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    Plenarprotokoll 15/185 (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Erklärung nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Antrag des Bundes- kanzlers gemäß Art. 68 des Grundgesetzes (Tagesordnungspunkt 21) . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Klaus Kirschner, Rüdiger Veit, Fritz Schösser, Horst Schmidbauer (Nürnberg) und Peter Dreßen (alle SPD) zur namentlichen Abstim- mung über den Antrag des Bundeskanzlers gemäß Art. 68 des Grundgesetzes (Tagesordnungspunkt 21) . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17483 A 17484 D 17484 D 17487 D 17489 A 17493 B 17493 C 17494 A Deutscher B Stenografisch 185. Sitz Berlin, Freitag, de I n h a l Tagesordnungspunkt 21: Antrag des Bundeskanzlers gemäß Art. 68 des Grundgesetzes (Drucksache 15/5825) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Franz Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Michael Glos (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) R D S R W J M D S D D 17465 A 17465 B 17469 C 17472 B 17475 B 17477 A 17480 A 17481 A undestag er Bericht ung n 1. Juli 2005 t : udolf Bindig (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . ebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . ainer Fornahl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . infried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . elena Hoffmann (Chemnitz) (SPD) . . . . . . . ichael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . r. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD) . . . . . . . . . imone Violka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Marlies Volkmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . r. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17489 A 17489 D 17490 A 17490 B 17490 C 17490 D 17491 B 17492 B 17492 B 17492 C 17492 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17465 (A) ) (B) ) 185. Sitz Berlin, Freitag, de Beginn: 10.0
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17489 (A) ) (B) ) Maßnahmen vorher durch die CDU-geführte Länder- des Grundgesetzes teil. Anlage 1 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den An- trag des Bundeskanzlers gemäß Art. 68 des Grundgesetzes (Tagesordnungspunkt 21) Rudolf Bindig (SPD): Der Bundeskanzler hat nach Art. 68 des Grundgesetzes den Antrag gestellt, ihm das Vertrauen auszusprechen. Ziel des Antrages ist es, dass ihm unter Mitwirkung der ihn eigentlich tragenden Mehrheit im Bundestag das Vertrauen eben gerade nicht ausgesprochen wird, damit es über den Mechanismus des Art. 68 Grundgesetz möglich wird, den Bundestag aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben. Bei diesen Wahlen will der Bundeskanzler eine Bestätigung seiner Reformpolitik durch die Bevölkerung erreichen. Dieser Weg ist am 22. Mai 2005 nach der Wahlnie- derlage der SPD im wichtigen Bundesland NRW vom Bundeskanzler und vom SPD-Partei- und Fraktionsvor- sitzenden Franz Müntefering beschlossen worden. Ich bin der festen Überzeugung, dass es nach sorgfältiger Analyse der Lage bessere Wege gegeben hätte, darauf politisch zu reagieren. Ich halte deshalb die Vorgehens- weise inhaltlich und vor allem taktisch für einen großen Fehler und für die SPD sogar für eine „historische Fehl- entscheidung“. Aus diesem Grund habe ich auf der Fraktionssitzung der SPD-Bundestagsfraktion am 25. Mai 2005 einen Al- ternativvorschlag vorgetragen. Meiner Meinung nach hätte eine Wahlanalyse gemacht werden müssen, um he- rauszufinden, inwieweit das Wahlergebnis auf Vermitt- lungs- und Darstellungsprobleme der Reformpolitik zurückzuführen ist und was künftig geändert werden könnte. Ferner hätte geprüft werden müssen, wo unter dem Gesichtspunkt der Vermeidung von sozialen Härten ein Nachsteuerungsbedarf bei bereits eingeleiteten Maß- nahmen notwendig ist. Kern des Alternativvorschlages war es aber, eine „Er- gänzungsagenda“ – bewusst unter Aufnahme des Wortes „Agenda“ aus der Agenda 2010 – aufzulegen zur Be- kämpfung der negativen Auswirkungen des Kapitalis- mus, wie er sich partiell auch in Deutschland darstellt. Stichworte hierzu sind: Hedgefonds, Steuerflucht, Ma- nagergehälter, Schwarzarbeit, Mindestlöhne. Reichtum- steuer. Ein solches Ergänzungsprogramm hätte die SPD- Fraktion zusammengeführt und wäre auch vom Koali- tionspartner mitgetragen worden. Ein solches ausgearbeitetes Reformpaket hätte im Bundesrat die CDU-geführten Länderregierungen in Schwierigkeiten gebracht. Hätten diese – was eher un- wahrscheinlich ist – das Paket passieren lassen, so wäre ein wichtiger Fortschritt für die Arbeitnehmerschaft und die Entwicklung in unserem Land erreicht worden. Wäre dieses Paket dagegen – und dies wäre die wahrscheinli- chere Variante gewesen – wie viele andere wichtige m l F d S z h m h e n z g s w l d u f r u e h b v d m o d M w g h r p s l 3 P a d h d t G d z G v e d (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht ehrheit abgeblockt worden, so hätte aus einer wesent- ich stärkeren Position heraus vielleicht im nächsten rühjahr noch immer die Option offen gestanden, entwe- er eine Neuwahl wegen der Blockade des politischen ystems anzustreben oder aber die Legislaturperiode bis um normalen Ende zu führen. Ein längerer Zeitraum ätte die Chance geboten, die laufenden Reformmaßnah- en wirken zu lassen. Eine solche Strategie hätte weitere Komponenten ent- alten können, wie eine Neuformierung des Kabinetts, ine stärkere Ausrichtung der Wirtschaftspolitik von ei- er weitgehend angebotstheoretischen Orientierung hin u einer nachfrageorientierten Konzeption, einige ökolo- ische Akzente und Weiteres mehr. Die Darstellung hier oll nicht behaupten, dass dies der alleinige Alternativ- eg gewesen wäre, aber dies wäre zumindest ein inhalt- ich und taktisch wesentlich besserer Weg gewesen, auf ie Niederlage der SPD in NRW zu reagieren. Es hätte nser Land vorangebracht und neuen Gestaltungsraum ür die Bundesregierung geschaffen. Ich gehöre dem Bundestag 29 Jahre an und habe be- eits die Ereignisse um die „künstliche Vertrauensfrage“ nter Helmut Kohl im Frühjahr 1983 erlebt. Damals war s klar für mich, gegen Helmut Kohl zu stimmen, er atte nicht mein Vertrauen. Taktische Verdrehungen ha- en damals die Abgeordneten der CDU/CSU und FDP ornehmen müssen. Als überzeugter Parlamentarier, der urchaus auch ein gewisses Verständnis hat, dass Politik anchmal Wege und Umwege gehen und die Geschäfts- rdnung geschickt einsetzen muss, meine ich jedoch, ass dieses nur in Grenzen geschehen kann. Taktische anöver und taktisches Verhalten finden dort ihr Ende, o es um grundlegende Fragen des Parlamentarismus eht. Ich habe in zwei Wahlkämpfen 1998 und 2002 auf underten von Veranstaltungen für die rot-grüne Regie- ungsmehrheit gekämpft, ich habe in der 14. Legislatur- eriode in rund 4 500 Einzelabstimmungen in den Aus- chüssen und im Plenum des Bundestages und in der aufenden 15. Legislaturperiode erneut in rund 500 Einzelabstimmungen in den Ausschüssen und im lenum für rot-grüne Politik gestimmt. Ich habe dies uch dann getan, wenn ich mir in Einzelfällen auch an- ere Regelungen gewünscht hätte, da ich die Einsicht abe, dass Politik nur in Gemeinschaft umgesetzt wer- en kann. Nach diesem Verhalten kann ich jetzt nicht aus aktischen Gründen eine Vertrauensfrage – die sich dem eist und Inhalt des Grundgesetzes nach auf eine durch en Bundeskanzler verkörperte politische Grundlinie be- ieht – mit Nein oder Enthaltung beantworten. Das rundkonzept der rot-grünen Regierungspolitik wird on mir unterstützt. Deshalb stimme ich bei der Vertrau- nsfrage des Bundeskanzlers mit Ja. Herta Däubler-Gmelin (SPD): Ich nehme heute an er Abstimmung über die Vertrauensfrage nach Art. 68 17490 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 (A) ) (B) ) Zwar verstehe ich den Wunsch und die Begründung für vorgezogene Neuwahlen, die sich aus der Übermacht der CDU/CSU im Bundesrat und im Vermittlungsaus- schuss ergibt, halte aber den eingeschlagenen Weg über Art. 68 des Grundgesetzes für verfassungsrechtlich pro- blematisch. Schon im Herbst 1982 habe ich meine Bedenken ge- gen das Vorgehen des damaligen CDU/CSU-Bundes- kanzlers Kohl deutlich geäußert und das tolerierende Ur- teil des Bundesverfassungsgerichts für problematisch gehalten. Diese Skepsis halte ich auch gegenüber dem aktuellen Verfahren aufrecht. Sebastian Edathy (SPD): Bundeskanzler Gerhard Schröder hat gemäß Art. 68 des Grundgesetzes dem Deutschen Bundestag die Vertrauensfrage gestellt. Als Abgeordneter des Bundestagswahlkreises Nienburg II-Schaumburg (Niedersachsen) stimme ich mit Ja. Ich bin 1990 wegen Bundeskanzler Gerhard Schröder, damals Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands geworden. Bundeskanzler Gerhard Schröder leitet eine Regierung, die wichtige und notwendige gesellschafts- politische und wirtschaftliche Reformen eingeleitet hat. Er hatte und hat dafür meine ausdrückliche Unterstüt- zung. Zahlreiche meiner Kolleginnen und Kollegen aus der SPD-Bundestagsfraktion haben erklärt, sich bei der Ab- stimmung der Stimme enthalten zu wollen. Dafür habe ich Respekt. Es ist mir selbst aber unmöglich, die Vertrauensfrage des