Protokoll:
15126

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 126

  • date_rangeDatum: 23. September 2004

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 20:15 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/126 Reinhold Robbe, Ulrike Merten, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Alexander Bonde, Winfried Nachtwei, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Durch Transformation die Bundeswehr zukunftsfähig gestalten (Drucksachen 15/2656, 15/3125) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Günther Friedrich Nolting, Jürgen Koppelin, Helga Daub, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Zukunftsfähigkeit der Bun- deswehr herstellen – Wehrpflicht aus- setzen (Drucksachen 15/2662, 15/3127) . . . . . . . den Erhalt sicherheitsrelevanter Struk- turen in der Bundeswehr (Drucksachen 15/2824, 15/3263) . . . . . . . Gernot Erler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . Christian Schmidt (Fürth) (CDU/CSU) . . . . . Marianne Tritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Günther Friedrich Nolting (FDP) . . . . . . . . . . 11442 D 11443 A 11443 B 11443 C 11444 D 11446 B 11447 C 11449 A 11452 A 11455 A 11456 C Deutscher B Stenografisch 126. Sitz Berlin, Donnerstag, den I n h a l Nachruf auf den Abgeordneten Hans Büttner Entsendung des Abgeordneten Hellmut Königshaus als stellvertretendes Mitglied im Kuratorium der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ . . . . . . . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Hartmut Schauerte . . . . . . . . . . . . . . . Begrüßung des Präsidenten des jordanischen Parlaments al-Majali . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Rainer Arnold, d e 11441 A 11441 C 11441 D 11442 C 11442 D c) Beschlussempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag undestag er Bericht ung 23. September 2004 t : der Fraktion der CDU/CSU: Für eine mo- derne Bundeswehr als Pfeiler einer ver- lässlichen Sicherheits- und Verteidi- gungspolitik Deutschlands (Drucksachen 15/2388, 15/3126) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Günther Friedrich Nolting, Helga Daub, Birgit Homburger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Wehrpflicht aussetzen (Drucksachen 15/1357, 15/2963) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Christian Schmidt (Fürth), Ulrich Adam, Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Für 11443 A 11443 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Schmidt (Fürth) (CDU/CSU) . . . 11457 D 11458 D II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. September 2004 Ursula Lietz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Reinhold Robbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Herrmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hans Raidel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Johannes Singhammer, Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der CDU/CSU: Arbeitsmarktstatistik aussagekräftig gestalten – Ausmaß der Un- terbeschäftigung verdeutlichen (Drucksache 15/3451) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Meckelburg (CDU/CSU) . . . . . . . . Walter Hoffmann (Darmstadt) (SPD) . . . . . . . Tagesordnungspunkt 23: a) Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Inter- nationalen Sicherheitsunterstützungs- truppe in Afghanistan unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolu- tionen 1386 (2001) vom 20. Dezember 2001, 1413 (2002) vom 23. Mai 2002, 1444 (2002) vom 27. November 2002, 1510 (2003) vom 13. Oktober 2003 und b c d e f g Z a 11460 B 11461 C 11462 D 11464 B 11465 C 11466 A 11467 B 11467 D 11469 B 11470 C 11475 C 11470 D 11471 A 11472 C 11477 B 11479 A 11481 A 11481 C 11482 A 11484 B 11486 C 11488 C 1563 (2004) vom 17. September 2004 des Sicherheitsrats der Vereinten Na- tionen (Drucksache 15/3710) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Einundzwanzigsten Gesetzes zur Ände- rung des Bundesausbildungsförderungs- gesetzes (21. BAföGÄndG) (Drucksache 15/3655 ) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung von Verjäh- rungsvorschriften an das Gesetz zur Modernisierung des Schuldrechts (Drucksache 15/3653) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Transfusionsgesetzes und arzneimittel- rechtlicher Vorschriften (Drucksache 15/3593 ) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Richt- linie 2002/87/EG des Europäischen Par- laments und des Rates vom 16. Dezem- ber 2002 (Finanzkonglomeratericht- linie – Umsetzungsgesetz) (Drucksache 15/3641 ) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Patentgeset- zes und anderer Vorschriften des ge- werblichen Rechtsschutzes (Drucksache 15/3658) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Bericht des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung gemäß § 56 a der Geschäftsordnung: Tech- nikfolgenabschätzung – hier: Monito- ring „Maßnahmen für eine nachhaltige Energieversorgung im Bereich Mobi- lität“ (Drucksache 15/851) . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 3: ) Erste Beratung des von den Abgeordneten Joachim Stünker, Hermann Bachmaier, Sabine Bätzing, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD sowie den Ab- geordneten Jerzy Montag, Irmingard Schewe-Gerigk, Hans-Christian Ströbele, weiteren Abgeordneten und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Rechtsbehelfe bei Verletzung 11490 B 11490 C 11490 C 11490 C 11490 C 11490 C 11491 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. September 2004 III des Anspruchs auf rechtliches Gehör (Anhörungsrügengesetz) (Drucksache 15/3706) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Dirk Fischer (Ham- burg), Eduard Oswald, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der CDU/CSU: Radverkehr fördern – Fortschrittsbe- richt vorlegen (Drucksache 15/3708) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Günther Friedrich Nolting, Dr. Werner Hoyer, Helga Daub, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Mandat für Kabul und Kunduz/Faizabad trennen (Drucksache 15/3712) . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Geschäftsordnung . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: a) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen vom 19. August 1985 über Gewalttätigkeit und Fehlverhalten von Zuschauern bei Sportveranstaltungen und insbesondere bei Fußballspielen (Drucksachen 15/3354, 15/3736) . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über die Ver- wendung von Frontschutzbügeln an Fahrzeugen und zur Änderung der Richtlinie 70/156/EWG des Rates KOM (2003) 586 endg.; Ratsdok. 13693/03 (Drucksachen 15/2028 Nr. 2.16, 15/3540) d) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Vorschlag für einen Beschluss des Rates über die Unterzeichnung und vorläufige Anwendung eines Ab- kommens in Form eines Briefwech- sels zwischen der Europäischen Gemeinschaft und der Republik Slo- wenien über das vorläufige Punkte- system für Lastkraftwagen im Tran- 11491 A 11492 B 11492 B 11491 C 11491 C 11491 D sit durch Österreich vom 1. Januar 2004 bis zum 30. April 2004 Vorschlag für einen Beschluss des Rates über den Abschluss eines Ab- kommens in Form eines Briefwech- sels zwischen der Europäischen Gemeinschaft und der Republik Slo- wenien über das vorläufige Punkte- system für Lastkraftwagen im Tran- sit durch Österreich vom 1. Januar 2004 bis zum 30. April 2004 KOM (2003) 835 endg.; Ratsdok. 5100/04 – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Vorschlag für einen Beschluss des Rates über die Unterzeichnung und vorläufige Anwendung einer Ver- waltungsvereinbarung in Form ei- nes Briefwechsels zwischen der Europäischen Gemeinschaft und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über das vorläufige Punktesystem für Lastkraftwagen im Transit durch Österreich Vorschlag für einen Beschluss des Rates über den Abschluss einer Verwaltungsvereinbarung in Form eines Briefwechsels zwischen der Europäischen Gemeinschaft und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über das vorläufige Punktesystem für Lastkraftwagen im Transit durch Österreich KOM (2003) 836 endg.; Ratsdok. 5102/04 – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Vorschlag für einen Beschluss des Rates über die Unterzeichnung und vorläufige Anwendung eines Ab- kommens in Form eines Briefwech- sels zwischen der Europäischen Gemeinschaft und der Republik Kroatien über das vorläufige Punk- tesystem für Lastkraftwagen im Transit durch Österreich Vorschlag für einen Beschluss des Rates über den Abschluss eines Ab- kommens in Form eines Briefwech- sels zwischen der Europäischen Gemeinschaft und der Republik Kroatien über das vorläufige Punk- tesystem für Lastkraftwagen im Transit durch Österreich KOM (2003) 833 endg.; Ratsdok. 5103/04 IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. September 2004 – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Vorschlag für einen Beschluss des Rates über die Unterzeichnung und vorläufige Anwendung eines Ab- kommens in Form eines Briefwech- sels zwischen der Europäischen Ge- meinschaft und der ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedo- nien über das vorläufige Punktesys- tem für Lastkraftwagen im Transit durch Österreich Vorschlag für einen Beschluss des Rates über den Abschluss eines Ab- kommens in Form eines Briefwech- sels zwischen der Europäischen Gemeinschaft und der ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedo- nien über das vorläufige Punktesys- tem für Lastkraftwagen im Transit durch Österreich KOM (2003) 837 endg.; Ratsdok. 5104/04 (Drucksachen 15/2519 Nrn. 2.18, 2.19, 2.20, 2.21, 2)15/3579) . . . . . . . . . . . . . . . . e) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit zu der Verordnung der Bundesregierung: Einhundertdritte Verordnung zur Än- derung der Ausfuhrliste – Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung – (Drucksachen 15/3282, 15/3393 Nr. 2.1, 15/3733) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Beratung des Zweiten Berichts des Aus- schusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu den Überprüfungs- verfahren nach § 44 b Abgeordnetenge- setz (AbgG) (Drucksache 15/3608) . . . . . . . . . . . . . . . . g) – m) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 138, 139, 140, 141, 142, 143 und 144 zu Petitionen (Drucksachen 15/3685, 15/3686, 15/3687, 15/3688, 15/3689, 15/3690, 15/3691) . . . . Zusatztagesordnungspunkt 4: a) Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Änderung des Fleischhygie- negesetzes und der Fleischhygiene- Verordnung (Drucksachen 15/2772, 15/3735) . . . . . . . b) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Rah- c Z A t D G m D F K D B D C P I H S E H D B T B s n 11492 A 11492 D 11493 A 11493 A 11493 D menübereinkommen der Weltgesund- heitsorganisation vom 21. Mai 2003 zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (Ge- setz zu dem Tabakrahmenübereinkom- men) (Drucksachen 15/3353, 15/3734) . . . . . . . ) Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/ CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN und der FDP: Für eine parlamenta- rische Dimension im System der Verein- ten Nationen (Drucksache 15/3711) . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 1: ktuelle Stunde auf Verlangen der Frak- ionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ IE GRÜNEN: Positive Entwicklung des ewerbesteueraufkommens bei den Kom- unen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . riedrich Merz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . erstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Andreas Pinkwart (FDP) . . . . . . . . . . . . . ernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ietrich Austermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . ngrid Arndt-Brauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . einz Seiffert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . imone Violka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lke Wülfing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . orst Schild (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . ettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 5: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Bildung, Forschung und Tech- ikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Swen Schulz (Spandau), Jörg Tauss, Doris Barnett, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Peter Hettlich, Volker Beck (Köln), Hans-Josef Fell, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Deutsche und europäische Raum- 11494 A 11494 B 11494 B 11494 C 11496 B 11497 C 11498 D 11499 C 11501 B 11502 C 11503 C 11504 D 11505 D 11506 D 11508 B 11509 C 11511 A 11511 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. September 2004 V fahrtpolitik zukunftsorientiert ge- stalten – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Georg Nüßlein, Katherina Reiche, Thomas Rachel, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Stärkung der wissenschaftlichen Zu- kunfts- und wirtschaftlichen Wett- bewerbsfähigkeit des Raumfahrt- standorts Deutschland in Europa – zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Ulrike Flach, Christoph Hartmann (Homburg), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Stärkung der europäischen Raumfahrtpolitik – Gewinn für den Wirtschafts- und Forschungsstand- ort Deutschland – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Weißbuch Die Raumfahrt: Europäische Hori- zonte einer erweiterten Union Aktionsplan für die Durchführung der europäischen Raumfahrtpolitik KOM (2003) 673 endg.; Ratsdok. 14886/03 (Drucksachen 15/2394, 15/2334, 15/1230, 15/237 Nr. 2.2, 15/3539) . . . . . . . . . . . . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 6: Große Anfrage der Abgeordneten Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, Veronika Bellmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Anerkennung von Berufsqualifikationen von Handwerk, freien Berufen und Industrie (Drucksachen 15/1378, 15/2236) . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Christian Lange (Backnang) (SPD) . . . . . . . . G G G T E e N F ( R M G D U U D U T A b ( F o ( N N H W K H T B s t E w S V w d 11513 C 11513 D 11515 D 11519 A 11520 D 11522 A 11523 A 11524 D 11526 D 11528 A 11529 A 11529 A 11531 A Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rietje Bettin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . unther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . agesordnungspunkt 7: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur euordnung des Lebensmittel- und des uttermittelrechts Drucksache 15/3657 ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . enate Künast, Bundesministerin BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . abriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . r. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . da Carmen Freia Heller (CDU/CSU) . . . . . r. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . rsula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 8: ntrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Ham- urg), Eduard Oswald, Dr. Klaus W. Lippold Offenbach), weiterer Abgeordneter und der raktion der CDU/CSU: Luftverkehrsstand- rt Deutschland sichern Drucksache 15/3312) . . . . . . . . . . . . . . . . . . orbert Königshofen (CDU/CSU) . . . . . . . . ina Hauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . . infried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laus Minkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . ans-Günter Bruckmann (SPD) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 11: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Kultur und Medien zu dem An- rag der Abgeordneten Monika Griefahn, ckhardt Barthel (Berlin), Ulla Burchardt, eiterer Abgeordneter und der Fraktion der PD sowie der Abgeordneten Dr. Antje ollmer, Volker Beck (Köln), Grietje Bettin, eiterer Abgeordneter und der Fraktion es BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: 11531 B 11533 B 11534 B 11535 A 11536 C 11536 D 11537 C 11538 B 11539 A 11540 D 11542 A 11542 C 11543 D 11545 A 11546 C 11546 C 11547 D 11549 A 11549 D 11551 B 11552 B VI Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. September 2004 Schaffung eines internationalen Instru- ments zum Schutz der kulturellen Vielfalt unterstützen (Drucksachen 15/3054, 15/3584) . . . . . . . . . . Monika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart, Carl-Ludwig Thiele, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Reform der Umsatzsteuer – Durch Umstellung von der Soll- auf die Ist- besteuerung Umsatzsteuerbetrug wirksam bekämpfen und unnötige Liquiditätsbelas- tungen der Wirtschaft vermeiden (Drucksache 15/2977) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Lydia Westrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Rzepka (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neugestaltung des UIG (Drucksachen 15/3406, 15/3680 ) . . . . . . . . . Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . Eberhard Gienger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Petra Bierwirth (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 12: a) Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Katherina Reiche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Gesamtkonzept zur Abwehr bioterroristischer Gefah- ren vorlegen (Drucksache 15/3487) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Max Stadler, Jörg van Essen, Gisela Piltz, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Evaluierungsbericht zu dem Gesetz zur B F D S H F N A L A E J A a A E P t d n A E A J P V P L N d n A Z A s u G 11553 C 11553 D 11555 A 11555 D 11556 A 11557 B 11558 B 11558 C 11559 B 11560 D 11563 A 11564 A 11564 B 11565 A 11566 C 11567 B 11567 D Bekämpfung des internationalen Terro- rismus vorlegen (Drucksache 15/3386 ) . . . . . . . . . . . . . . . eatrix Philipp (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . elmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . rank Hofmann (Volkach) (SPD) . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 31 GO des Abgeordneten ens Spahn (CDU/CSU) zur namentlichen bstimmung über den Antrag: Wehrpflicht ussetzen (Tagesordnungspunkt 3 d) . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten etra Pau und Dr. Gesine Lötzsch (beide frak- ionslos) zur namentlichen Abstimmung über en Antrag: Wehrpflicht aussetzen (Tagesord- ungspunkt 3 d) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten lexander Bonde, Winfried Hermann, Hans- osef Fell, Claudia Roth (Augsburg), Josef hilip Winkler, Marianne Tritz, Dr. Ludger olmer, Cornelia Behm, Jutta Dümpe-Krüger, etra Selg, Volker Beck (Köln) und Anna ührmann (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN) zur namentlichen Abstimmung über en Antrag: Wehrpflicht aussetzen (Tagesord- ungspunkt 3 d) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntrags: Schaffung eines internationalen In- truments zum Schutz der kulturellen Vielfalt nterstützen (Tagesordnungspunkt 11) ünter Nooke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11568 A 11568 B 11570 A 11571 C 11572 C 11573 B 11574 A 11575 C 11577 A 11577 A 11577 B 11577 D 11578 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. September 2004 VII Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Anträge: – Gesamtkonzept zur Abwehr bioterroristi- scher Gefahren vorlegen – Evaluierungsbericht zu dem Gesetz zur Bekämpfung des internationalen Terroris- mus vorlegen (Tagesordnungspunkt 12) Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11580 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. September 2004 11441 (A) ) (B) ) 126. Sitz Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
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    1) Anlage 6 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. September 2004 11577 (A) ) (B) ) Lötzsch (beide fraktionslos) zur namentlichen nicht mehr unabdingbar. Aus diesem Grund werben die der Abgeordneten Petra Pau und Dr. Gesine c herheitspolitisch nicht mehr begründbar und militärisch Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Jens Spahn (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Wehrpflicht aussetzen (Tagesordnungspunkt 3 d) Ich lehne den Antrag der FDP-Fraktion auf alternativ- lose Aussetzung der Wehrpflicht zum jetzigen Zeitpunkt ab. Gleichwohl führt uns insbesondere die zunehmende Wehrungerechtigkeit zu einem steigenden legitimatori- schen Druck gegenüber den jungen Menschen, die zum Dienst eingezogen werden, und damit gegenüber den Gleichheitsrechten der Verfassung. Eine Bundeswehr in der jetzigen Struktur und mit dem heutigen Umfang je- denfalls wird dem Grundsatz der Wehrgerechtigkeit an keiner Stelle gerecht. Neben der Frage der Wehrgerechtigkeit bleibt zu prü- fen, ob die sicherheitspolitische Lage weiterhin eine Pflicht zum Wehrdienst zur effektiven Verteidigung un- seres Landes voraussetzt und damit rechtfertigt. Diese Diskussion ist mit der heutigen Abstimmung nicht been- det, sie gewinnt vielmehr mit Blick auf eine zunehmende Ausrichtung der Bundeswehr auf Auslandseinsätze und im Schatten der neuen, terroristischen Bedrohung eine neue Qualität. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO d w o tr is a s A h d c a w e s ti d R n w w „ w k r z tu p n d s A G Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.09.2004 Kumpf, Ute SPD 23.09.2004 Otto (Godern), Eberhard FDP 23.09.2004 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 23.09.2004 Schöler, Walter SPD 23.09.2004 Straubinger, Max CDU/CSU 23.09.2004 Stünker, Joachim SPD 23.09.2004 Dr. Westerwelle, Guido FDP 23.09.2004 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht Abstimmung über den Antrag: Wehrpflicht aussetzen (Tagesordnungspunkt 3 d) Die FDP begehrt im Antrag 15/1357 die Aussetzung er Wehrpflicht und in Zukunft deren Abschaffung. So eit, so zustimmungsfähig für die PDS im Bundestag. Die Wehrpflicht ist ein Anachronismus. Dass sie bendrein ungerecht praktiziert wird – wie der FDP-An- ag und Gerichte konstatieren –, kommt hinzu. Im Kern t die Wehrpflicht ein Zwangsdienst. Deshalb muss sie bgeschafft werden. Trotzdem sehen wir uns gezwungen, mit Nein zu timmen. Denn die FDP verbindet ihren Antrag mit der ufforderung, die „Zukunftsfähigkeit der Bundeswehr erzustellen“, und meint damit unter anderem: „die Bun- eswehr schnell und konsequent bündnisfähig zu ma- hen“; „die frühere Landesverteidigung ausschließlich ls Bündnisverteidigung zu begreifen“; „die Bundes- ehr schnellstens in die Lage zu versetzen, alle Aufträge rfüllen zu können, die sich aus den Eckpfeilern deut- cher Außen- und Sicherheitspolitik ergeben“; eine Na- onalgarde aufzustellen, „die sich aus 5 000 aktiven Sol- atinnen und Soldaten sowie 55 000 Reservistinnen und eservisten zusammensetzt“. – Ferner soll die wehrtech- ische Industrie auf europäischer Ebene konsolidiert erden, um „im transatlantischen Rahmen eine Wettbe- erbs- und Kooperationsfähigkeit zu erreichen“ und Wettbewerbsnachteile und einen damit einhergehenden eiteren Rückgang nationaler wehrtechnischer Kern- ompetenzen zu verhindern“. Die PDS im Bundestag lehnt die zunehmende Milita- isierung der nationalen und EU-Außenpolitik ab. Die ukünftige EU-Verfassung enthält sogar ein Aufrüs- ngsgebot und das Vorhaben der Schaffung einer euro- äischen Interventionsarmee. Auch diese Vorgaben leh- en wir ab. Der FDP-Antrag zielt aber im Kern darauf, die Bun- eswehr auf dieses Vorhaben einzustellen. Deshalb timmt die PDS im Bundestag gegen diesen Antrag. nlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Alexander Bonde, Winfried Hermann, Hans-Josef Fell, Claudia Roth (Augs- burg), Josef Philipp Winkler, Marianne Tritz, Dr. Ludger Volmer, Cornelia Behm, Jutta Dümpe-Krüger Petra Selg, Volker Beck (Köln) und Anna Lührmann (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Wehrpflicht aussetzen (Tagesord- nungspunkt 3 d) Der mit der Wehrpflicht verbundene Eingriff in die rundrechte und Lebensplanung junger Männer ist si- 11578 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. September 2004 (A) ) (B) ) Bündnisgrünen seit Jahren mit sachlichen Argumenten für ein Ende der Wehrpflicht. Auch wenn wir zur Kennt- nis nehmen müssen, dass die Wehrpflichtfrage bei eini- gen immer noch einen starken Bekenntnisreflex auslöst, so konnten in den vergangenen Jahren dennoch zahlrei- che Mythen und Legenden abgebaut werden. In allen Parteien, auch in den beiden Volksparteien, in der Bun- deswehr und der Fachöffentlichkeit ist die Einsicht ge- wachsen, dass ein Übergang von einer Wehrpflicht- zu einer Freiwilligenarmee keine nationale Katastrophe wäre, sondern aus vielfältigen Gründen unumgänglich und machbar ist. Wir teilen insofern die im Antrag 15/1357 getroffene Feststellung, dass die Wehrpflicht sicherheitspolitisch nicht länger erforderlich ist. Wir können es auch gut nachvollziehen, dass es die Antragsteller sehr begrüßen würden, wenn ein Beschluss zur Aussetzung der allge- meinen Wehrpflicht von einer rotgrünen Regierung ge- fällt werden könnte. An den Bündnisgrünen wird – das ist allgemein bekannt – ein schnellstmöglicher Ausstieg nicht scheitern. Wer ehrlich ist, muss sich eingestehen: Im Zuge des Reform- und Transformationsprozesses bewegt sich auch die Bundeswehr seit Jahren in großen Schritten in Richtung Freiwilligenarmee. Die in mehreren Stufen er- folgte Reduzierung der Streitkräfte, die Einführung des freiwilligen und länger dauernden Wehrdienstes sowie zahlreiche Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr haben dazu beigetragen, dass die Wehrpflichtabhängigkeit drastisch reduziert wurde. Die neuen Strukturen sind so auszugestalten, dass eine Veränderung der Wehrform zu keinen funda- mentalen Verwerfungen in der Bundeswehr führen würde. Die Funktionsfähigkeit der Bundeswehr wird durch eine reine Freiwilligenarmee nicht gefährdet. Im Gegen- teil: Die weitere Reduzierung des Anteils der Grund- wehrdienstleistenden geschieht nicht zuletzt mit dem Ziel, die Effizienz der Bundeswehr als Einsatzarmee zu steigern. Zahlreiche Militärexperten halten eine reine Freiwilligenarmee für wesentlich effektiver und volks- wie betriebswirtschaftlich kostengünstiger. Auch die Weizsäcker-Kommission hat in ihrem Bericht vom Mai 2000 bestätigt, dass eine Freiwilligenarmee im Umfang von 220 000 Berufs- und Zeitsoldaten den sicherheitspo- litischen Anforderungen in vollem Maße entspricht. Die Zeiten, in denen mehr als die Hälfte der bis zu 490 000 Bundeswehrsoldaten aus Grundwehrdienstleis- tenden bestand und mindestens die Hälfte eines Geburts- jahrgangs Wehrdienst leistete, sind vorbei. Nur noch 30 000 der 250 000 Soldaten der Bundeswehr werden ei- nen neunmonatigen Grundwehrdienst leisten. Dies be- deutet, dass jährlich maximal noch 40 000 Männer für den klassischen Wehrdienst herangezogen werden kön- nen. Das sind weniger als 10 Prozent eines Geburtsjahr- gangs von durchschnittlich 415 000 jungen Männern. Von einer „allgemeinen“ Wehrpflicht kann deshalb keine Rede mehr sein. Diese Gerechtigkeitslücke wird noch durch die geschlechtspezifische Ungleichbehandlung von Männern und Frauen verstärkt. Niemand, der sich d u d u e p w F j s d M A b D A h w f s D w s b B L D le D S d T i t A k r B d u f d g (C (D en Leitzielen von größtmöglicher Freiheit, Gleichheit nd Gerechtigkeit verbunden fühlt, kann sich auf Dauer er Lösung dieser eklatanten Wehr- und Einberufungs- ngerechtigkeit entziehen. Die Koalitionsfraktionen haben in der Koalitionsver- inbarung festgehalten, dass über die Frage der Wehr- flicht noch vor Ende der Legislaturperiode entschieden ird. Auch wenn wir die im Antrag 15/1357 getroffenen eststellungen inhaltlich teilen, müssen wir diesen zum etzigen Zeitpunkt ablehnen, da die notwendige politi- che und gesellschaftliche Diskussion noch nicht been- et ist. Die gegenwärtige Auswahlwehrpflicht für junge änner ist für uns nur für eine kurze Zeit hinnehmbar. ls mittelfristige Einrichtung ist sie verfassungsrechtlich edenklich, den Betroffenen nicht zumutbar und auf auer auch gesellschaftlich nicht haltbar. nlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Antrags: Schaffung eines in- ternationalen Instruments zum Schutz der kul- turellen Vielfalt unterstützen (Tagesordnungs- punkt 11) Günter Nooke (CDU/CSU): Was wir heute hier ver- andeln, ist alles andere als der Zweig einer Orchideen- issenschaft, sondern beim Schutz der kulturellen Viel- alt handelt es sich um den Stamm unserer Kulturpolitik chlechthin und den Erhalt der föderalen Struktur in eutschland. Es geht um handfeste Interessen. Es sind vor allem irtschaftliche Interessen, die nach dem Gesetz der fort- chreitenden Liberalisierung auch die kulturelle Vielfalt edrohen können. Darüber lohnt es sich im Deutschen undestag zu diskutieren. Es soll uns niemand aus den ändern vorhalten, wir hätten die föderale Vielfalt in eutschland nicht verteidigt. Zu Beginn ist festzustellen, dass das Anliegen von al- n Fraktionen des Deutschen Bundestages getragen wird. as Thema eignet sich auch nicht für parteipolitische treitereien. Ich stelle eingangs also lediglich fest, dass ie CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag das hema schon früh und als erste – bereits im Januar 2003 m Vorfeld der GATS-Verhandlungen – in den Bundes- ag getragen hat. Wir haben damals ein völkerrechtliches bkommen gefordert, ein „Instrument zum Schutz der ulturellen Vielfalt“ als Referenzgröße für weitere Libe- alisierungen im Dienstleistungssektor. Das war – mitsamt den Auswirkungen für Kultur und ildung – der Koalition offenbar nicht so wichtig, denn ie faktische Nicht-Präsenz der Koalitionäre von SPD nd BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hatte damals dazu ge- ührt, dass eine Debatte im Bundestag nicht stattgefun- en hat. Dieser Umstand hatte mich damals zu der Äußerung enötigt, das Parlament dürfe in Zukunft das Thema Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. September 2004 11579 (A) ) (B) ) „nicht verschlafen“. Inzwischen sind alle aufgewacht. Darüber bin ich sehr froh. Und ich betone: Es herrscht Einigkeit in der Sache. Die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag hat diesem Antrag im federführen- den Ausschuss für Kultur und Medien zugestimmt. Worum es geht, wurde von meinen Vorrednern ge- schildert und ist in mindestens ebenso eindrucksvoller Weise in der vorliegenden Drucksache dargestellt. Ich beschränke mich also auf fünf Aspekte, die eng miteinander verbunden sind. Erstens: Die Grundlagen sind gelegt. Im Januar 2004 hat das EU-Parlament im Beschluss zur kulturellen Viel- falt die Freiheit der nationalen Kulturpolitiken sicherge- stellt. Ein wichtiger Schritt. Im August dieses Jahres wurde bei einem Treffen der UNESCO und der WTO betont, dass „kulturelle Güter und Dienstleistungen gleichzeitig wirtschaftliche und kulturelle Aspekte ha- ben und dass sie – da sie Identitäten, Wertvorstellungen und Bedeutungen übertragen – nicht wie normale Han- delsware oder Konsumgüter behandelt werden dürfen“. Diese Formulierung des Sachverhaltes habe ich zitiert aus dem mittlerweile vorliegenden „Entwurf eines Über- einkommens zum Schutz der Vielfalt kultureller Inhalte und künstlerischer Ausdrucksformen“ der UNESCO. Einfacher zu behalten ist das Schlagwort der „Doppelna- tur“ der Kultur als öffentliches Gut und als Wirtschafts- gut. Auch dieser Entwurf – der künftig in den Gremien zu verhandeln ist – ist eine der Grundlagen. Schon an dieser Stelle möchte ich ein wichtiges Fazit vorwegnehmen: Wir sollten diesen Entwurf, der bisher nur in einer Ar- beitsübersetzung vorliegt, unterstützen und seine Ver- wirklichung anstreben. Zweitens: Vielfalt ist eine Stärke. In der Süddeut- schen Zeitung war dieser Tage zu lesen: „Die auf den Handel verengte Sichtweise der „WHO“ – Welthandels- organisation – macht es für einzelne Staaten immer schwerer, ihren Markt in einer Weise zu regulieren, die kulturelle Vielfalt weiterhin gedeihen lässt.“ Das stellt der in Utrecht lehrende Professor für Politische Wissen- schaften und Kulturpolitik, Joost Smiers, fest – „Süd- deutsche Zeitung“ 19. August 2004. Er folgert daraus, dass die „Übergabe aller Kulturfragen an das Marktge- setz und seine ausführenden Organe“ unvereinbar ist mit der Menschenrechtskonvention. Und ebenso deutlich ist seine Feststellung: „Die Geschichte lehrt uns, dass der Markt allein nicht alle Formen künstlerischen Ausdrucks pflegen kann“. Er warnt davor, dass eine Konzentration der öffentlichen Aufmerksamkeit auf „eine Hand voll Stars, Blockbuster und Bestseller“ vergessen machen kann, dass es mehr gibt als diesen marktwirtschaftlich erzeugten Eindruck eines Kanons. Unsere Frage ist also: Wie kann kulturelle Vielfalt dauerhaft gesichert und entwickelt werden? Wir müssen hier mit nationalem Selbstbewusstsein feststellen, dass Regelungen notwendig sind; und zwar einerseits im ei- genen Staatsgebiet und andererseits mit Blick auf inter- nationale Zusammenarbeit. l w f I t T m a D f e l z u f r i e d t L n i i s s s k s a B m s e a i f w h d w „ m r s u w g p r (C (D Ohne „Hoheiten“ zu verletzen, muss sich Deutsch- and im Zuge der anstehenden Verhandlungen mit welt- eiter Tragweite dazu bekennen, seine kulturelle Viel- alt zu behaupten, und zwar aufgrund der berechtigten nteressen der Kultur, aber auch aus wirtschaftlichen In- eressen. Drittens: Die nationale Kulturpolitik – die UNESCO- exte sprechen, sachlich korrekt, im Plural, daran muss an sich gewöhnen –, die nationalen Kulturpolitiken lso dürfen nicht durch gut gemeinte Regulierung oder eregulierungen den wirtschaftlichen Interessen geop- ert werden. Im Gegenteil. Ein Ziel der Konvention muss s sein, jedes Land, das seinen Markt zugunsten kulturel- er Vielfalt regulieren möchte, vor Sanktionen zu schüt- en. Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, m die Vielfalt kulturellen Ausdrucks zu schützen, zu ördern und weiterzuentwickeln. Staatliche Kulturförde- ung – ob, wer und wie viel gefördert wird, muss weiter n Deutschland und das heißt vorrangig in den Ländern ntschieden werden. Viertens: Die Enquete-Kommission „Globalisierung er Weltwirtschaft – Herausforderungen und Antwor- en“ des Deutschen Bundestages hat in der vergangenen egislaturperiode festgehalten, dass unsere Zukunft icht Industriestandort heißt, sondern Kreativmarkt, also n weitest denkbarer Weise auf Innovationen gegründet st, die nicht in Einheitlichkeit entstehen kann. Das hat sich vielleicht noch nicht so richtig herumge- prochen. Aber im Filmbereich und in der Musikwirt- chaft ist das sehr anschaulich: einerseits die große wirt- chaftliche Wertschöpfung, andererseits die enorme ulturelle Vielfalt allein in Europa. Die große Chance Deutschlands und der Europäi- chen Union liegt in der Vielfalt der Kultur. Aber sie ist uch – wirtschaftlich gesehen – ein Problem. Und ein lick in die Kinoprogramme stimmt nachdenklich, wenn an sich die sehr unterschiedlichen Marktanteile an- ieht, die sich oft allein aus der Größe des in der Regel ben englischen Sprachraums ergeben. Wir müssen aus der Dichte, der Qualität, der Einzig- rtigkeit und der regionalen Vielfalt des Kulturangebots n Deutschland einen Exportschlager machen. Aber da- ür müssen wir uns auch zuerst dieses Wertes bewusst erden, zweitens alles daran setzen, diese Vielfalt zu er- alten und drittens natürlich auch fragen, welche Pro- ukte sich daraus bilden lassen, die eventuell ein welt- eites Interesse hervorrufen. Als Beispiel seien nur die Berliner Philharmoniker“ genannt. Fünftens: Unsere Aufmerksamkeit müssen wir zuneh- end auf solche regionalen Marken lenken. Erfolgreiche egionale Marken sichern die Vielfalt. Das gilt vielleicht ogar für das deutsche Bier, das Münchner Oktoberfest nd ganz sicher für unseren Tageszeitungsmarkt – auch enn es hier derzeit Bestrebungen der Bundesregierung ibt, das zu konterkarieren. Kulturelle Vielfalt ist ge- rägt von Tradition, Brauchtum, Religion und eben auch egionalem oder nationalem Bewusstsein davon. 11580 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. September 2004 (A) ) (B) ) Dagegen kann man jede große, wirtschaftlich erfolg- reiche, internationale „Marke“ eher als eine Bedrohung der kulturellen Vielfalt beschreiben. Wer internationale Hotelketten kennt, weiß, was damit gemeint ist; aber auch Coca Cola, Gucci oder Ikea gehören wohl dazu. Aber was unterscheidet die Marke „Berliner Philhar- moniker“ von der Marke „Michael Jackson“? Holly- woodfilme werden als Verringerung der kulturellen Viel- falt wahrgenommen, während ein mongolischer oder selbst mexikanischer Film schon als Bereicherung ver- standen wird. Wo ist da der Unterschied? Nur weil die Vermarktung von Hollywood aus erfolgreicher ist, kann daraus kein Vorwurf konstruiert werden. Gerade weil die Abgrenzung von Kultur- und Wirt- schaftsgut, wie eben beim Film angedeutet, nicht gelingt und damit innerhalb der GATS- bzw. WTO-Verhandlun- gen kein hinreichender „Kulturschutz“ möglich ist, brau- chen wir eine internationale Konvention zum Schutz der kulturellen Vielfalt. Bei der Menschenrechtskonvention ist klar, was mit dem Schutz der Menschenrechte ge- meint ist. Bei der Konvention zum Erhalt der Artenviel- falt, der Biodiversität, werden alle auf den Schutz von Pflanzen und Tieren eingeschworen. Bei der hier in Rede stehenden Konvention kann es meines Erachtens nicht darum gehen, dass andere bestimmen, dass alle Men- schen dauerhaft ihre jetzige Kultur, das heißt kulturelle Entwicklungsstufe zu erhalten haben. Worum es geht, ist meines Erachtens einzig und al- lein, dass es ihnen erlaubt bleibt, ihre kulturelle Le- bensumwelt so zu erhalten und so weiterzuentwickeln, wie sie es für richtig halten. Das wird schwer genug durchzusetzen sein. In Deutschland bedeutet das zum Beispiel, dass wir das duale Rundfunksystem erhalten und finanzieren kön- nen. Das heißt aber, es müsste mehr von Kultur und regio- nalem Bezug geprägt sein als heute. Der regionale Bun- desligaverein reicht dafür nicht aus. Aber das wäre eine andere Diskussion. Wichtig war nur der Hinweis, dass wir hier nicht nur die so genannte Kulturhoheit der Län- der verteidigen, sondern auch die Rundfunkhoheit, wenn sie sich denn als Teil kultureller Vielfalt verstünde und nicht als bloßer Mitläufer im Quotenrennen. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Ich bin sehr für den Bestand des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Je mehr regionale Schwerpunkte verankert werden und vor allem: je relevanter die Inhalte mit Bezug zur Kultur sind, desto klarer wird der öffentlich- rechtliche Rundfunk den Kriterien der Konvention zum Schutz der kulturellen Vielfalt gerecht. Dabei geht es auch um die mediale Vermittlung und Pflege der deutschen Sprache. Daher ist die Aufgabe nicht zu unterschätzen, die hier auch den öffentlich- rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten zukommt. Wissen und Kenntnis um die kulturellen Grundlagen unserer Gemeinschaft zu vermitteln und damit eine ent- sprechende Nachfrage bei den Bürgern zu pflegen muss als Aufgabe in der Breitenvermittlung der Sendeanstal- ten begriffen werden. Daher begrüße ich die jüngsten S w S b z s d s A b O c W u h k u B ü h h f v s O w d e d e E k C N e d b (C (D elbstverpflichtungserklärungen der Sender, die die not- endige Sensibilität erkennen lassen. Fazit: Dieses Jahr ist für die Verhandlungen zum chutz der kulturellen Vielfalt enorm wichtig. Im Okto- er werden die „zehn nächsten Schritte auf dem Weg um Schutz kultureller Vielfalt“ beim zweiten Fachge- präch verabredet, im November beginnt die Konferenz. Die Formulierung „Zehn Schritte“ macht deutlich, ass es noch eine Weile dauern wird, aber die Diskus- ion läuft. Wir sollten sie selbstbewusst führen. nlage 6 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Anträge: – Gesamtkonzept zur Abwehr bioterroristi- scher Gefahren vorlegen – Evaluierungsbericht zu dem Gesetz zur Be- kämpfung des internationalen Terrorismus vorlegen (Tagesordnungspunkt 12) Petra Pau (fraktionslos): Beide „Otto-Pakete“ blei- en Gift. Erstens. Die FDP hat beantragt, die so genannten tto-Pakete I und II zu überprüfen. Sie sollten der Si- herheit dienen und sie greifen Bürgerrechte an. Dieser iderspruch war schon nach dem 11. September 2001 nd den Terroranschlägen in den USA umstritten. Des- alb hatte die PDS im Bundestag ja auch beide „Otto-Pa- ete“ abgelehnt. Zweitens. Damals hatten etliche Grüne tief geschluckt nd hoch versprochen: Nach drei Jahren werden wir im undestag überprüfen lassen, was sinnvoll war und was berzogen ist. Aber nicht die Grünen, sondern die FDP at die Evaluierung beantragt. Die PDS im Bundestag at leider kein Antragsrecht. Deshalb danke ich der FDP ür ihre Initiative. Drittens. Mit den Sicherheitsgesetzen I und II, die 2001 on Bundesinnenminister Otto Schily initiiert wurden, ollte der internationale Terrorismus bekämpft werden. b dies erfolgreich war, hat bislang niemand belegt. Er- iesen ist aber, dass damit der ohnehin angeschlagene emokratische Rechtsstaat bis ins Mark getroffen wurde. Viertens. Die Befugnisse der Geheimdienste wurden rweitert, der Datenschutz wurde abgebaut. Das Auslän- errecht wurde verschärft und der große Lauschangriff rweitert. Das Bundesverfassungsgericht hat derweil ntscheidungen von Rot-Grün als grundrechtswidrig assiert. Aber Rot-Grün blieb im Fahrwasser der CDU/ SU, von Schily und Beckstein. Auch das gehört zur egativbilanz. Fünftens. Überhaupt tut sich Rot-Grün schwer, wenn s um Bürgerrechte und Demokratie geht. Ich bedauere as ausdrücklich; denn versprochen war anderes. Aber islang gibt es weder ein hinreichendes Antidiskriminie- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. September 2004 11581 (A) (C) (B) (D) rungsgesetz noch ein ernsthaftes Angebot für mehr De- mokratie. Dabei bietet die künftige EU-Verfassung jeden Anlass, um Volksabstimmungen auf Bundesebene end- lich einzuführen. Sechstens. Stattdessen wird der Kampf gegen den Terrorismus genutzt, um verbriefte Bürgerrechte auszu- hebeln. Ich erinnere an ein Paradebeispiel. Die USA ver- langen von Passagieren und Überfliegern mehr als 30 persönliche Daten. Das EU-Parlament klagt dagegen. Der SPD-Innenminister und der grüne Außenminister in- des finden das gut und richtig. Klarer kann man einstige Ideale nicht verraten. Siebtens. Die „Otto-Pakete“ müssen überprüft wer- den. Ich habe sie von Anfang an für überzogen, für falsch gehalten. Denn wenn die These stimmt, dass fun- damentale Terroristen rechtsstaatliche Gesellschaffen zerstören wollen, dann darf man ihnen nicht noch vo- rauseilen. Achtens. Die PDS lädt übrigens zum 2. Oktober zu ei- ner Datenschutzkonferenz nach Berlin ein. Ich würde mich über Teilnehmer der FDP freuen. Aber auch die Grünen sind eingeladen. Sie könnten sich in eigener Sa- che erinnern: Es war nicht alles schlecht, was sie der- einst einte. 126. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 23. September 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6
Gesamtes Protokol
Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512600000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.

(Die Anwesenden erheben sich)


Wir sind tief betroffen vom Tod unseres Kollegen
Hans Büttner, der am Samstag, dem 18. September
2004, einen Monat vor seinem 60. Geburtstag, verstarb.

Geboren am 18. Oktober 1944 in Ingolstadt, blieb er
seiner Heimat auch in seinem politischen Engagement
immer eng verbunden. Beständigkeit, Aufrichtigkeit und
Gerechtigkeitssinn: Diese Eigenschaften prägten seine
Arbeit als Parlamentarier und Gewerkschafter.

Als grundgütig und gerecht und als sehr menschlich
haben ihn alle empfunden, die mit ihm gearbeitet haben.
Zugleich setzte sich Hans Büttner seit mehr als
30 Jahren für die Interessen der Menschen in den Ent-
wicklungsländern, für internationale Gerechtigkeit und
für ein gewaltloses Zusammenleben ein. Sein besonde-
res Engagement galt Afrika und insbesondere den Län-
dern des südlichen Afrikas, die er als Entwicklungsbera-
ter von 1978 bis 1982 auch persönlich kennen gelernt
hatte. Hans Büttner hat Afrika nicht nur intellektuell,
sondern auch mit dem Herzen verstanden.

Dem Deutschen Bundestag gehörte der Verstorbene

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Redet
seit 1990 an. Auch hier hat er als Mitglied des Auswärti-
gen Ausschusses, als stellvertretender Vorsitzender und
als Sprecher des Unterausschusses Globalisierung und
Weltwirtschaft, als Vorsitzender der Parlamentarier-
gruppe für das südliche Afrika und als Sprecher seiner
Fraktion wichtige Akzente für die Meinungsbildung des
Parlaments zur Entwicklungspolitik gesetzt. Als Mitglied
des Sportausschusses nahm er sich besonders der Förde-
rung des Behindertensports und der Paralympics an.

Gleichgültig, ob sich Hans Büttner in Südafrika oder
in seinem Wahlkreis engagierte: Wichtig war ihm stets
die Nähe zu den Menschen und das Gespräch mit ihnen,
das er als wichtige Unterstützung und als Grundpfeiler
seiner Arbeit ansah. Das Wort Nein hat man v
gehört. Er war immer für jeden da. Dieses u
Bemühen um die Sorgen und Probleme vo
schen hat Hans Büttner bisweilen angestrengt

(C (D ung 23. September 2004 0 Uhr renzen des Machbaren stoßen lassen. Bedürftigen zu elfen, ob in Botsuana oder in Bodenmais, war das Leensmotto Hans Büttners. Er sprach nicht viel darüber, er at es. Wir werden Hans Büttner in ehrender Erinnerung be alten. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Ehefrau und einer Familie. Sie haben sich zu seinen Ehren erhoben. Ich danke Ih en dafür. Die Fraktion der FDP schlägt als Nachfolger für den erstorbenen Kollegen Dr. Rexrodt den Kollegen ellmut Königshaus als stellvertretendes Mitglied im uratorium der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung nd Zukunft“ vor. Sind Sie damit einverstanden? – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist der Kollege Hellmut önigshaus als stellvertretendes Mitglied in das Kuratoium dieser Stiftung entsandt. Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene agesordnung um die in einer Zusatzpunktliste aufgeührten Punkte zu erweitern: 1. Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Positive Entwicklung des Gewerbesteueraufkommens bei den Kommunen 2. Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP zu den Antworten der Bundesregierung auf die dringlichen Fragen ext auf Drucksache 15/3705: Äußerungen von Bundesminister Schily zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Antrag auf Verbot der NPD 3. Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a)


(siehe 125. Sitzung)


(Ergänzung zu TOP 23)


Stünker, Hermann Bachmaier, Sabine Bätzing, weiteren
Abgeordneten und der Fraktion der SPD sowie den Abge-
ordneten Jerzy Montag, Irmingard Schewe-Gerigk, Hans-
Christian Ströbele, weiteren Abgeordneten und der Frak-
tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes über die Rechtsbehelfe bei

(Anhörungsrügengesetz)

– Drucksache 15/3706 –

eisungsvorschlag:
sausschuss (f)

usschuss
huss für Gesundheit und Soziale Sicherung
on ihm nie
nablässige
n Mitmen-
und an die

Überw
Recht
Innena
Aussc






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Wolfgang

Börnsen (Bönstrup), Dirk Fischer (Hamburg), Eduard
Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU: Radverkehr fördern – Fortschrittsbericht
vorlegen
– Drucksache 15/3708 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Günther
Friedrich Nolting, Dr. Werner Hoyer, Helga Daub, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Mandat für
Kabul und Kunduz/Faizabad trennen
– Drucksache 15/3712 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Haushaltsausschuss

4. Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache

(Ergänzung zu TOP 24)

a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat einge-

brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des
Fleischhygienegesetzes und der Fleischhygiene-Ver-
ordnung
– Drucksache 15/2772 –

(Erste Beratung 108. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für
Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft

(10. Ausschuss)

– Drucksache 15/3735 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Wilhelm Priesmeier
Uda Carmen Freia Heller
Friedrich Ostendorff
Dr. Christel Happach-Kasan

b) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der
Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zu dem Rahmenübereinkommen der Weltgesund-
heitsorganisation vom 21. Mai 2003 zur Eindämmung

(Gesetz zu dem Tabakrahmenübereinkommen)

– Drucksache 15/3353 –

(Erste Beratung 118. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für
Gesundheit und Soziale Sicherung (13. Ausschuss)

– Drucksache 15/3734 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Jens Spahn

c) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, der CDU/
CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der
FDP: Für eine parlamentarische Dimension im System
der Vereinten Nationen
– Drucksache 15/3711 –

5. Beratung des Antrags der Abgeordneten Karl-Josef Laumann,
Dagmar Wöhrl, Veronika Bellmann, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der CDU/CSU: Langfristig eine einheit-
liche Förderung der Selbständigkeit von Arbeitslosen
schaffen
– Drucksache 15/3707 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Haushaltsausschuss

Von der Frist für den Beginn der Beratung soll – so-
weit erforderlich – abgewichen werden.

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(C (D Außerdem wurde vereinbart, den Tagesordnungsunkt 11 – dabei geht es um den Schutz der kulturellen ielfalt – nach Tagesordnungspunkt 8 und Tagesordungspunkt 13 bereits nach Tagesordnungspunkt 10 aufurufen. Des Weiteren sollen folgende Tagesordnungspunkte bgesetzt werden: Tagesordnungspunkt 9, Tagesordungspunkt 21 und Tagesordnungspunkt 24 b. Außerdem mache ich auf eine nachträgliche Überwei ung im Anhang zur Zusatzpunktliste aufmerksam: Der in der 102. Sitzung des Deutschen Bundestages berwiesene nachfolgende Antrag soll zusätzlich dem aushaltsausschuss zur Mitberatung überwiesen weren. Antrag der Abgeordneten Otto Fricke, Gudrun Kopp, Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Privatisierung und öffentlich-private Partnerschaften – Drucksache 15/2601 – überwiesen: Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Innenausschuss Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Sind Sie mit den Vereinbarungen einverstanden? – ch höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Zu guter Letzt möchte ich dem Kollegen Hartmut chauerte, der am 13. September seinen 60. Geburtstag eging, nachträglich die besten Glückwünsche des Haues übermitteln. Auf der Tribüne hat soeben der Parlamentspräsident l-Majali aus Jordanien mit seiner Delegation Platz geommen. Wir begrüßen Sie alle sehr, sehr herzlich. ir hoffen, dass Sie einen aufschlussreichen Eindruck on unserer parlamentarischen Arbeit gewinnen können. ür Ihren Aufenthalt heute hier in unserem Haus, für Ihr eiteres parlamentarisches Wirken und auch für Ihr and wünschen wir Ihnen von Herzen alles Gute. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 3 a bis 3 e auf: a)


(Beifall)


(Beifall)



(11. Ausschuss)

Arnold, Reinhold Robbe, Ulrike Merten, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie
der Abgeordneten Alexander Bonde, Winfried
Nachtwei, Volker Beck (Köln), weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN
Durch Transformation die Bundeswehr zu-
kunftsfähig gestalten
– Drucksachen 15/2656, 15/3125 –






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

Berichterstattung:
Abgeordnete Rainer Arnold
Christian Schmidt (Fürth)


b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(11. Ausschuss)

Günther Friedrich Nolting, Jürgen Koppelin,
Helga Daub, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP
Zukunftsfähigkeit der Bundeswehr herstel-
len – Wehrpflicht aussetzen
– Drucksachen 15/2662, 15/3127 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Rainer Arnold
Christian Schmidt (Fürth)


c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(11. Ausschuss)

CSU
Für eine moderne Bundeswehr als Pfeiler ei-
ner verlässlichen Sicherheits- und Verteidi-
gungspolitik Deutschlands
– Drucksachen 15/2388, 15/3126 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Rainer Arnold
Christian Schmidt (Fürth)


d) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(11. Ausschuss)

Günther Friedrich Nolting, Helga Daub, Birgit
Homburger, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der FDP
Wehrpflicht aussetzen
– Drucksachen 15/1357, 15/2963 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Hans-Peter Bartels
Christian Schmidt (Fürth)


e) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(11. Ausschuss)

Christian Schmidt (Fürth), Ulrich Adam, Ernst-
Reinhard Beck (Reutlingen), weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion der CDU/CSU
Für den Erhalt sicherheitsrelevanter Struktu-
ren in der Bundeswehr
– Drucksachen 15/2824, 15/3263 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Rolf Kramer
Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)


Über die Beschlussempfehlung des Verteidigungsaus-
schusses zu dem Antrag der Fraktion der FDP mit dem
Titel „Wehrpflicht aussetzen“ werden wir später nament-
lich abstimmen.

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(C (D Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache zwei Stunden vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist auch so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst er Abgeordnete Gernot Erler. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! enn im Deutschen Bundestag Debatten über die Buneswehr stattfinden, dann kann man ein bestimmtes itual beobachten: Fast jeder Redner bringt irgendwann einen Dank und seinen Respekt für die Arbeit der Solatinnen und Soldaten zum Ausdruck. Danach geht es ber meistens sehr schnell wieder in die Tiefebenen der agespolitik. Diese Auseinandersetzung wird dann nicht elten auf dem Rücken derer ausgetragen, denen man geade seinen Dank ausgesprochen hat. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ist das!)

Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1512600100

Ich möchte heute einen anderen Weg wählen. Ich
öchte meinen Dank und meinen Respekt nicht direkt,
ondern indirekt zum Ausdruck bringen, und zwar da-
urch, dass ich auf einige Realitäten zu sprechen
omme. Dabei möchte ich ein Beispiel wählen.
Wenn wir von einer jungen Frau oder einem jungen
ann hören, der oder die einen vollen Beruf ausübt, um
en Lebensunterhalt für sich selbst und vielleicht die ei-
ene Familie zu verdienen, und daneben noch eine volle
usbildung oder ein volles Studium absolviert, dann
ollen wir ihm oder ihr häufig Respekt und Anerken-
ung. Manchmal haben wir auch Sorge, ob das nicht zu
iner Überforderung führt.
Wenn wir hier von Realitäten sprechen, so behaupte

ch: Exakt das ist schon seit langer Zeit die Realität in
er Bundeswehr. Dort üben viele Tausende von Frauen
nd Männern in der Tat einen Full-Time-Job aus, seit
em Jahr 1990 unter ständigen Umstrukturierungen und
eit dem Jahr 2000 auch in einem Prozess der vollen
ransformation, der geradezu verharmlosend Bundes-
ehrreform genannt wird. Nebenbei müssen sie sich
och einem außerordentlich fordernden Lernprozess un-
erziehen, der mit einer kompletten Ausbildung oder ei-
em kompletten Studium gleichzusetzen ist. Dabei wird
uch noch ein völliges Umstellen und Umdenken auf
eue Herausforderungen verlangt.
Während diese Transformation in diesem Umfang

tattfindet, haben wir eine Dauerhöchstbelastung der
undeswehr mit aktuell 7 180 Soldaten im Dienst von
chwierigen Auslandsmissionen zu verzeichnen, aber
uch – das dürfen wir nicht vergessen – mit ständig dop-
elt so vielen, die sich auf einen solchen Einsatz vorbe-
eiten, und ebenso vielen, die einen solchen Einsatz hin-
er sich haben, ihn verarbeiten müssen, die Lehren
araus zu ziehen haben und sich in der Regel auf eine
iederholung einer solchen Herausforderung einstellen
üssen.
Ich habe das Bild von einem voll Berufstätigen ge-

raucht, der neben seinem Beruf einen umfangreichen
ernprozess in Form von Ausbildung oder Studium






(A) )



(B) )


Gernot Erler

durchmacht. Das Besondere bei der Bundeswehr ist,
dass es sich bei dieser Ausbildung auch noch um Neu-
land handelt. Was heißt das: Neuland? Ich meine damit
– lassen Sie mich das hier einmal offen sagen –, dass die
europäische Politik in den 90er-Jahren versagt hat, so-
dass es leider zu vier blutigen Kriegen auf europäischem
Boden in Südosteuropa gekommen ist. Je zweimal hat es
in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo militärische In-
terventionen gegeben. Die Akte der Terroristen in Af-
ghanistan haben dann zu einer militärischen Intervention
an einem dritten Ort gezwungen. Im Ergebnis haben wir
seit 1995 in Bosnien-Herzegowina, seit 1999 im Kosovo
und seit dem Jahr 2002 in Afghanistan komplizierte, for-
dernde und schwierigste so genannte Nation-Building-
Prozesse. Bei denen müssen mehr als 30 verschiedene
Nationen, internationale Organisationen wie die Verein-
ten Nationen, die NATO, die EU und die OSZE, interna-
tionale Finanzorganisationen und andere in einer völlig
neuen Form zusammenarbeiten und bei denen muss die
Bewältigung völlig neuer Aufgaben unter völlig neuen
Arbeitsformen erprobt werden. Das ist in der Tat Neu-
land.

In diese Situation haben wir die Bundeswehr prak-
tisch zur Bewährung hineingeworfen, weil es nach sol-
chen Interventionen eine nicht mehr abweisbare Verant-
wortung für uns gibt. Wir haben ihr gesagt: Ihr
übernehmt dort die Verantwortung für uns. Von eurem
Erfolg hängt das Ansehen der westlichen Welt, ja auch
unseres Landes ab – so ein bisschen nach dem Motto:
Wir wissen zwar nicht genau, wie Nation-Building-Pro-
zesse ablaufen; aber wir werfen euch einmal in der Hoff-
nung ins kalte Wasser, dass ihr das Schwimmen schon
lernt. – Liebe Kolleginnen und Kollegen, genau das ist
es, was wir mit der Bundeswehr als politisch Verant-
wortliche machen. Wir tun das mit 1 150 Soldaten in
Bosnien-Herzegowina, mit über 1 300 im Kosovo und
mit circa 2 400 in Afghanistan und benutzen dabei sol-
che flotten Abkürzungen wie SFOR, KFOR oder ISAF
und tun so, als ob wir genau wüssten, was das ist, wäh-
rend wir es in Wirklichkeit nicht wissen und auch gar
nicht wissen können.

Damit bin ich bei einem sehr aktuellen Thema, näm-
lich bei den Vorgängen um die außerordentlich tragi-
schen Ereignisse am 17. und 18. März im Kosovo. Da
gab es Tote und Verletzte, Vertreibungen von Menschen,
brennende Häuser, Kirchen und Klöster. Objektiv war
das ein schwerwiegender Rückschlag bei einem dieser
außerordentlich komplizierten Nation-Building-Prozes-
se. Es hat Untersuchungen dazu gegeben. Sie haben er-
geben, dass es bei diesem Rückschlag in der Koopera-
tion und in der Kommunikation derjenigen, die Verant-
wortung vor Ort trugen, ebenso wie bei der Ausrüstung
Mängel gab und wahrscheinlich auch Fehler Einzelner
vorgekommen sind. Es hat umfangreiche Reaktionen des
Ministeriums und auch Maßnahmen zur Verbesserung
der Fähigkeiten vor Ort gegeben.

Der Bundesminister der Verteidigung Peter Struck
verfolgt bei diesen Vorgängen eine Position der uneinge-
schränkten Transparenz und Information des Deutschen
Bundestages.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


eine Fraktion unterstützt diese Politik der uneinge-
chränkten Information und Transparenz nachdrücklich.
ir sind der Meinung, dass dies der richtige Weg ist.

(Zuruf von der SPD: So ist es! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist unglaublich!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben jetzt
ehrere Möglichkeiten. Natürlich kann das Parlament
ein Recht wahrnehmen und entsprechende Mittel ein-
etzen, um die Fehler Einzelner auszuleuchten und zu
chauen, ob sich daraus Folgen für die politische Verant-
ortungsebene ergeben. Man kann aber auch etwas an-
eres tun: Man kann die Fülle von Informationen, die
uf unseren Tischen liegen, als Chance nutzen, um ein-
al zu erfassen, wie die Situation bei den Nation-Buil-
ing-Prozessen grundsätzlich ist und wo strukturelle
erbesserungen notwendig sind. Man kann schauen, wo
ine bessere Abstimmung und eine bessere Kooperation
u organisieren ist. Auch das wäre eine Möglichkeit, un-
erer politischen Mitverantwortung für diese außeror-
entlich schwierigen Aufträge gerecht zu werden und
nzuerkennen, unter welch schwierigen Umständen
hinzu kommt der Stress durch die permanente Trans-
ormation der Bundeswehr – die Soldaten die schwie-
igen Aufgaben, die wir ihnen gegeben haben und die
euland bedeuten, erfüllen müssen.
Dieser ehrliche Umgang mit der Realität, der die Bun-

eswehr bei ihren Einsätzen begegnet, läge einmal au-
erhalb des formalen Dankes. In diesem ehrlichen Um-
ang mit der Realität wäre nach meiner Auffassung
ehr Respekt und Dank für die Soldaten enthalten als in
en üblichen formalen Dankesbekundungen. Deshalb
lädiere ich dafür.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512600200

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Karl Lamers.


Dr. Karl A. Lamers (CDU):
Rede ID: ID1512600300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Der Schutz Deutschlands und seiner Bürgerinnen
und Bürger bleibt eine wichtige Aufgabe staatlicher
Sicherheitsvorsorge.

o steht es im Antrag der rot-grünen Regierungs-
oalition. Die Zielsetzung ist gut. Aber wie sagte schon
icero: „Epistula non erubescit“ – Papier ist geduldig. In
iesem Falle muss ich sagen: sehr geduldig.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dieser Satz in Ihrem Antrag hat einen großen Fehler,

ämlich dass er offensichtlich nicht so gemeint sein






(A) )



(B) )


Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg)


kann, wie er da steht. Es handelt sich um ein reines Lip-
penbekenntnis der rot-grünen Koalition. Denn faktisch
haben Sie die Landesverteidigung aus dem Aufgaben-
katalog der Streitkräfte gestrichen, auch wenn die Vertei-
digungspolitischen Richtlinien anderes besagen – und
das in der heutigen Zeit, in der uns die Menschen zu
Recht fragen, wie sie vor Ort geschützt werden.

Wir fordern einen glaubhaften Schutz der Bürger vor
Bedrohungen aller Art, vor Bedrohungen von außen,
aber auch vor Bedrohungen durch Terroristen im Innern,
am Hindukusch ebenso wie in Heidelberg oder in Wein-
heim an der Bergstraße.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Deutschland braucht endlich ein verteidigungspoliti-

sches Gesamtkonzept. Dazu gehört ein stringenter Plan
für den Einsatz deutscher Soldaten draußen in der Welt.
Wir führen zurzeit eine aktuelle Diskussion über den
Sinn und Zweck unseres Engagements auf dem Balkan,
speziell im Kosovo, und auch in Afghanistan. Damit Sie
mich richtig verstehen: Wir diskutieren nicht über das
Ob, sondern über das Wie unseres Engagements.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zum Teil schon über das Ob!)


Wir sind es unseren Soldaten schuldig, dass wir klar
und deutlich Sinn und Ziel unserer Einsätze darlegen.
Der Wehrbeauftragte war vorgestern sehr nachdenklich.
Wir haben hier eine politische Bringschuld. Unsere Sol-
daten müssen zweifelsfrei wissen, was sie im Einsatz ma-
chen dürfen und was sie machen müssen. Was im März
im Kosovo geschehen ist, das darf es so nicht mehr geben.

Wenn die parlamentarischen Gremien jetzt daran ge-
hen, diese Vorgänge zu erhellen, dann geschieht dies
zum Schutz unserer Soldaten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Durch unsere Forderung nach Klarheit ihres Auftrags,
durch unsere Forderung nach einer besseren Vorberei-
tung und einer sachgerechteren Ausstattung stärken wir
ihnen den Rücken. Hier liegt vieles im Argen. Wir wer-
den dies aufklären. Das ist unsere parlamentarische Ver-
antwortung und Verpflichtung. Wir dürfen unsere Solda-
ten nicht im Stich lassen und wir werden dies auch nicht
tun.


(Beifall bei der CDU/CSU – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie das mal einigen Ihrer Kollegen!)


Für die konkrete Durchführung und Einsatzgestaltung
tragen Sie, Herr Minister, die Verantwortung. Für den
Balkan und für Afghanistan gilt das Gleiche: Die Sinn-
haftigkeit des Einsatzes ergibt sich aus der Einsehbarkeit
des Auftrags. Stabilität und Frieden werden wir auch in
Afghanistan nur erreichen, wenn die Weltgemeinschaft
dem Terror mit einem robusten Mandat die Stirn bietet
und nicht gleich beim ersten Schuss die Segel streicht.
Das Gleiche gilt für den Kampf gegen die Drogen-
barone, vor deren Verbrechen wir nicht die Augen ver-
schließen dürfen.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer tut das?)


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(C (D Herr Minister, ich frage Sie: Wie viele Soldaten brauhen Sie für den Einsatz in Kunduz und in Faizabad? enn die bisherige Stärke nicht ausreicht, dann sollten ie dies heute dem Parlament und der deutschen Öffentichkeit sagen. Dafür stehen Sie in der Verantwortung. Deutschland braucht aber auch ein überzeugendes onzept zur Landesverteidigung. Richtig ist, dass die efahr eines raumgreifenden, mit Panzern geführten rieges im Herzen Europas so nicht mehr gegeben ist. ichtig ist aber auch, dass neue Bedrohungen und Risien an seine Stelle getreten sind. Nach den Anschlägen n New York und Washington und nicht zuletzt im März ieses Jahres in Madrid kann keiner mehr sagen: Bei uns ann so etwas nicht passieren. Ich stelle Ihnen die Frage: Welche originäre Aufgabe at die Bundeswehr bei der Verteidigung unseres Landes m Hinblick auf terroristische Bedrohungen? Offensichtich keine bedeutende; denn ich lese nichts davon, dass ie Bundeswehr künftig im Innern die Rolle spielen darf, ie sie bei Auslandseinsätzen mit ihren spezifischen ähigkeiten und ihrer speziellen Ausrüstung längst nd selbstverständlich einnimmt. Die Verteidigungsolitischen Richtlinien sind nicht vom Kabinett bechlossen. Warum, Herr Minister? Das heutige Bedrohungsszenario verlangt neue Antorten. Der Bürger hat das Recht, geschützt zu werden. ch meine, dies kann nur durch die Bündelung aller zur erfügung stehenden Kräfte und Ressourcen vor Ort gechehen. Meine Damen und Herren, Verteidigung und Sicher eit haben ihren Preis. Verpflichtungen im Rahmen der ATO, der EU und der UNO sind nicht zum Spartarif zu aben. Ihr politischer Ansatz ist falsch. Sie fragen sich: as kann ich mit dem wenigen Geld, das ich zur Verfüung habe, machen? Die Frage muss aber ganz anders auten: Was brauche ich an finanziellen Mitteln und an usrüstung, um dem Auftrag der Bundeswehr in einer eränderten Welt mit neuen Risiken und Bedrohungen erecht zu werden? Das ist die richtige Frage. Meine Antwort lautet: Wir brauchen viel mehr als die 3,9 Milliarden Euro, die Sie einplanen. Die Rechnung er Bundesregierung kann nicht aufgehen: Auf der einen eite gibt es immer mehr Einsätze deutscher Soldaten eltweit, immer mehr Verpflichtungen, immer mehr Zuagen in der Europäischen Union, in der NATO und in roßen Reden unseres Außenministers vor den Vereinten ationen. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie die letzte schon gelesen?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


uf der anderen Seite hat die Bundeswehr immer weni-
er Geld zur Verfügung und gibt es immer weniger Sol-
aten, immer weniger Standorte und zu wenig moderne
usrüstung.
Als NATO-Parlamentarier bin ich es langsam leid,
ir insbesondere von unseren NATO-Bündnispartnern






(A) )



(B) )


Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg)


anhören zu müssen, dass wir zu wenig in Zukunfts-
technik investieren. Das berührt die Zusammenarbeit im
Bündnis und die Interoperabilität der Bündniskontin-
gente. Deshalb meine Forderung: Der Modernisierungs-
stau in der Bundeswehr muss aufgelöst werden. Ich
fordere eine Technologieoffensive. Nur so ist unsere
Bundeswehr zukunftsfähig.

Deutschland braucht eine andere, eine bessere Sicher-
heits- und Verteidigungspolitik im Innern und nach
außen. Das Gebot der Stunde heißt handeln. Dante
Alighieri hat es auf den Punkt gebracht: „Der eine war-
tet, bis die Zeit sich wandelt,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wusste der das auch schon?)


der andere packt sie kräftig an und handelt“, Herr
Schmidt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich weiß: Wir können nicht alles tun; aber wir müssen

zumindest das tun, was wir können. Deutschland kann
mehr als das, was wir jetzt erleben. Aber dazu brauchen
wir eine andere Regierung. Dafür setze ich mich ein.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das wusste der Dante auch schon? Das ist ja unglaublich!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512600400

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Winfried

Nachtwei.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512600500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Vor gut einem halben Jahr, am 11. März, debattierten wir
zum ersten Mal die heute vorliegenden Anträge. Seitdem
hat sich in Sachen militärischer Sicherheitspolitik Ein-
schneidendes getan:

Immer ernüchternder, ja katastrophaler sind die Re-
sultate einer militärfixierten Art der Terrorismusbe-
kämpfung. Wir sehen die katastrophalen Folgen im Irak.

Die März-Unruhen im Kosovo waren nicht nur ein
Gewaltausbruch ungeahnter Intensität und Organisiert-
heit. Sie offenbarten auch massive Defizite aufseiten von
KFOR und UNMIK.

Der bisher sehr breite Konsens bezüglich der gegen-
wärtigen Friedenseinsätze der Bundeswehr driftet offen-
kundig auseinander. In Zweifel gestellt werden zum Teil
ihre Notwendigkeit, ihre Wirksamkeit und ihre Verant-
wortbarkeit. Einige Beispiele: Der FDP-Fraktionsvorsit-
zende Gerhardt sprach in der „Frankfurter Rundschau“
von „wirklich schwachen Einsätzen“ in Kunduz und
Faizabad. Das ist offensichtlich ein Werturteil. – CDU-
Kollege Börnsen warf ISAF und der Bundeswehr eine
Begünstigung des Drogenanbaus und -handels in Afgha-
nistan vor und forderte den Abzug von ISAF insgesamt.


(Gernot Erler [SPD]: Das muss klargestellt werden!)


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(C (D Demgegenüber betone ich sehr deutlich: Der Kosovoie auch der Afghanistaneinsatz der Bundeswehr sind in ohem, ja in höchstem Sicherheitsinteresse der internaionalen Gemeinschaft, Europas und der Bundesrepulik. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Auch die Niederlage der internationalen Gemein-
chaft vom März im Kosovo schmälert in keiner Weise
ie jahrelangen Leistungen der dort eingesetzten Solda-
en, Polizisten und Zivilexperten. Sie haben zumindest
in Mindestmaß an Stabilität gewährleistet.
Schließlich bleibt auch die Philosophie der gegenwär-

igen Friedenseinsätze richtig – trotz aller Defizite, die
s gegeben hat –: ihr Ziel der Gewalteindämmung, der
tabilisierung und des Nation Building, ihre Legitimität
nd Glaubwürdigkeit durch UN-Mandat und völker-
echtskonformes und verhältnismäßiges Auftreten, ihre
ultinationalität und ihre Multidimensionalität, also das
usammenwirken von militärischen, polizeilichen und
ivilen Säulen. Es geht nach dem März in keiner Weise
arum, dass in Zukunft von der Bundeswehr schneller
eschossen wird.
Ausdrücklich zu begrüßen ist, wie schnell Bundes-
ehr und NATO Konsequenzen aus den März-Unruhen
ezogen haben. Zugleich wird deutlich, dass die Trans-
ormation der Bundeswehr notwendiger denn je ist: Die
ine Seite ist die neue Differenzierung der Streitkräfte,
er Aufbau von Aufklärungs- und Führungsfähigkeit,
on Mobilität über große Distanz, die entsprechende
mrüstung. Die andere Seite – über diese wird viel zu
enig gesprochen – ist, dass sich mit dem veränderten
uftrag die Dienst- und Einsatzmotivation und das Fä-
igkeitsprofil der Soldaten grundlegend gewandelt ha-
en. Gefordert ist technische und soziale Kompetenz.
efordert sind die Bereitschaft und die Fähigkeit, gege-
enenfalls zu schießen, zum militärischen Kampf, zu-
leich aber die Fähigkeit zur Kommunikation, zur Ko-
peration, interkulturelle Kompetenz – und das nicht nur
eim höheren Führungspersonal mit Silber oder Gold
uf den Schulterklappen, sondern auch bei den Unter-
ffizieren, beim Unterführerkorps. Diese Anforderung
st enorm gewachsen. Es wird heutzutage eine Breite an
erhaltenssicherheit gefordert, und zwar auch von den
infachen Soldaten, wie man sich dies früher nicht vor-
tellen konnte.
Grundlegend verschoben hat sich auch der Kern der

insatzmotivation: weg von der Abwehr existenzieller
ichtbarer Bedrohungen, hin zum Einsatz gegen diffuse
isiken für abstraktere Werte und Sicherheitsinteressen.
it dem Konzept des Staatsbürgers in Uniform sind in
er Bundesrepublik Deutschland besonders gute Voraus-
etzungen für diesen Wandel gegeben. Eine Bundes-
ehr, die zur Krisenbewältigung im System der Verein-
en Nationen beiträgt, braucht nicht weniger, sondern
ehr solcher Staatsbürger in Uniform.
Der Auftragswandel der letzten Jahre ging mit einem

chleichenden Ausstieg aus der Wehrpflicht einher. Die
entrale Begründung und Legitimation der Wehrpflicht,






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei

nämlich Instrument der Massenmobilisierung, der Mas-
senrekrutierung angesichts einer potenziell existenziel-
len Bedrohung zu sein, ist inzwischen hinfällig gewor-
den. Um Sicherheit der Bundesrepublik und der Partner
zu gewährleisten, ist sie nicht mehr zwingend notwen-
dig. Damit aber ist auch der massive Grundrechtsein-
griff, der mit der Wehrpflicht einhergeht, nicht mehr zu
rechtfertigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Wehrpflicht muss, so das Bundesverfassungsgericht,
gleich belastende Pflicht sein. Davon kann immer weni-
ger die Rede sein, wenn überhaupt nur noch ein Drittel
eines Jahrgangs – Tendenz fallend – den Wehrdienst leis-
tet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie des Abg. Dr. Gerd Müller [CDU/CSU])


Deshalb treten die Grünen und erfreulicherweise inzwi-
schen also auch die FDP


(Lachen bei der FDP)

für den Ausstieg aus der Wehrpflicht und für den verant-
wortungsvollen Umbau in Richtung Freiwilligenarmee
ein.


(Gernot Erler [SPD]: Aber noch regieren wir gemeinsam?!)


Es ist bekannt und auch ganz normal, dass in dieser
Frage Dissens in der Koalition besteht, und zwar eben
nicht einfach nur zwischen Grünen und SPD, sondern
zum Teil auch innerhalb der Fraktionen. Das ist, wie
gesagt, etwas ganz Normales. Wir haben uns in der
Koalition eindeutig darauf verständigt, diesen Dissens
gemeinsam anzugehen. Wir haben vereinbart, die Über-
prüfung der Wehrform vor Ende der Legislaturperiode
vorzunehmen.


(Ina Lenke [FDP]: Ja, ja! – Jörg van Essen [FDP]: Sieben Jahre in der Regierung, nichts geschafft!)


Wir halten uns an diesen gemeinsamen Fahrplan. Des-
halb können wir heute dem FDP-Antrag zur Aussetzung
der Wehrpflicht nicht zustimmen, auch wenn wir die
Position teilen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Stephan Hilsberg [SPD])


Aber ich sage Ihnen: Viel wichtiger als ein Abstim-
mungsbekenntnis ist das, wofür wir arbeiten. Da bleibt
das Engagement der Bündnisgrünen für die Überwin-
dung der Wehrpflicht unzweifelhaft, beständig und si-
cherlich für manche in der Koalition auch nervig; aber
das nehmen wir alle bestimmt in Kauf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Immer wieder wird behauptet, die Wehrpflicht garan-

tiere die Integration der Bundeswehr in die Gesell-
schaft. Abgesehen davon, dass hier ein Generalverdacht
gegen Zeit- und Berufssoldaten mitschwingt, der jeder

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(C (D rundlage entbehrt, sollten wir uns nichts vormachen: ie immer weniger Wehrpflichtigen sind mit dieser ntegrationsaufgabe und „Zivilisierungsaufgabe“ heillos berfordert. Nein, hauptverantwortlich für die Streitkräfte, ihre In egration in die Gesellschaft und den zurückhaltenden insatz dieser Streitkräfte sind als Erstes wir – wir, das esamte Parlament und die Bundesregierung. Dafür verntwortlich die gesamte Gesellschaft sind die militäriche Führung und die Realität der inneren Führung, das ind die Baustellen, auf denen wir noch viel zu tun haben. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512600600

Das Wort hat jetzt der Herr Fraktionsvorsitzende der

DP, Wolfgang Gerhardt.


Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP):
Rede ID: ID1512600700

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Es gibt gar keinen Zweifel, dass die Wehrpflicht
ine große Konstituante in der Nachkriegsgeschichte der
undesrepublik Deutschland gewesen ist; darüber muss
an nicht streiten. Sie hat die Verankerung einer Armee
n einer Demokratie herausgebildet, sie hat die Prinzi-
ien der inneren Führung beachtet, sie hat das Bild des
taatsbürgers in Uniform geprägt. Ohne die Wehrpflicht
äre eine solche demokratische Tradition zweifels-
hne nicht zustande gekommen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


eshalb gilt auch für uns, die wir heute den Antrag ge-
tellt haben, Respekt vor denen, die anderer Meinung
ind als wir.
Nach Überzeugung der Bundestagsfraktion der FDP
ar die Wehrpflicht in diesem Abschnitt der Geschichte
esellschaftspolitisch überlegen; sie war auch sicher-
eitspolitisch geboten. Heute aber, nach dem Ende der
lten bipolaren Welt, ist sie keine überzeugende Antwort
ehr.


(Beifall bei der FDP)

enjenigen, die sie weiter vertreten, müssen wir einige
ragen stellen: Wie begründen Sie die unglaubliche
essourcenbindung in der Bundeswehr? 10 000 Aus-
ilder bilden 30 000 Wehrpflichtige in neun Monaten
us, die wir in den Einsätzen, die immer wichtiger ge-
orden sind, gar nicht einsetzen können. Dieses Res-
ourcenpotenzial behindert eindeutig die Modernisie-
ung der Bundeswehr.


(Beifall bei der FDP)

Wer die Wehrpflicht beibehalten will, muss dazu eine
udgetantwort geben. Wenn sie nicht gegeben wird,
ann man die Wehrpflicht nicht mehr begründen.


(Rainer Arnold [SPD]: Wer sie abschaffen will, muss auch eine Budgetantwort geben!)







(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Gerhardt

– Richtig. Dann darf ich aber ein zweites Argument in
die Reihen der SPD hineintragen – in ihr werden ja
durchaus mehr und mehr Stimmen kenntlich, die die
Wehrpflicht argumentativ nicht mehr halten können;
man spürt ja die Unsicherheit –:


(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Selbst auf der Regierungsbank!)


Wahr ist – jeder kann große Zeugen der Zeit anführen –,
dass Wehrpflicht mit Wehrgerechtigkeit verbunden
sein muss. Darüber kann es keinen Zweifel geben.


(Beifall bei der FDP)

Helmut Schmidt hat sie als „zwei Seiten einer Medaille“
bezeichnet. Der frühere Bundespräsident Roman Herzog
hat in einer auch für Nichtjuristen verständlichen Spra-
che ein verfassungspolitisches Gebot benannt, nach dem
gegenüber jeder Generation bei Einschätzung der sicher-
heitspolitischen Lage die Wehrpflicht eigentlich neu be-
gründet werden muss. Sie kann nicht beibehalten wer-
den, nur weil sie da ist und einmal beschlossen worden
war; jede Generation hat Anspruch darauf, dass sie ihr
gegenüber unter dem Gesichtspunkt der Wehrgerechtig-
keit neu begründet wird.


(Beifall bei der FDP)

Wenn heute nur noch weniger als 40 Prozent der Wehr-
pflicht und dem Zivildienst nachkommen und zugleich
40 Prozent der jungen Generation – auch diejenigen, die
wehrdiensttauglich sind – nicht mehr zum Pflichtdienst
herangezogen werden, wie will man nur aus der gesell-
schaftspolitischen Überzeugung heraus, man sei für die
Wehrpflicht, dem Teil der jungen Generation, der einge-
zogen wird, begründen, dass ein anderer Teil nicht ein-
gezogen wird? Gerecht ist dies nicht.


(Beifall bei der FDP)

Dies kann dann auch nicht mehr sicherheitspolitisch

und gesellschaftspolitisch begründet werden. Es ist ein-
fach wahr, dass eine Wehrpflicht nicht akzeptabel ist,
wenn sie nicht mehr mit Wehrgerechtigkeit verbunden
ist. Das ist die jetzige Situation. Darauf müssen auch die-
jenigen Rücksicht nehmen, die, wie ich, gesellschafts-
politisch lange für die Wehrpflicht eintraten und, wenn
sie mit Wehrgerechtigkeit verbunden wäre, ihr auch
heute immer noch den Vorzug gäben. Wir können es
aber aus Gründen der Gerechtigkeit nicht mehr vertre-
ten.

Diese Fragen müssen Sie schon beantworten. Mein
Gespür ist, dass diejenigen, die die Wehrpflicht befür-
worten, schwächer in der Zahl und schwächer in ihren
Argumenten werden, wenn sie die Wehrpflicht vor jun-
gen Menschen begründen sollen.


(Dr. Peter Struck, Bundesminister: Das stimmt nicht!)


Wir haben eine 300 000 Mann starke Armee, die
haushaltsmäßig schwach finanziert ist und angesichts
der neuen internationalen Gegebenheiten und der welt-
politischen Unebenheiten an ihre Grenzen stößt. Die Ar-
mee ist vom Budget her nicht in ausreichendem Maße

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(C (D odernisierungsbereit. In dieser Gestalt der Wehrstrukr vergeuden wir ohne Ende Ressourcen. Natürlich sind die Soldatinnen und Soldaten, die wir internationale Einsätze schicken, leistungsfähig. Sie eben eine eminent gute Visitenkarte für die Bundesepublik Deutschland ab. Aber dabei kann es bei der Beertung, mit welcher Wehrstruktur wir in die Zukunft ehen, nicht bleiben. Viele Beobachter sagen, in eutschland müsse alles immer bis zur Neige durchlebt erden, bevor hier Entscheidungen fallen. In Kenntnis ieser Sachlagen wäre es nun an der Zeit, die Wehrflicht auszusetzen. Wir sollten nun eine Entscheidung effen und den Bündnispartnern sowie der Bundeswehr elbst sagen, mit welcher Strukturform die Sicherheit der undesrepublik Deutschland und mit den Bündnispartern zusammen auch die Sicherheit vieler Menschen auf ieser Welt in Zukunft garantiert werden kann. Herr Nachtwei, ich kenne Koalitionen. Aber ich weiß uch, wie die gesellschaftliche und die politische Wirkchkeit aussieht. Sie können nicht dauernd zuwarten, bis ich vielleicht auch noch die SPD entschließt, die Realiten zur Kenntnis zu nehmen, was die Wehrgerechtigeit und die Strukturreform betrifft. Denn wir reden über ausende von Soldatinnen und Soldaten und über die zuünftige Generation von jungen Menschen, die dann – ber auch nur zum Teil – zur Wehrpflichtleistung heranezogen wurden. Sie müssen etwas couragierter sein. enn es sich so verhält, dass die Wehrgerechtigkeit icht mehr garantiert werden kann, sind die Grünen auferufen, das in der namentlichen Abstimmung nachher uch zu sagen. llein auf ein Gremium zu warten, das in dieser Legislarperiode zu einer Art innerer Koalitionsstreitschlichter erden könnte, das reicht mir nicht aus. (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man braucht aber auch Mehrheiten in der Demokratie! Das sollten Sie wissen!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Frau Sager, ich sage Ihnen nur eines voraus: Sie als
rüne werden im Wahlkampf 2006 das fordern, was wir
eute hier zur Abstimmung stellen.


(Beifall bei der FDP)

iese Strategie ist nicht glaubwürdig.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind doch nur Lippenbekenntnisse! Mehrheiten haben Sie auch nicht!)


Wenn man eine Überzeugung hat, dann sollte man
ieser Überzeugung auch Ausdruck verleihen.


(Beifall bei der FDP)

Unser Antrag auf Aussetzung der Wehrpflicht ist

ach unserer Auffassung bei der gegenwärtigen Sicher-
eitslage geboten; er ist wegen des Gesichtspunkts der
ehrgerechtigkeit verfassungspolitisch geradezu zwin-
end. Wir können jetzt das machen, wozu die Politik ja






(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Gerhardt

immer aufgefordert wird, nämlich nach vorn zu blicken
und zu sagen, wie wir in den nächsten Jahren hinsicht-
lich der Strukturreform vorangehen wollen. Heute ist der
Zeitpunkt, zu dem wir dieses Signal geben sollten. Wir
beantragen deshalb, die Wehrpflicht auszusetzen. Wir
wollen damit der Bundeswehr sagen, wie wir ihre Struk-
tur in Zukunft sehen; wir wollen der jungen Generation
signalisieren, dass wir den Gedanken der Wehrgerechtig-
keit ernst nehmen, und wir bitten um Zustimmung zu un-
serem Antrag.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512600800

Das Wort hat jetzt der Bundesminister der Verteidi-

gung, Peter Struck.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1512600900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich bin den Fraktionen des Deutschen Bundesta-
ges sehr dankbar dafür, dass wir einmal in einer Kern-
zeitdebatte über die Bundeswehr reden können.


(Beifall bei der FDP)

Ich sage das auch im Namen meiner Soldatinnen und
Soldaten, die in Auslandseinsätzen in schwierigen Mis-
sionen sind.


(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Wo ist eigentlich der Bundeskanzler? – Gegenruf von der SPD: Ach, Herr Nolting, das ist flach!)


Ich will insbesondere auf einige Punkte, die von Opposi-
tionsrednern in dieser Debatte vorgebracht wurden, ein-
gehen.

Zunächst zu dem Thema Kosovo. Herr Kollege
Lamers hat das angesprochen. Dass es bei dem Einsatz
der Soldatinnen und Soldaten des KFOR-Kontingents
– das KFOR-Kontingent besteht aus 17 000 Soldatinnen
und Soldaten, nicht nur aus den 3 000 Bundeswehrange-
hörigen –


(Jörg van Essen [FDP]: Sehr richtig, darauf hinzuweisen!)


Kommunikationsprobleme mit der UNMIK, der Polizei
der Vereinten Nationen, mit dem Kosovo Police Service,
der eigenen kosovoalbanischen Einrichtung, gegeben
hat, das ist unbestritten. Dass wir daraus Konsequenzen
gezogen haben, ist ebenfalls unbestritten. Wir sagen
dazu: Lessons learnt. Das gilt für die NATO-Ebene und
für die bundesdeutsche Ebene. Dass es manchen Solda-
tinnen und Soldaten nicht im Bewusstsein war, dass ein
Haus, das nicht von uns überwacht wurde, das so ge-
nannte Priesterseminar – das war eigentlich ein leer ste-
hendes altes Gebäude, in dem sich teilweise auch
Obdachlose aufgehalten haben –, mit zu unserem Kon-
trollbereich gehörte, das ist ein Fehler, der passiert ist
und den wir aufklären werden. Ich persönlich mache

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(C (D ber keinem einzigen unserer Soldatinnen und Soldaten or Ort den Vorwurf, dass er bewusst etwas falsch geacht hat. Ich stelle mich vor die Soldatinnen und Solaten und sage: Sie haben bei diesen Unruhen am 7. März Menschenleben gerettet. Das muss man hier och einmal betonen. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir werden das im Verteidigungsausschuss ordentlich
ereden; die Unterlagen dazu haben wir vorgelegt. Wir
aben intern eigene Unterlagen zusammenstellen lassen,
ie die Grundlage für die Antworten auf die Fragen der
ollegen insbesondere der Opposition bildeten. Man
uss im Verteidigungsausschuss beraten, wie man wei-
er damit umgeht. Ich habe gar keinen Zweifel daran,
ass auch der Verteidigungsausschuss zu dem Ergebnis
ommen wird: Die Konsequenzen, die gezogen worden
ind, sind die richtigen. Wenn man zusätzlich noch etwas
achen muss, dann machen wir es halt. Darauf haben
ie Soldatinnen und Soldaten auch und gerade im
osovo einen Anspruch.
Ferner müssen wir auch über das Thema des Statuts

es Kosovo reden. Das haben wir hier schon mehrfach
ngesprochen, Herr Kollege Stinner.


(Beifall bei der FDP)

ch will betonen, dass ich da keinen Gegensatz zwischen
ir und dem Außenminister sehe. Die Fragen von Status
nd Standard müssen zusammen behandelt werden;
enn ich frage mich: Wie lange sollen unsere Soldaten
um Beispiel noch im Dorf Novake Häuser aufbauen
nd die Menschen bewachen,


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja, klar! – Jörg van Essen [FDP]: Völlig richtig!)


ie sich nicht trauen, das Dorf zu verlassen? Wir kennen
ieses Thema; aber wir müssen es unter außenpolitischer
erspektive gemeinsam mit dem Außenministerium in-
ensiv beraten.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das tun wir doch!)

Ja, ich weiß: im Auswärtigen Ausschuss und im Ver-
eidigungsausschuss.
Ich will ganz kurz etwas zu Afghanistan sagen, weil

ch mich über Interviews, die Sie, Herr Kollege
erhardt, gegeben haben, geärgert habe.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sagen Sie es mal!)


n diesen Interviews haben Sie über Faizabad und
unduz gesprochen, obwohl Sie noch nie dort waren.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja, aber das ist doch nicht der Punkt!)


ir haben Ihnen, Herr Gerhardt, angeboten, diese Orte
it uns gemeinsam zu besuchen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hört! Hört!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Peter Struck

Würden Sie nach Kunduz fahren und mit den Menschen
in Afghanistan reden, würden Sie sehen, dass es richtig
ist, sich dort einzusetzen. Sehen Sie sich die Situation
vor Ort doch gefälligst einmal an!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie müssen nur einmal mit den kleinen Kindern oder
ihren Lehrerinnen reden, die zur Schule gehen können,
weil wir sie aufgebaut haben und schützen.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das ist ja alles richtig!)


Ich halte es für falsch, einfach zu sagen: Dieses Mandat
bringt nichts; brechen wir unseren Einsatz also ab.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: In dieser Form bringt es nichts!)


Am kommenden Wochenende werden wir Faizabad er-
neut besuchen. Auch ein Kollege von der FDP, Herr
Leibrecht, fährt mit. Ich hoffe, dass es Ihnen, Herr Kol-
lege, danach gelingt, in Ihrer Fraktion mehr Sensibilität
für dieses Thema zu schaffen.

Was Afghanistan angeht, muss ich sagen: Die
Mission in Faizabad ist auch von der Union infrage ge-
stellt worden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist doch unglaublich!)


Ich bin sehr dankbar für die Aussage des Kollegen
Schäuble, der in einem Interview gesagt hat, dass die
Union dieses Mandat natürlich unterstützt. Was ich auch
beklage, ist, dass die Beteiligung noch nicht so groß ist
wie auf verschiedenen NATO-Gipfeln, zum Beispiel in
Istanbul, vereinbart.


(Jörg van Essen [FDP]: Ja! Das ist doch der Punkt!)


Aber das heißt doch nicht, dass wir, weil sich die ande-
ren nicht beteiligen, wieder nach Hause gehen sollten.
So kann man doch nicht arbeiten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg van Essen [FDP]: Aber das Konzept ist doch ganz anders!)


Das Wiederaufbauteam – wir nennen es PRT – in
Faizabad ist erforderlich. Dort arbeiten zehn bis zwölf
NGOs, also Hilfsorganisationen aus dem privaten Be-
reich, deren Verantwortliche sich darüber freuen, dass
wir dort sind. Wir werden uns ansehen, was dort ge-
macht wird. Darüber hinaus ist es gelungen – das will
ich auch noch sagen –, durchzusetzen, dass aus dem
Haushalt des Bundesministeriums für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung entsprechende Pro-
jekte in Faizabad finanziert werden. Dabei handelt es
sich um ähnliche Projekte, wie wir sie auch in Kunduz
durchgeführt haben. Deshalb rate ich dringend dazu, sich
die Situation vor Ort anzusehen und unseren Einsatz
nicht infrage zu stellen. Denn auch andere NATO-Staa-
ten werden noch zusätzliche PRTs in Afghanistan in-
stallieren.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das ist das letzte Mal schon gesagt worden!)


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(C (D ie Niederlande sind in Pol-e-Khomri – das ist in der rovinz Baghlan, also in unserer Nähe – vertreten. (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Wer kommt noch?)


ie Neuseeländer sind ebenso anwesend. Die Briten und
ir sind mit jeweils zwei PRTs vertreten. Außerdem sind
ie Amerikaner dort, allerdings im Rahmen einer ande-
en Konstruktion.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Die Briten widmen doch nur um!)


Nein, die Briten haben dort zwei ordentliche PRTs, die
nserem Konzept entsprechen. Es macht doch keinen
inn, nur auf die anderen zu warten. Man könnte zwar
agen: Sollen die anderen doch machen; wir beteiligen
ns erst später. Aber so arbeiten wir nicht.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fahren Sie doch mal hin!)


as Ansehen der Bundesrepublik Deutschland ist durch
ie Arbeit der Bundeswehr in Afghanistan uneinge-
chränkt hoch. Man kann nicht hoch genug einschätzen,
ie angesehen wir dort durch die Arbeit unserer Solda-
n sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte noch auf einen Punkt eingehen, den Kol-
ge Lamers in seiner Rede angesprochen hat: Er hat
ehr Geld für die Bundeswehr gefordert.


(Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Nein, es geht darum, wie viele Soldaten in Afghanistan sind!)


ch wäre froh, wenn ich mehr Geld für die Bundeswehr
ur Verfügung hätte. Aber Sie müssen auch einmal an
ie Aussagen des ehemaligen Kanzlerkandidaten der
DU/CSU, Herrn Stoiber, denken. Sie dürfen nicht so
n, als gebe es ihn nicht. Denn er wollte den Bundes-
aushalt um 5 Prozent kürzen. Das würde für meinen
tat eine Kürzung um 1,2 Milliarden Euro bedeuten. So
ann man nicht arbeiten. Man kann nicht auf der einen
eite mehr Geld für die Bundeswehr und auf der anderen
eite Kürzungen des Haushalts fordern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: Sie müssten eigentlich ganz andere Sorgen haben!)


Kollege Glos, sind Sie gerade aufgewacht? Bitte spre-
hen Sie lauter.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Sie müssten eigentlich ganz andere Sorgen haben, als mit solchen Kinkerlitzchen daher zu kommen!)


Ach so, Herr Stoiber ist nicht mehr ernst zu nehmen,
der was?


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stoiber ist ein Kinkerlitzchen!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Peter Struck

Michael Glos sagt also: Herr Stoiber ist ein Kinkerlitz-
chen.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zur Serio-
sität zurückkehren und ohne Polemik Folgendes sagen:
Unser Haushalt hat ein Volumen von 24 Milliarden
Euro. Wenn ich unterwegs bin, sagen mir viele Soldatin-
nen und Soldaten: Herr Minister, ich kann Ihnen sagen,
wo wir noch Geld sparen können. – Das geht Ihnen
sicher auch so, wenn Sie mit Bundeswehrangehörigen
sprechen. Jeder sagt: Da können wir noch sparen. Wir
müssen unsere Bundeswehr tatsächlich umstellen. Wozu
brauchen wir 4 000 Leopard-Panzer noch? Die kosten
Geld, auch wenn sie nur in den Depots stehen. Wozu
brauchen wir so viele Flugzeuge? Wir haben 80 Torna-
dos außer Dienst gestellt; im Rahmen der Auflösung
eines Marineflieger-Geschwaders. Die neuen Aufgaben,
die wir haben, sind doch gar nicht strittig. Ich bin froh,
dass die Union wenigstens teilweise bereit ist, den Weg
der Transformation, der Reform der Bundeswehr weiter
mitzugehen.

Worüber wir uns nur „streiten“, ist die Frage: Sorgen
wir für genügend Heimatschutz oder nicht? Nach der
Konzeption, die wir vorgelegt haben – es gibt Eingreif-
kräfte, es gibt Stabilisierungskräfte und es gibt Unter-
stützungskräfte –, stand niemals infrage, dass die rund
145 000 Unterstützungskräfte auch für den Heimat-
schutz zur Verfügung stehen werden. Wer wäre ich denn,
wenn ich sagen würde: Wenn wir angegriffen werden,
gibt es keine Verteidigung für unsere Heimat? – Es ist
doch absurd, anzunehmen, wir würden unser Land nicht
verteidigen wollen. Der Streit ist also nur theoretischer
Natur.

Praktisch auswirken könnte sich dieser Streit aller-
dings, wenn die Union ihr Konzept jetzt durchsetzen
könnte – wenn sie die Mehrheit dazu hätte –, sämtliche
Standorte aufrechtzuerhalten; ich habe das in ihren An-
trägen gesehen. Ich weiß ja, dass jeder Abgeordnete sich
Sorgen um die Bundeswehrstandorte in seinem Wahl-
kreis macht. Aber wenn wir – das ist nun einmal so –
110 Standorte zu viel haben, weil wir die Bundeswehr
verkleinern, müssen eben Standorte geschlossen werden;
es geht doch gar nicht anders. Es sei denn, wir bekom-
men mehr Geld, um Standorte aus strukturellen Gründen
aufrechtzuerhalten; das ist aber nicht meine Aufgabe.

