Protokoll:
15185

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 185

  • date_rangeDatum: 1. Juli 2005

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 12:12 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/185 (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Erklärung nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Antrag des Bundes- kanzlers gemäß Art. 68 des Grundgesetzes (Tagesordnungspunkt 21) . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Klaus Kirschner, Rüdiger Veit, Fritz Schösser, Horst Schmidbauer (Nürnberg) und Peter Dreßen (alle SPD) zur namentlichen Abstim- mung über den Antrag des Bundeskanzlers gemäß Art. 68 des Grundgesetzes (Tagesordnungspunkt 21) . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17483 A 17484 D 17484 D 17487 D 17489 A 17493 B 17493 C 17494 A Deutscher B Stenografisch 185. Sitz Berlin, Freitag, de I n h a l Tagesordnungspunkt 21: Antrag des Bundeskanzlers gemäß Art. 68 des Grundgesetzes (Drucksache 15/5825) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Franz Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Michael Glos (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) R D S R W J M D S D D 17465 A 17465 B 17469 C 17472 B 17475 B 17477 A 17480 A 17481 A undestag er Bericht ung n 1. Juli 2005 t : udolf Bindig (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . ebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . ainer Fornahl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . infried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . elena Hoffmann (Chemnitz) (SPD) . . . . . . . ichael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . r. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD) . . . . . . . . . imone Violka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Marlies Volkmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . r. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17489 A 17489 D 17490 A 17490 B 17490 C 17490 D 17491 B 17492 B 17492 B 17492 C 17492 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17465 (A) ) (B) ) 185. Sitz Berlin, Freitag, de Beginn: 10.0
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17489 (A) ) (B) ) Maßnahmen vorher durch die CDU-geführte Länder- des Grundgesetzes teil. Anlage 1 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den An- trag des Bundeskanzlers gemäß Art. 68 des Grundgesetzes (Tagesordnungspunkt 21) Rudolf Bindig (SPD): Der Bundeskanzler hat nach Art. 68 des Grundgesetzes den Antrag gestellt, ihm das Vertrauen auszusprechen. Ziel des Antrages ist es, dass ihm unter Mitwirkung der ihn eigentlich tragenden Mehrheit im Bundestag das Vertrauen eben gerade nicht ausgesprochen wird, damit es über den Mechanismus des Art. 68 Grundgesetz möglich wird, den Bundestag aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben. Bei diesen Wahlen will der Bundeskanzler eine Bestätigung seiner Reformpolitik durch die Bevölkerung erreichen. Dieser Weg ist am 22. Mai 2005 nach der Wahlnie- derlage der SPD im wichtigen Bundesland NRW vom Bundeskanzler und vom SPD-Partei- und Fraktionsvor- sitzenden Franz Müntefering beschlossen worden. Ich bin der festen Überzeugung, dass es nach sorgfältiger Analyse der Lage bessere Wege gegeben hätte, darauf politisch zu reagieren. Ich halte deshalb die Vorgehens- weise inhaltlich und vor allem taktisch für einen großen Fehler und für die SPD sogar für eine „historische Fehl- entscheidung“. Aus diesem Grund habe ich auf der Fraktionssitzung der SPD-Bundestagsfraktion am 25. Mai 2005 einen Al- ternativvorschlag vorgetragen. Meiner Meinung nach hätte eine Wahlanalyse gemacht werden müssen, um he- rauszufinden, inwieweit das Wahlergebnis auf Vermitt- lungs- und Darstellungsprobleme der Reformpolitik zurückzuführen ist und was künftig geändert werden könnte. Ferner hätte geprüft werden müssen, wo unter dem Gesichtspunkt der Vermeidung von sozialen Härten ein Nachsteuerungsbedarf bei bereits eingeleiteten Maß- nahmen notwendig ist. Kern des Alternativvorschlages war es aber, eine „Er- gänzungsagenda“ – bewusst unter Aufnahme des Wortes „Agenda“ aus der Agenda 2010 – aufzulegen zur Be- kämpfung der negativen Auswirkungen des Kapitalis- mus, wie er sich partiell auch in Deutschland darstellt. Stichworte hierzu sind: Hedgefonds, Steuerflucht, Ma- nagergehälter, Schwarzarbeit, Mindestlöhne. Reichtum- steuer. Ein solches Ergänzungsprogramm hätte die SPD- Fraktion zusammengeführt und wäre auch vom Koali- tionspartner mitgetragen worden. Ein solches ausgearbeitetes Reformpaket hätte im Bundesrat die CDU-geführten Länderregierungen in Schwierigkeiten gebracht. Hätten diese – was eher un- wahrscheinlich ist – das Paket passieren lassen, so wäre ein wichtiger Fortschritt für die Arbeitnehmerschaft und die Entwicklung in unserem Land erreicht worden. Wäre dieses Paket dagegen – und dies wäre die wahrscheinli- chere Variante gewesen – wie viele andere wichtige m l F d S z h m h e n z g s w l d u f r u e h b v d m o d M w g h r p s l 3 P a d h d t G d z G v e d (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht ehrheit abgeblockt worden, so hätte aus einer wesent- ich stärkeren Position heraus vielleicht im nächsten rühjahr noch immer die Option offen gestanden, entwe- er eine Neuwahl wegen der Blockade des politischen ystems anzustreben oder aber die Legislaturperiode bis um normalen Ende zu führen. Ein längerer Zeitraum ätte die Chance geboten, die laufenden Reformmaßnah- en wirken zu lassen. Eine solche Strategie hätte weitere Komponenten ent- alten können, wie eine Neuformierung des Kabinetts, ine stärkere Ausrichtung der Wirtschaftspolitik von ei- er weitgehend angebotstheoretischen Orientierung hin u einer nachfrageorientierten Konzeption, einige ökolo- ische Akzente und Weiteres mehr. Die Darstellung hier oll nicht behaupten, dass dies der alleinige Alternativ- eg gewesen wäre, aber dies wäre zumindest ein inhalt- ich und taktisch wesentlich besserer Weg gewesen, auf ie Niederlage der SPD in NRW zu reagieren. Es hätte nser Land vorangebracht und neuen Gestaltungsraum ür die Bundesregierung geschaffen. Ich gehöre dem Bundestag 29 Jahre an und habe be- eits die Ereignisse um die „künstliche Vertrauensfrage“ nter Helmut Kohl im Frühjahr 1983 erlebt. Damals war s klar für mich, gegen Helmut Kohl zu stimmen, er atte nicht mein Vertrauen. Taktische Verdrehungen ha- en damals die Abgeordneten der CDU/CSU und FDP ornehmen müssen. Als überzeugter Parlamentarier, der urchaus auch ein gewisses Verständnis hat, dass Politik anchmal Wege und Umwege gehen und die Geschäfts- rdnung geschickt einsetzen muss, meine ich jedoch, ass dieses nur in Grenzen geschehen kann. Taktische anöver und taktisches Verhalten finden dort ihr Ende, o es um grundlegende Fragen des Parlamentarismus eht. Ich habe in zwei Wahlkämpfen 1998 und 2002 auf underten von Veranstaltungen für die rot-grüne Regie- ungsmehrheit gekämpft, ich habe in der 14. Legislatur- eriode in rund 4 500 Einzelabstimmungen in den Aus- chüssen und im Plenum des Bundestages und in der aufenden 15. Legislaturperiode erneut in rund 500 Einzelabstimmungen in den Ausschüssen und im lenum für rot-grüne Politik gestimmt. Ich habe dies uch dann getan, wenn ich mir in Einzelfällen auch an- ere Regelungen gewünscht hätte, da ich die Einsicht abe, dass Politik nur in Gemeinschaft umgesetzt wer- en kann. Nach diesem Verhalten kann ich jetzt nicht aus aktischen Gründen eine Vertrauensfrage – die sich dem eist und Inhalt des Grundgesetzes nach auf eine durch en Bundeskanzler verkörperte politische Grundlinie be- ieht – mit Nein oder Enthaltung beantworten. Das rundkonzept der rot-grünen Regierungspolitik wird on mir unterstützt. Deshalb stimme ich bei der Vertrau- nsfrage des Bundeskanzlers mit Ja. Herta Däubler-Gmelin (SPD): Ich nehme heute an er Abstimmung über die Vertrauensfrage nach Art. 68 17490 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 (A) ) (B) ) Zwar verstehe ich den Wunsch und die Begründung für vorgezogene Neuwahlen, die sich aus der Übermacht der CDU/CSU im Bundesrat und im Vermittlungsaus- schuss ergibt, halte aber den eingeschlagenen Weg über Art. 68 des Grundgesetzes für verfassungsrechtlich pro- blematisch. Schon im Herbst 1982 habe ich meine Bedenken ge- gen das Vorgehen des damaligen CDU/CSU-Bundes- kanzlers Kohl deutlich geäußert und das tolerierende Ur- teil des Bundesverfassungsgerichts für problematisch gehalten. Diese Skepsis halte ich auch gegenüber dem aktuellen Verfahren aufrecht. Sebastian Edathy (SPD): Bundeskanzler Gerhard Schröder hat gemäß Art. 68 des Grundgesetzes dem Deutschen Bundestag die Vertrauensfrage gestellt. Als Abgeordneter des Bundestagswahlkreises Nienburg II-Schaumburg (Niedersachsen) stimme ich mit Ja. Ich bin 1990 wegen Bundeskanzler Gerhard Schröder, damals Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands geworden. Bundeskanzler Gerhard Schröder leitet eine Regierung, die wichtige und notwendige gesellschafts- politische und wirtschaftliche Reformen eingeleitet hat. Er hatte und hat dafür meine ausdrückliche Unterstüt- zung. Zahlreiche meiner Kolleginnen und Kollegen aus der SPD-Bundestagsfraktion haben erklärt, sich bei der Ab- stimmung der Stimme enthalten zu wollen. Dafür habe ich Respekt. Es ist mir selbst aber unmöglich, die Vertrauensfrage des Bundeskanzlers anders als mit einem Ja zu beant- worten. Rainer Fornahl (SPD): Bundeskanzler Gerhard Schröder stellt am 1. Juli 2005 die Vertrauensfrage. Be- gründet wird dies mit der bundespolitischen Konstella- tion nach den Wahlen zum Landtag in Nordrhein-West- falen am 22. Mai 2005. Kanzler, Bundesregierung und die gewählte Mehrheit des Deutschen Bundestages sind durch die Verhältnisse im Bundesrat gehindert, ihre ver- fassungsgemäße Aufgabe, die für die Lösung der Pro- bleme in der Bundesrepublik Deutschland notwendigen Entscheidungen herbeizuführen, zu erfüllen. Deshalb will auch ich Neuwahlen in diesem Jahr, ein Wähler- votum für sozialdemokratische Reformpolitik mit dem Ziel eines wirtschaftlich starken, erfolgreichen Deutsch- lands, das gerade deswegen auch ein sozial gerechtes Deutschland ist. Der Bundeskanzler und die Bundes- regierung haben dafür die richtigen Schritte eingeleitet und auf vielen Politikfeldern erfolgreich umgesetzt. Ich habe diese Politik bewusst und aktiv mitgetragen. Des- halb ist mein persönliches Vertrauen in den Bundeskanz- ler ungebrochen. Ich kann und werde Bundeskanzler Gerhard Schröder mein Vertrauen weder entziehen noch kann ich mich in dieser Frage enthalten. Dass die Abge- ordneten der Oppositionsparteien dem Bundeskanzler das Vertrauen versagen, ist wohl unstreitig. Da aber auch A r t m e a l d E t m D w k m n s B E s s R S V n d m m s ö o g h n k A g d t t z f e W d d (C (D bgeordnete der Koalitionsfraktionen im Kontext bishe- iger Haltung zur Politik des Bundeskanzlers konsequen- erweise die Zustimmung zur Vertrauensfrage versagen üssten, kann ich guten Gewissens mein Ja zur Vertrau- nsfrage setzen, ohne Gefahr laufen zu müssen, dass die uch von mir im Interesse Deutschlands für unumgäng- ich gehaltene Bundestagswahl im Herbst 2005 verhin- ert wird. Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): rstens. Die Entscheidung des Bundeskanzlers, die Ver- rauensfrage zu stellen in der Absicht, den Weg freizu- achen für Neuwahlen, halte ich politisch für falsch. iese Koalition hatte und hat, trotz schlechter Landtags- ahlergebnisse und trotz mancher interner Schwierig- eiten im Bundestag, immer ihre notwendige Mehrheit. Zweitens. Wahlniederlagen auf Landesebene delegiti- ieren eine Koalitionsregierung im Bundestag formal icht. Die Koalition hat bis September 2006 ein politi- ches Mandat und die Verantwortung. Drittens. Faktisch wurde mit der Ankündigung des undeskanzlers die rot-grüne Koalition aufgekündigt. s wurden Fakten geschaffen, die nicht mehr rückholbar ind. Durch diese mit dem Koalitionspartner nicht abge- prochene einseitige Aufkündigung der gemeinsamen egierung sowie durch diverse Äußerungen führender PD-Politikerinnen und SPD-Politiker wurde sehr viel ertrauen auch bei der Bevölkerung verspielt. Viertens. Inzwischen sind der Trend und der Wunsch ach Neuwahlen in der Bevölkerung überwältigend ein- eutig. Dem will ich nicht im Wege stehen. Fünftens. Ich kann deshalb die Vertrauensfrage nicht it Ja beantworten, obwohl ich zu dieser Koalition trotz ancher Kritik immer wieder gestanden bin und ent- prechend abgestimmt habe. Sechstens. Ich bin überzeugt, dass eine soziale und kologische, am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung rientierte Koalition die derzeit beste Antwort auf die roßen Herausforderungen dieser Zeit ist. Ich stimme bei der Vertrauensfrage deshalb mit Ent- altung. Jelena Hoffmann (Chemnitz) (SPD): Zur heutigen amentlichen Abstimmung über den Antrag des Bundes- anzlers gemäß Art. 68 des Grundgesetzes erkläre ich: Ich habe vollstes Vertrauen in den Bundeskanzler. uch wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass die Re- ierungskoalition nicht fehlerfrei regiert hat, halte ich ie Grundausrichtung unserer Reformpolitik auch wei- erhin für richtig, so wie es auch im Ansatz bei den Bera- ungen zum Wahlmanifest der SPD erkennbar ist. Dies wingt mich dazu, mich nicht – wie von der Fraktions- ührung der SPD empfohlen – bei der Abstimmung zu nthalten, sondern mein Vertrauen in meinem ehrlichen ahlverhalten zum Ausdruck zu bringen. Sollte sich heute die Mehrheit der Koalitionsmitglie- er in der Vertrauensfrage enthalten und damit dem Bun- eskanzler das Vertrauen entziehen, so wird seinem Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17491 (A) ) (B) ) Wunsch entsprochen, was ich wiederum als Vertrauens- beweis bewerte. Dies bringt für mich persönlich einen moralischen Konflikt mit sich. Ich vermisse die Ehrlich- keit darin, dem Bundeskanzler das Vertrauen – und sei dies nur durch Stimmenenthaltung – zu entziehen und mit derselben Person an der Spitze in den Wahlkampf zu gehen, um mit ihm für unsere Reformpolitik zu werben, damit die nächsten Wahlen gewonnen werden können. Dieser Weg, der aus meiner Sicht nur aus parteitak- tischen Gründen gewählt wurde, widerspricht meinen moralischen und verfassungsrechtlichen Überzeugun- gen. Außerdem halte ich es für falsch, die entstandene Pattsituation zwischen Bundesrats- und Bundestags- mehrheit durch Neuwahlen aufzulösen. Die Arbeit des Vermittlungsausschusses darf nicht durch Neuwahlen er- setzt werden. An dieser Stelle sollte vielmehr über die Reform des föderalen Systems in Deutschland ganz grundsätzlich nachgedacht werden, als sich mit dem hier angestrebten Provisorium der Vertrauensfrage zu behel- fen. Ich halte den Weg, Vertrauen durch Vertrauensentzug zu beweisen, für falsch und dem Sinn der Vertrauens- frage, so wie sie im Grundgesetz gedacht ist, widerspre- chend. Nach meiner Auffassung müssen das Grundgesetz und seine Anwendung von Parteipolitik und Parteitaktik freigehalten werden. Aus diesen Gründen werde ich dem Bundeskanzler mein Vertrauen aussprechen. Abschließend möchte ich dem Bundestag empfehlen, die Geschäftsordnung des Parlamentes so zu verändern, dass über Vertrauensfragen, gerade die Fragen des Ver- trauens zu einer Person, nicht wie über Sachfragen und damit in offener Abstimmung, wie in §§ 48 und 51 der Geschäftsordnung vorgesehen, sondern wie über Perso- nalauswahlen und damit geheim, so wie es § 49 der Ge- schäftsordnung vorsieht, abgestimmt wird. Michael Roth (Heringen) (SPD): Am heutigen Tage stellt der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutsch- land, Gerhard Schröder, die Vertrauensfrage. Nicht mit dem in der parlamentarischen Praxis üblichen Ziel, die Abgeordneten der jeweiligen Mehrheits- oder Koali- tionsfraktionen in schwierigen inhaltlichen Fragen zu ei- nen. Vielmehr zielt der Antrag des Bundeskanzlers da- rauf, die Vertrauensabstimmung zu verlieren. Damit handelt es sich erst zum dritten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland um eine Vertrauens- abstimmung, die zur Auflösung des Deutschen Bundes- tages führen soll. Ist die Situation jedoch ernsthaft mit den Vertrauens- abstimmungen vergleichbar, die jeweils mit dem Ziel verbunden waren, Neuwahlen herbeizuführen? Bundes- kanzler Willy Brandt musste sich der Tatsache stellen, dass Abgeordnete seine Koalitionsfraktionen verließen. Die Mehrheit war verloren! Und selbst Bundeskanzler Dr. Helmut Kohls gewonnene parlamentarische Mehr- heit war fragil. Sie kam erst über den wohl kalkulierten B s h b k w U e – V g k M P li P m v t S d m u m a g N M li k e f n W k k K d d K d m C ti h tu e N G a Z (C (D ruch der sozialliberalen Koalition durch die FDP zu- tande. Die FDP war eine tief gespaltene Partei! Dass zukünftig eine stetige parlamentarische Mehr- eit für die Politik des Bundeskanzlers gefährdet sei, estreite ich. Bislang sieben Jahre hat die sozialdemo- ratische Bundestagsfraktion gestanden: solidarisch, bis- eilen auch kritisch – wie es sich für die SPD gehört. nd wie es der Bundeskanzler von seinen Abgeordneten rwarten kann. Manche von uns haben mit sich gerungen vor allem bei Entscheidungen um Militäreinsätze. iele von uns, auch ich, haben sich gelegentlich schwer etan. Aber die Mehrheit und damit die Handlungsfähig- eit der Regierung standen nie infrage. Gegenwärtig erarbeitet die SPD unter maßgeblicher itwirkung des Bundeskanzlers ein Wahlmanifest. Viele rojekte, die dort aufgezeigt werden, sind längst überfäl- g. Sie machen deutlich: Die SPD war, ist und bleibt die artei von Solidarität und sozialer Gerechtigkeit! Ich bin ir sicher: Das Programm wird nicht für den Papierkorb erfasst. Im Gegenteil: Es wird Richtschnur für die poli- ische Praxis zu sein haben. Ich stehe – wie die gesamte PD-Fraktion – uneingeschränkt zu den auch vom Bun- eskanzler bislang erarbeiteten Vorschlägen. Die parla- entarische Mehrheit, die diesen Bundeskanzler stützt nd trägt, bleibt stabil. In den vergangenen Wochen wurde – zu Recht – im- er wieder Respekt gegenüber dem Bundespräsidenten ngemahnt. Doch wo blieb und bleibt der Respekt ge- enüber den Bundestagsabgeordneten? Der Weg zu euwahlen ist – von der Verfassungslage her – holprig. indestens drei Verfassungsorgane sind dabei maßgeb- ch. Bislang spielte in den Debatten der Bundestag aum eine Rolle. Dabei ist bei einer Entscheidung von iner solch historischen Tragweite eine sorgfältige Prü- ung durch jeden Abgeordneten zwingend. Es darf kei- en Automatismus der Entscheidungsabläufe geben! Seit Wochen halten Spekulationen über das Ob und ie von Neuwahlen an. Erst heute erklärt sich Bundes- anzler Gerhard Schröder. Die notwendige Klarheit ommt spät. Ich befürchte, dass Spekulationen weiter ins raut schießen werden: Der Bundespräsident entschei- et sich bis zum 21. Juli. Anschließend wird das Bun- esverfassungsgericht zu urteilen haben, sofern es zu lagen kommt. Zu Recht beklagt Bundeskanzler Gerhard Schröder ie Mehrheitsverhältnisse in den Bundesländern und da- it im Bundesrat. Es war und ist empörend, wie CDU/ SU und FDP im Vermittlungsausschuss Gesetze einsei- g zulasten der ökonomisch Schwachen durchsetzen, ierfür jedoch nicht bereit sind, öffentlich Verantwor- ng zu tragen. Aber kann dieses heuchlerische Verhalten der CDU in Grund sein, den Deutschen Bundestag aufzulösen? ein, diese Koalition ist nicht am Ende. Im Gegenteil: erade weil im nächsten Dreivierteljahr keine Wahlen nstehen, muss sie ihre Politik, unser Land in eine gute ukunft zu führen, fortsetzen. 