Protokoll:
15034

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 34

  • date_rangeDatum: 19. März 2003

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 21:55 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/34 Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . Krista Sager BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (Drucksachen 15/563, 15/572) . . . . . . b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung der Vorschriften zum diagnoseorientierten Fallpauschalensystem für Kranken- häuser – Fallpauschalenänderungs- gesetz (FPÄndG) (Drucksache 15/614) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . . . . . . Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . 2708 A 2713 A 2713 D 2714 C 2718 B 2719 A 2719 C 2720 C 2724 D 2727 A 2731 D 2738 D 2758 B 2758 B 2758 D 2761 C 2761 D Deutscher B Stenografisch 34. Sitz Berlin, Mittwoch, de I n h a l Änderung und Erweiterung der Tagesordnung Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Tagesordnungspunkt I: Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksachen 15/150, 15/402) . . . . . . . . . 13. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 15/554, 15/572) . . . . . . . . . Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . D G S P D G P J N E 1 2701 A 2701 D 2702 B 2702 B 2702 C Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2739 C undestag er Bericht ung n 19. März 2003 t : r. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . erhard Rübenkönig SPD . . . . . . . . . . . . . . . teffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . etra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . ünter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . etra-Evelyne Merkel SPD . . . . . . . . . . . . . . ens Spahn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. a) Einzelplan 15 2740 C 2741 B 2743 D 2746 D 2748 A 2749 C 2750 A 2751 D 2753 D 2756 A 2756 A Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 2763 B 2765 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Thomae FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Andreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Helga Kühn-Mengel SPD . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Annette Widmann-Mauz CDU/CSU . . . . . . . Ulla Schmidt, Bundesministerin BMGS . . . . Andreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Wolfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Horst Schmidbauer (Nürnberg) SPD . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem EU-geführten Einsatz auf mazedo- nischem Territorium zur weiteren Sta- bilisierung des Friedensprozesses und zum Schutz von Beobachtern internati- onaler Organisationen im Rahmen der weiteren Implementierung des politi- schen Rahmenabkommens vom 13. Au- gust 2001 auf der Grundlage des Ersu- chens des mazedonischen Präsidenten Trajkovski vom 17. Januar 2003 und der Resolution 1371 (2001) des Sicher- heitsrats der Vereinten Nationen vom 26. September 2001 (Drucksache 15/696) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 15/562, 15/572) . . . . . . . . . Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . Dr. Elke Leonhard SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . A G 1 J B M T D H B 1 I E J F D J F G J J J J H M U W R 2 N A L 2765 C 2765 D 2767 A 2769 A 2771 A 2772 D 2774 A 2775 B 2775 C 2775 D 2778 A 2780 D 2781 B 2782 C 2784 A 2785 D 2786 A 2786 B 2789 C 2792 D 2794 C 2796 B 2796 B 2796 D 2800 A lexander Bonde BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 15/568, 15/572) . . . . . . . . . ochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . rigitte Schulte (Hameln) SPD . . . . . . . . . . . arkus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hilo Hoppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN r. Ralf Brauksiepe CDU/CSU . . . . . . . . . . eidemarie Wieczorek-Zeul, undesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Einzelplan 10 Bundesministerium für Verbraucher- schutz, Ernährung und Landwirtschaft (Drucksachen 15/560, 15/572) . . . . . . . . . lse Aigner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Bahr (Neuruppin) SPD . . . . . . . . . . . . ürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . ranziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . riedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . ella Teuchner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . ella Teuchner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . atthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . rsula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . altraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . enate Künast, Bundesministerin BMVEL 1. Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 15/564, 15/572) . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2803 A 2804 A 2804 B 2806 A 2808 C 2809 D 2811 B 2813 C 2816 C 2816 C 2819 C 2821 A 2822 C 2824 D 2827 B 2827 D 2828 B 2829 C 2829 D 2830 A 2831 D 2833 C 2835 C 2837 A 2840 B 2840 D 2841 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 III Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003; hier: Einzelplan 16 – Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktor- sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Tagesordnungspunkt I.21) Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Elke Ferner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU Petra Bierwirth SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Girisch CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 2841 B 2841 B 2842 C 2845 A 2846 D 2847 B 2848 A 2849 B 2850 B 2851 D 2853 B 2855 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2701 (A) ) (B) ) Verteidigungsausschuss Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Hubertus Heil, Klaus Brandner, Doris Barnett, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD sowie der Abgeordneten Michaele Hustedt, Ulrike Höfken, Friedrich Ostendorff, weiterer Abgeordneter und der rung und Begrenzung der Zuwanderung und zur Regelung des Aufenthalts und der Integration von Unionsbürgern und Ausländern (Zuwande- rungsgesetz) – Drucksachen 15/420, 15/522 – überwiesen: Innenausschuss (f) Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss (f) Rechtsausschuss lich dem Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zur Mitberatung überwiesen werden. Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Steue-
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2841 (A) ) (B) ) rungen im Personalhaushalt mit unverantwortlichen nach dem Motto: „Hauptsache regierungsfreundlich!“ der Umweltminister den Versuch, notwendige Einspa- b ereits auf die einseitige Vergabe der Mittel hingewiesen, Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003; hier: Einzelplan 16 – Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Tagesordnungspunkt I.21) Albrecht Feibel (CDU/CSU): In den letzten Wochen haben wir den Haushaltsplan für das Jahr 2003 einge- hend beraten. Leider hat sich kaum etwas zum Positiven hin verändert. Konstruktive Vorschläge der CDU/CSU wurden einfach abgelehnt, ohne für diese Entscheidun- gen Argumente vorzutragen. „Mehrheit ist Mehrheit“ – diese Aussage, für viele Menschen eher eine Drohung, wurde von Kanzler Schröder konsequent durchgezogen. Beispielhaft nenne ich hierfür den ausufernden Etat für Hilfskräfte im gesamten Einzelplan 16. Hier macht M h l l w s d g w v s m P n ö s d B ü G f w h s B B B V a m A h n n s z f D g m t e D 6 s m T b Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Falk, Ilse CDU/CSU 19.03.2003 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.03.2003 Flach, Ulrike FDP 19.03.2003 Götz, Peter CDU/CSU 19.03.2003 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 19.03.2003 Hartnagel, Anke SPD 19.03.2003 Homburger, Birgit FDP 19.03.2003 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 19.03.2003 Otto (Godern), Eberhard FDP 19.03.2003 Rauber, Helmut CDU/CSU 19.03.2003* Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 19.03.2003 Dr. Stadler, Max FDP 19.03.2003 Violka, Simone SPD 19.03.2003 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 19.03.2003 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht ehrausgaben bei den Titeln für Hilfskräfte zu umge- en. Negative Begleiterscheinung bei dieser Personalpo- itik von Herrn Trittin ist, dass zwar vordergründig regu- äre Dienstposten abgebaut werden, aber gleichzeitig die eniger sichere Beschäftigung von Hilfskräften ver- tärkt wird. Hier soll den Bürgern und nicht zuletzt auch em Parlament Sand in die Augen gestreut werden. Die Koalition redet gerne über den Schutz des Kündi- ungsschutzes und lässt gleichzeitig zu, dass der Um- eltminister eine Politik zulasten geschützter Arbeits- erhältnisse in seinem Haus betreibt. Das verdient chärfste Kritik und Ablehnung durch das Parlament, zu- al die Vermutung auf der Hand liegt, dass eine solche ersonalpolitik dazu missbraucht werden soll, dem Mi- ister ihm genehme Mitarbeiter Zugang in den sicheren ffentlichen Dienst zu verschaffen. Der Mittelansatz für Hilfskräfte für 2003 ist ange- ichts der tatsächlichen Ausgaben im Vorjahr so gering, ass man schon heute davon ausgehen kann, dass dieser etrag – wie inzwischen bei Ihnen üblich – gewaltig berschritten wird. Dieses Vorgehen widerspricht den rundsätzen der Bundeshaushaltsordnung. „Zu viel Geld für die Verwaltung und zu wenig Geld ür den praktischen Umweltschutz“, ist der Vorwurf, den ir auch nach den Beratungen des Haushalts aufrechter- alten müssen. Weil Sie zu viel Geld ausgeben, um sich elbst zu verwalten, bleibt weniger für Innovation im ereich einer nachhaltigen Umweltpolitik übrig. Seit Amtsantritt von Minister Trittin hat sich das MU immer mehr zu einer „Sich-selbst-Verwaltungs- ehörde“ gewandelt. Die unnötigen Mehrausgaben für erwaltung und Bürokratie zehren notwendige Gelder uf, die für die Förderung von Umweltschutzmaßnah- en oder von Verbänden, die sich den Umweltschutz zur ufgabe gemacht haben, nicht mehr zur Verfügung ste- en. Auch der Bundesrechnungshof kritisiert, dass die oh- ehin schon knappen Ressourcen zu einem großen Teil icht zielgerichtet eingesetzt werden. Ein markantes Bei- piel dafür ist die Kritik am Programm „Investitionen ur Verminderung von Umweltbelastungen“, dessen Ef- izienz ins Visier der unabhängigen Prüfer geraten ist. er BRH meldet erhebliche Zweifel an. dass das Pro- ramm seiner Anreizfunktion gerecht wird; eher sei da- it zu rechnen, „dass das Programm seine Anreizfunk- ion weitgehend verfehlt und in vielen Fällen lediglich ine Mitnahme von Fördergeldern stattgefunden hat.“ ies war ein Zitat aus einem Bericht des BRH vom . Dezember 2002 an die Mitglieder des Haushaltsaus- chusses. Ein weiteres Beispiel für einen fragwürdigen Umgang it Steuermitteln ist die Vorgehensweise von Minister rittin bei der Vergabe von Fördermitteln für Umweltver- ände. In der ersten Lesung des Haushalts 2003 habe ich 2842 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) Anders lässt sich nicht erklären, dass vornehmlich Um- weltorganisationen gefördert werden, deren Umgang mit Spendengeldern kürzlich von der Zeitschrift „Ökotest“ kritisiert wurde. Meine Kritik am Umgang des Ministers mit dem Bund, Heimat und Umwelt wurde damals mit dem Hin- weis auf eine Umstellung der Förderung von der institu- tionellen hin zur Projektförderung abgetan. Festzustellen bleibt, dass es für den BHU weder eine Förderung des Verbandes noch seiner Projekte geben soll. Dass wäh- rend der gesamten Amtszeit von Herrn Trittin kein Pro- jekt des BHU förderungswürdig gewesen sei, verrät die eigentliche Absicht: Der BHU entspricht eben nicht dem Grundsatz „Hauptsache regierungsfreundlich!“ und muss daher gewissermaßen regierungsamtlich abge- straft werden. Ganz im Gegensatz dazu steht der Verkehrsclub Deutschland, VCD, der bei „Öko-Test“ zwar am schlechtesten abschnitt, weil er für 2000 und 2001 keine Jahresabschlüsse vorlegen konnte, dessen ungeachtet aber seit 2000 vom Umweltminister mit üppigen Förder- mitteln belohnt wird. Ein weiterer Kostenfaktor sind die Zwischen- und Endlagerungen für Kernbrennstäbe. Ganz wesentlich werden die anfallenden Kosten hierfür von den Elektrizi- tätsversorgungsunternehmen oder besser gesagt von den Stromkunden bezahlt. Da stellt sich schon die Frage, wie Sie, Herr Minister Trittin, mit diesen Geldern umgehen. Wir können uns angesichts Ihrer energiepolitisch einseitigen Festlegung gegen die Kernenergie nicht vorstellen, dass es ihnen da- bei auf ein paar hundert Millionen Euro ankommt. Ende letzten Jahres mussten wir aus Ihrem Munde, Herr Minister, hören, dass der Standort Gorleben für ein solches Endlager nicht mehr infrage komme, weil es sich um einen „verbrannten Standort“ handele. Nicht etwa na- turwissenschaftliche und geologische Gründe spielten bei der Ablehnung des Standortes eine Rolle, sondern allein die angeblich massiven Proteste der Bevölkerung. Mit dieser Argumentation haben Sie der von Ihnen beabsich- tigten Suche nach einem neuen Standort für die sichere Endlagerung von Brennstäben einen Bärendienst erwie- sen. Ihre leichtfertige Äußerung ist geradezu ein Appell an die Menschen, möglichst massiv gegen einen solchen Standort in ihrer Nähe zu demonstrieren, um diesen dann zu verhindern. Bei Gorleben handelt es sich um den weit und breit am besten erkundeten möglichen Standort für ein Endlager; rund l,3 Milliarden Euro wurden dafür be- reits aufgewandt. Sie selbst. Herr Minister, haben doch erkannt, dass Gorleben der eigentlich geeignete Standort in Deutsch- land ist. Anscheinend ist es Ihnen aber gleichgültig, wenn für diese Pseudosuche nochmals 2 bis 3 Milliarden Euro aufgewandt werden. Nicht sachliche Gründe und wissenschaftlich fundierte Ergebnisse sind entscheidend. Sie kommen aus Ihrem ideologischen Denken nicht he- raus – wollen es wohl auch gar nicht. Ich fordere Sie auf. dieses teure Treiben, das alle Stromverbraucher zu be- zahlen haben, endlich zu beenden. f S n S r k A E 2 u ti b f d c t H B d A s t g G s 1 s a w E z m d i u d m te s s E d W s s e s s S 9 (C (D Ihre Energiepolitik im Allgemeinen ist eine Belastung ür die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. elbst wenn Sie die Arbeitsplätze bei der Erzeugung er- euerbarer Energien gegenrechnen, vernichten Sie per aldo Arbeitsplätze, weil deutsche Unternehmen mit ih- en Produkten aufgrund beachtlich gestiegener Energie- osten nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Der „Spiegel“ schrieb in dieser Woche: Seit Eichels mtsantritt wurden die Schulden um 116 Milliarden uro erhöht, die Zahl der Arbeitslosen legte um 1 Prozent zu. Die Unternehmensinsolvenzen stiegen m 35 Prozent. – Das sind Kennziffern rot-grüner Poli- k, an denen Sie, Herr Trittin, kräftig mitgeschrieben ha- en. Weil Sie nicht endlich zu einer sparsamen, ideologie- reien Politik bereit sind, kann die CDU/CSU Fraktion em Einzelplan 16 nicht zustimmen. Elke Ferner (SPD): Zunächst einmal vielen herzli- hen Dank an das Bundesministerium für Umwelt, Na- urschutz und Reaktorsicherheit – insbesondere an Herrn inrichs-Rahlwes und Herrn Püschel – sowie an das undesministerium für Finanzen – an Herrn Suhr und ie Mitberichterstatterin und die Mitberichterstatter im usschuss für die angenehme und konstruktive Atmo- phäre, auch wenn wir zwischen Opposition und Koali- ion in der Sache teilweise unterschiedliche Auffassun- en haben. Unser Haushalt folgt der Maxime Konsolidieren und estalten sowie dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Das Ge- amtvolumen beläuft sich auf 248,2 Milliarden Euro. Mit 8,9 Milliarden Euro haben wir die niedrigste Neuver- chuldung der letzten zehn Jahre erzielt. Die Nettokredit- ufnahme des letzten Haushalts in der Regierungsverant- ortung von CDU/CSU und FDP lag bei 28,9 Milliarden uro. Allein in den letzten vier Jahren Ihrer Regierungs- eit haben Sie 127,1 Milliarden Euro neue Schulden ge- acht. Von 1999 bis 2002 waren es im Vergleich dazu le- iglich 104,6 Milliarden Euro. Wir halten am Ziel fest, m Jahr 2006 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen nd die Kreditneuaufnahme auf null zu senken. Konsoli- ieren und Gestalten statt unseriöse Anträge und Mies- achereien! Wir haben das notwendige Sparvolumen sinnvoll ver- ilt, ohne die Leistungsfähigkeit des Bundes einzu- chränken. Auch der Einzelplan 16 musste seinen Kon- olidierungsbeitrag erbringen. Mit einem lnvesititionsniveau von 26,7 Milliarden uro liegen wir trotz der angespannten Haushaltslage eutlich über dem 98er-Etat von 22,9 Millionen Euro. ir investieren für die Zukunft unseres Landes und un- erer Kinder und Kindeskinder mehr in Verkehrsinfra- truktur, in Forschung und Bildung, in Klimaschutz, in rneuerbare Energien, in Wohnungs- und Städtebau. Die Ausgaben für den Bereich Bildung und For- chung – die ja überwiegend auch investive Ausgaben ind – wurden von uns zum wiederholten Male erhöht. ie betragen jetzt inklusive Betreuungsausgaben ,1 Milliarden Euro. Das sind 25 Pozent mehr als zu der Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2843 (A) ) (B) ) Regierungszeit der jetzigen Opposition. Die Verkehrsin- vestitionen sind so hoch wie nie zuvor. Wir wollen mit mehr Ganztagsschulen bessere Bildungschancen für un- sere Kinder und mehr Chancen für die bestausgebildete Frauengeneration, die wir je hatten, ihre familiären und beruflichen Ziele miteinander zu vereinbaren. Aufgrund der Investitionsschwäche der Gemeinden helfen wir ihnen mit verbilligten Krediten bei der Be- standssanierung der kommunalen Infrastruktur, vor al- lem für den Wasser- und Abwasserbereich. Aber auch bei der Altbausanierung erhalten Kommunen und Pri- vate zukünftig Unterstützung für ihre Investitionen. Das Gesamtvolumen dieser Förderungsprogramme beläuft sich auf 15 Milliarden Euro. Dieses wird zu positiven Umwelt- und Arbeitsmarkteffekten auf regionaler und lokaler Ebene führen. Durch den Verzicht auf den kommunalen Beitrag für den Fluthilfefonds erhalten die Kommunen zusätzlich Handlungsspielraum. Es liegt nun an der Union, ob die Einnahmebasis von Ländern und Gemeinden durch den Abbau von Steuersubventionen weiter verbessert wird oder nicht. Die Opposition verweigert sich, Verantwortung für bessere Staatseinnahmen zu übernehmen, sie scheut sich aber nicht, bei den Haushaltsberatungen Erhöhungsan- träge in einer beträchtlichen Größenordnung zu stellen. Die CDU/CSU belastet den Haushalt mit circa 3 Milliar- den Euro mehr. Bei der FDP verabschiedet sich dann jede haushälterischen Vernunft: Zusätzliche 4,8 Milliar- den Euro bleiben nach der Zusammenrechnung ihrer Einsparungen und Mehrausgaben unter dem Strich ste- hen. Das ist mir unter den gegebenen Rahmenbedingun- gen vollkommen unverständlich. Die Opposition muss sich entscheiden, was sie will. Steuersenkungen und mehr Ausgaben und Schuldenabbau und Einhaltung der Maastricht-Kriterien: Das geht nicht zusammen. In der ganzen Debatte haben Sie nur gesagt, was Sie nicht wol- len. Aber kein einziges Mal habe ich von Ihnen gehört, was Sie anders machen wollen. Wo Sie sparen wollen oder welche anderen Maßnahmen Sie ergreifen wollen. Umweltpolitik ist für uns nach wie vor eine Quer- schnittsaufgabe. Daher verteilen sich die umweltrelevan- ten Ausgaben und Aufgaben im Gesamthaushalt. Insge- samt werden in diesem Haushalt 4,365 Milliarden Euro für Aufgaben im Umwelt- und Naturschutz sowie für die Reaktorsicherheit zu Verfügung gestellt. Ich möchte an diese Stelle einige Beispiele aus den anderen Ressorts nennen: Im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen wird ein neues Programm aufgelegt, das der CO2-Reduzierung bei Altbauwohnungen dient. Mit ei- nem Investitionsvolumen von 160 Millionen Euro pro Jahr – der Baransatz liegt für 2003 bei 5 Millionen Euro – sollen Gebäudesanierung und Heizungsmodernisierung im Altbaubereich realisiert werden. Dadurch wird eine deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes erzielt. Die- ses Programm ergänzt das bereits bestehende CO2-Pro- gramm im Rahmen des Zukunftssinvestitionsprogramms in Höhe von 204 Millionen Euro. Hinzu kommen die e u w r tä O A t w H r n B r in li w D 6 l v in h w a B V s p g S w g K B a b z N d m V a U E n t t B z g 3 g g (C (D ben erwähnten Zinsverbilligungsprogramme für Private nd die Gemeinden. Des Weiteren werden über Bundesministerium für irtschaftliche Zusammenarbeit globale Umweltprojekte ealisiert. In vielen Ländern der Welt ist die Wasserquali- t eines der drängenden Probleme. Daher werden vor rt kommunale Programme zu Wasserversorgung und bwasserentsorgung realisiert. Der Schwerpunkt der bundespolitischen Umweltpoli- ik liegt aber natürlich in der Verantwortung des Um- eltministeriums. Gemessen an den Etats der anderen äuser ist das BMU eher ein „bescheidenes“ Ministe- ium mit einem ursprünglichen Etat von 533,447 Millio- en Euro. Durch die Übertragung der Verantwortung des ereiches erneuerbare Energien vom Bundesministe- ium für Wirtschaft und Arbeit auf das BMU ergibt sich diesem Haushaltsjahr ein Mittelzuwachs von 260,58 Mil- onen Euro. Dadurch beläuft sich das Volumen des Um- elthaushaltes insgesamt auf 794,02 Millionen Euro. amit liegt er deutlich über dem Haushalt von 1998 mit 19,89 Millionen Euro. Damals aber auch noch 120 Mil- ionen Euro mehr für den Endlagerbereich im Haushalts- olumen enthalten. Der Programmhaushalt liegt mit 191,0 Millionen Euro der Kontinuität der letzten Jahre. Der Verwaltungs- aushalt fällt mit 213,5 Millionen Euro etwas höher aus, as aber durch die Bauprojekte für das Umweltbundes- mt in Dessau und das Bundesamt für Naturschutz in onn begründet ist. Beide Vorhaben werden über den erwaltungshaushalt abgedeckt. Insofern ist Ihre Aus- age zum Verwaltungshaushalt irreführend. Ein Blick auf die ausgabenrelevanten Anträge der Op- osition zeigt deutlich ihr finanzpolitisches Unvermö- en: Insgesamt belaufen sich die Forderungen auf eine umme von: 115,816 Millionen Euro in den ausgabe- irksamen Änderungsanträgen der FDP – ohne jede Ge- enfinanzierung. In den Haushaltsberatungen wird die onzeptionslosigkeit der Opposition am deutlichsten: ei jedem Weg, den wir gehen, rennen Sie blind in eine ndere Richtung. Wir sparen – Sie wollen Geld ausge- en. Wir investieren und je nach Tageslaune ist es Ihnen uviel oder zu wenig. Steuern runter, Ausgaben rauf, euverschuldung runter, Maastricht-Kriterien einhalten – as ist der Kanon Ihrer Forderungen und das zeigt Ihre angelnde Seriosität und Ihre Unfähigkeit, konkrete orschläge zu machen. Wie ich eben bereits kurz andeutete, ist der Ausstieg us der Atomenergie ein wesentlicher Erfolg rot-grüner mweltpolitik. Wir konnten dadurch die unkalkulierte nergiegewinnung auf Kosten nachfolgender Generatio- en beenden. Statt dessen fördern wir zukunftsorien- ierte Techologien und erschließen damit neue Energie- räger und schaffen zukunftssichere Arbeitsplätze. isher haben bereits 120 000 bis 130 000 Menschen im ukunftsträchtigen Bereich erneuerbare Energien Arbeit efunden. Für die Atomenergie arbeiten gerade einmal 5 000 Menschen. Das ist nachhaltig für die Beschäfti- ung und es ist nachhaltig für die Umwelt und die künfti- en Generationen. 2844 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) Die erneuerbaren Energien sind jetzt in der politi- schen Verantwortung des Umweltministeriums. Diese Verantwortung bedeutet natürlich auch eine Vielzahl neuer Aufgaben und Herausforderungen. Die Schaffung einer internationaler Agentur für erneuerbare Energien soll auf den Weg gebracht werden und die Förderpro- gramme zur energetischen Errichtung und Modernisie- rung von Häusern müssen umgesetzt werden. Den Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Ener- gieaufkommen wollen wir von derzeit 8 Prozent bis 2010 auf 12,4 Prozent steigern. Dazu wird von uns unter ande- rem die Kraft-Wärme-Kopplung und damit die dezent- rale Energieversorgung vorangetrieben. Bereits in der letzten Legisaturperiode haben wir deshalb das KWK- Gesetz auf den Weg gebracht. Bis 2010 sollen 3 000 MW Strom aus Offshore-Windkraft-Anlagen kommen und bereits in vier Jahren soll die Fläche an Sonnenkollekto- ren verdoppelt werden. Große Potenziale sehen wir auch in der Nutzung von Biomasse und Geothermie; diese wollen wir nutzen. Da die Umwelt und ihre Belastungen nicht an politi- schen Grenzen Halt machen, wollen wir unsere Erkennt- nisse und Fortschritte auch an andere Länder weiterge- ben. Deshalb wird die Exportinitiative erneuerbare Energien fortgesetzt und verstärkt. Das Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien ist mit 190 Millionen Euro der größte Titel der auf das BMU übergeht. Bis zum Jahr 2006 soll er sich auf 230 Millionen Euro steigern; das ist im Koalitionsver- trag so festgehalten und so wird es auch gemacht. Dieses Förderprogramm wird die nötigen Impulse für die Ener- giewirtschaft setzen und neue Dynamik in den Einsatz erneuerbarer Energien bringen. Für die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich werden natürlich auch Mittel zur Verfügung gestellt, um weiterhin unsere Spit- zenposition auf diesem Gebiet zu sichern. Wir müssen aber auch die vorhandenen Einsparungspotenziale bei Heizungen in Gebäuden, in der Wirtschaft und Industrie mobilisieren. Wir brauchen auch mehr Energieeffizienz. Das muss bei den häufigen Forschungsvorhaben berück- sichtigt werden. Damit, mit der effezienten Nutzung der heimischen Kohle und dem Ausbau der erneuerbaren Energien schaffen wir die Brücke von der Atomenergie hin zu einer nachhaltigen Energiepolitik. Die Forschung im Bereich Mobilfunk erhält verstärk- tes öffentliches Interesse. Die Mittel für den zukünftigen Bedarf in diesem sensibeln Bereich sind über die Erhö- hung von Verpflichtungsermächtigungen um 3,0 Millio- nen Euro gesichert. Die Industrie steuert ebenfalls so viel zu dieser Forschung bei. Bereiche dieser Forschung sind zum Beispiel die Wirkung elektromagnetischer Felder bei Handy-Nutzung, die Wirkung elektromagnetischer Felder der drahtlosen Datenübertragung und die thermo- physiologische Wirkung elektromagnetischer Hochfre- quenzfelder. Die Pilotprojekte Inland werden gerne von der Union kritisiert. Das Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirt- schaftsforschung e.V., RWI, hingegen stellt fest, dass es sich hierbei um ein „wesentliches Kernelement zur Fort- entwicklung der deutschen Umweltpolitik“ •handelt. Auf A f d z p G b D d d h s o d s u d h h s E z 6 z li d v d ti R n D c li w li w s g V la f u te n d s K r s p B f (C (D nraten des Bundesrechnungshofes und aufgrund von inanziellen Erfordernissen wurde die Zahlungsweise er Fördergelder verändert. Die Umstellung auf Raten- ahlung spart zusätzlich 4 Millionen Euro bei den Pilot- rojekten Inland. Die Pilotprojekte Ausland erhalten eine erweiterte ebietskulisse, die nicht nur die angrenzenden Staaten erücksichtigt, sondern alle Beitrittskandidaten zur EU. as ist ein richtiges Zeichen für EU-Erweiterung, wo- urch eine Etablierung westeuropäischer Umweltstan- ards in Beitrittsländern ermöglicht wird. Zusätzlich er- ält hier deutsches Umwelt-Know-how eine Chance, ich auf einem gesamteuropäischen Markt gut zu positi- nieren. Die Unterstützung von Umweltverbänden wird von er institutioneilen Förderung zur Projektförderung ver- choben. Damit kommen die Gelder konkreten Projekten nd dadurch direkt der Umwelt zugute. Die Projektför- erung ist in diesem Jahr nochmals um 7,1 Prozent er- öht worden und liegt nun 71 Prozent höher als 1998. Die großen Programmtitel werden natürlich auf ho- em Niveau fortgeschrieben. So erhalten die Natur- chutzgroßprojekte 18 Millionen Euro, Erprobungs- und ntwicklungsvorhaben auf dem Gebiet des Naturschut- es 5,7 Millionen Euro und Umweltforschungstitel 1,8 Millionen Euro. Der Vertragsnaturschutz gehört nicht in die Unterstüt- ung für Großprojekte. Er liegt in finanzieller und inhalt- cher Verantwortung bei den Ländern, auch wenn wir iese Variante des Naturschutzes politisch für sehr sinn- oll halten. Hier könnten Optionen ausgebaut werden, da ie Erfahrungen mit der Landwirtschaft bisher sehr posi- v waren. Eventuell sollte geprüft werden, ob auch im ahmen der Altlastensanierung mittelständische Unter- ehmen am Vertragsnaturschutz partizipieren können. iesem ist im Einzelfall der Vorzug vor ordnungsrechtli- her Regelung zu geben. Generell muss aber die Mög- chkeit zu ordnungsrechtlichem Handeln beibehalten erden zum Beispiel bei Landschaften von gesamtstaat- ch repräsentativer Bedeutung. Der Schwerpunkt des BMU ist nach wie vor die Ent- icklung umweltpolitischer Leitlinien und guter Ge- etze. Deren Umsetzung und Finanzierung ist dann zum rößten Teil Aufgabe der Landesbehörden und – nach erursacherprinzip – derjenigen, die für die Umweltbe- stungen verantwortlich sind. Auch personell ist das BMU gut aufgestellt. Es ver- ügt über engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nd erhält lediglich einen sehr geringen gegenfinanzier- n Zuwachs für die sehr umfangreichen Aufgaben der euen Abteilung erneuerbare Energien. Die globale Min- erausgabe ist im Rahmen der Haushaltsberatungen innvoll im Endlagerbereich aufgelöst worden. Trotz des onsolidierungskurses konnte für das Bundesministe- ium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ein olider Haushalt mit den richtigen politischen Schwer- unkten beschlossen werden. Die Veränderungen im MU-Haushalt und die Übertragung der Verantwortung ür die erneuerbaren Energien zeigen die voranschrei- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2845 (A) ) (B) ) tende strategische Neuausrichtung. Der 1998 begonnene ökologische Umbau unserer Gesellschaft kann damit trotz schwieriger Haushaltsrahmenbedingungen fortge- setzt werden. Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Unter dem Diktat des Sparens politische Gestaltungsfä- higkeit zu bewahren, ist schwer. Dies gilt für alle Res- sorts im Bundeshaushalt. Angesichts der Megathemen „Haushaltskonsolidierung, Umbau der Sicherungssys- teme und Arbeitslosigkeit“ müssen wir dafür sorgen, dass Umweltpolitik nicht ins Abseits gerät. Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass es langfristige ökologische Aufgaben gibt. Ein behutsamer Umgang mit Ressourcen ist wesentlicher Kern einer nachhaltigen Entwicklung. Nachhaltigkeit heißt: Die Le- bensgrundlagen für die kommenden Generationen be- wahren und Ressourcen gerecht verteilen. Es heißt auch: Heute nicht unbegrenzt Schulden machen, damit die kommende Generation die Gestaltungsspielräume unter der Zinslast nicht verliert. Und Nachhaltigkeit heißt: Heute Geld ausgeben für die ökologische Modernisie- rung unseres Landes, die Entwicklung umweltfreundli- cher Technologien, die Abschätzung und Begrenzung von Risiken, für Vorsorge, für den Schutz von Mensch und Natur. Wir haben im Koalitionsvertrag vereinbart, dass die Zuständigkeiten im Bereich der erneuerbaren Energien vom BMWA ins BMU wechseln. Dem Bedeutungszu- wachs entsprechend hat der BMU-Haushalt ein Volumen von gut 800 Millionen Euro. Davon stammen 533,4 Mil- lionen Euro aus dem BMU und 267 Millionen Euro aus dem BMWi. Der BMU-Haushalt geht deutlich gestärkt aus den Koalitionsverhandlungen hervor. Der Einzelplan 16 trägt mit einer globalen Minderaus- gabe von knapp 13 Millionen Euro zur Konsolidierung des Haushalts bei. Wir halten das bisherige Endlager- konzept für falsch. Deshalb haben wir den AK End eta- bliert und deshalb werden die Einsparungen im Endla- gerbereich erbracht. Für die Übernahme des Bereichs „erneuerbare Ener- gien“ musste zusätzlich ein Anteil an der globalen Min- derausgabe erbracht werden. Zu unserem Bedauern trifft die Kürzung von gut 2 Millionen Euro den Bereich Ener- gieforschung. Mit dem neuen Ressortzuschnitt bringen wir den Kli- maschutz weiter voran. Im BMU werden jetzt die Förder- programme im Bereich der erneuerbaren Energien umge- setzt: Das Marktanreizprogramm wird trotz Sparhaushalt auf dem Vorjahresniveau – mit einem Fördervolumen von 190 Millionen Euro in 2003 – fortgeschrieben; das ist ein großer Erfolg. Das 100 000-Dächer-Programm wird mit 25 Millionen Euro deutlich aufgestockt. Ganze 40 Millionen Euro stehen für Forschung und Entwick- lung im Bereich der erneuerbaren Energien zur Verfü- gung. Knapp 13 Millionen Euro dienen der Erforschung und Entwicklung umweltschonender Energieformen im Rahmen des Zukunftsinvestitionsprogramms. m B S d S r s g e z s s k b L K A U M s J ß u f d s N s w J c a to f N w d s F E c o H s m h ti m d ti z F (C (D Neue Kompetenzen für das BMU erfordern auch ehr Man Power. So konnten Planstellen aus dem MWi ins BMU übertragen und zusätzlich zwei neue tellen für das Marktanreizprogramm eingerichtet wer- en. Die Deutsche Energie-Agentur ist die zentrale chnittstelle für die Förderung und Nutzung erneuerba- er Energien. Mit 2,7 Millionen Euro kann sie Klima- chutzprojekte auf den Weg bringen. Mit der Energiewende haben wir einen zukunftsfähi- en Weg in das 21. Jahrhundert eingeschlagen. Auch ine Finanzpolitik, die auf Haushaltskonsolidierung ielt, ist ein Schritt zur Nachhaltigkeit. Wir müssen un- ere politischen Strategien und das Haushalten an die- em Ziel ausrichten. Dazu gehört es auch, ökologisch ontraproduktive Subventionen aufzudecken und abzu- auen, zum Beispiel beim Bauen im Grünen, in der andwirtschaft, bei den Steuerprivilegien – etwa für ohle und Flugbenzin. Die Grundidee der Ökosteuer ist usdruck einer nachhaltigen Finanzpolitik: wir müssen mweltschutz und Arbeit verbinden, die ökologische odernisierung da voranbringen, wo sie Arbeitsplätze chafft. Wir haben in der Umweltpolitik in den letzten vier ahren einiges bewegt und vieles angestoßen. Trotz gro- er Anstrengungen stehen wir noch vor einer Vielzahl ngelöster Probleme: Der Verlust der biologischen Viel- alt hält an, der Klimawandel ist im Gang, Flächen wer- en über das verträgliche Maß hinaus beansprucht. Un- er Fahrplan für die Zukunft ist die nationale achhaltigkeitsstrategie. Sie ist eine gute Basis für un- ere Arbeit. Jetzt heißt es, sie fortzuschreiben und zu er- eitern. Denn wir haben uns ehrgeizige Ziele gesetzt. etzt müssen wir Instrumente und Maßnahmen entwi- keln, um diese Ziele zu erreichen. Politik der Nachhaltigkeit kann nur als Querschnitts- ufgabe erfolgreich sein. Das heißt, wir müssen alle Sek- ren konsequent nach negativen Umwelteffekten durch- orsten. Hierfür brauchen wir keine UVP, sondern einen achhaltigkeitscheck für alle Bereiche. Die Jahrhundertflut im vergangenen Jahr hat gezeigt, as passiert, wenn wir die Komplexität der Risiken und amit auch immer der Lösungen unterschätzen. Es cheint für die Schifffahrt erforderlich, ja rational, die lüsse auszubaggern, zu begradigen und zu verbreitern. s scheint für die anliegenden Kommunen rational, Flä- hen am Deich zu verpachten, ob für Industrieanlagen der Siedlungen. Und wer wohnt nicht gern im eigenen aus im Grünen am Fluss. Es scheint für die Landwirt- chaft sinnvoll und ungefährlich, die alten Überschwem- ungswiesen zu beackern. Die Ereignisse an der Elbe aben uns gezeigt, dass Hochwasser nicht nach der Ra- onalität von Einzelinteressen fragt. Um eine solche Katastrophe in Zukunft zu vermeiden, üssen wir an verschiedenen Stellschrauben gleichzeitig rehen: in der Infrastruktur-, Besiedlungs- und Baupoli- k, in der Landwirtschaft, bei den Wasserstraßen, und war auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. lussausbau darf nur noch unter ökologischen Vorzei- 2846 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) chen geschehen. Wir müssen Flussauen und Über- schwemmungsgebiete zurückgewinnen und Schutzge- biete ausweisen. Wenn wir weiter Flächen versiegeln, Naturlandschaften zerschneiden, Flüsse schneller durch ihr Bett jagen, kommt das nächste Hochwasser be- stimmt. Politik muss sich als lernfähig erweisen. Deshalb soll- ten wir bei der laufenden Planung zum Bundesverkehrs- wegeplan darauf achten, dass wir durch Ausbau von Schifffahrtsstraßen nicht dem nächsten Hochwasser Vor- schub leisten. Wir müssen aufhören mit einer Perspek- tive, die nur Ausschnitte in den Blick nimmt und bei- spielsweise das Ökosystem Fluss auf eine seiner Funktionen – die als Wasserstraße – reduziert. Das ist nicht nachhaltig. Die Flächeninanspruchnahme auf 30 Hektar pro Tag bis 2020 zu reduzieren ist eines unserer zentralen Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie. Wir brauchen hier einen großen Wurf und neue Grundsätze in der Steuer- und Förderpolitik, der Stadt- und Raumplanung bis zur Bau- gesetzgebung. Auch vor Ge- und Verboten sollten wir uns nicht scheuen, warum nicht zur Nutzung von Bra- chen verpflichten, bevor sie neue Flächen versiegeln. Nicht vordergründig Restriktion, sondern Mut zu neuen Ansätzen ist gefragt. Umgestaltung von Vertrau- tem führt immer auch zu Abwehr, trifft auf Widerstände und Beharrungskräfte. Politik muss sich auf Problemlö- sungen konzentrieren, die Akteure einbinden, die in die- sem Prozess beteiligt sind und sein wollen. Für neue Ansätze müssen wir die vorhandenen Struk- turen nutzen, aber auch erweitern. Wir haben bereits wichtige Gremien etabliert: den Rat für Nachhaltige Ent- wicklung und das Grüne Kabinett, den Staatssekretärs- ausschuss. Diese wollen wir stärken. Dafür müssen wir gemeinsame Aufgaben definieren, wie es weitergehen soll mit der Nachhaltigkeitsstrategie. Wir brauchen ein parlamentarisches Pendant zu die- sen Foren, wie etwa die kanadische „Commission for sustainable development“, ein Gremium, das den Nach- haltigkeitscheck durchführt. Die vielen guten Ideen und klugen Expertisen aus RNE, SRU, WBGU und Enquete-Kommissionen müs- sen übersetzt werden in die Sprache und Funktionswiese der einzelnen Ressorts und dann verknüpft werden zu ei- ner einheitlichen Strategie. Dafür brauchen wir Abstim- mung und Austausch zu den einzelnen Handlungsschrit- ten, die am Problem orientiert sind, nicht am Zuschnitt der Ressorts. Das gemeinsame Tun im Hochwasserschutz und bei der Flächensicherung muss – wie auch das Wasser – über Kompetenzgrenzen und Zuständigkeitsbereiche hinwegführen. Bund, Länder und Kommunen gehören an einen Tisch. Dann kann es Synergieeffekte geben und dann wird es gelingen, die Probleme zu lösen. Denkbar sind Sektorkonferenzen, die sich Schwerpunktthemen zuwenden, zum Beispiel zur Verkehrswende, zur Gewäs- ser- und Flusspolitik oder zur Flächenpolitik. Unsere Po- litik ist dem Vorsorgegedanken verpflichtet. Dem muss sie mit intelligenter Steuerung Rechnung tragen. d s s w d b U v S v m l p d v E li v u B e u S W r v h d 3 d w s u li d la s d n b d H t S l B m d u n E d G (C (D Doch nicht nur die Politik ist gefordert. Wir müssen en Dialog mit den Menschen führen und uns gemein- am fragen: Wie soll unsere Landschaft in 50 Jahren aus- ehen? Wie viel naturnahe Wälder und Wiesen wollen ir unseren Enkeln hinterlassen? Welche Qualität soll er Boden haben, den sie beackern? Viele Menschen ha- en – trotz anderer Sorgen – Interesse am Schutz ihrer mwelt. Umwelt- und Naturschutzverbände stehen stell- ertretend für dieses Anliegen, für Umweltinteressen. ie tun dies mit großem Engagement und leisten oft her- orragende Arbeit. Deshalb haben wir die Projektförder- ittel für diese Verbände um 7,1 Prozent auf 4,124 Mil- ionen Euro erneut erhöht. Der Naturschutz hat für uns auch in dieser Legislatur- eriode einen hohen politischen Stellenwert. Dies zeigen ie vorgesehenen Mittel für Naturschutzgroßprojekte on 18 Millionen Euro und bei den Erprobungs- und ntwicklungsvorhaben im Naturschutz von 5,726 Mil- onen Euro. Wir werden große Teile der Aarhus-Kon- ention umsetzen und so den Zugang zu Informationen nd Verfahren für die Öffentlichkeit verbessern. Nur ürger, denen Partizipation ermöglicht wird, können ngagierte Bürger sein. Große Aufgaben stehen in den nächsten Jahren vor ns. Zukunftsfähige Konzepte sind gefragt und mutige chritte. Ziele sind benannt, wenn auch noch nicht alle ege klar konturiert. Doch wir arbeiten daran. Und Ho- az sagte einmal: „Wer begonnen hat, der hat schon halb ollendet.“ Birgit Homburger (FDP): Der rot-grüne Umwelt- aushalt rutscht in die Bedeutungslosigkeit. Gegenüber em Jahr 2002 ist der Umwelthaushalt 2003 um Prozent gesunken. Der Programmhaushalt, das heißt ie Ansätze für die inhaltliche umweltpolitische Arbeit, ird um 5 Prozent gekürzt. Gerade in Zeiten leerer Kas- en ist es sicher richtig, sparsam mit Haushaltsmitteln mzugehen. Die Politik muss aber gerade in wirtschaft- ch schwierigen Zeiten Schwerpunkte setzen. Dies tut er rot-grüne Umwelthaushalt nicht. Er ist nur ein be- ngloses Sammelsurium. Wenn aber schon derartig wenig Geld zur Verfügung teht, dann muss es zwingend sparsam ausgegeben wer- en. Leider achtet die Bundesregierung hierauf auch icht. Es werden Verbände unterstützt, deren Finanzge- aren zweifelhaft erscheint. Es wird nicht sichergestellt, ass Hochwasserhilfen nicht zum Wiederaufbau in den ochwassergebieten von Morgen gewährt werden. Sei- ens der FDP wurden hier so genannte qualifizierte perrvermerke beantragt, die von Rot-Grün aber abge- ehnt wurden. Wo aber umweltpolitisches Handeln gefragt wäre, ist undesumweltminister Trittin ein Totalausfall. Im Kli- aschutz werden im Koalitionsvertrag Ziele propagiert, ie zugleich an utopische Bedingungen geknüpft werden nd vom DIW bekommt der Minister kürzlich beschei- igt, dass selbst das Kioto-Ziel kaum erreichbar ist. Die U erarbeitet eine Richtlinie zum Emissionsrechtehan- el und Deutschland kann sich nicht effektiv an deren estaltung beteiligen, weil sich BMU und BMWi nicht Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2847 (A) ) (B) ) einigen können, ob sie den Emissionsrechtehandel über- haupt wollen, und, wenn ja, zu welchen Bedingungen. Damit bestimmen andere Länder die Spielregeln und Deutschland kann nicht mehr agieren, sondern nur noch reagieren. In der Abfallpolitik sieht es nicht besser aus. Bürge- rinnen und Bürger sowie die Wirtschaft werden mit dem Dosenpfand ohne ökologischen Sinn belastet und auf- grund einer überholten Regelung verunsichert. Zwi- schenzeitlich fällte der Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften zwei Urteile, die Regelungen des deut- schen Abfallrechts infrage stellen. Und was unternimmt die Bundesregierung? Sie arbeitet an einer „kleinen No- velle“ der Verpackungsverordnung, anstelle das Abfall- recht generell zu überarbeiten. Die geplante Novelle be- trifft lediglich Getränkeverpackungen. Ausschließlich um die kartellrechtliche Zulässigkeit von Unternehmens- vereinbarungen zur Erfüllung der Pflichten der Verpa- ckungsverordnung sicherzustellen, will die Bundesregie- rung das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz ändern. Die Problematik des faktischen Monopols des DSD wird gar nicht gesehen, die zentralen Probleme des Abfall- rechts werden gar nicht erst in Angriff genommen. Trotz drängender Probleme erarbeitet die Bundesregierung also kein Gesamtkonzept für die künftige deutsche Ab- fallpolitik, sondern verliert sich im Klein-Klein grüner Pfand-Ideologie. In der Hochwasserpolitik herrscht ebenso Stillstand. Vor der Bundestagswahl wurde eilig eine Konferenz ein- berufen, Arbeitsgruppen en masse eingesetzt und damit Aktivität vorgetäuscht. Ergebnisse hat die Bundesregie- rung bis heute nicht vorgelegt. Erforderlich wären Ab- stimmungen zwischen allen Flussanliegern in Europa. Aber noch nicht einmal von einer Koordinierung der deutschen Bundesländer hat man etwas gehört. Ein Ge- samtkonzept zum Hochwasserschutz ist nicht ansatz- weise zu erkennen. Zu all diesen Bereichen hat die FDP Vorschläge vor- gelegt. Herr Trittin kann sicher sein, dass die FDP ihn auch in Zukunft mit Lösungsvorschlägen konfrontieren wird. Deutschland ist unter dieser rot-grünen Bundesre- gierung umweltpolitisch handlungsunfähig. Dr. Peter Paziorek (CDU/CSU): Es gab eine Zeit, da verdiente sich Deutschland zu Recht das Prädikat ei- nes internationalen Vorreiters in der Umweltpolitik. Das war vor 1998. Seit 1998 hat die Umweltpolitik an Be- deutung verloren, und das unter einer rot-grünen Bun- desregierung bei einem Umweltminister Trittin. Herr Trittin, von Ihnen haben wir in den letzten Tagen viel gehört, und zwar zur Außenpolitik, zur Verschul- dungspolitik und zur Wirtschaftspolitik, nur zur Um- weltpolitik haben wir von Ihnen nichts gehört. Umweltminister Trittin, der Richard Kimble der deut- schen Umweltpolitik: Immer auf der Flucht vor umwelt- politischen Themen. Für Sie mag das ja interessant sein, aber es zeigt doch ganz deutlich, dass Sie sich in der Umweltpolitik nur als Statthalter fühlen. Sie haben keine u n n im b z D b d l T n d s d § r v l k d n L d v h w B l e b f W s e r d m V E s g i k e s S h a (C (D mweltpolitische Vision, sie haben die Umweltpolitik icht vorangebracht. Ihre umweltpolitische Bilanz ist verheerend: Erstens. In der Klimaschutzpolitik stehen Sie vor ei- em Scherbenhaufen. Das Klimaschutzziel, das Sie noch Klimaschutzprogramm des Jahres 2000 festgelegt ha- en, nämlich bis zum Jahre 2005 ein Minus von 25 Pro- ent beim CO2-Ausstoß, werden wir nicht erreichen. iese Regierung hat klimapolitisch versagt, wir liegen ei einem Minus von circa 16,5 Prozent. Sie sprechen agegen nur vom Kioto-Ziel für das Jahr 2012. Das wol- en Sie nun erreichen. Ich sage Ihnen voraus: Wenn der rend so weitergeht, werden Sie dieses Ziel in 2012 auch icht erreichen. Zweitens. Nun zur Abfallpolitik. Zwei neue Entschei- ungen des Europäischen Gerichtshofes zur grenzüber- chreitenden Abfallverbringung haben gezeigt, dass das eutsche Abfallrecht nicht so bleiben kann, wie es ist. 6 Kreislaufwirtschafts-/Abfallgesetz ist durch den Eu- opäischen Gerichtshof verworfen worden. In Folge da- on wird die neue Gewerbeabfall-Verordnung ins Leere aufen. Von Ihnen hört man nur Sprachblasen, keine kon- reten Initiativen. Wenn Sie so weitermachen, fahren Sie ie deutsche Abfallwirtschaft vor die Wand! Drittens. Ihr Kurs in Sachen erneuerbare Energien ist icht mehr nachvollziehbar. Damit meine ich in erster inie nicht das Eckpunktepapier zur EEG-Novelle. Mit iesem Eckpunktepapier zeigen Sie zwar, wie wenig Sie on der augenblicklichen Problemlage verinnerlicht aben: überzogene Förderung der Windkraft an nicht indgünstigen Standorten, zu geringe Förderung von iomasse und Biogas und die Frage der volkswirtschaft- ichen Gesamtkosten. Ich meine hier Ihre Entscheidung, inen Offshore-Windpark Butendiek vor Sylt in einem esonderen Vogelschutzgebiet zu genehmigen. Es ist un- assbar. Als Umweltminister lösen Sie den Konflikt indkraft-Naturschutz nicht, sie rufen einen Konflikt ogar hervor. Dies ist verantwortungslos. Viertens. Sie haben sich nicht energisch genug dafür ingesetzt, dass die Zusagen der rot-grünen Bundes- egierung an die Naturschutzverbände eingehalten wer- en, 100 000 Hektar an Naturschutzflächen an der ehe- aligen innerdeutschen Grenze in zwei Stufen diesen erbänden zur Pflege zu übergeben. Fünftens. Sie treffen fragwürdige personalpolitische ntscheidungen in Ihrem Haus. Sechstens. Sie stellen in der Endlagerfrage laut Pres- emeldungen sozialwissenschaftliche Kriterien auf die leiche Stufe mit naturwissenschaftlichen Kriterien, was n höchstem Maße bedenklich wäre. Stellen Sie bitte lar, dass dies nicht Ihre Position ist. Wer Sicherheit für in Endlager verlangt, der muss letztlich nach naturwis- enschaftlichen Kriterien entscheiden. Siebentens. Herr Minister, provozieren Sie nicht das cheitern der Novelle zur Verpackungs-Verordnung. Sie aben die Verpflichtung, einen Entwurf vorzulegen, der uch mehrheitsfähig ist. Ihr jetziger Entwurf ist es nicht. 2848 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) Während in den Erläuterungen zum Haushaltsplan die Ausgaben für Umweltpolitik auf insgesamt 4,4 Milliar- den Euro beziffert werden, beträgt der Gesamthaushalt des BMU mit rund 533 Millionen Euro lediglich 12,1 Prozent der veranschlagten Ausgaben für Umwelt- schutz. Doch nicht nur ein weiter schrumpfender Haus- halt des BMU – nein –, vielmehr die Art und Weise, wie Umweltpolitik durch diese Regierung gestaltet wird, ge- ben Anlass zu großer Sorge um die Umweltpolitik in Deutschland. Dieser Haushaltsentwurf zeigt nicht nur das Misstrauen des Kabinetts gegenüber einer offensiven Umweltpolitik; er zementiert leider auch eine Umwelt- politik, die nur aus Einzelmaßnahmen besteht, eine durchdachte Strategie aber vermissen lässt. Daher kann dieser Haushaltsplan keine Unterstützung der Union bekommen. Ulrike Mehl (SPD): Gerade in diesen Tagen wird uns deutlich, wie sehr Deutschland ein Teil des globalen Ganzen ist und wie wenig wir die Augen verschließen können vor internationalen und außenpolitischen Ent- wicklungen. Es mag vor dem aktuellen Hintergrund ne- bensächlich erscheinen, dass wir hier im Bundestag über den Bundeshaushalt debattieren, umso mehr noch, wenn es sich um den Umwelthaushalt handelt, der insgesamt weniger als 800 Millionen Euro umfasst. Dennoch muss uns klar sein, dass wir es auch hier mit Problemen von globalen Ausmaßen zu tun haben. National haben wir im Umweltbereich viel erreicht. Ich bin stolz darauf, dass wir gerade in den letzten vier Jahren wichtige Weichenstellungen für die ökologische Modernisierung unseres Landes erreicht haben, im Be- reich des Natur- und des Gewässerschutzes und vor al- lem auch im Bereich des Ausbaus der erneuerbaren Energien. In dieser Richtung werden wir weiter arbeiten. Doch Sie wissen und ich weiß es, dass die großen Umweltprobleme der Zukunft in globalen Dimensionen stattfinden werden. Die Folgen der Gefährdung und der Zerstörung der Umwelt machen nicht an nationalen Grenzen halt. Die Lösung liegt in grenzüberschreitenden und inter- nationalen Kooperationen. Deutschland hat als im Zen- trum Europas liegendes Land ein besonderes Interesse und als reiches und freies Land eine besondere Verant- wortung, aktiv und konstruktiv gegen die Erwärmung der Erdatmosphäre, gegen den Verlust an biologischer Vielfalt, gegen die zunehmende Wüstenbildung, gegen die Verschmutzung der Meere und nicht zuletzt gegen den verantwortungslosen Umgang mit den Süßwasser- ressourcen zu arbeiten. Der Umwelthaushalt 2003 spiegelt ebenso wie die po- litischen Festlegungen für diese Wahlperiode diese inter- nationale Verantwortung wider. So leistet beispielsweise Deutschland einen Beitrag zum Umweltfonds der UNEP in Höhe von 6 Millionen Euro, der Beitrag zum Sekreta- riat der Klimarahmenkonvention beläuft sich auf über 4,5 Millionen Euro. Die projektbezogenen Beiträge an internationale Organisationen im Umweltbereich wurden trotz des Sparzwangs nochmals erhöht. Im Rahmen des T g 5 d t B s K b s h P g r e r F g W W d l h n h h r e r e E E u w k d U e u t b d E B d v w s l i z u (C (D itels „Internationale Zusammenarbeit auf dem Umwelt- ebiet“ werden zwischen 2002 und 2004 insgesamt 00 000 Euro für das UNEP-Projekt zur Verbesserung er Umweltrechtssituation in Afrika bereitgestellt. Internationaler Umweltschutz ist ein wichtiger Bei- rag zur globalen Arrnutsbekämpfung und kann einen eitrag zu Krisenprävention leisten. Wasser und Energie ind die Ressourcen, an denen sich die kommenden onflikte entzünden werden. Wir müssen intensiv an der Erreichung des Ziels ar- eiten, die Anzahl der Menschen, die keinen Zugang zu auberem Wasser und einer angemessenen Abwasserbe- andlung haben, zu halbieren. Ebenso ist es unsere flicht, im Rahmen der laufenden GATS-Verhandlun- en, also des Dienstleistungsabkommens der WTO, da- auf zu achten, dass nicht die Wasserver- und Abwasser- ntsorgung international ohne Rahmenbedingungen libe- alisiert wird. Bei allen Chancen werden in den meisten ällen die Armen und Ärmsten die Verlierer sein. Das ilt übrigens für die WTO-Bedingungen insgesamt. enn wir es nicht schaffen, über kurz oder lang den elthandel auf die Basis von Nachhaltigkeit zu stellen, ann werden wir im globalen Umweltschutz viel zu angsam vorankommen. In diesem Sinne hat Bundeskanzler Schröder in Jo- annesburg zu einer Internationalen Konferenz für er- euerbare Energien eingeladen, die im kommenden Jahr ier in Deutschland stattfinden wird. Es wurden je eine albe Milliarde Euro über fünf Jahre verteilt zur Steige- ung der Energieeffizienz und für den Ausbau der erneu- rbaren Energien in Entwicklungsländern zugesagt. Da- über hinaus hat die Bundesregierung die Initiative rgriffen für eine Internationale Agentur für erneuerbare nergien, die IRENA. Der internationale Austausch von rfahrung und Know-how ist von zentraler Bedeutung nd kann mit diesen Instrumenten hervorragend geleistet erden. Auch vor unserer Haustür sehen wir die Notwendig- eit für aktive Partnerschaften. Die Zusammenarbeit mit en Staaten Mittel- und Osteuropas ist für die deutsche mweltpolitik gerade vor dem Hintergrund der EU-Ost- rweiterung von besonderer Bedeutung. Die Erweiterung der Europäischen Union stellt für ns eine historische Chance dar. Durch sie wird die Iden- ität Europas gestärkt, die auf der Vielfalt der Kulturen asiert. Dieser Prozess wird trotz der derzeit herrschen- en Meinungsverschiedenheiten andauern. Für die Umweltpolitik und die Umweltstandards in uropa bedeutet die Erweiterung zweierlei: Durch den eitritt der mittel- und osteuropäischen Staaten gewinnt ie EU einen einzigartigen Reichtum an ökologisch wert- ollen Naturflächen, die so weit wie möglich erhalten erden müssen. Gleichzeitig kommt auf die Beitritts- taaten die große Herausforderung zu, das gemeinschaft- iche Umweltrecht zu übernehmen und umzusetzen und n vielen Bereichen effektive Umweltverwaltungen auf- ubauen. Hier sind wir gefordert, finanzielle, technische nd administrative Hilfe zu leisten. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2849 (A) ) (B) ) Zwei Titel im Umwelthaushalt unterstreichen die Be- deutung der umweltpolitischen Zusammenarbeit im sich erweiternden Europa: Erstens. Die Beratungshilfe für den Umweltschutz in den Staaten Mittel- und Osteuropas sowie den neuen un- abhängigen Staaten ist seit ihrer Einführung im Jahr 2000 kontinuierlich erhöht worden, im Haushalt 2003 nochmals um fast 22 Prozent. Der Schwerpunkt liegt hier in der fachlichen Begleitung von Twinning-Projek- ten und hier insbesondere im Abfallbereich. Zweitens. Die Förderung von Investitionen zur Ver- minderung grenzüberschreitender Umweltbelastungen – die so genannten Pilotprojekte Ausland – wird eben- falls auf hohem Niveau fortgeführt. Hier geht es vor al- lem um die Förderung von technischen Demonstrations- projekten. Unbestritten und bei allen Problemen ist dies eine sehr wichtige Aufgabe, und ich halte die in den Be- ratungen erreichte Öffnung des Geltungsbereichs auf Staaten, zu denen Deutschland keine direkte Grenze hat, für sinnvoll. Lassen Sie mich beispielhaft ein aktuelles Projekt nennen, das verdeutlicht, wie mit diesen Mitteln ganz konkret in den EU-Beitrittsstaaten praktischer Umwelt- schutz betrieben und damit die Akzeptanz für die euro- päischen Standards verbessert wird: Am Montag wurde hier in Berlin ein Ressortabkommen zum ersten deutsch- lettischen Umweltschutz-Pilotprojekt auf Ressortebene unterzeichnet. Dabei sollen in Lettland elf Plattenbauten mit insgesamt etwa 770 Wohnung energetisch saniert werden, durch den Einbau neuer Fenster, durch Wärme- dämmung der Außenwände und Dächer und durch die Modernisierung der Heizsysteme. Der Kohlendioxidaus- stoß soll so um etwa 1 100 Tonnen pro Jahr gesenkt wer- den. 2 Millionen Euro werden von BMU für diese Maß- nahme zur Verfügung gestellt, die KfW beteiligt sich mit verbilligten Krediten bis zu insgesamt 5 Millionen Euro. Die schwierigen außenpolitischen Probleme, denen wir uns derzeit stellen müssen, sind groß und drängen manchmal langfristig angelegte Projekte und Vorhaben in den Hintergrund der Wahrnehmung. Der vorliegende Umwelthaushalt zeigt aber: Die Arbeit an der Verbesse- rung unserer Lebensqualität wie auch die unserer Nach- barn in Europa und der Menschen in Entwicklungslän- dern bleibt eine wichtige Aufgabe unserer Politik. Die internationale und die bilaterale Zusammenarbeit und unsere Vorreiterrolle im Bereich des Umweltschutzes ist ein zentrales Element unserer internationalen Partner- schaften, und wir werden diese Verantwortung weiter er- füllen. Dr. Christian Eberl (FDP): Finanzwissenschaftler bezeichnen den Haushaltsplan gern als das „Schicksals- buch der Nation“. Ein besonders trauriges Kapitel in die- sem Buch ist die Umweltpolitik unter Minister Trittin. Die Umweltschutzausgaben in manchen Ressorts sind dort zum Teil höher als der gesamte Etat des Umweltmi- nisters – beispielsweise in den Ministerien für Wirtschaft, entwicklungspolitische Zusammenarbeit oder Bildung und Forschung. Dass auch die Summe aller Ausgaben für d h l e V U v w f g d g F z o F z s r w Z b n S S d k v te s g f g z tr m d g z d g K t w a d a c S u p R s s v (C (D en Umweltschutz im Bundeshaushalt um ein Vielfaches hö- er ist als der Etat des Umweltministers, dies liegt vor al- em daran, dass Umweltschutz als Querschnittsaufgabe ine Verpflichtung für viele Ressorts ist. Für die Umweltpolitik unter Minister Trittin ist diese erteilung der Haushaltsmittel aber auch ein Sinnbild: mweltpolitik wird in der Bundesregierung weitgehend on anderen als von Minister Trittin gemacht. Der Um- elthaushalt ist ein Spiegelbild über die Verantwortung ür die Umweltpolitik in Deutschland. Dort, wo Ideolo- ie vor Sachverstand regiert, zeigen sich insbesondere ie Schwachpunkte einer verfehlten Umweltpolitik. Besonders verheerend wird dies im Bereich der Ener- ie- und Klimapolitik deutlich. Dabei lautet die zentrale rage: Wie kann man auf die Kernkraft langfristig ver- ichten, ohne die Atmosphäre zusätzlich zu belasten, also hne einen verstärkten Einsatz fossiler Brennstoffe? Die DP will deshalb unbedingt eine preiswerte, sichere und ugleich klimafreundliche Energieversorgung. Selbstver- tändlich geht es dabei auch um die Förderung erneuerba- er Energien. Dafür braucht man konsistente und glaub- ürdige Konzepte. Niemals sind sonst die ehrgeizigen iele zu erreichen, die wir uns gemeinsam gesetzt haben. Was leistet zum Beispiel Ihr Gesetz zur Förderung erneuer- arer Energien tatsächlich? Erstens: die Anmaßung von tech- ologischem Wissen durch den Staat; zweitens: eine in der umme und im Zeitverlauf erhebliche steigende Belastung der tromkunden, die ohnehin durch die Ökosteuer betroffen sind; rittens – für die FDP besonders bedeutsam –: ein Außer- raftsetzen des Wettbewerbs. Die bisherigen Festpreise sind ielfach zu hoch, sie hemmen dadurch Innovation und Kos- nbewusstsein. Die FDP fordert die Bundesregierung auf, endlich ein chlüssiges energiepolitisches Gesamtkonzept vorzule- en. Erneuerbare Energien müssen glaubwürdig dort ge- ördert werden, wo dies ökologisch sinnvoll und zu- leich kostengünstig möglich ist. Die wirtschaftliche und ielgenaue Förderung erneuerbarer Energien verlangt ansparente und ehrliche Instrumente. Hören Sie auf da- it, Ihre ideologischen Konzepte zu verstecken: an run- en Tischen oder hinter der Stromrechnung, die der Ener- ieversorger dann seinem Kunden präsentiert! Die FDP bietet für die Umweltpolitik schlüssige Kon- epte mit klaren Prioritäten: Die FDP setzt auf Glaubwür- igkeit und Zukunftsorientierung. Anders die Bundesre- ierung: Mit dem so genannten Sofortausstieg aus der ernenergie hat Rot-Grün von Beginn an falsche Erwar- ungen geweckt. Ausgerechnet der grünen Wählerschaft urde mit einem als kurzfristig vorgegaukelten Atom- usstieg Sand in die Augen gestreut. Nach wie vor hat ie Bundesregierung kein Entsorgungskonzept für radio- ktiven Abfall. Wenn Sie sich Sorgen machen über die Si- herheit deutscher Kernkraftwerke, wie steht es dann um die icherheit standortnaher Zwischenlager? Anstatt Atommüll nzugänglich, tief unter der Erde, zu lagern, erzwingen Sie rovisorische Zwischenlager auf der grünen Wiese ohne ücksicht auf riskante Langfristfolgen. Die FDP kritisiert es chon seit langem: Sie opfern die dringend erforderliche Ent- orgung von Atommüll dem tagespolitischen Opportunismus on Rot-Grün. Die Suche nach fragwürdigen Alternativen für 2850 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) die Endlagerprojekte Schacht Konrad und Gorleben ist au- ßerdem eine groteske Geldverschwendung – Geld, das an an- derer Stelle dringend gebraucht wird. Die Erkundungsarbeiten in Gorleben wurden unter- brochen, obwohl es längst keine sachlich begründeten Zweifel an der Eignung von Gorleben als Endlagerstand- ort mehr gibt. Selbst im so genannten Atomkonsens heißt es, dass alle bisher gewonnenen geologischen Be- funde für eine „Eignungshöffigkeit“ des Salzstocks Gor- leben sprechen. Die FDP fordert die Bundesregierung auf, endlich ein Konzept zur Entsorgung des Atommülls vorzulegen und die zur Erkundung des Salzstocks Gorle- ben erforderlichen Mittel in den Umwelthaushalt einzu- stellen. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Aus Angst vor den Protesten grüner Klientel minimieren Sie die Zahl der Atommülltransporte, Herr Minister Trittin. Transporte mini- mieren bedeutet aber nichts anderes als eine Maximierung des Atommülls auf dem Gelände der Kraftwerke. Ihre Politik ist unverantwortlich, Herr Minister Trittin. Deutschland war über Jahrzehnte international führend bei der Weiterent- wicklung der Kerntechnik und ihrer Sicherheit. Deutsche Kernkraftwerke sind noch immer die sichersten der Welt. Was aber wird morgen sein? Weltweit ist derzeit kein Ersatz für die Kernenergie in dem von Ihnen vorgegaukelten Zeitraum denkbar. Ihr so genannter Atomausstieg wird deshalb an deutschen Hochschulen in diesem Bereich eine Forschungswüste hinterlassen. Zur Weiterentwicklung moderner Sicherheitstechnik wird Deutschland auf internatio- naler Ebene künftig nichts mehr beitragen können. Wie auf dem diplomatischen Parkett wird der von dieser Regierung wieder erfundene „Deutsche Weg“ in einer Sackgasse en- den. Deutsche Wissenschaftler und Ingenieure werden nicht mehr mitreden können. Die FDP fordert die Bundesregierung auf, für die drän- genden Fragen der nationalen und internationalen Umwelt- politik endlich schlüssige Konzepte vorzulegen. Glaubwür- dige und verantwortliche Politik lässt keinen Raum für Ideologie: Kein Raum für eine Insel der Glückseligen, kein Raum für eine Bedienung grüner Klientel. Es geht stattdessen um die Bereitschaft und vor allem auch um die Fähigkeit, poli- tische Verantwortung zu übernehmen. Nicht zuletzt auf eine vernünftige, pragmatische Umweltpolitik wartet Deutschland bis heute vergebens. Umweltschutz braucht liberalen Sachver- stand statt Gängelung. Umweltpolitik braucht Kompetenz statt grünem Dirigismus. Dr. Klaus Lippold (Offenbach) (CDU/CSU): Wenn der Haushalt des Bundesumweltministeriums beraten wird, bekommen wir in aller Regelmäßigkeit von Ihnen, Herr Bundesumweltminister, mehr oder weniger deut- lich zwei Hinweise: Erstens, die Masse der Umweltaus- gaben der Bundesregierung ist nicht im Haushalt des Bundesumweltministeriums ausgewiesen, und zweitens, die Arbeit des BMU liegt in der Gesetzgebung, in der Schwerpunktarbeit. Beide Hinweise sind richtig. Und deshalb müssen wir uns zu allererst mit diesen Schwer- punkten auseinandersetzen. Ganz oben auf der Agenda der Umweltpolitik steht der Klimaschutz. Wie wird aber Klimaschutzpolitik von d S d G d l te I s f D n r k a k K n R Z g d a ü f m R d a s g w w d s r u b R s z e s s h (C (D er Bundesregierung gestaltet? Der Sachverhalt ist, dass ie in den vergangenen Jahren international immer mit em Minderungsziel von 25 Prozent bis 2005 durch die egend gezogen sind, welches wir aufgestellt haben, ass Sie mit der Minderungsrate, die wir bei den Koh- endioxidemissionen bis 1998 für Sie erreicht haben, in- rnational Eindruck geschunden haben, dass heute, wo hre Regierungsarbeit anfängt zu wirken, die CO2-Emis- ionen in Deutschland nicht weiter sinken, sondern seit ast zwei Jahren wieder ansteigen. In einer vor kurzem vorgelegten Studie kommt das eutsche Institut für Wirtschaftsforschung, DIW, zur üchternen Feststellung, dass das 25-Prozent-Minde- ungsziel bis 2005 nicht mehr realisierbar ist. Sie konnten diese Entwicklung schon frühzeitig er- ennen und haben fix mit einem Ablenkungsmanöver re- giert: Das 25-Prozent-Minderungsziel 2005 haben Sie lammheimlich unter den Tisch fallen lassen und Ihren oalitionsvertrag mit einer auf den ersten Blick ambitio- iert erscheinenden neuen Zielfestlegung – 40 Prozent eduktion der Treibhausgase bis 2020 – garniert. Dieses iel ist unrealistisch, da es an die utopische Bedingung eknüpft ist, dass sich Europa zu einer 30-Prozent-Min- erung verpflichtet. Das ist eine Politik des Rückschritts, die wir so nicht kzeptieren können. Das ist auch keine Basis, um andere berzeugen zu können. Deutschland ist weit davon ent- ernt, noch eine Vorreiterrolle im Klimaschutz einzuneh- en. Es ist notwendig, dass wir am 25-prozentigen CO2- eduktionsziel bis 2005 festhalten. Dies ist ein Beitrag, en wir leisten können, um globalen Klimaschutz wieder nzukurbeln. Dazu brauchen wir ein weltweit geschlos- enes Vorgehen. Das verlangt, dass wir künftig zu einem erechten burden sharing zwischen Industrie- und Ent- icklungsländern kommen, die Einbindung der Ent- icklungsländer in den Gesamtprozess, Überwindung er zurzeit über dem Atlantik vorherrschenden Funk- tille durch erneute und stetige Versuche, die USA zu- ück ins Boot des Kioto-Protokolls zu holen, und direkte nd persönliche Werbung gegenüber Russland. Denn die islang immer noch ausstehende Ratifikation durch ussland, hat das noch für das vergangene Jahr ange- trebte In-Kraft-Treten des Kioto-Protokolls weiter ver- ögert. Unabdingbar ist, dass national klare Prioritäten durch in solides Klimaschutzkonzept gesetzt werden. Gefragt ind dabei praktikable und wirtschaftsverträgliche Lö- ungen. „Die Klimaschutzziele der Bundesregierung sind alleine mit dem Ausbau erneuerbarer Energien nicht zu erreichen. Besonders die Energieeinspar- potenziale sind noch nicht ausgeschöpft. Verstärkte Anstrengungen zur CO2-Reduktion sind insbeson- dere bei den privaten Haushalten notwendig. Hier ist unter anderem dringend ein Programm zur Sa- nierung des Altbaubestandes geboten.