-Kommentaren nach. Dort
ird eindeutig auf § 100 a Abs. 2 hingewiesen, in dem

s einen Straftatenkatalog gibt. Ergänzend wird das Wort
insbesondere“ verwendet, was für Juristen bedeutet:
traftaten gleicher Qualität werden einbezogen.


(Burkhard Lischka [SPD]: Es ist schon schwer, zwölf Minuten zu füllen! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sachbeschädigung! Körperverletzung! Beleidigung!)


on daher haben wir bezüglich der erheblichen Strafta-
n eine klare Ausweisung im Gesetz, der man nachkom-
en sollte.

Plus – jetzt komme ich gleich auf die Verhältnismä-
igkeit zu sprechen –: Es muss ein räumlicher und zeitli-
her Zusammenhang bestehen.


(Sebastian Edathy [SPD]: Ich finde, die Rede ist unverhältnismäßig zum Thema!)


s findet also keine Funkzellenauswertung ins Blaue hi-
ein statt, in Räume, in denen keine Straftaten stattfin-
en. Es muss tatsächliche Anhaltspunkte für täterbezo-
ene Kommunikation geben. Auch da gilt: Keine
bfrage ins Blaue hinein, keine Abfrage, um nur einmal

u schauen, ob man möglicherweise Straftaten findet.

All das wird von einem Richter bestätigt. Sie haben
erade auf Dresden bezogen gesagt, es gebe keine Er-
ittlungsrichter. Das haben Richter genehmigt, die ge-

au die gleiche Ausbildung, genau die gleiche Qualifika-
on, zwei Staatsexamen haben. Was möchten Sie noch?


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Praxis vielleicht! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erst mal möchte ich, dass es welche gibt!)


och ein drittes Staatsexamen für den Ermittlungsrich-
r? Die entsprechenden Richter in Dresden haben genau





Dr. Patrick Sensburg


(A) )


)(B)

die gleiche Qualifikation. Es hat eine Prüfung der Ver-
hältnismäßigkeit stattgefunden.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Falsch! Kein Wort, Herr Kollege Sensburg!)


Diese hat auch stattzufinden.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hat aber nicht stattgefunden! – Sebastian Edathy [SPD]: Sogar die Staatsregierung räumt ein, dass das nicht der Fall war!)


So steht es in jedem Kommentar; Sie lesen diese an-
scheinend nicht.

Sie wollen eine Gesetzesänderung. Sie diskutieren
nicht darüber, ob die Einzelmaßnahme in Dresden recht-
mäßig oder rechtswidrig war, Sie wollen einen Paragra-
fen ändern,


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Damit sowas nicht nochmal passieren kann!)


obwohl jedem klar ist, dass bei § 100 a Strafprozessord-
nung eine Verhältnismäßigkeitsprüfung durchzuführen
ist.


(Burkhard Lischka [SPD]: Nur nicht in Sachsen!)


Deswegen erachte ich Ihren Gesetzentwurf – das muss
ich ganz ehrlich sagen – ein bisschen als einen Scheinge-
setzentwurf, als PR. Denn wenn man sich einmal an-
schaut, was wir bisher geregelt haben und was Sie möch-
ten, dann sieht man, dass die bisherige Regelung völlig
ausreichend ist. Sie möchten einen Verweis auf § 477
Abs. 2 Satz 2; Sie wollen also keine Zufallsfunde mehr
ermöglichen. Das steht explizit in Ihrem Gesetzentwurf
– das lese ich Ihnen einmal vor –:

Satz 1 wird wie folgt gefasst:

§ 100 a Absatz 3 und § 100 b Absatz 1 bis 4 gelten,
auch in Fällen des § 477 Absatz 2 Satz 2 und 3, ent-
sprechend.

So haben Sie es formuliert.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1713408900

Herr Kollege Sensburg, lassen Sie die Frage des Kol-

legen Montag zu?


Dr. Patrick Sensburg (CDU):
Rede ID: ID1713409000

Ich lasse die Frage des Kollegen Montag natürlich zu.

Bei zwölf Minuten Redezeit wird die Zeit ja auch
manchmal etwas knapp.


(Sebastian Edathy [SPD]: Das geht uns aber anders! Das kommt uns sehr lange vor!)


