Protokoll:
15104

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 104

  • date_rangeDatum: 28. April 2004

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:19 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/104 Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Manfred Helmut Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Norbert Schindler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Hans Martin Bury, Staatsminister für Europa Tagesordnungspunkt 2: Mündliche Frage 2 Tanja Gönner (CDU/CSU) Fristgerechte Beseitigung der durch die Pfandregelung entstandenen Behinderung des Wettbewerbs im Binnenmarkt Antwort Margareta Wolf, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Tanja Gönner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 3 Tanja Gönner (CDU/CSU) 9380 C 9380 D 9381 B 9381 C 9382 A 9382 A 9383 A 9383 B 9384 B 9384 B 9387 A 9387 B Deutscher B Stenografisch 104. Sitz Berlin, Mittwoch, de I n h a l Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Ergeb- nisse der EU-Agrarräte am 21./22. und 26./27. April zur Umsetzung der Agrar- reform und zu Tiertransporten; Lage der Kurdinnen und Kurden in Syrien . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . D D K d s d d A K Z D J W M S E 9377 A 9377 B 9378 C 9379 A 9379 D 9380 A 9380 B 9380 B Fragestunde (Drucksachen 15/2953, 15/2965) . . . . . . . . . . 9384 D undestag er Bericht ung n 28. April 2004 t : ringliche Fragen 1, 2 ietrich Austermann (CDU/CSU) orrektur der Wachstumserwartungen urch die sechs führenden deutschen Wirt- chaftsforschungsinstitute; Auswirkungen er verringerten Wachstumsprognosen auf as zu erwartende Haushaltsdefizit ntwort arl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . usatzfragen ietrich Austermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . ürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . erner Kuhn (Zingst) (CDU/CSU) . . . . . . . . ichael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . usanne Jaffke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) (zur Geschäftsordnung) . . . . . . . . . . . . . . . 9385 A 9385 C 9385 D 9386 B 9386 C 9386 D 9386 A Aussage der Europäischen Kommission zur Novelle der Verpackungsverordnung bezüglich der Regelungen zur Pfandhöhe II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. April 2004 Antwort Margareta Wolf, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Tanja Gönner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 7 Hannelore Roedel (CDU/CSU) Bewertung der EU-Richtlinie zur Verwirk- lichung des Grundsatzes der Gleichbe- handlung von Frauen und Männern beim Zugang zu und bei der Versorgung mit Gü- tern und Dienstleistungen Antwort Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Hannelore Roedel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 12, 13 Daniel Bahr (Münster) (FDP) Zusammenhang zwischen Rückgang der Masern-Impfungen bei Kindern und Ein- führung der Praxisgebühr Antwort Marion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 14 Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) Ausstehende Zahlungen von Praxisgebüh- ren und Verhalten der Kassenärztlichen Vereinigungen in Bezug auf Mahngebüh- ren Antwort Marion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 17 Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) Bewertung des Berichts des Gesprächs- kreises Ost zur Lage in den neuen Bundes- ländern Antwort Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Z D M P V M P G „ T A F Z P D M P A t A F Z P V D M I A E A F Z I M P Z A d W s D W R 9388 A 9388 C 9389 B 9389 D 9390 A 9390 D 9391 C 9391 D 9392 C 9393 A usatzfragen r. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . anfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . eronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . ündliche Frage 24 etra Pau (fraktionslos) ründungszeitpunkt und Ergebnisse der Koordinierungsgruppe internationaler errorismus“ ntwort ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . ündliche Frage 25 etra Pau (fraktionslos) ntisemitische Straftaten im ersten Quar- al 2004 ntwort ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . eronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . ündliche Frage 26 na Lenke (FDP) ussage des Bundesinnenministers zur inführung eines Allgemeinen Pflichjahres ntwort ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen na Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arkus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 1: ktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion er CDU/CSU: Auswirkungen korrigierter achstumserwartungen auf die Haushalts- ituation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Böhmer, Ministerpräsident (Sachsen-Anhalt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9393 C 9394 A 9394 C 9394 D 9395 B 9395 D 9396 B 9396 C 9396 D 9397 B 9397 D 9398 A 9398 A 9398 C 9398 C 9399 A 9399 A 9401 A 9403 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. April 2004 III Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Schöler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD) . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Stephan Hilsberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Göhner (CDU/CSU) . . . . . . . . . Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Helge Braun (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Wend (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Mündliche Frage 1 Günther Friedrich Nolting (FDP) Entscheidung über die Wiederinbetrieb- nahme des Luft-Boden-Schießplatzes in der Kyritz-Ruppiner Heide Antwort Hans Georg Wagner, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Mündliche Frage 4 Gudrun Kopp (FDP) Gesamtkonzept der derzeit laufenden Re- form der Ressortforschung in den verschie- denen Ministerien Antwort Christoph Matschie, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M H V e b A D A M G E m f b A D A M G U m A D B A M M A k R u K b g A F B A M W F q 9405 A 9406 C 9407 C 9408 D 9409 D 9411 A 9412 B 9413 C 9414 D 9416 A 9417 A 9418 A 9419 A 9420 D 9421 A 9421 C 9422 A nlage 4 ündliche Fragen 8, 9 ans Michelbach (CDU/CSU) erwendung der Erlöse aus dem Verkauf ines Teils der Goldreserven der Bundes- ank für Bildungsprogramme ntwort r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 ündliche Frage 10 udrun Kopp (FDP) rstellung einer Kosten-Analyse über die öglichen Zusammenschlüsse von Ressort- orschungseinrichtungen im Bereich Le- ensmittel ntwort r. Gerald Thalheim, Parl. Staatssekretär BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 ündliche Frage 11 itta Connemann (CDU/CSU) nterstützung der Küstenfischer im Streit it der niederländischen Kartellbehörde ntwort r. Gerald Thalheim, Parl. Staatssekretär MVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 7 ündliche Frage 15 ichael Kretschmer (CDU/CSU) bschluss eines zwischenstaatlichen Ab- ommens mit Polen und der Tschechischen epublik bezüglich Verbleib polnischer nd tschechischer Staatsbürger in der rankenversicherung ihres Heimatlandes ei Wohnsitznahme in den grenznahen Re- ionen Deutschlands ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär MGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 8 ündliche Frage 16 olfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) inanzielle und terminbezogene Konse- uenzen bei der Realisierung von mit ei- 9422 B 9422 C 9423 A 9423 B IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. April 2004 nem Ökostern ausgestatteten Straßenbau- projekten in Schleswig-Holstein Antwort Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 13 Mündliche Frage 27 Ina Lenke (FDP) Vereinbarkeit eines Allgemeinen Pflicht- jahres mit dem Grundgesetz 9423 C Anlage 9 Mündliche Fragen 18, 19 Ernst Burgbacher (FDP) Abbruch der Bauarbeiten am Katzenberg- tunnel auf der Bahnstrecke Karlsruhe–Basel Antwort Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 10 Mündliche Frage 20 Gitta Connemann (CDU/CSU) Auswirkungen einer Vignette für die Be- nutzung von Bundeswasserstraßen auf den Tourismus Antwort Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 11 Mündliche Fragen 21, 22 Hartmut Koschyk (CDU/CSU) Belastungen für den Bund im Jahr 2002 bei Anwendung des jetzt eingebrachten Ent- wurfs des Berufsausbildungssicherungsge- setzes Antwort Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 12 Mündliche Frage 23 Michael Kretschmer (CDU/CSU) Rechtliche Rahmenbedingungen für eine Wohnsitznahme polnischer oder tschechi- scher Staatsbürger in den grenznahen Re- gionen Deutschlands Antwort Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A F A M H A s J A D A M K Z s s d U B A D A M A B F r t A D 9423 D 9424 A 9424 C 9424 D ntwort ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 14 ündliche Frage 28 annelore Roedel (CDU/CSU) nzahl der im Niedriglohnbereich zwi- chen 401 und 800 Euro neu entstandenen obs ntwort r. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 15 ündliche Fragen 29, 30 laus Hofbauer (CDU/CSU) unahme der Investitionsförderung mittel- tändischer Unternehmen in der Tschechi- chen Republik nach dem EU-Beitritt; För- erung der Kooperation deutscher nternehmen mit Unternehmen aus den eitrittsländern ntwort r. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 16 ündliche Fragen 31, 32 lbert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) eibehaltung der Pläne für ein Gesetz zur örderung von Innovationsregionen; Be- ücksichtigung von arbeitsmarktrelevan- en Instrumenten ntwort r. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9425 A 9425 B 9425 C 9426 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. April 2004 9377 (A) ) (B) ) 104. Sitz Berlin, Mittwoch, de Beginn: 13.0
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. April 2004 9421 (A) ) (B) ) schwachen Region um Wittstock nachhaltig gestärkt.DIE GRÜNEN dTrittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ 28.04.2004 urch die Kauf- und Wirtschaftskraft in der struktur- militärisch als Luft-Boden-Schießplatz zu nutzen und eine Garnison in Wittstock errichten. Zudem wird da- Siebert, Bernd CDU/CSU 28.04.2004 Anlage 1 Liste der entschuldigte * A d F ( l g b T H B t V t i m c r U r a s W D d t H r d Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Adam, Ulrich CDU/CSU 28.04.2004* Bindig, Rudolf SPD 28.04.2004* Binninger, Clemens CDU/CSU 28.04.2004 Deittert, Hubert CDU/CSU 28.04.2004* Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 28.04.2004* Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 28.04.2004 Granold, Ute CDU/CSU 28.04.2004 Freiherr von und zu Guttenberg, Karl- Theodor CDU/CSU 28.04.2004* Höfer, Gerd SPD 28.04.2004* Hörster, Joachim CDU/CSU 28.04.2004* Hoffmann (Chemnitz), Jelena SPD 28.04.2004* Irber, Brunhilde SPD 28.04.2004 Jäger, Renate SPD 28.04.2004* Jonas, Klaus Werner SPD 28.04.2004* Kelber, Ulrich SPD 28.04.2004 Kopp, Gudrun FDP 28.04.2004 Letzgus, Peter CDU/CSU 28.04.2004* Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 28.04.2004* Link (Diepholz), Walter CDU/CSU 28.04.2004 Lintner, Eduard CDU/CSU 28.04.2004* Dr. Lucyga, Christine SPD 28.04.2004* Scharping, Rudolf SPD 28.04.2004 Dr. Schwanholz, Martin SPD 28.04.2004 * W W D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates nlage 2 Antwort es Parl. Staatssekretärs Hans Georg Wagner auf die rage des Abgeordneten Günther Friedrich Nolting FDP) (Drucksache 15/2953, Frage 1): Teilt die Bundesregierung die Beschlüsse der Landtage (vom 10. April 2003 bzw. 31. März 2004) und die Haltungen der Landesregierungen von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bezüglich des Luft-Boden-Schießplatzes in der Kyritz-Ruppiner Heide, und welche Konsequenzen zieht sie daraus für ihre Entscheidung über die Wiederinbetriebnahme des Luft-Boden-Schießplatzes in der Kyritz-Ruppiner Heide? Die Bundesregierung teilt nicht die grundsätzlich ab- ehnende Haltung der Landesparlamente und Landesre- ierungen von Mecklenburg-Vorpommern und Branden- urg zur beabsichtigten militärischen Nutzung des ruppenübungsplatzes Wittstock in der Kyritz-Ruppiner eide. Sie vermisst vielmehr die Berücksichtigung der elange der Landesverteidigung und Bündnisverpflich- ungen, die auch von den Ländern, insbesondere in den erfahren der Raumordnung, zu beachten sind. Die mili- ärische Nutzung des Truppenübungsplatzes Wittstock st aufgrund veränderter verteidigungspolitischer Rah- enbedingungen zur Gewährleistung der kontinuierli- hen Ausbildung und in Verantwortung gegenüber unse- en Soldaten für die Bundeswehr unverzichtbar. Art und mfang der beabsichtigten Nutzung wurden unter Be- ücksichtigung der kommunalen und zivilen Interessen ngepasst und auf das zwingend erforderliche Maß be- chränkt. Die künftige militärische Nutzung stellt eine eiternutzung des Truppenübungsplatzes Wittstock dar. er Platz genießt Bestandsschutz und war somit auch in en Raumordnungsverfahren der Bundesländer als mili- ärische Einrichtung zu berücksichtigen. Vor diesem intergrund, insbesondere wegen des dringenden militä- ischen Bedarfs am Truppenübungsplatz Wittstock, wird ie Bundesregierung weiter daran festhalten, den Platz elt, Jochen SPD 28.04.2004 ettig-Danielmeier, Inge SPD 28.04.2004 r. Wodarg, Wolfgang SPD 28.04.2004* bgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 9422 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. April 2004 (A) ) (B) ) Deshalb hat sich auch das Wirtschaftsministerium des Landes Brandenburg im Rahmen der von der Bundesre- gierung durchgeführten Anhörung zur künftigen Nut- zung des Truppenübungsplatzes Wittstock eindeutig für die Planungen der Bundeswehr ausgesprochen. Es kommt in seiner Bewertung zu dem Ergebnis, dass es in dieser strukturschwachen Region in den kommenden Jahren keine vergleichbaren Projekte geben wird und die militärische Nutzung mit den Interessen des Tourismus durchaus in Einklang zu bringen ist. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christoph Matschie auf die Frage der Abgeordneten Gudrun Kopp (FDP) (Druck- sache 15/2953, Frage 4): Welches Gesamtkonzept liegt der derzeit laufenden Re- form der Ressortforschung in den verschiedenen Bundes- ministerien zugrunde? Die Bundesregierung hat die Bedeutung der Res- sortforschung stets hervorgehoben und Evaluierungen befürwortet. Daher wurden bereits zahlreiche Ressort- forschungseinrichtungen, zum Beispiel die im Ge- schäftsbereich des BMGS, BMU, BMWA, BMVEL, BMBF, BMFSFJ oder BMZ, evaluiert. Die Ergebnisse haben zum Teil zu weit reichenden Umstrukturierungen geführt. Es wäre daher zu kurz gegriffen, nur von einer „derzeit laufenden Reform der Ressortforschung“ zu sprechen. Die Bundesregierung hat immer betont, dass aufgrund der Besonderheiten der Ressortforschung vor einer übergreifenden Systemevaluierung die notwen- dige Sicherheit in den Bewertungsmechanismen erreicht werden muss. Daher wurden in einem ersten Schritt die Einrichtungen im Geschäftsbereich des BMVEL exem- plarisch mit übergreifenden Schlussfolgerungen durch den Wissenschaftsrat evaluiert. In einem zweiten Schritt wird die Bundesregierung den Wissenschaftsrat bitten, eine übergreifende Evaluierung mit Empfehlungen für das Gesamtsystem durchzuführen. Dabei sollen Erfah- rungen und Ergebnisse der BMVEL-Evaluierung einflie- ßen. Die bei dieser Evaluierung festgelegten Ziele wie Modernisierung der Einrichtungen, Stärkung von Wett- bewerbselementen, Qualitätssicherung und Effizienz- steigerung sind Kriterien für weitere Reformen. Anlage 4 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Fragen des Abgeordneten Hans Michelbach (CDU/ CSU) (Drucksache 15/2953, Fragen 8 und 9): Soll der Kapitalertrag aus dem Verkauf eines Teils der Goldreserven der Bundesbank für ein Bildungsprogramm der Bundesregierung genutzt werden, und wenn ja, welche kon- kreten Erlöse sollen gegebenenfalls über eine Stiftung der Bundesregierung zur Verfügung gestellt werden? Z d g G t d g e g d 3 f Ü e d Z a G e A d F s M K d r b F s z m r s z g B A Z I m E S W s i b (C (D Sollen weiteren Bereichen aus den Goldreserven der Bun- desbank Finanzmittel zufließen, und wenn ja, welchen? u Frage 8: Die Bundesregierung begrüßt, dass die Deutsche Bun- esbank im Rahmen des im März erneuerten fünfjähri- en Goldabkommens Verkaufsoptionen für deutsche oldreserven vereinbart hat. Damit können ab Ende Sep- ember dieses Jahres währungspolitisch nicht mehr erfor- erliche Goldreserven, die auch keinen Zinsertrag brin- en, veräußert werden. Dabei realisierte stille Reserven rhöhen den Bundesbankgewinn. Nach den bestehenden esetzlichen Regelungen ist der Bundesbankgewinn an en Bundeshaushalt abzuführen und der Ertrag, der ,5 Milliarden Euro übersteigt, dem Erblastentilgungs- onds zur Tilgung fällig werdender Kredite zuzuführen. ber eine anderweitige Verwendung von Erlösen aus ventuellen Goldverkäufen hätte stets der Deutsche Bun- estag zu entscheiden. u Frage 9: Über eine von der bestehenden gesetzlichen Regelung bweichende Verwendung von Erlösen aus eventuellen oldverkäufen hätte stets der Deutsche Bundestag zu ntscheiden. nlage 5 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Gerald Thalheim auf die rage der Abgeordneten Gudrun Kopp (FDP) (Druck- ache 15/2953, Frage 10): Hat die Bundesregierug eine Kosten-Nutzen-Analyse er- stellt über die möglichen Zusammenschlüsse von Ressortfor- schungseinrichtungen im Bereich Lebensmittel? Zum 1. Januar 2004 wurden die Bundesanstalt für ilchforschung in Kiel, die Bundesanstalt für Getreide-, artoffel- und Fettforschung in Detmold und Münster, ie Bundesforschungsanstalt für Ernährung in Karls- uhe, die Bundesanstalt für Fleischforschung in Kulm- ach und der Institutsteil „Fischqualität“ des Instituts für ischereitechnik und Fischqualität der Bundesfor- chungsanstalt für Fischerei in Hamburg organisatorisch ur Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebens- ittel zusammengelegt. Bereits seit dem Jahr 1997 wa- en die genannten Bundesforschungsanstalten im For- chungsverbund „Produkt- und Ernährungsforschung“ usammengeschlossen. Die geänderten Rahmenbedin- ungen erforderten eine Umorientierung der betroffenen undesforschungsanstalten hinsichtlich ihrer fachlichen usrichtung und eine Umstrukturierung im Wege der usammenführung zu einer Bundesforschungsanstalt. m Hinblick auf die knapper werdenden Ressourcen üssen Synergieeffekte bestmöglich genutzt werden. ine gesonderte Kosten-Nutzen-Analyse im engeren inne wurde nicht erstellt. Im Übrigen unterstützt der issenschaftsrat in seinem Gutachten zur Ressortfor- chung die Zusammenlegung der Anstalten. Ergänzend st darauf hinzuweisen, dass die Zusammenführung der isher im Forschungsverbund zusammengeschlosssenen Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. April 2004 9423 (A) ) (B) ) Organisationseinheiten zu einer Bundesforschungsan- stalt eines der Projekte des von der Bundesregierung be- schlossenen Strategiekonzepts „Initiative Bürokratieab- bau“ ist. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerald Thalheim auf die Frage der Abgeordneten Gitta Connemann (CDU/ CSU) (Drucksache 15/2953, Frage 11): Hat sich die Bundesministerin für Verbraucherschutz, Er- nährung und Landwirtschaft, Renate Künast, wie durch ihren Referenten für Fischerei bei der diesjährigen Jahreshauptver- sammlung der Küstenfischer in Neuharlingersiel für den Fall angekündigt, dass der Streit der ostfriesischen Krabbenfischer mit der niederländischen Kartellbehörde nicht binnen eines Monats gelöst sein würde (vergleiche Berichterstattung in der Ostfriesen-Zeitung vom 9. März 2004), mit einem Schreiben an das für Landwirtschaft, ländliche Entwicklung und Fische- rei zuständige Mitglied der Europäischen Kommission, Franz Fischler, gewandt, und welche weiteren Maßnahmen zur Un- terstützung der Küstenfischer wird die Bundesministerin ge- gebenenfalls darüber hinaus ergreifen? Die Bundesregierung hält eine Regelung aufgrund der JEU-Fischereimarktordnung für notwendig, die den Zu- sammenschluss von Erzeugervereinigungen über die Grenzen von Mitgliedstaaten hinaus erleichtert. Die der Zuständigkeit des EU-Kommissars Fischler unterste- hende Generaldirektion Fischerei ist nach den Informa- tionen der Bundesregierung auch bereit, eine hierfür not- wendige Durchführungsverordnung der Europäischen Kommission zu erlassen. Sie befindet sich jedoch in ei- nem sehr komplizierten Abstimmungsverfahren mit der Generaldirektion Wettbewerb. Es ist aus Sicht der Bun- desregierung sinnvoll, den Agrar- und Fischereirat mit der Angelegenheit zu befassen. Es ist daher vorgesehen, das Thema der die Mitgliedstaaten überschreitenden Er- zeugervereinigungen im Fischereibereich für den nächs- ten Rat für Landwirtschaft und Fischerei am 23./24. Mai 2004 anzumelden, um damit EU-Kommissar Fischler die notwendige Rückendeckung zu geben. Die Bundes- regierung ist zuversichtlich, dass die Diskussion im Rat zur alsbaldigen Verabschiedung der Verordnung beiträgt. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Frage des Abgeordneten Michael Kretzschmer (CDU/CSU) (Drucksache 15/2953, Frage 15): Ist aus Sicht der Bundesregierung der Abschluss eines zwischenstaatlichen Abkommens mit Polen und der Tschechi- schen Republik möglich, durch welches polnischen und tsche- chischen Staatsbürgern mit dem Verbleib in der Krankenversi- cherung ihrer Heimatländer ermöglicht wird, das Kriterium für ausreichenden Krankenversicherungsschutz bei ständiger Wohnsitznahme in den grenznahen Regionen Deutschlands zu erfüllen, wenn sie in Polen oder Tschechien einer Beschäfti- gung nachgehen? Mit dem Beitritt von Polen und Tschechien zur Euro- päischen Union zum 1. Mai 2004 gilt das Recht der Eu- ropäischen Gemeinschaft, das über die Verordnung (EG) N N g d a d s j r i i l c c b H g w L A d A C n v d s u f a r i n e r s n S h [ A A d A 1 (C (D r. 1408/71 und die Durchführungsverordnung (EWG) r. 574/72 die nationalen Sicherungssysteme der Mit- liedstaaten koordiniert. Es findet unmittelbare Anwen- ung in diesen Staaten und löst die Sozialversicherungs- bkommen, die die Bundesrepublik Deutschland mit iesen Staaten geschlossen hat, ab. Nach Art. 1 Buch- tabe b der Verordnung Nr. 1408/71 gilt als Grenzgänger eder Arbeitnehmer oder Selbstständige, der seine Be- ufstätigkeit im Gebiet eines Mitgliedstaates ausübt und m Gebiet eines anderen Mitgliedstaates wohnt, in das er n der Regel täglich, mindestens aber einmal wöchent- ich zurückkehrt. Grenzgänger sind in dem Land versi- hert, in dem sie ihre Berufstätigkeit ausüben. Zur Errei- hung des von Ihnen ins Auge gefassten Ergebnisses edarf es keines zwischenstaatlichen Abkommens. Im inblick auf Sachleistungen bei Krankheit haben Grenz- änger ein Wahlrecht. Sie können diese Leistungen ent- eder in ihrem Wohnland erhalten oder aber in dem and, in dem sie ihre Berufstätigkeit ausüben. nlage 8 Antwort er Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Frage des bgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/ SU) (Drucksache 15/2953, Frage 16): Mit welchen finanziellen und terminbezogenen Konse- quenzen muss bei den Straßenbauprojekten in Schleswig-Hol- stein im Realisierungsfall gerechnet werden, die bisher noch mit einem so genannten Ökostern ausgestattet worden sind? Grundsätzlich liegt im Realisierungsfall einer Maß- ahme ein unanfechtbarer Planfeststellungsbeschluss or und die haushaltsrechtlichen Voraussetzungen für en Bau der Maßnahme sind erfüllt. Der sich aus der be- onderen Kategorisierung im Bundesverkehrswegeplan nd im Entwurf des neuen Bedarfsplans für die Bundes- ernstraßen ergebende naturschutzfachliche Planungs- uftrag („Ökostern“) ist in der Realisierungsphase be- eits abgearbeitet. Es ist nicht auszuschließen, dass nfolge der Abarbeitung des „Ökosterns“ in der Pla- ungsphase finanzielle und terminliche Auswirkungen intreten könnten. Das liegt aber nicht an der Markie- ung mit dem „Ökostern“, sondern daran, dass es tat- ächlich ökologische Probleme gibt. Die aktuellen Pla- ungsstände der beiden betroffenen Maßnahmen in chleswig-Holstein (Bundesstraße B 208, Ortsumge- ung Ratzeburg und Bundesautobahn A 21, Bargteheide Bundesautobahn A 1]–Kasseburg [Bundesautobahn 24]) ermöglichen hierzu noch keine Aussage. nlage 9 Antwort er Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Fragen des bgeordneten Ernst Burgbacher (FDP) (Drucksache 5/2953, Fragen 18 und 19): Kann die Bundesregierung eine Rundfunkmeldung des „Südwestrundfunks“ vom 17. April 2004 bestätigen, dem- zufolge die Bauarbeiten am Katzenbergtunnel auf der Bahn- strecke Karlsruhe–Basel seit 15. April 2004 wegen der Finanzknappheit des Bundes eingestellt worden seien? 9424 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. April 2004 (A) ) (B) ) Wenn ja, wann soll über die Zukunft des Projekts Katzen- bergtunnel und dessen Weiterbau entschieden werden? Der Bundesregierung sind bisher keine Informationen bekannt, wonach die DB Netz AG die im August letzten Jahres begonnenen bauvorbereitenden Maßnahmen zum Bau des Katzenbergtunnels gestoppt oder gar eingestellt hat. Für die folgenden Jahre zwingen jedoch insbeson- dere die Einsparauflagen aus der Umsetzung der Koch/ Steinbrück-Vorschläge zu einer strengen Priorisierung der Schienenvorhaben. Es haben daher bereits Gespräche mit der Deutschen Bahn AG stattgefunden, um die hie- raus resultierenden Auswirkungen auf die Sanierung und Modernisierung sowie den Aus- und Neubau der Schie- neninfrastruktur möglichst gering zu halten. Dieser Vor- gang der Priorisierung ist noch nicht abgeschlossen. Es ist daher gegenwärtig nicht möglich, mögliche Auswir- kungen auf einzelne konkrete Bauprojekte zu benennen. Anlage 10 Antwort der Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Frage der Abgeordneten Gitta Connemann (CDU/CSU) (Druck- sache 15/2953, Frage 20): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass die vom Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen geplante Erhebung einer Vignette für die Benutzung von Bun- deswasserstraßen dem Tourismus schadet (vergleiche Bericht- erstattung in der Ostfriesen-Zeitung vom 15. April 2004), und wie begründet sie ihre Haltung? In seinen Prüfungsbemerkungen 2000 für den Bereich der Freizeitschifffahrt sieht der Bundesrechnungshof (BRH) bei den Einnahmen durch Schleusungen der Frei- zeitschifffahrt einen dringenden Handlungsbedarf, da den Einnahmen von jährlich 51 000 Euro, die vom Deut- schen Seglerverband und vom Deutschen Motoryacht- verband gezahlt werden, Ausgaben gegenüber stehen, die sich in Millionenhöhe bewegen. In diesem Zusam- menhang verweist der BRH auf den Bau einer automati- schen Sportbootschleuse an der Bremer Weserschleuse für rund 7,5 Millionen Euro und auf die jährlichen Un- terhaltungskosten der Bundeswasserstraße Lahn, die nur noch von der Freizeitschifffahrt genutzt wird, von über 5 Millionen Euro. Der Rechnungsprüfungsausschuss hat in seiner Sitzung am 10. Dezember 2003 einvernehmlich das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen aufgefordert, aufgrund der Prüfungsbemer- kungen des BRH nunmehr ohne weitere Verzögerungen eine Rechtsgrundlage für die Erhebung von Schifffahrts- abgaben zu schaffen, die Realisierung der Vignettenlö- sung für Sportfahrzeuge zu betreiben und über das Er- reichte bis zum 1. Oktober 2004 zu berichten. Derzeit wird ein Gesetz erarbeitet, das eine Ermächtigungs- grundlage zur Einführung einer Vignette im Bereich der Freizeitschifffahrt enthält. Von den Schifffahrtsabgaben für die Sport- und Freizeitschifffahrt sollen in Anleh- nung an die Binnenschifffahrtsstraßen-Kennzeichungs- verordnung muskelbetriebene Sportboote (Ruderboote, Kanus etc.), kleine Segelboote (Jollen u. a.) sowie gering motorisierte Sportboote ausgenommen werden. A d g ( Z d B d z r E i b Z d b u l m d V z a d d N w k A d F C (C (D nlage 11 Antwort es Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Fra- en des Abgeordneten Hartmut Koschyk (CDU/CSU) Drucksache 15/2953, Fragen 21 und 22): Trifft es zu, dass beim Bund am 30. Juni 2002 insgesamt 10 323 Beschäftigte in einem Ausbildungsverhältnis standen (3 791 Beamte, 2 832 Angestellte, 3 700 Arbeiter), und dass dies bezogen auf den zur gleichen Zeit vorhandenen Personal- bestand des Bundes in Höhe von 490 280 Beschäftigten (315 235 Beamte, Richter und Soldaten, 98 361 Angestellte, 76 684 Arbeiter) eine Ausbildungsquote von 2,1 Prozent ins- gesamt bzw. von 3,7 Prozent im Bereich der sozialversiche- rungspflichtigen Beschäftigten ergibt? Welche Kosten wären auf Basis der unter anderem beim Statistischen Bundesamt, der Bundesagentur für Arbeit und deren Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vorhan- denen Zahlen für das Jahr 2002 auf den Bund als Arbeitgeber zugekommen, wenn der von den Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN auf Bundestagsdrucksache 15/2820 eingebrachte Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung und För- derung des Fachkräftenachwuchses und der Berufsausbil- dungschancen der jungen Generation (Berufsausbildungs- sicherungsgesetz – BerASichG) bereits Rechtskraft gehabt hätte, und welche Belastungen ergäben sich zusätzlich, wenn nicht nur die sozialversicherungspflichtigen, sondern alle Be- schäftigten des Bundes in diese Rechnung einbezogen wür- den? u Frage 21: Die der Frage zugrunde gelegten Zahlen stammen aus er Personalstandstatistik, die jährlich vom Statistischen undesamt erhoben wird. Der in dieser Statistik verwen- ete Ausbildungsbegriff, die Definition der Zahl der so- ialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie der Be- echnungszeitraum entsprechen aber nicht denen des ntwurfs des Berufsausbildungssicherungsgesetzes. Aus hnen kann folglich auch nicht eine entsprechende Aus- ildungsquote errechnet werden. u Frage 22: Am 30. September 2002 standen nach Berechnungen er Bundesagentur für Arbeit 18 005 freien Berufsaus- ildungsplätzen 23 383 unvermittelte Bewerberinnen nd Bewerber gegenüber. Insofern konnte 5 378 Jugend- ichen kein Ausbildungsplatz angeboten werden. Da der it der Förderung und Finanzierung nach dem Entwurf es Berufsausbildungssicherungsgesetzes verbundene erwaltungsaufwand im Hinblick auf die geringe An- ahl zusätzlich erforderlicher Ausbildungsplätze nicht ngemessen gewesen wäre, hätte die Bundesregierung en zur Auslösung der Ausbildungsplatzabgabe erfor- erlichen Kabinettbeschluss nicht gefasst (§ 3 Abs. 1 r. 3 E BerASichG. Auf den Bund wären daher – ebenso ie auf alle anderen Arbeitgeber – keine Kosten zuge- ommen. nlage 12 Antwort es Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die rage des Abgeordneten Michael Kretschmer (CDU/ SU) (Drucksache 15/2953, Frage 23): Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. April 2004 9425 (A) ) (B) ) Welche rechtlichen Rahmenbedingungen beschränken derzeit in den Grenzgebieten die dauerhafte Wohnsitznahme polnischer oder tschechischer Staatsbürger, und welche Prü- fung für Ausnahmeregelungen hat die Bundesregierung ver- anlasst? Polnische und tschechische Staatsangehörige sind Drittstaatsangehörige im Sinne des Ausländergesetzes. Sie bedürfen gemäß § 3 AusIG für Einreise und Aufent- halt einer Aufenthaltsgenehmigung. Besondere Vorschrif- ten für die dauerhafte Wohnsitznahme in den Grenzge- bieten gibt es nicht. Mit dem Wirksamwerden des EU- Beitritts der Republik Polen und der Tschechischen Re- publik am 1. Mai 2004 werden die Staatsangehörigen dieser Länder Unionsbürger. Damit sind sie gemäß Art. 18 EGV berechtigt, sich in Deutschland unter den Voraussetzungen des EG-Vertrages und der Durchfüh- rungsbestimmungen aufzuhalten. Für eine Übergangs- zeit von maximal sieben Jahren kann Deutschland Übergangsregelungen im Bereich der Arbeitnehmerfrei- zügigkeit und in bestimmten Bereichen der Dienstleis- tungsfreiheit anwenden. Diese Bestimmungen gelten in der gesamten Bundesrepublik; es gibt keine Sonderrege- lungen für die Grenzgebiete. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Frage der Abgeordneten Ina Lenke (FDP) (Drucksache 15/2953, Frage 27): Ist die Bundesregierung der Auffassung, dass ein solcher allgemeiner Pflichtdienst mit dem Grundgesetz vereinbar ist? Es gibt keine aktuellen Pläne der Bundesregierung, ein allgemeines soziales Pflichtjahr für Frauen und Män- ner einzuführen. Die von der Bundesministerin für Fa- milie, Senioren, Frauen und Jugend, Renate Schmidt, eingesetzte Kommission „Impulse für die Zivilgesell- schaft – Perspektiven für Freiwilligendienste und Zivil- dienst in Deutschland“ hat in ihrem kürzlich veröffent- lichten Abschlussbericht keine Empfehlung für ein derartiges Pflichtjahr ausgesprochen. Die Bundesregie- rung ist sich bewusst, dass die Einführung eines allge- meinen Pflichtjahres eine Änderung des Grundgesetzes erfordern würde. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die Frage der Abgeordneten Hannelore Roedel (CDU/CSU) (Drucksache 15/2953, Frage 28): Wie viele Jobs im Niedriglohnbereich zwischen 401 bis 800 Euro sind nach Kenntnis der Bundesregierung neu ent- standen? Zahlen zur Entwicklung der Beschäftigung im Niedrig- lohnbereich seit dem l. April 2003 liegen derzeit noch nicht vor. Erste Daten wird die Bundesagentur für Arbeit voraussichtlich Ende des dritten Quartals 2004 bereit- stellen. Das Meldeverfahren zur Sozialversicherung sieht vor, dass die Arbeitgeber bei der Abgabe der Mel- d S c g z l s P s m m w d w a A z t r M k H f r l a J i A d g ( Z J h u m r d v n a a I m t U (C (D edaten unter anderem auch Angaben über Entgelte im inne der Gleitzonenregelung (400 bis 800 Euro) ma- hen. Über dieses Merkmal ist es möglich, den Niedri- lohnbereich zwischen 401 und 800 Euro statistisch aus- uwerten. Die Angabe dieses Merkmals ist aber ediglich für die Entgeltmeldungen – das heißt im We- entlichen für Abmeldungen und Jahresmeldungen flicht. Dies bedeutet, dass für eine qualifizierte statisti- che Auswertung von Entgelten insbesondere die Jahres- eldungen des zu untersuchenden Jahres verfügbar sein üssen. Daneben gibt es stichtagsbezogene Bestandaus- ertungen der Bundesagentur. Diese können aber bei er von Ihnen aufgeworfenen Frage nicht herangezogen erden, da hier Beschäftigte zu nicht geringem Anteil ufgrund offener Meldungen, dies sind zum Beispiel nmeldungen, die keine Angabe zu Entgelten und Gleit- one enthalten, gezählt werden. Eine abgesicherte statis- ische Datenbasis für Entgeltauswertungen kann erfah- ungsgemäß bei der Bundesagentur erst nach 18 onaten vorliegen. Für Midijobs im Kalenderjahr 2003 önnen abgesicherte Ergebnisse daher erst im zweiten albjahr 2005 veröffentlicht werden. Die Bundesagentur ür Arbeit plant jedoch, das Datenmaterial für 2003 be- eits im Laufe des dritten Quartals 2004 vorab – mit al- en damit verbundenen methodischen Unsicherheiten – uszuwerten. Mit ersten statistischen Trendaussagen zu obs im Niedriglohnsektor zwischen 401 und 800 Euro st damit Ende des dritten Quartals 2004 zu rechnen. nlage 15 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die Fra- en des Abgeordneten Klaus Hofbauer (CDU/CSU) Drucksache 15/2953, Fragen 29 und 30): Wird sich die Investitionsförderung mittelständischer Un- ternehmen (auch ausländischer Investoren) in der Tschechi- schen Republik nach dem Beitritt des Landes zur Europäi- schen Union in Inhalt und Umfang vergrößern, und wenn ja, erwartet die Bundesregierung dadurch eine Zunahme der Ver- lagerungsinvestitionen aus der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere aus den Grenzregionen, in das Beitrittsland? Welche Maßnahmen unternimmt die Bundesregierung, um Kooperationen deutscher Unternehmen mit Unternehmen aus den Beitrittsländern nach der EU-Osterweiterung zu fördern? u Frage 29: Die tschechische Regierung hatte sich erst vor fünf ahren zur Investitionsförderung entschlossen. Das seit- er geltende Investitionsfördergesetz wurde novelliert nd wird am l. Mai 2004 – als Teil des von der EU-Kom- ission gebilligten Programms der öffentlichen Förde- ung – in Kraft treten. Das Gesetz sieht die Reduzierung er Mindestsummen für förderfähige Investitionen vor, on bisher 10 Millionen Euro auf nunmehr 6,34 Millio- en Euro, für Regionen mit sehr hoher Arbeitslosigkeit uf 4,75 Millionen bzw. 3,17 Millionen Euro. Weiter gilt llerdings, dass mindestens die Hälfte der angegebenen nvestitionssumme durch Eigenkapital gedeckt sein uss. Diese Änderung erfüllt eine wichtige Forderung schechischer Parlamentarier, aber auch tschechischer nternehmen, zunehmend auch mittelständischen 9426 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 104. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. April 2004 (A) (C) (B) ) Unternehmen den Zugang zu Fördermitteln zu ermögli- chen. Bereits jetzt liegt Tschechien in der Gunst der deutschen Investoren an der Spitze aller zukünftigen EU-Mitglieder. Deutsche Investoren betonen das mode- rate Lohnniveau, die Leistungsbereitschaft tschechischer Arbeitnehmer, die relativ gut ausgebildete Infrastruktur, den inzwischen leichteren Zugang zu Krediten und das Steuersystem. Die mögliche Inanspruchnahme des För- derinstrumentariums des Gastlandes wurde bisher nicht als ausschlaggebendes Standortkriterium genannt. Der EU-Beitritt Tschechiens wie auch der anderen mittel- und osteuropäischen Länder wird für das investive En- gagement kleiner und mittlerer Unternehmen aus dem Ausland mit weiteren Erleichterungen verbunden sein. Es ist damit zu rechnen, dass deutsche wie auch auslän- dische Unternehmen diese Vorteile zunehmend nutzen werden. Zu Frage 30: Zur Förderung der Kooperationen deutscher Unter- nehmer mit Unternehmen aus den Beitrittsländern nach der EU-Erweiterung setzt die Bundesregierung ihr be- währtes Instrumentarium der Außenwirtschaftsförderung schlag einer „Sonderwirtschaftszone Ost“ an ihren Plänen für ein Gesetz zur Förderung von Innovationsregionen (oder Mo- dellregionen) fest? Plant die Bundesregierung, wie vom Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Dr. Manfred Stolpe, be- fürwortet, auch „arbeitsmarktrelevante Instrumente“ in das vorgesehene Gesetz zur Förderung von Innovationsregionen (oder Modellregionen) aufzunehmen (DIE WELT vom 15. April 2004), und wenn ja, welche arbeitsrechtlichen Be- reiche sollen hiervon berührt werden? Zu Frage 31: Die Bundesregierung hat in der Kabinettsitzung vom 21. April 2004 verabredet, die Änderungsvorschläge, die in den Innovationsregionen aus Sicht des BMWA getes- tet werden sollten, möglichst gleich bundesweit und zeit- lich nicht begrenzt umzusetzen. Die Ressortabstimmung dazu läuft derzeit. Damit wird die vorgesehene Test- phase in Innovationsregionen übersprungen. Das Projekt „Innovationsregionen“ trägt insoweit erste Früchte. Zu Frage 32: Die Bundesregierung plant, Investitionshemmnisse in bestehend aus der Unterstützung durch Auslandsvertre- tungen, Auslandshandelskammern, Delegiertenbüros und Repräsentanzen der Deutschen Wirtschaft, die Bun- desagentur für Außenwirtschaft und Information- und Kontaktveranstaltungen ein. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die Fra- gen des Abgeordneten Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) (Drucksache 15/2953, Fragen 31 und 32): Hält die Bundesregierung trotz der ablehnenden Haltung von Bundeskanzler Gerhard Schröder gegenüber dem Vor- u s n d d d t g s V r d k B n (D nterschiedlichen Bereichen abzubauen. Mit dem Abbau ollen Verfahren vereinfacht und wesentlich beschleu- igt und bürokratische Kostenbelastungen gesenkt wer- en. Um mehr Freiräume für unternehmerisches Han- eln zu schaffen, sollen beispielsweise die Betriebe von en starren Detailregelungen der geltenden Arbeitsstät- enverordnung weitgehend befreit werden. Außerdem ist eplant, den Arbeitsschutz bei den Berufsgenossen- chaften zu bündeln. Für mehr Kundenfreundlichkeit im erwaltungshandeln soll unter anderem das Gaststätten- echt liberalisiert werden. Es soll im bundesweit gelten- en Gewerbe- und Gaststättenrecht eine Experimentier- lausel geben, wonach die Länder in ihrem Bereich erufsausübungsbestimmungen nach der Gewerbeord- ung oder dem Gaststättengesetz aussetzen können. 50735 Köln, Telefon (02 21) 97 66 340, Telefax (02 21) 97 66 344 104. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 28. April 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16
Gesamtes Protokol
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510400000

Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sit-

zung ist eröffnet.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 1 auf:

Befragung der Bundesregierung
Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-

binettssitzung mitgeteilt: Ergebnisse der EU-Agrar-
räte am 21./22. und 26./27. April 2004 zur Umsetzung
der Agrarreform und zu Tiertransporten.

Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht
hat die Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernäh-
rung und Landwirtschaft, Renate Künast. Bitte schön,
Frau Ministerin.

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich be-
richte über zwei Agrarräte, den aus der letzten und den
aus dieser Woche. Warum haben wir einen Sondertermin
vereinbart? – Das taten wir, weil es uns wichtig war, den
zweiten Schritt der Agrarreform, die im letzten Sommer
in Luxemburg begonnen wurde, vor dem 1. Mai 2004
abzuschließen. Das zweite Reformpaket umfasst die

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Redet
Produkte Tabak, Hopfen, Baumwolle und Olivenöl. Weil
es gerade diese Produkte, insbesondere die Baumwolle,
beinhaltet, ist es für die laufenden Mercosur- und WTO-
Verhandlungen von besonderer Bedeutung.

Generell kann man sagen: Es ist uns gelungen, die
auch von Deutschland angestoßene Neuorientierung in
der Agrarpolitik fortzusetzen. Dabei sind uns drei
Punkte wichtig: Erstens. Es wird zu einer Entkoppelung
der Direktzahlungen von der Produktion kommen, was
in der Landwirtschaft zu mehr Marktorientierung führen
wird. Zweitens. Ausgaben und Direktzahlungen, die wir
am Agrarmarkt tätigen, werden wir zum Teil zugunsten
der ländlichen Entwicklung umschichten. Das heißt, es
geht nicht mehr nur um die Agrarproduktio
auch um Umweltmaßnahmen, Qualitätsm
oder das gemeinsame Management in einem
Drittens. Die Direktzahlungen in diesem Bere

(C (D ung n 28. April 2004 0 Uhr n die Einhaltung von Umweltund Qualitätsstandards ebunden. Das ist eine Verknüpfung, die es bisher nicht egeben hat. Dieser Beschluss ist ein wichtiger Schritt, um die laubwürdigkeit der EU gegenüber der WTO und den ntwicklungsländern zu sichern. Das gilt insbesondere ür den Bereich der Baumwolle, der für einige Entwickungsländer in Westafrika eine ganz besondere Rolle pielt. Ich glaube, durch die Reform beim Tabak konnten ir auch den Widerspruch zu unserem gesundheitspolitichen Ziel, den Nikotinmissbrauch und seine Folgen zu egrenzen, etwas auflösen. Darüber hinaus ist zu erwaren, dass der EU-Haushalt durch dieses Reformpaket ährlich um circa 100 Millionen Euro entlastet wird. Nun ein paar Worte zu den einzelnen Marktordnungs nd Reformbereichen. Trotz des Widerstandes einiger rzeugerländer ist es gelungen, beim Tabak ab dem ahr 2010 eine vollständige Entkoppelung der Direktahlungen von der Produktion durchzusetzen und die diekte Förderung der Erzeuger auf 50 Prozent zu halbieen. Der restliche Teil des bisherigen Prämienvolumens ird in einen Umstrukturierungsfonds fließen. Dies ist uch von den Medien als ganz klarer Verhandlungserfolg ezeichnet worden und bedeutet, dass es keinerlei Aneiz mehr geben wird, Tabak anzubauen. Das ist auf der ext einen Seite ein Stück Sicherung, bietet auf der anderen Seite aber auch die Möglichkeit, in diesen Regionen durch die Mittel aus dem Umstrukturierungsfonds etwas Neues aufzubauen; denn wir müssen uns auch über die dortigen Arbeitsplätze Gedanken machen. Ich gehe davon aus, dass es insbesondere bei kleinen Erzeugern angesichts der enormen Arbeitsintensität des Tabakanbaus relativ schnell zu einer Einstellung der Tabakproduktion und zu einer Neuorientierung kommen wird. Gemeinsam mit den Bundesländern, die betroffen sind, werden wir jetzt überlegen, wie wir unsere Spielräume bei der Umsetzung der Reform konkret nutzen können. n ist es uns gelungen, die deutschen Anig durchzusetzen: 75 Prozent der Förderon der Produktion entkoppelt. Wir haben n, sondern aßnahmen Landkreis. ich werden Beim Hopfe liegen vollständ mittel werden v Bundesministerin Renate Künast darüber hinaus die Möglichkeit, 25 Prozent des Mittelvolumens direkt an die Erzeugergemeinschaften zu geben. Mit den Erzeugergemeinschaften haben sich die Hopfenanbauer eine gemeinsame Agentur geschaffen, die sich Gedanken macht über Qualitätssicherung, Forschung und Marktstabilisierung. Ich bin froh, dass die Kommission das abgesichert hat und sich auch bereit gezeigt hat, gerodete Hopfenflächen einzubeziehen. Die Baumwolle war ein Punkt, bei dem Deutschland sehr gedrängt hat, weil wir wissen, dass die westafrikanischen Länder hierauf besonderen Wert legen. Wir haben es geschafft, durchzusetzen, dass 65 Prozent des Fördervolumens von der Produktion entkoppelt werden. Mehr ging nicht, weil die Kommission bzw. der Legal Service, ihre Rechtsberatung, gesagt hat, dass die Beitrittsverträge Griechenlands und Spaniens dem entgegenstehende Regeln vorsehen. Insgesamt ist es aber so, dass die Handelsverzerrung großteils aufgehoben worden ist. Ich glaube, die Entwicklungsländer werden den Entkoppelungssatz von 65 Prozent als positives Signal werten, gerade auch mit Blick auf die Auseinandersetzung mit den USA bei der WTO. Beim Olivenöl haben wir versucht, mehr als 60 Prozent des Fördervolumens von der Produktion zu entkoppeln. Das ist am Widerstand der südlichen Mitgliedstaaten der Europäischen Union gescheitert. Wir haben aber klar gemacht, dass die Interessen zum Beispiel Spaniens, das eine Erhöhung des nationalen Mittelplafonds wollte, von uns nicht mitgetragen werden. Ich muss noch auf einen anderen Punkt kommen, den Schutz der Tiere beim Transport. Ich weiß, dass hier im Bundestag, im Bundesrat, im Europäischen Parlament und an vielen anderen Orten intensivste Debatten über die Novelle der Tiertransportrichtlinie stattgefunden haben. Viele – auch wir – haben an dieser Stelle eine Achtstundenbegrenzung gefordert. Es ging in diesem Zusammenhang auch um viele andere Detailmaßnahmen, zum Beispiel eine obligatorische Anwesenheit von Tierärzten beim Beladen der Fahrzeuge. Diese sollte sicherstellen, dass schwache und kranke Tiere gar nicht erst auf einen mehrstündigen oder gar mehrtägigen Tiertransport geschickt werden; das schien uns die Minimalforderung zu sein. Der Kompromissvorschlag, der hier vorgestern Nacht zur Diskussion stand, sah folgende Regelung vor: Es wurden Transportzyklen – fahren, Ruhezeit; fahren, Ruhezeit – vorgesehen. Der Fortschritt lag nur in der Einrichtung einer Ruhezeit; die Wiederholbarkeit dieser Transportzyklen war jedoch unbegrenzt, sowohl für Schlachtals auch für Nutztiere. Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, dass es eine absolute Begrenzung der Transportzeit für Schlachttiere geben muss; das wurde auch von vielen anderen gefordert. Wir haben uns für eine Differenzierung zwischen Schlachtund Zuchttieren eingesetzt und hoffen, darüber zu einer Regelung zu kommen. Der Vorschlag, der dann gemacht wurde, sah aber nicht nur eine unbegrenzte Wiederholbarkeit der Transportzyklen vor, sondern auch die Möglichkeit, dass Schlachttiere bis zu 40 Stunden und Zuchttiere sogar bis zu 50 Stunden auf d D g T d w P s b e H d t b i n w u t e t s I w d e i L m s l t A W t m m t P I e B e Z (C (D em Fahrzeug verbleiben. Das war für uns indiskutabel. eshalb haben wir zusammen mit anderen Ländern klar emacht, dass wir das nicht als eine Verbesserung des ierschutzes ansehen. Es ist klar, dass dieser Punkt unter der irischen Präsi entschaft bis Juni dieses Jahres nicht weiter verfolgt ird. Ich sehe im Augenblick nicht, wann eine andere räsidentschaft dieses Thema wieder aufgreift. Das war mein Überblick. Vielen Dank, Frau Künast. Ich bitte, zunächst Fragen zu dem Themenbereich zu tellen, über den soeben berichtet worden ist. Ich habe ereits eine Reihe von Wortmeldungen vorliegen. Als rstem Fragesteller gebe ich das Wort dem Kollegen ans-Michael Goldmann. Sehr verehrte Frau Ministerin, herzlichen Dank für en Überblick. Sie haben zu Recht von dem so genannen zweiten Schritt gesprochen, aber wir sind ja noch eim ersten Schritt, der Ausgestaltung der Neuordnung m Bereich der Landwirtschaft. Sie wissen, dass wir icht mit allen Punkten einverstanden sind. Deswegen erden wir uns noch im Bundesrat damit beschäftigen nd im Vermittlungsausschuss hoffentlich zu einem guen Ergebnis kommen. Die Grundidee, die Sie auch mit dem zweiten Schritt rkämpft haben, halten wir für richtig: mehr Marktorienierung und weg von der Hilfe für Produktion, stattdesen die Entkoppelung der Förderung von der Produktion. ch habe dazu allerdings zwei meiner Meinung nach sehr ichtige Fragen. Der erste Bereich, den ich ansprechen will, betrifft en Tabak. Der Tabakanbau ist in einigen Bundesländern in ernst zu nehmender Wirtschaftszweig, insbesondere n Rheinland-Pfalz. Sie sprachen davon, dass es in Ihrer inie liegt, den Nikotinmissbrauch einzuschränken. Sie ussten allerdings zugeben, dass Kleinerzeuger wahrcheinlich relativ schnell ihre Produktion werden einstelen müssen. Welche Größenordnung wird die Produkionseinstellung Ihrer Meinung nach betragen? Wie viele rbeitsplätze wird das in diesem Bereich gefährden? ie ist sichergestellt, dass diejenigen, die ihre Produk ion einstellen müssen, in den Genuss der Mittel komen, die für Umstrukturierung zur Verfügung stehen, dait sie die Verluste aus dem Einstellungsprozess – dieser rifft sie schmerzlich; sie gehen im Grunde genommen leite – auffangen können? Meine zweite Frage betrifft den Bereich Baumwolle. st meine Einschätzung richtig, dass das Ergebnis zwar in kleiner Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit auf dem aumwollmarkt ist, dass es aber weit von dem Ansinnen ntfernt ist, das Ihre Ministerkollegin Frau Wieczorekeul bei der Welthandelsrunde in Cancun verfolgt hat? Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher schutz, Ernährung und Landwirtschaft: Herr Goldmann, auf Ihre Frage, wie viele Arbeits plätze betroffen sind, muss ich Ihnen antworten, dass man die Zahl nicht konkret beziffern kann. Die Zahlungen betragen bis zu 7 800 Euro pro Hektar. Beim ersten Reformschritt – 40 Prozent der Beihilfen werden entkoppelt, 60 Prozent sind gekoppelt – können sich die Erzeuger angesichts der Zahlungen in Höhe von 40 Prozent – man kann sich leicht ausrechnen, dass das kein niedriger Betrag ist – entscheiden, den Tabakanbau einzustellen und stattdessen in eine andere Produktion einzusteigen. Später haben sie dann die Möglichkeit, sich mit 50 Prozent der bisherigen Zahlungen auf eine andere Produktion zu konzentrieren. Ab 2010 gibt es dann den Umstrukturierungsfonds. Zu diesem Zeitpunkt erwarten wir größere Veränderungen. Er hilft uns, in den entsprechenden Regionen den strukturellen Neuaufbau durch Investitionen usw. zu unterstützen. Wir können im Augenblick nicht genau einschätzen, wie sich die einzelnen Tabakanbauer aufgrund dieses Ergebnisses entscheiden werden. Wir gehen davon aus, dass eine größere Anzahl der Kleinerzeuger angesichts der Arbeitsintensität und angesichts 40 Prozent entkoppelter Prämie, die man in etwas Neues investieren kann, die Entscheidung treffen wird, vielleicht schon im nächsten oder übernächsten Jahr mit der Tabakproduktion aufzuhören. Ich kann nicht gegenrechnen, wie viele Arbeitsplätze entstehen werden, wenn jemand etwas Neues anfängt und wenn der Umstrukturierungsfonds nutzbar ist. Tatsache aber ist: Die Landwirte sind so meines Erachtens halbwegs abgesichert. Man muss in diesem Zusammenhang aber auch die gesundheitlichen Folgen des Tabakkonsums berücksichtigen. In der Bundesrepublik gibt es pro Jahr etwa 100 000 bzw. pro Tag gut 300 tabakbedingte Todesfälle. Das heißt: Am heutigen Tag sterben in Deutschland etwa 300 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Man kann natürlich, wie ich glaube zum Teil zu Recht, sagen, der Tabak komme dann aus anderen Teilen der Welt. Ich gebe zu, dass das Tabakproblem noch nicht gelöst ist. Wir brauchen noch viel an Jugendarbeit und Aufklärung. Es kann meines Erachtens aber nicht sein, dass wir mehrere Tausend Euro pro Hektar im Jahr für die Tabakproduktion ausgeben, wissend, dass 300 Menschen in Deutschland pro Tag an den Folgen des Tabakkonsums sterben. Es ist unsere Verpflichtung, die Tabakerzeuger beim Aufbau von etwas Neuem zu unterstützen. Deshalb haben wir den Umstrukturierungsfonds eingerichtet und deshalb unternehmen wir viele andere Maßnahmen, zum Beispiel im Bereich der nachwachsenden Rohstoffe. Wir geben Auskunft, was wir im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe fördern und wie sich die Fördermöglichkeiten für den ländlichen Raum ab Januar 2006 auf europäischer Ebene verändern. Wir haben uns darauf vorbereitet, das zu verändern, weil wir wussten, dass diese Reformschritte kommen werden, wenn wir uns halbwegs klug anstellen. Ich komme noch auf Ihre Frage zum Bereich Baumwolle zu sprechen. Ich glaube nicht, dass das nur ein k S H e 1 e z i z R n s k b K E t I f d m d s m r v p e V s A b I a B B r d g u s d e B h n S l (C (D leiner Schritt ist; es ist vielmehr ein unentbehrlicher chritt, um auf internationaler Ebene weiterzukommen. eidemarie Wieczorek-Zeul und ich hätten gerne mehr rreicht. Aber so ist das im Leben: Wenn man mit 4 anderen Agrarministern zusammensitzt, von denen inige an ihrer Meinung festhalten, dann müssen Sie usehen, wie weit sie kommen können. Wir haben bis n die Morgenstunden verhandelt und sind im Ergebnis u einer Entkoppelung von 65 Prozent gekommen. Die echtsberater der Kommission haben gesagt, mehr gehe icht, weil Griechenland und Spanien im Beitragspasus zugesagt worden ist, dass es auch in Zukunft eine ostendeckende Subventionierung des Baumwollanaus gibt. In solchen Nächten entdeckt man immer die uriositäten auf dem Weg zur Weiterentwicklung der uropäischen Union. Das steht aber nun einmal im Beirittstext. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Danke, Frau Wieczorek-Zeul!)





(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510400100
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1510400200




(A) )


(B) )


ch glaube, wenn man die Möglichkeiten ganz ausschöp-
en will, muss man so kess sein, noch mehr zu fordern.
Auch die Kommission ist offensichtlich der Meinung,

ass das, was wir jetzt vereinbart haben, legal ist. Nach
einem Kenntnisstand sind die westafrikanischen Län-
er ganz froh über eine solch hohe Entkoppelung. Sie
ehen dies als positives Zeichen; so ist das bei uns zu-
indest immer angekommen. Jetzt geht es mit den ande-
en Reformschritten weiter.
Heute Abend treffe ich den Landwirtschaftsminister

on Burkina Faso. Ich erwarte, dass er das als einen
ositiven Schritt ansieht. Sie wissen, dass es sich um
inen Prozess, eine sich entwickelnde Arbeit handelt.
iel wird davon abhängen, wie sich die Gespräche zwi-
chen der EU und Mercosur entwickeln, die wiederum
uswirkungen auf die nächsten WTO-Gespräche ha-
en werden.
Auf eines will ich aus aktuellem Anlass hinweisen:

m Rahmen des WTO-Verfahrens haben einige Gut-
chter Brasilien und nicht den USA – es ging um die
aumwolle – Recht gegeben. Das ist ein erster Teilsieg
rasiliens, das die US-Regeln für stark handelsverzer-
end hält und sagt, dass sie verändert werden müssen. In
iesem Zusammenhang hat Europa zu einem historisch
esehen guten Zeitpunkt gezeigt, dass es hier offener
nd weiter ist. Es mag sein, dass wir darüber bei den Ge-
prächen mit Mercosur und auch später mit anderen Län-
ern in gute Verhandlungen zum gegenseitigen Vorteil
intreten werden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510400300

Das Fragerecht geht jetzt an die Kollegin Cornelia
ehm.


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510400400

Frau Ministerin, die Umsetzung der EU-Agrarreform

at eine ganze Reihe von Besorgnissen auf verschiede-
en Seiten hervorgerufen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn
ie uns den Zeitplan der Umsetzung einmal kurz darstel-
en könnten.






(A) )



(B) )


Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-

schutz, Ernährung und Landwirtschaft:
Manche stellen sich die Frage, welche Bedeutung der

zweite Teil des Reformpakets angesichts der Tatsache
hat, dass es bereits ein im letzten Jahr eingeleitetes parla-
mentarisches Verfahren gibt, welches sich auf Getreide,
Obst, Gemüse und Fleisch – insbesondere Rindfleisch –
bezieht.

Heute findet eine Besprechung auf der Ebene der Ab-
teilungsleiter des Bundes und der Länder statt, um die
vorgestern Nacht in Luxemburg gefassten Beschlüsse
auszuwerten. Gemeinsam mit den Ländern soll überlegt
werden, wie wir diese in nationales Recht umsetzen kön-
nen, damit wir sie direkt an das Reformpaket I, welches
sich in der Beratung befindet, anhängen können.

Zu diesem Bereich wollen wir am 7. Mai 2004 die
erste Lesung im Bundestag durchführen. Am 14. Mai
2004 soll der Bundesrat einen Beschluss zum ersten
Reformteil fassen. Ich gehe davon aus, dass es dort zu
einer Anrufung des Vermittlungsausschusses kommen
wird.

Danach wird es zur Ergänzung des laufenden Gesetz-
gebungsverfahrens bezüglich des zweiten Teils des
Reformpakets kommen, wobei es um Tabak und Hopfen
geht. Ich stelle mir vor, dass wir die zweite und dritte
Lesung im Bundestag am Freitag, den 28. Mai 2004,
durchführen werden, sodass am 11. Juni 2004 im Bun-
desrat darüber abgestimmt werden kann. Dieser Termin
liegt bekanntlich hinreichend vor dem 1. August 2004.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510400500

Die nächste Frage hat die Kollegin Ulrike Höfken.

Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510400600

Sehr geehrte Frau Ministerin, wir haben den Berich-

ten entnommen, dass es aufgrund der GAP-II-
Beschlüsse auch zu Einsparungen kommt. Das ist keine
schlechte Meldung. Ich bitte Sie, dies konkret zu erläu-
tern und vielleicht auch darzulegen, was das im Hinblick
auf Deutschlands Position als Nettozahler bedeutet.

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft:

Zu den erwarteten Einsparungen ist Folgendes zu
sagen: Durch die in der letzten Woche gefassten Be-
schlüsse bezüglich der Marktordnung werden mit
Sicherheit fast 60 Millionen Euro eingespart. Diesen Be-
trag wird die EU jedes Jahr einsparen. Wir schätzen – so
auch das BMF –, dass wir daneben ungefähr
100 Millionen Euro jährlich einsparen, weil einige im
Bereich des Tabaks Tätige aufgeben werden.

Ich will das erklären: Wenn viele Tabakbauern auf-
geben und die gekoppelte Subvention nicht in Anspruch
genommen wird, passiert das, was auch in anderen
Marktordnungen geschieht: Es kommt zu einer Einspa-
rung.

Ich glaube wir haben insgesamt ein akzeptables Paket
mit geeigneten Übergangszeiten für die Betroffenen ge-
schnürt. Diese haben die Möglichkeit, noch ein paar

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(C (D ahre weiterzuproduzieren und erst dann den Anbau umustellen. Auf der anderen Seite müssen wir den ab 2006 ültigen Finanzrahmen für die Europäische Union disutieren. Auf der Grundlage der Lissabon-Strategie wolen wir im Bereich Bildung und Forschung mehr Mittel ereitstellen. Es ist immer klüger, seinen Beitrag – das ilt auch im Agrarbereich – selber zu strukturieren, als hn strukturieren zu lassen. Dies wird auch fachlich zu inem besseren Ergebnis führen. Die Einsparungen wirken sich insgesamt so aus, dass ich der Beitrag Deutschlands für das nächste Jahr imer um ein Viertel reduziert. Dieser Beitrag wird bleien. Die Antwort auf die Frage, wohin die Gelder, so ie sie jetzt über die Marktordnung verteilt werden, flieen, lautet, dass es für Deutschland als dem größten Netozahler keine größeren Belastungen gibt. Die nächste Frage hat der Kollege Friedrich stendorff. Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510400700
Frau Ministerin, durch die Reformbeschlüsse in Lu-

emburg im letzten Jahr und den vor ein paar Tagen ist
ie Agrarreform so weit gekommen, wie es von uns
aum jemand für möglich gehalten hätte. Ich denke, das
at mit Ihrem unermüdlichen Einsatz zu tun.
Im Kontext der bevorstehenden WTO-Verhandlungen

rage ich Sie: Welche Bedeutung messen Sie der Agrar-
eform für die WTO-Verhandlungen und auch die Ver-
andlungen mit den Mercosur-Staaten bei?
Ich habe eine weitere Frage. Sie haben vorhin zum

iertransportrecht und zur Dauer von Tiertransporten
usführungen gemacht. Uns interessiert: Welche Staaten
eilen die deutsche Auffassung? Wie kommen wir hier
us Ihrer Sicht weiter?

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
chutz, Ernährung und Landwirtschaft:
Es ist klar, dass für die Mercosur- und die WTO-Ver-

andlungen bestimmte Zeitvorstellungen gelten. Die
erhandlungen der EU mit den vier südamerikanischen
ändern sollen im Oktober dieses Jahres abgeschlossen
ein. Zum jetzigen Zeitpunkt finden Gespräche zwischen
er EU und den Mercosur-Staaten in Buenos Aires statt;
ommissar Fischler ist vor Ort. Es wird erwartet, dass in
ürze beide Seiten bezifferte Angebote und konkrete
orstellungen für den Agrarbereich vorlegen werden.
Die EU will mit ihrer Verhandlungsstrategie dafür

orgen, dass wir als Ergebnis der Mercosur-Verhandlun-
en und der Doha-Runde nicht zweimal bezahlen müs-
en: das erste Mal bei den Verhandlungen mit den vier
üdamerikanischen Ländern und das zweite Mal bei den
TO-Verhandlungen, die nicht wieder bei null anfangen
ürfen. Vielmehr muss beides sinnvoll miteinander ver-
nüpft werden; das möchte ich einmal so im Raum ste-
en lassen. Umgekehrt werden bei den Mercosur-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

Verhandlungen Zugeständnisse außerhalb des Agrar-
bereichs erwartet.

In den WTO-Verhandlungen ist die Position der EU
sicherlich besser als die anderer Ländergruppen wie der
G 20, also der großen Gruppe der Entwicklungsländer,
angeführt von Indien und Brasilien. Wir können mit Fug
und Recht sagen: Die EU hat ihre Hausaufgaben ge-
macht. In den Verhandlungen besitzen wir sehr viel
Spielraum. Hinsichtlich der Deckelungen der Mittel in
den Kategorien Amber Box und Blue Box sind wir gut
aufgestellt; denn durch die Entkoppelungen haben wir
Marktverzerrungen abgebaut und beseitigt. Diese Rege-
lungen, die scharf verteidigt werden, wurden ebenso bei
den Förderungen der Green Box angewendet; das wissen
auch die anderen Länder.

Die Überproduktion ist zurückgegangen. Dies gibt
anderen Ländern verstärkt Absatzmöglichkeiten, zum
Beispiel im Bereich Rindfleisch. Unser Ziel ist nicht, mit
Nahrungsmittelhilfen Überschüsse zu produzieren. Das
macht die EU schon lange nicht mehr. Andere große
Agrarproduzenten sind aber noch nicht so weit.

Auf WTO-Ebene gibt es eine Vielzahl laufender bila-
teraler Gespräche, in denen es darum geht, Marktzu-
gänge klarer darzustellen und deutlich zu machen, wer
was leisten kann. Dabei müssen wir auch die Interessen
der AKP-Staaten beim Export von Zucker berücksich-
tigen. Unsere Hoffnung ist, dass sich Fortschritte in den
Mercosur-Verhandlungen auf die WTO-Verhandlungen
auswirken werden.

Sie hatten noch nach dem Schutz der Tiere beim
Transport gefragt. Insbesondere die nördlichen Länder
hatten ein großes Interesse daran, zu wirklichen Tier-
schutzregelungen zu kommen. Das waren Schweden,
Dänemark, das Vereinigte Königreich und die Benelux-
länder. Hinzu kommt Portugal, das seine Position geän-
dert hat. Die Mittelmeerländer Griechenland, Spanien
und Italien haben es aber geschafft, für ihre Position et-
was mehr als 26 Stimmen zu erhalten, was die so ge-
nannte blockierende Minderheit ist. Dagegen konnten
wir nichts machen. Anderenfalls hätten wir diesen Län-
dern so weit entgegenkommen müssen, dass das nicht
guten Gewissens als Verbesserung des Tierschutzes hätte
bezeichnet werden können.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510400800

Die nächste Frage hat der Kollege Manfred Zöllmer

von der SPD-Fraktion.

Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1510400900

Frau Ministerin, die Reform der Gemeinsamen Agrar-

politik der EU ist – das zeigen die jetzigen Verhand-
lungsergebnisse – eine Erfolgsgeschichte für Sie und die
Bundesregierung insgesamt. Dies wird aus meiner Sicht
auch dadurch deutlich, dass Herr Miller zum Äußersten
gegriffen und Sie ausdrücklich für das Verhandlungs-
ergebnis zum Hopfen gelobt hat.


(Zuruf von der FDP)

Etwas Vergleichbares hat es nach meiner Kenntnis bis-
her überhaupt noch nicht gegeben.

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(C (D Für viele Produkte sind die Verhandlungen erfolgeich zum Abschluss gebracht worden. Aus deutscher icht bleibt noch ein Bereich, der für uns ganz wichtig st und für den es noch keine Marktordnung gibt: Das ist er Zucker. (Norbert Schindler [CDU/CSU]: Wie? Da gibt es noch keine Marktordnung? Guten Morgen!)


ie ist da der Stand der Verhandlungen? Welche Per-
pektiven sehen Sie und wann rechnen Sie für den Be-
eich des Zuckers mit einem Ergebnis?

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
chutz, Ernährung und Landwirtschaft:
Es ist schön, Herr Zöllmer, dass Sie die Erfolgs-

eschichte herausgestellt haben. Jemand von der FDP
at dazwischengerufen: Wer ist Herr Miller? – Herr
iller ist der Agrarminister von Bayern. Ich werde den
ag wegen dieses Lobes aus Bayern in meinem Kalender
ick rot anstreichen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Blau und weiß!)


Dabei ist anzumerken, dass sogar die Rodungsflächen
inbezogen sind, die die Kommission bisher heraus-
erechnet hatte. Der Bereich Hopfen war zu 100 Prozent
in Erfolg. Jetzt müssen wir nur noch dafür Sorge tragen,
ass das Bier auch getrunken wird, sonst hat das Ganze
einen Sinn verfehlt. Im Augenblick ist die Entwicklung
twas gegenläufig.
Sie haben den Zucker angesprochen. Die ganze Re-

orm wurde aufgesplittet. Ich finde, das war taktisch
lug, weil wir so zu großen Reformschritten gekommen
ind. Wir haben im letzten Jahr über Marktordnungen
iskutiert und entschieden. Ich nenne als Beispiele
etreide, Obst, Gemüse und Rindfleisch. Es lag im In-
eresse der nördlichen Länder, mit der Entkoppelung die
and zu durchstoßen und ein neues System einzuführen.
eshalb sind wir dieses Mal in zwei Tagen zu einem
erhandlungsergebnis gekommen, wohingegen wir im
etzten Jahr noch eine vierwöchige Präsenz in Luxem-
urg zeigen mussten. Die jetzige Verhandlung war bei
eitem menschenfreundlicher.
Jetzt haben wir den zweiten Schritt gemacht, aber es

ehlt der Bereich Zucker. Der zuständige Kommissar hat
ngedeutet, dass es zur Zuckermarktordnung von ihm
in weiteres Papier im Juni dieses Jahres geben werde.
ch bin unsicher, ob dem tatsächlich so sein wird, weil
eder Vorschlag zunächst einige Monate in die Warte-
chleife geschickt würde. Denn es gibt die EP-Wahlen,
ie Neukonstituierung des Europäischen Parlaments und
ie Bildung einer neuen Kommission, was bis zum
ovember dauern wird. Damit haben wir einen Arbeits-
tillstand, weil niemand verhandeln und Mehrheiten für
iesen Bereich erhalten kann. Daher habe ich Zweifel,
b es in diesem Jahr diesbezüglich Entscheidungen ge-
en wird. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage,
b das nicht bestens zu dem Zeitplan der WTO-Verhand-
ungen passt.






(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510401000

Die nächste Frage hat die Kollegin Dr. Christel

Happach-Kasan.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1510401100

Frau Ministerin, im Agrarrat sind noch weitere The-

men verhandelt worden. Ich möchte in diesem Zusam-
menhang die Frage der Genehmigung des In-Verkehr-
Bringens von Bt-11-Mais ansprechen. Derzeit werden
weltweit auf mehreren hunderttausend Hektar verschie-
dene Sorten Bt-Mais angebaut. Sie selbst haben kürzlich
im Ausschuss festgestellt, dass nicht von einer gesund-
heitlichen Gefährdung durch gentechnisch veränderte
Pflanzen auszugehen ist. Ich frage Sie, aufgrund welcher
konkreten Vorgänge Sie die allergologischen und toxiko-
logischen Fragen für noch nicht geklärt halten und wa-
rum Sie sich der Stimme enthalten haben, statt dagegen
zu stimmen, wenn es tatsächlich Gefährdungen geben
sollte.

Ich habe noch eine zweite Frage. Wir stehen kurz vor
der EU-Osterweiterung, durch die sich der gemeinsame
Binnenmarkt vergrößern wird. Gleichwohl ist keine
Einigung über Tiertransporte erfolgt. Woran ist dies kon-
kret gescheitert und wie groß ist die Chance, bald-
möglichst eine Einigung zu erzielen, damit wir auch hin-
sichtlich der Tiertransporte auf die EU-Osterweiterung
vorbereitet sind?

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft:

Was die Frage des In-Verkehr-Bringens von gentech-
nisch verändertem Mais angeht, ist vorgestern in der Ab-
stimmung des Rates weder eine qualifizierte Mehrheit
dafür noch eine dagegen zustande gekommen, sodass
nach dem so genannten Komitologieverfahren jetzt die
Kommission entscheiden kann, ob sie eine entspre-
chende Regelung erlässt. In der Abstimmung im Rat ha-
ben das Vereinigte Königreich, Irland, Italien, Schweden
und Finnland mit Ja und Dänemark, Griechenland,
Frankreich, Österreich, Portugal und Luxemburg mit
Nein gestimmt. Enthalten haben sich Belgien, Deutsch-
land und – das ist bei den Enthaltungen ein Novum –
Spanien. Spanien wurde bisher gerne als Land angeführt,
das schon gentechnisch veränderten Mais anbaut, ohne
dass sich daraus Probleme ergeben. Sie sehen mir sicher-
lich nach, dass ich in diesem Zusammenhang darauf hin-
weise, dass sich Positionen auch verändern können.