“ Dies ist keine Forderung, die die CDU/CSU allein er- ebt. Dies ist der Auszug aus einer gemeinsamen Presse- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2851 (A) ) (B) ) erklärung der Umweltverbände und der Union vom 20. Februar dieses Jahres. Der Punkt ist, dass in der energetischen Gebäude- sanierung das größte Potenzial für die Reduktion von Kohlendioxid schnell und kostengünstig erschlossen werden kann. Die Wissenschaft ist zu dem Ergebnis ge- kommen, dass sich die Kosten zur CO2-Minderung nach heutigem Stand wie folgt beziffern lassen: 500 Euro pro Tonne CO2-Einsparung durch Photovol- taik, 50 Euro pro Tonne CO2-Einsparung durch Wind- kraft, 5 Euro pro Tonne CO2-Einsparung durch energeti- sche Maßnahmen im Gebäudebestand. Das jetzt im Haushalt Wohnungsbau aufgelegte Ge- bäudesanierungsprogramm über KfW-Zuschüsse ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Notwendig ist, dass bei der Altbausanierung mit steuerlichen Anreizen gearbei- tet werden muss. Wir haben da ganz klare Vorstellungen entwickelt. Einen kleinen Ansatz davon kann man in ei- ner Passage Ihrer Koalitionsvereinbarung wiederfinden, jedoch nicht den Hauch eines Ansatzes dafür, dass mit der Umsetzung begonnen wird. Unsere Vorstellungen sind hier klar und deutlich: Erstens. Wir brauchen eine massive steuerliche Förde- rung über die Wiedereinführung des ehemaligen § 82 a EStDV, der Abschreibungen bei Wärmeschutzmaßnah- men im Bestand ermöglicht. Zweitens. Wir brauchen ergänzend eine steuerliche Be- günstigung von allen Investitionen zur Energieeinspa- rung und CO2-Minderung bei Eigentumsübergängen durch Absetzbarkeit bei der Erbschaftssteuer. Drittens. Wir brauchen auch eine Berücksichtigung über die Eigenheimzulage beim Erwerb und bei der Mo- dernisierung von Altbauwohnungen. Wir erzielen damit zusätzlich einen weiteren positiven Umwelteffekt, die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme. Wir treten deshalb uneingeschränkt dafür ein, dass die Eigenheim- zulage nicht gekürzt wird. Denn Ein weiteres elementares umweltpolitisches Anliegen ist der Natur- und Artenschutz. Herr Trittin, Sie müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass in diesem Bereich Funkstille herrscht. Nach dem Sie in der letzten Legisla- turperiode das Bundesnaturschutzgesetz novelliert ha- ben, lassen Sie jetzt völlig offen, wie sie Naturschutz weiter voranbringen wollen. Völlig offen ist wie der Aufbau eines dringend not- wendigen großflächigen Biotopverbundsystems ange- gangen werden soll. Ein weiterer Punkt, der völlig offen ist, ist der Aufbau des Nationalen Naturschutzerbes. Dessen Grundlage ist die Übertragung von 100 000 Hektar ökologisch wert- voller Flächen in den neuen Bundesländern. Bislang sind Ihrer Absichtserkärung, dass die Sicherung des nationa- len Naturerbes fortgeführt werden soll keine Aktivitäten gefolgt. Tief enttäuschte Umweltverbände müssen vielmehr feststellen, dass das bereits in der letzten Wahlperiode verabschiedete Ziel in seiner Umsetzung zu scheitern d m s t z b z b d d c g a i l s v S p I f F d g S s W A d s d s z g s r b m w a W z n e s m R h F d d M (C (D roht. Über zwei Jahre nach der Beschlussfassung wurde it der Übertragung von Flächen an Naturschutzorgani- ationen noch nicht begonnen, und die zögerliche Über- ragung an die Länder ist zwischenzeitlich auch wieder um Erliegen gekommen. Für den Schutz des Naturhaushaltes ist es unabding- ar, eine Trendwende bei der Flächeninanspruchnahme u erzielen. Hier fehlen konkrete Schritte, die dieses Pro- lem angehen. Ansatzpunkte, die auch heute noch aktuell sind, fin- en Sie in Ihrem eigenen Haus. Lassen Sie sich das von er damaligen Bundesumweltministerin Merkel entwi- kelte umweltpolitische Schwerpunktprogramm vorle- en. Erforderlich ist hier natürlich die enge Zusammen- rbeit mit den Ländern und Kommunen. Auch hier sehe ch keine Ansatzpunkte. Geradezu konterkariert Ihre Po- itik die umweltpolitische Zielsetzung, die Flächeninan- pruchnahme zu reduzieren. Beispiel ist der Wildwuchs on Windkraftanlagen selbst an weniger günstigen tandorten. Beispiel sind Ihre Überlegungen im Eck- unktepapier zur Novelle des EEG. Danach bestehen bei hnen Überlegungen, auch Photovoltaikanlagen auf Frei- lächen in das EEG einzubeziehen. Aus Gründen des lächenverbrauchs ist dies scharf zu kritisieren, da für ie Nutzung der Photovoltaik genügend bereits versie- elte Flächen zur Verfügung stehen. Paradebeispiel, wie ie großzügig über Belange des Naturschutzes hinweg- ehen, ist nach wie vor die Genehmigung des Offshore- indparks Butendiek mitten in einem EU-Schutzgebiet. uch wenn Sie ständig wiederholen, dass alle Bedenken er Naturschutzverbände ausgeräumt werden konnten, o ist dies schlicht falsch. Die Naturschutzverbände for- ern die Rücknahme dieser Entscheidung. Die Natur- chutzverbände fordern aber auch, die Novelle des EEG um Anlass zu nehmen, das Verhältnis erneuerbare Ener- ie zum Naturschutz zu klären. Ich meine, wir sollten uns mit diesem Anliegen sehr orgfältig auseinandersetzen. Auch hier finde ich in Ih- en Eckpunkten zum EEG keinen Ansatzpunkt. Wir rauchen regenerative Energien. Sie unterstellen uns im- er zu Unrecht, dass wir diese nicht wollten. Aber wenn ir erneuerbare Energien und Naturschutz wirklich vor- nbringen wollen, dann brauchen wir nicht den Konflikt. ir brauchen die Zusammenarbeit mit den Naturschüt- ern, mit den Landwirten, mit allen Beteiligten. Wir setzen im Umweltschutz auf Kooperation und icht auf ideologische Fixierung. Petra Bierwirth (SPD): Arthur Schopenhauer stellte inmal zutreffend fest: „Es ist nicht genug, dass man ver- tehe, der Natur Daumenschrauben anzulegen; man uss auch verstehen können, wenn sie aussagt!“ Die Natur hat eine Aussage getroffen. Elbe, Oder und hein – sie alle hatten innerhalb weniger Jahre eine Jahr- undertflut. Hochwasser und Überschwemmungen an lüssen gab es zwar schon immer, aber die Häufung in en letzten Jahren ist jedoch auffällig. Die Ursache für ie zunehmende Zahl von Hochwasser sind von uns enschen hausgemacht. Jahrzehntelang wurde zum Bei- 2852 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) spiel die Begradigung von Bächen und Flüssen, der Bau von Staustufen und der damit verbundene Verlust von Auen und Feuchtgebieten, die zunehmende Versiegelung von Flächen und auch die großflächige Entwässerung praktiziert. Die Notbremse wurde gezogen. Mit dem im vergan- genem Herbst beschlossenen 5-Punkte-Programm sind verbindliche Maßnahmen für einen vorbeugenden Hoch- wasserschutz auf den Weg gebracht worden. Dies ist für mich einmal mehr ein Zeichen dafür, dass der Gedanke der nachhaltigen Entwicklung in das tagespolitische Ge- schehen Einzug gehalten hat. Es gilt, die nachhaltige Po- litik der Bundesregierung fortzuschreiben. Der vorlie- gende Entwurf des Haushaltsplanes des BMU bietet hierfür die finanziellen Rahmenbedingungen. Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, Haushaltkonsoli- dierung und verantwortungsvolles umweltpolitisches Denken schließen sich nicht aus. Unter der rot-grünen Re- gierung ist Umweltpolitik zur Querschnittsaufgabe ge- worden. Die Umweltpolitik wurde aus dem Aschenputtel- dasein befreit. Die einzelnen Fachministerien können so mit den für sie in ihren Haushalt eingestellten finanziellen Mitteln für Umweltschutzaufgaben erforderliche Maß- nahmen einleiten. Lassen Sie mich das anhand von drei Beispielen kurz erläutern. Erstens: Die Bundeswehr hat bei der Erfüllung ihres Auftrages darauf zu achten, dass die Belastung für Mensch und Umwelt so gering wie möglich gehalten wird. In der Grundsatzweisung der Bundeswehr vom November 1998 sind die Aufgabengebiete für Umwelt- schutzmaßnahmen definiert. 439 Millionen Euro sind für das BMVg unter anderem für den Umweltschutz im Be- reich der Bundeswehr vorgesehen. Jährlich gibt die Bundeswehr 30 Millionen Euro für das Altlastenprogramm aus. Dazu gehören unter ande- rem vorbeugende und sanierende Maßnahmen im Ge- wässer- und Bodenschutz. Im Sinne einer hohen Effekti- vität und Effizienz werden neue Sanierungstechniken wie Elektrokinetik und Sanierung durch Pflanzen ange- wandt. Zweitens: Im Ressort des Bundesministers für Ver- kehr nimmt der Meeresumweltschutz einen beachtlichen Platz ein. Hier geht es insbesondere um Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung von Schiffsunfällen sowie für einen besseren Schutz der maritimen Umwelt. Tan- kerunfälle, wie sie bereits schon in diesem Jahr zu ver- zeichnen waren, hätten für ein solch ökologisch sensibl- es Binnenmeer wie die Ostsee verheerende Auswirkun- gen. Nicht nur auf die Natur und Umwelt, sondern auch auf die Wirtschaft und das soziale Gefüge der Anrainer- staaten. Das auf den EU-Beschlüssen basierende 8-Punkte- Programm für mehr Sicherheit auf See ist nur ein Maß- nahmenpaket zur Erreichung von mehr Sicherheit und Umweltschutz. Die Bundesregierung trägt hier nicht nur nationale Verantwortung, sondern sie wird hier auch ihrer internationalen Mitverantwortung gerecht. Ich denke da unter anderem an den vor 9 Tagen stattgefundenen „In- te u J M a m Z n A „ m d E E d in e g s c w A W T d A E h A Z Z s i G r s U W d d i j B w t g d j f d f m S (C (D rnationalen Workshop zu Schiffssicherheit und Meeres- mweltschutz in der Ostsee“ oder an die im Juni dieses ahres auf Einladung der Bundesrepublik stattfindende inisterkonferenz zum Meeresumweltschutz des Nord- tlantiks und des Ostseegebietes. Drittens: Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Ar- utsbekämpfung ist nicht ohne Grund das übergreifende iel der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Maß- ahmen zur Verbesserung des Zugangs zu Wasser und bwasserversorgung sind ein bedeutendes Element des Aktionsprogramms 2015“ der Bundesregierung zur Ar- utsbekämpfung. 798 Millionen Euro stehen dem Bun- esministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und ntwicklung für Umweltschutzprojekte und nachhaltige ntwicklung in Ländern der dritten Welt zur Verfügung. Die globale Wasserkrise erreicht mit der „ansteigen- en Hauptknappheit an Wasser ein beispielloses Niveau vielen Teilen der Dritten Welt“ so der Bericht der Ver- inten Nationen. Bevölkerungswachstum, Verunreini- ungen und die zu erwartenden Klimaveränderungen ind die Ursachen für die Abnahme der Wasserressour- en. Ungefähr 2 Millionen Tonnen Abfall werden welt- eit jeden Tag in Flüsse, Seen und Ströme geleitet. Man möge sich an dieser Stelle vorstellen: Ein Liter bwasser verschmutzt ungefähr acht Liter Trinkwasser. eltweit gibt es circa 12000 km3 verschmutztes Wasser. äglich sterben rund 6 000 Kinder an Krankheiten, die urch unsauberes Wasser übertragen werden. Nach UN- ngaben sind verschmutztes Trinkwasser und fehlende ntsorgung der Hauptgrund für 80 Prozent aller Krank- eiten in den Entwicklungsländern. Derzeit haben den ngaben zufolge rund 1,1 Milliarden Menschen keinen ugang zu sauberem Wasser. Bis zum Jahr 2015 soll die ahl halbiert werden. Für eine weltweit notwendige was- erbezogene Infrastruktur werden globale Investitionen n Höhe von 180 Milliarden US-Dollar benötigt. Der Bericht der UNESCO bildet die entscheidende rundlage für das derzeit stattfindende 3. Weltwasserfo- um in Kioto. „Von all den sozialen und natürlichen Kri- en die wir Menschen jemals gegenüberstanden“, so der NESCO-Generalsekretär in seinem Bericht „ist die asserkrise die einzige, die über unser Überleben und as der Erde entscheidet.“ Der am Sonnabend stattfin- ende „Tag des Wassers“ soll dies uns allen eindringlich ns Gedächtnis rufen! Liebe Kolleginnen und Kollegen, in Deutschland ist ederzeit und allerorts eine gesicherte Versorgung der evölkerung mit hygienisch einwandfreiem Wasser ge- ährleistet. Die Wasserwirtschaft in unserem Land bie- et seit Jahrzehnten eine flächendeckend hohe Versor- ungssicherheit und Trinkwasserqualität. Die Bedeutung ieser Errungenschaft sollten wir uns nicht nur im dies- ährigen Internationalen Jahr des Süßwassers vor Augen ühren. Die in der WTO und in der EU diskutierte Öffnung es Wassermarktes würde nicht nur erhebliche Folgen ür die Trinkwasserqualität und den Gesundheitsschutz it sich bringen, sondern unter anderem auch für den chutz der Wasserressourcen und der Versorgungssi- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2853 (A) ) (B) ) cherheit. Eine Marktöffnung ist außerdem nicht mit den Prinzipien einer nachhaltigen Wasserwirtschaft zu ver- einbaren. Wir haben diesen Fakt ausführlich in der letzten Le- gislaturperiode diskutiert und auch einen Antrag dazu hier in diesem Haus verabschiedet. Mit Besorgnis be- trachte ich daher die Aktivitäten des Magdeburger Land- tages. Die CDU/FDP-Koalition will durch das in diesem Monat im Landtag eingebrachte „Zweite Investitionser- leichterungsgesetz“ die Privatisierung der Wasserversor- gung forcieren. Wasser, der sensibelste und schwierigste Bereich der Daseinsvorsorge kann nicht, wie es hier von der Koalition pauschal gefordert wird, analog privatisiert werden wie zum Beispiel Post und Telekommunikation. Dem muss entschieden entgegengetreten werden. Die Kommunen müssen hier die Entscheidungsträger bleiben. Es geht hier um einen Qualitätswettbewerb, nicht um einen Marktwettbewerb mit diesem Lebens- grundstoff. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ohne Umweltschutz gibt es keine zukunftsfähige Entwicklung. Die Forde- rung an die Politik, die Wirtschaft und an die Gesell- schaft kann nur lauten: Die Sicherung und der Ausbau der wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen muss einhergehen mit dem dauerhaften Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Eine Nachhaltige Umweltpolitik national und global heißt nicht nur, erforderliche Umweltschutzmaßnahmen zielgerichtet einzuleiten, sondern verlangt ein effizientes Umweltmanagement. Die rot-grüne Regierung kommt mit dem vorliegen- dem Haushalt diesem Anspruch nach. Georg Girisch (CDU/CSU): In diesen Tagen ist es schwierig, sich auf die Beratungen zum Einzelplan 16 des Bundeshaushalts 2003 zu konzentrieren. Ein Krieg im Irak scheint unvermeidlich. Damit verbunden ist viel menschliches Leid, was wir uns auch in diesen Stunden immer wieder in Erinnerung rufen sollten. Zugleich erin- nere ich mich in diesen Stunden an die Bilder des ersten Golfkriegs, der auch eine ökologische Katastrophe dar- stellte: brennende Ölquellen, die den Himmel verdun- keln und das Atmen schier unerträglich machen, und sie- chende Menschen, die noch heute unter den Spätfolgen von toxischen Kampfmitteln leiden. Wir müssen be- fürchten, dass auch dieses Mal Saddam Hussein wieder zum Mittel des Öko-Terrors greifen wird. Deshalb ist es auch aus umweltpolitischer Sicht zu bedauern, dass kein Weg zur nachhaltigen Entwaffnung und friedlichen Durchsetzung der UN-Resolutionen gefunden wurde Lassen Sie mich von der Weltpolitik zur deutschen Politik zurückkehren. In Deutschland hat das Versagen in Wirtschaftspolitik einen Namen: Gerhard Schröder. Für das Versagen in der Haushaltspolitik steht der Name Hans Eichel. Und für das Versagen in der Umweltpolitik steht der Name Jürgen Trittin. Das ist für die meisten von uns nichts Neues; denn am 3. Dezember letzten Jah- res hat mein Kollege Dr. Peter Paziorek an diesem Pult f U m g R r f u li w k u d s d D r w D d s n B U w E w is p f s b 5 w g b g je b w m w h j g te s g e s (C (D estgestellt: „Dieser Haushalt ist ein Trauerspiel für die mweltpolitik“. Wenn wir uns die Zahlen genauer betrachten, ist da- it eigentlich alles Wesentliche über diesen Etatentwurf esagt. Aber so billig will ich Sie, meine Kollegen von ot-Grün, nicht davon kommen lassen und den Zuhö- ern einige der wesentlichen Kritikpunkte erläutern: Der Einzelplan 16 spiegelt die Handschrift und die alschen Weichenstellungen des Bundesumweltministers nd der rot-grünen Parlamentsmehrheit wider. Statt end- ch auf eine nachhaltige Umweltpolitik zu setzen, stehen eiterhin Ideologie, ein Durcheinander von teilweise ontraproduktiven Maßnahmen, fehlende Innovationen, mweltpolitischer Stillstand, wachsende Bürokratie und as Abgleiten der Umweltpolitik in die Bedeutungslo- igkeit im Vordergrund dieses Haushaltes. Ich will diese Aussage gerne mit einigen Kennziffern es aktuellen rot-grünen Umwelthaushalts untermauern: er Umweltetat wird gegenüber 2002 schrumpfen. Be- ücksichtigt man die schon absehbare Haushaltssperre, ird die Schrumpfrate sogar weit über 3 Prozent liegen. och nicht nur der schrumpfende Haushaltsansatz, son- ern vor allem die Art und Weise der internen Weichen- tellungen sowie die Wertigkeit und das Amtsverständ- is des Ministers geben Anlass zu großer Sorge. Im undeshaushalt werden die Gesamtausgaben für die mweltpolitik auf 4,4 Milliarden Euro beziffert. Im Um- elthaushalt finden sich davon aber nur 533 Millionen uro. Damit sind gerade einmal 12,1 Prozent aller Um- eltschutzausgaben im Einzelplan 16 zu finden. Damit t eine verantwortungsvolle und nachhaltige Umwelt- olitik nicht zu gestalten. Wenn es noch einen Beweis ür die Bedeutungslosigkeit des Umweltministers in die- er Regierung bedurft hätte, dann wäre er damit erbracht. Für besonders problematisch halte ich den großen ürokratischen Aufwand im Umweltbereich. Satte 2,8 Prozent des Stammhaushaltes entfallen auf den Ver- altungshaushalt; zwei Drittel davon sind Personalaus- aben. Das zeigt einmal mehr: Unter Rot-Grün wird der ürokratische Aufwand immer höher und werden zu- leich die Ausgaben zur Förderung von konkreten Pro- kten immer geringer. Lassen Sie uns aber auch gemeinsam betrachten, was isher von Ihnen konkret umweltpolitisch erreicht urde: Stichwort „Hochwasserschutz“. Als es darum ging, ithilfe der Flutkatastrophe eine Wahl zu gewinnen, da ar Umweltpolitik Chefsache. Doch wo stehen wir eute beim Hochwasserschutz? Der Kanzler kündigt etzt in anderen Bereichen viel an, um dann wenig bis ar nichts zu tun. Und was hat der Bundesumweltminis- r seit sieben Monaten für den tatsächlichen Hochwas- erschutz erreichen können? Fast nichts! Stichwort „Schutz der Alpen“. Welche durchschla- enden Erfolge haben Sie bisher beim Schutz der Alpen rzielen können? Keine! Dabei führt Deutschland sogar eit Monaten den Vorsitz bei der Alpenkonvention. 2854 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) Stichwort „Mobilfunk“, ein weiteres Feld rot-grünen Versagens. Die Menschen sind verunsichert, doch im BMU herrscht in weiten Bereichen Funkstille. Stichwort „Abfallwirtschaft“. Aus dem Urteil des Eu- ropäischen Gerichtshofs ziehen Sie die völlig falschen Schlüsse; wir brauchen kein Reförmchen beim Kreislauf- wirtschaftsgesetz. Was wir brauchen, ist eine richtige Reform, eine Reform, die das Umwelt- und Wettbe- werbsrecht entsprechend verbessert, eine Reform, die Ökonomie und Ökologie nicht länger gegeneinander ausspielt. Stichwort „Zwangspfand“. Besonders beim Zwangs- pfand müssen die tief greifenden Auswirkungen auf Handel, Verbraucher, Recyclingwirtschaft und Umwelt berücksichtigt werden. Die Lösung in einer Verschär- fung der EU-Rechtsgrundlage zu suchen, wie Sie es tun, ist ein Irrweg. Richtiger wäre es, über eine EU-konforme Ausgestaltung der deutschen Gesetze nachzudenken. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass die EU Ihr Zwangs- pfand kritisch beäugt. Es ist ebenso bekannt, dass die EU-Kommission Ihre Verpackungsverordnung geprüft und für nicht vereinbar mit dem Binnenmarkt befunden hat. Sollte der Europäische Gerichtshof der Kommission Recht geben, dann wird es neue Sonderregelungen in deutschen Regalen und noch mehr Chaos geben. Aber augenscheinlich wollen Sie das. Oder was sollen die Menschen von einem Zwangspfand auf Milchbecher sonst halten? Wenn Sie so weitermachen, dann brauchen wir nicht nur Experten in der Entsorgungsbranche, son- dern dann brauchen die Bürger bereits für das Einkaufen ein abgeschlossenes Studium, um alle Ihre Pfandrege- lungen verstehen zu können. Stichwort „CO2-Reduktion“. Hier versagt die Bun- desregierung mehr als kläglich. Die Klimaschutzkonfe- renz in Neu Delhi war ein glatter Fehlschlag. Deutsch- land konnte dort keine Gesamtlösungen für die Senkung des CO2-Ausstoßes erreichen. Dies verwundert nicht, da Deutschland unter Rot-Grün viel von seiner umweltpoli- tischen Glaubwürdigkeit verloren hat. Die Regierung Kohl hatte sich zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen bis 2005 um 25 Prozent zu senken. Von diesem ehrgei- zigen Ziel hat sich Rot-Grün inzwischen verabschiedet und damit seine Vorreiterrolle im Klimaschutz faktisch aufgegeben. Dass wir bei der CO2-Reduktion so versagen, liegt auch an der Ihrer Ausstiegsstrategie bei der Kernenergie. Zurzeit werden von den deutschen Kernkraftwerken rund 160 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt, die vor allem die Grundlast abdecken. Diesen Bedarf wer- den wir in absehbarer Zeit nicht aus alternativen Energien ersetzen können. Die Folge wird sein, dass wir entweder wieder mehr fossile Brennstoffe für die Stromerzeugung verbrennen müssen und damit den CO2-Ausstoß unnötig erhöhen oder den Strom im Ausland zukaufen müssen. Den Atomstrom aus dem Ausland zu beziehen heißt aber weniger Schutz für die Bürger, da viele KKWs im Aus- land einen niedrigeren Sicherheitsstandard haben. Stichwort „Emissionshandel“. Während in der EU dieses Thema immer intensiver diskutiert wird, droht Deutschland in diesem Bereich den Anschluss zu ver- p g d d w s n m E a d t d r a m r v e u a n H T b d tr d w s z t d g s d a L te D l S v R r o S n b d g u t s in (C (D assen. Dabei ist dieses Thema wirtschaftlich und ökolo- isch maßgeblich für die Zukunft. Hier muss der Bun- esumweltminister endlich klar Position beziehen, damit er vorherrschende unklare Zustand ein Ende hat und ir uns in der EU klar positionieren können. Stichwort „Altbausanierung“. Bei dieser wirtschaftlich chwierigen Lage werden zinsvergünstigte Kredite allein icht ausreichen. Hier werden Sie noch weitere Maßnah- en ergreifen müssen. Stichwort „erneuerbare Energien“. Das bisherige EG hat zwar der Windkraft einen Schub gegeben, ist ber nicht überzeugend. Eine einseitige Begünstigung er Windkraft greift zu kurz, vielmehr darf kein Energie- räger diskriminiert werden. Deshalb müssen wir bei der ringend notwendigen Novellierung des EEG die Förde- ung der Windkraft verringern und die Förderung für ndere erneuerbare Energien – wie Biogas oder Bio- asse – erhöhen. Denn Windmühlen in unsinnigen Vor- anggebieten sind nicht nur unwirtschaftlich, sondern erschandeln auch unsere Heimat. Deshalb brauchen wir ine schlüssige, nachhaltige und zukunftsfähige Energie- nd Klimapolitik. Diese muss die Kräfte des Marktes uch vor dem Hintergrund eines liberalisierten EU-Bin- enmarktes nutzen. Beim EEG sollten wir an dieser Stelle auch über die ärtefallklausel sprechen. Da sagt Clement dies und rittin das. Zwar sprechen beide miteinander, aber offen- ar verstehen sie sich nicht. Da verbreitet beispielsweise as BMU eine Meldung über die Einigung auf eine neu- ale Kontrollinstanz, der umgehend ein Dementi aus em Hause Clement folgt. So kann man nicht das not- endige Vertrauen bei den Bürgern und Unternehmen chaffen. Genauso ungeeignet ist eine einseitige Bevor- ugung der Windenergie oder auch die einseitige Belas- ung für bestimmte Industriezweige. Deshalb müssen wir iese Punkte bei der Novellierung des EEG berücksichti- en. Stichwort „Bundesnaturschutzgesetz“. Die Neufas- ung blieb weit hinter den umweltpolitischen Notwen- igkeiten zurück. Wir haben beim Naturschutz immer uf die notwendige Unterstützung durch Bürger und andnutzer gebaut. Dafür ist die Herstellung eines brei- n gesellschaftspolitischen Konsenses unverzichtbar. ies gilt auch und besonders für die Harmonisierung des andwirtschaftlichen Naturschutzes. Und was machen ie? Erst entwickeln Sie viele verschiedene Kategorien on Schutzgebieten und werfen irrsinnige Zahlen in den aum. Jetzt halten Sie diese Zusagen nicht ein. Somit eihen Sie einmal mehr Einzelmaßnahmen aneinander, hne dass eine Strategie erkennbar ist. Strategie ist bei diesem Bundesminister nur in einem ektor zu erkennen: bei der Ideologisierung der Perso- alpolitik. Da versetzen Sie zwei führende Ministerial- eamte aus ausschließlich parteipolitischen Gründen in en einstweiligen Ruhestand. Wer sich die Neubesetzun- en anschaut, dem wird rasch klar: Hier handelt es sich m grünen Filz und die Versorgung von „grünen Altlas- en“. Diese Versorgung hat nicht nur einen faden Beige- chmack, sondern treibt die Personalkosten noch weiter die Höhe. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2855 (A) ) (B) ) Fazit: Die Bundesregierung ist mit dem Anspruch, mehr für die Umwelt tun zu wollen, gescheitert. Besonders fatal ist es dabei, dass sie auf mehr Aktionismus, mehr Ideolo- gie, mehr Bürokratie und mehr Steuern statt auf mehr Freiraum, mehr Selbstverpflichtungen und mehr Innova- tionen setzt. Diese Tatsache lässt sich nicht nur mit dem vielen fal- schen politischen Weichenstellungen der letzten fünf Jahre belegen, sondern auch mit diesem Einzelplan 16. Von einer nachhaltigen Umweltpolitik ist bei dieser Bun- desregierung und den sie tragenden Fraktionen weiterhin nichts zu erkennen. Stattdessen müssen wir uns auch heute wieder mit ei- nem Dokument der verpassten Chancen für die Umwelt befassen. Deshalb kann dieser Haushaltsplan von der Union nicht unterstützt werden. Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit: In den vergangenen Wo- chen wurde gewarnt, wir dürften nicht vom Kurs der Haushaltssanierung abweichen. Wenn wir dieses Ziel er- reichen wollen, müssen wir in Arbeit investieren. Das entlastet die Sozialsysteme und schafft nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Dabei müssen wir klug in Arbeit investieren: nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern gleich- zeitig unser Umweltkonto sanieren. Denn der Schulden- berg, den wir im Umweltbereich anhäufen, wird die nächste Generation sehr viel teurer zu stehen kommen als die Staatsverschuldung. Allein die Sachschäden des Elbehochwassers belaufen sich auf mehr als 9 Milliarden Euro. Und der Klimawandel hat gerade erst begonnen. Business as usual rechnet sich in der Zukunft nicht. Die Summe der dem Klimawandel zugerechneten Versi- cherungsschäden schnellten 2002 weltweit auf 55 Mil- liarden Dollar. Sie lag damit erstmalig über der Summe der weltweiten Ausgaben der öffentlichen Entwick- lungshilfe in Höhe von 51,4 Milliarden Dollar. Ich möchte eine andere Rechnung dagegensetzen: Die Förderung der erneuerbaren Energien kostet den deut- schen Durchschnittshaushalt 8 Euro im Jahr – und damit spart er Kosten zur Beseitigung von Umwelt- und Ge- sundheitsschäden in Höhe von 65 Euro. Wir können künftig Wohlstand nur sichern, wenn wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und in Arbeitsplätze speziell im Umwelt- und Klimaschutz investieren. Ich erinnere an Lauchhammer, einen der ältesten Industriestandorte Deutschlands. Dort entstehen jetzt 450 neue Arbeits- plätze in der Produktion von Rotorblättern. Lauchham- mer ist für die Menschen in der Lausitz ein Lichtblick. Nur die ökologische Modernisierung der Wirtschaft führt nachhaltig aus der Krise am Arbeitsmarkt. Umwelt- schutz ist eine Jobmaschine, und zwar in der Produktion und im Dienstleistungsbereich. Mit fortschreitendem Klimawandel gibt es die größten Exportchancen im Be- reich der Umwelt-, Effizienz- und Energietechnologien: Kalifornien importiert unsere modernen Gaskraftwerke mit einer Effizienz von 90 Prozent. Deutschland expor- tiert weltweit Wechselrichter und elektronische Bauteile f b M M w a W s p m i w ü i a n V r g n 2 n W w G t m z F b d S k K s a s S A b m r M ti d s e S d b s h (C (D ür Photovoltaikanlagen und Speicher- und Regeltechnik ei der Solarthermie. Schon heute arbeiten in Deutschland 1,3 Millionen enschen im Umweltbereich – das sind mehr als im aschinenbau, im Fahrzeugbau oder im Ernährungsge- erbe. Allein in den erneuerbaren Energien sind mehr ls 130 000 Menschen tätig, davon rund 40 000 in der indenergie. Die Errichtung von Offshore-Windparks in der Nord- ee wird allein in Niedersachsen bis 2005 800 Arbeits- lätze schaffen, bis 2010 weitere 2 500, bis 2016 noch- al 2 700 und bis 2020 weitere 4 600. Das sind 10 600 nsgesamt. Bau und Betrieb der Offshore-Windparks erden auf dem Arbeitsmarkt die Rolle der Werften bernehmen. Der Windkraftanlagenhersteller Enercon st heute der größte Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt. Was ls Tüftlerwerkstatt belächelt wurde, ist heute ein multi- ationales Unternehmen mit über 5 000 Mitarbeitern. om Bau der Windparks profitieren wieder andere Be- eiche, zum Beispiel die Stahlindustrie. Allein die Ener- ie- und Klimaschutzpolitik der Bundesregierung wird ach einer Prognos-Studie bis 2020 zur Schaffung von 00 000 zusätzlichen Arbeitsplätzen führen. In welchen Bereichen können wir Win-Win-Situatio- en für Arbeit und Umwelt schaffen und nachhaltiges irtschaftswachstum stimulieren? Die Bauwirtschaft ird von Maßnahmen zur energetischen Sanierung von ebäuden – Wärmedämmung, Modernisierung der Heiz- echnik – profitieren. Das gilt vor allem für kleine und ittlere Betriebe, die Lehrstellen bieten. Das unterstüt- en wir beispielsweise durch Kreditprogramme. Eine ortschreibung der Ökosteuer wird weitere Impulse ge- en. Wir sollten die Investitionsprogramme, die die Bun- esregierung jetzt auflegt, ganz gezielt zur energetischen anierung nutzen. Der ländliche Raum wird vom Ausbau der Biomasse- raftwerke, vom Anbau und der Vermarktung solarer raftstoffe profitieren. Die geplante Reform des EEG oll die Vergütungssätze für kleine Bioenergieanlagen nheben. Mittelfristig soll das Potenzial von 2 Terawatt- tunden auf 20 Terawattstunden verzehnfacht werden. chon heute gibt es in der Biomassenutzung circa 50 000 rbeitsplätze. Investitionen in ÖPNV und die Bahn schaffen Ar- eitsplätze und schonen die Umwelt. Das können wir it einer Fortschreibung der Ökosteuer und der Einfüh- ung einer Kerosinsteuer inklusive einer 16-prozentigen ehrwertsteuer für Flugtickets forcieren. Wenn die Poli- k diesen Kraftakt unternimmt, muss die Bahn aller- ings auch das Ihre tun: nämlich ein vernünftiges Preis- ystem und ein kundenorientiertes Buchungssystem inführen. Selbst der Atomausstieg führt an den betroffenen tandorten nicht zu einem Verlust an Arbeitsplätzen, da er Rückbau sofort begonnen wird und Arbeitskräfte raucht. Umwelt- und Klimaschutz sind kein Kostenfaktor, ondern eine Arbeitsplatzmaschine und damit der nach- altigste Weg, Haushaltskonsolidierung zu betreiben. 2856 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) (C) (B) (D) 34. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 Inhalt: 34. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503400000


Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
Sitzung ist eröffnet.

Interfraktionell sind für die verbundene Tagesordnung
dieser Woche weitere Änderungen vereinbart worden:

Nach Einzelplan 04 – Bundeskanzleramt – soll zu-
nächst der Einzelplan 15 – Gesundheit und Soziale
Sicherung – beraten werden. Der Einzelplan 16 – Um-
welt – soll bereits heute als letzter Tagesordnungspunkt
aufgerufen werden. Der Einzelplan 05 – Auswärtiges
Amt – soll dafür erst am Donnerstag nach Einzelplan 09
– Wirtschaft und Arbeit – aufgerufen werden.

Darüber hinaus soll die Tagesordnung um einige Zu-
satzpunkte erweitert werden, die aus der Ihnen vorlie-
genden Zusatzpunktliste ersichtlich sind:

1 Beratung des Antrags der Bundesregierung: Beteiligung bewaff-
neter deutscher Streitkräfte an dem EU-geführten Einsatz
auf mazedonischem Territorium zur weiteren Stabilisierung
des Friedensprozesses und zum Schutz von Beobachtern
internationaler Organisationen im Rahmen der weiteren
Implementierung des politischen Rahmenabkommens vom
13. August 2001 auf der Grundlage des Ersuchens des maze-
donischen Präsidenten Trajkovski vom 17. Januar 2003 und
der Resolution 1371 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten
Nationen vom 26. September 2001

– Drucksache 15/696 –

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34. Sitz

Berlin, Mittwoch, de

Beginn: 9.0

Redet
Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Die Bestim-
mungen der Post-Universaldienstleistungsverordnung ver-
braucherfreundlich durchsetzen

– Drucksache 15/615 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss

(C (D Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft 3 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses desregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem EU-geführten Einsatz auf mazedonischem Territorium zur weiteren Stabilisierung des Friedensprozesses und zum Schutz von Beobachtern internationaler Organisationen im Rahmen der weiteren Implementierung des politischen Rahmenabkommens vom 13. August 2001 auf der Grundlage des Ersuchens des mazedonischen Präsidenten Trajkovski vom 17. Januar 2003 und der Resolution 1371 tionen vom 26. September 2001 – Drucksachen 15/..., 15/... – Berichterstattung: ..... – Bericht des Haushaltsausschusses § 96 der Geschäftsordnung – Drucksache 15/... – Berichterstattung: ..... Des Weiteren mache ich auf nachträgliche Überweiungen im Anhang zur Zusatzpunktliste aufmerksam: Der in der 31. Sitzung des Deutschen Bundestages berwiesene nachfolgende Gesetzentwurf soll zusätz ung n 19. März 2003 0 Uhr ext Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung für Menschenrechte und humanitäre Hilfe für Bildung, Forschung und genabschätzung für die Angelegenheiten der Europäischen Union usschuss mitberatend und gemäß § 96 GO Ausschuss Ausschuss Technikfol Ausschuss Haushaltsa Präsident Wolfgang Thierse Der in der 28. Sitzung des Deutschen Bundestages überwiesene nachfolgende Antrag soll zusätzlich dem Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe zur Mitberatung überwiesen werden. Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP: Für eine internationale Sicherheitsinitiative für Nordostasien – Drucksache 15/469 – (Beratung 28. Sitzung am 20. Februar 2003, ZP 3 b)





(A) )


(B) )

überwiesen:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Verteidigungsausschuss
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Der in der 31. Sitzung des Deutschen Bundestages
überwiesene nachfolgende Antrag soll zusätzlich dem
Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe
zur Mitberatung überwiesen werden.

Antrag der Abgeordneten Sabine Leutheusser-
Schnarrenberger, Dr. Claudia Winterstein, Jürgen
Türk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
FDP: Das neue Gesicht Europas – Kernele-
mente einer europäischen Verfassung

– Drucksache 15/577 –
überwiesen:
Ausschuss für die Angelegenheiten
der Europäischen Union (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Rechtsausschuss

Sind Sie mit den Vereinbarungen einverstanden? – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Die genannten Umstellungen führen dazu, dass für
Freitag vorerst keine Plenarberatungen vorgesehen sind.
Angesichts der Entwicklungen im Irak können kurzfris-
tige Änderungen jedoch nicht ausgeschlossen werden,
sodass die Präsenzpflicht für Freitag zunächst bestehen
bleibt.

Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tagesord-
nungspunkt I – fort:

Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003)


– Drucksachen 15/150, 15/402 –


(Erste Beratung 14. Sitzung)


Ich rufe dazu Tagesordnungspunkt I. 13 auf:

Einzelplan 04
Bundeskanzler und Bundeskanzleramt

– Drucksachen 15/554, 15/572 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Bernhard Kaster
Steffen Kampeter
Gerhard Rübenkönig

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(C (D Petra-Evelyne Merkel Alexander Bonde Anja Hajduk Dr. Günter Rexrodt Jürgen Koppelin Es liegen ein Änderungsantrag der Fraktion der CDU/ SU, ein Änderungsantrag der Fraktion der FDP sowie in Änderungsantrag der Abgeordneten Gesine Lötzsch nd Petra Pau vor. Ich weise darauf hin, dass wir im Anschluss an die ussprache über den Einzelplan 04 namentlich abstimen werden. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache vier Stunden vorgesehen. – Ich höre keien Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen ichael Glos, CDU/CSU-Fraktion, das Wort. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Der Deutsche Bundestag tritt heute in einer, wie ch meine, weltpolitisch ernsten Stunde zusammen, um ber den Etat des Bundeskanzlers, das heißt über die Poitik der Bundesregierung, zu beraten. Wir wissen, dass ie Lage im Irak sehr ernst ist. Wir hoffen bis zuletzt, ass Saddam Hussein es noch begreift; aber es ist furchtar bedrückend, wenn man ohnmächtig zusehen muss, ie ein Krieg herannaht. (Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Michael Glos (CSU):
Rede ID: ID1503400100

Wir alle wissen aber auch – ich glaube, in diesem
unkt ist sich der Deutsche Bundestag einig –: Die Men-
chen im Irak brauchen wieder Hoffnung auf eine bes-
ere Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ie haben genauso wie wir das Recht, in Freiheit zu leben.


(Hubertus Heil [SPD]: Vor allen Dingen zu leben! – Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erst einmal zu leben!)


ns alle eint selbstverständlich der Wunsch, dass das
it friedlichen Mitteln erreicht wird oder – so muss man

nzwischen ehrlicherweise sagen – erreicht worden
äre.

Der Schlüssel zu einer friedlichen Lösung lag und
iegt bei dem Diktator Saddam Hussein. Sein Regime
rägt die Verantwortung dafür, dass zwei Angriffskriege
tattgefunden haben und dass gegenüber dem eigenen
olk skrupellos Gewalt angewendet worden ist. Wir
issen auch, dass sich der Diktator seit zwölf Jahren
eigert, der Verpflichtung der Völkergemeinschaft
achzukommen, offen zu legen, wie er seine Massen-
ernichtungswaffen vernichtet hat. Er muss eindeutig
larstellen, dass von dort künftig keine Gefahr mehr
usgeht.






(A) )



(B) )


Michael Glos
Diktatoren wie Saddam Hussein oder Slobodan
Milosevic tun sich mit der Sprache der Diplomaten und
der Diplomatie ungeheuer schwer. Sie kümmern sich
nicht um humanitäre Argumente und sie kümmern sich
auch nicht um die Not der Menschen im eigenen Land.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich weiß, dass niemand in Deutschland Krieg wollte
oder gar Krieg will; aber es ist doch immer so: Wenn ein
Waffengang als letztes Mittel, als Ultima Ratio, ausge-
schlossen wird, dann besteht die große Gefahr, dass Dik-
tatoren das missverstehen. Sie betrachten das dann oft
als einen Freibrief und – das hat die Weltgeschichte im-
mer wieder gezeigt – klammern sich bis zuletzt daran.


(Unruhe bei der SPD)


Herr Bundeskanzler, Sie haben in Ihrer Regierungser-
klärung zu Beginn dieser Legislaturperiode – sie ist in
anderen Teilen vielleicht ein Stück überholt; dazu wer-
den wir noch kommen – Ihre tief empfundene Dankbar-
keit für das Engagement der Vereinigten Staaten beim
Sieg über die Nazibarbarei zum Ausdruck gebracht. Das
war richtig und das ist, glaube ich, heute noch aktuell.

Wir bedauern die Zuspitzung dieser Krise; aber hier
haben diplomatische Mittel versagt. Saddam hat sich
auch über die Resolution 1441 hinweggesetzt. Er hat
den Druck, insbesondere den diplomatischen Druck, nie-
mals ernst genommen. Dass die Waffeninspektoren
überhaupt arbeiten konnten, lag doch daran, dass ein ge-
waltiger Aufmarsch von Soldaten am Golf stattgefunden
hat und dass Saddam den Druck gespürt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Einem Diktator muss eine entschlossene Gemein-
schaft gegenüberstehen. Wenn man die Hoffnung nährt,
die Weltgemeinschaft sei sich nicht einig, dann setzt ein
Diktator auf die allerletzte Karte. Sie müssen sich fragen
lassen, ob Sie mit Ihrer Politik bei dem Diktator nicht
auch ein Stück Hoffnung genährt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Krista Sager [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Unverschämt! – Peter Dreßen [SPD]: Unmöglich! – Weitere Zurufe von der SPD)


– Herr Präsident, es wird in diesem Hause – das ist ein
demokratisches Forum – doch noch möglich sein, Fra-
gen zu stellen. Der Herr Bundeskanzler hat anschließend
Gelegenheit zu antworten. Er braucht Ihr Geschrei nicht.
Wenn er bei seiner Politik auf alle Schreihälse von Ihrer
Seite angewiesen wäre, dann würde es um unser Land
noch sehr viel trüber stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich fand es bedrückend, dass im Sicherheitsrat von
den Deutschen Stimmen gegen die USA gesammelt wor-
den sind.


(Zurufe von der SPD)


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(C (D anz abgesehen davon tue aber auch ich mich sehr chwer, in allen Punkten das nachzuvollziehen, was ush derzeit tut. Sie können jetzt die Frage stellen – das wäre viel gecheiter, als hier zu schreien –, was wir getan hätten. enn eine Unionsregierung gewählt worden wäre – im eptember war es knapp davor –, dann hätte sie von Beinn an den Dialog mit unseren europäischen und amerianischen Verbündeten gesucht und hätte alles dazu gean, zwischen den französischen Interessen auf der einen eite und den amerikanischen Interessen auf der anderen eite auszugleichen, so wie Regierungen vor Ihnen, Herr undeskanzler – das waren nicht nur die Regierung denauer oder die Regierung Kohl, sondern das waren enauso die Regierung Willy Brandt oder die Regierung elmut Schmidt –, das auch immer wieder fertig geracht haben. Jetzt kommt mit sehr großer Wahrscheinlichkeit dieer Krieg auf uns zu. Wir wissen, dass schon jetzt, ob wir as wollen oder nicht, deutsche Soldaten involviert sind. eswegen meine herzliche Bitte: Herr Bundeskanzler, un Sie alles dafür – Sie haben das gestern, als wir im undeskanzleramt geredet haben, versprochen –, dass ie Soldaten in der Frage, ob der Deutsche Bundestag ihen Einsatz genehmigt hat oder nicht, aus der rechtlichen rauzone herauskommen! Es ist, finde ich, eine Zumu ung für die Soldatinnen und Soldaten, wenn man anders andelt. Ich habe dazu noch einmal nachlesen lassen oder achgelesen. Gott im Himmel! Entschuldigung! Dafür haben wir och Juristen. Ich bin keiner. Aber ich habe wenigstens ls Vater dafür gesorgt, dass sich die Zahl der Juristen ermehrt hat. Man wird doch deren Rat noch einholen ürfen. Demnach sagt das Urteil des Bundesverfassungsgeichtes von 1994 eindeutig: Ohne Zustimmung des Bunestages dürfen Soldaten nur eingesetzt werden, „sofern ie Soldaten dabei nicht in bewaffnete Unternehmungen inbezogen sind“. Ich kann nicht sehen, wie das, wenn s zum Krieg kommt, bei einem Einsatz der Fuchspürpanzer und der Soldaten in den AWACS-Flugzeuen bei der Luftraumüberwachung möglich sein sollte. Herr Bundeskanzler, es gibt verschiedene Gründe. Ich ann Sie natürlich politisch verstehen. Ich kann versteen, dass man sich schwer tut, wenn man auf die Zustimung – beinahe hätte ich gesagt – solcher Leute angeiesen ist. (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit Zustimmung ist es im Moment bei Ihnen auch nicht so weit her! – Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Lachen bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Entschuldigung, ich habe mich auf Ihr Verhalten vor-
in bezogen. Verhalten Sie sich doch bitte so, dass ich






(A) )



(B) )


Michael Glos
von Kolleginnen und Kollegen sprechen kann! Tun Sie
das doch bei dieser Debatte!


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich glaube nicht, dass Ihr Verhalten dem Ernst der Lage
angemessen ist.


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich einige Aussagen anführen.
Wiefelspütz wird in den Tickermeldungen aus einem
dpa-Gespräch zitiert:

Wenn wir einen zustimmungsbedürftigen Sachver-
halt schaffen würden, wären wir doch mit einem
Bein in diesem Krieg. Genau das wolle Bundes-
kanzler Schröder (SPD) verhindern. Natürlich hät-
ten die AWACS-Maschinen die Fähigkeit, auch
Iraks Luftraum zu beobachten und kriegsrelevante
Informationen an die USA weiterzugeben. Aber das
darf eben nicht genutzt werden.

Ich kann mir schwer vorstellen, wie das laufen soll.

Ich zitiere aus den Meldungen eine führende Politike-
rin der Grünen:

... Christine Scheel bezeichnete Bushs Vorgehen als
rechtswidrig. Ich gehe davon aus, dass es gegen das
Völkerrecht verstößt ...

Weiter heißt es:

Der stellvertretende Grünen-Fraktionschef Hans-
Christian Ströbele sagte, er halte die Nutzung der
US-Stützpunkte in Deutschland im Kriegsfall für
verfassungswidrig.

Und so weiter.

Ich sage das nur, weil ich deutlich machen möchte,
dass die Schwierigkeiten auf der Regierungsseite klar
sind. Deswegen muss aber Recht immer Recht bleiben
und unsere Verfassung muss selbstverständlich eingehal-
ten werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Hermann Otto Solms [FDP])


Herr Bundeskanzler, Ihre Außenpolitik gefährdet
wichtige Institutionen, denen unser Land, die Bundesre-
publik Deutschland, seine Sicherheit verdankt. Sie ver-
antworten ein Stück weit die aufbrechende Spaltung der
Europäischen Union.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Das ist für mich ein ungeheuer bedrückendes Erlebnis.
Sie verantworten mit die Zerwürfnisse in der NATO und
die nachhaltige Entfremdung in den transatlantischen
Beziehungen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine Angst ist, dass damit Gefahren weit über den
Tag hinaus für unser Land entstehen. Die globalen Auf-
gaben – der Kampf gegen den Hunger, der Schutz der
Umwelt, mehr Entwicklungschancen – können doch nur

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(C (D elöst werden, wenn die westlichen und auch die euroäischen Staaten zusammenstehen. In dieser außenund europapolitisch schwierigen Zeit teht Deutschland zudem noch – das treibt uns auf der nderen Seite um, Herr Poß – auf brüchigen ökonomichen Fundamenten. Bei unseren Nachbarn geht das ort von Deutschland als dem kranken Mann in Europa m. Wirtschaftsexperten sprechen vom Sanierungsfall eutschland. (Joachim Poß [SPD]: Das ist eine Verleumdung Ihres eigenen Landes!)


ie Kurse unserer Banken und Versicherungsgesell-
chaften sind im Keller. Die Menschen in diesem Land
achen sich Sorgen um ihre private Altersversorgung

nd die Sicherheit ihrer Sparguthaben.


(Joachim Poß [SPD]: So verleumden Sie Ihr eigenes Land!)


as ist doch die bedrückende Wirklichkeit in der Bun-
esrepublik Deutschland zur Stunde.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Haushalt ist – das habe ich gelernt; ich war früher im
aushaltsausschuss – das Schicksalsbuch der Nation. Man
arf dieses Schicksalsbuch in seinen Zahlenfundamenten
icht zum Märchenbuch oder gar zum Lügenbuch machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


afür muss man sorgen, wenn man Vertrauen zurückge-
innen will.

Die haushaltspolitischen Perspektiven sind düster.
er Haushalt 2003 ist ein Spiegelbild der Lage in
eutschland. Ohne Sanierung drohen Abstieg und
leite. Sanieren kann nur – Herr Bundeskanzler, das
öchte ich Ihnen sagen –, wer vorher schonungslos die
ahrheit auf den Tisch legt.


(Hubertus Heil [SPD]: Wie Herr Stoiber!)


enn es keine schonungslose Diagnose gibt, dann ist
uch die Bereitschaft zu einer harten Therapie nicht ge-
eben. Deswegen befürchte ich, dass Sie sich schwer tun
erden, all das durchzusetzen, was Sie am vergangenen
reitag angekündigt haben.


(Zuruf von der FDP: So viel war es ja nicht!)


Tatsache ist: Die Massenarbeitslosigkeit hat eine
och nie gekannte Höhe erreicht.


(Widerspruch bei der SPD)


,7 Millionen Arbeitslose gab es im Februar; das ist die
ritthöchste Zahl aller Zeiten. Jeder zweite Arbeitneh-
er macht sich Sorgen um seinen Arbeitsplatz. Tatsache

st: Deutschlands Wirtschaft ist zum Schlusslicht in Eu-
opa geworden und stagniert seit Monaten.


(Zuruf von der SPD: Reden Sie das Land doch nicht immer schlecht!)


Ich nehme den Zwischenruf von der SPD auf, ich
ürde das Land schlecht reden: Das ist die übliche Ma-

che.






(A) )



(B) )


Michael Glos
Ich möchte, wenn Sie darauf besser hören, damit be-
ginnen, Genossen zu zitieren. Genosse Ernst Welteke,
der früher Finanzminister in Hessen war und jetzt Präsi-
dent der Bundesbank ist, sagt, Deutschland sei seit zwei
Jahren in einer Phase der Quasistagnation. Genosse
Florian Gerster, früher Sozialminister in Rheinland-
Pfalz, spricht in seiner Eigenschaft als Präsident der
Bundesanstalt für Arbeit ebenfalls von einer Phase der
Stagnation. Deswegen ist es Unfug, wenn Sie dazwi-
schenrufen, wir würden das Land schlecht reden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Hören Sie sich doch zumindest die Tatsachen an! Tat-
sache ist: Das Defizit im Bundeshaushalt hat zu einem
Verfahren wegen Verletzung des Stabilitätspakts geführt.
Tatsache ist: Obwohl die angebliche Rückführung der
Neuverschuldung noch vor wenigen Wochen zum Mar-
kenzeichen rot-grüner Politik erklärt worden ist und Herr
Eichel schon für 2004 einen ausgeglichenen Haushalt
versprochen hat, ist dies alles in weiter Ferne.

Tatsache ist, die Krise der Sozialversicherungen ist
nicht mehr zu leugnen: Die Pflegeversicherung ist ein
Pflegefall. Die Krankenversicherung liegt auf der Inten-
sivstation.


(Zuruf von der SPD: Sprüche! Sprüche!)


Das System der Altersversorgung leidet an Altersschwä-
che. In der Arbeitsmarktpolitik herrscht Vollbeschäfti-
gung, allerdings nur bei den deutschen Arbeitsämtern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Bundeskanzler, das alles – ob Sie es gerne hören
oder nicht – ist Ergebnis Ihrer Politik. All das hätten Sie
am Freitag bilanzieren müssen. Vielleicht wäre dann die
Einsicht in die Notwendigkeit von Reformen bis hinüber
in den Gewerkschaftsflügel der SPD vorgedrungen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Ankün-
digungen, die unter dem Stichwort „Agenda 2010“
großspurig erfolgt sind, wirklich umgesetzt werden. In
Wirklichkeit war es ein Stück Offenbarungseid, ein Ein-
geständnis des Scheiterns des bisherigen Kurses.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist Ihr Kurs im Moment?)


Das hat es eigentlich noch nie gegeben, dass das, was in
der Regierungserklärung angekündigt worden ist, bereits
nach einem halben Jahr so stark korrigiert werden
musste.


(Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sagen Sie uns, was Sie wollen!)


Diese Rede, Frau Göring-Eckardt, war doch eine fle-
hende, nach innen gerichtete Bitte an die Reihen hier,
endlich das zu tun, was notwendig ist.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Wo sind Ihre Vorschläge?)


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(C (D Ich könnte jetzt, wenn ich noch mehr Zeit hätte, die ressestimmen zitieren, die es direkt nach dieser Rede egeben hat. (Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Erklären Sie uns mal, was Sie tun wollen!)


ine genügt. Das „Handelsblatt“, das ansonsten Rot-
rün gegenüber nicht sehr kritisch ist, hat geschrieben:

mehr Murks als Mut“. Das war das Resümee. Wie ge-
agt, ich habe jede Menge Zitate dabei.

Sie haben sich vorher von Ihrer eigenen Propaganda-
bteilung – das ist legitim – hochstilisieren lassen. Diese
ede ist in solche Sphären gehoben worden, dass es gar
icht gut gehen konnte. Ich kann zu diesem so genannten
roßen Wurf nur sagen: Gewogen und für zu leicht be-
unden, Herr Bundeskanzler. Das war das Urteil der Ex-
erten über das, was Sie vorgelegt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich kann Ihnen ein Weiteres nicht ersparen. Ich erin-
ere mich sehr intensiv an die Zeit der Bundestagswahl,


(Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben Sie verloren!)


n die Fernsehduelle, die da stattgefunden haben, und
uch an Ihre Großspurigkeit, mit der Sie den Kanzler-
andidaten der Union, Ministerpräsident Stoiber, dabei
ehandelt haben. Sie haben zu ihm gesagt: „Herr Minis-
erpräsident, Sie wollen Bundeskanzler werden – Sie
önnen es nicht.“


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Schauen Sie sich an, wo wir nach einem halben Jahr
tehen! Ich kann nur sagen: Herr Bundeskanzler, Sie
önnen es nicht!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


eben Sie Ihr Mandat an die Wählerinnen und Wähler in
er Bundesrepublik Deutschland zurück! Neuwahlen
ären die sauberste Lösung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Bundeskanzler, für das, was Sie angekündigt ha-
en, haben Sie doch überhaupt keine Legitimation von
en Wählerinnen und Wählern.


(Widerspruch bei der SPD)


Nein, Sie haben keine Legitimation. Ich bringe ein
aar Beispiele. Sie haben am Freitag gesagt, Sie wollen
ie Arbeitslosenhilfe auf das Sozialhilfeniveau herun-
erfahren. Vor der Wahl versprach die SPD „keine Ab-
enkung der künftigen Leistungen auf Sozialhilfe-
iveau“.


(Hubertus Heil [SPD]: Was wollen Sie denn?)


Ein weiteres Beispiel. Am Freitag wollten Sie den
ündigungsschutz für Kleinbetriebe ab fünf Mitarbei-

er besser handelbar machen. Vor der Wahl lobte die






(A) )



(B) )


Michael Glos
SPD die Geltung des Kündigungsschutzes in Betrieben
ab fünf Mitarbeitern als Beitrag zum sozialen Frieden.


(Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was will denn die Union?)


Wenn Politik nicht auf Wahrheit gebaut ist, dann wird sie
bei den Menschen keinen Erfolg haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir erleben schon über eine lange Zeit die Argumen-
tation mit Ausflüchten. Zunächst war es die nachlas-
sende US-Konjunktur, dann der 11. September, dann der
vermeintlich zu restriktive europäische Stabilitätspakt,
dann die mangelnde Unterstützung seitens der Europä-
ischen Zentralbank. Künftig wird wohl immer wieder
der Irak als Grund herangezogen werden, warum man
die selbst gesteckten Ziele nicht erreichen kann.

Ich sage Ihnen – da stehe ich nicht allein; das sagen
Ihnen auch die Wirtschaftsexperten –: Die Ursachen un-
serer deutschen Misere sind binnenwirtschaftlicher Na-
tur. Es sind hausgemachte Fehler der Regierung
Schröder: die Rekorddefizite in den öffentlichen Haus-
halten, die offensichtlich unaufhaltsam steigenden Lohn-
nebenkosten und die totale Verkrustung des Arbeits-
marktes. All das ist binnenwirtschaftlich bedingt.

Diese Realitätsverweigerung, die da besteht, erinnert
mich an einen Leichtathletiktrainer, der als Ausrede für
die Niederlage seiner Läufer sagt, es habe schlechtes
Wetter geherrscht. Dabei vergisst er, zu sagen, dass die
anderen Läufer in der gleichen Witterung haben starten
müssen.

Der angekündigte zaghafte Kurswechsel war überfäl-
lig. Wir wollen, dass Deutschland wieder aufs Sieger-
treppchen kommt.


(Walter Schöler [SPD]: Unsere Startblöcke standen auf Ihrem Morast!)


Das ist nur möglich, wenn die notwendigen Reformen
auch durchgesetzt werden.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche denn? Die von Herrn Stoiber oder von Herrn Seehofer?)


Durchsetzen müssen Sie diese Reformen in allererster
Linie in den eigenen Reihen. Es sind nur ganz wenige
Maßnahmen dabei, die im Bundesrat zustimmungs-
pflichtig sind. Die allermeisten Maßnahmen können Sie
mit Ihrer rot-grünen Mehrheit durchsetzen, wenn Sie
diese Mehrheit denn haben. Die Opposition ist kein
Hilfsaggregat und kein Hilfsmotor


(Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sondern? – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind gar kein Motor!)


für eine Regierung, die mit dem Rücken zur Wand steht.
Deswegen kann ich nur sagen: Viel Glück und gute
Reise! Setzen Sie durch, was Sie angekündigt haben!
Bei Maßnahmen – wie zum Beispiel bei der Flutopfer-
hilfe –, bei der die Bundesratsmehrheit gebraucht wird,

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(C (D m das Abkassieren der Kommunen wieder einzustellen, erden Sie unsere Unterstützung bekommen. (Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh!)


Herr Bundeskanzler, was Ihnen persönlich fehlt – das
st ein großes Problem nicht nur für Sie und diese Regie-
ung, sondern inzwischen auch für unser Land –, ist die
eradlinigkeit.


(Lachen bei der SPD)


eradlinigkeit ist eine Grundvoraussetzung für Ver-
rauen. Vor der Wahl galt die Politik der ruhigen Hand;
ach der Wahl hat die hektische Hand eingesetzt, die
lanlos gehandelt hat. Ein hakenschlagender Hase auf
er Flucht hat sehr viel mehr Geradlinigkeit, als es die
ot-grüne Politik in den letzten Jahren jemals hatte.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Unserem Land – Herr Bundeskanzler, das sage ich
us tiefer Überzeugung – fehlt die politische Führung.
arunter versteht man das, woran sich die Menschen

esthalten können: die Kalkulierbarkeit der Regierenden.
us dieser Kalkulierbarkeit entwickelt sich Vertrauen.

Ich nenne als Beispiel das Hickhack über die Steuer-
rhöhungen – erst waren es 48; am Schluss waren es
och 33 –, von denen Sie gewusst haben, dass sie im
undesrat am Ende keine Mehrheit finden werden. Man
at trotzdem nach dem Motto „Was zwischendurch ge-
chieht, ist uns egal“ ungeheuer viel Vertrauenskapital
erstört. Die geplante 50-prozentige Steuererhöhung auf
irmenwagen beispielsweise wird zwar keinen Euro in
ie Kasse bringen; aber sie hat zutiefst Verunsicherung
usgelöst, unserer Automobilwirtschaft geschadet und
aufzurückhaltung bewirkt.

Ein weiteres Beispiel: Sie haben über Monate auf-
echterhalten – ich habe gehört, dass es jetzt richtiger-
eise doch nicht Bestandteil des entsprechenden Gesetz-

ntwurfes ist –, den deutschen Bankkunden gläsern
achen zu wollen. Sie haben ihn damit verunsichert. Ich

inde, eine Politik, die auf die Verunsicherung der Wäh-
er setzt, kann keinen Erfolg haben.


(Widerspruch bei der SPD)


Wenn Sie mir nicht glauben, dann glauben Sie doch
en Wählerinnen und Wählern in Hessen, Niedersachsen
nd Schleswig-Holstein. Die haben Ihnen dafür die ent-
prechende Quittung gegeben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


enn jetzt eine Änderung Ihrer Politik erfolgen soll,
ann ist das doch nicht einer besseren Einsicht zu ver-
anken, sondern ausschließlich den Wählerinnen und
ählern in den drei genannten Bundesländern, die Ihnen

ie rote Karte gezeigt haben. Auch in Ihrer Partei meh-
en sich die Stimmen, die Ihre Politik infrage stellen.

Ich kann nur feststellen: Ich wünsche mir, Ihnen und
nserem Land, dass das, was Sie angekündigt haben,
elingt. Eckpunkte der Reformen, zum Beispiel der






(A) )



(B) )


Michael Glos
Reform des Gesundheitswesens, haben wir vorher an-
gekündigt. Sie haben richtigerweise – dafür bedanke ich
mich ausdrücklich – Horst Seehofer wieder freigespro-
chen. Was hat der Mann, der als unsozial bezeichnet
worden ist, in all den Jahren über sich ergehen lassen
müssen!


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie haben die 98-er und die folgende Wahl gewonnen,
indem Sie immer wieder die Geschichte von den unter-
schiedlichen Zähnen der Armen und der Reichen erzählt
haben. Jetzt haben Sie endlich das gefordert, was
Seehofer vorgeschlagen hat: eine Beteiligung der Men-
schen an den kleinen Risiken, mehr Verantwortungs-
übernahme durch den Einzelnen. Das ist der richtige
Weg.

Von der demographischen Formel in der Rente bis hin
zu Lockerungen auf dem Arbeitsmarkt könnte ich Ihnen
nacheinander aufzählen, was alles bereits in unserem
Wahlprogramm stand. Ich kann es Ihnen nur immer wie-
der zur Lektüre empfehlen. Sie haben daraus abgekup-
fert. Sie haben bei dem, was Sie erklärt haben, auch die
Beschlüsse unserer Fraktion einbezogen. Das alles ist
richtig. Deswegen fordere ich Sie auf: Haben Sie den
Mut, sich für die Polemik und die Schmutzkübel zu ent-
schuldigen, die Sie zuvor über die Union gegossen ha-
ben!


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


Auch das gehört zu einem Neuanfang.

Kündigungsschutz genießt bei Ihnen offensichtlich
nur Minister Eichel. Es gibt kaum einen Minister, der so
versagt hat, der so danebenliegt und der sich offensicht-
lich immer noch im Amt wohl fühlt. Das kann nur damit
zusammenhängen, dass gegenwärtig offensichtlich nie-
mand bereit ist, dieses Amt zu übernehmen.

Verehrter Herr Minister Eichel, wenn ich Ihr Sünden-
register aufzählen sollte, würde es meine Redezeit spren-
gen. Ich möchte nur so viel sagen: Eine weitere Ursache
der Kaufkraftschwäche und des mangelnden Vertrauens
bei uns im Land ist die Tatsache, dass nach Schätzungen
der „Financial Times Deutschland“ inzwischen 1 000 Mil-
liarden Euro durch den Schornstein der Börse gejagt
worden sind. Diese bedrückende Zahl ist nicht nur Buch-
geld, sondern schwächt auch die Kaufkraft.


(Walter Schöler [SPD]: Was haben Sie verloren?)


– Das geht Sie nichts an. Ich habe an der Telekom-Aktie
weniger Geld verloren als andere Leute, weil ich ein
misstrauischer Mensch bin.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ich auch!)


Der rot-grünen Regierung habe ich von Anfang an miss-
traut.

Herr Bundeskanzler, es lag doch in der Verantwortung
Ihres Finanzministers. Er hat doch den Menschen von
Herrn Krug die dritte Tranche der Telekom-Aktien für

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(C (D 6,50 Euro aufschwatzen lassen. Sie haben also über erbeagenturen einen Schwätzer eingestellt, um die eute zu belatschern. Dabei sind allein 15 Milliarden uro verloren gegangen. Damit haben Sie ein schlechtes eispiel für Ehrlichkeit, Klarheit und Wahrheit an der örse gegeben. Und es waren die kleinen Leute, die das eld verloren haben. ine Umverteilung von der Verkäuferin oder von einem ndustriearbeiter, die mit einer Aktie, die der Bund anietet, auch privat vorsorgen wollen, hin zu einer angebichen Haushaltssanierung ist das, was man unter Umerteilung von unten nach oben versteht. Auch hier sind ahrheit und Klarheit die Voraussetzungen, um Ver rauen zurückzugewinnen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich komme ur Verantwortung der Opposition. ufgabe der Opposition in einem demokratischen Land st es, Fehlentwicklungen offen zu legen und so weit wie öglich zu korrigieren. (Zuruf von der SPD: Aber nicht, das Land schlecht zu reden!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Zurufe von der SPD: Oh! – Aha!)


ir können nicht die Probleme des Landes lösen


(Zuruf von der SPD: Genau, das sagen wir ja immer schon!)


hne Mehrheit im Deutschen Bundestag. Das ist nicht
öglich, das war nie möglich und das wird nie möglich

ein.


(Hubertus Heil [SPD]: Sie sind auch nicht in der Lage dazu!)


Ich sage noch einmal: Wo wir unbedingt gebraucht
erden und wenn es vernünftig ist, werden wir helfen.
ir haben das zum Beispiel schon bei der Wiedereinfüh-

ung einer vernünftigen Lösung für die so genannten ge-
ingfügigen Arbeitsverhältnisse gezeigt und wir werden
as auch in anderer Art und Weise tun. Aber Politik ist
atürlich immer wieder ein Bohren dicker Bretter mit ei-
em dünnen Bohrer, um Max Weber zu zitieren.


(Zurufe von der SPD: Sie sind ein Dünnbrettbohrer!)


as ist in der Wirtschaftspolitik und in der Sozialpolitik
rforderlich. Max Weber fordert auch eine Politik mit
eidenschaft und Augenmaß.

Herr Bundeskanzler, ein Letztes: Wer eine Kundge-
ung in einer niedersächsischen Provinzstadt – Goslar
at sie, glaube ich, geheißen –


(Hubertus Heil [SPD]: Nichts gegen Goslar!)


ür die passende Bühne der Weltpolitik hält, der hat es
ngeheuer schwer, in Deutschland und darüber hinaus
rnst genommen zu werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der SPD: Ja, Vilshofen ist besser! Oder Passau!)







(A) )



(B) )


Michael Glos
Ich meine, meine sehr verehrten Damen und Herren
hier im Hause und dort, wo Sie uns zuschauen: Deutsch-
land braucht Glaubwürdigkeit und Vertrauen, gerade in
dieser schwierigen Zeit. Wenn wir mehr Zukunftschan-
cen für die Deutschen schaffen wollen, wenn wir wollen,
dass die von Konrad Adenauer und Helmut Kohl aufge-
bauten außen- und europapolitischen Sicherheitsfunda-
mente in der Zukunft weiter halten, dann müssen Ver-
trauen und Kalkulierbarkeit in die Politik zurückkehren.
Daran haben wir ein gemeinsames Interesse. Herr Bun-
deskanzler, wenn Sie dies tun, werden wir Sie dabei un-
terstützen.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503400200


Ich erteile das Wort dem Kollegen Franz Müntefering,
SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Franz Müntefering (SPD):
Rede ID: ID1503400300


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Im Irak droht Krieg. Herr Glos hat das eben ei-
nen Waffengang genannt. Das hörte sich nach Spazier-
gang an. Krieg ist aber Zerstörung, Krieg ist Tod, Krieg
ist Elend, Krieg ist Armut. Herr Glos, wenn Sie sagen,
die Menschen im Irak haben ein Recht, in Freiheit zu le-
ben, sage ich: Ja, sie haben vor allem ein Recht, zu le-
ben, und deshalb wollen wir keinen Krieg im Irak.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Alle haben ein Recht, zu leben, auch die Iraker!)


Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles
nichts – das bleibt richtig. Deshalb ist und bleibt die
Politik von Gerhard Schröder, Joschka Fischer und die-
ser Koalition richtig, sich darum zu bemühen, das Ge-
waltpotenzial, das es im Irak bei Saddam Hussein zwei-
fellos gibt, im Griff zu behalten und das Problem auf
friedlichem Wege zu lösen. Dies war und ist durch eine
intensive, lange Inspektion möglich. Krieg im Irak ist
nicht nötig und deshalb wollen wir ihn nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch wenn sich in den nächsten Stunden und Tagen he-
rausstellen sollte, dass es diesen Krieg doch gibt, so war
es richtig – und wir sind stolz damit –, dass wir in der
Koalition zusammen mit vielen Menschen in unserem
Lande den ehrenwerten Versuch unternommen haben, al-
les daranzusetzen, was in unseren Kräften stand und
steht, um diesen Krieg zu verhindern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Frau Merkel, nun sind Sie an der Reihe; heute ist für
Sie die Stunde der Wahrheit. Lauwarm geht nicht mehr!