– Das liegt jetzt nicht an mir, sondern am Kollegen
Montag.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713409100

Jetzt bin ich dank der Verfügung des Herrn Präsiden-

ten dran.

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(C (D Sehr gerne. Herr Kollege Sensburg, unseren Gesetzentwurf gilt es icht nur zu lesen – das haben Sie geschafft –, – Danke. – sondern auch zu verstehen. Weil Sie ihn offensicht ch nicht verstanden haben – ich befürchte, nicht versteen wollten –, will ich es Ihnen an dieser Stelle noch einal erklären. § 477 regelt die Übertragung gewonnener rmittlungserkenntnisse aus einem bestimmten Verfahn in ein anderes Verfahren. Das ist zulässig und soll ach unserem Gesetzentwurf zulässig bleiben. Die Sache ist die: Wenn im Ausgangsverfahren eine rmittlungsrichterliche Anordnung notwendig ist, finden ir, sollte für die Übertragung der Erkenntnisse in ein nderes Ermittlungsverfahren auch eine ermittlungsrichrliche Anordnung nötig sein. Bisher ist es so, dass die olizei diese Übertragung der Erkenntnisse von einem in in anderes Verfahren alleine vornehmen kann. In Dresen führte das dazu, dass man aufgrund einer ermittngsrichterlichen Maßnahme diese Funkzellendaten in inem Verfahren wegen schweren Landfriedensbruchs bgefragt hat, und dann hat die Polizei sie ohne gerichtlihe Überprüfung in ein Verfahren wegen Verstoßes geen das Versammlungsgesetz übertragen. Wir meinen: Wenn die Daten ursprünglich einer richrlichen Überprüfung bedürfen, dann soll auch die bertragung einer richterlichen Überprüfung bedürfen. icht mehr und nicht weniger bedeutet der von Ihnen zierte Satz. Es wäre mir ganz recht, wenn Sie nicht nur sen, sondern mitdenken würden, lieber Kollege. Bitte schön. Sehr geehrter Herr Kollege Montag, ich habe bei Ih n Ausführungen zwar noch keine Frage gehört, (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist auch nicht nötig! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war eine Zwischenbemerkung!)

Dr. Patrick Sensburg (CDU):
Rede ID: ID1713409200
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713409300
Dr. Patrick Sensburg (CDU):
Rede ID: ID1713409400
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1713409500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1713409600
Dr. Patrick Sensburg (CDU):
Rede ID: ID1713409700

ber ich habe einen Hinweis gehört. Ich habe nicht nur
en Gesetzestext gelesen, den Sie vorschlagen, sondern
uch die Begründung, die Sie anfügen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da steht genau das drin!)


s sind genau die Fälle, in denen zufällig Erkenntnisse
um Beispiel wegen Verstoß gegen das Versammlungs-
ebot, Landfriedensbruch entdeckt werden – man könnte
ich aber auch viele andere Fälle denken –, in denen Sie
ine höhere Hürde fordern, dass Ermittlungsmaßnahmen
tattfinden können. Dann sage ich: Wenn solche Maß-





Dr. Patrick Sensburg


(A) )


)(B)

nahmen möglich sind, wenn durch eine Funkzellenab-
frage Erkenntnisse gewonnen werden, müssen die auch
zeitnah und schnell von der Polizei genutzt werden. Ich
glaube, Sie wollen wieder eine höhere Hürde einbauen
– es ist übrigens die erste Hürde, die ich festgestellt
habe; zu den anderen komme ich gleich noch –, die an
dieser Stelle nicht angezeigt ist. Aber wir werden im
Ausschuss darüber diskutieren. Von daher bin ich ge-
spannt, wie die Diskussion weitergeht.