Bundeskanzlers anders als mit einem Ja zu beant- worten. Rainer Fornahl (SPD): Bundeskanzler Gerhard Schröder stellt am 1. Juli 2005 die Vertrauensfrage. Be- gründet wird dies mit der bundespolitischen Konstella- tion nach den Wahlen zum Landtag in Nordrhein-West- falen am 22. Mai 2005. Kanzler, Bundesregierung und die gewählte Mehrheit des Deutschen Bundestages sind durch die Verhältnisse im Bundesrat gehindert, ihre ver- fassungsgemäße Aufgabe, die für die Lösung der Pro- bleme in der Bundesrepublik Deutschland notwendigen Entscheidungen herbeizuführen, zu erfüllen. Deshalb will auch ich Neuwahlen in diesem Jahr, ein Wähler- votum für sozialdemokratische Reformpolitik mit dem Ziel eines wirtschaftlich starken, erfolgreichen Deutsch- lands, das gerade deswegen auch ein sozial gerechtes Deutschland ist. Der Bundeskanzler und die Bundes- regierung haben dafür die richtigen Schritte eingeleitet und auf vielen Politikfeldern erfolgreich umgesetzt. Ich habe diese Politik bewusst und aktiv mitgetragen. Des- halb ist mein persönliches Vertrauen in den Bundeskanz- ler ungebrochen. Ich kann und werde Bundeskanzler Gerhard Schröder mein Vertrauen weder entziehen noch kann ich mich in dieser Frage enthalten. Dass die Abge- ordneten der Oppositionsparteien dem Bundeskanzler das Vertrauen versagen, ist wohl unstreitig. Da aber auch A r t m e a l d E t m D w k m n s B E s s R S V n d m m s ö o g h n k A g d t t z f e W d d (C (D bgeordnete der Koalitionsfraktionen im Kontext bishe- iger Haltung zur Politik des Bundeskanzlers konsequen- erweise die Zustimmung zur Vertrauensfrage versagen üssten, kann ich guten Gewissens mein Ja zur Vertrau- nsfrage setzen, ohne Gefahr laufen zu müssen, dass die uch von mir im Interesse Deutschlands für unumgäng- ich gehaltene Bundestagswahl im Herbst 2005 verhin- ert wird. Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): rstens. Die Entscheidung des Bundeskanzlers, die Ver- rauensfrage zu stellen in der Absicht, den Weg freizu- achen für Neuwahlen, halte ich politisch für falsch. iese Koalition hatte und hat, trotz schlechter Landtags- ahlergebnisse und trotz mancher interner Schwierig- eiten im Bundestag, immer ihre notwendige Mehrheit. Zweitens. Wahlniederlagen auf Landesebene delegiti- ieren eine Koalitionsregierung im Bundestag formal icht. Die Koalition hat bis September 2006 ein politi- ches Mandat und die Verantwortung. Drittens. Faktisch wurde mit der Ankündigung des undeskanzlers die rot-grüne Koalition aufgekündigt. s wurden Fakten geschaffen, die nicht mehr rückholbar ind. Durch diese mit dem Koalitionspartner nicht abge- prochene einseitige Aufkündigung der gemeinsamen egierung sowie durch diverse Äußerungen führender PD-Politikerinnen und SPD-Politiker wurde sehr viel ertrauen auch bei der Bevölkerung verspielt. Viertens. Inzwischen sind der Trend und der Wunsch ach Neuwahlen in der Bevölkerung überwältigend ein- eutig. Dem will ich nicht im Wege stehen. Fünftens. Ich kann deshalb die Vertrauensfrage nicht it Ja beantworten, obwohl ich zu dieser Koalition trotz ancher Kritik immer wieder gestanden bin und ent- prechend abgestimmt habe. Sechstens. Ich bin überzeugt, dass eine soziale und kologische, am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung rientierte Koalition die derzeit beste Antwort auf die roßen Herausforderungen dieser Zeit ist. Ich stimme bei der Vertrauensfrage deshalb mit Ent- altung. Jelena Hoffmann (Chemnitz) (SPD): Zur heutigen amentlichen Abstimmung über den Antrag des Bundes- anzlers gemäß Art. 68 des Grundgesetzes erkläre ich: Ich habe vollstes Vertrauen in den Bundeskanzler. uch wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass die Re- ierungskoalition nicht fehlerfrei regiert hat, halte ich ie Grundausrichtung unserer Reformpolitik auch wei- erhin für richtig, so wie es auch im Ansatz bei den Bera- ungen zum Wahlmanifest der SPD erkennbar ist. Dies wingt mich dazu, mich nicht – wie von der Fraktions- ührung der SPD empfohlen – bei der Abstimmung zu nthalten, sondern mein Vertrauen in meinem ehrlichen ahlverhalten zum Ausdruck zu bringen. Sollte sich heute die Mehrheit der Koalitionsmitglie- er in der Vertrauensfrage enthalten und damit dem Bun- eskanzler das Vertrauen entziehen, so wird seinem Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17491 (A) ) (B) ) Wunsch entsprochen, was ich wiederum als Vertrauens- beweis bewerte. Dies bringt für mich persönlich einen moralischen Konflikt mit sich. Ich vermisse die Ehrlich- keit darin, dem Bundeskanzler das Vertrauen – und sei dies nur durch Stimmenenthaltung – zu entziehen und mit derselben Person an der Spitze in den Wahlkampf zu gehen, um mit ihm für unsere Reformpolitik zu werben, damit die nächsten Wahlen gewonnen werden können. Dieser Weg, der aus meiner Sicht nur aus parteitak- tischen Gründen gewählt wurde, widerspricht meinen moralischen und verfassungsrechtlichen Überzeugun- gen. Außerdem halte ich es für falsch, die entstandene Pattsituation zwischen Bundesrats- und Bundestags- mehrheit durch Neuwahlen aufzulösen. Die Arbeit des Vermittlungsausschusses darf nicht durch Neuwahlen er- setzt werden. An dieser Stelle sollte vielmehr über die Reform des föderalen Systems in Deutschland ganz grundsätzlich nachgedacht werden, als sich mit dem hier angestrebten Provisorium der Vertrauensfrage zu behel- fen. Ich halte den Weg, Vertrauen durch Vertrauensentzug zu beweisen, für falsch und dem Sinn der Vertrauens- frage, so wie sie im Grundgesetz gedacht ist, widerspre- chend. Nach meiner Auffassung müssen das Grundgesetz und seine Anwendung von Parteipolitik und Parteitaktik freigehalten werden. Aus diesen Gründen werde ich dem Bundeskanzler mein Vertrauen aussprechen. Abschließend möchte ich dem Bundestag empfehlen, die Geschäftsordnung des Parlamentes so zu verändern, dass über Vertrauensfragen, gerade die Fragen des Ver- trauens zu einer Person, nicht wie über Sachfragen und damit in offener Abstimmung, wie in §§ 48 und 51 der Geschäftsordnung vorgesehen, sondern wie über Perso- nalauswahlen und damit geheim, so wie es § 49 der Ge- schäftsordnung vorsieht, abgestimmt wird. Michael Roth (Heringen) (SPD): Am heutigen Tage stellt der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutsch- land, Gerhard Schröder, die Vertrauensfrage. Nicht mit dem in der parlamentarischen Praxis üblichen Ziel, die Abgeordneten der jeweiligen Mehrheits- oder Koali- tionsfraktionen in schwierigen inhaltlichen Fragen zu ei- nen. Vielmehr zielt der Antrag des Bundeskanzlers da- rauf, die Vertrauensabstimmung zu verlieren. Damit handelt es sich erst zum dritten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland um eine Vertrauens- abstimmung, die zur Auflösung des Deutschen Bundes- tages führen soll. Ist die Situation jedoch ernsthaft mit den Vertrauens- abstimmungen vergleichbar, die jeweils mit dem Ziel verbunden waren, Neuwahlen herbeizuführen? Bundes- kanzler Willy Brandt musste sich der Tatsache stellen, dass Abgeordnete seine Koalitionsfraktionen verließen. Die Mehrheit war verloren! Und selbst Bundeskanzler Dr. Helmut Kohls gewonnene parlamentarische Mehr- heit war fragil. Sie kam erst über den wohl kalkulierten B s h b k w U e – V g k M P li P m v t S d m u m a g N M li k e f n W k k K d d K d m C ti h tu e N G a Z (C (D ruch der sozialliberalen Koalition durch die FDP zu- tande. Die FDP war eine tief gespaltene Partei! Dass zukünftig eine stetige parlamentarische Mehr- eit für die Politik des Bundeskanzlers gefährdet sei, estreite ich. Bislang sieben Jahre hat die sozialdemo- ratische Bundestagsfraktion gestanden: solidarisch, bis- eilen auch kritisch – wie es sich für die SPD gehört. nd wie es der Bundeskanzler von seinen Abgeordneten rwarten kann. Manche von uns haben mit sich gerungen vor allem bei Entscheidungen um Militäreinsätze. iele von uns, auch ich, haben sich gelegentlich schwer etan. Aber die Mehrheit und damit die Handlungsfähig- eit der Regierung standen nie infrage. Gegenwärtig erarbeitet die SPD unter maßgeblicher itwirkung des Bundeskanzlers ein Wahlmanifest. Viele rojekte, die dort aufgezeigt werden, sind längst überfäl- g. Sie machen deutlich: Die SPD war, ist und bleibt die artei von Solidarität und sozialer Gerechtigkeit! Ich bin ir sicher: Das Programm wird nicht für den Papierkorb erfasst. Im Gegenteil: Es wird Richtschnur für die poli- ische Praxis zu sein haben. Ich stehe – wie die gesamte PD-Fraktion – uneingeschränkt zu den auch vom Bun- eskanzler bislang erarbeiteten Vorschlägen. Die parla- entarische Mehrheit, die diesen Bundeskanzler stützt nd trägt, bleibt stabil. In den vergangenen Wochen wurde – zu Recht – im- er wieder Respekt gegenüber dem Bundespräsidenten ngemahnt. Doch wo blieb und bleibt der Respekt ge- enüber den Bundestagsabgeordneten? Der Weg zu euwahlen ist – von der Verfassungslage her – holprig. indestens drei Verfassungsorgane sind dabei maßgeb- ch. Bislang spielte in den Debatten der Bundestag aum eine Rolle. Dabei ist bei einer Entscheidung von iner solch historischen Tragweite eine sorgfältige Prü- ung durch jeden Abgeordneten zwingend. Es darf kei- en Automatismus der Entscheidungsabläufe geben! Seit Wochen halten Spekulationen über das Ob und ie von Neuwahlen an. Erst heute erklärt sich Bundes- anzler Gerhard Schröder. Die notwendige Klarheit ommt spät. Ich befürchte, dass Spekulationen weiter ins raut schießen werden: Der Bundespräsident entschei- et sich bis zum 21. Juli. Anschließend wird das Bun- esverfassungsgericht zu urteilen haben, sofern es zu lagen kommt. Zu Recht beklagt Bundeskanzler Gerhard Schröder ie Mehrheitsverhältnisse in den Bundesländern und da- it im Bundesrat. Es war und ist empörend, wie CDU/ SU und FDP im Vermittlungsausschuss Gesetze einsei- g zulasten der ökonomisch Schwachen durchsetzen, ierfür jedoch nicht bereit sind, öffentlich Verantwor- ng zu tragen. Aber kann dieses heuchlerische Verhalten der CDU in Grund sein, den Deutschen Bundestag aufzulösen? ein, diese Koalition ist nicht am Ende. Im Gegenteil: erade weil im nächsten Dreivierteljahr keine Wahlen nstehen, muss sie ihre Politik, unser Land in eine gute ukunft zu führen, fortsetzen. 