Herr Kollege Lamers hat vorhin gesagt: Sie, Herr
Minister, müssen handeln. – Das hat mir noch nie je-
mand vorgeworfen: dass ich nicht handle. Dafür bin ich
nicht bekannt – ich handle durchaus, auch kräftig und
energisch.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will jetzt noch einmal zu den internationalen
Verpflichtungen kommen: Zu der schnellen Eingreif-
truppe der NATO, der NATO Response Force, haben wir
Anmeldungen vorgenommen. Im Jahre 2005, also im
nächsten Jahr, werden auch die ersten Heereseinheiten
dabei sein. Unsere diesbezüglichen internationalen Ver-
pflichtungen können wir auch einhalten. Dann gibt es
die Eingreiftruppe der Europäischen Union. Auch dafür

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(C (D ind die Einheiten benannt und vorbereitet. Was wir jetzt m vergangenen Wochenende in Nordwijk beschlossen aben, sind die so genannten EU-Battlegroups – darüber erden wir sicherlich im Verteidigungsausschuss noch usführlich diskutieren –, sozusagen die schnelle Einreiftruppe in kleinerer Zusammensetzung verschiedeer NATO-Staaten. Wir bilden mit den Holländern eine attlegroup – dazu habe ich mich vertraglich verpflichet – und mit den Franzosen, die deutsch-französische rigade. Andere Staaten tun das auch. Die Konzeption st also folgende: Wenn ein Konflikt in Europa oder auerhalb von Europa auftritt, dann wollen wir schnell eine olche Battlegroup einsetzen. Deutschland wird dazu einen Beitrag leisten und wir können diesen Beitrag uch leisten. Zur Wehrpflicht will ich nur sagen: Sie haben sich ange darüber ausgelassen, Herr Kollege Gerhardt. eine Position kennen Sie. Die Position der SPD kenen Sie auch. Natürlich gibt es in ihr auch Stimmen, die agen: Brauchen wir so nicht mehr; einige, die diese einung vertreten, sind hier im Saal anwesend. Die SPD ird diese Frage, wie es üblich ist, in ihren Gremien beaten und dann eine Entscheidung treffen. Ich bin ganz uversichtlich, dass meine politische Position, bei der ehrpflicht zu bleiben, sich durchsetzen wird. Wenn icht, haben wir eine andere Situation; dann müssen wir amit eben anders umgehen. Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee, was be eutet, dass das gesamte Parlament auch die Verantworung für die Bundeswehr hat, wenn sie in einer schwierien Situation ist. Wir sind in Afghanistan – in Faizabad, n Kunduz, in Kabul – in schwierigen Situationen, weil ort Wahlen bevorstehen. Am 9. Oktober wird der Präsient gewählt; erster Wahlgang, es gibt 18 Bewerber. an muss mit Sicherheit davon ausgehen, dass es noch inen zweiten Wahlgang geben wird, wahrscheinlich im ezember. Das bedeutet, die Gefahr von Anschlägen urch Taliban wird noch lange Zeit permanent vorhanen sein. Wir haben unsere Soldaten so ausgestattet, dass ie das haben, was sie brauchen; das sage ich auch in Beug auf Faizabad und Kunduz. In Faizabad, wo zurzeit ur 120 Soldaten stationiert sind, ist es auch nicht so einach. Auch da müssen wir sie schützen und sehen, welhes Gerät benötigt wird. Deshalb fahren wir ja jetzt uch hin. Sie werden im Kosovo bleiben. Sie müssen aber auch it dafür sorgen, dass die Albaner ihre politische Verntwortung wahrnehmen – auch dort wird es im Oktober ahlen geben –, um das zu erfüllen, wozu sie sich in ayton verpflichtet haben und was dort vereinbart urde. Ich komme zum Schluss. Mein Freund Gernot Erler at ungefähr gesagt: Man dankt immer den Soldaten. anach wird oft darüber geredet, dass man die vergisst, enen man vorher gedankt hat. – Ich sage aus voller berzeugung und aus ganzem Herzen: Ich habe großes ertrauen, dass meine 285 000 Soldatinnen und Soldaten nd die 115 000 Zivilbeschäftigten der Bundeswehr die ufgaben, die das Parlament ihnen auferlegt, gut Bundesminister Dr. Peter Struck erfüllen können. Sie können sich an uns wenden, wenn sie glauben, mit dem, was wir ihnen abverlangen, nicht zurechtzukommen. Dafür sind der Generalinspekteur und die Generale da, von denen ich annehme, dass sie mir all das sagen, was sie denken, und dass sie mir nicht nach dem Mund reden. Herr Kollege Gerhardt, Herr Kollege Schmidt und als Fraktionsvorsitzende Frau Kollegin Merkel und Franz Müntefering, ich glaube, wenn wir das alles zusammennehmen, dann können wir alle gemeinsam sagen: Die Bundeswehr macht einen guten Job und sie erfüllt das, was wir von ihr verlangen, also den Auftrag, den wir ihr geben. Sie mehrt das Ansehen unseres Landes in der Welt. Deshalb sollten wir ihr außerordentlich dankbar sein. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512601000

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Christian

Schmidt.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1512601100

Frau Präsidentin! Meine Kolleginnen und Kollegen!

Die heutige Debatte gibt tatsächlich Gelegenheit und
Anlass, den Soldaten, den Soldatinnen und auch den Zi-
vilbediensteten zu danken. Kollege Erler, das ist keine
Formalie, die man gleich wieder vergisst. Man sollte
dies betonen: Menschen, die bis zum Einsatz ihres Le-
bens für den Auftrag unseres Landes stehen, verdienen
ein Dankeschön jenseits aller Dinge, die im Operativen
diskutiert werden müssen. Das empfangen und verstehen
die Menschen auch so. Das sollten Sie nicht klein reden
und auf die Seite stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir sind doch auch hier, um den Einsatz möglichst

optimal zu gestalten. Es geht aber nicht nur darum. Na-
türlich möchten wir den Soldaten und Soldatinnen auch
sagen können, für was und warum sie diese Beschwer-
lichkeit auf sich nehmen müssen, die die Einsätze und
auch die Bereitschaft zu Hause in der Heimat mit sich
bringen. Es ist nicht klar, welche Rolle der Bundeskanz-
ler – ich wiederhole die Frage: Wo ist er eigentlich bei
einer Debatte, bei der es insbesondere um die Menschen
bei der Bundeswehr, um die wir uns kümmern wollen,
geht? –


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

und der Bundesaußenminister der Bundeswehr eigent-
lich zubilligen.

Herr Verteidigungsminister, was das Kosovo angeht,
so bin ich nicht der Meinung, dass der Außenminister
und Sie beim Thema „Standards vor Status“ die gleiche
Zielsetzung verfolgen. Das hört sich bei Ihnen beiden
nicht gleich an.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Nicht so ganz, da haben Sie Recht!)


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(C (D ch habe eher den Eindruck, bei Ihnen ist es so wie seierzeit beim Kaufhaussortiment des Moskauer Kaufhaues GUM: „Gemeinschaft Unabhängiger Minister“, der ine sagt dies, der andere das. Das und nicht irgendeine ritik an der Ausübung ihres Dienstes beschwert die oldaten. Es bedarf eines Weißbuches, in dem verbindlich fest eschrieben wird, wozu die Bundeswehr dienen soll. ann erst können sich Opposition und Regierung ausinander setzen. Das wird sicherlich streitig sein, aber egenwärtig weiß ich gar nicht so recht, mit wem in der egierung ich mich eigentlich auseinander setzen soll, eil ich für jede Meinung einen Vertreter finde. Hier ist er Bundeskanzler gefragt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es genügt nicht, dass er, wie gestern in einer Rede,
chnell etwas zu den Auslandseinsätzen sagt. Ich habe
her das Gefühl, dass hier nach dem Motto Quodlibet
ingekauft wird: Wenn es wieder so weit ist, dann sagen
ir einen Einsatz zu, sofern uns gerade danach ist. – Das
st keine Linie. Eine solche muss die Bundeswehr aber
ekommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

as ist das große Defizit dieser Bundesregierung. Sie
aben es in sechs Jahren nicht geschafft, das zu ändern.
ie Halbzeitbilanz in dieser Legislaturperiode weist des-
alb einen ganz großen Fehlposten in diesem Bereich
uf. Einer Diskussion darüber können Sie nicht auswei-
hen. Diese Diskussion werden wir führen, und zwar
treitig.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Geändert hat sich bei der Frage, wo unsere Sicherheit

erteidigt werden muss, die Tatsache, dass die Sicherheit
nseres Landes nicht mehr an den Landesgrenzen vertei-
igt werden muss, sondern dass Gefahren wie der Terror
uch anderswo in der Welt bekämpft werden müssen.
eblieben sind aber die Gefahren bei uns zu Hause, weil
errorgruppen oder bewaffnete Insurgenten auch hier
uschlagen können. Verteidigung dagegen ist schwer,
ber nicht unmöglich. Eine schnelle, flexible Reaktion
inerseits und eine landesweit vernetzte Sicherheits-
truktur andererseits müssen gestaltet werden.
Sicherheit im eigenen Lande kommt nicht von selbst,

arum muss man sich kümmern. Es ist deswegen falsch,
ie Strukturen der bisherigen Territorialverteidigung auf
as Niveau von Feierabendtreffs zu reduzieren. Die Ver-
eidigungsbezirkskommandos darf man nicht komplett
bschaffen, wenn man Vorsorge für zivil-militärische
usammenarbeit bei Großschadenslagen und Bedrohun-
en von außen treffen will.


(Beifall bei der CDU/CSU)

erade hier hat sich das Regionalprinzip bewährt. Man
üsste diese Kommandos vielmehr zu Regionalbasen
eimatverteidigung ausbauen und darf sie nicht auf
ine bloße Funktion für hierfür nicht ausgerüstete oder






(A) )



(B) )


Christian Schmidt (Fürth)


ausgebildete Restposten derer, die gerade zu Hause sind,
reduzieren.

Dass Sie, Herr Verteidigungsminister, hier einen
Schnitt machen, indem Sie das Messer am gesunden
Körper ansetzen, ist falsch. Es kann nur mit dem Ver-
such, auf Kosten der Auftragserfüllung zu sparen, erklärt
werden, dass eine der eigentlich zukunftsträchtigen
Strukturen der Bundeswehr zerstört wird. Zudem werden
dann noch die Reservisten als Landsturm der Vergangen-
heit karikiert, obwohl wir sie als flexible Aufwuchs-
kräfte für solche Aufgaben brauchen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Gernot Erler [SPD]: Wer macht das?)


Das ist auch nicht mit dem Ausbruchsversuch zu be-
antworten: Wir haben kein Geld, daran ist auch trotz eu-
rer Aufforderung nichts zu ändern. – Das Thema der
Haushaltskonsolidierung ist eine Sache. Das Thema,
Schwerpunkte zu setzen und mit den Mitteln in einer Si-
tuation, die Sie mit Ihren Haushalten selbst verschuldet
haben, klug umzugehen, ist eine andere Sache. Es geht
darum, die Triebe, die langsam wieder sprießen, nicht
abzuschneiden. Hier findet gerade eine völlig falsche
Entscheidung statt. Noch in den Verteidigungspoliti-
schen Richtlinien des Verteidigungsministeriums liest
man manches Zustimmenswerte zum Thema eines natio-
nalen Gesamtsicherheitskonzeptes. Leider ist in der Pra-
xis der Auftrag Heimatschutz unter die Räder geraten.

Im Übrigen hängt dieses Thema eng mit der Zukunft
der Wehrpflicht zusammen. Für Auslandseinsätze sind
freiwillig länger dienende Wehrpflichtige ein wichtiges
Element. Allein damit wird man aber die Wehrpflicht
nicht begründen können. Es bedarf einer klaren Zuord-
nung von Aufgaben in einer gemischten Armee von Be-
rufs- und Zeitsoldaten einerseits und Wehrpflichtigen
mit beruflicher Erfahrung und Kenntnissen andererseits.
Das relativiert allerdings, Kollege Gerhardt, Ihren Hin-
weis auf die Ausbildungsnotwendigkeit. Auch der spä-
tere Berufssoldat kommt als Unausgebildeter zur Bun-
deswehr und bedarf der Ausbildung und Betreuung. Wir
haben bereits jetzt ein gemischtes System von Berufs-
und Zeitsoldaten sowie Wehrpflichtigen. Wir können
schließlich nicht eine eigene Teilstreitkraft Wehrpflich-
tige bilden. Das wäre in der Tat das Ende der Legitima-
tion der Bundeswehr.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Der Nutzen ist aber länger!)


– Wenn Sie sich die Zahlen und die wirklichen, nicht die
politisch gefühlten Ergebnisse in den Ländern, die die
Wehrpflicht gerade abschaffen oder abgeschafft haben,
im Hinblick auf ihre Etatbelastung ansehen, dann wer-
den Sie feststellen, dass mehr investiert werden muss.
Das hat nicht nur mit der Nachwuchsgewinnung zu tun,
sondern auch damit, dass die Attraktivität noch stärker
erhöht werden muss. Deswegen geht diese Rechnung
nicht auf.

Aber nicht nur die gefühlte Sicherheit unserer Mitbür-
ger, sondern auch die reale Sicherheitslage unseres Lan-
des gibt guten Grund, von unseren jungen Männern ei-

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(C (D en Beitrag zur Verteidigungsleistung zu erbitten, wenn ie Wehrpflicht als eine sicherheitspolitische Dienstleisung an uns allen verstanden wird und die Gebote der ehrund Dienstgerechtigkeit in ausreichendem Maße ingehalten werden. Ich stimme den Worten Roman Herzogs, den Sie zi iert haben, völlig zu, dass man die Wehrpflicht als charfen Eingriff in die persönliche Freiheit jedes einzelen Staatsbürgers nicht unter Verweis auf die Zeit von or 30 oder 40 Jahren legitimieren kann, sondern dass ie mit den Veränderungen begründet werden muss. Ich in überzeugt davon, dass sie sich auch heute durch die eränderten Strukturen und Aufgaben begründen lässt. ur wenn das stattfindet, lässt sich die Wehrpflicht guten ewissens weiter politisch vertreten. Dann wird man in iskussionen mit jungen Menschen bestehen können. arüber werden wir streiten. Aber eines ist – das will ich unterstreichen – notwen ig, nämlich die Ausschöpfung des Verfassungsahmens des Art. 12 a des Grundgesetzes, der, wenn an ihn genau liest, den Zivilschutz einbezieht. Es gibt ielleicht ideologische Hemmnisse bei der jetzigen Reierung, weil sie angesichts der asymmetrischen Bedroung Probleme hat, eventuell notwendige Gesetzesund erfassungsänderungen zu vollziehen. Aber es findet ich da eine überzeugende Begründung für unsere Mitürger für eine mittelfristige Notwendigkeit der Wehrflicht. Das Problem ist, dass wir zwar nicht eine etrachtung aus der Vergangenheit, aber auch keine Auenblicksbetrachtung machen können. Wehrpflicht kann an nicht einund ausschalten wie eine Glühlampe. Wer ie aussetzen will, kappt eine sicherheitspolitische Opion, die uns nach meiner festen Überzeugung in den ächsten Jahren fehlen wird. Deswegen werden wir seiens der CDU/CSU gegen die Anträge der FDP stimmen, ie keine Perspektive bieten, sondern die Weichen in ine falsche Richtung stellen. In einem Punkt aber stimme ich Ihnen, Herr Kollege erhardt, in diesem Zusammenhang zu. Die Volte, die ie Grünen vollführen, ist schon beachtenswert. Dageen sind unsere Begründungen für unsere Ablehnung chlüssig und überzeugend. Man sollte sich an der Union rientieren. (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ziemlich selbstgerecht!)


Eines muss der SPD klar sein: Wer nicht einmal in der
age ist, die sowieso bedürftige Einbindung der Wehr-
flicht von heute in das Zahlenwerk der neuen Bundes-
ehrkonzeption vorzunehmen, der wird nicht durchhal-
en. Die Konzeption, die der Generalinspekteur
ntwickelt hat, hat einige durchaus interessante Ansätze,
nd zwar im Bereich der Neugliederung der Truppe in
ingreif-, Stabilisierungs- und Unterstützungskräfte.
er aber schon jetzt mangels Mittel höchstens 80 Pro-
ent der eigentlich vorgesehenen Wehrpflichtigenstellen
esetzt, der fährt in den roten Bereich. Was soll eigent-
ich ein Bundeswehrplan, der schon jetzt nicht durchge-
alten werden kann? Nicht die Verwendungsmöglichkeit
er Wehrpflichtigen, sondern die Nutzung dieser Mög-
ichkeit ist das große gefährliche Fehl in der jetzigen






(A) )



(B) )


Christian Schmidt (Fürth)


Regierungspolitik. Wir sind bereit, im konstruktiven Ge-
spräch über die Wehrpflicht zu bleiben. Vorher erwarten
wir von Rot-Grün dazu aber ein faktisch ehrliches und
kein politisches Lippenbekenntnis. Wir werden hierüber
diskutieren und streiten müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Transformation ist ein schöner Begriff. Reform sagt

man nicht mehr, weil Transformation so schön klingt,
dass jeder den Begriff in den Mund nimmt, obwohl kei-
ner weiß, was damit gemeint ist. Der Verteidigungs-
minister hat Standortschließungen angesprochen, die wir
hier nicht im Einzelnen diskutieren. Es ist in der Tat so,
dass das Heimatschutzkonzept, das wir vorgelegt ha-
ben, den Erhalt einiger Standorte bedeuten könnte.


(Rainer Arnold [SPD]: Deswegen brauchen wir es!)


Wenn wir am 1. oder 2. November die entsprechenden
Informationen bekommen, dann müssen wir über dieses
Thema noch einmal ins Gespräch kommen. Ich bin nicht
derjenige, der sich hier hinstellt und sagt: Jeder Standort
kann die nächsten 100 Jahre so bleiben, wie er ist. – Seit
1990 haben sich einige Veränderungen ergeben. Wo aber
strukturell Möglichkeiten zum Erhalt bestehen, müssen
wir über dieses Thema reden. Wir sind der Meinung, es
gibt gute Gründe, gerade auch wegen der Differenzie-
rung der Truppe, die auch mit der Wehrpflicht zusam-
menhängt, Standorte zu erhalten oder umzuwidmen.

Man kann sagen: Wenn schon zu Hause bei der Bun-
deswehr General Mangel und Oberst Fehl das Kom-
mando führen, dann könnte das wenigstens bei den vie-
len Auslandseinsätzen der Bundeswehr anders sein. Die
Vorkommnisse im Kosovo belehren uns leider eines
Besseren. Die Informationen, die wir gestern erhalten
haben, zeigen – soweit wir sie bisher auswerten konn-
ten – kein überzeugendes Bild von Führung, Ausrüstung
und Krisenbeherrschung. Das geht nicht gegen die
Hauptfeldwebel, die hervorragende Leistungen erbracht
haben; es geht vielmehr gegen die politische Führungs-
ebene. Darüber muss geredet werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir wissen gar nicht, ob wir alle Informationen erhal-
ten haben. Denn die schlampige Informationspraxis in-
nerhalb Ihres Hauses, Herr Minister,


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– schon gegenüber ihm selbst! – und uns gegenüber gibt
Anlass zur Sorge.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ob dem mit Nachfragen oder Nacharbeiten alleine be-
gegnet werden kann –


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512601200

Herr Kollege Schmidt, denken Sie bitte an Ihre Rede-

zeit.

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(C (D – oder ob eine Art parlamentarische Fallstudie über ie schwierigen Seiten der Auslandseinsätze am Beispiel FOR notwendig ist, wird sich in den nächsten Tagen eigen. Wir werden das sehr genau beobachten und dann ntscheiden. Ein letztes Wort zu der Frage Faizabad – – Nein, Herr Kollege Schmidt, Ihre Redezeit ist über chritten. Das geht auf Kosten Ihrer Kollegen. Die Kollegen werden mir das verzeihen. (Lachen bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sauber!)

Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1512601300
Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512601400
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1512601500

Ich weiß, dass Ihnen die Frage, die ich Ihnen jetzt
tellen werde, unangenehm ist, meine Damen und Her-
en von der Koalition. Der Verteidigungsminister ist
om Kollegen Lamers aufgefordert worden, klarzustel-
en, was er hinsichtlich der Struktur des Mandats
aizabad beabsichtigt. Im ZDF hat er am 14. September
m „Heute-Journal“ gesagt, er wisse zwar, dass es zurzeit
eine Mehrheit gebe, um die Zahl der deutschen Solda-
en aufzustocken, möglich sei jedoch, dass sich andere
ationen beteiligen. Das heißt, die anderen Nationen
ommen nicht.


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die kommen wohl! Haben Sie gestern nicht zugehört?)


Möglichkeit heißt nicht Wirklichkeit.
Ich halte es für eine Zumutung, dass der Verteidi-

ungsminister die Parlamentarier beschimpft, sie wür-
en ihm nicht mehr Soldaten bewilligen, obwohl er dies
ie gefordert hat. Gestern hat die Bundesregierung den
eschluss gefasst, die Zahl der Soldaten nicht aufzusto-
ken. Das muss aus der Welt geschafft werden. Reicht
ie Zahl der Soldaten aus oder nicht?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512601600

Herr Kollege Schmidt, jetzt muss ich Ihre Rede ab-

rechen, es sei denn, die Geschäftsführer sagen etwas
nderes.

Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1512601700

Alle, die meinen, dieses Thema abtun zu können,
erden sich wundern. Wir werden nächste Woche inten-
iv über dieses Thema reden.
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP] – Gernot Erler [SPD]: Das war ein sehr schlechter Auftakt, Herr Kollege!)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512601800

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Marianne Tritz.


Marianne Tritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512601900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

In den letzten Jahren haben wir es in der Sicherheitspoli-
tik mit völlig neuen Herausforderungen zu tun gehabt.
Mit dem Zerfall der Sowjetunion, der Erweiterung der
Europäischen Union und der NATO konnte und kann
niemand mehr eine existenzielle Bedrohung unseres
Landes erkennen. Niemand glaubt ernsthaft, dass wir in
naher oder ferner Zukunft einen Angriff mit konventio-
nellen Streitkräften auf deutschem Territorium zu erwar-
ten haben.

Wer die Bundesrepublik Deutschland angreifen will,
wird sich dafür die weichen Ziele der Zivilgesellschaft
suchen und dafür andere Mittel wählen als eine Panzer-
division. Die Bedrohung ist subtiler und perfider gewor-
den. Sie ist weniger fassbar. Sie richtet sich gegen die
Menschen in unserem Land, unsere Interessen, unsere
Werte und Normen. Sie gefährdet unsere offene Zivilge-
sellschaft und die unserer Bündnispartner. Unsere Infor-
mationsgesellschaft in ihrer Komplexität und mit ihren
vielen Abhängigkeiten benötigt eine andere Art von Si-
cherheit und Verteidigung, als wir es bisher kannten.

Das ist eine der Lehren, die wir aus dem
11. September ziehen mussten. Eine andere ist, dass wir
Krisen, Konflikten und Verteilungskämpfen möglichst
im Ursprungsland begegnen müssen, wenn wir sie früh-
zeitig eindämmen wollen.

Wir haben mittlerweile einen erweiterten Sicher-
heitsbegriff formuliert, der sich mit internationalen
Konflikten, asymmetrischen Bedrohungen und dem
Kampf gegen den internationalen Terrorismus auf ver-
schiedenen Ebenen auseinander setzt. Wir setzen dabei
auf einen ganzheitlichen Ansatz, auf wirtschaftliche,
politische, entwicklungspolitische, finanzielle und hu-
manitäre Maßnahmen, um derartige Bedrohungen abzu-
wehren.

Unsere Stärken, die Stärken der Bundesrepublik
Deutschland, liegen eindeutig im Bereich der Konflikt-
lösung. Dementsprechend werden Krisenbewältigung
und Konfliktvorsorge bis hin zu Frieden schaffenden
Maßnahmen mehr denn je auch zentrale Aufgaben der
Bundeswehr sein. Auf diesen Gebieten engagiert sich
die Bundeswehr bereits jetzt auf vielfältige Weise.

Unsere internationalen Verpflichtungen, die wir zu er-
füllen haben, und die Verantwortung, die wir eingegan-
gen sind, haben dazu geführt, dass Anzahl, Intensität,
Umfang und Dauer der Einsätze der Bundeswehr stetig
zugenommen haben. Das war und ist mit der Bundes-
wehr alten Zuschnitts nicht mehr zu machen. Deshalb
begrüßt meine Fraktion ausdrücklich den Transforma-
tionsprozess der Bundeswehr.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Mit der Aufteilung in drei Kategorien kann die Bun-
deswehr die anstehenden Aufgaben besser bewältigen.

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(C (D ie wird damit den neuen Herausforderungen angepasst. ie erste Kategorie sind die Eingreifkräfte für zeitlich egrenzte, friedenserzwingende Einsätze und Evakuieungen in Kriegsund Krisengebieten. Die zweite sind ie Stabilisierungskräfte für längerfristige, friedenserhalende Einsätze. Dazu gehören die Überwachung der Einaltung von Waffenstillstandsvereinbarungen genauso ie der Schutz der Bevölkerung und das Absichern der taatlichen Autorität im Einsatzland. Die dritte Kategoie sind die Unterstützungskräfte für die logistische Areit. In Verbindung mit anderen Maßnahmen ist damit ie Bundeswehr auf dem Weg zu mehr Effektivität. Was wir nicht wollen – das unterscheidet uns von der pposition –, sind Einsätze der Bundeswehr im nnern. Beim Katastrophenschutz ist eine weit gehende ooperation mit der Bundeswehr bereits jetzt möglich. ür alle anderen Fälle haben wir die Polizei und den undesgrenzschutz. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Jörg van Essen [FDP]: So ist es!)


iebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU
ich spreche insbesondere Sie, Herr Schmidt, an –,
enn Sie ständig den Einsatz der Bundeswehr zur Terri-
orialverteidigung fordern, dann müssen Sie auch einmal
agen, wie das gehen soll. Wie, glauben Sie, kann uns
ie Bundeswehr schützen, wenn die weichen Ziele der
ivilgesellschaft bedroht sind? Es ist doch zweifelhaft,
b zum Beispiel ein Giftgasanschlag wie in der U-Bahn
on Tokio oder die Geiselnahme von Kindern in einer
chule durch das Aufmarschieren einer Armee zu ver-
indern gewesen wären. Herr Schmidt, die Idee, 19-jäh-
ige Wehrpflichtige im Rahmen von Heimatschutz zur
errorismusbekämpfung einzusetzen, lässt mir eher das
lut in den Adern gefrieren. Das ist wirklich eine gruse-
ige Vorstellung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


azu bedarf es anderer Instrumente, über die wir einmal
n anderer Stelle konstruktiv reden müssen.
Des Weiteren möchte ich von Ihnen endlich etwas
onstruktives zu Afghanistan hören. Ihre Dauer-
ehauptung, für Afghanistan liege kein Gesamtkonzept
or, wird durch ständiges Wiederholen auch nicht wahr.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich kann mir ja lebhaft vorstellen, dass es auf der Op-
ositionsbank manchmal richtig langweilig ist und dass
an dabei manchmal einschläft.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as entschuldigt Sie irgendwie, aber auch nur irgend-
ie. Denn während Ihrer Tiefschlafphasen scheint Ihnen
ntgangen zu sein, dass zwei Afghanistankonferenzen
tattgefunden haben


(Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Drei sogar!)







(A) )



(B) )


Marianne Tritz

– wunderbar! Sie haben doch etwas gelernt –, auf denen
ein Gesamtkonzept definiert wurde, das auch noch in
eine Sicherheitsresolution umgesetzt wurde. Das bedeu-
tet, dass wir nicht im luftleeren Raum agieren, sondern
dass wir unseren Beitrag zu dem leisten, was die interna-
tionale Staatengemeinschaft gemeinsam beschlossen hat.
Ich hoffe sehr, dass Sie demnächst der Mandatsverlänge-
rung für Afghanistan zustimmen werden. Alles andere
würde nämlich die Vorbereitung und die Unterstützung
der Präsidentschafts- und der Parlamentswahlen unmög-
lich machen und alles, was die Bundeswehr und die
zahlreichen Hilfsorganisationen bisher in Afghanistan
geleistet haben, infrage stellen. Ich möchte Sie dann ein-
mal sehen, wie Sie das vor diesen, vor Präsident Karzai
und vor der internationalen Staatengemeinschaft recht-
fertigen würden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein bisschen mehr Sensibilität in bestimmten Fragen
stünde Ihnen gut zu Gesicht. Die Art und Weise, wie Sie
politische Konflikte auf dem Rücken der Soldaten aus-
tragen wollen, ist nicht in Ordnung. Ich finde es richtig,
wenn man im Zusammenhang mit den Kosovo-Unru-
hen im März dieses Jahres auf einer lückenlosen Aufklä-
rung der Ereignisse besteht. Dann muss man auch aner-
kennen, wenn der Minister und die Bundeswehr dem
nachkommen. Dann aber, wenn die Aufklärung erfolgt
ist und die Verantwortlichen selbst die Mängel benannt
haben, einen Untersuchungsausschuss zu fordern ist
schon ziemlich dreist. Da liegt der Verdacht nahe, dass
bei Ihnen nicht der Wunsch nach Aufklärung im Vorder-
grund steht, sondern dass Sie bereit wären, die Soldaten
vor Ort zu demontieren, nur um der Regierung eins aus-
wischen zu können. Das finde ich billig und durchsich-
tig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Karl A. Lamers [Heidelberg] [CDU/CSU]: Es geht uns um den Schutz der Soldaten!)


– Ja, ja.
An jenem Tag im Kosovo ist sicherlich vieles schief

gelaufen, aus dem man lernen muss. Das hat auch der
Minister zugegeben.


(Dr. Karl A. Lamers [Heidelberg] [CDU/CSU]: Das wollen wir aufklären!)


Dennoch können wir davon ausgehen, dass die Soldaten
damals in der aufgeheizten Stimmung alles getan haben,
um den Konflikt in den Griff zu bekommen.

In den letzten Jahren hat sich die Art und Weise der
Einsätze der Bundeswehr verändert. Jetzt wird es Zeit,
die Struktur und die Ausrüstung der Bundeswehr an die
veränderten Erfordernisse anzupassen. Wir alle wissen,
was der Minister der Bundeswehr abverlangt und dass er
einige schmerzhafte Wahrheiten verkünden muss. Aber
im Gegensatz zur Opposition, die ständig und in allen
Bereichen immer nur fordert, kritisiert und stets ein
Konzept oder eine Antwort schuldig bleibt, hat der Mi-
nister mit dem Transformationsprozess einen wirklich

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(C (D utigen Schritt getan, den man einmal ausdrücklich loen muss. Danke. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512602000

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Günther Nolting.


(Gernot Erler [SPD]: Mal sehen, wie er diese Charmeoffensive beantwortet!)



Günther Friedrich Nolting (FDP):
Rede ID: ID1512602100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau
ollegin Tritz, ich glaube, Sie haben mit Ihren Vorwür-
en hier die falschen Fraktionen angesprochen. Wir wis-
en, welche Verantwortung wir gegenüber unseren Sol-
atinnen und Soldaten und den zivilen Mitarbeitern der
undeswehr zu tragen haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir tragen diese Verantwortung seit vielen Jahrzehnten,
m Gegensatz zu Rot-Grün, vor allen Dingen im Gegen-
atz zu den Grünen, aus deren Reihen Sie kommen. Wir
tellen unsere Soldatinnen und Soldaten, die Angehöri-
en der Bundeswehr nicht unter Generalverdacht, wie
ie es 1998 getan haben, als Sie einen Untersuchungs-
usschuss bezüglich eines vermeintlichen Rechtsextre-
ismus in der Bundeswehr gefordert haben. Sie waren
s, die die Bundeswehrangehörigen unter Generalver-
acht gestellt haben. Daran sollten Sie sich erinnern.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Was ist eigentlich von dem ehrgeizigen Anspruch aus

em Jahre 1998 geblieben, die größte Reform in der Ge-
chichte der Bundeswehr einzuleiten? Nicht viel! Seit
echs Jahren regiert Rot-Grün. Was ist passiert? Seit
echs Jahren doktern Sie an der Bundeswehr herum. Ich
age Ihnen: Rot-Grün bringt nicht einmal einen Struktur-
ntwurf für die Streitkräfte zustande, der dieses Jahr-
ehnt überlebt. Ich bedauere alle Angehörigen der Bun-
eswehr in Uniform wie in Zivil: Sie wissen über Jahre
icht, ob ihr Arbeitsplatz sicher ist oder ob ihr Wohnort
eibehalten werden kann. Ihnen ist jede Planungssicher-
eit seit 1998, seitdem Rot-Grün an der Regierung ist,
bhanden gekommen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Natürlich muss die Bundeswehr reformiert werden.
hre Struktur und ihr Umfang entsprachen in keiner Be-
iehung mehr den Erfordernissen der neuen Zeit. Die
DP-Bundestagsfraktion hat als einzige Fraktion bereits
or Jahren ein eigenes Konzept vorgelegt. Vieles davon
inden Sie im Bericht der Weizsäcker-Kommission wie-
er. Wenn der damalige Verteidigungsminister diesen
orschlägen doch nur gefolgt wäre, dann hätte er der
undeswehr etliche Irritationen erspart und dann wäre
ie neue Struktur jetzt weitgehend Realität.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Günther Friedrich Nolting

Herr Minister, Ihre Verteidigungspolitischen Richt-

linien gehen in die richtige Richtung. Wir unterstützen
viele Aussagen. Aber wir erwarten, dass endlich ein
Weißbuch vorgelegt wird. Das letzte Weißbuch gab es
1994. Seit dem Jahr 2000 versprechen Sie uns solch ein
Weißbuch. Wir wollen wissen, wie die gesamte Bundes-
regierung die sicherheitspolitische, die verteidigungs-
politische Lage einschätzt und welche Konsequenzen die
gesamte Bundesregierung – nicht nur der Verteidigungs-
minister – daraus zieht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lassen Sie mich noch etwas zur allgemeinen Wehr-
pflicht sagen. Der Kollege Gerhardt hat sich dazu für die
FDP-Bundestagsfraktion geäußert. Herr Minister,
schauen Sie sich selbst Ihre Verteidigungspolitischen
Richtlinien noch einmal an! Sie selbst schreiben, dass
der Hauptauftrag nicht mehr Bündnis- und Landesvertei-
digung sind, sondern im Wesentlichen die internationa-
len Einsätze. Keiner hier im Hause – vielleicht bis auf
wenige Ausnahmen – will Grundwehrdienstleistende in
solche internationalen Einsätze schicken. Das können
wir aufgrund fehlender Ausbildungszeiten nicht verant-
worten. Wir können es aber auch grundsätzlich politisch
nicht verantworten.

Ich will auch hier noch einmal sagen: Wehrpflicht ist
kein ewig währendes Prinzip. Wehrpflicht muss ständig
überprüft werden: auf die Länge, auf die Kürze oder da-
hin gehend, ob sie insgesamt beibehalten werden muss.
Sie muss vor allen Dingen sicherheitspolitisch begründet
werden. Alle anderen Gründe sind zwar wichtig und
müssen berücksichtigt werden, aber sie sind Sekun-
därgründe und dürfen nicht zur Legitimation der Wehr-
pflicht herangezogen werden.


(Beifall bei der FDP)

Die sicherheitspolitische Lage im konventionellen

Bereich hat sich in den letzten Jahren doch verbessert;
sonst säßen wir doch nicht hier, in Berlin. Die NATO hat
Staaten aufgenommen, die dem ehemaligen Warschauer
Pakt angehört haben, die zur ehemaligen Sowjetunion
gehört haben. Die NATO ist heute jedem potenziellen
Gegner um ein Vielfaches überlegen. Auch deswegen
brauchen wir die Wehrpflicht nicht mehr.

Herr Kollege Schmidt, ich will noch einmal das
Thema Wehrgerechtigkeit ansprechen. Wenn heute
keine 20 Prozent der jungen Männer eines Jahrgangs
mehr Wehrdienst ableisten, dann frage ich mich, woher
die Legitimation kommen soll. Ich kenne einige, die
mittlerweile den Zivildienst, den Ersatzdienst, zur Legi-
timation der Wehrpflicht anführen. Das kann nicht rich-
tig sein. Auch darüber werden wir in den nächsten
Monaten noch streiten.


(Beifall bei der FDP)

Herr Minister, Sie haben das Thema Afghanistan an-

gesprochen. Eine Vielzahl der Kollegen aus der FDP-
Bundestagsfraktion ist vor Ort in Afghanistan gewesen.
Auch insofern haben wir keinen Nachholbedarf. Was hat
sich in den letzten zwölf Monaten in Kunduz, in

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(C (D aizabad verändert? Es gibt immer noch kein mit den artnern abgestimmtes Gesamtkonzept für die Region. Ich darf an Folgendes erinnern – damit komme ich um Schluss, Frau Präsidentin –: Es war General iechmann, der letztes Jahr mit einem Vorauskomando vor Ort war und nach seiner Rückkehr gesagt hat: ch brauche für ein PRT mindestens 230 Soldatinnen und oldaten. – Jetzt sind in Faizabad keine 100. Wie sieht es a eigentlich mit dem Selbstschutz aus? uch dafür tragen wir eine Verantwortung. Dass wir ihr achkommen, kann ich leider nicht erkennen. Wir haben uch für den Schutz unserer Soldaten zu sorgen. Was den Kosovo angeht, so gibt es keine Vorwürfe egenüber den Soldaten vor Ort, überhaupt nicht. Frau ollegin Tritz, die Soldaten leisten gute Arbeit vor Ort, ber ich mache der rot-grünen Bundesregierung Vorürfe, weil sie ihrer Informationspflicht nur mangelhaft achkommt. Das haben wir gerade in den letzten Tagen ieder erlebt. Wenn es nicht Druck aus der Opposition egeben hätte, hätten wir bis heute nicht die Informatioen, die wir benötigen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist unsinnig!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512602200

Herr Kollege Nolting!

Günther Friedrich Nolting (FDP):
Rede ID: ID1512602300

Ich komme zum Schluss.
Wir sprechen von einer Parlamentsarmee. Von daher
uss das Parlament auch die Informationen erhalten, die
s benötigt, um urteilen zu können. Wir müssen uns
arauf verlassen können, dass das, was uns im
usschuss vorgetragen wird, auch richtig ist und der
ahrheit entspricht.
Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512602400

Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, bitte

ch allgemein darum, dass die Schlusssätze nicht noch
ineinhalb Minuten über das Ende der Redezeit hinaus-
ehen.
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Rainer Arnold.

Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1512602500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

igentlich ist es schade, dass bei einer Debatte, die die
enschen stärker berührt als viele Themen, die wir hier
onst bereden – weil es nämlich um die Frage der
icherheit jedes Einzelnen geht –, die Opposition in die
blichen Rituale verfällt.






(A) )



(B) )


Rainer Arnold


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Damit wird eine Chance verspielt, was den größten Per-
sonalkörper angeht, für den der öffentliche Bereich Ver-
antwortung trägt, mit Personal, das wir mit ganz beson-
ders schwierigen Aufgaben ins Ausland schicken. Das
Personal hätte es verdient, dass wir uns seriös mit dem
auseinander setzen,


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Was war denn an dem Beitrag unseriös?)


was im Augenblick an Transformation, an Wandel zu
bewältigen ist, und dass wir uns seriös und wahrheits-
gemäß mit dem auseinander setzen, was die Soldatinnen
und Soldaten in den Einsatzgebieten erleben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Besonders schade ist das deshalb, weil wir uns in der
Analyse eigentlich einig sind. Die Sicherheitslage in Eu-
ropa hat sich verändert. Wir haben einen euroatlanti-
schen Stabilitätsraum und erkennen, dass wir gleichzei-
tig mit neuen, nicht so genau definierbaren Risiken fertig
werden müssen, also andere Antworten brauchen. Herr
Schmidt, bei Ihrer Rede habe ich den Eindruck gewon-
nen: Sie erkennen in der Analyse zwar die Veränderun-
gen richtig, aber an den Antworten, die Sie geben, zum
Beispiel zur Heimatschutzkomponente – Standorte
sollen nur wegen dieser Komponente weitergeführt
werden –,


(Dr. Karl A. Lamers [Heidelberg] [CDU/ CSU]: Wichtig, sehr wichtig!)


merken wir, dass Sie in der Union diesen Wandel mental
gar nicht wirklich vollzogen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Um es klar zu sagen, Herr Lamers: Die Soldatinnen
und Soldaten gestalten diese Reform nicht auf dem Pa-
pier, sondern sie sind in ihrer täglichen Praxis mitten in
dem Wandel. Die Reform ist Realität. Wir sind in der
Umsetzung. Die Soldatinnen und Soldaten sind in den
Köpfen viel, viel weiter als die Politik auf Ihrer Seite.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Herr Schmidt – ich kann Ihnen wirklich nicht erspa-
ren, Herr Schmidt, dass ich das sage –, die Union zeigt
mit dem Finger auf die Regierung


(Dr. Karl A. Lamers [Heidelberg] [CDU/ CSU]: Womit sonst?)


und unterstellt vermeintliche Unterschiede in der Bewer-
tung der Aufgaben. Ich habe mit Interesse gelesen, was
Sie, Kollege Schmidt, in den letzten Wochen gesagt ha-
ben. An einem Tag ziehen Sie das PRT in Faizabad in
Zweifel.

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(C (D m nächsten Tag erklärt der stellvertretende Fraktionsorsitzende Dr. Schäuble, dass die Regierung selbstvertändlich bei dieser richtigen Maßnahme auf die Untertützung der Opposition bauen kann. Am darauf olgenden Tag erklären Sie, Herr Schmidt, eigentlich räuchten wir dort viel mehr Soldaten. (Dr. Karl A. Lamers [Heidelberg] [CDU/CSU]: Wie viele Soldaten brauchen wir denn?)


ch glaube, Sie reagieren deshalb so gereizt, weil Sie
anz genau spüren, dass Sie in Fragen der Außen- und
icherheitspolitik nicht vernünftig aufgestellt sind und
icht konsistent argumentieren. Das ganze Themenfeld
tellt eine richtig offene Flanke der Opposition dar.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Karl A. Lamers [Heidelberg] [CDU/CSU]: Wie viele Soldaten brauchen wir denn?)


Sie haben vor allen Dingen eines nicht verinnerlicht,
ämlich dass Sicherheit mehr leisten muss als abschre-
kende Verteidigung. Sicherheit kann doch nur in einem
rweiterten Verständnis erreicht werden: Sie hat doch
konomische, ökologische, soziale und kulturelle Di-
ensionen. Die Streitkräfte spielen in diesem Zusam-
enhang eine wichtige, aber eben nur eine Rolle unter
ielen. Zu all diesen Punkten steht in Ihren Anträgen
eine Zeile.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512602600

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen

chmidt?


Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1512602700

Gerne.


(Gernot Erler [SPD]: Der hat doch schon überzogen!)



Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1512602800

Meine Zwischenfrage gibt doch dem Kollegen die
öglichkeit, sich noch einmal zur Sache zu äußern,
achdem er dafür bisher nicht viel Zeit aufgewendet hat.
Herr Kollege Arnold, wie verhält es sich nun mit dem

RT in Faizabad? Wie groß soll es sein? Welche Anzahl
äre nötig?


(Gernot Erler [SPD]: Da lenkt er ab! – Zuruf des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


st es so, dass der Verteidigungsminister aufgrund von
ussagen aus Ihrer Fraktion bzw. von solchen aus der
oalitionsfraktion Bündnis 90/Die Grünen den Ein-
ruck gewinnen konnte, die Anzahl der Soldaten für
aizabad orientiere sich nicht an der Sicherheit und am
eam, sondern sei aufgrund von Begehrlichkeiten der
ot-grünen Koalitionsparteien begrenzt worden?


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Dämliche Frage! – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Quatsch!)







(A) )



(B) )



Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1512602900

Zunächst einmal übersehen Sie, dass die Konzeption

der PRTs nicht auf nationaler deutscher Vorliebe beruht,
sondern die Staatengemeinschaft insgesamt diesen Weg
gewählt hat. Natürlich beruht dieses Vorgehen auf einem
Kompromiss zwischen den beiden Polen, entweder
70 000 bis 80 000 Mann nach Afghanistan zu schicken.
Ich sehe niemanden, der das will bzw. leisten kann –
oder allein den Weg über Nation-Building zu wählen
und ganz herauszugehen. Dieses fordert ja die FDP. Das
ist aber unverantwortbar gegenüber den Menschen in
Afghanistan.


(Zuruf von der FDP: Was?)

Deshalb stellt das jetzige Vorgehen einen Kompromiss
dar, für den sich die NATO mit unserer Unterstützung
entschieden hat.


(Zurufe von der CDU/CSU)

– Ich beantworte Ihre Frage schon konkret, Herr
Schmidt. – Die zweite Frage ist, wie viele Soldaten für
ein PRT nötig sind.


(Thomas Kossendey [CDU/CSU]: Diese Frage sollten Sie beantworten!)


Diese lässt sich erst dann beantworten, wenn zuvor die
Frage geklärt wird, was ein PRT tun soll.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Tolle Antwort! Selber eine Frage stellen!)


Wenn ein PRT auch Frieden schaffende Maßnahmen in
einer Großstadt durchsetzen soll, dann braucht man viele
Hundert Soldaten. Dies soll es aber nicht. Wenn ein PRT
einzelne Objekte und Menschen in der Stadt schützen,
kommunikativ Staatsgewalt aus Kabul auch in die Regi-
onen tragen, Menschen zusammenbringen und mit den
Akteuren reden und verhandeln soll, zugleich dabei aber
ein Gewehr im Hintergrund hat, damit man in dieser Ge-
sellschaft als Verhandlungspartner respektiert wird,
wenn das die Aufgabe des PRT ist – und das ist sie –,
dann ist die Größe, die wir gewählt haben, angemessen.
Wir machen dabei manchmal den Fehler, dass wir von
den Soldaten dann, wenn etwas schief läuft, plötzlich
verlangen, dass sie Aufgaben erfüllen sollen, für die wir
gar kein Mandat erteilt haben. So sollte man mit den Sol-
daten nicht umgehen, sondern die Aktionen präzise an
der vorliegenden Aufgabenbeschreibung messen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Bundeswehr – das hat sich an dem PRT gezeigt –
wird dieser Aufgabenstellung längst gerecht. Ich will gar
nicht drum herumreden: Die Ausschreitungen im
Kosovo haben gezeigt, dass Fehler gemacht wurden. Es
ist notwendig, die nationalen und internationalen Kom-
munikationsketten zu überprüfen. Es wurden strukturell
falsche Einschätzungen vorgenommen. Die Schwach-
stellen wurden nicht richtig erkannt, insbesondere nicht
in ihrer politischen Brisanz. Das alles liegt auf dem
Tisch. Jetzt kommt aber der entscheidende Punkt: Sie
tun so, als ob es, um dies zu erkennen, der Medienbe-
richte im August bedurft hätte. Das ist falsch. Der dicke

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(C (D rdner, den der Verteidigungsminister gestern den Obeuten übergeben hat – ich bin froh, dass wir ihn haben; a steht nämlich überhaupt nichts Spektakuläres drin –, ietet eine saubere Aufarbeitung der Versäumnisse und ehleinschätzungen im Kosovo, die bereits im April und ai aufgestellt wurde und aufgrund derer der General nspekteur bereits im Mai klare Schlussfolgerungen geogen und in Anweisungen umgesetzt hat. Das heißt im Klartext: Durch die Informationen in iesem Ordner werden keine Fragen aufgeworfen, sonern sie wurden zu einem viel früheren Zeitpunkt, als ie sie gestellt haben und versucht haben, einen Skandal araus zu machen, klar beantwortet. Ich bin froh und beuhigt über diese Informationen; (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sie haben gerade gesagt, dass Sie nie aufgeregt gewesen seien!)


enn ich konnte erkennen, dass die Bundeswehr eine
ernfähige Organisation ist. Der Verteidigungsminister
tellt sich in dieser Frage – das ist ganz klar – zu Recht
or seine Soldaten.
Ein altes Sprichwort sagt: Erfahrung hat man nicht

ann, wenn man sie braucht, sondern erst danach. Des-
alb würde ich es für gut finden, wenn wir Politiker in
erlin nicht anfangen, aus unseren warmen Büros heraus
perative Entscheidungen, die Soldaten treffen und
erantworten müssen, zu kritisieren. Und wir sollten
icht meinen, wir alle könnten kleine Feldherren sein.


(Dr. Karl A. Lamers [Heidelberg] [CDU/CSU]: Man muss es aber richtig machen!)


as ist nicht unsere Aufgabe.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Selbstverständlich
uss die Politik die Auslandseinsätze unserer Streit-
räfte verantwortungsvoll begleiten. Selbstverständlich
st die Bundeswehr ein Parlamentsheer und die politi-
che Führung hat gegenüber dem Parlament die Pflicht,
neingeschränkt Bericht zu erstatten. Das hat sie auch in
iesem Fall getan. Der Generalinspekteur hat uns bereits
m Mai erklärt, welche Handlungsoptionen es gibt und
ie die Entscheidungen aussehen. Es liegt also alles auf
em Tisch.
Es darf nicht passieren, dass die Politik, wenn Solda-

en Fehler machen – das wird angesichts der schwierigen
ufgaben immer wieder vorkommen –, einen Kompa-
iechef oder einen Bataillonskommandeur in den Vertei-
igungsausschuss nach Berlin zitiert – solche Überle-
ungen stellen Sie an –, damit er Rede und Antwort
teht. Eine solche Entscheidung hätte eine völlig falsche
ignalwirkung für die Truppe. Sie würde die Motivation
nd die Verantwortungsbereitschaft mindern. Es kommt
ber darauf an, dass unsere jungen Soldaten die Bereit-
chaft zeigen, in schwierigen Situationen selbst zu ent-
cheiden und Verantwortung zu übernehmen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Soldaten werden dies nur tun können, wenn sie wis-
en, dass die Politik auch dann hinter ihnen steht, wenn






(A) )



(B) )


Rainer Arnold

sie in schwierigen Situationen entscheiden müssen. Das
bedeutet ganz klar: Wir alle sollten darauf bedacht sein,
den jungen Truppenführern die richtigen Signale zu ge-
ben.

Ich sage sehr deutlich: Ihr Versuch, dieses Thema am
Kochen zu halten – zumindest manche in Ihren Fraktio-
nen spielen mit dem „Kampfinstrument“ Untersu-
chungsausschuss –, zerstört die Bereitschaft in der
Truppe, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Über
die Soldaten würde im Grunde genommen Gericht ge-
halten werden. So würde es jeder Soldat letztlich emp-
finden. Dies können wir nicht wollen. Wir brauchen Sol-
daten, die sich ihrer Verantwortung stellen.

Ich füge noch hinzu: Ich habe überhaupt keinen
Grund und keinen Anlass, daran zu zweifeln, dass die
Soldaten die taktischen Spielräume – wie es militärisch
heißt –, die wir ihnen zur Erfüllung ihres Mandates ge-
ben müssen, verantwortungsvoll ausfüllen. Unsere Auf-
gabe ist, politische Vorgaben zu machen. Darüber kön-
nen wir streiten und diskutieren. Wenn Fehler passieren,
dann reden wir darüber mit dem Verteidigungsminister
und mit den Inspekteuren. Aber wir sollten bitte nicht
kleine Operationen, die die Soldaten jeden Tag durch-
führen müssen, zum Anlass nehmen, ein Spektakel im
Verteidigungsausschuss zu inszenieren; denn das schadet
der Truppe insgesamt.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512603000

Herr Kollege Arnold, auch Sie bitte ich, zum Schluss

zu kommen.

Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1512603100

Ich komme zum Ende.
Alles in allem: Die Reform der Bundeswehr ist viel

weiter, als Sie denken. Am Ende dieses Prozesses wird
die Bundeswehr eine Streitmacht sein, die zusammen
mit ihren Partnern – nicht allein – mehr Fähigkeiten hat
und im Hinblick auf die möglichen Aufgaben, die sie zu
erfüllen hat, noch besser ausgebildet ist. Sie wird am
Ende besseres und moderneres Gerät haben, als dies im
Augenblick der Fall ist. Dieser Prozess steht nicht am
Anfang; wir befinden uns mittendrin.

Herzlichen Dank für Ihre Geduld.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Diese Geduld muss man wirklich haben!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512603200

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Ursula Lietz.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ursula Lietz (CDU):
Rede ID: ID1512603300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vor
14 Tagen haben die Außen- und Verteidigungspolitiker
dieses Hauses ein Gespräch mit einem führenden
NATO-Diplomaten gehabt. Zwei Sätze aus diesem Ge-
spräch sind mir in Erinnerung geblieben. Der erste Satz

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(C (D ieß: Ich hoffe, dass das transatlantische Bündnis den rakkrieg überlebt. Man sollte sich einmal überlegen, was das bedeutet. er zweite Satz lautete: Es gibt mittlerweile in der ATO zwei Gruppen: die eine Gruppe, die ihren finaniellen Verpflichtungen nachkommt, und die andere, die as nicht tut und für die die erste mit einstehen muss. Wir alle wissen: Wir gehören zur zweiten Gruppe. Ich uss Ihnen ganz ehrlich sagen: Ich habe mich anlässlich olcher Sätze für diejenigen, die für unsere Bundeswehr erantwortlich sind – nicht für die Soldaten; das muss ch hier ausdrücklich sagen und das werde ich an anderer telle noch einmal betonen –, geschämt. Denn dies wirft in bestimmtes Licht auf unsere Außenund unsere Vereidigungspolitik und beeinträchtigt das Vertrauen, das ir eigentlich haben sollten. Mit unserer Politik riskieen wir, an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Sie, Herr Verteidigungsminister, haben heute wieder olt, dass Sie davon ausgehen, dass die Opposition die eformpläne im Großen und Ganzen billigt. Das ist so icht richtig; denn wir stellen Bedingungen. Diese Beingungen lauten, dass die Reform der Bundeswehr und ie Umwandlung in eine Einsatzarmee nur dann durcheführt werden können, wenn wir zusätzliche Investitioen in neue Techniken und in Schutzausrüstungen der ruppe, aber auch – darauf möchte ich mich konzentrieen – in Fürsorgemaßnahmen für unsere Soldaten tätien. Anderenfalls erleiden wir einen Vertrauensverlust; ie Vorkommnisse der letzten Tage weisen sehr deutlich arauf hin. Wir brauchen eine umfangreichere Versorung unserer Soldaten, wenn wir sie in schnelle Einsätze chicken. Wir brauchen mehr, um ihnen da wieder heruszuhelfen. Herr Verteidigungsminister, seit über einem Jahr sa en Sie uns – und leider auch den Mitarbeitern von acht undeswehrkrankenhäusern –, dass Sie etliche Kranenhäuser schließen werden. Jede Woche höre ich aus emselben Munde unterschiedliche Pläne. Sie vergräten und verunsichern damit das Personal in den Bundesehrkrankenhäusern. Nach all dem, was wir jetzt gehört aben, reduzieren Sie circa 35 bis 40 Prozent der in dieen Krankenhäusern bestehenden Kapazitäten und somit uch Ausbildungskapazitäten. Im Sanitätswesen wird ersonal in der Anästhesie, in der Kopfund Kieferhirurgie und in vielen anderen einsatzrelevanten Disiplinen wie etwa der Neurochirurgie reduziert, deren enntnisse wir in den zivilen Krankenhäusern nicht ompensieren können. Interessante Modelle, die dazu in inigen Städten erarbeitet worden sind, finden in Ihren erhandlungen keinen Platz. Am 21. September dieses Jahres hat der Inspekteur es Sanitätswesens von einem gigantischen Mangel an edizinern für den Einsatz gesprochen. Er hat Recht; enn wir werden in Zukunft weltweit eingesetzte Trupen nicht mehr ausreichend medizinisch versorgen könen. Wenn Sie glauben, Krankenhäuser in den nächsten ahren auslaufend schließen zu können, dann wird Ihnen as nicht gelingen. Denn sobald die Schließungen Ursula Lietz bekannt werden, werden die guten Leute gehen und mit denjenigen, die bleiben müssen, können Sie den laufenden Betrieb nicht mehr aufrechterhalten. Schon jetzt erlassen Sie Einstellungsstopps in den verbleibenden Krankenhäusern. Das führt zu Problemen und Engpässen. Wir stellen immer wieder fest, dass der Vertrauensverlust in den entsprechenden Einrichtungen groß ist, auch wenn man Ihnen das vielleicht nicht sagt. Wir haben das alles in den letzten Jahren bei Schließungen von Standortverwaltungen miterlebt. Wir erleben das jetzt wieder. Sie werden die medizinische Versorgung unserer Soldaten im Einsatz und den guten Ruf der Bundeswehr als Medical Lead Nation – und dies bezieht sich nicht nur auf das Sanitätswesen – nicht aufrechterhalten können. Hinzu kommt, dass Reservisten im Sanitätswesen von 50 000 auf 14 000 reduziert werden sollen. Diese empfinden dies so, als ob wir gegenüber denjenigen, die jahrelang an unserer Seite gestanden haben, plötzlich kein Vertrauen mehr haben. Sie ziehen dabei nicht in Betracht, dass wir sie als Verstärkungsgruppe für Kliniken in Einsatzgebieten und bei der Rückführung verletzter Soldaten, aber auch im Katastrophenfall dringend brauchen. Sie werden feststellen, dass die Schließung von Reservelazaretten bei der zukünftigen Heimatverteidigung Probleme macht; wir haben darüber gesprochen. Dann wollen Sie noch in den nächsten fünf bis sechs Jahren zivile Mitarbeiter in einem hohen Ausmaß in den vorzeitigen Ruhestand schicken oder auf andere Stellen versetzen. Sie wollen so die Zahl der zivilen Mitarbeiter um 40 000 reduzieren. Wenn Sie sagen, dass Sie das sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen machen werden, dann werden Sie erneut erleben, dass die Menschen in der Bundeswehr Ihnen nicht mehr glauben. Ich denke, dass wir uns auf eine neue Bedrohungslage einstellen müssen. Wir haben in diesem Land noch immer nicht begriffen, worum es eigentlich geht. Wir erinnern uns zu wenig daran, dass wir uns verpflichtet haben, an der Seite unserer NATO-Partner im internationalen Kampf gegen den Terrorismus zu stehen. Ich erinnere an das Wort des Kanzlers von der uneingeschränkten Solidarität, die wir so von ihm gar nicht verlangt haben. Wir sind an vielen Einsatzorten in der Welt. Unsere Soldaten erwarten von uns, dass wir hinter ihnen stehen. In einem Interview haben Sie, Herr Verteidigungsminister, sogar einen Einsatz im Sudan nicht ausgeschlossen. Ich denke, wir müssen dafür sorgen, dass unsere Bündnispartner, aber auch unsere Soldaten wieder Vertrauen in uns haben. Wegen der Vorkommnisse im Kosovo brauchen Sie den Soldaten keinen Vorwurf zu machen, Herr Verteidigungsminister; denn es hat sich gezeigt, dass die Vorkommnisse im Kosovo Führungsprobleme sind. Führungsprobleme löst man aber nicht mit Maulkorberlassen. Sie löst man mit Vertrauen in die Soldaten und mit deren Stärkung, durch ausgezeichnete Ausrichtung, Ausbildung und Ausstattung. All das fehlt. V z e t i D h s s F d w h E A K U S S h le h f K B K s D S d c v g (C (D or diesem Hintergrund können wir dieser Reform nicht ustimmen. Ich danke Ihnen. Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Gesine Lötzsch. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr ge hrte Gäste, ich bin Abgeordnete der PDS. Im Antrag der Regierungsfraktionen zur Transforma ion der Bundeswehr findet sich folgende Passage, die ch nur unterstützen kann: Der grundlegend veränderte Auftrag und die Transformation der Bundeswehr müssen von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragen werden. Dieser bedarf einer breiten sicherheitsund friedenspolitischen Debatte in Politik und Gesellschaft. as ist völlig richtig. Wo aber wird diese breite sichereitsund friedenspolitische Debatte in Politik und Geellschaft geführt? In welcher Frage haben Sie in der Geellschaft einen Konsens in der Sicherheitsund riedenspolitik erreicht? Sie wissen, dass eine Mehrheit er Bundesbürger den militärischen Einsatz der Bundesehr in Ex-Jugoslawien und in Afghanistan abgelehnt at und noch immer ablehnt. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512603400
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1512603500

s gibt auch eine Mehrheit in der Bevölkerung, die keine
uslandseinsätze der Bundeswehr will, sondern
onfliktprävention und verstärkte Bekämpfung der
rsachen von Terror und Gewalt.
Die Bundesregierung regt diese Diskussion nicht an.

ie verweigert sich dieser Diskussion sogar hartnäckig.

(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie bitte?)

ie schickt die Bundeswehrsoldaten von einem Krisen-
erd zum nächsten und setzt das Leben der Soldaten
ichtfertig aufs Spiel. Aus der Bundeswehr selbst ist zu
ören, dass diese Art der Sicherheitspolitik als „Ge-
echtsfeldtourismus“ bezeichnet wird.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist völliger Unsinn!)


Die Bundesregierung hat kein sicherheitspolitisches
onzept. Das letzte Weißbuch, das eine Konzeption der
undeswehr enthielt, wurde 1994 von der Regierung
ohl vorgelegt, also vor zehn Jahren. Bekanntlich hat
ich seitdem einiges in der Welt grundsätzlich verändert.
er ehemalige Bundesminister der Verteidigung, Herr
charping, hatte bereits für 2001 ein Weißbuch angekün-
igt. Nun soll es, dem Antrag der Koalition entspre-
hend, im Jahre 2005 kommen. Der Kollege Schmidt
on der CDU/CSU ist darauf schon kritisch eingegan-
en.






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch

Auch das bestätigt unseren Eindruck, dass Sie die

Bundeswehr in Krisengebiete dieser Welt schicken, ohne
die Folgen zu bedenken. Das ist gefährlicher Aktionis-
mus.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wissen Sie eigentlich, welche Rolle die Vereinten Nationen spielen?)


Dies wird besonders deutlich, wenn man sich die feh-
lende Strategie der Bundesregierung in Afghanistan an-
schaut: Niemand weiß, wo sich Bin Laden aufhält, die
alten Herrschaftsstrukturen in den Regionen sind beste-
hen geblieben, der Drogenhandel blüht und die Bundes-
wehr schaut weg. Afghanistan lebt nicht in Frieden und
ist weit von einer funktionierenden Demokratie entfernt.

Die Bundesrepublik läuft Gefahr, in Afghanistan in
einen lang andauernden, blutigen und extrem kostspieli-
gen Konflikt verwickelt zu werden.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kennen Sie die Realität der drei Jahre des Einsatzes? – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wo bleibt Ihre humanitäre Einstellung?)


Der derzeitige Präsident der USA, Herr Bush, hat bereits
erklärt, dass er kein Ende des Krieges den Terrorismus
sieht. Ich glaube, in diesem Punkt stimmt er mit Bin
Laden überein. Herr Verteidigungsminister Struck er-
klärt gern, dass die deutschen Interessen am Hindu-
kusch verteidigt werden müssen. Aber warum definiert
niemand öffentlich, worin die deutschen Interessen dort
bestehen? Was Afghanistan betrifft, so sehe ich vor al-
lem die Interessen der USA und der afghanischen
Warlords und Drogenschmuggler.

Die Bundesregierung glaubt augenscheinlich, sich bei
den USA für die Nichtbeteiligung am Irakkrieg recht-
fertigen zu müssen, und verkauft den USA den Afgha-
nistaneinsatz als Kompensationsgeschäft. Wir müssen
uns aber nicht für die Nichtteilnahme am Irakkrieg bei
den USA entschuldigen oder rechtfertigen. Der Krieg
gegen den Irak ist illegal, wie Kofi Annan festgestellt
hat. Also bedarf es auch keiner Kompensationsge-
schäfte.

Ich will noch zu einem anderen Punkt Ihres Antrags
kommen. Sie fordern in Punkt 5, dass Standortentschei-
dungen nach militärischen und betriebswirtschaftlichen
Kriterien getroffen werden. In diesem Zusammenhang
habe ich durchaus Fragen an die Grünen: Müssten nicht
auch ökologische Kriterien bei Standortentscheidungen
eine Rolle spielen? Wie stellen Sie sich einen transpa-
renten Entscheidungsprozess unter Einbeziehung der
Betroffenen vor?

An dieser Stelle erinnere ich an das Bombodrom bei
Wittstock. Die Grünen und die lokale SPD haben sich
vor den Wahlen in Brandenburg gegen das Bombodrom
ausgesprochen. Jetzt sind die Wahlen vorbei und die
Bürger fragen sich natürlich, was aus dem Engagement
der Politiker geworden ist. Für die PDS kann ich allen
Bürgern, die sich für eine freie Heide engagieren, versi-
chern, dass wir uns nach der Wahl genauso wie vor der

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(C (D ahl gemeinsam mit den Bürgern gegen das Bomborom einsetzen werden. Abschließend will ich die Position der PDS zusamenfassen: Erstens. Wir lehnen weltweite Einsätze der undeswehr ab. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch Einsätze der Vereinten Nationen?)


(Reinhold Robbe [SPD]: Das hilft aber nicht!)


ie Bundeswehr ist für die Landesverteidigung da; wir
alten auch gar nichts von Bundeswehreinsätzen im In-
eren.
Zweitens. Die Zahl der Berufs- und Zeitsoldaten kann

uf 100 000 reduziert werden.
Drittens. Wir sind gegen jede Art von Zwangsdiens-

en und dazu gehören Wehrpflicht und Zivildienst.
Viertens. Bei Standortschließungen muss die Bundes-

egierung ein Konversionsprogramm für die betroffenen
egionen vorlegen und es aus dem Rüstungsetat finan-
ieren.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Erde ist eine Scheibe!)


Fünftens. Natürlich fordern wir den Verzicht auf Rüs-
ungsprojekte, die weltweiten Militäreinsätzen dienen,
zw. deren Abbruch.
Meine Damen und Herren, das wäre die richtige Rich-

ung für die Transformation der Bundeswehr.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512603600

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Reinhold Robbe.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Reinhold Robbe (SPD):
Rede ID: ID1512603700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Im nächsten Jahr kann unsere Bundeswehr auf
hre 50-jährige Geschichte – ich füge hinzu: auf eine
0-jährige erfolgreiche Geschichte – zurückblicken. Im
ächsten Jahr wird Anlass für eine umfassende Würdi-
ung all dessen sein, was mit unserer Armee verbunden
ird. Vor allen Dingen werden wir im nächsten Jahr
iele und hoffentlich auch schöne Gelegenheiten haben,
nseren Soldatinnen und Soldaten Dank zu sagen.
Es führte an dieser Stelle ein wenig zu weit und
ürde unserer Debatte heute auch nicht ganz gerecht,
ollte man das vorwegnehmen, was im nächsten Jahr in
ielfältiger und interessanter Weise stattfinden wird.
ierbei richten sich an den Deutschen Bundestag – da-
it meine ich ausdrücklich nicht nur den Fachausschuss,
lso den Verteidigungsausschuss – recht hohe Erwartun-
en. Ich glaube, ich spreche im Namen aller, wenn ich
age, dass unsere Soldatinnen und Soldaten es wirklich
erdient haben, wenn im 50. Jahr ihres Bestehens sehr
eutlich wird, dass unsere Bundeswehr den besonderen
nspruch hat, eine Parlamentsarmee zu sein.






(A) )



(B) )


Reinhold Robbe

Für uns als Gesetzgeber und für die Bundesregierung

bietet sich eine hervorragende Möglichkeit, das
Jubiläum zu nutzen, um einerseits den verantwortungs-
vollen Auftrag der Bundeswehr herauszustellen und um
andererseits eine breite Diskussion in unserem Lande
mit dem Ziel anzuregen, die Sicherheits- und Verteidi-
gungspolitik als gesamtstaatliche und gesamtgesell-
schaftliche Aufgabe zu verstehen.

Meine Damen und Herren, es ist kein Geheimnis,
dass die Sicherheitspolitik und damit auch unsere Bun-
deswehr in der deutschen Öffentlichkeit leider nicht so
stark wahrgenommen wird, wie dies eigentlich wün-
schenswert wäre. Dieses mangelnde Interesse ist aber
kein deutsches Phänomen, sondern überall in Europa in
unterschiedlichen Ausprägungen anzutreffen.

Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Es liegt nun ein-
mal in der Natur des Menschen, dass er sich lieber mit
weniger komplizierten Dingen beschäftigt und deshalb
entsprechend geringes Interesse für Dinge zeigt, die
nicht so einfach zu durchdringen sind. Die breiten Be-
völkerungsschichten verlangen zwar von den politisch
Verantwortlichen eine allumfassende Sicherheit, wobei
nicht groß zwischen innerer und äußerer Sicherheit, zwi-
schen Bundeswehr und Polizei oder zwischen Bundes-
grenzschutz und Verfassungsschutz unterschieden wird.
Richtig intensiv möchte sich damit aber kaum jemand in
unserer Gesellschaft beschäftigen.

Andererseits ist das Vertrauen in unsere Sicherheits-
organe außerordentlich groß, was uns alle zusammen
vor dem Hintergrund der geschichtlichen Erfahrungen in
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch stolz machen
darf.

Derzeit befinden wir uns national und international in
einer Phase des Umbruchs. Die Sicherheitslage in der
Welt hat sich im Laufe der zurückliegenden Jahre voll-
kommen verändert. Der Kalte Krieg ist seit 15 Jahren
Geschichte. Seit etwa zehn Jahren steht die Bundeswehr
praktisch überall in der Welt in der Verantwortung. Seit
der ersten echten Auslandsmission im Jahre 1995 haben
wir uns daran gewöhnt, dass Verteidigungspolitik heute
anders als zu jenen Zeiten buchstabiert wird, in denen
unser Land ausschließlich auf die Sicherung der nationa-
len Außengrenzen fixiert war.

Der Umbruch in der Sicherheitspolitik macht sich
aber natürlich auch am Datum 11. September 2001 fest.
Der internationale Terror zwingt uns alle zum Umden-
ken. Selbst bei Clausewitz finden wir keine Antwort auf
die Frage, wie der Staat auf die Herausforderungen der
asymmetrischen Bedrohungen reagieren soll. Es gibt
keine Patentlösungen für die komplizierten Fragestellun-
gen mit Blick auf Selbstmordattentate, auf Geiselnah-
men oder auf entführte Flugzeuge durch Terroristen.

Die freie westliche Welt hat jedoch auf diese neuen
Herausforderungen politisch und militärisch reagiert.
Die UNO als wichtigste Trägerin des Völkerrechts hat
nie ihre Bedeutung verloren. Daran hat auch die Ent-
wicklung des Irakkrieges nichts geändert. Die NATO
und alle Mitglieder haben mit der notwendigen Transfor-
mation begonnen, die dazu dient, sowohl die NATO ins-

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(C (D esamt als auch die Bündnispartner in die Lage zu veretzen, mit den neuen Herausforderungen besser als in er Vergangenheit klarzukommen. Wenn wir uns anschauen, mit welchen Problemen wir s aktuell in der Welt zu tun haben, so werden unsere eienen sicherheitspolitischen Themen, die naturgemäß on den Bundeswehrauslandseinsätzen bestimmt sind, om Irakkonflikt, von der äußerst labilen Lage im Kauasus, dem nach wie vor ungelösten Nahostkonflikt und ahlreichen Krisenherden von Afrika bis Südostasien berschattet. Diese zugegebenermaßen verkürzte Situationsbe chreibung wird von einem Thema begleitet, das alle olitikfelder belastet, nämlich von der Tatsache, dass für ie vielen Notwendigkeiten zu wenig Geld zur Verfüung steht. Auch dies ist natürlich kein typisch deutches Problem, macht sich jedoch vor dem Hintergrund nserer besonderen Situation – ich nenne das Stichwort ufbau Ost – besonders stark bemerkbar. Aus dieser ituationsbeschreibung ergeben sich meines Erachtens olgende Konklusionen: Erstens. Gerade weil sich überhaupt nicht abzuzeich en scheint, dass sich die aufgrund unterschiedlichster rsachen labile Sicherheitslage in absehbarer Zeit posiv verändert, brauchen wir mehr Anteilnahme, mehr Inresse und mehr Bereitschaft für die brennenden Fragen er Sicherheitspolitik. Dies gilt ganz allgemein für unere Gesellschaft. Dies gilt im Übrigen aber in besondeer Weise für unser Parlament. Unsere im Prinzip verünftige und bewährte Form der Fachbereiche und xpertenfelder darf nicht dazu führen, dass die Sichereitspolitik ausschließlich jenen überlassen wird, die im erteidigungsausschuss oder im Auswärtigen Ausschuss tig sind. Nur wenn es gelingt, der Sicherheitspolitik inen höheren Stellenwert einzuräumen, werden wir für ie Notwendigkeiten Akzeptanz finden, und zwar soohl in politischer als auch in finanzieller Hinsicht. eshalb sind wir allesamt gut beraten, das 50-jährige Juiläum der Bundeswehr für eine breit angelegte öffentche Diskussion innerhalb und außerhalb der politichen Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Universitäten nd Schulen zu nutzen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zweitens. Innerhalb des Parlaments und der im Deut-
chen Bundestag vertretenen Fraktionen muss nach mei-
er Auffassung stärker als bisher über die Frage nachge-
acht werden, wie wir es schaffen, Sicherheitspolitik
icht isoliert, sondern eingebunden in die vielen sonsti-
en Politikfelder zu behandeln. Spätestens seit unserem
ngagement auf dem Balkan und in Afghanistan ist je-
em klar geworden, dass Sicherheit und Verteidigung
uf keinen Fall losgelöst von der Außenpolitik, der Ent-
icklungshilfe, der Innenpolitik und weiteren Politik-
chwerpunkten betrachtet werden können.
Meine Damen und Herren, auch wenn ich nicht unbe-

ingt denen Recht gebe, die für eine Zusammenlegung
eispielsweise der Bundestagsausschüsse für Verteidi-
ung, Auswärtiges und wirtschaftliche Zusammenarbeit






(A) )



(B) )


Reinhold Robbe

plädieren, so halte ich eine wesentlich stärkere Kohärenz
auf diesem Feld für absolut notwendig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die komplexen und umfänglichen Fragestellungen und
Notwendigkeiten in der Sicherheitspolitik sollten nicht
von formalen Argumenten oder von Geschäftsordnungs-
fragen blockiert werden.

Drittens. Wer mit mir hinsichtlich einer besseren Ver-
ankerung der Sicherheitspolitik im öffentlichen Be-
wusstsein übereinstimmen kann, kann nach meiner fes-
ten und ehrlich gemeinten Überzeugung nicht für die
Abschaffung der Wehrpflicht sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Unabhängig von der Tatsache, liebe Kolleginnen und
Kollegen, dass eine Berufsarmee zurzeit gar nicht finan-
zierbar wäre, trägt die Wehrpflicht ganz wesentlich dazu
bei, den nachfolgenden Generationen ein Bewusstsein
für den Auftrag der Bundeswehr und damit gleichzeitig
auch für die sich ständig verändernden politischen Vor-
gaben und Rahmenbedingungen zu vermitteln.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Vor diesem Hintergrund mutet es schon ein wenig
sonderbar an – wenn ich das sagen darf –, wenn gerade
eine so große und wichtige Institution wie der Bundes-
verband der Deutschen Industrie in einer Denkschrift die
Abschaffung der Wehrpflicht fordert – in der, wie ich
finde, naiven Erwartungshaltung, dass bei einer Ab-
schaffung mehr Finanzmittel für den investiven Bereich
zur Verfügung stehen würden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512603800

Herr Kollege, achten Sie bitte auf die Zeit.

Reinhold Robbe (SPD):
Rede ID: ID1512603900

Gerne. Ich komme sofort zum Ende, Frau Präsidentin.
Es wäre aus meiner Sicht ein gutes Signal – das sage

ich besonders an die Adresse der Kritiker der Wehr-
pflicht in allen Fraktionen –, wenn im Jubiläumsjahr der
Bundeswehr das eigentliche Markenzeichen unserer
Bundeswehr, nämlich die Wehrpflicht, langfristig festge-
schrieben werden könnte.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512604000

Nächster Redner ist der Kollege Ernst-Reinhard

Beck, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Ernst-Reinhard Beck (CDU):
Rede ID: ID1512604100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Kolleginnen und Kollegen! Lieber Kollege Robbe, ich
darf am Anfang sagen, dass ich persönlich den von Ih-
nen genannten drei Punkten, in denen sehr präzise eine

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(C (D osition zusammengefasst wird, inhaltlich voll zutimme und Sie auch dabei unterstütze. Lieber Kollege Erler, Sie haben am Beginn Ihrer ede davor gewarnt – und es auch ein bisschen angerangert –, den Soldatinnen und Soldaten einen wohlfeien Dank abzustatten. Ich gebe Ihnen darin Recht. Was nsere Soldatinnen und Soldaten brauchen, sind nicht chöne Worte, sondern Respekt und Wertschätzung für hre wichtige und oft auch gefährliche Arbeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zu dieser Arbeit – der Kollege Nachtwei ist gerade
icht im Saal; er hat es vorhin bemerkenswerterweise
ngesprochen –, zum Wesen des Soldaten zählt auch die
ähigkeit zum Kampf. Gerade in kritischen Situationen,
ie wir sie im Kosovo hatten, verdienen sie unseren
ückhalt. Dies scheint mir das eigentliche Problem zu
ein, nämlich dass die Bundeswehr nicht genügend
ückhalt in dieser Bundesregierung findet. Nicht nur bei
en Verteidigungspolitischen Richtlinien lässt das Kabi-
ett den Bundesminister der Verteidigung allein, sondern
uch bei den riskanten Auslandseinsätzen unserer Solda-
en fehlt vielfach der Rückhalt durch den Außenminister,
urch die Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit
nd Entwicklung.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Von der vor allem!)


om Finanzminister und vom Bundeskanzler möchte ich
rst gar nicht reden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Streitkräfte sind Instrumente der Politik und für alle
ängel, die dieses Instrument im Kosovo gezeigt hat,

rägt die politische Führung die Verantwortung. Ich darf
ier vielleicht noch einmal die „Tagesschau“ vom
2. September in Erinnerung rufen: Da war von gravie-
enden Mängeln im Kosovo die Rede. So hätten Krisen-
läne für eine solche Situation gefehlt; die Soldaten
eien unsicher in der Anwendung der Schusswaffen ge-
esen, ihre Englischkenntnisse ungenügend und ihre
chutzausrüstung unzureichend. Ich wiederhole: Dafür
rägt nicht der Soldat, dafür trägt nicht die Bundeswehr,
afür trägt die politische Führung die Verantwortung.
enn Kritik angebracht ist, dann ist sie zu kritisieren
nd nicht die Soldaten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sehr geehrter Herr Minister Struck, Sie schulden uns

och, wie ich meine, eine Antwort auf die Frage:

(Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Ja!)


ie stark muss das Kontingent für die PRTs in Afgha-
istan sein?
Ich zitiere eine Aussage von Ihnen: Der Minister
isse zwar, dass es zurzeit keine Mehrheit gebe, um die
ahl der deutschen Soldaten aufzustocken.


(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Da kann er uns nicht gemeint haben!)


Richtig.






(A) )



(B) )


Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)


Man muss hier doch fragen: Wie viele Soldaten brau-

chen Sie? Reichen die 450 oder brauchen Sie mehr, Herr
Minister? Wenn es so ist, dann müssen Sie es dem Deut-
schen Bundestag vorher sagen. Folgende Frage ist eben-
falls wichtig: Was sollen die PRTs machen? Davon hängt
es ab. Nachdem sie schon eine ganze Reihe von Mona-
ten im Einsatz sind, kommt diese Frage etwas spät. Dies
kann doch nicht der Punkt sein. Es kann ebenfalls nicht
angehen, dass man sagt: Wir würden gern mehr tun, aber
dieses Parlament gibt uns nicht die nötigen Mittel. Herr
Minister, ich fordere Sie auf: Sagen Sie uns, was Sie
brauchen! Diese Frage muss beantwortet sein, bevor wir
in verantwortlicher Weise über die Verlängerung des
Mandats entscheiden können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Notwendige Strukturveränderungen sind immer ein

schmerzlicher Prozess. Deshalb begleiten wir die Trans-
formation mit großer Anteilnahme, aber auch mit Kritik.
Ich stehe nicht an zu sagen, dass in den Verteidigungs-
politischen Richtlinien nicht viel Richtiges steht und
dass von der Bundesregierung und vom Bundesminister
der Verteidigung nicht viel Notwendiges in Angriff ge-
nommen wird. Ich konzentriere mich auf zwei Punkte,
bei denen ich tatsächlich erheblichen Klärungsbedarf
sehe und wo ich meine, dass die Weichen falsch gestellt
sind.

Sie haben zu Recht gesagt, dass die eigentlichen Fra-
gen lauten: Wie wichtig und notwendig ist die Vorsorge
für den Heimatschutz? Tun wir wirklich das Notwendige
für den Schutz der Bürgerinnen und Bürger? Wie sieht
die Sicherheitsvorsorge unter den Bedingungen eines er-
weiterten Sicherheitsbegriffs aus? Sind wir wirklich in
ausreichendem Maße auf potenzielle Gefahren vorberei-
tet?

Ich meine, dass wir die Weichen in zwei Bereichen
falsch gestellt haben. Der erste Bereich betrifft die terri-
torialen Wehrstrukturen. Hier hat Kollege Schmidt
völlig Recht: Die VBKs sind nicht abzuschaffen, son-
dern als Zentren für Heimatschutz und Landesverteidi-
gung auszubauen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Den zweiten Bereich habe ich schon mehrfach ange-

sprochen: Ich warne davor, alle nicht aktiven Truppen-
teile ersatzlos aufzulösen. Wenn 220 000 Reservisten
den Bescheid bekommen, dass sie nicht mehr gebraucht
werden, ist dies ein fatales Signal für die Wehrpflicht.
Das sollte man bedenken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wie ich sehe, ist meine Redezeit bereits fortgeschrit-

ten. Daher komme ich zum Schluss. Die künftige Bedeu-
tung der Reservisten allein am operationellen und quan-
tifizierbaren Auftrag zu messen, greift zu kurz.
Überhaupt meine ich, dass von der politischen Führung
überlegt werden sollte, ob man den Aspekten der Vertei-
digungsbereitschaft und der Motivation genügend Rech-
nung trägt. Die Erfahrungen und das Engagement von
Soldaten lassen sich nicht mittels der Expertisen von Un-
ternehmensberatungen darstellen. Hier geht es, wie auch

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(C (D ei der Wehrpflicht, um nicht weniger als die Verankeung der Streitkräfte in unserer Gesellschaft. Vielen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Hans-Peter Bartels, PD-Fraktion. Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle en! Die Transformation der Bundeswehr wird – das ist eute schon mehrfach gesagt worden – vieles in unseren treitkräften sehr grundsätzlich ändern. Wir machen 5 Jahre nach der Implosion der Bedrohung aus dem Osen Ernst damit, die Bundeswehr in einem permanenten rozess auf ihre neuen Aufgaben auszurichten. Denn die euen Bedrohungen und Aufgaben wechseln heute häuiger als die Generalsekretäre der KPdSU in der Zeit des alten Krieges. Während bis zum Ende der Blockkonfrontation das m wenigsten wahrscheinliche Szenario ein tatsächlicher insatz der Bundeswehr war, sind Einsätze weit außeralb unserer Grenzen heutzutage ständige Realität, ja einahe Normalität. Die Antwort auf diese neue Wirkichkeit ist die Transformation der Bundeswehr. Alle biser gültigen Strukturen und Konzepte kommen auf den rüfstand. Sie müssen sich daran messen lassen, welhen Beitrag sie zur Aufgabenerfüllung der Bundeswehr eisten. Darüber ist heute Morgen schon gesprochen orden. Lassen Sie mich auf einen Aspekt der aktuellen Dis ussion eingehen, der besonders große öffentliche Auferksamkeit verdient: die Zukunft der Wehrpflicht in iesem veränderten Umfeld. Einige Stimmen in diesem ause sind immer sehr schnell mit ihrer Forderung nach em Ende der Wehrpflicht zur Stelle. Sie passe nicht ehr in unsere Zeit, hören wir dann. Die Argumente echseln: Einmal wird die angeblich mangelnde Wehrerechtigkeit beklagt, dann heißt es wieder, die Wehrflicht sei sicherheitspolitisch nicht mehr begründbar. anchmal wird auch empirisch argumentiert: Die große ehrheit der NATO-Mitgliedstaaten – so die FDP in eiem ihrer Anträge – habe die Wehrpflicht ausgesetzt der plane, dies zu tun. Deshalb müssten wir nun ebenso andeln. Mich überzeugt keine dieser Begründungen. Im Ge enteil: An der Wehrpflicht festzuhalten, wie der Verteiigungsminister das will, ist richtig. Ich glaube, dass die ntscheidung für die Wehrpflicht, solange wir eigene, eutsche Streitkräfte unterhalten, solange es noch keine uropaarmee gibt, richtig bleibt. Streitkräfte ohne Wehrpflichtige wären eine Armee, ie nach und nach nicht mehr zur Alltagserfahrung der enschen in Deutschland gehören würde. Das wäre eine undeswehr, die viele dann nur noch aus der „Tageschau“ kennen. Man soll die Zahlen nicht gering Dr. Hans-Peter Bartels schätzen: 8 Millionen junge Männer haben in den vergangenen fünf Jahrzehnten in der Bundeswehr gedient. Im Jahr 2003 haben 120 000 Rekruten – W9er, FWDLer, Zeitund Berufssoldaten – ihren Dienst in der Bundeswehr angetreten und etwa genauso viele, 120 000, sind ausgeschieden. Diese Fluktuation, dieser ständige Austausch ist eines der wichtigsten Bindemittel zwischen Bundeswehr und Gesellschaft. Das wollen wir erhalten. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512604200
Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1512604300

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


Die Wehrpflicht ist aber auch deshalb so wertvoll,
weil wir nicht wollen, dass die Bundeswehr zu einem be-
liebigen Dienstleister in Sachen Sicherheit wird. Gerade
in Zeiten, in denen unsere Soldaten in Einsätzen weit au-
ßerhalb unserer Grenzen ihren Dienst tun, ist es wichtig,
dass das Militärische dem Zivilen nicht fremd wird. Zu-
sammen mit dem Prinzip der Parlamentsarmee gehört
die Wehrpflicht zu den Sicherungsmechanismen, die uns
davor bewahren, das Militär leichtfertig einzusetzen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512604400

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Lenke?


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1512604500

Aber gerne.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1512604600

Herr Kollege, Sie verteidigen so vehement die Wehr-

pflicht. Ich möchte gern Ihre Definition von Ein-
berufungsgerechtigkeit hören. Wir haben ja keine
Wehrgerechtigkeit mehr. Wir haben eine eklatante Wehr-
ungerechtigkeit, weil fast jeder Zweite nicht mehr zum
Wehrdienst oder Zivildienst einberufen wird. Das heißt,
die einen jungen Leute dienen und haben in unserer Re-
publik Nachteile, andere, die sich davon freimachen
können und wegen Ihrer niedrigschwelligen Einberu-
fungskriterien nicht gezogen werden, haben zum Bei-
spiel die Möglichkeit, ein Jahr eher in den Beruf zu ge-
hen.

Sie haben von Einberufungsgerechtigkeit gesprochen.
Meinen Sie, dass jetzt, im Jahr 2004, Einberufungsge-
rechtigkeit gegeben ist? Diese Frage möchte ich gerne
von Ihnen beantwortet haben.


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1512604700

Frau Kollegin, um auf den Mythos Wehrungerech-

tigkeit einzugehen: 100 Prozent haben wir nie gehabt,
auch in Zeiten des Kalten Krieges nicht. Ich habe es ge-
sagt: Wir haben im Jahr 2003 120 000 Wehrpflichtige
zur Bundeswehr eingezogen; das sind die Zahlen, die
uns vorliegen. Darüber hinaus leisten 20 000 bis
30 000 in den Bereichen Bundesgrenzschutz, Polizei
und Katastrophenschutz ihren Dienst für die Sicherheit
unseres Landes und werden deshalb nicht zur Bundes-
wehr einberufen. Darüber hinaus haben wir die Kriegs-
dienstverweigerer, die Zivildienst leisten. Weit über die
Hälfte der Angehörigen eines Jahrgangs leistet ihren
Dienst – nicht nur Wehrdienst – für die Sicherheit der

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(C (D undesrepublik Deutschland und darüber hinaus. Ich inde das gut. Es enthebt uns aber nicht der Verpflichung, uns vor dem Hintergrund der demographischen ntwicklung, aber auch geringerer Personalstärke der undeswehr Gedanken über die Ausgestaltung der ehrpflicht zu machen und sie anzupassen. Aber wir haen heute nicht das Problem einer eklatanten Wehrungeechtigkeit. Wenn Sie die Zahlen zur Kenntnis nehmen, ie das Verteidigungsministerium veröffentlicht, werden ie sehen: Weit über die Hälfte tut ihren Dienst. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich will zu einem anderen Argument, das von Geg-
ern der Wehrpflicht verwendet wird, Stellung nehmen.
as ist die sicherheitspolitische Legitimation, die zu
eiten des Kalten Krieges da war und heute angeblich
ehlt. Seit die Militärblöcke entfallen sind, so heißt es,
ebe es keine Legitimation mehr für die Wehrpflicht. Da
rage ich mich: Für die Bundeswehr auch nicht mehr?


(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Das ist doch dummes Zeug! Quatsch!)


Ich sehe das ganz anders. Herr Nolting, ich gebe Ihnen
u diesem „Quatsch“ jetzt einmal eine Erklärung. Ich
offe, Sie können sie nachvollziehen.


(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Wer hat das aufgeschrieben?)


Nach Art. 87 a unseres Grundgesetzes stellt der Bund
treitkräfte auf. Sie dienen der Verteidigung und jenen
wecken, die das Grundgesetz ausdrücklich zulässt.
iese Zwecke sind in Art. 24 unter anderem beschrie-
en. Ich zitiere:

Der Bund kann sich zur Wahrung des Friedens
einem System gegenseitiger kollektiver Sicherheit
einordnen;

emeinsame Sicherheit, das ist nicht Landesverteidi-
ung allein. Ein solches Bündnis muss dazu dienen,

eine friedliche und dauerhafte Ordnung in Europa
und zwischen den Völkern der Welt herbei[zu]füh-
ren und [zu] sichern.

ir sind Mitglied solcher Bündnisse. Sie heißen UNO,
ATO und EU. Auf Beschluss dieses Parlaments stellen
ir ihnen zur Wahrung des Friedens deutsche Streit-
räfte zur Verfügung. Das ist zwar etwas anderes als
andesverteidigung, es ist aber einer der verfassungsmä-
igen Daseinszwecke der Bundeswehr.


(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Das stellt doch keiner infrage!)


as wird oft vergessen oder unterschlagen. Deshalb
prechen wir heute im Übrigen von der Transformation
er Bundeswehr. Wenn es nur um Landesverteidigung
inge, gäbe es nicht viel zu transformieren.
Die Bundeswehr ist laut Grundgesetz ein Instrument

ur Erfüllung unserer Verpflichtung, dazu beizutragen,
en Frieden in der Welt zu sichern oder wiederherzustel-
en. So ist es selbst in unserem Grundgesetz vorgesehen.






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Bartels

Um diese Bundeswehr optimal aufzustellen, haben

wir nach Art. 12 a des Grundgesetzes in Deutschland das
Instrument der allgemeinen Wehrpflicht. Wir müssen
nicht krampfhaft nach originellen Legitimationen für die
Wehrpflicht suchen.


(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Sie sind gerade dabei!)


Hier ist sie. Sie steht im Grundgesetz. Dies ist die wich-
tigste sicherheitspolitische Legitimation der Wehrpflicht
heute: Unser Beitrag zur gemeinsamen Sicherheit, der
wir uns verpflichtet haben und die wir mitgestalten.


(Zustimmung bei Abgeordneten der CDU/ CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU,
dafür müssen wir übrigens nicht extra 25 neue Heimat-
schutzbrigaden aufstellen, damit der kritische Bürger
sagt: Oh, Heimatschutz, das hört sich nach Landesvertei-
digung an, also bleibt es bei der Wehrpflicht. Für mich
als Norddeutschen hört sich das eher ein bisschen nach
bayerischem Tüdelkram an. Unsere Verfassungsprinzi-
pien, unsere Idee von einer friedlichen Welt, unser
Recht, ohne Terror zu leben, wird nicht nur in Hindelang
verteidigt, sondern – wo Struck Recht hat, hat er Recht –
auch am Hindukusch. So ist die sicherheitspolitische
Lage heute.

In diesem Zusammenhang lohnt sich ein Blick auf die
Lage in jenen NATO-Staaten, deren Abschaffung der
Wehrpflicht uns ein Vorbild sein soll. Weder gewinnen
die Streitkräfte in diesen Ländern den besseren Nach-
wuchs – eher das Gegenteil ist der Fall – noch sind die
dortigen Berufsarmeen kostengünstiger.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512604800

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Beck?

Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1512604900

Ja.

Ernst-Reinhard Beck (CDU):
Rede ID: ID1512605000

Lieber Herr Kollege Bartels, Sie haben gerade von

der Aufstellung von Heimatschutzbrigaden gesprochen.
Teilen Sie meine Auffassung, dass die vorhandenen Hei-
matschutzbataillone – möglicherweise umgestaltet für
neue Aufgaben – diese Aufgabe auch wahrnehmen
könnten?


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1512605100

Sie meinen die Reservebataillone?

Ernst-Reinhard Beck (CDU):
Rede ID: ID1512605200

Ich meine die gekaderten Heimatschutzbataillone, die

nicht aktiven Truppenteile, plus 200 andere nicht aktive
Truppenteile der Bundeswehr.


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1512605300

Darüber wird man reden können, wenn es um die Re-

servistenkonzeption der Bundeswehr geht. Ich bin jeden-

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(C (D alls dagegen, neue Einheiten aufzustellen, um damit die ehrpflicht zu rechtfertigen, die wir selbstverständlich uch ganz anders rechtfertigen können, nämlich mit den eutigen Aufgaben der Bundeswehr. Dafür brauchen wir eine neuen aktiven Truppenteile. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der SPD: Es gibt bessere Aufgaben für die Reservisten!)


Das Argument, andere NATO-Staaten schaffen auch
ie Wehrpflicht ab und sind damit ein Vorbild, kann für
ns, wenn wir genau hinschauen, nicht gelten. Das ist
icht kostengünstiger und nicht besser. Die Wahrheit ist,
ass selbst im Umfang reduzierte Berufsarmeen höhere
osten verursachen, etwa durch erheblich höhere Inves-
itionen in Nachwuchsgewinnung und Personalbindung.
Schwierigkeiten gibt es auch bei der Gewinnung von
annschaften und Unteroffizieren. Weil die Haushalts-
öglichkeiten, junge Menschen über finanzielle Anreize
um Dienst in der Armee zu bewegen, auch bei unseren
achbarn nicht unbegrenzt sind, kommt oft die zweite
ption zum Zuge, um die Reihen zu füllen: die Senkung
er Einstellungskriterien. Das ist nicht gerade der Kö-
igsweg zur Professionalisierung der Streitkräfte.
Im Übrigen sind die FWDLer, die freiwillig länger

ienenden Wehrpflichtigen, ganz professionell an Aus-
andseinsätzen der Bundeswehr beteiligt. Sie haben ih-
en Anteil am guten Ruf unserer Soldaten in den Einsatz-
ebieten.
Die Kontinuität liegt im Wandel. Die Wehrpflicht ist

ein Dinosaurier aus den Zeiten des Ost-West-Konflikts.
ie bleibt notwendig und wird im Sinne des Transforma-
ionsgedankens ständig den neuen Erfordernissen ange-
asst. Wir unterstützen den Bundesminister der Verteidi-
ung auf diesem Weg.
Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD – Günther Friedrich Nolting [FDP]: Keine Drohungen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512605400

Nächster Redner ist der Kollege Jürgen Herrmann,
DU/CSU-Fraktion.

Jürgen Herrmann (CDU):
Rede ID: ID1512605500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Am heutigen Tag debattieren wir
ber verteidigungspolitische Themen, die für die zu-
ünftige Gestaltung der Bundeswehr und deren Auftrag
on elementarer Bedeutung sind.
Festzustellen ist, dass sich die Situation in den zu-

ückliegenden Jahren für die betroffenen Soldatinnen
nd Soldaten, aber auch für die „Organisation Bundes-
ehr“ vollkommen verändert hat. Nach dem Zusam-
enbruch des Warschauer Paktes, der Grenzöffnung und
er Wiedervereinigung erlebte das starre System der
undeswehr, früher zielgerichtet auf den ausschließli-
hen Auftrag der Landesverteidigung, einen erheblichen
andel. Wie schwierig dieser Umbruch war, zeigt die
ebatte über die Vorkommnisse bei den Märzunruhen






(A) )



(B) )


Jürgen Herrmann

im Kosovo oder die Diskussion um eine Mandatsverlän-
gerung in Afghanistan. Aber gerade die heutige Diskus-
sion über Fehler und Defizite ist sicherlich Anlass ge-
nug, auch über die notwendigen Veränderungen und
Korrekturen im Inland zu sprechen.


(Beifall des Abg. Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU])


Um nochmals auf die veränderten Vorzeichen und
Anforderungen nach dem Zusammenbruch des War-
schauer Paktes zurückzukommen, muss ich feststellen,
dass viele zum damaligen oder späteren Zeitpunkt ge-
troffene Entscheidungen richtig waren, aus heutiger
Sicht jedoch fatal sind. Der Abbau von sicherheitsrele-
vanten Strukturen beim Bevölkerungsschutz, angefan-
gen von der Demontage von Sirenen bis hin zur deutli-
chen Verringerung von Dienstposten im Bereich der
Bundeswehr, war Folge der sich radikal verändernden
Sicherheitslage. Niemand konnte sich damals vorstellen,
welche Aufgaben, Gefahren und Herausforderungen auf
die internationale Staatengemeinschaft und somit auf die
Bevölkerung in Deutschland zukommen würden.

Ein Agendaschwerpunkt internationaler sicherheits-
und verteidigungspolitischer Aufgaben stellt sicherlich
die Bekämpfung des internationalen Terrorismus sowie
die Stabilisierung der so genannten Failed States dar. So
richtig es ist, Sicherheitskrisen weltweit präventiv zu be-
kämpfen – von der Entwicklungshilfe bis zum UNO-
Mandat –, so wichtig ist es, die eigentliche verfassungs-
rechtliche Grundlage der Bundeswehreinsätze – Lan-
desverteidigung – nicht aus den Augen zu verlieren und
sie anlassbezogen den heutigen Erfordernissen anzupas-
sen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Die Terroranschläge von New York, Washington, Istan-
bul, Madrid und Beslan mahnen uns, heute zu handeln,
damit wir weitere Terroranschläge verhindern können
und bei der Bewältigung möglicher Anschläge zumin-
dest ausreichend gewappnet sind.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512605600

Herr Kollege, ich darf Sie einen Augenblick unterbre-

chen.
Ich möchte den lieben Kolleginnen und Kollegen, die

noch Gespräche zu führen haben, raten, dies außerhalb
des Plenarsaales in der Lobby zu tun. Die beiden letzten
Redner haben noch zehn Minuten Redezeit und es ist un-
fair, wenn man sie nicht mehr verstehen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Vielen Dank.


Jürgen Herrmann (CDU):
Rede ID: ID1512605700

Herzlichen Dank, Frau Präsidentin.
Wir dürfen somit nicht auf die Erhaltung sicherheits-

relevanter, umfassender Strukturen in der Heimat ver-
zichten, sondern müssen sie stärken und ausbauen. Lei-
der zeichnet sich jedoch in diesem Bereich eine

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(C (D edauerliche Entwicklung ab, die durch die Mitte ai 2003 veröffentlichten Verteidigungspolitischen ichtlinien unterstützt wird. Zwar wird in dem Papier uch auf die Landesverteidigung Bezug genommen, jeoch werden andere Schwerpunkte deutlich herausgehoen und deren Umsetzung forciert. Wie ernst die Regierungskoalition das Thema Lan esverteidigung nimmt, zeigt ein Beispiel im Zusamenhang mit der heute geführten Diskussion um die ehrpflicht. Ich zitiere aus den Verteidigungspolitischen ichtlinien: „Aufgaben der Bundeswehr“ – hier wird auf ie besondere Bedeutung der Wehrpflicht hingewieen –: Angesichts der sicherheitspolitischen und strategischen Lage können die hierfür erforderlichen zusätzlichen Kräfte zeitgerecht wieder aufgestellt werden. Diese Rekonstitution wird vor allem durch die allgemeine Wehrpflicht sichergestellt. akt ist jedoch, dass die Zahl der Wehrpflichtigen bis um Jahr 2010 weiter sinken soll. Ab dem 1. Januar 005 werden die mit T3 gemusterten Männer nicht mehr um Wehrdienst herangezogen. Dieser Weg, Herr Minister, ist falsch. Anstatt sich für ine gerechte und effiziente Wehrpflicht stark zu mahen, höhlen Sie sie immer weiter aus, bis sie auf kaltem ege abgeschafft wird. Herr Minister Struck, geben Sie en Gegnern der Wehrpflicht nicht noch mehr Arguente für die Abschaffung der Wehrpflicht, sondern tellen Sie sie auf ein starkes Fundament! Herr Gerhardt und Herr Nolting, aufgrund der zuvor enannten Gründe und der von Ihnen gemachten Aussaen zur Wehrpflicht habe ich Verständnis für einen achsenden Diskussionsbedarf in dieser Frage. Aber das muss deutlich gesagt werden – wer die Wehrpflicht ussetzen will, will sie abschaffen. Herr Gerhardt hat ben von den Grünen die Courage gefordert, heute dem DP-Antrag zuzustimmen. ch hätte mir von Ihnen die Courage gewünscht, dass Sie hre Ziele klar formulieren und nicht die Aussetzung der ehrpflicht fordern, sondern ganz klar sagen, dass es Ihen um die Abschaffung der Wehrpflicht geht. (Günther Friedrich Nolting [FDP]: Nein, darum geht es gar nicht!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Sehr gut!)


