Protokoll:
17050

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 50

  • date_rangeDatum: 18. Juni 2010

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:37 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/50 (Drucksachen 17/1941, 17/2196 (neu)) 5179 B – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/2210) . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Swen Schulz (Spandau), Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Hans-Peter Bartels, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: BAföG ausbauen und Chancengleichheit stärken – zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole Gohlke, Agnes Alpers, Dr. Rosemarie Hein, weiterer Abge- – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Schaffung eines nationalen Stipendienpro- gramms (Stipendienprogramm-Ge- setz – StipG) (Drucksachen 17/1942, 17/2194 (neu)) – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/2195) . . . . . . . . . . . . . d) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Kai Gehring, Priska Hinz (Herborn), Sylvia Kotting- Uhl, weiterer Abgeordneter und der Frak- 5179 B 5180 A 5180 A Deutscher B Stenografisch 50. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Abwicklung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 30: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der FDP eingebrachten Entwurfs eines Dreiund- zwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsge- setzes (23. BAföGÄndG) (Drucksachen 17/1551, 17/2196 (neu)) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Dreiundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungs- gesetzes (23. BAföGÄndG) c 5179 A 5179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: BAföG ausbauen – Gute Bildung für alle undestag er Bericht ung 18. Juni 2010 t : – zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Priska Hinz (Herborn), Ekin Deligöz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Sozial gerechtes Zwei-Säulen- Modell statt elitärer Studienfinan- zierung (Drucksachen 17/884, 17/1558, 17/899, 17/2196 (neu)) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Schaffung eines natio- nalen Stipendienprogramms (Sti- pendienprogramm-Gesetz – StipG) (Drucksachen 17/1552, 17/2194 (neu)) 5179 D 5179 D tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nein zum nationalen Stipendienprogramm (Drucksachen 17/1570, 17/2194 (neu)) . . 5180 B II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2010 Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stefan Kaufmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . Marianne Schieder (Schwandorf) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Röhlinger (FDP) . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Yvonne Ploetz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Monika Grütters (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Carsten Sieling, Nicolette Kressl, Joachim Poß, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die Lasten der Krise gerecht verteilen, Spekulation eindämmen – Internationale Finanz- transaktionsteuer einführen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Axel Troost, Dr. Barbara Höll, Eva Bulling- Schröter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Finanztrans- aktionsteuer international vorantrei- ben und national einführen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Gregor Gysi, Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Die Ban- ken sollen für die Krise zahlen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Gerhard Schick, Lisa Paus, Dr. Thomas Gambke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Finanzumsatzsteuer auf EU-Ebene ein- führen (Drucksachen 17/527, 17/518, 17/471, 17/1422, 17/2133, 17/2187) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D D D D D D D B N B T a b D D J K M J T A V A N S (D 5180 C 5182 B 5183 C 5184 C 5185 D 5188 A 5189 B 5189 C 5191 C 5192 D 5193 D 5195 B 5196 A 5197 C 5198 B 5201 B r. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . r. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . r. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Frank Steffel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . jörn Sänger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orbert Schindler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . ettina Kudla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 32: ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung kranken- versicherungsrechtlicher und anderer Vorschriften (Drucksachen 17/1297, 17/2170) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit zu dem An- trag der Abgeordneten Kathrin Vogler, Dr. Martina Bunge, Dr. Ilja Seifert, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Faire Preise für wirksame und sichere Arzneimittel – Einfluss der Pharmaindustrie begrenzen (Drucksachen 17/1206, 17/2170) . . . . . . . r. Philipp Rösler, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . ohannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . athrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . aria Anna Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 34: ntrag der Abgeordneten Wolfgang Wieland, olker Beck (Köln), Kai Gehring, weiterer bgeordneter und der Fraktion BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN: Mehr öffentliche icherheit durch weniger private Waffen rucksache 17/2130) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5201 C 5202 D 5203 C 5205 C 5207 A 5208 C 5209 B 5210 D 5212 B 5214 B 5215 C 5217 B 5219 A 5219 A 5219 B 5220 C 5223 B 5224 B 5225 C 5226 C 5228 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2010 III Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Günter Lach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Serkan Tören (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 33: a) Antrag der Abgeordneten Sabine Leidig, Herbert Behrens, Thomas Lutze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Zukunft der Bahn – Bürger- bahn statt Börsenbahn (Drucksache 17/652) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Sabine Leidig, Heidrun Bluhm, Herbert Behrens, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Den Aufsichtsrat der Deut- schen Bahn AG kompetent und demo- kratisch besetzen (Drucksache 17/2189) . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Zukunft der Bahn – Bürgerbahn statt Bör- senbahn – Den Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG kompetent und demokratisch besetzen (Tagesordnungspunkt 33 a und b) Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Werner Kammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5229 A 5229 D 5231 C 5233 B 5234 C 5235 C 5235 D 5236 A 5236 C 5237 A 5238 A 5238 D 5240 A 5241 D 5243 B 5244 B 5244 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2010 5179 (A) ) )(B) 50. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2010 5237 (A) ) )(B) für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates ** Meßmer, Ullrich SPD 18.06.2010 Nahles, Andrea SPD 18.06.2010 Zapf, Uta SPD 18.06.2010 Anlage 1 Liste der entschuldigte Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich van Aken, Jan DIE LINKE 18.06.2010 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 18.06.2010 Dr. Bartels, Hans-Peter SPD 18.06.2010 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2010 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2010 Bülow, Marco SPD 18.06.2010 Burkert, Martin SPD 18.06.2010 Fischer (Hamburg), Dirk CDU/CSU 18.06.2010 Freitag, Dagmar SPD 18.06.2010 Fritz, Erich G. CDU/CSU 18.06.2010* Gabriel, Sigmar SPD 18.06.2010 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 18.06.2010 Hempelmann, Rolf SPD 18.06.2010 Hoff, Elke FDP 18.06.2010 Kiesewetter, Roderich CDU/CSU 18.06.2010 Koczy, Ute BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2010 Kunert, Katrin DIE LINKE 18.06.2010 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 18.06.2010 Lühmann, Kirsten SPD 18.06.2010 Mattheis, Hilde SPD 18.06.2010 N N P P P P R R S S S S D S S D D D D W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten estle, Ingrid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2010 eumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 18.06.2010 etermann, Jens DIE LINKE 18.06.2010 flug, Johannes SPD 18.06.2010** ieper, Cornelia FDP 18.06.2010 olenz, Ruprecht CDU/CSU 18.06.2010 eichenbach, Gerold SPD 18.06.2010 ix, Sönke SPD 18.06.2010 ager, Krista BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2010 chlecht, Michael DIE LINKE 18.06.2010 chmidt (Eisleben), Silvia SPD 18.06.2010 chnurr, Christoph FDP 18.06.2010 r. Solms, Hermann Otto FDP 18.06.2010 teinbrück, Peer SPD 18.06.2010 teinke, Kersten DIE LINKE 18.06.2010 r. Strengmann-Kuhn, Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2010 r. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 18.06.2010 r. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 18.06.2010 r. Wiefelspütz, Dieter SPD 18.06.2010 olff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 18.06.2010 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 5238 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2010 (A) ) )(B) Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Zukunft der Bahn – Bürgerbahn statt Bör- senbahn – Den Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG kompetent und demokratisch besetzen (Tagesordnungspunkt 33 a und b) Ulrich Lange (CDU/CSU): Die Anträge der Linken zeigen, wie tief diese SED-Nachfolgepartei immer noch im Kommunismus verwurzelt ist und wie wenig diese Partei weiß, was Demokratie ist. Auch wenn die Bahn zu 100 Prozent dem Bund gehört, wird bei uns nicht jeder Posten vom Volk bestimmt. Aber als Nachfolger einer diktatorischen Partei wissen Sie es offensichtlich nicht besser. Sie kritisieren die Besetzung der Posten des Auf- sichtsrates, insbesondere dass die Bundesregierung ge- zielt nach Personen gesucht hat, die aus fachlichen Gründen infrage kommen, und nicht gezielt nach einer weiblichen Person. Es scheint notwendig zu sein, Ihnen einige Grundlagen in der Unternehmensführung darzule- gen. In großen deutschen Gesellschaften wird die Unter- nehmensführung durch den Vorstand wahrgenommen. Dessen Tätigkeiten sollen zur Verhinderung von Miss- wirtschaft oder eigennützigem Fehlverhalten durch den Aufsichtsrat kontrolliert werden. Der Aufsichtsrat nimmt neben seiner Kontrolltätigkeit aber auch eine Be- ratungsfunktion des Vorstandes wahr. Hierfür benötigen wir natürlich absolute Wirtschaftsfachleute; dafür brau- chen wir die Besten. Meine Damen und Herren der Linken, bei der Beset- zung eines solchen Posten darf das Geschlecht keine Rolle spielen, entscheidend muss ausschließlich die fachliche Qualifikation sein. Die Bundesregierung hat sich für die Personen entschieden, „die ihr oberstes Ziel in der nachhaltigen und sicheren Entwicklung des Schie- nenverkehrs in Deutschland sehen“, genau so, wie Sie es in Ihrem Antrag verlangen. Anstatt sich künstlich aufzu- regen, sollten Sie das Bundesverkehrsministerium und damit unserem Verkehrsminister Dr. Ramsauer dafür danken, dass er sich für qualifiziertes Personal an den Schaltzentralen der bundeseigenen Betriebe einsetzt. Die Koalition setzt auf eine komplette Neuorientie- rung in der Bahnpolitik. Hierfür brauchen wir Spitzen- personal, und das haben wir gefunden. Wir haben mit unserem Kollegen Dr. Ramsauer einen neuen und star- ken Bundesverkehrsminister, der die schwere Hypothek der Fehlleistung des Tiefensee-Ministeriums übernom- men hat und jetzt dabei ist, neue Schwerpunkte im Schienenverkehr zu setzen. Wir haben mit Dr. Grube ei- nen neuen Vorstandsvorsitzenden, der sehr deutlich ge- macht hat, dass er im Einklang mit dem Verkehrsminis- ter die Fehler seines Vorgängers Mehdorn Stück für Stück beseitigen will. Dies wird sehr deutlich in der Be- rufung von Chris Newiger als Datenschutzbeauftragten. Damit wird nicht nur eine Konsequenz aus der Datenaf- fä d P H d g D P s e g fe ru k ti c fo V m ti w E w s m n s z s D te s D w w s s z d P k p A ta „ d F E z c M (C (D re gezogen, die den Konzern seit 2009 belastet, son- ern auch der Anteil von Frauen in verantwortlicher osition erhöht. Und jetzt haben wir mit Professor Dr. ellmuth Felcht einen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden, er ein ausgewiesener Wirtschaftsfachmann ist. Die Fraktion der Linken untersucht jetzt jedes Mit- lied des DB-Aufsichtsrates auf seine Vergangenheit. as ist ihr gutes Recht. In der Durchleuchtung anderer ersonen haben die Linken jahrelange Erfahrung. Ver- äumt haben Sie es, die eine oder andere Person in Ihrer igenen Partei ob seiner Spitzeltätigkeit in der Vergan- enheit zu überprüfen. Aber hier wird lieber gedeckelt. Die herausragenden Managementqualitäten von Pro- ssor Felcht sind unbestritten. Er hat vielfältige Erfah- ngen in großen Industrieunternehmen gesammelt, er ennt die Arbeit in Aufsichtsräten, er kennt das opera- ve Geschäft von Großunternehmen und die betriebli- hen Abläufe, die für gute Unternehmensergebnisse er- rderlich sind, und er ist ein durchsetzungsstarker erhandler, der aber gleichzeitig für den starken Zusam- enhalt seiner Mannschaft sorgt. Meine Damen und Herren von den Linken, Qualifika- onen und Erfahrungen sind für diesen Job einfach not- endig. Nur Sie können sich nicht vorstellen, dass man rfahrungen in den Dienst einer neuen Aufgabe stellt, eil Sie selbst betriebsblind und völlig ideologisiert ind. In Ihrer Vorstellung müssen alle Posten parteiintern it Genossen besetzt werden, nach dem Motto: Unterge- osse, Obergenosse, Lieblingsgenosse!! Fachverstand tört. Unverschämt finde ich Ihre negative Kritik in Ihrem weiten Antrag zu Service und Kundennähe der Deut- chen Bahn. Aufgrund der Politik Ihrer Partei in der DR wurde die Deutsche Reichsbahn zu einem verlot- rten Fortbewegungsmittel: unzuverlässig, unsicher, chmuddelig. Sie haben es zu verantworten, dass die eutsche Reichsbahn auf das Abstellgleis gestellt urde! Das war eine anschauliche Demonstration, wie eit man ohne Sachverstand kommt. Heuten zeigen Sie ich erneut beratungsresistent. Bundesverkehrsminister Dr. Ramsauer, DB-Vor- tandsvorsitzender Dr. Grube und Aufsichtsratsvorsit- ender Professor Dr. Felcht stehen für einen Neuanfang er Deutschen Bahn. Der Kunde tritt in den Mittelpunkt: ünktlichkeit, Sicherheit, Schnelligkeit und Zuverlässig- eit sind die neuen Ziele, die im Fokus der neuen Bahn- olitik stehen. Geben wir ihnen und dem gesamten Vorstand und ufsichtsrat die Chance, ihre Qualifikation zu beweisen. Hans-Werner Kammer (CDU/CSU): Die parlamen- rische Auseinandersetzung mit dem Antrag der Linken Zukunft der Bahn – Bürgerbahn statt Börsenbahn“ fin- et leider in Konkurrenz statt zum heutigen Spiel unserer ußballnationalmannschaft in Südafrika gegen Serbien. igentlich sollten wir alle uns dieses Spiel ansehen – wir u unserem Vergnügen, die Linken zu Fortbildungszwe- ken. Beim Fußball ist es nämlich so, dass die bessere annschaft dadurch gewinnt, dass sie mehr Tore schießt Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2010 5239 (A) ) )(B) als der Gegner. Das nennt man Wettbewerb. Wettbewerb führt oft zu sehr schönen, packenden Spielen. Wenn man die Tore dagegen vorher auf die Mannschaften verteilen würde, könnten noch nicht einmal die Vuvuzelas verhin- dern, dass die Zuschauer einschlafen. So ähnlich funk- tioniert auch die Wirtschaft – nur durch Wettbewerb geht es voran! Das sollte auch die Linke inzwischen gelernt haben! Der vorliegende Antrag zeigt jedoch, dass diese Partei noch immer das ist, was sie schon immer war: wirt- schaftlich inkompetent! Immerhin – und das ist nun wirklich etwas Außergewöhnliches bei den Linken – enthält der Antrag auch wahre Worte: die unseres Ver- kehrsministers Dr. Peter Ramsauer. Da er unübertroffen prägnant die Politik dieser unserer bürgerlichen Regie- rung formuliert, sodass bis auf die Linken sie alle verste- hen, seien die weisen Worte des Ministers hier noch ein- mal zitiert. Sie lesen sich nicht nur schön, sie überzeugen auch, wenn Sie gesprochen werden: „Einen Börsengang oder einen Verkauf unter Preis wird es mit mir nicht ge- ben. Privatisierung ist weder ein Selbstzweck noch ein politisches Heilmittel. Sorgfalt muss vor Schnelligkeit gehen. Die Bahn ist keine x-beliebige Staatsbeteiligung, sondern im Bewusstsein der Deutschen etwas ganz Be- sonderes.“ Übersetzt heißt das, dass Peter Ramsauer kein Bundes- vermögen verschleudert! Welche Wertschätzung Peter Ramsauer dem Verkehrssystem Eisenbahn entgegen- bringt, ergibt sich aus dem nächsten Zitat im Antrag: „Im Bereich der Daseinsvorsorge hat die öffentliche Hand bestimmte Dienstleistungen für die Bürger bereit- zustellen und zu garantieren. ... Jedenfalls sieht man am Beispiel der Berliner S-Bahn, wohin es führt, wenn ein Staatsunternehmen zur kurzfristigen Gewinnmaximie- rung ausgepresst wird. Wer Bremsen und Achsen auf Verschleiß fährt, verliert den gemeinwirtschaftlichen Auftrag aus dem Auge.“ Auch dies muss ich wohl übersetzen: Peter Ramsauer toleriert kein Versagen des Managements! Ich möchte dies in Worten zusammenfassen, die den besser Geschulten bekannt und daher verständlich sein dürften: Die Lehre von Ramsauer ist allmächtig, weil sie wahr ist. Sie ist in sich geschlossen und harmonisch, sie gibt den Menschen eine einheitliche Weltanschauung, die sich mit keinerlei Aberglauben vereinbaren lässt. Die Linke dagegen hängt noch immer nicht etwa nur einem, sondern gleich mehreren Aberglauben an: Zum einen ist es in diesen Kreisen ein unausrottbares, wenn auch ständig widerlegtes Vorurteil, dass die Steige- rung der Produktivität in einem staatlichen Unternehmen und der gleichzeitige Abbau von Arbeitsplätzen eine Ka- tastrophe seien. Es ist richtig, dass die Deutsche Reichs- bahn in etwa so viele Mitarbeiter hatte wie heute die ge- samte Deutsche Bahn AG. Ebenso richtig ist aber auch, dass die 240 000 Eisenbahner der Reichsbahn oft Hel- denhaftes leisten mussten, um auf dem vernachlässigten Netz der Reichsbahn den Betrieb aufrechtzuerhalten. Die hohen Personalkosten verteuerten die Erbringung der Transportleistung in einem erheblichen Maße, wur- d w e s s li A s ü ri D M d m P W U s b z g V 1 v e g B z s p E s tu z S s s fr g R ü u w W B n d n s la e E W n (C (D en durch die berühmten 8 Pfennig pro Kilometer bei eitem nicht gedeckt und belasteten die Volkswirtschaft rheblich. Volkswirtschaft darf man aber nicht abstrakt ehen: Konkret verbergen sich dahinter Menschen. Men- chen, deren Lebensstandard durch den Unterhalt eigent- ch nicht benötigter Arbeitsplätze reduziert wird! Das ist usbeutung! Das System hat sich nicht bewährt und ollte daher auch nicht fortgeführt werden. Zum anderen ist das Misstrauen der Linken gegen- ber unternehmerisch erbrachten Dienstleistungen noto- sch: Heute ist es selbstverständlich, dass wir in eutschland ein Ferngespräch für weniger als 1 Cent pro inute führen – vor Einführung des Wettbewerbes auf em Telekommunikationsmarkt waren es 47 Cent! Das öchte heute niemand mehr ändern, das wird – wie alles ositive – auch von den Genossen schweigend genossen. Den Antragstellern fehlt jegliches Verständnis für irtschaft und Politik: Es fehlt a) das Begreifen der rsachen der Ausbeutung der Werktätigen durch die taatliche Subventionierung überflüssiger Arbeitsplätze; ) das Begreifen der gesellschaftlichen Entwicklung, die u Wohlstand in Frieden und Freiheit führt; c) das Be- reifen des Wettbewerbs als schöpferischer Kraft zur erwirklichung des Wohlstands für alle. Wir müssen nun endlich diese Diskussionen aus dem 9. Jahrhundert hinter uns lassen. Unser Ziel muss es ielmehr sein, eine moderne, kundenorientierte Bahn mit inem zeitgemäßen Angebot zu schaffen. Die Bundesre- ierung wird deshalb die 1994 erfolgreich begonnene ahnreform weiterführen. Sobald der Kapitalmarkt dies ulässt – und keinesfalls früher – werden wir eine chrittweise, ertragsoptimierte Privatisierung der Trans- ort- und Logistiksparten einleiten. Die Infrastruktursparten, also Netz, Bahnhöfe und nergie, wollen wir nicht privatisieren, weil sie im Zu- ammenhang mit der staatlichen Infrastrukturverantwor- ng stehen. Mit der stärkeren Unabhängigkeit des Net- es erreichen wir auch, dass der Wettbewerb auf der chiene verbessert wird: Züge verschiedener Gesell- chaften werden auf dem staatlichen Netz fahren und ich hinsichtlich der Kosten und des Komforts einen uchtbaren Wettbewerb liefern. Einen Wettbewerb zu- unsten der Kunden! Deshalb werden wir auch das egulierungsrecht im Allgemeinen Eisenbahngesetz berarbeiten. Unter anderem müssen dabei die Trassen- nd Stationspreise einer Anreizregulierung unterworfen erden. Außerdem werden wir gewährleisen, dass alle ettbewerber Zugang zu Serviceeinrichtungen und den ezug von Bahnstrom und Vertriebsleistungen im Schie- enpersonenverkehr zu fairen, den Wettbewerb fördern- en Konditionen erhalten. Ganz klar ist aber auch: Der Wettbewerb darf sich icht nur in Deutschland abspielen. Es muss selbstver- tändlich sein, dass auch deutsche Unternehmen im Aus- nd tätig werden dürfen. Deshalb setzen wir uns auf uropäischer Ebene für eine vollständige Öffnung der isenbahnmärkte in allen Mitgliedstaaten und für faire ettbewerbsbedingungen ein. Wir fordern eine Harmo- isierung bei der Regulierung auf europäischer Ebene. 5240 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2010 (A) ) )(B) Dies ist ein überzeugendes Konzept für die Zukunft der Bahn. Für den Antrag der Linken gilt: Das Nichtbe- greifen der gesellschaftlichen Entwicklung ist das ent- scheidende Hindernis für ihr Verständnis! Uwe Beckmeyer (SPD): Uns liegen heute zwei An- träge der Fraktion Die Linke zur Deutschen Bahn AG vor. Zum einen thematisieren die Kolleginnen und Kol- legen von der Linken den möglichen Börsengang der DB AG. Zum anderen stellen sie verschiedene Forderun- gen zur Zusammensetzung des Aufsichtsrates der DB AG. Ich will an dieser Stelle keine Motivationsforschung betreiben, warum Sie die Anträge derzeit in den Deut- schen Bundestag einbringen. Beim Lesen besonders Ih- res ersten Antrags zur Bahnprivatisierung drängt sich mir jedoch schon der Verdacht auf: Sie versuchen, mit aller Gewalt ein Thema zu setzen, das aus meiner Sicht sowohl in der Fachöffentlichkeit als auch in der Bevöl- kerung keine Rolle spielt, den Börsengang der Bahn. Da- bei darf ich aus Ihrem eigenen Antrag zitieren: „… ent- stand der Eindruck, dass das Thema Bahnprivatisierung auf absehbare Zeit nicht auf der Tagesordnung steht“. Ich kann Ihnen an dieser Stelle nur sagen: Richtig. Aus Sicht der SPD-Bundestagsfraktion steht das Thema Bahnprivatisierung nicht auf der Tagesordnung. Ich könnte es mir jetzt einfach machen und lediglich aus dem Regierungsprogramm der SPD zur Bundestagswahl 2009 zitieren, in dem es heißt: Eine Zerschlagung der Deutschen Bahn AG lehnen wir ab. Die Bahn soll auch künftig als integrierter Konzern bestehen bleiben. Wir werden die ausrei- chende finanzielle Ausstattung der Bahn in der kommenden Legislaturperiode gewährleisten. Des- halb findet eine Kapitalprivatisierung nicht statt, auch nicht teilweise. Ich gebe Ihnen jedoch recht, dass wir es offensichtlich bei der schwarz-gelben Bundesregierung wieder mit ei- nem Phänomen zu tun haben, das wir schon seit Beginn der Wahlperiode bewundern dürfen: Reden und Handeln klaffen auseinander. Der Text des Koalitionsvertrages von Union und FDP passt nicht zum Bild, das der Bun- desverkehrsminister in der Öffentlichkeit abgibt. Im Ko- alitionsvertrag heißt es: Sobald der Kapitalmarkt dies zulässt, werden wir eine schrittweise, ertragsoptimierte Privatisierung der Transport- und Logistiksparten einleiten. In öffentlichen Aussagen von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer heißt es: Niemand kann im Augenblick sagen, wann die Pri- vatisierung wieder angegangen wird. Wir müssen hier auf Sicht fahren. Einen Börsengang oder einen Verkauf unter Preis wird es nicht geben. Privatisie- rung ist weder ein Selbstzweck noch ein politisches Allheilmittel. Sorgfalt muss vor Schnelligkeit ge- hen. Die Bahn ist keine x-beliebige Staatsbeteili- gung, sondern im Bewusstsein der Deutschen etwas ganz Besonderes. Für mich steht eines außer Frage: Eine Privatisierung des Netzes und der Infrastruktur e g Ih „ 2 a d P d d u n v W d w W m D la d re e s R E u ru d c s n d d n D n d li g m H B K w b B k (C (D darf es nicht geben. Da haben wir ganz klar eine staatliche Verantwortung. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition, s wird sogar noch besser. Auf die Frage der Berliner Ta- eszeitung BZ: „Wann kommt die Privatisierung?“, gibt r Minister die Antwort: Da stehe ich eher auf der Bremse. Für mich ist die Bahn kein beliebiges Wirtschaftsgut. Die Deutsche Bahn hat eine patriotische Komponente, mit der man sorgsam umgehen muss. Sorgsam handeln“ heißt offensichtlich, der Bahn Milliarden Euro als Dividende für Haushaltszwecke bzunehmen. Da steht der staunende Leser am Rande er politischen Arena und fragt sich, ob das der gleiche eter Ramsauer ist, der den Koalitionsvertrag an führen- er Stelle ausgehandelt hat. Noch interessanter dürfte arüber hinaus die Frage sein, was denn die Kolleginnen nd Kollegen von der FDP denken, wenn sie ihrem eige- en Bundesverkehrsminister zuhören. Im Kern geht es in der Debatte, die wir über die uns orliegenden Anträge führen, um zwei Fragen: Erstens. ie wollen wir als Staat als 100-prozentiger Eigentümer er DB AG unsere Kontrollrechte über den Aufsichtsrat ahrnehmen? Damit hängt auch die Frage zusammen: ie organisieren wir die Besetzung des Aufsichtsrates it welchen Leuten? Zweitens. Welche Funktion soll die eutsche Bahn in unserem Verkehrssystem in Deutsch- nd haben? Wie soll der Konzern DB AG aussehen, um ieser Rolle und den damit verbundenen Aufgaben ge- cht zu werden? Auf die erste Frage will ich an dieser Stelle nur kurz ingehen. Die Kandidatenkür um den Aufsichtsratsvor- itz bei der DB AG durch Bundesverkehrsminister Peter amsauer war alles andere als eine Erfolgsgeschichte. s war eine quälende und peinliche Tortur. Wir sollten ns nur kurz die Chronologie noch einmal in Erinnerung fen. Bahn-Chef Grube hat nie ein Hehl daraus gemacht, ass er gut und gerne mit dem ehemaligen Aufsichtsrats- hef Müller zusammengearbeitet hat. Sie von der chwarz-gelben Koalition mussten aber unbedingt einen euen Kandidaten vorschlagen. Angekündigt wurde in er Öffentlichkeit ein herausragender Wunschkandidat, en Sie vorschlagen würden. Doch leider wurde daraus ichts. Der Prozess zog sich Wochen hin; ein halbes utzend potenzieller Aufsichtsratschefs wurden ge- annt, diskutiert und wieder verworfen. Manche Kandi- aten sagten von alleine ab, andere wurden offensicht- ch nur als Ablenkungsmanöver in der Öffentlichkeit espielt. Abgesagt hat der oberste Aufsichtsrat der Com- erzbank, Klaus-Peter Müller. Abgesagt hat Jürgen ambrecht, Vorstandsvorsitzender des Chemiekonzerns ASF. Abgesagt hat Industrie-Präsident Hans-Peter eitel. Im Gespräch waren nach Medienberichten noch eitere Kandidaten: Heinrich Weiss, Chef des Anlagen- auers SMS, Ex-Metro-Chef Hans-Joachim Körber und ernd Pischetsrieder, Ex-Chef von VW. Ein Trauerspiel, was Bahn-Chef Grube zu der Bemer- ung kommen ließ: „Ich finde diesen Prozess nicht sehr Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2010 5241 (A) ) )(B) schön“. Der ansonsten zurückhaltende Bahn-Chef Rüdiger Grube betonte in der vergangenen Woche: „Das hätte man besser machen können“, so zu lesen auf Spie- gel Online vom 7. März 2010. Mit Herrn Felcht hat die Bundesregierung keinen Wunschkandidaten an Land gezogen, sondern jemanden aus der zweiten Reihe. Nach welchen Kriterien die Aus- wahl erfolgte, ist bis heute nicht sonderlich klar. So rich- tig trauen Sie von der schwarz-gelben Koalition der Be- setzung des Aufsichtsrates aber anscheinend selber nicht. Laut einem Bericht des Spiegel verlangen sie von allen Vertretern der Anteilseignerseite in dem Kontroll- gremium eine Art Blankovollmacht für einen eventuel- len Rücktritt. Dem Magazinbericht zufolge wollen Sie erreichen, dass sich Aufsichtsräte des Konzerns in einem vorgefertigten Schreiben bereit erklären, ihren Posten auf Wunsch des Ministeriums jederzeit zu räumen. Dies wäre unseriös und undemokratisch. Der Bund als Eigen- tümer kann jederzeit über die Abberufung von Auf- sichtsratsmitgliedern entscheiden. Dies muss aber in ei- nem geordneten Verfahren geschehen und darf nicht auf Fingerschnipp des Ministers erfolgen. Sollte dem so sein, dann wäre das aktienrechtlich höchst bedenklich. Auf die zweite Frage, welche Bahn wir uns aus politi- scher Überzeugung vorstellen, betone ich ausdrücklich: Wir stehen für eine starke und bürgerfreundliche Bahn. Wir wollen mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagern. Um die Attraktivität des Schienenverkehrs weiter zu erhöhen, setzen wir auf ein leistungsfähiges Schienennetz, auf attraktive, barrierefreie Bahnhöfe, eine gute Vertaktung der unterschiedlichen Angebote und ein kundengerechtes, leicht verständliches Tarifsys- tem. Die Bahn muss stark, wettbewerbsfähig und kun- denfreundlich sein. Der Schienenverkehr garantiert die Mobilität vieler Menschen. Reisende und Pendler brauchen eine zuver- lässige, günstige und moderne Bahn. Außerdem ist die Schiene ein Eckpfeiler des Wirtschaftsstandortes Deutschland in Europa. Die Bahn ist für viele Menschen unverzichtbarer Teil ihres täglichen Lebens. Eine zu- kunftsorientierte Bahnpolitik baut darauf auf. Unser Ziel ist es, den Menschen ein verlässliches, be- zahlbares und attraktives Verkehrsangebot zu bieten. Da- bei muss die Bahn kundenfreundlicher werden. So ge- lingt es auch, mehr Bürger für die Bahn zu gewinnen. Dafür muss die Bahn zuverlässiger werden. Wir müssen konsequent das Netz modernisieren und Schwachstellen beseitigen. Die Bahn muss leiser werden. Mehr Schie- nenverkehr ist nur zumutbar, wenn wir den Lärm ent- schieden vermindern. Die Bahn muss attraktiver werden – mit modernen Zügen, mit einladenden Bahnhöfen. Die Bahn muss effizienter werden, um im Wettbewerb zu be- stehen. Der Schienenverkehr ist eine wichtige Grundlage der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands. Nur dank effizien- ter Logistik ist Deutschland Exportweltmeister. Bei der Bewältigung der weiter steigenden Güterverkehrsströme hat die Bahn eine Schlüsselrolle. Darum muss das Ver- kehrssystem gleichermaßen wirtschaftsorientiert wie umweltfreundlich weiter wachsen. Das geht nicht ohne h n s D n m d li p b k u ö h z a g ti d s g li s w c z g m s v g L d w ti im u e n s li w H D e H G M W m g m (C (D ohe Investitionen in das Netz, in die Lärmsanierung, in eue Bahntechnologie und in Umladeterminals. Voraus- etzung dafür ist ein starke und wirtschaftlich effiziente eutsche Bahn. Nur ein starkes Unternehmen kann die otwendigen Investitionen schultern, kann dem zuneh- enden europäischen Wettbewerb standhalten und kann en Beschäftigten eine sichere Perspektive bieten. Qua- tativ hochwertige Beschäftigung, gesicherte Arbeits- lätze zu angemessenen Löhnen und den Chancen zur eruflichen Weiterentwicklung gibt es nur in einem star- en Konzern. Klar ist, dass all die guten Wünsche, Anforderungen nd Vorstellungen Geld kosten. Bisher finanziert das die ffentliche Hand, also der Steuerzahler, mit milliarden- ohen Zuschüssen auf der einen Seite und der DB-Kon- ern aus seinen eigenen Gewinnen bzw. durch Schulden- ufnahme auf der anderen Seite. Ob das auf lange Sicht ut geht, kann ich derzeit nicht sagen. Ich bin da skep- sch, ob die vorhandene Finanzlage ausreicht. Wenn ich mir jedoch anschaue, was die aktuelle Bun- esregierung betreibt, kann ich nur noch mit dem Kopf chütteln. Sie haben sich selbst argumentativ schachmatt esetzt. Sie wollen in den kommenden vier Jahren 2 Mil- arden Euro an Dividenden aus der DB AG herauspres- en. Damit schwächen Sie die Investitionskraft noch eiter. Gleichzeitig formulieren Sie aber riesige Ansprü- he an die DB AG. Als kühle Rechner werden auch Sie u dem Schluss kommen, dass der Gewinn eines Börsen- angs bei der aktuellen Lage auf den Finanzmärkten ver- utlich nur geringfügig die von Ihnen längst verfrüh- tückten Einnahmen aus der Dividende der kommenden ier Jahre überschreiten würde. Wir sollten die Themen und Probleme in den Vorder- rund stellen, die die Bürgerinnen und Bürger in diesem and derzeit wirklich interessieren. Die Privatisierung er DB AG steht nicht an. Sie macht keinen Sinn. Das issen die Menschen im Land. Die Vertreter der Koali- onsfraktionen sollten einfach erklären, dass der Passus Koalitionsvertrag in dieser Legislaturperiode nicht mgesetzt wird und ihn streichen. Es wäre nicht das rste angekündigte Projekt der Bundesregierung, das icht kommen würde, und es würde auch nicht das letzte ein. Patrick Döring (FDP): Es wird ja offenbar zu einem eben Brauch, an einem jeden Freitag einer Sitzungs- oche, den der Herrgott werden lässt, in diesem Hohen aus die Forderungen der Opposition zur Zukunft der eutschen Bahn zu diskutieren. In Ihrem Antrag, Frau Leidig, konstruieren Sie wieder inmal einen Gegensatz zwischen unternehmerischem andeln und dem Gemeinwohl, den es so nicht gibt. Im egenteil! Es ist doch gerade der Grundsatz der sozialen arktwirtschaft, dass sie die Kräfte und Energien des ettbewerbs nutzbar machen will, um den für die Allge- einheit höchsten Nutzen zu erzeugen. Ludwig Erhard hat das Ideal der freien Wirtschafts- esellschaft zur Prämisse seiner Wirtschaftspolitik ge- acht. Er war fest davon überzeugt, dass nur durch den 5242 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2010 (A) ) )(B) freien Wettbewerb gewährleistet sei, dass der wirtschaft- liche Fortschritt sich zum Vorteil des Kunden, zum Vor- teil der Bürger auswirken kann. Für Erhard war deshalb glasklar, ich zitiere, „dass es die Grundlage aller Markt- wirtschaft ist und bleiben muss, die Freiheit des Wettbe- werbs zu erhalten“ – und, da erlaube ich mir eine Ergän- zung, dort, wo es diese Freiheit nicht gibt, diese zu schaffen. Die Richtigkeit dieser Theorie hat Ludwig Erhard in der politischen Praxis bewiesen. Sein Konzept der sozia- len Marktwirtschaft hat die Grundlagen für unseren heu- tigen Wohlstand geschaffen. Und wenn es ein Beispiel dafür bräuchte, dass die Nichtbeachtung der goldenen Regeln Ludwig Erhards in ein politisches, soziales, öko- logisches und ökonomisches Desaster führt, dann ist es die Geschichte der Deutschen Bundesbahn bis 1994, eine Entwicklung, die übrigens für Ordnungspolitiker nicht überraschend kam. Walter Eucken, einer der geisti- gen Väter des Ordoliberalismus, warnte schon 1948 vor der schädlichen Struktur des Eisenbahnsektors, in dem der Staatskonzern eine noch größere Entschiedenheit in der Machtausnutzung zum Nachteil der Kunde zeige als private Monopolisten in anderen Wirtschaftssektoren. Wenn allerdings heute über die Deutsche Bahn AG geklagt wird, dann kann man ja manchmal fast den Ein- druck gewinnen, dass früher alles besser gewesen wäre. Offenbar muss man doch immer wieder einmal daran erinnern, in welchem Zustand sich die deutschen Staats- bahnen 1993 befanden: Der gesamte Umsatz des Unter- nehmens reichte nicht einmal aus, um die Personalkos- ten zu decken. Der Anteil am Güterverkehr war auf unter 20 Prozent gesunken, die Gesamtverschuldung auf 34 Milliarden Euro angestiegen. Und nach damaligen Prognosen hätte sich diese Schuldenlast bis 2003 auf un- glaubliche 195 Milliarden Euro erhöht. Das ist mehr als die gesamte Staatsverschuldung Griechenlands! Allein 1993 betrug der Unternehmensverlust der Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Reichsbahn 4,8 bzw. 3,1 Milliarden Euro, von dem vollkommen mangelhaf- ten Angebot und Service für die Kunden ganz zu schwei- gen. Das Konzept der Staats- und Beamtenbahn war An- fang der 90er-Jahre endgültig gescheitert. Eindrucksvol- ler konnte die Politik nicht beweisen, dass sie nicht der bessere Unternehmer ist. Aus dieser Erfahrung sollten wir – und vor allem Sie, meine Damen und Herren bei der Linken – endlich lernen, anstatt einen Kurs zurück in die Vergangenheit zu verfolgen. Wir brauchen auch wei- terhin unternehmerisches Denken, unternehmerisches Handeln in der Chefetage und im Aufsichtsrat. Es wäre doch geradezu fahrlässig, wenn wir es zuließen, dass der Konzern alleine wieder nach politischen Kriterien ge- führt würde. Wo das hinführt, haben wir alle gesehen. Wir müssen deshalb den Weg der Bahnreform, den wir 1994 eingeschlagen haben, weitergehen. Damals ha- ben wir, ganz im Sinne von Ludwig Erhard, die ersten Schritt hin zu einem geordneten Wettbewerb im Schie- nenverkehr unternommen, mit immensem Erfolg. Der Wettbewerb mit privaten Unternehmen bewirkte in diesen Bereichen unverkennbar eine deutliche Qualitäts- v v g p d n s h m fo le d u z d g B z te 3 In S fü s d A a A 1 7 h n D b u P d d d b fr s fü b b S D S S g ti a s te d h (C (D erbesserung. Sehen Sie sich einfach einmal ganz un- oreingenommen die Entwicklung zum Beispiel im Re- ionalverkehr an. Zugleich hatte die Bahnreform auch ositive Auswirkungen auf die unternehmerische Lage er DB AG, die selbst im ersten Halbjahr 2009 noch ei- en Gewinn von 671 Millionen Euro erwirtschaftete und ich als global agierender Logistiker aufgestellt hat. An diesen Erfolg müssen wir anknüpfen – und das eißt, mehr statt weniger Wettbewerb auf der Schiene er- öglichen. Dass die umgekehrte Strategie nicht zum Er- lg führt, haben wir doch unter Rot-Grün leidvoll miter- bt, als noch einmal versucht wurde, den Modal Shift urch eine massive Subventionierung des Bahnkonzerns nd zusätzliche Belastung anderer Verkehrsträger zu er- wingen, ohne nennenswerten Erfolg. Jahr um Jahr wur- en Milliarden von Euro in die Schiene gesteckt. Im Ver- leich zu den Jahren 1991 bis 1998 erhöhten sich die ruttoanlageninvestitionen um durchschnittlich 22 Pro- ent. Zugleich wurde der Straßenverkehr weiter ver- uert: Seit 1998 sind die staatlichen Einnahmen hier von 7 auf 53 Milliarden gestiegen, ohne dass zusätzliche vestitionsmittel für die Straße bereitgestellt wurden. tattdessen wird ein Drittel der Mauteinnahmen direkt r die Schieneninfrastruktur verwendet. Doch trotz die- er anhaltenden Versuche, die Wettbewerbsbedingungen urch staatliche Intervention zu verbessern, hat sich der nteil des Schienenverkehrs am gesamten Verkehrs- ufkommen kaum zugunsten der Bahn verändert: Der nteil am Güterverkehr ist seit 1998 nur von 15,8 auf 7,3 Prozent und im Personenverkehr von 7,1 auf ,2 Prozent gestiegen. Die interventionistische Bahnpolitik der Vergangen- eit ist erkennbar und messbar gescheitert. Als Ord- ungspolitiker muss man allerdings sagen: kein Wunder. enn die Milliarden an Steuergeldern flossen, nüchtern etrachtet, durch die Hände eines staatlichen Monopol- nternehmens, das in erster Linie an der Erhaltung seiner osition interessiert ist. Investitionen wurden und wer- en vor allem dort getätigt, wo sie dem Konzern nutzten – ie Interessen des Verkehrsträgers insgesamt sind für en Monopolisten zunächst nachrangig. Deswegen ist es notwendig und richtig, das Eisen- ahnsystem so aufzustellen, dass ein ungehinderter, eier Wettbewerb möglich ist. Das heißt für uns: eine taatliche Pflicht zur Bereitstellung von Infrastruktur, die r alle nach den gleichen Regeln zugänglich ist. Und es edeutet vor allem: Keine Bevorzugung einzelner An- ieter! Die Gleichheit der Verkehrsunternehmen auf der chiene werden wir aber nur erreichen, wenn wir die eutsche Bahn AG aus dem Bundeseigentum entlassen. olange die Verkehrsunternehmen der DB AG sich im taatsbesitz befinden, können wir eine hinreichend strin- ente Trennung zwischen Netz und Betrieb nicht garan- eren – und es droht immer die Gefahr, dass der Staat m Ende seinem eigenen Unternehmen Vorteile ver- chafft, zum Schaden des Wettbewerbs und zum Nach- il der Kunden. Die Privatisierung der Transportsparte der DB AG ist eshalb keine Entscheidung aus einer Laune oder der aushaltspolitischen Not heraus, sondern ist eine ord- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2010 5243 (A) ) )(B) nungspolitische Notwendigkeit. Wenn die Bedingungen an den Finanzmärkten dies zulassen, werden wir dies da- rum auch tun. Um allerdings hier den üblichen Anwürfen der politi- schen Linken vorzubeugen, gleich eine Klarstellung: Ordnungspolitische Privatisierungspolitik bedeutet nicht Laissez-faire. Im Gegenteil! Wenn wir den Bahnsektor, wie alle anderen Verkehrsträger, im privaten Wettbewerb organisieren, müssen wir auch die entsprechenden recht- lichen Rahmenbedingungen setzen, um Sicherheit und Zuverlässigkeit des Verkehrs zu gewährleisten. In diesem Kontext ist es übrigens interessant, anzu- merken, dass die Vorfälle der Vergangenheit – nament- lich insbesondere bei der S-Bahn Berlin – eintreten konnten, obwohl das Unternehmen sich zu hundert Pro- zent in Staatsbesitz befindet! Vergleichbare Probleme haben wir bei keinem anderen Verkehrsträger! Die Er- fahrung zeigt auch hier, dass es ein linker Mythos ist, dass ein staatliches Unternehmen bessere oder sicherere Angebote machen könnte. Die Politik muss in jedem Fall dafür sorgen, dass die richtigen Rahmenbedingun- gen und Anreize gesetzt werden, damit diese Ziele er- reicht werden. Diese staatliche Kernaufgabe, dieser Grundsatz der sozialen Marktwirtschaft wurde in den vergangenen Jahren sträflich vernachlässigt. Da räumen wir jetzt auf. Einen ersten Antrag hierzu haben wir be- kanntlich ja bereits eingebracht. Weitere Maßnahmen werden folgen. Sie sehen also: Alle Erfahrung und Theorie zeigt, dass ein klarer ordnungspolitischer Kurs, der auf fairen Wett- bewerb und damit auch auf die Privatisierung der Ver- kehrssparten der DB AG setzt, der beste Weg ist, um un- ser Ziel zu erreichen: einen sicheren, guten und günstigen Schienenverkehr. Diesen Weg werden wir in dieser Koalition in den nächsten Jahren entschlossen weitergehen. Sabine Leidig (DIE LINKE): Mal im Ernst: Welche Abgeordnete und welcher Abgeordnete in diesem Haus weiß, dass die Bundesregierung quasi über Nacht alle Transportgesellschaften der Deutschen Bahn AG privati- sieren kann? Dass sie, um dies durchzuziehen, keinerlei Befassung im Bundestag ansetzen muss und schon gar keinen Beschluss des Bundestags benötigt? Und wenn ich sage „alle Transportgesellschaften“, dann meine ich die Nahverkehrsgesellschaft DB Regio, den gesamten Bahnfernverkehr, den gesamten Bahngüterverkehr, alle Aktivitäten von Schenker im Verkehrsbereich im Inland und im Ausland. Und um hier noch mehr ins Detail zu gehen, wo ja oft der Teufel steckt: Privatisiert wären dann auch die S-Bahngesellschaften der Bahn, also bei- spielsweise die Hochbahn und S-Bahn in Hamburg und die S-Bahn GmbH in Berlin. All das ist möglich auf- grund des positiven Votums der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und SPD über einen Antrag derselben Fraktionen am 30. Mai 2008. In diesem Beschluss, der bis heute Gültigkeit hat, heißt es: „An den zusammenge- fassten Verkehrs- und Logistikunternehmen, der Deut- schen Bahn AG; S.L., werden Dritte beteiligt. Dafür be- darf es keiner gesetzlichen Änderung. Der Deutsche B O b K u te g s s e B W fe d p 2 te le D g in w a d g w e n P v B e S ta n w tu h h p a b v A u B s ü H u d d tr c B p F w (C (D undestag fordert die Bundesregierung auf, die (neue) rganisationsstruktur, der DB AG, umzusetzen und da- ei die folgenden Punkte zu gewährleisten: … Privates apital wird mit 24,9 Prozent an den Bereichen Verkehr nd Logistik der DB AG beteiligt. Dafür werden der Gü- r-, der Fern- und der Regionalverkehr sowie die dazu ehörenden Dienstleistungen der DB AG zu einer Ge- ellschaft zusammengefasst.“ Diese Passage des Be- chlusses ist insofern trickreich und scheinheilig, als die ntsprechende Umstrukturierung der DB AG mit der ildung der neuen Subholding DB ML bereits mehrere ochen zuvor durchgezogen und im Handelsregister stgehalten worden war – mit Zustimmung der Vertreter er Bundesregierung im Aufsichtsrat und ohne jegliche arlamentarische Befassung. Nochmals zur Substanz des Beschlusses: Ende Mai 008 wurde also durch die damaligen Regierungspar- ien – also auch durch Sie, werte Kolleginnen und Kol- gen der SPD-Bundestagsfraktion – beschlossen, die B AG teilzuprivatisieren, obwohl der im Juli 2007 ein- ebrachte Gesetzentwurf zur Privatisierung der Bahn als tegriertem Konzern, Drucksache 16/6383, gescheitert ar, und die Koalition diesen nach einer ersten Lesung m 21. September 2007 nicht weiter verfolgte, obwohl er SPD-Parteitag vom Oktober 2007 im Hamburg sich egen eine Bahnprivatisierung ausgesprochen hatte, ob- ohl auf eben diesem Parteitag beschlossen wurde, dass in neues Projekt einer Bahnprivatisierung von der SPD ur auf Basis eines Beschlusses auf einem neuen SPD- arteitag verfolgt werden dürfe, obwohl sich in der Be- ölkerung im Rahmen der Debatten um die mögliche ahnprivatisierung eine klare Mehrheit gegen jede Form iner Privatbahn ausgesprochen hatte. Zuletzt, im ommer 2008, lag diese Ablehnung laut einer repräsen- tiven Umfrage von Forsa bei mehr als 80 Prozent. Die SPD hat dann in ihrem Wahlprogramm, das kurz ach dem zitierten Bundestagsbeschluss verabschiedet urde, festgehalten, dass es „in der kommenden Legisla- rperiode keine Bahnprivatisierung“ geben dürfe. Sie at es allerdings damals und bis heute vermieden, darauf inzuweisen, dass es längst einen Beschluss zur Bahn- rivatisierung gibt. Dieser Beschluss muss inzwischen ls eine Art Vorratsbeschluss gelten: Er kann zu jedem eliebigen Zeitpunkt durch die Bundesregierung akti- iert und genutzt werden. Jetzt kenne ich natürlich die rgumente aus den Reihen von SPD und Grünen. Da wird ns gesagt: Das ist doch alles Schnee von gestern. Die ahnprivatisierung steht nicht auf der Tagesordnung – iehe all die netten Äußerungen von Herrn Ramsauer ber die Bahn als „patriotische Angelegenheit“, siehe errn Grubes Behauptungen, man wolle sich vor allem m das „Brot- und Buttergeschäft“ der Bahn kümmern; a spiele die Bahnprivatisierung aktuell keine Rolle. Diese Botschaften hören wir wohl, wiewohl uns fehlt er Glaube. Und es gibt gute Gründe für unser Miss- auen. Um nur drei zu nennen: Die DB AG unter Bahn- hef Grube agiert sehr ähnlich wie zuvor die Mehdorn- ahn: Irrwitzige und bahnpolitisch zerstörerische Groß- rojekte wie Stuttgart 21 werden durchgezogen. Der ernverkehr wird weiter ausgedünnt, und für das Aus- echseln der nicht dauerfesten ICE-Radsatzwellen will 5244 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2010 (A) ) )(B) man sich mehr als zwei Jahre Zeit lassen. Gleichzeitig geht die Global-Player-Einkaufstour weiter mit dem 2,7 Milliarden Euro teuren Kauf von Arriva. Der Ende März 2010 neu besetzte Aufsichtsrat der DB AG ist bei den Vertretern des Bundes so zusammen- gesetzt, dass private Unternehmensinteressen eine er- hebliche Rolle spielen – auch solche, die in Widerspruch zu den berechtigten Interessen des Bundes als Vertreter des Eigentümers deutsche Bevölkerung stehen. An der Spitze dieses Aufsichtsrats steht mit Utz-Hellmuth Felcht sogar ein Mann, der gleichzeitig in führenden Strukturen einer international tätigen „Heuschrecke“ engagiert ist. Aktuell erleben wir einen massiven Druck zum Spa- ren. Dies erfolgt wieder einmal auf dem Rücken der so- zial Schwachen. In dieser Situation ist es für uns absolut nachvollziehbar, dass es zu einer Art Notschlachtung der Bahn kommen kann. Da könnte beispielsweise eines Ta- ges die Bundesregierung mitteilen, ein Investor aus Abu Dabi oder die russische Staatsbahn RSB habe sich bereit erklärt, sich für 3,5 oder 4 Milliarden Euro an der DB ML zu beteiligen, wobei der Anteil ja im Übrigen nur bei 24,9 Prozent liegen werde. Das sei, so weiter diese Regierung, doch in Zeiten klammer öffentlicher Kassen ein Glücksfall und mindere auch etwas den Sparzwang. Und im Übrigen sei das alles abgedeckt durch den Bun- destagsbeschluss vom Mai 2008. Einer Öffentlichkeit, die auf so etwas nicht vorbereitet ist, kann eine solche Blitzprivatisierung unter solchen Bedingungen leicht verkauft werden. Wir wollen mit unserem Antrag zunächst die Öffent- lichkeit über den zitierten Bahnprivatisierungsbeschluss und seine fortgesetzte Gültigkeit informieren. Wir for- dern des Weiteren, dass es keinerlei größere Verände- rung bei der Bahn und insbesondere keine Schritte zur Privatisierung, eben ohne dass der Bundestag mit der Angelegenheit befasst sein wird, gibt. Und wir fordern, dass endlich der Börsenbahnkurs grundsätzlich aufgege- ben und die Konzeption einer in öffentlichem Eigentum befindlichen Bürgerbahn und Flächenbahn entwickelt wird. Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der Fehler der Großen Koalition hinsichtlich der Zukunft der Bahn bestand darin, vier Jahre über eine Privatisierung der DB zu streiten, ohne die wichtigen Struktur- und Finanzierungsfragen anzupacken. Heute kämpfen wir mit den Folgen dieser falschen politischen Zielsetzung. Was ist in diesem Unternehmen passiert? Um die Gewinnerwartungen zu erhöhen, wurde weniger in die Infrastruktur und in die Wartung investiert. Was ist der Effekt? Man spart kurzfristig Geld und kämpft lang- fristig mit Fragen der Sicherheit und Pünktlichkeit sowie des Angebotes. Dennoch ist es verfehlt, heute gegen die Teilprivati- sierung der Bahn zu kämpfen. Schauen Sie sich die aktu- elle Entwicklung an: Die Bundesregierung beugt sich dem Plan der Deutschen Bahn AG, den britischen Ver- kehrskonzern Arriva für 2,7 Milliarden Euro zu kaufen. D H s je d ti In B D N te ru s in te u ru s W d li D z la a ü s c s d le s m N ti e b d s g m le e d v g A m d n (C (D amit setzt Dr. Rüdiger Grube die Firmenpolitik von artmut Mehdorn fort, ein Global Player zu werden, an- tatt sich um die heimische Schiene zu kümmern. Gegen de Teilprivatisierung der DB AG vorzugehen hieße, ie Bahn als Eigentümer von weltweit agierenden Logis- kunternehmen zu zementieren. Das kann aber nicht das teresse sein. Denn finanziert werden solche Deals auf Kosten des ahnnetzes, der Bahnkunden und Steuerzahler in eutschland. Arriva wird mit den Gewinnen der DB etz gekauft, das heißt im Wesentlichen mit Steuermit- ln und Trassenentgelten, die eigentlich für die Sanie- ng des maroden Schienennetzes eingesetzt werden ollten. Andererseits dürften die Gewinne der DB Regio den Kauf fließen, also mit den überteuerten Fahrkar- n der Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer in Deutschland nd vom Bund an die Länder gezahlten Regionalisie- ngsmitteln zur Bestellung von Nahverkehrszügen. Das chadet nicht nur der Infrastruktur, sondern auch dem ettbewerb auf der Schiene in Deutschland. Anstatt sich weiter im Ausland zu engagieren, muss ie Deutsche Bahn AG ihren Heimatmarkt bedienen. Da egt vieles im Argen. Ob das Auslandsengagement der eutschen Bahn langfristig Sinn macht, darf man be- weifeln. Es ist und bleibt die Aufgabe der Bahn, im In- nd für bessere Verhältnisse zu sorgen als im Ausland ls Zahlmeister aufzutreten, dem man anscheinend jedes berteuerte Angebot unterjubeln kann. Wer mehr Verkehr auf der Schiene will, muss die ge- amte Infrastruktur dauerhaft in unmittelbares öffentli- hes Eigentum des Bundes überführen und eine wirk- ame Anreizregulierung einführen. Notwendig ist auch, ie regionale Schieneninfrastruktur mit einem finanziel- n Ausgleich an die Länder zu übertragen und die Aus- chreibungspflicht für den Schienenpersonennahverkehr it erhöhten Regionalisierungsmitteln zu verknüpfen. icht zuletzt brauchen wir einen Neustart in der Investi- onspolitik: Prestigeprojekte müssen aufgegeben und ine Investitionsstrategie mit dem Ziel eines möglichst undesweiten integralen Taktfahrplans entwickelt wer- en. Der Aufsichtsrat der DB AG, der von der Politik ent- andt wird, hat in den letzten Jahren die Zukäufe von Lo- istikunternehmen immer wieder unterstützt und geneh- igt. Die Bespitzelungs- und Korruptionsskandale der tzten Jahre haben ebenso wie die wirtschaftliche Fehl- ntwicklung der Bahn offensichtlich werden lassen, dass er Aufsichtsrat der DB AG nicht im Sinne einer effekti- en Unternehmenskontrolle funktioniert. Hier ist drin- ender Handlungsbedarf. nlage 3 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der achstehenden Vorlage absieht: Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Juni 2010 5245 (A) (C) )(B) Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Verkehrsinvestitionsbericht 2009 – Drucksache 17/444, 17/940 Nr. 1 – Ausschuss für Kultur und Medien – Unterrichtung durch die Bundesbeauftragte für die Unterla- gen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deut- schen Demokratischen Republik Neunter Tätigkeitsbericht der Bundesbeauftragten für Drucksache 17/1492 Nr. A.18 Ratsdokument 7742/10 Drucksache 17/1492 Nr. A.19 Ratsdokument 7743/10 Drucksache 17/1492 Nr. A.20 Ratsdokument 7754/10 Drucksache 17/1492 Nr. A.21 Ratsdokument 7757/10 Drucksache 17/1693 Nr. A.1 Ratsdokument 9406/10 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehema- ligen Deutschen Demokratischen Republik – 2009 – Drucksachen 16/13020, 17/790 Nr. 49 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/1492 Nr. A.2 EuB-BReg 84/2010 Drucksache 17/1492 Nr. A.4 EuB-BReg 87/2010 Drucksache 17/1821 Nr. A.1 EuB-EP 2022; P7_TA-PROV(2010)0060 Drucksache 17/1821 Nr. A.2 EuB-EP 2023; P7_TA-PROV(2010)0061 Innenausschuss Drucksache 17/136 Nr. A.25 Ratsdokument 13263/09 Drucksache 17/136 Nr. A.26 Ratsdokument 13322/09 Drucksache 17/178 Nr. A.3 Ratsdokument 14863/1/09 REV 1 Drucksache 17/178 Nr. A.4 Ratsdokument 14959/09 Rechtsausschuss Drucksache 17/1270 Nr. A.1 Ratsdokument 7759/08 EXT 2 Finanzausschuss Drucksache 17/1821 Nr. A.6 EuB-EP 2026; P7_TA-PROV(2010)0072 Haushaltsausschuss Drucksache 17/1492 Nr. A.17 Ratsdokument 7340/10 (D Drucksache 17/1649 Nr. A.3 Ratsdokument 8329/10 Drucksache 17/1821 Nr. A.11 Ratsdokument 8658/10 Drucksache 17/1821 Nr. A.14 Ratsdokument 9047/10 Drucksache 17/1821 Nr. A.15 Ratsdokument 9122/10 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 17/1649 Nr. A.6 Ratsdokument 8493/10 Drucksache 17/1821 Nr. A.17 Ratsdokument 8281/10 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/720 Nr. A.14 Ratsdokument 5172/10 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 17/1100 Nr. A.11 EuB-EP 2006; P7_TA-PROV(2010)0005 Drucksache 17/1492 Nr. A.34 EuB-EP 2011; P7_TA-PROV(2010)0033 Drucksache 17/1821 Nr. A.18 EuB-EP 2016; P7_TA-PROV(2010)0054 Drucksache 17/1821 Nr. A.19 EuB-EP 2017; P7_TA-PROV(2010)0055 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/1492 Nr. A.35 Ratsdokument 7517/10 Drucksache 17/1492 Nr. A.36 Ratsdokument 7703/10 Drucksache 17/1492 Nr. A.38 Ratsdokument 7717/10 Drucksache 17/1492 Nr. A.39 Ratsdokument 7776/10 Drucksache 17/1492 Nr. A.40 Ratsdokument 7780/10 Drucksache 17/1492 Nr. A.41 Ratsdokument 7783/10 50. Sitzung Berlin, Freitag, den 18. Juni 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705000000

