Protokoll:
17109

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 109

  • date_rangeDatum: 13. Mai 2011

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:30 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/109 c) Antrag der Abgeordneten Uwe Beckmeyer, Garrelt Duin, Hubertus Heil (Peine), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Flagge zeigen für die maritime Wirtschaft (Drucksache 17/5237) . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Otto, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Torsten Staffeldt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Sabine Zimmermann, Diana Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Arbeitnehmerfrei- zügigkeit sozial gestalten (Drucksachen 17/5177, 17/5424) . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Josip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jutta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Röhlinger (FDP) . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12479 B 12479 D 12481 A 12482 D 12484 C 12485 C 12487 C 12497 D 12497 D 12499 B 12501 B 12502 A 12502 D 12504 C Deutscher B Stenografisch 109. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Tagesordnungspunkt 24: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Zweiter Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung und Zukunftsper- spektiven der maritimen Wirtschaft in Deutschland (Drucksache 17/5572) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Eckhardt Rehberg, Peter Altmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Torsten Staffeldt, Dr. Martin Lindner (Berlin), Angelika Brunkhorst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Die Zukunftsfähigkeit der ma- ritimen Wirtschaft als nationale Auf- gabe (Drucksache 17/5770) . . . . . . . . . . . . . . . . H H T T a b 12479 A 12479 B Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingbert Liebing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 12489 A 12490 D undestag er Bericht ung 13. Mai 2011 t : erbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . ans-Werner Kammer (CDU/CSU) . . . . . . . homas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 25: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Josip Juratovic, Anton Schaaf, Anette Kramme, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Faire Mobilität und soziale Sicherung – Voraussetzungen für die Arbeitnehmerfreizügigkeit ab 1. Mai 2011 schaffen (Drucksachen 17/4530, 17/5425) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des 12492 C 12493 D 12496 A 12497 C Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 12506 A 12508 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2011 Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . . Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 27: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Agnes Alpers, Jutta Krellmann, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Ar- beitsmarktpolitik neu ausrichten und nachhaltig finanzieren (Drucksache 17/5526) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Dr. Matthias Zimmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 28: a) Antrag der Abgeordneten Birgitt Bender, Elisabeth Scharfenberg, Maria Anna Klein- Schmeink, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Leistungen bei Schwangerschaft und Geburt aus der Reichsversicherungs- ordnung in das Fünfte Buch Sozialge- setzbuch überführen und zeitgemäß ausgestalten (Drucksache 17/5098) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit zu dem An- trag der Abgeordneten Dr. Martina Bunge, Cornelia Möhring, Caren Lay, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Versorgung durch Hebammen und Entbindungspfleger sicherstellen (Drucksachen 17/2128, 17/4290) . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit zu dem An- trag der Abgeordneten Birgitt Bender, Fritz Kuhn, Elisabeth Scharfenberg, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Erhebung von Daten zu der Versorgung mit Heb- ammenhilfe sowie zur Arbeits- und Ein- kommenssituation von Hebammen und Entbindungspflegern sicherstellen (Drucksachen 17/1587, 17/4349) . . . . . . . B S M D E N B A L A Z E R la V g g p P A Z – – (T J A Z A u p S 12509 C 12510 A 12510 C 12511 D 12513 B 12515 B 12515 C 12516 C 12517 D 12519 B 12519 C 12519 D 12520 D 12521 D 12521 D 12522 A irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tefanie Vogelsang (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Maria Anna Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . echthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . Stefanie Vogelsang (CDU/CSU) . . . . . . . . rwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der ichtlinie 2009/43/EG des Europäischen Par- ments und des Rates vom 6. Mai 2009 zur ereinfachung der Bedingungen für die inner- emeinschaftliche Verbringung von Verteidi- ungsgütern (108. Sitzung, Tagesordnungs- unkt 14) aul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . nlage 3 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung: Beschlussempfehlung und Bericht: Faire Mobilität und soziale Sicherung – Voraus- setzungen für die Arbeitnehmerfreizügig- keit ab 1. Mai 2011 schaffen Beschlussempfehlung und Bericht: Ar- beitnehmerfreizügigkeit sozial gestalten agesordnungspunkt 25 a und b) ohannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . nlage 4 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntrags: Arbeitsmarktpolitik neu ausrichten nd nachhaltig finanzieren (Tagesordnungs- unkt 27) ebastian Blumenthal (FDP) . . . . . . . . . . . . . 12522 A 12523 A 12523 D 12524 D 12526 A 12526 B 12527 B 12528 D 12529 A 12531 A 12533 B 12534 C 12535 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2011 III Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: – Antrag: Leistungen bei Schwangerschaft und Geburt aus der Reichsversicherungs- ordnung in das Fünfte Buch Sozialgesetz- buch überführen und zeitgemäß ausgestal- ten – Beschlussempfehlung und Bericht: Ver- sorgung durch Hebammen und Entbin- dungspfleger sicherstellen – Beschlussempfehlung und Bericht: Erhe- bung von Daten zu der Versorgung mit Hebammenhilfe sowie zur Arbeits- und Einkommenssituation von Hebammen und Entbindungspflegern sicherstellen (Tagesordnungspunkt 28 a bis c) Lars Lindemann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12536 C 12537 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2011 12479 (A) ) )(B) 109. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2011 12529 Vizepräsident Eduard Oswald (A) (C)Berichtigung 108. Sitzung, Seite 12408 (D), der erste Absatz ist wie folgt zu lesen: „Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge- ehrte Kolleginnen und Kollegen! Zunächst einmal muss ich meinem Ärger über Verfahren der Bundesregierung Luft machen. Die Reform der Arbeitnehmerüberlassung wurde über ein Jahr lang lautstark angekündigt. Dann legte die Bundesregierung einen Gesetzentwurf vor, ohne Lohnuntergrenze. Diese folgte im Laufe des Ver- fahrens über einen Änderungsantrag. Heute, im dritten Anlauf, kommt nun ein Gesetzentwurf zur Kontrolle. Mittlerweile haben wir die Arbeitnehmerfreizügigkeit, aber noch keine allgemeinverbindlich erklärte Lohnun- tergrenze. Es wurde viel Zeit vertrödelt. Ich kann das ge- samte Verfahren nur als miserabel bezeichnen.“ (D)(B) Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2011 12531 (A) ) )(B) van Essen, Jörg FDP 13.05.2011 Flach, Ulrike FDP 13.05.2011 Kauch, Michael FDP 13.05.2011 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.05.2011 Anlage 1 Liste der entschuldigte Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ackermann, Jens FDP 13.05.2011 Ahrendt, Christian FDP 13.05.2011 Aschenberg-Dugnus, Christine FDP 13.05.2011 Bahr (Münster), Daniel FDP 13.05.2011 Bernschneider, Florian FDP 13.05.2011 Blumenthal, Sebastian FDP 13.05.2011 Bögel, Claudia FDP 13.05.2011 Bonde, Alexander BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.05.2011 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 13.05.2011 Bracht-Bendt, Nicole FDP 13.05.2011 Brandner, Klaus SPD 13.05.2011 Breil, Klaus FDP 13.05.2011 Brüderle, Rainer FDP 13.05.2011 Brunkhorst, Angelika FDP 13.05.2011 Burgbacher, Ernst FDP 13.05.2011 Buschmann, Marco FDP 13.05.2011 Canel, Sylvia FDP 13.05.2011 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 13.05.2011 Dr. Danckert, Peter SPD 13.05.2011 Daub, Helga FDP 13.05.2011 Dr. Djir-Sarai, Bijan FDP 13.05.2011 Döring, Patrick FDP 13.05.2011 Dyckmans, Mechthild FDP 13.05.2011 Erdel, Rainer FDP 13.05.2011 F F D D D G G G G D H H H D H H D H D H D K A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten ricke, Otto FDP 13.05.2011 riedhoff, Paul K. FDP 13.05.2011 r. Friedrich, Hans-Peter CDU/CSU 13.05.2011 r. Geisen, Edmund FDP 13.05.2011 r. Gerhardt, Wolfgang FDP 13.05.2011 oldmann, Hans- Michael FDP 13.05.2011 olombeck, Heinz FDP 13.05.2011 ruß, Miriam FDP 13.05.2011 ünther (Plauen), Joachim FDP 13.05.2011 r. Happach-Kasan, Christel FDP 13.05.2011 ardt, Jürgen CDU/CSU 13.05.2011 austein, Heinz-Peter FDP 13.05.2011 eil, Hubertus SPD 13.05.2011 r. Hendricks, Barbara SPD 13.05.2011 ermann, Winfried BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.05.2011 öferlin, Manuel FDP 13.05.2011 r. Höll, Barbara DIE LINKE 13.05.2011 off, Elke FDP 13.05.2011 r. Hofreiter, Anton BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.05.2011 omburger, Birgit FDP 13.05.2011 r. Hoyer, Werner FDP 13.05.2011 amp, Heiner FDP 13.05.2011 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 12532 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2011 (A) ) )(B) Klimke, Jürgen CDU/CSU 13.05.2011 Dr. Knopek, Lutz FDP 13.05.2011 Kober, Pascal FDP 13.05.2011 Körber, Sebastian FDP 13.05.2011 Dr. Kolb, Heinrich L. FDP 13.05.2011 Kopp, Gudrun FDP 13.05.2011 Dr. h.c. Koppelin, Jürgen FDP 13.05.2011 Korte, Jan DIE LINKE 13.05.2011 Kramme, Anette SPD 13.05.2011 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.05.2011 Kurth (Kyffhäuser), Patrick FDP 13.05.2011 Lanfermann, Heinz FDP 13.05.2011 Laurischk, Sibylle FDP 13.05.2011 Leibrecht, Harald FDP 13.05.2011 Leutert, Michael DIE LINKE 13.05.2011 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 13.05.2011 Liebich, Stefan DIE LINKE 13.05.2011 Lindemann, Lars Friedrich FDP 13.05.2011 Lindner, Christian FDP 13.05.2011 Dr. Lindner (Berlin), Martin FDP 13.05.2011 Link (Heilbronn), Michael FDP 13.05.2011 Dr. Lotter, Erwin FDP 13.05.2011 Ludwig, Daniela CDU/CSU 13.05.2011 Luksic, Oliver FDP 13.05.2011 Dr. Luther, Michael CDU/CSU 13.05.2011 Meierhofer, Horst FDP 13.05.2011 Meinhardt, Patrick FDP 13.05.2011 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich D M M M M D N P P P P D D R D S S D S S S S D S S D S S D A (C (D r. Miersch, Matthias SPD 13.05.2011 öller, Kornelia DIE LINKE 13.05.2011 ücke, Jan FDP 13.05.2011 üller (Aachen), Petra FDP 13.05.2011 üller-Sönksen, Burkhardt FDP 13.05.2011 r. Neumann (Lausitz), Martin FDP 13.05.2011 iebel, Dirk FDP 13.05.2011 au, Petra DIE LINKE 13.05.2011 ieper, Cornelia FDP 13.05.2011 iltz, Gisela FDP 13.05.2011 loetz, Yvonne DIE LINKE 13.05.2011 r. Ratjen-Damerau, Christiane FDP 13.05.2011 r. Reinemund, Birgit FDP 13.05.2011 oth, Michael SPD 13.05.2011 r. Ruppert, Stefan FDP 13.05.2011 änger, Björn FDP 13.05.2011 chäffler, Frank FDP 13.05.2011 r. Scheuer, Andreas CDU/CSU 13.05.2011 chlecht, Michael DIE LINKE 13.05.2011 chnurr, Christoph FDP 13.05.2011 chulz, Jimmy FDP 13.05.2011 chuster, Marina FDP 13.05.2011 r. Schweickert, Erik FDP 13.05.2011 enger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 13.05.2011 kudelny, Judith FDP 13.05.2011 r. Solms, Hermann Otto FDP 13.05.2011 patz, Joachim FDP 13.05.2011 teinbrück, Peer SPD 13.05.2011 r. Stinner, Rainer FDP 13.05.2011 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2011 12533 (A) ) )(B) Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie 2009/43/EG des Euro- päischen Parlaments und des Rates vom 6. Mai 2009 zur Vereinfachung der Bedingungen für die innergemeinschaftliche Verbringung von Verteidigungsgütern (108. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 14) Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE): Sollte der Ge- setzentwurf der Bundesregierung heute eine Mehrheit im Bundestag finden, wäre dies ein deutlicher Rückschlag für die Kontrolle deutscher Rüstungsexporte. In Zukunft soll die deutsche Rüstungsindustrie nach dem Willen der Bundesregierung ihre Produkte noch unkontrollierter als bisher innerhalb der EU verkaufen dürfen. Es ist mehr als betrüblich, wie die Bundesregierung rüstungsindustrielle Interessen bedient, und es ist ärger- lich, dass die SPD hier mitzieht. Vor Ostern hatte die SPD noch in einem Antrag vollmundig gefordert, „die rüstungspolitischen Grundsätze nicht durch die Hintertür einer europäischen Harmonisierung zu verwässern“. Jetzt, wo der Gesetzentwurf, der genau dazu führen wird, auf dem Tisch liegt, war die SPD nicht einmal be- re is W V d G e B d s v m B D te E 7 v im d S n w s u le R n h S a g re v m P p d w d k n w e w a n V n w m ü b tu tr a Dr. h.c. Thierse, Wolfgang SPD 13.05.2011 Thomae, Stephan FDP 13.05.2011 Toncar, Florian FDP 13.05.2011 Dr. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 13.05.2011 Vogel (Lüdenscheid), Johannes FDP 13.05.2011 Vogler, Kathrin DIE LINKE 13.05.2011 Dr. Volk, Daniel FDP 13.05.2011 Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 13.05.2011 Werner, Katrin DIE LINKE 13.05.2011 Dr. Westerwelle, Guido FDP 13.05.2011 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 13.05.2011 Dr. Winterstein, Claudia FDP 13.05.2011 Dr. Wissing, Volker FDP 13.05.2011 Wolff (Rems-Murr), Hartfried FDP 13.05.2011 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (C (D it, eine Anhörung durchzuführen. Aber verwunderlich t dieses Verhalten leider nicht. Schließlich war es der unschkandidat von Ex-Kanzler Schröder, Günter erheugen, der als EU-Industriekommissar maßgeblich ie Weichen für die EU-Richtlinie gestellt hat, auf deren rundlage jetzt der Gesetzentwurf vorbereitet wurde. Seit mehr als zehn Jahren bemühen sich die großen uropäischen Rüstungskonzerne um die Schaffung eines innenmarktes für ihre Güter. Mit dabei ist auch immer ie deutsche Rüstungsindustrie, die nach einer Harmoni- ierung der Exportbestimmungen ruft, aber den Abbau on Exportschranken meint. Man wolle endlich nicht ehr benachteiligt sein, heißt es da. Allein, woran diese enachteiligung festgemacht wird, bleibt ein Rätsel. eutschland zählt seit Jahren zu den fünf weltweit größ- n Rüstungsexporteuren. Allein 2009 wurden wieder xporte von Rüstungsgütern im Wert von mehr als Milliarden Euro genehmigt. Hinzu kommen noch die ielen Geschäfte, die über Tochterfirmen oder Partner Ausland abgewickelt werden: Heckler und Koch pro- uziert seine Kleinwaffen in Spanien und bald auch in audi-Arabien. Rheinmetall hat eine Technologiepart- erschaft in Algerien im Visier. U-Boote deutschen Typs erden in Griechenland und Südkorea gebaut. Nein, chlecht geht es der Rüstungsindustrie hierzulande nicht, nd in Zukunft soll diese Art von Geschäften noch er- ichtert werden. Dabei gäbe es genügend Anlass, schon die derzeitige üstungsexportpolitik zu kritisieren. In den letzten Mo- aten haben wir in den Staaten Nordafrikas und des Na- en Ostens hautnah miterleben können, wie Polizei und treitkräfte, die mit Waffentechnik „Made in Germany“ usgestattet waren, gegen die eigene Bevölkerung vorge- angen sind und noch vorgehen. Innerhalb von fünf Jah- n wurden sage und schreibe Rüstungsexporte im Wert on knapp 1 Milliarde Euro in diese Regionen geneh- igt. Ethisch und moralisch wäre es eigentlich unsere flicht, alles dafür zu tun, dass in Zukunft so etwas nicht assieren kann. Doch weit gefehlt: Mit der Umsetzung er EU-Richtlinie in dem vorliegenden Gesetzentwurf ill die Bundesregierung nun die Weichen dafür stellen, ass Rüstungsexporte noch weniger kontrolliert werden önnen. Mit dem Gesetz sollen sogenannte Allgemeine Ge- ehmigungen für bestimmte Rüstungsgüter eingeführt erden. Das heißt, Rüstungsfirmen brauchen sich nur inmal zu registrieren, um dann in der Folgezeit ohne eitere Genehmigungsverfahren diese Rüstungsgüter in ndere EU-Staaten ausführen zu können. Die Einzelge- ehmigung soll in Zukunft die Ausnahme werden, die ereinbarkeit von Rüstungsexporten mit den jeweiligen ationalen Vorschriften würde dann nur noch ausnahms- eise individuell geprüft. Die Rüstungsindustrie wird it größerer Eigenverantwortung selber Buch führen ber die getätigten Exporte und an wen sie geliefert ha- en. Da darf man gespannt sein. Wie das eigentlich für die Genehmigung von Rüs- ngsexporten zuständige Bundesamt für Ausfuhrkon- olle dann diese Informationen erhält, steht auf einem nderen Blatt. In welche Waffensysteme diese Rüstungs- 12534 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2011 (A) ) )(B) güter dann eingebaut werden und in welche Staaten diese dann weiterexportiert werden, interessiert nicht weiter. Das ist fahrlässig, das ist gefährlich, das unter- läuft den Sinn des Verhaltenskodex für Rüstungsexporte der Europäischen Union. Quasi im Vorbeigehen wird noch eine andere Hürde eingerissen: Deutsche Kriegswaffen, die eigentlich nur in Ausnahmefällen und nach sorgfältiger Prüfung expor- tiert werden dürfen, können in Zukunft pauschal im Rah- men einer allgemeinen Ausfuhrgenehmigung ausgeführt werden! Die Vorgaben des Grundgesetzes und des Kriegswaffenkontrollgesetzes werden zugunsten der Rüstungsindustrie einfach aufgegeben. Der Gesetzentwurf zur Schaffung eines einheitlichen europäischen Binnenmarktes basiert auf einer entspre- chenden EU-Richtlinie, die Ende 2009 beschlossen wurde. In der EU-Richtlinie werden noch andere überge- ordnete Grundsätze für den Umgang mit Rüstungsexpor- ten bestimmt, die damit auch für Deutschland Geltungs- kraft erlangen: Statt der bisher klaren Regelung, dass vor einem Weiterexport gelieferter Rüstungsgüter in andere Staaten eine Genehmigung des Lieferlandes einzuholen ist, soll nun der Empfänger nur noch „davon absehen“, die Ausfuhrbeschränkungen des Lieferlandes zu ignorie- ren. Außerdem soll der eigenständige Warencharakter der Rüstungsgüter mit dem Einbau in ein Waffensystem erlöschen – und damit würde auch jede weitere Geneh- migungspflicht erlöschen. Wie soll unter diesen Umstän- den dann bitte der Endverbleib verlässlich überprüft werden? Hier wird die gefährliche Fiktion aufrechterhalten, dass Rüstungsexporte innerhalb der EU harmlos sind. Es wird ausgeblendet, dass die EU weltweit der mit Ab- stand größte Rüstungsexporteur ist: 2009 wurden von den EU-Staaten Rüstungsexporte im Wert von mehr als 30 Milliarden Euro an Drittstaaten genehmigt! Wie man es dreht und wendet: Das Gesetz erschwert die Transparenz und Erfassung von Rüstungsexporten. Richtig, schon heute werden nicht alle Rüstungsexporte erfasst, aber das ist keine Rechtfertigung dafür, die Er- fassung noch weiter zu erschweren. Die Lieferanten von Rüstungskomponenten werden in Zukunft ein leichteres Geschäft haben. Versagen die deutschen Behörden die Genehmigung des Exports in einen Drittstaat, wird der Export einfach über einen anderen EU-Staat abgewi- ckelt. Ich weiß, „Rüstungskomponenten“ klingt erst ein- mal trivial, aber gepanzerte Fahrzeuge können die meis- ten Staaten selber bauen, Stabilisierungstechnik für die Geschütztürme der Kampfpanzer dagegen wenige. Glei- ches gilt für die Elektronik. Hier kommen dann die deut- schen Rüstungsfirmen ins Spiel. Schon heute übertrifft der Wert der Komponentenexporte aus Deutschland den der Waffenexporte. Das ist nicht trival! Das kann der Bundestag nicht wollen. Rüstungsexporte sind immer mit enormen Gefahren für die Sicherheit ganzer Regionen und der Menschen dort verbunden – und dies dank der Langlebigkeit der Waffen über mehrere Generationen. Rüstungsexporte ermöglichen Kriege und heizen Konflikte an. Den Inte- ressen und den Forderungen der Rüstungsindustrie nach e m d A z s d w m w s u s g c e A n s S te u d u a d w k s g b u s te e s d s w d s A g n A (C (D inem freien Markt einen höheren Stellenwert einzuräu- en, ist mehr als zynisch und skrupellos. Die Linke wird eswegen mit Nein stimmen. nlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: – Beschlussempfehlung und Bericht: Faire Mobilität und soziale Sicherung – Vorausset- zungen für die Arbeitnehmerfreizügigkeit ab 1. Mai 2011 schaffen – Beschlussempfehlung und Bericht: Arbeit- nehmerfreizügigkeit sozial gestalten (Tagesordnungspunkt 25 a und b) Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP): Seit fast wei Wochen genießen unsere mittel- und osteuropäi- chen Nachbarn nun endlich eine entscheidende Freiheit, ie Freiheit, dort in der Europäischen Union zu arbeiten, o sie es selbst wollen – auch bei uns. Es ist kein Ruh- esblatt für die gesamte deutsche Politik gewesen, dass ir zusammen mit Österreich die Einzigen gewesen ind, die sämtliche Möglichkeiten ausgeschöpft haben, m dies hinauszuzögern. Jetzt können endlich alle Men- chen aus den am 1. Januar 2004 beigetretenen EU-Mit- liedstaaten auch in Deutschland nach einer Stelle su- hen, wenn sie es denn wollen. Ich möchte das noch inmal festhalten, weil es mir persönlich wichtig ist: lle diejenigen, die Ängste geschürt und nebulös vor ei- er Gefahr aus dem Osten gewarnt haben, sollten sich chämen. Das war unanständig! Gut, dass damit jetzt chluss ist. Freizügigkeit ist eine der vier Grundfreihei- n der Europäischen Union, wir sollten sie achten und ns darüber freuen, dass wir sie haben. Wir als FDP tun as vorbehaltlos. Die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit ist eine Chance nd kein Grund, um Panik zu verbreiten. Wir sollten sie ls solche sehen und nicht Gefahren herbeifabulieren. Es ürfen jetzt mehr Menschen selbst entscheiden, wo und ie sie ihr Leben verbringen wollen, und wir als Politi- er sollten den Menschen diesbezüglich vertrauen, an- tatt unnötige Hürden aufzubauen. Als Europapartei be- rüßt die FDP die Einigung des Kontinents, und wir egrüßen auch die fleißigen polnischen, tschechischen nd lettischen Menschen oder woher aus der Europäi- chen Union sie auch kommen wollen, um hier zu arbei- n. Weil das ein so wichtiges Thema ist, zitiere ich noch inmal das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsfor- chung, also das IAB, das in seiner Stellungnahme für ie Anhörung wirklich eindeutig gewesen ist. Das IAB agt klipp und klar: „Mit gravierenden negativen Aus- irkungen auf Arbeitsmarkt und Gesamtwirtschaft ist emnach nicht zu rechnen.“ Das wusste auch jeder, der ich vorher ernsthaft mit dem Thema beschäftigt hatte. ngesichts dessen sind Ihre Panikanträge, liebe Kolle- innen und Kollegen von der SPD und von der Linken, ichts weiter als ein unrühmlicher Versuch, auf einer ngstwelle mitzuschwimmen, die Sie teilweise selbst zu Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2011 12535 (A) ) )(B) verantworten haben. Wenn wir zum Beispiel nach Groß- britannien schauen, wo die Freizügigkeit bereits seit 2004 gilt, kann man überhaupt nicht von Arbeitsmarkt- problemen reden. Und kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit dem Mindestlohnargument, denn für unseren nördli- chen Nachbarn, für Dänemark, gilt genau dasselbe und einen gesetzlichen Mindestlohn haben die nicht. Soziale Verwerfungen? Fehlanzeige! Apropos Anhörung: Die Sachverständigen waren ja ausgesprochen klar in ihren Aussagen. Leider hat die Opposition offensichtlich nicht zugehört. Sie hätten et- was lernen können über die Arbeitnehmerfreizügigkeit. Das IAB geht insgesamt von einem positiven Effekt für unsere Wirtschaft aus. Die Geschichte der echten Ar- beitsmigration zeigt uns, dass Zuwanderer aus den neuen Mitgliedstaaten vor allem jung, gut ausgebildet und hoch motiviert sein dürften. Genau solche Menschen brau- chen wir in Deutschland, gerade wegen des Fachkräfte- mangels. Hierbei rechnet das IAB mit einer Nettozuwan- derung zwischen 100 000 und 140 000 jährlich. Das lindert den Fachkräftemangel ein bisschen, beseitigt ihn aber keinesfalls. Vor allem wird diese Zahl aber nicht unseren Arbeitsmarkt beschädigen. Abgesehen davon sind wesentliche Teile Ihrer Anträge inzwischen voll- kommen überholt. Bei der Zeitarbeit hat die Bundesre- gierung kühlen Kopf bewiesen und vorgesorgt. Ihre Hauruckmethoden hätten allen geschadet und keinem genützt. Dass Sie allen Ernstes die Arbeitnehmerfreizü- gigkeit zum Anlass genommen haben, um Ihrem übli- chen Zerstörungswahn gegenüber der Zeitarbeitsbranche freien Lauf zu lassen, ist wirklich unangemessen. In dieser Branche ist heute fast 1 Million Menschen beschäftigt. Die Zeitarbeit hat wie keine andere Branche Menschen eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt eröff- net. Die konjunkturelle Entwicklung wird sich im Übri- gen jetzt wieder abflachen. Ich vermute, dass sich die Beschäftigtenzahlen in der Branche stabilisieren werden. Schon jetzt hören wir ja davon, dass es die Zeitarbeit schwer hat, neue Mitarbeiter zu finden. Kurzum, hier tritt genau das ein, was wir immer vorausgesagt hatten. Und das, was Sie immer vorausgesagt hatten, tritt genau nicht ein. Ich bin der festen Überzeugung, dass Zeitar- beit nicht zur Abwicklung von Stammbelegschaften füh- ren darf – das tut sie aber auch nicht. Beim Thema Equal Pay wird ja schon dort an einer Lösung gearbeitet, wo dies auch gemacht werden soll, nämlich in der Branche selbst. Auch da bin ich optimistisch, dass wir bald einen guten Kompromiss sehen werden. Ich halte dies für eine vernünftige und liberale Lösung. Wir waren auf die Ar- beitnehmerfreizügigkeit gut vorbereitet. Wirklich witz- los ist dann schließlich Ihre Verknüpfung der Arbeitneh- merfreizügigkeit mit der Mindestlohnfrage. Das ist einfach ein völlig herbeikonstruierter Zusammenhang. Wir haben ein gut funktionierendes Tarifsystem. Das zeigt sich ja auch gerade dort, wo besonders niedrige Löhne gezahlt werden und auch keine höheren zu erwirt- schaften sind, beispielsweise bei den Gebäudereinigern. Aber das wissen Sie ja besser als ich. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, ihre neueste Auftragsstudie zum Thema war ja wieder einmal eine Offenbarung. Eine neue Runde im fröhlichen Min- d a Ic k w k v n n h s fe g a S c T im d d s a u G D a A tr re u s g s A d b A re 1 lu w tr d b ra (C (D estlohndreisatz. Beschäftigungseffekte lieber einmal usgespart, wer will sich da schon Gedanken zu machen. h sage Ihnen: Das ist Arbeitsmarktpolitik aus der lin- en Mottenkiste – kommen Sie lieber mal in der Gegen- art an. Bei uns sieht man jetzt, was im Endeffekt raus- ommen kann: neue Chancen, weniger Bürokratie und ernünftige Maßnahmen für den Arbeitsmarkt, da wo sie otwendig sind. Aber: Bis zum Jahr 2025 werden uns 5 bis 6 Millio- en Erwerbstätige fehlen. Schon heute suchen Firmen änderingend nach Fachkräften, vor allem in mathemati- chen, technischen sowie naturwissenschaftlichen Beru- n. Ich sage Ihnen: Ein fehlender Ingenieur im Betrieb efährdet weitere Arbeitsplätze. Deswegen müssen wir lle inländischen Potenziale ausschöpfen und bei der teuerung der Zuwanderung besser werden. Wir brau- hen mehr Zuwanderung, sonst kommen wir einfach in eufels Küche. Nur wenn wir gleichzeitig im Inland wie Ausland nach qualifizierten Fachkräften suchen, wer- en wir die entsprechende Lücke schließen können. Zum Schluss möchte ich noch mal auf die Chancen er Freizügigkeit zurückkommen. Durch die Europäi- che Union profitiert Deutschland immens. Wir können ber nicht auf der einen Seite Nutznießer sein wollen nd uns auf der anderen Seite abschotten. Genau diesen eist atmen aber Ihre Anträge, das hat für mich auch die iskussion im Ausschuss gezeigt. Deswegen bleibt es uch dabei. Wir lehnen Ihre Anträge ab. nlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Antrags: Arbeitsmarktpolitik neu ausrichten und nachhaltig finanzieren (Ta- gesordnungspunkt 27) Sebastian Blumenthal (FDP): Auch in diesem An- ag hat die Fraktion Die Linke einen Großteil ihrer – be- its mehrfach anderweitig beantragten – arbeitsmarkt- nd sozialpolitischen Forderungen zusammengefasst. So tehen im Mittelpunkt des vorliegenden Antrags fol- ende Forderungen: „Eine Vermittlung in Arbeit darf nur erfolgen, wenn ie den Standards guter Arbeit entspricht. Innerhalb der rbeitslosenversicherung ist eine Arbeit zumutbar, wenn ie Qualifikation geschützt und die vorherige Lohnhöhe erücksichtigt werden. Generell nicht zumutbar ist eine rbeit, die untertariflich bzw. unterhalb eines einzufüh- nden allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns von 0 Euro brutto die Stunde entlohnt wird. … Die Vermitt- ng in prekäre Arbeitsverhältnisse wie Minijobs, unfrei- illige Teilzeitarbeit und Leiharbeit ist nicht zumutbar.“ „Die Vergabepraxis der BA hat sich zu ändern. Auf- äge sind nur an Unternehmen und Träger zu vergeben, ie selbst Qualitätsstandards guter Arbeit einhalten.“ „Die Anbieter öffentlich geförderter Beschäftigung edürfen eines verlässlichen Rechts- und Finanzierungs- hmens. … Darauf aufbauend müssen der öffentliche 12536 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2011 (A) ) )(B) Dienst und öffentliche Dienstleistungen mit dauerhaften und tariflich entlohnten Arbeitsplätzen ausgeweitet wer- den.“ Im Rahmen des föderalistischen Systems der Bundes- republik Deutschland haben unsere Bundesländer einen hohen Autonomiegrad, der es ihnen ermöglicht, bei der- artigen Forderungen eigenständig anzusetzen. Insofern lohnt sich an dieser Stelle ein Blick auf das Bundesland Berlin, damit wir uns ein Bild machen können, in wel- cher Form die Linke ihre arbeitsmarktpolitischen Instru- mente in die Tat umsetzt. Die Bilanz der Regierungsbe- teiligung der Linken im Land Berlin stellt sich bislang folgendermaßen dar: Im öffentlichen Dienst sind seit 2001 circa 35 000 Stellen abgebaut worden. In den Be- zirken wurde die Anzahl der Stellen – nach Angaben der Senatsverwaltung für Finanzen – von über 48 000 auf knapp 24 000 Stellen halbiert. Eine Ausweitung des öffentlichen Dienstes ist hier an keiner Stelle festzustellen. Von dauerhaften und tariflich entlohnten Arbeitsplätzen im öffentlichen Dienst kann vor dem Hintergrund der Regierungsbeteiligung der Lin- ken in Berlin auch keine Rede sein: Die Löhne und Ge- hälter im öffentlichen Dienst wurden im Zuge des An- wendungstarifvertrags im Jahr 2003 um 8 bis 12 Prozent bis August 2011 abgesenkt und von den bundesweiten Lohnsteigerungen völlig abgekoppelt. Die Angleichung an das bundesweite Lohnniveau soll erst im Jahr 2017 erfolgen! Öffentliche Aufgaben werden in Berlin an freie Trä- ger überführt, die von Verdi-Kreisen „als Leiharbeitsfir- men des öffentlichen Dienstes“ bezeichnet werden. Auch hier ist für mich nicht ersichtlich, inwieweit – wie von der Linken im vorliegenden Antrag gefordert – die Standards „guter Arbeit“ gewährleistet werden. Gleiches gilt für den Öffentlich geförderten Beschäf- tigungssektor, ÖBS: Der Stellenabbau im öffentlichen Dienst wurde durch die Schaffung von 7 000 Stellen im ÖBS flankiert. Die Linke weist auch in ihrem Berliner Wahlprogramm darauf hin, dass die ÖBS-Beschäftigten ein Mindestbruttomonatsgehalt von 1 300 Euro erhalten – also netto um die 1 000 Euro. Nach Auffassung der Lin- ken – sofern man dem vorliegenden Antrag folgt – han- delt es sich somit um Tätigkeiten im Niedriglohnbereich und deutlich unter dem geforderten Stundenlohn von 10 Euro. Mit dem geforderten Mindestlohn von 10 Euro pro Stunde nimmt die Linke es vor Ort in Berlin im Rahmen ihrer Regierungstätigkeit auch nicht so genau. Laut Ver- gabegesetz werden in Berlin öffentliche Aufträge schon an Firmen vergeben, die mindestens 7,50 Euro Stunden- lohn zahlen – und laut Berliner Wahlprogramm begnügt sich die Linke mit einer Anhebung auf 8,50 Euro. Die negativen Auswirkungen eines gesetzlichen Mindest- lohns für die Wirtschaft und der damit verbundenen Ar- beitsplätze blendet der Antrag der Linken erneut völlig aus. Vor diesem Hintergrund werden wir von der FDP- Fraktion die weitere Beratung dieses Antrags mit gro- ßem Interesse verfolgen. Verehrtes Präsidium, liebe Kol- le n A D s m S B R G z re K u n m tu S A K n B d R tu te v a g b v b v te is (C (D ginnen und Kollegen, in diesem Sinne wünsche ich Ih- en noch ein schönes Wochenende. nlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: – Antrag: Leistungen bei Schwangerschaft und Geburt aus der Reichsversicherungs- ordnung in das Fünfte Buch Sozialgesetz- buch überführen und zeitgemäß ausgestal- ten – Beschlussempfehlung und Bericht: Versor- gung durch Hebammen und Entbindungs- pfleger sicherstellen – Beschlussempfehlung und Bericht: Erhe- bung von Daten zu der Versorgung mit Heb- ammenhilfe sowie zur Arbeits- und Ein- kommenssituation von Hebammen und Entbindungspflegern sicherstellen (Tagesordnungspunkt 28 a bis c) Lars Lindemann (FDP): Die Fraktion Bündnis 90/ ie Grünen behauptet, dass vielen Schwangeren ihre ge- etzlichen Ansprüche auf Unterstützung durch Hebam- en in der Schwangerschaft, im Wochenbett und in der tillzeit nicht bekannt sind. Deshalb fordert die Fraktion ündnis 90/Die Grünen die Bundesregierung auf, die egelungen zu den Leistungen bei Schwangerschaft und eburt aus der Reichsversicherungsordnung in das SBG V u überführen und zeitgemäß auszugestalten. Die FDP-Fraktion hat sich schon immer für die Inte- ssen der Hebammen und das Wohl von Mutter und ind eingesetzt. Für eine Versorgung der schwangeren nd jungen Mütter vor und nach der Geburt nach medizi- ischen Erfordernissen sind die Leistungen von Hebam- en und Entbindungspflegern von besonderer Bedeu- ng. Der Anspruch auf Hebammenhilfe wird in § 134 a GB V und der Hebammen-Vergütungsverordnung als nlage zu diesen Verträgen konkretisiert. Eine weitere onkretisierung der Ansprüche findet sich in den soge- annten Mutterschafts-Richtlinien des Gemeinsamen undesausschusses. Es ist nicht ersichtlich, dass der Umstand, dass sich ie Regelungen zur Schwangerschaft und Geburt in der eichsversicherungsordnung befinden, auf die Leis- ngsinanspruchnahme bei Schwangerschaft und Mut- rschaft Auswirkungen hat, da die Ausgaben der GKV on rund 76 Millionen Euro im Jahr 1991 für die Heb- mmenhilfe auf rund 427 Millionen Euro im Jahr 2009 estiegen sind. Gleichwohl prüft die Bundesregierung ereits im Hinblick auf die bestehenden Gesetzgebungs- erfahren, inwieweit die Regelungen zu den Leistungen ei Schwangerschaft und Mutterschaft von der Reichs- ersicherungsordnung ins SGB V überführt werden soll- n. Das Ergebnis dieser Prüfung ist abzuwarten. Daher t dieser Antrag abzulehnen. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2011 12537 (A) ) )(B) Die Fraktion Die Linke beanstandet in ihrem Antrag, dass die flächendeckende Versorgung durch freiberufli- che Hebammen und Entbindungspfleger nicht mehr ge- währleistet ist, da aufgrund der geringen Vergütung und der gestiegenen Haftpflichtversicherungsprämien viele Hebammen und Entbindungspfleger ihren Beruf aufge- ben würden. Hebammen leisten durch die medizinische Versorgung und umfassende Begleitung Schwangerer und junger Mütter rund um die Geburt einen wesentli- chen und unverzichtbaren Beitrag für die Frauengesund- heit. Die Sicherstellung einer flächendeckenden Versor- gung mit Hebammenhilfe hat daher eine wichtige Bedeutung und erfordert eine angemessene Vergütung. Jedoch haben bereits Anfang Juli 2010 die Hebam- menverbände und der Spitzenverband Bund der Kran- kenkassen, GKV-Spitzenverband, vor der Schiedsstelle über die Berücksichtigung der zum 1. Juli 2010 gestiege- nen Prämien für die Berufshaftpflichtversicherung ver- handelt und sich schließlich auf eine Anhebung der Ver- gütung für klinische und außerklinische Geburten geeinigt. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fordert die Bundesregierung auf, Daten zur Versorgung mit Hebammenhilfe und zur Einkommenssituation zu erhe- ben. Dieses Anliegen ist berechtigt. Deshalb begrüßen wir auch die Entscheidung des Bundesministeriums für Gesundheit, in enger Abstimmung mit den Hebammen- verbänden eine Studie in Auftrag zu geben, die die nö- tige Datengrundlage schafft. Die Anträge sind somit nicht mehr aktuell und daher abzulehnen. Anlage 6 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 882. Sitzung am 15. April 2011 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Erstes Gesetz zur Änderung des Arbeitnehmer- überlassungsgesetzes – Verhinderung von Miss- brauch der Arbeitnehmerüberlassung – Erstes Gesetz zur Änderung des BVL-Gesetzes – Gesetz zur Auflösung und Abwicklung der Anstalt Absatzförderungsfond der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft und der Anstalt Absatzför- derungsfonds der deutschen Forst- und Holzwirt- schaft – Gesetz über die vorläufige Durchführung unmit- telbar geltender Vorschriften der Europäischen Union über die Zulassung oder Genehmigung des Inverkehrbringens von Pflanzenschutzmitteln – Gesetz zur Einführung eines Bundesfreiwilligen- dienstes – Gesetz zur Verbesserung der Bekämpfung von Geldwäsche und Steuerhinterziehung (Schwarz- geldbekämpfungsgesetz) – – – – – – – – m S z (C (D Gesetz zur Beschleunigung der Zahlung von Ent- schädigungsleistungen bei der Anrechnung des Lastenausgleichs und zur Änderung des Aufbau- hilfefondsgesetzes (ZEALG) Gesetz zur Bekämpfung der Zwangsheirat und zum besseren Schutz der Opfer von Zwangsheirat sowie zur Änderung weiterer aufenthalts- und asylrechtlicher Vorschriften Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EG) Nr. 4/2009 und zur Neuordnung bestehender Aus- und Durchführungsbestimmungen auf dem Gebiet des internationalen Unterhaltsverfahrensrechts Gesetz zur Änderung wehrrechtlicher Vorschrif- ten 2011 (Wehrrechtsänderungsgesetz 2011 – WehrRÄndG 2011) Drittes Gesetz zur Änderung des Straßenverkehrs- gesetzes und anderer Gesetze Gesetz zu dem Abkommen vom 1. Juli 2010 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und der Steuerverkürzung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen Gesetz zu dem Abkommen vom 20. August 2009 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die Wehrpflicht der Doppelstaater/Doppelbürger Gesetz zur Vereinbarung vom 16. April 2009 über die Änderungen des Übereinkommens vom 5. Sep- tember 1998 zwischen der Regierung der Bundes- republik Deutschland, der Regierung des König- reichs Dänemark und der Regierung der Republik Polen über das Multinationale Korps Nordost Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 atz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung u den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Zusammenarbeit zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und den Verein- ten Nationen und einzelnen, global agierenden, interna- tionalen Organisationen und Institutionen im Rahmen des VN-Systems in den Jahren 2008 und 2009 – Drucksachen 17/2726, 17/2971 Nr. 1.15 – Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung 2010 zur Anwendung des Standardkosten-Modells und zum Stand des Bürokra- tieabbaus – Drucksachen 17/4242, 17/4499 Nr. 1.6 – (A) (C) )(B) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Stand und Bewertung der Exportförderung erneuerba- rer Energien sowie Evaluierung der Gesamtkonzeption, Einzelinstrumente und Erfolge der Exportinitiative Er- neuerbare Energien 2007 bis 2009 – Drucksachen 17/4395, 17/4742 Nr. 1.2 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/5123 Nr. A.6 EuB-BReg 141/2011 Drucksache 17/5123 Nr. A.8 Ratsdokument 2139 Drucksache 17/5123 Nr. A.9 Ratsdokument 5992/11 Ausschuss für Arbeit und Soziales V mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/4927 Nr. A.3 Ratsdokument 2129 Drucksache 17/4927 Nr. A.4 Ratsdokument 2130 Drucksache 17/4927 Nr. A.7 Ratsdokument 5746/11 Drucksache 17/5123 Nr. A.1 Ratsdokument 2137 Drucksache 17/5123 Nr. A.2 Ratsdokument 2141 Drucksache 17/5302 Nr. A.1 EuB-BReg 142/2011 Drucksache 17/5302 Nr. A.2 EuB-BReg 143/2011 Drucksache 17/5302 Nr. A.3 EuB-BReg 144/2011 Drucksache 17/5302 Nr. A.4 EuB-BReg 145/2011 Drucksache 17/5302 Nr. A.5 EuB-BReg 146/2011 Drucksache 17/5302 Nr. A.6 EuB-BReg 147/2011 Drucksache 17/5302 Nr. A.7 Ratsdokument 7083/11 Finanzausschuss Drucksache 17/5123 Nr. A.4 Ratsdokument 6295/11 Haushaltsausschuss Drucksache 17/4509 Nr. A.12 Ratsdokument 17330/10 Drucksache 17/4509 Nr. A.13 Ratsdokument 17361/10 Drucksache 17/4768 Nr. A.9 Ratsdokument 18066/10 Drucksache 17/5123 Nr. A.5 Ratsdokument 6158/11 Offsetdrucker ertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln (D Drucksache 17/4509 Nr. A.26 Ratsdokument 17066/1/10 REV 1 Drucksache 17/4509 Nr. A.27 Ratsdokument 2088 Drucksache 17/4598 Nr. A.18 Ratsdokument 18111/10 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/2071 Nr. A.32 Ratsdokument 9582/10 Drucksache 17/5123 Nr. A.19 Ratsdokument 6618/11 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/178 Nr. A.32 Ratsdokument 15317/09 Drucksache 17/3791 Nr. A.13 Ratsdokument 2077 Drucksache 17/4338 Nr. A.17 Ratsdokument 16169/10 Drucksache 17/4509 Nr. A.29 Ratsdokument 14768/10 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/2994 Nr. A.55 Ratsdokument 11130/10 Drucksache 17/4927 Nr. A.34 Ratsdokument 5242/11 Drucksache 17/4927 Nr. A.35 Ratsdokument 5976/11 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/4509 Nr. A.35 Ratsdokument 17354/10 Drucksache 17/4509 Nr. A.36 Ratsdokument 17356/10 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/4927 Nr. A.37 EuB-BReg 136/2011 12538 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2011 ei, Bessemerstraße 83–91, 1 , Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 109. Sitzung Berlin, Freitag, den 13. Mai 2011 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710900000

Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir
können heute Morgen ohne weitere Komplizierungen,
Ankündigungen, Mitteilungen oder Korrekturen gleich
in die Tagesordnung eintreten.