Wissenschaftler aus Frankreich und Österreich haben
Bedenken in toxikologischer und allergologischer Hin-
sicht geäußert. Wissenschaftler aus meinem Ministerium
nachgeordneten Behörden halten aufgrund des Vorsorge-
prinzips weitere Prüfungen für notwendig. Im Rahmen
der Ressortabstimmung ist festgestellt worden, dass sich
nicht alle Ressorts diese wissenschaftliche Auffassung
zu Eigen machen. Auf diese Weise ist die Enthaltung zu-
stande gekommen.

Die andere Frage bezog sich auf die weitere Regelung
der Tiertransporte in der EU der 25. Wir haben uns, wie
gesagt, in der extrem misslichen Lage befunden, ange-
sichts der Tiertransporte über endlos lange Strecken und

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(C (D er fehlenden Kontrollen zu Verbesserungen kommen zu üssen. Deshalb wurde eine zeitliche Begrenzung angetrebt. Das Europäische Parlament wie auch der Bundesat haben eine Begrenzung auf acht Stunden vorgeschlaen. Auch viele andere Möglichkeiten sind diskutiert orden. Dabei ist der Vorschlag herausgekommen, eine egelung auf der Grundlage von neun Stunden Transortzeit in Verbindung mit jeweils 2, 12 und 24 Stunden uhezeit zu schaffen. Eine Entladung sollte erst nach blauf eines solchen Turnusses stattfinden. Das heißt, ährend des Transports stünden die Tiere bis zu 0 Stunden. Sie weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass ie Schweine liegen würden. Aber der derzeit in der Disussion befindliche Vorschlag zur Ladedichte bleibt hiner dem Vorschlag der Kommission zurück. Nunmehr eht es um den Vorschlag der Präsidentschaft vom 8. März, in dem die Ladedichte so verändert worden ist, ass die Tiere nicht liegen können. Sie müssten den ransport deshalb im Stehen verbringen. Ihnen ist aus en Medien sicherlich bekannt, welcher Anblick sich nter solchen Bedingungen in einem Transportfahrzeug ietet. Bei der vorgesehenen Regelung von neun Stunen Transportzeit mit jeweils 2, 12 und 24 Stunden Ruezeit war im Übrigen keine zeitliche Begrenzung voresehen. Nach einer Unterbrechung sollte der Turnus ieder von vorne beginnen. Auch bei der Ladedichte sollte es, wie gesagt, eine erschlechterung geben. Als ich darauf hingewiesen abe, dass sich die Tiere auch hinlegen müssen, haben ir einige entgegengehalten, dass es auch ökonomische spekte zu bedenken gebe. Es sah nach allem aus, nur icht danach, die blockierende Minderheit dazu zu beegen, dass sie ihre Position aufgibt. Wir haben wirklich ange verhandelt, viele Versuche unternommen und auch iele Gespräche mit anderen Delegationen geführt, und war auch in dem Wissen um das, was Sie, Frau appach-Kasan, angesprochen haben, nämlich dass eine inigung in einer EU der 25 definitiv nicht einfacher zu rreichen sein wird; denn es wird sicherlich das wirtchaftliche Interesse bestehen, lebende Tiere vom nordstlichen Rand bis weit in den Süden der EU zu transortieren. Trotz alledem waren die Gegensätze nicht uflösbar. Ich bin keinen Millimeter der Behauptung geolgt, das, was vorgeschlagen worden ist, sei Tierschutz nd dieses Kapitel könne deshalb für die nächsten zehn ahre geschlossen werden. Das war mit mir nicht zu mahen. Wie geht es nun weiter? Die Niederlande, die im weiten Halbjahr dieses Jahres die Präsidentschaft inneaben werden, haben schon signalisiert, dass sie das hema nicht aufgreifen werden; denn die Niederländer lauben, dass sie als kleines Land, das an dieser Stelle uch eigene Interessen hat, nicht in der Lage sein weren, Mehrheiten herzustellen. Sie werden andere chwerpunkte setzen. Wir werden jetzt in Ruhe auch mit en nördlichen Ländern darüber reden müssen, ob und, enn ja, wie man das in den nächsten Jahren wieder aufreifen kann oder ob es Sinn macht, das Ganze in Einelteile zu zerlegen, zum Beispiel einen Teil nur auf Anesenheit und obligatorische Kontrollen beim Beladen Bundesministerin Renate Künast zu beschränken, um so zu erreichen, dass zumindest die Gruppe der schwachen bzw. der kranken Tiere erst gar nicht der Tortur eines Transportes ausgesetzt wird. Vielleicht kann man hier eher eine Mehrheit erreichen als bei der Zeitbegrenzung. Die letzte Frage zu diesem Themenbereich hat der Kollege Norbert Schindler. Frau Ministerin, nachdem Sie so viel Lob von der an deren Seite bekommen haben, möchte ich eine Klarstellung zur Tabakordnung vornehmen und dazu meine erste Frage stellen. Ich stelle fest, dass der Beschluss bedeutet: Tabakanbau in Deutschland wird vom Jahr 2010 an im jetzigen Umfang nicht mehr stattfinden, wahrscheinlich gar nicht mehr. Das ist eine traurige Bilanz. Natürlich können Sie in Blau und Weiß in Ihrem Kalender vermerken, dass Sie aus Bayern für das, was Sie im Bereich des Hopfens erreicht haben, gelobt worden sind. Das sei Ihnen gegönnt. Aber beim Tabak verhält es sich anders. Natürlich habe ich noch die Hoffnung, dass wir in drei, vier Jahren auch im EU-Ministerrat erneut darüber verhandeln werden und dass Deutschland dann in der Tabakfrage eine andere Position einnehmen wird als jetzt. Meine konkrete Frage an Sie, Frau Ministerin, lautet: Wie soll die Entkopplung von 40 Prozent bis 2010 gestaltet werden? Könnte man sich hier auf das Modell beziehen, über das wir derzeit im Zusammenhang mit anderen Produktbereichen diskutieren und das sich an betriebsindividuellen Aspekten orientiert, oder gibt es andere Vorschläge? Was können die betroffenen Betriebe vom Jahr 2010 an erwarten? Die Bauern glauben ja den Beschlüssen der Politik nicht mehr. Wenn man bedenkt, dass die Agenda 2000 bereits nach drei Jahren revidiert worden ist, dann ist die Frage durchaus berechtigt, ob solche längerfristigen Beschlüsse überhaupt vertrauenswürdig sind. Meine andere Frage betrifft den Zuckerbereich. Ich frage angesichts der Lockerheit, mit der Sie in der Vergangenheit an die Tabakfrage herangegangen sind, in tiefer Sorge: Wann bezieht die Bundesregierung endlich Position zugunsten der deutschen Zuckerrübenerzeuger und der Zuckerrübenfabriken im nachund vorgelagerten Bereich und wartet nicht nur ab, bis Herr Fischler oder die neue Kommission einen Vorschlag macht? Hier geht es auch darum, die deutschen Interessen einmal zu artikulieren. Wie ist Ihre Meinung dazu? Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft: Zum Zucker: Wir meinen zu den bisherigen Vorschlägen von Herrn Fischler – auch wir haben über viele Details diskutiert –, dass die Option II eine gute Ausgangsposition ist. Herr Schindler, ich weiß natürlich, dass wir hinsichtlich der Richtung der Reformschritte schlicht und einfach gänzlich unterschiedliche Auffassungen haben. Insofern geht es nicht darum, wann die Bundesregierung Position bezieht, sondern darum, dass wir einfach nicht die Position einnehmen, die Sie gerne hätten. d I s – – g D w S – s G – – 2 s ü u a D t b r h d z s a m k a V f E u i e d n g b (C (D Damit bin ich beim Tabak. Sie gehen davon aus, dass ie Bundesregierung in drei Jahren anders reden wird. ch kann Ihnen garantieren, dass ich in drei Jahren dort tehen und genau das Gleiche sagen werde. (Norbert Schindler [CDU/CSU]: Wetten wir? Machen wir eine Wette darüber?)





(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510401200
Norbert Schindler (CDU):
Rede ID: ID1510401300

Darum können wir wetten.

(Norbert Schindler [CDU/CSU]: Was setzen Sie dagegen?)

Wir können es gleich bilateral ausmachen. Es kann ei-
entlich nur um guten deutschen Wein gehen.


(Norbert Schindler [CDU/CSU]: Genau!)

a wir uns in der Spargelzeit befinden, sollte es Weiß-
ein sein. Man muss ja praktisch denken, Herr
chindler.


(Norbert Schindler [CDU/CSU]: 24 Flaschen Riesling Spätlese trocken?)


Okay, 24 Flaschen Riesling Spätlese trocken, so oder
o. Wahrscheinlich kommen alle Anwesenden mit einem
läschen vorbei.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: War das eine Einladung?)


Das war eine Einladung.

(Zuruf: Was passiert denn, wenn Sie nicht mehr im Bundestag sind?)

Das gilt, egal was sein wird.
Sie haben gesagt, der Tabakanbau verschwinde ab

010. Zumindest für mich geht es nicht darum, dass man
ich an einem Produkt festhält; vielmehr müssen wir uns
berlegen, ob wir den Regionen Zeit geben, sich notfalls
mzustellen, und ob wir sie finanziell dabei unterstützen,
n dieser Stelle etwas Neues und anderes aufzubauen.
enken Sie an die Lissabon-Strategie und an alle Debat-
en, die wir hier über einen tatsächlichen Subventionsab-
au geführt haben! Auch Herr Koch, der so ungefähr Ih-
er politischen Richtung zuzuordnen ist, und andere
aben große Dinge gefordert. Es soll sogar Leute geben,
ie sagen: Eine Steuererklärung muss – das ist mein Be-
ug zum Hopfen – auf einen Bierdeckel passen. Das
etzt im Hinblick auf den Tabak zwingend voraus, dass
lle anderen Subventionen abgeschafft werden, damit
an auf einem Bierdeckel eine Steuererklärung machen
ann; sonst würde das nicht funktionieren.
Wenn man so etwas will, dann muss man die Dinge

ber in sich logisch zusammenführen. Deshalb sage ich:
eränderung bei den Steuern, Subventionsabbau, Geld
ür Neues, für Innovationen, für Bildung, Forschung und
ntwicklung, damit kreative Jobs geschaffen werden
nd damit sich auf diesem Gebiet etwas entwickelt. Das
st offensichtlich unser aller Ansinnen. Das heißt nun
inmal auch, dass Sie schauen müssen, ob Sie das, was
a passiert, noch irgendwie politisch legitimieren kön-
en. Dazu sage ich: 7 800 Euro pro Hektar sind nicht le-
itimierbar. Wir geben Steuergelder speziell für den Ta-
akanbau, während es auf der anderen Seite pro Tag






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

ungefähr 300 Tote wegen Rauchens gibt. Auch ich kann
diesen Widerspruch auf Dauer nicht begründen. Das
geht nur, wenn man angewandtes Spaltungsirresein
praktiziert, was keiner von uns tun möchte.

Wir kommen also gar nicht darum herum, an dieser
Stelle zu sagen: Wir machen etwas anders, aber immer
mit Übergangszeiten, damit man sich darauf einstellen
kann und damit man eine Chance hat, etwas Neues auf-
zubauen. Das Gesamtergebnis darf im Verhältnis zu an-
derem keine grobe Benachteiligung sein.

Die Reformen im Tabakbereich sind für die Bauern
selbst nicht schlecht. Sie sind für die nächste Verarbei-
tungsstufe vielleicht schlecht, wo man jetzt glaubt, man
könne sich an der Höhe der Prämien sozusagen im Ge-
leitzug nicht immer ganz geschickt andocken. Ich wie-
derhole: Für die Bauern selbst sind diese Reformen gar
nicht so schlecht. Man muss zwischen beidem schon un-
terscheiden.

Herr Schindler, zur Umsetzung sage ich klar und de-
finitiv: Es gibt heute eine Sitzung einer Bund-Län-
der-Arbeitsgruppe auf Abteilungsleiterebene. Dort wird
miteinander geredet. Es gibt zwei ganz unterschiedliche
Modelle: Man kann betriebsbezogen vorgehen und die
Subventionen für den Tabakbereich aufrechterhalten
oder man kann auf die Flächenprämie setzen. Wir wollen
mit den betroffenen Bundesländern darüber diskutieren,
welche Regelung richtig ist. Ich bin dazu voll und ganz
bereit. Ich trete dafür ein, das in Verbindung mit dem
schon laufenden Verfahren zum ersten Reformpaket
ohne Verzögerung zustande zu bringen. Da ich an Verzö-
gerungen kein Interesse habe, können Sie sich vorstel-
len, dass ich ein für meine Verhältnisse großes Maß an
Kompromissbereitschaft habe.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510401400

Gibt es noch Wortmeldungen oder Fragen zu anderen

Themen der heutigen Kabinettssitzung? – Das ist nicht
der Fall.

Wir kommen zu weiteren, darüber hinausgehenden
Fragen. Die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch hat sich zu
Wort gemeldet.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1510401500

Vielen Dank, Herr Präsident. – Meine Frage bezieht

sich auf ein außenpolitisches Thema. Der Bundesregie-
rung ist sicherlich bekannt, dass es ab März sehr viele
Übergriffe auf Kurdinnen und Kurden in der syri-
schen Provinz Heseki gab. Ich möchte gern wissen, ob
die Bundesregierung und insbesondere das Auswärtige
Amt Möglichkeiten sehen, etwas für die Verbesserung
der Lage der Kurdinnen und Kurden in Syrien zu tun.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510401600

Zur Beantwortung steht der Staatsminister Hans

Martin Bury zur Verfügung.


Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1510401700

Frau Kollegin, dieses Thema hat in der heutigen Ka-

binettssitzung der Bundesregierung keine Rolle gespielt.

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(C (D Wenn das die Antwort war, dann ist diese Frage be ntwortet. (Zuruf der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510401800
Frau Lötzsch, eine weitere Frage steht Ihnen nicht zu.


(Widerspruch der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Ja, das ist etwas unbefriedigend. Also gewähre ich
hnen eine weitere Frage.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1510401900

Herr Präsident, Sie haben mich freundlicherweise un-

er „weitere Fragen“ aufgerufen. Ich habe daher auch
icht nach Themen der heutigen Kabinettssitzung ge-
ragt. Deshalb erwarte ich schon eine Antwort vom
errn Staatsminister.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: In der Regierungsbefragung geht es um die aktuelle Kabinettssitzung!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510402000

Herr Bury, wollen Sie sich äußern?


Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1510402100

Frau Kollegin, die Befragung der Bundesregierung

ezieht sich im Gegensatz zur Fragestunde im Wesent-
ichen auf die vorangegangene Kabinettssitzung. Des-
alb habe ich Ihnen in dieser Weise geantwortet.
Zur Fragestunde gibt es von Ihnen, glaube ich, keine

ntsprechende Frage. Ich bin trotzdem gern bereit, Ihnen
chriftlich Informationen zur Verfügung zu stellen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510402200

Vielen Dank. – Damit sind wir am Ende der Befra-

ung der Bundesregierung.
Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 2:

Fragestunde
– Drucksachen 15/2953, 15/2965 –

Zu Beginn der Fragestunde rufe ich gemäß Ziffer 10
er Richtlinien für die Fragestunde die dringlichen Fra-
en des Kollegen Dietrich Austermann auf:

Wie bewertet die Bundesregierung, dass die sechs führen-
den deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Wachstums-
erwartungen nach unten korrigiert haben, und welche haus-
haltspolitischen Konsequenzen zieht die Bundesregierung
daraus?

Welche Auswirkungen hat die Absenkung der
Wachstumsprognosen auf das zu erwartende Haushaltsdefizit
mit Blick auf die europäischen Stabilitätskriterien?

Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Staats-
ekretär Diller zur Verfügung. Bitte schön.






(A) )



(B) )


Ka
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1510402300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol-

lege Austermann, die Wirtschaftsforschungsinstitute tei-
len die Einschätzung der Bundesregierung, dass sich
Deutschland aus der Stagnation löst. In der Zusammen-
fassung ist beispielsweise zu lesen – ich zitiere –:

Die deutsche Wirtschaft löst sich langsam aus der
Stagnation. Seit Herbst vergangenen Jahres nehmen
Produktion und Nachfrage wieder zu ... Maßgeblich
für den Produktionsanstieg sind zum einen die Im-
pulse, die – trotz der drastischen Aufwertung des
Euro – vom Aufschwung der Weltwirtschaft aus-
gehen. Zum anderen kommen mit dem Nachlassen
der Unsicherheiten nicht zuletzt im Gefolge des
Irak-Krieges die Anregungen aus dem expansiven
Kurs der Geldpolitik mehr und mehr zum Tragen;
sie stärken die Konjunktur auch im übrigen Euro-
raum. Erste Zeichen einer binnenwirtschaftlichen
Erholung zeigen sich in Deutschland bei den Aus-
rüstungsinvestitionen.

Die Bundesregierung erarbeitet derzeit eine eigene
Konjunkturprognose, die, wie Sie wissen, Grundlage für
die Steuerschätzung sein wird, die Mitte Mai vorgelegt
werden wird. Dabei bewegen wir uns traditionell inner-
halb des Prognosespektrums nicht nur der nationalen
Institute – das haben Sie angesprochen –, sondern auch
internationaler Organisationen. Die Gemeinschaftsdia-
gnose hilft der Bundesregierung bei der eigenen Ein-
schätzung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

Ende dieser Woche werden wir unsere aktualisierte
Konjunkturprognose vorlegen. Mitte Mai erfolgt die
Steuerschätzung. Erst auf Grundlage dieser Daten kann
über mögliche haushaltspolitische Konsequenzen ent-
schieden werden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510402400

Zusatzfragen? – Bitte.


Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1510402500

Meine erste Zusatzfrage: Herr Staatssekretär, ist Ih-

nen bekannt, dass Kollegen aus der Koalition aufgrund
der wirtschaftlichen Entwicklung, die anders verläuft als
erwartet, inzwischen von der Notwendigkeit eines Haus-
haltssicherungsgesetzes sprechen? Ich beziehe mich da-
bei insbesondere auf Aussagen der Kollegin Hermenau
und des Kollegen Schöler. Sie sprechen auch davon, dass
es eine Lücke im Haushalt von mindestens 10 Milliarden
Euro gibt, dies im Zusammenhang mit der Wachstums-
entwicklung, aber auch mit weiteren Faktoren. Sind Sie
nicht der Meinung, dass im Hinblick darauf schon jetzt
und nicht erst nach der Steuerschätzung gehandelt wer-
den muss? Die Erfahrung der letzten Jahre ist, dass nach
einer Steuerschätzung jeweils gesagt wird: Jetzt warten
wir auf die nächste Steuerschätzung. – Ich gehe also da-
von aus, dass im Mai gesagt wird: Wir warten jetzt auf
die Steuerschätzung im November. – Ist es nicht so, dass
aufgrund der eigenen Einschätzung der Kollegen aus der
Koalition eine rasche Entscheidung erforderlich ist und
nicht weiter zugewartet werden kann?

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(C (D K Herr Kollege Austermann, ich habe bei der Bekannt abe des Bundesbankgewinns darauf hingewiesen – Sie issen das aus unserer Diskussion im Haushaltsauschuss –, dass wir durch den deutlich niedrigeren Bunesbankgewinn – statt der traditionell etatisierten ,5 Milliarden Euro sind es nur 250 Millionen Euro – sousagen keine stillen Reserven mehr im Haushalt haben. eswegen ist sicherlich eine Risikoabschätzung vorzuehmen. Ich kenne die Äußerungen der Kollegin und des ollegen aus der Presse, wie Sie auch. Wir werden unere Entscheidungen Mitte Mai treffen, wenn die Steuerchätzung vorliegt. Zweite Zusatzfrage. Ich darf eine weitere Frage stellen. In einem Zeitungs ericht von Anfang dieser Woche heißt es, dass das inanzministerium davon ausgeht, dass sich in der Steuerchätzung Steuermindereinnahmen von Bund, Ländern nd Gemeinden in einer Größenordnung von 6 Milliaren Euro manifestieren werden. Können Sie diese Zahl estätigen? Wenn ja, führen Sie sie auch auf die Enticklung zurück, wie sie die Sachverständigen jetzt der undesregierung bestätigt haben? Ka Herr Kollege Austermann, die endgültigen belastba en Zahlen können erst dann vorgetragen werden, wenn ie kompletten Erkenntnisse aus den einzelnen Ländern em Kreis der Steuerschätzer vorliegen. Das wird in weigen Wochen, nämlich Mitte Mai, sein. Eine weitere Frage, diesmal vom Kollegen Jürgen oppelin. Herr Staatssekretär, können Sie Auskunft darüber ge en, wie oft die Wirtschaftsforschungsinstitute seit mtsantritt der rot-grünen Bundesregierung ihre Pronosen zum Wirtschaftswachstum nach unten korrigieen mussten? Ka Herr Kollege Koppelin, zunächst einmal ist zu sagen, ass sie in den ersten Jahren ihre Prognosen nach oben orrigieren mussten. Erst infolge der weltwirtschaftichen Entwicklung seit 2001 mussten die Prognosen in er Tat nach unten korrigiert werden. Gegenwärtig korriieren sie ihre Prognosen zum Wirtschaftswachstum ieder nach oben. Um das zu belegen, weise ich auf olgenden Sachverhalt hin: Die Institute gehen davon us, dass wir im laufenden Jahr ein Wirtschaftswachsum von 0,9 Prozent haben werden plus ein aus mehr rbeitstagen resultierendes Wirtschaftswachstum von Parl. Staatssekretär Karl Diller 0,6 Prozentpunkten, sodass es insgesamt 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum sind. Die Differenz zwischen 1,5 und 1,7 Prozent liegt übrigens im Bereich des Prognosefehlers. Dann sagen sie, dass im Jahre 2005 aus den 0,9 Prozent 1,7 Prozent Wirtschaftswachstum werden. Weil es im nächsten Jahr allerdings einen Arbeitstag weniger gibt – das hängt damit zusammen, ob Feiertage aufs Wochenende oder mitten in die Woche fallen –, sind 0,2 Prozentpunkte davon abzuziehen, sodass es nach ihrer gegenwärtigen Schätzung real auch 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum sein werden. Herr von Klaeden zur Geschäftsordnung. Herr Präsident, die Antworten der Bundesregierung fallen dermaßen attentistisch und euphemistisch aus und berücksichtigen in keiner Weise die dramatische Entwicklung insbesondere in Ostdeutschland. Deswegen beantragen wir, zu diesem Thema eine Aktuelle Stunde nach der Fragestunde durchzuführen. Vielen Dank. Es wird dann eine Aktuelle Stunde zu diesem Thema nach Abwicklung der Fragestunde geben. Natürlich können jetzt noch weitere Fragen zu diesem Punkt gestellt werden. Es hatte sich der Kollege Werner Kuhn gemeldet. Herr Staatssekretär, sind Sie in der Lage, ein differen ziertes Bild der Wachstumsprognosen des DIW für die neuen Bundesländer aufzuzeigen? Seit Jahren stagniert der Aufholprozess in Ostdeutschland nicht nur, sondern die Schere zwischen Ost und West geht bezüglich des Wirtschaftswachstums ja sogar noch weiter auseinander. K Herr Kollege, Sie wissen wie ich, dass im produzierenden Gewerbe in Ostdeutschland erfreuliche Wachstumsraten zu verzeichnen waren und sind, dass aber die Gesamtentwicklung in Ostdeutschland durch die negative Entwicklung in der Bauwirtschaft nach unten gezogen wird. Dieser Prozess wird sich irgendwann beruhigen, sodass wir auch in diesem Bereich in Ostdeutschland wieder erfreuliche Wirtschaftswachstumsraten bekommen werden. (Werner Kuhn [Zingst] [CDU/CSU]: Eine Nachfrage!)

Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1510402600
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510402700
Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1510402800
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1510402900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510403000
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1510403100
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1510403200




(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510403300
Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1510403400
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510403500
Werner Kuhn (CDU):
Rede ID: ID1510403600
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1510403700


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510403800

Nein, eine zweite Frage lasse ich nicht zu.
Herr Staatssekretär, ich würde Sie bitten, etwas lauter

zu sprechen, denn an meinem Platz sind Sie akustisch
überhaupt nicht zu verstehen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Ich habe ihn noch nie verstanden!)




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(C (D Ich habe von „akustisch“ gesprochen. Eine weitere Frage hat der Kollege Michael retschmer. Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Staatssekretär, önnen Sie ausschließen, dass eventuelle Mindereinnahen auch auf den Forschungshaushalt durchschlagen, lso dort weitere Kürzungen vorgenommen werden müsen? Sie wissen ja, dass im Jahr der Innovationen, das iese Bundesregierung ausgerufen hat, bis heute schon ie Projektmittel um über 11 Prozent gekürzt wurden. as hat dramatische Folgen für die Forschung in eutschland und zieht Entlassungen bzw. Einstellungstopps nach sich. Können Sie eine Aussage dazu treffen, ass derzeit eine ganze Reihe von Programmen auf Eis iegen und nicht angefahren werden, mit den beschriebeen Folgen? Ist dies möglicherweise im Hinblick auf die etzt eingetretene Situation geschehen, dass große Minereinnahmen zu erwarten sind? K Herr Kollege, Letzteres kann ich ausschließen. Im brigen sind Entscheidungen für die Zukunft im Lichte er Steuerschätzung von Mitte Mai zu treffen. Die nächste Frage hat die Kollegin Susanne Jaffke. Herr Staatssekretär, plant die Bundesregierung mit lick auf die Einnahmeausfälle, die jetzt bekannt geworen sind, auch Einschnitte bei den Barmitteln im Buneshaushalt bezüglich der GA Ost vorzunehmen, und, enn ja, in welcher Größenordnung? K Frau Kollegin, es gibt, wie ich mehrfach ausführte, eine konkreten Planungen. Wir werden Entscheidungen rst treffen, wenn die Steuerschätzung Mitte Mai voriegt. Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Wir kommen dann zu den Fragen auf der Druck ache 15/2953 in der üblichen Reihenfolge. Die Frage 1 es Kollegen Nolting aus dem Bereich des Bundesminiseriums der Verteidigung soll schriftlich beantwortet erden. Herr Staatssekretär Wagner, Ihr Bereich ist dait erledigt. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktoricherheit. Zur Beantwortung steht die Parlamentarische taatssekretärin Margareta Wolf zur Verfügung. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Ich rufe zunächst die Frage 2 der Kollegin Tanja Gönner auf: Welche konkreten Maßnahmen wird die Bundesregierung nach der Entscheidung der Europäischen Kommission vom 20. April 2004 in Straßburg in die Wege leiten, um fristgerecht die durch die Umsetzung der Pfandregelung der Bundesrepublik Deutschland nach Auffassung der Europäischen Kommission entstandene Behinderung des Wettbewerbs im Binnenmarkt zu beseitigen und somit eine Klage beim Europäischen Gerichtshof zu vermeiden? Ma Frau Kollegin Gönner, die Bundesregierung ist der Auffassung, dass die Umsetzung der Pfandpflicht in Deutschland mit europäischem Recht vereinbar ist und den Wettbewerb nicht behindert. Aus Sicht des Bundesumweltministeriums hat die Europäische Kommission die Ausführungen der Bundesregierung im Vertragsverletzungsverfahren bisher nicht ausreichend gewürdigt. Der Wortlaut der mit Gründen versehenen Stellungnahme der Kommission ist der Bundesregierung, wie Sie wissen, mit Datum vom 22. April 2004, 16.30 Uhr, zugeleitet worden. Die Bundesregierung prüft derzeit die Stellungnahme der Kommission. Nach Abschluss der Prüfung wird zu entscheiden sein, ob und gegebenenfalls inwieweit die Bundesregierung an ihrer Stellungnahme gegenüber der Europäischen Kommission vom 22. Dezember 2003 hinsichtlich ihrer rechtlichen Bewertung festhält oder ob gegebenenfalls Anlass besteht, diese zu ergänzen oder zu modifizieren. Es ist beabsichtigt, in diese Prüfung auch die in Kürze zu erwartenden Schlussanträge des Generalanwalts beim Europäischen Gerichtshof in zwei beim EuGH anhängigen Verfahren zur deutschen Pfandregelung mit einzubeziehen. Zusatzfrage, Frau Gönner? Frau Staatssekretärin, kann ich Ihren Worten damit entnehmen, dass die Bundesregierung derzeit keine Notwendigkeit zum Handeln sieht, sondern an ihrer bisher gegenüber der Kommission vorgetragenen Rechtsauffassung, dass die Verpackungsverordnung und die derzeit geltende Pfandpflicht mit europäischem Recht im Einklang stehen, festhält, und dies, obwohl sie jetzt zum zweiten Mal eine Stellungnahme der Kommission erhalten hat – im Übrigen mit Androhung des Vertragsverletzungsverfahrens –, die zum Ausdruck bringt, dass diese eben nicht europäischem Recht genügen? Ma Frau Kollegin Gönner, ich bitte um Nachsicht. Ich habe vorgetragen, dass wir das Schreiben der Kommission am 22. April erhalten haben. Wir sind natürlich gehalten, dieses Schreiben sorgfältig zu analysieren, und werden aufgrund dieses Schreibens Eckpunkte erarbei t w h i t t 1 d e E h a l e d t d d E g a d k R d u G S l m h m p k g D b d – D (C (D en, die in diesem Hause sicherlich zu diskutieren sein erden. Aber ich möchte Sie in diesem Kontext darauf inweisen, dass sich das Oberverwaltungsgericht Berlin n vier parallelen Verfahren eingehend mit der Argumenation der Kommission auseinander gesetzt und die Posiion der Bundesregierung in seinen Beschlüssen vom 5. April dieses Jahres ausdrücklich bestätigt hat. Auch ies spricht dafür, in unsere Antwort die in Kürze zu rwartenden Schlussanträge des Generalanwalts beim uropäischen Gerichtshof zu den zwei beim EuGH anängigen Verfahren einzubeziehen. Ich denke, dass Sie ls Juristin durchaus Verständnis dafür haben. Weitere Zusatzfrage, Frau Gönner. Als Juristin habe ich zwar Verständnis dafür. Ich er aube mir trotzdem die Bemerkung, dass die Frage, ob ine Regelung dem europäischen Recht entspricht, nicht urch das OVG Berlin entschieden wird, dessen Halung in unterschiedlichen Verfahren schon mehrfach eutlich geworden ist. Nach wie vor entscheiden dies ie Kommission als Hüterin der Verträge und der uGH. Ich lasse mich überraschen, wie Sie die etwaien Schlussanträge bewerten werden, und gehe davon us, dass die Bundesregierung schon den einen oder aneren Hinweis aus der mündlichen Verhandlung beommen hat. Ich möchte Sie fragen, ob Sie auch zukünftig an der echtsauffassung festhalten wollen, dass nicht die Bunesregierung für ein Rücknahmesystem zuständig ist, nd ob Sie nach wie vor der Meinung sind, dass die rundlagen eines marktwirtschaftlichen Systems, die ie gelegt haben, zu dem führen, was in Art. 7 der Richtinie festgelegt ist. Ma Sehr geehrte Frau Kollegin Gönner, wir sehen im Moent keinen Anlass, von unserer ursprünglichen Rechtsosition abzugehen. Vielen Dank. – Ich freue mich, dass die sozialdemo ratische Fraktion ein solch großes Interesse an der Fraestunde zeigt. (Beifall des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/ CSU])

Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1510403900
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1510404000
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510404100
Susanne Jaffke (CDU):
Rede ID: ID1510404200
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1510404300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510404400




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Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510404500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510404600
Tanja Gönner (CDU):
Rede ID: ID1510404700
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510404800
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510404900
Tanja Gönner (CDU):
Rede ID: ID1510405000
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510405100
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510405200

ieses Interesse könnte aber auf einer Fehlinformation
eruhen. Ich will Sie daher darüber in Kenntnis setzen,
ass die Aktuelle Stunde erst in 95 Minuten stattfindet.


(Joachim Poß [SPD]: Das wäre nicht die erste Fehlinformation!)


Aber nicht von mir, sondern aus Ihren eigenen Reihen.
as ist der Unterschied.






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Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Wir kommen zur Frage 3 der Kollegin Tanja Gönner:

Wie stellt sich die Bundesregierung zu der Aussage der
Europäischen Kommission – Mitteilung der Kommission SG

(2004) D/50740 –, dass die Höhe des Pfandes zwar in der gel-

tenden Verpackungsverordnung bereits enthalten ist, der in
der Novelle der Verpackungsverordnung erstmals auf alle
Einwegverpackungen ausgedehnte Anwendungsbereich aber
eine Neubewertung der Regelungen nötig macht, und wie will
sie darauf reagieren?

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Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510405300


Frau Kollegin Gönner, die zitierte Mitteilung der
Kommission ist eine Reaktion auf die deutsche Stellung-
nahme vom 26. Januar 2004, die auf die ausführliche
Stellungnahme der Kommission zu dem notifizierten
Verordnungsentwurf der deutschen Pfandnovelle vom
6. Oktober 2003 erfolgte.

In ihrer ausführlichen Stellungnahme vom Oktober
2003 trug die Kommission vor, dass die Höhe des Pfand-
betrages von 25 Cent auf Verpackungen unabhängig von
ihrer Größe möglicherweise nachteilige Auswirkungen
auf einige Getränke habe. Die Verbraucher könnten da-
von absehen, so die Kommission, Produkte zu kaufen,
bei denen das Pfand den Produktwert erreicht oder über-
steigt.

In ihrer Stellungnahme vom 26. Januar dieses Jahres
hat die Bundesregierung die Kommission darauf hin-
gewiesen, dass die Pfandhöhe unmittelbar mit der durch
die Pfandpflicht bezweckten Lenkungswirkung zuguns-
ten der abfallvermeidenden und gesamtökologisch
vorteilhaften Mehrwegverpackung korrespondiert. Es
wurde ferner darauf hingewiesen, dass der Produktwert
in aller Regel deutlich über dem Pfandbetrag liegt.
Selbst wenn der Pfandwert in Einzelfällen den Produkt-
wert erreichen sollte, führe dies jedenfalls nicht dazu,
dass die Verbraucher davon absehen, solche Produkte zu
kaufen. Zu berücksichtigen ist dabei, dass der Pfandbe-
trag zwar beim erstmaligen Erwerb eines solchen Ge-
tränkes anfällt, bei weiteren Erwerbsfällen aber vom
Verbraucher nicht mehr aufzuwenden ist.

Ferner hat die Bundesregierung die Kommission
darüber informiert, dass ihr keine Erkenntnisse darüber
vorliegen, dass die nunmehr seit über einem Jahr prak-
tizierte Pfandregelung die von der Kommission unter-
stellte Wirkung zeigt. Im Gegenteil: Die Marktanteile
der Vertreiber, die besonders niedrigpreisige pfand-
pflichtige Getränke im Sortiment führen, haben sich im
vergangenen Jahr erhöht. Mit einer weiteren Abstufung
der Pfandhöhe nach unten würde unweigerlich ein Len-
kungseffekt zugunsten kleinerer Verpackungsgrößen
bewirkt werden. Dieses ist aber aus ökologischen Grün-
den nicht zu rechtfertigen und stünde mit den Zielen im
zweiten Erwägungsgrund der Verpackungsrichtlinie
nicht im Einklang, wonach die Verringerung der Ge-
samtmenge an Verpackungen anzustreben ist.