Der nächste Punkt, den Sie ansprechen, ist die Be-
gründungspflicht der Anordnung. Es mag sein, dass Sie
Probleme mit der konkreten Anordnung in Dresden ha-
ben. Wenn Sie aber die Anforderungen sehen, die – in-
klusive der Verhältnismäßigkeitsprüfung; das können
Sie in aller Literatur nachlesen, auch in der Gesetzesbe-
gründung – an eine Begründung gestellt werden, dann
sehen Sie, dass diese einzelnen Schritte stattfinden müs-
sen. Sie meinen, wir müssen ein Gesetz schaffen, weil
Sie der Ansicht sind, damals sei etwas nicht richtig ge-
laufen. Das kann eigentlich nicht der Ansatz sein,


(Beifall bei der CDU/CSU)


aufgrund dessen der Gesetzgeber ein Gesetz macht.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für Sie ist es richtig gelaufen?)


Das Dritte ist die Übersicht, dass Sie alle Funkzellen-
abfragen in einer Übersicht dokumentiert haben wollen.
Das ist die PKS. Das ist die Polizeiliche Kriminalstatis-
tik der Länder und des Bundes. Da werden solche Dinge
dokumentiert.


(Sebastian Edathy [SPD]: Das steht doch bisher nicht drin!)


Wenn Sie ständig ergänzende Dokumentationen fordern,
wird das doch nicht besser, nicht transparenter. Lassen
Sie uns diese Maßnahmen in der PKS, in der Polizeili-
chen Kriminalstatistik, dokumentieren. Da sind sie rich-
tig aufgeführt.

Wenn man sich das alles einmal anguckt, zeigt Ihr
Gesetzentwurf eigentlich, dass Sie aufgrund der Ereig-
nisse in Dresden jetzt Aktionismus zeigen wollen, sich
gerieren wollen als diejenigen, die etwas ändern, die et-
was verändern.


(Sebastian Edathy [SPD]: Was ist mit dem Gesetzentwurf von Sachsen selber?)


Das ist meiner Meinung nach nicht der richtige Ansatz.
Lassen Sie uns in den kommenden Sitzungen darüber
diskutieren, ob etwas Gehaltvolles drin ist. Dann bin ich
gern bereit, das eine oder andere vertieft zu diskutieren,


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht nur diskutieren! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wissen schon, dass die CDU in Sachsen selber Änderungen haben will?)


vielleicht sogar zu übernehmen. Aber die Punkte, die ich
angesprochen habe, sehe ich nicht als gehaltvoll an.

Ich danke Ihnen für das Zuhören. Ich weiß nicht, ob
Sie noch eine Nachfrage haben. Aber ich glaube, es ist

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(C (D lar geworden, welches unsere Position zum Thema unkzellenabfrage ist. Danke schön. Das Wort hat jetzt der Kollege Sebastian Edathy von er SPD-Fraktion. Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! err Kollege Sensburg, es wäre sicherlich ganz hilfreich ewesen, wenn Sie seitens der Union deutlich gemacht ätten, dass wir hier nicht im luftleeren Raum diskutien, sondern dass es einen konkreten Anlass gibt. Der hat twas mit den problematischen Vorgängen von Dresden u tun. Lassen Sie mich eine Vorbemerkung machen. Ich laube, dass man auch im Rahmen dieser Debatte sagen uss, dass die vielen Tausend Menschen, die dort regeläßig mit demokratischer Gesinnung friedlich auf die traße gehen, um die Straßen und Plätze eben nicht den eonazis zu überlassen, unsere Ermutigung und Unter tützung bekommen sollten (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1713409800

(Beifall bei der SPD)

Sebastian Edathy (SPD):
Rede ID: ID1713409900
nd nicht einem Generalverdacht unterworfen werden
ürfen.

Ich selber war im Februar in Dresden dabei. Wenn
an sich die Vorschriften anschaut, stellt man fest, es

ibt rechtlichen Präzisierungsbedarf von § 100 g der
trafprozessordnung. Wir müssen zur Kenntnis nehmen,
ass die Auslegung dieses Paragrafen, wie sie in Dres-
en praktiziert worden ist, offenkundig weder dem Text
och dem Geist der entsprechenden Norm entspricht. Es
t ganz klar rechtswidrig gehandelt worden.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


an kann nicht von Zehntausenden Bürgerinnen und
ürgern Verbindungsdaten speichern, um in zweistelli-
er Anzahl Verfahren einzuleiten. Es sind ja sogar Ver-
hren – entgegen der Bestimmung des Paragrafen in der
trafprozessordnung – wegen Verstößen gegen das Ver-
ammlungsrecht, was keine besonders schwere Straftat
arstellt, eingeleitet worden.