Die Sitzung ist eröffnet.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es
gibt eine interfraktionelle Vereinbarung, den Tagesord-
nungspunkt 33 zur Deutschen Bahn und den Tagesord-
nungspunkt 34 zum privaten Waffenbesitz zu tauschen,
also die Reihenfolge umzukehren. Darüber ist gestern im
Ältestenrat gesprochen und Einvernehmen erzielt wor-
den. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist offenkun-
dig der Fall. Dann können wir so verfahren.

Ich rufe unsere Tagesordnungspunkte 30 a bis 30 d
auf:

a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der CDU/CSU und der FDP eingebrachten
Entwurfs eines Dreiundzwanzigsten Gesetzes
zur Änderung des Bundesausbildungsförde-
rungsgesetzes (23. BAföGÄndG)


– Drucksache 17/1551 –

– Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Dreiundzwanzigsten Gesetzes zur Ände-
rung des Bundesausbildungsförderungsge-
setzes (23. BAföGÄndG)


Redet
– Drucksache 17/1941 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
schusses für Bildung, Forschung und Technik-
folgenabschätzung (18. Ausschuss)


– Drucksache 17/2196 (neu)

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Stefan Kaufmann
Swen Schulz (Spandau)

Dr. Martin Neumann (Lausitz)

Nicole Gohlke
Kai Gehring


(8. gemäß § 96 der Geschäftsordnung – Drucksache 17/2210 – (C (D ung 18. Juni 2010 1 Uhr Berichterstattung: Abgeordnete Eckhardt Rehberg Klaus Hagemann Ulrike Flach Michael Leutert Priska Hinz b)

richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Swen Schulz

(Spandau), Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Hans-

Peter Bartels, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD

BAföG ausbauen und Chancengleichheit
stärken

– zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole
Gohlke, Agnes Alpers, Dr. Rosemarie Hein,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

BAföG ausbauen – Gute Bildung für alle

– zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring,
Priska Hinz (Herborn), Ekin Deligöz, weiterer

ext
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Sozial gerechtes Zwei-Säulen-Modell statt
elitärer Studienfinanzierung

– Drucksachen 17/884, 17/1558, 17/899, 17/2196

(neu)


Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Stefan Kaufmann
Swen Schulz (Spandau)

Dr. Martin Neumann (Lausitz)

Nicole Gohlke
Kai Gehring

e und dritte Beratung des von den Frak-
der CDU/CSU und der FDP eingebrach-
ntwurfs eines Gesetzes zur Schaffung
Ausschuss)
c) – Zweit

tionen
ten E





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)


(Stipendienprogramm-Gesetz – StipG)


– Drucksache 17/1552 –

– Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Schaffung eines nationalen Sti-

(StipendienprogrammGesetz – StipG)


– Drucksache 17/1942 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
schusses für Bildung, Forschung und Technik-
folgenabschätzung (18. Ausschuss)


– Drucksache 17/2194 (neu)

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Stefan Kaufmann
Marianne Schieder (Schwandorf)

Dr. Martin Neumann (Lausitz)

Nicole Gohlke
Kai Gehring


(8. Ausschuss)


– Drucksache 17/2195 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckhardt Rehberg
Klaus Hagemann
Ulrike Flach
Michael Leutert
Priska Hinz (Herborn)


d) Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts
des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tech-
nikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) zu dem
Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Priska
Hinz (Herborn), Sylvia Kotting-Uhl, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Nein zum nationalen Stipendienprogramm

– Drucksachen 17/1570, 17/2194 (neu)

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Stefan Kaufmann
Marianne Schieder (Schwandorf)

Dr. Martin Neumann (Lausitz)

Nicole Gohlke
Kai Gehring

Dazu liegen ein Änderungsantrag und zwei Entschlie-
ßungsanträge der Fraktion der SPD sowie ein Entschlie-
ßungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst der Bundesministerin Frau Dr. Annette Schavan.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bilung und Forschung: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eine Damen und Herren! Heute Nachmittag lädt die undeskanzlerin Vertreter der Wissenschaft, der Wirt chaft und der Zivilgesellschaft zu einem Zukunftsgipl ein, an dem auch eine Reihe von Mitgliedern des undeskabinetts teilnehmen wird. Eines der zentralen hemen bei diesem Zukunftsgipfel wird die demografiche Entwicklung in Deutschland sein, also die Frage: o stehen wir 2020 mit Blick auf den Altersaufbau un erer Gesellschaft, mit Blick auf Rückgang und Zuahme der Zahl der Menschen in bestimmten Altersruppen? Zu den zentralen Daten, die uns beschäftigen erden, gehört die Tatsache, dass im Jahre 2020 rund ,1 Millionen unter 25-Jährige weniger leben werden als eute. Das ist ein Rückgang um 15 Prozent bei einem onstigen Rückgang der Bevölkerung um 2 Prozent. Warum sage ich das? Weil sich aus solchen Fragen und iskussionen über die Zukunftsfähigkeit in Deutschland nd die besondere Situation, dass wir wie kaum ein andes europäisches Land von der demografischen Entwickng, von einer älter werdenden Gesellschaft betroffen ind, eine besondere Verantwortung für alle Fragen, die it Bildung, Ausbildung, Wissenschaft und Forschung u tun haben, ergibt. Deshalb ist mit der Priorität für Bilung und Wissenschaft in dieser Bundesregierung auch erbunden, dass wir alles tun wollen, um in der ganzen andbreite unseres Bildungsund Wissenschaftssystems nge Leute zu ermutigen. Das, worüber wir heute Morgen sprechen, gehört zu en Maßnahmen, mit denen wir ein deutliches Signal an iejenigen senden wollen, die sich für ein Studium entcheiden: Es ist dafür gesorgt, dass es eine breitere Viellt an Möglichkeiten der Studienfinanzierung gibt. azu sagen wir: Wir wollen beides: die Weiterentwickng des BAföG und den Aufbau eines nationalen Sti endiensystems. Wir wollen das klare Signal setzen: Wir ümmern uns um eine bessere Studienfinanzierung in eutschland. Der Rückblick zeigt, dass es über einen langen Zeitum hinweg – übrigens auch in all den Zeiten, in denen s überhaupt noch keine Studiengebühren, aber auch berhaupt keine Stipendien gab – nicht gelungen ist, den ugang zum Studium für wirklich alle Gruppen in der evölkerung, auch für jene aus einkommensschwachen amilien, gut zu gestalten. Der Anteil der Studierenden us einkommensschwachen Familien ist zu gering. eshalb gehen wir bei der Studienfinanzierung neue ege. Das ist für uns auch mit dem Ziel verbunden, ehr jungen Leuten aus einkommensschwachen Famien die Möglichkeit zu einem Studium zu geben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb bringen wir das 23. BAföG-Änderungsgesetz
in. Wir heben die Bedarfssätze an und erhöhen die Frei-
eträge. Künftig wird der Förderhöchstsatz für Studie-
nde bei 670 Euro monatlich liegen. Wir können davon





Bundesministerin Dr. Annette Schavan


(A) )


)(B)

ausgehen, dass die jährliche Zahl derer, die gefördert
werden, um 50 000 bis 60 000 erhöht werden wird.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat schon bei der alten Novelle nicht geklappt!)


Das ist ein erstes wichtiges Ziel: Wir wollen, dass künf-
tig mehr Studierende die Möglichkeit haben, nach
BAföG gefördert zu werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zweitens. Wir passen die Regelungen an neue Studi-
enstrukturen an, Stichwort: Masterstruktur. Wir erhö-
hen für das Masterstudium die Altersgrenze auf 35 Jah-
re. Wir modernisieren – auch das ist ein wichtiges
Thema –, indem wir bei der Anerkennung von Kinderbe-
treuungszeiten im Hinblick auf die Altersgrenze flexib-
ler werden. Das heißt, wir entwickeln das BAföG so
weiter, dass sich einerseits neue Studienstrukturen besser
abbilden und andererseits weitere Verbesserungen bei
der Vereinbarkeit von Familie und Studium erreicht wer-
den. Auch das halte ich mit Blick auf die Entwicklungen
in den nächsten zehn Jahren für einen ganz wichtigen
Punkt: Wir geben jungen Familien, bei denen Vater,
Mutter oder beide im Studium sind, bessere Möglichkei-
ten, das Studium mit der Familie, mit den Kindern und
den Kinderbetreuungszeiten, zu verbinden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Schließlich greifen wir auf, was bei der Begutachtung
bisheriger Verwaltungspraxis immer wieder angespro-
chen worden ist. Wir vereinfachen die Verwaltung, pau-
schalieren die Wohnkosten, vereinfachen das Verfahren
zur Anerkennung von Leistungen, verzichten auf den
Nachweis von Sprachkenntnissen bei Auslandsaufent-
halten. Das, was sich in vielen Bereichen anbietet, soll
also auch hier geschehen: einfachere Verfahren bei der
Bearbeitung, Vereinfachung der Verwaltung.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stattdessen Stipendienbürokratie nonstop!)


– Genau, Herr Gehring, das ist Bürokratieabbau; da ha-
ben Sie völlig recht.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Da haben Sie mal wieder falsch zugehört! Bürokratiemonster!)


Man kann ihn weiter vorantreiben.

Ich glaube, dass wir damit einen wichtigen Schritt
machen; denn BAföG ist in dem Maße wirksam, in dem
es gelingt, eine vernünftige Verbindung zwischen der
Steigerung der Lebenshaltungskosten und den Frei- und
Förderbeträgen des Bundesausbildungsförderungsgeset-
zes herzustellen. Deshalb ist das ein klares Signal. Wir
halten Wort: Vor zwei Jahren, 2008, haben wir das
BAföG um 10 Prozent erhöht; jetzt erhöhen wir weiter.
Das muss ein kontinuierlicher Prozess sein.

Es muss ein bildungspolitisches Ziel sein – ich habe es
eben gesagt –, das wirklich für alle gilt: Der Geldbeutel

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(C (D er Eltern ist nicht ausschlaggebend für die Aufnahme eies Studiums. Das ist nicht nur ein bildungspolitisches iel, sondern auch eine Frage der Gerechtigkeit und des lugen Umgangs mit Talenten. Wir wollen auch deshalb ein zweites, neues Instrument chaffen. Ein Förderhöchstsatz von 670 Euro monatlich t gut; aber künftig soll es möglich sein, zusätzlich zu den 70 Euro weitere 300 Euro elterneinkommensunabhänig zu bekommen, und zwar über ein Stipendium, das ich aus Investitionen der öffentlichen Hand und der Ziilgesellschaft zusammensetzt. Das ist heftig diskutiert orden, und wir werden es gleich wieder heftig diskutien. Einige stehen schon in den Startlöchern, um loszule en. Ich sage Ihnen: Das ist ein überfälliges Signal. Seit ehn Jahren diskutieren wir in Deutschland über Stipenien. Wir bewundern die großen Wissenschaftsnationen, (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie vielleicht!)


ei denen sich deutsche Studenten um Stipendien bewer-
en. Es wird Zeit, dass es in Deutschland endlich Stipen-
ien gibt. Deshalb wollen wir sie einführen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Mit unserem Vorhaben ist noch etwas anderes als
eld verbunden. Es wird Zeit, dass in Deutschland eine
rößere Solidarität mit unserem Wissenschaftssys-
m, mit den Hochschulen möglich wird. Ein Wissen-

chaftssystem verdient es, dass die Zivilgesellschaft,
ass diejenigen, die studiert haben und heute gut verdie-
en, mit ihren Hochschulen solidarisch sind.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Wirtschaft lässt Sie im Regen stehen!)


as ist in anderen Ländern in den Ehemaligenvereinen
elbstverständlich. Deshalb müssen wir ein anderes Sys-
m schaffen. Wir müssen einen Impuls setzen, der sich
icht nur an die öffentliche Hand und ihre Investitionen
endet, sondern der endlich die Verbindungen zwischen
en Ehemaligen und ihren Hochschulen verbessert. Eine
emeinschaftliche Aktion von Zivilgesellschaft und öf-
ntlicher Hand ist nötig, um Studierenden die Möglich-

eit zu geben, in Deutschland ein Stipendium zu erhal-
n.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ir erweitern das Spektrum. Auch das ist ein starkes Si-
nal.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Präsident meldet sich bei mir. Also sage ich als
tzten Satz: Das, was unentwegt diskutiert wird – –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705000100

Ich hatte gehofft, Sie wollten mir etwas Nettes sagen,

ber – –


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )


)(B)

Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
dung und Forschung:

Ich habe Sie doch schon angestrahlt, als ich zum Red-
nerpult ging.

Die ganze Debatte über das Matthäus-Prinzip – was
ist mit den Starken, wo bleiben die Schwachen – ist
nichts weiter als die Fortsetzung einer alten, unergiebi-
gen Debatte. Mit dieser Art von Debatte haben Sie nichts
erreicht. Sie haben niemanden aus einkommensschwa-
chen Familien an die Hochschulen gebracht. Die ersten
Erfahrungen in NRW zeigen: Erst dort, wo Stipendien
zur Verfügung stehen, erreichen wir mehr Durchlässig-
keit,


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unsinn!)


erreichen wir, dass mehr Menschen aus einkommens-
schwachen Familien an Hochschulen studieren. Das ist
das Ziel dieser Regierung. Diese Maßnahme ist wichtig.
Deshalb bitte ich um Zustimmung für diesen neuen Im-
puls.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das war aber schwach!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705000200

Das Wort erhält der Kollege Swen Schulz für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1705000300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das BAföG
ist das zentrale Instrument der Ausbildungsförderung. Es
geht darum, dass allen ein Studium, eine schulische Qua-
lifikation auch dann ermöglicht wird, wenn sie es sich
allein eigentlich gar nicht leisten können. Das Entschei-
dende dabei ist der Rechtsanspruch. Alle können sich
darauf verlassen, dass sie etwas erhalten, und ausrech-
nen, was sie erhalten. Nur so kann man Gerechtigkeit or-
ganisieren. Das ist der entscheidende Unterschied zu
dem von der Regierungskoalition geplanten nationalen
Stipendienprogramm. Dazu wird die Kollegin Schieder
noch einiges sagen.


(Beifall bei der SPD)


Die SPD hat das BAföG eingeführt,


(Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Mit der FDP!)


und sie hat es immer nach Kräften weiterentwickelt und
verbessert. Beispielsweise hat Rot-Grün nach der Regie-
rungszeit von Helmut Kohl mit der Verantwortung des
damaligen Ministers Rüttgers das BAföG wieder auf ein
solides Fundament gestellt. Ich will daran erinnern, Frau
Schavan – auch das muss man dürfen –, dass es notwen-
dig war, dass wir Sozialdemokraten in Zeiten der Großen
Koalition das BAföG verteidigten. Es gab ganz andere
Pläne vonseiten der CDU/CSU.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D s hat Jahre gedauert, bis wir Sie überzeugen konnten, as BAföG weiter zu verbessern. Das BAföG muss immer weiter entwickelt und den jeeiligen gesellschaftlichen Bedingungen angepasst weren. So ist das auch heute. Das zeigen uns die Zahlen der AföG-Empfängerinnen und -Empfänger. Das zeigen auch ktuelle Untersuchungen, die wir im Ausschuss diskutiert aben. Es ist ganz klar, dass überwiegend finanzielle Proleme dazu führen, dass zum Beispiel Studierende ihr tudium abbrechen oder Interessierte ein Studium gar icht erst aufnehmen. Um dieses Problem zu beheben, muss das BAföG, ie gesagt, modernisiert werden. Wir haben deswegen in entsprechendes Konzept vorgelegt. Ich möchte kurz uf einige Punkte eingehen: Wir wollen, dass die Bearfssätze um 3 Prozent erhöht werden, damit diejenien, die eine Ausbildung machen, mehr Geld erhalten. ir wollen aber vor allem – das ist der Schwerpunkt, en wir setzen – die Freibeträge um 10 Prozent erhöhen, amit der Kreis derjenigen, die in den Genuss einer Förerung kommen können, auch entsprechend ausgeweitet ird. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Nicole Gohlke [DIE LINKE])


arüber hinaus wollen wir etwas Neues einführen, näm-
ch eine zweite Einkommensgrenze. Wir wollen damit
as Mittelstandsloch, das wir sehen, schließen. Diejeni-
en, die kein BAföG bekommen können, aber trotzdem
chwierigkeiten bei der Finanzierung der Ausbildung
aben, sollen zumindest ein zinsloses Darlehen erhalten.
ir wollen die Förderhöchstdauer ausweiten, weil wir

ehen, dass viele ihr Studium in der geforderten Zeit
icht abschließen können. Diese Studierenden sollen
eiterhin BAföG erhalten können. Wir wollen die För-
erlücke zwischen dem Abschluss des Bachelorstudiums
nd der Aufnahme des Masterstudiums, in der kein
AföG gezahlt wird – sie kann bis zu vier Monate betra-
en –, schließen. Wir wollen die Teilzeitausbildung för-
erfähig machen, die Altersgrenzen deutlich anheben
nd eine automatische Anpassung einführen. Es gibt
eitere Punkte in unserem Antrag, die ich aus Zeitgrün-
en leider nicht ansprechen kann.

Nachdem wir diesen Antrag eingebracht haben, haben
ir gehofft, mit der Regierungskoalition in einen Dialog
arüber eintreten zu können. Aber diese Hoffnung war
ider trügerisch. Die Regierungskoalition hat einen Ge-

etzentwurf eingebracht. Im Ausschuss haben wir dann
ine Sachverständigenanhörung durchgeführt. Die Sach-
erständigen haben einhellig Folgendes gesagt:

Erstens. Die BAföG-Novelle der Regierungskoalition
eht in die richtige Richtung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Patrick Meinhardt [FDP]: Ihre eigene Fraktion kann da nicht applaudieren!)


Es ist schön, auch von Ihnen einmal Applaus zu be-
ommen.

Zweitens vertraten die Sachverständigen genauso ein-
ellig die Meinung, dass mit diesem Gesetzentwurf zu





Swen Schulz (Spandau)



(A) )


)(B)

wenig Modernisierungen und Verbesserungen vorge-
schlagen werden. Das reicht nicht aus. Das ist zu kurz
gesprungen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es gab eine Fülle von Hinweisen, Anregungen und
Kritik. Wir haben daraufhin ein ganzes Paket von Ände-
rungsanträgen im Ausschuss zur Debatte gestellt. Die
Grünen und die Linken übrigens auch. Aber was hat die
Regierungskoalition in der Ausschusssitzung am vergan-
genen Mittwoch damit gemacht? Sie hat einfach alles
vom Tisch gewischt. Es gab eine Handvoll kleiner Ände-
rungen – denen haben wir zugestimmt; so konstruktiv
können Ausschussberatungen sein, wenn man gutwillig
ist –, doch alle anderen Anträge wurden abgelehnt. Die
Hinweise der Sachverständigen, auch die Hinweise der
Sachverständigen, die von Ihnen eingeladen wurden, ha-
ben Sie ignoriert. So kann man das nicht machen.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Nun erwarte ich gar nicht, dass Sie unsere Anträge
1 : 1 übernehmen.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum nicht?)


Natürlich kann man an verschiedenen Stellen unter-
schiedlicher Meinung sein – das ist völlig in Ordnung –,
aber man muss doch wenigstens diskutieren. Die Igno-
ranz, die Sie am Mittwoch an den Tag gelegt haben, ver-
dient einfach nur die Note „mangelhaft“.


(Beifall bei der SPD)


Ich habe mich gefragt: Warum ist das so? Warum ver-
halten Sie sich so starrsinnig? Es gibt zwei Möglichkei-
ten: Entweder haben die Parlamentarier von CDU/CSU
und FDP nicht den Mut und die Kraft, der Bundesregie-
rung auch einmal entscheidende Änderungen abzutrot-
zen, oder – das ist die zweite Möglichkeit – es interessiert
sie nicht wirklich. Es geht Ihnen bei der BAföG-Novelle
nur darum, ein soziales Feigenblatt auf Ihr völlig ver-
korkstes und falsches nationales Stipendienprogramm zu
legen.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Du lieber Gott! Sie sind die Spalter in dieser Gesellschaft!)


Wenn Sie die Energie und die Mittel, die Sie in das na-
tionale Stipendienprogramm investieren, für das BAföG
aufgebracht hätten, dann hätte daraus eine wirklich
runde, vernünftige Sache werden können.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


So kommt es zwar zu kleinen Verbesserungen, aber es ist
unter dem Strich letztlich enttäuschend.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE F K d s d K c s D „ b re u a s m B B u v g te D e s le V d c a D K G g (C (D GRÜNEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Lächerlich!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705000400

Dr. Martin Neumann ist der nächste Redner für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Martin Neumann (FDP):
Rede ID: ID1705000500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Heute ist ein wichtiger Tag in der Geschichte
eutscher Bildungspolitik. Denn trotz wirtschaftlich
chwieriger Zeiten und angesichts eines hohen Konsoli-
ierungsdrucks für die öffentlichen Haushalte setzt diese
oalition genau das um, was sie vor der Wahl verspro-

hen und vor acht Monaten im Koalitionsvertrag zwi-
chen Union und FDP vereinbart hat.


(Klaus Hagemann [SPD]: Steuersenkungen! Steuersenkungen!)


amals haben wir uns zu unserem gemeinsamen Ziel
Bildungsrepublik Deutschland“ bekannt und verein-
art, dieses Ziel im Bereich der Förderung der Studie-
nden durch einen Dreiklang aus BAföG, Stipendien

nd Bildungsdarlehen zu erreichen, damit der Bildungs-
ufstieg in unserem Land nicht an finanziellen Hürden
cheitert.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Fraktion ist der festen Überzeugung, dass wir
it den vorliegenden Änderungen im Bereich des
AföG spürbare Verbesserungen bei der individuellen
ildungsfinanzierung auf dem Weg zu einer Bürger-
nd Verantwortungsgesellschaft erzielen und dabei
or allem die soziale Komponente angemessen würdi-
en, da wir BAföG auch weiterhin nur denjenigen zugu-
kommen lassen, die auch tatsächlich bedürftig sind.
ie Vorwürfe der Opposition, Herr Schulz, man hätte

ine stärkere Anhebung der Freibeträge und Bedarfs-
ätze anstreben müssen, halte ich angesichts der aktuel-
n finanzpolitischen Situation für ungerechtfertigt.


(Klaus Hagemann [SPD]: Steuersenkungen!)


or allem aber ist der Hinweis, man könnte das Geld für
as nationale Stipendienprogramm in das BAföG ste-
ken – das haben Sie eben so gesagt –, vollkommen un-
ngebracht.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist vollkommen richtig!)


enn bei diesem Hinweis wird vergessen, dass durch die
ofinanzierung der Stipendien mit Mitteln Privater mehr
eld in das Bildungssystem fließen wird, als wir es in
leichem Maße nur über das BAföG erreichen würden.

Herr Präsident, Sie gestatten ein Zitat:

Natürlich wünscht sich die Opposition mehr, und
das sofort. Das ist ihr gutes Recht. Unsere Pflicht
als Regierungskoalition ist aber, aus dem Wün-





Dr. Martin Neumann (Lausitz)



(A) )


)(B)

schenswerten das Machbare zu machen und dies in
den finanziellen Kontext einzubetten.

Dies sagte Renate Schmidt hier am 16. November
2007.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Sie sind doch die Steuersenker!)


Mit dem 23. BAföG-Änderungsgesetz, welches be-
reits zum Schuljahresbeginn bzw. zum Wintersemester
2010/2011 in Kraft tritt, werden drei Ziele verfolgt und
umgesetzt: erstens eine moderate, aber auch über dem
rechnerisch Erforderlichen liegende Anhebung der Be-
darfssätze um 2 Prozent und der Freibeträge um
3 Prozent, zweitens wichtige strukturelle Verbesserun-
gen im Zeichen einer Entbürokratisierung – das wurde
schon angesprochen –, zum Beispiel die Pauschalierung
der Wohnkosten, Leistungsnachweis mittels ECTS-Leis-
tungspunkten, Streichung spezieller Teilerlasse, und drit-
tens eine Ausgestaltung gemäß dem Bologna-Prozess,
nämlich die Anhebung der Altersgrenze beim Master auf
35 Jahre. Das zeigt, dass dieser Weg richtig ist.

Ab dem Jahr 2011 werden dem Bund dadurch jährli-
che Mehrausgaben in Höhe von etwa 200 Millionen
Euro entstehen. Es ist wichtig, an dieser Stelle hervorzu-
heben, dass wir das BAföG durch das nationale Stipen-
dienprogramm für besondere Leistungen ergänzen und
dadurch sowohl eine Förderung in der Breite als auch in
der Spitze erreichen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Heute fordert die Opposition, noch stärker an der Stell-
schraube Freibeträge und Bedarfssätze zu drehen, ob-
wohl die Erfahrung aus der 22. Novelle gezeigt hat, dass
es keinen direkten Einfluss und keinen direkten Effekt
auf die Zahl der Geförderten gegeben hat. Jedem müsste
einleuchten: Wir brauchen nicht höhere Freibeträge, son-
dern deutlich unterschiedliche Förderinstrumente. Die-
sen Weg geht die Koalition.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ihr plakativer Vorwurf, Herr Schulz, wir hätten die
Anregungen und Vorschläge des Bundesrates und der
Sachverständigen in der Anhörung in der vergangen Wo-
che nicht aufgenommen, geht vollkommen ins Leere.


(René Röspel [SPD]: Was?)


Nach sorgfältiger Abwägung aller Vor- und Nachteile
haben wir sehr wohl – das haben wir auch im Ausschuss
besprochen – die aus unserer Sicht sinnvollen und finan-
zierbaren Vorschläge aufgegriffen.

Wir machen das BAföG heute – das ist ganz wichtig;
deswegen will ich das hervorheben – fairer, transparen-
ter, unbürokratischer und moderner. Vor allem setzen wir
zu diesem sozialpolitischen Instrument mit unserem na-
tionalen Stipendienprogramm – beide Vorhaben bilden
ein ausgewogenes Paket – eine leistungsbezogene Kom-
ponente hinzu, um einen Beitrag zur Entwicklung einer

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(C (D tarken Verantwortungsgesellschaft in unserem Land zu isten. Ich appelliere an Sie, meine Damen und Herren von er SPD und den Grünen: Setzen Sie heute ein Zeichen r Ihr Interesse an den jungen Menschen im Land, die nsere Zukunft sind, und enthalten Sie sich nicht, sonern stimmen Sie unserem Gesetzentwurf zu! (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann stimmen Sie doch unseren Änderungsanträgen zu!)


Ich hoffe – das sage ich zum Schluss –, dass der Bun-
esrat am 9. Juli 2010 unser Studienfinanzierungspaket
us BAföG und nationalem Stipendienprogramm auf
en Weg bringt. Nur durch diese gemeinsame Kraftan-
trengung werden wir unserer politischen und morali-
chen Verantwortung für die junge Generation gerecht.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705000600

Nicole Gohlke ist die nächste Rednerin für die Frak-

on Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Nicole Gohlke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705000700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

iese Regierung will ein nationales Stipendienpro-
ramm, das den vermeintlich besten Studierenden mo-
atlich 300 Euro spendiert, begründet dies aber damit,
ie Studierneigung insgesamt fördern zu wollen. Frau
chavan hat, wie ich glaube, gerade in diesem Zusam-
enhang die Formulierung „junge Leute ermutigen“ ge-

raucht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zu Recht hagelt es von allen Seiten Kritik an diesem
esetz, auch aus dem Kreis der Stipendiatinnen und Sti-
endiaten selbst, die übrigens in diesen Minuten vor dem
undestag demonstrieren. Sie kritisieren, dass durch die-

es Programm wieder vor allem Jugendliche aus besser-
estellten Elternhäusern gefördert werden. Sie verlangen
on einem Sozialstaat, dass öffentliche Gelder endlich
ur Studienförderung nach sozialen Gesichtspunkten
ingesetzt werden und nicht nach Noten. Dafür haben sie
ie Unterstützung der Linken.


(Beifall bei der LINKEN – Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Ui!)


Die wenigen Fürsprecher dieses Gesetzes – ihre Zahl
t wirklich sehr überschaubar – finden sich bei den Un-
rnehmern. Diese allerdings versprechen sich davon

ffenbar etwas ganz anderes und bewerten diese Stipen-
ien auch ganz anders, als es die Regierung tut. Am
9. März erklärte die Bundesvereinigung der Deutschen
rbeitgeberverbände in ihrer Stellungnahme zum Sti-
endiengesetz:

Zentrales Instrument zur sozial motivierten Stu-
dienförderung ist und bleibt das BAföG.





Nicole Gohlke


(A) )


)(B)

Die Liberale Hochschulgruppe stellte fest:

Ein Studium nach Neigung zu ermöglichen, ist al-
leine Aufgabe des BAföG.

Das heißt im Klartext: Das nationale Stipendienpro-
gramm fördert offenbar nicht die allgemeine Studiernei-
gung. Das haben die BDA und die Liberale Hochschul-
gruppe erkannt.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Wir reden doch jetzt über das BAföG!)


Jetzt frage ich Sie: Wenn viele Stipendiatinnen und
Stipendiaten das Gesetz nicht wollen, und wenn es gar
nicht, wie angegeben, dazu dient, die allgemeine Stu-
dierneigung zu fördern, was soll dieses Gesetz dann?
Die Arbeitgeber lassen die Katze aus dem Sack. Die In-
dustrie- und Handelskammer formuliert sehr deutlich
ihre Korrekturwünsche an dem Gesetz. Sie fordert,
dass die privaten Geldgeber stärker am Prozess der Aus-
wahl der Geförderten beteiligt werden, und will eine
– Zitat – „Gegenleistung“ von den Stipendiaten.

Den wunderbaren Begriff des „Mäzenatentums“ ha-
ben ja Sie, Frau Schavan, hier in die Debatte eingeführt:
reiche Gönner zur Finanzierung Ihres Stipendienpro-
jekts. Mäzene sind aber meines Wissens Menschen, die
Geld geben, ohne eine direkte Gegenleistung zu verlan-
gen. Unter „Mäzenatentum“ stelle ich mir also auf gar
keinen Fall die Schaffung neuer Abhängigkeiten vor.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Tankred Schipanski [CDU/ CSU]: Oh!)


Dieses Gesetz ermöglicht Dritten de facto einen Zu-
griff auf öffentliche Gelder. Von einer je hälftigen Finan-
zierung durch private und öffentliche Gelder, wie es im
Gesetzentwurf heißt, kann nicht die Rede sein. Die pri-
vate Seite, die Unternehmen, übernehmen nur rund ein
Drittel der Kosten – den Rest ihrer Spende bekommen
sie über Steuerabschreibungen zurück –, und die immen-
sen Verwaltungskosten für dieses Programm liegen ein-
zig bei den Hochschulen.

Fakt ist aber, dass die privaten Mittelgeber bei zwei
Dritteln der Stipendien bei Studieninhalt und Studien-
fach mitentscheiden und insgesamt bei der Auswahl der
Bewerberinnen und Bewerber mitberaten.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Ja! Gott sei Dank!)


Frau Schavan, das ist aus unserer Sicht nicht nur unso-
zial, sondern das ist auch völlig undemokratisch. So et-
was ist mit uns nicht zu machen.


(Beifall bei der LINKEN – Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Wollen Sie die Stipendiaten etwa wählen, oder was wollen Sie machen?)