In ihrer in der Fragestellung zitierten Mitteilung vom
15. April 2004 geht die Kommission auf die ausführli-
chen Darlegungen der Bundesregierung leider in keiner
Weise ein. Sie führt nunmehr erstmals in diesem Zusam-

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(C (D enhang an, dass der im notifizierten Entwurf gegenber dem geltenden Recht geänderte Anwendungsbeeich der Pfandregelung eine Rolle spielen würde. Die undesregierung sieht in dieser Aussage keinen Anlass, hre Stellungnahme vom 26. Januar dieses Jahres zu moifizieren. Zusatzfrage, Frau Gönner? Ja, bitte. – Trotzdem eine Nachfrage: Es ist ja nicht ur die Kommission, die Bedenken hinsichtlich des notiizierten Entwurfs vorträgt. Sieben Länder haben ausührliche Stellungnahmen abgegeben und ein weiteres and hat Bemerkungen dazu gemacht. Sie alle gehen in ie Richtung der Bedenken, die die Kommission vorrägt, indem ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass s einen Unterschied gibt zwischen dem heutigen Anendungsbereich, der Mehrwegquote, und der Zieletzung in der Zukunft, wonach alle Einweggetränkeverackungen der Pfandpflicht unterliegen sollen. Die ommission weist darauf hin, dass die Bundesregierung nderungen des Verordnungsentwurfes in Betracht zieen sollte, um den Bedenken der Kommission – ich eränze: auch den Bedenken der Mitgliedsländer – Rechung zu tragen. Wird zumindest geprüft, inwiefern hier öglicherweise ein Unterschied besteht? Werden also ie Bedenken der Kommission erneut geprüft oder wird atsächlich gesagt, man sehe keine Notwendigkeit einer nderung, und die Stellungnahme der Kommission wird och nicht einmal überprüft? Ma Frau Kollegin Gönner, wie ich bei der vorhergehen en Frage gesagt habe, werden wir natürlich das Schreien der Kommission ausführlich analysieren und prüfen. assen Sie mich aber noch einmal feststellen, dass sich ie Beanstandungen der Länder und der Kommission icht auf den vorgelegten Entwurf einer Dritten Verordung zur Änderung der Verpackungsverordnung bezieen, sondern die Pfandpflicht nach geltendem deutschen echt betreffen. Die Einwendungen sind demnach nicht egenstand des vorliegenden Verfahrens. Wie gesagt, wir werden das alles ganz sorgsam prüfen nd über unsere Antwort in diesem Hohen Hause zu disutieren haben. Sie wissen, dass ich Ihnen ungern widerspreche; es esteht allerdings ein Unterschied. Es gibt zwei unterchiedliche Verfahren der Europäischen Kommission: as erste hinsichtlich der derzeit geltenden Pfandpflicht nd das zweite hinsichtlich der Novellierung der Verackungsverordnung, die derzeit noch im Bundesrat zur ntscheidung ansteht. Genau darauf bezieht sich die itteilung der Kommission. Sie macht darin klar, dass ie ebenfalls große Bedenken gegen die jetzt vorliegende ovelle vor dem Hintergrund hat, dass der Anwen Tanja Gönner dungsbereich erweitert wurde und deswegen aufgrund der Höhe des Pfandes Marktverwerfungen befürchtet werden. Insofern wäre ich dankbar, wenn die Bundesregierung bei ihrer Prüfung zwischen diesen beiden Verfahren unterscheiden würde; denn ich glaube, es täte diesem Haus gut. Ma Selbstverständlich differenzieren wir zwischen diesen beiden Verfahren, Frau Kollegin Gönner. Aber es muss erlaubt sein, in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass die Pfandhöhe bereits im geltenden Recht enthalten ist und von der Kommission bei der damaligen Notifizierung nicht beanstandet wurde, obwohl das Pfand, gemessen an der Kaufkraft, seinerzeit deutlich höher war. Darauf sollte man in diesem Hohen Hause im Vorfeld der Erarbeitung einer Antwort an die Kommission durchaus einmal hinweisen. Vielen Dank, Frau Staatssekretärin. Wir kommen dann zum Geschäftsbereich des Bun desministeriums für Bildung und Forschung. Herr Matschie, auch Sie werden nicht benötigt, weil die Kollegin Gudrun Kopp erkrankt ist und um schriftliche Beantwortung der von ihr gestellten Frage 4 gebeten hat. Die beiden Fragen zum Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes – das waren die Fragen 5 und 6 des Abgeordneten Wimmer – wurden zurückgezogen. Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Justiz. Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Staatssekretär Alfred Hartenbach zur Verfügung. Ich rufe die Frage 7 der Kollegin Hannelore Roedel auf: Wie bewertet die Bundesregierung, nachdem die Anhörung des Europäischen Parlaments zur EU-Richtlinie zur Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung von Frauen und Männern beim Zugang zu und bei der Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen abgeschlossen ist und zur Entscheidung im Ministerrat ansteht, diese Richtlinie? A Ich war etwas überrascht, wie schnell wir vorankommen; deswegen bitte ich um Nachsicht, dass ich nach Ihnen aufgestanden bin, Frau Roedel. Ich möchte Ihre Frage wie folgt beantworten: Voranzustellen ist, dass der Vorschlag der Europäischen Kommission vom November 2003 – ich betone das Wort „Vorschlag“ – für eine Richtlinie des Rates zur Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung von Frauen und Männern beim Zugang zu und bei der Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen derzeit nicht zur Entscheidung im Rat ansteht. Der Vorschlag stützt sich auf die Rechtsgrundlage des Art. 13 des EG-Vertrages, der den Rat der Europäischen U n m s r a l d e d s r t d g i ö r d z s n v B D b l g a P u s 2 f A o d r m d g s d (C (D nion ermächtigt, auf Vorschlag der Kommission und ach Anhörung des Europäischen Parlaments einstimig im Rahmen der durch den Vertrag auf die Gemeinchaft übertragenen Zuständigkeiten geeignete Vorkehungen zu treffen, um Diskriminierungen unter anderem us Gründen des Geschlechts zu bekämpfen. Die Richtinie muss einstimmig durch den Rat verabschiedet weren. Das Europäische Parlament verfügt lediglich über in Anhörungsrecht. Seit Dezember 2003 wird der Richtlinienvorschlag in er zuständigen Arbeitsgruppe des Rates der Europäichen Union, in welcher sich Delegationen der Regieungen sämtlicher alter und auch neuer Mitgliedstaaten reffen, verhandelt. Anfang Juni 2004 wird er erstmals urch die zuständigen Minister im Rat für Beschäftiung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz m Rahmen einer allgemeinen Orientierungsdebatte errtert werden. Die Verhandlungen im Rat werden voaussichtlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen; denn ie nach dem Beitritt der zehn neuen Mitgliedstaaten um 1. Mai 2004 25 Mitgliedstaaten müssen sich eintimmig auf einen für alle akzeptablen Richtlinientext eiigen. Zur Frage der Bewertung des Richtlinienvorschlags erweise ich auf die umfassenden Ausführungen in dem ericht der Bundesregierung zur Unterrichtung des eutschen Bundestages vom 11. Februar 2004. Darin egrüßt die Bundesregierung die Zielrichtung des Richtinienvorschlags, bezweifelt aber eine ausreichende Beründung eines Handlungsbedarfs gerade im Hinblick uf den mit der Richtlinie verbundenen Eingriff in die rivatautonomie. An dieser Bewertung hat auch die Berteilung des Richtlinienvorschlags durch das Europäiche Parlament in dessen Entschließung vom 30. März 004 nichts geändert. Zusatzfrage, Frau Kollegin. Können Sie mir noch etwas mehr über den Meinungs indungsprozess in der Bundesregierung sagen, als der ntwort vom 29. Dezember 2003 zu entnehmen war, der befinden Sie sich noch in der Abstimmungsphase? A Ich habe Ihnen soeben das Meinungsbild der Bundes egierung vorgetragen. Es gibt keine weitere Abstimungsphase. Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Die beiden einzigen Fragen zum Geschäftsbereich es Bundesministeriums der Finanzen, nämlich die Fraen 8 und 9 des Kollegen Hans Michelbach, werden chriftlich beantwortet. Das Gleiche gilt für den Geschäftsbereich des Bun esministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Landwirtschaft: Die Frage 10 der Kollegin Gudrun Kopp und die Frage 11 der Kollegin Gitta Connemann werden schriftlich beantwortet. Wir kommen damit direkt zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung. Zur Beantwortung der Fragen steht die Parlamentarische Staatssekretärin Marion Caspers-Merk zur Verfügung. Ich rufe zunächst die Fragen 12 und 13 des Abgeordneten Bahr auf: Wie bewertet die Bundesregierung – vergleiche „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 5. April 2004 – die im Vergleich zum Vorjahr laut Kinderärzten um 30 Prozent gesunkene Zahl der Masernimpfungen bei Kindern? Welchen Zusammenhang sieht die Bundesregierung zwischen dem Rückgang der Impfungen und der Einführung der Praxisgebühr im Rahmen der Gesundheitsreform und, soweit es sich um einen Trend handelt, was gedenkt die Bundesregierung dagegen zu unternehmen? M Herr Kollege Bahr, Sie fragen aufgrund einer Veröffentlichung in der „FAZ“, ob der Bundesregierung die Zahlen bekannt sind bzw. ob sie sie bestätigen kann, die von einem dramatischen Rückgang des Impfens von Kindern und Jugendlichen sprechen. In diesem Artikel wurde ein Zusammenhang mit den Regelungen des GKV-Modernisierungsgesetzes hergestellt. Auch mich haben diese Pressemeldungen alarmiert und ich habe bei der KBV nachfragen lassen, ob diese Zahlen bestätigt werden können und aufgrund welcher Tatsachen diese Pressemitteilungen zustande kommen konnten. Die KBV kann diese Zahl ausdrücklich nicht bestätigen. Darüber hinaus halten wir den Eindruck, den dieser Artikel erweckt, für unzutreffend. Seitens der KBV wurde uns mitgeteilt, dass ein Rückgang von Masernimpfungen von Kindern nicht bestätigt werden kann, da die Abrechnungszahlen für das erste Quartal 2004 noch nicht vorliegen. Sie hat ferner recherchiert, dass der Kinderarzt, auf dessen Informationen der Artikel der „FAZ“ vom 5. April 2004 letztlich zurückgeht, seine Einschätzung auf der Basis der Absatzzahlen des Masernimpfstoffs getroffen hat. Absatzzahlen sind aber nicht aussagekräftig. Kurzfristige Änderungen von Verkaufszahlen lassen keine ausreichenden Rückschlüsse auf tatsächlich durchgeführte Impfungen, insbesondere bei Subpopulationen, zu. Bei einem beobachteten unerwartet hohen Rückgang von Verkaufszahlen kann es sich um ein vorübergehendes Phänomen handeln. Ein solcher Effekt könnte zum Beispiel eintreten, weil Impfungen kurzfristig verschoben werden oder weil im Vorzeitraum, zum Beispiel aufgrund von Epidemien in Reiseländern, besonders viel geimpft wurde bzw. vorübergehend mehr Impfstoff bestellt wurde, als aktuell benötigt wurde. Aus Änderungen der Verkaufszahlen beim Impfstoff für Masern, Mumps und Röteln ist nur begrenzt erkennbar, auf welche Altersgruppen dies gegebenenfalls Auswirkungen hat. Da die Impfung nicht auf einen bestimmten Zeitpunkt begrenzt ist, kann sie jederzeit erfolgreich n U d d G s G d n d t d f K I r g I t k h d g g h a G n N g d w J 3 S d d B r I d i t g a d (C (D achgeholt werden. Nur ein langfristiger Rückgang der msätze wäre daher Besorgnis erregend. Pauschale Angaben von Durchimpfungsraten für Kin er sind grundsätzlich nicht möglich, da es kein Register es Impfstatus gibt. Angaben sind allenfalls für die ruppe der Kinder verfügbar, die eingeschult werden, da eit In-Kraft-Treten des Infektionsschutzgesetzes die esundheitsämter oder die von ihnen beauftragten Ärzte en Impfstatus bei Erstaufnahme in die erste Klasse eier allgemein bildenden Schule zu erheben haben und ie hierbei gewonnenen aggregierten und anonymisieren Daten über die obersten Landesgesundheitsbehörden em Robert-Koch-Institut übermittelt werden. Also nochmals: Diese Hochrechung ist deutlich ver rüht. Sie kann unsererseits nicht bestätigt werden. Der BV liegen diesbezüglich keine gesicherten Zahlen vor. nsgesamt muss man auch sehen, dass es in der Bevölkeung, gerade auch bei Kindern und Jugendlichen, eine enerelle Impfmüdigkeit gibt. Ich betone an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich: mpfen ist bei vielen Krankheiten das Beste, was man un kann. Es hat sich bewährt. Dass gerade Infektionsrankheiten in Deutschland so zurückgedrängt wurden, at mit dem Impfen zu tun. Es wäre deshalb wichtig, ass wir alle, die wir hier im Bundestag vertreten sind, emeinsam dafür sorgen, dass die Impfraten wieder steien. Ich will an dieser Stelle auch noch einmal sagen: Es atte seinen guten Grund, dass sowohl das Impfen als uch die Gesundheitsuntersuchungen von Kindern im MG von der Praxisgebühr befreit wurden und auch icht mit Zuzahlungen belastet sind. Zusatzfrage? Frau Staatssekretärin, Herr Präsident, ich habe eine achfrage. Sie sagten, Sie könnten diese Zahl zum jetzien Zeitpunkt nicht bestätigen. Wann rechnen Sie mit em Vorliegen der entsprechenden Zahlen über die Enticklung der Impfungen in den ersten Monaten dieses ahres? Wenn wir dann einen Rückgang um etwa 0 Prozent feststellen würden, sollte uns das dann aus icht der Bundesregierung alarmieren und Anlass sein, arüber zu diskutieren, wie die Zahl der Impfungen wieer steigen kann? M Herr Kollege Bahr, ich habe bereits gesagt, dass die einen Absatzzahlen noch nichts über die tatsächliche mpfquote von Kindern aussagen. Denn natürlich weren auch Impfungen bei der erwachsenen Bevölkerung, nsbesondere im Zusammenhang mit Auslandsaufenthalen, durchgeführt. Deswegen steigt die Zahl der Impfunen zum Beispiel vor der Reisezeit. Es ist zum Beispiel uch nicht klar, ob Impfstoffe teilweise bevorratet weren. Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk Wenn die Zahl der Impfungen bei Kindern und Ju gendlichen tatsächlich zurückgehen würde, müssten wir handeln. Wir haben noch einmal nachgefragt, wie die Absatzzahlen aussehen und ob man aus ihnen auf einen Trend schließen kann. Ich lese Ihnen aus den Erhebungen zum ersten Quartal vor: Der Absatz der Masernimpfstoffe ging im ersten Quartal 2004 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 69 Prozent zurück, war aber im vierten Quartal 2003 um 94 Prozent gestiegen. Bei Rötelnimpfstoffen ergab sich im ersten Quartal 2004 sogar ein Absatzzuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 38 Prozent. Das heißt: Erstens kann man nicht von einem generellen Rückgang der Absatzzahlen sprechen. Zweitens muss man eventuelle Vorzieheffekte mit berücksichtigen und drittens stimme ich Ihnen zu, dass wir bei einem tatsächlichen Rückgang des Anteils der geimpften Kinder, eine deutliche Initiative für das Impfen entwickeln müssten. Wir müssten die Bevölkerung auch verstärkt darauf hinweisen, dass Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen und die Untersuchungen von Kindern unter 18 Jahren von der Praxisgebühr generell befreit sind. Das sollte man der Bevölkerung mit geeigneten öffentlichen Maßnahmen klar machen, wenn sich die Impfquote tatsächlich verschlechtert. Weitere Zusatzfrage? – Bitte. Eine meiner Fragen haben Sie noch nicht beantwor tet: wann wir damit rechnen können, dass die entsprechenden Zahlen vorliegen. Ich verstehe den Zusammenhang zwischen den Absatzzahlen und der Anzahl der Impfungen, den Sie dargestellt haben. Aber trotzdem muss es doch eine Kalkulation des Ministeriums geben, wann wir mit den Zahlen rechnen können. Denn dass diese Zahlen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorliegen, heißt ja noch nicht, dass wir sie nicht im Laufe dieses Jahres bekommen werden. M Ich habe Ihnen gesagt: Die einzige Möglichkeit, gesicherte Fakten zur Anzahl geimpfter Kinder zu erhalten, besteht zum Zeitpunkt ihrer Einschulung. Das ist natürlich zu spät. Deswegen haben wir die Kassenärztliche Bundesvereinigung aufgefordert – sie hat uns auch zugesagt, das zu tun –, eigene Erhebungen vorzunehmen und die Bundesregierung unverzüglich zu informieren, sofern sich aus den Ergebnissen Handlungsbedarf ergibt. In diesem Fall könnte zum Beispiel die Gruppe der Kinderund Jugendärzte gezielt angeschrieben und gebeten werden, darauf zu achten, ob ein signifikanter Rückgang von Impfungen zu verzeichnen ist, und uns dies gegebenenfalls mitzuteilen. Wir kommen zu Frage 14 der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch: B o 2 d M h d A d d s d Z A 2 c d n z c i Z l F P w r w – e P d V s B M d t V g e (C (D Trifft es zu – vergleiche „Süddeutsche Zeitung“ vom 20. April 2004 –, dass im ersten Quartal über 200 000 Patienten ihre Praxisgebühren nicht bezahlt haben und die Kassenärztlichen Vereinigungen sich weigern, Mahnverfahren einzuleiten? M Frau Kollegin Lötzsch, Sie haben die Frage gestellt, b es zutrifft, dass im ersten Quartal dieses Jahres über 00 000 Patienten keine Praxisgebühr bezahlt haben und ie Kassenärztlichen Vereinigungen sich weigern, ahnverfahren einzuleiten. Die Zusammenhänge, die ier dargestellt wurden, sind spekulativ; denn man muss ie entsprechenden Zahlen im Zusammenhang mit der nzahl der Arztbesuche betrachten. Dann ergibt sich ein eutlich verändertes Bild. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat die Zahl, ie Sie genannt haben, ermittelt, indem sie in drei Kasenärztlichen Vereinigungen die Zahl der Fälle, in denen ie Praxisgebühr nicht gezahlt wurde, ermittelt und diese ahl auf das gesamte Bundesgebiet hochgerechnet hat. ngesichts der Tatsache, dass es bundesweit insgesamt 3 Kassenärztliche Vereinigungen mit unterschiedlihen Strukturen gibt, ist die Bezugnahme auf lediglich rei Kassenärztliche Vereinigungen als Datengrundlage icht ausreichend, um eine valide Zahl von Nichtzahlern u ermitteln. Selbst wenn wir davon ausgehen, dass der angespro hene Trend stimmt – faktisch wurden nur 38 000 Fälle n drei Kassenärztlichen Vereinigungen ermittelt; diese ahl wurde dann hochgerechnet –, beträgt die Nichtzaherquote bezogen auf 25 Millionen zuzahlungsrelevante älle lediglich 0,15 Prozent. Diese Zahl zeigt, dass die atientinnen und Patienten die Praxisgebühr ganz überiegend entrichtet haben. Ich glaube, viele andere Beufsgruppen, die auf Zuzahlungen in anderer Form angeiesen sind, wären über eine Nichtzahlerquote von aufgerundet – 0,2 Prozent sehr froh. Eine Zusatzfrage, Frau Lötzsch? – Bitte. Vielen Dank, Herr Präsident. – Frau Staatssekretärin, inige Krankenkassen haben sich ja entschlossen, keine raxisgebühr mehr zu erheben und das Hausarztprinzip urchzusetzen. Wie viele Krankenkassen werden dieses erfahren nach Ihrer Kenntnis wählen und wie viele Vericherte werden davon betroffen sein? M Der von Ihnen beschriebene Weg wurde im GKVodernisierungsgesetz ausdrücklich eröffnet. Ein Ziel er Bundesregierung war es, den Kassen größere Gestalungsmöglichkeiten hinsichtlich ihres Angebots an die ersicherten einzuräumen. Dazu können Bonusmodelle ehören, durch die zum Beispiel jemandem, der an inem Diabetikerprogramm teilnimmt oder zunächst zu Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk seinem Hausarzt geht, die Praxisgebühr erlassen werden kann. Wir haben keine vollständige Kenntnis über die einzelnen Programme der Kassen, verfolgen ihre Ankündigungen aber sehr aufmerksam. Der Gesetzgeber wollte ausdrücklich – in diesem Haus gab es zum GKV-Modernisierungsgesetz ja große Zustimmung –, dass die Kassen größere Gestaltungsspielräume bekommen. Aus Untersuchungen, die beispielsweise in der Schweiz durchgeführt wurden, wissen wir, dass Hausarztmodelle mit qualifizierten Hausärzten Steuerungsfunktionen im System erfüllen und zu deutlichen Einsparungen führen können. Deswegen ist es sachgerecht, dass diejenigen Krankenkassen, die freiwillig das Hausarztmodell anbieten – sodass der Hausarzt seine Aufgabe als Lotse im Gesundheitssystem erfüllen kann –, von der Erhebung der Praxisgebühr absehen können, um den Patientinnen und Patienten einen Anreiz zu geben, sich im System vernünftig zu verhalten. Wir kennen die Presseankündigungen: Es gibt zum Beispiel in Mannheim einen Modellversuch, den die AOK Baden-Württemberg zum Hausarztmodell durchführt. Wir haben darüber hinaus Kenntnis, dass große Ersatzkassen im Moment Nachlässe bei der Teilnahme an Diabetikerprogrammen anbieten. Ich kann Ihnen aber nicht abschließend sagen, wie viele es im Einzelnen sind. Wir wollten auf jeden Fall gewährleisten, dass es nicht zu einer Umfinanzierung dergestalt kommt, dass ein Bonus gezahlt wird, während sich gleichzeitig die wirtschaftliche Situation der Kassen verschlechtert. Im Gesetzgebungsverfahren ist abgesichert worden, dass diese Bonusstrukturen nicht zulasten der allgemeinen Leistungen der Kassen verrechnet werden dürfen. Die Modelle müssen sich unter dem Strich rechnen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass zum Beispiel gut eingestellte Chroniker, Menschen, die freiwillig den Hausarzt als Lotsen wahrnehmen, zu Einsparungen im System beitragen. Damit ist der Erlass der Praxisgebühr in diesem Fall gerechtfertigt und aus diesem Grund haben wir diese Option ausdrücklich eröffnet. Zweite Zusatzfrage, bitte schön. Vielen Dank, Herr Präsident. – Ich will zunächst noch darauf hinweisen, dass wir von der PDS zu denen gehört haben, die dem in Rede stehenden Gesetz nicht zugestimmt haben. Frau Staatssekretärin, darf ich Ihrer Antwort entnehmen, dass die Bundesregierung eigentlich der Auffassung ist, dass die bei jedem Arztbesuch zu entrichtende Praxisgebühr überhaupt nicht sachgerecht ist? M Liebe Kollegin, Sie haben offensichtlich nicht sorgfältig genug zugehört: Genau dies habe ich nicht gesagt. Wir haben in Deutschland im europäischen Vergleich die m d d p H u k b k z K w x c i V v K d s G E k k z B d v w b t – 1 s h G t d G b K d d S d F (C (D eisten Arztbesuche und sehr kurze Verweildauern in er Arztpraxis. Teilweise hatten wir ein Ärzte-Hopping, as nicht gerechtfertigt war, teilweise sind durch Dopeluntersuchungen Zusatzkosten im System angefallen. ier kann die Praxisgebühr steuernde Wirkung entfalten. Sie ist natürlich auch ein Finanzierungsinstrument, m das hohe Defizit der Krankenkassen abzubauen. Es ann schließlich nicht angehen, dass die Krankenkasseneiträge tendenziell immer weiter steigen. Dieser Trend onnte gestoppt und umgekehrt werden. Die Alternative um GKV-Modernisierungsgesetz wären steigende rankenkassenbeiträge gewesen; das muss man immer ieder sagen. Wir haben uns für das Instrument der Praisgebühr entschieden, weil dieses Instrument zu deutlihen Einsparungen führt und es den Kassen ermöglicht, m Wettbewerb miteinander finanzielle Anreize für die ersicherten zu schaffen, sich im System vernünftig zu erhalten. Wir sind für Vielfalt bei den Angeboten der assen und wir sind für mündige Versicherte und münige Patientinnen und Patienten, die sich die für sie pasende Struktur selbst auswählen. Eine weitere Frage der Kollegin Pau. Frau Staatssekretärin, Sie haben eben als Ziel des KV-Modernisierungsgesetzes und insbesondere der inführung der Praxisgebühr eine Senkung der Krankenassenbeiträge genannt. Ist der Bundesregierung beannt, wie viele Krankenkassen tatsächlich mit dem Proess der Senkung begonnen haben? M Frau Kollegin, zunächst einmal ist festzuhalten, dass ie Kassen Ende letzten Jahres in einer Größenordnung on gut 5 Milliarden Euro verschuldet waren. Das heißt, enn wir nichts getan hätten, lägen die Krankenkasseneiträge mittlerweile erheblich höher. Zu zwei Zeitpunken sind Senkungen erfolgt: Die erste Senkungswelle zum 1. Januar dieses Jahres – hat Kassen mit ungefähr 3 Millionen Versicherten erfasst, eine zweite, die Kasen mit weiteren 12 Millionen Versicherten betroffen at, war zum 1. April dieses Jahres zu verzeichnen. roße Versorgerkassen haben ihre Beiträge gesenkt: uner anderem die DAK, die BEK und zwei AOKs. Vor em Hintergrund der Tatsache, dass die Alternative zum KV-Modernisierungsgesetz steigende Krankenkasseneiträge gewesen wären, ist das ein Erfolg. Ich darf Sie korrigieren: Die Ausgabenstruktur der rankenkassen in Ordnung zu bringen war ein Element es GKV-Modernisierungsgesetzes. Es ging aber auch arum, Strukturen aufzubrechen, mehr Transparenz ins ystem zu bringen und die Patientenrechte zu stärken; as waren die anderen Elemente, über die wir hier in der ragestunde gar nicht ausführlich gesprochen haben. Vielen Dank, Frau Staatssekretärin. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Die Frage 15 des Abgeordneten Kretschmer wird schriftlich beantwortet. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes ministeriums für Verkehr, Bauund Wohnungswesen. Zur Beantwortung steht die Parlamentarische Staatssekretärin Iris Gleicke zur Verfügung. Die Frage 16 des Kollegen Börnsen soll schriftlich beantwortet werden. Wir kommen zu Frage 17 der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch: Wie bewertet die Bundesregierung den Bericht des Gesprächskreises Ost und welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung – „Spiegel online“ vom 3. April 2004 – aus der kritischen Analyse der Lage in den neuen Ländern? I Frau Kollegin Dr. Lötzsch, der Gesprächskreis Ost ist ein informelles Beratergremium aus Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Kreditwirtschaft, dessen Zusammenkünfte abwechselnd unter der Gesprächsleitung des Bundesministers für Verkehr, Bauund Wohnungswesen, Dr. Manfred Stolpe, und des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, stattfinden. Im Zentrum des Gesprächskreises steht die Frage, welche zusätzlichen Beiträge Wirtschaft, Politik und Kreditwirtschaft leisten können, um die Standortund Entwicklungsbedingungen der Wirtschaft in den neuen Ländern zu verbessern. Das Gremium ist bisher zweimal zusammengekommen. In der zweiten Sitzung wurden verschiedene Papiere zum Thema Aufbau Ost diskutiert, darunter auch ein Thesenpapier von Klaus von Dohnanyi und Edgar Most, die beide Mitglieder im Gesprächskreis sind. Im Thesenpapier von Klaus von Dohnanyi und Edgar Most werden eine Reihe von Vorschlägen unterbreitet, die im Gesprächskreis Ost kontrovers diskutiert wurden. Dabei war das Meinungsbild insgesamt sehr differenziert. Das Papier stellt kein abgestimmtes Ergebnis der beiden Diskussionsrunden im Gesprächskreis Ost dar. Einzelne Vorschläge, zum Beispiel die Schwerpunktsetzung der Förderpolitik auf Clusterbildung, finden sich auch in der von der Bundesregierung beabsichtigten Neujustierung der Wirtschaftsund Strukturpolitik für die neuen Länder wieder. Das Thesenpapier von Klaus von Dohnanyi und Edgar Most ist nur eine Quelle des „Spiegel“-Beitrages. Die negative Gesamtbilanz, die in dem Artikel zum Aufbau Ost gezogen wird, teilt die Bundesregierung nicht. Im Prozess des Aufbaus Ost wurden beachtliche Erfolge erzielt. Dazu gehören der Ausbau der Infrastruktur, die Sanierung der Städte und die Verbesserung der Wohnund Umweltbedingungen der Menschen. Das verarbeitende Gewerbe in Ostdeutschland entwickelt sich seit Jahren positiv. In allen neuen Ländern sind industrielle Schwerpunkte entstanden. Gleichwohl gibt es noch Probleme in den neuen Ländern, insbesondere die hohe Arbeitslosigkeit infolge der bestehenden Arbeitsplatzlücke. p w u c n d k s n a A a l b d w m h A V p a d n F B v z F A l t E m s t g i d n h z (C (D Mit der Neujustierung der Wirtschaftsund Strukturolitik in den neuen Ländern sollen die entstandenen irtschaftlichen Schwerpunkte gezielt gefördert werden, m dort ein sich selbst tragendes Wachstum zu erreihen. Die Bundesregierung befindet sich bereits in eiem engen Abstimmungsprozess mit den Ländern über ie künftige Schwerpunktbildung Ost. Zusatzfrage, Frau Lötzsch. Frau Staatssekretärin, Sie haben eine Reihe von kon reten Vorschlägen sowohl aus den Papieren des Geprächskreises Ost als auch aus den Diskussionen beannt. Darum möchte ich, um etwas Konkretes ufzugreifen, nachfragen, ob die Bundesregierung meine uffassung teilt, dass es erforderlich ist, Transfermittel us dem Solidarpakt II zur Stärkung der Forschungsandschaft Ost und für eine zielgerichtete Standortpolitik ei der Forschungsförderung vorzuziehen. Wenn Sie iese Auffassung teilen – was ich natürlich begrüßen ürde –: Wie sollte dann die Umsetzung erfolgen? I Frau Kollegin Lötzsch, zum Solidarpakt II haben Ver andlungen stattgefunden. Im Solidarpakt II sind die ufgaben benannt worden, für die finanzielle Mittel zur erfügung gestellt werden. Wir wollen an dem Solidarakt festhalten und wollen ihn nicht infrage stellen. Eine ndere Verwendung der Mittel würde bedeuten, dass wir en Solidarpakt neu verhandeln wollten. Das wollen wir icht. Sie wissen, es gibt schon den Schwerpunkt bei der örderung von Forschung und Entwicklung in den neuen undesländern. Das Ziel, in den neuen Bundesländern erstärkt Forschungsund Entwicklungsmittel einzuseten, wollen wir auch weiterhin verfolgen. Eine weitere Zusatzfrage, Frau Lötzsch? – Bitte. Ich möchte eine andere konkrete Nachfrage stellen. rau Staatssekretärin, teilt die Bundesregierung meine uffassung, dass es eine wichtige Hilfe für die Entwickung im Osten wäre, die Entschuldung der Wohnungsunernehmen voranzutreiben und möglichst zu einem guten nde zu führen? I Frau Kollegin Dr. Lötzsch, Sie wissen, dass mich die es Thema schon seit vielen Jahren sehr stark beschäfigt. Ich finde, wir haben eine gute Altschuldenregelung etroffen, mit der wir Wohnungsunternehmen helfen, die n große Bedrängnis geraten sind und deren Existenz beroht ist. Sie wissen, dass wir die Altschulden nicht geerell übernehmen können, weil es sich dabei um enorm ohe Beträge handelt. Das heißt, wir setzen auf eine geielte Förderung im Paket mit dem Stadtumbau Ost. Wir Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke stellen hier verschiedenste Mittel zur Verfügung, um dauerhaft leer stehende Wohnungen abzureißen gleichzeitig und das Wohnumfeld zu verbessern. Wir stellen insgesamt ein ganzes Bündel von Maßnahmen für die Wohnungswirtschaft zur Verfügung, das zur Stabilisierung der Wohnungswirtschaft beiträgt und vor allen Dingen auch die Lebensqualität der Menschen verbessert. Ich denke, dies ist eine sachgerechte Förderung, die wir auch brauchen. Wir konzentrieren uns also auf diejenigen, die Hilfe brauchen. Eine weitere Frage des Kollegen Manfred Grund. Frau Staatssekretärin, ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie gesagt haben, dass die Bundesregierung am Solidarpakt II festhält. Ich habe eine Frage zu dem auch von Ihnen zitierten Papier von Herrn von Dohnanyi, an dem auch Edgar Most mitgearbeitet hat. Von Edgar Most gibt es ein Zeitungsinterview, in dem er etwas zugespitzt sagt: Der Osten vergreist, verdummt und verarmt. Teilt die Bundesregierung diesen Satz von Edgar Most? I Herr Kollege Grund, ich finde, dass man in der gesamten Debatte um den Aufbau Ost folgende zwei Dinge benennen muss: Erstens. Man muss ganz klar sagen, dass die Leistungen, die die Menschen in Ostdeutschland – auch in unserer gemeinsamen Heimat Thüringen, Herr Kollege Grund – in den letzten 15 Jahren erbracht haben, enorm waren und Erfolge zeigen. Ich meine, wer mit offenen Augen durch die neuen Bundesländer geht, kann diese Erfolge sehen. Dieses Land hat große Anstrengungen unternommen, um durch eine gesamtdeutsche Solidarität voranzukommen. Ich denke, diesen sehr wichtigen Punkt muss man darstellen. Gleichwohl muss man ein Zweites hinzufügen: Wir benötigen nach wie vor eine Förderung, da wir nach wie vor wir große Probleme haben. Uns muss es darum gehen, die Arbeitsplatzlücke in Ostdeutschland zu schließen, weil nur dann junge Menschen ihre Chancen vor Ort suchen werden. Bei dem von Ihnen angesprochenen Zitat geht es um die Abwanderung. Dieses Thema beschäftigt uns sehr stark und macht uns Sorgen. Dabei muss man aber mehrere Bereiche betrachten. Auf der einen Seite muss man Chancen schaffen und für ordentliche Verdienstmöglichkeiten sorgen; denn nur so kann man die Jugend in Ostdeutschland halten. Auf der anderen Seite brauchen wir vernünftige Bildungsangebote. Das beginnt aus meiner Sicht ganz eindeutig schon bei der schulischen Bildung. Da gilt es einiges durchaus noch zu verbessern; das ist gar keine Frage. Wir müssen zum Beispiel die Universitäten und Fachhochschulen für d z n h l d D i n A I l m k r d g n z j n I d i z v u b l o w a U A w f m l s t (C (D ie Anforderungen fit machen, sodass wir junge Leute um Studieren in die neuen Bundesländer locken könen. Ob uns das gelingt, wird auch ganz stark davon abängen, wie sich die Landesregierungen hier einbinden assen. Ich denke, diese Dinge werden dazu führen, dass wir ie Abwanderung begrenzen können. Eine weitere Frage der Kollegin Petra Pau. Fra Teilt die Bundesregierung meine uffassung, dass die Einführung einer kommunalen nvestitionspauschale für die Entwicklung Ostdeutschands unbedingt notwendig ist? I Frau Kollegin Pau, Sie wissen, dass man bei den ommunalen Investitionspauschalen auch verfassungsechtliche Dinge betrachten muss und dass wir keine irekten Fördergelder an die Kommunen geben können. Wir müssen erreichen – dazu gibt es eine Arbeits ruppe beim Bundesfinanzminister –, dass die Kommuen aufgrund ihrer Finanzausstattung in der Lage sind, u investieren. Durch verschiedene andere Reformproekte trägt die Bundesregierung dazu bei, die Kommuen zu entlasten, damit sie wieder mehr öffentliche nvestitionen leisten können. Den Zusammenhang mit en öffentlichen Investitionen sehen wir natürlich; das st ganz klar. Eine Frage der Kollegin Veronika Bellmann. Frau Staatssekretärin, ich möchte auf die Aussagen urückkommen, die Sie bei der Antwort auf die Frage on Kollegin Lötzsch zur Förderung von Wissenschaft nd Forschung in den neuen Bundesländern gemacht haen. Nun ist das nicht unbedingt Ihr Bereich, aber vieleicht können Sie trotzdem eine Aussage dazu treffen der zumindest dafür sorgen, dass meine Frage beantortet wird. Das Programm FUTOUR ist am 31. Dezember 2003 usgelaufen. Es förderte Existenzgründer und innovative nternehmen im Forschungsbereich. Können Sie eine ussage darüber treffen, inwiefern dieses Programm eitergeführt wird? Wir alle haben betont, wie wichtig ür uns Wissenschaft und Forschung im Zusammenhang it dem Mittelstand insbesondere im Osten Deutschands sind. Können Sie etwas dazu sagen, ob es Diskusionen darüber gibt, ein neues Programm in dieser Richung aufzulegen? Ir Frau Kollegin Bellmann, wir wissen, dass in den neuen Bundesländern die Unternehmen zwar sehr klein sind, aber viel Innovationskraft besitzen. Aber aufgrund der kleinen Unternehmensgröße ist es meistens so, dass weniger Geld für Forschung und Entwicklung ausgegeben wird. Da auch wir der Meinung sind, dass durch Forschung und Entwicklung neue Produkte entstehen, wodurch Arbeitsplätze in den neuen Bundesländern geschaffen werden, sehen wir hier einen ganz klaren Schwerpunkt. Es gibt verschiedene Förderprogramme. Sie kennen das Inno-Regio-Projekt, Pro-Inno und all die anderen Programme. Wir wollen durch die Schwerpunktbildung Forschung und Entwicklung in den neuen Bundesländern nach wie vor fördern. Sie haben Recht: Ich bin nicht Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Insofern kann ich Ihnen zu FUTOUR nichts Konkretes sagen. Ich bitte Sie dafür um Verständnis und werde dafür sorgen, dass Ihnen eine schriftliche Antwort zugeht. (Veronika Bellmann [CDU/CSU]: Vielen Dank!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510405400
Tanja Gönner (CDU):
Rede ID: ID1510405500
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510405600
Tanja Gönner (CDU):
Rede ID: ID1510405700




(A) )


(B) )

Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510405800
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510405900
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1510406000
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510406100
Hannelore Roedel (CSU):
Rede ID: ID1510406200
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1510406300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510406400




(A) )


(B) )

Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1510406500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510406600
Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1510406700
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1510406800




(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510406900
Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1510407000
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1510407100
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510407200
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1510407300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510407400
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1510407500
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1510407600




(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510407700
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1510407800
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1510407900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510408000
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1510408100
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1510408200
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510408300




(A) )


(B) )

Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1510408400
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510408500
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1510408600
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1510408700
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510408800
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1510408900
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1510409000




(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510409100
Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1510409200
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1510409300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510409400
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1510409500
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1510409600
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1510409700
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510409800
Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1510409900




(A) )


(B) )

Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1510410000


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510410100

Die Fragen 18, 19 und 20 werden schriftlich beant-

wortet. Vielen Dank, Frau Staatssekretärin.
Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-

desministeriums des Innern. Zur Beantwortung steht der
Parlamentarische Staatssekretär Fritz Rudolf Körper zur
Verfügung.