Ich rufe zunächst unsere Tagesordnungspunkte 24 a
bis c auf:

a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Zweiter Bericht der Bundesregierung über die
Entwicklung und Zukunftsperspektiven der
maritimen Wirtschaft in Deutschland

– Drucksache 17/5572 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Joachim Pfeiffer, Eckhardt Rehberg, Peter
Altmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Torsten

d
k

m
M

Redet
Staffeldt, Dr. Martin Lindner (Berlin), Angelika
Brunkhorst, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der FDP

Die Zukunftsfähigkeit der maritimen Wirt-
schaft als nationale Aufgabe

– Drucksache 17/5770 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit u
Entwicklung
Ausschuss für Tourismus

(C (D ung 13. Mai 2011 2 Uhr Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss c)

Beckmeyer, Garrelt Duin, Hubertus Heil (Peine),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Flagge zeigen für die maritime Wirtschaft

– Drucksache 17/5237 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
ie Aussprache 90 Minuten vorgesehen. – Ich höre dazu
einen Widerspruch. Dann können wir so verfahren.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält der Parla-
entarische Staatssekretär Hans-Joachim Otto. Guten
orgen!

ext
H
Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1710900100


Guten Morgen, Herr Präsident! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Meine Damen und Herren! Die maritime
Wirtschaft ist ein strategischer Zukunftsmarkt. Die Frak-
tionsanträge zeigen, dass dies parteiübergreifend so ge-
sehen wird.


(Unruhe bei der SPD)


– Ich lobe Sie; Sie sollten zuhören.


(Garrelt Duin [SPD]: Wir sind von Ihrem ersten Satz schon so beeindruckt!)


, dass Sie das auch so sehen. – Die Bran-
olitischen Rückhalt in den letzten beiden
s gebraucht und auch geschätzt.
nd – Es freut michche hat diesen p
Jahren besonder





Parl. Staatssekretär Hans-Joachim Otto


(A) )


)(B)

Die Krise hat alle Bereiche der maritimen Wirtschaft
vor große Herausforderungen gestellt. Heute können wir
sagen, dass die maritime Wirtschaft besser durch die
Krise gekommen ist, als dies von vielen – auch von der
Branche selbst – erwartet worden war.

Das Lob hierfür gehört natürlich zuallererst den Un-
ternehmen selbst. Sie haben sich mit großer Konsequenz
und Anstrengung neu aufgestellt und sind nun gut auf
die Zukunft vorbereitet. Aber auch die Politik hat ihren
Teil dazu beigetragen. So hat sie in Zeiten der Krise
wirksame Hilfe für die gesamte Wirtschaft geleistet. Da-
von hat – übrigens überproportional – auch der maritime
Sektor profitiert. Die Instrumente wurden immer wieder
an dessen spezifische Bedürfnisse angepasst. Geholfen
hat aber vor allem auch eines: der starke Zusammenhalt
der gesamten Branche, der Unternehmer und der Arbeit-
nehmer, der Wirtschaft und der Politik.

Für den weiteren Zusammenhalt möchte ich an dieser
Stelle mit großem Nachdruck werben. Für mich, die
Bundesregierung und die Politik insgesamt ist dieser Zu-
sammenhalt von großer Bedeutung. Dadurch wird das
erfolgreiche Engagement der Politik ermöglicht – in der
Vergangenheit wie auch in der Zukunft.

Dieses Engagement der schwarz-gelben Bundesregie-
rung hat schon vorzeigbare Früchte getragen. Sie fügen
sich passgenau in das allgemeine Konzept der Regie-
rungsarbeit ein.

Wir müssen einerseits konsolidieren, aber gleichzeitig
auch investieren. Wir setzen Schwerpunkte bei Ausbil-
dung, Innovation, Forschung und Entwicklung. Wir
schaffen Rahmenbedingungen für Wachstum und Be-
schäftigung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Gustav Herzog [SPD]: Sehr dünner Beifall! Die schlafen noch, ja?)


– Nein, lieber Herr Kollege Herzog. Viele meiner Kolle-
gen sind bereits beim Bundesparteitag in Rostock. Mir
persönlich liegt dieses Thema aber so am Herzen, dass
ich diese Debatte meinem Bundesparteitag vorziehe.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710900200

Herr Kollege Otto, ich vermute im Übrigen auch, dass

die Delegierten Ihren Auftritt jetzt im Augenblick live
verfolgen.


(Heiterkeit – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Beifall in Rostock!)


H
Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1710900300


Selbstverständlich; alle sitzen vor dem Fernseher.


(Gustav Herzog [SPD]: Der beste Beitrag in Rostock!)


– Das passt ja zu Rostock.

Meine Damen und Herren, die schwarz-gelbe Bun-
desregierung hat die Förderung von Forschung und Ent-
wicklung im Schiffbau bis heute um gut 30 Prozent und

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(C (D der mittelfristigen Finanzplanung um gut 50 Prozent rhöht. Wir haben die Innovationshilfen im Bereich des chiffbaus optimiert, was, glaube ich, von jedem gutgeeißen wird. Wir haben statt Darlehen jetzt Zuschüsse ewährt und die Summe in der Höhe auch mehr als veroppelt. Durch die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der erften mit den erfolgreichen Exportförderinstrumenten urde die Gewinnung von Aufträgen in Höhe von insge amt über 11 Milliarden Euro ermöglicht. Die Investitionsmittel für Baukosten von Umschlagnlagen in Häfen zur Förderung des umweltschonenden nd innovativen kombinierten Verkehrs wurden von 010 auf 2011 wieder deutlich erhöht. Wir haben die ettbewerbsfähigkeit der deutschen Seehäfen und Hän durch die Anpassung der Besteuerung von Land trom verbessert. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ah. – Schließlich: Entwicklungsminister Dirk Niebel
at dafür gesorgt, dass die Interessen der deutschen
irtschaft, ganz konkret auch der maritimen Wirtschaft,
der Entwicklungszusammenarbeit wieder stärker be-
cksichtigt werden.

Im Rahmen der maritimen Koordinierung haben wir
emeinsam mit Vertretern der Branche zukunftswei-
ende Konzepte erarbeitet. Ich denke etwa an den Natio-
alen Masterplan Maritime Technologien, der bei der
. Nationalen Maritimen Konferenz vorgestellt werden
oll.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bei allen diesen Er-
lgen will ich nicht verhehlen: Es gibt natürlich noch ei-

iges zu tun, und zwar in den Bereichen des Schiffbaus,
er Seefahrt – dabei ist insbesondere das Stichwort „Pi-
terie“ zu nennen –, der Häfen und der Meerestechnik,

ber auch des Umweltschutzes.

Der Antrag der Koalitionsfraktionen zeigt viele rich-
ge und gute Ansätze. Ich möchte mich ausdrücklich da-
r bedanken. Auch in diesem Antrag wird die Bedeu-
ng des von mir hervorgehobenen Zusammenhaltes der
ranche betont.

Das maritime Bündnis ist ein zentrales Element da-
on. Wir müssen und werden die anstehende Konferenz
die, wie Sie wissen, in 14 Tagen in Wilhelmshaven
tattfinden wird; ich schaue den Wilhelmshavener Kolle-
en mit großer Freude an – dafür nutzen, dieses Bündnis
u erneuern und zu stärken.

Ich appelliere an alle Beteiligten, sowohl an die einzel-
en Branchen als auch in meiner Eigenschaft als Koordi-
ator ganz deutlich an die gesamte Bundesregierung:
assen Sie uns Hand in Hand an weiteren Verbesserungen
er Rahmenbedingungen für die maritime Wirtschaft ar-
eiten. Die konjunkturellen Rahmenbedingungen stim-
en. Der massive Ausbau der Offshorewindenergie und

er zunehmende Welthandel eröffnen konkrete Chancen
nd Perspektiven. Lassen Sie uns deshalb gemeinsam den





Parl. Staatssekretär Hans-Joachim Otto


(A) )


)(B)

Impuls der 7. Nationalen Maritimen Konferenz nutzen,
um diese großen Chancen zugunsten der maritimen Wirt-
schaft zu ergreifen.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710900400

Das Wort erhält nun der Kollege Uwe Beckmeyer für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1710900500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Es war zu erwarten, Herr Staatssekretär, dass Sie
das, was Sie gesagt haben, hier heute sagen würden. Was
bleibt Ihnen auch anderes übrig, als sich zu loben und
die Politik der Bundesregierung herauszustellen? Worte
sind Worte. Wir wollen aber Handlungen seitens der
Bundesregierung sehen. Das erwarten nicht nur wir So-
zialdemokraten, sondern auch die maritime Branche ins-
gesamt.

Es sollte Ihnen nicht verborgen geblieben sein, dass in
den letzten Monaten auch bei Ihnen im Hause, bei uns al-
lemal, unzählige Briefe der Branche angekommen sind,
in denen von ihrer Sorge die Rede war und in vielerlei
Hinsicht gesagt wurde: Liebe Freunde in der Bundesre-
gierung, wir erwarten von euch ein Mehr an Handlungen,
ein Mehr an Strategie und ein Mehr an absichtsvollem
Handeln, unterlegt auch durch Haushaltsmittel und eine
klare Strategie für die maritime Branche. – Hierzu gehört
vor allen Dingen auch, dass der Partner Bundesregierung
Zukunftsperspektiven erarbeitet und dass dies nicht allein
die Industrie tun muss. Das ist, wie ich glaube, der ent-
scheidende Punkt. Gute Rahmenbedingungen zu schaf-
fen, ist Ihre Aufgabe, als Koordinator allemal. Es reicht
nicht, nur zu moderieren, sondern Sie müssen auch aktiv
handeln. Das wird auch eingefordert.

Diese Frage – das will ich auch in Richtung einiger
anderer Mitglieder der Bundesregierung sagen – ist nicht
nur eine exklusive Angelegenheit der Küste, sondern das
betrifft auch viele Branchen, die zum Teil weit im Bin-
nenland angesiedelt sind. Viele Exportaufträge werden
durch Unternehmen aus Baden-Württemberg und Bay-
ern abgearbeitet. Wir haben es hier mit einem Wachs-
tumsmotor besonderer Güte zu tun. Ich glaube, dass al-
lein 40 Prozent des Umsatzes der maritimen Industrie
– diese Zahl ist jedenfalls wiederholt aus der Bundesre-
gierung genannt worden – in küstenfernen Bundeslän-
dern erwirtschaftet werden.

Doch nun zu dem, was wir erwarten. Die maritime
Konferenz, die alle zwei Jahre stattfindet, nachdem sie in
Emden begründet wurde, steht jetzt in Wilhelmshaven
an. Diese Konferenzen sind ein guter Beleg dafür, dass
Staat und Wirtschaft erfolgreich ein Bündnis eingehen
können. Was ist seit der letzten Konferenz vor zwei Jah-
ren in Rostock passiert? Die Situation in der Schiff-
fahrtspolitik stellt sich außerordentlich beunruhigend
dar, weil – das ist das Entscheidende – plötzlich der

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(C (D taatliche Partner, die Bundesregierung, in einer ganz ichtigen Frage, in der Schifffahrtsförderung, die Hausaltsmittel halbiert hat. Das hat zur Konsequenz, dass ie Haushaltsmittel schon in diesem Jahr für das bereits ugesagte Volumen nicht mehr ausreichen. Es sind weitere beunruhigende Äußerungen aus den eihen der Bundesregierung zu vernehmen, aus dem Verehrsressort und auch aus dem Wirtschaftsressort. Wenn an mit Vertretern der Branche diskutiert, stellt man fest: as ist dort sehr negativ angekommen; die Beunruhigung der Schifffahrtsbranche ist groß. Es kommt darauf an, ass die Bundesregierung in diesem Punkt wieder Zuverssigkeit an den Tag legt. An dieser Zuverlässigkeit manelt es zurzeit. Sie sind es, die zurzeit dieses maritime ündnis, das wir 2000 in Emden beschlossen und begrünet haben, aufkündigen. Das ist außerordentlich bedauerch. (Beifall bei der SPD – Torsten Staffeldt [FDP]: Das ist Quatsch, Herr Beckmeyer! Das wissen Sie!)


Die FDP ist sicherlich die treibende Kraft dahinter;
as will ich nicht verhehlen. Die Fraktion ist ja heute
orgen auf ihre wahre Größe geschrumpft. Das ist ein
eiteres Indiz dafür, dass Sie ein Scheinriese sind.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


leichwohl will ich an dieser Stelle sagen: Die Branche
auch die Bremer Branche, Herr Staffeldt – macht deut-
ch, dass die Beihilfen 2011 von 57 Millionen Euro auf
8,5 Millionen Euro reduziert worden sind und dass
iese Kürzung de facto bereits für das laufende Jahr ei-
er kompletten Streichung gleichkommt, weil die An-
prüche aus 2010, die noch erstattet werden müssen, im
olgejahr angerechnet werden. Das bedeutet, bereits in
iesem Jahr gibt es keine Beihilfen mehr. Angesichts
essen kann ich nur sagen: Wenn man auf der einen
eite von den Reedern erwartet, dass sie rückflaggen,
ann muss man auf der anderen Seite auch die Bereit-
chaft zeigen, die eigenen Bündnisverpflichtungen ein-
uhalten.

Das zweite Thema ist die Wasser- und Schifffahrts-
erwaltung. Wir bekommen aus allen Teilen dieser Re-
ublik, von allen Branchen, die sich mit der „wunderba-
n Reform“, die Sie sich vorgenommen haben,

eschäftigen, Schreiben, in denen steht: Oh Gott, was
assiert da eigentlich? Sind die völlig durchgeknallt?
ind die auf einem völlig falschen Weg? – Es scheint tat-
ächlich so. Die große CDU/CSU-Fraktion, die sich in
ieser Angelegenheit in einer unerträglichen Art und
eise von ihrem kleinen Partner treiben lässt, kann kei-

en Kontrapunkt setzen. Ich will an dieser Stelle deut-
ch sagen: Das müssen Sie aber tun, meine Damen und
erren von der Regierungsfraktion CDU/CSU. Helfen
ie endlich Ihrem Verkehrsminister; sonst führt diese
DP Sie am Nasenring durch die Arena!

In dem Antrag der Regierungsfraktionen zur mariti-
en Wirtschaft, der heute vorliegt, finden wir erneut

ine bedrohliche Ankündigung. Sie wollen nicht nur die
eform durchsetzen, sondern auf Seite 5 heißt es zudem
wenn auch unter der Überschrift „Hafenwirtschaft und





Uwe Beckmeyer


(A) )


)(B)

Logistik“ –, dass ein Wasserstraßenausbaugesetz be-
schlossen werden soll. Das bedeutet doch, dass Sie dem
Bundesverkehrsminister das Thema Wasser- und Schiff-
fahrtsverwaltung aus der Hand nehmen und ein eigenes
Gesetz machen wollen, dass er praktisch nicht mehr den
Versuch unternehmen kann, die Wasser- und Schiff-
fahrtsverwaltung in einigermaßen ruhiges Wasser zu
führen. Nein, die FDP kommt plötzlich mit einem Was-
serstraßenausbaugesetz, und Sie als größte Fraktion ak-
zeptieren das auch noch. Da kann ich nur sagen: Hallo
wach! Passen Sie auf, was hier aktuell passiert!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Der dritte Punkt. Die IG Metall – dazu wird mein
Kollege Garrelt Duin gleich noch ausführlich kommen –
hat auf Ihre Beschwerde, Herr Staatssekretär, reagiert,
dass sie so kritisch mit Ihnen umgegangen sei. Ich
denke, das hat sie mit Recht getan. Wenn man sich an-
schaut, was die Bundesregierung bei der Finanzierung
von Schiffsneubauten in Deutschland erreicht hat, stellt
man fest, dass das verdammt wenig ist. Wir haben vor
einem Jahr gemeinschaftlich mit den Ländern und unter
Beteiligung aller relevanten Kräfte gesagt, dass wir uns
anschauen wollen, was in Europa in Sachen Schiffs-
finanzierung geschieht. Was ist daraus eigentlich gewor-
den? Nicht sehr viel. Es gibt viele Beispiele dafür, dass
in anderen Ländern wesentlich mehr gemacht wird, als
in Deutschland jemals, jedenfalls in Ihrer Regierungs-
zeit, geschehen ist. Das ist beispiellos schlecht. Das, was
Sie momentan beim Schiffsbau als Erfolg der Bundesre-
gierung reklamieren, ist in Wirklichkeit nicht Ihr Erfolg,
sondern der Erfolg der Branche, die sich gewehrt hat, die
einigermaßen findig war und sich in dieser Frage zum
Besseren entwickelt hat. Das liegt aber nicht an Ihnen,
sondern daran, dass die Akquisitionsbemühungen der
Branche von Erfolg gekrönt waren. Das ist das Beste,
was man an dieser Stelle für diese Branche feststellen
kann: dass sie angesichts der fehlenden Unterstützung
durch die Bundesregierung aus sich selbst heraus Kräfte
entwickeln konnte.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Strategie be-
deutet in der Industriepolitik auch, sich wie andere Län-
der in Europa zu positionieren. Im Bereich des Marine-
schiffsbaus fehlt mir das gänzlich.

Zum Thema Offshore. Bis zum heutigen Tag ist es
nicht gelungen – weil sich das FDP-geführte Wirt-
schaftsministerium offenbar immer noch durchsetzen
kann –, dass in die Möglichkeiten der Finanzierung und
der Hilfestellung für die Offshorekraftanlagen Errichter-
schiffe mit einbezogen werden können, also aus diesem
Topf mitfinanziert und unterhalten werden können. Lie-
ber Herr Staatssekretär, die Branche versucht die ganze
Zeit, pausenlos, Sie dafür zu gewinnen, aber anschei-
nend ohne Erfolg. Stattdessen werden solche Schiffe in
Korea und in Polen gebaut, aber nicht in Deutschland.


(Ingbert Liebing [CDU/CSU]: Sie haben sich doch nie um das Thema gekümmert!)


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(C (D a kann ich nur sagen: Das ist wenig von Erfolg gerönt. Also bedarf es auch hier einer aktiveren Art der nterstützung. Sie merken, meine sehr geehrten Damen und Herren, h habe heute bewusst versucht, mich mit dieser Frage tellung sachlich auseinanderzusetzen. (Lachen bei der CDU/CSU – Ingbert Liebing [CDU/CSU]: Dünne Suppe war das!)


(Beifall bei der SPD)


iese Angelegenheit ist viel zu ernst, als dass man heute
orgen hierüber in Polemik verfallen sollte. Denn das

etrifft zu viele Menschen und Schicksale, insbesondere
n der Küste, aber auch im Binnenland. Dieses beson-
ere industriepolitische Feld muss aktiv und auch inten-
iv beackert werden. Es verdient, durch die Bundesregie-
ng Rahmenbedingungen gesetzt zu bekommen. Aber

icht nur ich habe den Eindruck, dass das mit der jetzi-
en Bundesregierung nicht gelingen kann.

Meine Damen und Herren, Herr Koordinator, das ist
as Entscheidende und leider auch Bedauerliche, was
ir vor der wichtigen Konferenz in Wilhelmshaven fest-

tellen müssen, nämlich dass die Branche insgesamt ver-
nsichert ist, dass die Branche unzufrieden mit den Leis-
ngen ist und dass die Branche insgesamt sagt: So

icht!

Wir – das ist mein Resümee – werden auch in dieser
ngelegenheit aktuell in Deutschland nicht gut regiert.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710900600

Das Wort erhält nun der Kollege Eckhardt Rehberg

r die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1710900700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Ich glaube, es ist das erste Mal, dass wir, im
orfeld einer maritimen Konferenz, in der Kernzeit des
eutschen Bundestages über die maritime Wirtschaft
iskutieren. Ich freue mich, dass auch sehr viele Kolle-
innen und Kollegen, die nicht aus Norddeutschland
ommen, diese Debatte hier mit verfolgen.

Unser Antrag stellt in der Überschrift fest, dass dies
ine nationale Aufgabe ist. Ich glaube, ein gemeinsames
ignal sollte von hier ausgehen, nämlich dass die mari-
me Wirtschaft nicht nur für die Küste wichtig ist, son-
ern für ganz Deutschland. Dazu zählt zum Beispiel die
ulieferindustrie im Schiffbau und in der Offshoretech-
ik. Drei Viertel der Unternehmen der Branche kommen
us dem Süden Deutschlands. Auch unsere Häfen und
re Hinterlandanbindungen sind für die deutsche Ex-

ortindustrie wichtig.

Kollege Beckmeyer, ich glaube, wenn wir diesen
onsens im Vorfeld der Konferenz von Wilhelmshaven





Eckhardt Rehberg


(A) )


)(B)

finden, dann geht ein starkes Signal vom Deutschen
Bundestag an die deutsche Gesellschaft aus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Als wir vor zwei Jahren bei der 6. Maritimen Konfe-
renz in Rostock zusammensaßen, war die Schlagzeile:
Rückgang des Welthandels um 10 Prozent. – Dabei war
eigentlich ein Aufwuchs von 10 Prozent erwartet wor-
den. Die Charterraten brachen ein. Wir hatten noch vor
zwei Jahren über 500 Auflieger von Containern, Bulkern
und Tankern. Der deutsche Schiffbau musste Stornierun-
gen von 60 Aufträgen in Höhe von über 2 Milliarden
Euro hinnehmen.

Herr Beckmeyer, die Politik hat sehr wohl gehandelt.
Allein aus dem Deutschlandfonds, der insgesamt
13 Milliarden Euro umfasste, sind 10 Prozent, 1,3 Mil-
liarden Euro, in die maritime Wirtschaft geflossen, da-
von etwa 675 Millionen Euro für den Schiffbau. Die
Werften in Mecklenburg-Vorpommern, insbesondere
eine Werft mit Sitz in Wolgast und Stralsund, sind auf ei-
nem sehr, sehr guten Weg und profitieren noch heute da-
von. Insofern ist Ihre Forderung, den Deutschlandfonds
weiterlaufen zu lassen, völlig daneben. Der Deutsch-
landfonds mit einer Verbürgung von 90 Prozent ist eine
tolle Sache; aber wenn man Kapitalkosten, von der EU
aufgedrückt, von über 10 Prozent tragen muss, dann
muss auch einmal Schluss sein. Wir müssen zur norma-
len Finanzierung zurückkehren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie sagen, dass der Bund zu wenig tut. Ich will Sie
nur mit einer Tatsache konfrontieren: Die KfW IPEX-
Bank, eine 100-prozentige Tochter der KfW Förderbank,
hat in den letzten Monaten Schiffsendfinanzierungen im
Umfang von 2,4 Milliarden Euro vorgenommen. Damit
wurde der Bau von 19 Schiffen ausländischer Reede-
reien finanziert; sie alle werden auf deutschen Werften
gebaut. Meine sehr verehrten Damen und Herren, hier
geht es um Ankerziehschlepper und Kreuzfahrtschiffe,
die in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg,
Bremen und Mecklenburg-Vorpommern gebaut werden.
Das heißt, der Bund wird hier seiner Verantwortung ge-
recht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zu den Finanzierungsinstrumenten, die wir haben. Ja,
Sie haben recht: Andere Länder finanzieren anders; aber
ich möchte nicht unbedingt das französische oder das
italienische System in Deutschland haben. Ich möchte,
dass wir Instrumente wie CIRR und Hermesbürgschaf-
ten nutzen. Wir haben sie genutzt; Staatssekretär Otto
hat die Zahl genannt. Wir haben allein in den letzten
zwölf Monaten im Haushaltsausschuss CIRR und Her-
mesbürgschaften im Umfang von 5,3 Milliarden Euro
beschlossen. Dadurch ist es möglich geworden, dass
zum Beispiel ein Auftrag über drei Kreuzfahrtschiffe im
Umfang von knapp 2 Milliarden Euro an Werften in Nie-
dersachsen und Mecklenburg-Vorpommern gegangen
und eben nicht in Italien gelandet ist. Das ist die Politik
der Bundesregierung und der Koalitionsfraktionen für
den deutschen Schiffbau.


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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Uwe Beckmeyer [SPD]: Alles Meyer!)


Es ist nicht nur die Meyer-Werft; auch die Neptun-
erft in Rostock-Warnemünde arbeitet daran mit.

Herr Beckmeyer, fragen Sie einmal Ihre Kolleginnen
nd Kollegen im Haushaltsausschuss. Sie fordern hier
in, dass wir gemeinsam maritime Politik machen. Ich
age Sie: Warum hat dann die SPD dagegen gestimmt,
ls der Entwicklungsminister Niebel uns einen Antrag
orgelegt hat, ein Fährschiff für Indonesien zu bauen?
an hätte damit die Rahmenbedingungen dafür setzen

önnen, dass mit deutschem Steuergeld auf deutschen
erften OECD-konform gebaut wird. In den 70er- und

0er-Jahren waren Sie dafür, heute sind Sie dagegen. Sie
erfen uns vor, wir täten nicht genug für den Schiffbau,

ber Sie stimmen selber dagegen, dass deutsches Steuer-
eld verwendet wird, damit Schiffe auf deutschen Werf-
n gebaut werden. Herr Beckmeyer, Sie sind an dieser
telle schlichtweg unglaubwürdig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Wer hat denn eigentlich dafür gestimmt?)


Kollege Bartsch, ich konstatiere: Die Linken haben da-
r gestimmt. Das ist richtig; da muss man der Wahrheit

ie Ehre geben.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn wir
ber maritime Industrie und maritime Technik reden,
ann dürfen wir den Blick nicht auf den Haushalt des
irtschaftsministeriums verengen. Hier ist nicht gekürzt
orden; es sind Aufwüchse zu verzeichnen, etwa bei
en Innovationsbeihilfen. Herr Beckmeyer, es ist in der
tzten Legislaturperiode mit der SPD nicht gelungen,
iese Beihilfen als Zuschüsse auszureichen. Das ist erst
der christlich-liberalen Koalition gelungen; das haben

ie Haushälter miteinander vereinbart. Das ist ein ganz
ichtiger Punkt für die Branche.

Ich will deutlich machen, dass es im Haushalt des
undesforschungsministeriums Mittel für ein Projekt
amens „POLAR“ gibt: 14 Unternehmen und For-
chungseinrichtungen aus Mecklenburg-Vorpommern
aben den Auftrag erhalten, technische Systemlösungen

Baukastensystem für Transport, Lagerung und Verar-
eitung von Rohstoffen und Energieträgern aus der ark-
schen Region zu entwickeln. Wenn wir uns solchen
hemen zuwenden und dafür Fördermittel bereitstellen,
ann wird die maritime Branche eine Zukunft haben.

Wir gehen mit einer Forderung zu 100 Prozent kon-
rm: Es muss gelingen, dass mit dem 5-Milliarden-
uro-Programm der KfW nicht allein die Windparks ge-
rdert werden, sondern auch – ich fasse das ein biss-

hen weiter – technische Anlagen und Güter, die der
rrichtung, dem Bau und der Wartung dieser Offshore-
indparks dienen. Es kann nicht sein, dass wir als Bund
ur den Bau der Windkraftanlagen unterstützen. Alles,
as dazu gehört, befindet sich ebenso in einer schwieri-
en Situation. Deswegen findet sich diese Forderung
uch in unserem Antrag.





Eckhardt Rehberg


(A) )


)(B)

Aus meiner Sicht war das Jahr 2006 – mit Beschluss
und Vollendung im Jahr 2008 – nicht gerade eine
Sternstunde der deutschen Politik. Damals wurde in der
Anlage VI des MARPOL-Übereinkommens beschlossen,
dass sich die zügige Reduzierung von Schwefel-
dioxidemissionen nur auf Nord- und Ostsee beschränkt
und die Irische See und das Mittelmeer ausgenommen
werden. Herr Beckmeyer, meine sehr verehrten Damen
und Herren von SPD und Grünen, wer eine solche Politik
verfolgt und die Standards nur sehr selektiv setzt, der
wird für Probleme sorgen. Auf ein solches Problem sind
Sie weder in Ihrem Antrag noch eben in Ihrer Rede
eingegangen. Für Union und FDP mache ich an dieser
Stelle deutlich: Wenn Politik ordnungsrechtlich etwas
beschließt, dann muss es auch möglich sein, dies
umzusetzen.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Ja!)


Es muss möglich sein – Herr Kollege Beckmeyer, das
ISL in Bremen hat, das steht außer Frage, ein hohes Re-
nommee und steht für Seriosität –, dass die Vorgaben
umgesetzt werden. Wir sagen Ja zu praxistauglichen Lö-
sungen. Nach Aussagen der ISL Bremen werden ab
2015, wenn nur noch 0,1 Prozent Schwefelanteil im Die-
sel erlaubt ist, 600 000 Lkw zwischen Kiel und Tallinn
bzw. Rostock und Tallinn hin- und herfahren, weil die
Güter nicht mehr auf Fähren transportiert werden. Das
kann doch nicht sein.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie werden ja ordentliche Politik machen bei der IMO! – Torsten Staffeldt [FDP]: Wir müssen Ihre Fehler korrigieren!)


– Wir müssen das reparieren, was Sie 2006 und 2008 in
den Dreck gefahren haben. Sie haben vorschnell zulas-
ten der deutschen Seeschifffahrt Beschlüsse initiiert und
mitgetragen. Das müssen wir jetzt reparieren, Herr Kol-
lege Beckmeyer, das ist das Thema.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Torsten Staffeldt [FDP]: So sieht das aus! – Uwe Beckmeyer [SPD]: Völlig auf dem falschen Fuß!)


Wenn man die letzten zwei Jahre betrachtet, dann
stellt man fest: Die maritime Wirtschaft ist nicht ganz
aus der Krise heraus. Aber man muss auch feststellen:
Wie sie sich selbst aus der Krise herausgezogen hat, mit
den Rahmenbedingungen, die die Politik in Deutschland
gesetzt hat, ist aller Ehren wert.

Lassen Sie mich zum Schluss eine Bemerkung zum
maritimen Bereich machen. Der maritime Bereich lebt
von Tradition, von der Moderne und auch von der Zu-
kunft. Lassen Sie mich mit aller Ruhe und allem Bedacht
sagen: Zum traditionellen maritimen Bild Deutschlands
gehört auch die „Gorch Fock“. Die Vorfälle müssen auf-
geklärt werden, und es müssen Veränderungen vorge-
nommen werden. So, wie die „Gorch Fock“ in den letz-
ten Jahrzehnten das deutsche maritime Bild im Ausland
geprägt hat, so wünsche ich mir, dass sie es auch in Zu-
kunft prägen wird.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Dietmar Bartsch ist der nächste Redner für die Frak on Die Linke. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir spre hen heute über die Zukunft der maritimen Wirtschaft in eutschland. Der ehemalige Wirtschaftsminister ist in ostock. Der neue Wirtschaftsminister ist in Rostock. as könnte ein gutes Zeichen sein, aber die haben ganz ndere Probleme. (Heiterkeit der Abg. Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710900800

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710900900

assen Sie uns gemeinsam hoffen, dass es der maritimen
irtschaft nie so schlecht gehen wird wie aktuell der

DP.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist unstrittig, dass der Schiffbau und die maritime
irtschaft generell sehr wichtig für unser Land sind. Da

at der Kollege Rehberg völlig recht. Sie sind enorm
ichtig, nicht nur für die Küstenländer. Aber entgegen
er Behauptung von Herrn Otto und der Bundesregie-
ng befindet sich der Wirtschaftszweig weiterhin und

erade in meinem Bundesland Mecklenburg-Vorpom-
ern in der Krise. Er ist nicht durch die Krise gekom-
en. Eigentlich befinden wir uns in einer permanenten
rise.


(Torsten Staffeldt [FDP]: Die Linke?)


Es gab einmal einen Wirtschaftsminister von
chwarz-Rot – die Älteren erinnern sich vielleicht, er
ieß zu Guttenberg –, der im Krisenjahr 2009 in Rostock
erkündete, dass Deutschland weiter zu einem mariti-
en Hightechstandort ausgebaut werden müsse. Ich zi-
ere:

Aktuell kommt es darauf an, die Folgen der Krise in
den maritimen Bereichen durch kurzfristig wir-
kende Maßnahmen zu überbrücken. Ebenso gilt es,
irreparable Schäden und strukturelle Verwerfungen
zu vermeiden. Die Bundesregierung wird diesen
Weg weiterhin politisch flankieren.

as sagen Sie einmal den 2 300 Wadan-Yards-Beschäf-
gten, die in eine Transfergesellschaft gegangen sind
nd für die danach nichts passiert ist. Da hat Beckmeyer
cht: Es ist bei den Ankündigungen geblieben. Das ist

ie Realität. Es bleibt nur zu hoffen, dass der neue Wirt-
chaftsminister in dieser Frage nicht nur ein Ankündi-
ungsminister ist.

Die Bundesregierung behauptet, der Bundes- und Lan-
espolitik sei es gemeinsam gelungen, den Kernbestand
er Werftindustrie in Mecklenburg-Vorpommern zu erhal-
n. Ich will Ihnen einige Fakten nennen: Die Zahl der Be-

chäftigten auf den Werften in Mecklenburg-Vorpommern
g im Jahre 1990 bei 30 500 Personen. Heute sind auf den
ier größten Werften noch 2 700 Menschen beschäftigt.





Dr. Dietmar Bartsch


(A) )


)(B)

Ich habe über die Transfergesellschaft gesprochen.
Die Situation der Werftstandorte in Wismar und Warne-
münde – das sagt die IG Metall – ist die mit Abstand
wichtigste Ursache für die negative Entwicklung bei den
Arbeitsplätzen im Schiffbau in Deutschland. Der Contai-
nerschiffbau ist endgültig Geschichte mit allen Konse-
quenzen. Das gehört auch zur Wahrheit über den Werf-
tenstandort Mecklenburg-Vorpommern.

Der entscheidenden Fragestellung geht die Bundesre-
gierung aus dem Weg. Die Beschäftigten in den Bundes-
ländern – und zwar in allen, nicht nur in Mecklenburg-
Vorpommern – wollen wissen: Sind unsere Arbeitsplätze
dauerhaft sicher? Haben wir eine Zukunftsperspektive in
unserer Heimat? Hier lautet die Frage: Will die Bundes-
regierung alle Werftenstandorte langfristig sichern?
Wenn ja, dann muss sie erklären, wie das geschehen soll.

Sicherlich ist die Politik nicht allein verantwortlich.
Es gibt viele Ursachen für die Krise in der Werft-
industrie; die Gründe liegen auch nicht nur in der Wirt-
schafts- und Finanzkrise. Es gab Versäumnisse und Feh-
ler im Management, falsche Unternehmensstrategien;
Forschung und Entwicklung sind vernachlässigt worden.
Vor allem aber fehlt es an einer schlüssigen, langfristi-
gen politischen Strategie. Wenn das Bekenntnis zur ma-
ritimen Wirtschaft ernst gemeint ist, dann kann die Poli-
tik die Zukunftsantworten für die maritime Industrie
nicht allein dem Markt überlassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir brauchen eine Strategie, die den Besonderheiten der
Schiffbauindustrie Rechnung trägt. Die vorhandenen
Standortvorteile müssen ausgebaut werden.

Die Finanzierung ist eines der Schlüsselprobleme.
Die Bundesregierung schreibt stolz, dass sie sich gegen
die Forderung aus den Ländern ausgesprochen hat, die
den Erhalt der Unterstützungsinstrumente für den Schiff-
bau beinhaltet. Das ist falsch. Sie kürzen die Haushalts-
mittel. Das ist eine politische Fehlentscheidung und
nicht gut für die Standorte der maritimen Industrie.


(Beifall bei der LINKEN)


Deswegen fordern wir, dass alle beihilferechtlichen
Möglichkeiten ausgeschöpft und weiter angeboten wer-
den müssen. Auch die Festsetzung der maximalen Bürg-
schaftsquote für Bürgschaften des Bundes und der Län-
der bis zu 90 Prozent muss weiterhin möglich sein, Herr
Rehberg, um die Standorte zu erhalten.

Wir müssen nicht bei den Banken betteln. Das Pro-
blem ist doch, dass wir immer Geld für systemrelevante
Banken und systemrelevante Kreditinstitute haben. Für
Mecklenburg-Vorpommern – und das weiß jeder Abge-
ordnete einschließlich der Bundeskanzlerin – ist die ma-
ritime Wirtschaft eine systemrelevante Wirtschaft, ohne
deren spürbare Stärkung und zuverlässige Modernisie-
rung das Land nur schlecht existieren kann. Deswegen
muss rasch, unbürokratisch und in der erforderlichen
Höhe finanziert werden, wenn Aufträge realisierbar sind.
Wir als Linke unterstützen darum, dass die KfW in ei-
nem Zukunftskonzept entsprechend eingebunden wird.

