Protokoll:
16048

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 48

  • date_rangeDatum: 8. September 2006

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:30 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/48 Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Wolf, Senator (Berlin) . . . . . . . . . . . . Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Wend (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ute Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Ernst Kranz (SPD) zur namentlichen Abstim- mung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 22, 23, 33, 52, 72, 73, 74, 74 a, 75, 84, 85, 87 c, 91 a, 91 b, 93, 98, 104 a, 104 b, 105, 107, 109, 125 a, 125 b, 125 c, 143 c) (44. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 29 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4740 A 4740 C 4743 B 4745 D 4747 D 4750 A 4751 B 4753 B 4755 A 4757 B 4758 D 4785 C 4787 A 4787 D Deutscher B Stenografisch 48. Sitz Berlin, Freitag, den 8. I n h a l Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2007 (Haushaltsgesetz 2007) (Drucksache 16/2300) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2006 bis 2010 (Drucksache 16/2301) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Michael Glos, Bundesminister BMWi . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . P D D R A P O O B 4735 A 4735 B 4735 B 4738 B Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Annette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4760 A 4760 D undestag er Bericht ung September 2006 t : Schlussrunde: Haushaltsgesetz 2007 eer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . r. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . r. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . oland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . lexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . tto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . tto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4761 D 4766 C 4767 C 4770 A 4773 A 4775 D 4778 D 4780 D 4783 C Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4788 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. September 2006 4735 (A) ) (B) ) 48. Sitz Berlin, Freitag, den 8. Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. September 2006 4787 (A) ) (B) ) durch Stärkung der Parlamente: Das sind Ziele, die wirKnoche, Monika DIE LINKE 08.09.2006 gesordnungspunkt 29 a) Die Reform unseres föderalen Systems war und ist überfällig. Klare Zuordnung der politischen Verantwor- tung, transparente Verfahren und mehr Demokratie Dr. Keskin, Hakki DIE LINKE 08.09.2006 Kipping, Katja DIE LINKE 08.09.2006 Anlage 1 Liste der entschuldigt A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Addicks, Karl FDP 08.09.2006 Ahrendt, Christian FDP 08.09.2006 Bär, Dorothee CDU/CSU 08.09.2006 Bellmann, Veronika CDU/CSU 08.09.2006 Binding (Heidelberg), Lothar SPD 08.09.2006 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 08.09.2006 Brand, Michael CDU/CSU 08.09.2006 Döring, Patrick FDP 08.09.2006 Fell, Hans-Josef BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.09.2006 Ferlemann, Enak CDU/CSU 08.09.2006 Freitag, Dagmar SPD 08.09.2006 Gerster, Martin SPD 08.09.2006 Goldmann, Hans- Michael FDP 08.09.2006 Gröhe, Hermann CDU/CSU 08.09.2006 Groneberg, Gabriele SPD 08.09.2006 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 08.09.2006 Hauer, Nina SPD 08.09.2006 Hemker, Reinhold SPD 08.09.2006 Hilsberg, Stephan SPD 08.09.2006 Homburger, Birgit FDP 08.09.2006 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.09.2006 Kasparick, Ulrich SPD 08.09.2006 K M D P P R R D S D D S W W W Z Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Ernst Kranz (SPD) zur na- mentlichen Abstimmung über den Entwurf ei- nes Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 22, 23, 33, 52, 72, 73, 74, 74 a, 75, 84, 85, 87 c, 91 a, 91 b, 93, 98, 104 a, 104 b, 105, 107, 109, 125 a, 125 b, 125 c, 143 c) (44. Sitzung, Ta- ühn-Mengel, Helga SPD 08.09.2006 eierhofer, Horst FDP 08.09.2006 r. Paziorek, Peter CDU/CSU 08.09.2006 flug, Johannes SPD 08.09.2006 olenz, Ruprecht CDU/CSU 08.09.2006 ehberg, Eckardt CDU/CSU 08.09.2006 oth (Esslingen), Karin SPD 08.09.2006 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 08.09.2006 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 08.09.2006 r. Schwanholz, Martin SPD 08.09.2006 r. Solms, Hermann Otto FDP 08.09.2006 torm, Andreas CDU/CSU 08.09.2006 egener, Hedi SPD 08.09.2006 ieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 08.09.2006 immer, Willy CDU/CSU 08.09.2006 apf, Uta SPD 08.09.2006 ylajew, Willi CDU/CSU 08.09.2006 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 4788 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. September 2006 (A) ) (B) ) auch nachdrücklich teilen. Die Geschichte der Bundesre- publik Deutschland ist die Erfolgsgeschichte eines soli- darischen Föderalismus. Er beruht auf dem Prinzip des Ausgleichs und auf der Unterstützung der Schwächeren durch die Stärkeren, ohne damit Unterschiede in der Leistungsfähigkeit zu vernachlässigen. Dieses Funda- ment darf nicht zerstört werden durch einen Wettbe- werbsföderalismus, der gesamtstaatliche und gesamtge- sellschaftliche Solidarität erschwert oder gar verhindert. Wir kritisieren in besonderer Weise, dass das Beam- ten- und Besoldungsrecht, das Strafvollzugs- und das Heimrecht in die Länderkompetenz übertragen und Ab- weichungsmöglichkeiten im Umweltrecht geschaffen wurden. Darüber hinaus bedauern wir ausdrücklich, dass durch die Neufassung des Art. 91 b GG und des Art. 104 b Abs. 1 GG eine umfassende Kooperation von Bund und Ländern im Bildungsbereich ausgeschlossen wird. Trotzdem haben wir dem Gesetzentwurf zugestimmt. Durch die nunmehr vorgenommene Klarstellung im Art. 91 b GG zur gemeinsamen Förderung von Lehre und Forschung an den Hochschulen ist eine eindeutige verfassungsrechtliche Grundlage für die gemeinsame Förderung von Wissenschaft und Forschung durch Bund und Länder, und zwar sowohl im investiven wie auch im nichtinvestiven Bereich, geschaffen worden. Angesichts der herausragenden Bedeutung, die die Wissenschaft, Forschung und eine qualitativ hochwertige Ausbildung der Studierenden für die Zukunft unseres Landes und in besonderer Weise für Ostdeutschland haben, ist dies ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem bisherigen Verfas- sungsentwurf. Wir verknüpfen unsere Zustimmung je- doch mit der dringenden Erwartung, dass bei der zweiten Stufe der Föderalismusreform dem Ziel der Sicherung der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse Rechnung getragen wird und die Zusagen aus dem Solidarpakt II für die neuen Länder unagetastet bleiben. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 824. Sitzung am 7. Juli 2006 beschlossen, dem nachstehenden Gesetz zuzustim- men: – Gesetz zur Fortentwicklung der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Der Bundesrat stimmt mit der Bundesregierung darin überein, dass die Grundsicherung für Arbeitsuchende dringend einer Fortentwicklung bedarf. Er sieht im vor- liegenden Gesetz einen weiteren, kurzfristig notwendi- gen Schritt, um gravierende Fehlentwicklungen im SGB II zu korrigieren. Der Bundesrat begrüßt insbesondere, dass mit dem Gesetz notwendige Schritte zu einer Ände- rung des Leistungsrechts unternommen werden, die auch einen Beitrag zur Kostensenkung erwarten lassen. Da- rüber hinaus unterstützt der Bundesrat die Bundesregie- rung bei der Bekämpfung von Leistungsmissbrauch, wie sie beispielsweise bei der Verschärfung der Sanktionsre- g L d b g G 1 2 3 4 5 (C (D elungen oder der Beweislastumkehr bei nichtehelichen ebensgemeinschaften vorgesehen ist. Er weist jedoch arauf hin, dass weiterer, grundlegender Reformbedarf ei der Grundsicherung für Arbeitsuchende besteht. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, fol- ende Punkte bei der künftigen Weiterentwicklung des esetzes zu berücksichtigen: . Vor dem Hintergrund der stark angestiegenen Zahl der ALG-II-Empfänger und den damit verbundenen Mehrausgaben bekräftigt der Bundesrat, dass das bestehende Leistungsrecht weiter überprüft werden muss und die finanziellen Leistungen auf die wirk- lich Bedürftigen konzentriert werden müssen. . Die Grundsicherung für Arbeitsuchende muss in ih- rem Charakter als vorübergehende Hilfe entwickelt und der Aspekt der Aktivierung im Verwaltungs- vollzug entschieden gestärkt werden. . Der Entwicklung einer ausufernden Verwaltung, die schon jetzt erhebliche Anteile des Eingliederungsti- tels verzehrt, muss entgegengetreten werden. Notwendig ist eine Korrektur von unzulänglichen Verfahrensregelungen im SGB II, die die zügige Umsetzung von Hilfs- und gegebenenfalls auch Sanktionsmaßnahmen beeinträchtigen. So sollte die aufschiebende Wirkung von Widerspruch und Klage gegen Meldeaufforderungen entsprechend den Re- gelungen des SGB III (§§ 309 und 336a) künftig entfallen. Klarstellungen sind auch bei § 31 Abs. 6 Satz 1 SGB II erforderlich, um die Wirksamkeit der Sperrzeittatbestände des SGB III zu erhöhen. . Den zugelassenen kommunalen Trägern ist ein un- beschränkter Zugriff auf die Vermittlungsdatenban- ken der Bundesagentur für Arbeit einzuräumen. Ein wesentliches Anliegen des kommunalen Opti- onsgesetzes besteht darin, einen fairen Wettbewerb zwischen Arbeitsgemeinschaften und Optionskom- munen zu gewährleisten. Dieser Wettbewerb ist zu Lasten der Optionskommunen bereits jetzt empfind- lich gestört, weil sie – anders als die Arbeitsgemein- schaften – nicht über einen ungehinderten Zugang zu den Stellenvermittlungsdatenbanken der Bun- desagentur für Arbeit (BA) verfügen. Die daraus re- sultierenden Wettbewerbsnachteile werden durch die gesetzliche Neuregelung (§ 51b Abs. 1 Nr. 4, Abs. 3a SGB II neu) noch zusätzlich verschärft: Die Optionskommunen müssen künftig offene Stellen an die BA melden, sodass die BA auf diese Stellen dann auch SGB-III-Empfänger vermitteln kann. . Die bisherigen Regelungen des Gesetzes zu Daten- übermittlung und Datenschutz (Kapitel 6 SGB II) sowie zu Statistik und Forschung (Kapitel 7 SGB II) bedürfen einer grundlegenden Überarbeitung. Insbe- sondere sind die bislang von der Bundesagentur für Arbeit erstellten Statistiken zur Grundsicherung für Arbeitsuchende auf eine Bundesstatistik umzustel- len, welche von dem Statistischen Bundesamt ge- führt wird. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. September 2006 4789 (A) ) (B) ) Das Gesetz berücksichtigt nicht die ursprünglich nicht vorgesehene zweigeteilte Trägerschaft (BA und Kommunen als Träger) im Bereich Datenüber- mittlung und Statistik und bedarf insoweit der Über- arbeitung. Dabei ist insbesondere sicherzustellen, dass Bund, Länder und Kommunen auf verlässliche Daten und Statistiken zurückgreifen können, da es andernfalls an der zwingend erforderlichen, belast- baren Grundlage für die Steuerungsprozesse im SGB II fehlt. Die bisher von der BA erstellten Statis- tiken genügen den Anforderungen nicht. Eine Viel- zahl der statistischen Bereinigungen und Plausibili- sierungen sind intransparent. Die von der BA eingesetzte Software „A2LL“ verfügt erwiesener- maßen nicht über die Funktionalitäten, die für eine belastbare und zuverlässige Statistik unabdingbar sind. Das Fortentwicklungsgesetz eröffnet Ländern und Kommunen zwar in gewissem Umfang den bis- lang nicht gesetzlich geregelten Zugriff auf die Da- ten der BA (§ 53 SGB II neu), die grundlegenden Probleme werden damit jedoch nicht ausgeräumt. Diese lassen sich nur mit der Rückkehr zu einer Bundesstatistik beheben, wie sie sich bereits unter der Geltung des ehemaligen BSHG bewährt hat. 6. Jegliche Festlegung auf ein zentralistisches Daten- verarbeitungssystem (A2LL) im Gesetzeswege ist zu vermeiden. Die von der BA verwendete Software „A2LL“ hat sich in vielen Punkten als gänzlich unzureichend er- wiesen. Jedwede gesetzliche Festlegung auf ein der- artiges zentralistisches Datenverarbeitungssystem, wie sie indirekt jetzt in § 50 Abs. 2 SGB II neu vor- gesehen ist, sollte unterbleiben. Die Gesetzesbe- gründung stellt jedoch ausdrücklich fest, dass die Leistungsgewährung mittels einheitlicher, von der BA betriebener Software-Systeme erfolgt. 7. Der Bundesrat bekräftigt das mit der SGB-II-Re- form verbundene Ziel, die Kommunen dauerhaft um 2,5 Mrd. Euro zu entlasten. Das Finanzierungssys- tem muss auf eine entsprechende dauerhaft belast- bare Grundlage gestellt werden und eine gerechte Verteilung der Entlastung sicherstellen. Dazu gehört auch eine fundierte, allgemein zugängliche Datenba- sis. Die SGB-II-Statistik sollte daher in die Verant- wortung des Statistischen Bundesamtes gelegt wer- den. 8. Die Aufgaben der beruflichen Rehabilitation sind aus der Zuständigkeit der zugelassenen kommuna- len Träger in die alleinige Zuständigkeit der Bun- desagentur für Arbeit zu überführen. Die Verlagerung der Zuständigkeit der Optionskom- munen für die berufliche Rehabilitation auf die BA ist im Interesse behinderter Arbeitsuchender wie auch aus Gründen der Verwaltungsökonomie gebo- ten. Es ist für die Optionskommunen unter wirt- schaftlich sinnvollen Bedingungen kaum darstellbar, das erforderliche Fachpersonal vorzuhalten. Das im Fortentwicklungsgesetz vorgesehene Auseinander- fallen von Handlungs- und Finanzverantwortung (§ 6a SGB IX neu) – Reha-Träger ist die BA, wäh- 9 1 1 (C (D rend für die Leistungserbringung die SGB-II-Träger zuständig sind – steht im Widerspruch zu den seit Jahrzehnten währenden Bemühungen, eine Konzen- tration der Leistungen bei einem Träger zu errei- chen, eröffnet neue Schnittstellen und konfrontiert behinderte Menschen mit zwei für dieselbe Leistung zuständigen Behörden. . Die Zuständigkeit für die Vermittlung unter 25-Jäh- riger in eine berufliche Erstausbildung ist als allei- nige Aufgabe der Bundesagentur für Arbeit in ihrer Eigenschaft als Leistungsträger nach dem SGB III zu verankern. Der weitaus überwiegende Teil der in eine Ausbil- dung zu vermittelnden Personen gehört dem Rechts- kreis des SGB III an. Die Ausbildungsvermittlung als für die Eingliederung junger Erwachsener in das Erwerbsleben eminent wichtige Aufgabe sollte künftig einheitlich, also auch für die dem SGB II zu- zuordnenden Personen, von den SGB-III-Trägern erledigt werden. Damit würde der erheblichen Ge- fahr einer Stigmatisierung von Personen aus dem SGB-II-Rechtskreis begegnet und ein entscheiden- der Schritt zu mehr Effizienz bei der Ausbildungs- stellenvermittlung unternommen. Die derzeitige Re- gelung einer zweigeteilten Trägerschaft (SGB II und SGB III) hat sich nach den Erfahrungen der Praxis nicht bewährt. Die im Fortentwicklungsgesetz vor- gesehene Möglichkeit für die SGB-II-Träger, die SGB III-Träger mit der Ausbildungsvermittlung zu beauftragen (§ 16 Abs. 1b SGB II neu), löst die be- stehenden Probleme nicht, führt vielmehr zu neuen Schnittstellen, zusätzlichem Verwaltungsaufwand und neuen Kostenerstattungsregelungen. 0. Personen, die in stationären Einrichtungen leben und erwerbsfähig sind, dürfen nicht allgemein von den Leistungen zur Integration in Arbeit ausgeschlossen werden. Stationär untergebrachte Personen, die erwerbsfä- hig sind, müssen sowohl im eigenen, als auch im In- teresse der Allgemeinheit die für sie jeweils erfor- derlichen Leistungen zur Eingliederung in Arbeit erhalten. Derartige Leistungen werden nach dem SGB XII sowie in den Bereichen der Jugendhilfe und des Strafvollzugs nur unzureichend erbracht. Das Fortentwicklungsgesetz (§ 7 Abs. 4 SGB II neu) greift hier deutlich zu kurz, weil nicht alle erwerbs- fähigen, stationär untergebrachten Personen die aktivierenden Leistungen nach dem SGB II erhalten sollen, sondern nur diejenigen, die mindestens 15 Stunden wöchentlich erwerbstätig sind. Der im Gesetz vorgesehene Leistungsausschluss bei vo- raussichtlich mehr als sechsmonatigem Kranken- hausaufenthalt führt überdies die mit der bisherigen Regelung verbundenen erheblichen Probleme fort. Die danach zu treffenden Prognoseentscheidungen beschäftigen bereits jetzt häufig die Gerichte. 1. Der Bundesrat bekräftigt, dass bei der aktiven Ar- beitsmarktpolitik die Förderung der Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt im Vordergrund stehen muss. Der Bundesrat sieht wie der Bundesrech- nungshof erheblichen Nachbesserungsbedarf bei der 4790 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. September 2006 (A) ) (B) ) praktischen Gestaltung der „Ein-Euro-Jobs“ und ap- pelliert an die Träger, strikt die Kriterien Zusätzlich- keit, Gemeinnützigkeit und Wettbewerbsneutralität zu beachten. Außerdem müssen erhebliche Anstren- gungen unternommen werden, um die bisher sehr niedrigen Eingliederungsquoten in den regulären Arbeitsmarkt deutlich zu erhöhen. Vor allem darf re- guläre Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt nicht durch Ein-Euro-Jobs verdrängt werden. 12. Bedarfsdeckende Leistungen an Auszubildende sind nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz und im Wege der Berufsausbildungsbeihilfe nach dem SGB III zu erbringen. Richtigerweise greift das Fortentwicklungsgesetz das Problem der nicht bedarfsdeckenden Leistungen an Auszubildende auf. Der hierzu eingeschlagene Weg (§ 22 Abs. 7 SGB II neu) ist jedoch nicht ziel- führend. Es werden nicht etwa – wie im Koalitions- vertrag vereinbart – Schnittstellen bereinigt, indem die Leistungen nach den einschlägigen Leistungsge- setzen (BAföG, Berufsausbildungsbeihilfe nach dem SGB III) erbracht werden, sondern stattdessen sys- temwidrig die kommunalen Träger mit zusätzlichen Kosten belastet. 13. Personen, die einen Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben und lediglich selbst oder als Mitglied einer Bedarfsgemeinschaft ergänzend Arbeitslosengeld II erhalten (sog. Aufstocker), dürfen nicht von den Er- messensleistungen der aktiven Arbeitsförderung nach dem SGB III ausgeschlossen werden. Die not- wendige beitragsfinanzierte Gesamtbetreuung der Aufstocker durch die Arbeitsagenturen darf nicht in den steuerfinanzierten Bereich des SGB II verscho- ben werden. 14. Der Bundesrat stellt fest, dass der Gesetzesbeschluss die mit der Entschließung des Bundesrates zur Be- kämpfung von Sozialleistungsmissbrauch vom 10. Februar 2006 – Bundesratsdrucksache 892/05 (Beschluss) – verfolgte Zielsetzung noch nicht hin- reichend umsetzt. Der Bundesrat ersucht die Bundesregierung, im Be- reich bedürftigkeitsabhängiger Sozialleistungen über die im Gesetzesbeschluss vorgesehenen Mög- lichkeiten hinaus sobald wie möglich eindeutige Rechtsgrundlagen dafür zu schaffen, – dass die Ermittlungsbehörden ihnen bekannt ge- wordene Daten, die aus ihrer Sicht für die Sozi- alleistungsträger im Interesse der Bekämpfung von Sozialleistungsmissbrauch von Interesse sein können, an die Sozialleistungsträger über- mitteln dürfen, – dass die Sozialleistungsträger die ihnen von den Ermittlungsbehörden übermittelten Daten mit den bei ihnen bereits vorhandenen Daten abglei- chen dürfen. Der Bundesrat ersucht die Bundesregierung, die Mög- lichkeit, im Wege des Datenabgleichs zu überprüfen, ob Bezieher von Sozialleistungen über bislang verschwie- g L o (C (D ene Konten oder Depots im Ausland verfügen, auch auf änder zu erstrecken, die nicht von der Zinsinformati- nsverordnung erfasst sind. Begründung: Das vorliegende Gesetz erweitert – im Interesse ei- ner effektiven Bekämpfung von Sozialleistungs- missbrauch – die Möglichkeiten des automatisierten Datenabgleichs. So erlauben § 52 SGB II neu und § 52a SGB II neu den Abgleich mit Leistungsdaten nach dem SGB III, mit Leistungsdaten nach dem Wohngeldgesetz, mit Kraftfahrzeughalterdaten so- wie mit den beim Bundeszentralamt für Steuern ge- speicherten Daten über das Vorhandensein von Kon- ten und Depots in EU-Mitgliedstaaten. § 397 SGB III neu stellt zudem das bisher bereits von der Bun- desagentur für Arbeit praktizierte DALEB-Verfah- ren auf eine ausdrückliche Ermächtigungsgrundlage und erlaubt der Bundesagentur, die ihr übermittelten Daten der Einzugsstellen über Beschäftigungsver- hältnisse mit eigenen Leistungsdaten abzugleichen. Schließlich werden in Artikel 14 des Gesetzes die Vorschriften der Grundsicherungsdatenabgleichs- verordnung den erweiterten Möglichkeiten des Da- tenabgleichs angepasst. Die genannten Gesetzesän- derungen sind aus Sicht des Bundesrates zu begrüßen. Ihre Zielrichtung deckt sich mit der Ziel- richtung der vom Bundesrat in seiner 819. Sitzung am 10. Februar 2006 gefassten Entschließung zur Bekämpfung von Sozialleistungsmissbrauch – Bun- desratsdrucksache 892/05 (Beschluss). Allerdings wird dem Grundanliegen, das jener Entschließung konkret zu Grunde liegt, nicht ausreichend Rech- nung getragen. Die Entschließung vom 10. Februar 2006 betraf – die Schaffung einer eindeutigen Übermittlungs- befugnis für solche Daten, die den Ermittlungs- behörden bei der Durchführung von Ermittlun- gen – entweder gezielt oder als Zufallsfund – in die Hände fallen und aus Sicht der Ermittlungs- behörden für die Sozialleistungsträger zur Be- kämpfung von Sozialleistungsmissbrauch von Interesse sein könnten, – die Schaffung einer eindeutigen Befugnis der Sozialeistungsträger, die von den Ermittlungs- behörden übersandten Daten mit den vorhande- nen Leistungsdaten abzugleichen. Das vorliegende Gesetz sieht weder Übermittlungs- befugnisse von Ermittlungsbehörden an die Sozial- leistungsträger noch damit korrespondierende Da- tenabgleichbefugnisse der Sozialleistungsträger vor. Dies ist besonders unbefriedigend, wenn aus Sicht der Ermittlungsbehörden ein Verdacht auf So- zialleistungsmissbrauch im Raume steht, dieser sich aber noch nicht zu einem strafrechtlich rele- vanten Anfangsverdacht hinsichtlich bestimmter Personen verdichtet hat. § 52 Abs. 1 Nr. 3 SGB II neu erweitert die Möglich- keit eines Abgleichs von SGB-II-Leistungsdaten mit den beim Bundeszentralamt für Steuern gespei- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. September 2006 4791 (A) ) (B) ) cherten Informationen über ausländische Konten- und Depots. Die Erweiterung bezieht sich aber le- diglich auf in EU-Mitgliedstaaten gelegene Konten und Depots, weil dem Bundeszentralamt auf Grund der Zinsinformationsverordnung nur Konteninfor- mationen aus diesen Staaten zufließen. Von der Re- gelung nicht erfasst sind Konten und Depots, die sich in anderen Staaten befinden. Zwar dürfte die Mehrzahl der betroffenen Nicht-EU-Staaten derzeit nicht ohne Weiteres bereit sein, dem Bundeszentral- amt entsprechende Konten- und Depotinformatio- nen zukommen zu lassen, weshalb zur Zeit prak- tisch nur Informationen über in EU-Mitgliedstaaten gelegene Konten- und Depots erreichbar sein dürf- ten. Es erscheint aber nicht ausgeschlossen, dass zukünftig mit einigen Nicht-EU-Staaten Kooperati- onsabkommen zu dieser Frage abgeschlossen oder – wie zum Beispiel im Falle der Türkei – Sonderre- gelungen im Rahmen von Assoziationsabkommen getroffen werden. Im Hinblick auf diese Entwick- lungsmöglichkeit sollte der konten- und depotbezo- gene Datenabgleich nicht von vorneherein auf in EU-Mitgliedstaaten gelegene Konten und Depots beschränkt werden. Der Bundesrat hat in seiner 824. Sitzung am 7. Juli 2006 beschlossen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Einsetzung eines Nationalen Normen- kontrollrates. Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: 1. Der Bundesrat begrüßt das Gesetz zur Einsetzung eines nationalen Kontrollrates, der die Bundesregie- rung bei der Anwendung der Bürokratiekostenmes- sung für Informationsverpflichtungen nach dem Standardkosten-Modell unterstützt. 2. Bürokratiekosten umfassen aber neben den Informa- tionskosten auch die materiell-rechtlich bedingten Belastungen der Wirtschaft. Der Bundesrat fordert daher die Bundesregierung auf, diese in einem wei- teren Schritt ebenfalls zu messen. Die Entwicklung der dafür erforderlichen methodischen Grundlagen soll unter Einbeziehung der Länder vorangetrieben werden. 3. Im Übrigen betrachtet der Bundesrat die Einschrän- kung dieser Folgenabschätzung auf Gesetzesvorha- ben der Bundesregierung als problematisch. Auch Gesetzesvorhaben von Deutschem Bundestag und Bundesrat können Bürokratiekosten zur Folge haben und sind in einen umfassenden Ansatz der Folgen- abschätzung deshalb einzubeziehen. Während Gesetzesvorhaben des Bundesrates im Rahmen der Erarbeitung der Stellungnahme der Bundesregierung zu diesen Vorhaben zumindest in- direkt einbezogen werden können, fehlt eine solche Möglichkeit bei Gesetzesvorhaben des Deutschen Bundestages vollständig. 2 m – ß F i S z G r u m p (C (D Der Bundesrat bittet deshalb den Deutschen Bun- destag, auf geeignete Weise – etwa über eine ent- sprechende Veränderung seiner Geschäftsordnung – die Einbeziehung seiner Gesetzesentwürfe in die Folgeabschätzung des Normenkontrollrates zu er- möglichen. Begründung zu den Ziffern 1 und 2: Mit dem Gesetz erfolgt unter anderem die Imple- mentierung des Standardkosten-Modells zur Bemes- sung der durch Informationspflichten entstehenden Kosten für die Wirtschaft. Die Kosten der Unternehmen aus Informations- pflichten belaufen sich nach allgemeiner Schätzung jedoch nur auf rund 15 bis 20 Prozent aller bürokra- tisch bedingten Unternehmenskosten. Zu einer nach- haltigen Entlastung der Wirtschaft von bürokratiebe- dingten Kosten bedarf es eines weitergehenden strukturellen Bürokratieabbaus. Überflüssige und besonders kostenträchtige materiell-rechtliche Ver- pflichtungen müssen gestrichen werden. Darüber hi- naus muss eine kostenminimierende Vereinfachung von Verfahrensabläufen zur Erreichung von Rege- lungszielen ermöglicht werden. Die Durchführung eines nachhaltigen und kostenentlastenden Abbaus der durch materiell-rechtliche Normen bedingten Bürokratiekosten setzt eine sachgerechte Methodik zur standardisierten Bemessung dieser Kosten vor- aus. In den Niederlanden wird derzeit eine entspre- chende Methode entwickelt. Die dort entwickelten methodischen Ansätze sollten auf ihre Anwendbar- keit für eine Messung der materiell-rechtlich bedingten Kosten in Deutschland geprüft und ggf. weiterentwickelt werden mit dem Ziel der Imple- mentierung einer geeigneten Bemessungsmethode. Die Einbeziehung der Länder ist wegen der Verwal- tungskompetenz nach Artikel 30 des Grundgesetzes notwendig. Der Bundesrat hat in seiner 824. Sitzung am 7. Juli 006 beschlossen, dem nachstehenden Gesetz zuzustim- en: Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes (Arti- kel 22, 23, 33, 52, 72, 73, 74, 74a, 75, 84, 85, 87c, 91a, 91b, 93, 98, 104a, 104b, 105, 107, 109, 125a, 125b, 125c, 143c). Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie- ung gefasst: I. Der Bundesrat stellt die herausragende Bedeutung der öderalismusreform für Deutschland fest. Er begrüßt die n Anlage 2 zum Koalitionsvertrag von CDU, CSU und PD vom 18. November 2005 festgelegte Vereinbarung ur Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung. Das esetz zur Änderung des Grundgesetzes und das Föde- alismusreform-Begleitgesetz setzen diese Vereinbarung m. Mit der Föderalismusreform werden die Gestaltungs- öglichkeiten von Bund und Ländern gestärkt und die olitischen Verantwortlichkeiten deutlicher zugeordnet. 4792 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. September 2006 (A) ) (B) ) Blockademöglichkeiten werden abgebaut durch eine Neuausrichtung der Zustimmungsbedürftigkeit von Bun- desgesetzen im Bundesrat. Das schwerfällige Instrument der Mischfinanzierungen wird reduziert und die Europa- tauglichkeit des Grundgesetzes verbessert, vor allem durch die Abschaffung der Rahmengesetzgebung. Damit wird in einem revitalisierten und kraftvollen Föderalis- mus die Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit von Bund und Ländern nachhaltig verbessert. Der Bundesrat begrüßt die im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD vom 18. November 2005 unter V.1. enthaltene Aussage, in einem weiteren Reformschritt in der 16. Wahlperiode die Bund-Länder-Finanzbeziehun- gen den veränderten Rahmenbedingungen inner- und au- ßerhalb Deutschlands, insbesondere für Wachstums- und Beschäftigungspolitik, anzupassen. Der Bundesrat geht davon aus, zusammen mit der Bundesregierung und dem Bundestag zügig ein entsprechendes Verfahren zu verab- reden, in dem die Voraussetzungen und Lösungswege für eine Grundgesetzänderung geklärt werden können, die das Ziel der Stärkung der Eigenverantwortung der Gebietskörperschaften und ihrer aufgabenadäquaten Fi- nanzausstattung verfolgt (siehe Anlage). II. Inhalt und Ziel der Änderungen des Grundgesetzes und der Regelungen des Begleitgesetzes werden in den Begleittexten aus der Koalitionsvereinbarung von CDU/ CSU und SPD vom 18. November 2006 näher erläutert. Bundesrat und Bundestag machen sich diese Erläuterun- gen ausdrücklich zu Eigen und bekräftigen sie in der fol- genden Fassung. 1. Zu Artikel 22 Abs. 1 GG – Hauptstadt Das Berlin-Bonn-Gesetz, die bis 2010 laufende Kul- turförderung des Bundes für die Bundesstadt Bonn so- wie der vom Bund in Bonn getragenen bzw. geförderten Kultureinrichtungen (Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland sowie Beethoven-Haus) bleiben unberührt. 2. Zu Artikel 72 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 GG – allgemeine Grundsätze des Naturschutzes Bei der Gesetzgebungskompetenz für den Natur- schutz und die Landschaftspflege (Artikel 74 Abs. 1 Nr. 29 GG) gibt der abweichungsfeste Kern der „allge- meinen Grundsätze des Naturschutzes“ dem Bund die Möglichkeit, in allgemeiner Form bundesweit verbindli- che Grundsätze für den Schutz der Natur, insbesondere die Erhaltung der biologischen Vielfalt und zur Siche- rung der Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes festzu- legen. Nicht davon erfasst sind beispielsweise die Land- schaftsplanung, die konkreten Voraussetzungen und Inhalte für die Ausweisung von Schutzgebieten, die gute fachliche Praxis für die Land- und Forstwirtschaft und die Mitwir- kung der Naturschutzverbände. 3 – – – – – – – – 4 d ß S 5 l n m N B m m 1 u d o n Z i s m l d p s s H (C (D . Zu Artikel 74 Abs. 1 Nr. 27 GG – Statusrechte und Statuspflichten „Statusrechte und -pflichten“ sind: Wesen, Voraussetzungen, Rechtsform der Begrün- dung, Arten, Dauer sowie Nichtigkeits- und Rücknah- megründe des Dienstverhältnisses, Abordnungen und Versetzungen der Beamten zwi- schen den Ländern und zwischen Bund und Ländern oder entsprechende Veränderungen des Richterdienst- verhältnisses, Voraussetzungen und Formen der Beendigung des Dienstverhältnisses (vor allem Tod, Entlassung, Ver- lust der Beamten- und Richterrechte, Entfernung aus dem Dienst nach dem Disziplinarrecht), statusprägende Pflichten und Folgen der Nichterfül- lung, wesentliche Rechte, Bestimmung der Dienstherrenfähigkeit, Spannungs- und Verteidigungsfall und Verwendungen im Ausland. . Zu Artikel 84 Abs. 1 Satz 5 GG – Bedürfnis nach bundeseinheitlicher Regelung Es besteht Einigkeit zwischen Bund und Ländern, ass Regelungen des Umweltverfahrensrechts regelmä- ig einen Ausnahmefall im Sinne des Artikel 84 Abs. 1 atz 5 darstellen. . Zu Artikel 91 b GG – überregionale Forschungs- förderung und inter nationale Leistungsvergleiche Vereinbarungen nach Artikel 91b GG sind grundsätz- ich solche zwischen Bund und allen Ländern; sie kön- en auf Seiten der Länder nur mit einer Mehrheit von indestens 13 Stimmen, in Fällen des Absatzes 1 Satz 1 r. 2 aber nur einstimmig abgeschlossen werden. Das bisherige „Verwaltungsabkommen zwischen und und Ländern über die Errichtung einer gemeinsa- en Kommission für Bildungsplanung“ (BLK-Abkom- en) vom 25. Juni 1970 i. d. F. vom 17./21. Dezember 990 ist dem neugefassten Artikel 91b GG anzupassen nd entsprechend zu bereinigen. Bei der Bereinigung es Abkommens ist eine auf Kooperation und Effizienz rientierte Aufgabenabstimmung mit der KMK vorzu- ehmen. u Absatz 1 Die höchst erfolgreiche und zur Gewährleistung der nternationalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands all- eits anerkannte Gemeinschaftsaufgabe der gemeinsa- en Förderung überregional bedeutender wissenschaft- icher Forschung wird im Hinblick auf die Zuständigkeit er Länder für das Hochschulwesen (soweit nicht Kom- etenz des Bundes für Hochschulzulassung und Hoch- chulabschlüsse) präzisiert und durch überregionale Be- tandteile der bisherigen Gemeinschaftsaufgabe ochschulbau ergänzt. Aufteilung der Bundesmittel für Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. September 2006 4793 (A) ) (B) ) die Hochschulbauförderung: 70 Prozent Länder und 30 Prozent Bund (siehe Artikel 143c neu GG). Der Begriff „Förderung der wissenschaftlichen For- schung“ ist weit zu verstehen (Artikel 5 Abs. 3 GG). Er ist nicht auf bestimmte Institutionen bezogen und um- fasst damit Förderungen in- und außerhalb von Hoch- schulen. Er ist nicht auf bestimmte Förderarten be- schränkt und umfasst damit institutionelle Förderungen außerhochschulischer Einrichtungen und Projektförde- rungen 1[Die Projektförderung des Bundes (insbesondere BMBF) bleibt unberührt (Gesetzgebungs-, Verwaltungs- und Finanzierungskompetenz aus Artikel 74 Abs. 1 Nr. 13 – Förderung der wissenschaftlichen Forschung – i. V. m. Artikel 87 Abs. 3 und Artikel 104 a Abs. 1 GG).] in und außerhalb der Hochschulen. Außerdem sind unter ihn sowohl Einrichtungen zu subsumieren, die selbst forschen (zum Beispiel Hoch- schulen, MPG, HGF, FhG, WGL), als auch solche, deren Aufgabe selbst in der Forschungsförderung besteht. Künftig können als „Vorhaben“ der Hochschulforschung auch sog. Großgeräte einschließlich der notwendigen In- vestitionsmaßnahmen und Bauvorhaben, die Forschungs- zwecken dienen, finanziert werden. Die Ressortfor- schung des Bundes bleibt unberührt. Wie bisher geht es allein um die Förderung von Wis- senschaft und Forschung mit überregionaler Bedeutung, das heißt dass es sich um eine Förderung handeln muss, die Ausstrahlungskraft über das einzelne Land hinaus hat und bedeutend ist im nationalen oder internationalen Kontext. Eine weitere Konkretisierung der Begriffe muss im Rahmen der Bund-Länder-Vereinbarung erfol- gen, auf deren Grundlage das Zusammenwirken von Bund und Ländern in der Forschungsförderung erst möglich wird. Dabei ist eine alleinige Förderung des Bundes mit Zustimmung der Länder nicht ausgeschlos- sen (siehe unten zu Artikel 91b Abs. 3). Die „Rahmenvereinbarung zwischen Bund und Län- dern über die gemeinsame Förderung der Forschung nach Artikel 91b GG“ – Rahmenvereinbarung For- schungsförderung – vom 28. November 1975/17./21. Dezember 1990, zuletzt geändert durch Vereinbarung vom 25. Oktober 2001 ist dem neugefassten Artikel 91b Abs. 1 mit folgenden Eckpunkten anzupassen: a) Für Projektförderungen im Rahmen der Gemein- schaftsaufgabe Forschungsförderung sollte in Ab- stimmung von Bund und Ländern eine Bagatell- grenze definiert werden. b) Die Förderung von Wissenschaft und Forschung an Hochschulen (Absatz 1 Satz 1 Nr. 2) erfasst nicht den allgemeinen Aus- und Neubau von Hochschulen einschließlich der Hochschulklinika. Dieser Tatbe- stand der bisherigen Gemeinschaftsaufgabe Hoch- schulbau ist entfallen mit dem Ziel, dass diese Aufgabe künftig allein von den Ländern wahrge- nommen wird. c) Förderungsfähige Investitionsvorhaben für die Hochschulforschung müssen sich durch besondere nationale Excellenz auszeichnen. d e Z n c f B t V m r l g m G t G s s s s ß H B a p w g 2 e t N r t m b h n (C (D ) Eine „Bagatellgrenze“ (Orientierungsgröße 5 Mio. Euro) soll auch für die Beschaffung von Großgerä- ten einschließlich notwendiger Investitionsmaßnah- men gelten. 2[Die Orientierungsgröße (Bagatell- grenze) bezieht sich auf Forschungsbauten. Die Konkretisierung, insbesondere hinsichtlich von Großgeräten, bleibt einer Vereinbarung von Bund und Ländern überlassen.] ) Die Beschaffung von Großgeräten und die Förde- rung von Baumaßnahmen im Zusammenhang mit einer Forschungsförderung von überregionaler Be- deutung sind auf die Hochschulen beschränkt. In diesen Fällen beteiligt sich der Bund in der Regel mindestens zur Hälfte an den Kosten. Im Bereich der außeruniversitären Forschung erfolgt die Finan- zierung von Großgeräten und Baumaßnahmen wie bisher im Rahmen der institutionellen Förderung. u Absatz 2 Der Begriff der 1969 übergreifend gedachten, aber icht realisierten Gemeinschaftsaufgabe gesamtstaatli- her Bildungsplanung wird ersetzt durch die Grundlage ür eine zukunftsorientierte gemeinsame Evaluation und ildungsberichtserstattung zur Feststellung der Leis- ungsfähigkeit des Bildungswesens im internationalen ergleich. Die neue Gemeinschaftsaufgabe hat drei Ele- ente: Gemeinsame Feststellung und gemeinsame Be- ichterstattung (das heißt in der Konsequenz: Veröffent- ichung) und die Möglichkeit der Abgabe von emeinsamen Empfehlungen. Ziel derartiger gemeinsa- er Bildungsberichterstattung ist die Schaffung von rundinformationen (einschließlich Finanz- und Struk- urdaten) für die Gewährleistung der internationalen leichwertigkeit und Wettbewerbsfähigkeit des deut- chen Bildungswesens. Für Folgerungen aus diesem Zu- ammenwirken sind – unbeschadet eventueller gemein- amer Empfehlungen – allein die Länder zuständig, oweit nicht der Bund konkrete Zuständigkeiten hat (au- erschulische berufliche Bildung und Weiterbildung, ochschulzulassung und Hochschulabschlüsse). Die bestehende Zusammenarbeit der Länder und des undes zur nationalen Bildungsberichterstattung bleibt ls notwendige Grundlage internationaler Berichts- flichten und internationaler Vergleiche unberührt und ird weitergeführt (siehe KMK-Eckpunkte zur künfti- en Bildungsberichterstattung in Deutschland vom März 004 sowie die Vereinbarung von KMK und BMBF mit inem Konsortium von Forschungs- und Statistikeinrich- ungen betreffend die Bildungsberichterstattung vom ovember 2004). Die „Rahmenvereinbarung zur koordinierten Vorbe- eitung, Durchführung und wissenschaftlichen Beglei- ung von Modellversuchen im Bildungswesen“ (Rah- envereinbarung Modellversuche vom 7. Mai 1971 zw. 17./21. Dezember 1990) entfällt. Aufteilung der Bundesmittel für die Bildungsplanung älftig zwischen Bund und Ländern (siehe Artikel 143c eu GG). 4794 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. September 2006 (A) ) (B) ) Zu Absatz 3 Durch den Begriff „Kostentragung“ wird klargestellt, dass der Bund im Rahmen der Vereinbarung mit Zustim- mung der Länder (mindestens 13 Stimmen) auch alleine fördern darf. 6. Zu Artikel 104a Abs. 4 GG – neues Zustimmungs- recht Die Zustimmung als Schutzrecht vor kostenbelasten- den Bundesgesetzen ist ein wesentliches Interesse der Länder. Die Vergleichbarkeit einer Dienstleistung mit Geld- und geldwerten Sachleistungen im Sinne des neuen Zu- stimmungstatbestandes ist dann gegeben, wenn sie unter vergleichbar engen Voraussetzungen, wie dies bei Geld- und Sachleistungen der Fall ist, einem Dritten Vorteile gewährt oder sonstige Maßnahmen gegenüber Dritten veranlasst, die zu einer erheblichen Kostenbelastung der Länder führen. Soweit den Ländern durch den Bundesgesetzgeber keine wesentlichen Spielräume zur landeseigenen Be- stimmung des Ausmaßes von Leistungspflichten einge- räumt werden, fällt zum Beispiel die Verpflichtung der Länder zur Schaffung und Unterhaltung von Aufnahme- einrichtungen für die Unterbringung von Asylbegehren- den grundsätzlich unter den Begriff der Sachleistungen. Gleiches gilt zum Beispiel grundsätzlich für die Ver- pflichtung der Länder zur Erbringung von Schuldnerbe- ratungen oder zur Bereitstellung von Tagesbetreuungs- plätzen. Im Bereich der Sozialversicherung wird von Sachleis- tungen gesprochen, wenn es sich um Leistungen handelt, die dem Empfänger in Form von Diensten gewährt wer- den (zum Beispiel bei Maßnahmen der Heilbehandlung). Im Bereich des Sozialgesetzbuches werden Geld-, Sach- und Dienstleistungen unter dem Begriff der Sozialleis- tungen zusammengefasst. Nach der oben eingeführten Interpretation sind diese Dienstleistungen den Sachleis- tungen vergleichbare Leistungen. In diesem weiten Ver- ständnis sind auch die Regelungen zur Schaffung von Tagesbetreuungsplätzen für Kinder im Kinder- und Ju- gendhilferecht umfasst. Die Bereitstellung von Tagesbe- treuungsplätzen beinhaltet ein Bündel von staatlichen Sach- und vergleichbaren Dienstleistungen, wie Räum- lichkeiten und deren Ausstattung sowie die Betreuungs- bzw. Erziehungsleistung. Nicht dagegen fallen unter den Begriff der Sachleis- tungen reine Genehmigungen, Erlaubnisse oder sonstige Verwaltungsakte, die keine darüber hinausgehenden Leistungen bestimmen, sondern nur die Vereinbarkeit mit materiellen Vorschriften feststellen. Leistungen, die nicht durch Länderhaushalte, sondern vollständig aus Beitragsmitteln, Zuschüssen aus dem EU-Haushalt oder dem Bundeshaushalt finanziert wer- den, sind nicht von dem neuen Zustimmungstatbestand erfasst. Dieses wird im Verfassungstext durch den letz- ten Halbsatz zum Ausdruck gebracht. 7 d P b a t h A F h n d F d s i v H g L b e b t – g (C (D . Zu Artikel 104a Abs. 6 GG – EU-Haftung Für die Haftungsverteilung zwischen Bund und Län- ern und der Länder untereinander gilt grundsätzlich das rinzip der innerstaatlichen Zuständigkeits- und Aufga- enverteilung. Die Folgen einer Pflichtverletzung sollen lso grundsätzlich die Körperschaft (Bund oder Länder) reffen, in deren Verantwortungsbereich sie sich ereignet at. Das Prinzip der innerstaatlichen Zuständigkeits- und ufgabenverteilung gilt vertikal und horizontal für alle älle legislativen, judikativen und exekutiven Fehlver- altens mit Ausnahme der Fälle länderübergreifender Fi- anzkorrekturen (hochgerechnete Anlastungsentschei- ungen) durch die EU im Rahmen exekutiven ehlverhaltens. Für diese Fälle regeln die Sätze 2 und 3 es Artikels 104a Abs. 6 neu als Ausnahme vom Verur- acherprinzip eine Solidarhaftung sowohl für den Bund n Höhe von 15 Prozent als auch für die Länder in Höhe on 35 Prozent der Gesamtlasten; eine weitergehende aftung des Bundes ist ausgeschlossen. Die Bundesre- ierung ist verpflichtet, auf Verlangen auch nur eines andes, das von der Finanzhilfe der Europäischen Union egünstigt war, das zulässige Rechtsmittel beim EuGH inzulegen. Mit Einlegung des zulässigen Rechtsmittels eim EuGH erstatten die Länder dem Bund ihren Haf- ungsanteil nach Satz 2 des Artikels 104a Abs. 6 GG. Eckpunkte Ausführungsgesetz (vergleiche Artikel 15 Lastentragungsgesetz – des Föderalismusreform-Be- leitgesetzes): Tritt zeitgleich mit Verfassungsregelung in Kraft. Klarstellung, dass Artikel 104a Abs. 6 Sanktions- maßnahmen der EU nach Artikel 104 EGV nicht umfasst. Für den Nationalen Stabilitätspakt wird im Grundgesetz eine Sonderregelung geschaffen (Arti- kel 109 Abs. 5 GG neu). Regelung der vertikalen und horizontalen Verteilung (verfassungsrechtlich festgeschrieben sind die Quo- ten – vertikal und horizontal – nur bei den pauscha- len Finanzkorrekturen der EU im Bereich des exe- kutiven Fehlverhaltens). – Haftung für legislatives Fehlverhalten: Verursacherprinzip; das heißt diejenige Körper- schaft (Bund oder Länder) haftet, die den bean- standeten Rechtsakt erlassen oder pflichtwidrig nicht erlassen hat. Bei gleichartigem Verstoß mehrerer Länder interne Haftungsverteilung nach Königsteiner Schlüssel – Haftung für judikatives Fehlverhalten: Verursacherprinzip; das heißt diejenige Körper- schaft (Bund oder Länder) haftet, deren Ge- richte die Beanstandung verursacht haben. Bei Verurteilung wegen überlanger Verfahrens- dauer und Anhängigkeit sowohl bei Bundes- und Landesgerichten Verteilung nach Anteil an der Verfahrensdauer. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. September 2006 4795 (A) ) (B) ) – Haftung für exekutives Fehlverhalten: Grundsätzlich Verursacherprinzip, das heißt Zu- rechnung erfolgt gegenüber dem jeweiligen Trä- ger der Verwaltung, deren Verhalten beanstan- det wurde. Einzelheiten über die Sonderregelung (so ge- nannte Versicherungslösung) für Fälle länder- übergreifender Finanzkorrekturen (hochgerech- nete Anlastungsentscheidungen) durch die EU (insoweit sind Quoten bereits verfassungsrecht- lich festgeschrieben, vergleiche Sätze 2 und 3 des Artikels 104a Abs. 6 neu): – Begünstigte Länder, die sich nicht exculpie- ren können, tragen 50 Prozent der Gesamt- lasten; Verteilung unter den Ländern antei- lig entsprechend der Höhe der erhaltenen Mittel. – Bund trägt 15 Prozent der Gesamtlasten. 8. Zu Artikel 104b Abs. 1 GG – Finanzhilfen 1. Die gemeinsame Kulturförderung von Bund und Ländern einschließlich der im Einigungsvertrag ent- haltenen Bestimmungen über die Mitfinanzierung von kulturellen Maßnahmen und Einrichtungen durch den Bund bleibt unberührt. (Vergleiche Ent- würfe der Eckpunkte für die Systematisierung der Kulturförderung von Bund und Ländern in der Fas- sung vom 22. März 2006 und für die Zusammenfüh- rung der Kulturstiftung des Bundes und der Kultur- stiftung der Länder zu einer gemeinsamen Kulturstiftung in der Fassung vom 28. März 2006.) 2. Bund und Länder stimmen darin überein, dass auch künftig Begabtenförderwerke, der DAAD und die Alexander-von-Humboldt-Stiftung und vergleich- bare Einrichtungen gefördert werden können. 3. Der neu gefasste Artikel 104 b Abs. 1 stellt die Gegenstandsbereiche investiver Finanzhilfen des Bundes klar. Mit dieser Klarstellung ist wegen der fortbestehenden Gesetzgebungskompetenzen des Bundes im Hochschulbereich auch die Möglichkeit eines Hochschulpaktes zwischen Bund und Ländern abgesichert, der zur Verbesserung der Zulassungs- möglichkeiten und insgesamt zur quantitativen Stei- gerung der Zulassungszahlen an deutschen Hoch- schulen den Ländern investive Finanzhilfen nach dem jeweiligen Bedarf in den Ländern gewährt. Durch eine Bund/Länder-Vereinbarung nach dem neuen Artikel 91b Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 kann auch im nichtinvestiven Bereich die Erhöhung der Leis- tungs- und Ausbildungsfähigkeit der Hochschulen und der Ausbildungschancen der Studienberechtig- ten gefördert werden. Eine solche Vereinbarung be- darf nach Artikel 91b Abs. 1 Satz 2 der Zustimmung aller Länder. 9 1 2 1 Z ( s J d m l 1 2 3 4 a b (C (D . Zu Artikel 109 Abs. 5 GG – Nationaler Stabilitäts- pakt . Im Ausführungsgesetz wird geregelt, dass der in Ar- tikel 109 Abs. 5 Satz 3 Halbsatz 2 festgeschriebene Anteil in Höhe von 65 Prozent des auf die Länder entfallenden Gesamtanteils (35 Prozent der Gesamt- lasten) horizontal entsprechend der Defizitvertei- lung im Anlastungsjahr verteilt wird. . Der jetzt verabschiedete Nationale Stabilitätspakt beinhaltet auch eine solidarische Mithaftung der Länder, die die Kriterien des Stabilitätspakts einhal- ten, für die Länder, die durch ihre Haushaltsdefizite die Sanktionen auslösen. Diese Haftung kann auch Länder treffen, die sich in einer extremen Haushalts- notlage befinden. Diesen Ländern werden Sanktionszahlungen bzw. Zinszahlungen vom Bund für die Dauer der vom Bundesverfassungsgericht festgestellten extremen Haushaltsnotlage im Rahmen eines abgestimmten Sanierungskonzepts gestundet. 0. Zu Artikel 143c GG – Finanzkompensation u Absatz 1 Für die Jahre 2000 bis 2003 sind die Ist-Ergebnisse kassenmäßiger Abfluss beim Bundeshaushalt ein- chließlich Aufteilung auf die einzelnen Länder); für die ahre 2004 bis 2008 die Ansätze im Finanzplan des Bun- es 2004 bis 2008 (Finanzierungsanteile des Bundes) aßgebend. Daraus ergeben sich folgende durchschnitt- iche Zahlungen des Bundes jährlich an die Länder: . für die Gemeinschaftsaufgabe Ausbau und Neubau von Hochschulen einschließlich Hochschulkliniken 695,3 Mio. Euro, . für die Gemeinschaftsaufgabe Bildungsplanung 19,9 Mio. Euro, . für die Finanzhilfe zur Verbesserung der Verkehrs- verhältnisse der Gemeinden 1 335,5 Mio. Euro, . für die Finanzhilfe zur Förderung des Wohnungs- baus 518,2 Mio. Euro. Zu den einzelnen Bereichen: ) Gemeinschaftsaufgabe Ausbau und Neubau von Hochschulen einschließlich Hochschulkliniken. Maßgebend ist der Jahresdurchschnitt der gesamten Bundesleistungen nach den o. a. Vorgaben. Einen Anteil von 30 vom Hundert davon wird der Bund für künftige überregionale Fördermaßnahmen nach Ar- tikel 91b Abs. 1 neu einsetzen. Einen Anteil von 70 vom Hundert erhalten die Länder aus dem Haushalt des Bundes als Festbetrag im Sinne von Artikel 143c Abs. 1 neu. ) Bildungsplanung Erfasst sind die Leistungen des Bundes für Ver- suchs- und Modelleinrichtungen im Bildungswesen und im beruflichen Bereich, Innovationen im Bil- dungswesen, Fernstudium im Medienverbund sowie 4796 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. September 2006 (A) ) (B) ) Computer- und netzgestütztes Lernen. Maßgebend ist der Jahresdurchschnitt der gesamten Bundesleis- tungen nach den o. a. Vorgaben. Einen Anteil von 50 vom Hundert setzt der Bund künftig für die neue Gemeinschaftsaufgabe nach Artikel 91 b Abs. 2 neu (Zusammenwirkung zur Feststellung der Leistungs- fähigkeit im internationalen Vergleich) ein. Die ver- bleibenden 50 vom Hundert erhalten die Länder aus dem Haushalt des Bundes als Festbetrag im Sinne von Artikel 143c Abs. 1 neu. c) Finanzhilfen zur Verbesserung der Verkehrsverhält- nisse der Gemeinden Die Länder gehen davon aus, dass der Bund das bis- herige Bundesprogramm (Teilbereich kommunale Vorhaben, Bahn) fortführt und dass lediglich die Mittel der Landesprogramme auf die Länder überge- hen. d) Wohnungsbauförderung Maßgebend ist der Jahresdurchschnitt der gesamten Bundesleistungen nach den o. a. Vorgaben. Zu Absatz 3 Bund und Länder gehen davon aus, dass auch für den Zeitraum 2014 bis einschließlich 2019 die Aufgaben- übertragung auf die Länder angemessen kompensiert wird. Die Vereinbarungen aus dem Solidarpakt II (Bundes- ratsdrucksache 485/01, Beschluss vom 13. Juli 2001, Ziffer II.) umfassen unter anderem die überproportiona- len „Korb II“-Leistungen des Bundes für die Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sach- sen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die der Bund auch weiterhin für die Laufzeit des Solidarpakts II in einer Zielgröße von insgesamt 51 Mrd. Euro – unter anderem über die Gemeinschaftsaufgaben und Finanzhilfen, EU- Strukturfondsmittel, Investitionszulagen sowie die Kom- pensationsleistungen des Bundes nach Artikel 143c neu – erbringen wird. Eigeninvestitionen des Bundes werden nicht einbezogen. Die Vereinbarungen zum bundesstaatlichen Finanz- ausgleich (Bundesratsdrucksache 485/01, Beschluss vom 13. Juli 2001, Ziffer IV.) beinhalten auch Finanzhil- fen für Seehäfen (betrifft die Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schles- wig-Holstein), die aus dem Finanzausgleich herausge- löst wurden und ab 2005 als Finanzhilfe des Bundes nach Artikel 104 a Abs. 4 – gestützt auf das Kriterium „Förderung des wirtschaftlichen Wachstums“ – gezahlt werden sollen. Die Finanzhilfen für Hafenlasten werden nicht in Frage gestellt (vergleiche Regelung in Artikel 125c GG). 11. Dokumentation abweichenden Landesrechts Bund und Länder gewährleisten gemeinsam, dass ab- weichendes Landesrecht (Artikel 72 Abs. 3, Artikel 84 Abs. 1 GG) fortlaufend gemeinsam mit dem Bundes- recht, von dem abgewichen wird, in einer für die Rechts- anwender zugänglichen Weise dokumentiert wird. a m a w g r A 1 2 3 4 5 6 7 8 9 (C (D Die gemeinsame Dokumentation von Bundes- und bweichendem Landesrecht – gedacht ist an das Doku- entationssystem „juris“ – soll dem Rechtsanwender uf einen Blick und an einem Ort Klarheit über das je- eils geltende Recht geben (unabhängig von der jeweils etrennten Veröffentlichung von Bundes- und Landes- echt in den jeweiligen Gesetzblättern). nlage zu Teil I Offene Themensammlung zu einer Reform der Bund/Länder-Finanzbeziehungen (2. Föderalismusreformstufe) . Haushaltswirtschaft; Vorbeugung von Haushaltskri- sen – Etablierung eines Frühwarnsystems (zum Bei- spiel Aufwertung Finanzplanungsrat) zur Erken- nung und Bekämpfung von Haushaltskrisen, – Entwicklung materieller Kriterien zulässiger Ver- schuldung (Einführung von Verschuldungsgren- zen und „Schuldenbremsen“), Änderung von Ar- tikel 115 und Artikel 109 GG zur Vermeidung von Haushaltsnotlagen, – Instrumentarium zur Durchsetzung dieser Krite- rien (Anreizsysteme, Sanktionen, Gläubigerbetei- ligung an Kosten einer Finanzkrise), – Strukturunterschiede zwischen den Ländern, – Vergleichbare Datengrundlagen. . Bewältigung bestehender Haushaltskrisen – Kon- zepte zur Sanierung, Konzepte erweiterter Autono- mie – (insbesondere unter Berücksichtigung der Vorgaben des BVerfG) . Aufgabenkritik und Standardsetzung . Entbürokratisierung und Effizienzsteigerung – Aufgabenentflechtungen im Bereich der öffentli- chen Verwaltung, – Ebenenübergreifende Bündelung von Verwal- tungsaufgaben, – Einführung von IT-Standards und -Systemen/Ver- einfachung länderübergreifender Regelungen. . Stärkung der aufgabenadäquaten Finanzausstattung, unter anderen Abarbeitung Prüfauftrag für 2008 aus Finanzausgleichsgesetz . Stärkung der Eigenverantwortung der Gebietskör- perschaften . Verstärkte Zusammenarbeit und Möglichkeiten zur Erleichterung des freiwilligen Zusammenschlusses von Ländern . Bündelung fachpolitischer Leistungen und Auswir- kungen auf die Bund-Länder-Finanzbeziehungen . Sonstiges Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. September 2006 4797 (A) ) (B) ) Der Bundesrat hat in seiner 824. Sitzung am 7. Juli 2006 ferner beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zu dem Europäischen Übereinkommen vom 6. November 2003 über den Schutz von Tie- ren beim internationalen Transport (revidiert) – Gesetz über die Bereinigung von Bundesrecht im Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und des Bundesministeri- ums für Gesundheit – Erstes Gesetz über die Bereinigung von Bundes- recht im Zuständigkeitsbereich des Bundesminis- teriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Investitionszulagengesetz 2007 (InvZulG 2007) – Gesetz über die Errichtung einer Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisa- tionen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS-Gesetz – BDBOSG) – Gesetz zur Änderung personenbeförderungs- rechtlicher Vorschriften und arbeitszeitrechtli- cher Vorschriften für Fahrpersonal – Gesetz zur Einführung einer Grundqualifikation und Weiterbildung der Fahrer im Güterkraft- oder Personenverkehr – Gesetz über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2006 (Haus- haltsgesetz 2006) – Erstes Gesetz zum Abbau bürokratischer Hemm- nisse insbesondere in der mittelständischen Wirt- schaft – Föderalismusreform-Begleitgesetz – Steueränderungsgesetz 2007 – Gesetz zur Neuregelung der Besteuerung von Energieerzeugnissen und zur Änderung des Stromsteuergesetzes – Gesetz zur Umsetzung europäischer Richtlinien zur Verwirklichung des Grundsatzes der Gleich- behandlung – Gesetz zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses über den Europäischen Haftbefehl und die Über- gabeverfahren zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (Europäisches Haftbefehls- gesetz – EuHbG) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Finanzausschuss – Unterrichtung durch den Präsidenten des Bundesrech- nungshofes m V P t (C (D Bericht zur Steuerbegünstigung für Biokraft- und Bio- heizstoffe – Drucksachen 15/5816, 16/480 Nr. 1.10 – Ausschuss für Kultur und Medien – Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tech- nikfolgenabschätzung (17. Ausschuss) gemäß § 56a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung Internet und Demokratie – Abschlussbericht zum TA-Projekt „Analyse netzbasier- ter Kommunikation unter kulturellen Aspekten“ – Drucksache 15/6015 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Rechtsausschuss Drucksache 16/629 Nr. 2.37 Drucksache 16/1207 Nr. 1.3 Drucksache 16/1748 Nr. 1.9 Drucksache 16/1748 Nr. 1.10 Finanzausschuss Drucksache 16/820 Nr. 22 Drucksache 16/1748 Nr. 2.1 Drucksache 16/1748 Nr. 2.12 Drucksache 16/1748 Nr. 2.15 Haushaltsausschuss Drucksache 16/1101 Nr. 2.21 Drucksache 16/1475 Nr. 2.12 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 16/150 Nr. 2.205 Drucksache 16/150 Nr. 2.258 Drucksache 16/150 Nr. 2.267 Drucksache 16/150 Nr. 2.279 Drucksache 16/288 Nr. 2.1 Drucksache 16/288 Nr. 2.13 Drucksache 16/288 Nr. 2.24 Drucksache 16/419 Nr. 2.16 Drucksache 16/419 Nr. 2.50 Drucksache 16/901 Nr. 2.25 Drucksache 16/1101 Nr. 2.5 Drucksache 16/1475 Nr. 2.13 Drucksache 16/1475 Nr. 2.24 Drucksache 16/1475 Nr. 2.25 Drucksache 16/1475 Nr. 2.31 Drucksache 16/1748 Nr.2.3 Drucksache 16/1748 Nr. 2.4 Drucksache 16/1748 Nr. 2.17 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/1475 Nr. 1.2 Drucksache 16/1475 Nr. 2.10 Drucksache 16/1475 Nr. 2.17 Drucksache 16/1475 Nr. 2.20 Drucksache 16/1748 Nr. 1.3 4798 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 48. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. September 2006 (A) (C) (B) (D) Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 16/901 Nr. 2.15 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 16/629 Nr. 2.1 Drucksache 16/1475 Nr. 2.9 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 16/901 Nr. 2.6 Drucksache 16/1475 Nr. 2.11 Drucksache 16/1475 Nr. 2.18 Drucksache 16/1475 Nr. 2.19 Drucksache 16/1475 Nr. 2.28 Ausschuss flir Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 16/150 Nr. 2.15 Drucksache 16/993 Nr. 1.3 Drucksache 16/993 Nr. 2.15 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 16/150 Nr. 2.25 Drucksache 16/150 Nr. 2.60 Drucksache 16/150 Nr. 2.140 Drucksache 16/150 Nr. 2.202 Drucksache 16/150 Nr. 2.206 Drucksache 16/150 Nr. 2.207 Drucksache 16/150 Nr. 2.208 Drucksache 16/150 Nr. 2.209 Drucksache 16/150 Nr. 2.210 Drucksache 16/150 Nr. 2.211 Drucksache 16/150 Nr 2.212 Drucksache 16/150 Nr. 2.229 Drucksache 16/150 Nr. 2.256 Drucksache 16/150 Nr. 2.275 Drucksache 16/288 Nr. 1.5 Drucksache 16/288 Nr. 2.3 Drucksache 16/288 Nr. 2.4 Drucksache 16/419 Nr. 2.32 Drucksache 16/481 Nr. 1.16 Drucksache 16/901 Nr. 1.2 Drucksache 16/901 Nr. 2.12 Drucksache 16/933 Nr. 2.9 Drucksache 16/1101 Nr. 2.10 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/419 Nr. 2.41 Drucksache 16/722 Nr. 1.8 Drucksache 16/901 Nr. 2.8 Drucksache 16/993 Nr. 1.7 Drucksache 16/1207 Nr. l. 19 48. Sitzung Berlin, Freitag, den 8. September 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
Gesamtes Protokol
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604800000