17492 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 (A) ) (B) ) Die Ankündigung des Wunsches, Neuwahlen herbei- zuführen, hat bei der Opposition zu deutlichen inhaltli- chen Korrekturen geführt. Die populistische Forderung nach fortwährenden Steuersenkungen ist der Einsicht in die Tatsache gewichen, dass der Staat unter dem Ein- bruch seiner Finanzierungsgrundlagen die Aufgaben, die die Bürgerinnen und Bürger erwarten, nicht mehr zu finanzieren vermag. Insofern ist eine gute Grundlage ge- schaffen worden, die Blockade des Bundesrates zu bre- chen. Dies erfordert Anstrengungen, dafür setze ich auf diese Bundesregierung unter Führung von Bundeskanz- ler Gerhard Schröder. Unser Grundgesetz ist ein hohes Gut. Mit ihm ist stets sorgfältig und verantwortungsbewusst umzugehen. Nicht alles, was momentan politisch wünschenswert ist, ist auch verfassungsrechtlich machbar. Ich anerkenne je- doch, dass zwischenzeitlich eine klare Mehrheit der Be- völkerung für eine baldige Neuwahl des Deutschen Bun- destages eintritt. Sollte es zu Neuwahlen kommen, werde ich engagiert für eine starke und zukunftsfähige SPD kämpfen. Und ich werde auch für Bundeskanzler Gerhard Schröder ein- stehen. Weil ich unseren Weg gesellschaftspolitischer Modernisierung für tragfähig halte. Weil ich, es mag pa- thetisch klingen, stolz bin auf einen Bundeskanzler, der sich mutig und entschlossen einem Kriegseinsatz deut- scher Soldatinnen und Soldaten entgegengestellt hat. Weil Europa eine starke deutsche Sozialdemokratie braucht. Bei der heutigen Abstimmung werde ich – wie in den vergangenen sieben Jahren auch – konsequent bleiben, taktischen Spielchen eine Absage erteilen und dem von mir gewählten Bundeskanzler das Vertrauen ausspre- chen. Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD): Ich nehme heute an der Abstimmung über die Vertrauensfrage nach Art. 68 des Grundgesetzes nicht teil. Zwar habe ich den Wunsch und die Begründung für vorgezogene Neuwahlen, die sich aus der Übermacht der CDU/CSU im Bundesrat und im Vermittlungsausschuss ergeben, zur Kenntnis genommen, halte aber den einge- schlagenen Weg über Art. 68 des Grundgesetzes für ver- fassungsrechtlich problematisch. Schon im Herbst 1982 hatte ich die Bedenken von Willy Brandt gegen das Vorgehen des damaligen CDU/ CSU-Bundeskanzlers Kohl geteilt und das tolerierende Urteil des Bundesverfassungsgerichts für problematisch gehalten. Diese Bedenken halte ich auch gegenüber dem aktuellen Verfahren aufrecht. Simone Violka (SPD): Hiermit betone ich aus- drücklich, dass ich keinen Grund habe, Bundeskanzler Gerhard Schröder mein Vertrauen nicht auszusprechen. Dennoch lasse ich nicht unbeachtet, dass eine Mehr- heit in der Bevölkerung zum heutigen Zeitpunkt Neu- wahlen wünscht. Dem kann ich mich als gewählte Ver- treterin dieses Volkes nicht verschließen. W t m ü r v t e V F B n p B r u u n n m s g m s h M a I G g d b s B h s w N d s n s U h b s u f M l m (C (D Mein heutiges Abstimmungsverhalten trägt diesem unsch Rechnung. Dr. Marlies Volkmer (SPD): Ich habe bei der Ver- rauensabstimmung gemäß Art. 68 des Grundgesetzes it Ja gestimmt und gebe hierzu folgende Erklärung ab: Die rot-grüne Bundesregierung hat Verantwortung bernommen und den notwendigen Prozess der Erneue- ung Deutschlands auf den Weg gebracht. Dazu gehören or allem neben der Reform der sozialen Sicherungssys- eme, die wir als solidarische Systeme erhalten wollen, ine nachhaltige Energie- und Klimaschutzpolitik, die erbesserung der Bildungschancen für alle, Ausbau von orschung und Entwicklung, hier auch mit besonderer erücksichtigung der neuen Bundesländer. Zur Moder- isierung des Landes haben auch die Gleichstellungs- olitik und Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von eruf und Familie sowie ein modernes Zuwanderungs- echt beigetragen. Unser Land steht heute für Frieden nd für engagiertes Konfliktmanagement. Diese Politik muss fortgeführt werden im Interesse nseres Landes. Darüber bestand und besteht nach mei- er Überzeugung in der Koalition Konsens, trotz aller otwendigen Auseinandersetzung darum, wie die Refor- en konkret auszugestalten sind, damit sie unserem An- pruch an eine soziale und solidarische Gesellschaft erecht werden. Im Plenum schlug sich das im Abstim- ungsverhalten nieder. Es gab stets, selbst bei der um- trittenen Hartz-IV-Reform, eine eigene rot-grüne Mehr- eit für die Politik dieser Bundesregierung. Diese ehrheit ist nach meiner persönlichen Überzeugung uch in Zukunft gegeben. Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ch werde die Vertrauensfrage des Bundeskanzlers erhard Schröder mit einem Ja beantworten. Dieses Ja ilt dem rot-grünen Regierungsprojekt, das in der Praxis er vergangenen Jahre immer in der Lage war, eine sta- ile Mehrheit in den sie tragenden Fraktionen zu finden, elbst bei schwierigen Diskussionen in der Sache. Diese undestagsmehrheit und die sie tragenden Fraktionen aben ein Mandat für eine volle Legislaturperiode. Die- es Mandat ist von vielen erkämpft worden und keines- egs eine Selbstverständlichkeit in der Geschichte der achkriegsrepublik. Die Wähler, die den Abgeordneten ieses Mandat erteilt haben, haben es nicht mit der Ab- icht erteilt, daß wir ein Viertel der Regierungszeit unge- utzt dem Souverän zurückübertragen sollten. Ich be- treite auch, dass es zum jetzigen Zeitpunkt keine stabile nterstützung für die noch ausstehenden Regierungsvor- aben und die vielen noch vorgesehenen Arbeitsvorha- en, Gesetzesinitiativen und Anträge in den Fachaus- chüssen gibt. Ich bestreite nicht, dass die derzeitige Arbeitsmarkt- nd Sozialpolitik und die schwierigen notwendigen Re- ormen auf heftige Kritik in der Bevölkerung und in den edien stoßen. Es gäbe aber durchaus Zeit und Mög- ichkeit, in den kommenden Monaten für diese Zustim- ung zu werben und mögliche Fehler zu korrigieren. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17493 (A) ) (B) ) Das Regieren bei der ständigen Gefahr des Blockie- rens durch den Bundesrat ist eine schwierige Sache, auch das ist mir bekannt. Das offensichtlich angestrebte eigentliche Ziel dieser Vertrauensfrage, die Initiierung von Neuwahlen, würde an dieser Bundesratsmehrheit aber faktisch nichts ändern. Auch waren die Möglichkei- ten zur Reform des Föderalismus in der Frage der jewei- ligen Zuständigkeiten in der Gesetzgebung noch nicht völlig ausgeschöpft. Als besonders dramatisch empfinde ich den außen- politischen Schaden, der durch den Versuch einer mit den Mitteln der Vertrauensabstimmung erzwungenen Neuwahl angerichtet wird. Schon allein aus Gründen der aktuellen Krisen in der Europäischen Union und der Reformbestrebungen des UN-Generalsekretärs Kofi Annan bedarf es einer vollen Konzentration einer rot- grünen Bundesregierung – und zwar als stabiler, verläss- licher Faktor – auf diese schwierige Etappe in den inter- nationalen Verhandlungen und Beratungen. Ausgerech- net in dieser Zeit sich vorrangig einem Wahlkampf und damit nur einer halben Handlungsfähigkeit auszusetzen, ist angesichts der kritischen internationalen Situation die falsche Entscheidung. Nicht zuletzt gibt es schwer wiegende Einwände auf- grund unserer Verfassung gegen ein solches Vorhaben. Die Vertrauensfrage ist nicht das geeignete Mittel, um ein Plebiszit über die Regierungspolitik herbeizuführen. Ein derartiges Plebiszit ist im Grundgesetz ebenso wenig vorgesehen wie das Selbstauflösungsrecht des Parla- ments. Gerade angesichts des Moments von Druck und Subjektivität in der jetzigen Entscheidungssituation trete ich entschieden dafür ein, dass ein möglicher neuer Bun- destag umgehend sich selbst die Möglichkeit eines Selbstauflösungsrechts erkämpft. Diese Möglichkeit von Selbstbestimmung stärkt die Rechte des Parlaments und der einzelnen Parlamentarier. Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD): Bundes- kanzler Gerhard Schröder habe ich in allen bedeutsamen Entscheidungen im Laufe der Legislaturperiode des 15. Deutschen Bundestages mein uneingeschränktes Vertrauen ausgesprochen. Weil der Bundeskanzler und mit ihm der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Franz Müntefering – nachdem das Ergebnis der Wahlen zum Landtag Nordrhein-Westfalens feststand –, die politische Lage als instabil beurteilt, gebietet es die gesamtstaatli- che Verantwortung, Stabilität durch die Neuwahl des Deutschen Bundestages wiederzugewinnen. Die Ministerinnen und Minister der von der rot-grü- nen Koalition getragenen Bundesregierung haben sich dieser politischen Beurteilung angeschlossen. Ich teile sie ohne Vorbehalt. Bei der Abstimmung über die Vertrauensfrage nach Art. 68 des Grundgesetzes enthalte ich mich, weil ich nur so Bundeskanzler Gerhard Schröder bezogen auf diese Situation mein politisches Vertrauen aussprechen kann. Respektiere ich die Bitte des Bundeskanzlers in d s B d d g te E A g Z g le n B d s la s u b S r g tu T c z f h k p n B S d d ü h (C (D ieser Weise, dann kann er dem Bundespräsidenten vor- chlagen, den Bundestag aufzulösen. Mit meinem Verhalten will ich den Weg öffnen, damit undeskanzler Gerhard Schröder ein neues Mandat von en Wählerinnen und Wählern erhalten kann. Auf dem Reformweg muss weitergegangen werden, en wir 1998 begonnen haben. Wir wollen mit den Bür- erinnen und Bürgern Deutschland sozial gerecht gestal- n und dabei mithelfen, dass wir gute Nachbarn in uropa und in der Welt ein verlässlicher Partner bleiben. nlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Klaus Kirschner, Rüdiger Veit, Fritz Schösser, Horst Schmidbauer (Nürn- berg) und Peter Dreßen (alle SPD) zur nament- lichen Abstimmung über den Antrag des Bun- deskanzlers gemäß Art. 68 des Grundgesetzes (Tagesordnungspunkt 21) Zu unserem Abstimmungsverhalten wollen wir fol- ende Erklärung abgeben: 1998 und 2002 hat die SPD den Wahlkampf mit der ielsetzung geführt, Regierungsverantwortung übertra- en zu bekommen. Bei beiden Wahlen haben die Wählerinnen und Wäh- r der Bundesrepublik Deutschland der SPD und Bünd- is 90/Die Grünen den Regierungsauftrag übertragen. undeskanzler Schröder hat ein klares politisches Man- at bis 2006. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten angesichts der chwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage in Deutsch- nd und Europa zu Recht eine verantwortungsvolle und oziale Politik, die Konjunktur und Arbeitsmarkt belebt nd dabei die Belange vor allem der Bevölkerungsteile erücksichtigt, die des Schutzes und der Solidarität des ozialstaates bedürfen. Dass über Inhalte, wie dies er- eicht werden soll, gestritten wird, gehört zum Wesens- ehalt demokratischer Parteien. Die Krise der europäischen und internationalen Insti- tionen, weltweite Konfliktherde und internationaler errorismus machen eine verlässliche Außen- und Si- herheitspolitik notwendiger denn je. Mit seinem Nein um Irakkrieg hat der Bundeskanzler gezeigt, dass er da- ür ein Garant ist. Gerhard Schröder genießt weltweit ohe Anerkennung. Wir wollen darauf hinweisen, dass die Regierungs- oalition und damit der Bundeskanzler in dieser Wahl- eriode 32-mal die notwendige absolute Mehrheit bei amentlich beantragten Abstimmungen im Deutschen undestag erhalten hat. Dies zeigt, die Koalition von PD und Bündnis 90/Die Grünen ist handlungsfähig. Willy Brandt hat am 17. Dezember 1982 im Namen er SPD-Fraktion bei der Debatte über die Abstimmung es Antrages des damaligen Bundeskanzlers Dr. Kohl, ber Art. 68 des Grundgesetzes vorzeitige Neuwahlen erbeizuführen, in Bezug auf den Verfassungsauftrag der 17494 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 (A) ) (B) ) Bundesregierung unter anderem sinngemäß Folgendes ausgeführt: Die Bundesregierung hat „in der vom Grundgesetz bestimmten Vier-Jahres-Frist ihre Aufga- ben zu erfüllen und sich danach dem Wähler zu stellen; das ist die Grundlage der Verfassung“. Wir müssen und wollen diesen Wählerauftrag erfül- len. Daher werden wir dem Antrag nach Art. 68 des Grund- gesetzes, den der Bundeskanzler gestellt hat, zustimmen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 812. Sitzung am 17. Juni 2005 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 Grundgesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch ge- mäß Artikel 77 Absatz 3 nicht einzulegen. – Gesetz zur Novellierung des Verwaltungszustel- lungsrechts – Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EG) Nr. 805/2004 über einen Europäischen Vollstre- ckungstitel für unbestrittene Forderungen (EG-Voll- streckungstitel-Durchführungsgesetz) – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 29. Mai 2000 über die Rechtshilfe in Strafsachen zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union – Gesetz zur Umsetzung des Übereinkommens vom 29. Mai 2000 über die Rechtshilfe in Strafsachen zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union – Gesetz zu dem Protokoll vom 16. Oktober 2001 zu dem Übereinkommen über die Rechtshilfe in Strafsachen zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2003/105/ EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2003 zur Änderung der Richt- linie 96/82/EG des Rates zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen – Gesetz zu dem Vertrag vom 28. August 1997 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Kirgisischen Republik über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Vertrag vom 28. März 2000 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Bundesrepublik Nigeria über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Vertrag vom 17. Oktober 2003 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Guatemala über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Vertrag vom 30. Oktober 2003 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der – – – – – – – – m d n (C (D Republik Angola über die Förderung und den ge- genseitigen Schutz von Kapitalanlagen Gesetz zu dem Abkommen vom 1. Dezember 2003 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik China über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Gesetz zu dem Vertrag vom 19. Januar 2004 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Gesetz zur Neuordnung des Lebensmittel- und des Futtermittelrechts Gesetz zur Umsetzung der EG-Richtlinie über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungs- lärm Siebtes Gesetz zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen Zweites Gesetz zur Neuregelung des Energiewirt- schaftsrechts Gesetz zur Umsetzung des Urteils des Bundesverfas- sungsgerichts vom 3. März 2004 (akustische Wohn- raumüberwachung) Viertes Gesetz zur Änderung der Bundesnotar- ordnung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der achstehenden Vorlage absieht: Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Forschungser- gebnisse in Bezug auf Emissionsminderungsmöglichkei- ten der gesamten Mobilfunktechnologie und in Bezug auf gesundheitliche Auswirkungen – Drucksache 15/4604 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2005 und Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksache 15/5300 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung 13. Bericht des Ausschusses für Hochschulstatistik für den Zeitraum 1. Juni 2000 bis 31. Mai 2004 – Drucksachen 15/5400, 15/5510 Nr. 2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zwischenbericht der Bundesregierung über die Evalua- tion der Ressortforschung – Drucksachen 15/4636, 15/4779 Nr. 1.2 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17495 (A) (C) (B) (D) Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Lage behinderter Menschen und die Entwicklung ihrer Teilhabe – Drucksache 15/4575 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 15/4705 Nr. 1.20 Drucksache 15/5513 Nr. 1.5 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/5396 Nr. 1.9 Drucksache 15/5396 Nr. 1.11 Innenausschuss Drucksache 15/4911 Nr. 1.3 Drucksache 15/5297 Nr. 2.3 Drucksache 15/5513 Nr. 2.16 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/5396 Nr. 2.3 Drucksache 15/5513 Nr. 2.1 Drucksache 15/5513 Nr. 2.2 Drucksache 15/5513 Nr. 2 8 Drucksache 15/5513 Nr. 2.12 Drucksache 15/5513 Nr. 2.14 Drucksache 15/5513 Nr. 2.25 Drucksache 15/5513 Nr. 2.27 Drucksache 15/5513 Nr. 2.29 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/5513 Nr. 2.7 Drucksache 15/5513 Nr. 2.22 Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Drucksache 15/5636 Nr. 1.33 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/5297 Nr. 2.32 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/5513 Nr. 1.3 Drucksache 15/5513 Nr. 2.15 Drucksache 15/5513 Nr. 2.24 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/5080 Nr. 2.3 Drucksache 15/5513 Nr. 2.3 Drucksache 15/5513 Nr. 2.13 185. Sitzung Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518500000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 21 auf:

Beratung des Antrags des Bundeskanzlers ge-
mäß Art. 68 des Grundgesetzes
– Drucksache 15/5825 –

Über den Antrag werden wir später namentlich ab-
stimmen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache im Anschluss an die Erklärung des Bundes-
kanzlers eine Stunde vorgesehen, wobei die kleineren
Fraktionen vereinbarungsgemäß zusätzliche Redezeit er-
halten sollen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist
so beschlossen.

Das Wort zu einer Erklärung hat zunächst der Bun-
deskanzler Gerhard Schröder.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Gerhard Schröder (SPD):
Rede ID: ID1518500100


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Redet
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Am
Montag dieser Woche habe ich dem Herrn Bundestags-
präsidenten mitgeteilt, dass ich es in der gegebenen Situa-
tion als meine Pflicht ansehe, im Deutschen Bundestag
die Vertrauensfrage zu stellen. Mein Antrag hat ein
einziges, ganz unmissverständliches Ziel: Ich möchte
dem Herrn Bundespräsidenten die Auflösung des
15. Deutschen Bundestages und die Anordnung von
Neuwahlen vorschlagen können.

Der für meine Partei und für mich selber bittere Aus-
gang der Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen war
das letzte Glied in einer Kette zum Teil empfindlicher
und schmerzlicher Wahlniederlagen. In der Folge dessen
wurde deutlich, dass es die sichtbar geworden
verhältnisse ohne eine neue Legitimation durc
verän, das deutsche Volk, nicht erlauben, me
erfolgreich fortzusetzen.

(C (D ung n 1. Juli 2005 1 Uhr Endgültig mit diesem Ausgang der Landtagswahl am 2. Mai wurden negative Auswirkungen für die Handungsfähigkeit im parlamentarischen Raum unabweisbar. ie Agenda 2010 mit ihren Konsequenzen schien zum iederholten Male ursächlich für ein Votum der Wähleinnen und Wähler gegen meine Partei. Wenn diese genda fortgesetzt und weiterentwickelt werden soll und das muss sie –, ist eine Legitimation durch Wahlen nverzichtbar. Es ist daher ein Gebot der Fairness und der Aufrich igkeit gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern, gegenber meiner Partei, gegenüber dem Partner in der Koaliion, gegenüber dem Hohen Haus und auch gegenüber ir selbst, die Vertrauensfrage zu stellen. Meine Damen und Herren, alle im Deutschen Bun estag vertretenen Parteien haben sich mit Nachdruck ür die Auflösung des Bundestages ausgesprochen. Die ählerinnen und Wähler unterstützen mit überwältigener Mehrheit meinen Wunsch nach Neuwahlen. Dessen ollten wir uns heute alle bewusst sein. Viermal wurde bislang in der Geschichte der Bundes epublik Deutschland die Vertrauensfrage gestellt: zweial – von Helmut Schmidt und mir –, um sich der Mehr ext heit im Bundestag zu versichern, zweimal – von Willy Brandt und Helmut Kohl –, um den Weg für Neuwahlen freizumachen. Mir ist wohl bewusst: Die Mütter und Väter des Grundgesetzes haben sich bei der Formulierung des Art. 68 sicher nicht von der Überlegung leiten lassen, durch eine gewollte Niederlage die Tür zu einer Auflösung des Parlamentes zu öffnen. Aber – auch darüber geben uns die Beratungen im Parlamentarischen Rat Auskunft – sie wollten ebenso wenig die Möglichkeit einer Neuwahl verwehren, wenn die Lage dies gebietet. Nach den bösen Erfahrungen von Weimar lehnte es der Parlamentarische Rat ab, dem Bundespräsidenten ein generelles Recht zur Auflösung des Bundestages ein r auch dem Parlament blieb das Recht zur verwehrt. Dem Parlamentarischen Rat mithin Regelungen, die Deutschland zu sten, erfolgreichsten und angesehensten en Kräfteh den Souine Politik zuräumen. Abe Selbstauflösung verdanken wir einer der stabil Bundeskanzler Gerhard Schröder Demokratien der Welt gemacht haben. Dafür sind wir dankbar, auch wenn die Erfolgsgeschichte unserer deutschen Demokratie nicht allein der Weisheit oder dem Weitblick unserer Gründergeneration geschuldet ist, sondern vor allem dem demokratischen Gemeinsinn und dem klugen Instinkt der Bürgerinnen und Bürger, die stets für ein inneres Gleichgewicht unseres Gemeinwesens gesorgt haben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


Unsere Staatspraxis, die auch durch das Bundesver-
fassungsgericht als verfassungsgemäß bestätigt wurde,
ist eindeutig. Der mit der Vertrauensfrage verbundenen
Konsequenz von Neuwahlen stehen keine zwingenden
verfassungsrechtlichen Bedenken entgegen. Die ent-
scheidende Frage lautet also: Kann der Bundeskanzler
noch des stetigen Vertrauens der Mehrheit des Hauses si-
cher sein? Denn die drängenden Probleme unseres Lan-
des, die Fortsetzung der begonnenen Reformen, die
Krise der Europäischen Union, die Herausforderungen
der Globalisierung und die Gefahren für Frieden, Sicher-
heit und Stabilität in unserer einen Welt dulden keinen
Zustand der Lähmung oder des Stillstandes.

Meine Damen und Herren, ich habe mir die Entschei-
dung, zunächst die Vertrauensfrage, danach mich und
meine Regierung einer neuen Wahl zu stellen, reiflich
und gewissenhaft überlegt.


(Zurufe von der CDU/CSU: Na, na! – Ich weiß ja nicht! – Zuruf von der FDP: Das glaube ich nicht!)


Aus der Opposition hat es Forderungen nach meinem
Rücktritt gegeben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Aber was dann?

(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Eine sehr angemessene Reaktion!)


Der Weg nach Art. 63 Grundgesetz setzt mehrere erfolg-
lose Wahlgänge voraus und ist damit äußerst kompliziert
und der Würde des Hohen Hauses nicht angemessen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Genau aus diesem Grund hat bereits mein Amtsvor-
gänger diesen Weg 1982 entschieden abgelehnt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hört! Hört!)


Helmut Kohl betonte vor dem Deutschen Bundestag am
17. Dezember 1982 – ich zitiere ihn wörtlich –:

Der Vorwurf der Manipulation wäre ... gerechtfer-
tigt, wenn ich

– also Helmut Kohl –
den Weg des Rücktritts gemäß Art. 63 des Grund-
gesetzes wählen würde.

(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Hört! Hört!)


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(C (D eiter, meine Damen und Herren, wieder Zitat Helmut ohl: In der augenblicklichen Situation würde es niemanden überzeugen, wenn ein derartiges Verfahren eingeschlagen würde, um den Bundespräsidenten zur Auflösung des Bundestages zu nötigen. Ich wieder Helmut Kohl – bin der Auffassung, dass der von mir gewählte Weg zur Auflösung des Bundestages überzeugend und verfassungsrechtlich einwandfrei ist. ch teile diese Argumentation meines Vorgängers. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, die Bundesregierung und

ie Koalitionsfraktionen von SPD und Grünen haben in
nserem Land einen tief greifenden Veränderungspro-
ess eingeleitet. Dieser Reformprozess ist in seinem
mfang und in seinen Konsequenzen einmalig in der
eschichte der Bundesrepublik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir haben in Angriff genommen, was unsere Vorgänger-
egierung unterlassen hatte.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir haben begonnen, wozu CDU/CSU und FDP
6 Jahre Zeit, aber niemals den Mut hatten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mit den Reformen der Agenda 2010 haben wir wich-
ge Bereiche unserer Gesellschaft in ihren Strukturen
rundlegend erneuert: in der Gesundheitsversorgung, in
er Rentenpolitik und auf dem Arbeitsmarkt. Diese
eformen sind notwendig, um unseren Sozialstaat auch
Zukunft zu erhalten und unsere Wirtschaft auf die He-
ausforderungen der Globalisierung und des Älterwer-
ens unserer Gesellschaft einzustellen. Diese notwendi-
en Reformen mussten gegen massive Widerstände von
nteressengruppen durchgesetzt werden. Einige haben in
ieser Situation auf unverantwortliche Weise die Verun-
icherungen der Bürgerinnen und Bürger instrumentali-
iert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Franz Müntefering [SPD]: Das kann man wohl sagen!)


it populistischen Kampagnen wurden Ängste geweckt
nd geschürt, weil die Reformen zunächst mit Belastun-
en verbunden sind, ihre positiven Wirkungen aber erst
päter, teilweise durchaus erst in einigen Jahren, zu spü-
en sein werden. Nur zu gut erinnern wir uns an die
ffentliche Aufregung bei der Einführung der Praxis-
ebühr und an die Protestwelle beim Beschluss der so
enannten Hartz-IV-Gesetze im vergangenen Jahr.






(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder

Keine Frage, das Reformprogramm der Agenda 2010

hat zu Streit zwischen den Parteien und in den Parteien
geführt. In den regierenden Parteien und Fraktionen ist
es zu inneren Spannungen und auch zu Konflikten um
die richtige Richtung gekommen. Meine Partei – das
will ich nicht verschweigen – hat darunter besonders ge-
litten. Die SPD hat seit dem Beschluss der Agenda 2010
bei allen Landtagswahlen und der Europawahl Stim-
men verloren, in vielen Fällen sogar die Regierungsbe-
teiligung in den Ländern. Das war ein hoher Preis für die
Durchsetzung der Reformen. Dass wir diesen hohen
Preis, zuletzt in Nordrhein-Westfalen, zu zahlen hatten,
hat innerhalb meiner Partei und meiner Fraktion zu hefti-
gen Debatten um den künftigen Kurs der SPD geführt.
Das gilt in ähnlicher Weise für unseren Koalitionspart-
ner. Es ging und es geht um die Frage, ob die Reformen
der Agenda 2010 überhaupt notwendig sind oder ob sie
nicht gar zurückgenommen werden sollten. Diese De-
batte hat so weit geführt, dass SPD-Mitglieder damit
drohten, sich einer rückwärts gewandten, linkspopulisti-
schen Partei anzuschließen, die vor Fremdenfeindlich-
keit nicht zurückschreckt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Einige haben diesen Schritt vollzogen; an die Spitze je-
ner Partei hat sich ein ehemaliger SPD-Vorsitzender ge-
stellt.

Meine Damen und Herren, solch eindeutige Signale
aus meiner Partei, der führenden Regierungspartei,
musste und muss ich ernst nehmen, zumal in den Wo-
chen vor dem 22. Mai dieses Jahres fast täglich in den
Medien darüber berichtet wurde, auch aus dem parla-
mentarischen Raum heraus. Am 22. Mai lag die Frage
offen auf dem Tisch, ob bei diesem Wahlausgang eine
volle Handlungsfähigkeit für mich und meine Politik
noch gegeben war, zumal die Mehrheit für diese Regie-
rung im Deutschen Bundestag von Anfang an denkbar
knapp war. Diese Mehrheit hat sich durch den Verlust
nicht nachzubesetzender Überhangmandate weiter redu-
ziert und beträgt nur noch drei Stimmen, wenn die so ge-
nannte Kanzlermehrheit erforderlich ist.

Grundvoraussetzung für die gesamte Regierungspoli-
tik, ganz besonders aber für unsere Außen- und Sicher-
heitspolitik sind Planbarkeit und Verlässlichkeit. Dies
betrifft grundsätzliche Fragen wie die Beitrittsverhand-
lungen mit der Türkei zur Europäischen Union, die wei-
tere Vertiefung unserer Beziehungen zu Russland und
den Ausbau unserer politischen und wirtschaftlichen Be-
ziehungen zu China. Hierfür ist die Bundesregierung auf
die Geschlossenheit der Koalitionsfraktionen angewie-
sen. Auch hier sind vermehrt abweichende, jedenfalls
die Mehrheit gefährdende Stimmen laut geworden.

Meine Damen und Herren, über die Zweifler und
jene, die mit Austritt oder abweichendem Stimmverhal-
ten gedroht haben, will und kann ich moralisch nicht
rechten; denn das stetige Vertrauen gemäß Art. 68 un-
seres Grundgesetzes ist keine moralische, sondern eine
politische Kategorie. Art. 38 Abs. 1 des Grundgesetzes
erlaubt den Abgeordneten, abweichende Positionen ein-
zunehmen. Diese Tatsache unterliegt nicht einer morali-
schen Bewertung oder gar einer moralischen Verurtei-

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(C (D ng von Abgeordneten. Da aber der Bundeskanzler auf auerhaftes Vertrauen angewiesen ist, um nach innen ie nach außen seine Politik verwirklichen zu können, uss er ein solches abweichendes Ankündigen, Fordern der Verhalten stets politisch bewerten. Klar abweihende Positionierungen mögen subjektiv betrachtet als urchaus berechtigt angesehen werden, müssen aber om Bundeskanzler politisch anders beurteilt werden; enn er braucht eine stetige und verlässliche Basis für eine Politik. Ebenso klar muss auch sein, dass dort, wo Vertrauen icht mehr vorhanden ist, öffentlich nicht so getan weren darf, als gäbe es dieses Vertrauen. Ich habe auch das rleben müssen. Auch das ist Bestandteil meiner politichen Bewertung. Und diese ist eindeutig: Eine Bewerung der politischen Kräfteverhältnisse vor und nach der ntscheidung, Neuwahlen anzustreben, muss dazu fühen – dessen bin ich mir ganz sicher –, dass ich unter den ktuellen Bedingungen nicht auf das notwendige, auf tetiges Vertrauen im Sinne des Art. 68 Grundgesetz echnen kann. Meine Damen und Herren, was die bestehenden Kräf everhältnisse anlangt, so muss ich auch die Auswirkunen auf die Zusammenarbeit zwischen Bundestag und undesrat berücksichtigen. Die Situation im Bundesrat t dabei nicht nur eine Frage der Mehrheit, sondern ist unächst einmal eine Frage der Haltung, wie die Zahl er Einsprüche nach abgeschlossenen Vermittlungsverahren exemplarisch zeigt. In der laufenden Wahlperiode at die Bundesratsmehrheit nach abgeschlossenen Verittlungsverfahren in 29 Fällen Einspruch gegen das ntsprechende Gesetz eingelegt. Das ist fast so häufig ie in den ersten zwölf Wahlperioden der Jahre 1949 bis 994 zusammen. (Zurufe von der SPD: Unglaublich! – Frechheit!)


rsichtlich geht es der Bundesratsmehrheit in diesen wie
anderen Fällen, etwa in der Steuerpolitik oder beim
ubventionsabbau, nicht mehr um inhaltliche Kompro-
isse oder staatspolitische Verantwortung, sondern um
achtversessene Parteipolitik, die über die Interessen
es Landes gestellt wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch kann es weder der Regierung noch den Regierungs-
raktionen zumuten, immer wieder Konzessionen zu ma-
hen und doch zu wissen, dass die Bundesratsmehrheit
re destruktive Blockadehaltung nicht aufgeben wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ur eine durch die Wählerinnen und Wähler klar und
euerlich legitimierte Regierungspolitik wird bei der
ehrheit des Bundesrates zu einem Überdenken der
altung und – wenn auch nicht kurzfristig – zu einer
nderung der Mehrheit führen.
Meine Damen und Herren, das Ziel des Machterhalts

m der Macht willen rechtfertigt niemals Entscheidun-
en gegen die bessere Einsicht und den Rat des






(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder

Gewissens. Ich handele in der Gewissheit, dass die von
mir begonnene Politik der Reformen richtig und notwen-
dig ist – für unser Land und für seine Menschen. Darum
werde ich mich auch mit all meiner Energie und mit gan-
zer Kraft darum bemühen, dass die Wählerinnen und
Wähler mich beauftragen, das Begonnene fortzuführen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Vertrauensfrage gibt daher jedem Abgeordneten
die Chance, sich zu entscheiden. Mit einer Enthaltung
und auch mit einem Nein eröffnen die Mitglieder dieses
Hohen Hauses dem Herrn Bundespräsidenten die Mög-
lichkeit, die Entscheidung über die Zukunft der Politik
und über die Zukunft unseres Landes dem Souverän,
unseren Bürgerinnen und Bürgern, in die Hand zu geben.
Ich bin davon überzeugt, dass dieser Weg mit dem Sinn
und den Bestimmungen unserer Verfassung in Einklang
ist, und ich bin davon überzeugt, dass der Herr Bundes-
präsident die richtige Entscheidung treffen wird.

Meine Damen und Herren, ich weiß mich mit den
weitaus meisten unserer Landsleute darin einig, dass in
der gegenwärtigen Situation die Wähler zu ihrem Recht
kommen sollten – nicht im Zuge eines Plebiszits, nicht
im Rahmen einer Volksabstimmung, die unsere Verfas-
sung eben nicht vorsieht, sondern durch Neuwahlen, die
das erklärte Ziel meiner heutigen Vertrauensfrage sind.
Insoweit – das lässt sich gar nicht bestreiten – richtet
sich die Vertrauensfrage über den Deutschen Bundestag
hinaus natürlich und in letzter Konsequenz an die Wäh-
lerinnen und Wähler selbst. Vordergründig betrachtet
handelt es sich um einen Vorgang, mit dem der Bundes-
kanzler sein eigenes Schicksal der Entscheidung des
Volkes anvertraut. Die wahre Dimension unserer heuti-
gen Entscheidung weist aber weit darüber hinaus. Tat-
sächlich geht es um die Möglichkeit des demokratischen
Souveräns, die Grundrichtung der künftigen Politik
selbst zu bestimmen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Geben wir den Menschen also die Wahl und die Frei-
heit, selbst zu entscheiden, welchen Weg unser Land ge-
hen soll, welchen Staat sie sich wünschen, welchen Stel-
lenwert soziale Gerechtigkeit künftig haben soll und wie
viel Solidarität das Zusammenleben in unserem Gemein-
wesen prägen soll. Wecken wir ihren Lebensmut und ihr
Vertrauen in die Zukunft. Lösen wir sie aus jenen Ängs-
ten und Bedrückungen, die auch Folge eines Nieder-
redens unseres Landes und der Leistungen seiner Men-
schen durch die Opposition sind,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


eine Opposition im Übrigen, die sich aus Furcht vor der
Verantwortung fast jeder konstruktiven Zusammenarbeit
mit uns verweigerte


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


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(C (D der – das füge ich hinzu – eine vollzogene Zusammenrbeit im Nachhinein desavouierte, (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ine Opposition, die den Bürgerinnen und Bürgern aus
chierem Opportunismus verschweigt – auch jetzt –,
elche konkreten Pläne sie hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch in der Politik gilt: Festklammern an dem, was
chon immer war oder was man einmal hat, führt gerade-
egs in die Erstarrung. Bewahren kann nur derjenige,
er zur Veränderung bereit ist. Wenn wir also Energien
reisetzen, Bewegungen ermöglichen und weitere
eformen in Gang setzen wollen, dann müssen wir mit
en üblichen Regeln der politischen Mechanik, mit der
hysik der Macht gleichsam brechen. Die von uns be-
onnenen Reformen gilt es, entschlossen fortzuführen,
amit wir den sich immer rascher wandelnden Anforde-
ungen im Innern und nach außen auch gerecht werden.
m Innern heißt das für uns, die soziale Marktwirtschaft
u bewahren und unser Gesellschaftsmodell weiterzu-
ntwickeln, ein Gesellschaftsmodell, das Produktivität
nd ökonomische Effizienz mit Solidarität und Gerech-
igkeit verbindet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist gewiss: Der Wandel verlangt einen langen
tem, verlangt Beharrlichkeit und Standfestigkeit, ver-
angt Überzeugungskraft und Willensstärke. Nach außen
eißt das, unsere Rolle als Garant der europäischen Eini-
ung und Integration entschieden und aus tiefer Über-
eugung anzunehmen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nseren geeinten Kontinent weiter voranzubringen,
azu braucht es wie bisher die Dynamik und die Verläss-
chkeit der deutsch-französischen Partnerschaft.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as heißt, Deutschlands Rolle als angesehene Friedens-
acht zu stärken im Kampf gegen Hunger, Armut und
nterdrückung in der Welt, im Kampf gegen Terror und
anatismus, im Einsatz für einen effektiven Multilatera-
smus, für eine internationale Ordnung des Rechts, für
ine Stärkung der Vereinten Nationen, in denen Deutsch-
nd seiner internationalen Verantwortung gemäß einen
tändigen Sitz im Sicherheitsrat anstrebt.
Dies alles sind Aufgaben, denen wir nicht genügen

önnen, wenn die Gefahr eines Legitimationsverlustes
nseren Energien keinen Raum lässt. Darum braucht es
eute das Votum des Hohen Hauses. Darum braucht es,
enn mir das Vertrauen der Mehrheit versagt bleibt, das
rteil des Souveräns, des Volkes. Es ist keine Zeit zu
erlieren. Die Reformen dulden keinen Aufschub. Sie
edeuten auch Abschied von Gewohntem. Das zu sagen
erlangt die Aufrichtigkeit, die wir den Bürgern schuldig






(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder

sind. Meine Sache und der Auftrag der deutschen Sozial-
demokratie ist es, dafür zu sorgen, dass wirtschaftliche
Effizienz eben nicht auf Kosten der Schwachen erzielt
wird, dass also die soziale Balance keinen Schaden
nimmt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diese Regierung tut ihre Pflicht und sie tut, was für
unser Land notwendig ist. Diese Regierung hat das
durch die Vorgängerregierung auf dem Land lastende
Phlegma, die Realitätsverweigerung und die Reform-
unwilligkeit überwunden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es sind – ich bin stolz darauf – gute Jahre für unser
Land,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Ah!)