Bereits im März dieses Jahres haben wir als Union die
chaffung eines Organisationsbereiches „Landesvertei-
igung und Heimatschutz“ in der Bundeswehr und ein
lächendeckendes Netz von bis zu 50 „Regionalbasen
eimatschutz“ gefordert. Diese Regionalbasen sollen
iteinander vernetzt und jeweils bis zu 500 Soldatinnen
nd Soldaten stark sein. Dafür können bis zu 80 Prozent
ehrpflichtige vorgesehen werden, die von Zeit- und
erufssoldaten geführt werden. Die Verwendung von
eservisten soll im Falle eines Einsatzes einen umfas-
enden Aufwuchs ermöglichen. Die Ausbildung dieser
ruppe soll katastrophenschutznah erfolgen. Die Soldaten






(A) )



(B) )


Jürgen Herrmann

sollen nach ihrer Grundausbildung besondere Fähigkei-
ten in Objektsicherung, Fernmeldewesen, ABC-Abwehr,
Pionier- und Sanitätswesen erwerben.

Eine flächendeckende Verteilung der Regionalbasen
gewährleistet die schon angesprochene Zusammenarbeit
mit zivilen Behörden des Katastrophenschutzes. Daher
ist es besonders wichtig, die Diskussion über unsinnige
Standortschließungen sowie die Auflösung von VBKs
zu beenden; denn gerade der Verbleib der Bundeswehr in
der Fläche erlaubt es, ohne Zeit- und Reibungsverluste
eine erforderliche zivil-militärische Abstimmung vorzu-
nehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Galt das auch vor 1998?)


– Ich habe Ihnen eben gesagt: Wir haben damals auch
Fehler gemacht. Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht.


(Jörg Tauss [SPD]: Wenn Sie „auch“ streichen, ist das okay!)


Bei den vorliegenden Vorschlägen geht es darum, un-
ter Einbindung aller Kräfte ein Gesamtverteidigungs-
und Heimatschutzkonzept zu verwirklichen, das den
bestmöglichen Schutz unserer Bevölkerung gewährleis-
tet. Hierbei sollen die Kräfte für innere und äußere
Sicherheit eng miteinander verschränkt werden, die
zivil-militärische Zusammenarbeit zwischen Bund, Län-
dern und Gemeinden gestärkt und Hilfsorganisationen
wie THW und Rotes Kreuz stärker in den Katastrophen-
schutz eingebunden werden. Dafür brauchen wir Struk-
turen, Ansprechpartner und eine verlässliche Zeitpla-
nung.

Die Bundeswehr muss endlich in die Lage versetzt
werden, Aufgaben jenseits der Kriminalitätsbekämpfung
optimal wahrnehmen zu können, und zwar dort, wo Poli-
zei, Technisches Hilfswerk und Rotes Kreuz allein nicht
mehr weiterkommen. Die hierfür erforderliche Grundge-
setzänderung würde von uns getragen und ist im Übrigen
in diesem Jahr durch einen Gesetzentwurf unserer Frak-
tion zur Diskussion gestellt worden.

Sicherheitspolitik muss sich an den aktuellen Ereig-
nissen orientieren und nicht an Haushaltsfragen. Ich
kann uns nur den guten Rat geben, jetzt vorzusorgen, da-
mit wir in Zukunft Situationen, auf die wir keinen Ein-
fluss haben, meistern können.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512605800

Letzter Redner ist der Kollege Hans Raidel, CDU/

CSU-Fraktion.


Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1512605900

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Wir erleben zum wiederholten Male
die Aufführung des Theaterstücks „Die heile Welt von
Rot-Grün in der Außen- und Sicherheitspolitik“.


(Zuruf von der FDP: Leider!)


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(C (D as einzige, was hieran wirklich stimmt, ist, dass unsere oldaten eine hervorragende Arbeit daheim und im Ausand leisten und wir ihnen dafür Dank schulden, den wir on der CDU/CSU-Fraktion auch heute wieder abstatten ollen. lles andere ist Wunschdenken, ist Traum von Rot-Grün uf Wolke sieben und stimmt mit der Wirklichkeit nicht berein. Wer genau hinschaut und hinterfragt, stellt fest, dass s in der Truppe immer mehr Frust gibt, weil Defizite mmer sichtbarer werden. Wo moderne Ausrüstung sein ollte, herrscht Mangel. Der Bundeswehrplan des Herrn eneralinspekteurs ist lesenswert. Er hat keine Perspekive, er hat keinen Optimismus, sondern er weist eher die assung eines Mängelberichts auf. Die Modernisierung der Ausrüstung klemmt an allen cken und Enden. Mühsam gestaltet sich die notwenige Transformation der Streitkräfte. Der dringend otwendige Heimatschutz wird zugunsten der Auslandsinsätze zurückgefahren und auch bei den Auslandseinätzen stellen sich immer mehr Fragezeichen. (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ie Regierung übernimmt immer mehr internationale
ufträge, die die Bundeswehr erfüllen muss. Gleichzei-
ig schrumpft die Bundeswehr, die Armee wird verklei-
ert, Standorte werden aufgelöst, Rüstungsprogramme
erden gestrichen oder gestreckt, die Reservisten an den
and gedrängt und die Wehrpflicht infrage gestellt. Der
atalog ließe sich fortsetzen.


(Gernot Erler [SPD]: Sie sollten auswandern!)

Wo aufgrund einer seriösen Sicherheitsanalyse eine

tabile Armee geformt werden müsste, wird gestutzt. Wo
eld für Forschung, Entwicklung, Beschaffung und Ra-
ionalisierung gegeben werden müsste, um die Attrak-
ivität der Bundeswehr zu erhöhen, wird gekürzt.
Eines ist klar: Deutschland braucht eine tragende und

lar definierte Sicherheitsstrategie dringender denn je.
o stehen wir und wohin wollen wir? Unsere Interessen
üssen eindeutig formuliert werden. Dazu müssen
igene Beiträge geleistet werden.
Deutschland muss seinen politischen Willen zur
urchsetzung dieser Ziele unter Beweis stellen. Dafür
rauchen wir eine verlässliche Finanzplanung für die
undeswehr, eine Anschubfinanzierung für Investitio-
en und Planungssicherheit. Darüber hinaus ist ein inte-
riertes Gesamtverteidigungskonzept notwendig, in
em auch die Aufgaben der Bundeswehr im Heimat-
chutz definiert werden.
Unsere Bundeswehr hat Anspruch auf die bestmögli-

he Ausrüstung. Deshalb brauchen wir auch eine her-
orragend aufgestellte wehrtechnische Industrie. Wir be-
rüßen in diesem Zusammenhang die Schaffung der
uropäischen Rüstungsagentur, weil wir der Auffassung
ind, dass Europa eigenständige und gemeinsame rüs-
ungstechnologische und -industrielle Fähigkeiten






(A) )



(B) )


Hans Raidel

braucht. Das setzt aber den politischen Willen zum Er-
halt der Schlüsseltechnologien und Kernfähigkeiten der
deutschen wehrtechnischen Industrie voraus. Hier be-
stehen meiner Meinung nach bei der Regierung Defizite.

Wir müssen die Rüstungsindustrie wieder werthaltig
machen, damit sie beispielsweise mit Frankreich oder
England mithalten kann, sodass Fähigkeitslücken zwi-
schen uns und der NATO bzw. den USA verkleinert wer-
den können.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn wir nicht umfassend investieren und rationali-

sieren, dann wird sich nichts ändern und wir werden die
militärische Transformation nicht zum Erfolg führen
können. Wenn wir nicht bereit sind, umzudenken und die
notwendigen Mittel in einem mittel- und langfristigen
Zeitrahmen zur Verfügung zu stellen, dann wird
Deutschland in sicherheitspolitischer Hinsicht in die
zweite Liga absteigen. Das können wir alle nicht wollen.

Der von Rot-Grün eingeschlagene Weg ist nicht kon-
sequent. Wort und Tat stimmen, wie so häufig, nicht
überein.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512606000

Ich schließe die Aussprache.
Tagesordnungspunkt 3 a: Wir kommen zur Abstim-

mung über die Beschlussempfehlung des Verteidigungs-
ausschusses auf Drucksache 15/3125 zu dem Antrag der
Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen mit
dem Titel „Durch Transformation die Bundeswehr zu-
kunftsfähig gestalten“. Der Ausschuss empfiehlt, den
Antrag auf Drucksache 15/2656 anzunehmen. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenpro-
be! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit
den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen bei
Gegenstimmen der CDU/CSU, der FDP und der beiden
PDS-Abgeordneten angenommen.

Tagesordnungspunkt 3 b: Beschlussempfehlung des
Verteidigungsausschusses auf Drucksache 15/3127 zu
dem Antrag der Fraktion der FDP mit dem Titel „Zu-
kunftsfähigkeit der Bundeswehr herstellen – Wehrpflicht
aussetzen“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
Drucksache 15/2662 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltun-
gen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen
der SPD, des Bündnisses 90/Die Grünen, der CDU/CSU
und der beiden PDS-Abgeordneten gegen die Stimmen
der FDP angenommen.

Tagesordnungspunkt 3 c: Beschlussempfehlung des
Verteidigungsausschusses auf Drucksache 15/3126 zu
dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU mit dem Titel
„Für eine moderne Bundeswehr als Pfeiler einer verläss-
lichen Sicherheits- und Verteidigungspolitik Deutsch-
lands“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
Drucksache 15/2388 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltun-

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(C (D en? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen on SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und der beiden DS-Abgeordneten gegen die Stimmen der CDU/CSU ngenommen. Tagesordnungspunkt 3 d: Wir kommen zur Abstimung über die Beschlussempfehlung des Verteidigungsusschusses auf Drucksache 15/2963 zu dem Antrag der raktion der FDP mit dem Titel „Wehrpflicht ausetzen“. Dazu liegen mir etliche Erklärungen nach § 31 er Geschäftsordnung vor, und zwar von der Kollegin nna Lührmann, den Kollegen Alexander Bonde, Winried Hermann, Hans-Josef Fell und weiteren Abgeordeten der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen sowie on den Kolleginnen Petra Pau und Dr. Gesine Lötzsch nd dem Kollegen Jens Spahn.1)

Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Druck-

ache 15/1357 abzulehnen. Es ist namentliche Abstim-
ung verlangt. Ich bitte die Schriftführerinnen und
chriftführer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen.
Sind die Plätze an den Urnen besetzt? – Das ist der

all. Ich eröffne die Abstimmung.
Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine

timmkarte noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht
er Fall. Ich schließe die Abstimmung und bitte die
chriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh-
ung zu beginnen. Das Ergebnis der namentlichen Ab-
timmung wird Ihnen später bekannt gegeben.2)
Wir setzen die Abstimmungen fort. Deshalb bitte ich

lle Kolleginnen und Kollegen, ihre Plätze einzuneh-
en. – Ich bitte insbesondere die Kolleginnen und Kol-
egen im Mittelgang, sich zu ihren Plätzen zu begeben.
onst können wir nicht weiter abstimmen.
Tagesordnungspunkt 3 e: Beschlussempfehlung des

erteidigungsausschusses auf Drucksache 15/3263 zu
em Antrag der Fraktion der CDU/CSU mit dem Titel
Für den Erhalt sicherheitsrelevanter Strukturen in der
undeswehr“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
rucksache 15/2824 abzulehnen. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltun-
en? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen
er Koalition und der FDP gegen die Stimmen der CDU/
SU angenommen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 4 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Johannes Singhammer, Karl-Josef Laumann,
Dagmar Wöhrl, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU
Arbeitsmarktstatistik aussagekräftig gestal-
ten – Ausmaß der Unterbeschäftigung ver-
deutlichen
– Drucksache 15/3451 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Rechtsausschuss

Anlagen 2 bis 4
Siehe Seite 11475 C






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für

die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Johannes Singhammer, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1512606100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Eine korrekte Politik braucht korrekte Arbeits-
marktzahlen. Falsche Zahlen führen zwangsläufig zu ei-
ner fehlerhaften Politik und zu fehlerhaften Entscheidun-
gen. Jedermann in Deutschland weiß,


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit den Frauen?)


dass es keine krummeren, keine falscheren, keine un-
sinnigeren, keine kritikwürdigeren Zahlen gibt als die in
der Arbeitslosenstatistik, die uns derzeit vorliegt.

Wir haben es mit folgender bizarrer Situation zu tun:
Die Bundesregierung preist Monat für Monat Erfolge in
der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Als Beleg führt
sie diesen Zahlensalat an. Gleichzeitig sehen wir, dass
sich die Menschen – vor allem in den neuen Bundeslän-
dern – Tag für Tag schwerer tun, einen Job zu bekom-
men. Nirgendwo wird so geschönt, geföhnt, frisiert, ge-
färbt wie bei der Arbeitsmarktstatistik. Das beste
Beispiel sind die 80 000 Arbeitslosen, die zu Jahresbe-
ginn in Trainingsmaßnahmen waren. Man hat sie im Ja-
nuar mit einem Federstrich aus der Statistik entfernt. Al-
lerdings ist keiner der 80 000 Menschen, die aus der
Statistik entfernt worden sind, zu einem Job gekommen;
das Statistikwunder hat nicht zu einem Jobwunder ge-
führt.

Diese Manipulationen, dieses Schönreden der Statis-
tik hat Tradition: 400 000 arbeitsfähige ältere Arbeits-
lose über 58 Jahre sind nach § 428 SGB III aus der Sta-
tistik entfernt worden, weil man sagt: Na ja, die haben eh
kaum noch Chancen, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fas-
sen. Sie sind zwar aus der Statistik herausgenommen
worden, aber sie haben keinen Job. 670 000 arbeitsfä-
hige Rentner, die ihr Altersgeld nicht aufgrund des Errei-
chens der Altersgrenze, sondern wegen Arbeitslosigkeit
bereits vor dem 65. Lebensjahr erhalten, sind ebenfalls
aus der Statistik gestrichen worden. Einen Job hat von
diesen Menschen kein Einziger gefunden.

Von den Teilnehmern an längerfristigen Maßnahmen
der aktiven Arbeitsmarktpolitik – Sie preisen sie immer
an –, wie JUMP, JUMP plus, aber auch ABM, taucht
niemand in der Statistik auf, obwohl es sich gerade bei
ihnen um klassische Arbeitslose handelt. Warum sind
solche Menschen denn in einer Fortbildungsmaßnahme?
Gerade weil sie keine Arbeit haben. Dennoch tauchen
sie in der Statistik nicht auf.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der ge-
samtwirtschaftlichen Entwicklung – wenn Sie uns schon
nicht glauben, dann glauben Sie zumindest diesem von
Ihnen eingesetzten Gremium – schätzt deshalb zu Recht,
dass die verdeckte Arbeitslosigkeit bei rund 1,7 Millio-

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(C (D en Menschen liegt. Das heißt, nicht die offizielle Zahl on 4,3 Millionen Arbeitslosen, sondern die Zahl von Millionen arbeitslosen Menschen gibt ein realistisches ild. Hinzu kommt – auch das will ich an dieser Stelle erähnen – die so genannte stille Reserve. Darüber, wie och die ist, herrscht Streit. Die einzelnen wissenschaftchen Institute beziffern die Zahl derer, die in dieser stiln Reserve sind, auf 1 Million bis 2 Millionen. Das sind enschen, die sich gar nicht bemühen, sich bei der Areitsagentur zu melden, weil sie von vornherein glauben, ie hätten ohnehin wenig Chancen. Ein Beispiel ist eine utter, die nach einer Erziehungspause wieder in den rwerbsprozess zurück will, aber sieht, dass in ihrer mgebung ohnehin kaum Jobs frei sind. Sie meldet sich ar nicht. Sie will arbeiten, aber sie unterlässt es, sich areitslos zu melden, weil sie glaubt, ohnehin wenig Chanen zu haben. Wenn man dies alles zusammennimmt – jetzt folgt die igentlich Schrecken erregende Zahl, die aber realistisch t –, dann kommt man unter dem Strich auf rund Millionen Menschen, die in unserem Land keine Bechäftigung haben, aber gern arbeiten würden. Es gibt natürlich einen engen und unlösbaren Zusamenhang zwischen dem Verlust an Vertrauen in die olitik, den wir über die Parteigrenzen hinweg immer ieder beklagen, und der sicheren Erkenntnis der Menchen in unserem Land, dass die offizielle Arbeitslosentatistik keine seriöse und realistische Beurteilung der age auf dem Arbeitsmarkt ermöglicht. Die Arbeitsloenstatistik ist zum Symbol für die Unkorrektheit und für ie Unübersichtlichkeit geworden sowie für die Unfäigkeit der Politik und gerade der rot-grünen Bundesreierung, die klaren Tatsachen auf den Tisch zu legen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


An die Bundesregierung gerichtet sage ich – Herr
taatssekretär Andres, geben Sie es dem Herrn Wirt-
chaftsminister Clement weiter –: Wer sich bei dieser
tatistik etwas in die Tasche lügt und Deutschland etwas
orlügt, zerstört Vertrauen und gewinnt kein Vertrauen
urück.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Der Vorgänger von Minister Clement, Herr Bundes-
inister Riester, hat kurz vor der Bundestagswahl in die-
em Hohen Hause erklärt, er wolle eine klare und trans-
arente Statistik. Herr Staatssekretär Andres, wir
ehmen die Bundesregierung gern beim Wort. Wir ha-
en mit unserem Antrag einen Vorschlag vorgelegt, der
larheit schaffen kann. Er wird Klarheit schaffen, wenn
ie ihn übernehmen.
Das geht nicht nach dem Ritual, das viele kennen und

as den Bürgern schon unerträglich erscheint, nämlich
ass die Opposition die Zahlen grundsätzlich als zu nied-
ig ansieht und die Regierung die Zahlen gern etwas
chönredet, sondern wir schlagen Ihnen vor, zukünftig ein
anz klares Zahlenpaar zu verwenden, ein Zahlenpaar,






(A) )



(B) )


Johannes Singhammer

das exakt über den Zustand unserer Wirtschaft Auskunft
gibt und das die Schicksalszahlen der Nation – das sind
die Arbeitslosenzahlen – ganz klar und auch nachvoll-
ziehbar dokumentiert.

Wir beginnen mit einer positiven Zahl. Die positive
Zahl ist in dem Fall die Zahl der Erwerbstätigen, also
derjenigen, die einen Job haben, sei es abhängig beschäf-
tigt, sei es selbstständig. Sie liegt derzeit bei
38 Millionen. Sie wissen, dass es dazu noch eine andere
Zahl gibt, nämlich die der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten. Diese Zahl ist niedriger. Sie liegt bei
26 Millionen und ist in den letzten Jahren stark gesun-
ken. Also zunächst die positive Zahl! Wir wollen die Si-
tuation nicht ständig schlechtreden, sondern wir begin-
nen mit der positiven Zahl, der der Erwerbstätigen.

Dem stellen wir die Zahl der Beschäftigungslosen
gegenüber, also nicht mehr die Zahl der Arbeitslosen, die
Sie in der Vergangenheit so verunstaltet haben. Dazu be-
darf es einer entsprechenden Änderung im Sozialgesetz-
buch III; dort brauchen wir eine andere Definition, die ein
realistisches Bild ermöglicht. Mit dieser klaren und ein-
deutigen Definition, nämlich dass derjenige, der arbeiten
will und arbeiten kann, dann, wenn er keine Arbeit findet,
als beschäftigungslos gezählt wird, wird ein realistisches
Bild der Situation in unserem Land gezeichnet. Damit
wird auch wieder eine Vergleichsmöglichkeit zum Vor-
monat, aber auch zum Vorjahr geschaffen. Durch die
ständigen Veränderungen der Statistik, die Sie vorgenom-
men haben, ist ein Vergleich mit den Vorjahresdaten und
den Vormonatsdaten immer weniger möglich und sinn-
voll, meine sehr verehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Statistik ist das eine; die tatsächliche wirtschaft-
liche Entwicklung ist das andere. Wir wollen neben ei-
ner realistischeren Statistik auch bessere Zahlen, damit
den 7 Millionen Beschäftigungslosen in unserem Land
und den vielen anderen, die nicht wissen, ob sie von die-
sem Schicksal betroffen werden, endlich wieder eine
Perspektive geboten wird. Wenn Sie also wirklich eine
bessere Statistik vorlegen wollen, müssen Sie auf Wirt-
schaftswachstum setzen. Wir brauchen ein Wirtschafts-
wachstum, das deutlich höher liegt als die 2 Prozent, die
Sie ansteuern und mit viel Glück vielleicht erreichen.
Wir brauchen ein Wirtschaftswachstum, das bei
3 Prozent oder höher liegt. Nur dann wird es zu spürba-
ren Bewegungen auf dem Arbeitsmarkt kommen. So-
lange wir, wie auch in diesem September, noch jeden
Tag 1 000 Arbeitsplätze verlieren, wird sich trotz aller
Änderungen, die Sie in der Statistik noch vorhaben, real
überhaupt nichts bewegen. Wir brauchen eine Wirt-
schaftspolitik, die zu einem Aufwuchs von Arbeitsplät-
zen führt, die statt einem Verlust von 1 000 Arbeitsplät-
zen pro Tag jeden Tag 1 000 Arbeitsplätze neu schafft.
Damit wären wir auf einem guten Weg. Dann könnten
Sie auch in der Statistik bessere Werte erzielen.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Klaus Brandner, SPD-Frak ion. (Dirk Niebel [FDP]: Jetzt kommt wieder eine rückwärts gewandte Rede!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512606200


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1512606300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten
amen und Herren! Aussagekräftig soll die Statistik ge-
taltet werden; Unterbeschäftigung soll verdeutlicht
erden. Richtig ist: Die Statistik ist aussagekräftig und
ir verdeutlichen die Unterbeschäftigung. Wir verdeutli-
hen sie nicht nur, sondern wir tun auch etwas dagegen,
ass die Unterbeschäftigung in diesem Land zurückge-
ührt wird.


(Dirk Niebel [FDP]: Das stimmt! Dagegen tun Sie etwas!)


Also, um es klarzustellen: Wir tun etwas dafür, dass
ie Unterbeschäftigung in diesem Land zurückgeführt
ird. Das unterscheidet uns von der Arbeit der Opposi-
ion in den vergangenen Jahren.
Der Antrag der CDU/CSU – ich glaube, meine Da-
en und Herren, das ist gerade sehr deutlich geworden –
ill nichts anderes als Verunsicherung schaffen. Das ist
us meiner Sicht bedauerlich, ja, das ist sogar scheinhei-
ig.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Nein! Das nehmen Sie sofort zurück!)


Das nehme ich nicht zurück, weil ich es auch belegen
ann, lieber Herr Hinsken.
Bedauerlich ist es, weil wir für das Gelingen der
rbeitsmarktreformen Vertrauen brauchen. Auch die
amen und Herren von der Union sind im Übrigen bes-
er beraten, ihre Energie darauf zu verwenden, dass ge-
au dieses Vertrauen hergestellt wird, denn die Wahlen
m letzten Sonntag sollten uns alle eine Lehre sein und
eutlich machen, dass solch ein Populismus, wie ihn ge-
ade Herr Singhammer wieder vorgelebt hat, nicht dazu
ührt, dass die demokratischen Kräfte in diesem Land
estärkt werden.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

as nämlich, was Sie gesagt haben, heißt nichts anderes,
ls dass Sie die Manipulationen, die Sie in der Vergan-
enheit vorgenommen haben, jetzt gesundreden wollen.
Scheinheilig an Ihrem Antrag, meine Damen und
erren, ist, dass Sie uns auffordern, Regelungen zurück-
unehmen, die Sie einst selbst vorgenommen haben. Sie
ordern, Teilnehmer in Maßnahmen sollen in die Ar-
eitslosenquote eingehen. Sie zählen hier ein buntes Al-
erlei an Maßnahmen auf: Trainingsmaßnahmen, Perso-
al-Service-Agenturen, JUMP-Programm, ABM, also
lle arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die man sich
orstellen kann.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Das gab es zu unserer Zeit alles gar nicht!)







(A) )



(B) )


Klaus Brandner

Dabei wissen Sie genau, dass all diese Personen in der
monatlichen Statistik der Bundesagentur für Arbeit
auftauchen.


(Walter Hoffmann [Darmstadt] [SPD]: Haben die noch nie gelesen!)


Die monatlich erscheinende Arbeitslosenquote bezieht
sich auf diejenigen, die dem Arbeitsmarkt auch tatsäch-
lich zur Verfügung stehen. Personen in Maßnahmen wer-
den gesondert erfasst.

Ich will Ihnen dazu nur noch sagen: Alle Abgeordne-
ten bekommen jeden Monat ein riesiges Kompendium
von der Bundesagentur für Arbeit geliefert. Sie lesen es
offenbar nur bis zur Seite 4.


(Walter Hoffmann [Darmstadt] [SPD]: Noch nicht einmal so weit!)


Wenn Sie darüber hinaus weiterlesen würden, würden
Sie genau diese differenzierte Auflistung all dieser Maß-
nahmen finden. Wir könnten uns diese Debatte hier spa-
ren. Es handelt sich um nichts anderes als heiße Luft,
was Sie hier losgelassen haben, Herr Singhammer. Es ist
bedauerlich, dass ich Ihnen das so deutlich sagen muss.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Es ist schon klar, dass Ihnen das nicht passt!)


– Es passt uns nicht, weil die Fakten anders sind.
Sie fordern zum Beispiel: Die Zahlen von älteren

Arbeitslosen aus der so genannten 58er-Regelung sol-
len in die Arbeitslosenquote eingehen. Das ist schon be-
merkenswert. Nur zu Ihrer Erinnerung: Norbert Blüm
hat in den 80er-Jahren bestimmt, dass dieser Personen-
kreis eben nicht zu den Arbeitslosen gezählt wird.


(Zuruf von der SPD: Kurzzeitgedächtnis! – Dirk Niebel [FDP]: Da hat er einen Fehler gemacht!)


– Ja, er hat einen Fehler gemacht. Aber die FDP hat da-
bei mitgeholfen. Heute lehnen Sie die Verantwortung da-
für ab. Aber genau das ist Ihre Politik gewesen.


(Beifall bei der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Sogar der Kanzler hat schon Fehler zugegeben!)


Ganz abgesehen davon führen wir diesen Personen-
kreis in der Statistik auf. Ich sage ganz deutlich und
drastisch: Was von Herrn Singhammer vorgetragen
worden ist, ist in der Sache gelogen. Er hat behauptet,
dass genau die Maßnahmen, die ich gerade vorgetragen
habe, nicht in der Statistik auftauchen. Herr
Singhammer, ich muss Ihnen sagen: Sie tauchen auf.
Entweder haben Sie es nicht gewusst oder Sie hier ha-
ben bewusst gelogen. Das muss in diesem Hohen Hause
einmal gesagt werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie werfen uns Schönfärberei der Statistik vor.

(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Aber natürlich!)


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(C (D abei schließen Sie von sich – das haben wir gerade erbt – auf andere. Das muss deutlich festgestellt werden. Ausgerechnet Sie fordern zum Beispiel, dass ältere ersonen, die eine Altersrente wegen Arbeitslosigkeit eziehen, künftig als Arbeitslose in die amtliche Statistik ufgenommen werden sollen. Ausgerechnet Sie! Ich uss Ihnen sagen, dass diese Forderung an Populismus aum zu überbieten ist. Denn in den 90er-Jahren haben ie nichts anderes getan, als Menschen mit 58 oder 9 Jahren in die Arbeitslosigkeit und mit 60 Jahren in ie Rente abzuschieben. Damit haben Sie Folgendes beirkt: Erstens haben Sie die Statistik geschönt. Zweitens aben Sie diese Menschen aus dem Arbeitsmarkt gerängt. Drittens haben Sie die Rentenkassen geplündert. iertens sind Sie mitverantwortlich dafür, dass ältere Areitnehmer in dieser Gesellschaft schlechtere Chancen aben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Singhammer hat ein Beispiel für Populismus
eliefert. Er hat gesagt, Manipulation und Schönreden
ätten Tradition in dieser Regierung. Hier ist der Beleg:
anipulation und Schönreden haben Tradition in der
DU/CSU.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


Ich will mich an diesem Punkt nicht in Ihren Fehlern
erlieren, sondern nur kurz an eine Sache erinnern. Im
ahljahr 1998 haben Sie kurzfristig die Zahl der ABM-
tellen – Sie wissen es – um fast 400 000 erhöht. Sie ha-
en damit versucht, die Wählerinnen und Wähler zu täu-
chen. Diese Irreführung ist Ihnen zum Glück nicht ge-
ngen. Der rot-grünen Koalition und mir ist es ein
nliegen, dass eine ehrliche und transparente Arbeitslo-
enstatistik vorgehalten wird.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512606400

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Singhammer?

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1512606500

Nein, jetzt nicht.
Arbeitslosenzahlen sind keine wahltaktische Manö-

riermasse. Es ist unsere tiefe Überzeugung, dass hinter
eder einzelnen Zahl in der Statistik ein menschliches
inzelschicksal steckt. Dessen sind wir uns bewusst und
eshalb handeln wir auch so konkret.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir wollen in der Statistik alle arbeitssuchenden Per-
onen erfassen. Das haben wir in der Vergangenheit ge-
an und das werden wir auch in Zukunft tun. Wir waren
s, die mit den Programmen JUMP und JUMP plus vie-
en Jugendlichen, die nicht in der Statistik erfasst wa-
en, erstmals eine berufliche Perspektive gegeben ha-
en.






(A) )



(B) )


Klaus Brandner


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Wie viele waren es denn?)

Herr Singhammer, natürlich wissen wir, dass 20 Prozent
nicht in der Statistik erfasst waren. Das bedeutet, dass
wir die Menschen sozusagen aus der Versenkung geholt
haben. Aber Sie werfen uns heute vor, wir würden sie
verstecken. Wir haben ihnen geholfen. Diesen Erfolg ha-
ben Sie kleingeredet. Herr Schäuble hat davon gespro-
chen, dass es um nichts anderes gehe, als die Menschen
aufzubewahren. Wir haben den Menschen Perspektiven
gegeben und haben ihnen weitergeholfen. Das war not-
wendig, weil die Arbeitslosigkeit in diesem Land grö-
ßere Ausmaße hatte, als wir es 1998 bei Übernahme Ih-
rer Zahlen erwarten mussten.

Die Erfassung der Arbeitslosen ist wichtig. Denn nur
wenn die entsprechenden Zahlen vorliegen, können wir
das tatsächliche Ausmaß der Arbeitslosigkeit erkennen
und entsprechend gegensteuern. Uns sind konkrete Hil-
fen und Engagement wichtiger als vorteilhafte Zahlen
und Politikgerangel.

Mit der Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe
und Sozialhilfe wird die Arbeitslosenstatistik zum 1. Ja-
nuar ebenfalls ein ganzes Stück ehrlicher: Bislang waren
viele der erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger eben
nicht bei der Arbeitsagentur gemeldet. Es handelt sich
schätzungsweise um 300 000 bis 400 000 Personen, die
jetzt ohne Arbeit sind, aber – wie gesagt – nicht in der
Statistik erfasst sind. Dieser Personenkreis wird dann der
Arbeitsagentur gemeldet werden. Trotz der medialen
Ausschlachtung – es wird von einem starken Anstieg der
Arbeitslosenzahlen gesprochen werden –, die wir zum
1. Januar 2005 erwarten, wird deutlich werden, dass dies
ein richtiger Schritt ist. Dabei ist nichts anderes gefragt,
als dass wir die Kraft und den Mut haben, den Umfang
der Arbeitslosigkeit in diesem Lande ehrlich darzustel-
len.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Also muss doch etwas getan werden!)


Das sollten Sie loben und nicht scheinheilig zerreden.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ehrlichkeit zahlt sich langfristig aus, und zwar nicht nur
für uns als Regierungspartei, sondern auch – darum geht
es mir in erster Linie – für die Arbeitslosen, für diejeni-
gen Menschen, die ohne eine Arbeitsperspektive sind.

Lassen Sie mich noch auf einen letzten Punkt in Ih-
rem Antrag eingehen. Sie von der Union fordern in Ih-
rem Antrag, die stille Reserve der Arbeitssuchenden
besser zu erfassen. Das ist ein wichtiger Punkt; aller-
dings ist er, so wie er formuliert wurde, populistisch. Die
monatliche Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für
Arbeit kann natürlich nur diejenigen erfassen, die sich
arbeitslos melden. Eine stille Reserve zeichnet sich je-
doch genau dadurch aus, dass sie „still“ ist.

Zur stillen Reserve gehören in großem Umfang
Frauen, die sich nach der Erziehungsphase nicht wieder
bei der Bundesagentur gemeldet haben. Uns ist dieser

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(C (D ersonenkreis wichtig. Deshalb haben wir gehandelt. it Beginn des neuen Jahres veröffentlicht das Statistiche Bundesamt monatlich ergänzende Arbeitslosenzahn. Das geschieht parallel zur üblichen Statistik, von der h schon gesprochen habe und die an Deutlichkeit und ransparenz nichts zu wünschen übrig lässt. (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Glauben Sie das wirklich?)


as Statistische Bundesamt wird, wie Sie wissen, mit
efragungen arbeiten und nicht wie die Bundesagentur
on der Registrierung ausgehen.
Warum machen wir das eigentlich? Erstens. Wir kön-

en dadurch die stille Reserve besser erfassen und uns so
in Bild davon machen, wie viele Personen tatsächlich
rbeit suchen. Zweitens. Unsere Arbeitsmarktzahlen
erden mit dieser Ergänzung international vergleich-
ar – und das, denke ich, fordern doch auch Sie. Deshalb
ollten Sie diesen weiteren Präzisierungsschritt in der
tatistik im Kern begrüßen.
Für uns steht fest: Eine ehrliche Statistik, eine Statis-

k ohne Manipulation ist nicht nur irgendein Ziel. Die
rstellung einer solchen Statistik werden wir vielmehr
uch leisten und eine solche Statistik werden wir auch
orhalten. Bei allen Diskussionen um die Richtigkeit
nd Wichtigkeit von Statistiken dürfen wir aber am Ende
icht aus dem Auge verlieren, was wirklich zählt: Wir
ollen und müssen die Zahl der Arbeitslosen senken,
anz gleich, ob und in welcher Form sie in der Statistik
uftauchen.
Arbeitslosigkeit ist unser aller Problem. Wenn ich

alle“ sage, meine ich nicht nur die rot-grüne Bundesre-
ierung, sondern auch Sie, meine Damen und Herren
on der Opposition. Ich meine Unternehmen und Arbeit-
eber ebenso wie die Gewerkschaften und all diejenigen,
ie in irgendeiner Form an der Umsetzung der Arbeits-
arktreformen mitwirken.
Wir sollten uns gemeinsam an einem Leitgedanken

rientieren, den uns die Hartz-Kommission mit auf den
eg gegeben hat, nämlich dass wir einen Baustein stär-
er gemeinsam bearbeiten müssen: Es darf keinen Nach-
chub für Nürnberg geben. Ich meine damit ganz kon-
ret, dass eine Facette der Politik sein muss, viel dafür
u tun, dass neue Arbeitsplätze entstehen. Diesen Pro-
ess müssen wir unterstützen und begleiten. Die andere
acette ist: Wir müssen alles dafür tun, dass die derzeiti-
en Arbeitsplätze in diesem Land erhalten bleiben. Wir
üssen die handelnden Parteien dazu auffordern, dies in
as Zentrum ihres Handelns zu rücken und den Perso-
alabbau nicht leichtfertig und leichtsinnig hinzuneh-
en.
Wir alle müssen uns darum bemühen, Vertrauen zu-

ückzugewinnen. Das gilt nach den Wahlen in Sachsen
nd in Brandenburg ganz besonders für die etablierten
arteien. Darum sollten wir uns solche Beiträge, wie sie
eute von der Opposition kamen und die allgemeine Ver-
nsicherung schaffen, lieber versagen. Wir sollten statt-
essen konkrete Sachpolitik betreiben.






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

Edelgard Bulmahn
Gustav Herzog
Petra Heß

Gabriele Lösekrug-Möller
Dirk Manzewski

Wilhelm Schmidt (Salzgitter)

Heinz Schmitt (Landau)

Hans Martin Bury
Marco Bülow
Dr. Michael Bürsch
Sabine Bätzing
Marion Caspers-Merk
Dr. Peter Danckert
Karl Diller
Peter Dreßen
Detlef Dzembritzki
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Martin Dörmann
Sebastian Edathy

Gisela Hilbrecht
Gabriele Hiller-Ohm
Stephan Hilsberg
Jelena Hoffmann (Chemnitz)

Walter Hoffmann

(Darmstadt)


Iris Hoffmann (Wismar)

Frank Hofmann (Volkach)

Eike Hovermann
Christel Humme
Klaas Hübner
Gerd Höfer

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ilde Mattheis
arkus Meckel
lrike Mehl
etra-Evelyne Merkel
lrike Merten
ngelika Mertens
rsula Mogg
esine Multhaupt
ichael Müller (Düsseldorf)

hristian Müller (Zittau)


Olaf Scholz
Wilfried Schreck
Ottmar Schreiner
Gerhard Schröder
Brigitte Schulte (Hameln)

Reinhard Schultz

(Everswinkel)


Swen Schulz (Spandau)

Dr. Angelica Schwall-Düren
Dr. Martin Schwanholz
Rolf Schwanitz
Axel Schäfer (Bochum)

Ulla Burchardt Monika Heubaum Tobias Marhold Carsten Schneider

(Dr. Michael Fuchs [CD machen Sie es da Damit helfen wir den Arbeitslo Wir sorgen damit auch dafür, d lisiert wird und nicht an den re an den linken Rändern ausgefra Herzlichen Dank für Ihre Au (Beifall bei der SPD und DIE GRÜN Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 571; davon ja: 527 nein: 43 enthalten: 1 Ja SPD Dr. Lale Akgün Gerd Andres Ingrid Arndt-Brauer Rainer Arnold Hermann Bachmaier Ernst Bahr Doris Barnett Dr. Hans-Peter Bartels Eckhardt Barthel Klaus Barthel Sören Bartol Uwe Beckmeyer Klaus Uwe Benneter Dr. Axel Berg Ute Berg Hans-Werner Bertl Petra Bierwirth Rudolf Bindig Lothar Binding Kurt Bodewig Gerd Friedrich Bollmann Klaus Brandner Willi Brase Bernhard Brinkmann Hans-Günter Bruckmann S H M G P K A E G R G D L Ir G R A D M K G A W U K H B K A M N H R R D U/CSU]: Warum nn nicht?)


(Hildesheim)

sen in diesem Land mehr.
ass die Demokratie stabi-
chten und teilweise auch
nst wird.
fmerksamkeit.
dem BÜNDNIS 90/
EN)

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iegmund Ehrmann
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arga Elser
ernot Erler
etra Ernstberger
arin Evers-Meyer
nnette Faße
lke Ferner
abriele Fograscher
ainer Fornahl
abriele Frechen
agmar Freitag
ilo Friedrich (Mettmann)

is Gleicke
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ngelika Graf (Rosenheim)

ieter Grasedieck
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erstin Griese
abriele Groneberg
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we Göllner
arl-Hermann Haack

(Extertal)

ans-Joachim Hacker
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lfred Hartenbach
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(Wackernheim)

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Vizepräsidentin Dr. h. c. S
Ich komme zu Tagesordnun

ebe das von den Schriftführer
rmittelte Ergebnis der nament
ie Beschlussempfehlung des V
u dem Antrag der Fraktion
Wehrpflicht aussetzen“ –
achen 15/1357 und 15/2963
timmen 573. Mit Ja haben ge
en gestimmt 44, Enthaltungen
ehlung des Ausschusses ist dam

othar Ibrügger
runhilde Irber
ann-Peter Janssen
laus-Werner Jonas
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ohannes Kahrs
lrich Kasparick
r. h.c. Susanne Kastner
lrich Kelber
ans-Peter Kemper
laus Kirschner
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Bärbel Kofler
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arin Kortmann
olf Kramer
nette Kramme
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ngelika Krüger-Leißner
r. Hans-Ulrich Krüger
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r. Uwe Küster
r. Heinz Köhler (Coburg)

ritz Rudolf Körper
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

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(C (D usanne Kastner: gspunkt 3 d zurück und innen und Schriftführern lichen Abstimmung über erteidigungsausschusses der FDP mit dem Titel das sind die Druck– bekannt. Abgegebene stimmt 528, mit Nein ha eine. Die Beschlussempit angenommen. ranz Müntefering r. Rolf Mützenich olker Neumann ietmar Nietan r. Erika Ober olger Ortel einz Paula ohannes Pflug oachim Poß r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe arin Rehbock-Zureich erold Reichenbach r. Carola Reimann alter Riester einhold Robbe r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth ichael Roth rtwin Runde arlene Rupprecht erhard Rübenkönig ené Röspel homas Sauer nton Schaaf udrun Schaich-Walch udolf Scharping ernd Scheelen iegfried Scheffler orst Schild orst Schmidbauer lla Schmidt ilvia Schmidt agmar Schmidt Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Karsten Schönfeld Fritz Schösser Erika Simm Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Dr. Cornelie SonntagWolgast Wolfgang Spanier Dr. Margrit Spielmann Jörg-Otto Spiller Dr. Ditmar Staffelt Ludwig Stiegler Rita Streb-Hesse Dr. Peter Struck Christoph Strässer Joachim Stünker Rolf Stöckel Jörg Tauss Jella Teuchner Dr. Gerald Thalheim Franz Thönnes Hans-Jürgen Uhl Rüdiger Veit Simone Violka Jörg Vogelsänger Ute Vogt Dr. Marlies Volkmer Hans Georg Wagner Hedi Wegener Andreas Weigel Reinhard Weis Petra Weis Gunter Weißgerber Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker Jochen Welt Dr. Rainer Wend Lydia Westrich Inge Wettig-Danielmeier Dr. Margrit Wetzel Andrea Wicklein Jürgen Wieczorek Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Dieter Wiefelspütz Brigitte Wimmer Engelbert Wistuba Barbara Wittig Dr. Wolfgang Wodarg Verena Wohlleben Waltraud Wolff Heidi Wright Uta Zapf Manfred Helmut Zöllmer Dr. Christoph Zöpel CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Altmaier Artur Auernhammer Dietrich Austermann Norbert Barthle Dr. Wolf Bauer Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Veronika Bellmann Dr. Christoph Bergner O C R P A W D H G M K V H D W D C M P G L H A V T M M R A G Il D A E In H D A D K H D E J D H D N R E G M U K R M M M H K O R tto Bernhardt lemens Binninger enate Blank eter Bleser ntje Blumenthal olfgang Bosbach r. Ralf Brauksiepe elge Braun eorg Brunnhuber onika Brüning laus Brähmig erena Butalikakis artmut Büttner r. Maria Böhmer olfgang Börnsen r. Wolfgang Bötsch ajus Julius Caesar anfred Carstens eter H. Carstensen itta Connemann eo Dautzenberg ubert Deittert lexander Dobrindt era Dominke homas Dörflinger arie-Luise Dött aria Eichhorn ainer Eppelmann nke Eymer eorg Fahrenschon se Falk r. Hans Georg Faust lbrecht Feibel nak Ferlemann grid Fischbach artwig Fischer irk Fischer xel E. Fischer (KarlsruheLand)


(Tuchenbach)


(Nürnberg)





(A) )


(B) )


(Wolmirstedt)


(Reutlingen)


(Schönebeck)


(Bönstrup)


(Nordstrand)

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(Bad Dürrheim)

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r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
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r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

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(Offenbach)

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(Recklinghausen)

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(Baiersbronn)

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(Siegertsbrunn)

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(C (D r. Michael Meister r. Angela Merkel riedrich Merz aurenz Meyer oris Meyer aria Michalk ans Michelbach laus Minkel arlene Mortler tefan Müller ernward Müller r. Gerd Müller ildegard Müller ernd Neumann enry Nitzsche ichaela Noll laudia Nolte r. Georg Nüßlein ranz Obermeier duard Oswald elanie Oßwald ita Pawelski r. Peter Paziorek lrich Petzold r. Joachim Pfeiffer ibylle Pfeiffer r. Friedbert Pflüger eatrix Philipp onald Pofalla uprecht Polenz aniela Raab homas Rachel ans Raidel r. Peter Ramsauer elmut Rauber eter Rauen atherina Reiche ans-Peter Repnik laus Riegert r. Heinz Riesenhuber annelore Roedel ranz-Xaver Romer einrich-Wilhelm Ronsöhr r. Klaus Rose urt J. Rossmanith r. Christian Ruck lbert Rupprecht eter Rzepka olker Rühe r. Norbert Röttgen ndreas Scheuer orbert Schindler eorg Schirmbeck ngela Schmid ernd Schmidbauer hristian Schmidt ndreas Schmidt r. Andreas Schockenhoff r. Ole Schröder ernhard Schulte-Drüggelte we Schummer nita Schäfer r. Wolfgang Schäuble ilhelm Josef Sebastian orst Seehofer urt Segner atthias Sehling arion Seib Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Kerstin Andreae Marieluise Beck Volker Beck C Ir R A W P Nächster Redner in der jetz lege Dirk Niebel, FDP-Fraktion Frau Präsidentin! Meine se Herren! Vertrauen ist der Schm schreibt Hans-Ulrich Jörges d Die Spiegelfechtereien der be denden so genannten Volksp wieder: Egal wer regiert, die schon immer ein politisches Ka (Brigitte Schulte [Hameln doch immer Wir sollten uns einmal Gedan wir nicht neue Wege gehen System, welches das tatsächlic beschäftigung aufzeigt. (Klaus Brandner [SPD]: schließend nicht ve – Herr Brandner, Sie sollten Versprecher in Ihrer Rede im P delt sich vermutlich nur um e cher. Aber Sie haben gesagt, da hristine Scheel mingard Schewe-Gerigk ezzo Schlauch lbert Schmidt erner Schulz etra Selg D J D K U B igen Debatte ist der Kol. hr verehrten Damen und ierstoff der Demokratie, iese Woche im „Stern“. iden immer kleiner werarteien beweisen immer Arbeitslosenstatistik war mpfmittel. ] [SPD]: Sie waren dabei!)





(A) )


(B) )

Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1512606600
ken darüber machen, ob
sollten: hin zu einem
he Ausmaß der Unter-

Mitmachen und an-
rantworten!)
sich nachher einmal den
rotokoll ansehen. Es han-
inen freudschen Verspre-
ss Sie alles dafür tun, das

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r. Karlheinz Guttmacher
oachim Günther (Plauen)

r. Christel Happach-Kasan
laus Haupt
lrich Heinrich
irgit Homburger

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usmaß der Unterbeschäftigun
esen Sie das einmal nach! I
icht ernst gemeint. Halten Sie
eckt!


(Beifall bei Abgeord Wir sollten das tatsächlich chäftigung deshalb aufzeigen, riterium ist, um den Einsatz olitische Entscheidungen richt Natürlich hat Herr Brandner n dem dicken Wälzer der Bund ie Arbeitslosenstatistik die ein usgewiesen werden. Sie tauch eitslosenquote auf. Die Arbei ie jeden Abend in der „Tage ournal“ gezeigt wird und auc ir haben 4,3 Millionen regist efinden sich 82 000 Mensch ungsund Trainingsmaßnahme eiterbildung und 90 000 aßnahmen, 79 000 sind Überb 57 000 bekommen Existenzg 00 000 Ältere fallen unter d GB III. Wenn Sie diese (D nthalten DU/CSU era Lengsfeld g nicht zurückzuführen. ch hoffe, Sie haben das sich aber einmal ganz be neten der FDP)

e Ausmaß der Unterbe-
weil es das notwendige
finanzieller Mittel und
ig steuern zu können.
Recht, wenn er sagt, dass
esagentur für Arbeit über
zelnen Personengruppen
en aber nicht in der Ar-
tslosenquote aber ist es,
sschau“ und im „Heute-
h in den Zeitungen steht.
rierte Arbeitslose. Zudem
en in Eignungsfeststel-
n, 140 000 in beruflicher
in Arbeitsbeschaffungs-
rückungsgeldempfänger,
ründungszuschüsse und
ie Regelung nach § 428
Gruppen hinzurechnen,
Wolfgang Zöller Krista Sager Dr. Wolfgang Gerhardt Dr. Volker Wissing
Heinz Seiffert
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Matthäus Strebl
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann
Michael Stübgen
Antje Tillmann
Edeltraut Töpfer
Arnold Vaatz
Volkmar Uwe Vogel
Andrea Astrid Voßhoff
Marko Wanderwitz
Peter Weiß (Emmendingen)

Gerald Weiß (Groß-Gerau)

Ingo Wellenreuther
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Matthias Wissmann
Werner Wittlich
Elke Wülfing
Dagmar Wöhrl
Wolfgang Zeitlmann
Willi Zylajew

Cornelia Behm
Birgitt Bender
Matthias Berninger
Grietje Bettin
Alexander Bonde
Ekin Deligöz
Dr. Thea Dückert
Jutta Dümpe-Krüger
Franziska Eichstädt-Bohlig
Dr. Uschi Eid
Hans-Josef Fell
Katrin Göring-Eckardt
Anja Hajduk
Winfried Hermann
Peter Hettlich
Thilo Hoppe
Michaele Hustedt
Ulrike Höfken
Fritz Kuhn
Undine Kurth (Quedlinburg)

Markus Kurth
Renate Künast
Dr. Reinhard Loske
Anna Lührmann
Kerstin Müller (Köln)

Winfried Nachtwei
Christa Nickels
Friedrich Ostendorff
Simone Probst
Claudia Roth (Augsburg)


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(Crsula Sowa ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ans-Christian Ströbele arianne Tritz r. Antje Vogel-Sperl r. Antje Vollmer r. Ludger Volmer osef Philip Winkler argareta Wolf raktionslose artin Hohmann r. Gesine Lötzsch etra Pau ein DP aniel Bahr ngelika Brunkhorst ainer Brüderle rnst Burgbacher elga Daub örg van Essen lrike Flach tto Fricke orst Friedrich ainer Funke Dr. Werner Hoyer Michael Kauch Dr. Heinrich L. Kolb Gudrun Kopp Jürgen Koppelin Hellmut Königshaus Sibylle Laurischk Harald Leibrecht Ina Lenke Sabine LeutheusserSchnarrenberger Markus Löning Dirk Niebel Günther Friedrich Nolting Hans-Joachim Otto Detlef Parr Cornelia Pieper Gisela Piltz Dr. Andreas Pinkwart Dr. Hermann Otto Solms Dr. Max Stadler Dr. Rainer Stinner Carl-Ludwig Thiele Dr. Dieter Thomae Jürgen Türk Dr. Claudia Winterstein Dirk Niebel kommen Sie auf eine Arbeitslosenzahl, die weit über 1 Million höher liegt als die aktuelle Arbeitslosenzahl. Dies sind unstreitig Menschen, die arbeiten wollen und auch arbeiten können. Sie gehören in diese Statistik. Wenn Sie jetzt Herrn Blüm anführen, sage ich Ihnen mit der Gnade des Spätgewählten, der 1998 in den Bundestag eingezogen ist, klipp und klar: Das war schon damals falsch. Wenn man diese Erkenntnis gewonnen hat, muss man es nicht weiterhin falsch machen. Deswegen darf man das heute korrigieren. Auf der anderen Seite werden Menschen in der Ar beitslosenstatistik aufgeführt, die nachweislich gar nicht arbeiten wollen oder können. Es geht gar nicht mal um diejenigen, die nicht arbeiten wollen, weil sie sich mit den Transferleistungen gut eingerichtet haben; das ist der deutlich kleinere Teil der Arbeitslosen. Es geht um diejenigen, die sich arbeitslos melden müssen, um andere Transferleistungen beziehen zu können. So muss sich zum Beispiel der so genannte Kindergeldarbeitslose zwischen Schule und Bundeswehr bzw. Zivildienst beim Arbeitsamt arbeitslos melden, damit seine Eltern weiterhin Kindergeld bekommen. Es gibt die Gruppe derer, die keine Leistungsansprüche haben (Klaus Brandner [SPD]: Das sind doch Dinge, die schon erledigt sind!)


(Frankfurt)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


und sich bei der Bundesagentur nur deshalb arbeitssu-
chend melden, weil dann die Ausfallzeiten bei der Rente
angerechnet werden. Es gibt diejenigen, die einen Ar-
beitsplatz haben, diesen aber vielleicht erst in zwei Wo-
chen antreten und für die Zwischenzeit keinen anderen
Arbeitsplatz annehmen werden. Sie müssen sich in die-
ser Zeit arbeitslos melden, um den Leistungsbezug
sicherzustellen. Das sind keine Unterbeschäftigten. Es
handelt es sich um eine normale Friktionsarbeitslosigkeit
aufgrund des Wechsels des Arbeitsplatzes, die sogar teil-
weise wünschenswert ist. Diese Menschen müssen in der
Statistik nicht aufgeführt werden.

Warum nehmen Sie nicht den Vorschlag des Kollegen
Singhammer auf und vergleichen die Zahl der tatsäch-
lich Beschäftigten, und zwar nicht nur die Erwerbstäti-
gen, sondern auch das geleistete Arbeitsvolumen als
Hauptkriterium für ein mögliches Wirtschaftswachstum
in Deutschland, mit der Zahl der Nichtbeschäftigten, die
in Arbeit kommen wollen? Das wäre der richtige Weg
und würde ein Stück weit wieder zu Vertrauen auch in
die etablierten Parteien führen. Das wäre eine große
Chance.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was das Vertrauen nicht fördern wird, ist das vom Ka-
binett beschlossene System der parallel geführten ILO-
Statistik. Man kann Statistiken natürlich auf zweierlei
Art manipulieren: einmal, indem man bestimmt, wer er-
fasst wird, und einmal, indem man bestimmt, wie erfasst
wird. Aufgrund der ILO-Kriterien gilt jemand, der eine
Stunde in der Woche arbeitet, nicht als arbeitslos. Ich

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(C (D ätte gerne einen Stundenlohn, von dem ich mir durch ine Stunde Arbeit in der Woche mein Existenzminium finanzieren könnte. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist nicht einmal bei Politikern so!)


s ist doch für jeden, der einigermaßen gerade denken
ann, völlig klar, dass jemand mit einer Stunde wöchent-
icher Arbeitszeit unterbeschäftigt ist. Das kann also
icht das Kriterium sein, nach dem wir arbeiten.
Natürlich wird jetzt die Regierung behaupten – das

timmt auch zu Beginn –, sie lasse die ILO-Statistik nur
arallel erheben. Wir wissen aber aus der Vergangenheit
das mag es auch in Zeiten, in denen ich noch nicht im
arlament war, gegeben haben –, dass parallel geführte
tatistiken irgendwann die erste Statistik ablösen, zu-
indest teilweise. Hier wird ein riesengroßer Betrugs-
ersuch gestartet, der dazu führen soll, Ihre vermurkste
irtschaftspolitik hinterher als glorreichen Erfolg dar-
ustellen. Das machen wir mit Sicherheit nicht mit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Entscheidend in diesem Land ist es, überhaupt erst
inmal Beschäftigungsmöglichkeiten für die Menschen
u schaffen.


(Zuruf von der SPD: Sehr witzig!)

igentlich ist der große Skandal doch gar nicht, wie die
rbeitslosenstatistik aufgebaut oder erhoben wird; viel-
ehr besteht der große Skandal in diesem Land doch
arin, dass wir überhaupt eine Arbeitslosenstatistik brau-
hen. Also brauchen wir, um diesen Skandal zu bekämp-
en und um den Menschen, der arbeiten kann und will,
ine Chance dazu zu geben, eine andere Steuer-, Wirt-
chafts-, Finanz- und Arbeitsmarktpolitik, als sie in den
etzten sechs Jahren durchgeführt worden ist.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Damit Betriebe und Private Geld zum Investieren und
um Konsumieren haben, brauchen wir eine klare, einfa-
he, gerechte und transparente Steuerreform, die den
enschen und den Betrieben mehr Geld in der Tasche

ässt.

(Hans-Michael Goldmann [FDP]: That’s the key!)

Damit die Wirtschaft atmen kann, brauchen wir eine

eränderung des Arbeitsrechts. Wir brauchen einen grö-
eren Spielraum, um all das flexibel handhaben zu kön-
en, was Entlassung und Einstellung betrifft. Wir brau-
hen mehr Flexibilität bei der Lohnfindung in
nterschiedlichen Regionen. Wir brauchen weniger
tarre Vorgaben. Wir müssen zu einem System kommen,
n dem Bürokratie ab- und nicht aufgebaut wird, wie es
n der gesamten Zeit der rot-grünen Bundesregierung
tattgefunden hat. Da wird groß geredet und von einem
asterplan Bürokratieabbau getönt; passiert ist nichts.

m Endeffekt sind die kleinen Betriebe diejenigen, die
für den Staat kostenfrei – Statistik und Verwaltungsar-






(A) )



(B) )


Dirk Niebel

beiten zu erbringen haben. Das geht zulasten von Ar-
beitsplätzen und das haben Sie zu verantworten.


(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn Sie, die beiden immer kleiner werdenden
Volksparteien,


(Lachen bei der SPD)

sich darauf einigen könnten, dass wir diesen Weg gehen
sollten, dann sollten wir das möglichst schnell tun; denn
allein Transparenz hinsichtlich der Frage, wie viel Ar-
beitsvolumen in Deutschland erbracht wird und wie viel
Unterbeschäftigung es in Deutschland gibt, wird das
Vertrauen der Bevölkerung in die deutsche Arbeits-
marktpolitik zurückbringen. Dann haben wir auch die
Möglichkeit, mithilfe der anderen Vorschläge, die ich
hier angesprochen habe, Chancen zu eröffnen, damit die
Rattenfänger in der Bundesrepublik nicht mehr den Zu-
griff auf andere Menschen haben.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512606700

Das Wort hat der Kollege Fritz Kuhn, Bündnis 90/Die

Grünen.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512606800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Singhammer, ich war doch etwas erstaunt, wie we-
nig Sie bei Ihrer Rede zur Einbringung des Antrags rot
geworden sind, denn so etwas, wie Sie es hier heute ver-
anstaltet haben, habe ich noch nicht erlebt:


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Lieber Gott!)


Sie sagen hier, wir sollten systematisch all diejenigen zu-
sammenrechnen, die keine Arbeit haben, inklusive der
stillen Reserve, die man übrigens nie genau bestimmen
kann. Damit wollen Sie den Eindruck erwecken, die Ar-
beitslosigkeit – im Volk draußen wird das Wort weiter
verwendet werden – läge bei 7 Millionen. Sie glauben,
wir seien so blöd, dieses Spiel mitzumachen. Sie greifen
das dann im Wahlkampf auf und plakatieren: Arbeits-
losigkeit um 2 Millionen gestiegen. So einfach machen
Sie es sich; das haben wir in vielen Wahlkämpfen gese-
hen. Das hat keinen Sinn.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das ist doch so!)


Jetzt einmal ganz praktisch, Herr Singhammer: Die
Arbeitslosenquote wird anhand derjenigen Menschen
errechnet, die keine Arbeit haben, bereit sind zu arbeiten
und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. So war es
in der Vergangenheit. Deswegen sind die stille Reserve
und diejenigen Menschen, die in Maßnahmen beschäf-
tigt sind, nicht in die Quote eingerechnet. Im Übrigen ist
die Statistik der Bundesagentur viel restriktiver als etwa
die der ILO auf der europäischen Ebene; Kollege Niebel
hat es gesagt.

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(C (D Wir rechnen als arbeitslos auch Menschen ein, die bis u 15 Stunden pro Woche arbeiten, aber mehr arbeiten ollen; für sie haben wir eine andere Regelung als die U. Daran können Sie schon sehen, dass in Nürnberg icht, wie Sie unterstellt haben, versucht wird, so wenig eute wie möglich als arbeitslos zu erfassen. Aber ich will Ihre Methode einmal ins Absurde trei en. Sie sagen: Weil Sie ein realistisches Nettobild woln, rechneten Sie alle, die keine Arbeit haben, dazu. ie gehen Sie eigentlich mit der Schwarzarbeit um? Das eschätzte Volumen von Schwarzarbeit in Deutschland eträgt 5 Millionen Erwerbsarbeitsplätze. Sollen wir iese Arbeitsplätze von Ihren 7 Millionen Arbeitslosen ieder abziehen? (Walter Hoffmann [Darmstadt] [SPD]: Die müssen abgezogen werden!)


ann wären wir bei 2 Millionen Arbeitslosen. An die-
em Beispiel können Sie doch sehen, wie absurd Ihr An-
egen ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


enn wir auf dieser Schiene noch etwas kreativer wür-
en, rechneten wir Ihnen die Zahl der Arbeitslosen auf
ull.

(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das glaube ich! Im Manipulieren seid ihr großartig!)

ie sehen also, dass das, was Sie hier vorgeschlagen ha-
en, eine Absurdität ist.
Wer wie die Union 1998 systematische Manipulatio-

en betrieben hat, etwa mit den 150 000 Wahl-ABM, die
ie damals kreiert haben


(Gerd Andres, Parl. Staatssekretär: Zusammen mit der FDP!)


zusammen mit der FDP; bitte der lieben Ordnung hal-
er keine Zwischenrufe von der Regierungsbank, Herr
taatssekretär, obwohl der Zwischenruf gut war –, der
ollte doch insgesamt mit solchen Anträgen vorsichtiger
nd zurückhaltender sein.
Hinsichtlich der Fragestellung, was wir eigentlich tun

önnen, damit die Arbeitslosigkeit in Deutschland ganz
ktuell stärker abgebaut wird – wir alle wissen, dass wir
usehen müssen, dass auf dem Binnenmarkt mehr inves-
ert wird und die Leute mehr Geld ausgeben,


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Wir haben doch genau das Gegenteil!)


eil wir uns beim Export an der äußersten Grenze befin-
en –, möchte ich zwei Punkte in den Vordergrund rü-
ken, die mich mehr interessieren als der singhammer-
che Schnickschnack, den wir jetzt verhandelt haben.
Erstens. Die Preistreiberei, die uns von den Energie-

onzernen in den letzten Wochen angekündigt worden
t, darf nicht stattfinden. Es geht nicht an, dass man den
nergiepreis weit oberhalb der realen Kostensituation in
iner Größenordnung zwischen 3 und 4 Prozent anheben
ill. Wer dies tut, setzt ein klares Signal gegen die






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn

Binnenmarktentwicklung und droht, die tatsächliche
Wirkung der Steuersenkung, die wir zum 1. Januar 2005
vornehmen werden, kaputtzumachen. Wer Arbeitslosig-
keit bekämpfen will – dies richte ich an das ganze Haus –,
der muss schauen, dass diese Preiserhöhungen unterblei-
ben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Zweitens. Auch die angekündigten Preiserhöhungen

bei der Bahn wirken nicht anders als Kosten treibend
und damit den Binnenmarkt schwächend. Ich gehe da-
von aus, dass nach unseren gestrigen Beschlüssen, die
zum Inhalt hatten, dass der Börsengang nicht in dem
Zeitraster kommen wird, wie es Herr Mehdorn vorgese-
hen hat, die Preiserhöhungen noch einmal überdacht
werden.


(Dirk Niebel [FDP]: Vielleicht sollten Sie den Vorstandsvorsitzenden mal überdenken!)


Die Preiserhöhungen sind von der Seite der Energie-
preise her höchstens in einer Größenordnung von 0,4 bis
0,5 Prozent vertretbar. Der Rest war eine Preiserhöhung,
die allein wegen des Börsengangs vorgesehen wurde,
um schnell zu einer stabilen schwarzen Null zu kommen.
Meine Fraktion fordert also die DB AG konkret auf,
nicht nur den Börsengang zu verschieben, sondern auch
auf diese Preiserhöhung zu verzichten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wenn wir die neuen Instrumente von Hartz I bis IV

wirklich effektiv umsetzen, dann werden wir auch einen
positiven Impuls für den Arbeitsmarkt bekommen. Da-
bei ist mir ein Punkt wichtig, den ich hier auch an die
Adresse der Bundesregierung anmerken will, Herr
Staatssekretär: Bei der Umsetzung von Hartz IV und bei
der Einrichtung der Jobcenter kommt es entscheidend
darauf an, dass so dezentral gearbeitet werden kann, wie
wir es in den Hartz-Reformen vorgesehen haben. Es soll
also das regional jeweils Beste gemacht werden und
nicht das, was sonst wo entschieden wird. In diesem Zu-
sammenhang stelle ich Ihnen ein Beispiel vor, angesichts
dessen ich mir wirklich Sorgen mache, ob das, was wir
vorgesehen haben, funktionieren wird. Ich rufe in Erin-
nerung: Je dezentraler wir vorgehen, desto mehr Arbeits-
lose können wir in Jobs unterbringen.

Heute schreibt der „Tagesspiegel“, dass man in Berlin
immer noch Probleme mit den Gebäuden für die neuen
Jobcenter hat.


(Dirk Niebel [FDP]: Dafür gibt es ein Pflichtenheft der Bundesagentur!)


Im Bezirk Charlottenburg/Wilmersdorf wurde für das
neue Jobcenter ein Gebäude zur Verfügung gestellt, das
nun von Nürnberg mit der Begründung abgelehnt wird,
„die Verteilung der Steckdosen, die Türklinken, die
Oberlichter in den Räumen und die Fliesenhöhen in den
Toilettenräumen“ entsprächen nicht dem Pflichtenheft
der Nürnberger Zentrale.


(Dirk Niebel [FDP]: Richtig! Genau! Habe ich es nicht immer gesagt?)


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(C (D An diesem Beispiel, Herr Staatssekretär, können Sie seen, was sich manche in Nürnberg unter Dezentralisierung orstellen. Hier handelt es sich um ein groteskes Beipiel, weil es die Räumlichkeiten betrifft; (Dirk Niebel [FDP]: Nein, das ist die Wirklichkeit!)


ber es ist auch ein symbolisches Beispiel für eine Denk-
eise, die wir überwinden müssen, wenn wir eine dezen-
rale Arbeitsorganisation wollen. Dies betrifft auch die
egeln, was in den Jobcentern gemacht wird, wie geför-
ert wird, welche Beschäftigungsverhältnisse eingegan-
en werden, wie die 1-Euro-Jobs ausgestaltet werden
nd wie dies in der Region abgestimmt und mit den Un-
ernehmern und Gewerkschaften besprochen wird.
Im Klartext: Wir werden die positiven Instrumente
artz I bis IV nur praxiswirksam nutzen können, wenn
s gelingt, eine echte Dezentralisierung zu praktizieren.
m dies zu erreichen, müssen wir den Mist verhindern,
er sich in dem von mir vorgelesenen Zitat widerspie-
elt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Erinnern Sie sich, dass wir die Agentur auflösen wollen?)


Herr Niebel, mit Ihrem – wie soll ich es nennen? – li-
eralen Chaotenanarchismus kommen wir natürlich
icht weiter. Sie sagen einfach: Weg mit dem Mist, auf-
ösen, abschaffen! Aber Sie haben überhaupt keine kon-
reten Vorschläge gemacht, wie stattdessen die schwie-
ige Arbeit geleistet werden soll, die vielen Arbeitslosen
n Jobs zu bringen und auch die Dauerarbeitslosen zu ak-
ivieren. Da können wir nicht einfach liberal oder pseu-
oliberal mit den Schultern zucken und sagen: Da ma-
hen wir den Laden dicht.
Ich komme zum Schluss.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512606900

Kollege Kuhn, der Herr Kollege Niebel würde Ihnen

ern eine Zwischenfrage stellen.

Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512607000

Nein, das machen wir jetzt nicht. Ich hatte genügend
edezeit. Herr Niebel, das wäre nicht nötig gewesen.
ielen Dank!


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann er zu Hause im Wahlkreis machen!)


Herr Singhammer, das, was Sie heute veranstaltet ha-
en, ist, glaube ich, in die Hosen gegangen. Ich hoffe,
ass Sie beim nächsten Mal wieder mit mehr Intelligenz,
ehr Faktenwissen und mehr Kreativität die Debatte be-
eichern können.
Ich danke Ihnen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Glauben Sie denn, dass das mit den 4,3 Millionen Arbeitslosen stimmt? Das glauben Sie doch selber nicht!)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512607100

Zu einer Kurzintervention gebe ich das Wort dem

Kollegen Niebel.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1512607200

Sehr geehrter Kollege Kuhn, nur mit grünem Gebläse

können Sie die Fakten natürlich nicht vom Tisch wehen.
Sie wissen ganz genau, dass ein Antrag der FDP-Bun-
destagsfraktion, in dem die Neuordnung der Bundes-
agentur durch Auflösung konkret dargestellt wird, in
diesem Hause vorliegt. Auch wenn Sie die Mär verbrei-
ten, dass es dann hinterher keine Betreuung der Arbeits-
losen gäbe – das ist trotzdem falsch.

Die Auflösung der Bundesagentur für Arbeit, die
in ihrer jetzigen Form schlicht nicht reformierbar ist, ist
ein Terminus technicus. Durch die Auflösung besteht die
Behörde eine juristische Sekunde lang nicht mehr. Das
heißt, Sie können effektive Strukturen, übrigens auch die
von Ihnen geforderten dezentralen Strukturen, einziehen,
weil Sie die Vorschriften der Behörde nicht mehr be-
rücksichtigen müssen, weil der Verwaltungsrat mit Frau
Engelen-Kefer nicht mehr da ist, weil die Beamten ver-
setzt werden können, weil Angestellte mit Änderungs-
kündigungen neue Strukturen einnehmen können. Damit
kann man ein Drei-Säulen-System aufbauen, mit dem
man den Arbeitsmarkt ordentlich ausgleichen und den
Menschen helfen kann.

Das wäre eine schmale Versicherungsagentur, die
nichts anderes als die Lohnersatzleistungen bearbeitet,
bei denen der Arbeitgeberanteil ausgezahlt wird, um An-
reize für Wahltarife zu schaffen. Es wäre eine kleine Ar-
beitsmarktagentur mit ungefähr 200 Mitarbeitern, in der
das überregional Notwendige gemacht wird, in der man
sich insbesondere um die Transparenz der offenen Stel-
len und die bundesweite Vermittlung, aber auch um
Werkvertragsabkommen mit osteuropäischen Staaten
kümmert und in der entscheidungskompetente An-
sprechpartner für Landesprojekte zur Verfügung stehen.
Vor Ort, in kommunaler Trägerschaft, würde, steuerfi-
nanziert und im Grundgesetz abgesichert, die aktive Ar-
beitsmarktpolitik betrieben, weil die Menschen, die die
Arbeitsmarktpolitik brauchen, vor Ort sind und weil die
Arbeitsplätze in aller Regel ebenfalls einem konkreten
Ort zuzuordnen sind.

Von daher: Tun Sie nicht so, als hätten wir kein Kon-
zept! Wir haben jede einzelne Aufgabe der heutigen
Bundesagentur kleinklein unter der Fragestellung durch-
dekliniert: Muss sie überhaupt noch gemacht werden?
Wenn sie gemacht werden muss: Von wem muss sie ge-
macht werden? Das liegt hier in diesem Hause vor.
Wenn Sie die Bundestagsdrucksachen nicht lesen, dann
sollten Sie gegenüber der Bevölkerung nicht so tun, als
gäbe es sie nicht, nur weil Sie Ihre Arbeit offenkundig
nicht richtig machen.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512607300

Herr Kollege Kuhn, Sie haben das Wort.

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(C (D Auf die Frage, wer was liest, will ich hier nicht einge en. Das ist mir zu albern. Natürlich kennen wir Ihre orstellungen. Ich will einmal ernsthaft darauf antworen: Wir haben eine andere Grundannahme. (Dirk Niebel [FDP]: Sie haben doch gesagt, wir hätten nichts!)

Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512607400

eswegen haben wir die Hartz-Gesetze gemacht und die
ielen Reformen eingeleitet. Wir sind der Überzeugung,
ass auch diese Behörde mit 90 000 Beschäftigten, die
undesagentur für Arbeit, reformierbar ist. Wir sind fer-
er der Überzeugung, dass das am besten in der Kon-
truktion, wie wir sie heute haben, geschehen kann.
iese sieht ja übrigens auch die Beteiligung von Unter-
ehmen und Gewerkschaften vor. Da haben wir einfach
ine andere Grundüberzeugung; es ist letztlich eine an-
ere ordnungspolitische Auffassung.
Ich habe darauf hingewiesen, dass diese Reform nur

ann funktionieren kann, wenn in Zukunft wirklich de-
entral vorgegangen wird und wenn sich die Nürnberger
entrale auf das absolut notwendige Kerngeschäft der
ereinheitlichung beschränkt und nicht vor Ort sagt, was
m Einzelnen gemacht werden muss. Das ist eine absolut
ndere Konzeption, als Sie sie haben. Ich bin sehr skep-
isch, ob Ihre Konzeption in der Praxis wirklich funktio-
ieren würde, weil die ideelle Sekunde, mit der Sie ar-
umentieren, eine Art Zerschlagung der bestehenden
truktur bedeutet. Diese Zerschlagung hätte die einzel-
en Mitarbeiter verunsichert und nicht die Möglichkeit
eschaffen, die neuen Reformen jetzt wirklich umzuset-
en. Deswegen gehen wir einen anderen Weg.
Ich bin nicht überzeugt, dass es hilfreich ist, wenn Sie

etzt immer von der Zerschlagung der Bundesagentur
prechen.


(Dirk Niebel [FDP]: Auflösung, nicht Zerschlagung!)


Auflösung der Bundesagentur. Sie kommen ja aus dem
aden.


(Dirk Niebel [FDP]: Deswegen kenne ich mich auch aus!)


eswegen erstaunt mich auch Ihr Frohsinn bei dem
hema. Sie müssen sich vorstellen, dass da jetzt
0 000 Leute sitzen – dazu kommt noch die schwierige
onstruktion, dass man in den Ländern nicht einen Was-
erkopf belassen hat –, die die neue Konzeption umset-
en müssen. Da hilft es überhaupt nichts, wenn wir hier
n Berlin von Auflösung oder Zerschlagung sprechen.
ielmehr müssen wir einen Umbau in Richtung einer
chnellen, dezentralen Reform anstreben. Für den Weg
aben wir uns entschieden. Dieser Weg wird auch ge-
angen, ganz egal, wie lange Sie noch von der Auflö-
ung der Bundesagentur reden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512607500

Das Wort hat der Kollege Dr. Michael Fuchs, CDU/

CSU-Fraktion.

Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1512607600

Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe

Kollegen! Herr Kuhn, eigentlich müsste man eine Rede
halten, die ausschließlich an Ihre Adresse gerichtet ist;
denn es ist enorm, wie viel Falsches Sie in so kurzer Zeit
vorgetragen haben. Wenn Sie davon sprechen, dass wir
hier Wahlkampf machen, muss ich Ihnen sagen: Das,
was Sie hier getan haben, war nichts anderes. Es macht
keinen Sinn, so unredlich miteinander umzugehen, wie
Sie es getan haben.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann machen Sie bessere Anträge!)


Sie sagen, den kleinen Leuten soll mehr Geld gegeben
werden. Warum bitte schön tun Sie das denn nicht?

Der Strompreis in Deutschland besteht mittlerweile
zu 40 Prozent aus staatlich ordinierten Kosten.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat aber nichts mit den Erhöhungen zu tun!)


Das haben Sie zu verantworten. Im Wesentlichen war es
die Politik der Grünen, die dazu geführt hat,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


dass jetzt dafür gesorgt werden muss, dass die Leute
mehr Geld in der Tasche haben. Durch Ihre Politik be-
kommen sie aber nicht mehr Geld. Deswegen sollten Sie
Ihre Politik ändern.

Nun ein Wort zu Ihnen, Herr Niebel. Aus meiner
Sicht sollte die Bundesagentur für Arbeit nicht aufgelöst
werden. Aber ebenso man darf sie nicht mit zusätzlichen
Aufgaben befrachten, wie es jetzt durch Hartz IV getan
wird. Deswegen haben wir immer dafür plädiert, dass
seine Umsetzung auf kommunaler Ebene durchgeführt
werden soll. Herr Kuhn, von diesem Standpunkt waren
Sie gar nicht weit entfernt, als Sie gesagt haben, dass
diese Arbeit auf lokaler Ebene geleistet werden muss,
weil dort die entsprechenden Kenntnisse vorhanden sind
und man näher bei den betroffenen Menschen ist. Es tut
mir Leid, dass Sie das, was Sie in Ihrer Rede im Prinzip
selbst gefordert haben, nicht umgesetzt haben. Nichts-
destotrotz brauchen wir eine Bundesagentur, die das
Ganze regelt, die aber nicht als Moloch mit zusätzlichen
Aufgaben befrachtet werden darf.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie kennen die Reform offenbar nicht!)


Nun will ich auf die Statistik zu sprechen kommen.
Auf dem Papier steht, dass derzeit 4,35 Millionen Men-
schen arbeitslos sind. Das ist wirklich nur die halbe
Wahrheit; Kollege Singhammer hat das eben erklärt.
Denn wenn man die stille Reserve berücksichtigt – dem
Frankfurter Institut zufolge liegt sie bei 1,7 Millionen –,
sind in Wirklichkeit über 6 Millionen Menschen arbeits-
los. Diese Statistik zu manipulieren, halte ich für verant-

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(C (D ortungslos. Früher nannte man ein solches Vorgehen Weimarer Verhältnisse“. Bei diesen Verhältnissen sind ir in sehr kurzer Zeit wieder angekommen. Sie sind die olge rot-grüner Politik. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Walter Hoffmann [Darmstadt] [SPD]: Weimarer Verhältnisse? So ein Unsinn!)


Lassen Sie mich Ihnen zwei Zitate ins Gedächtnis ru-
en: „Ziel des Masterplanes ist es, die Zahl der Arbeits-
sen in drei Jahren um 2 Millionen zu reduzieren.“ So
ußerte sich Peter Hartz am 16. August 2002. Der Kanz-
r sagte in seiner nebulösen Art: „Wir müssen aus dem
roßen Wurf … eine neue Wirklichkeit für Deutschland
achen.“


(Klaus Brandner [SPD]: Sagen Sie auch etwas zur Statistik, Herr Fuchs?)


iese großen Ziele haben Sie verkündet; das ist genau
69 Tage her. Seitdem ist die Zahl der Arbeitslosen pro
ag um durchschnittlich 460 gestiegen, Herr Brandner,
nd 1 550 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze sind
ro Tag verloren gegangen.


(Klaus Brandner [SPD]: Sie werden ja auch nicht versteckt!)


as sind die Folgen Ihrer Politik.

(Klaus Brandner [SPD]: Es geht um Statistik! Sagen Sie etwas zur Statistik!)

enn wir das, was Herr Hartz verkündet hat, noch
chaffen wollen, dann müssten ab jetzt pro Tag 6 415
eue Jobs geschaffen werden, damit die Zahl der Ar-
eitslosen bis Ende dieses Jahres um 2 Millionen zu-
ückgeht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie reden von „saisonbereinigter“ und „witterungsbe-

ingter“ Arbeitslosigkeit. Wir müssten Ihre Politik von
deologischen Vorstellungen bereinigen; denn dadurch
ird den Arbeitslosen kein bisschen geholfen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ie arbeiten mit Tricks. Herr Clement kommt mir
anchmal vor wie ein Zauberer. Während allerdings ein
auberer immer nur eine einzige Dame in einer Kiste
erschwinden lassen kann, hat Herr Clement einmal in
ur einer Nacht 81 000 Menschen aus der Statistik ver-
chwinden lassen. Das waren diejenigen, die sich in
rainingsmaßnahmen befunden haben. Diese Art der
anipulation der Statistik kann nicht richtig sein; denn
adurch wird kein einziger Arbeitsloser wieder in Lohn
nd Brot gebracht. Das müsste aber unsere Aufgabe
ein.
Herr Brandner, wir müssen uns Gedanken darüber
achen, dass wir Wachstumszahlen in einer Größenord-
ung von 2 Prozent brauchen, um überhaupt neue Ar-
eitsplätze schaffen zu können. Warum das in anderen
ändern schon bei einem Wachstum von nur 0,5 Prozent
öglich ist, ist mir bis jetzt verborgen geblieben. Daran
ollten wir arbeiten. Wir sollten uns aber nicht damit






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs

beschäftigen, die Arbeitslosenzahlen zu manipulieren.
Und nichts anderes tun Sie.

Das wahre Ausmaß der strukturellen Krise, die wir in
Deutschland haben, kommt doch durch eine andere Zahl
viel besser zum Ausdruck – deswegen ist es richtig, was
der Kollege Singhammer gesagt hat, und deswegen gehört
diese Zahl für mich in die Statistik rein –, nämlich durch
die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.
Im Juni hatten wir gerade noch 26,4 Millionen.


(Klaus Brandner [SPD]: Ein Ahnungsloser!)

Leider bekommen wir diese Zahl nicht zeitnäher, Herr
Brandner. Das wissen Sie. Durch Ihre Politik sind in den
letzten zwei Jahren 1,2 Millionen sozialversicherungs-
pflichtige Arbeitsplätze verloren gegangen.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie die Zahlen aus der Statistik?)


Das sind pro Monat 46 000 Arbeitsplätze. Frau Dückert,
das müssen Sie zur Kenntnis nehmen. Das ist der Beweis
für das Scheitern Ihrer Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

1,2 Millionen sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze
sind verloren gegangen. Nichts belegt die strukturelle
Krise, in der sich unser Land befindet, so sehr.

Daran zeigt sich für mich auch, dass wir das System
der Sozialversicherungen, das circa 70 Millionen Men-
schen umfasst, so mit ziemlicher Sicherheit nicht sanie-
ren können. Deswegen sind die gesamten Versuche, die
Sozialsysteme auf diesem Weg zu sanieren, nicht gelun-
gen und werden auch nicht gelingen.

Ich möchte noch einen Aspekt hinzufügen, der aus
diesen ganzen Statistiken auch nicht hervorgeht, aber
dennoch ein Beweis für Ihre gescheiterte Politik ist: Pro
Jahr scheiden mittlerweile circa 200 000 bis 250 000
Personen mehr aus dem Erwerbsleben aus, als eintreten.
Dieser demographische Effekt hätte in den sechs Jahren
Ihrer Regierung ja eigentlich zu einer Reduzierung der
Zahl der Arbeitslosen um circa 1,2 Millionen Menschen
führen müssen. Nichts ist davon zu spüren: Die Arbeits-
losigkeit steigt permanent. Das kann einem hier schon
ganz gewaltig die Laune verderben.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das eine Aufforderung, diese aus der Statistik herauszunehmen?)


Wie verhält sich dabei Ihr Bundeswirtschaftsminis-
ter? Er ist ja heute bei einer so wichtigen Debatte, in der
es um Arbeitslosigkeit, um die Schicksale der Menschen
geht, nicht einmal im Parlament und schickt Herrn
Andres vor, von dem wir ja gleich noch einiges hören
werden. Er lässt sich von solchen Zahlen nicht einmal
die Laune verderben. Die Manipulationen an der Ar-
beitsmarktstatistik bezeichnet er als „notwendige Klar-
stellung“. Wenn man 81 000 Menschen in der Trickkiste
verschwinden lässt, ist das also eine „notwendige Klar-
stellung“. Liebe Kolleginnen und Kollegen, dafür fehlen
mir die Worte! Dann sagt er in demselben Statement
weiter, dass er hoffe, dass sich die Konjunkturerholung

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(C (D ufgrund der von der Bundesregierung eingeleiteten Reormen spürbar auf den Arbeitsmarkt auswirken werde. r hofft also. Gut, lassen wir ihn einmal hoffen, aber mir äre es lieber, hier würde gehandelt, damit etwas pasiert. Dazu muss die Arbeitsmarktpolitik verändert wer en. Die Lohnnebenkosten müssen gesenkt werden. Eine öglichkeit besteht zum Beispiel bei der Arbeitslosenersicherung. Wir müssen nur den Mut haben, in dem ereich ABM – der sowieso nichts bringt – endlich irksame Maßnahmen zu ergreifen und die Dinge, die ber Steuern zu finanzieren sind, auch über Steuern zu inanzieren. Können Sie mir einmal erklären, warum wir jetzt uch noch Sprachkurse für Asylbewerber finanzieren? 80 Millionen Euro sind dafür in dem neuesten Etatenturf der Bundesagentur vorgesehen. Sprachkurse für sylbewerber, also nicht etwa für Asylanten, die hier beechtigt bleiben dürfen, werden mit 180 Millionen Euro efördert. Dafür habe ich kein Verständnis. Wenn Sie all diese Dinge verändern und den Arbeitsarkt deregulieren sowie endlich betriebliche Bündnisse ür Arbeit zulassen würden, würden die Arbeitslosenahlen positiv beeinflusst. Das Gleiche gilt, wenn Sie auf em Sektor Bürokratieabbau – der Kollege Niebel hat as völlig zu Recht angesprochen – endlich etwas tun ürden, was den Namen verdient. Nehmen Sie doch nur as Kleinunternehmerförderungsgesetz: Was Sie da an tatistik verlangen, an Fragebögen, die diese Unterneher ausfüllen sollen, ist ein Beschäftigungsprogramm ür Steuerberater, aber doch keine vernünftige Arbeit. (Klaus Brandner [SPD]: Herr Fuchs, der letzte Sonntag hat Sie verunsichert! Wir sind von Ihnen klarere Reden gewohnt!)


Schauen Sie sich das bitte einmal selbst an, Herr
randner, dann werden Sie es auch kapieren.
Ich sage Ihnen noch eines voraus: Demnächst kommt

ie nächste Manipulation. Im Oktober sollen 100 000
angzeitarbeitslose mit Sprachkursen beschäftigt wer-
en. Die werden wir dann auch nicht mehr in der Statis-
k finden.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: So ist es!)


emnächst wird auch noch jeder, der einen 1-Euro-Job
at, aus der Statistik verschwinden; dann haben wir
leich 600 000 Arbeitslose weniger.


(Klaus Brandner [SPD]: Ihre Regierung hat genau das eingeführt!)


as kann doch nicht die Lösung unserer Arbeitsmarkt-
robleme sein. Gehen Sie bitte hin und suchen Sie den
ichtigen Weg.
Es war nicht in Ordnung – lieber Herr Brandner, ich

ann lauter schreien als Sie; ich habe ein Mikrofon –, dass
ich der Bundeskanzler am letzten Wochenende hingestellt
nd den Menschen Mitnahmementalität vorgeworfen hat.
er verursacht denn diese Mitnahmeeffekte? Wer schafft
enn überhaupt die Möglichkeit dazu? Das sind doch Sie






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs

als Gesetzgeber. Sie können es doch verhindern. Be-
schimpfen Sie nicht die Leute, die die Gesetze so anwen-
den, wie Sie sie gemacht haben, sondern machen Sie die
Gesetze so, dass sie vernünftig und sauber angewendet
werden können! Alles andere ist doch unsauber.


(Klaus Brandner [SPD]: Sie verhindern das doch! Sie verhindern den Subventionsabbau an allen Ecken und Enden!)


Ich darf Ihnen vielleicht die Antwort der Bundesre-
gierung auf unsere Kleine Anfrage zur Wahrheit und
Klarheit der Arbeitsmarktstatistik vorlesen: Die einzig
wahre Arbeitslosenzahl kann es angesichts unterschied-
licher Erkenntnisinteressen nicht geben. So hat die Bun-
desregierung auf unsere Anfrage geantwortet. Es ist eine
Unverschämtheit, uns so zu antworten. Einen besseren
Beweis als diesen kann es nun wirklich nicht geben. Wir
sollten hier wirklich dafür sorgen, dass vernünftige Poli-
tik gemacht wird, anstatt mit Nebelkerzen zu werfen.

Sie sollten Ihre Kräfte auf die Arbeitsmarktpolitik
konzentrieren. Tun Sie endlich das Richtige! Bekämpfen
Sie die Arbeitslosigkeit und verschönern Sie nicht die
Statistik!

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Brandner [SPD]: Herr Fuchs, von Ihnen habe ich schon bessere Reden gehört! Das war kein Fuchs! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ein Murmeltier!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512607700

Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär für

Wirtschaft und Arbeit, Gerd Andres.

(Klaus Brandner [SPD]: Die Redezeit müsste verlängert werden, um so viel Unsinn geradezurücken!)


G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1512607800


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Während ich hier die ganze Zeit zugehört habe,
ist mir durch den Kopf gegangen, dass das wahrschein-
lich meine dreißigste oder vierzigste Debatte über Ar-
beitsmarktstatistik hier im Bundestag ist.


(Dirk Niebel [FDP]: Dann haben Sie ja gar nichts Neues zu erzählen!)


Ich muss Ihnen einmal sagen, was mich langsam rich-
tig anödet, nämlich dass in diesen Debatten nie die
Wahrheit gesagt, sondern je nach Interessenlage argu-
mentiert wird. Man gaukelt sich etwas in einer Art und
Weise vor, dass es überhaupt nicht mehr auszuhalten ist.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das bekommen wir jetzt von Ihnen zu hören!)


Herr Fuchs, Sie waren ein beredtes Beispiel dafür.

(Dirk Niebel [FDP]: Kommt jetzt die reine Wahrheit?)


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(C (D as, was Sie Herrn Kuhn vorgeworfen haben, kann ich hnen gleich zurückgeben. Bei Asylbewerbern angefanen haben Sie in Ihre Rede alles hineingepackt, was Sie ier gerne einmal loswerden wollten. Einen Teil der Poitionen, die Sie hier genannt haben, finde ich außerorentlich bedenklich. Das will ich Ihnen einmal sagen. Die Sprachkenntnis ist eine Schlüsselfunktion, um ugang zum Arbeitsmarkt zu erhalten. (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das muss aber doch nicht durch die Versicherung bezahlt werden! – Dr. Michael Fuchs [CDU/ CSU]: Was hat das mit der Arbeitslosenversicherung zu tun?)


ie können das bewerten, wie Sie wollen. Ich empfehle
hnen nur, in Ihrer Rede nachzulesen.
Sie sagen, die sozialversicherungspflichtig Beschäf-

igten müssten in die Arbeitslosenstatistik aufgenom-
en werden. Ich empfehle Ihnen, sich ein einziges Mal
ine solche Statistik anzuschauen.


(Klaus Brandner [SPD]: Man muss sie aber auch lesen können!)


ch habe eine dabei. Die offizielle Statistik der Bundesagen-
r für Arbeit beginnt mit dem geschätzten Sachstand am
nde eines jeden Monats bezogen auf sozialversicherungs-
flichtig Beschäftigte. Für Juni stehen dort 26 440 800.
err Fuchs, das, was Sie hier beklagen, ist also längst
irklichkeit.
Damit haben Sie ein schönes Beispiel dafür geliefert,

ass die Statistikdebatten häufig sehr verlogen sind. Ich
age Ihnen ganz offen: Ich kenne das selbst, da ich lang
enug in der Opposition war. Ein Interesse der Opposi-
ion ist es immer, der Regierung ständig vorzuwerfen,
ass die Statistik manipuliert wird. Es werde alles he-
ausgerechnet, was nicht hineingehöre, und


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Wir haben gut von Ihnen gelernt!)


s sei alles ganz schlimm. Die Arbeitslosenzahl wird
ann auf 5 Millionen, 6 Millionen oder 7 Millionen auf-
eblasen. Wer hat noch mehr zu bieten? Ich habe mich
ewundert, dass hier noch niemand 8 Millionen gesagt
at.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das schaffen Sie auch noch!)


Herr Singhammer, eines kann ich Ihnen sagen: Lesen
ie in Ihrer Rede nach! Alles, was Sie darin aufgelistet
aben, würde ich daraufhin überprüfen, ob das nicht zu-
älligerweise Herr Blüm eingeführt hat.


(Dirk Niebel [FDP]: Dann war das damals schon falsch! – Karl-Josef Laumann [CDU/ CSU]: Lass mir den „Nobbi“ in Ruhe, das war noch ein Minister!)


Um das hier abzuschließen: Ich streite sehr gerne da-
über, ob die Teilnehmer an Trainingsmaßnahmen in
ie Arbeitslosenstatistik gehören oder nicht. Für meine
egriffe sind das keine Arbeitslosen. Deswegen sind sie
ort nicht hineinzurechnen. Darüber kann man aber






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres

sach- und fachgerecht diskutieren. Das Schöne ist: Wenn
man unter Fachleuten außerhalb der Öffentlichkeit, also
intern diskutiert – Karl-Josef Laumann nickt –, dann ge-
ben sich alle gegenseitig Recht. Die Debatte hier wird
aber zu einer Schauveranstaltung genutzt. Dass die Men-
schen, die hier zuhören oder das an den Fernsehgeräten
mitbekommen, dadurch ein Stück weit Vertrauen in die
Politik verlieren, kann ich sehr gut verstehen.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Die jetzige Statistik stimmt nun einmal nicht! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Glauben Sie wirklich, dass die jetzige Statistik stimmt?)


Die Arbeitslosenzahlen der Bundesagentur für Arbeit
sind ein wichtiger Indikator zur Beobachtung des
Arbeitsmarktes.Wir alle sind es gewohnt, Monat für
Monat auf diese Zahlen zu warten und der überwiegende
Teil der Öffentlichkeit nimmt diese Arbeitslosenzahlen
als alleinigen Indikator zur Beurteilung der Arbeits-
marktentwicklung. Dabei sollte zumindest der überwie-
gende Teil derjenigen, die hier sitzen, wissen, dass die
Vorgänge am Arbeitsmarkt viel zu vielschichtig und
komplex sind, um sie mit einer einzigen Zahl beschrei-
ben zu können. Daher ist es natürlich unverzichtbar, wei-
tere Statistiken heranzuziehen. Dies gilt zum Beispiel für
die Teilnehmer an Maßnahmen der aktiven Arbeits-
marktpolitik und Personen im Vorruhestand, aber auch
für Zu- und Abgänge in und aus Arbeitslosigkeit sowie
die offenen Stellen und die Ausbildungsplatzsituation.

Ich sage noch einmal ausdrücklich: Wir haben uns an-
gewöhnt, monatlich immer nur eine Zahl zu erfahren,
nämlich die der Arbeitslosen von zurzeit 4,35 Millionen.
Wer einmal genauer hinschaut, der weiß, dass diese mo-
natlich veröffentlichte Zahl ganz wenig aussagt. Nur
dann, wenn man weiß, dass sich im vergangenen Jahr
7,7 Millionen Menschen neu arbeitslos gemeldet haben
und knapp 150 000 weniger aus der Arbeitslosigkeit he-
rausfanden, sieht man, wie viel Bewegung auf dem Ar-
beitsmarkt ist. Solche Zahlen beschreiben viel mehr als
die Bestandszahl am Monatsanfang.

Um die Datenlage zum Arbeitsmarkt weiter zu verbes-
sern, hat die Bundesregierung mit Zustimmung des Bun-
desrates im Frühjahr dafür gesorgt, dass das Statistische
Bundesamt demnächst monatliche Arbeitslosenzahlen
nach dem international vergleichbaren ILO-Standard er-
heben wird. Hierzu werden pro Monat 30 000 Bürger
per Telefon befragt. Die Umfrage hat am 10. September
dieses Jahres begonnen. Die ersten veröffentlichungsfä-
higen Ergebnisse wird das Statistische Bundesamt vo-
raussichtlich im Februar 2005 für den Monat
Januar 2005 veröffentlichen.

Mit dieser neuen monatlichen Statistik werden wir
neue Einsichten über Umfang und Struktur der Arbeits-
losigkeit gewinnen. Das Statistische Bundesamt will die
neue Umfrage außerdem dazu nutzen – sehr gut zuhören,
Herr Fuchs –, aktuelle Erwerbstätigenzahlen ohne War-
tezeit zu veröffentlichen. Die bisherige Wartezeit von
zwei Monaten entfällt. Damit steht dieser wichtige Kon-
junkturindikator künftig unmittelbar und zeitnah zur
Verfügung.

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(C (D Von einer Änderung der Definition der Arbeitslosigkeit er Bundesagentur für Arbeit ist dagegen abzuraten; das age ich ganz ausdrücklich. Diese Definition folgt wangsläufig dem Leistungsrecht des Sozialgesetzbuhes III; denn grundsätzlich kann nur derjenige Lohneratzleistungen erhalten, der als arbeitslos registriert ist. ach unserer Definition ist arbeitslos, wer zur sofortigen rbeitsaufnahme verfügbar ist, sich bei einer Agentur ür Arbeit gemeldet hat und gleichzeitig keiner Erwerbsätigkeit nachgeht oder aber weniger als 15 Stunden pro oche arbeitet. Die im CDU/CSU-Antrag aufgeführten Personengrup en, die zu den bisherigen Arbeitslosen addiert werden ollen, sind aber nicht regelmäßig verfügbar, weil sie verentet, im Vorruhestand oder in Weiterbildungsmaßnahen sind. Möglich ist auch, dass sie einer anderen Ererbstätigkeit nachgehen wie zum Beispiel Gründer einer ch-AG oder Teilnehmer an Arbeitsbeschaffungsmaßnahen. Eine solche Abgrenzung der Maßnahmeteilnehmer on den Arbeitslosen entspricht übrigens auch dem EUtandard, den Eurostat gemeinsam mit den Mitgliedstaaen erarbeitet hat. Für die Einbeziehung der so genannten stillen Re erve gilt, dass dieser Personenkreis in keiner Statistik alid erfasst wird und die geschätzten Daten zwangsläuig nicht die Qualität der anderen Statistik erreichen. Die tille Reserve zeichnet sich vielmehr dadurch aus, dass ie sich gerade nicht beim Arbeitsamt meldet oder auf ndere Weise aktiv Arbeit sucht. Daher kann man sie icht einfach zu den registergeschützten Arbeitslosenahlen addieren. Dass die Erwerbstätigen im Zentrum der Arbeitsmarkt erichterstattung bleiben müssen, ist für die Bundesregieung klar. Zwar ist die Entwicklung der sozialversicheungspflichtig Beschäftigten für die Entwicklung der inanzen der Sozialversicherungen von großer Bedeung, doch umfasst die Zahl der Erwerbstätigen neben er der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auch ie Minijobber, die Beamten und die Selbstständigen, ie zur Beurteilung der Entwicklung am Arbeitsmarkt benso wichtig sind. Außerdem ist die Erwerbstätigenahl neben der Zahl der Arbeitslosen internationaler tandardindikator zur Beurteilung der Arbeitsmarktenticklung. Die Bundesregierung wird insbesondere vor dem intergrund der Einführung einer neuen monatlichen rbeitsmarktstatistik nach ILO-Standard ihren Teil dazu eitragen, um für mehr Klarheit in der Arbeitsmarktstastik zu sorgen. (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Also sollte man doch etwas tun!)


ie hat dies mit ihrer ausführlichen Antwort auf die
leine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion zur Wahrheit
nd Klarheit der Arbeitsmarktstatistik Ende März dieses
ahres schon getan. Daraus stammt das Zitat, das Sie,
err Fuchs, benutzt haben. Ich sage Ihnen ganz aus-
rücklich: Dieses Zitat ist richtig und die Bundesregie-
ung hat damit Recht. Die Standardzahl zur Beschrei-
ung der Arbeitslosigkeit gibt es nicht. Es benutzt jeder






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres

die Zahl, die er gerade gebrauchen kann. Dafür waren
Sie in dieser Debatte ein leuchtendes Beispiel.