Schönen guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kolle-

gen! Die Sitzung ist eröffnet.

Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tagesord-
nungspunkt 1 – fort:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2007

(Haushaltsgesetz 2007)

– Drucksache 16/2300 –

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

Finanzplan des Bundes 2006 bis 2010
– Drucksache 16/2301 –

Ich erinnere daran, dass wir am vergangenen Dienstag
für die heutige Aussprache insgesamt vier Stunden vor-
gesehen und beschlossen haben.

Wir beginnen die heutigen Haushaltsberatungen mit
dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Technologie, Einzelplan 09. Ich erteile
das Wort dem Bundesminister Michael Glos.

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Redet

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Michael Glos, Bundesminister für Wirtschaft und
Technologie:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen
und Kollegen! Es ist unbestritten: Der wirtschaftliche
Aufschwung ist da. Er ist so robust wie lange nicht
mehr.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Wir haben wieder gute Wachstumsraten.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist Merkel-Aufschwung!)


Wir sind wieder in die Mitte Europas gerück
Wachstum anbelangt. Deutschland ist der W

(C (D ung September 2006 0 Uhr otor Europas. Nachdem der Motor in Deutschland, als r noch mit rot-grünem Sprit betrieben wurde, so lange estottert hat, st es höchste Zeit, dass Deutschland und Europa wieder ach vorne kommen. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Doch kein Schröder-Aufschwung! – Dr. Rainer Wend [SPD]: Das fängt ja gut an, Herr Minister!)


(Zuruf von der SPD: Na, na, na!)


Der Investitionsstau löst sich auf. Die zehnjährige
rise in der Bauwirtschaft ist vorbei. Unsere Wirtschaft

teht wieder auf zwei Beinen: dem außenwirtschaftli-
hen und dem binnenwirtschaftlichen Bein. Die Ver-
raucher fassen wieder Vertrauen. Auf dem Arbeits-
arkt ist die Trendwende geschafft. Es gibt hier

icherlich noch ungeheuer viel zu tun; dazu komme ich
och. Aber der Trend der zunehmenden Arbeitslosigkeit
st gebrochen. Wir haben fast eine halbe Million Arbeits-
ose weniger als vor Jahresfrist. Vieles spricht dafür,
ass die vorsichtige Wachstumsprognose der Bundes-
egierung von rund anderthalb Prozent deutlich übertrof-
en wird. Das Prognosespektrum reicht übrigens bis zu
,4 Prozent. Ich mache mir das als vorsichtiger Kauf-

ext
mann selbstverständlich noch nicht zu Eigen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bisher hatten Sie aber immer Recht, Herr Minister!)


Wir werden sehen, was hinten herauskommt. Ich bin
aber überzeugt, dass es besser wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Politik der Bundesregierung – die Bundesregie-
rung wird getragen von einer großen Koalition –


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Gut, dass uns das mal einer sagt!)


u dieser positiven Entwicklung beigetra-
ten Entwicklung in diesem Jahr schaffen
asis dafür, dass der Aufschwung auch im
weitergeht. Alle Unkenrufe, das alles
der

t, was das
achstums-

hat wesentlich z
gen. Mit der gu
wir eine feste B
nächsten Jahr






(A) )



(B) )


Bundesminister Michael Glos
werde im nächsten Jahr wegen unserer Konsolidie-
rungsmaßnahmen zusammenbrechen, werden sich nicht
bewahrheiten. Deutschlands Unternehmungen wollen in
den kommenden zwölf Monaten ihre Investitionen noch
einmal deutlich erhöhen – das ist eine sehr gute Nach-
richt – und ihre Belegschaften ausbauen. In diesem Zu-
sammenhang appelliere ich, dass man dabei auch an die
Älteren und Erfahrenen denkt und sie wieder in die Be-
triebe zurückholt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Nun stellt sich wieder die Frage, wann der richtige
Zeitpunkt zum Konsolidieren ist. Ich bin der Meinung,
dass Aufschwungphasen zur Konsolidierung genutzt
werden müssen. Es macht keinen Sinn, jetzt darüber
nachzudenken, ob die Steuereinnahmen, die höher als
prognostiziert sind, in Sonderprogramme gesteckt wer-
den sollen. Die Konsolidierung erfolgt am besten, indem
man künftige Belastungen vermeidet und die Mehrein-
nahmen zum zusätzlichen Schuldenabbau verwendet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Sehr wahr!)


– Ich freue mich, dass ich so viel Zustimmung von unse-
ren engagierten Haushältern bekomme.

Das gibt mir Gelegenheit, Sie zu bitten, zusammen
mit dem Finanzminister intensiv über die staatlichen
Verschuldungsgrenzen nachzudenken. Ich möchte
nicht, dass wir mehr Schulden machen. Ich sage Ihnen
gleich, was ich meine: Das Nebeneinander von
Maastrichtkriterien, die für uns bindend sind – wir soll-
ten uns sehr eng daran halten –, und den Vorgaben des
Art. 115 des Grundgesetzes ist weder ökonomisch noch
finanzpolitisch sinnvoll.

Sinnvoll wäre eine nationale Regelung, die zu der
europäischen Vorgabe passgenau hinzugefügt wird. Sie
darf nicht weicher, sondern sie muss eigentlich härter
sein als die bisherige grundgesetzliche Schranke, die,
wie wir ja wissen, trotz entsprechender Vorgaben über
viele Jahre nicht eingehalten worden ist.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Dazu gibt es von uns einen Gesetzentwurf!)


– Das, was wir wollen – ich erläutere es Ihnen gern noch
einmal kurz –, muss natürlich mit dem europäischen Re-
gime verzahnt sein. Das Ziel, die Verschuldung auf null
zurückzuführen, muss darin deutlich definiert sein. Das
ist ehrgeizig, aber, wie andere Länder zeigen, nicht un-
möglich.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein nationaler Stabilitätspakt!)


Diese neue Regelung darf auch keinen Anlass mehr zu
haushalterischen Notoperationen geben – da bin ich wie-
der bei den Haushältern –, wie sie diese Regierung vor-
nehmen muss. Wir haben uns vorgenommen, das, was
im Gesetz steht, einzuhalten. Echte Konsolidierung
braucht harte Ausgabenkürzungen, gegebenenfalls Ein-
nahmeverbesserungen. Das ist unser Weg.

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(C (D Wirtschaftlich macht es keinen Sinn, wenn Fordeungsverkäufe – „Manipulationen“ mit dem ERP-Sonervermögen – zugunsten einer staatlichen Förderbank, ie damit immer mächtiger wird, allein wegen Art. 115 es Grundgesetzes vorgenommen werden. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Es gibt immer noch den Koalitionsvertrag, Herr Glos!)


ch könnte Ihnen noch ein paar andere Beispiele bringen,
ie belegen, dass diese Forderungsverkäufe keine echten
onsolidierungsmaßnahmen sind, sondern lediglich er-

wungene Umbuchungen. Ich glaube, dass eine große
oalition eine Basis bieten würde, um das besser zu re-
eln.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Warum haben Sie das nicht im Kabinett diskutiert?)


Gleichzeitig müssen wir die Föderalismusdebatte zu
iner Föderalismusreform II führen, in der klargestellt
ird, dass die Verantwortlichkeiten für die Ausgaben
en Ländern und Kommunen klar angelastet werden, in-
em man die Einnahmen selbst festsetzt – was nicht im-
er zur Freude des Publikums ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Volker Kröning [SPD] und bei der FDP)


as ist etwas, was unbedingt notwendig ist.

Die Überschüsse der Bundesanstalt für Arbeit, die
s Gott sei Dank wieder gibt, gehören meiner Meinung
ach den Beitragszahlern.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig! Sehr gut!)


eswegen plädiere ich für eine Senkung des Beitrags-
atzes zur Arbeitslosenversicherung auf 4 Prozent.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Um die Wachstumsdynamik zu stärken, müssen wir
uch die steuerlichen Rahmenbedingungen verbes-
ern. Darüber wurde viel diskutiert und das ist natürlich
uch notwendig. Aber eines muss ganz sicher sein: Die
ettbewerbsfähigkeit unseres Steuersystems für den
nternehmensstandort Deutschland – damit meine ich

uch die Unternehmenszentralen – muss deutlich verbes-
ert werden. Wir stehen hier in einem gewaltigen Wett-
ewerb mit europäischen und auch anderen Partnern in
er Welt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist unser Ansatz! Sehr gut!)


Wenn die Welt immer globaler, immer kleiner wird,
ann können wir das beklagen. Aber wir müssen unsere
edingungen so setzen, dass sie Deutschland nutzen und
ass man die Sonderregelungen nicht zulasten unseres
teuersubstrates ausnutzen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Rainer Wend [SPD] und bei der FDP)


eswegen ist es meiner Ansicht nach unabdingbar, dass
nser Steuersatz für Körperschaften – das muss natürlich






(A) )



(B) )


Bundesminister Michael Glos
einen entsprechenden Niederschlag bei den Personenge-
sellschaften finden – international wettbewerbsfähig ist.
Da müssen wir hinkommen.

Gerade erst – ich komme zu einem weiteren Punkt –
hat eine Studie der Weltbank die Wirtschaftsfreund-
lichkeit staatlicher Regulierungssysteme festgestellt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da sind wir leider nicht ganz oben!)


In vielen Punkten sind wir gut dabei, aber bei einem ent-
scheidenden Punkt liegen wir auf Platz 129 unter
175 Ländern. Sicherlich sind unter den 175 erfassten
Staaten auch ein paar Exoten wie San Marino. Aber
diesmal ging es nicht um Fußball, sondern um die Flexi-
bilität der Arbeitsmärkte. In diesem Bereich müssen wir
mehr tun. Wir brauchen einen funktionierenden so ge-
nannten Niedriglohnbereich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das zeigt auch die Expertise des Sachverständigenra-
tes, die heute dem Kollegen Müntefering und mir vor-
liegt. Wir haben die bei den Fünf Weisen, den Sachver-
ständigen bestellt.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Hat das der Wirtschaftsminister bestellt?)


– Das Gutachten hat der Wirtschaftsminister bestellt.
Aber, lieber Herr Kollege Stiegler, dies geschah in Ab-
sprache – es gibt schließlich Ressortabstimmungen –


(Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach was! Davon hat man aber im ersten Teil Ihrer Rede nichts gemerkt!)


mit dem Arbeitsminister.


(Dirk Niebel [FDP]: Der Arbeitsminister ist bei dieser wichtigen Debatte nicht da! – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Eine Koalitionsrede war das bislang nicht!)


– Okay, aber auch das ist wieder so ein kleines Berliner
Wunder: Diese Studie wird erst heute vorgelegt, aber der
Bundestag debattiert darüber schon die ganze Woche.
Das zeigt, dass wir unserer Zeit voraus sind. Offensicht-
lich ist auf wundersame Weise schon vorher herausge-
kommen, was in diesem Gutachten steht. Ich will nur da-
rum bitten, dieses Gutachten möglichst vorurteilsfrei zu
diskutieren und nicht von vornherein einzelne Punkte,
die vielleicht der einen oder anderen Seite nicht gefallen,
zum Tabu zu erklären.

Der Sachverständigenrat empfiehlt, die Leistungen
der Grundsicherung enger mit der Arbeitsbereitschaft
zu verknüpfen; das halte ich für richtig. Dieser Ansatz ist
in vielen Ländern selbstverständlich. Natürlich muss die
Zahl der angebotenen Arbeitsplätze steigen. Soweit
keine Bereitschaft, zu arbeiten, besteht – das ist entschei-
dend –, ist die Absenkung der Hilfen bei Nichterwerbs-
tätigkeit der richtige Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei der FDP)


– Ich vermisse etwas den Beifall unseres Koalitionspart-
ners.

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(C (D (Ludwig Stiegler [SPD]: Für so etwas gibt es keinen Beifall!)


Ich bin davon überzeugt, dass ich den Beifall auch
on dieser Seite des Hauses rasch bekomme, wenn ich
in paar Sätze des Parteivorsitzenden Beck aus einem In-
erview im „Stern“ vorlese. Auf die Frage nach einer
eistungspflicht für Hartz-IV-Empfänger hat er geant-
ortet:

Ich halte das generell für zumutbar. Ich war mal
Bürgermeister einer Gemeinde mit 2 000 Einwoh-
nern. Da wusste ich, wer Stütze bekam … Aber
diejenigen, von denen ich den Eindruck hatte, sie
könnten, wenn sie wollten, habe ich Geländer strei-
chen oder Treppen kehren lassen.

ch finde, man darf einen Parteivorsitzenden nicht im
egen stehen lassen. Ich als CSU-Mann habe damit Er-

ahrung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Hier klatsche ich prinzipiell!)


Lieber Herr Westerwelle, auch Sie mögen das nicht.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU – Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ich will nicht, dass der Parteivorsitzende der SPD im
egen stehen bleibt. Er hat gesagt, seine Partei wolle

ich stärker um die Leistungsträger kümmern, und er hat
as auch definiert: Leistungsträger gibt es auf allen Stu-
en. Ich denke bei „Leistungsträger“ jedenfalls am aller-
enigsten an diejenigen, die sich jedes Jahr über Stock
ptions die Millionen zuschieben lassen, wenn gewisse
ennzahlen des Unternehmens eine Grenze überschrit-

en haben. Ich denke vielmehr an diejenigen, die in der
age sind, körperliche Arbeit zu leisten und somit im
lassischen Niedriglohnsektor ihr Geld verdienen kön-
en. Hier können sie arbeiten, auch wenn sie dafür weni-
er Geld bekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Gute Rede, Herr Kauder!)


Ich komme wieder auf das Thema zurück. Alle, die
war zur Arbeit bereit sind, aber dem Arbeitsmarkt aus
esundheitlichen und persönlichen Gründen nicht zur
erfügung stehen, erhalten nach den Vorschlägen des
achverständigenrates weiterhin den vollen Regelsatz.
as wollen auch wir. Die Fünf Weisen sagen sehr deut-

ich: Die verbesserte Vermittlung und Aktivierung von
rbeitslosen muss Vorrang vor Einzelmaßnahmen ha-
en. Der Bericht enthält auch eine klare Absage an die
inführung von Mindestlöhnen. Die nähere Begründung
önnen Sie gerne nachlesen. Ich unterstreiche all das,
as in diesem Bericht darüber steht.


(Dirk Niebel [FDP]: Es ist schade, dass das Arbeitsministerium nicht vertreten ist!)


Ich muss noch ein bisschen Redezeit für meine Kolle-
en im Parlament übriglassen.






(A) )



(B) )


Bundesminister Michael Glos

(Zuruf des Abg. Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU])


– Ich weiß, Herr Kollege Meyer.

Die Stromkonzerne müssen endlich ihren Ankündi-
gungen Taten folgen lassen, indem sie in neue Kraft-
werke investieren. Neue Anbieter auf dem Stromerzeu-
gungsmarkt müssen einen fairen und raschen Zugang zu
den Netzen erhalten. Herr Kuhn, das gilt nicht nur für die
Betreiber von Windrädern, bei denen das sofort klappt.
Aber wenn ein Stadtwerk für die eigene Energieerzeu-
gung in ein neues Werk investiert, dann tun sich andere
mit konventionellen Energien sehr schwer, Zugang zu
den Netzen zu erhalten. Auch hier müssen wir eine ent-
sprechende Verordnung umsetzen. Mir ist es nicht recht,
wenn wir immer mehr regulierende Maßnahmen brau-
chen. Aber wenn Monopole oder Oligopole ihre Markt-
macht ausnutzen, dann muss der Staat entsprechend ge-
gensteuern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Das ist ein Teil der Marktwirtschaft. Ich habe mich
vor der Verleihung des Ludwig-Erhard-Preises, die ges-
tern Abend stattgefunden hat, intensiv mit den Theorien
von Ludwig Erhard auseinander gesetzt. Ein funktionie-
render Wettbewerb und eine Kartellgesetzgebung sind
ungeheuer wichtig für den Wettbewerb.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es gibt viele Dinge, über die wir lange diskutieren
könnten. Ich nenne als Stichwort die Bundesnetzagentur.
Wir werden das an anderer Stelle tun. Die Bundesnetz-
agentur hat meine volle Rückendeckung, wenn sie
durchgreift, um die Kosten zu senken. Alles, was den
Strompreis zusätzlich belastet, gehört auf den Prüfstand.
Wir werden während der Haushaltsberatungen Gelegen-
heit haben, die Dinge zu prüfen und zu regeln. Ich freue
mich auf eine faire Beratung durch den Haushaltsaus-
schuss und das Parlament und bedanke mich schon jetzt
dafür.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604800100

Für die FDP hat Rainer Brüderle das Wort.


(Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Pippi Langstrumpf, guten Morgen!)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1604800200

– Guten Morgen, Herr Kauder, schön, dass Sie wach

sind. – Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das
demonstrativ gute Einvernehmen der Koalition ist zu er-
kennen. Die Kanzlerin ist da, das Arbeitsministerium ist
demonstrativ abwesend.

Herr Minister Glos, Sie haben heute hier in Ihrer Rede
und auch in jüngsten Presseberichten bemerkenswerte
Ausführungen gemacht. Sie werden in der Regierung so-

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(C (D usagen vom Gejagten zum Jäger, zurzeit zwar nur mit er Schrotflinte, aber die Richtung stimmt. Immerhin. (Beifall bei der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Fast so schön wie „Pippi Langstrumpf“!)


ch verweise auf Ihre Ausführungen zur echten Konsoli-
ierung des Haushalts und Ihre erfreulich deutlichen
orte zur Bahnprivatisierung. Wer mehr Wettbewerb
ill, muss das Schienennetz vom Fahrbetrieb trennen.


(Beifall bei der FDP)


ie haben auch deutlich gemacht, dass Steuern auf Zins-
osten und staatliche Mindestlöhne ökonomischer Un-
inn sind.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


uch Ihre heutigen Ausführungen zur Energiepolitik
erdeutlichen: Kein Freigehege für Herrn Gabriel! Der
onopolisierung in unserer Energiewirtschaft ist ener-

isch entgegenzutreten; denn diese ist ein ungutes Erbe
on Rot-Grün, die die Fusion von Eon mit Ruhrgas – der
arktanteil beträgt fast 90 Prozent – zugelassen haben

nd sich anschließend über die hohen Gaspreise be-
chweren. In dieser Beziehung haben Sie völlig Recht.
a haben Sie die FDP an Ihrer Seite. Gehen Sie hart vor!
ie Situation erfordert es.


(Beifall bei der FDP)


Ihre Forderungen sind allerdings bisher nur Etappen-
chritte der wirtschaftlichen Vernunft. Entscheidend ist
er Zieleinlauf, das Endergebnis. Daran werden wir Sie
ls Minister messen. Das Ökonomische hat in diesem
abinett bisher noch keinen hohen Stellenwert. Sorgen
ie als ordnungspolitisches Gewissen der Regierung da-
ür, dass die Wirtschaft mehr Freiraum zum Atmen hat.
ann bekommen wir mehr Wachstum, weniger Arbeits-

osigkeit, weniger Haushaltsrisiken und können uns über
twas freuen, was eigentlich selbstverständlich ist, näm-
ich dass die Regierung ihren Haushalt endlich so gestal-
et, dass die Vorgaben der Verfassung und der europäi-
chen Verträge eingehalten werden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Machen wir doch!)


Es ist doch selbstverständlich, dass Sie die Gesetze
inhalten müssen. Sich zu loben, weil man die Gesetze
inhält, Herr Kauder, ist ein bisschen schlicht. Manch-
al sind Sie anspruchsvoller.


(Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Ich bin immer anspruchsvoll!)


Die Wirtschaft befindet sich in der Tat in einem Auf-
chwung. Das ist erfreulich und das unterstreichen wir.
ie Ursachen sind vielfältig: Export, moderate Lohnab-

chlüsse, moderate Zinsen, Weltmeisterschaftseffekt.
er Aufschwung ist am wenigsten der Erfolg dieser
undesregierung, die gerade einmal neun Monate im
mt ist,


(Widerspruch bei der SPD)







(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
sondern entscheidend der Erfolg der Unternehmen und
ihrer Mitarbeiter, die ihre Unternehmen gut aufgestellt
und hart angepackt haben.


(Beifall bei der FDP)


Ausruhen kann sich die Regierung trotz des derzeiti-
gen Aufschwungs nicht. Dieser Aufschwung ist kein
Selbstläufer. Was die heutige Wirtschaftslage angeht, er-
innert vieles – Herr Hinsken, das wissen auch Sie – an
den Sommer 2000. Die Konjunktur war damals endlich
in Schwung gekommen. Die Erwartungen für 2001 wa-
ren sehr optimistisch. Doch im zweiten Halbjahr 2000
stagnierte das reale Bruttoinlandsprodukt. Am Ende lag
das Wachstum deutlich unter den Prognosen und es
folgte eine jahrelange Wachstumsschwäche. Die heuti-
gen Konjunkturindikatoren weisen gewisse Parallelen zu
dem Jahr 2000 auf. Für das kommende Jahr müssen wir
mit einer Abschwächung der Weltwirtschaft rechnen.
Die Notenbanken werden die Geldpolitik aller Voraus-
sicht nach – die Signale sind relativ eindeutig – weiter
straffen. Es ist also alles wie 2000.

Es gibt allerdings einen gewichtigen Unterschied. Un-
ternehmen und Haushalte wurden 2001 durch die Steuer-
reform entlastet. 2007 schlägt dagegen die Mehrwert-
steuerkeule voll zu. Das ist der Unterschied.


(Beifall bei der FDP)


Es kann nicht Aufgabe der Bundesregierung sein, zu
hoffen, dass sich die damalige Krisenentwicklung nicht
wiederholt. Die aktuelle Wirtschaftsbelebung ist noch zu
schwach, um die Massenarbeitslosigkeit in den Griff zu
bekommen. Deshalb müssen die Bedingungen weiter
verbessert werden; dafür ist insbesondere der Wirt-
schaftsminister verantwortlich. Wer die Gewinnaussich-
ten der Unternehmen aber beschneidet, der schmälert die
Chance auf mehr Beschäftigung. Wer das Land nicht von
Bürokratie befreit, lähmt die Wirtschaft. Deshalb muss
das Steuersystem endlich einfacher und handhabbarer
gemacht werden. Stattdessen diskutiert die Bundesregie-
rung über neue Steuertatbestände bei der Unternehmen-
steuer. Substanzbesteuerung war schon bei der Gewerbe-
steuer falsch. Das, was Sie jetzt erwägen, nämlich
Schuldzinsen und andere Kosten zu besteuern, ist eine
Substanzbesteuerung, die erst recht falsch ist.

Die Mehrwertsteuererhöhung trifft den Konsum, die
Unternehmen und den Mittelstand. Das Einzige, was da-
durch belebt wird, ist die Schwarzarbeit.


(Beifall bei der FDP)


Mit ihrer Sucht nach mehr Steuereinnahmen laufen
weite Teile der Koalition Gefahr, dem eigentlichen Mo-
tor der deutschen Volkswirtschaft, dem Mittelstand, das
Rückgrat zu brechen. Ein dauerhafter Aufschwung ist
ohne einen starken Mittelstand nicht denkbar.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir wissen das, Herr Brüderle!)


Neue Arbeitsplätze entstehen am ehesten in einem star-
ken Mittelstand. Neue Arbeitsplätze werden nicht in den
großen Konzernen entstehen. Deshalb muss die Politik
dem Mittelstand eine Chance geben.