Die Fragen 21, 22 und 23 sollen schriftlich beantwor-
tet werden.

Wir kommen dann zur Frage 24 der Kollegin Petra
Pau:

Seit wann besteht – einschließlich eines entsprechenden
Information Board – die „Koordinierungsgruppe Internationa-
ler Terrorismus“, in der Bundes- und Landesbehörden, Polizei
und Nachrichtendienste regelmäßig zusammenarbeiten – ver-
gleiche den Aufsatz von Manfred Klink, „Bekämpfung des in-
ternationalen Terrorismus im Zusammenhang mit den An-
schlägen am 11. September 2001 in den USA“, „Die
Kriminalpolizei“, September 2002 –, und welche Ergebnisse
konnte sie bisher erzielen?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1510410200


Frau Kollegin Pau, ich beantworte Ihre Frage wie
folgt: Die „Koordinierungsgruppe Internationaler Terro-
rismus“ besteht auf Grundlage eines Beschlusses des
Arbeitskreises II, „Innere Sicherheit“, der Ständigen
Konferenz der Innenminister und Innensenatoren der
Länder seit dem 21. September 2001.

An den Sitzungen der „Koordinierungsgruppe Inter-
nationaler Terrorismus“, die anlassbezogen stattfinden,
nehmen Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der
Landeskriminalämter mit dem Bundeskriminalamt, des
Unterarbeitskreises des AK II „Führung, Einsatz, Krimi-
nalitätsbekämpfung“, der Landesämter für Verfassungs-
schutz, des Bundesamtes für Verfassungsschutz, des

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(C (D undesnachrichtendienstes, des Militärischen Abschirmienstes, der Zentralstelle für Nachrichten der Bundesehr, des Bundesgrenzschutzes, des Generalbundesanaltes und des Bundeskriminalamtes teil. Vorsitz und eschäftsführung werden im Bereich des Bundeskrimialamtes geführt. Entsprechend ihrer Aufgabe nimmt die „Koordinie ungsgruppe Internationaler Terrorismus“ eine ständige ewertung und Fortschreibung des Lagebildes vor, entickelt alternative Lageszenarien, wie dies etwa im Voreld des Irakkrieges geschah, und spricht Empfehlungen ür bundesweit abgestimmte Polizeimaßnahmen zur Terorismusbekämpfung im Bereich von Prävention und epression an den so genannten AK II aus. Das in dem zitierten Aufsatz ebenfalls genannte, am 6. April 2001 gegründete Information Board „Netzerke arabischer Mudschahidin“ steht in keinem Zuammenhang zu der „Koordinierungsgruppe Internatioaler Terrorismus“. Vertreter des BfV, des BND und des KA – dort sind wieder Vorsitz und Geschäftsführung ngesiedelt – erörtern Gefährdungsund strafrechtlich elevante Sachverhalte, um die dabei gewonnenen Inforationen zur Bewertung der Gefährdungslage und für ie konkrete Ermittlungsarbeit zu nutzen. Hiermit geingt es insbesondere, die unterschiedlichen Ressourcen omplementär zueinander zu nutzen und schnellere Inormationsund Entscheidungswege zu implementieren. Zusatzfrage, Frau Pau. Auch wenn das von Ihnen, Herr Staatssekretär, ge annte Information Board nicht zuarbeitet, habe ich denoch eine Frage. Das BMI hat in einem Bericht an den nnenausschuss vom 30. Juli 2001 als Ziel von zwei Piotprojekten im Rahmen der Information Boards geannt, komplexe Kriminalitätsphänomene gemeinsam u beobachten, zu analysieren und gegebenenfalls zu beämpfen. Mich interessiert, welche operativen Mittel nd Instrumentarien die Information Boards der „Koorinierungsgruppe Internationaler Terrorismus“ zur Verügung stellen. F Frau Kollegin Pau, in Ihrer Frage gibt es ein Missver tändnis. Das Information Board ist insbesondere der ersuch, den Informationsaustausch und den Informaionsfluss zwischen den drei Einrichtungen, die ich hnen vorhin genannt habe, in Gang zu halten. Ich wieerhole noch einmal: Es handelt sich um das Bundeskriinalamt, den Bundesnachrichtendienst und das Bunesamt für Verfassungsschutz. Wir haben dieses Information Board im April 2001 eswegen eingerichtet, weil wir Defizite bei den Inforationsaustauschwegen sahen. Es geht nicht in erster inie um operative Maßnahmen, sondern es geht in erser Linie um den Informationsfluss und den Informaionsaustausch. Das ist ganz wichtig. Jetzt werden Sie Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper vielleicht fragen, ob das vorher nicht der Fall gewesen ist. Es gab in der Tat einen gewissen Mangel, was den Informationsaustausch angeht. Weitere Zusatzfrage. Ich habe noch eine Zusatzfrage zur Tätigkeit der „Ko ordinierungsgruppe Internationaler Terrorismus“. Sie haben die einzelnen Behörden und Bereiche, die zusammenarbeiten, genannt. Können Sie auch etwas dazu sagen, welche Dienststellen mit wie vielen Mitarbeitern wie lange für diese Koordinierungsgruppe tätig sind oder tatsächlich abgeordnet wurden? In dem Bericht vom 30. Juli 2001 wird dies angedeutet. F Die „Koordinierungsgruppe Internationaler Terrorismus“ tagt nicht ständig, sondern, wie ich vorhin ausgeführt habe, anlassbezogen. Das ist auch im Hinblick auf den Aufwand wichtig. Auch der Aufwand ist anlassbezogen. Die von mir genannten beteiligten Dienststellen ordnen je nach Anlass immer nur ein, zwei oder drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab. Man hat beispielsweise daran gearbeitet, mit welchen Kriterien eine bundesweite Rasterfahndung eingeführt werden könnte. Die Koordinierungsgruppe hat dazu einen Vorschlag erarbeitet, der den Ländern zur Durchführung zugeleitet worden ist. Dieser Vorschlag hatte keinen verbindlichen Charakter, sondern war ein Angebot bezüglich der Frage, in welcher Form die Rasterfahndung durchgeführt werden sollte. Wir waren daran interessiert, dass diesem Instrument bundeseinheitliche Kriterien zugrunde lagen, damit die einzelnen Länderergebnisse objektiv vergleichbar waren. Eine weitere Frage der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch. Herr Staatssekretär, wir sprechen hier über ein Pro blem von hoher datenschutzrechtlicher Relevanz. Es gibt das Trennungsgebot, das unserer Meinung nach durch dieses Information Board berührt wird. Ich möchte wissen – ich hoffe, dass Sie das konkret beantworten können –, wie viele Datensätze von welchen inund ausländischen Behörden in dieses Information Board eingeflossen sind und welche verfassungsrechtlichen und vor allen Dingen datenschutzrechtlichen Probleme sich aus der Sicht der Bundesregierung bei diesem Zusammenfließen und bei der Aufhebung des Trennungsgebotes ergeben könnten. F Erstens. Es handelt sich nicht um eine Aufhebung des Trennungsgebotes. Das Trennungsgebot erfordert, Nachrichtendienste nicht an polizeiliche Dienststellen anzu g W R m n m T b g w i s l l g f t d k f i s v S d m „ w v k B e a g w M d d F w (C (D liedern bzw. ihnen keine polizeilichen Zwangsoder eisungsbefugnisse zuzuerkennen. Wenn wir hier im ahmen der jeweiligen gesetzlichen Befugnisse Inforationen austauschen, gemeinsame Lagebilder und Szearien entwickeln und Handlungsempfehlungen abstimen, ist dies im Hinblick auf das so genannte rennungsgebot völlig unproblematisch. Ich habe Ihnen ereits dargelegt, welche Anforderungen sich daraus ereben. Daran halten wir uns und ich denke, damit sind ir bisher auch gut gefahren. Zweitens. Die Arbeit des Information Board, das wir m April 2001 ins Leben gerufen haben, verläuft nicht o, wie Sie sich das vorstellen. Es werden nicht von vieen Seiten elektronische oder schriftliche Datensätze geiefert; vielmehr tauschen die Vertreter der drei von mir enannten Einrichtungen in regelmäßigen Abständen Inormationen aus. Das ist ein relativ einfaches, aber effekives Verfahren. Wir kommen zu Frage 25 der Kollegin Petra Pau. Wie viele antisemitische Straftaten wurden im ersten Quartal 2004 in der Bundesrepublik Deutschland begangen und wie viele Opfer dieser Straftaten gab es? F Frau Kollegin Pau, erlauben Sie mir eine Vorbemer ung, die allerdings in Ihrem Fall fast überflüssig ist; Sie ragen schließlich öfter nach statistischen Angaben. Die m Folgenden aufgeführten Zahlen stellen keine abchließende Statistik dar, sondern können sich aufgrund on Nachmeldungen noch teilweise erheblich verändern. ie kennen das Meldeverfahren: Der Bund sammelt nur ie Angaben ein, die die Länder zuliefern. Im ersten Quartal 2004 wurden insgesamt 263 antiseitische Straftaten gemeldet, die dem Phänomenbereich Politisch motivierte Kriminalität – rechts“ zugeordnet erden. Im ersten Quartal 2004 wurden drei Personen erletzt. Todesfälle waren nicht zu verzeichnen. Eine Zusatzfrage, Frau Pau. Auch meine erste Zusatzfrage ist Ihnen schon be annt. Ich wüsste gerne, wie sich nach Kenntnis der undesregierung die antisemitischen Straftaten auf die inzelnen Bundesländer aufteilen. Sollte Ihnen die Bentwortung dieser Frage nicht möglich sein, wüsste ich erne, wann die Erhebung dieser Statistik eingestellt urde. Sie erinnern sich sicherlich an unseren Disput im ärz, als Sie mir die Aufschlüsselung nach Ländern für as vierte Quartal 2003 nicht nennen konnten. F Ich erinnere mich nicht, dass wir einen Disput hatten, rau Kollegin Pau. Ihrer Bitte komme ich gerne nach. Es äre sicherlich etwas langweilig für die Anwesenden, Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper wenn ich die Angaben einzeln verlesen würde. Ich lasse sie Ihnen deshalb schriftlich zukommen. Sie sind auch stets daran interessiert, zu erfahren, ob es bezogen auf die einzelnen Bundesländer bestimmte regionale Schwerpunkte gibt. Meines Erachtens stellt keine Zahl bezogen auf ein einzelnes Bundesland einen Ausreißer nach oben dar. Die Angaben müssen auf die Bevölkerungszahl hochgerechnet werden. Insofern ist sicherlich nicht von einem besonderen Schwerpunkt auszugehen. Aber Sie können sich weiterhin fleißig informieren und mich gegebenenfalls dazu befragen. Zweite Zusatzfrage, Frau Pau. Erst möchte ich mein Einverständnis erklären. Mit Er laubnis des Präsidenten sollten wir dann die lang geübte Praxis der Übergabe ans Protokoll üben, damit sich auch die nicht anwesenden Kollegen informieren können. Meine zweite Nachfrage stelle ich vor dem Hintergrund der derzeit in Berlin stattfindende Antisemitismuskonferenz der OSZE. Ich frage Sie, welche verfassungsschutzrelevanten Erkenntnisse die Bundesregierung über die Aktivitäten und begangenen Straftaten des rechtsextremen „Vereins zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten“ hat und über welche Verbindungen diese Vereinigung der Holocaust-Leugner nach Kenntnis der Bundesregierung ins Ausland verfügt. F Frau Kollegin Pau, sehen Sie es mir nach; ich habe vieles im Kopf und kenne mich auch aus, aber ich sehe mich außerstande, Ihre Frage zu beantworten, welche speziellen Erkenntnisse dem Verfassungsschutz vorliegen. Ich glaube, dass Ihre ursprünglich gestellte Frage mit dieser Zusatzfrage sehr ausgeweitet wird. Aber ich bin gerne bereit, mich zu informieren, ob es spezielle Erkenntnisse gibt, ob sie gegebenenfalls weitergegeben werden können und inwieweit sie in bestimmte Lagebeurteilungen eingeflossen sind. Ich denke, das wäre gegebenenfalls auch wichtig. Eine weitere Frage der Kollegin Veronika Bellmann. Herr Staatssekretär, ich möchte Sie fragen, ob es im Rahmen der EU-Osterweiterung Erhebungen zum Thema „Antisemitismus und antisemitische Straftaten“ gibt und, wenn ja, ob sie möglicherweise Bestandteil des Gutachtens sind, das zur Kriminalitätsentwicklung im Zusammenhang mit der EU-Osterweiterung erstellt worden ist. Dem Vernehmen nach gibt es ein solches Gutachten, das die Bundesregierung aber nicht veröffentlicht. Ich möchte also gerne wissen, ob es überhaupt Aussagen dazu gibt und, wenn ja, ob das Gutachten Nachforschungen betreffend das Thema Antisemitismus enthält. d A u 1 d m s D S l r d U E M s u i Z w s g d d d d s A s w s k z d w B s u B d f ö S g W I (C (D F Frau Kollegin, ich kann Ihnen gegenüber folgende ussage machen: Die EU-Erweiterung bedeutet, dass nsere Nachbarländer Tschechien und Polen vom . Mai dieses Jahres an, also in wenigen Tagen, Mitglieer der EU sein werden. Aber man muss wissen, dass it dem EU-Beitritt nicht gleichzeitig eine Mitgliedchaft im so genannten Schengen-Verbund einhergeht. er Schengen-Verbund sieht die Erfüllung bestimmter icherheitskriterien vor, beispielsweise wie die polizeiiche Arbeit an der Grenze zu erfolgen hat. Diese Kriteien sind nicht automatisch mit dem EU-Beitritt erfüllt; as ist ein ganz wichtiger Punkt. Die Europäische nion hat ein klares Verfahren dafür entwickelt, wie die rfüllung dieser Kriterien überprüft wird und wann die itgliedschaft in der EU auch in eine Mitgliedschaft im o genannten Schengen-Verbund übergeht. Das ist für ns im Hinblick auf die Entwicklung der Kriminalität, nsbesondere der organisierten Kriminalität, und in der usammenarbeit mit unseren Nachbarländern ganz ichtig. Hier leisten wir im Übrigen Erstaunliches. Beipielsweise sind mit unseren polnischen Nachbarn insesamt sage und schreibe 8 500 gemeinsame Streifen urchgeführt worden. Das ist ein beachtliches Ergebnis er Zusammenarbeit. Wir werden uns gemeinsam beispielsweise auch mit er Fragestellung auseinander setzen müssen, wie es um as antisemitische Verhalten in den einzelnen Mitgliedtaaten bestellt ist. Eines kann man schon jetzt sagen: ntisemitismus ist ein europaweites Phänomen. Es lässt ich in den verschiedensten Mitgliedstaaten vorfinden, enn auch in unterschiedlicher Größenordnung. Angeichts dessen ist es ganz wichtig, dass man bei der Beämpfung und der Begegnung solcher Phänomene gut usammenarbeitet. Eine weitere Frage der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch. Herr Staatssekretär, ich möchte noch etwas enger an ie Fragen von Frau Pau anknüpfen. Mich interessiert, elche verfassungsschutzrelevanten Kenntnisse die undesregierung über aktuelle antisemitische und gechichtsrevisionistische Aktivitäten von Rechtsextremen nd so genannten neuen rechten Gruppierungen in der undesrepublik insgesamt hat. F Frau Kollegin, hier verweise ich Sie auf unseren Ver assungsschutzbericht, der jedem Mann und jeder Frau ffentlich zugänglich ist und der kein Buch mit sieben iegeln ist. Dort wird sich sehr ordentlich und ordnungsemäß mit diesem Fragenkomplex auseinander gesetzt. enn Sie kein Exemplar haben sollten, überreiche ich hnen gerne eines. Wir kommen zur Frage 26 der Kollegin Ina Lenke: Wie bewertet die Bundesregierung die Aussage des Bundesministers des Innern, Otto Schily – vergleiche „Süddeutsche Zeitung“ vom 19. März 2004 –, die Einführung eines allgemeinen Pflichtjahres schaffe ein Abwehrbewusstsein der deutschen Bevölkerung gegen den internationalen Terrorismus? F Frau Kollegin Lenke, die Einführung eines sozialen Pflichtjahres ist nicht nur eine Rechtsfrage. Der Bundesminister des Innern hat vielmehr auch auf den politischen und den gesellschaftlichen Kontext hingewiesen. Eine Zusatzfrage, Frau Kollegin Lenke. Nach dieser spärlichen und nichts sagenden Antwort, Herr Staatssekretär, die Sie mir heute hier geben, halte ich das, was vonseiten der Bundesregierung gesagt worden ist – nicht das, was Sie gesagt haben –, für eine politische Frechheit. Herr Innenminister Schily hätte hierher kommen sollen, um im Plenum die Stirn zu bieten. Erstens. Er hat einen Pflichtdienst gefordert, der länger ist als der jetzige. Zweitens. Er verbindet einen sozialen Pflichtdienst mit einem Terrorabwehrdienst, der innerhalb von zwölf Monaten zu leisten ist. Wie bewertet die Bundesregierung die Aussage von Bundesinnenminister Otto Schily, die Einführung eines allgemeinen Pflichtjahres schaffe ein Abwehrbewusstsein der deutschen Bevölkerung – sie besteht nicht nur aus jugendlichen Männern und Frauen, sondern auch aus Alten – in Bezug auf den internationalen Terrorismus? Schily verbindet Letzteres also mit einem allgemeinen Zwangsdienst. F Frau Kollegin, ich möchte dahingestellt sein lassen, ob Ihre Bewertung unserer Antwort korrekt ist. Ich denke, dass Sie sich da zumindest an einer Grenze dessen bewegen, wie man miteinander umgeht. Im Übrigen bedeutet die Übernahme eines Minister amtes nicht, dass ein Minister nicht über bestimmte Fragestellungen nachdenken und sich entsprechend äußern darf. Zweite Zusatzfrage, bitte. Wie sollte eine Ausbildung in diesem zwölfmonati gen Zwangsdienst aussehen, um gegen den internationalen Terrorismus auf deutschem Boden wirksam vorgehen zu können? Das heißt unter anderem natürlich, dass an Waffen ausgebildet wird. d D a n n r e d v n I B j w M n n P k w z d g n c s d k g s m d s (C (D F Frau Kollegin Lenke, Sie unterstellen konkrete inge. Eine Beantwortung dieser Frage steht hier nicht n. Eine weitere Frage des Kollegen Löning. Herr Staatssekretär, Sie haben die Ausgangsfrage och immer nicht beantwortet. Ich möchte Sie bitten, das achzuholen. Gibt es einen Standpunkt der Bundesregieung zur Einführung des allgemeinen Pflichtjahres, wie s Herr Schily gefordert hat? F Sie haben die Ausgangsfrage wohl selbst nicht richtig erstanden. Sie beziehen sich auf den Bundesinnenmiister und nicht auf die Bundesregierung. Dazu habe ich hnen eine Antwort gegeben. Eine weitere Zusatzfrage stellt die Kollegin Petra Pau. Herr Staatssekretär, ich möchte am Denkprozess des undesinnenministers, den Sie hier eben erwähnt haben, etzt gern teilnehmen. Es kann uns ja nicht schaden, enn wir den tief gehenden Erkenntnissen des Herrn inister Schily folgen und über Schlussfolgerungen achdenken. Deshalb wüsste ich jetzt gern, wie der Inenminister die Aussage meint, dass ein allgemeines flichtjahr ein Abwehrbewusstsein der deutschen Bevölerung in Bezug auf den internationalen Terrorismus beirkt. Wie begründet er dieses Ergebnis seines Denkproesses? F Ich habe bei der Beantwortung der Ausgangsfrage anz bewusst darauf hingewiesen, dass der Bundesmiister des Innern auf den politischen und gesellschaftlihen Kontext eingegangen ist, in den eine solche Fragetellung eingebunden werden muss, und darauf, wo es an er einen oder anderen Stelle Auswirkungen geben önnte, wie Sie sie in Ihrer Frage beschreiben. Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Die Frage 27 soll emäß Ziffer 2 Abs. 2 der Richtlinien für die Fragetunde schriftlich beantwortet werden. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Wirtschaft und Arbeit. Alle Fragen azu – es handelt sich um die Fragen 28 bis 32 – sollen chriftlich beantwortet werden. Damit sind wir am Ende der Fragestunde. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Die Aktuelle Stunde soll um 15.30 Uhr aufgerufen werden; deswegen unterbreche ich jetzt die Sitzung. Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Die unterbro chene Sitzung ist wieder eröffnet. Die Fraktion der CDU/CSU hat gemäß Ziffer I.1 Buchstabe b der Richtlinien für Aussprachen zu Themen von allgemeinem aktuellen Interesse zu der Antwort der Bundesregierung auf die dringlichen Fragen 1 und 2 eine Aktuelle Stunde verlangt. Ich rufe daher auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der CDU/CSU Auswirkungen korrigierter Wachstumserwartungen auf die Haushaltssituation Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zunächst dem Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Herrn Professor Wolfgang Böhmer. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rainer Brüderle [FDP])

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510410300
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1510410400
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1510410500




(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510410600
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1510410700
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1510410800
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510410900
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1510411000
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1510411100
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510411200
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1510411300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510411400
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1510411500
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1510411600




(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510411700
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1510411800
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1510411900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510412000
Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1510412100
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1510412200
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510412300
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1510412400
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1510412500




(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510412600
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1510412700
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510412800
Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1510412900
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1510413000

(Ina Lenke [FDP]: Das ist richtig!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510413100
Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1510413200
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1510413300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510413400
Markus Löning (FDP):
Rede ID: ID1510413500
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1510413600
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510413700
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1510413800
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1510413900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1510414000




(A) )


(B) )


(Unterbrechung von 15.03 bis 15.30 Uhr)


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510414100


(SachsenAnhalt)


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Ich darf Sie zunächst an die vielen Diskussionen
erinnern, die wir im Dezember des letzten Jahres mit-
einander geführt haben. Uns wurde verheißungsvoll ver-
sprochen: Wir müssen nur die Steuerreform vorziehen,
uns bis über die Ohren verschulden,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habt ihr ja nicht gemacht! – Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Ihr wolltet mal tüchtig sparen!)


dann wird das einen solchen Konsumrausch auslösen,
dass das alles am Ende zu einem wirtschaftlichen Auf-
schwung führt und die Steuereinnahmen wieder stärker
fließen. – Ich habe Ihnen schon damals gesagt: Das ist
schlicht eine politische Klapperstorchgeschichte.

Wenn Sie jetzt das Gutachten der so genannten Wirt-
schaftsweisen lesen, dann können Sie alles das wieder-
finden, was wir schon damals gesagt haben: Unter den
gegenwärtigen Rahmenbedingungen wird ein solcher
Effekt nicht eintreten. – Genau das hat sich bestätigt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rainer Brüderle [FDP])


Die Reduzierung der prognostizierten wirtschaftli-
chen Daten betrifft uns alle. Sie ist für niemanden ein
Grund zur Freude. Es wird wieder diejenigen am meis-
ten treffen, deren wirtschaftliche Entwicklung ohnehin
schon am schlechtesten ist, und das sind nun leider die
neuen Bundesländer. Seit etwa 1998 ist das wirtschaft-

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(C (D iche Bruttowachstum in den neuen Bundesländern geinger als in den alten. Wir müssen uns immer wieder en gepflegten Vorwurf anhören, die uns zur Verfügung estellten finanziellen Hilfen nicht zweckentsprechend nd nicht vernünftig verwandt zu haben. Dies ist schlicht nbegründet. Seit der Wiedervereinigung hat es in den neuen Bun esländern einen wirtschaftlichen Transformationsproess und einen Strukturwandel gegeben, der – das wisen wir alle – in der Wirtschaftsgeschichte beispiellos st. Da ist von vielen vorzeigbaren Erfolgen zu berichten. ichtig ist aber auch, dass dieser Prozess noch nicht abeschlossen sein kann und dass er völlig ungleichmäßig erlaufen ist. Die neuen Bundesländer umfassen etwa ein Drittel er Fläche und stellen weniger als ein Fünftel der Bevölerung. Sie erwirtschaften etwa ein Zehntel des Sozialrodukts und leisten nur gut ein Zwanzigstel des Exports eutschlands. Gemessen am westdeutschen Niveau berägt das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner etwa 2 Prozent, die durchschnittliche Produktivität pro Einohner etwa 72 Prozent, der Kapitalstock pro Einwoher 68 Prozent und die öffentliche Infrastruktur pro Einohner 75 Prozent. Die Selbstständigenquote liegt bei ns bei etwa 88 Prozent der westdeutschen. Die Lohntückkosten betrugen 2002 etwa 108 Prozent des westichen Niveaus. Sie sind zwischendurch etwas gefallen. ie Arbeitslosenquote liegt immer noch bei etwa 54 Prozent der westdeutschen. Da der wirtschaftliche Strukturwandel und der Auf auprozess nicht nur mit einer Währungsund Wirtchaftsunion begannen, sondern bald auch eine Sozialnd Rechtsunion folgte, müssen wir Sozialleistungen inanzieren, die deutlich über der eigenen Wirtschaftsraft liegen. Wir müssen in einem Normendickicht und echtsrahmen entscheiden, den sich die alten Bundesänder erst Mitte der 70er-Jahre gegeben haben und unter em sie auch nach der eigenen Sicht ihre Aufbauleistung ährend der 60er-Jahre nicht hätten schaffen können. Hinzu kommt, dass wir unsere Wirtschaft gegen einen esättigten Markt aufbauen mussten und eigentlich nur ls Kunden interessant waren und sind. Dagegen mussen wir unsere Rolle als Produzenten mühsam erkämpen. Der so genannte Aufbau Ost ist deswegen noch ange nicht vollendet. Er ist aber auch nicht grundsätzich misslungen. Ich widerspreche da allen, die anderes agen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Stephan Hilsberg [SPD] und des Abg. Rainer Brüderle [FDP])


Die uns zur Verfügung gestellten Sonderbundesergän-
ungszuweisungen werden zur Behebung der teilungsbe-
ingten Sonderlasten verwandt. Dazu gehört aber auch
ie Finanzierung der Sonderversorgungssysteme der
hemaligen DDR nach Maßgabe von Urteilen des Bun-
esverfassungsgerichts, in denen uns – das wissen Sie
lle – immer mehr Lasten aufgebürdet wurden.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: So ist das!)







(A) )



(B) )


Ministerpräsident Dr. Wolfgang Böhmer (Sachsen-Anhalt)


In keinem Bundesland wird noch Wirtschaftsförderung
nach dem so genannten Gießkannenprinzip praktiziert.
Dieses wird tatsächlich nur noch in den Medien vertreten
und dort leider immer wieder stereotyp wiederholt. Wir
möchten allerdings über Struktur und Schwerpunkte der
Wirtschaftsförderung selbst entscheiden. Das Zusam-
menlegen der so genannten Ostförderung der vier För-
derministerien der Bundesregierung – diesen Vorschlag
habe ich kürzlich gehört – in einer Institution, die zentral
über die Förderwürdigkeit entscheidet, also eine so ge-
nannte Cluster-Bildung, würde aus unserer Sicht ein
Wiederaufgreifen der Wirtschaftssteuerung durch eine
staatliche Plankommission bedeuten. Diese Zusammen-
legung wird von allen neuen Bundesländern abgelehnt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie widerspräche auch den Zielvorstellungen, die wir in
der Föderalismuskommission zurzeit gemeinsam disku-
tieren.

Wir leugnen dabei nicht, dass wir noch weitere Hilfe
brauchen. Das heißt aber nicht, noch mehr Geld. Das
heißt vor allen Dingen, mehr Rechte, mehr rechtliche
Freiheit, um uns selbst helfen zu können.


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Hört! Hört!)


Das heißt auch, mehr eigene Gestaltungs- und Rege-
lungszuständigkeiten. Wir möchten gerne Herrn Bundes-
wirtschaftsminister Clement beim Wort nehmen und im
Osten eine so genannte Innovationsregion mit weitge-
hender Deregulierung schaffen. Wir brauchen zur Ein-
gliederung von Langzeitarbeitslosen nicht nur kurzfris-
tige Eingliederungshilfen – diese gibt es ja schon –,
sondern für längere Zeit Lohnkostenzuschüsse. Das ist
immer noch besser als Sozialtransfer ohne Gegenleis-
tung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Je eher die im so genannten Korb II zugesagten Inves-
titionshilfen zur Verfügung gestellt werden, umso eher
können sie wirksam werden. Die Entwicklung der Löhne
muss sich konsequent an der Entwicklung der Produk-
tivität orientieren. Was in den Niederlanden, meine Da-
men und Herren, schon 1982 im so genannten Pakt von
Wassenaar mit den Gewerkschaften vereinbart werden
konnte, sollte auch bei uns offiziell möglich sein.


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Da freuen sich die Gewerkschaften sehr, wenn Sie das möglich machen!)


Hier hat nämlich die Wirklichkeit wenigstens in den
neuen Bundesländern den Gesetzgeber schon überholt.

Für unterentwickelte Regionen sollten grundsätzlich
vereinfachte Regelungen im Genehmigungs- und Ar-
beitsrecht gelten. Das verlangt aus meiner Sicht – auch
das will ich sagen; das brauchen wir nämlich, damit in-
nerhalb Deutschlands die Situation entspannt und ent-
krampft wird – eine grundsätzlich neue Strategie der
Förderpolitik in Deutschland. Wir erfassen genügend
Messdaten, um die wirtschaftliche Situation einer Re-

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(C (D ion definieren zu können. Die Strukturförderung der uropäischen Union praktiziert das ja längst. Unabhänig von der geographischen Lage – das heißt, ob Ost der West – oder dem Alter eines Landes ist die Förderedürftigkeit dann gegeben, wenn bestimmte vereinbarte esswerte in definierter Weise unterschritten werden. as würde die gegenwärtige Diskussion auf ein ganz aneres Niveau stellen und die Förderpolitik in Deutschand so umstrukturieren, dass es keine Eifersüchteleien ehr zwischen Ost und West gibt. Die wirtschaftliche Situation in Deutschland kann icht besser werden, wenn sie nicht zunächst dort besser ird, wo sie gegenwärtig noch am schlechtesten ist. Die euen Bundesländer werden nur aufholen, wenn sie über inen längeren Zeitraum ein höheres Wirtschaftswachsum als der Rest der Republik haben. Den Vorschlag von errn von Dohnanyi in den Schönhauser Wirtschaftsgeprächen im vorigen Jahr, nämlich in Deutschland gerennte Wirtschaftsstatistiken einzuführen, haben wir, eine Damen und Herren, damals abgelehnt und lehnen ir auch heute ab. Die Vereinigung Deutschlands sollte uf dem Papier nicht rückgängig gemacht werden, also uch nicht in der Statistik. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wenn es uns nicht gelingt, die neuen Bundesländer
eiterzuentwickeln und die Bevölkerungswanderung
ufzuhalten, wird am Ende die gesamte Bundesrepublik
arunter leiden. Die demographischen Verschiebungen
nd die Wanderungsverluste werden zu Konsequenzen
ühren, die uns allen schaden und die die bestehenden
robleme verschärfen.
Deshalb liegt es im wohlverstandenen Interesse auch

er westlichen Bundesländer, dass der Aufbau im Osten
elingt. Dabei haben wir – das wollen wir ganz offen sa-
en – auch einige Fehler gemacht. Die Einbeziehung der
stdeutschen Länder in das westdeutsche Arbeits- und
ozialrecht geschah auf der Basis der damaligen Geset-
eslage, die die Wohlstandsgesellschaft Westdeutschland
n den 70er-Jahren entwickelt hatte. Es war irreal, anzu-
ehmen, dass die neu gegründeten, noch völlig kapital-
chwachen Betriebe in Ostdeutschland auf der Grund-
age des geltenden Sozial- und Arbeitsrechtes ihren
trukturwandel würden organisieren können.
Der Wirtschaftsaufbau in einem gesättigten Markt be-

eutet für uns vor allen Dingen die Förderung von Inno-
ation sowie industrienaher Forschung und Entwick-
ung. Das böte auch Chancen auf Arbeitsplätze für junge
enschen, die dann im Lande blieben.
Meine Damen und Herren, ich höre jetzt immer wie-

er, dass die Bundesregierung viel Zeit für die Diskus-
ion von gesetzlichen Vorhaben verwendet, von denen
ie sagt, dass sie diese Gesetze eigentlich gar nicht an-
enden will. Darum mache ich den Vorschlag, diese Zeit
ür die Umsetzung der Vorschläge des Bundeswirt-
chaftsministers zu nutzen; denn das sind Vorschläge,
ie wir alle gerne umgesetzt sähen.






(A) )



(B) )


Ministerpräsident Dr. Wolfgang Böhmer (Sachsen-Anhalt)


Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510414200

Für die Bundesregierung hat nun der Bundesminister

für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, das Wort.

Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft
und Arbeit:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Wir sollten uns über eines klar sein: Es gibt eine
Wachstumsbremse in Deutschland


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Die Regierung! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Treten Sie zurück!)


– das haben Sie schon gestern gesagt; das ist keine Novi-
tät – und diese Wachstumsbremse sind die Schlechtred-
ner, diejenigen, die ständig blockieren,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


und diejenigen, die den Pessimismus in Deutschland
pflegen. Herr Austermann, Sie gehören sicher dazu.

Das Gutachten der Wirtschaftssachverständigen, Herr
Kollege Niebel, gibt wirklich keinen Anlass zu Pessi-
mismus. Dort steht schwarz auf weiß, was richtig und
notwendig ist. Übrigens steht in dem Gutachten auch,
Herr Kollege Niebel, dass die in Angriff genommenen
Arbeitsmarktreformen Schritte in die richtige Richtung
sind.

Dabei wissen wir alle, dass solche Strukturreformen
keine direkten konjunkturellen Impulse geben können.
Sie wirken aber am Arbeitsmarkt und tragen dazu bei,
das Geschäftsklima zu verbessern. Die Gutachter unter-
streichen zu Recht, dass viele unserer Arbeitsmarktrefor-
men das Wachstumspotenzial steigern. Dadurch kann die
wirtschaftliche Belebung, die in einen Aufschwung
übergehen muss, stärker ausfallen und länger anhalten,
als es ohne die Reformen der Fall wäre.

Ich teile aber auch die Auffassung der Institute, dass
kein Grund besteht, die Hände in den Schoß zu legen,
sondern dass wir auf dem Weg umfassender wirtschafts-
politischer Reformen weiter vorangehen müssen – so
wie wir das tun, ob Sie das wollen oder ob Sie das
blockieren.


(Beifall bei der SPD)

Die Wirtschaftsforschungsinstitute haben, wie Sie

feststellen konnten, ihre Prognose für das Bruttoinlands-
produkt des Jahres 2004 von 1,7 auf 1,5 Prozent korri-
giert. Dazu mag der schwache Konjunkturverlauf im ers-
ten Quartal dieses Jahres beigetragen haben, der
schlechter war als erhofft. Ich nehme nicht an, dass Sie
darauf gehofft hatten.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Gewusst!)


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(C (D ir befinden uns aber jetzt in einer Phase der deutlichen esserung. Ebenso mag der gestiegene Ölpreis zu der eichten Anpassung beigetragen haben. Dabei möchte ch unterstreichen, was der Bundeskanzler gestern geagt hat: Für die Experten ist es schwer, jemandem wie ir die Korrektur der Prognose für das Bruttoinlandsrodukt von 1,7 auf 1,5 Prozent volkswirtschaftlich oder issenschaftlich zu begründen und zu erläutern. Aber ch nehme diese Korrektur zur Kenntnis. (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Wie begründen Sie denn die 1,8 Prozent?)