Jahre, die unser Land nach innen liberaler, toleranter, si-
cherer und demokratischer gemacht haben


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


und nach außen selbstbewusster, freier und geachteter.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


Wir brauchen jetzt klare Verhältnisse.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

– Sie sollten vorsichtig sein. Es schauen uns viele zu.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Sie auch!)


Darum stelle ich die Vertrauensfrage. Öffnet der Bundes-
tag den Weg zu Neuwahlen, dann haben, wenn der Herr
Bundespräsident so entscheidet, unsere Bürgerinnen und
Bürger das Wort. Ich vertraue auf die Vernunft und auf
die Einsicht der Deutschen. Ich vertraue auf den Mut
und die Kraft meiner Partei, die in den 142 Jahren ihrer
stolzen Geschichte jederzeit Verantwortung für das
Ganze, für sozialen Fortschritt, Gerechtigkeit, Teilhabe
und Demokratie wahrgenommen hat. Für genau diese
Werte werde ich weiter kämpfen.


(Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Die Abgeordneten der SPD sowie Abgeordnete des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN erheben sich)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518500200

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort Kol-

legin Angela Merkel, CDU/CSU-Fraktion.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1518500300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Bun-

eskanzler, lassen Sie es mich gleich zu Beginn aus-
rücklich sagen: Dass Sie heute den Antrag auf Abstim-
ung gemäß Art. 68 des Grundgesetzes mit dem Ziel
tellen, eine vorgezogene Wahl zum Deutschen Bundes-
ag herbeizuführen, begrüßt die CDU/CSU-Bundestags-
raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ür diesen Schritt zolle ich Ihnen auch persönlich Res-
ekt; denn er ist unumgänglich, um unserem Land mo-
atelange, quälende Auseinandersetzungen aus Grün-
en rot-grüner Handlungsfähigkeit


(Lachen bei der SPD)

Handlungsunfähigkeit zu ersparen. – Lachen Sie nicht
u früh!


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Bundeskanzler, Sie haben es angedeutet, aber

ch will es vielleicht noch etwas offener sagen: Sie sind
998 angetreten, haben nahezu alles rückgängig ge-
acht, was wir in richtiger Weise unter der Führung von
DU/CSU und FDP auf den Weg gebracht hatten,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

nd Sie mussten dann erkennen, dass es so nicht weiter-
eht. Sie haben am 14. März des Jahres 2003 – ich lasse
ier einmal alle Details, in denen wir sicherlich unter-
chiedlicher Meinung waren, weg – die Agenda 2010
orgestellt und haben damit – ich sage wieder: jenseits
ller Details – die notwendige innenpolitische Antwort
egeben, die wir auf die globalen Herausforderungen ge-
en müssen. Zumindest war und ist diese Agenda ein
ichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Sie haben damals gesagt: Es geht darum – ich zitie-

e – „die Substanz des Sozialstaates zu erhalten“. Das
ar vom Grundsatz her die richtige Weichenstellung für
eutschland; denn es gibt keine Alternative dazu, das
and zu reformieren. Sie haben es gewusst und Sie ha-
en es heute wieder angedeutet: Wir brauchen an vielen
tellen weniger Staat und mehr Freiheit. Genau deshalb
aben Sie auch von der Substanzerhaltung des Sozial-
taats gesprochen. Wir brauchen weniger Reglementie-
ung und mehr Wettbewerb. Wir brauchen weniger Be-
ormundung und mehr Eigenverantwortung.
Sie haben damals diese Grundsätze in vielfältiger

orm durchdekliniert und wir können seit diesem
4. März eines beobachten: Seit genau diesem Tag gibt
s in Ihren Reihen, bei Rot-Grün, ein schweres Ringen
m jede der Detailfragen und die Lösung jedes der Pro-
leme. Herr Bundeskanzler, Sie wissen doch genau:
ann immer wir uns über die Grundzüge einer Gesund-
eitsreform unterhalten haben, war das nicht die Schwie-
igkeit. Die Schwierigkeiten begannen, wenn Sie es mit
hren Leuten diskutieren mussten.






(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP – Lachen bei der SPD)

Herr Bundeskanzler, die Wahrheit ist doch, dass Ihr

Kabinett ein Gesetz im Rahmen der Hartz-Gesetze ver-
abschiedet hat, in dem Zumutbarkeitsregelungen verein-
bart waren, die erst mit unserem Wirken im Bundesrat
wieder zurückgeführt werden konnten, weil Ihre eigene
parlamentarische Mehrheit dies nicht wollte. Das ist die
Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei der FDP)

Es ist doch so – ich bitte Sie, sich subjektiv kein fal-

sches Bild zu machen –, dass im Vermittlungsaus-
schuss über 90 Gesetze beraten worden sind, von denen
ein einziges nicht verabschiedet worden ist. Dass Ein-
sprüche getätigt werden mussten, Herr Bundeskanzler,
ist doch der Tatsache zu verdanken, dass Sie es abge-
lehnt haben, im Vorfeld der Verhandlungen des Bundes-
rats mit uns zu einer Einigung über die zustimmungs-
freien Gesetze zu kommen.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: So ist es!)

Ein einziges Gesetz – das Verfütterungsverbotsgesetz –
ist auf der Strecke geblieben. Alle anderen Gesetze sind
in dieser Legislaturperiode verabschiedet worden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deshalb war im Zweifel doch nicht die Union dafür
verantwortlich, Herr Bundeskanzler. Es war – vorsichtig
ausgedrückt – das Ringen mit Ihren eigenen Leuten und
die Tatsache, dass Sie es wegen dieses Ringens niemals
geschafft haben, den Menschen draußen, den Bürgerin-
nen und Bürgern dieses Landes die Notwendigkeit der
Veränderungen in der Gesamtheit zu erklären; es blieb
vielmehr immer Stückwerk. Das hat Sie letztendlich
auch die Wahlerfolge gekostet. Das hat Sie letztendlich
in die Niederlagen getrieben und das hat Sie letztendlich
auch den Parteivorsitz gekostet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich sage das als Vorsitzende einer großen Volkspartei,
die weiß, dass alle Volksparteien – CDU, CSU und SPD –
am Anfang des 21. Jahrhunderts angesichts der Heraus-
forderungen der Globalisierung aufs Äußerste gefor-
dert sind. Es geht um nicht mehr und nicht weniger, als
unter völlig veränderten Bedingungen in Zeiten völlig
neuer internationaler Herausforderungen unsere Werte
– das sind die soziale Marktwirtschaft und die Demokra-
tie – behaupten zu können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ob wir diese Aufgabe meistern, ist von allergrößter
– ich sage: von entscheidender – Bedeutung für die
Frage, wie es mit Deutschland und dem Wohlstand die-
ses Landes weitergeht. Genau aus diesem Grunde ver-
trägt dieses Land keinen Zickzackkurs, wie Sie ihn im-
mer wieder einschlagen mussten: einen Schritt vor, zwei
zurück, einen nach rechts, zwei nach links. Genau dies,
was uns das Tempo genommen und den roten Faden, die

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(C (D esamte Linie genommen hat, verträgt dieses Land nicht ehr. Dieses Land braucht nicht Politik als Stückwerk. ieses Land braucht Politik aus einem Guss. Darum eht es am Anfang des 21. Jahrhunderts. (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)


Herr Bundeskanzler, Sie sind 1998 mit den Worten
ngetreten – Sie haben sie bis ins Jahr 2002 mehrfach
iederholt –: „Wenn es uns nicht gelingt, die Arbeitslo-
igkeit signifikant zu senken, dann sind wir es nicht
ert, wieder gewählt zu werden.“


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

err Bundeskanzler, Sie werden es doch nicht bestrei-
en: Die Zahl von fast 5 Millionen arbeitslosen Men-
chen bedeutet genau das Gegenteil von dem, was Sie in
rwartung gestellt haben.
Noch 2002 hat die Hartz-Kommission davon gespro-

hen, bis zum Jahr 2005 die Zahl der Arbeitslosen zu
albieren. Stattdessen haben wir seit Bestehen der Hartz-
ommission 1,5 Millionen sozialversicherungspflich-
ige Beschäftigungsverhältnisse in diesem Land verlo-
en. Das ist die Realität.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir haben das geringste Wirtschaftswachstum in

uropa. Das ist durch nichts anderes als durch eine fal-
che nationale Politik zu erklären. Im Jahr 2000 betrugen
ie Rücklagen in den sozialen Sicherungssystemen noch
3 Milliarden Euro, heute sind diese Rücklagen aufge-
raucht. Sie haben die sozialen Sicherungssysteme ge-
lündert. Das ist die Wahrheit. Das hinterlassen Sie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Unglaublich!)


Herr Bundeskanzler, Ihr Finanzminister – wir haben
ns das nicht ausgedacht – –


(Zurufe von der SPD)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, heute ist ein wichti-
er, ein entscheidender Tag in der Geschichte der Bun-
esrepublik Deutschland und in der Geschichte der So-
ialdemokratie.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Aber Ehrlichkeit täte auch ganz gut!)


as sollte für Sie Anlass sein, zuzuhören. Das ist das
indeste, was man von einer stolzen Volkspartei erwar-

en darf.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Sie müssen nur bei der Wahrheit bleiben!)


Ihr eigener Finanzminister – wir haben uns das doch
icht ausgedacht – hat uns einen ausgeglichenen Haus-
alt für 2006 in Aussicht gestellt. Tatsache ist, dass wir
in strukturelles Defizit in Höhe von 40 bis 50 Milliar-
en Euro in diesem Haushalt haben. Das ist die Hinter-
assenschaft dieser Bundesregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

Ein Blick in den Armutsbericht zeigt: Die Kluft zwi-

schen Arm und Reich ist größer geworden. Der Mittel-
schicht in diesem Land geht es schlechter. Das Klima ist
sozial kälter.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Sie sind schon wieder beim Miesmachen!)


Ursache dafür ist, dass Ihre Politik Stückwerk war. Ein-
mal haben Sie einen richtigen Schritt gemacht, oft aber
viele falsche Schritte. Das war keine Politik aus einem
Guss.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Deshalb lautet das Fazit: Noch nie hat eine Regierung

durch ständiges Nachbessern, ohne etwas besser zu ma-
chen, durch ständige Ankündigungen und Aufkündigun-
gen, durch Kommissionen anstelle von Entscheidungen
das Vertrauen so verspielt wie diese Bundesregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das ist deshalb so dramatisch, weil Vertrauen so et-

was wie der Schmierstoff unserer Demokratie ist.

(Lachen bei der SPD – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Warum halten Sie eine solche Rede? – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Wir kennen Ihren Schmierstoff! – Weitere Zurufe von der SPD)


– Wissen Sie, jeder pflegt die Assoziationen, die er hat.
Jeder pflegt die seinen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wenn Sie nicht begreifen, dass das Vertrauen der Bür-

gerinnen und Bürger durch Ihre Politik in das Machbare
von Politik so weit erschüttert ist, dass wir alle gemein-
sam – das sage ich in totalem Ernst –


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


vor der Aufgabe stehen werden, in dem auf uns wahr-
scheinlich zukommenden Wahlkampf


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Frau Merkel, Frau Merkel!)


populistischste Argumente jeder Art abwehren zu müs-
sen, kann ich nur sagen: Begreifen Sie es als gemein-
same Aufgabe,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie!)

dafür zu sorgen, dass Politik wieder Vertrauen herstellt!
Das kann nicht eine Partei schaffen, das ist unsere ge-
meinsame Aufgabe in diesem Hause.


(Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist die Sache mit den Brandstiftern!)


Wir werden uns genau dieser Aufgabe stellen. Wir
werden den Menschen sagen, was für das Wohl dieses
Landes notwendig ist.


(Zuruf von der SPD: Warten wir einmal ab!)


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(C (D ieses Land kann sich kein verlorenes Jahr, keine verloenen Tage mehr leisten. Wir brauchen endlich wieder ine Politik, die auf die Kraft der Menschen baut und sie rnst nimmt; denn es besteht doch kein Zweifel, dass es in großes Potenzial an Begabungen gibt, die sich entfalen wollen, dass es starke Kräfte in diesem Land gibt, die ir mobilisieren können, dass es so viel gesunden Menchenverstand gibt, der mit den Realitäten umgehen ann. Genau das heißt, die Prioritäten richtig zu setzen. Deshalb werden wir den Menschen sagen: Wir brau hen eine Politik, bei der Arbeit unbedingte Vorfahrt at. rbeit ist Teilhabe an unserem gesellschaftlichen Leben. eshalb muss Arbeit Vorfahrt haben. Angesichts der begrenzten Möglichkeiten, die wir ha en, brauchen wir eine Politik, die sagt: Zukunft für unere Kinder und Familien, damit dieses Land eine gute ukunft hat. Das sind die beiden Schwerpunkte unserer rbeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Genau dazu werden wir unsere Programmpunkte vor-
tellen. Am 11. Juli werden wir wissen – auch Sie wer-
en es wissen; dann können wir es vergleichen –, wer
en Menschen sagt, was für dieses Land notwendig ist,
er Vertrauen dadurch gibt, dass er die Realitäten beim
amen nennt, Wege aus den Schwierigkeiten heraus auf-
eigt und deutlich macht, wo Licht am Ende des Tunnels
st. Genau in diesem Sinne wird die bevorstehende Bun-
estagswahl, Herr Bundeskanzler, eine Richtungswahl
ein, eine Wahl, bei der es um die Frage geht: Wird die
olitik weitermachen wie bisher oder wird es eine Poli-
ik sein, die Deutschland wieder nach vorne bringt? Ich
age Ihnen, dass wir eine Politik machen werden, mit der
ir die soziale Marktwirtschaft so erneuern wollen, dass


(Franz Müntefering [SPD]: Nichts übrig bleibt!)


ir Chancen für die Zukunft dieses Landes schaffen.
DU und CSU wissen: Ein Weiter-so kann es nicht ge-
en. Ein Weiter-so wird Deutschland und damit auch Eu-
opa in den Stillstand führen. Wir wissen, dass das nicht
eschehen darf.
Ich stimme Ihnen insoweit zu: Wir brauchen eine

eue Mehrheit. In den unionsregierten Bundesländern
aben wir die Mehrheit für die notwendigen Veränderun-
en in Deutschland. Wir können voller Stolz sagen: Wo
ie Union regiert, geht es den Menschen in Deutschland
esser.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Im Bundesrat haben wir also schon eine Mehrheit für
inen Neuanfang unseres Landes. Unser Land braucht
ber auch endlich eine Mehrheit für einen Neuanfang im
eutschen Bundestag, damit wir mit klaren Verhältnissen
m Bundestag und im Bundesrat durchregieren können.

(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salz gitter] [SPD]: Durchregieren? So ist es!)







(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

Ich spreche voller Überzeugung von einer Politik aus

einem Guss; denn die Menschen haben es satt – wenn sie
es jetzt nicht spüren, dann werden sie es anderweitig
merken –, nicht nach einer Linie, sondern nach einem
Zickzackkurs regiert zu werden, mit dem sie nichts an-
fangen können und bei dem sie spüren, dass es nicht
nach vorne geht, sondern dass es immer schlechter wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deshalb sage ich: Rot-Grün kann unser Land nicht
mehr regieren. Die PDS darf unser Land nicht regieren.
CDU und CSU gemeinsam mit der SPD – –


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Entschuldigung, CDU und CSU gemeinsam mit der FDP
– ich sage es noch einmal für alle verständlich –,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


wir können, wir müssen und wir wollen Verantwortung
für unser Land übernehmen.


(Dr. Wolfgang Wodarg [SPD]: Sie glauben selbst nicht daran!)


Sie, Herr Bundeskanzler, und Rot-Grün haben uns
eine schwierige Aufgabe hinterlassen, und zwar sowohl
in Deutschland als auch in Europa. Ich aber bin zuver-
sichtlich: Wir werden es schaffen, weil wir es besser
können, weil in unserem Land mehr Kräfte stecken, als
Rot-Grün für möglich hält.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Diese Kräfte neu zu wecken, Deutschlands Chancen

zu erkennen und zu nutzen, eine solide, starke Regierung
für unser Land zu bilden, damit es endlich wieder auf-
wärts geht, dafür werde ich mich, dafür werden CDU
und CSU ihre ganze Kraft einsetzen. Dafür werden wir
die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes um ihr Ver-
trauen bitten.

Herzlichen Dank.

(Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/ CSU – Beifall bei der FDP – Die Abgeordneten der CDU/CSU erheben sich)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518500400

Ich erteile das Wort Kollegen Franz Müntefering,

SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)



Franz Müntefering (SPD):
Rede ID: ID1518500500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Frau Merkel, wenn Sie das Protokoll redigieren,
dann passen Sie mindestens an der Stelle auf, wo Sie et-
was über potenzielle Koalitionspartner gesagt haben.
Stellen Sie das klar! Das vermasselt mir den ganzen
Wahlkampf, wenn nicht klargestellt wird, was Sie dazu
gesagt haben.

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(C (D (Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Michael Glos [CDU/CSU]: Sie sind leicht zufrieden zu stellen! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Das sind die kleinen Freuden!)