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(C (D Echtes Sparen wäre, wenn Sie Subventionen abbauen, statt die Steuern zu erhöhen. Sparen Sie, wenn Sie ie Steinkohlesubventionen erhöhen? Nein, Sie müssen ufhören, herumzufummeln und zu verunsichern. Die arktwirtschaft kann ihre volle Wirkung so nicht entfal en. Zu guter Letzt diffamieren Sie die Wirkungsmechaismen der Marktwirtschaft noch als Lebenslügen. Der Weg muss sein, dafür zu sorgen, dass sich insbeondere am Arbeitsmarkt etwas tut. Der Minister hat zu echt auf das hingewiesen, was uns die Weltbank ins tammbuch geschrieben hat: Deutschland belegt den 29. Platz von 175 Plätzen. Dies ist für eine der führenen Industrienationen der Welt auch dann blamabel, enn sich unter den Ländern, die vor uns liegen, einige xoten befinden. a muss sich etwas ändern. Da geschieht bisher gar ichts. Lassen Sie endlich betriebliche Bündnisse für Arbeit u! Gehen Sie endlich daran, die Mitbestimmung zu moernisieren: Die paritätische Mitbestimmung hat sich berlebt; sie ist etwas von vorgestern. Sie ist ein Ausruck der Starre, in der wir uns befinden. Wir brauchen inen modernen, flexiblen Kündigungsschutz, damit an hier den kleinen Betrieben die Angst vor Neuein tellungen nimmt, damit sie nicht immer wieder Übertunden fahren, damit sie keine „Subsubunternehmen“ eschäftigen oder andere Wege gehen. Was Sie bis jetzt etan haben, wird jedenfalls nicht dazu führen, dass wir ndlich mehr Arbeitsplätze bekommen. Aber was machen Sie? Die Erbschaftsteuerreform ird aufgeschoben. Die Einführung einer einheitlichen esteuerung aller Kapitalerträge, also eine Abgeltung teuer, wird aufgeschoben. Der Start der Gesundheitseform wird ebenfalls verschoben, und zwar auf den . April. Wahrscheinlich ist das ein Symbol: Sie soll dait amtlicherseits zum Aprilscherz erklärt werden. (Beifall bei Abgeordneten der FDP – Zuruf des Abg. Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU])


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Herr Röttgen, Sie schwanken noch zwischen BDI und
undestag. – Das ist jedenfalls keine konsistente, logi-

che und zielführende Politik. Sie müssen endlich den
ut haben, die grundlegenden Reformen anzupacken.
enn Sie das nicht tun, geben Sie der Wirtschaft nicht

ie Luft, die sie braucht. Sie kann mehr. Wir sind unter
em Wert, den wir erreichen können.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie aber nicht!)


ber den erreichen wir nur, wenn Sie Steuern senken,
irklich Bürokratie abbauen und nicht nur davon reden,
ie Reformen überzeugend und konsistent machen und
icht so wie bei der Gesundheitsreform, wo es mit mehr
ürokratie und mehr Fesseln in die falsche Richtung
eht.






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
Der Wirtschaftsminister hat viel Mutiges und Kluges
gesagt. Kompliment! Er muss es nur machen. Wir sind
an seiner Seite.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Dann ist er verloren!)


Wenn Sie das machen, was Sie sagen, haben Sie die
Liberalen an Ihrer Seite, Herr Glos!


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604800300

Herr Kollege, Sie könnten jetzt Ihre – abgelaufene –

Redezeit durch die Zulassung einer Zwischenfrage des
Kollegen Hinsken noch erweitern.


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1604800400

Sehr gern.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604800500

Bitte schön.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1604800600

Herr Kollege Brüderle, Sie haben eine wesentliche

positive Entwicklung völlig außen vor gelassen. Ich
weiß nicht, ob Sie das bewusst oder unbewusst gemacht
haben. Wir alle können uns doch darüber freuen, dass
die Staatsquote momentan im Sinken begriffen ist und
dass wir zum Ende dieser Legislaturperiode auf eine
Staatsquote von 43,5 Prozent kommen werden – wie zu
Zeiten von Finanzminister Gerhard Stoltenberg vor der
Wiedervereinigung. Das ist doch etwas ganz Positives.
Sind Sie bereit, dies zur Kenntnis zu nehmen, dies zu be-
jahen und sich, wie ich das tue, darüber zu freuen?


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Freu dich, Rainer!)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1604800700

Sehr geschätzter lieber Herr Kollege Hinsken, ich be-

ginne mit einem Geständnis. Ich habe heute nicht alles
gesagt, was ich weiß.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Aber viel mehr war es auch nicht! Fast alles, was Sie wissen!)


Die Zeit war zu kurz.

Ich hoffe, wir erreichen diesen Wert. Nach unserer
Auffassung sollten wir eine Staatsquote von unter
40 Prozent erreichen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Die zu hohe Staatsquote ist eine der Ursachen dafür, dass
die deutsche Volkswirtschaft an Dynamik und Effizienz
verloren hat und dass der Wachstumspfad sowie die Pro-
duktivitätsentwicklung bei uns – das sagen die Bundes-
bank und alle Sachverständigengutachten – deutlich zu
niedrig sind. Der reale Wachstumspfad, den wir heute
nach der Einschätzung aller Fachleute erreichen können,
liegt bei 1 Prozent bis 1,2 Prozent. Das liegt eben daran,

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(C (D ass der Staatsanteil zu hoch ist, dass wir zu viel über en Staatssektor steuern, der bei weitem nicht die Effiienz des Marktes hat. Außer Kuba und Nordkorea enne ich kein Land der Welt, das noch glaubt, die teuerung über den Staat sei besser als die über den arkt. Ich freue mich darüber, dass Sie sich mit mir darüber reuen, dass es gute Ansätze gibt. Jetzt müssen wir es ur machen. Dann läuft es auch. Für die SPD hat das Wort der Kollege Ludwig tiegler. (Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: Der muss sich jetzt aber auch freuen!)


(Beifall bei der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604800800


Ludwig Stiegler (SPD):
Rede ID: ID1604800900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn

ch mir so den Herrn Brüderle anschaue, muss ich an
ax Frisch und „Mein Name sei Gantenbein“ denken.
a sagt er: Nehmen wir mal an, die Lage wäre so und

o. – Jetzt nehmen wir mal an, der Herr Westerwelle
ätte mit seiner Lieblingspartnerin regieren können.
ann würde der Herr Brüderle heute hier stehen und sa-
en: Der Aufschwung ist unser Aufschwung. Unsere
olitik hat das alles erreicht. – Er hätte alles für sich kas-
iert.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Dann würde es auch stimmen! – Lachen bei der SPD)


err Brüderle, gönnen Sie uns 10 Prozent dessen, was
ie sich selbst gutgeschrieben hätten!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist wirklich lustig, das Ganze zu sehen. Ich lese
mmer wieder in einem Werk von Berger/Luckmann mit
em Titel „Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirk-
ichkeit“. Danach wird die Wirklichkeit in Wahrheit in
nseren Vorstellungen gebildet. Wir waren depressiv,
eil wir aufgrund falscher Daten über die ökonomische
ntwicklung des Jahres meinten, wir seien schlecht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir waren schlecht!)


etzt kommen die neuen Daten und es zeigt sich: Seit
twa dem zweiten Quartal des Jahres – in manchen Ag-
regaten sogar früher – ist der Aufschwung da. Das
eißt, wir waren mit unseren Bewertungen im falschen
atenkranz, haben uns bittere Vorwürfe gemacht und die
enschen verunsichert. Wir müssen uns in Zukunft des-

en bewusst sein, dass man sich anhand von vorläufigen
aten nicht in Depressionen reden lassen sollte.

Herr Brüderle, die Entwicklung hat schon sehr früh-
eitig eingesetzt. Bei diesem Aufschwung ist ein Stück
chröder dabei, es ist aber auch ein Stück große Koali-

ion dabei. Denn wir haben diesen Haushalt expansiv ge-
ahren. Durch eine hohe Nettokreditaufnahme zur

achstumsförderung, die energetische Gebäudesanie-
ung und die Handwerksförderung haben wir der Wirt-






(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler
schaft Schwung gegeben. Deshalb ist es auch der Auf-
schwung der großen Koalition. Sie haben diese
Maßnahmen verurteilt. Sie können jetzt, wenn Sie wol-
len, zu uns an den Tisch kommen, wir geben Ihnen auch
etwas ab; aber der Koch sind Sie nicht.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wir haben an dieser Wirt-
schaftsentwicklung einen großen eigenen Anteil. Wir
sollten darauf bauen und durchaus auch stolz darauf
sein, dass die große Koalition diesen Weg gewagt hat.
Einfach war es nicht. Hier sitzen einige Beteiligte, die
Probleme gesehen haben. Aber nicht nur ein Wachstum
ist zu verzeichnen; auch die Zahl der Insolvenzen geht
zurück. Der Arbeitsmarkt beginnt sich zu erholen und
die Menschen können wieder Optimismus haben. Allen,
die behaupten, das seien die Folgen der Fußballwelt-
meisterschaft, kann ich nur sagen: Diese wirkt sich frü-
hestens im dritten Quartal auf die Exportzahlen aus. Wir
haben aber nach klassischem Verlauf eine Erhöhung der
Binnennachfrage. Wir haben mit der Steuer die Ausrüs-
tungsinvestitionen gefördert; in diesem Bereich steigt
die Binnennachfrage. Auch der staatliche Teil der Bin-
nennachfrage entwickelt sich positiv. Endlich ist der
Rückgang der Arbeitnehmereinkommen im ersten Quar-
tal beendet worden. Wir haben hier ein neutrales Ergeb-
nis erreicht.

Im Verlauf des Herbstes wird auch der Konsum nach-
ziehen, sodass wir einen stetigen Aufschwung haben
werden. Ich denke, der Kessel der Konjunktur wird am
Ende des Jahres so heiß sein, dass er die drei Eisbälle der
Mehrwertsteuererhöhung vertragen wird. Herr Brüderle,
ich warne Sie vor allzu viel Pessimismus; ich weiß gar
nicht, wie Sie nächstes Jahr Ihren Irrtum erklären wol-
len.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, das ist der Ertrag der rich-
tigen Politik. Wir werden sie fortsetzen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ist das jetzt ein Schröderoder ein Merkel-Haushalt?)


– Das ist ein Mixtum compositum,


(Lachen des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


wenn wir schon bei der Gesundheitsreform sind. Herr
Schröder hat begonnen und Frau Merkel kann vollenden.
Es ist die Tragik von Gerhard Schröder, dass er das Er-
gebnis seiner Politik nicht selber ernten kann. Aber so ist
Politik nun einmal häufig. Die Daten, Herr Kauder, rei-
chen jedenfalls zurück bis ins letzte Jahr.

Allen, die sich über die Steuereinnahmen freuen,
sage ich: Die Steuern von heute sind 2005 verdient wor-
den und nicht jetzt. Wer hier also höhere Steuereinnah-
men bejubelt, dem muss klar sein, dass sie unter Rot-
Grün erwirtschaftet worden sind. Aber ich glaube, Herr
Kauder, Sie können gönnen und damit klarkommen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das war die Freude auf den Regierungswechsel!)



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(C (D Ich finde, jeder darf sich die Welt so deuten, wie sie hn aufheitert. eshalb gönne ich Ihnen diese Deutung. Meine Damen und Herren, wir werden diesen Weg eitergehen und die Chancen des Aufschwungs durch usrüstungsinvestitionen und Bauinvestitionen weiter utzen. Die Konsumausgaben werden im Laufe des Jahes steigen, weil die Arbeitnehmereinkommen sich zu tabilisieren beginnen. Mit steigender Beschäftigung ird auch die Massenkaufkraft steigen, sodass wir auch ieder mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftiung und am Ende ein höheres Wirtschaftswachstum haen werden. Wir werden weiter damit zu kämpfen haben, die Areitslosigkeit abzubauen. Hier, Herr Minister, sehe ich ie Expertise des Sachverständigenrates vollkommen nders als Sie. Ich habe mir die Expertise, die mir der ischof von Hildesheim zugeschickt hat, angesehen. uf 150 Seiten plagen sich die Herrschaften mit ökonoetrischen Modellen ab, die die Frage klären sollen, wie an Arbeitslose motiviert, zu arbeiten. Ich frage mich: n welcher Welt leben die Herren? Millionen Menschen chreiben täglich Bewerbungen; manche Menschen chreiben 100 Bewerbungen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das hat was mit der Lohnsteuer zu tun, Herr Stiegler, was Sie jetzt beklagen!)


(Heiterkeit bei der SPD)


nd da überlegen sich die Herrschaften, wie man die
enschen durch das Höherhängen des Brotkorbes zur
rbeit motivieren kann! Das ist keine Expertise, das ist

ine Theorise. Auf die kann ich gut verzichten. Auf sol-
he Sachverständige in einem Elfenbeinturm und jen-
eits der Politik können wir wahrlich verzichten.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das hat mit Elfenbeinturm nichts zu tun!)


Ich sage Ihnen: Wenn Sie dieses Gutachten lesen,
erden Sie staunen. Darin steht offen: Wir können
ichts darüber sagen, wie Arbeitsplätze entstehen. Wir
önnen in unseren schönen theoretischen Betrachtungen
ichts darüber sagen, wie investiert wird. – Dieses Gut-
chten ist eine Frechheit. Michel Glos, es tut mir eigent-
ich Leid, dass du einen solchen Krampf lesen musst.


(Heiterkeit bei der SPD)


ch würde gern deine Empfindungen sehen, wenn du
ieses Gutachten liest. Wenn sie ein Lügendetektor auf-
eichnen würde, wäre der Sachverständigenrat entlassen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Warum geben wir denn dann das Geld dafür aus? – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Stiegler, es ist nicht korrekt, wie Sie das hier machen!)


Das ist sehr korrekt.






(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler
Lieber Kollege Kampeter, lieber neuer Verwandter,
ich habe mir wirklich Mühe gegeben, dieses Gutachten
von hinten und vorn zu lesen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Am besten von vorn nach hinten!)


– Von hinten nach vorn und von vorn nach hinten. Das
Hin- und Herwandern des Blicks ist ein zentraler Punkt
der hermeneutischen Auslegungsmethode, wie wir als
Juristen gelernt haben. Deshalb gilt: von hinten nach
vorn und von vorn nach hinten. – Ich sage Ihnen: Stu-
denten kann man zwar mit einem solchen Gutachten
quälen; das ist okay.


(Heiterkeit bei der SPD)


Die können sich daran üben. Aber Politiker sollte man
mit so etwas in Ruhe lassen, und dies vor allem deswe-
gen, weil die Grundhypothese, die Arbeitslosen seien
nicht bereit, zu arbeiten, und müssten durch eine Redu-
zierung der Leistungen in der Arbeitsbereitschaft geför-
dert werden, jenseits jeder Wirklichkeit und eine Frech-
heit gegenüber den Menschen ist.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Für uns liegen Arbeit und menschliche Würde bei-
einander. Da haben wir durchaus gemeinsame Wurzeln
mit den Christsozialen und Christdemokraten, deren
Ethik nicht nur Turbokapitalismus vorsieht, sondern Ar-
beit und menschliche Würde zusammenbringt. Deshalb
dürfte uns dieser Punkt nicht auseinander bringen.

Ich sage Ihnen noch eines: Immer mehr bewegt mich
die Frage, ob unsere relativen Preise in Deutschland
noch stimmen. Als der neue Hauptbahnhof in Berlin er-
öffnet worden ist, haben sich manche Leute darüber auf-
geregt, dass man für den Besuch der Toilette 60 Cent be-
zahlen muss.


(Zuruf von der LINKEN: Zu Recht!)


– Nicht zu Recht. – Eine solche Arbeit, die durchaus mit
einer Schmutzzulage zu versehen ist und einen hohen
gesellschaftlichen Wert hat, hat auch ihren Preis. Man
kann nicht sagen: Weil jemand die Toilette putzt, ist er
unproduktiv und deshalb werfen wir ihm nur die Bro-
cken hin. Wir sollten einmal sehen: Auch wer dort sei-
nen gesellschaftlichen Beitrag leistet, ist jemand und
steht nicht neben der Gesellschaft. Deshalb sollten wir
die relativen Preise wieder ins Lot bringen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ab und zu ist es auch korrekt, was Sie sagen! Ich lobe Sie ausdrücklich!)


– Vergelts Gott. Ich bin dankbar dafür, dass wir uns im-
mer wieder partiell gegenseitig anerkennen können.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt schafft ihr es in Bayern wieder auf 19 Prozent!)


Ich muss sagen: Wenn Sie meinen, dass ich blindes
Huhn ab und zu auch einmal ein richtiges Korn finde,
dann ist das eine wirklich hohe Anerkennung eines Koa-
litionspartners. Wenn man bedenkt, wie wir beide uns

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(C (D och vor einem Jahr gegenseitig die Schädel eingeschlaen haben, dann erkennt man jetzt, dass uns zurzeit fast ine tiefe Liebe verbindet. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Dazu gibt es ein Sprichwort im Volksmund!)


Meine Damen und Herren, in der Arbeitsgruppe zur
inführung eines Niedriglohns werden wir uns sicher
art miteinander auseinander setzen müssen. Aber mit
er Linie „So viel Tarif wie möglich und so viel Staat
ie notwendig“ könnten wir das Thema Niedriglohn
einer Ansicht nach angehen.

Ich bin anderer Meinung als Herr Brüderle, wenn es
m die Mitbestimmung geht. Die Mitbestimmung ist
in Bestandteil der Verfassung des sozialen Rechtsstaa-
es in Deutschland. Ich habe schon einigen Heuschre-
ken – auch den lieben und sanften – erklärt, dass derje-
ige, der in Deutschland Eigentum erwirbt, soziale
erpflichtungen erwirbt und dass derjenige, der unter-
ehmerisches Eigentum erwirbt, die Beteiligung der Ar-
eitnehmer am Haben und Sagen erwirbt. Das gehört zu
nserer politischen Kultur. Wer daran etwas ändert, der
efördert den sozialen Frieden nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir werden gemeinsam an dem Thema Private
quity arbeiten. Wir wollen, dass Forschung und Ent-
icklung zu Produkten führen – die Kanzlerin hat ge-

agt: was in den Köpfen ist, muss in die Produkte – und
ass die damit verbundenen Risiken abgedeckt werden.
ngesichts der heutigen Entwicklung von Private Equity

tellt sich aber die Frage, ob wir auf dem richtigen Weg
ind. Was zurzeit unter „Recap“ gehandelt wird – Unter-
ehmen haben vor dem Einstieg von Private Equity
ohes Eigenkapital und danach hohes Fremdkapital –,
enne ich ausrauben von Unternehmen und nicht Reka-
italisierung. Wir müssen prüfen, welche rechtlichen
egelungen und Schutzvorkehrungen wir treffen müs-

en. Denn nach dem Ausrauben der Unternehmen steigt
er Druck auf den Vorstand, ins Ausland zu gehen, bei-
pielsweise nach Asien, weil dort der Zinsdienst besser
edient werden kann.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Deshalb Steuerreform!)


Es ist doch verrückt, wenn wir hier hohe Aufwendun-
en für Forschung und Entwicklungen haben, aber am
nde zum Vorteil für die amerikanischen Pensionsfonds

rgendwo auf der Welt produziert wird. Wir müssen
chauen, dass in unseren Regionen Sparkassen, Genos-
enschaftsbanken und Beteiligungsgesellschaften ge-
ründet werden, um Arbeitsplätze hier dauerhaft zu si-
hern und um unsere Position in der Weltwirtschaft zu
ehaupten.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben miteinander auch auf dem Feld der Ener-
ie einiges zu tun. Die Anreizregulierung kommt jetzt.
ch denke, dass sie durchaus erfolgreich sein wird. Ich
age aber auch, die Regulierung darf nicht so weit gehen,
ass dadurch Investitionen behindert werden. Im Be-






(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler
reich der Telekom beispielsweise sind wir an einer
Schwelle. Da stellt sich durchaus die Frage, ob wir hier
nicht eine Überregulierung haben. Das werden wir uns
ganz genau anschauen müssen.

Vor uns liegt auch die Kohlepolitik der Zukunft. Herr
Brüderle, wer immer gegen die Steinkohle polemisiert,
liegt weder energiepolitisch richtig noch kann er den
Menschen, beispielsweise den Menschen im Ruhrgebiet,
eine richtige Antwort geben. Ich denke, die Bundes-
regierung wird zusammen mit der NRW-Landesregie-
rung sehr intensiv darum ringen, dass wir sowohl den
Menschen als auch der Energiesicherheit in der Zukunft
gerecht werden. Deshalb ist es billig, gegen diese Förde-
rung, die Sie selber mit beschlossen haben, zu polemisie-
ren.


(Ulrike Flach [FDP]: Es ist teuer!)


Wir werden bei der Energiepolitik nicht nur auf Regu-
lierung und andere Maßnahmen setzen – eine Wieder-
auferstehung der Atomkraft wird es nicht geben –, son-
dern auch auf Energieeffizienz. Die Hälfte des
Energieverbrauchs kann durch einen intelligenteren Ein-
satz von Technik eingespart werden. Das ist auch gut für
die Wirtschaft.

Die Wirtschaftspolitik der großen Koalition läuft or-
dentlich. Wir können Erfolge sehen. Wir sind nicht im-
mer einverstanden mit dem, was der Minister sagt, und
der Minister ist nicht immer einverstanden mit dem, was
wir sagen. Aber wir raufen uns zusammen und haben
immer gemeinsame Wege gefunden. Die neue Verwandt-
schaft bewährt sich.

Glückauf!


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604801000

Für die Linke hat der Berliner Senator für Wirtschaft,

Frauen und Arbeit, Harald Wolf, das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604801100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Minister Glos, Ihre Bemerkung, dass der Aufschwung
da ist – Sie verleihen ihm sogar noch das Prädikat „ro-
bust“ –, halte ich für eine glatte Übertreibung, für einen
Euphemismus.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist richtig: Die Prognosen für das Wachstum sind
besser als noch vor einem Jahr. Es gibt Belebungsten-
denzen in der Wirtschaft. Eine leichte konjunkturelle Be-
lebung ist unbestreitbar. Aber von einem robusten Auf-
schwung, von einem Aufschwung, der nachhaltig ist und
der vor allem eine durchgreifende Wirkung auf den Ar-
beitsmarkt hat, kann man wirklich noch nicht sprechen.

Herr Minister, aus wirtschaftspolitischer Sicht muss
man sich jetzt doch die Frage stellen, wie man aus diesen
zaghaften Belebungstendenzen einen nachhaltigen Auf-
schwung machen kann, der auch auf dem Arbeitsmarkt
eine nachhaltige Wirkung entfaltet, der eine durchgrei-

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(C (D ende Wirkung auf die Bereiche Wachstum und Beschäfigung hat. Viele Ökonomen, von denen sehr viele uns icht gerade nahe stehen, weisen darauf hin, dass dieser ufschwung auf schwachen Füßen steht, weil die Binennachfrage in diesem Land noch immer unterentwikelt ist. In einer solchen Situation kommt es darauf an, as zu geben, die Binnennachfrage zu stabilisieren, die assenkaufkraft zu stärken und eindeutige Wachstum impulse zu geben, damit aus dieser schwachen Pflanze in wirklicher Aufschwung wird. (Beifall bei der LINKEN – Dirk Niebel [FDP]: Wie viele Arbeitslose hat Berlin?)


Stattdessen hält diese Bundesregierung an den alten
ezepten fest: Die Unternehmensteuern sollen – soweit
ie Planung – weiterhin sinken. Die Sozialausgaben
erden im Rahmen der Gesundheitsreform und der Ren-

enpolitik weiter gekürzt. Gleichzeitig erhöhen Sie die
erbrauchsteuern in Form einer Mehrwertsteuererhö-
ung. Da die Mehrwertsteuer eine massive Steuer auf
en privaten Konsum ist, wird die inländische Nachfrage
adurch weiter geschwächt. Das ist wirtschaftspolitisch
nvernünftig und obendrein sozial unverträglich, weil
adurch gerade diejenigen, die ein geringes Einkommen
aben, am stärksten belastet werden. Ich halte das für
ine wirtschaftspolitisch gesehen verfehlte Politik. Das
ird uns nicht weiterbringen.

Herr Glos, Sie zitieren immer wieder den Sachver-
tändigenrat. Warum zitieren Sie nicht auch einmal die
arnungen des Sachverständigenrates vor dieser Mehr-
ertsteuererhöhung und den möglichen negativen kon-

unkturellen Auswirkungen dieser Erhöhung?


(Beifall bei der LINKEN)


Sehen wir uns doch einmal die Entwicklung in der
undesrepublik in den letzten Jahren im internationalen
ergleich an: Im letzten Jahr sind die Tariflöhne preisbe-

einigt um 0,8 Prozent gesunken; die Verbraucherpreise
ind um 2 Prozent gestiegen; die Einkommen aus Unter-
ehmertätigkeit und Vermögen sind 2004 um 12 Prozent
estiegen, 2005 um weitere 6 Prozent. Sehen wir uns die
urchschnittliche Entwicklung der Reallöhne in der
uropäischen Union zwischen 1995 und 2004 an, stellen
ir fest, dass die Reallöhne in diesem Zeitraum EU-weit

m Durchschnitt um 9,9 Prozent gestiegen sind, während
ie in der Bundesrepublik Deutschland um 0,9 Prozent
esunken sind.


(Beifall bei der LINKEN)


Angesichts dessen stellt sich doch die Frage: Hat die
olitik der Reallohnsenkung in der Bundesrepublik
eutschland zwischen 1995 und 2004 dazu beigetragen,
ass die Bundesrepublik ökonomisch besser dasteht,
ass sie Spitzenreiter beim Wachstum ist? – Nein, das
egenteil ist der Fall. Die meisten Länder der EU hatten

n diesen Jahren eine deutlich höhere Wachstumsrate.
ielleicht könnten die Bundesregierung und die sie tra-
enden Fraktionen einmal darüber nachdenken, ob zwi-
chen der Senkung der Masseneinkommen, der Schwä-
hung der Massenkaufkraft und den schlechten
achstumsraten ein Zusammenhang bestehen könnte.
ie Länder, die einen anderen Weg gegangen sind, die






(A) )



(B) )


Senator Harald Wolf (Berlin)

höhere Reallohnzuwächse hatten, konnten nämlich ein
höheres Wachstum generieren.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Glos, vielleicht würde es nutzen, sich an den al-
ten Satz des großen Unternehmers Henry Ford zu erin-
nern, der einmal gesagt hat: Ich muss meinen Arbeitern
auch Löhne zahlen, mit denen sie meine Autos kaufen
können. Betriebswirtschaftlich kann man dagegen viel-
leicht den einen oder anderen Einwand formulieren; für
eine Volkswirtschaft ist es aber allemal richtig, dass die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage in der Lage sein muss,
das, was produziert wird, nachzufragen und zu kaufen.
Anders wird man einen Aufschwung nicht hinbekom-
men.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn ich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage redu-
ziere, eröffne ich eine Spirale nach unten. Diese ökono-
mische Binsenweisheit wird in der Bundesrepublik
Deutschland aber vom Mainstream und den unterschied-
lichen Bundesregierungen seit Jahren ignoriert. Deshalb
stehen wir im internationalen Vergleich nach wie vor
schlecht dar.

Meine Damen und Herren, Herr Rüttgers hat es Ihnen
ins Stammbuch geschrieben: Er spricht von einer
Lebenslüge. Ich bin froh, dass zumindest in einzelnen
Teilen der Koalitionsparteien und -fraktionen langsam
eine Erkenntnis dämmert. Es wäre gut, wenn sich diese
Erkenntnis fortsetzt.

Stattdessen planen Sie jetzt eine weitere Unterneh-
mensteuerreform. Schon die letzte Unternehmensteuer-
reform hat die öffentlichen Haushalte 65 Milliarden
Euro gekostet. Auch dazu stelle ich die Frage: Was wa-
ren die Effekte? Hat diese Unternehmensteuerreform zu
mehr Investitionen und Beschäftigung geführt? Wie ge-
sagt: 65 Milliarden Euro Entlastung. Sehen wir uns ein-
mal die Zahlen an, die die Auswirkungen deutlich
machen. Die Investitionen sind von 2000 bis 2002 von
236 Milliarden Euro auf 182 Milliarden Euro gesunken.
2004 lagen sie trotz einer massiven Entlastung des Un-
ternehmenssektors mit 209 Milliarden Euro noch unter
dem Stand von 2000. Vielleicht ist auch das ein Hinweis
darauf, dass Jürgen Rüttgers mit seiner Feststellung der
Lebenslüge Recht hat und dass Steuersenkung und
Lohndumping nicht der richtige Weg sind, um mehr
Wachstum und Beschäftigung in diesem Land zu schaf-
fen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir brauchen Innovation statt Billiglohn. Wir brau-
chen öffentliche Investitionen statt Steuerdumping, um
Nachfrageimpulse zu setzen. Wir brauchen einen gesetz-
lichen Mindestlohn statt eines Niedriglohnsektors, Herr
Glos, um Arbeit so zu bezahlen, dass die Menschen
durch Arbeit nicht arm werden, sondern ein Leben in
Würde führen können, und gleichzeitig den Konsum
darüber zu stabilisieren.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Minister Glos hat ein Thema angesprochen, das in der at wichtig ist und in den Gesprächen, die ich mit Unterehmen in Berlin führe, immer wieder angesprochen ird, nämlich die Energiepreisentwicklung und insbe ondere die Strompreisentwicklung. Dies ist gerade für leine und mittelständische Unternehmen ein erhebliher und massiver Kostenfaktor. Herr Glos, Sie haben andlungsbedarf angemahnt. Sie wissen, dass wir auf er letzten Wirtschaftsministerkonferenz, auf der Sie leier nicht anwesend sein konnten, intensiv darüber diskuiert haben. Es ist gut, dass die Bundesnetzagentur urchgreift und die Netzentgelte absenkt. Aber ich laube, dass wir weitergehen müssen. Ich habe in Ihrer ede Vorschläge vermisst, mit denen man das Problem n den Griff bekommen könnte. Denn die Netzpreise und -entgelte sind nur eine omponente. Aufgrund des Energiewirtschaftsgesetzes esteht zurzeit die absurde Situation, dass die Energieersorgungsunternehmen teilweise kostengünstig produieren, ihren kostengünstig produzierten Strom an der trombörse in Leipzig handeln und dort zu teuren Preien verkaufen. Die Strombörse funktioniert aufgrund der ligopolistischen Struktur des Energiemarktes nicht irklich. Gleichzeitig berechnen die Unternehmen im ektor Vertrieb hohe Preise für die Verbraucher. Das ist bsurd. Wir haben die Situation, dass einerseits in den Konernen ein riesiger Gewinn eingefahren wird – wir alle ennen die Zahlen, die den Gewinn der vier großen Konerne zeigen – und andererseits Genehmigungen geforert werden, um im Vertrieb die Preise erhöhen zu könen, indem sie sagen: Wir haben hohe Kosten. Diese aben sie selbst über die Strombörse in Leipzig geneiert. Das heißt, der Wettbewerb funktioniert hier nicht. o Wettbewerb nicht funktioniert, muss staatliche Reulierung her. Deshalb begrüße ich es ausdrücklich, dass die Kollein Thoben aus Nordrhein-Westfalen den Vorstoß geacht hat und eine Bundesratsinitiative einbringen will, urch die die Preisgenehmigung über den 1. Juli 2007 inaus verlängert werden soll, weil wir in diesem Beeich weiterhin Regulierung brauchen. Ich füge hinzu: Wir, also die Genehmigungsbehörden n den Ländern, müssen die Möglichkeit haben, eine irkliche Konzernbetrachtung vorzunehmen und zu seen, welche Gewinnsituation in den Konzernen insgeamt besteht; es reicht nicht, nur die Situation im Unterehmensteil Vertrieb betrachten zu dürfen. Denn nur ann könnte man wirklich zeigen, dass Extraprofite abeschöpft werden, und dafür sorgen, dass die Verbrauher vernünftige und verträgliche Preise bekommen. Das äre dringend notwendig, Herr Glos. Es würde mich reuen, wenn Sie sich einmal zu der Frage äußern würen, ob Sie bereit sind, einen solchen Schritt, wie er von Senator Harald Wolf Ihrer Kollegin aus Nordrhein-Westfalen vorgeschlagen wurde, mitzugehen. Eine weitere Absurdität im Hinblick auf die Stromversorger ist die Tatsache, dass die Emissionszertifikate von Ihnen kostenlos zugeteilt worden sind, dass sie jetzt aber in die Tarife eingepreist werden. Die Unternehmen haben nichts dafür bezahlt. Sie haben die Emissionszertifikate geschenkt bekommen. Aber sie stellen sie den Verbrauchern als Kosten in Rechnung. (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Genauso ist es!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gute Frau!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


Das hat dazu geführt, dass die Energieversorger Ex-
traprofite in Höhe von circa 6 Milliarden Euro gemacht
haben, indem sie von den Verbrauchern Geld für etwas
verlangt haben, für das sie keinen Cent bezahlt haben.
Meine Damen und Herren, das ist absurd und muss ge-
ändert werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Es muss verhindert werden, dass diese Kosten den Ver-
brauchern weiterhin in Rechnung gestellt werden kön-
nen; darüber wird im Rahmen der Wirtschaftsminister-
konferenz schon seit langem diskutiert. Auch hier, Herr
Minister Glos, warten wir auf einen Vorschlag von Ihrer
Seite.

Vorschläge habe ich von Ihnen nur zum Thema Nied-
riglohnsektor gehört. Sie haben Ihre Sympathie für den,
wie ich finde, absurden Vorschlag bekundet, den die so
genannten Sachverständigen formuliert haben, die Höhe
des Hartz-IV-Geldes um 30 Prozent zu senken.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sind zumindest sachverständiger als Sie! Das wird durch Ihre Rede sehr gut dokumentiert!)


Ich halte den Vorschlag, den Druck auf die Erwerbslosen
so lange zu erhöhen, bis sie bereit sind, jede Arbeit anzu-
nehmen, schlichtweg für zynisch.


(Beifall bei der LINKEN)


Wie sieht es denn auf dem ersten Arbeitsmarkt aus?
Wie ist das Verhältnis von offenen Stellen zu Erwerbslo-
sen? Einen solchen Vorschlag zu machen, ist nichts an-
deres, als den Leuten zu sagen: Ich kürze euch die ohne-
hin knappen Mittel, die ihr bekommt, um euren
Lebensunterhalt zu fristen, um weitere 30 Prozent. Das
ist ein Programm zur Förderung der Schwarzarbeit. Von
irgendetwas müssen die Leute schließlich leben, Herr
Glos. Das ist wirtschaftspolitisch absolut unvernünftig.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ach was! Sie reden ja, als ob es ein Gesetz der offenen Stellen gibt! Das hat schließlich auch etwas mit den richtigen Rahmenbedingungen zu tun!)


Die Politik des Niedriglohnsektors, die Sie verfolgen,
hatte bereits ihre Konsequenzen – Minister Müntefering
hat diese Daten vor einiger Zeit veröffentlicht –:

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(C (D 00 000 Menschen in der Bundesrepublik haben einen erdienst, der unterhalb der Einkommensgrenze liegt, bwohl sie einer Vollzeiterwerbstätigkeit nachgehen. Sie eziehen ergänzende Leistungen gemäß des Arbeitsloengeldes II bzw. Hartz IV und bekommen keine exisenzsichernden Löhne. Durch die Hinzuverdienstregelungen im Rahmen von artz IV wird ein weiterer Anreiz geschaffen, reguläre eschäftigungsverhältnisse durch Minijobs, also durch ngesicherte Beschäftigungsverhältnisse, zu ersetzen. ie Botschaft an die Unternehmen lautet, dass sie keine ohen Löhne zahlen müssen, weil die Arbeitnehmer ihre iedriglöhne gegebenenfalls durch Transferleistungen es Staates aufgestockt bekommen. Dazu sage ich: Das st der völlig falsche Weg und ein Grund, weshalb wir eien gesetzlichen Mindestlohn brauchen. Dieses Duming nach unten müssen wir beenden. Meine Damen und Herren, wir brauchen dringend ine Wende in der Wirtschaftspolitik: hin zur Stabilisieung der Massenkaufkraft und zur Stärkung der Binnenachfrage. Wir müssen die Spirale nach unten sowohl ei den Löhnen als auch beim Lohnund Sozialdumping eenden. Wir müssen Mindeststandards einführen, damit rbeit existenzsichernd ist, in Würde erfüllt werden ann und jeder seinen Lebensunterhalt mit eigener ände Arbeit verdienen kann. Das setzt eine wirtschaftsolitische Wende voraus. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hat er eigentlich für den Bundesrat oder für die PDS gesprochen? Diese Frage stellt sich allerdings noch!)


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604801200

Anna Lührmann hat das Wort für das Bündnis 90/Die

rünen.


Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604801300

Sehr geehrte Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kol-

egen! Sehr geehrter Herr Minister, ich habe Ihrer Rede
it Freude und großem Interesse zugehört. Vielleicht
erden Sie sich freuen bzw. wundern, dass ich Ihnen in

inem Punkt sogar zustimmen kann:


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: In seiner Rede waren aber viel mehr solche Stellen drin, Frau Lührmann! Sie haben wahrscheinlich nicht genau genug zugehört!)


ie wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ist so
ut wie seit langem nicht mehr. Dazu kam es aber nicht
twa wegen Ihnen bzw. wegen der großen Koalition,
ondern trotz der großen Koalition. Sie haben dazu an
einer einzigen Stelle beigetragen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Der Grund ist, dass die Grünen jetzt endlich in der Opposition sitzen!)







(A) )



(B) )


Anna Lührmann
Ich kann mir vorstellen, dass Sie mir das nicht unbe-
dingt glauben. Allerdings sollten Sie zur Kenntnis neh-
men, wie die deutsche Wirtschaft den Wirtschaftsminis-
ter beurteilt. In den entsprechenden Umfragen heißt es:
Nur jeder zwanzigste Manager findet in Deutschland den
Wirtschaftsminister gut. Ich frage mich, wie Sie da auf
die Idee kommen können, Herr Glos, dass Sie irgendet-
was für die Wirtschaft in Deutschland getan hätten, dass
Sie irgendeinen Anteil am Wirtschaftswachstum in
Deutschland hätten.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: So ein Unfug!)


Denn das haben Sie nicht; da leiden Sie an Selbstüber-
schätzung. Sie sollten lieber Ihren Job machen und einen
klaren Kurs in der Wirtschaftspolitik vorschlagen.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Ich habe schon viel Schwachsinn gehört, aber das setzt dem wirklich die Krone auf!)


In der heutigen Debatte ist klar geworden, dass diese
Regierung keinen klaren Kurs in der Wirtschaftspolitik
hat. Man muss sich nur zwei Beispiele vor Augen füh-
ren.

Erstens: Ihre Bewertung des Sachverständigenrates.
Sie haben den Sachverständigenrat jetzt hoch gelobt,
Herr Glos – Herr Stiegler hat seine Absetzung gefordert.
Was ist denn nun der wirtschaftspolitische Kurs der Bun-
desregierung?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Natürlich das, was das Mitglied der Bundesregierung vorgetragen hat!)


Wie wollen Sie Sicherheit, wie wollen Sie Stabilität, wie
wollen Sie gute Rahmenbedingungen für die Unterneh-
merinnen und Unternehmer in Deutschland schaffen,
wenn Sie sich noch nicht einmal einig sind, was Sie von
Ihren eigenen Sachverständigen halten? Das ist kein kla-
rer Kurs und das können wir hier nicht gebrauchen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das zweite Beispiel ist die Haushaltskonsolidie-
rung, die Sie eben in Ihrer Rede für sich entdeckt haben,
Herr Minister. Sie haben hier vollmundig erklärt, Sie
wollten die Verschuldung auf null zurückführen. Toll!
Großartig! Das ist ein wunderbares Ziel. Nur, leider hat
das mit der Realität der Politik der großen Koalition
nichts, aber auch gar nichts zu tun.


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP] – Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Sieben Jahre lang haben Sie die Schulden von Jahr zu Jahr gesteigert! Sie sind gar nicht legitimiert für eine solche Rede! – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Ich sage nur Tritt-in!)


Wenn man Ihre Mittelfristplanung einmal hochrechnet,
wenn man davon ausgeht, dass Sie mit dieser Haushalts-
politik so weitermachen, kommen Sie zu einer Nettokre-
ditaufnahme von null – nicht etwa einer Verschuldung
von null – im Jahr 2051. Von daher sollten Sie hier den
Mund nicht so voll nehmen, Herr Glos, und lieber kon-
krete Vorschläge für einen Subventionsabbau machen,

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(C (D ie Sie dann auch umsetzen. Das ist Ihr Job hier, nicht, ich mit Steinbrück anzulegen, der heute Morgen nicht inmal hier ist. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Herr Glos, Sie haben hier gesagt, die Steuermehrein-
ahmen, die durch die gute Konjunktur hereinkommen,
ollten komplett zur Haushaltskonsolidierung verwendet
erden. Das finde ich gut, das ist ein richtig grüner Vor-

chlag, das ist nachhaltig. Nur, leider ist das nicht die
olitik Ihrer Regierung. Wenn Sie am Dienstag hier ge-
esen wären, wären Sie dabei gewesen, als Herr
teinbrück hier noch erklärt hat, dass ein Löwenanteil
wie groß auch immer er sein soll – der Steuermehrein-

ahmen für die Haushaltskonsolidierung genutzt werden
oll. Also, was ist jetzt die Politik dieser Regierung?
ind Sie für Haushaltskonsolidierung oder nicht? Sie
önnen den Mund noch so voll nehmen – wenn Ihr Kol-
ege Steinbrück das nicht umsetzt, wird daraus nichts.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sie haben den Haushaltsentwurf nicht gelesen, wollen aber darüber sprechen!)


Herr Glos, ich schlage Ihnen vor, Sie kümmern sich
m Ihren Job. Gerade zur Haushaltskonsolidierung ha-
en Sie einen ganz schönen Beitrag zu leisten. Ein Drit-
el des Etats des Wirtschaftsministers machen die Stein-
ohlensubventionen aus, die in diesem Jahr bei knapp
Milliarden Euro liegen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo der Fischer gemeinsam mit den Bergleuten auf den Barrikaden stand, damit sie höher werden!)


azu, zu dem Bereich, wo Sie konkret etwas machen
önnen, haben Sie in Ihrer Rede eben überhaupt nichts
esagt; Sie haben stattdessen mehrere Anmerkungen zur
nergiepolitik gemacht.

Dabei müssen Sie nur einmal schauen, was die Lan-
esregierung von Nordrhein-Westfalen macht: Sie hat
rkannt, dass es richtig ist, aus dem Steinkohlenbergbau
uszusteigen – sozialverträglich natürlich –, und mit den
teinkohlensubventionen Geld einzusparen, das man an
nderer Stelle sinnvoller einsetzen kann. Die CDU/FDP-
andesregierung hat in den jetzigen Haushalt 50 Millio-
en Euro eingestellt; diese Summe von Subventionen ist
urückgezahlt worden, weil der Weltmarktpreis für
ohle stark angezogen hat. Wir Grünen haben damals
urchgesetzt, dass mit dem Steigen des Weltmarktprei-
es die Subventionszahlungen sinken.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das war schon immer so, da gab es Sie noch gar nicht!)


as haben Sie in der großen Koalition hier noch nicht
mgesetzt. Statt, wie die Kollegen in Nordrhein-West-
alen das vormachen, solche Rückzahlungen in den
aushalt einzustellen, verzichten Sie einfach auf Mehr-

innahmen von mindestens 200 Millionen Euro. Herr
inister Glos, Sie machen mit dem Subventionsabbau

icht Ernst. Sie haben also auch in der Haushaltspolitik
einen klaren Kompass.






(A) )



(B) )


Anna Lührmann

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Das hat nicht nur Auswirkungen auf den jetzigen
Bundeshaushalt, es geht auch um wichtige langfristige
Weichenstellungen. Der Börsengang der RAG steht an,
über den wir in nächster Zeit beraten müssen. Auch da
haben Sie Zoff mit Nordrhein-Westfalen. Sie haben ge-
rade einen Brief von der nordrhein-westfälischen Wirt-
schaftsministerin erhalten.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Haben Sie den schon gelesen?)


– Den habe ich leider nicht gelesen. Ich habe in der Zei-
tung davon gelesen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dann würde ich vorsichtig sein mit der Erwähnung dieses Briefes, Frau Lührmann!)


– Wenn Sie mir diesen Brief zur Verfügung stellen, will
ich ihn gerne lesen und auch daraus zitieren.

In der Zeitung steht darüber, dass die Wirtschafts-
ministerin der CDU, Christa Thoben, schreibt, dass
wichtige Fragen in Bezug auf den Börsengang der RAG
immer noch nicht hinreichend beantwortet sind. Herr
Glos, Sie wirft Ihnen vor, dass Sie sich nicht richtig da-
rum kümmern, dass die Altlasten nicht auf den Staat ab-
gewälzt werden. Ich kann dazu nur sagen: Recht hat sie.
Sie müssen sich jetzt darum kümmern und Sie müssen
jetzt etwas dazu sagen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was wollen Sie denn durch Ihren Redebeitrag erreichen?)


Sie müssen jetzt damit anfangen, an einem Konzept zu
arbeiten, wie wir die Altlasten dort möglichst reduzieren
können.

Deshalb brauchen wir auch ein klares Ausstiegssze-
nario aus der Steinkohle. Dazu habe ich von Ihnen noch
nichts gehört. Ich habe mir hier Herrn Stiegler angehört,
der uns allen erzählt hat – er ist jetzt leider nicht mehr
da –, dass wir in Deutschland mit dem Steinkohlenberg-
bau weitermachen müssen,


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist eine Schande für die SPD!)


obwohl die deutsche Steinkohle auf dem Weltmarkt lei-
der nicht konkurrenzfähig ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was schlagen Sie denn vor?)