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(C (D ie muss hier eine wichtige und ausgeprägte Rolle spien. Unsere Forderung lautet ganz klar: Regierungshaneln ist erforderlich, nicht nur Worte. Wir können nicht it Dumpinglöhnen arbeiten, sondern müssen auf gute, ire Löhne für Spitzenkräfte und auf Spitzenqualität in nserem Land setzen. Das müssen wir mit den entsprehenden Haushaltsmitteln unterstützen. Es wäre nötig, ieses Signal vor der Konferenz in Wilhelmshaven zu eben. Danke schön. Die Kollegin Valerie Wilms ist die nächste Rednerin r die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Verehrte olleginnen und Kollegen! Es ist gut, dass wir heute ber die maritime Wirtschaft reden, gerade im Vorfeld er nationalen maritimen Konferenz Ende des Monats in 14 Tagen ist es so weit – in Wilhelmshaven. Auch ir Grünen sind uns bewusst: Ein Exportland wie eutschland ist auf eine leistungsfähige Schifffahrt anewiesen. Wir brauchen gute Häfen. Wir brauchen eine ernünftige Hinterlandanbindung. Auch wir wollen now-how in Deutschland halten und setzen auf die Fäigkeiten guter Ingenieurinnen und Ingenieure im chiffbau und beim Ausbau der Windkraft. Aber diese chönen Bekenntnisse, die auch meine Vorredner teileise gemacht haben, reichen nicht aus, wenn die Zielchtung fehlt. Wenn man den Koalitionsantrag und den Bericht der undesregierung liest, wird ein ganz seltsames Muster rer Arbeit deutlich: Es wird viel angekündigt, und es erden Verpflichtungen eingegangen; aber wenn es an ie konkrete Umsetzung geht, wird laviert und verzöert. Am Ende weiß keiner mehr, wofür Sie stehen. Die inzige Linie, die erkennbar bleibt, ist die standhafte eigerung, eine umweltfreundliche und klimascho ende Schifffahrt Realität werden zu lassen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Torsten Staffeldt [FDP]: Das stimmt nicht, Frau Dr. Wilms!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710901000
Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710901100

Nehmen wir nur das Beispiel der sauberen Treib-
toffe. Es gibt ein internationales Abkommen, das maß-
eblich von Deutschland vorangetrieben wurde. Schwe-
larme Treibstoffe sollen zumindest in Nord- und
stsee stark schwefelhaltiges Schweröl ersetzen. Auch
merika hat sich auf diesen Weg begeben. Das ist eine
ernünftige und dringend notwendige Maßnahme zum
chutz von Gesundheit, Meer und Klima.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die fahrenden Müllverbrennungsanlagen auf See
üssen endlich abgelöst werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






Dr. Valerie Wilms


(A) )


)(B)

Dazu müsste sich die Schifffahrt umstellen. Das ist keine
Frage. Die Fristen dafür sind schon lange bekannt. Eine
verantwortungsbewusste Regierung würde jetzt zu ei-
nem internationalen Abkommen, das Deutschland ge-
schlossen hat, stehen. Aber was machen Sie? Sie lassen
sich lieber auf die Vorhersagen einer – Entschuldigung,
dass ich das so drastisch sagen muss – halbgaren Studie
ein, die das Ende der Ostseeschifffahrt heraufbeschwört.


(Torsten Staffeldt [FDP]: Es gibt acht Studien, Frau Dr. Wilms, die alle das Gleiche sagen!)


– Herr Staffeldt, beim besten Willen:


(Torsten Staffeldt [FDP]: Das ist aber wahr!)


Ich habe bei der von Ihrer Fraktion getragenen Regie-
rung nachgefragt und die deutliche Aussage erhalten,
dass insbesondere die immer wieder herangezogene ISL-
Studie massive methodische Fehler enthält.


(Torsten Staffeldt [FDP]: Acht Studien!)


Es wurde nur auf die Ostseefährschifffahrt und den Lkw-
Verkehr, der angeblich drohen würde, eingegangen. Die
Möglichkeit von Bahntransporten ist völlig außer Acht
gelassen worden. So gehen diese Regierung und die sie
tragenden Fraktionen mit den Fakten um. Das kann nicht
sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie in allen Dingen! – Torsten Staffeldt [FDP]: Sie sollten sich ein bisschen mehr damit beschäftigen! Die Bahnlinien gibt es da gar nicht, Frau Dr. Wilms!)


Es ist völlig unklar, was die Regierung und die Koali-
tionsfraktionen wollen.


(Ingbert Liebing [CDU/CSU]: Sie hätten zuhören sollen!)


Einerseits begrüßt die Bundesregierung weiterhin das
Abkommen der Internationalen Maritimen Organisation;
das hat sie zumindest auf unsere Nachfrage hin gesagt.
Sie will die Grenzwerte für Schwefel sogar im EU-Recht
verankern. Das steht zumindest in der Antwort auf die
Kleine Anfrage. Andererseits sprechen die die Regie-
rung tragenden Koalitionsfraktionen in ihrem Antrag
von praxistauglichen Grenzwerten, schwadronieren über
ein Moratorium und sagen, dass sie den Stichtag ver-
schieben wollen. Was das bedeuten soll, bleibt offen.
Kann sich bei Ihnen jetzt jeder das aussuchen, was er
will? Wir sind von Ihnen schon einiges gewohnt. Recht-
staatlichkeit und Verlässlichkeit sind offenbar nicht mehr
die Leitlinien Ihrer Politik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Koalitionäre, so schaffen Sie Unsicherheit für
die gesamte maritime Wirtschaft. Wo bleibt denn der an-
geblich vorhandene wirtschaftspolitische Sachverstand
dieser schwarz-gelben Koalition? Ich kann ihn nicht ent-
decken. Keiner weiß, worauf er sich einzustellen hat.
Niemand wird in saubere Technik investieren. Damit
verprellen Sie die Schiffbauindustrie in Deutschland und
verzögern Investitionen in die für eine moderne, um-

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(C (D eltfreundliche und zukunftssichere Schifffahrt auf der asis von Gasantrieben notwendige Infrastruktur. Sie edienen damit wieder einmal Einzelinteressen, was wir chon kennen. Wir haben hier die Hoteliersteuer in euem Gewand. (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


So geht das weiter. Sie holpern in einem Maße durch
ie Thematik, dass man sich wirklich nicht sicher sein
ann, ob Sie wissen, was Sie tun.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ganz sicher nicht!)


enauso unklar wie bei den Treibstoffen bleiben Sie bei
inem weiteren internationalen Abkommen. Noch im
uli dieses Jahres soll ein neuer sogenannter Energie-Ef-
zienz-Design-Index für Schiffe eingeführt werden. Wir
rünen sind sicher die Letzten, die sich nicht für eine
mweltfreundliche Schifffahrt einsetzen. Der Schiffbau
Deutschland hat eine lange Tradition; sein Anteil am
eltumsatz ist aber aufgrund der großen Konkurrenz

us Asien auf nur noch 1 Prozent gesunken. Nur beim
pezialschiffbau – das ist unsere Domäne – kann
eutschland noch mit modernen Offshoreversorgungs-

chiffen, mit modernen Fährschiffen und mit modernen
reuzfahrtschiffen mithalten. Hier liegen die Potenziale
nserer Werften.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und da sind Arbeitsplätze!)


Haargenau, Frau Kollegin. – Aber wenn wir nicht auf-
assen, dann wird das demnächst anders sein. Wenn der
nergie-Effizienz-Design-Index so eingeführt wird, wie
s jetzt vorgesehen ist, dann wird es für Spezialschiffe
anz eng. Der Index zielt hauptsächlich auf die Ge-
chwindigkeit der Schiffe als Maß für die Effizienz ab;
as allein ist wahrlich kein ausreichendes Kriterium. Ge-
au hier liegt das Problem. Gerade im Spezialschiffbau
erden Schiffe mit höheren Geschwindigkeiten gebaut;
anche könnten dann als nicht mehr effizient genug gel-
n.


(Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Wer hat Ihnen denn das aufgeschrieben?)


amit droht ein Schaden für die Wettbewerbsfähigkeit
eutscher Werften. Ich kann nur hoffen, dass dies der
undesregierung bewusst ist. Unterschreiben Sie nichts,
as Sie hinterher nicht einhalten wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Von dieser Ankündigungskoalition sind wir ja schon
iniges gewohnt.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, leider!)


assen Sie mich deswegen noch ein Wort zur Küstenwa-
he sagen. Nirgendwo sonst wird die Saft- und Kraftlo-
igkeit dieser Regierung so deutlich wie hier. Schon im
oalitionsvertrag steht dazu nur eine besonders weich-





Dr. Valerie Wilms


(A) )


)(B)

gespülte Forderung. Sie wollen keine Küstenwache, son-
dern reden nur von der Zielsetzung des Aufbaus einer
Küstenwache.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alles Küstennebel! – Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Gegenruf des Abg. Hans-Werner Kammer [CDU/CSU]: Dann haben Sie zu tief ins Glas geguckt!)


Aber nicht einmal damit kommen Sie voran. Seit über
einem Jahr wird jetzt zwischen den von Ihnen getrage-
nen Ministerien hin- und hergeschachert, wer dabei den
Hut aufhaben soll. Außer Ankündigungen ist nichts pas-
siert.

Diese Ankündigungskoalition ist ein echtes Trauer-
spiel. Sie schieben die Posten genauso hin und her wie
die Verantwortung. Dabei kommt Ihnen ganz klar der
Überblick abhanden. Möglichkeiten werden einfach
nicht genutzt. Anders kann ich mir nicht erklären, wieso
Deutschland im Juli dieses Jahres die Präsidentschaft im
Ostseerat übernimmt, dieses Wort aber in allen Erklärun-
gen zur maritimen Wirtschaft nicht ein einziges Mal er-
wähnt wird. Das zeigt das völlig fehlende Interesse an
der gesamten Thematik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ingbert Liebing [CDU/CSU]: Nun einmal halblang, Frau Kollegin!)


Das kennen wir ja schon. Insofern ist das für uns keine
neue Erfahrung, aber es ist eine Enttäuschung, vor allem
da der Wahlkreis der Kanzlerin direkt an der Ostsee
liegt.

Über 11 Millionen Menschen fahren jährlich an die
Ostsee und wünschen sich eine erholsame Zeit mit fri-
scher Luft und sauberem Wasser. Erst vor wenigen Ta-
gen wurde bekannt, dass die Ostsee auf dem Meeres-
grund in weiten Teilen praktisch tot ist. Hier müsste
dringend gehandelt werden. Der Ostseerat wäre eine
gute Möglichkeit dazu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Hier könnten Sie mit allen Anrainern zusammen etwas
erreichen. Aber entweder denken Sie nicht daran, oder es
ist Ihnen egal.

Insgesamt muss ich leider sagen: Die Arbeit dieser
Bundesregierung ist mehr als enttäuschend. Aber das ha-
ben wir auch nicht anders erwartet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie kündigt an, aber setzt dann nichts um. Sie lässt die
Möglichkeiten einfach liegen und schafft es nicht ein-
mal, den eigenen Koalitionsvertrag umzusetzen. Sie
schiebt die Posten hin und her und verunsichert nicht nur
die maritime Wirtschaft. Die Zielrichtung bleibt unklar,
und ich habe leider nicht das Gefühl, dass sich daran in
Kürze etwas ändern wird. Wirtschaft braucht zu einem
nachhaltigen Handeln verlässliche Ziele und kein Herum-
geeiere.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


o, wie Sie es derzeit angehen, wird Wilhelmshaven si-
herlich kein Aufbruch zu einer nachhaltigen maritimen
irtschaft.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710901200

Der Kollege Torsten Staffeldt ist der nächste Redner

r die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Torsten Staffeldt (FDP):
Rede ID: ID1710901300

Verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kol-

gen! Meine Damen und Herren! 70 Prozent der Erde
ind von Wasser bedeckt, auf dem Rest wimmeln und
mmeln sich Milliarden Menschen. Als Junge habe ich

egeistert die Bücher von Hans Hass und Jacques
ousteau gelesen. Wunderbare Erinnerungen an faszi-
ierende Bilder aus Filmen wie zum Beispiel Geheim-
isse des Meeres steigen aus meinem Gedächtnis.
acques Cousteau erkannte, dass der größte Schatz des

eeres nicht seine Rohstoffe sind; es ist der endlose
uell der Inspiration und des Glücks, das wir daraus ge-
innen.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: In der Politik sind wir bei Huckleberry Finn!)


Warten Sie einmal; ich komme noch darauf, keine
orge. – Beide, Jacques Cousteau und Hans Hass, waren
ioniere. Beide zeigten uns die wunderbare Vielfalt
zeanischen Lebens auf und skizzierten visionär eine
elt, in der menschliches Leben auf und in den Wassern

er Weltmeere durch Technik entsteht. „Wir kommen
lle aus dem Meer“, so Hans Hass. Ich ergänze: Wir be-
egen uns dort wieder hin. Lautstark wird daher der Be-
inn des maritimen Zeitalters proklamiert.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Ist das Inhalt Ihrer Strategie?)


ieses steht bevor, und wir sollten daran teilhaben.

Hass war Österreicher, Cousteau Franzose. An unse-
n deutschen Küsten finden wir neben Bernstein und
indanlagen jahrhundertealte Erfahrungsschätze des

ebens von und mit dem Meer. Diese Schätze sind uns
spiration, um mutig und verantwortungsvoll – das sage
h insbesondere in Ihre Richtung, Frau Dr. Wilms – un-

eren Anteil an der Eroberung, Nutzung und Besiede-
ng der Ozeane zu realisieren.


(Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eroberung?)


em dient auch der Antrag der christlich-liberalen Ko-
lition.





Torsten Staffeldt


(A) )


)(B)

Aus dieser Grundüberzeugung heraus bestätigen wir
der maritimen Wirtschaft, dass ihre Zukunftsfähigkeit
eine nationale Aufgabe ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Schiffbau und Zulieferer sowie maritime Technologien
sind die Basis dafür. Als Menschen bestehen auch wir
hauptsächlich aus Wasser. Ohne technische Hilfsmittel
können wir aber nicht auf und im Wasser leben. Leider.
Gelegentlich wird gemunkelt, dass dies nicht für alle
Völker gelte. Niederländer werden angeblich mit Kie-
men geboren. Zumindest kann dieser Eindruck entste-
hen, wenn verglichen wird, welche Rolle das Leben mit
und aus dem Wasser für Holländer spielt. Aber wir in
Deutschland haben die drittgrößte Handelsschiffsflotte
auf den Weltmeeren, und bei der modernen Container-
schifffahrt sind wir weltweit spitze.

Dem Bericht der Bundesregierung über die maritime
Wirtschaft können Sie entnehmen und entnehme ich,
dass über 380 000 Menschen in unserem Land in der
maritimen Wirtschaft ihren Lebensunterhalt verdienen.
Meine Damen und Herren, wir sind richtig gut.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Garrelt Duin [SPD]: Super! Das musste mal gesagt werden! – Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben hochspezialisierte Werften, die im Spezial-
schiffbau Weltmarkt- und Technologieführer sind und die
sich trotz Marktverzerrungen durch Subventionen welt-
weit am Markt behaupten. Sie haben auch dank der politi-
schen Unterstützung die Klippen der Krise erfreulich gut
umschifft. Unsere Reeder beschäftigen 60 000 Seeleute;
ich war einmal einer davon. An Land arbeiten Zehntau-
sende, um Schiffe zu bereedern, zu betreiben und zu ma-
keln. Die deutschen Häfen mit ihren Transportketten und
Hinterlandanbindungen sind Logistikweltmeister. Das
ist eine Erfolgsstory, um die wir beneidet werden; aber
Kiemen haben wir immer noch nicht.

Schlimmer als blind zu sein, ist, nicht sehen zu wol-
len. Sehen wir in Deutschland nicht, dass in unserem
vom Export abhängigen Land sichtbar ist, dass es besser
ist, über deutsche Häfen mit dem Be- und Entladen wert-
zuschöpfen, dass es besser ist, mit deutschen Schiffen
die gigantischen Güterverkehrsmengen der Globalisie-
rung zu transportieren, und dass es besser ist, Schiffe
und maritime Technologien weltweit einzusetzen, die
nach unseren umweltverträglichen Kriterien entwickelt
wurden?

Wir beweisen mit unserem Antrag eindeutig und
kleinteilig genug, dass wir die maritime Wirtschaft offe-
nen Auges sehen. Wir unterstützen die maritime Wirt-
schaft durch Innovations- und Forschungsförderung. Wir
sorgen dafür, dass die Finanzierungen für Schiffbauer
und Zulieferer, Reeder und Technologieunternehmen er-
halten bleiben. Wir haben ein 5-Milliarden-Kreditpro-
gramm aufgelegt, um die Windmühlen der Offshore-
windenergie zu beflügeln. Wir sind im Atalanta-Einsatz
und schützen deutsche Schiffe im vereinbarten Rahmen
vor Piraterie. Wir haben Modernisierungsprogramme für
die See- und Binnenschifffahrt, um die beiden unbestrit-

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(C (D n umweltverträglichsten Verkehrsträger weiter zu veressern, und – das ist der entscheidende Punkt – wir erden die Tonnagesteuer als wesentliches Instrument eibehalten. Zehntausende von Arbeitsplätzen und die amit verbundenen Einzahlungen in die Sozialversichengssysteme hängen von dieser wichtigen europäischen ereinfachung ab. Sie alle wissen, dass dies der entcheidende Punkt für die deutsche Schifffahrt ist. Wir eisen aber darauf hin, dass dieses Instrument nur erhaln werden kann, wenn es genug Schiffe unter deutscher lagge gibt. Meine Damen und Herren, das alles haben ie auch dieser Bundesregierung, vor allem dem Maritien Koordinator, Herrn Hans-Joachim Otto, zu verdan en. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Uwe Beckmeyer [SPD]: Toll!)


Wir müssen aber auch feststellen, dass weltweit nicht
ir gespielt wird, dass maritime Umweltzonen zu
arktverzerrungen und Verkehrsverlagerungen und dass

ubventionen im Schiffbau zu Wettbewerbsnachteilen in
nserem Land führen. Es ist billig, nun wie die SPD zu
fen: „Dann machen wir da auch mit!“; aber die Rech-

ung kommt hinterher. Die Stärke der deutschen mariti-
en Wirtschaft ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen,

ass es ihr gelingt, auch ohne das schleichende Gift der
ubvention am Weltmarkt zu bestehen.


(Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Ja, das ist ganz toll! – Weitere Zurufe von der LINKEN: Oh! – Wie gefährlich!)


arauf können die Unternehmen und Belegschaften der
aritimen Wirtschaft zu Recht stolz sein.

Jetzt muss ich mich leider doch noch ein wenig mit
em SPD-Antrag beschäftigen. Da gibt es in einigen
unkten Übereinstimmung.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710901400

Nein. Dafür sehe ich leider überhaupt keine Möglich-

eit.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Jetzt ist Feierabend!)



Torsten Staffeldt (FDP):
Rede ID: ID1710901500

Es geht ganz schnell. Ich bin auf der letzten Seite. –

s gibt da, wie gesagt, in einigen Punkten Übereinstim-
ung; das freut mich. Dummes Zeug steht aber auch ge-

ug drin; Ihre Vorstellungen zur WSV-Reform hat Herr
eckmeyer ja wieder schön vorgetragen. Gut gemeint ist
ber noch lange nicht gut gemacht. Unser Antrag weist
die Zukunft, und er ist realistisch umsetzbar. Die Kol-
ginnen und Kollegen von der SPD lade ich herzlich

in, unserem Antrag zuzustimmen; denn er ist eindeutig
er bessere und vor allem der zukunftsfähigere.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns ge-
einsam diesen Gedanken verfolgen: Deutschland

riegt Kiemen.

Danke schön.





Torsten Staffeldt


(A) )


)(B)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710901600

Der nächste Redner für die SPD-Fraktion ist der Kol-

lege Garrelt Duin.


(Iris Gleicke [SPD]: Atme noch mal richtig tief durch! – Weiterer Zuruf von der SPD: Die FDP geht unter! Deswegen brauchen die Kiemen! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Wo haben Sie Ihre Kiemen?)



Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1710901700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Tief durch die Nase und den Mund einatmend,


(Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Du kannst auch einen Schnorchel nehmen! – Vereinzelt Heiterkeit)


will ich meine Rede beginnen. Ich möchte zunächst da-
rauf hinweisen, dass wir in der Tat – es ist angesprochen
worden – kurz vor der 7. Nationalen Maritimen Konfe-
renz in Wilhelmshaven stehen. Ich erinnere mich noch
gut an die 1. Nationale Maritime Konferenz. Ich hatte
schon damals das Vergnügen, dabei sein zu dürfen, weil
sie quasi bei mir zu Hause, in Emden, stattgefunden hat.

Gerhard Schröder hat, als er Bundeskanzler der Bun-
desrepublik Deutschland war,


(Ingbert Liebing [CDU/CSU]: Wer ist das denn?)


gemeinsam mit der Schiffbauindustrie und nicht zuletzt
– das war der eigentliche Auslöser – gemeinsam mit den
Gewerkschaften gesagt: Die maritime Industrie hat in
Deutschland nicht den Stellenwert, den sie verdient. Wir
müssen in einer gemeinsamen Anstrengung versuchen,
dies zu ändern. Das tun wir mithilfe des Instruments der
Nationalen Maritimen Konferenz und durch den Einsatz
eines maritimen Koordinators. – Der Weg, der damals
eingeschlagen wurde, war richtig. Ich bin froh, dass die
Institutionen der Nationalen Maritimen Konferenz und
des Maritimen Koordinators über alle Parteigrenzen hin-
weg und trotz verschiedener Konstellationen der Bun-
desregierungen – das muss man an dieser Stelle konsta-
tieren – erhalten bleibt und dies auch für die Zukunft
gesichert zu sein scheint.


(Beifall bei der SPD)


Ich glaube, dass in der Tat eine ganze Menge von He-
rausforderungen auf uns warten. Ich will zunächst das
Thema Schiffbau ansprechen, weil sehr viele Kollegin-
nen und Kollegen und sehr viele Unternehmen in diesem
Bereich tätig sind, mehr noch tätig waren. Wir haben
hier radikale und sehr schmerzhafte Einschnitte hinneh-
men müssen. Wenn eine Werft keine Werft mehr ist, son-
dern in ein anderes Feld geht, dann ist das durchaus
zukunftsorientiert. Ein Beispiel – Sie kennen es, Herr
Staatssekretär – ist der Standort Emden. Sie müssen ver-
stehen, dass es für die Menschen ein tiefer Einschnitt in

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(C (D re Lebenskultur ist, wenn in Emden kein Schiff mehr ebaut wird, sondern man dort künftig – das ist die posive Meldung – im Bereich der Offshoretechnologie tätig ein wird, wodurch Arbeitsplätze gesichert werden. Aber s ist ein schwerer Einschnitt. Deswegen müssen wir uns uch an den anderen Standorten, die wir noch haben, mit ller Energie um das Thema Schiffbau kümmern. Handelsschiffbau ist nicht das Feld, in dem wir künfg agieren werden. In dem Bereich haben wir unsere arktanteile, die ohnehin immer geringer geworden ind, so gut wie verloren. Die Zukunft liegt erstens im pezialschiffbau. Wir alle kennen die Bilder der großen assagierschiffe und anderer Schiffe, die in Deutschland ebaut und ausgeliefert werden. Ich möchte aber auf ein zweites Feld zu sprechen ommen: den Marineschiffbau. Beim Marineschiffbau ibt es zwei Standbeine. Das eine Standbein ist das, was ir selber tun können, indem unsere Bundesregierung zw. die Bundesrepublik Deutschland als Auftraggeber uftritt. Wir sind in dieser Wahlperiode zum ersten Mal der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in er Situation, dass die Bundesregierung keinen einzigen uftrag zum Neubau im Bereich des Marineschiffbaus ergibt. Das bringt unsere Werften in eine extrem chwierige Lage. Früher hatten wir zwei Felder: den Handelsschiffbau nd den Marineschiffbau. Da aufgrund der internationan Verflechtungen der Handelsschiffbau weggebrochen t, müssen wir in diesem Bereich als Nachfrager auftren. Wenn das eine ganze Wahlperiode lang nicht ge chieht, dann gefährdet das Arbeitsplätze wie auch techisches und intellektuelles Know-how in Deutschland. as ist Ihre Verantwortung, meine sehr verehrten Damen nd Herren von der Bundesregierung. Das zweite Standbein ist der Export. Wenn wir in dieem Bereich zu zögerlich sind und unter anderem keine ermesbürgschaften gewährt werden, dann bricht uns uch dieses Standbein, der Export im Marineschiffbau, eg. Das dürfen wir nicht zulassen. Lieber Herr Staats ekretär Otto, setzen Sie sich als Maritimer Koordinator er Bundesregierung auch gegenüber den anderen Häuern, insbesondere gegenüber dem Verteidigungsminisrium dafür ein, dass wir dieses Standbein des Marine chiffbaus in Deutschland nicht verlieren! Wenn ich über den Schiffbau spreche, geht es selbsterständlich auch um die Finanzierung. Herr Otto, der SM und die IG Metall, Arbeitgeber und Arbeitnehmer zw. Unternehmen und Arbeitnehmer, haben Ihnen im tzten Jahr konkrete Vorschläge gemacht. Sie haben die erlängerung der Möglichkeit, Kreditund Bürgschaftsittel mit erhöhten Haftungsfreistellungen zu gewähren, efordert. Sie haben die Bereitschaft des Bundes eingerdert, für Bürgschaften im Schiffbaubereich das hälf ge Risiko bzw. 60 Prozent in Ostdeutschland zu überehmen und einiges mehr. Sie wollen davon nichts wissen. Mich überrascht dan nicht, dass ein FDP-Politiker von diesen Instrumen Garrelt Duin )


(Beifall des Abg. Uwe Beckmeyer [SPD])





(A) )

ten keinen Gebrauch machen will. Das überrascht mich
nicht im Geringsten.

Aber eines überrascht mich sehr, Herr Rehberg: Noch
im vergangenen Jahr, am 8. November 2010, haben Sie
Ihren Kongress zur maritimen Wirtschaft durchgeführt.


(Ingbert Liebing [CDU/CSU]: Er war super!)


– Das war unser Kongress, den wir vor wenigen Wochen
veranstaltet haben, auch. – Dort haben Sie der versam-
melten maritimen Wirtschaft ein Positionspapier vorge-
legt, in dem unter anderem die Prüfung der Bereitschaft
des Bundes bei gleichzeitiger Bereitschaft des betroffe-
nen Bundeslandes gefordert wird, für Bürgschaften im
Schiffbaubereich künftig gegebenenfalls das hälftige Ri-
siko bzw. 60 Prozent in Ostdeutschland zu übernehmen.
Das ist die Forderung von VSM und IG Metall.

In dem Papier wird auch die Prüfung der möglichen
dauerhaften Beibehaltung der erhöhten Bürgschafts-
quote von 90 Prozent und anderem gefordert, durch die
der Kreditbedarf ausreichend besichert werden soll. Das
war der Stand bei dem Kongress der CDU/CSU-Bundes-
tagsfraktion zur maritimen Wirtschaft im November.


(Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Genau!)


Warum stehen diese Punkte nicht in dem von Ihnen
vorgelegten Antrag? Sie sind zwar nach wie vor dafür,
Herr Rehberg und die CDU/CSU, aber die FDP lässt das
nicht durchgehen. Sie lassen sich von der FDP an der
Nase herumführen und schädigen damit gegen besseres
Wissen das Anliegen, die deutsche Schiffbauindustrie zu
unterstützen, Herr Rehberg.


(Beifall bei der SPD – Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie über 10 Prozent Kapitalkosten bei der 90-prozentigen Bürgschaftsquote bezahlen!)


Zur FDP: Sie haben eben noch einmal dargestellt,
Herr Staffeldt, wie Sie sich das alles vorstellen. Am
5. Mai war aber in der Welt unter der Überschrift „Hilfe
für deutsche Werften“ zu lesen:

Auch in der FDP reift die Erkenntnis, dass der
Schiffbau ohne Subventionen nicht überlebt.

Es ist von einem Papier die Rede, an dem Sie federfüh-
rend mitgearbeitet haben sollen und das nach der Som-
merpause in die Fraktion und dann ins Parlament einge-
bracht werden soll. Darin stellen die Liberalen fest, dass
die deutschen Werften vor enormen Herausforderungen
stehen und dass man nach der Sommerpause entspre-
chende Instrumente – diese haben Sie in Ihrer heutigen
Rede noch abgelehnt – schaffen will. Sie können vor der
Realität nicht weglaufen. Die deutsche Schiffbauindus-
trie braucht Unterstützung mit entsprechenden Finanzie-
rungsmodellen.


(Beifall bei der SPD)


Zweitens. Wenn wir über den Schiffbau hinaus-
schauen und uns ansehen, welche Chancen wir in der
Zukunftsindustrie der maritimen Wirtschaft haben, dann
stellen wir fest, dass das Thema Offshore eine große
Rolle spielt. Da das Verkehrsministerium an unserer De-

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(C (D atte so prominent teilnimmt, will ich ausdrücklich saen, dass ich es für richtig halte, dass man die Genehmiungsverfahren nicht mehr auf mehreren Schultern erteilt, sondern wieder das BSH für allein zuständig erlärt. Öffnen Sie aber endlich auch den 5-Milliaren-Topf für die Förderung von Investitionen im Schiffau! Drittens. Herr Beckmeyer hat darauf schon hingewieen: Die maritime Wirtschaft ist von einer funktionienden Infrastruktur abhängig. Eine funktionierende frastruktur braucht auch eine funktionierende und chlagkräftige Verwaltung. Das, was Frau Winterstein nd andere im Haushaltsausschuss auf den Weg bringen ollen – Sie wollen die Wasserund Schifffahrtsverwalng privatisieren, was einer Zerschlagung gleichkommt –, t der falsche Weg. Die Antwort, die das Verkehrsminisrium darauf gibt, Herr Ferlemann und Herr Ramsauer, t zwar besser als das, was Frau Winterstein vorhat. ber es reicht nicht aus. Hören Sie – das wissen Sie och aus eigener Erfahrung besser – mit der Klassifizieng der Wasserstraßen auf! Das ist an den entscheiden en Orten unseres Landes schlecht für die maritime irtschaft. Hören Sie auf, an der Wasserund Schiffhrtsverwaltung herumzudoktern! Ziehen Sie Ihre Kon epte, über die aktuell diskutiert wird, zurück! Machen ie sich frei davon! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Angesichts der Zeit komme ich zum letzten Punkt,
er nicht immer im Zentrum unserer Debatten steht, der
ber aktuell wichtig ist. Lieber Kollege Kammer, im An-
ag der Regierungskoalition lässt sich kein einziges
ort zur Fischerei in Deutschland finden. Dabei ist auch

ie Teil der maritimen Wirtschaft. Die Fischerei insbe-
ondere bei uns an der Küste befindet sich gerade in ei-
er desaströsen Situation. Kostendeckende Preise sind
icht zu erzielen. Wir haben in unserem Antrag dazu ei-
ige Punkte aufgegriffen. Es wäre gut, wenn der gesamte
eutsche Bundestag deutlich macht: Wir brauchen die
ischerei in Deutschland nicht für irgendwelche Folklo-
veranstaltungen in den Tourismushäfen. Wir müssen

ie Konflikte, die zum Beispiel durch die Nutzung von
ffshoreanlagen entstehen, lösen. Ich wäre froh gewe-

en, wenn CDU/CSU und FDP wenigstens ein Wort zu
iesem zentralen Punkt verloren hätten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710901800

Das Wort erhält nun der Kollege Ingbert Liebing für

ie CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Ingbert Liebing (CDU):
Rede ID: ID1710901900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

eauftragte der Unionsfraktion für maritime Wirtschaft,
ein Kollege Eckhardt Rehberg, hat in seinem Beitrag

indrucksvoll beschrieben, vor welchen Herausforderun-





Ingbert Liebing


(A) )


)(B)

gen die maritime Wirtschaft zurzeit steht und mit wel-
chen Forderungen wir in die Nationale Maritime Konfe-
renz gehen wollen. Ich brauche nicht zu wiederholen,
welche wirtschaftlichen Interessen und Chancen mit die-
sem Thema verbunden sind. Ich möchte vielmehr aufzei-
gen, warum und wie wir die wirtschaftlichen Interessen
mit den Anliegen des maritimen Umweltschutzes ver-
binden. Natürlich gibt es Nutzungskonflikte und mögli-
che Risiken. Der steigende Flächenbedarf für den Aus-
bau der Offshorewindenergie und die Schifffahrt, nicht
nachhaltige Fischereipraktiken, die Gewinnung von Bo-
denschätzen und Energie aus dem Meer, Verschmutzung
und Vermüllung sowie die Erwärmung der Meere in-
folge des Klimawandels sind nur einige Stichworte. Un-
ser Ziel ist es, Nutzungskonflikte zu befrieden und zu ei-
nem Interessenausgleich zu kommen. Chancen nutzen,
Risiken beherrschen, das ist unser Motto bei diesem
Thema.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn wir von der Bedeutung des Meeresumwelt-
schutzes sprechen, darf ein Hinweis nicht fehlen: Der
Verkehrsträger Schiff ist nicht nur aus wirtschaftlichen,
sondern auch aus ökologischen Gründen das sinnvollste
Verkehrsmittel.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Denn gemessen an der Transportleistung, ist sein Schad-
stoffausstoß am geringsten. Deshalb wird aus meiner
Sicht die kritische Betrachtung dieses Themas im SPD-
Antrag den Sachverhalten nicht gerecht. Die maritime
Umwelttechnologie in Deutschland macht große Fort-
schritte. Die deutsche Industrie ist in diesem Bereich ge-
rade für die Schifffahrtsbranche weltweit führend. Die
ersten Doppelhüllentanker sind in Deutschland gebaut
worden. Die Branche verfügt über exzellente Ingenieure
und einen hohen Ausbildungsstandard. Ich nenne für
neue Innovationen nur wenige Stichworte: den Einsatz
von Brennstoffzellen, die Ausrüstung von Frachtschiffen
mit Zugdrachen oder den Einsatz von LNG als Brenn-
stoff.

Die Unternehmen, die auf Forschung und Innovation
setzen, werden beste Chancen haben. Wachstum in der
Schifffahrtsbranche ist deshalb auch in dieser Hinsicht
im Einklang mit der Ökologie möglich. Höhere Umwelt-
standards können auch im ökonomischen Interesse lie-
gen. Von der Entwicklung neuer Technologien für eine
noch geringere Umweltbelastung durch die Schifffahrt
können Umwelt und Wirtschaft gleichermaßen profitie-
ren, wenn man es denn richtig macht. Das heißt aber,
dass Umweltstandards praxistauglich gesetzt werden
müssen. Deswegen komme ich noch mal zu dem Thema
der SECAs, die hier schon mehrfach angesprochen wor-
den sind.

Mit der Ausweisung dieser Sondergebiete für schwe-
felreduzierte Immissionen werden ab 2015 die Emis-
sionswerte von derzeit 1 Prozent auf 0,1 Prozent in Nord-
und Ostsee abgesenkt. Dies hätte den Einsatz von Destil-
laten zur Folge, soweit noch nicht andere Technologien
wie die Scrubber-Technologien tatsächlich eingesetzt

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(C (D erden können. Aber die Destillate sind deutlich teurer, nd teurere Treibstoffkosten können zu Verkehrsverlagengen von See auf Land führen. Das ist genau das, was ir nicht wollen. Die möglichen Risiken, die möglichen egativen Folgen dieser Verkehrsverlagerungen sind urch Studien belegt. Deswegen ist es genau richtig, ass wir uns jetzt Gedanken darüber machen, wie man u Lösungen kommt, zu praxistauglichen Lösungen insesondere für die jetzt vorhandenen Schiffe. Bei Neuauten, sagt uns die Branche, kriegen wir das in den riff. Aber wir müssen uns um die jetzt fahrenden chiffe kümmern. Deswegen möchte ich ausdrücklich den Einsatz soohl des Verkehrsministers Peter Ramsauer als auch seies Staatssekretärs Enak Ferlemann loben, die sich um ieses Thema kümmern, weil diejenigen, die das früher ingeführt haben, das eben versäumt haben. Herzlichen ank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Uwe Beckmeyer [SPD]: VDR, Verband Deutscher Reeder!)


Da sollten Sie mal ganz ruhig sein! Sie haben das ja
it Ihren Genossen verbockt, Herr Beckmeyer.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie sind völlig neben der Spur! VDR, der Verband der Reeder!)


aritimer Umweltschutz braucht sicheren Schiffsver-
ehr.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das ist der Verband der deutschen Reeder! Die arbeiten dort in den Kommissionen! Wollen Sie das mal realisieren?)


Genau, ist ja richtig. Wir machen das ja gemeinsam
it der Branche. Es wäre nur besser gewesen, wenn man

as rechtzeitig, vor der Beschlussfassung, gemacht hätte.
s ist Ihre Verantwortung, das nicht getan zu haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Uwe Beckmeyer [SPD]: Das ist mit Zustimmung des Verbands Deutscher Reeder passiert!)


Maritimer Umweltschutz braucht sicheren Schiffsver-
ehr. Dafür haben wir vor der Küste in der Deutschen
ucht und an der Ostsee einiges erreicht. Ich nenne nur
as Havariekommando in Cuxhaven. Aber die Einrich-
ng des Havariekommandos ist letztlich die Folge eines

chweren Unglücks von vor über zehn Jahren gewesen,
ie Havarie der „Pallas“ vor Amrum. Das Erlebnis steckt
ns allen an der Küste noch in den Knochen. Aber die
erzeitige Behördenstruktur mit verschiedensten Bun-
es- und Landesbehörden und den gesplitteten Zustän-
igkeiten ist trotz erreichter Fortschritte nach wie vor
nbefriedigend. Der Aufbau einer nationalen Küstenwa-
he ist im Koalitionsvertrag verankert, und das Bekennt-
is zu dieser notwendigen Aufgabe haben wir in unseren
ntrag aufgenommen. Mit der heutigen Beschlussfas-

ung unterstreichen wir diese Erwartungshaltung an die
undesregierung, dass die Zielsetzung einer nationalen





Ingbert Liebing


(A) )


)(B)

Küstenwache mit der Integration der Bundesbehörden
auf See jetzt auch in einem ersten Schritt vollzogen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich erwarte, dass im Gegensatz zu manchem hinhalten-
den Widerstand einzelner Fachbehörden dies jetzt auch
wirklich umgesetzt wird, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen, nicht nur reden!)


Lassen Sie mich zum Abschluss noch einen Aspekt
aufgreifen, der mir sehr am Herzen liegt. Die Schifffahrt
ist zwingend angewiesen auf Sicherheit und auch auf
eine freie Schifffahrt auf allen Weltmeeren. Das, was wir
insbesondere im Indischen Ozean mit zunehmenden Pi-
ratenangriffen erleben, macht uns Sorge, zunehmende
Sorge, weil wir die Intensität, aber auch die zunehmende
Brutalität in den Angriffen der Piraten feststellen, da es
inzwischen auch zu Toten gekommen ist.

Unsere Marine leistet hier einen wichtigen Beitrag im
Rahmen von Atalanta, den ich ausdrücklich anerkennen
und würdigen möchte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich baue darauf, dass auch diese Erfahrungen in die jetzt
notwendigen Entscheidungen im Rahmen der Bundes-
wehrstrukturreform einfließen. Die Marine leistet hier
einen wichtigen Beitrag für die freie Schifffahrt als Vo-
raussetzung für freien Welthandel.

Wir müssen aber auch feststellen, dass die bisher er-
griffenen Maßnahmen nicht ausreichen, um die Seewege
tatsächlich ausreichend zu schützen. Die langfristige und
durchgreifende Lösung wird sicherlich nur in veränder-
ten staatlichen Strukturen und in der Gewährleistung von
Sicherheit an Land liegen. Wir brauchen diesbezüglich
eine Lösung, insbesondere für Somalia. Aber darauf
können wir nicht warten. Wir brauchen auch kurzfristige
Maßnahmen; wir brauchen mehr als das, was bisher ge-
schehen ist. Der Rat, keine Schiffe mehr durch den Suez-
kanal, sondern um Afrika herum fahren zu lassen, kann
nicht zielführend sein. Ein solches Vorgehen käme einer
Kapitulation, auch der Welthandelsnation Deutschland,
gegenüber international geächteten Piraten gleich.