17492 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 (A) ) (B) ) Die Ankündigung des Wunsches, Neuwahlen herbei- zuführen, hat bei der Opposition zu deutlichen inhaltli- chen Korrekturen geführt. Die populistische Forderung nach fortwährenden Steuersenkungen ist der Einsicht in die Tatsache gewichen, dass der Staat unter dem Ein- bruch seiner Finanzierungsgrundlagen die Aufgaben, die die Bürgerinnen und Bürger erwarten, nicht mehr zu finanzieren vermag. Insofern ist eine gute Grundlage ge- schaffen worden, die Blockade des Bundesrates zu bre- chen. Dies erfordert Anstrengungen, dafür setze ich auf diese Bundesregierung unter Führung von Bundeskanz- ler Gerhard Schröder. Unser Grundgesetz ist ein hohes Gut. Mit ihm ist stets sorgfältig und verantwortungsbewusst umzugehen. Nicht alles, was momentan politisch wünschenswert ist, ist auch verfassungsrechtlich machbar. Ich anerkenne je- doch, dass zwischenzeitlich eine klare Mehrheit der Be- völkerung für eine baldige Neuwahl des Deutschen Bun- destages eintritt. Sollte es zu Neuwahlen kommen, werde ich engagiert für eine starke und zukunftsfähige SPD kämpfen. Und ich werde auch für Bundeskanzler Gerhard Schröder ein- stehen. Weil ich unseren Weg gesellschaftspolitischer Modernisierung für tragfähig halte. Weil ich, es mag pa- thetisch klingen, stolz bin auf einen Bundeskanzler, der sich mutig und entschlossen einem Kriegseinsatz deut- scher Soldatinnen und Soldaten entgegengestellt hat. Weil Europa eine starke deutsche Sozialdemokratie braucht. Bei der heutigen Abstimmung werde ich – wie in den vergangenen sieben Jahren auch – konsequent bleiben, taktischen Spielchen eine Absage erteilen und dem von mir gewählten Bundeskanzler das Vertrauen ausspre- chen. Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD): Ich nehme heute an der Abstimmung über die Vertrauensfrage nach Art. 68 des Grundgesetzes nicht teil. Zwar habe ich den Wunsch und die Begründung für vorgezogene Neuwahlen, die sich aus der Übermacht der CDU/CSU im Bundesrat und im Vermittlungsausschuss ergeben, zur Kenntnis genommen, halte aber den einge- schlagenen Weg über Art. 68 des Grundgesetzes für ver- fassungsrechtlich problematisch. Schon im Herbst 1982 hatte ich die Bedenken von Willy Brandt gegen das Vorgehen des damaligen CDU/ CSU-Bundeskanzlers Kohl geteilt und das tolerierende Urteil des Bundesverfassungsgerichts für problematisch gehalten. Diese Bedenken halte ich auch gegenüber dem aktuellen Verfahren aufrecht. Simone Violka (SPD): Hiermit betone ich aus- drücklich, dass ich keinen Grund habe, Bundeskanzler Gerhard Schröder mein Vertrauen nicht auszusprechen. Dennoch lasse ich nicht unbeachtet, dass eine Mehr- heit in der Bevölkerung zum heutigen Zeitpunkt Neu- wahlen wünscht. Dem kann ich mich als gewählte Ver- treterin dieses Volkes nicht verschließen. W t m ü r v t e V F B n p B r u u n n m s g m s h M a I G g d b s B h s w N d s n s U h b s u f M l m (C (D Mein heutiges Abstimmungsverhalten trägt diesem unsch Rechnung. Dr. Marlies Volkmer (SPD): Ich habe bei der Ver- rauensabstimmung gemäß Art. 68 des Grundgesetzes it Ja gestimmt und gebe hierzu folgende Erklärung ab: Die rot-grüne Bundesregierung hat Verantwortung bernommen und den notwendigen Prozess der Erneue- ung Deutschlands auf den Weg gebracht. Dazu gehören or allem neben der Reform der sozialen Sicherungssys- eme, die wir als solidarische Systeme erhalten wollen, ine nachhaltige Energie- und Klimaschutzpolitik, die erbesserung der Bildungschancen für alle, Ausbau von orschung und Entwicklung, hier auch mit besonderer erücksichtigung der neuen Bundesländer. Zur Moder- isierung des Landes haben auch die Gleichstellungs- olitik und Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von eruf und Familie sowie ein modernes Zuwanderungs- echt beigetragen. Unser Land steht heute für Frieden nd für engagiertes Konfliktmanagement. Diese Politik muss fortgeführt werden im Interesse nseres Landes. Darüber bestand und besteht nach mei- er Überzeugung in der Koalition Konsens, trotz aller otwendigen Auseinandersetzung darum, wie die Refor- en konkret auszugestalten sind, damit sie unserem An- pruch an eine soziale und solidarische Gesellschaft erecht werden. Im Plenum schlug sich das im Abstim- ungsverhalten nieder. Es gab stets, selbst bei der um- trittenen Hartz-IV-Reform, eine eigene rot-grüne Mehr- eit für die Politik dieser Bundesregierung. Diese ehrheit ist nach meiner persönlichen Überzeugung uch in Zukunft gegeben. Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ch werde die Vertrauensfrage des Bundeskanzlers erhard Schröder mit einem Ja beantworten. Dieses Ja ilt dem rot-grünen Regierungsprojekt, das in der Praxis er vergangenen Jahre immer in der Lage war, eine sta- ile Mehrheit in den sie tragenden Fraktionen zu finden, elbst bei schwierigen Diskussionen in der Sache. Diese undestagsmehrheit und die sie tragenden Fraktionen aben ein Mandat für eine volle Legislaturperiode. Die- es Mandat ist von vielen erkämpft worden und keines- egs eine Selbstverständlichkeit in der Geschichte der achkriegsrepublik. Die Wähler, die den Abgeordneten ieses Mandat erteilt haben, haben es nicht mit der Ab- icht erteilt, daß wir ein Viertel der Regierungszeit unge- utzt dem Souverän zurückübertragen sollten. Ich be- treite auch, dass es zum jetzigen Zeitpunkt keine stabile nterstützung für die noch ausstehenden Regierungsvor- aben und die vielen noch vorgesehenen Arbeitsvorha- en, Gesetzesinitiativen und Anträge in den Fachaus- chüssen gibt. Ich bestreite nicht, dass die derzeitige Arbeitsmarkt- nd Sozialpolitik und die schwierigen notwendigen Re- ormen auf heftige Kritik in der Bevölkerung und in den edien stoßen. Es gäbe aber durchaus Zeit und Mög- ichkeit, in den kommenden Monaten für diese Zustim- ung zu werben und mögliche Fehler zu korrigieren. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17493 (A) ) (B) ) Das Regieren bei der ständigen Gefahr des Blockie- rens durch den Bundesrat ist eine schwierige Sache, auch das ist mir bekannt. Das offensichtlich angestrebte eigentliche Ziel dieser Vertrauensfrage, die Initiierung von Neuwahlen, würde an dieser Bundesratsmehrheit aber faktisch nichts ändern. Auch waren die Möglichkei- ten zur Reform des Föderalismus in der Frage der jewei- ligen Zuständigkeiten in der Gesetzgebung noch nicht völlig ausgeschöpft. Als besonders dramatisch empfinde ich den außen- politischen Schaden, der durch den Versuch einer mit den Mitteln der Vertrauensabstimmung erzwungenen Neuwahl angerichtet wird. Schon allein aus Gründen der aktuellen Krisen in der Europäischen Union und der Reformbestrebungen des UN-Generalsekretärs Kofi Annan bedarf es einer vollen Konzentration einer rot- grünen Bundesregierung – und zwar als stabiler, verläss- licher Faktor – auf diese schwierige Etappe in den inter- nationalen Verhandlungen und Beratungen. Ausgerech- net in dieser Zeit sich vorrangig einem Wahlkampf und damit nur einer halben Handlungsfähigkeit auszusetzen, ist angesichts der kritischen internationalen Situation die falsche Entscheidung. Nicht zuletzt gibt es schwer wiegende Einwände auf- grund unserer Verfassung gegen ein solches Vorhaben. Die Vertrauensfrage ist nicht das geeignete Mittel, um ein Plebiszit über die Regierungspolitik herbeizuführen. Ein derartiges Plebiszit ist im Grundgesetz ebenso wenig vorgesehen wie das Selbstauflösungsrecht des Parla- ments. Gerade angesichts des Moments von Druck und Subjektivität in der jetzigen Entscheidungssituation trete ich entschieden dafür ein, dass ein möglicher neuer Bun- destag umgehend sich selbst die Möglichkeit eines Selbstauflösungsrechts erkämpft. Diese Möglichkeit von Selbstbestimmung stärkt die Rechte des Parlaments und der einzelnen Parlamentarier. Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD): Bundes- kanzler Gerhard Schröder habe ich in allen bedeutsamen Entscheidungen im Laufe der Legislaturperiode des 15. Deutschen Bundestages mein uneingeschränktes Vertrauen ausgesprochen. Weil der Bundeskanzler und mit ihm der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Franz Müntefering – nachdem das Ergebnis der Wahlen zum Landtag Nordrhein-Westfalens feststand –, die politische Lage als instabil beurteilt, gebietet es die gesamtstaatli- che Verantwortung, Stabilität durch die Neuwahl des Deutschen Bundestages wiederzugewinnen. Die Ministerinnen und Minister der von der rot-grü- nen Koalition getragenen Bundesregierung haben sich dieser politischen Beurteilung angeschlossen. Ich teile sie ohne Vorbehalt. Bei der Abstimmung über die Vertrauensfrage nach Art. 68 des Grundgesetzes enthalte ich mich, weil ich nur so Bundeskanzler Gerhard Schröder bezogen auf diese Situation mein politisches Vertrauen aussprechen kann. Respektiere ich die Bitte des Bundeskanzlers in d s B d d g te E A g Z g le n B d s la s u b S r g tu T c z f h k p n B S d d ü h (C (D ieser Weise, dann kann er dem Bundespräsidenten vor- chlagen, den Bundestag aufzulösen. Mit meinem Verhalten will ich den Weg öffnen, damit undeskanzler Gerhard Schröder ein neues Mandat von en Wählerinnen und Wählern erhalten kann. Auf dem Reformweg muss weitergegangen werden, en wir 1998 begonnen haben. Wir wollen mit den Bür- erinnen und Bürgern Deutschland sozial gerecht gestal- n und dabei mithelfen, dass wir gute Nachbarn in uropa und in der Welt ein verlässlicher Partner bleiben. nlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Klaus Kirschner, Rüdiger Veit, Fritz Schösser, Horst Schmidbauer (Nürn- berg) und Peter Dreßen (alle SPD) zur nament- lichen Abstimmung über den Antrag des Bun- deskanzlers gemäß Art. 68 des Grundgesetzes (Tagesordnungspunkt 21) Zu unserem Abstimmungsverhalten wollen wir fol- ende Erklärung abgeben: 1998 und 2002 hat die SPD den Wahlkampf mit der ielsetzung geführt, Regierungsverantwortung übertra- en zu bekommen. Bei beiden Wahlen haben die Wählerinnen und Wäh- r der Bundesrepublik Deutschland der SPD und Bünd- is 90/Die Grünen den Regierungsauftrag übertragen. undeskanzler Schröder hat ein klares politisches Man- at bis 2006. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten angesichts der chwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage in Deutsch- nd und Europa zu Recht eine verantwortungsvolle und oziale Politik, die Konjunktur und Arbeitsmarkt belebt nd dabei die Belange vor allem der Bevölkerungsteile erücksichtigt, die des Schutzes und der Solidarität des ozialstaates bedürfen. Dass über Inhalte, wie dies er- eicht werden soll, gestritten wird, gehört zum Wesens- ehalt demokratischer Parteien. Die Krise der europäischen und internationalen Insti- tionen, weltweite Konfliktherde und internationaler errorismus machen eine verlässliche Außen- und Si- herheitspolitik notwendiger denn je. Mit seinem Nein um Irakkrieg hat der Bundeskanzler gezeigt, dass er da- ür ein Garant ist. Gerhard Schröder genießt weltweit ohe Anerkennung. Wir wollen darauf hinweisen, dass die Regierungs- oalition und damit der Bundeskanzler in dieser Wahl- eriode 32-mal die notwendige absolute Mehrheit bei amentlich beantragten Abstimmungen im Deutschen undestag erhalten hat. Dies zeigt, die Koalition von PD und Bündnis 90/Die Grünen ist handlungsfähig. Willy Brandt hat am 17. Dezember 1982 im Namen er SPD-Fraktion bei der Debatte über die Abstimmung es Antrages des damaligen Bundeskanzlers Dr. Kohl, ber Art. 68 des Grundgesetzes vorzeitige Neuwahlen erbeizuführen, in Bezug auf den Verfassungsauftrag der 17494 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 (A) ) (B) ) Bundesregierung unter anderem sinngemäß Folgendes ausgeführt: Die Bundesregierung hat „in der vom Grundgesetz bestimmten Vier-Jahres-Frist ihre Aufga- ben zu erfüllen und sich danach dem Wähler zu stellen; das ist die Grundlage der Verfassung“. Wir müssen und wollen diesen Wählerauftrag erfül- len. Daher werden wir dem Antrag nach Art. 68 des Grund- gesetzes, den der Bundeskanzler gestellt hat, zustimmen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 812. Sitzung am 17. Juni 2005 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 Grundgesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch ge- mäß Artikel 77 Absatz 3 nicht einzulegen. – Gesetz zur Novellierung des Verwaltungszustel- lungsrechts – Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EG) Nr. 805/2004 über einen Europäischen Vollstre- ckungstitel für unbestrittene Forderungen (EG-Voll- streckungstitel-Durchführungsgesetz) – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 29. Mai 2000 über die Rechtshilfe in Strafsachen zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union – Gesetz zur Umsetzung des Übereinkommens vom 29. Mai 2000 über die Rechtshilfe in Strafsachen zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union – Gesetz zu dem Protokoll vom 16. Oktober 2001 zu dem Übereinkommen über die Rechtshilfe in Strafsachen zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2003/105/ EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2003 zur Änderung der Richt- linie 96/82/EG des Rates zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen – Gesetz zu dem Vertrag vom 28. August 1997 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Kirgisischen Republik über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Vertrag vom 28. März 2000 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Bundesrepublik Nigeria über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Vertrag vom 17. Oktober 2003 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Guatemala über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Vertrag vom 30. Oktober 2003 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der – – – – – – – – m d n (C (D Republik Angola über die Förderung und den ge- genseitigen Schutz von Kapitalanlagen Gesetz zu dem Abkommen vom 1. Dezember 2003 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik China über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Gesetz zu dem Vertrag vom 19. Januar 2004 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Gesetz zur Neuordnung des Lebensmittel- und des Futtermittelrechts Gesetz zur Umsetzung der EG-Richtlinie über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungs- lärm Siebtes Gesetz zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen Zweites Gesetz zur Neuregelung des Energiewirt- schaftsrechts Gesetz zur Umsetzung des Urteils des Bundesverfas- sungsgerichts vom 3. März 2004 (akustische Wohn- raumüberwachung) Viertes Gesetz zur Änderung der Bundesnotar- ordnung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der achstehenden Vorlage absieht: Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Forschungser- gebnisse in Bezug auf Emissionsminderungsmöglichkei- ten der gesamten Mobilfunktechnologie und in Bezug auf gesundheitliche Auswirkungen – Drucksache 15/4604 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2005 und Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksache 15/5300 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung 13. Bericht des Ausschusses für Hochschulstatistik für den Zeitraum 1. Juni 2000 bis 31. Mai 2004 – Drucksachen 15/5400, 15/5510 Nr. 2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zwischenbericht der Bundesregierung über die Evalua- tion der Ressortforschung – Drucksachen 15/4636, 15/4779 Nr. 1.2 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17495 (A) (C) (B) (D) Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Lage behinderter Menschen und die Entwicklung ihrer Teilhabe – Drucksache 15/4575 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 15/4705 Nr. 1.20 Drucksache 15/5513 Nr. 1.5 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/5396 Nr. 1.9 Drucksache 15/5396 Nr. 1.11 Innenausschuss Drucksache 15/4911 Nr. 1.3 Drucksache 15/5297 Nr. 2.3 Drucksache 15/5513 Nr. 2.16 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/5396 Nr. 2.3 Drucksache 15/5513 Nr. 2.1 Drucksache 15/5513 Nr. 2.2 Drucksache 15/5513 Nr. 2 8 Drucksache 15/5513 Nr. 2.12 Drucksache 15/5513 Nr. 2.14 Drucksache 15/5513 Nr. 2.25 Drucksache 15/5513 Nr. 2.27 Drucksache 15/5513 Nr. 2.29 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/5513 Nr. 2.7 Drucksache 15/5513 Nr. 2.22 Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Drucksache 15/5636 Nr. 1.33 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/5297 Nr. 2.32 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/5513 Nr. 1.3 Drucksache 15/5513 Nr. 2.15 Drucksache 15/5513 Nr. 2.24 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/5080 Nr. 2.3 Drucksache 15/5513 Nr. 2.3 Drucksache 15/5513 Nr. 2.13 185. Sitzung Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Guido Westerwelle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundeskanzler, um
    es vorab zu sagen: Die Freien Demokraten unterstützen
    Neuwahlen. Wir wollen Neuwahlen und wir äußern hier
    ausdrücklich unseren Respekt vor Ihrer Entscheidung,
    mit der Vertrauensfrage den Weg für Neuwahlen freizu-
    machen. In Deutschland ist eine politische Lage einge-
    treten, in der dieses Parlament die Macht an den Souve-
    rän, an das Volk, zurückgeben muss. Das Volk muss neu
    entscheiden. Deutschland braucht einen neuen Anfang
    und den gibt es nur mit einer neuen Regierung.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Herr Kollege Müntefering, Sie haben sehr ausführlich