Wir sollten die Dinge sehen, wie sie sind. Die Ge-
einschaftsprognose bewegt sich jedenfalls im Rahmen
er Vorausschätzung der Bundesregierung. Sie wissen,
ass wir von einem Wachstum zwischen 1,5 und
Prozent ausgehen. Wir bewegen uns zurzeit am unte-
en Rand dieser Prognose, wie alle Institute feststellen.
ber nichts spricht dagegen, dass sich die Beschleuni-
ung des konjunkturellen Verlaufs in diesem Jahr und
rst recht im nächsten Jahr erhöht. So stellt es sich jeden-
alls aus der Sicht unserer und auch anderer Fachleute
ar. Im Hinblick auf die Entwicklung im nächsten Jahr
ind die Schätzungen der Institute zu vorsichtig. Sie
echnen aber mit einer konjunkturellen Beschleunigung
ür das Jahr 2005. Das heißt, wir alle, vor allem die Wirt-
chaft, treten allmählich das Gaspedal durch. Wir haben
en Reformmotor in Gang gesetzt. Sie haben es nicht ge-
an; wir haben es getan.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Sie haben es doch verhindert!)


ir sind überzeugt, dass wir noch in diesem Jahr weitere
rüchte ernten können.
Da ich schon das Stichwort Wachstumsbremse er-
ähnt habe, möchte ich auf zwei konkret hinweisen. Die
ine Wachstumsbremse ist namentlich Herr Ministerprä-
ident Koch mit seinem Hin und Her beim Optionsmo-
ell.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


ie Institute – wir werden das morgen noch im Einzel-
en diskutieren – schreiben ihm ins Stammbuch


(Zurufe von der CDU/CSU)

regen Sie sich ab und lesen Sie es nach! –, dass ein
ebeneinander verschiedener Modelle beim Arbeits-
osengeld II, also bei der sozialen Grundsicherung, zu
eibungsverlusten führt und nicht unproblematisch ist.
as heißt, die Institute bescheinigen ihm das, was Sie
tändig beklagen, nämlich den Hang zu einer aufgebläh-
en Bürokratie, die den angestrebten Effizienzgewinn zu-
ichte machen kann. Sie werden verstehen, dass ich das
anders als Sie, Herr Niebel – genauso sehe.
Wir haben mit der vorgezogenen Steuerreform die In-

estitionsbedingungen für Unternehmen verbessert und
en Arbeitsmarkt flexibilisiert. Damit bin ich bei der
weiten Wachstumsbremse. Sie sind es wiederum gewe-
en, die verhindert haben






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement


(Lachen bei der CDU/CSU – Veronika Bellmann [CDU/CSU]: Wer stellt die Regierung?)


– hören Sie auf zu lachen und hören Sie einfach zu! –,
dass die dritte Stufe der Steuerreform in einem Schritt
umgesetzt wurde.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Die Nachfrage und auch die Investitionsbereitschaft in
Deutschland wären natürlich jetzt größer, wenn wir die
Steuerreform in einem Schritt vollzogen hätten.


(Veronika Bellmann [CDU/CSU]: Dann hätten Sie noch ein größeres Haushaltsloch!)


Sie haben – das wissen auch Sie – aus opportunistischen
Gründen einen Fehler gemacht und damit der gesamten
Volkswirtschaft in Deutschland Schaden zugefügt. Das
ist nun einmal so.

Sie mögen den Pessimismus pflegen und die positive
Entwicklung schlechtreden wollen. Aber Sie werden
nicht an der Tatsache vorbeikommen können, dass der
Ifo-Geschäftsklimaindex insbesondere für den Einzel-
handel signalisiert, dass die privaten Haushalte wieder
Vertrauen fassen und dass der private Konsum die Bin-
nenkonjunktur demnächst beleben wird. Das bestätigt
auch der Konsumklimaindikator der Gesellschaft für
Konsumforschung.

Diese positive Tendenz zeigt sich auch beim Auftrags-
eingang. Sie können heute den Nachrichten entnehmen
– das deutete sich schon auf der Hannover-Messe an –,
dass der deutsche Maschinen- und Anlagenbau nach den
vier hervorragend verlaufenen Monaten November, De-
zember, Januar und Februar eine weitere positive Ent-
wicklung erwartet. Wenn diese ansteigende Tendenz bis
etwa Juni andauert – der VDMA meldet für März einen
Anstieg der Aufträge im deutschen Maschinenbau um
37 Prozent –, dann wird das Wachstum im deutschen
Maschinenbau, der Schlüsselindustrie für die gewerb-
liche Wirtschaft, nicht nur 2 Prozent, sondern mehr als
3 Prozent betragen. Sie werden erleben, dass es aufgrund
dieser Tatsache eine Verbesserung der Situation am Ar-
beitsmarkt gibt. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das
zusammen mit mir begrüßen würden, anstatt zu versu-
chen, diese positive Entwicklung zu leugnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Ministerpräsident Böhmer, hinsichtlich des Auf-
baus Ost sagen die Institute sehr eindeutig: Wenn
Deutschlands Wirtschaft insgesamt nicht wieder an Dy-
namik gewinnt, wird auch der Osten keine ausreichen-
den Wachstumsimpulse erhalten. Um es klar zu sagen:
Alles hängt davon ab, dass die Wirtschaft in Deutschland
an Fahrt gewinnt. Es wäre gut, wenn alle politischen und
wirtschaftlichen Kräfte – ob es Arbeitgeber, Arbeitneh-
mer, Verwaltungen oder Gewerkschaften sind – auf die-
ses Ziel hinarbeiten würden. Der Osten muss nicht auf
Dauer – gewissermaßen gottgegeben – ein Niedriglohn-
gebiet bleiben. Wir werden ihn auch nicht per Gesetz
dazu machen; niemand von uns denkt im Traum daran.
Diejenigen, die daran denken, sollten sich das aus dem

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(C (D opf schlagen. Das ist die falsche Antwort, die von uns icht gegeben wird. Es wird auch übersehen – in diesem Punkt stimme ich it Herrn Ministerpräsident Böhmer überein –, dass in stdeutschland bereits eine Menge entstanden ist, weentlich mehr, als wir bei all diesen allgemeinen Szenaien zur Kenntnis nehmen. Es sind wettbewerbsfähige nternehmen entstanden, von denen einzelne inzwichen eine bessere Lohnund Tarifstruktur haben als nternehmen in Westdeutschland. Ich denke beispielseise an die Region Jena. Ich könnte Ihnen noch viele ndere Regionen aufzählen, die inzwischen ein Wachsumskern sind und eine außerordentlich positive Enticklung aufweisen. Die Unternehmen, die dort sehr rfolgreich Produkte herstellen, haben gute Zukunftshancen. Schauen Sie sich beispielsweise die Entwicklung der albleiterindustrie in der Region Dresden an. In diesem ereich gibt es 11 000 Arbeitsplätze. Etwa 20 000 Areitsplätze wurden in der Zuliefererindustrie geschaffen. ie Amerikaner würden längst von einem „Chip Valley resden“ sprechen. Aber wir sind immer noch dabei, emälde zu zeichnen, die Schrecken in Deutschland erbreiten. Ich will ganz klar sagen, dass wir uns daran icht beteiligen werden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Ministerpräsident Böhmer, Sie haben von einer
lankommission gesprochen, die entstehen soll. Ich
eiß nicht, wo diese entstehen soll. Wir sollten uns vor
opanzen hüten und uns nicht wechselseitig vorhalten,
ass sich nichts tut und niemand die Absicht hat, etwas
u tun.
Sie wollen keine neuen Trennungen. Sie können sich

arauf verlassen: Auch wir wollen das nicht. Wir wollen
ine positive Entwicklung in ganz Deutschland. Aber
elbstverständlich brauchen wir vermehrt und auf lange
eit Anstrengungen in Ostdeutschland. Ich weiß sehr
ersönlich, wovon ich rede. Als jemand, der aus dem
uhrgebiet kommt, habe ich einige Erfahrungen damit.
Was die Entwicklung von Zentren, von wettbewerbs-

ähigen Regionen und deren Ausstattung, die sie erhal-
en müssen, angeht: Von den im Rahmen des Finanzaus-
leiches auszuzahlenden Mitteln – bis 2019 sind es
ngefähr 153 Milliarden Euro – fließen etwa 100 Milli-
rden zu Ihnen, zu den Länderministerpräsidenten und in
ie Länder. Deshalb liegt die Verantwortung für die Ent-
icklung solcher Zentren in ganz besonderer Weise bei
hnen. Sie werden in diesem Prozess voranschreiten. Ich
enke, dass wir, wenn der Abend kommt und der Tag
twas ruhiger gestaltet wird, darüber sehr viel präziser
iteinander reden können, als das jetzt der Fall ist.
Was die Innovationsregionen angeht, bin ich sehr da-

ür, dass sich alle Regionen in Deutschland an dem Pro-
ess der Deregulierung und der Entbürokratisierung be-
eiligen. Eines will ich allerdings in aller Klarheit sagen
das habe ich schon mehrfach auf Anfragen von Wirt-
chaftsministerkollegen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt
nd Thüringen gesagt –: Ein Sonderarbeitsrecht mit






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

einem verminderten Kündigungsschutz oder einge-
schränkten Tarifverträgen beispielsweise wird, kann und
sollte es nach meiner festen Überzeugung in Deutsch-
land nicht geben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir
demnächst ein sachsen-anhaltinisches Arbeitsrecht ha-
ben, das anders ist als das Arbeitsrecht im übrigen
Deutschland.


(Dirk Niebel [FDP]: Machen wir es doch in ganz Deutschland!)


Das werden wir nicht machen. Ich weiß nicht, ob Sie das
wollen. Auch das würde zu Trennungen führen, die nie-
mand von uns für richtig halten kann. Deshalb glaube
ich, dass wir gut beraten sind, uns bei dem Thema Inno-
vationsregionen auf Fragen des Bürokratieabbaus sowie
der Verbesserung und Beschleunigung des Verfahrens-
und Genehmigungsrechts zu konzentrieren. Daraus kann
sich eine Menge an Vorteilen ergeben. Diese sollten wir
nutzen.

Ich teile übrigens die Worte der Wirtschaftsinstitute
zur unmittelbar bevorstehenden Erweiterung der Euro-
päischen Union nach Osteuropa. Um es klar zu sagen
– ich zitiere einen Sachverständigen –:

Sich gegen Outsourcing zu stemmen hieße, auf
Wachstumschancen zu verzichten.

Wir müssen endlich wieder lernen, nicht immer nur
die Nachteile und die Risiken für Deutschland zu sehen,
die es natürlich überall gibt. Wir werden von anderen
Mitgliedstaaten der Europäischen Union beneidet.


(Beifall bei der SPD)

Deutschland als exportorientiertes Land wird von den
Wachstumsmärkten in Osteuropa und in Mitteleuropa
profitieren. Die Erweiterung wird nicht zulasten deut-
scher Arbeitsplätze gehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510414300

Herr Minister, gestatten Sie mir nur den Hinweis, dass

nach den Regeln unserer Aktuellen Stunde bei Über-
schreiten einer bestimmten Redezeit durch Mitglieder
der Bundesregierung auf Verlangen einer Fraktion eine
allgemeine Aussprache eröffnet werden kann. Das soll
für Ihre weiteren Dispositionen ein zielführender Hin-
weis sein.

Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft
und Arbeit:

Herr Präsident, ich bin für den Hinweis auf die sehr
strengen Gepflogenheiten dankbar.

Ich will deshalb mit einem Wort von Fontane schlie-
ßen, das ich noch gerne vortragen möchte; denn es wird
hier so oft von Wachstumsbremsen gesprochen. Theodor
Fontane hat gesagt – ich wusste das gar nicht; es ist mir
aufgeschrieben worden; ich finde das Zitat so schön,
dass ich es Ihnen gerne vorlesen möchte; das ist dann der
Schluss, Herr Präsident –:

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(C (D Der Konservatismus soll übrigens, seinem Wesen nach, eine Bremse sein. Damit muss man vieles entschuldigen – (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

n diesem Falle auch manches, was vonseiten der Oppo-
ition gesagt wird. Aber Sie wissen: Ich hoffe auf Ihre
esserung. Alles Gute!


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Wir müssen ein bisschen bremsen! Denn sonst geht es immer weiter abwärts!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510414400

Das Zitat von Fontane wollen wir auf die Redezeit

on Minister Clement nicht anrechnen.

(Dirk Niebel [FDP]: Zumal er ein Liberaler war, Herr Präsident!)

Damit erteile ich nun als nächstem Redner dem Kol-

egen Rainer Brüderle, FDP-Fraktion, das Wort.

(Ute Kumpf [SPD]: Das Zitat wird von der Re dezeit von Herrn Brüderle abgerechnet!)


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1510414500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Mi-

ister Clement, ich habe mich gestern über Ihren Kom-
entar zum Frühjahrsgutachten gewundert. Sie behaup-
en, die grün-roten Minireförmchen hätten schon einen
ffekt auf das Wachstum gehabt; sie seien quasi Wachs-
umsgeber.


(Zuruf des Bundesministers Wolfgang Clement)


So werden Sie von Reuters – ich habe die Meldung da-
ei – zitiert. Dann hat die Agentur etwas gefälscht. Ihre
ressestelle sollte das korrigieren.
Ich will aus dem Frühjahrsgutachten zitieren. Die
utachter schreiben: Es sei falsch, zu meinen, die bes-
ere Konjunktur sei auch oder sogar vorwiegend das Er-
ebnis der in Gang gesetzten Reformen und man könne
ur warten, weil vermeintlich genug getan sei. Vielmehr
ei jetzt die Wirtschaftspolitik gefordert, das Potenzial-
achstum zu stärken usw., usw.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as ist quasi eine Abmahnung, mehr konsequente Re-
ormen zu machen.
Sie haben die Opposition, deren Aufgabe es ist, auf

ehler – wir können die jetzige Situation nicht als gut
ezeichnen – hinzuweisen, als Wachstumsbremse be-
chimpft. Wir tun unsere Pflicht, wenn wir auf die Schwä-
hen der grün-roten Politik hinweisen. Sie leisten aus-
chließlich einen Beitrag zur Verunsicherung der Bürger.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Das Gutachten zeigt ganz deutlich: Es gibt ein Mini-
achstum; wenn wir die Kalendereffekte berücksichti-
en, beträgt das Wachstum 0,9 Prozent. Dabei kann
eine Beschäftigung entstehen.






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle

Auch die Prognose für das nächste Jahr ist sehr mä-

ßig. Es gibt Schwächen: Das Potenzialwachstum ist zu
gering, es gibt zu wenig Flexibilität und Investitionen.
Es gibt eine Schwäche auf dem Binnenmarkt aufgrund
des geringen Konsums. Die Menschen sind zutiefst ver-
unsichert. Manche Politiker fordern, die Erbschaftsteuer
zu erhöhen, der Mittelstand wird mit der Ausbildungs-
platzabgabe verrückt gemacht und die Ministerpräsiden-
tin von Schleswig-Holstein, Frau Simonis, will die
Mehrwertsteuer erhöhen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer will denn die Mehrwertsteuer erhöhen?)


Wie soll dabei Vertrauen entstehen? Sie verunsichern
die Bürger und jetzt bezeichnen Sie sogar diejenigen, die
zu Recht auf Probleme hinweisen, als die eigentliche
Konjunkturbremse. Bei einer solchen Politik verlieren
die Menschen jedes Vertrauen in die Politik. Sie glauben
Ihnen nichts mehr, die Menschen vertrauen Ihnen nicht
mehr. Deshalb ist Angstsparen zur Realität in Deutsch-
land geworden; daraus entsteht die Schwäche am Bin-
nenmarkt; deshalb wird zu wenig konsumiert und inves-
tiert. Das ist die Ursache.


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Sie sagen doch, dass man sparen soll!)


Sie setzen falsche Rahmenbedingungen. Die Steuer-
politik der Regierung ist nicht konsequent genug. Sie
sind nicht flexibel genug, Sie lockern nicht das Tarifver-
tragsrecht. Sie wissen, dass hier eine der Zementierun-
gen liegt. Betriebliche Bündnisse für Arbeit sind ohne
Genehmigung der Kartellbrüder von Gewerkschaften
und Arbeitgeberverbänden – nach meiner Auffassung
machen das beide falsch – nicht möglich. Hier müssen
die Betriebe mehr Rechte erhalten. Im Osten Deutsch-
lands – Herr Professor Böhmer weiß das – sind zwei
Drittel aller Arbeitsverhältnisse außerhalb des geltenden
Tarifvertragsrechts.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Dann müsste doch alles gut sein! – Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Dann müssen Sie sich doch freuen!)


Das ist unschön, aber eine Notreaktion, weil Sie zu starre
Regeln setzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Sie müssen Reformen konsequent umsetzen und Ver-

trauen wiedergewinnen. Durch die Osterweiterung wird
es Niedrigsteuergebiete und Niedriglohngebiete im ge-
meinsamen Markt geben. Die baltischen Staaten, die
Slowakei und Slowenien haben eine Flat tax von unter
20 Prozent. Es wird relativ bald egal sein, wo der Sitz ei-
nes Unternehmens ist, ob beispielsweise in Riga oder in
Köln. Wenn man in Riga unter 20 Prozent Steuern zahlt,
während die Steuern bei uns unverändert hoch bleiben,
wird es zu weiteren Verlagerungen kommen. Sie können
daher nicht diejenigen beschimpfen, die es besser ma-
chen, sondern müssen unsere hausgemachten Probleme
lösen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D ir müssen endlich aufhören, so zu tun, als sei alles underbar, die Opposition müsse nur ruhig sein. Sie önnen nicht alles gesundbeten und dann wird alles rima. Vergleichen wir einmal die europäischen Staaten. eshalb ist die Arbeitslosigkeit in den Niederlanden weiger als halb so hoch wie in Deutschland? Weshalb ist ie in Großbritannien weniger als halb so hoch wie in eutschland? Warum ist sie in Schweden weniger als alb so hoch wie in Deutschland? (Dirk Niebel [FDP]: Auch sie haben eine Opposition!)


ie ist es deshalb, weil dort eine bessere Politik gemacht
ird, weil es dort mehr Flexibilität gibt und Reformen
onsequent umgesetzt wurden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Weltwirtschaft betrifft uns alle. Die Asiaten und
merikaner machen es besser und aufgrund dessen erle-
en wir eine laue Belebung. Weil es in Amerika boomt,
st der Export – Gott sei Dank – angesprungen. Aber der
lte Mechanismus – wenn der Export steigt, springen
mpulse auf den Binnenmarkt über – wirkt zum ersten
al nicht. Der Export ist zwar angesprungen; aber der
innenmarkt verharrt, weil kein Vertrauen vorhanden ist
nd keine Reformen, die zu mehr Flexibilität geführt
ätten, konsequent umgesetzt worden sind. Der Konsum
tagniert aufgrund des Angstsparens. Der Mittelstand hat
ein Vertrauen in die Zukunftsentwicklung. Deshalb ha-
en wir kein kräftiges Wachstum, das wir aber bräuch-
en. Sie wissen, dass die Beschäftigungsschwelle güns-
igstenfalls bei 1,5 Prozent Wachstum liegt; bei
,9 Prozent Wachstum erreichen Sie keine Effekte auf
em Beschäftigungmarkt. Da helfen auch die schönfär-
erischen Tricksereien in der Arbeitsmarktstatistik nicht.


(Beifall des Abg. Dirk Niebel [FDP])

ie haben die Leute verrückt gemacht. Sie haben die
30-Mark-Arbeitsverhältnisse abgeschafft. Jetzt feiern
ie Minijobs.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510414600

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Schluss kommen.


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1510414700

Das ist überall festzustellen. Ursache ist die Politik.
Vielen Dank, Herr Präsident.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510414800

Das Wort hat nun der Kollege Fritz Kuhn, Bündnis 90/
ie Grünen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt kommt der Möchtegernminister!)







(A) )



(B) )



Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510414900

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Weil hier so viel vom Vertrauen in den
Markt gesprochen wird,


(Dirk Niebel [FDP]: Aber kein Vertrauen in die Regierung!)


möchte ich die Frage stellen: Wie sollen die Marktteil-
nehmer reagieren, wenn sie an einem Tag in der Zeitung
lesen, die Sachverständigen hätten die Wachstumspro-
gnose von 1,7 Prozent auf 1,5 Prozent nach unten korri-
giert, und am gleichen Tag in der Zeitung steht, der Ifo-
Geschäftsklimaindex sei überraschenderweise gestie-
gen? Die einen sind also ein bisschen vorsichtiger, wäh-
rend die anderen eine steigende Zahl nennen.

Ich will damit sagen, dass wir diesen Zirkus,

(Beifall des Abg. Detlef Dzembritzki [SPD])


indem wir das Geschehen am Binnenmarkt anhand von
Feinstausschlägen innerhalb eines Prognoseszenarios
bewerten, einmal kritisch hinterfragen sollten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich sage zugespitzt: Wenn Sie der Konjunktur in
Deutschland einen Gefallen tun wollten, dann müssten
Sie einmal ein Jahr lang auf diesen Zirkus verzichten.


(Dirk Niebel [FDP]: Wir müssten eine andere Regierung haben!)


Nun weiß auch ich, dass das nicht geht; aber ich will
darauf hinweisen: Wer wie Herr Brüderle hier ernsthaft
sagt, das Problem sei der Binnenmarkt und die Leute
gingen nicht einkaufen, der muss sich fragen, welche
fast dämonische Wirkung wir diesen Zahlen und der Re-
duzierung von 1,7 auf 1,5 Prozent zuschreiben.


(Zuruf von der CDU/CSU: Die Leute geben ihr Geld nicht aus, weil sie nicht wissen, was sie bei Ihnen für die Rentenund die Krankenversicherung bezahlen müssen!)


Schauen Sie sich im Alltag an, wie sehr negative Pro-
gnosen einen tatsächlichen Prozess beschleunigen kön-
nen – Selffulfilling Prophecy –, dann wissen Sie wirk-
lich, was ich meine.

Andersherum gesagt: Alle hier im Haus würden gut
daran tun, sich darauf zu besinnen, was wir tun können,
damit die optimistischen Kräfte, die Wachstumskräfte,
zunehmen. Dazu kann ich Ihnen nur sagen: Es gibt eine
ganz einfache Botschaft: Wir müssen die Reformen in
Deutschland, die wir mit der Agenda 2010 begonnen ha-
ben – ich betone bewusst: begonnen haben –, energisch
fortsetzen.


(Dirk Niebel [FDP]: Das müssen Sie der anderen Seite sagen, nicht uns!)


– Nein, dabei schaue ich Sie an und ich sage Ihnen auch,
warum. Wir müssen eine der entscheidendsten Refor-
men, nämlich die Abschaffung dieses absurden Systems,
dass wir gleichzeitig eine Sozialhilfe und eine Arbeitslo-
senhilfe für Arbeitsfähige mit verschiedenen Verwaltun-

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(C (D en und Kassen vorhalten, beenden. Diese Reform ist och nicht in trockenen Tüchern. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Weil ihr sie versaubeutelt habt! – Dirk Niebel [FDP]: Weil Sie uns betrogen haben!)


ch finde schon, dass sich die Union und vorneweg Herr
och den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass sie der-
eit die entscheidende Arbeitsmarktreform durch den
irkus, den sie im Zusammenhang mit der Frage der Zu-
tändigkeiten veranstalten, blockieren.


(Dirk Niebel [FDP]: Sie haben uns einfach betrogen!)


iese Sache müssen Sie und wir lösen. Dann geht es in
eutschland auch wieder aufwärts. Dann brauchen wir
icht weiter über den Niedriglohnsektor zu philosophie-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Hartz IV ist schon beschlossen!)


Dazu will ich noch eine Bemerkung machen, auch
enn Ministerpräsident Böhmer leider nicht mehr da ist.
in breiter, aus Staatszuschüssen finanzierter Niedrig-
ohnsektor in Deutschland, sei es im Osten oder sei es
berall in Deutschland, ist, wenn man es genau nimmt,
konomischer Unsinn. Es kommt vielmehr darauf an, für
ie Menschen, die arbeiten können, aber aus spezi-
ischen Gründen über die Brücke zum Arbeitsmarkt
chwer gehen können, individuell zugeschnittene Lösun-
en zu finden, damit sie in den Arbeitsmarkt gelangen.
abei ist übrigens das Arbeitslosengeld II ein enormer
ortschritt gegenüber dem Status quo einer Sozialhilfe,
ie eine Sozialstaatsfalle ist.


(Dirk Niebel [FDP]: Deswegen haben wir das vor zwei Jahren schon beantragt!)


Wenn wir in Deutschland über irgendetwas diskutie-
en sollten, dann über die Frage, wie wir die Begehbar-
eit der Brücken in den Erwerbsarbeitsmarkt verbessern
önnen. Ein breiter, staatlich subventionierter Niedrig-
ohnsektor ist doch wohl ein Witz. Ich bin erstaunt, dass
in solcher Vorschlag heute von der Union kommt, die
mmer gesagt hat, sie lehne breit angelegte Subventionen
ür den Arbeitsmarkt ab. In den Folgebeiträgen müssen
ie dem Hohen Hause wirklich erklären, wie Sie jetzt
uf diese Idee gekommen sind. Es gibt intelligentere Lö-
ungen, die mehr auf den Einzelfall zugeschnitten sind.
Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung in
eutschland und der Debatten der letzten Monate – man
ann fast sagen: der letzten Jahre – kommen meine Frak-
ion und ich zu der Überzeugung, dass das Defizit in
eutschland ganz klar bei den Innovationen liegt und
ass wir dort zulegen müssen.
Deswegen sage ich Ihnen:

(Dirk Niebel [FDP]: So etwas wie Gentechnik und Biotechnologie zum Beispiel!)

s wird um Investitionen in Forschung und Bildung ge-
en. Noch eine Steuerreform durchzuführen, die uns






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn

10 oder 20 Milliarden Euro kostet – solche Rezepte tau-
gen nichts. Zuerst müssen wir in den genannten Berei-
chen investieren.


(Dirk Niebel [FDP]: Biotechnologie und Gentechnik zum Beispiel!)


Denn, Herr Brüderle, den Wettbewerb mit den Löhnen in
Tschechien oder Litauen werden wir – Marktwirtschaft
hin oder her – nicht gewinnen können. Dieser Wettlauf
ist absurd.


(Zuruf von der CDU/CSU: Transrapid!)

Wir müssen es schaffen, an unseren deutschen Stand-

orten Produkte zu entwickeln, Dienstleistungen zu er-
bringen und Produktionsverfahren einzusetzen, wie sie
in anderen Ländern, egal welche Löhne dort gezahlt
werden, nicht möglich sind.


(Dirk Niebel [FDP]: Lassen wir in Deutschland doch den Transrapid fahren! – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Bauen wir doch Windmühlen!)


Dazu müssen wir im Parlament gemeinsame Anstren-
gungen unternehmen.


(Dirk Niebel [FDP]: Fangen wir mit dem Transrapid an!)


Das würde viel mehr helfen, als wenn wir uns voodoo-
mäßig darüber unterhalten, ob das Wirtschaftswachstum
1,5 Prozent oder 1,7 Prozent betragen wird.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510415000

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510415100

Ich komme zum Schluss.


(Zuruf von der CDU/CSU: Am Ende sind Sie ja schon lange!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510415200

Das ist sehr schön.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510415300

Eines möchte ich an meine Nachredner gerichtet sa-

gen: Ich muss gleich weg; wer mich also beleidigen
möchte, sollte sich an den Kollegen Schulz wenden. Da
ich mich für meine Verhältnisse sehr bemüht habe, heute
niemanden zu beleidigen,


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist wohl wahr! Das war ausnahmsweise relativ harmlos!)


bitte ich Sie, meine Abwesenheit ausnahmsweise zu ent-
schuldigen.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Jetzt wissen wir wenigstens, dass Sie Angst vor Ihren Nachrednern haben!)


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(C (D Ich erteile dem Kollegen Klaus Lippold, CDU/CSU raktion, das Wort. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der deutsche achstumsmotor stottert; im Rest der Welt läuft es wie eschmiert. (Ute Kumpf [SPD]: Das war aber nicht Fontane!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510415400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Klaus W. Lippold (CDU):
Rede ID: ID1510415500

as sollte sowohl Ihnen, Herr Minister Clement, als
uch Ihnen, Herr Kuhn, reichlich zu denken geben. Dass
ie Wirtschaft in allen Teilen der Welt läuft, nur nicht in
er Bundesrepublik, das muss doch Gründe haben.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

a Sie mittlerweile sechs Jahre an der Regierung sind,
önnen Sie sich auch nicht mehr damit herausreden, dass
as an Ihrer Vorgängerregierung liegt.
Jetzt entdecken Sie ständig den Aufschwung, der an-

eblich vor der Tür steht. Herr Minister, ich habe Fol-
endes nachgelesen: Im letzten halben Jahr haben Sie
en Aufschwung 23-mal direkt vor der Tür gesehen. Der
anzler hat Sie im gleichen Zeitraum mit circa 50-mal
ogar übertroffen.


(Dirk Niebel [FDP]: Sie sollten sich eine Glastür kaufen!)


ber der Aufschwung ist immer noch nicht da. Wer
laubt denn noch Ihren Versprechungen, dass der Auf-
chwung vor der Tür steht, wenn Sie ihn zwar immer
ieder kommen sehen, er in der Realität aber erstens
icht kommt und zweitens nicht da ist?
Kollege Brüderle hat zu Recht darauf hingewiesen,

ass im Gutachten des Wissenschaftsrates steht, dass Sie
it den Strukturreformen vorankommen müssen. Das ist
ine schallende Ohrfeige für Sie. Darüber reden Sie hin-
eg. Sie haben das Beschäftigungsziel verfehlt. Darüber
eden Sie hinweg. Sie haben das Wachstumsziel verfehlt.
arüber reden Sie hinweg. Den Aufbau Ost setzen Sie in
en Sand. Auch darüber reden Sie hinweg.


(Wolfgang Clement, Bundesminister: Das ist dummes Zeug, was Sie erzählen!)


ll das, Herr Minister, kann doch so nicht gehen. Hier
üssen grundlegende Veränderungen vorgenommen
erden.
Wenn Sie von Reformen sprechen, dann handelt es

ich um Reformen wie die Ausbildungsplatzabgabe, zu
enen die gesamte Wirtschaft, Sie selbst und auch Teile
hrer Fraktion sagen, dass sie völlig verfehlt sind. Aber
in sturer Holzkopf aus dem Sauerland hält an ihnen
est, weil die Linken meinen, ihre Ideologie sonst nicht
ichtig umsetzen zu können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)


Das ist für Deutschland schädlich. Herr Clement, neh-
men Sie auf die Ideologie keine Rücksicht und führen
Sie vernünftige Strukturreformen durch! Dann kommen
wir einen ganz entscheidenden Schritt weiter. Aber so,
wie Sie vorgehen, wird uns das nicht gelingen.

Zu den Themen Arbeitsmarkt und Zusammenlegung
von Arbeitslosen- und Sozialhilfe haben wir klare, ein-
deutige Vorschläge gemacht, denen Sie hätten zustim-
men können.


(Dirk Niebel [FDP]: Das Schlimme ist: Sie haben dem zugestimmt, aber Sie machen es doch anders!)


Nicht Herr Koch ist das Problem, sondern Sie sind das
Problem. Sie sollten unseren Vorschlägen auch einmal
zustimmen und nicht immer Querschüsse abgeben. Dann
kommen wir in der Sache weiter. Aber Sie machen nur
Nebel. So kann das nicht funktionieren.

Nun komme ich zu einem anderen Thema, das ich für
ganz entscheidend halte. Sicherlich bestehen, was den
Konsum betrifft, erhebliche Schwierigkeiten. Wenn Sie
die Zeitschriften von heute lesen, können Sie den Kom-
mentierungen sehr deutlich entnehmen, dass diese
Schwierigkeiten anhalten werden. Warum? Das liegt
doch nicht an der Opposition, sondern schlicht und er-
greifend daran, dass die Leute aus Angst sparen. Da-
durch ist es zu einem Rekordkonsumverzicht gekom-
men, wie wir ihn noch nie hatten. Warum sparen sie aus
Angst? – Sie sehen, wie links und rechts von ihnen Ar-
beitsplätze abgebaut werden. Deshalb haben sie Angst,
ihren Arbeitsplatz ebenfalls zu verlieren. Darüber hinaus
sehen sie, dass diese Regierung jeden Tag eine andere
Sau durchs Dorf treibt: Der eine redet davon, die Erb-
schaftsteuer zu erhöhen, der andere davon, die Vermö-
gensteuer wieder einzuführen. Der Dritte redet von einer
zusätzlichen Variante der Ökosteuer: Das Abkassieren
beim Benzin allein genügt Kollege Müller nicht, da
muss jetzt auch noch eine Ökosteuer auf Wasser und
eine auf Abfall in Erwägung gezogen werden.

Wo kommen wir hin, wenn Sie immer nur an neue
Belastungen denken? Glauben Sie, dass die Leute dann
fröhlich konsumieren?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie sind diejenigen, die den Leuten auf den verschie-
densten Wegen die Kaufkraft nehmen, hinterher aber an-
kommen und fragen: Warum gehen die Leute nicht in die
Geschäfte und kaufen? Sie haben eine Rekordpleite-
welle, wie wir sie seit langem nicht mehr hatten, und es
ist absehbar, dass sich diese Pleitewelle im Stillen fort-
setzen wird. Sie werden auch in diesem Jahr wieder
Schuldenberge auftürmen, die weit über das hinaus-
gehen, was der Stabilitätspakt, den wir in der Europäi-
schen Union geschlossen haben, erlaubt. Auch das
schreiben Ihnen die Sachverständigen ins Stammbuch;
auch das erwähnen Sie mit keinem Wort. Sie verletzen
das Ziel des europäischen Stabilitätspaktes in einer gera-
dezu dramatischen Art und Weise, glauben aber, dass mit
einer solchen verfehlten Politik Remedur geschaffen
werden kann.

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(C (D (Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Wie sind denn Ihre Antworten?)


Herr Clement, Sie werden ändern müssen, was diese
undesregierung vorhat. Sie werden endlich einmal
urchsetzen müssen, was Sie zwar verschiedentlich auf
ndustriekongressen angekündigt haben, was aber be-
auerlicherweise im Kabinett keine Mehrheit findet und
on Ihrer Koalitionsfraktion weggebügelt wird. Werden
ie durchsetzungsfähig, dann haben wir einen ersten An-
atzpunkt. Übernehmen Sie das, was Ihnen die Opposi-
ion an konstruktiver Zusammenarbeit anbietet, dann ha-
en Sie einen zweiten Ansatzpunkt. Dann wären die
rsten Weichen für eine Besserung gestellt.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510415600

Ich erteile das Wort dem Kollegen Walter Schöler,

PD-Fraktion.


Walter Schöler (SPD):
Rede ID: ID1510415700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
err Kollege Lippold, das Gemeinschaftsgutachten der
irtschaftsforschungsinstitute ist alles andere als eine
iobsbotschaft; dieses Gutachten verkündet vielmehr
ie Botschaft, dass die Wirtschaftsbelebung auf dem
ormarsch ist:


(Zuruf von der CDU/CSU: Rückmarsch!)

afür gibt es in diesem Gutachten deutliche Hinweise,
owohl für das zweite Halbjahr 2004 als auch für 2005.
Ich räume durchaus ein: Es wäre sicherlich schöner

ewesen, wir hätten schon jetzt eine günstigere Entwick-
ung verzeichnen können. Aber zu Schwarzmalerei, wie
ie in Ihrem Beitrag festzustellen war, gibt dieses Gut-
chten überhaupt keinen Anlass. Sie versuchen hier wie-
er, als der Schwarzmaler vom Dienst aufzutreten und
lles mies zu machen, um damit von Ihrem eigenen Ver-
agen insbesondere in den letzten Wochen und Monaten
bzulenken.
Die Institute nehmen zwar ihre letzte Schätzung für

ie Zunahme des realen Bruttoinlandsproduktes um
,2 Prozentpunkte und damit geringfügig zurück; das ist
ehrfach gesagt worden. Die Institute sagen aber auch
nverblümt, wer das mit zu verantworten hat, nämlich
ie von der Opposition. Sie von der Union haben sich
och im Vermittlungsverfahren Ende letzten Jahres quer
elegt; die FDP hat sich gar nicht mehr beteiligt. Wer
ar es denn, der das Vorziehen der gesamten dritten
tufe der Steuerreform auf den 1. Januar 2004 abgelehnt
at? – Sie waren doch die Neinsager zu dieser möglichen
elebung der Binnennachfrage!


(Veronika Bellmann [CDU/CSU]: Da muss man aber auch sagen, warum!)


ie waren es doch, die damit das Anziehen der Konjunk-
ur verhindert haben. Dadurch fehlen jetzt weitere, not-
endige Konjunkturimpulse. Die Institute stellen auch
lipp und klar fest: Die Schätzungen haben um






(A) )



(B) )


Walter Schöler

0,2 Prozentpunkte nach unten korrigiert werden müssen,
weil das steuerliche Entlastungsvolumen geringer ist, als
es bei der letzten Steuerschätzung im November 2003
von den Sachverständigen unterstellt wurde.

Sie von der Union rufen heute also wieder „Haltet den
Dieb“ – dabei sind Sie selbst der Dieb! Denn ohne Ihre
Obstruktion hätten wir nach Aussage der Institute heute
eine bessere wirtschaftliche Entwicklung, als sie gestern
prognostiziert worden ist.

Sie haben sich nicht nur beim Vorziehen eines Teils
bzw. der gesamten dritten Stufe der Steuerreform ver-
weigert, Sie haben auch große Teile der von der Koali-
tion auf den Weg gebrachten Vorschläge zum Abbau von
ungerechtfertigten Steuervergünstigungen und zum Sub-
ventionsabbau nicht mitgetragen; das wissen wir doch
alle. Sie beklagen zwar immer, dass nicht in genügen-
dem Umfang Subventionen abgebaut worden sind und
dass auch die Länder und Gemeinden in finanziellen
Schwierigkeiten sind. Aber Sie hätten ja die Möglichkeit
gehabt, die Vorschläge mitzutragen.