Wenn wir aber zur Kenntnis nehmen müssen, dass
ort falsch gehandelt worden ist, müssen wir uns auch
ie Frage stellen: Hat das nur etwas mit einer falschen
msetzung des Paragrafen zu tun, oder ist dieser Para-
raf verbesserungswürdig und bedarf er der Präzisie-
ng?
Ich will hier gern Folgendes erwähnen, weil ich finde,

an muss schon zur Kenntnis nehmen, was für interes-
ante Bundesländer wir haben: Als ich im Februar in
resden war, habe ich im Vorfeld den sächsischen In-
enminister gebeten, mir zu ermöglichen, mir als Abge-
rdneter des Deutschen Bundestages von der Leitung





Sebastian Edathy


(A) )


)(B)

des Polizeieinsatzes einen persönlichen Eindruck zu ma-
chen. Das ist fernmündlich abschlägig beschieden wor-
den. Ich habe dann um eine schriftliche Begründung ge-
beten. Das hat drei Monate gedauert.


(Heiterkeit des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Auf mehrfache Nachfragen meines Büros antwortete mir
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Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1713410000


Auf Ihre Anfrage möchte ich Ihnen mitteilen, dass
grundsätzlich Besuchen von Mandatsträgern in den
Führungsstäben der sächsischen Polizei während
bestehender Einsatzlagen nicht zugestimmt wird.
Vor dem Hintergrund, dass es während des Einsat-
zes für die im Führungsstab beschäftigten Bediens-
teten und insbesondere auch für den Polizeiführer
des Einsatzes

– jetzt kommt es –

möglichst wenig Störungen und damit einherge-
hende Beeinträchtigungen der Arbeitsfähigkeit ge-
ben soll,


(Burkhard Lischka [SPD]: Für Sachsen sind Abgeordnete Störer! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Was? Abgeordnete stören?)


haben wir uns entschlossen, entsprechende Be-
suchsanfragen abschlägig zu beantworten.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unerhört!)


Also: Die gewählten Volksvertreter stören bei der Poli-
zeiarbeit. Das ist eine sehr spezifische sächsische Hal-
tung. Ich halte sie für ausgesprochen bedenklich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Manuel Höferlin [FDP]: Ich mache die Anfrage mal in Rheinland-Pfalz! Mal sehen, was ich dann geantwortet bekomme! – Burkhard Lischka [SPD]: Das ist ja Monarchie!)


Ich habe im Nachgang zu meinem Besuch in Dresden
den sächsischen Innenminister gebeten, mir mitzuteilen,
ob auch meine Verbindungsdaten für den Zeitraum, in
dem ich mich dort aufgehalten habe, gespeichert worden
sind. Diese Frage hat er nicht beantwortet, aber gesagt:

Wie Ihnen bekannt ist, sind neben dem friedlichen
Protest gegen die rechte Demonstration an vielen
Orten der Stadt erhebliche Straftaten begangen wor-
den. Ein demokratischer Rechtsstaat ist in seinem
Bestand darauf angewiesen, dass die Strafverfol-
gungsbehörden solche Straftaten aufklären können.

Wer es für den Bestand des Rechtsstaates für existenziell
hält, eine massenhafte Funkzellenabfrage durchzufüh-
ren, um einer Handvoll Straftäter auf die Spur zu kom-
men, der hat, glaube ich, ein falsches Rechtsstaatsver-
ständnis.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D er hat auf jeden Fall die Verhältnismäßigkeit der Mittel öllig aus den Augen verloren. Das Interessante an diesem Thema ist Folgendes – ich eiß nicht, ob Sie, Herr Sensburg, das nicht zur Kenntis genommen haben –: Uns liegen nicht nur ein Gesetzntwurf der Grünen und ein Gesetzentwurf der Linksaktion vor. Selbst die sächsische Landesregierung (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, CDU!)


at über den Bundesrat einen Gesetzesantrag zur Präzi-
ierung des § 100 g der Strafprozessordnung vorgelegt,
h will nicht sagen, aus schlechtem Gewissen – obwohl

s relativ naheliegend wäre – vielleicht aber aus Er-
enntnis. Man muss sich angesichts des Gebahrens in
resden an den alten Satz von Georg Christoph
ichtenberg erinnern: Wenn ein Affe in ein Buch schaut,
ann in der Regel kein Philosoph zurückschauen.


