Protokoll:
15095

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 95

  • date_rangeDatum: 5. März 2004

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:11 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/95 Tagesordnungspunkt 19: DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . Stefan Müller (Erlangen) CDU/CSU . . . . . . Anette Kramme SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Roland Gewalt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 18: Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Reform der gemeinsamen Agrarpolitik (Drucksache 15/2553) . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Ernährungs- und agrarpolitischer Bericht 2003 der Bundesregierung – zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter H. Carstensen (Nordstrand), Albert Deß, weiterer 8488 B 8490 B 8492 A 8494 C 8496 C 8497 C 8498 C 8499 C 8500 C 8515 C Deutscher B Stenografisch 95. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Glückwünsche zum 65. Geburtstag des Abge- ordneten Dr. Wolf Bauer . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 17: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Intensivierung der Be- kämpfung der Schwarzarbeit und da- mit zusammenhängender Steuerhinter- ziehung (Drucksache 15/2573) . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . Elke Wülfing CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Scheel BÜNDNIS 90/ L J D A D G A P 8483 A 8483 B 8483 B 8485 D nanzausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Dr. Michael Meister, Dietrich Austermann, weiterer Abgeordneter und undestag er Bericht ung 5. März 2004 t : der Fraktion der CDU/CSU: Strikte Ein- haltung des geltenden europäischen Sta- bilitäts- und Wachstumspaktes (Drucksachen 15/541, 15/1682) . . . . . . . . eo Dautzenberg CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . oachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . nja Hajduk BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eorg Fahrenschon CDU/CSU . . . . . . . . . . . xel Schäfer (Bochum) SPD . . . . . . . . . . . . atricia Lips CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 8502 B 8502 C 8504 A 8506 C 8507 D 8509 C 8511 C 8513 D Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. März 2004 Ernährungs- und agrarpoliti- scher Bericht 2003 der Bundes- regierung (Drucksachen 15/405, 15/1325, 15/2092) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Josef Miller, Staatsminister (Bayern) . . . . . . . Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . Jella Teuchner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 20: Große Anfrage der Abgeordneten Jürgen Klimke, Klaus Brähmig, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Auswirkungen der EU-Osterweiterung auf den Tourismus und die deutsche Tourismuswirtschaft (Drucksachen 15/1267, 15/2237) . . . . . . . Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Brunhilde Irber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Brunhilde Irber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: a) Antrag der Abgeordneten Hans Büttner (Ingolstadt), Reinhold Hemker, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abge- ordneten Winfried Hermann, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Sportförderung in den auswärtigen Kulturbeziehun- gen ausbauen (Drucksache 15/1879) . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Klaus Riegert, Peter Letzgus, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Sportförderung des Bundes im Ausland stärken und als Teil der auswärtigen Kulturpolitik begreifen (Drucksache 15/2575) . . . . . . . . . . . . . R G W D D K Z N B A L A Z t d a h M D A A Z G O d n U D A Z d s 8515 D 8515 D 8518 A 8520 D 8522 C 8524 A 8525 A 8527 B 8528 A 8530 A 8530 A 8532 A 8534 D 8535 C 8535 D 8536 D 8537 A einhold Hemker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . erlinde Kaupa CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . infried Hermann BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etlef Parr FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laus Riegert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Gudrun Kopp, Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Beraterver- träge auf den Prüfstand stellen – Trans- parenz bei Kosten- und Qualitätskon- trolle sichern (Drucksache 15/2422) . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 ahl der durch die Bundesregierung erteil- en externen Beraterverträge im Rahmen er Postreform I und II; Auswirkungen uf die Gesamtentlastung des Bundeshaus- alts (93. Sitzung, Tagesordnungspunkt 3) dlAnfr 18 r. Elke Leonhard SPD ntw PStSekr Gerd Andres BMWA . . . . . . . nlage 3 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung der roßen Anfrage: Auswirkungen der EU- sterweiterung auf den Tourismus und die eutsche Tourismuswirtschaft (Tagesord- ungspunkt 20) ndine Kurth (Quedlinburg) BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Beraterverträge auf den Prüf- tand stellen – Transparenz bei Kosten- 8537 A 8539 B 8540 D 8542 A 8542 D 8544 A 8544 C 8544 B 8545 A 8545 C 8546 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. März 2004 III und Qualitätskontrollen sichern (Zusatz- tagesordnungspunkt 7) Hans-Werner Bertl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Anlage 5 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8547 A 8547 D 8549 A 8549 D 8550 D 8551 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. März 2004 8483 (A) ) (B) ) 95. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    1) Anlage 4 Berichtigung 93. Sitzung, Seiten III und 8320, Anlagen 6 und 7: Der Name „Staatsminister für Europa Hans Martin Bury“ ist durch „Staatsministerin im Auswärtigen Amt Kerstin Müller“ zu ersetzen. 94. Sitzung, Seite 8451 (C), der 4. Absatz ist wie folgt zu lesen: „Erstens. Der Kern des neuen Amtes, die Zen- tralstelle für Zivilschutz im Bundesverwaltungsamt, ist bereits an Ort und Stelle.“ Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. März 2004 8545 (A) ) (B) ) Bundeshaushalt nicht vergleichend beziffert werden. mSchröder, Gerhard SPD 05.03.2004 en können auch die damaligen Auswirkungen auf den Aufarbeitung gemacht werden. Wegen der komplexen Veränderungen im Zusammenhang mit den Postrefor-Albert Anlage 1 Liste der entschuldigt * A d A s i i w d ü k s p u d d A Z d P e t l Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.03.2004 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.03.2004 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 05.03.2004 Deittert, Hubert CDU/CSU 05.03.2004* Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.03.2004 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.03.2004 Flach, Ulrike FDP 05.03.2004 Girisch, Georg CDU/CSU 05.03.2004 Glos, Michael CDU/CSU 05.03.2004 Dr. Göhner, Reinhard CDU/CSU 05.03.2004 Hartnagel, Anke SPD 05.03.2004 Hennrich, Michael CDU/CSU 05.03.2004 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.03.2004 Ibrügger, Lothar SPD 05.03.2004 Lanzinger, Barbara CDU/CSU 05.03.2004 Lehder, Christine SPD 05.03.2004 Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 05.03.2004 Multhaupt, Gesine SPD 05.03.2004 Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 05.03.2004 Röspel, René SPD 05.03.2004 Rupprecht (Weiden), CDU/CSU 05.03.2004 D W W D Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates nlage 2 Antwort es Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Frage der bgeordneten Dr. Elke Leonhard (SPD) (Druck- ache 15/2564, Frage 18): Wie viele externe Berateraufträge und Unterstützungsleis- tungsaufträge hat die Bundesregierung während des Um- wandlungsprozesses der Deutschen Bundespost zur Deut- schen Post AG im Rahmen der Postreformen I und II erteilt, und wie wirkten sich die Ergebnisse der durchgeführten Er- folgskontrollen auf die Gesamtentlastung des Bundeshaushal- tes aus? Die Postreform I in 1989/1990 und die Postreform II n 1994/1995 waren das Ergebnis von Überlegungen, die n den 60er-Jahren begonnen hatten. Ziel war, das Post- esen effizienter und flexibler zu gestalten und hierfür ie Deutsche Bundespost umzustrukturieren. Die partei- bergreifend getragenen Postreformen betrafen sehr omplexe Vorgänge, etwa die Umwandlung der Deut- chen Bundespost zunächst in öffentliche und dann in rivate Unternehmen, die Anpassung des Grundgesetzes nd die Änderung beamtenrechtlicher Regelungen. Fe- erführend zuständig für die Postreformen war das Bun- esministerium für Post und Telekommunikation. Bei uflösung dieses Ministeriums Anfang 1998 gingen die uständigkeiten auf das BMF, auf das BMWA und auf ie Regulierungsbehörde für Telekommunikation und ost über. Aussagen zur Anzahl der in dem lange andau- rnden Umwandlungsprozess vergebenen Beraterauf- räge und Unterstützungsleistungsaufträge könnten al- enfalls nach einer sehr zeit- und personalintensiven r. Stadler, Max FDP 05.03.2004 eisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 05.03.2004 ittlich, Werner CDU/CSU 05.03.2004 r. Wodarg, Wolfgang SPD 05.03.2004* apf, Uta SPD 05.03.2004 bgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 8546 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. März 2004 (A) ) (B) ) Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Großen Anfrage: Auswirkun- gen der EU-Osterweiterung auf den Tourismus und die deutsche Tourismuswirtschaft (Tages- ordnungspunkt 20) Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die vorliegende Antwort der Bundesregie- rung liefert umfangreiche Informationen über die Di- mensionen des Tourismus in den Beitrittsländern. Ich möchte den Autoren dieser Antwort ein großes Lob für diese sehr aufwendige Recherche aussprechen. Dahinge- stellt bleibt, ob alle von der CDU/CSU gestellten Fragen den Aufwand rechtfertigten. Anliegen der CDU/CSU war es, Antworten zu be- kommen, die eine Beurteilung darüber zulassen, welcher Wettbewerbsdruck auf die deutschen Anbieter von den neuen EU-Mitgliedstaaten ausgehen wird, ob es gar zu Wettbewerbsverzerrungen kommen wird. Bezogen auf den Wettbewerbsdruck lässt sich fest- stellen, dass es keinen wesentlichen Anpassungsdruck für die deutsche Tourismuswirtschaft geben wird, der sich aus der Erweiterung der Europäischen Union ergibt. Bestehende Unterschiede im Besteuerungsniveau führen nach Einschätzungen der Bundesregierung nicht zu nen- nenswerten Wettbewerbsverzerrungen. Wie auch umge- kehrt die Anwendung ermäßigter Mehrwertsteuersätze in der Europäischen Union auf bestimmte arbeitsinten- sive Dienstleistungen nicht dazu geführt hat, dass neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Es gab auch keine nachweisbare Wirkung der Mehrwertsteuermäßigung auf die Beschäftigungsquote. Insofern können wir hin- sichtlich möglicher Wettbewerbsverzerrungen sicher- lich Entwarnung geben, sowohl an die Opposition als auch an die deutsche Tourismuswirtschaft. Das heißt aber nicht, sich auf das Ruhekissen zu le- gen. Sehr wohl müssen sich die verschiedenen Destina- tionen und die unterschiedlichen Tourismussegmente darauf einstellen, dass ab Mai Europa größer und das Reisen noch einfacher wird. Die Entscheidung für einen neuen Zielort wird enorm erleichtert. Die Chancen für die deutsche Tourismuswirtschaft sind jedoch größer als die Fragesteller vermuten. Die osteuropäischen Beitrittsländer sind bereits heute ein be- deutender Herkunftsmarkt für den Deutschlandtouris- mus. Die positive Entwicklung kann sich fortsetzen, wenn der Blick auf die eigene Leistungsfähigkeit gerich- tet wird und nicht so sehr auf eventuelle Vorteile des ei- nen oder des anderen neuen Mitbewerbers. Deutsche Destinationen müssen ihr eigenes authentisches Profil stärken, spezielle Angebotsvorteile vermarkten und neue Trends zielgerichtet besetzen. Die Frage kann nicht sein: Wo sind die Bedingungen in einem der Beitrittsländer besser? Sondern: Was haben die anderen nicht, was machen die anderen nicht? Was können wir machen, was die anderen nicht haben? r c d w h c d w r a 2 u s m w t r w F w s i u E ö l D d r t v h N „ W m k r w i w M p h r a s e s b l F u (C (D Die europäische Erweiterung wird die Beliebtheit Eu- opas als Urlaubsziel weltweit erhöhen, und ich bin si- her, dass alle 25 Mitgliedstaaten davon profitieren wer- en. Für uns Grüne bleibt es für alle touristischen Ent- icklungen wichtig, dass diese sich nachhaltig vollzie- en. Gerade auch in den osteuropäischen Ländern brau- hen wir keine Entwicklung mit Enzensberger-Effekt, er besagt, dass Touristen von etwas angezogen werden, as verschwindet, wenn sie kommen. Die Rahmenbedingungen für das Wachstum des Tou- ismus müssen frühzeitig in Richtung Nachhaltigkeit usgestaltet werden. Das Europäische Tourismusforum 002 der Europäischen Kommission hat sich hiermit mfassend befasst. Zwei Ziele müssen im Vordergrund tehen: erstens ein Wachstum des europäischen Touris- us, das nicht mehr mit einer Beeinträchtigung der Um- elt und mit Ressourcenverbrauch einhergeht und nega- ive Auswirkungen vermeidet oder auf ein Minimum eduziert, und zweitens ein Tourismus in Europa, der irtschaftliche und sozial ausgewogene Vorteile bringt. ür die Zukunft des erweiterten Tourismus in Europa ird es unerlässlich sein, in diesem Sinne eine gemein- ame europäische Strategie zu entwickeln. Denn Europa st die am meisten besuchte Tourismusregion der Welt nd hat die größte Tourismusdichte. Die touristische ntwicklung beeinflusst die wirtschaftliche, soziale und kologische Situation der Menschen und Regionen. Gerade hinsichtlich einer natur- und umweltfreund- ichen Entwicklung des Tourismus in Osteuropa bietet eutschland Hilfe und Unterstützung an. Die Umwelt- achmarke „Viabono“ könnte mit jeweiligen Modifizie- ungen Grundlage für die Entwicklung naturverträglicher ouristischer Angebote sein. Entsprechende Aktivitäten onseiten des Bundesumweltministers möchte ich hier ervorheben und begrüßen. So wird das Bundesamt für aturschutz in diesem Jahr gemeinsam mit dem Verein Ökologischer Tourismus in Europa“, ÖTE, jeweils orkshops auf der Insel Vilm mit Vertretern der Touris- uswirtschaft Ungarns, Estlands, Lettlands, der Slowa- ei und Polens durchführen. Mit Ungarn ist bereits eine Arbeitsgruppe auf Regie- ungsebene eingerichtet worden, die sich mit der Ent- icklung und Umsetzung von Umweltqualitätskriterien m Tourismus in Anlehnung an Viabono befasst. Im slo- akischen Banska Štiavnica werden bereits in einem odellprojekt die Kriterien der Umweltdachmarke er- robt, wiederum in Zusammenarbeit mit dem ÖTE, der ier eine hervorragende Arbeit leistet. Große Chancen tun sich durch die EU-Osterweite- ung vor allem für die dann ehemaligen Grenzregionen uf. Diese können aus der Randlage herauswachsen und ich zu prosperierenden Knotenpunkten in Mitteleuropa ntwickeln. Vor allem für die kleinen und mittelständi- chen Unternehmen der Tourismuswirtschaft wird es da- ei wichtig sein, Kooperationspartner zu finden und Al- ianzen zu schmieden. Hier kann zielgerichtete örderung schnell zu positiven Effekten für Wirtschaft nd Arbeitsmarkt führen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. März 2004 8547 (A) ) (B) ) Ein sich so entwickelnder Tourismus wird zum Motor des Integrationsprozesses werden – auch in ideeller Hin- sicht – denn er trägt zur Verständigung zwischen den Ländern und Regionen bei. Der Tourismus bietet eine große Chance, die kulturelle und wirtschaftliche Integra- tion innerhalb Europas zu unterstützen, aber auch die eu- ropäische Kultur weiterzuentwickeln und zu bereichern. In ihrer Antwort verweist die Bundesregierung auf ihre vielfältigen Aktivitäten im Rahmen ihrer Zuständig- keiten. Große Anstrengungen unternimmt ebenfalls die Deutsche Zentrale für Tourismus. Auch viele Vereine und Verbände verschreiben sich einer zukunftsfähigen deutschen und erweiterten europäischen Tourismuspoli- tik. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Beraterverträge auf den Prüfstand stellen – Transparenz bei Kos- ten- und Qualitätskontrolle sichern (Tagesord- nungspunkt 7) Hans-Werner Bertl (SPD): Mit ihrem Antrag zu den Beraterverträgen will die FDP mal wieder als Trittbrett- fahrer auf einen Zug aufspringen, der sich längst in Be- wegung gesetzt hat. Ausgelöst durch den Beratervertrag, der zur Ablösung von Florian Gerster als Vorsitzender der Bundesagentur für Arbeit geführt hat, sowie Behaup- tungen des Abgeordneten Austermann zu angeblich un- korrekter Vergabe von Beraterverträgen bei der Bundes- wehr ist die Prüfung des Komplexes der Beraterverträge – insbesondere im Haushaltsausschuss – längst angelau- fen. Zunächst jedoch einiges Grundsätzliches: Alle Berei- che der öffentlichen Hand nutzen heute die Möglichkeit, Experten heranzuziehen, und das ist auch gut so. Dies gilt nicht nur für die Bundesregierung. Dies gilt zum Beispiel auch für den Deutschen Bundestag, dessen Aus- schüsse zur Meinungsbildung selbstverständlich auch externe Sachverständige in Anspruch nehmen. Bei der Entscheidung über eine externe Vergabe von Beraterauf- trägen ist nach der Bundeshaushaltsordnung die Beach- tung von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit geboten und die günstigste Relation zwischen dem verfolgten Zweck und den einzusetzenden Mitteln anzustreben. Demgemäß ist zu entscheiden, ob der Sachverstand des Hauses hinreicht oder externer Sachverstand zur Ziel- erreichung unabdingbar eingekauft werden muss. Dem Abschluss von Verträgen über Lieferungen und Leistun- gen muss dann gemäß der Bundeshaushaltsordnung eine öffentliche Ausschreibung vorausgehen, sofern nicht die Natur des Geschäfts oder besondere Umstände eine Aus- nahme rechtfertigen. Die Opposition will nun in völlig unseriöser Weise schon durch das Hantieren mit relativ großen Zahlen zu Zahl und Umfang von Beraterverträgen den Eindruck er- wecken, die Regierung würde unvertretbar viele Berater- verträge vergeben und Geld zum Fenster herauswerfen. Es ist aber abwegig, allein aus solchen Zahlen so zu s t r h A g b a 1 u S v c s B B p m s A d t t i z u s s r d v r B h d g v t t B V D k E E h Q w H l s t D g r (C (D chließen und letztlich Rechtsverstöße einzelner Verwal- ungsstellen zu unterstellen. Der nicht hinnehmbare Reformstau, den die Bundes- egierung 1998 beim Regierungswechsel vorgefunden at, hat nämlich einen erheblichen Nachholbedarf an nalysen, Gutachten und Abwägungen nach sich gezo- en. Wenn von jeher alle Bundesregierungen der Politik- eratung einen hohen Wert beigemessen haben, so war ngesichts der skizzierten Rahmenbedingungen nach 998 die Einschaltung externer Berater zwangsläufig mfangreicher als vorher. Die professionelle Politikberatung hat ihren heutigen tellenwert erst mit dem Umbau des Staates und der Pri- atisierung von Aufgaben, die früher durch die öffentli- he Hand wahrgenommen wurden, erhalten. Aber auch chon zu Zeiten der alten Bundesregierung wäre zum eispiel ohne die umfangreiche Einbeziehung externer eratung die Überführung von Bundesbahn, Bundes- ost, Telekom und Lufthansa in privatisierte Unterneh- en oder die Transformation der DDR-Staatswirt- chaftsbetriebe überhaupt nicht möglich gewesen. Nun versucht die Opposition und insbesondere Herr ustermann, gezielt und wider besseres Wissen den Ein- ruck zu erwecken, die Bundesregierung werfe bei Bera- erverträgen das Geld zum Fenster heraus bis hin zur Un- erstellung von Korruptionselementen. Er vermengt dazu n immer wieder neuer Mixtur unterschiedliche Abgren- ungen von Beraterdefinitionen, Gutachten usw. mit nterschiedlichen zeitlichen Abgrenzungen in klarer Ab- icht. Insbesondere der Haushaltsausschuss hat sich die- er Thematik längst angenommen. So prüfen die Be- ichterstatter zum Einzelplan des Bundesministeriums er Verteidigung exemplarisch den Bereich der Berater- erträge und sie hatten dort bislang – so selbst einge- äumt vom dortigen Berichterstatter Austermann – keine eanstandungen festzustellen. Der Haushaltsausschuss at das Thema auf der Agenda und wird mit Adleraugen arüber wachen, dass das Instrument der Beraterverträge emäß den klaren Regelungen zur wirtschaftlichen und erfahrensmäßig korrekten Beauftragung externer Bera- er gemäß der Bundeshaushaltsordnung eingesetzt wird. Auch der Bundesrechnungshof ist längst eingeschal- et und aktiv. Wir begrüßen sehr, dass der Präsident des undesrechnungshofes gemäß einem Schreiben an den orsitzenden des Haushaltsausschusses angesichts der iskussion zu den Beraterverträgen die Absicht ange- ündigt hat, die dem Bundesrechnungshof vorliegenden rkenntnisse und Schlussfolgerungen aus zahlreichen inzelfällen in einem Querschnittsbericht an den Haus- altsausschuss zusammenzufassen. Die Vorlage dieses uerschnittsberichtes wird die Diskussion um die Be- ertung der Beraterverträge und die Verbesserung der andhabung dieses Instrumentes auf eine solide Grund- age stellen und der Opposition den Boden für ihre Ver- uche polemisch verzerrter Darstellungen und Interpre- ationen entziehen. Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU): Guter Rat ist teuer! ie Bundesregierung hat seit 1998 – wie der „Tagesspie- el“ unlängst berichtete – circa 190 Millionen Euro für Be- ater, Gutachten und Expertenkommissionen ausgegeben. 8548 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. März 2004 (A) ) (B) ) Ob dieser Rat für jedes Mitglied des rot-grünen Kabi- netts aber auch gut war, da habe ich erhebliche Zweifel. Der jüngste Skandal um die Bundesanstalt für Arbeit und der Vorgängerskandal, der noch viel größer war, wa- ren Beispiele wirkungsloser Beratungstätigkeit. Daher ist das Ziel des heutigen Antrags der FDP, nämlich Bera- terverträge auf den Prüfstand zu stellen, grundsätzlich richtig. Von jeher haben alle Bundesregierungen der Politik- beratung einen hohen Wert beigemessen. Während die Politik in früheren Zeiten Expertenwissen nur gelegent- lich und punktuell in Anspruch nahm, hat die professio- nelle Politikberatung ihren heutigen Stellenwert mit der zunehmenden Privatisierung von Aufgaben erhalten. Gute Politikberatung ist grundsätzlich ein richtiges und ein wichtiges Instrument. Es kann zu mehr Sachverstand und zu verbesserter Entscheidungsfindung führen. Doch es sei Maß zu halten, hört man in den letzten Monaten vermehrt in allen Medien. Es ist gar die Rede von der Räte- oder der Beraterrepublik. Die 190 Millionen Euro, die die Bundesregierung für Berater, Gutachten und Expertenkommissionen ausgege- ben hat, stellen eine gewaltige Summe aus Haushalts- mitteln dar. In den fünf Jahren Regierungszeit wurden des Weiteren mehr als 1 700 Analysen und Studien für 128 Millionen Euro bestellt und abgeliefert. Hinzu kommt die Finanzierung der so genannten Beauftragten des Bundes, für die allein im Haushaltsjahr 2003 gut 108 Millionen Euro eingeplant waren. Dabei sind nach den Vorschriften der Bundeshaushaltsordnung (BHO) Aufgaben der Verwaltung grundsätzlich durch eigene Arbeitskräfte zu erledigen. Diese Aufzählung lässt einen enormen Erfolg dank bestens beratener Minister und Ministerinnen vermuten. Bisher ist dies aber sehr zweifelhaft. Mit Blick auf die Beraterverträge, die zuerst Rudolf Scharping mit Hunzinger und dann Florian Gerster mit der Medien- agentur WMP Eurocom abgezeichnet haben, fragt sich doch der Bürger, ob in der Regierung nur oder überwie- gend Beamte des höheren Dienstes sitzen, die bessere Dilettanten sind. Und für uns als Opposition ist es nicht nachvollzieh- bar, dass die Bundesregierung dem Parlament nicht die Namen der diversen Beraterfirmen offen legt. Es geht hier um das Informationsrecht des Parlaments. Die Hin- weise auf das Recht auf informationelle Selbstbestim- mung der Berater und den Schutzanspruch aus Art. 14 Abs. l GG, mit denen sich die Bundesregierung weigert, die Namen bekannt zu geben, sind nicht haltbar. Uns liegt eine Stellungnahme eines renommierten Verfas- sungsrechtlers, Prof. Battis, vor, die bestätigt, dass die Berater keinen Schutzanspruch haben und die Bundesre- gierung die Namen der mit Haushaltsmitteln finanzierten Berater nennen muss. Ein Schutzbedürfnis für die Auf- tragnehmer der Bundesregierung besteht insbesondere dann nicht, wenn es sich um juristische Personen han- delt. Davon ist hier überwiegend auszugehen. Stattdessen nährt sich nun der Verdacht, dass sich die Bundesregierung in einigen Fällen nicht an das Vergabe- recht gehalten hat, ihren Veröffentlichungspflichten n z u e w d g b a r V u b d a m g c D h O s n h f d tä n b n z d B w in m ti D n D w n B b C d a tu w w u k n (C (D icht nachgekommen ist oder eine Verquickung mit ein- elnen Beraterfirmen besteht. Der Deutsche Bundestag nd die Öffentlichkeit haben einen Anspruch darauf, zu rfahren, an welche Beratungsfirmen Aufträge vergeben urden. Ich fordere Sie daher auf, dem Deutschen Bun- estag Auskunft über die Berater zu erteilen, denn dies ebietet das Informationsrecht des Parlaments. Die einzelnen Forderungen des Antrags der FDP ha- en, wie eingangs gesagt, das richtige Ziel. Dennoch er- chtet die CDU/CSU-Bundestagsfraktion das umfang- eiche Monitoring, das die Bundesregierung nach den orschlägen der FDP erfüllen soll, als zu bürokratisch nd zu kompliziert in der praktischen Handhabe. Viel esser als diverse neue Pflichten, deren Einhaltung wie- erum zusätzliche Überwachung erfordert, wäre das ver- ntwortungsbewusste Umgehen der Bundesregierung it den jeweiligen Beraterverträgen. Bei Auffälligkeiten und Verdacht von Missständen ibt es das grundgesetzliche Recht der Opposition, sol- he Missstände im Rahmen der Ausschüsse zu klären. ie Regierung ist verpflichtet, Rede und Antwort zu ste- en. Ansonsten gibt es noch weitere, schärfere Mittel der pposition. Wenn sich eine Bundesregierung jedoch perrt, Beraterverträge so abzuschließen, wie dies Unter- ehmen der freien Wirtschaft machen würden, dann hilft ier auch nicht das beste Monitoring. Transparenz, In- ormation und klare Einhaltung der Vergaberegeln sind ie Grundsätze, die jede Regierung bei externer Berater- tigkeit zu beachten hat. Allerdings frage ich mich auch, warum die Minister ur noch so wenig Vertrauen in ihre eigenen Leute ha- en. Da sitzen doch kompetente Mitarbeiter in den Mi- isterien. Doch Gutachter und Berater sind inzwischen ur Regel geworden. Steuergelder werden für fragwür- ige Zwecke verschleudert. Das ist eine Beleidigung der eamten. Es erscheint beispielsweise sehr zweifelhaft, arum für die Durchführung einer Mitarbeiterbefragung der Zollverwaltung 58 000 Euro aufgewandt werden ussten. Oder wieso sind 156 000 Euro für die Evalua- on der Rauchersprechstunde sinnvoll? Wieso war eine ienstpostenbewertung durch einen externen Berater otwendig, der für ein Honorar von 200 000 Euro einen ienstposten bewertet hat? Und warum muss die Aus- ertung von Stellungnahmen zur Telekommunikations- ovelle durch externe Berater erfolgen? Ich fordere die Bundesregierung daher auf, externe erater auf das absolut Notwendige zu beschränken. Ge- en Sie Ihren kompetenten Ministeriumsmitarbeitern die hance und das Vertrauen, die ihnen eigenen Aufgaben urchzuführen! Wir brauchen mehr Sorgfalt, ein neues Bewusstsein, ber auch neue Spielregeln. Und Mittel für externe Bera- ng sollten eindeutig im Bundeshaushaltsplan ausge- iesen werden. Neue Initiative, Kreativität oder gar des Kanzlers er- ünschte „Innovation“ entstehen nicht auf Kommando nd nicht per Consulting. Öffentliche Einrichtungen önnen von externem Sachverstand profitieren, doch ur, wenn so staatliche Aufgaben besser erledigt werden Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. März 2004 8549 (A) ) (B) ) oder die Verwaltung effizienter wird. In Anlehnung an das Subsidiaritätsprinzip sollte die Entscheidung für oder gegen Beratung danach ausgerichtet werden. Beratertätigkeit kann erhebliche Nachteile für den Bundeshaushalt und den Steuerzahler bedeuten. Es geht hier um einen sensiblen Bereich, bei dem sich die Regie- rung der Verantwortung für ihre Aufgaben stets bewusst sein sollte. Doch die Scheu vor der Verantwortung ist die Krankheit unserer Zeit. Dass dies schon der Reichskanz- ler Otto von Bismarck feststellte, zeigt, wo wir heute ste- hen. Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Es ist schon interessant, verehrte Kolleginnen und Kolle- gen von der Opposition, dass sie überhaupt noch einmal versuchen, das Thema Beraterverträge in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses zu rücken. Dem Antrag der FDP kann man dabei – im Gegensatz zu den Medienbei- trägen der CDU – wenigstens die Sachlichkeit nicht ab- sprechen. Und mehr Sachlichkeit braucht die Debatte dringend! Die Systematik, dieses Thema „wie die Sau durch’s Dorf zu treiben“, macht es schwierig, die not- wendigen staatlichen Modernisierungsprojekte umzuset- zen. Mit einem antiquierten Verständnis von Verwaltung kann man kein modernes Verwaltungsmanagement be- treiben. Die Gesellschaft und ihre Themen sind komplex ge- worden. Der Umbau bzw. die Modernisierung staatlicher Tätigkeit und die sparsame Verwendung von Steuermit- teln gebieten an vielen Stellen die Zuhilfenahme exter- ner Beratung. Schauen wir uns doch mal außerhalb des Parlaments um: kein Mittelständler wandelt seinen Be- trieb ohne externe Beratung von einer GbR zur GmbH um. Deshalb ist es falsch, Beraterverträge per se als kri- tikwürdig darzustellen, wie Sie es in den letzten Mona- ten getan haben. Was richtig ist: die Vergabe solcher Aufträge muss in jedem Fall auf ihre Sinnhaftigkeit ge- prüft und die Einhaltung der Vergaberichtlinien sicher- gestellt werden. Dabei hat es wohl in Einzelfällen Lü- cken gegeben, daher kann ich die generelle Überprüfung durch den Rechnungshof nur begrüßen. Denn ein trans- parentes und vereinheitlichtes Verfahren wird uns zu- künftig Debatten dieser Art ersparen. Wichtig bleibt, dass wir diese Debatten redlich führen und nicht etwa – wie bewusst geschehen – sachfremd Beraterverträge und Unterstützungsleistungen vermen- gen. Die Begriffsdefinition von Beratervertrag in Abgrenzung zu anderen externen Dienstleistungen ist von der Bundesregierung klar definiert und vorher nie in Zweifel gezogen worden. Das Beispiel der Bundesanstalt zeigt, dass klare Ziel- vereinbarungen zwischen BMWA und BA notwendig sind, um zukünftig einen reibungsloseren Ablauf zu ge- währleisten. Im Zusammenhang mit der BA möchte ich aber noch gesondert auf die FDP eingehen: Sie haben die Debatte um die Beraterverträge der BA genutzt, um eine Kampagne gegen den Fortbestand der Bundesagentur für Arbeit zu führen. Ihre Vorstellung ist, die BA durch eine Privatversicherung mit Wahl- und Pflichtleistungen zu ersetzen. Dabei hat die Klientelpartei FDP nicht unmaß- g h j A u R 3 H W V m s t g I E K z v H R b D V z w T d ü t b g s s s a t v A A d t m t D d d d f g I r B n (C (D eblich dazu beigetragen, die Strukturen der BA in ihrer eutigen Form mit aufzubauen. Die Behörde, die Sie etzt zerschlagen wollen, haben Sie selber aufgebläht. rbeitslosengeld als eine Art Frührente, gepaart mit neffektiven Arbeitsmarktprogrammen, das waren die ezepte von Kohl und Blüm. 1973 hatte die BA noch 2 000 Beschäftigte. 1995 waren es bereits 94 013. eute arbeiten in den Bundesämtern 86 378 Menschen. ir haben den Umbau vor zwei Jahren in Gang gesetzt. ielleicht hätte etwas mehr externe Beratung und etwas ehr Mut zur Reform zu Ihrer Zeit uns heute einiges er- part! Die BA braucht Reformen und deshalb auch Bera- erleistungen, im Interesse der Erwerbslosen. Nachdem die BA in der Kritik stand, wurde ja dann leich versucht, andere Bereiche mit zu skandalisieren. ch spreche da als zuständiger Haushaltspolitiker für den tat des Verteidigungsministeriums. Hier hat sich der ollege Austermann einer medialen Auseinanderset- ung bedient, die dem fairen Bemühen um Aufklärung onseiten des Ministeriums nicht gerecht wird. Zumal err Austermann und seine Kollegen der CDU/CSU im echnungsprüfungsausschuss die jährlichen Berichte islang immer billigend zur Kenntnis genommen haben. Seit dem Amtsantritt von Herrn Bundesminister r. Struck am 19. Juli 2002 wird an einem geordneten erfahren zur Vergabe von Beratungs- und Unterstüt- ungsleistungen gearbeitet. Als Berichterstatter konnten ir uns von der Sinnhaftigkeit dieser Arbeit überzeugen. rotzdem wird sich auch das BMVg der Überprüfung urch den Rechnungshof stellen müssen. Ich bin davon berzeugt, dass das BMVg sich hinsichtlich der erarbei- eten Selbstkontrolle nicht zu schämen braucht. Eines möchte ich abschließend mit auf den Weg ge- en. Die Debatte um die Beraterverträge hat mal wieder ezeigt, wie sehr Politik und ihre Akteure sich selbst chaden. Die Bundeswehr befindet sich in einem chwierigen Reformprozess, bei dem externer Sachver- tand unbedingt nötig ist. Die mediale Form der Ausein- dersetzung, wie sie in diesem Fall betrieben wurde, rägt nicht dazu bei, dass der Reformprozess geordnet erläuft und die beteiligten Akteure Vertrauen in ihre ktivitäten entwickeln. Im Gegenteil, diese Form der useinandersetzung gefährdet den Prozess. Ebenso wie ie Regierungskoalition hat auch die Opposition Bera- erverträge abgeschlossen und wird es – sollten sie je- als wieder an die Regierung kommen – auch wieder un und tun müssen. Etwas mehr Ehrlichkeit in dieser ebatte hätte der Politik gut getan. Gudrun Kopp (FDP): Dass die gegenwärtige Bun- esregierung gute Ratschläge bitter nötig hat, ich denke, aran kann kein ernster Zweifel bestehen. Dass jedoch ie Bürger und Bürgerinnen aus dem Steueraufkommen ür die Inkompetenz von Rot-Grün bezahlen sollen, das eht dann doch ein bisschen zu weit. Insofern wäre es im nteresse unseres Landes geboten, dass die Bundesregie- ung die Verantwortung für Deutschland abgibt und den ürgern mittels Neuwahlen die Entscheidung über eine eue Regierung überlässt. 8550 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. März 2004 (A) ) (B) ) Es soll hier nicht bestritten werden, dass es viele Be- reiche und ebenso viele gute Gründe gibt, die das Heran- ziehen externen Sachverstandes rechtfertigen; sei es, weil es sich um hochspezialisiertes Know-how handelt, das auch die hervorragenden Mitarbeiter des öffentli- chen Dienstes in Deutschland nicht in jedem Einzelfall vorhalten können, oder einfach nur um den Gefahren der Betriebsblindheit zu entgehen, die zwangsläufig in grö- ßeren Apparaten rein organisationsimmanent immer auch drohen. Insofern wollen wir nicht die Notwendig- keit von externer Beratung an sich infrage gestellt wis- sen, wenn sie sachlich gerechtfertigt ist, zu produktiven Ergebnissen führt, für jedermann nachvollziehbar ist und vor allem wenn ihr ein rechtlich nicht zu beanstandendes Vergabeverfahren vorausging, das jederzeit Transparenz und Kostenkontrolle sicherstellt. Nichts anderes fordern wir mit dem vorliegenden An- trag. Denn eines zeigen doch die vergangenen Monate mit all den Unregelmäßigkeiten und Skandalen bei der Vergabe von Beraterverträgen in Ministerien und Bun- desbehörden wie der Bundesagentur für Arbeit – BA – überdeutlich: Weder die Bundesregierung – dies ergibt sich nicht zuletzt auch aus ihrer Antwort auf die diesbe- zügliche Kleine Anfrage der Union – noch gar das Parla- ment haben einen wirklichen Überblick darüber, wer welchen Auftrag zu welchen Konditionen, zu welchem Zweck und mit welchem Ergebnis erhalten hat. Deshalb auch gerät das Thema nicht aus den Schlagzeilen, weil eben immer nur tröpfchenweise hier und da aus den ver- schiedenen Ressorts Missstände bekannt werden; und dies auch meist nur, wenn entsprechender Druck von au- ßen gemacht wird. Insofern führt an der einfachen Feststellung, dass hier ein grober Mangel an Transparenz und vor allem an par- lamentarischer Kontrolle von Kosten und Qualität der erbrachten Leistungen vorliegt, kein Weg vorbei. Wir sind in den vergangenen Jahren Zeugen einer regelrech- ten Inflation von Beratungsaufträgen geworden, die sich auf nahezu alle Ressorts und Bundesbehörden erstreckt. Ob Wirtschafts-, Verkehrs-, Umwelt- oder Vertei- digungsministerium, überall werden zum Teil sehr volu- minöse Aufträge vergeben. Niemand scheint hier mehr den Überblick oder gar die Kontrolle zu haben. Dies wird dann umso problematischer, wenn sich in bestimm- ten Ressorts und Bereichen der Eindruck aufdrängt, dass sich der Kreis der Auftragsempfänger auf wenige Bera- tungsunternehmen beschränkt. Um nun genau diesen Eindruck von vorneherein zu zerstreuen bzw. aber sachlich begründen zu können, ist es unumgänglich, die Vergabe von Beraterverträgen auf Gesamtregierungsebene endlich transparent zu gestalten. Die FDP-Fraktion fordert deshalb einen jährlichen Be- richt der Bundesregierung, in dem klipp und klar über die Gesamtheit der vergebenen Beraterverträge unter Angabe des beratenden Unternehmens, des Beratungs- zwecks, des Beratungshonorars bzw. der Auftrags- summe und des auftraggebenden Ministeriums bzw. der auftraggebenden Behörde dem Deutschen Bundestag Auskunft erteilt wird. Darüber hinaus aber verlangen wir einen grundlegenden Prüfbericht des Bundesrechnungs- h a s b d d o W v s R B p r I t p w g g k n w d u M t F a B d a g t p s i s g T e t z g R n s s n t W t S (C (D ofes über die Ordnungsmäßigkeit der Vergabe von Gut- chten und Beraterverträgen für die vergangenen Jahre eit 1998, um nicht nur sicherzustellen, dass alle Verga- everfahren ordnungsgemäß eingehalten wurden, son- ern um insbesondere auch die etwaige Konzentration ieser Aufträge auf einen bestimmten Empfängerkreis ffen zu legen. Vorgänge, wie wir sie leider in den zurückliegenden ochen und Monaten zum Beispiel bei den von der BA ergebenen Beraterverträgen erleben mussten, dürfen ich nicht wiederholen. Deshalb muss auch das gesamte egelwerk bei der Auftragsvergabe in Ministerien und ehörden neu überdacht werden, um zu jeder Zeit Trans- arenz, Kosten- und insbesondere auch Qualitätskont- olle sicherzustellen. Denn eines ist auch offensichtlich: n vielen Fällen sind die erbrachten Leistungen der Bera- ungsunternehmen offenbar reine Beschäftigungsthera- ie, denn die erteilten Ratschläge verschwinden häufig ieder in den ministeriellen Schubladen und harren ver- eblich einer Umsetzung. Ich erinnere hier nur an die roß angekündigten und für den Wahlkampf massiv ommunizierten Hartz-Vorschläge. Das allermeiste ist ie Gesetz geworden, weil die Bundesregierung darin ohl nur eine PR-Kampagne gesehen hat – auf Kosten er Bürger! Es kann aber nicht sein, dass hier, von Öffentlichkeit nd Parlament unbemerkt, über Jahre hinweg horrende illionenbeträge für Beratungsleistungen aus dem Fens- er geworfen werden, deren Nutzen in nicht wenigen ällen mehr als zweifelhaft ist. Ein solches Vorgehen ist ngesichts der Belastungen, die wir den Bürgern und ürgerinnen in Deutschland gegenwärtig und auch in en nächsten Jahren werden zumuten müssen, völlig in- kzeptabel. Zwar kann es nicht überraschen, dass die ge- enwärtige Bundesregierung in der vollständigen Orien- ierungslosigkeit, in welcher sie sich seit Jahren räsentiert, Zuflucht sucht zu guten Ratschlägen, aber ie kann nicht die Steuerzahler in Deutschland zur Geisel hrer eigenen Inkompetenz machen. Deshalb fordern wir Sie auf, unserem Antrag zuzu- timmen und endlich für Transparenz im Beraterdschun- el zu sorgen. Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos): Ich werde jeden ag beraten und muss dafür kein Geld zahlen. Jeden Tag rreichen mich Briefe und Mails von Bürgern, die kos- enlos ihre Meinung und ihren Rat uns Volksvertretern ur Verfügung stellen. Viele Bürger haben den Eindruck ewonnen, dass ihr Rat weniger zählt als der Rat von oland Berger und den anderen hoch bezahlten Unter- ehmensberatern. Ich hatte mich für die Firma WMP, in deren Auf- ichtsrat Herr Rexrodt (FDP) sitzt und Herr Wend (SPD) aß, beide MdBs, schon zu einer Zeit interessiert, als hier och keiner über Herrn Gerster und seine Beraterver- räge sprach. Herr Schiphorst bekam über die Firma MP einen fetten Millionenvertrag für eine Imagebera- ung, wo wir heute noch nicht wissen, was Herr chiphorst eigentlich für das viele Geld machen sollte. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. März 2004 8551 (A) ) (B) ) Herr Gerster ist nicht mehr im Amt, Herr Schiphorst kann nicht beraten, aber Herr Rexrodt und Herr Wend sind noch in diesem Bundestag. Darüber sollten wir hier reden. Natürlich kann ich mich über Herrn Berger aufregen, dass er in der Hartz-Kommission die Vorarbeit geleistet hat, damit er dann Millionenaufträge zur Umsetzung der Hartz-Vorschläge kassieren konnte. Doch das Problem sind doch nicht die Berater, die Geld verdienen wollen. Das Problem sind doch die Rexrodts und Wends, die ihr politisches Amt gebrauchen, um Berateraufträge zu ak- quirieren. Die Mitglieder des Bundestages sollten sich hier an ihre eigene Nase fassen. Ich schlage vor: Erstens. Alle Abgeordneten machen ihre Beratertätigkeiten umgehend öffentlich. Zweitens. Alle Abgeordneten verpflichten sich, ihre Befangenheit anzuzeigen und auf eine Beteiligung an Abstimmungen zu verzichten, wenn im Bundestag Sachverhalte disku- tiert werden, die mittel- oder unmittelbar im Zusammen- hang mit ihrer Beratertätigkeit stehen. Es kann natürlich passieren, dass dann einige Abge- ordnete vor lauter Befangenheit gar nicht mehr im Bundestag zu Wort kommen. Dann wäre es allerdings angezeigt, die Wähler über ihre eingeschränkte Arbeits- fähigkeit zu informieren. Lassen Sie uns also weniger über die Beraterfirmen reden als über uns selbst. Wenn ich richtig informiert bin, betrifft das Problem außer der PDS alle im Bundestag vertretenen Parteien. Vielleicht bekommen Sie in dieser Frage auch einen Allparteien- konsens zustande, wie Ihnen das bei der Gesundheits- reform gelungen ist. Anlage 5 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 796. Sitzung am 13. Fe- bruar 2004 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 Grundgesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch ge- mäß Artikel 77 Absatz 3 nicht einzulegen: – Gesetz zu dem Übereinkommen auf Grund von Artikel K.3 des Vertrags über die Europäische Union vom 26. Juli 1995 über den Einsatz der In- formationstechnologie im Zollbereich – Gesetz zur Ausführung des Übereinkommens auf Grund von Artikel K.3 des Vertrags über die Europäische Union vom 26. Juli 1995 über den Einsatz der Informationstechnologie im Zoll- bereich, zu dem Protokoll gemäß Artikel 34 des Vertrags über die Europäische Union vom 8. Mai 2003 zur Änderung des Übereinkommens über den Einsatz der Informationstechnologie im Zoll- bereich hinsichtlich der Einrichtung eines Akten- nachweissystems für Zollzwecke sowie zur Ver- ordnung (EG) Nr. 515/97 des Rates vom 13. März 1997 über die gegenseitige Amtshilfe zwischen Verwaltungsbehörden der Mitgliedstaaten und die Zusammenarbeit dieser Behörden mit der – – – – – – – – – b H f G E § 2 – – – 2 S m z (C (D Kommission im Hinblick auf die ordnungs- gemäße Anwendung der Zoll- und der Agrarrege- lung (ZIS-Ausführungsgesetz) Gesetz zur Grunderwerbsteuerbefreiung bei Fu- sionen von Wohnungsunternehmen und Woh- nungsgenossenschaften in den neuen Ländern Gesetz zur Aufhebung des Artikels 232 § 2 Abs. 2 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Ge- setzbuche Gesetz zum Schutz des olympischen Emblems und der olympischen Bezeichnungen (OlympSchG) Gesetz zur Reform des Geschmacksmusterrechts (Geschmacksmusterreformgesetz) Erstes Gesetz zur Änderung des MAD-Gesetzes (1. MADGÄndG) Gesetz zu dem Vertrag vom 13. April 2000 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über die Festlegung der Grenze auf den ausgebauten Strecken des Rheins Gesetz zu dem Vertrag vom 6. März 2002 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Mosambik über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Gesetz zu dem Vertrag vom 6. August 2001 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Marokko über die gegenseitige Förde- rung und den gegenseitigen Schutz von Kapital- anlagen Gesetz zu dem Vertrag vom 18. Oktober 2001 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und Bos- nien und Herzegowina über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Der Bundesrat hat in seiner 796. Sitzung am 13. Fe- ruar 2004 beschlossen, der Bundesregierung wegen der aushaltsrechnung und Vermögensrechnung des Bundes ür das Haushaltsjahr 2002 (Jahresrechnung 2002) auf rund der Bemerkungen des Bundesrechnungshofes ntlastung gemäß Artikel 114 des Grundgesetzes und 114 der Bundeshaushaltsordnung zu erteilen. Die Fraktion der FDP hat mit Schreiben vom 2. März 004 mitgeteilt, dass sie folgende Anträge zurückzieht: Westsaharakonflikt beilegen – UN-Friedensplan durchsetzen auf Drucksache 15/316 Westsaharakonflikt beilegen – UN-Friedensplan durchsetzen auf Drucksache 15/1715 Gutachtenvergabe zu Fahrgastrechten revidie- ren – Neutralen Gutachter beauftragen auf Druck- sache 15/2279 Die Fraktion der FDP hat mit Schreiben vom 4. März 004 mitgeteilt, dass sie den Antrag Einsatzdauer von oldaten bei Friedensmissionen verkürzen – Rah- enbedingungen verbessern auf Drucksache 15/588 urückzieht. 8552 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. März 2004 (A) (C) (B) ) Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mit- geteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Unabhängigen Kommission zur Überprü- fung des Vermögens der Parteien und Massenorganisa- Drucksache 15/2373 Nr. 2.32 Drucksache 15/2373 Nr. 2.33 Drucksache 15/2373 Nr. 2.34 Drucksache 15/2373 Nr. 2.37 Drucksache 15/2373 Nr. 2.38 Drucksache 15/2373 Nr. 2.41 Drucksache 15/2373 Nr. 2.43 Drucksache 15/2373 Nr. 2.44 Drucksache 15/2373 Nr. 2.52 Drucksache 15/2373 Nr. 2.56 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und tionen der DDR und Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksachen 15/1777, 15/1947 Nr. 3 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/2104 Nr. 1.5 Drucksache 15/2104 Nr. 2.3 Drucksache 15/2104 Nr. 2.4 Drucksache 15/2104 Nr. 2.5 Drucksache 15/2104 Nr. 2.6 Drucksache 15/2104 Nr. 2.11 Drucksache 15/2104 Nr. 2.13 Innenausschuss Drucksache 15/1765 Nr. 2.17 Drucksache 15/1948 Nr. 1.15 Drucksache 15/1948 Nr. 1.24 Drucksache 15/2104 Nr. 2.28 Drucksache 15/2373 Nr. 2.40 Finanzausschuss Drucksache 15/2217 Nr. 2.32 Drucksache 15/2373 Nr. 1.2 Drucksache 15/2373 Nr. 2.6 Drucksache 15/2373 Nr. 2.13 Drucksache 15/2373 Nr. 2.15 Drucksache 15/2373 Nr. 2.18 Drucksache 15/2373 Nr. 2.28 Drucksache 15/2373 Nr. 2.29 Drucksache 15/2373 Nr. 2.48 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/2373 Nr. 2.11 Drucksache 15/2373 Nr. 2.17 Drucksache 15/2373 Nr. 2.20 Drucksache 15/2373 Nr. 2.21 Drucksache 15/2373 Nr. 2.31 (D Landwirtschaft Drucksache 15/2028 Nr. 1.1 Drucksache 15/2028 Nr. 2.17 Drucksache 15/2373 Nr. 2.7 Drucksache 15/2373 Nr. 2.10 Drucksache 15/2373 Nr. 2.39 Drucksache 15/2373 Nr. 2.42 Drucksache 15/2373 Nr. 2.45 Drucksache 15/2373 Nr. 2.50 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 15/345 Nr. 65 Drucksache 15/979 Nr. 2.1 Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Drucksache 15/1547 Nr. 2.77 Drucksache 15/2104 Nr. 2.12 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 15/1948 Nr. 1.9 Drucksache 15/2028 Nr. 2.7 Drucksache 15/2373 Nr. 2.46 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/2104 Nr. 2.7 Drucksache 15/2217 Nr. 2.1 Drucksache 15/2217 Nr. 2.2 Drucksache 15/2217 Nr. 2.3 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 15/1834 Nr. 1.3 Drucksache 15/1834 Nr. 1.4 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/2447 Nr. 1.8 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 15/2373 Nr. 2.25 50735 Köln, Telefon (02 21) 97 66 340, Telefax (02 21) 97 66 344 95. Sitzung Berlin, Freitag, den 5. März 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509500000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Der Kollege Dr. Wolf Bauer feiert heute seinen

65. Geburtstag. Ich gratuliere im Namen des Hauses sehr
herzlich und wünsche alles Gute.


(Beifall)

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 17 auf:

Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Intensi-
vierung der Bekämpfung der Schwarzarbeit
und damit zusammenhängender Steuerhinter-
ziehung
– Drucksache 15/2573 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

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Redet
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Bundes-
minister der Finanzen Hans Eichel das Wort.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Alle Schwarzarbeiter sind versammelt!)



Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1509500100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! In diesem Zusammenhang bitte keine Bemer-
kungen über die Farbenlehre! Das wäre in diesem Falle
schlecht für Sie von der Union.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: stimmt!)

(C


(D ung 5. März 2004 0 Uhr Wir wollen heute in erster Lesung das Gesetz zur Inensivierung der Bekämpfung der Schwarzarbeit beraen. Schwarzarbeit richtet in unserer Gesellschaft chwere Schäden an. Das Ergebnis ist, dass der Ehrliche mmer mehr den Eindruck hat, er sei der Dumme, nur er üsse Steuern und Abgaben zahlen und andere täten es icht. Das ist eine Situation, die wir alle nicht hinnehen können und auf die sich das Fundament eines Staaes nicht glaubwürdig gründen lässt. Mit anderen Woren: Der Staat muss sich zwar selbstverständlich seine ahmenbedingungen – ich komme darauf noch zu sprehen – sehr genau überlegen. Aber wenn er welche chafft, dann muss er sie auch durchsetzen. Der Umfang der Schwarzarbeit ist – das liegt in der atur der Sache – nicht genau bestimmbar. Es geistert ie Zahl – es ist der Versuch gemacht worden, das seriös u berechnen – von 16 bzw. 17 Prozent des Bruttonlandsprodukts durch die Gazetten. Sie wissen, dass ich Herr Professor Schneider in Linz in besonderem aße um diese Frage kümmert. Aber ich wiederhole: ichtig feststellbar sind solche Zahlen natürlich nicht. eht man von einer solchen Größenordnung aus, dann ätten wir es in diesem Jahr mit einem Anteil am Bruttonlandsprodukt von rund 350 Milliarden Euro zu tun. enn wir auf der Basis der OECD-Zahlen von einer teuerund Abgabenquote von rund 36 Prozent ausge ext hen, redeten wir von mehr als 100 Milliarden Euro Steuern und Abgaben, die auf diese Weise den sozialen Sicherungssystemen und dem Staat verloren gingen. Wir haben im vergangenen Herbst in der Vorbereitung dieses Gesetzentwurfs und der Debatte darüber versucht, mithilfe von Razzien genauer herauszufinden, wie die Situation in den einzelnen Branchen aussieht. Das Ergebnis bestätigt etwa das, was ich in Zahlen ausgedrückt habe. In einzelnen Branchen, zum Beispiel beim Bau, haben zwischen 15 und 20 Prozent der dort beschäftigten Mitarbeiter schwarz gearbeitet. Den höchsten Anteil, nämlich 25 Prozent, gab es im Bereich der Hotels und Gaststätten. nicht missverstanden werden; denn ich solche Debatte abläuft. Es geht nicht bestimmten Branchen alle Betriebe so Das Nun will ich weiß, wie eine darum, dass in Bundesminister Hans Eichel handeln. Das ist nicht der Fall. Das ist übrigens für die ehrlichen Betriebe ein Problem. Aber in bestimmten Branchen taucht Schwarzarbeit in besonderem Umfang auf. Das ist dann keine harmlose Veranstaltung mehr. Ein extremer Fall ist die Baubranche. Nicht nur dass darüber Krimis geschrieben werden, sondern es spielen sich auch in der Realität Krimis ab. Wir haben es in manchen Bereichen regelrecht mit organisierter Kriminalität zu tun. Das ist übrigens ein Grund dafür, weswegen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Zoll – dort konzentrieren wir ja den Kampf gegen die Schwarzarbeit – polizeiliche Befugnisse benötigen bzw. Hilfsbeamte der Staatsanwaltschaft sein müssen. Denn die Gefährdung derjenigen, die gegen Schwarzarbeit vorgehen, ist hoch. Man muss das von dem abgrenzen, was ganz zu Unrecht Anfang dieses Jahres, als es um die Raumpflegerinnen ging – ich komme darauf noch zurück –, diskutiert worden ist. Ich sage bewusst „Raumpflegerinnen“; denn die ganze Debatte hatte etwas Abwertendes, was hier nicht hingehört. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Es geht um gewerbsmäßige Steuerhinterziehung,
um gewerbsmäßige Hinterziehung von Sozialbeiträgen
und es geht mitunter regelrecht auch um international or-
ganisierte Kriminalität. Dabei sind die betroffenen Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter – man muss sich das auf
Baustellen gelegentlich einmal ansehen – in der Regel
die wirklich Ausgebeuteten. Wenn man von Ausbeutung
reden kann, dann dort in besonderem Maße. Vielfach be-
finden sich diese Menschen übrigens – damit sind wir
bei den Verstößen gegen das Ausländerrecht – illegal
hier im Lande. Sie arbeiten hier unter schlechtesten Ar-
beitsbedingungen und schlechtesten Lebensbedingungen
zu einem Hungerlohn, der auch noch um die Kosten für
die Unterkunft gekürzt wird. Die Profiteure sitzen ganz
woanders. Deswegen ist der Kern der Veranstaltung – da
geht es dann auch um richtig viel Geld – die gewerbsmä-
ßige, die kriminelle Hinterziehung von Steuern und Ab-
gaben, die kriminell organisierte Schwarzarbeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Davon zu trennen ist, was im haushaltsnahen Be-
reich passiert. Die Regelungen, die diesen Bereich be-
treffen, waren übrigens – auch darauf komme ich gleich
noch zurück – besonders schwierig zu treffen, weil wir
auf der einen Seite wissen – das kennen Sie von der
Steuerhinterziehung; das bleibt auch so –, dass das kein
Kavaliersdelikt ist, wir aber auf der anderen Seite sehr
genau unterscheiden zwischen kleinen Schadenssum-
men, die wir im Effekt wie Ordnungswidrigkeiten regeln
wollen, und großen Schadenssummen, hinter denen dann
aber auch kriminelle Energie steht. Bei den großen Scha-
denssummen geht es zum Teil auch um die Verschärfung
des Strafrahmens.

Nun zum Gesetzentwurf. Es geht um drei Elemente.
Es geht erstens darum, in diesem Gesetz erstmalig alle
Regelungen über die Bekämpfung der Schwarzarbeit

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(C (D nd der damit verbundenen Steuerhinterziehung zusamenzufassen, sodass sie übersichtlich und für jedermann rkennbar sind. Es geht zweitens darum, Regelungslücken an dieser telle zu schließen. Dabei stellt sich zum Beispiel die rage: Wie grenze ich bestimmte Bereiche ab? Wir haen ausdrücklich gesagt, dass das nicht ganz einfach ist. lar ist: Nachbarschaftshilfe ist nicht gemeint. Hier wird ie Definition etwas schwierig, weil es natürlich auch m kleinere Gefälligkeiten geht; das ist ja zu Recht disutiert worden. Also steht dazu im Gesetzentwurf: ohne achhaltige Gewinnerzielungsabsicht. Auch diese Deinition ist schwierig; das gebe ich zu. Wenn wir aber in ie Praxis sehen, dann merken wir, dass die Antwort reativ einfach ist: Ich kann und will mich überhaupt nicht it 7 000 Mitarbeitern – 2 000 mehr, als bisher zur Verügung stehen – beim Kampf gegen die Schwarzarbeit m die Haushalte kümmern müssen. Das fällt in die Zutändigkeit der lokalen Ordnungsbehörden. Die Mitareiterinnen und Mitarbeiter beim Zoll werden eingesetzt ur Bekämpfung der wirklich kriminellen Schwarzareit, also dort, wo wir es mit organisierter Kriminalität u tun haben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es geht drittens um die Schaffung der Voraussetzun-
en dafür, dass wir in diesem Bereich den Fahndungs-
nd den Ahndungsdruck kräftig erhöhen können. Des-
egen führen wir – wir sind schon dabei – die Bekämp-
ung der Schwarzarbeit, die bisher durch die Bundes-
gentur für Arbeit, die frühere Bundesanstalt für Arbeit,
it 2 500 Mitarbeitern erfolgt ist, und die Bekämpfung
er illegalen Beschäftigung, für die der Zoll zuständig
ar, zusammen. Das sind zusammen 5 000 Mitarbei-
erinnen und Mitarbeiter; diese Zusammenführung läuft.
ir stocken diesen Bereich dann noch einmal um
000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die genann-
en 7 000 auf.
Im privaten Bereich geht es zuallererst um Aufklä-

ung. Ich sage allerdings schon: Rechtsbewusstsein im
ande ist notwendig. Das fängt im Kleinen an. Das ist
uch im Strafrecht so. Diebstahl ist in keinem Falle eine
rdnungswidrigkeit, Schwarzfahren auch nicht. Bei der
teuerhinterziehung haben wir eine andere Regelung.
ir sagen zwar, dass auch sie kriminell ist; in bestimm-
n Fällen wird sie aber nur wie eine Ordnungswidrigkeit
ehandelt. Das finde ich auch in Ordnung so.
Nun kommt der entscheidende Punkt: An dieser Stelle
üssen wir vor allem einfache Regeln haben. Diese ha-
en wir im haushaltsnahen Bereich im vergangenen Jahr
it den Minijobs geschaffen. Das bestätigen mir auch
lle, mit denen ich darüber rede. Jeder weiß, dass es da
roße Probleme gegeben hat. Jetzt haben wir eine ganz
infache Regelung, die im Übrigen, was die finanzielle
eite betrifft, außerordentlich unkompliziert und günstig
t. Das hat übrigens die Folge, dass die Minijobzentrale
ei der Bundesknappschaft jetzt regelrecht überrannt
ird mit lauter Anmeldungen. Das ist auch in Ordnung
o.






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Meine Damen und Herren, man hält uns entgegen

– was ich akzeptiere –, dass die bisherigen Regelungen
besonders kompliziert waren. Damit muss man aber
ganz vorsichtig sein; denn komplizierte Regelungen ha-
ben eine jahrzehntelange Tradition in diesem Lande.
Auch Sie haben ja schon regiert.

Wenn wir jetzt eine Regelung haben, die ganz einfach
ist und niemanden überfordert, dann sollten wir aller-
dings überall dafür werben, dass sie nun auch angewandt
wird. Das gehört dann dazu.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Damit zu der Frage, warum der Gesetzentwurf jetzt
vorgelegt wird.

Erstens. Wir haben eine Reihe von Voraussetzungen
geschaffen, die es leichter machen, legal zu arbeiten. Ich
kenne das Argument – ich sage ganz offen, weil es den
Rechtsstaat infrage stellt, teile ich es nicht –, die Steuern
und Abgaben seien zu hoch, also habe man eine morali-
sche Rechtfertigung, sie zu hinterziehen. – Davor kann
ich nur warnen.


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])

Denn es wird immer so sein, dass legale Beschäftigung
wesentlich teurer ist als das Hinterziehen von Steuern
und Abgaben.


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])

Es wird – egal wie hoch die Staatsquote ist – immer ei-
nen großen Unterschied zwischen der Legalität und der
Illegalität geben.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Das ist Ihr Problem: Sie wollen die Realität nicht sehen!)


Machen Sie also bitte das Rechtsbewusstsein nicht von
bestimmten Steuersätzen abhängig! Davor kann ich nur
warnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Selbst in Ihren Steuerreformkonzepten veranschlagen
Sie kaum geringere Sätze. Das könnten Sie gegenwärtig,
wie jeder weiß, nicht bezahlen.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Sie haben doch immer noch ein Erkenntnisproblem! Das sieht man jetzt!)


Wir haben gerade bei geringen Einkommen so niedrige
Steuersätze – im nächsten Jahr liegen der Eingangssteu-
ersatz bei 15 Prozent und der Grundfreibetrag bei
7 664 Euro – wie niemals in der ganzen Geschichte der
Bundesrepublik.

Zweitens. Wir haben durch Reformen am Arbeits-
markt – von Minijobs und Ich-AG bis hin zur Zumut-
barkeitsregelung –


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Nennen Sie doch auch die PSA!)


die Möglichkeit erleichtert, in legale Beschäftigung zu
kommen.

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(C (D Drittens. Bei den sozialen Sicherungssystemen sind ir dabei – so schwierig das ist, wie jeder weiß –, die usatzkosten, die auf der Arbeit liegen, zu begrenzen nd wieder zu senken. Auch deswegen müssen diese Geetze verabschiedet werden. Eines ist klar: Die Geschädigten sind am Schluss der hrliche Arbeitnehmer und der ehrliche Unternehmer. as ist ein ganz besonderer Ärger: Der Unehrliche konurriert zu günstigeren Bedingungen mit dem Ehrlichen. ber weil die Steuern und Abgaben doch gezahlt werden üssen, muss der Ehrliche umso höhere Sätze zahlen. uf der Rechtfertigung eines solchen Verhaltens kann elbstverständlich keine Gesellschaft aufgebaut werden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Heinz Seiffert [CDU/CSU])


Wir wollen mehr Wachstum und Beschäftigung und
ir wollen mehr legale Beschäftigung. Drängen wir
och nicht gerade die Menschen im Niedriglohnbereich
n ungeschützte Verhältnisse ab! Das macht keinen Sinn.
ch kenne sehr viele Handwerksmeister, die das keinen
eut anders sehen.
Lassen Sie uns diesen Bereich, wenn es irgend geht,

us dem parteipolitischen Streit heraushalten! Ich sage
llen gesellschaftlichen Gruppen: Lassen Sie uns in ge-
einsamer Anstrengung etwas für das Rechtsbewusst-
ein tun, damit reguläre Beschäftigung in diesem Lande
ine größere Chance hat, gerade im Niedriglohnbereich
ie in allen anderen Bereichen auch! Wir würden unse-
em Staat damit zusammen etwas Gutes tun.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509500200

Ich erteile das Wort Kollegin Elke Wülfing, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Elke Wülfing (CDU):
Rede ID: ID1509500300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ehr geehrter Herr Minister, wir alle wissen, dass Sie
ich redlich bemühen und dass Sie es gut meinen.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Das reicht aber nicht aus!)


ber gut gemeint ist meistens nicht gut gemacht.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das passt auf Ihre Rede!)


Uns liegt heute in erster Lesung ein Gesetzentwurf
or, der tatsächlich einmal einen ehrlichen Titel hat: Ge-
etz zur Intensivierung der Bekämpfung der Schwarzar-
eit und damit zusammenhängender Steuerhinterzie-
ung. Anders als beim Alterseinkünftegesetz, das, wie
ie sehr genau wissen, in Wahrheit die Besteuerung der
enten und auch der Alterseinkünfte von Selbstständi-
en beinhaltet,






(A) )



(B) )


Elke Wülfing


(Hans Eichel, Bundesminister: Und die Steuerfreistellung auch! – Joachim Poß [SPD]: Dazu hat uns das Verfassungsgericht verpflichtet! Was sind denn das für Töne? Das haben Sie 16 Jahre liegen lassen!)


gibt die Regierung mit diesem Titel zu, dass die Be-
kämpfung der Schwarzarbeit keinen Schritt vorange-
kommen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

– Herr Poß, Sie quatschen immer nur dazwischen und
sind nicht sachlich.


(Zuruf von der SPD: Das ist nicht die Wahrheit!)


Trotz der Bauabzugsteuer und des Entsendegesetzes
sowie der darin enthaltenen Mindestlohnvereinbarung
für deutsche Baustellen gibt es auch weiterhin krimi-
nelle, international organisierte und Menschenhändler-
ringen ähnliche Organisationen zur Vermittlung illegaler
Arbeitskräfte aus dem Ausland.


(Zurufe von der SPD)

– Hören Sie mir doch einmal zu! – Dieses Phänomen
müssen wir wirklich gemeinsam und mit allen dem
Rechtsstaat zur Verfügung stehenden Mitteln bekämp-
fen. Hier müssen das Strafrecht und die Datenübermitt-
lung zum Einsatz kommen und der Zugriff muss verbes-
sert werden. Ob aber Ihr Gesetzentwurf diesem Ziel
dient, das wage ich wirklich zu bezweifeln.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wissen Sie eigentlich, was Sie machen? Gestern ist ja

auch in der „Monitor“-Sendung unter der Überschrift
„Heiße Luft“ sehr deutlich dargestellt worden, dass Sie
einfach den Sozialversicherungsausweis abschaffen. Er
war zwar wirklich einfach zu fälschen. Aber Sie führen
ja nicht einmal eine Chipkarte ein. Sie können die Men-
schen gar nicht mehr identifizieren. Haben Sie hierzu ei-
gentlich einmal den Sachverstand des Bundesinnen-
ministers oder den der Länderinnenminister eingeholt?
Die Länderinnenminister haben ja überhaupt nicht ge-
wusst, dass dieser Gesetzentwurf vorbereitet wird.


(Hans Eichel, Bundesminister: Das stimmt doch gar nicht!)


Im Rahmen der Beratung und der Anhörung über die-
sen Gesetzentwurf werden wir dazu noch einiges hören.
Auch unser Kollege Gewalt wird sich dazu noch äußern.
Diese Art von Schwarzarbeit ist wirklich kein Kavaliers-
delikt, sondern handfeste Wirtschaftskriminalität, die
dem Gemeinwesen, den Sozialkassen, die Ihnen, Herr
Poß, ja sehr wichtig sind, und dem Fiskus wirklich
schweren Schaden zufügt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ganz grundsätzlich muss man zum Thema Schwarz-

arbeit feststellen: Sie ist Teil des gefährlichen Strudels
von Massenarbeitslosigkeit, eines rasant anwachsenden
Teils von Geringqualifizierten und von steigender Abga-
benlast, in dem sich Deutschlands Volkswirtschaft seit
einiger Zeit befindet. Hier besteht ein eindeutiger Zu-

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(C (D ammenhang: In Ländern mit niedrigeren Steuern und bgaben wie der Schweiz, Großbritannien und den USA ird deutlich weniger schwarz gearbeitet als bei uns. enn ein Handwerker mehr als vier Stunden arbeiten uss, um seine eigene Stundenleistung bezahlen zu könen, dann ist doch klar, was in diesem Land los ist. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Fragen Sie mal den Meister, was er mit dem Geld macht! – Gegenruf von der CDU/CSU: Beim Meister ist das auch so!)


Die durchschnittliche Grenzbelastung bei einer
tunde Mehrarbeit liegt für einen Arbeitnehmer in
eutschland bei 66 Prozent. Das ist kein Anreiz für
ehrarbeit. Dieser Anreiz ist gleich null.


(Joachim Poß [SPD]: Das sind aber ganz neue Erkenntnisse! Wie war das denn 1998? – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was haben Sie denn gemacht?)


as Problem sind aber nicht die Menschen, die Mehr-
rbeit leisten wollen, das Problem sind die Steuer- und
bgabenlast und das starre Korsett des Sozialstaates mit
einen Lohnersatzleistungen, die in Konkurrenz zum
rbeitslohn stehen. Die Verantwortung für diese Ent-
icklung trägt sicherlich die Politik. Aber sie tragen in
leicher Weise auch die Tarifparteien.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr merkwürdig!)


Was ist daran merkwürdig?

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ihre Rede überhaupt! – Zuruf von der SPD: Ihr Ton!)


ch gebe zu: Die Verantwortung für die Politik haben in
en letzten Jahren, seit 1998, Sie zu tragen.


(Joachim Poß [SPD]: Sie gehen hier ja ganz komisch durch den münsterländischen Kräutergarten!)


Herr Poß, wissen Sie: Wenn Sie die Realität nicht an-
rkennen wollen, dann muss ich Ihnen sagen, dass es vor
llen Dingen in der SPD-Fraktion nicht nur ein Umset-
ungs-, sondern auch immer noch ein Erkenntnispro-
lem gibt. Begreifen Sie doch endlich einmal, in welcher
ituation Deutschland heute ist!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich sage Ihnen: Auch wir hätten den Reformprozess
ährend unserer CDU/CSU-FDP-Regierungen viel-
eicht noch etwas mutiger angehen können.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Ach was! – Zuruf von der SPD: Aber nur vielleicht!)


as gebe ich durchaus zu. Aber erinnern Sie sich daran,
ass Sie zusammen mit den Gewerkschaften und vielen
nderen auf der Hofgartenwiese in Bonn zu Groß-
emonstrationen aufgerufen haben und uns als diejeni-






(A) )



(B) )


Elke Wülfing

gen dargestellt haben, die den Sozialstaat zerschlagen
wollen. Wer hat denn die kleinen Reformschritte,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie!)

die wir damals eingeleitet haben, im Bundestagswahl-
kampf 1998 dazu benutzt, uns auf den Kopf zu hauen


(Zuruf von der SPD: Das merkt man heute noch!)


und der Bevölkerung etwas zu versprechen, was über-
haupt nicht realistisch war? Wer hat das denn getan?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Auch gebe ich zu, dass der Bundeskanzler mit der
Agenda 2010 in die richtige Richtung geht. Was aber ha-
ben Sie mit ihm gemacht? – Sie halten ihn doch nicht
einmal mehr für wert, Ihr eigener Bundesvorsitzender zu
sein!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was hat das jetzt mit Schwarzarbeit zu tun?)


Kein Parteimitglied weint Ihrem ehemaligen Bundesvor-
sitzenden auch nur eine Träne nach! Jetzt bin ich einmal
gespannt, wie es demnächst läuft. In welche Richtung
wollen Sie denn eigentlich? Wollen Sie den Erneue-
rungsprozess Deutschlands fortführen? Wollen Sie ihn
stoppen? Oder wollen Sie ihn zurückführen? – Wir wer-
den sehen. Gestern Abend fand bei Frau Illner eine sehr
schöne Diskussion statt, bei der deutlich wurde, wie weit
Sie auseinander liegen. Für Deutschland war das ein sehr
großer Schaden.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ist das, was bei Frau Illner passiert, jetzt der Maßstab? – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hatten Sie einen schönen Fernsehabend?)


Wie schon gesagt: Schwarzarbeit entsteht da, wo
Leistung sich nicht mehr lohnt. Schwarzarbeit entsteht
da, wo Menschen mit zu hohen Staatsabgaben belastet
werden. Schwarzarbeit entsteht außerdem, wenn Tarif-
parteien bei Tarifabschlüssen den Markt nicht mehr be-
achten. – So ist es nun einmal. Die EU-Osterweiterung
wird dazu führen, dass die hohen Arbeitskosten in
Deutschland immer mehr unter Druck geraten. Eine
Stunde menschlicher Arbeit kostet in Deutschland
26,36 Euro, in Tschechien aber nur 2,70 Euro.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, da wollen Sie hin? – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr gut! Jetzt kennen wir Ihre Tendenz!)


– Wenn Sie die Realitäten einfach nicht wahrnehmen
wollen, brauchen Sie sich nicht zu wundern, dass wir
4,6 Millionen Arbeitslose haben! Hinzu kommen noch
all die anderen, die gar nicht registriert sind, die Sie
überhaupt nicht mitzählen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Thea Dückert [BÜND S S S – s m e k h n – l d b l I a d s I t d w a d a d a z z t o i (C (D NIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie den Leuten doch einmal, dass Sie offenbar einen Stundenlohn von 2 Euro wollen!)


Ich denke, wir sollten ganz deutlich sagen, womit
chwarzarbeit zusammenhängt: mit unserer hohen
teuer- und Abgabenbelastung. Seit 1997 hätten Sie die
teuerbelastung senken können.


(Joachim Poß [SPD]: Haben wir ja!)

Wie bitte? Im Jahre 1997 hat Ihr damaliger Bundesvor-
itzender und Ministerpräsident Lafontaine zusammen
it dem damaligen Ministerpräsidenten Eichel und dem
hemaligen Ministerpräsidenten und jetzigen Bundes-
anzler Schröder unsere Steuerreform abgelehnt. Wir
ätten seit sieben Jahren niedrigere Steuern haben kön-
en; das wissen Sie ganz genau.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie haben lautstark keine Ahnung!)


Wer keine Ahnung hat, brauchen wir hier nicht zu er-
äutern.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ja, sicherheitshalber!)


Nun meint die Bundesregierung, dass das Problem
er Schwarzarbeit damit zu lösen ist, dass 7 000 Zoll-
eamte durch Deutschland laufen und überall kontrol-
ieren.


(Zuruf von der SPD: Die laufen nicht rum, die machen ihre Arbeit!)


ch habe eben schon gesagt: Die kriminelle Schwarz-
rbeit muss bekämpft werden. Das geht aber nicht mit
iesem Gesetz. Dazu ist es nämlich bei weitem zu
chwach.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: 27-mal Zickzack! – Joachim Poß [SPD]: Sie wollen die Wirtschaftskriminellen schützen! Schutzpatronin der Steuerhinterzieher und Schwarzarbeiter!)


ch denke, Sie müssen sich absprechen – die Justizminis-
erin sitzt ja hier –, und wir werden sehen, was die Län-
erinnenminister Ihnen in der Anhörung zu sagen haben.
Was nicht geht, meine Damen und Herren, ist das,
as Sie zum Thema Rechnungsstellung und Rechnungs-
ufbewahrung bei Privatpersonen vorhaben. Ich denke,
ass wir hier noch einmal genau hinschauen müssen, ob
ll das nötig ist. Ich könnte Ihnen jetzt vorlesen, was in
em Gesetzentwurf dazu alles steht, was zum Beispiel
lles zum Bau gehört, zu einem Eigenheimbesitz, was
um Garten gehört, was Sie alles meinen kontrollieren
u müssen. Wenn ich mir so vorstelle, wie die Zollbeam-
en von hinten in die Gärten kommen und mal gucken,
b der Frühjahrsschnitt vielleicht schon gemacht worden
st


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frau Wülfing, das ist Unsinn! Machen Sie sich doch nicht lächerlich!)







(A) )



(B) )


Elke Wülfing

oder das Laub gefegt worden ist und wer das denn wohl
war, ob es einer aus der Nachbarschaft war oder einer
von einem Gärtnereibetrieb, dann muss ich sagen: Ich
halte das für eine übertriebene Maßnahme. Lassen Sie
den Privatbereich hier heraus!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Zollbeamte hat im Privathaushalt doch überhaupt keine Befugnis! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wo steht das im Gesetz?)


Ich glaube, es ist nicht nötig, dass Zollbeamte da wie
Gartenzwerge rumstehen. Dazu sind die Zollbeamten zu
teuer. Setzen Sie sie zur Bekämpfung der wirklichen
Kriminalität ein, da gehören sie hin!


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da werden sie auch eingesetzt!)


Aber lassen Sie die Rechnungslegungsvorschriften sein!
Die sind wirklich lächerlich und ich glaube, das führt zu
einer Staatskontrolle sozialistischer Art.


(Lachen bei der SPD – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Karneval war am letzten Mittwoch vorbei!)


Die sollten wir lieber nicht machen. Tun Sie das, was
wichtig ist: Kriminalitätsbekämpfung! Aber lassen Sie
die Privatpersonen in Ruhe!

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: So was Peinliches!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509500400

Ich erteile das Wort Kollegin Christine Scheel, Frak-

tion Bündnis 90/Die Grünen.

Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509500500

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Frau

Wülfing, es freut uns, wenn Sie einen schönen Fernseh-
abend hatten. Aber es geht natürlich nicht, dass Inhalte
von verschiedenen Sendungen letztendlich die Grund-
lage für unsere Gesetzesvorlagen sein sollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Im Übrigen sind sie dafür auch kein Maßstab.
Wenn man Ihren Ausführungen zuhört, dann könnte

man den Eindruck gewinnen, als ob die Lösung des
Problems der Schwarzarbeit in der Bundesrepublik
Deutschland für die Union darin liegt, dass wir einen
Mindestlohn von 2 bis 3 Euro in Deutschland einführen.
Das wollen wir nicht. Das war das Einzige, was Sie indi-
rekt an Vorschlägen formuliert haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


So wollen wir unsere Gesellschaft nicht weiterent-
wickeln.

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(C (D (Elke Wülfing [CDU/CSU]: Sie haben immer noch ein Erkenntnisproblem!)


Ich bin wirklich niemand, der gern zurückschaut; ich
chaue lieber nach vorn. Aber man darf nicht vergessen,
rau Wülfing, dass wir, seit wir mit Rot-Grün regieren,


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Sie versprechen den Leuten auch immer das Blaue vom Himmel!)


it viel Mühe unter insgesamt schwierigen wirtschaft-
ichen Rahmenbedingungen versuchen – und zwar teil-
eise erfolgreich –, die Lohnnebenkosten zu senken.
ch möchte Sie daran erinnern, dass die Lohnnebenkos-
en in den 90er-Jahren um fast 7 Prozent gestiegen sind.
as ist einer der Gründe, warum in den 90er-Jahren die
chwarzarbeit immer mehr zugenommen hat. Auch das
ehört zur Wahrheit. Ich bitte Sie, nicht so zu tun, als
ätten Sie mit der Schwarzarbeit in der Bundesrepublik
eutschland nie etwas zu tun gehabt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Das ist seit 1998 nicht gebremst worden! – Gegenruf der Abg. Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Natürlich ist es gebremst worden!)


Wir wollen mit diesem Gesetzentwurf zur Bekämp-
ung der Schwarzarbeit dafür sorgen, dass es faire Wett-
ewerbsbedingungen in der Bundesrepublik Deutsch-
and gibt und damit verbunden auch die Chancen von
nternehmen, von Handwerkern und Handwerkerinnen
owie von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen auf
em legalen Arbeitsmarkt verbessert werden.
Angesichts der erschreckenden Ausmaße – das muss
an einmal sehen –, die die Schwarzarbeit in den letzten
ahren angenommen hat, ist es eine ordnungspolitische
otwendigkeit, dass wir ganz besonders mit Blick auf
ie Bauwirtschaft in diesem Bereich weiter aktiv wer-
en. Ich lese im „Handelsblatt“ vom 12. Februar 2004,
ass im Tarifvertrag 14 Euro Stundenlohn vorgesehen
ind, aber einem Portugiesen nur 10 Euro gezahlt wer-
en – Sie haben als Beispiel 2 Euro für Arbeiter aus Ma-
okko und anderen Ländern genannt – und einem Rumä-
en lediglich 4 Euro. Daher müssen wir in allen
öglichen Zusammenhängen gegen Schwarzarbeit vor-
ehen.
Bei Vergabeverfahren für Bauaufträge geht es

uch darum – egal ob privat oder öffentlich veranlasst –,
ass wir eklatante Verstöße gegen einen fairen ökonomi-
chen Wettbewerb bekämpfen wollen. Das ist das Ziel
ieses Gesetzes. Finanzminister Eichel hat völlig zu
echt davon gesprochen, dass wir es nicht nur mit ein
isschen Schwarzarbeit und ein bisschen Nebenver-
ienst in diesem Zusammenhang in der gewerblichen
irtschaft zu tun haben. Vielmehr haben wir es mit einer
rganisierten Kriminalität zu tun, die in den letzten Jah-
en zugenommen hat. Diese gilt es zu bekämpfen und
ichts anderes!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Elke Christine Scheel Wülfing [CDU/CSU]: Das müssen Sie auch ordentlich machen!)





(A) )


(B) )


Hinsichtlich des Marktvolumens hat Hans Eichel von
350 Milliarden Euro gesprochen. Das heißt, wir reden
nicht über Peanuts, sondern über volkswirtschaftlich re-
levante Größenordnungen. Wir haben eine Zahl von
370 Milliarden Euro, die wir aus verschiedensten In-
formationsquellen, die es gibt, zusammengetragen ha-
ben. Dies ist ja schwierig zu bemessen; das wissen wir
alle. Wenn man von 370 Milliarden Euro ausgeht, ent-
spricht das 16,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
von Deutschland. Das bedeutet, dass jeder sechste in
Deutschland ausgegebene Euro im Schwarzarbeitsmarkt
umgesetzt wird. So kann es nicht weitergehen. Deswe-
gen müssen wir alle zusammenhalten und einen Schritt
gegen die Schwarzarbeit vorankommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn man von dieser Schätzung ausgeht, dann entge-
hen den Sozialversicherungskassen und dem Finanzamt
jährlich Einnahmen von rund 50 Milliarden Euro. Das
Institut der deutschen Wirtschaft geht sogar davon aus,
dass hier 120 Milliarden Euro am Fiskus und an den So-
zialversicherungskassen vorbeigeschleust werden.

Wenn es uns gelingt, konkreter gegen die Schwarzar-
beit vorzugehen, werden auch die Probleme in unseren
öffentlichen Kassen ein Stück weit gelöst.


(Joachim Poß [SPD]: Genau!)

Wäre die Schwarzarbeit mittlerweile nicht fast zur Nor-
malität in der gewerblichen Wirtschaft geworden, wären
unsere öffentlichen Kassen, wenn man einmal von den
geschätzten Verlusten ausgeht, saniert.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wenn Sie das tun wollen, dann müssen wir hinter jeden Menschen einen Zöllner stellen! Das geht doch nicht!)


Das ist das Problem.
Der Ehrliche ist der Dumme, so scheint es vielen.

Deshalb ist in der Gesellschaft das Unrechtsbewusstsein
bezogen auf die Inanspruchnahme von Schwarzarbeit
ein wenig verloren gegangen. Wie gesagt: Es ist deswe-
gen politisch völlig richtig und auch notwendig, dass wir
hier aktiv werden.

Um das Ganze vernünftig greifen zu können, werden
der Zollverwaltung als durchführender Behörde mehr
Befugnisse gegeben. Die Zahl der Beamten und Beam-
tinnen der Finanzkontrolle Schwarzarbeit wird personell
aufgestockt – Hans Eichel hat die Zahlen genannt –, un-
ter anderem durch rund 2 700 Mitarbeiter und Mitarbei-
terinnen der Bundesagentur für Arbeit,


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Durch einen zweiwöchigen Lehrgang vom Arbeitsamt!)


die Erfahrungen mit diesen Problemen haben. Es ist
richtig, zu versuchen, alles Know-how an Ausbildung in
diesem Land zu bündeln, um so eine Behörde zu bekom-

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(C (D en, in der das Personal weiter qualifiziert und ausgebilet wird, sodass es eine erfolgreiche Arbeit leisten kann. (Elke Wülfing [CDU/CSU]: In zweiwöchigen Lehrgängen!)


Das darf man nicht unterschätzen, Frau Wülfing.
Sie haben von Zollbeamten gesprochen, die in den

rivatgärten nachschauen, ob der Frühjahrsschnitt in
rdnung ist oder nicht. Das ist doch völliger Unsinn!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Leider steht das ja im Gesetz!)


ie Zollbeamten erhalten durch dieses Gesetz natürlich
eine Befugnis, in Privatgärten oder in Privathaushal-
en nachzuschauen. Das ist doch genau der Punkt: Wir
onzentrieren uns auf die gewerbliche Wirtschaft und
icht auf die Privathaushalte. Deswegen bitte ich Sie,
it der Mär aufzuhören, dass irgendein Beamter nach-
chaut, ob und von wem die Hecke geschnitten wurde.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Steht doch in dem Entwurf! – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Dann haben Sie das Gesetz nicht gelesen! Das steht auf sechs langen Seiten!)


as hat nichts, aber auch gar nichts mit diesem Gesetz
u tun. Hören Sie auf, einen solchen Unsinn zu erzählen
nd den Leuten vorzumachen, wir wollten hier irgendet-
as entscheiden, was an der Lebenswirklichkeit völlig
orbeigeht!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Was ist mit den Geschäften ohne Rechnung?)


Es ist völlig klar: Wirklich erfolgreich kann die
chwarzarbeit nur dann bekämpft werden, wenn sie sich
ür die Organisatoren von Schwarzarbeit einfach nicht
ehr lohnt. Trotz der Gefahr, entdeckt zu werden, gehen
ie heute das Risiko ein, da sie einen großen wirtschaft-
ichen Vorteil davon haben. Ich gebe dem Minister
irklich Recht:


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das erste Mal!)


elbst wenn wir Spielräume dafür hätten, die Steuersätze
nd die Beiträge zur Sozialversicherung in absehbarer
eit erheblich zu senken, bliebe das Argument des wirt-
chaftlichen Vorteils. Wenn man nämlich überhaupt
eine Steuern und Abgaben darauf zahlt, hat man immer
inen Vorteil gegenüber denjenigen, die dies tun, und sei
r noch so gering. Diesen Vorteil würde es weiterhin ge-
en. Deswegen ist es nicht die Lösung des Problems, mit
er Steuer noch ein wenig herunterzugehen, wie Sie das
ordern. Dieses Trauerspiel haben wir jetzt ja erlebt: Der
ierdeckel wurde beerdigt. Dass das schwierig ist, wis-
en Sie mittlerweile auch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Joachim Poß [SPD]: Beerdigung eines Bierdeckels!)


Wir müssen dafür sorgen, dass Schulungsmaßnah-
en für das Personal durchgeführt werden, damit im






(A) )



(B) )


Christine Scheel

Gerichtsverfahren beweissichere Unterlagen vorgelegt
werden können. Im Jahre 2003 haben wir zum Beispiel
364 strafprozessuale Maßnahmen durchgeführt. Da-
durch konnten 34 Millionen Euro sichergestellt werden.
Das ist leider nicht sehr viel. Wir müssen unsere An-
strengungen verstärken, um eine höhere Abschöpfung
von Vermögensvorteilen zu erreichen. Das hat viel mit
Ausbildung und Personalstärke zu tun. Das ist mit ein
Grund dafür, weshalb die Behörde aufgestockt wird. Die
Organisatoren von Schwarzarbeit müssen letztendlich
wirklich die Verlierer werden. Das erreichen wir, indem
wir ihre Gewinne abschöpfen.

Das hat eine abschreckende Wirkung für diejenigen,
die sich überlegen, eine Tätigkeit legal oder illegal
durchführen zu lassen. Dies würde sich dann in Zukunft
nicht mehr lohnen. Wir müssen auch eine Änderung in
der Moral erreichen. Dazu trägt auch die Aufstockung
des Personals bei.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ja grotesk!)

Ich bin sehr froh darüber, dass die Minijobs bei der

Minijobzentrale der Bundesknappschaft mittlerweile
sehr unbürokratisch angemeldet werden können. Im Üb-
rigen sind die Arbeitgeber, also Privathaushalte, die eine
Haushaltshilfe beschäftigen, mit den pauschalen Abga-
ben sehr gut bedient. Die Ausgaben für 400-Euro-Mini-
jobs in Privathaushalten sind bis 510 Euro steuerlich ab-
setzbar. Das ist ein guter Ansatz. Deswegen kann ich nur
an alle appellieren, die in ihrem Haushalt regelmäßig
Personen beschäftigen: Meldet sie bei der Minijobzen-
trale an! Es ist jetzt ein unbürokratisches Verfahren und
die Anmeldung ist steuerlich durchaus nicht uninteres-
sant.

Letzte Bemerkung – der Präsident signalisiert das
Ende meiner Redezeit –: Die Bekämpfung von Schwarz-
arbeit darf kein parteipolitisches und taktisches Projekt
vonseiten der Union werden. Ich bitte Sie, sowohl die
CDU/CSU als auch die FDP, inständig: Beteiligen Sie
sich durch Zustimmung zu diesem Gesetz an einem wei-
teren Vorgehen gegen die Schwarzarbeit. Leisten Sie Ih-
ren Beitrag! Wenn Sie bessere Vorschläge haben, dann
legen Sie sie auf den Tisch. Ich habe bis heute keine ge-
sehen.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Und ihr legt sie dann ab, wie gewohnt!)


Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509500600

Nun hat Kollege Carl-Ludwig Thiele, FDP-Fraktion,

das Wort.


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1509500700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Kolleginnen und Kollegen! Schwarzarbeit ist Realität in
Deutschland; darauf ist zu Recht hingewiesen worden.
Naturgemäß lässt sich das Volumen der Schwarzarbeit
statistisch gar nicht erfassen. Aber es gibt Untersuchun-

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(C (D en darüber. Die FDP hat schon im Frühjahr letzten Jahes in ihrer Anfrage an die Bundesregierung über Schatenwirtschaft in Deutschland darauf verwiesen, dass das olumen circa 350 Milliarden Euro im Jahr betragen oll. Das entspricht gut 16 Prozent unseres Bruttoinandsproduktes. Professor Schneider, ein Experte, der ich wissenschaftlich mit dem Thema Schwarzarbeit beasst, hat errechnet, dass etwa 9 Millionen Beschäftiungsverhältnisse in Deutschland auf Schwarzarbeit beuhen. Wenn das die Realität ist, dann muss man sich dieser ealität stellen. Wir als FDP treten dafür ein, dass chwere Fälle von gewerblicher Schwarzarbeit konseuent durch Zollfahnder verfolgt werden. Hierbei geht s häufig um organisierte Wirtschaftskriminalität, die erade die Firmen im Wettbewerb schlechter stellt, die ich ordnungsgemäß verhalten, wohingegen die anderen irmen Wettbewerbsvorteile genießen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist richtig, dass Schwarzarbeit verboten ist. Es ist
uch richtig, dass Verstöße strafrechtlich verfolgt wer-
en müssen. Aber nach den bisherigen Beiträgen hat
an den Eindruck, dass es dazu bislang überhaupt kein
esetz gibt, sondern dass mit dem vorliegenden Gesetz
chwarzarbeit in Deutschland erstmalig unter Strafe ge-
tellt wird. Deshalb sollen alle diesem Gesetz zustim-
en.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat doch keiner gesagt!)


Eines müssen wir feststellen, Frau Kollegin Scheel:
nter Rot-Grün steigt der Anteil der Schwarzarbeit am
ruttoinlandsprodukt, wenn man auf die Untersuchung
urückgreift, die Sie selbst genannt haben.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es! Leider wahr! – Anette Kramme [SPD]: Dann schauen Sie sich das von Professor Schneider einmal genauer an!)


leichzeitig aber wird von Rot-Grün ein Gesetz nach
em anderen verabschiedet, mit dem die Schwarzarbeit
nterbunden werden soll. Ich nenne das Gesetz zur Ein-
ämmung illegaler Betätigung im Baugewerbe und das
teuerverkürzungsbekämpfungsgesetz gegen Umsatz-
teuerbetrug. Darüber hinaus stehen in vielen anderen
esetzen Einzelmaßnahmen, mit denen der Schwarzar-
eit so zu Leibe gerückt werden soll, dass sie längst ab-
eschafft sein müsste und nicht mehr stattfinden dürfte,
umindest wenn die Gesetze, die Sie beschließen, die
irkung entfalten würden, auf die Sie hoffen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Denen haben Sie doch teilweise zugestimmt, wenn ich mich recht erinnere!)


Mein Eindruck ist, dass wir an dieser Stelle in
eutschland kein Gesetzesdefizit haben, sondern ein
ollzugsdefizit. Da muss angesetzt werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele

Man kann als Gesetzgeber nicht nur neue Gesetze be-
schließen, aber den Vollzug im Argen lassen. Deswegen
kann man, Herr Finanzminister, sehr wohl darüber re-
den, in diesem Bereich mehr Personal einzusetzen, das
in den gewerblichen Bereichen, in denen Schwarzarbeit
betrieben wird, tätig wird, um Änderungen herbeizufüh-
ren.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird doch gemacht! – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mehr als 7 000!)


Dieser Gesetzentwurf hat aber eine Vorgeschichte
– ich glaube, es ist redlich, dies im Parlament anzuspre-
chen –; denn der ursprüngliche Entwurf wurde schon zur
Jahreswende ins Internet gestellt. Nach der Formulie-
rung dieses Gesetzentwurfs sollte erstmalig auch die
Nichtanmeldung von Minijobs strafrechtlich verfolgt
werden können. Dadurch entstand in der Öffentlichkeit
der verheerende Eindruck, dass die Regierung es vor al-
lem auf Putzfrauen und private Arbeitgeber, weniger
aber auf kriminelle Firmen im Bereich der gewerblichen
Schwarzarbeit abgesehen hat. Die politische Verantwor-
tung dafür, dass dieser Eindruck entstanden ist,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Tragen Sie!)


tragen der Finanzminister und seine Staatssekretärin,
weil das ein Gesetzentwurf des Finanzministeriums war.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Der ursprüngliche Gesetzentwurf zeigt leider die

wahre Einstellung der rot-grünen Koalition und des Fi-
nanzministeriums. Jeglicher Missbrauch, auch der im
Nachbarschaftsverhältnis, zum Beispiel beim Babysitten
oder wenn ein Schüler einem anderen bei den Schular-
beiten hilft, sollte illegal sein und bestraft werden.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wo steht das? Unsinn!)


Das konnte nur durch einen massiven Aufschrei der Be-
völkerung gebremst werden. Ansonsten hätten wir die-
sen Punkt hier unverändert gehabt.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist Verleumdung, was Sie machen!)


Ich darf mich bei denjenigen bedanken, die das öffent-
lich gemacht haben, sodass wir uns mit diesen Regelun-
gen zum Glück in dem Gesetzgebungsverfahren nicht
mehr zu beschäftigen haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Der eigentliche Punkt ist: Wir müssen an die Ursa-

chen der Schwarzarbeit herangehen.

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ach nee!)