Ich finde, das ist keine zukunftsfähige Politik. Sie müss-
ten eigentlich dafür sorgen, dass eine bessere Energiepo-
litik gemacht wird. Das wäre Ihr Job, aber dazu hört man
von Ihnen gerade gar nichts.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Frau Lührmann, machen Sie doch einen Vorschlag!)


Herr Glos, in der Energiepolitik haben Sie nur einen
Vorschlag, auf den ich zum Abschluss eingehen möchte.
Sie scheinen sich dabei in guter Gesellschaft mit Ihrem

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(C (D ollegen Herrn Seehofer zu befinden. Sie haben vorgechlagen, dass man die Laufzeiten verschiedener Atomraftwerke verlängern könnte. as war Ihr neuer innovativer Vorschlag in der Energieolitik. Analog zu dem, was Herr Seehofer gerade tut, ällt mir dazu nur ein, zu sagen: Sie schlagen vor, dass ir Gammel-Atomkraftwerke weiterlaufen lassen, und ie gefährden damit die Sicherheit der Menschen in eutschland. Das ist keine zukunftsfähige Energiepoli ik. Sie sollten stattdessen dafür sorgen, dass die Subvenionen für die Kohle gekürzt werden und dass die entprechenden Mittel in eine Strategie weg vom Öl und hin u einer zukunftsfähigen Energiepolitik investiert weren. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Haben Sie das in Indien gehört?)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


as wäre Ihr Job, anstatt die Sicherheit der Menschen in
eutschland aufs Spiel zu setzen.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Minister, ich würde sie nicht mehr mitnehmen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604801400

Für die CDU/CSU-Fraktion spricht der Kollege

aurenz Meyer.


(Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Laurenz, jetzt erklär ihr das mit der Kohle! – Gegenruf des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Damit macht ihr den Bock zum Gärtner!)



Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1604801500

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Ich habe die Debatten in den letzten Tagen ver-
olgt und sage den Oppositionsfraktionen und insbeson-
ere der FDP: Ich kann mir gut vorstellen, wie die Reden
usgesehen hätten, wenn hier heute Morgen statt
ichael Glos für uns einer von der FDP gesprochen

ätte. Die Daten am Arbeitsmarkt und bezüglich der
rwerbstätigkeit sowie insbesondere der sozialversiche-

ungspflichtig Beschäftigten weichen nun wirklich ganz
rundsätzlich von dem ab, was in den letzten Jahren war.

Lieber Kollege Stiegler, messen wir es einmal nur an
en Zahlen. Ich will dem Herrn Schröder und eurer alten
egierung nicht zu nahe treten, aber im ersten Halbjahr
es letzten Jahres war bei der Bundesagentur für Arbeit
in Defizit von 3,4 Milliarden Euro aufgelaufen, wäh-
end im ersten Halbjahr dieses Jahres ein Plus von
,5 Milliarden Euro aufgelaufen ist.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Aber ohne den 13. Monatsbeitrag! Wir hatten nur 12!)


as zeigt die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt und
en grundsätzlichen Unterschied zur Vergangenheit so
eutlich wie nichts anderes.






(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)


(Ute Berg [SPD]: Sie vergleichen Äpfel mit Birnen!)


Über diesen Unterschied zu den letzten fünf Jahren soll-
ten wir uns nicht mehr lange streiten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ludwig Stiegler [SPD]: Lieber Laurenz Meyer, bleib bei der Wahrheit! Herr Schröder hatte keinen 13. Beitrag!)


Michael Glos hat hier heute Morgen eine Rede gehal-
ten und ein Konzept vorgelegt, das wir als Unionsfrak-
tion nachdrücklich unterstützen und an dem wir nach
Kräften mitarbeiten werden.


(Dirk Niebel [FDP]: Ist das denn dann noch Regierungspolitik?)


Ein paar Punkte will ich noch einmal zusätzlich unter-
streichen.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Jetzt bin ich aber gespannt!)


Erstens. Der wichtigste ordnungspolitische Punkt in
den kommenden Jahren ist der Wettbewerb. Dies zieht
sich durch alle Gebiete und darauf haben wir jetzt bei
den verschiedenen Reformprojekten zu achten. Wer vom
internationalen Wettbewerb so stark wie wir betroffen
ist, der tut den eigenen Unternehmen und den eigenen
Arbeitskräften den besten Gefallen, wenn er den Wettbe-
werb im eigenen Land nach Kräften stärkt, und zwar auf
allen Gebieten. Besser kann man den Unternehmen und
in Bezug auf die Arbeitsplätze nicht helfen.

Das betrifft auch den Bereich, den Michael Glos beim
Thema Energie angesprochen hat. Hier gibt es zurzeit
eine höchst unvollkommene Wettbewerbssituation. Un-
mittelbar nach Freigabe der Märkte – der Wettbewerb
war damals härter – war sie besser. Das müssen wir be-
rücksichtigen. Ich sage das wirklich mit allem Ernst und
voller Vorwurf: Durch die ideologisch orientierte Ener-
giepolitik der rot-grünen Koalition ist der Wettbewerb
anschließend gestoppt worden, und zwar indem vielfäl-
tige Kosten obendrauf gelagert worden sind.

Frau Lührmann, es muss einem geradezu komisch zu-
mute sein, dass Sie sich, wenn Sie hier zur Energiepoli-
tik vortragen, Sorgen um die Verbraucherpreise im
Energiebereich in Deutschland machen. Sie sollten zu-
nächst Ihre Ideologie durchforsten – Sie haben alle mög-
lichen Kosten für die Leute draufgepackt –, ehe Sie sich
weiter zu diesem Thema äußern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zu den Stichworten „Wettbewerb“, „Energiepreise“ und
„Verbraucherpreise“ können Sie sich hier wirklich nicht
glaubwürdig äußern.


(Dirk Niebel [FDP]: Nehmen Sie eigentlich die Ökosteuer zurück?)


Was sind die Herausforderungen? Herr Minister Glos
hat völlig Recht: Die Strombörse funktioniert zurzeit
noch nicht richtig. Man kann nicht die Grenzpreise zur
Grundlage für die Festlegung der gesamten Handels-
preise machen. Wir müssen an dieses Problem herange-

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(C (D en und uns überlegen, wie wir das System vervollommnen, insbesondere im Hinblick auf den nternationalen Bereich. (Beifall des Abg. Dr. Michael Meister [CDU/ CSU])


Weiterer Punkt: die Bundesnetzagentur. Wir unter-
tützen nachdrücklich die Überlegungen der Netzagentur
u den Netzpreisen und zur Anreizregulierung in der Zu-
unft. Wir stehen sicherlich am Anfang eines längeren
rozesses; aber ohne ihn werden wir den Wettbewerb
icht stärken können.

Was der Wirtschaftsminister auch in den vergangenen
agen zur Anbindung neuer Kraftwerkskapazitäten
esagt hat, findet unsere volle Unterstützung. Es darf
icht verhindert werden, dass neue Kraftwerkskapazitä-
en – ich denke hier insbesondere an Kohlekraftwerke;
on den Gaskraftwerken der Stadtwerke halte ich, ob-
ohl eines davon in meinem Wahlkreis steht, nicht so
iel – erschlossen werden. Herr Minister Glos, wenn es
erweigerungshaltungen gibt, müssen wir sehen, wie
ir damit umgehen.

Im Zusammenhang mit den Haushalts- und Gewer-
epreisen müssen wir sorgfältig schauen: Kommt es bis
um nächsten Jahr zu einer vernünftigeren Wettbewerbs-
ituation? Wenn das nicht der Fall sein sollte, müsste
an sorgfältig prüfen, ob die Genehmigungsvorbehalte

er Länderregierungen für eine bestimmte, nicht zu
ange Zeit beibehalten werden sollten.

Ein Wort an Herrn Minister Gabriel: Wer mit seinem
aushalt 30 Prozent der Energiepreise mit zu verantwor-

en hat, wer immer noch nicht eingesehen hat, dass es
innvoll ist, die Kernenergie zumindest so lange zu nut-
en, bis es einen für die Menschen tragbaren, genauso si-
heren Ersatz gibt – international wird das inzwischen
on allen eingesehen –, der sollte andere Minister nicht
n der Öffentlichkeit kritisieren. Zumindest das sollte
an verlangen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ute Berg [SPD]: Wer im Glashaus sitzt …!)


Zum Schlüsselwort „Wettbewerb“ gehört natürlich
uch die Gesundheitsreform. Hier muss das Hauptziel
ein, einen Wettbewerb zwischen den Versicherungen
erzustellen, damit die Versicherungen den Versicherten
ernünftigere und effizientere Konditionen anbieten und
ie Preise und Kosten nicht wie in der Vergangenheit aus
em Ruder laufen. Was ich hier in der Debatte – leider
ottes auch von dem einen oder anderen Kollegen von
er SPD – dazu gehört habe, zeigt mir, dass ein falsches
erständnis von Wettbewerb vorliegt. Es wird gesagt:
ir müssen die Versicherungen verpflichten, jeden zu

ehmen. – Das nennt man Kontrahierungszwang. Ich
erstehe überhaupt nicht, dass dann an anderer Stelle ge-
agt wird, es gehe um die guten Risiken.

Egal, wie krank jemand ist: Er muss die Gelegenheit
aben, zu jeder Versicherung, die günstiger als seine ei-
ene ist, zu wechseln.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist unsere Position!)







(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

– Dann muss man sie aber nicht zusätzlich schützen. –
Leider Gottes ist hier – Kollege Stiegler, prüfen Sie das
einmal in den eigenen Reihen – manches vertreten wor-
den, was Wettbewerb geradezu unterminiert und verhin-
dert. Wir sollten das Thema noch einmal sorgfältig be-
handeln. Deswegen ist es sicher gut, dass wir mehr Zeit
haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das Stichwort „Wettbewerb“ gilt auch für die Tele-
kom. Wenn wir in der übernächsten Woche über Investi-
tionsprogramme der Telekom reden, kann es nur darum
gehen, zu prüfen: Wird der bisherige Wettbewerb ge-
stoppt? Werden neue Produkte angeboten? Davon ma-
chen wir unsere Entscheidung abhängig. Anreize in
Form einer Regulierungspause oder Ähnliches gibt es
mit uns nicht. Was reguliert werden muss, wird reguliert.
Was aber nicht reguliert werden muss, wird auch in Zu-
kunft nicht von uns reguliert.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dasselbe gilt für die Entscheidung, die bei der Bahn
ansteht. Wir müssen gegenüber den alten Unternehmen
– gegenüber der Telekom und der Bahn – glaubhaft ma-
chen, dass wir Wettbewerb wollen. Wir müssen für die
gesamte Volkswirtschaft Strukturen schaffen, die Wett-
bewerb nicht verhindern, sondern unterstützen. Dabei
dürfen wir allerdings nicht vernachlässigen, dass die
Systeme weiterhin funktionieren müssen. Deshalb wird
die Bahn den Betrieb sicherlich für eine bestimmte Zeit
übernehmen müssen, weil es nicht anders geht.

So kann man das alles durchdeklinieren. Ich glaube,
dass das Stichwort „Wettbewerb“ die zentrale Botschaft
für das Wirtschaftsministerium und die Wirtschaftspoli-
tik ist. Damit komme ich zur Unternehmensteuer-
reform, bei der es darum geht, für die Unternehmen
gleiche Voraussetzungen im Wettbewerb zu schaffen. Es
geht vor allen Dingen darum, dass die Unternehmen in
Deutschland Steuern zahlen statt woanders.

Insofern ist alles, was hier zu den Arbeitsplätzen ge-
sagt worden ist, im Prinzip richtig. Bei der Unterneh-
mensteuerreform geht es nicht in erster Linie darum, in-
wiefern dadurch akut neue Arbeitsplätze geschaffen
werden können. Vielmehr geht es um die Frage, wie man
durch diese Reformmaßnahmen die Steuereinnahmen
auf mittlere Sicht wieder nach Deutschland verlagert.
Dass das mit Anfangsinvestitionen verbunden ist, wer-
den wir sicherlich in Kauf nehmen müssen, wenn wir
langfristig die Einnahmen steigern wollen.

Langfristig werden wir damit aber auch die Standort-
bedingungen im internationalen Wettbewerb verbessern.
Wir müssen ferner die Weichen stellen – das ist jeden-
falls meine Philosophie; darin sehe ich mich einig mit
den Kollegen in unserer Fraktion, die sich darum bemü-
hen –, um die Anreize zur Finanzierung durch Eigenka-
pital statt durch Fremdkapital zu verstärken und die Ei-
genkapitalbildung zu unterstützen. Auch das ist ein
wichtiges Thema im Zusammenhang mit der Unterneh-
mensteuerreform, die wir zurzeit diskutieren.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Lassen Sie mich noch etwas zu dem Thema Niedrig-
ohn ausführen. Löhne, die nicht der Produktivität ent-
prechen, werden auf Dauer nicht gezahlt werden kön-
en. Auch das ist eine Gesetzmäßigkeit. Arbeitsplätze,
ei denen die Lohnzahlung nicht der Produktivität ent-
pricht, werden auf mittlere Sicht wegfallen. Wenn wir
ie Arbeitsplätze nicht kaputtmachen wollen, sollten wir
eshalb in diesem Zusammenhang nicht mehr von Min-
estlohn sprechen. Uns kann es doch nur darum gehen,
en Menschen ein Mindesteinkommen zu garantieren.
ieses Mindesteinkommen setzt sich eben unter Um-

tänden aus Sozialtransfers plus eigenem Einkommen
usammen, was dann der Produktivität entspricht.

Das, was der Kollege Stiegler zum Sachverständigen-
at gesagt hat, war wohl ein kleiner Tribut an die eigene
raktion.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Nein!)


interher hast du zum Teil etwas ganz Vernünftiges ge-
agt, Ludwig. Zu diesem Punkt war es aber, unter uns
esagt, Quark.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da hat er wieder um unsere Freundschaft geworben! – Ludwig Stiegler [SPD]: Das zeigt, dass du das Gutachten des Sachverständigenbeirats noch nicht gelesen hast!)


Es zeigt, dass gut gemeint nicht gut ist. Wir haben im
etzten Jahr eine Maßnahme eingeführt, die wir dringend
orrigieren müssen. Die 400-Euro-Jobs in Verbindung
it dem ALG II waren gut gemeint. Das hatte aber zur
olge, dass Schwarzarbeit praktisch nicht mehr kon-

rollierbar ist. Die Bundesagentur hat in unseren Gre-
iensitzungen bekannt gegeben, dass der Umfang der
chwarzarbeit in Deutschland, auf Arbeitsplätze hoch-
erechnet, 6 Millionen Arbeitsplätzen entspricht.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604801600

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1604801700

Deshalb müssen wir uns bei den Gesprächen zum Ar-

eitsmarkt im Herbst damit befassen, wie wir die
chwarzarbeit in reguläre Arbeit umwandeln können.

Wichtig ist auch die Frage, die der Sachverständigen-
at angesprochen hat. Ich begrüße für unsere Fraktion,
as die Bundeskanzlerin dazu festgestellt hat: Kürzun-
en ohne Arbeitsplatzangebot im ALG-II-Bereich soll
s nicht geben. Das ist unsere Philosophie. Wer aber so-
iale Transferleistungen vom Staat erhält und einen Ar-
eitsplatz angeboten bekommt, sollte diesen auch anneh-
en.

Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind. Wenn
ir bei der Vielzahl von Projekten, die wir zurzeit in Ar-
eit haben, Ruhe bewahren, es nicht an Mut und Verän-
erungsbereitschaft mangeln lassen und in einem über-
chaubaren Zeitraum bei allen Arbeitsprogrammen, die






(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

wir uns vorgenommen haben, den Bürgerinnen und Bür-
gern sowie der Wirtschaft wieder Planungssicherheit
bieten, dann werden die derzeitigen Entwicklungen am
Arbeitsmarkt auch in der Zukunft dauerhaft fortgesetzt
werden können. Davon bin ich überzeugt.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604801800

Für die FDP-Fraktion hat das Wort die Kollegin

Ulrike Flach.


(Beifall bei der FDP)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1604801900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Meyer, Sie machen sich große Gedanken darüber, was
ein liberaler Wirtschaftsminister an dieser Stelle gesagt
hätte.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Gejubelt hätte er!)


Er hätte Ihnen sicherlich berichtet, was schon umgesetzt
worden ist: eine Steuerreform einschließlich Unterneh-
mensteuerreform, eine Gesundheitsreform und die Flexi-
bilisierung des Arbeitsmarktes.


(Beifall bei der FDP)


Sie haben ein Jahr hinter sich gebracht und heute,
nach einem Jahr, erzählen Sie uns, was Sie langfristig
auf diesen Gebieten tun werden. Das wäre Ihnen mit ei-
nem liberalen Wirtschaftsminister sicherlich nicht pas-
siert. Das hat inzwischen auch so mancher Wähler in
diesem Land erkannt.


(Beifall bei der FDP)


Herr Wirtschaftsminister, Sie haben gerade gesagt, in
Zeiten des Aufschwungs sei zu konsolidieren. Ich kann
Ihnen ausdrücklich die Zustimmung der FDP zusichern.
Ich erkenne Ihre Absicht allerdings nicht im Haushalt.
Wenn man den Einzelplan 09 anschaut, stellt man fest,
dass Sie die vielen Subventionstöpfchen, die seit vielen
Jahren von den verschiedenen Regierungen gepflegt
werden, wieder einmal etwas aufgefüllt haben. An den
Punkten, an denen die Bevölkerung klar erkennen
könnte, dass es vorangeht, passiert nichts.

Frau Kollegin Lührmann hat soeben zu Recht die
Steinkohle angesprochen. Ich weiß nicht, warum wir
uns an dieser Stelle von der großen Koalition sagen las-
sen müssen, man würde in geltende Verträge eingreifen,
wenn man Kürzungen vornehmen wollte. Ich kann im-
mer wieder betonen: Natürlich ist das nicht der Fall, es
hat immer Verhandlungen gegeben. Ich bin froh, dass
Paul Friedhoff hier sitzt und das bestätigen kann. Man
hat immer wieder versucht, entsprechende Erleichterun-
gen für den Haushalt herbeizuführen. Darüber hinaus
gibt es eine Landesregierung, die in ihrem Etat für die
mittelfristige Planung bereits minus 50 Millionen Euro
eingesetzt hat. Wieso kann so etwas in NRW passieren
und nicht bei Ihnen, Herr Glos?

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(C (D (Beifall bei der FDP – Martin Zeil [FDP]: Hier regieren die Falschen!)


s ist immer leicht, zu sagen: Wir hängen in Verträgen.
agegen ist es offensichtlich sehr schwer, gegen die al-

en Subventionsträger in diesem Land vorzugehen.

Das passiert in einer Zeit, Herr Glos, in der wir uns ei-
en Finanzminister leisten, der zusammen mit Herrn
och die berühmte Koch/Steinbrück-Liste aufgestellt
at. Hätten wir uns an diese gehalten, hätten wir schon
illiarden einsparen können. Wenn ich mir jetzt Ihren

tat, gar nicht den gesamten Bundesetat, anschaue, dann
telle ich fest, dass Sie bei den Subventionen nach der
och/Steinbrück-Liste eine Steigerung um 8 Prozent
ätten. Es fand aber kein Abbau statt, wie es der derzei-
ige Finanzminister jahrelang geplant und gefordert hat,
ondern genau das Gegenteil: 8 Prozent mehr Subventio-
en in einem Etat, zu dem uns der zuständige Minister
erade erzählt hat, in guten Zeiten müsse man konsoli-
ieren.


(Beifall bei der FDP)


Ich habe in der Rede dieses Ministers, aber auch in
en Reden anderer während der gesamten Haushaltswo-
he, festgestellt: Dies war keine Haushaltswoche, son-
ern eine Woche, in der der Koalitionsausschuss immer
ieder einmal getagt hat.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Was erzählen Sie denn da für Zeug? Sie müssen Zeitung lesen oder besser keine Reden halten!)


s war für uns als Opposition zum Teil recht amüsant, zu
rleben, dass der Koalitionsausschuss nicht zu einem Er-
ebnis kommt. Das betrifft den Abbau von Subventio-
en, aber auch den Energiebereich, der von diesem
inister verantwortet wird, lieber Herr Ramsauer.

Es hat gestern keinen Widerspruch des zuständigen
mweltministers Gabriel zu dem gegeben, was Herr
los uns immer vorschlägt. Wir haben hier einen denk-
ürdigen Auftritt von Frau Reiche zum Thema Gorleben

rlebt. Der Koalitionsausschuss


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Welcher Koalitionsausschuss?)


agte insofern, als Frau Reiche uns erklärte, dass die
DU all das weiterhin vertritt, was sie schon bisher ver-

reten hat. Die SPD hat uns genau das Gegenteil erklärt.
er Umweltminister hat uns gesagt, er werde in Zukunft
eitere Standorte für Endlager suchen. Dann kommt der

ntscheidende Punkt, lieber Herr Ramsauer: Im Etat des
mweltministers ist das Geld dafür nicht eingestellt.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Erstaunlich!)


as heißt, Sie leben in zwei verschiedenen Welten und
eilen uns über die Medien sozusagen ihre eigene Oppo-
ition mit. Eine zukunftsweisende Energiepolitik können
ir an dieser Stelle jedoch weder erkennen noch erah-
en.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Ulrike Flach
Herr Glos reklamiert für sich ein Thema, das für mich
aufgrund meiner forschungspolitischen Vergangenheit
besonders interessant ist: das Thema Hightechstrategie.
Sie haben uns eine wunderschöne, sicherlich sehr teure
Broschüre vorgelegt. Diese zeichnet sich vor allen Din-
gen durch einen Punkt aus: Im Jahre 2007 endet die
Hightechstrategie dieser Bundesregierung. Es ist nicht
erkennbar, was Sie nach dem Jahre 2007 machen wollen.
Das Einzige, was erkennbar ist, ist, dass Sie bei den Mit-
teln für die Felder, auf denen schon immer herumsub-
ventioniert wurde, ein bisschen draufsatteln wollen. An-
sonsten ergehen Sie sich in luftigen Worten und
Dialogforderungen. Ich führe als Beispiel die Raumfahrt
– Sie wissen, dass ich daran stark interessiert bin – an.
Dazu lässt sich folgender Satz von Ihnen finden: Man
beginnt einen strategischen Dialog zur deutschen Raum-
fahrtpolitik.


(Dirk Niebel [FDP]: Super! Aber was heißt das?)


Eine äußerst interessante Formulierung! Die Bundes-
regierung meint offensichtlich, dass sie über Hochglanz-
broschüren Politik in diesem Land betreiben kann.


(Beifall bei der FDP)


Das ist keine Hightechpolitik und wird es auch nie
werden, vor allem deswegen nicht, weil wir uns gleich-
zeitig mit Ministern wie Herrn Seehofer „vergnügen“
müssen, die Politikfelder blockieren und offensichtlich
nicht willens sind, diese zu bearbeiten, und das, obwohl
ich noch vor wenigen Monaten von einigen Unionskolle-
gen hörte, dass die betreffenden Bereiche die Hightech-
symbolfelder dieser Welt seien. Denken Sie nur an die
Grüne Gentechnik! Hätten wir Herrn Seehofer nicht als
Minister, gäbe es wahrscheinlich bereits eine Reform,
die uns weiterbringen würde. Aber so denken wir nur
darüber nach, ob wir vielleicht am Ende des Jahres über
das Thema Grüne Gentechnik reden sollen. Ich hoffe,
dass es dann endlich weitergeht.

Herr Glos, alles, was mit Hightech zu tun hat, führen
Sie zwar im Munde. Aber leider hat das bislang nichts
genutzt. Sie sollten erkennen, dass es nicht reicht, lupen-
reine CDU/CSU-Reden zu halten – diese finden sicher-
lich unseren Beifall, keine Frage; wir sind an vielen Stel-
len einer Meinung –, wenn am nächsten Tag den
Zeitungen zu entnehmen ist, dass erneut SPD-Politik be-
trieben wird.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604802000

Für die SPD hat Rainer Wend das Wort.


(Dirk Niebel [FDP]: Jetzt kommt die nächste FDP-Rede!)



Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1604802100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

möchte zu Beginn meiner Rede mit der mir eigenen mil-
den Nachsicht


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Zurückhaltung!)



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(C (D richtig – und der mir eigenen Zurückhaltung sagen: Ich abe den Eindruck, dass der eine oder andere Kollege on der Union angesichts schlechter Umfragewerte in en letzten Wochen nervös geworden ist. Ich kann das eswegen mit Nachsicht sagen, weil wir von der SPD as kennen. Wir sind das schon lange gewohnt. Ich gebe hnen daher mit Fug und Recht folgenden freundschaftlihen Rat: Gewinnen wird in dieser Koalition niemand, enn er sich auf Kosten des Partners profilieren will. ewinnen werden wir nur, wenn wir gemeinsam Politik ür unser Land und zur Verbesserung seiner Wettbeerbsfähigkeit machen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie Koalition wird auch dann nicht gewinnen, wenn ein
eil dieser Koalition an Forderungen nach Abbau des
ündigungsschutzes und dem Weiterlaufen von Atom-
raftwerken festhält. Dazu kann ich nur sagen: Ein Blick
n die Koalitionsvereinbarung erleichtert die Rechtsfin-
ung. Wir bleiben bei dem, was wir dort vereinbart ha-
en. Umweltminister Gabriel hat die Unterstützung der
PD-Fraktion für seine Politik; denn sie ist nichts ande-
es als eine gute Umsetzung der Koalitionsvereinbarung.


(Beifall bei der SPD)


Wenn wir uns darüber streiten, wer für den Auf-
chwung politisch verantwortlich ist, dann ist daran zu-
indest gut, dass wir uns in diesem Haus mittlerweile

inig sind, dass es so etwas wie einen Aufschwung gibt.
ch finde, bei ruhiger Betrachtungsweise können wir uns
vielleicht sogar fraktionsübergreifend – darauf verstän-
igen, wo die Ursachen dafür liegen. Einige wurden be-
eits benannt. Eine Ursache sind neben der Politik die
nternehmer. Sie haben ihre Unternehmen wieder wett-
ewerbsfähig, konkurrenzfähig gemacht. Das ist eine
ichtige Voraussetzung dafür, dass es mit der Wirtschaft
ergauf geht. Das will ich als Sozialdemokrat ausdrück-
ich anerkennen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin zudem der Auffassung, dass die große Koali-
ion einen wichtigen Beitrag geleistet hat, und zwar nicht
ur mit ihren Einzelmaßnahmen, die der Kollege
tiegler zu Recht angeführt hat. Ich glaube, dass wir, die
roße Koalition, zu Beginn unserer Amtszeit den Unter-
ehmen und den Menschen ein Stück weit Vertrauen
urückgegeben haben. Das rechne ich uns gemeinsam
n. Wir sollten dieses Vertrauen gegenüber unserer Be-
ölkerung auch weiterhin aufrechterhalten. Schließlich
at Rot-Grün auch seinen Anteil daran.

Wir haben mit Reformen auf dem Arbeitsmarkt und
m Steuersystem begonnen. Ich sage an uns alle adres-
iert – ohne Vorwurf an eine Richtung –: Mit diesen Re-
ormen wurde zehn Jahre zu spät begonnen. Rot-Grün
atte damit begonnen.


(Beifall bei der SPD)


Deswegen haben wir Sozialdemokraten auch über-
aupt keinen Grund, uns von dieser Regierungszeit zu
istanzieren, die wir gemeinsam hatten. Schließlich sind
afür auch jene mitverantwortlich, die heute noch nicht






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Wend
genannt worden sind – vielleicht habe ich es auch über-
hört –: Das sind die Tarifpartner.

Wir haben nämlich in den letzten zehn Jahren Tarif-
vereinbarungen über Arbeitszeiten, über Entlohnungen
geschlossen, die flexibel sind und die uns bei den Ar-
beitskosten im internationalen Vergleich wieder wettbe-
werbsfähig gemacht haben. Noch heute stand in der Zei-
tung, dass wir den zweitniedrigsten Anstieg bei den
Arbeitskosten aller Industrieländer haben.

Das ist Ergebnis der Tarifpartner und das ist Ergebnis
der Tarifautonomie, zu der wir uns bekennen. Wir haben
überhaupt keinen Anlass, diese in Zweifel zu ziehen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ein Wort zu Ihnen noch, Herr Senator Wolf: Ich finde,
Ihre Rede hat sich, weil sie sehr sachlich war, von dem
positiv abgehoben, was an populistischen Sprüchen von
anderen Ihrer Parteifreunde hier gebracht wurde.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Der muss regieren! Der kann nicht populistisch sein!)


Sie sagen: Wir müssen unsere Konjunktur über mehr
Nachfrage beleben. Das ist sicher nicht falsch. Ich bitte,
nur Folgendes zu beachten. Unsere Wirtschaft ist zu
40 Prozent vom Export abhängig, die Vereinigten Staa-
ten zu 15 Prozent – um einmal eine andere Zahl zu nen-
nen. Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht darauf
beschränken, anzunehmen, die Konjunkturbelebung
könne nur glücken, wenn wir die Binnennachfrage über
höhere Löhne, womöglich auch höhere Transferleistun-
gen unseres Staates anregen.

Die Tarifpartner können zu mehr Lohnabschlüssen
kommen, die das Wachstum in den einzelnen Branchen
stärker berücksichtigen. Einverstanden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein!)


Wir müssen es aber bei den Arbeitskosten aufgrund un-
serer Exportsituation schaffen, die Wettbewerbsfähigkeit
aufrechtzuerhalten. Deswegen ist es für mich „Vulgär-
keynesianismus“, wenn Sie einfach sagen, die Nachfrage
zu erhöhen, das schaffe Konsum. Wir müssen im inter-
nationalen Kampf um Investitionen und Arbeitsplätze
wettbewerbsfähig sein.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das heißt Angebotsbedingungen verbessern!)


Lassen Sie mich noch ein Wort zu einem Thema sa-
gen, das mir sehr am Herzen liegt, das auch mehrfach
angesprochen wurde, dem Thema Regulierung und
Energiekosten. Die Bürgerinnen und Bürger haben die
Sorge, dass ihnen die Kosten in vielen Bereichen des Le-
bens davonlaufen, auch und gerade bei den Energieprei-
sen.


(Martin Zeil [FDP]: Und bei den Steuern!)


Ich finde, die Bundesnetzagentur macht an dieser
Stelle eine gute Arbeit.


(Beifall des Abg Dr. Axel Berg [SPD])


Sie hat die Entgelte für die Netznutzung um insgesamt
etwa 20 Prozent gekürzt. Diese Entgelte machen aller-

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(C (D ings insgesamt nur 37 Prozent des Strompreises aus. as heißt, wir haben damit nur ein Segment erwischt, ber immerhin. Jetzt sage ich noch etwas zum Thema Energiepreise. m Ende werden wir nur Erfolg haben, wenn es Wettbeerb gibt. Die vier Oligopole, die jeder kennt, stehen aktisch in keinem Wettbewerb. Die einzigen, die wirkich Wettbewerb machen, sind die örtlichen Stadtwerke, nd die müssen wir stärken, auch über die Bundesnetzgentur. Es hilft uns nichts, wenn wir über eine Regulieung kurzfristig die Preise bei den Stadtwerken um weige Cent senken, wenn dieses am Ende zur Folge hat, ass sie nicht mehr handlungsfähig sind und die Netze nschließend von den vier Oligopolen übernommen weren. enn das hätte nur zur Folge, dass die Preise umso raanter ansteigen würden. Zur Regulierung sage ich: Passt auf, dass ihr die tadtwerke nicht schädigt, statt ihnen zu helfen, weil nur as den Wettbewerb stärkt. Die Schlagworte zu Wirtschaft und Entwicklung sind ekannt: Steuersenkung, Entbürokratisierung, den Areitsmarkt lockern. Sie wissen alle: Mit mir kann man ber manches reden, was diese Dinge angeht. Aber über inen Punkt, der für uns wichtig ist, wird zu wenig geprochen: Wie gelingt es uns, Industrieund Standortolitik für Deutschland zu machen? Ich will Ihnen eiige Zahlen vortragen, die für unser Land ein Problem ind, und zwar trotz des Aufschwungs, den wir gegenärtig erleben. Es ist nämlich so, dass die industrielle Basis in eutschland seit Jahrzehnten an Breite verliert. Ganze ndustriezweige, Unterhaltungselektronik und Textilinustrie beispielsweise, sind, verglichen mit der Zeit vor 0 oder 25 Jahren, nur noch ein Schatten ihrer selbst. as hat erhebliche Auswirkungen: Deutschland hat in en letzten 15 Jahren etwa ein Drittel aller Arbeitsplätze m verarbeitenden Gewerbe verloren. Der Dienstleisungsbereich konnte dies nur zu einem relativ geringen eil, nämlich zu etwa 40 Prozent, ausgleichen. Wir müssen also Standortund Industriepolitik mahen. Dies darf aber keine nachsorgende Industriepolitik ein. Was wir einmal im Zusammenhang mit Holzmann emacht haben, ist kein Beispiel für die Zukunft. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Weiß das auch der Herr Schröder?)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


enn das Kind erst einmal in den Brunnen gefallen ist,
ann hat es keine Perspektive mehr.

Was wir tun müssen, ist, zu versuchen, Leitmärkte zu
dentifizieren und auf diesen Leitmärkten die Rahmen-
aten für unser Land zu verbessern. Das Fraunhofer-
nstitut hat einige Zukunftsmärkte ausgemacht. Der

ichtigste davon ist der Markt der Logistik. Deutsch-






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Wend
land ist in der Logistik weltweit führend. Zwei der größ-
ten Logistikunternehmen der Welt sind bei uns angesie-
delt, nämlich die Deutsche Bahn und die Post. Deswegen
lassen Sie mich kurz ein paar Worte zur Deutschen
Bahn AG sagen.

Wettbewerb ist wichtig. Bei der Teilprivatisierung der
Bahn müssen wir den Wettbewerb im Auge haben.
Wichtig ist für mich aber auch, dass wir den Konzern
Bahn als Globalplayer auf dem Zukunftsmarkt Logistik
erhalten und stärken.


(Beifall bei der SPD)


Wir müssen deshalb einen Weg finden, einerseits die
Bahn als integrierten Logistikkonzern und als Global-
player zu erhalten, und andererseits müssen wir die Ver-
antwortung, die wir als Staat vom Grundgesetz her für
das Schienennetz der Bahn haben, so wahrnehmen, dass
wir – ich formuliere es einmal untechnisch – immer auf
das Eigentum der Bahn zugreifen können. Darüber, nach
welchem Modell das im Einzelnen funktioniert, kann
man lange streiten. Wichtig sind der Wettbewerb und der
Erhalt des integrierten Konzerns als Globalplayer in dem
wachsenden und bedeutsamen Logistikmarkt.

Ich habe versucht, einen Beitrag zu einer Versachli-
chung der Diskussion zu leisten. Ich sage noch einmal:
Die große Koalition macht sich das Leben nicht einfach.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


Aber sie macht es auch anderen nicht einfach.


(Zustimmung beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage Ihnen: Gemeinsam werden wir Erfolg haben,
wenn wir uns auf unsere Stärken besinnen und wenn es
uns auch in Zukunft gelingt, bei den Strukturreformen
den Weg weiterzugehen, den wir eingeschlagen haben.
Lassen Sie uns das gemeinsam machen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604802200

Das Wort für Bündnis 90/Die Grünen hat der Kollege

Matthias Berninger.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der
Berliner Senator Wolf hat wahrscheinlich noch andere
wichtige Termine und ist deswegen nicht mehr unter
uns.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was kann wichtiger und schöner sein, als dem Deutschen Bundestag zuzuhören?)


Er hat in Sachen Energiepolitik den Bundeswirtschafts-
minister aufgefordert, die Politik der Bundesregierung
gegenüber den vier großen Energiekonzernen zu ändern.
Während der Rede des Bundeswirtschaftsministers heute
Morgen

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(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine gute Rede!)


urde klar, warum der Berliner Senator von Ihnen mehr
larheit verlangt hat.

Herr Minister Glos, was mich wirklich wundert, ist,
ass Sie es auf der einen Seite im Wirtschaftsteil der
eutigen Ausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ geschafft
aben, Ihre Position in aller Klarheit zu formulieren,
ber auf der anderen Seite nicht in der Lage sind, vor
em Deutschen Bundestag Ihre Strategie so zu formulie-
en, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer wissen, was Sie
orhaben. Dies sollte Ihnen meiner Meinung nach zu
enken geben.

Der Ansatz, den Sie verfolgen, ist richtig und wird
on uns unterstützt.

Die großen Energiekonzerne zocken über die Dreh-
cheibe der Leipziger Strombörse die Verbraucherinnen
nd Verbraucher systematisch ab. Der einzige Weg, dem
urzfristig etwas entgegenzusetzen, ist die Stärkung des
undeskartellamts. Nichts anderes will der Bundeswirt-

chaftsminister und er sollte angesichts der Übermacht
er großen Energiekonzerne hierfür die Unterstützung
es ganzen Hauses haben. Meine Fraktion jedenfalls ist
erne bereit, daran mitzuwirken, dass es auf dem Strom-
arkt mehr Wettbewerb gibt. Das haben wir schon beim
nergiewirtschaftsgesetz unter Beweis gestellt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Eine Binsenweisheit ist, dass Wettbewerb Wettbewer-
er braucht. Hier gibt es eine Brücke zwischen dem, was
ich zurzeit auf dem Strommarkt abspielt, und dem, was
n Bezug auf die Zukunft der Kohlesubventionierung
iskutiert wird. Es war, obwohl die Kohlesubvention
in Drittel Ihres Etats ausmacht und die industriepoliti-
che Entscheidung über die Zukunft der RAG nicht nur
m Ruhrgebiet, sondern im ganzen Bundesgebiet von
roßer Bedeutung ist,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist einer der wenigen Sätze, die bei Ihnen stimmen!)


ür mich ein Armutszeugnis, dass Sie nicht ein Wort zu
iesem Thema gesagt haben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt nicht! Laurenz Meyer hat zur Kohle gesprochen! Andere auch!)


ch finde, dass das angesichts der Entscheidungen, vor
enen wir im nächsten halben Jahr stehen, nicht geht.
ie Frage ist: Unterstützen Sie den Vorschlag aus den
eihen der RAG bezüglich eines Stiftungsmodells, das
eißt, den klassischen Kohlebereich vom restlichen Be-
eich des Industriekonglomerats RAG abzutrennen?


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Was meinen Sie dazu?)


nterstützt die Bundesregierung das, ja oder nein?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir würden gerne Ihren Ratschlag zur Kenntnis nehmen, Herr Berninger!)







(A) )



(B) )


Matthias Berninger
Ich finde, dieses ist zu unterstützen, aber es bedarf auch
eines klaren Stoppsignals an Werner Müller. Werner
Müller möchte uns nämlich nicht nur diesen Vorschlag
machen, sondern er möchte darüber hinaus der Politik
Vorschriften machen, wie am Ende in dieser neuen In-
dustriestruktur mit den einzelnen Teilen des Unterneh-
mens umzugehen ist. Der Link zum Strombereich ist die
STEAG. Zurzeit ist die STEAG eine praktisch von den
beiden Müttern RWE und Eon kontrollierte Perle, die
Strom produziert, aber auf eine Art und Weise am Markt
auftritt, dass sie weder der Eon noch der RWE wehtut.
Das kann man auch nicht verübeln. Wir wollen, dass die
STEAG künftig unabhängig von diesen beiden großen
Konzernen wird und ein klarer Wettbewerber am Markt
ist, der die Energie liefert, die dann wiederum gerade
den Stadtwerken zugute kommt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist es, was Sie vorantreiben müssen. Jetzt kann man
sagen, das kritisiere nun einmal die Opposition. Wenn
aber die NRW-Wirtschaftsministerin Thoben – Herr
Kollege Kampeter, Sie haben bei dem Beitrag meiner
Kollegin Lührmann versucht, Nebelkerzen zu werfen –


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das war kein Beitrag, sondern wirres Zeug!)


den Bundeswirtschaftsminister wegen Untätigkeit kriti-
siert, dann sollte Ihnen das zu denken geben, aber nicht
zu Zwischenrufen oder zu Sprüchen Anlass geben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich kenne den Brief nicht und Frau Lührmann auch nicht und sie äußert sich dazu! Wir können uns nicht zu Briefen äußern, die wir nicht kennen und Frau Lührmann kennt ihn auch nicht!)


Es gibt das Problem, dass die Bundesregierung zu
dieser Schlüsselfrage keine klaren Aussagen trifft und
diese Haushaltsdebatte komplett hat verstreichen lassen,
ohne ein Signal zu setzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich meine, es bedarf der Führung der Bundesregierung.
Wenn der Bundeswirtschaftsminister nicht führen kann
– es gibt einigen Anlass, zu glauben, dass er das nicht
kann –, dann muss die Bundeskanzlerin die Führung
übernehmen; denn der Umweltminister, der in anderen
Bereichen diese Schwäche ausnutzt, wird in dieser Frage
schon wegen der Nähe der SPD zur Kohleindustrie nicht
der richtige Partner sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist in dieser Debatte an verschiedenen Stellen über
Wettbewerb geredet worden. Ich hätte mir gewünscht,
dass sich der Bundeswirtschaftsminister klar zu den
Apotheken äußert. Ist es eigentlich richtig, dass sich die
versammelte Apothekerschaft gegen jede Form von
Wettbewerb wehrt und aus der zweiten Reihe der Union,
insbesondere der CSU, Einwände kommen, man solle
hier auf keinen Fall Wettbewerb zulassen?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was wollen Sie denn, Herr Berninger?)




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(C (D Was ich will, Herr Kollege Kampeter, ist relativ klar. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dann sagen Sie es!)


ch will Markt, auch im Apothekenbereich, und deswe-
en einen Unsinn wie das Mehrbesitzverbot oder das
remdbesitzverbot bei Apotheken abschaffen. Das ist
nsinn, der die Preise hochtreibt, die die Patienten be-

ahlen müssen. Sie haben die Chance, im Rahmen der
nsonsten wunderbar ausgestalteten Gesundheitsreform
aran etwas zu ändern. Die FDP hätte im Übrigen auch
ie Chance, zu unterstreichen, wie sehr sie für Wettbe-
erb eintritt. Das ist ein Bereich, der Ihnen bisher eher
orgen bereitet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ch glaube, dass ein Wirtschaftsminister, der anstrebt, für
ehr Wettbewerb zu sorgen, für diesen Bereich eine

lare Aussage treffen müsste. Das hat er bisher nicht ge-
an.

Ich meine, dass es eine ganze Reihe von Bereichen
ibt, in denen man etwas für Unternehmerinnen und Un-
ernehmer tun kann. Der Deutsche Juristentag diskutiert
ie Novelle des GmbH-Rechts. Das hört sich sehr tech-
isch an, sie ist aber zurzeit in den Händen der Juristen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Erst redet er zur Gesundheitspolitik, jetzt zur Rechtspolitik!)


ines muss uns doch Sorgen machen. Viele, die ein Un-
ernehmen gründen oder umgründen, wählen keine deut-
che Rechtsform, sondern melden ihre Firma in England
n und gründen eine Limited, weil unser System zu
chwerfällig ist und nicht die Bedürfnisse von kleinen
nd mittleren Unternehmen abbildet. Bei uns findet eine
ebatte auf den hinteren Rängen und ohne den Justiz-
inister statt. Teil dieser Auseinandersetzung sind die
echtspolitiker der Unionsfraktion. Der Bundeswirt-

chaftsminister, dessen Aufgabe es ist, gute Rahmenbe-
ingungen für Selbstständigkeit zu schaffen, hat sich
azu noch nie geäußert, auch in dieser Debatte nicht. Ich
ritisiere an diesem Wirtschaftsminister, dass er sich mit
en Problemen der kleineren und mittleren Unternehmen
icht beschäftigt, sondern sie allenfalls einmal in Sonn-
agsreden erwähnt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Bundeswirtschaftsminister, ich finde, es wäre
ngebracht, einmal Position zu beziehen: Soll es neben
er klassischen GmbH-Novelle weitere Liberalisierun-
en geben – das wollen die Rechtspolitiker der Unions-
raktion –, die zum Beispiel die Haftungsbeschränkung
ür Existenzgründer erleichtern und damit deren Risiko,
in Unternehmen zu gründen, eingrenzen, oder nicht?
enn Sie einen Beitrag in dieser Debatte leisten würden,
ürden es Ihnen die Unternehmerinnen und Unterneh-
er danken. Bisher haben Sie keinen solchen Beitrag

eleistet.