(Heiterkeit bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


s gibt, wie gesagt, verschiedene Initiativen, von der
inkspartei bis hin zu Schwarz-Gelb in Sachsen. Ich
alte es für zwingend erforderlich, dass wir bei den an-
tehenden Beratungen im Rechtsausschuss sehr intensiv
ber dieses Thema reden und dazu auch eine öffentliche
xpertenanhörung durchführen.

Ich will hierzu nur einige kurze Bemerkungen machen.
eine Fraktion, die SPD, ist nicht der Auffassung der

inkspartei, dass man auf dieses Instrument gänzlich ver-
ichten kann. Im Gesetzentwurf des Bündnisses 90/Die
rünen wird zwar, wie ich finde, zu Recht erkannt, dass
ie Bestimmung „besonders schwere Straftaten“ – das
ilt insbesondere für § 100 a Strafprozessordnung – rela-
v unkonkret ist und in der Tat der Substantiierung be-
arf. Aber der Gesetzentwurf der Grünen hat auch
chwächen. Er hätte zum Beispiel zur Folge, dass eine
unkzellenabfrage selbst bei besonders schweren Fällen
es Landfriedensbruchs nicht mehr möglich wäre;
125 a des Strafgesetzbuches wäre dann nicht mehr er-
sst.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Telefone abzuhören ist auch nicht erlaubt!)


arüber kann man aber sicherlich reden. Der Gesetzes-
ntrag des Freistaates Sachsen zielt im Wesentlichen da-
uf ab, zu einer Präzisierung des Gesetzes zu kommen.
ir scheint auf jeden Fall Beratungsbedarf gegeben. Es

esteht die Notwendigkeit, sich diesem Thema intensiv
u widmen und sich darum zu kümmern, dass sich so et-
as wie in Dresden nicht wiederholt.

Ich möchte nicht, dass wir im Bundestag zu der Auf-
ssung kommen, die der Vorsitzende des Rechtsaus-

chusses im Sommer im heute-journal vertreten hat.
err Kollege Kauder – leider ist er heute nicht da – hat
örtlich gesagt:

Es ist Mode geworden, die Freiheitsrechte des Bür-
gers in den Vordergrund zu stellen.





Sebastian Edathy


(A) )


)(B)


(Burkhard Lischka [SPD]: Das ist ja wieder Kauderwelsch! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Schön wäre es!)


– „Kauderwelsch“ habe ich nicht gesagt, Herr Kollege
Lischka. – Das ist nicht Mode. Das ist demokratischer
Rechtsstaat.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Manuel Höferlin [FDP]: Da hat er recht! Das machen wir ja auch! Wir sind halt modisch! – Zuruf von der SPD: Ein Grundsatz!)


Wir müssen feststellen, dass wir es offenkundig mit
einer Norm der Strafprozessordnung zu tun haben, die
zumindest missbrauchsanfällig ist, unabhängig davon,
ob in Dresden gegen geltendes Recht verstoßen worden
ist oder nicht; selbst bei rechtskonformer Umsetzung
dieser Norm ist sie missbrauchsanfällig. Deshalb sollten
wir uns die nötige Zeit nehmen, intensiv zu beraten.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1713410100

Das Wort hat jetzt der Kollege Christian Ahrendt für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Christian Ahrendt (FDP):
Rede ID: ID1713410200

Herr Präsident! Verehrte Kollegen! Der Kollege

Edathy hat es mir leicht gemacht, mit meiner kurzen Re-
dezeit auszukommen, und zwar aus dem einfachen
Grunde, weil Sie sehr zutreffend darauf hingewiesen ha-
ben, dass im Bundesrat bereits seit Beginn September
ein Antrag der christlich-liberalen Koalition aus Sachsen
vorliegt, die sich mit dem gleichen Thema, das auch Ge-
genstand des Entwurfs der Grünen hier ist, beschäftigt
hat. Insofern verfolgen wir hier ein wichtiges Anliegen.