Worin liegen denn die Ursachen für die Schwarzarbeit,
auch in den privaten Haushalten? Wir haben eine viel zu
hohe Steuer- und Abgabenbelastung. Der viel wirksa-
mere Weg zur Bekämpfung der Schwarzarbeit würde da-
rin bestehen, dass der Staat endlich die Steuern- und Ab-

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(C (D abenbelastung zurückführt. Es ist doch für einen Kfzechaniker überhaupt nicht verständlich, dass er fünf tunden arbeiten muss, um sich dann als Kunde seiner igenen Werkstatt nur eine Stunde dieser von ihm selbst rbrachten Arbeit leisten zu können. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Neulich waren es noch vier Stunden!)


a liegt doch die Ursache für die Fehlentwicklung in un-
erem Lande.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

eshalb ist mir absolut unerklärlich, dass wir über Ver-
infachung reden – auch Sie reden über Vereinfa-
hung –, aber der von der FDP vorgelegte Entwurf einer
teuerreform, der tatsächlich eine Vereinfachung dar-
tellt, im Vorfeld in Bausch und Bogen abgelehnt wird.
arallel muss man daran erinnern, dass Rot-Grün ein
iesenprogramm zur Schaffung von Schwarzarbeit nach
em Regierungswechsel 1998 aufgelegt hat, indem die
30-Mark-Jobs praktisch verboten wurden. Wir haben
mmer davor gewarnt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

enn ich durch gesetzgeberisches Handeln Personen,
ie nicht bereit waren, das zu akzeptieren, in die Krimi-
alität führe, dann bereite ich das Umfeld dafür,
chwarzarbeit als Kavaliersdelikt zu empfinden. Das
ar doch eine schlechte Arbeit des Gesetzgebers. Es ist
ur der Opposition zu verdanken, der Union und der
DP, dass wir diese Arbeitsverhältnisse gegen Ihren an-
altenden Widerstand als 400-Euro-Arbeitsverhältnisse
etzt wieder implementiert haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Sie, Frau Scheel, verweisen darauf, dass es jetzt mög-

ich ist, für in privaten Haushalten Beschäftigte 500 Euro
on der Steuer abzusetzen.


(Horst Schild [SPD]: 510!)

ehmen wir einmal den Spitzensteuertarif des nächsten
ahres in Höhe von 42 Prozent. Was bringt das dann für
en Einzelnen? Das bringt einen Steuervorteil von
00 Euro.


(Horst Schild [SPD): Nein, direkt von der

Steuerschuld! – Christine Scheel [BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird doch direkt
von der Steuerschuld abgezogen! Sie haben es
immer noch nicht verstanden! – Joachim Poß
[SPD]: Machen Sie sich doch mal sachkun-
dig!)

Würde aber dem Entwurf der FDP gefolgt – wir ha-
en in unserem Gesetzentwurf vorgeschlagen, auch
aushalte als Arbeitgeber einzustufen –, dann bestünde
ie Möglichkeit, wenn Sozialversicherungspflicht nach-
ewiesen wurde, unter bestimmten Voraussetzungen bis
u 12 000 Euro von der Steuerschuld abzusetzen. Das ist
in Programm zur Förderung der Beschäftigung, und
war der „weißen Beschäftigung“ in unserem Lande.
as ist doch der richtige Schritt, um gegen Schwarz-
rbeit vorzugehen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele

Wir werden die Beratungen verfolgen. Wir werden

uns konstruktiv daran beteiligen. Wir sind mit Ihnen der
Auffassung, dass gerade gegen die gewerbliche
Schwarzarbeit massiv vorgegangen werden muss. Das
betrifft zum Beispiel das Taxigewerbe und die Gastro-
nomie. Wir sind nicht bereit, zu akzeptieren, dass der-
jenige, der sich gesetzestreu verhält, wirtschaftliche
Nachteile gegenüber einem Mitbewerber erleidet, der
steuerunehrlich ist. Aber an der Stelle besteht aus unse-
rer Sicht eher ein Vollzugsdefizit als ein gesetzgeberi-
sches Defizit.

Ich muss Ihnen gestehen: Ich habe nicht den Glauben,
dass sich die Realität in unserem Lande dadurch ändert,
dass ein Gesetz nach dem anderen gegen Steuerhinter-
ziehung, Schwarzarbeit und ähnliches beschlossen wird.
Ich habe die Hoffnung, dass auch Sie im Zuge der Bera-
tungen erkennen, dass das allein nicht die Lösung sein
kann. Wir müssen die Vollzugsdefizite beseitigen. Dafür
sichern wir unsere konstruktive Mitarbeit zu.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509500800

Ich erteile dem Kollegen Reinhard Schultz, SPD-

Fraktion, das Wort.

Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1509500900

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Heute Morgen ha-

ben wir schon recht merkwürdige Einlassungen gehört,
zunächst von der heiligen Elke, die sich als Schutzpatro-
nin aller Schwarzarbeiter und Steuerhinterzieher ent-
puppt hat,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


aber auch von Herrn Thiele, der eher von den Defiziten
abgelenkt hat, die 16 Jahre lang die deutsche Politik be-
stimmt haben.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Sie sind anscheinend immer noch nicht in der Regierung angekommen!)


Wir versuchen jetzt mühsam, die von Ihnen zu Recht ge-
nannten Mitursachen für die Schwarzarbeit zu bekämp-
fen, indem wir die volkswirtschaftliche Steuerquote und
die Belastung durch Sozialabgaben senken. Dabei sind
wir ganz erfolgreich. Wenn uns alle internationalen Insti-
tute bestätigen, dass unsere volkswirtschaftliche Steuer-
quote nur noch bei gut 22 Prozent liegt und im OECD-
Vergleich deutlich niedriger ist als in Ihrer Regierungs-
zeit,


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Die haben sich schon längst für die falschen Zahlen entschuldigt!)


und wir uns zudem anstrengen, sowohl den Anstieg der
Beiträge in der Rentenversicherung als auch im Gesund-
heitswesen zu begrenzen oder sogar zu senken, dann
sind wir auf dem richtigen Weg. Das haben Sie in Ihrer
Regierungszeit nicht zustande gebracht. Sie haben das
nicht einmal angepackt.

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(C (D (Beifall bei der SPD – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)


Wenn Sie es für ein Geheimrezept halten sollten,
öhne wie in Tschechien oder Marokko anzustreben,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das hat doch keiner gesagt!)


ann muss den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in
er gewerblichen Wirtschaft erklärt werden, wie dieses
eheimrezept aussieht und wovon sie dann leben sollen.
b einer bestimmten Grenze ist auch Lohndumping eine
inladung zu Schwarzarbeit und illegaler Beschäfti-
ung; das wissen Sie ganz genau.


(Beifall bei der SPD)

Der Herr Finanzminister hat dargestellt, welche

umme das volkswirtschaftliche Gesamtvolumen der
chwarzarbeit in Deutschland inzwischen ausmacht:
50 Milliarden bis 360 Milliarden Euro. Bekanntlich
erden auf diesen Umsatz von Arbeitsleistungen weder
ohn- noch Einkommensteuer, noch Unternehmen-
steuer, noch Umsatzsteuer und auch keine Sozialver-
icherungsbeiträge gezahlt. Wer Schwarzarbeiter und
llegal beschäftigte Ausländer einsetzt, betrügt die Ge-
einschaft aller ehrlichen Steuerzahler und Sozialversi-
herten aufs Gröbste. Wer das duldet, trägt dazu bei, dass
ie Steuerlast und auch die Beitragslast ansteigen müs-
en, weil sich ein Teil der an der Volkswirtschaft Betei-
igten der Beitragszahlung genauso entzieht wie der
teuerzahlung.
Schon deswegen – aus Gerechtigkeitsgründen wie

uch um des Zieles willen, Beiträge und Steuern niedrig
u halten – ist es wichtig, diesen Sumpf von gewerbsmä-
iger Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung tro-
kenzulegen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Da können sogar wir klatschen!)


Ich bitte darum, Frau Wülfing. Warum klatschen Sie
ann nicht? Sie murmeln in Ihren nicht vorhandenen
art, Sie könnten klatschen. Dann klatschen Sie doch!
as fände ich besser.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Lesen Sie meine Rede mal nach! Sie wissen genau, dass wir das Gleiche sagen!)


Das ist sehr ermutigend.
Das Dulden von Schwarzarbeit und illegaler Beschäf-

igung insbesondere im Baubereich, auch deren Vernied-
ichung, trägt dazu bei, die Existenzgrundlage von Bau-
nternehmern, Handwerkern und Arbeitern, die ihre
teuern und Sozialversicherungsbeiträge zahlen und sich
amit einem ehrlichen Wettbewerb aussetzen, zu gefähr-
en bzw. sie ihnen zu entziehen.
Der Kampf gegen organisierte Schwarzarbeit und ille-

ale Beschäftigung gehört in eine Reihe mit dem Kampf
egen Steuerhinterziehung und insbesondere gegen or-
anisierten Umsatzsteuerbetrug. Es gibt darüber hinaus
nge Verknüpfungen zwischen organisierter Schwarz-






(A) )



(B) )


Reinhard Schultz (Everswinkel)


arbeit und illegaler Beschäftigung auf der einen Seite
und organisierter Kriminalität zum Beispiel bei
Schlepperbanden und Geldwäsche auf der anderen Seite.
Auch diese Schnittstelle muss man im Auge haben,
wenn man unseren vorliegenden Gesetzentwurf bewer-
tet.

Die Bundesregierung und die rot-grüne Koalition ha-
ben frühzeitig den Kampf gegen Schwarzarbeit und ille-
gale Beschäftigung aufgenommen. Im Mittelpunkt ihrer
Strategie stehen nicht Kontrolle, Strafverfolgung und
Kriminalitätsbekämpfung, sondern steht der Bau von
Brücken aus der Illegalität in legale Beschäftigung. Des-
wegen fördern wir Minijobs und haben wir das Instru-
ment der Ich-AG geschaffen. Menschen in kleinteiligen
Beschäftigungsverhältnissen sollen eine echte legale Al-
ternative zu Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung
haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In einigen Branchen ist diese Brücke auch beschritten
worden, allen voran in der Gastronomie. Ein großer Teil
der relativ hohen Zahl der Anmeldungen von Minijobs
bei der Bundesknappschaft entfällt auf Beschäftigte aus
dem Bereich der Gastronomie. Diesem Vorbild sollten
andere Branchen folgen.

Wir haben durch Einrichtung eines Zentralregisters
für Unternehmen, die im Baubereich tätig sind, und
durch die Einführung der so genannten Bauabzugsteuer
für deutlich mehr Transparenz gesorgt. Es ist nun klar,
ob es sich um ein Unternehmen handelt, das seine Mitar-
beiter sozialversichert, oder um ein Unternehmen, das in
der Grauzone arbeitet. Die entsprechenden Regelungen
zeigen erkennbare Wirkung im Baubereich, und das, ob-
wohl sie noch nicht lange in Kraft sind.

Wir haben durch Verlagerung der Zuständigkeiten bei
der Bekämpfung von Schwarzarbeit und illegaler Beschäf-
tigung und die Zusammenführung der hiermit Beschäftig-
ten bei der Arbeitsverwaltung und dem Zoll zum 1. Januar
dieses Jahres für eine schlagkräftige Taskforce unter dem
Kommando des Zolls gesorgt. Jeweils 2 500 Bedienstete
der Arbeitsverwaltung und des Zolls arbeiten an 133 Stand-
orten unter Federführung von 20 Hauptzollämtern zusam-
men. Die Gesamtkoordination liegt schwerpunktmäßig bei
der Oberfinanzdirektion Köln. Man sollte diese Organisa-
tionsreform zugunsten von mehr Schlagkraft und Durch-
setzungsvermögen nicht voreilig bewerten; denn sie wirkt,
wie gesagt, erst seit dem 1. Januar 2004. Ich bin aber über-
zeugt davon, dass das ein großer Erfolg werden wird. Inso-
fern ist eine Aufstockung um weitere 2 500 Mitarbeiter
nur konsequent. Diese werden nicht etwa zulasten des
Steuerzahlers eingestellt, sondern aus anderen Behörden
abgezogen, und zwar schwerpunktmäßig aus dem Be-
reich des Zolls; denn dort fallen nach dem Beitritt der
osteuropäischen Länder zur EU bestimmte Aufgaben,
zum Beispiel die Überwachung der Ostgrenzen, weg.

Ich glaube, dass der Zoll – weil er schon immer poli-
zeiliche Aufgaben wahrgenommen hat – sowohl von Ge-
setzes wegen als auch von der Praxis her robust genug
ist, um sich zum Beispiel auf Baustellen gegen sehr

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(C (D roße und zum Teil sehr handfeste Widerstände durchzuetzen, auf die man trifft, wenn es darum geht, Menchen zu identifizieren, die schwarzarbeiten oder illegal eschäftigen, Unterlagen zu beschlagnahmen sowie sich utritt zu Geschäftsräumen und Fahrzeugen zu verschafen. Das sind klassische Polizeieinsätze, die nicht mit tenoblock und Aktentasche bewältigt werden können, ondern konsequent und polizeilich durchgezogen weren müssen. Insofern ist die vom Minister entwickelte rganisationsreform im Hinblick auf den Kampf gegen rganisierte Kriminalität in Gestalt von Schwarzarbeit nd illegaler Beschäftigung genau richtig. (Elke Wülfing [CDU/CSU]: Das ist ein stumpfes Schwert!)


Wir finden es völlig richtig, dass künftig Unternehmen,
ie bei der Beschäftigung von Schwarzarbeitern und an-
eren Illegalen erwischt worden sind, von öffentlichen
usschreibungen für lange Zeit, drei Jahre, ausge-
chlossen werden. Ich erwarte außerdem, dass große pri-
ate Auftraggeber dem in ihrer Ausschreibungspraxis
olgen; denn solche Sünder sind demnächst über ein
entralregister identifizierbar. Man weiß also ganz ge-
au, wen man an einer Ausschreibung beteiligt. Wir er-
arten, wie gesagt, dass die private Wirtschaft dem gu-
en Beispiel der öffentlichen Hand folgt und dazu
eiträgt, diesen Sumpf trockenzulegen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Übrigen ist die Zusammenarbeit zwischen Zoll, Po-
zei und anderen Behörden insbesondere an der Schnitt-
telle von Schwarzarbeit, illegaler Beschäftigung und
onstiger organisierter Kriminalität sichergestellt. Die
urchlässigkeit von Informationen wird gegeben sein.
enn eine weitere Durchlässigkeit nötig sein sollte – es
ann sein, dass sich das im Rahmen des Gesetzgebungs-
erfahrens ergibt –, dann werden wir uns dem stellen und
ie notwendigen Maßnahmen im weiteren Gesetzge-
ungsprozess ergreifen. Wir sind für Anregungen so-
ohl von den betroffenen Berufsständen als auch von
er Opposition sehr offen.
Wir unterscheiden in unserem Gesetzentwurf bewusst

wischen organisierter, gewerbsmäßiger Schwarzarbeit
uf der einen Seite und Nachbarschaftshilfe, Hilfe auf
rivaten Baustellen und Beschäftigung in privaten Haus-
alten auf der anderen Seite. Es ist doch gar keine Frage,
ass wir den ersten Referentenentwurf, der auf Beam-
enebene erarbeitet worden ist und der leider – natürlich
urch eine bestimmte Schlagseite in der Darstellung –
ie öffentliche Diskussion anfangs bestimmt hat, nicht
ollten, weder der Sache nach noch vom Echo her.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Vor allem vom Echo her!)


Es ist ein Beweis für das Funktionieren des politi-
chen Prozesses zwischen Koalitionsparteien und Regie-
ung, dass dies, bevor aus der Vorlage ein Kabinettsent-
urf wurde und dieser dem Parlament zugeleitet wurde,
orrigiert worden ist. Es ist nicht etwa ein Zeichen von
chwäche, sondern ein Zeichen von Stärke, dass Fehler
Referentenentwurf im politischen Prozess aus eigenem






(A) )



(B)


Reinhard Schultz (Everswinkel)


Antrieb und aus eigener Kraft bereinigt worden sind.
Wir haben uns darüber genauso geärgert wie Sie und wir
haben sofort gehandelt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Ihr seid einfach genial!)


– Ja, das ist wahr.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ich hätte mich nicht getraut, das so zu sagen. Aber wenn
Sie das so schön ausdrücken, dann will ich dem aus-
drücklich nicht widersprechen.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Eigenlob stinkt! – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Ich habe es aber nicht so gemeint!)


– Das bedauere ich jetzt aber zutiefst, lieber Kollege.
Wir haben die große Chance, den Anbietern wie auch

den Abnehmern von Dienstleistungen in privaten Haus-
halten durch Werbung und Überzeugungsarbeit nahe zu
bringen, dass es ökonomisch blödsinnig ist und sich gar
nicht lohnt, sich auf Schwarzarbeit einzulassen. Wir ha-
ben die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass für den
Arbeitgeber einer Putzfrau – ich benutze einmal diesen
Begriff, weil viele solcher Damen über den Begriff
Raumpflegerin etwas verwundert sind und sich selbst als
Putzfrau bezeichnen; man sollte da wirklich nicht zu
sensibel sein –, die für 280 Euro schwarzarbeiten würde,
bei legaler Beschäftigung mit einem pauschalen Sozial-
versicherungsbeitrag und unter Berücksichtigung der
steuerlichen Entlastung Kosten in Höhe von präzise
283,68 Euro anfallen würden. Der Unterschied zwischen
illegaler und legaler Beschäftigung liegt bei diesem Bei-
spiel bei 3,68 Euro. Ich finde, man muss dafür werben,
dass immer mehr den Weg der Legalität beschreiten.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509501000

Kollege Schultz, Sie müssen zum Ende kommen.


Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1509501100

Auch die Menschen, die kleinste Beschäftigungsver-

hältnisse eingehen – nicht nur eines, sondern mehrere –,
sollen über Dienstleistungsagenturen oder über Ich-AGs
diesen Weg beschreiten, also ihre Arbeit sozialversichert
und legal anbieten.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Der redet schwarz! Er überzieht illegal!)


Das ist aber keine Frage des Strafrechts, sondern eine
Frage der gesellschaftspolitischen Überzeugungs-
arbeit. Ich glaube, wenn wir den Anbietern von organi-
sierter, gewerbsmäßiger Schwarzarbeit auf die Finger
klopfen, dann werden wir einen Beitrag dazu leisten,
dass sich die Leute im kleinen, privaten Bereich eher
ehrlich verhalten, als wenn sie sehen, dass große, organi-
sierte Kriminalität nicht verfolgt wird und stattdessen
immer nur auf sie gezeigt wird.

Vielen Dank.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509501200

Ich erteile dem Kollegen Stefan Müller, CDU/CSU-

raktion, das Wort.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1509501300

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!
an wäre bei dem, was wir heute diskutieren, fast ge-
eigt zu sagen: Es gibt Gott sei Dank noch Wirtschafts-
weige in Deutschland, die florieren. Einer davon ist zu-
indest die Schwarzarbeit. Die eindrucksvollen Zahlen
urden schon von mehreren Seiten hier vorgetragen. Ich
ill sie nicht wiederholen. Man kann aber schon mit Fug
nd Recht sagen, dass die Schwarzarbeit leider Gottes in
er Tat zu den blühendsten Wirtschaftszweigen in ganz
eutschland geworden ist.
Jeder Schwarzarbeiter ackert – es gibt keine genauen

rhebungen, aber Schätzungen gehen davon aus –
28 Stunden im Jahr am Fiskus vorbei. Das entspricht in
twa einem Viertel der tariflichen Jahressollarbeitszeit.
ie dabei erzielte Wertschöpfung – wir haben es gerade
chon gehört – beträgt mittlerweile über 16 Prozent des
ffiziellen Bruttoinlandsprodukts. Allein in den letzten
ier Jahren ist im Übrigen die erzielte Wertschöpfung
m gut ein Viertel gestiegen. Ich finde, das ist sehr be-
erkenswert; ich werde später noch einmal darauf zu-
ückkommen. Wenn wir diese Zahlen vortragen, müssen
ir ehrlicherweise hinzufügen, dass wir damit, wie in
ielen Bereichen auch, im europäischen Mittelfeld lie-
en. Richtig ist, dass wir ein Musterknabe, so wie wir es
rüher einmal waren, schon lange nicht mehr sind.
Das Schlimme bei der ganzen Geschichte ist Folgen-

es: Anscheinend gibt es in Deutschland sehr viel Ver-
tändnis dafür, dass der Anteil der Schwarzarbeit so
och ist – das sollte uns, wie ich meine, wirklich zu den-
en geben –; zumindest ergab das eine Umfrage im ver-
angenen Jahr. Ein Unrechtsbewusstsein in Bezug auf
chwarzarbeit scheint kaum vorhanden zu sein. Auf die
rage: „Haben Sie Verständnis dafür, dass Privatleute
zw. Firmen Schwarzarbeiter beschäftigen?“ hat mehr
ls die Hälfte der Befragten durchaus Verständnis geäu-
ert bzw. zum Ausdruck gebracht, dass sie gegen die il-
egale Beschäftigung nichts einzuwenden haben. Das
eißt, egal ob es um Hausputz, Renovierung, Umzug
der die Dauerwelle geht: Immer mehr Bürger scheinen
ie preisgünstige Alternative jenseits der Legalität zu
ntdecken. Es scheint mittlerweile die Einstellung vor-
uherrschen, dass die Schwarzarbeit das Korrektiv des
leinen Mannes ist, über das er sich das zurückholen
ann, was ihm der Staat vermeintlich unberechtigter-
eise vorher abgenommen hat.
Ohne Zweifel – der Herr Bundesfinanzminister hat es

ngesprochen – sind die Auswirkungen für den Staat er-
eblich, gerade in Zeiten leerer Kassen umso dramati-
cher. Für den Fiskus bedeutet dieses Schattenwirt-
chaftswachstum jedes Jahr Steuer- und Abgabenausfälle
n Milliardenhöhe. Herr Bundesfinanzminister, es ist
)






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(B) )


Stefan Müller (Erlangen)


grundsätzlich zu begrüßen, dass Sie zu erreichen versu-
chen, das Unrechtsbewusstsein in der Bevölkerung zu
schärfen. Der Staat muss ein Interesse daran haben, dass
die Schwarzarbeit wirksam bekämpft wird. Das muss
aber mit einem Bündel aus repressiven und präventiven
Maßnahmen geschehen.

Sicherlich ist es wichtig, dass bei allem das Ziel sein
muss, das Unrechtsbewusstsein in der Bevölkerung zu
schärfen. Aber ich muss schon einmal deutlich sagen,
Herr Finanzminister: Die Vorschläge, die Sie bisher ge-
bracht haben, haben Augenmaß und Verhältnismäßigkeit
schon sehr vermissen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie haben mit Ihrem ursprünglichen Entwurf, den Sie
durch Mitarbeiter Ihres Hauses ins Internet haben stellen
lassen, dieses rechte Maß der Verhältnismäßigkeit, wie
ich meine, deutlich überschritten.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)

Man muss sich die Diskussion, die wir zum Jahres-

wechsel hatten, schon noch einmal vergegenwärtigen.
Sie wollten mit einem Heer von 7 000 Zollfahndern zur
Jagd auf die Putzfrau blasen, um den Bürgerinnen und
Bürgern in diesem Land ein neues Unrechtsbewusstsein
einzubläuen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Aber nun ist langsam gut! Das ist schon seit Tagen und Wochen klargestellt!)


– Sie müssen sich das schon noch einmal anhören, liebe
Kolleginnen und Kollegen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wärmen Sie doch den Unsinn nicht auf! Sie bedienen die „Bild“-Zeitung, mehr doch nicht!)


Sie haben die politische Brisanz dieses Themas schlicht
und ergreifend nicht erkannt. Das hat einmal mehr ge-
zeigt, dass Sie kein Gefühl für die Befindlichkeiten der
Menschen in unserem Land haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es kommt doch nicht von ungefähr, dass der Herr Bun-
deskanzler höchstpersönlich das ganze Projekt – wieder
einmal – zur Chefsache erklärt hat und selbst Hand an
diesen Gesetzentwurf gelegt hat. Das hat einmal mehr
gezeigt, Herr Finanzminister, dass Sie im System
Schröder keine Macht und keine Bedeutung mehr haben.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Das ist leider so!)

Es wird auch schon ganz öffentlich darüber philoso-
phiert, wie Ihr Nachfolger heißt. Im Augenblick ist,
glaube ich, Herr Struck der heißeste Kandidat. Wir wer-
den noch erleben, wer es dann tatsächlich wird.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist das Niveau, auf dem Sie diskutieren!)


Diese Affäre, die Sie angezettelt haben, zeigt einmal
mehr: Hans Eichel hat in dieser Bundesregierung keine
Zukunft mehr.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Da klatsch schon fast niemand bei der CDU/CSU, weil das Unsinn ist!)


Mit Blick auf die Erreichung des Ziels, die Schwarzar-
eit wirksam zu bekämpfen, müssen wir den vorliegen-
en Gesetzentwurf natürlich ganz nüchtern beleuchten.
ir werden dazu in den anstehenden Gesetzesberatun-
en im Ausschuss genügend Zeit haben. Es ist geplant,
ie Schwarzarbeit mit einer ganzen Reihe von Maßnah-
en zu bekämpfen. Es sollen Kontrollregelungen aus
erschiedenen Regelwerken einheitlich zusammenge-
ührt werden. Es soll das Kontroll- und Prüfrecht der
ollverwaltung erweitert werden. Dazu soll eine neue
uperbehörde mit über 7 000 Mitarbeitern geschaffen
erden. Es sollen Straftatbestände ergänzt werden, um
en Unrechtsgehalt von Schwarzarbeit zu verdeutlichen.
s soll eine Rechnungsstellungspflicht für Unternehmen
nd eine Rechnungsaufbewahrungspflicht für Private
ingeführt werden.
Bei all dem gibt es meines Erachtens schon noch eine

anze Reihe von Fragen, die wir in den weiteren Bera-
ngen klären müssen, nämlich: Wird mit dem vorlie-
enden Gesetzentwurf das erklärte Ziel erreicht, das Un-
echtsbewusstsein der Bevölkerung zu schärfen? Sind
ie vorbeugenden Maßnahmen, die jetzt im Gesetzent-
urf stehen – die allein repressiven Charakters sind –,
tsächlich ausreichend, um dieses Ziel zu erreichen?
chließlich die Frage: Führen die Maßnahmen, die Sie
orgeschlagen haben, nicht letztendlich zu einer neuen
elle von Bürokratie in unserem Land? Diese Fragen
ollen wir klären. Wir sind da offen. Es ist aber auch die
rage zu klären, ob nicht der Aufbau einer neuen Super-
ehörde letztendlich dazu führen wird, dass in diesem
ande noch sehr viel mehr Personal- und Sachkosten für
iesen Bereich anfallen werden. Zumindest Schätzungen
ehen im Augenblick davon aus, dass die Personal- und
achkosten zur Bekämpfung der Schwarzarbeit im kom-
enden Jahr auf rund 500 Millionen Euro ansteigen
erden, und das, obwohl sie in den Jahren von 1998 bis
002 bereits um 40 Prozent gestiegen sind.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Da können Sie einmal sehen: Wir haben mehr gemacht als Sie vorher!)


Insgesamt, Herr Schmidt, lässt sich feststellen, dass
ie bei diesem Gesetzentwurf einmal mehr auf das zu-
ückgreifen, was Sie auch in der Vergangenheit immer
ieder gemacht haben, nämlich auf den altbekannten
ix aus Verfolgung und Strafe. Dabei zeigt ja die Ver-
angenheit immer wieder, dass das alleine nicht reicht.
eine Damen und Herren, mehr Razzien und höhere
trafen sind auch in der Vergangenheit immer ins Leere
elaufen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es!)

ie reichen vielleicht dazu, dem harten Kern der
chwarzarbeit zu Leibe zu rücken, denn auch das Gesetz
ur Erleichterung der Bekämpfung der Schwarzarbeit,
as erst im Jahre 2002 in Kraft getreten ist –


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)







(A) )



(B) )


Stefan Müller (Erlangen)


das müssen Sie einfach zur Kenntnis nehmen, Herr
Schmidt, da bin ich wieder bei Ihnen –, hat den weiteren
Anstieg der Schwarzarbeit nicht verhindert.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)

Obwohl Sie damals schon ausschließlich auf Sanktionen
gesetzt haben – die Sanktionen wurden verschärft, die
Verfolgungsbehörden effizienter strukturiert –, ist die
Schwarzarbeit dennoch weiter angestiegen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Leider wahr! – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es!)


Meine Damen und Herren, es dürfen eben nicht im-
mer nur die Symptome, sondern es müssen auch einmal
die Ursachen für die illegale Beschäftigung untersucht
und bekämpft werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die wesentlichen Gründe – sie wurden ja gerade ge-
nannt – für die Expansion der Schwarzarbeit sind doch,
wie zahlreiche Studien belegen, die Steuer- und Abga-
benbelastung, die hohe Regulierungsdichte, das Niveau
der Lohnersatzleistungen und die zunehmende Freizeit
infolge von Arbeitszeitverkürzungen. Das habe ich mir
im Übrigen nicht aus den Fingern gesogen bzw. selbst
ausgedacht, sondern das ist in der Antwort auf die
Kleine Anfrage der FDP-Fraktion vom vergangenen Jahr
nachzulesen. An Erkenntnissen scheint es der Bundes-
regierung ja nicht zu mangeln.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)

Ich möchte aber die Punkte, die Sie schriftlich mitge-

teilt haben, Herr Bundesfinanzminister, und die ich hier
vorgetragen habe, noch um einige ergänzen: fehlende
Planungssicherheit aufgrund politischer Entscheidungen
und daraus folgend eine hohe Verunsicherung innerhalb
Bevölkerung sowie das Gefühl, seit langem vor allem im
Bereich der Steuern ungerecht behandelt zu werden. Das
sind die Gründe für das Ansteigen der Schwarzarbeit,
und dafür, meine Damen und Herren von SPD und Grü-
nen, tragen Sie die Verantwortung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, eine wirksame The-

rapie für die Bekämpfung der Schwarzarbeit kann also
nur lauten: Steuern und Abgaben müssen herunter, das
Steuerrecht muss einfacher und gerechter werden


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

– CDU und CSU werden am kommenden Sonntag dazu
einen Vorschlag machen;


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Da sind wir sehr gespannt!)


von Ihnen hört man zu diesem Thema bis heute noch
nichts –, der unflexible Arbeitsmarkt muss reformiert
und strukturelle Verkrustungen müssen aufgebrochen
werden. Eines, verehrte Kolleginnen und Kollegen,
muss natürlich klar sein: Schwarzarbeit ist keine be-
zahlte Freizeitbeschäftigung. Schwarzarbeit ist ohne
Zweifel zu einem gesellschaftlichen Problem geworden,
dem wir mit Maß und Ziel begegnen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Ich erteile das Wort Kollegin Anette Kramme, SPD raktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Ich möchte mit einigen Thesen bzw. politichen Prämissen arbeiten: These Nummer eins lautet – das ist, wie ich denke, öllig unstreitig –: Schwarzarbeit ist ein Krebsgeschwür. chwarzarbeit verursacht erhebliche gesellschaftliche chäden. Bereits Hans Eichel hat aufgeführt, dass das olumen der Schattenwirtschaft, also der Schwarzarbeit, irca 17 Prozent des Bruttosozialproduktes ausmacht. an kann es auch anders ausdrücken: Das entspricht twa 370 Milliarden Euro. Man kann auch weitere Zahen anführen: Pro 100 000 legale Arbeitsplätze, die durch llegale Beschäftigung verdrängt werden, entgehen den ozialversicherungssystemen 1,1 Milliarden Euro, es ntgehen dem Staat 480 Millionen Euro an Steuern. Zehn llegale Arbeitsplätze vernichten sechs legale Arbeitslätze. Ein weiteres Beispiel für die Schwarzarbeit: 00 000 illegale Beschäftigte im Baubereich haben 80 000 legale Arbeitnehmer verdrängt. Schwarzarbeit geht mit massivsten Phänomenen ein er, die man nur noch als skandalös bezeichnen kann. in Beispiel: Es werden Bauarbeiter aus Weißrussland nd der Ukraine angeworben. Sie arbeiten hier und eralten selbstverständlich keine Lohnzahlung. Denn die auunternehmer bekommen, kurz bevor diese Bauarbeier ihre Arbeit beenden, ein vermeintlich schlechtes Geissen und machen eine Selbstanzeige, woraufhin die usländischen Arbeitnehmer in ihre Heimat zurückgechickt werden und natürlich keinen Lohn bekommen. in erster Punkt. Ein zweiter Punkt. Zielrichtung unserer Politik sind icht die Privathaushalte. (Elke Wülfing [CDU/CSU]: Warum schreiben Sie das dann in das Gesetz?)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509501400
Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1509501500
err Müller, Sie verbreiten hier böse Gerüchte; man
ennt so etwas auch: ein böser Finger sein.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Da würde ich mich sehr zurückhalten, Frau Kollegin! – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Lesen Sie erst einmal das Gesetz!)


chwarzarbeit in Privathaushalten ist natürlich kein Ka-
aliersdelikt; das ist völlig unstreitig. Wir wollen jedoch
n diesem Zusammenhang Schwarzarbeiter auf den
echtmäßigen Weg verweisen. Insoweit hatte die De-
atte von Anfang des Jahres ihre nützlichen Seiten: Es
at einen riesigen Ansturm auf die Bundesknappschaft
egeben. Statt 38 000 Arbeitnehmern in Privathaushal-
en waren im Januar 2004 bereits 70 000 Arbeitnehmer
emeldet.
Zielrichtung sind, wie gesagt, nicht die Privathaus-

alte. Wir wollen kein Denunziantentum. Wir registrie-






(A) )



(B) )


Anette Kramme

ren, dass in Privathaushalten lediglich kleine Schäden
verursacht werden im Vergleich zu den teilweise mafiö-
sen Strukturen im Bereich der gewerblichen Unterneh-
men.

Ein dritter Punkt. Abgabensenkungen können
Schwarzarbeit nicht umfassend verhindern. Meine Da-
men und Herren von der CDU/CSU und der FDP, ich
kann nur eines sagen: Ihr Politikansatz in diesem Be-
reich ist von einer einzigartigen Naivität geprägt. Ich
will auch das an einem Beispiel festmachen: Es gibt
Baustellenkontrollen. Bei diesen Baustellenkontrollen
wird immer wieder festgestellt, dass im Baubereich nicht
nur nicht der gesetzliche Mindestlohn gezahlt wird,
sondern Bauarbeiter häufig Stundensätze von lediglich
2 Euro erhalten!


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Dann schaffen wir den Sozialversicherungsausweis ab, damit Sie die gar nicht mehr identifizieren können!)


Der Sachverhalt ist, dass Schwarzarbeit immer billi-
ger sein wird als legale Arbeit, die einen Sozialversiche-
rungsschutz bietet und mit der Sozialleistungen des Staa-
tes einhergehen.

Wie gesagt: Ihr Politikansatz ist von einer einzigarti-
gen Naivität geprägt.


(Beifall bei der SPD – Lachen der Abg. Elke Wülfing [CDU/CSU] – Elke Wülfing [CDU/ CSU]: Ich weiß nicht, ob Sie das beurteilen können!)


Punkt vier. Unsere Zielrichtung sind die gewerblichen
Unternehmen. Wir wollen die mafiösen Strukturen in die-
sem Bereich beseitigen, zumindest abmildern, verklei-
nern. Wir sind hier bereits erheblich tätig geworden. Ich
möchte nur auf das Gesetz zur Erleichterung der Bekämp-
fung von illegaler Beschäftigung und Schwarzarbeit hin-
weisen. Ich denke, wir haben einen Quantensprung getan,
indem wir die Generalunternehmerhaftung für Sozial-
abgaben eingeführt haben. Ich möchte nicht, dass die Ge-
neralunternehmer in dieser Republik so weitermachen
können wie bisher, sondern ich möchte sehen und hören,
dass sie ihre Subunternehmer beobachten und darauf ach-
ten, dass Sozialabgaben abgeführt werden. Es soll keine
unüberschaubaren Ketten von Subunternehmern geben,
sondern klare Verantwortlichkeiten. In diesem Sinne ha-
ben wir mit diesem Gesetz einen Quantensprung getan.

Punkt 5. Wir sind weiter aktiv, weil wir entdeckt ha-
ben, dass es nicht nur Vollzugsdefizite, sondern auch
Strafbarkeitslücken gibt. Wir ändern deshalb § 266 a
StGB. Es soll so sein, dass nicht nur das Vorenthalten
von Arbeitnehmerbeiträgen zu den Sozialversicherungen
strafbar ist. Auch das Vorenthalten der logischerweise
zum Arbeitnehmergehalt gehörenden Arbeitgeberbei-
träge soll ebenfalls den Tatbestand in § 266 a StGB er-
füllen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509501600

Kollegin Kramme, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Hinsken?

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(C (D Ja. Werte Frau Kollegin Kramme, ich pflichte Ihnen bei, ass auch Generalunternehmer dafür sorgen müssen, ass alles ordnungsgemäß ist. Wie ist aber die Situation ei den Ich-AGs? Sind Sie der Meinung, dass es auch da berprüfungen geben muss? Man kann nämlich auch in iesem Bereich in die Schwarzarbeit flüchten, weil nicht enau überprüft werden kann, wie viele Stunden an Areitsleistung der eine für den anderen erbringt. Hier wird in weiteres Tor für die Schwarzarbeit geöffnet, was ich icht verstehen kann. Deshalb möchte ich von Ihnen ine Antwort auf die Frage, wie nach Ihrer Vorstellung ieses Problem bewältigt werden kann. Ich sage Ihnen ganz klar: Meines Erachtens liegen Sie it Ihrer Meinung völlig daneben. ie liegen deshalb völlig daneben, weil die Ich-AG ein roßartiges Instrument ist, das dafür sorgt, Arbeitnehmer us dem Bereich der illegalen Beschäftigung herauszuolen und ihre Beschäftigung mithilfe der Förderinstruente der BA auf eine legale Grundlage zu stellen. (Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wie das im Gesetz behandelt wird, ist seine Frage! – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wie wird das überprüft?)

Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1509501700
Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1509501800
Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1509501900

(Zurufe von der CDU/CSU: Er steht doch!)


ch denke, das ist ein großer Schritt, den wir im Zusam-
enhang mit der Bekämpfung der Schwarzarbeit getan
aben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wie wird das überprüft? – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wir wollen trotzdem wissen, wie das im Gesetz behandelt wird!)


Ich möchte einen weiteren Punkt ansprechen, den ich
benfalls für sehr bedeutend halte.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie haben die Frage nicht beantwortet! – Gegenruf des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Herr Hinsken, lassen Sie sich das nächste Mal Redezeit geben!)


Natürlich habe ich die Frage beantwortet. – Es geht um
en Bereich der Unfallversicherung. Es ist richtig, dass
er Schwarzarbeiter als Person geschützt ist, wenn es zu
inem Arbeitsunfall kommt. Ich sage aber auch, dass es
icht richtig ist, wenn Unternehmen, die Schwarzarbeit
n Auftrag geben, für Unfälle bislang nicht in Regress
enommen worden sind. Denn die Schwarzarbeit ver-
rsacht Einnahmeausfälle in Höhe von circa 1,1 Mil-
iarden Euro. Auch in diesem Bereich sind wir einen
anz wichtigen Schritt gegangen.
Herr Thiele, apropos Vollzugsdefizit. Ich denke, Sie

gnorieren an dieser Stelle die Tatsache, dass wir die






(A) )



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Anette Kramme

Bundesagentur für Arbeit dadurch entlasten, dass wir die
Bekämpfung der Schwarzarbeit aus dem Zuständigkeits-
bereich der Arbeitsämter herausnehmen. Ich denke, die
Konzentration auf eine Stelle wird die Vollzugsdefizite
in einem ganz erheblichen Maße abbauen.

Sie zitieren immer wieder Professor Schneider und
das IAW. Ich will das an dieser Stelle ebenfalls gerne
tun. Professor Schneider ist unstreitig ein hervorragen-
der Experte. Ich darf sagen: Er ist der Guru der Bekämp-
fung der Schwarzarbeit. Es ist daher wichtig, dass seine
Aussagen – wie auch die Aussagen des IAW – vollstän-
dig zitiert werden. Das IAW stellte im Jahr 2001 fest:
Seit dem Jahr 2000 entwickelt sich die Schattenwirt-
schaft zum ersten Mal seit den 80er-Jahren nicht stärker
als die offizielle Wirtschaft. Davor ist dagegen die
Schattenwirtschaft immer stärker angestiegen als die of-
fizielle Wirtschaft. Kommentiert wurde diese Entwick-
lung wie folgt:

Vermutlich ist Hauptursache für das geringere An-
steigen der Schattenwirtschaft in Deutschland die in
Kraft getretene Steuerreform, die bei der direkten
Einkommensteuer, aber auch bei anderen Steuern
eine spürbare Entlastung gebracht hat.

Ich behaupte, Ihre Aussage ist falsch. Wir haben viel-
mehr den Sachverhalt festzustellen, dass gerade in den
80er- und 90er-Jahren bis zu unserer Regierungsüber-
nahme in Sachen Bekämpfung der Schwarzarbeit nichts
passiert ist.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Das stimmt überhaupt nicht! Jetzt ist aber Schluss!)


Ich möchte einen weiteren Punkt ansprechen. Er be-
trifft die Erfolge unserer Politik. Für dieses Jahr sagt
Professor Dr. Friedrich Schneider von der Universität
Linz einen Rückgang der Schwarzarbeit voraus. Danach
soll der Umfang der Schwarzarbeit von 370 Milliar-
den Euro auf 364 Milliarden Euro sinken. Dies bedeutet,
dass erstmals in Deutschland die Schattenwirtschaft
nicht weiter anwächst. Die Gründe für diese Trendwende
sieht Professor Schneider in unserer Politik: in der er-
weiterten Minijobregelung, in der Neuregelung der
Handwerksordnung und in den Gesetzen zu Reformen
am Arbeitsmarkt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit dem vorliegen-
den Gesetzentwurf gehen wir einen weiteren entschei-
denden Schritt in Richtung faire Wettbewerbsbedingun-
gen. Ich denke, das ist ein guter Tag für legal arbeitende
Unternehmen und für legal arbeitende Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer.

Ich bedanke mich ganz herzlich.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509502000

Ich erteile das Wort Kollegen Roland Gewalt, CDU/

CSU-Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Rot-Grün at mit dem Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz einen ntwurf vorgelegt, bei dessen Lektüre die Fachleute in en Landeskriminalämtern vor Entsetzen die Hände über em Kopf zusammengeschlagen haben. er Gesetzentwurf weist so schwerwiegende handwerkiche Fehler auf, dass der Polizei die Bekämpfung orgaisierter Kriminalität ausgesprochen erschwert und icht erleichtert wird, Herr Bundesminister. (Elke Wülfing [CDU/CSU]: Kompetenzgerangel wird es geben!)

Roland Gewalt (CDU):
Rede ID: ID1509502100

(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Siehste!)


Schwarzarbeit ist oftmals – das wissen alle Experten,
ie damit zu tun haben – nur eine Facette der organisier-
en Kriminalität.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: So ist es!)

er gegen Schwarzarbeit ermittelt, stößt oftmals auf an-
ere schwere Straftaten wie Menschenschmuggel, Men-
chenhandel, Drogendelikte, Schlepperei, Subventions-
etrug und Urkundenfälschung; um nur einige Delikte
u nennen. Dies sind Kriminalitätsbereiche, für die nach
ie vor die Landeskriminalämter zuständig sind. Nur
erden diese Landeskriminalämter, wenn es nach Ihrem
esetzentwurf geht, insbesondere keine personenbezo-
enen Informationen mehr vom Zoll erhalten, wenn der
oll bei Ermittlungen gegen die Schwarzarbeit auf orga-
isierte Kriminalität stößt.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Das Gesetz ist richtig schludrig gemacht! Als ob das Finanzministerium keine Ahnung davon hat!)


ieder einmal wird bei Ihnen – das ist ausgesprochen
rgerlich – der Datenschutz über die Notwendigkeiten
er Strafverfolgung gestellt. So geht es nicht!


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die negativen Folgen für die Ermittlungstätigkeit der
riminalpolizeien der Länder und auch des Bundeskri-
inalamtes sind gravierend. In vielen Großstädten
eutschlands, in Berlin, in Hamburg und auch in Mün-
hen, gibt es mittlerweile sehr erfolgreich arbeitende ge-
einsame Ermittlungsgruppen des Zolls, der Polizei und
er Bundesagentur für Arbeit, die sich insbesondere auf
ie Bekämpfung der organisierten Kriminalität im Rah-
en der Schwarzarbeit konzentrieren.
Es ist geradezu grotesk, wenn der Mitarbeiter des

olls in einer solchen gemeinsamen Ermittlungsgruppe
nformationen über organisierte Kriminalität, die er er-
ält, nicht an den neben ihm sitzenden Kripobeamten
us dem Landeskriminalamt weitergeben kann.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig! – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Einfach schlampig gemacht!)


it Ihrem Gesetzentwurf werden die Möglichkeiten der
rmittler nicht verstärkt. Dieser wird ganz im Gegenteil
um Schikanierzwickel für Kriminalpolizei und Zoll.






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Roland Gewalt

Das ist mit Sicherheit nicht der richtige Weg, Herr Bun-
desminister.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Da, wo sie zuschlagen müssen, tun sie es nicht!)


Schaut man sich den Werdegang dieses Gesetzent-
wurfes an, dann verwundern diese schwerwiegenden
Fehler allerdings nicht. Der Referentenentwurf ist den
Landesregierungen erst – man beachte das Datum – am
19. Dezember 2003 übermittelt worden. Frist zur Stel-
lungnahme: Jahresanfang 2004.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Da war der Weihnachtsmann am Werk!)


Selbst noch so eifrige Landesminister haben über Weih-
nachten etwas anderes zu tun, als rot-grüne Gesetzent-
würfe zu prüfen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)

Aber damit nicht genug, Herr Bundesfinanzminister:

Sie haben es auch noch fertig bekommen, diesen Gesetz-
entwurf an weitgehend unzuständige Ministerien weiter-
zuleiten. Auch im Finanzministerium sollte eigentlich
bekannt sein, dass die Innen- und Justizministerien in
den Ländern für die Kriminalitätsbekämpfung zuständig
sind und weniger die Sozialministerien, an die Sie den
Gesetzentwurf geschickt haben.


(Lachen der Abg. Elke Wülfing [CDU/CSU])

Dennoch ist es einigen Landesregierungen gelungen

– das ist angesichts dieses Werdeganges einigermaßen
erstaunlich –, Stellungnahmen abzugeben, die – das be-
tone ich – parteiübergreifend negativ ausfielen, Herr
Bundesfinanzminister.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Na so was!)

Herr Eichel, Ihr Parteifreund, der Berliner Innensenator
Dr. Körting – übrigens ein exzellenter Jurist, der früher
einmal Justizsenator und Vizepräsident des Berliner Ver-
fassungsgerichtshofes war –, hat kein gutes Haar an Ih-
rem Gesetzentwurf gelassen. Am 13. Januar 2004 titelte
der Berliner „Tagesspiegel“:

Innensenator kritisiert Gesetzentwurf zur illegalen
Beschäftigung: Kampf gegen organisierte Krimina-
lität wird erschwert.

Das sind die Tatsachen, Herr Bundesminister.

(Elke Wülfing [CDU/CSU], zur SPD gewandt: „Erschwert“! Hört doch einmal zu!)

Leider zeigten Sie sich auch gegenüber Ihren Partei-

freunden, Herr Bundesminister, ausgesprochen bera-
tungsresistent. Denn der Gesetzentwurf mit seinen völlig
überzogenen datenschutzrechtlichen Bestimmungen
wurde am 18. Februar von der Bundesregierung verab-
schiedet. Meine Damen und Herren von Rot-Grün, ich
hoffe, Sie erwarten nicht, dass wir ein solches Flickwerk
mittragen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Ich erteile das Wort der Kollegin Petra Pau. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im ugust vergangenen Jahres veröffentlichte die „Berliner eitung“ eine Umfrage. Nach dieser sind 68 Prozent der evölkerung der Meinung, Schwarzarbeit sei ein Kavaiersdelikt. Kein Kavaliersdelikt hingegen sei der Diebtahl einer Zeitung, zumindest meinten das ebenso viele n der Umfrage. Nun werbe ich hier nicht für den Zeiungsklau, (Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Gut, dass Sie das klarstellen! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Schon gar nicht der „Berliner Zeitung“!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509502200
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1509502300

ch verweise nur auf eine offenbar sehr weit verbreitete
icht. Ich füge hinzu: Die PDS im Bundestag hält
chwarzarbeit weder für nebensächlich noch für revolu-
ionär.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Gleichwohl wurde ich Anfang des Jahres hellhörig,
ls das Thema Schwarzarbeit Schlagzeilen machte. Da
ar von der Blumen gießenden Nachbarin die Rede, die
ich strafbar mache, und von anderen Lappalien. Mehr
och: Dadurch wurden Nachbarschaftsgeist und gegen-
eitige Hilfe kriminalisiert. Für eine SPD, die einst
erte wie Solidarität hochhielt, war das mehr als pein-

ich.

(Beifall des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP] – Gegenruf des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Eine sehr enge Kampfgemeinschaft zwischen FDP und PDS! Das war auch gestern Abend schon mal so mit der Frau Lötzsch!)