Dass Sie die Neinsager waren, wirkt sich jetzt negativ
aus: Um die Staatsfinanzen stünde es heute auf allen drei
Ebenen – Bund, Länder und Gemeinden – deutlich bes-
ser, wenn Sie die Konzepte mitgetragen und sich nicht
verweigert hätten. Ich muss Sie daran erinnern: Wir ha-
ben immerhin das Steuervergünstigungsabbaugesetz und
das Haushaltsbegleitgesetz 2004 vorgelegt. Viele Teile
davon haben Sie nicht mitgetragen. Beklagen Sie das
jetzt bitte nicht.

Ich komme nun zu den haushaltspolitischen Konse-
quenzen des Gutachtens; Kollege Dr. Lippold hatte sie
schon angesprochen. Im November hatten die Institute
die Steuereinnahmen für 2004 auf rund 492 Milliarden
Euro für den Gesamtstaat geschätzt. Jetzt liegt ihre
Schätzung für 2004 bei 486 Milliarden Euro; das sind
6 Milliarden Euro weniger. Davon entfallen rund
2 Milliarden Euro auf den Bund, der Rest auf die Länder
und Gemeinden. Hinzu kommt eine Belastung in ähnli-
cher Größenordnung – das räume ich durchaus ein –, da
sich eine Verbesserung am Arbeitsmarkt noch länger
hinschleppen wird. Dies sind erhebliche Belastungen für
den Haushalt. Sie tun sehr weh. Das wissen wir. Ich will
nichts beschönigen.

Die tatsächliche Größenordnung der Steuerausfälle
und Mehrausgaben für den Arbeitsmarkt kann man der-
zeit nicht exakt beziffern. Dazu brauchen wir zumindest
die Steuerschätzung, die im Mai auf den Tisch gelegt
werden wird, und die Zahlen über die weitere Entwick-
lung am Arbeitsmarkt. Erst dann werden verlässliche
Daten vorliegen. Es bringt nichts, vorher zu jammern
und das zu beklagen, was Sie selbst zu wesentlichen Tei-
len angerichtet haben. Dann wird zu entscheiden sein,
wie Haushaltsprobleme, die vielleicht entstehen werden,
zu lösen sind.

Das Gemeinschaftsgutachten rechnet auch für 2005
mit einem gesamtstaatlichen Defizit von 3,5 Prozent,
also mit einem Überschreiten des Maastricht-Defizitkri-
teriums. Ich verkünde Ihnen von dieser Stelle aus nicht,
dass das Unsinn ist und dass wir unter der Defizitgrenze

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(C (D on 3 Prozent bleiben werden, sondern sage Ihnen vielehr Folgendes: Wir werden uns bemühen, für 2005 eien Haushalt aufzustellen und zu verabschieden – (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Er wird darüber liegen!)


azu werden wir die Daten heranziehen, die wir bis zum
ovember dieses Jahres bekommen – mit dem bei Abwä-
ung der gesamtwirtschaftlichen Erfordernisse muss an-
trebt werden, dass auch das Defizitkriterium eingehalten
ird. Das erfordert mehr als das, was Sie hier vortragen,
ämlich ein behutsames Vorgehen. Wir dürfen nicht mit
inem drastischen Sparprogramm die positive Konjunk-
urentwicklung abwürgen. Das wäre völlig kontrapro-
uktiv. Ein Sparpaket von 12 Milliarden Euro, wie es die
nstitute vorschlagen, ist deshalb überdimensioniert.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510415800

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.


Walter Schöler (SPD):
Rede ID: ID1510415900

Ich komme zum Schluss, Herr Präsident.
An unserem festen Willen, weiter zu konsolidieren,

ann und darf es dennoch keinen Zweifel geben. Wir
erden den schwierigen Weg weitergehen und auf den
reiklang Konsolidierung, Schaffen von Investitionsan-
eizen und Verfolgung einer Politik setzen, die sich auf
ie Schwerpunkte Innovationsförderung, Bildung und
amilie konzentriert.
Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510416000

Das Wort hat nun der Kollege Michael Fuchs, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1510416100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

eider ist der Möchtegernminister Kuhn nicht mehr an-
esend. Man sollte ihm nachrufen, dass das Frühjahrs-
utachten vom Wirtschaftsministerium in Auftrag gege-
en wird. Wenn Sie das Gutachten schon kritisieren,
ann sollten Sie wenigstens wissen, was Sie tun. Aber
ahrscheinlich haben Sie es nicht so halten können wie
onst und haben nicht die Statistik fälschen können. Das
ar nicht möglich. Die Institute haben Ihnen die grau-
ame Wahrheit gesagt. Mit Frühjahr verbindet man Auf-
ruch, Wachstum und Erneuerung. Das, was Ihnen un-
erbreitet wurde, ist eine einzige Hiobsbotschaft. Das
asst Ihnen natürlich nicht.
Ihre Reformpolitik, mit der Sie begonnen haben, ist

is jetzt mit keinem einzigen Erfolg gesegnet. Sie ist
andwerklich katastrophal umgesetzt. Eigentlich dürfte
an gar nicht von Handwerk sprechen. Jeder Hand-
erksmeister müsste beleidigt sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs

Keines Ihrer Projekte läuft ohne Pannen. Ich erinnere
nur an das Dosenpfand, die Maut oder das Arbeitslosen-
geld II, das im Volksmund schon Maut II heißt.


(Dirk Niebel [FDP]: Den virtuellen Arbeitsmarkt haben Sie vergessen!)


Dieser Zickzackkurs wird nicht dazu führen, dass wir in
Deutschland zu mehr Wachstum kommen. Ich betrachte
dieses Frühjahrsgutachten als eine Ohrfeige für die Bun-
desregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es geht noch viel weiter: Es ist eine Anklage; denn es

gibt keine Anzeichen für Binnenwachstum. Schauen Sie
sich einmal das Wachstum in anderen Ländern an und
fragen Sie sich, warum es dort funktioniert und bei uns
nicht.


(Walter Schöler [SPD]: Die Niederlande?)

Die USA wachsen um 4 Prozent, Kanada wächst um
3 Prozent und selbst Japan, das jahrelang gekränkelt hat,
liegt bei 3,2 Prozent. Wie sieht es bei uns aus? Herr Mi-
nister, Sie reden nur und können noch froh sein, wenn es
1,5 Prozent sein werden.

Ich will das nicht schlechtreden,

(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Dr. Rainer Wend [SPD]: Sie wollen das nicht schlechtreden, aber vielleicht ist es ja noch etwas schlechter!)


aber mittlerweile sagen auch schon einige Wirtschafts-
verbände, es seien nur 1,2 Prozent. Dabei müssen Sie be-
denken, dass das wirkliche Wachstum im Prinzip nur
0,6 Prozent betragen wird, da die anderen 0,6 Prozent al-
lein schon durch die vier zusätzlichen Arbeitstage in die-
sem Jahr erreicht werden. Das heißt, Sie kränkeln bei
0,6 Prozent herum und wollen uns klarmachen, dass das
der große Durchbruch und Aufschwung ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Das ist wirklich Unfug!)


Wie Sie auf das Plus von 1,5 Prozent kommen wol-
len, das Sie eben noch skizziert haben, wird Ihr großes
Geheimnis bleiben. Im ersten Quartal betrug das Wachs-
tum 0,2 Prozent. Das Wachstum müsste in jedem nach-
folgenden Quartal deutlich über 2 Prozent liegen, damit
Sie in diesem Jahr überhaupt noch auf einen Durch-
schnitt von 1,5 Prozent kommen. Sie müssen mir einmal
erklären, wie Sie das hinbekommen wollen. Selbst in ei-
ner reifen Volkswirtschaft hat es nur selten einen solchen
Sprung gegeben.

Das größte Problem ist Ihre Finanzpolitik. Allein im
letzten Jahr betrug die Neuverschuldung auf Bundes-
ebene 40 Milliarden Euro. Ich sage Ihnen voraus – der
Kollege Austermann hat das in den letzten Tagen brillant
belegt –, dass die Neuverschuldung in diesem Jahr über
45 Milliarden Euro liegen wird. Was bedeutet das? – Das
bedeutet schlicht und ergreifend, dass Sie im nächsten
Jahr die allein in diesen beiden Haushaltsjahren neu auf-
genommenen Schulden in Höhe von 85 Milliarden Euro

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(C (D usätzlich verzinsen müssen; denn der Staat muss geauso wie jede Bürgerin und jeder Bürger Zinsen bezahen. Allein dadurch werden 4 Milliarden Euro weniger ür Investitionen zur Verfügung stehen. Der Investitionsaushalt des Bundes schrumpft immer mehr, was nicht ur an der Maut liegt. Wenn es hier nicht zu grundsätzlihen Veränderungen kommt, sodass auch der Staat wieer Investitionen tätigt, dann sehe ich keine Möglichkeit, ass die Wirtschaft in Deutschland wieder wächst. Verehrter Herr Minister, der Kollege Brüderle hat Ih en etwas Schönes aus dem Gutachten zitiert. Auch ich öchte noch etwas zitieren; denn es scheint so zu sein, ls hätten Sie nur die positiven Seiten des Gutachtens geesen. Ich empfehle Ihnen, das Gutachten komplett zu leen, da sehr viel Wichtiges darin steht, zum Beispiel: In der Finanzpolitik in Deutschland ist derzeit kein klares Konzept zu erkennen. ußerdem steht dort: Zwar ist es aus heutiger Sicht schwierig, die Bürger weiter zu entlasten, doch muss man mit einer Reform des Steuersystems nicht Jahre warten … ir erwarten Ihre Vorschläge, es kommt aber nichts. Sie lauben, dass Sie mit dem bisschen, was Sie bisher getan aben, dieses Land wieder in Schwung bringen. Am beängstigendsten ist für mich aber die Tatsache, ass der Bundeskanzler jeglichen Reformeifer verloren at und er mittlerweile anscheinend von Herrn üntefering gefesselt im Amt sitzt und nicht mehr weiß, as er tun soll. (Lachen bei der SPD – Dr. Sigrid SkarpelisSperk [SPD]: Gefesselt?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Zurufe von der SPD: Hört! Hört!)


ir werden aus der Misere nicht herauskommen, wenn
r nicht sofort weitere Reformen durchführt. Sie sind
ufgefordert, endlich Ihr Bremserhäuschen zu verlassen
nd sich bitte nach vorne in den Zug zu bewegen. Tun
ie etwas!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510416200

Das Wort hat nun der Kollege Werner Schulz, Bünd-

is 90/Die Grünen.

(Dr. Rainer Wend [SPD]: Stimmt das, was Herr Fuchs gesagt, Herr Schulz?)


Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Früh-

ahrsgutachten gibt sicherlich keinen Anlass, in Jubel
uszubrechen. Es gibt aber etliche Gründe für vorsichti-
en und verhaltenen Optimismus. Darüber sollten wir
uch reden.
Nicht nur am Ifo-Geschäftsklimaindex zeigt sich,

ass die deutsche Wirtschaft langsam aus der Stagnation






(A) )



(B) )


Werner Schulz (Berlin)


herauskommt. Das ist bei diesen festgefahrenen und ver-
krusteten Verhältnissen schon eine Leistung. Seit letzten
Herbst steigen die Produktion und der Absatz. Daneben
erholt sich die Binnenwirtschaft durch die Erhöhung der
Ausrüstungsinvestitionen. Ich finde, auch darüber sollte
man reden. Herr Fuchs, man sollte nicht, wie Sie, alle
apokalyptischen Reiter, die sich finden lassen, auf dieses
langsam in Trab gekommene Konjunkturpferd setzen.
Das hilft uns überhaupt nicht weiter.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Michael Fuchs [CDU/ CSU]: Lieber Herr Schulz!)


Das ist die übliche Art, mit der Sie alles herunterreden,
was diese Regierung getan hat. Im Gutachten steht ein-
deutig, dass die Forschungsinstitute den Kurs der Bun-
desregierung bestätigen, auch wenn die Reformen im
Moment noch keine sehr klaren Wirkungen zeigen.

Worüber reden wir? Wir reden über die Abweichung
einer Prognose von 0,2 Prozent. Ich bitte Sie: Wenn ich
an die letzten Jahre denke, bin ich richtig glücklich, mit
welcher Treffsicherheit die Prognose dieses Mal einge-
treten ist.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Das ist allerdings wahr!)


Ich hatte angesichts der letzten Prognosen schon ge-
dacht, Wirtschaftsraten sei in diesen Instituten eine Tä-
tigkeit.


(Dirk Niebel [FDP]: Zumindest unter dieser Regierung!)


– Sie bestätigen das. Bei Ihnen helfen auch gute Tipps
nicht mehr.


(Dirk Niebel [FDP]: Ich darf an die Prognosen von Clement vom letzten Jahr erinnern!)


– Es ist sehr schwierig, solche Prognosen zu treffen.
Fakt ist, dass wir in der Lage sind, die Wirtschaft

voranzubringen. Wir können uns auch nicht mit den Feh-
lern vorheriger Regierungen herausreden. Im Wirt-
schaftsgutachten steht: Die versäumten Strukturrefor-
men sind das Resultat von Jahrzehnten. Die Probleme,
die wir haben, sind nicht von heute auf morgen entstan-
den oder vom Himmel gefallen.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Innerhalb von sechs Jahren!)


Da Sie so viel Wert auf Zitate legen, habe auch ich ein
Zitat. Es ist zwar nicht von Fontane, aber von Rolf-E.
Breuer, CDU-Mitglied seit 1969, ehemals Sprecher des
Vorstands und jetzt Aufsichtsratsvorsitzender der Deut-
schen Bank. Er hat gesagt:

Schuld trägt das Verharren in Strukturen, die in den
letzten Jahrzehnten nicht reformiert worden sind.
Ich sage bewusst „Jahrzehnte“, weil der oberflächli-
che Betrachter dazu neigt, alles der jetzigen Regie-
rung anzulasten. Das ist nicht richtig. Speziell in
den letzten Jahren der Kohl-Regierung sind überfäl-
lige Reformen nicht angepackt worden.

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(C (D Genau das ist unser Problem. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Michael Fuchs [CDU/ CSU]: Oder von Ihnen korrigiert worden!)


Genau das würde ich auch dem Ministerpräsidenten
on Sachsen-Anhalt sagen. Der Aufbau Ost eignet sich
icht für eine Momentaufnahme. Ostdeutschland ist seit
4 Jahren ein Innovations- und Experimentierfeld. Dabei
uss man auch berücksichtigen, dass dort eine Deindus-
rialisierung in nicht gekannter Größenordnung stattge-
unden hat. Wenn der Kahlschlag erst einmal da ist, dann
st nicht sofort ein neuer Wald aus dem Boden ge-
tampft. Es gibt dort zwar keine blühenden Landschaf-
en, aber Landschaften im Zwielicht.
Es gibt durchaus positive Beispiele, aber auch eine
enge von Fehlallokationen, von Kapitalverschwen-
ung und -vergeudung durch unterlassene Struktur- und
ndustriepolitik. Wir haben zu lange blind auf das Anrei-
en von Marktkräften und Investitionszulagen gesetzt.
uch darüber muss man reden, wenn gefragt wird, wo in
en letzten Jahren unsere Wachstumskräfte geblieben
ind. Sie sind nicht dafür eingesetzt worden, um den
ufbau Ost in dem Maße voranzubringen, wie es mög-
ich gewesen wäre.
Jetzt reden wir über Cluster und Wachstumskerne.
as hätte man von Anfang an machen können. Aber
enn Sie einen Riss im Fundament haben, dann ist die-
er nicht so leicht zu reparieren. Das, was wir momentan
u bewältigen haben, ist nicht mit schnellen Vorschlägen
ür Lohnzuschüsse aus der Welt zu schaffen. Ich warne
or „Kohlesubventionen über Tage“, also vor Subventio-
en für den Erhalt der Niedriglöhne im Osten. Dieses
roblem ist auch nicht mit flotten Regelungen und Büro-
ratieabbau zu lösen, die sich nur auf den administrati-
en Bereich konzentrieren. Das reicht nicht.
Kollege Brüderle hat in seiner Fünfminutenrede die

chwache Binnenkonjunktur und den mangelnden Kon-
um betont, was im Gutachten als Hauptaspekt aufge-
riffen wird. Es ist deutlich, dass es den Bürgerinnen
nd Bürgern in unserem Land an Zukunftsvertrauen
ehlt.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist kein Wunder bei dieser Regierung!)


as ist das Ergebnis unserer gemeinsamen Politik.

(Max Straubinger [CDU/CSU]: Das ist das Ergebnis Ihrer Politik, der Politik von RotGrün!)


Es ist das Ergebnis Ihrer Politik, wenn Sie heute von
ollkaskomentalität sprechen. Es ist das Ergebnis Ihrer
olitik, wenn Sie jetzt erklären, dass das Niveau dieses
ohlfahrtsstaates nicht gehalten werden kann. Es ist das
rgebnis Ihrer Politik, wenn Sie sagen, Globalisierung
rfordert es, dass die Deutschen endlich ihre Ansprüche
urückschrauben.
Was glauben Sie, was dann passiert? Die Leute wer-

en verstärkt Vorsorge betreiben, sind verunsichert und
alten ihr Geld zusammen. Sie können das auch Angst-






(A) )



(B) )


Werner Schulz (Berlin)


sparen nennen. Natürlich müssen wir diesen Zustand
überwinden. Wir überwinden ihn aber nur mit den Re-
formen, bei denen wir beweisen, wozu sie gut und nütze
sind. Das ist der Punkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510416300

Ich erteile das Wort dem Kollegen Manfred Grund,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1510416400

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Herr Kollege Schulz, wir alle haben den Regie-
rungswechsel 1998 noch in bester Erinnerung, um an der
Legendenbildung, die Sie betreiben, teilzunehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Legendenbildung ist, zu behaupten, Sie hätten 1998/99
mit Reformen anfangen müssen. Ich möchte Sie daran
erinnern, was Sie zuerst gemacht haben: Sie haben Re-
formen zurückgenommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Sie haben sich ein ganzes halbes Jahr damit beschäftigt,
die Reformen, die wir mühsam genug auf den Weg
gebracht haben, – Lohnfortzahlung, Kündigungsschutz,
Schlechtwettergeld, Kranken- und Rentenversicherung,
den demographischen Faktor –, zurückzunehmen.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Und eine Steuerreform blockiert!)


Der Bundeskanzler hat selbst zugestanden, dass es ei-
ner der größten Fehler, die diese Regierung gemacht hat,
war, diese Reformen zurückzunehmen. Weben Sie nicht
an diesen Legenden. Sie sind mit einem Webfehler ge-
startet. Dieser Webfehler wirkt sich bis heute aus.


(Stephan Hilsberg [SPD]: Das ist eine Legende, die Sie vortragen!)


Das Frühjahrsgutachten weist darauf hin, dass wir an
den Fehlern leiden, die zu Anfang Ihrer Regierungspoli-
tik gemacht wurden.

Die heutige Aktuelle Stunde wird von einer Diskus-
sion überlagert, die insbesondere in der letzten Woche
geführt worden ist. Es geht um den Aufbau Ost und die
Verwendung der Finanztransfers der letzten 15 Jahre. Es
ist von 1 250 Milliarden Euro die Rede, also von
1,25 Billionen Euro, die in die neuen Bundesländer ge-
flossen sind. Wer nicht jeden Tag mit dem Aufbau Ost
und der Thematik der neuen Bundesländer befasst ist,
der erhält den Eindruck, dass ein Großteil dieser Milliar-
den in den Sand gesetzt worden ist.

Ich will gar nicht abstreiten, dass einiges den Sand ge-
setzt wurde, insbesondere in den berühmten märkischen
Sand. Doch dem Aufbau Ost wird die Diskussion, wie
sie geführt wird, weder gerecht noch hilft sie uns aktuell

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(C (D eiter. Das Positive an der Diskussion über den Aufbau st ist, dass wir erstmals wieder nach jahrelangem chweigen auf der Regierungsbank überhaupt über die olitischen und sozialen Implikationen reden, die mit em Aufbau Ost verbunden sind. as Negative an der Diskussion ist, dass sie interesseneleitet und für den Osten schwerlich zu gewinnen ist. s verfestigt sich das Bild vom Fass ohne Boden, vom auerhaften Kostgänger und vom hohen Niveau, auf em die Ossis leiden. Wem kann an einer solchen Diskussion und an einer olchen Zuspitzung gelegen sein? Was veranlasst einen ann wie Herrn Dohnanyi zu der Aussage, dass die Prozent des Bruttoinlandsproduktes, die jährlich transeriert werden, dazu führen, dass der Osten den Westen usblute? Was soll uns der Satz sagen – der in diesem usammenhang gefallen ist –, dass der Osten vergreist, erdummt und verarmt? Wem hilft das tatsächlich weier? Das eigentlich Bemerkenswerte an dieser Diskussion st das vernehmbare Schweigen der Bundesregierung in ieser Debatte, in der viel früher Gegenargumente hätten ebracht werden müssen. Ich habe eine Vermutung, warum diese Diskussion so nglücklich läuft: Es geht gar nicht um den Aufbau Ost, s geht nicht um Thüringen oder Sachsen, sondern es eht um Nordrhein-Westfalen. Es geht um die Kommualwahlen in Nordrhein-Westfalen in diesem Herbst und ie Landtagswahlen im nächsten Jahr. Denn in Nordhein-Westfalen entscheidet sich Sein oder Nichtsein für ie SPD. Der Ausgang der Wahlen in Nordrhein-Westfaen entscheidet über die Zukunft des Bundeskanzlers. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Der hat seine Zukunft schon hinter sich!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Der Kanzler hat den Osten bereits abgeschrieben. An-
ers ist es nicht zu erklären, dass mit Minister Manfred
tolpe ausgerechnet derjenige für den Aufbau Ost
uständig ist, der wirklich einige Milliarden in den mär-
ischen Sand gesetzt hat. Anders ist es auch nicht zu er-
lären, dass ausgerechnet an den Verkehrsprojekten
Deutsche Einheit“ gespart wird und die ICE-Trasse von
ürnberg über Erfurt nach Berlin auf den sprichwörtli-
hen Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben wurde.
Es geht nicht um den Osten, es geht um Nordrhein-
estfalen. Um hier eine Stimmungswende zu erreichen,
raucht die SPD positive Nachrichten. Positive Nach-
ichten sind aber weder über den Arbeitsmarkt noch über
ie Konjunktur zu haben. Die Misere lässt sich auch
icht mehr schönreden. Deswegen kommt jetzt eine an-
ere Botschaft ins Spiel und die heißt: Es steht eigentlich
ar nicht so schlecht um uns und wir stünden viel besser
a, wenn wir den Osten nicht dauerhaft am Hals hätten.
erade Nordrhein-Westfalen ginge es ohne die Transfers
n die neuen Bundesländer besser.






(A) )



(B) )


Manfred Grund


(Wolfgang Clement, Bundesminister: Das ist Quatsch! Das ist wirklich nicht mehr zu überbieten!)


Also: Alte sozialdemokratische Wärmestube mit dem
Aufbau Ost als Sündenbock.


(Walter Schöler [SPD]: Dummes Zeug!)

Im Alten Testament wurden Sündenböcke fluchbela-

den in die Wüste gejagt und damit hatte sich das Pro-
blem erledigt. Doch so erledigt sich der Aufbau Ost
nicht, weder durch Wegtreiben noch durch Zeitablauf
noch durch das Vollschreiben kluger Papiere von ge-
scheiterten Sanierern. Herr von Dohnanyi gehört dazu.
Der Lösungsansatz liegt woanders und er ist unbequem,
weil er mehr als Geld verlangt.


(Walter Schöler [SPD]: Geklagt hat Stoiber, geklagt hat Koch!)


Er verlangt, dass sich das Land als Ganzes auf den Prüf-
stand stellt und sich hinterfragen lässt.

Rüdiger Pohl, der langjährige Chef des Instituts für
Wirtschaftsforschung in Halle, drückt es so banal wie fa-
nal aus:

Der Westen bremst den Osten aus.
Damit weist er auf einen simplen Zusammenhang hin.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510416500

Herr Kollege Grund, wenn Sie bitte auch auf die Zeit

achten würden.

Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1510416600

Erlauben Sie mir noch einen letzten Satz, Herr Präsi-

dent.
Dem deutschen Osten geht es deshalb so schlecht,

weil es dem Land als Ganzem nicht gut geht. Dies einzu-
gestehen wäre die Voraussetzung für eine wirkliche De-
batte über die Frage, mit welchen Instrumentarien er-
reicht werden kann, dass es dem Osten bzw. dem
gesamten Land wieder besser geht.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510416700

Nächste Rednerin ist die Kollegin Sigrid Skarpelis-

Sperk, SPD-Fraktion.

Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD):
Rede ID: ID1510416800

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und

Herren! Diese von der Opposition beantragte Debatte
muss bei jedem Beteiligten Verwunderung auslösen. Wir
befinden uns in wirtschaftspolitischer Hinsicht in einer
schwierigen Situation. Weder die deutsche noch die eu-
ropäische Volkswirtschaft sind in einer zufriedenstellen-
den Lage. Darin sind wir uns einig. Die Wachstumsraten
steigen erfreulicherweise an, sind aber immer noch viel
zu niedrig. Die Beschäftigungssituation ist nicht nur im
Osten, sondern bundesweit unbefriedigend. Wie wir wis-
sen, steigen deswegen die Defizite in den Sozial- und

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(C (D taatskassen weiter an. Das ist übrigens nicht nur ein eutsches Problem, sondern es erstreckt sich über ganz uropa. Wir müssen gemeinsam versuchen, die zu niedigen Wachstumsraten in Europa zu überwinden. Sie aber haben keine einzige Rezeptur vorgeschlagen. (Veronika Bellmann [CDU/CSU]: Herr Böhmer hat weiß Gott etwas dazu gesagt!)

as Sie vorgebracht haben, war ein einziges Gejammer.
as war keine volkswirtschaftliche Auseinandersetzung
it der Lage, in der wir uns befinden. Zudem haben Sie
alsch zitiert.


(Beifall bei der SPD)

Ich halte es nicht für richtig, Herr Fuchs – wo ist er

enn? –, dass Sie dem Wirtschaftsminister und einer Be-
örde das Fälschen von Statistiken vorgeworfen haben
wenn ich das richtig verstanden habe –, aber nicht zu
iner Auseinandersetzung zur Verfügung stehen.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Er hat sich entschuldigt, weil er weg muss!)


enn jemand derart schwere Vorwürfe in diesem Hause
rhebt, dann sollte er Manns genug sein, wenigstens bis
um Ende der Debatte auszuhalten.


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Dann sagen Sie das mal Herrn Kuhn!)


Ich halte es auch nicht für richtig, dass jemand den
orwurf der Fälschung erhebt, ohne ihn zu belegen. So
önnen wir in diesem Hause nicht miteinander umgehen.


(Beifall bei der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Nehmen Sie mal die 84 000 Personen in Trainingsmaßnahmen, die nicht mehr als Arbeitslose zählen!)


Wir sollten uns darin einig sein, dass ein Wachstums-
urs wie auch die Konsolidierung der Staatsfinanzen
otwendig sind. Diese muss aber beim Bund, in den
ändern und in den Kommunen ernsthaft und gemein-
am betrieben werden. Es geht nicht an, der staunenden
evölkerung in dieser Frage ein Hickhack vorzuführen.
it massiven Kürzungen à la Austermann, mit denen
ie sich aus der Affäre zu ziehen glauben, würden wir
ie Konjunktur nur kaputtsparen. Wir würden damit kei-
en sinnvollen Konsolidierungskurs einschlagen. So et-
as hat in der Vergangenheit nicht funktioniert und wird
uch in Zukunft nicht funktionieren können.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Statt zu sparen steigen die Ausgaben!)


Was Sie im vergangenen halben Jahr an Rezepturen
ngeboten haben, ist nicht nur in sich widersprüchlich,
ondern auch volkswirtschaftlich unsinnig und gehört ei-
entlich in den Papierkorb; denn in der politischen De-
atte ist das Voodoo-Ökonomie. Es ist traurig, dass wir
arüber in diesem Hause diskutieren müssen.


(Zustimmung bei der SPD – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Wer hat denn VoodooPolitik betrieben? Das ist doch Ihre Politik!)







(A) )



(B) )


Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk

In der öffentlichen Debatte über die deutsche Wirt-

schafts- und Finanzpolitik hat die Schizophrenie mit Ih-
ren Vorschlägen im vergangenen halben Jahr einen
neuen Rekord erreicht. Das fing schon im vergangenen
Herbst an. Zuerst fielen starke Worte über die Nichtein-
haltung des Stabilitäts- und Wachstumspakts. Erinnern
wir uns: Angela Merkel sprach von einer Versündigung
von Bundeskanzler Schröder und Bundesfinanzminister
Eichel am Erbe der Deutschen Mark.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Richtig!)

Guido Westerwelle sah eine Katastrophe voraus.


(Dirk Niebel [FDP]: Damit hat er doch Recht gehabt!)


Edmund Stoiber sah die Bundesregierung in der Rolle
des Totengräbers bezüglich des Pakts.

Dann kam Weihnachten. Was bekamen wir dann?

(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Geschenke!)


– Ja, genau. Wir bekamen die Steuerreform, die Herr
Merz mit einem phantastischen politischen Salto Mor-
tale vorgeschlagen hat. Dann folgten die Herzog-Vor-
schläge. Herr Seehofer – ich muss an dieser Stelle einen
der Ihren zitieren – stellte fest, dass sich die Kosten aller
CDU-Vorschläge auf mehr als 100 Milliarden Euro be-
laufen würden.


(Dirk Niebel [FDP]: Erinnern Sie sich noch an die Agenda?)


Wie passen denn nun die austermannschen Vor-
schläge und die merkelsche Steuerreform zusammen?
Selbst wenn man bedenkt, dass Sie das alles nachher mit
Herrn Stoiber zu einer Art Steuerreform light zusam-
mengestrickt haben, kommt man zu dem Schluss, dass
dieses Rezept nicht vernünftig und finanzierbar ist.

Ihre heutigen Vorschläge sind – entschuldigen Sie
bitte – nach dem gleichen Stiefel erfolgt. Auf der einen
Seite wollen Herr Lippold und Herr Fuchs investieren
und nochmals investieren. Auf der anderen Seite werden
die finanzpolitische Stabilität und insbesondere die Kon-
solidierung der Staatsfinanzen angemahnt. Sie sollten
einmal darüber nachdenken, was Sie zur gleichen Zeit in
ein und derselben Debatte verlangen. Diesen volkswirt-
schaftlichen Stuss darf sich ein erwachsener Mensch und
Ökonom in diesem Haus jedenfalls verbitten. So geht
das nicht weiter.


(Beifall bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sparen und investieren!)


Heute wurden – Herr Brüderle ist leider nicht mehr
anwesend –


(Dirk Niebel [FDP]: Fritz Kuhn auch nicht!)

nicht nur mehr Investitionen gefordert. Vielmehr wurde
auch verlangt, die Bundesregierung müsse etwas im Os-
ten tun. Aber gleichzeitig wurden die in Riga geltenden
Steuersätze als wunderbares Beispiel genannt.


(Dirk Niebel [FDP]: Finnische Unternehmer wohnen heute schon in Tallinn und fliegen immer in ihre Heimat!)


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(C (D assen Sie sich einmal an den Kopf und denken Sie daüber nach, wie ein Bundeshaushalt aufgestellt werden ollte, wenn Ihre Vorschläge – der eine von Ihnen verangt mehr Investitionen und der andere will gleichzeitig 5oder 20-prozentige Steuersätze für Unternehmen – mgesetzt würden! Gegen diesen Stuss haben sich die inisterpräsidenten, und zwar auch diejenigen der Bunesländer, in denen von Ihnen geführte Koalitionen regieen, energisch zur Wehr gesetzt. Ich kann nur hinzufügen: öllig zu Recht, denn sie haben noch so viel Verantworungsgefühl, um an ihre Länderhaushalte zu denken. Das, was Sie heute vorgeschlagen haben, war eine iederauflage dessen, was Sie im letzten halben Jahr an olitischer und insbesondere wirtschaftspolitischer Schiophrenie geboten haben, und das noch nicht einmal auf ohem verbalen Niveau. Wir sollten in diesem Haus eientlich darüber reden, wie es vernünftigerweise in eutschland weitergehen soll. Das Wort hat nun der Kollege Max Straubinger, DU/CSU-Fraktion. Frau Kollegin Skarpelis-Sperk, Sie haben von der ielfalt und der Unterschiedlichkeit der Aussagen in der teuerpolitik gesprochen. Ich kann mich noch gut erinern, dass der Bundeskanzler bei der Verkündung seiner genda im März 2003 gesagt hat, ein Vorziehen der letzen Stufe der Steuerreform sei nicht finanzierbar. (Dr. Reinhard Göhner [CDU/CSU]: Sogar noch im Juni!)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510416900

(Beifall bei der CDU/CSU)

Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1510417000

Stimmt, Herr Kollege Göhner, sogar noch im Juni.
Darüber hinaus kann ich mich ebenfalls noch gut da-

an erinnern, was konsequente Steuerpolitik von SPD
nd Grünen bedeutet. 1996 hat Rot-Grün eine steuerli-
he Entlastung der Bürgerinnen und Bürger und damit
as Entstehen einer wirtschaftlichen Dynamik verhin-
ert. 1998/99 wurden die notwendigen Reformen, die
ie Kohl-Regierung durchgeführt hatte, im Gesundheits-
esen und in der Rentenversicherung zurückgenommen.
er demographische Faktor wird nun mit fünfjähriger
erzögerung – so lange hat die SPD gebraucht, um da-
über nachzudenken – als Nachhaltigkeitsfaktor wieder
ingeführt. Das sind letztendlich die Ursachen für die
chlechten Konjunkturaussichten, wie sie auch im Früh-
ahrsgutachten der sechs Wirtschaftsforschungsinstitute
um Ausdruck kommen.
Wir freuen uns ja, wenn es überhaupt Wirtschafts-
achstum gibt. Aber wir sollten uns an die Lage zu Be-
inn des Jahres 2003 erinnern. Auch damals wurde ein
irtschaftswachstum von 1 Prozent bis 1,5 Prozent vo-

ausgesagt. Das Ergebnis war schließlich kein Wirt-
chaftswachstum, sondern ein Minus von 0,1 Prozent im
ahr 2003.


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Herr Professor Sinn war auch dabei!)







(A) )



(B) )


Max Straubinger

Ich hoffe, dass es im Jahr 2004 nicht wieder so sein wird.
Zuerst lagen die Prognosen bei 1,7 Prozent. Nun liegen
sie bei 1,5 Prozent. Möglicherweise werden wir zum
Ende dieses Jahres nur ein Wirtschaftswachstum von
0,6 Prozent erreichen, weil vier Tage mehr in Deutsch-
land gearbeitet worden ist. Das kann es doch nicht sein!


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Wieviel Feiertage gibt es denn in Bayern?)


– Die Bayern arbeiten wahrscheinlich ein bisschen
schneller, Herr Kollege Wend.

Entscheidend ist ebenfalls, dass die Weltkonjunktur
mit einem Plus von 3,7 Prozent an uns vorüberzieht.
Ähnliches gilt auch innerhalb der EU. So hat Großbri-
tannien ein Wirtschaftswachstum von über 3 Prozent.
Das ist möglich geworden, weil unter Margaret Thatcher
der Arbeitsmarkt in Großbritannien konsequent erneuert
wurde, was wirtschaftliche Impulse ausgelöst hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Weil sie die Macht der Kartelle gebrochen hat!)


Über 4,5 Millionen Arbeitslose in diesem Land, das ist
die traurige Bilanz Ihrer Regierungspolitik. Der Bundes-
wirtschaftsminister hat diese heute mit keinem Wort er-
wähnt. Es ist notwendig, hier endlich einmal Impulse zu
setzen.

Von März 2003 bis März dieses Jahres waren über
520 000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungs-
verhältnisse weniger zu verzeichnen. Das ist eine drama-
tische Entwicklung. Die betroffenen Menschen sind auf
soziale Leistungen angewiesen. Das trägt zu der Schwie-
rigkeit bei, hier ein besseres wirtschaftliches Umfeld zu
schaffen. 40 000 Unternehmenspleiten in einem Jahr
sind auch das Ergebnis rot-grüner Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Was hat dazu geführt? Dazu geführt hat natürlich die

massive Verunsicherung der Verbraucher. Von „Angst-
sparen“ war heute schon die Rede. Wenn man Angst um
den Arbeitsplatz haben muss – die muss man angesichts
der Regierungspolitik von Rot-Grün tagtäglich haben –,
dann kann man nichts anderes erwarten, als dass die
Bürgerinnen und Bürger etwas zurücklegen. Wie soll der
Bürger überhaupt noch Vertrauen haben, wenn er jeden
Tag erfahren muss, dass zusätzliche Steuererhöhungen
angedacht werden, dass die Ökosteuer, weil sie angeb-
lich so großartig ist, weiter erhöht werden muss, dass die
Erbschaftsteuer erhöht und die Vermögensteuer wieder
eingeführt werden muss? Heute ist die Steuer auf Le-
bensversicherungen beschlossen worden. Das verunsi-
chert die Bürgerinnen und Bürger in größtem Maße.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Am dramatischsten ist eigentlich, dass wir den wirt-

schaftenden Betrieben keine Freiräume gewähren; wir
überziehen sie mit Bürokratie. Jetzt kommt noch die
Ausbildungsplatzabgabe hinzu. Der Bundeswirtschafts-
minister lehnt sie zwar ab; aber er hat nicht die Kraft,
seinen Willen gegenüber der Fraktion, dem Bundeskanz-
ler und dem Parteivorsitzenden der SPD durchzusetzen.