Schauen Sie sich an – die Kollegen haben es schon
beschrieben –, was in Dresden passiert ist: Hunderttau-
sende gerieten durch die Abfrage einer Funkzelle in die
Überwachung der Polizei, ohne eine Straftat begangen
zu haben, weil andere in dieser Funkzelle an Straftaten
beteiligt waren und sie sozusagen ein Beifang bei dieser
Ermittlungsmöglichkeit waren.

Das Problem hinsichtlich dieses Beifangs ist nicht die
Vorschrift des § 100 g Strafprozessordnung, sondern
dass wir über die Weiterverwendung dieser Verkehrsda-
ten faktisch eine Rasterfahndung zulassen; denn da-
durch, dass diese Daten auch in anderen Ermittlungsver-
fahren genutzt werden können, indem sie weitergereicht
werden können, kommt es zu einem wesentlich intensi-
veren Eingriff auch schon bei Straftaten, bei denen die
Erfassung von Verkehrsdaten selbst gar nicht zugelassen
ist. Das ist die Schwierigkeit. Dies greifen die Grünen in
ihrem hier vorliegenden Entwurf auf, das greifen aber
insbesondere auch die CDU und die FDP in ihrem An-

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1)

(C (D ag im Bundesrat auf. Vor diesem Hintergrund müssen ir überlegen, ob wir § 477 Abs. 2 StPO ändern müssen. Ärgerlich ist – das muss an dieser Stelle auch gesagt erden –, dass dieses Gesetzgebungsverfahren erst vier ahre alt ist; denn 2007 ist das alles hier beraten worden. enn man sich die Protokolle des Rechtsausschusses nschaut, dann sieht man, dass genau darauf, dass wir ieses Problem bekommen werden, hingewiesen worden t. Es ist schade, dass man damals – wir selbst waren in ieser Zeit in der Opposition – nicht auf die Opposition ehört und dieses Problem mit aufgegriffen hat, sondern ass man sozusagen erst die negativen Erfahrungen in resden machen musste, um jetzt zu einer Beratung die er Vorschrift zu kommen. Ich halte es für klug, die Betungen, die jetzt im Bundesrat aufgrund des sächsi chen Antrags stattfinden, abzuwarten. Wir werden dann Rechtsausschuss den Vorschlag der Grünen beraten. Ich glaube, der Aspekt, den auch der Kollege ensburg genannt hat, ist wichtig: Auf der einen Seite eht es immer darum, Straftaten aufzuklären – Landfrieensbruch ist eine Straftat, und wenn ich mich in der ähe des Ortes aufhalte, an dem eine solche Straftat tattfindet, dann muss ich mir darüber im Klaren sein, ass ich in ein Ermittlungsraster hineingeraten kann, eil es zwingend ist, Straftaten wie Landfriedensbruch ufzuklären –, auf der anderen Seite muss aber genauso ichergestellt sein, dass die Daten, die bei einer solchen rmittlung in Massen anfallen, nicht einfach weiterverendet und quasi im Rahmen der Ermittlungstätigkeit r eine Art Rasterfahndung genutzt werden, bei der geagt wird, ob jemand noch eine andere Straftat beganen hat, die man damit gleichzeitig erfassen kann. Das arf nicht passieren. Vor diesem Hintergrund ist uns zu empfehlen, die Betungen im Bundesrat abzuwarten, den Antrag sorgfälg zu beraten und dann zu entscheiden, ob wir hier zu nderungen der Strafprozessordnung kommen müssen der nicht. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Die Rede des Kollegen Jan Korte von der Fraktion ie Linke ist zu Protokoll gegeben worden.1)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1713410300
at jetzt als letzter Redner zu diesem Tagesordnungs-
unkt und vermutlich auch an diesem Tag der Kollege
anuel Höferlin von der FDP das Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Manuel Höferlin (FDP):
Rede ID: ID1713410400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine

erren! Liebe Kollegen! Die Überarbeitung des § 100 g
er Strafprozessordnung habe ich in einer Aktuellen
tunde selbst auch schon in Betracht gezogen. Darum
eue ich mich, heute mit Ihnen darüber reden zu kön-
en.