Dies ist heute eine ganz besondere Situation, die aber
u den Regeln der Demokratie gehört. Die ausdrückliche
ertrauensfrage des Bundeskanzlers hat es in der Ge-
chichte der Bundesrepublik selten gegeben; aber sie ist
ls Instrument zur Klärung einer bestimmten Frage im
rundgesetz vorgesehen. Alle haben inzwischen Art. 68
es Grundgesetzes gelesen, der sich mit der Vertrauens-
rage des Bundeskanzlers und mit der Auflösung des
undestages befasst. Auch Art. 39 Abs. 1 des Grundge-
etzes haben wir im Kopf, der etwas zur Konsequenz be-
agt, nämlich dass innerhalb von 60 Tagen eine Neuwahl
tattfinden muss, wenn die Auflösung erfolgt ist.
Die Verfassungsväter und -mütter sind davon ausge-

angen, dass es Situationen, wie wir sie heute haben, ge-
en kann. Es ist also eine besondere Situation, aber eine
mitten aus dem Grundgesetz“. Diese Situation ist Teil
er Demokratie.
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, die Mit-

lieder des Bundestages sind, bilden eine Fraktion. Als
PD-Fraktion hatten wir in den letzten zwei Jahren einen
nstrengenden Lauf. Hinter uns liegen schwierige Ge-
etze, die Streit nötig machten. Darauf bin ich eher stolz
ls nicht; denn schwierige Gesetze kann man sich nicht
eicht machen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Hinter uns liegen aber auch Ergebnisse von Wahlen.

ch erinnere an die Europawahl, die Landtagswahlen in
hüringen, im Saarland, in Brandenburg – gut gegangen,
ber minus 7,4 Prozent – und in Sachsen, an die Kom-
unalwahl in Nordrhein-Westfalen, an die Land-
agswahlen in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-
estfalen. Damit verbunden ist eine Serie bitterer Wahl-
rgebnisse. Die Opposition hat behauptet – und die Me-
ien haben es geschrieben –, diese Wahlschlappen, diese
erben Wahlniederlagen hätten etwas mit der Bundes-
olitik zu tun,


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)

it der Politik der Erneuerung, die Bundeskanzler
erhard Schröder, seine Regierung und die Koalition
eit Frühjahr 2003 forciert vorangetrieben haben.
Wir konnten dem alles in allem nicht widersprechen;

tichwort Agenda 2010, Stichwort Hartz. Wir sind aber
icher: Die Reformen sind unverzichtbar. Wir sind auf
em richtigen Weg. Wir wissen, drei Viertel der Bürge-
innen und Bürger wollen Reformen. Wir wissen aber
uch und haben gelernt: Drei Viertel wollen davon per-
önlich möglichst nicht negativ betroffen sein. Sollten
ir eine Politik machen, die vordergründig populär ist,
der eine Politik, die für unser Land richtig ist, auch
enn sie Zeit braucht? Wir haben uns für die richtige
olitik entschieden. Das bedeutet Kampf um Akzeptanz
ür eine solche Politik. Was denn sonst?
Bundeskanzler Gerhard Schröder und wir als Koali-

ion haben die Erneuerung des Landes begonnen, zum






(A) )



(B) )


Franz Müntefering

Beispiel bei den sozialen Sicherungssystemen und am
Arbeitsmarkt. Wir hatten und haben den Mut, etwas zu
tun, wovor sich Kohl und Merkel in den 90er-Jahren ge-
drückt haben. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dies ist heute hier nicht die Stunde der Zwischenbi-
lanz, aber sie wird kommen. Dabei sehen CDU/CSU und
FDP nicht gut aus; Sie auch nicht, Frau Merkel. Rot-
Grün hat in den Jahren seit 1998 unser Land aus der
Starre der 90er-Jahre herausgeführt. Rot-Grün ist eine
gute Zeit für Deutschland. Wir hoffen, wir können sie
fortsetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dass es bei der CDU/CSU mit dem Mut zu Reformen
inzwischen besser geworden ist, kann man nicht feststel-
len; im Gegenteil. Die Wahl in Nordrhein-Westfalen ha-
ben wir auch deshalb verloren, weil die Opposition zu
feige war, sich zu der neuen Arbeitslosenstatistik zu be-
kennen. Wir haben Hunderttausende Erwerbsfähige aus
der Sackgasse der Sozialhilfe herausgeholt, sie an die
Vermittlung herangeführt und sie in die Statistik der Ar-
beitslosen aufgenommen. Sie werden wieder gezählt und
sie gelten wieder etwas. Das haben Sie von der CDU/
CSU mit uns zusammen beschlossen, aber Sie schieben
uns die statistisch dazugekommenen Arbeitslosen zu.
Sie leugnen Ihre Mitverantwortung. Sie sind Schwarz-
fahrer und Trittbrettfahrer. Was denn sonst?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie glauben offensichtlich, das sei raffiniert. Nein, es
ist nur kleinkariert. Frau Merkel, Sie sind keine Reform-
politikerin. Sie sind da nicht besser als Ihr Vorbild
Helmut Kohl.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ihre Diener im Vermittlungsausschuss werkeln da
ungeniert vor sich hin. Sie machen das, was Sie vorhin
mit „durchregieren“ beschrieben haben. Das war interes-
sant: durchregieren; ein hilfreicher Begriff.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Da wurde die Behandlung des Gentechnikgesetzes

mal wieder verschoben. Auch das Thema Eigenheimzu-
lage wurde – Mittwoch dieser Woche war das – wieder
verschoben; ich glaube, zum siebten Mal. Das Geld
brauchen wir dringend für Bildung und Forschung. Die
Wahrheit ist: Die 18:14-Mehrheit im Vermittlungsaus-
schuss nutzen Sie vor allem für eines: verschieben, ver-
schieben, verschieben, Politik verhindern und verschlep-
pen. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Da wir im Augenblick viel über das Grundgesetz und
über das sprechen, was sich die Väter und Mütter des
Grundgesetzes dabei gedacht haben, sei an der Stelle

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(C (D och einmal erlaubt, zu sagen: Ob der Parlamentarische at, als er das Bundesorgan Bundesrat einrichtete, das so emeint hat, darf man bezweifeln. ielleicht, Herr Kollege Schulz, könnten Sie auch dazu inmal das Grundgesetz bemühen und das oberste Geicht anrufen. Eine Klärung wäre ganz gut. Kurzum: Von CDU/CSU und FDP in Bundestag und undesrat ist Konstruktives für eine Reformpolitik nicht u erwarten. Sie wollen die Reformkraft unserer Koaliion auf dem Weg zur Bundestagswahl 2006 mit Ihrer ehrheit ersticken. Das lässt sich unschwer erkennen. Für uns als Partei und als Fraktion ergibt sich natür ich die Frage nach der Chance, den Reformen neue raft zu geben, nicht nur Recht zu haben, sondern auch echt zu bekommen, die Durchsetzbarkeit von Politik u stärken. Für uns geht es auch um die Frage, ob es vereidbar ist, dass mit Wahlniederlagen der SPD, die für ie Politik der Reformen bezahlt, die Merkels und esterwelles ihre Politik der sozialen Demontage beginen können. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


„Heulen und Zähneklappern“ bei der Steuerreform
aben Sie gefordert, Frau Merkel, ebenso „weit rei-
hende Eingriffe“ in die Sozialsysteme, „deutliche Ver-
nderungen bei den Flächentarifen“. Die Erhöhung der
ehrwertsteuer, die Senkung des Spitzensteuersatzes
uf 36 Prozent und die Besteuerung der Nacht-, Feier-
ags- und Sonntagszuschläge, die Sie ankündigen, gehö-
en in diese Linie. Mit Ihnen, Frau Merkel, wird es kalt
n Deutschland.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In einer Situation wie dieser, mit einer Mehrheit von
rei Stimmen aufseiten der Koalition im Bundestag und
it einer aufziehenden PDS/ML, unbeirrt durchs Feuer
er Reformen zu gehen ist nicht einfach, nicht für die
artei, nicht für die Abgeordneten. Dass in dieser Lage
anche von uns dem Bundeskanzler und unserer Politik
andfeste Kursänderungen abverlangten, konnte jeder
esen und hören. Ich fand das falsch, aber es war so.
Ich habe nach der durch einen Verräter missglückten
inisterpräsidentenwahl in Schleswig-Holstein


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)

das scheint Sie nicht aufzuregen; mich regt das schon
uf, wenn einer so handelt, wie das in Schleswig-Hol-
tein passiert ist, nämlich feige bei geheimer Wahl –


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Ihr habt doch mal welche gekauft!)







(A) )



(B) )


Franz Müntefering

und vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen Sorge
gehabt um die Handlungsfähigkeit meiner Partei und
Fraktion und damit letztlich der Bundesregierung. Ich
habe das dem Bundeskanzler auch gesagt. Es war auch
meine Pflicht, das zu sagen. Es sei noch immer gut ge-
gangen, höre ich. Richtig. Aber ich nehme an, das Kind
muss nicht erst im Brunnen liegen, bevor man den Brun-
nen abdeckt. Man muss nicht erst Abstimmungen verlie-
ren, bevor man darauf reagiert, dass man Abstimmungen
zu verlieren droht bzw. nicht mehr gewinnen kann, und
dem nur dadurch entgeht, dass man nicht handelt.

Das Wahlergebnis in Nordrhein-Westfalen war
doch unmissverständlich. Die Frage lag offen zu tage
– sie wurde uns doch auch gestellt –, wie es denn hier in
Berlin weitergehen könnte. Darüber wurde offen speku-
liert. Man wird sich erinnern, wenn man will. Deutsch-
land darf aber seine Zeit nicht verschlafen. Wir dürfen
nicht über ein Jahr durch das, was unterbleibt, weil es
aussichtslos ist in dieser Konstellation, oder durch das,
was im Bundesrat versandet, Stillstand in Deutschland
haben. Wie handelt ein Bundeskanzler verantwortlich in
einer solchen Situation? Doch nicht durch Produktion
für den Mülleimer des Bundesrates, doch nicht durch das
Einfordern von Nibelungentreue der Koalitionsfraktio-
nen, ohne dafür etwas in Aussicht stellen zu können.

Es ist konsequent, in einer Phase, in der die gemein-
same Gewissheit über den richtigen und schwierigen
Weg brüchig ist, die Klärung zu suchen und sie über die
Wählerinnen und Wähler herbeizuführen. Es ist besser
für unser Land, jetzt entschlossen die Richtung zu be-
stimmen. Aber das können eben nur die Wählerinnen
und Wähler. Die allermeisten Wählerinnen und Wähler
wollen auch die Bundestagsneuwahl, wollen wählen.

Niemand wird dem Bundeskanzler bei seiner Vorge-
hensweise, bei seiner Entscheidung Vorteilsnahme oder
Eigennutz vorwerfen können. Die Stimmung für die
SPD war am 22. Mai in Deutschland nicht gut, sagen
wir: eher schlecht. Sie ist auch heute noch nicht gut, son-
dern eher schlecht.


(Zuruf von der FDP: Recht so!)

– Abwarten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Trotzdem streben wir die Bundestagswahl im Herbst
dieses Jahres an. Wir streben sie an, weil wir ein klares
Mandat für unsere Politik der Reformen wollen. Dafür
gibt es Wahlkampf in der Demokratie, dafür gibt es
Wahlen. Dafür werden wir kämpfen.


(Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

Wir wollen einen intensiven Wahlkampf, in dem die

Probleme unseres Landes offen und deutlich angespro-
chen werden, in dem die politischen Konzepte vergli-
chen werden und in dem die Richtungen geklärt werden.
Frau Merkel, Sie werden sich nicht verstecken können.
„Rüttgern“ geht in Berlin nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D ie werden aus Ihrem Höhenrausch der Umfragen, die ja uch schon zurückgehen, in die Ebene des politischen lltags zurückkommen. Dann werden sich die Wählerinnen und Wähler in eutschland fragen, wer Deutschlands Interessen in uropa besser vertreten kann und wer die Statur hat, diees Europa bauen zu helfen – Gerhard Schröder oder Sie. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Wählerinnen und Wähler werden sich fragen, wer
eutschland aus dem andauernden Irakkrieg herausge-
alten hat und wer damals wachsweich gewesen ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie Wählerinnen und Wähler werden Sie fragen, wer so-
iale Gerechtigkeit zur Meßlatte seiner Politik macht
nd wer mit Herrn Westerwelle als Kompagnon Arbeit-
ehmerrechte weitgehend schleifen will.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Wählerinnen und Wähler werden Sie fragen, wer
en Mut zu Reformen hat, die sozialen Fortschritt er-
öglichen, und wer das Soziale in der Marktwirtschaft
it seiner Politik torpediert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Entscheidung bei der Abstimmung zur Vertrau-
nsfrage fällt manchen – vielen – Kolleginnen und Kol-
gen ausgesprochen schwer. Das weiß ich. Ich verstehe
as und habe Respekt davor. Ich selbst enthalte mich der
timme und bin mir da ganz sicher.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)

ielleicht fällt mir das leichter als anderen; denn aus Ge-
prächen mit dem Bundeskanzler weiß ich, dass er selbst
ich die Entscheidung zur Vertrauensfrage mit dem Ziel
er Neuwahlen nicht leicht gemacht hat. Außerdem teile
h mit ihm die Überzeugung, dass Neuwahlen der best-
ögliche Weg zur Klärung der politischen Richtung für
eutschland und zur Legitimation unseres politischen
uftrags sind.
Ob sich jemand so oder anders entscheidet, er kann

afür gute Gründe nennen. Wichtig ist, dass wir von-
inander wissen, dass beides respektabel ist, dass wir uns
ber einig sind in dem Bewusstsein, dass Gerhard
chröder als Bundeskanzler das Vertrauen der SPD-
undestagsfraktion hat und dass wir ihn weiter als Bun-
eskanzler der Bundesrepublik Deutschland haben wol-
n.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/ CSU: Das versteht kein Mensch! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Sie tun so, als ob es hier um Misstrauen ginge. Es
eht heute nicht um Misstrauen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Doch!)







(A) )



(B) )


Franz Müntefering

– Ach, das ist aber interessant! Dann, liebe Frau Merkel
– Sie sind doch jetzt Kanzlerkandidatin –, stellen Sie den
Antrag auf ein Misstrauensvotum. Sie werden sehen: Sie
sind in der Minderheit hier in diesem Haus. Das werden
Sie ganz deutlich erleben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Wird der Antrag jetzt wieder zurückgezogen? – Zurufe von der CDU/CSU)


– Das haben Sie wohl inzwischen aus den Augen verlo-
ren. Wir werden alles dafür tun, dass Sie auch in der
nächsten Legislaturperiode in der Minderheit sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich bin mir unserer Verantwortung bewusst und bin

sicher, dass wir, wie auch immer die Einzelnen heute
stimmen werden, miteinander für eine Politik der sozia-
len Demokratie streiten werden. Die SPD wird ge-
braucht, die sozialdemokratische Idee wird gebraucht;
denn populistische Illusionen sind so gefährlich, wie so-
ziale Kälte widerlich. Beide sind im Kern unmoralisch.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Bundeskanzler, lieber Gerd, wir stehen mitten in
einer schwierigen Aufgabe für unser Land. Die SPD-
Fraktion wird alles dafür tun, dass diese Aufgabe
gelingt – zum Wohle unseres Landes, zum Nutzen der
Menschen, mit Gerhard Schröder als Bundeskanzler.
Wir haben Vertrauen in Deutschland.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518500600

Ich erteile das Wort Kollegen Guido Westerwelle,

FDP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1518500700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundeskanzler, um
es vorab zu sagen: Die Freien Demokraten unterstützen
Neuwahlen. Wir wollen Neuwahlen und wir äußern hier
ausdrücklich unseren Respekt vor Ihrer Entscheidung,
mit der Vertrauensfrage den Weg für Neuwahlen freizu-
machen. In Deutschland ist eine politische Lage einge-
treten, in der dieses Parlament die Macht an den Souve-
rän, an das Volk, zurückgeben muss. Das Volk muss neu
entscheiden. Deutschland braucht einen neuen Anfang
und den gibt es nur mit einer neuen Regierung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Herr Kollege Müntefering, Sie haben sehr ausführlich

zu erklären versucht, warum Sie heute misstrauen, aber
trotzdem vertrauen. Das ist verfassungsrechtlich an dem
vorbeigeredet, was der Herr Bundeskanzler hier gesagt
hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



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(C (D Der Bundeskanzler hat sich – das ist sein gutes Recht kritisch an die Opposition gewandt. Er setzt sich natürich auch mit dem auseinander, was aus seiner Sicht an en Oppositionsparteien nicht überzeugt. Das ist, wie esagt, sein gutes Recht. Aber im Kern hat der Kanzler er Bundesrepublik Deutschland heute gesagt, er Schröder – sei nicht an der Opposition und auch nicht m Bundesrat gescheitert, gescheitert sei er am mangelnen Vertrauen und am mangelnden Mut der Eigenen. as ist heute das Entscheidende. Deswegen ist es verfassungsrechtlich eben nicht aus eichend, darauf hinzuweisen, welche Gesetze Sie erlasen haben. Es ist mindestens genauso notwendig, darauf inzuweisen, was Sie alles nicht tun konnten, weil Ihnen ie Eigenen von der Fahne gegangen sind. Ich wiederole: Das ist das Entscheidende. Politisch ist die Vertrauensfrage der Bürgerinnen und ürger an die scheidende Regierung längst beantwortet. ie Bürger haben sich – auch darauf haben Sie hingeiesen – bei all den Landtagswahlen entschieden. Es ist eshalb richtig, dass die Deutschen durch Neuwahlen ie demokratische Vertrauensfrage neu beantworten önnen. Diese Neuwahlen sind kein Coup. Sie sind auch eine Flucht nach vorne. Sie als Regierung stehen mit em Rücken zur Wand, weil Sie die Mehrheit der Menchen nicht mehr hinter sich haben und weil Ihnen jetzt uch noch die eigenen Leute davonlaufen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie sind auch nicht an der Agenda 2010 gescheitert.
ie sind nicht am Bundesrat gescheitert. Sie sind nicht
m Vermittlungsausschuss oder an der Opposition ge-
cheitert. Gescheitert sind Sie an Ihrer eigenen Mutlosig-
eit, Wankelmütigkeit und Ihrer mangelnden Kraft; mit
iner mutigen Politik mehr zustande zu bringen als eine
chmalspuragenda.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die Neuwahlen sind aus unserer Sicht verfassungs-

onform. Sie sind politisch richtig und sie sind die ein-
ige Chance, den gordischen Knoten, der Deutschland
esselt, zu durchschlagen. Unser Land kann sich diese
gonie nicht länger leisten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Einige meinen, das mangelnde Vertrauen, das Abge-
rdnete der Koalition heute hier zum Ausdruck bringen,
ei vorgetäuscht. Es ist genau umgekehrt: Das Ver-
rauen, das einige Abgeordnete der Koalition heute un-
edingt demonstrieren wollen, ist in Wahrheit fragwür-
ig.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

ass diejenigen, die schon bei der Schmalspuragenda
010 nicht mehr mitmachen wollten, heute nicht schuld
ein möchten am Ende von Rot-Grün, ist keine






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle

ausreichende Basis für eine Regierung, die Deutschland
regieren möchte.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Adressiert an die, die es betrifft – Herrn Kollege
Ströbele und die anderen Kolleginnen und Kollegen der
Sozialdemokraten, die Sie heute Treueschwüre geradezu
demonstrativ im Deutschen Bundestag zum Ausdruck
bringen wollen –: Wenn einige Fundamentalisten und
Linke der Grünen und der SPD dem Bundeskanzler
heute das Vertrauen aussprechen, obwohl sie seine Poli-
tik jahrelang bekämpft haben, so ist das die eigentliche
Heuchelei des Tages.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Der Bundeskanzler wird in der „Zeit“ so zitiert, das

eigentliche Problem hätte darin bestanden, dass die
Kombination Rot-Grün zu dieser gesellschaftlichen Si-
tuation, die wir haben, nicht wirklich passte.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])


Weiter wird der Bundeskanzler in der „Zeit“ zitiert:
Wohl aber kostete es in den vergangenen Jahren zu-
nehmend mehr Kraft, das zusammenzuhalten, was
quer stand zu den Bedürfnissen der Republik.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])

Wir werden nicht herausfinden, ob das, was die „Zeit“
zitiert, auch tatsächlich so gesagt worden ist. Aber nach
Ihrer Erklärung hier kann man jedenfalls feststellen: Die
politischen Tatsachen in diesem Hause sind so richtig
beschrieben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das stetige Vertrauen hat diese Regierung vor allem
deshalb verloren, weil ihre Politik nie stetig war. Sie ha-
ben keine Politik aus Überzeugung gemacht. Sie sind
von den Verhältnissen getrieben worden. Das hat Ihre
Politik manchmal pragmatisch, aber immer öfter prinzi-
pienlos gemacht. Rot-Grün hat vor wenigen Wochen
noch die Senkung der Körperschaftsteuer für Großunter-
nehmen verkündet und letzte Woche wieder zurückge-
holt. Zum Jahresanfang wurde der Spitzensteuersatz ge-
senkt; jetzt beschließen Sie eine Neidsteuer für
Großverdiener. So ging das auch mit der Ausbildungs-
platzabgabe – ein einziges Hin und Her. So ist das mit
den geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen gegan-
gen – mal ja, mal nein. So war es mit der Rentenver-
sicherung: Erst ist der demographische Faktor aufgeho-
ben worden und später ist im Hohen Hause eingestanden
worden, dass das Ihr großer Fehler war. Es folgte auf ein
Ja ein Nein, auf die neue Mitte,


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Die alte Linke!)


mit der Sie 1998 an die Macht gekommen sind, folgte
die alte Linke. Auf die Agenda 2010 folgte der program-

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(C (D atische Klassenkampf mit Heuschrecken und Neidteuer. Das ist nicht die Zukunft Deutschlands! Die neue Regierung wird ein schweres Erbe antreten. enn Sie, Herr Bundeskanzler, von guten Jahren unter ot-Grün gesprochen haben, ist das aus meiner Sicht ein rschreckendes Maß an Realitätsverlust. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ie Ihrer Meinung nach guten Jahre von Rot-Grün ha-
en Deutschland die höchste Arbeitslosigkeit seit Grün-
ung der Republik gebracht.