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie müssen sich heute entscheiden und vor dem Deut-
chen Bundestag und dem deutschen Volk sagen, ob Sie
ngesichts der Situation im Irak die Politik der Bundes-
egierung unterstützen oder ob Sie den Antrag stellen,
ass sich Deutschland an dem Krieg im Irak mit Solda-
en beteiligen solle.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Quatschkopf! – Zurufe von der CDU/ CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: So ist das!)


Regen Sie sich nicht auf! In diese Alternative haben
ie sich hineinmanövriert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ntweder unterstützen Sie das, was die Bundesregierung
ut, oder Sie unterstützen, wie Sie es gestern angedeutet
aben, Frau Merkel, das, was der US-Präsident gesagt
at.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie reden Unsinn!)


enn Sie bei dem mitmachen wollen, was die Vereinig-
en Staaten tun, dann stellen Sie einen Antrag. Sie wer-
en für ihn keine Mehrheit bekommen, selbst in den ei-
enen Reihen nicht. Aber dann ist in Deutschland klar,
er hier was will. Hören Sie auf mit Lauwarm!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Lauwarm sind Sie!)


Am Freitag, dem 14. März, hat der Bundeskanzler hier
ie Prinzipien und Leitlinien sowie eine Reihe konkreter
aßnahmen für die wesentlichen politischen Projekte

er nächsten Zeit angesprochen: Gesundheitsreform,
emeindefinanzreform, Mittelstand, Wachstum, Arbeit-
ehmerrechte, Innovation, Jugend. An diesem Freitag
ab es von der Opposition zwei Antworten: eine Ant-
ort Merkel, eine Antwort Stoiber. Was die Meinung der
nion ist, ist dabei nicht richtig klar geworden. Klar ge-
orden ist nur, dass es in Ihrer Fraktion über das Verhal-

en von Herrn Stoiber Unmut gibt.

Dies beschrieb Herr Seehofer in seinem „Focus“-In-
erview, als er sagte, bei den Kollegen in der CDU/CSU-
raktion herrsche großer Unmut, denn Stoiber habe in
er Rentenpolitik, beim Arbeitslosengeld und beim Kün-
igungsschutz Positionen bezogen, die nicht abgestimmt
eien. Dies wurde von Herrn Arentz, dem „Enkel“ von
orbert Blüm, unterstrichen, indem er sagte, die Idee des
SU-Vorsitzenden, das Gesetz erst in Betrieben ab
0 Mitarbeitern anzuwenden, nähme schlagartig 80 Pro-
ent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in
eutschland den Kündigungsschutz. Konsequenterweise
at Herr Bosbach – Ihr Stellvertreter, Frau Merkel – geäu-
ert, die CDU/CSU-Fraktion könne jetzt nicht die Frage
eantworten, was sie von den Ankündigungen des Bun-
eskanzlers mittragen werde und was nicht.






(A) )



(B) )


Franz Müntefering
Das ist Ihr Problem: Sie haben seit einem halben Jahr
gefordert, die Regierungsparteien und die Koalition soll-
ten auf den Tisch legen, was sie wollen. Nun haben wir
es auf den Tisch gelegt, aber nun wissen Sie nicht Be-
scheid, was Sie wollen. Sortieren Sie sich einmal und ge-
ben Sie eine klare Antwort! Jetzt ist die Zeit, in der man
dies nicht mehr länger verschieben kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir werden noch vor dem Sommer – es bleibt bei un-
serem Zeitplan – zu den drei großen Paketen Gesund-
heit, Gemeindefinanzreform sowie Mittelstand und
Wachstum unsere Konzepte auf den Tisch legen. Dann
werden Sie als Opposition gefragt sein, was Sie wirklich
wollen. Im Augenblick ist das nicht zu erkennen, aber
das stört uns nicht. Wir arbeiten daran, die Gesetzent-
würfe in den nächsten Wochen vorzulegen. Dann werden
Sie sich entscheiden müssen.

Aber nicht nur Sie, sondern auch die übrige interes-
sierte Öffentlichkeit hat die Rede vom vergangenen
Freitag ohne eine eigene klare Meinung und zum Teil
auch mit der Absicht aufgenommen, Dinge, die gesagt
worden sind, zu verzerren oder falsch darzustellen. In
der „Bild am Sonntag“ wurde auf den Seiten 2 und 3 das
Beispiel einer Familie und ihrer Betroffenheit durch un-
sere Ankündigung in Bezug auf das Arbeitslosengeld
dargestellt.


(Zuruf der SPD: „Bild“ lügt!)


Zu Familienvater Lange, Alter 46, schreibt die „Bild am
Sonntag“: Verliert Lange seinen Job, erhält er zwölf statt
bisher maximal 32 Monate lang Arbeitslosengeld. Ein
46-Jähriger aber bekommt heute nicht 32, sondern maxi-
mal 18 Monate lang Arbeitslosengeld. Das muss man
nur wissen und wenn man es weiß, darf man nichts Fal-
sches schreiben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Weiterhin steht in der „Bild am Sonntag“, dass
Gabriele Lange, die Ehefrau von Herrn Lange, 44 Jahre
alt, wenn sie arbeitslos wird, künftig nur noch zwölf Mo-
nate lang Arbeitslosengeld bekommt. Ein 44-Jähriger
bekommt aber in Deutschland nie länger als zwölf Mo-
nate lang Arbeitslosengeld. Auch das muss man wissen
und darf nicht lügen, auch sonntags nicht. Das gilt auch
für die „Bild“-Zeitung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Kürzung des Arbeitslosengeldes fällt Sozial-
demokraten nicht leicht. Darüber gibt es bei uns eine in-
tensive Diskussion, was auch angemessen ist. Man muss
sich aber vor Augen führen: Im Jahre 2001 – das wird
2002 nicht anders gewesen sein – haben 80 Prozent derer,
die in Deutschland Arbeitslosengeld bekommen, dieses
zwölf Monate lang oder kürzer bekommen, 7 Prozent ha-
ben es länger als 24 Monate lang bekommen. Vor diesem
Hintergrund sind die Fragen, wer in diesem Land was be-
zahlt und was zu tun ist, damit die sozialen Sicherungs-
systeme dauerhaft zu erhalten sind, erlaubt. Wir werden

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(C (D arauf eine vernünftige Antwort geben, wie der Kanzler ie bereits angesprochen hat. Unser Gesetzentwurf ist ertretbar und wir werden ihn auch so beschließen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Uns geht es darum, Arbeit zu schaffen, Wohlstand zu
ichern und soziale Gerechtigkeit auf hohem Niveau
auerhaft möglich zu machen. Dazu brauchen wir einen
aushalt, der diesen Ansprüchen genügt. Der Haus-
alt 2003 ist ein solcher.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


an kann das an einem Punkt klar machen: 1998 musste
er Bundesfinanzminister von jeder Mark Steuern, die er
innahm, 22 Prozent für Zinszahlungen aufwenden.
iese Quote ist unter Hans Eichel auf 19 Prozent redu-

iert worden. Das ist noch nicht das Ergebnis, das wir
etztlich brauchen, aber er muss von jedem Euro, den er
innimmt, 3 Prozent weniger an Zinsen zahlen, als Sie
as 1998 noch mussten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


eshalb sage ich Hans Eichel – ein Finanzminister muss
a sehr viel aushalten – hier einmal Danke schön für die
rbeit in diesen vier Jahren und auch für das, was jetzt

u leisten ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Auf Wiedersehen!)


Ach ja, das wissen Sie doch. Wir alle stecken voller
deen dazu, was man noch tun könnte, aber der Finanz-
inister ist derjenige, der uns sagen muss, was geht und
as nicht. Da sind wir auch ehrlich miteinander. Wir be-
rängen ihn auch, aber wir brauchen auf diesem Stuhl je-
anden, der uns jeden Tag morgens und abends und

wischendurch auch noch einmal sagt: Wir müssen in
iesem Land auch sparen, denn wir wollen, dass unsere
inder und Kindeskinder von uns noch etwas anderes

rben als Schuldscheine und Hypotheken, Herr
ustermann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Auf Wiedersehen!)


Stoiber ist am Freitag mit Spendierhosen durch den
undestag marschiert. Lesen Sie einmal nach, was er al-

es gesagt hat. Er ist schon ein Phänomen und hat eine
ede der besonderen Art gehalten. Er fordert erstens zu

paren, aber zweitens mehr auszugeben. Die Quadratur
es Kreises ist eine Kleinigkeit gegenüber dem, was
err Stoiber da erzählt hat.


(Lachen der Abg. Dr. Angela Merkel [CDU/ CSU])


Frau Merkel lacht dankbar.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Und noch nicht einmal abgestimmt!)







(A) )



(B) )


Franz Müntefering
Es geht darum, die Kommunen in diesem Land in die
Situation zu versetzen, ihren Aufgaben gerecht werden
zu können.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Stadt und Gemeinde sind mehr als die bloße Ansamm-
lung vieler Häuser.


(Zurufe von der CDU/CSU: Aha!)


Wenn wir über Föderalismus und bundesstaatliche Ord-
nung sprechen – Frau Merkel, auch Sie haben dieses
Thema angesprochen; es ist also von gemeinsamem Inte-
resse –, dann kommt es darauf an, Zeichen zu setzen,
wohin hier die Reise gehen soll. Wir dürfen Kommunal-
politik nicht als ein Untergeschoss der Politik auffassen;
sie ist vielmehr eine tragende Säule der Demokratie. Das
ist ganz klar.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das sagen gerade Sie!)


Weil das so ist, tun wir alles dafür, dass die finanzielle
Situation der Kommunen gestärkt wird.


(Lachen bei der CDU/CSU – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Abgewählt!)


– Ihre Politik ist kommunalfeindlich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist ja eine Lachnummer!)


Sie haben am Freitag im Bundesrat das Steuervergüns-
tigungsabbaugesetz abgelehnt. Dieses Gesetz – es enthält
unter anderem die Erhöhung der Körperschaftsteuer –
hätte den Kommunen in diesem Jahr 300 Millionen Euro
mehr gebracht. Sie haben am Freitag letzter Woche den
Kommunen für dieses Jahr also 300 Millionen Euro ver-
weigert. Das ist Ihre Politik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Sie haben ihnen 2,5 Milliarden weggenommen!)


Sie haben durch Ihre Entscheidung am Freitag den
Kommunen zusätzliche Gelder in Höhe von 2,6 Milliar-
den Euro für das nächste Jahr verweigert. Auch das ist
Ihre Politik. Bis zum Ende dieser Legislaturperiode hätte
es durch das Steuervergünstigungsabbaugesetz 6,5 bis
7 Milliarden Euro mehr für die Städte und Gemeinden
gegeben. Das wollen wir erreichen. Sie jedoch verwei-
gern das. Deshalb ist Ihre Politik kommunalfeindlich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Bei Steuern haben Sie sich schon immer verschätzt!)


Heute Morgen habe ich gehört, dass Ministerpräsi-
dent Müller aus dem Saarland gesagt hat, die Erhöhung
der Mehrwertsteuer könne die Lösung sein. Ich bin ge-
spannt. Denn im Moment geht es darum – das ist ein in-

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(C (D eressanter Punkt –, im Bundesrat die Zustimmung für ie Wiederbelebung der Körperschaftsteuer zu bekomen. Die großen Unternehmen mussten in unserer Re ierungszeit bisher weniger Steuern zahlen als jemals uvor. Manchen von uns ist es schwer gefallen, das mitutragen. (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ein Produkt sozialdemokratischer Politik!)


Es ist interessant, was Sie sagen. Mit Ihrem Zwischen-
uf zeigen Sie doch, dass Sie der Meinung sind, die Un-
ernehmen sollten Körperschaftsteuer zahlen. Wenn Sie
as wollen, warum lehnen Sie dann unseren Vorschlag
m Freitag im Bundesrat ab? Beschließen Sie das doch
it uns! Das ist doch ganz einfach.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Ihre Steuerreform ist Murks!)


Durch die Wiederbelebung der Körperschaftsteuer
ollen wir versuchen, den breiten Schultern mehr aufzu-

aden, als sie bisher tragen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wie war es denn in 2001 und 2002?)


as haben wir im Gesetz so vorgesehen. Sie sind dage-
en. Sie wollen diejenigen schützen, die in diesem Land
ringend wieder Steuern zahlen müssten. Stimmen Sie
er Erhöhung der Körperschaftsteuer zu! Das ist unser
nliegen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sprechen Sie doch einmal mit Ihren Oberbürgermeis-
ern und Bürgermeistern; ein paar von ihnen müssten Sie
a noch kennen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Schleswig-Holstein! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


assen Sie sich von ihnen erklären, wie deren Haushalte
igentlich aussehen. Sie rechnen für die Jahre 2003 und
004 in ihren Haushalten mit dem Steuervergünsti-
ungsabbaugesetz und dass sie dadurch von uns Geld
ekommen. Auch die Bürgermeister der CDU/CSU
echnen in ihren Haushalten schon längst mit den Rege-
ungen, die in unserem Gesetz stehen. Sie verweigern es
hnen, Frau Oberbürgermeisterin von Kiel in spe.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Warum ist sie denn gewählt worden?)


Außerdem werden die Kommunen in diesem Jahr
twa 2 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung haben,
eil wir sie vom Beitrag zur Flutopferhilfe entlasten.
uch aus der Abgeltungsteuer aufgrund der Quasi-Am-
estie werden sie zusätzliches Geld haben. Es geht um
Milliarden Euro in diesem Jahr. Ich bin gespannt, ob
ie dem zustimmen. Herr Glos hat sich, was die Flut-
pferhilfe anging, eben etwas verplappert; zumindest
ar es nicht logisch. Er hat gesagt, wir würden den Ge-
einden das geben, was ihnen sowieso zusteht. Ich erin-

ere mich aber, dass Herr Glos, als wir die Entscheidung






(A) )



(B) )


Franz Müntefering
getroffen haben, gefordert hat, wir sollten eine Steuer-
senkung vornehmen. In dem Fall wäre das Geld weg ge-
wesen. Den Gemeinden nun mehr als 1 Milliarde Euro
zu geben ist nur möglich, weil wir in Sachen Flutopfer
so entschieden haben, wie wir entschieden haben. Herr
Glos, das müssten doch auch Sie begreifen, oder?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Sie lügen, dass sich die Balken biegen!)


Wir werden bis zum Sommer entscheiden, wie wir bei
der Gewerbesteuer weiter verfahren. Wir müssen ent-
scheiden, was die Rolle und Funktion der Gewerbesteuer
in Zukunft sein wird. Die Gemeinden brauchen eine grö-
ßere Stabilität in ihren Haushalten. Daran arbeiten wir.
Dafür wollen wir sorgen. Äußern aber auch Sie sich
dazu. Bisher kann man nicht erkennen, was die CDU/
CSU eigentlich will. Wie soll Ihrer Meinung die Gewer-
besteuer gestaltet werden? Wie soll die gewerbesteuer-
liche Organschaft aussehen? Wie sollen die freien Be-
rufe einbezogen werden? Wir werden vorschlagen, dass
auch die freien Berufe in Zukunft, wie immer diese
Steuer dann heißt, in die Steuer einbezogen werden. Ge-
werbebetriebe müssen Gewerbesteuern zahlen. Das soll
in Zukunft auch für die freien Berufe gelten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Habe ich es mir doch gedacht!)


Wir geben den Kommunen und dem privaten Bereich
einen Kreditrahmen für Investitionen. Darüber spre-
chen Sie nicht viel. Es ist auch vor allen Dingen unsere
Aufgabe, darüber zu sprechen. Dabei geht es um einen
dicken Batzen, nämlich um den Kreditrahmen für die
Kommunen im Umfang von 7 Milliarden Euro. Sie sa-
gen, dass das nicht allen Kommunen hilft, weil viele von
ihnen nicht die Möglichkeit haben, weitere Kredite auf-
zunehmen. Ich sage Ihnen: Das wissen wir; das ist rich-
tig. Es ist auch kein Trost für diejenigen, die ganz
schwach sind.

Die Hälfte der Kommunen in Deutschland ist aber in
der Lage, solche Angebote zu nutzen, und sie werden sie
auch nutzen. Mit Zinsverbilligungen werden wir den
entsprechenden Impuls geben. Ich bin mir sicher: Mit
dem, was wir den Kommunen durch ein solches zinsver-
billigtes Kreditprogramm zur Verfügung stellen, werden
wir viele zusätzliche private Investitionen auslösen.
Wir wollen, dass für das Handwerk und die kleinen und
mittleren Unternehmen in der Region Arbeit vor Ort ent-
steht.

Wenn Sie so wollen, geht es um niederschwellige Bau-
arbeit, die man nicht mit riesigen Losen in ganz Europa
ausschreiben muss und die dann von großen Unterneh-
men möglicherweise von irgendwoher in Europa geleis-
tet wird. Wir wollen ein Programm, von dem die Hand-
werker und die kleinen und mittleren Unternehmen am
Ort etwas haben und durch das die Menschen Arbeit er-
halten. Das ist hiermit angelegt und das funktioniert auch.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Das gilt natürlich auch für die 8 Milliarden Euro im rivaten Bereich. Die ersten Baransätze stehen in diesem aushalt; Walter Schöler hat es gestern erläutert. Mit em Haushalt, den wir heute beraten und über den wir orgen endgültig entscheiden, beschließen wir auch, ob s die KfW-Programme für die Kommunen und die Priaten gibt. Wer morgen gegen den Haushalt stimmt, der timmt auch gegen diese Hilfe für die Kommunen und ür die Privaten und dagegen, dass in Deutschland rbeitsplätze entstehen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: So ein Lügenbeutel!)


Wenn Herr Austermann „Lügenbeutel“ zu mir sagt, ist
as fast ein Ehrentitel. Das nehme ich von Ihnen gerne
n, Herr Austermann.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Schauen Sie sich doch die Situation in den Kommunen in Schleswig-Holstein an!)


Sie gefallen mir nämlich in besonderer Weise. Ich habe
s mir in den letzten Tagen angeschaut. Sie können mich
eschimpfen, wie Sie wollen. Das trifft mich nicht. Da-
ei bin ich voller Gelassenheit.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist immer die Wahrheit!)


o sind diese Leute eben, wie Herr Glos das gerade ge-
agt hat. Machen Sie also ruhig weiter.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, wir werden hierbei aber
icht stehen bleiben. Auch im Bereich der energeti-
chen Gebäudesanierung werden wir in diesem Jahr
rauflegen. 160 Millionen Euro stehen dafür im Haus-
alt. Auch darüber wird heute und morgen abgestimmt
erden. Herr Minister Stolpe und Herr Trittin haben das

n der Koalition miteinander vereinbart.

Was bedeutet das? Das bedeutet, dass wir dazu einla-
en und Impulse dafür geben, den Gebäudestand in
eutschland energetisch zu modernisieren. Das hört sich
ie eine Kleinigkeit an. Wir stehen dabei aber vor einer

iesigen Aufgabe. 60 bis 70 Prozent der Gebäude, die im
ahre 2060 in Deutschland stehen werden, stehen auch
eute schon. Durch diese kommt es zu einem viel zu ho-
en Energieverbrauch. Wir nehmen die alte Idee von Ar-
eit und Umwelt, bei der wir in Deutschland schon ein-
al weiter waren, wieder auf und sagen: Jawohl, man

ann mit einer vernünftigen energetischen Gebäude-
anierung dafür sorgen, dass die Umwelt entlastet wird
nd dass die kleinen Handwerker und mittleren Unter-
ehmen Arbeit erhalten. 160 Millionen Euro stehen da-
ür im Haushalt. Stimmen Sie morgen zu und tun Sie ein
utes Werk für das Handwerk vor Ort.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In unserem Haushalt gibt es ein Marktanreizpro-
ramm für erneuerbare Energien. Zu Zeiten von
elmut Kohl standen dafür 10 Millionen pro Jahr zur






(A) )



(B) )


Franz Müntefering
Verfügung; inzwischen sind es 190 Millionen. Dieses
Thema hat hier in den vergangenen Jahren leider keine
große Rolle gespielt. Vielleicht sollten wir uns das ein
wenig genauer anschauen und die Naturkatastrophen der
vergangenen Jahre nicht als Jahrhundertereignisse hin-
nehmen, so als wären alle Naturkatastrophen dieses Jahr-
hunderts sozusagen schon abgefeiert. Wir sollten begrei-
fen, dass hiermit etwas auf die Zivilisation zukommt,
womit wir uns auseinander zu setzen haben.

In der letzten Legislaturperiode gab es im Deutschen
Bundestag 16 Abstimmungen, bei denen es um die Frage
ging, ob man mit Energie vernünftiger, sparsamer und
rationeller umgehen kann und ob man die erneuerbaren
Energien stärker als bisher fördern soll. 14-mal haben
Sie dagegen gestimmt – das also zur Frage der Sensibili-
tät in Sachen Umweltpolitik auf der rechten Seite des
Hauses.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der eigentliche Punkt für die Zukunftsfähigkeit unse-
res Landes ist gestern noch einmal deutlich geworden,
als wir hier über Bildung und Forschung gesprochen
haben. Das war für Sie eine Lehrstunde. Diejenigen von
Ihnen, die dabei waren, werden selbst gemerkt haben,
wie Sie hier jämmerlich eingebrochen sind. Diejenigen,
die nicht da waren, sollten es einmal nachlesen. Frau
Merkel, ich empfehle Ihnen wirklich, nachzulesen, was
sich hier gestern abgespielt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Studierendenquote in Deutschland ist in den letz-
ten Jahren während unserer Regierungszeit von 28,5 auf
35,6 Prozent je Jahrgang gestiegen. Diese Quote wer-
den wir in dieser Legislaturperiode auf 40 Prozent stei-
gern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir als Koalition geben in dieser Legislaturperiode
8,5 Milliarden Euro für die Ganztagsbetreuung von
Kleinkindern und Kindern im Grundschulalter aus.
4 Milliarden Euro werden für die Ganztagsschulen be-
reitgestellt. Ab nächstes Jahr werden es je 1,5 Milliarden
Euro pro Jahr für die Kleinkinder sein. Herrn Stoiber
und Herrn Glos aus Bayern sage ich: Krippe hat nicht
nur etwas mit Weihnachten, sondern auch mit der Erzie-
hung von Kindern unter drei Jahren zu tun. Tun Sie in
diesem Punkt einmal etwas!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: Auf die Idee wäre ich nicht gekommen!)


Die Mittel im Etat für Bildung und Forschung sind um
25 Prozent gestiegen. Wir haben dafür gesorgt, dass im
Bereich der Biotechnologie der Ansatz von 180 Millio-
nen Euro in 1998 auf 262 Millionen Euro in 2002 erhöht
worden ist. Im Bereich der Informationstechnik wurde
der Ansatz im selben Zeitraum von 478 Millionen Euro
auf 612 Millionen Euro und im Bereich der Gesundheit
von 295 Millionen Euro auf 400 Millionen Euro in die-

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(C (D em Jahr aufgestockt. So werden wir das auch weiter mahen. Der Bundeskanzler hat am Freitag deutlich gemacht, ass Forschungseinrichtungen im nächsten Jahr mit eier Erhöhung der Mittel um 3 Prozent rechnen können. ir wissen, dass sich die Zukunftsfähigkeit unseres andes nicht an unserer aktuellen Debatte über be timmte sozialstaatliche Zusammenhänge messen lässt, ondern sie entscheidet sich letztlich an der Frage, ob nser Land innovativ ist, ob wir so viel in die Köpfe und erzen der nachwachsenden Generation investieren, ass der Wohlstand und gleichzeitig die soziale Gerechigkeit in Deutschland auch morgen und übermorgen auf ohem Niveau gesichert sind. Vor dieser Aufgabe stehen ir. Deshalb ist bei der Finanzierung die Innovation das ichtigste. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das, was wir zu leisten haben, dauert seine Zeit. Wir
lle in Deutschland müssen uns bewusst sein – darüber
üssen wir sprechen, obgleich wir uns fragen müssen,

b das taktisch klug ist –, dass die Reformpläne, die wir
etzt nach der Regierungserklärung des Bundeskanzlers
eginnen und noch vor der Sommerpause auf den Tisch
egen werden, die Dinge nicht so schnell verändern wer-
en, wie wir wollen. Es ist ein Problem unserer Zeit,
ass immer eine sofortige Umsetzung mit schnellen Er-
ebnissen erwartet wird.

Am Wochenende hat sich jemand bei mir darüber be-
chwert, dass manches nicht klappt. Er war der Ansicht,
ass die Minijobs nach dem Hartz-Konzept ein Flop
eien, weil sie nicht funktionierten. Meine Antwort war:
uten Morgen! Diese Regelung tritt erst am 1. April die-

es Jahres in Kraft. – Dies ist symptomatisch, weil viele
enschen glauben, die Dinge könnten sofort umgesetzt
erden. Das Verhängnisvolle ist, dass nach einer Regie-

ungserklärung oder einer Ankündigung diese Ideen auf
en Seiten 1 und 2 von bedeutsamen Zeitungen aufge-
riffen werden und damit bei den Menschen der Ein-
ruck entsteht, dass diese Ideen schon am Abend dessel-
en Tages realisiert sind. Das ist nicht so.

Wir brauchen Zeit. Für das, was wir jetzt beginnen,
rauchen wir etwa ein Jahr. In dieser Zeit werden wir es
chaffen, von einem heute unvollkommenen Arbeits-
arkt mithilfe des Hartz-Konzeptes zu einem besser or-

anisierten Arbeitsmarkt im Jahre 2004 zu kommen. Wir
üssen es erreichen – wir werden mit der Umsetzung

offentlich 2003 beginnen –, 2004 zusätzliche Arbeits-
lätze in diesem Lande zu schaffen. Dafür brauchen wir
usdauer. Das müssen wir wissen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das kann keine Entschuldigung dafür sein, irgend-
twas liegen zu lassen. Wir machen Tempo und werden
uf Fortschritte drängen. Aber ich will ganz realistisch
lar machen: Die angekündigten Reformen und ihre
msetzung bis zum Sommer werden nicht dazu führen,
ass alles in kürzester Zeit wieder in Ordnung kommt.






(A) )



(B) )


Franz Müntefering
Dabei sehe ich einmal von den Rahmenbedingungen in
der Welt ab, die ebenfalls eine Rolle spielen.

Abschließend möchte ich sagen: Es ist uns mit dem
Fortschritt Ernst. Wir wollen Fortschritte in dem Sinne,
dass sich dieses Land weiterentwickelt. Das bedeutet für
uns Wohlstand und soziale Gerechtigkeit. Diesen Fort-
schritt werden wir in der Koalition sozialdemokratisch
buchstabieren, wie es sich für Sozialdemokraten gehört:
sozial und demokratisch.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503400400


Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich dem
Kollegen Wolfgang Bosbach.


Wolfgang Bosbach (CDU):
Rede ID: ID1503400500


Herr Kollege Müntefering, Sie haben es für notwen-
dig befunden, in Ihrer Rede auf ein Interview Bezug zu
nehmen, das ich WDR 5 wenige Stunden nach der Rede
des Bundeskanzlers gegeben habe. Sie haben gesagt, ich
hätte mich in diesem Interview so geäußert: Die Union
weiß nicht, was sie von den Vorschlägen des Bundes-
kanzlers mittragen kann und was nicht.

Ich habe in diesem Interview gesagt, dass ich die Frage,
was die Union letztendlich im Bundesrat mit unterstützen
wird und was nicht, wenige Stunden nach der Rede des
Bundeskanzlers deshalb nicht beantworten kann, weil wir
weder wissen noch wissen können, was in den Gesetzent-
würfen stehen wird, die die Koalition oder die Bundesre-
gierung zur Umsetzung der Vorschläge vorlegen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich habe das in diesem Interview auch ausführlich be-
gründet: Erstens. Wenige Minuten nach der Rede des
Bundeskanzlers haben sich die ersten prominenten Sozi-
aldemokraten, auch aus Ihren Reihen, zu Wort gemeldet
und erbitterten Widerstand angekündigt, und zwar unter
anderem unter Bezugnahme darauf, dass einige Vor-
schläge in krassem Gegensatz zu dem stehen, was die
SPD im Bundestagswahlkampf versprochen hat.

Zweitens. Wir haben genau aufgepasst, an welchen Stel-
len die SPD geklatscht hat und an welchen Stellen nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Drittens. Wir haben doch Erfahrungen mit den Ver-
sprechungen, die Sie machen, wenn es heißt: Wir setzen
die Vorschläge des Bundeskanzlers im Maßstab 1 : 1 um.
Sie haben das dem deutschen Volk feierlich geschworen,
als es zum Beispiel um die Vorschläge des Hartz-Kon-
zeptes ging. Umgesetzt haben Sie einen Teil Hartz, einen
Teil Wasser. Das haben Sie der Bevölkerung nicht ver-
sprochen. Wir wollen sehen, ob all das, was der Bundes-
kanzler gesagt hat, exakt so in den Gesetzentwürfen ste-
hen wird, die diese Regierung vorlegen muss.

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(C (D (Zuruf von der SPD: Thema! – Weitere Zurufe von der SPD)


Der Bundeskanzler hat auch gesagt, die Arbeitslosen-
ilfe solle in der Regel auf dem Niveau der Sozialhilfe
iegen. Was heißt das? Wann soll sie das Sozialhilfeni-
eau haben und wann nicht? Die Antworten darauf kön-
en wir nur einem Gesetzentwurf entnehmen, den es zur
tunde nicht gibt.

Wenn Sie uns danach fragen, was wir mittragen und
as nicht, fällt die Beantwortung leicht: Wir werden das
ittragen, was den Interessen des Landes dient und die
robleme löst.


(Unruhe bei der SPD)


ir werden das ablehnen, was den Interessen der Men-
chen in unserem Land widerspricht. So einfach ist diese
rage zu beantworten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wenn Sie es als Fraktionsvorsitzender der größten
raktion des Bundestages notwendig haben, Zitate zu
älschen,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja, ein Fälscher!)


ffenbart das Zweierlei: ihren Charakter und die Tatsa-
he, dass Sie keine guten Argumente haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Marita Sehn [FDP])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503400600


Kollege Müntefering, Sie haben Gelegenheit zur Ant-
ort.


Franz Müntefering (SPD):
Rede ID: ID1503400700


Herr Kollege Bosbach, das Zitat lautet:

Wir können jetzt zu dieser Stunde natürlich gar
nicht die Frage beantworten, was wir denn von den
Ankündigungen des Bundeskanzlers mittragen wer-
den und was nicht.


(Zurufe von der CDU/CSU: Ja!)


as war an diesem 14. März.

Mir ist an diesem Tag aufgefallen, dass es zwei Reden
egeben hat, und zwar von Frau Merkel und Herrn Stoi-
er, die sehr unterschiedlich waren.


(Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Nein, das war in einem ganz anderen Zusammenhang! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist das mit dem Schwindeln!)


eine Kritik an Ihrer Reaktion ist gewesen und ist es
uch jetzt: Sie haben zwei Dinge an diesem Freitag nicht
eschafft. Sie hatten selbst keine eigene, in sich ge-
chlossene abgestimmte Meinung


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Franz Müntefering
und Sie waren entgegen allen Ankündigungen nicht vor-
bereitet.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie haben uns ein halbes Jahr ermahnt: Nun legt einmal
auf den Tisch, was ihr wollt!


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


Das hat die Koalition mit einer Vorankündigung von
zwei Wochen getan. Ich war bass erstaunt, was anschlie-
ßend Frau Merkel und Herr Stoiber gesagt haben, näm-
lich Dinge, die sich fundamental widersprachen und die
bei Ihnen übrigens auch zu seltsamen Reaktionen ge-
führt haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie kommen in den Lügenausschuss, wenn Sie so weitermachen!)


Was das Klatschen angeht, Herr Bosbach: Wenn in
diesem Bundestag gesagt wird, dass es im Irak doch
Krieg geben müsse, dann klatschen Sozialdemokraten
nicht. Das ist klar. Wenn in diesem Bundestag gesagt
wird, dass man leider das Arbeitslosengeld zusam-
menstreichen bzw. kürzen müsse und leider die Arbeits-
losenhilfe gekürzt werden müsse, klatschen wir nicht.
Weshalb sollen wir denn klatschen? Das ist eine Heraus-
forderung, die sich an die Menschen richtet und uns bit-
ter wehtut. Das wissen wir und damit gehen wir nicht
leichtfertig um. Wenn wir das noch beklatschen würden,
dann hätte ich das Gefühl, ich säße auf Ihrer Seite.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie haben, Herr Bosbach, als Herr Stoiber hier erklärt
hat, er wolle und er werde vorschlagen, dass der Kündi-
gungsschutz in Betrieben mit 20 und weniger Beschäf-
tigten abgeschafft wird, zum Teil geklatscht.


(Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Da war ich überhaupt nicht im Saal! – Lachen und Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut!)


– Das ist ja hochinteressant. Könnten Sie jetzt auch noch
sagen, weshalb Sie nicht im Saal waren, als Herr Stoiber
sprach?


(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte Ihnen nur abschließend sagen: Sie waren
nicht im Saal und auch nicht im Bilde.


(Lebhafter Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503400800


Ich erteile das Wort Herrn Kollegen Guido
Westerwelle, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD: Oh!)


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(C (D Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Heren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! (Zurufe von der SPD: Wo ist Ihre Handtasche?)

Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1503400900

Wenn Sie brav Bitte sagen, dann frage ich einmal, ob
iner in unseren Reihen für Sie ein Paar Stöckelschuhe
at.

Ich glaube, dass diese Diskussion heute in einem so
rnsten Umfeld stattfindet, dass wir uns mit der entschei-
enden Frage zu Beginn auseinander setzen sollten.

Herr Kollege Müntefering, Sie haben heute eine Rede
ehalten, die vor allen Dingen ein Kennzeichen hat.


(Zuruf von der SPD: Dass sie gut ist!)


ie haben in dieser Rede eine Arbeitsteilung versucht,
ie wir in den Wahlkämpfen, im Bundestagswahlkampf
nd in den Landtagswahlkämpfen, schon zweimal erlebt
aben. Die Arbeitsteilung, die Sie in diesem Hause und
or der deutschen Öffentlichkeit versuchen, sieht wie
olgt aus: Erstens. Wer die Arbeit von Rot-Grün kriti-
iert, ist gegen Deutschland.


(Beifall eines Abgeordneten der SPD – Zurufe von der SPD: Ach!)


Dass dabei noch einer von Ihnen klatscht, veranlasst
ich zu der Bemerkung: Einer muss in jedem Saal der
ümmste sein, aber Sie müssen sich nicht freiwillig mel-
en.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zweitens. Wer wie wir in der Außen- und Sicherheits-
olitik eine Haltung vertritt, die sich an der Zugehörig-
eit zum Bündnis und der Völkergemeinschaft orientiert,
er wird – das hat der Bundeskanzler selbst getan – zum
riegswilligen gestempelt. Ich glaube, wir nehmen in
nserer Zusammenarbeit und auch in dem Ansehen die-
es Hauses in der Öffentlichkeit Schaden, wenn wir uns
uf diese Art und Weise auseinander setzen. Wer Rot-
rün kritisiert, ist nicht gegen Deutschland, sondern ge-
en die Politik von Rot-Grün, und wer eine andere Au-
en- und Sicherheitspolitik will, ist kein Kriegswilliger,
ondern ein genauso großer Friedensfreund wie Sie auf
er Seite der Regierungsfraktionen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben nicht zum ersten Mal über eine andere
usrichtung der Außen- und Sicherheitspolitik gespro-

hen. Wenn Sie nach Alternativen fragen, dann sollten
iese auch aufgezeigt werden.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr richtig!)


m Januar kam es endlich zu einem Gipfel der Europä-
schen Union mit einer Erklärung der Staatschefs, in der
usdrücklich die militärische Intervention als letztes
ittel zur Beseitigung von Massenvernichtungswaffen

m Irak gebilligt wurde. Hätten Sie diese Haltung von
nfang an vertreten, befänden wir uns heute nicht so






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
nahe an einem Krieg. Dass wir heute einem Krieg so
nahe sind, ist dem Versagen der Diplomatie zu verdan-
ken, ausdrücklich auch dem Versagen der deutschen Au-
ßenpolitik dieser Regierung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Peter Dreßen [SPD]: Pfui Deubel! Schämen Sie sich! – Joachim Poß [SPD]: Pfui! – Waltraud Lehn [SPD]: Dummes Zeug!)