Anlage 3





Manuel Höferlin


(A) (C)


)(B)


Durch die genaue Lektüre Ihrer Anträge zeigt sich,
dass Sie die Kernprobleme, die wir damals am 1. Juli
2011 hier besprochen haben, damit nicht wirklich ganz
lösen können. Der Gesetzentwurf ist teilweise nicht so,
dass damit das Kernproblem, das der Kollege Ahrendt
gerade eben angesprochen hat, gelöst werden kann. Die
Problematik in Bezug auf §
diesem Vorschlag nicht richtig
ran vorbei.

Um es noch einmal genau
Fall in Dresden wurde ein IM
ging um fünf Linksextremiste
Vereinigung gründen wollten
in diese Richtung.

solche weitgehenden Funkzellenabfragen so gestalten,
dass solche großen Mengen an Daten nicht so lange ge-
speichert, sondern schneller gelöscht werden?


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau das machen wir!)


esetzentwurf eben nicht

[BÜNDNIS 90/DIE
ollege Ahrendt aber

egen der Linksfraktion
Sekunden meiner Rede-
Danach wurde eine großangelegte Funkzellenabfrage
durchgeführt. Dass diese Maßnahme sehr weitgehend ist
und tief in die Rechte eingreift, weil mit ihr sehr viele
Daten eingesammelt werden, ist völlig unstrittig. Ob das
jetzt rechtmäßig ist oder nicht, ist letztlich die Kerndis-
kussion. Wir glauben, dass der hierzu erfolgte Richterbe-
schluss rechtmäßig war.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wohl kaum!)


Aber nachher stellen sich folgende Fragen: Was passiert
mit den Daten? Wofür werden sie weiter genutzt? Die
danach angeordneten Einzelmaßnahmen wurden – das
ist das Kernproblem – erst dann problematisch, als sie in
Bezug auf einfache Verfahren, wie zum Beispiel beim
Verstoß gegen das Versammlungsrecht, herangezogen
wurden.

Herr Sensburg, Herr Ahrendt, Sie haben schon zu
Recht gesagt, dass es dazu einen Antrag der christlich-li-
beralen Koalition aus Sachsen gibt. Ich glaube, dass die-
ser Antrag der Sache besser gerecht wird. Wir werden
uns das im Ausschuss genau ansehen. Der Punkt mit der
Funkzellenabfrage wurde zu Recht aufgegriffen. Aber
so, wie Sie es in Ihrem Gesetzentwurf formuliert haben,
löst er das Problem mit § 100 g StPO nicht.

Es geht darum, dass hier massenhaft Daten vorrätig
gehalten wurden. In Baden-Württemberg und Rhein-
land-Pfalz, liebe Kollegen von den Grünen, zeigen Sie
sich in den Koalitionsverträgen mit Ihrem Koalitions-
partner, der SPD, gegenüber der Vorratsdatenspeiche-
rung inzwischen sehr aufgeschlossen. Daher muss man
schon einmal überlegen, ob man hier beim Sammeln von
Daten sparsamer sein muss. Die Frage ist: Wie kann man

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Berichtig
133. Sitzung, Seite 15819 D

ist durch den Namen Johannes P

(D eit einzugehen – wollen im Prinzip die Massenfunkzelnabfrage komplett abschaffen, so wie Sie das in dem esetzentwurf formulieren. Ich glaube, dass diese Maßahme völlig ungeeignet und auch scheinheilig ist. Es ist öllig unstrittig, dass eine Maßnahme wie diese in engen chranken nötig ist. Deswegen sind wir dafür, dass wir ns diese Sache ganz genau ansehen. Wir brauchen eien § 100 g StPO, der den Anforderungen an Datenchutz und Datensparsamkeit gerecht wird, wir brauchen eine schlechten Versuche, die an dem Thema vorbeigeen, und schon gar nicht eine Sabotage des Rechtsstaas, bei der ihm ein solches Mittel ganz genommen wird. Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht immer nur gucken, auch mal machen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1713410500

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 17/7033 und 17/7335 an die in der Ta-
esordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
ind die Überweisungen so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 26. Oktober 2011, 13 Uhr,
in.

Die Sitzung ist geschlossen.