(Jörg Tauss [SPD]: Falsch!)

och niemals sind jedes Jahr so viele Schulden neu auf-
enommen worden. Die Zahl der jährlichen Pleiten, vor
llem im Mittelstand, ist auf Rekordhöhe. Die sozialen
icherungssysteme wurden nicht fester, sondern brüchi-
er und unser Bildungswesen bekommt international
chlechte Noten.
Das, was Sie für sich reklamieren, ist doch auch mehr

ls fragwürdig: Von den Bürgerrechten bis hin zu den
enschenrechten – die Beliebigkeit war Ihr Marken-
eichen. Ich denke jetzt nur an die Aufhebung des Bank-
eheimnisses oder die Waffenexporte nach China.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Deshalb wird eine neue Regierung den großen Wurf
agen müssen und wird sich nicht mit einer Politik der
rippelschritte zufrieden geben. Klein-Klein, hin und her,
in Schritt nach vorn und zwei zurück – das hatten wir
ieben Jahre. Diese Zeit muss im Herbst vorbei sein. Nur
it einem neuen Anfang und einer beherzten Politik
erden die Bürgerinnen und Bürger wieder Mut zur Zu-
unft fassen. Deswegen ist unser Ziel nicht zuerst der
egierungswechsel. Unser Ziel ist der Politikwechsel
ür unser Land; der Regierungswechsel ist Mittel zum
weck.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

ir wollen einen Politikwechsel, in dem Freiheit zur
erantwortung wieder Maßstab jeder politischen Ent-
cheidung wird. Wir wollen einen Politikwechsel, damit
as Erwirtschaften wieder vor das Verteilen gesetzt wird.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sagen Sie das doch mal konkret!)


ir wollen einen Politikwechsel, damit die Chancen-
leichheit am Start nicht länger mit Gleichmacherei am
iel verwechselt wird.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Alles Sprüche!)


a, und wir wollen einen Politikwechsel, damit sich Leis-
ung wieder lohnt und derjenige, der arbeitet, mehr hat
ls derjenige, der nicht arbeitet. Wenn Sie die wirtschaft-
iche Vernunft immer wieder gegen die soziale Gerech-
igkeit ausspielen, dann werden Sie beiden nicht gerecht
erden. Soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz oder auch
ulturelle Vielfalt – all das hängt davon ab, dass






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle

Deutschland der Arbeit wieder Vorfahrt gibt. Wir brau-
chen eine wachstumsorientierte Politik, eine wirtschafts-
freundliche Politik, weil jede soziale Gerechtigkeit erst
einmal erwirtschaftet werden muss. Das ist der neue An-
fang. Unsere Politik ist wirtschaftlich überzeugender
und sie ist sozialer als all das, was Sie in sieben Jahren
zustande gebracht haben.


(Anhaltender Beifall bei der FDP – Beifall bei der CDU/CSU – Abgeordnete der FDP erheben sich von ihren Plätzen – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Alles nur Sprüche!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518500800

Ich erteile das Wort Bundesminister Joseph Fischer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518500900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Meine

Fraktion, Bündnis 90/Die Grünen, hätte sich gewünscht,
dass die Koalition das Mandat der Wählerinnen und
Wähler, das wir mit der erfolgreichen Bundestagswahl
2002 bekommen haben, im Interesse und zur Erneue-
rung unseres Landes voll erfüllen hätte können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Gleichwohl ist es die Entscheidung des Bundeskanzlers
als Institution und als Person – so ist es in Art. 68 des
Grundgesetzes vorgesehen; ich füge hinzu, dass dies
auch die politische Entscheidung unseres Koalitionspart-
ners ist –, die Vertrauensfrage zu stellen, wenn er zu der
Überzeugung kommt, dass seine Mehrheit in diesen
schwierigen Zeiten nicht mehr voll belastbar ist.

Die Deutschen wollen jetzt wählen. Deswegen müs-
sen sich jetzt alle Entscheidungen darauf konzentrieren,
dass es nicht zu einer Hängepartie, sondern zu der von
beiden Seiten des Hauses gewollten neuen Legitimie-
rung – wie immer sie auch ausfallen mag – einer Politik
der Erneuerung unseres Landes kommt. Darüber müs-
sen wir dann im Wahlkampf politisch streiten.

Große Worte waren heute zu hören. Von der „Schmal-
spuragenda“ sprach ein Schmalspurpolitiker.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der FDP: Peinlich!)


– Das gefällt Ihnen nicht. Peinlich ist es, die
Agenda 2010 angesichts der Widerstände, mit denen wir
es bei der Erneuerung unseres Landes zu tun haben, als
Schmalspuragenda zu bezeichnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Peinlich war Ihre Rede. Sie wollen Vizekanzler und Frau
Merkel möchte Kanzlerin werden, ohne auch nur ein
Wort zu den zentralen Punkten der Alternativen – um die
geht es ab heute, wenn Sie Ihr Misstrauen ernst neh-
men – gesagt zu haben.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as begrenzt sich dann auf die Aussage, eine Politik aus
inem Guss machen zu wollen. Das ist ein alter Hut; das
lles haben wir schon einmal gehört. Wo, bitte, bewegt
ich diese Politik aus einem Guss? Zwischen Bierdeckel-
teuerreform, Kopfpauschale und Abschaffung der ge-
etzlichen Krankenversicherung. Es wäre für die Deut-
chen interessant gewesen, das heute einmal zu hören.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as sind die Alternativen, die Sie ihnen vorschlagen.
Es ist doch völlig klar: Sie wollten Rot-Grün nicht –

nd dies nicht nur aus politischen Gründen. Es hat Ihnen
uch nicht gepasst, dass eine demokratische linke Mehr-
eit, die sich auch auf die 68er-Bewegung bezieht, von
en Deutschen gewählt wurde. Das ist doch der ent-
cheidende Punkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/ CSU und der FDP)


ieser Unterschied besteht nach wie vor. Darüber wer-
en Sie nicht hinwegdiskutieren können.
Diese Koalition hat allen Grund, stolz auf das zu sein,
as wir erreicht haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


iebe Freundinnen und Freunde, ich sage das bewusst an
ie Koalition. Diese Koalition war noch nicht gebildet
orden, da wurden wir in das Kanzleramt gerufen – ich
erde das nie vergessen; Gerhard Schröder war gewählt;
ir hatten vereinbart, dass wir eine rot-grüne Koalition
ilden wollten – und hatten zum ersten Mal seit Grün-
ung der Bundesrepublik Deutschland über Krieg und
rieden zu entscheiden. Das waren Entscheidungen, die
ns alles andere als einfach gefallen sind.
Aber wenn ich zehn Jahre nach den Vorfällen in Sre-

renica zurückschaue und die Erfahrungen, die wir im
inblick auf Mazedonien gemacht haben, betrachte,
ann kann ich Ihnen nur sagen: Wir haben die Verant-
ortung, vor die unser Land nach dem Ende des Kalten
rieges gestellt wurde, nicht nur wahrgenommen, son-
ern im Interesse von Frieden, Freiheit und Men-
chenrechten auch entsprechend umgesetzt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as waren schwere Auseinandersetzungen; ich weiß,
ovon ich rede.
Frau Merkel, Sie machen es sich zu einfach. Sie wer-

en sich täuschen, wenn Sie meinen: Das interessiert die
eute nicht. Gegenwärtig kommen Sie mir mit Ihren
mfragen wie ein wunderbar anzuschauendes Soufflé
m Ofen vor.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

Wir werden sehen, was von der Größe in den letzten drei
Wochen tatsächlich übrig bleibt, wenn der Souverän da
hineinpikst. Da bin ich sehr gespannt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir waren der Meinung, ein Eingreifen in Serbien
musste sein. Wir konnten Milosevic nicht länger zu-
schauen; wir mussten ihm in den Arm fallen. Wir waren
der Meinung: Wir mussten Soldaten nach Afghanistan
schicken.


(Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Wir doch auch!)


In einem bestimmten Punkt trennten sich aber die Wege.
Für uns geht Bündnisloyalität nicht vor Vernunft. Im
Hinblick auf den Krieg im Irak waren wir nicht über-
zeugt; Sie waren da völlig anderer Meinung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es ist peinlich, Frau Kanzlerkandidatin, dass Sie sich
nicht trauen, jetzt in die USA zu fahren; sonst war das
nicht so.


(Zurufe von der CDU/CSU: Nein! – Das stimmt doch gar nicht!)


– Natürlich, Sie haben Ihre Reise doch abgesagt. Bei uns
wurde von amerikanischer Seite nachgefragt, warum Sie
diesmal nicht kommen. Fürchten Sie etwa die Bilder an-
gesichts der Probleme, die die USA im Irak haben? Um
solche Fragen geht es. Darauf wollen die Deutschen
Antworten von Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Schmierstoff – was man bei diesem Wort doch für
Assoziationen hat!


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Zuerst fällt mir Pfahls ein.

(Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


Er war Staatssekretär, allerdings nicht unter Gerhard
Schröder, sondern in der Regierung, in der auch Sie wa-
ren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dann fallen mir Herr Kanther und Frau Agnes Hürland-
Büning ein. Ich hatte die Ehre, auch sie noch kennen zu
lernen.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Kanther!)

– Kanther habe ich schon erwähnt. – Ich kann Ihnen nur
sagen: Sie mögen zwar für sich beanspruchen, die bes-
sere Alternative zu sein. Aber Sie sollten nicht auf dem
hohen moralischen Ross dahergetrabt kommen; denn an-
gesichts der Schmiergeldaffären, die Sie zu verantwor-
ten haben, wäre es ein schändlicher Esel!

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Demographie kommt nicht über Nacht. Vielmehr
t uns die Bevölkerungsentwicklung Jahrzehnte im
oraus sehr genau bekannt. Ich erinnere mich noch, dass
h, als ich noch in der Opposition war, jahrelang von
orbert Blüm und Helmut Kohl gehört habe: „Die Rente
t sicher.“ Es war doch Walter Riester, auf den Sie ein-
edroschen haben bis zum Gehtnichtmehr, der ange-
ichts der Herausforderungen der Demographie – dass
ir Gott sei Dank immer älter werden – eine historische
eform durchgeführt hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


s war Walter Riester, der eine zweite Rentensäule ein-
eführt hat. Gott bewahre, aber Sie werden noch froh
ein, dass wir das getan haben! Was haben Sie getan?
ehlanzeige. Es hieß immer nur: „Die Rente ist sicher.“
Das gilt auch für die notwendigen Reformen auf

em Arbeitsmarkt. Wir haben die Bundesanstalt für
rbeit doch nicht erfunden, sondern wir haben sie vor-
efunden,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


nd wir haben auch keine Pläne in der Schublade ent-
eckt, als wir unsere Arbeit aufgenommen haben.
In Richtung beider Koalitionsparteien sage ich: Ich
eiß, wie schwer es ist, das zur Kenntnis zu nehmen;
ber es war nicht unsere Absicht, unsere eigenen Wähle-
innen und Wähler zu vertreiben. Der eine, der 1999 stif-
n gegangen ist, ist aber nicht wegen des Kosovo-Krie-
es stiften gegangen, sondern deshalb, weil der Haushalt
bei einem Spitzensteuersatz von damals 53 Prozent –
icht mehr aufzustellen war.


(Zuruf von der CDU/CSU: Oh! Oh!)

eswegen ist er damals stiften gegangen. Diesen Kritik-
unkt kann ich nachvollziehen; denn ich gehöre nicht zu
enjenigen, die, wie es Herr Westerwelle in engster
chmalspur getan hat, sagen: Wir haben keine Fehler ge-
acht. Wo Menschen agieren, auch in der Bundesregie-
ung, werden Fehler gemacht.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Wie großzügig von Ihnen! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Oh! Oh!)


Nur Sie, meine Damen und Herren von der Opposition,
achen keine Fehler, Sie sind der Fehler.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aschermittwoch war aber viel früher! Der ist längst vorbei!)


In unserem ersten Regierungsjahr – das gebe ich zu –
urden Fehler gemacht. Aber eines war völlig klar:
enn wir die Menschen wieder in Lohn und Brot brin-
en wollen, müssen wir einen aktivierenden Arbeits-
arkt schaffen. Ich bekenne ganz offen: In diesem
ahlkampf haben wir das Problem, dass die aktivieren-






(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

den Teile unserer Reformen erst langsam zu wirken be-
ginnen. Gleichzeitig aber – das steht derzeit im Vorder-
grund; darauf komme ich später noch zu sprechen –
fühlen sich die Menschen bedrängt und bedrückt und se-
hen, dass ihre Einkommen gekürzt werden. Dazu sage
ich Ihnen: Die 5 Millionen Arbeitslosen, die Sie ständig
anführen, hätte es schon unter der Verantwortung von
Helmut Kohl gegeben, wenn die Sozialhilfeempfänger
bereits damals einen Vermittlungsanspruch gehabt hät-
ten;


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


das wissen Sie ganz genau.

(Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU und der FDP)

Zu den jungen Alleinerziehenden sage ich: Ich selbst

kenne Fälle

(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


wie den, dass eine Alleinerziehende mit zwei Kindern
tatsächlich ihren Job als Rechtsanwaltsgehilfin aufgeben
musste, weil sie Probleme mit der Betreuung ihrer Kin-
der hatte. Selbstverständlich hat sie einen Berechti-
gungsschein für den Bezug von Sozialhilfe bekommen.
Damit muss in diesem Land Schluss sein. Diese Situa-
tion wollen und werden wir beenden. Das ist nicht weni-
ger, sondern mehr soziale Gerechtigkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das gilt auch für die Jugendarbeitslosigkeit.
Schauen Sie sich doch einmal an, wo wir im europäi-
schen Vergleich tatsächlich stehen. Es war richtig, den
Pakt für Ausbildung ins Leben zu rufen und unsere
Anstrengungen in diesem Bereich zu erhöhen. Genauso
richtig ist es, nicht zu akzeptieren, dass das Berufsleben
in der Sozialhilfe beginnt. Diese Situation darf in Zu-
kunft nicht mehr die Realität bestimmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Natürlich wünsche auch ich mir, dass wir die Zusatz-
verdienste anheben können. Aber ob Ihre Vorstellung ei-
ner Lohnsubvention tatsächlich zu einem Abbau der
Zahl von geringfügigen und prekären Beschäftigungs-
verhältnissen führt oder nicht zu einer gewaltigen Büro-
kratie und im Wesentlichen zu Mitnahmeeffekten, wer-
den wir noch sehr konkret zu diskutieren haben. Ich bin
der Meinung, dass Sie die Effekte, die Sie damit erzielen
werden, im Grunde genommen vergessen können; das
werden im Wesentlichen Mitnahmeeffekte sein. Dazu
hätten wir heute gerne etwas von Ihnen gehört.


(Dirk Niebel [FDP]: Es geht hier um die Vertrauensfrage!)


Zu Ihrer Bierdeckel-Steuerreform – ich weiß nicht,
ob Herr Merz im Raum ist –: Sie sind als Steuersen-
kungspartei angetreten, und zwar als ganz besondere
Steuersenkungspartei. Jetzt verkünden Sie Steuererhö-
hungen zu Beginn der Steuersenkungen. Diese Form von

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(C (D ialektik – lassen Sie sich das von einem Alt-68er agen – kann selbst ich nicht nachvollziehen, obwohl ich on Dialektik einiges verstehe, meine Damen und Heren. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Nun zu Ihrer Kanzlerkandidatin: Das Erste, bei dem
ie konkret wurde, war das Hurra für die Atomenergie.
ie spricht sich dafür aus, dass Deutschland die Option
tomenergie wieder voll nutzt. Für diese Ansage sind
ir sehr dankbar; denn das macht die Alternative klar.
ir halten diese Form der Energieerzeugung für nicht
erantwortbar.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das Zweite ist, dass Sie im Bereich der erneuerba-
en Energien wieder zurückwollen.
Wenn Sie nicht nach Moskau fahren und auch nicht

ach Washington, dann fahren Sie im Sommer einmal
ach Peking. Es ist doch für den Exportweltmeister
rrsinnig, zu meinen, der Feldhamster und die Mopsfle-
ermaus seien das Wachstumshemmnis.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ahren Sie einmal nach China oder nach Indien! Da kön-
en Sie sozusagen von der Mopsfledermaus und vom
eldhamster etwas lernen, Frau Merkel.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


it dem Eintritt dieser großen Volkswirtschaften in den
eltmarkt haben alle ökonomischen Fragen ökologische
onsequenzen und sind deswegen auch ökologische
ragen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wer etwas anderes meint, stellt die Zukunft der Ar-
eitsplätze in diesem Land infrage. Die deutsche Auto-
obilindustrie kann sich nicht erlauben, zweitklassige
echnologie anzubieten; sonst sind wir weg, wie in der
hotoelektronik, in der Photooptik und in der Unterhal-
ungselektronik. Wenn die Franzosen den Dieselrußfilter
nbieten und die deutsche Automobilindustrie nicht,
enn die Japaner das große Geschäft mit Hybridantrieb-
utos in den USA machen und genauso viel verkaufen
ie Audi an konventionellen Autos, dann sage ich Ih-
en: Exakt das ist die andere Politik, die Politik, die Sie
ollen, und das gefährdet die Arbeitsplätze in diesem
and.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Nein, meine Damen und Herren, jetzt gilt es, die Un-
erschiede herauszuarbeiten. Ich nenne als Stichworte
ie Steuerreform, die Kopfpauschale, die Abschaffung
er gesetzlichen Krankenversicherung. Wir wollen die
ürgerversicherung. Das Entscheidende ist: Wir wol-
en erneuerte Sozialsysteme. Aber bei einem gibt es für






(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

mich keine Diskussionen; das halte ich für unbedingt
notwendig: Ich möchte, dass unsere demokratische Ge-
sellschaft solidarisch ist,


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


eine Gesellschaft entlang von Arm und Reich, von Jung
und Alt. Das bedeutet auch eine nachhaltige Solidarität
gegenüber den kommenden Generationen. Ich möchte,
dass wir auch international solidarisch sind.