(Beifall bei der CDU/CSU – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Natürlich steht die Bundesregierung auch mit dem
Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirt-
schaftlichen Entwicklung – auch das ist angesprochen
worden, Herr Singhammer – und den führenden Wirt-
schaftsforschungsinstituten in Kontakt. Zur Vorberei-
tung der Herbstprognosen wird die Bundesregierung mit
ihnen in der nächsten Woche unter anderem die Arbeits-
marktentwicklung und mögliche Indikatoren und Verän-
derungen der Arbeitsmarktstatistik diskutieren.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Immerhin!)


Zu Ihrer Aufforderung, wir sollten doch wenigstens dem
Sachverständigenrat glauben, dann sage ich Ihnen: Herz-
lichen Glückwunsch, Herr Singhammer, aufgewacht.
Vielleicht haben Sie das auch schon begriffen. Das hat
übrigens auch die alte Bundesregierung jedes Jahr ge-
macht. Sie hat jedes Jahr über den Arbeitsmarkt und
über die Statistik diskutiert. Eine Ihrer Forderungen ist
also erledigt. Die können Sie abhaken.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Sie werden richtig gut!)


Eine Diskussion der Arbeitslosigkeitsdefinition des
SGB III führt allerdings nicht weiter, da sich diese Defi-
nition auch weiterhin am Leistungsrecht des SGB III
orientieren muss. Ich sage ganz deutlich: Letztendlich
müssen wir damit leben, dass es die eine wahre Zahl der
Arbeitslosen nicht gibt, sich die Öffentlichkeit dennoch
gern an eine einzige Zahl klammert. Die neue Statistik
nach ILO-Standard bietet die Chance, dies zu ändern.
Die Bundesregierung wird diese Chance gemeinsam mit
dem Statistischen Bundesamt und der Bundesagentur für
Arbeit nutzen.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Wie viel niedriger ist denn die Zahl? – Gegenruf des Abg. Dirk Niebel [FDP]: 500 000!)


Die Bundesregierung lehnt den Antrag der CDU/
CSU-Fraktion aus den genannten Gründen ab. Was Ihren
Zwischenruf betrifft, Herr Singhammer, so lesen Sie
doch die Antwort auf die Kleine Anfrage.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Ich hätte es gern von Ihnen noch einmal gehört!)


– Sie wissen es doch. Das ist ein großer Packen.

(Ludwig Stiegler [SPD]: Er kann doch nicht lesen! Lesen schadet doch nur!)

– Das glaube ich auch.

Ich habe für die Bundesregierung geantwortet. Eine
freundliche Diskussion über Statistik hilft überhaupt
nicht weiter. Das zeigt das Beispiel von heute Morgen
auch wieder. Wir werden so weitermachen, wie wir be-
gonnen haben. Das halten wir für richtig.

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(C (D (Dirk Niebel [FDP]: Das haben wir befürchtet! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Ist das eine Drohung?)


Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Die Regierung bleibt also beratungsresistent! Das ist tragisch!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512607900

Das Wort hat der Kollege Wolfgang Meckelburg,
DU/CSU-Fraktion.


Wolfgang Meckelburg (CDU):
Rede ID: ID1512608000

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Herr Andres, auch Ihre Rede trägt nicht unbedingt
azu bei, dass man weiterkommt.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt haben Sie eine große Chance, Herr Meckelburg!)


ie wirken immer ziemlich rechthaberisch und erwecken
en Eindruck, als ob alles außer dem, was Sie sagen, kei-
en Sinn habe. So einfach geht das nicht, Herr Andres.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich will an den Anfang stellen – ich hoffe, dass zu-
indest darin Übereinstimmung besteht –: Wer Arbeits-
osigkeit bekämpfen will, muss Arbeitsplätze schaffen
nd darf nicht die Statistik nach oben oder unten bereini-
en. Darin sollten wir uns einig sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Walter Hoffmann [Darmstadt] [SPD])


iese Diskussion ist wirklich so alt, wie es die Arbeits-
arktstatistiken gibt. Ich will eine Äußerung des Bun-
eskanzlers aus dem Jahr 1998 zitieren. Damals hat er
esagt, die Bundesregierung sei sich völlig im Klaren
arüber, dass sie ihre Wahl wesentlich der Erwartung
erdanke, die Arbeitslosigkeit wirksam zurückdrängen
u können. Genau dieser Herausforderung werde sie sich
tellen. Er hat auch einmal gesagt, eine Regierung würde
icht wieder gewählt, wenn sie das nicht schaffte. 2002
ah es so aus, als ob nichts passiere. Damals wurde die
ahl von 3,5 Millionen Arbeitslosen genannt. Davon
ind wir weit entfernt geblieben.
Es sah wirklich so aus, als ob es zu einem Regie-

ungswechsel hätte kommen können. Aber dann kam die
lut. Die Flut ist wieder gegangen, aber Schröder und
ie Arbeitslosigkeit sind geblieben, und das auf einem
erstetigten Niveau. Das ist das Problem.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Wenn die so weitermachen, müssen die ganz Deutschland unter Wasser setzen!)


ch will auf den demographischen Effekt hinweisen.
eit dem Antritt der Regierung Schröder scheiden jähr-
ich etwa 200 000 bis 250 000 Menschen mehr aus dem
rbeitsmarkt aus, als junge Menschen nachrücken. Das






(A) )



(B) )


Wolfgang Meckelburg

hat jedoch keinen Effekt. Die Zahl der Arbeitslosen liegt
– bei steigender Tendenz – nach wie vor bei über
4 Millionen.

Es ist in der Tat richtig, dass die Arbeitslosenstatistik
ständig frisiert wird. Es ist auch richtig, das Zusammen-
bringen der einzelnen Gruppierungen zu diskutieren und
in den Blick zu nehmen, wer wirklich arbeitslos ist. Da-
bei ist insbesondere darauf zu achten, wer von den Ar-
beitslosen im ersten Arbeitsmarkt unterkommt.

Es gibt in der Tat viele längerfristige Maßnahmen
der aktiven Arbeitsmarktpolitik. Der Kollege Niebel
hat sie eben aufgezählt; ich möchte nur einige Beispiele
nennen. Wer beispielsweise an einer Arbeitsbeschaf-
fungsmaßnahme teilnimmt, wird in der Statistik nicht
mehr geführt. Hinzu gekommen sind auch JUMP und
JUMP plus. Diese Programme gab es noch nicht, als wir
an der Regierung waren.


(Klaus Brandner [SPD]: Die habt ihr doch herausgenommen! Das wissen Sie auch! Wir haben die ABM deutlich gekürzt! Auch das wissen Sie!)


– Ja, aber es kommen ständig neue Maßnahmen hinzu
und die Betroffenen fallen aus der Arbeitslosenstatistik
heraus. Wir sollten uns in dieser Hinsicht nichts vorma-
chen, sondern die Frage beantworten, wie groß die Lü-
cke zwischen der Zahl der Menschen, die im ersten Ar-
beitsmarkt tätig sind, und der Zahl derjenigen ist, die
wirklich arbeitslos sind. Ich habe den Eindruck, dass die
Statistik dazu tendiert, diese Lücke ständig zu verrin-
gern.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kohls Wahl-ABM sind doch das beste Beispiel dafür!)


Sie haben diese Tendenz fortgesetzt.
Das schlagendste Beispiel dafür sind die Eignungs-

feststellungs- und Trainingsmaßnahmen – das ist ein
schöner Name –, die am 1. Januar neu hinzugekommen
sind. Das sind doch klassische Maßnahmen, an denen
man teilnimmt, damit man eine Stelle bekommt. Mithilfe
der Statistik wird aber so getan, als hätten die
80 000 Teilnehmer bereits einen Job.


(Klaus Brandner [SPD]: Überhaupt nicht! Ganz im Gegenteil! Das wird doch genau ausgewiesen!)


Sie nehmen jedoch deshalb an diesen Maßnahmen teil,
weil sie einen Job suchen und dabei Hilfe benötigen.

Statistisch nimmt die Zahl der Teilnehmer an arbeits-
marktpolitischen Maßnahmen ständig zu. Das wird auch
aus der Antwort auf die Kleine Anfrage deutlich. Die
Statistik weist inzwischen 1,4 Millionen Menschen aus,
die an längerfristigen Maßnahmen der aktiven Arbeits-
marktpolitik teilnehmen. Nimmt man die anderen Kate-
gorien noch hinzu, ist die Zahl derjenigen, die aus der
Statistik wegretuschiert wurden, unwahrscheinlich hoch.
In diesem Punkt ist eine größere Klarheit notwendig,
weil sonst in den nächsten Wochen und Monaten sicher-
lich noch ganz andere Zahlen diskutiert werden.

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(C (D Die Zahl der Arbeitslosen ist sehr wichtig. Die Frage, ie hoch diese Zahl ist bzw. ob sie bei 4 Millionen, ,3 Millionen oder 4,5 Millionen liegt, interessiert die enschen. Insofern ist es durchaus entscheidend, ob die ahl über Nacht um 80 000 gesunken ist, weil die betrofenen Personen statistisch nicht mehr als arbeitssuchend elten, sondern an den Eignungsfeststellungsund Traiingsmaßnahmen teilnehmen. Wir dürfen uns nichts vormachen: Das alles sind enschen, die letztlich noch arbeitslos sind und nicht im rsten Arbeitsmarkt angekommen sind. Das ist der entcheidende Punkt. Wozu brauchen wir die Statistik? Wir brauchen sie, m deutlich zu machen, dass es den Arbeitsmarkt gibt, er die Arbeitslosen aufnehmen soll, und wie hoch die ahl derjenigen ist, die noch Arbeit suchen. Dafür liefert ns die Statistik sicherlich falsche Zahlen. Ich will noch auf einige Punkte eingehen, mit denen ir uns vielleicht in den nächsten Wochen beschäftigen erden. Das ist zum einen die ILO-Statistik, die beanntlich – Sie haben das eben bereits dargestellt, Herr taatssekretär – auf anderen Berechnungsgrundlagen beuht als unsere Statistik. Das wird dazu führen, dass die ahl der Arbeitslosen nach der ILO-Statistik um etwa 00 000 unter der in der BA-Statistik angegebenen Zahl iegen wird. Sie können die Statistiken gerne parallel führen, aber it der Einführung der ILO-Statistik darf nicht das Ziel erfolgt werden, dass wir künftig nur noch über die niedigere Zahl reden. Denn eigentlich ist diese Zahl uninteessant. Bei der ILO handelt es sich um eine Organisation, in er Menschen und Politiker (Bernd Scheelen [SPD]: Menschen und Politiker! Das ist eine interessante Kombination!)

us aller Herren Länder zusammenkommen. Möglicher-
eise gibt es Länder, in denen es entscheidend ist, ob
an eine Stunde in Arbeit ist. Aber in Deutschland kann
s doch für die Beurteilung, ob jemand nicht mehr als ar-
eitslos gilt, nicht ausschlaggebend sein, ob er mehr als
ine Stunde gearbeitet hat. Was die Erwartungen des
inzelnen an den Arbeitsmarkt angeht, sollten wir un-
ere Standards beibehalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Lassen Sie mich noch etwas zu den Hartz-Gesetzen

nd ihren Auswirkungen anmerken. Wir alle wissen in-
wischen, dass die Hartz-Gesetze für den Arbeitsmarkt
icht sehr viel bringen. Es ist alles groß angekündigt
orden. So sollten die Personal-Service-Agenturen jähr-
ich 350 000 sozialversicherungspflichtige Jobs brin-
en. Sie bringen aber real – selbst an dieser Stelle stellt
ich die Frage, ob das tatsächlich der Fall ist – im ersten
rbeitsmarkt nur 15 600 dieser Jobs. Das ist doch kein
roßer Erfolg.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das geht doch erst am 1. Januar 2005 richtig los! Wo leben Sie denn!)


Darauf komme ich gleich noch zu sprechen.






(A) )



(B) )


Wolfgang Meckelburg

Des Weiteren wurde angekündigt, dass es durch Exis-

tenzgründungen im Rahmen der Ich-AGs jährlich
500 000 Arbeitslose weniger geben werde. Bis jetzt gibt
es aber nur 180 300, wobei noch abzuwarten ist, wie
viele von diesen das zweite und dritte Jahr überstehen
werden. Außerdem wurde versprochen, dass durch das
Programm „Kapital für Arbeit“ jährlich 120 000 neue
Jobs entstünden. Entstanden sind bis jetzt gerade einmal
12 862. Das, was von den Hartz-Gesetzen bisher wirk-
sam ist, hat also für den ersten Arbeitsmarkt relativ we-
nig gebracht. Aber was hat das für die Statistik gebracht?
Aus der Statistik sind viele Menschen herausgefallen. Es
wird so getan, als ob die Arbeitslosigkeit zurückgegan-
gen wäre. Das kann man eigentlich nicht sagen.

An das, was von Hartz IV noch zu erwarten sein wird,
sollten wir mit Spannung herangehen.


(Klaus Brandner [SPD]: Ihr geht alles mit Spannung an!)


Erstes Beispiel: Zu den 1-Euro- und 2-Euro-Jobs
– derjenige, der diesen Begriff erfunden hat, muss
schlecht geträumt haben; denn welche Wirkung hat wohl
die Vorstellung auf Menschen, für 1 oder 2 Euro zu ar-
beiten? –: Vor allem die Kommunen sollen Jobs einrich-
ten, in denen man 1 oder 2 Euro stündlich verdienen
kann.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Plus!)


– Es ist völlig klar, dass es sich hier um eine Hinzuver-
dienstmöglichkeit handelt. – Wir wollen uns aber nichts
vormachen. Die Menschen, die solche Jobs haben, sind
doch nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt untergekommen.
Wenn die Inhaber von 1-Euro- bzw. 2-Euro-Jobs im
nächsten Jahr aus der Statistik herausfallen, dann sinkt
die Zahl der Arbeitslosen auf einen Schlag um 600 000.
So stellt sich Minister Clement das vor. Aber wollen wir
uns wirklich vormachen, dass diese Menschen auf dem
ersten Arbeitsmarkt untergekommen sind? Doch wohl
nicht! Die Statistik wird aber dann vortäuschen, dass die
Zahl der Arbeitslosen um 600 000 gesunken ist.

Zweites Beispiel für die mögliche Wirkung von
Hartz IV – das ist schon angesprochen worden –: Ein
Teil derjenigen, die bisher nicht als arbeitslos registriert
sind, wird sich sicherlich arbeitslos melden, weil sie hof-
fen, dadurch etwas mehr zu bekommen. Das führt mögli-
cherweise dazu, dass die Zahl der Arbeitslosen steigt.

Drittes Beispiel – das hat noch niemand ange-
sprochen –: Wie viele Menschen werden die 15 Seiten
umfassenden ALG-II-Formulare nicht ausfüllen? Einige
werden es sicherlich nicht rechtzeitig schaffen oder nicht
in der Lage sein, diese Formulare auszufüllen. Die Zahl
dieser Menschen wird wahrscheinlich nicht sehr hoch
sein. Andere wiederum werden sich sagen: Ich gebe die-
ses Formular nicht ab, weil ich dort so viel angeben
muss, obwohl ich letztendlich nichts zu erwarten habe.
Auch dadurch wird sich in der Statistik einiges verän-
dern.

Ich glaube, es kommt für uns darauf an, das alles im
Blick zu behalten. Wir müssen aufpassen, dass die Sta-
tistik nicht dauernd frisiert wird und dass nicht ständig

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(C (D eue Gruppen aus der Statistik herausfallen. Wir dürfen ns nicht vormachen, dass die Zahl der Arbeitslosen bei ,3 Millionen liegt. Die tatsächliche Zahl liegt wesentich höher; das wissen wir alle. Das Einzige, was im inblick auf den Abbau der Arbeitslosigkeit wirklich ilft – das ist genau das, was bisher fehlt –, ist, eine Wirtchaftspolitik zu machen, die dafür sorgt, dass Arbeitslätze auf dem ersten Arbeitsmarkt entstehen. Sie arbeien nur an der Statistik, bringen aber die Menschen nicht Arbeit, weil Sie eine falsche Wirtschaftspolitik mahen. Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege alter Hoffmann, SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ch möchte ebenfalls einen Ausflug zu den Wahlen in achsen und Brandenburg am letzten Sonntag mahen. Wir alle wissen, dass die großen demokratischen arteien dort alles andere als einen Sieg errungen haben. as Wahlergebnis der Rechten ist eine weitere Niederage für unsere Demokratie. Das hat sicherlich verschieene Ursachen. Ich denke, eine Ursache besteht auch in em Stil der öffentlichen Auseinandersetzung, wie man hn häufig auf allen Ebenen beobachten kann. Ich öchte hier gerne einen Bogen zu unserer Debatte schlaen. Nach meiner Meinung gab es ein paar Ausfälle, die an nicht unkommentiert stehen lassen kann. Herr iebel, bei allen Unterschieden im Detail sollten Sie orsichtig sein. Sie haben gesagt – ich habe mir das miteschrieben –: Der Aufbau einer zweiten Statistik nach LO-Standards ist Betrug. Herr Niebel, wir ersetzen die rste, die klassische Statistik nicht. ielmehr werden beide Statistiken parallel geführt. Es ibt nun sowohl die Möglichkeit, aus der einen Statistik rkenntnisse zu gewinnen, als auch die Möglichkeit, aus er anderen Erkenntnisse zu gewinnen. Mit beiden Staistiken sind Vorteile, aber auch gravierende Nachteile erbunden. Ich finde es gut, dass es beide Statistiken gibt nd dass man die klassische Statistik nicht einfach eretzt. Das Vorhandensein zweier Statistiken ist aber kein etrug, sondern eine Ausweitung des Erkenntnisintereses in diesem Bereich. Bitte, seien Sie bei dem, was Sie a sagen, ein bisschen vorsichtig. (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512608100
Walter Hoffmann (SPD):
Rede ID: ID1512608200

(Dirk Niebel [FDP]: Noch nicht!)


Herr Fuchs, ich schätze Sie als einen Kollegen, der,
as die Zustandsbeschreibung angeht, häufig der glei-
hen Meinung ist wie ich. Aber die ganze Statistikdis-
ussion hat mit den Zuständen in der Weimarer Repu-
lik wirklich nichts zu tun. Das ist absoluter Unsinn.
inen solchen Eindruck sollte man noch nicht einmal im
paß erwecken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Walter Hoffmann (Darmstadt)


Der Redlichkeit halber muss hier noch einmal er-

wähnt werden, dass Sie die entsprechenden gesetzlichen
Grundlagen des Begriffs „Arbeitsloser“ in den 80er- und
in den 90er-Jahren zehnmal geändert haben. Die Ergeb-
nisse waren immer wieder die gleichen:

Erstens. Wer nicht verfügbar war, wurde aus der Sta-
tistik herausgenommen.

Zweitens. Ganze Gruppen des Arbeitsmarktes wurden
mithilfe gesetzlicher Änderungen schrittweise aus der
Statistik herausgenommen.

Jetzt machen Sie auf einmal eine Wendung um
180 Grad, also eine Kehrtwendung. Das ist vielleicht
eine Neuorientierung Ihrer Politik; aber glaubwürdig,
meine Damen, meine Herren der Opposition, ist das in
der Tat nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Klaus Brandner [SPD]: Ventilatorprinzip: viel Wind machen, aber nichts erreichen!)


Staatssekretär Andres hat gesagt – ich will das einmal
ein bisschen flapsig formulieren –: Die einen wollen eine
große Zahl, die anderen wollen eine kleine Zahl. Ich
denke, darauf kommt es im Prinzip nicht an. Wir alle
wissen: Hinter der Statistik stehen individuelle Schick-
sale und Lebenssituationen. Genau deshalb ist so eine
Vergröberung und Vereinfachung der Statistik, wie Sie
sie fordern, von der Sache her unsinnig und bringt über-
haupt keine weiteren Erkenntnisse.

Sowohl ältere Menschen, die dem Arbeitsmarkt viel-
leicht nicht mehr voll zur Verfügung stehen wollen, als
auch junge Menschen, die gerade versuchen, zum Bei-
spiel durch eine Trainingsmaßnahme den Wiedereinstieg
in den regulären Arbeitsmarkt zu finden, haben ein Er-
werbsproblem. Daher ist es wichtig, die entsprechenden
Arbeitsverhältnisse und die damit verbundenen Pro-
bleme differenziert zu betrachten. Darauf kommt es
letztlich an. Da der Arbeitsmarkt komplex ist, brauchen
wir unterschiedliche Modelle zur Lösung des Problems
der Arbeitslosigkeit. Es hilft nichts, alles in einen Topf
zu werfen, umzurühren und dann in die Welt hinauszu-
gehen und über die hohen Arbeitslosenzahlen zu klagen.
Das führt uns in der Tat nicht weiter.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Aber zu hoch sind sie, die Arbeitslosenzahlen!)


Übrigens, es ist auch international üblich – auch das
muss hier deutlich gesagt werden –, Personen, die an ei-
ner Fortbildung teilnehmen, für die Dauer dieser Maß-
nahme aus der Statistik herauszunehmen. Sie müssen
sich im Grunde genommen entscheiden, was Sie wollen:
Wollen Sie Zahlen, die einen internationalen Vergleich
ermöglichen, oder wollen Sie Zahlen, die den Eindruck
vermitteln, dass Deutschland im internationalen Ver-
gleich möglichst schlecht abschneidet, weil im Grunde
genommen alle Gruppen völlig undifferenziert in die
Statistik hineingepresst werden?

Lassen Sie mich noch einen Punkt ansprechen, der in
den bisherigen Reden nicht thematisiert wurde. Mir ist
dieser Punkt wichtig, auch wenn er keinen rechtlichen

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(C (D nd keinen politischen Aspekt enthält. Was ich meine, öchte ich an einem Beispiel verdeutlichen: Jemand immt einen Job in einem gemeinnützigen Betrieb an. r arbeitet in einem Pflegeheim und bekommt dort oder 2 Euro pro Stunde. Das heißt nichts anderes, als ass diese Person zwar zu einem großen Teil von der undesagentur für Arbeit finanziert wird, aber einen ollzeitjob ausübt und, wenn man so will, auch ein tück Verantwortung trägt, da sie jeden Tag mit viel Geuld und Fingerspitzengefühl ihre Arbeit erledigt. Eine olche Person ist auf dem besten Weg, aus der Arbeitsloenstatistik herauszufallen. Nun wollen Sie, dass solche ersonen – ich habe nur einen Fall beschrieben – wieder n die Arbeitslosenstatistik aufgenommen werden. Sie agen: Das sind Arbeitslose. (Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Ja, das ist wohl ganz sicher! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Ja, natürlich!)


Meine persönliche Auffassung ist, dass Sie diese Per-
onengruppe mit einer solchen Maßnahme auch in der
ffentlichkeit stigmatisieren. Sie stigmatisieren diese
ersonen, die gerade aktiv geworden sind und auf einem
uten Weg sind, ihre Probleme selbstständig zu lösen.
enn Sie Menschen, die in solchen Beschäftigungsver-
ältnissen tätig sind, fragen, ob sie sich als arbeitslos
mpfinden, dann werden Sie im psychologischen Be-
eich gewaltige Sperren feststellen.
Ich denke, wir müssen auch aus psychologischen
ründen – ich sage noch einmal, dass das weder ein
echtliches noch ein politisches Argument ist, sondern
in sehr persönliches – bedenken, dass das Umsetzen Ih-
er Forderung Millionen von Menschen dauerhaft, also
ber eine lange Zeit, stigmatisiert und bei den Betroffe-
en auch einen Demotivierungsprozess herbeiführt. Wir
ollten den Menschen eher sagen, dass sie auf einem gu-
en Weg sind und dass sie sich anstrengen müssen. Das
st nach meiner Auffassung der richtige Weg.
Ich bin ein Anhänger unserer Statistik – bei allen
ängeln, bei allen Kritikpunkten und bei allen Notwen-
igkeiten, sie zu verbessern. Diese Einschätzung fußt im
esentlichen auf drei Aspekten:
Der erste Aspekt. Sie wissen, dass die Basis für un-

ere Arbeitsmarktzahlen die Registerdateien sind.
iese Registerdateien werden jeden Monat mit Zahlen
us den regionalen Arbeitsagenturen gefüllt. Das heißt,
ir bekommen relativ zeitnah die aktuellen Zahlen, die
u einem realistischen Bild unserer Arbeitsmarktsitua-
ion zusammengeführt werden. Das ist übrigens der Un-
erschied zur Erhebungsstatistik, die auf Stichproben
ufbaut und die ab 1. Januar für uns relevant wird.
Der zweite – positive – Aspekt ist die so genannte re-

ionale Tiefe. Meine Damen und Herren, wenn Sie sich
inmal die Statistiken anderer Länder anschauen, dann
erden Sie feststellen, dass man dort nicht ermitteln
ann, wie die Arbeitslosigkeit zum Beispiel in einer klei-
eren Kommune aussieht. Das funktioniert nicht. Das
ing auch bei uns bis in die 70er-Jahre nicht. Wir haben
it der Bundesagentur heftige Kämpfe ausgefochten, bis
as endlich auch technisch umgesetzt wurde. Nun ist es






(A) )



(B) )


Walter Hoffmann (Darmstadt)


möglich, die Daten von der Gemeindeebene über die
Kreisebene und die Landesebene – alle Regionen, bis
auf die kleinste Einheit – nach Einzelaspekten zu erfas-
sen. So können wir genaue Analysen durchführen und
genaue Aussagen treffen.

Der dritte Aspekt ist die enorme Dynamik des Ar-
beitsmarkts. Die Zahlen verschleiern im Grunde in der
Diskussion. Es gibt eine enorme Bewegung in diesen
Prozessen. Bei 5 Prozent Arbeitslosigkeit heute und
5 Prozent Arbeitslosigkeit in drei Monaten – theoretisch
die gleiche Zahl – werden die Personen komplett ausge-
wechselt sein. Diese Dynamik statistisch zu erfassen ist
sehr schwierig. Wenn Sie alles das in einen Topf werfen
und umrühren, kommt dabei nichts heraus.

Unser Ziel muss es sein, die vorhandenen Daten bes-
ser zu differenzieren. Die ILO-Statistik ab Januar gibt
uns die Chance, Veränderungen von Erwerbsverhältnis-
sen endlich ein bisschen genauer zu erfassen. Das ist
sehr schwierig. Deswegen ist die Ergänzung eine sinn-
volle und richtige Sache.

Wir haben in den letzten Wochen, Monaten und Jah-
ren schon eine ganze Menge gemacht. Herr Niebel, noch
ein Hinweis: Sie wissen – vielleicht haben Sie es aber
auch übersehen –, dass seit dem Jahr 2003 für Eltern, die
Kindergeld in Anspruch nehmen, eine Meldung bei der
Bundesagentur ausreicht. Das kommt nicht mehr in die
Statistik hinein. Das haben wir im Jahr 2003 Gott sei
Dank geändert. Es war viel zu umständlich und gab auch
in der Sache ein völlig falsches Bild.

Wir haben eine ganze Reihe von Änderungen durch-
gezogen. Ich habe leider nicht mehr die Zeit, das alles
hier darzustellen. Wir haben eine neue Statistik zur
Teilzeitarbeit, zu Minijobs, zu sozialversicherungs-
freien Jobs usw. Wir können uns bei dieser Debatte si-
cherlich auf die Aussage verständigen, dass nicht die
Statistik das Entscheidende ist, sondern eine aktive, of-
fensive Arbeitsmarktpolitik. Wir sind gerade mittendrin.
Dabei können Sie uns weiterhin helfen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512608300

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf

Drucksache 15/3451 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 23 a bis 23 g sowie
die Zusatzpunkte 3 a bis 3 c auf:
23 a) Beratung des Antrags der Bundesregierung

Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut-
scher Streitkräfte an dem Einsatz einer Inter-
nationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in
Afghanistan unter Führung der NATO auf
Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) vom
20. Dezember 2001, 1413 (2002) vom 23. Mai

(C (D 2002, 1444 1510 heitsrats der Vereinten Nationen – Drucksache 15/3710 – Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Rechtsausschuss Verteidigungsausschuss Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO b)


(2004) vom 17. September 2004 des Sicher-

gebrachten Entwurfs eines Einundzwanzigsten
Gesetzes zur Änderung des Bundesausbil-
dungsförderungsgesetzes (21. BAföGÄndG)

– Drucksache 15/3655 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Innenausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

c) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpas-
sung von Verjährungsvorschriften an das Ge-
setz zur Modernisierung des Schuldrechts
– Drucksache 15/3653 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss

d) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur
Änderung des Transfusionsgesetzes und arz-
neimittelrechtlicher Vorschriften
– Drucksache 15/3593 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung

e) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umset-
zung der Richtlinie 2002/87/EG des Europäi-
schen Parlaments und des Rates vom

(Finanzkonglomeraterichtlinie – Umsetzungsgesetz)

– Drucksache 15/3641 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss

f) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung des Patentgesetzes und anderer Vor-
schriften des gewerblichen Rechtsschutzes
– Drucksache 15/3658 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

g) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-

dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(17. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung
Technikfolgenabschätzung
hier: Monitoring „Maßnahmen für eine nach-
haltige Energieversorgung im Bereich Mobili-
tät“
– Drucksache 15/851 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

ZP 3 a)Erste Beratung des von den Abgeordneten
Joachim Stünker, Hermann Bachmaier, Sabine
Bätzing, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
der SPD sowie den Abgeordneten Jerzy Montag,
Irmingard Schewe-Gerigk, Hans-Christian
Ströbele, weiteren Abgeordneten und der Frak-
tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Rechtsbehelfe bei Verletzung des Anspruchs

(Anhörungsrügengesetz)

– Drucksache 15/3706 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Dirk Fischer

(Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordne-

ter und der Fraktion der CDU/CSU
Radverkehr fördern – Fortschrittsbericht vor-
legen
– Drucksache 15/3708 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Günther
Friedrich Nolting, Dr. Werner Hoyer, Helga
Daub, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP
Mandat für Kabul und Kunduz/Faizabad
trennen
– Drucksache 15/3712 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Haushaltsausschuss

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
ten Verfahren ohne Debatte.

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(C (D Die Kollegin Petra Pau hat zu dem Antrag der Bunesregierung zur Fortsetzung der Beteiligung bewaffneer deutscher Streitkräfte in Afghanistan auf Drucksache 5/3710, für den eine Überweisung im vereinfachten erfahren vorgesehen ist, gemäß § 80 Abs. 4 der Gechäftsordnung eine Aussprache beantragt, mittlerweile ber auf die Wortmeldung dazu verzichtet. (Petra Pau [fraktionslos]: Ich erhalte den Antrag aber aufrecht!)


Ja.
Ich lasse zunächst über den Antrag auf Aussprache

bstimmen. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? –
er enthält sich? – Dann ist der Antrag abgelehnt.
Somit können die Vorlagen, wie interfraktionell vor-

eschlagen, an die in der Tagesordnung aufgeführten
usschüsse überwiesen werden. Sind Sie damit einver-
tanden? – Das ist der Fall. Dann sind die Überweisun-
en so beschlossen.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 24 a und 24 c bis

4 m sowie die Zusatzpunkte 4 a bis 4 c auf. Es handelt
ich um die Beschlussfassung zu Vorlagen, zu denen
eine Aussprache vorgesehen ist.
Tagesordnungspunkt 24 a:

Zweite Beratung und Schlussabstimmung des
von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu dem Europäischen Überein-
kommen vom 19. August 1985 über Gewalttä-
tigkeit und Fehlverhalten von Zuschauern bei
Sportveranstaltungen und insbesondere bei
Fußballspielen
– Drucksache 15/3354 –

(Erste Beratung 118. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)

– Drucksache 15/3736 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Tobias Marhold
Dorothee Mantel
Silke Stokar von Neuforn
Gisela Piltz

Der Innenausschuss empfiehlt auf Drucksache 15/3736,
en Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
em Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erhe-
en. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetz-
ntwurf ist einstimmig angenommen.
Tagesordnungspunkt 24 c:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen (14. Ausschuss) zu der Unter-
richtung durch die Bundesregierung
Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen
Parlaments und des Rates über die Verwen-
dung von Frontschutzbügeln an Fahrzeugen






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

und zur Änderung der Richtlinie 70/156/EWG
des Rates
KOM (2003) 586 endg.; Ratsdok. 13693/03
– Drucksachen 15/2028 Nr. 2.16, 15/3540 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Heidi Wright

Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis der Unterrich-
tung durch die Bundesregierung eine Entschließung an-
zunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Be-
schlussempfehlung ist einstimmig angenommen.

Tagesordnungspunkt 24 d:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen (14. Ausschuss)

– zu der Unterrichtung durch die Bundesregie-
rung
Vorschlag für einen Beschluss des Rates
über die Unterzeichnung und vorläufige An-
wendung eines Abkommens in Form eines
Briefwechsels zwischen der Europäischen
Gemeinschaft und der Republik Slowenien
über das vorläufige Punktesystem für Last-
kraftwagen im Transit durch Österreich
vom 1. Januar 2004 bis zum 30. April 2004
Vorschlag für einen Beschluss des Rates
über den Abschluss eines Abkommens in
Form eines Briefwechsels zwischen der Eu-
ropäischen Gemeinschaft und der Republik
Slowenien über das vorläufige Punktesystem
für Lastkraftwagen im Transit durch Öster-
reich vom 1. Januar 2004 bis zum 30. April
2004
KOM (2003) 835 endg.; Ratsdok. 5100/04

– zu der Unterrichtung durch die Bundesregie-
rung
Vorschlag für einen Beschluss des Rates
über die Unterzeichnung und vorläufige An-
wendung einer Verwaltungsvereinbarung in
Form eines Briefwechsels zwischen der
Europäischen Gemeinschaft und der
Schweizerischen Eidgenossenschaft über das
vorläufige Punktesystem für Lastkraftwa-
gen im Transit durch Österreich
Vorschlag für einen Beschluss des Rates
über den Abschluss einer Verwaltungsver-
einbarung in Form eines Briefwechsels zwi-
schen der Europäischen Gemeinschaft und
der Schweizerischen Eidgenossenschaft über
das vorläufige Punktesystem für Lastkraft-
wagen im Transit durch Österreich
KOM (2003) 836 endg.; Ratsdok. 5102/04

– zu der Unterrichtung durch die Bundesregie-
rung
Vorschlag für einen Beschluss des Rates
über die Unterzeichnung und vorläufige An-

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(C (D wendung eines Abkommens in Form eines Briefwechsels zwischen der Europäischen Gemeinschaft und der Republik Kroatien über das vorläufige Punktesystem für Lastkraftwagen im Transit durch Österreich Vorschlag für einen Beschluss des Rates über den Abschluss eines Abkommens in Form eines Briefwechsels zwischen der Europäischen Gemeinschaft und der Republik Kroatien über das vorläufige Punktesystem für Lastkraftwagen im Transit durch Österreich KOM – zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für einen Beschluss des Rates über die Unterzeichnung und vorläufige Anwendung eines Abkommens in Form eines Briefwechsels zwischen der Europäischen Gemeinschaft und der ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien über das vorläufige Punktesystem für Lastkraftwagen im Transit durch Österreich Vorschlag für einen Beschluss des Rates über den Abschluss eines Abkommens in Form eines Briefwechsels zwischen der Europäischen Gemeinschaft und der ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien über das vorläufige Punktesystem für Lastkraftwagen im Transit durch Österreich KOM – Drucksachen 15/2519 Nrn. 2.18, 2.19, 2.20, 2.21, 15/3579 – Berichterstattung: Abgeordneter Georg Brunnhuber Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis der Unterrichung durch die Bundesregierung eine Entschließung anunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Bechlussempfehlung ist einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 24 e: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit regierung Einhundertdritte Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste – Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung – – Drucksachen 15/3282, 15/3393 Nr. 2.1, 15/3733 – Berichterstattung: Abgeordneter Erich G. Fritz Der Ausschuss empfiehlt, die Aufhebung der Verrdnung nicht zu verlangen. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltun Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms gen? – Auch diese Beschlussempfehlung ist einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 24 f: Beratung des Zweiten Berichts des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung fahren nach § 44 b Abgeordnetengesetz (Überprüfung auf Tätigkeit oder politische Verantwortung für das Ministerium für Staatssicherheit/Amt für Nationale Sicherheit der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik)


(9. Ausschuss) zu der Verordnung der Bundes-





(A) )


(B) )


(AbgG)

– Drucksache 15/3608 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Erika Simm

Ich gehe davon aus, dass Sie den Bericht zur Kenntnis
genommen haben. – Das ist der Fall.

Wir kommen zu den Beschlussempfehlungen des Pe-
titionsausschusses. Das sind die Tagesordnungspunkte
24 g bis 24 m.

Tagesordnungspunkt 24 g:
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)

Sammelübersicht 138 zu Petitionen
– Drucksache 15/3685 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent-
hält sich? – Sammelübersicht 138 ist einstimmig ange-
nommen.

Tagesordnungspunkt 24 h:
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)

Sammelübersicht 139 zu Petitionen
– Drucksache 15/3686 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent-
hält sich? – Sammelübersicht 139 ist ebenfalls einstim-
mig angenommen.

Tagesordnungspunkt 24 i:
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)

Sammelübersicht 140 zu Petitionen
– Drucksache 15/3687 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent-
hält sich? – Sammelübersicht 140 ist einstimmig ange-
nommen.

Tagesordnungspunkt 24 j:
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)

Sammelübersicht 141 zu Petitionen
– Drucksache 15/3688 –

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(C (D Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Sammelübersicht 141 ist ebenfalls einstimig angenommen. Tagesordnungspunkt 24 k: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 142 zu Petitionen – Drucksache 15/3689 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Sammelübersicht 142 ist bei Enthaltung der FDPraktion und Zustimmung aller anderen Fraktionen anenommen. Tagesordnungspunkt 24 l: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 143 zu Petitionen – Drucksache 15/3690 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Sammelübersicht 143 ist mit den Stimmen er Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen von CDU/ SUund FDP-Fraktion angenommen. Tagesordnungspunkt 24 m: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 144 zu Petitionen – Drucksache 15/3691 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Sammelübersicht 144 ist mit den Stimmen er Koalitionsfraktionen und der CDU/CSU-Fraktion egen die Stimmen der FDP-Fraktion angenommen. Zusatzpunkt 4 a: Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Fleischhygienegesetzes und der Fleischhygiene-Verordnung – Drucksache 15/2772 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – Drucksache 15/3735 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Wilhelm Priesmeier Uda Carmen Freia Heller Friedrich Ostendorff Dr. Christel Happach-Kasan Der Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und andwirtschaft empfiehlt in seiner Beschlussempfehung auf Drucksache 15/3735, den Gesetzentwurf in der usschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die em Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms wollen, um ihr Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der FDPFraktion bei Enthaltung der CDU/CSU-Fraktion angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion bei Enthaltung der CDU/CSUFraktion angenommen. Zusatzpunkt 4 b: Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Rahmenübereinkommen der Weltgesundheitsorganisation vom 21. Mai 2003 zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (Gesetz zu dem Tabakrahmenübereinkommen)


(Erste Beratung 108. Sitzung)





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– Drucksache 15/3353 –

(Erste Beratung 118. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit und Soziale Sicherung

(13. Ausschuss)

– Drucksache 15/3734 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Jens Spahn

Der Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
empfiehlt auf Drucksache 15/3734, den Gesetzentwurf
anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzent-
wurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen und der CDU/CSU-
Fraktion gegen die Stimmen der FDP-Fraktion ange-
nommen.

Zusatzpunkt 4 c:
Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD,
der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN und der FDP
Für eine parlamentarische Dimension im Sys-
tem der Vereinten Nationen
– Drucksache 15/3711 –

Wer stimmt für diesen Antrag? – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Der Antrag ist einstimmig an-
genommen.

Ich rufe den Zusatzpunkt 1 auf:
Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktionen der SPD und des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Positive Entwicklung des Gewerbesteuerauf-
kommens bei den Kommunen

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
nerin der Parlamentarischen Staatssekretärin Dr. Barbara
Hendricks das Wort.

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(C (D D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eute haben wir ein wirklich positives Zwischenergebis zu vermelden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das Pfeifen im Walde!)

Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1512608400

ufgrund der positiven konjunkturellen Entwicklung
nd zahlreicher Maßnahmen des Bundesgesetzgebers
ind nämlich die Gewerbesteuereinnahmen im ersten
albjahr im Verhältnis zum ersten Halbjahr des vergan-
enen Jahres um brutto 12,8 Prozent bundesweit gestie-
en. Das sind im ersten Halbjahr 1,5 Milliarden Euro
ehr als im ersten Halbjahr des vorigen Jahres.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Uwe Küster [SPD]: Es hat sich gelohnt!)


Übrigens ist das Aufkommen in den alten Ländern
m 11,6 Prozent und das in den neuen Ländern – zuge-
ebenermaßen auf niedrigem Niveau – um 27 Prozent
estiegen. Wir sehen also: Hier setzt sich der Aufholpro-
ess fort. Das kann man an dieser Stelle beobachten.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Eine Märchenstunde ist das!)


Die Zahlen, Herr Kollege Seiffert, stimmen.

(Lachen des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/ CSU])

ie sind im Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums
achzulesen, der am 20. September, also vor drei Tagen,
eröffentlicht worden ist. Er ist Ihnen als Mitglied des
inanzausschusses sowie auch allen Kolleginnen und
ollegen und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich.
ie werden die Zahlen nicht bestreiten können.
Es kam also in den neuen Ländern zu einem Mehrauf-

ommen von 27 Prozent und bundesweit von 12,8 Prozent
nd dies führte im ersten Halbjahr zu Mehreinnahmen von
,5 Milliarden Euro. Dies sind Bruttoeinnahmen; das hat
och nichts mit der veränderten Gewerbesteuerumlage
u tun.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! – Bernd Scheelen [SPD]: Das haben die aber noch nicht begriffen!)


Es kann sein, dass sie das noch nicht begriffen haben.
as werden wir dann gleich in den Erwiderungen hören.
Die Gewerbesteuerumlage wird ja in diesem Jahr zu-
asten des Bundes und der Länder und zugunsten der
ommunen in einer Größenordnung von 2,5 Milliar-
en Euro gesenkt.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Ach! Warum habt ihr denn dann dreimal abgelehnt?)


as geschieht unabhängig von der konjunkturellen Ent-
icklung und den übrigen gesetzlichen Maßnahmen.
eswegen ist dies daneben als positiv zu betrachten


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut erklärt! Genau!)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks

und nicht mit der Verbesserung der Lage der Kommunen
zu verwechseln, die wir aufgrund der positiven konjunk-
turellen Entwicklung und anderer gesetzlicher Maßnah-
men der Bundesregierung im ersten Halbjahr beobachten
können. Selbst Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von
den Oppositionsparteien, werden wohl oder übel nicht
vollständig die Augen davor verschließen können und
beobachten müssen,


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wir sind ja nicht blind!)


dass die Entwicklung positiv ist.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Die Frage ist, was die Ursache dafür ist!)


Wie Sie wissen, steigt also im nächsten Jahr und fort-
laufend allein wegen der Absenkung der Gewerbesteuer-
umlage zugunsten der Kommunen die Entlastung der
Kommunen auf 3 Milliarden Euro an. Dieses Jahr wer-
den es 2,5 Milliarden Euro und ab dem Jahr 2005
3 Milliarden Euro sein. Dies ist für die Kommunen auf
jeden Fall gesichert.

Darüber hinaus haben wir, wie Sie alle wissen, den
Kommunen im Zusammenhang mit der Zusammenle-
gung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe mit festen
Überprüfungsdaten – –


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Davon ist aber noch nichts angekommen!)


– Davon kann auch noch nichts angekommen sein, weil
sich diese Aufgabe erst zum 1. Januar 2005 ändert.


(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Fromme, ich weiß aus Ihrem Lebenslauf,
dass Sie einmal Kreisdirektor waren. Eigentlich müssten
Sie wissen, wie öffentliche Finanzströme fließen und
dass man drei oder vier Monate im Vorhinein, bevor sich
also die Aufgabe tatsächlich ändert, nämlich ab Januar,
keine Entlastung gewähren kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wie Sie wissen, haben wir den Kommunen Überprü-
fungsdaten fest zugesagt; dies steht im Gesetz. Die Ent-
lastung von 2,5 Milliarden Euro pro Jahr ist garantiert.
Das heißt, schon im nächsten Jahr wird sich bei den
Kommunen eine Entlastung von 5,5 Milliarden Euro er-
geben. Zusammen mit anderen Maßnahmen, die ich Ih-
nen schon nannte und die einen weiteren Aufwuchs der
Mittel mit sich bringen, kann man ab dem Jahre 2007 im
Vergleich zum laufenden Jahr von einer Besserstellung
der Gesamtheit der Kommunen in der Bundesrepublik
Deutschland von 7 Milliarden Euro pro Jahr – und dies
wiederkehrend – ausgehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Merz ist ja als nächster Redner ange-
kündigt worden. Deswegen erlaube ich mir, schon ein-

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(C (D al auf das einzugehen, was Sie, Herr Kollege Merz, icherlich sagen werden. s ist ja zu erwarten, Herr Kollege Merz, dass Sie hier ieder der Abschaffung der Gewerbesteuer das Wort reen werden. (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Da haben Sie Recht!)


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist ja auch nicht schwierig, Ihre einfach strukturier-
n Gedanken zu lesen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Manche kommen noch nicht einmal mit ihren eigenen zurecht!)


Herr Kollege Austermann, das können Sie allerdings
ür meine klar strukturierte Rede, die auf klar struktu-
ierten Gedanken beruht, nun wirklich nicht behaupten.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


der wollten Sie das Gegenteil nachweisen?
Herr Kollege Merz wird also sicherlich wiederum der
bschaffung der Gewerbesteuer das Wort reden. Diese
t ja wie so vieles andere auf dem CDU-Parteitag in
eipzig im November des vergangenen Jahres unter gro-
em Jubel beschlossen worden.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sehen Sie, auch Sie können nicht lesen!)


ie von so vielem anderen wird sich die Union davon
ise weinend, hinterrücks und heimlich verabschieden.
m November des vergangenen Jahres war natürlich auf
em Leipziger Bundesparteitag der CDU eine große Ju-
elfeier angesagt.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Es ist ein Ersatz beschlossen worden! Das ist ein Unterschied!)


enn sich dann der eine oder andere aus Ihren Reihen,
er hier oder da, etwa auf der kommunalen oder auf der
änderebene, oder der, wenn er genau nachdenkt, auch
uf Bundesebene Verantwortung trägt, die Beschlüsse
Einzelnen ansieht, stellt er fest, dass zu dem 100-Mil-
arden-Risiko, das schon von Ihrem Kollegen Horst
eehofer für die Politik der Union beziffert worden ist,
och die Abschaffung der Gewerbesteuer käme, wofür
ie überhaupt keinen Ausgleich geschaffen haben. Das
t eine Größenordnung, die nach aktuellen Zahlen noch
inmal etwa 25 Milliarden Euro – und dies wegen der
uten konjunkturellen Entwicklung mit steigender Ten-
enz – beträgt.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Nehmen Sie doch einmal unseren Antrag zur Kenntnis! Da steht alles drin!)


iese 100 Milliarden Euro, die Ihnen schon Ihr Kollege
eehofer vorausgesagt hat, werden also durch die Ab-
chaffung der Gewerbesteuer noch einmal um etwa






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks

25 bis 27 Milliarden Euro erhöht werden. Sie sind also
ein Sicherheitsrisiko für den öffentlichen Gesamthaus-
halt. Das darf man wohl so sagen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Nun werden Sie, Herr Kollege Merz, sicherlich sagen,
dass Sie die Gewerbesteuer nicht ersatzlos streichen
wollen. Ich kann mir vorstellen, dass Sie auf diese Idee
kommen.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Genauso ist es!)


Dann werden Sie aber auch klar sagen müssen, wer statt-
dessen die Steuerlast in Höhe von 25 Milliarden Euro
pro Jahr zu tragen hat, auf welche Schultern Sie das zu-
künftig verteilen wollen. Darauf sind Sie bisher jede
Antwort schuldig geblieben. Das werden Ihnen die Bür-
gerinnen und Bürger nicht durchgehen lassen. Auch das
wird von Ihnen vor der Bundestagswahl hoffentlich noch
klargestellt werden; denn im Schlafwagen kommt man
bekanntlich nicht an die Macht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


All die Risiken, die in Ihrer unausgegorenen und in
sich nicht abgestimmten Politik offenbar werden, wer-
den durch die Abschaffung der Gewerbesteuer noch po-
tenziert. Deswegen kann ich die Menschen nur davor
warnen, sich von so genannten Einfachsteuerkonzepten
und der Abschaffung ganzer Steuerarten blenden zu las-
sen. Sie haben keine Lösung dafür, was Sie an die Stelle
der Gewerbesteuer setzen, und wenn Sie eine Lösung
haben, dann sind Sie nicht bereit, sie im Vorhinein zu
nennen, weil damit offenbar würde, dass Sie die Belas-
tungen auf die Bürgerinnen und Bürger verschieben wol-
len, möglicherweise über eine Erhöhung der Mehrwert-
steuer, was Sie hier und da schon einmal andeuten. Die
Bürgerinnen und Bürger werden Ihnen diese Politik, von
der Sie denken, sie über die nächsten zwei Jahre durch-
halten zu können, und von der Sie vielleicht sogar erwar-
ten, damit mehrheitsfähig sein zu können, nicht durchge-
hen lassen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das sagt eine Volkspartei mit unter 10 Prozent!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512608500

Das Wort hat jetzt der Kollege Friedrich Merz von der

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Friedrich Merz (CDU):
Rede ID: ID1512608600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Wir haben uns gestern gefragt, warum die SPD aus-
gerechnet für heute diese Aktuelle Stunde beantragt hat.
Im Verlaufe Ihrer Rede, Frau Kollegin Hendricks, wurde
deutlich, dass es der letzte Versuch zu sein scheint, den

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(C (D m Wahlkampf befindlichen Kommunalpolitikern der PD in Nordrhein-Westfalen in den letzten Stunden och etwas Zuversicht mit auf den Weg zu geben. Ich ürde mich freuen, wenn es uns gelingen würde – und as wird uns gelingen –, deutlich zu machen, dass dies in untauglicher Versuch ist. Lassen Sie uns zunächst einmal über das Gewerbe teueraufkommen sprechen. Dies war ja wohl der Grund, eshalb Sie diese Aktuelle Stunde beantragt haben. Sie aben die Höhe des Gewerbesteueraufkommens in Verindung gebracht mit einem wirtschaftlichen Wachstum, as außergewöhnlich hoch ausfällt. Wenn man sich das Gewerbesteueraufkommen einal genau ansieht, so sieht man, Frau Hendricks, dass as in diesen Monaten des Jahres 2004 zusätzlich entsteende Gewerbesteueraufkommen im Wesentlichen auf en Steuererhöhungen der Jahre 2002 und 2003 beruht. ass Sie sich hier dieser Steuererhöhungen rühmen, pricht für Sie. Es fällt aber auf Sie zurück; denn diejenien, die davon betroffen sind, werden wissen, worauf ies zurückzuführen ist: auf die Entscheidungen der rotrünen Bundesregierung. Es sind Ihre Steuererhöhunen. Ich kann Ihnen die Gründe für die Höhe des Gewer esteueraufkommens auch etwas detaillierter darstellen: indestbesteuerung auch in der Gewerbesteuer, der Ver ustabzug, der auch bei der Gewerbesteuer begrenzt woren ist, die Gesellschafterfremdfinanzierung, die auf die ewerbesteuer durchschlägt, der Mindesthebesatz, den ie bei der Gewerbesteuer faktisch eingeführt haben, die rohverlustrückstellungen – wir haben lange darüber estritten, ob dies richtig oder falsch war; das spiegelt ich jetzt in Steuererhöhungen wider –, die Teilwertabchreibungen, die Sie reduziert haben, und nicht zuletzt ie Nachzahlungen aus den Jahren 2001 und 2002. Das lles steckt in den Gewerbesteuereinnahmen des Jahres 004. Mit Wirtschaftswachstum und mehr Beschäftiung haben sie – Entschuldigung, Frau Hendricks! – reativ wenig, wenn nicht sogar kaum etwas zu tun. Sie issen auch, dass das so ist. Sie haben die Gelegenheit genutzt, noch einmal ein lammendes Plädoyer für die Beibehaltung der Geweresteuer abzugeben. Gleichzeitig höre ich – das scheint ie Abwesenheit des Ministers zu erklären –, dass Ihr inister und Herr Poß sich jetzt endlich an die Arbeit achen, ein Konzept zur Steuervereinfachung auf den eg zu bringen – man kann nur hoffen, dass Ihnen das rgendwann gelingt –, denn Sie wollen die Diskussion arüber – so lese ich es jedenfalls in den Zeitungen – icht allein der Union überlassen. Nehmen Sie einmal Folgendes zur Kenntnis: Wir ha en ein umfassendes Konzept zur wirklich durchgreifenen Vereinfachung unseres gesamten Ertragsteuersysems entwickelt. (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: In Rheinland-Pfalz!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Friedrich Merz

Dazu gehört auch eine grundlegende Reform bezüglich
der Kommunalfinanzen. Das wissen Sie; sonst würden
Sie nicht vor sich hin lächeln, Frau Staatssekretärin.
Ohne die Integration der Gewerbesteuer in das Ertrag-
steuersystem können Sie den Anspruch einer grundle-
genden Vereinfachung unseres Systems nicht realisieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wer umgekehrt auf Beibehaltung der Gewerbesteuer

in ihrer heutigen Ausprägung besteht, der muss dann
auch sagen, dass eine wirklich grundlegende Vereinfa-
chung des Steuersystems nicht möglich ist; um diesen
Sachverhalt geht es.

Wenn Sie heute so sehr darauf bedacht sind, die Ein-
nahmeseite für die Kommunen zu sichern, dann sage ich
Ihnen: Dafür haben Sie unsere Zustimmung und uns auf
Ihrer Seite. Die Städte und Gemeinden in Deutschland
brauchen eine sichere finanzielle Grundlage für die Er-
füllung der Aufgaben, die ihnen der Landesgesetzgeber
und in noch stärkerem Maße der Bundesgesetzgeber auf-
erlegt. Es ist unstreitig, dass die Städte und Gemeinden
in Deutschland eine solche finanzielle Grundlage brau-
chen. Sie brauchen sie dauerhaft; sie müssen sich darauf
verlassen können, dass das, was der Bundesgesetzgeber
macht und entscheidet, von Dauer ist. Vor allen Dingen
müssen sie vor der Übertragung ständig neuer, zusätzli-
cher Aufgaben sicher sein, die sie nicht finanzieren kön-
nen. Diesem Anspruch ist die rot-grüne Bundesregie-
rung bis zum heutigen Tage nie gerecht geworden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ein zweiter Punkt: Frau Hendricks, Sie wissen – Sie

sind viel vernünftiger, wenn man mit Ihnen mal im Aus-
schuss oder unter vier Augen redet, als Sie sich heute
Mittag hier dargestellt haben;


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ehrlich?)

jedenfalls sagen mir das meine Kolleginnen und Kolle-
gen, die mehr mit Ihnen zu tun haben als ich; ob das ein
Vorteil ist, sei dahingestellt –, dass die Gewerbesteuer in
Deutschland im internationalen Kontext keine Zukunft
hat. Wenn wir uns daran begeben, die steuerliche Bemes-
sungsgrundlage in den Mitgliedstaaten der Europäischen
Union zu vereinheitlichen, wenn wir uns daran begeben,
eine wettbewerbsfähige Einkommensteuer, ein wettbe-
werbsfähiges Unternehmensteuerrecht in Deutschland so
zu konzipieren, dass dies nicht nur bei der Höhe der
Sätze, sondern auch in der Ausgestaltung des Systems
wettbewerbsfähig und mit dem in anderen Staaten der
Europäischen Union vergleichbar ist, dann hat die Ge-
werbesteuer gegenwärtigen Zuschnitts in Deutschland
keine Zukunft. Sie wissen, dass das so ist.

Noch einmal: Unstreitig ist, dass an die Stelle der Ge-
werbesteuer in ihrer heutigen Form eine Beteiligung der
Gemeinden an den Ertragsteuern treten muss und dass
auch eine Beteiligung der Gemeinden an der Umsatz-
steuer erforderlich ist. Dazu kann man nun an verschie-
denen Stellschrauben drehen; man kann verschiedene
Varianten und Variablen in das System einbauen. Des-
wegen sage ich Ihnen noch einmal: Wenn Sie und wir in
einen Wettbewerb eintreten mit dem Ziel, für Deutsch-

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(C (D and ein besseres Steuersystem zu etablieren, dann weren wir das nur mit einer Integration der Gemeindesteurn in das Ertragsteuersystem erreichen können, dann üssen die Städte und Gemeinden in Deutschland mehr ls heute an der Einkommenund an der Körperschaftteuer beteiligt werden, dann müssen sie sicher sein könen, als Kommunen dauerhaft an der Umsatzsteuer teiluhaben. Daraus wird dann ein Konzept, daraus wird ein chuh und daraus wird auch mehr als nur vordergründies Wahlkampfgeplänkel, wie wir es gegenwärtig erleen. Das Wort hat jetzt die Kollegin Kerstin Andreae vom ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr erz, ich danke Ihnen, dass Sie noch einmal dargestellt aben, wie sich diese 1,5 Milliarden Euro aus Ihrer Sicht usammensetzen und dass sie mit der Senkung der Geerbesteuerumlage erst einmal nichts zu tun haben. Ich zitiere aus einer Pressemitteilung, die heute von er CDU herausgegeben worden ist: Der Zuwachs an Gewerbesteuer in diesem Jahr ist im Wesentlichen in der von der Union durchgesetzten Rücknahme der Gewerbesteuerumlage begründet. as ist grundlegend falsch. Tatsache ist, dass die Geweresteuer Mehreinnahmen von 1,5 Milliarden Euro im rsten Halbjahr 2004 gebracht hat. Die Umlage wird am chluss abgerechnet. Das Ergebnis des ersten Halbjahres 2004 lautet: plus ,5 Milliarden Euro bei der Gewerbesteuer. Davon bleien den Kommunen 80 Prozent statt 70 Prozent. Durchesetzt hat dies Rot-Grün – wenn auch in Zusammenareit mit der Union; das sei jederzeit eingeräumt – und es st falsch zu sagen, diese 1,5 Milliarden Euro hätten irendetwas mit der Gewerbesteuerumlage zu tun. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512608700
Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512608800

(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Die Senkung der Gewerbesteuerumlage ist Teil eines
rogramms für die finanzielle Stärkung der Kommunen;
in anderer Teil ist Hartz IV, das 2004 noch nicht greifen
ann, aber 2005 greifen wird. Von Hartz IV erwarten wir
ntlastungswirkungen bei den Kommunen in Höhe von
,5 Milliarden Euro. Wenn die Union nun behauptet, sie
abe diese 2,5 Milliarden Euro bei Hartz IV durchge-
etzt, so ist auch das falsch.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Natürlich!)


Rot-Grün hat von Anfang an gesagt: Entlastung für die
ommunen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro. Das haben
ir durchgesetzt, weil für uns die finanzielle Entlastung
er Kommunen an erster Stelle stand.






(A) )



(B) )


Kerstin Andreae

Vor allem haben wir eine Revisionsklausel durchge-

setzt, also eine Klausel, nach der die Kommunen Spitz
auf Knopf abrechnen und sagen können, ob das Geld
reicht oder nicht reicht, und nach der erforderlichenfalls
nachgeschossen wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Wo steht das im Bundeshaushalt?)


Also: Das, was derzeit in manchen Bundesländern
passiert, ist unvereinbar mit der Aussage, man wolle die
Kommunen stärken. In Baden-Württemberg wird in die-
sem Jahr eine Mehreinnahme bei der Gewerbesteuer von
grob gerechnet 320 Millionen Euro prognostiziert. Was
macht Ministerpräsident Teufel? Er kürzt den Kommu-
nen Zuschüsse in einer Größenordnung von 132 Millio-
nen Euro. Dies hat nicht direkt etwas mit Hartz IV zu
tun; aber indirekt hat es natürlich etwas damit zu tun,
wenn man im Vermittlungsverfahren sagt, man gebe das
Geld weiter, und dann an anderer Stelle kürzt. Geld ist
Geld! Hier handelt es sich um ein unsägliches Verhalten
der Bundesländer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es verstößt gegen die Vereinbarungen, die im Ver-
mittlungsausschuss getroffen wurden. Es ist genau das
eingetreten, was die Kommunen meinten, als sie darauf
hinwiesen, sie hätten Angst vor der Politik der klebrigen
Finger der Länder. Nach einer Pressemitteilung von
heute kürzt Thüringen Zuweisungen um 35 Millio-
nen Euro. So ist nicht gewettet worden; das ist ein Un-
ding! Ich kann nur an Sie appellieren, an Ihre Landesre-
gierungen heranzutreten und sie daran zu erinnern, dass
etwas anderes ausgemacht war: Wir wollten die Kom-
munen finanziell unterstützen und stärken. Stellen Sie
sich aufrecht hin und setzen Sie das durch, was im Ver-
mittlungsverfahren vereinbart wurde.

Die Revisionsklausel ist eingeführt worden, um klar-
zumachen, dass wir den Kommunen die finanzielle Ent-
lastung wirklich verschaffen werden. Nun steigt die Ge-
werbesteuer. Im Gesetzentwurf war im Übrigen davon
die Rede, dass bei den Kommunen Gewerbesteuer-
einnahmen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro zusätzlich
verblieben. Nimmt man von den 1,5 Milliarden Euro
80 Prozent, dann ist man zur Jahresmitte fast exakt bei
der prognostizierten Wirkung der Gewerbesteuer, näm-
lich bei 1,25 Milliarden Euro. Was also die prognosti-
zierten finanziellen Wirkungen für die Kommunen an-
geht, bringen die Gesetze im steuerlichen Bereich das,
was wir gesagt haben: Die Kommunen werden entlastet.
Auch bei Hartz IV bringt es die Entlastung, von der wir
gesprochen haben.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Da ist von Ihrem Konzept aber nicht viel übrig geblieben!)


– Natürlich hätten wir gern ein besseres Konzept bei der
Gemeindefinanzreform gehabt. Natürlich wären wir lie-
ber weiter in die Richtung der Vorschläge der kommuna-
len Spitzenverbände gegangen, was die Ausgestaltung

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(C (D er Gewerbesteuer angeht. Aber es lag nicht an uns, dass s so gekommen ist, sondern an der Union, die im Verittlungsverfahren nicht bereit war, die Gewerbesteuer rundlegend zu modernisieren. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Es liegt immer an den anderen! Haltet den Dieb!)


Mein letzter Punkt ist auch hier wieder ein Appell.
ls Nächstes wird der Subventionsabbau anstehen, um
ie Kommunen finanziell zu stärken. Natürlich wissen
lle, dass ein konsequenter Subventionsabbau am Ende
uch auf die Kommunen durchgreift. Auch hier muss ich
ieder sagen: Beim Subventionsabbau wirkt das Sankt-
lorians-Prinzip perfekt: Oh, heiliger Sankt Florian, ver-
chon mein Haus, zünd andere an! Wo es um die eigenen
ubventionen geht, wird nichts durchgesetzt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Meinen Sie die Kohle?)


ch appelliere daher an Sie, mit uns zusammen einen
onsequenten Subventionsabbau durchzusetzen. Das
tärkt auch die Kommunen.
Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512608900

Das Wort hat jetzt der Kollege Professor Andreas

inkwart von der FDP-Fraktion.

Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP):
Rede ID: ID1512609000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Wenn wir über die Verbesserung der Gewerbe-
teuereinnahmen für die Kommunen sprechen, dann ha-
en wir es mit drei Wirkungsbeziehungen zu tun, denen
ch hier nachgehen werde.
Die erste Wirkungsbeziehung besteht in der Absen-

ung der Gewerbesteuerumlage. Dadurch erhöhen sich
ie Nettogewerbesteuereinnahmen der Kommunen. Das
st gut so.
Ich halte hier aber fest – das ist mir wichtig, zumal
ir es auch in Form einer namentlichen Abstimmung
okumentiert haben –, dass sich die Fraktionen von SPD
nd Grünen im vergangenen Jahr einer Hilfe verweigert
aben, als das Defizit der Kommunen mit
,4 Milliarden Euro am höchsten lag, in einer Zeit der
iefsten Depression für die Kommunen in Deutschland.
ch will nur erinnern: Noch 1998 haben Sie einen Finan-
ierungssaldo von plus 2,1 Milliarden Euro vorgefun-
en. Im vergangenen Jahr gab es zwei Abstimmungen in
iesem Hause zu diesem Thema. Anfang des Jahres, als
s um einen Antrag der CDU/CSU-Fraktion ging, hieß
s noch, man könne hier viel fordern, wenn der Bundes-
at dem nicht zustimme, mache es auch keinen Sinn, dies
onseiten der Regierung zu unterstützen. Aber dann kam
u einem Zeitpunkt, als in den Kommunen die Not am
rößten war – und dies war auch für Sie erkennbar –,
ine Bundesratsinitiative, die zum Gegenstand hatte, die






(A) )



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Dr. Andreas Pinkwart

Gewerbesteuerumlage abzusenken. Über den entspre-
chenden Antrag wurde hier namentlich abgestimmt. Die
Abgeordneten von SPD und Grünen haben dagegen ge-
stimmt. Wir müssen also festhalten: Als Sie im vergan-
genen Jahr die Kommunen um über 2 Milliarden Euro
entlasten konnten, haben Sie nicht geholfen. Heute wol-
len Sie sich mit fremden Federn schmücken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Der zweite Punkt betrifft die Konjunktur. Natürlich
spielt auch die Konjunktur mit hinein. Das wollen wir
gar nicht in Abrede stellen. Es ist auch gut, dass es we-
nigstens ein kleines bisschen wieder bergauf geht. Das
ist vor dem Hintergrund von 4,3 Millionen offiziell aus-
gewiesenen Arbeitssuchenden dringend notwendig. Wir
meinen, das ist noch viel zu wenig an Dynamik. Wenn
sich das in wie aus einem tiefen Tal kommenden, stei-
genden Einnahmen auch in diesem Bereich widerspie-
gelt, kann uns das alle nur freuen.

Nur, meine sehr verehrten Damen und Herren – Herr
Merz hat es angesprochen –, die Wahl des Zeitpunkts für
diese Aktuelle Stunde hat ja möglicherweise auch etwas
mit dem kommenden Sonntag zu tun. Wenn Sie höhere
Kommunaleinnahmen auf das Wachstum zurückführen,
müssen Sie sich auch mit den Zahlen konkret auseinan-
der setzen. Sie sagen, dass die Gewerbesteuereinnahmen
im Bundesdurchschnitt um über 12 Prozent angestiegen
sind. Wir wollen uns doch einmal anschauen, wie sie
sich in den einzelnen Bundesländern entwickeln. Wenn
wir daraus Wachstumsdynamik ableiten, freue ich mich,
hier für die FDP-Fraktion feststellen zu können: Sach-
sen-Anhalt plus 49,8 Prozent, Niedersachsen plus
25,6 Prozent, Rheinland-Pfalz plus 24,1 Prozent, Baden-
Württemberg plus 22,7 Prozent. Diese Länder liegen
also ganz erheblich über dem Durchschnitt.

Jetzt kommen wir zu Nordrhein-Westfalen, wo Rot
und Grün seit neun Jahren in der Verantwortung sind.
Hier haben Sie eine ganz extrem unterdurchschnittliche
Entwicklung mit einem Zuwachs von gerade einmal
5,6 Prozent. In Schleswig-Holstein haben sich die Ge-
werbesteuereinnahmen sogar negativ entwickelt, in ei-
nem Land, in dem Sie seit Jahren Verantwortung tragen.
Das ist doch die Bilanz Ihrer Wachstumspolitik.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Lassen Sie mich einen dritten Wirkungsfaktor anfüh-

ren. Wenn wir zu nachhaltigem Wachstum kommen wol-
len – und das sollte unser Interesse sein –, dann müssen
wir ein Steuerrecht schaffen, das es den Unternehmen
auch erlaubt, ihren Beitrag für Wachstum und Beschäfti-
gung tatsächlich leisten zu können. Das heißt, wir müssen
die Unternehmen von einer Steuer befreien, die sich
nachweislich – auch, weil international unbekannt – wett-
bewerbsverzerrend auswirkt. Diese Steuer schwächt den
Standort, statt ihn zu stärken, und ist darüber hinaus ein
zentraler Hinderungsfaktor bei unserem Bestreben – auch
alle wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute in
diesem Land empfehlen das dringend –, endlich zu einem
Steuerrecht zu kommen, das einfach, niedrig und gerecht

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(C (D st. Ein solches Steuerrecht käme gerade den kleinen Berieben zugute, den Existenzgründern, denjenigen, die insteigen wollen, die jungen Menschen einen Ausbilungsplatz oder einen Arbeitsplatz anbieten wollen. Der uns vorliegende Sachverstand besagt, dass wir nsere Ziele mit diesem Relikt aus früheren Tagen nicht erden erreichen können. Wir müssen die Gewerbeteuer ersetzen. Die FDP hat dazu ein ganz klares Konept vorgelegt, ein Zwei-Säulen-Konzept, (Horst Schild [SPD]: Ein untaugliches! Mit offenen Fragen!)


as die kommunalen Einnahmen konjunkturunabhängi-
er machen würde, das Verhältnis zwischen Wirtschaft
nd Kommune und das zwischen Bürger und Kommune
ieder auf eine vernünftige Grundlage stellen würde und
as es erlauben würde, dass wir in diesem Saal nicht per-
anent über Steuervereinfachung nur reden, sondern
ass dies in Deutschland endlich auch Wirklichkeit wird.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512609100

Das Wort hat der Kollege Bernd Scheelen von der

PD-Fraktion.


Bernd Scheelen (SPD):
Rede ID: ID1512609200

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Herr Kollege Pinkwart, wenn man Zahlen vorträgt,
ann sollte man sie auch vollständig vortragen. Sie ha-
en sich die Länder ausgesucht, die Ihnen gerade passen.
ch nenne Ihnen auch noch einige andere.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Rot-Grün regiert nur noch in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein!)


enn Sie daraus, wie das Gewerbesteueraufkommen in
en einzelnen Ländern wächst, Rückschlüsse hinsicht-
ich Ihrer Regierungsbeteiligung ziehen, dann heißt das,
ass Sie meinen, dass Sie dort eine gute Wirtschaftspoli-
ik gemacht haben. Das widerspricht dem, was der Kol-
ege Merz vorhin vorgetragen hat.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Ich habe mich auf die Staatssekretärin bezogen! Auf ihre Ausführungen!)


r hat nämlich gesagt, mit Wirtschaftswachstum und gu-
er Wirtschaftspolitik habe das gar nichts zu tun. Aber in
em Punkt stimme ich Ihnen ja zu: Es hat mit der guten
irtschaftspolitik des Bundes zu tun; deswegen haben
ir die guten Zahlen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich nenne einige Länderregierungen, an denen Sie
icht beteiligt sind, und die entsprechenden Wachstums-
aten: Berlin-West plus 11,2 Prozent – auch nicht übel –,
remen plus 31,3 Prozent. Bremen ist fast Spitzenreiter.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da sind wir gemeinsam beteiligt! Da gibt es einen christdemokratischen Finanzsenator!)







(A) )



(B) )


Bernd Scheelen

Jetzt nenne ich Ihnen die Zahlen für zwei ausschließlich
von der CDU regierte Länder. Fangen wir einmal mit
Hessen an, dem hoch gelobten Hessen: plus 1,9 Prozent.
Das ist außergewöhnlich schwach und weit unterdurch-
schnittlich. Der gerade wiedergewählte Peter Müller hat
minus 0,1 Prozent zu verzeichnen. Also hören Sie auf,
hier Rosinenpickerei bei den Zahlen zu betreiben und
daraus etwas abzuleiten. Insgesamt gilt: Wir haben eine
Steigerung bei den Gemeindefinanzen und insbesondere
bei der Gewerbesteuer festzustellen. Es geht mit den Ge-
meindefinanzen aufwärts und das ist gut so.


(Beifall bei der SPD)

Besonders interessant ist die Dynamik dieser Ent-

wicklung: Zwar verlief bereits das erste Quartal dieses
Jahres sehr gut, das zweite war aber fast doppelt so gut.
Im ersten Quartal betrugen die Mehreinnahmen bundes-
weit etwa 8,4 Prozent, im zweiten Quartal 16,7 Prozent.
Es wäre schön, wenn sich diese Entwicklung fortsetzen
würde. Selbst der Deutsche Städtetag, der mit seinen
Schätzungen vorsichtig ist, geht davon aus, dass am Jah-
resende Mehreinnahmen aus der Gewerbesteuer in Höhe
von etwa 9 bis 10 Prozent zu verzeichnen sein werden,
was etwa 26 Milliarden Euro entspricht. Dann hätten wir
fast wieder das Niveau des Jahres 2000 erreicht, in dem
es die höchsten Gewerbesteuereinnahmen gab, die in
dieser Republik jemals zu verzeichnen waren. Daran
zeigt sich, dass wir mit unseren Reformvorhaben auf
dem richtigen Wege sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


An den Kollegen Merz gerichtet möchte ich sagen:
Wir sind stolz darauf, dass wir die Gewerbesteuer vor Ih-
nen gerettet haben.


(Zurufe von der SPD: Ja! – Genau!)

Ihre CDU-Oberbürgermeister, -Bürgermeister und -Land-
räte


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gute Leute sind das!)


danken uns auf den Knien, dass wir das getan haben.

(Widerspruch bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber eines garantiere ich Ihnen: Sie gehen nicht vor Ihnen auf die Knie!)


Denn sie trauen Ihrem Konzept, dem Konzept der CDU/
CSU, überhaupt nicht. Ich erinnere nur an die geplante
Demonstration in Bayern. Letztendlich ist sie zwar aus
anderen Gründen abgesagt worden. Aber die Oberbür-
germeister in Bayern hatten vor, nach München zu mar-
schieren und vor der Staatskanzlei für das Kommunal-
modell zu demonstrieren, das Rot-Grün Ihnen vorgelegt
hat, das wir beschlossen haben und durch das die Ge-
meindefinanzen wirklich nachhaltig stabilisiert worden
wären.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das die Wirtschaft abgewürgt und unter dem Strich zu noch weniger Einnahmen geführt hätte!)


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(C (D Herr Professor Pinkwart, Sie haben darauf hingewieen, dass wir dieses Modell zweimal abgelehnt haben. as haben wir aus voller Überzeugung getan, weil es nur ie zweitbeste Lösung ist. Die beste Lösung haben wir hnen vorgelegt, aber Sie wollten uns nicht zustimmen. m das Entlastungsvolumen für die Gemeinden zu erielen, mussten wir uns im Vermittlungsausschuss wangsweise mit Ihnen auf die Absenkung der Geweresteuerumlage einigen. (Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Gelitten haben darunter die Kommunen! Das ist falsch!)


ber das Entlastungsvolumen in Höhe von
,5 Milliarden Euro hat sehr unsystematische Konse-
uenzen: Dadurch werden die Kommunen mit einer star-
en Wirtschaftskraft begünstigt und diejenigen benach-
eiligt, die sich in strukturschwachen Gebieten befinden.
nsere Lösung wäre deutlich besser gewesen und hätte
n allen Kommunen zu sehr stabilen Einnahmen geführt.
Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Die Einbeziehung der

reiberufler und Selbstständigen in die Gewerbesteuer-
flicht hätte deutlich mehr Stabilität in das Gewerbesteu-
raufkommen gebracht. Dieses Vorhaben haben Sie ab-
elehnt, obwohl Sie wussten, dass mit der Einbeziehung
er Freiberufler und Selbstständigen für diese Personen-
reise keine zusätzlichen Belastungen verbunden gewe-
en wären.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Dann kann man es auch sein lassen!)


enn Sie wissen, dass gleichzeitig eine Regelung einge-
ührt worden wäre, die für Personengesellschaften heute
ereits im Gewerbesteuerrecht gilt:


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Ja, mehr Bürokratie!)


ass die Gewerbesteuer mit der Einkommensteuer ver-
echnet werden kann.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dieses System hätte dazu geführt, dass wir Einnah-
en aus der Einkommensteuer in den Bereich der Ge-
erbesteuer hätten verschieben können. Das hätte für
ie Gemeinden den Vorteil gehabt, dass sie diese Ein-
ahmen in bestimmten Bandbreiten auch selbst hätten
eeinflussen können. Bei der Einkommensteuer können
ie dies nicht,


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Bei unserem Konzept können sie das auch!)


ber bei der Gewerbesteuer können sie ihre eigene Fi-
anzsituation über die Absenkung bzw. Anhebung der
ebesätze beeinflussen. Das wäre ein deutlicher Vorteil
nseres Reformvorschlages gewesen,


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Wir haben ja auch einen vorgelegt!)


em Sie leider nicht gefolgt sind.

(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sie unserem ja auch nicht!)







(A) )



(B) )


Bernd Scheelen

Die aus der Absenkung der Umlage resultierenden

Einnahmen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro sind zuge-
sagt und werden dieses Jahr erzielt. Hinzu kommt, dass
aufgrund der besseren Gewinnerwartungen der Unter-
nehmen höhere Vorauszahlungen fällig werden, Herr
Götz. Das sage ich, um auf das zurückzukommen, was
die Kollegin Kerstin Andreae von Ihnen zitiert hat. Denn
diese Mehreinnahmen haben mit der Absenkung der Ge-
werbesteuerumlage nichts zu tun. Es ist so: Die Gewer-
besteuereinnahmen haben ein gewisses Volumen. Davon
wird ein bestimmter Prozentsatz auf die Länder und den
Bund umgelegt. Dieser Prozentsatz ist aber unabhängig
davon, ob die Einnahmen 20, 30 oder 100 Milliarden
Euro betragen, immer gleich. Wenn die Einnahmen stei-
gen, kommt allerdings tatsächlich mehr Geld in den
kommunalen Kassen an.

Meine Redezeit ist gleich leider vorbei.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das Leben ist gerecht! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Gott sei Dank!)


Zum Schluss möchte ich noch sagen: Ihr Modell wird
mit uns keine Zukunft haben. Wir werden Ihrem Modell
niemals zustimmen, weil es verschiedene Probleme mit
sich bringt. Ich möchte nur zwei dieser Probleme anfüh-
ren, von denen eines eben angesprochen worden ist – –


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512609300

Herr Kollege Scheelen, Ihre Redezeit ist abgelaufen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bernd Scheelen (SPD):
Rede ID: ID1512609400

Ja, Herr Präsident, ich komme zum Schluss. – Bei der

Verlagerung der Zahllast von Unternehmen auf Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer und der Verstärkung der
Stadt-Umland-Problematik werden wir nicht mitmachen.
Deshalb sage ich Ihnen: Denken Sie sich ein neues Mo-
dell aus, das zu stabilen Gewerbesteuereinnahmen führt.
Dann haben Sie uns an Ihrer Seite.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Sie sollten wirklich mal nacharbeiten!)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512609500

Das Wort hat der Kollege Dietrich Austermann von

der CDU/CSU-Fraktion.

Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1512609600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die So-

zialdemokraten versuchen offensichtlich, mit der Aktuel-
len Stunde das Trugbild aufzubauen: Die Gewerbesteuer-
einnahmen steigen, deswegen geht es den Kommunen
gut. Richtig ist, dass die Gewerbesteuereinnahmen über
denen des Vorjahres liegen. Die Ursache ist deutlich ge-
macht worden: Das Ganze hängt vor allen Dingen mit der
Absenkung der Gewerbesteuerumlage zusammen.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Austermann, Sie haben es immer noch nicht begriffen!)


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(C (D as ist das Verdienst der Oppositionsparteien; ich rechne hnen das gleich vor. Falsch ist die Feststellung, dass es den Gemeinden esser geht. Ich arbeite im Allgemeinen nicht mit Tabelen, Grafiken und Ähnlichem, vor allem nicht hier im lenum, weil man die so schlecht ins Protokoll übernehen kann. Deswegen will ich Ihnen zu dem, was ich an er Zeichnung zeige, auch die entsprechenden Zahlen ennen. Sie können aus dieser Grafik die Entwicklung er Finanzdefizite unserer Städte und Gemeinden seit 998 ersehen. 1998 hatten die Gemeinden Überschüsse on 2,5 Milliarden Euro. Das hat sich noch ein bisschen ortgesetzt bis zum Jahre 2000. Dann ist das Ganze heuntergegangen. (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dieses Seminar brauchen wir nicht! Die Tabelle erkennen wir!)


ir liegen jetzt, im Jahre 2004, nach Schätzung der
ommunalverbände bei einem Minus von 8,5 Mil-
iarden Euro. Die Differenz zwischen diesem Minus von
,5 Milliarden Euro und dem Plus von 2,5 Milliar-
en Euro kann sich jeder ausrechnen. Jetzt unterstelle
ch einmal, die Gewerbesteuereinnahmen wären nicht
estiegen. Dann wäre es zu einem weiteren Abfall ge-
ommen. Für jedermann ist offenkundig, dass die So-
ialdemokraten und die rot-grüne Regierung gemeinsam
inen Verfall der Kommunalfinanzen zu verantworten
aben, den es in der Geschichte der Bundesrepublik bis-
er nicht gegeben hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Jetzt den Eindruck zu erwecken, dass deshalb, weil

ie Gewerbesteuereinnahmen im ersten halben Jahr im
ergleich zum Vorjahr angezogen haben, erstens die
irtschaft brumme und es zweitens den Kommunen
esser ginge, ist völlig aus der Luft gegriffen. Jetzt sage
ch Ihnen die konkreten Zahlen, damit Sie nachvollzie-
en können, was die tatsächliche wirtschaftliche Ent-
icklung ist und welche Effekte auf die Entscheidung
ur Änderung der Gewerbesteuerumlage zurückgehen.
ir hatten im letzten Jahr Gewerbesteuereinnahmen der
ommunen von 17,05 Milliarden Euro. Es werden in
iesem Jahr möglicherweise 20 Milliarden Euro sein.
as hört sich so an, als gebe es eine Verbesserung um
Milliarden Euro. Wenn Sie aber das abziehen, was
urch die wieder abgesenkte Gewerbesteuerumlage da
st, bleibt nicht mehr viel übrig.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wieso?)


Sie können das auch nachvollziehen:

(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben die Umlage gesenkt, Herr Austermann!)


chauen Sie sich doch bitte einmal die Situation der
assenkredite an! Das sind die Kredite – der Normalbür-
er nennt das „Dispo“ –, die man in Anspruch nimmt,
amit man überhaupt die Masse hat, um die Gehälter zu
ezahlen und bescheidene Maßnahmen, etwa im Bereich
er Schulsanierung, durchzuführen. Das Volumen dieser






(A) )



(B) )


Dietrich Austermann

Kassenkredite hat sich in Nordrhein-Westfalen – von
dort kamen die Vorredner der SPD ja alle – seit 1998
verzehnfacht, auf einen Betrag von 5,6 Milliarden Euro.
Den Schluss zu ziehen, dass es den Kommunen gut
ginge, nur weil die Gewerbesteuereinnahmen im ersten
Halbjahr dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr ein bis-
schen angestiegen sind, ist offensichtlich falsch.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Nun hat der Herr Müntefering darauf hingewiesen,
dass sich die Situation der Kommunen verbessert habe;
das sei insbesondere auch deshalb so, weil im nächsten
Jahr gewaltige Milliardenleistungen vom Bund an die
Kommunen gingen. Er hat vor allen Dingen den Aus-
gleich Ost einbezogen, der seit vielen Jahren in gleicher
Höhe läuft. Ich fühlte mich an eine Feststellung erinnert,
die der Kollege Rüttgers einmal getroffen hat: dass das,
was der Kollege Müntefering sagt, einer Wahrheitsprü-
fung mit einem Detektor selten standhält. In diesem Fall
war es genau das Gleiche: Die Situation der Finanzen
der Kommunen hat sich in den letzten Jahren – ich habe
das deutlich gemacht – dramatisch verschlechtert. Die
Zuwendungen des Bundes an die Kommunen haben sich
nicht erhöht. Insofern hat Herr Müntefering wieder eine
falsche Aussage gemacht. Diese falsche Aussage hat
drei Tage vor der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfa-
len natürlich ein besonderes Ziel; das ist bei dem ehema-
ligen Landesvorsitzenden der SPD in Nordrhein-Westfa-
len auch ganz verständlich.

Ich sage es noch einmal deutlich: Wir können, wir
dürfen den Bürgern keinen Sand in die Augen streuen,
was die tatsächliche Lage in unserem Land betrifft. Wenn
Sie die Beschäftigungsentwicklung ansehen, wenn Sie
die Lage auf dem Arbeitsmarkt ansehen, wenn Sie die
Steuereinnahmen insgesamt betrachten, nicht nur einen
kleinen Teil davon – demnächst beantragen Sie hier viel-
leicht eine Aktuelle Stunde zum Thema Biersteuern –,


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wessen Ideen waren es denn?)


werden Sie feststellen, dass die Entwicklung seit vielen
Jahren stagniert und dass Bund, Länder und Gemeinden
in der Summe für dieses Jahr von weniger Steuereinnah-
men ausgehen als im Vorjahr. Das trifft über den kom-
munalen Finanzausgleich, über viele Schienen natürlich
auch die Kommunen. Deswegen werden Sie mit Ihrer
Politik die Lage der Kommunen nicht verbessern. Und
mit Gesundbeterei erreichen Sie das schon gar nicht.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512609700

Das Wort hat jetzt die Kollegin Christine Scheel vom

Bündnis 90/Die Grünen.

(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Ohne Konzept! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Metzger konnte das! Jetzt sind wir mal gespannt!)


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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Austermann, wer sich schon so schwer tut wie Sie, as mit der Umlage zu begreifen, der tut sich bei anderen inanzpolitischen Zusammenhängen noch schwerer. Das uss man einfach einmal konstatieren. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Herr Präsident, die Redezeit ist doch wohl schon um?)

Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512609800

as, was Sie hier heute wieder geboten haben, zeigt,
ass Sie weder die Statistik vernünftig interpretieren
önnen noch in der Lage sind, zu reflektieren, welche
eränderungen es in den letzten Jahren gegeben hat.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Seine Prognosen waren immer gut!)


Schauen Sie sich die absoluten Zahlen an. Die Finanz-
innahmen der Kommunen sind für viele Kommunen
mmer noch nicht befriedigend.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist harmlos! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gesundbeterei bringt nichts!)


ür viele Städte sind sie gut, für manche Landkreise und
anche kleinen Kommunen ist die Situation aber immer
och schwierig. Das muss man ehrlicherweise sagen. Al-
erdings – auch das muss man sehen – haben wir von
ot-Grün gesetzliche Vorgaben gemacht, die zu wesent-
ich mehr Stabilität beigetragen hätten, wenn Sie sich im
undesrat und im Vermittlungsverfahren anders verhal-
en hätten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Uwe Küster [SPD]: Ihr da drüben lernt es nicht mehr! – JochenKonrad Fromme [CDU/CSU]: Luftschlösser waren das!)


Man muss an dieser Stelle einmal ganz klipp und klar
agen, dass die Strategie der Union nicht funktioniert:
uf der einen Seite sagt sie, dass die Kommunen ver-
ünftige Einnahmen haben sollen, während sie auf der
nderen Seite nur bestrebt ist, die großen Konzerne zu
chützen. Die Leute draußen sind nicht blöd. Herr Merz
tellt sich hin und sagt, dass die Entwicklung der Gewer-
esteuereinnahmen nichts mit der Konjunktur zu tun
abe. Alle wissen, dass sich das wirtschaftliche Bild in
en letzten Monaten langsam positiver gestaltet hat. Das
üssen Sie einfach konstatieren, auch wenn Ihnen das in
irklichkeit politisch – mit Blick auf die gesamtstaatli-
he Verantwortung sieht das wahrscheinlich anders aus –
ielleicht nicht gefällt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es bleibt eine Katastrophe!)


Wir müssen auch sehen, in welcher Situation wir uns
efinden: Über Jahre hinweg hatten sich bei der Steuer-
erechnung Strukturen entwickelt, die man in Deutsch-
and nicht akzeptieren konnte. Ich nenne ein Beispiel:
er Bundeshaushalt hat eine Größenordnung von round
bout 260 Milliarden Euro. Die Verlustvorträge der






(A) )



(B) )


Christine Scheel

Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland betra-
gen geschätzte 370 Milliarden Euro; manche sagen, es
ist sogar noch mehr.


(Zuruf von der CDU/CSU: Woran liegt das?)

Ich frage Sie, ob es angesichts eines solchen Verhältnis-
ses nicht legitim ist, dass die Politik sagt: Wer Gewinne
macht, muss wenigstens einen Teil dieser Gewinne ver-
steuern, darf sich steuerlich nicht immer auf Null rech-
nen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dies geht nämlich zulasten aller Ebenen, zulasten des
Bundes, der Länder und der Kommunen. Deswegen
stellt sich nicht die Frage, ob man die Wirtschaft zu stark
belastet. Viele Unternehmen zahlen nämlich überhaupt
keine Steuern. Auch die Wirtschaft ist in der Pflicht und
sie akzeptiert das ja auch.

Mittlerweile fließen wieder mehr Steuern. Wir alle
wissen, dass neben der anspringenden Konjunktur die
Einschränkung der steuerlichen Gestaltungsmöglichkei-
ten ursächlich für die Zunahme der Gewerbesteuerein-
nahmen ist. Wir stehen dazu, wir müssen dazu aber auch
gesamtstaatlich stehen.

Sie sagen, die Gewerbesteuer sei international nicht
konkurrenzfähig, in den anderen Ländern gebe es sie
nicht. Das stimmt nicht; denn auch in anderen Ländern
gibt es sie in vergleichbarer Art. Sie wird dort allerdings
nicht als Gewerbesteuer, sondern anders bezeichnet. Es
gibt dort aber auch Kommunalsteuern.


(Bernd Scheelen [SPD]: Frankreich, Luxemburg, Spanien, Kanada, USA!)


Das gilt für viele Länder, mit denen wir uns wirtschafts-
politisch immer vergleichen.

Sie überlegen, die Gewerbesteuer abzuschaffen und
in das Ertragsteuersystem zu integrieren. Dadurch wird
man veranlasst, darüber nachzudenken, ob das Sinn
macht. Im Rahmen dieser Überlegungen müssen Sie der
Ehrlichkeit halber sagen: Wenn man den Betrag von
20 Milliarden Euro – so viel sollte dieses Jahr an Gewer-
besteuereinnahmen hereinkommen – in ein anderes Sys-
tem integrieren will, dann führt das natürlich zu Steuer-
erhöhungen an anderer Stelle: bei der Einkommensteuer,
bei der Körperschaftsteuer und, je nachdem, wie Sie das
verteilen wollen, auch bei der Umsatzsteuer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Man muss den Menschen sagen, dass dies keine Steuer-
entlastung ist, sondern eine Umschichtung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das bedeutet eine höhere Belastung für die Unterneh-
men und eine Entlastung für Normalverdiener und Rent-
ner. Das ist die Wahrheit. Das ist die andere Seite der
Medaille. Wir können gerne darüber diskutieren – das
werden wir im Wahlkampf auch tun –

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(C (D (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber ehrlich!)


elches System besser ist. Aber wenn Sie schon argu-
entieren, dann seien Sie bitte ehrlich und sagen ganz
lar, dass es hier nur um eine Umschichtung geht, bei
er diejenigen stärker belastet werden, die heute davon
usgenommen sind, dafür aber diejenigen entlastet wer-
en, die heute ihren Beitrag für das Gemeinwohl leisten.
Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das ist doch Unfug! Das stimmt doch gar nicht!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512609900

Das Wort hat jetzt der Kollege Peter Götz von der
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Peter Götz (CDU):
Rede ID: ID1512610000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
eine sehr geehrten Damen und Herren! Die Städte, Ge-
einden und Kreise befinden sich in ihrer schwersten
inanzkrise seit Bestehen der Bundesrepublik Deutsch-
and.


(Bernd Scheelen [SPD]: Gerade nicht mehr!)

err Scheelen und Frau Scheel, es ist schon mutig, hier
orne genau das Gegenteil zu behaupten. Ich habe das
efühl, Sie haben schon lange nicht mehr mit den Kom-
unalpolitikerinnen und -politikern geredet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der Silberstreif im Bereich der Gewerbesteuer, der

ich jetzt am Horizont abzeichnet, hat ohne Frage viele
rsachen. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen
tädte- und Gemeindebundes, das geschäftsführende
räsidialmitglied Dr. Landsberg – Herr Scheelen, Sie
ennen ihn –, hat heute in der Presse erklärt: Eine
chwalbe macht noch keinen Sommer. – Recht hat der
ann. Was hier herumfliegt, ist eine Schwalbe. Was wir
ber brauchen, sind verlässliche Rahmenbedingungen
ür die Kommunen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Wir haben hier doch keine Schwalbe im Saal!)


Entschuldigung. Sie inszenieren wenige Tage vor den
ommunalwahlen diese Aktuelle Stunde. Das, was Sie
ier geboten haben, ist


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Durchsichtig!)


chwach, durchsichtig und transparent für alle, die diese
ebatte heute erleben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich nehme das Beispiel der Gewerbesteuerumlage,
eil sie in jedem Redebeitrag eine Rolle gespielt hat.
ahrelang haben Sie die Rücknahme dieser anerkannten
ehlentscheidung verweigert, eine Entscheidung, die






(A) )



(B) )


Peter Götz

zulasten der kommunalen Haushalte geht. Lesen Sie ein-
fach die Debatten der letzten Jahre. Oder soll ich Ihnen
vorlesen, wer in namentlicher Abstimmung unseren An-
trag auf Rücknahme der Erhöhung der Gewerbesteuer-
umlage abgelehnt hat?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Alle, die da drüben sitzen!)


Es sind die Namen der Kolleginnen und Kollegen der
SPD und der Grünen.

Es geht bei der Rücknahme der Gewerbesteuerum-
lage nicht um Geld, das der Staat den Kommunen gibt,
sondern es geht darum – und das ist nicht neu –, den
Kommunen das zu belassen, was ihnen gehört und was
Sie den Kommunen seit 2000 weggenommen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich will einen zweiten Punkt ansprechen. Seit Jahren

verteilt Rot-Grün Wahlgeschenke und lässt die Kommu-
nen dafür bezahlen. Das ist unanständig. Die Ausgaben
für soziale Leistungen im kommunalen Bereich steigen
dramatisch. In 2000 waren es 26 Milliarden Euro, mitt-
lerweile sind es 30 Milliarden Euro mit wesentlich stei-
gender Tendenz. Gleichzeitig sinken die kommunalen
Investitionen mit allen negativen Folgen. Schulen, Bä-
der, aber auch andere öffentliche Einrichtungen verfal-
len. Was aber genauso schlimm, wenn nicht noch
schlimmer ist: Das mittelständische Handwerk vor Ort
bricht weg. Das heißt, eine der Krisen unserer Wirtschaft
liegt unter anderem darin begründet, dass das mittelstän-
dische Handwerk vor Ort keine Chance mehr hat, kom-
munale Aufträge zu erhalten, weil sich die Kommunen
keine Investitionen mehr leisten können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Die Schere zwischen kommunalen Einnahmen und

Ausgaben geht immer weiter auseinander. Der Kollege
Dietrich Austermann hat dies anhand einer Skala ein-
drucksvoll aufgezeigt.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So eindrucksvoll war das wirklich nicht!)


Das kommunale Defizit, das wir jetzt beklagen, ein-
schließlich der Berücksichtigung der Veränderung im
Bereich der Gewerbesteuer steigt gegenüber dem ver-
gangenen Jahr trotzdem weiter. Das sollten Sie einfach
zur Kenntnis nehmen.

Schauen wir nach Nordrhein-Westfalen; das war ja
der Anlass Ihrer Aktuellen Stunde. Wenige Tage vor den
Kommunalwahlen lassen sich die Menschen nicht täu-
schen. Wie sieht die Situation konkret aus? In Nordrhein-
Westfalen waren im Jahr 2002 insgesamt 78 Städte und
Gemeinden der Haushaltssicherung unterworfen. Eine
große Zahl! Im Jahr 2003 waren es 139. Nach einer aktu-
ellen Untersuchung des Städte- und Gemeindebundes
sind es in diesem Jahr 180 Städte und Gemeinden, die
der Haushaltssicherung unterliegen. Das als erfolgreiche
Politik verkaufen zu wollen ist ein durchsichtiges Manö-
ver.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP])


chönreden nimmt Ihnen schon lange niemand mehr ab.
iese Schönrederei schadet Ihnen selbst.
Die Forderung des SPD-Parteivorsitzenden Müntefering

estern im „Handelsblatt“, die Länder sollten zur Lö-
ung der kommunalen Krise die Fesseln der Haushaltssi-
herung lockern, ist ein Offenbarungseid rot-grüner Poli-
ik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

as ist die gleiche Nummer, Frau Kollegin Andreae, als
enn der Finanzminister öffentlich erklärt, dass die
onvergenzkriterien von Maastricht nicht eingehalten
erden können, und er versucht, die Konvergenzkrite-
ien zu verändern. Das sind falsche Signale. Mit dieser
rt von Politik treiben Sie die Kommunen und unser
and noch weiter nach unten. Das haben die Menschen
n unserem Land nicht verdient.
Lassen Sie mich die Gelegenheit dieser Aktuellen

tunde nutzen, den vielen ehrenamtlichen und hauptamt-
ichen Kandidatinnen und Kandidaten, die sich um ein
ommunales Mandat bemühen, zu danken. Diese Per-
önlichkeiten, die sich dafür zur Verfügung stellen, wol-
en in ihrer Heimatgemeinde, in ihrer Stadt aktiv Kom-
unalpolitik gestalten. Von diesem Engagement lebt
nsere Demokratie. Wir sollten dafür dankbar sein und
iese Menschen unterstützen. Lassen Sie uns deshalb
olitische Rahmenbedingungen setzen, damit kommu-
ale Selbstverwaltung vor Ort überhaupt wieder stattfin-
en kann. Ich fordere Sie deshalb auf, sich nicht zurück-
ulehnen, sondern konstruktiv an einer dringend
otwendigen Gemeindefinanzreform mitzuwirken, ei-
er Reform, die den Namen verdient. Die Rücknahme
iner Fehlentscheidung ist noch keine Reform. Ich bin
er festen Überzeugung: Wenn es den Kommunen in
eutschland wieder gut geht und sie investieren können,
ann wird es in Deutschland wieder mehr Arbeitsplätze
or Ort geben. Daran sollten wir arbeiten.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512610100

Das Wort hat die Kollegin Ingrid Arndt-Brauer von

er SPD-Fraktion.


Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1512610200

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

en! Ich danke meinem Vorredner ausdrücklich für die
uten Wünsche für die Kommunalwahl, denn ich gehöre
u denen, die zurzeit draußen im Land unterwegs sind.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Was bekommen Sie da mit? – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Zurzeit vor allen Dingen! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: In Nordrhein-Westfalen versteckt sich doch die SPD!)


ch bin gar nicht so erfreut, dass wir jetzt diese Aktuelle
tunde haben, weil ich lieber zu Hause wäre, um einige






(A) )



(B) )


Ingrid Arndt-Brauer

Missverständnisse auszuräumen, die unter anderem von
Ihren Kollegen in Nordrhein-Westfalen verursacht wer-
den.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt fängt der Wahlkampf an!)


In der letzten Woche gab es in meinem Heimatort ein
CDU-Plakat, auf dem eine leere Kasse abgebildet war,
über der stand: Rot-Grün plündert die kommunalen Kas-
sen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich muss Ihnen ehrlich sagen: Wir tun eine ganze Menge
in diesem Wahlkampf, aber wir würden nie die Unver-
schämtheit besitzen, solche Lügen zu verbreiten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist durch meine Vorredner ganz klar zum Ausdruck
gekommen, was wir für die Kommunen getan haben.
Trotzdem ist es notwendig, dass wir all das den Leuten
permanent erzählen. Wir sind bei den Leuten draußen im
Land. Ich erzähle den Leuten, was wir alles mit unserer
Steuerpolitik für sie getan haben. Nehmen Sie zur
Kenntnis, dass eine Familie mit zwei Kindern im Jahr
2005 erst dann Steuern zahlen muss, wenn ihr Bruttoein-
kommen 37 000 Euro übersteigt.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Was hat das mit der Gewerbesteuerumlage zu tun? – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das hätten Sie schon 1998 haben können, wenn Sie es nicht verhindert hätten!)


Diese Familie hat 1998 2 900 Euro Steuern gezahlt. Das
ist ein sehr großer Fortschritt und widerspricht dem, was
Sie uns unterstellen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Problem, das wir haben, ist, dass die Stimmung
durch Ihre Parolen nach unten gedrückt wird und wir mit
Mühe und Not dagegen anreden müssen. Die Entlastung
der privaten Haushalte beträgt seit 1998 mehr als 40 Mil-
liarden Euro. Das müssen wir den Leuten immer wieder
sagen. Wir müssen sie zum Konsum anregen, damit sie
nicht der Verunsicherung erliegen, der Sie sie aussetzen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sie nehmen ihnen doch durch permanente Steuererhöhungen das Geld weg!)


– Nein, wir haben den Eingangssteuersatz und den Spit-
zensteuersatz und damit die gesamte Tarifkurve gesenkt.
Sie wissen das ganz genau. Sie sollten endlich aufhören,
etwas anderes zu erzählen. Wir haben dafür gesorgt, dass
Ihre Klientelpolitik endlich aufhört, und gegen den mas-
siven Widerstand von Union und FDP unsere steuerpoli-
tischen Maßnahmen durchgesetzt.

Jetzt komme ich zu den Kommunen. Es ist schon ge-
sagt worden, dass wir diesbezüglich umfangreiche Maß-
nahmen gestaltet haben. Wir hatten dabei das Problem,
ab einem gewissen Zeitpunkt gegen den Bundesrat agie-
ren zu müssen. Das war nicht immer erfolgreich. Wir ha-

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(C (D en allerdings – insofern möchte ich meinen Vorredner usdrücklich ergänzen – mit dem KfW-Infrastrukturproramm geholfen, die Bäder und Sporthallen in den Komunen zu erhalten. Ich denke, wir haben damit sehr viel ür die Kommunen tun können. Außerdem kann ich mich an eine Aufstellung erin ern, die ich für meine Kommune erarbeitet habe, aus er hervorgeht, was es für jede einzelne Kommune beeutet hat, dass sie aus dem Flutopferhilfefonds herausenommen wurde. Auch das Geld ist den Kommunen eblieben. Es war nicht in ihrer Haushaltsplanung beücksichtigt und konnte als Geschenk angenommen weren. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das haben Sie ihnen doch vorher weggenommen!)


(Beifall bei der SPD)


Nein, das haben wir ihnen nicht weggenommen. Sie
issen genau, dass es den umfassenden Konsens gab,
ass jeder seinen Anteil leistet. Wir haben die Kommu-
en davon entlastet.
Was wir jetzt zusätzlich tun, halte ich für sehr wichtig.
it dem Geld, das wir durch Hartz IV einsparen, 2,5 Mil-
arden Euro, tun wir endlich etwas für die Kinderbetreu-
ng in diesem Land. Sie haben es jahrelang versäumt,
in Thema wie die Ganztagsbetreuung anzugehen. Wir
aben das jetzt getan und dafür insgesamt 4 Milliarden
uro in die Hand genommen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hat das einen positiven Einfluss auf die kommunalen Haushalte?)


ir haben die tausendste Ganztagsschule eingeweiht.
ch denke, das ist ein Riesenerfolg.
Wir werden in den nächsten Jahren mit den Geldern,

ie bei den Einsparungen im Zusammenhang mit
artz IV übrig bleiben, die Betreuung der unter Dreijäh-
igen ausbauen. Ich denke, das ist ein Erfolg, auf den wir
Nachhinein stolz sein können. Dann werden die Bür-

er auch merken, dass es ein Riesenunterschied ist, ob
ie CDU/CSU oder Rot-Grün wählen.
Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512610300

Das Wort hat jetzt der Kollege Heinz Seiffert von der
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Heinz Seiffert (CDU):
Rede ID: ID1512610400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn ich

hre Redebeiträge höre, liebe Kolleginnen und Kollegen
on Rot-Grün, dann frage ich mich, wie weit Sie von der
ealität entfernt sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Heinz Seiffert

Unterhalten Sie sich nie mit Ihren Genossen, die als Bür-
germeister, Gemeinderäte oder Oberbürgermeister in
den Rathäusern Verantwortung tragen?


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das sind nicht mehr viele!)


Von ihnen müssten Sie doch hören, wie die Lage drau-
ßen ist. Oder glauben Sie ihnen nicht? Halten Sie die alle
für Schwarzmaler oder Pessimisten?

Es ist doch leider eine Tatsache, dass den Kommunen
die finanzielle Basis dramatisch weggebrochen ist. Die
Steuereinnahmen waren in den vergangenen Jahren
rückläufig. Die Ausgaben – vor allem im sozialen Be-
reich – sind explodiert, und die Investitionen, die für die
mittelständische Wirtschaft und das Handwerk so wich-
tig sind, befinden sich im freien Fall.

Die große Mehrheit der Städte und Gemeinden kann
seit drei Jahren im Verwaltungshaushalt die gesetzliche
Mindestzuführungsrate nicht mehr erwirtschaften. Viele
mussten Vermögen veräußern und neue Schulden ma-
chen, nur um die ordentliche Kredittilgung leisten zu
können.

Ich will das am Beispiel der Stadt Ulm, die in meinem
Wahlkreis liegt, deutlich machen. Ulm ist eine Universi-
tätsstadt mit gemischten Gewerbestrukturen, 115 000 Ein-
wohnern und einem SPD-Oberbürgermeister.

1995 betrug das Gewerbesteueraufkommen 44 Mil-
lionen Euro netto. 2004 werden nach den erzielten Ver-
besserungen voraussichtlich wieder 44 Millionen Euro
netto erreicht. 2005 sollen es sogar 47 Millionen Euro
werden. Aber – das ist der springende Punkt – 1995 be-
trug die Nettoinvestitionsrate 15,5 Millionen Euro; nach
den vorläufigen Planungen für 2005 liegt sie bei minus
5,1 Millionen Euro. Die Stadt wird also neue Schulden
machen müssen – vielleicht kann sie auch noch etwas
von ihrem Vermögen verscherbeln –, nur um die ordent-
liche Tilgung erbringen zu können. Ulm ist leider kein
Einzelfall, sondern kommunale Normalität.


(Beifall bei der CDU/CSU)

In vielen kleineren Gemeinden kommt noch hinzu,

dass die Kreisumlagehebesätze so angestiegen sind, dass
sie den Kommunen völlig die Luft zum Atmen nehmen.
Das ist die kommunale Wirklichkeit, nicht die Schönfär-
berei, die Sie hier bisher geboten haben!

Durch die Politik von Rot-Grün ist die kommunale
Selbstverwaltung zur reinen Worthülse verkommen. Was
soll denn ein Stadtrat noch entscheiden, wenn ihm vom
Bund finanziell das Wasser so abgegraben wird? Ein
Stadt- oder Gemeinderat hat doch nur noch die Wahl,
welche Grausamkeit als erstes beschlossen werden soll.
Das ist doch in den von Ihnen regierten Städten genauso.
Sie aber kündigen jetzt goldene Zeiten an.

Gestern Abend hat Bundeswirtschaftsminister
Clement öffentlich davon gesprochen, dass die Kommu-
nen 2005 um insgesamt 8 Milliarden Euro entlastet wer-
den. Das würde für die bereits beispielhaft angeführte
Stadt Ulm – umgerechnet auf die Einwohnerzahl – ein
Einnahmeplus von 11,2 Millionen Euro bedeuten. Schön

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(C (D äre es! Aber das glaubt doch kein Mensch. Gibt es in hrem Haus niemanden, der dem Minister eine Plausibitätsrechnung aufmacht, bevor er so etwas sagt? Offenar nicht! Sonst hätten Sie gemerkt, dass das nicht sein ann. Herr Clement, Sie sollten sich nach Ihrem ehemaigen Bundeskanzler Helmut Schmidt richten, der Ihnen ringend empfohlen hat, den Menschen endlich die ahrheit zu sagen. Die bescheidenen Mehreinnahmen beim Gewerbe teueraufkommen sind – das ist bereits mehrfach gesagt orden – auf Steuererhöhungen und die Senkung der ewerbesteuerumlage zurückzuführen. (Zurufe bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Nein!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Natürlich ist es so. – Drei Jahre haben Sie den Kom-
unen ohne jeden sachlichen Grund jährlich etwa
,2 Milliarden Euro vorenthalten bzw. aus den Kassen
eraubt. Jetzt wollen Sie gefeiert werden, nur weil Sie
uf unseren massiven Druck das Diebesgut wieder zu-
ückgeben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die Gewerbesteuer ist ein Relikt von gestern. Sie ist

ein Finanzierungsinstrument, auf das man sich verlas-
en kann, und sie ist auch nicht aufkommensgerecht.
err Kollege Scheelen, das möchte ich Ihnen wieder am
eispiel der Stadt Ulm darlegen. In Ulm gibt es 8 500
ewerbesteuerpflichtige Betriebe. Von diesen zahlen tat-
ächlich nur 1 550 Betriebe Gewerbesteuer. Von diesen
iederum bestreiten ganze 118 Betriebe über 75 Prozent
es Gewerbesteueraufkommens. Das sind hauptsächlich
ittelständler, die ihre Gewinne nicht verlagern können.
ine solch schmale Gewerbesteuerbasis gibt doch kei-
em Kämmerer Planungssicherheit. Hier hilft auch eine
ystematisch völlig blödsinnige und volkswirtschaftlich
alsche Mindeststeuer nicht weiter.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir brauchen eine komplette Neuordnung des Steuer-

echts. Dabei muss zu einer Einkommensteuerreform
ine Reform der kommunalen Finanzen hinzukommen,
ie es vom Kollegen Friedrich Merz bereits dargestellt
orden ist. Das ist die Lösung. Dieser sollten Sie sich
icht länger verschließen. Solche rückwärts gewandten
iskussionen, wie Sie sie heute angezettelt haben, füh-
en nicht weiter und bringen Ihnen – darauf können Sie
ich verlassen – keine Stimmen in Nordrhein-Westfalen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512610500

Das Wort hat die Kollegin Simone Violka von der

PD-Fraktion.

Simone Violka (SPD):
Rede ID: ID1512610600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Schlechte Nachrichten verbreiten sich wie ein
auffeuer. Aber auf gute Nachrichten muss man immer






(A) )



(B) )


Simone Violka

und immer wieder hinweisen, damit sie überhaupt wahr-
genommen werden. Damit bin ich bei dem Grund für die
heutige Aktuelle Stunde. Es geht nämlich um gute Nach-
richten, um die steigenden Einnahmen bei der Gewerbe-
steuer.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Wenn Sie Steuererhöhungen als gute Nachrichten empfinden!)


– Herr Fromme, die Lautstärke garantiert noch nicht die
Qualität und die Richtigkeit des Inhaltes.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Bernd Scheelen [SPD]: Erst der Kopf, dann der Kehlkopf!)


Die Nachrichten von den steigenden Einnahmen bei
der Gewerbesteuer haben nicht nur wir, sondern auch die
Kommunalvertreterinnen und -vertreter gern gehört. Die
Länder haben diese guten Nachrichten ebenfalls positiv
aufgenommen. So äußerte sich zum Beispiel der noch
amtierende sächsische Finanzminister Metz, der erstaun-
licherweise der CDU angehört, wie folgt – wenn man
Herrn Austermann und Herrn Merz genau zugehört hat,
dann weiß man, dass sie Herrn Metz schon im Vorhinein
als inkompetent bezeichnet haben –:

Die sächsischen Kommunen können 2004 gegen-
über der Novemberschätzung 2003 mit 89 Millio-
nen Euro höheren Steuereinnahmen rechnen. Für
2005 sind es 81 Millionen, für 2006 sind es 111 Mil-
lionen mehr als bei der letzten Maischätzung prog-
nostiziert. Für die Kommunen werden 2005 um 5,7
höhere Steuereinnahmen geschätzt als bei der
Maischätzung 2003. Das sind positive Nachrichten
für die sächsischen Kommunen.

So weit Herr Metz. Ich frage Sie: Wie passt denn diese
Äußerung eines Ihrer Kollegen zu den Äußerungen Ihrer
Kollegen hier? Ist der Mann nun inkompetent oder sind
es Ihre Redner?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich sage: Recht hat Herr Metz. Aber ich frage mich
schon, warum er nicht dafür gesorgt hat, dass die künf-
tige finanzielle Lage in den Kommunen noch besser aus-
sieht. Die Einnahmen könnten nämlich noch besser sein,
wenn die Union die Einbeziehung der Freiberufler in die
Gewerbesteuer und unseren Vorschlag zur Mindestge-
winnbesteuerung, eine 50:50-Regelung, verhindert hätte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Nicht zu vergessen, dass die jetzigen spürbaren Ent-
lastungen der Kommunen überhaupt nur gegen den mas-
siven Widerstand von Union und FDP durchzusetzen
waren. Sie wollten die Gewerbesteuer sogar komplett
abschaffen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Guter Ansatz!)


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(C (D Aufgrund der Zahlen zeigt sich jetzt allerdings, wer echt hatte. Eigentlich fehlt in der Pressemitteilung von inanzminister Metz nur der Dank an die rot-grüne Bunesregierung; denn ohne unsere politischen Entscheiungen auf diesem Gebiet würde er heute keine positien Meldungen über die Gewerbesteuereinnahmen in achsen verkünden können – ganz im Gegenteil. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Hätte die Unionsmehrheit dem Steuervergünstigungs-
bbaugesetz und dem Haushaltsbegleitgesetz 2004 in der
on uns beschlossenen Fassung im Bundesrat zuge-
timmt, hätten alle Gebietskörperschaften in den
ahren 2004 bis 2006 insgesamt 25 Milliarden Euro
ehr in ihren Kassen gehabt. Warum Sie dagegen wa-
en, müssen Sie den Kommunalvertretern einfach einmal
rklären. Das ist Geld, das alle Ebenen dringend brau-
hen, auch für Zukunftsinvestitionen.
Ganz besonders drollig ist die FDP. Sie brüstet sich

m Internetportal damit, dass die Gewerbesteuereinnah-
en überall dort, wo sie mitregiert, angeblich besonders
och seien. Gleichzeitig fordert sie aber – ich zitiere –
die Abschaffung des Bürokratiemonsters Gewerbe-
teuer“. Ja, was denn nun?


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Können Sie mal erklären, wo da ein Widerspruch ist?)


hre Alternative, das ruinöse Konzept, das Sie hier vor-
estellt haben und das Sie so nebulös durch die Lande
ragen, ist nun wahrlich keine ernst zu nehmende Lö-
ung.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Ach so, Sie haben das ja wahrscheinlich noch nie gelesen!)


Sie müssen den Leuten aber auch sagen, welche Steu-
rerhöhungen auf sie zukommen. Sie können nicht im-
er nur sagen, wo Sie entlasten wollen. Sie müssen auch
ie Finanzierung klarstellen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


enn Sie das nicht tun, dann ist Ihre Vorgehensweise
ebulös und unseriös.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Wenn Sie es gelesen hätten, wüssten Sie, dass es belastungsneutral ist!)


Kommunen brauchen verlässliche und stabile Steuer-
innahmen. Die Gewerbesteuer ist nun einmal die
auptfinanzierungsquelle der Kommunen. Müssten sie
ich einzig und allein auf Zuweisungen aus den Ländern
erlassen, so wären sie in vielen Fällen verlassen. Ich
rauche nur noch einmal nach Sachsen zu schauen: Der
reistaat brüstet sich mit einer niedrigen Verschuldung,
ässt aber völlig außen vor, wie die Verschuldung in den
reisen und Kommunen aussieht. Deren Verschuldung
ommt aber nicht durch die Verschwendungssucht von
ürgermeistern und Landräten zustande, sondern durch
as finanzielle Ausbluten durch den Freistaat. Er kürzt
n allen möglichen und unmöglichen Zuweisungen und






(A) )



(B) )


Simone Violka

überträgt immer mehr Landesaufgaben auf die kommu-
nale Ebene – natürlich ohne finanziellen Ausgleich.


(Bernd Scheelen [SPD]: Den Anteil an der Hartz-Milliarde behalten sie auch!)


Das geschieht häufig auch dort, wo Gelder aus Berlin für
solche Aufgaben zur Verfügung gestellt werden.

Aber die klebrigen Finger so manchen Finanzminis-
ters sorgen regelmäßig dafür, dass diese Gelder eben
nicht zu 100 Prozent, wie von Berlin abgeschickt, bei
den entsprechenden Stellen ankommen. Vorhin kam
einmal der Einwurf, auch der Bund habe den Kommu-
nen nicht mehr Geld zur Verfügung gestellt. Ich frage
mich schon: Ganztagsschulenprojekt, Fluthilfe,
Goldener Plan Ost, Stadtumbau Ost – schon vergessen?
Damit kommen den Kommunen ganz erhebliche Gelder
direkt zugute, die sie dringend brauchen. Gerade auf den
Freistaat Sachsen kann man sich in dieser Beziehung
überhaupt nicht mehr verlassen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird ja jetzt besser!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512610700

Frau Violka, kommen Sie bitte zum Schluss.

Simone Violka (SPD):
Rede ID: ID1512610800

Wir brauchen die Kommunen als Investitionskraft

und als unverzichtbaren Partner für den Mittelstand. Hö-
ren Sie einfach auf, die zarten Pflänzchen namens „wirt-
schaftliche Erholung“ und „Aufschwung“ verbal zu zer-
treten, noch bevor daraus Pflanzen werden konnten. Das
nützt niemandem, erst recht nicht den Kommunen, die
als letztes Glied in der Kette Ihre politischen Fehlent-
scheidungen häufig auszubaden haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512610900

Das Wort hat die Kollegin Elke Wülfing von der

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Elke Wülfing (CDU):
Rede ID: ID1512611000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

ist schon interessant, wie hier argumentiert wird und
welche Themen hier vor oder nach Wahlen behandelt
werden. Wenn es so ist, dass die SPD und die Grünen
diese Aktuelle Stunde wegen der Kommunalwahl in
Nordrhein-Westfalen beantragt haben,


(Simone Violka [SPD]: Ich habe Ihnen doch gerade gesagt, warum wir sie beantragt haben!)


dann frage ich mich natürlich ganz besorgt: Wo sind
denn all die 60 Kollegen aus Nordrhein-Westfalen, die
hier eigentlich sitzen sollten? Das ist doch etwas merk-

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(C (D ürdig. Sie scheinen sich von dieser Aktuellen Stunde nd von ihrer Wirkung doch nicht ganz so viel zu verprechen. Wie die bisherige Diskussion gezeigt hat, gibt es urchaus einen Bumerangeffekt. Er besteht darin, dass ie Finanzsituation der Kommunen nicht besonders gut st. Selbst die leicht steigenden Gewerbesteuereinnahen – Frau Hendricks, auch Sie kommen aus Nordhein-Westfalen – ändern daran kaum etwas. Ich will einmal zitieren, was Dr. Landsberg vom eutschen Städteund Gemeindebund gesagt hat, heute eröffentlicht in einer Meldung der Deutschen Pressegentur: Insgesamt werden die Kommunen auch im Jahr 2004 ein Defizit von 8 bis 9 Mrd. Euro zu verzeichnen haben. Gleichzeitig explodieren die kommunalen Kassenkredite, mit denen die Kommunen die Löcher in ihren Verwaltungshaushalten stopfen müssen. Die Kassenkredite haben sich allein im größten Bundesland NRW verzehnfacht. Im Jahre 2000 betrugen sie dort 507 Millionen Euro und werden im Jahr 2004 voraussichtlich 5,6 Mrd. Euro betragen. (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen Sie mal den nächsten Satz vor!)


an kann, glaube ich, nicht sagen, dass Nordrhein-
estfalen da ein gutes Renommee hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP])


Ich bin inzwischen wirklich der Meinung, dass bei
en kommunalen Finanzen etwas geschehen muss. Ich
in lange Zeit, 15 Jahre, Kommunalpolitikerin gewesen
nd ich weiß, wie schwierig es ist, die kommunalen
inanzen in den Griff zu bekommen. Ich bin erfreut da-
über, dass es der Deutsche Städte- und Gemeindebund
enauso sieht wie wir, dass nämlich die Gewerbesteuer-
mlage auf unsere Initiative hin von 28 Prozent auf
0 Prozent gesenkt worden ist. Von den steigenden Ge-
erbesteuereinnahmen oder -vorauszahlungen – so muss
an ja sagen – zahlen die Kommunen nicht 28 Prozent
das war Ihr Bier –, sondern 20 Prozent; das ist unser
ier.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die behalten 80 Prozent!)


ie wissen sehr genau, dass Sie diese Senkung in na-
entlicher Abstimmung – Herr Götz hat es vorhin er-
ähnt – abgelehnt haben.
Ich darf dazu noch einmal Herrn Dr. Landsberg in

ieser Pressemeldung zitieren:
Ein großer Teil der zusätzlichen Gewerbesteuerein-
nahmen resultiert aus der vom DStGB seit langem
geforderten Senkung der Gewerbesteuerumlage an
Bund und Länder von 30 % auf 20 %.

as können Sie im Ticker nachlesen.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Hört! Hört!)







(A) )



(B) )


Elke Wülfing

Das ist gut für die Kommunen. Wir haben dafür ge-

sorgt, dass von dem, was sich die Kommunen selbst er-
wirtschaften, wirklich etwas bei ihnen bleibt.

Betrübt stimmt mich, dass man die Bemessungs-
grundlage für die Unternehmen derart verbreitert hat,
und zwar gegen unseren erklärten Willen. Um eine Sen-
kung der Gewerbesteuerumlage für die Kommunen zu
erreichen, mussten wir uns auf diesen Pfad begeben.
Durch die Gesetzgebung aus den Jahren 2002/2003 und
2004 ist die Grundlage für die Bemessung von Steuern
bei den Unternehmen verbreitert worden, Frau
Hendricks, und dadurch ist ihnen eine zusätzliche Belas-
tung von immerhin fast 8 Milliarden Euro entstanden.
Das sind Ihre Zahlen aus dem Finanzministerium, veröf-
fentlicht heute mit der Broschüre vom BDI.

Man kann mit Fug und Recht sagen, dass das in der
gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation für die Kom-
munen natürlich nicht günstig ist. Das ist nicht gut für
Arbeitsplätze. Lassen Sie doch die Unternehmen in
Ruhe!


(Lachen bei der SPD)

Natürlich ist es so, dass steigende Gewerbesteuerzahlen
für die Kommunen gut, aber für die Unternehmen
schlecht sind. Deswegen hat man dabei immer ein la-
chendes und ein weinendes Auge.

Alles, was Arbeitsplätze schafft, ist sozial.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP])

Deswegen ist es wichtig, denke ich, dass die Kommunen
in Deutschland wieder investieren können. Deshalb darf
man ihnen vorher nicht alles Mögliche abgraben, vor al-
lem nicht das Geld,


(Lachen bei der SPD)

das sie dringend für Investitionen brauchen. Investitio-
nen schaffen Arbeitsplätze. Dann haben auch die Kom-
munen wieder stetige Gewerbesteuereinnahmen.

Wenn Sie nachlesen wollen, wie nach unserer Vorstel-
lung eine Gemeindefinanzreform aussehen soll, dann
schauen Sie bitte in unseren Antrag. Friedrich Merz hat
das vorhin erwähnt. Er hat ihn ausgearbeitet und er ist
von der CDU und CSU gemeinsam in den Bundestag
eingebracht worden. Machen Sie es so, wie es da steht!
Ein Beteiligungsmodell mit Hebesatzrecht ist eine sehr
vernünftige Lösung, die wir gemeinsam mit den Kom-
munen erarbeiten sollten. Damit hätten wir eine sichere
Finanzgrundlage für die Kommunen und nicht eine der-
artig volatile Grundlage wie die Gewerbesteuer, die mit
der Konjunktur ständig rauf und runter geht. Das werden
wir noch erleben –


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512611100

Frau Kollegin Wülfing, kommen Sie bitte zum

Schluss.

(Dr. Uwe Küster [SPD]: Diese Frau ist am Ende!)


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(C (D – ja, ich bin fertig –: Die derzeitigen Gewerbesteuer orauszahlungen können sich am Ende des Jahres bei er Gewerbesteuerabrechnung wieder verringern, wenn ie Konjunktur nicht so läuft, wie sich das zum Beispiel err Finanzminister Eichel vorstellt. Bitte, Frau Kollegin Wülfing. Ich denke, dass wir deswegen eine andere Finanz rundlage brauchen als die, die Sie hier vorgestellt haen. Danke schön. Das Wort hat der Kollege Horst Schild von SPD raktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich in jetzt ein bisschen verunsichert, weil ich keinen roten aden in der Argumentation der Opposition erkennen ann. (Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Noch nicht einmal einen schwarzen!)

Elke Wülfing (CDU):
Rede ID: ID1512611200
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512611300
Elke Wülfing (CDU):
Rede ID: ID1512611400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512611500
Horst Schild (SPD):
Rede ID: ID1512611600

Was haben wir denn, Frau Kollegin Wülfing? Wir
tellen fest: Die Gewerbesteuereinnahmen haben sich im
rsten Halbjahr 2004 deutlich positiv entwickelt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

un können wir darüber streiten, woran das im Einzel-
en gelegen hat. Dass es aber eine deutlich positive Ent-
icklung, wenn auch regional durchaus differenziert
das ist bei der Gewerbesteuer ja immer so gewesen –,
egeben hat, ist unstrittig. Eines ist auch klar – das war
ine Forderung der kommunalen Spitzenverbände –:
enn wir die Gewerbesteuer zu einer dauerhaften und

ragfähigen kommunalen Einnahmequelle machen wol-
en, dann reicht es nicht aus, nur die Umlage zu senken
wir haben frühzeitig signalisiert, dass wir dazu bereit
ären, wenn es innerhalb eines Gesamtkonzeptes er-
olgt –,


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sie haben aber dagegen gestimmt!)


ondern dazu gehört auch die Verbreiterung der Bemes-
ungsgrundlage. Das schafft Verlässlichkeit und Stabili-
ät auch für die kommunale Seite.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das schädigt aber die Unternehmen!)


Ich komme auch noch auf Sie zurück.
Wir haben nun Mehreinnahmen bei den Kommunen.
as ist zu begrüßen. Wir haben Ihnen mit dieser Aktuel-
en Stunde die kleine Chance gegeben, zu sagen: Auch
ir als Opposition haben im Vermittlungsverfahren






(A) )



(B) )


Horst Schild

etwas dazu beigetragen, dass die Kommunen heute bes-
ser dastehen als im letzten Jahr.


(Simone Violka [SPD]: So clever sind die nicht!)


Nun gut, Sie wollten das nicht.
Dann müssen wir uns aber über einen anderen Punkt

unterhalten: Sie negieren, dass es den Kommunen besser
geht und malen die kommunale Situation schwarz.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Stimmt doch nicht! – Zuruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU])


– Niemand sagt ja, dass wir aus dem Gröbsten heraus
sind. – Nun schauen wir uns aber einmal an, was einige
Bundesländer machen, und erklären Sie mir einmal, wie
das vor dem Hintergrund dieser katastrophalen finanziel-
len Situation in den Kommunen zu verantworten ist. Das
Land Thüringen geht hin und kürzt den kommunalen
Finanzausgleich im nächsten Jahr um 35 Millionen.


(Zuruf von der SPD: Hört! Hört!)

Kollegin Andreae hat vorhin gesagt, das Land Baden-
Württemberg geht hin und kürzt den kommunalen
Finanzausgleich um 123 Millionen. Nun geht das Land
Niedersachsen hin und kürzt den kommunalen Finanz-
ausgleich um 150 Millionen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Weil der Gabriel den ganzen Haushalt pleite gemacht hat! Das ist wirklich an den Haaren herbeigezogen!)


Wenn eine Regierung die Verantwortung für ein Land
trägt, dann kann sie nicht den Gemeinden so ohne weite-
res einmal 150 Millionen wegnehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das sehen ja nicht nur wir so. Den Kollegen Fromme,
der sich mit seinen Zwischenrufen inzwischen völlig
verausgabt hat, möchte ich wenigstens lobend als einen
der verantwortlichen Kommunalpolitiker im Lande Nie-
dersachsen erwähnen, der vehement kritisiert hat, dass
die niedersächsische Regierung, an der die FDP beteiligt
ist, den kommunalen Finanzausgleich gekürzt hat. Auf
diese Weise fallen natürlich die positiven Effekte, die
wir den Kommunen zukommen lassen, wieder weg,
wenn Sie Geld an anderer Stelle streichen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das ist doch unglaublich!)


Nachdem der Kollege Seiffert von Diebesgut gespro-
chen hat, das wir zurückgegeben haben, sollten Sie sich
einmal selbst überlegen, wie Sie den Fischzug einiger
CDU-geführter Landesregierungen klassifizieren wol-
len, die den Kommunen an anderer Stelle das wieder
wegnehmen, was wir ihnen gerade haben zukommen
lassen.

Kollege Fromme, ich hoffe, Sie behalten noch ein biss-
chen von dem Engagement, das Sie bei meinen Vorred-
nern durch Zwischenrufe an den Tag gelegt haben, zu-
rück, damit Sie noch genügend Kraft haben, um Seit an

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(C (D eit mit den Kommunen in Niedersachsen zu verhinern, was die niedersächsische Landesregierung mit den ommunen vorhat. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Reinhard Grindel [CDU/ CSU]: Da hätten Sie einmal früher aufwachen sollen! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Schild, warum wurde die SPD denn in Niedersachsen abgewählt?)


Ich will noch zwei, drei Sätze sagen: Hier wird doch
on der CDU/CSU das Konzept vertreten – der Kollege
erz hat das auch wieder getan –, dass sie Gewerbe-
teuer in der jetzigen Form nicht mehr wollen. Darüber
ann man ja gegebenenfalls reden.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sehr gut!)

ber dann muss man eine Alternative haben.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Haben wir!)

Herr Kollege Pinkwart, Sie haben sie nicht. In Ihrem
onzept ist eine Umverteilung bei der Umsatzsteuer in
öhe von 12 Prozentpunkten enthalten. Sie haben aber
irgendwo gesagt, woher das Geld kommen soll.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das haben wir gerechnet!)


Gerechnet reicht nicht. Irgendeiner muss doch zahlen.

(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Es ist doch dargelegt!)

enn Sie den Kommunen 12 Prozentpunkte mehr geben
ollen,


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: 10 Prozentpunkte!)


ann müssen Sie diesen Anteil dem Bund und den Län-
ern wegnehmen. Aber diesen Punkt lassen Sie offen.
Das Gleiche gilt für das, was der Kollege Merz vorhin

esagt hat. Er hat in verräterischer Weise von der Beteili-
ung der Gemeinden gesprochen. Was gilt denn nun:
ebesatzrecht oder Beteiligung?


(Peter Götz [CDU/CSU]: Beides!)

leibt es bei Art. 28 des Grundgesetzes? Was wollen Sie
igentlich?
Weiterhin muss man fragen, wie Sie die Stadt-Um-

and-Problematik lösen wollen. Die Mehrheit der CDU/
SU-regierten Länder im Bundesrat ist unseren Weg
itgegangen, weil sie in kluger Vorausschau wussten
auch Herr Faltlhauser hat das gesagt –, dass Ihr Modell
icht ausgereift ist und dass damit die Probleme Stadt/
mland nicht zu lösen sind.
Ich bitte Sie: Wenn Sie schon Vorschläge machen,

ann feilen Sie sie so aus, dass nicht mehr Fragen aufge-
orfen als beantwortet werden.
Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Das stimmt doch gar nicht! Sie wissen es selber besser!)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512611700

Das Wort hat die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch.

Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1512611800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Sehr geehrte Gäste, ich bin Abgeordnete der PDS.
Die „taz“ titelte am Dienstag im Bezug auf die SPD

sehr zutreffend: „Wahlverlierer in Siegerlaune“. Ein biss-
chen empfinde ich auch diese Debatte so. Sie, meine
Damen und Herren von der SPD, tun so, als hätten Sie
die Gemeinden aus ihrer Finanznot gerettet. Es müsste
Ihnen doch aufgefallen sein, dass die Vertreter der Kom-
munen die von der Bundesregierung verbreitete Eupho-
rie nicht teilen können.

Am Mittwoch hat Bundesminister Stolpe viele warme
Worte zum Stand der deutschen Einheit und zur wirt-
schaftlichen Entwicklung im Osten gesagt; die Bundes-
regierung hat gar die wirtschaftliche Wende entdecken
wollen. Das Konjunkturbarometer des Instituts für Wirt-
schaftsforschung in Halle spricht jedoch eine andere
Sprache. Die Wirtschaft in Ostdeutschland hat im ersten
Halbjahr mit der konjunkturellen Entwicklung im Wes-
ten Deutschlands und im Ausland nicht mithalten kön-
nen. Der gravierende Unterschied zwischen den Kom-
munen in Ost und West bleibt. Die Steuereinnahmen
ostdeutscher Kommunen erreichen im Vergleich mit de-
nen westdeutscher Städte und Gemeinden nur ein Ni-
veau von 30 Prozent.

Aber auch die westdeutschen Kommunen leiden
finanzielle Not. Es kann doch wohl nicht als Erfolg ver-
rechnet werden, dass die kommunalen Investitionen im
vergangenen Jahr weiter gefallen sind und um ein Drittel
unter dem Stand des Jahres 1992 lagen. Ganz im Gegen-
satz zu den gesunkenen Investitionen sind die Sozialaus-
gaben in den Kommunen dramatisch gestiegen. Ich
nehme noch einmal das Jahr 1992 als Bezugspunkt, ob-
wohl ein Redner neulich gesagt hat, dass man mit dem
Nennen jeder neuen Zahl ein Drittel seiner Zuhörer ver-
liert:


(Lachen des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP])


Im Jahr 2004 werden die Sozialausgaben der Kommu-
nen um 45 Prozent über dem Niveau von 1992 liegen. Es
gibt also eine totale Schieflage.

Ich glaube, es ist eine gefährliche Illusion, zu glauben
– das wird verbreitet –, dass im Ergebnis von Hartz IV
die Kommunen entlastet werden. Das Gegenteil wird der
Fall sein.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Auch deshalb gehört Hartz IV grundlegend korrigiert.
Die Folgekosten von Hartz IV werden die Kommunen
empfindlich belasten.

Wenn jetzt der Anstieg der Einnahmen aus der Ge-
werbesteuer im letzten halben Jahr als Erfolg gefeiert
wird, halte ich das für kurzsichtig. Dem stellvertretenden
Geschäftsführer des Sächsischen Städte- und Gemeinde-
tages ist zuzustimmen, wenn er sagt: „Kassensturz wird
erst zum Jahresende gemacht.“

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(C (D Wir, die PDS, sind der Auffassung, dass die struktuelle Schieflage der kommunalen Finanzausstattung daurhaft und nachhaltig überwunden werden muss. ir fordern eine Reform der Kommunalfinanzen, die iesen Namen auch wirklich verdient. Wir wollen, dass ie Kommunen Planungssicherheit haben. Die Ergebnisse der Landtagswahlen am letzten Wo henende sind heftig und kontrovers diskutiert worden. ie eingangs schon zitiert, liefen Wahlverlierer in Sieerlaune umher. Ich finde, die geringe Wahlbeteiligung st eine Niederlage für die demokratischen Parteien. Geade die Wahlenthaltung in kleinen Kommunen zeigt, ass viele Menschen von der Politik dort nichts mehr erarten. Wenn die Kommunen vor Ort zu wenig Geld haen, um zu investieren und das Leben vor Ort lebenswert u gestalten, ist das auch eine Gefahr für die Demokraie. Stabile und gesicherte Kommunalfinanzen sind eine rage der Demokratie. Ein halbes Jahr mit leicht steigener Tendenz bei den Gewerbesteuereinnahmen reicht da icht aus. Vielen Dank. Als letzte Rednerin in dieser Aktuellen Stunde hat die ollegin Bettina Hagedorn von der SPD-Fraktion das ort. Verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe ollegen! Es ist immer wieder erstaunlich, dass in dieem Haus selbst hervorragende Botschaften von Ihnen o schlechtgeredet werden. (Beifall bei der SPD – Lachen bei der CDU/ CSU)


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sehr gut!)


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512611900
Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1512612000

as lassen wir Ihnen wirklich nicht durchgehen. Dazu
raucht man auch keine rosarote Brille.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine orange Brille, würde ich sagen!)


Ich selbst bin bis vor anderthalb Jahren 20 Jahre lang
ommunalpolitikerin, Bürgermeisterin und Amtsvorste-
erin gewesen; Herr Kollege Kampeter, Sie wissen das.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das habe ich oft genug von Ihnen gehört, Frau Kollegin! Die wissen schon, warum sie Sie weggeschickt haben!)


nsofern betrachte ich die Kommunalfinanzen mit gro-
em Interesse. Ich weiß, dass es im Hinblick auf die
ommunalfinanzen grundsätzlich noch keine Entwar-
ung gibt.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sehr gut! Ganz richtig!)







(A) )



(B) )


Bettina Hagedorn

Aber da gleich mehrere Ihrer Redner fälschlicher-

weise gesagt haben, dass die Gewerbesteuerumlagesen-
kung irgendetwas mit der jetzigen Botschaft von den gu-
ten Zahlen zu tun habe, müssen wir wirklich an Ihrem
finanzpolitischen Sachverstand zweifeln.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Vor diesem Hintergrund möchte ich Ihnen sagen, dass
es natürlich unbestritten ist – dies wird in einem Artikel
im „Handelsblatt“ vom 16. September dieses Jahres
bestätigt –, dass die konjunkturelle Entwicklung der
eigentliche Faktor für die jetzt positiven Zahlen ist.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das wird Ihnen der Finanzminister aber nicht bestätigen können!)


Im Zusammenhang mit der Gemeindefinanzreform, die
wir gemeinsam im Vermittlungsausschuss beschlossen
haben, zeitigt die Mindestgewinnbesteuerung, die der
Kollege Merz vorhin als eine zusätzliche Steuererhö-
hung gegeißelt hat, jetzt bei den Kommunen erste Er-
folge.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das liegt doch an der Steuererhöhung und nicht an der Konjunktur!)


Meine Damen und Herren von der Opposition, Sie
sollten sich schon entscheiden: Auf der einen Seite kriti-
sieren Sie öffentlich vor Mikrofonen – ich muss Sie da-
ran erinnern –, dass ein Großunternehmen wie Vodafone
versucht, die Verluste aus den Vorjahren mit dem Ge-
winn zu verrechnen. Auf der anderen Seite geißeln Sie
unsere Mindestgewinnbesteuerung als eine Steuererhö-
hung. Sie sollten sich überlegen, wie Sie das den Bürge-
rinnen und Bürgern erklären wollen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Darüber hinaus ist es völlig unbestritten, dass sich ne-
ben den Einnahmen aus der Mindestgewinnbesteuerung
und den Auswirkungen der positiven Konjunktur die
Senkung der Gewerbesteuerumlage bis zum Jahresende
bei den Kommunen positiv bemerkbar machen wird. Da-
bei ist mit 2,5 Milliarden Euro zu rechnen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das hätten wir schon voriges Jahr haben können!)


Es hätte natürlich aus unserer Sicht noch viel besser
kommen können; an uns hat es aber nicht gelegen. Wenn
man in die Gewerbesteuerreform, so wie wir sie gewollt
hätten, zusätzlich die Freiberufler einbezogen und man
die Bemessungsgrundlage verbreitert hätte, dann wären
gerade in Kommunen in strukturschwächeren Regionen
mehr Gelder angekommen.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das waren doch Papiergewinne! Sie hätten Arbeitsplätze vernichtet!)


Ich möchte aber Ihren geschätzten Blick ein bisschen
darauf richten, dass für das kommende Jahr unter ande-
rem im Zusammenhang mit Hartz IV eine zusätzliche

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(C (D erbesserung der Kommunalfinanzen ansteht. Die taatssekretärin hat die entsprechenden Summen geannt; sie werden in der Summe bei mehr als 6,5 Milliaren Euro liegen. (Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Und ihr glaubt das alles? – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sozialdemokratische Finanzpolitik ist Luftbuchungspolitik!)


in entscheidender Punkt ist: Was machen die Kommu-
en jetzt mit diesem Geld? Wenn sie nämlich auf Sie hö-
en, die Sie unseren Standort weiter schlechtreden,


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)

ann wird dieses Geld in erster Linie – dies ist von Ihrer
eite bereits angekündigt worden – zur Entschuldung
er Kommunen genutzt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gemeinderat, sage ich da nur! – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das ist doch vernünftig!)


Nein, das ist völlig unvernünftig. Es ist nämlich nicht
o, dass wir als Bund in unsere Tasche greifen, damit die
ommunen dann letzten Endes eine Entschuldungspoli-
ik betreiben. Nein, das Geld wird für öffentliche Auf-
räge vor Ort bzw. zur Ankurbelung der Wirtschaft ge-
raucht.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Erst wegnehmen und dann wiedergeben ist keine Wohltat!)

s wird, Herr Kampeter, wenn ich mir diese Bemerkung
rlauben darf, vor allen Dingen zur Verbesserung von
ildung und Betreuung in den Kommunen gebraucht; da
st sich Rot-Grün mit der Wirtschaft vollkommen einig.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da geht es wohl mehr um Suppenküchen und nicht um Qualitätsbetreuung!)


Auch da hören wir schon, dass die Kommunen die
este Vereinbarung, die es hier gegeben hat, nämlich von
en 2,5 Milliarden Euro, die im Zusammenhang mit
artz IV bei den Kommunen verbleiben werden,
,5 Milliarden Euro insbesondere in die Betreuung der
nter Dreijährigen zu investieren, nicht einhalten wollen.
ür dieses Programm haben wir in Deutschland nicht nur
ie Unterstützung der Wirtschaft, sondern auch führen-
er gesellschaftlicher Kräfte und im Übrigen auch die
nterstützung vieler Frauen aus Ihren Reihen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Präsident, was macht die Uhr?)


Nun bringen wir in diesem Zusammenhang einen Ge-
etzentwurf in den Bundestag ein. Frau Gönner aus Ba-
en-Württemberg hat ja schon angekündigt, das Gesetz
icht in Kraft treten lassen zu wollen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Mit guten Gründen!)


azu muss ich Ihnen sagen: Damit stellen Sie sich ein
rmutszeugnis aus.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bettina Hagedorn

Von den über 6 Milliarden Euro, mit denen die Kommu-
nen ab dem kommenden Jahr durch die Kombination
von Gewerbesteuerreform, Hartz IV und anderen Geset-
zen besser gestellt werden


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Zahlen sind wahrscheinlich so falsch wie Ihr Haushalt!)


– ich kann Ihnen die Zahlen einmal in Ruhe darlegen,
Herr Kampeter –, sollen 1,5 Milliarden Euro für die Be-
treuung der unter Dreijährigen bereitgestellt werden. Wir
streben nach dem Gesetz 230 000 zusätzliche Betreu-
ungsplätze bis zum Jahr 2010 an, 60 000 im nächsten
Jahr und durchschnittlich 34 000 in den Folgejahren. Die
Kommunen sind frei in der Gestaltung, in welchem Um-
fang sie diese Plätze pro Jahr bereitstellen werden.

Der entscheidende Punkt ist, dass wir bei der Schaf-
fung der 230 000 zusätzlichen Plätze auf die Finanzsi-
tuation der Kommunen Rücksicht genommen haben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512612100

Frau Kollegin Hagedorn!


Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1512612200

Wenn im nächsten Jahr 400 Millionen Euro investiert

werden, verbleiben noch 1,1 Milliarden Euro –


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512612300

Sie haben Ihre Redezeit weit überschritten. Ich muss

leider intervenieren.


Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1512612400

– bei den Kommunen, um die Erfüllung öffentlicher

Aufträge zu gewährleisten bzw. um im Rahmen der
Ganztagsbetreuung – wir haben 4 Milliarden Euro für
bessere Bildung und Betreuung zur Verfügung gestellt –
ergänzend tätig zu werden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512612500

Vielen Dank, Frau Kollegin.


Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1512612600

Ich appelliere an die Kommunen, das Geld in die

Hand zu nehmen –,


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512612700

Vielen Dank!


Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1512612800

und zwar zugunsten der Familien.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512612900

Die Aktuelle Stunde ist beendet.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 5 auf:

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(C (D Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Swen Schulz Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Peter Hettlich, Volker Beck und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Deutsche und europäische Raumfahrtpolitik zukunftsorientiert gestalten – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Georg Nüßlein, Katherina Reiche, Thomas Rachel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Stärkung der wissenschaftlichen Zukunftsund wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit des Raumfahrtstandorts Deutschland in Europa – zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Ulrike Flach, Christoph Hartmann Fraktion der FDP Stärkung der europäischen Raumfahrtpolitik – Gewinn für den Wirtschaftsund Forschungsstandort Deutschland – zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Weißbuch Die Raumfahrt: Europäische Horizonte einer erweiterten Union Aktionsplan für die Durchführung der europäischen Raumfahrtpolitik KOM – Drucksachen 15/2394, 15/2334, 15/1230, 15/2373 Nr. 2.2, 15/3539 – Berichterstattung: Abgeordnete Ulrike Flach Swen Schulz Dr. Georg Nüßlein Peter Hettlich Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red er dem Kollegen Swen Schulz von der SPD-Fraktion as Wort. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ehr verehrte Damen und Herren! Heute möchte ich ich als Hellseher betätigen. Ich sage voraus, was die Swen Schulz CDU/CSU hier im Wesentlichen zum Thema Raumfahrt vortragen wird. Meine Kolleginnen und Kollegen von der Union, Sie werden deutlich machen, dass Sie zur Raumfahrt stehen, und einige gute und vollkommen unkontroverse Erläuterungen dazu abgeben. So weit, so gut. Dann werden Sie aber betonen, dass Deutschland die Chancen der bemannten Raumfahrt nicht verpassen dürfe. Konkret: Sie wollen gemeinsam mit US-Präsident Bush zum Mars fliegen. (Jörg Tauss [SPD]: Es wäre ja nicht schlecht, wenn sie mitflögen!)


(Spandau), Jörg Tauss, Doris Barnett, weiterer


(Köln), Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter


(Homburg), weiterer Abgeordneter und der


(Beifall bei der SPD)

Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1512613000




(A) )


(B) )


Das würde mich an sich nicht weiter stören. Sie wollen
das aber natürlich auf Kosten der Steuerzahler machen.
Das bereitet Probleme, die Sie nicht lösen können, ja,
leider auch gar nicht erst lösen wollen. Sie werden nicht
erklären, woher das Geld für die Programme der be-
mannten Raumfahrt kommen soll. Sie merken es: Ich
sage auch voraus, was Sie nicht sagen werden.

Diese inhaltliche Lücke wird Sie aber nicht daran hin-
dern, die Regierungskoalition anzugreifen, weil für die
Raumfahrt, insbesondere im Rahmen des nationalen
Programms, zu wenig Geld zur Verfügung gestellt
werde.

Der Reihe nach: Über die Bedeutung der Raumfahrt
muss ich hier wohl nicht mehr viel sagen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Sie ist von großer strategischer Bedeutung, Motor des
wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts,
schafft Arbeitsplätze und hilft, Probleme auf der Erde zu
lösen: vom Umweltschutz über Kommunikation und Na-
vigation, Katastrophenschutz usw.

Wir brauchen aufgrund der Bedeutung der Raumfahrt ei-
nen eigenen, einen unabhängigen Zugang zum Weltraum.
Wir dürfen uns in diesem Schlüsselbereich nicht von an-
deren Staaten abhängig machen. Die bringen doch die
eigene Konkurrenz nicht in den Weltraum, und wenn,
dann nur zu härtesten Bedingungen.

Natürlich schaffen wir Deutsche das nicht allein. Wir
benötigen die enge Zusammenarbeit mit unseren europäi-
schen Freunden. Wir wollen darum – das ist einer der
wichtigen Punkte unseres Antrages – die EU stärker ein-
beziehen. Damit erhalten wir eine breitere Basis für die
europäische Raumfahrt und können insbesondere die an-
wendungsorientierten Aktivitäten durch Beteiligung der
Nutzer bei Konzeption und Finanzierung stärken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir dürfen darüber aber nicht die nationalen Anstren-
gungen vernachlässigen. Wir können nicht einfach so
tun, als ob Europa das alles für uns erledige. Nur wer in
der ersten Reihe mitmischt, wird auch richtig von der
Raumfahrt profitieren können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Um das sicherzustellen, müssen wir Prioritäten seten, also herausarbeiten, wo wir Spitze sind oder werden önnen, und uns auf diese Felder konzentrieren, anstatt berall ein wenig zu machen und damit ins Mittelmaß zu utschen. Wir haben uns in der europäischen und deutschen aumfahrt eine Menge vorgenommen. Die drei wohl rößten Herausforderungen will ich benennen: das Träersystem Ariane 5, das Satellitennavigationssystem Gaileo und die internationale Raumstation ISS. Das sind irklich dicke Brocken, die einen Großteil der zur Verügung stehenden Ressourcen in Anspruch nehmen. Wir müssen unbedingt die Ariane flott bekommen; onst haben wir nicht den angesprochenen unabhängigen ugang zum Weltraum und können die Raumfahrt dann m Grunde genommen sowieso abhaken. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


undesministerin Bulmahn hat in diesem Feld ein wirk-
ich glanzvolles Verhandlungsergebnis erreicht


(Beifall bei der SPD)

nd den Trägerbereich neu strukturiert, die deutschen
usgaben begrenzt und darüber hinaus den Abbau des
ückflussdefizits vereinbart. Ich fürchte, das gehört zu
en wichtigen Dingen, die die CDU/CSU verschweigen
ird.


(Jörg Tauss [SPD]: Lassen wir uns positiv überraschen!)


Galileo bietet eine riesige Chance für Europa und ge-
ade auch für Deutschland. Die Bundesregierung hat hier
inen weiteren tollen Erfolg zu verzeichnen, denn sie hat
eutschland die Führung des Projektes erstritten.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

och wir dürfen uns damit nicht zufrieden geben, son-
ern müssen die daraus resultierenden Möglichkeiten
utzen. Wir müssen das System auf die Beine stellen und
arauf achten, dass die Zusammenarbeit von öffentlicher
nd privater Seite funktioniert und dass Unternehmen in
eutschland Nutzen daraus ziehen.
Bei dem vielleicht Schwierigsten, der internationa-

en Raumstation ISS, können wir derzeit allerdings
icht viel mehr machen als warten: warten auf die
SA, darauf, ob die Vereinigten Staaten zu ihrem Wort
tehen und die Raumstation mit dem Space Shuttle an-
liegen und dann die ISS mit unserem Forschungsmo-
ul Columbus fertig stellen. Erst dann können wir die
SS auch richtig nutzen.
Um auch von den Finanzen her die Dimension klar zu
achen: Deutschland ist der größte europäische Bei-
ragszahler für die Raumstation. Jährlich werden dafür
twa 100 Millionen Euro aus deutschen Steuermitteln
erwendet. Insgesamt wurden dafür von uns bereits
eute über 1 Milliarde Euro ausgegeben. Das kann man
egrüßen oder auch kritisch sehen; das ist aber nicht
ein Punkt. Mein Thema ist, dass es vollkommen von
en USA abhängt, ob unsere Ausgaben irgendwann auch






(A) )



(B) )


Swen Schulz (Spandau)


einmal einen Nutzen bringen. Wir bauen Columbus und
das Teil wartet in irgendeiner Halle darauf, dass sich der
US-Präsident erbarmt und es mit nach oben auf die
Raumstation nimmt.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, unglaublich!)

Ich will mich nicht zu lange mit den Fehlleistungen der
Regierung Kohl aufhalten; wir können das heute nicht
mehr ändern. Wir sind vertragstreu und fordern auch die
USA dazu auf.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dafür allerdings, liebe Kolleginnen und Kollegen von
der CDU/CSU, dass Sie nach dieser Erfahrung jetzt mit
den Amerikanern offenbar ein neues Abenteuer der be-
mannten Raumfahrt eingehen wollen, fehlt mir jedes
Verständnis.


(Jörg Tauss [SPD]: Und denen das Geld!)

Sie stellen sich hier hin, befreit von jedwedem lästigen
Realitätssinn, und fordern, dass wir im Himmel einen
Jahrmarkt veranstalten. Das geht nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie wissen dabei genau, dass wegen des Aufwandes für
Sicherheit und Überlebenssysteme die Kosten für
bemannte Raumfahrt um ein x-faches höher sind als
für unbemannte Raumfahrt. Aber selbst wenn Sie den
ganzen Aufwand bewältigen, die technischen Probleme
lösen und alles bezahlen können, stellt sich immer noch
eine kleine, aber nicht ganz unwichtige Frage: Wenn Sie
einen Menschen auf den Mars gebracht haben, was soll
der dann da bitte schön machen? Die europäische Fahne
in roten Sand rammen und dann wieder nach Hause flie-
gen?


(Jörg Tauss [SPD]: Roter Sand ist gut!)

Ich bitte alle: Bleiben Sie auf dem Teppich! Die Kos-

ten-Nutzen-Relation der unbemannten Raumfahrt ist
nicht zu schlagen. Es steht das schöne Wort von Bundes-
ministerin Bulmahn: Die Amerikaner können ja gerne
zum Mars fliegen – unser Roboter wird ihnen die Tür
aufmachen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie mögen einwenden, dass wir Visionen brauchten.
Okay, aber leider verwechseln Sie wie so oft Visionen
mit Spinnerei


(Jörg Tauss [SPD]: Wolkenkuckucksheim!)

und kümmern sich dabei nicht darum, dass wir zunächst
die real vor uns liegenden Herausforderungen bewälti-
gen müssen. Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche,
wir stellen die Grundlage her, auf der dann neue Vorha-
ben verantwortbar konzipiert werden können, keine
fragwürdigen Prestigeprojekte, sondern effiziente For-
schung, Entwicklung und Anwendung.

Zum Abschluss natürlich noch ein paar Worte zum
Geld. Gestern im Ausschuss haben wir gehört, dass Sie

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(C (D 00 Millionen Euro mehr für Bildung und Forschung haen möchten, gegenfinanziert durch den Abbau der teinkohlesubventionen. as geht so natürlich gar nicht. Sie wissen das auch, ber Sie glauben, es höre sich gut an. Sie haben sich icht zu dem Vorschlag von Edmund Stoiber verhalten, ewissermaßen mit dem Rasenmäher überall die Ausgaen zu kürzen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Jörg Tauss [SPD]: Stoiber will Kürzungen!)


as hörte sich nicht mehr so gut an und vertrüge sich na-
ürlich auch nicht mit Ihren ständigen Forderungen nach
ehr Ausgaben.
Wir haben einen Weg vorgeschlagen, der nicht leicht,

ber tatsächlich gangbar ist, nämlich in die Köpfe anstatt
n Beton zu investieren. Wir geben heute Milliarden für
ie Eigenheimzulage aus, Geld, das wir dringend für
ildung und Forschung benötigen, auch für die Raum-
ahrt.
In unserem Antrag steht, dass insbesondere die natio-

ale Raumfahrt finanziell gestärkt werden muss; ich
atte schon auf ihre Bedeutung hingewiesen. Wir haben
n dieser schwierigen Haushaltslage eine Stabilisierung
er Ausgaben erreicht. Aber es ist richtig, wir benötigen
inen Aufwuchs. Ich schlage Ihnen daher eine Abma-
hung vor: Sorgen Sie dafür, dass die CDU/CSU der Ab-
chaffung der Eigenheimzulage zustimmt, und ich sorge
afür, dass die Ausgaben für die Raumfahrt steigen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dabei helfe ich!)


ine solche Zusage von Ihnen würde mich freuen,
benso, wenn Sie hier erklärten, dass Sie keine Aben-
euer fordern, oder wenigstens sagten, woher die Milliar-
en kommen sollen. Es würde mich überraschen, aber
reuen. Dann könnte ich auch verschmerzen, dass es mit
einen hellseherischen Fähigkeiten doch nicht so weit
er ist.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512613100

Das Wort hat der Kollege Dr. Georg Nüßlein von der
DU/CSU-Fraktion.


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1512613200

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten
amen und Herren! Ich finde es zunächst spannend,
ass der geschätzte Kollege Schulz hier Astrologie und
stronomie vermischt hat. Nicht spannend finde ich das,
as Sie uns vorhergesagt haben, weil hier im Hause be-
annt ist, dass Sie die Probleme und Schwierigkeiten
ehr wohl kennen, nur nicht an deren Lösung arbeiten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein

Angesichts dessen sind Vorhersagen alles andere als eine
Kunst.

Nun sind Vorhersagen hier auch deshalb nicht schwie-
rig gewesen, weil wir uns bei der letzten Debatte schein-
bar weitgehend und fraktionsübergreifend über die Be-
deutung der Raumfahrt einig waren. Natürlich muss man
bei so viel Einigkeit ein bisschen zwischen den Zeilen
lesen. Es spricht Bände, wenn der Kollege Hettlich von
den Grünen in der letzten Debatte relativiert hat:

Die technologischen Fortschritte durch die Raum-
fahrt wurden und werden auch heute noch etwas
überschätzt.

(Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Die bemannte!)

– Nein, das haben Sie nicht gesagt. Das ist im Protokoll
nachzulesen.

Ich bin froh, dass trotzdem die Schlussfolgerungen al-
ler Beteiligten ähnlich ausfallen: Wir wollen den natio-
nalen Etat aufstocken, kleine und mittlere Unternehmen
nach wie vor an der Raumfahrt beteiligt wissen, den wis-
senschaftlichen und technischen Nachwuchs fördern und
die europäische und internationale Zusammenarbeit aus-
bauen. Nun ist es ein halbes Jahr her, dass wir an dieser
Stelle diskutiert haben. Daher dürfen wir die Frage stel-
len, was in diesem halben Jahr passiert ist.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist eine berechtigte Frage!)


Die Regierung hat ziemlich zeitgleich mit der letzten
Debatte eine Innovationsoffensive angekündigt.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

Dass seit sechs Jahren keine innovativen Impulse aus der
Politik kommen, bildet sich mittlerweile in der Wirt-
schaft deutlich ab. Im Jahr 1999 waren 60 Prozent der
Unternehmen mit Produktinnovationen auf dem
Markt, 2002 waren es nur noch 53 Prozent. Bei den Pa-
tentanmeldungen wurde Deutschland nach 13 Jahren
Vorreiterrolle im Jahre 2003 erstmals von Japan überrun-
det. Der Anteil forschungsintensiver Erzeugnisse am Ex-
port sinkt. Im Jahr 2000 importierte Deutschland im Be-
reich der Spitzentechnologie erstmals mehr, als es
exportierte.


(Jörg Tauss [SPD]: Daran sehen Sie, was Sie uns hinterlassen haben!)


– Auf diese Bemerkung komme ich noch zurück.
Ihre Innovationsoffensive, meine Damen und Herren,

ist und bleibt eine Ankündigungsoffensive. Mir persön-
lich stellt sich die Frage, was Sie noch ankündigen könn-
ten, wenn Sie all das, was Sie in den letzten sechs Jahren
angekündigt haben, auch umgesetzt hätten. Gar nichts!
Genauso viel ist passiert. Als ein Stichwort nenne ich die
Eliteuniversitäten. Es wäre gut, wenn wir uns um die
Eliten kümmerten. Allein am Deutschen Luft- und
Raumfahrtzentrum rangeln momentan 400 Doktoranden
um eine Festanstellung, die sie nicht bekommen werden.
Die Frage, wohin sie gehen werden, ist schnell beant-

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(C (D ortet. Wenn sie ins Ausland gehen, werden sie nicht ehr zurückkommen. (Jörg Tauss [SPD]: Haben Sie das dem Herrn Stoiber schon gesagt?)


ach aktuellen Umfragen sind 70 Prozent der deutschen
issenschaftler in den USA nicht gewillt, nach Deutsch-
nd zurückzukommen.


(Jörg Tauss [SPD]: Nach Ihren Klagen gegen die Juniorprofessoren wird es nicht besser!)


Das ist so wie mit dem Schwarzgeld: Nur zum Steuer-
ahlen, Herr Tauss, kommt niemand nach Deutschland
urück.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Damit haben Sie von der CDU/ CSU ja die beste Erfahrung!)


Die Innovationsoffensive nimmt man dieser Regie-
ung nicht ab. Wer bei der Kernenergie Experten aus
em Land treibt oder die Grüne Gentechnik im Keim er-
tickt, dem nimmt man so etwas nicht ab. Bei der Raum-
ahrt habe ich – auch nach Ihrer Rede, Herr Schulz – den
indruck, dass es gerade einmal darum geht, bestehen-
en internationalen Verpflichtungen nachzukommen, aber
icht darum, weiterzudenken und sich die Frage zu stel-
n, wie man in diesem Bereich der Spitzentechnologie
Deutschland langfristig vorankommt.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Wir arbeiten Ihre Probleme ab!)


Daran arbeiten Sie schon sechs Jahre.
Wir haben das letzte Mal eine langfristige Strategie

ngemahnt. Da kam reflexartig der Verweis auf Ihr
aumfahrtprogramm. Das ist nichts Langfristiges; das
ndet im Jahr 2006. Die Raumfahrt denkt aber in ganz
nderen Zyklen.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

as wissen Sie. Die Rosetta-Mission zum Beispiel
urde Mitte der 80er-Jahre gestartet. Der Start der Ra-
ete war heuer und die Landung auf dem Kometen wird
Jahre 2014 stattfinden. Heutige Haushaltsschwierig-

eiten sind nicht die Haushaltsschwierigkeiten von
elmut Kohl; das sind Ihre Haushaltsschwierigkeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ie können nicht die Strategie in der Luft- und Raum-
ahrt auf alle Zeiten dominieren.
Es geht doch um Fragen der kompetenten Standortsi-

herung, um Wachstum. Ich muss mir doch, wenn ich
ber Strategie rede, erst einmal die Frage stellen: Wo
ill ich hin?


(Jörg Tauss [SPD]: Da müssten Sie sagen: Wo komme ich her?)


nd dann: Mit welchen Mitteln kann ich das erreichen?
etzt sage ich einmal etwas Positives – das haben Sie
orhin ja angemahnt; ich hätte es aber auch so ge-
acht –: Deshalb finde ich es gut, Frau Ministerin, dass
as Ministerium und das DLR am Freitag darüber disku-






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein

tieren werden. Ich bitte Sie nur: Machen Sie keinen
Dauerlutscher daraus, nicht etwas, was ewig dauert, son-
dern etwas, was auch zu konkreten Ergebnissen führt.
Denn die Wirtschaft braucht ganz dringend Verlässlich-
keit der Politik. Das gilt besonders für die kleinen und
mittleren Unternehmen, die in der schwierigen Situation
sind, dass auf der einen Seite Impulse des Staates und
der Politik für den Bereich der Raumfahrt fehlen und
dass auf der anderen Seite die wirtschaftlichen Rahmen-
bedingungen in Deutschland momentan so schlecht sind,
dass man sich schwer tut, durch Anwendungsorientie-
rung Standbeine zu schaffen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie mal was zur Eigenheimzulage!)


– Ich weiß nicht, was die Eigenheimzulage mit der
Raumfahrt zu tun hat.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich sage Ihnen eines:

(Dr. Uwe Küster [SPD]: Auf jeden Fall sind Ihre Überlegungen in Ihrem Eigenheim eingeschlossen!)


Wenn Sie ein Wohnungsbauprojekt auf dem Mond pla-
nen würden, dann wäre das visionär. Mit dieser Eigen-
heimzulage – das ist die einzige diesbezügliche Debatte,
die wir momentan im Bundestag führen – versuchen Sie,
alle Probleme, die sich im Haushalt aufgetürmt haben,
zu lösen.


(Jörg Tauss [SPD]: Nein, bei Bildung und Forschung!)


Die Größenordnung, um die es sich bei der Eigenheim-
zulage handelt, ist dafür überhaupt nicht geeignet.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja auch die größte Subvention! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Nach den Bäuerlein!)


Im letzten Jahr wollten Sie mit diesem Geld nicht for-
schen; im letzten Jahr wollten Sie noch konsolidieren.
Heute wollen Sie forschen. Ich bin gespannt, was Sie
übermorgen mit der Eigenheimzulage machen wollen.
So können wir natürlich die Probleme in diesem Land
nicht lösen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Dann verhandeln wir mal darüber! Dann legen wir das gemeinsam für Bildung und Forschung fest!)


Neben der Eigenheimzulage gibt es auch noch einen
anderen Punkt: Wenn Ihnen nichts mehr einfällt, dann
fordern Sie immer die Mitverantwortung der Industrie
und der Wirtschaft ein.


(Jörg Tauss [SPD]: Der Länder! Der von Ihnen regierten Länder!)


Pflicht ist offenbar, meine Damen und Herren, das, was
Sie von den anderen erwarten. Ich sage: Tun Sie Ihre

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(C (D flicht! Schaffen Sie Rahmenbedingungen, damit die irtschaft wieder läuft und Investitionen wieder mög ich sind! Schaffen Sie Rahmenbedingungen, damit Unernehmen in der Luftund Raumfahrt in Deutschland ine Zukunft haben! (Beifall der Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU] – Gegenruf der Abg. Nicolette Kressl [SPD]: Da klatschen nicht mal die Eigenen! – Jörg Tauss [SPD]: Das ist echt nett!)


Ich sage auch deutlich, warum wir hier darüber disku-
ieren. Ich bin der Überzeugung, dass auf dem Gebiet der
aumfahrt der Staat in ganz besonderer Weise in der
flicht ist. Ich habe schon bei der letzten Debatte da-
über versucht, zu betonen, dass es Grenzen der Kom-
erzialisierbarkeit gibt. Das gilt für die Grundlagenfor-
chung – da sind wir uns einig –; das gilt aber auch für
en Bereich der Anwendungsorientierung.
Sie haben das Stichwort Galileo gebracht. Da geht es

a auch weiter. Wir erkennen den Erfolg sehr wohl an,
er sich darin zeigt,


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das ist schon mal was!)


ass der Sitz von Galileo Industries in München ist –
uch deswegen, weil ich aus Bayern komme. Ich sehe
benfalls, dass in den neuen Bundesländern Leute auf
mpulse rechnen, etwa auf ein Geoforschungszentrum
ür Potsdam. Das sind alles wichtige Themen. Aber das
st nicht das Allheilmittel für die Raumfahrt.
Die Arbeitsplätze, die im Rahmen von Galileo entste-

en, werden im Endgerätebereich entstehen. Wir tun uns
abei noch etwas schwer mit der Umsetzung. Es kann
och niemand genau sagen, ob die Investition 2,6, 2,7 oder
ielleicht sogar 3,5 Milliarden Euro ausmachen wird.
as ist aufzubringen, wenn man absehen kann, dass es
u Rückflüssen kommen wird, dass Geld verdient wird.
s können nicht die Autofahrer allein sein, die das über
as Navigationssystem bezahlen werden. Weitere Kun-
en könnten sein: die Bahn, die Schifffahrt und die Luft-
ahrt. Aber wir werden auch das Militär benötigen.
Da sind wir schon an einem Punkt, an dem wir uns

eichlich schwer tun. Das Militär nutzt noch bis 2015
ostenlos GPS. Wir werden in diesem Haus die Frage
eantworten müssen, was uns die Unabhängigkeit von
en USA in diesem Bereich wert ist. Der Staat wird da-
über hinaus sicherstellen müssen, dass dieses Signal
auerhaft vorhanden ist, dass Galileo also dauerhaft füh-
end ist. Das ist nur durch staatliche Bürgschaften mög-
ich. Insofern wird sich der Staat hier nicht aus der
flicht nehmen können.
Sie haben angesprochen, dass all dies eine Frage der

inanzierung ist. Das ist richtig. Es ist nicht so, dass wir
iesen Aspekt ausblenden. Aber ich sage ganz deutlich:
n der Finanzmisere, in der wir uns momentan befinden,
st einzig und allein diese Regierung schuld.


(Beifall bei der CDU/CSU – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Sie haben den Subventionsabbau verhindert!)







(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein

Sie haben sie zu verantworten.


(Jörg Tauss [SPD]: Das kann man ändern, wenn man die Eigenheimzulage streicht!)


– Durch die Streichung der Eigenheimzulage kann man
an dieser Situation, allein aufgrund der Größenordnung,
null Komma nichts ändern.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: 3 Milliarden!)

– Herr Schulz, nachdem Sie nun sechs Jahre an der Re-
gierung sind, können Sie nicht immer noch nach der Ma-
nier „Haltet den Dieb!“ verfahren und sagen, die Regie-
rung Kohl sei schuld.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Doch, weil Sie leider noch immer alles blockieren! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Dieb läuft ja immer noch weg!)


Ich sage Ihnen: Schaffen Sie finanz- und wirtschaftspoli-
tische Rahmenbedingungen, die zu Wachstum führen!

Nun konkret zum Haushalt: Wir waren einhellig der
Meinung, dass das nationale Programm gestärkt wer-
den muss, weil es der Schlüssel ist, mit dem in Europa
mehr Wettbewerbsfähigkeit erreicht werden kann. Aber
wie sieht die Realität aus? In Deutschland beträgt das
Verhältnis zwischen den Mitteln für das nationale Pro-
gramm und dem ESA-Beitrag 20 zu 80. In Frankreich ist
das Verhältnis umgekehrt, 65 zu 35, und zwar auf deut-
lich höherem Niveau. In Italien beträgt es etwa 50 zu 50.

Unsere Partner bereiten sich auf die neuen EU-Kom-
petenzen schlicht und einfach besser vor. Ich habe den
Eindruck, wir wollen all unsere Probleme und Ein-
schränkungen wieder „wegeuropäisieren“ bzw. weghar-
monisieren. Aber wir werden erleben, dass der Wettbe-
werb der Volkswirtschaften auch in einem geeinten
Europa bestehen bleibt. Das wird auch für die Luft- und
Raumfahrt gelten.

Was ist also aus unserer gemeinsamen Forderung
nach Aufstockung des nationalen Programms geworden?
Herr Schulz, meine Prognose war richtig: Die Fraktio-
nen von SPD und Grünen fordern eine Aufstockung des
nationalen Raumfahrtprogramms, die Regierung aber
stockt die Schulden auf.


(Jörg Tauss [SPD]: Ach, nein!)

Seit dem Regierungswechsel im Jahre 1998 erodiert

das nationale Programm zunehmend: Die Mittel wurden
von 167 Millionen Euro im Jahr 1998 scheibchenweise
auf 138,3 Millionen Euro reduziert.


(Jörg Tauss [SPD]: Ein bisschen mehr Selbstkritik bitte!)


Jetzt werden Sie zwar einwenden, dass sie im Moment
145,5 Millionen Euro betragen. Aber ich sage Ihnen:
Von diesen 145,5 Millionen Euro sind derzeit noch
18 Millionen Euro gesperrt. Gelder, die im Oktober
eines Jahres noch gesperrt sind, stehen faktisch nicht zur
Verfügung. Das ist reine Augenwischerei und Makulatur.
Das muss man in dieser Deutlichkeit sagen.

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(C (D (Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Helmut Kohl hat viel mehr abgebaut! Da waren es 20 Prozent weniger!)


Wenn sich am nationalen Programm künftig nichts
ndert, dann stellen sich die Fragen: Wie sollen wir die
on der EU geforderte Kofinanzierung aufbringen? Wie
ollen wir im Rahmen des 6. Forschungsrahmenpro-
ramms erfolgreich sein? Dann zieht auch der Einwand,
it dem ich eigentlich gerechnet habe, nicht, dass der
SA-Beitrag seit 1998 von 494,4 Millionen Euro auf
61,75 Millionen Euro aufgestockt wurde.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Da sehen Sie mal!)


enn abgesehen davon, dass dieser Betrag nicht aus-
eicht, werden sich durch Galileo, ISS und Launcher
ußerordentlich hohe Mehrkosten ergeben.
Im nächsten Jahr wollen Sie den ESA-Beitrag gegen-

ber der Anforderung des BMBF um 10 Millionen Euro
nd gegenüber dem Finanzplan für das Jahr 2003 um
0 Millionen Euro reduzieren. Man könnte sagen: Das
st wunderbar! Das war unser Vorschlag. Es ist ja nicht
o, dass wir keine Finanzierungsvorschläge machen. Das
st ein Vorschlag, wie man die Mittel für das nationale
rogramm schrittweise anheben könnte. Aber was pas-
iert? Genau das Gegenteil: Die Einsparungen kommen
er Aufstockung des nationalen Programms nicht zu-
ute. Die Millionen verschwinden im schwarzen Loch
es rot-grünen Haushalts.


(Jörg Tauss [SPD]: 16 Minuten können quälend lang sein!)


Geld ist nicht alles und die Zurufe von Herrn Tauss
ind es Gott sei Dank auch nicht. Es ist schon traurig,
ass der liebe Gott Sie mit so einer lauten Stimme ausge-
tattet hat. Da sieht man, dass unser Herrgott auch nicht
nfehlbar ist.
Es ist nicht immer nur eine Frage des Geldes, meine
amen und Herren. Diese Erfahrungen haben der Herr
taatssekretär Dudenhausen und einige Kollegen ge-
einsam mit mir bei einem Raketenstart in Kourou ge-
acht. Es gab dort erst nach Drängen der CDU/CSU-
itglieder eine deutsche Führung. Die Franzosen konn-

en oder wollten nicht erklären, welche Raketenteile aus
eutschland kommen. Jetzt kann man sagen: Das ist al-
es entschuldbar. Nur eines muss man klar sehen: Frank-
eich finanziert etwa 27 Prozent der ESA, wir etwa
5 Prozent. Deshalb ist eine französische Dominanz in
iesem Ausmaß nicht gottgegeben und wir sollten alles
aransetzen, daran etwas zu ändern. Das ist eine Frage
es Auftretens, der Ansprüche und des Selbstbewusst-
eins.
Mir ist daran gelegen, dass wir unsere Wettbewerbs-

osition verbessern und ausbauen und dass wir unseren
lick nicht zu sehr einschränken. Wir dürfen unsere sehr
ute Ausgangsposition, wie ich meine, nicht leichtfertig
ufs Spiel setzen,


(Jörg Tauss [SPD]: Überhaupt nicht!)







(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein

insbesondere mit Blick auf die internationale Raumsta-
tion ISS, an deren Nutzung Deutschland ein außeror-
dentliches Interesse haben muss.

Unabhängig davon, wie ernst man Ankündigungen
von Präsident Bush nimmt: Die bemannte Basis auf dem
Mond mag teuer und visionär sein, ich weiß aber, dass
sie hier im Saal manchem weniger zu teuer als vielmehr
zu visionär ist. Dennoch sollten wir nicht von vornherein
Themen ausschließen, nur weil nicht sein kann, was in
den Augen von Rot-Grün nicht sein darf.


(Jörg Tauss [SPD]: Der rote Planet ist doch etwas Schönes!)


Meine Damen und Herren, Herr Tauss, als die Loko-
motive erfunden wurde, haben skeptische Mathematiker
präzise nachgewiesen, dass sie nicht auf glatten Schie-
nen fährt, weil die Räder durchdrehen. Präzise falsch.

Vielen herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512613300

Nächster Redner ist der Kollege Peter Hettlich, Bünd-

nis 90/Die Grünen.

(Jörg Tauss [SPD]: Herr Hettlich, nun sagen Sie mal, was Sie Böses geschaffen haben!)



Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512613400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! In einem sind wir uns sicherlich einig: Die
Raumfahrt ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzuden-
ken. Sie hat in den vergangenen Jahrzehnten in vielen
Bereichen, manchmal sogar unbemerkt, unverzichtbare
Funktionen übernommen, sodass es uns heute gar nicht
mehr möglich ist, zum Beispiel ohne Wetter-, Telekom-
munikations- oder Fernsehsatelliten auszukommen. Eng
verknüpft ist damit die Raumfahrtforschung, die durch
ihre technologische und wissenschaftliche Arbeit vielen
Innovationen auch den Weg in andere Technologiefelder
bereitet hat. Aber – das möchte ich Herrn Nüßlein ins
Stammbuch schreiben – die bemannte Raumfahrt konnte
viel dazu beitragen, weil es in erster Linie um die Ver-
lässlichkeit von Bauteilen ging! Das war nämlich lebens-
notwendig für die Astronauten. Die Technologie von
Apollo und dem Space Shuttle ist zum Teil auch heute
noch regelrecht archaisch.

Die Raumfahrt leistet aber auch einen unverzichtba-
ren Beitrag zur Beantwortung der Menschheitsfragen
nach der Entstehung und Zukunft unserer Welt oder un-
seres Universums. Von zentraler Bedeutung ist dabei
auch die Frage, ob es Leben – in welcher Form auch im-
mer – außerhalb unseres Planeten gibt bzw. gegeben hat,
womöglich sogar in unserem Sonnensystem. Als lang-
jähriger engagierter und begeisterter Amateurastronom
verfolge ich über das Internet beinahe täglich die aktuel-
len Expeditionen auf dem Mars und am Saturn. Die Pro-
duktion täglich neuer, fantastischer Bilder des Mars Ex-
press, des Mars Rover oder der Saturnsonde Cassini ist
nur die eine Seite.



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(C (D (Jörg Tauss [SPD]: Machen Sie mal einen Diavortrag darüber!)


Machen wir, gerne, vielleicht sogar im Bundestag.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512613500

Ich bin einmal gespannt, welche Redezeiten die Frak-

ionen dafür anmelden.


Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512613600

Diese Missionen haben uns darüber hinaus bereits

etzt einen riesigen Erkenntnisgewinn gebracht – ich
ann es nur jedem empfehlen, diese Internetseiten ein-
al aufzurufen –: So haben uns die Bilder des Mars
over „Opportunity“ nicht nur die faszinierende Welt
er Landestelle „Meridiani Planum“ näher gebracht,
ondern mithilfe des an Bord befindlichen Mössbauer-
assenspektrometers auch den Nachweis führen kön-
en, dass in diesem Gebiet vor langer Zeit eine große
agune mit salzhaltigem Wasser existiert haben muss.
en Beweis, dass es tatsächlich Leben auf dem Mars ge-
eben hat, sind uns diese Sonden zwar noch schuldig ge-
lieben, aber ein bisschen spannend darf es aber ruhig
och bleiben: Schließlich regt das die Fantasie an.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Warum bin ich jetzt etwas ausführlicher auf diese ak-
uellen Missionen eingegangen? Sie sind für mich zum
inen ein Beweis dafür, dass deutsche und europäische
aumfahrttechnologie und -forschung absolute Welt-
pitze darstellen, und zum anderen zeigen diese Missio-
en deutlich, dass wir zur Erforschung ferner Welten
eine bemannten Missionen brauchen.
Das vorgenannte Mössbauer-Massenspektrometer auf

em US-amerikanischen Mars Rover wurde beispiels-
eise von der Universität Mainz entwickelt und gebaut.
ie jetzt schon legendäre Stereokamera auf der europäi-
chen Mars-Express-Sonde stammt aus der Schmiede
on Professor Neukum von der FU Berlin. Auch an der
aturnmission Cassini ist Europa – und damit auch
eutschland – mit dem Mondlander Huygens beteiligt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Trotz der Unkerei der anderen Seite!)


Diese ausgewählten Beispiele sind nur ein kleiner
usschnitt, aber ein Beweis für die hohe Anerkennung,
ie deutsche und europäische Raumfahrtexperten inter-
ational – auch bei den Amerikanern – genießen. Sie zei-
en uns aber auch, dass wir trotz einer von uns gewollten
nd geförderten gemeinsamen europäischen Raumfahrt-
olitik weiterhin ein nationales Raumfahrtprogramm
enötigen. Daher ist es auch wichtig, dass wir in unse-
em Antrag fordern, dass wir unsere mittelfristige Fi-
anzplanung auf eine Neuorientierung der programmati-
chen Zielsetzung des nationalen Raumfahrtprogramms
it dem Ziel einer Verstetigung des Mittelflusses und
amit einer Absicherung und des Erhalts deutscher
ompetenzen abstimmen.






(A) )



(B) )


Peter Hettlich

Ich will an dieser Stelle aber betonen: Wir können

und wir werden uns nicht in einen nationalen Wettlauf
mit anderen Staaten begeben. Es kommt vielmehr auf
die Konzentration auf diejenigen Kerngebiete an, die mit
Blick auf unsere Fähigkeiten und kommerziellen Pers-
pektiven die höchsten Potenziale bieten. Dabei ist es
wichtig, dass wir die Kompetenz kleiner und mittelstän-
discher Unternehmen in der Raumfahrtindustrie erhal-
ten. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass ihre Interes-
sen bei der Vergabe von Entwicklungsprogrammen und
Aufträgen auch im europäischen Rahmen angemessen
berücksichtigt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


In den vergangenen Monaten habe ich diesbezüglich
einige Gespräche geführt. Dabei habe ich die Erkenntnis
gewonnen, dass deutschen Unternehmen in den USA
zum Teil fairere Chancen bei der Mitwirkung geboten
wurden als im Rahmen von europäischen Projekten. An-
gesichts unseres hohen finanziellen Beitrages zur ESA-
Finanzierung hat es nichts mit nationalem Egoismus zu
tun, wenn ich an dieser Stelle die Forderung nach einem
fairen Projektzugang in den Raum stelle.

Die Gemeinsame Initiative für einen starken Luft- und
Raumfahrtstandort in Ostdeutschland – Staatssekretär
Staffelt hat sie ins Leben gerufen – soll deutlich machen,
dass wir ein großes Potenzial für ein drittes Zentrum der
Raumfahrtindustrie neben Hamburg/Bremen und
München an den Standorten Berlin-Adlershof, Jena oder
im Raum Dresden haben. Ziel muss es sein, eine über-
greifende Zusammenarbeit und eine stärkere Vernetzung
der bestehenden Kompetenzzentren anzuregen und zu
organisieren. Das könnten wir mit der anstehenden Neu-
ordnung der Förderinstrumente beim Aufbau Ost übri-
gens gezielt unterstützen. Das bedeutet für mich auch,
dass die beiden westdeutschen Standorte nicht in allen
Fällen und bei allen Projekten die erste Geige spielen
müssen.

Die Frage des unabhängigen europäischen Zugangs
zum Weltall und die europäischen Trägersysteme habe
ich bereits im Februar angesprochen. Dazu muss ich
heute nichts mehr sagen. Swen Schulz hat ja auch aus-
führlich etwas dazu gesagt.

An dieser Stelle will ich noch einmal explizit auf die
bemannte Raumfahrt eingehen. Wir leisten mit dem
europäischen Beitrag an der ISS bereits einen großen
Beitrag zum Aufbau dieser Orbitalstation und stehen
auch zu den erheblichen internationalen Verpflichtun-
gen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Allerdings stellt sich für mich zunehmend die Frage
nach dem Sinn der bemannten Raumfahrt, wenn sogar
die Raumfahrtnation Nummer eins, die USA, erfolgrei-
che Projekte wie das Hubble-Space-Telescope für zwei-
felhafte Zukunftsprojekte wie zum Beispiel eine be-
mannte Marsexpedition regelrecht opfern will. Für uns
lag und liegt die Zukunft daher in der unbemannten
Raumfahrt. Wer die bemannte Raumfahrt weiterhin for-

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(C (D ert und fördern will, sollte auch so ehrlich sein und uns erraten, wo er künftig die Prioritäten setzen möchte und o er die Mittel dafür herbekommen will. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Die Milliarden!)


Zum Schluss noch etwas in eigener bündnisgrüner
ache: Wenn wir als Bündnisgrüne einmal der Stationie-
ung von deutschen Soldaten im Kosovo und in Afgha-
istan zugestimmt haben – zugegebenermaßen unter
chmerzen –, dann stehen wir auch dazu, dass wir damit
ine Verwendung von Raumfahrttechnologie im Rahmen
es Dual Use, zum Beispiel bei der Luftüberwachung,
er Luftaufklärung sowie der Kommunikation und im
ahmen des Global Positioning Satellite Systems bzw.
päter bei Galileo, akzeptiert haben.
Mit Blick auf die aktuelle Situation und die Pläne für

ine noch weiter gehende Militarisierung des Weltalls
öchte ich aber deutlich sagen: Wir wollen diese nicht
nd erteilen daher insbesondere der Entwicklung und
tationierung von Waffensystemen im Weltraum eine
lare Absage.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Wir auch!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512613700

Das Wort hat nun die Kollegin Cornelia Pieper, FDP-

raktion.

(Jörg Tauss [SPD]: Wollen Sie auf den Mars fliegen, Frau Pieper?)


Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1512613800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

auss, der Kollege von der SPD-Fraktion möchte auf
en Mars fliegen. Ich dachte, Sie sind gegen die be-
annte Raumfahrt.
In dem Bericht des Ausschusses zu den Anträgen al-

er hier im Haus vertretenen Fraktionen, den Sie vorlie-
en haben, wird anerkennend hervorgehoben, dass die
nitiative der FDP-Bundestagsfraktion, die jetzt über ein
ahr zurückliegt, der Förderung der Raumfahrtstrategie
ient und eine intensive Raumfahrtdebatte hier im Parla-
ent überhaupt erst ermöglichte.


(Jörg Tauss [SPD]: Na ja!)

as ist gut so. Dazu haben wir eine intensive Diskussion
m Forschungsausschuss gehabt. Es gab zu strategischen
unkten große Übereinstimmung, die ich hier noch ein-
al hervorheben möchte.
Was uns offensichtlich alle eint, ist die Auffassung,

ass Raumfahrt und Raumfahrtforschung aus unserer
odernen Wissensgesellschaft nicht mehr wegzuden-
en sind. Dabei ist uns allen klar, wie wichtig es für
eutschland als eine der weltweit führenden Wirt-
chaftsnationen ist, mit seinen europäischen Partnern ei-
en eigenen Zugang zum Weltraum zu besitzen. Wir alle






(A) )



(B) )


Cornelia Pieper

sind der Meinung, dass Europa über das autarke und sehr
präzise Satellitennavigationssystem Galileo verfügen
muss, um einerseits die zivilen Möglichkeiten der Satel-
litennavigation für neue innovative Technologien breit
zu nutzen und um andererseits den Sicherheitsbedürfnis-
sen Europas Rechnung zu tragen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber auch der Beitrag Deutschlands für friedenser-
haltende und Frieden schaffende Maßnahmen der Ver-
einten Nationen erfordert ein störungsfreies, zeitgenaues
und präzises System. Ich freue mich deswegen auch,
dass alle Fraktionen dieses Hauses ihr Bekenntnis für
eine Ausweitung von Galileo auf die militärische Nut-
zung satellitengestützter Technologien abgelegt haben.
Ich anerkenne in diesem Zusammenhang auch die kon-
sequente Haltung der Bundesregierung beim Streit mit
den Vereinigten Staaten von Amerika um die Frequenz-
frage und den gefundenen Kompromiss, der die berech-
tigten sicherheitspolitischen Interessen beider Seiten be-
rücksichtigt.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Ich möchte auf ein weiteres gemeinsames Ziel, das im
Ausschuss zwischen allen Fraktionen diskutiert und das
auch schon angesprochen wurde, hinweisen: Wir alle an-
erkennen die Rolle der Weltraumforschung und -technik
im Rahmen des nationalen Raumfahrtprogramms und
fordern dessen Stärkung und anschließende Versteti-
gung. Das haben alle Redner vor mir zum Ausdruck ge-
bracht. Ich kann hier nur mit Erich Kästner sagen: Es
gibt nichts Gutes, außer man tut es.


(Zuruf von der FDP: So ist es!)

Ich kenne außer dem Antrag der FDP-Bundestagsfrak-
tion keinen weiteren Antrag zur Aufstockung des natio-
nalen Programms im Haushalt, der gerade in den Aus-
schüssen beraten wird. Wir haben gefordert, dass das
nationale Programm um mindestens die Beträge aufge-
stockt wird, um die Sie es in den letzten vier Jahren ge-
kürzt haben.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Martin Mayer [Siegertsbrunn] [CDU/CSU])


Alles andere würde bedeuten, dass wir die Spitzenfor-
schung und unseren Technologievorsprung in der Raum-
fahrt aufgeben.

Doch dieses Bekenntnis allein – das sage ich noch
einmal – nutzt recht wenig. Schauen wir uns doch ein-
mal den Einzelplan 30 für 2005 an. Das nationale Pro-
gramm ist für die Regierungskoalition ein Steinbruch für
haushaltspolitische Kürzungen. Im laufenden Haushalts-
jahr muss das nationale Programm nicht nur eine globale
Minderausgabe von 8,2 Millionen Euro verkraften.
Nein, es wurden vom Haushaltsausschuss zugleich noch
10 Millionen Euro gesperrt. Der Ansatz für 2005 ist wie-
der zu gering und gefährdet unserer Auffassung nach die
Kernfähigkeiten der deutschen Raumfahrtforschung und
Raumfahrtentwicklung.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Martin Mayer [Siegertsbrunn] [CDU/ CSU] – Jörg Tauss [SPD]: Deshalb der Vorschlag, die Eigenheimzulage zu streichen!)


Er lässt keinerlei Spielraum für die Vorbereitung
euer Projekte nach dem Auslaufen des Programms im
ahre 2006; auch das will ich hier einmal sagen. Für uns
st es ungeheuer wichtig, dass wir den Technologievor-
prung in bestimmten Kernfeldern und die Spitzenfor-
chung, die wir in der Raumfahrt erreicht haben, auch
ach 2006 halten. Wir regen eine strategische Diskus-
ion an, wie es mit dem deutschen Raumfahrtprogramm
ach 2006 weitergehen soll. Ich glaube, dass das außer-
rdentlich wichtig ist.


(Beifall bei der FDP)

Herr Tauss, wir sind bereit, über alle Subventionen,

ie es gibt, nachzudenken.

(Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut!)


ir sind bereit, hier in diesem Haus auch im nächsten
ahr Initiativen für den Haushalt zu starten, so wie wir es
uch bisher gemacht haben, um die Mittel für Zukunfts-
nvestitionen zu erhöhen, insbesondere für den Haushalt
orschung und Entwicklung.
Die FDP hat Sie bei der mittelfristigen Finanzplanung

afür kritisiert – das haben wir sehr deutlich gemacht –,
ass Sie das große und strategische Ziel, bis 2010 3 Pro-
ent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung und
orschung bereitzustellen, haushaltspolitisch nicht um-
etzen. Das wird auch beim Ansatz für die Raumfahrt-
orschung wieder einmal deutlich. Ich kann nur sagen:
ippenbekenntnisse reichen hier nicht aus. Wir brauchen
ehr.


(Beifall bei der FDP)

Lassen Sie mich auf Folgendes hinweisen: Wir stehen

m Wettbewerb mit anderen, auch hier in Europa. Sie ha-
en einen Bogen darum gemacht. Frankreich und Italien
etzen klare Schwerpunkte bei ihren nationalen Vorha-
en, was die Raumfahrt anbelangt. Frankreich zum Bei-
piel gibt 63 Prozent der Gesamtaufwendungen für die
aumfahrt für nationale Vorhaben aus, Italien 57 Pro-
ent. In Deutschland sind es lediglich 31 Prozent.
Das alles hat auch etwas mit der Stärkung des Wirt-

chaftsstandortes Deutschland zu tun. Das alles hat auch
it der Stärkung insbesondere der mittelständischen
irtschaft zu tun. Ich will darauf hinweisen, dass es im-
er unser Anliegen war, insbesondere die kleinen und
ittelständischen Unternehmen am Standort Deutsch-
and mit Projekten und Aufträgen aus diesem Bereich zu
tärken. Ich sage bewusst auch im Interesse der ostdeut-
chen Standorte: Es geht überhaupt nicht darum, zulas-
en von Bayern oder Bremen, wie es im Antrag der
nion formuliert worden ist, Standorte aufzugeben. Es
eht vielmehr darum, die Vernetzung der Raumfahrtka-
azitäten der neuen Bundesländer mit den nationalen
nd europäischen Forschungs- und Entwicklungskompe-
enzen herzustellen und zu effizienten Strukturen zu
ommen.






(A) )



(B)


Cornelia Pieper

Ich glaube, dass wir diese Diskussion brauchen. Wir

laden Sie dazu ein, diese Diskussion im Ausschuss fort-
zuführen. Bitte stimmen Sie dem Antrag in den Haus-
haltsberatungen zu. Dann werden Sie das umsetzen kön-
nen, was Sie selber gefordert haben.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512613900

Das Wort hat nun die Bundesministerin Edelgard

Bulmahn.

(Beifall bei der SPD)


Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
und Forschung:

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Raumfahrt fasziniert die Menschen
heute noch genauso wie bei der Landung des ersten
Menschen auf dem Mond. Das war in der Debatte hier
im Deutschen Bundestag gerade sehr deutlich spürbar.
Das war auch am Tag der Raumfahrt am letzten Wo-
chenende und bei der Nacht der langen Sterne spürbar,
die von Hunderttausenden von Menschen genutzt wor-
den sind. Hunderttausende von Menschen haben sich
voller Faszination und Begeisterung mit den Ergebnis-
sen und den neuen Erkenntnissen, die wir durch die
Weltraumforschung gewonnen haben, auseinander ge-
setzt. Ich sage ausdrücklich: Das gilt sowohl für Jung als
auch für Alt.

Herr Nüßlein, lassen Sie mich eine Bemerkung hinzu-
fügen. Wenn Sie Deutschland so schildern, als ob Wis-
senschaft und Forschung keine Bedeutung hätten, dann
leben Sie offensichtlich in einer anderen Welt.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Das hat niemand gesagt!)


Das, was man am Wochenende erleben konnte, zeigt
ganz deutlich, wie begeistert viele Menschen in unserem
Land von Wissenschaft und Forschung sind und mit
welch hohem Interesse und großer Neugier sie die Mög-
lichkeiten nutzen, diese kennen zu lernen.


(Beifall bei der SPD)

Gestatten Sie mir noch eine zweite Bemerkung, auch

wenn sie nicht direkt zum Thema gehört. Wenn Sie, Herr
Nüßlein, sich hier hinstellen und beklagen, dass der
Wettbewerb der Spitzenuniversitäten noch nicht ge-
startet sei,


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist die Spitze!)

dann frage ich mich, welch ein gespaltenes Bewusstsein
jemand besitzen muss, dessen eigene Partei verhindert,
dass dieser Wettbewerb startet. Wenn es nach der Bun-
desregierung und den SPD-geführten Ländern gegangen
wäre, dann hätten wir den Wettbewerb im Juli dieses
Jahres starten können.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D ie CDUund CSU-geführten Länder waren es, die das erhindert haben. Das gleiche gilt für die Juniorprofessur. (Dr. Uwe Küster [SPD]: Das sind die, die den Wettbewerb blockieren!)


ir haben hier im Parlament alle mit großer Entschie-
enheit für die Einführung der Juniorprofessur gestrit-
en, am Anfang auch Sie. Irgendwann haben Sie sich
ann still und heimlich davon distanziert. Sie wollten
as nicht so richtig offen tun. Das gilt nicht für die FDP.


(Harald Leibrecht [FDP]: Danke!)

as gilt für die CDU. Dann haben drei Ihrer Länder da-
egen geklagt. Wir haben Jungwissenschaftler über die
uniorprofessur wieder vom Ausland zurückgewonnen.
er Anteil der Berufungen aus dem Ausland beträgt
5 Prozent. Das stellen Sie wieder infrage. Dazu muss
ch sagen: Schaffen Sie Ordnung in Ihrer eigenen Partei!
ann können wir weiterreden.


(Beifall bei der SPD – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Das machen wir doch hier! – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das ist zu viel für Herrn Nüßlein!)