Da Sie sich in Ihren Zwischenrufen so heftig dagegen
wehren, will ich einen Ihrer Genossen zitieren,


(Waltraud Lehn [SPD]: Das ist ja unglaublich, was Sie da machen, Herr Kollege!)


der sich heute auf europäischer Ebene zu diesem Thema
geäußert hat. Es handelt sich um den früheren Kollegen
in diesem Hause, Günter Verheugen. Ihr SPD-Kollege
hat als EU-Kommissar heute Vormittag der Europäi-
schen Union vorgeworfen, durch ihre Uneinigkeit in der
Irakfrage an politischem Gewicht zu verlieren. Er hat
festgestellt, der Einfluss Europas werde nicht geltend ge-
macht, weil alle wie ein Hühnerhaufen durcheinander
liefen. Genau das haben wir kritisiert. Ein besonders
schädliches Huhn, um in diesem Bild zu bleiben, war
diese Regierung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Unverschämtheit!)


Wir alle wollen keinen Krieg, sondern den Frieden.
Aber wir wollen auch Sicherheit in der Welt und wir
wollen nicht, dass ein Diktator in unserer unmittelbaren
Nachbarschaft im Besitz von Massenvernichtungswaffen
ist. Der irakische Diktator Saddam Hussein weigert
sich seit Jahren beharrlich, den einschlägigen Resolutio-
nen zur Entwaffnung des Iraks nachzukommen. Er hat
insgesamt gegen 17 Resolutionen der Vereinten Natio-
nen verstoßen und damit vielfach das Völkerrecht gebro-
chen. Der irakische Diktator ist nicht das Opfer, sondern
der Täter. Es ist mir wichtig, das in dieser Debatte zu be-
tonen, weil in der öffentlichen Diskussion mittlerweile
Opfer und Täter verwechselt werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Er ist ein Menschenverächter, der sein Volk unterdrückt,
vergewaltigt, mordet und – das muss leider festgestellt
werden – mit biologischen und chemischen Waffen gera-
dezu vergast. Alle, die sich einer Wertegemeinschaft zu-
gehörig fühlen, haben den Auftrag, geschlossen dem
irakischen Diktator entgegenzutreten. Wäre diese Ge-
schlossenheit der Völkergemeinschaft von Anfang an
gewahrt worden, statt sie von beiden Seiten des Atlan-
tiks infrage zu stellen, wären wir heute in einer besseren
Situation.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der irakische Diktator kann seinem Volk einen letzten
Dienst erweisen. Er kann ihm Freiheit und Frieden ver-
schaffen, indem er das Land verlässt.

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(C (D ir Freien Demokraten bedauern, dass die diplomatichen Bemühungen zur Lösung der Krise bislang nicht rfolgreich waren. Die Verantwortung für diese Situation iegt auf beiden Seiten des Atlantiks. Ich betone ausrücklich – wir haben das von Anfang an, mehrfach uch im Deutschen Bundestag, vertreten –: Ein – mögicherweise bevorstehender – militärischer Konflikt ohne lare Legitimation durch den Sicherheitsrat der Verinten Nationen kann nicht die Billigung der Freien Deokraten finden. ir haben uns stets am Völkerrecht orientiert. Wir wolen, dass wir in einem europäischen Bündnis, in einem ündnis der Völkergemeinschaft handeln. Deswegen alten wir an unserer Haltung auch nach dem Bush-Ultiatum fest: Wir lehnen jeden nationalen Alleingang hne entsprechende Resolution der Vereinten Nationen b. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Für die Freien Demokraten ist und bleibt der Sicher-
eitsrat die völkerrechtliche Legitimationsinstanz für
onfliktlösungen. Damit sind wir bei einer sehr sensib-

en Frage, über die auch außerhalb dieses Hauses von
itgliedern dieses Parlaments diskutiert wird, und zwar

icht nur von dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzen-
en der Grünen, Herrn Ströbele. Kollege Ströbele, der,
ie gesagt, immerhin stellvertretender Vorsitzender ei-
er Regierungsfraktion ist, vertritt die Auffassung, es
andle sich bei der geplanten Intervention um einen
völkerrechtswidrigen Angriffskrieg“.


(Zuruf von der SPD: Das haben Sie doch eben auch gesagt!)


Nein, Sie müssen genau zuhören, was gesagt wird. Das
ind nämlich ganz feine Unterschiede.

Ich würde mir als Oppositionspolitiker nicht anma-
en – gerade weil ich als Jurist weiß, wie unterschied-
ich das Völkerrecht in den einzelnen Ländern interpre-
ert wird; ich sehe am Nicken, dass die Experten das
enauso sehen –, die deutsche völkerrechtliche Mehr-
eitsmeinung zum alleinigen Maßstab für die Weltvöl-
errechtsmeinung erklären. Hier muss man vorsichtig
ein. Wir als Abgeordnete dürfen aber in einer solchen
ituation wie der jetzigen ein klares Wort der beiden
erfassungsminister erwarten. Ich möchte von der Jus-
zministerin und vom Innenminister von dieser Stelle
us hören, wie sie das bewerten; denn sie haben dem
arlament Rechenschaft abzulegen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ie sind für die Einhaltung der Verfassung zuständig.
on ihnen dürfen wir also erwarten, dass sie darlegen,
ie die Bundesregierung das bewertet. Sie haben gesagt,
uwarm komme man nicht weiter. Ich kann dazu nur

agen: Das richtet sich vor allen Dingen an die Adresse
er Regierung, die sich bisher vor einer klaren juristi-
chen Bewertung drückt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Wir müssen – das ist bereits angesprochen worden
und das wird weiterhin angesprochen werden – noch
über einen anderen Punkt reden. Es geht nicht nur um
unsere Kritik an dem Verhalten der deutschen Außenpo-
litik und der deutschen Diplomatie, sondern auch um
das, was uns möglicherweise konkret bevorsteht. Wir
entscheiden in dieser Woche über die Verlängerung eines
Mandats, das – wir alle hoffen, dass diese Einschätzung
richtig ist – weit sicherer ist als das, worüber wir im
Augenblick diskutieren. Herr Kollege Gerhardt und ich
haben Ihnen, Herr Bundeskanzler, das bereits in dem
gestrigen Gespräch dargelegt, zu dem Sie uns dankens-
werterweise eingeladen hatten, um uns zu informieren.
Es muss übrigens positiv erwähnt werden, dass es einen
solchen Gesprächsfaden wieder gibt. Ich appelliere an
Sie – ich hoffe, dass Sie das tun werden –, diesen Ge-
sprächsfaden fortzusetzen. Man kann zwar in solchen
Situationen wie der jetzigen vieles politisch unterschied-
lich bewerten. Aber wir alle haben dieselbe Ver-
pflichtung, nämlich das Beste für unser Land zu tun. Sie
können sich aber nicht lauwarm um die Frage herum-
drücken: Ist für den Einsatz deutscher Soldaten in
AWACS-Aufklärungsflugzeugen ein entsprechendes
Mandat dieses Parlaments notwendig oder nicht? Sie
müssen gegenüber dem Deutschen Bundestag verbind-
lich klarstellen, welches Mandat diese Soldaten haben
und wie die unkalkulierbaren Risiken aussehen, die sich
im Laufe eines solchen Mandats ergeben können. Das ist
keine akademische, sondern eine außerordentlich hand-
feste Frage, die uns natürlich auch in der Praxis beschäf-
tigen muss.

Alle Fraktionen haben Briefe von unseren Soldatin-
nen und Soldaten bekommen – einige haben hier diese
Debatte verfolgt –, in denen sie fragen, wie sich der
Deutsche Bundestag dazu stellt. Die Verfassungslage in
Deutschland ist klar: Die Bundeswehr ist eine Parla-
mentsarmee und keine Regierungsarmee. Die Verpflich-
tung jedes Abgeordneten ist, dafür zu sorgen, dass die
Soldaten nicht in eine unklare Situation geraten. Zu-
nächst einmal trägt jeder von uns – gleichgültig ob er der
Opposition, einer der Regierungsfraktionen oder der
Regierung angehört – Verantwortung gegenüber jedem
einzelnen Soldaten, der einen – im Zweifelsfall lebens-
gefährlichen – Auftrag wahrnimmt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Man darf Soldaten wegen eines solchen Auftrags nicht
in eine unklare Rechtslage schicken.

Ich verweise auf ein Schreiben, das mir unser Experte
Günther Nolting dankenswerterweise überlassen hat.
Dieses Schreiben hat eine Truppenkameradschaft aus
Geilenkirchen – sie stellt Mitglieder der Besatzung unse-
rer AWACS-Flugzeuge – an uns gerichtet. Angehörige
dieser Truppenkameradschaft schreiben uns, die deut-
schen Soldaten befänden sich aufgrund der direkten Un-
terstellung des Verbandes unter das NATO-Kommando
ohne entsprechenden Parlamentsbeschluss kurzfristig in
einem Kriegseinsatz, ohne dass die verfassungsmäßige
Grundlage eingehalten und damit die rechtliche Absi-
cherung gegeben sei.

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(C (D Wenn Sie eine Fürsorgepflicht gegenüber diesen Solaten empfänden und der Meinung wären, diese Soldaen könnten in Schwierigkeiten geraten, dann müssten ie sich dem Parlament stellen. Wir sind bereit, Ihnen as entsprechende Mandat zu geben, weil wir zu unseren oldaten stehen. Aber Sie dürfen diese Soldaten auf keien Fall in solche Schwierigkeiten bringen. Wir wissen och auch, warum Sie sich dem Deutschen Bundestag icht stellen wollen. Sie wollen das nicht, weil Ihre Reierung dann Probleme bekäme. Wir, die Abgeordneten, ürfen aber nicht zulassen, dass Soldaten in größte chwierigkeiten geraten, nur um Ihnen, Herr Bundesanzler, Schwierigkeiten mit Ihrer eigenen Koalition zu rsparen. Zu diesem Teil möchte ich zum Schluss Folgendes agen: Wir werden in einiger Zeit das, was Sie in diesen onaten getan haben, nicht danach bewerten, ob Sie timmungen entsprochen haben. Das war schließlich Ihr igentlicher Ansatz. Warum sonst haben Sie eine solche rage der nationalen Sicherheit auf einer Wahlkampferanstaltung in Goslar der Welt mitgeteilt? Es ist ein roßer Qualitätsverlust auf dem Feld der deutschen Auenpolitik, dass solche historischen Fragen auf Wahlampfveranstaltungen und nicht bei den Vereinten Na ionen oder in Brüssel behandelt werden. as ist unerträglich. Sie werden irgendwann zurückblicken und dann geht s nicht um die Frage, ob Sie Stimmungen entsprochen aben. Dann geht es auch nicht um die Frage, ob Sie eifall bekommen haben. Dann geht es nämlich um die ragen: Was hat Ihre Regierung konkret erreicht und wo st Ihre Regierung außenpolitisch tatsächlich angekomen? Ich fürchte – das ist nichts, worüber sich irgend emand in diesem Hause freut –, dass wir irgendwann uf diese Zeit zurückblicken und feststellen werden: Es am zu diesem Krieg, weil auch wir, die Deutschen, zur neinigkeit des Bündnisses beigetragen haben (Lothar Mark [SPD]: Das ist ein unglaublicher Vorwurf!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


nd wir damit den Druck von Saddam Hussein genom-
en haben. Wir werden feststellen: Dieser Krieg hat

tattgefunden; er hat Menschenleben gekostet und es
ilt, jedes Menschenleben zu betrauern. Wir werden fest-
tellen: Das NATO-Bündnis ist um Jahrzehnte zurückge-
orfen worden. Dasselbe gilt für unser Ziel einer ge-
einsamen europäischen Außen- und Sicherheitspolitik.

Ich komme am Schluss dieses Teils meiner Ausfüh-
ungen zu folgendem Ergebnis: Herr Bundeskanzler, Sie
aben dieses Land nicht nur wirtschaftspolitisch ruiniert,
ondern auch außenpolitisch in eine totale Sackgasse ge-
ührt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: So ein Schwachsinn!)


err Bundeskanzler, das muss Ihnen ins Stammbuch ge-
chrieben werden.






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Wir merken schon jetzt, wie sich die Vorzeichen ver-
ändert haben. In der öffentlichen Diskussion ist von
Achsen die Rede – übrigens auch von zahlreichen Ihrer
Kolleginnen und Kollegen –, und zwar von Achsen nicht
mehr im Sinne von Bündnis. Die Achse, die jetzt ge-
meint ist, ist Berlin–Paris als Alternative zur früheren
Achse mit Washington. Ich habe zu den Vereinigten
Staaten das kritisch gesagt, was gesagt werden muss.
Glauben Sie allen Ernstes, dass der deutschen Außen-
politik gedient ist, wenn eine Achse Berlin–Paris–Lon-
don–Washington durch eine Achse Paris–Berlin–Mos-
kau–Peking ersetzt wird? Das wird nicht funktionieren!
Man muss doch vorhersehen, was hiermit an histori-
schem Schaden angerichtet wird!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Peter Dreßen [SPD]: Was ist denn die Alternative?)


Jetzt merken wir, wie Sie sich einlassen. Ich kann die-
ses Kapitel etwas kürzen, weil wir schon am Freitag aus-
führlich darüber gesprochen haben.


(Zurufe von der SPD)


– Es ist sehr bemerkenswert, wie Sie dazwischenrufen.
Es ist manchmal bedauerlich, dass die Qualität Ihrer Zwi-
schenrufe nicht über die Fernsehgeräte zu den Zuschaue-
rinnen und Zuschauern vordringt. Dass man sich bei einer
solch ernsten Debatte so niveaulos einbringt, wie Sie das
tun, wäre ganz bestimmt auch unserem Volk peinlich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)


Wir merken jetzt, wie Sie sich darauf einrichten und
Ausreden bringen.


(Lothar Mark [SPD]: Sie sind nur destruktiv!)


Herr Bundeskanzler, Sie haben das am Freitag bereits in-
toniert. Bei der zweiten, der eigentlichen Regierungser-
klärung, die genauso länglich war wie Ihre, nämlich von
Herrn Clement, ist das präzise ausgeführt worden. Span-
nend ist es, als Abgeordneter einmal beide Regierungser-
klärungen genau nachzulesen; denn sie stehen in einer
interessanten Spannung zueinander. Sie machen jetzt ge-
nau das, was Sie in Wahrheit intellektuell nicht machen
dürfen: Sie finden schon jetzt die Begründung dafür,
dass Sie sowohl haushaltspolitisch als auch wirtschafts-
politisch alle Ihre Ziele, unsere Ziele, verfehlen werden.
Sie sagen schon jetzt – am Freitag haben Sie damit ange-
fangen; Herr Müntefering hat es wieder intoniert –: Wir
werden die Arbeitslosigkeit leider nicht so verringern
können – wegen der Weltlage. Wir werden die Stabili-
tätskriterien leider nicht einhalten können – wegen der
Weltlage. – Das hat mit der Weltlage nichts zu tun.


(Lothar Mark [SPD]: Sie wissen, dass das, was Sie sagen, nicht stimmt!)


Das hat auch mit Globalisierung nichts zu tun. Das hat
etwas mit schlechter Politik und vor allem auch etwas
mit katastrophalen Rahmenbedingungen für unsere Wirt-
schaft, verursacht durch die Bundesregierung, zu tun.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Nichts anderes werden Sie hier vortragen können; enn die anderen Länder in Europa kommen zurecht; sie aben bessere Ausgangsvoraussetzungen. Ach, Herr Kollege Eichel! Dass Sie auf der Regieungsbank an der Stelle empört aufschreien, kann ich achvollziehen. Aber wer in diesem Hause soll Ihnen ach den Versprechungen, die Sie vier Wochen vor der undestagswahl gemacht haben, noch irgendetwas abehmen, Herr Bundesfinanzminister? (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Walter Schöler [SPD]: 18 Prozent, Herr Westerwelle!)


(Zuruf des Bundesministers Hans Eichel)


as schenken Sie sich besser; das können Sie wirklich
insammeln.

Wir haben erreicht, dass wir über Wirtschaftspolitik
eden, und das muss auch erfolgen. Wir sagen Ihnen: Es
eicht nicht aus, dass Sie in der Wirtschaftspolitik nur
as machen, was Sie am Freitag angekündigt haben, wo-
ei Ihre eigenen Leute das, was Sie angekündigt haben,
chon wieder einrollen. Sie müssen mutiger werden.


(Walter Schöler [SPD]: „18“ hieß die Zahl! 18!)


ie müssen wirklich eine Ruck-Rede halten. Sie müssen
hren Worten auch Taten folgen lassen. Sie müssen end-
ich begreifen: Der Weg der Münteferings – da predigt

an in Wahrheit nur noch Klassenkampf –,


(Lachen bei der SPD)


er Weg, der in der Wirtschaftspolitik des 19. Jahrhun-
erts begründet ist, führt in der Moderne nicht weiter.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir brauchen in einer Dienstleistungsgesellschaft end-
ich moderne Strukturen auf dem Arbeitsmarkt. Wir
ürfen nicht mehr von Ihrem Weltbild des Hochofen-
rbeiters, der Dienstmagd und des Stallknechts ausge-
en. Das ist von gestern.

Deswegen brauchen wir niedrigere Steuern. Das
chafft auch höhere Staatseinnahmen. Wir brauchen ein
lexibles Arbeitsrecht. Das schafft Bewegung auf dem
rbeitsmarkt. Wir brauchen Privatisierung. Wir brau-

hen Subventionsabbau,


(Lachen bei der SPD)


nd zwar tatsächlich auch und gerade da, wo Sie sich
ehren, zum Beispiel bei der Kohle. Wenn wir dieses
and nicht von der bürokratischen Staatswirtschaft in
ine soziale Marktwirtschaft umwandeln, dann bleibt es
ei der Massenarbeitslosigkeit. Sie wird größer und
icht kleiner werden – leider.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deswegen werden wir uns auch mit denen unter Ihnen
useinander setzen und auseinander setzen müssen, die aus
en Gewerkschaften kommen; das sind 75 Prozent. Wir






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
haben im Deutschen Bundestag mittlerweile nicht mehr
das, was im Grundgesetz angelegt ist, nämlich einen fairen
Interessenausgleich der Tarifparteien. Wenn 75 Prozent
von Ihnen selber aus einer Gewerkschaft kommen, dann ist
der im Grundgesetz angelegte Interessenausgleich zwi-
schen den Tarifparteien in Wahrheit aufgehoben.


(Lachen bei der SPD)


Sie vertreten nicht mehr Arbeitnehmerinteressen, son-
dern Funktionärsinteressen. Wir von der Opposition ma-
chen mehr für Arbeitnehmer und Arbeitslose als Sie mit
Ihren roten Fahnen am 1. Mai.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Walter Schöler [SPD]: Dumm mit sieben m, Herr Westerwelle!)


Ich will zum Schluss noch eine aktuelle Bemerkung
aufgreifen, Herr Bundesinnenminister, die ebenfalls hier
hingehört – auch das muss in großer Klarheit und Nüch-
ternheit hier vorgetragen werden –: Wie Sie, Herr Bun-
desinnenminister, als Verfassungsminister gestern eine
Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes kommen-
tiert haben, nämlich als absurd, rechtsirrtümlich, falsch,
als Fehler, so etwas haben wir noch nicht erlebt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich sage Ihnen das in großer Klarheit, Herr Schily:
Sie, Herr Kollege Beck von den Grünen und leider auch
Herr Kollege Beckstein von der CSU haben das Verfah-
ren gegen die NPD von Anfang an angestrengt, und
zwar nicht aus juristischen, sondern aus politischen Op-
portunitätsgründen. Sie sind jetzt gescheitert. Deswegen
möchte ich Sie bitten, Ihr eigenes Versagen in der Pro-
zessführung nicht zu kaschieren, indem Sie jetzt das
höchste deutsche Gericht attackieren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir befinden uns in einer schwierigen Zeit; das wis-
sen Sie alle. Dass sich diese Debatte heute überwiegend
um Außenpolitik dreht, ist nahe liegend und nachvoll-
ziehbar. Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren,
wir stehen an einem solchen Tag natürlich auch vor einer
Generalbilanz dessen, was der Bundeskanzler mit seiner
rot-grünen Regierungskoalition zu verantworten hat.
Diese Regierungskoalition ist innenpolitisch, wirt-
schaftspolitisch, außen- und sicherheitspolitisch auf gan-
zer Länge gescheitert. Neuwahlen wären wirklich das
Beste für unser Land.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Walter Schöler [SPD]: 18 Prozent, Herr Westerwelle!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503401000


Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich dem
Abgeordneten Otto Schily.


Otto Schily (SPD):
Rede ID: ID1503401100


Herr Kollege Westerwelle, Sie haben mich persönlich
angesprochen, aber falsch zitiert. Ich habe nämlich nicht

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(C (D as Bundesverfassungsgericht kritisiert, sondern ich abe mir die Meinung der Mehrheit des Zweiten Senats es Bundesverfassungsgerichts zu Eigen gemacht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as muss in einer rechtlichen Auseinandersetzung mög-
ch sein.

Sie behaupten hier vor dem Deutschen Bundestag,
as Sie vorher bereits öffentlich erklärt haben, es seien
ir bei der Führung dieses Prozesses Fehler unterlaufen.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Natürlich! Wer ist denn sonst verantwortlich?)


Hören Sie doch einmal zu! – Ich wäre Ihnen dankbar,
enn Sie das konkretisieren würden. Konkretisieren Sie
as bitte! Diese Meinung der FDP ist interessant. Ich
abe immer respektiert, dass Sie die Auffassung vertre-
en haben – diese Auffassung kann man vertreten –, dass
an eine Partei nur politisch bekämpfen und nicht von

em Verbotsverfahren Gebrauch machen soll. Diese
einung habe übrigens auch ich ursprünglich vertreten.

ch habe mich dann auf der Grundlage der Erkenntnisse,
ie wir gewonnen haben, anders entschieden. Ich bin
uch heute noch der Meinung, dass eine Partei, die orga-
isierten Antisemitismus vertritt, in der deutschen Par-
eienlandschaft keinen Platz haben darf.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich wundere mich schon, dass Sie nicht das zitieren,
as die Mehrheit des Senats gesagt hat, dass es nämlich

uch um die Würde und um die Wahrung des Art. 1 des
rundgesetzes geht, sodass man von allen Möglichkei-

en Gebrauch machen sollte, die ein solches Verfahren
ietet.

Die Auffassung, die auch in einigen Kommentaren
um Ausdruck kommt, ein Verbotsverfahren könne nur
ann in Betracht gezogen werden, wenn die Exekutive in
orm der Verfassungsschutzbehörden des Bundes und
er Länder vor Einleitung eines Verfahrens und während
es Verfahrens auf die Beobachtung einer aggressiv ver-
assungsfeindlichen und antisemitischen Partei verzich-
et, halte ich schlicht für falsch; das stimmt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb ist das keine mangelnde Achtung vor dem
undesverfassungsgericht. An Respekt vor dem Bundes-
erfassungsgericht wird mich hier im Hause niemand
berbieten. Aber ich nehme mir die Freiheit, die Mehr-
eitsmeinung des Senats zu teilen und die Minderheits-
einung zu kritisieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503401200


Einen Moment, Herr Kollege Westerwelle. Der
ollege Christian Ströbele möchte auch noch eine






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse
Kurzintervention machen. Dann können Sie auf beide re-
agieren.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Präsident, meine Kurzintervention bezieht sich auf einen anderen Punkt!)


– Auf wen wollen Sie sich beziehen? Auf den Kollegen
Westerwelle?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, auf den Kollegen Westerwelle!)


– Wenn Sie sich auf den Kollegen Westerwelle beziehen
wollen, können Sie jetzt Ihre Kurzintervention machen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Westerwelle, Sie haben mich angespro-
chen und gesagt, ich würde deutsche Rechtsregeln bei
der Beurteilung internationaler Konflikte zugrunde le-
gen.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Das war ich!)


Deshalb möchte ich Ihnen sagen, wie es nach internatio-
nalen Rechtsregeln aussieht.


(Zuruf von der SPD: Der weiß das nämlich nicht! – Michael Glos [CDU/CSU]: Es ist kein Bezug da, Herr Präsident!)


Die Resolution der Generalversammlung der Vereinten
Nationen Nr. 3314 vom 14. Dezember 1974 definiert,
was eine internationale Aggression und was ein An-
griffskrieg sind. In Art. 1 steht ganz eindeutig:

Aggression bedeutet Anwendung von Waffenge-
walt durch einen Staat gegen die Souveränität, die
territoriale Unversehrtheit oder politische Unabhän-
gigkeit eines anderen Staates...

Dann kommt in Art. 2 ein wichtiger Satz:

Wendet ein Staat als erster Waffengewalt unter Ver-
letzung der Charta an, so stellt dies einen Beweis
des ersten Anscheins für eine Angriffshandlung dar
...

In Art. 5 heißt es:

Ein Angriffskrieg ist ein Verbrechen gegen den
Weltfrieden.

Herr Kollege Westerwelle, auch nach dieser Defini-
tion der Vereinten Nationen, die dafür die zuständige In-
stanz sind und das festgelegt haben, sage ich: Es handelt
sich, wenn morgen oder in den nächsten Tagen der Krieg
beginnen sollte, unter diesen Umständen um einen völ-
kerrechtswidrigen Angriffskrieg im Sinne des Grundge-
setzes und im Sinne der Resolution und der Definition
der Vereinten Nationen.

Herr Kollege Westerwelle, wir müssen uns mit diesem
ganz wichtigen Punkt auch hier im Deutschen Bundestag
auseinander setzen und dazu Stellung beziehen. Aber wir
sollten dabei nicht vergessen, dass – bei aller Auseinan-
dersetzung und auch bei unterschiedlicher Rechtsausle-
gung in diesen Details – das Wichtigere ist und auch in

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(C (D ukunft bleiben muss: Wie stehen wir zur Position der undesregierung, die auf die Verhinderung eines solchen rieges angelegt ist, die auf die Verhinderung dieses rieges in den letzten Monaten angelegt war und auf die erhinderung und Abkürzung dieses Krieges auch in Zuunft angelegt sein wird? Das ist die Grundsatzfrage. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Da vermisse ich von Ihnen in der Tat eine klare Stel-
ngnahme.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


ie, sowohl die CDU/CSU als auch die FDP, haben in
en letzten Monaten nichts unversucht gelassen, um der
undesregierung in dieser ganz wichtigen Grundsatz-

rage Knüppel zwischen die Beine zu werfen und alles
u tun, um die Position der Bundesregierung zu schwä-
hen. Darüber sollten Sie nachdenken. Sie selber müssen
rst einmal Tritt fassen und klar definieren: Stehen Sie in
ieser Frage hinter der Bundesregierung oder wollen Sie
ie Bundesregierung bei dieser wichtigen Arbeit weiter-
in diskreditieren und behindern?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503401300


Kollege Westerwelle, bitte schön.


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1503401400


Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Kollege Ströbele,
unächst eine Antwort auf Ihren Beitrag. Ich habe nicht
esagt, Sie hätten sich im Völkerrecht ausschließlich auf
ie deutsche Meinung – nach meiner Einschätzung: die
ehrheitsmeinung – berufen. Ich habe an der betreffen-

en Stelle auf einen Zwischenruf geantwortet. Ich will
hnen erläutern, was ich meine.

Ich habe ebenfalls im Staatsrecht meine Ausbildung
emacht.


(Zurufe von der SPD: Oh!)


Ich weiß gar nicht, was das Raunen soll. Wir von der
DP sind der Überzeugung, dass es auch in der Politik
icht schadet, wenn man mehr zu Ende gebracht hat als
ie Fahrschule.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch wusste nicht, dass man sich für eine Berufsausbil-
ung im Bundestag entschuldigen muss.


(Zurufe von der SPD)


Bei Ihnen ja. Das ist wahr.

Ich will mich mit Ihnen an dieser Stelle auseinander
etzen, Herr Kollege Ströbele. Ich habe gesagt: Wir Ab-
eordnete haben zunächst einmal ein Recht darauf, zu
rfahren, wie die beiden Verfassungsminister diesen
achverhalt bewerten;


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
denn diese Minister haben einen entsprechenden Appa-
rat mit Völkerrechtsjuristen. Sie müssen uns, den Mit-
gliedern des Deutschen Bundestages, gegenüber mittei-
len, ob die Auffassung, die Sie vertreten, die offizielle
Meinung der Bundesregierung ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Im Übrigen will ich Ihnen sagen: Alles, was Sie ge-
sagt haben, vertreten Sie bitte heute und morgen in Ihrer
Koalition; das müssen Sie uns doch nicht sagen. Wenn
Sie, Herr Kollege Ströbele, als Abgeordneter des Deut-
schen Bundestages zu dem Ergebnis kommen, dass das
ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg ist – wie Sie es
hier gesagt haben –, dann muss ich Ihnen sagen, dass Sie
dann, wenn Sie die Pflichten aus dem Grundgesetz ken-
nen, die Sie als einzelner Abgeordneter haben, Sie ent-
sprechend handeln müssen. Wenn Sie sagen, das sei ein
völkerrechtswidriger Angriffskrieg, dann haben Sie nach
dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland an-
dere Verpflichtungen, als sich einfach nur vor die Kame-
ras zu begeben, Herr Kollege Ströbele.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was Sie machen, reicht nicht. Das weiß auch jeder, der
hier sitzt. Ich würde mir nicht herausnehmen, an der Stelle
die Situation so zu bewerten. Ich würde vielmehr abwar-
ten wollen – das ist schon immer Tradition in diesem
Hause gewesen, beispielsweise Anfang der 90er-Jahre,
damals mit anderer Rollenverteilung –, damit die Regie-
rung als erste das Wort bekommt und ihre juristische und
völkerrechtliche Meinung darlegen kann. Dann werden
wir unsere Meinung öffentlich äußern. Andersherum
kann es nicht gehen.

Nun zum dem, was Sie, Herr Kollege Schily, ange-
sprochen haben. Sie machen es sich zu einfach, wenn Sie
sagen, Sie hätten die Mehrheit des Senates auf Ihrer
Seite. Warum ging es überhaupt um die Verfahrensein-
stellung? Warum konnte es überhaupt zu dieser Ent-
scheidung kommen? – Weil Sie schlampig geklagt ha-
ben, Herr Kollege Schily,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


und weil Sie im Laufe des Verfahrens von einem Fehler
nach dem anderen überrascht worden sind.

Wir sind die einzige Fraktion in diesem Hause, die
dieses Verfahren ganz klar abgelehnt hat. Deswegen ma-
chen Sie uns bitte keine Vorwürfe. Was haben wir uns
von Ihnen beschimpfen lassen müssen! Wir sind von
zahlreichen Mitgliedern der Koalitionsfraktionen – bei-
spielsweise von Herrn Stiegler und von Herrn Beck – als
Anwälte und Freunde der Nazis in die rechtsradikale
Ecke gestellt worden. Wir haben von Anfang an gesagt:
Die NPD ist eine widerwärtige Partei. Man muss sie po-
litisch bekämpfen, juristisch geht das schief.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D ir haben leider – „leider“ betone ich doppelt und dreiach – Recht behalten, weil es genau so gelaufen ist. Herr Präsident, da ich auf zwei umfangreiche Kurznterventionen zu verschiedenen Themen eingehen uss, will ich noch eine letzte Bemerkung machen. Herr ollege Schily, wenn wir uns darin einig sind, dass man en Rechtsradikalismus, übrigens auch den Linksextreismus, in Deutschland politisch bekämpfen muss, dann öchte ich, dass Sie Ihre Entscheidungen der letzten ünf Jahre, mit denen Sie die Zuschüsse des Bundes für ie politischen, demokratischen Stiftungen einschließich der Bundeszentrale für politische Bildung stetig zuückgeführt haben, (Walter Schöler [SPD]: Da sind Sie falsch informiert! Völlig falsch!)


ieder aufheben. Mehr politische Bildung ist in diesen
eiten gefragt und nicht weniger. Auf diesen Punkt ein-
ugehen wäre eine angemessene Antwort von Ihnen in
er Haushaltsdebatte gewesen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1503401500


Ich erteile das Wort Kollegin Krista Sager, Bünd-
is 90/Die Grünen.


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503401600


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Wir haben uns am letzten Freitag sehr ausgiebig
it den innenpolitischen Herausforderungen befasst.
uch morgen werden wir über die Wirtschafts- und Ar-
eitsmarktpolitik sprechen und streiten, so wie wir ges-
ern über die Haushaltspolitik gesprochen und gestritten
aben. Ich denke, die Bürgerinnen und Bürger haben ein
echt darauf, dass wir uns hier in der Generaldebatte auf
as Thema eines bevorstehenden Irakkrieges konzen-
rieren. Denn dieses Thema treibt die Menschen in die-
em Land um und beunruhigt sie.

Dazu sage ich eines, meine Damen und Herren von
er Opposition: Wir werden auch darüber sprechen müs-
en, worin wir uns nicht einig sind. So einfach, wie Sie,
err Westerwelle und Herr Glos, es sich heute hier ge-
acht haben, so einfach kann man es sich in dieser
rage nicht machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as war wirklich billig. Dazu kann ich nur feststellen:
ie Art und Weise, wie Sie hier wochen- und monate-

ang in der Irakpolitik herumlaviert haben, halten wir
olitisch für zu leicht, auch Sie, Herr Glos. Sie sind ge-
ogen und für zu leicht befunden worden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


enn man sich Ihre Irakpolitik anschaut, dann kommt
an zu dem Ergebnis: Eine Slalomstrecke ist im Ver-

leich dazu ein Vorbild an Geradlinigkeit. Im Vergleich
it Ihrer Irakpolitik ist ein Halm im Wind so stabil wie






(A) )



(B) )


Krista Sager
Stahlbeton. Das muss man feststellen, wenn man sich
Ihre Politik hier anschaut.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Schwacher Vergleich! Wer hat Ihnen diesen Vergleich aufgeschrieben?)


Die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land haben
ein tiefes Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit. Die
Menschen sind in diesen Tagen bedrückt und bestürzt.
Viele empfinden wohl auch Wut und Enttäuschung.
Aber eines betone ich ganz deutlich: Wut darf jetzt unser
Handeln nicht bestimmen. Deswegen finde ich es gut,
dass es zahlreiche Beispiele für ein echtes Mitgefühl mit
den Menschen im Irak, mit den Menschen in dieser Re-
gion gibt.

Ich sage aber auch: Dieses Mitgefühl muss ebenso die
Menschen in den USA einschließen, die heute aufgrund
der tiefen Verletzungen im Zusammenhang mit den Er-
eignissen des 11. September 2001 meinen, dass die USA
ein Vorrecht hätten, jenseits jeder internationalen Ord-
nung und jeder internationalen Regelung zu handeln.
Auch wenn man diese Position für falsch hält, müssen
wir die Gefühle dieser Menschen in unser Mitgefühl ein-
beziehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der FDP: Schwacher Beifall!)


Bei den notwendigen Entscheidungen, die wir jetzt
treffen müssen, werden wir uns nicht von denjenigen ir-
ritieren lassen, die völkerrechtliche Diskussionen instru-
mentalisieren möchten, um der Bundesregierung nur ein
Stöckchen hinzuhalten, um von ihren eigenen Problemen
abzulenken. Wir werden uns davon leiten lassen, dass es
jetzt auch darauf ankommt, die internationalen Struktu-
ren und die internationale Ordnung zu restabilisieren.
Das ist der Maßstab unserer Politik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden einen Krieg erleben, der unnötig, nicht
gerechtfertigt, falsch und überflüssig ist. Wir werden
diesen Krieg nicht verhindern können, so fatal dies auch
ist. Wir werden einen Krieg erleben, der gegen die Mehr-
heit im Sicherheitsrat, gegen die Mehrheit der Bevölke-
rung in der Europäischen Union und gegen den Willen
von Millionen Menschen in dieser Welt geführt wird.