Das Phänomen Schwarzarbeit ist groß, es wuchert seit
en 70er-Jahren. Ihr finanzielles Volumen wird inzwi-
chen auf fast 350 Milliarden Euro geschätzt. Das ist vor
llem deshalb so gravierend, weil dadurch Steuereinnah-
en für den Sozialstaat und Beiträge für die Sozialsys-
eme verloren gehen. Auf der anderen Seite werden da-
urch Tariflöhne unterlaufen und wird legale Arbeit
ntwertet. Das ist der Punkt, warum die Bekämpfung
on Schwarzarbeit auch ein linkes Thema ist.
Hier darf nicht gelten: Die Kleinen fängt man und die
roßen lässt man laufen.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


as ist ein Prinzip, das Unrecht nährt und dennoch zum
rlebbaren Alltag in der Bundesrepublik gehört.
Der vorliegende Gesetzentwurf öffnet genau hierfür

ür und Tor.
Nehmen wir das Baugewerbe. Jeder weiß: Hauptnutz-

ießer der Schwarzarbeit sind nicht die Arbeiter, sondern
ie Generalunternehmen. Die einen versuchen – oft






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Petra Pau

unter unsäglichen Bedingungen –, ihr Schnäppchen zu
machen und werden zum Schluss vielleicht sogar noch
um ihren Arbeitslohn betrogen, die anderen machen den
Reibach, ohne dafür ernsthaft belangt zu werden. Das
heißt, die einen werden gejagt, die anderen weiterhin ge-
schont. Das schafft Unrecht im Unrecht und muss geän-
dert werden.

Nun ist Schwarzarbeit ein weites Feld. Sie grassiert
im Baugewerbe. Dazu gehören Milliardenumsätze der
organisierten Kriminalität, aber sie betrifft auch andere,
niedere Tätigkeiten, die zum Beispiel von illegalisierten
Ausländern angeboten werden. Schon deshalb gibt es
keinen Königsweg, um der Schwarzarbeit beizukom-
men.

In der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Ar-
beit und Frauen – ein PDS-Ressort – werden daher drei
Strategien gleichzeitig verfolgt: erstens Repression ge-
gen alle organisierten Formen der Schwarzarbeit; zwei-
tens Prävention, um künftige Schwarzarbeit zu vermei-
den; drittens Transformation, um illegale Arbeit in legale
zu überführen.


(Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: So wie wir das auch machen!)


Gerade die Transformation verlangt mehr als Ahndung
und Bestrafung.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Sie braucht Brücken statt Wälle. Das betrifft zum Bei-
spiel viele Menschen, die unter uns leben, aber keine
Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis haben. Sie werden re-
gelrecht in die Illegalität und auf den Schwarzmarkt ge-
trieben.

Dieses Problem wird mit der EU-Erweiterung wach-
sen, und zwar nicht, weil neue Osteuropäer ins Land
strömen, sondern weil ohnehin hier lebende Polen und
Tschechen legalisiert werden, ohne zugleich ein Recht
auf Arbeit zu haben. Das heißt, sie werden EU-Bürger
dritter Klasse. Das ist ein Unding.

Sie merken, ich spreche auch über das ungelöste Zu-
wanderungsrecht bzw. über ungelöste Probleme der EU-
Erweiterung. Dabei will ich mit meinem Beispiel noch
eines unterstreichen: Das Thema Schwarzarbeit ist kein
Sonderfall für die Polizei oder den Zoll. Es ist ein gesell-
schaftliches Problem und kann auch nur so behandelt
werden.

Das betrifft übrigens auch die Vergabepraxis und die
Förderpolitik. Solange der Staat – öffentliche Auftragge-
ber gehören dazu – Schwarzarbeit duldet, ist er Mittäter
oder Hehler. Das ist übrigens auch ein Grund für die Ver-
teidigung eines Tarifrechts, bei dem die Regel die Regel
und die Ausnahme auch die Ausnahme bleibt.

Damit komme ich zu meinem vorerst letzten Gedan-
ken: Wir sprechen über ein – im Doppelsinn – grenzen-
loses Phänomen, nicht über ein typisch deutsches. Also
bedarf es internationaler Standards. Wir haben eine EU
mit einem umstrittenen Stabilitätspakt. Wir haben aber
noch immer keine EU mit einem Sozialpakt. Die PDS

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(C (D ordert ihn seit langem ein. Ich denke, die Beratungen ber diesen Gesetzentwurf wären eine gute Gelegenheit, uch darüber nachzudenken, wie wir EU-weite Regelunen finden. Danke schön. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Das war eine gute Rede!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509502400

Ich erteile dem Kollegen Karl-Josef Laumann, CDU/
SU-Fraktion, das Wort.

Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1509502500

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

en und Kollegen! Ich glaube, dass das Thema Schwarz-
rbeit, worüber wir hier heute Morgen diskutieren, ar-
eitsmarktpolitisch auf jeden Fall ein sehr vielschichtiges
hema ist. Dies hat die Debatte auch ein Stück weit ge-
eigt. Ich glaube auch, dass wir ihr nur mit sehr unter-
chiedlichen Maßnahmen ein Stück weit Herr werden
önnen.
Nach meiner Beobachtung gibt es drei große Bereiche

on Schwarzarbeit. Es gibt einmal die organisierte
chwarzarbeit, zum Beispiel am Bau. Hierzu kann ich
ur sagen: Hier werden Sie die Dinge durch kein Anreiz-
ystem verändern können, denn so billig können wir nie
erden, dass wir bei einem Lohnverhältnis von 1 : 8
der 1 : 10 gegenüber osteuropäischen Arbeitnehmern
onkurrenzfähig wären.


(Beifall bei der SPD – Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Da sprechen Sie noch einmal mit Frau Wülfing! – Gegenruf der Abg. Elke Wülfing [CDU/CSU]: Ich habe nichts anderes gesagt!)


ieser kriminellen Machenschaften kann man nur mit
anz scharfer Kontrolle Herr werden.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Eine Entscheidung dazu haben wir im Übrigen im
usschuss für Wirtschaft und Arbeit einmütig getroffen,
ämlich dass die Zuständigkeit für die Schwarzar-
eitsbekämpfung weg von der Bundesanstalt für Arbeit
uf den Zoll konzentriert werden soll, auch deshalb, weil
er Zoll Polizeigewalt hat. Eines kommt noch hinzu: Es
asst nicht ganz zusammen, dass eine Agentur morgens
inen Mitarbeiter, der für Lehrstellen und Ausbildungs-
ragen zuständig ist, schickt, um nach Lehrstellen zu fra-
en, und nachmittags den selben Betrieb wegen
chwarzarbeit kontrolliert. Das wissen wir auch. Deswe-
en ist die Entscheidung richtig. Insbesondere der As-
ekt der Polizeigewalt ist wichtig, damit hier vernünftig
orgegangen werden kann.
Es ist unstreitig, dass zum Beispiel auch die „legale
auwirtschaft“ mithelfen muss, um solchen Machen-
chaften bei Sub-Sub-Konstruktionen überhaupt auf die
chliche zu kommen. Ohne diese können Sie auf den
austellen keine Kontrolle erfolgreich durchführen.






(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

Dazu gehört auch, dass auf den Baustellen etwa die Aus-
schreibungsunterlagen und viele andere Unterlagen
schlicht und ergreifend vorhanden sein müssen. Sonst
sind die Leute weg, ehe die Ermittlungsbehörden über-
haupt tätig werden können. Dann fangen sie letzten En-
des den ausländischen Arbeitnehmer, der irgendwo im
Container vor sich hinvegetiert, aber hinsichtlich derje-
nigen, die daran verdient haben, tappen sie weiterhin im
Dunkeln. Hiergegen muss mit allen Mitteln, die der
Rechtsstaat zur Verfügung stellt, vorgegangen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deshalb sollten Sie das, was der Kollege Ronald
Gewalt hier aus dem Bereich der Rechts- und Innenpoli-
tik dazu gesagt hat, inwieweit hier die Vernetzung zwi-
schen Zoll und anderen Institutionen des Rechtsstaates
zur Bekämpfung von Kriminalität gewahrt wird, sehr
ernst nehmen.


(Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Haben wir schon eingeführt! Dem stellen wir uns!)


Das muss schlicht und ergreifend im Gesetzgebungsver-
fahren geklärt werden.

Es gibt noch einen weiteren Bereich von Schwarzarbeit.
Er betrifft diejenigen, die staatliche Transferleistungen
beziehen und gleichzeitig arbeiten gehen. Machen wir
uns doch nichts vor: Das gibt es.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es!)

Das gibt es bei der einfachen Putzfrau, die in der Regel
nicht aus den Bevölkerungsgruppen kommt, die Geld
genug haben, sondern aus denjenigen, die eher schlecht
als recht auskommen. Ich rede gar nicht davon, dass sie
Sozialhilfe bezieht und nebenher putzen geht. Die Fami-
lie braucht nur Wohngeld zu bekommen. Wenn sie eine
Putzstelle annimmt und 300 Euro im Monat verdient,
verliert die Familie ihren Wohngeldanspruch. Die Frau
fragt sich dann, wofür sie eigentlich putzen geht.

Das Problem ist hier nicht nur, dass die Haushalte ihre
Putzfrau nicht anmelden. Das Hauptproblem liegt in
Wahrheit darin: Finden Sie einmal eine Putzfrau für Ih-
ren Privathaushalt, die offiziell angemeldet werden will!


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

Das liegt an unserem Transferleistungssystem.

Beim Thema Sozialhilfe, insbesondere was das Ver-
hältnis von Sozialhilfe und Zuverdienst angeht, haben
wir im Vermittlungsverfahren durch die Einführung hö-
herer Anrechnungsfreibeträge einen Schritt in die rich-
tige Richtung gemacht, indem wir eine Staffelung der
Freibeträge von zunächst 15 Prozent, dann 30 Prozent
und schließlich wieder 15 Prozent vorgenommen haben.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben! Ja, genau!)


Diese Regelung muss sich erst einmal herumsprechen
und bekannter werden.

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(C (D (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oder Anreize geben!)


ie wissen, dass wir im Niedriglohnbereich zwar grö-
ere Förderungen beabsichtigt hatten. Aber nun sollten
ir diesen Schritt in die richtige Richtung bekannt ma-
hen, damit die Menschen zumindest wissen, dass sie
ich jetzt rechtmäßig so verhalten können und daher
eine Sorge haben müssen, sich anzumelden. Ich rate
ns, auch einmal zu überlegen, wie wir die Probleme
eim Thema Wohngeld in den Griff bekommen und ob
ir, um diesen Bereich von der Schwarzarbeit zu lösen,
agatellgrenzen oder ähnliche Regelungen einführen
ollten.
Die Welt ist, wie sie ist. Wer, wenn er putzen geht,

einen Wohngeldanspruch verliert, der wird das nicht
un; denn es ist ja nicht vergnügungsteuerpflichtig, den
reck anderer Leute wegzuräumen. Nach meiner Mei-
ung müssen wir die entsprechenden Anreizsysteme
chlicht und ergreifend mit der Möglichkeit eines höhe-
en Zuverdienstes ausstatten. Das ist genauso wichtig
ie die Frage: Wie motiviere ich die privaten Haushalte,
arauf zu drängen, diese Arbeitsverhältnisse anzumel-
en? Mit der neuen Ausgestaltung der 400-Euro-Jobs
aben wir das einfach und unbürokratisch geschafft. Die
nreizsysteme könnten zwar besser sein – hier gebe ich
hnen Recht –, aber man muss die entstehenden Kosten
uch bezahlen können.
Aber was nützen die besten Anreizsysteme, wenn die

utzfrau durch sie ihren Wohngeldanspruch verliert?

(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Ja, stimmt!)


ür denjenigen, der keine Person des öffentlichen Le-
ens ist, ist die Gefahr, ertappt zu werden, wenn er diese
ätigkeit in seinem Privathaushalt unter der Hand aus-
ben lässt, nicht besonders groß. Das wissen wir alle.
elbst die öffentliche Ächtung wäre, wenn es auffallen
ürde, nicht besonders schlimm. Deswegen müssen Sie
ie Regelungen bezüglich der Anreizsysteme auch für
iese Arbeitskräfte verbessern.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)

Es gibt noch einen anderen Bereich, den wir jetzt

uch besser in den Griff bekommen haben: die neuen
00-Euro-Jobs. Seien wir doch ehrlich: Durch Walter
iesters Einschränkung der ehemaligen 630-DM-Jobs
urde – das kann man, was die Philosophie angeht, alles
egründen – die Zusatzarbeit dann, wenn sie bei einem
nderen Arbeitgeber geleistet wird, wie eine Überstunde
ewertet. Er hat ja immer gesagt: Es kann nicht sein,
ass derjenige, der bei seinem eigenen Arbeitgeber eine
berstunde leistet, zahlen muss, und dass derjenige, der
ei einem anderen Arbeitgeber einem Zusatzverdienst
achgeht, nicht zahlen muss.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Ja, genau!)

Wir merken, wohin uns eine solch restriktive Haltung

eführt hat. Die Anzahl der 630-DM-Verträge ist zu-
ückgegangen, aber die Arbeit ist nach wie vor getan
orden. Sie ist nämlich schwarz gemacht worden.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)







(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

Ich finde, durch die Art und Weise, wie wir bei den
400-Euro-Verträgen vorgegangen sind – das war insbe-
sondere der Vorschlag der Union und der FDP –, nimmt
die Anzahl der abgeschlossenen 400-Euro-Verträge zu.
Ich bin sicher, hier haben wir einen Riesenbeitrag geleis-
tet, um einen Weg aus der Schwarzarbeit heraus zu fin-
den.

Deshalb kann unser Weg nur sein, bei der Bekämp-
fung der organisierten Schwarzarbeit mit der gesamten
Kraft des Staates zuzuschlagen und sich zu wehren, hin-
sichtlich der Schwarzarbeit im privaten Bereich aller-
dings die Anreizsysteme zu verbessern. Die entspre-
chenden Entscheidungen sind auf einem guten Weg. Ich
wünsche mir noch viel deutlichere Entscheidungen. An-
gesichts der Schwierigkeiten einer Eigernordwand-Be-
steigung, den Bezug einer sozialen Transferleistung hin-
ter sich zu lassen, dauert es lange, bis sich die eigene
Arbeit wieder lohnt.

Schönen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Eine sehr angemessene Rede! – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine interfraktionelle Rede! – Gegenruf des Abg. Karl-Josef Laumann [CDU/ CSU]: Ihr müsst euch nur daran halten!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509502600

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-

wurfs auf Drucksache 15/2573 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Zusätz-
lich soll der Gesetzentwurf zur Mitberatung an den
Haushaltsausschuss überwiesen werden. Gibt es dazu
anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann
ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 18 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Dr. Michael
Meister, Dietrich Austermann, Heinz Seiffert,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Strikte Einhaltung des geltenden europäischen
Stabilitäts- und Wachstumspaktes
– Drucksachen 15/541, 15/1682 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Jörg-Otto Spiller
Georg Fahrenschon

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Leo Dautzenberg, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen nd Kollegen! Die Bundesregierung hat sowohl den Stailitätsund Wachstumspakt als auch den Geist des rundgesetzes massiv verletzt. m vergangenen Jahr lag das staatliche Defizit mit ,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts deutlich über der euverschuldungsgrenze von 3 Prozent. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Und was hatten sie vorher erzählt!)

Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1509502700

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


er Schuldenstand ist über die Marke von 60 Prozent
estiegen. Die Nettokreditaufnahme des Bundes lag mit
8,6 Milliarden Euro um fast 50 Prozent über den Inves-
itionsausgaben in Höhe von 26,7 Milliarden Euro. Rot-
rün bricht damit zum zweiten Mal hintereinander
uroparecht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein schwarzes Jahr war das!)


ie verspielen das Vertrauen der deutschen Bevölkerung
nd das unserer europäischen Nachbarn.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Meine Damen und Herren, der Stabilitäts- und
achstumspakt wurde auf deutsche Initiative hin festge-
chrieben, um die Geldwertstabilität in der Eurozone
icherzustellen. Finanzminister Theo Waigel hat den
akt gegen viele Widerstände durchgesetzt. Was hat die
egierung Kohl sich von der damaligen Opposition an-
ören müssen, als 1996 – in einem wirtschaftlich auch
ehr schwierigen Jahr – das Defizitkriterium von
aastricht trotz großer Bemühungen nur knapp verpasst
urde! Wie leichtfertig geht dagegen heute die Regie-
ung Schröder mit der Neuverschuldung um!


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es interessiert sie doch gar nicht!)


001 hat Herr Eichel der Kommission für das Jahr 2004
inen ausgeglichenen Haushalt versprochen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Tja, wer’s glaubt, wird selig!)


a kann sich jeder seine eigene Meinung bilden über
errn Eichels derzeitige Planung, 2007 ein Defizit von
ur noch 1,5 Prozent zu erreichen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein Witz! Das ist ein Witz!)


Meine Damen und Herren, auch wir als Mitglieder
es Deutschen Bundestages sind der Bevölkerung ge-
enüber für die Qualität des Euros verantwortlich. Wir
önnen dieser Verantwortung nicht gerecht werden,
enn Deutschland von seinen europäischen Partnern als
ackelkandidat in Fragen der Währungsstabilität wahr-
enommen wird. Die Europäische Zentralbank kann
hr Mandat zur Preisniveaustabilität langfristig nur erfül-
en, wenn in Europa finanzpolitische Disziplin herrscht.
eshalb ist es dringend notwendig, dass wir wieder zu
nserer alten Kompetenz zurückfinden: Deutschland als






(A) )



(B) )


Leo Dautzenberg

Wachstumslokomotive und Stabilitätsanker in der Euro-
zone und darüber hinaus auch in der EU.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wie will der Bundesfinanzminister seinen Haushalt

wieder in Ordnung bringen? – Bekanntermaßen hat ein
Haushalt eine Ausgaben- und eine Einnahmenseite. Man
kann also die Ausgaben senken oder die Einnahmen erhö-
hen. Betrachtet man die Ausgaben im Bundeshaushalt,
so wird klar, wo wir ansetzen müssen: 45 Prozent des
Bundeshaushalts sind für die sozialen Sicherungssys-
teme inklusive Rentenzuschuss festgeschrieben. 15 Pro-
zent werden für Zinszahlungen verbraucht. Nur 10 Pro-
zent gehen in staatliche Investitionen. Deshalb müssen
wir zumindest mittelfristig die Ausgaben des Bundes
insgesamt senken und dabei das Gewicht der investiven
Ausgaben gegenüber dem der konsumtiven deutlich stär-
ken. Sonst gefährden wir die Zukunftsfähigkeit Deutsch-
lands.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wie kann man die Einnahmen erhöhen? – Man kann

es wie der Bundesfinanzminister mit dem Steuerver-
günstigungsabbaugesetz und seinen Folgegesetzen ma-
chen: Verschlechterung der Standortbedingungen durch
Einschränkung der Verlustausgleichsmöglichkeiten, eine
völlig unpraktikable Neuregelung des § 8 a des Körper-
schaftsteuergesetzes, wo es um die Gesellschafterfremd-
finanzierung geht, und andere belastende Faktoren. Alles
Maßnahmen, die zwar kurzfristig Geld in die Kasse spü-
len, aber langfristig die Entwicklung Deutschlands als
Wirtschaftsstandort hemmen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Mit den genannten Maßnahmen konterkarieren Sie – das
ist sehr tragisch für Sie – Ihre eigenen Steuersatzsenkun-
gen, einen Punkt, mit dem Sie wenigstens etwas vorzu-
weisen hätten.

Kommen Sie jetzt nicht mit dem Argument, auch die
Union habe im Vermittlungsausschuss für die genannten
Punkte gestimmt. Das Vermittlungsverfahren zu diesen
Punkten war nur wieder der Reparaturbetrieb – sonst wä-
ren die Maßnahmen doch noch schlimmer ausgefallen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Das muss auch bei anderen Maßnahmen festgestellt wer-
den.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Schlampige Regierungsvorlagen!)


Im Endeffekt bleibt gültig: Die steuerpolitischen Mar-
terinstrumente, die Rot-Grün zwischenzeitlich wieder
ausgepackt hat und diskutiert, von dem ewigen Thema
Vermögensteuer über die Erbschaftsteuer bis zu der letz-
tes Jahr grandios gescheiterten Gemeindewirtschaft-
steuer mögen kurzfristig zu Steuermehreinnahmen füh-
ren.


(Joachim Poß [SPD]: An Ihnen ist das gescheitert! – Gegenruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Poß, Sie haben doch keinen soliden Vorschlag!)


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(C (D ittelund langfristig schädigt die Regierung aber unere Volkswirtschaft und damit unseren Staat. Dabei ist doch die Erhöhung des Wachstumspoten ials unserer Volkswirtschaft der entscheidende Faktor owohl bei der Umstrukturierung der Sozialsysteme als uch in der Frage des staatlichen Defizits. Es sind nicht ur die konjunkturellen Probleme, sondern vielmehr unere strukturellen Probleme, die uns belasten, auch wenn ot-Grün immer behauptet, wir hätten eine Störung des esamtwirtschaftlichen Gleichgewichts. Entscheidend ist, dass das Wachstumspotenzial wie er geweckt wird. Denn das fehlt Deutschland. Natürlich aben auch die schwache Weltkonjunktur und teilweise er Irakkonflikt dazu beigetragen, dass wir in dieser Siuation sind. Aber die US-Wirtschaft wuchs im letzten ahr um 3,3 Prozent. Die deutsche schrumpfte. Dieses ahr wird Amerikas Wirtschaft circa 4,5 Prozent Wachsum verzeichnen. Was haben wir? – Vielleicht 1,7 Proent. Mit solchen Zuwachsraten kommen wir nicht aus em Dilemma der öffentlichen Finanzen heraus. (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie doch einmal etwas zum Defizit in den USA!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr
eleistet, um diese Wachstumsschwäche zu überwinden?
or ziemlich genau einem Jahr hat der Kanzler an dieser
telle die Agenda 2010 verkündet. Ich will nicht bestrei-
en, dass der Ansatz in einigen Punkten richtig ist, etwa
ie Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe.
as Problem ist, dass schon die Zielsetzung meist nicht
eit genug geht – siehe Deregulierung des Arbeitsmark-
es –, dass die Umsetzung dilettantisch ist – ich erinnere
ur an die Bundesagentur für Arbeit – und vor allem –
as ist der wichtigste Punkt –: Die SPD will den notwen-
igen Reformweg eigentlich gar nicht gehen. Sehen Sie
ich doch einmal den Zustand in Ihrer eigenen Partei an,
ber wie vieles, was an Reformen erforderlich wird, dort
iskutiert wird.


(Zuruf von der SPD: Sie kriegen nicht einmal einen Kandidaten hin!)


Der vom Sachverständigenrat angemahnte Wechsel
vom Chaos zum System“ in der Wirtschafts- und Fi-
anzpolitik kann deshalb nur von der Union vollzogen
erden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


nsere klaren politischen Konzepte werden unser Land
ür den internationalen Wettbewerb wieder fit machen –
e früher, desto besser. Wenn Rot-Grün weiterhin die Re-
utation unseres Landes verspielt, werden wir in Zu-
unft verstärkt Probleme haben, unsere Ansichten in
ragen der Wirtschafts- und Finanzpolitik auf europäi-
cher Ebene durchzusetzen.
Ich bin schon sehr gespannt, wie die Bundesregierung
den weiteren Verhandlungen zur europäischen Verfas-
ung eine stärkere Verankerung der Wettbewerbsordnung






(A) )



(B) )


Leo Dautzenberg

und die Verpflichtung zur Geldwertstabilität durchsetzen
möchte.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja, da sind wir sehr gespannt!)


Die Kriterien des Stabilitäts- und Wachstumspaktes
müssen integraler Bestandteil der Verfassung werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Das wird dann die Nagelprobe!)


Hier sollten sich weder die Bundesregierung noch die
Kommission an Aufweichungsdebatten beteiligen. Die
Bundesregierung wird mehr als das Lippenbekenntnis
des Finanzministers von vergangener Woche zum Stabi-
litäts- und Wachstumspakt abliefern müssen, wenn sie
ein glaubhafter Vertreter des deutschen Interesses an ei-
nem dauerhaft stabilen Euro in der Europäischen Union
sein will.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509502800

Ich erteile das Wort Kollegen Joachim Poß, SPD-

Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1509502900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol-

lege Dautzenberg, das war ein Musterbeispiel für die
scheinheilige Debatte, wie sie von CDU/CSU in diesem
Zusammenhang geführt wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Das von Ihnen, Herr Poß!)


Auf der einen Seite beschließen Sie Anfang Dezember
auf Ihrem CDU-Bundesparteitag ein Konzept, das im
nächsten Jahr Steuerausfälle in Höhe von 32 Milliarden
Euro bedeuten würde.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt kommt wieder Oppositionsbeschimpfung!)


Auf der anderen Seite spielen Sie sich als Hüter der
Währungsstabilität und des Maastricht-Paktes auf.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Irgendwie passt das nicht zusammen.
Gerade haben Sie noch die hohen Ausgaben für die

Rente im Bundeshaushalt kritisiert.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben es nicht begriffen!)

Heißt das also, Sie plädieren für Kürzungen? Dann sa-
gen Sie doch den Menschen, dass Sie für Rentenkürzun-
gen sind, damit die Menschen erkennen, was die Alter-
nativen sind. Wir sind für eine Erneuerung der sozialen
Sicherungssysteme. Sie stehen für deren Abschaffung.
Das war ein Beispiel dafür.

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(C (D (Beifall bei der SPD – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wie war das mit dem Rentenniveau?)


Ich bin sehr dankbar, dass Sie so bewundernswert
eutlich die politischen Alternativen für die Bevölke-
ung aufzeigen. Es wird unsere Aufgabe in den nächsten
ochen und Monaten sein, diese Alternativen noch
eutlicher herauszuarbeiten.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Ihr wisst nicht, was ihr wollt!)


ie reden von der Wachstumslokomotive, die wir in der
uropäischen Union gewesen seien.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sagen Sie etwas zum europäischen Stabilitätspakt!)


ann schauen Sie sich doch einmal die Zahlen an! Wir
ind schon lange nicht mehr die Wachstumslokomotive.
as hat sachliche Gründe, wie der Sachverständigenrat
it Hinweis auf die deutsche Einheit und deren Konse-
uenzen festgestellt hat. Sagen Sie das doch den Men-
chen! Werfen Sie hier keine Nebelkerzen! Das sind die
ahmenbedingungen, unter den wir auch nach drei Jah-
en Stagnation Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik
achen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In dieser Debatte über den Stabilitäts- und Wachs-
umspakt wird viel Unsinn verbreitet. Wir haben gerade
in Musterbeispiel dazu gehört.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das war eine gute Rede von Kollege Dautzenberg!)


um anderen wird der Europäische Stabilitäts- und
achstumspakt bei der innenpolitischen Auseinander-
etzung als Kampfinstrument missbraucht; auch das ha-
en wir hier erleben müssen. Beides hängt miteinander
usammen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das ist unglaublich! Reden Sie doch einmal zur Sache! – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Davon versteht er doch gar nichts! – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Unerträgliche Weichmacher des Euro!)


Am 15. Januar dieses Jahres hat der luxemburgische
inisterpräsident Jean-Claude Juncker – er ist ein Par-

eifreund von Ihnen –

(Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Sehr richtig! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Auch das ist Quatsch!)


n der Wochenzeitung „Die Zeit“ ein bemerkenswertes
nterview gegeben. Jean-Claude Juncker sagt dort als ei-
er derjenigen, die den Pakt formuliert haben:

Ja, die Kommission verbreitet – gestützt von der
Europäischen Zentralbank – die Propaganda:
Vertrag ist Vertrag, drei Prozent sind drei Prozent,
und wer mit seinem Haushaltsdefizit darüber
hinausschießt, muss sofort bestraft werden. Dabei
steht das da nicht so. Das war viel feinfühliger ge-
meint.






(A) )



(B) )


Joachim Poß

Weiter führt Juncker in dem Interview aus:

Wir haben damals bewusst Spielraum für politische
Entscheidungen gelassen. Und den hat der Rat
– bei seiner Entscheidung am 25. November 2003 –
genutzt. Schließlich geht es hier um hochpolitische
Fragen.

Jean-Claude Juncker als einer der Väter des Europäi-
schen Stabilitäts- und Wachstumspaktes macht in seinem
„Zeit“-Interview voller Zorn über die aktuelle Debatte
zum Stabilitätspakt klar – damit meint er auch die Äuße-
rungen, die Frau Merkel, Herr Stoiber und Herr Merz in
diesem Zusammenhang gemacht haben –:


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Woher wissen Sie das denn? – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Sie haben doch noch nie in Ihrem Leben mit Juncker gesprochen! Der redet nicht mit jedem!)


Von Anfang an war und ist Bestandteil des Paktes, dass
er ökonomisch und politisch vernünftig interpretiert und
angewendet wird. Durch den Pakt wird eben nicht vor-
geschrieben, dass in konjunkturellen Schwächephasen
ohne Rücksicht auf die ökonomischen Kosten ein res-
triktiver finanzpolitischer Kurs zu fahren ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Der Europäische Wachstums- und Stabilitätspakt ist
ohne weiteres mit konjunkturstützenden und wachstums-
fördernden Politikmaßnahmen und -strategien vereinbar,
und zwar auch dann, wenn diese nicht zum Nulltarif zu
haben sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Stabilität von Null!)


So weit Jean-Claude Juncker, der den Pakt mit formu-
liert hat.

Ich möchte es ausdrücklich hervorheben: Der Euro-
päische Stabilitäts- und Wachstumspakt hat sich bewährt
und er bewährt sich weiter. Das gilt ausdrücklich auch
deshalb, weil die europäischen Finanzminister am
25. November des letzten Jahres so entschieden haben,
wie sie entschieden haben. Dennoch beharren die Oppo-
sition und auch manche Meinungsführer auf ihrer fal-
schen, schlichten und ideologischen Sichtweise des Eu-
ropäischen Stabilitäts- und Wachstumspaktes.

Die Verbalattacken der CDU/CSU gegen die Haus-
haltspolitik von Hans Eichel


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Waren alle gerechtfertigt!)


gehen aber nicht nur auf ein ideologisch geprägtes
grundsätzliches Missverstehen des Sinns und der Ausge-
staltung des Europäischen Stabilitäts- und Wachstums-
paktes zurück. Sie zeigen auch, dass die oppositionelle
Positionierung in der Finanzpolitik in diesen Tagen
– wie seit geraumer Zeit – von nicht zu überbietender
Widersprüchlichkeit ist.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hubert Ulrich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Bestes Beispiel dafür sind die von mir bereits genann-
en Vorstellungen der CDU – weniger der CSU – und
uch der FDP über so genannte große Steuerreformen.
n Ihren Reihen gibt es immer noch zwei Modelle, die
ach wie vor grundverschieden sind. Das werden Sie am
ommenden Sonntag mit vielen Worten übertünchen.
as ändert aber am konzeptionellen Unterschied über-
aupt nichts. Die CDU legt mit Ihrer Bierdeckelreform
in Konzept vor, durch das ein Verfassungsgebot weitge-
end aushöhlt würde, nämlich die Besteuerung gemäß
er wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Mit diesem
onzept verabschieden Sie sich vom Sozialstaat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Ach, Herr Poß! – Elke Wülfing [CDU/ CSU]: Lassen Sie das einmal jemanden machen, der mehr davon versteht als Sie!)


Die CSU tut das nicht. Auch sie misst der Einkom-
ensteuer weiterhin eine sozial ausgleichende Funktion
u. Das ist der Unterschied. Wegen der prinzipiellen Un-
ereinbarkeit der beiden Konzepte wird es auch nach
em kommenden Wochenende beim steuerpolitischen
issens in der Union bleiben. Fatlhauser und Merz wer-
en sich auf nichtssagende Thesen einigen. Mit dem
iel, die nach wie vor vielen offenen Fragen zu überde-
ken, bleibt hier alles wachsweich und wenig aussage-
räftig.
Wenn Sie etwas Konkretes liefern wollen – Sie haben

n München und Stuttgart doch gute Finanzministe-
ien –, dann legen Sie doch endlich einen konkreten Ge-
etzentwurf vor, aufgrund dessen die Menschen sehen
önnen, wer be- und wer entlastet wird. Die Berechnun-
en, die es auch von unabhängigen Instituten bisher dazu
ibt, zeigen eindeutig, dass die Krankenschwester drauf-
ahlen und der Chefarzt profitieren würde. Das und
ichts anderes sind die verteilungspolitischen Auswir-
ungen Ihres Systems.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie wären normalerweise ausgestorben! – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Dummheit tut weh!)


Alle Berechnungen dieser Modelle machen deutlich:
eder für den Bund, noch für die Länder, noch für die
ommunen wäre das finanzierbar. Herr Dautzenberg,
ie haben vorhin etwas zur Situation der Kommunen
nd zur Gemeindewirtschaftsteuer gesagt. Sie aber ha-
en die Stärkung der kommunalen Finanzen im Vermitt-
ungsausschuss verhindert. Das ist doch die Wahrheit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Es lohnt sich nicht, darauf einzugehen!)


Frau Kollegin Wülfing! – Wenn Sie nicht glauben, was
ch Ihnen erzähle, dann habe ich die herzliche Bitte, dass
ie nicht so viel Fernsehen gucken, sondern sich den
ericht, der von den Finanzministern aller 16 Länder






(A) )



(B) )


Joachim Poß

erarbeitet wurde und in dem die Modelle begutachtet
werden, in Ruhe anschauen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir wollen Benneter hören!)


Dann werden Sie nämlich zu der Schlussfolgerung kom-
men, die ich gezogen habe, nämlich dass das, was unter
dem Stichwort der Einfachsteuerkonzepte vorgelegt
wurde, eine Irreführung der Öffentlichkeit ist. Das sind
unfinanzierbare und unsoziale Konzepte, die mit unserer
Zustimmung nie Realität werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Alles unseriös! – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Dafür werden Sie beim nächsten Mal abgewählt!)


Wenn das CDU-Konzept umgesetzt werden sollte,
Herr Kollege Dautzenberg, dann würde das bedeuten,
dass das Haushaltsdefizit, dessen Obergrenze im Stabili-
täts- und Wachstumspakt festgelegt ist, im nächsten Jahr
um zusätzlich 1,5 Prozent steigen würde.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Thema verfehlt! Setzen! Sechs!)


Wenn wir von einer Gesamtverschuldung von 3 Prozent
ausgehen, dann wären das mit Ihrem Konzept
4,5 Prozent. Wie können Sie auf der einen Seite solche
Reden halten und auf der anderen Seite solche Vor-
schläge unterbreiten? Das ist wirklich eine Widersprüch-
lichkeit, die durch nichts zu überbieten ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dies zu fordern und Hans Eichel und uns vorzuwer-
fen, wir verletzten den Europäischen Stabilitäts- und
Wachstumspakt, ist einfach schizophren. Sie haben uns
mangelnden Konsolidierungswillen vorgehalten. Gleich-
zeitig aber haben Sie mit der Unionsmehrheit im Bun-
desrat und im Vermittlungsausschuss den Abbau von
steuerlichen Subventionen und Vergünstigungen weitge-
hend verhindert. Im selben Atemzug schlagen Sie im
Rahmen einer großen Steuerreform die Streichung all
dieser Vergünstigungen vor. All das passt nicht zusam-
men und ist scheinheilig, um das hier zu wiederholen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der Bericht der Finanzminister kommt zu dem Ergeb-
nis, das die „Süddeutsche Zeitung“ so zusammengefasst
hat: „Radikale Steuerreform entlastet Reiche“. Auch hier
wird bestätigt, was wir von Anfang an gesagt haben: Un-
ter dem Deckmantel der Steuervereinfachung – wie wir
wissen, ist die Einforderung von Steuervereinfachung
sehr populär – streben CDU und FDP eine Umverteilung
der Steuerlast von Spitzenverdienern auf Arbeitnehmer
mit kleinen und mittleren Einkommen an. Eine solche
unsoziale Steuerpolitik werden wir nie mitmachen.

Wenn Sie wirklich die Einhaltung des Europäischen
Stabilitäts- und Wachstumspaktes wollen, dann fordern
Sie nicht weiterhin milliardenschwere Steuerentlastun-

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(C (D en, von denen insbesondere Spitzenverdiener profitieen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509503000

Ich erteile das Wort Kollegen Andreas Pinkwart,

DP-Fraktion.

(Klaus Haupt [FDP]: Nun kommt Sachver stand!)



Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP):
Rede ID: ID1509503100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Wir hatten eigentlich gedacht, Herr Poß, dass
ie zum Thema sprechen würden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Peter Hintze [CDU/CSU]: Diese Vermutung hatten wir nie!)


ber da Sie sich maßgeblich mit der aktuellen Diskus-
ion zur Steuerpolitik auseinander gesetzt haben, möchte
ch einen Satz dazu sagen.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Es ist doch sehr bemerkenswert, dass Sie alle Modelle
das haben Sie getan –, die sich mit Steuersenkungen
nd -vereinfachungen beschäftigen und von den Finanz-
inistern in einem Gutachten bewertet worden sind, in
ausch und Bogen abgelehnt haben. Dabei plant Ihr Mi-
isterpräsident in Nordrhein-Westfalen, Herr Steinbrück,
n den nächsten Tagen mit Herrn Kirchhof, einem der
utoren, eine Pressekonferenz, weil er das Gutachten
itfinanziert und Schritte in diese Richtung machen
ill. Herr Poß, klären Sie erst einmal für Ihre Partei, was
ie wollen! Wollen Sie weiterhin hohe Steuern mit ei-
em komplizierten Steuerrecht? Oder wollen Sie in
eutschland endlich für bessere Rahmenbedingungen
orgen?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Steuerchaos!)


Dass Sie hier nicht zum eigentlichen Thema reden
ollen, ist verständlich. Was haben wir im Deutschen
undestag und auch im Bundesrat alles vereinbart, als
ir die D-Mark abgeschafft und den Euro eingeführt ha-
en? Wir haben uns darauf verständigt, den hohen Stabi-
tätsanspruch an unsere Währung dadurch zu sichern,
ass wir klare Kriterien definieren. Sie wissen: Das ge-
amtstaatliche Defizit in Deutschland jährlich auf maxi-
al 3 Prozent zu begrenzen,


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: In schlechten Zeiten!)


ie Verschuldungsgrenze insgesamt auf 60 Prozent des
ruttoinlandsproduktes zu führen und mittelfristig aus-
eglichene Budgets vorzulegen, das sind die drei zentra-
n Regeln. Sie von Rot-Grün haben gegen alle Regeln
achhaltig verstoßen. Das gilt es, hier zu diskutieren.






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Pinkwart


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie haben beim ersten Kriterium, der Defizitquote, in
den letzten Jahren eine Vervierfachung vorgekegelt. Im
Jahre 2000 lag die Neuverschuldungsquote noch bei
1 Prozent, im vergangenen Jahr bei 4 Prozent.

Wie sieht es bei dem zweiten Kriterium aus? Die Ge-
samtschuldenquote ist innerhalb von drei Jahren von
60,8 Prozent auf 65 Prozent gestiegen.

Schließlich hat Ihr Finanzminister das Ziel, zu einem
ausgeglichenen Budget zu kommen, wiederholt für die
nächsten Jahre versprochen. Das wird selbst nach Ihrem
neuen Bericht im Jahr 2007 verfehlt werden, wo Sie jetzt
immer noch eine Neuverschuldungsquote von 1,5 Pro-
zent einplanen. Das sind die Zahlen, die wir hier disku-
tieren müssen. Vor denen drücken Sie sich doch in Wahr-
heit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Weil Sie Fehler in Ihrer Politik gemacht haben – zu-

weilen hat sie der Bundeskanzler hier auch einge-
räumt –, ist Deutschland nicht aus der Strukturkrise he-
rausgekommen. Deshalb verfehlen Sie in Serie diese
Kriterien und legen uns Haushalte vor, die schon bei der
Aufstellung verfassungswidrig sind. Das ist doch das,
was wir hier kritisieren müssen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Vorsätzlicher Verfassungsbruch!)


Um sich dann Luft zu verschaffen, versuchen Sie, die
Regeln einfach zu ändern. Das ist so wie im privaten Le-
ben: Wenn ein reichlich bemessener Anzug auf einmal
nicht mehr passt und man feststellt, man müsste eigent-
lich sein Verhalten ändern, um das Körpergewicht zu re-
duzieren, dann setzen Sie auf die nächste Konfektions-
größe, statt grundlegend das Verhalten zu ändern. Ihre
Gesundheitsministerin würde das als ein sehr ungesun-
des Verhalten qualifizieren. Genauso ungesund ist das,
was Sie tun, für unsere Volkswirtschaft.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wenn ich dann höre, dass Sie, Herr Poß, am Stabili-

tätspakt festhalten wollen – das war der einzige Satz, den
Sie zum Thema gesagt haben –, dann möchte ich Sie
herzlich bitten, mit Ihrem grünen Koalitionspartner über
das zu reden, was Herr Cohn-Bendit, der Spitzenkandi-
dat der Grünen für die Europawahl, dieser Tage in der
„Welt“ geschrieben hat. Mit Erlaubnis des Präsidenten
darf ich das zitieren:

Der Stabilitätspakt, der vor fünf Jahren noch seine
Berechtigung hatte, ist unter den heutigen ökono-
mischen Bedingungen einfach kein adäquates In-
strument mehr.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

Und wenn Regeln nicht mehr funktionieren, dann
muss man sie ändern …

(Zurufe von der CDU/CSU: Unglaublich! – Der Mann gehört zurückgezogen!)


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(C (D enn man auf diese Weise Politik macht, dann verspielt an das notwendige Vertrauen der Bürgerinnen und ürger in die Stabilität unserer Währung. Das ist ein hoes Gut, wie wir wissen. Als das Vertrauen nämlich noch a war, hatte dieses Land Erfolg. Sie verspielen diesen rfolg mit Ihrer Politik. Wir fordern Sie auf: Arbeiten Sie nicht mit den Län ern zusammen und stimmen Sie nicht in den Chor derer in, die Regeln verletzen wollen, sondern kommen Sie uf das zurück, was beschlossen ist. Richten Sie Ihre irtschafts-, Finanzund Arbeitsmarktpolitik danach us, dass Ziele auch erreicht werden können. Die Vorängerregierung von Ihnen, die Sonderbelastungen zu chultern hatte, wie Sie sie erst zugegeben haben, als Sie elbst an die Regierung gekommen sind, hat diese wichigen Stabilitätskriterien durchgesetzt, auch gegenüber en anderen Ländern in Europa, die sich damit zunächst chwer getan haben. Diese Vorgängerregierung hat Ihen einen Haushalt mit einer Neuverschuldungsquote on 2,2 Prozent übergeben. Das war genau der Durchchnitt der EU-Länder. Erst seitdem Sie regieren, werden iese Regeln verletzt. Sie haben das zu verantworten. ndern Sie Ihre Politik, damit das Vertrauen in die Wähung wieder hergestellt werden kann! Das Wort hat jetzt die Kollegin Anja Hajduk vom ündnis 90/Die Grünen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die wird jetzt Herrn Cohn-Bendit verteidigen!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1509503200


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509503300

Ich möchte im Zusammenhang mit meinem Kollegen
ohn-Bendit kurz klarstellen: Wir, Bündnis 90/Die Grü-
en, haben im Wahlprogramm zur Europawahl im ver-
angenen Herbst eindeutig verankert, dass wir am Stabi-
itäts- und Wachstumspakt festhalten und dass wir ihn
ichtig finden. Herr Cohn-Bendit war seinerzeit anwe-
end.


(Günter Nooke [CDU/CSU]: Dann muss er als Spitzenkandidat zurücktreten!)


Es gibt immer mal wieder unterschiedliche Meinun-
en. Ich sage das ganz offen, um Ihnen unsere Position
u verdeutlichen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Dann müsst ihr ihn zurückziehen!)


n dieser Frage gibt es aber keine unterschiedlichen Mei-
ungen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir schicken ihm das Programm gerne noch einmal zu!)


Ich bin Ihnen durchaus dankbar, Herr Kampeter, dass
ie mich so unterstützen.
Zum Thema: Ihr Antrag lautet „Strikte Einhaltung des

eltenden europäischen Stabilitäts- und Wachstumspak-
es“. Dieser Pakt hat, wie gesagt, seine Gründe – darauf






(A) )



(B) )


Anja Hajduk

will ich zum Schluss noch zurückkommen – und ist
wichtig. Wir sind uns in der Zielsetzung, gerade im Hin-
blick auf ein wachsendes und zusammenwachsendes
Europa, einig. Darin liegt eine Grundbedingung, die
deutlich macht, dass ein solcher Stabilitäts- und Wachs-
tumspakt notwendig ist. Wir sind davon überzeugt, dass
eine Koordination der Wirtschafts- und Haushalts-
politiken in Europa notwendig wird. Ich glaube, darin
sind wir uns in diesem Hause einig.

Sie plädieren für die strikte Einhaltung des Stabilitäts-
und Wachstumspakts. Ich will Sie auffordern, sich zu
überlegen: Hilft es eigentlich, die strikte Einhaltung zu
fordern? Ist es nicht – statt polemisch zu streiten – not-
wendig, ehrlich festzustellen, in welcher Situation wir
uns befinden?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Polemik kam nur von Poß!)


– Ich meine damit alle. – Bewähren sich die Regeln auch
in konjunkturell schwierigen Zeiten? Das ist eine wich-
tige Frage.

Seit drei Jahren verzeichnen wir eine stagnative Ent-
wicklung. Das ist eine schwierige wirtschaftspolitische
Ausgangslage, die in den Haushalten ihre Spuren hinter-
lässt.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Deshalb haben Sie die Regeln auch wiederholt gebrochen!)


– Nein, es ist anders. Wir haben nicht die Regeln gebro-
chen. Wir haben vielmehr die Defizitkriterien verfehlt,
und zwar im Jahr 2002 mit 3,5 Prozent und im Jahr 2003
mit 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Wir werden die
Kriterien auch im Jahr 2004 nicht einhalten. Das leugnet
niemand.

Wir haben zwar die Kriterien verfehlt, aber zum Sta-
bilitäts- und Wachstumspakt gehört auch, die schwierige
Realität in den Blick zu nehmen, dass wir auch die
Wachstumsziele nicht erreicht haben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Stimmt! Herr Poß, hören Sie doch mal zu! Sie hält eine Rede zum Thema! – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Herr Poß, da können Sie noch was lernen! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie redet über die richtigen Fragen!)


Die Wachstumsziele waren so prognostiziert, dass die
Kriterien in den Jahren 2002 bis 2004 hätten eingehalten
werden können. Dabei war eine Wachstumsprognose
von 2 Prozent unterstellt worden.

Wir müssen uns fragen, wie wir mit dieser schwieri-
gen Lage umzugehen haben. Ich meine, unsere frühere
Zielsetzung war richtig; wir haben sie aber leider nicht
durchgehalten. Wenn ich „wir“ sage, dann sind auch Sie
mit angesprochen. Es wäre eine vernünftige Zielsetzung
gewesen, hinsichtlich der Wachstumszahlen für die
Haushaltsplanung von einer vorsichtigeren Grundlage
auszugehen, auch wenn es wünschenswert ist, wenn das
tatsächliche Wachstum diese letztlich übertrifft.

Die Bundesregierung hatte nach der Wiederwahl vor,
als Grundlage von einer Wachstumsprognose entspre-

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(C (D hend dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre on 1,5 Prozent auszugehen. Das wäre vorsichtiger geesen, es ist aber im Finanzplanungsrat, in dem die nionsfinanzminister die Mehrheit haben, gescheitert. ch möchte Sie auffordern, mit dafür zu werben, dass wir ukünftig vorsichtiger kalkulieren. Damit schaffen wir ine solidere Grundlage. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So einer schlechten Politik kann auch der Finanzplanungsrat nicht zustimmen!)


Notwendig ist auch eine Politik, die Beschäftigung
nd Wachstum fördert. Wir dürfen nicht nur das Wachs-
m abstrakt in den Mittelpunkt stellen, sondern müssen
uch die Beschäftigung berücksichtigen. Dazu sind
das ist wohl unstreitig – Reformvorhaben wie auch die
msetzung der Agenda 2010 notwendig.
In diesem Zusammenhang muss ich Ihnen offen sa-

en: Wenn wir über die Einhaltung des Stabilitäts- und
achstumspakts in Perspektive reden, dann reicht es
icht, wenn Sie die pauschale Forderung in Ihren Antrag
ufnehmen, die Ausgaben insbesondere im konsum-
ven Bereich müssten gesenkt werden. Sie müssen viel-
ehr selber Vorschläge machen, und zwar auch dazu
darauf hat Herr Poß zu Recht hingewiesen –, welche
trukturellen Reformen Sie vorschlagen, um die Ausga-
en zum Beispiel in der Alterssicherung zu begrenzen.