Natürlich ist Raumfahrt nicht nur Faszination der
issenschaft. Raumfahrt ist heute Triebfeder für wissen-
chaftliche und technologische Entwicklungen und ein
ichtiger Eckpfeiler auch des Industriestandorts
eutschlands. Für Märkte mit Milliardenumsätzen ist
ie Raumfahrttechnologie inzwischen unverzichtbar.
as gilt nicht nur für die Fernsehbilder, die uns übermit-
elt werden, sondern auch für die gesamte weltweite Da-
enkommunikation.
Die Informationsmöglichkeiten, die das Internet bie-

et, sind ohne Satellitenkommunikation nicht denkbar.
as gilt für die Kenntnisse, Bilder und Daten im Zusam-
enhang mit Wetterentwicklungen – zum Beispiel die
ege, die ein Hurrikan nimmt –, über die wir inzwi-
chen verfügen, wie auch für Informationen, die wir
urch Erdbeobachtung über Waldbrände, die Umwelt-
erschmutzung der Meere etc. erhalten. Die Raumfahrt-
echnologie ist also nicht mehr wegzudenken. Das alles
eigt, dass die Raumfahrt inzwischen Bestandteil unse-
es Alltags geworden ist.
Die drei vorliegenden Anträge zur Raumfahrtpolitik

eigen – das ist erfreulich –, dass es ein großes Maß an
bereinstimmung zwischen allen Parteien gibt. Das ist
ielleicht in den Redebeiträgen nicht so deutlich gewor-
en wie in den Anträgen.


(Cornelia Pieper [FDP]: Doch! Ich habe das gesagt!)


eines Erachtens zeigt sich auch, dass Sie durchaus das
nerkennen, was die Bundesregierung in den vergange-
en Jahren in der Raumfahrtpolitik erreicht und durchge-
etzt hat. Tatsache ist, dass wir inzwischen eine gute
rundlage für die Weiterentwicklung der Raumfahrt in
eutschland geschaffen haben.
)






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Mit den Entscheidungen der ESA-Ministerkonfe-

renz in Paris unter deutschem bzw. meinem Vorsitz hat
die Bundesregierung den europäischen Trägersektor
wieder auf eine solide Basis gestellt.


(Beifall bei der SPD)

Diese solide Basis gab es leider in den 90er-Jahren nicht
mehr. Wir haben sie wieder geschaffen.


(Abg. Jörg Tauss [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512614000

Frau Ministerin, der Kollege Tauss möchte Ihnen

überraschenderweise gerne eine Zwischenfrage stellen.

(Heiterkeit)


Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
und Forschung:

Meinem Kollegen Tauss würde ich niemals eine Zwi-
schenfrage verwehren.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512614100

Nun ist die Verblüffung komplett und der Kollege

Tauss erhält das Wort zu einer Zwischenfrage.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1512614200

Vielen herzlichen Dank. – Sie haben die verlässlichen

Grundlagen angesprochen, Frau Ministerin. Der Kollege
Dr. Nüßlein hat uns in beeindruckender Weise von sei-
nem Ausflug nach Kourou berichtet. Wir freuen uns da-
rüber, dass er wieder zurückgekehrt ist. Das ist anderen,
die früher auf der Teufelsinsel waren, nicht gelungen.

Ich komme zurück zum Ariane-Start und den verläss-
lichen Grundlagen, die Sie angesprochen haben. Können
Sie angeben, welche Finanzplanungen Sie bei Ihrem
Amtsantritt im Zusammenhang mit der Ariane und der
internationalen Raumfahrt vorgefunden haben?

Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
und Forschung:

Ich habe eine Finanzplanung vorgefunden, derzu-
folge der Raumfahrttitel in den Jahren 1992 bis 1998 von
824 Millionen auf 661 Millionen DM gekürzt worden
ist.


(Jörg Tauss [SPD]: Gekürzt! Aha!)

Das hat im Ergebnis zu dem großen Problem geführt,
dass Deutschland in der ESA keine wichtige Rolle mehr
spielte. Das gilt zum Beispiel auch für die Reorganisa-
tion, die dringend notwendig war. Ich habe das geändert.

Wir haben durch sehr schwierige und zähe Verhand-
lungen – das sage ich ganz offen – erreicht, dass zum ei-
nen die Industrie jetzt mehr Verantwortung trägt und
dass es zum anderen in der ESA klare Entscheidungs-
strukturen gibt. Das war und ist eine sehr wichtige Vo-
raussetzung dafür, dass die Ariane nicht nur in technolo-
gischer Hinsicht ein Erfolg wird, sondern auch ihre
Position am Markt behauptet. Das haben wir durch die

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(C (D lare Strukturierung von Entscheidungen und Verantortung erreicht. Wir haben zudem seit 1998 den Raumfahrttitel er öht. Statt jedes Jahr aufs Neue Kürzungen vorzunehen, haben wir finanzielle Sicherheit geschaffen. Ich will auch in dieser Runde deutlich zum Ausdruck ringen, dass wir alles dafür tun werden, gerade auch das ationale Programm aufzustocken. (Zuruf von der CDU/CSU: Da sind wir gespannt!)


ir brauchen dazu aber auch die Bereitschaft der
pposition, die Mittel aus dem weitaus größten Subven-
ionstitel im Bundeshaushalt, nämlich der Eigenheimzu-
age, zugunsten von Forschung und Bildung umzuwid-
en.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. HansJosef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. Uwe Küster [SPD]: Ran an die Sparbüchse!)


ie Mittel werden dringend für die Forschung und Bil-
ung benötigt. Das gilt für den Bundeshaushalt genauso
ie für die Länderhaushalte. Deshalb ist das für Sie,
eine Damen und Herren von der Opposition, die Na-
elprobe, ob Sie hier etwas fordern, das Sie in der Reali-
ät aber nicht ernst meinen, oder ob Sie es wirklich ernst
einen und bereit sind, diesen Schritt mitzugehen. Das
ngebot von unserer Seite steht. Ich hoffe, Sie nutzen
s.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. HansJosef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Jörg Tauss [SPD]: Danke schön!)


Wir haben es mit diesen Entscheidungen auf der
SA-Ministerkonferenz in Paris geschafft, die Ariane
ieder zukunftssicher zu machen. Wir haben aber noch
twas anderes geschafft. Wir haben das deutsche Rück-
lussdefizit, das sich unter der Kohl-Regierung über
iele Jahre bei der ESA gebildet hatte – der Kollege
ettlich hat darauf bereits hingewiesen –, wieder ausge-
lichen. Wir haben jetzt also eine ausgeglichene Bilanz.
urz gesagt: Unter der SPD-geführten Regierung wer-
en mit den Steuergeldern, die an die ESA gezahlt wer-
en, Standorte in Deutschland gestärkt. Das war meine
erhandlungszielsetzung und das haben wir auch er-
eicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir haben es nach harten Verhandlungen ebenfalls ge-
chafft, für die Entwicklung des europäischen Satelli-
ennavigationssystems Galileo die Systemführung und
en Sitz des Unternehmens nach Deutschland zu holen.
ie Federführung für das wichtigste Zukunftsprojekt der
uropäischen Raumfahrt liegt damit in Deutschland.
Der konkrete Nutzen für die Menschen steht für die
undesregierung im Vordergrund ihrer Raumfahrtpoli-
ik. Wir werden uns in Zukunft in der nationalen Förde-
ung noch stärker auf die deutschen Kernkompetenzen
onzentrieren. Ich befinde mich zurzeit darüber im






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Gespräch mit der Wissenschaft und der Industrie. Ich bin
gerne bereit, darüber auch im Forschungsausschuss mit
den Kolleginnen und Kollegen zu diskutieren. Deutsch-
land besitzt eine ganze Reihe von Stärken. Genau diese
wollen wir weiterentwickeln, um nach entsprechender
Umsetzung in der europäischen Raumfahrtpolitik die
Früchte zu ernten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen weiterhin dafür sorgen, dass die Ergeb-
nisse der Raumfahrtforschung zügig in Anwendungen
überführt werden. Auch hier sind wir erheblich vorange-
kommen. Mit Projekten in Public Private Partnership
wie zum Beispiel Terra-SAR und Rapid-Eye haben wir
zusammen mit der Forschung den Einstieg in die Kom-
merzialisierung der Erdbeobachtung eingeleitet. Solche
Partnerschaften sind nicht nur für gute Forschungsergeb-
nisse, sondern auch für kommerzielle Markterfolge
entscheidend. Mit dem Projekt GATE stellen wir eine in
Europa einzigartige Infrastruktur bereit, die beste Vo-
raussetzungen dafür schafft, Anwendungen für Galileo
zu entwickeln und sie kommerziell zu nutzen. Davon
werden wir profitieren. Einen weiteren Schwerpunkt set-
zen wir bei der Telekommunikation, die schon jetzt der
kommerziell wichtigste Bereich im Zusammenhang mit
der Raumfahrt ist.

Kurz gesagt: Raumfahrtgestützte Infrastruktur ist be-
reits heute die Grundlage für zahlreiche kommerzielle
Anwendungen auf Hochtechnologiemärkten, die weiter
wachsen werden. Da wir unsere entsprechenden Mög-
lichkeiten in vollem Umfang ausschöpfen wollen, brau-
chen wir einen weiteren Investitionsschub. Deshalb ist
die Umwidmung von Mitteln, beispielsweise für die Ei-
genheimzulage, in Mittel für die Forschungsförderung
und in Bildungsinvestitionen so notwendig und wichtig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich noch eine kurze Anmerkung zur
Neuordnung der europäischen Forschungspolitik ma-
chen; denn ich glaube, wir stehen hier vor einer wichti-
gen Entscheidung, über die auch im Parlament diskutiert
werden sollte. Sie wissen, dass die EU-Kommission mit
dem Weißbuch zur Raumfahrt einen Aktionsplan vorge-
legt hat, der die Raumfahrt für die Bürger Europas bes-
ser nutzbar machen soll. Bisher ist dieser Plan – leider –
teilweise nicht viel mehr als eine große Wunschliste, die
sehr viele Felder enthält, auf denen die Kommission ak-
tiv werden möchte. Ich halte es für entscheidend und
wichtig, dass wir sicherstellen, dass der Ansatz einer
starken Anwendungsorientierung der gemeinschaftli-
chen Raumfahrtpolitik in der Kommission verfolgt wird.
Dafür ist Folgendes wichtig: Erstens. Zwischen der ESA
und der EU muss es nicht nur eine enge Zusammenar-
beit, sondern auch eine klare Arbeitsteilung geben.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)

Es darf nicht sein, dass wir Infrastruktur- und Anwen-
dungsprojekte parallel über die ESA und die EU fördern.
Es ist nicht sinnvoll und nicht hilfreich. Das ist sicher-
lich auch nicht im deutschen Interesse.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zweitens. Wir brauchen realistische Finanzierungsan-
ätze. Drittens. Auch in der EU ist eine klare Prioritäten-
etzung erforderlich. Viertens. Schließlich muss die
ndustriepolitik die Besonderheiten der Raumfahrtindus-
rie berücksichtigen.
Ich bin sehr optimistisch, dass das mit Kommissar

erheugen, der künftig auch für die Raumfahrtpolitik
er EU zuständig sein wird, gelingen wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut! Dann kann es nur aufwärts gehen!)


ir werden gut kooperieren. Ich freue mich deshalb auf
ine sehr engagierte Diskussion – zumindest im Fach-
usschuss, wenn nicht auch hier im Parlament – über die
eustrukturierung der europäischen Raumfahrtpolitik.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512614300

Ich erteile das Wort der Kollegin Ilse Aigner, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Frau Aigner, da oben hockt der Herr Fischer! Der guckt kritisch und weiß, wie es früher war!)



Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1512614400

Das weiß ich schon. – Sehr geehrter Herr Präsident!

ehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Am Anfang ist
s schon angebracht, herauszustellen, dass gerade die
aumfahrtpolitik über viele Jahre ein gemeinsames Ziel
atte. Ich glaube, dass die Zusammenarbeit auf diesem
ebiet gut war. Man sieht auch an den Anträgen, dass es
m Prinzip sehr viele Gemeinsamkeiten gibt.
Ich will einige Aspekte der jetzigen Situation, insbe-

ondere was die haushaltstechnische Ausstattung be-
rifft, ansprechen.
Es sei mir erlaubt, auf die Eigenheimzulage einzuge-

en. Es ist wirklich beachtlich, wie oft Sie die durch den
egfall der Eigenheimzulage frei werdenden Mittel
chon verbraten haben.


(Jörg Tauss [SPD]: Noch gar nicht! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie können uns noch richtig helfen! Das ist das Schöne! Wenn Sie da mal reinlangen, das gibt was!)


Wenn Sie mich ausreden lassen, dann kann ich es Ih-
en erklären. – Ich weiß, dass in den gesamten Haushalt
ieses Jahres schon 95 Millionen Euro eingestellt sind.
avon entfallen allein 63 Millionen Euro auf den
inzelplan 30. Egal wie es mit der Eigenheimzulage
eitergeht: Am Raumfahrtetat wird sich nichts ändern.
enn die Eigenheimzulage nicht wegfällt, dann – das
at das Berichterstattergespräch über den Haushaltsplan






(A) )



(B)


Ilse Aigner

am Dienstag gezeigt – werden die gemeinsamen Mittel
für den Hochschulbau abgesenkt. In jedem Fall wird
kein Cent mehr in die Raumfahrt fließen.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Sie müssen schon ein bisschen weiter denken! Ein bisschen Perspektive!)


– Herr Schulz, Sie müssten vielleicht einmal mit Ihren
Haushältern sprechen. Sie müssen sich irgendwann ent-
scheiden, wofür Sie die durch den Wegfall der Eigen-
heimzulage frei werdenden Mittel verwenden wollen.
Sie können sie nicht zehn- oder 15-mal verwenden. Das
funktioniert einfach nicht.


(Jörg Tauss [SPD]: Wir denken bis zum Jahre 2014 wie der Kollege Nüßlein!)


– Sie sollten einmal mit den Haushältern reden. Die kön-
nen es Ihnen genau erklären.

Unabhängig davon gilt in Bezug auf die bisherige
Finanzplanung auf dem Gebiet Raumfahrt – die Minis-
terin weiß das sehr genau –: Beim ESA-Budget wurde
um 20 Millionen Euro gekürzt, während im nationalen
Bereich um 3 Millionen Euro aufgestockt wurde. Die
Finanzplanung – auf sie verlassen sich letztendlich auch
diejenigen, die das Ganze irgendwie umsetzen sollen –
sieht also 17 Millionen Euro weniger vor. Was die
Finanzplanung bis 2010 angeht – ich habe alle infrage
kommenden Zahlen vorliegen; auch Sie kennen sie –,
gehen für den Bereich Raumfahrt insgesamt 170 Millio-
nen Euro verloren. Frau Ministerin, ich kann es Ihnen
vorrechnen: Für die ESA sah der Finanzplan fünfmal
582 Millionen Euro vor; in der mittelfristigen Finanzpla-
nung ist der entsprechende Betrag auf 552 Millio-
nen Euro abgesenkt worden. Man kann eine Hochrech-
nung vornehmen und erkennen, wie es um diese Gelder
steht.

Ich will Ihnen verdeutlichen: Die Raumfahrt ist eine
langlebige Geschichte. Man kann nicht nach dem Motto
„Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“ vorge-
hen. Man muss auch längerfristig planen können.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Ja, das ist richtig!)


Projekte im Bereich der Raumfahrt gehen – der Kollege
Nüßlein hat schon darauf hingewiesen – über viele
Jahre. Deshalb ist eine Strategie nötig. Wenn man Mittel
abzieht, dann muss man sagen, wo man einsparen will.
Es macht keinen Sinn, überall häppchenweise zu kürzen;
vielmehr muss man auch Schwerpunkte setzen. Dass Sie
das tun, kann ich beim besten Willen nicht erkennen.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Dann müssen Sie genauer hinschauen!)


Man muss den Zusammenhang der ESA mit der EU
sehen. Wie Sie selbst wissen, wächst die Bedeutung der
EU immer mehr: zunächst Galileo, danach GMES usw.
usf. Bei der EU ist allein die Wettbewerbsfähigkeit aus-
schlaggebend. Deshalb ist dieses nationale Programm
für uns so wichtig. Umso trauriger ist es, dass Sie die
Mittel, die Sie der ESA nicht mehr zukommen lassen,
nicht in das nationale Programm investieren.

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(C (D Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass uns der rühere Kollege Lothar Fischer – heute sitzt er als Zuchauer auf der Besuchertribüne – 1998 verteufelt hat, ls der Anteil für das nationale Programm auf 25 Prozent bgesenkt wurde. Momentan liegt dieser Anteil bei 0 Prozent. 80 zu 20 Prozent! Ich muss Ihnen das leider n Erinnerung rufen; denn ich halte das für besonders traisch. Ich finde es durchaus begrüßenswert, dass sich die U in den Bereich Raumfahrt einmischen will. Aber aners als bei der ESA gibt es dort keine Rückflusskriteien. Das heißt, dass wir im Prinzip – in gewisser Weise andelt es sich um Industriepolitik – keine Arbeitsplätze uf deutschem Boden gewährleisten können. Diese rbeitsplätze können wir nur dann gewährleisten, wenn ir unsere Kompetenzen im nationalen Bereich ausauen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


iese Kompetenzen erhalten wir durch diese Politik ge-
ade nicht.
Frau Ministerin, ich erkenne durchaus an, dass Sie da-

ür gesorgt haben, dass die Rückflüsse verstärkt werden.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

ch glaube, das war im Interesse der Raumfahrt. Das ist
berhaupt keine Frage.
Ich erkenne auch an, dass Sie mit der Ariane die

truktur verändert haben. Das ist ein gemeinsames Be-
ühen gewesen. Dabei haben wir Ihnen meines Erach-
ns auch nichts in den Weg gelegt,


(Zuruf von der SPD: Das wäre ja noch schöner gewesen!)


ondern Sie unterstützt. Dass die Ariane in diese
chwierigkeiten gekommen ist, ist nicht die Schuld der
olitik, sondern ein Ergebnis der Marktentwicklung; Sa-
llitenmärkte sind eingebrochen usw. usf.


(Jörg Tauss [SPD]: Wie bei der Maut!)

afür kann die Politik nichts.
Noch einmal: Diese Herausforderungen sind auf uns

ugekommen. Natürlich sind zusätzliche Mittel erforder-
ch. Momentan schaut es so aus – Frau Ministerin, das
issen auch Sie genau –, dass es bei der ESA eine krea-
ve Haushaltsführung gibt, sodass wir nach der jetzigen
lanung in 2005 bei der ESA insgesamt mit über
70 Millionen Euro in der Kreide stehen.
Diese Bugwelle – das ist das Nächste – schieben wir

ber viele Jahre vor uns her. Das heißt, dass wir in späte-
en Jahren eine Dauerlast haben. Was hier passiert, ist im
rinzip nichts anderes als eine verdeckte Kreditauf-
ahme. Das wird uns irgendwann einholen, vielleicht
icht mehr Sie, vielleicht eine andere Regierung, viel-
icht eine andere Ministerin; ich weiß es nicht. Es wird
ns auf alle Fälle einholen und das ist das eigentlich Be-
auerliche.


(Zuruf des Abg. Jörg Tauss [SPD])

)






(A) )



(B) )


Ilse Aigner

Es ist schon über Schwerpunkte gesprochen worden.

Herr Schulz, Sie haben irgendetwas davon erzählt, dass
wir auf den Mars fliegen wollen. Ich weiß nicht, woraus
Sie das entnehmen.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Gucken Sie mal in Ihren Antrag!)


– Ich kann Ihnen daraus vorlesen. Da steht nur „an der
bemannten Raumfahrt festzuhalten und ISS zu stützen“.
Ich weiß nicht, ob Sie das nicht auch für sinnvoll halten.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Arbeiten am AURORA, Mars und Mond!)


Ich glaube, dass die bemannte Raumfahrt wichtig
ist. Wenn wir mit vielen Mitteln, auch Steuermitteln,
eine Raumstation aufgebaut haben, dann müssen wir die
auch entsprechend nutzen. Deshalb werden wir auf die-
sem Gebiet weiter forschen müssen; sonst wäre es ein
ziemlicher Blödsinn.


(Jörg Tauss [SPD]: Also sind Mars und Mond gestorben! – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Also wollen Sie nicht auf den Mars!)


Dass das Columbus-Modul momentan auf dem Bo-
den steht, bedauern wir alle sehr. Es hätte nach den Pla-
nungen im Oktober starten sollen. Für diese Situation
können wir nichts. Dafür können auch Sie nichts. Dass
der Shuttle abgestürzt ist, ist wirklich ein bedauerlicher
Unfall. Aus forschungstechnischer Sicht schmerzt uns
massiv, dass wir dieses wunderbare Modul, das wir oben
für Forschungsaktivitäten einsetzen könnten, momentan
nicht nutzen können.

Abschließend will ich noch etwas sagen, weil immer
so getan wird, als wenn wir irgendwelche Waffensys-
teme im All stationieren wollten; ich glaube, der Kollege
vom Bündnis 90/Die Grünen hat darauf hingewiesen;
möglicherweise haben Sie es auch getan.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Habe ich nicht! – Jörg Tauss [SPD]: Sie wollen es also nicht!)


– Ich habe das so verstanden, dass uns das unterstellt
wird –. Wir sind uns aber doch insgesamt darüber einig,
glaube ich, dass die Raumfahrt aus der bloßen For-
schungsecke raus muss, dass es eine Nutzung über alle
Bereiche der Politik geben muss, die hier in Deutschland
vertreten sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Das geht von der Verteidigung über die Umwelt bis zur
Landwirtschaft; da kann man sich alles Mögliche vor-
stellen.

Da kann ich mich eigentlich nur an den Staatssekretär
Staffelt wenden – er ist der Koordinator für die Luft- und
Raumfahrt; er wird nach mir sprechen –; wir sind uns,
glaube ich, weitestgehend einig. Ich wünsche Ihnen,
Herr Staffelt, noch etwas mehr Macht innerhalb der Bun-
desregierung,

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(C (D (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Die brauchen gar keine Macht mehr!)


odass Sie die Kollegen aus den anderen Ressorts akti-
ieren könnten, mehr Gelder zur Verfügung zu stellen.
ch glaube nämlich, dass manche Anwendungsprobleme
n anderen Bereichen mittels der Raumfahrt wesentlich
esser und effektiver gelöst werden könnten. Sie haben
eider das Problem, dass Sie die anderen Minister nicht
nzapfen können. Dass Sie es könnten, würde ich mir in
er Hinsicht manchmal wünschen.
Das gemeinsame Ziel aber können wir, glaube ich, in

en Vordergrund stellen. Raumfahrt ist wichtig für die
orschung, aber auch in vielen Nutzungen für die Men-
chen auf der Erde. Ohne Raumfahrt könnten wir mitt-
erweile viele Probleme nicht mehr lösen. Wenn wir
inen Tag alle Satelliten usw. ausschalten würden, würde
iniges auf der Erde nicht mehr funktionieren. Das allein
eigt schon, wie wichtig die Raumfahrt auch für uns hier
uf dem Boden ist.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512614500

Das Wort hat nun der Koordinator der Bundesregie-

ung für die Luft- und Raumfahrt, der Parlamentarische
taatssekretär Ditmar Staffelt.


(Jörg Tauss [SPD]: Alle Macht dem Staffelt!)

Dr
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1512614600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Zunächst durften Sie, Herr Nüßlein, eben erfah-
en, dass jene, die Erfahrung in den Fragen der Luft- und
aumfahrt haben, ein sehr viel sachlicheres Verhältnis
u den Dingen haben, als das in Ihrer Rede zum Aus-
ruck gekommen ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie müssen eines wissen: Diejenigen, die in der Luft-
nd Raumfahrt zu Hause sind, können sich in der Sache
useinander setzen, aber sie verlieren den roten Faden
icht. Bei Ihnen habe ich schwerste Bedenken – das
uss ich ganz ehrlich sagen –, ob Sie wirklich zum rich-
igen Tagesordnungspunkt geredet haben.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Es war eine gute Rede!)


Ich habe mir Ihren Antrag, den Antrag der CDU/
SU, noch einmal angesehen. Darin steht – das sollten
ie laut und deutlich sagen –:

Auch die deutsche Raumfahrt kann auf eine vielfäl-
tige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Ihr Beitrag
zum gemeinsamen europäischen Erfolg, vor allem
bei Ariane, war beachtlich und verdient Anerken-
nung.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Dr. Ditmar Staffelt

Deutsche Ingenieurleistungen … haben wesentlich
zum Ruf des made in Germany beigetragen.

(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Alles unbe stritten!)

Deutschland ist an den oben aufgeführten europäi-
schen Raumfahrtinitiativen als zweitgrößter Bei-
tragszahler der ESA und in der industriellen Füh-
rungsrolle bei Galileo in wesentlichem Umfang
beteiligt und spielt nach wie vor eine tragende Rolle
in der europäischen Raumfahrtpolitik.

Völlig richtig beschrieben! Das teilen wir voll und ganz.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Deshalb wäre es viel richtiger gewesen, Sie hätten bei al-
ler Kritik und der Sorge, die man immer äußern kann,
erst einmal diesen Aspekt in den Mittelpunkt Ihrer Rede
gestellt. Wenn Sie in Kourou ähnlich verwirrt geredet
haben sollten, kann ich verstehen, dass die französischen
Ingenieure Ihnen keine Geheimnisse der Ariane-Rakete
haben preisgeben wollen.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Den Staatssekretär haben sie nicht ernst genommen! Ihren Kollegen!)


Ich füge hinzu, dass eine solche Äußerung im deutschen
Parlament wirklich nicht akzeptabel ist. Ich ärgere mich
darüber, denn wir haben eine hervorragende Koopera-
tion mit den Franzosen und den französischen Ingeni-
euren. Es gibt überhaupt keinen Grund, in einem deut-
schen Parlament die Vermutung zu äußern, dass hier
etwa so genannte Geheimnisse nicht preisgegeben wor-
den wären. Sie hätten sich schlicht und einfach informie-
ren sollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe des Abg. Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU])


Das ist ja überhaupt kein Thema. Darüber hätte Sie näm-
lich auch die deutsche Industrie vorher informiert. Die
wissen da ebenso wie die Frau Ministerin ganz genau
Bescheid. Sie sollten hier also wirklich noch ein Stück
hinzulernen. Das kann ich Ihnen nur raten.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: PISA ernst nehmen! – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie sind doch kein Oberlehrer, sondern ein Mitglied der Regierung!)


– Passen Sie einmal auf, ich will Ihnen eines sagen: Sie
waren bei der Rede vorhin nicht dabei.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ich habe gesehen, wie Sie sie vorgetragen haben!)


So etwas, was uns hier vorgetragen worden ist, habe ich
im Bereich der Luft- und Raumfahrt, Kolleginnen und
Kollegen, bisher noch nicht gehört: weit entfernt von
den Realitäten, weit entfernt von dem, was wir wollen.
Wir wollen nämlich, dass Deutschland eine wichtige
Rolle spielt. Das wollen wir mittragen und auch gegen-
über der Öffentlichkeit in positiver Weise darstellen, da-

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(C (D it wir unsere Kompetenzen weiterentwickeln können. ehr will ich zu dem Thema jetzt aber nicht mehr sagen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Die haben schon viel Schlimmeres gesagt!)


Wir haben heute gehört – das ist mir sehr wichtig –,
ass wir die Systemführung bei Galileo haben. Deutsch-
nd hat, wie ich denke, ein gewichtiges Wort bei der
ormulierung des EU-Forschungsrahmenprogrammes
itzusprechen. Die „Ariane“ ist saniert. Wir haben einen
uftragnehmer, der diese Sanierung auch voranbringt,
nd zwar erfolgreich. Darüber hinaus gibt es die Zusam-
enarbeit im Trägersektor mit den Russen; hier werden
ynergieeffekte erzielt. Das ist ein ganz wesentliches
eld, das mit dazu beigetragen hat, dass hier auch ein
tückchen mehr betriebswirtschaftliche Vernunft ein-
ehrt. Hinzu kommt die strategisch-politische Dimen-
ion dieses Unterfangens. Wir sind dabei, ein Stück mehr
ommerzialisierung und damit auch mehr Verantwor-
ung der Privatwirtschaft in die Raumfahrt zu implan-
eren – ein ganz wichtiges Thema. Darüber hinaus
aben wir von der Ministerin gehört – bitte vergessen
ie das nicht –, es geht heute um Straffung und
ffizienzsteigerung bei der ESA-Programmplanung
nd -durchführung. Hier hat Frau Bulmahn in den ver-
angenen Monaten eine ganz gewichtige Rolle gespielt.
as können Sie doch nicht einfach wegdiskutieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, es steht auch überhaupt
icht infrage, dass wir in Deutschland nach wie vor ei-
en harten Kampf um Workshares in der internationalen
usammenarbeit führen. Da sollte nun gerade jemand,
er aus Bayern kommt, nicht allzu große Beschwerde
ühren, denn eine Vielzahl der Investitionen, die von
taatlicher und insbesondere von bundesstaatlicher Seite
nterstützt werden, kommt genau in Ihrem Lande an. Ich
in überhaupt nicht dagegen, um das einmal klar zu sa-
en. Ihr Land hat große Kompetenzen, aber Sie sollten
as auch einmal berücksichtigen. Herr Wiesheu hätte im
brigen mit der Rede, die Sie hier gehalten haben, über-
aupt nichts anfangen können. Er sieht die Dinge näm-
ch in sehr viel besserem Licht, als Sie es hier darge-
tellt haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: Sie verstehen Wiesheu doch gar nicht! – Weiterer Zuruf des Abg. Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU])


Noch ein Wort zu den Zahlen. Frau Aigner, ich habe
ben noch einmal Rücksprache mit Frau Ministerin
ulmahn genommen. Eines ist klar: Die BMBF-Ausga-
en für die ESA und für den nationalen Bereich der
aumfahrt werden von 2005 bis 2008 stabil bei
97,3 Millionen Euro bleiben. Die Voraussetzung hier-
ür ist – so hat die Ministerin mir gesagt –, dass entspre-
hende Regelungen bei der Eigenheimzulage, die der
reisetzung von Ressourcen dienen und die hier schon






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Dr. Ditmar Staffelt

angesprochen worden sind, von Ihnen mitgetragen wer-
den.


(Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage – Jörg Tauss [SPD]: Herr Präsident, Frau Aigner hat eine Frage!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512614700

Möchten Sie Ihre Redezeit durch die Beantwortung

einer Zwischenfrage der Kollegin Aigner verlängern?

(Heiterkeit)


D
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1512614800


Ja, bitte schön, wenn sie möchte.


Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1512614900

Herr Staatssekretär, können Sie mir bestätigen, dass

ich mich auf die Finanzplanung 2005 bis 2008, die in
dem Haushaltsgesetz 2004 enthalten ist, bezogen habe?
Für die ESA sind demnach Ausgaben in Höhe von
572 Millionen Euro in 2005 und 582 Millionen Euro in
den Folgejahren vorgesehen. Aber die aktuelle Finanz-
planung – ich habe eine entsprechende Liste gestern be-
kommen – sieht für das Jahr 2005 und auch für die fol-
genden Jahre Ausgaben in Höhe von 552 Millionen Euro
vor. Das sind also 30 Millionen Euro weniger pro Jahr.
Ich habe nichts anderes gesagt, als dass im Vergleich zur
Finanzplanung des letzten Jahres ein Minus von
170 Millionen Euro besteht. Können Sie mir das bestäti-
gen?

D
Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1512615000


Mir liegt die gleiche Zahl vor. Ausgaben in Höhe von
551,8 Millionen Euro für die ESA und in Höhe von
145,5 Millionen Euro auf der nationalen Ebene ergeben
zusammen 697,3 Millionen Euro. Das ist die Zahl, die
mir Frau Ministerin Bulmahn zur Klarstellung mit auf
den Weg gegeben hat. Wenn Sie auf der Grundlage von
100 Jahren rechnen würden, dann würde das Defizit
noch weiter wachsen. Wir können dies natürlich tun,
aber es wäre nicht hilfreich. Nichtsdestotrotz ist eines
klar: Es wird Jahr für Jahr um Ansätze gerungen werden.

Frau Kollegin Aigner, wir sind uns in folgendem
Punkt doch völlig einig. Wir wissen, dass es auf diesem
Gebiet weltweit einen harten Wettbewerb gibt. Wir wis-
sen auch, dass sich die Europäer auf diesem Feld stre-
cken müssen. Wir tun alles, was wir tun können. Aber
wir müssen Prioritäten setzen; wir werden sie auch set-
zen. Auch was die Budgetbemessung angeht, ist die
Raumfahrt bei Frau Ministerin Bulmahn in guten Hän-
den. Lassen Sie uns gemeinsam über die Frage reden,
wie wir die Ansätze weiter hochfahren können. Wir alle
gehen doch vom gleichen Kuchen aus. Diese Tatsache
sollten Sie in Ihren Betrachtungen einmal mit berück-
sichtigen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Ich möchte ebenfalls erwähnen – das ist auch schon esagt worden –, dass wir zum einen in Deutschland am elbstverständnis der Luftund Raumfahrt weiter arbeien müssen. Da sollten alle mithelfen. Zum anderen das ist ebenfalls ein ganz wichtiger Punkt – müssen ir den KMUs helfen, im Geschäft zu bleiben. Ich sage anz ausdrücklich, dass sie nicht nur an einem Unternehen hängen dürfen. Wir wollen ihnen weltweit den Zuang zu anderen Systemanbietern und zu anderen Märken öffnen. Wir müssen allerdings Wert darauf legen, ass sie einen Restrukturierungsprozess mitmachen, der ie fit hält und wettbewerbsfähig macht. Darüber hinaus – auch diesen Punkt möchte ich an prechen – gilt unser Blick der Förderung des fachlihen Nachwuchses, also der Human Resources, die so nendlich wichtig sind, um auf einem solch hohen Level eiterhin eine wichtige Rolle in der Welt spielen zu könen. Ich denke, dass unser Ansatz auch da der richtige t. Ich fasse zusammen. Die drei wesentlichen Elemente, enen wir uns widmen müssen, sind: erstens der Aufbau iner integrierten und selbstständig wettbewerbsfähigen nternehmensstruktur, zweitens die technologische Fühungsrolle und drittens die Koordinierung der nationalen nd europäischen Forschungsförderung. Herr Nüßlein, ie Fraktionen dieses Hauses sollten, so gut es eben geht, n diesen Punkten zusammenarbeiten. Schönen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512615100

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschus-

es für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät-
ung auf der Drucksache 15/3539. Der Ausschuss emp-
iehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung, den Antrag
er Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grü-
en auf Drucksache 15/2394 mit dem Titel „Deutsche und
uropäische Raumfahrtpolitik zukunftsorientiert gestal-
n“ in Kenntnis der Unterrichtung durch die Bundesre-
ierung auf der Drucksache 15/2373 Nr. 2.2 anzunehmen.
er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
timmt dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? – Die
eschlussempfehlung ist angenommen.
Unter Nr. 2 empfiehlt der Ausschuss, den Antrag der

raktion der CDU/CSU auf Drucksache 15/2334 mit
em Titel „Stärkung der wissenschaftlichen Zukunfts-
nd wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit des Raum-
ahrtstandorts Deutschland in Europa“ in Kenntnis der
nterrichtung durch die Bundesregierung abzulehnen.
er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
timmt dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? – Auch
iese Beschlussempfehlung ist mehrheitlich angenom-
en.
Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 3 seiner
eschlussempfehlung auf der Drucksache 15/3539, den
ntrag der Fraktion der FDP auf der Drucksache 15/1230






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

mit dem Titel „Stärkung der europäischen Raumfahrtpo-
litik – Gewinn für den Wirtschafts- und Forschungs-
standort Deutschland“ in Kenntnis der Unterrichtung
durch die Bundesregierung abzulehnen. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Wer enthält sich? – Auch diese Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der
FDP bei Enthaltung der CDU/CSU-Fraktion angenom-
men.

Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 6 auf:
Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten
Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, Veronika
Bellmann, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU
Anerkennung von Berufsqualifikationen von
Handwerk, freien Berufen und Industrie
– Drucksachen 15/1378, 15/2236 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Dazu
höre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlos-
sen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst dem Kollegen Ernst Hinsken für die CDU/CSU-
Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1512615200

Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

und Kollegen! Bereits im Juli 2003, also vor eineinvier-
tel Jahren, hat meine Fraktion die heute zur Debatte ste-
hende Große Anfrage gestellt, um frühzeitig die Position
der Bundesregierung in Erfahrung zu bringen. Die Ant-
wort kam sachgemäß im Dezember des gleichen Jahres.
Seit dem haben wir schon wieder eine neue Situation
und dies deshalb, weil die Europäische Kommission im
Frühjahr einen geänderten Richtlinienvorschlag vorge-
legt hat.

Ich möchte gleich vorweg anmerken: Es war richtig,
dass die Bundesregierung im Europäischen Rat zusam-
men mit Griechenland gegen diese Richtlinie gestimmt
hat. Dies war auch deshalb richtig, weil die Qualitätsprü-
fungen bei der Anerkennung von Berufsqualifikationen
gerade beim Handwerk nicht weit genug gehen. Deshalb
meine ich, dass sich die Bundesregierung in unserem In-
teresse im weiteren Verfahren nachhaltig einbringen
muss und hierzu eine ganze Reihe von Hausaufgaben zu
erledigen hat. Herr Dr. Staffelt, Sie als Parlamentarischer
Staatssekretär und Vertreter der Bundesregierung stehen
in der Pflicht, entschieden für die deutschen Interessen
einzutreten.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das macht er doch auch!)


Die EU will die Anerkennung von Berufsqualifikatio-
nen vereinfachen. Das ist zwar verständlich; das Ergeb-
nis ist aber das genaue Gegenteil: Die überarbeitete
Richtlinie ist noch komplizierter, noch bürokratischer und
noch unverständlicher geworden, als sie es ohnehin schon

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(C (D ar. Für mich ist einfach nicht nachvollziehbar – ich halte ies in einer solch wichtigen Angelegenheit auch nicht für ernünftig –, dass eine Richtlinie gleichermaßen für den andwerksmeister und den Arzt gelten soll. Man kann och nicht alle Berufe in einen Topf werfen. Diese Frage öchte ich daher in diesem Zusammenhang besonders erausstellen. Meine Damen und Herren, erst vor fünf Jahren wurde ür die Industrie und das Handwerk eine Richtlinie zur nerkennung von Berufsqualifikationen verabschiedet nd bereits jetzt wird wieder gesetzlich herumgefumelt. s ist weder im Interesse der EU noch im Interesse der ittlerweile 25 Mitgliedstaaten, wenn die Anerkennung on Berufsqualifikationen in schneller Folge geändert erden muss. Das sorgt für Verunsicherung in den Unernehmen und bei den Beschäftigten, die flexibel und obil sein müssen, aber angesichts der ständigen Veränerungen bei der Anerkennung ihrer Berufsqualifikatioen einfach den Überblick verlieren. Es besorgt mich, dass die Europäische Union die beährten sektoralen Anerkennungsrichtlinien ohne Not ufgegeben hat. Sie haben doch Jahrzehnte funktioniert. ch meine, verehrte Kolleginnen und Kollegen: An Beährtem sollte man festhalten. Die Bundesregierung ist in der Pflicht, die drohende ntwertung deutscher Berufsabschlüsse durch die EU u verhindern; denn unser Ausbildungssystem mit den weiligen Abschlüssen ist nach wie vor das beste in Euopa und weit darüber hinaus. Um weltweit bestehen zu önnen, brauchen wir ein Mehr an Qualität in der Ausildung und nicht eine immer stärkere Absenkung der nforderungen. Zu der bereits zu verzeichnenden Niediglohnkonkurrenz durch die EU-Osterweiterung darf icht auch noch ein Qualitätsdumping bei den Berufsabchlüssen treten. Wir müssen und wollen besser sein als ie anderen. Ein Handwerker, Arzt oder Architekt legt in Deutschnd mit seiner Prüfung ein Bekenntnis zu Leistung und önnen ab; dies ist der vollen Anerkennung wert. Wenn mand das Gefühl hat, dass das, was er geleistet hat, etas wert ist, dann ist er viel stärker motiviert. Diese Movation brauchen wir dringend auch in der Zukunft. Das Handwerk und die freien Berufe haben meiner einung nach nur dann eine Zukunft, wenn es tüchtigen nd gut ausgebildeten Nachwuchs gibt. Der Nachwuchs t der Hoffnungsträger für unser aller Zukunft. Deshalb t jeder Versuch, den Meisterbrief weiter auszuhöhlen, ntschieden abzulehnen. Zwar wird in der Richtlinie festgeschrieben, dass bei er Erbringung grenzüberschreitender Dienstleistungen, umindest bei besonders sensiblen Berufen aus den Beeichen der öffentlichen Gesundheit oder Sicherheit, der ufnahmestaat auch weiterhin ein Qualitätsprüfungsrecht Ernst Hinsken hat. Die Richtlinie schweigt sich aber darüber aus, welche Berufe hier genau gemeint sind. Das ist einfach stümperhaft und kann nicht hingenommen werden. Gerade für das Handwerk ist diese Situation überhaupt nicht akzeptabel. Das möchte ich als Handwerksmeister besonders unterstreichen. Aus guten Gründen ist für die Ausübung eines gefahrgeneigten Gewerkes der Meisterbrief erforderlich. Bewusst haben wir dies bei der Handwerksnovelle so beschlossen; denn nur so können Sicherheit und Qualität für den Verbraucher garantiert werden. Dessen Interessen sind hier in besonderer Weise zu sehen. Deshalb ist die Bundesregierung nachhaltig aufgefordert, dafür zu sorgen, dass dies nicht seitens der Europäischen Union unterlaufen wird. Ansonsten – das prophezeie ich Ihnen – ist eine Prozesslawine der Betroffenen bis hin zum Europäischen Gerichtshof zu befürchten. Handwerk und Mittelstand haben doch etwas anderes zu tun, als die Qualität der Ausbildung in diesen Bereichen auch noch gerichtlich durchsetzen zu müssen. Sie haben doch schon genug Probleme. Sie sind zum Beispiel genügend mit Bürokratie behaftet. Bauen wir diese Bürokratie ab und reden wir nicht nur immer darüber! Verehrte Kolleginnen und Kollegen, es ist richtig, dass derzeit nicht zwischen grenzüberschreitenden Dienstleistungsund Niederlassungsvorgängen unterschieden wird. Dies soll nach den Vorschlägen für die neue Anerkennungsrichtlinie anders werden. Die Begründung hierfür ist aber nicht einleuchtend. Die EU sieht dies nämlich als notwendig an, um nach der Lissabon-Strategie in Europa bis zum Jahre 2010 den dynamischsten und wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsraum der Welt zu schaffen. Dies ist als Ziel richtig. Dazu sind jedoch keine Sonderregelungen bei der Anerkennung von Berufsqualifikationen im Zusammenhang mit grenzüberschreitenden Dienstleistungsvorgängen erforderlich. Deshalb stellen sich doch folgende Fragen: Aus welchem Grund sollen eigentlich die Anerkennungsvoraussetzungen bei den grenzüberschreitenden Dienstleistungen geringer sein als bei der Niederlassung? Wird hier nicht eine neue Ungerechtigkeit geschaffen, anstatt sie beiseite zu schieben? Die Sicherung von Qualitätsstandards muss identisch sein, unabhängig davon, ob der Leistungserbringer seine gewerbliche Niederlassung im Inoder im Ausland hat. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, bereits das derzeitige System der Anerkennung von Berufsqualifikationen sichert eine Mobilität der Selbstständigen und der abhängig Beschäftigten innerhalb der EU. Leider ist in den letzten Jahren vermehrt eine Tendenz seitens der Europäischen Kommission festzustellen, Regelungen vorzuschlagen, die über dasjenige hinausgehen, was zur Verwirklichung des Binnenmarktes tatsächlich erforderlich ist. Ich fordere deshalb auch im Namen meiner Fraktion die Bundesregierung auf, nachhaltig dafür zu sorgen, dass qualitativ hochwertige Ausbildungen, wie wir sie in Deutschland mit dem Meisterbrief oder bei den freien B m U n w W g G w d i d v I d U n d p a K d m d N t D w v m m F d e R (C (D erufen nun einmal haben, durch die EU nicht immer ehr ausgehöhlt werden. nsere Nachbarn sind gefordert, ihr Niveau anzuheben, icht aber wir, unser Niveau zu senken. Wenn Europa mit der Konkurrenz in der ganzen Welt irtschaftlich Schritt halten will, dann muss sich unsere irtschaft auf ihre Stärken besinnen, die sie einmal groß emacht haben. Durch gute Ausbildung in Handwerk, ewerbe und Industrie sowie bei den freien Berufen urde gerade die Bundesrepublik Deutschland zu einer er führenden Wirtschaftsnationen der Welt. Werte Kolleginnen und Kollegen, nicht nur Juristen st einleuchtend, dass einige Berufe so beschaffen sind, ass bestimmte Prüfungen und Lehrgänge zwingend orgeschrieben sind und es bleiben müssen. Herr Kollege, Sie denken bitte an die Redezeit. Jawohl, ich bin schon beim Schluss, Herr Präsident. ch bleibe jetzt so weit wie möglich in der Zeit. Das sollte jedoch nicht in Brüssel, sondern muss in en einzelnen Ländern entschieden werden. Gerade die nterschiede zwischen den Rechtssystemen der einzelen Staaten rechtfertigen solche Regelungen. Es muss och jedem einleuchten, dass eine Ausbildung mit Dilomen, Zeugnissen und sonstigen Leistungsnachweisen us dem Herkunftsland nicht unbedingt die rechtlichen enntnisse abzudecken hat, die im Aufnahmeland auf iesem Rechtsgebiet verlangt werden. Lassen Sie mich zum Abschluss Folgendes sagen: Ich eine, bestimmte Begriffe müssen genau definiert weren. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das stimmt! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist immer richtig!)


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Na, na, na!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512615300
Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1512615400

ach deutschem Vorbild müssen sie in den Richtlinien-
ext aufgenommen werden. Dazu gehört, dass vor allen
ingen auch weiterhin die Voraussetzungen geschaffen
erden, bei der beruflichen Qualifikation nicht nur zu
erlangen, man müsse wissen, was Sache ist; vielmehr
uss die Grundlage für uns sein, darauf zu drängen, dass
an sich sprachlich etwas näher kommt. Wenn das der
all ist, dann ist mir nicht bange, dass man auch die an-
eren Herausforderungen leichter bewältigen kann, als
s bislang der Fall ist.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Viel heiße Luft!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512615500

Es wäre ja zu schön, wenn die Geschäftsführer ihren
ednern die gleichen Redezeiten angeben könnten wie






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

dem Präsidenten, um die Unstimmigkeiten, die es in den
jeweiligen Vorgaben gibt, in Grenzen zu halten.

Als nächstem Redner erteile ich dem Kollegen
Christian Lange, SPD-Fraktion, das Wort.


Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1512615600

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Da-

men und Herren! Lieber Kollege Hinsken, leider war Ihre
Rede wieder einmal ein Beitrag zum Politikverdruss.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/ CSU: Sie haben doch gar nicht zugehört!)


Erstens haben Sie den Eindruck erweckt, als hätten
wir vonseiten der Regierungskoalition den Zeitpunkt für
diese Debatte hinausgezögert. Das ist falsch. Sie haben
das Aufsetzungsrecht.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie haben nicht aufgepasst! Was habe ich im ersten Satz gesagt?)


Im Dezember 2003 kam die Antwort. Sie hätten also seit
Januar dieses Jahres diese Debatte hier führen können.

Zweitens haben Sie den Eindruck erweckt, als gäbe es
eine Differenz zwischen Bundesregierung, SPD-Frak-
tion, Grünen-Fraktion, CDU/CSU-Fraktion, FDP-Frak-
tion und den Verbänden in Deutschland zur Position der
Bundesregierung;


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Waren Sie denn dabei?)


denn Sie haben einen ganz wichtigen Punkt verschwie-
gen: dass wegen ihrer Argumente, die sie hier vorgetra-
gen hat, die politische Einigung im Wettbewerbsfähig-
keitsrat am 18. Mai 2004 mit qualifizierter Mehrheit
gegen die Stimmen der deutschen und der griechischen
Delegation erzielt worden ist.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das habe ich gesagt!)


Meine Damen und Herren, ich frage mich wirklich,
warum wir diese Debatte, wenn wir sie schon führen
müssen, an dieser Stelle in dieser Form führen, da wir
uns doch in der Sache einig sind. Ich hätte zumindest er-
wartet, dass Sie die Einigkeit, die in diesem Hohen
Hause besteht, entsprechend betonen und darstellen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512615700

Darf Ihnen der Kollege Hinsken eine Zwischenfrage

stellen, Herr Kollege Lange?

Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1512615800

Ja.

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512615900

Bitte schön.

Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1512616000

Ich bin dankbar, Herr Präsident, dass ich diese Zwi-

schenfrage stellen darf, weil ich zu meinem großen Be-
dauern feststellen muss, dass die schlechte Qualifizie-

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(C (D ung durch den Kollegen Lange darauf zurückzuführen st, dass er nicht aufgepasst hat. Anderenfalls wüsste er enau, dass ich hier die Bundesregierung sogar gelobt abe, weil sie mit der griechischen Regierung zusammen ersucht hat, einiges an Unheil abzuwenden. Hätten Sie ufgepasst, Herr Kollege Lange, dann bräuchten Sie dies on mir jetzt nicht einzufordern. Dann bedanken wir uns für die Unterstützung durch ie Opposition, Herr Kollege Hinsken. Wir wünschen ns aber, dass Sie dies in Zukunft nicht nur in diesem ohen Hause, sondern auch dann klar und deutlich zum usdruck bringen, wenn Sie über das Handwerk und die nerkennung unserer Handwerksberufe in der Europäichen Union sprechen. Sie wissen genau, dass bei der ovelle der Handwerksordnung die Haltung der Euroäischen Union einer der zentralen Gründe war, warum ir diesen Weg gemeinsam gegangen sind. Meine Damen und Herren, der Richtlinienvorschlag ezieht sich dabei auf reglementierte Berufe, also auf erufe, bei denen der Berufszugang oder die Berufsausbung an den Nachweis einer bestimmten Qualifikation ebunden ist. Davon sind insbesondere solche Berufe etroffen, bei denen aus Gründen des Allgemeinintereses, zum Beispiel Gesundheit und Verbraucherschutz, erufszugang bzw. Berufsausübung an den Nachweis estimmter Voraussetzungen geknüpft ist. – So weit die ichtlinie. Die Bundesregierung vertritt die Auffassung – sie tat ies in ihrer Antwort bereits zu einem Zeitpunkt, zu dem ie sich im Rat noch nicht festgelegt hatte –, dass jeder itgliedstaat weiterhin die Möglichkeit behalten soll, iese Nachweise von jedem EU-Staatsbürger zu fordern, er auf seinem Gebiet tätig werden möchte. Die Liberaisierung des Dienstleistungsverkehrs und des Nieerlassungsrechts in der Gemeinschaft ist grundsätzlich u begrüßen; Liberalisierung darf aber nicht zulasten der chutzbedürftigen, insbesondere der Verbraucher, geen. Auch darin sind wir uns, wie ich denke, einig. Uneschadet des notwendigen Kompromisses wird die obilität der Fachkräfte in Europa gefördert, ohne aber en Verbraucherschutz oder den Wettbewerb wesentlich u vernachlässigen. Angesichts der divergierenden Interessenlagen der atsmitglieder halte ich das, was als Ergebnis herausgeommen ist, zumindest für vertretbar, wenn auch nicht ür unterstützenswert. Übrigens haben auch die betroffeen Verbände des Handwerks, der freien Berufe und der ndustrie bislang keinerlei Einwände gegen das von der undesregierung im Rat erzielte Verhandlungsergebnis rhoben. Lassen Sie mich deshalb die wichtigen Regelungen, ie trotz der Ablehnung noch erreicht worden sind, hier arstellen: Erstens. Die bewährten Regelungen zur Niederlas ung bleiben von der Diplomanerkennungsrichtlinie eitgehend unberührt. Das heißt, dem Aufnahmemitliedstaat steht weiterhin das Recht zur Qualifikationsrüfung der betroffenen Person zu. Christian Lange Zweitens. In dem umstrittenen Bereich grenzüber schreitender Dienstleistungen konnte erreicht werden, dass zumindest für die besonders sensiblen Berufe aus dem Bereich der öffentlichen Gesundheit oder Sicherheit dem Aufnahmemitgliedstaat auch weiterhin ein Qualifikationsprüfungsrecht zusteht. Drittens. Welche Berufe hiervon erfasst sind – in diesem Punkt hat der Kollege Recht – wurde in der Richtlinie allerdings nicht festgelegt; dies bleibt späteren Einzelentscheidungen vorbehalten. Hier teile ich Ihre Meinung: Es wird wahrscheinlich Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs geben. Aber so ist es, wenn man sich gegen eine überwältigende Mehrheit nicht durchsetzen kann. Viertens. An dieser Stelle geht der Bundesregierung insbesondere im Hinblick auf das Handwerk die Beschränkung der Qualifikationsüberprüfung auf die vorgenannten Berufsgruppen nicht weit genug. Deshalb hat sie im Rat auch gegen die Richtlinie gestimmt. Sie war aber mit Ausnahme von Griechenland insoweit isoliert. Meine Damen und Herren, allerdings braucht das Handwerk die europäische Konkurrenz nicht zu fürchten; denn dank der großen Handwerksordnungsnovelle, die wir gemeinsam auf den Weg gebracht haben, ist es bestens gerüstet. Dies zeigen übrigens auch die jüngst veröffentlichten Zahlen des Zentralverbands des Deutschen Handwerks zur Entwicklung des Handwerks in der ersten Jahreshälfte 2004. Der jahrelange Abwärtstrend im deutschen Handwerk konnte gestoppt und umgekehrt werden. Die Zahl der Handwerksbetriebe nimmt wieder zu, die Zahl der Ausbildungsplätze auch. Fast 2 Prozent oder über 16 200 Betriebe mehr zählt der ZDH im ersten Halbjahr 2004. Die Hauptursache für diese positive Entwicklung ist das neue Handwerksrecht, das seit 1. Januar in Kraft ist. Ziel der Novelle war und ist es nämlich, mehr Existenzgründungen durch weniger Handwerksberufe mit Meisterzwang zu ermöglichen. Was wurde bisher erreicht? Die Zahl der Existenzgründungen bei den Handwerksberufen, die jetzt nicht mehr dem Meisterzwang unterliegen – Anlage B –, ist um knapp 16 Prozent oder gut 11 700 Betriebe gestiegen. Die Handwerksordnungsnovelle wollte mit dem neuen Handwerksrecht einen wirksamen Beitrag zur Verringerung der Schwarzarbeit leisten. Was wurde bislang erreicht? Neugründungen nach der Anlage B sind vor allem in den typischen Schwarzarbeitgewerken erzielt worden, wie bei den Fliesenlegern, den Gebäudereinigern, den Damen und Herren Schneidern oder den Parkettlegern. Die Novelle wollte Gesellen mit langjähriger Berufsausübung im Handwerk mit Meisterzwang – der Anlage A – die Chance einräumen, sich wirksam, früher und schneller selbstständig zu machen. Was wurde seither erreicht? 60 Prozent aller Existenzgründungen im Handwerk mit Meisterzwang, also 2 100 von 3 500 Neugründungen, wurden von berufserfahrenen Gesellen ohne Meisterbrief vorgenommen. m H b n V E H n s s H Z – I – v z b h l d s D s m a g O n c n w s g B v d b w s B e t l t g s (C (D (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wie viele darunter sind Ich-AGler?)

Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1512616100




(A) )


(B) )


Die Handwerksordnungsnovelle wollte auch durch
ehr Freiheit und Wettbewerb die Attraktivität des
andwerks gerade für junge Leute erhöhen. Was wurde
islang erreicht? Die Zahl der Ausbildungsverträge
ahm im August 2004 um 2,4 Prozent gegenüber dem
orjahresmonat zu. Das ist, denke ich, ohne Zweifel ein
rfolg des Ausbildungspaktes – da ist insbesondere das
andwerk ganz positiv hervorzuheben –, aber auch der
euen Handwerksordnungsnovelle. Trotz nach wie vor
chwacher Handwerkskonjunktur und einer beispiello-
en Verunsicherungskampagne steht fest: Das neue
andwerksrecht wirkt und zeitigt bereits nach kurzer
eit beachtliche Erfolge.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie lügen sich in die eigene Tasche!)


Aber Herr Kollege, Sie haben doch sogar zugestimmt.

(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Aber Sie spre chen über den Erfolg!)

ch bitte Sie, wenigstens nachdem Sie zugestimmt haben
hier im Deutschen Bundestag haben die Fraktionen
on CDU/CSU und FDP zugestimmt –, zu den Erfolgen
u stehen, die wir gemeinsam auf den Weg gebracht ha-
en. Ich gehe sogar so weit, dass ich mich bei Ihnen
erzlich dafür bedanke, dass Sie diesen Weg zur Novel-
ierung der Handwerksordnung und damit zur Öffnung
es deutschen Handwerks nach Europa mitgegangen
ind. Das ist ein guter Weg und Ihnen gebührt eigentlich
ank dafür, dass Sie ihn mitgegangen sind. Diesen Weg
ollten wir gemeinsam vertreten, so wie wir ihn auch ge-
einsam beschlossen haben.

(Beifall der Abg. Grietje Bettin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])

Meine Damen und Herren, ich möchte außerdem dar-

uf hinweisen, dass die Diplomanerkennungsrichtlinie
erade im Handwerk vor dem Hintergrund der EU-
sterweiterung von Bedeutung war. Die Richtlinie wird
ach ihrer Verabschiedung zum gemeinschaftsrechtli-
hen Besitzstand zählen und muss somit auch von den
euen osteuropäischen EU-Mitgliedsländern umgesetzt
erden. Dass es an dieser Stelle zu keinen weiteren Un-
timmigkeiten mit dem Handwerk kam, liegt auch maß-
eblich an der Durchsetzung von Übergangsfristen im
ereich der Arbeitnehmer- und Dienstleistungsfreiheit
on bis zu sieben Jahren durch die Bundesregierung. Für
ie sonstigen Berufsgruppen ist aber vorgesehen, dass
ei der erstmaligen Dienstleistungserbringung ein Nach-
eis über die rechtmäßige Niederlassung im Herkunfts-
taat sowie Unterlagen über die Berufsqualifikation und
erufserfahrung gefordert werden können.
Lassen Sie mich noch festhalten, dass das Diploman-

rkennungsrecht keinen Einfluss auf das jeweilige na-
ionale Bildungssystem hat. Das in der Richtlinie festge-
egte Anerkennungssystem dient lediglich dazu, dass
rotz der unterschiedlichen Bildungssysteme in den Mit-
liedstaaten die Freizügigkeit auf dem Wege der gegen-
eitigen Anerkennung von Qualifikationen und des Aus-






(A)



(B) )


Christian Lange (Backnang)


gleichs wesentlicher Unterschiede gesichert wird. So
können die nationalen Eigenheiten bewahrt werden und
stellen gleichzeitig kein Hindernis auf dem Wege der
Liberalisierung des Dienstleistungsverkehrs und der
Niederlassungsfreiheit in Europa dar.

Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass ich fürchte
– auch deshalb habe ich mit dem Satz angefangen, dass
wir hier einen Beitrag zum Politikverdruss haben –, dass
wir uns noch in einem Verfahren befinden.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Deshalb reden wir doch heute darüber!)


Das heißt, auch das, worüber wir heute diskutieren
– Herr Kollege Hinsken, Sie haben das vorhin schon kri-
tisiert –, ist wieder nur ein Zwischenstand. Denn wir
wissen: Gegen Ende 2004 wird mit der Vorlage des ge-
meinsamen Standpunktes des Rates gerechnet, der dann
dem Europäischen Parlament zur zweiten Lesung vorge-
legt wird. Es ist nicht auszuschließen, dass sich daran ein
Vermittlungsverfahren zwischen Rat und Europäischem
Parlament anschließt.

Die Positionen der Bundesregierung und des Hohen
Hauses sind klar: Wir ziehen an einem Strang. Das soll-
ten wir auch heute zum Ausdruck bringen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr gut! Ohne jeden künstlichen Konflikt!)


In diesem Sinne freue ich mich auf einen konstruktiven
Verlauf der weiteren Debatte.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512616200

Das Wort hat nun die Kollegin Gudrun Kopp, FDP-

Fraktion.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1512616300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Herren und Da-

men! Für die FDP-Bundestagsfraktion kann ich erklären,
dass unsere Beurteilung des heute vorliegenden Zwi-
schenstandes hinsichtlich der Anerkennung von Berufs-
qualifikationen von Handwerk, freien Berufen und In-
dustrie recht positiv ausfällt. Es ist zu erkennen, dass an
der Richtlinie bis zum heutigen Tag entscheidende Ver-
besserungen vorgenommen worden sind.

Wer möchte, dass die EU bis zum Jahr 2010 zum
dynamischsten und wettbewerbsfähigsten Wirtschafts-
raum wird, der muss für Liberalisierungen offen sein,
die für den Binnenmarkt zu mehr Wettbewerb, auch bei
den Qualifikationen, führen – allerdings nicht ohne
Grenzen, auch nicht völlig uferlos und schon gar nicht
um den Preis von Qualifikationsdumping. Das wollen
wir nicht.


(Beifall des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU])

Aber wir müssen sagen: Es geht um die Flexibilisie-

rung der Arbeits- und Dienstleistungsmärkte im Binnen-
markt. Wir vermerken positiv, dass 15 Einzelrichtlinien

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(C (D u einer zusammengeführt werden und dass es um die ereinfachung von Vorschriften, den Abbau von Büroratie und eine verbesserte Umsetzung der europäischen orgaben geht. Das ist in der Tendenz positiv zu beweren. Wir als FDP sagen, dass bei aller Liberalisierung und llem Änderungsbedarf, den auch wir sehen, auf eines ingewiesen werden muss: Die Besonderheiten eines betimmten Landes, die auch Gegenstand des Wettbewerbs ind, dürfen nicht komplett eingeebnet werden. Diese esonderheiten muss man beachten, damit sich jedes and wieder findet. Es wäre – wenn es so bleibt, wie es ich bisher abzeichnet – ein positives Ergebnis, dass für andwerk, freie Berufe und Industrie auch in Zukunft unktionierende und weitgehend unbürokratische Aufichtsmechanismen erhalten bleiben. Wichtig ist uns, ass dadurch die alleinige Kontrolle von Qualität und ompetenz durch den Entsendestaat ausgeschlossen ird. Insofern ist auch dies positiv. Jetzt komme ich zu dem Teil, den ich etwas kritischer ewerte. Die Änderung der Handwerksordnung war mit lick auf die EU notwendig. Wir haben gemeinsam um ieses Ergebnis gerungen. Wir finden, dass sich auch ier eine ganz positive Tendenz abzeichnet. So haben ir zum Beispiel die Altgesellenregelung gemeinsam eschlossen. Aber, Kollege Lange, Sie haben eben die Anzahl der nternehmen genannt, die neu gegründet wurden. Hier uss man ein bisschen genauer hinschauen. Wir als FDP aben ausdrücklich gesagt: Wir nehmen wahr, dass es eim Handwerk nach wie vor problematische Entwickungen gibt. So meldete zum Beispiel das Statistische undesamt erst vorgestern einen Rückgang der Beschäfigtenzahlen im Handwerk um 4 Prozent gegenüber Juni es Jahres 2003. Schauen Sie sich einmal an, welchen Anteil Ich-AGs, ie staatlich subventioniert werden, (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist doch unglaublich! Jeder fängt mal klein an!)


n allen Firmenneugründungen haben.

(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es! Darüber ha ben Sie kein Wort gesagt, Herr Lange!)

estern haben wir im Wirtschaftsausschuss diesbezüg-
ich eine sehr interessante Zahl gehört: Bislang sind
57 000 Ich-AGs gegründet worden, für die im Haushalt
50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wurden.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

llein im August 2004 sind 6 200 dieser Ich-AGs vom
arkt verschwunden.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es! Und da spricht er von großen Erfolgen!)


ine seriöse Evaluierung nach Branchen und Bestand
ohne staatliche Subventionierung – steht noch aus.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

s ist sehr fraglich, wie das aussehen wird.
)






(A) )



(B) )


Gudrun Kopp

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal an uns selbst,

insbesondere aber an die rot-grüne Bundesregierung ge-
richtet sagen, dass die Tragfähigkeitsbescheinigung, die
jetzt eingefordert wird – also etwas Ähnliches wie ein
Businessplan, der von den Kammern auszustellen ist –,
ein ganz wichtiges Element immer noch nicht enthält,
nämlich die Notwendigkeit für Ich-AGler, sich selbst ge-
gen Regressansprüche zu versichern. Wir erleben der-
zeit Betriebsgründungen, ohne dass bedacht würde, dass
Regressansprüche abgesichert sein müssen. Das ist
wichtig für den Menschen, der sich selbstständig macht,
aber auch wichtig für seine Kundschaft. Hierauf wird zu
wenig Sorgfalt verwendet.

Ich sage abschließend: Grundsätzlich sehen wir die
Beratungen zu dieser Richtlinie in der Tendenz positiv.
Wir müssen natürlich abwarten, was hier noch folgt.
Aber ich sage auch noch einmal, dass sich die rot-grüne
Bundesregierung wirklich anstrengen muss,


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es!)

um eine bessere Wirtschaftspolitik für den Mittelstand
zu machen. Wir brauchen passende Rahmenbedingun-
gen, nämlich Kostensenkungen. Wir müssen darauf ach-
ten, dass wir tatsächlich Entbürokratisierung schaffen.
Diesbezüglich ist es mit der Reformfähigkeit dieser Re-
gierung immer noch nicht weit her. Mittelständische Un-
ternehmen müssen sich am Markt wirklich entfalten
können. Es geht um echte Existenzen von Dauer und von
Qualität. Hier bleibt für Sie noch sehr viel zu tun.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512616400

Das Wort hat nun die Kollegin Grietje Bettin, Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512616500

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Wohl kaum jemand möchte heute den freien Waren-
fluss zwischen den Ländern der EU missen. Als export-
orientierte Nation profitieren wir auch volkswirtschaft-
lich davon: Rund 60 Prozent unserer Exporte gehen in
die EU. Wir können uns freuen über offene Grenzüber-
gänge ohne Warteschlangen und inzwischen auch über
das Ende der Wechselstuben.

Mit dieser positiven Grundhaltung sollten wir auch
weitere Chancen, die uns die Europäische Union bietet,
ergreifen. So sollten wir es auch mit der gegenseitigen
Anerkennung von Berufsqualifikationen in Europa hal-
ten. Bisher regelt ein Wust von EU-Richtlinien die Aner-
kennung von Berufsqualifikationen. Die Kommission
will dies nun endlich ändern und mehr Transparenz und
Mobilität für Dienstleistungen erreichen. Aus europapo-
litischer und wettbewerbspolitischer Sicht ist dieses An-
liegen grundsätzlich begrüßenswert. Die Frage ist jetzt,
inwieweit die geplante Regelung den Verbraucherschutz,
die Qualitätssicherung – zum Beispiel im Gesundheits-
bereich – und faire Wettbewerbsbedingungen für die An-
bieter gewährleistet.

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(C (D Wir sehen die neue EU-Richtlinie zur Anerkennung on Berufsqualifikationen mit den in den Verhandlungen nzwischen erreichten Änderungen auf einem guten und raktikablen Weg. Der überwiegende Teil der bisherigen ichtlinien geht nun in der neuen Richtlinie auf. Die so erbesserte Transparenz hilft Antragstellern und Verwalungen. Eigene Richtlinien bleiben nur für die Berufe echtsanwalt sowie Wirtschaftsund Steuerprüfer besteen; diese werden von der neuen EU-Richtlinie ausgeommen. Dies halten wir für gerechtfertigt; denn welher deutsche Rechtsanwalt würde sich schon in die nglische Prozessordnung hineinwagen? Gegenüber dem ursprünglichen Kommissionsenturf sehen wir in dem inzwischen erreichten Verhandungsergebnis deutliche Verbesserungen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ie Anmeldung bei gewünschter Niederlassung und
ei grenzüberschreitenden Dienstleistungen erfolgt
ünftig im Aufnahmeland und nicht, wie ursprünglich
eplant, im Herkunftsland. Die Kontrollmöglichkeiten
es Aufnahmelandes werden dadurch erheblich verbes-
ert. Ob eine grenzüberschreitende Tätigkeit oder eine
iederlassung vorliegt, entscheiden die zuständigen Be-
örden des Aufnahmelandes wie bisher im konkreten
inzelfall. Sie behalten den erforderlichen Ermessens-
pielraum. Das ist viel besser als eine starre zeitliche
ristsetzung, wie sie die EU-Kommission ursprünglich
orgeschlagen hatte. Die Behörden werden sich bei der
rüfung, ob eine Tätigkeit als gelegentlich oder vorüber-
ehend einzustufen ist, wie bisher daran halten, ob der
ntragsteller noch fest in der Wirtschaft des Herkunfts-
andes verankert bleibt. Die bewährten Regelungen zur
iederlassung bleiben nach dem jetzigen Verhandlungs-
tand weitgehend unberührt: Der Aufnahmestaat hat
eiterhin das Recht zur Qualifikationsprüfung, wenn ein
uropäer die Niederlassung beantragt.
Für Menschen, die grenzüberschreitende Dienstleis-

ungen anbieten, wird die neue Richtlinie dagegen eine
roße Erleichterung sein. Für die meisten Berufe gilt
ann nicht mehr das Qualifikationsprüfungsrecht des
ufnahmelandes. Dienstleister aus einem anderen EU-
and müssen nur noch den Nachweis ihrer rechtmäßigen
iederlassung im Herkunftsland sowie Unterlagen über
hre Berufsqualifikation und Berufserfahrung vorlegen.
avon ausgenommen werden die Bereiche Gesundheit
nd öffentliche Sicherheit. Wir Grüne halten das durch-
us für richtig.
Die aktuelle Diskussion um die Qualität der Pflege in
eutschland zeigt, dass wir hier besonders auf die beruf-
che Qualifikation achten müssen. Dort, wo es um die
esundheit der Menschen geht, müssen wir gegebenen-
alls Anpassungsmaßnahmen fordern können, wie etwa
ortbildungslehrgänge für Pflegekräfte.
Nicht ausgenommen sind dagegen 41 Handwerksbe-

ufe, die in Deutschland aus sicherheits- und/oder ausbil-
ungstechnischen Gründen an den Meisterbrief gebun-
en sind. Unserer Meinung nach muss dies auch nicht so






(A) )



(B) )


Grietje Bettin

sein. Für einige Berufe wäre eine Ausnahme zwar durch-
aus begründbar gewesen, aber nicht für alle 41.

Bei der Liberalisierung der Dienstleistungen in der
EU sollten wir nicht ängstlich auf die Konkurrenz aus
anderen EU-Staaten schauen. Die gemeinsame Regelung
zur Anerkennung von Berufsqualifikationen nützt auch
deutschen Dienstleistern. Das betrifft etwa Physiothera-
peuten und andere Anbieter im Gesundheitsbereich und
in Handwerksberufen, die in manchen EU-Staaten eine
akademische Ausbildung erfordern.

Europa bedeutet mehr als nur freier Warenfluss und
fehlende Wechselstuben. Bei dieser Neuregelung geht es
um die Schaffung einer gemeinsamen Arbeitswelt für
die Menschen. Wir alle in diesem Haus wollen die Be-
rufsausbildung in Deutschland fit für Europa machen.
Dafür müssen wir den europäischen Weg in der Berufs-
anerkennung aber auch konsequent gehen.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512616600

Letzter Redner in der Aussprache zu diesem Tages-

ordnungspunkt ist der Kollege Gunther Krichbaum,
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Gunther Krichbaum (CDU):
Rede ID: ID1512616700

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die

gegenseitige Anerkennung von Berufsqualifikationen
spielt für die wirtschaftliche Entwicklung der EU unbe-
strittenermaßen eine herausragende Rolle. Aus diesem
Grund sollen Berufsqualifikationen in der EU automa-
tisch anerkannt werden. Gerade für uns als exportorien-
tierte Nation ist es wichtig, dass wir nicht nur unsere
Waren in andere Länder ungehindert liefern, sondern
dort auch Dienstleistungen erbringen können.


(Beifall des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU])

Gerade hier haben wir Deutsche Nachholbedarf, da wir
hier hinter den USA und Großbritannien liegen. Umge-
kehrt gilt freilich, dass auch Dienstleister aus anderen
Ländern der EU hier tätig werden können.

Das Handwerk und die freien Berufe haben bei uns
eine jahrzehntelange Tradition und sind zwei der tragen-
den Säulen unserer Wirtschaft. Gerade das Handwerk
unternimmt in einer Zeit, in der Ausbildungsplätze
knapp sind, enorme Anstrengungen, um jungen Leuten
eine Berufsqualifikation zu vermitteln und ihnen damit
eine Zukunftschance zu geben. Das kann nicht oft genug
gewürdigt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

In einer zunehmend europäisch werdenden Wirtschaft
brauchen sie deshalb verlässliche Rahmenbedingungen
und uns als politische Partner.

Seit nunmehr über zwei Jahren wird in Brüssel an einer
Richtlinie gearbeitet. Die in zahlreichen Einzelrichtlinien

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(C (D nthaltenen Regelungen zur Anerkennung beruflicher efähigungsnachweise sollen in einer einzelnen Richtinie gebündelt und zusammengefasst werden. Das Ziel oll eine Vereinfachung sein. Wenn ich mir aber den mfang des jetzigen Richtlinienvorschlages anschaue, ann sind hier Zweifel und Skepsis angesagt. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!)


Vonseiten der CDU/CSU-Fraktion haben wir bereits
itte letzten Jahres einen erheblichen Klärungsbedarf
esehen und mit einer Großen Anfrage an die Bundesre-
ierung den Fokus vor allem auf drohende Wettbewerbs-
erzerrungen und Gefahren für den Verbraucherschutz
elegt. Bedingt durch den Umstand, dass zeitgleich auch
ie Dienstleistungsrichtlinie verhandelt wird, drohen
renzziehungen zu verwischen und ein Kompetenzwirr-
arr zu entstehen. Gerade bei der Dienstleistungsrichtli-
ie sind noch manche Fragen offen. So ist in dieser bei-
pielsweise das Herkunftslandprinzip vorgesehen.
amit wäre der Herkunftsstaat für eine Kontrolle seiner
taatsangehörigen im ausländischen Tätigkeitsstaat zu-
tändig. Kontrollen liefen damit aber ins Leere, weshalb
adurch allenfalls die Schwarzarbeit begünstigt würde.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Genauso ist es!)

nsoweit besteht bei der Dienstleistungsrichtlinie erheb-
icher Klärungsbedarf.
Soweit der Vorschlag der Kommission im Rahmen

er Anerkennungsrichtlinie das Ziel verfolgt, die Freizü-
igkeit qualifizierter Personen im Binnenmarkt zu er-
eichtern, ist dagegen nichts einzuwenden. Die Union
teht einer Liberalisierung der Dienstleistungs- und
iederlassungsfreiheit positiv gegenüber. Schließlich
ilt es, im Rahmen der Lissabonner Strategie für eine
ynamischere EU-Wirtschaft die Erbringung von
ienstleistungen zu erleichtern. Hierbei müssen aber
uch bestimmte und bewährte Standards eingehalten
erden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Als Union legen wir deshalb erheblichen Wert darauf,

ass Dienstleister aus anderen EU-Staaten den qualitati-
en Anforderungen entsprechen, die wir unseren eige-
en Erwerbstätigen abverlangen. Ansonsten laufen wir
efahr, eine unzulässige Inländerdiskriminierung vorzu-
ehmen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Jawohl!)

ür die Berufe in den Bereichen des Gesundheitswesens
nd der öffentlichen Gewalt ist dies bereits gelungen.
leiches muss aber auch für die freien Berufe, beispiels-
eise der Rechts- und Steuerberater wie auch der Wirt-
chaftsprüfer, gelten. Im Interesse eines aktiven Verbrau-
herschutzes fordern wir deshalb die Bundesregierung
uf, in den weiteren Gesprächen alle Möglichkeiten aus-
uschöpfen, um dieser Interessenlage nachhaltig Rech-
ung zu tragen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Keinesfalls sollte es genügen, dass wir uns mit der
egelung eines Nachweises entsprechender Berufshaft-






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(B) )


Gunther Krichbaum

pflichtversicherungen begnügen, die bei einer mangel-
haften Leistung Schäden der Verbraucher ausgleichen
sollen. Allein diese Sichtweise ist schon verkehrt; denn
es geht hierbei um mehr. Es geht darum, dass wir unsere
Qualitätsstandards, auf die unsere Verbraucher seit
Jahren vertrauen, sicherstellen. Die Güte der Beratungs-
und Dienstleistungen darf nicht zum Spielball im Feld
der europäischen Harmonisierungsbestrebungen werden.

Für jene, die sich hier in Deutschland dauerhaft nie-
derlassen wollen, sieht Art. 14 der Richtlinie vor, dass
der Staat, in dem sich der Dienstleistende niederlässt,
eine entsprechende Eignungsprüfung oder wahlweise
entsprechende Lehrgänge verlangen kann. Es ist deshalb
wichtig, dass die Bundesregierung schon jetzt entspre-
chende Vorkehrungen trifft, damit nach Verabschiedung
der Richtlinie eine zügige Umsetzung erfolgen kann.

Leider ist es in den Verhandlungen nicht gelungen,
eine Regelung durchzusetzen, um die eben beschriebe-
nen Maßnahmen auch auf jene anwenden zu können, die
sich nur zeitlich befristet hier bzw. in einem anderen
Mitgliedstaat aufhalten. Wie eben erwähnt, ist dies nur
für Gesundheitsberufe und die Berufe im Bereich der öf-
fentlichen Gewalt gelungen. Diese Einschränkung ist im
Interesse der deutschen Verbraucher zu bedauern. Von-
seiten der CDU/CSU-Fraktion hätten wir uns hier mehr
gewünscht. Gleichwohl wissen wir, dass dieses Ansin-
nen nicht an der Bundesregierung, sondern vielmehr am
Widerstand der Kommission und anderer EU-Partner-
staaten scheiterte.

Wir begrüßen es, dass die Mitgliedstaaten in Zukunft
die Möglichkeit haben, von Dienstleistern aus anderen
EU-Staaten vor ihrer erstmaligen Leistungserbringung
eine Anmeldung zu verlangen. Dabei gehen wir davon
aus, dass ein entsprechendes Meldeverfahren tatsäch-
lich installiert wird, das auf unbürokratische, aber effi-
ziente Weise den Schutz der Verbraucher in Deutschland
sicherstellt.

Schließlich sei noch das Problem der so genannten
gemeinsamen Plattformen erwähnt, wonach in Zukunft
ausschließlich die Berufsverbände den Katalog für einen
Verzicht auf die oben erwähnten Ausgleichsmaßnahmen
– sprich: Qualifikationstest oder Lehrgang – bestimmen
können. Hierbei bestünde nach dem jetzigen Richtlinien-
vorschlag kein Mitspracherecht des Parlaments mehr,
also weder des Bundestages noch des Europäischen Par-
laments. Hierbei besteht nun die Gefahr, dass der Anfor-
derungskatalog der europäischen Verbände hinter unse-
ren qualitativen Standards zurückbleibt. Dies bedeutet
einerseits, dass wir den hiesigen Handwerkern und Frei-
beruflern Standards abverlangen, die ein EU-Dienstleis-
ter nicht erbringen müsste, und es zu einer Benachteili-
gung inländischer Dienstleister käme. Andererseits darf
dieser Umstand nicht dazu führen, dass wir uns mit un-
seren Qualitätsstandards nach unten orientieren und da-
mit das Dienstleistungsniveau abgesenkt würde.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Das ist das Entscheidende!)


Ein „race to the bottom“ darf es nicht geben.

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(C (D Festzuhalten bleibt, dass das Ziel einer automatischen nerkennung von Berufsqualifikationen innerhalb der U ein Schritt in die richtige Richtung ist. Gerade wir ls Exportnation von Waren und Dienstleistungen weren hier in besonderer Weise profitieren. Im Interesse er Bürgerinnen und Bürger ist es aber auch wichtig, ass diese auf die Güte der Leistungen weiterhin verrauen dürfen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich schließe die Aussprache. Ich rufe Tagesordnungspunkt 7 auf: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Lebensmittelund des Futtermittelrechts – Drucksache 15/3657 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Hierzu ist nach einer interfraktionellen Vereinbarung ine Aussprache von 45 Minuten vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst ie Bundesministerin Renate Künast. Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher chutz, Ernährung und Landwirtschaft: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Der vorliegende Gesetzentwurf zur Neuordnung des ebensmittelund Futtermittelrechts ist eines der Kerntücke des aktualisierten, modernen Lebensmittelrechts nd auch ein wichtiger Baustein in der Verbraucherpoliik der Bundesregierung. Man kann sagen, er ist ein weierer Meilenstein für mehr Lebensmittelsicherheit in eutschland. Halten wir uns noch einmal die Probleme der vergan enen Jahre vor Augen: Blei in Paprika, Dioxin in Futermitteln bis hin zu Lasalocid in Eiern. Das ist bei weiem nicht die ganze Liste. Dahinter stecken folgende robleme: Einmal wurde bei der Produktion zu oft nur uf Masse statt auf Klasse und Qualität gesetzt. (Gerda Hasselfeldt [CDU/CSU]: Schon wieder!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512616800

Ich finde gut, dass Sie behalten haben, dass ich das öf-
r sage. Das war auch meine Absicht.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das haben Sie so oft gesagt, dass es uns zum Hals heraushängt!)


Bei manchen muss man es oft wiederholen, bei ande-
en weniger oft. Sie haben es behalten und das ist okay.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Öfter mal etwas Neues, Frau Minister!)


Ministerin! So viel Zeit muss sein.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

Zum anderen geht es um die Futtermittel. Die meis-

ten oder nahezu alle Lebensmittelskandale haben ihren
Ausgang bei Futtermitteln genommen. Das heißt, dass in
der Futtermittelwirtschaft etwas falsch gelaufen ist. Das
hatten die Bauern zumindest bei den Preisen auszuba-
den. Mit jeder neuen Hiobsbotschaft haben die Verbrau-
cherinnen und Verbraucher Vertrauen verloren.

Wir haben deshalb – ich weiß, dass das zu großen Tei-
len gemeinsam und fraktionsübergreifend geschehen ist –
die Organisation des Lebensmittelbereichs auf den Prüf-
stand gestellt. Wir haben die Prävention und den Vorsor-
gegedanken beim Verbraucherschutz als Leitbild ver-
ankert. Wir haben damit dem Verbraucherschutz
Priorität eingeräumt, weil das Problem so groß war, dass
er vor kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen Vorrang
haben musste. Ich betone: kurzfristigen; denn langfristig
lebt jeder davon, dass man auf die Verbraucher und ihre
Gesundheit Rücksicht nimmt. In der Konsequenz bedeu-
tet das, dass das Lebensmittelrecht am gesundheitlichen
Verbraucherschutz ausgerichtet wird.

Zudem haben wir mit dieser Vorlage ein einheitliches
Konzept im Lebensmittelbereich, das die gesamte Le-
bensmittelherstellung vom Acker – das betrifft die Be-
standteile des Futters oder auch des Brotes – über die
Verarbeitung bis hin zur Theke und den Teller umfasst.
Das entspricht übrigens auch den Grundsätzen des Weiß-
buchs der Europäischen Union.

Mit unserem Gesetzentwurf leisten wir auch einen
Beitrag zur Entbürokratisierung und Vereinfachung,
weil wir aus elf Gesetzen eines machen. Das erleichtert
in Zukunft die Rechtsfindung. Wir alle reden davon, die
Situation für die Wirtschaft einfacher zu machen. Für
mich heißt das, dass man gut beraten ist, aus elf Geset-
zen eines zu machen.

Wir haben mit diesem Gesetzentwurf einen Paradig-
menwechsel vollzogen. Futtermittel werden als erstes
Glied der Lebensmittelherstellungskette verstanden und
konsequent in diese einbezogen. Spätestens seit BSE
weiß das jedes Kind. Damit entspricht der Gesetzent-
wurf den hohen Erwartungen der Verbraucherinnen und
Verbraucher an gesunde Lebensmittel in der gesamten
Kette.

Er trägt übrigens auch dem Recht auf Information
Rechnung, weil wir in den Gesetzentwurf eine Art
Verbraucherinformationsgesetz implementieren. Da
die Opposition angekündigt hat, dass sie sich in Zukunft
auch um die Verbraucherinnen und Verbraucher – und
zwar alle; auf dem Land wie in der Stadt – kümmern
will, dürfte dies in den weiteren Beratungen, auf die ich
mich freue, kein Problem darstellen. Möglich ist allen-
falls, dass Sie mehr fordern. Aber dann sollten Sie nicht
immer sagen „Später in Brüssel“. Sie sollten es hier auf
Erden statt später im Himmel fordern.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das war doch vorhin das Thema!)


Der vorliegende Gesetzentwurf zur Neuordnung des
Lebensmittel- und des Futtermittelrechts schafft einheit-
liche Standards und wird bis hin zu der Straf- und Buß-
geldbewehrung von der Wirtschaft begrüßt. Er greift den

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(C (D esundheitlichen Verbraucherschutz als Thema auf, ereichtert die Verbraucherinformation, schafft Transpaenz und verhindert die Rechtszersplitterung, wie sie unlücklicherweise im Lebensmittelund Futtermittelrecht esteht. Ich glaube, dass sich in diesem Gesetzeswerk die rundüberzeugungen aller Fraktionen – wenn ich sie eim Wort nehme – wiederfinden. Insofern müssten eientlich alle zustimmen, wenn es darum geht, etwas Gues für die Gesundheit der Verbraucher und für die ebensmittelsicherheit zu tun. In diesem Sinne dürften ie Beratungen einfach werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512616900

Ich erteile der Kollegin Marlene Mortler von der
DU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1512617000

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
amen und Herren!

Man kann sagen, er
der Gesetzentwurf –

ist ein weiterer Meilenstein für mehr Lebensmittel-
sicherheit in Deutschland.

iese Aussage von Ministerin Künast ist maßlos über-
rieben.
Tun Sie doch nicht immer so, als ob es erst seit Be-

inn Ihrer Regierungszeit in diesem Land Verbraucher-
chutz gäbe.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


ie täuschen mit diesen Aussagen, die mit der Lebens-
irklichkeit und den Bedürfnissen der Menschen in un-
erem Land wenig zu tun haben, die Verbraucher.


(Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Der Vorwurf ist ja ungeheuerlich!)


enn mit der formalen Verschmelzung von bisher
igenständigen Gesetzen in den Bereichen Lebensmit-
elhygiene, Futtermittel, Bedarfsgegenstände und Kos-
etika in einem Gesetzbuch wird die Lebensmittel-
icherheit nicht automatisch erhöht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


m Gegenteil: Die Art und Weise der Zusammenlegung
er verschiedenen Regelungen erleichtert weder die
echtsanwendung noch erhöht sie die Transparenz.
Es ist abzusehen, dass sich in der praktischen Anwen-

ung des neuen Gesetzes ähnliche Schwierigkeiten wie
eim Vollzug des Arzneimittelgesetzes ergeben, in dem
ie Bereiche Humanarzneimittel und Tierarzneimittel
benso undurchsichtig wie praxisfern geregelt sind.






(A) )



(B) )


Marlene Mortler

Eine andere Gestaltung des Gesetzbuches – nämlich

ein Aufbau mit mehreren in sich geschlossenen Kapiteln
für die Regelungsbereiche Lebensmittel, Futtermittel
und Bedarfsgegenstände – würde aus meiner Sicht für
alle Betroffenen die Durchführung erheblich vereinfa-
chen.

Einen einfachen Weg ist in diesem Zusammenhang
wieder einmal Österreich gegangen. Österreich fühlt
sich dem gemeinschaftlichen Konzept „Vom Acker bis
zum Teller“ genauso verpflichtet wie wir. Das Lebens-
mittelgesetz und das Futtermittelgesetz wurden dort
nicht verschmolzen, sondern jeweils an das EU-Recht
angepasst.

Mag auch der Ansatz der Zusammenführung von Le-
bensmittel- und Futtermittelrecht nach dem Konzept des
EU-Weißbuchs 2000 geboten sein und eine echte Juris-
tenseele erfreuen, so ist doch eines klar: Keine Verbrau-
cherin und kein Verbraucher wird sich je ohne fachjuris-
tischen Beistand in dem Labyrinth des einschlägigen
EU-Lebensmittel- und -Futtermittelrechts, des vorlie-
genden Gesetzentwurfs und der darauf gestützten natio-
nalen Durchführungsverordnungen zurechtfinden kön-
nen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es!)

Wenn das aber unbestreitbar ist, dann sollten Sie, Frau

Ministerin, nicht das Gegenteil behaupten, erst recht
nicht in der Gesetzesbegründung und mit demselben
Wortlaut in der Gegenäußerung der Bundesregierung
zur Stellungnahme des Bundesrats. In beiden Texten ist
nämlich zu lesen:

Für die Verbraucherinnen und Verbraucher, die
Wirtschaftsbeteiligten und die Verwaltung wird es
einfacher, die geltenden nationalen Vorschriften im
Lebensmittel- und Futtermittelbereich zu ermitteln;
die Rechtsanwendung wird so erleichtert.

Der geneigte Leser fühlt sich getäuscht, wenn nicht so-
gar verhöhnt. Sollten wir nicht endlich ehrlich zugeben,
dass das Ganze kein Volkslesebuch werden kann?


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512617100

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Dr. Priesmeier?


Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1512617200

Bitte.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512617300

Bitte, Herr Dr. Priesmeier.


Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD):
Rede ID: ID1512617400

Frau Kollegin Mortler, da Sie die Österreicher so lo-

ben, ist Ihnen sicherlich bekannt, dass Teile der öster-
reichischen Regelungen vor allem betreffend das In-Ver-
kehr-Bringen und die Kennzeichnung letztendlich
keinen Bestand gehabt haben. Wenn Sie also ausländi-
sche und insbesondere österreichische Regelungen als
Vorbild darstellen, kann ich nur sagen: Gemach, ge-
mach! Gehen Sie in dieser Ansicht mit mir konform?

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(C (D Sehr geehrter Herr Dr. Priesmeier, Österreich gibt uns o viele Steilvorlagen – ich denke nur an die Maut –, ass ich überzeugt bin, dass man dort trotzdem auf eiem besseren Weg ist. (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wo bleibt Ihr Patriotismus? Frau Merkel will den Patriotismus nach vorn bringen!)

Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1512617500

Leider weicht der vorliegende Gesetzentwurf an vie-
en Stellen bei Begriffsdefinitionen und materiellen Re-
elungen unnötigerweise von den einschlägigen EU-
ichtlinien ab. Solche Abweichungen führen zu Ausle-
ungsschwierigkeiten und beeinträchtigen die EU-weite
inheitliche Anwendung der gemeinschaftsrechtlichen
orschriften. Weitere Wettbewerbsverzerrungen zulasten
nserer Wirtschaft sehe ich hier vorprogrammiert.


(Beifall der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP] – Zurufe von der SPD: Wo denn? Werden Sie einmal konkret!)


Die teilweise von Rot-Grün geschürte BSE-Hysterie
st schon lange abgeklungen. Die Diskussion hat sich in-
wischen versachlicht. Deswegen wird es aus meiner
icht allmählich Zeit, zu überprüfen, ob das allein in
eutschland gültige Verbot der Verfütterung tierischer
ette beibehalten werden sollte; denn es ist doch der
ipfel der Schizophrenie, wenn solche Fette in der Ver-
ütterung verboten, aber für die menschliche Ernährung
ugelassen sind. Nach wissenschaftlichen Erkenntnis-
en steht fest, dass von der Verfütterung tierischer Fette
eine Gefahr für die menschliche oder die tierische Ge-
undheit ausgeht. Ansonsten wäre ein solches Verfütte-
ungsverbot auch auf EU-Ebene erlassen worden.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Was wollen Sie uns denn damit erklären?)


Ich will damit erklären, dass das wieder ein nationaler
lleingang ist, liebe Frau Wolff.
Andererseits gehen in Deutschland verbotene Lebens-
ittel aus anderen EU-Ländern mit niedrigeren Stan-
ards über unsere Ladentheken. Das ist weder logisch
och fair.
Bei allen Meinungsverschiedenheiten bezüglich Auf-

au, Gliederung und Ausgestaltung sollten wir in einem
bereinstimmen: Entscheidend für den vorbeugenden
esundheitlichen Verbraucherschutz sind die Anwen-
ung und die Kontrolle der lebensmittel- und der fut-
ermittelrechtlichen Vorschriften. Es ist nicht ihre Zu-
ammenführung zwischen zwei Buchdeckeln.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich komme zum Schluss. Was eine effizient arbei-

ende amtliche Lebensmittelüberwachung leisten kann,
eigt der soeben vorgestellte Jahresbericht des Bayeri-
chen Landesamtes für Gesundheit und Lebens-
ittelsicherheit in Erlangen. Danach sind bayerische
ebensmittel ausgesprochen sicher. Nur 0,46 Prozent
er 79 000 untersuchten Lebensmittel und Bedarfsge-
enstände waren als gesundheitsschädlich einzustufen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Hört! Hört!)







(A) )



(B) )


Marlene Mortler

Diese geringe Quote ist ein deutlicher Beleg für eine gut
funktionierende Lebensmittelkontrolle und entzieht je-
der Panikmache die Grundlage.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1512617600

Nun erhält das Wort die Kollegin Gabriele Hiller-

Ohm, SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1512617700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

ehrte Frau Kollegin Mortler, auch wenn Sie es nicht
gerne hören: Die Neuordnung des Lebensmittel- und des
Futtermittelrechts ist verbraucherpolitisch ein wichtiger
und konsequenter Schritt hin zu mehr Lebensmittel-
sicherheit in Deutschland.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir begrüßen diese Initiative ausdrücklich.

(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)

Was ist neu an dem Gesetz? – Ich greife drei wesentli-

che Änderungen heraus:
Erstens. Lebensmittel- und Futtermittelrecht werden

in ein Gesetzbuch zusammengeführt. Nach dem Motto
„Aus elf mach eins“ wurden elf bisher eigenständige Ge-
setze zusammengefasst. Überflüssige Passagen wurden
herausgenommen oder an anderer Stelle geregelt. Von
200 Paragraphen sind jetzt nur noch 70 übrig geblieben.
Das nenne ich Transparenz! Das nenne ich Abbau von
Bürokratie!


(Beifall bei der SPD – Marlene Mortler [CDU/ CSU]: Realitätsverlust!)


Zweitens. Durch die Zusammenführung des Lebens-
mittel- und Futtermittelrechts machen wir den Weg für
eine ganzheitliche Betrachtungsweise der Lebensmittel-
kette frei. Das war bisher nicht der Fall: Futtermittel und
Lebensmittel wurden als eigenständige, voneinander ge-
trennte Bereiche betrachtet. Das ist jetzt anders: Futter-
mittel werden im neuen Gesetzbuch als erstes Glied in
der Kette der Lebensmittelherstellung manifestiert. Wa-
rum ist dieser Paradigmenwechsel so wichtig? – Erin-
nern wir uns – es wurde schon darauf hingewiesen – an
die Lebensmittelskandale der Vergangenheit! Die Ursa-
che lag häufig bei den Futtermitteln, zum Beispiel beim
BSE-Skandal, aber auch beim Dioxin- und beim Nitro-
fenskandal.

Jetzt haben wir einen neuen, einen ganzheitlichen ver-
braucherpolitischen Ansatz: „From stable to table“. Auf
Hochdeutsch: Vom Stall bis auf den Teller. Dieser neue
Ansatz bietet den Bundesländern die Möglichkeit, ihre
Zuständigkeiten in diesem Bereich besser zu koordinie-
ren. Die Bundesländer sind für die Lebensmittel- und
Futtermittelkontrollen zuständig. Sehr geehrte Frau Kol-

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(C (D egin Mortler, nehmen Sie doch bitte einmal zur Kenntis, dass das neue Gesetz den Ländern eine solide rundlage dafür bietet, die Kontrollen der beiden Bereihe besser zusammenzuführen, dadurch Reibungsveruste zu vermeiden und ihr Krisenmanagement zu optiieren! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Marlene Mortler [CDU/ CSU]: Eben nicht!)


randenburg hat diesen Schritt bereits getan. Die ande-
en Länder müssen diesem Beispiel nun folgen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das glauben Sie alles selber nicht!)


Drittens. Der Schutz der Verbraucherinnen und Ver-
raucher vor Täuschung bei Bedarfsgegenständen wird
erbessert. Irreführende Bezeichnungen und irrefüh-
ende Werbung sollen zukünftig per Verordnung verbo-
en werden. Das heißt, der Schmuckhändler, der die Ver-
raucher mit angeblich nickelfreien Ohrsteckern täuscht,
acht sich strafbar. Ebenso ist es dem Spielzeugherstel-
er verboten, damit zu werben, dass Spielzeug PVC-frei
st, wenn dies irreführend ist.
Inzwischen hat sich auch der Bundesrat in erster Le-

ung mit dem neuen Gesetzbuch befasst. Er begrüßt im
rundsatz die Neuordnung des Lebensmittel- und Fut-
ermittelrechts. Das ist schon einmal eine gute Aus-
angslage für eine Einigung. Es gibt aber auch Kritik.
ch nenne drei Kritikpunkte:
Erstens. Das Gesetz sei zu unübersichtlich und nur et-
as für Experten. – Wir nehmen die Kritik aus dem Bun-
esrat in der Regel sehr ernst. An dieser Stelle ist sie je-
och für uns nicht nachvollziehbar. Das Gesetz – da hat
er Bundesrat sicherlich Recht – liest sich nicht so leicht
ie ein Krimi, doch ich kenne, ehrlich gesagt, kein ein-
iges Gesetz, das diesem Anspruch Genüge tun würde.
as neue Gesetzbuch zeichnet sich doch gerade durch
eine Übersichtlichkeit und durch seine klare Gliederung
us. Frau Mortler, ich empfehle Ihnen wirklich: Werfen
ie einen Blick in das neue Gesetzbuch!


(Marlene Mortler [CDU/CSU]: Habe ich doch schon!)


ann werden Sie sehen: Diese Kritik ist wirklich nicht
ngebracht.


(Gustav Herzog [SPD]: Sie geht mit dem Gesetzbuch unter dem Arm einkaufen!)


Zweitens. Der Gesetzentwurf enthalte zu viele Ver-
rdnungsermächtigungen. Das führe zu einem Macht-
erlust des Bundestages. – Es ist schon interessant, dass
ich ausgerechnet der CDU/CSU-dominierte Bundesrat
o große Sorgen um unsere Handlungsfähigkeit hier im
undestag macht. Oft genug ist es gerade der Bundesrat,
er unsere Handlungsfähigkeit einschränkt.
Was hat es nun mit den Verordnungsermächtigun-

en auf sich? Verordnungsermächtigungen geben der
erwaltungsebene Spielräume,


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Das ist das Problem!)