    zu erklären versucht, warum Sie heute misstrauen, aber
    trotzdem vertrauen. Das ist verfassungsrechtlich an dem
    vorbeigeredet, was der Herr Bundeskanzler hier gesagt
    hat.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



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    (C (D Der Bundeskanzler hat sich – das ist sein gutes Recht kritisch an die Opposition gewandt. Er setzt sich natürich auch mit dem auseinander, was aus seiner Sicht an en Oppositionsparteien nicht überzeugt. Das ist, wie esagt, sein gutes Recht. Aber im Kern hat der Kanzler er Bundesrepublik Deutschland heute gesagt, er Schröder – sei nicht an der Opposition und auch nicht m Bundesrat gescheitert, gescheitert sei er am mangelnen Vertrauen und am mangelnden Mut der Eigenen. as ist heute das Entscheidende. Deswegen ist es verfassungsrechtlich eben nicht aus eichend, darauf hinzuweisen, welche Gesetze Sie erlasen haben. Es ist mindestens genauso notwendig, darauf inzuweisen, was Sie alles nicht tun konnten, weil Ihnen ie Eigenen von der Fahne gegangen sind. Ich wiederole: Das ist das Entscheidende. Politisch ist die Vertrauensfrage der Bürgerinnen und ürger an die scheidende Regierung längst beantwortet. ie Bürger haben sich – auch darauf haben Sie hingeiesen – bei all den Landtagswahlen entschieden. Es ist eshalb richtig, dass die Deutschen durch Neuwahlen ie demokratische Vertrauensfrage neu beantworten önnen. Diese Neuwahlen sind kein Coup. Sie sind auch eine Flucht nach vorne. Sie als Regierung stehen mit em Rücken zur Wand, weil Sie die Mehrheit der Menchen nicht mehr hinter sich haben und weil Ihnen jetzt uch noch die eigenen Leute davonlaufen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Sie sind auch nicht an der Agenda 2010 gescheitert.
    ie sind nicht am Bundesrat gescheitert. Sie sind nicht
    m Vermittlungsausschuss oder an der Opposition ge-
    cheitert. Gescheitert sind Sie an Ihrer eigenen Mutlosig-
    eit, Wankelmütigkeit und Ihrer mangelnden Kraft; mit
    iner mutigen Politik mehr zustande zu bringen als eine
    chmalspuragenda.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die Neuwahlen sind aus unserer Sicht verfassungs-