(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Dann lesen Sie doch mal unseren Bundesparteitagsbeschluss!)

ir sollten allerdings aufhören, nur immer von struktu-

ellen Reformen zu sprechen. Das ist ein Unwort. Ich
iehe es vor, von konkreten Reformen zu sprechen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sie haben doch damals die Rentenreform abgelehnt! Das ist doch hausgemacht!)


Sie werden in einigen Wochen den Beweis antreten
üssen, was Sie mitzutragen bereit sind. Die Zukunft
nserer Gesellschaft verträgt es nicht, dass gegen Ein-
parungen gerade auch im Bereich der Alterssicherung
olemisiert wird.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sie haben doch die Rentenreform verhindert!)


ier werden Sie in die Pflicht genommen werden. Da-
auf möchte ich Sie schon jetzt vorbereiten; denn kon-
ret sind Sie in Ihren Vorschlägen noch nicht geworden.
err Dautzenberg, gerade Sie sind in Ihrer Rede sehr all-
emein geblieben.


(Joachim Poß [SPD]: Er hat „Rentenkürzung“ gesagt!)


Ich möchte auch noch etwas zu der Entwicklung sa-
en, die Sie direkt mitverursacht haben. Das betrifft ins-
esondere die Union, aber auch, glaube ich, die FDP. Sie
aben im Vermittlungsausschuss eine riesige Chance im
inblick auf die strukturelle Haushaltsentwicklung
om Jahr 2005 an vertan. Bei der Anhörung zum Haus-
altsbegleitgesetz haben die von Ihnen benannten Ex-
erten gebeten, dass wir uns trotz des Streits über die
teuerreform und insbesondere die Tarifsenkung über






(A) )



(B) )


Anja Hajduk

den weitestgehend möglichen Subventionsabbau einig
werden sollten. Da ich nicht immer nur von Eigenheim-
zulage und Entfernungspauschale reden möchte, sage
ich in Richtung Union: Die von Ihnen vertretene Blocka-
dehaltung hinsichtlich der Subventionen für die Land-
wirtschaft ist nicht zukunftsweisend.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Was ist denn mit den Steinkohlesubventionen, die in vollem Umfang weiterlaufen?)


Hier müssen Sie umdenken; denn das ist mit Blick auf
eine sinnvolle Perspektive für den Haushalt und auch für
Europa unglaubwürdig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Michael Meister [CDU/ CSU]: Sie haben doch Punkte von der Liste gestrichen! Sie blockieren doch den Subventionsabbau! Sie blockieren bei den grünen Subventionen!)


– Herr Meister, seien Sie nicht unehrlich!

(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Sie sind unehrlich! Sie haben blockiert, Sie haben sich verweigert!)


Sie halten flammende Plädoyers, wenn Ausnahmetat-
bestände, von denen bestimmte Lobbygruppen profitie-
ren, gestrichen werden sollen. Das, was Sie gerade auf-
führen, ist nicht sehr ehrlich. Ich glaube, das wissen
selbst Ihre eigenen Kollegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Joachim Poß [SPD]: Es waren viele dabei, Herr Meister, die Sie blockiert haben!)


Ich möchte noch einmal festhalten: Nicht die Anwen-
dung des Regelwerks des Stabilitäts- und Wachstums-
paktes, sondern der Reformstau, den sich dieses Land
geleistet hat,


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Noch leistet!)

ist nach meiner Meinung das Problem. Das betrifft auch
uns. Aber wir unternehmen seit dem letzten Jahr große
Reformanstrengungen. Sie wissen, dass Sie hinsichtlich
des Reformstaus noch viel mehr Jahre auf dem Buckel
haben. Da gerade dazwischengerufen wurde, dass sich
dieses Land noch immer einen Reformstau leiste,
möchte ich auf Ihre Mitverantwortung zu sprechen kom-
men. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Bundes-
rat und im Vermittlungsausschuss liegt es auch in Ihrer
Verantwortung, dass sich dieses Land in Zukunft keinen
weiteren Reformstau leistet. Wir können zwar in der Sa-
che streiten. Aber faule Kompromisse sollten wir nicht
mehr schließen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Das sollten Sie nicht uns, sondern der SPD sagen!)


Die Funktionsfähigkeit des Stabilitäts- und Wachs-
tumspaktes ist eine entscheidende Vertrauensgrundlage
für den Prozess der europäischen Einigung. Das Ver-
trauen in diesen Pakt zu sichern gebietet auch die euro-

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(C (D äische Solidarität. Ich sage Ihnen ganz selbstbewusst: ir werden uns weiter an dem Stabilitätsund Wachsmspakt orientieren, und zwar auch in schwierigen Zein. Es nutzt nichts, nur darüber zu jammern, dass man riterien verfehlt. Man muss vielmehr Lösungen für die örderung von Wachstum und Beschäftigung in eutschland finden; denn nur dann haben wir die hance, die Kriterien einzuhalten. Wir wollen uns dem afür notwendigen Reformprozess stellen. An Sie richtet ich die Frage, ob Sie uns dabei konstruktiv-kritisch beleiten wollen. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1509503400

Als nächster Redner hat das Wort der Kollege Georg

ahrenschon von der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1509503500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir soll-

en uns im Hinblick auf das, was am 25. November des
ergangenen Jahres geschehen ist, mit dem Warum und
ieso sehr genau auseinander setzen. Ich bin der festen
berzeugung, dass der 25. November des vergangenen
ahres kein guter Tag für Europa, kein guter Tag für das
uropäische Recht und erst recht kein guter Tag für die
uropäische Wirtschafts- und Währungsunion war.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

n diesem Tag wurden mit der Entscheidung der EU-
inanzminister, das Defizitverfahren auf Deutschland
icht anzuwenden, erstens unserer gemeinsamen Wäh-
ung, dem Euro, die Grundlage entzogen, zweitens der
tabilitäts- und Wachstumspakt stark beschädigt und
rittens in einer Nacht-und-Nebelaktion europäisches
echt gebeugt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

aran ist besonders schlimm, dass gerade das Land, das
ich in den 90er-Jahren insbesondere für den Stabilitäts-
akt eingesetzt und ihn durchgesetzt hat, für seine De-
ontage verantwortlich ist.
Die Schaffung einer Europäischen Wirtschafts- und
ährungsunion und die Einführung einer gemeinsamen
uropäischen Währung waren Kernelemente des Ver-
rags von Maastricht, dem der Bundestag am 2. De-
ember 1992 mit überwältigender Mehrheit zugestimmt
at. Wir müssen uns schon mit der Grundlage auseinan-
er setzen. Der Stabilitätspakt war nämlich der Schlüssel
azu, die alte europapolitische Frage „Was muss zuerst
ommen: eine politische Union oder eine Wirtschafts-
nd Währungsunion?“ zu beantworten. Im Grunde ist
ie politische Union in Europa heute noch nicht verwirk-
icht. Der Stabilitätspakt war der Schlüssel zur Einfüh-
ung der gemeinsamen Währung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So wie er Georg Fahrenschon ausschaut, wird das Herrn Poß gerade jetzt erst klar!)





(A) )


(B) )


Wer den Stabilitätspakt jetzt zerstört, der macht natürlich
wesentliche Teile der gemeinsamen Währungspolitik
kaputt.

Herr Poß, interessant ist Folgendes: 1997 waren sich
alle Fraktionen dieses Parlaments einig, dass man auf
den Stabilitätspakt setzt, da ohne ihn die politische
Union und die Wirtschaftsunion nicht erreicht werden
können. Deshalb hat man den Stabilitätspakt gemeinsam
beschlossen und in den Mittelpunkt der Europapolitik
gerückt.


(Joachim Poß [SPD]: Im Sinne von Juncker!)

Herr Poß, nur einer war dagegen: der heutige Bundes-

kanzler Gerhard Schröder. Schon damals hat er nämlich
gegen die im Stabilitätspakt festgelegten Kriterien argu-
mentiert. Ihm waren sie zu wenig strikt. Er hat sogar da-
von gesprochen, dass der Euro angesichts der Ausgangs-
lage 1997 eine „kränkelnde Frühgeburt“ ist. In diesem
Sinne hat er sich ausgedrückt. In einem Interview mit
dem „Spiegel“ ging er sogar so weit, zu sagen – ich zi-
tiere –:

Ich bin wahrscheinlich einer der wenigen, die den
Vertrag von Maastricht noch ernst nehmen. … Ich
will, dass die Stabilitätskriterien, wie es das Bun-
desverfassungsgericht fordert und wie es in beiden
Erklärungen von Bundestag und Bundesrat steht,
strikt eingehalten werden.

(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen Sie doch nicht nur Vergangenheitsbewältigung!)


– Mir ist schon klar, dass Sie das nicht hören wollen.

(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schauen Sie doch mal nach vorne!)

– Nein, Frau Hajduk, ich schaue nicht nach vorne.


(Joachim Poß [SPD]: So jung und schon so rückwärts gewandt!)


Wir müssen uns mit der Grundlage des Euros auseinan-
der setzen. Sie und Ihr Bundesfinanzminister haben am
25. November des letzten Jahres diese Grundlage in
Schutt und Asche gelegt, also zerstört.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Zerstören können sie gut!)


Wissen Sie, warum? Weil Sie die Grundlage nicht
mehr anerkennen wollen, weil Ihr Bundeskanzler bzw.
der Kanzler Ihres Koalitionspartners jetzt vor den Trüm-
mern seiner Politik steht. Der Hintergrund ist: Wir stün-
den jetzt am Vorabend von Strafzahlungen, die der Sta-
bilitätspakt eigentlich vorgesehen hat. Ihr Manöver hat
doch nur den Zweck, dass die Strafzahlungen, die die
Bundesrepublik noch vor der nächsten Bundestagswahl
zu leisten hätte, verhindert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D etztendlich haben Sie die „kränkelnde Frühgeburt“ in en Brunnen geworfen. Dieser Vorwurf ist an Sie zu ichten. Der Bundesfinanzminister ist nicht wesentlich besser. och auf dem Bundesparteitag der SPD im November 001 sagte er: Wir bleiben auf Kurs. Wenn wir jetzt wackelten, wenn wir unsere europäischen Verabredungen im Stabilitätsund Wachstumspakt nicht einhielten, dann halten sie andere auch nicht ein. r hat ja Recht: Genau das wird passieren. Aber er hält ich nicht mehr daran. Aus dem „eisernen Hans“, der ich vor nicht allzu langer Zeit mit jedem anlegte, der eine Sparziele unterlaufen wollte, ist mittlerweile jeand geworden, der die EU-Kommission, die Hüterin er Verträge, attackiert, weil sie von ihm weitere Sparbeühungen verlangt. (Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Und was macht der Außenminister? Der schweigt und macht mit!)


eder andere Finanzminister hätte diesen Vorgang dazu
enutzt, die Fachminister weiter unter Druck zu setzen.
ber nein, Hans Eichel hat kapituliert.


(Beifall bei der CDU/CSU – Peter Hintze [CDU/CSU]: Wo ist er überhaupt?)


Hans Eichel argumentiert im Übrigen damit, er könne
er Forderung der Kommission nicht nachkommen, weil
ie von ihm eine unzumutbare, prozyklische Finanzpoli-
ik verlangt. Ich will darauf hinweisen: Der Finanzminis-
er ist hier ein Gefangener seiner eigenen Wachstumspro-
aganda. Entweder: Wenn seine Wachstumsprognosen
ür die kommenden Jahre stimmen, dann ist der Vorwurf,
an verlange von ihm eine prozyklische Finanzpolitik,
icht richtig. Oder: Wenn die Wachstumsprognosen nicht
timmen, dann sind die Beruhigungspillen, die er verteilt,
ie falsche Medizin für unser Land.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte noch auf einen parlamentarischen Vor-
ang hinweisen. Ich habe nachgeschaut: Der Finanzmi-
ister hat am Vorabend des 25. November im Ausschuss
ede und Antwort gestanden. Er hat sich auf ein juristi-
ches Gutachten berufen, nämlich auf das juristische
utachten des Rates. Übrigens hat uns der Finanzminis-
er das Gutachten nicht am selben Tag, sondern erst drei
onate später zur Verfügung gestellt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So schnell arbeitet das Ministerium halt! Da würde ich nicht so kritisch sein! Das ist so!)


chon im ersten Punkt des Gutachtens, auf das sich der
inanzminister bezieht, ist zu lesen, dass Veränderungen
n den Auflagen gegenüber Deutschland nur auf Emp-
ehlung der Kommission vorgenommen werden können.
s ist nicht Recht des Ecofin-Rates, die Auflagen zu än-
ern. Es ist Recht der Kommission, die Auflagen zu än-
ern.






(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Geschummelt hat er!)


Zumindest insoweit hat uns Hans Eichel die Unwahrheit
erzählt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Auch das überrrascht in Deutschland keinen mehr!)


Die ständigen Überschreitungen der Defizitkriterien
sind zudem – das herauszuarbeiten ist mir wichtig – ein
Verrat an der Jugend unseres Landes. Wir brauchen kei-
nen groß angelegten Nachhaltigkeitsbeirat. Wir brau-
chen Nachhaltigkeit in der Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das Statistische Bundesamt meldet in dieser Woche: Die
Schulden der öffentlichen Haushalte sind mittlerweile
auf über 1,3256 Billionen Euro gestiegen. Legt man die
1,3 Billionen Euro Staatsschulden auf die rund 80 Mil-
lionen Bundesbürger um, dann steht jeder Deutsche,
vom Baby bis zum Opa, mit mittlerweile 16 570 Euro in
der Kreide.


(Günter Gloser [SPD]: Was haben Sie dazu beigetragen?)


– Das ist unser Problem, unser gemeinsames Problem.
Wenn Sie die Sperre, die der Stabilitäts- und Wachs-

tumspakt dagegen aufbaut, zerstören, dann ist das unver-
antwortlich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP])


Es sind unsere Schulden. Es sind vor allem die Schulden
der nachfolgenden Generation, unserer Kinder und En-
kelkinder. Herr Eichel predigt Nachhaltigkeit, der grüne
Koalitionspartner einen sanften Umgang mit der Schöp-
fung und der Umwelt, aber wenn es um finanzielle und
soziale Ressourcen in unserem Land geht, dann lassen
sie einfach alle Fünfe gerade sein und tun nichts.


(Beifall bei der CDU/CSU – Günter Gloser [SPD]: Das ist doch Harzer Käse, was Sie erzählen!)


Ein Highlight ist es, wenn sich Hans Eichel auf
Immanuel Kant bezieht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das wüsste!)


In seiner Rede am 25. Februar 2004 hat Hans Eichel er-
klärt, bei Licht betrachtet sei alles so schwierig, und Im-
manuel Kant wie folgt zitiert:

Der Mensch ist aus so krummem Holz gemacht,
dass sich daraus nichts Gutes zimmern lässt.

Immanuel Kant hat sein Leben nach strengen Regeln
organisiert. Er ist jeden Morgen zur gleichen Zeit aufge-
standen. Nach Frühstück, Arbeit, Mittagessen, Nachmit-
tagsspaziergang ging es früh zu Bett. Nach Kants strikt
geregeltem Tagesablauf konnte man die Uhr stellen.

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(C (D eshalb ist es unverfroren, wenn Hans Eichel mit Kant rgumentiert. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Er muss nach Königsberg fahren und Abbitte leisten!)


Eigentlich hätte er ein anderes Zitat heraussuchen
üssen, nämlich eines gegen die schwammige und will-
ürliche Auslegung des Stabilitätspaktes:

Das Recht muss nie der Politik, wohl aber die Poli-
tik jederzeit dem Recht angepasst werden.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1509503600

Das Wort hat jetzt der Kollege Axel Schäfer von der

PD-Fraktion.


Axel Schäfer (SPD):
Rede ID: ID1509503700

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Man

ollte Kant und auch Hans Eichel schon richtig zitieren.

(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das denke ich auch!)

ant hat gesagt: Handele so, dass die Maxime deines
illens stets die Grundlage für die allgemeine Gesetzge-
ung sein kann. – Darüber sind wir uns doch sicherlich
inig. Hans Eichel hat in jener Rede damals ausgeführt:
enn man Regeln konzipiert, muss man sich den Spiel-

aum lassen, damit sie angemessen angesichts der jewei-
igen spezifischen Herausforderung gehandhabt werden
önnen. Nur dann nützen sie den Menschen. – Genau so
st es, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Was die Unionsfraktion zur strikten Einhaltung des
uropäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts und zur
trikten Anwendung seiner Vorschriften hier ständig dar-
egt, heißt in der Praxis ihrer Politik normalerweise:
triktes Anhalten und strenges Einwenden gegen alle Re-
ormvorschläge. – Das ist Ihre Position und deshalb ist
as genau an dieser Stelle unglaubwürdig.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Reform bedeutet doch nicht Defizitsteigerung! Das ist völliger Unsinn! – Gegenruf von der SPD: Aber Sie können es nicht widerlegen! Sie behaupten immer nur!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben doch bei
en Verhandlungen im Vermittlungsausschuss deutlich
achen können, dass es notwendig ist, den Stabilitäts-
akt auf allen Seiten einzuhalten. Das Einhalten bedeu-
et, dass sowohl der Bundes- wie auf die Länderhaus-
alte ausgeglichen sind. Dafür trägt man gemeinsam die
erantwortung. Dieser gemeinsamen Verantwortung
önnen Sie sich deshalb auch nicht entziehen.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Das will doch hier auch keiner!)







(A) )



(B) )


Axel Schäfer (Bochum)


Das Zweite ist: Die Aufforderung der EU-Kommis-

sion an Deutschland, in diesem Jahr über die bereits be-
schlossenen Konsolidierungsmaßnahmen hinaus wei-
tere Milliarden Euro einzusparen, ist von der Mehrheit
der EU-Finanzminister inklusive Hans Eichel zu Recht
zurückgewiesen worden, denn wir wollen die konjunk-
turelle Erholung in Deutschland nicht gefährden. Kein
Staat in Europa kann Interesse daran haben, dass der
Aufschwung in Deutschland gefährdet wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bei einer Staatsquote von 50 Prozent brauchen Sie hier nicht ein vulgär-keynesianisches Argument vorzutragen!)


Das scheint allerdings Ihr Interesse zu sein, denn mein
Vorredner hat ja gemeint, dass es notwendig wäre, Straf-
zahlungen zu leisten. Sie müssten dann auch öffentlich
erklären, was Strafzahlungen in der Praxis bedeuten: Sie
ziehen enorme Kürzungen im sozialen Bereich nach
sich. So etwas kann man nicht einfach folgenlos propa-
gieren, sondern dafür müssen Sie dann die Verantwor-
tung tragen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Rechtsbrecher empört sich über die Strafe!)


– Ich bin Ihnen sehr dankbar für den Zwischenruf
„Rechtsbrecher“. Ich habe Jean-Claude Juncker als Fi-
nanzminister und Ministerpräsidenten von Luxemburg
fünf Jahre lang als Partner im Europäischen Parlament
erlebt. Er hat zum Thema Stabilitätskriterium und Ein-
haltung des Stabilitätspaktes alles Notwendige gesagt;
Joachim Poß hat zu Recht darauf hingewiesen. Reden
Sie doch einmal wie ich mit Jean-Claude Juncker. Er
könnte Ihnen erklären, wie 1992 die Funktionsweise des
Stabilitätspaktes konzipiert war. Reden Sie bitte nicht
von europäischen Dingen – es tut mir Leid, das sagen zu
müssen –, von denen Sie leider keine Ahnung haben.


(Beifall bei der SPD)

Das Entscheidende ist: Deutschland hat jede Auflage

aus Brüssel, was die Umsetzung des Stabilitätspaktes be-
trifft, erfüllt. Der Ecofin-Rat bewegt sich mit der Zu-
rückweisung der Kommissionsposition ganz eindeutig
auf dem Boden des Europäischen Stabilitäts- und
Wachstumspaktes.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das sehen außer Ihnen aber wenige in Europa so!)


Deshalb wird die angestrebte Klage gegen den Rat vor
Gericht ganz sicher scheitern. Darüber werden wir hier
dann auch gerne diskutieren.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Warten wir es einmal ab!)


Sinn und Zweck des europäischen Stabilitäts- und
Wachstumspaktes ist bekanntlich, die Mitgliedstaaten zu
einer soliden und nachhaltigen Haushaltspolitik anzu-
halten, so mithilfe der Haushalts- und Finanzpolitik das
Vertrauen in die neue europäische Währung, den
Euro, zu stärken und die Geldwertstabilität in der Eu-

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(C (D ozone zu sichern. Alle diese Ziele, liebe Kolleginnen nd Kollegen, wurden erreicht. Die öffentlichen Hausalte in Euroland weisen selbst nach mehrjähriger wirtchaftlicher Stagnation bei weitem nicht mehr die hohen erschuldungsraten früherer Jahre auf. Niemand wird udem bestreiten, dass sich der Euro an den internationaen Finanzund Devisenmärkten durchgesetzt hat und uropa und insbesondere Deutschland in Wirklichkeit eit davon entfernt sind, Inflation und galoppierende reise zu produzieren. Zu Stabilität gehört eine vorauschauende Finanzpolitik und zu Wachstum gehört Innoation. Stichwort Stabilität: Die Position, die, von Schweden usgehend, die Niederlande, Österreich, Großbritannien, rankreich und Deutschland ergriffen haben, den EUaushalt bei 1 Prozent des Bruttonationaleinkommens is 2013 zu fixieren, ist ein wichtiger Beitrag im Entcheidungsprozess der EU. Wir werden spätestens in wei Jahren für die Zeit von 2007 bis 2013 einen solien, realistischen und anspruchsvollen Rahmen festleen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie wohl nicht!)


enau das hat diese Bundesregierung ja 1999, als sie die

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1509503800



(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da soll der Haushalt doch schon längst ausgeglichen sein! Kein Versprechen wurde gehalten!)


iese Bundesregierung unter Gerhard Schröder und
oschka Fischer hat es trotz der schwierigsten Konstella-
ion der europäischen Politik seit Jahrzehnten – Rücktritt
er Kommission, kriegerische Auseinandersetzungen
nd fehlende finanzielle Vorausschau – geschafft, einen
oliden Finanzrahmen für die Jahre 2000 bis 2006 im
ahmen der Vorschau zu zimmern.
Meine Damen und Herren, Sie können doch gar nicht

bstreiten: Wir haben erst seit dieser Zeit die Situation,
ass sich die finanziellen Verpflichtungen Deutschlands
egenüber der EU mit seinen wirtschaftlichen Möglich-
eiten decken. Bei Ihnen war es doch genau umgekehrt.
arüber hinaus wurde im Rahmen der Nettozahlung
raufgepackt. Das ist der Unterschied zwischen Ihnen
nd uns.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zum Thema Wachstum. Vor genau einem Jahr haben
er britische Premierminister Tony Blair, der französi-
che Staatspräsident Jacques Chirac und der deutsche
undeskanzler Gerhard Schröder eine Reihe von Maß-
ahmen zur Unterstützung einer international wettbe-
erbsfähigen Industrie vorgeschlagen. Diese wurden
om EU-Gipfel im Frühjahr 2003 bekanntlich alle über-
ommen. Jetzt haben dieselben Staats- und Regierungs-
hefs wieder eine gemeinsame Position in Bezug auf In-
ovationen, Beschäftigung und die Modernisierung des
uropäischen Sozialmodells eingenommen. Auch dies-
al ist es gelungen, von unterschiedlichen britischen,
ranzösischen und deutschen Positionen ausgehend, zu






(A) )



(B) )


Axel Schäfer (Bochum)


gemeinsamen Vorschlägen zu kommen, die in allen
25 Mitgliedstaaten zustimmungsfähig sein können.
Denn genau das ist die Kunst europäischer Politik: Es
kommt darauf an, dass Länder, die sich a priori einig
sind, nicht versuchen, sich in Europa durchzusetzen,
sondern dass sich EU-Staaten – das ist die Position die-
ser Bundesregierung –


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Und unser Wachstum sinkt! Trotz dieser europäischen Initiative! Wir schrumpfen!)


mit unterschiedlichen Haltungen auf dem Weg von
Kompromissen über bestimmte Vorschläge verständi-
gen, dass sie also ein Stück vorangehen und Impulse für
Europa setzen, auf die die große Mehrheit der Länder re-
agieren kann.

Meine Damen und Herren, Sie wissen, dass der Stabi-
litäts- und Wachstumspakt für uns nicht zur Disposi-
tion steht. Er ist aber in der öffentlichen Diskussion. In
diesem Zusammenhang möchte ich einen Finanzexper-
ten zitieren, dessen Position ich mir übrigens nicht zu Ei-
gen mache:

Vieles spricht dafür, dass der Versuch sogar kontra-
produktiv war, Jahr für Jahr kommagenaue Defizit-
ziele zu setzen, die ohnehin nicht erreichbar sind,
weil ein Staatshaushalt eben doch keine Playmobil-
Landschaft ist und stark von Konjunkturausschlä-
gen, internationalen Schocks oder ungewollten
Steuerausfällen beeinflusst wird.

Dieser Artikel stammt nicht aus dem SPD-Mitglieder-
magazin „Vorwärts“, sondern aus der „Financial Times
Deutschland“, jener Zeitung, die bekanntlich erfolglos
zur Wahl von Edmund Stoiber als Bundeskanzler aufge-
rufen hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So ein blödes Argument!)


Jener Edmund Stoiber hat bekanntlich durch seine dog-
matische Formulierung „3,0 ist 3,0 ist 3,0“ das Klima in
Deutschland beeinflusst – als ob Stabilität an einer Null-
Komma-Stelle hinge und nicht am Vertrauen in die Poli-
tik, die gemacht wird.

Weil Sie Hans Eichel erwähnt haben, will ich ein wei-
teres Zitat wiedergeben; denn der Kollege hat nicht vor-
getragen, was Hans Eichel in seiner Rede am
25. Februar gesagt hat:

Allerdings müssen wir darauf achten, dass wir mit
einer inflexiblen und engen Auslegung des Paktes
nicht ökonomisch verantwortungsvolles Handeln
verhindern. Grundsätzlich gilt: Regeln einhalten
schafft Vertrauen. Aber Regeln um der Regeln wil-
len einhalten, auch wenn es allen Beteiligten zum
Nachteil gereicht, bewirkt das genaue Gegenteil.
Letztlich schädigt man so die Regeln selber.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, an diesem Punkt
sind wir bei einer Problematik der CDU/CSU-Position.
Mein Vorredner hat darauf hingewiesen, dass Sie nicht
nach vorne schauen. Ich verstehe das vollkommen. Das
Vertrauen und die Stabilität in Europa hängen entschei-

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(C (D end davon ab, ob es uns gelingt, im Rahmen einer uropäischen Verfassung zu gemeinsamen Grunderteentscheidungen zu kommen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was wollen Sie denn nun tun? Wie wollen Sie denn nun sparen?)


ir haben in Deutschland die Situation, dass die CDU/
SU in dieser für Stabilität und Wachstum in Europa
entralen Frage nicht in der Lage ist, sich zu positionie-
en. Sie wissen nicht, ob Sie der Verfassung zustimmen
ollen, ob Sie draufsatteln sollen oder das, was Sie selbst
m Europäischen Parlament mit ausgehandelt haben, hier
eiter vertreten sollen. Sie wissen nicht, ob Sie eine
ayerische Lösung à la Grundgesetz wollen, indem Sie
rst gegen die europäische Verfassung sind und sie dann
och irgendwie mittragen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was wollen Sie denn?)


Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, werden wir Ih-
en nicht durchgehen lassen. Denn Europa basiert da-
auf, dass wir gemeinsam vorankommen und niemand
lockiert. Wir kommen mit unserer Politik dieser Bun-
esregierung in Europa gemeinsam voran. Das haben
ir seit 1998 gezeigt und das werden wir auch in diesem
ahr mit dem Erfolg der europäischen Verfassung wieder
eweisen. Das ist gut für unser Land, gut für Stabilität
nd Wachstum und gut für die zukünftige europäische
olitik.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1509503900

Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt

at die Kollegin Patricia Lips von der CDU/CSU-Frak-
ion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Patricia Lips (CDU):
Rede ID: ID1509504000

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Man ist

eim vorliegenden Punkt zunächst versucht – wahr-
cheinlich Koalition wie Opposition –, Reden der Ver-
angenheit herauszuholen. Dies ist um so schlimmer, als
ich damit zeigt, dass sich an der eigentlichen Dramatik
ur wenig geändert hat. Doch es gibt auch hinreichend
eue Aspekte. Das Thema ist ein Dauerbrenner und hat
ktuell mit der Klage der Kommission einen neuen Hö-
epunkt erreicht.
Im vergangenen Jahr war davon auszugehen, dass das

esamte Haus – nach einigen öffentlichen Irritationen
us den Reihen der Bundesregierung – übereingekom-
en war, sich nicht weiter an einer Diskussion zur Auf-
eichung des europäischen Stabilitäts- und Wachstums-
aktes zu beteiligen.
Kollege Pinkwart hat nur ein treffendes Beispiel

enannt, nämlich ein Zitat eines Spitzenpolitikers der






(A) )



(B) )


Patricia Lips

Grünen. Dieser macht deutlich, dass die Diskussion um
die Aufweichung der Kriterien aber nicht zu Ende ist.

Herr Schäfer, gestatten Sie mir diese Bemerkung.
Auch Sie haben mit Ihren Zitaten hervorragende Bei-
spiele dafür geliefert, auf welchem Weg Sie sind und
dass Sie eine Legitimation dafür suchen, diesen Prozess
weiter verfolgen zu können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Herr Poß, das ist auch eine Antwort darauf, dass Sie

uns Scheinheiligkeit in der Debatte vorwerfen. Den Ball
spielen wir gerne an Sie zurück.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP])


Ihre monotonen Glaubensbekenntnisse zum Stabilitäts-
und Wachstumspakt drohen erneut zu Lippenbekenntnis-
sen zu verkommen. Sie schaden einmal mehr der Glaub-
würdigkeit dieses Landes und seiner Vertreter in den eu-
ropäischen Gremien.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

Lassen Sie mich noch Folgendes anführen: Es zeigt

sich zudem eine sehr brisante Gesinnung, wenn Regeln
nicht mehr in erster Linie zum Einhalten da sind, son-
dern zum Anpassen an die jeweiligen Gegebenheiten.
Dies gilt im Übrigen für alle Lebensbereiche.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: So ist das!)

Das spiegelt Ihre aktuelle Politik wider, die die Men-
schen verunsichert und das Misstrauen fördert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP])


Ich komme zu einem weiteren Punkt. Der CDU/CSU
werden gerne von Ihrer Seite Vorwürfe im Hinblick auf
Stammtischgespräche gemacht, wenn es um Themen wie
Zuwanderung oder auch um die aktuelle Diskussion über
den Beitritt der Türkei zur EU geht. Sie werfen uns vor,
wir würden unnötig Emotionen schüren, während hinge-
gen die Regierungskoalition gerne als Repräsentant einer
weltoffenen, toleranten Gesellschaft gesehen werden
möchte.

Ich erinnere mich sehr gut an eine Parlamentsdebatte
Ende vergangenen Jahres, in der der Finanzminister
in – zugegebenermaßen – sehr aufgebrachter Stimmung
sinngemäß darauf hinwies, dass die Finanzpolitik allein
in Deutschland gemacht werde und nirgendwo anders.
Ich erinnere an das Zitat des Kanzlers im Hinblick auf
den deutschen Weg. Das sind nur zwei Beispiele, die in
dieser Diskussion sehr nachdenklich stimmen.

Der blaue Brief an Deutschland – wir erinnern uns –
war nach Ansicht des Finanzministers schon damals
falsch. Auch die Interpretation der Kommission im Defi-
zitverfahren und die Klage gegen die Entscheidung des
Rates waren nach seiner Auffassung falsch. Sehr subtil
wird in der Öffentlichkeit immer wieder gestreut, allein
die anderen seien die Bösen und wir seien die Guten.
Versuchen Sie nicht immer wieder, Ursache und Wir-
kung zu verwechseln!

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP])


An dem Defizit in Deutschland ist in Ihren Augen na-
ürlich nicht der Bund, sondern sind die Länder schuld.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das sind immer nur die anderen! – Widerspruch bei der SPD)


ber das sei nur am Rande bemerkt.
Wir alle machen zurzeit in den Wahlkreisen die Er-

ahrung, dass es nicht immer einfach ist, im Vorfeld der
uropawahlen Menschen zu begeistern, am 13. Juni
ur Wahl zu gehen. Auf einer Veranstaltung in der ver-
angenen Woche wurde ich gefragt, weshalb man zur
ahl gehen solle, die seien doch alle untereinander zer-
tritten und uneins. Ich bat den Fragenden, darüber nach-
udenken, seit wann das so ist. Er konnte die Jahre an ei-
er Hand abzählen. Ich bin fest davon überzeugt, dass er
ur Wahl gehen wird.
Auf der einen Seite eine multikulturelle Vielfalt zu

eschwören und auf der anderen Seite Deutschland wie
uch Ihre Politik mit einem subtilen und verdeckten Na-
ionalismus in die Ecke des angeblich unschuldigen Op-
ers zu drängen, das passt nicht zusammen. Sie zerstören
ei den europäischen Partnern Vertrauen in die Zuverläs-
igkeit und vor allen Dingen auch in die Kraft unseres
andes. Sie riskieren, dass die eigenen Bürgerinnen und
ürger das Vertrauen in die Vorteile, die Europa diesem
and gebracht hat und noch bringen soll, verlieren. Es
leibt die Frage: Was ist eigentlich Ihre Vision und was
ind Ihre mittel- und langfristigen Ziele für ein geeintes
uropa?
Damit komme ich zu einem weiteren Punkt. Ende

ergangenen Monats äußerte der Bundeskanzler in ei-
em Interview ganz unverhohlen den Wunsch, die Euro-
äische Zentralbank – ein zumindest bisher politisch
öllig unabhängiges Gremium – möge sich mit dem
hema Zinssenkungen intensivst befassen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Pfui kann man da nur sagen!)


ies ist ein unerhörter Vorgang,

(Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Unglaubliche Kompetenzanmaßung ist das!)


edoch, soweit ich weiß, nicht neu in den Reihen der So-
ialdemokratie. Es wäre ideologisch ja auch zu schön,
enn man alles kontrollieren und auf alles Einfluss neh-
en könnte.
Die bisher vorgesehene Stellung der EZB im europäi-

chen Verfassungsentwurf als irgendein weiterer Be-
tandteil der politischen Organe der EU bereitet in
eiten Teilen – nicht nur in der CDU/CSU – Kopf-
erbrechen. Der Nebensatz, dass ihre Unabhängigkeit
ennoch gewährleistet werden soll, tröstet wenig. Den
esten Beweis für Zweifel haben Sie mit diesem Inter-
iew geliefert.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Patricia Lips

Es drängt sich der Eindruck auf: Am Anfang stehen

Schulden. Es folgt eine Diskussion über die Regeln und
Sinnhaftigkeit des Stabilitätspaktes und am Ende steht
die Aufforderung an den Währungshüter, die Zinsen zu
senken, was bei allem Verständnis für den Außenhandel
vor allem mit einer niedrigeren Schuldenlast für den ei-
genen Haushalt einhergeht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Schlusspunkt heißt Inflation!)


Nur wird das nicht so laut gesagt. Ich will dabei gar nicht
unterstellen, dass dieser Ablauf so geplant war.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Doch, doch!)

Das setzt ja Intelligenz voraus. Aber in der Abfolge er-
gibt sich durchaus eine innere Konsequenz.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

Ich komme zum Schluss.


(Beifall bei der SPD)

Lassen Sie mich angesichts Ihrer Politik, so wie sie sich
für dieses Jahr abzeichnet, quasi symbolhaft zwei Dinge
nennen, die den Stabilitätspakt einmal mehr einem Ri-
siko aussetzen. Sie können schon heute für den Fall, dass
die Diskussion um die Erbschaft- und Vermögensteuer in
Ihren Reihen erst richtig an Fahrt gewinnt, die Einnah-
men aus der Rückführung von Fluchtkapital aus dem
Ausland aus dem Haushalt streichen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Stimmt! Das wird der Poß nie begreifen! Sagen Sie es ihm ruhig noch einmal!)


Sie können in Ihre bisherigen zumeist sehr teuren und
zumeist eher wirkungslosen Arbeitsmarktprogramme,
die viele tolle Namen haben, das Kapitel Ausbildungs-
platzabgabe schon heute einbinden. Sie sind auf dem
besten Weg, durchaus sinnvolle Maßnahmen des vergan-
genen Jahres rein ideologisch begründet völlig zu kon-
terkarieren.

Letzter Satz.

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1509504100

Frau Kollegin, Sie sind am Ende Ihrer Redezeit.

Patricia Lips (CDU):
Rede ID: ID1509504200

Die „FAZ“ titelte am 17. Februar dieses Jahres:

„Sechs europäische Staaten mahnen Vertragstreue an/
Deutschland wird geprüft“. Das ist die beschämende
Politik, die Sie in diesem Land machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Sehr gute Rede! – Joachim Poß [SPD]: Die CDU/CSU wird geprüft!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1509504300

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussemp-

fehlung des Finanzausschusses auf Drucksache 15/1682
zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU mit dem Titel


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(C (D Strikte Einhaltung des geltenden europäischen Stabiliätsund Wachstumspaktes“. Der Ausschuss empfiehlt, en Antrag auf Drucksache 15/541 abzulehnen. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Unglaublich! Alles Währungsweichmacher!)


er stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Be-
chlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitions-
raktionen gegen die Stimmen der CDU/CSU- und der
DP-Fraktion angenommen.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 19 a und 19 b auf:
a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umset-
zung der Reform der gemeinsamen Agrarpoli-
tik
– Drucksache 15/2553 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft (10. Ausschuss)

– zu der Unterrichtung durch die Bundesregie-
rung
Ernährungs- und agrarpolitischer Bericht
2003 der Bundesregierung

– zu dem Entschließungsantrag der Abgeordne-
ten Peter H. Carstensen (Nordstrand), Albert
Deß, Gerda Hasselfeldt, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion der CDU/CSU zu der Un-
terrichtung durch die Bundesregierung
Ernährungs- und agrarpolitischer Bericht
2003 der Bundesregierung

– Drucksachen 15/405, 15/1325, 15/2092 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

Peter H. Carstensen (Nordstrand)

Ulrike Höfken
Hans-Michael Goldmann

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
iderspruch. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache. Als erste Rednerin hat

as Wort die Bundesministerin Renate Künast.
Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-

chutz, Ernährung und Landwirtschaft:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir kön-

en heute mit Fug und Recht sagen: Die Landwirtschaft
at sich auf den Weg gemacht.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Auf den Irrweg, Frau Ministerin!)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

Sie ist eine flexible, innovative und zukunftsfähige
Branche. Alle reden von Innovation, in der Landwirt-
schaft ist sie Realität.

Ich will an dieser Stelle allen in diesem Haus klar sa-
gen: Es wird Zeit, mit dem alten Schubladendenken auf-
zuräumen. Mit dem heutigen Gesetzentwurf erfährt die
Landwirtschaft eine grundlegende Neuausrichtung. Wir
stärken die unternehmerischen Entscheidungsspielräume
der Bäuerinnen und Bauern, die Landwirtschaft be-
kommt endlich mehr Freiräume für eine marktgerechte
Produktion, statt sich von festgesetzten und festgelegten
Subventionen ständig knebeln zu lassen.

Aus dem Grundkurs Marktwirtschaft ist uns allen be-
kannt: Überschüsse drücken die Preise. Genau das ist
jahrelang in der Landwirtschaft passiert. Dort wurde ein-
seitig die Produktion gefördert. Infolgedessen sind bei
Getreide, Milch und Rindfleisch Überschüsse zum Scha-
den der Landwirtschaft entstanden. Deshalb ist es rich-
tig, das Fördersystem jetzt umzustrukturieren.

Mit dem heutigen Gesetzentwurf schaffen wir ein
System, das die Leistungen der Landwirtschaft und nicht
die Produktion von Überschüssen honoriert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Was ist los? Ein müder Beifall!)


– Sprachlosigkeit vor Freude! Da die CDU/CSU und der
Bauernverband an dieser Stelle gar keine Position haben
und einige Bundesländer so, andere so denken, hätte die
Hälfte von Ihnen problemlos klatschen können. Das
wäre sicher einmal fraktionsübergreifend möglich gewe-
sen.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen erst überlegen!)


Klar ist: Wir entkoppeln die Direktzahlungen von der
Produktion, das heißt, unser System wird zukunftsfähig
und damit haben wir vor der WTO Bestand. Deshalb
gilt: Wir müssen aus den alten Schubladen heraus, in die
die heutige Landwirtschaft nicht mehr passt. Das ist
mein besonderer Hinweis an die Haushaltspolitikerinnen
und Haushaltspolitiker.

Der Gesetzentwurf, den wir heute einbringen, ist ein
Meilenstein für die deutsche Landwirtschaft.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Ich denke, er ist eher ein Stolperstein, Frau Ministerin!)


Jetzt kommt es darauf an, diesen Meilenstein mit ande-
ren Maßnahmen zu vernetzen: für eine starke Landwirt-
schaft mit gesichertem Einkommen und für zukunftsfä-
hige ländliche Räume.

Machen wir uns nichts vor: Ein gutes Management
der natürlichen Ressourcen – damit geht die Landwirt-
schaft um – ist wesentliche Grundlage für uns alle. Wir
alle reden davon, die Zukunft der Kinder zu gestalten
und zu erhalten. Genau deshalb ist es richtig, hier ein
neues Modell umzusetzen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Viele machen sich darüber Gedanken, woher das Gute
ommt. Ich meine, wir können mittlerweile sagen: Alles
ute kommt vom Lande.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nicht von Ihnen, das stimmt! – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Und Frau Künast kommt nicht vom Lande!)


Was heißt das: „Nicht von Ihnen“? Gehen Sie mal zu
in paar Bauernversammlungen.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Gehen Sie mal wieder!)


Reden Sie mit den jungen Bauern, dann werden Sie
ritische Worte hören.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das müssen Sie uns sagen! Da muss ich lachen!)


Ja, natürlich. Ich sage es Ihnen ganz klar: Sie werden
ritik hören, weil Sie die Politik der Vergangenheit ver-
reten.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Unsere Bauern wollen Sie überhaupt nicht! Wenn unsere Bauern den Namen Künast hören, sagen sie: Der Bauernschreck!)


Ach, was. Ziehen wir als Beispiel den Bauerntag vom
etzten Sommer heran. Da haben Sie vielleicht gemerkt,
ass mehr als die Hälfte der Anwesenden klatschte. Fra-
en Sie die Deutsche Landjugend, die das Konzept, das
ir vertreten, will. Fragen Sie diejenigen, die Grünland
aben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ie werden Ihnen sagen: Der Bauernverband und auch
ie Opposition hier haben immer behauptet, sie könnten
egen Reformen stehen, das war zu unserem Schaden.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das sagt kein Mensch!)


s war zum Schaden der Landwirte, weil sie damit ver-
asst haben, sich frühzeitig auf das Neue einzustellen


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


nd der Bevölkerung klar zu machen, was sie Gutes tun.
Ich gehe davon aus, dass sich die Jungbauern dafür

icht einbinden lassen. Dafür sprechen hinreichende Be-
eise und Tatsachen. Das lassen sie nicht mehr mit sich
achen, weil sie gute Arbeit leisten, weil sie Teil der In-
ovation in unserer Gesellschaft sind. Sie haben sich
ängst mit Umweltverbänden und anderen verbunden
nd entwickeln sich an dieser Stelle positiv.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aber nicht mit Ihrer Politik! – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Künast Bundesministerin Renate Künast Effekt! – Albert Deß [CDU/CSU]: Künast-Effekt: 5 Prozent Betriebsaufgaben pro Jahr!)





(A) )


(B) )


Wir wissen, dass die Landwirtschaft auch Teil des
Motors der Innovationen ist, sei es im Tourismus, bei der
Regionalvermarktung, in der Zusammenarbeit mit Na-
turschützern oder bei der Erzeugung von Energie durch
hochmoderne Biogas- und Windkraftanlagen sowie mit-
tels Solarstrom. Als wir die neuen Themen umgesetzt
haben, haben Sie noch geschlafen, die Hände über dem
Bauch gefaltet und den Landwirten erzählt, es werde
sich nichts ändern; aber die Jungen bauen längst die Bio-
masseanlagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich sehe mit Freude, dass auch Herr Miller mittler-
weile Presseerklärungen schreibt, in denen er erklärt:
Das wollten wir schon immer. – Aber es reicht nicht,
Herr Miller, das nachher zu sagen, man muss es auch
tun.

Hinsichtlich der Schaffung von Steuerbefreiungen
für Biokraftstoffe


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Wer hat denn die Grundlagen geschaffen? Das waren wir mit dem Stromeinspeisungsgesetz!)


glauben Sie heute, das wollten Sie schon immer. Wir
aber haben es gemacht und öffnen den Weg für Innova-
tionen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir werden das systematisch auch bei nachwachsen-
den Rohstoffen und anderen Produkten tun. Das bietet
besonders den neuen Bundesländern große Möglichkei-
ten. Deshalb brauchen wir eine einheitliche Flächenprä-
mie auf regionaler Ebene. Ich bin sicher, das Betriebs-
modell würde alte Besitzstände zementieren.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Warum machen es die Franzosen und Österreicher?)


Es wäre aber dieser Gesellschaft nicht erklärbar, warum
jemand fürs Nichtstun Zehntausende Euro bekommt.
Das können Sie heutzutage niemandem erklären.

Ich bin auch froh, dass die Agrarminister der Bundes-
länder diesem Modell im November mit großer Mehrheit
zugestimmt haben


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Da gab es keine Zustimmung! Da gab es überhaupt keine Abstimmung!)


und dann auch im Bundesrat zustimmen werden.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir sprechen uns damit klar für ein Flächenmodell
aus. Es wird mindestens acht europäische Länder geben,
die ein solches Modell mit kleinen Veränderungen und
anderen Ausprägungen – regional bedingt – auch umset-
zen.

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(C (D (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Haben Sie die Beitrittsländer schon dabei? – Gegenruf des Abg. Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Sie meint die zehn neuen!)


Ich sage eines ganz klar: Für mich sind die Ungleich-
ewichte in der bisherigen Förderung nicht mehr hin-
ehmbar. Keiner kann erklären, warum es für Ackerfut-
r viel weniger Geld gibt als zum Beispiel für Silomais.
a wir alle Gerechtigkeit auch bei den Subventionen
ollen, ist es richtig, die Förderung anzugleichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ir wollen die Förderung von Grünlandstandorten und
uch von extensiv bewirtschafteten Standorten verbes-
ern.
Wir wissen – ich habe es im letzten November gesagt

nd sage es immer wieder; die Milchviehhalter wissen
as auch –: Der Gesetzentwurf beinhaltet in seiner jetzi-
en Fassung noch nicht die Lösung für die Milch-
auern.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das kann man wohl sagen!)


ch habe immer gesagt: Wir fangen an, denn wir müssen
or dem 1. August fertig werden.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Wir müssen nicht!)


Doch. Wir müssen vor dem 1. August klar sagen, was
ir wollen.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Wir müssen wissen, was wir wollen!)


Ich kenne Sie, Herr Carstensen, und Ihre Leute. Wenn
ir bis zum 1. August nicht klar sagen, was wir tun,
ird sich das noch mindestens ein Jahr hinziehen und
ie Landwirte wissen dann immer noch nicht, was Sache
t.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Nein!)


rücken Sie sich nicht. Wir werden uns bis zum
. August nicht nur zur Hälfte, sondern ganz entschei-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ie jungen Landwirte wollen wissen, wo sie investieren
önnen. Drücken Sie sich also nicht. Bei Ihnen geht es
mer um Tarnen und Täuschen. In Wahrheit leiden Sie

arunter, dass wir heute das umsetzen, was Sie in den
tzten Jahren immer bekämpft haben und wovon Sie vor
rei Jahren gesagt haben: Das schafft ihr nie. – Das ist
er pure Neid.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich sage Ihnen: Schaffen Sie Planungssicherheit für die
andwirte! Schaffen Sie eine verlässliche Perspektive,






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

die von der Gesellschaft, den Steuerzahlern, akzeptiert
und anerkannt wird!