Wir setzen uns dafür ein, nach weiteren Wegen zu su-
chen, um die Schifffahrt wirksam gegen Piratenangriffe
zu sichern. Die Sicherheit der deutschen maritimen Wirt-
schaft und der für Deutschland wichtigen Handelswege
muss oberste Priorität für eine Exportnation wie Deutsch-
land haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die 7. Nationale Maritime Konferenz in Wilhelmsha-
ven stellt sich allen diesen wichtigen Herausforderun-
gen. Ich hoffe und ich bin auch zuversichtlich, dass von
dieser Konferenz ein gutes und ein starkes Signal für un-
sere Branche ausgehen wird, die sich mit den Herausfor-
derungen auseinandersetzt. Sie erhält die Unterstützung
der Bundesregierung und des Deutschen Bundestages.
Wir sollten die Chancen nutzen und uns gleichzeitig der

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(C (D isiken bewusst sein. Die Risiken sollten wir aber nicht den Vordergrund stellen, sondern wir sollten aus rücklich sagen: Mit diesen Aufgaben sind vor allem hancen verbunden, die wir für unsere maritime Wirt chaft nutzen wollen. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Nächster Redner ist der Kollege Herbert Behrens für ie Fraktion Die Linke. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich ill auf den Titel dieser Debatte zurückkommen. Eigentch wollten wir uns über Zukunftsperspektiven für die aritime Wirtschaft unterhalten. Dazu ist nach meinem afürhalten bislang zu wenig gesagt worden. Die maritime Wirtschaft ist eine Exportwirtschaft. as wurde von allen hier anerkannt; da sind wir uns si herlich alle einig. Bei den Unternehmen im Schiffbau, der Seeschifffahrt und in der Hafenwirtschaft läuft es ann gut, wenn die Weltwirtschaft brummt. Dagegen feifen diese Unternehmen aus dem letzten Loch, wenn ie Weltwirtschaft in die nächste Krise stürzt. (Torsten Staffeldt [FDP]: Wenn die Linken an der Regierung sind!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710902000

(Beifall bei der LINKEN)

Herbert Behrens (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710902100

Das war 2008 und 2009 so, also in einer Zeit, in der die
inke nicht an der Regierung war, sondern diese Bun-
esregierung und ihre Vorgängerin. – Die Folgen dieser
rise sind hochdramatisch gewesen, auch für die mari-
me Wirtschaft. Ich denke, es ist notwendig, dass die
ukunftsperspektiven der maritimen Wirtschaft in
eutschland anders beurteilt werden als im Moment in
er Darstellung der Bundesregierung.

Den Werften geht es immer noch nicht gut. Die Be-
ingungen der Beschäftigten auf den Schiffen sind teil-
eise katastrophal, und der Umschlag von Seegütern hat
as Niveau von vor der Krise noch nicht wieder erreicht.
ie Kolleginnen und Kollegen belastet das ständige Auf
nd Ab in ihren Unternehmen, auf den Werften, in den
ogistikbetrieben und bei den Herstellern von Offshore-
nlagen. Die Unternehmen kennen nur Boom oder Krise,
in ständiges Auf und Ab. Das hält auf Dauer keine Be-
gschaft aus. Das hält auf Dauer aber auch kein Betrieb

us. Es führt immer wieder dazu, dass Wissen, Vermö-
en und Perspektiven vernichtet werden. So müsste eine
eschreibung der Wirklichkeit aussehen, nicht weil wir
as toll finden, sondern weil wir eine wahrhaftige Ana-
se brauchen, wenn wir eine soziale und ökologische
erkehrswirtschaft gestalten wollen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir kritisieren den Wachstumsfetisch, dem die Bun-
esregierung unterliegt. Zukunftsperspektiven der mari-
men Wirtschaft müssen anders definiert werden. Un-
ere Kriterien dafür sind soziale und gerechte Standards





Herbert Behrens


(A) )


)(B)

für die Beschäftigten, fairer Welthandel und eine ökolo-
gisch ausgerichtete maritime Wirtschaft.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will ein paar Beispiele dafür geben.

Die Bundesregierung will Weser, Elbe und auch die
Ems über viele Kilometer ausbaggern. Die großen See-
schiffe sollen weit ins Land fahren können und dort ihre
Ladung löschen oder aufnehmen.


(Garrelt Duin [SPD]: Richtig so!)


Das ist dann unsinnig, wenn gleichzeitig in Wilhelmsha-
ven der JadeWeserPort gebaut wird, den Schiffe mit
Tiefgängen von bis zu 16,5 Metern anfahren können.
Wir meinen: Schiffe dieser Größe sollten und können
Wilhelmshaven anlaufen, ihre Frachten können und sol-
len dort teilweise oder ganz gelöscht werden. Dann kön-
nen sie ihre Reise fortsetzen. Die Güter würden von Wil-
helmshaven aus vorwiegend über Schiff oder Schiene
weiterverteilt. Der Transport über die Straße würde nur
in Ausnahmefällen stattfinden. Von diesem Gedanken
der Vernetzung der Küstenländer und ihrer Häfen ist die
Bundesregierung eigentlich gar nicht so weit entfernt.
Das steht ansatzweise in ihrem Papier. Aber sie bleibt in
diesem Ansatz stecken und sagt: Für die Seehäfen sind
die Bundesländer zuständig. – Ja, das stimmt, für die Hä-
fen schon, aber alles, was davor oder danach kommt,
liegt im Aufgabenbereich der Bundesregierung, ob es
die seewärtigen Zufahrten oder die Hinterlandanbindun-
gen sind. Ein integriertes, nachhaltiges Hafenkonzept
muss dieses Hemmnis – da ist der Föderalismus eine He-
rausforderung – überwinden.


(Beifall bei der LINKEN)


Das nächste Beispiel: Das Güterverkehrsaufkommen
soll bis 2025 auf das Zweieinhalbfache der heutigen
Mengen wachsen. Dass diese Prognosen auf der Grund-
lage eines Ölpreises von 60 Dollar pro Barrel berechnet
werden, wird nicht erwähnt. Der weltweite Güterverkehr
wird aber in Zukunft teurer werden – das wissen wir
schon heute –, und er wird Einfluss auf die Exportwirt-
schaft haben. Sinnvolle Perspektiven, Zukunftsperspek-
tiven für die maritime Wirtschaft in Deutschland können
nur auf der Basis einer neuen Verkehrsprognose entwi-
ckelt werden.

Daraus folgt, dass wir Alternativen mit den Unterneh-
men entwickeln wollen. Zurzeit wird der Umschlag von
Offshorewindanlagen gepusht. Das ist vernünftig, aber
das darf nicht völlig einseitig passieren. Die Produktion
und der Umschlag von Windkraftanlagen für die See be-
nötigen nur einen Teil der vorhandenen Qualifikationen
auf den Werften und in der Zulieferindustrie, und man
braucht auch nur einen Teil des vorhandenen Know-
hows in Technik und Wissenschaft. Die Leute können
mehr. Wir brauchen dringend innovative, umweltfreund-
liche Schiffsantriebe und Verfahren, wie Schiffe in den
Häfen mit sauberer Energie versorgt werden können.
Das ist der Ansatzpunkt für eine wirklich ambitionierte
Technologiepolitik an der Küste.

Wir stehen vor riesigen Herausforderungen bei der
Gestaltung einer umweltgerechten Nutzung der Meere.

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(C (D as sind die neuen Aufgaben für Unternehmen, deren isherige Beschäftigung wegfällt, und für neue Unterehmen, die mit innovativen Technologien auf den arkt drängen. Die 150 Millionen Euro, die die Bundesgierung für das Forschungsprogramm „Maritime Tech ologien der nächsten Generation“ bis 2015 zur Verfüung stellt, reichen längst nicht aus. Noch ein Wort zur Situation der Beschäftigten auf den chiffen: Die deutsche Schifffahrt ist heute von Billigaggen und Zweitregistern geprägt. Billigflaggenschiffe edeuten mangelnde Sicherheit, gekaufte Patente und nregelmäßige Arbeitszeiten. (Torsten Staffeldt [FDP]: Quatsch, Herr Behrens, Sie wissen genau, dass das nicht stimmt!)


(Beifall bei der LINKEN)


it der Einführung der Tonnagesteuer im Jahr 1999
ollte erreicht werden, dass wieder mehr Schiffe unter
eutscher Flagge fahren. Das hat im Jahr 2004 beispiels-
eise 1 Milliarde Euro weniger Steuereinnahmen ge-
racht, aber nicht verhindert, dass inländische Reeder
re Schiffe weiter ausgeflaggt haben. 600 von
000 Handelsschiffen sollten nach der Vereinbarung

wischen Bundesregierung und Reedern wieder unter
ernünftigen Bedingungen fahren, 445 sind es heute.
as Billigflaggensystem muss überwunden werden. Wir
rauchen einen verbindlichen Ordnungsrahmen für die
chifffahrt und keine Anreizsysteme und Selbstver-
flichtungen. Die funktionieren nicht. Nur wenn die
kologischen und sozialen Bedingungen in der mariti-
en Wirtschaft so gestaltet werden, dass sie in die Zu-

unft weisen, können wir wirklich von Perspektiven der
aritimen Wirtschaft sprechen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710902200

Das Wort erhält nun der Kollege Hans-Werner

ammer für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Hans-Werner Kammer (CDU):
Rede ID: ID1710902300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

eistungsfähige Seehäfen sind für die maritime Wirt-
chaft und damit für die ganze im- und exportabhängige
olkswirtschaft der Bundesrepublik unverzichtbar. Es ist
aher ein zentrales Anliegen der christlich-liberalen Ko-
lition, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Seehäfen im
ternationalen Vergleich noch weiter zu stärken. Der
ogistikstandort Deutschland muss auch in Zukunft
eltweit führend sein. Entscheidend sind dabei die Hin-
rlandanbindung und die seewärtigen Zufahrten. Unsere
evise dabei ist: Hochleistungslogistik statt Flaschen-
als. Dieses Prinzip haben wir nicht nur im Koalitions-
ertrag, sondern auch im „Aktionsplan Güterverkehr
nd Logistik“ und im nationalen Hafenkonzept veran-
ert.

Im Gegensatz zu den Kollegen von der Sozialdemo-
ratie, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit alles





Hans-Werner Kammer


(A) )


)(B)

Mögliche aufschreiben und fordern, werden wir unsere
Absichten auch umsetzen. Die Koalition redet nicht, sie
handelt entschlossen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen des Abg. Uwe Beckmeyer [SPD])


Lassen Sie mich als Verkehrspolitiker einige Bei-
spiele dafür nennen, wie es in Zukunft aussehen wird
und wie es in der Vergangenheit aussah. Herr
Beckmeyer, ich kann Ihnen nur sagen: Das Lachen wird
Ihnen dann vergehen.

Ein Beispiel dafür, wie es in der Vergangenheit aussah,
ist die zweigleisige Schienenanbindung des JadeWeser-
Ports in Wilhelmshaven. Nicht weniger als fünf sozialde-
mokratische Verkehrsminister haben Anwohnern und der
Wirtschaft elf Jahre lang immer wieder vorgegaukelt,
dass eine leistungsfähige Eisenbahnanbindung des Tief-
wasserhafens rechtzeitig zu dessen Eröffnung fertig wäre.
Das klang schön, war aber schlichtweg die Unwahrheit.
Das waren Ihre Verkehrspolitiker.

Nur dank der zupackenden Art unseres Verkehrsmi-
nisters


(Beifall des Abg. Dr. Johann Wadephul [CDU/ CSU] – Uwe Beckmeyer [SPD]: Hat die Deutsche Bahn sich jetzt entschlossen, das zu bauen! – Garrelt Duin [SPD]: Da lachen jetzt alle!)


und seiner Überzeugungskraft gelang es uns mit verein-
ten Kräften in allerletzter Minute, für eine bedarfsge-
rechte zweigleisige Schienenanbindung zu sorgen.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das hat die Bahn immer versprochen! Ist in Ordnung!)


Um ein Haar hätte die sozialdemokratische Schlamperei
im Verkehrsministerium dazu geführt,


(Beifall des Abg. Torsten Staffeldt [FDP])


dass der JadeWeserPort keine Erfolgsstory, sondern eine
Lachnummer geworden wäre.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Garrelt Duin [SPD]: Wir haben ihn überhaupt erst auf den Weg gebracht! Uwe Beckmeyer [SPD]: So viel zu Ihrer Märchenstunde!)


So sah sozialdemokratische Verkehrspolitik aus.

Herr Beckmeyer, an dieser Stelle habe ich mein Kon-
zept umgeschrieben;


(Garrelt Duin [SPD]: Es ist nicht besser geworden!)


denn Frau Dr. Wilms, Sie und auch Herr Bartsch haben
gefordert, dass wir handeln und aufzeigen, wo wir Taten
vollbringen. Ich möchte Ihnen dazu einige Beispiele
nennen.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Dann los!)


Wir werden die Fahrrinne der Elbe anpassen. Die
Bundesrepublik Deutschland wird fast 250 Millionen
Euro investieren, damit der Hafen der Freien und Hanse-

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(C (D tadt Hamburg auch von Containerschiffen mit einem iefgang von 14,5 Metern erreicht werden kann. (Garrelt Duin [SPD]: Macht die CDU-Landesregierung in Niedersachsen da auch mit?)


Ich kann Ihnen dazu sagen: Der Ministerpräsident Nie-
ersachsens trägt eine hohe Verantwortung für sein
and, und dieser Verantwortung wird er auch dort ge-
cht werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Garrelt Duin [SPD]: Das ist wohl wahr: auf Druck der Hamburger! Weil in Hamburg endlich wieder gut regiert wird!)


er Hamburger Hafen wird ein erfolgreicher Mitspieler
internationalen Wettbewerb bleiben. Meine Damen

nd Herren von der Opposition, so sieht Zukunft aus.

Ein weiterer Punkt – ich nenne ausdrücklich nord-
eutsche Beispiele; da kennen Sie sich ja etwas besser
us –: Wenn keine unvorhergesehenen Schwierigkeiten
uftreten, dann können wir noch in diesem Sommer da-
it beginnen, die Fahrrinne von Unter- und Außenweser

u optimieren. Das ist ein 50-Millionen-Euro-Projekt,
as für die Massenguttransporte nach Brake und Bremen
nd für den Containerverkehr nach Bremerhaven uner-
sslich ist.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Auch da muss Niedersachsen einverstanden sein!)


Auch hier legen wir los, Herr Beckmeyer.

Der Hafen Emden muss besser für Autotransport- und
assengutschiffe erreichbar sein. Wir werden das Plan-
ststellungsverfahren für den Ausbau der Außenems

inleiten. Wir reden nicht, wir handeln.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Garrelt Duin [SPD]: Sie vollenden nur all das, was wir begonnen haben!)


Ich muss Sie ja richtig treffen, sonst wären Sie nicht so
ufgeregt.


(Garrelt Duin [SPD]: Weil es so viel Unsinn ist!)


Auch der Nord-Ostsee-Kanal muss fit für einen im-
er weiter steigenden Verkehr gemacht werden.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Richtig!)


ier steht nicht nur der Neubau einer dritten großen
chleuse auf unserer Agenda, sondern auch der Ausbau
er 20 Kilometer langen Oststrecke des Nord-Ostsee-
anals.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Richtig!)


ußerdem sind wir dabei, die Teilplanung für die Vertie-
ng des gesamten Kanals um 1 Meter vorzunehmen.
ir packen auch diese Dinge an.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Uwe Beckmeyer [SPD]: Wer hat es erfunden? Die Sozialdemokaten! Mach weiter so!)






Hans-Werner Kammer


(A) )


)(B)

Genauso machen wir es mit den Schienenwegen, die
für die Hinterlandanbindungen unserer Seehäfen lebens-
wichtig sind:

Trotz aller Schwierigkeiten aus sozialdemokratischer
Vergangenheit werden wir den Vollausbau der Eisen-
bahnstrecke von Wilhelmshaven nach Oldenburg bis
2014 erreichen.

Die Planung der Y-Trasse zwischen Hamburg und
Hannover einerseits und Bremen und Hannover anderer-
seits kann nun endlich beginnen. Planungsmittel stehen
bereit.

Der Ausbau der Strecke Stelle–Lüneburg wird bald
fertiggestellt sein.

Ebenso wichtig ist allerdings auch die Anbindung der
Seehäfen an ein leistungsfähiges Straßennetz. Hierbei ist
besonders die Küstenautobahn A 20 von Stettin über
Rostock und Lübeck durch den Wesertunnel bis zur A 28
bei mir in Westerstede zu nennen. Auch den kontinuierli-
chen Ausbau des Autobahnnetzes dürfen wir nicht ver-
gessen.

Es ist klar, dass steigende Anforderungen an unsere
Infrastrukturnetze auch solide finanziert werden müssen.
Die Unterfinanzierung von gestern rächt sich spätestens
morgen. Wir werden auch hier gegensteuern.


(Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Woher soll denn das Geld kommen?)


Die Fraktion der SPD im Deutschen Bundestag hat
richtigerweise erkannt – da muss ich sie sogar einmal lo-
ben –,


(Garrelt Duin [SPD]: Danke!)


dass Deutschland über eines der besten und modernsten
Verkehrsinfrastruktursysteme weltweit verfügt. Dieser
Analyse kann ich mich nur anschließen. Das muss aber
auch so bleiben.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Dann tun Sie etwas dafür!)


Diese Spitzenstellung können wir nur dann erhalten,
wenn wir unsere Infrastruktur ständig an den wachsen-
den Bedarf anpassen.


(Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen den Bedarf ehrlich berechnen!)


Meine Kollegen von der Opposition, es wäre gut, das
Interesse an dem Wohlergehen unseres Gemeinwesens
hinter Ihre Sucht nach kurzfristiger Popularität zu stel-
len; denn Fensterreden im Bundestag nutzen nichts,
wenn Sie dann bei Demonstrationen vor Ort in der ersten
Reihe stehen und sich gegen die Zukunft Deutschlands
aussprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ein Musterbeispiel dafür ist die Diskussion um die
Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des
Bundes.

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(C (D (Uwe Beckmeyer [SPD]: Erzählen Sie einmal etwas dazu!)


ei Sozialisten aller Couleur steht nicht etwa die Frage
Vordergrund, wie wir angemessen auf die neuen Ver-

ältnisse reagieren. Sie wollen stattdessen am liebsten
en gegenwärtigen Status konservieren. Stillstand führt
den Abgrund.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie schließen jetzt erst mal Hannover, nicht?)


Das gilt genauso für die A 20. Da wende ich mich be-
onders an die Grünen, die an jeder Stelle verhindern
ollen, dass diese Strecke ausgebaut wird.


(Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir brauchen sie nicht! Für 15 000 Autos brauchen wir keine Autobahn!)


Ich möchte noch einen letzten Punkt ansprechen, lie-
er Garrelt Duin. Sie haben gesagt, dass die Fischer in
nserem Antrag nicht vorkommen. Für sechs Maritime
onferenzen in der Vergangenheit trugen Sie die Verant-
ortung. Bei keiner dieser Konferenzen waren die
ischer vertreten.


(Garrelt Duin [SPD]: Das stimmt nicht!)


Ich kann hier nur ausdrücklich sagen, dass unser nie-
ersächsischer Ministerpräsident sich gerade in den letz-
n Tagen ausdrücklich der Sorgen der Krabbenfischer

ngenommen hat


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das sind doch nicht nur die Krabbenfischer! Fischerei ist ein bisschen mehr!)


nd die Nachrüstung der elektronischen Logbücher
bernimmt. Auch hier handeln wir entschlossen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Garrelt Duin [SPD]: Sie leiten EU-Geld weiter! Sonst passiert überhaupt nichts!)


Meine Damen und Herren von der Opposition, ich
rdere Sie auf, mit uns für den Fortschritt und die Si-

herung unserer Zukunft zu kämpfen. Die CDU/CSU-
undestagsfraktion bekennt sich zu ihrer Verantwortung
r die maritime Wirtschaft in ganz Deutschland.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Aber sehr schwächlich!)


afür steht unser Antrag. Als Wahlkreisabgeordneter
eue ich mich natürlich besonders, dass der neue Jade-
eserPort und die Energiedrehscheibe Wilhelmshaven

abei als richtungsweisend in Niedersachsen in heraus-
gender Weise gewürdigt werden.


(Garrelt Duin [SPD]: Wir freuen uns auch! Aber Sie können nichts dafür! Da war Oppermann noch in der Regierung!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710902400

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.






(A) )


)(B)


Hans-Werner Kammer (CDU):
Rede ID: ID1710902500

Ich bin beim letzten Satz. – Ich freue mich auch, viele

von Ihnen in der übernächsten Woche in Wilhelmshaven
anlässlich der 7. Nationalen Maritimen Konferenz auf
dem Gelände des neuen Tiefwasserhafens für Deutsch-
land begrüßen zu dürfen.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710902600

Thomas Bareiß von der CDU/CSU-Fraktion ist der

letzte Redner zu diesem Tagesordnungspunkt.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Thomas Bareiß (CDU):
Rede ID: ID1710902700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine

Herren! Ich muss gestehen, dass für mich als Schwaben
das Thema „Maritime Wirtschaft“ durchaus eine He-
rausforderung darstellt. Die jetzt eineinhalbstündige De-
batte hat in ganz besonderer Weise gezeigt, dass die In-
frastruktur und insbesondere die Verkehrsknotenpunkte
ein ganz entscheidendes Thema sein werden, wenn es
um die Zukunft Deutschlands und um die Frage geht, ob
wir weiterhin die Drehscheibe für Handel, für Gewerbe
und für Produkte in der Welt sein werden.

Deutschland ist in ganz besonderer Weise von diesem
Handel abhängig. Wir sind der Handelsplatz Nummer
eins, was die Organisation der Exporte betrifft. Dieses
Jahr haben wir wahrscheinlich erstmalig Exporte – so-
wohl von Waren als auch von Dienstleistungen – im
Wert von über 1 000 Milliarden Euro. Gleichzeitig wer-
den derzeit Waren im Wert von über 900 Milliarden
Euro importiert. Das heißt, dass wir nicht nur beim Ex-
port spitze sein werden, sondern auch beim Import.

Dafür brauchen wir leistungsfähige und moderne In-
frastrukturen im Bereich der Flughäfen, der Straßen, der
Schiene und vor allen Dingen auch der Häfen. Daran
wird sich, wie gesagt, auch die Zukunft Deutschlands in
den nächsten Jahren festmachen.

Ein besonderer Punkt, den ich in meiner Rede heraus-
greifen möchte, ist das Thema der Energiesicherheit und
die Frage, wie wir über unsere Häfen bzw. über die mari-
time Wirtschaft Zugänge zu Energieressourcen in den
nächsten Jahrzehnten sicherstellen können. Ich glaube,
auch in diesem Bereich wird die maritime Wirtschaft in
den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen.

Wenn wir früher aus der Kernenergie aussteigen wol-
len – darüber haben wir an diesem Ort ja in dieser Wo-
che schon mehrfach diskutiert –, müssen wir uns schnel-
ler um Ersatz für diese Energiequelle bemühen. Eine
Möglichkeit zum Ersatz – damit möchte ich beginnen –
stellen fossile Energieträger dar. Davon werden wir in
den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten mehr benötigen.
Wir brauchen zum einen mehr Steinkohle.


(Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allerhöchstens Gas, aber keine Kohle!)


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(C (D iese wird größtenteils über unsere Häfen importiert. er Hamburger Hafen steht mit 6,4 Millionen Tonnen teinkohle beim Import an erster Stelle. Wir brauchen in Deutschland in den nächsten Jahren ber zum anderen – auch das ist ja bekannt – mehr Gas. azu müssen wir diversifizieren. Wir wollen uns nicht ur von einem Gaslieferanten abhängig machen. Wir ollen nicht nur verschiedene Pipelines nutzen, sondern ir wollen auch Handelspartner aus anderen Regionen r uns gewinnen. Dazu brauchen wir zukünftig LNG, as an Bedeutung gewinnt. Schon seit 30 Jahren gibt es lanungen, ein LNG-Terminal in Wilhelmshaven zu auen. Jetzt ist die Stunde günstig, um dieses Thema anupacken. Wir brauchen nicht nur Gas; (Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann aber richtig!)


ir sind auch darauf angewiesen, dass in solche Anlagen
vestiert wird, um uns von Pipelines unabhängiger zu
achen und auf neue Ressourcen zugreifen zu können.


(Beifall bei der CDU/CSU)


as ist ein wichtiger Punkt in unserem Antrag. Hier wol-
n wir für weiteren Ausbau sorgen.

Dann spielt auch die Fördertechnik im Bereich der
aritimen Wirtschaft eine enorm wichtige Rolle. För-

ertechnik für Öl und Gas stellt den umsatzstärksten Be-
ich der maritimen Wirtschaft dar: Über 8 Milliarden
uro werden hier umgesetzt. Über 500 Unternehmen
nd über 200 wissenschaftliche Institute spielen hier
ine wichtige Rolle für die Energiegewinnung, und zwar
icht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt.
amit sind auch in diesem Punkt deutsche Unternehmen

in Garant dafür, dass in der Welt umweltfreundlich, na-
r- und ressourcenschonend sowie vor allen Dingen

uch sicher für die Betroffenen Energieressourcen geho-
en werden. Das ist ein ganz wichtiger Beitrag, den wir
isten. Auch hier werden wir in den nächsten Jahren für
eiteren Ausbau sorgen.

Ein weiterer Bereich, der für die Energiegewinnung
ine große und in den nächsten Jahren sogar noch grö-
ere Rolle spielen wird, ist die Windenergie. Vor allen
ingen der Offshorebereich wird einen enormen Zu-
achs erfahren. Wir werden, wenn wir den Umstieg auf

rneuerbare Energien wirklich ernsthaft angehen wollen,
die Energieträger investieren müssen, die in Deutsch-
nd kosteneffizient nutzbar gemacht werden können.
as ist im Bereich der erneuerbaren Energien vor allem
ffshore erzeugte Windenergie. Wir brauchen Energie
us Windkraftanlagen in der Nord- und Ostsee. Deshalb
erden wir auf den weiteren Ausbau in den nächsten

ahren einen besonderen Schwerpunkt legen. Die Leis-
ng wird von derzeit praktisch null in den nächsten Jah-
n auf 10 Gigawatt steigen. Wir wollen sie bis 2035 auf

5 Gigawatt ausbauen. Das ist eine enorme Herausforde-
ng. Wenn wir dieses Ziel erreichen wollen, muss ab

ofort jeden zweiten Tag ein neues Windrad in der Nord-
der Ostsee ans Netz gehen. Ich glaube, allein diese Zahl
eigt, wie ambitioniert die Ziele sind.





Thomas Bareiß


(A) )


)(B)

Auch die EU hat sich sehr hohe Ziele gesetzt. Die
Europäische Union möchte ab 2015 jedes Jahr 3 000 Mega-
watt zubauen; das entspricht einem Zubau von 600 bis
800 Windrädern in Europa pro Jahr. Auch das zeigt, dass
in dieser Form der Energiegewinnung eine enorme
Chance für die deutsche Industrie und die deutsche Wirt-
schaft steckt. Allein das Erreichen des deutschen Aus-
bauziels hätte zur Folge, dass 100 Milliarden Euro Um-
satz in diesem Bereich in Deutschland generiert würden.
Damit könnte ein Beschäftigungsaufwuchs von über
10 000 Beschäftigten in diesem Bereich einhergehen.

Der deutsche Anteil am Weltmarkt in diesem Bereich
beträgt derzeit 25 Prozent. Es muss unser Ziel sein, die-
sen Anteil nicht nur zu halten, sondern in den nächsten
Jahren sogar stetig zu erhöhen. Ich sehe darin eine
enorme Chance für den deutschen Mittelstand. Dem
deutschen Anlagenbau kommt hier ein sehr hoher Stel-
lenwert zu. Die deutsche Ingenieurskunst ist überall in
der Welt gefragt. Hier können wir durch das Setzen ent-
sprechender politischer Rahmenbedingungen, wie in un-
serem Antrag auch dargelegt, sehr hilfreich wirken.

Die Herausforderungen im Bereich der Offshore-
windparks sind immens; ich habe sie schon genannt.
Derzeit sind bereits 23 Windparks, sowohl in der Nord-
als auch in der Ostsee, genehmigt, die mit über
1 600 Anlagen starten können. Nun liegt es an uns, at-
traktive Investitionsbedingungen für die Investoren zu
schaffen. Das wollen wir unter anderem dadurch errei-
chen, dass wir das Erneuerbare-Energien-Gesetz jetzt
schnell in dem Sinne novellieren. Dafür sind unter-
schiedliche Vorschläge im Raum. Ich glaube, dass wir
hier mit einem Stauchungsmodell – das heißt, dass wir
den Investoren zu Beginn einer Investition mehr Geld
geben – vieles erreichen können, dass wir Investoren auf
diese Weise eher dazu bringen können, zu investieren, und
dass wir auf diesem Wege eine Anlage schneller rentabel
machen können. Das haben wir auch bei dem 5-Milliar-
den-Euro-KfW-Programm so gehalten. Das ist eine
wichtige Hilfe für zukünftige Investoren.

Ein weiteres wichtiges Thema – es ist schon ange-
sprochen worden – ist der Anschluss der Windparks. Wir
haben vor einer Woche mit großem medialem Aufsehen
den Baltic-1-Park eingeweiht. Er war nur wenige Tage
am Netz; inzwischen wurde er vom Netz genommen,
weil er noch nicht in vollem Umfange angeschlossen
werden konnte. Es kann nicht in unserem Interesse sein,
dass ein solcher Anschluss 36 Monate dauert. Auch das
muss wesentlich beschleunigt werden. Dazu enthält un-
ser Antrag konkrete Ansätze; denn wir müssen vermei-
den, dass der Anschluss in den nächsten Jahren der Fla-
schenhals für die Offshoreenergie ist.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass wir eine saubere
Infrastruktur für die zukünftigen Offshorewindparks
brauchen.

Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, können wir
weiterhin eine sichere, umweltfreundliche, klimafreund-
liche, aber auch bezahlbare Energieversorgung sicher-
stellen. Dabei spielt die maritime Wirtschaft eine heraus-
ragende Rolle.

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(C (D In diesem Sinne kann ich Sie nur auffordern, unseren ntrag zu unterstützen. Herzlichen Dank. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf en Drucksachen 1/5572, 17/5770 und 17/5237 an die in er Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlaen. Die Vorlage auf der Drucksache 17/5237 zu Tagesrdnungspunkt 24 c soll federführend beim Ausschuss r Wirtschaft und Technologie beraten werden. Sind Sie amit einverstanden? – Das ist offensichtlich der Fall. ann sind die Überweisungen so beschlossen. Wir kommen nun zu den Tagesordnungspunkten 25 a nd b: a)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710902800
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ten Josip Juratovic, Anton Schaaf, Anette
Kramme, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD

Faire Mobilität und soziale Sicherung – Vo-
raussetzungen für die Arbeitnehmerfreizügig-
keit ab 1. Mai 2011 schaffen

– Drucksachen 17/4530, 17/5425 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Brigitte Pothmer

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ten Jutta Krellmann, Sabine Zimmermann, Diana
Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
DIE LINKE

Arbeitnehmerfreizügigkeit sozial gestalten

– Drucksachen 17/5177, 17/5424 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Brigitte Pothmer

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind auch
r diese Aussprache 90 Minuten vorgesehen. – Ich höre

einen Widerspruch. Dann können wir so verfahren.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst
er Kollege Karl Schiewerling für die CDU/CSU-Frak-
on.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1710902900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Der 1. Mai 2011 war in der
at ein denkwürdiger Tag. Er war nicht nur der Tag der
rbeit, sondern auch der Tag, ab dem 78 Millionen Men-

chen mehr aus Europa, vornehmlich aus den osteuro-
äischen Ländern, freien Zugang zum deutschen Ar-





Karl Schiewerling


(A) )


)(B)

beitsmarkt haben. Wenn man die Diskussion verfolgt
hat, die unmittelbar im Vorfeld in den Medien stattge-
funden hat, konnte man den Eindruck gewinnen, all
diese Menschen würden startbereit in den Löchern ste-
hen, um die deutsche Grenze zu überwinden und bei uns
ganz schnell in Arbeit zu kommen. Tatsache war: Am
1. Mai sind in der Tat viele Polen über die deutsche
Grenze gekommen, aber sie sind durchgefahren zu dem
dritten großen Ereignis an diesem Tag, nämlich zur Se-
ligsprechung von Papst Johannes Paul II. in Rom, und
von da aus sind sie nach Polen zurückgekehrt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, ich glaube, dass die Situa-
tion, in der wir uns befinden, eine gute ist. Es ist gut für
Deutschland und für Europa, dass wir diese europäische
Freizügigkeit haben, dass wir die Möglichkeit haben, in
dieser Form in Europa zusammenzuwachsen. Mögli-
cherweise gibt es für den deutschen Arbeitsmarkt, insbe-
sondere unmittelbar an den Grenzen, Probleme. Genau
wissen wir das aber nicht; vieles ist Kaffeesatzleserei.
Wir wissen noch nicht einmal genau, wie viele ein Inte-
resse daran haben, in Deutschland zu arbeiten. Das Ent-
scheidende ist, dass wir gut aufgestellt sind. Wir sind in
Deutschland in jeder Hinsicht gut aufgestellt.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die FDP steht noch schlecht da!)


Ich glaube, dass die Chancen größer sind als die wie
auch immer vermuteten Gefahren.

Ich darf daran erinnern: Als Polen der Europäischen
Union beigetreten ist, gab es zum Beispiel auch in den
deutschen Handwerksbetrieben große Sorge, dass polni-
sche oder tschechische Handwerksbetriebe ihnen auf dem
deutschen Markt in großem Umfang Aufträge weg-
schnappen könnten, weil sie wesentlich preisgünstiger
anbieten können. Tatsache war aber, dass ganz viele deut-
sche Handwerksbetriebe Aufträge in Polen und Tsche-
chien bekommen haben.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Dadurch hat es einen Aufschwung auch bei uns in
Deutschland gegeben. Ich denke, das ist ein gutes Zei-
chen, dass wir in Europa gemeinsam mit Optimismus in
die Zukunft schauen können.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Chancen für den Wirtschaftsstandort Deutschland
überwiegen. Wir sind gut gerüstet. Der deutsche Arbeits-
markt befindet sich in einer guten, in einer ausgezeich-
neten Verfassung. Die Zahl der Erwerbstätigen ist konti-
nuierlich gestiegen. Wir haben über 1 Million Menschen
mehr in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung be-
kommen. Ich hätte gern gehört, dass bei der einen oder
anderen Maikundgebung nicht nur das blanke Elend in
Deutschland beschrieben worden wäre, sondern dass
auch einmal darauf hingewiesen worden wäre, dass über
1 Million Menschen mehr in sozialversicherungspflich-
tiger Beschäftigung sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Und: Die Menschen, die in Beschäftigung gekommen ind, zahlen in die Sozialversicherungssysteme ein. Wir aben bei der Deutschen Rentenversicherung ein Plus on 3,5 Milliarden Euro; wir haben im Bereich der Areitslosenversicherung ein Plus von 0,7 Milliarden Euro. as Plus wird wahrscheinlich noch in diesem Jahr auf Milliarde Euro steigen. Das alles sind Indikatoren dar, dass wir eine gute Entwicklung haben. Wahrscheinlich werden wir in diesem Monat – wir offen darauf – bei der Zahl der Arbeitslosen die magiche Grenze von 3 Millionen unterschreiten, sodass also eniger als 3 Millionen Menschen arbeitsuchend sind. Vor fünf Jahren hätten wir noch nicht gedacht, dass ns einmal diese Frage ereilen würde: Wie bekommen ir Fachkräfte? Wie bekommen wir den Fachkräftebearf gedeckt? Wie organisieren wir das? (Gitta Connemann [CDU/CSU]: Das ist der Punkt!)


h sage Ihnen: Vor dieser Frage, wie das zu lösen ist,
tehe ich viel lieber als vor der Frage, wie man
Millionen Menschen wieder in Beschäftigung bringt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nach der Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und
erufsforschung werden in Deutschland jährlich etwa
00 000 Arbeitskräfte fehlen. Bis 2020 wird das eigene
rwerbspersonenpotenzial in Deutschland ohne Zuwan-
erung um 3,6 Millionen Menschen auf 41 Millionen
ersonen sinken. Die Tendenz ist, dass sich der Rück-
ang noch beschleunigt. Es werden bis 2020 in Deutsch-
nd nach den derzeitigen Prognosen 2 Millionen Ar-
eitskräfte fehlen. Wir wissen nicht genau, wie sich das
ntwickelt. Die optimistische Perspektive ist für uns alle
egeben. Das ist eine gute Entwicklung. Wenn ich davon
usgehe – so sind die Prognosen –, dass jährlich etwa
00 000 Menschen aus Polen und den anderen Ländern
u uns ziehen werden, können wir damit gerade einmal
ie Hälfte dessen abdecken, was bei uns in Deutschland
n Fachkräften fehlt.

Aber wir verschließen auch nicht die Augen davor,
ass es Probleme gibt. Wir sehen sehr wohl die Gesamt-
ituation am deutschen Arbeitsmarkt, auch die Arbeitslo-
igkeit. Was uns bedrückt, ist die große Zahl der Lang-
eitarbeitslosen. Wir sehen auch, dass die Gefahr besteht,
ass es zu Lohndumping kommen kann. Aber dem haben
ir vorgebeugt.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Richtig!)


s gibt mittlerweile 3,9 Millionen Menschen, die einen
riflichen Mindestlohn, der für allgemeinverbindlich er-
lärt worden ist, bekommen. Wir haben ihn in der Ab-
llwirtschaft, im Baugewerbe, im Dachdeckerhand-
erk, im Elektrohandwerk, bei der Gebäudereinigung
sw. Dazu kam zuletzt noch die Zeitarbeit. Das sind
,9 Millionen Menschen!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich halte es für notwendig, darauf hinzuweisen, dass
in großer Teil der Beschäftigten in ganz normalen Tarif-





Karl Schiewerling


(A) )


)(B)

verträgen ist – in der Elektrobranche, in der Metallbran-
che und im öffentlichen Dienst.


(Jutta Krellmann [DIE LINKE]: Natürlich!)


Weit mehr als die Hälfte der Beschäftigten haben ganz
normale tarifvertragliche Arbeitsverhältnisse. Sie sind
von der Frage des Mindestlohns überhaupt nicht betrof-
fen. Ich glaube, dass wir uns hier in einer guten Entwick-
lung befinden.

Wir sind – das sage ich an dieser Stelle sehr deutlich –
für ein offensives Herangehen an den tariflichen Min-
destlohn: Wenn beide Tarifpartner übereinstimmen und
den Mindestlohn haben wollen, sollten wir dies entspre-
chend ermöglichen.

Wir diskutieren gerade insbesondere im Zusammen-
hang mit dem Mindestlohn in der Zeitarbeit, wie die
Zollbehörden die Einhaltung der Regelungen kontrollie-
ren können, damit es zu keinem Missbrauch kommt. Wir
werden das entsprechende Gesetz in Kürze verabschie-
den. Ich hoffe, dass wir über diesen Weg ein gutes Stück
Ordnung am Markt schaffen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in Europa ge-
meinsam in eine gute Zukunft gehen können. Es gibt
keinen Grund zum Pessimismus. Wir haben die Dinge
geregelt, die zu regeln sind.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Genau!)


Wir freuen uns auf alle, die bei uns eine Erwerbstätigkeit
suchen, und begrüßen sie und ihre Familien herzlich.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710903000

Der Kollege Juratovic ist nun der nächste Redner für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Josip Juratovic (SPD):
Rede ID: ID1710903100

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Es ist selten, dass ein europäisches
Thema jenseits der Euro-Rettung zu Schlagzeilen in
deutschen Zeitungen führt. Für viele Menschen scheint
Europa weit weg von ihrem täglichen Leben zu sein. Als
wir im Januar schon einmal über die Arbeitnehmerfrei-
zügigkeit gesprochen haben, schien es mir auch hier im
Bundestag so zu sein. Jetzt, rund um den 1. Mai, berich-
ten alle Medien groß über die Auswirkungen der Arbeit-
nehmerfreizügigkeit. Allerdings sieht die Bundesregie-
rung immer noch keinen Handlungsbedarf.

Kolleginnen und Kollegen von Union und FDP – lei-
der ist niemand von der FDP da, soweit ich sehe –, Sie
tun jetzt so, als sei jetzt im Hinblick auf die Arbeitneh-
merfreizügigkeit alles Notwendige gesetzlich geregelt.
Dies ist aber falsch. Das Einzige, was gesetzlich geregelt
wurde, ist der Mindestlohn in der Leiharbeit, den wir So-
zialdemokraten Ihnen vor ein paar Monaten mühsam ab-
getrotzt haben.

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(C (D ieser Mindestlohn ist sehr wichtig, denn dadurch könen wir zumindest das schlimmste Lohndumping in der eiharbeit verhindern. Doch das reicht nicht aus. Was ird aus der Krankenschwester, deren lettische Kollegin ereit ist, für 5 Euro weniger die Stunde zu arbeiten? ier gibt es keine ausreichenden Regelungen: Es gibt einen flächendeckenden Mindestlohn, kein Equal Pay nd keinen adäquaten Schutz vor Scheinselbstständigeit. Kolleginnen und Kollegen, die Wahrheit ist: Die Bunesregierung hat es versäumt, unseren Arbeitsmarkt chtzeitig auf die Arbeitnehmerfreizügigkeit vorzubeiten. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der SPD)


ie lassen die Arbeitnehmer und die ehrlichen Arbeitge-
er wissentlich ins offene Messer laufen. Jetzt stellen Sie
ich hin und sagen: Man muss doch erst einmal abwar-
n, wie viele Menschen zu uns kommen und wie viel
issbrauch dann geschehen wird. Liebe Kolleginnen

nd Kollegen, das ist absurd. Sie wollen sehenden Auges
uschauen, wie das Kind in den Brunnen fällt, also Miss-
rauch von ausländischen und deutschen Arbeitnehmern
ei uns stattfindet. Erst dann wollen Sie zählen, wie viele
enschen betroffen sind. Bei welcher Anzahl sagen Sie

ann, dass es sich lohnt, politisch zu handeln, wenn 100
enschen ausgebeutet werden oder erst bei 1 000 oder

00 000? Meine Damen und Herren von der Bundesre-
ierung, das ist meines Erachtens eine verantwortungs-
se Politik.