Die Ministerin redet bei dem Programm – das hat sie
auch gerade wieder getan – gerne von einem Projekt der
Zivilgesellschaft und erklärt die Zivilgesellschaft zum
Stipendienstifter. Aber es ist doch wohl klar, wer es sich

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(C (D isten kann, Stipendien zu stiften. Eine kleine Initiative r Ökostrom hat doch nicht die gleichen finanziellen öglichkeiten wie der Energieriese RWE. (Zuruf von der CDU/CSU: Es geht um 300 Euro im Monat, Frau Kollegin!)


as Stadttheater in Jena hat doch nicht annähernd so viel
eld für Stipendien übrig wie der Axel-Springer-Verlag.
un Sie doch nicht so, als ob Sie das nicht wüssten!


(Beifall bei der LINKEN)


Kolleginnen und Kollegen, aus Sicht der Linken muss
as dritte Kind einer alleinerziehenden Hartz-IV-Bezie-
erin die gleichen Chancen haben wie der Sohn eines
echtsanwaltes.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Hat es auch!)


er wirklich die Studierneigung fördern will, der muss
erster Linie soziale Hürden zum Studium beseitigen,

er muss das BAföG deutlich ausbauen.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Ist ausgebaut!)


In den letzten Tagen wurde deutlich, dass die Zustim-
ung zur Mini-BAföG-Erhöhung der Regierung im
undesrat keineswegs gesichert ist. Die Unionsminister-
räsidenten Koch und Seehofer haben angekündigt, das
esetz zu blockieren. Sie wollen damit die Finanznot
er Länder auf dem Rücken der sozial Schwachen, der
chülerinnen und Schüler und der Studierenden austra-
en. Wenn die Bundesregierung diese skandalösen An-
riffe auf das BAföG zurückweisen will und wenn sie
irklich möchte, dass die Länder mehr Geld für Bildung

usgeben, muss sie die Länderfinanzen stärken, anstatt
ie weiter zu ruinieren.

Ein Anfang wäre, wenn Sie es uns und den Ländern
rsparen würden, auch nur einen Cent für dieses unso-
iale und undemokratische Stipendienprogramm zu ver-
chwenden. Wir brauchen stattdessen eine BAföG-Re-
rm, die mehr ist als nur ein Tropfen auf den heißen

tein.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705000800

Das Wort hat nun der Kollege Kai Gehring, Bünd-

is 90/Die Grünen.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705000900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

chwarz-Gelb will heute ein Studienfinanzierungspaket
urch den Bundestag peitschen, obwohl es an den Be-
ürfnissen der allermeisten Studierenden ganz klar vor-
eigeht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


r Paket ist unausgewogen, es setzt falsche Prioritäten,
nd es zementiert Bildungsblockaden, statt sie aufzubre-





Kai Gehring


(A) )


)(B)

chen. Mit dem nationalen Stipendienprogramm begibt
sich Schwarz-Gelb auf einen bildungspolitischen Irrweg.
Wir sagen ganz klar: Statt Elitestipendien für wenige
brauchen wir Bildungsaufstieg durch ein besseres BAföG
für viele, meine Damen und Herren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Sie zeichnen ein Zerrbild!)


Ich frage mich immer wieder: Welches Gerechtig-
keitsverständnis hat eigentlich diese schwarz-gelbe Ko-
alition? Es ist ungerechte Klientelpolitik, wenn Sie das
Büchergeld für gutbetuchte Stipendiaten um überzogene
275 Prozent erhöhen, während Sie zugleich im Sparpa-
ket das Elterngeld für Langzeitarbeitslose streichen. Das
ist schlichtweg ungerecht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie setzen völlig falsche Prioritäten, wenn Sie 160 Mil-
lionen Euro Steuergelder ins Stipendienprogramm pum-
pen wollen, anstatt das BAföG viel deutlicher zu erhö-
hen und somit mehr zu tun für Bildungsgerechtigkeit.
Und es ist auch ein starkes Stück, dass Sie die einhellig
vernichtende Kritik der Fachwelt in der Anhörung des
Bildungsausschusses einfach ignorieren. Ihr Stipen-
dienmurks ist bei den Sachverständigen durchgefallen.
Studierende, Stipendiaten, Hochschulen und die Wirt-
schaft lehnen es ab.


(Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Da hat aber Herr Schulz etwas anderes erzählt!)


Deshalb lautet die Lehre: den nationalen Stipendien-
murks zurückziehen statt durchziehen. Das sollten Sie
jetzt tun, meine Damen und Herren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Drei Kritikpunkte will ich hervorheben. Erstens. Ihr
Stipendienprogramm bringt den Studierenden keinen
Gewinn, sondern ist unsicher, ungerecht und unattraktiv.
Die Stifter müssen sich nur für zwei Semester verpflich-
ten, ein Stipendium zu finanzieren. Was will man eigent-
lich mit solchen Kurzzeitstipendien anfangen? Das hat
nichts zu tun mit Verlässlichkeit, mit sicherer Finanzie-
rung und mit klaren Rechtsansprüchen wie beim BAföG.
Es ist übrigens auch völlig verrückt, dass man bei einem
Studienortwechsel dieses Stipendium verliert. Das ist
schlicht mobilitätsfeindlich und zeigt, dass Sie aus der
Bologna-Debatte nichts gelernt haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Die schwarz-gelben Stipendien kommen vor allem
chancenreichen Akademikerkindern zugute


(Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Völlig daneben! – Zuruf von der FDP: Eine Sozialneiddebatte!)


– das zeigen alle Studien –, anstatt gezielt in die Bil-
dungspotenziale von Nichtakademikerkindern zu inves-

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(C (D eren und diese Begabungsreserven zu heben. Fakt ist och, dass Habitus, Herkunft und Geldbeutel der Eltern ei der Stipendienvergabe mit entscheiden. Damit verindert Ihr Programm die soziale Öffnung der Hochchulen und überwindet eben nicht die soziale Schiefge beim Campuszugang. Deshalb geht es in die falsche ichtung. Zweiter Punkt. Die Hochschulen werden überlastet. ie komplette Organisation des Programms wird ihnen bergestülpt. Den Aufwand von Akquise bis Auswahl üssen Universitäten und Fachhochschulen komplett aline schultern. Die Verwaltungsund Bürokratiekosn werden 25 bis 30 Prozent der Mittel auffressen; das aben wir in der Anhörung erfahren. Deshalb kann man ur sagen: Ihr Ziel, 8 Prozent der Studierenden zu Stiendiaten machen zu wollen, werden Sie nicht erreichen. as ist illusionär, das ist überdimensioniert, das ist reies Wunschdenken von Schwarz-Gelb. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


elbst die Befürworter, die ja wirklich sehr spärlich ge-
ät sind, sagen: Maximal 1 bis 2 Prozent sind machbar
nd realistisch. Insofern können Sie das 8-Prozent-Ziel
irklich streichen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist kein Ziel, sondern das ist ein Deckel!)


Übrigen frage ich mich auch: Welches Verständnis
on Hochschulautonomie haben Sie eigentlich, wenn
ie Bundesregierung hehre Ziele vorgibt, die vor Ort
raktisch unerreichbar sind? Das ist nicht unser Ver-
tändnis von Hochschulautonomie.

Dritter Punkt. Studienort und Studienfach entscheiden
ünftig maßgeblich über die Chance auf ein Stipendium.
ei Eliteunis wird es sicherlich leichtfallen, solche Sti-
endien zu akquirieren, in wirtschaftlich schwachen Re-
ionen und an kleinen Fachhochschulen und Universitä-
n wird es sich als schwierig bis aussichtslos erweisen.


(Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Wo denn?)


sofern vertiefen Sie damit regionale Unterschiede, und
uch deshalb ist das der falsche Weg.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


inzu kommt, dass geistes- und sozialwissenschaftliche
tudiengänge hierdurch strukturell benachteiligt werden.

Übrigens: Diese Fehlentwicklungen, die ich Ihnen ge-
annt habe, lassen sich bereits in Nordrhein-Westfalen
eobachten, obwohl nur 0,4 Prozent der Studierenden
ort ein Pinkwart-Stipendium erhalten. Was in Nord-
ein-Westfalen schon nicht funktioniert, das sollte nicht

undesweit eingeführt werden. Beim Stipendienpro-
ramm muss also gelten: Zurückziehen statt Durchzie-
en!

Durch Ihr Stipendienprogramm werden wertvolle
teuermittel gebunden, die Bund und Länder für einen
mbitionierten Ausbau des BAföGs fehlen. Schon





Kai Gehring


(A) )


)(B)

durch die letzte Novelle ist der Kreis der Geförderten lei-
der kaum ausgeweitet worden, und auch das Mittel-
schichtsloch wurde nicht geschlossen. Ähnliches wird
Ihnen bei der 23. BAföG-Novelle jetzt auch passieren.
Sie weist zwar ein paar gute Ansätze auf – wir finden die
höhere Altersgrenze gut, und wir finden es gut, dass es
überhaupt zu einer Erhöhung kommt –, insgesamt kann
man aber nur sagen: halbherzig, mager, mutlos. – Hier
hätte mehr passieren müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir als Grüne haben deshalb zahlreiche Änderungs-
anträge gestellt, die Schwarz-Gelb natürlich abgelehnt
hat, obwohl sie gut sind.


(Zuruf von der CDU/CSU)


– Natürlich sind unsere Änderungsanträge gut; Sie sind
eine grottenschlechte Koalition. Darin sind die Bürgerin-
nen und Bürger mit uns ja einig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Das ist Ihre Sicht! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gut, dass Du das klar gesagt hast!)


Wir wollen eine kraftvolle Erhöhung der Freibeträge
und Fördersätze um 5 Prozent. Damit würden deutlich
mehr Studienberechtigte für ein Studium gewonnen, und
der Gefördertenkreis würde vergrößert. Wir wollen auch,
dass die Verschuldungsgrenze abgesenkt wird, weil
durch die Verschuldungsrisiken beim BAföG viel zu
viele Studierende aus bildungsfernen und finanzschwa-
chen Familien vom Studium abschreckt werden. Die
Verschuldungsgrenze muss also gesenkt werden. Das,
was Sie jetzt als bundeseinheitliche Mietkostenpau-
schale vorsehen, haben wir kritisiert, da die Wohnkosten
für Studierende regional sehr unterschiedlich sind. Daher
wollen wir die im Wohngeldgesetz festgelegten Mietstu-
fen gerne übernehmen. Das wäre deutlich gerechter und
auch bürokratieärmer als zurzeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen darüber hinaus, dass das BAföG endlich
familienfreundlicher gestaltet wird. Jedes Kind studie-
render Eltern muss uns als Gesetzgeber gleich viel wert
sein, damit Studium und Familie besser miteinander ver-
einbart werden können. Im Übrigen kann ich es nach wie
vor nicht nachvollziehen, dass Sie es auch mit dieser
BAföG-Novelle nicht schaffen, eine völlige Gleichbe-
rechtigung von Ehepartnern und eingetragenen Lebens-
partnern zu erreichen. Auch das müsste im Jahre 2010
ein Akt der Selbstverständlichkeit sein, weil jede Un-
gleichbehandlung Diskriminierung ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Swen Schulz [Spandau] [SPD] und Nicole Gohlke [DIE LINKE])


Wir wollen das BAföG Bologna-tauglicher machen
und es für ein Studium im gesamten Bologna-Raum ge-
stalten. Auch eine ununterbrochene Förderung bei einem
unmittelbaren Übergang vom Bachelor- zum Masterstu-

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(C (D iengang ist längst überfällig. Dafür, dass Sie als Koalion noch nicht einmal den Mut hatten, die Empfehlung es Bundesrates in dem Gesetzentwurf zu berücksichtien, haben wir wirklich überhaupt kein Verständnis. Mit inem kleinen Spiegelstrich hätte man hier richtig viel ewirken können. Auch hier haben Sie versagt. Wenn man sich ein so verbessertes BAföG anguckt, ann sieht man, dass das nur der Auftakt für eine mutige eform der Studienfinanzierung hin zu einem grünen weisäulenmodell sein kann. Wir sagen: Wir wollen ine erste Säule aus einem einheitlichen Sockelbetrag, er allen Studierenden elternunabhängig zugutekommt, nd wir wollen eine zweite Säule, mit der eine starke soiale Komponente für Studierende aus einkommensaren Elternhäusern garantiert wird. Mit diesem grünen Zweisäulenmodell erreichen wir ielgenau alle Studierenden mit Finanzierungssorgen nd bringen eine überfällige soziale Öffnung der Hochchulen in Gang. Deshalb ist das das bessere Modell. (Dr. Stefan Kaufmann [CDU/CSU]: Herr Gehring, Ladenhüter!)


Nein, das ist kein Ladenhüter, sondern das ist machbar,
erechter und gut. Wenn Sie sich noch einmal an die An-
örung erinnern, dann wissen Sie: Das bringt tatsächlich
eutlich mehr.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nach dem gescheiterten Bildungsgipfel III ist festzu-
tellen, dass nach einem Dreivierteljahr Schwarz-Gelb
ffensichtlich nicht einmal mehr Selbstverständlichkei-
n wie eine gemeinsam getragene Studienfinanzierung
ei den Ländern mehrheitsfähig ist.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: So ist es!)


as ist eine Katastrophe.

Die eigenen Ministerpräsidenten lassen Schavan und
erkel im Bundesrat im Regen stehen. Daher kann ich

ie nur auffordern, Frau Schavan: Motten Sie Ihren na-
onalen Stipendienmurks ein, um wenigstens eine echte
AföG-Erhöhung auf den Weg und durch den Bundesrat
u bringen! Damit käme auch deutlich mehr Bewegung
die festgefahrenen Bund-Länder-Streitigkeiten zur
ildungsfinanzierung.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705001000

Herr Kollege.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705001100

Dann wäre der Anspruch der politischen Kunst, den

ie, Frau Schavan, in der letzten Debatte für sich rekla-
iert haben, tatsächlich erfüllt. Den Nachweis, dass es

ich bei Ihrem Studienfinanzierungspaket um politische
unst handelt, haben Sie bisher definitiv nicht erbracht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)







(A) )


)(B)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705001200

Das Wort erhält nun der Kollege Dr. Stefan Kaufmann,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Stefan Kaufmann (CDU):
Rede ID: ID1705001300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Wir beraten und beschließen
heute mit der 23. Änderung des BAföG einen beachtli-
chen Wurf. Mit den vorgesehenen Verbesserungen sen-
det dieses Haus ein deutliches Signal an die Studieren-
den in unserem Land. Uns ist es ernst mit dem Thema
Aufstieg durch Bildung als Kernbotschaft dieser christ-
lich-liberalen Koalition und der Bildungspolitik der
Union.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Warum ist das Gesetz ein beachtlicher Wurf? Bereits
zwei Jahre nach der letzten Erhöhung im Jahr 2008 pas-
sen wir das BAföG erneut den geänderten Rahmenbedin-
gungen an. Wir machen das BAföG fit für die Herausfor-
derungen des Bologna-Prozesses. Die Bedarfssätze und
Freibeträge werden entgegen der Behauptung der Grünen
in ihrem Antrag zum Stipendienprogramm mit 2 bzw.
3 Prozent deutlich stärker steigen als die Verbraucher-
preise seit der letzten Anpassung.

Weitere Verbesserungen zum BAföG hat Frau Minis-
terin Schavan bereits ausgeführt. Aber es könnte immer
und überall noch ein wenig mehr sein, wie die Kollegin-
nen und Kollegen von der Opposition unisono fordern,
vom Vollzuschuss bis zur Senkung des Kostendeckels.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Die Sachverständigen auch!)


– Klar ist, Herr Schulz: Das BAföG ist und bleibt das
wesentliche breitenwirksame Instrument der individuel-
len Bildungsfinanzierung.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Genau!)


Es ist und bleibt aber auch eine Sozialleistung. Wir ha-
ben die Pflicht, die Ausgewogenheit sozialer Leistungen
sicherzustellen. Dies sind wir dem Steuerzahler schul-
dig, der die Kosten von knapp 2,5 Milliarden Euro jähr-
lich für das BAföG trägt.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Deswegen sparen Sie bei den Hartz-IV-Empfängern!)


Lassen Sie mich daher an dieser Stelle mit einigen
falschen Grundannahmen der Oppositionsparteien auf-
räumen. In ihrem Antrag zum nationalen Stipendienpro-
gramm schreiben die Grünen:

Finanzielle Gründe führen immer häufiger zu Stu-
dienverzicht und Studienabbruch.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt ja auch!)


Mit Verlaub, das ist ein Ammenmärchen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Priska Hinz [Herborn] a d li S d R g v v d A s – d d tr ju 3 D 3 in g le n w g D d s d L d Z re b s d A Ä (C (D [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das ist durch Fakten untermauert! Die können Sie auch nachlesen! – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Märchenonkel!)


Gerne wird in diesem Zusammenhang auf die oft,
ber leider genauso oft falsch zitierte HIS-Studie „Stu-
ienberechtigte 2008“ verwiesen. Diese besagt angeb-
ch, dass 73 Prozent der Studienberechtigten, die ihre
tudienoption nicht einlösen, dies aus Angst vor Schul-
en aufgrund eines Studienkredits oder des BAföG-
ückzahlungsanteils tun. Doch hat der Anteil eines Jahr-
angs, der nicht studiert, schon nach der HIS-Studie
iele – genauer: 13 – andere Gründe angegeben, die ihn
on einem Studium abhalten. So finden circa 75 Prozent
er Befragten eine berufliche Ausbildung attraktiver.
nderen ist das Studium nach bisherigem Schema

chlicht zu lang.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Es gibt also kein Problem?)


Schauen wir uns also besser an, Herr Schulz, wie sich
ie Realität jenseits dieser 73-Prozent-Marke, welche
ie Opposition gerne wie eine Monstranz vor sich her-
ägt, darstellt. Demnach haben im Jahr 2008 so viele
nge Menschen ein Studium begonnen wie noch nie:

30 000.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Ohne jeden Sachverstand!)


as sind knapp 8 Prozent mehr als im Jahr 2006. Diesen
30 000 jungen Menschen ist klar, dass sich Investition
Bildung lohnt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ohne Studiengebühren wären es noch mehr!)


Noch ein bemerkenswerter Befund: Dort, wo Studien-
ebühren erhoben werden, sind die Studienanfängerzah-
n zuletzt sogar überproportional gestiegen. Ich nenne
ur die Länder Bayern und Baden-Württemberg.

Das angebliche Verschuldensrisiko taugt also nicht
irklich zur Abschreckung und damit auch nur sehr ein-
eschränkt als Argument in einem ehrlichen politischen
iskurs. Das sollten Sie bitte zur Kenntnis nehmen.

Damit komme ich zu einer weiteren Grundprämisse,
ie das Handeln und Argumentieren der Opposition be-
timmt: Das System sei hochselektiv, und es studierten
eutlich mehr Akademikerkinder als Arbeiterkinder.
etzteres ist zwar richtig, aber das hat nichts mit der Stu-
ienfinanzierung zu tun, sondern schlicht damit, dass die
ahl der Akademikerkinder mit Hochschulzugangsbe-
chtigung fast doppelt so hoch ist wie die Zahl der Ar-

eiterkinder mit Abitur.

Lassen Sie uns also diese Fragen dort diskutieren, wo
ie hingehören: zum Thema Schulkarrieren und Bil-
ungsbeteiligung. Das ist im Übrigen eine originäre
ufgabe der Länder.

Ich komme zurück zum BAföG und zu den konkreten
nderungsanträgen der Opposition. Um den Kreis der





Dr. Stefan Kaufmann


(A) )


)(B)

Berechtigten zu verbreitern, fordern Sie eine drastische
Erhöhung der Freibeträge um 5 Prozent bzw. 10 Prozent.
Das mag populär sein. Dabei unterschlagen Sie jedoch,
dass die Förderberechtigung mit der vorliegenden
BAföG-Novelle bis zu einem Bruttofamilieneinkommen
von 7 180 Euro bei zwei Kindern reichen wird. Ich
meine, man wird angesichts dieser Zahlen nicht mehr
von sozialer Selektivität sprechen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, wer stehen bleibt, wird
überholt. Dies gilt auch im Bereich der Studienfinanzie-
rung. Wir bleiben jedenfalls nicht stehen und werden da-
her auch in Zukunft weitere Verbesserungen am BAföG
vornehmen. Ich nenne nur die Möglichkeit, den Förder-
antrag bundesweit online zu stellen, und neue Wege bei
der Internationalisierung der Förderung.

Als neuer Weg der Studienfinanzierung ist auch unser
Entwurf für ein neues nationales Stipendienprogramm
zu sehen. Es ist der Einstieg in eine dritte Säule der Bil-
dungsfinanzierung. Es ist der Einstieg in die Mobilisie-
rung neuer Begabungsreserven und die Erschließung bis-
her unterrepräsentierter Studierendengruppen. Kurzum:
Es ist der Einstieg in ein international konkurrenzfähiges
System privater Bildungsfinanzierung.

Meine Damen und Herren, dies schlechtzureden, ist
kleinmütig. Wir sollten keine Chance auslassen, zusätz-
liche Mittel für Bildung zu akquirieren. Nur so wird es
uns am Ende gelingen, unseren Bildungsnachwuchs in
der Breite wie in der Spitze zu sichern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dieser duale Ansatz verdient unser aller Zustimmung.

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705001400

Die Kollegin Marianne Schieder erhält nun das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Marianne Schieder (SPD):
Rede ID: ID1705001500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Dinge, die die Welt nicht braucht. So könnte
man die Liste der Vorhaben überschreiben, die bislang
von der schwarz-gelben Regierungskoalition auf den
Weg gebracht wurden.


(Beifall bei der SPD)


Eines davon, ein absolut unbrauchbares, ist das natio-
nale Stipendienprogramm. In der dazu anberaumten An-
hörung unseres Ausschusses bestätigten die Experten
nahezu einhellig und vollumfänglich unsere Kritik an
diesem völlig unausgegorenen Gesetzentwurf.


(Zuruf von der FDP: Da müssen Sie sich verhört haben!)


– Nein, Sie müssen bei einer anderen Veranstaltung ge-
wesen sein. Das habe ich Ihnen gestern schon gesagt.

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(C (D Die angestrebte Förderquote von 8 Prozent der Stuierenden wurde als völlig überzogen und unerreichbar ingeschätzt. Mehr als fraglich ist nämlich, ob die angetrebte Summe privater Gelder – immerhin 300 Millioen Euro jährlich – je erreicht werden kann. Die Mittel, ie die Hochschulen einwerben können, stagnieren nämch schon seit Jahren bei circa 400 Millionen Euro. Für ieses Stipendienprogramm bräuchte man also noch einal Dreiviertel dieser Summe. Frau Kollegin Schieder, gestatten Sie Zwischenfra en? Ja, bitte. Bitte sehr. Wir hatten schon gestern – – Einen Augenblick noch, da offenkundig Spekulatio en entstehen. Es ist eine ständige Praxis, dass nach Ablauf der zuemessenen Redezeit natürlich keine zusätzlichen Zwichenfragen mehr zugelassen werden, weil wir auf diese eise den vereinbarten Zeitplan außer Kraft setzen wür en. Wenn dies innerhalb der Redezeit erfolgt, haben wir ine andere Lage. Bitte schön. (Agnes Alpers [DIE LINKE]: Das war innerhalb der Redezeit angemeldet!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705001600
Marianne Schieder (SPD):
Rede ID: ID1705001700
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705001800

(Zuruf der Abg. Agnes Alpers [DIE LINKE])

Dr. Peter Röhlinger (FDP):
Rede ID: ID1705001900
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705002000


Dr. Peter Röhlinger (FDP):
Rede ID: ID1705002100

Vielen Dank, Herr Präsident.


(Erneuter Zuruf der Abg. Agnes Alpers [DIE LINKE])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705002200

Nein. Es geht nach der Feststellung der Meldungen

ei mir. Sie müssen sich darauf verlassen können, dass
h das nach sorgfältiger Beurteilung der tatsächlichen
achverhalte vornehme.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Peter Röhlinger (FDP):
Rede ID: ID1705002300

Frau Schieder, meine Frage richtet sich nicht nur an

ie, sondern auch an die Vorredner der Opposition. Kann
s sein, dass wir eine unterschiedliche Wahrnehmung
on der gleichen Veranstaltung haben?






(A) )


)(B)


Marianne Schieder (SPD):
Rede ID: ID1705002400

Ich weiß nicht, was Sie wahrnehmen. Ich habe jeden-

falls wahrgenommen, dass – –


Dr. Peter Röhlinger (FDP):
Rede ID: ID1705002500

Ich möchte meine Frage noch begründen.

Die Tatsache, dass man mit unterschiedlicher Wahr-
nehmung aus einer Veranstaltung herausgeht, hat Anto-
ine de Saint-Exupéry sehr schön in seinem Werk „Der
kleine Prinz“ beschrieben. Dieser hat gesagt: Du siehst
nur, was du kennst.

Vor diesem Hintergrund geht man natürlich auch mit
einer gewissen Erwartungshaltung in eine Ausschusssit-
zung.

In der Ausschusssitzung habe ich in der letzten Runde
an drei der anwesenden Experten die Frage gestellt:
Wenn Sie von der Richtung her einverstanden sind, wel-
che Hinweise könnten Sie denn geben, um dieses natio-
nale Stipendienprogramm auf den Weg zu bringen? Das
Ergebnis will ich hier nicht vortragen. Eines ist mir in
Erinnerung – –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705002600

Nein, nein! Sie können jetzt ohnehin keine Ansprache

halten, sondern nur, wenn überhaupt, eine kurze, gezielte
Zwischenfrage stellen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Peter Röhlinger (FDP):
Rede ID: ID1705002700

Dann komme ich auf die erste Frage zurück: Kann es

sein, dass wir eine unterschiedliche Wahrnehmung ha-
ben?


(Heiterkeit bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Marianne Schieder (SPD):
Rede ID: ID1705002800

Wenn sich Ihre Wahrnehmung so darstellt wie die Art,

Fragen zu stellen,


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


um nach einem minutenlangen Vortrag wieder zum An-
fang zurückzukommen, dann ja.

Sie waren dabei. Ich war dabei. Eine ganze Menge
der hier anwesenden Kolleginnen und Kollegen war da-
bei. Alle haben festgestellt, dass es ganz genau zwei Ver-
treter gab, nämlich den Vertreter der BDA und den
Vertreter des Stifterverbandes, die dem Ganzen etwas
Positives abgewinnen konnten. Alle anderen haben die
Kritik vorgetragen, die zu schildern ich begonnen habe.


(Beifall der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Selbst bei der Frage „Werden wir 8 Prozent erreichen?“
haben BDA und Stifterverband nichts anderes gesagt, als

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(C (D ass die Förderquote viel zu hoch angesetzt ist. So war as. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Hochschulen und Universitäten sehen in dem für
ie Umsetzung des Gesetzes notwendigen Verwaltungs-
ufwand eine ganz enorme Belastung. Laut Anhörung
ollen dafür immerhin schon 30 Prozent der Mittel auf-
efressen werden. Zum Einwerben, Verwalten und Ver-
ilen der Stipendien kommt noch die Betreuung der Sti-
endiaten; Lehre und Forschung natürlich sowieso. Die

Gesetzentwurf dafür veranschlagten 30 Millionen
uro jährlich werden niemals reichen – das sagt alle
elt –, und es ist kein Wunder, dass die Länder sich auf

iese Milchmädchenrechnung nicht einlassen wollten
nd deutlich ihre Kritik zum Ausdruck gebracht haben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU,
elbst der RCDS – er steht Ihnen doch näher als mir –
ritisiert diesen enormen Verwaltungsaufwand. Er stellt
st: Das ambitionierte Programm ist damit ernsthaft in-
age gestellt.

In der Begründung des Gesetzentwurfs schreibt die
undesregierung, mit dem Vorhaben wolle man für
leichwertige Lebensverhältnisse überall im Land sor-
en. Ich bezweifle entschieden, dass das gelingt. Wie der
berwiegende Teil der Experten glaube auch ich, dass
ie Hochschulen in den strukturschwachen Regionen
esentlich größere Probleme haben werden als die
ochschulen und Universitäten in wirtschaftlich starken
egionen, die Gelder überhaupt aufzutreiben, die nöti-
en Finanzmittel einzuwerben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


o entstehen unnötige und absolut kontraproduktive
ettbewerbsverzerrungen. Universitäten und Hochschu-
n in ländlichen und strukturell benachteiligten Gebie-
n unseres Landes werden die großen Verlierer sein.
as wird ein Stipendienprogramm für Hamburg, Stutt-
art und München, aber nicht für Nordostbayern oder
ecklenburg-Vorpommern oder Sachsen, Brandenburg

nd Thüringen.


(Beifall bei der SPD – Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Warum wird alles schlechtgeredet?)


Ihre Erfahrungen aus NRW zeigen doch, dass Stu-
iengänge, die keinen unmittelbaren Nutzen für die
irtschaft bringen, über dieses Programm kaum geför-

ert werden. Es gibt eine ganz eindeutige Bevorzugung
er Naturwissenschaften, der Ingenieurwissenschaften
nd der Medizin


(Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Ist das schlimm?)


nd wenig Interesse beispielsweise an den Geistes- und
ozialwissenschaften. Auch das stellt der RCDS fest und
icht nur ich.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Der freut sich über die Ingenieure!)






Marianne Schieder (Schwandorf)



(A) )


)(B)

Die Vorstellung, dass dieses Stipendienprogramm
junge Menschen, die bislang aus finanziellen Erwägun-
gen sich nicht getraut haben, ein Studium aufzunehmen,
dazu bringen könnte, zu studieren, wurde von allen Ex-
perten klar als unrealistisch eingeschätzt, allen voran
von Frau Professor Dr. Wintermantel, die es eigentlich
wissen muss.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Aussicht auf ein Stipendium – das wissen doch auch
Sie – bietet nämlich viel zu wenig Verlässlichkeit, um fi-
nanzielle Sorgen wirklich zerstreuen zu können. Es wer-
den also die sozialen Disparitäten noch verstärkt und
nicht, wie Sie behaupten, auch nur irgendwie abgemil-
dert.


(Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Das glauben nur Sie!)


– Das glaube nicht nur ich; das haben die Experten ge-
sagt, die bei der Anhörung anwesend waren, und es ist
so.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Immer die Experten, ja, ja!)


Sie wissen ganz genau, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen, die von Ihnen für das Stipendienprogramm vorgese-
henen Gelder wären beim BAföG wesentlich besser und
sinnvoller angelegt. Es ist mir unerklärlich, warum Sie
aus der Anhörung nichts gelernt haben. Man muss sich
das einmal vorstellen: Es wurde ein einziger Satz über-
nommen. Es war der Wunsch der BDA, mitreden zu dür-
fen. Wenn man schon Geld gibt, dann will man auch
wissen, an wen es verteilt wird. – Das war die ganze
Ausbeute. Das war das, was Sie aus der Anhörung ge-
lernt haben.

Sie präsentieren uns hier einen Gesetzentwurf, der
nicht mehr ist als Stückwerk und dessen Scheitern so si-
cher ist wie das Amen in der Kirche.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Zahl der Befürworter – das wissen Sie genauso gut
wie ich – packt nicht einmal die 5-Prozent-Hürde. So er-
bärmlich sieht es damit aus.

Liebe Kolleginnen und Kollegen der schwarz-gelben
Koalition, ich lade Sie ein: Beenden Sie Ihren Blindflug
in der Bildungspolitik! Diskutieren Sie mit uns tragfä-
hige Konzepte, die für mehr Chancengerechtigkeit sor-
gen und nicht von Lobbyisten diktiert werden! Ziehen
Sie Ihren Gesetzentwurf zurück, und folgen Sie der Auf-
forderung, die wir in unserem Entschließungsantrag klar
formuliert haben! Stärken Sie mit uns das BAföG,


(Patrick Döring [FDP]: Wir stärken doch das BAföG!)


damit sich tatsächlich mehr junge Menschen trauen, ein
Studium aufzunehmen, und damit unser Land wieder so-
zial gerechter wird!

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(C (D Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705002900

Patrick Meinhardt ist der nächste Redner für die FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Patrick Meinhardt (FDP):
Rede ID: ID1705003000

Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

nd Kollegen! Ich freue mich darauf, dass Tausende von
ngen Menschen künftig zusätzlich ein Stipendium be-

ommen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: „Ich liebe euch doch alle!“ – Heiterkeit bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Schön, das gebe ich gerne zurück. – Die Beschlüsse
es heutigen Tages zur BAföG-Modernisierung und zur
chaffung eines nationalen Stipendienprogramms mit ei-
er starken Förderung in der Breite und einer starken
pitzenförderung bedeuten einen Fortschritt für die Bun-
esrepublik Deutschland. In diesem Land schlummern
o viele unentdeckte Talente, dass es eine der zentralen
ufgaben der Bildungspolitik sein muss, diese zu heben,


(Zuruf des Abg. Swen Schulz [Spandau] [SPD])


nd zwar vom ersten Tag an. Wir brauchen in Deutsch-
nd, nachdem wir viel Zeit verschlafen haben, eine
rendwende in der Begabtenförderung. Diese leitet
ie Bundesregierung heute ein.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Es gibt junge Menschen in diesem Land, die innova-
v, tüchtig, fleißig und talentiert sind und einen ganz be-
onderen Weg zurückgelegt haben, bis sie ihr Studium
ufgenommen haben. Sie sind engagiert. Sie überneh-
en Verantwortung in Vereinen, Verbänden und Kir-

hen, also ehrenamtliche Führungspositionen schon in
ngen Jahren. All diesen jungen Menschen wollen wir

ie Möglichkeit geben, ein Stipendium zu erhalten und
omit eine zusätzliche Bildungsfinanzierung zu bekom-
en.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Bildung für alle, oder wie?)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn es eine bil-
ungspolitische Initiative gibt, die ein Zeichen für mehr
ildungsgerechtigkeit setzt, dann ist das das vorlie-
ende Stipendienprogramm.


(Lachen des Abg. Kai Gehring DIE GRÜNEN – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Lächerlich!)


ergessen wir bitte nicht die Zielrichtung, die wir mit
iesem Stipendienprogramm verfolgen. Wir brauchen





Patrick Meinhardt


(A) )


)(B)

es, weil wir die Denke in Deutschland ändern wollen.
Begabtenförderung muss raus aus dem Elfenbeinturm
und ganz selbstverständlich vom ersten Tag an mitten in
das Zentrum der bildungspolitischen Fragestellungen
und Herausforderungen. Das ist das bildungspolitische
Thema, mit dem wir uns hier auseinandersetzen müssen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)


Die Zahl der Studierenden, die ein Stipendium be-
kommen, liegt in Deutschland bei unterirdischen 2 Pro-
zent. Viel zu wenige junge Menschen, die aus sozialen,
kulturellen und finanziellen Risikogruppen, wie es im
Bildungsbericht heißt, kommen, nehmen ein Studium
auf. Die Stipendienkultur in diesem Land ist absolut un-
terentwickelt. Davor kann man doch nicht die Augen
verschließen! Vor allem diejenigen dürfen die Augen
nicht davor verschließen, in deren Regierungszeit sich
das Ganze so entwickelt hat. Hier muss jetzt endlich ge-
handelt werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Oje, oje! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schaffen Sie doch die Studiengebühren ab!)


Mit seinen Begabtenförderungswerken hat Deutsch-
land bislang einen einzigartigen Weg eingeschlagen, in-
dem Begabung anhand des Dreiklangs aus Leistung,
Persönlichkeit und gesellschaftlichem Engagement ge-
messen wird. Diese Begabten stärken wir mit der Anhe-
bung des Büchergeldes auf 300 Euro. Dies ist eine rich-
tige Entscheidung. Hier wurde ja immer wieder auf die
Petition hingewiesen, dass das Büchergeld bei 80 Euro
bleiben soll. Diese erhielt in drei Wochen 2 500 Unter-
schriften, während die Gegenpetition, die das höhere Bü-
chergeld von 300 Euro befürwortet, in nicht einmal zwei
Tagen die 2 000er-Marke überschritten hat. Wir sollten
in dieser Diskussion nicht einseitige Darstellungen in
den Vordergrund rücken. Wenn es so weit ist und es zum
Schwur kommt, wird man sehen, ob die Studierenden
sich weiterhin mit 80 Euro zufrieden geben werden, so-
dass das dadurch übrig gebliebene Geld dazu genutzt
werden kann, weiteren Studierenden ein Stipendium zu-
kommen zu lassen. Wenn die jungen Menschen so han-
delten, würden sie meinen Respekt verdienen und ein
gutes Zeichen in der bildungspolitischen Debatte setzen.

Frau Gohlke, Sie haben gerade eine Presseerklärung
des Bundesverbandes Liberaler Hochschulgruppen zi-
tiert. Es ist natürlich nicht schön, wenn man nur einen
bestimmten Teil aus einer Presseerklärung zitiert. Ich
darf den zweiten Teil dieser Presseerklärung ergänzen:

Es ist absolut richtig, in Zeiten des Bolognaprozes-
ses im Sinne der Hochschulautonomie ein klares
Zeichen zu Gunsten von regionalen Strukturen zu
setzen. Nur so ist ein funktionierendes, vielfältiges
und tragendes Stipendiensystem möglich und nur
so können Hochschulen in einen belebenden Wett-
bewerb um die besten Studenten treten!

Auch das hätten Sie noch dazusagen sollen.

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(C (D (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf der Abg. Nicole Gohlke [DIE LINKE])


Wir brauchen die zusätzlichen Anreize. Wir brauchen
ahmenbedingungen, dass Netzwerke mit der Wirt-

chaft geschaffen werden.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau das wird ja mit dem Programm nicht erreicht! Sie lassen die Studenten doch im Regen stehen!)


aran ist überhaupt nichts Schlechtes. Professor Radtke
on der Universität Duisburg-Essen hat in der Anhörung
lar gesagt, es mache ihm Freude, hinauszugehen und
r seine Studierenden Geld einzuwerben. Dann lassen
ir das doch auch zu und hören auf mit der Debatte über

ine angebliche soziale Ungerechtigkeit. Wer einen BAföG-
öchstsatz von 670 Euro hat, also aus einer finanz-

chwachen Familie kommt, der bekommt die 300 Euro
bendrauf. Er erhält also eine doppelte Förderung. Das
t sozial gerecht und nichts anderes.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Es ist richtig, wenn wir endlich ein Stipendienpro-
ramm haben, bei dem die Fachhochschulen stärker in
en Fokus kommen. Nach den aktuellen Zahlen werden
isher nur 9 Prozent der Studierenden an Fachhochschu-
n gefördert. Wir brauchen eine stärkere Förderung

uch für Studenten an Fachhochschulen auf der Basis ei-
er Stipendienkultur.

Alles in allem wünsche ich mir, dass wir heute in ei-
em breiten Konsens das nationale Stipendienprogramm
nd die BAföG-Modernisierung auf den Weg bringen.
as nationale Stipendienprogramm bietet die Chance,

inen neuen akademischen Generationenvertrag in der
undesrepublik Deutschland herzustellen. Damit besteht
ie Chance, mehr Gerechtigkeit in der Bildungsfinanzie-
ng sicherzustellen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705003100

Das Wort erhält nun die Kollegin Yvonne Ploetz für

ie Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Yvonne Ploetz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705003200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

rau Schavan, eine Bildungsrepublik sieht anders aus!

Als Studentin und ehemalige BAföG-Empfängerin
ann ich dies aus eigener Erfahrung sagen. Wenn man
ilweise bis zu zwei Jobs parallel zum Studium anneh-
en muss, um Essen, Miete, Bücher, Semesterbeitrag

sw. bezahlen zu können, geht das nicht selten zulasten
er Konzentrationsfähigkeit in Vorlesungen und Semina-
n.

Die Studienbedingungen haben sich seit Ablauf mei-
er Förderung verschlechtert. In fünf Bundesländern
erden Studiengebühren fällig. Ich hätte also 80 Euro





Yvonne Ploetz


(A) )


)(B)

im Monat mehr verdienen müssen. Da stellt sich nur die
Frage, wie das heute in einem starren System von Ba-
chelor und Master möglich sein soll.

Gerade einmal 17 Prozent aller Studierenden erhalten
BAföG. Die durchschnittliche Förderhöhe liegt bei
398 Euro. Mehr als das Doppelte wird benötigt. Das
zeigt nicht zuletzt die jüngste Sozialerhebung des Deut-
schen Studentenwerks. Vor diesem gesamten Hinter-
grund ist die von Ihnen angestrebte Minierhöhung um
2 Prozent nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen
Stein.


(Beifall bei der LINKEN)


Ganz kurz zur HIS-Studie. Über die Fakten kann man
nicht einfach hinweggehen, nur weil es mehrere Items in
dieser Befragung gab. 77 Prozent der Studienberechtig-
ten ohne Studienabsicht gaben das Fehlen finanzieller
Voraussetzungen als Grund für ihren Studienverzicht an.
73 Prozent wollen sich nicht verschulden. Solche Zahlen
lassen doch hellhörig werden, nicht zuletzt angesichts
des aufziehenden Akademikermangels. Für die Bundes-
regierung gilt das offensichtlich nicht!

Frau Schavan, Sie müssen gerade jetzt, in der Zeit ei-
nes sozial unausgewogenen Sparpakets, das Vertrauen
der Schüler und Schülerinnen und der Studierenden in
die Ausbildungsförderung stärken und positive Signale
senden. Zeigen Sie, dass Sie soziale Hürden zum Bil-
dungszugang ernsthaft beseitigen wollen!


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Genau das machen wir!)


Des Weiteren müssen Sie bei der Finanzierung einen
Kompromiss mit den Bundesländern finden. Sie gehen
derzeit bewusst das Risiko ein, dass die Länder Ihnen die
Zustimmung zum Gesetz verweigern, nur weil Sie deren
Finanznöte einfach nicht ernst nehmen wollen. Dabei
senkt diese Regierung die Einnahmen der Länder und
fordert mehr Ausgaben für Bildung, und gleichzeitig sol-
len die Länder – siehe Schuldenbremse – auch noch aus-
gewogene Haushalte abliefern.

Insgesamt weist Ihr Gesetzentwurf in die richtige
Richtung. Sie haben anscheinend den Handlungsbedarf
erkannt. Leider bleiben Sie aber hinter dem Notwendi-
gen zurück:

Erstens. Es ist ein Holzweg, auf dem sich die
schwarz-gelbe Regierung befindet, mit Elitestipendien
für wenige die eigene Klientel zu beglücken, anstatt Bil-
dungsaufstieg für viele zu organisieren.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Das ist doch falsch!)


Ziehen Sie Ihr Gesetz zur Schaffung eines nationalen
Stipendiensystems zurück! Nutzen Sie die frei werden-
den Haushaltsmittel, um die Bedarfssätze und Freibe-
träge um 10 Prozent anzuheben, und passen Sie das
BAföG jährlich an die Preisentwicklung an!


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Swen Schulz [Spandau] [SPD])


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(C (D Zweitens. Mittelfristig soll eine elternunabhängige örderung dafür sorgen, dass wirklich niemand in seiem Bildungsweg von Dritten abhängig ist. Drittens. Erarbeiten Sie einen Vorschlag, wie die Ausildungsförderung wieder auf ein Vollzuschusssystem mgestellt werden kann, wie es 1971 ursprünglich konipiert war. Nur so ist dafür gesorgt, dass junge Menchen nicht mit einem Schuldenberg ins Berufsleben tarten müssen. Nur so ist dafür gesorgt, dass ihre gesellchaftlich notwendige und wertvolle Leistung entsprehend gewürdigt wird. Viertens. Verzichten Sie auf Höchstaltersgrenzen, dait das BAföG bolognatauglich und dem festgeschriebe en Ziel des lebenslangen Lernens Rechnung getragen ird. Fünftens. Gewährleisten Sie, dass das Studium wieder allen Bundesländern gebührenfrei wird; denn Studien ebühren sind und bleiben Bildungskiller. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der LINKEN)


Nehmen Sie die Forderung der Linken für ein schlag-
räftiges BAföG auf. So bieten Sie Anreize zur Studien-
ufnahme und verbessern die Lebensbedingungen der
mpfängerinnen und Empfänger entscheidend.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705003300

Liebe Frau Ploetz, zu Ihrer ersten Rede im Deutschen

undestag gratuliere ich Ihnen herzlich im Namen des
anzen Hauses,


(Beifall)


erbunden mit allen guten Wünschen für die weitere par-
mentarische Arbeit.

Das Wort hat nun die Kollegin Monika Grütters für
ie CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Monika Grütters (CDU):
Rede ID: ID1705003400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir kön-

en mit Genugtuung feststellen, dass das Thema Bildung
icht nur das Parlament, sondern auch die Republik be-
egt. Wenn es dabei auch um Geldfragen geht, wird es
och spannender. Wir kommen in dieser Woche – das
age ich auch für unsere Gäste auf der Tribüne – auf drei
roße Bildungsdebatten an zwei Plenartagen. Ich finde
as ziemlich beachtlich und auch gut; denn es geht uns
or allen Dingen um die Verbesserung der Situation der
tudierenden. Das sollte man erst einmal beklatschen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich finde es verwunderlich, dass die Opposition, die
elbst nichts tut, geradezu reflexartig reagiert und sagt:
as ihr tut, ist zu wenig. – Ein weiterer Punkt ist: Wenn





Monika Grütters


(A) )


)(B)

wir den Hochschulen mit Ideen wie BAföG-Erhöhung,
nationales Stipendienprogramm und Förderung der
Lehre in einer dritten Säule kommen, weichen diese erst
einmal zurück und sagen: Hilfe, damit haben wir am
Ende noch mehr Arbeit. Jetzt sollen wir leistungsstarke
Studierende identifizieren und mehr Geld einwerben.
Das alles können wir nicht leisten.