Das ist die Alternative zu einer Politik der kalten Mo-
dernisierung, gegen die wir kämpfen. Sie haben schon
einmal Möbel bestellt, die Bilder waren auch schon ge-
ordert, aber es ist nichts geworden. Also schauen wir
einmal! Ich bin der festen Überzeugung, dass wir alle
Chancen haben, wenn wir kämpfen – und das werden
wir –, zu gewinnen und nicht zu verlieren.

Ich danke Ihnen.

(Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Die Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD erheben sich)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518501000

Ich erteile das Wort Kollegin Gesine Lötzsch.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518501100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Ich bin Abgeordnete der PDS.

(Zurufe von der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)

Für Bundeskanzler Schröder war es immer wichtig,

dass er Zuspruch von den Reichen und Mächtigen be-
kommt. Er war der Autokanzler, er war der Kanzler der
Arbeitgeber. Er wurde von Rogowski, Hundt, den vielen
anderen Arbeitgebervertretern und der „Bild“-Zeitung
für seine Politik gelobt und angefeuert. Mich würde es
nicht wundern, wenn „Bild“-Chef Diekmann morgen
mit der Schlagzeile kommt: „‚Bild‘ ist Kanzler“. Ich
hatte nämlich oft den Eindruck, dass die Tagesordnung
des Kabinetts erst nach der Lektüre der „Bild“-Zeitung
festgelegt wurde.

Erinnern wir uns nur an Florida-Rolf. Am 16. August
2003 berichtete die „Bild“-Zeitung von dem Sozialhilfe-
empfänger Rolf John, der in Florida lebte und angeblich
seine so fette Sozialhilfe unter Palmen verprasse. Schon
zwei Monate später wurde das entsprechende Gesetz ge-
ändert. Florida-Rolf ist wieder in Deutschland und be-
kommt mehr Sozialhilfe als in Florida. So schnell konnte
die Bundesregierung arbeiten, wenn ihr Probleme wirk-
lich wichtig erschienen.

Jetzt, nachdem die Bundesregierung sieben Jahre ver-
streichen ließ, fällt ihr plötzlich ein, was alles nicht ge-
schafft ist. Nachdem die Regierung den Höchststeuersatz
auf ein historisches Tief abgesenkt hat, fordert sie nun
die Reichensteuer. Das ist Wählertäuschung.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


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(C (D brigens hatte die SPD schon im Wahlkampf 1998 die ermögensteuer versprochen. Es gibt sie noch immer icht. So viel zur Glaubwürdigkeit der SPD. Frau Merkel ist allerdings keine soziale Alternative u der jetzigen Regierung. m Gegenteil, wir dürfen nicht vergessen, dass die raxisgebühr und die Hartz-Gesetze auch von der DU/CSU getragen wurden. Frau Merkel wird nicht als anders machen. Sie wird die gescheiterte neoliberale olitik der Schröder-Regierung mit noch größerem Eifer ortsetzen und damit genauso scheitern, wie die jetzige egierung gescheitert ist; denn den Wirtschaftsweisen ie Herrn Rürup ist es egal, wer unter ihnen Kanzler ist. ie Schröder-Regierung hat die Medizin der Wirtchaftsweisen nicht vertragen. Herr Rürup wird der euen Patientin, der Merkel-Regierung, wieder die gleihe falsche Medizin verschreiben. Meine Damen und Herren, wir brauchen vor allem ei en Politikwechsel. Der Grundansatz der Politik war alsch. Die Lohnkosten sollten auf chinesisches Niveau edrückt werden. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Quatsch!)


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


ie Regierung hat ihre ganze Kreativität in den Fragebo-
en für Arbeitslosengeld-II-Empfänger gesteckt, anstatt
issenschaft und Forschung, Innovationen und Ausbil-
ung zu fördern.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

ie rot-grüne Regierung hat Arbeitslose unwürdig be-
andelt. Sie hat, obwohl sie weiß, dass es zu wenige Ar-
eitsplätze in unserem Land gibt, immer wieder sugge-
iert, man müsse Arbeitslose nur drangsalieren, dann
änden sie schon Arbeit. Das ist bösartig, unwürdig und
it uns als PDS nicht zu machen.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

ch frage mich manchmal, zu welchen Methoden die Re-
ierung noch gegriffen hätte, wenn wir nicht Export-
eltmeister und nicht eines der reichsten Länder der
rde wären.
Es ist grundsätzlich falsch, zu glauben, dass Refor-
en nur dann wirken, wenn sie wehtun. Reformen, die
ir als PDS vorschlagen, tun nicht weh; sie sind für die
roße Masse der Bevölkerung völlig schmerzfrei. Die
inführung der Vermögensteuer, ein Höchststeuersatz
on circa 50 Prozent, eine höhere Erbschaftsteuer, die
obinsteuer, all diese Reformen werden den Betroffenen
icht wehtun.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

ie Betroffenen werden sich nach diesen Reformen
icht einmal einschränken müssen.
Meine Damen und Herren, wir freuen uns auf Neu-
ahlen. Es besteht nämlich die Hoffnung, dass noch in
iesem Jahr eine starke linke Fraktion in den Bundestag






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch

einzieht und eine schwarz-gelbe Regierung nicht schal-
ten und walten kann, wie sie es gerne möchte.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518501200

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Ende.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518501300

Ich bin sofort fertig. – Wir als PDS wollen etwas ganz

Einfaches erreichen: Die Menschen sollen gesund und in
Würde und Frieden arbeiten können. Dafür haben wir
gute Konzepte, für die die Bürgerinnen und Bürger am
Wahltag stimmen können.

Vielen Dank.

(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518501400

Ich erteile das Wort Kollegen Michael Glos, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Michael Glos (CSU):
Rede ID: ID1518501500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Das rhetorische Feuerwerk, das Herr Fischer
losgelassen hat,


(Dr. h. c. Susanne Kastner [SPD]: Das war sehr gut!)


lenkt davon ab, dass wir heute aus einem ernsten Anlass
zusammengekommen sind. Der Anlass ist sehr unge-
wöhnlich in der Geschichte unseres Landes und sollte
ungewöhnlich bleiben. Es geht darum, dass der Herr
Bundeskanzler bittet, über den Weg des Misstrauensvo-
tums aus dem Amt zu kommen,


(Dr. h. c. Susanne Kastner [SPD]: Vertrauensfrage!)


um die Regierung bzw. die Koalition, die ihn nicht mehr
trägt, loszuwerden und um sich eine neue und andere
Mehrheit zu suchen, die seine Politik möglicherweise
trägt. So habe ich das Ganze verstanden.


(Zurufe von der SPD)

Ich halte das – damit das klar ist – auch für legitim.

Wir sind keine Bananenrepublik. Art. 68 unserer Verfas-
sung sieht diese Möglichkeit vor. Wir stehen dem nicht
im Weg, weil wir wollen, dass in diesem Land neu ge-
wählt wird. Die Menschen warten darauf, weil sie ge-
merkt haben, dass es so nicht weitergehen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Vorhin ist die „Bild“-Zeitung angesprochen worden.

In ihrer heutigen, neuesten Ausgabe steht, dass
88 Prozent der Bevölkerung eine andere Regierung wol-
len. Ich bin überzeugt, dass sie nach dem 18. Sep-
tember 2005 eine andere, eine bessere Regierung be-
kommen werden. Das ist auch bitter notwendig.

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(C (D Heute wurde mit einem „Danke, Kanzler“ aufgeacht. Ich bitte aber, auch das Kleingedruckte zu lesen. as „Danke“ bezieht sich nicht auf Ihre Leistung, Herr undeskanzler, sondern darauf, dass Sie endlich den eg für eine bessere Politik in Deutschland freimachen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Bun esaußenminister hat zwar noch den Nadelstreifenanzug n, rhetorisch hat er ihn heute aber wieder ausgezogen. r hat eine reine Oppositionsrede gehalten. Er hat so gean, als ob er schon in der Opposition sei. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er hat gesagt, wo es langgeht! Darauf warten wir bei Ihnen noch immer!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ort werden wir ihn hinschicken.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich habe erwartet, dass Joseph Fischer etwas über die
rfolge seiner Politik sagt. Die waren ungeheuer gering.
ur die Zeit hat ihn gezwungen, Verantwortung zu über-
ehmen, als das Menschenmorden im ehemaligen Jugos-
awien nicht mehr mit anzusehen war. Er hat nichts dazu
esagt, dass uns die Hauptziele der grünen Politik ein
anzes Stück an Schwierigkeiten gebracht haben: dop-
elte Staatsbürgerschaft, Masseneinwanderung.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Kennen Sie die Zahlen in der Zeit Kohl?)


r hat auch nichts zum Visamissbrauch gesagt, den er
anktioniert hat. Man hat verfassungswidrig versucht,
en Untersuchungsausschuss zu beenden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Verunsichern Sie nicht die Leute!)


r hat auch nichts dazu gesagt, dass er Europa im
runde genommen mit an die Wand gefahren hat und
ass das Verhältnis zwischen Deutschland und Ame-
ika so schlecht ist wie eigentlich noch nie in der Nach-
riegsgeschichte. Zu all diesen Dingen hat er nichts
esagt. Er hat lediglich ein gigantisches Ablenkungsma-
över vollzogen.
Es ist sehr bezeichnend, dass er dafür aus Ihren Rei-

en einen gewaltigen Beifall bekommen hat.

(Gernot Erler [SPD]: Er war einfach besser als Sie!)

Sie wollen doch Inhalte. Wissen Sie, ich kann Bundes-
anzler Schröder gut verstehen. Mit einem solchen Hau-
en, der sich heute wieder entsprechend verhält, kann
an wirklich nicht regieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich möchte noch einmal ganz deutlich sagen: Der
eg zu Neuwahlen ist klar und ich hoffe, dass er auch
eschritten werden kann. Aber dass Sie, Herr
undeskanzler, wenn dieser Weg frei ist, wieder als






(A) )



(B) )


Michael Glos

Spitzenkandidat antreten, ist meiner Ansicht nach für die
Mehrheit der Deutschen unmöglich. Ich frage Sie: Mit
wem wollen Sie Ihre Agendapolitik weiter betreiben?
Mit den Damen und Herren auf der Regierungsbank, mit
den Damen und Herren der Koalition oder mit denen,
die, wie Ihr ehemaliger Freund Lafontaine und Gysi, vor
der Tür stehen und sich schon jetzt in Destruktivität un-
serem Land gegenüber überbieten? Sie werden doch
nicht glauben, dass sich mit den Mehrheiten, die sich da
andeuten wollen, eine ordentliche Politik machen lässt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Diejenigen, die angetreten sind, das moderne, wirt-

schaftlich blühende, ökologisch orientierte und sozial
gerechte Deutschland zu schaffen – das sind Sie auf der
Regierungsbank und Sie von den Koalitionsfraktionen –,
stehen heute vor einem gewaltigen Scherbenhaufen der
eigenen Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

All Ihre Ziele sind verfehlt worden: Im Jahresdurch-
schnitt sind 5 Millionen Menschen arbeitslos. 1,4 Millio-
nen Arbeitsplätze sind in den letzten vier Jahren verlo-
ren gegangen. Die Bundesschulden sind um 180 Mil-
liarden Euro gestiegen. Die Investitionsquote ist von
12,5 Prozent im Jahre 1998 auf unter 9 Prozent in die-
sem Jahr zurückgegangen.


(Dr. h. c. Susanne Kastner [SPD]: Ich würde an Ihrer Stelle auswandern!)


Allein im Bundeshaushalt sind Zinszahlungen von
40 Milliarden Euro ausgewiesen


(Lothar Mark [SPD]: Bei der CDU/CSU waren es 1998 80 Milliarden DM!)


und in der Rentenversicherung gibt es ein gewaltiges
Defizit. Sie ist nur noch dadurch vor der Illiquidität zu
bewahren, dass Zahlungen um vier Wochen vorgezogen
werden.

All das spricht doch Bände. Das sind harte Fakten und
Tatsachen. Um diese kommen Sie nicht herum.

Die Finanzierung der Arbeitslosigkeit überfordert
uns. Wir brauchen wieder Wachstum und Dynamik. Wir
brauchen auch wieder die Werte, die hier noch einmal
beschworen und früher von den 68ern in den Schmutz
gezogen worden sind. Wenn wir in Deutschland nicht
wieder zu unseren Tugenden zurückkehren, die man
einmal die preußischen Tugenden genannt hat – das sage
ich als Bayer –, wie Fleiß, Disziplin, Leistungsbereit-
schaft, Mut, auch Mut zu Wahrheit und Klarheit,


(Lachen bei der SPD)

dann werden wir es letztlich nicht schaffen. Wir werden
diesen Weg vorgeben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Herr Bundeskanzler, ich habe Ihrer Rede sehr auf-

merksam zugehört.

(Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut!)


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(C (D ch war darauf gespannt, ob Sie, nachdem Sie erklärt haen, wer alles schuld sei, vielleicht am Schluss ein ganz leines Stückchen Schuld bei sich suchen. Das haben Sie icht getan. Es war eine selbstgerechte Rede. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Ah!)


ch kann das verstehen. Es war vielleicht eine Rechtfer-
igungsrede für die Tatsache, dass Sie den Schritt, Neu-
ahlen über Art. 68 des Grundgesetzes anzustreben, ge-
n haben, weil Sie ursprünglich glaubten, Sie könnten
amit Ihre Genossinnen und Genossen, Ihre eigene Par-
ei disziplinieren und ein Stück weit von dem ablenken,
as in Nordrhein-Westfalen – zu Recht – geschehen ist.
as war Ihr Versuch.
Inzwischen hat dies natürlich eine gewaltige Eigen-

ynamik bekommen. Ich befürchte, Sie werden als der-
enige in die Geschichte der SPD eingehen, der diese
roße Volkspartei – wie soll ich sagen? – zertrümmert
at, der den Prozess eingeleitet hat, der diese Volkspartei
erstört.


(Widerspruch bei der SPD)

er heutige im Stehen gespendete Beifall ist doch nur
och ein Pfeifen im Walde. Ehrlich gegenüber den Men-
chen wäre es, den rückwärts gewandten Herrn Fischer
ls Kanzlerkandidaten aufzustellen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Herr Präsident, ich sehe, meine Redezeit geht zu

nde.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ich weiß, dass Sie sich darüber freuen. – Da ich das
otum, mit dem Sie Herrn Bundeskanzler Schröder das
isstrauen aussprechen wollen, nicht verzögern möchte,
age ich nur noch einen Satz: Die rot-grüne Schluss-
ilanz fällt trotz der heutigen Reden verheerend aus. Die
euwahlen eröffnen unserem Land neue Chancen.
Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518501600

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen nun zur Abstimmung – bitte behalten

ie Platz; es dauert noch ein bisschen – über den vom
undeskanzler eingebrachten Antrag nach Art. 68
bs. 1 des Grundgesetzes, ihm das Vertrauen auszuspre-
hen.
Ich stelle fest, dass die für die Abstimmung über den

ertrauensantrag des Bundeskanzlers in Art. 68 Abs. 2
es Grundgesetzes vorgeschriebene Frist von 48 Stun-
en eingehalten ist. Der Bundeskanzler hat den Antrag
emäß Art 68 Abs. 1 des Grundgesetzes am 27. Juni
005 gestellt. Der Antrag ist am selben Tag als
rucksache 15/5825 verteilt worden.






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

Bevor wir zur Abstimmung kommen, teile ich mit,

dass schriftliche Erklärungen zur Abstimmung von
151) Abgeordneten vorliegen.

Sodann erteile ich dem Kollegen Werner Schulz das
Wort zu einer mündlichen Erklärung nach § 31 unserer
Geschäftsordnung.

Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Herr Bundeskanzler, ich werde mich an dieser Abstim-
mung nicht beteiligen. Was hier abläuft, ist ein inszenier-
tes, ein absurdes Geschehen. Die Ereignisse der letzten
Woche und die heutige Debatte haben mich trotz staats-
männischer Rede nicht überzeugt. Hier läuft eine fin-
gierte oder, wie die Juristen sagen, eine unechte Vertrau-
ensfrage.

Schon der erste Satz Ihres Antrages, Herr Bundes-
kanzler, ist unwahr. Sie wollen doch gar nicht, dass man
Ihnen das Vertrauen ausspricht. Sie wollen diese Ab-
stimmung verlieren. Sie suchen einen Grund für Neu-
wahlen und damit das organisierte Misstrauen. Sie selbst
haben verkündet, sich der Stimme zu enthalten. Aber
was ist ein Kanzler, der das Selbstvertrauen verloren
hat?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Sie sollten übrigens die Argumentation mit Franz
Müntefering noch einmal genau abstimmen. Er ist stolz
auf den Meinungsstreit in der Fraktion, für Sie ist er ein
Anlass zu Misstrauen. Im Übrigen, Franz Müntefering,
Ihre Aufforderung an Angela Merkel, hier das kon-
struktive Misstrauensvotum herbeizuführen, und Ihre
Aussage, dass wir jederzeit die Kanzlermehrheit haben,
ist beeindruckend, nicht nur für das Protokoll.


(Beifall der Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich hätte bei so vielen Dialektikern hier im Parlament
nicht geglaubt, dass wir einmal die feinsinnige Dialektik
von Bertolt Brecht berühren. Sie wissen, dass er die Re-
gierung aufgefordert hat, ein anderes Volk zu wählen.
Wir werden heute etwas Ähnliches erleben: Nicht die
Mehrheit misstraut dem Kanzler, sondern der Kanzler
misstraut seiner eigenen Mehrheit.

Bis in die gestrigen Abendstunden hatten wir eine sta-
bile Mehrheit, die in sieben Jahren nicht ein einziges
Mal versagt hat, obwohl sie seit dem 22. Mai vom Kanz-
ler und von Franz Müntefering attackiert wird. Sie su-
chen eine neue Legitimation für Ihre Politik, doch diese
Art von Stimmungsdemokratie sieht unser Grundgesetz
nicht vor.


(Beifall der Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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1) Anlagen 1 und 2

(C (D war wird allenthalben die Frage gestellt „Was wäre, enn am nächsten Sonntag Wahl wäre?“, aber am nächsen Sonntag ist nicht Wahl. Wir leben in einer Demokraie und nicht in einer Demoskopie. Sie haben den Satz on Einstein an Ihrem Kanzleramt nicht verstanden: Der taat ist für die Menschen, nicht die Menschen für den taat. Sie beugen unsere Verfassung, wenn Sie mit Hinweis uf das Grundgesetz ein Referendum über die EU-Verassung verwehren und im nächsten Moment durch elbstauflösung des Bundestages eine Volksabstimmung ber die Fortsetzung Ihrer Politik herbeiführen wollen. ie haben geschworen, das Grundgesetz zu wahren und u verteidigen. Ein paar Schritte vom Kanzleramt entfernt steht an er Schweizer Botschaft der Einstein-Satz: Echte Demoratie ist doch kein leerer Wahn. as jetzt passiert, ist aber die Sinnentleerung des rt. 68. Dass ausgerechnet die alten 68er, so wie sie hier ersammelt sind, (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


ber einen Missbrauch des Art. 68 ihren Abgang vorbe-
eiten, gehört zu den grotesken Momenten dieses Vor-
angs.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


abei haben Sie gerade bei der Vertrauensfrage im Zu-
ammenhang mit dem Militäreinsatz in Afghanistan ge-
eigt, wie dieser Artikel moralisch und politisch zu ge-
rauchen ist. Sie haben eine eigene Mehrheit
emonstriert und dafür sogar eine, breite parlamentari-
che Mehrheit verschmäht. Sie wollten Helmut Kohl
icht nachahmen; heute kopieren Sie ihn, wobei der Ver-
leich mit der damaligen Lage doch etwas schräg ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Mir ist die Demokratie nicht geschenkt worden. Mit

inigen anderen musste ich unter gefährlichen Umstän-
en Demokratie und Freiheit erst erkämpfen. Schon des-
egen sind mir die Grundregeln der Demokratie, wie
ie in unserem Grundgesetz stehen, ein hoher Wert – ge-
ade in einer Zeit, in der wir über den Werteverfall und
ie Vertrauenskrise der Politik reden. Glauben Sie denn
rnsthaft daran, dass Sie nach dieser verschwiemelten
peration morgen in den Wahlkampf ziehen und über
ahrheiten reden können?