(Beifall bei der SPD)


Es ist unsere politische Aufgabe, nicht nur nach Sta-
stiken zu schauen; wir müssen uns verantwortungsvoll
m die Lebenswirklichkeit jedes einzelnen Menschen
ümmern. Wir alle wissen aus Erfahrung: Wenn die Ge-
etze eine Möglichkeit geben, Löhne zu drücken, dann
erden diese Lücken früher oder später ausgenutzt.
enn einige Unternehmen anfangen, sich durch Nied-

glöhne Konkurrenzvorteile zu schaffen, sind die ande-
n Unternehmen irgendwann durch den Wettbewerbs-

ruck mehr oder weniger dazu gezwungen, mitzuziehen;
as ist eine betriebswirtschaftliche Logik. Diese Ab-
ärtsspirale müssen wir verhindern, indem wir Lohnun-
rgrenzen gesetzlich festlegen und gleichen Lohn für
leiche Arbeit sichern.


(Beifall bei der SPD)


Vor kurzem wurde eine neue Studie zum Thema Min-
estlohn vorgestellt. Ich weiß, darüber gibt es viele Stu-
ien, und ich weiß, dass die Fronten hier im Bundestag
einahe ideologisch sind, auch wenn die FDP heute we-
en ihres Bundesparteitags praktisch nicht mehr da ist
nd hier gar nicht gegen den Mindestlohn wettern kann.
ie Studie lässt aufhorchen. Wenn Deutschland einen
indestlohn von 8,50 Euro einführen würde, würde un-

er Staat mehr als 7 Milliarden Euro mehr einnehmen.
olleginnen und Kollegen von der Union, ich bin mir si-





Josip Juratovic


(A) )



(B)

cher, dass sich Ihr Finanzminister, Herr Schäuble, sehr
darüber freuen würde.

Ein Mindestlohn trägt massiv zur Konsolidierung des
Bundeshaushaltes bei. Außerdem würde ein Mindest-
lohn von 8,50 Euro eine Gehaltserhöhung für 5 Millio-
nen Arbeitnehmer bedeuten. Das zeigt, dass derzeit
5 Millionen Menschen in unserem Land einen Lohn ha-
ben, von dem sie nicht anständig leben können. Die Ar-
beitnehmerfreizügigkeit und die drohenden Verwerfun-
gen auf dem Arbeitsmarkt, mehr Steuereinnahmen und
eine faire Entlohnung für Menschen, die hart arbeiten,
sind nur einige Gründe dafür, endlich einen flächende-
ckenden Mindestlohn einzuführen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Meine Damen und Herren vom Arbeitnehmerflügel der
Union, wenn Sie sich in Ihrer eigenen Partei mit dieser
Forderung, die Herr Weiß erhoben hat, nicht durchsetzen
können, sage ich Ihnen, dass wir Sozialdemokraten Sie
gerne dabei unterstützen.

Mit der Arbeitnehmerfreizügigkeit wird oft die Hoff-
nung verbunden, dass Fachkräfte zu uns kommen, die
unsere Wirtschaft dringend braucht. Ohne Zweifel: Wir
müssen zunächst dafür sorgen, dass bei uns kein Jugend-
licher verloren geht, weil er keine Ausbildung erhält und
dann in Warteschleifen wie das BVJ geschickt wird.
Auch hier täte die Bundesregierung gut daran, nicht nur
Programme zu kürzen, sondern die Realität in vielen
Hauptschulen zur Kenntnis zu nehmen. Aber alle gute
Ausbildung wird nicht ausreichen, das weiß ich auch.
Wir brauchen die Zuwanderung von Fachkräften, damit
wir weiterhin wirtschaftlich erfolgreich sein können.
Kolleginnen und Kollegen, glauben Sie, dass ein polni-
scher Facharbeiter nach Deutschland kommt, wenn er
hier einen Lohn von 5 Euro erhält?


(Katja Mast [SPD]: Nein!)


Fachkräfte kommen nicht, wenn sie hier Niedriglöhne
erhalten. Fachkräfte ziehen wir dann an, wenn wir ihnen
soziale Sicherheit durch faire Arbeitsbedingungen bieten
und wenn sie gute Löhne garantiert bekommen.

In unserem Antrag fordern wir genau diese Schritte,
damit Fachkräfte, die zu uns kommen, nicht ausgebeutet
werden und damit unsere Arbeitnehmer kein Lohn- und
Sozialdumping fürchten müssen. Wir fordern einen flä-
chendeckenden gesetzlichen Mindestlohn und Branchen-
mindestlöhne, damit eine faire Entlohnung garantiert ist.
Wir fordern eine Aufstockung der Finanzkontrolle
Schwarzarbeit, damit die Regelungen kontrolliert wer-
den. Wir fordern, dass der Scheinselbstständigkeit ein
Riegel vorgeschoben wird und die Menschen eben nicht
durch Scheinselbstständigkeit ausgebeutet werden, wie
es heute oft geschieht. Wir fordern, dass die Menschen,
die zu uns kommen, eine Beratung bekommen, damit sie
über ihre Rechte informiert sind und Schutz vor Ausbeu-
tung erhalten. All das sind Forderungen mit Augenmaß,
die für eine faire Mobilität in Europa sorgen und sozialen
Schutz auf unserem Arbeitsmarkt schaffen.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D amit handeln wir in Verantwortung für die deutschen rbeitnehmer, aber auch für die europäischen Arbeitehmer, die bei uns arbeiten möchten. Die Debatte um die Arbeitnehmerfreizügigkeit hat in en vergangenen Wochen auch noch eine tragische Beeutung erhalten. Die Neonazis nutzen die Arbeitneherfreizügigkeit, um Angst zu schüren vor einer vereintlichen Flut von ausländischen Arbeitnehmern, die, o behauptet die NPD, den deutschen Arbeitnehmern die rbeitsplätze wegnehmen. In meinem Wahlkreis Heilronn organisierten die Neonazis am 1. Mai eine Demo egen die Zuwanderung ausländischer Arbeitnehmer. as ist ein Spiel mit dem Feuer; denn viele Menschen aben tatsächlich Angst vor der Arbeitnehmerfreizügigeit. Sie haben Angst, dass sie ihren Job verlieren, weil um Beispiel die lettische Krankenschwester weniger ohn fordert. Sie haben Angst, dass die Arbeitgeber das usnutzen, um den Lohn zu drücken. Wir müssen den enschen diese Angst nehmen. (Beifall des Abg. Matthias W. Birkwald [DIE LINKE])


eswegen ist es wichtig, dass die Politik sich darum
ümmert, dass keine Verdrängung auf dem Arbeitsmarkt
eschieht, sondern dass Zuwanderung ein Gewinn für
lle ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ur so verhindern wir, dass Neonazis mit ihren fremden-
indlichen Parolen Profit aus der Debatte um die Ar-

eitnehmerfreizügigkeit ziehen können.

Was es bedeutet, wenn die Neonazis mit solchen Pa-
len anfangen, weiß ich aus eigener Erfahrung im ehe-
aligen Jugoslawien. Dort fing es auch damit an, dass
emdenfeindliche Parolen auf Fußballfeldern gerufen
urden. Meine Freunde und auch ich lachten zunächst
arüber. Doch irgendwann begannen meine Freunde und
it ihnen die Mehrheit der Gesellschaft, diese Parolen

u akzeptieren und als ihre eigenen zu übernehmen. So
egannen Nationalismus und Separatismus im ehemali-
en Jugoslawien.

Kolleginnen und Kollegen, diese Entwicklung dürfen
ir hier nicht zulassen. Wir müssen den Nährboden für
iese Naziparolen entziehen, indem wir den Menschen
rklären, was die Arbeitnehmerfreizügigkeit bedeutet
nd dass wir uns darum kümmern, dass niemand deswe-
en seinen Job verliert. Dann haben die Menschen keine
ngst mehr und verfallen nicht den fremdenfeindlichen
prüchen.

Um das zu erreichen, muss die Bundesregierung end-
ch einsehen, dass man politisch handeln muss und nicht
rst abwarten darf, bis Missbrauch auf unserem Arbeits-
arkt geschieht. Meine Damen und Herren von der
egierung, verkriechen Sie sich nicht immer hinter Sta-
stiken, die noch nicht erhoben sind, und hinter irgend-
elchen juristischen Klauseln, sondern schauen Sie auf
ie Lebenswirklichkeit der Menschen in Deutschland
nd in Europa.
)





Josip Juratovic


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Erlauben Sie mir zum Schluss eine Bemerkung in ei-
gener Sache: Als jemand, der als Gastarbeiter nach
Deutschland kam, weiß ich zu genau, was es heißt, aus-
genutzt zu werden – sich zumindest so zu fühlen – und
zum Sündenbock abgestempelt zu sein. Wir müssen uns
um die Menschen kümmern, die zu uns kommen. Sie
brauchen Anlaufstellen und Beratung, damit sie wissen,
wie sie sich hierzulande zurechtfinden können. Das müs-
sen wir aus Verantwortung für diese Menschen tun.

Mir ist es sehr wichtig, dass wir die Fehler aus den
Zeiten der Gastarbeiter nicht wiederholen. Bei der De-
batte um Zuwanderung reden wir ausschließlich über
notwendige Fachkräfte für unsere Wirtschaft. Wir müs-
sen aber wissen, dass zu uns Menschen mit ihren sozia-
len Bedürfnissen kommen und nicht nur Arbeitskräfte.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist die Grundvoraussetzung für eine gelungene Inte-
grationspolitik heute und in der Zukunft.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710903200

Johannes Vogel von der FDP-Fraktion hat seine Rede

zu Protokoll gegeben.1)

Ich gebe das Wort Jutta Krellmann für die Fraktion
Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Jutta Krellmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710903300

Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Sehr geehrte Damen

und Herren! Heute ist Freitag, der 13. Das ist ein eher
schlechter Tag für die Menschen, die seit dem 1. Mai
ohne Hürden aus Estland, Lettland, Litauen, Polen usw.
zu uns kommen können. Denn seit dem 1. Mai 2011 gilt
die Arbeitnehmerfreizügigkeit. Die Bundesregierung hat
es aber verschlafen, rechtzeitig zu diesem Termin ent-
sprechende Regelungen zu treffen.

Worum geht es? Seit dem 1. Mai können Beschäftigte
aus diesen Ländern ohne bürokratische Hürden in
Deutschland arbeiten, und das finden wir absolut gut und
richtig.


(Beifall bei der LINKEN)


Dahinter verbirgt sich genau das, was wir alle immer be-
grüßt haben, nämlich die europäische Idee. Als jemand,
der gerne international denkt, finde ich das einfach toll.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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e1) Anlage 3

(C (D Wir finden es aber nicht gut und auch nicht richtig, ass es keine gesetzliche Regelung gibt, die diese Menchen vor Ausbeutung schützt. Stattdessen kann diese ituation genutzt werden, um Löhne zu drücken. Schon eute schwärmen Arbeitgeber aus und suchen Menchen, die zu Dumpinglöhnen in Deutschland arbeiten. Ich will Ihnen ein Beispiel aus der Praxis berichten: ine Polin, die als Pflegerin in einer deutschen Familie rbeitet, hat einen Arbeitsvertrag, in dem steht, dass sie ieben Tage pro Woche, acht Stunden am Tag arbeiten nd darüber hinaus sechs Stunden in Bereitschaft stehen uss. Immerhin hat sie acht Stunden Nachtruhe – das ist uch in Ordnung so – und zwei Stunden Freizeit. Dafür ahlt die deutsche Familie 1 400 Euro im Monat an eine gentur. Diese behält 600 Euro davon ein. Die Polin, die Deutschland in der Familie arbeitet, bekommt 00 Euro brutto. Mit der Einstellung einer Haushaltshilfe wird an dieer Stelle der Branchenmindestlohn umgangen. Es ist lasse, dass es Branchenmindestlöhne gibt. Es ist auch lasse, dass es einen Branchenmindestlohn in der Pflege ibt; aber man muss wissen, dass dieser Branchenminestlohn nicht gilt, wenn eine Person gleichzeitig als aushaltshilfe beschäftigt wird. Das ist eine Möglichkeit ur Umgehung des Branchenmindestlohnes, die auf dem isch liegt und die man einfach nur anwenden muss. as tut die Bundesregierung? Nichts! Man muss sich fragen: Wie ist so etwas möglich? Das t möglich, weil Arbeitgeber die Tatsache ausnutzen, ass viele dieser Beschäftigten schlecht deutsch sprehen und ihre Rechte als Arbeitnehmer schlecht oder gar icht kennen. Das ist auch deshalb möglich, weil es keien flächendeckenden Mindestlohn gibt, der genau diese älle verhindern würde. Wir als Linke sagen: Wir brauhen ein Netzwerk von Beratungsstellen für die osteuroäischen Kolleginnen und Kollegen, die zu uns komen. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN und der SPD)


Es gibt bisher nur eine solche Beratungsstelle, die Ar-
eitnehmer berät. Es handelt sich um eine Beratungs-
telle hier in Berlin. Sie wurde initiiert von Senator
arald Wolf von den Linken. Umgesetzt wurde die Idee
om DGB, wo die Beratungsstelle auch angesiedelt ist.
ie EURES-Beratungsstellen sind kein wirklicher Er-

atz. Sie vermittelt zwar Arbeitskräfte in andere Länder,
eraten die Arbeitnehmer aber nicht bezüglich ihrer
echte, kontrollieren keine Arbeitsverträge und helfen
en Betroffenen nicht bei der Geltendmachung ihrer An-
prüche, wenn sie zum Beispiel von einem Arbeitgeber
dem Land, in dem sie arbeiten, kein Geld bekommen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710903400

Frau Kollegin, Herr Röhlinger würde Ihnen gerne

ine Zwischenfrage stellen.






(A) )


)(B)


Jutta Krellmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710903500

Bitte schön.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE], an den Abg. Dr. Peter Röhlinger [FDP] gewandt: Endlich reden Sie einmal!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710903600

Bitte schön.


Dr. Peter Röhlinger (FDP):
Rede ID: ID1710903700

Herzlichen Dank, dass Sie mir die Gelegenheit geben,

nachzufragen, ob Sie das sogenannte Paderborner Mo-
dell kennen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir kennen es nicht!)


Wenn nein, dann würde ich es Ihnen gerne erläutern.

Frau Stüber kann bestätigen – sie hört gerade nicht zu –,
dass wir vor etwa zehn Tagen in Warschau waren und
uns bei der Caritas, dem Wohlfahrtsverband der katholi-
schen Kirche, diesbezüglich erkundigt haben. Das
Paderborner Modell basiert auf einer Vereinbarung zwi-
schen der Caritas in Polen und der Caritas in der Bun-
desrepublik Deutschland, nach der man sich bei Bera-
tungsbedarf in Fällen wie dem, den Sie geschildert
haben, an die Caritas wenden kann. Es wird Einfluss auf
die vertraglichen Regelungen genommen. Dabei geht es
speziell um Frauen, die in der Hauswirtschaft oder im
Pflegedienst arbeiten. Die Caritas nimmt deswegen Ein-
fluss, weil sie dafür sorgen will, dass die Arbeitgeber-
leistungen entsprechend erbracht und Dumpinglöhne
verhindert werden. Sie haben mit Recht gefragt, ob es
Beratungsstellen gibt. Diese Information haben wir aus
Warschau mitgebracht. Vielleicht hilft Ihnen das ein bis-
schen weiter.

Danke schön.


Jutta Krellmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710903800

Vielen Dank für die Information. – Ich finde es toll,

dass sich die Caritas um diese Menschen kümmert und
in ihrem Bereich Arbeitnehmer berät. Ich finde, das ist
ein toller Schritt. Die Kirche nimmt an dieser Stelle we-
nigstens ihre Verantwortung wahr. Daher kann ich nur
sagen: tolle Sache! Ich würde mich freuen, wenn Sie mir
weitere Unterlagen zu dem Paderborner Modell zur Ver-
fügung stellen könnten – Paderborn liegt bei mir fast um
die Ecke –, damit ich mir das einmal anschauen kann.


(Dr. Peter Röhlinger [FDP]: Über Internet!)


Ich gehe aber davon aus, dass diese Beratung kein Er-
satz für die Beratung in Fragen der Geltendmachung von
Rechten ist, die nur eine Gewerkschaft leisten kann. Dies
kann eine Kirche meines Wissens nicht leisten, weil das
eine rechtliche Beratung ist. Die Hilfe, die Sie beschrie-
ben haben, ist aber gut.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Fälle, die diese Beratungsstelle – wie gesagt, es
gibt sie schon; sie ist beim DGB angesiedelt – bearbeiten
muss, sind haarsträubend. Wir haben uns einmal mit den

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(C (D itarbeitern zusammengesetzt, und sie haben uns von ihr Arbeit erzählt. Ich sage Ihnen: Wenn Sie die Gelegen eit haben, mit den Mitarbeitern dieser Beratungsstelle zu den, nutzen Sie sie. Das heißt in der Konsequenz: Wir rauchen solche Arbeitnehmerberatungsstellen nicht nur Berlin, sondern von Stralsund bis Oberammergau. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ittlerweile sind überall in Deutschland Menschen aus
nderen Ländern tätig.

Außerdem – das möchte ich noch einmal sagen, weil
s mir am Herzen liegt; wenn es sein muss, singe ich Ih-
en das gerne vor – brauchen wir einen flächendecken-
en Mindestlohn. Die Branchenmindestlöhne bilden nur
inen Flickenteppich, der von einem flächendeckenden
indestlohn untersetzt und umspannt werden muss. Das
t in 20 anderen europäischen Ländern möglich, aber
icht in Deutschland. Das empfinde ich als absolut nega-
v. Hier in Deutschland bewegt sich hinsichtlich der Ein-
hrung eines flächendeckenden Mindestlohns nichts.
ie Einführung eines Mindestlohns wäre aber ein Zei-

hen ökonomischer und politischer Vernunft. Mindest-
hn plus Beratungsstellen würden dazu führen, dass
an für die Menschen, die in Zukunft bei uns erfreuli-

herweise arbeiten, endlich etwas tut.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710903900

Brigitte Pothmer hat das Wort für Bündnis 90/Die

rünen.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710904000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

nde, die Briten haben es richtig gemacht.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Die haben eine Königin!)


ie haben die Arbeitnehmerfreizügigkeit für die neuen
eitrittsländer ab dem ersten Tag ermöglicht. Die Briten
aben in jeder Hinsicht davon profitiert;


(Beifall der Abg. Dr. Eva Högl [SPD])


enn sie haben im Zusammenhang mit der Arbeitneh-
erfreizügigkeit sowohl die einheimischen wie auch die

ugewanderten Beschäftigten von Anfang an vor Lohn-
umping geschützt. Sie haben auch die Unternehmen
or unfairen Wettbewerbsbedingungen geschützt. Das
at sich für die Briten in jeder Hinsicht ausgezahlt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Herr Schiewerling, Sie haben gerade in Ihrer Rede
och einmal die Chancen betont und gesagt, wie gut es
ei, dass wir die Arbeitnehmerfreizügigkeit haben.


(Karl Schiewerling [CDU/CSU]: Ja!)


ber Sie von der CDU/CSU-Fraktion waren immer da-
ei, wenn es darum ging, den deutschen Arbeitsmarkt





Brigitte Pothmer


(A) )


)(B)

abzuschotten. Noch vor zwei Jahren haben Sie mit be-
schlossen, die Frist für die Übergangsbestimmungen bis
zum letzten Tag auszuschöpfen. Damit haben Sie ein Si-
gnal an die Beitrittsländer gesendet. Sie haben den Leu-
ten im Grunde die Tür vor der Nase zugeschlagen.


(Thomas Dörflinger [CDU/CSU]: Wer hat denn 2004 regiert?)


Das wirkt noch heute nach. Sie haben an die Polen und
an die Menschen in den anderen Ländern das Signal ge-
sendet, dass sie hier nicht willkommen sind.

Das wird sich jetzt auswirken. Wir sind auf die Zu-
wanderung angewiesen. Jetzt müssen Sie den Arbeits-
markt öffnen; Sie kommen nicht mehr darum herum. Sie
haben mittlerweile auch gemerkt, dass das Thema Fach-
kräftemangel kein Horrorszenario ist, das von Schwarz-
malern inszeniert wird. Jetzt sagt die Bundesarbeits-
ministerin: Die Arbeitnehmerfreizügigkeit ist eine große
Chance.

Ich glaube allerdings, dass Sie die Chancen, die die
Arbeitsministerin jetzt beschwört und die Sie, Herr
Schiewerling, hier benannt haben, bereits leichtfertig
vertan haben. Den Wettbewerb um die klügsten Köpfe
und um die geschicktesten Hände haben Sie bereits ver-
loren. Denn diejenigen, die ausreisewillig sind und die
woanders arbeiten wollen, haben in anderen europäi-
schen Ländern und auch in anderen Ländern der Welt
längst einen Arbeitsplatz gefunden.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Ich finde, es ist geradezu niedlich, dass die Bundes-
agentur für Arbeit jetzt in Stettin eine Niederlassung er-
öffnet hat. Jeden Dienstag, den Gott werden lässt, be-
richtet die Bundesagentur für Arbeit in Stettin über das
Leben in Deutschland. Das hat mittlerweile zu 61 Anfra-
gen geführt. Ich glaube, daraus wird zunächst einmal
keine Massenbewegung.

Ich möchte ein paar Worte an die FDP richten. Ich
weiß, Sie waren von Anfang an immer dafür, den Ar-
beitsmarkt – auch über die EU-Grenzen hinaus – zu öff-
nen. Sie waren immer für die Freizügigkeit. Daran hat es
bei Ihnen nie gehapert. Bei Ihnen hapert es aber an der
Bereitschaft, Sicherheit zu geben. Immer da, wo Freizü-
gigkeit und Sicherheit miteinander verbunden werden
sollen, blockieren Sie bis zum heutigen Tag.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mein Eindruck ist, dass sich der mitfühlende Liberalis-
mus von Herrn Rösler nur auf die eigenen Leute be-
schränkt, also auf Herrn Brüderle und Frau Homburger.
Das, was außerhalb Ihrer Partei geschieht, interessiert
Sie doch nur einen feuchten Kehricht.

Die Wahrheit ist doch – die meisten von Ihnen wissen
das –, dass ein offener Arbeitsmarkt auch soziale Leit-
planken braucht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist eine Überzeugung, die sich nicht nur bei einem
Teil dieses Hauses breit durchgesetzt hat. Auch in Ihrer

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(C (D raktion, in der CDU/CSU-Fraktion, hat sich diese Aufssung doch weitgehend durchgesetzt – bei Ihnen, Herr chiewerling, doch schon lange. Ich weiß, es gibt noch ie ideologisch Verbohrten bei der FDP und auch ein aar Hardcorevertreter bei der CDU, aber die kundigen hebaner, wie zum Beispiel Herr Weiß oder Herr immermann, (Zuruf von der CDU/CSU: Sie meinen Herrn Zimmer!)


erben doch quasi jede Woche für einen gesetzlichen
indestlohn. Herr Zimmer hat in der vergangenen Wo-

he sogar ein flammendes Plädoyer für den Mindestlohn
Handelsblatt veröffentlicht. Ich finde, das sollte in

en Koalitionsfraktionen Pflichtlektüre werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Schauen Sie doch einmal auf die Internetseite des
MAS. Da finden Sie unter dem Thema „Arbeitnehmer-
eizügigkeit“ ganz fett gedruckt: „Mindestlöhne garan-
eren fairen Wettbewerb“. Bravo, kann ich dazu nur sa-
en. Schade nur, dass sich diese Erkenntnis nicht über
iese Internetseite weiterverbreitet.


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Alles nur Papier!)


irklich alle Argumente – Herr Juratovic hat darauf hin-
ewiesen – sprechen für den Mindestlohn. Die Berkeley-
tudie hat noch einmal deutlich bewiesen, dass es keine
egativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hat, Min-
estlöhne einzuführen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as IAB sieht bei einem klug eingeführten Mindestlohn
ogar positive Arbeitsplatzeffekte, und im Prognos-Gut-
chten wird festgestellt, dass es zu Milliardenmehrein-
ahmen für die öffentlichen Haushalte kommen würde,
enn der Mindestlohn eingeführt werden würde.

Sie sagen jetzt, dass wir in der Leiharbeit Mindest-
hne haben. 3,6 Millionen Menschen seien über Min-

estlöhne geschützt. Erstens haben wir Sie, Herr
chiewerling, in dieser Frage nun wirklich zum Jagen
agen müssen.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Oh!)


weitens bedeutet gerade der Mindestlohn in der Leihar-
eit noch lange nicht gleichen Lohn für gleiche Arbeit.
afür hätten Sie sich zum Equal Pay durchringen müs-

en. Herr Schiewerling, Sie müssen den Beschäftigten,
ie nicht durch Mindestlöhne geschützt werden, einmal
rklären, warum das für sie nicht gelten soll, was Sie für
ie anderen doch als richtig und gut bezeichnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


ir brauchen für alle Beschäftigten in allen Branchen
indestlöhne. Wir müssen alle vor Lohndrückerei

chützen. Das geht nur mit einem flächendeckenden ge-
etzlichen Mindestlohn.





Brigitte Pothmer


(A) )


)(B)

Ich komme noch zu einem ganz anderen Thema. Es
ist wirklich interessant, wie diese Bundesregierung mit
den rechtlichen Voraussetzungen für die Arbeitnehmer-
freizügigkeit umgeht. Sie vom Arbeits- und Sozialminis-
terium wissen genau: Um die Freizügigkeit rechtlich ab-
zusichern, müssten Sie eigentlich das Aufenthaltsgesetz,
das SGB III und das Freizügigkeitsgesetz ändern. Es
liegt uns kein einziger Gesetzentwurf zu dieser Thematik
vor.


(Josip Juratovic [SPD]: So ist es!)


Was machen Sie? Sie geben der Bundesagentur für Ar-
beit eine klammheimliche Anweisung. In dieser Anwei-
sung steht, dass festgeschriebenes Recht jetzt nicht mehr
gelten soll. Damit riskieren Sie ein Vertragsverletzungs-
verfahren. Warum sind Sie in dieser Frage eigentlich so
verschämt?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Warum sind Sie nicht bereit, europäisches Recht in na-
tionales Recht umzusetzen? Warum sorgen Sie nicht da-
für, dass diejenigen, die zu uns kommen, einen rechtlich
sicheren Rahmen vorfinden? Wir werden Ihnen in den
nächsten Wochen einen entsprechenden Gesetzentwurf
vorlegen. Dann werden wir sehen, wie Sie als Parlamen-
tarier und Gesetzgeber zu Ihrer Aufgabe stehen. Ich bin
gespannt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Abschließend will ich zwei Aspekte, die eng zusam-
mengehören, betonen: die Arbeitnehmerfreizügigkeit
und den Fachkräftemangel. Ja, es ist richtig: Experten
des IAB gehen davon aus, dass wir mit ungefähr 140 000
zusätzlichen Arbeitnehmern pro Jahr, die zu uns kom-
men, rechnen können. Das ist eine sehr positive Pro-
gnose. Ich sage Ihnen: Selbst wenn es zu diesen 140 000
Zuwanderungen pro Jahr kommt, dann wird dies, was
den Fachkräftemangel angeht, nur ein Tropfen auf den
heißen Stein sein.

Ihre Bundesregierung, Herr Schiewerling, hat übri-
gens andere Zahlen als die, die Sie gerade vorgetragen
haben. Ihre Bundesregierung geht davon aus, dass in
15 Jahren 6,5 Millionen Fachkräfte in Deutschland feh-
len werden. Das ist eine gigantische Lücke. Eine solche
Lücke kann man nur schließen, wenn man eine breit an-
gelegte, aufeinander abgestimmte kluge Strategie hat.
Aber in dieser Frage streitet die Koalition bereits seit
über einem Jahr ohne jedes Ergebnis. In Ihrer Bundesre-
gierung sind acht Ministerien mit dieser Frage betraut.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh ja!)


Acht Ministerien, acht Meinungen, null Ergebnis! Ich
sage Ihnen: Was Sie da aufführen, ist wirklich eine
Posse. Das Problem ist: Der Fachkräftemangel fängt bei
dieser Bundesregierung an.

Ich danke Ihnen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710904100

Das Wort hat Dr. Ralf Brauksiepe für die Bundesre-

ierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


D
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1710904200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

eit dem 1. Mai dieses Jahres gilt die volle Arbeitneh-
erfreizügigkeit auch für die Staatsangehörigen der Mit-

liedstaaten, die der Europäischen Union im Jahre 2004
eigetreten sind. Ich erkläre für die Bundesregierung
anz deutlich: Wir begrüßen die europäische Normalität,
ie damit eintritt.


(Beifall des Abg. Max Straubinger [CDU/ CSU])


ie uneingeschränkte Freizügigkeit für Arbeitnehmerin-
en und Arbeitnehmer ist ein ganz wesentliches Element
ines gemeinsamen Europas. Das begrüßen wir.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es lässt sich gleichzeitig feststellen, dass sich die
bergangszeit von sieben Jahren bis zum Inkrafttreten
er Arbeitnehmerfreizügigkeit bewährt hat. Zum einen
t die Situation heute eine völlig andere als beim Beitritt
er neuen Mitgliedstaaten oder bei der letzten Verlänge-
ng vor zwei Jahren. Die neuen Mitgliedstaaten haben
irtschaftlich enorm aufgeholt, und das Lohngefälle ist
icht mehr so groß wie kurz nach ihrem Beitritt. Zum
nderen konnte der deutsche Arbeitsmarkt während der
bergangszeit schrittweise an die volle Freizügigkeit he-
ngeführt werden. Das heißt, wir haben diese Zeit, die

ieben Jahre, gebraucht, und wir haben sie genutzt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Eva Högl [SPD]: Wie denn?)


In den persönlichen Anmerkungen, die Sie, Herr Kol-
ge Juratovic, gemacht haben, hat mich ein bisschen er-

chreckt, dass Ihnen zum Thema Freizügigkeit nicht zu-
tzt Begriffe wie „Ausbeutung“ und „Missbrauch“

ingefallen sind; das waren ganz wesentliche Begriffe in
rer Rede. Ich sage Ihnen ganz deutlich: Arbeitnehmer-
eizügigkeit darf in diesem Land nicht zur Lohndrücke-
i missbraucht werden. Das ist die ganz klare Position

er Bundesregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich rate dringend dazu, auch die Chancen zu sehen.
h bedaure sehr – die Bundesregierung ist darüber be-

türzt –, dass sich Ihre Äußerungen in die Reihe der Äu-
erungen anderer Mitglieder Ihrer Partei einfügen, nicht
uletzt Ihres Parteivorsitzenden. Herr Gabriel hat am
4. April dieses Jahres ausweislich des Protokolls in ei-
er Plenardebatte erklärt:





Parl. Staatssekretär Dr. Ralf Brauksiepe


(A) )


)(B)

Dann

– am 1. Mai –

wird der Arbeitsmarkt für die osteuropäischen Ar-
beitskräfte geöffnet.

In Bezug auf die osteuropäischen Arbeitskräfte hat er
dann weiter gesagt:

Sie dringen richtig in den ersten Arbeitsmarkt ein.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Ich halte das für eine skandalöse Aussage. Qualifi-
zierte Fachkräfte, die wir hier brauchen und die ihre
selbstverständlichen Freiheitsrechte wahrnehmen, sind
uns willkommen. Sie sind keine Eindringlinge in diesem
Land. Hüten Sie sich vor solchen Ausdrücken!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nachdem wir uns intensiv mit allen Daten und Fakten
beschäftigt haben, erwartet die Bundesregierung aus gu-
ten Gründen keinen Ansturm von Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmern aus den neuen Mitgliedstaaten. Wir
haben nicht erst jetzt alle Hürden abgebaut. Für hoch-
qualifizierte Menschen aus unseren Nachbarstaaten war
der Zugang zu unserem Arbeitsmarkt schon vorher frei.
Jetzt sind sozusagen die letzten Hürden beim Zugang zu
unserem Arbeitsmarkt beseitigt worden.

Wir rechnen damit, dass in den ersten Jahren circa
100 000 Menschen zusätzlich auf unseren Arbeitsmarkt
kommen. Wenn man berücksichtigt, dass in den Staaten,
die jetzt die Arbeitnehmerfreizügigkeit genießen kön-
nen, rund 73 Millionen Menschen leben, dann ist es nur
etwa 1 Promille dieser Menschen, die pro Jahr zu uns
kommen werden. Das ist auch nachvollziehbar. Denn die
wenigsten verlassen einfach so ihre Heimat, um in einem
anderen Land arbeiten zu können. Wir haben auch nicht
zu kommentieren, welche Entscheidungen die Menschen
treffen. Es ist nicht in erster Linie ein arbeitsmarktpoliti-
sches Thema, sondern ein Freiheitsthema.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Dass sich die Menschen, 50 Jahre nachdem wenige Me-
ter von hier entfernt die Berliner Mauer errichtet worden
ist, in Europa frei bewegen können, ist die entscheidende
Botschaft der Arbeitnehmerfreizügigkeit. Entscheidend
ist nicht, Fachkräfteprobleme zu lösen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In der Tat kann der schon jetzt in einigen Regionen
bestehende Fachkräftemangel nicht durch die Arbeitneh-
merfreizügigkeit für acht mittel- und osteuropäische
Länder gelöst werden. Das war auch nie die Absicht die-
ser Regelungen. Wenn wir für unser Land werben wol-
len, sollten wir kein Zerrbild des deutschen Sozialstaats
zeichnen. Wenn man das, was teilweise von der Opposi-
tion behauptet wird, ernst nehmen würde, dann müsste
man Fachkräften dringend abraten, in dieses Land zu
kommen. Deutschland ist ein wirtschaftlich starkes und
sozial solides Land mit einem gut ausgebauten Sozial-
system, in dem es sich zu leben und zu arbeiten lohnt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Im Gegensatz zu dem, was die Opposition sagt, hat ie Bundesregierung ihre Hausaufgaben in Vorbereitung uf den 1. Mai dieses Jahres gemacht. Es ist legitim, dass uch diejenigen, die in der rot-grünen Koalition sieben ahre Zeit hatten, einen gesetzlichen Mindestlohn einzuhren, dies aber nicht getan haben, jetzt gebetsmühlen rtig ihr Credo von einem gesetzlichen Mindestlohn wieerholen. (Zuruf von der SPD: Vielleicht hat sich die Lage geändert!)


as ist legitim, hat aber nichts mit den Problemen zu
n, die sich um den 1. Mai dieses Jahres herum ergeben.

In all den sensiblen Branchen, von denen wir wissen,
ass Probleme drohen können – im Baubereich, im Ge-
äudereinigerbereich und im Pflegebereich – hat die
hristlich-liberale Koalition dafür gesorgt, dass im letz-
n Jahr der Mindestlohn wirksam wurde. Das wurde in
er Pflegebranche von den Beteiligten vereinbart. Ab
. Juni gilt in der sensiblen Branche des Wach- und Si-
herheitsgewerbes ein für alle geltender tariflicher Min-
estlohn. In der Zeitarbeitsbranche, in der es, wie wir
issen, Problemdruck geben kann, haben wir es ge-

chafft, rechtzeitig vor dem 1. Mai gesetzliche Regelun-
en hinzubekommen.

Es gibt keinen seriösen Grund, anzunehmen, dass
tzt Millionen von Friseuren kommen, um in dieser
ranche Lohndruck auszuüben. In sensiblen Branchen,
on denen wir wissen, dass es Probleme geben kann, hat
ie Bundesregierung gehandelt. Wir haben im Hinblick
uf den 1. Mai unsere Hausaufgaben gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben dies genau in der Tradition der sozialen
arktwirtschaft getan, in der die Tarifvertragsparteien
r die Lohnfindung zuständig sind. Wir haben sie ermu-

gt, zu Regelungen zu kommen. Sie sind auch zu Rege-
ngen gekommen, und wir haben mit entsprechenden
indestlohnverordnungen dafür gesorgt, dass Lohnun-
rgrenzen gelten und Arbeitnehmerfreizügigkeit nicht

u Lohndrückerei missbraucht werden kann.

Wir werden das auch in Zukunft mit der gebotenen
orgfalt kontrollieren. Denn das ist in der Tat wichtig. Es
eht nicht nur darum, Regelungen auf dem Papier zu ha-
en; man muss auch dafür sorgen, dass sie eingehalten
erden. Einen Gesetzentwurf, der die entsprechenden
ontrollen regelt, hat die christlich-liberale Koalition
estern im Deutschen Bundestag auf den Weg gebracht.
ir werden ihn jetzt beraten und, so denke ich, auch ver-

bschieden.

Wir wissen, dass wir darauf achten müssen, dass es
icht zum Missbrauch kommt. Niemand sollte heute so
n, als wüsste er in einer Situation, in der mehr Men-

chen als je zuvor aus mehr Ländern als je zuvor an ein
nd demselben Tag die Arbeitnehmerfreizügigkeit ge-
ährt wird, genau, was passiert.

Im Jahr 50 nach dem Mauerbau ist diese Freiheit für
ie Menschen in Europa ein gewaltiges, großartiges Er-
ebnis; das steht im Mittelpunkt. Die Chancen überwie-
en die Risiken. Die Bundesregierung hat ihre Hausauf-





Parl. Staatssekretär Dr. Ralf Brauksiepe


(A) )


)(B)

gaben gemacht. Die christlich-liberale Koalition wird
die Arbeitnehmerfreizügigkeit sozial und gerecht gestal-
ten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710904300

Eva Högl hat jetzt das Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Eva Högl (SPD):
Rede ID: ID1710904400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Ich stimme meinem Vorredner, dem Herrn Staats-
sekretär, ausdrücklich in einem Punkt zu, aber nur in die-
sem einen:


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Na Gott sei Dank!)


Der 1. Mai war ein guter Tag für Europa. Das kann nicht
oft genug gesagt werden. Deswegen sage ich zu Beginn
meiner Rede: Europa rückt näher zusammen. Auch für
die acht Mitgliedstaaten, die 2004 beigetreten sind, gilt
endlich die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit. Es gibt
auch keine Beschränkungen mehr bei der Dienstleis-
tungsfreiheit. Das ist ein großer Erfolg für Europa, aber
auch für uns; denn bei der Arbeitnehmerfreizügigkeit
und der Dienstleistungsfreiheit handelt es sich nicht
– ich sage das ganz bewusst – um eine europäische Klei-
nigkeit, sondern um eine Grundfreiheit, um ein funda-
mentales Recht, auf das Europa gegründet ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich will keine Vergangenheitsbewältigung betreiben,
aber ich habe aus diesem Grund immer zu denjenigen
gehört, die es von Anfang an falsch gefunden haben, be-
stimmten Personen diese Grundfreiheiten vorzuenthal-
ten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich freue mich, dass sich nun endlich auch die Men-
schen aus diesen acht Mitgliedstaaten in Europa frei be-
wegen können, dass sie entscheiden können, wo sie le-
ben und arbeiten. Das macht Europa aus. Wir wissen,
dass wir hier im Haus für Europa werben müssen. Wir
müssen versuchen, den Menschen deutlich zu machen,
warum Europa der richtige Weg für ein wirtschaftlich er-
folgreiches Land wie Deutschland ist. Das ist eine wich-
tige Aufgabe unserer Europapolitik.

Wir zeigen damit auch, dass sich Europa nicht nur um
wirtschaftliche Belange kümmert. Ich will das überhaupt
nicht kleinreden. In den Bereichen Wirtschaft und Finan-
zen stehen wir vor schwierigen Herausforderungen. Wir
stehen aber auch vor der Aufgabe, jeden Tag deutlich zu
machen, dass sich Europa um die Themen kümmert, die
die Menschen bewegen: Habe ich einen sicheren Ar-
beitsplatz? Habe ich ausreichend soziale Sicherheit? Wie
geht es mit meiner Ausbildung weiter? Wie wird mir ge-
holfen, wenn ich von Armut bedroht bin? Das sind The-
men, um die sich Europa kümmern muss. Das machen

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(C (D ir im Zusammenhang mit der Arbeitnehmerfreizügigeit deutlich. Auch wenn das nicht ganz zum Thema passt, möchte h Folgendes erwähnen: Ich bin sehr in Sorge, wenn ich ehe, wie jetzt über die Freiheit des Personenverkehrs nd das Schengen-Regime diskutiert wird. Einzelne Mitliedstaaten versuchen aus nationalem Interesse, diese rrungenschaft wieder rückgängig zu machen und den ersonenverkehr einzuschränken. Ich bitte alle, gemeinam dagegen zu kämpfen und sich weiter dafür einzuseten, dass sich alle Menschen in Europa frei bewegen önnen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


Herr Staatssekretär, ich stimme Ihnen ausdrücklich
icht zu – das wird Sie sicherlich nicht überraschen –,
enn Sie sagen, dass die Bundesregierung ihre Hausauf-
aben gemacht hat und gut vorbereitet ist. Die Bundes-
gierung ist alles andere als gut vorbereitet. Wenn Sie

agen, dass die sieben Jahre Übergangszeit sich bewährt
aben und von der Bundesregierung genutzt wurden,
ann frage ich: Wie wurden sie denn genutzt?