Ich gebe zu, dass an dem nationalen Stipendienpro-
gramm einige Punkte verbesserungsbedürftig sind, zum
Beispiel der Punkt Mobilitätshemmnisse.


(Beifall des Abg. Swen Schulz [Spandau] [SPD])


Das habe ich nie bestritten. In dieser Hinsicht muss man
nacharbeiten.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Warum nicht jetzt?)


Aber all die kleinliche Kritik reicht doch wohl nicht aus,
um das Geld für die Studierenden gleich wieder abzu-
schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: BAföG umschichten!)


Hier in Deutschland ist die Stipendienkultur, weil das
Studium für den Einzelnen wesentlich günstiger ist als
sonst wo auf der Welt, noch verdammt unterentwickelt.
Gerade einmal 1 Prozent der Studierenden bekommt
Geld von den Begabtenförderungswerken, die vom
BMBF finanziert werden.


(Klaus Hagemann [SPD]: Mehr!)


Ein weiteres Prozent bekommt Stipendien aus privater
Hand. Wir zumindest wollen – ich weiß nicht, wie Sie
darüber denken; nach Ihrem heutigen Verhalten zu ur-
teilen, muss ich in Zweifel ziehen, das auch Sie das wol-
len – mittelfristig auf 10 Prozent Stipendiaten kommen.
Auch dafür ist dieses Programm geeignet. Ministerin
Schavan hat in der letzten Legislaturperiode die Zu-
schüsse des BMBF an die zwölf Begabtenförderungs-
werke von 80 Millionen Euro auf 132 Millionen Euro
erhöht. Wir hatten damals 13 000, jetzt haben wir
21 000 Geförderte. Ebenso wichtig ist, finde ich, dass
der Anteil privater Finanzierung für die Hochschulen er-
höht wird. Deutschland liegt im OECD-Durchschnitt – da
sind es 27 Prozent – mit 15 Prozent weit zurück. Das
meiste Geld davon geht in die Forschung. Wir müssen
also etwas tun, damit sich die Wirtschaft mehr für die
Studierenden und die Unis interessiert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Auch in dieser Hinsicht wäre ich mit Kritik an Ihrer
Stelle, Frau Gohlke, sehr vorsichtig; denn Sie verlieren
mit Ihrer Detailkritik den Zusammenhang aus den Au-
gen.


(Nicole Gohlke [DIE LINKE]: Das war eine Fundamentalkritik!)


Was die Angst der Hochschulen angeht, sie könnten
die Auswahlarbeit nicht leisten, kann ich nur sagen: So
viel Betreuungsaufwand kann ein Student verdammt

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(C (D och mal von seinen Professoren erwarten. Sie müssen ls Erste wissen, wer von den Studierenden leistungstark ist und wer weniger leistungsstark ist. Das wäre ein eg, um der viel beklagten Anonymität an den Hoch chulen entgegenzuwirken. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dass es für die Unis nicht einfach ist, zusätzliches
eld einzuwerben, und dass das mit Mehraufwand ver-
unden ist, verstehe ich. Andererseits ist auch die
undraising-Kultur hier unterentwickelt. Wo, wenn
icht bei solch einem kleinen, überschaubaren, sehr kon-
reten Programm sollen wir anfangen, solche Defizite
ufzuarbeiten?


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Programm ist überdimensioniert! 160 Millionen Euro Steuermittel, und da sprechen Sie von „klein“! – Weiterer Zuruf der Abg. Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD])


Es ist noch viel zu tun an den Unis, auch in diesem
unkt, Frau Schieder. Ich finde, das sollten wir alle ge-
einsam anpacken.

Last, but not least: Aus meiner Sicht ist die
chlimmste Kritik an diesem Programm die von einigen
eäußerte Klage, es gehe in erster Linie um Leistungs-
tipendien. Auch der Mut zur Betonung der Leistung,
nd zwar unabhängig vom Elterneinkommen, ist in
eutschland verdammt unterentwickelt,


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Dann müssen Sie sich mal darauf einigen!)


enauso unterentwickelt wie die Stipendienkultur und
as professionelle Fundraising. Übrigens, keiner von uns
estreitet den Zusammenhang zwischen Bildung und
erkunft. Natürlich muss man im frühkindlichen Alter

nsetzen. Man darf aber nicht 22-Jährige dafür bestrafen,
ass sie aus einem bildungsnahen Elternhaus kommen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie messen Sie denn Leistung?)


err Gehring, Sie haben eben von Ungerechtigkeit ge-
prochen. Ungerecht ist es, wenn sich ein begabter Stu-
ent dafür entschuldigen muss, dass seine Mutter Apo-
ekerin oder Lehrerin ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das ist eine Frechheit! – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist peinlich, was Sie da vortragen! Oberpeinlich!)


ine echte Benachteiligung wäre es, Herr Gehring, wenn
ieser Student nur wegen des Berufes seiner Mutter für
eine Leistung nicht belohnt würde.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


as können wir uns hier jedenfalls nicht leisten.

Ich finde es entzückend, dass inzwischen auch die
rünen der Hochschulautonomie das Wort reden; daran





Monika Grütters


(A) )


)(B)

haben wir lange gearbeitet. Schauen Sie einmal zur Uni
Duisburg: Sie hat sich – ganz autonom – dafür entschie-
den, Leistungsstipendien an leistungsstarke Studierende
mit Migrationshintergrund zu vergeben. Genau in die-
sem Punkt ist genug Spielraum für autonomes Handeln.

Ein allerletztes Wort. Wir haben zwar kein Oxford,
kein Princeton, kein Cambridge, keine ENA, kein MIT
und kein Harvard. So etwas einzurichten, trauen wir uns
nicht. Aber ein klitzekleines, ein bescheidenes Stipen-
dienprogramm für besonders leistungsstarke Studie-
rende, die sich weder in der einen noch in der anderen
Hinsicht für ihr Elternhaus entschuldigen müssen,


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Jetzt wird es demagogisch!)


das müssen wir uns leisten können.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das ist wirklich unterirdisch!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705003500

Nun hat der Kollege Dr. Ernst Dieter Rossmann das

Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Iris Gleicke [SPD]: Jetzt kommt wieder Qualität in die Debatte!)



Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1705003600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

möchte an den ersten Beitrag der heutigen Debatte an-
knüpfen, also an den der Ministerin. Frau Ministerin, mir
ist aufgefallen: Als Sie über das BAföG sprachen, waren
Sie sehr konkret, und als es um das Stipendium ging, wa-
ren Sie wie so oft „Schavan-wolkig“.

Wir erkennen positiv an, dass sich auch bei Ihnen of-
fensichtlich die Vorstellung herausgebildet hat, dass das
BAföG das Fundament der Studienförderung ist. Tat-
sächlich wissen wir alle, was sich in der sogenannten
bürgerlich-rechtsliberalen Koalition hier abgespielt hat.


(Dr. Reinhard Brandl [CDU/CSU]: Christlichliberale Koalition! – Gegenruf des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Neoliberale Koalition!)


Denn auch in dieser Debatte merkt man, dass die FDP
die eigentlichen Initiatoren des nationalen Stipendien-
programms sind. Nur befinden Sie sich, Frau Ministerin
Schavan, nun in dem Dilemma, sich als Ministerin auch
damit identifizieren zu müssen, demnächst hier 160 000 Sti-
pendien vorzeigen zu können. Außerdem müssen Sie
sich als Ministerin daran messen lassen, ob tatsächlich
das alles eintritt, was Sie hier immer wieder insinuieren,
nämlich dass die Schaffung des nationalen Stipendien-
programms zu mehr sozialer Gerechtigkeit und mehr so-
zialer Zugänglichkeit führen werde. Und da wird es
schwierig. Man merkt im Übrigen auch, dass Sie sich bei
der Argumentation sehr verrenken müssen, um die Ba-

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(C (D nce zu halten. Teilweise müssen Sie sogar einen Perpektivwechsel vornehmen, der dem eigentlichen Prolem nicht gerecht wird. Der Kollege Kaufmann von der CDU hat gesagt, auch enn das Haushaltseinkommen der Eltern bei circa 200 Euro brutto liege, sei man BAföG-berechtigt. Herr ollege, Sie wissen, dass man dann Anspruch auf Euro BAföG hat. Wenn es aber darum geht, BAföG in öhe von maximal 670 Euro zu erhalten, dann ist der ichtwert 2 500 Euro brutto. Das ist es, worum es eientlich geht. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


diese Debatte die Zahl 7 200 Euro einzuführen, ist
icht in Ordnung.

Damit fallen Sie hinter das zurück, was Sie eigentlich
egriffen haben sollten: Wir wollen, dass mehr Men-
chen eine auskömmliche und motivierende Förderung
rhalten. Auch über die Erhöhung der Freibeträge sollen
ie unteren Mittelschichten – deren Angehörige sollten
igentlich auch Ihnen am Herzen liegen; Sie isolieren
ie; Sie lassen sie allein – ebenfalls gefördert werden.
rau Ministerin, da hilft es nichts, zu sagen, über das ge-
lante nationale Stipendienprogramm würden diejenigen
u einem Studium motiviert, die sich davon jetzt noch
rnhielten. Sie werden darüber natürlich nicht motiviert,
eil sie vor der Studienentscheidung bzw. am Anfang
es Studiums gar nicht wissen, ob sie überhaupt in die
tipendienlotterie hineinkommen oder nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705003700

Herr Kollege.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1705003800

Das motiviert doch nicht. Aber zu wissen, dass man,

enn das Familieneinkommen 3 000 Euro brutto pro
onat beträgt, den klaren, vorher ablesbaren Rechtsan-

pruch hat, sozial, finanziell und materiell unterstützt zu
erden, bewirkt zusätzliche Studienbereitschaft, Stu-
iensicherheit und Studienperspektive. Die Argumente
erart zu verdrehen, ist nicht in Ordnung!


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705003900

Herr Kollege Rossmann, darf ich den vorsichtigen

ersuch unternehmen, Sie leise zu fragen, ob Sie sich
orstellen könnten, eine Zwischenfrage des Kollegen
upprecht zu beantworten?


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1705004000

Herr Präsident, manchmal bin ich in Fahrt; aber es ist
mer gut, einen Tempowechsel zu machen. Herzlich

ern.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705004100

Sehr gut.






(A) )


)(B)


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1705004200

Herr Kollege Rossmann, wir sind der Ansicht, dass

das Leitmotiv für die Gewährung von BAföG Bedürftig-
keit und nicht die Beschaffung eines allgemeinen Stu-
denteneinkommens ist. In diesem Zusammenhang ist die
Aussage des Kollegen Kaufmann, dass einer Familie mit
zwei Kindern bis zu einem Einkommen in Höhe von
7 200 Euro BAföG gezahlt wird, richtig.


(Zuruf von der SPD: Aber wie viel?)


Ihr Vorschlag ist, die Bemessungsgrundlage substanziell
zu erweitern. Das heißt, Ihr Ansatz, wenn ich Sie richtig
verstehe, ist, dass auch bei einem Familieneinkommen
von über 8 000 Euro BAföG bezogen werden kann. Das
heißt, Bedürftigkeit ist Ihrer Meinung nach auch bei ei-
nem Einkommen von über 8 000 Euro gegeben. Ich
stelle Ihnen die Frage, ob das Ihr Verständnis von Sozial-
politik und Bedürftigkeit ist.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1705004300

Unser Verständnis ist, dass diejenigen, die zwischen

3 000 und 3 500 Euro brutto verdienen und sich die
Frage stellen, ob sie ihrem Kind ein Studium garantieren
können, wissen sollen, dass ein auskömmlicher BAföG-
Satz eine stabile, berechenbare Studienförderung garan-
tiert. Es geht uns nicht um das abstrakte Problem, ob
auch bei einem Einkommen von 7 000 oder 8 000 Euro
ein BAföG-Euro gezahlt wird. Das bewegt die Men-
schen nicht. Die prekäre Schicht, die untere Mittel-
schicht bewegt vielmehr, ob sie für ein Studium finan-
ziell in Vorlage gehen können oder nicht. Da haben Sie
einen blinden Fleck. Diesen blinden Fleck hätten Sie
ausräumen können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Den sind wir in der letzten Legislaturperiode doch nicht
aus Daffke zusammen mit Ihnen angegangen, indem wir
die Freibeträge um 10 Prozent erhöht haben. Weshalb
verlassen Sie jetzt diesen Pfad der Einsicht? Weshalb
machen Sie jetzt eine krumme Lösung über ein Stipen-
dienprogramm


(Patrick Meinhardt [FDP]: Weil es gut ist!)


und legen etwas nahe, was so gar nicht eintreten wird?

Hinzu kommen merkwürdige Argumente. Es wird un-
ter anderem das Argument angeführt, dass man endlich
soziale Gerechtigkeit darüber schaffen könne, dass Sti-
pendienempfänger, wenn sie BAföG beziehen, das Sti-
pendium obendrauf bekommen können. Damit erreichen
Sie doch nicht die Hauptzielgruppe. Sie bedienen damit
doch sozusagen die Apothekerfamilien und andere.


(Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Falsch! – Patrick Meinhardt [FDP]: Das ist pure Polemik! Neiddebatte! Unglaublich ist das! Sie sind der Spalter in diesem Land! – Weitere Zurufe von der FDP)


Denn Sie hatten immer die Sorge, dass diese nicht aus-
reichend an der Förderung beteiligt werden. Für sie wol-
len Sie zusätzlich 300 Millionen Euro mobilisieren,

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(C (D obei 200 Millionen Euro aus öffentlichen Geldern ommen. Das ist Ihr Interesse. Aber das sollte nicht das teresse der CDU/CSU sein, wenn es darum geht, die tudienberechtigung und die Studienfähigkeit zu erhöen und dies sozial gerecht auszugestalten. Dieser sozian Spannung, diesem Junktim, dieser Verquickung einer uten BAföG-Reform (Patrick Meinhardt [FDP]: „Gute BAföGReform“ hat er gesagt!)


nd eines schlechten Stipendienprogramms, sind Sie in
rer Koalition ausgeliefert, und die Ministerin muss

ies gegen bessere Einsicht leider mitexekutieren, weil
as Ihre FDP-Bedingung im Bildungsbereich im Rah-
en des Koalitionsvertrages war.


(Beifall bei der SPD)


Ich komme zu einem nächsten Punkt. Dabei geht es
m die Frage, ob die Sozialdemokratie grundsätzlich ge-
en Stipendien ist. Nein! Deshalb haben wir, Frau Minis-
rin, in der letzten Legislaturperiode auf Ihre Initiative
in zusammen die Mittel für die zwölf Träger im Rah-
en des Begabtenförderwerkes erhöht. Mittlerweile
erden etwa 22 000 Menschen gefördert; Frau Grütters
at dies positiv hervorgehoben. Es gibt Steuerentlastun-
en. Es sollten in knappen finanziellen Zeiten aber keine
lschen Prioritäten gesetzt werden.

Ich möchte in diesem Zusammenhang auf das zu
prechen kommen, worum es jetzt eigentlich geht: Die
inisterin hat ihre Rede mit dem Datum 2020 begon-

en. Wir sind ja sehr für Langfristigkeit; aber dafür müs-
en als Erstes doch auch die nächsten Hürden übersprun-
en werden. Frau Grütters, es reicht nicht, dass wir beide

Bundestag über Bildung reden. Es muss auch etwas
erauskommen, es muss für die Familien und die Studie-
nden etwas bewirkt werden.


(Beifall bei der SPD)


enn heute geht es nur um den ersten Teil. Der zweite,
ichtigere Teil findet dann im Bundesrat und gegebe-
enfalls im Vermittlungsausschuss statt. Da jetzt noch
wei Redner – einer von der CDU und einer von der
SU – sprechen, fragen wir: Können Sie garantieren,
ass Herr Seehofer nicht querschießt, sondern dass Bay-
rn die Beschlüsse stützt, obwohl Bayern etwas anderes
ngedeutet hat? Können Sie garantieren, dass der ungute
eist von Herrn Koch nicht auch noch diese bescheidene
AföG-Reform kaputtmacht? Können Sie das in Bezug
uf Schleswig-Holstein bzw. Herrn Carstensen garantie-
n, der schon Einrede erhoben und gesagt hat: „Wir tra-

en die BAföG-Reform nicht mit, weil wir das Geld da-
r nicht einsetzen wollen“? Es wird entscheidend sein,

b die Vertreter von CDU und CSU das im Bundesrat
bsichern und unterstützen. Deshalb machen Sie es sich
n der Stelle so schwer.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Die SPD auch! – Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Was macht denn die SPD?)


Nein, gehen Sie die Ministerpräsidenten von der SPD
urch! Sie werden am Ende im Bundesrat nicht erleben,
ass es bei der BAföG-Erhöhung – dem Schritt, den die
egierung hier vorsieht – zu Einrede und Gegenrede





Dr. Ernst Dieter Rossmann


(A) )


)(B)

vonseiten der SPD kommt. In Bezug auf das Stipendien-
system kommt es zu Gegenrede, aber nicht in Bezug auf
die BAföG-Erhöhung. Da haben Sie Ihre Probleme.
Bringen Sie da Ordnung in Ihre Reihen, damit es am
Ende im Juli ein Ergebnis gibt!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wenn es nämlich bis dahin kein Ergebnis gibt, dann ha-
ben Sie Ihr erstes Versprechen schon gebrochen, nämlich
dass dieses Gesetz im August in Kraft tritt, damit die
Studierenden im Wintersemester dieses Jahres davon
profitieren.

Frau Grütters, so wird Bildungsbewusstsein, eine Bil-
dungsrepublik geschaffen: konkrete Verbesserungen, die
so eintreten, dass man mit ihnen rechnen kann. Wir kön-
nen am heutigen Tag noch nicht mit ihnen rechnen. Des-
halb täten Sie gut daran, im Gesetzentwurf BAföG und
Stipendiensystem zu entkoppeln; das macht es im Bun-
desrat viel leichter. Sie täten gut daran, festzuhalten, dass
das BAföG finanziell immer noch eine Gemeinschafts-
leistung ist. Am Ende sind hier schließlich die Vertreter
aller Parteien gefordert; denn im Bundesrat sitzen die
Vertreter aller Landesregierungen, aller Farben.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705004400

Herr Kollege.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1705004500

Das Problem ist, dass Schwarz-Gelb in Bezug auf das

BAföG noch nicht die Konsistenz zeigt, noch nicht die
Unterstützung gibt, die wir brauchen, damit die Roten,
die Sozialdemokraten, und die Grünen ihren Beitrag
dazu leisten können, dass diese Verbesserung des Zugangs
zum Bildungswesen, zur Hochschule endlich vollzogen
wird, damit es bei der Herstellung von Chancengleich-
heit in Deutschland endlich einen Schritt vorangeht.

Es ist nur ein Schritt. Deshalb enthalten wir uns.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705004600

Herr Kollege, Sie müssen nun wirklich zum Schluss

kommen.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1705004700

Wir sagen Nein zum Stipendiensystem, aber werben

dafür, dass Sie in Zukunft die größeren Schritte mit uns
gemeinsam tun: Erhöhung der Freibeträge, Schaffung ei-
ner besseren Zugänglichkeit, Gewährleistung sozialer
Gerechtigkeit in Bezug auf die Unter- und Mittelschicht.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705004800

Herr Kollege, Sie müssen nun wirklich zum Schluss

kommen!


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1705004900

Das sind unsere Anliegen. Dafür bitten wir um Ihre

Unterstützung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


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(C (D Dr. Reinhard Brandl ist der nächste Redner für die DU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705005000


Dr. Reinhard Brandl (CSU):
Rede ID: ID1705005100

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

diesen Wochen werden entscheidende Weichen für die
ukunft unseres Landes gestellt.


(René Röspel [SPD]: Sie stellen die Weichen, wir stellen die Ampel! – Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Sie müssen den Zug fahren lassen, die Weichen allein reichen nicht!)


ie übergeordnete Aufgabe ist die Konsolidierung unse-
r Staatsfinanzen. Wir stehen hier gegenüber der nächs-
n Generation in einer besonderen Verantwortung. Aber
enauso verantwortungslos, wie unseren Kindern nur
chulden zu hinterlassen, wäre es, wenn wir an ihrer Bil-
ung und im Bereich der Forschung sparen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 1 Milliarde Hotelbettensubventionierung!)


enn Bildung und Forschung sind die Grundlage für
ngfristiges Wachstum und Wohlstand in unserem
and.

Dass wir heute, in einer Phase, in der sich alles ums
paren dreht, das BAföG erhöhen und den Kreis der Be-
ugsberechtigten ausweiten, zeigt doch, wie ernst es uns
it diesem Thema ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das Elterngeld zusammenstreichen!)


an kann sich natürlich immer hinstellen und nach jeder
rhöhung eine noch stärkere Erhöhung fordern. Aber
abei dürfen wir eines nicht übersehen: Das BAföG ist
ine Sozialleistung; es besteht nur Anspruch darauf,
enn die für den Lebensunterhalt und die Ausbildung
otwendigen Mittel nicht anderweitig zur Verfügung ste-
en.

Hinzu kommt beim BAföG die Sondersituation, dass
ie Finanzierung eines Studiums für jeden Einzelnen
ine Investition darstellt, die sich im Durchschnitt durch
in deutlich niedrigeres Risiko, arbeitslos zu werden,
nd ein deutlich höheres Einkommen mehr als bezahlt
acht. Im Sinne einer Gleichbehandlung mit Empfän-

ern anderer Sozialleistungen sind wir auch beim
AföG angehalten, regelmäßig zu überprüfen, wie sich
inkommen und Verbrauchspreise entwickeln, und auf
ieser sachlichen Basis die Bedarfssätze und Freibeträge
nzupassen. Das sind wir im Übrigen auch denjenigen
chuldig, die durch ihre Steuern diese Leistung finanzie-
n, obwohl sie selbst oder ihre Kinder sie nie in An-

pruch nehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)






Dr. Reinhard Brandl


(A) )


)(B)

Das BAföG ist – das ist heute mehrfach angesprochen
worden – die wichtigste Säule der staatlichen Ausbil-
dungsförderung. Daneben haben wir bereits die weitere
Säule der Studienkredite. Heute bauen wir eine dritte
Säule, die der leistungsabhängigen Stipendien, auf. Leis-
tungsstipendien führen im Moment in unserem Land
ein Schattendasein: Nur etwa 2 Prozent der Studentinnen
und Studenten werden mit Stipendien gefördert. Für die
Zukunft unseres Landes brauchen wir aber auch junge
Menschen, die bereit sind, mehr zu leisten als der Durch-
schnitt. Mit mehr Leistung meine ich nicht nur bessere
Noten, sondern auch den ehrenamtlichen und sozialen
Bereich. Diese Leistungen müssen wir in unserer Gesell-
schaft besonders honorieren.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt doch eine Kannregelung im Gesetz!)


Mit dem nationalen Stipendienprogramm wollen wir ein
Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung besonde-
rer Leistungen setzen, und zwar unabhängig vom Ein-
kommen der Eltern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das Stipendienprogramm bietet außerdem zusätzlich
zu der staatlichen Förderung die Chance, den Anteil von
privaten Geldern an der Ausbildungsfinanzierung weiter
zu erhöhen, um mehr Geld ins System zu bringen. Wa-
rum sollen Alumni nicht im Sinne eines Generationen-
vertrages die Chance erhalten, ihrer Hochschule freiwil-
lig etwas zurückzugeben oder einen Studenten finanziell
zu unterstützen? Für die soziale Ausgewogenheit ist es
wichtig, dass wir das Stipendiensystem zusätzlich zum
BAföG einführen. Zusätzlich bedeutet explizit, dass ein
BAföG-Bezieher das neue Stipendium zusätzlich zum
BAföG bekommt.

Mit diesen zentralen Weichenstellungen – der Konso-
lidierung der Staatshaushalte auf der einen Seite und den
Investitionen in Bildung und Forschung auf der anderen
Seite – legen wir als christlich-liberale Koalition in die-
sen Wochen den Grundstein für langfristiges Wachstum
und Wohlstand in unserem Land.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705005200

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

Kollege Michael Kretschmer, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1705005300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Liste

der Projekte unserer christlich-liberalen Koalition im
Bereich Bildung ist gewaltig:


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Ach!)


BAföG-Erhöhung, Stipendienprogramm, Bildungslotsen
und Ausbau der Krippenplätze. All diese Dinge tun wir
bewusst, um in Bildung und Chancengerechtigkeit zu in-
vestieren.

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(C (D (Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Wissen das die Bundesländer auch schon?)


ir werden in dieser Legislaturperiode 12 Milliarden
uro zusätzlich für Bildung und Forschung ausgeben.
h glaube, das ist ein tolles Signal für unser Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Diskussion über mehr Bildung und Prioritäten für
ie Bildung wird natürlich auch mit den Ländern ge-
hrt. Gestern hatten wir dazu eine Aktuelle Stunde.
ehr Geld für Bildung ist richtig. Wir brauchen diese

riorität; aber Bildung darf nicht mit Schulden finanziert
erden, sondern muss durch Einsparungen an anderer
telle möglich gemacht werden.


(Iris Gleicke [SPD]: Lieber die Hotelsteuer!)


enn wir tun der jungen Generation keinen Gefallen,
enn wir ihnen einen Trümmerhaufen aus Staatsschul-
en hinterlassen. Nein, dieses Land muss raus aus der
chuldenfalle. Deswegen sind Konsolidierung und
nvestition in Bildung die zwei Seiten einer Medaille,
enn es um die Zukunftsfähigkeit geht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Warten Sie bis zum nächsten Tagesordnungspunkt!)


Das BAföG wird in diesem Jahr 40 Jahre alt. Wir be-
ten heute die 23. BAföG-Novelle. Es ist vermutlich
mer so gewesen, dass die Regierenden stolz auf das

aren, was sie an BAföG-Reformen auf den Weg ge-
racht haben. Der Opposition hingegen hat es meistens
icht gereicht. Nur dieses Mal ist es besonders bitter,
enn man sich die Bilanz anschaut: In der Zeit von Rot-
rün ist das BAföG um 33 Euro gestiegen, in der Zeit
on Bundesministerin Annette Schavan innerhalb von
nf Jahren um 108 Euro.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das waren Peter Struck und die SPD!)


ir haben heute einen BAföG-Höchstsatz von 670 Euro.


(Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Sie wissen, dass wir in einer Großen Koalition an der Regierung waren?)


as ist ein großer Erfolg und Ergebnis einer kontinuier-
chen Prioritätensetzung für Bildung und Forschung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Bei der heutigen Diskussion über das BAföG ist fest-
ustellen, dass konkrete Änderungen vorgenommen
urden: Die Altersgrenze wird auf 35 Jahre angehoben.
ei den Sprachnachweisen bauen wir Bürokratie ab. Wir
ommen den Vorschlägen des Normenkontrollrats nach.
ei den Wohnkostennachweisen gehen wir in die rich-
ge Richtung. Bei der Anrechnung der Kindererzie-
ungszeiten sind wir ein ganzes Stück weitergekommen.

Im BAföG-Bericht wird eine Anhebung der Sätze um
,5 Prozent vorgeschlagen. Wir sagen klar: Nein, wir he-
en die Sätze deutlich höher an, und zwar um 2 Prozent.
ei den Freibeträgen wird vorgeschlagen, dass eine Er-





Michael Kretschmer


(A) )


)(B)

höhung um 1 Prozent angemessen wäre. Wir erhöhen
um 3 Prozent.

Wenn Sie das addieren, kommen Sie auf eine Gesamt-
summe von 600 Millionen Euro für den Bund und auf
noch einmal 500 Millionen Euro für die Länder bis
2013. Das ist eine große und keine kleine BAföG-Re-
form.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In Zeiten, in denen an jeder Ecke über Einsparungen in
Höhe von 100 000 Euro gesprochen wird, geben wir an
dieser Stelle zusätzlich 1 Milliarde Euro aus.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Haben Sie das schon durch den Bundesrat durch?)


Am Ende werden zwischen 50 000 und 60 000 Studie-
rende zusätzlich in den Genuss von BAföG-Leistungen
kommen. Ich glaube, das ist das richtige Signal. Darüber
sollten wir uns gemeinsam freuen. Darauf sollten wir ge-
meinsam stolz sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir wollen jetzt ein nationales Stipendienpro-
gramm auf den Weg bringen; denn der internationale
Vergleich hat gezeigt, dass wir in diesem Land keine Sti-
pendienkultur haben. Das haben wir in den letzten Jah-
ren – ich bin seit acht Jahren Mitglied des Deutschen
Bundestages – immer wieder beklagt und analysiert. Es
gab verschiedene Anläufe, das zu ändern. Die deutsche
Wirtschaft hat, was sehr verdienstvoll ist, einen Fonds
eingerichtet, in den zum Teil auch größere Beträge ein-
gezahlt wurden.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie viel?)


Trotzdem gab es keine große Bewegung.

Die Zahl der Stipendiaten, die von der freien Wirt-
schaft finanziert werden, ist viel zu gering. Deswegen ist
es richtig, dass man sich Gedanken darüber macht, was
man anders machen kann. Der Vorschlag, den wir heute
zur Abstimmung stellen, wird an vielen Punkten der Re-
alität in diesem Land gerecht.


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD)


Wenn man weiß, dass man keine Stipendientradition
hat, muss man sich überlegen, wie man das richtig ma-
chen kann.


(Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Was Vernünftiges muss man sich überlegen! Was Vernünftiges müssen Sie sich überlegen!)


Wir haben gesagt: Wenn die Wirtschaft oder eine Privat-
person 150 Euro in eine Stiftung einzahlt, dann soll sich
der Staat ebenfalls mit 150 Euro engagieren – 75 Euro
vom Land und 75 Euro vom Bund –, damit wir am Ende
auf 300 Euro kommen.

Wir sind auf die Argumente eingegangen. Da wurde
gefragt: Ist das denn eigentlich sozial gerecht? – Dazu
muss man zunächst einmal sagen: Das BAföG ist eine
Sozialleistung. Beim nationalen Stipendienprogramm
geht es um Studienleistungen.

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(C (D (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Immerhin! Da sind Sie schon mal weiter als andere!)


Es ist aber richtig, dass man auch für Migranten und
iejenigen, die sich sozial engagieren, etwas tun soll.
us diesem Grund ist die Frage, ob man sich sozial en-
agiert, ein Auswahlkriterium für das nationale Stipen-
ienprogramm geworden.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber ein freiwilliges! – Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Das ist das Problem!)


h halte das für richtig.

Ein weiteres Argument war die regionale Verteilung,
ie heute häufig angesprochen wurde. Ich komme ausei-
er Gegend, die wirtschaftlich wirklich schlecht dran ist,
us Görlitz. Deswegen halte ich die Lösung, die wir ge-
nden haben, für richtig: Wir beziehen den Wert von
Prozent der Studierenden auf die jeweilige Hoch-

chule. Das heißt, wenn man in München beispielsweise
chnell vorankommt, sind dort diese 8 Prozent schnell
rreicht. Aber auch für andere Teile des Landes, etwa
ottbus, Bochum oder wo auch immer, wo man etwas
nger dafür braucht, ist gewährleistet, dass es an diesen
tandorten eine Chance auf Förderung gibt. Wir haben
it den Ländern vereinbart, dass nach vier Jahren ge-

chaut wird, was wir erreicht haben und wie das funktio-
iert, damit gegebenenfalls nachgesteuert werden kann.


(Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Sie haben mit den Ländern noch gar nichts vereinbart, weder beim BAföG noch bei den Stipendien!)


Ich glaube, dass wir mit dem nationalen Stipendien-
rogramm einen richtigen Schritt unternehmen. Deswe-
en kann ich nur um Zustimmung bitten.

Die billigen Klassenkampfparolen, die wir in den
tzten anderthalb Stunden in diesem Raum von der lin-
en Seite des Hauses gehört haben, machen keinen Mut,
or allen Dingen nicht den jungen Leuten.


(Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Ihre Ignoranz auch nicht!)


h habe in meiner Studienzeit viele junge Leute aus
chwierigen Verhältnissen getroffen. Die haben mit mir
tudiert und sich durchgekämpft. Unsere Aufgabe im
eutschen Bundestag muss es sein, diese Menschen zu

rmutigen, ein Studium zu beginnen.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


ir dürfen ihnen nicht immer nur sagen, dass alles
rchtbar ist.


(Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Furchtbar ist diese Regierung! Das stimmt!)


ein, wir haben in den vergangenen Jahren viel erreicht.
ir setzen die richtigen Akzente. Deswegen kann man

en jungen Leuten Mut machen und ihnen sagen: Nehmt
in Studium auf, nehmt eure Zukunft in die Hand!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705005400

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von den
Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Ge-
setzentwurf zur Änderung des Bundesausbildungsförde-
rungsgesetzes. Der Ausschuss für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung empfiehlt unter Nr. 1 sei-
ner Beschlussempfehlung auf der Drucksache 17/2196

(neu), den Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU

und FDP auf der Drucksache 17/1551 in der Ausschuss-
fassung anzunehmen.

Hierzu liegt ein Änderungsantrag der SPD-Fraktion
vor, über den wir zuerst abstimmen. Wer stimmt für die-
sen Änderungsantrag auf der Drucksache 17/2216? –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Damit ist der
Änderungsantrag mit den Stimmen der Koalition mehr-
heitlich abgelehnt.

Ich bitte nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf in
der Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Hand-
zeichen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? –
Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung ange-
nommen.

Wir kommen zur

dritten Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Damit ist der
Gesetzentwurf mit den Stimmen der Koalition und der
Fraktion Die Linke bei Stimmenthaltung von SPD und
Bündnis 90/Die Grünen angenommen.

Wir kommen jetzt zu zwei Entschließungsanträgen.

Zunächst zum Entschließungsantrag der SPD-Frak-
tion auf Drucksache 17/2217. Wer stimmt für diesen
Entschließungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer
enthält sich? – Der Entschließungsantrag ist mehrheit-
lich abgelehnt.

Wir kommen zum Entschließungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/2198. Wer
stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt
dagegen? – Wer enthält sich? – Auch für diesen Ent-
schließungsantrag gibt es keine Mehrheit.

Wir setzen die Abstimmungen zu der Beschlussemp-
fehlung des Ausschusses für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung auf Drucksache 17/2196

(neu) fort.


Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 2 seiner Be-
schlussempfehlung, den Entwurf eines Gesetzes der
Bundesregierung auf Drucksache 17/1941 zur Änderung
des Bundesausbildungsförderungsgesetzes für erledigt zu
erklären. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Es gibt eine
überwältigende Zustimmung zu der Einschätzung, die-
sen Gesetzentwurf für erledigt zu erklären.

Unter Nr. 3 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der SPD-
Fraktion auf Drucksache 17/884 mit dem Titel „BAföG

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(C (D usbauen und Chancengleichheit stärken“. Wer stimmt r diese Beschlussempfehlung des Ausschusses? – Wer timmt dagegen? – Wer enthält sich? – Damit ist die Bechlussempfehlung mehrheitlich angenommen. Unter Nr. 4 empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung es Antrags der Fraktion Die Linke auf Drucksache 7/1558 mit dem Titel „BAföG ausbauen – Gute Bilung für alle“. Wer stimmt dieser Beschlussempfehlung u? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Damit t auch diese Beschlussempfehlung mehrheitlich angeommen. Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 5 seier Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags er Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 7/899 mit dem Titel „Sozial gerechtes Zwei-Säulenodell statt elitärer Studienfinanzierung“. Wer stimmt r diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? Wer enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist mit ehrheit angenommen. Tagesordnungspunkt 30 c. Wir stimmen ab über den on den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachn Entwurf eines Gesetzes zur Schaffung eines nationan Stipendienprogramms. Der Ausschuss für Bildung, orschung und Technikfolgenabschätzung empfiehlt unr Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 7/2194 DU/CSU und FDP auf Drucksache 17/1552 in der usschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die em Gesetzentwurf in dieser Fassung zustimmen woln, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Wer nthält sich? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Berang mit der Mehrheit der Koalition angenommen. Wir kommen zur dritten Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich von ihren Plätzen u erheben. – Diejenigen, die dagegen stimmen wollen, itte ich ebenfalls, sich von ihren Plätzen zu erheben. – nthaltungen gibt es offenkundig nicht. Damit ist der esetzentwurf mit den Stimmen der Koalition angenomen. Wir stimmen nun über einen Entschließungsantrag er Fraktion der SPD auf Drucksache 17/2199 ab. Wer timmt für diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt agegen? – Wer enthält sich? – Der Entschließungsanag ist mehrheitlich abgelehnt. Wir setzen die Abstimmungen zur Beschlussempfehng des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tech ikfolgenabschätzung fort. Unter Nr. 2 seiner Beschlussmpfehlung empfiehlt der Ausschuss, den Entwurf eines esetzes der Bundesregierung auf Drucksache 17/1942 ur Schaffung eines nationalen Stipendienprogramms r erledigt zu erklären. Wer stimmt für diese Beschluss mpfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Großes Einverehmen im Hause. Diese Beschlussempfehlung ist eintimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 30 d. Hier geht es um die Bechlussempfehlung des Ausschusses zum Antrag der Präsident Dr. Norbert Lammert )





(A) )

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Nein
zum nationalen Stipendienprogramm“. Der Ausschuss
empfiehlt unter Nr. 3 seiner Beschlussempfehlung auf
der mehrfach zitierten Drucksache, den Antrag der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen auf deren Drucksache
17/1570 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich?
– Mit Mehrheit ist die Beschlussempfehlung angenom-
men.

Damit sind wir mit den Abstimmungen zu diesem Ta-
gesordnungspunkt durch.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 31 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Carsten
Sieling, Nicolette Kressl, Joachim Poß, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Die Lasten der Krise gerecht verteilen,
Spekulation eindämmen – Internationale
Finanztransaktionssteuer einführen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Axel
Troost, Dr. Barbara Höll, Eva Bulling-Schröter,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Finanztransaktionssteuer international vo-
rantreiben und national einführen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Gregor
Gysi, Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Die Banken sollen für die Krise zahlen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Gerhard
Schick, Lisa Paus, Dr. Thomas Gambke, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Finanzumsatzsteuer auf EU-Ebene einfüh-
ren

– Drucksachen 17/527, 17/518, 17/471, 17/1422,
17/2133, 17/2187 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ralph Brinkhaus
Dr. Carsten Sieling

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind auch
für diese Aussprache 75 Minuten vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann können wir so verfahren.


(Unruhe)


Sobald sich all diejenigen, die jedenfalls nicht gleich-
zeitig reden können, gesetzt haben, erhält als Erster der
Kollege Hans Michelbach für die CDU/CSU-Fraktion
das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle en! Die Finanzund Währungskrise hat offengelegt, ass bei Kreditinstituten grob fahrlässig gehandelt wurde nd bestimmte Transaktionen Turbulenzen auf den ärkten für Staatsanleihen hervorgerufen haben. Dies lles stellte eine Bedrohung der Stabilität der Finanzärkte dar, mit großen, krisenverschärfenden Auswir ungen auf unsere Realwirtschaft. Es galt für uns hier im Deutschen Bundestag, neues ertrauen zu schaffen (Manfred Zöllmer [SPD]: Das ist Ihnen ja toll gelungen!)

Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1705005500

nd einen neuen, ganzheitlichen Ordnungsrahmen für
ie Zukunft zu erreichen. In Form von Finanzmarktsta-
ilisierungsgesetzen, neuen Regulierungen und Auf-
ichtsmaßnahmen haben wir schnell reagiert, um weite-
n Schaden vom Gemeinwohl abzuwenden. Dabei ist

u Recht der Ruf nach einer Beteiligung des Finanz-
arktes an den Stabilisierungskosten immer lauter ge-
orden. Die Verursacher sollen stärker herangezogen
erden. Das war in diesem Hause Konsens.

Zunächst hat für uns eine risikoadjustierte Bankenab-
abe im Vordergrund gestanden, damit eine systemische
efährdung durch neue Krisen von den Finanzinstituten

elbst abgedeckt wird.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Ja, ja! In 100 Jahren!)


ie Erhebung einer Bankenabgabe zur Errichtung eines
tabilitätsfonds zur Finanzierung künftiger Restrukturie-
ngsmaßnahmen bei Banken ist der sinnvolle Weg, da-
it der Finanzsektor bei zukünftigen Krisen selbst re-

gieren kann. Der Steuerzahler darf nicht länger die
eche zahlen, und die Zeit der kostenlosen Staatsgaran-
en für Banken ist beendet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen wollen wir jetzt, auch über diese Banken-
bgabe hinaus, in Verbindung mit dem Sparpaket eine
esteuerung des Finanzmarktes vornehmen. In Form
iner Finanzmarkttransaktionsteuer sollen ab 2012
aushaltseinnahmen von 2 Milliarden Euro pro Jahr er-

ielt werden. Bei allem fiskalischen Denken muss je-
och in erster Linie – das ist ganz wichtig – die Funk-
onsfähigkeit der Finanzwirtschaft im Hinblick auf die
ealwirtschaft gewahrt bleiben. Das heißt, man darf fis-
alisches Denken nicht über alles stellen. Wie bei jeder
esteuerung sind Maß, Ziel und Lenkungswirkung zu
eachten.

Es ist kein Geheimnis, dass das Kapitalpolster der
anken ausgesprochen dünn und darüber hinaus der Ka-
italbedarf für das Kreditgeschäft natürlich entsprechend
roß ist. Wir diskutieren ja im Rahmen von Basel III
ber die Frage der Kernkapitalquote. Hier sagen die ei-
en: 10 Prozent ist zu wenig, es muss mehr sein. – Aber
an muss auch hier die Auswirkungen auf die Kreditfi-

anzierung für die Realwirtschaft sehen.





Dr. h. c. Hans Michelbach


(A) )


)(B)

Bei den Entscheidungen müssen natürlich auch die
jetzt international diskutierten Bankenstresstests berück-
sichtigt werden. Wir wollen eine Balance zwischen der
Sicherung der Marktstabilität auf der einen und der
Bewahrung des Nutzens dynamischer Märkte auf der
anderen Seite. Wir befinden uns in der Finanzwirtschaft
in einem globalen Markt, und gerade wir in Deutschland
profitieren von diesem globalen Markt. Deswegen müs-
sen wir insbesondere bei unseren Finanzmarktentschei-
dungen global denken und global handeln.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es liegt im Wesen von marktwirtschaftlichen Prozes-
sen, dass sie nicht endgültiger Natur, dass sie keine letz-
ten Wahrheiten sind. Marktwirtschaft fördert aber immer
Wohlstandzuwachs, auch beim dienenden Faktor des Fi-
nanzmarktes. Wir in Deutschland sind auf die Wettbe-
werbsfähigkeit in der globalen Wirtschaft angewiesen.
Deshalb bin ich dankbar für die Initiative der Bundesre-
gierung, durch die erreicht wurde, dass die Europäische
Union auf dem G-20-Gipfel in Toronto gemeinsam eine
internationale endgültige Klärung für eine Finanzmarkt-
transaktionsteuer anstrebt. Das ist der richtige Weg. Herr
Staatssekretär, herzlichen Dank für diese Initiative des
Ministers und der Bundesregierung in Abstimmung mit
dem französischen Staatspräsidenten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das meinen Sie jetzt nicht ernst, oder?)


Sie haben richtig gehört: Deutschland hat gemeinsam
mit Frankreich beim EU-Gipfel in dieser Woche eine
Vorreiterrolle eingenommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie können sagen, was Sie wollen; das ist Tatsache.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Und was ist dabei herausgekommen?)


Sie hingegen legen inhaltlich und technisch äußerst
schwache Papiere und Anträge vor und leisten nichts
Substanzielles. Das muss man hier einmal deutlich an-
sprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Europäische Union will jetzt die Finanzbranche
einheitlich an den Kosten der Wirtschaftskrise beteili-
gen. Dazu soll es künftig in den Mitgliedstaaten eine Mi-
schung aus Bankenabgabe und Steuern geben. Einheitli-
cher Tenor in der Europäischen Union ist, die
Verursacher der Finanzkrise in Europa stärker zur Kasse
zu bitten. Ich hoffe, dass Großbritannien jetzt nicht quasi
wie bei einem Versteckspiel mitgemacht hat, sondern
auch beim G-20-Gipfel Ende dieses Monats gemeinsam
mit den anderen Mitgliedstaaten der Europäischen
Union agiert und nicht wieder ausschert.


(Iris Gleicke [SPD]: Ich hoffe, dass Sie sich nicht wieder verstecken!)


Denn Alleingänge halte ich aufgrund der Umge-
hungstatbestände für einen großen Schaden für den Fi-

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(C (D anzplatz und Wirtschaftsstandort Europa und insbesonere Deutschland. Hier müssen wir immer wieder ahnen, dass letzten Endes Wettbewerbsverzerrungen icht eintreten dürfen. Wir müssen dabei auch die Lenungswirkung intensiv prüfen. Das ist ein entscheidener Punkt. Wir wollen die zügige Entscheidung für die Einfühung einer Finanzmarktsteuer nicht nur begleiten, ondern auch unsere fachlichen Überlegungen dazu einringen. In Ihren Anträgen bleiben alle inhaltlichen und chnischen Fragen unbeantwortet; es werden nur plakav Einfachvorschläge dargestellt, die weder verfasungsgemäß noch zumutbar und realisierbar sind. Die nträge sind undifferenziert und geradezu populistisch. ie befürworten ja sogar nationale Alleingänge. Meine amen und Herren, das ist absolute Voodoo-Ökonomie, as schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland. Naonale Alleingänge am Finanzmarkt sind absolut abzuhnen und werden mit uns auch nicht stattfinden. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das machen Sie doch gerade!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705005600

Kollege Michelbach, gestatten Sie eine Zwischen-

age des Kollegen Schick?