Letzte Bemerkung zur Unternehmensteuerreform.
er Kollege Ramsauer hat einiges rigoros abgelehnt,
as bisher geplant ist. Ich sage Ihnen, was meine größte






(A) )



(B) )


Matthias Berninger
Sorge ist: dass wir als Ergebnis der Auseinandersetzung
der großen Koalition die schlechtere beider Welten be-
kommen, nämlich eine Absenkung der Steuersätze für
die großen, relativ gut verdienenden Konzerne auf der
einen Seite und – damit das Ganze möglichst aufkom-
mensneutral ist – eine Gegenfinanzierung zulasten der
kleinen und mittleren Unternehmen auf der anderen
Seite.

Es reicht aber nicht, hier pauschale Äußerungen zu
machen. Ich erwarte von dem Wirtschaftsminister, dass
er in den Arbeitsgruppen, in denen er sitzt, dafür Sorge
trägt, dass die Unternehmensteuerreform nicht die gro-
ßen Unternehmen begünstigt und von den kleinen be-
zahlt wird. Eine Reihe von Vorschlägen, die jetzt auf
dem Tisch liegen, untermalen, dass wir besorgt sein
müssen. Vor diesem Hintergrund reicht es meiner Mei-
nung nach nicht aus, sich in Zeitungsinterviews zu äu-
ßern. Vielmehr müssen Sie sich in den Arbeitsgruppen
der Koalition für eine mittelstandsfreundliche Unterneh-
mensteuerreform einsetzen. Das haben Sie bisher nicht
getan.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604802300

Für die CDU/CSU-Fraktion hat das Wort Dr. Michael

Fuchs.


Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1604802400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr ge-
ehrter Herr Senator Wolf, ich freue mich, dass Sie die
Zeit gehabt haben, in den Plenarsaal zurückzukehren,
nachdem Sie hier eben gewaltige Worte gesprochen hat-
ten. Ich möchte einen Bezug zu Ihrer Politik in Berlin
herstellen. Die Arbeitslosigkeit in Berlin liegt mehr als
ein Drittel über dem Bundesdurchschnitt. Sie haben in
jedem der letzten drei Jahre einen Rückgang der Wirt-
schaftstätigkeit verzeichnen müssen. Dafür nur folgende
Zahlen: Das Wachstum im Saarland betrug im letzten
Jahr 2,7 Prozent, in Berlin minus 0,1 Prozent.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bravo!)


Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner von Berlin
liegt noch nicht einmal bei der Hälfte von Hamburg,
Frankfurt, Köln oder München.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Und dann hier solche Sprüche!)


Es gibt hier über 300 000 Arbeitslose. Für diese Politik
zeichnen Sie als Wirtschaftssenator verantwortlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich weiß nicht, mit welchem Recht Sie sich hierhin
stellen und den Bundeswirtschaftsminister kritisieren,
der dafür sorgt, dass wir in diesem Jahr 2,4 Prozent
Wachstum bekommen – das ist eine Tatsache –, wie das
Institut für Weltwirtschaft in Kiel voraussagt. Ein
Wachstum in dieser Höhe hat es in den letzten sechs, sie-

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(C (D en Jahren nicht mehr gegeben. Das führt dazu, dass sich ei uns etliches verbessert. Verehrte Frau Kollegin Lührmann, ich bin von Ihnen igentlich ein bisschen enttäuscht. Sie hatten die Geleenheit, mit dem Minister nach Malaysia und nach ndien zu reisen. Ich habe gedacht, Sie hätten ein bisshen besser aufgepasst und etwas gelernt. (Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hätte man denn lernen sollen?)


as scheint aber nicht der Fall zu sein. Der Minister
ollte überlegen, ob es Sinn macht, Sie noch einmal mit-
unehmen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Sache ist entschieden, Herr Kollege Fuchs! – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch albern!)


Lassen Sie mich zu den Fakten kommen. Ein Punkt
uss immer wieder erwähnt werden: Erstmals seit fünf

ahren entstehen in Deutschland wieder Arbeitsplätze
m sozialversicherungspflichtigen Bereich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


as ist die Folge unserer Politik. Wir haben gegenüber
em letzten Jahr 129 000 Arbeitsplätze im sozialversi-
herungspflichtigen Bereich mehr. Wenn es uns nun
icht gelingt, die Sozialversicherungssysteme zu sanie-
en, dann können wir ihre Sanierung sowieso vergessen.

Auch die Steuereinnahmen sprudeln. Die kritischen
aushälter haben errechnet, dass wir circa 3,5 Milliar-
en Euro mehr einnehmen, als ursprünglich geplant.
uch die Kommunen profitieren davon. Die Mainmetro-
ole – verehrter Herr Senator, nehmen Sie sich daran ein
eispiel – hatte für dieses Jahr 900 Millionen Euro Ge-
erbesteuereinnahmen geplant.


(Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE] führt an der Bundesratsbank ein Gespräch mit Harald Wolf, Senator [Berlin] – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Frau Präsidentin, die stört schon wieder!)


is Ende August sind bereits 1,22 Milliarden Euro ein-
egangen. Man rechnet in Frankfurt jetzt mit
,4 Milliarden Euro Einnahmen. Das ist eine positive
ahl, die einmal genannt werden muss.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Da freut sich der Senator auch!)


s wäre sehr erfreulich, wenn Sie das mit Ihrer Politik
uch hinbekämen. Aber davon sind Sie meilenweit ent-
ernt.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Er hat die Einnahmen auch! – Harald Wolf, Senator [Berlin]: Die steigen auch!)


Das Wachstum hat sich belebt. Genau das brauchen
ir. Auch da hat die Bundesregierung die Weichen rich-

ig gestellt. Ich erinnere nur an die diversen neuen Pro-
ramme, die wir bei der KfW aufgelegt haben. Auch






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs
dazu eine Zahl. Es sind mittlerweile Mittel in der Grö-
ßenordnung von 7,5 Milliarden Euro abgerufen worden.
Zum Vergleich: Im letzten Jahr waren es weniger als
2 Milliarden Euro.

Das CO2-Programm – das muss doch in Ihrem Sinne
sein –


(Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch kein neues Programm der großen Koalition!)


hat sich bewährt. Die Mittel werden kräftig abgerufen.
Das Gebäudesanierungsprogramm hat sich bewährt.
Auch diese Mittel werden kräftig abgerufen. Das alles
sind Maßnahmen, die wir zur Verbesserung der Situation
des Mittelstands ergriffen haben. Das war dringend not-
wendig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Aber wir sind noch lange nicht am Ende damit. Es ist
notwendig, dass wir weitere Maßnahmen ergreifen. Ich
bin mir bewusst, dass die Belastungen für die Bürgerin-
nen und Bürger, die wir aufgrund der fatalen Haushalts-
situation für das nächste Jahr planen mussten, weitere
Maßnahmen nach sich ziehen müssen. Wir wollen, dass
sich in Deutschland Leistung lohnt. Wir wollen die Leis-
tungsträger fördern. Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen
von der SPD – Sie sind ja unsere neuen Freunde, wie
Herr Stiegler eben deutlich gesagt hat –,


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Verwandte kann man sich nicht aussuchen!)


ich habe mich so richtig gefreut, als mein Landesvater
– ich bin Rheinland-Pfälzer – den alten Spruch von
Helmut Kohl aus dem Wahlkampf 1982 kopiert hat.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Er meint andere Leistungsträger!)


Kopiert wird eigentlich immer nur etwas Positives, et-
was Gutes. Insofern finde ich diese Kopie – „Leistung
muss sich wieder lohnen“; da hat er Recht – völlig in
Ordnung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Auf diese Art das Signal zu setzen, dass wir die Leis-
tungsträger in der kommenden Zeit unterstützen, halte
ich für notwendig und richtig.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Dazu gehört aber auch die Krankenschwester!)


Deswegen werden wir verstärkt Bürokratie abbauen.
Das erste Mittelstandsentlastungsgesetz ist in trockenen
Tüchern. Kurz vor der Sommerpause haben wir es ver-
abschiedet. Das zweite wird noch in diesem Jahr kom-
men. Es wird in allen Ressorts intensiv daran gearbeitet.
Wir werden beweisen, dass es möglich ist, diesen Mo-
loch Bürokratie zu reduzieren.

Wir werden das Standardkostenmodell jetzt konse-
quent anwenden. Ich hoffe, dass wir die Basiszahlen bis
zum Sommer nächsten Jahres haben werden. Darauf ba-

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(C (D ierend werden wir mit weiteren Abbaumaßnahmen beinnen. Das alles ist in trockenen Tüchern und läuft. Der Normenkontrollrat wird nächste Woche bekannt egeben und noch bis zum Ende dieses Jahres seine Areit aufnehmen. Das ist ein weiteres Signal an die Wirtchaft und genau das richtige. Wir sollten das gemeinam voranbringen. Ich bin mir sicher, dass wir mit der nterstützung unseres Wirtschaftsministers da auf dem ichtigen Weg sind. (Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bürokratie aufbauen, um Bürokratie abzubauen, großartig!)


Noch ein Wort zu den Steuersystemen. Deutschland
efindet sich im Wettbewerb der Steuersysteme. Machen
ir uns bitte nichts vor: Wenn wir kein vernünftiges
teuersystem haben, wenn es uns nicht gelingt, eine ver-
ünftige Unternehmensteuerreform auf die Bahn zu
ringen, dann werden wir noch mehr Standortprobleme
aben. Wir leben nicht in einem Glashaus. Wir können
icht so tun, als sei alles, was um uns herum passiert,
gal. Im Gegenteil: Wir müssen diesen Wettbewerb an-
ehmen. Deswegen werden wir eine Steuerreform ma-
hen, die den Unternehmen hilft.

Die Steuerreform muss rechtsformneutral sein. Es
ann nicht angehen, dass die Personengesellschaften und
ie mittelständischen Betriebe mehr belastet werden als
ie großen Betriebe. Da bin ich völlig der Meinung von
errn Berninger. Wenn er mir zuhörte, würde er das

uch merken. – Wir werden deswegen unbedingt darauf
chten müssen, dass wir bei den Personengesellschaften
öglichkeiten schaffen, zum Beispiel durch Thesaurie-

ung,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Da war ja Einigkeit!)


ie eine Kompensation für den höheren Steueransatz,
er dort notwendig ist, gewährleisten.

Dieses Thema müssen wir uns vornehmen. Das muss
chnell gehen. Da muss Sicherheit geschaffen werden.
s darf auch nicht mehr so sein, dass jemand irgendet-
as vor sich hin plappert. Gott sei Dank hat die Kanzle-

in letzte Woche sehr deutlich gemacht, dass mit der
ubstanzbesteuerung Schluss sein muss. Zinsen dürfen
icht besteuert werden. Das sind Kosten der Unterneh-
en und die müssen absetzbar sein. Auch da werden wir

orankommen.

Bei einem Punkt weiß ich, dass wir noch nicht so
anz einig sind. Aber auch da, glaube ich, werden wir
ie richtigen Wege finden. Wir müssen bei Hartz IV
och Veränderungen vornehmen. Dass dieser Posten das
isiko in unserem Haushalt ist, wissen wir alle; darüber
rauchen wir, glaube ich, nicht zu streiten.

Folgendes ärgert mich. Ich komme aus dem schönen
heinland, aus einer der schönsten Weingegenden, die
s in Deutschland gibt, nämlich an der Mosel. – Ich
eiß, dass der Wirtschaftsminister als Franke jetzt zum

rsten Mal mit mir uneinig ist; aber ich werde dich ir-
endwann noch überzeugen. – An der Mosel gibt es
rntehelfer. Lieber Kollege Stiegler, ich lade Sie ein,
it mir gemeinsam dort hinzugehen.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs

(Martin Zeil [FDP]: Er könnte ein bisschen helfen!)


Es ist trotz rund 20 Prozent Arbeitslosigkeit in der Re-
gion nicht möglich, 60 Deutsche zu finden – das sind die
berühmten 10 Prozent –, die mit in den Weinberg gehen.
Daran müssen wir arbeiten; dafür müssen wir Lösungen
finden.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist doch auch die Politik von Franz Müntefering!)


Es kann nicht sein, dass sich die Leute vor dieser Arbeit
drücken. Das dürfen wir nicht zulassen. Ich bin aber si-
cher, dass wir gemeinsam dafür Lösungen finden wer-
den.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604802500

Herr Kollege, kommen Sie zum Schluss, bitte.


Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1604802600

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, lassen Sie uns

festhalten: Das Wirtschaftswachstum steigt, die Arbeits-
losigkeit sinkt, wir schaffen sozialversicherungspflich-
tige Arbeitsplätze. Wir sind auf einem guten Weg und
daran hat der Bundeswirtschaftsminister einen großen
Anteil.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Und sein Koalitionspartner!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604802700

Für die SPD-Fraktion spricht die Kollegin Ute Berg.


Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1604802800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Dass gegen Ende der Wirtschaftsdebatte die erfreuliche
Botschaft, dass die deutsche Wirtschaft wächst, und
zwar so stark wie schon seit fünf Jahren nicht mehr, be-
reits häufiger verkündet wurde, ist ganz normal. Dass
diese Tatsache nicht allein, wie in der Vergangenheit, der
Exportwirtschaft zuzuschreiben ist, sondern wenigstens
in zarten Ansätzen auch der Binnenkonjunktur, ist be-
sonders erfreulich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Parallel dazu geht die Zahl der Arbeitslosen um etwa
eine halbe Million zurück. Das ist ebenfalls ausgespro-
chen erfreulich, wenn auch überhaupt kein Grund zur
Euphorie, wenn man sieht, dass immer noch 4,3 Millio-
nen Menschen ohne Arbeit sind.

Die positive Botschaft möchte ich aber jetzt noch ein-
mal ganz klar ins Blickfeld rücken, und zwar aus folgen-
den Gründen: Erstens höhlt natürlich steter Tropfen den
Stein. Zweitens möchte ich aber einen Gegenpart zu de-
nen setzen, die sich immer noch – wir haben das auch
heute wieder gehört – in Schwarzmalerei und düsteren

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(C (D rognosen ergehen und damit der realen Lage einfach icht gerecht werden. Wir kennen das schon aus der letzen Legislaturperiode zur Genüge, als ein noch viel gröerer Chor permanent den Untergang des Abendlandes esang und damit Land und Leute verunsicherte. Noch inmal: Die Lage ist besser, als von vielen prognostiiert. Nun ist es bekanntlich so, dass der Erfolg viele Väter der auch Mütter hat. In diesem Fall sind es natürlich die nternehmen – Rainer Wend hat zu Recht darauf hingeiesen – und ihre Mitarbeiter, die durch ihren Einsatz eien maßgeblichen Beitrag zur Aufwärtsentwicklung eleistet haben. Die Konsumenten haben für entsprehende Nachfrage gesorgt, auch wenn die Sparquote in eutschland nach wie vor sehr hoch ist. Aber ebenso das möchte ich an dieser Stelle ebenfalls betonen – der ix von angebotsund nachfrageorientierter Wirt chaftspolitik hat dazu beigetragen, dass es in Deutschand wieder aufwärts geht. Wenn sich Politikerinnen und Politiker bei negativen ntwicklungen schon immer verprügeln lassen müssen, önnen wir jetzt, finde ich, auch ruhig einmal ein paar treicheleinheiten einfordern. ir haben in den letzten Jahren unter anderem durch rastische Steuersenkungen die Unternehmen, speziell ie Personengesellschaften, also die Angebotsseite, getärkt. Von der geplanten Senkung der Lohnnebenkosen werden wiederum Unternehmen, aber natürlich auch rbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren. 2008 darauf wurde schon mehrfach hingewiesen – wird es ine Unternehmensteuerreform geben, die weitere Voreile bringt. Gerade mit unseren jüngsten Maßnahmen haben wir ber auch die Nachfrageseite deutlich gestärkt. Wir haen ein Investitionsprogramm von 25 Milliarden Euro ufgelegt, trotz der erheblichen Sparzwänge, denen wir, ie jeder weiß, unterliegen. Zu diesem Programm gehö en auch die 6 Milliarden Euro, die zusätzlich in Forchung und Entwicklung und damit in Zukunft investiert erden. Um die Binnennachfrage in Deutschland weiter anzuurbeln, gibt es nun zunehmend Forderungen, die Tarifntwicklung in Deutschland wieder deutlicher am Prouktivitätsfortschritt auszurichten. Angesichts der hohen reislichen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehen und der überwiegend rückläufigen Arbeitskosten ist ies sicher ein Erfolg versprechender Weg zur Stärkung er Gesamtnachfrage in Deutschland. Darüber sollte an durchaus nachdenken. Um die deutsche Volkswirtschaft aber langfristig und achhaltig zu stärken, müssen wir natürlich vor allem in ie Innovationsfähigkeit Deutschlands investieren. Wir üssen diese Innovationsfähigkeit erhalten und mög ichst steigern. Wir müssen erreichen, dass Wissenchaftlerinnen und Unternehmerinnen – auch die Mäner sind gemeint – das erfinden und das tun, was andere och nicht können und noch nicht tun. Mit der Highechstrategie siedeln wir die Themen Forschung und Ute Berg Innovationen ganz oben auf der Prioritätenliste an und fordern andere, nämlich die Länder und die Wirtschaft, auf, mitzuziehen. (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


Der Haushaltsentwurf 2007, über den wir hier disku-
tieren, spiegelt diese Schwerpunkte wider. Immerhin
19 Prozent mehr Mittel gibt es im nächsten Jahr im
Haushalt des Wirtschaftsministeriums für Forschung
und Entwicklung im Mittelstand. Dieser deutliche
Aufwuchs verstärkt sich sogar bis 2009.

Zwei Aspekte sind mir dabei besonders wichtig:

Erstens. Wir setzen mit den stetigen Erhöhungen der
Mittel für diese Programme ein Signal für Kontinuität
und schaffen eine dauerhafte und verlässliche Planungs-
grundlage, die, wie wir alle, die wir Unternehmen besu-
chen, wissen, von entscheidender Bedeutung für sie ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Zweitens. Wir zielen mit unseren Programmen für
den Mittelstand darauf ab, dass die Forschungsergeb-
nisse schneller als bisher in marktfähige Produkte mün-
den.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


„Aus Ideen werden Taten“, so formuliert die Bundes-
regierung im Rahmen ihrer Hightechstrategie. Man
könnte auch formulieren: Aus Ideen werden schneller
Taten. Wir verschaffen der Wirtschaft damit wichtige
Impulse und verbessern die Wettbewerbsbedingun-
gen. In der Praxis heißt das vor allem, Vernetzung und
Kooperation zu fördern. Die bekannten und bewährten
Programme des Wirtschaftsministeriums wie Pro Inno,
Inno-Watt und IGF werden wir weiterführen und aus-
bauen.

Darüber hinaus wird es ein neues Förderangebot ge-
ben: die Forschungsprämie. Dabei ist allerdings das
BMBF federführend. Es ist aber letztlich egal, wer gute
Dinge tut, die der Wirtschaft und der Wissenschaft hel-
fen.


(Ulrike Flach [FDP]: Das freut Herrn Glos!)


Diese Forschungsprämie soll die Wissenschaftseinrich-
tungen motivieren, sich stärker auf wirtschaftsrelevante
Themen einzulassen. Diese Prämie sollen Hochschulen
und Forschungseinrichtungen erhalten, die Forschungs-
aufträge kleiner und mittelständischer Betriebe ausfüh-
ren. Auch auf diese Art können Kooperationen und Ver-
netzungen unterstützt werden.

Existenzgründern und kleinen und mittelständischen
Unternehmen den Zugang zu Finanzierungsmöglichkei-
ten zu verbessern, ist ein weiteres Ziel. Hier helfen wir
zum Beispiel mit dem Hightechgründerfonds und dem
ERP-Innovationsprogramm.

Die Attraktivität und Innovationsfähigkeit eines Wirt-
schaftsstandortes bemisst sich aber auch an der Verfüg-
barkeit und Qualität seiner Arbeits- und Fachkräfte.
Dazu erreichen uns in diesen Tagen gegensätzliche

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(C (D achrichten. Auf dem Ausbildungsstellenmarkt bleibt ie Situation weiter angespannt. Die Lage hat sich im ergleich zum Vorjahr sogar verschlechtert. Die BA echnet mit einem leichten Zuwachs bei den Bewerberahlen und gleichzeitig mit einem leicht rückläufigen ngebot an Ausbildungsstellen. Optimistischen Schät ungen zufolge werden Ende des Monats 47 000 unverittelte Jugendliche 12 000 unbesetzten Ausbildungs tellen gegenüberstehen. Das ist eine Besorgnis rregende Situation. Die gute Nachricht kommt von den Hochschulen. 005 haben mehr als 250 000 Studierende ihr Studium bgeschlossen. Im Vergleich zum Vorjahr gab es eine teigerung um 9 Prozent. Besonders erfreulich ist dabei ie Steigerung der Zahl der Absolventen um 26 Prozent m Fach Informatik. Das ist ein neuer Höchststand. Hohe uwachsraten gibt es aber auch bei der Mathematik, den aturwissenschaften und den ingenieurwissenschaftli hen Studiengängen. Für den Technologiestandort eutschland und seinen Bedarf an hoch qualifiziertem ersonal ist das natürlich ermutigend. Die verlässliche nd investive Hochschulpolitik des Bundes der letzten ahre – ich schaue jetzt Edelgard Bulmahn an, die dafür erantwortlich war –, unter anderem in Form von AföG-Leistungen an Studierende, aber auch die konrete Förderung technischer und naturwissenschaftlicher rojekte an den Hochschulen tragen ihre Früchte. Frau Kollegin, darf ich Sie an Ihre Redezeit erinnern? Ich komme zum Schluss. Bitte. Ich bin sicher: Mit der Hightechstrategie, der Konzen ration auf den innovativen Mittelstand und den Investiionen in die Begabungen und Fähigkeiten der Menschen n den Unternehmen werden wir auch in der Wirtschaftsolitik positive Erfolge erzielen. Danke. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604802900
Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1604803000
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604803100
Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1604803200


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604803300

Nächster Redner ist der Kollege Kurt Rossmanith,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt kommt endlich mal wieder ein bisschen Stimmung auf!)



Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1604803400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren Kollegen! Erfreulich ist, dass wir alle uns zumin-






(A) )



(B) )


Kurt J. Rossmanith
dest über die vorliegenden Daten und Zahlen einig sind.
Die OECD sagt voraus, dass unsere Wirtschaft dieses
Jahr um 2,2 Prozent wächst. Dabei muss man berück-
sichtigen, dass die OECD in ihren Prognosen immer et-
was zurückhaltend ist. Also: Die Wirtschaft wächst wie-
der.

Wir haben 15 Prozent weniger Unternehmensinsol-
venzen. Wir haben eine halbe Million weniger Arbeits-
lose als im vergangenen Jahr. Wir haben einen rasanten
Anstieg der Zahl derjenigen, die sich dazu berufen füh-
len, etwas zu unternehmen, und die deshalb Unterneh-
men gründen. Deswegen, aber auch, weil wir die Konso-
lidierung des Haushaltes ernst nehmen, werden wir in
diesem Jahr – das kann man in diesem Monat schon mit
Sicherheit sagen – die EU-Defizitkriterien erfüllen.

Das sind durchaus Daten, die man verkünden sollte.
Neben unserer sehr vernünftigen Politik und neben den
im vergangenen und in diesem Jahr geschaffenen Rah-
menbedingungen sind es die Bürgerinnen und Bürger
draußen im Lande, die für die positive Entwicklung
verantwortlich sind. Sie haben nämlich wieder Mut ge-
fasst. Diese Entwicklung sollten wir nicht von vornher-
ein wieder negieren.

Aber der Herr Kollege Brüderle – das zieht sich durch
die ganze Woche – tut genau dies. Ich habe die FDP bis-
her immer sehr geschätzt.


(Martin Zeil [FDP]: Sie ist auch eine der besten Parteien! – Zurufe von der SPD)


– Ja, ich sage nur die Wahrheit. Wir als Abgeordnete
sind dem deutschen Volk und der Wahrheit verpflichtet.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ludwig Stiegler [SPD]: Jetzt bitte nicht fremdgehen! Keinen Seitensprung!)


Deshalb sage ich: Ich schätze durchaus die eine oder an-
dere Idee der FDP, gerade im Wirtschaftsbereich.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Keine Schmusereien mit der falschen Seite!)


Es ist aber unverständlich, dass Sie ständig auf den alten
Zopf Mehrwertsteuererhöhung, egal ob es passt oder
nicht, hinweisen.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das ist doch das Entscheidende!)


Herr Kollege Brüderle, setzen Sie sich doch einmal
aufs Fahrrad und fahren von Ihrem Heimatort aus in
Richtung Westen nach Frankreich. Dort gibt es eine
Mehrwertsteuer von 19,6 Prozent. Ich war dieses Jahr
mit dem Fahrrad in Österreich unterwegs. Dort gibt es
20 Prozent Mehrwertsteuer.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Aber weniger Einkommensteuer!)


Ein Schleswig-Holsteiner wird vielleicht mit dem Fahr-
rad nach Dänemark fahren. Dort gibt es 25 Prozent
Mehrwertsteuer. Mit Ausnahme der Schweiz, die nicht
zur EU gehört und die einen sehr niedrigen Mehrwert-
steuersatz hat,

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(C (D (Ludwig Stiegler [SPD]: Aber dafür viel Schwarzgeld!)


aben alle anderen Länder um uns herum einen höheren
ehrwertsteuersatz als wir. Lassen Sie also diese Ge-

chichte!

Wir werden den jetzt sichtbaren Aufschwung auch
m Jahr 2007 haben. Ich garantiere Ihnen: Wir werden
och nicht einmal die von manchen Pessimisten befürch-
ete Delle zu Anfang des Jahres haben. Dies ist auch
ichtig, weil wir nur dann bei der Konsolidierung des
aushaltes erfolgreich sein können, wenn sich dieser
ufschwung fortsetzt. Die Konsequenz ist logischer-
eise, dass wir die Arbeitslosenzahl senken und dafür

orgen müssen, dass die Steuereinnahmen steigen.

Man kann Subventionen durchaus kritisch sehen.
ber man kann Subvention nicht gleich Subvention set-

en. Ich muss wissen, welche Subvention sich konsum-
iv auswirkt. Die muss nämlich weg. Konjunkturför-
ernde Subventionen müssen wir aber ausbauen oder
umindest beibehalten.

Liebe Frau Kollegin Ulrike Flach, der Anstieg um
Prozent muss im Zusammenhang mit dem 25-Milliar-
en-Investionsprogramm gesehen werden. Darum geht
s. Sie sollten sagen: Gut, dass Sie das gemacht haben.
as unterstützen wir. Damit leisten wir unseren Beitrag
azu, dass die Menschen wieder Arbeit finden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Bundesminister Glos, wir werden über viele
aushaltsposten des Einzelplans 09, Wirtschaft und
echnologie, diskutieren müssen. Wir müssen über die
ittelstandspolitik, die Forschungspolitik und die Aus-

andswirtschaft sprechen. Wir müssen den Export stär-
en, aber auch dafür sorgen, dass ausländische Investo-
en bei uns investieren.

Frau Kollegin Flach, ich muss Sie noch einmal an-
prechen. Ich stelle mich vor unsere Raumfahrtindus-
rie, vor die auf diesem Gebiet tätigen Unternehmen,
ber auch vor das Deutsche Zentrum für Luft- und
aumfahrt. Die Mitarbeiter lasse ich von niemandem in
iesem Hause schlechtreden. Sie leisten eine hervorra-
ende Arbeit. Sie sind bei uns für Hochtechnologie zu-
tändig. Sie schaffen Arbeitsplätze.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Ernst Burgbacher [FDP]: Die hat doch niemand schlechtgeredet!)


eute Nachmittag wird die amerikanische Raumfähre
Atlantis“ wieder zur Raumstation ISS starten. Sie wird
uch deutsche Technologie an Bord haben. In diesem
usammenhang danke ich all denjenigen, die daran be-

eiligt sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604803500

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Flach?






(A) )



(B) )


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1604803600

Aber selbstverständlich.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604803700

Bitte.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1604803800

Danke schön, Kollege Rossmanith. – Ist Ihnen nicht

aufgefallen, dass ich sehr deutlich in Ihrem Sinne ge-
sprochen habe? Deswegen frage ich Sie: Wie werden Sie
eigentlich damit fertig, dass es in dieser Bundesregie-
rung über das Thema Raumfahrt offensichtlich nur einen
sehr unverbindlichen Diskurs gibt? Wenn ich die ent-
sprechende Broschüre zur Hand nehme, muss ich diesen
Eindruck gewinnen. Das habe ich bemängelt.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Die Taten sind besser als die Broschüren!)



Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1604803900

Verehrte Frau Kollegin, Sie haben kritisiert, dass wir

kein Konzept für die Raumfahrt hätten. Die Situation
wird weder vom Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt noch von der Industrie noch von der beglei-
tend tätigen Politik auch nur annähernd so beschrieben
wie von Ihnen. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ha-
ben Sie Ihre Aussage in Ihrer Frage korrigiert. Dafür bin
ich Ihnen dankbar.


(Ulrike Flach [FDP]: Ich habe es richtiggestellt!)


Wir werden auf diesem Weg gemeinsam voranschrei-
ten. Wir werden auch auf dem Sektor der Luft- und
Raumfahrt erfolgreich sein. Deutschland ist ein Hoch-
technologieland. Neben den Werften, die ich nicht ver-
gessen will, ist die Luft- und Raumfahrt dabei ein ganz
wesentlicher Faktor.

Der Tourismus – ich sehe gerade den Koordinator –
ist auch ein wichtiger Bereich.

Eine anerkennende Anmerkung zur Wismut GmbH.
Ich will jetzt nicht auf die Höhe der Kosten eingehen.
Wir haben noch rund 180 Millionen Euro zu leisten. Auf
diesem Gebiet wird großartige Arbeit geleistet. Die
Landschaft zwischen dem Süden Thüringens und Sach-
sen wurde kultiviert und landschaftlich so hergestellt,
wie man sich die Region zwischen dem Erzgebirge und
dem Elbsandsteingebirge gerne vorstellt. Dafür ist den
Menschen, die daran mitgearbeitet haben, aber auch al-
len Bundesregierungen, die dieses Projekt seit Beginn
mitgetragen haben, zu danken.

Eine Bemerkung zur Steinkohle, über die schon viel
gesagt worden ist. Leider Gottes verrinnt die Zeit. Herr
Bundesminister Glos, ich will das, was wir erwarten und
benötigen, deshalb ganz kurz in drei Punkten zusam-
menfassen: Erstens. Es muss eine Entscheidung zwi-
schen den Verantwortlichen gefunden werden, das heißt,
zwischen der Bundesregierung, den Landesregierungen
– in erster Linie der von NRW – und der RAG.


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])


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(C (D ir brauchen zweitens eine Klärung der künftigen truktur der RAG und drittens klare Aussagen über die nergiepolitischen Ziele der Bundesregierung. atürlich ist hierbei auch Bundesminister Gabriel geragt. Es kann nicht gehen, wie Frau Lührmann – – Herr Kollege Rossmanith, da die drei Sätze zu Ende ind und Sie Ihre Redezeit so deutlich überschritten haen, bitte ich Sie, zum Ende zu kommen. Noch ein Satz, Frau Präsidentin. Ich bedanke mich, ass Sie mir meinen Schlusssatz noch gewähren. Daüber freue ich mich. Sie haben gesehen: Es gibt wirklich sehr viele und ineressante Themen – man könnte fast eine Stunde daüber sprechen –, ie wir in den Beratungen des Haushaltes auf uns nehen werden. Ich freue mich schon auf diese Beratungen. angweilig wird uns im Haushaltsausschuss mit Sichereit nicht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604804000
Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1604804100

(Heiterkeit)


(Heiterkeit)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604804200

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin

nnette Faße, SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Endlich etwas Erfreuliches!)



Annette Faße (SPD):
Rede ID: ID1604804300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Welt zu Gast bei Freunden“ lautete das Motto der
ußballweltmeisterschaft in diesem Jahr. „Zu Gast bei
reunden“ sollen sich weiterhin die deutschen Gäste in
eutschland und die ausländischen Gäste bei uns fühlen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


m WM-Sommer 2006 hat sich Deutschland als Gast-
and hervorragend präsentiert. Die Zahl der Übernach-
ungen in Beherbergungsstätten und auf Campingplätzen
n Deutschland ist im Vergleich zum Juni 2005 um
Prozent auf 35,4 Millionen gestiegen.


(Beifall bei der SPD)


azu hat insbesondere der kräftige Zuwachs der Anzahl
er Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland mit
inem Plus von 31 Prozent beigetragen. Wir gehen da-
on aus, dass sich die Fußballweltmeisterschaft und
uch die Fußballweltmeisterschaft der Mental Behinder-
en nachhaltig positiv auf den Tourismus in Deutsch-
and auswirken werden.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Annette Faße
Die Bundesregierung und die sie tragenden Fraktio-
nen werden weiterhin alles tun, um diesen boomenden
Wirtschaftszweig, den Tourismus, zu unterstützen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ernst Burgbacher [FDP]: Mehrwertsteuer!)


Das bezieht sich nicht nur auf den Haushalt, über den
wir im Moment diskutieren, sondern wir finden auch
– denn der Tourismus ist eine Querschnittsaufgabe – in
vielen anderen Haushalten entsprechende Haushaltstitel.

Lassen Sie mich noch einmal deutlich machen, wie
wichtig der Tourismus für die wirtschaftliche Entwick-
lung in Deutschland ist: 8 Prozent des Bruttoinlandpro-
duktes werden in diesem Bereich erarbeitet. 2,8 Millio-
nen Menschen sind in diesem Bereich tätig. Dort wird in
zwölf Berufen ausgebildet. An dieser Stelle sei noch ein-
mal laut gesagt: In diesem Bereich gibt es noch freie
Ausbildungsplätze, und zwar auch in den neuen Bundes-
ländern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ganz wichtig ist für uns natürlich die Werbung um
Ausländer, die in Deutschland Urlaub machen sollen.
Dafür ist die DZT ein guter, sachverständiger und kom-
petenter Partner. Die DZT ist in Verbindung mit den
Bundesländern auch für die Inlandswerbung zuständig.
Wir halten die Zusage aus dem Koalitionsvertrag ein, die
DZT weiterhin auf hohem Niveau zu unterstützen. Im
Haushalt haben wir 24,974 Millionen Euro angesetzt.
Das ist die gleiche Summe wie im letzten Jahr. Ich bin
froh, dass es keine Kürzungen gibt; das sage ich ganz
deutlich. Ich würde mich natürlich über jeden Euro mehr
freuen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mein Dank gilt an dieser Stelle den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern, die weltweit für den Deutschlandtou-
rismus tätig sind, häufig in Verbindung mit Instituten
oder unseren Industrievertretungen in anderen Ländern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Der Titel „Förderung der Leistungssteigerung im
Tourismusgewerbe“ beträgt wieder 1,4 Millionen Euro.
Für mich ist sehr wichtig, dass wir den größten Anteil
hiervon, nämlich 750 000 Euro, in den Bereich Weiter-
bildung im Tourismus investieren, indem wir das Deut-
sche Seminar für Tourismus in Berlin massiv unterstüt-
zen. Aber wir haben auch Geld zur Verfügung, um
Grundlagenuntersuchungen zu machen und um einzelne
Projekte, die den Tourismus voranbringen sollen, zu un-
terstützen. Damit, meine ich, können wir uns auch wei-
terhin aktiv für den Tourismus in Deutschland einsetzen.

Die Tourismuswirtschaft profitiert generell von der
mittelstandsfreundlichen Politik der Bundesregie-
rung. Lassen Sie mich darauf hinweisen, dass es zwei
Haushaltstitel gibt, in denen die Tourismuswirtschaft
massiv mit im Spiel ist: zum einen bei den GA-Mitteln
und zum anderen beim ERP-Sonderprogramm. Ein gro-
ßer Teil dieser Gelder ist in die touristische Infrastruktur

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(C (D eflossen. Wir gehen davon aus, dass auch in Zukunft lle Chancen genutzt werden, insbesondere auch die öglichkeiten in Richtung Osten. Wir haben mit dem uständigen Minister aus Mecklenburg-Vorpommern art gerungen, um auch für Hotels und die Gastronomie ine Öffnung zu erreichen, damit das Geld genutzt weren kann. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir bekommen auch aus den Haushalten anderer
inisterien finanzielle Hilfen. Ich möchte aus jedem

ieser Haushalte nur einen Punkt aufgreifen: Der ge-
amte Bereich Familienerholung, Jugendwerke, Jugend-
ildung und Jugendherbergen findet sich nicht in unse-
em Haushalt, sondern im Haushalt des BMFSFJ; das ist
in großer Brocken.

Lassen Sie mich eines besonders hervorheben – es
urde nämlich einmal kritisch darüber diskutiert, ob das

o bleiben sollte –: Wir haben die NatKo, die Nationale
oordinationsstelle Tourismus für Alle e.V., die sich da-

ür einsetzt, die Reisemöglichkeiten für Behinderte zu
erbessern, im Gesundheitsministerium angesiedelt. Ich
reue mich sehr, dass wir diese Stelle so wie bisher erhal-
en konnten, und hoffe, dass sie weiterhin gut arbeitet.

Im Haushalt des Umweltministeriums sind etliche
nsätze enthalten, die sich mit ökologisch verträglichem
ourismus befassen; das begrüße ich sehr. Im Haushalt
ür Landwirtschaft sind der Bereich Urlaub auf dem
auernhof und damit auch Chancen für die Entwicklung
er ländlichen Räume zu finden.

Ich meine, dass wir dem Wirtschaftszweig Tourismus
it diesem Haushaltsentwurf in den verschiedenen Ein-

elplänen gerecht werden. Ich erwarte, dass wir weiter-
in auf die Vielfalt und Qualität der Angebote in
eutschland setzen. Ich sage an dieser Stelle klar und
eutlich: Wir müssen mit unserer Wirtschafts- und Ar-
eitsmarktpolitik dazu beitragen, dass sich in Zukunft
ehr Menschen Urlaub in Deutschland leisten können.


(Dr. Michael Meister hat das der Finanzminister gehört! Danke schön. Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Wir kommen damit zur Schlussrunde. Als erstem edner erteile ich das Wort dem Bundesfinanzminister eer Steinbrück. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604804400


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1604804500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

amen und Herren! Ich möchte mich für die erste Le-
ung des Bundeshaushalts 2007 bedanken. Die Mann-
chaftsaufstellung, der Ablauf, der Austausch der Argu-
ente und gelegentlich auch die rhetorischen Effekte






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
waren nicht immer voller Überraschungen. Aber ich
stelle fest: Wir alle ziehen an einem Boot, die Opposi-
tionsfraktionen zwar gelegentlich in eine andere Rich-
tung und nicht zur selben Zeit, aber zumindest die Koali-
tionsfraktionen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Ich will daran erinnern: In meiner Rede zur Einbrin-
gung des Haushalts habe ich dafür geworben – mir ist
daran gelegen, das auch heute zu unterstreichen –, die
derzeit erfreuliche und hoffentlich anhaltend gute Ent-
wicklung des Wirtschaftswachstums, des Arbeitsmarktes
und der Steuereinnahmen nicht in Euphorie umschlagen
zu lassen. Tatsächlich haben wir die strukturellen Pro-
bleme in der Haushalts- und Finanzpolitik bisher nicht
gelöst. Ehrlicherweise müssen wir auch der jüngeren
Generation unter der Überschrift soziale Gerechtigkeit
sagen: Die Generationsgerechtigkeit ist durch die Situa-
tion, die wir im Augenblick bei Haushalt und Finanzen
vorfinden, keineswegs gewährleistet. Der Vorwurf der
jüngeren Generation, dass wir uns mehr leisten, als wir
zuvor selbst geleistet haben, ist berechtigt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Richtig ist: Die Koalition hat mit dem Haushalt 2006
sehr gezielt einen die Konjunktur stützenden Haushalt
vorgelegt, der, wie ich glaube, mit dazu beiträgt, dass
sich die Horizonte momentan aufhellen. Wir alle wissen,
dass der Haushaltsentwurf 2007 der Einstieg – ich sage
sehr bewusst: Einstieg – in einen Konsolidierungskurs
ist.

Ich bestätige gerne, dass die Kritik von Frau Hajduk
– sie wurde auch von vielen anderen Rednern vorgetra-
gen – durchaus Gewicht hat, die darauf abzielt, dass die
Senkung der Nettokreditaufnahme „bloß“ auf
20,5 Milliarden Euro im Jahre 2010 definitiv kein
Durchbruch ist. Das ist eine Einschätzung, die ich teile.
Man kann dem entgegenhalten, wenn man das 25-Mil-
liarden-Euro-Wachstums-und-Impulsprogramm dagegen-
rechne, habe man es jahresdurchschnittlich mit einer Ab-
senkung um weitere 6 Milliarden Euro zu tun. Unter
dem Strich können wir aber bei der bisherigen mittelfris-
tigen Finanzplanung nicht behaupten, dass bei einer
Nettokreditaufnahme von 20,5 Milliarden Euro im Jahre
2010 eine wirkliche Verringerung des Tempos der Neu-
verschuldung stattfindet.

Das zwingt in meinen Augen zu der Schlussfolge-
rung, dass eventuelle, hoffentlich entstehende Mehr-
einnahmen aus der Wachstumsentwicklung und Effi-
zienzgewinne auf der Ausgabenseite einer weiteren
Absenkung der Nettokreditaufnahme zugeführt werden
müssen


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


und/oder in Investitionen gesteckt werden müssen, je-
denfalls nicht konsumtiv verausgabt werden können.
Über das Verhältnis – wie viel soll zur Senkung der Net-
tokreditaufnahme verwendet werden, wie viel soll in die

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(C (D ukunft investiert werden? – kann man reden; darüber ird es Debatten geben, aber das Prinzip sollte unstrittig ein, auch im Lichte dieses Haushaltes. Denn nur so veringern wir das Verschuldungstempo – von einer Entchuldung sind wir nach wie vor entfernt – und nur so önnen wir Verbesserungen erreichen bei einem anderen roblem, das wir gelegentlich unterschätzen: die unünstige Struktur unserer Ausgaben, die eindeutig zu tark vergangenheitsorientiert und zu wenig zukunftsrientiert sind. Frau Lührmann fragte, warum wir das, was in diesem ahr an Mehreinnahmen hereinkommt, nicht komplett ür die Absenkung der NKA verwenden. Ich habe davon esprochen, dass wir den Löwenanteil dafür einsetzen. er Grund, Frau Lührmann, liegt darin, dass wir es im ugenblick mit einer etwas angespannten Kapitalmarkterfassung eines Unternehmens zu tun haben und man ich sehr genau überlegen muss, ob man die vorgeseheen Platzhaltergeschäfte noch in diesem Jahr macht oder ann, wenn die Kursentwicklung wieder etwas günstiger st. Das ist die einfache Erklärung dafür und ich denke, ass Frau Hajduk das auch vermitteln kann. (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Okay!)


Als Aperçu: Ich habe registriert, dass ich meine Ein-
ringungsrede kaum zu Ende gesprochen hatte, da for-
erte bereits das erste Mitglied der Koalitionsfraktionen
ür einen bestimmten Einzelplan für die nächsten beiden
ahre 1 Milliarde Euro mehr. Da fragt man sich schon,
b man nicht Schall und Rauch geredet hat!


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das war die letzten 40 Jahre nicht anders, Herr Minister!)


Ja. Aber ich darf dann am nächsten Tag in der Zeitung
esen, dass ein bestimmter Einzelplan in den nächsten
eiden Jahren mit 1 Milliarde Euro mehr ausgestattet
erden soll. Dabei macht sich dieser Abgeordnete dieses
ohen Hauses offenbar keine Gedanken darüber, was
as für die Regelgrenze des Art. 115 Grundgesetz heißt
der wie es um die anderen Grenzen bestellt ist, die wir
inzuhalten haben. Das macht keinen Sinn.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will einige Themen aufgreifen, die im Mittelpunkt
estanden haben. Noch einmal zur Erhöhung der
ehrwertsteuer: Es war eine lebhafte, vorhersehbare
ebatte mit klaren Fronten. Fazit bleibt: Bundestag und
undesrat haben beschlossen! Ich für meinen Teil erin-
ere daran, dass ich bereits im Februar von dieser Stelle
us auch mit Blick auf Verlässlichkeit gesagt habe, dass
ich die Republik darauf einstellen soll, dass diese Mehr-
ertsteuererhöhung um 3 Prozentpunkte, auch wenn sie
nangenehm ist, kommt. Sie ist erforderlich aus zwei
ründen: um den Beitrag zur Arbeitslosenversicherung

bzusenken


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


nd um die finanzielle Lage der öffentlichen Haushalte
indestens zu stabilisieren. Die Lage der öffentlichen






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Haushalte ist hinlänglich bekannt, wird aber immer wie-
der verdrängt. Im Übrigen halte ich daran fest, dass der
Konsolidierungsbeitrag des Haushaltes 2007 zu 60 Pro-
zent durch Ausgabenkürzungen – 8,9 Milliarden Euro;
3,9 Milliarden Euro die Reduzierung von Steuersubven-
tionen – zustande kommt, denen 8,4 Milliarden Euro an
Steuererhöhungen gegenüberstehen. Das ist das Verhält-
nis 60/40, das ich am Dienstag genannt habe.