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Eine gute Frage, auf die wir gerne eine Antwort geben!)


h stelle fest, dass die Bundesregierung überhaupt nicht
orbereitet ist. Obwohl die Notwendigkeit bestand,
urde die Arbeitnehmerfreizügigkeit politisch nicht ge-

taltet. Die sieben Jahre wurden nicht genutzt, um uns
uf den 1. Mai gut vorzubereiten.

Es ist schon gesagt worden – ich wiederhole es, weil
s nicht oft genug gesagt werden kann –: Wir müssen al-
n Menschen in unserem Land faire Arbeitsbedingun-
en, gerechte Löhne und soziale Sicherheit garantieren.
err Brauksiepe, es ist kein Zerrbild des deutschen Ar-
eitsmarktes, wenn wir darauf verweisen, dass es Men-
chen in unserem Land gibt, die von den Löhnen, die sie
ekommen, weder sich selbst noch ihre Familien ernäh-
n können. Heute ist wieder zu lesen, dass es in unse-
m Land fast 1,4 Millionen sogenannte Aufstocker gibt.
iele Menschen in unserem Land können also von ihren
öhnen nicht leben. Das ist kein Zerrbild, sondern macht
eutlich, dass Handlungsbedarf auf dem deutschen Ar-
eitsmarkt besteht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist ebenfalls schon gesagt worden – ich möchte das
och einmal hervorheben –: Andere Mitgliedstaaten in
uropa haben uns vorgemacht, wie man es machen
ann. Die Mitgliedstaaten nämlich, die von Anfang an
re Arbeitsmärkte geöffnet haben, die die Grundfreihei-
n von Anfang an nach dem Beitritt der neuen Mitglied-

taaten verwirklicht haben, haben gezeigt, dass man vor-
er, bevor der Beitritt erfolgt, bevor die Grundfreiheiten
irklichkeit werden, politisch gestalten muss. Im Übri-

en zeigen alle Statistiken: Für diese Mitgliedstaaten
ar es eine gute und richtige Entscheidung, den Arbeits-





Dr. Eva Högl


(A) )


)(B)

markt zu öffnen. Alle Mitgliedstaaten, die das getan ha-
ben – Sie haben es schon erwähnt –, haben davon profi-
tiert. Aber sie alle haben einen Mindestlohn – sie haben
alle einen Mindestlohn! – und haben damit deutlich ge-
macht, dass sie klar Nein sagen zu Lohn- und Sozial-
dumping.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Gitta Connemann [CDU/CSU]: Wie hoch ist denn der Mindestlohn?)


Das war eine wichtige Voraussetzung vor der Verwirkli-
chung der Arbeitnehmerfreizügigkeit.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist schon viel
dazu gesagt worden, dass der Mindestlohn ein wesentli-
cher Bestandteil sozialer Gerechtigkeit und sozialer Si-
cherheit für alle Menschen in unserem Land ist. Ich
möchte aber noch einmal darauf verweisen, dass auch
die wirtschaftliche Vernunft einen Mindestlohn gebietet.
Es ist nicht nur sozial gerecht, sondern auch ökonomisch
genau der richtige Weg, einen Mindestlohn einzuführen.
Wir haben erst vor kurzem eine Studie auf den Tisch be-
kommen – ich empfehle die Lektüre; das lohnt sich
wirklich –, die klar und sehr gut nachvollziehbar darlegt,
dass ein Mindestlohn von etwa 8,50 Euro – das ist unter-
sucht worden – rund 5 Millionen Menschen in unserem
Land ein zusätzliches Haushaltseinkommen von insge-
samt 14,5 Milliarden Euro ermöglichen würde. Das ist
für die Familien sehr wichtig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Gleichzeitig – auch darauf achten wir in diesem Haus ja
immer – würde der Bundeshaushalt entlastet werden.
Die Schätzung sagt, dass dies 7 Milliarden Euro ausma-
chen würde. Auch das sollten wir nicht ignorieren, son-
dern in unsere politischen Entscheidungen einbeziehen.
Zu beachten sind auch die damit verbundenen Steuern
und Sozialbeiträge in Höhe von 2,7 Milliarden Euro.
Das sind ökonomische Rahmenbedingungen, die ganz
klar für einen Mindestlohn sprechen. Wenn Sie nicht die
soziale Gerechtigkeit überzeugt, dann doch bitte die
ökonomische Vernunft.

Ich war etwas erstaunt, festzustellen, dass auf der
Homepage des Arbeitsministeriums der Mindestlohn ge-
lobt wird, und kann nur hoffen, dass die Homepage jetzt
nicht korrigiert wird, sondern dass das weiterhin dort zu
lesen sein wird.

Ich verstehe eines nicht, Frau Ministerin, Herr Staats-
sekretär, liebe Kolleginnen und Kollegen von den Koali-
tionsfraktionen: Wenn Sie für einen Mindestlohn in ein-
zelnen Branchen werben und das hier sogar positiv
darstellen, warum wollen Sie das den anderen Menschen
in anderen Branchen – das verstehe ich überhaupt nicht –
vorenthalten? Das versteht in unserem Land, glaube ich,
niemand.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte noch eine Bemerkung zum Fachkräfte-
mangel machen. Beim Thema Fachkräftemangel kann

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(C (D h nur feststellen: Die Bundesregierung hat dieses Prolem verschlafen. Wir stehen jetzt vor der Frage: Wie önnen wir etwas gegen den Fachkräftemangel tun? Narlich sind wir uns einig, dass die Arbeitnehmerfreizü igkeit und der potenzielle Zuzug aus den acht Mitgliedtaaten unseren Fachkräftemangel nicht beseitigen. Aber ir müssen ebenfalls zur Kenntnis nehmen: Auch in die en acht Mitgliedstaaten hat sich die politische Lage verndert. Noch kurz nach dem Beitritt haben die acht Mitliedstaaten immer vorgetragen, dass sie sehr enttäuscht ind, dass die Arbeitnehmerfreizügigkeit nicht verwirkcht wurde. Wenn Sie aber jetzt Gespräche mit Vertrern dieser Mitgliedstaaten führen, stellen Sie fest, dass lle in Sorge sind, weil auch in diesen Staaten ein Fachräftemangel droht. s ist überhaupt nicht klar, ob gut ausgebildete Kräfte us diesen Ländern zu uns kommen; denn diese Länder aben ein großes Interesse daran, ihre eigenen Fachräfte zu behalten. Einen Gesichtspunkt möchte ich in diesem Zusamenhang noch erwähnen: Deutschland ist nicht mehr so ttraktiv, wie es das einmal war; denn die Löhne sind im uropäischen Vergleich so niedrig – auch das ist schon rwähnt worden –, dass es gar nicht unbedingt ausgeacht ist, dass sich gut qualifizierte Arbeitskräfte nach eutschland aufmachen, um hier zu arbeiten. Beim Thema Fachkräftemangel gibt es einen weiteren unkt, bei dem wir viel engagierter vorgehen müssen. as ist ein Auftrag an uns hier im Haus. Ich meine die nerkennung von Berufsqualifikationen. eine Damen und Herren, gerade im Pflegebereich seen wir, dass viele examinierte Pflegekräfte aus dem usland, die gut ausgebildet sind, bei uns nicht als exainierte Pflegekräfte arbeiten können, sondern als Pfle ehelferinnen oder Haushaltshilfen – das wurde schon rwähnt – quasipflegerische Tätigkeiten ausführen, wor sie überhaupt nicht angemessen bezahlt werden. Es t also festzustellen, dass sie auf unserem Arbeitsmarkt einen Arbeitsplatz entsprechend ihrer Qualifikation finen. Es ist dringender Handlungsbedarf gegeben, was ie Anerkennung von Qualifikationen angeht, wenn wir r qualifizierte Arbeitskräfte attraktiv sein wollen. Ich möchte noch einen Punkt aufgreifen, den Sie geannt haben, nämlich den Hinweis darauf, dass es in dieem Zusammenhang kein Gesetz gibt, sondern nur eine nweisung an die Bundesagentur für Arbeit. Da setzt ich fort, was wir bei der Bundesregierung in der Euroapolitik kontinuierlich erleben. Ich persönlich halte es r einen Riesenskandal, dass wir als Parlament an wich gen politischen Entscheidungen systematisch nicht beiligt werden. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal sagen: Die rbeitnehmerfreizügigkeit muss durch gesetzliche Än Dr. Eva Högl )


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Ja!)


(Josip Juratovic [SPD]: Sehr gut!)


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)





(A) )

derungen umgesetzt werden. Uns droht einerseits ein
Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof, und ande-
rerseits findet eine Missachtung dieses Hauses statt.
Deswegen fordere ich die Bundesregierung auf: Legen
Sie uns die entsprechenden Gesetzentwürfe vor! Beteili-
gen Sie das Parlament! Ich kann Sie alle nur auffordern:
Stimmen Sie dem Antrag der SPD zu! Es sind viele gute
Vorschläge gemacht worden, wie wir die Arbeitnehmer-
freizügigkeit politisch gestalten und wie wir sie zu einem
gemeinsamen Erfolg für die Menschen in Deutschland
und in ganz Europa machen können.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710904500

Max Straubinger hat jetzt das Wort für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1710904600

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Frau Kollegin Högl, wenn wir Ihrem Antrag zustimm-
ten, hätten wir wahrscheinlich sofort mit dem Europäi-
schen Gerichtshof zu tun; Ihr Antrag ist nämlich grob
europarechtswidrig. Sie schreiben folgenden Passus un-
ter II.:

Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregie-
rung dazu auf, 1. im Bereich der Arbeitsbedingun-
gen und der Entlohnung dafür zu sorgen, dass …
c) Scheinselbstständigkeit verhindert wird. Die Ab-
grenzung zwischen Selbstständigen und abhängig
Beschäftigten muss im Zielland der Entsendung
nach dessen Maßstäben überprüft werden können
und nicht, wie bisher, nur nach den Bedingungen
des Herkunftslandes.

Diese Forderung ist grob europarechtswidrig.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Ja!)


Das ist mit ein Grund, diesen Antrag abzulehnen.

Letztendlich wurden die vorliegenden Anträge im Hin-
blick auf die Arbeitnehmerfreizügigkeit ab dem 1. Mai
dieses Jahres gestellt. Der Parlamentarische Staatssekre-
tär Ralf Brauksiepe hat die Arbeitnehmerfreizügigkeit
bereits für die Bundesregierung begrüßt, genauso Karl
Schiewerling und ich für die CDU/CSU-Bundestags-
fraktion. Was macht die Opposition in diesem Haus? Die
Opposition schürt Ängste.


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Quatsch mit Soße!)


– Natürlich. Der Kollege Parlamentarische Staatssekre-
tär Brauksiepe hat bereits darauf hingewiesen, dass man
auch mit Worten mitten in der Gesellschaft Ängste schü-
ren kann. Der SPD-Vorsitzende hat in diesem Parlament
von „Eindringen“ gesprochen, als es darum ging, dass

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(C (D ich Fachkräfte aus Osteuropa auf dem deutschen Areitsmarkt niederlassen. Die Linken sollten ganz ruhig sein; (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Warum sollen wir ruhig sein? Verbieten Sie uns den Mund?)


chließlich hat der Kollege Gysi von der „Invasion ost-
uropäischer Arbeitnehmer“ auf dem deutschen Arbeits-
arkt gesprochen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Unsinn!)


h bin der Meinung, das ist im Zusammenhang mit der
reizügigkeit mitten in Europa eine ungehörige Wort-
ahl.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as zeigt sehr deutlich, wes Geistes Kind Sie sind und
ass Linke und Rechte für unser demokratisches Staats-
esen letztendlich gleichermaßen gefährlich sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Natürlich muss vorbereitet sein, dass die Arbeitneh-
erfreizügigkeit von den Menschen mitgetragen wird.
ie Kollegin Pothmer hat kritisiert, dass die Arbeitneh-
erfreizügigkeit letztendlich viel zu spät in Gang gesetzt
orden ist


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


nd dass Deutschland aufgrund der europäischen Ver-
äge alle Möglichkeiten für eine späte Einführung aus-
eschöpft hat. Ich stelle mir einmal vor, die Arbeitneh-
erfreizügigkeit hätte unter Rot-Grün – mit 5 Millionen
rbeitslosen in unserem Land – in Gang gesetzt werden
üssen. Ich bin überzeugt: Dann wäre die Akzeptanz

er Arbeitnehmerfreizügigkeit in der Bevölkerung sehr
iedrig gewesen. Schon in der Regierungszeit von Rot-
rün wäre es möglich gewesen, die Arbeitnehmerfreizü-
igkeit herzustellen. Das hat man aber ob der in der da-
aligen Regierungszeit abgelieferten wirtschaftlichen
aten – die Menschen wurden ihrer Zukunftschancen
eraubt – zu Recht nicht getan.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Union ist der Garant dafür, dass das Projekt
uropa gelingt und dass wir offene Grenzen haben.
elmut Kohl hat das mit zustande gebracht. Die CDU/
SU stand dabei an der Spitze. Ich sage ausdrücklich:
h bin dem Kollegen Ralf Brauksiepe dafür dankbar,

ass er darauf hingewiesen hat, dass wir jetzt, 50 Jahre
ach dem unsäglichen Mauerbau, für den die SED mit
erantwortlich war – damals wurden unüberwindbare
renzen gezogen –, in der Lage sind, Arbeitnehmerfrei-

ügigkeit zu gewähren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Linke ist verblendet. Sie zeichnet Bilder, die in
einer Weise der Realität entsprechen.





Max Straubinger


(A) )


)(B)


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das haben wir von Ihnen gelernt! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das hat Strauß auch getan!)


Ihre wirtschaftspolitische Sprecherin, Frau Sahra
Wagenknecht, träumt genauso wie die Parteivorsitzende
von der Wiederinstallierung des Kommunismus. Für sie
ist der Kapitalismus die Wurzel allen Übels. Sie behaup-
ten, durch die Arbeitnehmerfreizügigkeit komme es zu
Lohndumping. Angeblich werden soziale Standards ge-
schliffen. Die Linke spricht sich auf ihrer Homepage für
einen gesetzlichen Mindestlohn in Höhe von 10 Euro
aus,


(Zurufe von der LINKEN: Ja! – Genau!)


weil das angeblich der europäischen Normalität ent-
spricht.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich möchte Ihnen die Weltfremdheit Ihrer Haltung
aufzeigen. Als einziges Land hat Luxemburg einen Min-
destlohn von über 10 Euro, nämlich 10,16 Euro. In
Frankreich beträgt der Mindestlohn 9 Euro, in den Nie-
derlanden 8,74 Euro, in Großbritannien, das heute so
großartig von Frau Kollegin Pothmer gelobt worden ist,
weil dort die Freizügigkeit früher eingeführt worden ist,
6,91 Euro, in Slowenien – mit dem höchsten Mindest-
lohn unter den acht Beitrittsländern – 4,32 Euro und in
Spanien 3,89 Euro. Diese Liste kann man fortsetzen. In
Polen beträgt der Mindestlohn 1,85 Euro, in der Slowa-
kei ebenfalls und in Estland 1,73 Euro. Diese Zahlen zei-
gen sehr deutlich, dass die Linken mit der Forderung
nach einem gesetzlichen Mindestlohn nur Nebelkerzen
werfen wollen. Ein einheitlicher gesetzlicher Mindest-
lohn wird nicht einmal von den Gewerkschaften akzep-
tiert, zumindest nicht in der Realität, –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710904700

Herr Kollege.


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1710904800

– wenn er auch in den politischen Forderungen auf-

taucht.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Ich verweise auf die tariflichen Vereinbarungen für die
Wach- und Sicherheitsdienste in Deutschland. Für diese
wurden unterschiedliche Mindestlöhne in den einzelnen
Bundesländern vereinbart.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710904900

Herr Kollege, Frau Leidig würde Ihnen gerne eine

Zwischenfrage stellen. Dann brauchen Sie Ihre Rede
noch nicht zu beenden.


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1710905000

Ach so. – Ja, bitte.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Straubinger, so kann man sich vertun, politisch und auch am Rednerpult!)


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(C (D Bitte schön. Herr Straubinger, ich frage Sie, ob Sie die Europäi che Sozialcharta kennen und ob Sie wissen, dass in dieer als gerechter Mindestlohn ein Lohn von 60 Prozent es nationalen Durchschnittslohns festgelegt ist, was beeuten würde, dass in der Bundesrepublik Deutschland in Mindestlohn von 12,50 Euro dem Gerechtigkeitsmpfinden der Europäischen Sozialcharta entsprechen ürde. Frau Kollegin, ich bin Ihnen dankbar für Ihre Frage. öhne bilden sich nicht nach dem Gerechtigkeitsempfinen, sondern aufgrund der Leistungsfähigkeit und daber hinaus aufgrund der Wettbewerbsbedingungen. (Dr. Eva Högl [SPD]: Das ist aber zynisch! – Zuruf von der LINKEN: Wovon träumen Sie? – Weitere Zurufe von der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710905100
Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710905200

(Beifall bei der LINKEN)

Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1710905300

as nützt ein hoher Mindestlohn, wenn dadurch Ar-
eitsplätze bei uns verloren gehen?


(Beifall bei der CDU/CSU)


as wäre die Konsequenz Ihrer Politik. Wenn Sie die
enschen lieber arbeitslos machen wollen, dann müssen

ie für einen hohen Mindestlohn eintreten.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: So ist es!)


Es geht darum, zwischen den Tarifparteien vernünf-
ge Löhne zu vereinbaren, die möglichst hoch sind, sich
ber letztendlich an der Produktivität orientieren müs-
en. Sie hängen nicht vom Wunschdenken ab. Deutsch-
nd ist mit seinem System gut gefahren. Vor allem die
enschen in Ostdeutschland können froh sein, dass sie

on der Planwirtschaft in die soziale Marktwirtschaft ge-
ommen sind –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710905400

Herr Straubinger.


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1710905500

– und damit an den Errungenschaften der sozialen
arktwirtschaft teilhaben.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710905600

Herr Straubinger, es gibt noch eine zweite Zwischen-

age von Frau Enkelmann. Möchten Sie diese noch be-
ntworten? Dann können Sie noch einen Moment am
ult bleiben.


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1710905700

Das kann ich der Frau Enkelmann nicht verwehren.






(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710905800

Bitte schön, Frau Enkelmann.


Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710905900

Herr Straubinger, ganz herzlichen Dank. – Meine

Frage ist: Halten Sie es für gerecht, dass immer mehr
Menschen – die aktuellen Zahlen sind heute veröffent-
licht worden – auf ergänzende Sozialleistungen und
Hartz IV angewiesen sind, obwohl sie arbeiten, das
heißt, einen Lohn bekommen, von dem sie sich und ihre
Familien nicht ernähren können? Halten Sie das für ge-
recht?


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1710906000

Es geht hier nicht um die Frage der Gerechtigkeit


(Zurufe von der SPD und der LINKEN)


– nein –, sondern es geht um die Leistungsfähigkeit un-
seres Sozialstaates. Frau Kollegin Enkelmann, wenn Sie
die Meldung richtig gelesen hätten,


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: 1,4 Millionen!)


dann hätten Sie feststellen können, dass nur deshalb so
oft aufstockende Leistungen notwendig sind, weil es
sich hier häufig um Halbtagsbeschäftigungen bzw. um
geringfügige Beschäftigungsverhältnisse handelt. Es ge-
hört auch zur Wahrheit, das zu sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ausdruck unseres Sozialstaates ist letztendlich: Wer
möglicherweise aufgrund seiner familiären Situation gar
nicht die Möglichkeit hat, eine Vollzeitbeschäftigung
aufzunehmen, wird durch den Sozialstaat entsprechend
unterstützt.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das sind Leiharbeiter!)


Das ist gelebte Solidarität der Beitragszahlerinnen und
Beitragszahler, der Steuerzahler in unserem Land mit
den Menschen, die aufgrund ihrer persönlichen Situation
oder anderer möglicher Umstände in unserer Gesell-
schaft keinen ausreichenden Lohn erwirtschaften kön-
nen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Informieren Sie sich noch einmal, was wirklich ist! – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das Schlimme ist, dass Sie das alles auch noch selber glauben!)


Ich bedanke mich – auch bei der Präsidentin für ihre
Geduld.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710906100

Jetzt hat Sabine Zimmermann das Wort für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Lieber Kollege Straubinger, mir sträuben sich ie Haare, wenn ich höre, was Sie unter sozialer Gerechgkeit verstehen. Das muss ich Ihnen hier einmal so eutlich sagen. (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Gitta Connemann [CDU/CSU]: Bei den Berliner Stadtwerken sträuben sich mir auch die Haare!)

Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710906200

Ich will Ihren Blick noch ein bisschen aufhellen: Sie
aben gesagt, unter Rot-Grün hatten wir früher 5 Millio-
en Arbeitslose. Das ist korrekt. Wissen Sie aber, was
ir jetzt haben? Wir haben jetzt eine reale Arbeitslosig-
eit von 4,5 Millionen Arbeitslosen und 1,4 Millionen
ufstocker. Ist das gerecht? Aus meiner Sicht nicht, lie-
er Kollege Straubinger.


(Beifall bei der LINKEN – Gitta Connemann [CDU/CSU]: Berliner Stadtwerke!)


Lieber Herr Brauksiepe, ich glaube, dass Sie die Op-
osition nicht ganz verstanden haben.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Ja, das stimmt!)


ir wollen den europäischen Arbeitsmarkt – Herr
rauksiepe, vielleicht können Sie mir einmal einen Mo-
ent zuhören –,


(Jutta Krellmann [DIE LINKE]: Hallo, Herr Brauksiepe!)


ber wir wollen auch soziale Standards für alle Arbeit-
ehmerinnen und Arbeitnehmer in Europa. Ich denke,
as ist sozial gerecht und daran arbeiten wir auch ge-
einsam – nur mit Ihnen wahrscheinlich nicht.


(Beifall bei der LINKEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: Dafür ist der Herr Brauksiepe auch zuständig!)


„Europa wird sozial sein, oder es wird nicht sein.“


(Dr. Eva Högl [SPD]: Genau!)


ieses Zitat des ehemaligen französischen Staatspräsi-
enten Mitterrand mag zwar wirklich schon einige Jahre
lt sein, doch an Aktualität hat es nichts eingebüßt. So-
iale Sicherheit und einheitliche Mindeststandards für
lle Bürgerinnen und Bürger der EU sind der entschei-
ende Schlüssel dafür, ob dieses europäische Projekt auf
auer Erfolg haben wird.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Dr. Eva Högl [SPD])


ier muss die Bundesregierung endlich ihre Verantwor-
ng wahrnehmen und darf nicht länger so tun, als ginge

ie das einfach gar nichts an, wie das gerade der Herr
rauksiepe und die Frau von der Leyen mit ihrer Unter-
altung zum Ausdruck bringen.

Es ist beschämend, dass Deutschland nahezu das ein-
ige Land in Europa ist, das keinen flächendeckenden
esetzlichen Mindestlohn oder eine vergleichbare Rege-
ng hat.





Sabine Zimmermann


(A) )


)(B)


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Am besten: weltweit!)


In keinem anderen Land ist der Niedriglohnsektor in den
letzten Jahren derart stark angewachsen. Ich sage:
Deutschland ist zum Motor der Niedriglohnbeschäfti-
gung in Europa geworden und wird diesen Spitzenplatz
auch nach der Herstellung der vollständigen Arbeitneh-
merfreizügigkeit ab dem 1. Mai 2011 locker verteidigen
und sogar noch weiter ausbauen, und das ist ein Skandal.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Dr. Eva Högl [SPD])


Meine Damen und Herren der Bundesregierung, dafür
haben Sie alle Voraussetzungen geschaffen. Das ist Ihr
Verdienst, und das ist aus unserer Sicht beschämend.


(Beifall bei der LINKEN)


Um gegen den Wettbewerb nach unten bei den Löh-
nen gewappnet zu sein, gibt es nur zwei Möglichkeiten:
entweder eine gesetzliche Lohnuntergrenze oder eine
hohe Tarifbindung. Deutschland hat beides nicht. Die
bisherigen Bundesregierungen und auch unsere jetzige
haben verbissen gegen die Einführung eines gesetzlichen
Mindestlohnes gekämpft. In diesem Abwehrkampf wan-
delten sich sogar – dafür steht auch Herr Straubinger –
bisherige Gewerkschaftsverächter zu blühenden Ver-
fechtern der Tarifautonomie. Ich bin aus dem Staunen
gar nicht mehr herausgekommen, meine Damen und
Herren – beim besten Willen nicht.

Manchmal hatte man ja den Eindruck, die Sozialpart-
ner seien so stark wie nie zuvor in der Geschichte der
Bundesrepublik. Leider ist die Realität eine andere; denn
die Sozialpartner sind zunehmend nicht mehr in der
Lage, eine flächendeckende Tarifbindung herzustellen. –
Herr Schiewerling, Sie schauen mich so an. Ich denke,
dass Sie sich auch bei Gewerkschaften sachkundig ge-
macht haben.


(Karl Schiewerling [CDU/CSU]: Ich bin fassungslos!)


Die eingeführten und von der Bundesregierung gefei-
erten Branchenmindestlöhne erfassen doch nur einen
kleinen Teil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
in Deutschland. Das ist die Realität, meine Damen und
Herren. So erfreulich auch die Branchenmindestlöhne
aus Ihrer Sicht sind – dem eigentlichen Problem wirken
sie überhaupt nicht entgegen.

In diesem Zusammenhang muss man der Bundesregie-
rung zu einem wahren Meisterstück gratulieren. Nach-
dem man sich jahrelang gegen einen Mindestlohn in der
Leiharbeit ausgesprochen hat, wurden nun aus den eins-
tigen Gegnern sogar richtige Befürworter. Was war pas-
siert? Man hatte festgestellt, dass sich auf den Tarifvorbe-
halt im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz, nach dem von
der gleichen Bezahlung abgewichen werden kann – übri-
gens ein Verdienst der SPD-geführten Schröder-Regie-
rung –, ab dem 1. Mai 2011 auch Leiharbeitsunternehmen
aus den neuen osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten beru-
fen können und sie ihre Leiharbeitskräfte zu noch niedri-
geren Tariflöhnen als die hiesigen in Deutschland einset-
zen können. Plötzlich waren sich Arbeitgeberverbände

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(C (D nd Bundesregierung schnell einig, dass die Leiharbeit inen Mindestlohn brauche – zum Schutz vor Lohnduming. Worum es aber wirklich ging, war nicht, den Leihareitskräften zu helfen, sondern die heimische Leihareitsindustrie vor der unliebsamen ausländischen Konurrenz zu schützen. (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


in echtes Novum: ein Mindestlohn zum Schutz der Ar-
eitgeber. Oder sollten wir eher von einem Mindestlohn
um Schutz der Gewinne sprechen?

So kann es nicht sein, liebe Kolleginnen und Kolle-
en. Damit haben Sie dafür gesorgt, dass das Prinzip
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, Equal Pay, zu Grabe
etragen wird. Das ist die Wahrheit.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Sie wissen doch wirklich nicht, was Sie reden! Wenn Sie von Wahrheit sprechen, dann wird mir ganz anders, Frau Zimmermann!)


Sehr geehrte Damen und Herren von der Bundesre-
ierung, fangen Sie endlich an, sich einzusetzen für ein
odernes und soziales Europa, das von fairer Mobilität,
olidarität zwischen den Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
ehmern unterschiedlicher Länder und von sozialer Si-
herheit als einigendem Band durchzogen wird, anstatt
on Unterbietungswettbewerb, Unsicherheit und Armut
ominiert zu sein.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710906300

Das Wort hat der Kollege Dr. Johann Wadephul für

ie CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Johann Wadephul (CDU):
Rede ID: ID1710906400

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der 1. Mai

011 war ein sonniger Tag. Leider fiel er, was viele Ar-
eitnehmerinnen und Arbeitnehmer bedauert haben, auf
inen Sonntag. Dennoch fanden die Maikundgebungen
er Gewerkschaften statt. Zu diesen Kundgebungen ka-
en aber bedauerlicherweise relativ wenige Menschen.


(Zurufe von der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das stimmt überhaupt nicht!)


Ebenso wenige Menschen – auch da hatten Sie mehr
rwartet – kamen am 1. oder möglicherweise am 2. Mai
ach Deutschland – quasi als die Flut, die hier bei uns
indringt – um die Worte des Kollegen Gabriel noch ein-
al zu wiederholen –, und den Arbeitnehmerinnen und
rbeitnehmern in Deutschland die Arbeitsplätze weg-
immt. Ich muss feststellen: Hier ist, insbesondere von
er linken Seite des Hauses, ein Popanz aufgebaut wor-
en, der der Europaidee wirklich geschadet hat.





Dr. Johann Wadephul


(A) )


)(B)

Ich bedanke mich bei den Kollegen Dr. Högl und
Juratovic, die sich heute als gute Europäer gezeigt haben
und hier ein Stück weit den Fehltritt ihres Parteivorsit-
zenden ausgebügelt haben.


(Zurufe von der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Für Deutschland und für Europa ist der 1. Mai mit der
Einführung der Arbeitnehmerfreizügigkeit ein gutes Da-
tum gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir freuen uns darüber, dass die Menschen aus den euro-
päischen Nachbarstaaten jetzt die Möglichkeit haben,
auch bei uns zu arbeiten.

Wenn nun der eine oder andere Blick zurückgeworfen
wird und insbesondere rot-grüne Abgeordnete hier erklä-
ren, da seien Chancen verabsäumt und Hausaufgaben
nicht gemacht worden, kann man sich eigentlich nur fra-
gen: Haben Sie denn in dieser Zeit gar keine Verantwor-
tung getragen?


(Dr. Eva Högl [SPD]: Jetzt haben Sie sie!)


Frau Pothmer, ich fange einmal bei den Grünen an. 2004
wurde die Angelegenheit erstmalig vereinbart. 2004 tra-
ten diese acht Staaten der EU bei.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir waren immer dafür!)


Wenn Sie jetzt der Auffassung sind, dass wir alles falsch
gemacht haben und die Briten alles richtig, dann frage
ich Sie: Warum haben die Grünen denn 2004 nicht dafür
gesorgt, dass es die Arbeitnehmerfreizügigkeit zu die-
sem Zeitpunkt für alle gibt? Seien Sie doch selbstkri-
tisch! Kritisieren Sie sich selber! Machen Sie uns doch
keine Vorwürfe! Wir konnten doch 2004 nichts dafür.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf der Abg. Dr. Eva Högl [SPD])


Frau Högl, Ihre Wertschätzung für Bundesarbeits-
ministerin von der Leyen, Staatssekretär Brauksiepe und
Staatssekretär Fuchtel sowie die neue Führung des Hau-
ses in allen Ehren – in der Tat wird das Haus jetzt besser
geführt als zuvor –, aber zu behaupten, dass seit 2009
alle Hausaufgaben verabsäumt worden wären, zeugt ein
wenig von Geschichtsvergessenheit. Damit stellen Sie
auch das Licht von Olaf Scholz – das muss man mit al-
lem Respekt hier betonen – etwas unter den Scheffel.
Das hat Olaf Scholz nicht verdient. Er hat nämlich einen
großen Anteil an der Entwicklung.

Die entsprechenden Regelungen sind ja zweimal ver-
längert worden: 2006 und 2009 ist, wenn Sie so wollen,
die Ausnahmegenehmigung, den deutschen Arbeits-
markt abzuschotten, verlängert worden, während andere
EU-Mitgliedstaaten sich schon damals für Freizügigkeit
entschieden haben. Zumindest einmal ging das auf die
Initiative von Bundesarbeitsminister Olaf Scholz zurück.
Das sollte dann doch bitte auch auf seinem Konto, viel-
leicht auch auf dem Konto der SPD, vermerkt werden.
Das sollten Sie uns bitte schön nicht vorwerfen. Da sind
wir –

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(C (D (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sie waren doch auch dafür! Ihr wolltet es doch auch!)


as wollen Sie, Frau Pothmer, wahrscheinlich gerade sa-
en – genauso wie zuvor die Grünen von Olaf Scholz
ominiert worden und konnten uns nicht durchsetzen. So
ar das. Insofern sollte das an der Stelle auch festgehal-
n werden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Heiterkeit bei der SPD und der FDP – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


Wir stellen ja nun gemeinsam fest, dass wir heute vor
anz anderen Schwierigkeiten stehen, als wir noch vor
0 bis 15 Jahren dachten.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


s ist ja gar nicht so, dass unsere größte Sorge wäre, dass
un zu viele kämen und uns Arbeitsplätze wegnähmen;
enn diejenigen, die kommen wollten, sind schon ge-
ommen. Das wissen wir alle.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Genau!)


an konnte sich als Selbstständiger schon hier nieder-
ssen. Wer das nicht wollte oder woanders mehr verdie-
en konnte – da haben Sie ja recht, Frau Pothmer –, ist
um Beispiel nach Großbritannien gegangen, darunter
efanden sich viele gut Qualifizierte.


(Karl Schiewerling [CDU/CSU]: Und von da jetzt wieder zurück nach Polen! – Dr. Eva Högl [SPD]: Sehr richtig!)


on diesen sind – Herr Kollege Schiewerling, völlig
chtig – viele auch wieder zurück nach Polen gegangen.

Jetzt wird prognostiziert, dass vielleicht 130 000 Men-
hen aus allen Mitgliedstaaten zu uns kommen. Übri-

ens: Wir reden zumeist nur über Polen. Polen hat
ittlerweile aber eine negative Wanderungsbilanz ge-

enüber Deutschland. Mittlerweile sind Rumänien und
ulgarien die Staaten, aus denen am ehesten die Men-

chen zu uns kommen.

Glauben Sie denn im Ernst, dass wir die Fachkräfte,
ie wir dringend hier in Deutschland brauchen, bekom-
en, wenn wir einen Mindestlohn einführen?


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! – Josip Juratovic [SPD]: Nein, aber Equal Pay!)


ollen Sie uns ernsthaft weismachen, dass es hier einen
ausalen Zusammenhang geben könnte? Das ist doch
nsinn.

Herr Juratovic, Sie haben doch selber angezweifelt,
ass polnische Arbeitnehmer bei einem Lohn von 7 Euro
ierher kommen, und gefragt, ob wir das glauben. Nein,
as glaube ich nicht. Die kommen nicht für 7 Euro hier-
er. Wir werden ihnen mehr zahlen müssen. Deswegen
t die Verknüpfung mit dem Mindestlohn, die Sie in Ih-
m Antrag vornehmen, so unsinnig. Sie sagen ja, wir
üssten nur einen Mindestlohn einführen, und dann





Dr. Johann Wadephul


(A) )


)(B)

wäre unser Fachkräfteproblem gelöst. Also, das wird
nichts werden.


(Zuruf des Abg. Josip Juratovic [SPD])


Allein aus diesem Grund ist dieser Antrag nicht nur, wie
Herr Straubinger zu Recht gesagt hat, europarechtswid-
rig, sondern er ist auch fachlich völlig unsinnig. Deswe-
gen werden wir ihn gleich ablehnen, meine sehr verehr-
ten Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Eva Högl [SPD]: Schade!)


Wir sollten uns jetzt der Zukunft zuwenden. Wir soll-
ten uns in der Tat bemühen, Fachkräfte zu ermuntern, zu
uns nach Deutschland zu kommen. Sie alle wissen, dass
es hier derzeit ein Jobwunder gibt. Das Beschäftigungs-
wunder in Deutschland wird von aller Welt bewundert.
Das, was unser Wachstum mittlerweile bremst, ist der
Mangel an Fachkräften.

All das, was wir bisher unter Bundeskanzlerin Angela
Merkel erreicht haben, wollen wir fortsetzen.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Dazu haben wir auch etwas beigetragen!)


Deswegen kann ich nur sagen: Wir brauchen eine Will-
kommenskultur. Wir brauchen Arbeitsmigration von
Fachkräften. Wir brauchen Menschen, die hier arbeiten
wollen, um unser Sozialprodukt zu verbessern. Wir brau-
chen allerdings keine Menschen, die in die soziale Hän-
gematte hineinwollen. Aber all diejenigen, die anpacken
wollen, sind in Deutschland herzlich willkommen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: So ist das!)


In diesem Sinne sollten wir die Debatte weiterführen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710906500

Gitta Connemann hat das Wort für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1710906600

Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Meine Damen und

Herren! Gestern vor vier Wochen haben wir an dieser
Stelle über dasselbe Thema gesprochen, ein wichtiges
Thema. Wir erlebten damals fast schäumende Auftritte
der Kollegen Gabriel und Ernst, passend zu den Mai-
kundgebungen, aber offensichtlich auch nur zu den Mai-
kundgebungen. Denn wer ist heute, bei demselben
Thema, nicht da? Die Kollegen Gabriel und Ernst,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Und die FDP-Fraktion!)


ganz im Gegensatz übrigens zu unserer Ministerin. Ich
möchte Frau Ministerin von der Leyen dafür danken,
dass sie heute durch ihre Anwesenheit in der Debatte un-
ter Beweis stellt, wie wichtig uns als christlich-liberale

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(C (D oalition dieses Thema ist. Herzlichen Dank an Ihre erson! Seit dem 1. Mai ist europäische Normalität eingeehrt. Denn Europa ist mehr als die Freiheit, in anderen ändern Urlaub machen zu dürfen. Europa muss auch as Recht umfassen, in jedem Land arbeiten zu dürfen. ie Kommentare der Kollegen von der Opposition klanen im Vorfeld und auch in der heutigen Debatte allerings so, als stünde eine neue Völkerwanderung bevor. (Zuruf der Abg. Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ach dem Szenario, das Herr Kollege Gabriel an die
and malte – Frau Kollegin Pothmer, Sie waren dabei –,

ah es sogar so aus, als ob ganz Osteuropa über uns her-
llen würde. Ich finde, dass der Kollege Staatssekretär
rauksiepe zutreffend darauf hingewiesen hat. Denn mit
inem Satz wie „Sie dringen richtig in den ersten Ar-
eitsmarkt ein“ hat man denjenigen, die zu uns kommen
ollen, die Gastfreundschaft verwehrt. Ich sage sehr
eutlich: Diese Panikmache schürt Ängste. Der Herr
ollege hat darauf hingewiesen, was solche Ängste be-
irken können. Aber ich sage auch an die Adresse des
ollegen Gabriel: Wer zündelt, darf sich nicht wundern,
enn es irgendwann brennt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Heute, knapp zwei Wochen nach dem 1. Mai, würde
h Herrn Gabriel gern fragen: Was ist seitdem tatsäch-
ch passiert? Ich persönlich kann keinen Massenansturm
rkennen. Es ist wahrscheinlich auch nicht damit zu
chnen. So hat das Arbeitsministerium in Warschau uns

ktuell erklärt, dass vermutlich mit 300 000 Migranten
den nächsten drei Jahren zu rechnen sei. Das löst auf

er polnischen Seite übrigens Befürchtungen aus; denn
ie hat Angst, ihre besten Köpfe zu verlieren. Das ist die
ehrseite der Medaille.

In Tschechien ist das Interesse an einer Auswande-
ng nach Deutschland gering. Die meisten Tschechen,

ie in Deutschland arbeiten wollen, tun dies bereits. So
ird der tschechische Arbeitsminister Jaromír Drábek in
einer Heimatzeitung, der Nordwest-Zeitung, zitiert.

Meine Damen und Herren von der Opposition, Hand
ufs Herz: Es geht Ihnen eigentlich auch gar nicht um
ahlen oder Fakten. Ihnen geht es offenkundig einmal
ehr um eine neue Überschrift für alte Anträge. Denn

er Inhalt Ihrer Anträge, liebe Kolleginnen und Kollegen
on den Linken und auch von der SPD, ist immer wieder
erselbe: die Wunschliste der Sozialleistungen rauf und
nter, diesmal unter dem Vorwand vermeintlicher Bil-

gleistungen aus Osteuropa.


(Josip Juratovic [SPD]: Gerechter Lohn! – Dr. Eva Högl [SPD]: Soziale Hängematte!)


Für die Union sage ich an dieser Stelle in aller Deut-
chkeit: Auf dem Arbeitsmarkt gibt es für uns keinen
nterschied – aus der christlichen Lehre heraus darf es

uch keinen geben – zwischen deutschen und anderen
U-Bürgern. Für Menschen aus Osteuropa müssen hier





Gitta Connemann


(A) )


)(B)

dieselben Vorgaben gelten wie für uns, gleiche Rechte,
gleiche Pflichten, gleicher Lohn.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb haben wir dort vorgesorgt, wo ein Missbrauch
drohen könnte.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Das haben Sie durchgesetzt? Da haben wir was verpasst!)


Bei der Zeitarbeit gibt es seit dem 1. Mai, auch dank des
beherzten Eintretens des Bundesministeriums für Arbeit
und Soziales, eine Lohnuntergrenze. Einem möglichen
Verdrängungswettbewerb haben wir damit einen Riegel
vorgeschoben.


(Josip Juratovic [SPD]: Immer wieder mit fremden Federn schmücken!)


Für jeden Zeitarbeitnehmer, gleich welcher Herkunft,
gilt der gleiche Lohn.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Warum nicht überall?)