(A) )



(B) )


Gabriele Hiller-Ohm

zum Beispiel dem Bundesministerium für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft. Es wird ermäch-
tigt, in bestimmten, im Gesetz fest umrissenen Bereichen
Verordnungen zu erlassen. Warum ist das notwendig?
Können wir darauf verzichten? Nein, das können wir
nicht. Verordnungsermächtigungen sind erstens wichtig,
um schnelles Handeln sicherzustellen. Von der EU wird
auch immer wieder eingefordert, dass wir schneller wer-
den. Durch die Verordnungsermächtigungen können wir
zweitens flexibler auf neue Anforderungen der EU-Ge-
setzgebung reagieren, ohne jedes Mal das Gesetz ändern
zu müssen.

Wir freuen uns natürlich über die Fürsorglichkeit des
Bundesrates uns Parlamentarierinnen und Parlamentari-
ern gegenüber, finden es aber doch schon erstaunlich,
dass die Kritik gerade jetzt angebracht wird. Laut Minis-
terium wurden – vom Bereich Fleischhygiene abgesehen –
überhaupt keine neuen Verordnungsermächtigungen in
den Entwurf aufgenommen. Es gibt sie also fast alle
schon. Sie sind im neuen Gesetzbuch lediglich zusam-
mengeschoben worden. Sie haben sich nicht vermehrt,
aber durch das Zusammenschieben erhalten wir einen
viel besseren Überblick.

Drittens. Der Bundesrat meint, die Verbraucherin-
formation komme in dem neuen Gesetz zu kurz. Was
heißt das? Für den Fall etwa, dass eine größere Menge
von Lebensmitteln in Verkehr gekommen ist, die zum
Verzehr nicht geeignet sind, fordert der Bundesrat nach
dem Vorbild Baden-Württembergs das Recht, die Öf-
fentlichkeit zu informieren. Wir werden diese Anregung
aus dem Bundesrat sehr genau prüfen. Natürlich – das ist
doch ganz klar – sind auch wir an guter, an besserer Ver-
braucherinformation interessiert. Gerade aus diesem
Grund haben wir doch in der letzten Legislaturperiode
wie die Löwen für ein eigenständiges umfassendes Ver-
braucherinformationsgesetz gekämpft. Fast hätten wir es
auch hinbekommen. Sozusagen in letzter Sekunde ist es
am Widerstand der CDU/CSU im Bundestag und vor al-
lem nachher im Bundesrat, also an Ihnen, meine Damen
und Herren von der Opposition, gescheitert.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Hört! Hört!)


Sie waren es, die das Verbraucherinformationsgesetz
und damit mehr Rechte für Verbraucherinnen und Ver-
braucher ausgebremst haben.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512617800

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Heinen?


Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1512617900

Sie hat nachher die Möglichkeit, sich zu äußern. Ich

möchte jetzt weitermachen.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr gut!)

Sich jetzt hier hinzustellen, den dicken Maxen zu ma-

chen und mehr Informationsrechte einzufordern, wirkt
nicht sehr überzeugt, meine Damen und Herren.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Frau Kollegin Heinen, ich hoffe aber, dass uns in die-
er Legislaturperiode doch noch der große Wurf gelin-
en wird und wir ein eigenständiges Verbraucherinfor-
ationsgesetz gemeinsam auf den Weg bringen.

(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Die Hoffnung stirbt zuletzt!)

nsere Verhandlungsbereitschaft steht.
Geben Sie sich also einen Ruck, meine Damen und
erren von der CDU/CSU! Helfen Sie mit, Ihre Kolle-
innen und Kollegen im Bundesrat zu überzeugen! Die
erbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland wer-
en es Ihnen danken.
Wie geht es nun mit der Neuordnung des Lebensmit-

el- und Futtermittelrechts weiter? Im Ausschuss für Ver-
raucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft haben
ir in dieser Woche eine Anhörung zu diesem Themen-
omplex beschlossen. Sie soll am 20. Oktober stattfin-
en. Dann können die Fraktionen Änderungsanträge ein-
ringen. Im Januar 2005 soll das neue Gesetz in Kraft
reten.
Ich hoffe sehr, dass wir diese Zeitschiene halten wer-

en und dass uns der Bundesrat nicht wieder die Suppe
ersalzt. Wir brauchen die Neuordnung des Lebensmit-
el- und Futtermittelrechts. Das ist ganz wichtig, um den
orsorgenden Verbraucherschutz in Deutschland weiter
ach vorn zu bringen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512618000

Das Wort hat die Kollegin Dr. Christel Happach-
asan, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1512618100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch will doch noch einmal in dieser Diskussion daran er-
nnern: Es ist Aufgabe der Landwirtschaft wie auch der
rnährungsindustrie, gesunde Lebensmittel zu produzie-
en. Sie tun dieses, und zwar, Kollegin Mortler, nicht nur
n Bayern. Sie tun das im gesamten Bundesgebiet. Lob
afür gebührt den Betrieben und nicht der Politik, die
eine weitere Aufgabe als die der Kontrolle hat.


(Beifall bei der FDP)

Ich will weiter daran erinnern, alle angeblichen Skan-

ale der letzten Jahre – nehmen wir Nitrofen, nehmen
ir Acrylamid – haben die Gesundheit der Menschen
icht gefährdet. Diese so genannten Skandale haben
ichts weiter als ein Rauschen im Blätterwald erzeugt
nd sind nur ein Ausdruck der Unsicherheit der Men-
chen,


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: So ist es!)

ber nicht von Unsicherheiten der Nahrungsmittel. Diese
ind sicher. Alle Institute, auch die von dieser Bundes-






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan

regierung beauftragten, bestätigen uns dies. Wer Men-
schen schützen will, muss sie auch davor schützen, sich
um die falschen Dinge Sorgen zu machen. Die wirkli-
chen Gefahren liegen nicht in der Qualität der Lebens-
mittel, sondern in der Auswahl der Lebensmittel. Eine
Diät aus Chips und Cola ist nicht gesund, auch wenn die
Produkte einwandfrei sind. Wir sind uns bewusst, dass
die Gesetzgebung darauf allenfalls minimalen Einfluss
haben kann.

In einem zusammenwachsenden Europa ist es konse-
quent, die Lebensmittel- und Futtermittelgesetzge-
bung zu vereinheitlichen. Die in der EU entwickelte
Strategie „vom Acker auf den Teller“ ist ein umfassen-
der Ansatz, der griffig beschreibt, was wir wollen. Der
gesunde Jungbulle soll einmal als saftiges Steak, die
Mohrrübe in einem knackigen Salat auf dem Teller lan-
den. Dafür sind wir alle.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: So ist es!)

– Wie ich sehe, hat mein Kollege sie schon vor Augen.

Die Regierung hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, der
verschiedene Gesetze bündelt. In der Zielbeschreibung
heißt es: Das Lebensmittelrecht soll transparenter, die
Anwendung vereinfacht werden. Dieser Zielsetzung
stimmen wir zu. Die Anhörung wird zeigen, ob dies tat-
sächlich erreicht wird. Für die FDP will ich auch noch
einmal hinzufügen: Wir wollen in einem solchen Gesetz
keine den Wettbewerb verzerrenden Vorschriften. Sie
sind durch nichts zu rechtfertigen.

Wir müssen leider feststellen: Wie immer versucht die
Bundesregierung unter dem Deckmantel der Umsetzung
einer EU-Richtlinie, den Wettbewerb verzerrende Vor-
schriften und Sonderregelungen einzuführen. Genau die-
ses lehnen wir ab.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben ein sehr hohes Maß an Lebensmittelsi-
cherheit. Frau Hiller-Ohm, ich hätte mich gefreut, Sie
wären auch darauf einmal eingegangen, denn um unsere
Lebensmittel geht es. Jeder, der dieses leugnet, zerstört
bestehendes Vertrauen und verunsichert die Menschen.
Das kann nicht Ziel eines Verbraucherschutzes sein, der
die Eigenverantwortung der Bürger stärken will.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Alle Betriebe der Landwirtschaft und der Ernährungsin-
dustrie sind sich ihrer hohen Verantwortung bewusst.
Das ist der beste Garant für eine durchgängig hohe Qua-
lität der Lebensmittel. Wir können nämlich nicht alles
prüfen. Wir müssen darauf setzen, dass die Betriebe ih-
rer Verantwortung gerecht werden.

Vor diesem Hintergrund gibt es keinerlei Begründung
für die Einführung von Sonderregelungen in Deutsch-
land, die die Position unserer Betriebe im Wettbewerb
schwächen. Wir brauchen vielmehr Rahmenbedingun-
gen, die die Betriebe stärken, die so zum Erhalt der be-
stehenden Arbeitsplätze beitragen und die Möglichkeit
eröffnen, neue zu schaffen. Es entsteht einmal wieder

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(C (D er Eindruck, die Regierung will die Misstrauenswelle egen Lebensmittel, die durch allgemeine Unsicherheit espeist wird, zu ihren Gunsten nutzen. ebensmittel werden so zu einem Spielball innerhalb iher politischen Strategie. Das lehnen wir ab. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Das ist vollkommen am Thema vorbei, Frau Happach-Kasan!)


(Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Plattitüden!)


Das Thema ist ein wenig umfangreicher, als Sie es in
hrer Gläubigkeit an die Regierung überhaupt erfassen.


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Unglaublich!)

Das vorliegende Gesetz umfasst 150 Einzelermäch-

igungen für Verordnungen. Teilweise sollen durch Ge-
etze geregelte Tatbestände zukünftig über Verordnun-
en geregelt werden. Das lehnen wir ab.


(Beifall bei der FDP – Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Ist doch jetzt auch schon so!)


ir können erstens nicht erkennen, dass ein Gesetz mit
50 Verordnungen die Rechtsanwendung erleichtert. Wir
ind zweitens der Auffassung, dass eine so umfassende
erlagerung der Regelungskompetenz vom Parlament in
ie Hände der Regierung eine Entmachtung des Parla-
ents bedeutet. Dem können wir nicht zustimmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


rittens haben wir – das will ich auch hinzufügen – kein
ertrauen darin, dass diese Regierung mit dieser Er-
ächtigung ordentlich umgeht.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Das ist doch Unfug!)


Das ist kein Unfug, sondern ein Erfahrungstatbestand.
Im Hinblick auf die Rechtsanwendung ist überhaupt

raglich, ob die vorgenommene Bündelung von Geset-
en wirklich zu mehr Transparenz und einer Vereinfa-
hung der Anwendung führt. Sollte nicht beispielsweise
in originäres Gesetz für Tabakerzeugnisse entwickelt
erden, das im Namen deutlich macht, was geregelt
ird? Ist die Einbeziehung der Kosmetika in diesem Ge-
etz im Hinblick auf den Anwender des Gesetzes wirk-
ich zielführend? Weiterhin haben wir eine Fülle von
inzelregelungen, die im Vergleich zu Formulierungen
n anderen Ländern – es wurde schon auf das Beispiel
sterreich verwiesen – komplizierter sind und das Ver-
tändnis des Gesetzes erheblich erschweren.
Die FDP fordert eine sehr sorgfältige Gesetzesbera-

ung mit einer umfangreichen Anhörung, um das Gesetz
ollzugsfähig zu gestalten. Nur so kann es seinem Ziel
erecht werden, nämlich Transparenz zu schaffen und
ie Rechtsanwendung zu erleichtern.
Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







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Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512618200

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ulrike Höfken,

Bündnis 90/Die Grünen.


Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512618300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Ich bin manchmal sozusagen ganz
platt, wenn ich sehe, mit welcher unglaublichen Arro-
ganz die Kolleginnen und Kollegen der FDP in ihren Re-
den real existierende Probleme ignorieren und sich über
den Verbraucherschutz hinwegsetzen. Wollen Sie Anar-
chie und großes Chaos? Genau das ist die Politik der
FDP.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der FDP)


So etwas darf es in der Verbraucherpolitik nicht geben.
Frau Mortler, wir wollen keine blühenden Landschaf-

ten versprechen. Wir wollen auch kein Buch, das man,
wie Gustav Herzog sagt, beim Einkaufen mitnimmt.
Dieses Gesetz für den Bereich des Lebensmittel- und
Futtermittelrechts stellt eine Anpassung an EU-Vorga-
ben dar. Es bedeutet sowohl eine deutliche Rechtsverein-
fachung


(Marlene Mortler [CDU/CSU]: Das ist sie nicht!)


als auch eine Strukturreform.
Selbstverständlich brauchen wir darüber hinaus wei-

tere Maßnahmen. Frau Künast hat in diesem Zusammen-
hang einen langfristig angelegten und vorbeugenden
Verbraucherschutz skizziert. Er wird mit diesem Ge-
setz geschaffen: mit mehr Transparenz und mehr Sicher-
heit. Dieses Instrument ist Teil einer konsequenten Stra-
tegie, die wir gemeinsam fahren.

Darüber hinaus geht es natürlich um die Herkunft,
Herstellungsbedingungen und die Verwendung von Zu-
satzstoffen. In Bezug auf die Allergene muss es bis zum
November ebenfalls zu einer Umsetzung ins nationale
Recht kommen. Auch bei den Health Claims müssen wir
endlich vorankommen. Wichtig ist daneben die AVV
RÜb. Damit komme ich auf den Bundesrat zu sprechen.

Es kann doch angesichts der globalen Märkte einfach
nicht sein – da müssen Sie Farbe bekennen, sehr geehrte
Damen und Herren der Opposition –, dass die Länder
weiterhin Eigenbrötelei betreiben. Auch von Ihrer Seite
wird doch angesichts der globalen Märkte die Import-
problematik immer wieder aufgezeigt. Wir teilen Ihre
Auffassung, dass es in der Lebensmittelüberwachung ei-
nen ungeheuren Koordinationsbedarf gibt. Genau dieser
Bedarf soll mit der AVV RÜb gedeckt werden. Damit
schaffen wir endlich – das war schon längst überfällig –
einheitliche Untersuchungsstandards. Ich bitte Sie in-
ständig, morgen im Bundesrat Ihren Einfluss geltend zu
machen, dass wir diesen Teil des Verbraucherschutzes
endlich beschließen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Die anderen Anregungen des Bundesrates – die Inforationsrechte hat meine Kollegin schon angesprochen – ehmen wir gerne auf. Wenn der Bundesrat zu dem teht, was er sagt, werden wir die Gespräche über das erbraucherinformationsgesetz weiterführen und entprechende Maßnahmen umsetzen. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512618400

Das Wort hat die Kollegin Uda Heller, CDU/CSU-

raktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Uda Heller (CDU):
Rede ID: ID1512618500

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten
olleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren
uf den Tribünen! Neuordnung des Lebensmittel- und
uttermittelrechts – das klingt wie eine Verheißung und
eckt große Hoffnungen, dass endlich vernünftige
trukturen in das Dickicht dieses unübersichtlichen und
omplexen Bereichs kommen.
Wir alle wissen aus vielen Lebensmittel- und Futter-
ittelskandalen nur zu gut um die Komplexität dieses
ereiches unserer Arbeit und die Schwierigkeiten, hier
ernünftige Eingriffsmöglichkeiten des Gesetzgebers zu
chaffen. Die Folge ist eine schier unüberschaubare Flut
on Richtlinien, nationalen und europäischen Gesetzen,
erordnungen und anderen gesetzlichen Regelungen,
m diesen Bereich in den Griff zu bekommen. Hinzu
ommt, dass diese Regelungen international abgestimmt
erden müssen.
So ist der zugrunde liegende Gedanke dieses Geset-

es, dass das Herstellen von Futtermitteln ganz am
nfang der Produktionskette von Lebensmitteln steht,
urchaus richtig und nachvollziehbar. Klar und unbe-
tritten ist auch, dass dem Futtermittelhersteller damit
ie gleiche Verantwortung für die Sicherheit und die Be-
chaffenheit unserer Nahrungsmittel zukommt wie dem
päteren Lebensmittelhersteller. Dennoch ist fraglich, ob
an diese beiden bislang eigenständigen Bereiche, die
uch in der Praxis, im Vollzug, in der Rechtsprechung, in
er Rechtsberatung und auch in der Überwachung deut-
iche Unterschiede aufweisen, einfach zusammenfügen
ann und soll, so wie Sie dies in dem vorliegenden Ge-
etzentwurf getan haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich weiß sehr wohl, Frau Ministerin Künast, wie
chwierig für Sie und Ihre Mitarbeiter die Aufgabe war,
ie beiden großen Bereiche Futtermittel und Lebensmit-
el mit ihrer Vielzahl von Einzelregelungen in ein kom-
lexes Gesetzeswerk zusammenzufügen, das sämtliche
tufen in der Lebensmittelkette erfassen soll. Dennoch
ei angemerkt, dass dies durchaus schon früher und letzt-
ich auch besser hätte geschehen können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Uda Carmen Freia Heller

In diesem Bereich sind einige Bundesländer schon wei-
ter, insbesondere Baden-Württemberg.

Den hochgesteckten Zielen einer Anpassung an das
Gemeinschaftsrecht sind Sie nach dem ersten Eindruck,
den Experten gewinnen konnten, leider nicht nachge-
kommen. Noch immer hapert es für viele Anwender an
der Transparenz und der Verständlichkeit; Frau Hiller-
Ohm, hier haben wir unterschiedliche Meinungen.

Ein weiterer Kritikpunkt sind die von Ihnen im Geset-
zestext verwandten Definitionen. Hier weichen Sie des
Öfteren von den im europäischen Recht verwendeten
Definitionen ab, beispielsweise bei kosmetischen Mit-
teln oder bei Verarbeitungshilfsstoffen. Hierdurch sind
Probleme bei der Abstimmung des nationalen Rechts mit
dem europäischen Recht abzusehen, liebe Kollegen von
der Koalition. Besonders möchte ich hierbei die Hygie-
nevorschriften erwähnen, für die Brüssel die Maßstäbe
festsetzt und nicht Berlin. Deshalb unsere Forderung an
die Bundesregierung: Gleichen Sie diese Vorschriften
unbedingt mit denen aus Brüssel ab! Ansonsten ist das
Chaos vorprogrammiert und davon haben wir zurzeit ei-
gentlich genug.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Allein eine Orientierung an den in der EU-Verordnung
festgelegten Sicherheitsstandards würde die Übersicht-
lichkeit der Rechtsanwendung in einem ausreichenden
Maße gewährleisten.

Ein wenig Augenwischerei sehe ich bei diesem Ge-
setz aus einem Guss in einem weiteren Punkt: Auch
wenn Sie das neue Lebensmittel- und Futtermittelrecht
aus elf früheren Gesetzen geformt haben, so darf das
nicht darüber hinwegtäuschen, dass Sie einen Großteil
bisheriger gesetzlicher Vorschriften einfach auf die
Ebene von Verordnungen heruntergeholt haben; das ha-
ben auch schon einige Vorredner so gesehen. Hier stört
nicht nur uns die Flut von unklar gefassten Ermächti-
gungsgrundlagen zum Erlass von Rechtsverordnungen.
Man kann hierbei, wie ich meine, sicher nicht von Trans-
parenz sprechen. Vielmehr sollten wir die Verordnungs-
ermächtigungen auf ihre Erforderlichkeit hin überprü-
fen. Frau Hiller-Ohm, Sie haben gesagt, das sei nicht
nötig. Ich denke aber, Frau Happach-Kasan hat es richtig
dargestellt: 150 Einzelermächtigungen sind einfach zu
viel.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie verlagern damit zudem in bedenklicher Weise Re-
gulierungskompetenzen von der Legislative zur Exeku-
tive und schalten damit bei den so wichtigen Fragen des
Verbraucherschutzes und der Lebensmittelsicherheit den
Bundestag einfach aus. Dies wird nicht nur von der Le-
bensmittelwirtschaft durchaus kritisch gesehen, Frau
Ministerin. Auch wir als Parlamentarier haben hier ein
Wörtchen mitzureden. Ich denke, hierüber wird in der
Anhörung im Oktober noch zu sprechen sein.

Unübersichtlich ist auch, dass sich in Ihrem Entwurf
wesentliche und zum Teil gleich gelagerte materielle

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(C (D orschriften in unterschiedlichen Abschnitten befinden, odass die Reichweite mancher Verbote nicht immer eineutig bis zum Anwender nachzuverfolgen ist. Transpaenz und Rechtssicherheit stelle ich mir etwas anders or. Erhebliche Probleme sehe ich auch beim Gesetzes ollzug. Ein bundeseinheitliches Vollzugsniveau stellt er Gesetzentwurf in keinster Weise dar. Dies zeigt beipielsweise das Nebeneinander von § 39 und § 47 des ntwurfes. Hier sind noch einige Klarstellungen vonnöen. Bei über 1 Million registrierter Lebensmittelbetriebe ind im täglichen Gebrauch des Gesetzes schon jetzt verchiedene Missstände vorprogrammiert. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich als Fazit esthalten: Der Gesetzentwurf der Bundesregierung ist Kern zu begrüßen und richtig. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr gut! – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Schön!)


Ich bin noch nicht fertig.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was? Nach dem ersten Halbsatz hätten Sie das durchaus beenden können! – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Nein? Das hast du so schön gesagt! Sag es doch noch einmal!)


enn der Gesetzentwurf geht entschieden zu weit. Im
orwort Ihres Gesetzes steht das Ziel der Vereinfachung
nd Erleichterung. Diesem Ziel wird Ihr Gesetzentwurf
eider nicht gerecht, im Gegenteil.
Wir sollten uns im weiteren Gesetzgebungsverfahren

m mehr Übersichtlichkeit und Verständlichkeit bemü-
en, damit dieses neue Gesetz für Anwender tatsächlich
ine Erleichterung in ihrer Arbeit bringt. Auf Ihrer
genda, meine Damen und Herren der Regierungsfrak-
onen, steht doch das Wort „Entbürokratisierung“. Las-
en Sie uns dies an diesem Gesetz beispielhaft durchfüh-
en. Wir arbeiten gern mit.
Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512618600

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Wilhelm

riesmeier, SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)



Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD):
Rede ID: ID1512618700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe, als
ch mir Gedanken darüber gemacht habe, was heute zu
iesem Gesetzentwurf zu sagen ist, rückschauend auf
eine eigene Biografie geblickt: Vor 24 Jahren habe ich
ich mit der gleichen Problematik beschäftigt. Damals
efand ich mich im Staatsexamen und habe mich mit
em Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz, dem
uttermittelgesetz, dem Lebensmittelbuch und dem
leischhygienegesetz beschäftigt. Für viele war es






(A) )



(B) )


Dr. Wilhelm Priesmeier

wirklich ein Grauen, sich mit dieser Materie auseinander
setzen zu müssen.


(Dr. Peter Jahr [CDU/CSU]: Das ist heute nicht anders!)


Einige meiner damaligen Kommilitonen sind aus diesem
Grunde gar nicht erst zur Prüfung angetreten. Ich halte
es von daher schon für einen erheblichen Fortschritt,
dass sich die zukünftigen Kolleginnen und Kollegen
meines Berufsstandes im nächsten Jahr nur noch mit ei-
nem einzigen Gesetz zu beschäftigen haben.

Aber Spaß beiseite. Kommen wir nun, abweichend
von den Debattenbeiträgen, die wir heute gehört haben,
zum eigentlichen Kern der Angelegenheit und lassen wir
die politischen Plattitüden einmal ein bisschen außen
vor.


(Zurufe von der CDU/CSU)

– Das ist eine Aufforderung, die im Allgemeinen gilt.

Ich selber habe vielfach erlebt, welche dramatischen
Auswirkungen gerade Kontaminationen von Futtermit-
teln haben, und zwar lange vor BSE. In meiner Praxis
zum Beispiel hat es einen Fall mit Lindan gegeben. Da-
von waren, wie ich glaube, zehn Betriebe betroffen; sie
konnten dauerhaft keine Milch abliefern. Damals gab es
keine entsprechenden gesetzlichen Regelungen, zum
Beispiel keine vernünftigen Höchstgrenzen für Futter-
mittel. Das ist zwar schon einige Jahre her – zwischen-
zeitlich ist in diesem Bereich einiges in der Gesetzge-
bung erfolgt –, zeigt aber, dass sich letztendlich auch der
gesetzgeberische Prozess, den wir hier zu vollziehen ha-
ben, den Gegebenheiten anpassen muss. Dies ist die
Folge dessen, was wir im Rahmen der Futtermittelskan-
dale und auch von BSE erlebt haben.

Wer sich das Weißbuch der EU angesehen hat, der
weiß, dass dies die Grundlage für all das ist, was wir um-
setzen. Es ist auch die Grundlage für die Betrachtungs-
weise, die wir zwischenzeitlich entwickelt haben. Wir
sehen die einzelnen Bereiche auch im Rechtssystem
nicht mehr solitär, sondern fassen die verschiedenen Be-
reiche zusammen, weil es sinnvoll ist, vom Anfang bis
zum Ende zu denken. Bei Ihnen habe ich manchmal das
Gefühl, dass Sie gelegentlich nicht über den Anfang hi-
naus denken.


(Dr. Peter Jahr [CDU/CSU]: Sie vereinfachen!)


Wer sich die Komplexität dieser Materie anschaut,
der erkennt, dass man die Vorgaben, die man vereinfa-
chen möchte, nicht zu viel vereinfachen kann. Ansonsten
wird es bei der Umsetzung ein Problem geben. Wir
haben in diesem Zusammenhang kein Problem bei der
Gesetzgebung. Das Problem liegt ganz woanders. Das
Problem liegt in der Umsetzung vor Ort, in der Überwa-
chung, also im Wesentlichen auf der Ebene der Länder.
Darüber können wir uns lange unterhalten.

Ich nenne als Beispiel die AVV RÜb. Wir haben lange
darüber gestritten und es wird immer noch darüber ge-
stritten. Ich nehme einmal an, dass es jetzt zu einem gu-
ten Ende kommen wird. – In diesen Bereichen steckt das

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(C (D igentliche Problem, das wir im Augenblick beim Verraucherschutz haben. Es geht darum, dass länderüberreifend nach einem Gesamtkonzept, basierend auf geeinsamen Grundlagen, Verbraucherschutz und auch ontrolle betrieben werden. Es mangelt doch schon bei den Veterinärämtern, wo ie Kolleginnen und Kollegen den einen oder anderen ebensmittelkontrolleur abgezogen bekommen, und das ei steigenden Vorgaben. Das ist nicht die Ebene, über ie wir diskutieren. Ich möchte nur einmal darauf hineisen, wie die Realität faktisch aussieht. Ich selber abe jahrelang im Rahmen des Fleischhygienegesetzes ntsprechende Kontrollen vorgenommen. Ich kann Ihnen agen, wie das aussieht. Die Probleme stecken im Detail. Deshalb ist es sinnvoll, diese beiden Bereiche – im esentlichen geht es um Futtermittelrecht und Lebensittelrecht – so zusammenzuführen, wie wir es jetzt tun. ie Tatsache, dass andere Bereiche wie die Bedarfsgeenstände dabei einbezogen werden, ergibt sich aus der radition des Lebensmittelund Bedarfsgegenständegeetzes. Das wollen wir hier nicht vollständig vom Tisch ischen; es ergibt sich aus unserer Rechtsetzungssysteatik. Aus diesem Grunde ist die im Augenblick vorgeehene Vorgehensweise mehr als sinnvoll. Probleme mit diesem Gesetzentwurf habe natürlich uch ich, so mit § 40, der Möglichkeit zur Tötungsanrdnung bei Tieren, denen wissentlich oder unwissentich Substanzen verabreicht worden sind, die letztendich unter die Kategorie Arzneimittel fallen und nicht zur nwendung kommen dürfen. Konkret finde ich es prolematisch, wenn allein das Faktum der Anwendung eies Mittels wie Clenbuterol – das hatten wir alles schon inmal –, das im Bereich der Humanmedizin zugelassen st, hundertprozentig verstoffwechselt wird und keine ückstände hinterlässt, die Tötung rechtfertigt. Hierbei tellt sich für mich auch als Tierschutzbeauftragten die rage, ob es moralisch zu rechtfertigen ist, ein Tier nur ufgrund der Tatsache ins Jenseits zu schicken, dass ihm emand etwas unerlaubt gefüttert hat. as könnte man vielleicht im Rahmen all dieser Voränge noch einmal angehen. Wichtig ist, dass wir hier das Prinzip der Aktions renzwerte verankern. Das bedeutet Tätigwerden im orfeld, sodass wir hier im Rahmen des Futtermittelechts das Vorsorgeprinzip ebenso konsequent wie in aneren Bereichen umsetzen. Wenn man schon im Vorfeld ei dem einen oder anderen Produzenten tätig werden ann, bei dem es Probleme gibt – selbst wenn die Grenzerte nicht erreicht werden –, hilft dies, wirtschaftliche chäden zu verhindern. Darüber hinaus sollte man unter Umständen auch da über nachdenken, unsere gesamte Struktur der Lebensittelund der Futtermittelüberwachung, die man jetzt wangsläufig zusammenführen muss, entsprechend neu u organisieren, um sie den modernen Erfordernissen nzupassen. Das in der Verwaltung bestehende System ührt von Anfang bzw. Mitte der 50er-Jahre her. Insofern st es an der Zeit, einmal darüber nachzudenken, nicht Dr. Wilhelm Priesmeier nur das Gesetz zu novellieren, sondern auch die Systematik der Lebensmittelüberwachung zu modernisieren. Hinsichtlich dieser Überwachungsvorgänge muss dem Bund meiner Einschätzung nach ein größeres Maß an Kompetenz und Verantwortung zukommen. In diesem Sinne möchte ich Sie, meine Damen und Herren, bitten, dieses Gesetz mitzutragen und sich hier nicht querzulegen. Dieses Gesetz ist sinnvoll. Es wird sich auch in der Zukunft bei seiner Umsetzung als sehr praktikabel erweisen; davon bin ich überzeugt. Vielen Dank. Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin Ursula Heinen, CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol legen! Zunächst einmal eine Anmerkung zum Thema Verbraucherinformationsgesetz, weil dies vorhin in der Debatte angesprochen worden ist: CDU und CSU haben im Frühjahr vergangenen Jahres einen Antrag zugunsten einer besseren Verbraucherinformation in den Deutschen Bundestag eingebracht. Dieser Antrag von uns, der auch Eckpunkte für ein Verbraucherinformationsgesetz vorsah, wurde von Ihnen abgelehnt und niedergestimmt. Wir hatten kaum eine Aussprache dazu und wir warten bis heute auf die erneute Vorlage eines Entwurfs für ein Verbraucherinformationsgesetz. (Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Da hatten wir ein ganz tolles!)


(Beifall des Abg. Dr. Peter Jahr [CDU/CSU])





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512618800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1512618900

Vonseiten der Bundesregierung ist in dieser Legislatur-
periode bislang nichts dergleichen erfolgt. Wir stehen zu
Gesprächen darüber bereit,


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das ist doch toll! Dann klappt das doch diesmal!)


aber Sie scheinen es tatsächlich nicht zu wollen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber da uns jetzt ein Gesetzentwurf vorliegt, hat das
Land Baden-Württemberg in der Bundesratsdebatte ei-
nen Vorschlag zur Verbraucherinformation gemacht, den
man aufnehmen kann. Dieser Vorschlag umfasst eine
wesentlich umfassendere Informationsregelung, als das
heute der Fall ist; denn im vorliegenden Entwurf zieht
sich die Bundesregierung auf EG-Recht zurück und sagt,
eine Information der Öffentlichkeit unter Nennung von
Produkt- oder Herstellernamen sei nur als Maßnahme
zur Gefahrenabwehr möglich, also nur dann, wenn der
hinreichende Verdacht eines Risikos für die Gesundheit
von Mensch oder Tier besteht. Namens des Landes Ba-
den-Württemberg schlägt Minister Stächele wiederum
vor, jetzt Vorschriften in das Gesetz aufzunehmen, die
sich bereits seit 1991 im Verwaltungsvollzug beispiels-
weise in Baden-Württemberg bestens bewährt haben.
Dies ist auch in der Stellungnahme des Bundesrates zu

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(C (D esen. Es wäre sinnvoll, wenn Sie sich dem anschlössen zw. sich damit auseinander setzten. Wir stimmen Ihnen zu, dass die Entwicklung des Le ensmittelrechts in den letzten 20 Jahren zu einem komlizierten Nebeneinander verschiedener nationaler und uropäischer Gesetze geführt hat. Es ist in der Tat öchste Zeit, hier eine Flurbereinigung vorzunehmen. och die Umsetzung der zugrunde liegenden europäichen Verordnungen in den vorliegenden Gesetzentwurf ntspricht in weiten Teilen in der jetzt vorliegenden Fasung überhaupt nicht unseren Vorstellungen; denn der raktische Umgang und die Orientierung innerhalb diees Regelwerkes sind sehr schwierig: so schwierig, dass on Transparenz, einfacher Handhabung und Anwenderreundlichkeit keine Rede mehr sein kann. Es gibt über eine Million registrierter Lebensmittelbe riebe in Deutschland, die mit diesem Gesetz umgehen üssen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband ührte in einer ersten Stellungnahme zu diesem Gesetzntwurf aus: Erhebliche Probleme haben wir … mit der Übersichtlichkeit und Lesbarkeit des Gesetzestextes insgesamt. (Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Eine bessere Gliederung als in diesem Entwurf gibt es gar nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich nenne Ihnen gern ein Beispiel, das auch meine
ollegin Mortler eben schon erwähnt hat und das deut-
ich macht, wie schwierig es für die Verbraucher wird,
ieses Gesetz zu lesen. Am Anfang des Gesetzes werden
ebensmittel definiert:

Lebensmittel sind Lebensmittel im Sinne des
Artikels 2 der Verordnung (EG) Nr. 178/2002.

(Gustav Herzog [SPD]: Das ist doch nicht für die Verbraucher!)

Haben Sie das verstanden, Herr Herzog? Dann erklä-
en Sie es mir doch bitte einmal.


(Beifall bei der CDU/CSU – Gustav Herzog [SPD]: Sie fahren ja auch nicht mit der Straßenverkehrs-Ordnung unter dem Arm Auto, oder?)


Wenn Sie diesen Gesetzentwurf so verabschieden,
ann muss der Verbraucher bzw. der Lebensmittelbetrieb
mmer einen Juristen an der Hand haben, der ihn durch
ieses Gesetz führt.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das ist doch gar nicht für den Verbraucher! Das wissen Sie doch, Frau Heinen!)


ie werben mit einer Verringerung von 200 auf
2 Paragraphen. Aber selbst diese wenigen Paragraphen
üssen auch von den Unternehmen und den Verbrau-
hern, also von den Anwendern, verstanden werden. An-
onsten ist die vorgebliche Vereinfachung nur eine Mo-
elpackung.






(A) )



(B) )


Ursula Heinen


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist das Richtige! Die ganze Regierung ist eine Mogelpackung!)


Die Einzelermächtigungen sind schon erwähnt wor-
den. Hier findet eine Beteiligung des Parlaments nicht
statt. Das ist Ihr Demokratieverständnis. Aber auch hier
gibt es eine Ihnen nahe stehende Organisation, die dies
kritisiert. Ich zitiere Foodwatch, die nicht uns nahe ste-
hen, sondern eher für die Grünen als Beispiel herhalten:

Der Gesetzentwurf enthält großzügige ministerielle
Verordnungsermächtigungen.


(Zuruf von der SPD)

– Ich zitiere weiter; hören Sie gut zu.

Ob ein höheres Schutzniveau erreicht wird, hängt
damit von Verwaltungsakten ohne parlamentarische
Kontrolle ab.

Dies sagt Foodwatch.

(Dr. Peter Jahr [CDU/CSU]: So was lassen Sie zu?)

Nun noch ein letzter Punkt: Zurzeit gibt es noch ein

erhebliches Durcheinander von faktisch nebeneinander
stehenden Aufhebungen und vorläufigen Fortgeltungen
von Gesetzen. So heißt es einmal, das Säuglingsnah-
rungswerbegesetz werde aufgehoben, wenig später wird
es für fortbestehend erklärt, bis von der Verordnungser-
mächtigung Gebrauch gemacht worden ist. Sie sehen,
dieses Gesetz ist in der jetzt vorliegenden Fassung ein
wirkliches Durcheinander, das überhaupt nicht zur Klar-
heit beiträgt.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Heillos, genau!)

Deshalb gibt es jetzt auch Kritik von allen Seiten: von
Foodwatch über die Verbraucherzentralen bis hin zum
Bauernverband.


(Dr. Peter Jahr [CDU/CSU]: Von uns ganz zu schweigen!)


Sie alle haben Ihnen schon oft geschrieben, wo es schief
läuft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Daher kann ich Ihnen zum Schluss nur empfehlen, die

Vorschläge anzunehmen, die der Bundesrat in einer um-
fangreichen Stellungnahme gemacht hat. Wir sind bereit,
sie mit Ihnen entsprechend einzuarbeiten.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das sind immer die Versprechen, die nicht eingehalten werden!)


Die Verbraucherinnen und Verbraucher würden es Ihnen
danken, wenn es zu einem anwender- und leserfreundli-
chen Gesetz käme.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das hat gesessen! Jetzt wisst ihr, was Sache ist!)


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(C (D Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Übereisung des Gesetzentwurfs auf Drucksache 15/3657 an ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgechlagen. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? – Das st nicht der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlosen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 8 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dirk Fischer W. Lippold und der Fraktion der CDU/CSU Luftverkehrsstandort Deutschland sichern – Drucksache 15/3312 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Tourismus Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist es so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat Kollege orbert Königshofen, CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! 002 gab es auf deutschen Flughäfen 137 Millionen luggäste. Nahezu alle Bevölkerungsschichten nutzen eute das Flugzeug. Die Benutzung des Flugzeugs ist, icht zuletzt durch die Billiganbieter, erschwinglich georden und trägt ganz selbstverständlich zur beruflichen nd privaten Mobilität bei. Darüber hinaus besteht ein nger Zusammenhang zwischen Luftverkehr und Wohltand. In Flughafenregionen liegen die Einkommen weit ber dem Landesdurchschnitt, die Arbeitslosenquote eutlich darunter. Rund 750 000 Arbeitsplätze hängen irekt oder indirekt vom Luftverkehr und der Luftfahrtndustrie ab. Dabei ist die Tourismusbranche noch nicht inmal berücksichtigt. Die Luftfahrtbranche ist heute eine der wenigen Jobaschinen. Die Mitarbeiterzahlen steigen kontinuier ich. Dabei gelten folgende Faustformeln: 1 Million zuätzliche Fluggäste schaffen rund 1 000 neue Jobs; im rachtbereich sorgen 100 000 Tonnen zusätzliche Fracht ür rund 2 600 neue Jobs. Außerdem besitzt die Luftverkehrsbranche eine he ausragende Bedeutung für unseren Status als zweitrößte Exportnation dieser Welt: Wertmäßig werden und 40 Prozent der deutschen Ausfuhren per Luftfracht bgewickelt. Die positive Wirkung der Luftverkehrswirtschaft auf achstum, Wohlstand und Beschäftigung dürfte damit ohl unbestritten sein. Ohne einen leistungsfähigen uftverkehr kann Deutschland im globalen Wettbewerb icht bestehen. Daher müssen wir alles tun, um den Luft Norbert Königshofen verkehrsstandort Deutschland zu sichern, nicht zuletzt deshalb, weil Wirtschaftsexperten gerade jetzt von einer entscheidenden Phase in der Entwicklung der globalen Luftverkehrswirtschaft sprechen. Für Daniel Stelter, Flughafenexperte bei der Boston Consulting Group, werden – ich zitiere – „die internationalen Flughafenmärkte jetzt verteilt“. Dabei entscheiden zunehmend die Fluggesellschaften bzw. Allianzen wie Star Alliance, One World oder Wings, wo der internationale Luftverkehr startet und landet. Sie wählen den in ihrem Sinne besten Flughafen aus. Daher müssen unsere internationalen Drehkreuze, unsere Hubs Frankfurt und München bedarfsgerecht ausgebaut werden. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wo bleibt der Beifall auf der anderen Seite?)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512619000

(Beifall bei der CDU/CSU)

Norbert Königshofen (CDU):
Rede ID: ID1512619100




(A) )


(B) )


Ansonsten verlieren wir im internationalen Wettbe-
werb entscheidend an Boden, zumal unsere Flughafen-
kapazitäten schon jetzt nicht mehr ausreichend sind. Das
gilt besonders für das Drehkreuz Frankfurt.

Eine Studie der Boston Consulting Group warnt
gleichzeitig aber auch davor, unkoordiniert öffentliche
Mittel in Regionalflughäfen zu investieren. Der Grund:
Die meist dort ansässigen Billigfluggesellschaften sind
in ihrer Flugplangestaltung nicht stetig. Dementspre-
chend ist es für die Regionalflughäfen schwierig, über-
haupt in die Gewinnzone zu kommen. Wir beobachten
zurzeit, dass überall dort, wo früher Militärflughäfen wa-
ren, die Gemeinden glauben, durch die Ansiedlung von
Billigfliegern ein Geschäft zu machen. Das wird auf
Dauer nicht gehen.


(Beifall des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sehr interessante Feststellung!)


Da ist natürlich die Regierung gefragt, da ist der Bund
gefragt. Wir fordern deswegen die Bundesregierung auf,
im Rahmen der Luftverkehrsinitiative Deutschland einen
Masterplan vorzulegen. Das Ziel muss eine bundesweite,
mit den Ländern abgestimmte, verbindliche Flughafen-
planung sein.

Nachdrücklich unterstützen wir auch das Vorhaben,
das Fluglärmgesetz von 1971 zu novellieren. Die darin
festgelegten Grenzwerte werden dem veränderten Ver-
kehrsaufkommen und dem gestiegenen Lärmbewusst-
sein der Menschen nicht mehr gerecht. Sie müssen ange-
passt werden, zumal auch deutsche Gerichte die
Grenzwerte schon längst für unzureichend erklärt haben.
Allerdings kommt die Bundesregierung ihrem 1998 ab-
gegebenen Versprechen, das Gesetz endlich zu novellie-
ren, bis heute nicht nach. Offensichtlich kann sich das
Kabinett seit sechs Jahren nicht auf einen gemeinsamen
Vorschlag einigen. Auch der jetzt vorliegende Referen-
tenentwurf ist bisher nicht abgestimmt. Er trägt einmal
mehr die einseitige, ideologische Handschrift des Herrn
Trittin. Die CDU/CSU-Fraktion jedenfalls wird diesem
Entwurf nicht zustimmen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das kann doch gar nicht sein!)


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(C (D ier muss nachgearbeitet werden. azu biete ich unsere Mitarbeit an. Von Ihrem grünen Koalitionspartner wird ja in regeläßigen Abständen die Forderung nach Einführung eier Kerosinsteuer ins Spiel gebracht. Die Begründung autet, dass sich der Luftverkehr durch die Steuerfreiheit uf Flugbenzin vermeintliche Wettbewerbsvorteile geenüber anderen Verkehrsträgern erschleiche. (Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist so!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


as ist nachweislich falsch.
Richtig ist hingegen, dass sich der Luftverkehr als

inziger Verkehrsträger ausschließlich nach dem Nutzer-
rinzip über Gebühren und Entgelte finanziert und da-
urch seine Kosten für die Benutzung von Flughäfen, für
ie Flugsicherung und den Wetterdienst abdeckt. Die
inführung einer Kerosinsteuer würde daher zu einer
oppelbelastung des Luftverkehrs durch Gebühren und
teuern führen. Das würde die deutschen Luftverkehrs-
nternehmen benachteiligen, Arbeitsplätze kosten und
etztlich auch die Fluggäste belasten. Kurzum: Die Ein-
ührung einer Kerosinsteuer wäre ein Desaster für die
eutsche Luftverkehrswirtschaft und für die deutsche
irtschaft insgesamt. Zudem wäre Deutschland dann
as einzige Land, in dem es diese Steuer gibt.
Durch unseren Antrag wollen wir den Luftverkehrs-

tandort sichern. Wir wollen erreichen, dass die deutsche
uftverkehrswirtschaft ihre internationale Bedeutung
estigen und ausbauen kann. Wir wollen erreichen, dass
er Luftverkehr seine Schlüsselfunktion für den Export
ichern und ausbauen kann. Wir wollen erreichen, dass
ie deutsche Luftverkehrswirtschaft ihre nationale Rolle
ls Wohlstands- und Jobmotor verstetigen und ausbauen
ann.


(Beifall bei der CDU/CSU)

aher bitte ich Sie, meine Damen und Herren von der
egierungskoalition, um Ihre Unterstützung. Stimmen
ie unserem Antrag zu!


(Beifall bei der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Damit Sie sich auf den richtigen Weg begeben! – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Wir werden ihn erst einmal beraten!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512619200

Nächste Rednerin ist die Kollegin Nina Hauer, SPD-

raktion.

(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jetzt schauen wir mal, ob sie richtig gut antwortet!)


Nina Hauer (SPD):
Rede ID: ID1512619300

Frau Präsidentin! Verehrte Damen und Herren! Liebe
olleginnen und Kollegen von den Unionsfraktionen!
ie haben einen netten Antrag vorgelegt.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wir haben uns viel Mühe gegeben!)







(A) )



(B) )


Nina Hauer

Darin fordern Sie die Bundesregierung auf, sich für den
Ausbau des Frankfurter Flughafens einzusetzen. Sie
sagen, dies sei eine „Infrastrukturmaßnahme von natio-
naler Bedeutung“.


(Zurufe von der CDU/CSU: So ist es! – Richtig!)


Ich will Ihnen ganz ehrlich sagen: Diese Auffassung
teile ich.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Respekt!)

Denn der Flughafen Frankfurt ist, wenn man die Zahl
der Passagiere zugrunde legt, der zweitgrößte Flughafen
in Europa; er ist der größte Frachtflughafen, den es in
Europa gibt, und mit den 62 000 Menschen, die dort ar-
beiten, die größte Arbeitsstätte Deutschlands.

Ich bin eine Abgeordnete, die aus der Rhein-Main-
Region kommt. Ich unterstütze den Ausbau des Flug-
hafens ausdrücklich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Denn in dieser Region lebt die Hälfte der Menschen in
Hessen. Zwei Drittel der hessischen Arbeitsplätze beste-
hen dort und drei Viertel des hessischen Bruttosozialpro-
dukts werden in der Rhein-Main-Region erwirtschaftet.
An dieser wirtschaftlichen Leistung hat der Frankfurter
Flughafen als Verkehrsdrehkreuz und als Wirtschafts-
motor erheblichen Anteil. Der Ausbau des Flughafens
wird diesen Umstand zusätzlich befördern.

Aber Sie verkennen völlig den Adressaten Ihres An-
trags. Sie fordern die Bundesregierung auf, sich dafür
einzusetzen, dass der Flughafen ausgebaut wird. Dabei
ist die Bundesregierung für das Planungsverfahren nicht
verantwortlich.


(Zuruf von der SPD: Genau!)

Verantwortlich dafür ist das CDU-geführte Land
Hessen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch ist die Bundesregierung nicht für die erheblichen
Planungsfehler, die dort gemacht werden, verantwort-
lich. Verantwortlich dafür ist das CDU-regierte Land
Hessen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ebenfalls ist die Bundesregierung nicht verantwortlich
dafür, dass Verzögerungen eingetreten sind, die dem
Flughafenausbau schon seit zwei oder drei Jahren im
Wege stehen. Verantwortlich dafür ist die CDU-Regie-
rung in Hessen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Na, na!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, der hessische Mi-
nisterpräsident Roland Koch ist der eigentliche Adressat
Ihres Antrags. Denn er und nicht die Bundesregierung

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(C (D ätte dazu beitragen können, dass der Flughafen Frankurt schneller ausgebaut wird. Ende März dieses Jahres hat die Europäische Komission dem Land Hessen bescheinigt, dass sein Plan er Flughafenerweiterung, die Nordwest-Variante, nicht it europäischem Recht zu vereinbaren ist. Die „Störall-Kommission“ des Bundes hat das auch bestätigt. un liegt ja Wiesbaden bekanntermaßen näher am rankfurter Flughafen als Brüssel, aber muss denn erst in Rüffel aus Brüssel kommen, damit der hessische Miisterpräsident sieht, dass er da einen erheblichen Fehler emacht hat, der zu Verzögerungen führt? Das passt, mit erlaub, nicht zu den Ausführungen, die Sie hier mahen, nämlich dass Sie den Luftverkehr in Deutschland nterstützen. Am Ende wird es so sein, dass wir auf den Ausbau ahre länger warten müssen, weil Schlampereien, Fehlinschätzungen und offensichtlich auch riesige Tomaten uf Ihren Augen dazu geführt haben, dass die hessische andesregierung das Planungsverfahren an die Wand geahren hat, weil das Chemiewerk Ticona, das bei der ordwest-Variante im Wege steht, dem hessischen Miisterpräsidenten vorher nicht in den Sinn gekommen t. (Beifall bei der SPD – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist doch Unsinn, was Sie da sagen! Das ist doch völliger Unsinn! Unsinn auf hohem Niveau!)


r hat ja vorgeschlagen, die Eigner zu enteignen. Liebe
ollegen von der CDU/CSU, da kann ich nur sagen:
enn das die „neue soziale Marktwirtschaft“ Ihrer Par-

eivorsitzenden ist, dann wünsche ich viel Vergnügen.

(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jetzt kommt gleich der Kollege Horst Friedrich, der wird das alles klarstellen!)


er hessische Wirtschaftsminister hat zu diesem ganzen
erfahren nichts anderes zu sagen als „Gründlichkeit
eht vor Schnelligkeit“. Das ganze Verfahren ist gründ-
ich verdorben, lieber Herr Rhiel. Darunter leiden wir
lle, vor allen Dingen das Bundesland Hessen, aber auch
ie Bundesrepublik Deutschland. An diesem Infrastruk-
urprojekt zeigen Sie, dass Sie nicht in der Lage sind,
irtschaftspolitik so zu gestalten, dass ein Land auch
ukunftsfähig wird.
Ein weiteres Beispiel sind die neuerlichen Urteile des

erwaltungsgerichtshofs zu Planung und Ausbau der
alle für den Airbus A380. Auch das haben Sie verzö-
ert, in diesem Falle durch juristische Schlampereien in-
erhalb des hessischen Wirtschaftsministeriums. Das
ird zu einer neuerlichen Debatte darüber führen, ob die
ufthansa ihre Halle nicht lieber gleich in Bayern baut.
enn Sie dem bayerischen Ministerpräsidenten Wirt-
chaftshilfe leisten wollen, kann ich das aus Ihrer Sicht
erstehen – aus hessischer Sicht kann ich das nicht be-
rüßen. Ich plädiere dafür, dass Sie sich an die eigene
ase fassen und dafür sorgen, dass Ihr Parteifreund
oland Koch dieses Verfahren so gestaltet, dass wir uns
n Zukunft darauf verlassen können, dass die Planung or-
entlich läuft. Wir brauchen den Ausbau des Flughafens,






(A) )



(B) )


Nina Hauer

für Hessen, aber auch für die Bundesrepublik Deutsch-
land.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Renate Blank [CDU/CSU]: Positiv reden und negativ abstimmen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512619400

Nächster Redner ist der Kollege Horst Friedrich,

FDP-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Horst Friedrich (FDP):
Rede ID: ID1512619500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich kann für die FDP dem, was Sie, Herr Kollege
Königshofen, über die Bedeutung der Luftfahrt in
Deutschland gesagt haben, in weiten Teilen vorbehaltlos
zustimmen. Ich gebe allerdings zu, ich habe ein paar
Probleme mit den von Ihnen aufgestellten Forderungen.

Auch wenn Kollegin Hauer die Tatsachen, was den
Flughafen Frankfurt angeht, geschickt verdreht hat, so
muss Folgendes schon nachdenklich machen: Als die Er-
weiterung des Chemiewerkes anstand, hat der Gutachter
die Frage, ob der Flughafen ein Gefahrenpotenzial dar-
stellt, im Planfeststellungsverfahren verneint; jetzt, da
umgekehrt der Flughafen eine neue Landebahn plant,
stellt derselbe Gutachter das bestehende Chemiewerk
auf einmal als große Gefahrenquelle dar – und das, ob-
wohl schon bei der bestehenden Situation über das Che-
miewerk angeflogen wird. Da feiert die Ideologie natür-
lich fröhliche Urständ. So einseitig sollte man es nicht
darstellen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Völlig unabhängig davon ist die Entscheidung, wo die
Lufthansa letztendlich ihre Hallen für den Airbus A380
platziert. Das ist natürlich zum einen eine Entscheidung
des Flughafens, aber es ist auch eine Entscheidung des
Unternehmens. Die Flugzeuge der Typklasse A380 wer-
den dort stationiert werden, wo die Wartungshalle in ab-
sehbarer Zeit installiert werden kann. Das muss man na-
türlich abwägen. Wenn das Land Hessen, wie gesagt
– insofern teile ich Ihre Meinung, Frau Hauer –, nicht zu
einer rechtzeitigen Planfeststellung kommt, ist niemand
daran zu hindern, schon gar nicht die Lufthansa, zu über-
legen, ob sie diese Hallen nicht zum Beispiel am zweiten
Hub in Deutschland, in München, installiert. Das ist aber
eine Entscheidung, die das Unternehmen treffen muss.

Nun bin ich im Detail bei den Überlegungen der Kol-
legen von der Union. In mehreren Spiegelstrichen stellen
Sie in dem zu debattierenden Antrag Forderungen auf,
so zum Beispiel:

den Ausbau des Flughafens Frankfurt/Main als In-
frastrukturaufgabe von nationaler Bedeutung zu un-
terstützen.

Was heißt das, liebe Freunde? Sollen wir das planungs-
rechtlich machen? Das können wir nicht. Dafür haben

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(C (D ir keine Zuständigkeit; das hat die Kollegin Hauer richigerweise dargestellt. Sollen wir es finanziell machen? as können wir auch nicht. Dafür fehlt die Gesetzesrundlage. Ideell können wir es gerne machen; das haen wir auch schon. Es wird aber nichts weiter nützen, a es irgendwann entschieden werden muss. Ich habe allerdings nichts dagegen, aus den ganzen nitiativen, Masterplänen und sonstigen Vorschlägen bereffend die Luftfahrt – vieles davon ist Semantik – ein n sich stimmiges Konzept zu machen, das dem Bund in iesen Fragen mehr Kompetenz zubilligt; denn wir sind a ohnehin gefragt, wenn es darum geht, Straßen, Autoahnen und Schienenwege zu bauen. Hier müssen wir ann tatsächlich tätig werden. Deswegen halte ich das ür eine der entscheidenden Fragen. Man muss sie aber etailliert beantworten. Es ist auch schon angesprochen worden, dass wir och etwas anderes zu klären haben. Wir müssen dafür orgen, dass die neue Gesetzgebung zum Lärm die uftfahrt in Deutschland nicht verhindert, sondern ein uskommen im wohl ausgewogenen Interesse zwischen er Luftfahrt, den Flughäfen und den Anwohnern chafft, das über das hinausgeht, was in dem ersten Refeentenentwurf des Umweltministeriums vorgelegt urde. Dies würde nämlich die Verhinderung von Luftahrt bedeuten. Dazu geben wir uns nicht her; das muss erändert werden. Den Antrag der CDU/CSU muss man icherlich noch ein wenig unterfüttern, um ihn wirklich rnsthaft beraten zu können. Danke sehr. (Beifall bei der FDP – Eduard Oswald [CDU/ CSU]: Jawohl, wenn uns die DB AG Zeit lässt!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512619600

Das Wort hat der Kollege Winfried Hermann, Bünd-

is 90/Die Grünen.


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512619700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Lassen Sie mich mit einem für manche von Ih-
en vielleicht überraschenden Bekenntnis beginnen:
uch wir Grünen wissen, dass Flugverkehr in modernen
esellschaften wichtig und notwendig ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Renate Blank [CDU/CSU]: Habt ihr dazugelernt?)


ch verrate Ihnen ein Geheimnis: Die meisten von uns
issen, dass man nicht mit dem Fahrrad nach Amerika
ommt,


(Renate Blank [CDU/CSU]: Bravo, das ist eine neue Erkenntnis!)


nd kaum einer fährt mit dem Zug von Berlin nach
stanbul.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Und das von den Grünen! Das ist ein Skandal!)







(A) )



(B) )


Winfried Hermann

Ein solches Bekenntnis muss sein. Sie haben Recht, die
Luftfahrt ist ökonomisch bedeutungsvoll.

Ich komme jetzt zu unserem Herzensanliegen. Wenn
man über den Flugverkehr in Deutschland spricht, ist es
nicht angemessen, dies ausschließlich aus der Perspek-
tive und durch die Brille einer Standortpolitik zu tun. In
Ihrem Falle kommt noch hinzu, dass Sie einen Antrag
geschrieben haben, in dem manche Sätze identisch sind
mit den Ausführungen des Vorsitzenden der Fraport, die
er im Verkehrsausschuss getätigt hat. Ich muss sagen:
Das ist ein völlig falsches Verständnis von Verkehrspoli-
tik, eine einseitige und verkürzte Sichtweise auf die
Standortinteressen und auf die Wirtschaft. Sie blenden
dabei das aus, was auch zum Flugverkehr gehört, dass
Flugverkehr nämlich umweltbelastend ist, dass die
Menschen, die im Umfeld von Flughäfen wohnen,
schwere Belastungen beim täglichen Leben erfahren und
dass Luftverkehr auch klimaschädliche Aspekte hat.
Darüber müssen wir genauso reden.

Wenn wir über eine Perspektive nachdenken – ich
teile hierbei Ihre Einschätzung, dass es in den nächsten
Jahren zu einem weiteren starken Wachstum des Flug-
verkehrs kommen wird –, kann diese nur lauten: Wir
müssen den Flugverkehr nachhaltig, sozialverträglich,
umweltverträglich und ökonomisch sinnvoll gestalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Was heißt das?)


Was heißt das jetzt? Ich komme nun zu den Vorschlä-
gen in Ihrem Antrag. Ich bin wie Sie durchaus der Mei-
nung, dass es ein wichtiger Schlüssel zur Lösung des
Problems ist, die Verkehrsmittel – Schiene und Flughä-
fen – besser miteinander zu verzahnen. Die Flughäfen
müssen auch über die Schiene besser miteinander ver-
bunden werden. Es gibt einige gute Aspekte – das gilt
beispielsweise für die Strecke Frankfurt–Köln –, es gibt
aber auch noch einiges zu tun.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist ein schlechtes Beispiel!)


– Es ist ein teures Beispiel, da haben Sie Recht; es ist
aber kein schlechtes Beispiel.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das hat überhaupt nichts gebracht!)


Ich teile Ihre Einschätzung, dass wir einen Master-
plan brauchen; das ist keine Frage. Durch einen Master-
plan müssen wir dafür sorgen, dass endlich Schluss mit
dem Provinzialismus gemacht wird, dass nämlich jeder
Landrat auf irgendeinem ehemaligen Militärflughafen-
gelände einen eigenen privaten oder regionalen Flugha-
fen entstehen lässt. Wir brauchen nicht noch mehr Regio-
nalflughäfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Eine gewagte Feststellung!)


Es muss auch Schluss mit der unsinnigen Konkurrenz
unter den Flughafenbetreibern und mit billiger Standort-

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(C (D olitik für einen Standort gemacht werden. Ich finde es icht angemessen, dass man vor allen Dingen über den lughafen Frankfurt spricht, wenn man über den Flugerkehr in Deutschland redet. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist nun einmal der größte Flughafen!)


s geht darum, die verschiedenen Verkehrsträger besser
ufeinander abzustimmen und dafür die entsprechenden
nstrumente zu entwickeln.
Jetzt komme ich zu dem Punkt, der schon angespro-

hen wurde, nämlich dass wir Grünen wieder einmal die
inführung der Kerosinsteuer fordern. Es ist doch uner-
äglich, dass die Autofahrer und selbst die Bahnfahrer
ineralölsteuer und Ökosteuer zahlen, also einen finan-
iellen Beitrag für die Belastung der Umwelt durch den
erkehr leisten. Aber der Verkehrsträger, der die Atmo-
phäre, in Relation betrachtet, am meisten belastet und
esonders klimaschädlich ist, ist von der Steuer befreit.
as kann ökologisch und auch ökonomisch nicht gut
ein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ir müssen dem Flugverkehr die externen Kosten ein
tück weit anlasten.
Ich komme zu der Behauptung, die immer wieder auf-

estellt wird: Der Flugverkehr trägt sich doch selber,
ährend für den Ausbau der Infrastruktur bei Bahn und
traße immer wieder Geld zur Verfügung gestellt wird.
azu kann ich nur sagen: Da gibt es einen kleinen Unter-
chied. Das Geniale beim Fliegen ist, dass in den Wol-
en keine Infrastruktur benötigt wird, die daher auch
icht bezahlt werden muss. Für das Fliegen wird nur der
lughafen gebraucht, das entspricht in etwa dem Bahn-
of. Für den Flughafen ist zwar die Zufahrt wichtig, aber
ie entsprechende Infrastruktur ist in der Regel öffent-
ich. Insofern ist es nicht ehrlich, zu sagen, dass sich der
lugverkehr selbst trägt. Die Zufahrt zum Flughafen ist
eil der öffentlichen Infrastruktur, die gefördert wird. Es
äre gut, wenn die Flugwirtschaft selber einen Teil der
osten dadurch bezahlt, dass sie sich daran beteiligte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir sind auch der Meinung, dass die Privilegierung

es Flugverkehrs bei der Mehrwertsteuer endlich auf-
ehoben werden muss. Wir haben zwar im Bundestag
erabschiedet, dass die Privilegierung aufgehoben wird,
ber Sie haben die Umsetzung im Bundesrat mit Ihrer
ehrheit blockiert. Hier können Sie für Gleichheit sor-
en. Sie können etwas für die Bahn tun, indem Sie auch
en Flugverkehr belasten. Wir würden das dann einge-
ommene Geld gerne dafür verwenden, den Mehrwert-
teuersatz für die Bahn zu senken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es gibt ein schönes Projekt, das wir vom Bundestag

nterstützen können. Ich meine das Projekt Atmosfair,
uf dessen Internetseite mit dem Emissionsrechner die
limaschädlichen Wirkungen des Fliegens dargestellt
erden können. Einen Teil der durch das Fliegen verur-






(A) )



(B) )


Winfried Hermann

sachten Schäden kann man über Investitionen in Pro-
jekte, die einen Ausgleich herbeiführen sollen, finanziell
kompensieren. Übrigens liegt beim Bundestagspräsiden-
ten der Antrag eines Kollegen vor, dass sich der Bundes-
tag insgesamt daran beteiligt.

Lassen Sie mich zum Schluss in aller Kürze noch et-
was zum Fluglärmgesetz sagen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512619800

Herr Kollege, bitte fassen Sie sich wirklich kurz; Ihre

Redezeit ist vorbei.


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512619900

Das ist schade, weil der Kollege Willsch gerade eine

Zwischenfrage stellen will.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512620000

Nein, ich gestatte keine Zwischenfrage, weil die Re-

dezeit abgelaufen ist. Herr Kollege, Sie müssen zum
Schluss kommen.


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512620100

Gut, ich komme zum Schluss. – Ich kann zum Flug-

lärmgesetz nicht mehr viel sagen, ich möchte nur noch
darauf hinweisen, dass dieses Fluglärmgesetz in Arbeit
ist, wir voraussichtlich noch in diesem Jahr einen Ent-
wurf einbringen werden und wir gerne mit Ihnen über
einen ausgewogenen Ansatz diskutieren würden, der die
Interessen der Bewohner und der Umwelt auf der einen
Seite und der Flugwirtschaft auf der anderen Seite be-
rücksichtigt. Aber da müssen Sie sich bewegen; denn Sie
haben bisher im Wesentlichen nur die Position der Flug-
wirtschaft vertreten.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist aber ein langer Schlusssatz!)


Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512620200

Nächster Redner ist der Kollege Klaus Minkel, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Klaus Minkel (CDU):
Rede ID: ID1512620300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Verehrte Frau Hauer, ich kann mir überhaupt nicht vor-
stellen, dass Sie an das glauben, was Sie hier vorgetra-
gen haben. Sie haben vergessen, zu erwähnen, dass sich
der frühere hessische Ministerpräsident Eichel mit seiner
rot-grünen Regierung acht Jahre lang um das Thema
Flughafenerweiterung herumgedrückt hat.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Sehr gut! – Widerspruch bei der SPD)


– Es wurde nur geschwätzt, aber es wurde nicht ge-
schafft.

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(C (D Sie haben auch vergessen, zu erwähnen, dass die plaungsrechtlichen Probleme bei der Landebahn durch die ot-grüne Mehrheit in der regionalen Planungsversammung und durch eine rot-grüne Prozessserie zustande geommen sind. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ätte es in diesen Gremien eine Unterstützung für den
lughafen gegeben, dann hätte die Landesregierung die
rozessualen Schwierigkeiten vermeiden können. Die
andesregierung ist aber dabei, diese Hürden zu über-
inden.
Es wird ein neuer Landesentwicklungsplan erarbeitet,

er auch die planungsrechtliche Seite umfasst. Von den
isiken im Zusammenhang mit dem Ticonawerk ver-
prechen sich manche Flughafengegner mehr, als dieses
erk halten kann.


(Beifall bei der CDU/CSU – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: So ist es!)


s ist nämlich geplant, künftig die Abflüge wegfallen zu
assen und sie durch Anflüge zu ersetzen. Die gefähr-
ichsten Chemikalienbehälter können für wenig Geld
ingekapselt werden. Dann wird die Sicherheitslage dort
esser als zuvor sein und nicht schlechter.


(Beifall bei der CDU/CSU)

as die Wartungshalle für den A380 anbelangt, so
abe ich höchstpersönlich mit meinen Kollegen von der
DU und der FDP in der regionalen Planungsversamm-
ung im Abweichungsverfahren die Hand zugunsten die-
er Wartungshalle gehoben. Wenn wir das nicht getan
ätten, hätte es für diese Wartungshalle keine Mehrheit
egeben. Denn die Grünen waren dagegen und die SPD
ar nur zur Hälfte dafür. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Rhein-Main-Region ist durch Rot-Grün wirklich

chon genug geschädigt worden. Es war eine hessische
pezialität, vor jeder Wahl einen kleinen Störfall bei der
oechst AG hochzuziehen, damit man sich hinterher als
chützer von Mensch und Umwelt produzieren konnte.
as Ergebnis davon ist, dass die einst größte Pharma-
irma der Welt ins Ausland verduftet ist. Das Ausland
tellt künftig die teuren Rechnungen an Deutschland aus.


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir müssen aufpassen, dass uns beim Luftverkehr und
eim Flughafenstandort Frankfurt nicht dasselbe pas-
iert.


(Beifall bei der CDU/CSU)

it dem Frankfurter Flughafen spielen wir noch in der
eltliga mit. Wir müssen alles daran setzen, dass wir
ns diesen Trumpf erhalten und das nicht alles verstol-
ern.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie sind ein schwarzer Kasper!)


Wer hier kaspert, will ich Ihnen gleich erläutern.






(A) )



(B) )


Klaus Minkel

Schauen wir uns einmal die Wirklichkeit an. Die

K-Gruppen und die Putztruppen waren mit ihren bürger-
kriegsähnlichen Umtrieben die entschiedensten Gegner
der Startbahn West. Diese Kasper sind bei den Grünen
sehr spät sozialisiert worden. Inzwischen haben sich ge-
rade die Grünen in Berlin zu Vielfliegern entwickelt.
Joseph Fischer, Herr Trittin, Frau Künast, Rezzo
Schlauch und Cem Özdemir können gar nicht genug von
der Fliegerei bekommen, wenn es sie nichts kostet und
es auf Staatskosten geht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Geht es noch billiger? Können Sie noch tiefer fliegen?)


Unter solchen Verhältnissen gehen wir von der CDU/
CSU-Fraktion selbstverständlich davon aus, dass auch
die Grünen unserem guten Antrag zustimmen. Alles an-
dere wäre Heuchelei und scheinheilig.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Natürlich hat auch der Gesamtstaat einen Anteil an

diesem Projekt. Die Bundesrepublik Deutschland hat
nämlich den rechtlichen Rahmen für Großprojekte aller
Art geschaffen. Die Wirklichkeit ist, dass wir einen
Rechtsstaat haben wollten, aber im Grunde genommen
einen Rechtsmittelstaat bekommen haben.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist das für ein Redner?)


Das heißt, die wahren Kosten entstehen nicht wegen der
Verfahren, sondern aufgrund der langen Verfahrens-
dauer. Wir, der Bundestag, sind aufgerufen, diese lang-
wierigen Abläufe zu reformieren, damit es in diesem
Lande schneller vorangeht und damit wir keinen Tempo-
verlust erleiden. Denn das Ausland schläft nicht. Es war-
tet darauf, dass wir unsere Pflicht und Schuldigkeit nicht
tun.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512620400

Das Wort hat der Kollege Hans-Günter Bruckmann,

SPD-Fraktion.


Hans-Günter Bruckmann (SPD):
Rede ID: ID1512620500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Kollege Minkel, wir haben
jetzt hessisches Lokalkolorit gehört. Wir haben gehört,
wie Sie über den Rechtsmittelstaat gesprochen haben,
wir haben gehört, wie Sie die Bürgerinteressen, die
wahrgenommen worden sind, im Grunde genommen ad
absurdum geführt haben,


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beschimpft!)


aber wir haben wenig darüber gehört, wie man den Luft-
verkehr in seiner Gesamtheit organisiert und unter wel-
chen Rahmenbedingungen wir das zu tun haben.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


eshalb werden Sie jetzt von mir hören, sehr geehrter
err Minkel, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass vor
napp 100 Jahren die Gebrüder Wright mit ihrem Motor-
egler Luftfahrtgeschichte geschrieben haben.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ist das schon so lange her?)


Das ist genau 100 Jahre her. – Damals war man skep-
isch, was die Fortbewegung eines Menschen in der Luft
ngeht. Heute ist der Luftverkehr – das wird von allen
eiten dieses Hauses bestätigt – ein fixer Bestandteil un-
erer Mobilität. Aufgrund dieser Tatsache hat der Ver-
ehrsträger Luftfahrt ein enormes Wachstum zu ver-
eichnen.
In der Luftverkehrsbranche war eine Reihe von Pro-

lemen im Zusammenhang mit dem 11. September
001, mit SARS und dem Krieg im Irak zu verzeichnen.
ine Reihe von Luftverkehrsgesellschaften – vor allem
n den Vereinigten Staaten, aber auch in Europa – war
iesen Schwierigkeiten nicht gewachsen. In der Frage
er Sicherheit stehen wir vor ganz anderen Herausforde-
ungen – die wir gemeinsam zu meistern haben –, als es
hren Redebeiträgen in dieser Debatte zu entnehmen
ar.
Ein Blick auf die aktuelle Situation und in die Zu-

unft zeigt die Wachstumsraten und die Anzahl der
enschen, die direkt oder indirekt in der Luftverkehrs-
irtschaft beschäftigt sind. Der Kollege Königshofen
at bereits die richtige Zahl von 750 000 genannt. Ich
ehe nun noch etwas weiter und betrachte die Perspekti-
en. Ich greife das auf, was Winfried Hermann deutlich
emacht hat, nämlich dass ein Wachstum im Luftverkehr
n den nächsten Jahren auch unter veränderten Rahmen-
edingungen zu erwarten ist und dass in diesem Bereich
is zu 100 000 neue Arbeitsplätze entstehen können.
Ich gehe davon aus, dass wir als Land in der Mitte

uropas mit einer sehr hohen Wirtschaftskraft und ei-
em hohen Exportanteil diese Infrastruktur brauchen.
eshalb begrüßen wir, dass die Luftverkehrswirtschaft
it der Frage an das Ministerium herangetreten ist, ob
ie Bundesregierung bereit ist, sich an der Initiative
Luftverkehr für Deutschland“ zu beteiligen. Der Ver-
ehrsminister hat, vertreten durch die Staatssekretärin,
ie Schirmherrschaft für die Initiative der Luftverkehrs-
irtschaft „Luftverkehr für Deutschland“ übernommen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Alle Achtung!)

Wenn es darum geht, die Weichen für einen zukunfts-

ähigen und nachhaltigen Luftverkehr zu stellen, dann
üssen wir uns neben den positiven Aspekten der Luft-
erkehrswirtschaft auch mit der Frage auseinander set-
en, welche negativen Folgen auftreten. Ohne jeden
weifel hat die Luftverkehrstechnik dazu beigetragen,
ass trotz des Wachstums eine Verringerung der Um-
eltbelastung erfolgt ist.
Im Ergebnis bietet die Luftfahrtindustrie allen Betei-

igten gleichermaßen eine Perspektive. Das gilt zum






(A) )


)

Hans-Günter Bruckmann

einen für die Menschen, die vom Luftverkehr betroffen
sind, und zum anderen für diejenigen, die ihn nutzen
wollen.

Eben ist vom Fluglärmgesetz gesprochen worden. In
der vorletzten Woche wurden die Verbände angehört.
Wir werden die Ergebnisse dieser Anhörung auswerten
und dann zu entscheiden haben. Wir werden sehen, in-
wiefern Sie und wir die Belange der Menschen, die in
den Einflugschneisen wohnen, berücksichtigen. Auf der
einen Seite steht die Wirtschaft und auf der anderen
Seite stehen die Interessen der Menschen. Beidem muss
man gleichermaßen gerecht werden.

Was die Frage angeht, wie die Verkehrsträger mit-
einander vernetzt werden, greife ich die Äußerung des
Kollegen Hermann auf, es mache Sinn, die unterschied-
lichen Stärken der Verkehrsträger miteinander zu vernet-
zen, damit der Luftverkehr stattfinden könne. Es macht
auch Sinn, den Kurzstreckenluftverkehr auf die Schiene
zu verlagern; das steht außer Frage. Die dadurch frei
werdenden Slots können möglicherweise von denjenigen
genutzt werden, die den Luftverkehr als Carrier organi-
sieren.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Maximal 5 Prozent des ganzen Luftverkehrs!)


Wir wissen selber, dass eine optimale Vernetzung
den Ausbau von Flughäfen nicht ersetzen kann. Aber
sollte dies nur deutschlandweit oder darüber hinaus
europaweit erfolgen? Diese Frage betrifft die deutsche
Ebene, auf der wir uns zu organisieren und unsere Inte-
ressen zu vertreten haben. Das gilt gleichermaßen für
den europäischen Rahmen. Es reicht nicht aus, interna-
tionale Drehkreuze zu fördern. Es geht vielmehr auch
um die Erstellung eines länderübergreifenden Konzepts.
Hier sind wir auf der Bundesseite genauso gefordert wie
die Länder selbst.

In diesem Zusammenhang möchte ich einen Aspekt
der heutigen Diskussion aufgreifen. Es ist davon gespro-
chen worden, dass es im Regionalverkehr teilweise
Kannibalismus gibt. Dieser mag vielleicht aus örtlicher
Sicht nachvollziehbar sein. Aber für uns bedeutet das,
dass es unbedingt notwendig ist, die Initiative „Luftver-
kehr für Deutschland“ dahin gehend zu unterstützen,
dass es einen abgestimmten Masterplan für den Luftver-
kehr in Deutschland gibt. Lieber Horst Friedrich, ich
teile deine Einschätzung. Es macht Sinn, wenn wir darü-
ber reden und uns abstimmen. Es macht aber auch Sinn,
beispielsweise auf die Kommunen zuzugehen, die in ih-
ren Bebauungsplänen eine so flughafennahe Bebauung
vorsehen, dass der schon vorhandene Protest automa-
tisch verstärkt wird.

Wir unterstützen die Initiative „Luftverkehr für
Deutschland“ und das Bemühen der Bundesregierung, in
dieser Frage zu einem Konsens zu kommen. Nach unse-
rer Meinung macht es Sinn, das Ganze auf der Bundes-
und der Landesebene so abzustimmen, dass wir zu ei-
nem Masterplan für den Luftverkehr kommen, der ein
Flughafenkonzept einbindet.

Frau Präsidentin, ich sehe, dass ich zum Ende kom-
men muss. Das werde ich gerne tun. – Nur noch so viel:

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(C (D ir werden das alles im Fachausschuss begleiten und iskutieren. Rot-Grün wird einen gemeinsamen Antrag inbringen. Wir werden versuchen, unsere Vorschläge it den Intentionen der Opposition zu synchronisieren. ielleicht bringen wir so etwas Gemeinsames zustande. ch würde mich darüber freuen. Ich freue mich auf jeden all auf die Diskussion im Fachausschuss. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf rucksache 15/3312 an die in der Tagesordnung aufgeührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einerstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung o beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 11 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Kultur und Medien ten Monika Griefahn, Eckhardt Barthel Ulla Burchardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer, Volker Beck Bettin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Schaffung eines internationalen Instruments zum Schutz der kulturellen Vielfalt unterstützen – Drucksachen 15/3054, 15/3584 – Berichterstattung: Abgeordnete Monika Griefahn Günter Nooke Dr. Antje Vollmer Hans-Joachim Otto Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle in Monika Griefahn, SPD-Fraktion. Liebe Frau Präsidentin! Guten Abend, meine lieben olleginnen und Kollegen! Es wurde höchste Zeit, den chutz der kulturellen Vielfalt auf internationaler Ebene n Angriff zu nehmen. Das ist nun im letzten Jahr unter eutschem Vorsitz im UNESCO-Exekutivrat geschehen. ie Arbeiten sind in vollem Gange. In der laufenden oche tagt erstmals ein Expertengremium der Regierunen in Paris, um über den Entwurf der UNESCO-Konention zum Schutz der kulturellen Vielfalt zu diskutieen. Die Debatte kommt zu einer sehr guten Zeit; denn erade wird in der EU über eine Dienstleistungsrichtlinie iskutiert, die einen Einstieg bietet, auch die kulturellen nd die audiovisuellen Dienstleistungen dem Marktgechehen zu unterwerfen. Damit besteht zumindest eine efahr für die kulturelle Vielfalt. Monika Griefahn Wovon reden wir? Was sind kulturelle Dienstleistun gen und Güter und wie können wir ihren Schutz garantieren? Wir vertreten einen weiten Kulturbegriff. Danach ist jede Erscheinungsform künstlerisch-kreativen Handelns ein kulturelles Gut: Literatur, Musik, Schauspiel, Malerei, Architektur, Kunsthandwerk, Film, Video, Rundfunk, neue Medien und nicht zuletzt so genannte kulturelle Dienstleistungen wie bürgerschaftliches und freiwilliges Engagement, die Kochkunst, Kulturtourismus, Sport sowie soziokulturelle Arbeit. Sie sehen, wie vielfältig dieses Politikgebiet ist. Allein aus dieser Vielfalt ergibt sich die Notwendigkeit des Schutzes. Diese Vielfalt ist das gemeinsame Erbe der Menschheit. Sie ist das Hauptelement tragfähiger Entwicklungen. Ihr Schutz ist deshalb ebenso wichtig wie der Erhalt der Artenvielfalt. Die UNESCO hat in ihrem Entwurf betont, dass diese Besonderheit zu beachten ist und dass kulturelle Güter als Träger von Identitäten, Wertvorstellungen und Sinn nicht einfach als Waren und Konsumgüter betrachtet werden können. In der EU wird uns aber genau diese Frage im Rahmen der GATS-Verhandlungen noch intensiv beschäftigen. Ich glaube, dieser Zusammenhang wird zu wenig beachtet: Das eine hat etwas mit dem anderen zu tun. Deshalb sollte jedem Staat überlassen sein, im Rahmen internationaler Verpflichtungen seine eigene Kulturpolitik zu definieren und umzusetzen. Zum Beispiel muss die nationale Förderung von einheimischen Musikund Filmproduktionen weiterhin möglich sein. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512620600

(21. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

Monika Griefahn (SPD):
Rede ID: ID1512620700

(B)





(A) )


(B) )


Ich betrachte deshalb den Erhalt des kulturpolitischen
Gestaltungsspielraums eines Mitgliedstaates angesichts
des fortschreitenden Liberalisierungsdrucks und der zu-
nehmenden Globalisierung als vorrangige Aufgabe. Das
ist übrigens auch Konsens im Kulturausschuss des Bun-
destages. Wir haben diesen Punkt auch in die EU-Verfas-
sung eingebracht, denn Europa gestaltet sich gerade
durch die Einheit in der Vielfalt. Genau das ist unsere
Stärke und das müssen wir hierbei auch zeigen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Bei den Verhandlungen im Rahmen der World Trade
Organization und im Zusammenhang mit dem „General
Agreement on Trade in Services“, dem berühmten
GATS, halte ich deshalb eine kontinuierliche und ange-
messene Berücksichtigung der Besonderheiten des Kul-
turbereiches für unverzichtbar. Deshalb muss für die EU,
die in den GATS-Verhandlungen mit einer Stimme
spricht, die Einstimmigkeit in den Kulturfragen erhalten
bleiben. Es darf wie gesagt nicht wieder auf dem Basar
der Begehrlichkeiten hin- und hergeschoben werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir brauchen deshalb in der UNESCO-Konvention
Mindestanforderungen an die Kulturverträglichkeit, die
völkerrechtlich und bindend festgeschrieben und mit den

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(C (D ATS-Regelwerken rechtlich verschränkt werden, damit ulturpolitische Maßnahmen nicht von vornherein als andelspolitisch unerwünschte Hemmnisse eingestuft erden können. Das ist ganz wichtig, denn bislang lauen diese Regelwerke nebeneinander und sind rechtlich och nicht miteinander verwoben. Hier müssen wir Vernderungen erreichen. Darauf müssen wir unser Augenerk richten. Der wirtschaftliche und technologische Wandel eröff et ungeahnte Möglichkeiten für Kreative und für die chaffung von Innovationen. Dem müssen wir Rechung tragen. Deshalb müssen wir uns besonders um Fraen des Urheberrechts und des geistigen Eigentums ümmern. Wie wichtig das ist, habe ich gerade auf der eise mit dem Außenminister in China gemerkt, wo Ureberrecht noch überhaupt keine Rolle spielt. Wenn dem reien Markt der Umgang mit geistigem Eigentum überassen wird, dann bekommen wir große Probleme. Auch arauf müssen wir unser Augenmerk richten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ivilgesellschaft und Wirtschaft in Europa sollen in den
iskussionsprozess eingebunden werden. Ich glaube, die
rbeit der bundesweiten Koalition, die sich für die Kon-
ention zur kulturellen Vielfalt engagiert, ist wichtig.
Eine wichtige Frage ist mit der Vielfalt der Medien

erbunden. Besonders der öffentlich-rechtliche Rund-
unk kann sehr gefährdet sein. Es wird nämlich ange-
ichts sich ändernder Kommunikationsgewohnheiten der
evölkerung und der Nutzung des Internets und anderer
ommunikationstechnologien immer wichtiger, ihre
olle klar zu definieren. Wir erleben gerade die Debatte
m die Neustrukturierung des öffentlich-rechtlichen
undfunks. Bei aller Diskussion um die Gebühren muss
ines sicher bleiben: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk
uss den freien Fluss von Ideen in Wort und Bild in al-
en Bereichen gewährleisten. Er stellt sicher, dass sich
lle Kulturen ausdrücken und bekannt machen können.
nter diesem Gesichtspunkt novellieren wir gerade das
eutsche-Welle-Gesetz. Das ist ganz wichtig.
Was kann aber passieren? Wir dürfen in der Fortent-
icklung der Ergebnisse der GATS-Verhandlungen nicht
n einen Punkt kommen, an dem das gegenseitige Geben
nd Nehmen auf dem Basar dazu führt, dass zum Bei-
piel die Zulässigkeit unserer Rundfunkgebühren von
TO-Regeln bestimmt wird. Das würde dazu führen,
ass in dem Fall, dass sich ein anderer Staat über uns be-
chwert, ein Expertenpanel der WTO, das aus drei Ex-
erten besteht, entscheiden könnte, ob unsere Gebühren
em internationalen Handelsrecht entsprechen oder
icht. Wird ein Verstoß festgestellt und wir bestehen
rotzdem auf unseren Gebühren, so kann der Beschwer-
eführer gegen uns Handelssanktionen verhängen, und
war in jedem Bereich.
Das muss man sich einmal lebhaft vor Augen führen.

olch eine Entwicklung müssen wir abwenden. Deswe-
en ist unsere gemeinsame Erklärung, die wir im Aus-
chuss verabschiedet haben und heute hier gemeinsam
erabschieden werden, auch ein Stück weit Rückenwind






(A) )



(B) )


Monika Griefahn

für die Bundesregierung in ihren Verhandlungen im Zu-
sammenhang mit dem GATS, mit den EU-Dienstleis-
tungsrichtlinien sowie mit der UNESCO-Konvention zur
kulturellen Vielfalt. Ich freue mich, dass wir das gemein-
sam verabschieden können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512620800

Nächster Redner ist der Kollege Hans-Joachim Otto,

FDP-Fraktion.


Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1512620900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau

Kollegin Griefahn, ich will es vorwegnehmen: In der Tat
unterstützen wir von der FDP-Fraktion diesen Antrag.
Wir halten es für unerlässlich, dass der Bundestag in die-
ser kulturpolitisch wirklich wichtigen und folgenreichen
Frage international mit einer Stimme spricht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Horst Kubatschka [SPD], zur FDP gewandt: Da könnten Sie auch klatschen! – Beifall bei der FDP)


Die nationale Allianz, die Sie eben beschworen haben,
steht also.

Ich möchte meine drei Minuten Redezeit nutzen, um
ein bisschen vor Übertreibungen zu warnen. Ich warne
insbesondere davor – das habe ich auch schon im Aus-
schuss getan –, die wirtschaftlichen Überlegungen und
Interessen, die in dieser Frage betroffen sind, völlig über
Bord zu werfen. Die Bedenken, die die Länder USA,
Großbritannien, Niederlande und Australien gegen eine
UNESCO-Konvention zum Schutz der kulturellen Viel-
falt erheben, müssen wir ernst nehmen. Was sie im Blick
haben, ist in bestimmtem Umfang durchaus auch in un-
serem Interesse. Wenn wir den Handel, den Kunsthan-
del, dadurch lähmen würden, dass der Schutz der kultu-
rellen Vielfalt zu starr ist, dann hätte niemand etwas
davon. Eine solche Regelung wäre kontraproduktiv.

Wir sollten eines nicht vergessen: Es gibt nicht nur öf-
fentlich geförderte Kultur, sondern es gibt auch Kultur-
wirtschaft. Die Kulturwirtschaft schafft mehr Arbeits-
plätze als die öffentlich geförderte Kultur. Deswegen
sind die Bedenken der vier genannten Länder ernst zu
nehmen.

Sie haben folgende Forderungen: Erstens. Die Han-
delbarkeit von Kulturgütern und Dienstleistungen muss
gesichert bleiben. Das sollten wir akzeptieren und auch
übernehmen. Zweitens. Die geplante Konvention darf
keine neuen Hürden für Kulturaustausch und Informa-
tionsfluss aufbauen. Drittens. Die Marktmechanismen zur
Sicherung kultureller Vielfalt müssen ebenso anerkannt
werden wie staatliche Intervention. Wir dürfen also nicht
vergessen, dass Kultur und Wirtschaft keine Gegensätze
sind, sondern miteinander in Einklang gebracht werden
müssen.

Eines möchte ich noch zu bedenken geben. Vielfalt,
die wir alle wollen, setzt Austausch voraus. Liberalisie-

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(C (D ung, liebe Frau Griefahn, ist also nicht der Gegensatz ur Vielfalt, sondern Liberalisierung ermöglicht Vielfalt. (Beifall bei der FDP – Eckhardt Barthel [Berlin] [SPD]: Na, na, na!)


ationale Quoten aber bauen Mauern auf und behindern
ternationalen Kulturaustausch.


(Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da ist Herr Koppelin aber ganz anderer Meinung!)


Liebe Frau Vizepräsidentin, Sie erhalten nach mir das
ort. Sie können sich dann äußern.
Wir haben in der nächsten Woche im Ausschuss eine

ffentliche Anhörung zum Thema einer Quote für
usik in Deutschland. Wenn es um gesetzliche Quoten
eht – liebe Frau Vollmer, Sie haben sich schon im Vor-
eld für gesetzliche Quoten ausgesprochen –, müssen wir
afür sorgen, dass Kulturaustausch dadurch nicht behin-
ert wird. Um das klarzustellen: Wir wollen nicht einen
inheitsbrei von amerikanischen Charts in den Radio-
endungen. Aber Vielfalt bedeutet das Bekenntnis zu in-
ernationaler Vielfalt, das heißt kein Einheitsbrei, son-
ern internationale Mischung. Die schafft man nicht
wangsläufig durch Mauern oder Quoten, sondern durch
iberalisierung und durch offene Auseinandersetzung.
Zusammengefasst Folgendes – meine Redezeit ist lei-

er zu Ende; das ist mir bewusst –: Wir müssen einen
usgleich zwischen den Interessen der Wirtschaft und
en Notwendigkeiten für Kultur schaffen. Ich bin nicht
o blauäugig, zu glauben, dass die Interessen der Kultur
ine stärkere Durchsetzungskraft haben als die Interes-
en der Wirtschaft. Weil das so ist und weil wir alle uns
atürlich für eine Stärkung der Kultur einsetzen, setzen
ir uns auch für diese Konvention ein. Aber wenn sie
um Erfolg führen soll, dürfen wir die Bedenken der ge-
annten Länder nicht über Bord werfen. Wir brauchen
iese Länder zur Durchsetzung der UNESCO-Konven-
on. Ich möchte an sie appellieren, mitzumachen, damit
s wirklich zu dieser UNESCO-Konvention kommt.
Danke schön.


(Beifall bei der FDP)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512621000

Das Wort hat die Kollegin Dr. Antje Vollmer, Bünd-

is 90/Die Grünen.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512621100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
nsere einzigartige Kulturlandschaft schützen wir bisher
n unterschiedlicher Form. Wir schreiben zum Beispiel
ilmpreise aus, unterstützen durch staatliche Finanzie-
ung Museen, Theater und Opern, unterhalten staatli-
herseits Projekte und Institutionen, steuern und fördern
urch rechtliche Rahmenbedingungen – zum Beispiel
urch die Buchpreisbindung tragen wir dazu bei, dass es
ine eigene Literatur gibt – und richten möglicherweise
uch Quoten ein. Herr Otto, wenn neu erschienene Mu-
ik, die hier produziert wurde, 1 Prozent der Sendezeit
nserer Sender, und zwar der öffentlich-rechtlichen und






(A) )



(B) )


Dr. Antje Vollmer

der privaten, ausmacht, haben wir eine Einheitsquote
von 99 Prozent dagegen. Dagegen müssen wir, wie ich
glaube, vorgehen.

Möchten Sie eine Frage stellen? Von mir aus sehr
gerne, denn dann bekomme ich Zeit.


(Horst Kubatschka [SPD]: War die bestellt?)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512621200

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Otto?


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512621300

Ja, gerne.


Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1512621400

Liebe Frau Vizepräsidentin bzw., da Sie ja in dieser

Eigenschaft nicht sprechen, liebe Frau Dr. Vollmer, wä-
ren Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass alle Unter-
suchungen, die es gibt – die werden wir ja sicherlich in
der Anhörung noch einmal präsentiert bekommen –, auf
wesentlich höhere Anteile von in Deutschland produ-
zierter und sogar von deutschsprachiger Musik in den
Radiosendungen hier in Deutschland kommen? Ich bitte
Sie also, die Ergebnisse der Anhörung, die wir am Mitt-
woch nächster Woche haben werden, nicht vorwegzu-
nehmen.


(Horst Kubatschka [SPD]: Sie aber auch nicht!)


Sind Sie also bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass es
sich um einen zigfach höheren Anteil handelt als dieses
eine Prozent?


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512621500

Ich bin sehr gerne bereit, mit Ihnen dann über die

konkreten Zahlen zu streiten. Wir werden ja auch sehen,
auf welcher Basis diese verschiedenen Untersuchungen
beruhen. Da ich mich nun schon sehr lange intensiv mit
diesem Thema beschäftige wie übrigens auch Ihr FDP-
Kollege Koppelin, der ein großer Befürworter der Quote
ist


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Sie sehen, wie liberal wir sind!)


und im Gegensatz zu Ihnen etwas von dem Markt ver-
steht, weil er darin so lange gearbeitet hat, glaube ich,
dass wir zu guten Ergebnissen kommen werden.


(Horst Kubatschka [SPD]: Das war aber ein Nasenstüber, Herr Otto!)


Die Globalisierung aller Bereiche der Gesellschaft,
nicht zuletzt durch die modernen Wege der Kommunika-
tion, hat ihre Vorzüge und ihre Nachteile. Über die Vor-
züge haben wir schon sehr viel diskutiert, gerade über
die im Informationsbereich. Es gibt aber auch die Gefahr
der Vereinheitlichung und Nivellierung der Kulturen.
Die Tendenz dazu gibt es schon jetzt. Allein durch die
starken Einflüsse der USA sind die einzelnen unter-
schiedlichen Kulturen der Nationen in ihrem Bestand ge-
fährdet. Am größten ist jedoch die Gefahr, die von der
Vereinnahmung der Kultur durch wirtschaftliche Interes-

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(C (D en auf globaler Ebene ausgeht. Kulturelle Güter können ben nicht wie industrielle Güter von allen Handelschranken und anderen Barrieren befreit werden, wenn an einzelne nationale und regionale Kulturen erhalten ill. iele Länder diskutieren übrigens, wenn ich noch einal auf meine geliebte Musikquote zurückkommen darf, arüber, wie sie ihre Kultur erhalten können. Wenn ich s richtig sehe, haben schon ungefähr 20 Länder, daunter Uruguay, Polen und Kanada, solche Quoten eineführt. Das heißt, in ganz vielen Ländern gibt es das ewusstsein, dass eigene Identität und Kultur zusamenhängen und dass hier auch bestimmte eigene Wureln zu erhalten sind. Deswegen ist es auch grundfalsch, kulturelle Dienst eistungen unter ein Abkommen wie das des GATS fasen zu wollen. Frau Griefahn hat dazu schon eine Menge esagt. Denn sobald der Handel mit kulturellen Diensteistungen unumkehrbar liberalisiert wird, ist die inzelne nationale Kultur durch die übermäßige Konkurenz für immer verloren. Freier Marktzugang für alle, Inänderbehandlung für alle Marktteilnehmer und die eistbegünstigungsklausel, Unumkehrbarkeit der einal gemachten Zugeständnisse, alle diese typischen erkmale der Dienstleistungen, die unter dem Namen ATS bereits liberalisiert worden sind, eignen sich nicht ür den Kulturbereich, genauso wenig übrigens für die ildung. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


Eindrucksvoll war ja für alle Kollegen das Beispiel
exikos, das 1994 mit seinem Beitritt zur Nordatlanti-

chen Freihandelszone auch seine gesamte Filmindustrie
nd Verlagslandschaft unumkehrbar der blanken Markt-
onkurrenz ausgeliefert hat. Als Mexiko hinterher ver-
ucht hat, diese Gebiete durch nationale Gesetzgebung
u schützen, durfte es das nicht mehr. Mexiko stellt für
ns ein warnendes Beispiel dar. Kanada, übrigens eben-
alls Mitglied der NAFTA, war da viel weitsichtiger und
chaffte es, den Kultursektor von diesen Verhandlungen
usdrücklich auszuklammern. Ich muss offen sagen,
ass für viele Kollegen aus dem Kulturausschuss gerade
exiko ein warnendes Beispiel ist und wir gesagt haben:
o darf es uns bei den GATS-Verhandlungen nicht erge-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Globalisierungsbewegung ist sehr stark. Um ge-
ellschaftliche Bereiche davon auszunehmen, bedarf es
iner weltweit flächendeckenden Information, einer star-
en Lobby und vor allen Dingen der Aufmerksamkeit al-
er verhandelnden Parteien. Nicht zuletzt deswegen dis-
utieren wir hier darüber. Wir möchten nämlich nicht,
ass die Kultur zu einer Verhandlungsmasse wird und
m Ende der Verhandlungen Zugeständnisse gemacht
erden, um andere Ziele durchsetzen zu können. Wir
ollen gemeinsam mit Ihrer Unterstützung klarstellen,
ass wir in diesem Punkt keine Abstriche hinnehmen
ollen.






(A) )



(B) )


Dr. Antje Vollmer

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass weder

unser Antrag noch die UNESCO-Konvention eine welt-
weit rechtliche Bindungswirkung entfalten können. Sie
können nur als Referenz für Argumentationslinien und
als Grundlage für nationale Verhandlungsprinzipien die-
nen. Um aber diese minimale Wirkung zu entfalten, ist
es sehr wichtig, dass wir nicht auf die Forderungen der
angelsächsischen Länder eingehen.

Ich möchte noch einmal ausdrücklich betonen: Kul-
turgüter dürfen eben nicht anderen Handelsgütern
gleichgestellt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Gerade im Kulturbereich müssen wir Hürden und
Hemmnisse aufbauen dürfen, die wir in der sonstigen
Wirtschaft nicht mehr haben wollen; denn jedes Land
hat seine eigene kulturelle Tradition. Soweit es möglich
ist, muss die Konvention auch eine völkerrechtliche Bin-
dungswirkung haben. Genau über diese Punkte wird ge-
stritten. Deswegen wünschen wir uns, dass mithilfe der
großen Unterstützung des Parlaments unsere Verhand-
lungsführer in diesen Punkten Rückgrat zeigen können.
Das ist der Sinn dieser Debatte.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512621600

Der Kollege Günter Nooke, CDU/CSU-Fraktion, hat

seine Rede zu Protokoll gegeben.1) Der nächste Redner
ist der Kollege Siegmund Ehrmann, SPD-Fraktion.


Siegmund Ehrmann (SPD):
Rede ID: ID1512621700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine Damen und Herren! Frau Vollmer hat
es gerade angesprochen: Es ist wichtig und ein gutes
Zeichen, wenn der heute zu beschließende Antrag von
allen Fraktionen des Deutschen Bundestages getragen
und unterstützt wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP])


Das wird unsere Position in der internationalen Gemen-
gelage sicherlich stärken.

Nach den doch etwas relativierenden Ausführungen
von Herrn Otto möchte ich in dieser Debatte Gelegenheit
nehmen, einige grundsätzliche Positionen meiner Frak-
tion zu skizzieren, die sich auch in diesem Antrag wider-
spiegeln.