    onform. Sie sind politisch richtig und sie sind die ein-
    ige Chance, den gordischen Knoten, der Deutschland
    esselt, zu durchschlagen. Unser Land kann sich diese
    gonie nicht länger leisten.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Einige meinen, das mangelnde Vertrauen, das Abge-
    rdnete der Koalition heute hier zum Ausdruck bringen,
    ei vorgetäuscht. Es ist genau umgekehrt: Das Ver-
    rauen, das einige Abgeordnete der Koalition heute un-
    edingt demonstrieren wollen, ist in Wahrheit fragwür-
    ig.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    ass diejenigen, die schon bei der Schmalspuragenda
    010 nicht mehr mitmachen wollten, heute nicht schuld
    ein möchten am Ende von Rot-Grün, ist keine






    (A) )



    (B) )


    Dr. Guido Westerwelle

    ausreichende Basis für eine Regierung, die Deutschland
    regieren möchte.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Adressiert an die, die es betrifft – Herrn Kollege
    Ströbele und die anderen Kolleginnen und Kollegen der
    Sozialdemokraten, die Sie heute Treueschwüre geradezu
    demonstrativ im Deutschen Bundestag zum Ausdruck
    bringen wollen –: Wenn einige Fundamentalisten und
    Linke der Grünen und der SPD dem Bundeskanzler
    heute das Vertrauen aussprechen, obwohl sie seine Poli-
    tik jahrelang bekämpft haben, so ist das die eigentliche
    Heuchelei des Tages.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Der Bundeskanzler wird in der „Zeit“ so zitiert, das

    eigentliche Problem hätte darin bestanden, dass die
    Kombination Rot-Grün zu dieser gesellschaftlichen Si-
    tuation, die wir haben, nicht wirklich passte.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])


    Weiter wird der Bundeskanzler in der „Zeit“ zitiert:
    Wohl aber kostete es in den vergangenen Jahren zu-
    nehmend mehr Kraft, das zusammenzuhalten, was
    quer stand zu den Bedürfnissen der Republik.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])

    Wir werden nicht herausfinden, ob das, was die „Zeit“
    zitiert, auch tatsächlich so gesagt worden ist. Aber nach
    Ihrer Erklärung hier kann man jedenfalls feststellen: Die
    politischen Tatsachen in diesem Hause sind so richtig
    beschrieben.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das stetige Vertrauen hat diese Regierung vor allem
    deshalb verloren, weil ihre Politik nie stetig war. Sie ha-
    ben keine Politik aus Überzeugung gemacht. Sie sind
    von den Verhältnissen getrieben worden. Das hat Ihre
    Politik manchmal pragmatisch, aber immer öfter prinzi-
    pienlos gemacht. Rot-Grün hat vor wenigen Wochen
    noch die Senkung der Körperschaftsteuer für Großunter-
    nehmen verkündet und letzte Woche wieder zurückge-
    holt. Zum Jahresanfang wurde der Spitzensteuersatz ge-
    senkt; jetzt beschließen Sie eine Neidsteuer für
    Großverdiener. So ging das auch mit der Ausbildungs-
    platzabgabe – ein einziges Hin und Her. So ist das mit
    den geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen gegan-
    gen – mal ja, mal nein. So war es mit der Rentenver-
    sicherung: Erst ist der demographische Faktor aufgeho-
    ben worden und später ist im Hohen Hause eingestanden
    worden, dass das Ihr großer Fehler war. Es folgte auf ein
    Ja ein Nein, auf die neue Mitte,


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Die alte Linke!)


    mit der Sie 1998 an die Macht gekommen sind, folgte
    die alte Linke. Auf die Agenda 2010 folgte der program-

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    (C (D atische Klassenkampf mit Heuschrecken und Neidteuer. Das ist nicht die Zukunft Deutschlands! Die neue Regierung wird ein schweres Erbe antreten. enn Sie, Herr Bundeskanzler, von guten Jahren unter ot-Grün gesprochen haben, ist das aus meiner Sicht ein rschreckendes Maß an Realitätsverlust. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    ie Ihrer Meinung nach guten Jahre von Rot-Grün ha-
    en Deutschland die höchste Arbeitslosigkeit seit Grün-
    ung der Republik gebracht.


    (Jörg Tauss [SPD]: Falsch!)

    och niemals sind jedes Jahr so viele Schulden neu auf-
    enommen worden. Die Zahl der jährlichen Pleiten, vor
    llem im Mittelstand, ist auf Rekordhöhe. Die sozialen
    icherungssysteme wurden nicht fester, sondern brüchi-
    er und unser Bildungswesen bekommt international
    chlechte Noten.
    Das, was Sie für sich reklamieren, ist doch auch mehr

    ls fragwürdig: Von den Bürgerrechten bis hin zu den
    enschenrechten – die Beliebigkeit war Ihr Marken-
    eichen. Ich denke jetzt nur an die Aufhebung des Bank-
    eheimnisses oder die Waffenexporte nach China.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Deshalb wird eine neue Regierung den großen Wurf
    agen müssen und wird sich nicht mit einer Politik der
    rippelschritte zufrieden geben. Klein-Klein, hin und her,
    in Schritt nach vorn und zwei zurück – das hatten wir
    ieben Jahre. Diese Zeit muss im Herbst vorbei sein. Nur
    it einem neuen Anfang und einer beherzten Politik
    erden die Bürgerinnen und Bürger wieder Mut zur Zu-
    unft fassen. Deswegen ist unser Ziel nicht zuerst der
    egierungswechsel. Unser Ziel ist der Politikwechsel
    ür unser Land; der Regierungswechsel ist Mittel zum
    weck.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    ir wollen einen Politikwechsel, in dem Freiheit zur
    erantwortung wieder Maßstab jeder politischen Ent-
    cheidung wird. Wir wollen einen Politikwechsel, damit
    as Erwirtschaften wieder vor das Verteilen gesetzt wird.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sagen Sie das doch mal konkret!)


    ir wollen einen Politikwechsel, damit die Chancen-
    leichheit am Start nicht länger mit Gleichmacherei am
    iel verwechselt wird.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Alles Sprüche!)


    a, und wir wollen einen Politikwechsel, damit sich Leis-
    ung wieder lohnt und derjenige, der arbeitet, mehr hat
    ls derjenige, der nicht arbeitet. Wenn Sie die wirtschaft-
    iche Vernunft immer wieder gegen die soziale Gerech-
    igkeit ausspielen, dann werden Sie beiden nicht gerecht
    erden. Soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz oder auch
    ulturelle Vielfalt – all das hängt davon ab, dass






    (A) )



    (B) )


    Dr. Guido Westerwelle

    Deutschland der Arbeit wieder Vorfahrt gibt. Wir brau-
    chen eine wachstumsorientierte Politik, eine wirtschafts-
    freundliche Politik, weil jede soziale Gerechtigkeit erst
    einmal erwirtschaftet werden muss. Das ist der neue An-
    fang. Unsere Politik ist wirtschaftlich überzeugender
    und sie ist sozialer als all das, was Sie in sieben Jahren
    zustande gebracht haben.