Bei der Festsetzung haben wir übrigens nicht auf den
Staat gesetzt, sondern auf die Tarifpartner. Denn wir wis-
sen, dass Branchen – das ist auch das Hauptargument
gegen einen gesetzlichen Mindestlohn – sich ebenso un-
terscheiden wie Regionen. Automobilbau und Landwirt-
schaft sind nicht miteinander zu vergleichen, München
und Ostfriesland ebenso wenig. Ein einheitlicher gesetz-
licher Mindestlohn für jeden Betrieb in Deutschland
würde diesen Unterschieden nicht gerecht und würde
zum Verlust von Arbeitsplätzen und auch zu einer Be-
drohung von Volkswirtschaften führen.

Aktuelle Beispiele liefern uns Irland und Portugal.
Beide Länder – das ist bekannt – mussten Anträge auf
Gewährung eines Notkredits stellen.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Aber nicht wegen des Mindestlohns!)


Portugals Wachstum war nur noch auf Pump finanziert;
denn die Wirtschaft legte dort seit 2001 um nur 1 Pro-
zent zu, die Löhne aber um 38 Prozent. Das kann nicht
funktionieren. Ebenso war es in Irland. Deshalb hat die
irische Regierung nämlich eine Kürzung des Mindest-
lohnes beschlossen.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein solcher Unsinn, den Sie erzählen! – Dr. Eva Högl [SPD]: Nein, sie hat ihn heraufgesetzt! Die Ministerin hat gestern gesagt, sie haben ihn heraufgesetzt!)


Begründet wurde dieser Schritt mit dem Ziel, die Wett-
bewerbsfähigkeit des Landes zu verbessern. Vielleicht
hätten Sie das zur Kenntnis nehmen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Eva Högl [SPD]: Das ist ein Fehler, Frau Kollegin! Sie sind schlecht informiert!)


Schauen wir stattdessen auf Deutschland: Wir stehen
heute besser da als je zuvor. Deutschland ist wieder die
Lokomotive. Mit der Wirtschaft boomt der Arbeits-
markt. Gerhard Schröder versprach die Halbierung der
Arbeitslosigkeit – er scheiterte. Mit uns sind wir dage-

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(C (D en jetzt auf dem Weg zur Vollbeschäftigung – und das otz der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. aran haben ganz viele mitgewirkt, das ist keine Frage. orneweg waren es die Arbeitnehmer und die Betriebe, ber auch die Politik war beteiligt: durch kluge Entscheiungen wie zum Beispiel die Einführung des Kurzarbeirgeldes, aber eben auch durch die Tatsache, dass wir lschen Verlockungen widerstanden haben und wider tehen, zum Beispiel der Einführung eines gesetzlichen indestlohns. Sie haben ein ganzes Sammelsurium an Forderungen ufgestellt. Weil wir als christlich-liberale Koalition das rnst nehmen, haben wir eine Anhörung durchgeführt. h hätte mich sehr gefreut, wenn viele derjenigen aus er Opposition, die heute zu diesem Thema geredet haen, bei dieser Anhörung auch dabei gewesen wären. (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Waren wir! – Josip Juratovic [SPD]: Wir waren da!)


(Dr. Eva Högl [SPD]: Ja, wir auch!)


ann hätten Sie ein Urteil der Sachverständigen gehört,
as an Deutlichkeit nicht zu überbieten war. Die über-
ältigende Mehrheit der Sachverständigen teilte Ihnen

u Ihren Forderungen mit, sie seien entweder rechtlich
nhaltbar oder aber überflüssig bzw. bereits erfüllt.

Ein Beispiel: die Forderung nach Aufnahme aller
ranchen in das Arbeitnehmer-Entsendegesetz. Die
achverständigen sagen, diese Generalisierung ist mit
er europäischen Entsenderichtlinie nicht vereinbar;
enn in manchen Branchen fehlt es schlichtweg an einer
ntsendeproblematik, zum Beispiel im produzierenden
ewerbe.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Das stimmt nicht! Das ist falsch! Das haben ganz viele Mitgliedstaaten gemacht!)


Liebe Frau Dr. Högl, lesen Sie einfach das Protokoll
er Anhörung.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Vielleicht lesen Sie das Protokoll!)


Ich war sogar da, anders als Sie.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Dann lesen Sie einmal den Gesetzestext! Lesen bildet!)


Diejenigen, die wollen, können heute schon einen
ntrag auf Aufnahme in die Branche stellen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710906700

Frau Connemann.


Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1710906800

Sie fordern weiter die Aufnahme von Tariftreuerege-

ngen ins Vergaberecht des Bundes und der Länder. Das
t ein klarer Verstoß gegen Europarecht. Das hat der
uGH in der Sache Rüffert entschieden.


(Dr. Eva Högl [SPD]: In Thüringen haben sie es gerade gemacht, mit Ihrer Stimme!)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710906900

Frau Kollegin!


Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1710907000

Zu Ihrer Forderung nach einem flächendeckenden

Beratungsangebot sagen die Deutsche Rentenversiche-
rung wie auch die Bundesagentur für Arbeit: Das haben
wir längst.

Wenn wir auf Sie gewartet hätten, meine Damen und
Herren von der Opposition, dann wären die Menschen,
die seit dem 1. Mai zu uns kommen, tatsächlich arm
dran. Gott sei Dank regieren wir.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Eva Högl [SPD]: Nicht mehr lange!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710907100

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussemp-
fehlung des Ausschusses für Arbeit und Soziales zum An-
trag der Fraktion der SPD mit dem Titel „Faire Mobilität
und soziale Sicherung – Voraussetzungen für die Arbeit-
nehmerfreizügigkeit ab 1. Mai 2011 schaffen“. Der Aus-
schuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 17/5425, den Antrag auf Drucksache 17/4530
abzulehnen. Wer stimmt für die Beschlussempfehlung? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss-
empfehlung ist bei Zustimmung durch CDU/CSU und
FDP angenommen. Dagegen haben die Oppositionsfrak-
tionen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke ge-
stimmt.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 25 b. Abstim-
mung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses
für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Fraktion Die
Linke mit dem Titel „Arbeitnehmerfreizügigkeit sozial
gestalten“: Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 17/5424, diesen Antrag auf
Drucksache 17/5177 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
haltungen? – Die Beschlussempfehlung ist bei Zustim-
mung von CDU/CSU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen
angenommen. Dagegen hat die Fraktion Die Linke ge-
stimmt; die Fraktion der SPD hat sich enthalten.

Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 27 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Sabine
Zimmermann, Agnes Alpers, Jutta Krellmann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Arbeitsmarktpolitik neu ausrichten und nach-
haltig finanzieren

– Drucksache 17/5526 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss

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(C (D Es ist vorgesehen, hierzu eine halbe Stunde zu debateren. – Dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist das o beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kollein Sabine Zimmermann für die Fraktion Die Linke. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Liebe Kollegin Connemann, Sie haben gesrn die Frage gestellt – vielleicht können Sie mir kurz uhören –, warum bei der BSR Hunderte Tagelöhner um Einsatz kommen. Ja, ich muss Ihnen sagen: Es gibt ieder Tagelöhner in Deutschland. Ich will Ihnen ein isschen Nachhilfe geben: Genau das sind die Auswirungen Ihrer miserablen Hartz-IV-Gesetzgebung; nach em Wegfall der Zumutbarkeitsregelungen müssen die eute jede Arbeit annehmen, weil sonst eine Sperrzeit eim Arbeitslosengeldbezug droht. Das ist furchtbar. (Beifall bei der LINKEN – Gitta Connemann [CDU/CSU]: Das ist Ihr Senator, liebe Kollegin! Das sind die Linken in Berlin! Sie sollten sich schämen!)


(Beifall bei der LINKEN)

Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710907200

Das ist Bundesgesetzgebung; das will ich Ihnen nur
inmal sagen. – Wir sagen deswegen immer wieder:
artz IV ist menschenunwürdig und muss weg.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich komme jetzt zum Thema. Die Bundesregierung
ill die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen reformie-
n. Nun wollen wir uns einmal kurz vorstellen, es
ürde darum gehen, den Erwerbslosen neue Chancen

uf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen, ihren Interessen und
edürfnissen gerecht zu werden oder ihnen sogar gute
rbeit zu geben. Ja, das wäre ein Vorhaben, wo Sie die
inke an Ihrer Seite hätten.


(Beifall bei der LINKEN)


iese Regierung und ihre Arbeitsministerin wollen aber
twas ganz anderes: Sie wollen zuallererst Geld sparen.
a machen wir von der Linken nicht mit.


(Beifall bei der LINKEN)


Natürlich werden Sie das abstreiten; das ist uns be-
annt. Ich will Ihnen aber ein paar Beispiele dafür nen-
en, wie Sie schon jetzt auf dem Rücken der Erwerbslo-
en sparen; Sie können es nicht leugnen, denn die Zahlen
er Bundesagentur für Arbeit sprechen eine deutliche
prache. Die Zahl der Teilnehmer an Maßnahmen der
eruflichen Weiterbildung und der öffentlich geförderten
eschäftigung sind gegenüber dem Vorjahreszeitraum
m mehr als die Hälfte zurückgegangen. Dieser Ein-
ruch ist nicht mit der zurückgehenden Arbeitslosigkeit
u rechtfertigen. Sie sagen: Wir haben weniger Arbeits-
se, also brauchen wir weniger Maßnahmen und weni-

er Geld dafür. – Die Arbeitslosigkeit ist im Vergleich
um April letzten Jahres nur um 9 Prozent zurückgegan-
en; damit ist ein Rückgang der Teilnehmerzahlen um
0 Prozent nicht zu rechtfertigen.





Sabine Zimmermann


(A) )


)(B)

Meine Damen und Herren, so darf es mit der Arbeits-
marktpolitik in Deutschland doch nicht weitergehen.
Deshalb sagen wir, dass wir eine Neuausrichtung brau-
chen, und haben heute diesen Antrag vorgelegt.


(Beifall bei der LINKEN)


Zum einen wollen wir die im vergangenen Jahr be-
schlossenen Kürzungen in der Arbeitsmarktpolitik zu-
rücknehmen. Neue Belastungen der Bundesagentur für
Arbeit sind auszuschließen. Sie plündern doch die Rück-
lagen der Bundesagentur für Arbeit. Dadurch können
Maßnahmen für Erwerbslose nicht durchgeführt werden.
Das ist unsozial.

Wir wollen die Arbeitsmarktpolitik zum anderen qua-
litativ neu ausrichten, besser gesagt: sie zu ihrem eigent-
lichen Zweck zurückführen. Ich will Sie daran erinnern,
was Sie einmal in das Gesetz hineingeschrieben haben:

Die Leistungen der Arbeitsförderung sollen … die
individuelle Beschäftigungsfähigkeit durch Erhalt
und Ausbau von Fertigkeiten, Kenntnissen und Fä-
higkeiten fördern, … unterwertiger Beschäftigung
entgegenwirken.

Davon ist heute gar keine Rede mehr. Das ist verantwor-
tungslos.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Katja Mast [SPD])


Wir wollen, dass sich die Fördermaßnahmen stärker
am individuellen, tatsächlichen Bedarf der Betroffenen
ausrichten. Die Erwerbslosen müssen rechtliche Ansprü-
che auf Maßnahmen haben; Sie wollen diese Ansprüche
abschaffen. Wir brauchen neue Rahmenbedingungen für
gute öffentlich geförderte Beschäftigung, um Langzeit-
erwerbslosen eine Perspektive zu geben;


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie schränken diese ein. Wir wollen mehr Aus- und Wei-
terbildung von Erwerbslosen und Beschäftigten. Sie
jammern über Fachkräftemangel.

Abschließend komme ich zu einem Punkt, der von der
Regierung bisher noch gar nicht angesprochen wurde.
Niemand darf gezwungen werden, niedrigentlohnte,
nicht qualifikationsgerechte oder prekäre Beschäftigung
anzunehmen, so wie das bei den angesprochenen Tage-
löhnern der Fall ist, liebe Frau Connemann.


(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb ist die Zumutbarkeit bei der Aufnahme von Ar-
beit neu zu regeln; denn durch den Wegfall der Zumut-
barkeitsregelungen in den letzten Jahren ist eine Rutsch-
partie der Löhne nach unten in Gang gesetzt worden,
und das ist unerträglich. Arbeiten zu jedem Preis – das
will die Linke nicht.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Dr. Matthias Zimmer für ie Fraktion der CDU/CSU. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe it großem Vergnügen zur Kenntnis genommen, Frau othmer, dass Sie mich eben zitiert haben, allerdings unr dem Namen Zimmermann. (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann man korrigieren!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710907300

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Matthias Zimmer (CDU):
Rede ID: ID1710907400

ngesichts der Vorrednerin lege ich großen Wert darauf,
stzuhalten, dass es keine inhaltlichen Berührungs-

unkte gibt und dass der Name ein anderer ist.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Da fehlt Ihnen das letzte Stück!)


Aber manchmal ist es sinnvoll, wenn man sich auf das
otwendige beschränkt, verehrte Frau Kollegin.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber mit dem Inhalt des Zitats sind Sie einverstanden, Herr Zimmer?)


In den letzten Wochen ist eine interessante Zahl auf-
etaucht. Sie zeigt den Anstieg der Arbeitslosigkeit von
007 bis 2010 im europäischen Vergleich. Wenn man
ich die Zahlen genauer anschaut, dann zeigt sich deut-
ch, dass alle europäischen Staaten, bis auf zwei, einen
rheblichen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen
aben.

Ich will Ihnen einige Zahlen nennen, weil ich das aus-
esprochen interessant finde: Dänemark hatte einen An-
tieg um 97 Prozent zu verzeichnen,


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber von welchem Niveau?)


as Vereinigte Königreich einen Anstieg um 47 Prozent
nd Irland, als Spitzenreiter, sogar einen Anstieg um
36 Prozent. Die beiden einzigen Ausnahmen sind
eutschland und Österreich mit einem Minus von

1 Prozent für Österreich und 23 Prozent für die Bun-
esrepublik. Das ist sicherlich auch der Lohnzurückhal-
ng geschuldet, die es in den letzten Jahren in den bei-

en Ländern gegeben hat. Aber ich habe auch den
indruck, dass das etwas damit zu tun hat, dass in der
undesrepublik gerade in den letzten Jahren eine gute
irtschaftspolitik und eine gute Arbeitsmarktpolitik ge-
acht worden sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Katja Mast [SPD]: Dann lassen Sie doch alles, wie es ist!)


en Kolleginnen und Kollegen der Linken sage ich in
ller Deutlichkeit: Aus meiner Sicht besteht überhaupt
ein Grund, eine neue oder eine andere Wirtschafts- und
rbeitsmarktpolitik zu betreiben.





Dr. Matthias Zimmer


(A) )


)(B)


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sie machen doch gar keine Arbeitsmarktpolitik!)


Was wir gemacht haben, hat sich bewährt.


(Katja Mast [SPD]: Sie machen arbeitsmarktpolitisch eine Rolle rückwärts!)


Es gibt keinerlei Grund, Frau Kollegin Mast, ein völlig
anderes Paradigma in der Wirtschafts- und Arbeits-
marktpolitik einzuführen.


(Katja Mast [SPD]: Doch!)


– Nein, das Ausland bescheinigt uns sogar das deutsche
Wunder. Der Kollege Wadephul hat eben darauf hinge-
wiesen: the German Wonder. Wenn man den Antrag der
Linken liest, dann bekommt man bisweilen den Ein-
druck: Auch wenn von uns einige auf dem Wasser laufen
könnten, würden Sie sich lediglich zurücklehnen und sa-
gen: Die können halt nicht schwimmen. – So geht es
nicht!


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


Der Antrag der Linken enthält eine ganze Reihe von
altbekannten Forderungen. Ich habe nichts gegen Recy-
cling,


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wenn sie schon umgesetzt wären, wäre es kein Recycling!)


aber wenn abgelehnte Forderungen immer wieder recy-
celt werden, muss man sich überlegen, ob das mit nach-
haltiger ökologischer Wirtschaft vereinbar ist. Ich habe
da meine Zweifel. Sie spielen auf die arbeitsmarktpoliti-
schen Instrumente an, die im vorliegenden Referenten-
entwurf aufgeführt sind. Die Beratungen im Bundestag
werden noch vor der Sommerpause in Angriff genom-
men. Wir nutzen die Zeit, um uns mit den Beteiligten
und den Trägern mit diesem Referentenentwurf ausei-
nanderzusetzen.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die finden ihn alle grauenhaft! – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den können Sie nur in den Papierkorb schmeißen!)


Ich glaube schon, dass die Grundprinzipien, die im
Referentenentwurf genannt worden sind, ausgesprochen
sinnvoll sind. Wir wollen mit den arbeitsmarktpoliti-
schen Instrumenten dafür sorgen, dass Menschen in Ar-
beit kommen. Das ist die oberste Leitlinie. Das ist nach
wie vor richtig.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht dieser Referentenentwurf!)


Wir wollen mehr Kompetenzen vor Ort. Dazu gehört
nach meinem Dafürhalten auch, dass bei öffentlich ge-
förderter Beschäftigung nicht, wie es jetzt bei der Bür-
gerarbeit und beim Bundesverwaltungsamt der Fall ist,
intern entschieden wird, sondern dass bei öffentlich ge-
förderter Beschäftigung möglichst viele Kompetenzen
vor Ort gebündelt werden, die dann entscheiden, wann

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(C (D ine öffentlich geförderte Beschäftigung sinnvoll, wettewerbsneutral und möglich ist. Wir wollen höhere Flexibilität und höhere Qualität. azu gehört nach meinem Dafürhalten eine bessere chulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den rbeitsagenturen vor Ort, um den Instrumentenkasten ffektiv einsetzen zu können. Wir wollen eine größere Individualität in der Betreung Langzeitarbeitsloser. Dazu gehört nach meiner Aufssung auch, die freie Förderung nach § 16 e SGB II uszubauen. Das Aufstockungsund Umgehungsverbot t bereits aus dem Gesetzentwurf herausgenommen. Wir wollen eine größere Transparenz. Dazu gehört eines Erachtens, dass man sich darüber Gedanken acht, wie die schwerer integrierbare Klientel besser ericht wird. Wenn dafür mehr Mittel bereitgestellt wer en können und über die freie Förderung mehr Transpanz erreicht werden kann, dann wäre das ein gutes rgebnis. Meine Damen und Herren, wir wollen die Zeit bis nde Juni nutzen, um uns zu informieren und uns zu ositionieren. Der Referentenentwurf, den die Linke anesprochen hat, ist dafür eine gute Ausgangsbasis. Wir üssen nicht, wie die Linken das wollen, das Rad neu rfinden. Wir müssen aber sehr wohl die eine oder anere Auswuchtung, die in dem Instrumentenkasten zu eobachten ist, beseitigen. Zu gegebener Zeit, Ende Juni, werden wir dieses hema im Deutschen Bundestag neu beraten. Bei Ihrem ntrag hat man den Eindruck, dass sich alter Wein in euen Schläuchen befindet. Nichts Neues auf dieser rde, alles nur recycelt. Sie sind die Copy-und-Pasteaster des Deutschen Bundestages. Das finde ich sehr chade. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710907500

Katja Mast hat jetzt das Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Katja Mast (SPD):
Rede ID: ID1710907600

Liebe Kollegin Zimmermann! Sehr verehrte Kolle-

innen und Kollegen! Frau Präsidentin! Herr Zimmer,
enn es sich mit dem Abbau der Arbeitslosigkeit so toll
erhält, dann verstehe ich nicht ganz, warum Sie an dem
xistierenden Instrumentenkasten etwas verändern müs-
en; denn dann waren diese Instrumente doch erfolg-
ich.

Ich sage Ihnen: Das, was Ihr Ministerium auf den
isch legt, verschlechtert die aktuelle Situation der Men-
chen und verbessert sie nicht. Deshalb mein Appell an
ie: Lassen Sie es wenigstens wie es ist – obwohl man
rundsätzlich noch einiges machen könnte –, dann hät-





Katja Mast


(A) )


)(B)

ten wir für die Menschen und deren Beschäftigungsfä-
higkeit etwas erreicht.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Ich will kurz etwas zum Antrag der Linken sagen. Da-
bei nehme ich ausdrücklich die Rede der Kollegin
Zimmermann aus, weil sie nämlich im Gegensatz zum
Antrag arbeitsmarktpolitische Ziele formuliert hat. Wenn
ein Antrag aber mit dem Satz beginnt: „Die arbeits-
marktpolitischen Fehlentscheidungen der vergangenen
Jahre“, dann zeigt das schon, dass dieser Antrag in der
Vergangenheit verharrt, keine Ziele für die Zukunft for-
muliert und keine Schritte hin zu diesen Zielen definiert.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Die muss man kennen, um zur Zukunft zu kommen!)


Das aber ist notwendig, um gute Arbeitsmarktpolitik zu
machen, Frau Kollegin Zimmermann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710907700

Frau Kollegin, möchten Sie eine Frage der Kollegin

Zimmermann zulassen?


Katja Mast (SPD):
Rede ID: ID1710907800

Die Kollegin Zimmermann kann gerne am Ende eine

Kurzintervention machen. – Ich will zu dem kommen,
was das Bundesarbeitsministerium im Referentenent-
wurf diskutiert. Unsere sozialdemokratischen Ziele in
der Arbeitsmarktpolitik sind: ein klares Bekenntnis zur
Strategie der Vollbeschäftigung, ein klares Bekenntnis
zur Strategie, den Fachkräftebedarf der Zukunft zu si-
chern, und ebenso ein klares Bekenntnis zu der Strategie,
in Deutschland lebenslanges Lernen auch in der Arbeits-
marktpolitik abzubilden. Unter diesen Aspekten schaue
ich mir diesen Referentenentwurf an.

Lassen Sie uns jetzt einmal genau hinschauen. Men-
schen, die ganz am Rande stehen, Langzeitarbeitslose,
die länger als zwei Jahre arbeitsuchend sind, werden
heute von Ihnen zum Zuschauer degradiert. Die Aussage
des Referentenentwurfs zu ihnen lautet quasi: Bleib zu
Hause sitzen, du hast keine Chance, in dieser Gesell-
schaft eine Beschäftigung zu finden. – Ich halte es für fa-
tal, was Sie da machen. Ihr Gesetzentwurf sieht über die
Änderung hinsichtlich der arbeitsmarktpolitischen In-
strumente die Verschlechterung der Situation von lang-
zeitarbeitslosen Menschen vor.


(Beifall bei der SPD)


Sie verschlechtern die Situation der Menschen, die un-
sere Unterstützung brauchen. Wann, wenn nicht jetzt, in
dieser wirtschaftlich guten Lage, können wir uns diesen
Menschen noch stärker zuwenden?

Ich verstehe nicht, warum Sie in Ihrem Gesetzentwurf
daran festhalten, zusätzliche im öffentlichen Interesse
liegende Beschäftigung zu definieren und ein Kriterium
hinzufügen. Sie wissen ganz genau, dass der Beschäfti-
gungszuschuss von Ihrer Regierung um 70 Prozent redu-
ziert worden ist und Sie die Möglichkeiten, in Arbeitsge-
legenheiten zu arbeiten – an diesen Möglichkeiten wird

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(C (D iel Kritik geübt –, reduziert haben. Sie wissen, dass Sie tattdessen ein Murksprojekt machen: die Bürgerarbeit. as ist wieder ein Projekt. Ihr Ministerium hat dieses In trument eingeführt, und Sie stellen sich jetzt hier hin nd sagen, dass Sie die Anzahl der Instrumente verrinern wollen? Schaffen Sie die Bürgerarbeit ab, und stären Sie den Beschäftigungszuschuss. Dann haben wir auerhafte Beschäftigung für Menschen, die in dieser epublik am Rand stehen. Ich sage das mit sehr viel Herzblut, weil die Einfühng des Beschäftigungszuschusses in der bundesdeut chen Arbeitsmarktpolitik eine große Wende darstellte. ie Kollegen der Union und der SPD haben ihn in der roßen Koalition gemeinsam auf den Weg gebracht. Dait wurde zum allerersten Mal anerkannt: Ja, es gibt enschen, die selbst nach einer einoder zweijährigen ualifizierungsmaßnahme keine dauerhafte Beschäftiung auf dem ersten Arbeitsmarkt finden. Man hat geagt: Für diese Menschen brauchen wir eine besondere ntwort. Das sind ungefähr 500 000 Menschen, manche prechen von 200 000 Menschen in Deutschland. Dank es Beschäftigungszuschusses können diese Menschen arktnah beschäftigt werden. Das heißt, ihre Arbeit hat inen Sinn. Sie sind sozialversicherungspflichtig bechäftigt, werden nach Tarif bezahlt oder erhalten ortsbliche Löhne, und sie haben endlich wieder einen Areitsvertrag in der Hand und können sagen: Ja, ich bin abei. Ich betone diese Punkte, weil ich jedes Jahr für ein, wei Tage mit Langzeitarbeitslosen, die sich in einer aßnahme befinden, zusammenarbeite und mit ihnen arüber spreche. Ich werde nie die Frau vergessen, die olgendes zu mir gesagt hat – sie hatte eine Arbeitsgeleenheit, die vier Wochen später ausgelaufen ist; dann ätte sie eigentlich wieder zu Hause gesessen –: Frau ast, ich will arbeiten. Was können Sie machen, damit h nach den sechs Monaten einen Arbeitsvertrag beomme? – Für Menschen wie diese Frau haben wir den eschäftigungszuschuss geschaffen. Mein Appell an diese Regierung lautet – deshalb habe h vorhin gesagt: Lassen Sie es wenigstens so, wie es t! –: Kümmern Sie sich auch um die Menschen, die am and stehen und arbeiten wollen. Diese Menschen fröen nicht der spätrömischen Dekadenz. Diese Menschen öchten durch Beschäftigung teilhaben an dieser Ge ellschaft. Sie möchten ein Recht auf Arbeit. Das muss r politisches Ziel sein, liebe Kolleginnen und Kollegen on der Union. Ich will einen anderen Punkt herausgreifen, an dem ie laut Ihrem Referentenentwurf Teilhabechancen reduieren. Ich finde, es sollte keinerlei Maßnahmen für Juendliche geben, die nicht auf die Ausbildung angerechet werden können. Mit mir findet das auch die SPD chtig. Das haben wir in der Zeit unserer Regierungserantwortung nicht geschafft. Aber Sie schaffen jetzt strumente ab, die schwachen Jugendlichen die Mög chkeit gegeben haben, in Ausbildung zu kommen. Sie Katja Mast )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )

wollen die Einstiegsqualifizierungen in berufsvorberei-
tende Maßnahmen überführen. Damit schaffen Sie das
effizienteste Instrument, wenn es darum geht, Jugendli-
che in Arbeit zu bringen, ab. Das ist ein fataler, ein gro-
ber Fehler. Der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Deut-
sche Industrie- und Handelskammertag und viele andere
fordern Sie auf: Tun Sie das nicht! Behalten Sie bei den
Einstiegsqualifikationen wenigstens das derzeitige Ni-
veau bei. – Was wird dort gemacht? Jugendliche werden
betriebsnah qualifiziert und auf die Ausbildung vorberei-
tet. Die Übergangsquote in Ausbildung beträgt 60 Pro-
zent. Nennen Sie mir einmal eine Maßnahme, die
erfolgreicher ist, wenn es darum geht, lernschwache Ju-
gendliche in Ausbildung zu bringen. Aber Ihre Regie-
rung sagt: Das ist uns egal. Wir schaffen das einfach ab,
damit wir hinterher ein Instrument weniger haben.

Ich sage Ihnen: Das ist der falsche Weg. Halten Sie
fest an dem Ziel der Vollbeschäftigung. Halten Sie fest
an der Strategie des lebenslangen Lernens,


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die gab es doch noch gar nicht!)


und halten Sie fest an dem Recht auf Beschäftigung für
jeden, der bei uns, in der Bundesrepublik Deutschland,
arbeitsfähig ist und Arbeit haben will. Dann wären wir
einen Schritt weiter. Dann hätten Sie politische Visionen,
dann wäre Ihre Politik inspirierend, und dann müssten
wir uns im Deutschen Bundestag nicht über das Klein-
Klein unterhalten. Dann hätten wir echte Teilhabe in die-
ser Gesellschaft organisiert.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710907900

Ich gebe das Wort zu einer Kurzintervention der Kol-

legin Zimmermann.


Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710908000

Danke, Frau Präsidentin. – Liebe Kollegin Mast, ich

schätze Sie sehr. Wir nehmen in der letzten Zeit oft ge-
meinsam an Podiumsdiskussionen teil, auf denen wir un-
sere Meinungen austauschen. Ich denke, Sie sollten zur
Kenntnis nehmen, welcher Wandel am Arbeitsmarkt seit
der Einführung von Hartz IV in Deutschland stattgefun-
den hat: weg von tariflich entlohnter Vollzeitbeschäfti-
gung hin zu prekärer Beschäftigung. Das ist dramatisch.
Ich will nur einige Zahlen nennen: Es gibt in Deutsch-
land 1,4 Millionen Aufstocker und 7,5 Millionen Be-
schäftigte im Niedriglohnbereich. 2,5 Millionen Kinder
leben in Armutsverhältnissen. Angesichts dieser Zahlen
kann man keine Jubellieder singen und sagen, alles sei
toll.

Ich möchte Ihnen etwas mit auf den Weg geben. Wir
sind in Berlin zusammen in der Regierungsverantwor-
tung. Gerade der Beschäftigungszuschuss und der damit
verbundene ÖBS, der öffentlich geförderte Beschäfti-
gungssektor, sind wesentliche Instrumente, um vielen
Menschen in Berlin eine Chance zu geben. Deshalb
würde ich Sie bitten, die SPD in Berlin ein bisschen auf
Linie zu bringen, sodass wir den ÖBS gemeinsam im

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(C (D inne der arbeitslosen Menschen hier in Berlin voranringen können. Danke. Zur Antwort Frau Mast. Geschätzte Kollegin Zimmermann, es ist richtig, wir ehmen in letzter Zeit oft zusammen an Podiumsdiskusionen über die Frage, wie wir die Teilhabe für Menchen in Deutschland organisieren können, und über die rbeitsmarktpolitik teil. Ich schaue mir die Situation in erlin gerne noch einmal mit Ihnen an; dann geben wir em gemeinsam einen Drive. Es geht darum, dass die enschen durch Beschäftigung an der Gesellschaft teil aben. Sie wissen – das ist der eigentliche Skandal –, dass as zuständige Ministerium beim Beschäftigungszuchuss durch billige Haushaltstricks, letztendlich durch einen eigenen Haushaltstitel für den Beschäftigungszuchuss, dazu animiert, vor Ort andere Wege zu gehen. (Beifall der Abg. Stefanie Vogelsang [CDU/ CSU])


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710908100
Katja Mast (SPD):
Rede ID: ID1710908200

Ja, ja, bevor Sie applaudieren, warten Sie lieber ab.
as, was ich jetzt sage, wird Ihnen nicht gefallen. – Vor
rt werden den Langzeitarbeitslosen weniger Möglich-
eiten der dauerhaften Beschäftigung angeboten. Statt-
essen werden sie in das Projekt Bürgerarbeit gedrängt,
o die Arbeit teilweise untertariflich bezahlt wird. Sie

tellen dort maximal 3 000 Plätze zur Verfügung, und
0 Prozent des Beschäftigungszuschusses werden nicht
ompensiert. Da auch Sie, lieber Kollege Schiewerling,
it mir an vielen Podiumsdiskussionen teilnehmen, wis-

en Sie um diese Problematik; denn jeder Beschäfti-
ungsträger trägt es uns so vor. Jubeln Sie daher nicht zu
üh, sondern sorgen sie für dauerhafte öffentlich geför-
erte Beschäftigungsmöglichkeiten.

Vielen Dank.


(Karl Schiewerling [CDU/CSU]: Ich dachte, Sie wollten Frau Zimmermann antworten!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710908300

Der Kollege Sebastian Blumenthal hat seine Rede zu

rotokoll gegeben.1) – Ich gebe das Wort Brigitte
othmer für Bündnis 90/Die Grünen.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710908400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ja, Herr

immer, Sie haben recht: Die Zahl der Arbeitslosen ist
urückgegangen. Das haben wir ausschließlich dem
onjunkturaufschwung zu verdanken. Es ist eine völlige
ehleinschätzung, davon auszugehen, dass die konjunk-
relle Entwicklung das Problem der Arbeitslosigkeit

Anlage 4





Brigitte Pothmer


(A) )


)(B)

löst. Sie wird es nicht. Wir haben es mit einem tief ge-
spaltenen Arbeitsmarkt zu tun. Wir haben auf der einen
Seite Fachkräftemangel. Die qualifizierten Arbeitneh-
merinnen und Arbeitnehmer werden von der Konjunktur
aufgesogen. Auf der anderen Seite haben wir eine hohe
Arbeitslosenquote und eine sehr verfestigte Langzeit-
arbeitslosigkeit. In keinem anderen Land der OECD sind
die Menschen so lange arbeitslos wie in Deutschland.

Auch für diese Menschen kann der Konjunkturauf-
schwung eine wirkliche Chance sein; aber das geschieht
nicht von allein. Deswegen, Herr Zimmer, ist jetzt die
Stunde der Arbeitsmarktpolitik. Jetzt muss die Arbeits-
marktpolitik zeigen, was sie kann. Sie machen in dieser
Situation das Gegenteil. Sie kürzen im Bereich des Ein-
gliederungstitels bis zum Anschlag. Diese Sparwelle ist
jetzt bei den Arbeitslosen angekommen; ein paar Zahlen
hat Frau Zimmermann genannt. Ich möchte Ihnen die
Bilanz aufzeigen. Allein für 2011 – in einer Situation, in
der wir nichts mehr brauchen als Fachkräfte – gibt es ein
Drittel weniger Mittel für Qualifizierungen und Weiter-
bildungen. Die Förderung für Selbstständige wurde fast
halbiert. Selbstständigkeit aus Arbeitslosigkeit ist
sozusagen das Erfolgsinstrument überhaupt. Für das
Programm JobPerspektive gibt es zwei Drittel weniger
Mittel. Die Arbeitslosigkeit ist – da hat doch Frau
Zimmermann recht – wirklich nicht annähernd in dieser
Größenordnung zurückgegangen. Deswegen müssten
Sie auch zugeben, dass die Kürzungen vollkommen un-
verhältnismäßig sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Ich will noch ein paar Sätze zur Instrumentenreform
sagen. Das, was uns als Referentenentwurf vorliegt, hat
nichts, aber auch gar nichts mit dem zu tun, was Sie,
Herr Zimmer, hier als Ansprüche an eine Instrumenten-
reform formuliert haben. Diesen Gesetzentwurf können
Sie wirklich nur in die Tonne treten; denn er ist nichts
anderes als die Kapitulation vor der Langzeitarbeitslo-
sigkeit.

Sie hängen die Leute, die Schwierigkeiten haben, die
nicht einfach zu vermitteln sind, mit diesem Gesetzent-
wurf endgültig ab. Mit dieser Mahnung stehe ich nicht
allein. Die Wohlfahrtsverbände haben das auf mehreren
Podiumsdiskussionen, in mehreren Konzeptpapieren
bzw. Stellungnahmen deutlich gemacht. Auch die Kom-
munen sehen das genauso.

Herr Zimmer, Ihre eigenen Leute schreiben Briefe
voller Verzweiflung. Ich will stellvertretend hier nur ei-
nen zitieren. Professorin Dr. Daniela Birkenfeld, CDU-
Stadträtin und Sozialdezernentin in Frankfurt am Main,
schreibt:

Die vorliegende Instrumentenreform

– oder der Entwurf –

dient dem Ziel der Mitteleinsparung, nicht der
nachhaltigen Integration (arbeitsmarktferner) lang-
zeitarbeitsloser Frauen und Männer. … Aus sozial-
politischem Interesse muss die vorgelegte Reform

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(C (D abgelehnt werden, sofern die Abkopplung der SGB II-Hilfeempfänger icht richtig und ausdrücklich gewollt wird. – Da hat rau Birkenfeld ausdrücklich recht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


amit steht sie nicht allein. Ich kann aus Zeitgründen
eitere Zitate leider nicht mehr vortragen.

Lassen Sie mich nur eines sagen: Wir werden in den
ächsten Monaten intensiv über die Instrumentenreform
iskutieren. Der auf dem Tisch liegende Entwurf stellt
ie Weichen in die vollkommen falsche Richtung. Er ist
chlecht für die Arbeitslosen, aber auch für die Volks-
irtschaft, weil er keinen Beitrag leistet, dem Fachkräf-
mangel, der jetzt schon den Aufschwung abbremst,

ntgegenzuwirken. Und er ist schlecht für das gesell-
chaftliche Klima.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710908500

Ulrich Lange hat jetzt für die CDU/CSU-Fraktion das

ort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ulrich Lange (CSU):
Rede ID: ID1710908600

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Die Wirtschaft boomt, die Arbeitslosigkeit geht
ubstanziell zurück, und wir, liebe Kolleginnen und Kol-
gen der Linken, führen eine Diskussion über einen An-
ag – nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich es so di-
kt sage – aus der kommunistischen Mottenkiste.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Sie müssen heute nur Ihre eigenen Überschriften lesen:
Die LPGs waren doch gut“, „Oskar Lafontaine spricht
uf Trotzkisten-Kongress“. Bei all dem wissen wir doch,
o es am Ende mit dieser Arbeitsmarktpolitik hingehen

oll.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


rau Kollegin Mast, Sie haben recht: Das ist der Vergan-
enheit zugewandt.


(Katja Mast [SPD]: Das, was Sie vorlegen, auch!)


Stellen wir doch einfach die nüchternen Fakten fest,
uch wenn Sie die nicht wahrhaben wollen.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Copy and paste!)


ir haben mit 5 Millionen Arbeitslosen angefangen,
tzt sind es ungefähr 3 Millionen. Diese Marke werden
ir dieses Jahr deutlich unterschreiten. Genau in einer

olchen Situation ist es richtig, die arbeitsmarktpoliti-
chen Instrumente anzupacken. Wann denn, wenn nicht
dieser Situation, soll eine solche Anpassung erfolgen?





Ulrich Lange


(A) )


)(B)

Es ist auch richtig, dass wir die Effizienz und Effektivität
der Maßnahmen überprüfen und natürlich auch die eine
oder andere Maßnahme hinterfragen. Das gehört näm-
lich dazu.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich glaube, dass der Referentenentwurf, über den wir
in den nächsten Wochen ausführlich diskutieren werden,
viele gute Ansätze beinhaltet. Ich glaube, dass unsere
Ministerin und ihr Haus sehr konstruktive Vorschläge
gemacht haben.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Was Sie nicht alles glauben!)


Ich möchte als Stichworte nur die Neustrukturierung der
Leistungen für junge Menschen und die Zusammenfas-
sung von Eingliederungszuschüssen nennen. Es geht da-
rum, Maßnahmen gezielt durchzuführen und gezielt zu
stärken und zu erweitern, statt nach dem Gießkannen-
prinzip vorzugehen.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie eigentlich auch noch über den Antrag? Das kann doch nicht wahr sein!)


Meine Damen und Herren von der Linken, wenn ich
Ihren Antrag richtig verstanden habe, fordern Sie, die
Maßnahmen am individuellen Bedarf der Betroffenen
auszurichten.


(Sabine Zimmermann [DIE LINKE]: Ja! Das steht aber auch schon so im Gesetz!)


– Jetzt passen Sie einmal auf.


(Sabine Zimmermann [DIE LINKE]: Das ist schon Gesetz!)


– Ja, ja. Ich kann Gesetze lesen. Nur, ich sage Ihnen auch
ganz klar, Frau Kollegin Zimmermann: Es geht nicht
nach dem Motto „Ich hätte gerne dieses oder jenes“, son-
dern am Ende geht es darum, eine Maßnahme, eine Wei-
terbildung, eine Qualifikation für einen Arbeitslosen zu
finden, die eine Vermittlung in den Arbeitsmarkt ermög-
licht. Das ist kein Wunschkonzert.

Lassen Sie mich einen weiteren Punkt ausdrücklich
betonen: Sie lehnen die Vermittlung in die Zeitarbeit ab;


(Zuruf von der LINKEN: Ja! Wir brauchen vernünftige Qualifizierung!)


das habe ich eben, wie ich glaube, richtig verstanden.


(Zuruf von der LINKEN: Ja!)


Dabei übersehen Sie, und zwar in einer Konsequenz, die
nicht nachvollziehbar ist, die Chance der Zeitarbeit. Sie
übersehen auch – wenn Sie in letzter Zeit die Entwick-
lungen in der Zeitarbeit verfolgt haben, wissen Sie das –,
dass es in der Zeitarbeit schon erste Probleme gibt, Ar-
beitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu finden, die dort
arbeiten können und wollen. Warum? Weil die Wirt-
schaft boomt und es auf dem Markt gute, reguläre Be-
schäftigungsverhältnisse zu Tarifbedingungen gibt. Das
ist vernünftige Arbeitsmarktpolitik und Wirtschaftspoli-
tik. So bringen wir unser Land voran, aber nicht mit Ih-
ren Anträgen.