Wir werden einen Krieg erleben, zu dem es eine Al-
ternative gibt. Das ist das besonders Fatale: Es gibt eine
Alternative zu diesem Krieg. Das ist die Fortsetzung der
Abrüstung des Iraks mit friedlichen Mitteln.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dieser Krieg ist eben nicht das letzte Mittel, Herr Glos,
sondern offensichtlich ein gewolltes Mittel, weil man
sich für eine falsche Strategie entschieden hat. Er ist ein
gewollter Krieg, weil der Weg, der gangbar gewesen
wäre, die Fortsetzung der Arbeit der Waffeninspekteure,

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(C (D illentlich abgebrochen und beendet worden ist. Das äre nicht notwendig gewesen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es ist eine Tatsache, zu der Sie heute keine Stellung
ezogen haben, dass die Bedrohung, die vom Irak hätte
usgehen können, noch nie so gering war wie heute. Es
st eine Tatsache, zu der Sie heute keine Stellung bezo-
en haben, dass die internationale Kontrolle des Irak
och nie so stark gewesen ist wie im Moment. Es ist fer-
er eine Tatsache, zu der Sie heute keine Stellung bezo-
en haben, dass die Arbeit der Waffeninspekteure erfolg-
eich gewesen ist, dass die Waffeninspekteure selber
esagt haben, dass sie erfolgreich arbeiten und dass ihre
rbeit nicht zu Ende ist. Es wäre notwendig gewesen,
iese Arbeit fortzuführen. Gerade auf der Basis des Ar-
eitsprogramms von Blix wäre das eine gute Perspektive
ewesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat
n diesem Konflikt immer eine klare Haltung gehabt. Sie
at unermüdlich für einen Strategiewechsel in Richtung
uf eine friedliche Lösung gearbeitet. Das ist richtig ge-
esen. Die Bundesregierung hat das nicht getan, weil sie
en grausamen Charakter des Regimes im Irak überse-
en hat, und sie hat es nicht getan, weil sie das Leid der
pfer dieses Regimes übersehen hat, sondern sie hat es
etan, weil sie die massiven Risiken und Gefahren dieses
rieges gesehen hat.

Ich werfe der Opposition in diesem Hause vor, dass
ie sich mit diesen Gefahren und Risiken bis zum heuti-
en Tage nicht ernsthaft auseinander gesetzt hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


s besteht ja nicht nur das Risiko für die zahllosen un-
chuldigen Opfer. Das allein ist schon schlimm genug,
enn man eine Alternative zum Krieg hat. Es besteht
och auch die Gefahr der zunehmenden Destabilisierung
ieser Region. Es besteht doch auch die Gefahr, dass die
ntiterrorallianz auseinander bricht. Es besteht auch die
efahr, dass der Terrorismus mehr Zulauf bekommt und
icht weniger. Es besteht auch die Gefahr, dass funda-
entalistische Bewegungen möglicherweise pro-westli-

he Regierungen hinwegfegen können. Der Islamismus
at infolge dieses Konfliktes in Pakistan schon jetzt Zu-
auf bekommen. Es ist doch eine Gefahr, dass Funda-
entalisten tatsächlich in den Besitz von Massenver-

ichtungswaffen und auch in den Besitz der Atombombe
eraten können.

Wir müssen auch überlegen, was es für die Sicherheit
n der Welt heißt, wenn so genannte Schurkenstaaten
ich anschauen, wie der Irak und wie Nordkorea behan-
elt werden. Da besteht doch die Gefahr, dass ein Land
ie der Iran erst recht versuchen wird, an die Bombe
eranzukommen. Diese Bemühungen werden nicht we-
iger werden, wenn hier von der US-Regierung von
ornherein gesagt wird: Wir verfolgen eine Präventiv-






(A) )



(B) )


Krista Sager
kriegsstrategie, um die arabische Region zu ordnen und
Schurkenstaaten aufzumischen. Das führt nicht zu mehr
Stabilität und nicht zu mehr Sicherheit in der Welt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, die größte Gefahr von al-
len ist doch die, dass die Menschen in der islamischen
und in der arabischen Welt den Eindruck bekommen, es
solle ein christlicher Kreuzzug gegen sie eröffnet wer-
den, es gehe hier um eine Konfrontation der Kulturen.
Ich bin froh, dass Millionen Menschen auf der Welt ge-
gen diesen Krieg demonstriert haben, und ich bin auch
ausgesprochen dankbar dafür, dass der Papst sich so ein-
deutig gegen diesen Krieg positioniert hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dadurch besteht die Chance, dass die Menschen in der
islamischen und in der arabischen Welt erkennen, dass es
hier nicht um einen Kreuzzug und nicht um einen Kon-
flikt der Kulturen geht.

Ich bin auch besonders dankbar für den Einsatz der
Bundesregierung.


(Beifall des Abg. Lothar Mark [SPD])


Die Bundesregierung hat viel Respekt bekommen für ih-
ren Einsatz für eine friedliche Lösung. Sie hat mit ihrem
Einsatz für eine friedliche Lösung aber auch deutlich ge-
macht, dass es hier nicht um einen Konflikt der Kulturen
geht, sondern dass auch in der westlichen Welt, in der
christlichen Welt, Menschen in diesem Krieg Unrecht
sehen und ihn verhindern wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir sind in Europa als unmittelbare Nachbarn der is-
lamischen Welt auch unmittelbar betroffen. Es ist doch
eine Lehre des alten Europa, dass man mit seinen unmit-
telbaren Nachbarn in Frieden und in Sicherheit leben
muss und dass das nur eine gemeinsame Sicherheit und
nicht eine Sicherheit gegen die anderen sein kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, jetzt werfen wir einmal ei-
nen Blick auf die Motive der Opposition. Die Motive
der Bundesregierung habe ich dargestellt; es sind ehren-
werte und gute Motive, auch wenn sie letztlich nicht er-
folgreich gewesen ist.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Aber welches sind die Motive der Opposition?

Die FDP erklärt uns, sie lehne den Krieg ab, weil er
wahrscheinlich ohne UN-Legitimation geführt werden
solle. In derselben Erklärung hat sie sich zu dem Ziel des
Regimewechsels positiv geäußert. Ich frage die Vertreter
der FDP, wie sie sich zu diesem Krieg verhalten hätten,
wenn es eine UN-Resolution gegeben hätte, die diesen

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(C (D rieg legitimiert. Diese Frage haben Sie hier nicht bentwortet. (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Die wäre doch damit beantwortet worden!)


ie haben sich zu dem Ziel des Regimewechsels und da-
it auch zu der Strategie eines Präventivkriegs, der zu

iesem Regimewechsel führen soll, positiv geäußert.
as Einzige, was Sie stört, ist, dass es keine UN-Resolu-

ion gibt, die das legitimiert. Das müssten Sie den Men-
chen aber auch einmal so deutlich sagen; denn damit er-
lären Sie im Grunde genommen, Sie hätten sich im
icherheitsrat für eine kriegslegitimierende Resolution
ingesetzt, wenn Sie dazu Gelegenheit gehabt hätten.
as wäre in Bezug auf Ihre Position die Wahrheit gewe-

en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Herr Westerwelle, das hätte ich von Ihnen wirklich er-
artet, zumal Sie sagten, man hätte sich hier für die Ein-
eit Europas besonders stark machen sollen. Welche
inheit Europas meinten Sie denn? Wäre das nicht die
inheit Europas auf Grundlage der Position von Tony
lair gewesen? Darüber hätten Sie den Menschen hier

einen Wein einschenken müssen. So viel zu dem von Ih-
en gebrauchten Begriff „lauwarm“! Was Sie hier gesagt
aben, stellte in Wirklichkeit eine lauwarme politische
rklärung dar, weil Sie die entscheidende Antwort
chuldig geblieben sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Meine Damen und Herren, die FDP ist in dieser Frage
ieder nur in einer einzigen Hinsicht berechenbar: Sie
ängt ihr Fähnchen wie immer in den Wind.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Am 13. März letzten Jahres forderte Herr Westerwelle
ie Bundesregierung auf, unverzüglich in Washington
egen einen möglichen US-Angriff auf den Irak zu
ntervenieren. Im März letzten Jahres forderte er
ußenminister Fischer auf, zügigst – also nicht erst

m April, sondern noch im März – nach Washington
u fahren,


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das wäre auch besser gewesen!)


nd begründete dies damit, dass die deutsch-amerikani-
che Freundschaft es auch verlange, gegen Amerika of-
ene kritische Worte zu finden. Zugleich erklärte er im

ärz letzten Jahres, er habe den Eindruck, dass sich die
undesregierung bereits mit einem Alleingang der USA
egen den Irak abgefunden habe. Schließlich verlangte
r, Fischer müsse in den USA klar machen, dass die
uropäer ein militärisches Vorgehen gegen Saddam
ussein ablehnten. – Soweit Herr Westerwelle im März
tzten Jahres.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)







(A) )



(B) )


Krista Sager
Im Herbst letzten Jahres hat er dann behauptet, die
Bundesregierung habe sich viel zu früh festgelegt. Was
ist denn das für eine Position!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Herr Westerwelle, ich habe in den letzten Monaten nicht
erkennen können, in welchem europäischen Hühnerhof
Sie am liebsten mitgegackert hätten. Das war ganz offen-
sichtlich unklar.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Bei Ihnen ist nur auf eines Verlass: Sie sind wendig wie
ein Wetterhahn und schwankend wie ein Rohr im Wind.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Ihr Redenschreiber gehört in ein Rhetorikseminar! Wer macht denn solche Vergleiche? Frau Sager, schämen Sie sich! Sie blamieren sich doch!)


Im März letzten Jahres sind Sie für ein bisschen Frieden
eingetreten, im Herbst für ein bisschen Krieg und heute
sind Sie für ein bisschen „Ich weiß nicht mehr recht“.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das Einzige, was bei Ihnen immer sicher ist, ist, dass
Sie bei jeder Gelegenheit den Versuch machen werden,
der Bundesregierung ein neues Stöckchen hinzuhalten.
Aber Stöckchen-Hinhalten ist kein Ersatz für eine ver-
antwortungsvolle politische Position in einer so wichti-
gen Frage.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Überboten wurde dieses traurige Bild der FDP in den
letzten Monaten in der Tat nur


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Von den Grünen!)


von dem traurigen Bild, das die CDU/CSU abgeliefert
hat, allen voran ihre Vorsitzende Angela Merkel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Über Herrn Stoiber muss man schon fast kein Wort
mehr verlieren. Im Wahlkampf hat er sich mit der Forde-
rung überschlagen, im Falle eines Krieges müsse es ein
Überflugverbot geben. Wir wissen inzwischen, dass Herr
Stoiber für viele Überraschungen gut ist, sicher auch in
der Zukunft.


(Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Genau!)


In der Irakfrage hat er sich wie ein Hase im Zickzack
durch die Furchen bewegt. Man musste ja schon Angst
haben, dass Herr Stoiber aus Versehen auf dem Schoß
von Christian Ströbele landet. Das ist Christian Ströbele
zum Glück erspart geblieben.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Michael Glos [CDU/CSU]: Das neh g h C E a g d a u n w E g S d t s g d W b w f d m g W a m a M g g N C m r (C (D men Sie sofort zurück! Er setzt sich bei keinem Mann auf den Schoß! Schämen Sie sich!)


Herr Glos, Sie haben heute hier von Geradlinigkeit
esprochen. Der Einzige, der sich in den letzten Tagen
albwegs geradlinig geäußert hat, ist der saarländische
DU-Ministerpräsident Peter Müller.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Auch das nehmen Sie sofort zurück! Der Mann äußert sich selten geradlinig!)


r hat gesagt, die Position „Egal was passiert, wir stehen
n der Seite von Amerika!“ sei nicht seine Haltung. Aber
enau dies ist in den vergangenen Wochen und Monaten
ie Haltung von großen Teilen der CDU gewesen. Vor
llen Dingen war es die Position von Angela Merkel.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: Das nehmen Sie zurück! – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: Sie sind eine Dreckschleuder!)


Frau Merkel, an Ihrer Position ist wirklich peinlich
nd beschämend, dass Sie zu feige sind, den Bürgerin-
en und Bürgern reinen Wein über das einzuschenken,
as Sie wirklich wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Michael Glos [CDU/CSU]: Sie müssten „Unsäglich“ heißen, nicht Sager!)


s ist peinlich und unerträglich, wie Sie bis zum gestri-
en Tage herumgeeiert sind. Gestern haben Sie gesagt,
ie unterstützten das Ultimatum der USA. Es bedurfte
reier Nachfragen, was das denn bezogen auf Ihre Hal-
ung zum Krieg bedeutet. Dann haben Sie endlich ge-
agt, ja, Sie unterstützten das Ultimatum mit allen Fol-
en. Das ist aber wirklich zu wenig, wenn es darum geht,
en Bürgerinnen und Bürgern die Wahrheit zu sagen.
arum stellen Sie sich nicht hin und sagen ehrlich: Ich

in dafür, dass die Arbeit der Waffeninspekteure beendet
ird, ich bin dafür, dass an die Stelle der Arbeit der Waf-

eninspekteure der Krieg gegen den Irak tritt. – Das ist
ie Frage, um die es geht. Da hätten Sie ehrlich sein
üssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Joachim Poß [SPD]: Frau Merkel drückt sich!)


Meine Damen und Herren, wir haben in der Vergan-
enheit manch schwierige Frage beantworten müssen.
ir haben uns mancher Auseinandersetzung gestellt und

uch in schwierigen Fällen Verantwortung übernom-
en: in der Kosovo-Frage, in der Afghanistan-Frage,

uch in der Frage, wie man eine weitere Eskalation in
azedonien verhindern kann. Wir haben uns diesen Fra-

en gestellt und auf all diese Fragen klare Antworten ge-
eben, genauso wie wir jetzt zum Irakkrieg ganz klar
ein sagen. Eine solch klare Aussage aber ist von der
DU eben nicht gekommen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)


Frau Merkel, Sie haben in den letzten Wochen gebets-
ühlenartig gesagt, eine zweite Resolution wäre hilf-

eich. Verschwiegen haben Sie aber, dass diese zweite






(A) )



(B) )


Krista Sager
Resolution, um die es die ganze Zeit schon ging, von den
USA und Großbritannien als kriegslegitimierend ver-
standen worden wäre. Als Sie gesagt haben, eine zweite
Resolution wäre hilfreich, hätten Sie für die Bürgerinnen
und Bürgern klar hinzufügen müssen: Ja, ich, Angela
Merkel, würde im Sicherheitsrat einer kriegslegitimie-
renden Resolution zustimmen. – Diese klare Antwort
sind Sie den Bürgerinnen und Bürgern schuldig geblie-
ben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie haben wochen- und monatelang versucht, den
Eindruck zu erwecken, die Bundesregierung sei mit ihrer
Haltung zum Irakkrieg isoliert. Ich frage Sie: Wen, glau-
ben Sie, vertreten Sie mit Ihrer Position eigentlich noch
in diesem Land? Sie haben landauf, landab verkündet,
Sie hätten den Eindruck, dass die Bundesregierung iso-
liert sei, und zwar zu einem Zeitpunkt, als sich die Bun-
desregierung mit aller Kraft bemüht hat, der Arbeit der
Waffeninspekteure eine Chance zu geben. Ohne die
deutsch-französische Initiative hätte es im Sicherheitsrat
nicht die Haltung gegeben, der Arbeit der Waffenin-
spekteure die Zeit und die Ressourcen zu geben, die sie
gebraucht haben. Ohne die deutsch-französische Initia-
tive hätte es keinen Beschluss der EU-Außenminister
und keinen Beschluss der europäischen Regierungschefs
gegeben, die damit bewirken wollten, dass es durch die
Arbeit der Waffeninspekteure zu einer friedlichen Ab-
rüstung kommt.

Und was haben Sie gemacht? – Sie haben diese Bemü-
hungen hintertrieben. Sie sind durch Ihre Anbiederei in
den USA der Bundesregierung in den Rücken gefallen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dabei haben Sie ganz genau gewusst, worum es in dieser
Frage geht; das ist für mich das eigentlich Schlimme. Sie
können sich nicht damit herausreden, Sie hätten nicht ge-
wusst, worum es geht. Sie haben bei Ihrem Handeln im-
mer das innenpolitische Kalkül gehabt, das Sie der Bun-
desregierung versucht haben unterzuschieben.


(Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Was?)


Sie haben gehofft, dass die Bundesregierung im
UNO-Sicherheitsrat am Ende mit Syrien alleine dasteht.
Sie waren tief enttäuscht, als sich gezeigt hat, dass der
Sicherheitsrat nicht aus einem Haufen käuflicher Länder
besteht, sondern dass die Länder – das gilt auch für die
kleinen Länder und die Länder Lateinamerikas und Afri-
kas – Rückgrat gezeigt haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es wäre Ihnen am liebsten gewesen, wenn das eingetre-
ten wäre, von dem viele ausgegangen sind, nämlich dass
diese Länder am Ende nationalen, strategischen, mate-
riellen und finanziellen Interessen den Vorrang gegeben
hätten.

Sie haben bei der Frage, was die Wahl der richtigen
Strategie in Bezug auf den Irak angeht, von Anfang an

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(C (D ewusst, worum es geht. Herr Schäuble hat das Thema m Anfang der Legislaturperiode angesprochen und hat ier ganz deutlich gesagt, es habe nach dem 11. Septemer in den USA einen Strategiewechsel gegeben dahin ehend, Präventivkriege führen zu wollen, um so geannte Schurkenstaaten unter Kontrolle zu bringen und iese als Brückenköpfe für eine politische Neuordnung er arabischen Welt zu nutzen. (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Das soll ich gesagt haben?)


r hat weiter gesagt – das können Sie nachlesen –, man
üsse sich mit dieser Strategie der USA auseinander

etzen.


(Abg. Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Die Bundesregierung hat sich – im Gegensatz zu Ih-
en – mit dieser Strategie auseinander gesetzt und hat
estgestellt, dass sie hoch gefährlich ist. Deswegen ha-
en wir uns dieser Strategie nicht angeschlossen und
erden es auch nicht tun. Sie dagegen haben sich mit
ieser Strategie nicht auseinander gesetzt, obwohl Sie
enau wussten, worum es geht. Jetzt haben Sie sich im
runde zu Helfershelfern gemacht, indem Sie sagten,
ie teilten das Ultimatum mit allen Konsequenzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503401700


Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen
chäuble?


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503401800


Ja.


Dr. Wolfgang Schäuble (CDU):
Rede ID: ID1503401900


Frau Kollegin Sager, ich möchte Sie nach der Beleg-
telle für das Zitat fragen, das Sie mir eben in den Mund
elegt haben. Ich bin einigermaßen überrascht, welche
emerkenswerten Ausführungen ich nach dem, was Sie
esagt haben, gemacht haben soll. Ich kenne diese nicht
nd wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir die Belegstelle
ierfür nennen würden.


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503402000


Herr Schäuble, ich habe Sie nicht zitiert.


(Lachen bei der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Eine Unverschämtheit! – Michael Glos [CDU/CSU]: Schämen Sie sich!)


Hören Sie bitte zu! – Ich habe Sie nicht zitiert, sondern
abe lediglich gesagt, dass Sie in dieser Debatte auf
iese entscheidende Frage hingewiesen haben. Das habe
ch im Protokoll nachgelesen und ich bin gerne bereit,
hnen diese Stelle herauszusuchen.

Im Herbst letzten Jahres haben Sie gesagt, es gebe in
en USA vor dem Hintergrund der Ereignisse des






(A) )



(B) )


Krista Sager
11. September eine Strategiedebatte, die in Richtung
eines Präventivkriegs gehe.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Das hört sich etwas anders an!)


Mit dieser Strategie müsse man sich auseinander setzen.
Das haben Sie sogar eingefordert. Aber Sie selber haben
das, was Sie gefordert haben, nicht erfüllt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Und obwohl Sie sich mit dieser Strategie nie ernsthaft
auseinander gesetzt haben, sind sie ihr im Grunde ge-
nommen jetzt hinterhergelaufen. Das ist das Schlimme.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503402100


Gestatten Sie eine zweite Zwischenfrage des Kolle-
gen Schäuble?


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503402200


Ja.


Dr. Wolfgang Schäuble (CDU):
Rede ID: ID1503402300


Frau Kollegin Sager, nachdem ich jetzt doch beruhigt
bin, dass ich offenbar etwas ganz anderes gesagt habe als
das, was Sie gerade vorgetragen haben,


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nein! – Zuruf von der SPD: Richtig zuhören!)


möchte ich Sie gerne fragen, ob Sie bereit sind, zu bestä-
tigen, dass ich sinngemäß Folgendes gesagt habe: Die
Fragen, die sich die Amerikaner stellen, nämlich was zu
tun ist in einer Zeit, in der die auf gegenseitige Vernich-
tungsfähigkeit gegründete Abschreckungsstrategie des
Kalten Krieges nicht mehr ausreicht, um in der globali-
sierten Welt des 21. Jahrhunderts Sicherheit zu gewähr-
leisten, müssen wir aufnehmen?


(Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein anderes Thema!)


Ob die Antworten, die die Amerikaner geben, richtig
sind, ist eine ganz andere Frage. Mit den Fragen müssen
wir uns aber beschäftigen.


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503402400


Herr Schäuble, das, was ich zuerst gesagt habe, haben
Sie offensichtlich nicht wahrnehmen können, weil Sie
noch in Ihre Akte vertieft waren.


(Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Ich habe genau zugehört! – Michael Glos [CDU/ CSU]: Im Gegensatz zu Ihnen kann er blättern und zuhören!)


Tatsache ist, dass ich immer gesagt habe: Ich finde es
richtig, dass Sie die Frage bezüglich der Auseinanderset-
zung mit der amerikanischen Regierungsstrategie aufge-
worfen haben. Ich sage nur: Die Bundesregierung hat

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(C (D ich damit auseinander gesetzt und eine Antwort gefunen, während die CDU/CSU darauf zunächst keine Antort gegeben hat. Jetzt haben Sie eine fatale Antwort geeben, weil Sie diese Präventivschlagstrategie offensiv nterstützen, indem Sie sich zu diesem Ultimatum und einen Folgen bekennen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Herr Schäuble, ich will Ihnen auch gerne etwas zu
em, was Sie angesprochen haben, sagen. Natürlich
üssen wir uns mit der veränderten Sicherheitslage in

er Welt auseinander setzen. Ich habe gerade gesagt,
ass die Bundesregierung das sehr deutlich getan hat,
dem sie sich mit den Risiken der jetzigen Präventiv-

chlagstrategie auseinander gesetzt hat. Der Fehler – auch
er US-amerikanischen Regierung – in dieser Frage ist
och, dass übersehen wird, dass man den internationalen
errorismus nicht durch Erstschläge gegen so genannte
churkenstaaten bekämpfen kann, weil es beim Terroris-
us nicht um Staaten, sondern um international operie-

ende Netzwerke geht. Die entscheidende Frage wird
ein, ob diese Netzwerke durch das, was wir in der Welt
etreiben, stärker oder schwächer werden. Diese Frage
aben Sie falsch beantwortet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Meine Damen und Herren, wir werden uns aber auch
amit auseinander setzen müssen, wie es jetzt weiterge-
en soll. Natürlich ist es fatal, dass hier ein Alleingang
orgenommen wird, jenseits der internationalen Struktu-
en und der internationalen Ordnung. Natürlich ist es
uch fatal, dass die einzige militärische Supermacht auf
er Welt alleine über Krieg und Frieden entscheidet. Ich
age eines aber ganz deutlich: Gerade weil wir nicht ak-
eptieren, dass die einzige militärische Supermacht auf
er Welt alleine über Krieg und Frieden entscheidet,
üssen wir jetzt verstärkt daran arbeiten, die internatio-

alen Strukturen zu stabilisieren. Das heißt, wir müssen
n den Fortschritten in der europäischen Integration
art arbeiten. Vor allen Dingen mit Blick auf die osteuro-
äischen Staaten ist das unbedingt notwendig. Die euro-
äische Integration kann nicht erfolgreich fortgesetzt
erden, wenn wir das NATO-Bündnis als eine Basis da-

ür nicht stabilisieren. Deswegen ist es auch richtig, dass
ie Bundesregierung all ihre Entscheidungen, die sie
etzt zu treffen hat, auch unter dem Gesichtspunkt trifft,
b die internationalen Strukturen stabilisiert oder desta-
ilisiert werden.

ir werden den Dialog über die Sicherheitslage in der
elt verstärkt führen müssen, mit den europäischen Ge-

ellschaften, mit den USA und mit den Menschen in den
SA. Wir werden darüber reden müssen, dass am

llerwenigsten eine interkulturelle Gesellschaft wie die
SA Konflikte der Kulturen unbeschadet überstehen
ann. Das halte ich für eine zentrale Aufgabe in dem
ialog, der uns bevorsteht. Wir müssen den Menschen in
en USA deutlich machen, dass wir das Leid und den
chock, den sie am 11. September erlebt haben, nicht
erkennen, dass dies aber nicht die Ausgangsbasis dafür
ein kann, Leid über die Menschen in anderen Ländern






(A) )



(B) )


Krista Sager
zu bringen. Das kann nicht die richtige Strategie sein.
Wir werden auch darüber reden müssen, dass das Leid,
das die Menschen in den USA am 11. September erlebt
haben, für eine politische Strategie von Kräften in der
US-Administration missbraucht wurde, die ihre politi-
sche Strategie schon längst vor dem 11. September fest-
gelegt hatten.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Es war mir klar, dass Herr Ströbele hierbei klatscht! Das ist hanebüchen!)


Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten
das umsetzen müssen, was der Bundeskanzler am
Freitag als Programm der Regierung dargestellt hat. Wir
wissen, dass vieles von dem, was wir uns vorgenommen
haben, den Menschen in diesem Lande etwas abverlan-
gen wird. Wir wissen, dass dies nicht alles nur frohe Bot-
schaften sind. Aber ich sage klar und deutlich: Wir wer-
den diese Schritte gehen müssen, um unsere sozialen
Sicherungssysteme zukunftssicher zu machen. Wir wer-
den diese Schritte gehen müssen, um die Lohnnebenkos-
ten senken zu können und um Chancen für mehr Be-
schäftigung zu schaffen.

Es geht nicht darum, eine dauerhafte Ausgrenzung
von Menschen in diesem Land einzig und allein mate-
riell zu kompensieren. Uns geht es darum, den Men-
schen in diesem Land wirklich die Chance auf Teilhabe
und Beschäftigung zu geben. Das ist das Ziel unserer
Politik und unserer Reformen. Aber wer glaubt, bei der
Verkündigung solcher Schritte „Bravo“ rufen und klat-
schen zu müssen, der sollte seine Neigungen vielleicht
lieber in irgendwelchen SM-Szenen statt in der Politik
ausleben.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Wohin bitte? Sind Sie bereit, das zu erklären? – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Was ist das? – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ist das irgendwelcher Schweinkram? Wo ist die denn zu Hause?)


Die Umsetzung wird nämlich nicht immer sehr ange-
nehm sein, aber sie ist eben notwendig.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/ CSU]: Ich lasse mich nicht in einen SM-Laden schicken, auch wenn ich nicht weiß, was das ist! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Mit ihr schon gar nicht!)


Mit Blick auf die CDU/CSU sage ich: Was wir erlebt
haben, ist ein buntes Schauspiel. Frau Merkel hat erklärt,
der Bundeskanzler müsse endlich einmal konkret wer-
den. Am Freitag war der Bundeskanzler konkret. Aber
wir müssen feststellen, dass dies die CDU/CSU kalt er-
wischt hat. Kaum wird es in diesem Lande einmal kon-
kret, laufen Sie umher wie ein aufgeschreckter Hühner-
haufen: Merkel gegen Stoiber, Stoiber gegen Merkel,
Seehofer gegen Stoiber, Wulff und von Beust auf der
Seite von Seehofer und Merkel, Koch und Schäuble für
Stoiber.

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(C (D (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ströbele gegen Sager, Sager gegen Ströbele, Fischer gegen Sager, Fischer gegen Ströbele! – Michael Glos [CDU/CSU]: Machen Sie sich keine falschen Hoffnungen!)


ein Mensch in diesem Lande kann noch erkennen, wo-
in Sie mit Ihrer Politik wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Besonders interessant fand ich die Meldung von dpa,
ie Fraktion der CDU/CSU sei der Tanker und der Vor-
itzende der CSU, Herr Stoiber, sei das Schnellboot. Ich
ls Hamburgerin habe mich darüber gewundert und ge-
ragt: Wenn man einem großen Boot helfen will, in ei-
em schwierigen Gewässer den Kurs zu finden, dann ist
in Bugsierer oder ein Schlepper besser. Ein Schnellboot
ringt in diesem Falle nichts. Herr Stoiber hat sich offen-
ichtlich das Schnellboot ausgesucht, weil er den Tanker
chnell einholen, entern und die Brücke besetzen will.
ei Ihnen wollen offensichtlich viel zu viele auf die Brü-
ke. Nur diejenige, die auf der Brücke steht, weiß nicht,
o es lang geht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


olange Sie sich in der CDU/CSU nicht geeinigt haben,
b Sie nun ein Schub-Schub-Verband oder ein Schub-
chlepp-Verband sein wollen, so lange sollten Sie von
iner großen Fahrt Abstand nehmen. Ich befürchte, dass
ei Ihnen niemand das Kapitänspatent besitzt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503402500


Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Romer?


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503402600


Nein. – Ich möchte Ihnen zum Schluss meiner Rede
inen guten Tipp aus der christlichen Seefahrt geben,
eil Sie ihn offensichtlich bitter nötig haben. In der

hristlichen Seefahrt gibt es eine sichere Regel, an die
an sich auch in der Politik halten sollte: Rot und Grün
arkieren das sichere Fahrwasser. Schwarz und Gelb

ind die Markierungen für Gefahren und Untiefen, da-
on sollte man sich fernhalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Gefahr und Untiefen für die Regierung!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503402700


Es spricht jetzt der Herr Bundeskanzler Gerhard
chröder.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Gerhard Schröder (SPD):
Rede ID: ID1503402800


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Frau Merkel hat den Wunsch geäußert – was ich
verstehe –, nach mir zu reden; deswegen haben wir die
Geschäftsführer um Entschuldigung dafür gebeten, dass
wir ihre Spielchen beenden wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Ein wahrer Staatsmann!)


Das Thema ist wichtig genug. Es kann kein Zweifel
daran bestehen: Ein Krieg im Irak wird immer wahr-
scheinlicher. Wir haben von Anfang an – das ist in dieser
Debatte auch deutlich geworden – unsere feste Überzeu-
gung klar gemacht, dass wir einen solchen Krieg verhin-
dern wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben das in den internationalen Gremien zum Aus-
druck gebracht und auch gegenüber der Öffentlichkeit in
diesem Hohen Hause wiederholt deutlich gemacht. Ich
freue mich natürlich über die große Unterstützung, die
diese Position sowohl von der Regierungskoalition als
auch vom deutschen Volk erfährt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Gerade in Europa, zumal in Deutschland, hat sich tief
in das kollektive Bewusstsein der Menschen eingegraben
– das ist von Generation zu Generation weitergegeben
worden –, was Krieg für die Menschen bedeutet. Viel-
leicht liegt hier ein Unterschied in unserer Herangehens-
weise: Auch das gehört dazu, neben dem, was Frau Sager
– ganz eindrucksvoll, wie ich fand – eben dargestellt hat,
als sie über das Mitgefühl mit denjenigen gesprochen hat,
die als Folge der Ereignisse vom 11. September politisch
handeln und handeln müssen. Auch wenn ich das unter-
streiche – dies bringt uns nicht ab von unserer festen und
eindeutigen Position. Ich fand es aber gut und richtig,
dass sie auch auf diesen Teil der politischen und mensch-
lichen Dimension hingewiesen hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mit den politischen Entscheidungen, die wir getroffen
haben und von denen wir nichts abstreichen werden, ha-
ben wir alle miteinander für Klarheit gesorgt. Ich hoffe,
die Union wird das jetzt in gleicher Weise tun. Ich füge
aber hinzu: Wir brauchen auch Besonnenheit in der Ar-
gumentation. Emotionen – sie werden uns, aber nicht nur
uns, sondern ganz viele Menschen im Land in den
nächsten Tagen alle miteinander beschäftigen –, so ver-
ständlich sie angesichts des Bevorstehens oder gar des
Beginns eines Krieges bei jedem sein mögen, dürfen das
politische Handeln nicht dominieren. Das gilt nach au-
ßen und ich hoffe, das gilt auch nach innen.

Die Positionen von Regierung und Opposition sind
kontrovers. Das schafft Klarheit, aber wir sollten uns zu-
sammennehmen und alle unseren Beitrag dazu leisten,
dass die Debatte bei aller notwendigen Polemik, die gar

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(C (D icht ausbleiben wird, fair verlaufen wird. Ich denke, das st die Erwartung angesichts der schwierigen Situation er übergroßen Mehrheit der Menschen in unserem and. Wir müssen dieser Erwartung gerecht werden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch sagte: Die Bundesregierung bleibt bei ihrer Haltung.
ir lehnen ein militärisches Vorgehen gegen den Irak

b. Die ganz normale Konsequenz ist, dass sich deutsche
oldaten an Kampfhandlungen nicht beteiligen werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ies gilt sowohl für die deutschen Soldaten in den
WACS-Flugzeugen als auch für die deutschen ABC-
bwehrkräfte in Kuwait.

Dieses Thema wird, wie das auch hier angeklungen
st, in den nächsten Tagen natürlich kontrovers und aus
erschiedenen Perspektiven diskutiert werden. Bevor ich
twas zur Sache sage, will ich deutlich machen: Ich fand
s richtig, dass darauf hingewiesen worden ist – ich
laube sogar, es war Herr Ströbele, der es getan hat –,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das kann selten richtig sein!)


ass die Frage von Krieg und Frieden die zentrale Frage
st, mit der wir uns auseinander setzen müssen. Es geht
n erster Linie – immer noch und immer wieder – um die
rage, was wir dabei tun können, und nicht um die Dis-
ussion über unterschiedliche Meinungen – die es nun
inmal gibt – zu Fragen des Völkerrechts.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die NATO-AWACS-Flugzeuge führen über dem Ter-
itorium der Türkei Routineflüge durch. Dies geschieht
uf der Basis der Entscheidung des Verteidigungspla-
ungsausschusses der NATO vom 19. Februar 2003. Ihre
usschließliche Aufgabe ist die strikt defensive Luft-
aumüberwachung über der Türkei. Sie leisten – das geht
us den Rules of Engagement hervor – keinerlei Un-
erstützung für Einsätze im oder gegen den Irak. Durch
ie Zuordnung der AWACS-Flugzeuge zum Befehlsbe-
eich des NATO-Oberbefehlshabers Europa, also des
ACEUR, ist eine strikte Trennlinie zu den Aufgaben
es Kommandeurs des US Central Commands, des ame-
ikanischen Generals Franks, gezogen. Übrigens verfügt
err Franks – so ist mir von unseren Fachleuten mitge-

eilt worden – für Militäroperationen gegen den Irak
ber fast 100 eigene US-AWACS-Flugzeuge.

Räumlich getrennt von diesen und mit gänzlich unter-
chiedlichem Auftrag überwachen also die NATO-Flug-
euge unter dem Kommando des NATO-Oberbefehlsha-
ers Europa den Luftraum über der Türkei und sichern
hn. Hier liegt der Grund, warum wir davon überzeugt
ind, dass es dazu keines Beschlusses des Deutschen
undestags bedarf.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Das seht ihr falsch!)