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1705005700

Ja.


Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705005800

Herr Kollege, würden Sie mir zustimmen, dass hinter

en Anträgen der Opposition ein wissenschaftliches Gut-
chten steht, während hinter der Forderung nach einer
inancial Activities Tax, die aus Ihrer Koalition kommt,
ußer zwei dürren Seiten vom Internationalen Währungs-
nds ohne wissenschaftlichen Rückhalt nichts steht und

ußerdem der Staatssekretär auf unsere Frage, ob das
inisterium geprüft hat, wie eine solche Steuer, die Sie ja

ropagieren, in Deutschland umgesetzt werden könnte
nd welches Aufkommen sie bringen könnte, uns keine
uskunft geben konnte, dass also die Anträge der Oppo-

ition wesentlich besser fundiert sind als das, was Sie hier
ortragen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1705005900

Herr Kollege Dr. Schick, wenn Sie von den Anträgen

er Opposition sprechen, dann stellen Sie Ihr eigenes
icht unter den Scheffel, weil der Antrag, den Sie von
en Grünen gestellt haben, weitaus differenzierter und
esser als alle anderen ist.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Einschmeicheln!)


ie anderen wollen nationale Alleingänge, Sie haben zu-
indest die europäische Ebene angesprochen.





Dr. h. c. Hans Michelbach


(A) )


)(B)

Ein Webfehler dabei ist ganz klar, dass Sie die Tobin-
Steuer als Maß aller Dinge nehmen. Der Nobelpreisträ-
ger James Tobin hat die nach ihm benannte Steuer ei-
gentlich nur für Devisentransaktionen vorgesehen. Sie
wollen das aber erweitern.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das stimmt! Deswegen haben wir das auch weiterentwickelt!)


Deswegen können Sie den Nobelpreisträger, der ja der
Spiritus Rector einer solchen Steuer ist, letzten Endes
nicht völlig vereinnahmen, weil er der Meinung war,
dass diese Dinge sehr differenziert zu sehen sind, und
deutlich gemacht hat, dass er nicht alle Produkte besteu-
ern will. Er sieht die Devisentransaktionsgeschäfte diffe-
renziert. Er hat festgestellt, dass Geschäfte und Spekula-
tionen durch einen niedrigen Satz, den Sie ja gewählt
haben, durchaus eingedämmt werden, sodass die wissen-
schaftliche Begründung in diesem Falle gegeben ist.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das war jetzt nix! – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Enttäuschend!)


Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zusam-
menfassend deutlich machen: Wir wollen internatio-
nale Lösungen. Nationale Lösungen hätten von wenig
ökonomischer Vernunft gezeugt, und nationale Besteue-
rungen greifen zu kurz. Eine Finanztransaktionsteuer
könnte zu einer fairen Verteilung der Lasten der Krise
führen und so wirken, dass es zu einer Lenkung der Risi-
ken kommt, wenn sie von den Banken nicht unmittelbar
auf die Kunden übergewälzt wird.

Auch bei dieser Gesetzgebung müssen wir im Finanz-
ausschuss, gemeinsam mit dem Bundesfinanzministe-
rium und insbesondere auf internationaler Ebene, nämlich
gemeinsam mit dem IWF und den G-20-Verantwortli-
chen, inhaltlich und technisch sauber arbeiten; denn es
darf nicht dazu kommen, dass die Zeche der Krise wieder
durch Anleger und Kleinanleger – insbesondere auch mit
Blick auf die Altersvorsorge – bezahlt wird und dass sich
diejenigen, die die Krise verursacht haben und die wir
treffen wollen, letzten Endes einen „schlanken Fuß“ ma-
chen können. Deswegen darf dies nur punktgenau auf die
Finanzmarktteilnehmer, die großen Player, ausgerichtet
sein.

Wir als CDU/CSU-Fraktion, als Koalition, stehen
auch bei dem Thema „Beteiligung der Finanzmärkte an
den Kosten der Krise“ für die ökonomische Vernunft.
Lassen Sie uns bei dieser Arbeit gemeinsam die richti-
gen Entscheidungen treffen!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705006000

Nächster Redner ist Dr. Carsten Sieling für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kollege ichelbach, wenn wir alle bei diesem Thema eine Poli k der Vernunft betreiben wollen, dann muss klar sein: eute ist ein Tag, an dem das durchaus möglich ist. Zum Ersten. Uns liegen hier drei Anträge vor. Durch ie Annahme dieser Anträge würde ein deutliches Zeihen für die Beteiligung des Finanzsektors gegeben weren. Zum Zweiten. Sie haben den gestrigen Gipfel erähnt. Durch eine Beschlussfassung des Deutschen undestages könnte durchaus ein deutliches Zeichen für ie Unterstützung dessen gesetzt werden, was die Staatsnd Regierungschefs gestern versucht haben auf den eg zu bringen. Zum Dritten darf ich sagen: Wir als SPD sind hier und eute, in diesem Deutschen Bundestag, bereit – ich laube, das gilt für die anderen beiden Oppositionsfrakonen auch –, mit unserem Vorschlag unsere Unterstütung für die Äußerungen der Bundeskanzlerin in den esprächen, die sie führt, deutlich zu machen. Wir sind bereit, dass der Bundestag heute diesen Pfad erstärkt. Jetzt muss die Koalition kommen. Herr ichelbach, meine Damen und Herren, wo bleibt Ihre ereitschaft, die Vorschläge mit einer eindeutigen Be chlussfassung zu unterstützen? Drei gute Anträge lieen vor. Sie könnten Ihrer Regierung drei deutliche Zeihen geben. Sie scheinen dies nicht zu wollen. Das zeigt ie Ehrlichkeit Ihrer Herangehensweise. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Die Regierung packt es doch längst an!)

Dr. Carsten Sieling (SPD):
Rede ID: ID1705006100

Wir haben einen Antrag vorgelegt, der in der Tat gut
urchdacht ist. Viele anwesende Kolleginnen und Kolle-
en haben an der Anhörung im Finanzausschuss teilge-
ommen. Ich glaube, wir hätten gar nicht die ganzen vier
tunden gebraucht, die diese Anhörung gedauert hat;
enn schon nach gut drei Stunden sind alle Gegenargu-
ente der Regierungskoalition in sich zusammengebro-

hen. Es ist deutlich geworden: Die Finanztransak-
onsteuer ist ein Weg, der gangbar ist und der auch
egangen werden muss. Deshalb hat sich die Regierung
ach vielem Hin und Her endlich dazu entschlossen, sich
afür einzusetzen.

Gehen Sie also den nächsten Schritt, und unterstützen
ie das, was wir Ihnen vorgelegt haben! Unser Vorschlag
at einen Steuerungseffekt. Er will die starken Schwan-
ungen einschränken, und er sieht eine Einnahmeseite
or.

Die Finanztransaktionsteuer wäre eine Steuer auf
lle Umsätze innerhalb und außerhalb der Börsen in
öhe von 0,01 bis 0,05 Prozent und würde damit gerade
urzfristige schädliche Spekulationen und Anlagen ein-
chränken und verhindern. Zudem würde sie einen star-
en fiskalischen Effekt haben.





Dr. Carsten Sieling


(A) )


)(B)

Ich weiß nicht, woher die 2 Milliarden Euro kommen,
die Sie bescheiden in Ihrem Sparkonzept vorsehen. Ich
kenne nur Studien, die von 12 Milliarden bis 20 Milliar-
den Euro ausgehen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: So ist das!)


Ich habe allerdings den Verdacht, dass Sie, wenn Sie
2 Milliarden Euro hineinschreiben, die Finanztransak-
tionsteuer als Sparnummer vorsehen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Ohne Bankenabgabe!)


Das wird nicht reichen. Legen Sie uns lieber dar, was Sie
sich vorstellen und wie Ihr Konzept aussieht, statt hier
eine technische Debatte zu fordern!


(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie wollen ein Abkassiermodell!)


Legen Sie etwas vor! Denn es kann doch nicht so weiter-
gehen, dass wir Babywindeln, Schwarzbrot und anderes
mit 19 Prozent besteuern und an den Märkten täglich
Milliardenbeträge hin- und hergehen, ohne auch nur mit
einem Cent belastet zu werden. Dem wollen wir entge-
gentreten, und dem muss entgegengetreten werden.

Ich habe die Rede verfolgt, und ich habe vernommen,
was gestern ausgeführt worden ist. So stolz Sie auf das
sind, was gestern erreicht worden ist, Herr Michelbach –
es war doch in den letzten Wochen und Monaten ein stän-
diges Hin und Her. Die Kanzlerin hat am Ende des Gip-
fels gesagt, die Finanztransaktionsteuer solle erforscht
und entwickelt werden. Ich fühlte mich an ihre berufliche
Biografie erinnert und habe gedacht: Da kommt die Phy-
sikerin, die Wissenschaftlerin, zum Vorschein, die so an
einen wichtigen Vorschlag herangeht. Ich glaube, das
sollte man getrost James Tobin, dem Träger des Nobel-
preises für Wirtschaftswissenschaft, überlassen, vor al-
lem aber auch den vielen Ökonomen, die sich qualifiziert
damit befasst haben.

Die Aufgabe der Kanzlerin ist nicht, ein Thema zu er-
forschen. Sie muss vielmehr etwas durchsetzen und sich
dafür einsetzen. Das war gestern noch viel zu wenig der
Fall. Die Sorge über das Wegtauchen der Engländer ist
in der Tat berechtigt.

Deshalb müssen wir weiter Druck machen. Diese
Möglichkeit hat der Deutsche Bundestag: die Vorreiter-
rolle, die Deutschland in der Tat gemeinsam mit Frank-
reich endlich eingenommen hat, fortzusetzen. Apropos
„endlich“: Was haben Sie an Zeit verschwendet!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Forderung liegt seit langem vor.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Seit wie vielen Jahren?)


Wir haben den Antrag im Januar eingebracht. Sie haben
dafür und dagegen geredet; es war ein Hin und Her.

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(C (D (Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Es geht doch um internationale Abstimmung!)


err Michelbach, wenn man im Protokoll der ersten Be-
tung Ihren Namen verdecken und Ihre heutige Rede
it der im Januar vergleichen würde, dann würde man

ich fragen, welche beiden verschiedenen Abgeordneten
us zwei verschiedenen Fraktionen geredet haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Es ging immer um internationale Abstimmung!)


as ist ein Hin und Her. Sie bieten uns von Woche zu
oche andere Richtungen.

Ich will noch einmal an die Debatte im Januar erin-
ern. Damals hat der Kollege Sänger – ich bin gespannt,
ie sich die FDP heute dazu verhält – von der Finanz-
ansaktionsteuer als einer ziemlich angegammelten Ka-
elle gesprochen.


(Zurufe von der SPD – Zuruf von der FDP: Der meinte die SPD!)


ollege Schäffler – damals noch in Amt und Würden –
at es als völlig absurd bezeichnet. Da hat sich zumin-
est etwas geändert; aber er kann und wird hier vielleicht
icht entsprechend handeln. Herr Kollege Michelbach,
ie haben damals gesagt:

Was wir aber nicht brauchen …, sind Einzelmaß-
nahmen, Placebos, nationale Alleingänge und un-
qualifizierte Schnellschüsse, wie dies in den Anträ-
gen der Opposition zum Ausdruck kommt.

ie wollten das nicht, Sie haben das blockiert. Sie muss-
n erst von Ihrer eigenen CSU-Zentrale getrieben wer-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


err Seehofer ist irgendwann zu der Einsicht gekommen
nd hat sehr deutlich gesagt, dass wir eine Finanztrans-
ktionsteuer brauchen, ohne Wenn und Aber. Recht hat
er Mann. Es ist gut, dass Sie diese Einsicht gewonnen
aben.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Ihre englischen Sozialisten haben nicht mitgemacht!)


Glauben Sie nicht, dass ich mit der Position der engli-
chen Sozialdemokraten zufrieden war. Ich habe sehr
ohl Ihre Mahnungen gehört. Sie haben immer gesagt:
r Sozialdemokraten, geht doch einmal zu den engli-

chen Sozialdemokraten und sagt denen, was sie machen
ollen.


(Dr. Frank Steffel [CDU/CSU]: Was ist denn mit den Österreichern?)


as war nicht ganz falsch. Jetzt haben wir aber die Si-
ation, dass England nicht mehr von Sozialdemokraten
giert wird. Jetzt kann ich das nur zurückgeben und sa-

en: Gehen Sie zu Ihren konservativen und liberalen
reunden, und sorgen Sie dafür, dass die Engländer dies

Rahmen der Euro-Zone mitmachen werden.





Dr. Carsten Sieling


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Herr Kollege Steffel, bevor Sie sich nachher verren-
nen: Die Österreicher haben einen Vorratsbeschluss für
eine Finanztransaktionsteuer gefasst mit Sozialdemokra-
ten und der Österreichischen Volkspartei. Zu nichts an-
derem fordere ich Sie hier auf. Gehen Sie den Weg, den
die Österreicher schon beschritten haben.


(Zuruf von der FDP: Sie meinen aber nur die SPÖ!)


Dann kommen wir deutlich weiter und werden Unter-
stützung leisten.

Ich möchte zum Schluss Bezug nehmend auf die An-
hörung und die bisher verlaufene Debatte sagen, dass
jetzt zwar gut geredet worden ist und die Kanzlerin
forscht und untersucht. Hat dies aber Bestand, wenn – so
ist die allgemeine Einschätzung – es auf dem G-20-Gip-
fel in Toronto richtig schwierig wird und wir einen euro-
päischen Weg durchsetzen müssen? Dann möchte ich,
dass der Bundestag und hoffentlich auch die Koalition
bei der wichtigen Frage der Beherrschung der Finanz-
märkte mit einer Stimme sprechen und dies unterstützt
wird. Die Gegenargumente – und das alarmiert mich –
sind hier wieder angewärmt worden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, in der An-
hörung ist im Zusammenhang mit den Riester-Sparern
die Wahnsinnszahl von 4 700 Euro genannt worden. Kol-
lege Schäffler hat sich dabei auf das bayerische Finanz-
ministerium bezogen; das bayerische Finanzministerium
hat diese Zahlen Gott sei Dank aber nie bestätigt. Der
Riester-Sparer solle mit 4 700 Euro belastet werden.
Das ist barer Unsinn und in der Anhörung widerlegt
worden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn es eine Belastung gibt, dann beläuft sich diese
nach den uns vorgelegten Berechnungen, denen kein
Vertreter der Banken widersprochen hat, auf maximal
3,50 Euro pro Jahr. Schauen Sie sich einmal an, wie viel
Kontoführungsgebühren und andere Gebühren Sie an
Ihre Bank entrichten. Dann wissen Sie, dass dies eine zu
vernachlässigende Größe ist. Reden Sie doch nicht der
Gefahr der Überwälzung auf die kleinen Sparer das
Wort. Das ist nicht so.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Aber irgendjemand muss es zahlen!)


Dieses Märchen sollte man nicht erzählen, genauso wie
man nicht das Märchen erzählen sollte, dass alle Anleger
in die Karibik flüchten. Die Finanzstandorte bzw. die Fi-
nanzplätze sind stark. Dort werden die Sachen auch
überwiegend ablaufen.

In diesem Sinne erhoffe ich mir, dass Sie den guten
Worten wenigstens eine kleine gute Tat folgen lassen,
und bestünde die gute Tat nur darin, dass Sie für die rich-
tigen Anträge den Arm heben. Der Antrag der SPD legt
sehr umfassend dar, wie erfolgversprechend eine Finanz-
transaktionsteuer ist. Hier können Sie die Oppositions-

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(C (D aktionen auch nicht auseinandertreiben; denn bei eienständigen Entwicklungsprozessen gibt es doch sehr leichgerichtete Anträge, die auch durch eine Petition in iesem unserem Lande gestützt werden. Meine Damen nd Herren, heute ist der Tag, an dem Sie springen könen. Tun Sie das im Sinne der Beherrschung der Finanzärkte. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Das Wort hat nun Volker Wissing für die FDP-Frak on. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705006200


Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1705006300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Es ist die Fortsetzung einer bereits mehrfach
eführten Debatte. Wir erleben ein klassisches Bild:
enn es um höhere Steuern und Abgaben geht – große
eschlossenheit der Opposition, ein Überbietungswett-
ewerb. Die SPD will eine breit angelegte Finanztrans-
ktionsteuer, die Linken wollen zusätzlich eine Finanz-
risenverantwortungsgebühr, und die Grünen setzen die
inanzmarktumsatzsteuer obendrauf. Meine Damen und
erren, wenn wir das umsetzen würden, dann würden
ir die Kuh mit der SPD-Steuer aushungern. Mit der Zu-

atzgebühr der Linken würden wir sie schlachten. Die
rünen würden sagen: Mit unserer Umsatzsteuer könnt
r sie melken. – So kann man keine erfolgreiche Fi-

anzpolitik machen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch völlig falsch!)


Es ist völlig unbestritten, dass Banken und Finanz-
ärkte eine ganz wichtige Funktion für diese Gesell-

chaft haben. Es ist auch völlig unbestritten, dass sie ih-
r Verantwortung in der Vergangenheit nicht immer

erecht geworden sind. Deshalb brauchen wir neue Re-
eln. Wir brauchen auch eine Finanzmarktbesteuerung,
it der die notwendigen Schlüsse aus den jüngsten Kri-

en gezogen werden.

Aber es ist schon bemerkenswert, dass die Grünen
ns immer wieder sagen: Wir wollen keine internatio-
ale Abstimmung. Deutschland muss vorpreschen.
eutschland muss der Welt mal zeigen, wie das gemacht
ird. Ihr müsst Druck auf die anderen ausüben! – Das ist

ine bemerkenswerte Form grüner Politik. Die lehnen
ir ab. Wir wollen nämlich keinen nationalstaatlichen
ktionismus. Wir wollen eine internationale Abstim-
ung mit unseren Bündnispartnern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was machen wir denn bei den Leerverkäufen?)






Dr. Volker Wissing


(A) )


)(B)

Jetzt fragen Sie: Warum haben Sie das alles noch
nicht gemacht? – Wir haben bereits bei der Banken-
abgabe gezeigt, wie wir das machen. Wir haben bereits
gezeigt, dass man so erfolgreich sein kann. Das werden
wir in den anderen Bereichen fortsetzen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Das ist ja noch nicht beschlossen!)


Nun ist die Vorgehensweise der Sozialdemokraten ja
besonders interessant. Als Sie von den Sozialdemokra-
ten den Bundesfinanzminister gestellt haben, haben wir
hier keine Anträge zur Finanzmarktbesteuerung bekom-
men.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Ach nee?)


Kaum sind Sie in der Opposition, fallen Ihnen all die
Dinge ein, die Sie in elf Jahren der Verantwortung für
das Finanzministerium nicht umgesetzt haben.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. KlausPeter Flosbach [CDU/CSU])


Und da stellen Sie, Herr Kollege Sieling, sich hier hin
und fragen die Regierungsfraktionen: Was haben Sie für
Zeit verschenkt? – Ich frage Sie: Wieso haben Sie elf
Jahre verschenkt, liebe Sozialdemokraten?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es war doch Ihre Schuldenpolitik, die unser Land
immer tiefer in die Abhängigkeit von den Finanzmärkten
geführt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Lachen bei der SPD)


Sie haben die Maastricht-Kriterien aufgeweicht – zu-
sammen mit den Grünen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Das war der erste Schlag mit der Axt an den Stamm der
Stabilität unserer Währung.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Genau! Das ist der zentrale Punkt!)


Die Verantwortung werden Sie nicht los. Sie haben da-
mit den Grundstein dafür gelegt, dass sich der Euro-
Raum so entwickelt hat, wie er sich entwickelt hat. Als
Partei der Finanzmarktregulierung waren Sie in elf Jah-
ren Regierungsverantwortung ein Totalausfall. Deswe-
gen: Stellen Sie sich doch hier bitte nicht hin und fragen
Sie uns von den Regierungsfraktionen nicht: Warum ha-
ben Sie so lange gewartet?

Wir haben uns unserer Verantwortung gestellt. Wir
haben als christlich-liberale Koalition ein einmaliges
und ehrgeiziges Sparpaket geschnürt, um die Neuver-
schuldung zu reduzieren und um unser Land wieder aus
der Abhängigkeit von den Finanzmärkten herauszufüh-
ren, in die Sie unser Land hineingeführt haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D ass Sie dieses Konsolidierungspaket der Koalitionsaktionen kritisieren, zeigt, wie wenig Einsicht Sie in ie eigenen Fehler der Vergangenheit haben. Meine Damen und Herren, Sie schreiben, dass eine inanztransaktionsteuer die Profitabilität kurzfristiger inanzgeschäfte mindert. Es mag sein, dass sich das für inige positiv anhört. Aber ist das wirklich der richtige eg? Es stabilisiert doch den Markt, wenn er auf kleine chwankungen gezielt reagieren kann und nicht massiv uf große Trends setzen muss. Es sind doch wichtige ignale, wenn wir früh Warnhinweise des Marktes beommen. Die Spreads für die Anleihen im Euro-Raum eispielsweise – ich erinnere nur an Griechenland – hatn sich schon frühzeitig auseinanderentwickelt, und Ihr inanzminister, Peer Steinbrück, hatte schon in der letzn Legislaturperiode rumschwadroniert, dass man den uro-Staaten helfen muss, dass man sie vielleicht retten uss. Nur, Sie haben nichts unternommen. Sie haben it falscher Finanzpolitik die falsche Entwicklung auch och verschärft. Wenn Sie immer von einem so hohen Aufkommen us der Finanztransaktionsteuer sprechen, dann will h Ihnen sagen: Das ist eine reine Spekulation. Nicht jeen Fisch, den man im Teich sieht, hat man auch im etz. Ihre einfache Rechnung – man nehme das der eitige Transaktionsvolumen in Deutschland, multipliiere es mit dem SPD-Steuersatz und schon erhält man 0 Milliarden Euro – ist eine Milchmädchenrechnung. as wissen Sie auch. Deswegen sollten Sie nicht mit iesen Zahlen argumentieren. Ihr Vorschlag zur Einfühng einer Finanztransaktionsteuer ist ein politisch in altsloser Leerverkauf. So können wir es nicht machen, nd so werden wir es auch nicht machen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich glaube, die Menschen sehen ganz klar, wie Sie
ich von einer Regierungspartei zu einer Oppositionspar-
i gewandelt haben.


(Thomas Oppermann [SPD]: Wann werden Sie zur Regierungspartei? – Gegenruf des Abg. Manfred Zöllmer [SPD]: Das wird wohl nie passieren!)


ie von der SPD machen eine Karussellpolitik: Im Wahl-
ampf oder in der Opposition lehnen Sie Mehrwertsteuer-
rhöhungen ab, fordern die Erhebung der Vermögen-
teuer, die Einführung der Finanztransaktionsteuer und
inen höheren Spitzensteuersatz. Wenn Sie jedoch in
egierungsverantwortung sind – so haben Sie ja ge-
andelt –, erhöhen Sie die Mehrwertsteuer, senken den
pitzensteuersatz und lehnen die Erhebung der Vermö-
ensteuer genauso ab wie die Einführung einer Finanz-
ansaktionsteuer. Ihre früheren Finanzminister haben
en SPD-Antrag nicht einmal unterschrieben. Ist Ihnen
as überhaupt aufgefallen?


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Bei uns ist die Fraktion geschlossen! Da machen alle mit!)


Meine Damen und Herren von der SPD, man kann
ber Sie nur den Kopf schütteln. Wir jedenfalls werden





Dr. Volker Wissing


(A) )


)(B)

diesen Weg nicht mitgehen. Wir werden sinnvoll regu-
lieren, wo es notwendig ist. Wir werden uns internatio-
nal abstimmen. Wir werden die Branche in vertretbarem
Umfang an den Kosten beteiligen. Wir werden unseren
Haushalt konsolidieren, um das Land wieder unabhängi-
ger von den Finanzmärkten zu machen. Das ist der Weg,
den wir gehen werden, und zwar im internationalen
Kontext. Mit aller Entschlossenheit werden wir daran ar-
beiten. Wir haben schon vieles auf den Weg gebracht
und werden den eingeschlagenen Weg konsequent fort-
setzen. Wir werden die Probleme lösen, die uns die So-
zialdemokraten, nachdem sie elf Jahre Verantwortung
für das Finanzministerium getragen haben, hinterlassen
haben.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705006400

Das Wort hat nun Kollege Axel Troost für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Axel Troost (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705006500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

möchte zu insgesamt fünf Punkten etwas sagen.

Erstens. Es ist hier wieder davon die Rede gewesen,
dass auch die Sparerinnen und Sparer, die nur kleine
Vermögen besitzen, von der Finanztransaktionsteuer
massiv betroffen wären. Die Anhörung hat gezeigt, dass
das Gegenteil der Fall ist. Wenn man wirklich einmal
unterstellt – diese Werte legt auch die Finanzbranche ih-
ren Berechnungen zugrunde –, dass 200 Euro pro Monat
über 30 Jahre gespart werden und einmal im Jahr der ge-
samte Bestand umgeschichtet wird, dann kommt man
über einen Zeitraum von 30 Jahren zu einer Gesamt-
belastung der Sparerinnen und Sparer in Höhe von
1,2 bis 1,5 Prozent des Gesamtvolumens – wohlgemerkt
für einen Zeitraum von 30 Jahren, während gleichzeitig
jedes Jahr Fondsgebühren in Höhe von 1,5 Prozent und
Bankengebühren in Höhe von 1 Prozent anfallen. Hier
von einer übermäßigen Belastung zu sprechen, ist ein-
fach lächerlich. Es bleibt dabei: Die Finanztransak-
tionsteuer trifft die großen Spekulanten und nicht die
Sparerinnen und Sparer mit kleinem Vermögen.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Es wird immer wieder gesagt – wir haben
das gerade wieder gehört –: Ihr müsst euch entscheiden.
Wollt ihr Lenkung, dann bekommt ihr keine Einnahmen,
oder wollt ihr Einnahmen, dann gibt es keine Lenkung. –
Diese Aussage ist in diesem Fall schlichtweg falsch. Es
ist schon erwähnt worden, dass es eine Studie gibt, wohl-
gemerkt nicht von Herrn Tobin – man hatte eben ja das
Gefühl, dass so etwas suggeriert werden sollte –, son-
dern vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsfor-
schung, in der eine Folgenabschätzung versucht wurde.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis: Bei einem Steuer-
satz von 0,05 Prozent, wie wir ihn in unseren Anträgen
fordern, wird es an den Börsen vermutlich zu einem

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(C (D msatzrückgang bei den börsengehandelten Aktien um bis 8 Prozent, bei den börsengehandelten Derivaten um 0 bis 40 Prozent und bei den außerbörslichen Geschäfn um 50 bis 70 Prozent kommen. Trotz dieser Rückänge gibt es Mehreinnahmen allein in Deutschland aus iesem Bereich zwischen 12 und 26 Milliarden Euro, je ach Ausgangswert. Dazu kommen europaweit noch inmal Steuereinnahmen aus Devisenumsätzen in einer rößenordnung von 20 bis 27 Milliarden Euro. Es bleibt abei: Die Finanztransaktionsteuer hat steuernde Wirung und bringt dennoch massive Einnahmen mit sich. (Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Drittens kommt immer wieder das Totschlagargu-
ent, dass die Finanztransaktionsteuer keine Wunder-
affe sei und selbst dann, wenn es sie gegeben hätte, die
inanzmarktkrise nicht verhindert worden wäre. Darauf
uss man klar sagen: Nein, sie ist nicht die Wunder-
affe. Natürlich brauchen wir ergänzende Maßnah-
en. Mit einem solch minimalen Steuersatz allein kann
an Exzesse auf den Finanzmärkten nicht verhindern.
eswegen müssen wir die gegenwärtige Praxis ändern.
ir müssen Veränderungen bei den Kreditverbriefungen

nd bei den Leerverkäufen erreichen. Wir müssen die
egenwärtige Praxis bei den Kreditausfallversicherun-
en beenden und vieles andere mehr. Aber die Finanz-
ansaktionsteuer ist ein wichtiger Schritt, ein wichtiger
estandteil. Deswegen muss sie umgesetzt werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Viertens. Es wird immer wieder gesagt, es müsse in-
rnational gehandelt werden. Im Augenblick wird die
offnung verbreitet, dass wir mit den gestrigen Be-

chlüssen auf dem besten Wege sind. Aber insbesondere
ach der Rede von Herrn Wissing ist das wieder völlig
nklar.


(Beifall der Abg. Nicolette Kressl [SPD])


nerhalb einer Rede wird mal von Finanzsteuer, mal
on Finanztransaktionsteuer und zum Schluss wieder
on der Bankenabgabe geredet. Niemand weiß, was Sie
irklich wollen. Deswegen muss es an dieser Stelle eine
ntscheidung geben, und zwar eine Entscheidung, die
om Bundestag gefällt wird.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


I
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1705006600


Wie würden Sie denn die Chancen zur Umsetzung
auf europäischer Ebene sehen, wenn der Deutsche
Bundestag in der Tat auch so einen Vorratsbe-
schluss für eine Finanztransaktionsteuer fassen
würde? Ist dann möglicherweise der Durchbruch zu
erwarten …?

er Staatssekretär hat darauf geantwortet – ich zitiere
us dem Protokoll –:

Um das ganz kurz zu sagen: Ich glaube, dass ein
deutscher Vorratsbeschluss, ein Signal des Deut-
schen Bundestages extrem positiv wäre und höchst-
wahrscheinlich der entscheidende Durchbruch in





Dr. Axel Troost


(A) )


)(B)

dieser Frage ist, denn wir kennen die Position in
Österreich, wir kennen die Diskussion in Frank-
reich, wir kennen die Diskussion in Belgien. Solch
ein deutscher Beschluss wäre mehr als Rücken-
wind, höchstwahrscheinlich wirklich der Durch-
bruch in dieser wichtigen Frage.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Uns nutzt es nichts, wenn nur auf Regierungsebene
geredet wird. Wir brauchen einen solchen Beschluss des
Deutschen Bundestages. Um es in der Sprache zu sagen,
die gegenwärtig vorherrscht: Der Ball liegt auf dem Elf-
meterpunkt. Er muss jetzt endlich ins Tor geschossen
werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Daniel Volk [FDP]: Aber nur nach Meinung des österreichischen Staatssekretärs!)


Fünftens. Es wird immer wieder ein Gegensatz zwi-
schen einer Bankenabgabe und der Finanztransak-
tionsteuer hergestellt. Nach meiner Meinung ist das völ-
lig unsinnig. Die Bankenabgabe hat ihre Berechtigung
als zweckgebundene Einnahme, um einen Teil der Kos-
ten, die durch die Finanzmarktkrise entstanden sind, zu
decken. Ich möchte nur in Erinnerung rufen, dass der
SoFFin, der für die Abwicklung verantwortlich ist, im
Jahr 2009 einen Verlust von 4 Milliarden Euro ausge-
wiesen hat. Es liegt aus meiner Sicht ganz nahe – wir ha-
ben dazu einen entsprechenden Antrag eingebracht –,
die Banken als wesentliche Verursacher der Krise an die-
sen Kosten zu beteiligen. Wir brauchen daher auch die
Bankenabgabe.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Dr. Barbara Hendricks [SPD])


Die Finanztransaktionsteuer soll dagegen Sand ins
Getriebe streuen, den Devisenmarkt entschleunigen,
Spekulationen bremsen und Einnahmen vor allem bei
den Akteuren abschöpfen, die offensichtlich genug Geld
für internationale Kapitalgeschäfte haben. Es geht also
um einen Einstieg in eine gewisse Entwaffnung der Fi-
nanzmärkte und um die verteilungsgerechte Erhöhung
der Steuern, auch und gerade zur Finanzierung von inter-
nationaler Entwicklung, von Umwelt- und Klimaschutz.
Dies haben – es ist schon angesprochen worden – über
50 Organisationen im Bündnis „Steuer gegen Armut“
und über 66 000 Bürger – es werden immer mehr –, die
dieses Bündnis unterstützen, eingefordert.

Die Doppelgleisigkeit, also Bankenabgabe und Fi-
nanztransaktionsteuer, ist sinnvoll. Denn die Finanz-
transaktionsteuer wird gar nicht in erster Linie von den
Banken gezahlt.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Von den Anlegern!)


Die Banken müssen diese Steuer nur im Rahmen ihrer
eigenen Geschäfte zahlen. Sie wird gezahlt von denjeni-
gen, die die Transaktionen in Auftrag geben.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Das sind die Anleger!)



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(C (D Das sind nicht die Anleger, sondern es sind die großen, ternational tätigen Spekulanten; das sind die institutio ellen Einrichtungen, die mehrmals in der Stunde Milardenbeträge hinund herschaufeln. Das ist genau das olumen, um das es geht. Fassen wir zusammen: Uns war klar, dass Sie von der DU/CSU unseren Anträgen heute nicht zustimmen. ir haben es aber für sinnvoll erachtet, diese zur Ab timmung zu stellen, damit die alten Anträge erledigt ind. Wir erwarten von Ihnen, dass Sie ohne Ihren Parter FDP – mit dem wird es keine Finanztransakonsteuer geben – einen Vorratsbeschluss in den Bunestag einbringen. Wir gehen davon aus, dass eine breite ehrheit diesen bestätigt. Dann haben wir die besten öglichkeiten, noch in diesem Jahr die Finanztransak onsteuer europaweit, vielleicht sogar weltweit einzuhren. Danke schön. (Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705006700

Das Wort hat nun Gerhard Schick für die Fraktion

ündnis 90/Die Grünen.


Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705006800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

eden der Vertreter der Koalition waren wieder einmal


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Fantastisch!)


in starkes Stück. Von der FDP haben wir in dieser Dis-
ussion – Sie haben darauf hingewiesen, dass es nicht
ie erste Debatte zu dem Thema ist – als Erstes gehört,
ie Zahlen, die in unseren Anträgen stünden, seien
lsch. Peinlich für Sie – die Zahlen waren richtig gewe-

en, und das mussten Sie nachher zugeben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


weitens haben Sie gesagt, der Kleinsparer würde mit
ehreren Tausend Euro belastet. Ihre Zahlen sind jedoch
der Anhörung eindeutig widerlegt worden. Sie lagen
lsch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


ann arbeiten Sie sich hier an dem ehemaligen Finanz-
inister Steinbrück ab. Ich möchte Ihnen sagen: Wir ha-

en einen neuen Finanzminister seit September. Haben
ie das eigentlich mitbekommen? Da stellt sich die
rage: Warum lassen Sie ihn eigentlich so allein stehen?


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das ist die Frage!)


Der Finanzminister soll sich in Toronto und in Brüs-
el für eine Finanztransaktionsteuer einsetzen. Das war
ein Wort. Warum haben wir hier von Ihnen nicht ein
inziges Mal ein klares Wort der Unterstützung für die
osition des Finanzministers gehört?





Dr. Gerhard Schick


(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Zuruf des Abg. Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU])


Glauben Sie denn, dass das in internationalen Ver-
handlungen niemandem auffällt? – Herr Michelbach,
Sie haben doch selber zu dem Chaos beigetragen. Vor
der Anhörung stehen Sie vor der Fernsehkamera und sa-
gen, dass diese Steuer nichts taugt,


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: National!)


während Ihr eigener Parteichef aus München fordert,
ohne diese Finanztransaktionsteuer dürfe es keine Zu-
stimmung zum Euro-Rettungspaket geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: National!)


Genauso wenig glaubwürdig wie die CSU an dieser
Stelle ist die Position der Bundesregierung, wenn es
keine Unterstützung aus dem Parlament gibt. Meinen Sie
denn, das fällt den Kollegen aus den anderen Staaten
nicht auf? Was ist das für ein Zustand, wenn die einzige
Unterstützung, die der Finanzminister offensichtlich für
diese Forderung bekommt, von den Oppositionsparteien
kommt? Legen Sie doch endlich einen Antrag vor, der
deutlich macht, dass Sie für eine Finanztransaktionsteuer
auf europäischer Ebene sind. Damit könnten Sie den
Finanzminister hier glaubwürdig unterstützen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705006900

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen

Michelbach?


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1705007000

Herr Kollege Dr. Schick, würden Sie zur Kenntnis

nehmen, dass wir immer gesagt haben, dass wir eine rein
nationale Finanztransaktionsteuer nicht für zielführend
und nicht für richtig halten? Der Diskussionsprozess hat
letzten Endes dazu geführt, dass wir uns für eine Lösung
auf G-20-Ebene, zumindest aber für eine Lösung auf eu-
ropäischer Ebene ausgesprochen haben. Würden Sie zur
Kenntnis nehmen, dass die wesentlichen Anträge hier
die Lösung in einem nationalen Alleingang sehen? Das
ist die Situation.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


Deswegen müssen Sie differenzieren. Würden Sie unab-
hängig davon zur Kenntnis nehmen, dass wir eine be-
scheidene Anfangslösung auch wegen der Lenkungs-
wirkung anstreben und nicht wie Sie gleich ein
Großmodell mit zweistelligen Milliardensummen ein-
führen wollen? Wir haben 2 Milliarden Euro vorgese-
hen.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Wo kommen die her?)


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(C (D Herr Kollege Michelbach, als Erstes hat der Finanz inister nach dem Treffen in Kanada gesagt, die Finanzansaktionsteuer sei tot. Inzwischen setzt er sich dafür in. Das ist gut, das begrüßen wir. Aber die Positionsvernderung gab es nicht bei uns, sondern bei Ihnen, und as ist gut so. Wenn Sie unseren Antrag richtig gelesen haben, dann aben Sie festgestellt, dass darin steht: Wir fordern die undesregierung auf, sich auf europäischer Ebene für ie Einführung einer Finanzumsatzsteuer einzusetzen. – enn Ihre Worte ernst gemeint sind und wenn Sie den undesfinanzminister, der gesagt hat, er werde auf euroäischer Ebene in diesem Sinne agieren, wirklich untertützen, dann können Sie unserem Antrag zustimmen. ir werden nachher genau schauen, wie Sie sich verhaln. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)

Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705007100

Warum wollen wir eine Finanztransaktionsteuer? Ich
laube, dass Sie mit den Argumenten, die Sie häufig vor-
agen, von einer zentralen Problematik ablenken. In
eutschland ist es doch so, dass die Besteuerung der
msätze aller Branchen dazu beiträgt, dass wir öffentli-

he Leistungen finanzieren können. Die dadurch erziel-
n Einnahmen machen einen großen Teil des Budgets
es Bundes und der Länder aus. Dadurch werden viele
ffentliche Aufgaben finanziert. Ausgerechnet die Fi-
anzbranche trägt nicht zu dieser Finanzierung bei.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


arum soll das richtig sein? Wenn Sie dieser systemati-
chen Privilegierung etwas entgegensetzen wollen, dann
ollte dies das von uns vorgeschlagene Instrument der
inanztransaktionsteuer sein.

Man könnte nun sagen: In anderen Steuerbereichen
ird der Kapitalmarkt doch abgeschöpft. Das stimmt

ber nicht. Auch bei der Einkommensteuer gibt es eine
rivilegierung von Kapitalerträgen. Zu Zeiten der Gro-
en Koalition ist die Besteuerung von Kapitalerträgen
och auf 25 Prozent heruntergesetzt worden. Es gibt also
uch da eine Privilegierung.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Aber es wurde die Steuerfreiheit abgeschafft!)


Dazu sagen wir Grünen: In einer Zeit, in der es drin-
end notwendig ist, die öffentlichen Haushalte zu sanie-
n, schauen wir, wo es Privilegien gibt, die abgebaut
erden können. Ein zentrales Privileg ist, dass die Fi-
anzbranche bei der Umsatzbesteuerung außen vor
leibt, sich also nicht an der Finanzierung öffentlicher
üter beteiligt. Wir sagen ganz klar: Dieses Privileg der
inanzbranche ist nicht gerechtfertigt. Wir wollen es ab-
auen. Dazu dient die Finanztransaktionsteuer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Daniel Volk [FDP]: Und wir konsolidieren über Sparen! Das ist der große Unterschied!)






Dr. Gerhard Schick


(A) )


)(B)

– Ihre umfangreichen Sparvorschläge haben wir in dem
vorgelegten Paket gesehen. Es enthält viele Luftbuchun-
gen.

Sie haben heute versucht, den großen Rahmen Ihrer
Finanzmarktpolitik zu zeichnen.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Wenn es den gäbe!)


– Wenn es den gäbe! Es gibt ihn aber nicht. – Sie haben
in den letzten Wochen und Monaten an verschiedenen
Stellen immer reagiert. Erst gestern hieß es: Stresstests
für europäische Banken sollen jetzt veröffentlicht wer-
den. Das haben Sie über Monate abgelehnt. Weil Spa-
nien unter Druck ist, müssen Sie darauf reagieren. Daher
kommen Sie plötzlich der Forderung nach Transparenz
nach, was Sie eigentlich nie machen wollten, weil Sie
die deutschen Banken vor der Wahrheit schützen woll-
ten. Gut, dass Sie Ihre Haltung korrigieren. Aber das ist
doch keine klare Linie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Carsten Sieling [SPD])


Zu den Leerverkäufen. Sie haben die Regelung der
BaFin im Januar auslaufen lassen. Im März haben Sie im
Zusammenhang mit den Eckpunkten eine gesetzliche
Regelung angekündigt. Dann haben Sie hektisch für die
Ausgliederung in ein neues Gesetz gesorgt. Über Nacht
haben Sie dann plötzlich das Verbot der Leerverkäufe
beschlossen, was an den Finanzmärkten ein großes
Chaos ausgelöst hat. Wie wollen Sie mit dieser wackeli-
gen Position Finanzmärkte regulieren?

Zur Aufsichtsreform. Sie sind mit großen Worten ge-
startet: Das Wichtige ist, die Aufsicht zu reformieren. In-
zwischen ist dieses Thema auf die lange Bank geschoben
worden. Ich sage Ihnen ganz deutlich: Wenn Sie klare
Regeln setzen wollen, dann werden Sie mit dieser Wa-
ckelpolitik keinen Meter weiterkommen. Wer etwas kon-
trollieren will, muss den Knoten festziehen und darf
keine Wackelpolitik betreiben, wie Sie es tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Ich will noch darauf eingehen – Sie haben das ange-
deutet, Herr Michelbach –, dass es Unterschiede zwi-
schen den Anträgen der Oppositionsfraktionen gibt. Wir
haben an dieser Stelle von Anfang an ganz klar auf die
europäische Ebene gesetzt. Wir waren nämlich skep-
tisch, ob es möglich ist, eine Lösung auf internationaler
Ebene zustande zu bringen. Außerdem halten wir die
Einführung einer Finanzumsatzsteuer auf EU-Ebene für
ein Instrument, die Einnahmeseite der Europäischen
Union auf eine stabile Grundlage zu stellen.

Wir werden den anderen Anträgen heute ebenfalls zu-
stimmen, auch wenn wir nicht sicher sind, ob die darin
enthaltenen Vorschläge für die nationale Ebene wirklich
tragfähig sind.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


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(C (D ber vielleicht lässt sich unser Zweifel überzeugend usräumen. Wir wollen vor allem, dass der Bundestag nsere Grundposition unterstützt und dass die Finanzansaktionsteuer endlich eingeführt wird. Dadurch ürde ein wichtiges Privileg der Finanzbranche abge chafft. Wenn Sie sagen: „Wir machen alles in internationaler bstimmung“, dann möchte ich Sie fragen: Was erzähn Sie uns hier eigentlich? Das ist doch völliger Mumitz. Gerade bei den zentralen Fragen stimmen Sie sich ternational nicht ab. Barack Obama und seine Regieng wollen, dass die Bundesregierung etwas mehr Konnkturstimulus macht. Gerade da machen Sie nicht mit. ie Frage einer europäischen Wirtschaftsregierung: Wer teht in der Europäischen Union denn auf der Bremse? on wegen internationale Abstimmung! Da könnten Sie inmal mitmachen. Wer blockiert, dass es eine wirklich ffektive europäische Bankenaufsicht gibt? Die deutsche undesregierung. Wenn Sie die internationale Koordiierung ernst nehmen, dann picken Sie nicht nur ein aar Punkte heraus, die Ihnen genehm sind, sondern ann sorgen Sie dafür, dass wir auf europäischer und inrnationaler Ebene endlich eine richtige und konseuente Antwort auf die Finanzmarktkrise finden. (Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Die richtige Antwort muss es sein! – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Die richtige Antwort im nationalen Interesse!)


a versagt Ihre Regierung kläglich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705007200

Das Wort hat nun Frank Steffel für die CDU/CSU-

raktion.