    (Anhaltender Beifall bei der FDP – Beifall bei der CDU/CSU – Abgeordnete der FDP erheben sich von ihren Plätzen – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Alles nur Sprüche!)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort Bundesminister Joseph Fischer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Joseph Fischer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Meine

    Fraktion, Bündnis 90/Die Grünen, hätte sich gewünscht,
    dass die Koalition das Mandat der Wählerinnen und
    Wähler, das wir mit der erfolgreichen Bundestagswahl
    2002 bekommen haben, im Interesse und zur Erneue-
    rung unseres Landes voll erfüllen hätte können.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Gleichwohl ist es die Entscheidung des Bundeskanzlers
    als Institution und als Person – so ist es in Art. 68 des
    Grundgesetzes vorgesehen; ich füge hinzu, dass dies
    auch die politische Entscheidung unseres Koalitionspart-
    ners ist –, die Vertrauensfrage zu stellen, wenn er zu der
    Überzeugung kommt, dass seine Mehrheit in diesen
    schwierigen Zeiten nicht mehr voll belastbar ist.

    Die Deutschen wollen jetzt wählen. Deswegen müs-
    sen sich jetzt alle Entscheidungen darauf konzentrieren,
    dass es nicht zu einer Hängepartie, sondern zu der von
    beiden Seiten des Hauses gewollten neuen Legitimie-
    rung – wie immer sie auch ausfallen mag – einer Politik
    der Erneuerung unseres Landes kommt. Darüber müs-
    sen wir dann im Wahlkampf politisch streiten.

    Große Worte waren heute zu hören. Von der „Schmal-
    spuragenda“ sprach ein Schmalspurpolitiker.


    (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der FDP: Peinlich!)


    – Das gefällt Ihnen nicht. Peinlich ist es, die
    Agenda 2010 angesichts der Widerstände, mit denen wir
    es bei der Erneuerung unseres Landes zu tun haben, als
    Schmalspuragenda zu bezeichnen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Peinlich war Ihre Rede. Sie wollen Vizekanzler und Frau
    Merkel möchte Kanzlerin werden, ohne auch nur ein
    Wort zu den zentralen Punkten der Alternativen – um die
    geht es ab heute, wenn Sie Ihr Misstrauen ernst neh-
    men – gesagt zu haben.

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    (C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    as begrenzt sich dann auf die Aussage, eine Politik aus
    inem Guss machen zu wollen. Das ist ein alter Hut; das
    lles haben wir schon einmal gehört. Wo, bitte, bewegt
    ich diese Politik aus einem Guss? Zwischen Bierdeckel-
    teuerreform, Kopfpauschale und Abschaffung der ge-
    etzlichen Krankenversicherung. Es wäre für die Deut-
    chen interessant gewesen, das heute einmal zu hören.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    as sind die Alternativen, die Sie ihnen vorschlagen.
    Es ist doch völlig klar: Sie wollten Rot-Grün nicht –

    nd dies nicht nur aus politischen Gründen. Es hat Ihnen
    uch nicht gepasst, dass eine demokratische linke Mehr-
    eit, die sich auch auf die 68er-Bewegung bezieht, von
    en Deutschen gewählt wurde. Das ist doch der ent-
    cheidende Punkt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/ CSU und der FDP)


    ieser Unterschied besteht nach wie vor. Darüber wer-
    en Sie nicht hinwegdiskutieren können.
    Diese Koalition hat allen Grund, stolz auf das zu sein,
    as wir erreicht haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    iebe Freundinnen und Freunde, ich sage das bewusst an
    ie Koalition. Diese Koalition war noch nicht gebildet
    orden, da wurden wir in das Kanzleramt gerufen – ich
    erde das nie vergessen; Gerhard Schröder war gewählt;
    ir hatten vereinbart, dass wir eine rot-grüne Koalition
    ilden wollten – und hatten zum ersten Mal seit Grün-
    ung der Bundesrepublik Deutschland über Krieg und
    rieden zu entscheiden. Das waren Entscheidungen, die
    ns alles andere als einfach gefallen sind.
    Aber wenn ich zehn Jahre nach den Vorfällen in Sre-

    renica zurückschaue und die Erfahrungen, die wir im
    inblick auf Mazedonien gemacht haben, betrachte,
    ann kann ich Ihnen nur sagen: Wir haben die Verant-
    ortung, vor die unser Land nach dem Ende des Kalten
    rieges gestellt wurde, nicht nur wahrgenommen, son-
    ern im Interesse von Frieden, Freiheit und Men-
    chenrechten auch entsprechend umgesetzt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    as waren schwere Auseinandersetzungen; ich weiß,
    ovon ich rede.
    Frau Merkel, Sie machen es sich zu einfach. Sie wer-

    en sich täuschen, wenn Sie meinen: Das interessiert die
    eute nicht. Gegenwärtig kommen Sie mir mit Ihren
    mfragen wie ein wunderbar anzuschauendes Soufflé
    m Ofen vor.


    (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Joseph Fischer

    Wir werden sehen, was von der Größe in den letzten drei
    Wochen tatsächlich übrig bleibt, wenn der Souverän da
    hineinpikst. Da bin ich sehr gespannt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir waren der Meinung, ein Eingreifen in Serbien
    musste sein. Wir konnten Milosevic nicht länger zu-
    schauen; wir mussten ihm in den Arm fallen. Wir waren
    der Meinung: Wir mussten Soldaten nach Afghanistan
    schicken.


    (Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Wir doch auch!)


    In einem bestimmten Punkt trennten sich aber die Wege.
    Für uns geht Bündnisloyalität nicht vor Vernunft. Im
    Hinblick auf den Krieg im Irak waren wir nicht über-
    zeugt; Sie waren da völlig anderer Meinung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Es ist peinlich, Frau Kanzlerkandidatin, dass Sie sich
    nicht trauen, jetzt in die USA zu fahren; sonst war das
    nicht so.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Nein! – Das stimmt doch gar nicht!)


    – Natürlich, Sie haben Ihre Reise doch abgesagt. Bei uns
    wurde von amerikanischer Seite nachgefragt, warum Sie
    diesmal nicht kommen. Fürchten Sie etwa die Bilder an-
    gesichts der Probleme, die die USA im Irak haben? Um
    solche Fragen geht es. Darauf wollen die Deutschen
    Antworten von Ihnen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Schmierstoff – was man bei diesem Wort doch für
    Assoziationen hat!


    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Zuerst fällt mir Pfahls ein.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


    Er war Staatssekretär, allerdings nicht unter Gerhard
    Schröder, sondern in der Regierung, in der auch Sie wa-
    ren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Dann fallen mir Herr Kanther und Frau Agnes Hürland-
    Büning ein. Ich hatte die Ehre, auch sie noch kennen zu
    lernen.


    (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Kanther!)

    – Kanther habe ich schon erwähnt. – Ich kann Ihnen nur
    sagen: Sie mögen zwar für sich beanspruchen, die bes-
    sere Alternative zu sein. Aber Sie sollten nicht auf dem
    hohen moralischen Ross dahergetrabt kommen; denn an-
    gesichts der Schmiergeldaffären, die Sie zu verantwor-
    ten haben, wäre es ein schändlicher Esel!

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    (C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Die Demographie kommt nicht über Nacht. Vielmehr
    t uns die Bevölkerungsentwicklung Jahrzehnte im
    oraus sehr genau bekannt. Ich erinnere mich noch, dass
    h, als ich noch in der Opposition war, jahrelang von
    orbert Blüm und Helmut Kohl gehört habe: „Die Rente
    t sicher.“ Es war doch Walter Riester, auf den Sie ein-
    edroschen haben bis zum Gehtnichtmehr, der ange-
    ichts der Herausforderungen der Demographie – dass
    ir Gott sei Dank immer älter werden – eine historische
    eform durchgeführt hat.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    s war Walter Riester, der eine zweite Rentensäule ein-
    eführt hat. Gott bewahre, aber Sie werden noch froh
    ein, dass wir das getan haben! Was haben Sie getan?
    ehlanzeige. Es hieß immer nur: „Die Rente ist sicher.“
    Das gilt auch für die notwendigen Reformen auf

    em Arbeitsmarkt. Wir haben die Bundesanstalt für
    rbeit doch nicht erfunden, sondern wir haben sie vor-
    efunden,


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    nd wir haben auch keine Pläne in der Schublade ent-
    eckt, als wir unsere Arbeit aufgenommen haben.
    In Richtung beider Koalitionsparteien sage ich: Ich
    eiß, wie schwer es ist, das zur Kenntnis zu nehmen;
    ber es war nicht unsere Absicht, unsere eigenen Wähle-
    innen und Wähler zu vertreiben. Der eine, der 1999 stif-
    n gegangen ist, ist aber nicht wegen des Kosovo-Krie-
    es stiften gegangen, sondern deshalb, weil der Haushalt
    bei einem Spitzensteuersatz von damals 53 Prozent –
    icht mehr aufzustellen war.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Oh! Oh!)

    eswegen ist er damals stiften gegangen. Diesen Kritik-
    unkt kann ich nachvollziehen; denn ich gehöre nicht zu
    enjenigen, die, wie es Herr Westerwelle in engster
    chmalspur getan hat, sagen: Wir haben keine Fehler ge-
    acht. Wo Menschen agieren, auch in der Bundesregie-
    ung, werden Fehler gemacht.