Ich teile übrigens die Forderung des Einzelhandels-
verbandes BAG, die Diskussion nun zu beenden und die
Mehrwertsteuererhöhung zu akzeptieren – zumal sie
kommt – und sich nun darauf einzustellen. Dieses Fazit
möchte ich an das Ende unserer Haushaltsdebatte stel-
len.

Ich teile auch die Hinweise von vielen wichtigen Ab-
sendern, dass man diese Erhöhung nicht dramatisieren
sollte. Ich bin sehr dankbar für die jüngsten Stellungnah-
men der OECD und für das, was die Europäische Kom-
mission dazu gesagt hat. Namentlich möchte ich auch
dem Präsidenten der Deutschen Bundesbank danken für
seine Klarstellung, dass sich die Tonlage der Diskussion
über die Erhöhung der Mehrwertsteuer in einem diame-
tralen Gegensatz zu den faktischen Auswirkungen der-
selben bewegt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Nach den Berechnungen der Bundesbank wird es nicht
zu einer Teuerungswelle kommen und mittelfristig wird
auch die deutsche Konjunktur von einer solchen Erhö-
hung nicht beeinträchtigt. Ich bleibe dabei: Bei Abwä-
gung der relativen Nachteile – genau darum geht es – ist
dieser Weg der beste gewesen. Natürlich gibt es immer
Alternativen, aber meine Überzeugung ist immer gewe-
sen, dass andere Strategien, als die Mehrwertsteuer zu
erhöhen, größere Nachteile haben, auch für den volks-
wirtschaftlichen Kreislauf.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Es gab den ernst zu nehmenden Vorschlag von Frau
Hajduk und Herrn Kuhn, diese Erhöhung in drei
Tranchen vorzunehmen: 1 Prozentpunkt, 1 Prozentpunkt,
1 Prozentpunkt. Ich sage ganz freimütig: Je älter ich
werde, desto mehr habe ich etwas gegen Fortsetzungs-
romane. Ich lese die Bücher immer gerne gleich ganz
durch. Frau Hajduk, ich kann mir auch nicht ganz vor-
stellen, diese Debatte drei Jahre lang zu führen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Jochen-Konrad Fromme [CDU/ CSU]: Das hätte sie gerne gehabt!)


Herrn Koppelin hier drei Jahre lang immer dasselbe re-
den zu hören, macht keinen Sinn. Sie können sagen: Das
sind vorgeschobene Argumente von Ihnen, Herr
Steinbrück.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, das ist ehrlich!)


Der wahre Grund ist aber, dass wir die gesamten haus-
haltspolitischen Auswirkungen jetzt und nicht durch ei-

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(C (D en solchen Fortsetzungsroman, gestreckt auf drei Jahre, rauchen. An dieser Stelle will ich abschließend zur Mehrwertteuer daran erinnern, dass häufig vergessen wird, dass ie Mehrwertsteuer für die Güter des täglichen Bedarfs eim abgesenkten Satz von 7 Prozent bleibt. Das ist in iesem Zusammenhang verteilungspolitisch nicht ganz nwichtig. Zur Unternehmensteuerreform. Der Koalitionsauschuss und die Bundesregierung haben die Eckpunkte it Varianten beschlossen. Das ist jetzt die Grundlage er politischen Arbeitsgruppe, die vom Kollegen Koch nd von mir geleitet wird. Ich sage es noch einmal: Ich ermute, dass sich diese Arbeitsgruppe Mitte Oktober inigen dürfte. Viele von Ihnen sind in dieser Arbeitsruppe vertreten, zum Beispiel Herr Bernhardt, Herr oß, Herr Spiller und viele andere. Ich rate uns dazu, ass wir uns diese Reifezeit nehmen und nicht täglich ieder absingen oder Wasserstandsmeldungen in die Öf entlichkeit bringen. Ich sage Ihnen ganz freimütig, dass ch nach unserer letzten Sitzung, an deren Schluss ich in einer Verabschiedungsarie geraten habe, vorsichtig mit ffentlichen Einlassungen zu sein, zu viele Zitate und Inerviews gelesen habe. Diejenigen, die definitiv keine Inerviews gegeben haben, waren Herr Koch und ich. All das, worüber ich im Augenblick lese – Zeitpunkt er Abgeltungssteuer, Entlastungsvolumen, Umgang mit en Fremdkapitalzinsen –, ist im Pott. Wir werden die inge regeln. Ich bitte aber darum, dass wir uns die Verandlungen nicht erschweren, indem präjudiziert wird der Claims abgesteckt werden. So kann das nicht funkionieren. Um mir selber nicht zu widersprechen, will ich ich auf einige wenige Aussagen in diesem Zusammenang beschränken. Erstens. Es wird keine nominale Steuersatzsenkung hne eine Verbreiterung der Bemessungsgrundlage geen. Das ist schlechterdings nicht möglich. Das würde icht funktionieren. ir haben darüber zu reden, wie sie aussehen wird. Einerstanden. Zweitens. Aus meiner Sicht ist es in der Tat sehr ichtig, dass wir die derzeitig bestehende Privilegierung er Fremdkapitalfinanzierung stoppen. Wir werden die robleme mit den Verschiebebahnhöfen in den Griff beommen müssen. Anders ausgedrückt: Die Unternehen, die in Deutschland Steuern zahlen, werden durch ie Unternehmensteuerreform besser gestellt als bisher. iejenigen, die die Verschiebebahnhöfe bisher grenzberschreitend genutzt haben, werden eventuell geleentlich enttäuscht sein. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


Das Ziel, das wir mit dieser Unternehmensteuerreform
erfolgen, lautet, dass Gewinne, die deutsche Unterneh-
en erzielen, in Deutschland versteuert und nicht






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
grenzüberschreitend transferiert werden – zum Beispiel
nach Wagadugu, Haparanda, Isle of Man oder weiß der
Teufel wohin – und dass Verluste nicht nach Deutsch-
land verbucht und hier steuerlich geltend gemacht wer-
den können. Ich glaube, dass diese Logik richtig ist.

Drittens. Darüber, was die geeigneten Stellschrauben
dafür sind, um mit dem Hintern nicht das umzuwerfen,
was wir mit den Händen aufbauen wollen, müssen wir
reden. Einverstanden. Mir ist sehr bewusst, dass man mit
Blick auf die Fremdkapitalfinanzierung natürlich aufpas-
sen muss, dass man sich selber nicht widerspricht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Ich beziehe das einmal auf meine Person, damit das un-
verdächtig ist. Natürlich weiß ich: Wenn ich für PPP-
Projekte bin, also für Projekte, die durch Public Private
Partnership finanziert werden, dann muss ich bei be-
stimmten Regelungen aufpassen, dass ich einen zu ho-
hen Anteil an Fremdkapitalfinanzierung nicht so be-
strafe, dass es in Deutschland solche Projekte nicht mehr
gibt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mir ist sehr bewusst, was das auch für den Mittelstand
bedeutet. Damit niemand nervös wird, sage ich dem Mit-
telstand: Hier kann man mit Freigrenzen und Freibeträ-
gen so operieren, dass man sich nicht geschröpft fühlt.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das werden hinterher wieder Subventionen!)


Mir ist selbstverständlich auch bewusst, dass in
Deutschland nach wie vor Unternehmenszusammen-
schlüsse in anderen Größenordnungen als auf der Ebene
von Mittelstandsunternehmen möglich sein müssen. All
denjenigen, die die Befürchtung haben, wir würden dort
ignorant vorgehen, sage ich: Das ist nicht unsere Ab-
sicht. Ziel ist die Stärkung des Steuerstandortes Bundes-
republik Deutschland für inländische und von mir aus
auch die Investoren, die zu uns kommen und hochwill-
kommen sind, sowie gleichzeitig auch für die öffentli-
chen Haushalte. Das bedeutet: Damit die nominalen
Steuersätze weitgehend aufkommensneutral, das heißt
ohne Beschädigung für die öffentlichen Haushalte, abge-
senkt werden können, muss eine entsprechende Verbrei-
terung der Bemessungsgrundlage mit der Absenkung
einhergehen.


(Beifall bei der SPD)


Nun habe ich insbesondere auch von der linken Seite
gehört – Herr Bartsch hat dazu auch Stellung genom-
men –, dass das alles Steuergeschenke sind. Wörtlich
sagte er, dass diese Regierung den Unternehmen, den
Vermögenden, den Banken und den Konzernen wahnsin-
nige Steuergeschenke machen würde. Es tut mir Leid:
Sie brauchen diesen Antagonismus offenbar immer wie
eine Droge, weil sonst gewissermaßen ihr Ideologiege-
rüst zusammenfällt. Ich kann damit nichts anfangen. Sie
bringen Formeln wie: Der Kapitalismus steht am Rande
des Abgrunds; auf, lasst ihn uns überholen!


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


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(C (D Niemand bekommt hier etwas geschenkt. Wenn Sie agen, es dürfe keine Unternehmensteuerreform geben, prechen Sie sich dafür aus, dass alles so bleibt, wie es st. Damit meine Ausführungen nicht zu flapsig wirken, telle ich Ihnen eine einzige Frage: Glauben Sie, dass es m Hinblick auf Investitionen und damit auf Arbeitslätze in Deutschland besser oder schlechter wird, wenn ir alles so lassen, wie es ist? (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Da können Sie mal sehen, dass Sie bei unseren Reden nicht zugehört haben!)


Ich dachte eigentlich, ich bin ziemlich auf der Höhe
er Zeit gewesen, als ich Ihnen zugehört habe. Aber der
itz ist: Sie können diese Frage nicht beantworten. Bes-

er gesagt: Sie wollen diese Frage nicht beantworten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


enn Sie diese Frage beantworteten, müssten Sie zuge-
en, dass das Steuersubstrat, die Steuerbasis in Deutsch-
and geschwächt würde, wenn alles so bliebe, wie es ist.


(Joachim Poß [SPD]: So ist es!)


s würden nämlich weniger Investitionen im Lande ge-
ätigt und weniger Anlage suchendes Kapital in Deutsch-
and investiert. Sie drücken sich um die Beantwortung
er Frage schlicht und einfach herum. Das ist etwas zu
ünn für eine solche Haushaltsdebatte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Kollege Lafontaine hat in seiner Vorlesung zur Au-
en- und Weltpolitik, zur Zukunft der Menschheit im
llgemeinen und insbesondere in der Bundesrepublik
eutschland gesagt,


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU)


ine Steigerung der öffentlichen Investitionen sei not-
endig. Das finde ich gut. Wir alle sind damit wahr-

cheinlich einverstanden. Frau Lötzsch, für mich ist die
rage entscheidend: Wie denn? Es gibt drei oder vier
öglichkeiten.

Erstens. Man macht mehr Schulden. Ich möchte gerne
issen, ob Sie, die Linken, dafür sind, dass wir mehr
chulden machen.

Zweitens. Man kürzt die Sozialausgaben. Ich bin mir
iemlich sicher, dass Sie einer Kürzung der Sozialausga-
en nicht zustimmen wollen.

Drittens. Man beschließt Steuererhöhungen. Ich gehe
inmal auf diese Debatte ein, damit es zu einem argu-
entativen Schlagabtausch kommen kann. Ich nenne ein
eispiel: Wahrscheinlich wollen Sie die Erbschafts-

teuer erhöhen und die Vermögensteuer wieder einfüh-
en.


(Zustimmung bei der LINKEN)


Das ist ja in Ordnung. Ich lasse mich doch auf diese
rgumentation ein, damit es intellektuell ein bisschen

pannender wird.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Ich möchte die Relationen aufzeigen. Wenn Sie die
Investitionen im Bundeshaushalt um 10 Prozent erhöhen
wollen, dann müssen Sie die Erbschaftsteuer um
80 Prozent erhöhen. Das betrifft dann auch Menschen
aus niedrigeren Einkommensgruppen, die zum Beispiel
ihren Kindern ein kleines Haus oder eine Eigentums-
wohnung vererben wollen. Ich nenne nur dieses Bei-
spiel, damit Ihnen die Proportionen bewusst werden und
Sie sich nicht immer im Wolkenkuckucksheim bewegen.

Als die Vermögensteuer im Jahre 1996 das letzte
Mal erhoben wurde, hatte sie ein Volumen von 4,5 Mil-
liarden Euro. Sie wissen, dass es zwischenzeitlich ein
Urteil des Bundesverfassungsgerichts gegeben hat, dem-
zufolge man auf die Gleichbehandlung der Vermögens-
arten Rücksicht nehmen müsse. Das heißt, man könnte
die Vermögensteuer so nicht wieder einführen. Auch
hier reden wir also über Summen, die erkennbar nicht
das bringen, was Sie an Mehrforderungen aufstellen, und
zwar nicht nur im investiven Bereich, sondern auch – Sie
haben da grandiose Forderungen – im Bereich der
Sozialausgaben. Das funktioniert nicht. Ich möchte da
von Ihnen etwas mehr Butter bei die Fische bekommen.
Wenn Sie in den Raum stellen, die Sozialausgaben dürf-
ten nicht weiter abgesenkt und die Investitionen müssten
weiter erhöht werden, müssen Sie dem staunenden
Publikum schon erklären, wie das funktionieren soll.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN: Das Stichwort Binnenkonjunktur kennen Sie überhaupt nicht!)


Weil Sie immer den Begriff der sozialen Kälte ver-
wenden, möchte ich darüber reden, was bei den Sozial-
ausgaben Sache ist. Über 50 Prozent der Ausgaben aller
Einzelpläne dieses Haushalts sind Sozialausgaben.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Olav Gutting [CDU/CSU])


Da reden Sie von sozialer Kälte! Von jedem Steuereuro,
den wir einnehmen – ich glaube, Waltraud Lehn hat als
Erste daran erinnert –, geben wir 70 Cent im Sozialbe-
reich aus. Wovon reden Sie eigentlich?


(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Sollen sich die Hartz-IV-Empfänger noch bei Ihnen entschuldigen?)


Ich würde gern Herrn Lafontaine fragen, ob er seiner-
zeit bei den Montagsdemonstrationen gegen Hartz IV
dabei war.


(Zurufe von der LINKEN: Ja!)


Ist das Ergebnis von Hartz IV Sozialabbau oder Sozial-
aufbau?


(Zurufe von der LINKEN: Oh!)


Es ist Sozialaufbau, wie man am Bundeshaushalt erken-
nen kann. Vielleicht äußern Sie sich einmal dazu.


(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Das ist blanker Zynismus!)


Es gibt viele andere Punkte, auf die ich eigentlich ein-
gehen müsste, aber die Zeit rinnt mir durch die Finger.

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(C (D Ich möchte noch auf ein Thema, das eine Rolle spielt, ingehen: das Verfahren bei der Erbschaftsteuer. Wir ollen keine Antwort schuldig bleiben. Den Ländern ist in Entwurf geschickt worden. Die Länder haben sich amit befasst, das letzte Mal vor weniger als 48 Stunden n der Finanzministerkonferenz.Wir befinden uns also in inem Abstimmungsprozedere. Die Bundesregierung will eine Reform der Erbschaftteuer auf Unternehmensnachfolgen im Generationenechsel. Dabei soll die Erbschaftsteuerschuld auf unterehmerisches Vermögen vollständig entfallen, wenn der rwerber das Unternehmen nach der Übergabe zehn ahre fortführt. Darüber sind wir uns einig. Es sind noch drei Detailpunkte zu klären: erstens die bgrenzung von Privatvermögen gegenüber Betriebsermögen, um sozusagen Verschiebebahnhöfe zu verindern; zweitens – das ist meines Erachtens weniger ichtig, aber auch zu klären – der Mindestanteil des rblassers, wenn er an einer Kapitalgesellschaft beteiligt st; drittens die Frage, wie die Klausel formuliert werden uss, die für diese Steuerprivilegierung aus verfassungs echtlichen Gründen notwendig ist, um einen Verstoß egen das Gleichheitsprinzip zu vermeiden. Im Hintergrund gibt es ein Problem, das der Bundesag nicht zu verantworten hat; es ergibt sich aus dem orlagebeschluss des Bundesfinanzhofes an das Bundeserfassungsgericht zu den Bewertungsmaßstäben. Wir lle sind etwas im Unklaren darüber, wann es bei dieser ewertungsproblematik im Zusammenhang mit Immoilienund Geldvermögen zur Klärung kommt. Wenn wir das einigermaßen koppeln können und auf en 1. Januar 2007 konzentrieren, dann haben Sie mich uf Ihrer Seite. Wir sollten aber noch intern klären, wie ir die Möglichkeiten mit Blick auf das Bundesverfas ungsgerichtsurteil einschätzen. Es geht meiner Ansicht ach in keiner Weise darum, von den Vereinbarungen im oalitionsvertrag Abstand zu nehmen. Wir ziehen vielehr an dem selben Strang. Ich würde gerne noch über viele andere Punkte reden. as ist aber nicht möglich. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nicht zu viel des Guten! Das war schon sehr gut!)


Ich werde es in Zukunft auch aufgeben, der Kollegin
lach zu erklären, was laufende Posten im Bundes-
aushalt sind. Ich halte daran fest, dass das Volumen
es Bundeshaushalts 2007 eine halbe Milliarde Euro we-
iger beträgt als 2006. Der Bundeshaushalt entwickelt
ich in der Perspektive bis 2010 jährlich nur mit einer
ominalen Wachstumsrate von 0,7 Prozent. Das heißt, er
immt real ab. Frau Flach versucht immer, andere Zah-
en anzuführen, weil sie das Durchreichen der Einnah-
en aus der Mehrwertsteuererhöhung um einen Prozent-

unkt an die Arbeitslosenversicherung dazurechnet. Das
äre aber ungefähr so, als wenn ich Frau Flach
0 000 Euro gäbe mit der Bitte, diese der FDP zuzufüh-
en.


(Otto Fricke [FDP]: Dann darf sie das gar nicht!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Darüber kann man reden, wenn Herr Koppelin hier nur
noch über Sport, Fußball und Heringsfang sprechen
würde. Dann würde ich vielleicht diese 10 000 Euro
übergeben.


(Heiterkeit bei der SPD)


Wenn Sie von mir 10 000 Euro erhielten mit der Auf-
lage, Sie mögen sie bitte als Spende der FDP übergeben,
dann würde sich Ihre Familie anschließend über Ihr un-
geheuerliches Ausgabegebaren beschweren und Sie hät-
ten Mühe, Ihren Kindern und Ihrem Ehemann zu erklä-
ren, dass ich 10 000 Euro mehr ausgegeben habe.


(Dirk Niebel [FDP]: Schwachsinn! Ist Schwachsinn parlamentarisch?)


So ähnlich ist es, wenn man die Einnahmen aus der
Mehrwertsteuererhöhung, die in die Arbeitslosenversi-
cherung fließen, dazurechnet.


(Beifall bei der SPD)


Ich komme zum Schluss. Ich warne vor Euphorie,
aber es gibt eine begründete Hoffnung auf eine dauer-
hafte wirtschaftliche Erholung, die den Menschen in der
Bundesrepublik Deutschland wieder mehr Arbeit bringt.

Angesichts dieser positiven Fakten ist es mir herzlich
gleichgültig, wer den Aufschwung für sich in Anspruch
nimmt. Sie können sich sicherlich daran erinnern, dass
ich in meiner Einbringungsrede den Aufschwung gerade
nicht für diese Bundesregierung reklamiert habe – an-
ders als Herr Solms, der sich in seiner Rede geradezu
dialektisch geäußert hat.

Ich habe vielmehr – allerdings auch in der notwendi-
gen Bescheidenheit – festgestellt, dass man auf die Leis-
tung der Vorgängerregierung und die richtigen Weichen-
stellungen der neuen Regierung der großen Koalition
hinweisen darf.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das heißt, wenn Herr Solms sagt, die konjunkturelle Er-
holung sei trotz der Bundesregierung eingetreten, dann
ist das der Pflichtsatz in einer Oppositionsrede.


(Zurufe der FDP: Was?)


Ich weiß, dass dieser Aufschwung nicht von der Bun-
desregierung initiiert worden ist.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wissen das alle bei Ihnen? – Jürgen Koppelin [FDP]: Bei dem Chaos bei euch!)


Er ist aber von uns und von der Vorgängerregierung
maßgeblich unterstützt worden. Er geht auf eine Ent-
wicklung zurück, die ich erfreulich finde. Die deutschen
Unternehmen sind erkennbar wettbewerbsfähiger ge-
worden. Die deutschen Arbeitnehmer und Arbeitnehme-
rinnen und ihre Gewerkschaften haben maßgeblich zu
dieser Entwicklung beigetragen, nicht nur über moderate
Tarifabschlüsse, sondern auch über andere Verzichtsleis-
tungen und Zumutungen, was an dieser Stelle gewürdigt
werden sollte.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Wichtig ist mir, dass die Bundesregierung diesen posiven Trend an vielen Stellen nicht nur unterstützt hat, ondern auch in den kommenden Jahren unterstützen ird. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch gut gelinen wird. In Anlehnung an einen alten Ausspruch von arl Schiller stelle ich fest: Die Pferde müssen wieder aufen. Dann bekommen wir auch wieder mehr Einnahen. Herzlichen Dank. Das Wort hat die Kollegin Dr. Claudia Winterstein, DP-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! as ist nun das Fazit dieser Haushaltswoche? Jeder Miister hat auf seine Weise versucht, die Probleme zu verchleiern. Die Kanzlerin hat sich in der Generaldebatte n die Außenpolitik geflüchtet. Der Finanzminister ist ngetreten, die Haushaltslöcher verbal wegzuzaubern. er Arbeitsminister hat vorsichtshalber keine Haushalts ahlen genannt, obwohl gerade in seinem Etat Löcher in illiardenhöhe drohen. Die Gesundheitsministerin hat rkennen lassen, dass sie sich mit Kritik nicht auseinaner, sondern sich darüber hinweg setzt. Frau Merkel und Herr Steinbrück haben sich selbst elobt und gefeiert. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Zu Recht!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604804600

(Beifall bei der FDP)

Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1604804700

(Beifall bei der FDP)


ofür? Sie haben sich dafür gelobt, dass der Haushalt
rstmals nach vier Jahren unter der 3-Prozent-Defizit-
renze bleibt und 2007 erstmals nach fünf Jahren ver-

assungsgemäß ist – wenn es denn wirklich so kommen
ird. Aber, meine Damen und Herren, das ist doch ei-
entlich eine Selbstverständlichkeit,


(Beifall bei der FDP)


umindest in anderen europäischen Ländern, von denen
ir das fordern. So viel Eigenlob ist also fehl am Platz;
enn es ist ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit.


(Beifall bei der FDP)


Eines habe ich in dieser Woche nicht ein einziges Mal
ehört: das Stichwort „ausgeglichener Haushalt“.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Oder sparen!)


Sie planen zwar bis zum Jahr 2010, aber ein ausgegli-
hener Haushalt ist nicht ihr Ziel. Eine Regierung, die
onsolidierung verspricht, muss aber auch einen ausge-
lichenen Haushalt anstreben. Wo bleibt denn die von
hnen eingeforderte Nachhaltigkeit, Frau Merkel? Sie le-
en eine Finanzplanung vor, bei der die Neuverschul-
ung nach 2007 nicht weiter sinkt, sondern Jahr für Jahr
ei etwa 20 Milliarden Euro liegt. Sie kassieren Jahr für






(A) )



(B) )


Dr. Claudia Winterstein
Jahr die Mehreinnahmen aus Ihren gigantischen Steuer-
erhöhungen, aber die Neuverschuldung liegt immer noch
bei über 20 Milliarden Euro pro Jahr. Das ist Betrug am
Bürger.

Diese Regierung setzt tatsächlich Akzente – wie es
Minister Steinbrück nannte –, nämlich durch Steuererhö-
hungen, damit der Staat mehr Geld hat. Sie erhöhen
drastisch die Abgabenlast und ziehen den Bürgern das
Geld aus der Tasche.


(Beifall bei der FDP)


Der Finanzminister hat vorhin auch behauptet,
60 Prozent der Haushaltsveränderung kämen durch
Ausgabenkürzungen zustande, nur 40 Prozent durch
Steuererhöhungen. Das ist ein untauglicher Versuch,
den Bürger für dumm zu verkaufen.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie definieren Subventionskürzungen als Ausgaben-
kürzungen. Der Abbau von steuerlichen Sonderregelun-
gen bedeutet aber Mehreinnahmen für den Staat. Das
sind also Einnahmeerhöhungen, Herr Steinbrück. Damit
bleibt es bei unserem Vorwurf: Ihre Haushaltsanstren-
gungen konzentrieren sich allein auf die Einnahmeseite.
Etwas anderes zu behaupten, ist Betrug am Bürger.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sehr aufschlussreich fand ich auch die Rede des SPD-
Fraktionsvorsitzenden Struck. Ich zitiere:

Wir machen unsere Arbeit weiter. Deutschland
kann sich auf die SPD verlassen.


(Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Richtig, genau!)


Das ist wirklich ein schönes Kompliment für die Kanzle-
rin, für mich und viele Bürger aber eher eine Drohung.


(Beifall bei der FDP)


Das ganze Regierungshandeln lässt sich auch so be-
schreiben: Sie zielen darauf ab, dem Staat Geld zu ver-
schaffen, Sie greifen dem Bürger weiter in die Tasche,
Sie erhöhen die Mehrwertsteuer, obwohl Sie wissen,
dass sie ökonomisch schädlich ist, und Sie machen wei-
ter hohe Schulden und nennen das Konsolidierung.

Meine Damen und Herren von der Regierung, Sie ru-
hen sich einerseits auf den besseren Wirtschaftsdaten aus
und provozieren mit der Mehrwertsteuererhöhung ande-
rerseits einen wirtschaftlichen Einbruch. Für die FDP
will ich deswegen noch einmal ganz klar sagen: Die
Mehrwertsteuererhöhung ist nicht notwendig und öko-
nomisch schädlich.


(Beifall bei der FDP)


Sie sägen sich damit den Ast ab, auf dem Sie so bequem
zu sitzen meinen. Sie betrügen also nicht nur den Bürger,
sondern auch sich selbst.

Danke.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Nächster Redner ist der Kollege Dr. Peter Ramsauer, DU/CSU-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Liebe Frau Kollegin Winterstein, ich glaube, ie machen es sich in Ihrer Analyse und mit Ihrem pauchalen Vorwurf, die Regierung begehe Betrug, etwas zu eicht. Ich gebe Ihnen in einem Punkt durchaus Recht. Sie aben gesagt, es solle eine Selbstverständlichkeit sein, ass wieder ein verfassungsgemäßer Haushalt vorgeegt werde, der zudem den Kriterien des europäischen tabilitätspaktes genüge. (Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Eben, aber nicht getan!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604804800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1604804900

(Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Ja, genau!)


as haben wir schon immer gesagt. Ich darf daran erin-
ern, dass wir vor über einem Jahrzehnt unter Finanzmi-
ister Theo Waigel den europäischen Stabilitätspakt
urchgesetzt haben. Aber damals hat niemand geahnt,
ass wir in Europa die Ersten sein werden, die gegen
iesen Pakt verstoßen, und von 1998 bis 2005 in die
lemme und damit in den Sanktionsmechanismus gera-

en werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ir hatten damals andere Länder im Blick – einige wur-
en bereits angesprochen –, beispielsweise Portugal und
riechenland. Aber damit, dass es uns zuerst erwischt,
aben wir nicht gerechnet. Leider ist es so.

Wir alle sollten uns aber nun darüber freuen, dass wir
inen verfassungsgemäßen und mit dem europäischen
tabilitätspakt konformen Haushalt vorgelegt und damit
ie Trendwende geschafft haben. Bitte nehmen Sie dies
um Anlass, zu sagen – das meine ich ganz wertneu-
ral –: Während der Regierungszeit der großen Koalition
nter Angela Merkel hat sich der Trend umgekehrt und
eht nun in die richtige Richtung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Man muss schauen, woher man kommt und wohin
an geht. Ich freue mich jedenfalls mit meiner Fraktion

arüber – die Schlussrunde dieser Haushaltsdebatte bie-
et die richtige Gelegenheit, das klarzustellen –, dass es
n Deutschland wieder aufwärts geht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Warten wir einmal ab, wie es am Jahresende aussieht!)


Meine Damen und Herren von der FDP, ich habe der
ede Ihres Fraktions- und Parteivorsitzenden Guido
esterwelle sehr genau zugehört. Er hat, an die Kanzle-

in gewandt, gesagt: Wir finden Ihre Regierung schlecht.
ch kann Sie nur fragen, Herr Westerwelle: Was finden






(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer
Sie denn daran schlecht, dass im Laufe des Jahres ein re-
gelrechter Investitionsboom in Deutschland ausgebro-
chen ist?


(Lachen bei der FDP – Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Die Investitionsquote sinkt!)


– Ich kann Ihnen nicht folgen. Die Zahlen sprechen
– alle sind im Laufe dieser Woche genannt worden –
eine ganz andere Sprache.

Was soll daran schlecht sein, dass die Nettobeschäfti-
gung zunimmt, dass die Zahl der Arbeitslosen massiv
zurückgeht, dass sich die Wachstumsrate im Laufe die-
ses Jahres zunehmend verbessert hat und dass wir im
Laufe dieses Jahres deutlich höhere Steuereinnahmen
verzeichnen können?

Kollege Stiegler hat vorhin interessanterweise das
Thema aufgegriffen. Er hat gesagt: Das rührt zum Teil
von Effekten aus dem vergangenen Jahr her, geht aber
auch in starkem Maße auf Effekte in den Jahren vor
2005 zurück. Für die zusätzlichen Steuereinnahmen sind
verschiedene Komponenten verantwortlich. Es gibt
Nachzahlungen, basierend auf den Körperschaft- und
Einkommensteuerbescheiden des Jahres 2005, und dem-
entsprechend heraufgesetzte Vorauszahlungsbescheide.
Das sind die vergangenheitsorientierten Ursachen der
höheren Steuereinnahmen. Eine andere Ursache ist das
höhere Lohnsteueraufkommen. – Lieber Herr Kollege
Poß, Sie nicken zustimmend. Aber das ist ein Effekt des
kurzfristig induzierten Aufschwungs im laufenden Jahr.

Ich gebe durchaus zu, dass die vergangenheitsorien-
tierten Erfolgskomponenten auf politische Schritte zu-
rückgehen, die in den Jahren 2003, 2004 und 2005 ge-
macht wurden. In diesem Zusammenhang erinnere ich
an die Agenda 2010. Die dort enthaltenen Bestandteile,
die in die richtige Richtung wiesen, wurden von der
CDU/CSU im Vermittlungsausschuss so korrigiert, dass
sie zu Wachstumstreibern in Deutschland werden konn-
ten.

So gesehen haben wir in den vergangenen Jahren über
den Vermittlungsausschuss schon eine Art – allerdings
organisatorisch umständliche – große Koalition prakti-
ziert, also mehr getan, als nur opponiert. Wir haben als
Unionsopposition vielmehr eine ausgesprochen kon-
struktive Arbeit aus dieser Oppositionsrolle heraus be-
trieben.

Ich finde es auch nicht schlecht – das sage ich an die
FDP gerichtet –, wenn wir jetzt erstmals – ich bin seit
16 Jahren im Deutschen Bundestag und habe in dieser
Zeit acht Jahre lang Arbeits- und Sozialpolitik gemacht –
nicht darüber streiten, wie wir die Löcher bei der Bun-
desagentur für Arbeit stopfen, sondern einen positiven
Streit, einen positiven Disput darüber führen, was wir
aus dem in der Arbeitslosenversicherung erwirtschafte-
ten Überschuss machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


So gesehen habe ich überhaupt nichts gegen Streit; Streit
ist insofern etwas sehr Positives.

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(C (D Ich möchte noch einmal unterstreichen, was der Aufchwungminister Michael Glos vorhin gesagt hat. er Aufschwungminister Michael Glos im Kabinett der ufschwungkanzlerin Angela Merkel hat vorhin gesagt, ass, wenn es dauerhafte Spielräume gibt, der Arbeitsloenversicherungsbeitrag über die ins Auge gefassten Prozentpunkte hinaus noch weiter gesenkt wird. Da über haben wir uns verständigt. Ich sage aber auch aus aufmännischer Solidität heraus: Wenn wir nach Abechnung des Einmaleffekts, den wir haben – ganz klar, err Kollege Müntefering –, tatsächlich Nettospiel äume haben, dann müssen wir diese nutzen. Wir haben m Jahr 2006 ein Polster, das Jürgen Weise in Nürnberg omentan auf 9 bis 10 Milliarden Euro taxiert. Natürlich ist das ein Polster. Das ist ja erwirtschaftet orden. (Otto Fricke [FDP]: Das sind Gelder der Beitragszahler!)


(Jürgen Koppelin [FDP]: 13. Monatsbeitrag!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Otto Fricke [FDP]: Das ist kein Polster!)


Darauf komme ich gleich noch zu sprechen. Sie müs-
en mir nur einmal geduldig zuhören. Dieses Maß an Li-
eralität sollten Sie aufbringen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Da braucht man aber auch sehr viel Geduld!)


Dieses Polster läuft auf bzw. ist aufgelaufen. Wir kön-
en natürlich, um auf die 4,0 Prozent herunterzukom-
en, dieses Polster dazu nutzen, die Beiträge über eine

ängere Zeit abzuschmelzen, damit die Arbeitslosenver-
icherung richtig solide finanziert ist. Eines geht natür-
ich nicht: dass wir zusätzlich absenken und vier Monate
päter wieder anheben müssen. Das wäre nicht solide.

Ich bin nach anderen Verwendungsmöglichkeiten für
iesen Überschuss gefragt worden. Es wäre ein liederli-
her Umgang mit den Geldern aus Arbeitgeber- und Ar-
eitnehmerbeiträgen, diesen Überschuss in irgendwelche
rogramme zu verpulvern, die nichts bringen. Warum
ollten wir nicht auch einmal darüber nachdenken – das
ennen wir alle aus der Versicherungswirtschaft –, eine
eitragsrückerstattung zu gewähren, wenn Über-

chüsse aus Beitragszahlungen und durch vernünftiges
ewirtschaften entstanden sind? Das ist das Normalste

n der Versicherungswirtschaft. Ich nehme mir in meiner
olitischen Arbeit immer Anleihen an den ganz norma-
en, vom gesunden Menschenverstand geprägten Dingen
es praktischen Lebens. Ich nenne die Beitragserstattung
ur, damit man einen Hintergrund hat, vor dem man dis-
utieren kann.

Bei einem solchen Polster wäre pro Beschäftigungs-
all eine Rückerstattung von 342 Euro möglich, aufge-
eilt auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Im Durchschnitt
rhielte jeder Arbeitnehmer eine Rückzahlung von
71 Euro netto, cash auf die Hand. Das würde beispiels-
eise das Weihnachtsgeschäft hervorragend unterstüt-

en. Ich bringe das nur in die Debatte ein, weil es so sys-
emfremd gerade in der Versicherungswirtschaft nicht






(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer
ist. Die Bundesagentur betreibt immer noch die Arbeits-
losenversicherung. Wenn überschüssig eingezahlt wird,
dann muss man sich eben überlegen, was man mit die-
sem Geld von Arbeitgebern und Arbeitnehmern – sprich:
von beiden Seiten der Beitragszahler – sinnvollerweise
machen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich bin jetzt vielleicht etwas zu sehr ins Detail gegan-
gen. Der Ausgangspunkt war meine Enttäuschung da-
rüber, dass die drei Oppositionsfraktionen zwar anerken-
nen, dass es in Deutschland aufwärts geht, aber daran
kein gutes Haar lassen können.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt ja gar nicht!)


Mir fehlt jedes Verständnis dafür, dass Lafontaine, der
mögliche künftige Parteivorsitzende der PDS, vor weni-
gen Tagen in Hannover gefordert hat – nachzulesen in
der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ –, in
Deutschland einen politischen Generalstreik auszuru-
fen. Offensichtlich fällt Herrn Lafontaine nichts Besse-
res ein, als bei einer so positiven Entwicklung in
Deutschland einen politischen Generalstreik auszuru-
fen. Mir tun die Fraktion der Linken und die PDS Leid,
wenn dies ihr Rezept ist, einen solchen Aufschwung in
Deutschland niederzukartätschen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich komme kurz – der Kollege Berninger hat das
Hohe Haus verlassen – zu den Grünen. Ich finde die
Sorge von Herrn Berninger um die mittelständischen Be-
triebe geradezu rührend. Mir würden litaneiweise Bei-
spiele aus den letzten Regierungsjahren einfallen, in de-
nen die Sorge um den Mittelstand und die kleinen
Betriebe bei den Grünen nicht einmal ansatzweise vor-
zufinden war.

Ich bin in der Sommerpause wegen des Allgemeinen
Gleichbehandlungsgesetzes geprügelt worden. Die Men-
schen gehen nämlich immer noch davon aus, dass der
Gesetzentwurf, den Rot-Grün einst vorgelegt hat, verab-
schiedet worden sei. Aber wenn sich die Grünen schon
solche Sorgen machen, dann sollen Sie auch dazu ste-
hen, dass maßgeblich Sie es waren, die uns auf europäi-
scher Ebene dieses Antidiskriminierungsgesetz einge-
brockt haben. Diese Suppe sollte der Kollege Berninger
auch auslöffeln.


(Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Der Koalitionspartner klatscht nicht!)


Die Lage ist also besser als die Stimmung. Ich stelle
fest: Die große Koalition wird massiv unterschätzt.


(Lachen bei Abgeordneten der FDP)


Wir werden zusammen mit aller Kraft alles dafür tun,
um diesen Aufschwung weiter voranzubringen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Wie bei der Gesundheitsreform!)


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(C (D er gegenwärtige Aufschwung wird ergänzt durch all ie weiteren Maßnahmen, die wir im Laufe dieses Jahres eschlossen haben und weiter umsetzen werden und die ositive Folgewirkungen haben werden. Deswegen bin ch hinsichtlich der künftigen Entwicklung überaus optiistisch, dass der Aufschwung nicht nur kurzfristig, ondern auch nachhaltig wirkt und dass der Aufchwung – ich wage es fast, diese These aufzustellen – urch die Erhöhung der Mehrwertsteuer noch nicht einal eine Delle abbekommen wird. Wir müssen also am Ball bleiben. Wir müssen die ünftigen Aufgaben anpacken. Dazu gehört neben der esundheitsreform zweifellos auch die Unternehmen teuerreform. Herr Finanzminister Steinbrück, Sie haen sich mit dieser Thematik eingehend auseinander esetzt. Ich möchte gerne einen Aspekt der Unternehensteuerreform, die wir in den nächsten Monaten oder m Frühjahr des kommenden Jahres intensiv parlamentaisch beraten werden, herausgreifen. Womit wir uns nicht so lange Zeit lassen dürfen – das aben wir vorgestern Abend im kleinen Koalitionsauschuss einvernehmlich verabredet –, ist die betriebliche rbschaftsteuerreform. Wir haben uns darauf geeinigt, ass die betriebliche Erbschaftsteuerreform jetzt ganz onkret angepackt wird und sie noch in diesem Jahr im undesgesetzblatt stehen wird, amit die Menschen in den Betrieben eine verlässliche rundlage haben. Ich kenne eine Reihe von Betrieben, ie jetzt die entsprechenden Verträge machen und die getalten wollen. Dafür ist eine sichere Grundlage notwenig. Den Betrieben ist es nicht zuzumuten, zu sagen: ein, wir warten noch, bis dazu aus Karlsruhe irgendann ein Urteil kommt; wir machen das irgendwann im ächsten Jahr und setzen es rückwirkend in Kraft. – Eine olche Unsicherheit können wir gerade mittelständichen Betrieben und Familienunternehmen nicht zumuen. Ich möchte diesen Betrieben Planungssicherheit geen. Sie müssen wissen, dass sie uns vertrauen können. eswegen müssen wir hier Gas geben. Lieber Herr Finanzminister Steinbrück, ich bin Ihnen ür die Solidität, die aus Ihrer Einbringungsrede am ienstag und auch heute wieder herauszuhören war, ausesprochen dankbar. Man kann nicht oft genug betonen, ass Sie richtige Fragestellungen aufgeworfen und eiige elementare Grundtatsachen in Erinnerung gerufen aben, die vielen vollkommen aus dem Gedächtnis entchwunden sind. Es bleibt natürlich trotz der erfreulihen Verringerung der Nettoneuverschuldung dabei, ass der Bund immer noch 1 500 Milliarden Euro Schulen hat. (Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Nein, beim Bund nicht! 950 Milliarden sind beim Bund! – Otto Fricke [FDP]: Nicht der Bund!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ie haben heute wiederholt, dass wir weit davon entfernt
ind, von einem wirklichen Schuldenabbau reden zu
önnen. Das ist vollkommen richtig. Das sei allen






(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer
gesagt, die an der Mehrwertsteuererhöhung herumnör-
geln und die jetzt schon etwas verteilen wollen, was wir
überhaupt nicht haben. Solidität in der Haushalts- und
Finanzpolitik bedeutet, dass man das, was man nicht hat,
nicht ausgeben kann und dass man solide auf der Bremse
bleiben muss, um sich der Entschuldung zu nähern.


(Ute Kumpf [SPD]: Stimmt das auch für Bayern?)


Der Präsident der Bundesbank hat das auf den Punkt
gebracht: Die Finanzpolitik stabilisiert derzeit nur die
Neuverschuldung, verringert aber nicht den Schulden-
stand. – Aber immerhin betreiben wir eine solide Fi-
nanzpolitik. Wir kriegen die Neuverschuldung in den
Griff und wir nähern uns dem Abbau der Schulden. Des-
wegen sind wir insgesamt auf einem richtigen und Er-
folg versprechenden Weg. Diesen Weg müssen wir mit
Selbstvertrauen und mit Zuverlässigkeit weitergehen.
Dann führen wir Deutschland in eine gute Zukunft.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604805000

Nächster Redner ist der Kollege Roland Claus, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604805100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Sie erwarten jetzt von mir wie auch von den an-
deren Rednerinnen und Rednern in der Schlussrunde,
dass ich Ihnen nach 36 Stunden zu immer noch dersel-
ben Vorlage etwas völlig Neues darbiete.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


Zudem ist mir die Aufgabe zugewachsen, die Fragen ei-
nes wissbegierigen Finanzministers zu beantworten und
mich des Mitleids der Christlich-Sozialen Union zu er-
wehren.

Ich will damit beginnen, die Suche nach dem Neuen
zu beschreiben. Ich bin nämlich in der Tat fündig gewor-
den. Das Neue ist: Ich habe herausgefunden, dass Koali-
tion und Regierung lernfähig sind.


(Zuruf von der CDU/CSU: Anders als die PDS!)


Sie nehmen durchaus den Rat der Opposition an. Ich will
Ihnen das an einem Beispiel erläutern. Sie haben wäh-
rend der ganzen Haushaltswoche sehr oft auf das auch
von uns unterstützte Gebäudesanierungsprogramm und
die damit verbundenen Effekte hingewiesen und Sie ha-
ben sich dafür gefeiert, dass Sie die Filmförderung fi-
nanziell stärker unterstützen als bisher. Nun sind mir
zwei Anträge aus der Debatte über den Haushalt 2006 in
die Hand gekommen. Da wird in einem Antrag schon für
2006 gefordert, mehr Mittel in die Gebäudesanierung zu
stecken; in dem anderen Antrag wird gefordert, mehr
Mittel für die Filmförderung bereitzustellen. Beide An-
träge sind Anträge der Linksfraktion.

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(C (D etzt sage ich den Bürgerinnen und Bürgern: Es lohnt ich, uns zu wählen. Die Regierung macht irgendwann as, was wir wollen, wenn auch nicht sofort. ch sage das auch an die Adresse der Koalition, weil sie ns manchmal etwas leichtfertig unterstellt, wir würden ur blockieren. Selbstverständlich sind wir dabei, wenn ie etwas Gutes auf den Weg bringen. An diesen beiden eispielen habe ich es Ihnen dargestellt. Es war nicht so infach. Sie wussten, dass wir bei der Freigabe der Mitel für das Sanierungsprogramm haushaltsrechtliche Proleme hatten. Deshalb unterstellen Sie uns nicht leichtertig Dinge, die Sie hinterher nicht belegen können. (Beifall bei der LINKEN – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Die Gegenfinanzierung leisten Sie aber nicht! Anträge zu stellen, ist leicht!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN)


Ich komme auch dazu, liebe Kollegin.