(Albert Deß [CDU/CSU]: Ich dachte, der Fasching sei vorüber!)


Bewegen Sie sich endlich einen Schritt weiter! Schaffen
Sie innerhalb der CDU/CSU endlich eine einheitliche
Position und stimmen Sie diesem Gesetzentwurf zu!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das fehlte uns noch!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1509504400

Das Wort hat jetzt der Staatsminister für Landwirt-

schaft und Forsten des Freistaates Bayern, Josef Miller.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1509504500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Mit dem von der Bundesregierung beschlossenen
Gesetzentwurf zur Umsetzung der Reform der gemein-
samen Agrarpolitik werden die Weichen in der deut-
schen Agrarpolitik falsch gestellt. Er hätte ein Meilen-
stein werden können, er wird von Ihnen aber zum
Stolperstein gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich habe selten so viel Ignoranz und Arroganz gepaart

vorgetragen bekommen wie jetzt: Sie unterstellen den
Landwirten Reformunfähigkeit, machen aber selber
schlechte Reformen. Ihre Reformen müssen in immer
kürzeren Abständen korrigiert werden. Ich garantiere Ih-
nen: Das, was Sie heute vorlegen, wird ganz schnell wie-
der korrigiert werden müssen. Die Verfallszeiten Ihrer
Gesetze werden immer kürzer.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es gehören schon Ignoranz und Arroganz dazu, hier
zu sagen, Biomasse sei für uns ein völliges Fremdwort.
Wir haben in Bayern schon Biomasse gefördert, als die
rot-grünen Länder noch gar nicht gewusst haben, wie
man so etwas macht. Die Zahlen sprechen eine eindeu-
tige Sprache. Der Anteil der Biomasse aus nach-
wachsenden Rohstoffen an der Primärenergie beträgt in
Bayern 3,8 Prozent und im Bundesdurchschnitt 1,9 Pro-
zent. Nun sprechen Sie von einer Steuerbefreiung, das
sei etwas ganz Neues. Ich bin entsetzt, wie uninformiert
Sie sind. Denn damals war es Theo Waigel, der in
Deutschland die Erhebung der Mineralölsteuer auf bio-
gene Treibstoffe gestrichen hat. Neu sind lediglich die
Regelungen im Bereich der Beimischungen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Warten Sie doch mal einen Moment! Die Ministerin möchte gerne zuhören, glaube ich! – Gegenruf von der CDU/CSU: Das hat sie doch noch nie gemacht!)



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(C (D Das Problem ist, dass sie nicht zuhören und auch nicht ernen will. Das ist das Problem, das sie bei ihrer beruflihen Tätigkeit hat. Das sieht man ja sehr deutlich. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ferner wollen Sie Silomais und Ackerfutter gleich
ehandeln. Vorher war Ackerfutter im Rahmen der Aus-
leichszulage förderfähig. Diese Regelung haben Sie ab-
eschafft. Jetzt wird es allerdings wieder gefördert. Sie
ommen nur über Korrekturen zu Ergebnissen; das ist
ie Wahrheit. Im Rahmen der Ausgleichszulage ist die
örderung von Ackerland halb so hoch wie die von
rünland. Bayern und Baden-Württemberg haben diese
egelung zum Ackerfutter durch einen gemeinsamen
ntrag korrigieren können. Das hat zwar lange gedauert
der Minister von der SPD hat sich nicht ange-
chlossen –, aber letztendlich wurde dieses Vorhaben
mgesetzt.


(Matthias Weisheit [SPD]: Aber nicht europäisch! Darum geht es doch hier! Es geht doch nicht um Spezialprogramme in Bayern!)


Bei der Ausgleichszulage handelt es sich um ein Pro-
ramm, das in rot-grün regierten Ländern nicht existiert,
a sie niemals Beiträge zu seiner Finanzierung geleistet
aben. Denn dafür muss man 50 Prozent der Landesmit-
el selbst erbringen. Das ist der Grund, warum es dort
ur wenig bekannt ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die EU-Kommission und ganz besonders Kommissar

ischler haben die GAP-Reform darauf angelegt, be-
riebsbezogene Zahlungen zu gewähren, damit die
etriebe erstens die im Grunde unkalkulierbaren Aus-
irkungen der Liberalisierung der Marktordnungen,
weitens die Auswirkungen der EU-Erweiterung und
rittens die noch zu erwartenden Probleme durch die
TO meistern können.
Die jetzt von der Bundesregierung vorgesehene Ni-

ellierung betriebsindividueller Direktzahlungen mit
em Ziel regional einheitlicher Prämien bewirkt jedoch
as genaue Gegenteil. Ich werde an sieben Punkten deut-
ich machen, welche Gefahren durch die von der
undesregierung geplante nationale Umsetzung für die
eutsche Landwirtschaft, die Kulturlandschaft, die Er-
ährungswirtschaft und die ländlichen Räume insgesamt
rohen.
Erstens. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen

andwirtschaft innerhalb der EU wird entscheidend ge-
chwächt. Wer die Entwicklungen gerade der letzten
ochen objektiv beurteilt, stellt fest: Wichtige Agrar-
roduzenten, unsere Nachbarn im Süden und im Westen
ie Frankreich, die Niederlande und Österreich, haben
erstanden, dass das Regionalmodell in die Sackgasse
ührt. Daher werden sie das Betriebsmodell einführen.
ährend Deutschland, wiederum durch einen Allein-
ang, die Wettbewerbsfähigkeit seiner Land- und Ernäh-
ungswirtschaft schwächt, wählen andere Staaten aus
en EU-Vorgaben die Option aus, die die größten Vor-
eile für sie bringt.






(A) )



(B) )


Staatsminister Josef Miller (Bayern)



(Matthias Weisheit [SPD]: Deshalb ist Frankreich wohl im Moment so ruhig! – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Außerdem stimmt das doch gar nicht! Denken Sie nur an die neuen Länder!)


– Wer regiert denn in Frankreich?
Dort nutzt man die Chance, Marktanteile zu halten

oder auszubauen. Dort beobachten die Landwirte erwar-
tungsfroh, wie die Bundesregierung die heimische
Agrarproduktion und damit auch die Ernährungswirt-
schaft massiv schwächt,


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also, Herr Miller, das ist jetzt aber eine Enttäuschung!)


um – gestützt auf eine ungekürzte Betriebsprämie – die
Lücken zu füllen. Ist das die von der Bundesregierung
gewünscht Agrarwende, wenn Tausende Arbeitsplätze in
der Landwirtschaft und den vor- und nachgelagerten Be-
reichen verloren gehen


(Zuruf von der CDU/CSU: Zigtausende!)

und die Wirtschaftskraft des ländlichen Raumes massiv
geschwächt wird?

Sie tun so, als hätten wir Arbeitsplätze zuhauf und als
käme es überhaupt nicht darauf an, dass auch die meist
krisensicheren Arbeitsplätze in der Ernährungswirtschaft
gehalten werden können. Diese setzen Sie bewusst aufs
Spiel.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Nur dank der Korrekturen, die von den unionsregierten
Ländern vorgenommen wurden – beispielsweise das Be-
triebsmodell bei Milch bis zum Jahre 2010 einzufüh-
ren –, werden diese Arbeitsplätze zumindest noch für die
nächste Zeit gesichert werden können.

Zweitens. Die Existenz leistungsfähiger Betriebe
steht auf dem Spiel. Das eigentliche sozioökonomische
Drama wird sich bei den leistungsbereiten und leistungs-
fähigen Familienbetrieben im Bereich der Rinder- und
Milchviehhaltung abspielen. Sie werden durch die vor-
gesehene Umverteilung zwischen den Betrieben und die
Nivellierung hin zu einer einheitlichen Flächenprämie
massive Einkommensverluste erleiden und geradezu aus
der Produktion gedrängt werden. Nicht umsonst hat EU-
Kommissar Fischler in seinem Brief vom 29. Januar die-
ses Jahres die Agrarminister ausdrücklich davor ge-
warnt, das Flächenmodell als Instrument zur Umvertei-
lung von Einkommen zu missbrauchen. Er fürchtet zu
Recht – das steht in dem Brief; Sie können das nachle-
sen – schädliche Auswirkungen auf die Bodenmärkte
und auf die Produktionsentscheidungen der Betriebe und
somit Marktverwerfungen. Sie sollten diese Warnungen
des Kommissars ernst nehmen, Frau Bundesministerin,
und nicht einfach darüber hinweggehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Drittens. Die Gesellschaft wird dieses Modell nicht
auf Dauer akzeptieren. Die geplante einheitliche Flä-

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(C (D henprämie bedeutet einen geradezu unwiderstehlichen nreiz insbesondere für Großbetriebe, die landwirtchaftliche Produktion einzustellen und sich auf die Flähenpflege zu beschränken. Für einen solchen Betrieb äre es eine ökonomische Fehlentscheidung, weiter zu roduzieren, kann er doch auch ohne Erzeugung – damit öllig ohne Produktionsund Sanktionsrisiko – höhere rämien erlösen und davon leben. Die bäuerlichen Beriebe können das nicht. Eine Gesellschaft, die darum ingt, wie sie bei lahmender Volkswirtschaft ihr Sozialystem finanzieren kann, wird fragen, ob Mulchen genau o gefördert werden soll wie die Milchviehhaltung. iese Frage wird gestellt werden. (Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Sie lügen sich doch selber in die Tasche! – Matthias Weisheit [SPD]: Beim Betriebsmodell ist das doch genauso!)


Wer behauptet, beim Betriebsmodell sei das genauso,
em sage ich: Es ist die einheitliche Flächenprämie,
icht die Betriebsprämie, die den Betrieben auch die mo-
alische Rechtfertigung liefert, ihre Flächen künftig nur
och kulturfähig zu halten.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch eine totale Illusion!)


Wir von der Union haben die Flächenbewirtschaf-
ungsprämie gefordert, die an die Erzeugung von land-
irtschaftlichen Produkten geknüpft ist. Das ist eine
eutliche Unterscheidung zum bloßen Mulchen. Sie
urden beauftragt, das durchzusetzen, Frau Bundesmi-
isterin. Sie haben dem nicht widersprochen, sind dann
us Luxemburg aber mit leeren Händen zurückgekom-
en. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jella Teuchner [SPD]: Wo leben Sie denn?)


Viertens. Die Umverteilung zwischen den Regionen
räjudiziert geradezu die Umverteilung innerhalb der
uropäischen Union. Die in Deutschland geplante Um-
erteilung zwischen den Regionen und zwischen den
andwirtschaftlichen Betrieben wird die in der EU längst
chwelende Umverteilungsdiskussion zwischen den Mit-
liedstaaten erneut entfachen. Es ist kein Geheimnis,
ass EU-Kommissar Fischler nur mit Mühe die Umver-
eilung von Milch- und Tierprämien von Nord nach Süd
nd von West nach Ost verhindern konnte. Deutschland
ällt ihm nun mit der geplanten Umverteilungspolitik in
en Rücken und wird dabei als Nettozahler selbst größ-
en Schaden nehmen.
Fünftens. Weitere Wettbewerbsverzerrungen entste-

en durch die nationale Umsetzung der Bestimmungen
u Cross-Compliance. Mit der von der Bundesregie-
ung geplanten Umsetzung der Cross-Compliance-
estimmungen wird die staatliche Gängelung der Land-
irte nochmals erschreckend zunehmen. Frau Bundes-
inisterin, wir trauen Ihnen das zu. Was Sie dann selbst
icht schaffen, wird Trittin erledigen, wenn Sie die Ein-
ernehmenslösung anstreben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Staatsminister Josef Miller (Bayern)


Neben der unsozialen Umverteilungspolitik wird damit
ein zweiter Hebel angesetzt, um unseren landwirtschaft-
lichen Unternehmern die Freude am Beruf zu nehmen.

Damit ich nicht falsch verstanden werde: Natürlich
sind wir für die Einhaltung des Fachrechtes und von
Cross-Compliance. Was wir aber entschieden ablehnen,
ist, dass wieder draufgesattelt wird, wie das in Deutsch-
land in der Vergangenheit schon der Fall war: Sonder-
wege, die die Landwirtschaft in Deutschland benachtei-
ligen, weil sie zusätzliche Kosten bedeuten, die am
Markt nicht abgegolten werden. Dagegen werden wir
uns massiv wehren; das kann ich Ihnen jetzt schon sa-
gen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sechstens. Das Ziel der Verwaltungsvereinfachung

wird zur Farce. Wir alle in der Agrarpolitik haben doch
gesagt: Die Verwaltung muss einfacher werden, auch die
Agrarpolitik insgesamt. Aber worunter leidet diese Re-
form? – Sie leidet darunter, dass sie kaum noch verstan-
den wird und dass sie für viele Bürgerinnen und Bürger
undurchschaubar geworden ist.


(Peter Dreßen [SPD]: Dafür haben Sie aber kräftig gesorgt! – Gegenruf des Abg. Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Dafür hat er nicht gesorgt!)


Das, was hinsichtlich der Verwaltung eingeführt wird,
wird der Super-GAU für die Länderverwaltungen und
für die Landwirte; denn nur die Länder müssen es voll-
ziehen.

Siebtens. Die wichtigsten Grundlagen des Gesetzent-
wurfes fehlen. Sowohl die von der Kommission bei Ab-
weichung vom Grundmodell geforderte Folgenabschät-
zung als auch die umfassende Rechtfertigung als
Voraussetzung für die Einführung des deutschen Regio-
nalmodelles fehlen völlig. Wir haben immer wieder an-
gemahnt, die Folgenabschätzungen darzulegen. Darüber
hinaus baut Art. 2 des Gesetzentwurfes auf EU-Durch-
führungsverordnungen auf, die noch gar nicht erlassen
sind.

Ich darf noch in drei Punkten ganz kurz die ökologi-
schen Widersprüchlichkeiten des Gesetzentwurfes dar-
stellen.

Erstens. Der lediglich auf der landwirtschaftlichen
Nutzfläche basierende Umverteilungsschlüssel zwischen
den Ländern ist ein ökologisches Armutszeugnis. Der
von mir geforderte Grünlandanteil ist nicht aufgenom-
men worden.

Zweitens. Die Extensivierungsprämie für die Betriebe
wird um 50 Prozent gekürzt und mit der allgemeinen
Grünlandprämie gestreut. Das heißt, die extensiv wirt-
schaftenden, ökologisch vorbildlichen Mutterkuhhalter
gehen deswegen zu Recht auf die Barrikaden.

Drittens. Die Widersprüchlichkeit lässt sich ganz
deutlich darstellen, wenn Sie die Schafhalter heranzie-
hen, die notwendig sind, um bestimmte Flächen zu pfle-
gen. Sie verlieren enorm an Prämien und sind in der
Existenz gefährdet.

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(C (D Unser Grundgedanke ist und bleibt: Leistung der andwirte und Gegenleistung der Gesellschaft. Die andwirte erbringen vielfältige Leistungen für die Geellschaft im Tierschutz, im Umweltschutz und im Naurschutz. Sie erfüllen hohe Anforderungen bei hohem ostenniveau. Diese Leistungen werden aber am Markt icht abgegolten. Unsere Landwirtschaft braucht auch in ukunft die Ausgleichszahlungen der EU. Der wichtigste Motor unserer sozialen Marktwirt chaft, das Leistungsprinzip, darf nicht infrage gestellt erden. Wer wirtschaftliche Leistungen bestraft, wird eine nachhaltige ökologische Leistung bekommen. Wer ie heimische Landwirtschaft gegenüber den Nachbartaaten permanent so benachteiligt, wie Sie es tun, raucht sich nicht zu wundern, wenn wir solche Ergebisse im Agrarbericht vorfinden, über die noch zu reden ein wird. Die Zahl der Betriebsaufgaben liegt weit über dem urchschnitt der vergangenen Jahre und Jahrzehnte. Das st eine landwirtschaftsfeindliche Politik, die Auswirungen auf die Ernährungswirtschaft und auf die Areitsplätze nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch n den nachgelagerten Bereichen hat. Wir jedenfalls wolen dies nicht und werden Ihnen in entsprechenden Anrägen andere Wege aufzeigen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1509504600

Das Wort hat jetzt der Kollege Matthias Weisheit von

er SPD-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Matthias Weisheit (SPD):
Rede ID: ID1509504700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
anchmal ist es ganz günstig, wenn man in Brüssel je-
anden kennt, der in der richtigen Kommission sitzt.
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Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1509504800
Sie tun ständig so, als würde
ie Bundesministerin etwas anderes machen, als die
ommission will, oder hinter dem Rücken der Kommis-
ion etwas machen. Ich habe aufgrund dieser Gespräche
ielmehr den Verdacht, dass von Ihrer Seite, vonseiten
er CDU- und CSU-regierten Länder, die unzufrieden
ind mit dem, was dort läuft, der Kommissar, der ja Ihrer
artei nahe steht, bewegt werden soll, solches festzustel-
en. Das ist mein Verdacht.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Quatsch! Wir machen doch keine verdeckten Feldbeobachtungen!)


Das ist kein Quatsch, Peter Harry. – Die ganzen An-
ürfe, die immer vorgebracht werden,


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Sie müssen schlecht geschlafen haben!)







(A) )



(B) )


Matthias Weisheit

dies sei gegen den Willen der Kommission, stimmen ein-
fach nicht. Das Modell ist mit der Kommission Punkt für
Punkt durchgesprochen. Darüber gibt es überhaupt keine
Diskussion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Man musste genau zuhören, um mitzubekommen,
dass Sie gesagt haben, das Gesetz werde im Bundesrat
nicht scheitern.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Was? Wenn das mal kein Irrtum ist!)


Darauf, dass Sie bezüglich der Milch noch Verbesse-
rungsvorschläge haben, werde ich gleich noch eingehen.
Die Ministerin hat ja deutlich gesagt, dass hier noch et-
was getan werden muss. Mit dem Gesetzentwurf sei
diesbezüglich noch nicht das letzte Wort gesprochen. Ich
appelliere deshalb an Sie, Sorge dafür zu tragen, dass
dieses Gesetz nicht im Vermittlungsausschuss landet.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Warum das denn nicht? Wir haben doch einen demokratischen Staat, in dem das möglich ist!)


– Ja, natürlich. Ich hielte es im Interesse der Sache für
sehr viel besser, wenn es nicht im Vermittlungsausschuss
landen würde.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Habt ihr Angst vor der Diskussion?)


– Nein. – Denn dort entscheiden fachfremde Leute über
diese Politik.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Bei euch vielleicht!)


– Ach, Peter Harry, hör doch auf und tu nicht so, als ob
die CDU/CSU aus lauter Landwirten bestehen würde!
Das ist doch eine Arroganz hoch drei!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Entschuldigung, wir bringen unsere Vorstellungen doch auch mit hinein! Willst du überhaupt nicht mehr zuhören? Das ist doch Quatsch!)


– Ach, hör doch auf! Aufgrund des Steuerkompromisses
weiß ich sehr wohl, was am Schluss im Vermittlungsaus-
schuss herauskommt.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Eben!)


Ich möchte dieses Gesetz davor bewahren, dass es im
Vermittlungsausschuss endet.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Es ist doch gut für die Landwirtschaft ausgegangen!)


Ich möchte jetzt ganz kurz 30 Jahre zurückblicken.
Seitdem ist es hier zu einer epochalen Veränderung ge-
kommen.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Ja, die haben wir!)


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(C (D ls ich vor 30 Jahren damit begonnen habe, mich für die andwirtschaftspolitik in Ihrer schönen Nachbarschaft, err Staatsminister, und für die europäische Agrarpolitik u interessieren, waren die Zeitungen voll von Artikeln, ie sich mit der Idiotie und der Geldverschwendung der uropäischen Union in Form von geschützten Preisen, nterventionen mit anschließendem Vermarkten und Exorterstattungen beschäftigten. Hierüber wurden auch inige Bestseller geschrieben. Das war eine Produktionsorm, die niemand mehr vertreten konnte. In der Zwischenzeit hat es ein paar halbherzige Versu he gegeben, das Problem in den Griff zu bekommen. chon damals gab es ernsthafte Diskussionen darüber, ie man das Problem lösen könnte. Die klarste und sauerste Linie war immer, zu fordern: Die Bauern bekomen etwas für die Leistung, die sie der Gesellschaft erringen, indem sie die Kulturlandschaft pflegen und eiterentwickeln, (Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


nd sie bekommen nichts dafür, dass sie irgendwelche
rodukte herstellen. Mit den Produkten, die sie herstel-
en, müssen sie sich am Markt bewähren. Das war schon
or 30 Jahren eine Grundlinie.


(Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Diese Grundlinie, auf die ich damals in einem Antrag
n den Landesparteitag hingewiesen habe, sehe ich mit
er Reform heute verwirklicht. Insofern ist das eigent-
ich ein erfreulicher Tag. Ich kann nur all diejenigen
arnen, die glauben, sie könnten aus für mich durchaus
erständlichen Gründen – wer gibt schon gerne etwas
er – gegen die Regelungen verstoßen. Ich frage mich,
it welcher Berechtigung die Bauern im Bundesland
chleswig-Holstein, die etwas hergeben müssen,


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Eben, die Bauern müssen das hergeben!)


ür ihr Ackerland heute mehr erhalten als die Bauern in
aden-Württemberg oder im Saarland.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Hieß das nicht einmal Preisausgleichszahlung?)


– Ja, das hieß einmal Preisausgleichszahlung. Wir
önnen aber nicht noch in 100 Jahren dieselben Preise
arantieren, wie es sie irgendwann vor 30 Jahren einmal
ab. Dieser Schmarren ist doch vorbei. Mit der neuen,
ntkoppelten Agrarpolitik haben wir uns von Preisaus-
leichszahlungen verabschiedet. Das muss klar sein.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Dann will ich das mal den Leuten erzählen!)


Deswegen haben wir auch ganz deutlich gesagt, dass
ir dieses Betriebsmodell nicht wollen. Herr Miller,
ie wollen Sie das denn in der Gesellschaft vermitteln?
ch erinnere mich: Im letzten Jahr haben wir im Bäder-
reieck, bei Passau, einen Betrieb besucht. Dieser hat






(A) )



(B) )


Matthias Weisheit

seit dem letzten Jahr Mastschweine. Im Referenzzeit-
raum waren seine ganzen Ställe aber noch voll von Bul-
len. Er traf dann also eine wirtschaftliche Entscheidung
und schaffte die Bullen ab. Gäbe es eine Betriebsprämie,
dann würde er die Bullenprämie bis 2013 kassieren.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Das kann man verhindern!)


Versuchen Sie einmal, das der Öffentlichkeit klar zu ma-
chen. Als Politiker sollten wir nie vergessen, Peter Harry
Carstensen, dass wir von Steuergeldern reden, die hier
ausgegeben werden.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das ist doch bei euch drin, dass er für die Bullen für 2000 seine Prämie bekommt!)


– Nach dem Betriebsmodell würde er die Prämie durch-
gängig bekommen. Jetzt wird sie abgeschmolzen. Am
Schluss wird sie zu einer Flächenprämie.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das ist etwas anderes!)


– Darüber brauchen wir gar nicht zu reden.
Als letztes Thema möchte ich noch auf die Situation

bei Milchprodukten eingehen. Dort treffen zwei Punkte
zusammen, die Beschlüsse von Luxemburg und die noch
ausstehende Umsetzung der alten Beschlüsse der
Agenda 2000. Das Wichtigste, was wir hier machen
müssen, ist, den Zeitpunkt des Abschmelzens zu ver-
schieben. Das können sicherlich alle mittragen. Ob dies
in der Totalität der Fall sein wird, wie es zum Teil gefor-
dert wird, glaube ich nicht. Aber das Hinausschieben des
Abschmelzungszeitraumes ist sicherlich nicht strittig.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Siehst du!)


Zum einen wird man überlegen müssen, wie die
Menge reduziert werden kann. Hier sind wir für ein ge-
meinsames deutsch-französisches Vorgehen offen. Dafür
müsste aber auch vom Berufsstand Unterstützung kom-
men.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Deutsch-französisches Vorgehen! Sehr gut! Darauf komme ich nachher noch!)


– Ja, natürlich. – Zum anderen sollte man sich ernsthaft
Gedanken machen, die Intervention bei Butter und Ma-
germilchpulver, die ohnehin nur eine marginale Erschei-
nung ist und keinen praktischen Nährwert mehr hat,
ganz abzuschaffen. Meiner festen Überzeugung nach
muss zumindest der Niedrigpreis, mit dem die Discoun-
ter immer locken, weg.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Darüber kann man reden!)


Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Das Wort hat jetzt der Kollege Hans-Michael oldmann von der FDP-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir aben heute unter diesem Tagesordnungspunkt über wei Dinge zu diskutieren: zum einen über die Reform er Gemeinsamen Agrarpolitik und zum anderen über en ernährungsund agrarpolitischen Bericht 2003. Ich will mit dem Letzteren anfangen, weil der Bericht us meiner Sicht ein wichtiges Dokument dafür ist, dass ie, Frau Künast, eine Agrarpolitik betreiben, die nur auernfeindliche Elemente beinhaltet und die dazu führt, ass wir den ländlichen Raum zerstören und die Existenz ukunftsorientierter Landwirte vernichten. Ich sage Ihen ganz klar: In dieser Frage haben Sie bei uns auch icht in einem einzigen Punkt einen Verbündeten. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1509504900
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1509505000

Die Politik, die Sie betreiben, wollen wir nicht. Nach-
em ich hoffentlich in aller Deutlichkeit gesagt habe,
ass die Politik, die Sie betreiben, für die Betriebe die
chulden- und Vernichtungsfalle bedeutet, will ich nun
anz klar und deutlich machen, dass wir uns über viele
inge, die sich im Rahmen der Reform der Gemeinsa-
en Agrarpolitik bewegen, sehr wohl unterhalten kön-
en, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Hier tra-
en wir eine ganz besondere Verantwortung.
Sehr geehrte Frau Ministerin, das, was Sie vorhin ge-
acht haben, ist das alte Klischee: spalten, Ideologien
erbreiten und keine Lösungen entwickeln. Das ist nicht
ie Herausforderung, vor der wir stehen. Die Reform der
emeinsamen Agrarpolitik ist der Schlüssel für den
ändlichen Raum, die Bauern in Deutschland und die Er-
ährungswirtschaft. Deswegen mein ganz klares Ange-
ot an Sie zur Zusammenarbeit auf vielen Feldern, die
ngesprochen werden müssen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Staatsminister Miller, Sie machen es sich zu ein-
ach, wenn Sie Ihre Haltung einfach zur Position der
DU/CSU erklären. Das ist nicht der Fall. Überall dort,
o die FDP zusammen mit der CDU die Regierung
tellt, wie in Niedersachsen, Baden-Württemberg und
achsen-Anhalt, sind wir uns einig, dass das Kombi-
odell für die Landwirtschaft durchaus ein zukunfts-
eisendes Modell ist. Wir sollten uns auf den Weg
achen, dieses Kombimodell so zu gestalten, dass mög-
ichst viele Landwirte in diesem Modell ihre Zukunft
nd die der ländlichen Räume sehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es kann doch gar kein Zweifel daran bestehen, dass
ie derzeitige Idee, möglichst viel und dabei manchmal
uch am Markt vorbei zu produzieren, um dadurch mög-
ichst viel Geld vom Steuerzahler zu bekommen, für kei-
en erklärbar und nachvollziehbar ist. Für das Modell






(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann

gibt es null gesellschaftliche Akzeptanz. Ich finde es
richtig, dass es hierfür keine Akzeptanz gibt.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Lieber Albert Deß, Frau Mortler hat in der letzten Aus-
sprache hierzu gesagt, unser Modell sei ein Märchen.
Genau das Gegenteil ist der Fall. Unser Modell beruht
auf zwei Säulen – das sind die entscheidenden Elemen-
te –: Wir wollen so viel unternehmerische, am Markt ori-
entierte Landwirtschaft wie nur irgendmöglich, damit
möglichst viele Bauern ihr Geld am Markt verdienen.
Genau das wollen die Bauern.


(Beifall bei der FDP)

Und wir wollen einen Ausgleich für die Bauern, die Pro-
dukte erzeugen bzw. Flächen haben, die es nicht erlau-
ben, auf dem Markt zu bestehen. Denen geben wir eine
Prämie dafür, dass sie unsere Kulturlandschaft erhalten.
Ich finde das richtig und gerecht. Ich bin ein Fan des
ländlichen Raumes. So wie die Städter dafür sind, dass
die Städte in einem guten Zustand bleiben, so bin ich da-
für, dass der ländliche Raum bewahrt wird. Wir müssen
diese beiden Säulen ausgestalten: die unternehmerische
Landwirtschaft und die Kulturlandschaftsprämie, die auf
die Fläche verteilt werden muss.

Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass die
agrarpolitischen Positionen der FDP absolut richtungs-
weisend und modern sind. Ich freue mich darüber, dass
Matthias Weisheit solche Vorstellungen schon vor
30 Jahren entwickelt hat. Hier haben wir eine Kontinui-
tät.


(Zuruf des Abg. Albert Deß [CDU/CSU])

– Lieber Albert Deß, an diesem Modell geht kein Weg
vorbei. Manchmal ärgere ich mich. Ich bin nicht der
CDU-Vertreter des Landes Niedersachsen, aber dein
Kollege, der Landwirtschaftsminister von Niedersach-
sen, Herr Ehlen, hat gesagt, das Kombimodell könne das
Feuer in der Landwirtschaft entzünden und in die Zu-
kunft weisen. In diesem Punkt schließe ich mich ihm an.
Ich habe kein Interesse daran und keine Lust dazu, uns
künstlich auseinander zu dividieren.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Tun wir auch gar nicht!)


Das Kombimodell wird kommen. Das Kombimodell
ist das richtige Modell, um die Landwirtschaft in
Deutschland in eine gute unternehmerische Zukunft zu
führen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Kombimodell ist auch das Modell, das im Rahmen
der WTO eine Akzeptanz findet.

Ich bleibe dabei: Das Schönste wäre, wenn wir auf
eine einheitliche Flächenprämie kommen würden.


(Zustimmung bei der SPD)


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(C (D ine solche einheitliche Flächenprämie würde bedeuten, ass eigentlich gar kein Geld mehr in der Bürokratie verchwindet. Denn das ist im Moment unser spezielles roblem. Von dem, was oben bereitgestellt wird, kommt iel zu wenig unten bei den Bauern an. Deswegen ist ine einheitliche Flächenprämie eine bürokratiearme usgestaltung und die richtige Lösung für das Motto Bauerngeld ist Bauerngeld“. Das ist unsere Grundvortellung in diesem Punkt. Das Ziel ist völlig klar. Wir müssen gemeinsam an en Übergängen arbeiten. Ein Bereich ist angesprochen orden: die Milchviehbetriebe. Milchviehbetriebe steen vor einer besonderen Herausforderung. Das ist überaupt keine Frage. Mein Wahlkreis zieht sich nach Ostriesland hinein. Ich will, dass auch in Zukunft in stfriesland Schwarzbunte geweidet werden. Ich will ie Milchwirtschaft in Ostfriesland gesichert wissen. (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Du hast gar keinen Wahlkreis!)


(Beifall bei der FDP)


Peter Harry, eine solche Zwischenbemerkung kannst
u dir sparen; die ist deinem Niveau nicht angemessen. –


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das stimmt!)


ir werden das weiterentwickeln. Wir werden dafür sor-
en, dass die Milchviehbetriebe auch bei uns eine Zu-
unft haben. Wir müssen lange Übergangszeiträume ha-
en.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Wie lange?)

Darüber müssen wir reden. Wir müssen daran arbeiten.
s macht aber auch nicht viel Sinn, daran bis zum
ahr 2013 festzuhalten, was eine ganz wesentliche For-
erung des Deutschen Bauernverbandes ist. Das kann es
icht sein.
Lasst uns doch gemeinsam das Jahr 2010 anvisieren,
as auch der Agrarausschuss des Bundesrates vor-
chlägt. Dann lasst uns darüber nachdenken, wie wir die
ier Abschmelzschritte, die danach kommen, vielleicht
uch mit Modulationsmitteln etwas abfedern. Dann krie-
en wir das doch hin. Wir wissen ganz genau, dass Herr
ilse vom Bauernverband in Niedersachsen Recht hat,
enn er sagt, dass wir jetzt eine schwierige Phase vor
ns haben, aber dass wir später durchaus die Chance ha-
en, dass Bauern mit guter Milch und guten Agrarpro-
ukten auch in Deutschland Geld verdienen können. Das
uss die Lösung sein, die angedacht werden muss.


(Beifall bei der FDP)

Lassen Sie mich zum Schluss kommen. Es gibt zwei

unkte, bei denen wir uns null Komma null bewegen.
ch fange mit dem Einfachen an, der Modulation. Die
ösung muss nach dem Motto „Bauerngeld ist Bauern-
eld“ erfolgen.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Sehr richtig!)


Der andere Punkt ist Cross-Compliance. Frau Künast,
ie Regelung muss eins zu eins umgesetzt werden und
arf nicht darüber hinausgehen. Ich will dabei auch nicht
errn Trittin im Geschäft haben.






(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das ist der entscheidende Punkt!)


Ich will mit dem kein Einvernehmen haben, weil ich
weiß, dass er für die wirklichen Interessen von Bauern
null Antenne hat. Das ist ein Mensch, der kein Interesse
am ländlichen Raum hat. Ich will nicht, dass er sich in
unsere Politik, die notwendig ist, einmischt.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Sehr richtig!)


Wir können viele Lösungen entwickeln, die für die
Bauern auf dem europäischen Markt und auf dem Welt-
markt gut sind. Es geht im Grunde genommen um Wei-
chenstellungen mit sehr weiter Perspektive. Wir bieten
die Zusammenarbeit an und würden uns sehr darüber
freuen, wenn wir eine Lösung für die Bauern und den
ländlichen Raum entwickeln, die zukunftsfähig ist.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1509505100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Jella Teuchner von der

SPD-Fraktion.


Jella Teuchner (SPD):
Rede ID: ID1509505200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

befinden uns mitten in der Phase der nationalen Umset-
zung der EU-Agrarreform und ich hatte bis dato den Ein-
druck, dass wir die Fachdiskussion ernsthaft und sach-
lich geführt haben. Das habe ich allerdings in der
heutigen Debatte bisher sehr vermisst, vor allem bei Mi-
nister Miller.

Uns allen ist doch bewusst, dass die derzeitige euro-
päische Agrarpolitik mit der Osterweiterung nicht mehr
finanzierbar ist. Sie steht innerhalb der WTO unter er-
heblichem Druck und sie wird von den Menschen immer
weniger akzeptiert. Vor diesem Hintergrund müssen die
Beschlüsse von Luxemburg bewertet und vor allen Din-
gen auch umgesetzt werden. Die EU-Agrarreform trägt
diesen Problemen meiner Meinung nach Rechnung. Sie
ist eine gute Basis für die zukünftige Agrarpolitik.

Die Agrarminister von Bund und Ländern haben sich
schnell auf die Eckpunkte für die nationale Umsetzung
geeinigt, auch mit dem Ziel, rasch für Planungssicherheit
zu sorgen. Wir alle wissen, dass es noch einige Punkte
gibt, über die wir ernsthaft diskutieren müssen. Ich gehe
aber davon aus, dass wir auch über diese Punkte ernst-
haft und sorgfältig diskutieren und zu einem Ergebnis
kommen werden.

Aus meiner Sicht ist erfreulich, dass sich Bund und
Länder für ein regionales Flächensystem als Endziel
der Reform ausgesprochen haben.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Es gibt kein regionales Flächenmanagement!)


Was wir noch diskutieren müssen, ist: Wie kommen wir
dahin, dass es 2013 regional einheitliche Flächenprä-

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(C (D ien gibt? Bund und Länder haben sich auf ein kombiiertes Betriebsund Flächenmodell verständigt. Das ist ine richtige Entscheidung. Ich will noch einmal die Vorund Nachteile der bei en Modelle aufzeigen. Das Betriebsmodell bietet relav wenige Brüche. Es gibt keine Umverteilung zwischen ckerund Tierprämien. Aber die Berechnung aufgrund er historischen Basis 2000 bis 2002 führt gerade bei en Betrieben, die in den letzten Jahren investiert haben, u Härtefällen und Brüchen in der Förderung. (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Quatsch! Das Gegenteil ist der Fall!)


Das Regionalmodell mit einheitlichen Flächenprä-
ien führt zu deutlichen Umverteilungen. Allerdings
erden die Prämien nach dem aktuellen Flächenbestand
ugeteilt.
Das kombinierte Modell schafft die Möglichkeit für

inen gleitenden Übergang und vermeidet Strukturbrü-
he. Die Brüche, die in den Modellen vorhanden sind,
erden damit – zumindest zum Teil – ausgeglichen.
Klar ist auch, dass es kein optimales Modell gibt. Wir

önnen aber versuchen, über die Zuordnung der Prämien
u Beginn des „Gleitfluges“ zu den Flächenprämien oder
u den betriebsindividuell vergebenen Prämien die Wei-
hen so zu stellen, dass der Übergang von 2004 auf 2005
öglichst sanft erfolgen wird. Hierüber diskutieren wir
urzeit. Wir haben bereits in einigen Punkten, zum Bei-
piel bei der Extensivierungsprämie, Änderungen in der
einabstimmung vorgenommen. Wir werden diese Dis-
ussion ernsthaft und sorgfältig führen, damit die Agrar-
eform ein Erfolg für unsere Bauern und Bäuerinnen
ird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich habe in der Stellungnahme des Bauernverbandes
ls Argument für die Betriebsprämie gelesen, dass auch
n Zukunft unterschiedliche Zahlungsansprüche zweier
leich großer Betriebe gerechtfertigt sein müssen, wenn
s in diesen Betrieben unterschiedliche Tierbestände
ibt.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Warum nicht? Es ist doch in Frankreich auch möglich!)


erade dies wird nicht mehr möglich sein. Das Ergebnis
er EU-Agrarreform ist ja die Entkopplung der Prämien
on der Produktion.
Wir haben die Wahl, entweder mit einer Flächenprä-
ie dafür zu sorgen, dass diese Betriebe die gleiche Prä-
ie bekommen, oder wir können mit der Betriebsprämie
afür sorgen, dass Betriebe mit gleicher Größe und glei-
hem Tierbestand unterschiedliche Prämien bekommen,
eil sie von 2000 bis 2002 unterschiedliche Tierbe-
tände hatten. Letzteres halte ich weder für sinnvoll noch
ür vermittelbar.
Ich möchte noch auf einen anderen Punkt hinweisen.

urzeit wird über die Neuordnung der Hopfenmarkt-
rdnung debattiert. Es ist klar, dass wir den Erzeuger-






(A) )



(B) )


Jella Teuchner

gemeinschaften weiterhin 25 Prozent des Beihilfebetra-
ges zuweisen wollen. Die Signale, die wir hier bis jetzt
bekommen haben, sind durchaus positiv.

Abschließend: Wir sind mit der Umsetzung der EU-
Agrarreform auf einem guten Weg. Ich bin mir sicher,
dass wir auch bei den offenen Punkten eine gute Lösung
finden werden. Wir sollten gemeinsam den parlamentari-
schen Prozess nutzen, um zu einem guten Ergebnis zu
kommen.

Danke schön.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1509505300

Das Wort hat jetzt der Kollege Peter Harry Carstensen

von der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Peter H. Carstensen (CDU):
Rede ID: ID1509505400

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Ich frage mich immer wieder, welche jungen Bau-
ern es gewesen sein sollen, mit denen Frau Künast an-
geblich über agrarpolitische Themen gesprochen hat und
die sie unterstützen. Diese Versammlungen können nur
irgendwo in einer Telefonzelle stattgefunden haben. Ich
jedenfalls kenne keine Bauern, die die Politik von Frau
Künast unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Gustav Herzog [SPD]: In Rheinland-Pfalz!)


– In Rheinland-Pfalz? Herr Herzog, dann sprechen Sie
einmal mit den Bauern, die in Rheinland-Pfalz Gemüse
produzieren und die sich über die Flächenprämie gefreut
haben. Wenn Sie diesen Bauern etwas von Cross-Com-
pliance erzählen und klar machen, dass auch Herr Trittin
das Sagen haben wird, dann können Sie ja versuchen,
herauszufinden, ob diese Bauern noch Lust haben, mit
diesen beiden Gesellen zusammenzuarbeiten.

Frau Künast hat, als sie den ersten Agrarbericht vor-
gelegt hat – die dort aufgelisteten Ergebnisse waren
nicht schlecht; damit hatte sie aber auch nichts zu tun;
das war noch die Arbeit von Jochen Borchert und Karl-
Heinz Funke, an den sich die Älteren von uns bestimmt
noch erinnern –, vom Künast-Effekt gesprochen und hat
sich damals wie heute die guten Ergebnisse an das Re-
vers geheftet. Ich möchte Ihnen einmal die Ergebnisse
aus dem letzten Agrarbericht nennen: Ackerbau minus
25,8 Prozent, Milch minus 11,7 Prozent und Veredlung
minus 44,9 Prozent. Wenn man die Nettowertschöpfung
je AK im EU-Vergleich sieht – 1995 ist gleich 100 ge-
setzt –, dann stellt man fest: 2001 lag die Nettowert-
schöpfung bei 148, 2002 bei 117 und 2003 bei
100 Prozent. Minus 14 Prozent! Das ist der Künast-Ef-
fekt. Die Bauern können sich unter anderem bei Ihnen
bedanken, dass dort keine vernünftigen Einkommen
mehr erzielt werden können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Sie haben über Planungssicherheit in der Agrarpolik gesprochen. Wann soll es diese denn geben? 1992 ab es die McSherry-Reform und 1990 die Agenda 2000 it dem Versprechen, dass alles auf jeden Fall bis 2007 eiterlaufen werde. 2004 diskutieren wir wie schon 003 über weitere Veränderungen, wie zum Beispiel ber das Abschmelzen bis 2009, 2010 oder 2011. Ich age Ihnen voraus, dass wir dann eine andere Agrareform haben werden. Aber von Sicherheit ist überhaupt ichts zu spüren. Frau Künast, auch Sie merken das, enn Sie mit jungen Bauern sprechen. In diesem Zuammenhang gibt es zwei bedrohliche Zahlen: Über 0 Prozent der Landwirte wollen nicht mehr investieren, eil sie nicht mehr wissen, worin. Über 50 Prozent der ndwirtschaftlichen Betriebe haben keinen Nachfolger, eil sie keine Zukunft in einer von Ihnen definierten andwirtschaft sehen. Ihr Ziel ist die Abkehr von einer Agrarpolitik, die olitik für Landwirtschaft und Politik für Produktion in er Landwirtschaft ist. Das haben Sie gerade eben sehr eutlich gesagt. Sie wollen die Agrarpolitik auf Ihre deologie ausrichten. Ein Beispiel: In meinem Wahlkreis idelstedt will Minister Müller ausgerechnet dort, wo auern dafür gesorgt haben, dass es dort Vögel gibt, ogelschutzgebiete ausweisen und so die Bauern wegjaen. Die Vorsitzende der Grünen in Husum schreibt: Statt des bis jetzt geltenden ungerechten Produktprämiensystems, das Stallmast und Großbauern bevorzugt, werden Flächenprämien eingeführt, die dann auch für Grünland gelten. Damit wird die wirtschaftliche Basis zur Weiterführung der Weidemast geschaffen, die dann im Falle von Eidelstedt durch den Grundschutz … ergänzt wird. Gerade das wird nicht der Fall sein: Mit dem Präiensystem, das Sie einführen, können die Leute nicht ehr produzieren. Sie produzieren nämlich nicht, weil ie Mitglied im Roten Kreuz sind, sondern weil sie Geinne machen müssen. Aufgrund dieser Regelung weren sie mit der Weideendmast dort keine Gewinne mehr achen. Wir brauchen eine Reform, die die wirtschaftenden etriebe stärkt. Sie sorgen mit beiden Modellen dafür das gebe ich gerne zu –, dass eine Aussteigerlandwirtchaft mitfinanziert wird. Wir müssen Wettbewerbsfäigkeit bei den wirtschaftenden Betrieben schaffen. enn wir Wettbewerbsfähigkeit schaffen wollen, dann eht es nicht nur darum, das zu tun, was wir tun können, ondern auch darum, das zu beobachten, was andere tun. Frau Künast, ich frage mich: Warum eigentlich diese ile? Es geht hier um die größte Reform, die es je in der andwirtschaft gegeben hat. Sie haben in den letzten ahren, in der letzten Legislaturperiode mit Eile doch chlechte Erfahrungen gesammelt: Das Tierarzneimitlgesetz wurde durchgeboxt, ebenso das Modulationsesetz, das Verbraucherinformationsgesetz und die Peter H. Carstensen Neuorganisation des gesundheitlichen Verbraucherschutzes. Das ist alles Schrott, der innerhalb von wenigen Wochen durchgepaukt wurde. (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Quatsch!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Dr. Peter Jahr [CDU/CSU]: Richtig!)





(A) )


(B) )


Jetzt sind wir wieder dabei, das zu reparieren.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Sorgen Sie doch dafür, dass die Zeit, in der wir eine
Debatte wie diese führen, vernünftig ausgefüllt wird!
Wenn Sie sagen, Sie wollen bis zum 1. August fertig
sein, dann sage ich Ihnen: Seien Sie meinetwegen bis
zum 1. August fertig. Wir müssen aber erst bis Ende des
Jahres fertig sein und zum 1. August lediglich sagen,
was wir wollen.


(Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Sagen Sie doch mal, was wollen Sie denn?)


– Da kommt wieder der Schreier, der Herr Oberlehrer,
der im Ausschuss bis jetzt noch nie einen sachlichen
Beitrag geleistet hat. Es ist doch schön, dass man hört,
dass er wieder einmal da ist. Er sagt immer, die Opposi-
tion müsse besser werden. Wahrscheinlich wird er nach
der nächsten Wahl zeigen können, ob die Opposition
besser wird. Vielleicht kann er es aber doch nicht; denn
bei einem Wahlergebnis von 25 Prozent für die SPD be-
kommt er gar keinen Listenplatz und kommt nicht wie-
der ins Parlament.


(Widerspruch des Abg. Manfred Helmut Zöllmer [SPD])


– Seien Sie einmal ganz still! Ich sage gleich etwas dazu.
Wir müssen dafür sorgen, dass das Reformvorhaben

ausreichend beraten wird. Angesichts dessen, was in an-
deren Ländern passiert, komme ich zu folgendem
Schluss: Ich bin im Moment zwar nicht für diesen Vor-
schlag; aber ich bin dafür, dass wir ihn mit beraten. Wir
müssen auch überlegen, was es bedeutet, dass in Frank-
reich eine Teilentkopplung vollzogen wird. Was bedeutet
das für unsere Wettbewerbsfähigkeit und für unsere
Marktanteile? Müssen wir darauf nicht reagieren? Da-
rüber müssen wir doch diskutieren! Wir können das
doch nicht holterdiepolter wieder zurücknehmen. Wir
müssen uns Zeit für Beratungen nehmen; Sie haben
nämlich schlecht verhandelt.

Dass wir jetzt Probleme mit der Milch haben, liegt
doch daran, dass die Überschüsse die bisherigen Pro-
bleme noch vergrößern und dass die Preise gesenkt wer-
den, weswegen in diesem Bereich zusätzliches Geld be-
nötigt wird. Sie hätten diese Probleme mit einer anderen
Milchpolitik lösen können. Wir brauchen eine besondere
Betrachtung der Milch.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Beide Modelle – Flächenmodell und Betriebsprä-

mienmodell – haben ihre Schwächen. Das Flächenmo-
dell führt zu einer Umverteilung; die Betriebsprämien
werden als historische Grundlage – da stimme ich Ihnen
zu – keinen langfristigen Bestand haben. Im Jahr 2012
wird es nicht möglich sein, zu diskutieren und zu sagen:

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(C (D er bekommt so viel Geld, weil er irgendwann einmal m 2000 herum Bullen gemästet hat. Die Situation in der Bullenmast zeigt, wie schwierig iese Diskussion ist und dass man dafür Zeit braucht. ie Bullenmäster in Eiderstedt steigen aus zwei verchiedenen Gründen um oder aus: beim Flächenmodell, eil sie nicht mehr davon leben können; beim Betriebsrämienmodell, weil sie ohne Produktion mehr Geld haen als mit Produktion. Beides kann nicht gewollt sein. as muss uns bewusst sein. Wir müssen darüber sprehen. Am Anfang muss unser Ziel sein, dass wir keine trukturbrüche erleiden und dass wir unsere Wettbeerbsfähigkeit und unsere Marktanteile einigermaßen rhalten. Deswegen ist es dringend notwendig, dass wir umindest bei der Tierproduktion mit dem Betriebspräienmodell einen Einstieg finden. Ich lasse mit mir daüber diskutieren, wie wir später damit verfahren. Herr Kollege Goldmann, beim Thema Milch habe ich ine dezidiert andere Auffassung als du. Die Milchprouktion wird durch die Preissenkung gerade bei dir im msland sehr schwierig werden. u kannst gern schon einmal anfangen zu rechnen, ob u mit einem Grünlandprämienmodell auskommst. Von aher ist es für die Milchbetriebe notwendig, die Beiebsprämie so lange wie möglich zu erhalten, mögchst bis zum Schluss. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Also bis 2013?)