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)

as ist nicht nur ein Tiefpunkt der demokratischen Kul-
r, sondern Sie beschädigen auch das Ansehen des Par-
mentes und meine und unsere Rechte als Abgeordnete.


(Beifall der Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Werner Schulz (Berlin)


Oder, um einen aktuellen Buchtitel des Außenministers
aufzugreifen: Die Rückkehr der Geschichte sollten wir
nicht als ein Stück Volkskammer veranstalten.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Auch da wurden die Abgeordneten eingeladen, nicht ih-
rer Überzeugung, sondern dem Willen von Partei- und
Staatsführung zu folgen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Sie haben mit Ihrem genialen Schachzug alles er-

reicht, was Sie vermeiden wollten: Die Opposition ist
geeint und geschlossen wie nie zuvor,


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

die Formierung einer neuen Linkspartei und die Erosion
der SPD wurden beschleunigt. Sie werden nicht als Pa-
triot in die Geschichte eingehen, wie ein wirrer Schön-
schreiber in der „Zeit“ meint, sondern eher als einer, der
letztlich seine Partei zerlegt und sein Land in Schwierig-
keiten gebracht hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518501700

Lieber Kollege Schulz, die fünf Minuten sind vo-

rüber.

Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Ich komme zum Ende. – Denn auch in der Einschät-
zung der politischen Situation täuschen Sie sich. Die
Bürgerinnen und Bürger wollen nicht Neuwahlen, sie
wollen die Abwahl von Rot-Grün.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Offenbar wollen Sie das auch – die Flucht aus der Ver-
antwortung. Nur, das ist ein würdeloser Abgang, den wir
hier erleben.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518501800

Kollege Schulz, Sie müssen zum Ende kommen.

Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Ich mache mir Sorgen um unser Land, weil ich finde,
dass auch die Opposition nicht vorbereitet ist und kein
Konzept hat.


(Zuruf von der SPD)

Wenn das, was wir bisher als Vertrauenskrise der Politik
erlebt haben, nur ein Vorgeschmack ist, –


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518501900

Kollege Schulz!

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(C (D Werner Schulz EN)

– dann werden wir uns auf stürmische Zeiten einrich-

en müssen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518502000

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte jetzt um
ufmerksamkeit für einige Hinweise zum Abstim-
ungsverfahren.
Für die Annahme des Antrags des Bundeskanzlers ge-
äß Art. 68 Abs. 1 des Grundgesetzes ist die Zustim-
ung der Mehrheit der Mitglieder des Bundestages er-
orderlich. Das sind mindestens 301 Stimmen. Die
raktion der SPD verlangt namentliche Abstimmung.
Sie benötigen außer Ihrer Stimmkarte auch Ihren gel-

en Stimmausweis. Beides können Sie, soweit noch
icht geschehen, noch Ihrem Stimmkartenfach in der
obby entnehmen.
Ich bitte Sie, sich vor der Abstimmung davon zu über-

eugen, dass die Stimmkarte und der Stimmausweis, die
ie verwenden, Ihren Namen tragen. Bevor Sie Ihre
timmkarte in eine der aufgestellten Urnen werfen,
bergeben Sie bitte Ihren gelben Stimmausweis einem
er Schriftführer an den Urnen. Die Schriftführerinnen
nd Schriftführer bitte ich, darauf zu achten, dass
timmkarten nur von Kolleginnen und Kollegen einge-
orfen werden, die vorher ihren Stimmausweis überge-
en haben.
Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die

orgesehenen Plätze einzunehmen. Sind alle Plätze an
en Urnen besetzt? – Das ist offensichtlich der Fall.
ann eröffne ich die Abstimmung.
Haben alle anwesenden Abgeordneten ihre Stimme

bgegeben? – Das ist offensichtlich der Fall. Dann
chließe ich die Abstimmung. Das Ergebnis werde ich
hnen bekannt geben, sobald die Schriftführerinnen und
chriftführer es nach Auswertung der Stimmkarten er-
ittelt haben.
Bis dahin unterbreche ich die Sitzung.


(Unterbrechung von 12.01 bis 12.11 Uhr)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518502100

Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schrift-

ührern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstim-
ung über den Antrag des Bundeskanzlers gemäß
rt. 68 Grundgesetz bekannt. Abgegebene Stimmen
95. Mit Ja haben gestimmt 151, mit Nein haben ge-
timmt 296, Enthaltungen 148. Der Antrag des Bundes-
anzlers hat die erforderliche Mehrheit von mindestens
01 Ja-Stimmen nicht erreicht.






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

Endgültiges Ergebnis

Abgegebene Stimmen: 595;
davon

ja: 151
nein: 296
enthalten: 148

Ja
SPD
Ingrid Arndt-Brauer
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel (Berlin)

Klaus Barthel (Starnberg)

Sören Bartol
Sabine Bätzing
Uwe Beckmeyer
Hans-Werner Bertl
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding (Heidelberg)

Willi Brase
Bernhard Brinkmann

(Hildesheim)


Hans-Günter Bruckmann
Marco Bülow
Dr. Peter Danckert
Peter Dreßen
Detlef Dzembritzki
Sebastian Edathy
Marga Elser
Rainer Fornahl
Hans Forster
Lilo Friedrich (Mettmann)

Uwe Göllner
Renate Gradistanac
Dieter Grasedieck
Kerstin Griese
Gabriele Groneberg
Klaus Hagemann
Alfred Hartenbach
Nina Hauer
Monika Heubaum
Gisela Hilbrecht
Gabriele Hiller-Ohm
Gerd Höfer
Jelena Hoffmann (Chemnitz)

Iris Hoffmann (Wismar)

Renate Jäger
Klaus-Werner Jonas
Hans-Peter Kemper
Klaus Kirschner
Dr. Bärbel Kofler
Dr. Heinz Köhler (Coburg)

Karin Kortmann
Rolf Kramer
Ernst Kranz
Volker Kröning
Angelika Krüger-Leißner
Horst Kubatschka
Christine Lambrecht
Christian Lange (Backnang)

Dr. Elke Leonhard
Eckhart Lewering
Götz-Peter Lohmann
Erika Lotz

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r. Christine Lucyga
irk Manzewski
obias Marhold
othar Mark
ilde Mattheis
lrike Merten
ngelika Mertens
hristian Müller (Zittau)

r. Rolf Mützenich
r. Erika Ober
olger Ortel
r. Wilhelm Priesmeier
r. Sascha Raabe
erold Reichenbach
alter Riester
ené Röspel
ichael Roth (Heringen)

erhard Rübenkönig
nton Schaaf
xel Schäfer (Bochum)

udrun Schaich-Walch
ernd Scheelen
iegfried Scheffler
orst Schild
orst Schmidbauer

(Nürnberg)

ilvia Schmidt (Eisleben)

agmar Schmidt (Meschede)

einz Schmitt (Landau)

arsten Schneider
alter Schöler
arsten Schönfeld
ritz Schösser
ilfried Schreck
rika Simm
r. Margrit Spielmann
hristoph Strässer
ita Streb-Hesse
üdiger Veit
örg Vogelsänger
r. Marlies Volkmer
edi Wegener
unter Weißgerber
ildegard Wester
ndrea Wicklein
ngelbert Wistuba
erena Wohlleben
altraud Wolff

(Wolmirstedt)

ta Zapf
anfred Helmut Zöllmer
ÜNDNIS`90/DIE
RÜNEN
erstin Andreae
arieluise Beck (Bremen)

olker Beck (Köln)

ornelia Behm
irgitt Bender
atthias Berninger
rietje Bettin
lexander Bonde
kin Deligöz
r. Thea Dückert
utta Dümpe-Krüger
ranziska Eichstädt-Bohlig
r. Uschi Eid
ans-Josef Fell

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nja Hajduk
eter Hettlich
lrike Höfken
hilo Hoppe
ichaele Hustedt
utta Krüger-Jacob
ndine Kurth (Quedlinburg)

arkus Kurth
onika Lazar
r. Reinhard Loske
nna Lührmann
erzy Montag
erstin Müller (Köln)

infried Nachtwei
hrista Nickels
riedrich Ostendorff
rista Sager
hristine Scheel
rmingard Schewe-Gerigk
lbert Schmidt (Ingolstadt)

etra Selg
rsula Sowa
ainder Steenblock
ilke Stokar von Neuforn
ans-Christian Ströbele
arianne Tritz
r. Antje Vogel-Sperl
r. Antje Vollmer
r. Ludger Volmer
osef Philip Winkler
argareta Wolf (Frankfurt)


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DU/CSU
lrich Adam
lse Aigner
eter Altmaier
rtur Auernhammer
orbert Barthle
r. Wolf Bauer
ünter Baumann
rnst-Reinhard Beck

(Reutlingen)

eronika Bellmann
r. Christoph Bergner
tto Bernhardt
r. Rolf Bietmann
lemens Binninger
enate Blank
eter Bleser
ntje Blumenthal
r. Maria Böhmer
ochen Borchert
olfgang Börnsen

(Bönstrup)

olfgang Bosbach
r. Wolfgang Bötsch
laus Brähmig
elmut Brandt
r. Ralf Brauksiepe
elge Braun
onika Brüning
eorg Brunnhuber
erena Butalikakis
artmut Büttner

(Schönebeck)


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r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
erbert Frankenhauser
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)

rich G. Fritz
ochen-Konrad Fromme
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
r. Peter Gauweiler
r. Jürgen Gehb
orbert Geis
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berhard Gienger
eorg Girisch
ichael Glos
alf Göbel
r. Reinhard Göhner
osef Göppel
eter Götz
r. Wolfgang Götzer
te Granold
urt-Dieter Grill
einhard Grindel
ermann Gröhe
ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
arl-Theodor Freiherr von
und zu Guttenberg
lav Gutting
olger Haibach
erda Hasselfeldt
laus-Jürgen Hedrich
elmut Heiderich
rsula Heinen
iegfried Helias
da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich
ürgen Herrmann
ernd Heynemann
rnst Hinsken
eter Hintze
obert Hochbaum
laus Hofbauer






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

Joachim Hörster
Hubert Hüppe
Susanne Jaffke
Dr. Peter Jahr
Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Steffen Kampeter
Irmgard Karwatzki
Bernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


Volker Kauder
Gerlinde Kaupa
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Rudolf Kraus
Michael Kretschmer
Günther Krichbaum
Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Dr. Hermann Kues
Werner Kuhn (Zingst)

Dr. Karl A. Lamers

(Heidelberg)


Dr. Norbert Lammert
Helmut Lamp
Barbara Lanzinger
Vera Lengsfeld
Werner Lensing
Peter Letzgus
Ursula Lietz
Walter Link (Diepholz)

Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold

(Offenbach)


Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Dorothee Mantel
Erwin Marschewski

(Recklinghausen)


Stephan Mayer (Altötting)

Dr. Conny Mayer

(Baiersbronn)


Dr. Martin Mayer

(Siegertsbrunn)


Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Friedrich Merz
Laurenz Meyer (Hamm)

Doris Meyer (Tapfheim)

Maria Michalk
Hans Michelbach
Klaus Minkel
Marlene Mortler
Stefan Müller (Erlangen)

Bernward Müller (Gera)

Dr. Gerd Müller
Hildegard Müller
Bernd Neumann (Bremen)

Henry Nitzsche
Michaela Noll

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r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
elanie Oßwald
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r. Peter Paziorek
lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
r. Friedbert Pflüger
eatrix Philipp
onald Pofalla
uprecht Polenz
aniela Raab
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r. Peter Ramsauer
elmut Rauber
eter Rauen
hrista Reichard (Dresden)

atherina Reiche
ans-Peter Repnik
laus Riegert
r. Heinz Riesenhuber
annelore Roedel
ranz Romer
einrich-Wilhelm Ronsöhr
r. Klaus Rose
urt J. Rossmanith
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
olker Rühe
lbert Rupprecht (Weiden)

eter Rzepka
nita Schäfer (Saalstadt)

r. Wolfgang Schäuble
artmut Schauerte
r. Andreas Scheuer
orbert Schindler
eorg Schirmbeck
ngela Schmid
ernd Schmidbauer
hristian Schmidt (Fürth)

ndreas Schmidt (Mülheim)

r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
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ilhelm Josef Sebastian
orst Seehofer
urt Segner
atthias Sehling
arion Seib
einz Seiffert
ernd Siebert
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
ens Spahn
rika Steinbach
hristian von Stetten
ero Storjohann
ndreas Storm
ax Straubinger
atthäus Strebl
homas Strobl (Heilbronn)

ena Strothmann

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ichael Stübgen
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deltraut Töpfer
r. Hans-Peter Uhl
rnold Vaatz
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ndrea Astrid Voßhoff
erhard Wächter
arko Wanderwitz
eter Weiß (Emmendingen)

erald Weiß (Groß-Gerau)

ngo Wellenreuther
nnette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
illy Wimmer (Neuss)

atthias Wissmann
erner Wittlich
agmar Wöhrl
lke Wülfing
olfgang Zeitlmann
olfgang Zöller
illi Zylajew
DP
r. Karl Addicks
aniel Bahr (Münster)

ainer Brüderle
ngelika Brunkhorst
rnst Burgbacher
elga Daub
örg van Essen
lrike Flach
tto Fricke
orst Friedrich (Bayreuth)

ainer Funke
r. Wolfgang Gerhardt
ans-Michael Goldmann
oachim Günther (Plauen)

r. Karlheinz Guttmacher
r. Christel Happach-Kasan
laus Haupt
lrich Heinrich
irgit Homburger
r. Werner Hoyer
ichael Kauch
r. Heinrich L. Kolb
ellmut Königshaus
udrun Kopp
ürgen Koppelin
ibylle Laurischk
arald Leibrecht
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abine Leutheusser-
Schnarrenberger
arkus Löning
irk Niebel
ünther Friedrich Nolting
ans-Joachim Otto

(Frankfurt)

berhard Otto (Godern)

etlef Parr
ornelia Pieper
isela Piltz
r. Hermann Otto Solms
r. Max Stadler
r. Rainer Stinner
r. Michael Terwiesche
arl-Ludwig Thiele

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r. Dieter Thomae
ürgen Türk
r. Guido Westerwelle
r. Claudia Winterstein
r. Volker Wissing
raktionslose Abgeordnete
artin Hohmann
r. Gesine Lötzsch
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r. Lale Akgün
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ainer Arnold
ermann Bachmaier
rnst Bahr (Neuruppin)

laus Uwe Benneter
r. Axel Berg
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urt Bodewig
erd Friedrich Bollmann
laus Brandner
delgard Bulmahn
lla Burchardt
r. Michael Bürsch
ans Martin Bury
arion Caspers-Merk
arl Diller
artin Dörmann
lvira Drobinski-Weiß
iegmund Ehrmann
ans Eichel
artina Eickhoff
ernot Erler
etra Ernstberger
arin Evers-Meyer
nnette Faße
lke Ferner
abriele Fograscher
abriele Frechen
agmar Freitag
is Gleicke
ünter Gloser
ngelika Graf (Rosenheim)

onika Griefahn
chim Großmann
olfgang Grotthaus
arl Hermann Haack

(Extertal)

ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ubertus Heil
einhold Hemker
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
tephan Hilsberg
rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme






(A) (C)



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse
Lothar Ibrügger
Brunhilde Irber
Johannes Kahrs
Ulrich Kasparick
Dr. h.c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Lars Klingbeil
Hans-Ulrich Klose
Astrid Klug
Walter Kolbow
Fritz Rudolf Körper
Anette Kramme
Nicolette Kressl
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Helga Kühn-Mengel
Ute Kumpf
Christine Lehder
Waltraud Lehn
Gabriele Lösekrug-Möller
Caren Marks
Markus Meckel
Ulrike Mehl
Petra-Evelyne Merkel
Ursula Mogg
Michael Müller (Düsseldorf)

Gesine Multhaupt
Franz Müntefering

Volker Neumann (Bramsche)

Dietmar Nietan
Heinz Paula
Johannes Pflug
Joachim Poß
Florian Pronold
Karin Rehbock-Zureich
Dr. Carola Reimann
Christel Riemann-
Hanewinckel

Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth (Esslingen)

Ortwin Runde
Marlene Rupprecht

(Tuchenbach)


Thomas Sauer
Rudolf Scharping
Dr. Hermann Scheer
Otto Schily
Ulla Schmidt (Aachen)

Wilhelm Schmidt (Salzgitter)

Olaf Scholz
Ottmar Schreiner
Gerhard Schröder
Brigitte Schulte (Hameln)

Reinhard Schultz

(Everswinkel)


Swen Schulz (Spandau)

Dr. Angelica Schwall-Düren
Dr. Martin Schwanholz
Rolf Schwanitz
Dr. Cornelie Sonntag-
Wolgast

Wolfgang Spanier
Jörg-Otto Spiller
Dr. Ditmar Staffelt
Ludwig Stiegler
Rolf Stöckel
Dr. Peter Struck
Joachim Stünker
Jörg Tauss
Jella Teuchner
Dr. Gerald Thalheim
Wolfgang Thierse
Franz Thönnes
Hans-Jürgen Uhl
Simone Violka
Ute Vogt (Pforzheim)

Hans Georg Wagner
Andreas Weigel
Reinhard Weis (Stendal)

Petra Weis
Gert Weisskirchen

(Wiesloch)


Dr. Ernst Ulrich von
Weizsäcker

Dr. Rainer Wend
Lydia Westrich
Inge Wettig-Danielmeier
Dr. Margrit Wetzel
Jürgen Wieczorek (Böhlen)

Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dr. Dieter Wiefelspütz
Brigitte Wimmer (Karlsruhe)

Barbara Wittig
Dr. Wolfgang Wodarg
Heidi Wright
Dr. Christoph Zöpel
BÜNDNIS`90/DIE
GRÜNEN
Joseph Fischer (Frankfurt)

Winfried Hermann
Fritz Kuhn
Renate Künast
Simone Probst
Claudia Roth (Augsburg)

Rezzo Schlauch
Jürgen Trittin

(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])

Ich stelle fest, dass die Vertrauensfrage damit nicht er-

folgreich beantwortet worden ist. Ich werde dem Bun-
despräsidenten unverzüglich das Abstimmungsergebnis
mitteilen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

p
Z

B
9
(D

Gemäß Art. 39 des Grundgesetzes endet die Wahl-
eriode auch bei vorgezogenen Neuwahlen erst mit dem
usammentritt des neu gewählten Bundestages.
Ich berufe daher die nächste Sitzung des Deutschen
undestages auf Mittwoch, den 7. September 2005,
Uhr, ein.
Die Sitzung ist geschlossen.