Frank Steffel (CDU):
Rede ID: ID1705007300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

n! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Kol-
ge Schick, ich fand weite Teile Ihrer Rede in Ordnung,

uch wenn ich nicht alles teile. Aber am Ende Ihrer Rede
ie Conclusio zu ziehen, dass wir uns der Schuldenpoli-
k des amerikanischen Präsidenten anschließen und in
eutschland nicht zum Wohle unserer Mitbürgerinnen
nd Mitbürger sparen sollten, halte ich für wirklich sehr
eit hergeholt. Ich halte es auch politisch für verhee-
nd.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Debatte heute enthält nichts Neues. Ich verhehle
icht, dass ich aufgrund der, wie zumindest ich finde,
ehr erfreulichen Entwicklungen gestern auf der Tagung
er EU-Staats- und Regierungschefs gehofft hatte,
ass es einige neue Erkenntnisse, einige neue Debatten-
eiträge gibt. Man kann Ihnen nicht vorwerfen – so ist
as parlamentarische Verfahren –, dass Ihre Anträge
om Januar stammen; der jüngste ist, so glaube ich, vom
pril. Von Januar bis Juni 2010 ist in dieser Welt, in
uropa gerade in der Finanz- und Wirtschaftsentwick-
ng unglaublich viel geschehen. Man kann Ihnen aber





Dr. Frank Steffel


(A) )


)(B)

sehr wohl vorhalten, dass Sie heute, wie ich finde, viel
Kritik geäußert haben, aber Ihr Lob äußerst dünn war für
den wesentlichen Fortschritt, den wir gestern insbeson-
dere dank der Aktivitäten der Frau Bundeskanzlerin und
des französischen Staatspräsidenten in Europa erreicht
haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Hier wäre auch einmal Lob angemessen gewesen, und
zwar Lob dafür, dass Deutschland wieder einmal bei die-
sem schwierigen Thema Motor der europäischen Posi-
tion und hoffentlich Motor der weltweiten Position sein
kann und sein wird. Denn das muss unser Ziel als große
Exportnation sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Aber hier stottert der Motor! Ihr Motor stottert!)


– Herr Kollege Sieling, ich komme gleich zu Ihnen.

Es ist natürlich ein großer Fortschritt – lassen Sie uns
das doch gemeinsam an diesem Tag feststellen –, dass
die EU und insbesondere die neue britische Regierung
bereit waren, die Bankenabgabe und Stresstests für
Banken zu akzeptieren und eine Finanztransaktionsteuer
„zu erkunden und zu entwickeln“. Das ist ein Riesenfort-
schritt. Die Worte „erkunden“ und „entwickeln“ hat sich
nicht die Frau Bundeskanzlerin als Physikerin ausge-
dacht, sondern sie sind Bestandteil der Beschlusslage der
EU-Staats- und Regierungschefs vom gestrigen Abend.

Meine Damen und Herren, die vier Anträge der Op-
position sind heute, um es klar zu sagen, schon aufgrund
der gestrigen Entwicklung eigentlich überflüssig. Man
kann ihnen gar nicht mehr zustimmen, weil sie die euro-
päische Entwicklung geradezu konterkarieren. Das
Beste wäre, Sie ziehen sie zurück.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Einen Vorratsbeschluss fassen!)


Meine Damen und Herren, ich möchte das Europa-
Thema noch einmal ganz bewusst aufgreifen. Ich glaube,
wir sind gut beraten, nicht nur in schweren Zeiten
– Griechenland, die folgenden Entwicklungen und die
schwierigen Entschlüsse sind uns allen noch gegenwär-
tig –, sondern auch in der Perspektive einer weltweiten
Finanzpolitik den Versuch zu machen, die Einheit des
Euro-Raums und der Europäischen Union zum wesentli-
chen Maßstab deutscher Außen- und Finanzpolitik zu
machen. Es ist auch richtig, dass wir insbesondere bei
der Finanzpolitik sehr intensiv auf den Finanzplatz
London blicken. Ich will keine Bilder erzeugen, die sind
immer falsch. Aber eine europäische Finanzpolitik ohne
Beteiligung Londons würde dazu führen, dass der Wett-
bewerbsnachteil für Frankfurt, Luxemburg und viele an-
dere größer würde und sich noch mehr in London kon-
zentrieren würde, was wir nicht wollen, zumal wir die
dortigen Spielregeln auch nicht für richtig halten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass uns alle EU-
Partner begeistert folgen. Das sind aber 27 Länder, übri-

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(C (D ens sehr unterschiedliche. Das sind sehr heterogene Reierungen, von ganz weit auf der einen Seite bis ganz eit auf der anderen Seite. Auch in den ostund mittel uropäischen Ländern gibt es sehr unterschiedliche Intessenlagen. Natürlich würden wir uns wünschen, dass s schneller geht. Es liegt einem fast auf der Zunge, zu agen: Wie immer in Europa wünschte man sich, dass es twas schneller geht. Es ist aber gut, dass wir jetzt, etwa 4 Tage vor den G-20-Verhandlungen, einen klaren Bechluss der EU haben und die Bundeskanzlerin und der inanzminister Zeit haben, diesen EU-Beschluss bei den 20 mehrheitsfähig zu machen; denn das muss unser emeinsames Ziel sein. Herr Kollege Sieling, ich teile Ihre Sorge, dass das ein anz schwieriger Weg wird. Wir können uns nämlich die teressenlage der Vereinigten Staaten von Amerika leb aft vorstellen. Wir wissen, dass die Kanadier eine ganz ndere Position vertreten, übrigens weil sie von weiten eilen der Krise fast gar nicht betroffen waren. (Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und warum nicht?)


ir wissen, dass beispielsweise die Brasilianer der Auf-
ssung sind: Hier macht Europa wieder einmal Politik

egen die Entwicklungs- und Schwellenländer, um seine
igenen Probleme zu lösen. Wir wissen, dass die Milliar-
envölker der Chinesen und Inder wegen der großen
evölkerungszahlen möglicherweise ganz andere Inte-
ssen haben als ein kleines Land in Europa wie
uxemburg. Es ist hohe politische Kunst, all das unter
inen Hut zu bringen. Ich habe den Eindruck und das
efühl, dass diese Aufgabe bei der Bundeskanzlerin und
ielen anderen in Europa in guten Händen ist und ver-
ucht wird, das gemeinsam auf dem G-20-Gipfel umzu-
etzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist deshalb richtig, dass es erst dann um einen na-
onalen Alleingang, um nationale Regelungen gehen
ann, wenn diese Bemühungen gescheitert sind. Die Re-
elungen dürfen natürlich nicht den deutschen Mittel-
tand und insbesondere die deutschen Kleinanleger
effen. Sie dürfen nicht zu einer Kreditklemme führen.
enn wir wissen, dass die Bankenabgabe, die Erhöhung
es Eigenkapitals der Banken und nun die Finanztrans-
ktionsteuer natürlich auch die ganz normalen Ge-
chäftsbanken, die wir für unseren Mittelstand so drin-
end brauchen, in den kommenden zwei bis fünf Jahren
or ganz große, wesentliche Herausforderungen stellt.
eshalb ist es richtig, dass die EU darauf hinweist, dass
ie kumulativen Auswirkungen untersucht werden müs-
en und auch hier auf wettbewerbsverzerrende Elemente
eachtet werden sollte.

Ich habe den Eindruck, dass es uns im Bundestag zu-
indest teilweise nicht nur um die Sache geht. Liebe
olleginnen und Kollegen von der Linksfraktion, es er-
öht die Glaubwürdigkeit in der Debatte nicht wirklich,
rst die Verstaatlichung der Banken zu fordern und im
ächsten Zug zu sagen: Jetzt erhöhen wir alle möglichen
ebühren und Abgaben. Es ist dem Thema nicht ange-
essen, zuallererst ideologisch zu argumentieren. Denn





Dr. Frank Steffel


(A) )


)(B)

auch das ist eine Lehre der letzten zwei Jahre: Es ist
nicht die Zeit der Ideologien, die Zeit für populistische
Schnellschüsse und nationale Alleingänge. Es ist die
Zeit für international verantwortungsvoll abgestimmtes
Handeln.

In diesem Bereich ist sehr viel erreicht worden: Wir
haben auf nationaler, europäischer und internationaler
Ebene fast 30 Gesetze und Verordnungen zur Regulie-
rung des Bankenbereichs und zur Beteiligung an den
Kosten der Krise eingeführt, mit dem Ziel, dass sich eine
solche Krise möglichst nie mehr wiederholt.

Wir müssen vor allen Dingen auf eines achten: Wir
müssen darauf achten, dass der verheerende Eindruck
widerlegt wird, dass man mit Geld und Spekulation
mehr verdient als mit ordentlicher Arbeit.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Das ist die Realität!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705007400

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Frank Steffel (CDU):
Rede ID: ID1705007500

Wenn sich nämlich dieser Eindruck in den Köpfen

und Herzen verfestigen würde, wäre die Motivation des
Mittelstandes genauso beschädigt wie die Motivation der
deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer,


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Sie haben es doch zugelassen!)


die auch in dieser Krise vorbildlich dafür gesorgt haben,
dass die Auswirkungen der Krise in Deutschland relativ
gering gewesen sind und dieses Land noch immer stark
dasteht.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705007600

Das Wort hat nun Kollegin Barbara Hendricks für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1705007700

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Der Eindruck ist nicht falsch: Man kann in diesem
Land und der ganzen Welt mit Spekulation mehr Geld
verdienen als mit ehrlicher Arbeit. Das ist bedauerlicher-
weise so; gerade dem müssen wir entgegenwirken.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist jedenfalls für uns keine neue Erkenntnis.

Lassen Sie uns doch die Debatte auf die Füße stellen.
Was ist wirklich los? Es wurde eine Bankenabgabe ge-
fordert, die jetzt in Deutschland eingeführt wird. Sie
wird in der Größenordnung von 1,2 Milliarden Euro pro
Jahr liegen.

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(C (D (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das wissen wir, Frau Kollegin!)


ie wird von Banken für zukünftige Krisen angesam-
elt. Sie geht also nicht in den Staatshaushalt. Damit sie

elfen kann, wenn etwas passiert, müssen wir 50 bis
00 Jahre lang sammeln, um eine Bank zu retten.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Kennen Sie die Bemessungsgrundlage schon?)


rst dann hilft es etwas. Das sei vorweggeschickt.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Deshalb handeln wir jetzt!)


Gleichwohl habe ich nichts dagegen, die Bankenab-
abe einzuführen. In der Tat belastet sie das Eigenkapital
er Banken, das ist so, aber in überschaubarem Rahmen.

Kommen wir zur Transaktionsteuer, Herr Steffel.
ie ist, wie Sie vielleicht noch nicht gemerkt haben, eine
msatzsteuer. Eine Umsatzsteuer belastet nicht das In-

titut, also nicht die Banken, sondern eine Umsatzsteuer
elastet diejenigen, die handeln. Deswegen ist es gerade
ein Problem, dass damit etwa die Kreditversorgung des
ittelstandes eingeschränkt werden könnte. Gerade das

ifft nicht zu,


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Das heißt, Sie wollen die Banken entlasten?)


ber bei der Bankenabgabe trifft das wohl zu. Das würde
uch bei der Finanzaktivitätsteuer zutreffen, die Sie noch
or drei Wochen propagiert haben – heute redet keiner
ehr davon –, die in der Tat gerade das deutsche Drei-
äulen-System besonders belastet hätte.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Und Sie wollen die Banken verschonen?)


Nein, wir wollen nicht die Banken verschonen. – Wir
ollen diejenigen belasten, die mit ihren hochspekulati-
en Geschäften eben jene leistungslosen Gewinne ein-
treichen, die Sie eben vermeintlich gegeißelt haben,


(Dr. Frank Steffel [CDU/CSU]: Das wollen wir auch!)


ie für die Unordnung im Finanzsystem doch erst die
rundlage gelegt haben. Darum geht es doch.


(Beifall bei der SPD – Dr. Volker Wissing [FDP]: Reden Sie von Verkäufern von Lebensversicherungen?)


Die Banken sollen Steuern zahlen. Sie sollen meinet-
egen eine Bankenabgabe zahlen.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das machen Investmentbanken!)


ber es geht darum, die hochspekulativen Geschäfte mit
iner Umsatzsteuer zu belegen, um damit Finanzmittel
u generieren und die Folgen der Krise im nationalen
aushalt und auch in den Ländern des Südens abzumil-
ern, um das einmal deutlich zu sagen. Ich komme da-
uf gleich noch zurück.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






Dr. Barbara Hendricks


(A) )


)(B)

Wir haben heute eine seltsame Geschichte erlebt.
Herr Wissing, der Finanzausschuss des Deutschen Bun-
destages, der gewöhnlich aus sachkundigen Menschen
besteht, hat es eigentlich nicht verdient, Sie als Vorsit-
zenden zu haben.


(Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU und der FDP – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Unverschämtheit!)


Die Art und Weise, wie Sie heute wieder polemisiert ha-
ben und an der Wahrheit vorbeigegangen sind, hat das
gezeigt.


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD] – Dr. Volker Wissing [FDP]: Wenn Sie das sagen, dann kann ich damit leben!)


– Ja, sicher, das müssen Sie auch. Das kann ich nicht än-
dern.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Aber so etwas sagt man doch nicht! – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Das tut man unter Kollegen nicht!)


– Nein, das tut man nicht, aber nehmen Sie einfach das
Protokoll der Rede von Herrn Wissing zur Hand. Dann
fragen wir uns, was man unter Kollegen tut oder auch
nicht tut. Ich bin dann gerne bereit, darüber zu reden.


(Beifall bei der SPD)


Herr Kollege Wissing, die höchste Neuverschul-
dung, die es bisher in der Bundesrepublik Deutschland
gab, gab es im Jahr 1996 unter einer schwarz-gelben Re-
gierung. Aktuell haben wir die allerhöchste Neuver-
schuldung, die es je gab, wieder unter einer schwarz-gel-
ben Regierung. Wenn Sie schon so plakativ und einfach
reden, dann mache ich das auch. Hören Sie auf, und
schieben Sie nicht immer den Sozialdemokraten in die
Schuhe, was Sie in schwarz-gelben Regierungen zu ver-
antworten haben!


(Beifall bei der SPD – Dr. Daniel Volk [FDP]: Sie haben den Stabilitätspakt aufgeweicht!)


– Wir haben den Stabilitätspakt nicht aufgeweicht, son-
dern wir haben ihn fortentwickelt. Sie sind immer so
stolz auf die Schuldenbremse, die wir gemeinsam in die
Verfassung geschrieben haben.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Genau!)


Die Schuldenbremse ist dem europäischen Stabilitäts-
pakt identisch nachgebildet, so wie wir ihn fortentwi-
ckelt haben.


(Beifall bei der SPD)


Entweder sind Sie stolz auf die Schuldenbremse, oder
Sie werfen uns vor, wir hätten in Europa etwas Falsches
gemacht. Beides zusammen geht nicht.


(Beifall bei der SPD)


Man sollte kurz erzählen,


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Erzählen ist gut!)


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(C (D ie das aktuell im internationalen Handel läuft. Eine ransaktion in möglicherweise Milliardenumfang wird 15 Mikrosekunden ausgelöst. 15 Millionstel Sekun en reichen aus, um elektronisch eine Transaktion ausulösen. Es gibt einzelne Händler, zum Beispiel in New ork, die elektronisch bis zu 60 Millionen Transaktionen uslösen, und das an einem einzigen Tag. Jede dieser ransaktionen kann einen Milliardenwert haben. Sie ann sogar einen Umfang von mehreren Milliarden uro, sogar von Hunderten Milliarden Euro haben. Diese Geschäfte kann man in der Tat problemlos mit iner Transaktionssteuer in Höhe von 0,05 Prozent beleen. Es erschließt sich von alleine, dass das sozusagen ürokratiefrei geschehen kann. Ich will das einmal verinfacht ausdrücken: Man kann quasi eine elektronische eitung zum zuständigen Finanzamt legen. Das ist nur in zusätzlicher Parameter bei der Programmierung des omputers, der das Geschäft abwickelt. Etwas anderes t das nicht. (Dr. Daniel Volk [FDP]: Das hätte die SPD gern!)


Sie sind besonders klug, stelle ich fest. Hören Sie doch
infach einmal zu!


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Dann sagen Sie einmal etwas!)


Man muss sich vor Augen führen, dass elektronischer
andel dazu führt – das ist logisch –, dass sich selbst
erstärkende Instrumente in Gang gesetzt werden. Die
atsache, dass am 6./7. Mai dieses Jahres in New York
er Dow Jones um mehr als 1 000 Indexpunkte gesun-
en ist, hatte ganz offenbar mit einem Programmierfeh-
r zu tun; ganz genau weiß man das noch nicht. Die Pro-
rammierung des elektronischen Handels basiert auf
enn-dann. Wenn A ausgelöst wird, dann folgt B, und

ann folgt überall B. Das verstärkt sich dann natürlich in
ie angezeigte Richtung, gewöhnlich nach unten,
anchmal auch nach oben. Auf der anderen Seite gibt es

inige, die auf diese Entwicklung gewettet haben, und ir-
endwo wieder andere, die auf das Gegenteil gewettet
aben.

Diese elektronisch ablaufenden Transaktionen – 60 Pro-
ent aller Transaktionen in den Vereinigten Staaten erfol-
en elektronisch – kann man mit einer klassischen Auf-
icht überhaupt nicht beaufsichtigen. Wie denn auch?
lso wird man sie nicht verhindern können. Aber man
uss sie doch wenigstens entschleunigen, zum Beispiel,
dem man einen kleinen Teil, 0,05 Prozent, davon

immt. Wenn man darüber, wenn möglich in allen Län-
ern der Welt, zusätzliche Einnahmen generiert, dann
ann das nicht schädlich sein. Das behindert die Finan-
ierung des Mittelstands in keiner Weise.

Ich möchte kurz aus dem Protokoll des Hearings, das
m 17. Mai 2010 im Finanzausschuss stattgefunden hat,
itieren. Professor Dr. Otte sagte:

Die Transaktionssteuer hat genau die Lenkungswir-
kung …, die wir haben wollen. Sie belastet die spe-
kulativen Geschäfte, die schnell drehenden Ge-
schäfte, die stark gehebelten Geschäfte. Und wenn





Dr. Barbara Hendricks


(A) )


)(B)

man Over-the-Counter-Geschäfte macht, also Sa-
chen, die nicht über Börsen laufen, dann kann man
auch dafür Steuern erheben.

Ja, so ist das. Natürlich ist das noch nicht technisch aus-
gestaltet, aber es ist auszugestalten. Es ist überhaupt
nicht unmöglich, dies auszugestalten. Im Gegenteil: Man
kann das sogar mit verschiedenen Steuersätzen belegen,
je nachdem, um welche Art von Geschäft es sich han-
delt. Wir haben dazu noch keine abschließende Mei-
nung.

Die Folgen der Finanzkrise haben laut Berichten der
Internationalen Arbeitsorganisation dazu geführt, dass
weltweit 34 Millionen Menschen arbeitslos geworden
sind, viele auch bei uns. Von diesen 34 Millionen Men-
schen lebten ganz viele schon vor der Finanzkrise in bit-
terer Armut. Sie wurden ihrer Lebensperspektive be-
raubt.

Wir haben die Verantwortung, unsere Verpflichtun-
gen, die wir zur Bekämpfung von Hunger und Armuts-
folgen gegenüber den Ländern des Südens eingegangen
sind, einzuhalten. Darum brauchen wir die „Steuer ge-
gen Armut“, wie diese Steuer in der Petition genannt
worden ist. Das Geld, das wir durch die Finanztransak-
tionsteuer einnehmen können, wird unsere nationalen
Haushalte entlasten und uns in die Lage versetzen, die
Verpflichtungen, die wir international eingegangen sind,
einzuhalten, denn danach sieht es zurzeit überhaupt nicht
aus.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705007800

Das Wort hat nun Kollege Björn Sänger für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Björn Sänger (FDP):
Rede ID: ID1705007900

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Herr Kollege Dr. Troost, Sie haben eben die Frage
aufgeworfen, was die Koalition will.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gute Frage!)


Diese Frage möchte ich gerne beantworten.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Das fragt sich das ganze Land!)


Diese christlich-liberale Koalition will die Finanzbran-
che an den Kosten der Krise beteiligen und, dass die Fi-
nanzbranche für eine mögliche künftige Krise Vorsorge
trifft. Das ist unser Ziel.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Herr Michelbach wollte mehr!)


Viele Wege führen nach Rom. Das ist kein digitales
Thema, über das wir hier reden, sondern es ist sehr ana-
log. Es gibt da ganz viele Graubereiche. Es ist keine 0/1-
Entscheidung – das eine ist richtig, das andere ist falsch –,

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(C (D ondern man muss sehr differenziert überlegen, welche strumente man wie einsetzt. Beim Thema Bankenabgabe hat die Koalition regiert. Wir haben ein Eckpunktepapier für eine risikodjustierte Bankenabgabe vorliegen. Dieses Eckpunkteapier wird in einen Gesetzentwurf einfließen. Wir aben dazu eine ganz intensive Abstimmung auf EUbene. Das ist bei diesem Thema wichtig und macht es Kollege Steffel hat es erwähnt – sehr langwierig. Aber iese internationale Koordinierung ist eminent wichg, um Wettbewerbsnachteile zu vermeiden. Diesen Weg müssen wir an drei Punkten festmachen. um einen muss die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands nter allen Umständen gewahrt bleiben. Zweitens – das t ganz wichtig – müssen die Verursacher zur Kasse geeten werden und nicht diejenigen, die zum Beispiel nur eteiligt sind, weil sie eine Dienstleistung in Anspruch enommen haben. Drittens müssen diese Regelungen as Verhalten steuern. Wenn das Verhalten nicht gesteurt wird, dann haben wir mit Zitronen gehandelt. Kommen wir zur Wettbewerbsfähigkeit. Kapital ist in außerordentlich scheues Reh. Es reagiert sehr empndlich, wenn man mit einer abgesägten Schrotflinte auf er Lichtung herumballert. (Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das scheue Reh!)


ie technische Infrastruktur – Frau Kollegin Hendricks
at sehr eindrucksvoll auf die Leistungsfähigkeit moder-
er Informationstechnologie hingewiesen – lässt nicht
ur zu, dass man in Mikrosekunden handelt, sondern sie
sst auch zu, dass man diesen Handel innerhalb von Mi-
rosekunden verlagert. Das sage ich als hessischer Ab-
eordneter mit Blick auf den Standort Frankfurt; Frank-
rt liegt bekanntlich in Hessen. Das ist der größte
örsenplatz in Deutschland; es gibt natürlich auch an-
ere wichtige, aber Frankfurt ist mit Sicherheit der wich-
gste. Wenn man eine Finanztransaktionsteuer in der
uro-Zone einführt und London dabei außen vor lässt,
ann kann man ab dem Tag, an dem das in Kraft tritt, in
rankfurt den Schlüssel herumdrehen. Dann findet dort
ichts mehr statt.


(Thomas Oppermann [SPD]: Oh! – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Sie widersprechen Herrn Schäuble? Sie widersprechen dem Bundesfinanzminister? Okay!)


as gefährdet in unverantwortlicher Art und Weise die
rbeitsplätze. Umso wichtiger ist hier eine internatio-
ale Abstimmung.


(Beifall bei der FDP)


Der zweite Punkt. Wie erreiche ich diejenigen, die an
er Krise schuld sind? Wie steuere ich es so, dass die
erursacher zahlen? Frau Kollegin Hendricks hat die
pekulanten angesprochen; genau die müssen getroffen
erden. Aber mit einer Finanztransaktionsteuer treffe
h nicht nur die Spekulanten. Auch der IWF sagt, dass
an gar nicht genau differenzieren kann, wen man damit
ifft. Die Frage ist: Wer ist denn der Anleger? Es freut
ich, dass Sie eingesehen haben, dass auch der Riester-





Björn Sänger


(A) )


)(B)

Sparer belastet wird. Über die Höhe der Belastung will
ich mich jetzt gar nicht auslassen.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie die Zahl! Dann sieht man, wie klein die ist! – Weiterer Zuruf des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE])


Sie haben auf jeden Fall festgestellt, dass Sie die Klein-
anleger an dieser Stelle belasten wollen, und das – das
sage ich ganz ehrlich – wollen wir nicht, egal in welcher
Größenordnung.


(Beifall bei der FDP – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Korrigieren Sie die falsche Zahl, die Sie genannt haben!)


Das nächste Problem ist die Steuerungswirkung. Es
gibt Ökonomen, die sagen: Da ist gar keine Steuerungs-
wirkung vorhanden. Man sagt sogar, es sei eher schäd-
lich, weil die Liquidität sinkt, die Märkte volatiler wer-
den und größeren Schwankungen ausgesetzt sind. Das
wirke eher krisenverschärfend als kriseneindämmend.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wer sagt das?)


Aus diesem Grunde schreibt zum Beispiel der IWF in
seinem Gutachten, dass er die Transaktionsteuer für
nicht geeignet hält.


(Zuruf von der SPD: Zitieren Sie richtig!)


Kollege Schick, ich gehe einmal davon aus, dass der
IWF entsprechende wissenschaftliche Gutachten heran-
gezogen hat. Von daher diskutiert die G-20-Runde voll-
kommen richtig über eine mögliche Einführung einer Fi-
nanzaktivitätensteuer,


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Darüber redet kein Mensch mehr! Das wissen auch Sie!)


durch die die Finanzinstitute und auch die Boni besteuert
werden.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie darüber einmal nachgedacht?)


– Ich habe grundsätzlich darüber nachgedacht.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Mit welchem Ergebnis?)


Abschließend möchte ich sagen: Die Bundesregie-
rung befindet sich international auf einem guten Weg.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber weiß nicht wohin!)


Sie erliegt nicht dem Populismus, den Sie hier ganz
gerne anführen. Es ist eben keine einfache Entschei-
dung; Sie brauchen diese offensichtlich. Wir nehmen uns
das große Ganze vor.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Unterstützen Sie die Kanzlerin oder nicht?)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705008000

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.

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(C (D Selbstverständlich. – Wenn es einfach wäre, dann hät n Sie einfach weiterregieren können. Danke. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Schwacher Abgang!)

Björn Sänger (FDP):
Rede ID: ID1705008100


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705008200

Das Wort hat nun Kollege Norbert Schindler für die

DU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Norbert Schindler (CDU):
Rede ID: ID1705008300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Verehrte

äste auf den Tribünen! Über was reden wir heute?
ber eine Tatsache, die gestern Abend von Sarkozy, dem
anzösischen Staatspräsidenten, und unserer Bundes-
anzlerin auf europäischer Ebene geschaffen wurde.
enn im Kontext der internationalen Finanzwelt allein
eutschland ein Gesetz beschließt, so wissen wir alle:
eld ist ein scheues Reh und flüchtet woanders hin. Es
t genauso wie bei einer Hochwasserflut. Wenn ich mei-
en eigenen Garten vorne an der Mauer schütze, läuft
as Wasser hinten in den Garten. Man muss die gesamte
ront schützen, damit alle geschützt sind. Das gilt auch
r die Finanzmärkte im europäischen Raum. Da wir das
tztendlich gemeinsam wollen, verstehe ich manche
unkte in der Debatte nicht.

Da gibt es die Vorwürfe, die Bundesregierung hätte da
der dort versagt, hätte nichts getan, hätte gezweifelt und
ätte gezaudert.


(Manfred Zöllmer [SPD]: So ist es doch! Das haben wir doch gehört! – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Ja! Das sagt Herr Seehofer!)


iebe Frau Hendricks, auch Sie haben sich vorhin kri-
sch geäußert. Liebe Barbara, du warst lange genug Par-
mentarische Staatssekretärin. Sie, Frau Staatssekretä-
n a. D., haben erlebt, dass es in Heiligendamm einen
ampf gegen das angloamerikanische Steuerrecht gege-
en hat. Wir haben auch gemeinsam die Niederlagen von
ans Eichel erlebt, nicht nur die von Finanzminister
teinbrück; bleiben wir doch einmal ganz gelassen und
alistisch. Auch damals war der eine oder andere in der
roßen Koalition und davor der eine oder andere in der
t-grünen Koalition dafür, vernünftige Regeln interna-

onal umzusetzen. Habt ihr Erfolg gehabt?

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Weil keiner auf Attac gehört hat!)

Merkel hatte gestern Abend Erfolg. Es gibt eine ge-

einsame Erklärung, der sogar die Briten bzw. Herr
ameron zugestimmt haben, in der mit Blick auf den
-20-Gipfel in Kanada gesagt wird: Wir wollen eine
inanztransaktionsteuer.


(Thomas Oppermann [SPD]: Wir mussten Sie doch erst zum Jagen tragen!)


Was heißt „zum Jagen tragen“?

(Thomas Oppermann [SPD]: So war es doch!)






Norbert Schindler


(A) )


)(B)

Von Frau Merkel wurde beim ersten Aufflackern der
Probleme in Griechenland gefordert: Wir müssen schnell
etwas tun! Dann gab es die Hetze in den griechischen
Zeitungen.


(Thomas Oppermann [SPD]: Nicht nur da! Auch in deutschen Zeitungen!)


Alle haben sich etwas gescheut, unter deutscher Regie
die harten Auflagen in Athen umzusetzen. Das Herbeiru-
fen des IWF war eine vernünftige Maßnahme;


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


heute wissen wir das.


(Thomas Oppermann [SPD]: Das hätte man aber schneller haben können! Aber da wart ihr wieder uneinig!)


Der Vorwurf des Zauderns hat sich erledigt. Die Dinge
haben sich in die richtige Richtig entwickelt. Hätten wir
damals die ersten 10 Milliarden Euro nach Athen gege-
ben, hätten uns die gleichen Leute auf den Oppositions-
bänken vorgeworfen: Das ist verbranntes Geld, und es
gibt keine Auflagen!

Jetzt sind sie da. Es geht letztendlich um die Siche-
rung des Vertrauens in den Euro. Aus der Erfahrung
mit Rot-Grün in der Vergangenheit sage ich: Damals
wurden schnell und schlampig Gesetze gemacht oder
Forderungen erfüllt, die auf Dauer keine Tragfähigkeit
hatten. Die Konsolidierung des Vertrauens in das Euro-
System war weiß Gott nicht über Nacht zu machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zum Euro-System, liebe Freunde. Wer hat denn 2004
die Kriterien gelockert? Wer hat denn mit aller Gewalt
dafür gesorgt, dass Griechenland ab 2000/2001 in den
Euro-Raum gekommen ist, obwohl die Union und die
FDP damals mit dem Hinweis „Die sind noch nicht reif“
dagegen gestimmt haben?


(Manfred Zöllmer [SPD]: Ach! Das ist doch Unsinn! Wir waren doch alle dafür!)


Man könnte all diese Entscheidungen der Vergangenheit
kritisch hinterfragen. Fest steht: Das Aufweichen der
Kriterien hat uns diese Probleme gebracht.

Herr Schick, Sie halten uns vor, wir unterstützten
Herrn Schäuble nicht. Alle wissen, dass wir die Pro-
bleme in Europa gemeinsam formulieren und Lösungen
gemeinsam umsetzen müssen. Aber alle wissen auch,
wie schwierig es mit den Briten manchmal noch wird.
Ja, wir, die Union – die Europäische Union und nicht nur
die Union in Deutschland –, wollen diese besondere
Steuer. Dabei muss man aber unterscheiden zwischen
der Bankenabgabe, die eine Sache der Banken ist,


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann können Sie unserem Antrag ja zustimmen!)


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(C (D nd der Steuer. Es handelt sich um einen steuerlichen ingriff, wie mit Recht gesagt wird. Es ist eine Umsatzteuer. (Dr. Carsten Sieling [SPD]: Richtig! – Manfred Zöllmer [SPD]: Sehr gut!)


Ja, es soll eine sein.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Ja!)


Die Experten vertreten allerdings unterschiedliche
einungen zu der Frage: Soll die Steuer für alle Ge-

chäfte innerhalb eines Tages oder für jedes einzelne Ge-
chäft erhoben werden?


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Es geht um Leerverkäufe!)


der Anhörung, die in den letzten Tagen stattgefunden
at, wurde auf einige Problempunkte hingewiesen.
rotzdem finden wir alle es richtig, dem internationalen
pekulantentum ein Ende zu setzen. Es kann nicht sein,
ass wenige das Vertrauen in das gesamte Währungssys-
m durcheinanderbringen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


uf dem Weg dahin hätten wir Zeit verschwendet, sagen
ie, Herr Dr. Sieling. Wir schwierig es ist, auf europäi-
cher Ebene Maßnahmen zu bündeln, haben Sie doch in
er Vergangenheit unter einem eigentlich guten Finanz-
inister Steinbrück selbst erlebt. Wenn man uns jetzt

orwirft, das alles gehe nicht schnell genug, während
an vor Wahlen in Anträgen populistisch den Fokus nur

uf bestimmte Dinge setzt,


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Dann sagen Sie, was Sie fordern!)


erspielt man damit Vertrauen in einem für die Bevölke-
ng wichtigen Punkt. Schließlich haben die Menschen
Deutschland schon zweimal bei Währungsreformen
r Geld verloren. Wahltaktisch haben Sie sich geschickt

ufgestellt, aber es war zum Teil verantwortungslos, weil
s um dauerhaftes Vertrauen in die notwendigen Maß-
ahmen geht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In der Frage des europäischen Rettungsschirms kamen
nqualifizierte Vorschläge oder Forderungen seitens der
pposition. Ich will die Griechenland-Hilfe in Erinne-
ng rufen. Was hätten wir anders machen sollen?
eutschland gibt fast 23 Milliarden Euro diesen Schirm.
ären wir der Forderung der Opposition gefolgt, dann

ätten wir die Griechen nach dem klassischen Insolvenz-
erfahren bluten lassen und einen Schnitt gemacht; auch
inige in der Union waren dieser Auffassung. Das hätte
Finanzminister Schäuble hat es durchgerechnet – Steuer-
indereinnahmen in Höhe von 10 bis 15 Milliarden Euro

ur Folge gehabt, weil neben französischen Banken auch
eutsche Banken in den Vergleich einbezogen worden
ären und ihre Verluste anschließend direkt an der deut-

chen Steuerkasse abgerechnet hätten.

Wenn ich Finanzpolitik mache, liebe Freunde von der
pposition, muss ich auch das Ende bedenken





Norbert Schindler


(A) )


)(B)


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Ja, genau! Das habe ich auch gefordert!)


und darf keine unqualifizierten und schlechten Vor-
schläge machen, nur um populistisch für drei Tage die
Themen in den Zeitungen zu besetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was sind die eigentlichen Ursachen? Zum einen sind
es Hebelgeschäfte, die ohne Eigenkapitalhinterlegung ge-
tätigt werden. Zum anderen sind die Ursachen zu große
Institute, die systemrelevant werden könnten – das sind ja
unser aller Sorgen –, und ungeeignete Instrumente. Die
Instrumente waren in der Vergangenheit nicht gut genug,
und Instrumente, die nur in Deutschland eingesetzt wer-
den, nützen nichts. Das weiß jeder Vernünftige, der diese
Finanzströme beobachtet.

Sie legen heute Ihre Anträge vor, aber Frau Merkel
und Herr Sarkozy sind schon weiter als Ihre Anträge.


(Zurufe von der SPD und von der LINKEN: Oh!)


Wir bringen das Thema in Kanada zur Sprache. Wird die
internationale Gemeinschaft den europäischen Vor-
schlägen nicht folgen, werden wir die beschlossenen
Maßnahmen in Europa umsetzen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das war doch der Vorratsbeschluss!)


Europa ist unser elementarer Wirtschaftsraum. Sie for-
dern Ergebnisse. Warten Sie noch eine Weile ab; in zehn
Tagen in Kanada werden sich die ersten Ergebnisse zei-
gen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705008400

Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen.


Norbert Schindler (CDU):
Rede ID: ID1705008500

Im Notfall machen die Europäer ihre Hausaufgaben

allein. Das haben sie bei der Einführung des Katalysa-
tors in den Jahren 1993/94 auch getan, und später sind
die anderen gefolgt. Es gibt genügend positive Beispiele
für ein solches Vorgehen. Aber zu schnell und zu
schlampig war noch nie gut, gerade nicht im Zusammen-
hang mit der Währung, bei der Vertrauen oberstes Gebot
ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705008600

Das Wort hat nun Kollegin Bettina Kudla für die

CDU/CSU-Fraktion.


Bettina Kudla (CDU):
Rede ID: ID1705008700

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

und Herren! Wir beraten heute vier Anträge der Opposi-
tion zum Thema Finanztransaktionsteuer. Positiv möchte
ich unterstellen, dass es allen Fraktionen darum geht,
Spekulationen auf den Finanzmärkten und die unter
Umständen gravierenden negativen Folgen abzuwenden.
Gleichwohl ist in den Anträgen die Analyse, wo die Ur-

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(C (D achen der Spekulation liegen und wie man Spekulanten irkungsvoll begegnen kann, nicht umfassend. Eines vorweg: Spekulationen, so negativ man sie uch betrachten mag, hat es schon immer gegeben. Das ar vor 3 000 Jahren nicht anders als im Mittelalter und or 100 Jahren nicht anders als heute. Nur hat die Spekution im 21. Jahrhundert, auch bedingt durch die moderen Kommunikationstechniken und die globalisierte irtschaft, eine völlig andere Dimension angenommen. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


Aber zurück zur Analyse. Es stellen sich drei Fragen.

Erstens. Wann wird spekuliert? Spekuliert wird im-
er dann, wenn erhebliche Preissprünge am Markt zu

rwarten sind, sei es nun nach oben, sei es nach unten. In
en letzten Monaten wurde verstärkt gegen die Währung
er Euro-Staaten spekuliert.

Zweitens. Wann kann solch eine Währungsspekula-
on überhaupt Erfolg haben? Erfolg hat man mit einer
pekulation immer dann, wenn instabile Verhältnisse zu
rwarten sind.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: So ist es!)


anz konkret: Die Spekulanten erwarten instabile Ver-
ältnisse hinsichtlich der Finanzierung staatlicher Haus-
alte im Euro-Raum.

Daher drittens. Wie kommt es zu einer solchen Er-
artung? Spekulanten erwarten, dass einzelne Staaten

ufgrund ihrer hohen Verschuldung ihren finanziellen
erpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Das
t die eigentliche Ursache der Spekulation gegen Wäh-
ngen.

Eine solche Betrachtung fehlt in den Anträgen der
pposition völlig. Die Ursachen der Krise werden
icht beleuchtet. Dies ist Kurpfuscherei.


(Widerspruch bei der SPD)


ine Arznei kann erst nach einer eingehenden Diagnose
erabreicht werden. Erst dann kann man die Symptome
achhaltig behandeln.

Viele Staaten in Europa und der Welt haben seit Jahr-
ehnten mehr ausgegeben, als sie eingenommen haben.
ie Staaten haben folglich über ihre Verhältnisse ge-
bt – wohl gemerkt: die Staaten und nicht die Bürger.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Falsches Thema! – Manfred Zöllmer [SPD]: Und falscher Tagesordnungspunkt!)


adurch wird Instabilität in den Staatsfinanzen geschaf-
n, und daher ist das ein Nährboden für Spekulationen.
sofern sind wir sehr wohl beim Thema.

Folglich sind zwei Dinge zu tun:

Erstens. Die Staatsverschuldung der einzelnen Staa-
n ist abzubauen.


(Beifall bei der CDU/CSU)






Bettina Kudla


(A) )


)(B)

Zweitens. Wir müssen ein wirksames Regulierungs-
system für die Finanzmärkte schaffen.

Hier zeigt sich die Komplexität des Themas. Es ist
eben nicht so einfach, mal schnell einen Antrag zu be-
schließen.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Doch, das ist einfach! Beschließen wäre sehr einfach und auch richtig!)


Dies wäre vordergründig. Damit würde man der Kom-
plexität nicht gerecht und hätte man die Probleme nicht
gelöst. Bei der Opposition sehe ich diesen Problemlö-
sungswillen nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wenn sie die Spekulationen wirklich hätte eindäm-
men wollen, dann wäre es die logische Folge gewesen,
das vorige Woche vorgelegte Sparpaket der Bundesre-
gierung positiv zu begleiten;


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


denn eines muss uns bewusst sein: Die Konsolidierung
der öffentlichen Haushalte in Deutschland wird nur ge-
lingen, wenn man die Ausgaben reduziert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Alles andere ist völlig unrealistisch.

Durch eine Konsolidierung ausschließlich über die
Einnahmen, wie es der Opposition vorschwebt, trägt
man nicht zur Gesundung der öffentlichen Finanzen bei.
Dies führt vielmehr zu einer Aufwärtsspirale von Ein-
nahmen und Ausgaben. Die Bundesregierung beschränkt
sich in ihrem Sparpaket nicht auf Ausgabenkürzungen,


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, es kommen noch ein paar Luftbuchungen dazu! Das stimmt!)


sondern sie betrachtet in ausgewogener Weise durchaus
auch die Einnahmeseite.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Worüber diskutieren wir eigentlich?)


In der Finanzplanung sind ab dem Jahre 2012 Einnah-
men aus einer noch zu beschließenden Finanzmarkt-
steuer in Höhe von 2 Milliarden Euro jährlich vorgese-
hen. Selbstverständlich muss die Finanzplanung weiter
konkretisiert werden. Mit dieser Konkretisierung sollte
man aber in erster Linie das Ziel haben, einen wirksa-
men Rahmen für den Finanzmarkt zu schaffen, damit Fi-
nanzgeschäfte transparenter werden. Nur so können sys-
temische Risiken erkannt und damit verhindert werden.
Die Erhebung einer entsprechenden Steuer kann und
sollte hier ein wirksames Instrument sein.

Gerade weil man auf dem Finanzmarkt weltweit tätig
ist, ist es erforderlich, international politisch abgestimmt
vorzugehen. Mit einem deutschen Alleingang wäre hier
nichts gewonnen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Gegenteil: Die Verhandlungsbasis der Bundesregieng würde geschwächt. Daher müssen nach Auffassung er Bundesregierung in erster Linie auf internationaler bene und erst in zweiter Linie auf europäischer Ebene irksame Möglichkeiten geschaffen werden. Es muss uns bewusst sein, dass staatliche Entscheiungen, die vordergründig vielleicht gut gemeint sind, ber nicht wirklich abschließend durchdacht sind, unter mständen langfristig gravierende negative Folgen haen. Dies gilt übrigens auch für das Thema europäische irtschaftsregierung, Herr Kollege Schick. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Eine Finanzmarktsteuer macht nur Sinn, wenn der
teuerpflichtige diese nicht umgehen kann. Dies hat die
undeskanzlerin bereits im Vorjahr und jetzt auch aktu-
ll auf dem EU-Gipfel gefordert. Die CDU/CSU-Frak-
on unterstützt die Bundesregierung bei der Einführung
iner wirkungsvollen Finanzmarktsteuer auf internatio-
aler Ebene und bei der Umsetzung des Sparpakets.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705008800

Frau Kollegin, dies war Ihre erste Rede im Deutschen

undestag. Herzliche Gratulation und alle guten Wün-
che für die weitere Arbeit in diesem Hause!


(Beifall)


Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Finanz-
usschusses auf Drucksachen 17/2133 und 17/2187. Der
usschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner Be-

chlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Frak-
on der SPD auf Drucksache 17/527 mit dem Titel „Die
asten der Krise gerecht verteilen, Spekulation eindäm-
en – Internationale Finanztransaktionssteuer einfüh-
n“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer

timmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
hlung ist mit den Stimmen der Regierungskoalition ge-

en die Stimmen der Oppositionsfraktionen angenom-
en.

Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ab-
hnung des Antrags der Fraktion Die Linke auf Druck-

ache 17/518 mit dem Titel „Finanztransaktionssteuer
ternational vorantreiben und national einführen“. Wer

timmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
agegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
t mit den Stimmen der beiden Regierungsfraktionen
egen die Stimmen der Linken und der Grünen bei
timmenthaltung der SPD-Fraktion angenommen.

Weiterhin empfiehlt der Finanzausschuss unter
uchstabe c seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung
es Antrags der Fraktion Die Linke auf Drucksache
7/471 mit dem Titel „Die Banken sollen für die Krise
ahlen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss-

mpfehlung ist mit den Stimmen der beiden Koalitions-





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) )


)(B)

fraktionen gegen die Stimmen der Linken bei Enthaltung
der SPD und der Grünen angenommen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buch-
stabe d seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des
Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druck-
sache 17/1422 mit dem Titel „Finanzumsatzsteuer auf
EU-Ebene einführen“. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der bei-
den Regierungsfraktionen gegen die Stimmen der drei
Oppositionsfraktionen angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 32 a und 32 b auf:

a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Änderung krankenversicherungsrechtli-
cher und anderer Vorschriften

– Drucksache 17/1297 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit (14. Ausschuss)


– Drucksache 17/2170 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Birgitt Bender

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(14. Ausschuss)

Vogler, Dr. Martina Bunge, Dr. Ilja Seifert, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Faire Preise für wirksame und sichere Arznei-
mittel – Einfluss der Pharmaindustrie be-
grenzen

– Drucksachen 17/1206, 17/2170 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Birgitt Bender

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne damit die Aussprache und erteile dem
Bundesminister Philipp Rösler das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1705008900

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der vorliegende Gesetzentwurf zur Änderung
krankenversicherungsrechtlicher und anderer Vorschrif-
ten ist ein Artikelgesetz. Aber hinter jedem einzelnen
Artikel steht immer auch eine politische Botschaft.

Die erste politische Botschaft ist einfach zu beschrei-
ben: Mit diesem Gesetzentwurf holen wir Versäumnisse
der alten SPD-Führung nach und müssen teilweise sogar
handwerkliche Fehler korrigieren. In einem Satz gesagt:
Wir alle sind heute hier, weil die Sozialdemokraten ein-
mal mehr ihre Hausaufgaben schlichtweg nicht gemacht
haben.

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(C (D (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Macht denn der Minister seine Hausaufgaben?)


Bestes Beispiel sind die Regeln zur Datenweitergabe
Rahmen der Hausarztverträge.

Das Bundessozialgericht fordert hier eine klare ge-
etzliche Grundlage im Interesse des Datenschutzes. Ob-
ohl Sie wissen, dass diese Übergangsregelung zum
0. Juni 2010 ausläuft, haben Sie keinen Handschlag ge-
n, um zu Neuerungen, zu Besserungen zu kommen.


(Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Wir sind seit neun Monaten nicht mehr in der Regierung!)


Meine Damen und Herren, deswegen ist es richtig,
ass die Regierungskoalition diese Frist bis zum 30. Juni
011 verlängert und wir gemeinsam, CDU/CSU und
DP, eine vernünftige gesetzliche Grundlage dafür
chaffen, dass die Datenweitergabe im Rahmen der
ausarztverträge möglich ist; denn ohne eine solche Da-
nweitergabe wären die Hausarztverträge gar nicht
öglich. Deswegen brauchen wir ein gemeinsames Han-

eln. Wir sind in jedem Fall dazu bereit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


In Bezug auf den Datenschutz gibt es ein weiteres
ichtiges Thema in diesem Gesetzentwurf. Hierbei geht

s um nicht mehr und nicht weniger als um den Ausbau
er Telematikinfrastruktur im deutschen Gesundheitswe-
en. Sie alle wissen, dass dies ein klares Ziel der christ-
ch-liberalen Regierungskoalition ist. Wir haben uns da-
uf verständigt, dass wir alle bisherigen Schritte – Ihre

leinen Trippelschritte – überprüfen wollen und selbst-
erständlich auch klare Kriterien für die Weiterentwick-
ng vorgeben möchten. Diese klaren Kriterien lassen

ich wie folgt zusammenfassen.

Erstens muss jede Maßnahme einen Nutzen für die
atientinnen und Patienten stiften. Zweitens müssen alle
aßnahmen praktikabel sein. Sie müssen in den Ar-

eitsalltag zu integrieren sein. Sonst macht es keinen
inn, solche Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Drit-
ns – das ist Bürgerrechtlern besonders wichtig – geht

s vor allem um die Datensicherheit; denn es gibt keine
ensibleren Daten als die Gesundheitsdaten von Patien-
nnen und Patienten, meine Damen und Herren. Genau
iese gilt es zu schützen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


eswegen wird es künftig einen Notfalldatensatz geben,
er sicherstellt, dass jedem sofort geholfen werden kann.
h wünsche mir übrigens, dass man möglichst schnell

uch andere Instrumente mit aufnimmt, wie zum Bei-
piel die Frage der Organspende.

Des Weiteren wird es eine sichere Arzt-zu-Arzt-Kom-
unikation geben, damit wir unbürokratisch und schnell
formationen von einem Leistungserbringer zum nächs-
n Leistungserbringer übermitteln können.

Ferner haben wir uns gegen die von Ihnen geplante
nlineanbindung ausgesprochen. Dafür gibt es künftig

inen automatischen Datenabgleich von Versicherungs-





Bundesminister Dr. Philipp Rösler


(A) )


)(B)

stammdaten. Damit können wir gewährleisten, dass die
Daten immer bei den Medizinern bleiben und nicht an
die Krankenversicherungen weitergegeben werden. Da-
rüber hinaus haben wir gesagt: Das elektronische Rezept
wird bis auf Weiteres gestoppt, bis es praktikabel ist.


(Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Klasse! Wunderbar! Herzlichen Glückwunsch!)


Ebenso brauchen wir zum jetzigen Zeitpunkt keine elek-
tronische Patientenakte, weil die Datensicherheit letzt-
lich nicht gewährleistet werden kann.


(Mechthild Rawert [SPD]: Eine Luftnummer!)


Mit diesem Weg haben wir die richtige Balance ge-
schaffen zwischen Innovation und Ausbau der Telema-
tikinfrastruktur auf der einen Seite sowie Sicherheit,
Praktikabilität und Nutzen für die Patientinnen und Pa-
tienten auf der anderen Seite.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie können sicher sein, dass allein schon die Einführung
dazu führen wird, dass wir zu Kosteneinsparungen kom-
men. Missbrauch wird künftig verhindert werden.

Das ist übrigens die dritte große Botschaft dieses
Artikelgesetzes, die sich auf das Thema Einsparungen
bezieht. Sie alle wissen, dass einer der größten Aus-
gabenblöcke der gesetzlichen Krankenversicherung die
Arzneimittel sind. Deswegen ist es richtig, dass wir als
Regierungskoalition hier den Hebel ansetzen, um zu ga-
rantieren, dass die Versichertengelder vernünftig verwal-
tet werden.

Ich wundere mich ein bisschen über die Ablehnung
insbesondere vonseiten der SPD; denn diese Ziele haben
Sie früher auch einmal verfolgt. Wir werden den Arznei-
mittelmarkt neu ordnen. Um dieses Ziel zu erreichen,
wird ein neues Gesetz auf den Weg gebracht werden, das
dieses Haus noch vor der Sommerpause erreichen wird.


(Mechthild Rawert [SPD]: Vor der Sommerpause?)


Mit dem vorliegenden Artikelgesetz werden wir aber
schon jetzt sicherstellen, dass Einsparungen in Höhe von
500 Millionen Euro für die Versicherten im Jahre 2010
möglich sind. Diese Forderung haben früher übrigens
auch die Grünen und die SPD erhoben. Sie sind aber da-
mals mit ihren Ministerinnen an der Pharmaindustrie ge-
scheitert. Es musste sich erst eine christlich-liberale
Koalition auf den Weg machen, um Ihnen vor Augen zu
führen, dass Sie längst nicht mehr die Partei der kleinen
Leute sind. Ich dachte jedenfalls eine Zeit lang, dass Sie
die Partei der kleinen Leute sind. Offensichtlich haben
die Lobbyisten bei Ihnen längst eine stärkere Position
eingenommen, als dies für die Interessen der kleinen
Leute gilt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie kriegen nichts auf die Reihe!)


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(C (D Sie brauchen dem Gesetzentwurf nur zuzustimmen. ir können ja noch einmal erklären, welche Briefe auch ns erreicht haben. Darin haben Sie uns darum gebeten, iese oder jene Lobbyistengruppe vom Gesetz auszunehen. Das Einzige, wozu wir, finde ich, zu Recht bereit ind, ist, dass man zum Beispiel bei seltenen Krankhein eine Ausnahme macht; da geht es nämlich um den chutz von Patientinnen und Patienten. Halten wir also fest: Mit diesem Gesetzentwurf büeln wir die Fehler der alten sozialdemokratischen Fühng an dieser Stelle aus. Wir sorgen für Innovation im esundheitswesen. Gleichzeitig gelingt es, für die so iale Balance alle im Gesundheitssystem an den Kosten u beteiligen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat nun Karl Lauterbach für die SPD-Frak on. (Beifall bei der SPD – Jens Spahn [CDU/CSU]: Jetzt geht’s los! Jetzt geht’s los!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705009000


Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1705009100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Nach neun Monaten sehen wir jetzt das erste
pargesetz im Gesundheitssystem. Neun Monate frucht-
se Diskussion um kleine Kopfpauschalen und große
opfpauschalen, aber nichts ist passiert!

Es gab einen beispiellosen internen Streit, in dem das
iveau der Diskussion heruntergezogen wurde wie nie.
m nur Stichworte zu nennen: „Wildsau“, „Gurken-
uppe“. Aber nichts ist passiert. Wir haben seit Monaten
tillstand.

Was uns jetzt geboten wird, ist ein, sagen wir einmal,
anales Kleinstgesetz


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das stimmt doch nicht!)


ur Onlineverbindung zur Arztpraxis, das noch nicht
inmal gut gemacht ist, und ein Rabattvertrag. Neun Mo-
ate Stillstand in der Gesundheitspolitik – inhaltlich im
rinzip eine Tragödie, in der Auseinandersetzung mitt-
rweile zur Komödie verkommen. Nichts ist passiert.
err Minister, was wir von Ihnen bisher zu sehen be-
ommen haben, ist ein Armutszeugnis.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Minister, Sie haben sich selbst als Bambus im
turm bezeichnet. Wir haben im Moment keinen Sturm,
ir haben Windstille. Seit neun Monaten ist dieses Spar-
esetz das Erste, was wir sehen. Bei dem einzigen Vor-
chlag, der in der Substanz diskutiert wurde, beim Hin
nd Her um die Kopfpauschale, sind Sie schon bei leich-
m Gegenwind aus dem Süden eingeknickt, eher – bei

ller Wertschätzung – wie ein Schilfrohr. Ein Bambus
ätte gegen Minister Söder anders gestanden, als Sie das





Dr. Karl Lauterbach


(A) )


)(B)

getan haben. Ich kann nur warnen. Ich würde dieses Bild
vom Bambus nicht überziehen; sonst muss sich Ihre
Politik ändern, sodass Sie dem Bild auch gerecht wer-
den.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind gleich wieder bei den Gurken!)


Der Zwangsrabatt von 16 Prozent ist ohne Wenn und
Aber richtig; das muss man hier ganz klar sagen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Warum wollen Sie dann nicht zustimmen?)


Wir haben im Ausschuss dem Vorschlag nicht zuge-
stimmt.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Abgelehnt! – Heinz Lanfermann [FDP]: Abgelehnt!)


Was sich hier erneut zeigt, ist, dass es keinen Vorschlag
gibt, der so einfach ist, dass er in der Umsetzung von Ih-
nen nicht noch verpfuscht werden könnte, meine sehr
verehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Auwei!)


Was haben Sie denn gemacht? Sie rechnen zunächst
einmal die Rabattverträge an. Die jetzt funktionierenden
Rabattverträge werden also auf den Zwangsrabatt ange-
rechnet. Somit wird das Rabattvolumen gesenkt, und
zwar ohne Not. Das ist der erste Fehler.

Der zweite Fehler: Sie haben zuerst die EU-Trans-
parenzrichtlinie gar nicht bedacht. Dann haben Sie Aus-
nahmeregelungen formuliert, nach denen jedes Unter-
nehmen eine Ausnahme von der Rabattierung
beantragen darf. Jetzt hat Herr Spahn schon ausgeführt,
er rechne nicht damit, dass börsennotierte Unternehmen
sich die Blöße geben, zu sagen: Wir können uns den Ra-
batt nicht leisten. – Ich sage Ihnen, Herr Spahn – bei al-
lem Respekt –: Da kennen Sie die Börse nicht.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Aber Sie kennen sie!)


– Ja, genau so ist es.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Professor Lauterbach kennt alles! Er ist für alles zuständig, kennt alles, weiß alles!)


– Man muss nicht Professor sein, um etwas zu wissen;
davon sind wir noch weit entfernt. Herr Spahn, es gibt
hier vieles, was man wissen kann, ohne dass man Profes-
sor ist. – Dazu gehört: Ein börsennotiertes Unternehmen
wird an der Börse höher gehandelt, wenn es sich einem
Zwangsrabatt zu entziehen versucht. Das wird jeder ma-
chen. Das wird auch jeder Mittelständler machen. Jeder
wird versuchen, in den Genuss einer solchen Ausnahme-
regelung zu kommen. Von daher wird von den
16 Prozent längst nicht das übrig bleiben, was Sie pla-
nen. Das ist handwerklicher Pfusch.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Für den Bereich der Krankenhausapotheken haben ie die Regelung so modifiziert, dass der Rabatt, der dort bgeführt werden muss, zum Teil höher ist als der Abgaepreis, den das Krankenhaus für das Arzneimittel biser bezahlen muss. Ich nenne einmal ein Beispiel: Bei inem Arzneimittel, das im Krankenhaus einen Abgabereis von 1 000 Euro hat – Herr Henke, das wird auch ie interessieren –, muss zum Teil ein Rabatt von mehr ls 2 000 Euro abgeführt werden. Der Rabatt ist höher ls der Abgabepreis. Das ist natürlich eine deutliche Vorge dafür, dass die Arzneimittelpreise im Krankenhaus ektor steigen. Ich bleibe somit dabei: Ein Zwangsrabatt in Höhe von 6 Prozent wäre richtig; aber die Umsetzung ist enttäuchend. Sie haben das Ganze vermurkst. Wir haben nge überlegt, ob wir uns wenigstens enthalten sollten. ber selbst dazu konnten wir uns nicht durchringen, (Jens Spahn [CDU/CSU]: Dafür waren Sie zu durcheinander im Ausschuss!)


eil der Gesetzentwurf dafür schlicht und ergreifend
icht gut genug gemacht ist. Das war unser Problem.
ir wären bereit gewesen, uns zu enthalten, wenn der
esetzentwurf handwerklich ein bisschen besser ge-
acht gewesen wäre.

Selbst wenn Sie Einsparungen in Höhe von 500 Mil-
onen Euro erreichen, wird damit in Bezug auf das ge-
amte Ausgabenniveau nur ein Einspareffekt erreicht,
er sich im Promillebereich bewegt. Nachdem Sie nun
chon neun Monate Regierungsverantwortung tragen, le-
en Sie hier einen Gesetzentwurf vor, der handwerklich
umindest sehr bedenklich ist und durch den es gerade
inmal gelingt, die Kosten im Promillebereich zu sen-
en. Entspricht das Ihrer Vorstellung von „Bambus im
turm“? Die Kosten laufen uns davon, nichts passiert,
nd wir sprechen hier über mögliche Einsparungen in
öhe von 500 Millionen Euro. Sie, Herr Minister, spre-

hen von Trippelschritten. In meinen Augen ist das, was
ie hier vorlegen, nichts.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Was legen Sie denn vor?)


Wir sind ja noch nicht an der Regierung, Herr Spahn.
h sage aber bei jeder Gelegenheit: Wir sind jederzeit

ereit, Einsparungen vorzunehmen.


(Beifall bei der SPD – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Keiner weiß, zu was! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Er ist zu allem bereit, aber zu nichts zu gebrauchen! – Weiterer Zuruf des Abg. Johannes Singhammer [CDU/CSU])


ir sind jederzeit bereit, inhaltlich zuzuarbeiten und die
erantwortung zu übernehmen, wenn Sie uns um unsere
ilfe bitten. Seien Sie aber vorsichtig mit dem Ausdruck

Trippelschritte“; denn die Trippelschritte, die wir da-
als als Große Koalition gemacht haben – hier sollten

uch Sie sich von der CDU/CSU angesprochen fühlen –,
aren allesamt besser als der Stillstand und die heiße
uft, die derzeit Ihre Politik bestimmen.


(Ulrike Flach [FDP]: Deswegen haben wir ja auch die 11 Milliarden Euro Defizit, weil ihr so toll wart!)






Dr. Karl Lauterbach


(A) )


)(B)

– Außer Diffamierung kommt nichts von Ihnen.

Der nächste Pfusch soll schon am Wochenende be-
sprochen werden. Da geht es um das sogenannte Spahn-
Koschorrek-Papier. Darin wird darüber nachgedacht,
wie 4 Milliarden Euro im Gesundheitssystem gespart
werden können, damit die CSU befriedet werden kann.

Der wichtigste Vorschlag in diesem Papier lautet, es
soll eine Nullrunde im Krankenhausbereich geben. Der
Vorschlag einer Nullrunde im Krankenhausbereich ist,
bei allem Respekt, der dümmste Sparvorschlag, den es
gibt.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Bei wem sitzen Sie gleich im Aufsichtsrat?)


Das bedeutet ja im Prinzip, nach der Rasenmäherme-
thode wird bei allen Krankenhäusern, guten wie schlech-
ten, ohne Berücksichtigung der Qualität ihrer Leistungen
und ihrer Investitionen gespart.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jens Spahn [CDU/CSU]: Wo sind Sie im Aufsichtsrat? – Gegenruf des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Rhön-Klinikum!)


Das ist ein Vorschlag, der weder dem Wettbewerb dient
noch zu mehr Qualität führt. Das Einzige, was Ihnen
nach neun Monaten Stillstand im Krankenhausbereich
einfällt, ist eine fantasielose Nullrunde!


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Harald Terpe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wohin wird das führen? Das wird natürlich zulasten
der Pflege gehen. Die Pflegekräfte werden nämlich am
Ende diejenigen sein, die für diese Nullrunde bezahlen.
Die Ärzte haben ja schon ihre Honorarverhandlungen
geführt und abgeschlossen. In diesem Bereich wird es zu
Mehrausgaben von 2 bis 5 Prozent kommen. Somit han-
delt es sich ja nur noch indirekt um eine Nullrunde; und
am Ende werden hierfür die Pflegekräfte zahlen müssen.
Das halten wir für unsozial und ungerecht. Sie sparen
hier an der falschen Stelle, meine sehr verehrten Damen
und Herren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Abg. Dr. Erwin Lotter [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Eine Zwischenfrage lasse ich gerne zu, Herr Präsident.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705009200

Mir wurde gesagt, dass die Parlamentarischen Ge-

schäftsführer die Vereinbarung getroffen haben, Zwi-
schenfragen nicht mehr zuzulassen, damit wir im Zeit-
rahmen bleiben. Sie wissen, weshalb.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Bitte schön, Herr Lauterbach.

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(C (D Ich kann nur sagen: Ich hätte nichts dagegen gehabt. Nun zum nächsten Bereich, in dem gespart werden oll: Bei den Ärzten soll dem Vernehmen nach gespart erden, indem die derzeit zwangsweise vorgeschriebeen Verträge mit den Hausärzten gekippt werden. Wie erträgt sich das, Herr Minister, mit Ihrem Engagement r die Hausärzte? Sie haben ja noch vor Wochen den einlichen Vorschlag vorgetragen, man solle die Zahl der ausärzte dadurch erhöhen, dass man den Numerus lausus für Medizinstudenten senkt, die Hausärzte weren wollen. Weil Sie den Hausarztvertrag in dieser Form nicht ufrechterhalten wollen – das besagt zumindest der Vorchlag der Union –, wird der Hausarztberuf unattraktiver erden. Sie schwächen die Hausärzte, die Sie vor Wo hen noch stärken wollten. Wenn Sie die Hausarztveräge in dieser Art und Weise einsacken, dann wird der ausarztberuf noch unattraktiver werden, als er jetzt chon ist. Das ist eine Schwächung und keine Stärkung er Hausärzte. Man hört, dass Sie auch bei den Verwaltungskosten er Krankenkassen ansetzen wollen. Die Programme für hronisch Kranke, die beispielsweise zuckerkrank oder erzkrank sind, sollen ebenfalls abgewrackt werden, inem man an der Stelle die Managementpauschale für die chulungen und für die Dokumentation nicht mehr zahlt. ies würde zulasten von Millionen diabeteskranker atienten in Deutschland gehen. In diesen Programmen ind mehr als 4 Millionen Menschen eingeschrieben. urch sie werden jedes Jahr Zehntausende Herzinfarkte, chlaganfälle, Erblindungen und Amputationen verhinert. Um ein paar Hundert Millionen Euro bei der Voreugung für Menschen, die chronisch krank sind, einzuparen, nehmen Sie die Mehrkosten für die Behandlung on Schlaganfällen, Herzinfarkten, Amputationen und rblindungen offensichtlich in Kauf. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist doch eine Unverschämtheit!)

Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1705009300

(Beifall bei der SPD)


Das ist die Wahrheit. Das ist nicht unverschämt. Un-
erschämt ist Ihr Vorschlag.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wo steht denn das?)


Das steht im Spahn-Koschorrek-Papier. Wir werden es
och am Wochenende erleben: Sie planen, bei den Chro-
ikerprogrammen die Managementpauschale zu kappen.
ie sind allerdings noch nicht bereit, dies jetzt zum Aus-
ruck zu bringen. Das würde Tausende Schlaganfälle
nd Herzinfarkte zur Folge haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jens Spahn [CDU/CSU]: So einen Quatsch habe ich schon lange nicht mehr gehört!)


Weil Sie nicht in der Lage sind, sinnvolle Sparvor-
chläge vorzulegen, sparen Sie – ich bringe es auf den
unkt – bei den chronisch Kranken, bei den Pflegekräf-
n und bei den Hausärzten. Das können wir hier sehen.





Dr. Karl Lauterbach


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Sie sollten sich Ihre Rede sparen! Das wäre der beste Sparbeitrag!)


– Das ist die Wahrheit, Herr Zöller.
Zum Abschluss. Sie machen sich darüber Sorgen,

dass wir nicht mehr die Partei der kleinen Leute sind.
Die SPD ist immer noch genug Partei der kleinen Leute,
um Folgendes vorzuschlagen: Wenn Sie Geld brauchen,
dann binden Sie endlich die Privatversicherten in den
unbeliebten Gesundheitsfonds ein, damit auch von der
Seite ein Solidarbeitrag geleistet wird.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Wer zahlt denn die 15 Milliarden Euro?)


Ergreifen Sie diese Gelegenheit! Wann hat es das einmal
gegeben, dass die FDP oder die Union einen Vorschlag
gemacht hat, der nicht zulasten der kleinen Leute gegan-
gen ist? Sie machen nur Vorschläge zulasten der Kran-
ken und der kleinen Leute. Auf der anderen Seite ma-
chen Sie sich Sorgen darüber, dass wir nicht mehr die
Partei der kleinen Leute sind. Wir sind nach wie vor die
Partei der kleinen Leute, und wir werden zurückkom-
men.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705009400

Das Wort für die CDU/CSU-Fraktion hat nun Kollege

Johannes Singhammer.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1705009500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Die christlich-liberale Koalition redet nicht nur über
Ausgabenkürzungen in der gesetzlichen Krankenversi-
cherung, sondern sie meißelt sie in Gesetzestafeln, und
zwar hier und heute am 18. Juni 2010.

Mit 16 Prozent Abschlag, gesetzlich vorgeschriebe-
nem Rabatt, werden die Patienten und Versicherten in
Deutschland nachprüfbar entlastet. Gleichzeitig ver-
schließen wir die Umgehungs- und Ausweichmöglich-
keiten durch den Preisstopp; denn die Preisbasis ist rück-
wirkend der 1. August 2009. Mindestens 1,2 Milliarden
Euro, wahrscheinlich aber 1,5 Milliarden Euro, bleiben
bei den Patienten im Geldbeutel. Der scheinbar unauf-
haltsame Anstieg der Kosten vor allem bei den teuren
Spezialpräparaten wird abrupt gebremst.

An die Adresse der Opposition sage ich: Herr
Lauterbauch, Sie sollten Ihre Propaganda, die Regie-
rungsfraktionen seien nicht in der Lage, mit der
Pharmalobby umzugehen, vielleicht ein bisschen „reno-
vieren“. Ihren Vorwurf, wir würden auf dem Rücken des
kleinen Mannes sparen, kann nun wirklich niemand ver-
stehen.


(Widerspruch bei der SPD)

Haben Sie einmal ausgerechnet, wie viele Versicherte
und in welcher Größenordnung durch diese Sparmaß-
nahmen betroffen sind?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D s gibt 51,3 Millionen Versicherte. Eine ganz einfache echnung zeigt, dass pro Versichertem im Durchschnitt 0 Euro eingespart werden. Wissen Sie, wie hoch der Durchschnittslohn von anchem Versicherten ist, zum Beispiel von Gebäudeinigern in Mecklenburg-Vorpommern, die im Innenbeich eingesetzt werden? Er beträgt 6,83 Euro. (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Nur weil Sie keinen Mindestlohn wollen!)


Ja, wir beklagen uns über den Mindestlohn. Deshalb
abe ich dieses Beispiel aus dem Bereich der tariflichen
ntlohnung herausgegriffen.


(Zurufe von der SPD)


Sie bringen diese Klagen immer wieder vor. Der
tundenlohn der Beschäftigten im Sicherheitsgewerbe
eträgt 4,51 Euro. Sie sagen, wir bewegten uns im Pro-
illebereich. Sie haben doch die Maßstäbe verloren. Das
t eine ganz klare Erleichterung gerade für Geringver-
iener.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Diese Koalition muss ihre Handlungsfähigkeit in dem
ereich überhaupt nicht beweisen. Wir haben am
2. März dieses Jahres die Reduzierung der Arzneimit-
lkosten angekündigt. Wir haben am 26. März dieses

ahres die Eckpunkte vorgelegt. Wir gießen diese Eck-
unkte hier und heute in Gesetzesform. Dabei haben wir
ber nicht nur das Ziel der Kosteneinsparung verfolgt
auch das sage ich hier –, sondern ganz wichtig waren
r uns noch zwei weitere Ziele. Wir wollen den Patien-
n im Krankheitsfall die besten Medikamente garantie-
n und nicht die zweitbesten, und wir wollen, dass sich
eutschland wieder zur Apotheke der Welt entwickelt.
eshalb wollen wir die Arbeitsplätze in der Arzneimit-
lindustrie sichern. Aus diesen Gründen haben wir Aus-
ahmen in zwei Bereichen zugelassen. Der eine Bereich
etrifft die Arzneimittel, die für die Behandlung von sel-
nen Leiden zugelassen sind. Wir wollen, dass die Pro-
uktion dieser Arzneimittel profitabel bleibt. Natürlich
oll sie profitabel bleiben, auch wenn es nur eine kleine
ruppe von Patienten gibt, die diese Arzneimittel benö-
gt. Wir lassen niemanden allein, auch wenn er eine sel-
ne Krankheit hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ir wollen sicherstellen, dass mittelständische Unter-
ehmen, die oft nur ein einziges Medikament produzie-
n, nicht in eine wirtschaftliche Schieflage geraten und

amit die Arbeitsplätze gefährdet werden; denn die
aßnahme des Zwangsrabatts ist eine harte Maßnahme.

Wir regeln mit dem Gesetz – auch das hat der Minis-
r angekündigt – noch mehr. Wir nutzen die Möglich-
eiten der neuen Gesundheitskarte für weniger Bürokra-
e und bessere Betrugsbekämpfung. Wenn wir heute
eschließen, dass dann, wenn ein Patient erstmals im
uartal einen Arzt besucht, die Leistungspflicht der
rankenkasse elektronisch abgeprüft wird, dann hat das

inen ganz wichtigen Effekt.


(Zuruf von der SPD: Wer betrügt denn?)






Johannes Singhammer


(A) )


)(B)

Die Identität des Versicherten wird damit leichter festge-
stellt. Das ist gerecht. Ungerecht ist Schummelei, die lei-
der auch vorkommt. Wer selbst nicht versichert ist, aber
mit falscher Identität eine Leistung der Versichertenge-
meinschaft, die ehrlich ist, erschleicht, handelt nicht
richtig, sondern falsch. Die Schummelei werden wir mit
dieser Maßnahme begrenzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Weitere Ausgabenkürzungen in der gesetzlichen
Krankenversicherung sind unzweifelhaft nötig. Bei
Ärztehonoraren und Krankenhäusern geht es nicht um
Zwangsrabatte und -moratorien wie im Arzneimittelbe-
reich. Es geht aber sehr wohl darum, dass klar wird, dass
sich die Zuwächse der letzten Jahre im Jahr 2011 nicht
mehr in der bisherigen Höhe fortsetzen werden. Deshalb
haben wir ein glasklares Ziel in der Koalition vereinbart:
Es wird nicht dazu kommen, dass das prognostizierte
Defizit von nahezu 11 Milliarden Euro im kommenden
Jahr entsteht; wir werden vielmehr das Gleichgewicht
von Einnahmen und Ausgaben wiederherstellen. Dazu
werden wir bis zur Sommerpause Eckpunkte vorlegen.
Wir werden darüber hinaus die Strukturen nachhaltiger
und zukunftsfester gestalten und dazu drei Wege be-
schreiten: erstens Prävention – diese wirkt nicht sofort,
sondern nachhaltig –, zweitens Eigenverantwortung und
drittens Einsatz modernster Medizintechnologien.

Nach dem Weltmeisterschaftsspiel Deutschland ge-
gen Serbien wird die Klausurtagung der Gesundheits-
politiker der Koalition beginnen. Wir werden dabei den
gepflegten Doppelpass spielen, so wie ihn auch die deut-
sche Nationalmannschaft spielt, auf die wir uns freuen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705009600

Das Wort hat die Kollegin Kathrin Vogler für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705009700

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Chaos in der Gesundheitspolitik, das ist das, was diese
Regierung seit einem Dreivierteljahr veranstaltet. Jetzt
legen Sie uns hier diesen Flickenteppich von Maßnah-
men vor – Herr Singhammer meißelt weitere Löcher hi-
nein –, in der Hoffnung, dass niemand genau hinschaut,
was sich da alles verbirgt. Zwar könnte auch die Linke
einem Teil dieser Maßnahmen zustimmen – das haben
wir auch gesagt –, nämlich Ihren Plänen, die Arzneimit-
telausgaben der gesetzlichen Krankenkassen wenigstens
kurzfristig zu begrenzen. Doch Ihre Konzepte sind, wie
übrigens die gesamte Arbeit dieser Regierung, kurz-
atmig und halbherzig, und deshalb lehnen wir diesen Ge-
setzentwurf ab.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie haben die überflüssigen Scheininnovationen, also
neue Präparate ohne jeden Zusatznutzen für die Patientin-
nen und Patienten, wohl schlicht übersehen. Damit beloh-
nen Sie noch diejenigen Firmen, die mit geringstem Auf-

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(C (D and alten Wein in teure neue Schläuche füllen – zulasten er Beitragszahlerinnen und Beitragszahler. Sie hätten och nur einmal über Ihren Schatten springen und dem nderungsantrag der Linken zustimmen können. Patent chutz für gute Ideen gibt es in der Politik zum Glück ämlich nicht; denn es geht doch uns allen in erster Linie m die Menschen. Die teilweise horrenden Gewinne der Pharmaindusie bezahlen letztlich die Versicherten über ihren Kranenkassenbeitrag. Weil Ihre Vorschläge, dem entgegenuwirken, nicht ausreichen, hat die Linke einen eigenen ntrag eingebracht. Machen Sie endlich Schluss mit den ondpreisen der Pharmakonzerne und begrenzen Sie eren Einfluss auf Patienten und Ärzte! enn Sie das jetzt verschlafen, dann wird die Industrie ersuchen, Ihre höheren Abschläge, Herr Rösler, über eien höheren Umsatz auszugleichen. Dann sparen wir icht nur nichts, sondern riskieren auch, dass die Patiennnen und Patienten durch unnötige und möglicherweise nsichere Medikamente belastet werden. Ein Skandal ist auch, wie Sie hier nun alle Ärztinnen nd Ärzte zum Onlineabgleich der Patientendaten zwinen wollen. (Ulrike Flach [FDP]: Das ist doch gar nicht wahr!)


(Beifall bei der LINKEN)


atenschützer, Ärzte und Patientenorganisationen laufen
agegen berechtigterweise schon Sturm. Auch in der
DP-Fraktion gibt es erhebliche Bedenken gegen diesen
chritt zum gläsernen Patienten.


(Ulrike Flach [FDP]: Das steht doch gar nicht im Gesetz! – Heinz Lanfermann [FDP]: Sie hat es noch nicht verstanden!)


Ich habe das sehr wohl verstanden. Sie können mir das
achher, nach dem Fußballspiel, erklären. –


(Ulrike Flach [FDP]: Das wird auch Zeit! – Heinz Lanfermann [FDP]: Wir haben noch Wichtigeres zu tun!)


iebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, zeigen
ie hier doch einmal etwas Courage, auch gegenüber
em eigenen Ministerium.

Obwohl durch dieses Gesetz so viele verschiedene
inge geregelt werden, bleibt manches offen; denn Sie

tellen die Interessen der Wirtschaft über die der Allge-
einheit.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: So ist es!)


h meine, wir müssen Versicherungen endlich ver-
flichten, rechtzeitig die Erstattung der Behandlungs-
osten zuzusagen. Es darf nicht sein, dass Menschen un-
ehandelt bleiben und sogar in Lebensgefahr geraten
önnen, nur weil sich ihre Krankenversicherung vor der
echnung drücken will. Dem Petitionsausschuss liegen
ehrere Fälle vor, in denen die Verzögerung der Kosten-

usage Betroffene fast das Leben gekostet hätte und blei-
ende gesundheitliche Schäden hinterlassen hat. Ich
nde, damit dürfen wir uns nicht abfinden. Die Linke





Kathrin Vogler


(A) )


)(B)

will die Versicherer verpflichten, dringliche Anträge un-
verzüglich zu bearbeiten. Wer krank ist, braucht schnelle
medizinische Hilfe. Doch das will die schwarz-gelbe
Koalition der Versicherungswirtschaft nicht zumuten,
und auch die SPD war im Ausschuss dagegen. Ich stelle
hier noch einmal die Frage: Wie hoch waren die Spen-
den der Allianz-Versicherung an Ihre Parteien?

Ich erinnere Sie alle auch an Ihr Versprechen, noch
vor der Sommerpause die unabhängige Patientenbera-
tung, deren Förderung zum Ende des Jahres ausläuft,
dauerhaft zu sichern. Im Ausschuss haben Sie, werter
Herr Bahr, uns schon wieder keinen Termin nennen wol-
len, wann Sie das in den noch folgenden zwei Sitzungs-
wochen vorhaben. Damit nehmen Sie die dort Beschäf-
tigten sowie die Patientinnen und Patienten in Haftung
für Ihr Koalitionschaos. Das darf doch wohl nicht wahr
sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Spahn, wenn Sie sich noch nicht einmal über die
5 bis 7 Millionen Euro für die Beratungsstellen einigen
können, dann sehe ich auch schwarz für Ihren „Gesund-
heitskuschelworkshop“, den Sie nach dem Fußballspiel
beginnen wollen. Woher wollen Sie eigentlich die
11 Milliarden Euro bekommen, die 2011 im Gesund-
heitsfonds fehlen werden?

Vielleicht sollten Sie sich einfach von bestimmten
ideologischen Tabus freimachen.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jens Spahn [CDU/CSU]: Das sagt uns die Linke, oder was?)


Dabei hilft manchmal schlichte Mathematik. Wenn Sie
zum Beispiel bei den Beiträgen den Arbeitgeberanteil
wieder an den der Arbeitnehmer angleichen, hätten wir
schon 9 Milliarden Euro mehr, und das würde die Pro-
bleme ziemlich entschärfen.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie aber glauben der Schwarzmalerei der Unternehmer-
verbände mehr, für die in diesem Fall der Untergang des
Abendlandes oder zumindest der der deutschen Export-
wirtschaft unmittelbar vor der Tür stehen würde. Die
Folge Ihres Nichtstuns ist: Die ersten Krankenkassen
stehen vor der Pleite. Die Versicherten bzw. die Patien-
tinnen und Patienten wissen noch gar nicht, was das für
sie bedeutet.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705009800

Kollegin Vogler, Sie müssen bitte zum Schluss kom-

men.


Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705009900

Herr Minister Rösler, ich kann Ihnen nur raten: Been-

den Sie das Chaos! Machen Sie stattdessen Ihre Mathe-
matikhausaufgaben! Dabei würde die Linke Sie unter-
stützen,


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Lieber nicht!)


aber nicht bei diesem Gesetz.

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(C (D Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun die ollegin Maria Klein-Schmeink das Wort. Maria Anna Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705010000
Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrter Minister! Wir

aben heute erneut eine besondere Situation in der Ge-
undheitspolitik. Wir haben einen Minister, der über ein
her kleineres, eher handwerklich ausgerichtetes Gesetz
erichtet, das dann als Notlösung von den Fraktionen
ufgebläht bzw. um ein Sparpaket ergänzt wurde, und
as kurz vor einer Klausur heute Nachmittag – ich habe
ehört, direkt nach dem Fußballspiel –, in der Sie die ei-
entlichen strittigen Fragen Ihrer Gesundheitsreform
lären wollen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da schlagen die sich wieder!)


Vorfeld dieser Klärung, die immerhin schon ein hal-
es Jahr auf sich warten lässt, haben Sie die Situation er-
eugt, dass wir auf ein großes Defizit in der GKV zulau-
n, weshalb Sie zu einem Sparpaket greifen mussten.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber, ehrlich gesagt, das Defizit war schon vorher da!)


Herr Rösler, Herr Bahr, ich erinnere mich gut an den
ahlkampf. Damals habe ich am allerhäufigsten gehört:
ir werden keine kurzfristigen Sparpakete machen. Wir
erden grundlegende Strukturreformen vornehmen. –
leichzeitig habe ich dies sehr oft in gesundheitswirt-

chaftlichen Diskussionsrunden als Message an die Arz-
eimittelbranche gehört, die wiederum dasaß und gedacht
at: Mit der FDP kommt jetzt eine Gesundheitsreform,
ie bewirkt, dass wir sämtliche Kostensteigerungen, die
enkbar sind, auf die Versicherten abladen können. Der
ersicherte muss sich dann, ergänzend zur Grundversi-
herung, privat versichern und kann somit alles zahlen.
as war die Message, die Sie an die Arzneiunternehmen
esandt haben. Dafür haben Sie jetzt die Quittung bekom-
en.


(Ulrike Flach [FDP]: Nein, nicht direkt!)


icht umsonst ist der ganze Blätterwald und sind die Zu-
chriften voller Klagen der Pharmaindustrie, die sich
erraten fühlt


(Ulrike Flach [FDP]: Dann ist die ja bei Ihnen gut aufgehoben!)


nd sagt, man habe ihr im Vorfeld etwas ganz anderes
ersprochen und jetzt gebe es nur ein kurzfristiges Spar-
aket mit Herstellerrabatten.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Es ist interessant, worüber Sie sich Sorgen machen!)


Herr Minister Rösler, jetzt sind Sie genau da, wo Mi-
isterin Schmidt und viele andere Minister davor gewe-
en sind. Der Unterschied zu den Ministern davor ist,
ass Sie sich im Vorfeld angemaßt haben, zu sagen, Sie
ätten deren Vorgehensweise nicht nötig. Es zeigt sich:





Maria Anna Klein-Schmeink


(A) )


)(B)

Die Gesundheitspolitik sämtlicher Regierungen hat es
bislang nicht schaffen können, die Kostenentwicklung
nur durch strukturelle Maßnahmen in den Griff zu be-
kommen oder nur darüber, kurzzeitige Maßnahmen zu
ergreifen, wie man dies oft zwangweise tun musste. Es
wird immer ein Mischpaket sein müssen. Das haben Sie
jetzt ganz schmerzlich erfahren müssen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Wirklichkeit ist hart! Das lernt jetzt der Minister!)


– Die Wirklichkeit ist in der Tat hart. Da sind Sie jetzt
zwangsweise angekommen, und zwar deshalb, weil Sie
überhaupt kein Konzept haben, wie Sie das aufgelaufene
Defizit beseitigen können. Das werden Sie an diesem
Wochenende angehen. Sie werden feststellen müssen,
dass die größten Gegner Ihrer wechselseitigen Ideen in
den eigenen Reihen sitzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie haben wiederum noch kein Konzept, wie Sie damit
umgehen wollen.

Frau Flach, ich habe gelesen, Sie haben die Erwartun-
gen an dieses Wochenende vorsorglich herunterge-
schraubt, indem Sie gesagt haben, dass eine grundle-
gende Lösung der Probleme nicht zu erwarten sei. Das
haben Sie getan, weil Sie sich nicht sicher sind, ob Sie
zu einer Einigung kommen. Das, muss man sagen, hat
die Wählerschaft, die Sie gewählt hat, eigentlich nicht
verdient.


(Ulrike Flach [FDP]: Jetzt sind wir echt gerührt!)


Sie hat es nicht verdient, dass Sie neun Monate lang kein
einziges Problem wirklich gelöst haben und auch keine
Perspektive aufzeigen können, sondern stattdessen auf
kleine Sparpakete ausweichen müssen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir werden diesem Sparpaket nicht zustimmen kön-
nen, weil es von der Ausführung her nicht besonders ge-
lungen ist. Hier erinnere ich insbesondere an die Belas-
tung für die Krankenhäuser; die Einsparungen bei den
Krankenhäusern, die Sie an diesem Wochenende be-
schließen wollen, werden noch hinzuaddiert.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Das steht aber nicht in diesem Gesetzentwurf! – Heinz Lanfermann [FDP]: Über welches Gesetz reden Sie denn eigentlich?)


– Sie haben die Krankenhausapotheken beim Hersteller-
rabatt nicht ausgenommen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Doch!)


– Nein, das geht aus den Papieren, die wir gelesen ha-
ben, nicht hervor.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Bei der ambulanten Versorgung: Ja!)



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(C (D Richtig, in der ambulanten Versorgung, aber nicht in er stationären. – Das wird die Krankenhäuser natürlich eiter belasten. ir werden dem Gesetzentwurf in der vorgelegten Form denfalls nicht zustimmen; wir werden uns enthalten. (Heinz Lanfermann [FDP]: Auf dem Wege der Besserung!)


(Ulrike Flach [FDP]: Es hilft immer, zu lesen!)


Nach der Sommerpause, wenn wir die grundlegenden
eformen im Arzneimittelbereich angehen, werden wir
ns massiv in die Debatte einbringen. Ich hoffe, dass Sie
der Zwischenzeit zumindest eine Lösung für die unab-

ängigen Beratungsstellen finden; denn auch da haben
ie sämtliche Erwartungen enttäuscht und geweckte
offnungen nicht erfüllt.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Das habe ich Ihnen doch schon im Ausschuss erklärt!)


Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705010100

Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Jens

pahn das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1705010200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ie christlich-liberale Koalition beweist mit dem Gesetz,
as wir heute in zweiter und dritter Lesung verabschie-
en, Handlungsfähigkeit. Herr Kollege Lauterbach, Sie
önnen es abtun, wie Sie wollen; aber hier geht es für die
etroffenen um wichtige Themenfelder. Es geht um die
erufsanerkennungsrichtlinie, die für viele Heilberufe in
eutschland gilt. Es geht um datenschutzrechtliche Fra-
en im Zusammenhang mit Versorgungsverträgen, von
enen viele Millionen Menschen in Deutschland betrof-
n sind. Es geht darum, bei der Versicherungskarte eine
ngleichung der Standards vorzunehmen; denn bis heute
ibt es zigtausendfachen Missbrauch mit Krankenversi-
hertenkarten. Sie werden – man muss es fast so sagen –
inter Hauptbahnhöfen gedealt.


(Mechthild Rawert [SPD]: Nicht hinter meinem Hauptbahnhof in Berlin!)


s wird nämlich nicht abgeglichen, ob die Karte noch
ültig ist oder nicht. Das wird seit Monaten und Jahren
eklagt; das regeln wir nun endlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Bei den patentgeschützten Arzneimitteln sparen wir
urch die Senkung der Herstellerabgabepreise per Ge-
etz letztendlich etwa 10 Prozent. Durch das Preismora-
rium sparen wir zusätzlich bis zu 1,5 Milliarden Euro

in. Ich finde, das ist ein großer Betrag. Dazu waren Sie
üher über einen langen Zeitraum hinweg nicht in der
age. Herr Kollege Lauterbach, ich finde, es gehört zur
hrlichkeit dazu, zumindest das anzuerkennen, anstatt
ich hier so hinzustellen, wie Sie es getan haben.





Jens Spahn


(A) )


)(B)

Herr Lauterbach, es mag sein, dass Sie zu allem bereit
sind – ich kann Ihnen da nicht ganz folgen –, aber im Er-
gebnis sind Sie zu nichts imstande. Zu diesem Schluss
kommt man, wenn man Ihre Rede gehört hat. Im Übri-
gen war Ihre Rede auch inhaltlich völlig daneben. Ich
will Ihnen, weil ich diese Leier so satt habe, eines sagen:
Privat Krankenversicherte sind nicht per definitionem
Gutverdiener. Fragen Sie einmal all die Polizeibeamten
und Pensionäre, die draußen Dienst tun oder hier zu den
Besuchergruppen gehören, ob sie sich als Gutverdiener
verstehen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie sind doch die Sozialdemokratische Partei Deutsch-
lands. Dennoch tun Sie fortwährend so, als wären Privat-
versicherte per definitionem Gutverdiener. Das ist ein
Schlag ins Gesicht dieser Menschen, Herr Kollege
Lauterbach.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Weshalb wollen Sie dann das Besoldungsrecht ändern?)


Seit Monaten stellen Sie sich hierhin und sagen, diese
Regierung solle endlich sparen, um Zusatzbeiträge zu
vermeiden. Im März haben Sie einen Antrag in den
Deutschen Bundestag eingebracht, der vorsah, den ge-
setzlichen Herstellerrabatt auf Arzneimittel auf 16 Pro-
zent zu erhöhen. Herr Lauterbach, Sie haben hier in Ihrer
Rede am 22. April erklärt:

Der einzige brauchbare Vorschlag ist die Einfüh-
rung eines Zwangsrabattes von 16 Prozent.

Genau das machen wir heute.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Sie machen zu viele Ausnahmen!)