Sie haben Ihren Haushalt unter das Leitmotiv gestellt:
ukunft nicht verbrauchen, Zukunft gewinnen. – Das
lingt gut. Die Abteilung „Überschriften“ bzw. die Ab-
eilung „Agitation und Propaganda“, wie sie jetzt bei
eer Steinbrück heißt, hat ganze Arbeit geleistet.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Vergleichen wir Anspruch und Wirklichkeit nach ei-
er Woche Haushaltsberatungen. Sie werden mir gestat-
en, dass ich dabei versuche, in besonderer Weise auf die
ituation in den neuen Bundesländern einzugehen. Ei-
es habe ich hier nämlich mit Schmerzen registrieren
üssen: So wenig Beachtung wie in dieser Haushalts-

ebatte haben die neuen Bundesländer noch in keiner
aushaltsdebatte des Bundes gefunden. Ich finde das in
er Tat ausgesprochen kritikwürdig und das wollen wir
icht hinnehmen.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Das Gegenteil ist der Fall!)


Das Gegenteil ist nicht der Fall.

Vielleicht hilft Ihnen eine Kleinigkeit: Der Kollege
ossmanith hat in der Wirtschaftsdebatte eben den Wis-
utbergbau ins Elbsandsteingebirge verlegt. Damit hat

r nun wirklich nichts zu tun. Auch das muss man ein-
al sagen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Geografie: Sechs!)


Die Universität Heidelberg veröffentlicht heute eine
tudie – sie macht mich etwas besorgt –, in der der so
enannte Angstindex – wo sind Sorgen, Nöte und
ngste gewachsen? – dargestellt wird. Ich betone: Diese
tudie kommt nicht von der Uni Halle; es sind nicht
eine Erfindungen; es ist keine Stiftung, die uns irgend-
ie nahe steht. In der Studie der Universität Heidelberg
ird erfreulicherweise festgestellt, dass der so genannte
ngstindex in Deutschland insgesamt um 14 Prozent-
unkte gesunken ist. Das ist bemerkenswert und aner-
ennenswert.






(A) )



(B) )


Roland Claus
Aber die Spaltung der Gesellschaft, mit der wir es im-
mer noch zu tun haben, wird auch durch den Fakt cha-
rakterisiert – die Universität Heidelberg stellt ihn eben-
falls fest –, dass der so genannte Angstindex im Osten
den Höchststand seit der deutschen Wiedervereinigung
erreicht hat. Das muss uns doch zu denken geben. Das
können wir nicht einfach ignorieren; das dürfen wir hier
nicht ausblenden. Der Verkehrsminister hat zum Thema
Osten gestern Abend lediglich ein paar Pflichtsätze ge-
sagt. Mit uns ist das nicht zu machen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Zukunft gewinnen, die Zukunft nicht verbrau-
chen, das heißt natürlich zuerst: die soziale Balance si-
chern. Wir stellen fest: Der Haushalt 2007 spaltet die
Gesellschaft weiter. Reiche werden reicher und Arme
werden – leider – zahlreicher. Sie verweisen immer
wieder darauf – auch der Bundesfinanzminister hat es
soeben mit Blick auf unsere Fraktion getan –, welch gro-
ßen Betrag wir für die Sozialausgaben im Haushalt ein-
stellen. Was die Zusammensetzung des Haushalts an-
geht, ist das natürlich eine unbestreitbare Tatsache. Aber
es ist doch auch ein Beleg dafür, dass Sie vorher eine
Wirtschaftspolitik betrieben haben, die eine solche so-
ziale Nachsorge erst notwendig macht. Das ist doch ein
Armutszeugnis und kein Gewinn, was Sie hier zu ver-
zeichnen haben.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Es gibt etwas, was mehr besagt als die von meinem
Vorredner Peter Ramsauer zitierten Statistiken. Ich rate
Ihnen, einmal an einem 30. des Monats im Osten des
Landes bei Aldi einzukaufen. Sie werden feststellen, wie
einsam die dort Beschäftigten sind, weil selbst die Men-
schen, die in diesem Laden normalerweise einkaufen,
am Ende des Monats zu Einkäufen nicht mehr in der
Lage sind. Das beschreibt den Zustand der Gesellschaft,
mit dem wir es hier zu tun haben.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Zur Wahrheit des von Ihnen viel beschworenen
Hartz-IV-Prozesses gehört doch auch – das ist bei dieser
Haushaltsdebatte ziemlich unverhohlen zutage getre-
ten –, dass Sie Hartz IV nicht nur dazu brauchen, eine
schlechte Arbeitslosenverwaltung zu betreiben; zum Zy-
nismus im Zusammenhang mit Hartz IV gehört vielmehr
auch, dass Sie einen permanenten Druck auf Beschäf-
tigte ausüben, besonders auf Beschäftigte im Niedrig-
lohnbereich. Wenn sich diese Menschen möglicherweise
einmal darüber beschweren, dass sie länger arbeiten sol-
len, dann sagt man ihnen: Stellen Sie sich doch bei der
Agentur oder bei der Arge an; dann können Sie zu
Hartz IV übergehen. – Diese Bedrohung wollen wir
nicht in einer Gesellschaft, die reich genug ist, um solche
Prozesse zu überwinden.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wenn das nicht so wäre, wenn dieser Zynismus nicht
beabsichtigt wäre, dann könnten Sie den Vorschlägen

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(C (D nserer Arbeitsund Sozialminister folgen, nämlich die ittel, die wir schon jetzt im Rahmen von Hartz IV aus eben – ALG II, Kosten der Unterkunft, Eingliederungsittel, 1-Euro-Jobs –, vernünftig zusammenzufassen und n sozialversicherungspflichtige Erwerbsverhältnisse zu nvestieren. Sie sagen, das sei nicht gewollt. Das ist der eweis dafür, dass Sie den Druck von Hartz IV auf die eschäftigten im Niedriglohnbereich bewusst in Kauf ehmen, ja bewusst wollen. Das ist Zynismus. Das nehen wir nicht hin. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Der Bundesarbeitsminister sagt, er wolle Anreize set-
en. Wenn jemand Anreize setzt, dann – so stelle ich mir
as nach meinem bisherigen Begriffsverständnis vor –
ekommt man etwas. Schaut man sich aber an, was diese
egierung in Wirklichkeit mit dem Ausdruck „Anreize

etzen“ meint, erkennt man: Dahinter steht, dass etwas
eggenommen wird.

Das führt dazu – jetzt muss auch ich ein paar statisti-
che Fakten zu Gehör bringen –, dass wir inzwischen
ine Verstetigung der Kaufkraft in ostdeutschen Haus-
alten auf 70 Prozent des Westniveaus haben. Das sagen

nzwischen alle wissenschaftlichen Institute, die sich da-
it noch ernsthaft befassen.

Betrachten wir einmal die Mehrwertsteuererhöhung
m nächsten Jahr. Für einen Vierpersonenhaushalt be-
eutet sie 1 500 Euro Mehrausgaben. Für uns Bundes-
agsabgeordnete ist das ein nicht spürbares Ereignis; völ-
ig klar.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na ja!)


ber für eine Verkäuferin oder Alleinerziehende oder
ben diesen Vierpersonenhaushalt bedeutet dieser Ein-
riff von 1 500 Euro beispielsweise die Streichung eines
hnehin nur für eine kurze Dauer geplanten Urlaubs. Es
st leider so, dass die Freiheit einer Alleinerziehenden
eutzutage schon an der Bushaltestelle endet, weil sie
ie teuer gewordenen Tickets nicht mehr bezahlen kann.

Damit haben wir es mit einer doppelten Spaltung der
esellschaft zu tun, einer Spaltung nach Einkommen

nd inzwischen auch einer Spaltung nach Regionen. Das
iederum ist nun nicht mehr nur ein Problem zwischen
st und West, sondern ein Problem, von dem immer
ehr Regionen, auch ehemalige Wachstumsregionen,

elbst in den westlichen Bundesländern, betroffen sind,
ie für sich den Eindruck gewinnen, dass sie inzwischen
bgehängte Regionen sind. Das sind Entwicklungen, die
ie hier unter der Überschrift „Haushaltskonsolidierung“
bfeiern, die aber zu den problematischen Realitäten in
iesem Land zählen. Diese Realitäten gehören verändert.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


„Zukunft gewinnen, Zukunft nicht verbrauchen“ er-
ordert wirtschaftlichen Aufschwung und eine aktive Be-
chäftigungspolitik. Arbeitsminister Helmut Holter aus

ecklenburg-Vorpommern hat Ihnen gestern erklärt,
elch verheerende Wirkung die Haushaltssperre bei den






(A) )



(B) )


Roland Claus
Mitteln der Bundesagentur nach sich gezogen hat. Zwei
Tage bevor wir zum Etat von Franz Müntefering gekom-
men sind, haben wir im Haushaltsausschuss pflichtge-
mäß diese Sperre aufgehoben. Das haben wir alle zu-
sammen beschlossen. Zynisch finde ich, dass Sie dieses
Aufheben der Sperre, nachdem Sie die Mittel monate-
lang nicht ausgereicht haben, hier jetzt als eine Art Er-
folg abfeiern und so tun, als hätten Sie damit gegenüber
Arbeit Suchenden irgendetwas Gutes vollbracht. So et-
was kann man nicht hinnehmen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Sie, die Sie immer den Begriff „privat“ vor sich her
tragen, müssen sich nachsagen lassen, dass diese Sperre
viele – auch viele private – Bildungsträger die Existenz
gekostet hat. Darunter sind Menschen, die sich auf den
Weg einer privaten Entwicklung gemacht haben und die
jetzt für sich den Eindruck gewinnen: Privat hat bei Rot-
Schwarz keine Chance.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat die PDS nicht verstanden!)


Wir haben es weiter damit zu tun, dass die Arbeits-
kosten im Osten knapp 30 Prozent unter denen des
Westens liegen. Sie propagieren trotzdem Ihr Niedrig-
lohnkonzept. Angesichts der Tatsachen im Bereich
Niedriglohn und Niedrigstlohn, die ich gerade in den
neuen Bundesländern erlebe, muss ich sagen: Sie kön-
nen sich neue Niedriglohnexperimente ausdenken; mir
sind die Niedriglohnrealitäten in diesem Land schon zu
viel. Wir brauchen einen vernünftigen Mindestlohn. Das
wäre die Lösung.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ich stelle leider auch fest, dass Sie all das, was die
Kommission von Klaus von Dohnanyi Ihnen vor gar
nicht allzu langer Zeit über Möglichkeiten zur Überwin-
dung der Teilung zwischen Ost und West und zum wirt-
schaftlichen Aufbauprozess vorgetragen hat, weggelegt
haben und ignorieren. Sie wollen einfach nicht wahrha-
ben, dass der Entwicklungspfad Aufbau Ost, den Sie
16 Jahre als Nachbau West versucht haben, gescheitert
ist. Deshalb muss man die Frage stellen: „Was wären
denn neue Wege, die man im Osten gehen kann?“ und
diese auch positiv beantworten. Wir haben im Osten eine
ganze Reihe guter Erfahrungen mit erneuerbaren Ener-
gien gemacht, auch mit Bundes- und Landesförderung,
keine Frage; das ist auch unterstützenswert. Wenn man
aber einen Bundeshaushalt zu verantworten hat, in dem
die Förderung der erneuerbaren Energien weniger als
ein Zehntel gegenüber der Subventionierung tradierter
Energien ausmacht, dann ist man nicht auf dem Wege
moderner Energiepolitik, sondern dann setzt man tra-
dierte Energiepolitik fort. Das ist nicht Zukunftsfähig-
keit, sondern Rückständigkeit.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn wir über erneuerbare Energien und mutige Vor-
haben reden, sagen Sie uns oft, das rechne sich nicht. Ich
kann nur dagegen halten: Wenn dieses Argument bei der

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(C (D ndustriellen Einführung der Dampfmaschine gegolten ätte, dann gäbe es die Dampfmaschine immer noch icht; denn auch sie hat sich am Anfang gegenüber der ferdekraft nicht gerechnet. Das heißt, man muss, wenn an Zukunft gewinnen will, den Mut haben, mehr Mittel n Forschung und Entwicklung einzusetzen, auch wenn ns das mehr kostet als beispielsweise die traditionellen nergien. Fatal finde ich, dass die Bundesregierung dazu überegangen ist, viele Entwicklungen in den neuen Bundesändern gar nicht mehr zu analysieren. In der Antwort uf eine Kleine Anfrage von uns wird dargestellt: Die Bundesregierung prognostiziert die gesamtwirtschaftliche Entwicklung nur für den gesamten Gebietsstand der Bundesrepublik Deutschland. Differenzierte Prognosen nach alten und neuen Bundesländern werden aufgrund fehlender Primärstatistiken nicht durchgeführt. as führt dazu, dass man die Probleme weiter ausblenet und nicht löst. Mein letzter Punkt. Zukunft gewinnen, Zukunft nicht erbrauchen – das bedeutet, auch die Frage zu stellen, ob ll das machbar ist. Damit bin ich bei den Fragen von eer Steinbrück. Wir sagen, auch in Zeiten knapper Kasen ist es keine Illusion, eine sozial gerechte Gesellchaft zu gestalten. Eine sozial gerechte Freiheitsordung ist machbar. Wir sagen Ihnen auch eins: Wir haben hnen, damals noch unter dem Label PDS, ein Steueronzept vorgelegt, und zwar vor der Bundestagswahl. ir finden es, im Unterschied zu Franz Müntefering, berhaupt nicht unfair, wenn Sie uns an dieses Steueronzept erinnern, wenn Sie uns da beim Wort nehmen nd wenn wir darüber streiten können, dass eine gerechere Besteuerung in diesem Land durchaus möglich ist. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


(Beifall bei der LINKEN)


Das würde – wir werden es Ihnen auch vorrechnen –
in Einnahmeplus von 24 Milliarden Euro durch eine re-
ormierte Vermögensteuer, eine veränderte Erbschaft-
teuer, die Erhöhung des Spitzensteuersatzes –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604805200

Herr Kollege, schauen Sie bitte einmal auf die Uhr.


Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604805300

– das mache ich gerne und komme zum Ende, Frau

räsidentin – und die Besteuerung großer Geldvermögen
edeuten. Fakt ist doch: Noch schneller als die Arbeits-
osigkeit und manch andere beklagenswerte Prozesse
immt in diesem Lande der private Reichtum zu. Des-
alb ist es durch Umverteilung möglich, eine andere als
ie von Ihnen betriebene Politik zu vertreten. Das ist der
eg, den meine Fraktion geht, und dazu werden wir Ih-

en auch im Zuge der Haushaltsberatungen weitere Vor-
chläge machen.

Vielen Dank.






(A) )



(B) )


Roland Claus

(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604805400

Nächster Redner ist der Kollege Alexander Bonde,

Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604805500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Finanzminister, Sie haben zu Beginn Ihrer Rede ge-
sagt: „Wir ziehen alle an einem Boot.“ Das lässt ja nur
einen Schluss zu: dass Ihr Kahn ziemlich auf dem Tro-
ckenen liegt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde, um zum Ernst des Themas zurückzukom-
men, es war eine gute Rede, die Sie gehalten haben;
denn im Gegensatz zu Ihrer Rede bei der Einbringung
des Haushalts und zu vielen anderen Reden von der Koa-
lition in den letzten Tagen war da doch viel Selbstrefle-
xion und eine realistischere Bewertung zu erkennen.

Die Debatte hatte in den letzten Tagen zum Teil
kuriose Züge. Man hätte sich gewünscht, die Rede von
Herrn Glos wäre direkt vor der Rede von Herrn
Steinbrück gewesen; denn die Brüche in dieser Koali-
tion, die offenen Zerfallsprozesse kann man als Opposi-
tion gar nicht so gut darstellen, wie Sie vom Kabinett es
an dieser Stelle selbst getan haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Als ein Fazit dieser Haushaltsrunde muss man fest-
stellen: Die große Koalition ist mit vielen Versprechen
angetreten. Das größte war das einer verlässlichen, zu-
kunftsorientierten Politik. Das Motto lautete: Wir wollen
es ehrlich machen. – Man muss zusammenfassen: Ver-
sprochen, gebrochen.

Für die Aufstellung dieses Haushaltes hatten Sie sehr
gute konjunkturelle Voraussetzungen: ein für 2006 pro-
gnostiziertes Wirtschaftswachstum von 2 Prozent und
eine erste Wende am Arbeitsmarkt. Dennoch sorgt diese
Regierung mit ihrem Zickzackkurs für Verunsicherung.
Sie schafft es nicht, einen mutigen Haushaltsentwurf
vorzulegen. Denn auch in diesem Haushalt werden ihr
Zickzackkurs, ihre Unklarheit in Entscheidungen und ihr
fehlender Mut, klare Entscheidungen zu treffen, deut-
lich.

Ich will es am Haushaltsdefizit festmachen. Der
Haushalt, den Sie hier vorlegen, beinhaltet nicht einmal
den Anspruch eines klaren Konsolidierungsziels.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht! – Johannes Kahrs [SPD]: Na, na, na!)


Den Einnahmen von 245,6 Milliarden Euro stehen Aus-
gaben in Höhe von 267,6 Milliarden Euro gegenüber.
Ich gebe zu: Natürlich fällt dadurch die Nettokreditauf-
nahme,

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(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Deutlich niedriger aus!)


ie 22 Milliarden Euro betragen wird, niedriger aus als
m Vorjahr.


(Johannes Kahrs [SPD]: Eben!)


ie unterschreiten damit voraussichtlich tatsächlich die
efizitobergrenze des EU-Stabilitätspaktes.


(Beifall des Abg. Johannes Kahrs [SPD] – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Solange Sie mitgewirkt haben, hat das nie geklappt, Herr Kollege!)


Im Hinblick auf die Verfassungsmäßigkeit des Haus-
altes wird es aber schwierig; das wissen auch Sie. Sie
iegen bei den Investitionen nur knapp über der Neuver-
chuldung. Sie haben ein Polster von 1,5 Milliarden
uro, was nicht wirklich beruhigend ist. Sie kennen die
aushaltsrisiken. Sie haben sie bewusst nicht einge-

tellt. Sie wissen so gut wie wir, dass wir in diesem
aushalt allein in Bezug auf den Arbeitsmarkt über Risi-
en von 8,6 Milliarden Euro sprechen müssen. Da stellt
ich in bester wirtschaftlicher Situation die Frage des
erfassungsbruchs schneller, als Sie den nächsten Haus-
alt einbringen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Johannes Kahrs [SPD]: Warten Sie es doch mal ab! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Müder Beifall bei den Grünen!)


Sie haben die Verfassungsmäßigkeit dieses Haushalts
ur dadurch hinbekommen, dass Sie massive Einnah-
eerhöhungen vorgenommen und Privatisierungserlöse

enutzt haben, um damit die Neuverschuldung optisch
eicht unter die Höhe der Investitionen zu drücken.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir haben es im Gegensatz zu Ihnen geschafft, Herr Bonde!)


ie sind den Weg des geringsten Widerstandes gegan-
en. Denn die Einsparungen auf der Ausgabenseite müs-
en wir, Kollege Kampeter, weiterhin mit der Lupe su-
hen.

Was für eine Konsolidierungsstrategie haben Sie
ier vorgelegt? Ihr Finanzplan bis zum Jahr 2010 zeigt
ies deutlich. Sie sehen dort eine Senkung der Neuver-
chuldung vor, indem Sie jährlich etwa 500 Millionen
uro einsparen wollen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir werden besser sein! Keine Sorge!)


iese 500 Millionen – ich stelle das einmal konkret
ar – entsprechen exakt 1,8 Promille des Haushaltsvolu-
ens. Dazu kann ich nur sagen: Herzlichen Glück-
unsch! Wer glaubt, dass diese 1,8 Promille eine Konso-

idierung darstellen, der sollte sich einmal selber nach
einem Promillewert fragen lassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Alexander Bonde
Ganz ehrlich: Wenn eine Koalition, die über 70 Pro-
zent der Stimmen in diesem Hause verfügt, ein Konsoli-
dierungsziel dergestalt ansetzt, dass die Neuverschul-
dung in den nächsten Jahren um 1,8 Promille des
gesamten Haushaltsvolumens gekürzt werden soll,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir halbieren das strukturelle Defizit, das Sie aufgebaut haben!)


dann muss ich dazu sagen: Eine ambitionierte Haushalts-
politik sieht wirklich anders aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben es Ihnen schon ein paarmal vorgerechnet:
Das Schneckentempo Ihrer vermeintlichen Konsolidie-
rung führt dazu, dass Sie den Haushalt erst in 44 Jahren
konsolidiert haben werden. Manche mögen dies diplo-
matisch „langfristige Planungen“ nennen. Andere sagen,
den Leuten werde Sand in die Augen gestreut, wenn Sie
hier von Konsolidierung sprechen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Mut, auf der Ausgabenseite einzusparen, fehlt Ih-
nen. Wann wollen Sie eigentlich sparen, wenn nicht
jetzt, in Zeiten, in denen es konjunkturell gut läuft? Mit
dem, was Sie hier aus Mutlosigkeit machen, sind Sie
wirklich nahe daran, in eine prozyklische Politik zu ver-
fallen; das sollten Sie wissen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Schauen wir uns einmal an, wie sich die Struktur des
Haushaltes entwickelt.


(Johannes Kahrs [SPD]: Gut! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gut! Aber es könnte besser sein! Das will ich gar nicht bestreiten!)


Strukturreformen in den Sozialversicherungssystemen
stehen immer noch auf der Tagesordnung. Sie alle wis-
sen, dass die Ausgaben für die Alterssicherung und den
Arbeitsmarkt in Höhe von fast 140 Milliarden Euro die
größten Einzelposten darstellen und dies 37 Prozent der
Gesamtausgaben ausmacht. Wenn man die Zinszahlun-
gen von 44 Milliarden Euro jährlich hinzurechnet, er-
kennt man, dass 52 Prozent des Haushaltes nach wie vor
in vergangenheitsbezogene Kosten fließen. Die Frage,
wo wir in dieser Gesellschaft investieren sollten, wird in
diesem Haushalt strukturell nicht beantwortet. Sie sind
einmal mit der großen Ankündigung angetreten, inves-
tieren zu wollen. Aber das spiegeln der Haushalt 2007
und die dazu gehörige Finanzplanung nicht wider.

Wahrscheinlich kann sich niemand mehr an den gro-
ßen Genshagener Gipfel erinnern, und das zu Recht. Es
wurde zwar in eine große PR-Strategie dieser Koalition
investiert, aber das dort beschlossene Investitionspro-
gramm wurde in den Sand gesetzt; es ist bis heute unbe-
kannt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Zahlen sprechen eine andere Sprache, Herr Bonde!)


Im Gegenteil: Sie sind dafür verantwortlich, dass die In-
vestitionsquote über den gesamten Finanzplan, den Sie
hier vorlegen, bei 8,4 Prozent stagniert. Das Gleiche gilt

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(C (D ür die Forschungsund Entwicklungsausgaben. Dieses ahr gibt es eine kleine Steigerung, aber in den nächsten ahren wird weiter verstetigt. Zukunftsinvestitionen finen wir in diesem Haushalt und in diesem Finanzplan aum. Die Ausgaben wachsen überall dort, wo Sie aufgrund er inneren Widersprüche in der Koalition nicht den Mut nd die Kraft haben, in Strukturreformen einzusteigen. n den letzten Tagen wurde uns eine ganze Reihe dieser austellen vorgeführt: beim Arbeitsmarkt, bei der Ge undheit, bei der Pflege und bei der Steuerreform. Es ist emerkenswert, welche Widersprüche zwischen den orstellungen des Wirtschafts-, des Arbeitsund des Fianzministers innerhalb eines Tages erkennbar waren. ie Bevölkerung wartet vergeblich, dass etwas passiert. Die Vorschläge zur Steuerreform sind zum Teil verorren. Die Gegenfinanzierungsvorschläge, die notwenig sind, um eine soziale Schieflage zu verhindern, fehen gänzlich. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Orakeln Sie hier doch nicht rum!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ine Orientierung, die die Schaffung von Arbeitsplätzen
n den Mittelpunkt stellt, kann niemand erkennen.

Gestern kam die Nachricht, die Gesundheitsreform,
rklärtermaßen das große Reformprojekt dieser Regie-
ung, werde einmal mehr verschoben.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In die Tonne!)


ir warten gespannt – das ist der entscheidende Punkt –,
b Sie irgendwann einmal dieses Gesundheitsmodell auf
ie Schiene bekommen. Eine zeitliche Verschiebung al-
ein kann es aber nicht sein. Denn eine Murksreform
leibt Murks, unabhängig davon, wann Sie sie nun end-
ich einbringen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Hinausschieben notwendiger Reformen kostet
eiter Geld und belastet den Haushalt. Die Senkung der
ohnnebenkosten wurde völlig aus den Augen verlo-

en. Ich kann mich noch an große Reden in diesem
ause erinnern, was die Senkung der Lohnnebenkosten
nter 40 Prozent angeht. Mit dieser Regierungspolitik
leibt es auf absehbare Zeit eine vollständige Illusion,
ass die Lohnnebenkosten in diesem Land irgendwann
inmal sinken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


s gibt steigende Beiträge: Bei der Rentenversicherung
ind es 0,4 Prozentpunkte und bei der gesetzlichen Kran-
enversicherung ist es geschätzt 1 Prozentpunkt. Damit
ird das Wenige an Entlastung, das durch die mehrwert-

teuerfinanzierte Senkung der Beiträge zur Arbeitslosen-
ersicherung generiert wird, längst wieder aufgefressen.
ie Frage ist in der Tat: Wo ist das Konzept der großen
oalition, um Großes bei den Lohnnebenkosten zu voll-
ringen?






(A) )



(B) )


Alexander Bonde

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist die größte Absenkung von Beiträgen zur Sozialversicherung, die es je gegeben hat!)


Das Hin und Her geht auch bei Ihrer geplanten
Gesundheitsreform weiter. Sie haben in Ihren nebulö-
sen Eckpunkten angekündigt, die Steuerzuschüsse für
die GKV ab 2008 wieder zu erhöhen. In diesem Jahr
werden sie aber erst einmal gesenkt. Man muss sich
doch irgendwann einmal entscheiden, was man will.
Oder läuft es jetzt so: Dieses Jahr regiert die SPD und im
nächsten Jahr regiert die CDU/CSU in diesem Bereich;
entsprechend wird immer munter aufgestockt bzw. abge-
senkt, bis keiner mehr weiß, wohin die Reise geht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Schlimme ist, dass Sie mit Ihrer Politik keine der
Fragen beantworten, die sich, bedingt durch den demo-
grafischen Wandel, in den nächsten Jahren immer drän-
gender für uns stellen. Sie alle kennen die Situation und
wissen, dass sich der Anteil der über 65-Jährigen an der
Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von 20 bis 65 Jah-
ren in den kommenden 40 Jahren verdoppeln wird. Sie
wissen, dass wir schon heute strukturelle Probleme bei
den Sozialausgaben haben. Sie wissen auch, dass wir in
der Verantwortung stehen, heute dafür zu sorgen, dass
uns die Verschuldungsproblematik nicht dann noch zu-
sätzlich belastet, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in
Rente gehen und uns die Bugwelle der Kosten trifft.

Sie wissen weiterhin: Die Höhe der expliziten Staats-
verschuldung in Höhe von 60 Prozent des BIP ist nur
ein kleiner Teil dessen, was wirklich auf uns zukommt.
Die implizite Staatsverschuldung – sie ergibt sich aus
Ansprüchen in den umlagefinanzierten sozialen Siche-
rungssystemen und aus ungedeckten Pensionszusagen –
schlummert in den öffentlichen Haushalten und macht
das Doppelte des BIP aus. Angesichts dieser Situation
finde ich es umso dramatischer, dass Sie dieses konjunk-
turelle Umfeld nicht wirklich nutzen, um auch auf der
Ausgabenseite etwas mehr Mut zu zeigen. Sie sollten
mehr tun, als nur die Einnahmen, die ihnen in die Kasse
gespült werden, als Konsolidierung zu verkaufen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In diesem Zusammenhang muss auch über die Erhö-
hung der Mehrwertsteuer gesprochen werden; darüber
haben wir hier schon vielfach diskutiert. Der Finanzminis-
ter hat heute erklärt, dass er den Vorschlag der Grünen
ablehnt. Sie haben sich vorab festgelegt und sind nicht
bereit, von der Erhöhung der Mehrwertsteuer abzuge-
hen. Sie sind auch nicht bereit, sie nur dosiert zu erhö-
hen. Heute Vormittag haben Sie erklärt, dass das Ihrer
Ablehnung gegenüber Fortsetzungsromanen geschuldet
ist. Ich muss ehrlich sagen: Für mich ist die persönliche
Literaturpräferenz nicht so entscheidend wie die Frage,
wie wir das Wachstum in diesem Lande fördern können,
anstatt es abzuwürgen; denn das sehen Ihre Pläne vor.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


An dieser Stelle müsste man eigentlich über viele
weitere Aspekte des Haushaltsentwurfs sprechen. In der

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(C (D weiten und dritten Lesung werden wir Ihnen sehr deutich sagen, an welchen Stellen der verschiedenen Einzelläne Sie es versäumt haben, das Ruder herumzureißen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nur heiße Luft beim letzten Mal! Das wird diesmal nicht anders sein!)


ie Koalition täte gut daran, nicht so großspurig zu tö-
en, wie Herr Kampeter in der ersten Reihe, sondern die
aushaltsberatungen im Ausschuss zu nutzen. In diesem
aushaltsentwurf steckt noch viel Arbeit. Bisher ist
aum ein Haushaltsentwurf in das Parlament eingebracht
orden, an dem noch so viel zu tun war, wie an diesem.

Der Verteidigungsminister scheut sich vor Reformen
n seinem Bereich und kündigt deshalb an, dass er mehr
eld brauchen wird. Auch andere Minister schielen bloß

uf die riesigen Einnahmeberge und warten darauf, dass
uch für sie etwas abfällt. Die Ausgabefreudigkeit dieser
oalition ist ungebrochen. Der Reformwille dieser
oalition ist nicht erkennbar. Wenn Sie sich weiterhin
roße Koalition nennen wollen, müssen Sie sich schon
twas Besseres einfallen lassen.

Die Kanzlerin hat in diesen Tagen verkündet, man
olle die Zukunft nicht verbrauchen. Genau das tut die
egierung aber mit diesem Haushalt, und das ohne Not.

ch kann nur hoffen, dass die Reden Ihrer Kanzlerin ir-
endwann einmal in Ihren eigenen Reihen ankommen
nd Sie irgendwann einmal einen Haushalt aufstellen,
er das, was hier verkündet wird, nicht widerlegt. Darauf
üssen wir wohl leider, wenn ich Ihre Debattenbeiträge

ichtig verstanden habe, noch sehr lange warten. Das
önnen wir uns nicht leisten. Packen Sie es an! Machen
ie endlich etwas daraus!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: In welcher Welt leben Sie eigentlich? Ein Zerrbild der Wirklichkeit!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604805600

Das Wort hat die Kollegin Petra Merkel, SPD-Frak-

ion.


Petra Merkel (SPD):
Rede ID: ID1604805700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine Damen und Herren! Ich möchte mit einem Lob

uf die Kanzlerin in meine Rede einsteigen; denn wenn
ie Recht hat, hat sie Recht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Frau Bundeskanzlerin Merkel hat gesagt, dass
ich Gerhard Schröder mit der Agenda 2010 um
eutschland verdient gemacht hat. Ich finde, es ist mutig
nd zeugt von Größe, dass die Bundeskanzlerin das an-
rkennt. Gerhard Schröder, Hans Eichel, die SPD, die
rünen und die CDU/CSU haben gemeinsam – auch
enn es schwierig war, im Bundesrat zu Kompromissen

u kommen; Herr Ramsauer sagt, sie hätten es hingebo-
en – die Weichen für eine umfangreiche Reform ge-
tellt. Reformen brauchen im Gegensatz zu Gesetzen,
ie schnell verabschiedet und auf den Weg gebracht






(A) )



(B) )


Petra Merkel (Berlin)

werden können, sehr viel Zeit, ehe sie Wirkung entfal-
ten. Die Erfolge sind jetzt langsam spürbar.

An diesen Reformen waren zwei leider nicht beteiligt,
und zwar auf der einen Seite die FDP und auf der ande-
ren Seite Die Linke.


(Steffen Kampeter Sie haben sich davon verabschiedet. Das merkt man in allen ihren Beiträgen hier. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die große Koalition macht weiter. Zu Jahresbeginn
hat sie mit dem Haushalt 2006 das zarte Pflänzchen Auf-
schwung unterstützt. Mehr als 400 000 Arbeitslose we-
niger, mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte als
im August letzten Jahres sind ein Indiz für den positiven
Trend. Das macht Hoffnung.

Es war richtig, dass der Haushalt 2006 von einem An-
schub für die Konjunktur geprägt war, zum Beispiel
durch das 25-Milliarden-Euro-Impulsprogramm und die
Hinnahme einer hohen Nettokreditaufnahme. Das CO2-
Gebäudesanierungsprogramm ist ein Renner. Es verbin-
det Maßnahmen zum Klimaschutz mit einem Programm
für das Handwerk. Das ist eine Investition in die Zu-
kunft. Übrigens, Herr Bonde, ist das ein Ergebnis von
Genshagen.


(Beifall bei der SPD)


Der Vorschlag von Franz Müntefering, dass wir versu-
chen sollen, jetzt auch die öffentlichen Gebäude im Rah-
men dieses Programms verstärkt energetisch zu sanieren,
ist ein guter Vorschlag. Als weitere Beispiele nenne ich
die zusätzlichen 6 Milliarden Euro bis 2009 für Wissen-
schaft und Forschung, die Hightechstrategie, durch die
Ideen in Deutschland in Arbeitsplätze in Deutschland
umgesetzt werden sollen.

Zum Erfolg gehört auch die Einhaltung des
Maastrichtdefizitkriteriums bereits 2006 und, dass der
Haushalt 2007 der in der Verfassung vorgeschriebenen
Regelgrenze für die Kreditaufnahme – die Investitionen
sollen über der Nettoneuverschuldung liegen – ent-
spricht. Die anderen Haushalte waren übrigens auch ver-
fassungsgemäß.

In den zukünftigen Investitionen ist ein Projekt ent-
halten, das für uns in der Region Berlin-Brandenburg
und damit auch in den neuen Ländern, Herr Claus, er-
heblich wichtig ist, nämlich der Großflughafen Berlin
Brandenburg International. Für dieses Investitions-
und Entwicklungsprojekt ist der erste Spatenstich ge-
macht. Der Konsensbeschluss zwischen dem Bund, Ber-
lin und Brandenburg zur Schließung der beiden inner-
städtischen Flughäfen ist – trotz aller Spekulationen –
gültig und nicht revidiert worden.


(Zuruf von der FDP: So ein Blödsinn!)


Der Bund wird die Anbindung des Flughafens zu einem
großen Teil finanziell unterstützen und ist als Gesell-
schafter des BBI zusammen mit Berlin und Brandenburg
mit im Boot. Es scheint trotz aller Verzögerungen sogar

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(C (D u gelingen, dass die Errichtung dieses großen Flugafens weniger Zeit in Anspruch nimmt als die des Flugafens München, die damals 22 Jahre betrug. Wie dem uch sei: Diese Großinvestition dient der Region und dait auch den neuen Ländern. Der Bund ist mit erhebli hen Mitteln dabei. Die Steuergelder sprudeln; das ist nicht schlecht. Beeits in diesem Jahr sollen nach manchen Schätzungen 6 bis 18 Milliarden Euro zusätzlich an die Gemeinden, ie Länder und den Bund fließen. Für den Bund wären as 3 bis 5 Milliarden Euro an Steuermehreinnahmen. chon fragt die Presse: Was kann Steinbrück uns Gutes un? Schon fragt sich die ARD am 5. September dieses ahres: Was macht Finanzminister Steinbrück mit dem ielen Geld? eine Antwort darauf lautet: Er passt darauf auf. – Am esten setzen Sie sich darauf. Der Finanzminister muss Begehrlichkeiten abwehren, m das zu erreichen, was wir alle wollen. Wir wollen aus aus dem Teufelskreis von immer mehr Neuverchuldung, immer mehr Zinsausgaben und immer gerinerer Handlungsfähigkeit des Staates. Das ist allerdings icht nur Aufgabe des Finanzministers. Das ist die Aufgabe jeder und jedes Einzelnen von ns (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Otto Fricke [FDP])


(Joachim Poß [SPD]: „Morgenmagazin“!)


(Beifall bei der SPD)


n jedem Ausschuss, ob Fachausschuss, Haushaltsaus-
chuss oder Finanzausschuss. Es ist sogar unabhängig
avon, in welcher Partei man ist. Es ist auch Aufgabe
er Ministerien und aller Verwaltungen.


(Otto Fricke [FDP]: Sehr wahr!)


lso bitte: Alle sind dafür verantwortlich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das angestrebte Ziel ist, die Nettokreditaufnahme
is 2010 auf 20 Milliarden Euro zu reduzieren. Wenn
as schneller geht und die Nettokreditaufnahme geringer
usfallen kann, dann ist das umso besser. Aber wir soll-
en jetzt eher eine realistische Einschätzung abgeben, an-
tatt später unseren Vorgaben hinterher zu rennen. Inso-
ern ist dieser Weg der richtige: runter mit der
ettoneuverschuldung, und das – da sind wir uns sicher-

ich alle einig – sobald wie möglich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Schuldenstand in Deutschland beträgt 1 500 Mil-
iarden Euro. Für den Bund beträgt er 950 Milliar-
en Euro inklusive Sondervermögen. Wir müssen immer
ieder deutlich machen, dass das eine immense Zahl ist,
eren Reduzierung für uns eine Kraftanstrengung sein
ird. Es ist richtig, was Frau Merkel formuliert hat: Wir
ürfen unsere Zukunft nicht verbrauchen. Dazu bedarf






(A) )



(B) )


Petra Merkel (Berlin)

es eines Mentalitätswechsels. Ein Mentalitätswechsel
braucht Zeit; das haben wir auch in Berlin gemerkt. Es
wird ein anstrengender Weg werden.

Sehen wir uns die Zahlen des Haushaltsentwurfs für
das Jahr 2007 an: Die Gesamtausgaben betragen
267 Milliarden Euro. Darin sind die Einnahmen aus der
Mehrwertsteuererhöhung um einen Prozentpunkt in
Höhe von 6,5 Milliarden Euro enthalten, die von der
Bundesagentur für Arbeit zur Senkung des Beitragssat-
zes zur Arbeitslosenversicherung verwendet werden.
Ich finde, Herr Steinbrück hat sehr gut und plastisch ge-
schildert, dass es sich hierbei um einen Betrag handelt,
der lediglich durchgereicht wird,


(Otto Fricke [FDP]: Das gilt für fast alle Steuern!)


sodass die Ausgaben dieses Bundeshaushalts, verglichen
mit dem Bundeshaushalt des Vorjahres, eigentlich nied-
riger sind. Auch das ist ein Aspekt der Konsolidierung.


(Otto Fricke [FDP]: Wollen Sie damit etwa sagen, dass auch der Rentenbeitrag nicht einzurechnen ist?)


Allerdings werden von den Gesamtausgaben in Höhe
von 267 Milliarden Euro 122 Milliarden Euro allein für
den Bereich Arbeit und Soziales ausgegeben werden, da-
von wiederum 78 Milliarden Euro für den Bundeszu-
schuss zur Rentenversicherung. Das ist ein großer An-
teil. Dessen sind wir uns bewusst.

Die Einnahmen betragen insgesamt 245,6 Milliarden
Euro; davon werden 214 Milliarden Euro aus Steuerein-
nahmen erzielt – ohne Nettokreditaufnahme. Diese Zah-
len sprechen für sich. Es wird eine schwierige Aufgabe
sein, den Bundeshaushalt so zu sanieren, dass wir unser
Ziel erreichen, nämlich die Nettoneuverschuldung dras-
tisch zu senken.

Die Mehrwertsteuererhöhung ist immer wieder
Thema. Ich sage ganz deutlich: Sie ist einkalkuliert und
beschlossen. Wir erleben täglich, dass sich viele Firmen
schon im Vorfeld auf die Mehrwertsteuererhöhung ein-
stellen, sie in ihren Planungen für die Zeit nach dem
1. Januar 2007 berücksichtigen und versuchen, davon zu
profitieren. So wird zum Beispiel ein Neuwagen schon
jetzt ohne 16-prozentige Mehrwertsteuer angeboten und
eine große Lebensmittelkette garantiert ihren Kunden,
ab dem 1. Januar 2007 keine Preiserhöhungen durchzu-
führen. Das gilt übrigens nicht für diejenigen Artikel, die
mit dem reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent
versteuert werden, sondern für diejenigen, die künftig
mit 19 Prozent versteuert werden.


(Otto Fricke [FDP]: Genau! Für Mineralwasser, Babywindeln usw.!)


Das ist ein Indiz dafür, dass im Augenblick niemand
von uns sagen kann, wie sich die Erhöhung der Mehr-
wertsteuer auf die Produktpaletten und auf die Ausgaben
jedes Haushalts auswirken wird. Wir wissen nur, was sie
für unseren Haushalt bedeutet: Mehreinnahmen von ins-
gesamt 19 Milliarden Euro. Dabei muss immer wieder
darauf hingewiesen werden, dass dieser Betrag nicht
vollständig dem Bund zugute kommt. Dem Bund fließen

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(C (D ie Einnahmen aus 1 Prozentpunkt Erhöhung zu, die änder erhalten die Einnahmen aus 1 Prozentpunkt Eröhung und die Einnahmen aus 1 Prozentpunkt Erhöung werden zur Senkung des Beitragssatzes zur Areitslosenversicherung verwendet. Durch die Senkung es Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung in Höhe on insgesamt 2 Prozentpunkten senken wir auch die ohnnebenkosten. Es ist immer wieder wichtig, das zu etonen, insbesondere in Gesprächen mit Vertretern der irtschaft. Eines spielt hier immer wieder eine Rolle: Bei der undesagentur für Arbeit haben wir in diesem Jahr ehreinnahmen in Höhe von mehr als 8 Milliarden Euro u verzeichnen, was zumindest teilweise auf den Einaleffekt eines zusätzlichen Monatsbeitrags der Bun esagentur zurückzuführen ist. Wenn allerdings angeichts der aktuellen Überschüsse Beitragssatzsenkungen efordert werden, dann ist das für mich ein typischer Relex, der sich zum Teil auch in unserer Debatte widergepiegelt hat. Einige meiner Koalitionskollegen sagen ja ereits, wo überall Erhöhungen dringend notwendig sind zw. in welchen Bereichen keine Privatisierungen urchgeführt werden dürfen; das ist das alte Spiel. Wir üssen uns darum bemühen, den Haushalt im Zaum zu alten. Das geht uns alle an, auch die Mitglieder des achausschusses. Erst wenn erkennbar ist, dass es verlässlich und daurhaft Spielräume gibt, kann man über Beitragssatzsenungen reden, allerdings nur dann. Wenn die Steuereinahmen in den kommenden Jahren höher ausfallen als eplant, müssen wir sie für die Haushaltssanierung verenden; denn auch der Haushalt für das Jahr 2007 ist it unbestreitbaren Risiken verbunden. Der Bereich Arbeit und Soziales“, die Zinsentwicklung – noch proitieren wir vom Niedrigzins – und die Mehrwertsteuerrhöhung können noch Einfluss auf die Wirtschaftsund aushaltsentwicklung haben. Wenn wir auf die von mir ngesprochenen Forderungen, die in der einen oder aneren Etatberatung zu vernehmen waren, nicht eingehen, erden wir es schaffen, die Ausgaben zu senken. Ich möchte noch auf einige andere Projekte zu sprehen kommen, für die der Haushalt 2007 steht. Als Beipiel nenne ich das Elterngeld. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist eine gute Initiative von Frau von der Leyen!)


un wird für Frauen und Männer endlich die Möglich-
eit geschaffen, das erste Jahr nach der Geburt ohne grö-
ere finanzielle Einbußen mit ihrem Kind verbringen zu
önnen. Der Wiedereinstieg in den Beruf geht nach ei-
em Jahr besser und reibungsloser. Allerdings müssen
ie Länder entsprechende Kinderbetreuungsangebote
orhalten; sie sind da in der Pflicht. Wir haben in der
roßen Koalition die mit dem TAG, dem Tagesbetreu-
ngsausbaugesetz, begonnenen Programme zur Betreu-
ng von Kindern unter drei Jahren fortgesetzt. Im Wege
er Entlastung der Kommunen stellt der Bund die Finan-
ierungsgrundlage für den Ausbau der Kinderbetreuung
ereit. Dass die CDU/CSU in der großen Koalition mit
ns diesen Schritt gegangen ist und auch das erfolgrei-
he Ganztagsschulprogramm mit uns weiterführt, freut
ns und viele Familien.