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Schon üblich!)


Meinetwegen bis 2013.

(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Warum habt ihr das nicht vorgeschlagen?)

Entschuldige mal! Ich schlage das vor. Sei mal ganz
uhig!


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Wann denn?)


ch halte es für notwendig, dass wir die Prämie so lange
ie möglich behalten. Welche Kompromisse es nachher
ibt – das habe ich auch gesagt –, muss man sehen. Es ist
chon über den Hilfsantrag von Baden-Württemberg und
as Jahr 2010 gesprochen worden. Im Jahr 2010 werden
ir eine völlig andere Diskussion haben.
Ich lasse mich nicht von dem wichtigsten Punkt ab-
nken: Frau Künast vollzieht mit dieser Reform ihre
grarwende. Wo es ein Einvernehmen mit Herrn Trittin
eben muss – das ist in einem Satz deutlich zu ma-
hen –, spielt alles andere keine Rolle mehr. Um es ganz
eutlich zu sagen: Ich will Trittin nicht bei mir auf dem
and haben,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


eder als verdeckten Ermittler noch als jemanden, der
ie Agrarpolitik gestaltet. Wir müssen nach draußen
eutlich machen, dass dies eine völlige Abkehr von der






(A) )



(B) )


Peter H. Carstensen (Nordstrand)


bisherigen Agrarpolitik, insbesondere auch von der der
SPD, wäre.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Da hat er Recht!)


Ihr verratet eure guten Leute, die ihr in der Agrarpolitik
gehabt habt, nämlich von Jan Oostergetelo bis Schmidt

(Gellersen). Wenn ihr das mitmacht, dann ist das eine

Politik, die mit Agrarpolitik nichts mehr zu tun hat, son-
dern mit Trittin, mit einer anderen Politik, die wir nicht
wollen. Diese Systemwende wollen wir nicht, weil es
eine ideologische Wende ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich sage noch einmal: Dieses Vorhaben bekommt
keine Zustimmung von uns. Ich gehe nicht davon aus,
dass ich den Vorstellungen von Fall Frau Künast in die-
sem Zusammenhang zustimmen kann. Wir werden dem
so nicht zustimmen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das ist ja nichts Neues! – Albert Deß [CDU/CSU]: Es hat der zukünftige Ministerpräsident von Schleswig-Holstein gesprochen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1509505500

Das Wort hat jetzt der Kollege Friedrich Ostendorff

vom Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-
ren! Nach Carstensens Märchenstunde will ich nun zum
Thema zurückkehren. – Die EU-Agrarreform ist auch
unseres Erachtens ein großer Einschnitt, aber ein absolut
notwendiger. Das bisherige System der Direktzahlungen
stand kurz vor dem Kollaps. In Deutschland gibt es
26 unterschiedlich hohe Getreideprämien. Für Schlacht-
bullen gibt es vier verschiedene Prämien gleichzeitig:
Sonderprämie männliche Rinder, Schlachtprämie, natio-
nale Ergänzungsprämie und Extensivierungsprämie. Es
gibt Prämien für Mutterkühe, für Stärkekartoffeln, für
Trockenfutter usw. Kein normaler Mensch versteht die-
ses System mehr. Die Bauern und Bäuerinnen schimpfen
seit Jahren darüber, nämlich seit es dieses Prämienchaos
gibt. Wir machen damit Schluss.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Mit den Bauern! – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Ihr macht Schluss mit den Bauern!)


Sehr geehrter Herr Minister Miller, wer auf das hoff-
nungslos komplizierte französische Modell zur Umset-
zung der Luxemburger Beschlüsse verweist, will dieses
Chaos offenbar fortführen. Mit uns nicht!


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


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(C (D ußerdem, lieber Herr Miller: Über die Zufriedenheit er französischen Kollegen und Kolleginnen lesen wir äglich in den Zeitungen. Die scheinen mit der Agrarolitik, wie sie in Frankreich gemacht wird, ja besonders ufrieden zu sein. Da scheint ein Übermittlungsproblem orzuliegen. Herr Miller, die Bullenmast lebt heute mit 300 Euro ro Tier ausschließlich vom Staat. Dass in dem Bereich urch Agrarreform und Entkopplung wieder etwas mehr arkt einkehrt, ist doch nur richtig. Was der einzelne etrieb erzeugt, kann er in Zukunft selbst entscheiden. lle haben die gleichen Chancen. Das Kombimodell ist zwischen den Bundesländern usjustiert. Es wird sogar Lösungen für landlose Wanerschäfer und Ziegenhirten schaffen. Alle werden zuünftig die gleichen Chancen haben. Eine Verschiebung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag ehnen wir entschieden ab. Wenn überhaupt, wollen wir arüber nachdenken, bei der Milch einen Sonderweg zu ehen; denn dieser Bereich droht der Verlierer der Reorm zu werden. Das wollen wir verhindern. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Denjenigen, die schon heute davon reden und schrei-
en, dass der Milchpreis auf 22 Cent pro Liter fällt, muss
esagt werden, dass sie unserer Meinung nach völlig un-
erantwortlich handeln.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Er steht jetzt schon bei 26 Cent!)


ieser Preis wird momentan heruntergeredet.

(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Quatsch!)

a wird ein Automatismus unterstellt. Dabei gibt es
berhaupt keinen Beleg dafür, dass der Milchpreis den
reissenkungen bei der Interventionsbutter folgt.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das ist immer so gewesen!)


Es wird vor allem darauf ankommen, die Überpro-
uktion in den Griff zu bekommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ir müssen versuchen, möglichst gemeinsam mit Frank-
eich, die Milchgarantiemengen zu begrenzen.


(Beifall der Abg. Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Meine Damen und Herren, ich glaube, wenn wir bei
ieser Agrarreform jetzt nicht wieder anfangen, zu wa-
keln und alles aufzuweichen, nur weil es den einen hier
neift und den anderen dort piekst und der Dritte, Herr
arstensen, meint, mal wieder Frau Künast – erfolglos –
rgern zu müssen, dann können wir es schaffen, die
roße Chance, die die Luxemburger Beschlüsse bieten,
u nutzen und einen wirklichen Meilenstein zu setzen:
eg von einem System, das sich völlig totgelaufen hat,
in zu einer zeitgemäßen und zukunftsfähigen Politik für






(A) )



(B) )


Friedrich Ostendorff

die Landwirtschaft und die ländlichen Räume, die auch
wieder Freude macht, weil sie wieder Sinn macht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Peter Bleser [CDU/CSU]: Erst müssen die Spaßbremsen mal weg!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1509505600

Das Wort hat jetzt die Kollegin Waltraud Wolff von

der SPD-Fraktion.


Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1509505700

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich freue mich, dass ich zum Schluss dieser
Debatte noch einiges richtig stellen darf. Das tue ich am
Anfang meiner Rede auch sehr gern.

Erstens. Lieber Herr Kollege Carstensen, ich finde es
etwas verlogen


(Albert Deß [CDU/CSU]: Das macht der Carstensen nie!)


– erst einmal abwarten, Herr Deß –, wenn man bei der
Debatte über den Agrarbericht die letzten drei Jahre ins
Feld führt, da wir genau wissen, dass es sich im Agrar-
bericht niederschlägt, dass wir drei schlechte Jahre in der
Landwirtschaft aufgrund von Hochwasser, Dürreschä-
den und anderen Dingen hatten.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Frau Künast hat gesagt: Die guten Jahre sind meine! Dann sind auch die schlechten ihre! – Albert Deß [CDU/CSU]: Hochwasser betraf nur 2 Prozent der Flächen!)


Wenn dafür Frau Künast zuständig sein soll, dann wird
es wahrscheinlich noch so weit kommen – da bedanke
ich mich aber –, dass sie auch für das Wetter verantwort-
lich ist. Das finde ich schon bemerkenswert.

Um aber noch einmal auf den Punkt zu sprechen zu
kommen: Mit welchen Bauern reden wir und Frau
Künast in Telefonzellen? Ich will Ihnen nur ein Beispiel
nennen: In Sachsen-Anhalt gab es in der letzten Zeit
eine Vollversammlung des Landeskontrollverbandes. Da
waren Bauern aus ganz Sachsen-Anhalt vertreten, nicht
nur die Milchviehhalter, und auch viele andere Gäste.
Insgesamt waren auf dieser Veranstaltung circa
300 Leute. Frau Landwirtschaftsministerin Wernicke aus
Sachsen-Anhalt, ihres Zeichens CDU-Mitglied, hat un-
ser Reformmodell dort in Reinform vorgelegt. Ihren Vor-
trag hätte auch ich halten können. Wissen Sie, wie die
Reaktion der Bauern aussah? Sie haben sich hingestellt
und gesagt: Wir haben die McSherry-Reform geschafft,
wir haben die Agenda 2000 geschafft, wir bestreiten
auch positiv die EU-Agrarreform. Dieses Resümee
wurde in Sachsen-Anhalt bei der Vollversammlung des
Landeskontrollverbandes gezogen. Ich denke, die
Bauern dort schauen in die Zukunft, indem sie sagen:
Wir werden das positiv beeinflussen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Uns allen, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist doch ewusst, dass die nächste Welthandelsrunde die weitere iberalisierung der Agrarmärkte einfordern wird. Es t doch logisch, dass es dann auch Änderungen bei der U-Agrarreform geben muss. Es bleibt aber bei der Entopplung der Direktzahlungen, der Stärkung der ländlihen Räume und der Bindung der Direktzahlungen an ie Einhaltung von Umwelt-, Tierschutzund Qualitätsorschriften. Wenn wir wirklich wollen, dass die nächste TO-Runde gelingt, dann – es geht gar nicht anders – üssen wir diese Herausforderungen meistern. So weit, o gut. Die Theorie ist ja meistens etwas einfacher. Der ritische Punkt ist nun einmal die nationale Umsetzung er gemeinsamen Agrarpolitik. Bund und Länder haben ich – das haben schon mehrere Kollegen gesagt – auf in gemeinsames Modell geeinigt. Die Landwirte erhalen auch weiter Prämien. Wenn die Bauern auf dem Nieau der jetzigen Prämienzahlungen in die GAP-Reorm gehen, dann können sie auch nach einem estgeschriebenen Verlaufsplan die Verschiebung der ektarbeträge bis 2012 meistern. So wird es möglich ein, 2012 eine einheitliche Flächenprämie einzuführen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, positiv hieran ist och gerade, dass extensiv wirtschaftende Betriebe mehr uwendungen erhalten. (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das ist positiv?)


as ist eine wesentliche Verbesserung, denn so wird es
öglich sein, auch in schwierigeren Lagen unter geän-
erten Rahmenbedingungen weiter zu produzieren. Das
t aus unserer Sicht auch eine gerechtere Variante.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Und das soll positiv sein?)


atürlich ist es auch so, dass es bei solchen Reformen Ge-
inner und Verlierer gibt. Das hat niemand bestritten. Es
at mich auch nicht sonderlich erschreckt, obwohl ich es
atürlich bedauert habe, dass sich der Bauernverband
trikt gegen eine solche Umverteilung wie beim Flä-
henmodell ausspricht. Der DBV hat nur die Besitz-
tandswahrung jedes einzelnen Betriebes im Kopf, wider
esseres Wissen. Nur keinem wehtun, nach dieser Devise
ird hier gehandelt. Aber hat denn das Betriebsmodell auf
ngere Sicht wirklich eine Chance? Die hat es natürlich
icht. Wir können 2013 niemandem mehr ernsthaft klar
achen, dass Betriebe einer Region unterschiedliche
uweisungen von EU-Geldern bekommen,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


nd das nur aufgrund der Tatsache, dass sie in der Zeit
on 2000 bis 2002 bestimmte individuelle Zuweisungen
rhalten haben.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Sie fangen doch auch damit an, Frau Wolff! Das ist doch das Prinzip eines Kombimodells!)


Deshalb finde ich es nicht richtig, dass der Agraraus-
chuss des Bundesrates nur augenscheinlich dem Anlie-
en des DBV folgen will,






(A) )



(B) )


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)



(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


nebenbei gesagt: ziemlich halbherzig. Halbherzig darum,
weil er ebenfalls den Umstieg auf eine Flächenprämie
vorsieht, aber erst zum Jahr 2013. Anders als die Bundes-
regierung sieht der Agrarausschuss des Bundesrates
nicht einen Gleitflug, sondern einen Sturzflug vor.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist ausgesprochen unverständlich, denn im neuen
Stützungssystem wird die Zahlung immer weniger ein
Preisausgleich sein, sondern zunehmend eine allgemeine
Einkommensstütze. Durch die Zahlungen wird also der
Leistung der Landwirtschaft für die Allgemeinheit Rech-
nung getragen. Darum ist es auch überhaupt nicht nach-
vollziehbar, dass die Stützungsgelder so lange betrieb-
lich gebunden bleiben sollen und erst 2013 auf die
Fläche verteilt werden sollen.

Deshalb bin ich sehr erleichtert, wenn ich höre, dass
der Bundesrat dem Anliegen des Agrarausschusses mög-
licherweise nicht folgen wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Albert Deß [CDU/CSU]: Die Bauern wären erleichtert, wenn diese Bundesregierung abtreten würde!)


Ich frage Sie, Herr Minister Miller: Sind Sie bei diesen
Beratungen nicht dabei? Was reden Sie mit Ihren Amts-
brüdern aus den CDU-geführten Ländern?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das frage ich mich ernsthaft. Sie stehen doch allein,
nicht wir und die Mehrheit der Bundesländer. Darüber
kann man eigentlich sehr froh sein.

Im Übrigen verstehe ich nicht, warum die Opposition im
Zusammenhang mit den Cross-Compliance-Regelungen die
Einvernehmensregelung mit dem Umweltministerium
immer wieder kritisiert und ablehnt.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das ist das Schlimmste an der ganzen Geschichte!)


– Zuhören! – Dieses Gesetz sieht eine Einvernehmensre-
gelung zwischen dem Umweltministerium, dem Minis-
terium für Wirtschaft und Arbeit und dem Finanzminis-
terium durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des
Bundesrates vor. Hier sind die Bundesländer also alle
mit dabei.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Die können sich alle nicht vorstellen, wie schlimm Herr Trittin ist!)


Einvernehmlich heißt, dass man miteinander einen Weg
finden muss.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, was die Milchrege-
lungen angeht, mache ich noch einmal ganz deutlich,
dass der Diskussionsprozess noch nicht abgeschlossen
ist. Bund und Länder werden über diesen Punkt weiter
beraten müssen. Das ist eine ganz wichtige Sache.

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(C (D Ich sehe, meine Zeit wird knapp. – Gerade die Milchetriebe mit Ackerbau, die in den letzten Jahren invesiert haben, könnten bei einem frühzeitigen Angleihungsprozess in finanzielle Schwierigkeiten geraten. ber auch hier muss umgeschichtet werden, denn beriebsindividuelle Zuweisungen sind auch den Milchbaurn zukünftig nur schwer vermittelbar. Außerdem lässt er Gesetzentwurf den Ländern die Möglichkeit offen, om Acker aufs Grünland umzuverteilen. Das Gesetz zur Umsetzung der gemeinsamen Agrar olitik in Europa muss im August dieses Jahres in Kraft reten. Das ist ganz wichtig. (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Nein! Das ist falsch!)


ürden wir mit dem Betriebsmodell starten, würde das
edeuten, dass wir auf Dauer Ungerechtigkeiten fest-
chreiben und für die nächste WTO-Runde schlecht auf-
estellt wären.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1509505800

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss.


Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1509505900

Das ist mein letzter Satz, Herr Präsident. – Unser Ziel

ind klare Vorgaben für den Umstieg der Betriebe. Ich
öchte noch einen Appell an die Kollegen von der
DU/CSU richten: Diskutieren Sie nicht weiter mit
cheuklappen und in die falsche Richtung. Sie würden
as in kurzer Zeit zutiefst bereuen. Helfen Sie stattdes-
en mit; denn Landwirtschaft in Deutschland soll sich
uch in 20 Jahren noch lohnen.
In diesem Sinne herzlichen Dank für Ihr Zuhören.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1509506000

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 15/2553 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
azu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
ann ist die Überweisung so beschlossen.
Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Aus-

chusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Land-
irtschaft auf Drucksache 15/2092 zu dem ernährungs-
nd agrarpolitischen Bericht 2003 der Bundesregierung
nd zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/
SU zu diesem Bericht. Der Ausschuss empfiehlt in
enntnis des Berichts der Bundesregierung auf Druck-
ache 15/405, den Entschließungsantrag auf Druck-
ache 15/1325 abzulehnen. Wer stimmt für diese Be-
chlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent-
ält sich? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
en der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen von
DU/CSU und FDP angenommen.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 20 auf:

Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten
Jürgen Klimke, Klaus Brähmig, Ernst Hinsken,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Auswirkungen der EU-Osterweiterung auf
den Tourismus und die deutsche Tourismus-
wirtschaft
– Drucksachen 15/1267, 15/2237 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Gibt es an-
derweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann ist
es so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat der
Kollege Klaus Brähmig von der CDU/CSU-Fraktion das
Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Klaus Brähmig (CDU):
Rede ID: ID1509506100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Die heutige Debatte, die sich mit der Auswirkung
der EU-Osterweiterung auf den Tourismus beschäftigt,
zeigt sehr deutlich: Deutschland steht bei dieser zweiten
großen Erweiterung nach der Aufnahme der fünf neuen
Bundesländer in den Zuständigkeitsbereich der Europäi-
schen Union vor einer historischen Aufgabe. Es gilt vor
allem, die Chancen und Herausforderungen aufzuzeigen,
die damit für die deutsche Tourismuswirtschaft verbun-
den sind. Neben den branchenspezifischen Aspekten
spielen die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rah-
menbedingungen eine große Rolle.

Bis zum Datum des Beitrittes der Staaten von Estland
im Norden bis Zypern im Süden sind es heute noch
56 Tage. Eine Fläche von circa 738 000 Quadratkilo-
meter vom finnischen Meerbusen bis fast zur nordafrika-
nischen Küste mit rund 75 Millionen Einwohnern wird
Teil des europäischen Binnenmarktes.

Der 1. Mai 2004 bedeutet weit mehr als die Aufnahme
von zehn Staaten in das freiheitliche, demokratische und
christlich geprägte Europa. Es ist der historische Termin,
an dem die seit der Konferenz von Jalta im Jahre 1945
bestehende alte stalinistische Trennungslinie im Herzen
Europas unumkehrbar überwunden wird. In Europa
wächst zusammen, was zusammengehört. Die gemeinsa-
men Grundwerte, gepaart mit unterschiedlicher Kultur
und Geschichte, und die Vielfalt der Landschaften und
Bräuche sind die beste Grundlage für einen attraktiven
Tourismusstandort Europa.

Vieles wurde auf dieses Datum hin seit über zehn Jah-
ren geplant, geprüft und untersucht. Es ging darum, Pro-
jekte zu entwickeln. Jedoch stehen die von der Erweite-
rung direkt betroffenen Regionen heute vor mehr
offenen als beantworteten Fragen. Denn die EU-Ost-
erweiterung findet nicht vorrangig in Köln, Stuttgart und
München statt, sondern hauptsächlich in einem Gebiet
50 Kilometer rechts und links der bisherigen EU-Außen-
grenze.

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(C (D Aus diesem Grund muss die rot-grüne Bundesregieung nach sechs Amtsjahren einmal gefragt werden, welhe Maßnahmen sie vor Ort vorbereitet, eingeleitet und mgesetzt hat, um die Länder Bayern, Sachsen, Branenburg und Mecklenburg-Vorpommern zu unterstützen. enn ich mich im Freistaat Sachsen umschaue, finde ich ichts oder sehr wenig an neuen Regierungsimpulsen es Bundes für die Grenzregionen. Eigentlich ist eher as Gegenteil der Fall; denn selbst die Projekte mit ertigstellungsterminen wie Bundesstraßen, Autobahnen nd auch Grenzübergänge werden nach dem Maut-Deaster verschoben oder stehen auf der Kippe. Ich glaube, Rot-Grün hat eine große Chance ver äumt, den 1. Mai 2004 zu nutzen, um von Stettin bis ach Passau eine „Perlenschnur“ von grenzüberschreienden Projekten als Brückenschlag einzuweihen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Ernst Burgbacher [FDP])


afür wäre allerdings auch nötig gewesen, Kommunen
nd Landkreise langfristig mit auf Innovationen zielen-
en Finanzmitteln auszustatten, um diese historische
ufgabe zu meistern.
Aber auch hier ist festzustellen: Es wird gekürzt, ver-

indert und verzögert, was das Zeug hält. Aktuelle Bei-
piele sind die Vorgänge um die Gemeinschaftsaufgabe
Ost“, die 700 Millionen Euro umfasst und um
00 Millionen Euro reduziert wird.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Das sind die Zahlen!)


nstelle die Mittel für die Gemeinschaftsaufgabe als ei-
es der gerade im touristischen Bereich in Ost und West
enigen guten Wirtschaftsförderungsinstrumentarien zu
rhöhen, wird von der rot-grünen Bundesregierung ge-
au das Gegenteil durchgesetzt. Anträge, Projekte und
aßnahmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen liegen
och den Ländern zur Genüge vor. Die Umsetzung
cheitert aber leider an der Finanzierung.
Die grüne EU-Kommissarin Michaele Schreyer legt

och einen drauf und droht gleichzeitig aus Brüssel in
er „Financial Times Deutschland“ mit den Worten:
Ostdeutschland kann keine Fördermittel mehr bekom-
en“, obwohl genau das Gegenteil notwendig wäre.
stdeutschland gerät sonst durch den EU-Beitritt in eine
andwichposition zwischen dem hochentwickelten Wes-
en und der umfangreichen Wirtschaftsförderung in den
eitrittsländern.
Meine Damen und Herren, ohne die Menschen in den
renzregionen wird die Erweiterung nicht funktionie-
en. Im Augenblick findet in den Grenzgebieten auf bei-
en Seiten eine Abkehr durch Abwanderung statt. Auch
us diesem Grund ist die Forderung nach einer finanziell
ut ausgestatteten Grenzlandförderung angebracht.
Zusätzlich zu den finanziellen Regelungen brauchen

etzt die deutschen Grenzregionen an der östlichen EU-
ußengrenze zu Polen und der Tschechischen Republik
ine Neuauflage des Karlsruher Abkommens, das
eutschland 1996 mit Frankreich, Luxemburg und der
chweiz abgeschlossen hat. In diesem Übereinkommen






(A) )



(B) )


Klaus Brähmig

wurde festgelegt, die grenzüberschreitende Zusammen-
arbeit zwischen Gebietskörperschaften durch eine Aus-
weitung des rechtlichen Rahmens zu ergänzen. Ein sol-
ches Abkommen schafft den nötigen rechtlichen
Rahmen, damit Gemeinden und Verbände direkt mit den
Partnern auf der anderen Seite der Grenze rechtliche
Vereinbarungen schließen können. Im Augenblick muss
jede Entscheidung zum Beispiel über Berlin, Prag und
Brüssel abgestimmt werden, was den Prozess natürlich
erheblich erschwert und verlangsamt.


(Vorsitz: Präsident Wolfgang Thierse)

Nach den allgemeinen wirtschaftlichen und rechtli-

chen Aspekten der EU-Osterweiterung möchte ich nun
noch auf einige tourismusspezifische Punkte eingehen,
die wir in der Großen Anfrage angesprochen haben.
Mein ausdrücklicher Dank gilt dem Tourismusreferat im
Bundeswirtschaftsministerium für die ausführliche Be-
antwortung. Da allerdings die Bundesregierung der Op-
position in der Einleitung der Beantwortung der Großen
Anfrage vorwirft, die Beantwortung habe im Ministe-
rium zu viel Kapazität gebunden, muss ich, Herr Staats-
sekretär, Folgendes feststellen:

Erstens. Wir fordern schon seit langem eine deutliche
personelle Aufstockung des Tourismusreferates gemäß
der wirtschaftlichen Bedeutung dieses Wirtschaftszwei-
ges. Er ist immerhin die zweitwichtigste Branche in un-
serer Volkswirtschaft mit einem Umsatz von 150 Mil-
liarden Euro, 2,8 Millionen Beschäftigten und weit mehr
als 100 000 Lehrstellen. Es darf nicht vergessen werden:
Dies ist eine Branche, die nicht exportierbare Arbeits-
plätze anbietet. Nur durch eine Förderung kann es uns
gelingen, das große touristische Außenhandelsbilanzde-
fizit von weit mehr als 30 Milliarden Euro zu reduzieren.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Das interessiert den Staatssekretär relativ wenig!)


Zweitens. Anstatt ohne Sinn und Verstand Millionen-
summen für Verträge mit externen Beratern und für Wer-
bekampagnen des Presseamtes – sie kosten weit mehr als
100 Millionen Euro; das habe ich schon im Ausschuss
angesprochen – zu verpulvern,


(Brunhilde Irber [SPD]: Dann schauen Sie mal nach Bayern, was da ausgegeben wird!)


hätte die Bundesregierung mit diesem Geld eher eigene
wissenschaftliche Studien zu diesem Thema in Auftrag
geben sollen. Dann hätten wir der Branche auch mit ei-
ner längeren Vorlaufzeit wichtige Entscheidungshilfen
an die Hand geben können.

Dies gilt umso mehr, als in der Antwort deutlich ge-
macht wird, dass die deutsche Tourismuswirtschaft in
vielen Bereichen über ungleich schlechtere Rahmenbe-
dingungen als die Konkurrenten in den Beitrittsländern
verfügt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Anhand der Mehrwertsteuertabelle ist dies eindrucksvoll
nachvollziehbar. Im Bereich des Beherbergungsgewer-
bes haben neun von zehn Beitrittsstaaten niedrigere
Mehrwertsteuersätze als wir in Deutschland vorzuwei-

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(C (D en: zum Beispiel Polen 3 und die Tschechische Repulik 5 Prozent Mehrwertsteuer. In sieben von zehn Beiittsländern ist dies bei Restaurants der Fall und in sechs on zehn Beitrittsländern bei Freizeitparks. Polen erhebt ei Freizeitparks sogar überhaupt keine Mehrwertsteuer. Das Busgewerbe in Deutschland ist offensichtlich bei llen im Rahmen der Osterweiterung notwendigen Beachtungen der Branchen völlig vergessen worden. Im ahmen der Dienstleistungsfreiheit hätten ähnliche bergangsfristen, nämlich mindestens sieben Jahre, wie ei der Arbeitnehmerfreizügigkeit ausgehandelt werden üssen. So aber können die osteuropäischen Billiganieter ab dem ersten Tag des Beitritts einen ruinösen reiskampf beginnen, da ihre Lohnkosten nur ein Bruchil der deutschen Lohnkosten betragen. Weiterhin erscheint mir eine intensivere touristische ermarktung Deutschlands in den Staaten Osteuropas urch die Deutsche Zentrale für Tourismus dringend eboten. Dazu ist eine bessere Finanzausstattung dieser rganisation notwendig. Eine Kürzung des DZT-Buneszuschusses im Haushalt 2005 ff. wäre gerade in dieer Umbruchphase fatal und nur schwer zu kompensieen. Die Stadt Berlin hat die Zeichen der Zeit erkannt. Mit iner zusätzlichen Werbekampagne, für die 5 Millionen uro ausgegeben werden, will man das Ziel – über 5 Millionen Übernachtungen in den nächsten Jahren – rreichen. Geprüft werden sollte auch eine gemeinsame Wer ung Deutschlands und der EU-Beitrittsländer für tourissche Ziele. Angesprochen sind die Märkte Nordamerias, Asiens und des Nahen Ostens. In diesem usammenhang ist es für mich nicht nachvollziehbar, arum es keine auf den Tourismusbereich bezogenen biteralen Gesprächskreise der Bundesregierung mit den egierungen der Beitrittsländer gibt. Hier ist der Tourisusausschuss des Bundestages besonders gefordert, mit en Partnerausschüssen in den Beitrittsländern Kontakte ufzubauen, so wie wir dies mit Ungarn bereits erfolgeich praktizieren. Gerade der Tourismus ist in idealer Weise dazu geeig et, grenzüberschreitende Wirtschaftsbeziehungen aufubauen und bei den Menschen das Zusammenwachsen uropas erlebbar zu machen. Nur in enger Kooperation ann es gelingen, die Beitrittsstaaten nicht zu unterforern und uns keine Überforderung aufzubürden. Abschließend fordern wir die Bundesregierung auf, ns einen jährlichen Bericht über den Fortschritt grenzberschreitender und multilateraler Tourismusprojekte it den Beitrittsländern vorzulegen. Mit dieser Grundge könnten wir aus dem Haus heraus fundierte Impulse eben und Fehlentwicklungen vorbeugen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Ernst Burgbacher [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir als CDU/CSU-Bundestagsfraktion heißen die
eitrittsländer in der Europäischen Union herzlich will-
ommen. Als CDU/CSU-Fraktion werden wir am ersten






(A) )



(B) )


Klaus Brähmig

Arbeitstag der erweiterten EU, dem 3. Mai, hier in Ber-
lin im Reichstagsgebäude einen Tourismuskongress zu
all diesen Themen und Fragen durchführen.

Meine Bitte: Lassen Sie uns gemeinsam dafür arbei-
ten, dass der Tourismus seiner Rolle als Integrations-
motor gerecht werden kann und wir diese einmalige
Chance nicht ungenützt verstreichen lassen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509506200

Ich erteile das Wort der Kollegin Brunhilde Irber,

SPD-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Brunhilde Irber (SPD):
Rede ID: ID1509506300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Bereits im November haben wir uns mit dem
Thema der EU-Osterweiterung befasst. Anlass war auch
damals ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion zur grenz-
überschreitenden Zusammenarbeit im Rahmen der EU-
Osterweiterung. Der damalige Antrag war inhaltlich be-
reits überholt und das Gleiche gilt für die jetzt vorlie-
gende Große Anfrage über die Auswirkungen der EU-
Osterweiterung auf den Tourismus und die deutsche
Tourismuswirtschaft. Auch diesmal ist der inhaltliche
Erkenntniszuwachs nicht der Rede wert.

Das Thema ist hochaktuell, die Fragen aber kommen
Jahre zu spät.


(Beifall bei der SPD)

Die Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen ha-
ben die Sache schon vor Jahren in die Hand genommen
und erfolgreich bearbeitet.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Oh! Das haben wir noch nicht gesehen!)


An dieser Anfrage ist lediglich der Umfang groß. In sage
und schreibe 93 Fragen sucht die CDU/CSU nach
Schwächen in der Regierungsarbeit, sonst enthält die
Anfrage nichts. Sie hat nichts gefunden;


(Ernst Burgbacher [FDP]: Bei der Regierungsarbeit findet man selten etwas!)


denn die Antworten der Bundesregierung zeigen: Wir
sind gut aufgestellt; alle, die wollten, sind gut vorbereitet
und die EU-Osterweiterung ist für die heimische Touris-
muswirtschaft eine zu nutzende Chance für Umsatz-
und Wachstumssteigerung. Das Schreckgespenst, das
die Opposition hervorzaubern möchte, wird aufgrund
der Tatsachen nicht einmal zu dem kleinen Schlossge-
spenst namens Hui Buh.

Bevor ich zu den Fakten komme, möchte ich gern aus
der Vorbemerkung der Bundesregierung bezüglich des
Arbeitsaufwands der Beantwortung der ausufernden Fra-
gestellung zitieren:

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(C (D Nach Einschätzung der Bundesregierung stehen hier Aufwand und Ertrag – auch im Lichte der Initiativen für einen schlanken Staat und den Abbau überbordender Bürokratie – in keinem angemessenen Verhältnis zueinander. Wollen wir uns nun dem für uns wesentlichen Ertrag uwenden: Die EU-Erweiterung ist ein bedeutsamer eilenstein im Zusammenwachsen Europas für Frieden, reiheit und Wohlstand. Durch den Beitritt der zehn uropäischen Länder wächst der EU-Binnenmarkt von 70 auf 445 Millionen Menschen an. Die neuen, rasch achsenden Volkswirtschaften werden Geschäftsreisen nd später auch Urlaubsreisen nach Deutschland induieren. Die wirtschaftlichen Wachstumsimpulse der Bin enmarkterweiterung und die Einführung der allgemeien Freizügigkeit werden dem Tourismus in Deutschand zugute kommen. Daraus werden neue Arbeitsplätze ntstehen und bestehende Arbeitsplätze gesichert weren. Der Tourismus in Deutschland wird vor allem von er zu erwartenden Stärkung der Kaufkraft der neuen U-Länder profitieren. Die in jeder Ihrer Fragen zu erkennende Befürchtung, ie EU-Erweiterung würde die deutsche Tourismuswirtchaft unter unzumutbaren Anpassungsdruck setzen, tein wir nicht. Unter Anpassungsdruck geraten die Ewigestrigen, die sich in den letzten zehn Jahren nicht orbereitet haben. (Beifall bei der SPD – Siegfried Scheffler [SPD]: Richtig, Kollege Hinsken!)


lle anderen haben die Chancen begriffen und gehan-
elt. Selbst eine Studie des Bayerischen Staatsministeri-
ms für Wirtschaft, Verkehr und Technologie vom
eptember 2001 stellt fest, dass die heimischen Unter-
ehmen grenzüberschreitende Kooperationen eingehen
ollen,


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das wird sich alles zeigen, Frau Irber, wie das läuft!)


m die daraus resultierenden komparativen Vorteile zu
utzen. Ferner wird hier festgestellt, dass – ich zitiere –
die unmittelbare Nähe zu den Beitrittsstaaten und der
ewinn an Zentralität im erweiterten Wirtschaftsraum
er EU sich jedoch als Vorteil erweisen“ werden.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Da hat man Ihnen Falsches aufgeschrieben!)


Herr Hinsken, Sie werden doch nicht eine Aussage der
ayerischen Staatsregierung anzweifeln. Das kann doch
icht Ihr Ernst sein.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Nein! Aber Ihnen hat man Falsches aufgeschrieben!)


Die osteuropäischen Beitrittsländer sind bereits heute
it 4,9 Millionen Deutschlandreisenden ein bedeutender
uellmarkt für Deutschland. In Polen, dem quantitativ
ichtigsten osteuropäischen Markt, ist Deutschland mit
inem Marktanteil von 35 Prozent Reiseziel Nummer
ins.






(A) )



(B) )


Brunhilde Irber

Um das Potenzial für die deutsche Tourismuswirt-

schaft zu verdeutlichen, möchte ich die Zahlen der DZT
heranziehen. Bereits für 2005 rechnet man dort mit
einem Anstieg der Reisen aus den acht europäischen
Beitrittsländern – eigentlich sind es zehn; aber nur aus
acht kann man möglicherweise etwas bekommen – um
700 000 auf 5,6 Millionen Reisen. Dies ist ein beträchtli-
cher Zuwachs.

Die konsequente Aufstockung der Zuwendungen des
Bundes an die DZT seit 1998 von über 25 Prozent zahlt
sich hier ein weiteres Mal aus. Ich darf auch darauf ver-
weisen, dass wir in Brüssel gehört haben, dass die EU
ein Internetportal für den gemeinsamen Auftritt der eu-
ropäischen Länder in Asien und in den USA machen
wird. Damit wäre Ihre Forderung bereits erfüllt.

Die DZT unternimmt derzeit eine Vielzahl von Akti-
vitäten, um den Quellmarkt der Beitrittsländer erfolg-
reich zu bearbeiten. Übrigens stärkt auch Ihre Frage
Nr. 78 der Regierung den Rücken: Deutschland stattet
seine nationale Tourismusorganisation finanziell am bes-
ten aus. Selbst Zypern und Malta, die Länder mit einem
Anteil der Tourismuswirtschaft am Bruttoinlandsprodukt
von über 20 Prozent, geben weit weniger für ihre natio-
nalen Marketingorganisationen aus.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Das hätten Sie jetzt nicht sagen sollen!)


Zu Ihren unzähligen Fragen zur grenzüberschreiten-
den Zusammenarbeit möchte ich mich hier nicht noch-
mals äußern. Dies habe ich am 7. November letzten Jah-
res an dieser Stelle schon getan.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509506400

Kollegin Irber, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Hinsken?

Brunhilde Irber (SPD):
Rede ID: ID1509506500

Nein.


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Sie haben dazu schon 97 Fragen gestellt!)


Nur eines: Die Durchführung grenzüberschreitender
Projekte – passen Sie auf, Herr Brähmig, weil Sie das
immer wieder vergessen – liegt in der Verantwortung der
Länder und der Kommunen. Hierzu stehen EU-Mittel
aus dem Interreg-Programm in Höhe von
430 Millionen Euro für den Zeitraum 2000 bis 2006 zur
Verfügung. Im neuen Planungszeitraum – das hat der
Kohäsionsbericht vom 18. Februar 2004 angedeutet –
von 2007 bis 2013 bleiben die bisherigen Grenzgebiete
als Förderraum erhalten.

Für die Strukturstärkung der erweiterten EU sind im
neuen Planungszeitraum 336 Milliarden Euro vorgese-
hen. Davon profitieren – das steht ausdrücklich in der
Antwort der Bundesregierung – insbesondere die kleinen
und mittleren Unternehmen, wenn sie grenzüberschrei-
tende Kooperationen eingehen. Deshalb kann ich hier
keine großen Probleme erkennen.


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Da werden wir uns noch mal sprechen!)


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(C (D Schaut man sich den Fragenkatalog weiter an, dann tößt man immer wieder auf Themen, die schon längst eklärt sind. Hier schlagen Ihre Versuche, Verunsicheung zu schüren, ein weiteres Mal fehl. Jetzt komme ich auf Ihr Lieblingsthema, die Mehrertsteuer, zu sprechen. Ich glaube, wir alle haben geört, dass der Brüsseler Probeversuch, einen reduzierten ehrwertsteuersatz auf arbeitsintensive Dienstleistunen einzuführen, keinerlei arbeitsmarktpolitische Effekte ezeigt hat. (Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Das ist doch Quatsch! Das hat kein Mensch gesagt! Im Gegenteil!)


ie steuerlichen Mindereinnahmen stehen jedoch in ei-
em krassen Missverhältnis zu den hierdurch möglicher-
eise neu entstehenden Arbeitsplätzen. Ebenfalls
onnte eine Eindämmung der Schattenwirtschaft weder
estgestellt noch prognostiziert werden. Die Reduzie-
ung des Steuersatzes ist meist gar nicht und wenn, dann
ur zu einem geringen Teil an den Kunden weitergege-
en worden. Würden wir in Deutschland den Mehrwert-
teuersatz in den Bereichen Gastronomie und Hotellerie
albieren, würde dies zu Steuerausfällen von 1,9 Mil-
iarden Euro führen. Steuerausfälle in einer solchen
öhe zu riskieren und auf das Eintreten des Unwahr-
cheinlichen zu warten, das wäre einfach absurd.
Durch Ihre Oppositionspolitik beabsichtigen Sie das

llerdings; denn wo Sie nur können, blockieren Sie all
nsere Einsparbemühungen. Aber in der Öffentlichkeit
erbreiten Sie, dass wir den Haushalt zu stark belasten
nd die EU-Stabilitätskriterien nicht einhalten.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das haben Sie noch nie begriffen!)


n Zukunft werden wir im neuen, großen Europa zu einer
teuerharmonisierung kommen. Dann erübrigen sich
hre Sonntagsreden ohnehin.
Kommen wir zum nächsten Thema aus der Motten-

iste der Opposition.

(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Was? Wie war das?)

n Frage 58 möchten Sie von der Bundesregierung wis-
en, wie in den Beitrittsstaaten die Sperrzeiten in der
ußengastronomie geregelt sind. Siehe da: In allen
eitrittsstaaten werden die Sperrzeiten in der Außengas-
ronomie von der jeweiligen Kommune oder Stadtver-
altung festgelegt.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das wird schon laufen, wenn man sie nur lässt!)


o ist das auch bei uns geregelt und das ist auch gut so;
enn dann haben wir in diesem Bereich keine Probleme.
itte verschonen Sie uns in Zukunft in diesem Hause mit
olchen Anfragen!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Das werden wir nicht tun! – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Nicht mehr Motte!)







(A) )



(B) )


Brunhilde Irber

Nun komme ich auf noch einen Punkt aus der bekann-

ten Kiste zu sprechen. In Frage 65 möchten Sie wissen,
wie Jugendliche in den einzelnen Beitrittsstaaten im Ho-
tel- und Gaststättenbereich beschäftigt werden können,
und weisen gleich auf eine mögliche Wettbewerbsver-
zerrung für deutsche Unternehmen hin. Hier zeigt sich
einmal mehr: Ihr kleines Hui-Buh-Gespenst wird nicht
größer.


(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich zitiere aus der Antwort der Bundesregierung:
Die … Aufstellung zeigt, dass die Bestimmungen
des Jugendarbeitsschutzes in den meisten Beitritts-
ländern strenger … sind als in Deutschland.

Auch hier sage ich: Bitte verschonen Sie uns mit weite-
ren Anträgen in dieser Richtung!

Ich möchte ein weiteres Thema anschneiden, das
mich im Kontext Ihrer gesamten Anfrage beschäftigt
hat.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Am besten sind immer Beispiele aus Bayern!)


Ich habe den Verdacht, dass Sie die EU-Osterweiterung
dazu nutzen wollen, einen Keil in die Bevölkerung zu
treiben,


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Völliger Quatsch!)


um Abneigung gegen die Bürgerinnen und Bürger aus
den Beitrittsländern zu erzeugen. Das kann ich Ihnen
nicht durchgehen lassen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Klaus Brähmig [CDU/CSU]: So einen Quatsch habe ich noch nicht gehört!)


Hätte ich mehr Zeit zur Verfügung, würde ich jetzt
noch auf das Thema Türkei eingehen. Das erspare ich
mir aber.

Umso mehr freue ich mich über die diesbezüglichen
Zahlen, die die Bundesregierung vorgelegt hat. Aus Po-
len, der Tschechischen und der Slowakischen Republik,
Slowenien und Ungarn sind im Jahr 2002 tatsächlich
15 473 Saisonarbeiter und 2 100 Gastarbeiter, die einer
Tätigkeit im touristischen Bereich nachgingen, zu uns
gekommen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Gastarbeiter hatten wir mal! Das sind doch Begrifflichkeiten von vorgestern!)


Das ist, wie ich glaube, nicht etwa ein Schreckgespenst,
durch das unser Arbeitsmarkt aus den Fugen gerät. Es
handelt sich vielmehr um einen sehr geringen Prozent-
satz, über den man sich nicht aufregen noch vor dem
man sich nicht ängstigen muss. Außerdem fordert die
FDP in diesem Bereich ja sogar eine Ausweitung.

Letztendlich bleibt festzuhalten, dass jeder, der inte-
ressiert ist und innovativ handelt, eine enorme Chance
und Herausforderung in der EU-Erweiterung sieht. Dies
unterstreicht auch eine Initiative der IHK Passau – das

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(C (D st „meine“ IHK –, die ihren Unternehmen Unterstütung unter dem Motto „Mit Europa wachsen, Chancen utzen, Herausforderungen annehmen“ anbietet. Ich laube, das ist ein gutes Motto, und ich denke, daran ollten Sie sich ein Beispiel nehmen. Bedenken Sie bei Ihren Äußerungen zukünftig, dass er Tourismus Völkerverständigung sowie kulturellen nd natürlich auch wirtschaftlichen Austausch bedeutet. ch darf hier auf den Herrn Präsidenten verweisen, der ei jeder Gelegenheit sagt, dass Tourismus die beste riedensund Außenpolitik ist, die es gibt. a kann ich ihm nur beipflichten. Deshalb gibt es keinen nlass zu Pessimismus und Panikmache, gerade in Beug auf die Osterweiterung. Kollegin Irber, Sie müssen bitte zum Ende kommen. Ja, Herr Präsident. – Mein letzter Satz. Die Erweite ung zum 1. Mai dieses Jahres ist durch die Ostpolitik illy Brandts erst möglich geworden. Helmut Kohl hat as fortgeführt und vollendet. Aus diesem Grunde meine ch, wir sollten uns am 1. Mai über die Erweiterung reuen. Wir haben ein vielfältiges und sehr gut entwikeltes touristisches Potenzial, eine hohe Qualität tourisischer Leistungen und eine hohe Anzahl qualifizierter itarbeiter. Deshalb sind wir gut aufgestellt und haben uch bei der Erweiterung der EU große Chancen für den ourismusstandort Deutschland. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist so!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509506600
Brunhilde Irber (SPD):
Rede ID: ID1509506700


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509506800

Nun drängt es Kollegen Hinsken zu einer Kurzinter-

ention. Bitte schön, Sie haben das Wort.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1509506900

Herr Präsident, ich möchte mich bedanken, dass Sie
eine Kurzintervention zugelassen haben. Es muss doch
iniges von dem richtig gestellt werden, was Frau Kolle-
in Irber hier eben ausgeführt hat. Uns ist nicht gedient
it Schönwetterreden. Wir sind im Deutschen Parlament
nd haben den verfassungsrechtlichen Auftrag, die Re-
ierung zu kontrollieren. Das gilt für alle Fraktionen, für
lle Parteien im Deutschen Bundestag. Dieser Aufgabe
ommen wir selbstverständlich gerne nach.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich kritisiere vor allen Dingen, dass die Bundesregie-

ung dem Tourismuswesen viel zu wenig Bedeutung bei-
isst. Es wurde nicht einmal der Mühe für Wert befun-
en, ein entsprechendes Kapitel zum Thema Tourismus
n den Jahreswirtschaftsbericht aufzunehmen. Das kann
nd darf in Zukunft nicht so weitergehen. Das wurde
uch im Ausschuss vor wenigen Tagen zu Recht einge-






(A) )



(B) )


Ernst Hinsken

fordert. Uns wurde zugesagt, dass es in den kommenden
Jahren anders sein wird.

Frau Kollegin Irber, ich wollte Sie fragen: Wollen Sie
sich in Ihrer Fraktion und mit Ihrer Fraktion dafür einset-
zen, dass auch umgesetzt wird, was Sie hier angemahnt
haben, nämlich dass mehr Mittel für die Deutsche Zen-
trale für Tourismus zur Verfügung gestellt werden, da-
mit für die Bundesrepublik Deutschland mehr Touristen
geworben werden können? Wie ich höre, drängt es den
Bundeswirtschaftsminister dahin gehend, dass er die
Mittel sogar zurückführen möchte. Das ist nicht der
Weisheit letzter Schluss und kann nicht so ohne weiteres
hingenommen werden, gerade aus tourismuspolitischer
Sicht.

Deshalb möchte ich die Regierungsfraktionen auffor-
dern, mit uns tourismuspolitisch an einem Strang zu zie-
hen und das umzusetzen, was Kollege Brähmig bereits
ausgeführt hat, nämlich dass mehr Mittel für die Deut-
sche Zentrale für Tourismus zur Verfügung gestellt wer-
den.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Im Übrigen hätte ich erwartet, Frau Kollegin Irber,

dass Sie hier auch etwas zur Ausbildungsplatzabgabe
sagen, und zwar deswegen, weil wir feststellen müssen,
dass viele gastronomische Betriebe schließen. Allein im
letzten Jahr war der Umsatz um 5 Prozent rückläufig.
Die Tourismuswirtschaft, die Hotellerie und die Gastro-
nomie sind die Vorreiter in Bezug auf Ausbildung. Hier
hätte es sich gehört, ein herzliches Wort des Dankes da-
für zu sagen. Denn es ist nicht von der Hand zu weisen,
dass allein in den letzten zehn Jahren die Ausbildungska-
pazität des Hotel- und Gaststättengewerbes um 50 Pro-
zent gestiegen ist. Auch das gehört dazu, wenn es um
Tourismuspolitik insgesamt geht.


(Siegfried Scheffler [SPD]: Ist denn in Bayern Wahlkampf?)