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(C (D us ideologischer Verbohrtheit muss eine neue Umlage eschaffen werden, die massiv die Betriebe und zusätzich die öffentliche Hand belasten wird. Es würde mich icht ärgern, wenn diese Umlage die Gewerkschaften elastete. Das wäre aber nur ein schwacher Trost. Diese Entwicklung wurde im Prinzip durch die ideo ogisierte Politik von Rot-Grün eingeleitet. Ausstieg aus er Kernenergie, das bedeutet Arbeitsplatzverluste in eutschland. Herr Kollege! Käfighühnerhaltungsverbot bedeutet Arbeitsplatzver uste in Deutschland. Umsetzung der Agrarpolitik à la ünast bedeutet Arbeitsplatzverluste in Deutschland. amit haben Sie den wirtschaftlichen Niedergang in eutschland eingeleitet. Es wäre besser, Sie träten zuück und gäben der Union die Möglichkeit, dafür zu soren, dass wir in Deutschland einen wirtschaftlichen Aufchwung verzeichnen. Herzlichen Dank. Ich erteile dem Kollegen Stephan Hilsberg, PD-Fraktion, das Wort. Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen nd Herren! Herr Straubinger, bevor Sie hier weiter über nsere Verbraucherschutzministerin Künast lamentieren: rkundigen Sie sich einmal bei Ihrem eigenen Landwirtchaftsminister Miller! Er hat Frau Künast neulich für ie gute, ausgesprochen moderne und wegweisende Poitik, die wir machen, gelobt. Das sei Ihnen einmal geagt. Ich habe es als wohltuend empfunden, dass wir heute ie Gelegenheit nutzen, wieder einmal etwas über die roblematiken des Aufbaus Ost zu sagen. Das ist lange icht mehr der Fall gewesen. Die Herausforderung, die atsächlich noch besteht und nicht bewältigt ist, rechtferigt das in jeder Hinsicht. (Dirk Niebel [FDP]: Darüber können Sie mal mit Herrn Stolpe sprechen!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510417100
Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1510417200

(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510417300
Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1510417400

Ich bin auch über die Sachlichkeit, mit der der Minis-
erpräsident von Sachsen-Anhalt, Herr Böhmer, hierzu
tellung genommen hat, angenehm überrascht gewesen.
as belebt die Debatte und verhilft zu Lösungsansätzen,
ie wir in diesem Bereich brauchen. Herr Grund, das hat
ich von Ihren Verbalinjurien in diesen Fragen wohltu-
nd abgehoben.
Leider hat sich Herr Böhmer der verbreiteten und zu-

ehmenden Unsitte angeschlossen – das muss schon ge-
agt werden, auch an unsere eigene Adresse –, als Debat-






(A) )



(B) )


Stephan Hilsberg

tenteilnehmer nach Beendigung der Rede das Plenum zu
verlassen.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Wo ist denn Herr Kuhn?)


Wir nehmen uns selbst nicht mehr ernst, wenn diejeni-
gen, die an Debatten aktiv teilnehmen, nicht einmal
mehr die Geduld aufbringen, im Anschluss an den eige-
nen Redebeitrag die Debattenbeiträge der Kollegen ent-
gegenzunehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Wenn es so läuft, dann haben Debatten hier keinen Sinn.
Irgendwie ist das für diese Debatte auch typisch. Sie ver-
anstalten hier wegen der Korrektur der Wachstumser-
wartungen der Wirtschaftsgutachter um 0,2 Prozent-
punkte einen solchen Terz. Das ist unsere Zeit nicht
wert.


(Otto Fricke [FDP]: Wissen Sie, wie viel Milliarden das sind?)


Lassen Sie mich noch einige weitere Punkte anspre-
chen, die mit Ostdeutschland zu tun haben. Zu den Auf-
bauleistungen und Fehlern, die in Ostdeutschland ge-
macht wurden, kann man manches sagen, aber wer der
Bundesregierung Schweigen vorwirft, richtet sich an die
falsche Adresse. Die Bundesregierung mit Manfred
Stolpe war die erste seit langer Zeit, die wieder neue Ak-
zente in die Debatte um den Aufbau Ost hineingebracht
hat. Es war diese Bundesregierung, die einen eigenen
Gesprächskreis eingerichtet hat, der dazu geführt hat,
dass wir hier überhaupt wieder über diese Sachen reden.

Dass die Debatte über den Aufbau Ost aber leider
auch wieder Ressentiments ans Tageslicht befördert hat,
gehört zu den unerquicklichen, zum Teil sogar – da hat
Herr Westerwelle völlig Recht; an dieser Stelle muss
man ihm zustimmen – widerlichen und ekligen Begleit-
erscheinungen. Jeder Anschlag auf die Teilungsbereit-
schaft ist ein Anschlag auf die deutsche Einheit. Nie-
mand hat das verdient, weder diejenigen, die das Geld
ausgeben – ohne diese Transferleistungen ist der Le-
bensstandard nicht zu finanzieren und über die Anglei-
chung der Lebensbedingungen gar nicht zu reden –,
noch diejenigen, die das Geld zur Verfügung stellen. Es
ist eine der großen Leistungen der Bundesrepublik – das
muss an dieser Stelle einmal gesagt werden –, mit die-
sem Lastenausgleich die deutsche Einheit zu finanzie-
ren.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Richtig ist, dass die Aufgaben in Ostdeutschland noch
nicht erfüllt sind. Richtig ist, dass Ostdeutschland nach
wie vor – gar keine Frage – wirtschaftliches Problemge-
biet ist. Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen,
um das Wirtschaftswachstum in diesem Teil Deutsch-
lands zu beschleunigen. Es muss überdurchschnittlich
ausfallen, wenn wir den Angleichungsprozess nach vorn
bringen wollen. Darüber zu reden und zu diskutieren ist
aller Mühen wert.

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(C (D Aber es gibt taugliche und untaugliche Instrumente. ch will ganz klar sagen: Ich möchte nicht, dass Osteutschland dauerhaft zu einem Niedriglohngebiet geacht wird. Wer das tut, der fegt Ostdeutschland irgendann genauso leer wie das Hochplateau in Frankreich der den Mezzogiorno in Italien. Das kann nicht die Zuunft sein. Ich möchte auch keine Sonderwirtschaftszonen, hin er denen sich letztlich nur verbirgt, dass soziale oder mweltstandards unterlaufen werden. Wir werden Osteutschland auch keinen Gefallen tun, wenn wir die uffassung vertreten, uns von den Entwicklungen der oderne abkoppeln zu können. Nur dann, wenn die moernen und gerechtfertigten Standards in sozialer Hinicht, in Beteiligungshinsicht und in Umwelthinsicht uch in Ostdeutschland realisiert werden, machen wir stdeutschland zu einer modernen, zukunftsfähigen Reion. Das müssen wir wissen, bei allen Leistungen und ei allen Herausforderungen, die an dieser Stelle zu betehen sind. Was wir brauchen, ist Folgendes – mehr noch als die orliegenden Gutachten haben es uns allen die Fortchrittsberichte ins Stammbuch geschrieben –: Wir brauhen mehr Wachstumskerne in Ostdeutschland. Die, die orhanden sind, sind gut, aber sie reichen nicht aus. Es st ein Fehler gewesen – Werner Schulz hat darüber esprochen –, dass noch viel zu lange Zeit nach dem eitpunkt, zu dem das erkannt wurde, Investitionsförderittel in Branchen bzw. Technologien und Einzelinvestiionen geflossen sind, die gar nicht wegen Ostdeutschand dorthin gegangen sind, sondern deswegen, weil dort iedrige Arbeitskosten zusätzliche Standortvorteile verprochen haben. Sie alle sind auf dem Sprung; bei steienden Lohnkosten werden sie weiter gen Osten gehen. ir haben im investiven Bereich selber gefördert, was ir beklagen, nämlich vaterlandsloses Verhalten von eiigen Unternehmen, die sich aber ökonomisch gesehen erständlich verhalten haben. (Max Straubinger [CDU/CSU]: Dann sind sie auch nicht vaterlandslos!)


Deswegen kommt es darauf an, die Weichenstellung
ier so zu ändern, dass wir stärker als bisher nachhaltige
luster und Betriebe fördern, die nach Ostdeutschland
ehen, weil wir dort eine hervorragende Infrastruktur ha-
en, weil wir eine hervorragende Forschung haben und
eil wir gut ausgebildete Leute haben, die natürlich
icht in Niedriglohngebiete wie Lettland oder Estland
bgeworben werden, weil die an dieser Stelle noch lange
icht mithalten können.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510417500

Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen.


Stephan Hilsberg (SPD):
Rede ID: ID1510417600

Ja, ich komme zum Ende. – Diese Zukunft Ost-

eutschlands gilt es weiter zu fördern.
Nach wie vor gilt – damit will ich schließen; das ist
ichtig und das bleibt wichtig -: Die ostdeutschen Pro-
leme sind Sonderprobleme – gar keine Frage –, aber






(A) )



(B) )


Stephan Hilsberg

ihre Lösung ist in die Lösung der Strukturprobleme ein-
gebettet, die wir in der gesamten Bundesrepublik haben.
Wir haben damit angefangen. Wir sind auf einem guten
Weg. Die Gutachten, die wir heute diskutieren, beweisen
und bescheinigen uns, dass wir insgesamt auf dem richti-
gen Weg sind. Statt zu bremsen, meine Damen und Her-
ren von der Opposition, sollten Sie uns an dieser Stelle
unterstützen; dann würden Sie sich und uns einen Gefal-
len tun.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510417700

Das Wort hat nun der Kollege Reinhard Göhner,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Reinhard Göhner (CDU):
Rede ID: ID1510417800

Liebe Kollegen! Wenn eine Konjunkturprognose um

0,2 Prozentpunkte nach oben oder unten korrigiert wird,
ist das in der Tat kein Anlass, Grundsatzfragen zu erör-
tern. Wir müssen uns aber um die längerfristigen Trends
und die Fakten kümmern, die uns präsentiert wurden.
Diese Dinge sind im Frühjahrsgutachten eindrucksvoll
und messerscharf dargelegt.

Ein längerfristiger Trend ist eine starke Aufwärtsent-
wicklung des Welthandels: In diesem Jahr wird nach
dem Gutachten ein Plus von 9,5 Prozent erwartet. Da das
leichte Wachstum von, arbeitstäglich bereinigt, 0,9 Pro-
zent, das sich in Deutschland in diesem Jahr langsam aus
der Stagnation heraus entwickelt, insbesondere export-
gestützt ist, ist eine Wahrheit, die wir diesem Gutachten
entnehmen können, dass unser Anteil am Welthandel
massiv zurückgeht. Die Weltwirtschaft, zumindest in
den USA und in Ostasien, boomt und damit in der Tat
auch der Welthandel. Der deutsche Anteil am weltweiten
Export ist, obwohl sich unser Wachstum allein auf den
Export stützt, dennoch rückläufig.


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Wollten Sie das nicht, dass auch andere sich beteiligen?)


In diesem und im nächsten Jahr haben wir noch einen
anderen Sachverhalt zu verzeichnen: Die Wirtschaft im
Euroraum wächst stärker als die in Deutschland. Sie ist
im Euroraum ohne Deutschland in den letzten fünf Jah-
ren doppelt so stark gewachsen wie in Deutschland.

Vergessen wir also einmal die 0,2 Prozentpunkte. Aus
dem langfristigen Trend, der sich trotz richtiger Wei-
chenstellungen in Teilbereichen der Sozialpolitik und
des Arbeitsmarkes leider verfestigt, ergibt sich nämlich,
dass wir weiter zurückfallen. Mit diesem eindeutigen
Sachverhalt, den man im Frühjahrsgutachten nachlesen
kann, müssen wir uns auseinander setzen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Mit Recht ist hier ja schon betont worden, dass in dem

Gutachten bezüglich der momentanen Konjunkturlage
die Schwäche des Binnenmarktes herausgehoben wird.
Wir sollten uns schon der eigentlichen Ursachen verge-

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(C (D issern, die dafür im Gutachten genannt werden. Ganz indeutig – das haben einige Redner angedeutet – wird ls Hauptursache die Verunsicherung der Verbraucher nd die dadurch erfolgende Zurückhaltung im privaten onsum benannt. Diese Zurückhaltung wirkt sich natürich auch auf Investoren aus, so positiv die Entwicklung er Investitionsgüterindustrie, die sich aus Nachholbearf ergibt, auch ist. Angesichts dieser Verunsicherung, meine Damen und erren, ist es aus meiner Sicht eine ganz fatale Fehleinchätzung und vielleicht der entscheidende Fehler der egierungspolitik, zu meinen, dass die bisherige so geannte Reformpolitik, also die Inhalte der Agenda 2010, en Wachstumsmotor darstelle. Herr Clement, Sie haben esagt, der Reformkurs sei jetzt der Wachstumsgeber. as ist, auf den Punkt gebracht, eine Fehleinschätzung. Die Agenda 2010 – lassen wir einmal den Streit um leinigkeiten weg – ging in ihrer Grundrichtung in der rbeitsmarktund der Sozialpolitik in die richtige Richung. Das ist auch Auffassung des Gutachtens, wennleich darin zu Recht betont wird, dass es sich hierbei m Notoperationen handelte und weitere Schritte folgen üssten. So ist es, kann ich dazu nur sagen. Wachstumspulse sind daraus aber nicht entstanden. Herr lement, Sie haben hier eben gesagt, im Gutachten erde festgestellt, die Arbeitsmarktpolitik habe einen achstumsschub gebracht und sich positiv ausgewirkt. as Gegenteil ist richtig. Im Gutachten wird ausdrückich gesagt: Nein, daraus ergibt sich, entgegen der Vorersage, kein Wachstum. Das ist aus Sicht der Gutachter eine Kritik an den Maßnahmen, sondern sie sagen nur damit wir uns darüber im Klaren sind –: Um Wachsum zu erreichen, brauchen wir anderes. Thomas Hanke hat heute im Kommentar auf Seite 1 es „Handelsblattes“ mit der Überschrift „Der blockierte ufschwung“ die Sache auf den Punkt gebracht: Der lockierte Aufschwung in Deutschland ist Folge der Vernsicherung. Ein Vorredner hat eben darauf hingewieen, dass im Gutachten gleich zweimal festgestellt wird, ass der Finanzpolitik in Deutschland kein klares Konept zugrunde liegt. Das ist ja wirklich so. Sie reden jetzt on einem Vorziehen der dritten Stufe der Steuerreform. och vor zehn Monaten ist von dieser Stelle aus vom undeskanzler das Gegenteil verkündet worden. Sie üssen sich einfach darüber im Klaren sein, dass Ihr potisches Hin und Her und Ihr Rein und Raus für weitere erunsicherung sorgt. Das hat konjunkturpolitisch das ur Folge, was wir jetzt feststellen. iese Verunsicherung ist Folge der Tatsache, dass Sie eierseits sagen, Sie wollten den Reformkurs fortsetzen, ndererseits aber gegenteilige Entscheidungen treffen. Vergegenwärtigen wir uns einmal, was in diesem ersn Quartal passiert ist, das, wie Sie, Herr Minister lement, zu Recht sagen, konjunkturell schlechter geufen ist, als wir es uns gemeinsam erhofft haben. Was t politisch passiert? Auf der wirtschaftspolitischen genda – das können Sie auf den Wirtschaftsseiten der eitungen nachlesen – ist das Thema Nummer eins die Dr. Reinhard Göhner Ausbildungsplatzabgabe. Dieses Thema ist garniert mit Diskussionen – Sie halten von alledem nichts; das will ich konzedieren – über Vermögenund Erbschaftsteuer und den entsprechenden Parteitagsdiskussionen. Das führt zur Fortsetzung der Verunsicherung. Damit können wir die Wachstumsbremsen nicht lösen. Das Gutachten selbst sagt in aller Deutlichkeit, dass die Schritte in die richtige Richtung auf dem Arbeitsmarkt aber nicht geeignet waren, die wesentlichen Faktoren der Höhe und der Struktur der Arbeitslosigkeit zu beseitigen. Als Nummer eins nennt das Gutachten die zu hohe Regulierungsdichte. Davor sind Sie selbst zurückgeschreckt; Sie haben nicht das aufgegriffen, was ursprünglich einmal in der Pipeline war. Wenn wir Wachstumsbremsen lösen wollen, darf dieser Bereich nicht weiter tabuisiert werden. Ich erteile das Wort der Parlamentarischen Staatsse kretärin Iris Gleicke. Ir Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Früh jahrsgutachten spricht von einer Erholung auch in Ostdeutschland noch im Laufe dieses Jahres. Wir reden über das Frühjahrsgutachten in einer Zeit, in der die wirtschaftliche Zukunft Ostdeutschlands wieder einmal in aller Munde ist. Das Problembündel von Arbeitslosigkeit, Produktionsschwäche und Bevölkerungsschwund hat damit in der breiten Öffentlichkeit erneut die Bedeutung gewonnen und die Priorität bekommen, die es braucht. Der Aufbau Ost steht ganz oben auf der Agenda und da gehört er auch hin. Aufgrund der Erfahrung in den letzten 14 Jahren deutscher Einheit muss aber festgestellt werden: Solche erhitzten Debatten, wie wir sie derzeit erleben, hat es mehr als einmal gegeben. Kluge Leute in ganz Deutschland zerbrechen sich den Kopf über Ostdeutschland und es gibt kaum noch jemanden, der von bloß regionalen Sorgen spricht. Auch dem Letzten ist offenbar klar geworden, dass es um das ganze Deutschland geht, wenn wir von Ostdeutschland reden. Allerdings musste man bei einigen Schlagzeilen der letzten Wochen fast den Eindruck gewinnen, als zöge ein völlig maroder Osten den Westen in den Abgrund. Eine fetzige Schlagzeile ist schnell hingehauen, nach dem Motto: Je schlimmer, desto besser. Kollege Grund, das gilt natürlich auch für die Nachrichten über den ICE und andere Problemlagen. Aber, meine Damen und Herren – das sage ich gerade in Richtung der Oppositionsabgeordneten, die hier gesprochen haben –: Angst und Hysterie schaffen keine neuen Arbeitsplätze. (Werner Kuhn [Zingst] [CDU/CSU]: 100 Millionen reichen nicht aus!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510417900
Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1510418000

Im Kern muss es uns allen doch darum gehen, dass Ost-
deutschland nicht Klotz am Bein des Westens ist, son-
dern ein solides Standbein der deutschen Wirtschaft

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(C (D ird. Was wir deshalb brauchen, ist eine realistische nalyse mit guten Vor-Ort-Kenntnissen in den neuen ändern. Dazu gehören eine gewisse Disziplin und vor llen Dingen auch eine gewisse Enthaltsamkeit, was bertreibungen angeht. Ich bin davon überzeugt, dass ur eine differenzierte Stärken-Schwächen-Analyse in ezug auf den Osten die Grundlage für einen neuen Anatz der Förderung gibt. Es sind die gründlich geprüften orschläge und die langfristig tragfähigen Konzepte, die em Arbeitsmarkt und der Wirtschaft aufhelfen und Osteutschland über den Tag hinaus voranbringen. Deshalb reden wir zurzeit über eine Neujustierung es Aufbaus Ost. (Werner Kuhn [Zingst] [CDU/CSU]: Was habt ihr denn da vor?)

ür diesen mit den Ministern Wolfgang Clement,
delgard Bulmahn und Renate Künast abgestimmten
euansatz hat Minister Manfred Stolpe bereits im Januar
ie Diskussion angestoßen; Anfang April hat er ihn mit
en Ministerpräsidenten der neuen Bundesländer be-
prochen. Dabei wurde übrigens ein hoher Grad an
bereinstimmung erzielt:
Erstens. Wir müssen einen spürbaren neuen Impuls

ür mehr Wachstum und Beschäftigung geben. Damit
ollen wir klar machen, dass Bund und Länder gegen
ozialnot, Perspektivlosigkeit und Abwanderung im Os-
en ihre Kräfte noch einmal bündeln und neu in Bewe-
ung setzen müssen.
Zweitens. Wir müssen effizienter mit den Steuergel-

ern umgehen. Wir müssen Förderprogramme intelli-
enter stricken und zielgenauer auf die differenzierte
irtschaftsstruktur im Osten ausrichten.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Dann tut es doch! Wer regiert denn?)


abei muss klar sein: Weiteres Wachstum ist vor allem
n den bestehenden Wachstumskernen zu erreichen. Eine
achhaltige Wirtschaftsentwicklung ist zunächst nur dort
u verwirklichen. Deshalb müssen und werden wir uns
uf diese Kerne konzentrieren, um das schon Erreichte
u stabilisieren und darauf aufzubauen.
Drittens. Wir müssen die Transparenz der Mittelver-
endung erhöhen, um die Akzeptanz der Mittelbereit-
tellung zu sichern. Was für Investitionen gedacht ist,
uss erkennbar investiv eingesetzt werden. Das muss
an den ostdeutschen Ministerpräsidenten ganz deutlich
agen. Herr Kollege, auf Ihren Zwischenruf hin will ich
hnen sagen: Auch die Länder stehen hier ganz klar in
er Pflicht.


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Die Länder sind also die Bösen?)


ch wiederhole: Was für Investitionen gedacht ist, muss
rkennbar investiv eingesetzt werden. Um diese Fragen
eht es. Daran wird gearbeitet. Am heutigen Nachmit-
ag, genauer: in diesen Minuten, sitzt der Minister
r. Stolpe mit Vertretern der Länder zusammen, um
iese Arbeit voranzubringen.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke

Vieles von dem, was jetzt so heiß diskutiert worden

ist, ist Bestandteil des Konzeptes, das wir schon längst
vorgelegt haben. Es gilt jetzt, die einzelnen Vorschläge
sorgfältig zu diskutieren und konkret abzuarbeiten. Wir
haben beim Aufbau Ost ein klares Ziel: Wir wollen bei
der Angleichung der Lebensverhältnisse weiter voran-
kommen. Wir steuern einen klaren Kurs, um dieses ein-
deutige Ziel zügig zu erreichen.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510418100

Nächster Redner ist der Kollege Helge Braun, CDU/

CSU-Fraktion.


Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1510418200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Nachrichten der letzten beiden Tage zeigen
exemplarisch die Situation, die wir in Deutschland mo-
mentan haben. Zum einen stagniert die Entwicklung der
deutschen Wirtschaft, obwohl in den Ländern um uns
herum und – noch viel stärker – in anderen Ländern der
Welt die Wirtschaft deutlich anzieht. Zum anderen haben
die Fusionsverhandlungen zwischen Sanofi und Aventis
zu einem Ergebnis geführt, das wir nicht gutheißen kön-
nen. Die französische Regierung hat sich in diese Ver-
handlungen massiv eingemischt. Die deutsche Regie-
rung aber war der Auffassung, dass diese Verhandlungen
Sache der Wirtschaft seien


(Zuruf von der SPD: Das hat Rexrodt schon gesagt!)


und sie sich nicht einmischen wolle.

(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Die Arbeits plätze sind der Bundesregierung egal!)

Während also auf der einen Seite die französischen Ar-
beitnehmerinnen und Arbeitnehmer durch die Vermitt-
lung ihrer Regierung bereits eine Bestandsgarantie für
ihre Arbeitsplätze in der Hand haben, legt die deutsche
Regierung ihre Hände in den Schoß.

Das Gleiche machen Sie heute wieder bei der Frage,
wie es wirtschaftlich weitergehen soll. Ihr Generalkon-
zept ist: Die Opposition soll die Entwicklung nicht
schlechtreden; dann wird die Konjunktur in Deutschland
schon wieder anspringen.

Die Wahrheit sieht aber anders aus. Industrienationen
wie die USA und Japan, die positive Zahlen vermelden,
was den Aufschwung angeht, haben in den letzten zwei,
drei Jahren Investitionen in Schlüsseltechnologien sowie
in Bildung und Forschung getätigt, die deutlich höher
liegen als die entsprechenden Ausgaben in Deutschland.
Die USA haben ihre Forschungsausgaben um 30 Prozent
und Japan hat die entsprechenden Ausgaben um
15 Prozent gesteigert.


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Ja, die Unternehmen!)


Jetzt ernten sie erste Erfolge in diesem Bereich.

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(C (D Wir aber müssen beobachten, dass ein großes Unterehmen wie Aventis von einem kleineren Unternehmen n einer solchen Art und Weise attackiert wurde. Herr inister, ich will Ihnen an dieser Stelle Folgendes saen: Diese Fusion macht exemplarisch die strukturellen robleme Deutschlands deutlich. Wie kann es denn sein, ass ein großes Unternehmen von einem kleinen Unterehmen aufgekauft wird? Das liegt daran, dass durch die bgabenlast in Deutschland die Kapitaldecke der Unterehmen so dünn geworden ist, dass sie in keiner Weise ehr in der Lage sind, feindlichen Übernahmen noch tandzuhalten. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Was, im Vergleich zu Frankreich? Kennen Sie die Daten nicht? Kennen Sie die französische Steuerquote nicht?)


Schauen Sie sich die Situation in Europa an! Während
s die Franzosen im Bereich der Chemieindustrie immer
ieder schaffen, die Interessen ihrer Unternehmen in
uropa erfolgreich durchzusetzen, sind Sie auf dem Ge-
iet der europäischen Chemikalienpolitik in keiner
eise in der Lage, die Interessen der deutschen Unter-
ehmen zu vertreten.
Auch Bildung und Forschung wird in dem Frühjahrs-

ericht der Wirtschaftsweisen behandelt. Diese schrei-
en, dass die Ausgaben des Staates für Sach- und Hu-
ankapital erheblich aufgestockt werden sollten. Auch
ie, Herr Minister, und der Kollege Fritz Kuhn, der nicht
ehr anwesend ist, haben das vorhin angesprochen.
ber die Realität ist, dass Sie die Ausgaben für Bildung
nd Forschung in Deutschland im letzten Jahr gesenkt
aben. Sie haben dies mit dem Argument getan, dass Sie
ie im kommenden Jahr, wenn sich die wirtschaftliche
ituation verbessert hat und der Aufschwung da ist, wie-
er anheben wollen. Deshalb ist die Aussage im Früh-
ahrsgutachten richtig, dass die Talsohle, was die Investi-
ionen angeht, auch in den kommenden Jahren bestehen
leibt, weil der von Ihnen herbeigeredete Aufschwung
icht stattfinden wird.
Daher nützt es auch nichts, darüber zu reden, ob ein
achstum von 0,2 Prozent viel oder wenig ist. Die ent-
cheidende Botschaft des heutigen Tages ist, dass es in
er deutschen Wirtschaft entgegen Ihren Erwartungen
nd Ankündigungen eben nicht zu dem erwünschten
ufschwung kommt. Auch wir würden ihn uns wün-
chen. Deshalb ist es wichtig, dass jetzt die Maßnahmen,
ie im Frühjahrsgutachten genannt werden, eingeleitet
erden. Dazu gehört eine Steuer- und Abgabenpolitik,
ie sich mehr an den Unternehmen orientiert.
Dazu gehört auch, dass die Ausbildungsplatzabgabe

icht eingeführt wird. Sie verweisen ja die ganze Zeit
arauf, dass es auch in anderen Ländern so etwas wie die
usbildungsplatzabgabe gibt. Sie sollten dann aber auch
inzufügen, wie hoch die Ausbildungszahlen in den
ändern sind, in denen es eine Ausbildungsplatzabgabe
ibt. Wir liegen bei 7 bis 8 Prozent. Die Franzosen und
ie Dänen haben eine Ausbildungsplatzabgabe einge-
ührt. In diesen Ländern liegt die Ausbildungsquote bei
bzw. 3 Prozent. Der Glaube, dass man hiermit Effekte






(A) )



(B) )


Helge Braun

erzielen kann, die jungen Menschen in Deutschland hel-
fen, ist also trügerisch.


(Werner Kuhn [Zingst] [CDU/CSU]: Da haben Sie völlig Recht!)


Das Frühjahrsgutachten ist ein Schlag in das Gesicht
der Bundesregierung. Ihre Äußerungen, nur die Opposi-
tion sei an all diesen Entwicklungen schuld und man
könne im Hinblick auf die Übernahme durch Sanofi oder
das Wirtschaftswachstum nichts machen, führen nicht
nur dazu, dass das Vertrauen der Menschen in Deutsch-
land deutlich geringer wird, sondern auch dazu, dass sich
uns die Frage aufdrängt, warum Sie in Deutschland noch
regieren wollen, wenn Sie keinerlei Konzeptionen ha-
ben, wie Sie dieses Land in Zukunft auf das vorbereiten
wollen, was in Deutschland wirklich wichtig ist, nämlich
die Schaffung von Arbeitsplätzen und Wirtschaftswachs-
tum.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510418300

Letzter Redner in der Aktuellen Stunde ist der Kol-

lege Rainer Wend, SPD-Fraktion.


Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1510418400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Gestatten

Sie mir eine Vorbemerkung zu Herrn Grund. Herr
Grund, Sie haben gesagt, im Hinblick auf die Landtags-
wahlen in Nordrhein-Westfalen bräuchten wir positive
Botschaften und würden deswegen davon reden, dass
wir den Osten „am Hals“ hätten. Herr Grund, wenn Sie
wüssten, was in Nordrhein-Westfalen nach der Wende
insbesondere im Rahmen der Partnerschaft mit Branden-
burg geleistet wurde,


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Darum hat es Brandenburg so schwer!)


wenn Sie wüssten, dass bis heute Zahlungen aus Nord-
rhein-Westfalen erbracht werden, die vielen in unseren
Regionen schwerfallen, weil es im Ruhrgebiet selber
und an anderen Stellen nicht besonders gut aussieht, und
wenn Sie dann noch wüssten, dass nicht Peer Steinbrück
bzw. Nordrhein-Westfalen, sondern Stoiber, Teufel und
Koch den Länderfinanzausgleich mit einer Klage über-
zogen haben, dann würden Sie wissen, dass Ihr Beitrag,
Herr Grund, schlicht anmaßend war.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/ CSU]: Eichel war mit dabei! Lassen Sie doch die selektiven Wahrheiten!)


Lassen Sie mich zusammenfassen, wie heute über das
Frühjahrsgutachten diskutiert wurde. Ich finde diese
Diskussion – dabei nehme ich uns nicht aus – ein biss-
chen unangenehm. Denn was passiert? Die eine Seite
des Hauses spricht von einem Schlag ins Gesicht, von
Ohrfeige, Hiobsbotschaft usw.


(Dr. Klaus W. Lippold [Offenbach] [CDU/ CSU]: Weil es so ist!)


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(C (D ie andere Seite meint, sich verteidigen zu müssen, ucht also in dem Gutachten nach Stellen, an denen zum eispiel steht: auf dem richtigen Weg, vernünftige Anätze usw. (Max Straubinger [CDU/CSU]: Da braucht man eine Lupe!)


s findet sozusagen eine Kopfdebatte darüber statt, wer
ieses Frühjahrsgutachten für sich in Anspruch nehmen
ann.
Spannender ist doch die Frage: Welche Substanz hat

as Gutachten und welche Konsequenzen hat das für die
olitik? Ich bin Herrn Göhner für seinen Beitrag sehr
ankbar, über dessen Inhalt wir gewiss streiten können.
ie sollten das nicht als Benotung betrachten; aber Ihr
eitrag hatte wirklich Substanz und war interessant. Sie
aben den auch für mich zentralen Punkt des Vertrauens
nd der Verunsicherung der Bürgerinnen und Bürger
insichtlich der Zukunft angesprochen, die in der Tat,
as die Binnenkonjunktur angeht, die große Bremse in
nserem Land sind.
Was ist der Grund dafür? Man kann zwar jetzt wieder

n eine primitive Schwarz-Weiß-Malerei verfallen. Ich
öchte aber einmal folgenden Gedanken ausführen: Die
enschen in unserem Land sind seit 50 Jahren, seit Be-
inn der Bundesrepublik Deutschland, daran gewöhnt,
ass es fast immer quasi automatisch aufwärts gegangen
st. Die Löhne und die Renten sind gestiegen; die Ar-
eitszeit ist verkürzt worden; der Urlaub ist verlängert
orden. Es ging allen fast automatisch immer besser.
ie Gewerkschaften, die Sozialdemokraten, aber auch
ie Union haben für sich reklamiert, dass die Politik der
ozialen Marktwirtschaft dafür verantwortlich gewesen
st, dass es fast automatisch immer aufwärts gegangen
st.
Wir alle müssen den Menschen heute sagen: Mit die-

em Automatismus des Aufwärts ist es vorbei.

(Beifall des Abg. Otto Fricke [FDP])


Dass es vorbei ist, hat rationale Gründe, über die wir
eden müssen. Im Wesentlichen sind es zwei Gründe.
er erste Grund ist: Sowohl das Kapital als auch der
aktor Arbeit oder der inzwischen wichtigste Rohstoff in
nserer Welt, die Informationen, können zum Teil inner-
alb von Minuten über den ganzen Erdball transportiert
erden. Die Folge ist ein weltweiter Wettbewerb um In-
estitionen, um Kapital und um Arbeitsplätze. Auf diese
undamentale Veränderung, die immer mit dem Schlag-
ort Globalisierung beschrieben wird, müssen wir uns
instellen. Damit ist eine substanzielle Veränderung un-
erer bisherigen Nachkriegspolitik verbunden.
Der zweite Grund ist die demographische Entwick-

ung. Zum Glück werden die Menschen immer älter,
olglich werden die sozialen Sicherungssysteme immer
änger in Anspruch genommen. Hinzu kommt, dass im-
er weniger Kinder geboren werden. Das Problem liegt
lso klar auf der Hand. Wir alle müssen den Menschen
eutlich machen, dass sich die Werte unserer Nach-
riegspolitik nicht verändern dürfen, dass aber die In-
trumente, mit denen wir soziale Sicherheit erhalten und






(A) (C)



(B) )


Dr. Rainer Wend
dauerhaften wirtschaftlichen Aufschwung sowie eine
bessere Ausgangsposition für künftige Generationen er-
reichen wollen, einer grundlegenden Veränderung be-
dürfen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Otto Fricke [FDP])


Das ist die tiefe Einsicht, die hinter der Agenda 2010
des Kanzlers steht. Über die Einzelheiten der Agenda
kann man streiten, aber man kann nicht darüber streiten,
dass wir 15 Jahre lang nicht bereit waren – das betrifft
Sie genauso wie uns; das sage ich hier ganz freimütig –,
mit den Menschen über die grundlegenden Veränderun-
gen offen zu diskutieren. Es ist das große Verdienst der
Agenda 2010, dass diese Auseinandersetzung in Angriff
genommen wurde.

Abschließend möchte ich Ihnen sagen: Ich weiß, dass
die Agenda 2010 weder die absolute Lösung noch das
Ende der Reformpolitik der Bundesregierung sein kann.
Wir müssen in Anbetracht der Veränderungen unsere
Wirtschaft und unsere Rahmenbedingungen neu aufstel-
len. Wir müssen die sozialen Sicherungssysteme so um-
gestalten, dass sich auch künftige Generationen auf sie
verlassen können. Das ist eine große Aufgabe, über die
zu streiten sich lohnen würde, statt Ihr Kleinklein von

Die Aussprache dauert höchstens eine Stunde.
Ich weise darauf hin, dass die Aktuelle Stunde pünktlich
um 15.30 Uhr begonnen hat.

Unter Ziffer 7 heißt es:
Der einzelne Redner darf nicht länger als fünf Mi-
nuten sprechen.

Es muss nicht sein, dass diese klaren Regelungen der
Geschäftsordnung nahezu ausnahmslos nur nach opti-
schen oder akustischen Hinweisen wahrgenommen, aber
nicht eingehalten werden.

Meine zweite Bemerkung: Es gibt in unserer Ge-
schäftsordnung keine Regelung über die erwartete Ver-
weildauer von Rednern in Debatten des Bundestages.
Ich möchte allen Fraktionen noch einmal den Hinweis
geben, bei der Benennung von Rednern möglichst darauf
zu achten, ob interessierte Kolleginnen und Kollegen
nicht nur reden wollen, sondern auch an der Debatte teil-
nehmen können.


(Beifall im ganzen Hause)

Da die Zahl der Mitglieder in allen Fraktionen deutlich
größer ist als die Zahl der jeweils infrage kommenden
Redner, muss dieses Problem lösbar sein. – Ich bedanke
heute Nachmittag fortzusetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1510418500

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zum Schluss der

Aktuellen Stunde erlaube ich mir zwei Bemerkungen. In
den Regelungen zur Aktuellen Stunde heißt es unter
Ziffer 6:

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ich.
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-

rdnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

estages auf Donnerstag, den 29. April 2004, 9 Uhr, ein.
Die Sitzung ist geschlossen.