(A) )



(B) )


Petra Merkel (Berlin)


(Beifall bei der SPD)


Das Land Berlin wird vom 1. Januar 2007 an für das
letzte Kitajahr keine Gebühren mehr nehmen, und in den
nächsten fünf Jahren sollen grundsätzlich keine Gebüh-
ren mehr für Kinder über drei Jahre erhoben werden –
wie übrigens im armen Saarland schon üblich. Dann ist
die Bildungseinrichtung Kindergarten mit dem Rechts-
anspruch auf einen Kindergartenplatz genauso kostenfrei
wie die Schule. Damit wird das Land Berlin einen weite-
ren Schritt sowohl bei der Integration der Kinder von
Migrantinnen und Migranten als auch bei der Bildung al-
ler Kinder im Kindergartenalter tun. Wir erinnern uns:
Im Sommer hat die Beauftragte der Bundesregierung für
Migration, Flüchtlinge und Integration, Frau Professor
Dr. Böhmer, mit Franz Müntefering und anderen einen
Integrationsgipfel veranstaltet und Arbeitsgruppen ein-
gesetzt. Für die Hauptstadt Berlin, für viele Städte in
Deutschland und auch in Europa ist die Frage der Inte-
gration entscheidend. Es gibt nur eine Möglichkeit: Bil-
dung, Bildung, Bildung, und das so früh wie möglich.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Das bedeutet, dass die Bildung in den Kindertagesstätten
Vorrang haben muss.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie dann die Gebühren erst erhöht, Frau Kollegin Merkel?)


Ich möchte einen weiteren Bereich ansprechen: Wir
sind alle froh, dass Bonn die Umwandlung zur Bundes-
stadt gut bekommen ist, dass Bonn blüht. Die Berichter-
stattung in der Presse in den letzten Tagen über eine Ver-
änderung des Bonn/Berlin-Gesetzes ist allerdings
vorschnell.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Leider!)


Es gibt keinen derartigen Beschluss. Richtig ist aller-
dings, dass die Koalition im Haushaltsausschuss erneut
die räumliche Aufteilung der Bundesregierung und der
ihr nachgeordneten Behörden daraufhin überprüfen
wird, wie kurz- oder mittelfristig Effizienzgewinne er-
reicht werden können. Dazu gehören auch Neubaumaß-
nahmen. Sie können sich vorstellen, wofür mein Herz als
Berlinerin schlägt.


(Otto Fricke [FDP]: Für Deutschland, hoffe ich! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Für unser Land hoffentlich! Und für die Koalition!)


Ich finde es richtig, diese Aufteilung zu überprüfen.

Eine weitere Bemerkung: Der Bund finanziert in
Kontinuität die Programme „Civitas“ und „Entimon“ des
Aktionsprogramms „Jugend für Toleranz und Demokra-
tie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit
und Antisemitismus“. Wie nötig diese Programme sind,
zeigt die aktuelle Situation in Mecklenburg-Vorpom-
mern und in Berlin.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die brauchen eher eine neue Regierung!)


– Vorsicht, Vorsicht!

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(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich schweige!)


ie alle wissen, dass am 17. September in Mecklenburg-
orpommern und in Berlin Landtagswahlen stattfinden.

n beiden Bundesländern werden derzeit erschreckende
rfahrungen gemacht mit Vertretern der NPD. Gezielte
törungen von Veranstaltungen, bis hin zu körperlicher
edrohung und Androhung von Gewalt, können wir als
emokraten nicht akzeptieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Beifall bei der LINKEN)


eshalb bitte ich alle Wahlberechtigten: Machen Sie Ge-
rauch von Ihrem demokratischen Recht auf Stimm-
bgabe. Viele von Ihnen, die jetzt stimmberechtigt sind,
aben vor 17 Jahren auf eine freie, demokratische Wahl
ehofft und sind dafür auf die Straße gegangen. Es liegt
n Ihrer Hand, ob die NPD in die Parlamente einzieht.
itte gehen Sie zur Wahl!


(Beifall bei der SPD)


Ich komme zum Schluss. Die Beratungen des
aushalts 2007 werden jetzt in den Fachausschüssen
nd im Haushaltsausschuss fortgesetzt. Ich bin sicher,
ass wir alle sie in großer Verantwortung wahrnehmen
erden. Ich hoffe auf viele Ideen, neue Einsichten, und
ünsche uns allen viel Erfolg.


(Beifall bei der SPD sowie bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604805800

Nächster Redner ist der Kollege Otto Bernhardt,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1604805900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Ich möchte in der Schlussrunde noch einmal auf
ie Ziele der Haushalts- und Finanzpolitik der großen
oalition hinweisen. Wir wollen bekanntlich zwei Ziele
leichzeitig verwirklichen: nachhaltige Konsolidierung
er öffentlichen Finanzen und Stärkung der Wachstums-
räfte der Wirtschaft. Ich sage sehr deutlich: Dieser
aushalt, den wir in den letzten Tagen in erster Lesung
eraten haben, ist ein wichtiger Schritt, um beide Ziele
u erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich finde es eigenartig, dass sich einige hier hinstellen
nd sagen, es sei eine Selbstverständlichkeit, dass wir
it diesem Haushalt die Maastrichtkriterien und
rt. 115 unseres Grundgesetzes erfüllen.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Ist es ja auch!)


Das mag sein. – Das wird insbesondere von denen ge-
agt, die an den Sanierungsmaßnahmen nicht mitgewirkt
aben.


(Ute Kumpf [SPD]: Ja! – Otto Fricke [FDP]: Welche denn?)







(A) )



(B) )


Otto Bernhardt
Ich stelle nur fest, dass es fünf Jahre lang nicht gelungen
ist, einen Haushalt vorzulegen, der den Maastrichtkrite-
rien und dem Grundgesetz entspricht. Ich sage sehr deut-
lich: Wir als Finanzpolitiker haben bei dieser Sanierung
eine erhebliche Last tragen müssen. Es war nicht ein-
fach, die Mehrwertsteuererhöhung durchzusetzen und
Subventionen sowie Steuervorteile in einer Größenord-
nung von 7 bis 8 Milliarden Euro zu streichen.

Schauen Sie sich die Zahlen an: In diesem Jahr haben
wir eine Nettoneuverschuldung von rund 38 Milliarden
Euro, im nächsten Jahr werden es 22 Milliarden Euro
sein. Das heißt, wir führen die Nettoneuverschuldung
um 16 Milliarden Euro zurück. Von den Mehreinnahmen
durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer um 3 Prozent-
punkte erhalten wir nur ein Drittel; das sind ungefähr
7 Milliarden Euro. Die anderen 9 Milliarden Euro ha-
ben wir in anderen Bereichen gespart. Die große Koali-
tion hat also wirklich bewiesen, dass sie in der Lage ist,
unpopuläre Entscheidungen durchzusetzen, um den
Haushalt zu sanieren. Das ist eine wichtige Zukunftsauf-
gabe.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Abkassieren bei den Bürgern!)


Ich möchte mich in meinem Beitrag auf zwei Themen
beschränken, nämlich zum einen auf das Thema Konso-
lidierung der öffentlichen Finanzen


(Jürgen Koppelin [FDP]: Durch Abkassieren!)


und zum anderen – das kann nicht überraschen – auf das
Thema Unternehmensteuerreform.

Bezogen auf die Konsolidierung stelle ich ganz klar
fest – hier unterstütze ich ohne jede Vorbehalte den
Finanzminister –: Wir sind erst am Anfang der Konsoli-
dierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren – das gilt auch für die Kolle-
gen meiner eigenen Fraktion –, denken Sie bitte nicht
gleich nach, was man noch alles an Gutem tun kann,
wenn wir jetzt ein bisschen mehr Steuern einnehmen.
Alles, was wir zusätzlich einnehmen, brauchen wir für
die nachhaltige Sanierung. Denken Sie daran: Durch
jede Milliarde, die wir weniger Schulden machen, sparen
wir in den folgenden Jahren – selbst bei einem günstigen
Zinssatz – 30 Millionen Euro an Zinsen. Das heißt, wir
erhöhen damit unseren Spielraum.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Natürlich hält sich bei uns die Begeisterung in Gren-
zen – das gilt sowohl für die Sozialdemokraten als auch
für uns –, dass am Ende der mittelfristigen Finanzpla-
nung immer noch eine Nettoneuverschuldung in der
Größenordnung von 20 Milliarden Euro steht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir wollen besser werden!)


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(C (D ach den Maastrichtkriterien und dem Grundgesetz soll in ausgeglichener Haushalt vorgelegt werden; das ist öllig klar. Die Drei vor dem Komma bei dem aastrichtdefizitkriterium ist eine Obergrenze für kriti che Zeiten. Das Gleiche gilt für Art. 115 Grundgesetz. ch sage daher sehr deutlich – das haben schon mehrere on der Regierung und der Koalition gesagt –: Das Ziel er großen Koalition ist ein ausgeglichener Haushalt. (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nach Ihrer Rechnung in 44 Jahren! – Gegenruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Herr Bonde, in der nächsten Legislaturperiode werden Sie es in der Opposition erleben!)


Jetzt kommt natürlich eine Feststellung, die hier nicht
ehlen darf: Selbst wenn wir einen ausgeglichenen Haus-
alt vorlegen, wie Bayern das erreicht hat – ich schaue
it Respekt auf die bayerischen Freunde; sie haben

chon in diesem Jahr einen ausgeglichenen Haushalt –,


(Beifall bei der CDU/CSU)


aben wir nach heutigem Stand 950 Milliarden Euro
chulden, die wir in den nächsten Jahren noch ein biss-
hen erhöhen werden.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Ramsauer hatte vorhin ganz andere Zahlen!)


as heißt, wir müssen irgendwann anfangen, diesen
erg abzutragen. Ich glaube, allein diese Perspektive
eigt, dass die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen
ine Aufgabe ist, die uns mit Sicherheit auch in den
ächsten Legislaturperioden beschäftigen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich komme jetzt im Zusammenhang mit unserem
aushalt zur Unternehmensteuerreform. Zunächst ein-
al will ich das unterstreichen, was einige Kollegen ge-

agt haben: Wir sind in der großen Koalition auf dem
ege zu einer wirklich großen und vernünftigen Unter-

ehmensteuerreform.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Petra Pau)


eder, der aus dem Kreis der Zwölf, die an den Sitzungen
eilnehmen, etwas dazu gesagt hat, hat sich in dieser
ichtung geäußert.

Über Grundpositionen sind wir uns einig, aber wir
issen natürlich, dass im Detail noch manches Problem

u lösen ist. Ich sage deutlich – auch da stimmen wir in
er großen Koalition überein –: Wir werden keine Unter-
ehmensteuerreform verabschieden, die die großen Un-
ernehmen entlastet und den Mittelstand belastet. Das
ird es mit der großen Koalition nicht geben. Im Gegen-

eil, bei jeder Frage, die diskutiert wird, geht es um den
spekt: Wie wirkt sich das auf den Mittelstand aus? Wir

lle wissen nämlich, dass der Mittelstand die Säule unse-
er Wirtschaft ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Kritisch ist natürlich – ich kann Ihnen für dieses Pro-
lem keine abschließende Lösung anbieten; aber wir






(A) )



(B) )


Otto Bernhardt
befinden uns jetzt ja auch nicht in einer Unternehmen-
steuerdebatte –, dass nicht der Mittelstand, sondern die
großen Firmen die Gestaltungsmöglichkeiten haben, um
ihre Gewinne ins Ausland zu verlagern.


(Joachim Poß [SPD]: So ist es!)


Deshalb müssen wir einen Weg finden – das ist unsere
gemeinsame Auffassung –, diese Gestaltungsmöglich-
keiten einzuengen, ohne dem Mittelstand neue, zusätzli-
che Belastungen aufzubürden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich komme zu einer Frage, die in der Koalition ein
bisschen kontrovers diskutiert wird – auch hier werden
wir zu einer gemeinsamen Antwort kommen –: Kann,
soll oder muss eine Unternehmensteuerreform aufkom-
mensneutral durchgeführt werden oder brauchen wir
eine Entlastung? Ich sage deutlich: Beide Auffassungen
sind, wenn man den Faktor Zeit berücksichtigt, richtig.
Natürlich müssen wir im ersten Jahr Steuerausfälle ein-
rechnen und berücksichtigen.


(Otto Fricke [FDP]: Jawohl!)


Wir haben schon die aus meiner Sicht gute Entschei-
dung getroffen, dass die Steuerausfälle in Höhe von
5 Milliarden Euro, über die jetzt diskutiert wird, nur von
Bund und Ländern, nicht von den Kommunen ausgegli-
chen werden sollen. Das ist ein gutes Zeichen für die
Kommunen. Die Politiker der großen Koalition werden
die Kommunen bei der Mitfinanzierung einer Unterneh-
mensteuerreform schonen, und zwar aus gutem Grunde:
Der überwiegende Teil der Investitionen vor Ort, die ge-
rade für den kleinen Handwerksbetrieb wichtig sind,
wird von den Kommunen getätigt. Nur wenn wir die
Kommunen in die Lage versetzen, wieder in steigendem
Umfang Aufträge zu vergeben, können wir vernünftig
etwas für den Mittelstand vor Ort tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Lassen Sie mich deutlich sagen: Die 5 Milliarden
Euro sind kein Geschenk an irgendwelche Unternehmer.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja!)


Jede Privatentnahme – ob aus einer Kapitalgesellschaft
oder aus einer Personengesellschaft – wird weiterhin wie
heute besteuert, das heißt, mit einem Steuersatz von
42 Prozent plus Soli usw. Die geplante Steuersenkung
betrifft nur die einbehaltenen Gewinne, die in Deutsch-
land zurzeit mit knapp 39 Prozent besteuert werden. Da-
mit sind wir leider Spitzenreiter in Europa, und zwar
nicht, weil wir die Steuern erhöht haben, sondern weil
die anderen die Steuern stärker gesenkt haben. Hier müs-
sen wir ein Zeichen setzen. Ein Steuersatz von
29 Prozent, den wir jetzt anpeilen, ist ein solches Zei-
chen.

Die 5 Milliarden Euro sind eine Investition, weil wir
damit erreichen werden, dass ein erheblicher Teil der
Gewinne, die heute in Deutschland entstehen, aber hier
leider nicht steuerlich wirksam werden, wieder in
Deutschland versteuert wird. Ich sage deutlich: Auch
ohne „Zinsschranken“ werden manche bei einem Steuer-
satz von 29 Prozent überlegen, ob es noch sinnvoll ist,

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(C (D ie Gewinne in anderen Ländern zu versteuern. Bei eiem Steuersatz von 39 Prozent lohnt sich das. Kollege Poß hat am Dienstag eine interessante Zahl enannt: Es gibt Berechnungen – man kann sie nicht seiös bis nach dem Komma darstellen –, nach denen etwa 0 Milliarden Euro der Gewinne, die in Deutschland erielt werden, nicht in Deutschland versteuert werden. ir von der Union hatten vor wenigen Tagen ein Ge präch mit Vertretern der Deutschen Steuer-Gewerkchaft. Diese haben sehr deutlich gesagt: Jede große irma, die wir überprüfen, versteuert einen Teil ihrer Geinne im Ausland, und zwar vollkommen legal. Wenn wir durch eine vernünftige Unternehmensteuereform – wir sind dabei auf dem richtigen Wege – erreihen, dass nur die Hälfte dieser Gewinne wieder in eutschland versteuert wird, dann führt das bei einem teuersatz von 30 Prozent zu Einnahmen in Höhe von Milliarden Euro. Ja, zusätzlich! Deswegen stelle ich die These auf: Eine ernünftige Unternehmensteuerreform – eine solche erden wir beschließen – wird dafür sorgen, dass wir ittelfristig mit niedrigeren Steuersätzen höhere Einnahen erzielen werden. Insofern brauchen wir über das hema Entlastung nicht so lange zu diskutieren. Am An ang müssen wir ein wenig Geld aus dem Haushalt inestieren. Aber durch diese Investitionen werden wir reativ schnell zu höheren Einnahmen kommen. Viele Redner der Koalition haben sich positiv zur irtschaftsentwicklung geäußert: Die Zahlen sind sehr ut; die Wirtschaft funktioniert. Ich will nicht alle Zahen wiederholen. Sie waren richtig. Vonseiten der Oppoition wurde festgestellt, wir könnten nichts dafür. Die anzlerin hat die Gründe, glaube ich, sehr vernünftig argestellt. Die neue Regierung ist zwar ein Grund für en Aufschwung, wir wissen jedoch, dass dies nicht der inzige Grund ist. Aber wenn die Zahlen heute schlecht ären, dann hätten mindestens drei Fraktionen festge tellt, wir seien schuld daran. Deshalb, meine Damen nd Herren: Gönnen Sie uns die Freude über die guten ahlen. Wir werden aktiv weiterarbeiten, damit die Zah en noch besser werden. Für die FDP-Fraktion hat der Kollege Otto Fricke das ort. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Die Haushaltswoche neigt sich dem Ende zu. Es aren interessante Debatten. Wir haben alles Mögliche arüber gehört, wer woran schuld ist, wer was wofür ann und wer was tun will. Ein Satz allerdings ist kaum efallen: Wir wollen sparen. Sie sparen nicht, meine Damen und Herren von der oalition. Otto Fricke (Jürgen Koppelin [FDP]: Der Finanzminister will beim Urlaub sparen!)


(Joachim Poß [SPD]: Zusätzlich!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604806000

(Beifall bei der FDP)

Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1604806100




(A) )


(B) )


Sie sprechen immer wieder von Konsolidierung. Wissen
Sie eigentlich, was das Wort „konsolidieren“ heißt, das
Sie immer im Munde führen? Es heißt „festigen, sichern,
bewahren des Bestehenden“. Sie bewahren mit Ihren
Haushaltsplänen das Bestehende und damit den weiteren
Gang in eine immer höhere Verschuldung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Für die meisten Schulden ist die FDP mitverantwortlich!)


– Ich komme noch zu den Schulden, Herr Kollege. Ich
bin gespannt, wie unruhig der Kollege Kampeter heute
noch werden wird. Das werden wir alles noch hören.

Frau Merkel hat gesagt, wir dürften unsere Zukunft
nicht verbrauchen. Was heißt „verbrauchen“? Wir dürfen
nicht so viel ausgeben. Sie hat klar und deutlich festge-
stellt, dass wir die Ausgaben senken müssen. Wenn es
aber konkret wird, dann kommt im Ergebnis leider im-
mer nur heiße Luft.


(Beifall bei der FDP)


Was müssen wir tun? Wir müssen intelligent sparen.
Wir müssen die Sozialsysteme zukunftssicher machen.
Wir müssen die Steuersätze senken – keinesfalls dürfen
wir die Steuern erhöhen – und wir müssen das Steuersys-
tem vereinfachen. Wir müssen jedem die private Alters-
vorsorge ermöglichen. Kurz gesagt: Wir müssen eine
Steuerreform durchführen, statt eine Urlaubssperre aus-
zusprechen. Darum muss es gehen.


(Beifall bei der FDP)


Die bestehenden Einsparmöglichkeiten hat die FDP
immer wieder im Liberalen Sparbuch dargestellt. Die
Reaktion darauf lautet immer wieder: Das ist ja schreck-
lich. Aber auch in diesem Haushalt finden sich wieder
viele Punkte – ich hoffe, das können Sie zugeben, Herr
Steinbrück –, bei denen die große Koalition auf einmal
festgestellt hat: Die FDP hatte Recht; wir senken den
Ansatz. – Wir werden Ihnen auch dieses Jahr wieder ei-
nige Sparvorschläge machen. Setzen Sie sie um und ma-
chen Sie es dieses Jahr, statt weitere Jahre zu warten!


(Beifall bei der FDP)


Lassen Sie mich mit einem Beispiel verdeutlichen,
dass die Notwendigkeit des Sparens noch nicht richtig
angekommen ist. Wir haben die größte Föderalismus-
reform aller Zeiten beschlossen. Damit haben wir Kom-
petenzen abgegeben. Im Haushalt versucht man jedoch
vergeblich, auch nur einen Punkt zu finden, in dem die
große Koalition festgestellt hat, dass sie für einen Be-
reich nicht mehr zuständig ist, dass ein Referat nicht
mehr gebraucht wird oder dass eine Fördermaßnahme
nicht mehr notwendig ist. Trotz der Föderalismusreform
macht sie bei den Ausgaben einfach so weiter wie bisher.


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Schwarzmaler!)


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(C (D Ich komme auch wieder auf die Steinkohlesubvention u sprechen. Sie steigt dieses Jahr an. Wir können daüber streiten, ob das nur eine Bugwelle ist oder nicht. edenfalls wird immer wieder auf die bestehenden Verräge verwiesen – ich halte das für falsch; das ist eine umme juristische Sichtweise –, dass es einen Vertrag ibt, der eingehalten werden müsse. Das ist zwar richtig, ber aus wirtschaftlicher Sicht heißt das: Der Vertragsartner will vom Steuerzahler auch nach Ende der Verragsdauer noch Geld haben. Insofern erwarte ich von der Koalitions, dass sie mit errn Müller bei allem, was er noch plant, nicht nur über ie Zukunft, sondern auch über die Gegenwart spricht. enn Sie das Sparen, von dem immer wieder die Rede st, ernst nehmen, dann müssen Sie in dieser Weise verandeln, statt einem Subventionsempfänger zuzusagen, ass ihm das versprochene Geld auf jeden Fall auch weierhin sicher ist. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Minister Müntefering, es muss auch endlich
berprüft werden, wo etwas nicht stimmt und an wel-
hen Stellen es gerade im größten Haushalt nicht weiter-
aufen kann wie bisher. Bei den Eingliederungsmaßnah-

en zum Beispiel – ich glaube, darüber bin ich mir mit
em Kollegen Kampeter einig – stimmt es hinten und
orn nicht, hier müssen die Zahlen gesenkt werden: In
uisburg, so hört man, müssen bis zum Jahresende noch
2 Millionen Euro ausgegeben werden, weil das Geld
infach da ist. Was wird gemacht? Man hat eine tolle
dee. Jeder darf den Führerschein machen und wenn er
nschließend einen Kaufvertrag über ein Auto nach-
eist, erhält er 2 500 Euro für den Führerschein und zu-

ätzlich 1 000 Euro als Bonus. Diejenigen, die zunächst
ergessen hatten, es geltend zu machen, erhalten auch
000 Euro, Hauptsache, das Geld ist weg. Das kann

icht die Lösung sein, hier muss sich einiges ändern.


(Beifall bei der FDP)


Der Aussteuerungsbetrag ist für mich immer noch ein
ahnwitz. Ein Aussteuerungsbetrag ist nichts anderes

ls eine Strafzahlung. Obwohl kein Vertreter der Bun-
esländer mehr anwesend ist, möchte ich fragen: Müss-
en nicht auch die Länder eine Strafzahlung an die BA
ür diejenigen leisten, die sie schulisch nicht so ausgebil-
et haben, dass sie für den Arbeitsmarkt tauglich sind
nd einen Job finden? Nein, das tun sie nicht.

Jetzt wird es interessant: Der liebe Kollege Bernhardt
at soeben ausgeführt, der Überschuss sei kein Polster
nd diese Mittel sollten zurückgegeben werden. Dabei
at er leider außer Acht gelassen, was Herr Koch dazu
esagt hat. Als ich das hörte, bekam ich große Angst um
ie CDU/CSU; denn bisher habe ich immer gedacht, die
ompromisse hätten damit zu tun, dass Sie sich mit der
PD abstimmen müssen. Aber nein, der Kollege Koch,
er bekanntlich alleine regiert, sagt: Das Beitragszahler-
eld, der Milliardenüberschuss – „Überschuss“ ist schon
emerkenswert –, sollte genutzt werden, um 50 000 Ju-
endlichen einen fiktiven Ausbildungsplatz bereitzu-
tellen. Ich habe gedacht: Das kann doch nicht wahr






(A) )



(B) )


Otto Fricke
sein! Da hat die CDU die absolute Mehrheit und kann
ihre Meinung allein durchsetzen – und dann so etwas.
Das zeigte mir: Auch dort, wo die CDU die absolute
Mehrheit hat, ist sie in einer sozialistischen Ideologie
verfangen, weil sie ihrem Partner in diesen Dingen folgt.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der CDU/CSU)


– Ich sage Ihnen, warum ich das für sozialistisch halte:
Unsere Aufgabe muss doch darin bestehen, den Jugend-
lichen reale Ausbildungsstellen zu ermöglichen. Wir
wissen ganz genau, wo die Probleme der Jugendlichen
liegen. Deshalb hilft es nicht, wenn sie vielleicht für
zwei Jahre die Hoffnung auf einen Arbeitsplatz bekom-
men, um im dritten Jahr zu erfahren: Tut uns Leid, die
Subvention ist weg. – Die FDP will dieses Problem mit
den Mitteln des Marktes lösen, aber dafür müssen wir
dem Markt auch die Instrumente an die Hand geben.

Wenn ich die Diskussion der letzten Zeit über
Hartz IV verfolge, stelle ich einen schönen Wider-
spruch fest. Ich bin gespannt, wie Sie diesen Wider-
spruch lösen wollen, Herr Müntefering. Der Aussteue-
rungsbetrag, den die Bundesagentur zahlen muss, weil
sie nicht genügend Arbeitslosengeld-I-Empfänger in den
Arbeitsmarkt vermittelt, steigt. So steht es im Haushalt.
Heißt das mit anderen Worten, dass die Arbeitslosigkeit
steigt, wenn mehr Leute kurzzeitig ihren Arbeitsplatz
verlieren? Dazu sagt Herr Müntefering in seinem Haus-
halt Nein und begründet das damit, dass mehr Hartz-IV-
Empfänger in den Arbeitsmarkt hineinkommen. Dass
Hartz-IV-Empfänger, also Langzeitarbeitslose, schneller
auf dem Arbeitsmarkt sind als diejenigen, die kurzfristig
als ALG-I-Empfänger aus dem Arbeitsmarkt raus sind,
kann ich nicht nachvollziehen. Diesen Widerspruch
müssen Sie erst einmal aufklären.

Ich kann Ihnen allerdings erklären, warum das haus-
halterisch so ist. Der Grund liegt schlichtweg in den
1,5 Milliarden Euro, die der Finanzminister braucht, da-
mit die Verfassung zumindest bei der Aufstellung des
Haushaltes nicht gebrochen wird. Das ist der eigentliche
Grund für diese Trickserei.


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


Ich muss Ihnen noch einen zweiten Widerspruch ver-
deutlichen, Herr Müntefering. Sie sagen, das 58er-Pro-
gramm müsse fortgesetzt werden. Ich gebe Ihnen an ei-
nem Punkt Recht: In der Frage, wie wir ältere
Arbeitnehmer besser im Arbeitsmarkt halten können
bzw. welche Möglichkeiten wir ihnen einräumen kön-
nen, ihr Alter gut zu gestalten, hat unsere Gesellschaft
ein riesiges Problem. Hierzu gibt es an vielen Stellen
noch völlig falsche Denkansätze.

Ich habe in einer Diskussion erlebt, dass ein Zweiund-
sechzigeinhalbjähriger davon sprach, er sei ein Senior,
obwohl er mitten im Leben stand. Herr Müntefering, ich
bin sicher, Sie werden mir Recht geben: Das ist noch
kein Alter. Unsere Gesellschaft verdrängt jedoch Men-
schen dieses Alters zunehmend aus der Erwerbstätigkeit.
Jetzt kommt das Besondere: In den Förderprogrammen

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(C (D ür ältere Arbeitnehmer setzen Sie die Zahlen hoch. Was st denn nun? Brauchen wir ein 58er-Programm, um die lteren aus dem Arbeitsmarkt herauszunehmen, oder rauchen wir Förderprogramme, um sie im Arbeitsmarkt u behalten? Es geht um 1,2 Milliarden Euro. Nur eine ntscheidung kann richtig sein, Sie müssen sich entcheiden, welche. Worüber wir in den nächsten Monaten dringend deattieren und beschließen müssen, ist nach meiner Meiung eine Reform der Sozialsysteme. Wir alle wissen, arum diese Reform im Moment nicht angegangen ird. Es ist derselbe Grund, warum viele Minister der DS hier gesprochen haben. Da Wahlkampf ist, geht nieand an die harten Wahrheiten heran. Herr Müntefering, eine Fraktion ermahnt Sie deutlich, möglichst noch in iesem Jahr klare Vorschläge im Hinblick auf die Rente it 67, die Hinterbliebenenrente – darüber hat die große oalition schon debattiert – und die Erwerbsminde ungsrente zu unterbreiten. Meine Fraktion ist auf Ihre orschläge gespannt. Wir werden uns das alles genau nschauen. Aber was wir nicht mitmachen werden, sind ein mathematische Lösungen, nur um kurzfristig irendwelche Kassen wieder zu entlasten. ur Gesundheitsreform ist hier schon vieles gesagt orden. Herr Steinbrück, ich bitte nur – Sie wissen, wa um ich es weiß –: Bleiben Sie hart gegenüber der Geundheitsministerin! Lassen Sie sich keine weiteren Zahungen abluchsen, bevor nicht klar ist, dass wir ein odernes Gesundheitssystem bekommen! Sollte das mit ieser Koalition nicht möglich sein, bleiben Sie trotzdem ährend der gesamten Legislaturperiode hart. Damit sind wir bei dem Bundeszuschuss und der rage, ob die Nettoneuverschuldung steigt oder nicht: ie haben gesagt, das sei nur ein durchlaufender Posten. ber dann könnten Sie auch die knapp 80 Milliarden uro Zuschuss zur Rentenversicherung herausrechnen; enn er ist ebenfalls nichts anderes als ein durchlaufener Posten, der sich über Jahre angesammelt hat. Aber as Geld ist nun einmal in den Haushalt eingestellt und teht damit den Politikern zur Verfügung. Das ist im inblick auf die Frage gefährlich, wo gespart werden oll und wie man es verhindert – ich weiß, dass Sie teileise verhindert haben –, dass viele Kolleginnen und ollegen der großen Koalition neue Ausgabenpläne chmieden. Wir diskutieren über den Grund des Wirtschaftsachstums. Es gibt sicherlich viele Gründe. Der Erfolg at immer viele Väter und Mütter. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Zuerst einmal Westerwelle!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Danke, Herr Kampeter. Ich bin mir sicher, dass der
ollege Westerwelle Ihnen zustimmt.

Seien wir ehrlich: Die Steuerreform hat einen wesent-
ichen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg. Der Kollege






(A) )



(B) )


Otto Fricke
Eichel hat in dieser Debatte deutlich gesagt: Wenn wir
sie früher durchgeführt hätten, hätte der Aufschwung
möglicherweise früher eingesetzt. Aber wer hat denn die
Wirkungen dieser Steuerreform insbesondere im Hin-
blick auf diejenigen, die die meisten Steuern zahlen,
durch einen Kompromiss im Bundesrat so abgemildert,
dass Sie nun von sprudelnden Steuerquellen profitieren?
Es war die FDP, die im Vermittlungsausschuss bei dieser
Steuerreform mitgemacht hat.


(Beifall bei der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Deshalb stimmt es, Herr Kampeter: Es war Westerwelle! – Heiterkeit)


Jetzt wird es richtig interessant. Sie selber stellen fest,
dass es dem Staat aufgrund der durchgeführten Refor-
men – dazu zähle ich auch Hartz IV und die Abschaf-
fung der Eigenheimzulage; all das hat die FDP unter-
stützt – besser geht und dass es richtig war, den Staat
zurückzuführen. Aber wie sieht Ihre Reaktion darauf
aus? Statt zu senken, erhöhen Sie die Steuern nach dem
Motto: Weil die Wahrheit uns nicht gefällt, suchen wir
uns eine andere.

Herr Steinbrück, ich habe vernommen, wie schlimm
wir angeblich von 1983 bis 1998 gewesen sind. Wir sol-
len für 70 Milliarden Euro aus Steuererhöhungen verant-
wortlich sein. Sicherlich darf in diesem Zusammenhang
die deutsche Einheit nicht vergessen werden. Aber ich
habe einmal nachgerechnet, wie lange Sie von der gro-
ßen Koalition bräuchten, um auf diese Summe zu kom-
men. Sie brauchen – wenn man die aus dem Haushalts-
begleitgesetz resultierenden Steuererhöhungen zugrunde
legt – nur drei Jahre. Sie sind also deutlich schneller als
wir. Ich beglückwünsche Sie dazu nicht. Aber ich bitte
Sie, zu berücksichtigen, dass die Bewertung von Steuer-
erhöhungen von der zeitlichen Perspektive abhängt.
Wenn Sie, meine Damen und Herren von der großen
Koalition, genauso lange wie die FDP von 1983 bis 1998
regierten, kämen Sie – nun wird es ganz grausig – auf
eine Summe von 350 Milliarden Euro aus Steuererhö-
hungen. So viel zu der Frage, wer der große Steuererhö-
her ist.

Ein kurzes Wort zu Zinsen und Inflation. Herr Poß,
ich verstehe, dass Sie an dieser Stelle eine andere Mei-
nung haben. Aber ich sage Ihnen ganz klar: Wenn die
EZB die Inflation nicht unter Kontrolle hält, dann sind es
letztendlich die Rentner und die kleinen Leute, die unter
der Inflation leiden. Das darf in diesem Land nicht pas-
sieren. Ich bin froh, dass sich die EZB bislang von politi-
scher Seite nichts hat sagen lassen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Da man im Heine-Jahr immer mit ein wenig Kultur
kommen muss – ich weiß, dass Heine das eigentlich als
Liebesgedicht an seine Mutter gemeint hat –: Denk ich
an den Haushalt in der Nacht, bin ich leider um den
Schlaf gebracht.

Danke.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Dafür sehen Sie aber sehr ausgeschlafen aus!)


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(C (D Als letzter Redner in dieser Debatte hat der Kollege ernhard Kaster für die Unionsfraktion das Wort. Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle en! Wir beraten nach neun Monaten des Bestehens der roßen Koalition den ersten Bundeshaushalt, der die aleinige politische Handschrift für Sanieren und Investieen von Union und SPD trägt. Nirgendwo ist die Politik iner Bundesregierung und einer Parlamentsmehrheit esser ablesbar als im Bundeshaushalt, im Schicksalsuch unserer Nation. Deshalb ist es auch berechtigt, die rage zu stellen: Was unterscheidet diesen Haushalt von ielen seiner Vorgänger? Der Haushalt 2007 ist endlich wieder ein Bundesaushalt, bei dem Finanzund Wirtschaftspolitik ineiander greifen. er Spagat zwischen dringender Haushaltssanierung nd Impulsgebung für Investitionen gelingt hier. Als hemaliger Bürgermeister sage ich Ihnen auch, dass es ir in den vergangenen Jahren immer ein Graus war – es ar mir wirklich ein Graus –, bereits kurz nach der Ver bschiedung eines jeden Haushaltes hier in aller Regeläßigkeit über die Korrektur der Steuerprognose und ber die Korrektur der Konjunkturprognose – und zwar mmer nach unten – zu debattieren und letztlich am Ende es Jahres den Haushalt in einer Größenordnung von 0 bis 40 Milliarden Euro glattzuziehen. Die große oalition und der Finanzminister haben dieses unerfreu iche Ritual jetzt endlich beendet. (Beifall bei der CDU/CSU – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nehmen Sie darauf Wetten an?)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604806200

(Beifall bei der CDU/CSU)

Bernhard Kaster (CDU):
Rede ID: ID1604806300

(Beifall bei der CDU/CSU)


Wer hätte es denn vor nur einem Jahr für möglich ge-
alten,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Zumindest nicht die FDP!)


ass nach nur neun Monaten einer neuen Bundesregie-
ung – das ist heute richtigerweise schon mehrfach ge-
agt worden – die Steuerprognosen nach oben korrigiert
erden können, das konjunkturelle Wachstum die Zwei-
rozentmarke deutlich überschreitet, wir in diesem Jahr
ereits 430 000 Arbeitslose weniger haben als im Ver-
leichsmonat des Vorjahres und dass auch bei den Lang-
eitarbeitslosen wieder konkrete Hoffnung geschöpft
erden kann? Gerade dass die Zahlen der Langzeit-

rbeitslosen im Juli und August jeweils 10 Prozent nie-
riger waren, ist doch ein Erfolg.


(Beifall bei der CDU/CSU)


as Gleiche gilt bei den sozialversicherungspflichtigen
eschäftigungsverhältnissen: Hier sind es 129 000, die
azugekommen sind. Dabei geht es nicht allein um das
ehr, sondern darum, dass die Trendwende geschafft

st. Jahrelang sind zwischen 1,5 und 1,8 Millionen






(A) )



(B) )


Bernhard Kaster
sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhält-
nisse weggefallen. Dieser Trend ist gebrochen und die
Zahlen steigen wieder an.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Erstmals seit 1988 müssen wir keinen Zuschuss zur Bun-
desagentur für Arbeit mehr leisten.

Deswegen kann man sagen, dass es mit dem jetzt vor-
liegenden Haushalt gelingen wird, den Weg in den
Schuldenstaat erheblich zu bremsen, also zu sanieren,
und dennoch gleichzeitig wichtige Impulse durch mehr
Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur – ich erinnere
hier an die Genshagener Beschlüsse – und in Forschung
und Wissenschaft zu ermöglichen. Die Zahlen und Fak-
ten zeigen eindeutig, dass wir hier den richtigen Weg
eingeschlagen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Verehrte Kolleginnen und Kollegen, wir alle wissen
aber, dass die Lage im Haushalt, die Lage unserer Finan-
zen nach wie vor dramatisch ernst ist. Das ist so. Kollege
Bernhardt hat es schon mit Recht gesagt: Es ist jetzt
nicht die Zeit, über irgendwelche Geschenke nachzuden-
ken. Noch immer ist der Haushalt strukturell unterfinan-
ziert. Deswegen müssen wir auch unpopuläre Entschei-
dungen treffen und an ihnen festhalten.

Das Thema Mehrwertsteuererhöhung hat sich ja
wie ein roter Faden die ganze Woche lang durch die Be-
ratungen gezogen. Man sollte dieses Thema einmal mit
realistischem Blick betrachten. Was die Auswirkungen
angeht, so werden teilweise wirklich Märchen erzählt.
Ich will nicht, dass wir das schönreden; aber ich emp-
fehle doch sehr, sich einmal die Berechnungen des
Statistischen Bundesamtes über die Auswirkungen der
Erhöhung der Mehrwertsteuer um 3 Prozentpunkte an-
zuschauen, die im August erschienen sind: Vorausge-
setzt, die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes wird in
vollem Umfang auf die Preise umgelegt und das Kon-
sumverhalten bleibt gleich, werden die gesamten Kon-
sumausgaben – abhängig von den Personengruppen,
zum Beispiel allein lebend oder mit Kindern, und den
Altersgruppen – in einer Größenordnung von 0,9 bis
1,4 Prozent belastet. Die 1,4 Prozent beziehen sich auf
die Haushalte, denen ein größeres Einkommen zur Ver-
fügung steht und bei denen sich von daher der Konsum
anders auswirkt; der ermäßigte Mehrwertsteuersatz wird
ja schließlich nicht erhöht. Man kann nur natürlich sa-
gen, diese Werte sind immer noch zu hoch; aber wir soll-
ten schon bei der Realität bleiben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das heißt, das ist ein sozial akzeptables Ergebnis!)


Die Staatsverschuldung hat in den letzten Jahren ein
Ausmaß erreicht, das dem Bürger kaum noch erklärbar
ist. Dass allein 40 Milliarden Euro nur für Zinsleistun-
gen aufgebracht werden müssen – bei einem nach wie
vor niedrigen Zinsniveau –, zeigt das ganze Ausmaß die-
ser Dramatik. Mit der Aufnahme von 30 bis 40 Mil-
liarden Euro neuer Schulden jedes Jahr konnte es so
nicht weitergehen. Deswegen ist es notwendig, dieses
strukturelle Defizit, also die Riesenkluft zwischen den

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(C (D usgaben und den tatsächlichen Einnahmen, zu verrinern und hier mittelfristig einen Haushaltsausgleich anustreben. Uns ist es gelungen – das ist ein Riesenerfolg; as muss man einmal sagen –, die Zunahme der Neuverchuldung erheblich zurückzuführen, sodass wir endlich ieder die Maastrichtkriterien erfüllen. Wir sind es vor llen Dingen der jungen Generation schuldig, bei der taatsverschuldung anzusetzen. Angesichts der Staatsverschuldung und heute schon eststehender Zukunftslasten – dazu gehört nicht nur die enannte Staatsverschuldung von 950 Milliarden Euro, ondern dazu gehören auch künftige Pensionslasten, ünftige Ansprüche aus der Sozialversicherung und abchreibungsbedingte Ersatzinvestitionen, die schon eute feststehen – wird deutlich, dass wir auf der Bunesebene unsere Arbeitsweise ändern müssen. Wir brauhen ein neues, modernisiertes und betriebswirtschaftich ausgerichtetes Haushaltsrecht. Die Belastungen der ukunft lassen sich in einer kameralistischen Vermöensbilanz dauerhaft nicht mehr realistisch darstellen. ir brauchen dringend betriebswirtschaftliche Eleente im Haushaltsrecht, sowohl bei der Haushalts ufstellung als auch beim Haushaltsvollzug. Ich bin ankbar, dass der Bundesfinanzminister schon die Zuage gegeben hat, im Ministerium eine entsprechende rojektgruppe einzurichten. (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dabei wird viel herauskommen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich erinnere daran, dass es Theo Waigel war, der im
ahre 1998 den Impuls dazu gab, eine Kosten- und Leis-
ungsrechnung einzuführen,


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


rodukthaushalte zu bilden und entsprechende Pilotpro-
ekte auf den Weg zu bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Theo war ein anständiger Kerl!)


Wir müssen aber heute feststellen, dass nicht nur die
ommunen, sondern auch die Länder dem Bund weit
oraus sind. Beispielsweise Hessen, Nordrhein-Westfa-
en und Hamburg


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Berlin! Nennen Sie ruhig einmal Berlin!)


ind uns bei der Modernisierung eines betriebswirt-
chaftlich ausgerichteten Haushaltswesens inzwischen
oraus. Das gilt im Übrigen auch für europäische Nach-
arstaaten, die Europäische Union, die Europäische
ommission und auch internationale Einrichtungen. Als
roße Koalition müssen und werden wir daher den Mut
ufbringen, die notwendigen Veränderungen vorzuneh-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Als Parlamentarier und Haushälter sollten wir für die
ukunft Wert darauf legen, betriebswirtschaftlich richtig
u bilanzieren, bei den Haushaltsberatungen den Blick






(A) (C)



(B) (D)


Bernhard Kaster

für die gesamte Vermögensbilanz, die Notwendigkeit
von Abschreibungen und die Darstellung aller zukünfti-
gen Lasten bereits bei der Etatberatung realistisch im
Blick zu haben. Wir müssen künftig Finanz- und auch
Ressortverantwortung stärker miteinander verbinden.
Wir brauchen mehr Kostentransparenz und Ressortver-
antwortung.

Deswegen wird und muss eine Reformierung des
Haushaltsrechts zu einer Stärkung auch des Parlamentes
führen. Wir müssen Abschied davon nehmen, schwer-
punktmäßig nur den Einnahme- und Ausgabenfluss
– sprich: den Cashflow – zu betrachten. Vielmehr müs-
sen wir den gesamten Ressourcenverbrauch sehen.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin Am Ende muss eine Staatsbilanz stehen, die diesen Namen verdient, eine Vermögensrechnung im Sinne einer Gegenüberstellung des gesamten Bundesvermögens und aller Bundesschulden einschließlich aller künftigen staatlichen Verpflichtungen. Wir jedenfalls, die CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, sind dazu bereit und fest entschlossen, die Herausforderungen der Staatsverschuldung und auch die Herausforderung der Modernisierung der staatlichen Haushaltswirtschaft in der großen Koalition anzunehmen und anzugehen. Nun beginnen die eigentlichen Haushaltsberatungen. Dabei muss es das oberste Ziel sein – da können wir uns an den Haushaltsberatungen 2006 ein gutes Beispiel nehmen –, die Neuverschuldung im Rahmen der Beratungen möglichst noch weiter zu senken. Vielen Dank. Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung des Haushaltsgesetzes 2007 und des Finanzplans des Bundes 2006 bis 2010 auf den Drucksachen 16/2300 und 16/2301 an den Haushaltsausschuss vorgeschlagen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da gehören sie auch hin!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604806400

Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Schade, es war so schön!)


Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 20. September 2006, 13 Uhr,
ein.

Die Sitzung ist geschlossen.