Bei aller Bedeutung der Kulturwirtschaft ist Kultur
mehr als ein Wirtschaftsfaktor. Sie haben zu Recht die
Bedeutung der Kulturwirtschaft hervorgehoben. Kul-
tur, Bildung und Medien sind als öffentliche Güter we-
sentliche Elemente unseres Staatsverständnisses. Sie le-
gitimieren sich nicht ausschließlich nach den Regeln von

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s1) Anlage 5

(C (D ngebot und Nachfrage und sind daher den Marktmehanismen nur bedingt zugänglich. Der freie Zugang zur Kultur, unabhängig von sozia en Schranken, ist der Humus, aus dem sich Demokratie nd Emanzipation entwickeln können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


eshalb müssen die staatlichen Gestaltungsmöglich-
eiten gewahrt bleiben. Ob Buchpreisbindung, Filmför-
erung oder auch das Gemeinnützigkeitsrecht – Kollegin
ollmer hat bereits darauf aufmerksam gemacht –: Diese
nstrumente sichern, dass sich gewachsene nationale und
egionale Kulturlandschaften weiter entwickeln können.
ber die UNESCO-Konvention müssen daher nationale
usgestaltungsmöglichkeiten völkerrechtlich „wetter-
est“ gemacht und gegenüber lupenreinen Liberalisie-
ungsstrategien abgefedert werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Um Missverständnissen vorzubeugen: Die von mir
kizzierte grundsätzliche Position stellt nicht darauf ab,
ermeintliche Besitzstände in Strukturen und Finanzie-
ungsmodalitäten zu wahren. Die Praxis der Kultur-
rbeit belegt, dass hier vieles im Fluss ist und sich im-
er wieder neu legitimieren muss. Dies beobachten wir
Übrigen in der Arbeit unserer Enquete-Kommission

Kultur in Deutschland“ sehr genau.
Es ist gut, dass diese Debatte hier und heute geführt
ird. Aber ebenso wichtig ist, dass sich die Zivilgesell-
chaft ebenfalls in dieses Thema einklinkt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


erzlichen Dank an die Initiatoren der „Bundesweiten
oalition zur kulturellen Vielfalt“, die Mitte des Jahres
it einer Auftaktveranstaltung das Thema in die Öffent-
chkeit getragen hat. Dies fördert den zivilgesellschaftli-
hen Diskurs. Diese Initiative ist weltweit vernetzt. Ich
rhoffe mir, dass die anstehenden internationalen Bera-
ngen von einer kritischen Öffentlichkeit begleitet wer-
en.
Im Oktober wird die „Bundesweite Koalition zur kul-
rellen Vielfalt“ in einem weiteren Fachgespräch das
hema vertiefen. Nach Durchsicht des Veranstaltungs-
rogramms bin ich sehr sicher, dass wir aus dieser Ver-
nstaltung sehr viel Honig für unsere Debatte saugen
önnen. In Köln geht es unter anderem darum, solche
ultur- und medienpolitischen Prinzipien, Instrumente
nd Marktanreize zu sichten und zu entwickeln, die kul-
relle Vielfalt sichern und erzeugen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dabei wird es nicht um eine abstrakte akademische
ebatte gehen; auch das mag ganz interessant sein. Viel-
ehr werden aus der Sicht vieler kommunaler und freier
räger, aber auch aus der Sicht der Kulturwirtschaft kon-
rete Fallbeispiele betrachtet. Das wird sicherlich eine
pannende Veranstaltung.






(A) )



(B) )


Siegmund Ehrmann

Zur EU-Binnenmarktrichtlinie ist zwar bereits einiges

gesagt worden; aber auch ich will zum Schluss darauf
eingehen. Erwähnt wurde, dass diese Richtlinie auch die
grenzüberschreitenden audiovisuellen und kulturellen
Dienstleistungen erfasst. Im Übrigen wird in dieser
Richtlinie klargestellt, dass nicht marktbestimmte, vom
Staat erbrachte soziale, kulturelle und bildungspolitische
Tätigkeiten nicht unter diese Richtlinie fallen. Dies gilt
allerdings nicht für den Rundfunk. Vor dem Hintergrund
der Debatte um die UNESCO-Konvention ist die deut-
sche Forderung an die EU, audiovisuelle Dienstleistun-
gen – ob Fernsehen, Hörfunk oder Film – aus dieser
Richtlinie herauszunehmen, zwingend.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Andernfalls wäre die besondere meinungsbildende und
Vielfalt sichernde Funktion dieser Medien extrem ge-
fährdet.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512621800

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-

schusses für Kultur und Medien auf Drucksache 15/3584
zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und des Bündnis-
ses 90/Die Grünen mit dem Titel „Schaffung eines inter-
nationalen Instruments zum Schutz der kulturellen Viel-
falt unterstützen“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag
auf Drucksache 15/3054 in der Ausschussfassung
anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschluss-
empfehlung ist mit den Stimmen des ganzen Hauses an-
genommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich rufe den Tagesordnungspunkt 10 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart,
Carl-Ludwig Thiele, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der FDP
Reform der Umsatzsteuer – Durch Umstellung
von der Soll- auf die Istbesteuerung Umsatz-
steuerbetrug wirksam bekämpfen und unnö-
tige Liquiditätsbelastungen der Wirtschaft
vermeiden
– Drucksache 15/2977 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die

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(C (D DP fünf Minuten erhalten soll. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege r. Volker Wissing, FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Das Ifo-Institut schätzt die Umsatzsteuerausälle auf jährlich etwa 20 Milliarden Euro allein in eutschland und auf 60 Milliarden Euro in Europa – endenz steigend. Das Hinterziehungsvolumen bei der msatzsteuer liegt damit bei 19,4 Prozent. Die Ausfälle ntsprechen dem Aufkommen aus der Erbschaftsteuer on sechseinhalb Jahren. Bereits seit dem Jahr 1999 bleibt die Entwicklung der innahmen aus der Umsatzsteuer hinter der gesamtwirtchaftlichen Entwicklung deutlich zurück. Grund dafür st neben der ständig zunehmenden Schwarzarbeit der nternational organisierte Betrug durch so genannte arussellgeschäfte. Die EU-Osterweiterung wird zu eiem weiteren Anstieg dieser kriminellen Aktivitäten ühren. Alle Maßnahmen der Bundesregierung, die Übertra ung der Steuerschuld auf den Leistungsempfänger, die chaffung neuer Haftungstatbestände und die Gewähung des Vorsteuerabzugs nur gegen Sicherheitsleistung, atten keinen Erfolg. Im Gegenteil: Sie bedeuten mehr ürokratie und höhere Kosten, was besonders die mitteltändischen Unternehmer belastet. Ganze Unternehenszweige wie etwa die Bauindustrie geraten unter den eneralverdacht des Betruges. Diese Maßnahmen müsen zurückgenommen werden. Um das Problem aber in den Griff zu bekommen, uss das System generell umgestellt werden. Die FDP chlägt vor, bei der Umsatzsteuer von der Sollbesteueung auf die Istbesteuerung überzugehen. as bedeutet auf der einen Seite, dass der Unternehmer ie Umsatzsteuer erst dann anzumelden und abzuführen at, wenn er den Rechnungsbetrag vom Kunden erhalten at. Auf der anderen Seite entsteht der Vorsteuernspruch erst dann, wenn die entsprechende Rechnung ezahlt ist. Von einer solchen Umstellung würden alle profitie en. Die Istbesteuerung ist wesentlich unternehmerreundlicher, weil die Umsatzsteuer nicht mehr für den taat vorfinanziert werden muss. Die Liquidität der Unernehmen gerät nicht unter Druck, wenn wegen der chlechten Zahlungsmoral viele Rechnungsbeträge verpätet eingehen. Wenn der Vorsteuerabzug erst nach Rechnungsein ang geltend gemacht wird, können bei auffälligen Berägen schneller als bisher Kontrollmaßnahmen durch ie Finanzverwaltung eingeleitet werden. Der Staat kann Dr. Volker Wissing sich durch unseren Vorschlag auf stabilere Einnahmen bei der Umsatzsteuer verlassen. Es werden auch andere Möglichkeiten diskutiert, wie die Umsatzsteuer zu reformieren sei, beispielsweise das Reversed-Charge-Modell oder das Cross-Check-Verfahren, über das im Bundesfinanzministerium nachgedacht wird. Auch der rheinland-pfälzische Finanzminister hat Vorschläge unterbreitet. Vielleicht liegt die Lösung auch in einer Kombination verschiedener Modelle. Die FDP wird sich einer Diskussion hier nicht verschließen. Aber eines ist klar: Es muss endlich etwas passieren. Der EU-weite Umsatzsteuerbetrug gehört endlich auf die Tagesordnung des Ecofin-Rates. Es ist Sache von Bundesfinanzminister Eichel, dafür zu sorgen. Statt die Bürger ständig mit Steuererhöhungen oder der Ankündigung von Steuererhöhungen zu drangsalieren, hat die rot-grüne Bundesregierung die Pflicht, erst einmal die bestehenden Steuern richtig zu erheben. Es ist unnötig, die Wiedereinführung der Vermögensteuer zu fordern oder die Erhöhung von Erbschaftsteuer oder Mehrwertsteuer ins Spiel zu bringen, wenn endlich die wirksame Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs forciert wird. Dann steigen – darin sind sich alle Fachleute einig; auch Sie, meine Damen und Herren, wissen das hoffentlich – die Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden um einen zweistelligen Milliardenbetrag. Die FDP will dieses Geld den Steuerbürgern im Rahmen einer umfassenden Einkommensteuerreform zurückgeben. Ich danke Ihnen. Nächste Rednerin ist die Kollegin Lydia Westrich, SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Erst im Juli haben wir in diesem Haus über die Umsatzsteuer geredet. Ich glaube, sie wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen. Sie ist einfach unsere größte Einnahmequelle. Schon deswegen bedarf sie erhöhter Aufmerksamkeit. Die Umsatzsteuer in der Bundesrepublik Deutschland sei der Shootingstar in der Steuerhinterziehungsszene, sagt die Deutsche Steuer-Gewerkschaft. Leider ist daran etwas Wahres. Wir haben hier schon öfter darüber gesprochen. Auch Herr Dr. Wissing hat das noch einmal angesprochen. Umsatzsteuerhinterziehung ist deutlich einfacher, lukrativer und risikoärmer als ein Banküberfall. Die Wahrscheinlichkeit der Aufdeckung ist viel geringer als d G l g U t b W m M w f t s W a S w e D d P L f d s u S S D d s i n v e d n C e t t s r s (C (D as Risiko eines Bankraubes. Was in manchen Fällen an eld herauszuholen ist, wird man kaum in einem normaen Banktresor finden. Die Entdeckung und die Weiterabe des Wissens um die vielfältigen Möglichkeiten der msatzsteuerhinterziehung hat zusammen mit der relaiv risikoarmen Ausführung zu einem drastischen Einruch der Einnahmen und gleichzeitig zu bedrohlichen ettbewerbsverzerrungen zulasten der vielen Unternehen geführt, die selbstverständlich steuerehrlich sind. Deshalb ist es notwendig, die Entwicklung in den ittelpunkt unserer Aufmerksamkeit zu stellen. Das tun ir eigentlich schon seit geraumer Zeit. Die Koalitionsraktionen haben diesem Phänomen durchaus nicht taenlos zugeschaut. Wir haben eine Reihe gesetzgebericher Maßnahmen gegen Ihren Widerstand, gegen den iderstand der Oppositionsfraktionen, (Peter Rzepka [CDU/CSU]: Weil sie untauglich sind, wie man ja sieht!)

Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1512621900

(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Dr. Max Stadler [FDP]: Sehr vernünftig!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Jörg Tauss [SPD]: Welche Steuererhöungen?)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512622000
Lydia Westrich (SPD):
Rede ID: ID1512622100

uf den Weg gebracht.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


o haben wir der Finanzverwaltung in unseren Augen
irksame Instrumente zur Bekämpfung des Umsatzsteu-
rbetrugs in die Hände gegeben.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Wirksame?)

ie Länder, die sie konsequent anwenden, können
urchaus Erfolge vorweisen, zum Beispiel Rheinland-
falz, aber auch Nordrhein-Westfalen. Ich kann alle
änder nur auffordern, über den Schatten des Länder-
inanzausgleichs – an dem hängt es oft – zu springen und
ie Umsatzsteuersonderprüfungen hinreichend zu ver-
tärken. Dabei geht es nicht nur ums Geld, sondern auch
m ein Signal an die kriminellen Elemente, dass der
taat sich nicht einfach ausplündern lässt.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Richtig ist, dass die Betrugsanfälligkeit im jetzigen
ystem selbst begründet ist.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Deswegen muss man es ändern!)


eshalb zielt Ihr Antrag, Kolleginnen und Kollegen aus
er FDP-Fraktion, auf eine Reform der gesamten Um-
atzsteuer. Darüber haben wir schon verschiedentlich
m Finanzausschuss und im Sommer auch hier im Ple-
um geredet. Es gibt schon seit einiger Zeit das Modell
on Finanzminister Gernot Mittler, das die Umsatzsteuer
rst auf der Endverbraucherstufe erheben will. Alle an-
eren Lieferungen und Leistungen im zwischenunter-
ehmerischen Bereich erfolgen danach steuerfrei.
Dieser Lösungsansatz hat wirklich beträchtlichen
harme, da er nicht nur die zurzeit gebräuchliche Steu-
rhinterziehung unterbindet, sondern natürlich auch be-
rächtliche Steuervereinfachungspotenziale für die Un-
ernehmen und für die Verwaltung enthält. Allerdings
tößt dieses Modell durchaus nicht überall auf Begeiste-
ung, weder hier in Berlin noch und besonders in Brüs-
el. Ohne Zustimmung des Bundesrates und der






(A) )



(B) )


Lydia Westrich

europäischen Ebene können wir neues Recht im Be-
reich Umsatzsteuer leider nicht umsetzen. Natürlich hat
dieses Modell auch seine Tücken, die gründlich durch-
dacht werden müssen.

Der Vorschlag der FDP-Seite, von der Soll- auf die
Istbesteuerung überzugehen, wird seit geraumer Zeit im
Finanzministerium überprüft.

So wie Finanzminister Mittler bereits 2001 mit seinen
neuen Überlegungen seinen Beitrag zur Bekämpfung des
Umsatzsteuermissbrauchs geleistet hat, gibt es auch
schon seit diesem Zeitpunkt, nämlich seit 2001, eine
Bund-Länder-Expertengruppe, die an der Entwicklung
des Reverse-Charge-Modells arbeitet, das die Umkehr
der Steuerschuldnerschaft beinhaltet. Das Modell wurde
der EU-Kommission bereits vorgetragen; Eichel hat hier
seine Arbeit also schon geleistet. Derzeit läuft ein Plan-
spiel zur Folgenabschätzung. Mitte 2005 werden wir uns
mit dessen Ergebnissen beschäftigen können. Wie Sie
wissen, hat die Wirtschaft ein hohes Interesse daran und
sie ist in die Arbeit eingebunden.

Das Gleiche gilt auch für das zweite Modell, die von
Ihnen geforderte Istbesteuerung. Auch daran arbeiten
bereits Experten des Bundes und der Länder, des Bun-
desrechnungshofes und der Wirtschaft. Die EU ist über
diese Konzeption natürlich ebenfalls informiert worden.

Das heißt, Sie laufen mit Ihrem Antrag nicht nur bei
uns, sondern sicherlich auch bei den Kollegen aus der
CDU/CSU-Fraktion offene Türen ein,


(Zuruf von der SPD: Dabei stößt er sie noch auf!)


soweit es die Überlegungen als solche betrifft. Außer-
dem hatten wir uns bereits im Sommer verabredet, dass
wir uns diesem Thema im Ausschuss ausführlich wid-
men. Was soll dann jetzt dieser Schnellschuss mit In-
Kraft-Treten zum 1. Januar 2005?


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Wenn Sie erklären, dass Sie seit 2001 beraten!)


Das ist doch wirklich Populismus pur.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Die Umsatzgrenze, die Sie in Ihrem Antrag eingezo-

gen haben, betrifft 94 Prozent aller Unternehmer. Selbst
die Wirtschaftsverbände reden von einer grundlegenden
Reform und warnen vor erheblichen Kontrollproblemen
bei einer Umstellung, die natürlich auch sie selbst beträ-
fen; Sie aber fordern, das in wenigen Wochen durchzu-
ziehen. Ich weiß nicht, wie das machbar sein sollte. Das
ist nicht ernst zu nehmen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


sondern wirklich nur – das ist schade – rein populistisch,
ganz abgesehen von der erforderlichen Sondergenehmi-
gung durch die EU, die wir vielleicht erhalten, aber nur
dann, wenn wir nachweisen, dass die neue Regelung der
Bekämpfung von Steuermissbrauch dient. Das jedoch
können wir alle nur vermuten; wir können es im Moment

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(C (D icht belegen. Sonst beschweren Sie sich ständig über zu urze Beratungszeiten und nun wollen Sie eine grundleende Reform quasi ohne Debatte machen, denn dafür tünden nur noch wenige Wochen zur Verfügung. Wenn ich Sie in Ihrer fachlichen Qualifikation ernst ehmen soll, dann kann es bei Ihrem Antrag eigentlich ur darum gehen, die geltenden Maßnahmen zur Beämpfung der Steuerhinterziehung, die wir mühsam urchgesetzt haben, wieder rückgängig zu machen. Das achen wir natürlich nicht mit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Selbst das Ifo-Institut, dessen Studie Sie vorhin zitiert
aben, hat zur besseren Sicherung der Staatseinnahmen
mpfohlen, alle Kontrollmöglichkeiten des bisherigen
ystems erst einmal auszuschöpfen. Sie halten das für
ine bessere Methode, als auf die Schnelle neue, uner-
robte Systeme einzuführen, die dann natürlich an ir-
endeiner anderen Stelle auch wieder betrugsanfällig
ein werden.
Wenn Sie wirklich die Sicherung der Umsatzsteuer-

innahmen im Sinn haben, dann kann ich Ihnen nur
mpfehlen, diesen Antrag zurückzuziehen.


(Beifall bei der SPD)

ir können uns im Ausschuss im Wege der Selbstbefas-
ung sehr schnell über den Stand der derzeit laufenden
rbeiten informieren lassen. Wir können die Meinung
er EU-Kommission dazu einholen. Wir können uns mit
ernot Mittlers Modell befassen. Wir können in Gesprä-
hen mit der Wirtschaft, dem Bundesrechnungshof und
en Experten im Haus das Planspiel und die Machbar-
eitsstudie begleiten. Wir haben für den November be-
eits entsprechende Gespräche dazu geplant.
Wir alle haben ein hohes Interesse daran, die betrugs-

nfällige Sollbesteuerung im Umsatzsteuerbereich auf
en Prüfstand zu stellen und neue Lösungsansätze zu
inden. Ein Hauruckverfahren, wie Sie es jetzt wollen,
ient weder den Interessen der Wirtschaft noch den
taatseinnahmen. Deshalb müssen wir diesen ungeeig-
eten Antrag jetzt leider ablehnen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1512622200

Das Wort hat der Kollege Peter Rzepka, CDU/CSU-

raktion.


Peter Rzepka (CDU):
Rede ID: ID1512622300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Umsatz-
teuer mit einem Aufkommen von etwa 137 Milliarden
uro im Jahre 2003 gehört zu den wichtigsten Steuer-
uellen des Staates. Obwohl das Bruttoinlandsprodukt
n den Jahren 2000 bis 2003, wenn auch bescheiden, ge-
tiegen ist, ist das Umsatzsteueraufkommen im glei-
hen Zeitraum entgegen allen Prognosen gesunken. Die






(A) )



(B) )


Peter Rzepka

neuesten Statistiken aus dem Bundesfinanzministerium
zeigen, dass sich dieser Trend auch 2004 fortsetzen wird.
Als eine der Ursachen für diese negative Entwicklung
gilt die Hinterziehung von Umsatzsteuer, insbesondere
durch den Umsatzsteuerkarussellbetrug, der hier schon
angesprochen worden ist.

Durch Umsatzsteuerbetrug werden dem Fiskus jähr-
lich Beträge in zweistelliger Milliardenhöhe entzogen;
allein für 2003 wird der Betrag für die Bundesrepublik
Deutschland und ihre Gebietskörperschaften auf über
17 Milliarden Euro geschätzt. Die Berichte des Ifo-Insti-
tuts und des Bundesrechnungshofs sind uns allen be-
kannt; wir hatten bereits Gelegenheit, darüber im Ple-
num und in den Ausschüssen zu diskutieren.

Schwächen im Umsatzsteuersystem werden von Be-
trügern ausgenutzt. Der Bundesrechnungshof hat ermit-
telt, dass Vorsteuern geltend gemacht werden, denen
keine Erwerbsgeschäfte mit entsprechenden Umsatz-
steuerzahlungen gegenüberstehen, Firmen als Subunter-
nehmer sich vor der Zahlung von Steuern und Sozialab-
gaben dem Fiskus entziehen, während die Auftraggeber
Vorsteuern und Betriebsausgaben abziehen, Scheinunter-
nehmen nur zum Zweck der Ausstellung von Rechnun-
gen gegründet werden, Scheinunternehmen gezielt in die
Insolvenz geschickt werden, um bei der Rückabwick-
lung von Geschäften die ausgezahlten Vorsteuern behal-
ten zu können, Scheinunternehmen in der Insolvenz Um-
satzsteuern aus ausgestellten Rechnungen nicht bezahlen
können, für die die Abnehmer Vorsteuern bereits geltend
gemacht haben, und Unternehmen zwar Rechnungen
ausstellen, die geschuldeten Steuern aber nicht erklären
und abführen.

Vor dem Hintergrund der dramatischen Haushaltslage
des Bundes ist dies ein unerträglicher Zustand.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


– Ich stelle fest, dass wir alle uns in diesem Hause einig
sind. Geschädigt werden nicht nur Bund, Länder und
Kommunen; betroffen sind auch alle ehrlichen Unter-
nehmen, die letztlich die hohe Steuerlast tragen müssen,
durch gesetzgeberische Maßnahmen zur Bekämpfung
des Umsatzsteuerbetrugs mit zusätzlicher Bürokratie
und Haftungsrisiken überzogen werden und von Wettbe-
werbsverzerrungen betroffen sind. Ziel einiger Täter war
es, eine marktbeherrschende Stellung zu erlangen, um so
die Konkurrenz auszuschalten. Eine solche Entwicklung
schädigt unsere Volkswirtschaft und beeinträchtigt die
Steuermoral, denn der Ehrliche meint, wieder einmal der
Dumme zu sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Horst Kubatschka [SPD])


Zu dem Thema des Umsatzsteuerbetrugs habe ich be-
reits mehrmals Stellung bezogen. In meiner Rede vom
26. September 2003, also vor fast genau einem Jahr,
habe ich in diesem Hause dargelegt, dass es meines Er-
achtens lohnenswert sein dürfte, zur Bekämpfung des
Umsatzsteuerbetrugs über die Ausweitung der Istbe-
steuerung nachzudenken. Wir haben dazu vor kurzer
Zeit auch Ansätze vorgelegt. Damals ging es mir übri-

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(C (D ens auch darum, weitere Komplizierungen des Steuerechts und zusätzliche Risiken für die große Anzahl der hrlichen Unternehmer als untaugliche Mittel zur Beämpfung des Umsatzsteuerbetrugs zu vermeiden. (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Nach dem geltenden Steuerrecht ist die Umsatzsteuer
rundsätzlich nach vereinbarten Entgelten, der so ge-
annten Sollbesteuerung, zu berechnen. Die Steuer ent-
teht also schon mit Ablauf des Voranmeldungszeit-
aums, in dem die Leistung ausgeführt wurde. Bei der
stbesteuerung entsteht die Steuer dagegen erst mit der
ereinnahmung des Entgelts, also regelmäßig zu einem
päteren Zeitpunkt.
Allerdings war mein damaliger Hinweis, über die
usweitung der Istbesteuerung nachzudenken, so ge-
eint, dass vor einem Systemwechsel mit hinreichender
icherheit feststehen muss, dass die beabsichtigten Ziele
n der Praxis auch erreichbar sind und der Systemwech-
el nicht zu unverhältnismäßigen bürokratischen Anfor-
erungen an die Finanzverwaltung und an die Unterneh-
en führt.
Drei Tage nach der Debatte vom September des vori-

en Jahres hat Frau Staatssekretärin Hendricks in einer
ede auf einer Gemeinschaftskonferenz des Finanzmi-
isteriums Rheinland-Pfalz und des Ifo-Instituts, als es
m das Thema „Mehrwertsteuerhinterziehung und Mo-
ellansätze zu ihrer Vermeidung“ ging, dargelegt, dass
m Finanzministerium ebenfalls über einen Wechsel von
er Soll- zur Istbesteuerung nachgedacht wird, verbun-
en mit dem elektronisch unterstützten Kontrollverfah-
en eines Cross-Checks. Dabei wird der Ausgangsumsatz
ines leistenden Unternehmens mit dem entsprechenden
ingangsumsatz aufseiten des Leistungsempfängers ab-
eglichen, um festzustellen, ob die Voraussetzungen für
en Vorsteuerabzug vorliegen.
Hinsichtlich der Einführung des Cross-Check-Ver-

ahrens hat die Staatssekretärin schon damals auf den
rheblichen technischen Aufwand für Finanzverwaltung
nd Unternehmen hingewiesen, diese aber damals noch
it dem Interesse an einer sichereren Steuererhebung
erechtfertigt. Im Juni dieses Jahres wurden in den Ant-
orten auf meine Fragen im Finanzausschuss die dama-
igen Aussagen allerdings relativiert. Vor dem Hinter-
rund einer laufenden Machbarkeitsstudie – auch
arüber war hier schon die Rede – teilte die Staatssekre-
ärin mit, dass das Cross-Check-Verfahren voraussicht-
ich nicht umsetzbar sei. Insgesamt kam der Finanzaus-
chuss einvernehmlich zu dem Ergebnis, dass noch
rheblicher Beratungsbedarf im Zusammenhang mit
em Umsatzsteuerbetrug besteht.
Der vorliegende FDP-Antrag ist danach weder beson-

ers originell,

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da muss man klatschen!)


och berücksichtigt er den gegenwärtigen Stand der Dis-
ussion. Es wäre besser gewesen, das Ergebnis der






(A) )



(B) )


Peter Rzepka

laufenden Machbarkeitsstudie abzuwarten; denn die Pro-
bleme liegen in der Kontrolle, ohne die eine Umstellung
keinen Sinn machen würde, wenn das Ziel, den Umsatz-
steuerbetrug wirksam zu bekämpfen, erreicht werden
soll.


(Beifall bei der CDU/CSU)

In der Beschlussvorlage der FDP-Fraktion heißt es dann
auch, dass der Anspruch auf Vorsteuerabzug erst dann
entstehen solle, wenn der Unternehmer eine Rechnung
nachweislich gezahlt habe – nachweislich. Die FDP-
Fraktion bleibt uns aber mit ihrem Antrag eine Antwort
auf die Frage schuldig, wie diese Nachweise in der Pra-
xis erbracht und geprüft werden sollen.

Es geht also um die praktische Durchführung und die
ist nach meiner Einschätzung nur mit erheblichem büro-
kratischen Aufwand in der Finanzverwaltung und in
den Unternehmen zu leisten.


(Ortwin Runde [SPD]: Das sehen wir ähnlich!)

Die „Financial Times Deutschland“ zitiert in einem Be-
richt vom 20. September einen Datenexperten, der min-
destens 1 000 zusätzliche Beamte in der Finanzverwal-
tung für erforderlich hält. 60 Millionen Kontrollen
müssten, wenn Rechnungen ab 5 000 Euro geprüft wür-
den, im Jahr bewältigt werden. Erwartet wird eine rie-
sige Bugwelle von Zweifelsfällen, die die Finanzämter
vor sich herschieben würden. Auch aufseiten der Unter-
nehmen wird – nach allem, was wir wissen – mit einer
erheblichen Komplizierung der Buchhaltung gerechnet,
sodass zusätzliche Personalkapazitäten vorgehalten wer-
den müssten, um diese Aufgaben zu bewältigen.

Dass die Umstellung auf die Istbesteuerung im Übri-
gen nicht nur Liquiditätsvorteile für die Unternehmen
mit sich bringt – wie Sie von der FDP offenbar meinen –,
sondern auch zu Liquiditätsnachteilen führen kann,
möchte ich nicht unerwähnt lassen. Dies gilt für die Un-
ternehmen, die bisher Vorsteuerüberhänge geltend ma-
chen können.

Schließlich müssten alle Unternehmen zur Durchfüh-
rung des Cross-Checks zur monatlichen Abgabe von
Umsatzsteuervoranmeldungen verpflichtet werden, was
bei Unternehmen, die bisher nur jährlich oder viertel-
jährlich die Umsatzsteuer anmelden müssen, zu zusätzli-
cher Bürokratie führen und damit den sonst immer be-
tonten Intentionen der FDP zuwiderlaufen würde.

Ich schlage deshalb vor, dass wir erst einmal abwar-
ten, zu welchen Ergebnissen die Bund-Länder-Kommis-
sion gelangt


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein sehr guter Vorschlag, den wir unterstützen!)


und ob die Kommission einen praktikablen Lösungsweg
aufzeigt. Zudem sollten wir unsere Vorgehensweise mit
der EU-Kommission und den europäischen Partnern ab-
stimmen; denn die Systemumstellung setzt die Zustim-
mung der EU-Kommission voraus, wie Sie wissen und
offenbar auch in Ihrem Antrag voraussetzen und unter-
stellen.

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(C (D Aus den vorgenannten Gründen scheint eine Zustimung zu dem FDP-Antrag zum gegenwärtigen Zeitunkt nicht möglich. Lassen Sie uns gemeinsam unsere berlegungen zur Bekämpfung des Umsatzsteuerberugs weiter vorantreiben! Nehmen wir uns aber anderereits auch die Zeit, einen Systemwechsel erst dann urchzuführen, wenn alle damit zusammenhängenden ragen und Probleme hinreichend geklärt sind. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Union fordert die Bundesregierung deshalb er-
eut auf, das bestehende System betrugssicher zu ma-
hen, das geltende Recht konsequent anzuwenden und
ie jetzt möglichen Kontrollen durchzuführen. Es wird
otwendig sein, die Finanzverwaltung dafür mit besser
eschultem und zusätzlichem Personal sowie mit neues-
er Technik auszustatten. Möglicherweise macht es auch
inn, eine auf Bundesebene angesiedelte Ermittlertruppe
inzurichten, wie sie die Deutsche Steuer-Gewerkschaft
efordert hat. Sie könnte länderübergreifend effektiv ge-
en international operierende Banden vorgehen.
Die Bundesregierung ist weiterhin aufgefordert, mit
achdruck an einem bundeseinheitlichen EDV-Risiko-
anagement zur Unterstützung der Umsatzsteuersach-
earbeitung und an einer Ergänzung des bestehenden au-
omatisierten Besteuerungsverfahrens im Hinblick auf
ie Umsatzsteuer zu arbeiten. Entscheidend ist, dass ge-
andelt wird und dass die personellen Ressourcen der Fi-
anzverwaltung auf diese wichtige Aufgabe konzentriert
erden.
Unseres Erachtens könnte die Finanzverwaltung bei

er Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs wesentlich
irksamer sein, wenn sie durch eine entscheidende Ver-
infachung des Steuerrechts von anderen Aufgaben
ntlastet würde. Denn schon jetzt sind die Fehlerquoten
n den Finanzämtern Untersuchungen zufolge, die wir
lle kennen, unerträglich hoch. Deshalb brauchen wir
ndlich eine umfassende Reform des deutschen Steuer-
echts, wie sie von den Unionsparteien vorgeschlagen
orden ist. Helfen Sie mit, unser Steuersystem einfa-
her, unbürokratischer und damit gerechter zu machen!
ie entlasten dadurch auch die Finanzbeamten und er-
öglichen es ihnen, sich verstärkt den wichtigen Aufga-
en wie der Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs zuzu-
enden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Während man in unseren Nachbarstaaten, beispiels-
eise in den Niederlanden, an ausgefeilten Risikoanaly-
esystemen gearbeitet hat, mit denen man selbst Schein-
irmen bei uns in Deutschland aufdecken und damit
nseren Ermittlungsbehörden Anhaltspunkte für ein Tä-
igwerden geben kann, ist in der Bundesrepublik nichts
der zu wenig geschehen. Das ist Ihnen, Frau Staatsse-
retärin, immer wieder durch die Berichte des Bundes-
echnungshofes bestätigt worden. Dies hat der Bundes-
echnungshof auch schon im Jahre 2000 beanstandet.
ennoch haben wir von einer gesetzgeberischen Maß-
ahme abgesehen, die unseres Erachtens nur zusätzliche






(A) )



(B) )


Peter Rzepka

Bürokratie mit sich bringen würde, aber das Thema an
seiner eigentlichen Wurzel nicht bewältigen könnte.

Die Bundesrepublik Deutschland scheint sich zu ei-
nem Eldorado für Umsatzsteuerbetrüger zu entwickeln.
Es gibt Befürchtungen, dass sich durch die Erweiterung
der EU neue Betätigungsfelder für Umsatzsteuerhinter-
ziehung eröffnen, wodurch zusätzliche Risiken für den
deutschen Fiskus entstehen können.

Einerseits ist ein Rechtsstaat, der gegen Steuerbetrug,
der zu Steuerausfällen in zweistelliger Milliardenhöhe
führt, nicht effizient vorgeht, unglaubwürdig. Anderer-
seits dürfen aber die Maßnahmen, die wir gegen derar-
tige Betrügereien anwenden, nicht unverhältnismäßig
sein. Wir werden den Antrag der FDP-Fraktion im Fi-
nanzausschuss intensiv beraten. Die Union bietet jede
Hilfe bei einer effektiven Bekämpfung des Umsatzsteu-
erbetruges an. Schon heute einen Systemwechsel bei der
Umsatzsteuer zu beschließen ist aus unserer Sicht jedoch
nicht verantwortbar.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512622400

Das Wort hat die Kollegin Kerstin Andreae vom

Bündnis 90/Die Grünen.

Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1512622500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Trotz eines jährlichen Umsatzsteuerbetrugs in
der Größenordnung von 20 Milliarden Euro sieht es so
aus, als wären die Abgeordneten dieses Hauses an dieser
Thematik nicht sehr interessiert. Wir sind hier unter uns,
wie man auch im Finanzausschuss unter sich ist. Viel-
leicht liegt das daran – Kollege Rzepka hat das auf be-
eindruckende Weise dargelegt –, dass über diesen Antrag
im Augenblick noch ohne ernsthaften Hintergrund, über
den wir seitens des BMF noch unterrichtet werden sol-
len, diskutiert wird. Deswegen sage ich gleich zu Be-
ginn, dass er auch von uns abgelehnt wird.

Richtig ist aber: Die Finanzierung staatlicher Aufga-
ben soll gerecht erfolgen. Dafür ist nicht nur die Steuer-
gesetzgebung verantwortlich, sondern das muss auch
durch die tatsächliche Um- und Durchsetzung des Steuer-
rechts durch die Finanzverwaltungen erfolgen. Der jährli-
che Umsatzsteuerbetrug in Höhe von 20 Milliarden Euro
entspricht ungefähr dem Fünffachen des jährlichen Erb-
schaftsteueraufkommens. Dabei handelt es sich also um
eine enorme Größenordnung. Der durch Umsatzsteuerbe-
trug entstehende volkswirtschaftliche Schaden ist enorm.
Gäbe es diesen Betrug nicht, würde das deutsche Defizit
deutlich unter dem Maastricht-Kriterium von 3 Prozent
liegen; das muss man ja auch sehen.

Das Ausmaß der kriminellen Energie, die hier aufge-
bracht wird, ist enorm. Eine Aufzählung macht deutlich,
wo die Kontrolle und vor allem Zusammenarbeit – natio-
nal und international – vonnöten ist, um wirksam einzu-
greifen: Wir bekommen fingierte Rechnungen. Schein-
firmen werden in dem einen Bundesland gegründet und
in dem anderen sofort wieder abgemeldet; bis die Länder

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(C (D ie Daten miteinander abgeglichen haben, ist der Steuerriminelle schon weg. Karussellgeschäfte werden getäigt, um Vorsteuern zu erschleichen. Der Betrug muss mit allen Mitteln bekämpft werden. etzt ist natürlich die Frage: Was sind die richtigen Mitel? Aus unserer Sicht gehört dazu die internationale usammenarbeit. Da tut sich viel. Seit dem 1. Mai, lso dem EU-Beitritt, sind die neuen EU-Staaten in Proramme eingebunden, die EU-weit laufen. Davon verprechen nicht nur wir uns Wirkung, sondern auch die U-Kommission betont immer wieder, dass der Betrug ann eingedämmt werden kann, wenn die Mitglieder koperieren. Ich möchte auf die Idee einer Bundessteuerverwal ung eingehen. Wir unterstützen explizit den Vorschlag, er im Finanzministerium entwickelt wird, weil auch wir lauben, dass dieser organisierte Steuerbetrug durch die treng getrennten Finanzverwaltungen der Länder beünstigt wird. Wenn die Daten der einzelnen Länderfianzverwaltungen nicht kompatibel und damit nicht ausauschbar sind, dann hat das Konsequenzen, die sich uch in solchen Betrugstatbeständen äußern. Zumindest as den Umsatzsteuerbereich angeht, ist zu prüfen, ob iese Verwaltungskompetenz auf der Bundesebene nicht esser aufgehoben wäre. Da unterstützen wir das Vorgeen des Ministeriums. Die FDP schreibt in ihrem Antrag: Der Missbrauch … kann erheblich eingeschränkt werden, da der Unternehmer nachweisen muss, dass er eine Rechnung bezahlt hat. ber eine Rechnung und ein Kontoauszug sind in Zeiten on Onlinebanking genauso betrugsanfällig wie sonst irendetwas. Das heißt, wir brauchen ein Kontrollund rüfverfahren; ohne das geht es nicht. Es geht nicht urch Stichproben, es geht nicht nach dem Motto „hier al prüfen, da mal prüfen“. Zu welchen Ergebnissen das BMF auch immer ommt, diese Ergebnisse brauchen wir, um in dieser rage voranzukommen. Ich stimme ja mit Ihnen überein, ass die Istbesteuerung aus der Sicht der Unternehmen urchaus interessant und von Vorteil ist. Nur, ohne ein rüfverfahren wollen wir das Richtige und tun das Falche, weil wir die Betrugsbekämpfung in keiner Weise ngehen. (Peter Rzepka [CDU/CSU]: Im FDP-Antrag steht: „nachweislich“!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


nsofern ist es absolut richtig, sich die Zeit zu lassen, die
ir brauchen, um das zu prüfen. Im Moment gibt es
uch noch keine geeignete Software. Wir werden darü-
er zusammen intensiv diskutieren; wir liegen ja nicht
eit auseinander.
Unser Fazit: Umstellung der Besteuerung – ja. – Diese

ielsetzung ist unserer Ansicht nach richtig. Gleichzeitig
rauchen wir ein effizientes Kontrollverfahren. Das eine
eht nicht ohne das andere. Wir müssen die interna-
ionale Zusammenarbeit ebenso wie die nationale






(A) )



(B) )


Kerstin Andreae

Zusammenarbeit verbessern. In diesem Zusammenhang
müssen wir eine Verlagerung von Kompetenzen auf die
Bundesebene prüfen. Wir unterstützen das Ministerium
in seinem Vorgehen und halten die effektive und wirk-
same Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs für eine der
ganz großen Aufgaben, die wir in der kommenden Zeit
haben werden. Ich bin mir sicher, dass wir da gut zusam-
menarbeiten können, aber mit der nötigen Zeit und Ruhe.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512622600

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf

Drucksache 15/2977 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 13 auf:
Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuge-
staltung des UIG
– Drucksachen 15/3406, 15/3680 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Bundesminister Jürgen Trittin das Wort.

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wie sieht
eigentlich die Kosten-Nutzen-Rechnung für die weitere
Vertiefung der Elbe aus und wie verändert sie sich, wenn
man den Jade-Weser-Port in Betrieb nimmt? Dazu gibt
es eine Studie im Verkehrsministerium. Künftig wird
diese Studie für jedermann einsehbar sein.

Ich nenne ein anderes Beispiel. Was steht in dem
Pflege- und Entwicklungsplan – ein schrecklicher Be-
griff – für das Naturschutzvorhaben Spreewald? Das
können Sie schon heute im Bundesamt für Naturschutz
nachlesen. Künftig wird das Bundesamt verpflichtet
sein, diesen Pflege- und Entwicklungsplan im Internet
zu veröffentlichen. Das ist eine Folge des Umweltinfor-
mationsgesetzes, durch das der Zugang der Bürgerinnen
und Bürger zu Umweltinformationen verbessert wird.

Künftig gilt: Wir erweitern den Kreis der informa-
tionspflichtigen Stellen. Nicht nur das Umweltministe-
rium, sondern auch das Verkehrsministerium und das
Wirtschaftsministerium müssen also umweltrelevante
Informationen herausgeben. Wir verkürzen die Frist,

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(C (D eil wir alle ja etwas gegen lange Verwaltungsverfahren aben. Künftig müssen diese innerhalb eines Monats gelärt sein. Wir stellen die Informationen für alle kostenrei zur Verfügung und wir verpflichten die Bundesveraltung, solche Informationen auch unter Nutzung des nternets und anderer Medien umfassender zu verbreien. Durch den Gesetzentwurf setzen wir die Umweltin ormationsrichtlinie der Europäischen Union rechtsicher um. Damit wollen wir vermeiden, dass sich das iederholt, was der alten Bundesregierung 1998 passiert st, als der Europäische Gerichtshof ihr Umweltinformaionsgesetz gestoppt hat. Deswegen haben wir auch alle nliegen der Bundesländer, die sich gegen die Richtlinie ewandt haben, leider – oder Gott sei Dank – nicht aufehmen können. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


In einem Punkt sind die Länder aber noch in der
flicht: Sie müssen nämlich genau das gleiche Recht und
ie Richtlinie bei ihnen in ein Landesgesetz umsetzen.
ier stehen wir wieder einmal vor dem Problem, dass
6 Bundesländer das Gleiche machen. Ich würde mir
ünschen, dass wir diesen Zustand, 16-mal das Gleiche
u machen – 17-mal, wenn man den Bund hinzunimmt –,
eenden. Eine einheitliche Kompetenz für die Umwelt
ollte ein gemeinsames Anliegen als Ergebnis der Bera-
ungen der Föderalismuskommission sein, um solche bü-
okratischen Verfahren bei der Umsetzung europäischen
echts zu unterbinden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich glaube, man täte dem Gesetz Unrecht, wenn man
s über das Verfahren, durch das es zustande gekommen
st, beurteilen würde. Wir brauchen dieses lebendige Ge-
etz für Transparenz. Es führt dazu, dass sich die Bürger
ualifiziert und erfolgreich an öffentlichen Entscheidun-
en beteiligen können und dass sie schon im Vorfeld,
lso bereits während der Entscheidungsfindung, Einfluss
ehmen können. Hier kommt es zu einer Wirkung auf
as Verwaltungshandeln: Eine gut informierte Öffent-
ichkeit spornt die Verwaltung nämlich zu anspruchsvol-
em Handeln an. Für mich ist der Zugang zu Informatio-
en ein Schlüssel zu dem, was wir in internationalen
erfahren oft Good Governance nennen. Wir wollen das
msetzen. Je informierter ein Bürger ist, desto umwelt-
erechter wird er sich verhalten. Wer teilhat, kooperiert
nd gehorcht nicht; er nimmt eben teil.
Insofern wird durch dieses Gesetz Schluss mit dem
issstand gemacht, dass für die Umwelt engagierte Bür-
er vor den verschlossenen Türen des Amtsgeheimnisses
tehen. Mit dem Umweltinformationsgesetz setzen wir
uf ein neues Verständnis von Verwaltung. Wir setzen
uf transparente Dienstleistung anstatt auf Fortschrei-
ung des alten preußischen Amtsgeheimnisses.
Ich diesem Sinne wünsche ich uns allen produktive
eratungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512622700

Das Wort hat jetzt der Kollege Eberhard Gienger von

der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Eberhard Gienger (CDU):
Rede ID: ID1512622800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Politisches Handeln setzt in
einer Demokratie Urteilsfähigkeit des Bürgers voraus.
Davon kann aber nur dann ausgegangen werden, wenn
dieser die Möglichkeit hat, sich umfassend über staatli-
che Zusammenhänge zu informieren. Durch die Neufas-
sung des Umweltinformationsgesetzes wird der Zugang
zu Umweltinformationen für Bürgerinnen und Bürger
deutlich verbessert.


(Beifall des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


So werden alle Stellen der öffentlichen Verwaltung
des Bundes zur Herausgabe von Umweltinformationen
verpflichtet, unabhängig davon, ob sie nun im Bereich
des Umweltschutzes spezielle Aufgaben wahrzunehmen
haben. Der Informationsbegriff wird wesentlich erwei-
tert. Die Fristen für die Beantwortung von Anfragen zu
Umweltinformationen werden halbiert und dürfen in der
Regel nur noch einen Monat betragen. In begründeten
Ausnahmefällen kann es aber auch bis zu zwei Monaten
dauern.

Außerdem wird die Bundesverwaltung verpflichtet,
umfassender als bisher von sich aus aktiv Umweltinfor-
mationen zu verbreiten, zum Beispiel indem Verzeich-
nisse mit Übersichten von zugänglichen Informationen
veröffentlicht oder öffentlich zugängliche Informations-
netze und Datenbanken eingerichtet werden. Das Inter-
net soll hierbei ein schnelles und modernes Medium sein
und zunehmend genutzt werden. Um damit wirklich ein
breites Spektrum in der Bevölkerung zu erreichen, müs-
sen bei der Bereitstellung von Informationen die techni-
schen Anforderungen berücksichtigt werden. Minimal-
voraussetzungen müssen ausreichen, um an diese
Informationen gelangen zu können.

Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf werden für die
Bundesverwaltung die Anforderungen der neu gefassten
Umweltinformationsrichtlinie vom 14. Februar 2003 der
Europäischen Gemeinschaft umgesetzt. Mit der Neufas-
sung des Umweltinformationsgesetzes werden zugleich die
Verpflichtungen des von Deutschland 1998 unterzeichneten
Aarhus-Abkommens über den Zugang zu Umweltinforma-
tionen erfüllt. Diese Aarhus-Konvention – nach der däni-
schen Stadt benannt, in der 1998 das Abkommen unter-
schrieben wurde – ist der erste völkerrechtliche Vertrag,
der jeder Person Rechte im Umweltschutz zuschreibt.
Informationen und Zugang zu den entsprechenden Infor-
mationen sind der Schlüssel zur Bürgergesellschaft. Nur
wer als Bürger informiert ist, kann auch öffentliche Ent-
scheidungen mittragen, sich beteiligen, die Verwaltungen
wirksam kontrollieren und Entscheidungen nachvollzie-
hen. Ich möchte an die Adresse der Bundesregierung sa-
gen, dass ich diese Bürgernähe bei einigen Ihrer Gesetze
vermisse.

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(C (D Durch den vorliegenden Gesetzentwurf werden alle tellen der öffentlichen Verwaltung des Bundes zur erausgabe von Umweltinformationen verpflichtet, nabhängig davon, ob sie im Umweltschutz spezielle ufgaben wahrnehmen. Die Veröffentlichung von Umeltinformationen versetzt den Bürger in die Lage, in rgänzung der Aufsichtstätigkeit von Behörden Umeltbelastungen zu erkennen und gegebenenfalls dageen vorzugehen. Bürger werden nach diesem Konzept zu ensoren und Partnern und bekommen die Möglichkeit, ufsichtsbehörden zu kontrollieren. Die frühzeitige Eineziehung von Bürgerinnen und Bürgern in umweltreleante Planungsprozesse dient dem möglichst frühen Erennen und Moderieren von Konflikten. Der Informationszugang wird durch die Novelle auf olche Daten erweitert, die die Behörden zwar nicht in en Akten haben, von Dritten aber anfordern können. ies ist im Grunde zu begrüßen. Damit sind alle Daten rfasst, die in den Betrieben durch verbindliche Eigenessungen entstehen, der Behörde aber nur auf Verlanen herausgegeben werden müssen. In diesen Fällen ichtet sich der Informationsanspruch weiterhin an die ehörde, die dann für Auskunftszwecke die Daten bei en Unternehmen anfordert. Zudem wird durch die Neufassung der Begriff der mweltinformation erweitert. Er bezieht sich zukünftig nter anderem auch auf Informationen aus den Bereihen Gentechnik und Verbraucherschutz. Die Verwaltungen werden verpflichtet, die Bürgerin en und Bürger durch Benennen von Auskunftspersonen der Veröffentlichung von entsprechenden Verzeichnisen beim Stellen von Anträgen zu unterstützen. Die Veraltungen werden des Weiteren ausdrücklich darauf hinewiesen, beim Zusammenstellen der Informationen arauf zu achten, dass diese aktuell, korrekt und verleichbar sind. Es gibt aber durchaus noch Probleme. Die Umsetzung er EU-Richtlinie ist die eine Sache. Aber muss man enn gleich wieder einen deutschen Sonderweg mit verchärften Anforderungen einschlagen? enken Sie an die Spritzmittelverordnung oder auch das ioto-Protokoll. Ich möchte anhand eines Beispiels doumentieren, dass dieser Gesetzentwurf an manchen tellen zu weit geht. Bei Art. 1 § 8 Abs. 1 Nr. 1 kann von dem Prinzip der ins-zu-eins-Umsetzung der Richtlinie nicht mehr die ede sein. Während in der Richtlinie der Anspruch auf en Informationszugang bereits dann abgelehnt werden ann, wenn die Herausgabe der Umweltinformation neative Auswirkungen auf die öffentliche Sicherheit ätte, schränkt der hier vorliegende Gesetzentwurf dieen Ausschlussgrund ein. Es wird hier ohne Not über das iel hinaus geschossen. Eberhard Gienger Die Neuregelung verlangt, dass sich die Bekanntgabe der Umweltinformationen auf genau definierte bedeutsame Schutzgüter der öffentlichen Sicherheit nachteilig auswirken muss, wie zum Beispiel die internationalen Beziehungen oder die Verteidigung. Statt dieser stärkeren Einschränkung sollte man, wie ich finde, den Wortlaut der Richtlinie übernehmen und das Prinzip der Einszu-eins-Umsetzung anwenden. Ich stelle hier auch noch die Frage nach den Kosten. Sie gehen in dem vorliegenden Gesetzentwurf nur vage auf eventuelle Kosten ein. Wenn ich mir den Aufwand für die Bereitstellung der Informationen, vor allem die Digitalisierung von Plänen und Entwürfen sowie den Aufbau und die Pflege von Datenbanken vorstelle, dann sehe ich einen erheblichen finanziellen Aufwand. Wie diese Mittel durch Aufgabenbündelungen und Umschichtungen in stark gekürzten Etats ausgeglichen werden sollen, kann ich mir momentan beim besten Willen nicht vorstellen. Auch teile ich den Optimismus der teilweisen Refinanzierbarkeit durch die Kostenregelung nicht. Wie soll ein Teil der nicht zu beziffernden Ausgaben mit unbekannten Einnahmen ausgeglichen werden? Diesen Ansatz finde ich gewagt. Hier sollten mehr Zahlen und Fakten auf den Tisch. Dort steht zum Beispiel, dass bei der „Erteilung einer umfassenden schriftlichen Auskunft auch bei der Herausgabe von Duplikaten“ Gebühren bis zu 250 Euro anfallen oder bei der Erteilung einer schriftlichen Auskunft bei Herausgabe von Duplikaten, die im Einzelfall außergewöhnlich aufwendige Maßnahmen erfordern, Gebühren bis zu 500 Euro anfallen. Ich finde, hier ist der Willkür der Ämter Tür und Tor geöffnet. Da muss eine andere Kostenregelung herbeigeführt werden. (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Ländersache!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Aha!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es ist noch nicht einmal die genaue Zuständigkeit
zwischen Bund und Ländern geklärt, wer konkret für
die Regelung der Informationspflicht für bestimmte pri-
vate Stellen unter Kontrolle des Bundes zuständig ist.
Diese Zersplitterung beeinträchtigt den Anspruch des
nach Informationen suchenden Bürgers. Die Regelung
hinsichtlich der auskunftspflichtigen Privatunternehmen,
etwa der Telekom als Betreiberin von Mobilfunksende-
masten, soll laut Gesetzentwurf selbst dann ausschließ-
lich den Ländergesetzgebern überlassen bleiben, wenn
sie der Kontrolle der Bundesbehörde unterliegen. Die
Regelungskompetenz für die Telekom liegt aber beim
Bund. Es ist mir aus diesem Grunde nicht ganz begreif-
lich, einen solchen Fall der Ländergesetzgebung zu un-
terwerfen.

In dem Gesetzentwurf stecken gute Ansätze. Wir von
der CDU/CSU werden dem Gesetzentwurf gerne näher
treten. Es besteht aber nach wie vor erheblicher Diskus-
sionsbedarf.

Schönen Dank.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512622900

Das Wort hat jetzt die Kollegin Petra Bierwirth von

er SPD-Fraktion.

Petra Bierwirth (SPD):
Rede ID: ID1512623000

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Innerhalb der
uropäischen Union ist in den vergangenen Jahren viel
afür getan worden, die Mitwirkungsmöglichkeiten der
ürgerinnen und Bürger und Nichtregierungsorganisa-
ionen im Umweltbereich Schritt für Schritt auszubauen.
ngefangen hat dieser Trend 1985 mit der UVP-Richtli-
ie. Wir erinnern uns sicherlich alle an die noch nicht
llzu lange zurückliegenden Diskussionen im Deutschen
undestag im Zusammenhang mit der Umsetzung der
ichtlinie in nationales Recht. Mit dem vorliegenden
ntwurf des Umweltinformationsgesetzes wird dieser
rend fortgesetzt.
Der Entwurf eines Umweltinformationsgesetzes dient

er Umsetzung der Umweltinformationsrichtlinie der
U vom Januar 2003 über den Zugang der Öffentlich-
eit zu Umweltinformationen und der weiteren Umset-
ung der Anforderungen der Aarhus-Konvention in Ge-
einschaftsrecht. Die Aarhus-Konvention ist 1998 von
er Bundesregierung gezeichnet worden. In der Koali-
ionsvereinbarung von 2002 wurde ihre zügige Ratifizie-
ung festgelegt. Ich denke, dass wir mit dem vorliegen-
en Entwurf sehr gut im Zeitplan liegen.
Deutschland hat auf dem Gebiet der Information über
mweltdaten gegenüber den Bürgern allerdings heute
chon einiges vorzuweisen. Ich denke in diesem Zusam-
enhang zum Beispiel an das Internetportal gein.de.
hre Bedenken, dass es kostenaufwendig ist, digitali-
ierte Pläne ins Internet zu stellen, teile ich nicht. In dem
nternetportal gein.de können Sie schon heute auf solche
läne zurückgreifen. Das Umweltinformationsnetz be-
teht seit Juni 2000. Hinter diesem Angebot stehen über
50 000 einzelne Webseiten und neun Schnittstellen zu
atenbanken. Es ist von Bund und Ländern unter der
oheit des Umweltbundesamtes gemeinsam erarbeitet
orden. Wenn Sie dieses Informationsnetz näher be-
rachten, dann werden Sie erkennen, dass kein allzu gro-
er Arbeitsaufwand erforderlich ist, um dem Umweltin-
ormationsgesetz gerecht zu werden.
Ein weiteres Beispiel ist das Schadstofffreisetzungs-

egister, mit dem der Öffentlichkeit Emissionsberichte
on Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Für
en Bürger ist es interessant, zu erfahren – das kennen
ir auch aus unserer eigenen Arbeit –, welche Schad-
toffe in welcher Konzentration aus dem Schornstein des
nternehmens von nebenan ausgestoßen werden.
Vergleicht man das bereits bestehende Umweltinfor-
ationsrecht mit der neu gestalteten Gesetzgebung, so
allen einige Verbesserungen auf: Alle Stellen der Ver-
altungen des Bundes werden zur Herausgabe von Um-
eltinformation verpflichtet. Das gilt also nicht mehr






(A) )



(B) )


Petra Bierwirth

nur für das Umweltministerium, sondern beispielsweise
auch für die Verkehrsbehörden. Die Fristen für die Be-
antwortung von Anfragen der Bürgerinnen und Bürger
werden verkürzt. Die Anfragen müssen künftig inner-
halb von einem Monat beantwortet werden. Des Weite-
ren werden die Bundesverwaltungen verpflichtet, Um-
weltinformationen ausführlicher als bisher zum Beispiel
auf ihren Webseiten darzustellen und zu verbreiten. Die
Auskunftspflichten von Landesbehörden werden in lan-
desrechtlichen Vorschriften zur Umsetzung der neuen
Umweltinformationsrichtlinie geregelt.

Auch der Bundesrat hat schon sehr intensiv über den
Entwurf des Umweltinformationsgesetzes diskutiert. Die
Länderkammer hat vorgeschlagen, die Informations-
pflicht auf private Stellen, die unter der Kontrolle des
Bundes stehen, auszudehnen. Damit werden – das wurde
bereits angesprochen – in Zukunft auch die Telekom und
die Deutsche Bahn auskunftspflichtig in Bezug auf Um-
weltbelange. Wir begrüßen das sehr und unterstützen
diesen Vorstoß der Bundesländer.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ohne die Bereitstellung zuverlässiger Daten und wis-
senschaftlich fundierter Informationen ist es für die Bür-
gerinnen und Bürger nicht möglich, sich ein eigenes Ur-
teil über den Zustand ihrer Umwelt zu bilden. Das neue
Umweltinformationsgesetz schafft die Voraussetzungen
dafür; denn nur wer Informationen über den Zustand der
Umwelt bekommt, kann sich aktiv für den Schutz der
Umwelt einsetzen. Wir wissen aus unserer Arbeit, dass
die Bürgerinnen und Bürger von diesem Recht sehr aktiv
Gebrauch machen.

Der leichte Zugriff der Öffentlichkeit auf umweltrele-
vante Daten und Informationen bildet meiner Ansicht
nach eine unverzichtbare Grundlage für eine bürger-
nahe und transparente Umweltpolitik. Ich freue mich
deshalb auf die Diskussion über den vorliegenden Ge-
setzentwurf im Ausschuss. Ich denke, wir werden das
Ganze zu einem positiven Abschluss bringen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512623100

Das Wort hat jetzt der Kollege Michael Kauch von

der FDP-Fraktion.


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1512623200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit der

Neugestaltung des Umweltinformationsgesetzes wird
das UIG nicht nur an die Vorgaben der EU-Richtlinie
angepasst. Es wird vielmehr auch ein Schritt zur Umset-
zung der Aarhus-Konvention getan. So wird die Verwal-
tung verpflichtet, die Verbreitung von Umweltinforma-
tionen aktiv zu betreiben, und zwar gerade durch den
Einsatz moderner elektronischer Mittel. Die Öffentlich-
keit kann somit umweltrelevante Entscheidungen wirk-
samer als bisher beurteilen. Wir Liberalen begrüßen
diese Zielsetzung ausdrücklich.

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(C (D Ich möchte nun auf einen Punkt eingehen, den Herr ienger angesprochen hat und den Frau Bierwirth dann zu Recht – korrigiert hat, nämlich die Informationsflicht privater Stellen. Nach einem übernommenen nderungswunsch des Bundesrates richtet sich der Anpruch der Bürgerinnen und Bürger nun nicht nur an alle tellen der Bundesverwaltung. Informationspflichtig ind vielmehr auch Unternehmen, die umweltbezogene ienstleistungen erbringen und der Kontrolle des Bunes unterliegen. Hier liegt die Krux in der Formulierung. as bedeutet „umweltbezogen“? Aus dem geänderten esetzestext erschließt sich nicht klar genug, welche nternehmen denn das konkret sind. Sind Telekom und ie Deutsche Bahn erfasst oder nicht? Die jetzt gefunene Gesetzesformulierung ist zu unbestimmt und führt u Rechtsunsicherheit. Sie muss deshalb präzisiert weren. Auch für die Neufassung des UIG gilt das, was wir chon bei anderen Richtlinienumsetzungen gesagt haen: kein deutscher Sonderweg, sondern eine Eins-zuins-Umsetzung europäischer Vorgaben, keine zusätzichen Belastungen durch bürokratische Regelungen, ondern schlanke und effiziente Lösungen. Diesen Voraben wird der Gesetzentwurf noch nicht in allen Punken gerecht. Ein Beispiel: Nach dem Entwurf liegt eine blehnung des Antrages auch dann vor, wenn der Anragsteller auf einen anderen Informationszugang veriesen wird, zum Beispiel auf eine Internetdatenbank. ie Folge ist, dass der Antragsteller einen Anspruch auf in Vorverfahren erhält, das in einem gerichtlichen Verahren überprüft werden kann, obwohl er die verlangten nformationen bekommt, wenn auch auf einem anderen ugangsweg. Eine solche Regelung wird von der EUichtlinie nicht verlangt und belastet die Verwaltung urch ein unnötiges Verfahren. Die FDP begrüßt die Weiterentwicklung des Umwelt nformationsgesetzes. Gerade die Stellungnahme des undesrates hat aber einige Fragen aufgeworfen. Über iese sollten wir im weiteren Gesetzgebungsverfahren onstruktiv diskutieren. Wir, die FDP, sind dazu gerne ereit. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen uf den Drucksachen 15/3406 und 15/3680 an die in der agesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ind die Überweisungen so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 12 a und 12 b auf: a)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512623300

Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Katherina






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Reiche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU
Gesamtkonzept zur Abwehr bioterroristischer
Gefahren vorlegen
– Drucksache 15/3487 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Max
Stadler, Jörg van Essen, Gisela Piltz, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der FDP
Evaluierungsbericht zu dem Gesetz zur Be-
kämpfung des internationalen Terrorismus
vorlegen
– Drucksache 15/3386 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
nerin das Wort der Kollegin Beatrix Philipp von der
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Beatrix Philipp (CDU):
Rede ID: ID1512623400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist kein

angenehmes Thema, mit dem wir uns hier befassen müs-
sen. Die letzten Monate und Jahre haben gezeigt, dass es
für terroristische Anschläge keine geographische Be-
grenzung und – was noch bedeutsamer ist – keine mora-
lischen Hemmschwellen mehr gibt. Der neue Typ des
Terroristen, dem das eigene Leben nichts wert ist, lässt
mögliche Katastrophenszenarien zu wahren Horrorvor-
stellungen werden. Es hat auch nichts mit Panikmache
zu tun, wenn wir im Bundestag das Thema „Bioterror“
thematisieren und debattieren. Im Gegenteil: Es ist un-
sere Pflicht gegenüber den Menschen in unserem Land,
offen und ehrlich, aber auch schonungslos sachlich über
die Probleme in diesem Bereich zu sprechen.

Wir alle wissen, dass es fast unmöglich ist, terroristi-
sche Anschläge völlig auszuschließen. Wir müssen uns
aber damit befassen und darauf vorbereitet sein. Wir
müssen also auch für den Fall eines Terrorangriffs mit
biologischen und chemischen Stoffen gewappnet sein.
Wir sind es nicht. Deshalb fordern wir die Bundesregie-
rung auf, endlich ein Gesamtkonzept vorzulegen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D ch möchte mich auf ein paar Schwerpunkte unseres Anrags beziehen. Terrorangriffe mit biologischen, chemischen oder atoaren Stoffen – mit so genannten schmutzigen Bomen – sind Anschläge von mindestens bundesweiter Diension, die eine enorme Zahl von Menschen betreffen önnen. Das muss besonders bedacht werden. Erstens. Es bedarf zwingend eines bundesweit ein eitlichen Führungssystems für alle Rettungsund ilfskräfte, und zwar inklusive der Bundeswehr. (Gerold Reichenbach [SPD]: Fangen Sie mal in Bayern an!)


s bedarf daher eines gemeinsamen Einsatzzentrums des
undes und der Länder, damit wirklich alle Kräfte unse-
es Landes optimal und ohne Koordinierungsverluste
um Einsatz kommen können. Wir haben schon in einem
nderen Zusammenhang darüber gesprochen, etwa bei
er Flutkatastrophe. Dort gab es Tausende von helfenden
änden, aber es gab zu viele Köpfe. Das könnte auch be-
onders auf solche kaum denkbaren Großschadensereig-
isse zutreffen.


(Gerold Reichenbach [SPD]: Deshalb müssen sich die Länder bewegen!)


Das angesprochene Einsatzzentrum muss als überre-
ionaler, gemeinsamer Führungsstab die notwendigen,
ut ausgestatteten Arbeitsplätze und Führungsmittel vor-
alten, die zum gemeinsamen Einsatz erforderlich sind:
lle Kräfte des Bundes, zum Beispiel der Bundeswehr,
es Bundesgrenzschutzes und des Technischen Hilfs-
erks, alle Kräfte der Länder, zum Beispiel Polizeien
nd Feuerwehren.


(Gerold Reichenbach [SPD]: Und der Länder! Wir kommen demnächst auf Sie zurück, Frau Philipp! – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Mit den Ländern müssen wir anfangen!)


Ich finde es toll, dass wir uns hier so einig sind. Ich
ann dann eine kürzere Rede halten und wir können über
en Antrag gleich beschließen. Dann hätten wir die Sa-
he gleich erledigt. Ich habe aber das Gefühl, dass es
och Unterschiede in den Auffassungen darüber gibt,
as notwendig ist und vor allem darüber, was bezahlt
erden muss, wenn man solche Vorbereitungen treffen
ill. Wie immer steckt der Teufel im Detail. Natürlich
ekommen wir das, was wir brauchen, nicht kostenlos.
Schließlich brauchen wir – neben den Kräften der

änder, also den Polizeien und Feuerwehren – natürlich
uch die Kräfte der zahlreichen nicht staatlichen Hilfs-
rganisationen, der Malteser, der Johanniter, des Roten
reuzes usw.
Die Betonung liegt in diesem Zusammenhang auf

gemeinsam“. Ausnahmsweise sind für entsprechende
egelungen Gott sei Dank keine Grundgesetzänderun-
en erforderlich. Das würde uns daran hindern, hier ak-
v zu werden.
Zweitens. Damit solche sofortigen Reaktionen über-

aupt möglich werden, muss zwingend auch ein
undesweiter Sofortmaßnahmen- und Einsatzplan






(A) )



(B) )


Beatrix Philipp

erstellt werden. Dazu gehören die Erstellung von Impf-
plänen, die Ausweisung von Quarantänegebieten, even-
tuell Stufen der Beschränkung der Mobilität der Bevöl-
kerung usw. Wenn man in seinem Büro sitzt und nicht
weiß, wie man sich ablenken soll, kann man einmal im
Internet schauen, wie die Amerikaner das auf ihren
Homepages darstellen. Mit unseren Vorbereitungen sind
wir meilenweit davon entfernt. Wir haben noch nicht ein-
mal alles bedacht, was dort schon ausgeführt worden ist.

Drittens. Die aufgestellten Notfallpläne müssen unter
Einbeziehung der gemeinsamen Führung mit allen betei-
ligten Hilfskräften richtig geübt werden. Auch darüber
ist hier schon einmal gesprochen worden. Erinnern Sie
sich an die Debatte um das Flugzeug, das über Frankfurt
flog! Nur durch den Mut der handelnden Person konnte
– nicht durch Gesetze abgedeckt – das Schlimmste ver-
hindert werden. Hilfreich war, dass der Flieger nicht
wirklich Böses im Schilde geführt hat. Großübungen
sind nicht angenehm, aber sie müssen durchgeführt wer-
den, um derartige Ereignisse zu simulieren.


(Gerold Reichenbach [SPD]: Die werden doch durchgeführt!)


– Herr Reichenbach, Sie sagen immer, dass für alles ge-
sorgt ist. Wenn Ihrer Meinung nach alles in Ordnung ist,
dann müssten wir mit solchen Dingen bereits befasst
worden sein. Das ist leider nicht der Fall. Selbst wenn
man nachschaut, egal ob auf der Homepage der Bundes-
regierung oder auf der Seite des Robert-Koch-Instituts,
erkennt man nur, dass große Defizite vorliegen.

Großübungen sind also erforderlich, um die Wirk-
samkeit der Planung zu überprüfen und Schwachstellen
offen zu legen. Sie werden doch wohl nicht ernsthaft be-
haupten, dass wir auf all das, was wir in unserem Antrag
erwähnen, vorbereitet sind. Streuen Sie den Leuten kei-
nen Sand in die Augen! Bei uns schaffen Sie das schon
einmal gar nicht, weil wir mit der Sache befasst sind.

Viertens. Bei den Großkatastrophenszenarien, von
denen wir hier sprechen, ist auch die unverzügliche
Warnung und Information der Menschen in unserem
Lande von essenzieller Bedeutung. Die Bundesregierung
verweist jetzt auf das satellitengestützte Warnsystem.
Wir halten eigentlich von den altbekannten Alarmsire-
nen sehr viel mehr. Wir haben solche Sirenen in Düssel-
dorf wieder eingeführt, weil die Leute eben nicht – Sie
behaupten das – immer in geschlossenen Räumen oder
auf der Straße anzutreffen sind. Ich kann nur sagen: Die
Installation solcher Sirenen ist nicht einmal teuer, aber
sie muss angeordnet oder angeregt werden. Es ist jeden-
falls notwendig, in diesem Bereich zu handeln.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Fünftens. Wir brauchen auch ein Konzept für die Ver-

sorgung einer großen Zahl Schwerstinfizierter oder
durch chemische Stoffe geschädigter Menschen. Darauf
sind wir nicht vorbereitet. Die Krankenhäuser haben aus
unterschiedlichen Gründen Bettenabbau in großer Zahl
betreiben müssen. Wenn man einmal in den einzelnen
Städten nachfragt, wie viele Notfallbetten vorgesehen
sind, dann kann einem angesichts der Zahlen nur angst
und bange werden. Wenn es zutrifft, was heute Morgen

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(C (D m Zusammenhang mit der Debatte des Deutschen Bunestages über die Bundeswehr besprochen wurde, nämich dass die Reservelazarette aufgelöst werden sollen, ann ist das nicht nur bedauerlich, sondern ausgesprohen fahrlässig. Sechstens. Die Katastrophenschutzkräfte – das alles issen wir ja – sind zurzeit nicht ausreichend mit geeigeter Schutzausrüstung und Fahrzeugen ausgestattet. 67 ABC-Erkundungswagen sind zwar bestellt worden – as ist in Ordnung; das begrüßen wir; wir loben auch ern einmal die Bundesregierung, (Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär: Das ist schön!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


enn es sich nun gar nicht vermeiden lässt –, aber die per-
önliche Schutzausstattung der Helfer, Herr Staatssekretär,
at – das wird immer wieder betont – große Mängel. In die-
em und im kommenden Jahr werden 6 250 Schutzausrüs-
ngen beschafft. Herr Reichenbach, 78 000 wären notwen-
ig.


(Gerold Reichenbach [SPD]: Wer hat die denn eingesammelt? Die gab es doch schon mal, Frau Philipp!)


an höre und staune: Die Innenministerkonferenz hat
as Ende 2002 auch beschlossen. Jetzt muss es nur noch
emacht werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

uf Jahre hinaus also sind die Katastrophenschutzhelfer
icht ausreichend geschützt.


(Gerold Reichenbach [SPD]: Wer hat die denn eingesammelt? Die waren doch schon mal alle ausgestattet!)


Sie können das alles gleich vom Mikrofon aus sagen.
uaken Sie nicht immer dazwischen! Das ist ja fürchter-
ich.
Der Bedarf an Fahrzeugen für den Katastrophen-

chutz wird von der Bundesregierung selbst auf 1 363 Fahr-
euge beziffert. Beschafft werden 95.


(Irmgard Karwatzki [CDU/CSU]: Das kann nicht wahr sein!)


eswegen finde ich den Zwischenruf: Es ist alles in Ord-
ung! schlichtweg – um es ganz vorsichtig auszudrücken
nd mir keine Rüge einzuhandeln – nicht in Ordnung.
Last, but not least: Die Zusammenarbeit von Kräften

es Katastrophenschutzes mit den Streitkräften muss vo-
angetrieben werden. Frau Tritz – Sie sind im Moment
Präsidium –, Sie haben sich heute Morgen auch zu

ieser Frage geäußert. Ich hatte das Gefühl, dass Sie
icht verstanden haben, worum es geht.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Vielleicht wird sie jetzt noch klug!)


ie meinten ausführen zu müssen, dass es zweifelhaft ist,
b zum Beispiel ein Giftgasanschlag wie in der U-Bahn
on Tokio durch das Aufmarschieren einer Armee zu






(A) )



(B) )


Beatrix Philipp

verhindern wäre. So blöd sind wir alle nicht! Wenn Sie
sich einmal mit den Folgen auseinander setzen, dann er-
kennen Sie, was eigentlich alle wissen – vielleicht kann
das von Ihnen noch dazugelernt werden –: Wir brauchen
auch die Hilfe der Bundeswehr für die Folgen eines sol-
chen Anschlages.

Ich bedanke mich herzlich.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512623500

Das Wort hat jetzt der Parlamentarische Staatssekretär

Fritz Rudolf Körper.
Fr
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1512623600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will

einen Zielsatz formulieren: Umfassenden Schutz zu bie-
ten und Vorsorge zu treffen ist das Ziel und die Aufgabe
unseres politischen Handelns im Bereich des Zivil- und
Katastrophenschutzes. – An dieser Stelle, liebe Kolle-
ginnen und Kollegen von den Koalitionsfraktionen, er-
warte ich eigentlich Applaus.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


– Das war aber ein bisschen wenig.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

– Sehr schön.

Es liegen heute zwei Anträge zu diesem Thema vor.
Der FDP-Antrag „Evaluierungsbericht zum Gesetz zur
Bekämpfung des internationalen Terrorismus vorlegen“
ist relativ schnell abzuhandeln. Lieber Herr Stadler, wir
werden in Kürze einen solchen Bericht vorlegen. Ich
bitte aber um Verständnis dafür, dass wir ein Stück Ge-
setzespraxis brauchen, um einen solchen Bericht in guter
Qualität vorlegen zu können. Wir alle wissen genau, seit
wann diese gesetzlichen Maßnahmen in Kraft sind. Wir
brauchen einfach ein Stück praktischer Erfahrung. Das
wird erledigt. Wir hätten keine Aufforderung gebraucht.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Das war schon gut!)

Aber sie schadet auch nicht. Wir machen es trotzdem

Zum CDU/CSU-Antrag. Ich will an ein paar Beispie-
len deutlich machen, dass dieser Antrag eigentlich am
Geist der Zeit vorbeigeht.


(Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Man hat nicht zur Kenntnis genommen oder hat nicht zur
Kenntnis nehmen wollen, was in diesem Bereich vor-
handen ist. Ich mache das nur kurz und stichwortartig.

In dem Antrag wird beispielsweise eine umfassende
Gefährdungsanalyse gefordert. Meine Damen und Her-
ren, die Aufgabe einer Analyse möglicher Gefährdungen
durch den internationalen Terrorismus wird längst durch
das Bundeskriminalamt erledigt. Dabei werden bei-

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(C (D pielsweise auch Gefährdungen durch bioterroristische nschläge einbezogen. Die Nachrichtendienste werden ei der Erstellung von Gefährdungslagebildern eng einebunden und die Ergebnisse werden sogar den Ländern ur Verfügung gestellt. (Zuruf von der CDU/CSU: Selbstverständlichkeiten!)


s wird also eine umfassende Gefährdungsanalyse er-
tellt.


(Beifall bei der SPD)

ir gehen auch einen Schritt weiter, indem wir das Ana-

yse- und Informationszentrum des BKA und des BfV in
erlin-Treptow einrichten. Entsprechende Maßnahmen
urden also getroffen.
Dann, liebe Frau Philipp, habe ich die herzliche Bitte,

ass Sie zur Kenntnis nehmen, dass es in unserem föde-
alen System eine Aufgabenteilung zwischen dem Bund
uf der einen Seite und den Ländern auf der anderen
eite gibt. Der Bund ist für den so genannten Zivilschutz
uständig, die Länder für den so genannten Katastro-
henschutz. Da muss man auch die Mitarbeit und Zu-
ammenarbeit von den Ländern einfordern. Ich denke,
as ist dringend notwendig.


(Beifall bei der SPD – Zuruf der Abg. Beatrix Philipp [CDU/CSU])


Sie haben das Thema Zivilschutzfahrzeuge ange-
prochen. Ich kann nur festhalten: Wir haben 650 Zivil-
chutzfahrzeuge angeschafft. Darauf ist diese Regierung
tolz. Wir sagen dem Haushaltsgesetzgeber Dank, dass
r das zugelassen hat. Wir haben eine hervorragende
usstattung im Bereich von ABC-Erkundungsfahrzeu-
en. Jetzt kommt es konzeptionell darauf an, diejenigen,
ie solche Fahrzeuge bedienen, mit entsprechenden
chutzanzügen auszustatten. Dieser Bereich stellt in die-
em Haushalt einen Beschaffungsschwerpunkt dar.
iebe Frau Philipp, das ist hervorragend. Danke, dass
ir das auch umsetzen können.


(Beifall bei der SPD)

Wir haben weiterhin ein Gemeinsames Melde- und
agezentrum in Bonn im Rahmen des Bundesamtes für
evölkerungsschutz und Katastrophenhilfe eingerichtet.
in solches Gemeinsames Melde- und Lagezentrum ist
llerdings nur so gut, wie es die Beteiligten zulassen.
eswegen appelliere ich an die Länder, hier auch mitzu-
achen. Das ist, wie ich denke, ganz wichtig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn Sie, liebe Frau Philipp, sagen, es werde nicht
ichtig geübt, dann kann ich Ihnen nur raten, sich einmal
ie Arbeit unserer Akademie für Krisenmanagement, Not-
allplanung und Zivilschutz in Bad Neuenahr-Ahrweiler
nzuschauen. Da geht es genau darum, Großübungen
orzubereiten und sie sorgfältig umzusetzen sowie alle
eteiligten, nicht nur die auf Bundesebene, bei diesen
bungen mit einzubeziehen. Das ist, wie ich denke, der
ichtige Weg. Dass wir diesen beschreiten müssen, hängt






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper

mit den föderalen Strukturen zusammen. Innerhalb die-
ses Systems ist aber genau das der richtige Weg.

Wir waren es schließlich, die das Bundesamt für
Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe eingerich-
tet haben. Dass dieses Amt nur eine koordinierende
Funktion wahrnehmen kann, liegt doch nicht an der
Bundesebene, also an der Bundesregierung und am
Deutschen Bundestag, sondern daran, dass die Länder es
nicht zugelassen haben, dass uns auch nur ein Hauch
operativer Kompetenzen zugestanden wird.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das kann man nicht oft genug sagen!)


– Das muss man hier sagen und das kann man nicht oft
genug sagen. – Nehmen Sie das doch bitte einmal zur
Kenntnis. Ich bin stolz darauf, dass uns zumindest dieser
Schritt gelungen ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich gehe auch noch einmal auf das Technische Hilfswerk
ein. Schauen Sie sich einmal die Haushaltsansätze an!
Trotz schwierigster Situation der öffentlichen Haushalte
auf Bundesebene sind wir stolz darauf, dass wir zwar nur
leicht, aber immerhin steigende Haushaltsansätze haben.
Dass uns das möglich ist, darauf sind wir stolz. Der Be-
weis dafür, dass das richtig ist, wird dadurch erbracht,
dass das Technische Hilfswerk eine hervorragende Ar-
beit leistet. Auch das muss man hier einmal deutlich ma-
chen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Letzte Bemerkung: Sie haben das Alarmierungs- bzw.
Warnsystem angesprochen. Ich rufe Ihnen da einmal in
Erinnerung, dass es unsere Vorgängerregierung und die
sie tragenden Fraktionen gewesen sind, die zwar die Si-
renen abgeschafft, aber nicht für eine Alternative gesorgt
haben.


(Otto Fricke [FDP]: Mit Ihrer Zustimmung!)

Wir haben für eine Alternative gesorgt. Am 15. Oktober
2001 haben wir ein erstes System installiert. Wir werden
weiter daran arbeiten.

Leider ist meine Redezeit abgelaufen. Ich könnte Ih-
nen noch eine Menge Beispiele nennen, die Ihre Kritik
widerlegten. Ich glaube aber, auch das bisher Gesagte
reicht dazu aus.

Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512623700

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Max Stadler von

der FDP-Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Die FDP-Fraktion hat in den vergangenen Monaten iederholt eine Evaluierung – so sagt man heute; besser äre es vielleicht, von einer Auswertung zu sprechen – er Anti-Terror-Gesetze von Anfang 2002 verlangt. ber es ist nichts passiert, Herr Staatssekretär. Desween haben wir heute einen Antrag gestellt. Ich nehme it Befriedigung zur Kenntnis, dass Sie aufgrund unsees Antrages unserem Anliegen Rechnung tragen weren. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Helmut Heiderich [CDU/CSU] – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)

Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1512623800

s müsste eigentlich ein selbstverständliches Anliegen
ein, dass eine Politik der inneren Sicherheit betrieben
ird, die sich auf die Auswertung von Fakten und Tatsa-
hen stützt und nicht nur auf Meinungen.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Ist es ja auch! Das haben wir festgestellt!)


Wir haben den Antrag auch deswegen gestellt, weil
ir mit der Art und Weise der Gesetzgebung in der
etzten Zeit nicht zufrieden sein können. Es gibt ganz
indeutig eine anlassbezogene Gesetzgebung. Wenn
bedauerlicherweise – etwas Schlimmes passiert, dann
ommt die Gesetzgebungsmaschinerie in Gang und die
arteien überbieten sich mit Vorschlägen für neue Ge-
etze. Das ist die Situation. Wir wollen aber eine ratio-
ale und an den Rechtstatsachen orientierte Innenpoli-
ik. Dies zu erreichen ist der tiefere Grund unseres
ntrags.


(Beifall bei der FDP – Dr. Cornelie SonntagWolgast [SPD]: Das kann man doch nicht im Voraus planen, Herr Kollege!)


Ich darf daran erinnern, wie das Verfahren nach den
urchtbaren Anschlägen vom 11. September 2001 gewe-
en ist. Die bis dato umfangreichste Änderung der Ge-
etze zur inneren Sicherheit ist von Rot-Grün im Bun-
estag mit einem raschen Tempo – weitgehend mit
ustimmung der CDU/CSU – verabschiedet worden.
abei hat es sich nicht nur um eine umfangreiche quanti-
ative Änderung der Gesetze, sondern auch um eine
ualitative Änderung unseres Rechtsstaates gehan-
elt. Ich sage das nicht bewertend; es ist vielmehr ein
aktum. Denn wir sind im Polizeirecht von der klassi-
chen Aufgabe der Verfolgung begangener Straftaten
der der Verhütung von konkret bevorstehenden Strafta-
en weggekommen hin zu einem auf Prävention ausge-
ichteten Staat,


(Otto Fricke [FDP]: Leider wahr!)

n dem die Polizei immer mehr eingreift, ohne dass es
afür konkrete Anlässe gibt.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler

Vielleicht ist dies notwendig. Aber es muss im Zuge

einer Evaluierung einmal geklärt werden, was diese
Maßnahmen gebracht haben


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr richtig!)


und wo vielleicht Lücken sind. Diese Evaluierung muss
natürlich ergebnisoffen sein und sie muss jetzt stattfinden.
Denn die Debatten, die damals geführt worden sind, ent-
wickeln sich fortlaufend weiter. Ich nenne einige Bei-
spiele.

Erstes Beispiel ist die zukünftige Rolle des Bundes-
kriminalamtes. Herr Schily will, dass es mehr Kompe-
tenzen bekommt.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kriegt er nicht!)


Die Länder sagen, dass es die von Schily behaupteten Si-
cherheitslücken nicht gibt.


(Gerold Reichenbach [SPD]: Falsche Behauptung!)


Das ist ein typisches Beispiel für einen Fall, in dem man
eine Evaluierung braucht.


(Beifall bei der FDP)

Ich nenne als weiteres Beispiel den Grundsatz der

Trennung von Geheimdiensten und Polizei. Dies ist
seit 50 Jahren ein eherner Grundsatz des Rechtstaates. Er
wird heute leichterhand zur Disposition gestellt.

Ich nenne weiterhin die Debatte um die Sicherheits-
architektur. Wir von der FDP sagen, dass wir im Zuge
der Maßnahmen für die Aufrechterhaltung der inneren
Sicherheit dem Staate das geben, was des Staates ist –
nicht weniger, aber auch nicht mehr.


(Beifall bei der FDP)

Um dies rational zu klären, brauchen wir – um mit

den Worten von Erhard Denninger, dem bekannten
Frankfurter Staatsrechtler, zu sprechen – nicht nur eine
Überprüfung der schon geltenden Gesetze auf ihre Effi-
zienz und auf ihre Lücken hin, sondern auch eine Über-
prüfung unter dem Gesichtspunkt, ob die Balance von
innerer Sicherheit und Freiheit noch gewährleistet ist.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das wird doch alles gemacht! Sie können den Antrag zurückziehen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512623900

Das Wort hat jetzt die Kollegin Silke Stokar von

Neuforn, Bündnis 90/Die Grünen.

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(C (D Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Eva-

uierung der Sicherheitsgesetze – da können Sie sicher
ein, Herr Kollege Stadler – liegt unserer Fraktion ge-
auso am Herzen wie Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Max Stadler [FDP]: Fünf Jahre sind zu langsam!)


eswegen haben wir damals diese Möglichkeit im Ge-
etz aufgenommen. Es ist für uns völlig selbstverständ-
ich, dass wir die Gesetze, die wir hier beschließen, auch
msetzen. Seien Sie versichert, es wird an der Evaluie-
ung der Sicherheitsgesetze gearbeitet. Für uns ist völlig
elbstverständlich: Eine Evaluierung bedeutet, dass das
rgebnisoffen ist.
In den Abendstunden des Donnerstags, in denen wir

ie Debatten zu Themen der inneren Sicherheit häufig
ühren, wird mir immer wieder deutlich: Ich bin froh,
ass Rot-Grün eine verlässliche Innenpolitik macht und
ass wir eine stabile Mehrheit für die Durchsetzung un-
erer Politik, unserer Konzepte und unserer Ideen haben.
öllig klar ist: Die CDU/CSU hat für die Durchsetzung
hrer Vorstellungen keinen Partner. Die CDU/CSU ist
icht mehrheitsfähig und das wird sie auch nach 2006
icht sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

eswegen, Herr Kollege Stadler: Unterstützen Sie wei-
er den Bürgerrechtsansatz der Grünen! Dann tun Sie et-
as Gutes. Rot-Grün wird weiter eine verlässliche
echtsstaatliche Innenpolitik mit Augenmaß machen.
Meine Damen und Herren, ich komme zum Antrag

er CDU/CSU; wir debattieren ja heute über zwei An-
räge. Wir sind uns in der Analyse einig: Angriffe mit
iowaffen sind eine reale Bedrohung. Aber ich denke,
an muss in diesem Zusammenhang auch einmal sagen,
o diese Bedrohung angefangen hat. Richtig ist: Biolo-
ische Waffen haben wir nur, weil insbesondere die
estlichen Regierungen irgendwann entschieden haben,
iese Waffen zu entwickeln.
Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang auch fest-

alten: Seit der Unterzeichnung der Biowaffenkonven-
ion im Jahre 1972 wird erfolglos über Kontrollmecha-
ismen verhandelt. Die USA haben eine Gewehrgranate
atentieren lassen, die zum Abschuss von Biowaffen ge-
ignet ist. Ich denke, wir sollten in unserer Außenpolitik
uch deutlich machen, dass die Biowaffen, die uns heute
eal bedrohen, nicht in Bagdad, aber mit Sicherheit in
altimore in den USA zu finden sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Was für ein sinnloser Beitrag!)


Welche tollen Maßnahmen die rot-grüne Regierung
urchgeführt hat, hat Herr Körper ausführlich darge-
tellt. Ich gehe darauf nicht weiter ein, da ich nur noch
enig Redezeit habe.






(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn

Lassen Sie mich daher ein anderes Reizthema anspre-

chen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz, das wir
eingerichtet haben, muss sich derzeit auf die Planung
und Koordinierung von Maßnahmen im Bereich des Zi-
vilschutzes beschränken. Ansonsten haben wir es hier
mit 16 Ländern, 16 unterschiedlichen Gesetzen und
16 unterschiedlichen Qualitäten in der Umsetzung dieser
Gesetze zu tun, weil die Länder für den Katastrophen-
schutz zuständig sind. Wenn wir uns schon einig darin
sind, dass wir eine neue Bedrohungslage haben, dann
sollten wir meiner Meinung nach auch darin überein-
stimmen, dass die Zweiteilung einerseits in den Zivil-
und andererseits in den Katastrophenschutz nicht mehr
zeitgemäß ist. Diese Zweiteilung wird den neuen He-
rausforderungen nicht gerecht.

Was den Zivil- und Katastrophenschutz angeht,
sage ich: Wir brauchen uns hier nicht über einen erwei-
terten Einsatz der Bundeswehr im Innern zu unterhalten;
das ist für diese Bereiche geregelt. Aber die Unvernunft
des Föderalismus wird gerade durch die Aufteilung des
Zivil- und Katastrophenschutzes deutlich. Sie fordern
hier etwas von der Bundesregierung, was unsere Verfas-
sung überhaupt nicht zulässt. Ich habe noch immer die
gute Hoffnung, dass in der Föderalismuskommission
doch noch sachliche Gespräche über Grundgesetzände-
rungen in Bezug auf den Zivil- und Katastrophenschutz
geführt werden.


(Beifall bei der SPD)

Ich hoffe, dass auch das Land Bayern über seinen Schat-
ten, über seine föderale Eigensinnigkeit springt, damit
wir gemeinsam für die Gewährleistung der Sicherheit
unserer Bevölkerung sorgen können.

Danke schön.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512624000

Das Wort hat jetzt der Kollege Helmut Heiderich von

der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1512624100

Herr Präsident! Meine Kolleginnen und Kollegen!

Die Bekämpfung des Bioterrorismus ist eine Aufgabe,
die nicht nur die organisatorischen und Zuständigkeitsre-
geln angeht, sondern auch die technologischen Grund-
sätze betrifft. Auf diesen Bereich möchte ich an dieser
Stelle einmal eingehen. Ich meine, dass die Bundesregie-
rung an dieser Stelle bisher eindeutig nicht ausreichend
aufgestellt ist.

Es geht nicht nur um vorhandene Waffensysteme, die
meine Vorrednerin in den Mittelpunkt gestellt hat. Es
kann doch gar nicht davon abgelenkt werden – und wir
sind uns doch alle darüber im Klaren –, dass es noch zu
keiner Zeit zuvor technisch machbar war, so umfassende
Veränderungen an Organismen gezielt vorzunehmen.

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(C (D as betrifft nicht nur Wissenschaftler weltweit, sondern eider auch Akteure mit böswilligen Absichten. Vor diesem Hintergrund ist die nach wie vor zu ge inge Forschungsaktivität in diesem Bereich ein Kernroblem. Hier fehlt es ganz entscheidend an Unterstütung durch die Bundesregierung. Herr Staatssekretär, die achsenden Haushaltsansätze, die Sie eben ins Feld geührt haben, kann ich nicht erkennen. Ich will einige Beispiele herausgreifen. Es fehlen ochsicherheitslabors der so genannten Stufe 4, in deen man solche Forschungen überhaupt vornehmen ann. Da sieht es leider nicht so erfolgreich aus, wie Sie s gerne darstellen wollen. Nach unseren Initiativen im ergangenen Jahr ist jetzt immerhin – so sind meine letzen Informationen; man höre und staune! – die Bauplaung für ein solches S-4-Labor am Robert-Koch-Institut n Gang gekommen. Da sind wir schon einen tollen chritt vorangekommen. Das zweite Labor, das wir in eutschland haben, nämlich das am Bernhard-Nocht-Intitut in Hamburg, wird inzwischen immerhin renoviert. uch das ist sicherlich etwas, aber nun wirklich nicht er Fortschritt, den wir auf diesem Gebiet so dringend enötigen. Die Schaffung eines erhöhten Wissensstandards auf nserer Seite ist einer der wichtigsten Beiträge zur Abehr solcher Gefahren für die Bundesrepublik Deutschand. Um noch einmal die angeblich wachsenden Hausaltsansätze aufzunehmen: Der Vergleich mit den USA acht mehr als nachdenklich. Dort stehen rund Milliarden Dollar zur Verfügung, um Strategien gegen en Bioterror zu entwickeln. Bei uns lassen sich gerade inmal 4 Millionen zusammenrechnen. Zudem werden em Robert-Koch-Institut im Rahmen der künastschen mgestaltung gerade auch noch wesentliche Kompetenen im Bereich der Biound Gentechnik entzogen. Dait wird dieses Institut nicht gerade leistungsfähiger geacht. In besonderem Maße fehlt aber – darauf hat schon die rau Kollegin Philipp hingewiesen – ein konzeptionell ntwickelter und dem Thema angemessener Forschungsuftrag und Forschungsumfang, der eine kontinuierliche rbeit über Jahre hinweg ermöglicht und zu entsprehenden Erfolgen führen kann. Dabei könnte Deutschand doch gerade hier im internationalen Kontext – er ird in unserem Antrag angesprochen – eine Führungsolle übernehmen und im Zusammenwirken mit anderen ationen die Rolle eines Kompetenzzentrums ausfüllen. as gilt zum Beispiel für die Entwicklung diagnosticher Verfahren, für schnelle, automatisierte Erkenungssysteme und für andere Voraussetzungen, die ein chnelles Handeln überhaupt erst möglich machen. Hier braucht es endlich ein Gesamtkonzept und nicht ur – wie in Ihrer Antwort auf unsere Anfrage im letzten ahr geschehen – die Umdefinition von Projekten, die eientlich für ganz andere Dinge vorgesehen sind, und von inrichtungen, die bisher für ganz andere Ziele gearbeiet haben, zu Elementen des Kampfes gegen den Bio Helmut Heiderich terrorismus. Die Bundesregierung ist vielmehr gefordert, von der Analyse bis zum Einsatzkonzept, das eben schon breit diskutiert worden ist, langfristig zu projektieren und auch zu finanzieren und zudem eine international erkennbare Positionierung vorzunehmen, statt dieses Thema in den Debatten – wie auch eben wieder – mehr oder weniger auszuklammern. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt erteile ich dem Kollegen Frank Hofmann von der SPDFraktion das Wort. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Stadler, zu dem Antrag, den Sie eingebracht haben: Wenn Sie einmal in das Gesetz geschaut hätten, dann hätten Sie gewusst, dass wir das von Ihnen Geforderte sowieso machen. Wenn Sie die Koalitionsvereinbarung gelesen hätten, wüssten Sie, dass es auch darin steht; wenn es darin steht, dann werden wir es auch tun. Sie wissen, dass wir bei der Evaluierung Wert darauf legen, dass es ein guter Bericht wird, mit dem man etwas anfangen kann. Wir werden das so tun; es wäre auch sonst geschehen, aber der Antrag ist selbstverständlich unschädlich. Mit diesem Antrag hatte ich auch keine Probleme, aber mit dem der CDU/CSU. Dieser Antrag hat mich doch sehr verwundert. Hier wird gleich am Anfang unterstellt, die Bundesregierung verdränge die Möglichkeit bioterroristischer Angriffe. Ich frage Sie: Wer tut das? Dazu habe ich von Ihnen nichts gehört. Warum unterstellen Sie so etwas? Dann schreiben Sie weiter, die CDU/CSU fordere die Bundesregierung auf, „jenseits von Panikmache“ die Herausforderungen anzunehmen und die notwendigen Planungen für einen eventuellen Ernstfall vorzulegen. Ich nehme Ihnen nicht ab, dass es Ihnen nicht auch um Panikmache geht. Hinsichtlich der Einschätzung bioterroristischer Gefahren wissen Sie genauso gut wie ich, dass es sich dabei nicht um den wahrscheinlichsten Fall eines terroristischen Anschlages handelt, sondern um einen eher unwahrscheinlichen Fall. Das sagen uns die Sicherheitsbehörden. Für diesen Fall hat die Bundesministerin für Gesundheit und Soziale Sicherung bereits am 29. November 2001 festgestellt, dass im Falle einer Bedrohung durch einen bioterroristischen Anschlag für Deutschland umfassend Vorsorge getroffen wird. Deshalb ist auch die Forderung in Ihrem Antrag, Maßnahmen einzuleiten – nicht die Forderung, Forschungsaufträge zu vergeben –, um die Bevölkerung besser vor m s D g f B d S s r ta m le t d H g d k g D t E R n s c n h s k n I 2 n a t F (C (D öglichen bioterroristischen bzw. ABC-Angriffen zu chützen, längst erledigt. (Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Sie müssen weiterlesen!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512624200
Frank Hofmann (SPD):
Rede ID: ID1512624300

(Beifall bei der SPD)


as wurde bereits getan und wird ständig optimiert.
Haben Sie sich nicht mit dem Konzept „Neue Strate-

ien zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ be-
asst, das ein Jahr vor Ihrem Antrag auf Initiative des
undesinnenministers auf den Weg gebracht und von
er IMK verabschiedet wurde? Ich frage mich und frage
ie: Weshalb befassen Sie sich in Ihrem Antrag vor die-
em Hintergrund isoliert mit den Gefahren des Bioterro-
ismus?
Ich habe Ihren 19 Punkte umfassenden Forderungska-
log genau geprüft und bin zu dem Ergebnis gekom-
en, dass vonseiten des Bundes kein Punkt mehr zu er-
digen ist. Alles ist geplant oder läuft bereits.
Um die wirklichen Probleme bei der Abwehr terroris-

ischer Gefahren drücken Sie sich. Die Verbesserung
er Sicherheitsstrukturen erwähnen Sie mit einem
albsatz, drücken sich aber davor, überhaupt Forderun-
en aufzustellen, weil Sie erstens wissen, dass Sie bei
en Ländern damit auf Granit stoßen, und es zweitens
eine abgestimmte Position innerhalb der CDU/CSU
ibt.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Doch!)

as Rüttgers-Papier vom März 2004 lässt sich mit Posi-
ionen von Herrn Beckstein, CSU, nie und nimmer in
inklang bringen.
Bundesinnenminister Otto Schily und die Innen- und
echtspolitiker der Koalitionsfraktionen drücken sich
icht um dieses Thema. Wir tun uns zugegebenermaßen
chwer, zu einer gemeinsamen Linie zu finden, wir drü-
ken uns aber nicht. Wir diskutieren und suchen noch
ach einer vernünftigen Lösung. Dabei könnten Sie mit-
elfen. Erfüllen Sie Ihre Aufgaben, statt Feuerchen zu
chüren. Halten Sie sich doch noch einmal die Folgewir-
ungen vor Augen, die die mit Anthraxsporen kontami-
ierten Briefsendungen in den USA hier bei uns hatten.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer war das?)


n Deutschland gab es 4 000 Verdachtsfälle und
7 Festnahmen von Tatverdächtigen, ohne dass Anthrax
achgewiesen wurde.
Ich appelliere an Ihre Verantwortung, mit einem der-

rtig heiklen Thema nicht zu spielen und kein parteipoli-
isches Süppchen zu kochen. Spielen Sie nicht mit dem
euer!
Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD)







(A) (C)



(B) (D)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1512624400

Ich schließe die Aussprache.
Die Rede der Kollegin Petra Pau nehmen wir zu Pro-

tokoll.1)
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf

den Drucksachen 15/3487 und 15/3386 an die in der Ta-
gesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.

Sind Sie damit einverstanden? – Das ist offensichtlich
der Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Freitag, den 24. September 2004,
9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.