Deshalb meine ich, dass es angebracht ist, der Ausbil-
dungsplatzabgabe eine eindeutige Absage zu erteilen.
Hier ist weiterhin Ausbildungsbereitschaft vorhanden.
Das Personal wird hervorragend und zügig ausgebildet.
Damit wird die Grundlage geschaffen, dass die Leute
wieder bereit sind, in die Gaststätten zu gehen und die
Hotels zu füllen. Die Hotellerie und Gastronomie haben
es dringend nötig.

Vor allen Dingen das wollte ich noch einmal unter-
streichen, wobei ich Sie nicht nur eindringlich auffor-
dere, sondern auch bitte, mit uns zusammen dafür zu sor-
gen.

Herr Staatssekretär, auch Sie als Mittelstandsbeauf-
tragten möchte ich bitten, in diesem Bereich etwas zu
tun, damit Hotellerie und Gastronomie laufen können.
Das geht aber nur, wenn die DZT mit ausreichenden
Mitteln ausgestattet wird, um dieser Aufgabe nachzu-
kommen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Kollegin Irber, wollen Sie darauf reagieren? – Bitte chön. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die ahlkampfrede von Herrn Hinsken, die er gerade gehal en hat, (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das hat nichts mit Wahlkampf zu tun! Die Bundestagswahl ist erst übernächstes Jahr!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509507000
Brunhilde Irber (SPD):
Rede ID: ID1509507100

at nichts mit der Großen Anfrage zum Thema EU-Ost-
rweiterung zu tun. Das einzige, was heute aktuell ist,
ind die Mittel für die DZT. Wie bereits ausgeführt, wur-
en sie durch die rot-grüne Bundesregierung von 1998
is dato um 25 Prozent erhöht; während Ihrer Regie-
ungszeit wurden sie nicht erhöht.


(Zuruf von der CDU/CSU: Keine rückwärtsgewandte Rede halten!)


m Gegenteil: In der mittelfristigen Finanzplanung war
ine Senkung der Mittel enthalten, und zwar eine nicht
nbeträchtliche von 37 auf damals 29 Millionen DM.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist aus dem letzten Jahrtausend!)


ch glaube, mehr als wir für die Förderung der Touris-
uswirtschaft getan haben, kann eine Bundesregierung
icht tun, auch nicht angesichts unserer knappen Haus-
altskassen.
Vielleicht denken Sie in einer stillen Minute einmal

ber Folgendes nach: Wenn Sie an die Regierung kom-
en, haben Sie keinen Euro mehr in der Tasche und
önnen dann auch nicht jeden Wunsch, der Ihnen über
ie Lippen kommt, entsprechend erfüllen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509507200

Ich erteile das Wort Kollegen Ernst Burgbacher, FDP-

raktion.


Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1509507300

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Zunächst einmal, liebe Kollegin Irber, sollte man in
ebatten im Bundestag nicht immer Argumente aus dem
etzten Jahrtausend anführen,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ondern darüber diskutieren, was heute ist.
Ich möchte gleich zu Anfang zwei Dinge richtig stel-

en: Wenn man über die Ostpolitik und über den europäi-
chen Erweiterungsprozess redet, dann sollte man auch
ie Namen Walter Scheel und Hans-Dietrich Genscher
ennen; denn sie haben ein ganz wesentliches Verdienst
aran.


(Beifall bei der FDP – Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär: Das ist vom vorletzten Jahrtausend!)







(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher

Eine zweite sachliche Richtigstellung: Es stört mich,

wenn wir immer von EU-Osterweiterung reden. Es ist
eine EU-Erweiterung. Schauen Sie sich die Landkarte
einmal an. Es kommt einiges hinzu, was westlicher liegt
als die heutige Europäische Union. Mit klaren Begriffen
zu argumentieren ist hilfreich.

Wir begrüßen die EU-Erweiterung ausdrücklich. Sie
gibt uns enorme Chancen, wirtschaftliche Chancen, aber
auch menschliche Chancen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie der Abg. Brunhilde Irber [SPD])


Was wir hier an Freizügigkeit schaffen und an Möglich-
keiten für die Menschen, sich zu begegnen, ist Grund-
lage für den Tourismus. Andererseits ist der Tourismus
entscheidend wichtig, damit wir dies schaffen. Nur wenn
die Menschen zueinander finden und sich gegenseitig
kennen lernen, kann diese Erweiterung überhaupt gelin-
gen. Deshalb begrüßen wir dies.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir sollten auch deutlich sagen: Diese Erweiterung
birgt eine ganze Menge von Chancen, auch wirtschaftli-
che Chancen. Wir verzeichnen heute schon jährlich etwa
4,9 Millionen Reisen aus den Beitrittsländern nach
Deutschland. Die DZT sagt ein Potenzial von 6 Millio-
nen voraus. Das ist eine wirtschaftliche Chance. Darüber
sollte man reden.

Es gibt natürlich auch Risiken, die insbesondere – da
gebe ich dem Kollegen Brähmig völlig Recht – in den
Grenzgebieten liegen. Da müssen wir handeln, indem
wir alle Fördermaßnahmen – auch die der EU – sehr
sorgfältig auf den Prüfstand stellen. Es kann nicht sein,
dass zum Teil mit unzulässigen Fördermaßnahmen Wett-
bewerbsungleichheit geschaffen wird. Wenn Wettbewerb
angemahnt ist, sind die Liberalen immer an erster Stelle,
darauf zu achten, dass alle dieselben Chancen haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es! Chancengleichheit!)


Wir müssen touristische Maßnahmen treffen. Ich
kann das Thema hier nur anreißen. Die DZT muss auch
finanziell gestärkt werden, um tätig werden zu können.
Ich plädiere ausdrücklich für grenzüberschreitende tou-
ristische Regionen, weil es für beide eine riesengroße
Chance ist. Man kann das zum Beispiel in unserem
Grenzraum sehen: Zwischen Südbaden und Frankreich
läuft dies zum Teil wirklich sehr gut.

Das Dritte, verehrte Kollegin Irber, kann nur gut ge-
hen, wenn unsere Unternehmen – der Tourismus ist ja
von kleinen und mittelständischen Unternehmen ge-
prägt – die Chance erhalten, im Wettbewerb zu bestehen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Das ist nur eine Frage der Rahmenbedingungen, die
Sie in sechs Jahren ständig verschlechtert haben.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Jawohl!)

Das geht vom Arbeitsmarkt über die Steuerpolitik bis in
viele andere Bereiche hinein. Wenn Sie sich nicht ganz

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(C (D chnell besinnen und hier umsteuern, dann haben die nternehmen im Wettbewerb keine Chance. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Schämen müssen die sich!)


ie Verantwortung dafür müssen Sie dann schultern.

(Dr. Werner Hoyer [FDP]: So ist es!)


Deshalb sage ich Ihnen: Obwohl Sie uns dreimal ge-
eten haben, Sie zu verschonen,


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Um Himmels willen!)


erden wir Sie nicht verschonen und Sie jeden Tag auf
hre Fehler aufmerksam machen. Das beste Programm
ür die EU-Erweiterung wäre ein möglichst schneller
egierungswechsel in Deutschland. Dann würde vieles
esser.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Zum Schluss ein paar kurze Sätze an die Union ge-
andt. Sie werden an diesem Wochenende Ihr Steuer-
onzept beschließen. Noch ist in dem merzschen Steu-
rkonzept die Wiedereinführung der Besteuerung der
rinkgelder enthalten.


(Brunhilde Irber [SPD]: Genau! Hört hin!)

ch hoffe sehr, dass die Appelle der FDP gefruchtet ha-
en und dass in dem endgültigen Steuerkonzept genauso
ie in dem der FDP stehen wird, dass Trinkgelder
chenkungen sind und insofern nicht zum zu versteuern-
en Einkommen gehören.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das machen wir auch unabhängig davon!)


as wollten wir immer. Ich appelliere an die Union,
ierauf zu achten.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wir lassen uns von einem vernünftigen Koalitionspartner etwas sagen!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509507400

Die Kollegin Undine Kurth hat ihre Rede zu Protokoll

egeben. – Damit schließe ich die Aussprache.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 21 a und 21 b auf:
a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans

Büttner (Ingolstadt), Reinhold Hemker, Dr. Peter
Danckert, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der SPD sowie der Abgeordneten Winfried
Hermann, Volker Beck (Köln), Michaele Hustedt,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Sportförderung in den auswärtigen Kulturbe-
ziehungen ausbauen
– Drucksache 15/1879 –
Überweisungsvorschlag:
Sportausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für Kultur und Medien






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Klaus

Riegert, Peter Letzgus, Günter Nooke, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Sportförderung des Bundes im Ausland stär-
ken und als Teil der auswärtigen Kulturpolitik
begreifen
– Drucksache 15/2575 –
Überweisungsvorschlag:
Sportausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Reinhold Hemker, SPD-Fraktion, das Wort.


Dr. Reinhold Hemker (SPD):
Rede ID: ID1509507500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

freue mich darüber, dass wir es nun geschafft haben, die
internationalen Kulturbeziehungen unter Einbeziehung
des Sports und ihrer Förderung durch die Bundesregie-
rung wieder stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit
zu rücken.

Für diese Aussprache liegen zwei Anträge vor, und
zwar – das sage ich eingangs – zwei gute. In beiden wird
das Anliegen verfolgt, Sport im Rahmen der internatio-
nalen Kultur- und Bildungsarbeit und Entwicklungszu-
sammenarbeit stärker zu verankern. Mein Dank geht
also auch an die Freundinnen und Freunde des Sports in
der CDU/CSU-Fraktion für ihre Initiative.

Vor einem Jahr haben wir auf einer Klausurtagung
meiner Fraktion zum ersten Mal über eine Initiative zu
diesem Thema nachgedacht. Diese Initiative ist dann er-
folgt. Es ist gut, dass es bereits im Zuge der Haushalts-
beratungen zu einer Aufstockung der Bundesmittel für
die Sportförderung im Rahmen des Entwicklungsansat-
zes des Auswärtigen Amtes gekommen ist.


(Beifall der Abg. Brunhilde Irber [SPD])

Nach dem Schreiben vom 2. Februar dieses Jahres

wird das auch vom Nationalen Olympischen Komitee
anerkannt. In diesem Schreiben wird von den Fachleuten
bestätigt, dass wir mit unserer Initiative im Interesse de-
rer handeln, die Sportförderung im internationalen Kon-
text betreiben. Lieber Klaus Riegert und liebe Freundin-
nen und Freunde der Union aus dem Sportausschuss,
natürlich sind wir mit dem Umfang der Mittel für diesen
Bereich nicht zufrieden. Das sage ich gerade auch mit
Blick auf die Kritik, die Sie in Ihrem Antrag zum Aus-
druck bringen.


(Detlef Parr [FDP]: Das ist eine ehrliche Aussage!)


– Lieber Detlef, wir haben aber zumindest eine kleine
Trendwende einleiten können. Ich komme darauf noch
zu sprechen.

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(C (D Bezogen auf unser Anliegen verweise ich im Übrigen arauf – ich habe mir die Zahlen einmal herausgeschrieen –, dass es auch schon vor 1998 zu Absenkungen der aushaltsmittel für diesen Bereich gekommen ist. s gab damals unterschiedlichste Ansätze und Schwerunktsetzungen. In diesem Sinne herausragende Projektansätze gibt es um Beispiel im südlichen Afrika. Dort sind so erfolgeiche Projekte wie SPACE, „Sport against crime“, ekannt geworden. In einer Veröffentlichung in der Afrika-Post“ heißt es dazu: Sport statt Knast. – Das sagt igentlich alles. Im Rahmen dieses Entwicklungsprojektansatzes wur en zum Beispiel in einer Partnerprovinz von Nordrheinestfalen, in Mpumalanga, seit 1995 mehrere Sportstät en saniert, neu eingerichtet und unter anderem für Schuen bereitgestellt. Ferner konnten zum Beispiel über das örderprogramm „Konkreter Friedensdienst“ NRW bei erschiedenen Organisationen in mehreren Orten zahleiche junge Menschen vermittelt werden, die in artnerprojekten beispielhafte Arbeit geleistet haben. eteiligt war immer die Sportjugend des Landessportundes NRW. Mittlerweile – darüber freue ich mich beonders – ist auch die Deutsche Sportjugend an der parterschaftlichen Projektarbeit beteiligt. Das ist eine gute ntwicklung. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Brunhilde Irber [SPD]: Aha!)


Im Übrigen gibt es für partnerschaftliche Projekte un-
er Beteiligung von Sportverbänden auch Mittel aus dem
tat des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und
ugend. Das erweitert den gesamten Rahmen in unserem
inne und auch das ist gut so. Man muss darum sehr ge-
au hinschauen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
DU/CSU, wo es überall Fördermöglichkeiten für die
on uns vertretenen Anliegen gibt. Im Übrigen wissen
as die an dieser Arbeit beteiligten Vereine, Verbände
nd Organisationen sehr genau.
Wir wissen: Menschen in aller Welt verbinden mit

em deutschen Sport positive Erfahrungen. Dies ist
ichtig im Hinblick auf die Fußballweltmeisterschaft
006 in unserem Land, aber natürlich auch – das betone
ch an dieser Stelle – für die Bewerbung Deutschlands
m die Olympischen und Paralympischen Spiele mit den
eranstaltungsorten Leipzig und Rostock im Jahr 2012.


(Beifall bei der SPD)

ns ist bewusst, dass der Sport ein wichtiger Bestand-
eil der Kultur ist. Das war schon immer so, seit den
lympischen Spielen im alten Griechenland. Das wird
m Rahmen von Partnerschaftsbeziehungen unter Betei-
igung von Organisationen wie der Deutsch-Namibi-
chen oder der Deutsch-Simbabwischen Gesellschaft,
ie ich näher kenne, genauso gesehen.
In der letzten Woche waren zwei junge Studien-

eferendare in meiner Wahlkreissprechstunde, die seit
wei Jahren in dem Projekt „Fußball öffnet Tore“ in






(A) )



(B) )


Reinhold Hemker

Swakopmund, Namibia, aktiv Sport und Sozialarbeit
unterstützen und teilweise selbst vor Ort daran beteiligt
waren. Ich hatte die beiden jungen Leute im Rahmen
meines Seminars „Praxis der Entwicklungszusammenar-
beit“ an der Universität Münster kennen gelernt. Sie ha-
ben dann im Rahmen des schon genannten „Konkreten
Friedensdienstes“ in Namibia mit weiteren freiwilligen
Helfern einen Sportplatz ausgebaut und in diesem Zu-
sammenhang Bälle, Kleidung und Sportgeräte, bereitge-
stellt von Vereinen und Sponsoren, übergeben. – Die Ge-
schichte geht weiter: Nach einem Aufenthalt weiterer
junger Studenten, dem Ausbau des Projektes und der
Vertiefung der partnerschaftlichen Beziehungen ist nun
ein Förderverein „Fußball bzw. Sport öffnet Tore“ für
dieses sozial integrative Projekt unter Einbeziehung von
sportlichen Aktivitäten in der Gründungsphase gegrün-
det worden.

Ich nenne ein weiteres positives Beispiel. Die Redak-
tion der Zeitschrift „Running“ hat im letzten Frühjahr
Markenlaufschuhe von deutschen Spitzensportlern tes-
ten lassen. Die Schuhe wurden dann von Mitarbeitern
und Besuchern von Entwicklungsprojekten in Afghanis-
tan übergeben. Dazu kamen Sportkleidung und Bälle
aus fairem Handel. Anwesend war der unter Beteiligung
des Auswärtigen Amtes, des NOK und des Deutschen
Fußball-Bundes entsandte bekannte frühere Journalist
und jetzige Fußballtrainer Obermann. Ich selbst habe
dieses Ereignis als eine sehr wichtige Aktion im Rahmen
unserer internationalen Sportbeziehungen empfunden.

Eine weitere Übergabe fand in diesem Zusammen-
hang in Verbindung der Übergabe von Mais für Schul-
speisungen an Kinder zweier Grundschulen in einem der
Projekte der „Zimbabwe Workcamp Association“ in
Simbabwe statt. Der Direktor dieser Organisation ist
heute hier im Bundestag.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Uns ist auch bewusst: Sport ist der Ausdruck des Mit-
einanders in Form fairen Wettstreites innerhalb eines
von allen Seiten akzeptierten Regelwerkes. Damit wird
beispielhaft eine friedliche und konstruktive Form unter-
schiedlicher und teilweise entgegengesetzter Interessen
verfolgt. Sport muss daher verstärkt als Teil von Bil-
dung, Kultur, Entwicklung und Gemeinwesenarbeit dar-
gestellt und begriffen werden. Dabei gilt eine wichtige
Voraussetzung: Es muss nicht in erster Linie für, sondern
mit den Menschen gearbeitet und gelebt werden. Ferner
muss eine Leitorientierung ganz ernst genommen wer-
den. Ein faires und friedliches Miteinander im inter-
kulturellen Austausch kann nur unter Berücksichtigung
der Beteiligung aller Akteure erreicht werden.

Internationale Sportförderung erfolgt in einer Welt
mit unterschiedlichen Kulturen und Traditionen. Das
muss beim Auf- und Ausbau junger Demokratien insbe-
sondere in so genannten Entwicklungsländern beachtet
werden. Dieses geschieht dann unter besonderer Berück-
sichtigung der Zivilgesellschaft. Gerade dem Sport
kommt dabei in Gebieten mit regionalen und ethnischen
Spannungen eine unermessliche Bedeutung im Hinblick
auf ein friedliches Miteinander zu.

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(C (D In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal usdrücklich auf die erfolgreiche Wiederaufbauhilfe ür den Fußballsport in Afghanistan hinweisen. Das uswärtige Amt, der DFB und das NOK haben hier herorragend zusammengearbeitet und arbeiten noch herorragend zusammen. Im Übrigen gilt das neuerdings uch für das Fußballspielen von jungen Mädchen. Es ind auch die Aktivitäten im Behindertensport zu nenen, der gerade in Afghanistan angesichts der vielen riegsverletzten eine große Bedeutung hat. Ich konnte ich davon im Oktober letzten Jahres vor Ort selbst berzeugen. Wir alle wissen: Sport schafft Freude und Freund chaften und ist dabei ein wichtiger Einflussfaktor für ie Persönlichkeitsbildung gerade junger Menschen. Im port geht es um Fairness und Motivation, um friedlihen Wettkampf, Toleranz und soziales Engagement. as sind Eigenschaften, die für die Entwicklung zivilesellschaftlicher Strukturen unentbehrlich sind. Ich agte schon, dass mit dem deutschen Sport weltweit ositive Vorstellungen verbunden sind. Das ist ganz ichtig im Hinblick auf die Bewerbung für die Olympichen Spiele 2012; denn die deutsche Sportförderung, esonders in ärmeren Ländern, ist ein Teil der Sympahiewerbung für unser Land. ugleich präsentiert sich Deutschland als weltund kuluroffenes Land. Wir verdeutlichen deswegen mit unserem Antrag das gilt in ähnlicher Weise für den Antrag der Sportameradinnen und Sportkameraden aus der Union – vor iesem Hintergrund Folgendes: Erstens. Wir wollen unserer Verantwortung als Sport ation gerecht werden und die Sportförderung insbesonere in ärmeren Ländern langfristig weiterentwickeln. Zweitens. Wir wollen angesichts der Zunahme von ewaltsamen Konflikten und terroristischen Aktivitäten en Sport als friedenspolitisches Instrument verstärkt utzen. Drittens. Wir weisen dem Sport eine wichtige Rolle eim Aufbau zivilgesellschaftlicher Strukturen zu. Viertens. Wir wollen den Sport als gezieltes Mittel er Konfliktbewältigung und der Prävention einsetzen. Fünftens. Wir wollen den Wissensaustausch mit portexpertinnen und Sportexperten auch in Bereichen ie Gesundheits-, Schul-, Senioren-, Frauenund Behinertensport international verstärken. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist richtig!)


(Beifall im ganzen Hause)


Ich sagte es eingangs: Die Wende zur besseren finan-
iellen Ausstattung ist eingeleitet. Der Mitteleinsatz zur
örderung internationaler Sportbeziehungen konnte um
25 000 Euro auf circa 3 Millionen Euro aufgestockt
erden. Das ist besonders wichtig vor dem Hintergrund
es Internationalen Jahres des Sports 2005 und der






(A) )



(B) )


Reinhold Hemker

UNO-Resolution „Sport für Frieden und Entwicklung“,
beschlossen in der UNO-Vollversammlung am 3. No-
vember letzten Jahres. Es geht um die Schaffung einer
friedlichen und besseren Welt, unter anderem durch
Sport und durch die olympischen Ideale, wie es in der
Einleitung dieser Resolution heißt.

Ich finde es gut, liebe Kolleginnen und Kollegen von
der Union, dass Sie in Ihrem Antrag von der völkerver-
bindenden Kraft des Sports sprechen. Auch das ist von
großer Bedeutung.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509507600

Kollege Hemker, Sie müssen zum Schluss kommen.


Dr. Reinhold Hemker (SPD):
Rede ID: ID1509507700

Ich freue mich schon jetzt auf die Fachberatungen im

Ausschuss und hoffe, dass alle Beteiligten, die ich ge-
nannt habe, in dem Sinne, wie wir es in unserem Antrag
beschrieben haben, weiterarbeiten. Ich bin sicher, dass
wir alle seitens des Bundestages und insbesondere des
Fachausschusses diese Initiativen unterstützen werden.

Herzlichen Dank.

(Beifall im ganzen Hause)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509507800

Ich erteile das Wort Kollegin Gerlinde Kaupa, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerlinde Kaupa (CSU):
Rede ID: ID1509507900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ein integraler Bestandteil der deutschen Au-
ßenpolitik ist die auswärtige Kulturpolitik. Ein wichtiger
Bestandteil der auswärtigen Kulturpolitik ist der Sport.
Leider ist nicht die Förderung des Sports, sondern ledig-
lich dessen kontinuierliche Zusammenstreichung inte-
graler Bestandteil Ihrer Kulturpolitik. Die internationale
Sportförderung dient Ihnen als wichtiger Bestandteil Ih-
rer permanenten finanziellen Kürzungen. Von 1999 bis
2004 haben Sie 2,7 Millionen Euro weniger dafür aufge-
wendet.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Was? Das ist ja unerhört!)


Damit erweisen Sie dem deutschen Sport und der deut-
schen Kulturvertretung im Ausland keinen guten Dienst.
Lassen Sie die Sportförderung nicht in der Versenkung
verschwinden!

Auf internationaler Ebene erzielt unsere Sportförde-
rung bei geringem Einsatz stets große Wirkung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Lassen Sie es sich gesagt sein: Ein Nullansatz in den
Planungen des BMZ für 2005 erzeugt nicht nur keine
Wirkung; er hat vielmehr eine negative Wirkung und er-
zeugt in der Sportwelt ein negatives Bild von Deutsch-
land.

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(C (D Es ist nicht so, dass Sie das Problem nicht erkannt ätten. Aber Sie trauen sich nicht, es anzusprechen; denn s wäre fatal, wenn zu Ihren vielen anderen Problemen uch noch der Sport hinzukäme. Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, fordern die ei ene Regierung auf, endlich adäquate Mittel für die inrnationale Sportförderung bereitzustellen. Dazu kann h nur sagen: Prima! Lassen Sie uns zusammenhalten; ann schaffen wir es auch! Aber bitte setzen Sie sich uch bei Ihrem Finanzminister durch. Die Entwicklungsländer brauchen langfristige erspektiven ohne Unterbrechungen. Diese wollen und önnen wir nur zur Verfügung stellen, wenn wir etwas ieten können. Verlässliche Perspektiven bieten den ändern die Garantie zum Aufund Ausbau der Infratruktur und zur Ausund Weiterbildung der Sportler nd Sportlerinnen. Eine dauerhafte Garantie benötigen erade die Kinder und Jugendlichen in den betroffenen ntwicklungsund Schwellenländern Afrikas und Südmerikas, um nach vorne blicken zu können und einem dol aus ihrem eigenen Land nachzueifern. Die internationale deutsche Sportförderung holt die inder von der Straße. Sie blühen auf, wenn wir sie in rem sportlichen Eifer fördern und ihnen eine Zukunftserspektive bieten. Sie profitieren von ihrem eigenen geegelten Leben und verbessern ihre Lebenssituation wie uch die ihrer Familien. Doch die deutschen Sportexperten im Ausland sind icht nur ein Garant für die Förderung des Sports, sonern auch hervorragende Botschafter für ihre Werte und ie Kultur Deutschlands. Denken Sie nur an den „König on Samoa“ – ich weiß nicht, wer ihn kennt –, den Fußalltrainer Rudi Gutendorf. Er ist ein Idol für viele junge ußballer in der ganzen Welt. Er ist die personifizierte portliche Entwicklungshilfe. Bereits Konrad Adenauer atte ihn als ersten Fußballentwicklungshelfer ins Ausnd geschickt und noch immer ist er für den DFB, das OK und die FIFA tätig, wenn sie ihn rufen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Detlef Parr [FDP]: Guter Mann!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Genau.
Auch andere haben eine Vorbildfunktion. Das ZDF

at am 25. Februar eine Reportage über einen Sportver-
and in einem Slum in Nairobi gesendet, die den Titel
Fußball heißt Hoffnung – Afrikas Kampf gegen das
lend“ trägt. Ich glaube, diese hervorragende Über-
chrift sagt sehr viel aus.
Unsere Sportexperten im Ausland sind Sympathieträ-

er, Vorbilder und Persönlichkeiten, die unsere wichti-
en Sportwerte – Fairness, Toleranz und friedliche Wett-
ämpfe – in die Welt tragen.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Hoffentlich zahlen sie auch Steuern in Deutschland! – Heiterkeit bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Gerlinde Kaupa

– Dafür müssen wir sorgen. Ich glaube, das können wir.

Im Zuge der Globalisierung müssen diese Werte ver-
mittelt und weitergetragen werden. Sie tragen zur Völ-
kerverständigung, zum Aufbau einer besseren und fried-
licheren Welt, zum gegenseitigen Kulturverständnis, zur
Vertrauensbildung unter den einzelnen Nationen und zur
Konfliktprävention und Konfliktbewältigung bei.

Das alles wird am besten durch den Jugendaus-
tausch im Bereich des Sports unterstützt. Er trägt gol-
dene Früchte. Sie werden dem Stand Deutschlands, das
weltweit die drittstärkste Sportnation ist, am besten ge-
recht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es gibt keine friedvollere Völkerverständigung als

den Jugendaustausch besonders im sportlichen Bereich.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Sprache des Sports versteht jeder und jede. Der
Sport baut Brücken zwischen den einzelnen Nationalitä-
ten, Religionen und Kulturen. Er vermittelt gegenseiti-
ges Verständnis, Toleranz und fairen Umgang. Meine
Sportjugend im Landkreis Passau organisiert regelmäßig
einen Jugendaustausch mit Südafrika. Von ihren Er-
fahrungen und Erlebnissen werden die jungen Men-
schen ein Leben lang erzählen. Diese prägen ihre Erin-
nerungen und oft entstehen lebenslange Freundschaften.
Ein 18-Jähriger, der in Südafrika war, sagte mir einmal:

Es fand das statt, was viele Politiker oft vergeblich
versuchen, nämlich die Verständigung zwischen
den Kulturen und Rassen.

Was wollen wir mehr, wenn unsere jungen Leute solche
Erfahrungen machen und sie weitergeben? Einige aus
der letztjährigen Abiturklasse haben diesem Thema so-
gar ihre Facharbeit gewidmet.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Familien, die Kommunen und die Sponsoren wis-

sen, warum sie diesen Austausch unterstützen. Sie haben
nämlich die Bedeutung und den Stellenwert erkannt.
Aus dem gleichen Grund wollen sie genauso wie wir den
Jugendaustausch fördern. Nur die Regierung will das
nicht.


(Zuruf von der SPD)

– Aber nicht genug! – Sie streicht und reduziert konti-
nuierlich. Das können wir nicht durchgehen lassen.


(Brunhilde Irber [SPD]: Wunschkonzert!)

– Stimmt, das ist ein Wunschkonzert. Man muss aber
auch Prioritäten setzen. Angesichts der Summen, über
die wir heute reden, sollte es ein Leichtes sein, die ent-
sprechenden Mittel zu genehmigen.

Neben Experten- und sportlichem Jugendaustausch
sind auch der Betreuung und der Ausbildung von auslän-
dischen Sportlern in Deutschland maßgebliche Bedeu-
tung beizumessen. Nicht nur das sportliche Erlebnis und
das sportliche Know-how, sondern auch deutsche Gast-
freundschaft, deutsche Kultur sowie die Freundschaft
und die Gemeinschaft mit anderen Nationen werden ver-

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(C (D ittelt. Die ausländischen Sportler, die in Deutschland efördert werden, haben ein Ziel vor Augen: Sie wollen ür ihr Land sportliche Leistungen erzielen und ihr Land nternational vertreten. Dieses Ziel dürfen wir den Sportern nicht durch deutsche Sparwut und Eigennutz kaputtachen. Positive Berichte gibt es zuhauf. Liebe Kollegin, Sie müssen leider Schluss machen. ch sehe zwar, dass Ihr Manuskript noch allerhand Bläter hat. Aber das wird nichts mehr. Herr Präsident, dann schicke ich mich. Sportliche Kulturförderung besteht auch aus der För erung internationaler Großveranstaltungen. Doch hier ersagt die Bundesregierung vollkommen und lässt das ntscheidende Engagement vermissen. Sie zielt nur auf restigesteigernde Maßnahmen wie beim Berliner Ablatsch der Münchner WM-Eröffnung. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das musste gesagt werden!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509508000
Gerlinde Kaupa (CSU):
Rede ID: ID1509508100

Ich appelliere an alle – in diesem Punkt gibt es eigent-
ich eine große Koalition –, die Mittel für den Jugend-
nd den Kulturaustausch auf dem Gebiet des Sports
icht zu kürzen. Am besten wäre es natürlich, wenn sie
rhöht würden.
Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509508200

Ich erteile das Wort Kollegen Winfried Hermann,

raktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1509508300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Wir verstehen die heutige Debatte als Anstoß,
ie auswärtige Kultur- und die auswärtige Sportpolitik
erstärkt auf die neuen Anforderungen des
1. Jahrhunderts auszurichten. Kollegin Kaupa, Sie ha-
en vollkommen Recht: Das ist ein Anstoß für die Re-
ierung und die Mehrheit des Parlaments, in diesem Be-
eich mehr zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir wollen, dass der Sport in der auswärtigen Kultur-
olitik eine größere Rolle spielt als bisher. Wir wollen
ußerdem die Sportpolitik stärker internationalisieren.
lles, was Sie über die Wirkung des Sports im friedens-
olitischen und sozialindikativen Sinne gesagt haben,
ind genügend Argumente, um dies voranzutreiben. Da-
ei sollten wir deutlich machen, dass wir dies in fairer
artnerschaft mit den Entwicklungsländern, mit den
nstitutionen und den Verbänden vor Ort sowie mit klei-
en bürgerschaftlichen Gruppen machen wollen. Wir
etzen darauf, dass dadurch das Potenzial in den Ent-
icklungsländern gestärkt wird.






(A) )



(B) )


Winfried Hermann

Es ist nicht effizient, Expertenwissen nur kurzzeitig

zu transferieren oder Trainer nur kurzzeitig auszubilden.
Wir brauchen eine dauerhafte Förderung. Wir brauchen
langfristig orientierte Projekte und wir brauchen letzt-
endlich auch eine dauerhafte Struktur der internationalen
Zusammenarbeit, des internationalen Austauschs auf
dem Gebiet des Sports und der Jugendarbeit. Das muss
unser Ziel sein.

Dass es eine solche Struktur noch nicht gibt, daran
krankt die momentane Situation. Der deutsche Sport ist
in Afrika zurzeit dadurch bekannt – ich erinnere nur an
die spektakulären Fälle –, dass er Fußballspieler ein-
kauft, um nicht zu sagen: wegkauft; es werden also Res-
sourcen aufgebraucht. Das Ziel müsste aber eigentlich
ein Geben und Nehmen sein. Das heißt, wir müssten et-
was zum Aufbau des Sports in diesen Ländern beitragen,
um so von den dortigen Sportlern profitieren zu können.

Anlässlich dieser Debatte möchte ich dem NOK, dem
DSB und der Deutschen Gesellschaft für Technische Zu-
sammenarbeit ausdrücklich dafür danken, dass sie auf
diesem Feld in den vergangenen Jahren nicht nachgelas-
sen haben. Zum Teil haben sie finanziell das kompen-
siert, was der Bund nicht mehr bezahlt hat.


(Detlef Parr [FDP]: Das kann man wohl sagen! Privat vor Staat!)


Ich finde, wir müssen dafür dankbar sein. Ich hoffe sehr,
dass sie an dieser Förderung festhalten. Das soll aller-
dings keine Entschuldigung für den Bund sein.

Lassen Sie mich an dieser Stelle kurz auf die Finanz-
debatte eingehen. Sie sagen mit Recht: In diesem Be-
reich ist in den letzten Jahren gekürzt worden. Ich kenne
das gesamte Zahlentableau der letzten 30 Jahre. Leider
ist es so, dass es auch in der Ära Kohl eine glatte Halbie-
rung der Mittel in diesem Bereich gab. Ich will den
schwarzen Peter jetzt nicht hin- und herschieben; viel-
mehr möchte ich an das anknüpfen, was ich am Anfang
gesagt habe: Es gab im Deutschen Bundestag leider eine
breite Mehrheit, die letztendlich die Auffassung vertre-
ten hat: Sport ist überflüssig und Luxus; das müssen wir
nicht fördern. Die Sportpolitiker hingegen haben gesagt:
Das hat ein soziales, friedenspolitisches Potenzial; das
sollten wir fördern.

Jetzt sind wir dabei, die Auffassung der breiten Mehr-
heit im Deutschen Bundestag, die es gab, aufzubrechen.
Wir haben für eine gewisse Trendwende gesorgt. Ich
sage Ihnen: Ich bin erneut und immer wieder gern bereit,
mit allen Fraktionen die Initiative zu ergreifen und dafür
einzutreten, mehr Mittel im Bereich der Entwicklungs-
zusammenarbeit und mehr Mittel im Bereich der aus-
wärtigen Kulturarbeit zur Verfügung zu stellen, damit
wir dieses Ziel gemeinsam erreichen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich sage ohne Häme, aber natürlich mit einem knitzen
Lächeln im Gesicht: Wenn die CDU an diesem Wochen-
ende ihre Beschlüsse über eine radikale Steuerreform

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(C (D asst, dann muss sie eine strenge Aufgabenkritik vollzieen und dann werden Sie von der CDU/CSU merken das kann bei so einer Konzeption leicht geschehen –, ass man sich einen solchen Luxus nicht mehr erlauben ann. (Detlef Parr [FDP]: Da geben Sie Grüne uns genug Felder vor, wo man kürzen kann! Da haben Sie genug Vorlagen gegeben!)


Das gilt übrigens auch für die FDP. – Das will ich an
ieser Stelle sagen. Sie sollten nicht so tun, als herrschte
ur unter Regierungsbedingungen Finanzknappheit; sie
errscht auch unter oppositionellen Bedingungen. Zu
iesem Ergebnis kommt man, wenn man seine steuerpo-
itischen Vorhaben und die Konsequenzen einer be-
timmten Steuerpolitik für die eigenen Politikfelder ein-
al durchrechnet.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Darum bringen wir jetzt pflichtbewusst vernünftige Vorschläge ein, zu denen sich die Regierung nicht in der Lage sieht!)


Wir haben – ich will nicht angeben – eine gewisse
rendwende geschafft. Das ist immerhin etwas. Wir ha-
en mit diesen Fördermaßnahmen in einigen Berei-
hen für wirklich hervorragende, anschauliche Beispiele
esorgt, die zur Nachahmung empfohlen werden kön-
en. Wir haben erreicht, dass der Bundeskanzler zum
eispiel auf Auslandsreisen Funktionäre von Sportorga-
isationen mitnimmt, um die von mir beschriebene Aus-
andsarbeit zu leisten. Wir haben erreicht, dass der Au-
enminister das diplomatische Korps auf dem Feld der
nternationalen Sportförderung und der Olympiabewer-
ung von Leipzig eingeführt hat. Das sind erste wichtige
chritte, die wir unterstützen. Wir erwarten, dass die Re-
ierung den eingeschlagenen Weg fortsetzt.
Zu guter Letzt möchte ich einen sozial- und ökopoliti-

chen Aspekt ansprechen: Zum fairen Spiel im Sport ge-
ört, dass der Wettbewerb nach fairen Regeln ausgetra-
en wird. Vor allem in der Sponsorenwirtschaft, also
ei denen, die mit dem Sport Geschäfte machen, ist nicht
lles nach den Prinzipien des fairen Wettbewerbs und
es fairen Handels gestaltet. Deswegen erwarte ich, dass
ir auch in diesem Bereich für eine Verbesserung sorgen
nd dass sich alle Sponsoren selbst verpflichten, auf
inderarbeit zu verzichten, soziale und ökologische
indeststandards einzuhalten, um so des sauberen und

airen Sports würdig zu sein. Es geht darum, gemeinsam
it uns folgendes Motto zu vertreten: Wir sind für Fair
lay und für Fair Trade. Wir wollen mehr und besseren
nternationalen Sport sowie internationale Sportbezie-
ungen auf allen Ebenen: im Spitzensport, im Breiten-
port und in der Jugendarbeit.
Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509508400

Ich erteile Kollegen Detlef Parr, FDP-Fraktion, das

Wort.

(Ein Handy klingelt)



Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1509508500

Mit einem Handyton ans Rednerpult gerufen zu wer-

den, dazu von der Regierungsbank, ist neu.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir wol-

len die Olympischen Spiele 2012 nach Deutschland ho-
len. Das ist unsere nationale Aufgabe und Herausforde-
rung. Dazu können die beiden vorliegenden Anträge
einen Beitrag leisten. Ein Erfolg für Leipzig und
Rostock und damit für Deutschland kann nur erreicht
werden, wenn wir auch international alle Kräfte bündeln
und alle Chancen der Werbung nutzen.


(Beifall bei der FDP)

Der Aufruf an unsere Auslandsvertretungen und Mittler-
organisationen zu einer Olympiaoffensive kommt zum
rechten Zeitpunkt. Am 18. Mai fällt im IOC die Ent-
scheidung über die „candidate cities“. Wir müssen dabei
sein.

Ansonsten findet sich in beiden Anträgen – das stellt
man fest, wenn man sie genau liest – viel Lyrik und eine
grundsätzliche Wertschätzung des Sports im Hinblick
auf internationale Begegnungen, den Aufbau demokrati-
scher Strukturen in Entwicklungsländern usw. Das kann
man nur unterstützen.

Die Forderungen insbesondere des SPD/Grünen-An-
trags bleiben aber weit hinter den Erwartungen zurück.
Es bleibt bei Allgemeinplätzen – und dies vor dem Hin-
tergrund von Mittelkürzungen, die eine Realisierung der
angestrebten Ziele eher unwahrscheinlich erscheinen
lassen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Leider wahr! – Reinhold Hemker [SPD]: Es hat mehr gegeben!)


– Es geht nicht um mehr oder weniger.

(Reinhold Hemker [SPD]: Sie haben doch von Kürzungen geredet!)

Es geht um die Realität heute.

Eine Erweiterung von konkreten Fördermöglichkei-
ten des Sports im Ausland kann ich jedenfalls nicht er-
kennen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)

Da argumentiert die Union schon redlicher, die auf

die Leistungen der deutschen Sportvereine und Sport-
verbände sowie anderer Institutionen hinweist. Davon
lebt in der Tat ein Großteil der Sportförderung in den
auswärtigen Kulturbeziehungen.


(Reinhold Hemker [SPD]: Mit staatlicher Unterstützung!)


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(C (D hne den Einsatz der Sportvereine und Sportverbände äre manches nicht so gut darzustellen, wie das heute rotz der staatlichen Kürzungen immer noch der Fall ist. Nun ist Geld nicht alles. Was die ideelle Unterstüt ung des Sports leisten kann, hat der deutsche Weg zur iedervereinigung bewiesen. Ohne den Sport wäre es icht in dem Ausmaß zu zwischenmenschlichen Bezieungen gekommen, die Mut machten und Kraft für die päteren Demonstrationen vor allem in Leipzig, unserer iedervereinigungsstadt, vermittelten. Ähnliche Erfahrungen werden aktuell in einem ande en geteilten Land gemacht, nämlich in Korea. Schon ie Universiade in Daegu im vergangenen Jahr – einige ollegen waren dort – hat eindrucksvoll die Zusammenührung von Nordund Südkorea durch die Bande des ports dokumentiert. Jetzt freuen wir uns über die Annäerung beider Staaten im Hinblick auf einen gemeinsaen Einmarsch bei den Olympischen Spielen in Athen, ehr noch aber über die Absicht, mit einer gemeinsaen koreanischen Olympiamannschaft 2008 in Peking nzutreten. Gesamtdeutsche Erinnerungen lassen grüen. Solche Art von Vertrauensbildung kann Konflikte inimieren und Menschen und unterschiedliche politiche Systeme zusammenführen. Ich muss an die Abschlussfeier der Universiade erin ern. Dort hat die deutsche Mannschaft das Motto Dream for Unity“ verändert und ist mit einem Plakat it der Aufschrift „Unity is possible“ einmarschiert. Die öglichkeiten des Sports kann man ermutigender nicht arstellen. Deshalb ist es gut, dass wir das jetzt auch im Bundes ag auf der Grundlage dieser beiden Anträge deutlich achen können. Ich freue mich auf die Diskussion im achausschuss. (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509508600

Zum Schluss erteile ich Kollegen Klaus Riegert,
DU/CSU-Fraktion, das Wort.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt dürfen Sie die positive Stimmung nicht versauen!)



Klaus Riegert (CDU):
Rede ID: ID1509508700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Wir sind heute schon sehr viel für diesen Antrag
elobt worden. Man merkt, dass wir über ein Thema dis-
utieren, bei dem wir den Willen haben, gemeinsam vor-
ärts zu kommen.
Die beiden Anträge der CDU/CSU-Bundestagsfrak-

ion und der Koalition haben Gemeinsamkeiten: Die
portförderung des Bundes im Ausland soll gestärkt






(A) )



(B) )


Klaus Riegert

werden. Die Sportförderung ist wesentlicher Bestandteil
der auswärtigen Kulturpolitik.

Internationale Sportförderung ist Sympathiewerbung
für unser Land und Hilfe für Menschen in den Entwick-
lungsländern. Beides sind Zielsetzungen, die in ihren
Auswirkungen von der Öffentlichkeit und der Politik
nicht angemessen wahrgenommen werden.

Dem Sport kommt bei der internationalen Verständi-
gung eine herausragende Bedeutung zu. Trainer und Ex-
perten der deutschen Sportverbände sind stille Helferin-
nen und Helfer vor Ort. Sie leisten in den
Entwicklungsländern hervorragende Aufbauarbeit.
Leider wird dies zu wenig wahrgenommen. In den Ent-
wicklungsländern gelingt es, Kinder und Jugendliche,
auch traumatisierte, durch Sport aus ihrem Gettodasein
herauszuführen, sie Gemeinschaft erleben zu lassen.
Durch Können und Leistung entwickeln sie Selbstbe-
wusstsein und erhalten so die Möglichkeit einer hoff-
nungsvolleren Zukunft und besserer Lebensperspekti-
ven. In den Entwicklungsländern haben viele Menschen
den sozialen Aufstieg über den Sport geschafft. Diese
Menschen sind heute Vorbilder für Kinder und Jugendli-
che und motivieren zusätzlich zum Sporttreiben. Des-
halb muss es ein wichtiges Anliegen unserer Sportförde-
rung sein, den Entwicklungsländern Hilfe zur Selbsthilfe
zu geben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Manch ein Fußballlehrer oder Leichtathletiktrainer hat
dort mit bescheidenen Mitteln mehr bewegt als kostspie-
lige Entwicklungsprogramme.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Reinhold Hemker [SPD])


Die Erfolge dieser Entwicklungszusammenarbeit sind
von großer Nachhaltigkeit. Das zeigt sich daran, dass die
Entwicklungsländer heute international in vielen Sport-
arten sehr erfolgreich sind und auch in den internationa-
len Gremien mehr Gewicht bekommen haben. In diesem
Zusammenhang scheint es mir durchaus überlegenswert,
auch die Ausrichtung von sportlichen Großveranstal-
tungen als Teil dieser Hilfe anzusehen. Austragungsorte
von Weltmeisterschaften, Olympischen Spielen und
Paralympics waren in den vergangenen Jahrzehnten fast
ausschließlich Städte in den reichen Nationen. Bewer-
berstädte aus den Entwicklungsländern hatten in der Re-
gel das Nachsehen. Wir sollten uneigennütziger und mu-
tiger sein und den Entwicklungsländern die Chance
geben, sportliche Großveranstaltungen zukünftig aus-
richten zu dürfen. Das wäre eine Anerkennung der dort
geleisteten Arbeit.


(Beifall im ganzen Hause)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir erkennen das

Bemühen der Sportpolitiker der Koalition durchaus an,
die Sportförderung durch das Auswärtige Amt und das
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung auf dem Niveau von 1999 zu halten.
Wir haben Ihre Anträge immer unterstützt. Doch dem Fi-

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(C (D anzminister und anderen Ministern der Koalition fehlt eider die Einsicht in die Bedeutung und den Wert interationaler Sportförderung. Herr Kollege Hermann, in en vergangenen Jahren haben wir immer wieder diesbeügliche Anträge gestellt, doch Ihre Fraktion hat diese nträge im Sportausschuss abgelehnt. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Dieses Verhalten ist nicht nachvollziehbar!)


Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusam-
enarbeit und Entwicklung hat 2004 den für solche
wecke vorgesehenen Etatansatz auf null gesetzt. Das
eißt, in diesen Bereich fließt kein Geld mehr. Das sind
raurige Fakten, die eine deutliche Sprache sprechen. Die
ot-grüne Regierung hat in den fünf Jahren ihrer Regie-
ungstätigkeit rund 2,5 Millionen Euro oder 15 Prozent
eniger für die Sportförderung im Rahmen der aus-
ärtigen Kulturpolitik und Entwicklungshilfe ausgege-
en, als dies 1999 noch der Fall war. Wir wollen von der
undesregierung keine Fensterreden hören, sondern
ollen eine tatkräftige und angemessene Unterstützung
er internationalen Sportförderung vor Ort. Wir wollen,
ass die Auslandsvertretungen und die Mittlerorganisa-
ionen in den Stand versetzt werden, Sportförderung in
en Entwicklungsländern als wichtiges Instrument der
erständigung und des sozialen Ausgleichs aufzufassen
nd auch zur Unterstützung der Olympiabewerbung
eipzigs und Rostocks beizutragen.


(Beifall bei der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der FDP)


Sport vermittelt Werte wie Fairness, Toleranz, Fried-
ertigkeit und Leistung, gibt Hoffnung und leistet so ei-
en Beitrag zu einer besseren und friedlicheren Welt.
nser gemeinsames Anliegen sollte sein, den Wert inter-
ationaler Sportförderung verstärkt im öffentlichen Be-
usstsein zu verankern und die ihrer Bedeutung ange-
essenen Mittel bereitzustellen.
Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Reinhold Hemker [SPD])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1509508800

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf

en Drucksachen 15/1879 und 15/2575 an die in der
agesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
ie Vorlage auf Drucksache 15/2575 soll zusätzlich an
en Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre
ilfe überwiesen werden. Sind Sie damit einverstan-
en? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung so be-
chlossen.
Ich rufe den Zusatzpunkt 7 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Gudrun
Kopp, Rainer Brüderle, Angelika Brunkhorst,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
FDP






(A) (C)



(B) (D)


Präsident Wolfgang Thierse
Beraterverträge auf den Prüfstand stellen –
Transparenz bei Kosten- und Qualitätskon-
trolle sichern
– Drucksache 15/2422 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit

Die Reden der Kollegen Hans-Werner Bertl, Michael
Fuchs, Alexander Bonde, Gudrun Kopp und Gesine
Lötzsch sind zu Protokoll gegeben.1)

Damit schließe ich die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 15/2422 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Abweichend von der
ursprünglichen Tagesordnung soll die Federführung
beim Haushaltsausschuss liegen. Sind Sie damit einver-
standen? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung so
beschlossen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind damit am
Schluss unserer heutigen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 10. März, 13 Uhr, ein.

Ich wünsche Ihnen ein freundliches Wochenende.
Die Sitzung ist geschlossen.