Genau darüber haben wir am Mittwoch im Gesundheits-
ausschuss des Bundestages abgestimmt; die SPD hat aber
als einzige Fraktion des Deutschen Bundestages zum ent-
sprechenden Antrag Nein gesagt. Ich verstehe das jeden-
falls nicht: Sie fordern etwas ein, wir setzen es um, aber
Sie stimmen dagegen. Herr Kollege Lauterbach, wer soll
das denn verstehen?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Das Handwerk stimmt nicht)


– „Das Handwerk stimmt nicht“? Entschuldigung, Ihr
einziger konstruktiver Beitrag dazu, der Änderungsan-
trag, bezog sich auf Importarzneimittel. Ich möchte gar
nicht auf Gutachten zu sprechen kommen, die Sie bzw.
Ihr Institut schon zu diesem Thema geschrieben haben.
Aber die Tatsache, dass die Kollegin Ferner aus dem
Saarland in dieser Frage so aktiv war, sollte Sie davon
abhalten, uns jemals wieder mit dem Vorwurf einer
Klientel- und Lobbypolitik zu begegnen. Der Ände-
rungsantrag, den Sie eingebracht haben, war doch reine
Klientelpolitik; er war das Einzige, was Sie überhaupt zu
diesem Thema beigetragen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Wir nehmen andere Bereiche mit in den Blick: Kranenhäuser, Ärzte, Zahnärzte und auch die Verwaltungsosten der Krankenkassen. Wenn es ein Gefühl bei den eteiligten geben soll, dass es gerecht zugeht, dann muss allen Bereichen gespart werden, insbesondere bei den erwaltungskosten der Krankenkassen. Es geht im Übrien nicht darum, in die derzeitigen Budgets einzugrein, sondern es geht darum, die Zuwächse im nächsten ahr zu begrenzen. Wenn wir konkret über Vorschläge diskutieren, wie an den Zuwachs begrenzen kann, dann sind Sie doch er Erste, der schreit – ich will Ihr Aufsichtsratsmandat ei Klinikkonzernen gar nicht erwähnen –, dass das so icht ginge. Sie sind der Erste, der schreit, dass man im rankenhausbereich nicht sparen darf. Wer soll das noch erstehen? Monatelang schreien Sie nach Sparvorschläen, jetzt diskutieren wir über Sparvorschläge, und Sie chreien, dass das alles nicht geht. Machen Sie endlich orschläge, wo gespart werden soll, Herr Kollege auterbach! Aber so einfach kommen Sie aus der Sache icht mehr heraus. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Machen wir! Sie können nur so schlecht zuhören!)


Frau Kollegin Klein-Schmeink, der Unterschied zu
en stumpfen Spargesetzen der Vergangenheit ist, dass
nsere Zusage steht, nach den kurzfristigen Sparmaß-
ahmen – wir setzen sie übrigens auch im Arzneimittel-
ereich um –, die notwendig sind, weil wir im nächsten
ahr das größte Defizit in der Geschichte der gesetzli-
hen Krankenversicherung erwarten – die Farbenlehre
t dabei egal; um das Defizit geht es – langfristige
trukturveränderungen vorzunehmen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben nicht!)


as zeigt sich bei den Arzneimitteln. Wir werden noch
or der Sommerpause in erster Lesung den Teil des Arz-
eimittelpakets verabschieden, der langfristig die Preis-
ntwicklung in Deutschland verändert. Sie haben jahre-
ng davon geredet, dass endlich damit Schluss sein
üsse, dass die Arzneimittelindustrie in Deutschland die
reise nach der Zulassung einseitig festlegen kann. Wir
geln das endlich.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bisher regelt ihr überhaupt nichts!)


ir sind gespannt, wie konstruktiv Sie sich an diesem
erfahren beteiligen werden, Herr Kollege Lauterbach.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir setzen im Umgang mit dem Defizit auf eine Kom-
ination aus notwendigem Sparen und einer breiteren Be-
essungsgrundlage. Alles andere würde im Übrigen bei

en Beteiligten keine Akzeptanz finden. Natürlich muss
der angesichts des großen Defizits die Bereitschaft ha-
en, seinen Teil beizutragen. Die Menschen – besonders
ie, die im Gesundheitssystem arbeiten – brauchen eine
erspektive, wenn es darum geht, eine langfristig stabi-
re Finanzierung zu gewährleisten.





Jens Spahn


(A) )


)(B)

Seien wir ehrlich miteinander.


(Mechthild Rawert [SPD]: Wow!)


Ich bin seit acht Jahren im Deutschen Bundestag. Der
eine oder andere von Ihnen macht schon länger Gesund-
heitspolitik. Gesundheitspolitik ist seit Jahren eines der
zentralen und strittigen Politikfelder, weil es wahnsinnig
schwierig ist, die vor uns liegenden Probleme zu lösen.
Jetzt tun Sie doch nicht so, als ob die Lösung der Pro-
bleme so einfach wäre. Wir warten seit acht Jahren auf
Ihr Bürgerversicherungskonzept, das Sie immer wieder
ankündigen.


(Ulrike Flach [FDP]: Genau! – Heinz Lanfermann [FDP]: Sie haben eine Arbeitsgruppe eingerichtet! – Ulrike Flach [FDP]: Die Arbeitsgruppe II!)


Ob der schwierigen Frage, wie wir eine breitere Fi-
nanzierungsgrundlage hinbekommen – dies wollen wir
alle im Übrigen trotz intensiver interner Debatten inner-
halb der Koalition –, ist es doch das Selbstverständ-
lichste der Welt, dass man innerhalb der Koalition bei ei-
ner Frage, die seit Jahren in Deutschland strittig
diskutiert wird, auf der Suche nach der richtigen Lösung
miteinander ringt.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Das ist an Rüttgers gescheitert! Jetzt ist er weg!)


Geben Sie uns die Zeit, die wir – wie zugesagt – bis zur
Sommerpause noch brauchen. Dann werden wir Lösun-
gen vorlegen, die über das hinausweisen, was Sie bis
jetzt getan haben. Sie sagen nämlich nichts dazu, wie es
weitergehen soll, lieber Herr Kollege Lauterbach.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Bevor ich schließe, möchte ich auf das eingehen, was
zwei Vorredner erwähnt haben – ich möchte das nicht so
stehen lassen –: Seien Sie versichert, für die unabhän-
gige Patientenberatung werden wir noch vor der Som-
merpause


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum denn nicht jetzt? Was hält euch ab? – Gegenruf des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wir wollen nicht, dass ihr in die Sommerpause geht!)


– bis dahin sind es gut zwei Wochen; das ist zeitlich rela-
tiv genau bemessen, liebe Frau Kollegin Vogler – einen
entsprechenden Entwurf auf den Weg bringen. Wir wer-
den diese Frage regeln.

Die christlich-liberale Koalition wird bei der unab-
hängigen Patientenberatung und bei der künftigen Finan-
zierung der gesetzlichen Krankenversicherung Hand-
lungsfähigkeit beweisen. Vor allem werden wir heute
das tun, wovon Sie lange geredet haben, nämlich Sparen
im Sinne der Versicherten der gesetzlichen Krankenver-
sicherung. Deswegen wäre es gut, wenn Sie zustimmen
würden. Wir tun es jedenfalls.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bunesregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Ändeng krankenversicherungsrechtlicher und anderer Vor chriften. Der Ausschuss für Gesundheit empfiehlt unter uchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf Drucksahe 17/2170, den Gesetzentwurf der Bundesregierung uf Drucksache 17/1297 in der Ausschussfassung anzuehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in er Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Handeichen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – er Gesetzentwurf ist damit in zweiter Lesung in der usschussfassung durch die Unionsfraktion und die DP-Fraktion gegen die Stimmen der SPD-Fraktion und er Fraktion Die Linke bei Enthaltung der Fraktion ündnis 90/Die Grünen angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – er stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetz ntwurf ist mit den Stimmen der Unionsfraktion und der DP-Fraktion gegen die Stimmen der SPD-Fraktion und er Fraktion Die Linke bei Enthaltung der Fraktion ündnis 90/Die Grünen angenommen. Tagesordnungspunkt 32 b: Beschlussempfehlung des usschusses für Gesundheit zu dem Antrag der Fraktion ie Linke mit dem Titel „Faire Preise für wirksame und ichere Arzneimittel – Einfluss der Pharmaindustrie berenzen“. Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe b einer Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/2170, en Antrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 7/1206 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussmpfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält ich? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen er Unionsfraktion, der SPD-Fraktion und der FDPraktion gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke bei nthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angeommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 34 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Wolfgang Wieland, Volker Beck Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Mehr öffentliche Sicherheit durch weniger private Waffen – Drucksache 17/2130 – Überweisungsvorschlag: Innenausschuss Rechtsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor ich die Deatte eröffne, möchte ich darauf hinweisen, dass Bürgennen und Bürger des „Aktionsbündnis Amoklauf innenden“ und der Initiative „Keine Mordwaffen als Vizepräsidentin Petra Pau )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705010300




(A) )

Sportwaffen“ diese Debatte hier heute verfolgen. – Ich
begrüße Sie!

Ich eröffne die Debatte. Das Wort hat Wolfgang
Wieland für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705010400

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine Damen und

Herren! Der heutige Morgen war selbst für einen alten
Fahrensmann wie mich kein normaler Morgen. Vertreter
der beiden genannten Initiativen waren da. Es waren El-
tern von ermordeten Schülerinnen und Schülern da, es
waren Lehrer da, es waren aber auch Menschen da, die
sich engagieren, zum Beispiel Autoren und Schauspieler
aus Erfurt, die sagen: Das geht auch uns etwas an; das
geht die ganze Gesellschaft an. Im Erfurter Appell haben
sie Folgendes formuliert – ich möchte daraus vortragen –:

Neun Schüler, drei Lehrerinnen und drei Passanten
sind am 11. März 2009 beim Winnender Schulmas-
saker erschossen worden, mit einer Sportwaffe.
Schon nach dem Schulmassaker in Erfurt (2002)

hatten Bundesregierung und Bundestag ausreichend
Zeit, den Besitz von tödlichen Waffen für den
Schießsport zu unterbinden. Wir brauchen kein
halbherzig geändertes Waffengesetz. Wir wollen
ein Verbot von Mordwaffen als Sportwaffen – so-
fort.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Winnender haben das präzisiert:

Unser Appell lautet:
Generelles Verbot großkalibriger Waffen für Privat-
personen
Verbot für Faustfeuerwaffen in privaten Haushalten

Ich weiß, wie groß die Betroffenheit in diesem Haus
nach Winnenden war; ich habe es selbst erlebt. Ich weiß,
dass das Entsetzen bei allen Fraktionen echt und unge-
künstelt war. Ich sage aber auch, und das meine ich ganz
ernst: Wir sind hier nicht primär eine Versammlung von
Trauernden. Wir sind der Gesetzgeber. Gerade die Eltern
haben sofort und seitdem unermüdlich an uns appelliert
und uns gemahnt. Sie haben gesagt: Wir wollen Hand-
lung sehen, wir wollen Taten sehen,


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Haben wir ja auch!)


wir wollen die größtmögliche menschenmögliche Si-
cherheit haben, dass es nach Erfurt und Winnenden nicht
einen dritten entsprechenden Amoklauf gibt. Ich denke,
das alles sind wir ihnen schuldig. Wir müssen handeln.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Wir als Grüne haben hier einige Vorschläge vorgelegt,
über die wir, denke ich, gründlich debattieren werden.
Wir fordern als Sofortmaßnahme, dass in einem Haus-
halt nicht mehr Waffen und Munition gleichzeitig vor-
handen sein dürfen. Es ist ein kleiner Schritt, das zu tren-

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(C (D en, aber wenn nicht beides im Haushalt ist, kann der äter nicht damit losstürmen. Wir fordern vor allem, dass der Besitz bestimmter affen, von denen wir der Ansicht sind, dass sie eigent ch nicht zum Schießsport gehören, nämlich großkabrige Kurzwaffen und halbautomatische Waffen, veroten wird. Mit diesem Verbot würden wir niemanden iskriminieren, da diese Waffen nicht zum Schießsport ehören. Wir freuen uns, dass eine Organisation wie der und Deutscher Kriminalbeamter dies genauso sieht und en Erfurter Appell mit unterschrieben hat. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Schließlich und endlich: Bei geschätzten 12 Millio-
en Waffen in Privathänden, davon circa 10 Millionen
gal – die Dunkelziffer kann man nur schätzen –, muss

s so etwas wie eine allgemeine Volksentwaffnung ge-
en. Wo leben wir denn, dass so viele Waffen in unseren
ohnungen, in unseren Häusern sind? Die zum Jahres-

nde abgelaufene Amnestie war richtig. Wir fordern ihre
erlängerung. Wir wollen mehr Kontrollen. Wir sagen:
hne Kontrollen geht es nicht. Das müssen die Länder
ewerkstelligen. Wir wollen aber auch deutliche Maß-
ahmen des Gesetzgebers.

Für mich ist das alles eigentlich keine Frage der In-
enpolitik, schon gar nicht des Waffenrechts. Für mich
t es schlicht eine ethische Frage, wie viel Sicherheit
ir unseren Kindern bieten wollen. Deswegen hoffe ich,
ass der Appell der Eltern, der Appell der Initiativen hier
eite Kreise zieht, auch über uns Innenpolitikerinnen
nd Innenpolitiker hinaus, und dass sich das ganze Haus
rnsthaft und gewissenhaft mit dieser Frage befassen
ird.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705010500

Das Wort hat der Kollege Günter Lach für die

nionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Günter Lach (CDU):
Rede ID: ID1705010600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe
rfahren, dass heute an dieser Sitzung auch Angehörige
er Opfer aus Winnenden teilnehmen. Ich möchte diese
elegenheit nutzen, um Ihnen auch heute noch, über ein

ahr nach der Tat, mein tiefes Mitgefühl auszusprechen.
h wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft und Stärke, um

iese Geschehnisse zu verkraften. Vergessen wird man
ie nie.

Sehr geehrte Damen und Herren, der Deutsche Bun-
estag hat im Februar 2008 eine Novelle des Waffenge-
etzes verabschiedet, die einen wichtigen Beitrag zur





Günter Lach


(A) )


)(B)

Verbesserung der inneren Sicherheit geleistet hat. Insbe-
sondere die schrecklichen Vorfälle von Winnenden und
Erfurt wurden zum Anlass genommen, mit der Ände-
rung des Waffengesetzes einen Beitrag zur Eindämmung
der Gewaltkriminalität zu leisten. Hier wurde besonders
deutlich, wie verheerend die Auswirkungen sein können,
wenn Waffen und Munition durch unsachgemäße Aufbe-
wahrung in gewaltbereite Hände gelangen. Daher unter-
stütze ich als aktiver Sportschütze die getroffenen Maß-
nahmen ausdrücklich.

Mit den Änderungen des Waffengesetzes wird insbe-
sondere Jugendlichen der Zugang zu Waffen erschwert.
Ebenso stellen sie sicher, dass nur Berechtigte Zugang
zu Waffen haben. Mit der Novelle des Waffenrechts
kann vor Ort bei privaten Waffenbesitzern nun ver-
dachtsunabhängig überprüft werden, ob die sichere Auf-
bewahrung von Waffen und Munition gewährleistet ist.
Künftig muss die sichere Aufbewahrung bereits bei der
Antragstellung für eine Besitzerlaubniskarte nachgewie-
sen werden. Damit hat der Waffenbesitzer jetzt eine
Bringschuld gegenüber der Waffenbehörde. Er muss
vorher anzeigen, dass die Waffen ordnungsgemäß gela-
gert werden. Das ist gut und richtig so.

Dabei gilt weiterhin der Grundsatz, dass gegen den
Willen des Waffenbesitzers die Wohnung nur bei Gefah-
ren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung betreten
werden darf. Jeder verantwortungsbewusste Sport-
schütze und Jäger wird die Prüfung vor Ort gern unter-
stützen und den Zugang zu den Aufbewahrungsräumen
ermöglichen. Denn eine mehrfache Verweigerung der
Kontrolle entspricht nicht dem Wesen der meisten Waf-
fenbesitzer, Sportschützen und Jäger. Die zuständige Be-
hörde kann dann von seiner Unverlässlichkeit ausgehen,
wenn die Verweigerung mehrfach wiederholt wird, so-
dass die waffenrechtliche Erlaubnis widerrufen wird.
Die Waffen können eingezogen und auch der Vernich-
tung zugeführt werden.

Ein weiterer wichtiger Baustein zur Gewährleistung
der Sicherheit ist die Umsetzung der EU-Vorgabe zur Er-
richtung eines zentralen elektronischen Waffenregisters.
Ich befürworte ausdrücklich, dass die Bundesregierung
dieses Register bis Ende des Jahres 2012 einführen will,
zwei Jahre vor Ablauf der in der EU-Waffenrichtlinie
vorgegebenen Frist. Das computergestützte Waffenregis-
ter vernetzt zukünftig die Informationen der 577 Waffen-
erlaubnisbehörden in den Ländern und kann genaue In-
formationen über die Anzahl der Besitzer von legalen
Waffen und Schusswaffen in Deutschland bereithalten.

Diese Information ist besonders für die Arbeit der
Polizei von großer Bedeutung. Bei Amoklagen, in Ein-
sätzen und zur Gefahrenabwehr kann sie so wichtige In-
formationen über möglichen Waffenbesitz gewinnen und
entsprechende Maßnahmen ergreifen. Dies sind gute
Gründe, die Einführung eines nationalen Waffenregisters
voranzutreiben. Ich kann Ihnen versichern, dass Sie bei
den Sportschützen und Jägern in unserem Land große
Unterstützung finden werden.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind doch nicht der Klassensprecher von denen!)


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(C (D Seit Einführung des kleinen Waffenscheins ist die ahl der im Zusammenhang mit strafrechtlichen Dekten sichergestellten Schreckschuss-, Reizstoffund ignalwaffen um mehr als die Hälfte zurückgegangen. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben jetzt schon mehr als vier Minuten das Thema verfehlt!)


ie Notwendigkeit zur Einführung der Erlaubnispflicht
uch für diese Waffen ist daher nicht offensichtlich.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihnen nicht!)


In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Poli-
eieinsätzen, weil Anscheinswaffen für echte Schuss-
affen gehalten wurden. Mit dem Verbot des Führens
on Anscheinswaffen wurde auch im Waffengesetz da-
uf reagiert. Dies betrifft sämtliche Schusswaffen, die

ach ihrer äußeren Form den Anschein von Feuerwaffen
ervorrufen. Ausgenommen sind solche Gegenstände,
ie erkennbar zum Spiel oder für Brauchtumsveranstal-
ngen Verwendung finden oder bestimmte Teile histori-

cher Sammlungen sind. Auch die Verwendung bei
oto-, Film- und Fernsehaufnahmen sowie bei Theater-
ufführungen bleibt weiterhin erlaubt. Um eine Umge-
ung dieser Vorschrift zu unterbinden, ist der Transport
on Anscheinswaffen künftig nur in einem verschlosse-
en Behältnis erlaubt.

Als langjähriger Kreisvorsitzender der Kyffhäuser
portschützen in meiner Heimat weiß ich aus eigener Er-
hrung,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wovon reden Sie eigentlich die ganze Zeit?)


ie umsichtig und verantwortungsbewusst die Sport-
chützen mit ihren Waffen umgehen. Ebenso wie die Jä-
er werden die Schützen in Deutschland eingehend ge-
chult und geprüft. Sie kennen die Gefährlichkeit ihres
portgeräts und pflegen einen entsprechend aufmerksa-
en Umgang damit.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darum geht es gar nicht!)


Wofür Sie keine Unterstützung bekommen werden,
ind die Vorschläge des vorliegenden Antrags der Frak-
on Bündnis 90/Die Grünen. Sie schießen über das Ziel
inaus


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Wieland schießt nicht!)


nd stellen Schützen und Jäger unter Generalverdacht.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sprechen Sie für die CDU oder für die Sportschützen? Oder ist das identisch?)


Ich kann nur davor warnen, bei den Schützen und Jä-
ern weitere Einschränkungen vorzunehmen. Insbeson-
ere Bestrebungen, eine Waffenlagerung an zentralen
tellen einzuführen, sind eine Einladung zum Diebstahl.
inen praktikablen und der Sicherheit dienenden Vor-





Günter Lach


(A) )


)(B)

schlag, wo die Waffen von Privatbesitzern gelagert wer-
den können, bleibt dieser Antrag allerdings schuldig.

Die von den Grünen geforderte Verbannung von Waf-
fen aus privaten Haushalten ist kein Allheilmittel. Es
kann nicht darum gehen, einen Sport zu unterbinden,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welchen Sport denn?)


der in unserer Tradition fest verankert ist und durch eh-
renamtliche Arbeit getragen wird.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er wird ja nicht in der Wohnung ausgeübt!)


Dabei denke ich besonders an die großen internationalen
Erfolge im Schießsport. Deswegen verwahre ich mich in
aller Deutlichkeit gegen eine Vorverurteilung. Für mich
geht es vielmehr darum, die steigende Gewaltbereit-
schaft in unserer Gesellschaft unter die Lupe zu nehmen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind Wahrscheinlichkeitsberechnungen!)


Es scheint ganz normal zu sein, wenn das Eigentum
anderer beschädigt wird. Es ist fast alltäglich, dass Kon-
flikte nicht mehr verbal geregelt werden, sondern immer
häufiger mit Gewalt als Mittel zur Verdeutlichung des ei-
genen Standpunktes.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Wer sagt das denn?)


Besonders deutlich zeigt dies auch die Zunahme von
Gewalt gegenüber unserer Polizei. Erst am letzten Wo-
chenende kam es bei einer Demonstration in Berlin zu
Verletzungen durch Sprengsätze.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist eine Peinlichkeit! – Weitere Zurufe von der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Beamten kamen nur mit Glück glimpflich davon.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Debatte darüber war am Mittwoch!)


Die Täter haben mit selbstgebauten Sprengsätzen die
Tötung von Polizeibeamten billigend in Kauf genom-
men. Wenn darunter die Ausübung des Demonstrations-
rechts verstanden wird, sehe ich eine erhebliche Schief-
lage in unserer Gesellschaft.


(Niema Movassat [DIE LINKE]: Sie haben das Thema verfehlt!)


Jeder Einzelne von uns ist gefordert, die Unversehrt-
heit eines jeden zu achten und damit für öffentliche Si-
cherheit zu sorgen und sie zu gewährleisten.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann fangen Sie mal an, zum Thema zu reden!)


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(C (D s gilt, in unserer Gesellschaft Werte wie Respekt und oleranz wieder in den Vordergrund zu stellen. Dazu üssen wir alle beitragen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war eine der Sternstunden im Deutschen Bundestag! Damit werden Sie vielleicht Kreisvorsitzender der Sportschützen, aber sonst nichts!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705010700

Kollege Lach, das war Ihre erste Rede im Deutschen

undestag, und Sie haben es geschafft, sofort Kontro-
ersen hervorzurufen. Für die weitere Arbeit wünschen
ir Ihnen Erfolg.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Wort hat die Kollegin Gabriele Fograscher für die
PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gabriele Fograscher (SPD):
Rede ID: ID1705010800

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Vor mehr als einem Jahr tötete ein 17-Jähriger in ei-
er Schule in Winnenden und später auf der Flucht in
endlingen insgesamt 15 Menschen und dann sich

elbst. Nach den polizeilichen Ermittlungen gehörte die
albautomatische großkalibrige Kurzwaffe, die für diese
rausame Tat verwendet wurde, dem Vater des Täters,
er diese Waffe als Sportschütze legal besaß. Der Vater
atte die Waffe nicht ordnungsgemäß und nicht entspre-
hend den Vorschriften des damals schon gültigen Waf-
nrechts verwahrt.

Dieser schreckliche Amoklauf war Anlass für uns, da-
als in der Großen Koalition, über Änderungen des
affenrechts nachzudenken, aber uns war bei allen Dis-

ussionen auch damals klar: Allein mit gesetzlichen Re-
elungen im Waffenrecht können wir Amokläufe nicht
erhindern; wir können und müssen alles versuchen, sie
u erschweren.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Die Motive, die den Täter in Winnenden zu seiner ent-
etzlichen Tat gebracht haben, werden wohl nie ganz auf-
eklärt werden. Fahrlässigkeit und Verantwortungslosig-
eit im Umgang mit Waffen, das familiäre und soziale
mfeld des Täters, Gewaltfantasien, gespeist durch Me-
ienkonsum, und psychosoziale Gründe wie vermeintli-
he Kränkungen und Frustrationen kommen zusammen.
er Griff zur Waffe ist der letzte schreckliche Akt einer
erstörenden Vorgeschichte.

Wir haben im Bundestag, in den Landesregierungen
nd in den Landesparlamenten intensiv über zahlreiche
orschläge und mögliche Änderungen im Waffenrecht
iskutiert. Wir haben Sachverständige angehört, unter
nen Staatsanwälte, Vertreter von Verbänden und auch
ertreter des „Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden“.
ir haben nach eingehenden Beratungen sinnvolle





Gabriele Fograscher


(A) )


)(B)

Änderungen vorgenommen, die – und das ist wahr – das
berechtigte Interesse der Bevölkerung an Sicherheit,
aber auch das berechtigte Interesse von legalen Waffen-
besitzern wie Sportschützen und Jägern berücksichtigen.

Bereits im März letzten Jahres haben Sie von
Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag mit dem Titel
„Abrüstung in Privatwohnungen – Maßnahmen gegen
Waffenmissbrauch“ eingebracht. Der heute von Ihnen
vorgelegte Antrag ist nahezu inhaltsgleich. Sie fordern,
dass Waffen und Munition nicht mehr in Privathaushal-
ten aufbewahrt, sondern zentral zum Beispiel in Schüt-
zenhäusern gelagert werden sollen.

Diese vermeintlich einfache Lösung ist diskutiert und
verworfen worden, weil sie neue Sicherheitsrisiken in
sich birgt.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist es!)


Das bestätigte auch der Sachverständige Oberstaats-
anwalt Hofius in der Anhörung im Innenausschuss im
letzten Jahr. Ich zitiere:

Insgesamt überwiegt das Risiko für die öffentliche
Sicherheit und Ordnung bei einer zentralen Aufbe-
wahrung von Schusswaffen gegenüber der gesetz-
mäßigen Verwahrung in Privathaushalten aus mei-
ner Sicht deutlich.

Die Ansammlung einer großen Anzahl von Waffen und
Munition an einem Ort könnte und wird ein Anreiz für
Straftäter sein, an Waffen zu kommen. Ich erinnere nur
daran, dass bereits in gut gesicherte Munitionsdepots der
Bundeswehr eingebrochen wurde.

In meiner Region gibt es in nahezu jeder Gemeinde
einen Schützenverein. Das Schützenhaus steht meist am
Rand eines Ortes, und niemand kann die Überwachung
und Sicherung eines solchen Waffendepots garantieren
und sicherstellen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Mit Ihrem Vorschlag würden Sie die Verantwortung
für die sichere Verwahrung von Waffen von jedem ein-
zelnen Waffenbesitzer auf jemand anderen verlagern, der
dafür zu sorgen hätte, dass nach Schießübungen und
Wettkämpfen alle Waffen wieder abgegeben und ord-
nungsgemäß verwahrt werden. Wer soll solch eine Ver-
antwortung übernehmen? Ehrenamtliche in Schützen-
vereinen, oder wer soll das sein? Welche Ausnahmen
soll es geben, und wie wollen Sie sie – zum Beispiel für
Jäger – regeln? Ich halte diesen Vorschlag nach wie vor
für nicht organisierbar und auch nicht für praktikabel.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Immerhin machen wir Vorschläge!)


Sie wollen großkalibrige Waffen und Halbautomaten
verbieten. Auch das haben wir bei der letzten Novelle in-
tensiv diskutiert, und wir haben uns dafür entschieden,
das Mindestalter für das Schießen mit diesen Waffen von
14 auf 18 Jahre zu erhöhen. Die Bundesregierung hat in
ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der SPD zu die-
sem Thema ausgeführt – ich zitiere –:

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(C (D Selbst eine Reduzierung des Waffenbestandes im Schießsport auf sogenannte Kleinkaliberwaffen brächte keinen tatsächlichen Sicherheitsgewinn, da auch mit diesen Waffen tödliche Verletzungen herbeigeführt werden können. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das überzeugt natürlich!)


h teile diese Einschätzung.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt habe ich auch eine Einschätzung über Sie: Ihnen ist doch alles egal!)


Auch die Begrenzung der Anzahl der Waffen in Pri-
atbesitz ist intensiv diskutiert worden. Es ist eine
cheinlösung; denn auch mit nur einer Waffe kann ein
äter, der zu einem Mord entschlossen ist, seine entsetz-
che Tat ausführen.

Die Europäische Union verlangt die Einführung des
entralen elektronischen Waffenregisters bis 2014. Wir
aben bei der letzten Novellierung im vergangenen Jahr
stgeschrieben, dass wir dieses Register bis Ende 2012

inführen wollen, und damit wird auch eine langjährige
orderung der Gewerkschaft der Polizei erfüllt.

Sie fordern in Ihrem Antrag auch einen besseren Voll-
ug des Waffenrechts. Diese Forderung ist mit der Ein-
hrung verdachtsunabhängiger Kontrollen gesetzlich

rfüllt; dies muss aber in den Ländern und den zuständi-
en Waffenbehörden umgesetzt werden. Hier besteht
eines Erachtens noch Verbesserungsbedarf.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Sehr gut!)


Unter Punkt 7 Ihres Antrags fordern Sie den „kleinen
affenschein … für Kauf und Besitz von Schreck-

chuss-, Reizstoff- und Signalwaffen“. Für das Führen
ieser Waffen ist bereits jetzt der kleine Waffenschein
rforderlich, für den eine Zuverlässigkeitsprüfung und
ie persönliche Eignung erforderlich sind.

Wir gehen mit Ihnen in dem Punkt überein, dass Sie
ine Neuauflage der am 31. Dezember 2009 ausgelaufe-
en Amnestieregelung fordern. Wir halten das für rich-
g. Bis Ende letzten Jahres sind bundesweit mehr als
00 000 Waffen abgegeben worden. Jede Waffe weniger
unbefugten Händen ist ein wirklicher Sicherheitsge-
inn, und jede legal in Besitz befindliche Waffe, die
icht im illegalen Milieu auftaucht, ist ebenfalls ein Si-
herheitsgewinn; denn auch das ist Realität in unserem
and: Neben den 10 Millionen legal in Besitz befindli-
hen Waffen sind vermutlich ebenso viele illegal beses-
ene Waffen im Umlauf.

Die letzte Änderung des Waffenrechts liegt gerade
inmal ein Jahr zurück. Vollzugsdefizite sind nicht mit
euen gesetzlichen Regelungen zu beseitigen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Reinhard Grindel [CDU/CSU])


s gibt technische Entwicklungen und Fortschritte bei
icherungssystemen für Waffenschränke und Waffen.
enn diese ausgereift sind, werden wir erneut darüber





Gabriele Fograscher


(A) )


)(B)

beraten, ob die Standards im Waffenrecht angepasst wer-
den müssen.

Wir als Politikerinnen und Politiker, aber auch Ver-
bände und Vereine müssen immer wieder an Waffenbe-
sitzer appellieren, sich an die Aufbewahrungsvorschrif-
ten des Waffenrechts zu halten, und Verstöße müssen
sanktioniert werden.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist es!)


1997 wurde in Großbritannien ein generelles Verbot
von Schusswaffen in Privathand eingeführt. Dadurch
konnte nicht verhindert werden, dass Kriminelle in den
Besitz von Schusswaffen gelangten und dass vor weni-
gen Wochen in Whitehaven in Nordengland bei einem
Amoklauf 12 Menschen getötet und 25 Menschen ver-
letzt wurden.

Meine Fraktion und ich werden zunächst die Evaluie-
rung der Neuregelungen abwarten, wir werden die tech-
nischen Entwicklungen beobachten und alle seriösen
Vorschläge prüfen, aber wir werden den Menschen nicht
vormachen, dass allein mit gesetzlichen Regelungen im
Waffenrecht mehr Sicherheit garantiert werden kann und
Amokläufe nicht mehr vorkommen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tun wir auch nicht! Es steht in unserem Antrag, dass das nicht geht!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705010900

Das Wort hat der Kollege Serkan Tören für die FDP-

Fraktion.


Serkan Tören (FDP):
Rede ID: ID1705011000

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Die schockierenden tödlichen Gewaltverbrechen an
deutschen Schulen machen immer wieder betroffen. Ge-
rade an einem solchen Tag, an dem Betroffene aus Win-
nenden dem Bundestag ihre Petition überreicht haben,
wird vieles wieder wachgerufen. Ob die Täter nun
Schusswaffen oder Messer verwenden, man fragt sich
immer wieder: Warum? Was ist in einem jungen Men-
schen vorgegangen, dass er zu einer solchen Tat fähig
war?

Meiner Ansicht nach werden diese Fragen zwar
gestellt, aber wir gehen ihnen nicht richtig nach. Wir fin-
den schnell vermeintlich einfache Antworten auf
komplizierte Sachverhalte. Statt einer wirklichen Be-
schäftigung mit der Problematik wird sehr schnell als
vermeintliche Lösung eine Verschärfung des Waffen-
rechts gefordert.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Man kann beides machen!)


Genauso ist es mit dem von Ihnen vorgelegten An-
trag, meine Damen und Herren von den Grünen. Sie
schreiben zwar – ich darf zitieren –:

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(C (D Die Prävention von Amokläufen bedarf einer umfassenden Strategie, die der Komplexität des Phänomens gerecht wird. llerdings gehen Sie auf diese richtige und wichtige Erenntnis mit keinem Wort weiter ein. Der Rest Ihres Anags besteht nur aus Verboten und Geboten. Was ist mit den gesellschaftspolitischen Fragen? Wie utet Ihr Lösungsvorschlag dafür, dass Amokläufer den inzigen Ausweg aus ihrer scheinbar ausweglosen Situaon in der Gewalttat sehen? Ich vermisse in Ihrem Anag die Antworten darauf. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Geben Sie doch selber mal welche!)


Mit dem von Ihnen vorgelegten Antrag werden Sport-
chützen, Waffensammler und Jäger einem Generalver-
acht ausgesetzt.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unsinn! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wo denn? Sie sagen immer nur: Freiheit für Waffen! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche Lösungen haben Sie eigentlich?)


Genau das ist der Fall, Herr Wieland. – Aus Sicht der
DP ist das weder gerechtfertigt, noch kann es eine
reite und ehrliche Diskussion über die Ursachen von
ewalttätigen Handlungen ersetzen, die wir dringend be-
ötigen.


(Beifall bei der FDP)


Frau Künast, mit Ihren Bemerkungen helfen Sie den
etroffenen aus Winnenden nicht weiter.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Sie mit Ihren aber auch nicht!)


icht die Waffe ist das Problem, sondern der Mensch,
er sie einsetzt, Frau Künast.


(Beifall bei der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Quatsch! So ein Unsinn! Die Waffe ist das Problem!)


Wir Liberalen fordern daher eine Kultur des Hinse-
ens. In allen Fällen haben Amokläufer ihre Tat ange-
ündigt.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber sie hatten auch eine Waffe!)


llerdings hat niemand etwas bemerkt, oder die vorhan-
enen Hinweise wurden nicht ernst genommen. Hier gilt
s anzusetzen. Eltern, Lehrer und Mitschüler müssen
ich kümmern.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben wir dann überhaupt ein Waffenrecht, wenn nur der Mensch das Problem ist? Die Frage ist, warum Jugendliche in eine solche Siation geraten. Bitte verstehen Sie meine Ausführungen um gesellschaftlichen Aspekt einer solchen Gewalttat Serkan Tören )





(A) )

nicht falsch. Auch wir Liberalen halten gesetzliche Re-
gelungen für den Umgang mit Waffen für richtig. Aller-
dings darf hierbei eines nicht außer Acht gelassen wer-
den: Deutschland hat schon heute eines der schärfsten
Waffengesetze. Sicherlich kann man noch das eine oder
andere daran verbessern. Sie, meine Damen und Herren
von den Grünen, wollen aus unserer Sicht aber nicht das
Waffenrecht verbessern; vielmehr wollen Sie die
Schraube noch weiter andrehen. Allerdings stellt sich
mir die Frage der Wirksamkeit weiterer Verschärfungen
im Waffenrecht.

Gerade in Großbritannien hat sich gezeigt – das hat
die Kollegin schon angesprochen –, dass schärfere Waf-
fengesetze nicht dazu geführt haben, dass die Zahl der
Straftaten mit Waffen gesunken ist. Im Gegenteil, sie ist
sogar angestiegen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht! Deutlich weniger gewalttätige Menschen!)


– Genau das ist der Fall. Das müssen Sie sich vor Augen
führen. Sie sind scheinbar ohne Kenntnis der Statistik in
die Diskussion hineingegangen.

Wir als FDP treten dafür ein, dass der Fokus auf dem
Vollzug des bestehenden Waffenrechts liegen muss.
Denn das beste Gesetz ist ohne entsprechenden Vollzug
nutzlos. Was dies angeht, ist die Bundesregierung derzeit
dabei, deutschlandweit einheitliche Verwaltungsvor-
schriften zur Umsetzung des Waffenrechts mit den Län-
dern zu erarbeiten. Ich möchte ausdrücklich festhalten,
dass die Regierungskoalition viel für die Sicherheit un-
serer Bürgerinnen und Bürger tut.

Allerdings lehnen wir symbolische Maßnahmen ab.
Vorhaben, die entweder zusätzliches Geld kosten oder
die Freiheit der Bürger einschränken, ohne einen echten
Zusatznutzen zu bringen, sind mit der FDP bzw. der Re-
gierung nicht zu machen.

Leider bringt Ihr Antrag für einen zusätzlichen Si-
cherheitsgewinn nichts Neues. So fordern Sie unter an-
derem eine zentrale Aufbewahrung von Waffen, um ei-
nen möglichen Missbrauch zu verhindern. Selbst mit
vielleicht besserer Sicherheitstechnik wären solche zen-
tralen Waffendepots in Randlagen ein verlockendes Ziel
für Kriminelle. Dies zeigt gerade die Tat von Eislingen,
bei der ins dortige Schützenheim eingebrochen wurde.

Sie fordern Verbote im Bereich des Waffenrechts. Ob
dies eine Lösung ist, bezweifele ich ebenfalls stark. Ein
Verbot von Munition mit besonderer Durchschlagskraft
würde den Besitz dieser zwar illegal machen, aber glau-
ben Sie wirklich, dass diese Munition in Deutschland
dann nicht mehr zu haben wäre?


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine ganz andere Frage, ob man sie überall kaufen kann oder ob sie illegal zu erwerben ist!)


Das erscheint mir als Symbolpolitik ohne wirklichen Si-
cherheitsgewinn.

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(C (D (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann können wir ja das Strafgesetzbuch abschaffen! Daran halten sich auch nicht alle!)


Das Hauptanliegen der FDP ist stattdessen, wahrhaf-
g und aufrichtig etwas gegen zukünftige Amokläufe zu
nternehmen.

Das Waffenrecht – das hat die Vergangenheit deutlich
ezeigt – ist dazu kaum geeignet. Gewaltprävention und
orschung müssen im Vordergrund stehen. Wir brau-
hen einen nachhaltigen Sicherheitsgewinn, aber keinen
uren Aktionismus, wie Sie ihn heute an den Tag gelegt
aben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705011100

Das Wort hat der Kollege Frank Tempel für die Frak-

on Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Frank Tempel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705011200

Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrte Damen und

erren! Beim Thema Waffenrecht gilt abzuwägen, wie
an das berechtigte Interesse der Bürgerinnen und Bür-

er am Schutz auf Leben und auf Unversehrtheit einer-
eits sowie das Interesse von Waffeninhabern und -nut-
ern andererseits in Übereinstimmung bringt.

Die ehrenamtliche Arbeit der Sportschützengruppen
nd Schützenvereine ist ein wichtiger Beitrag zum Le-
en der Städte und Gemeinden. Jugendarbeit, sportliche
ettbewerbe sowie die Unterstützung und Ausrichtung

on Volksfesten sind auch in unseren Augen ein wichti-
er Beitrag für die Gesellschaft. Ebenso wissen wir den
ktiven Beitrag der Jäger zum Umweltschutz zu würdi-
en. Aber: Der Schutz des Lebens wiegt immer schwe-
r.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Nutzer von Waffen müssen sich dieser Verant-
ortung stellen. Wir wissen, die meisten Besitzer legaler
affen machen das auch.

Zunächst einmal haben wir das Problem, dass 10 Mil-
onen legale Waffen unzähliger illegaler Waffen gegen-
berstehen. Aktionen zur straffreien Abgabe illegaler
affen sollten daher unbedingt fortgesetzt und auch ent-

prechend beworben werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Vielschichtiger und daher auch schwieriger ist der
mgang mit legalen Waffen. Dazu gibt es unterschiedli-

he Auffassungen. Die getrennte Lagerung von Waffen
nd Munition ist eine Forderung, die auch die Linke hier
chon gestellt hat. Die Verhältnismäßigkeit von dafür
otwendigen Investitionen und höheren Kosten in Bezug





Frank Tempel


(A) )


)(B)

auf die potenzielle Gefahr einer gebrauchsfähigen
Schusswaffe ist absolut gegeben.

Inwieweit der Staat Maßnahmen für mehr Sicherheit
fördern und diese unterstützen kann, muss untersucht
werden. Die Verbände der Waffenbesitzer sollten sich
aber weniger über eine steigende Belastung ärgern, als
lieber entsprechend ihrer Verantwortung aktiv und de-
mokratisch an Vorschlägen zu Konzeptionen mitarbei-
ten.

Das Thema der Erbwaffen ist im Antrag der Grünen
noch ein bisschen nachzuarbeiten. Waffen im Besitz von
Menschen, die keine genehmigte Nutzung beabsichti-
gen, müssen durch Blockiersysteme oder Abzugsschlös-
ser gesichert werden. Die Waffen werden dadurch nicht
zerstört, aber ihre unbefugte Nutzung wird einge-
schränkt.

Ein großes Problem ist nach wie vor die unzurei-
chende Kontrolle von legalem Waffenbesitz. Die verant-
wortlichen Kommunen haben aufgrund ihrer finanziel-
len Situation doch kaum die Möglichkeit, die
notwendigen unangemeldeten Kontrollen in ausreichen-
dem Maße durchzuführen. Diese Kontrollen sind aber
notwendig, um Sorglosigkeit und Fahrlässigkeit – Sie
werden nicht abstreiten können, dass es das gibt – vorzu-
beugen.

Nicht zuletzt aufgrund eigenen Erlebens möchte ich
deutlich daran erinnern, dass wir endlich ein zentrales
Waffenregister brauchen, so wie es auch die Grünen in
ihrem Antrag richtigerweise fordern.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein Beispiel aus der Praxis, um dies zu verdeutlichen:
Aufgrund eines Korruptionsverdachtes fand gegen einen
bisher unbescholtenen Geschäftsmann eine Durchsu-
chung in dessen Wohnhaus statt. Der Betroffene war na-
turgemäß sehr verärgert über die polizeiliche Maß-
nahme. Dass er zu cholerischen Reaktionen neigte, war
den Einsatzkräften vorher bekannt. Nicht bekannt aber
war, dass dieser Bürger Waffenbesitzer ist. Erst als im
Nachtschrank des Beschuldigten eine geladene Hand-
feuerwaffe gefunden wurde, war allen die potenzielle
Gefahr klar.

Meine Damen und Herren, ich selbst war der Durch-
suchungsführer vor Ort und kann Ihnen deshalb versi-
chern, dass es ein sehr bescheidenes Gefühl ist, wenn
man erkennt, dass diese Aktion durchaus auch anders
hätte enden können.

Für den Beschuldigten ging es an diesem Tag durch-
aus um seine wirtschaftliche Existenz. Kurzschlussreak-
tion und Gelegenheit in Kombination sind gefährlich.
Darüber dürften wir uns einig sein.

Im Übrigen ist es auch bei Bedrohungslagen enorm
wichtig, dass Einsatzkräfte sehr schnell wissen, ob Ge-
fährder an Waffen kommen können – zum Beispiel
durch das Elternhaus oder Großeltern – und um welche
Waffen es sich dabei handelt.

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(C (D Legale Waffen sind in Deutschland in 570 Regionalehörden registriert. Nicht überall hat die Polizei direkn Zugriff darauf. Dieser Unsinn muss beendet werden. eshalb noch einmal: Wir brauchen endlich ein zentras Waffenregister, und zwar nicht erst im Jahr 2012, ondern so schnell wie möglich. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Im Großen und Ganzen weist der Antrag der Grünen
lso in die richtige Richtung. Es gilt der Satz: Der Worte
ind genug gewechselt, lasst uns nun endlich Taten se-
en. – Dies möchte ich auch an die SPD richten.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705011300

Zu einer Erklärung hat der Kollege Scheer das Wort.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Was denn für eine Erklärung?)



Dr. Hermann Scheer (SPD):
Rede ID: ID1705011400

Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen und Kol-

gen! Ich will nur kurz etwas sagen, damit hier kein fal-
cher Eindruck entsteht.

Es gibt in der SPD-Fraktion nicht nur mich, sondern
uch viele andere, die mit dem, was der Kollege der Grü-
en zu dieser Frage hier ausführlich dargelegt hat, mehr
bereinstimmen. – Ich denke, das sollte hier festgestellt
erden.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705011500

Wir halten jetzt einfach fest, dass das unsere Kriterien

r eine Erklärung zur Aussprache nicht erfüllt hat. Wir
erten das als Kurzintervention und beenden damit die
ebatte.

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 17/2130 an die in der Tagesordnung aufge-
hrten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-

erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 33 a und b auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sabine
Leidig, Herbert Behrens, Thomas Lutze, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Zukunft der Bahn – Bürgerbahn statt Börsen-
bahn

– Drucksache 17/652 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Haushaltsausschuss





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) (C)



(D)(B)


b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sabine
Leidig, Heidrun Bluhm, Herbert Behrens, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Den Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG
kompetent und demokratisch besetzen
– Drucksache 17/2189 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu
diesem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu nehmen. –
Ich sehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich
um die Reden folgender Kolleginnen und Kollegen:
Ulrich Lange und Hans-Werner Kammer für die Unions-
fraktion, Uwe Beckmeyer für die SPD-Fraktion, Patrick

Döring für die FDP-Fraktion, Sabine Leidig für die
Fraktion Die Linke und Dr. Anton Hofreiter für die Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen auf
den Drucksachen 17/652 und 17/2189 an die in der Ta-
gesordnung aufgeführten Ausschüsse zu überweisen.
Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Donnerstag, den 1. Juli 2010, 9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.