    (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Wie großzügig von Ihnen! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Oh! Oh!)


    Nur Sie, meine Damen und Herren von der Opposition,
    achen keine Fehler, Sie sind der Fehler.


    (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aschermittwoch war aber viel früher! Der ist längst vorbei!)


    In unserem ersten Regierungsjahr – das gebe ich zu –
    urden Fehler gemacht. Aber eines war völlig klar:
    enn wir die Menschen wieder in Lohn und Brot brin-
    en wollen, müssen wir einen aktivierenden Arbeits-
    arkt schaffen. Ich bekenne ganz offen: In diesem
    ahlkampf haben wir das Problem, dass die aktivieren-






    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Joseph Fischer

    den Teile unserer Reformen erst langsam zu wirken be-
    ginnen. Gleichzeitig aber – das steht derzeit im Vorder-
    grund; darauf komme ich später noch zu sprechen –
    fühlen sich die Menschen bedrängt und bedrückt und se-
    hen, dass ihre Einkommen gekürzt werden. Dazu sage
    ich Ihnen: Die 5 Millionen Arbeitslosen, die Sie ständig
    anführen, hätte es schon unter der Verantwortung von
    Helmut Kohl gegeben, wenn die Sozialhilfeempfänger
    bereits damals einen Vermittlungsanspruch gehabt hät-
    ten;


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    das wissen Sie ganz genau.

    (Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU und der FDP)

    Zu den jungen Alleinerziehenden sage ich: Ich selbst

    kenne Fälle

    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    wie den, dass eine Alleinerziehende mit zwei Kindern
    tatsächlich ihren Job als Rechtsanwaltsgehilfin aufgeben
    musste, weil sie Probleme mit der Betreuung ihrer Kin-
    der hatte. Selbstverständlich hat sie einen Berechti-
    gungsschein für den Bezug von Sozialhilfe bekommen.
    Damit muss in diesem Land Schluss sein. Diese Situa-
    tion wollen und werden wir beenden. Das ist nicht weni-
    ger, sondern mehr soziale Gerechtigkeit.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Das gilt auch für die Jugendarbeitslosigkeit.
    Schauen Sie sich doch einmal an, wo wir im europäi-
    schen Vergleich tatsächlich stehen. Es war richtig, den
    Pakt für Ausbildung ins Leben zu rufen und unsere
    Anstrengungen in diesem Bereich zu erhöhen. Genauso
    richtig ist es, nicht zu akzeptieren, dass das Berufsleben
    in der Sozialhilfe beginnt. Diese Situation darf in Zu-
    kunft nicht mehr die Realität bestimmen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Natürlich wünsche auch ich mir, dass wir die Zusatz-
    verdienste anheben können. Aber ob Ihre Vorstellung ei-
    ner Lohnsubvention tatsächlich zu einem Abbau der
    Zahl von geringfügigen und prekären Beschäftigungs-
    verhältnissen führt oder nicht zu einer gewaltigen Büro-
    kratie und im Wesentlichen zu Mitnahmeeffekten, wer-
    den wir noch sehr konkret zu diskutieren haben. Ich bin
    der Meinung, dass Sie die Effekte, die Sie damit erzielen
    werden, im Grunde genommen vergessen können; das
    werden im Wesentlichen Mitnahmeeffekte sein. Dazu
    hätten wir heute gerne etwas von Ihnen gehört.


    (Dirk Niebel [FDP]: Es geht hier um die Vertrauensfrage!)


    Zu Ihrer Bierdeckel-Steuerreform – ich weiß nicht,
    ob Herr Merz im Raum ist –: Sie sind als Steuersen-
    kungspartei angetreten, und zwar als ganz besondere
    Steuersenkungspartei. Jetzt verkünden Sie Steuererhö-
    hungen zu Beginn der Steuersenkungen. Diese Form von

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    (C (D ialektik – lassen Sie sich das von einem Alt-68er agen – kann selbst ich nicht nachvollziehen, obwohl ich on Dialektik einiges verstehe, meine Damen und Heren. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Nun zu Ihrer Kanzlerkandidatin: Das Erste, bei dem
    ie konkret wurde, war das Hurra für die Atomenergie.
    ie spricht sich dafür aus, dass Deutschland die Option
    tomenergie wieder voll nutzt. Für diese Ansage sind
    ir sehr dankbar; denn das macht die Alternative klar.
    ir halten diese Form der Energieerzeugung für nicht
    erantwortbar.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Das Zweite ist, dass Sie im Bereich der erneuerba-
    en Energien wieder zurückwollen.
    Wenn Sie nicht nach Moskau fahren und auch nicht

    ach Washington, dann fahren Sie im Sommer einmal
    ach Peking. Es ist doch für den Exportweltmeister
    rrsinnig, zu meinen, der Feldhamster und die Mopsfle-
    ermaus seien das Wachstumshemmnis.


    (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    ahren Sie einmal nach China oder nach Indien! Da kön-
    en Sie sozusagen von der Mopsfledermaus und vom
    eldhamster etwas lernen, Frau Merkel.


    (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    it dem Eintritt dieser großen Volkswirtschaften in den
    eltmarkt haben alle ökonomischen Fragen ökologische
    onsequenzen und sind deswegen auch ökologische
    ragen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wer etwas anderes meint, stellt die Zukunft der Ar-
    eitsplätze in diesem Land infrage. Die deutsche Auto-
    obilindustrie kann sich nicht erlauben, zweitklassige
    echnologie anzubieten; sonst sind wir weg, wie in der
    hotoelektronik, in der Photooptik und in der Unterhal-
    ungselektronik. Wenn die Franzosen den Dieselrußfilter
    nbieten und die deutsche Automobilindustrie nicht,
    enn die Japaner das große Geschäft mit Hybridantrieb-
    utos in den USA machen und genauso viel verkaufen
    ie Audi an konventionellen Autos, dann sage ich Ih-
    en: Exakt das ist die andere Politik, die Politik, die Sie
    ollen, und das gefährdet die Arbeitsplätze in diesem
    and.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Nein, meine Damen und Herren, jetzt gilt es, die Un-
    erschiede herauszuarbeiten. Ich nenne als Stichworte
    ie Steuerreform, die Kopfpauschale, die Abschaffung
    er gesetzlichen Krankenversicherung. Wir wollen die
    ürgerversicherung. Das Entscheidende ist: Wir wol-
    en erneuerte Sozialsysteme. Aber bei einem gibt es für






    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Joseph Fischer

    mich keine Diskussionen; das halte ich für unbedingt
    notwendig: Ich möchte, dass unsere demokratische Ge-
    sellschaft solidarisch ist,


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


    eine Gesellschaft entlang von Arm und Reich, von Jung
    und Alt. Das bedeutet auch eine nachhaltige Solidarität
    gegenüber den kommenden Generationen. Ich möchte,
    dass wir auch international solidarisch sind.

    Das ist die Alternative zu einer Politik der kalten Mo-
    dernisierung, gegen die wir kämpfen. Sie haben schon
    einmal Möbel bestellt, die Bilder waren auch schon ge-
    ordert, aber es ist nichts geworden. Also schauen wir
    einmal! Ich bin der festen Überzeugung, dass wir alle
    Chancen haben, wenn wir kämpfen – und das werden
    wir –, zu gewinnen und nicht zu verlieren.

    Ich danke Ihnen.

    (Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Die Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD erheben sich)