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(C (D Unser Thema wird es sein, den Bedarf an Fachkräften u sichern. Unser Thema wird es sein, dafür zu sorgen, ass wir nicht in die gleiche Situation wie einige unserer uropäischen Nachbarländer kommen, die, weil sie Ihre ezepte – öffentliche Beschäftigung, Verkürzung der rbeitszeit und Nichtanpassung der Lebensarbeitszeit – ngewandt haben, in eine Lage gekommen sind, die olkswirtschaftlich und gesamtstaatlich nicht gehalten erden kann. Liebe Kolleginnen und Kollegen, „Marx ist Muss“ abe ich heute in der Zeitung gelesen. Ich glaube, soziale arktwirtschaft ist Muss. Dazu gehört die Reform der strumente. Hier sind wir mit dem Referentenentwurf uf einem guten, richtigen Weg. Wir werden dafür soren, dass diese Instrumente die Menschen, die sie in Anpruch nehmen, in Arbeit bringen. Ich bin mir sicher, ann werden wir dem Ziel der Vollbeschäftigung einen chritt näherkommen. Herzlichen Dank und schönes Wochenende. So weit sind wir noch nicht, Herr Lange. Wir arbeiten ier bis zum Ende durch. Die Aussprache ist geschlossen. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 17/5526 an die Ausschüsse vorgeschlagen, ie Sie in der Tagesordnung finden. – Damit sind Sie inverstanden. Dann ist die Überweisung so beschlosen. Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 28 a bis c auf: a)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710908700
Bender, Elisabeth Scharfenberg, Maria Anna
Klein-Schmeink, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Leistungen bei Schwangerschaft und Geburt
aus der Reichsversicherungsordnung in das
Fünfte Buch Sozialgesetzbuch überführen und
zeitgemäß ausgestalten

– Drucksache 17/5098 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(14. Ausschuss)

Dr. Martina Bunge, Cornelia Möhring, Caren
Lay, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Versorgung durch Hebammen und Entbin-
dungspfleger sicherstellen

– Drucksachen 17/2128, 17/4290 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Mechthild Rawert





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(14. Ausschuss)

Bender, Fritz Kuhn, Elisabeth Scharfenberg, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Erhebung von Daten zu der Versorgung mit
Hebammenhilfe sowie zur Arbeits- und Ein-
kommenssituation von Hebammen und Ent-
bindungspflegern sicherstellen

– Drucksachen 17/1587, 17/4349 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Martina Bunge

Vorgesehen ist es, eine halbe Stunde zu debattieren. –
Damit sind Sie offensichtlich einverstanden. Dann ist
das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und gebe das Wort der
Kollegin Birgitt Bender für das Bündnis 90/Die Grünen.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710908800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Tau-

sende von Hebammen gingen dieses und letztes Jahr
zum Internationalen Hebammentag auf die Straße. Aber
die Hoffnung, dass diese Aktionen und das große medi-
ale Echo darauf alsbald zu Reaktionen in der Politik füh-
ren würden, wurde herb enttäuscht.

Es herrscht massiver Zeitdruck. Etliche Hebammen
geben die Geburtshilfe wegen geringer Einkommen und
steigender Haftpflichtprämien auf. Die diesjährigen Ak-
tionen waren sehr kreativ. Die Situation ist aber weiter
ernst. Ich wage die Behauptung: Wären es Ärztedemos
gewesen, dann hätte die Koalition schon längst reagiert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


In Schleswig-Holstein hat ein Viertel der freiberufli-
chen Hebammen die Geburtshilfe eingestellt. Es soll
Leute geben, die bezweifeln, dass das dramatisch ist; es
gebe ohnehin zu viele Hebammen. Das Fatale ist, dass
wir nicht belegen können, dass auf diese Weise Lücken
in der Versorgung entstehen, weil dazu keine Daten ver-
fügbar sind. Wenn wir über den behaupteten Ärzteman-
gel reden, dann können alle anhand der Zahlen sehen,
wo welche Ärzte sitzen und wo es gegebenenfalls Lü-
cken in der Versorgung gibt. Solche Daten haben wir für
die Hebammen nicht. Die Bundesregierung weigert sich,
eine Aufschlüsselung der Ausgaben der gesetzlichen
Kassen für die Hebammenhilfe gesetzlich zu verankern.

Warum haben Sie Angst vor Transparenz, liebe Kolle-
ginnen und Kollegen aus der Koalition? Weil es Sie zum
Handeln auffordern würde? Ist das der Grund?

Wir haben uns daran gewöhnt, dass in der Gesund-
heitspolitik einiges recht lange dauert. Mich hat es aller-
dings erstaunt, festzustellen, dass die letzte Bundestags-
debatte, in der ausführlich über die Situation der
Geburtshilfe gesprochen wurde, im Jahr 1984 stattfand.
Meine Damen und Herren, wir können nicht wieder

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(C (D 7 Jahre warten, bis auf diesem Felde etwas passiert. er Handlungsbedarf besteht heute. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


r besteht für diejenigen, die sich für schwangere Frauen
ngagieren, nämlich die Hebammen, für die die Situa-
on mit einem großen persönlichen Leidensdruck ver-
unden ist, und selbstverständlich für die betroffenen
rauen, die gegebenenfalls nicht mehr auf diese Hilfe
urückgreifen können.

Sie haben unseren Antrag abgelehnt, eine Studie zur
ituation der Hebammen und zum Bedarf der Schwan-
eren zu erstellen. Dann hat der Exminister eine Mini-
tudie versprochen. Dieses Gutachten ist bis heute nicht
Auftrag gegeben worden.

Nachdem der Gesundheitsminister mit einer der kür-
eren Amtszeiten aller Gesundheitsminister entschwun-
en ist, bleibt festzustellen: Es warten Hausaufgaben auf
en neuen Minister. Dazu gehört auch, § 134 a SGB V
u ändern, weil darin die wirtschaftliche Situation der
ebammen als Grundlage für die Honorarbemessung
icht hinreichend berücksichtigt wird. Das BMG steckt
ffenbar im Zustand des Dauerprüfens. Hoffentlich än-
ert sich das jetzt endlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es gibt auch weitere Baustellen. Beispielsweise ist
ine zeitgemäße Ausgestaltung der Hebammenhilfe und
ie Verankerung im SGB V überfällig. Die Regierung
at inzwischen auf eine Kleine Anfrage von uns immer-
in geantwortet, dass sie das auch aus rechtssystemati-
cher Sicht für erwägenswert hält. Ich sage Ihnen: Kom-
en Sie mit dem Prüfen zum Ende und tun Sie etwas!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Diese Regierung redet auch gerne über Gesundheits-
rderung und Prävention. Aber wenn es um die Förde-
ng der Mutter-Kind-Bindung oder das Stillen geht,

erweist sie auf die Länder. Was aber sagen die Länder,
enn man sie danach fragt? Sie verweisen auf die Fort-
ildungsangebote für Hebammen in diesem Bereich. Da
eißt sich doch die Katze in den Schwanz.

Nehmen Sie die Realität wahr, liebe Kolleginnen und
ollegen aus der Koalition! Es handelt sich interessan-
rweise um einen Bereich, in dem sowohl die Leis-
ngserbringerinnen, also die Hebammen, als auch die
assen den Handlungsbedarf ansprechen und sehr ähnli-

he Vorschläge machen, die sie im Versorgungsgesetz
erankert haben wollen.

Es geht beim Versorgungsgesetz nicht nur um die
rzteschaft. Sie müssen auch die anderen Gesundheits-
erufe im Blick haben. Gerade bei der Geburtshilfe und
er Hebammenhilfe ist es dringend.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710908900

Stefanie Vogelsang hat das Wort für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Stefanie Vogelsang (CDU):
Rede ID: ID1710909000

Frau Präsidentin! Liebe Frau Bender, ich habe Sie in

den anderthalb Jahren, in denen wir im Gesundheitsaus-
schuss zusammenarbeiten, als Kollegin eigentlich schät-
zen gelernt. Vor allen Dingen habe ich schätzen gelernt,
dass Sie sich immer darum bemühen, erst einmal Fakten
zu sammeln, und nicht einzelne Gruppen gegeneinander
ausspielen. Aber Ihr Ansatz in dieser Diskussion, Heb-
ammen gegen Ärzte auszuspielen, stammt aus dem vor-
vorletzten Jahrhundert. Das sollte nicht unser gemeinsa-
mer Weg sein. Werdende Mütter und Säuglinge
brauchen gute Hebammen und auch gute Ärzte für den
Fall der Fälle. Es geht nicht um ein Gegeneinander, son-
dern um ein Miteinander.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Anlass für unsere Diskussion über den letzten Ta-
gesordnungspunkt vor dem Wochenende ist eigentlich
sehr schön. Wir kümmern uns um die Situation von Heb-
ammen, werdenden Müttern, Gebärenden und denjeni-
gen, die sich nach der Geburt um die Kinder kümmern
und die Säuglinge versorgen.

Wir haben uns vor gut einem Jahr, im April 2010, im
Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages mit einer
Mehrfachpetition befasst, die von 70 unterschiedlichen
Petenten eingereicht wurde. Diese Petition hat online un-
gefähr 110 000 Unterschriften und auf postalischem
Weg 190 000 Unterschriften bekommen. Aufgrund die-
ser Petition haben sich alle Fraktionen in diesem Haus
mit der Situation der Hebammen sehr intensiv auseinan-
dergesetzt. Im Mai haben wir erstmalig über einen An-
trag von Bündnis 90/Die Grünen beraten, der sich genau
mit diesem Thema befasste. Wir waren uns darin einig,
dass wir zuerst schauen müssen, was es alles gibt – die
Finanzierungs- und Versorgungsstrukturen vom Bund
und von der gesetzlichen Krankenversicherung, die un-
terschiedlichen Modellprojekte von Ländern und Kom-
munen –, um dann die richtigen Schlussfolgerungen zu
ziehen und dort zielgerichtet fördern und verändern zu
können, wo wir es im Hinblick auf die Zukunft unserer
Kinder für richtig und gerecht halten.

Die Mitglieder des Petitionsausschusses haben die
Hebammenvertreter zu einer öffentlichen Anhörung ein-
geladen und haben sich mit den Argumenten intensiv
auseinandergesetzt. Die Bundesregierung hat die Vertre-
terinnen und Vertreter der Hebammenverbände eingela-
den und hat intensive Gespräche mit ihnen geführt.
Wenn ich mich richtig erinnere, hat sich unser damaliger
Gesundheitsminister Rösler sogar persönlich um diese
Problematik gekümmert. Die Bundesregierung hat in der
Ausschussberatung über Ihren Antrag deutlich gemacht,
dass sie der Pflicht zur Datenerhebung in der Bundesre-
publik Deutschland nachkommt, dass die Ausschreibun-
gen zusammen mit den Hebammenverbänden erarbeitet
wurden und dass es nach Ablauf der Angebotsfrist – sie

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(C (D t in dieser Woche abgelaufen; die Angebote der Instituonen sind eingegangen – zu einer schnellen Vergabe ommt. Die Bundesregierung hat auch zugesagt, darüber achzudenken, ob es noch zeitgemäß und richtig ist, dass ie Hebammenversorgung, also das Recht der Frauen nd Mütter auf die Begleitung von Hebammen vor, wähnd und nach der Geburt, auf der Reichsversicherungs rdnung von 1938 fußt, oder ob es nicht richtig und sinnoll ist, das im SGB V zu regeln. Aber prüfen und ntersuchen muss man auch, ob es eine qualitative Veresserung bedeutet, wenn man das tut. Es ist sinnvoll, ass die Bundesregierung diesen Auftrag sehr ernst immt und dass wir sie dabei intensiv begleiten. Desween teile ich ausdrücklich die Beschlussempfehlung des usschusses zu dem Antrag der Grünen und zu dem Anag der Linken. Umso mehr bin ich verwundert, dass die Grünen in rem neuen Antrag, über den wir heute erstmalig beran, Frau Bender, die Schlussfolgerungen aus der von ihen geforderten Datenerhebung, die vorgenommen wird, m am Ende passgenau und zielgerichtet fördern zu könen, vorwegnehmen und dass Sie es für richtig erachten, chon jetzt bestimmte Positionen einzunehmen. Möchten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Klein chmeink zulassen, Frau Kollegin? Ja. – Entschuldigung, das habe ich nicht gesehen. Bitte schön. Maria Anna Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710909100
Stefanie Vogelsang (CDU):
Rede ID: ID1710909200
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710909300
Frau Vogelsang, ich möchte Sie gern fragen: Wann

önnen wir denn damit rechnen, dass es von Ihrer Seite
tsächlich zu Taten kommt, dass sowohl die Daten erho-
en werden, aber insbesondere auch die anstehende
aftpflichtproblematik angegangen wird? Wir werden ja
icht die Zeit haben, um lange auf Forschungsgutachten
u warten und dann in fünf Jahren eine Lösung vorlegen
u können; vielmehr haben die schwangeren Frauen jetzt
en Anspruch und den Bedarf. Was wollen Sie da tun?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Stefanie Vogelsang (CDU):
Rede ID: ID1710909400

So umfangreich ist der Auftrag ja nicht, und ich

enke, dass die Schlussfolgerungen aus den erhobenen
aten von der Bundesregierung zum frühestmöglichen
eitpunkt gezogen werden und dass das dann hier von
ns beraten werden kann.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätten Sie schon längst angehen können!)






Stefanie Vogelsang


(A) )


)(B)

Aber wir müssen das auch trennen, Frau Kollegin. Wir
haben auf der einen Seite den Beschluss zum Kinder-
schutzgesetz vom März dieses Jahres. Da hat die Bun-
desregierung beschlossen, innerhalb von drei Jahren
jeweils 30 Millionen Euro auszugeben, um bei der Ver-
netzung von Hebammen im Bereich der frühen Hilfen
für Säuglinge voranzukommen und den Bundeszuschuss
zu zahlen. Wir müssen uns also ganz genau anschauen:
Über welche Problematik reden wir? Vor der Geburt
steht die werdende Mutter und danach vor allen Dingen
der Säugling im Mittelpunkt, aber auch die Mutter, die
gerade geboren hat. Für die Zeit während der Geburt
– das betrifft jetzt die Haftpflichtversicherungen – haben
wir die enorm gestiegenen Prämien der Versicherungen.

In der Bundesrepublik Deutschland entscheiden sich
mittlerweile 98,8 Prozent der Frauen dafür, unter Beteili-
gung und Fürsorge einer Hebamme im geschützten Be-
reich eines Kreißsaales ihr Kind zur Welt zu bringen, in
dem für den Fall der Fälle, wenn während der Geburt mit
dem Säugling etwas passiert, ein Kinderarzt da ist. Dem-
gegenüber entscheiden sich 1,2 Prozent der Mütter da-
für,


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um die Wahlfreiheit!)


in Geburtshäusern oder zu Hause ihr Kind zur Welt zu
bringen. Ich habe Briefe von Kollegen aus Ihrer Fraktion
zur Kenntnis genommen, die an Geburtsmediziner ge-
schrieben haben, Ziel unserer Politik müsste es doch
sein, die Zahl der Hausgeburten auf 50 Prozent herauf-
zusetzen. Ich muss ganz klar sagen, dass das nicht mein
Ziel und nicht Ziel der Politik der CDU/CSU-Bundes-
tagsfraktion ist,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Darum geht es doch gar nicht!)


sondern dass wir es im Interesse der Frauen als einen
enormen Fortschritt in der Bundesrepublik Deutschland
ansehen, dass man in der Regel


(Maria Anna Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist nicht die Antwort, Frau Kollegin!)


– die Antwort auf Ihre Frage habe ich Ihnen gegeben –
im geschützten Raum des Kreißsaals unter Beteiligung
auch von einem Mediziner für den Fall der Fälle und mit
der Betreuung einer Hebamme sein Kind zur Welt
bringt.


(Maria Anna Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber wann legen Sie denn eine Lösung vor?)


– Auf diese Frage, Frau Kollegin, habe ich Ihnen geant-
wortet. Wir legen die Lösung zu dem Zeitpunkt vor, an
dem wir, genauso wie Sie das ja auch für richtig halten,
über die Erkenntnisse und die Datenlage verfügen, so-
dass wir im Rahmen unseres Systems nicht fehlallokiert,
da oder da oder da, etwas machen, sondern eine vernünf-
tige Position einnehmen können. An dieser Strategie

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(C (D erden Sie durch diese Anträge nichts ändern. Ich hatte as Gefühl, mit diesem neuerlichen Antrag wollten Sie eutlich machen, dass Sie etwas tun, oder Sie haben ngst, dass Ihnen die Felle davonschwimmen (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir wollen euch Dampf machen!)


der dass die Bundesregierung einen Personenkreis zu
ehr betreut. Das finde ich relativ schwierig. Bleiben Sie
ei Ihrem ursprünglichen Ansatz! Lassen Sie uns abwar-
n, bis die Daten vorliegen, und lassen Sie uns dann ge-
au prüfen, was sich verändern muss! Die Bundesregie-
ng prüft, wir begleiten das, und am Ende steht sowohl
r die werdenden Mütter als auch für die Gebärenden

nd erst recht für die Säuglinge, die zur Welt gekommen
ind, eine gute Lösung, die weiterhin das sichert, was
ir in der Bundesrepublik Deutschland haben und wei-
rhin haben wollen, nämlich eine flächendeckende Ver-

orgung und eine flächendeckende Wahlfreiheit für die
ütter, in welcher Art und Weise sie ihr Kind gebären
ollen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Maria Anna Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Dann müssen Sie mal was tun!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1710909500

Vielen Dank, Frau Kollegin Vogelsang. – Jetzt für die

raktion der Sozialdemokraten Frau Kollegin Mechthild
awert. Bitte schön, Frau Kollegin Rawert.


(Beifall bei der SPD)



Mechthild Rawert (SPD):
Rede ID: ID1710909600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

iebe Interessierte! Die Tätigkeit einer Hebamme gehört
u den ältesten Tätigkeitsfeldern; der Beruf der Heb-
mme ist einer der ältesten. Er steht am Anfang eines je-
en Lebens. Kein Wunder also, dass wir hier über dieses
hema durchaus emotional reden. Es ist wichtig, dieses
hema in den Mittelpunkt gesundheitspolitischer Dis-
ussionen zu stellen; denn wir haben zu beklagen, dass
eltweit über 350 000 Frauen bei der Geburt ihres Kin-
es sterben. Damit verbunden ist die Sorge, dass solche
odesfälle in Deutschland zunehmen.

Ich will einige der Fragestellungen aufgreifen, die in
er Diskussion gerade schon behandelt worden sind. Es
eht um dreierlei:

Erstens. Es geht um das Recht des Kindes auf den
estmöglichen Start in das Leben. Hierzu gehört eine
ute Geburt. Es muss gewährleistet sein, dass das Recht
es Kindes auf eine gute Versorgung umgesetzt wird.

Zweitens. Es geht um das Recht der Schwangeren,
er Wöchnerin, der Mutter. Hierbei geht es ebenfalls um
ie bestmögliche gesundheitliche Versorgung. Aus die-
em Grunde bin ich froh, dass wir das System der Fami-
enhebammen weiterentwickelt haben. Ich lade alle
erzlich dazu ein, dieses Modell in Berlin weiter zu prü-





Mechthild Rawert


(A) )


)(B)

fen, weiter zu begleiten. Wir werden es Ende dieses Mo-
nats in mehreren Bezirken umsetzen.

Drittens. Es geht auch um die berufliche Situation der
Hebammen bzw. der Entbindungspfleger. Es handelt
sich um einen qualifizierten Gesundheitsberuf, der in die
Versorgungslandschaft eingepasst werden muss.

Jetzt möchte ich noch auf einige weitere Punkte ein-
gehen. Es ist richtig, dass das Versorgungsgesetz der
Bundesregierung arztzentriert ist, dass dieses Versor-
gungsgesetz die Vielfalt der Gesundheitsberufe und in-
folgedessen auch ihre Rechte und ihre Neuordnungs-
strukturen außer Acht lässt. Darunter fallen neben
Krankenschwestern, Pflegern und Teilnehmern neuer
Modellprogramme die Hebammen. Gegen die Diskredi-
tierung dieser häufig vorkommenden Gesundheitsberufe
– oftmals Frauenberufe – müssen wir stark angehen.

Hebammen verstehen sich als Anwältinnen für Frau-
engesundheit. Auch das ist ein Feld, das noch viel
stärker berücksichtigt werden muss, gerade in der Dis-
kussion über eine flächendeckende Versorgung. Es ist
richtig, wenn festgestellt wird, dass mittlerweile in eini-
gen Gegenden Krankenhäuser über keine Geburtsabtei-
lung mehr verfügen. Wenn freiberuflich tätige Hebam-
men aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation in diesen
Gegenden nicht arbeiten, stellt sich die Frage: Wer trägt
die Verantwortung für eine flächendeckende Versor-
gung? Ich sage Ihnen: Wir müssen das bei der Versor-
gungsstruktur noch viel stärker berücksichtigen.

In dem Antrag der Grünen wird gefordert, die Rege-
lungen der Reichsversicherungsordnung in das SGB V
zu überführen. Ja, auch ich bin der Meinung: Hier be-
steht noch Modernisierungsbedarf. Es ist nötig, tatsäch-
lich für mehr rechtliche Umsetzung zu sorgen. Neben
den Regelungen zu Leistungen bei Schwangerschaft und
Mutterschaft sind Dienstordnungs- und Besoldungsbe-
stimmungen für Angestellte und Beamte aus der Reichs-
versicherungsordnung noch nicht auf das SGB V über-
tragen.

Nichtsdestotrotz möchte ich, dass wir im Gesund-
heitsausschuss eine intensive Debatte über viele Frage-
stellungen führen, die den Gesundheitsberuf Hebamme
in den Mittelpunkt stellen. Ich befürworte deswegen,
dass dazu eine Anhörung durchgeführt wird. Sie bietet
den Raum, um über diese Aspekte zu diskutieren.

Die Frage ist, inwieweit diese Gesundheitsberufe neu
zu definieren sind.

Auch die freiberuflichen Hebammen stellen sich die
Frage, ob sie in Zukunft selbstständig zum Beispiel Me-
dikamente verschreiben können. Es stellt sich die Frage
nach den Ausbildungsstrukturen, auch beim Beruf der
Hebammen, und die Frage nach der Vernetzung in einem
präventiven Gesundheitssystem.

Ich möchte mich in meinen letzten Ausführungen
dem Thema Berufshaftpflichtversicherung zuwenden.
Berufliche Tätigkeiten sollen sinnstiftend sein. Aber ma-
chen wir uns nichts vor: Wir alle leben von dem Geld, das
wir durch unsere berufliche Tätigkeit verdienen. Das

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(C (D urchschnittsgehalt von Hebammen liegt bei 14 500 Euro Jahr und der Durchschnittsstundenlohn bei 7,50 Euro, ie Berufshaftpflichtprämie aber beträgt 3 700 Euro. Das t eine Diskrepanz, die die Angehörigen dieses Berufes icht aushalten können. Des Weiteren haben wir in einer Arbeitsgruppe festgetellt, dass das Thema der Berufshaftpflichtversicherung das betrifft den gesamten Bereich der Gynäkologie – ein unehmend wichtigeres Thema in der Gesundheitswirtchaft werden wird. Die SPD hat sich in einer Anfrage anach erkundigt, was die Bundesregierung in Sachen erufshaftpflichtversicherung unternehmen will. Die ntwort, Frau Staatssekretärin, war unbefriedigend. Sie aben keineswegs Bezug darauf genommen, dass es notendig ist, im Versorgungssystem neue Versicherungs trukturen einzuführen. Sie haben keineswegs Bezug dauf genommen, dass es notwendig ist, eine bessere ersicherung im Bereich der Geburt einzuführen; denn iemand von uns will Patientenrechte einschränken, enn es tatsächlich zu einem Schadensfall kommt. Ich habe vorhin gehört, dass Versicherungen in Zuunft bei Eintritt eines Geburtsschadens möglicherweise eistungen in Höhe von bis zu 5 Millionen Euro erbrinen werden. Das ist eine Summe, die weder kleine Kranenhäuser noch freiberufliche Hebammen im jetzigen ystem der Berufshaftpflichtversicherung abdecken önnen. Dieser Widerspruch, nämlich dass man sich ine Berufshaftpflichtversicherung nicht mehr leisten ann, Patientinnen und Patienten aber selbstverständlich it einer ausreichenden lebenslangen Finanzierung bei inem Schadensfall rechnen können müssen, ist nicht elöst. Das zu tun, steht in Ihrer Verantwortung. Ich bitte ie, sich dem System der Versicherung intensiver zuzuenden. Am 10. Mai lief die Ausschreibungsfrist für die Hebmmenstudie ab. Ich bitte darum, zumindest einen Teil er Fragen und Anmerkungen, die wir Ihnen haben zuommen lassen, in dieser Studie aufzugreifen, damit sie egweisende Grundlagen für die Zukunft eines Gesundeitsberufes bieten kann, der wichtig für Mutter und ind ist. Danke schön für Ihre Aufmerksamkeit. Vielen Dank, Frau Kollegin Rawert. Als Nächster steht der Kollege Lars Lindemann für ie FDP-Fraktion auf meiner Rednerliste. Er hat seine ede zu Protokoll gegeben.1)


(Beifall bei der SPD)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1710909700

tanden.

Als nächste Rednerin spricht für die Fraktion Die
inke Frau Kollegin Dr. Martina Bunge. Bitte schön,
rau Kollegin Dr. Bunge.


(Beifall bei der LINKEN)


Anlage 5






(A) )


)(B)


Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710909800

Danke, Herr Präsident. – Liebe Kolleginnen und Kol-

legen! Letzte Woche haben wieder Hunderte freiberufli-
che Hebammen demonstriert. Ihre Existenz ist bedroht.
Unser Antrag will Sicherheit schaffen. Wir stellen diesen
Antrag heute zur Diskussion und zur Abstimmung, weil
wir meinen, dass Politik endlich etwas tun muss und
auch tun kann. Wir dürfen uns nicht nur mit diesem
Thema auseinandersetzen und uns kümmern, wie Sie,
Frau Kollegin Vogelsang, es dem ausgeschiedenen
Minister bescheinigt haben. Es geht darum, dass endlich
Taten folgen.


(Beifall bei der LINKEN)


Bei unserem Antrag, liebe Kolleginnen und Kollegen
der SPD, geht es auch nicht darum, dass wir allein das
finanzielle Wohl der Hebammen im Auge haben. Mit
dieser Begründung haben Sie unseren Antrag im Aus-
schuss abgelehnt. Ich kann nur sagen: Schade.

Titel und Inhalt belegen, dass es uns darum geht, die
Versorgung durch Hebammen und Entbindungspfleger
sicherzustellen. Um wen geht es denn? Es geht um die
Mütter und um die Kinder.


(Mechthild Rawert [SPD]: Da sind wir einer Meinung!)


– Es ist ja schön, dass wir hier einer Meinung sind. Lei-
der haben Sie aber keinen Antrag vorgelegt. Einfach ab-
zulehnen und nichts selber zu tun, heißt letztlich, nichts
zu tun.


(Beifall bei der LINKEN)


Es geht uns gerade darum, auch die finanzielle Situa-
tion vor allem der Hebammen zu verbessern, die freie
Geburtshilfe leisten. Die Gründe sind benannt. Mütter,
die ihr Kind zu Hause oder im Geburtshaus gebären wol-
len, sind auf diese Hebammen angewiesen. Vielleicht er-
geben sich die geringen Zahlen auch daraus, dass Ge-
burtshäuser schließen und immer mehr freiberufliche
Hebammen aufgeben oder nur noch betreuend tätig sind
und sich den Luxus der Geburtenbegleitung nicht mehr
leisten können. Das alles geschieht natürlich auch vor
dem Hintergrund der Tatsache, dass jedes Jahr rund
3 700 Euro für die Haftpflichtversicherung aufgewendet
werden müssen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1710909900

Es gibt jetzt den Wunsch nach einer Zwischenfrage,

Frau Kollegin. Möchten Sie die Zwischenfrage der Frau
Kollegin Vogelsang ermöglichen?


Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710910000

Gerne.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1710910100

Bitte schön, Frau Kollegin.


Stefanie Vogelsang (CDU):
Rede ID: ID1710910200

Frau Kollegin Bunge, ich denke einmal und hoffe

auch sogar sehr, dass Sie das nicht so gemeint haben,
wie Sie das gesagt haben. Wir sind doch vielleicht we-

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(C (D igstens in dem Punkt einer Meinung, dass nicht nur die rauen, die sich dafür entscheiden, ihr Kind in einem eburtshaus oder zu Hause zur Welt zu bringen, ein Ancht auf die Betreuung durch eine Hebamme haben, ondern dass das selbstverständlich auch für die anderen rauen gilt – das sind fast 99 Prozent aller Frauen –, die r Kind in dem geschützten Raum eines Kreißsaals zur elt bringen. Natürlich, da haben Sie recht, ber die Hebammen, die auch Geburtshilfe leisten, zieen sich zurück. Damit ist die Wahlfreiheit nicht mehr ewährleistet. (Stefanie Vogelsang [CDU/CSU]: Ist das keine Geburtshilfe im Kreißsaal?)

Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710910300

(Stefanie Vogelsang [CDU/CSU]: Gut!)


h weiß, was es bedeutet, in einem Krankenhaus zu ge-
ären; ich will das nicht unterschätzen. Wenn man aber
eine Möglichkeit hat, sich anders zu entscheiden, dann
t das problematisch. Wenn in der Nähe niemand ist:
o soll man hinfahren?


(Stefanie Vogelsang [CDU/CSU]: Aber im Kreißsaal haben Sie auch eine Hebamme!)


elbst die Hebammen empfehlen dann: Gehen Sie lieber
das Krankenhaus; ich kann die Sicherheit nicht ge-
ährleisten. – Diese Situation hat absolut nichts mit
ahlfreiheit zu tun.


(Beifall bei der LINKEN – Stefanie Vogelsang [CDU/CSU]: Aber, Frau Kollegin, dort machen es auch Hebammen!)


Ja, dort machen es auch Hebammen; da haben Sie
cht.


(Stefanie Vogelsang [CDU/CSU]: Ja, Gott sei Dank!)


ns geht es deshalb darum, dass die schlechte Finanzie-
ng verbessert wird.

Die Koalitionsfraktionen haben unseren Antrag im
usschuss mit der Begründung abgelehnt, er habe sich
berholt. Ich finde, das ist eine zynische Begründung.
ie haben das damit begründet, dass die Hebammenver-
ände inzwischen mit den Krankenkassen verhandelt
nd sich geeinigt haben. Ich frage Sie: Protestieren die
ebammen seit Juli 2010, als die „Einigung“ erfolgte,
hne Grund? Kriegen sie nicht genug Geld? Kriegen sie
en Hals nicht voll? Wenn Sie das meinen, dann sagen
ie das hier. Wir denken, die finanzielle Situation hat
ich nicht ausreichend gebessert, und das ist nicht hin-
ehmbar.


(Beifall bei der LINKEN)


Das liegt aber vor allem auch daran, dass die Hono-
re der Hebammen in der Startphase dieser Verhandlun-

en mit den Krankenkassen nicht angemessen aufge-
tockt wurden. Das ist ein Versäumnis der letzten
undesregierung.





Dr. Martina Bunge


(A) )


)(B)


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es! Die Große Koalition hat das ausgesetzt!)


Ich denke, deshalb ist auch die SPD hier in der Pflicht
und in der Verantwortung – genauso wie auch die neue
Bundesregierung.

Wir müssen uns das doch einmal vorstellen: Die klei-
nen Hebammenverbände – das meine ich jetzt nicht des-
pektierlich – verhandeln mit den großen Krankenkassen.
Das ist doch kein Verhandeln auf Augenhöhe.

So kommt es auch, dass von dem Grundsatz der Bei-
tragsstabilität – von dem ja abgewichen werden kann,
wenn die Sicherheit der Versorgung nicht mehr gewähr-
leistet ist – in den Verhandlungen nicht abgewichen
wird, weil die Kassen am längeren Hebel sitzen und sa-
gen, dass die Versorgung doch noch funktioniert. Sie
warten wahrscheinlich, bis die Auswirkungen spürbar
sind. Dazu sagen wir: Dann ist die Versorgung ganz zu-
sammengebrochen.

Das können wir nicht hinnehmen. So etwas hat nichts
mit freier Wahl zu tun.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Darum kümmern wir uns. Deshalb appellieren wir an
Sie: Unser Antrag ist umfassend. Stimmen Sie ihm zu!
Wenn Sie ihn heute ablehnen – aus welchen Gründen auch
immer; vielleicht gar, weil heute Freitag der 13. ist –, wäre
das sehr bedauerlich. Ich sage: Tun Sie etwas. Es muss
endlich etwas getan werden. Das Versorgungsgesetz
wäre eine gute Chance. Öffnen Sie es endlich auch für
die Heilberufe.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1710910400

Vielen Dank, Frau Kollegin Dr. Bunge. – Als letzter

Redner der Woche erhält jetzt Kollege Erwin Rüddel für
die Fraktion der CDU/CSU das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Erwin Rüddel (CDU):
Rede ID: ID1710910500

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Lassen Sie mich gleich zu Beginn auf zwei Punkte
hinweisen. Ich denke, dass darüber hier im Haus auch
Einigkeit herrscht.

Erstens. Wir brauchen die Hebammen – dabei will ich
bewusst nicht differenzieren, welche Art von Hebammen –
heute und zukünftig in unserem Gesundheitssystem.

Zweitens. Wir brauchen für die Hebammen eine leis-
tungsgerechte Entlohnung.

Vor allem im ländlichen Raum, wenn die Wege zum
nächsten Krankenhaus mit Entbindungsstation weit sind,
sind die freiberuflichen Hebammen unentbehrlich. Ihre
Arbeit ist und bleibt eine unverzichtbare Hilfe für junge
Eltern und deren Nachwuchs. Hier – wie auch anderswo
auf dem Feld der Gesundheitspolitik – dürfen wir uns
nicht durch eine insgesamt gute Versorgungssituation in

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(C (D en Städten den Blick verstellen lassen auf die teilweise rheblichen Probleme, die wir in den ländlichen Regioen haben. Dieses Problem gehen wir aber mit unserem ersorgungsgesetz sehr konsequent an. (Mechthild Rawert [SPD]: Darin steht nichts zu den Gesundheitsberufen!)


Meine Damen und Herren, im Sinne einer vernünfti-
en Familien- und Gesundheitspolitik kann es nicht an-
ehen, dass die freiberuflichen Hebammen durch er-
öhte Versicherungskosten in ihrer Existenz gefährdet
erden. Viele freiberufliche Geburtshelferinnen klagen
arüber, dass ihnen nach Abzug von Steuern, Gebühren
nd Benzinkosten kaum genug zum Leben bleibt. Etli-
he von ihnen haben inzwischen ihre Tätigkeit aufgege-
en, gerade auf dem Feld der Geburtshilfe. Unabhängige
xperten bestätigen zunehmende Engpässe in der Ver-
orgung mit freiberuflichen Geburtshelferinnen.

Meine Fraktion hat sich deshalb dafür starkgemacht,
Bundeshaushalt für die Hebammen zusätzliche Mittel
Bereich der Vor- und Nachsorge bereitzustellen.

Das Bundeskabinett hat bekanntlich am 16. März
011 den Entwurf für ein neues Kinderschutzgesetz ver-
bschiedet. Dabei geht es darum, den Schutz von Kin-
ern in Deutschland umfassend und wirksam zu verbes-
ern.

Zu dem Maßnahmenpaket, das darauf abzielt, die
echte von Kindern und Jugendlichen noch besser als
isher zu sichern, gehört mit Blick auf die frühkindliche
etreuung auch der verstärkte Einsatz von Familienheb-
mmen.

Im Rahmen dieser von Frau Bundesministerin
chröder eingebrachten Initiative werden ab 2012 jähr-
ch 30 Millionen Euro zusätzlich für den Einsatz von
amilienhebammen zur Verfügung gestellt. Das bedeu-
t: Innerhalb der nächsten vier Jahre kann in Deutsch-
nd die Arbeit der Familienhebammen zusätzlich mit
sgesamt 120 Millionen Euro unterstützt werden.

Dabei geht es nicht zuletzt um niederschwellige und
ühe Hilfsangebote, die sich auch und gerade an Fami-
en in belasteten Lebenslagen richten, und zwar sowohl
ährend der Schwangerschaft als auch nach der Geburt.

Auf diese Weise können Hebammen und Familien-
ebammen die Verluste, die sie entweder durch die ho-
en Versicherungsprämien oder durch ihren gänzlichen
erzicht auf die Geburtshilfe erleiden, wenigstens teil-
eise ausgleichen und haben eine deutlich bessere Zu-
unftsperspektive.

Meine Damen und Herren, unabhängig davon sollten
ir auch über andere kreative Lösungen nachdenken. Es

pricht zum Beispiel manches dafür, die Finanzierung
er Hebammen aus einer Hand zu organisieren, damit es
icht zwei Kategorien von Hebammen gibt. Das würde
inkommen für die Hebammen sichern und könnte zu-
em mit Blick auf die Familienhilfe einen Übergang zu
en „Frühen Hilfen“ schaffen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Aus welchem Haus soll das kommen: Familie oder Gesundheit?)






Erwin Rüddel


(A) (C)


)(B)


– Ich habe gesagt: Aus verschiedenen Töpfen wird eine
Hilfe finanziert.


(Mechthild Rawert [SPD]: Dann wird das nichts!)


Meine Fraktion wird das sehr sorgfältig prüfen


(Manfred Zöllmer [SPD]: Wie lange werden Sie denn prüfen?)


und dabei auch, liebe Frau Bender, Gedanken des Antra-
ges der Grünen mit einbeziehen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1710910600

Vielen Dank, Kollege Erwin Rüddel.

Wir sind am Ende der Rednerliste. Ich schließe die
Aussprache.

Interfraktionell – es geht um den Tagesordnungs-
punkt 28 a – wird Überweisung der Vorlage auf Druck-
sache 17/5098 an die in der Tagesordnung aufgeführten
Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstan-
den? – Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Tagesordnungspunkt 28 b. Wir kommen zur Abstim-


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Denn – ich sage es hier noch einmal –: Wir sind für alle
kreativen Lösungen offen, die jungen Familien zugute-
kommen.

Schließlich will ich noch auf das Fachgespräch hin-
weisen, das im Februar mit den drei Hebammenverbän-
den im Bundesgesundheitsministerium stattgefunden
hat.


(Mechthild Rawert [SPD]: Herr Rösler war nicht da!)


Es ging dabei um die Berechnung der Honorare, ganz
konkret um ein Gutachten zur Vergütungs- und Versor-
gungssituation in der Hebammenhilfe. Die Hebammen-
verbände haben anschließend noch ergänzend Stellung
zu aus ihrer Sicht ganz besonders wichtigen Punkten be-
zogen. Dies ist auch in den Gutachtenauftrag eingeflos-
sen. Insofern ist der Antrag der Linken zeitlich und in-
haltlich deutlich überholt;


(Lachen bei der LINKEN)


denn wir können davon ausgehen, dass in den nächsten
Monaten mit dieser Studie eine verlässliche Datengrund-
lage geschaffen wird. Sie wird ausweisen, ob und inwie-
weit die von den Krankenkassen gezahlten Honorare für
die Hebammen angemessen sind.

Ich möchte aber unterstreichen: Es geht bei dieser
Studie nicht nur um die finanzielle Situation der freibe-
ruflichen Hebammen und deren berechtigte Anliegen. Es
geht auch um die Qualität der Leistungen und um den
Bedarf an Hebammenhilfe. Alle drei Faktoren stehen für
uns gleichwertig nebeneinander. Das Ergebnis der Studie
bleibt abzuwarten. Wir dürfen aber wohl davon ausge-
hen, dass dadurch die Verhandlungsposition der Hebam-
men gegenüber der GKV deutlich gestärkt wird.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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ung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für
esundheit zu dem Antrag der Fraktion Die Linke mit
em Titel „Versorgung durch Hebammen und Entbin-
ungspfleger sicherstellen“. Der Ausschuss empfiehlt in
iner Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/4290, den
ntrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/2128

bzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ng? – Das sind die Koalitionsfraktionen und die Frak-
on der Sozialdemokraten. Gegenprobe! – Fraktion Die
inke. Enthaltungen? – Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
en. Die Beschlussempfehlung ist somit angenommen.

Tagesordnungspunkt 28 c. Abstimmung über die Be-
chlussempfehlung des Ausschusses für Gesundheit zu
em Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem
itel „Erhebung von Daten zu der Versorgung mit Heb-
mmenhilfe sowie zur Arbeits- und Einkommenssituation
on Hebammen und Entbindungspflegern sicherstellen“.
er Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung

uf Drucksache 17/4349, den Antrag der Fraktion Bünd-
is 90/Die Grünen auf Drucksache 17/1587 abzulehnen.
er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Das sind die
oalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Fraktion Bündnis 90/
ie Grünen. Enthaltungen? – Sozialdemokraten und
raktion Die Linke. Die Beschlussempfehlung ist ange-
ommen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, eine gute Nach-
cht: Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 25. Mai, 13 Uhr, ein.

Ich wünsche Ihnen ein schönes, arbeitsreiches Wo-
henende in den Wahlkreisen, damit die Arbeit des Deut-
chen Bundestages dort verkündet wird. Herzlichen
ank.

Die Sitzung ist geschlossen.