(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder
– Herr Schäuble, auf Ihren Zwischenruf bezogen: Ich
habe gesagt, wir seien davon überzeugt. Ich habe nicht
gesagt, Sie seien davon überzeugt. Wir sind davon über-
zeugt, dass das richtig ist, und dieser Überzeugung wer-
den wir auch Rechnung tragen.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie sind von sich überzeugt, sonst nichts!)


Auch die Aufgaben der deutschen ABC-Abwehrsol-
daten sind klar begrenzt. Sie handeln auf der Basis eines
Beschlusses des Deutschen Bundestags – anders wäre es
auch nicht möglich –, nämlich auf der Basis des Be-
schlusses zu Enduring Freedom, wie Sie wissen. Dieses
Mandat, das der Deutsche Bundestag gegeben hat, ist ein-
ziger und ausschließlicher Auftrag dieser Kräfte. Auch
sie werden sich an Einsätzen gegen den Irak nicht betei-
ligen. Bestandteil dieses Mandats für Enduring Freedom
ist allerdings auch die humanitäre Hilfe in Kuwait. Daher
führen die deutschen ABC-Abwehrsoldaten zusammen
mit kuwaitischen Stellen auch entsprechende Übungen
durch. Noch einmal zur Klarstellung: Dafür gibt es ein
Mandat in all den Punkten, in denen es benutzt wird.
Dazu bedarf es deshalb auch keines neuen Mandats.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich noch ein Wort zur Frage der Siche-
rung amerikanischer Einrichtungen, zur Nutzung der Ba-
sen und zu den Überflugrechten sagen.

Unsere Position zum Irakkrieg – ich habe sie noch
einmal erläutert – haben wir politisch klar definiert. Aber
diese klare Position, die sich von der unserer Bündnis-
partner – jedenfalls von jener der Vereinigten Staaten
und Großbritanniens – unterscheidet, ändert nichts da-
ran, dass es sich um Bündnispartner und befreundete Na-
tionen handelt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zu diesem Bündnis, zur NATO, gehören Rechte und
Pflichten. Diesen Pflichten, die sich aus dem NATO-Ver-
trag und den verschiedenen Stationierungsabkommen er-
geben, werden wir auch jetzt Rechnung tragen.


(Beifall des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])


Das ist der Grund, warum ich von Anfang an gesagt
habe: Es mag zwar unterschiedliche völkerrechtliche
Positionen geben, aber vor dem Hintergrund unserer
Bündnisverpflichtungen werden wir die Nutzung der
Basen weiter gestatten, Überflugrechte nicht versagen
und natürlich die Anlagen unserer Freunde und, soweit
nötig, auch ihrer Familien schützen und sichern.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang etwas un-
terstreichen, das ich bereits öffentlich zum Ausdruck ge-
bracht habe. Selbstverständlich ist es in einer Zeit zuge-
spitzter internationaler Situation – was gibt es für eine
größere Zuspitzung als einen Krieg im Nahen Osten, im
Irak und um den Irak? – besonders wichtig, den Men-
schen in unserem Lande deutlich zu machen, dass die

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(C (D icherheitsorgane unseres Landes – des Bundes wie uch der Länder – keinen Zweifel daran aufkommen lasen werden – das wird sicherlich jede politische Führung nabhängig von ihrer parteipolitischen Färbung klar steln –, dass alles Menschenmögliche getan wird, um die icherheit der eigenen Bevölkerung zu gewährleisten. as ist auch der Fall. Ich bitte ausdrücklich um Verauen in die Sicherheitsorgane und in diejenigen, die die icherheit unseres Landes und damit auch der Menschen unserem Land gewährleisten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In der Debatte ist – ein bisschen durchsichtig – ver-
ucht worden, in der Frage nach den Ursachen Ursache
nd Wirkung zu verwechseln. Ich will mich zu dieser
rage aus guten Gründen nicht weiter äußern.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das sollten Sie aber!)


ber darüber nachdenken sollten Sie schon noch einmal,
err Westerwelle.


(Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Sie auch!)


enn ich halte es für absurd, Ursache und Wirkung in die-
er Form zu verwechseln. Im Übrigen sollten Sie – auch
as ist Ihnen eindrucksvoll vorgehalten worden – sich
arum bemühen, das nachzulesen, wozu Sie die Bundes-
egierung noch im März und im Sommer vergangenen
ahres aufgefordert haben


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Zu Recht!)


nd mit welcher Begründung Sie dies getan haben.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Völlig zu Recht!)


ann würden Ihnen viele Ihrer Worte, die Sie so großspu-
ig ausgesprochen haben, im Hals stecken bleiben. Des-
en bin ich mir ganz sicher, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Lesen Sie einmal Ihre eigene Rede!)


Im Übrigen rate ich Ihnen dringend, sich in diesen
ragen gelegentlich bei Herrn Genscher, dem früheren
ußenminister, kundig zu machen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Heute Morgen geschehen! – Lachen bei der SPD)


ann würden Sie auf erstaunliche Gedanken stoßen, die
uch bereits öffentlich geäußert worden sind.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist heute Morgen geschehen! – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nichts gelernt!)


Dass das heute Morgen geschehen ist, hat man aber
icht gemerkt. Das war das Problem.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder
Es ist dann auf die Situation in Europa hingewiesen
worden. Natürlich wäre es gut gewesen, wenn man nicht
nur, aber auch in dieser Frage bereits eine Außenpolitik
in Europa gehabt hätte. Natürlich wäre es gut gewesen,
wenn es gelungen wäre, diese in Europa insgesamt zu
verankern, gar keine Frage. Hier hat es gewiss Fest-
legungen gegeben, auch von uns, aber keineswegs nur
von uns und keineswegs nur öffentlich, sondern auch
hier. Ich finde, hierhin gehört es, oder etwa nicht?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Natürlich begann mit der offiziellen Erklärung der
Fünf, der sich später viele der Beitrittsländer angeschlos-
sen haben, eine erkennbare politische Differenz in der
Bewertung der Sache, über die wir jetzt reden. Es ist
doch gar keine Frage, dass das so war. Das gilt nicht nur
für den Brief der Fünf, sondern auch für das, was von
verschiedenen Regierungen der Beitrittskandidaten un-
terschrieben worden ist, gar keine Frage. Aber man
sollte auch verstehen, dass es wenig Sinn macht, sich
noch jetzt darüber zu beklagen. Es hat schon Sinn ge-
macht, das auszusprechen, was der französische Präsi-
dent gesagt hat, nämlich darauf hinzuweisen, dass Eu-
ropa nicht nur Rechte materieller und immaterieller Art
begründet, sondern auch Pflichten mit sich bringt. Das
war schon in Ordnung. Ich denke, dafür sollte man ihn
nicht kritisieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Man muss auch verstehen, warum in bestimmten Län-
dern so und nicht anders gehandelt worden ist. Dort hat
man größere Schwierigkeiten, als wir sie – Gott sei Dank –
in Deutschland haben, Souveränitätsrechte abzutreten,
die man so lange so schmerzlich entbehrt hat. Wir hatten
dazu 50 Jahre Zeit, die anderen noch nicht einmal zwölf.
Diesen Zusammenhang muss man sehen, wenn man das
bewertet, was in Polen, in Tschechien und in anderen
Ländern geschehen ist. Deswegen bleibt die Aufgabe be-
stehen, während und erst recht nach einer militärischen
Auseinandersetzung dafür zu sorgen, dass diese Differen-
zen geduldig, aber auch nachhaltig eingeebnet werden.
Auch das ist ein Teil der europäischen Politik, die wir ma-
chen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zu dem heute Morgen hier angeklungenen Vorwurf,
Deutschland habe es in letzter Zeit an europäischem
Engagement gemangelt: Wenn ich gelegentlich Rück-
schau auf Debatten über Außenpolitik und speziell auf
die Vorwürfe halte, die uns wegen mangelndem sorg-
samem Umgang im deutsch-französischen Verhältnis ge-
macht worden sind, dann wundert mich schon gelegent-
lich die Debatte, die gerade jetzt auch von Ihnen, Herr
Schäuble, geführt wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich erinnere mich noch an die Zeit, als Sie sich – so
wurde das genannt – am Stottern des deutsch-französi-

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(C (D chen Motors im wahrsten Sinne des Wortes delektiert aben. Jetzt, wo er ganz rund läuft, passt es Ihnen auch ieder nicht. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


s ist schon etwas merkwürdig, wie Sie Außenpolitik
ach jeweiliger Befindlichkeit zu formulieren versuchen.
ch jedenfalls kann nichts Schlechtes daran finden, dass
ir zusammen mit unseren französischen Freunden und
it anderen intensivst dafür gearbeitet haben, eine mili-

ärische Auseinandersetzung im und um den Irak zu ver-
indern,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


nd dass wir weiter intensivst dafür arbeiten, dass das
uch geschieht.


(Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Das Gegenteil haben Sie erreicht!)


Das Gegenteil haben wir erreicht? Was Europa angeht:
s gab eine Zeit, in der Sie durch das Land gezogen sind
nd behauptet haben, wir hätten uns in Europa und erst
echt im Weltsicherheitsrat vollständig isoliert. Davon
ann indessen wirklich keine Rede sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


s ist doch wohl eher Ihre Politik als unsere, die, so wie
ie Dinge liegen, im Weltsicherheitsrat keine Mehrheit
inden würde. Auch das sollten Sie gelegentlich einmal
ur Kenntnis nehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich kehre zum Thema Europa zurück. Man kann und
an darf der deutschen Bundesregierung keine Vorwürfe
achen, was ihr Engagement für Europa und speziell für

ie Erweiterung Europas angeht, die für die baltischen
taaten, für die Polen, für die Tschechen und für die an-
eren, die ich jetzt nicht alle aufführen will, so wichtig
st. Es sind Frankreich und Deutschland gewesen, die im
erbst in Brüssel mit dem schwierigen und gelegentlich

uch kritisierten Agrarkompromiss dafür gesorgt haben,
ass wir in Kopenhagen eine wahrhaft historische Ent-
cheidung treffen konnten, die dazu führt, dass auch in
uropa zusammenwächst, was zusammengehört. Das
aren doch französische und deutsche Politik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Natürlich wissen wir, dass diese beiden Länder auf
ieser Basis eine besondere Verantwortung dafür haben,
ass der Integrationsprozess, also insbesondere das,
as im Konvent beraten wird, die Neuordnung der Be-

iehungen der Institutionen in Europa ein wirklicher Er-
olg wird. Dafür werden wir ungeachtet der Schwierig-
eiten, die es aktuell gibt, arbeiten. Es wird sich sehr
ald zeigen, dass die französisch-deutsche Zusammen-
rbeit in diesem Fall wieder einmal im Zentrum dessen
teht, worum es geht.






(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder
Wenn Deutschland und Frankreich besonders eng zu-
sammenarbeiten, dann werden wir – ich weiß das wohl –
gelegentlich von dem einen oder anderen Kollegen dahin
gehend kritisiert, diese Zusammenarbeit bestimme in
Europa zu viel voraus. Aber wenn wir nicht besonders eng
zusammenarbeiteten – so sind jedenfalls meine Erfahrun-
gen –, dann werden wir dafür kritisiert, dass wir es nicht ge-
tan haben. Insofern glaube ich, dass die französisch-deut-
sche Zusammenarbeit auch bezogen auf die europäische
Einigung – ich erinnere an die bevorstehenden weiteren
Schritte zur Integration – von riesigem Wert ist. Deswegen
bin ich froh, dass diese Zusammenarbeit gerade zu Zeiten
einer schweren Krise so gut gestaltet werden konnte.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich aus einem bestimmten Grund auf
eine Frage zu sprechen kommen, die hier insbesondere
am letzten Freitag eine Rolle gespielt hat und die in die
eigentlichen Beratungen des Bundeshaushalts natürlich
hineinragt. Ich möchte deutlich sagen: Die Inhalte dessen,
was ich am letzten Freitag unter dem Motto Agenda 2010
vorgestellt habe, werden wir Punkt für Punkt umsetzen.
Ich bin den und dem Vorsitzenden der Koalitionsfraktio-
nen für ihre Unterstützung sehr dankbar.

Es kommt mir darauf an, dass klar wird: Wir lassen
nicht zu, dass der Prozess der Umsetzung durch die – ge-
genwärtig so schwierige – internationale Lage infrage
gestellt wird. Es ist gerade in einer schwierigen Zeit ganz
wichtig, nicht aufzuhören, den Reformprozess voranzu-
bringen. In einer solchen Zeit muss die Arbeit vielmehr
eher noch verstärkt werden. Das begreife jedenfalls ich
als unsere Aufgabe, als die gemeinsame Aufgabe von
Regierung und Koalition.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der drohende Irakkrieg darf nicht als Ausrede dafür
benutzt werden, den Reformprozess, der skizziert wor-
den ist, zu verzögern oder gar in Teilen nicht zu realisie-
ren. Das Gegenteil ist richtig: Gerade in einer schwieri-
gen Zeit brauchen wir diese Reformen und wir werden
dafür sorgen, dass sie realisiert werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: Sie nutzen den Windschatten! Das kommt wieder zu krass!)


Es geht dabei um Strukturreformen. Was die Nachfrage-
seite betrifft, geht es um das, was unter dem Stichwort
„öffentliche Investitionen“ deutlich geworden ist. Ich
unterstreiche, was der Vorsitzende der SPD-Fraktion hier
zu den kommunalen Investitionen gesagt hat: Es ist
richtig, dass wir den Kommunen mit den 7 Milliarden
Euro, die wir an zinsverbilligten Krediten zur Verfügung
stellen wollen, helfen. Genauso richtig ist es, dass sie die
Möglichkeit behalten oder erhalten müssen, diese Kre-
dite auch in Anspruch zu nehmen; denn nur dann werden
sie in Arbeit umgesetzt werden können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Deswegen war es ein großer Fehler – ich unterstreiche as; übrigens: mehr und mehr wird das auch in den Länern eingesehen, bei aller denkbaren Kritik an Einzelheien des Steuerreformgesetzes, das dem Bundesrat voriegt –, diesen Teil des Gesetzes nicht zu akzeptieren, ondern abzulehnen, weil das die Basis der Kommunen ür die Realisierung ihrer Aufgaben nicht stärkt, sondern chmälert. Diese Verantwortung werden Sie auf sich ehmen müssen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben deutlich gemacht – der Bundesfinanzmi-
ister hat es in der gestrigen Debatte gesagt –, dass wir
iesen Prozess eben nicht durch mehr Verschuldung fi-
anzieren. Zugleich haben wir aber auch klar gesagt,
ass die Antwort auf eine sich möglicherweise verschär-
ende ökonomische Lage – niemand von uns hofft das –
icht prozyklische Politik sein darf. Sondern für den
all, dass sich Wachstumserwartungen, die wir im Ein-
lang mit allen wichtigen und großen Instituten formu-
iert haben, so nicht realisieren lassen, aus welchen
ründen auch immer, müssen die automatischen Stabi-

isatoren wirken, damit es eben nicht zu einer Verschär-
ung der Situation kommt, die anderswo ihre Ursachen
at. Was der Finanzminister dazu gesagt hat, gilt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Natürlich müssen wir sowohl im Kreis der Finanzmi-
ister im Ecofin-Rat – niemand kann ernsthaft etwas da-
egen haben – als auch am Freitag – ich gehe jedenfalls
avon aus – oder jedenfalls im April im Kreis der Staats-
nd Regierungschefs darüber reden, dass wir dann, wenn
in Krieg im Irak schwerwiegende ökonomische Folgen
ür die Wirtschaft in Europa und für die Wirtschaft der

itgliedstaaten hat, auch eine faire Debatte mit der
ommission darüber führen müssen, was die Alternative
t.


(Zurufe von der CDU/CSU: Aha!)


abei geht es niemandem darum, den Stabilitätspakt ein-
ach wegzudrücken, sondern es geht darum, auf seiner
asis unter Umständen nötige und vernünftige Entschei-
ungen zu treffen. Die werden wir dann in aller Offen-
eit auch hier im deutschen Parlament diskutieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Bei all den Fragen, die die Sozialstaatlichkeit
eutschlands betreffen, ist deutlich geworden, was
irklich das Ziel dessen ist, was wir vorhaben. Auch da
ann ich an das anschließen, was hier bereits diskutiert
urde. Es geht uns darum, unter radikal veränderten
konomischen Bedingungen in Deutschland, in Europa
nd in der Welt, häufig zusammengefasst – nicht falsch
usammengefasst – unter dem Stichwort der Globalisie-
ung, die Substanz von Sozialstaatlichkeit zu erhalten.
em dienen diese Maßnahmen. Nichts anderem dienen

ie. Das halten wir auch fest.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder
Deshalb kommt es darauf an, auf dem Arbeitsmarkt
eine neue Balance zwischen der Sicherheit der Beschäf-
tigten einerseits und der Notwendigkeit der Flexibilität
der Unternehmen andererseits zu finden. Das werden wir
mit den Maßnahmen, die der Bundesminister für Wirt-
schaft und Arbeit zum Kündigungsschutz, zur Frage des
Zusammenlegens von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe
sowie auch zur Frage der Dauer des Bezuges von Ar-
beitslosengeld dargestellt hat, anstreben und auch Positi-
ves erreichen. Ich bitte Sie darum, dies nicht aufzuhal-
ten, sondern dabei mitzuhelfen.

Das Gleiche gilt genauso für die anstehende große
Reform, die wir im Gesundheitswesen brauchen. Dabei
geht es darum, die Strukturen marktnäher zu machen.
Dabei kann sich aber nicht jeder das heraussuchen, was
er gern hätte, sondern da gilt es, die Marktnähe auch
dann gemeinsam durchzusetzen, wenn die Klientel, die
von mangelnder Marktnähe bisher etwas hatte, an der ei-
nen oder anderen Stelle einmal aufschreit. Es geht da-
rum, auch dies gemeinsam durchzusetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Natürlich wissen wir, dass wir im Leistungskatalog
etwas verändern müssen. Das haben wir gesagt und das
werden wir auch tun, genauso wie es am Freitag darge-
stellt worden ist.

Ich habe sehr genau dem zugehört, was der bayeri-
sche Ministerpräsident, Herr Stoiber, dazu gesagt hat.
Darüber müssen wir dann ernsthaft reden. Als es beim
Thema Abbau von Überbürokratisierung, um mehr Be-
wegung zu schaffen, um die Handwerksordnung ging,
war auf einmal nicht mehr die Rede vom Abbau der Bü-
rokratie und von mehr Flexibilität,


(Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


sondern man hat sich eingegraben und gefordert, dass in
diesem Bereich alles so bleibt, wie es ist. Dazu werden
Sie etwas sagen müssen. Wir werden Sie dazu auffor-
dern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mir kommt es darauf an, dass Folgendes deutlich
wird. Bei der Reformdebatte hat sicher der eine oder an-
dere Nachholbedarf, gar keine Frage. Aber das Ganze
immer nur auf der einen Seite des Hauses abzuladen, das
ist, wie sich an der Diskussion über die Handwerksord-
nung gezeigt hat und weiter zeigen wird, ein großer Feh-
ler. Das geht Sie in gleicher Weise an und das wird sich
sehr bald herausstellen.

Schließlich und letztlich:


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist sehr interessant, sich anzuschauen, wie die unter-
schiedlichen Positionen zu dem, was wir am Freitag dis-
kutiert haben, gestaltet worden sind, welcher Verband
und welche Gewerkschaft sich zu welcher Frage wie ge-
äußert hat. Man kann das kurz und präzise zusammen-

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(C (D assen: Den einen ging es nicht weit genug und den aneren ging es zu weit, und zwar in fast allen Fragen. Die efahr, die ich sehe und der wir gemeinsam entgegentre en müssen und werden, ist nun, dass eine Blockade daurch entsteht, dass sich die unterschiedlichen Kräfte sousagen gegenseitig aufheben. Das wäre fatal, meine amen und Herren. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine herzliche Bitte an die, die es angeht, auch die-
enigen, die Öffentlichkeitsarbeit betreiben, ist: Selbst
enn einem ein einzelner Schritt im Sinne des Ganzen
nd der notwendigen Bewegung nicht weit genug geht,
ollte man sich einmal herablassen, diesen Schritt zu be-
rüßen und zu unterstützen.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Das tun wir doch!)


enn nämlich die Gefahr der Selbstblockade durch die
nterschiedlichen Maximalpositionen nicht überwunden
ird, dann besteht in der Tat die Gefahr, dass am Ende
eniger herauskommt, als unser Land braucht. Das müs-

en wir verhindern und das wird die Koalition verhin-
ern.

Deswegen können Sie sich vorstellen, dass ich für die
nterstützung dankbar bin, die in diesem Prozess so-
ohl am Freitag als auch heute deutlich geworden ist.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: Herr Bundeskanzler, die haben das Aufstehen vergessen!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503402900


Das Wort hat jetzt die Fraktionsvorsitzende der CDU/
SU, Angela Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1503403000


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die De-
atte zum Etat des Bundeskanzlers findet in diesem Jahr
n einer besonderen Zeit statt. Jeder vernünftige Mensch
n diesem Lande und auch in diesem Hause hat ein Ziel:
r möchte Krieg und militärische Aktionen vermeiden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir alle – mir geht es jedenfalls so, ebenso vielen
olleginnen und Kollegen in unserer Fraktion und, wie

ch glaube, auch in anderen Fraktionen – halten deshalb
n diesen Stunden den Atem an. Wir sind betroffen, dass
ie Wege, die zu einer friedlichen Lösung hätten führen
önnen, vielleicht in einer Sackgasse enden. Wir sind
oller Sorge um die Menschen im Irak, um die Soldatin-
en und Soldaten und um die Sicherheit.

Wir sind auch unsicher, ob vielleicht andere Länder,
b unser Land von Anschlägen betroffen ist. Ich weiß ge-
au wie Sie alle in diesem Hause, dass gerade die älteren






(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel
Bürgerinnen und Bürger in unserem Lande Sorge und
Angst haben, weil sie persönlich, anders als ich, Krieg
erleben mussten.

Auch das Gefühl des Ärgers und der Fassungslosig-
keit darüber, dass der Westen, dass die demokratischen
Länder sich über diese Sache so haben zerstreiten müs-
sen, kommt dazu. Es gibt die Hoffnung, dass, wenn der
Krieg nicht zu vermeiden ist, er wenigstens wenig Opfer
kostet und schnell vorbei ist. Ich glaube, wir Politiker
können und dürfen uns – wir tun es ja auch nicht – nie-
mals von diesen Emotionen freimachen. Aber wir müs-
sen uns auch genau fragen: Was haben wir zu tun? Dafür
tragen wir die Verantwortung. Wir tragen die Verant-
wortung genauso für das, was wir nicht tun.

Deshalb ist heute die Stunde, in der wir bei aller Ge-
meinsamkeit der Gefühle ganz offen und ganz ehrlich,
wie es auch der Bundeskanzler getan hat, über die Alter-
nativen und über die Unterschiede sprechen. Die Fragen
um Frieden und Freiheit können auf gar keinen Fall,
auch nicht in Bezug auf den Irak, so beantwortet werden,
dass man ausschließlich darüber spricht, wie viele Opfer
es jetzt kosten könnte, wenn militärisch eingegriffen
wird, sondern wir müssen uns auch – ich sage nicht aus-
schließlich – vor Augen führen, wie viele Opfer Saddam
Hussein schon gekostet hat, wie viele Leute er auf dem
Gewissen hat und wie viele es noch kosten könnte, wenn
er weiter im Amt bleibt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir debattieren in diesem Hause nicht zum ersten
Mal über Krieg und Frieden. Wir haben es oft und lei-
denschaftlich getan. Vor allen Dingen mussten wir es
tun, obwohl wir alle nach 1989 vielleicht gedacht haben,
diese Debatten blieben uns nach dem Ende des Kalten
Krieges erspart. Wir haben es im Zusammenhang mit
dem Kosovo und auch im Zusammenhang mit Afghanis-
tan getan. Ich weiß, dass es vielen damals gerade auch
hier nicht leicht gefallen ist; es ist auch uns nicht leicht
gefallen.

Die Debatte hatte nur einen Unterschied: Damals war
sich die große Mehrheit in diesem Hause darüber einig,
wie wir uns zu entscheiden hatten. Diesmal gibt es mehr
Uneinigkeit. Deshalb sage ich mit aller Überzeugung:
Fangen wir nicht damit an – leider ist das in den letzten
Wochen immer wieder und auch heute passiert, Herr
Müntefering –, dass unterschwellig der Eindruck erweckt
wird: Wer mit Ihrem Kurs nicht einverstanden ist, der
wolle den Krieg;


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie wollen den Frieden, wir wollen den Krieg. Wir wer-
den diese Arbeitsteilung nicht mitmachen und sie wird
auch bei der Bevölkerung nicht ankommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


So wie Sie uns das nicht unterstellen


(Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was war das gestern, Frau Merkel?)


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(C (D önnen, so werden Sie es auch nicht Ihren Kollegen in Euopa unterstellen: Tony Blair, dem portugiesischen Miniserpräsidenten, dem spanischen Ministerpräsidenten passen Sie auf, dass Sie niemanden verächtlich mahen! –, die alle aus ihrer Überzeugung und mit Leidenchaft dafür eintreten, dass Diktatur verschwindet und ies möglichst mit friedlichen Mitteln. Das ist das einiende Band. Deshalb finde ich es ganz wichtig, dass der Unterchied zwischen uns in diesem Hause nun wirklich nicht n der Frage besteht, ob wir Krieg oder Frieden wollen. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch, natürlich! Entweder man ist für das Ultimatum und den Krieg oder für den Frieden!)


(Jörg Tauss [SPD]: Aber Ihnen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Unterschied in diesem Hause – ich wiederhole es
ern – besteht nicht darin, ob wir Krieg oder Frieden
ollen. Der Unterschied besteht vielmehr in der Frage,

uf welchem Weg man glaubt, das, was man erreichen
ill, am besten zu erreichen. Dabei gibt es Unterschiede.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503403100


Frau Kollegin Merkel, gestatten Sie eine Zwischen-
rage des Abgeordneten Volmer?


Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1503403200


Nein, ich gestatte keine Zwischenfrage.


(Unruhe beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Sager, als Erstes müssen wir aufhören, einem
hantom hinterherzujagen. Im Falle des Iraks handelt es
ich nicht um einen Präventivschlag, sondern um die
rage, wie die UNO und der UN-Sicherheitsrat ihre Be-
chlüsse auch wirklich durchsetzen können.


(Waltraud Lehn [SPD]: Sie fragt doch keiner mehr!)


s handelt sich nicht um die erste Resolution, sondern
m die 17. Resolution. Es geht hier natürlich – ich
omme noch darauf zu sprechen – um die Autorität des
N-Sicherheitsrates und darum, ob er in Zukunft in der
age sein wird, wichtige Resolutionen auch durchzuset-
en. Diese Durchsetzung muss uns gelingen, egal zu
elchem Ergebnis wir im Zusammenhang mit dem Irak
ommen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Unterschiede zwischen Ihnen und uns im Zusam-
enhang mit dem Irak waren schon zu einem ganz frü-

en Zeitpunkt sichtbar, als Sie nämlich militärische
ittel von vornherein ausgeschlossen haben. Ich bin der

esten Überzeugung, dass man das in diesem Falle
iemals hätte tun dürfen, genauso wenig, wie man es in






(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel
anderen Fällen getan hat. Die einzige Möglichkeit, einen
Diktator zum Einlenken zu bringen, ist, dass man mit der
letzten Konsequenz, also mit militärischen Optionen,
droht. Es ist unsere Überzeugung, dass man so handeln
muss, um 17 Resolutionen Nachdruck verleihen zu kön-
nen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503403300


Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage?


Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1503403400


Nein.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503403500


Gestatten Sie überhaupt Zwischenfragen?


Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1503403600


Nein, ich gestatte keine Zwischenfragen.


(Jörg Tauss [SPD]: Weil Sie keine Antworten haben! – Lothar Mark [SPD]: Sie kommen in Bedrängnis durch Zwischenfragen!)


Krieg ist niemals die Fortsetzung von Politik mit nor-
malen Mitteln. Das darf Krieg niemals werden. Aber ich
sage auch: So wie wir uns als Deutsche die Entschei-
dung, ob wir militärische Aktionen billigen, nicht leicht
machen sollten, so dürfen wir es uns wegen unserer Ge-
schichte auch nicht so leicht machen, sie von vornherein
auszuschließen.


(Beifall des Abg. Dr. Klaus W. Lippold [Offenbach] [CDU/CSU])


Paul Spiegel hat doch Recht gehabt, als er gesagt hat:
Die KZs sind nicht von Zivilisten, sondern von Soldaten
befreit worden. – Auch das ist Teil der deutschen Ge-
schichte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir sind der Überzeugung: Der erfolgreichste Weg,
um militärische Aktionen zu vermeiden, wäre gewesen,
dass wir, die Demokraten dieser Welt, also die Europäi-
sche Union und ihre Verbündeten, den Druck auf Sad-
dam Hussein gemeinsam erhöht hätten.


(Jörg Tauss [SPD]: Ach!)


Deshalb ist die Alternative, Herr Müntefering, vor die
Sie uns stellen wollten,


(Jörg Tauss [SPD]: Die richtige! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Seien Sie mal still! Schämen Sie sich!)


vollkommen falsch. Es geht doch nicht um die Frage, ob
man Frieden will oder ob man Soldaten in den Irak schi-
cken will. Es geht vielmehr um die Frage – das ist die
Alternative –, ob man es durch Einigkeit der Demokra-
ten, die gemeinsam eine Resolution verabschiedet ha-

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(C (D en, oder ob man es durch Uneinigkeit besser schafft, ass diese Resolution durchgesetzt wird. Dazu sage ich mit allem Nachdruck – so bedauerlich s ist; wir werden uns mit dieser Frage noch lange bechäftigen –: Sie haben durch Ihre Haltung, die Einigkeit icht befördert hat, den Krieg im Irak wahrscheinlicher nd nicht unwahrscheinlicher gemacht. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD: Pfui! – Unverschämt! – Unanständig! – Sie hetzen! – Jörg Tauss [SPD]: Entschuldigen Sie sich! Sofort! – Joachim Poß [SPD]: Mit dieser Bemerkung werden Sie noch lange zu tun haben! – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kriegstreiberei! So weit ist es gekommen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Poß, regen Sie sich nicht so auf! Sie können es
achlesen: Vor acht Wochen habe ich dies schon einmal
esagt. Da haben Sie sich nicht ganz so aufgeregt.


(Jörg Tauss [SPD]: Entschuldigen Sie sich! Jetzt ist Schluss!)


etzt ist die Sache leider sehr schwierig.

Frau Sager, Sie haben von einem EU-Sondergipfel
esprochen. Wir aber hätten vorgeschlagen,


(Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie hätten! Sie hätten!)


inen Gipfel nicht erst im Februar – auf diesem wurde
on der Bundesregierung endlich das akzeptiert, was all-
emein unsere Meinung ist, dass militärische Optionen
as letzte Mittel sind –, sondern sehr viel früher abzuhal-
en.


(Waltraud Lehn [SPD]: Sie hetzen!)


arum nicht im September? Warum nicht im Oktober?
ann hätte Europa in der Weltgemeinschaft noch etwas
ewirken können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Die Frau hat keine Moral! Hat sie noch nie gehabt! – Waltraud Lehn [SPD]: Solch eine amoralische Rede habe ich überhaupt noch nicht gehört!)


Ich sage Ihnen, was wir auch anders gemacht hätten.
ir hätten bei der Verabschiedung der Resolution 1441

on Anfang an darauf geachtet,


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Sie hetzen! Ungeheuerlich!)


ass die Inspektionen eine zeitliche Befristung haben.
ine solche zeitliche Befristung hätte uns die Möglich-
eit zu einem koordinierten Aufbau von Inspektionen
egeben, die Hans Blix nur deswegen sehr erfolgreich
urchführen konnte,


(Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Haben Sie gehört, was Herr Blix gesagt hat, dass er Monate braucht? – Zuruf von der SPD: Unmöglich!)







(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel
weil parallel dazu eine militärische Drohkulisse entstan-
den ist. Das sagt er selbst. Hören Sie ihm doch zu!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Waltraud Lehn [SPD]: Hetze statt Inhalt! – Lothar Mark [SPD]: Eine Schande ist das! – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Sie hetzen! – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schande ist das! – Zuruf des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Eines ist doch klar: Diktatoren auf dieser Welt haben
manchmal die Eigenschaft, dass sie auf gar nichts reagie-
ren außer auf militärische Gewalt.


(Lothar Mark [SPD]: So eine Rede ist ein Skandal in diesem Bundestag!)


Wenn es gut läuft, dann reagieren sie auf gemeinschaftli-
chen Druck, aber eben nicht auf eine zerrissene Weltge-
meinschaft. Hier gibt es eine unterschiedliche Wahrneh-
mung in unserer Welt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir bedauern im Übrigen so wie Sie, dass die Lage
im UN-Sicherheitsrat jetzt so ist, dass er – ich betone
das – in keine Richtung handlungsfähig ist. Ich füge
hinzu, dass an der Entwicklung des Zustandes, so wie er
jetzt besteht, viele beteiligt gewesen sind. Da nehme ich
die USA überhaupt nicht aus.


(Beifall des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP] – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


Wir sind hier im deutschen Parlament


(Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


und wir haben über die deutsche Position zu diskutieren.
Ich bin ganz sicher, dass wir es anders gemacht hätten.
Darüber müssen wir in diesem Hause sprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubert Ulrich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vasallen!)


Eine Entscheidung im UN-Sicherheitsrat ist bedauer-
licherweise nicht möglich gewesen, weil ein Veto von
Frankreich, eines von Russland und vielleicht auch eines
von anderen gedroht hätten. Aber eine Entscheidung in
die andere Richtung ist auch nicht möglich gewesen,
weil sonst ein Veto von Amerika und Großbritannien ge-
droht hätte. Zur Wahrheit der Geschichte gehört,


(Waltraud Lehn [SPD]: Das Wort „Wahrheit“ würde ich nicht in den Mund nehmen!)


dass das eine Veto nicht mehr wert ist als das andere,
sondern dass beide ihre Berechtigung haben und die
UNO deshalb leider nicht der Ort der Entscheidungen
ist, wie ich es mir und wie wahrscheinlich auch Sie es
sich gewünscht hätten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Waltraud Lehn [SPD]: Wie kann man eine so furchtbare Rede halten?)


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(C (D Ich muss Ihnen sagen: Ich habe mir in diesen Wochen nd Monaten oft die Frage gestellt, was richtig ist. Jeder on uns stellt sich diese Frage. Es besteht eine immens omplizierte Situation. Wenn Sie immer zu 100 Prozent avon überzeugt sind, dass alles richtig ist, was Sie tun, ann gehören Sie zu einer anderen Kategorie. Das, was den Irak anbelangt, wird uns noch lange bechäftigen. Denn dies ist ein Ereignis, das weit über den eutigen Tag hinausgeht (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ganz übel!)


nd über die Struktur der Welt und die sicherheitspoliti-
che Ordnung viel aussagen wird. Der Bundesaußenmi-
ister, der heute nicht hier sein kann, hat oft auf die Risi-
en hingewiesen, die mit einer militärischen Aktion, mit
inem Krieg im Irak verbunden sind. Das respektiere
h; darüber habe ich viel nachgedacht.


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ber ich muss Ihnen sagen: Denken Sie bitte auch darü-
er nach, was damit verbunden ist, wenn wir gar nichts
n, wenn wir die 18., 19. und 20. Resolution verab-

chieden und weitere zwölf Jahre im Irak nichts passiert.
assen Sie uns auch über diesen Fall diskutieren, meine
amen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Es ist doch etwas getan worden! Haben die Inspektoren nichts getan?)


Anfang der 90er-Jahre – die Außenpolitiker werden
ich erinnern – haben wir in Europa eine leidenschaftli-
he Diskussion darüber geführt, dass Hans-Dietrich
enscher und die Bundesregierung damals dafür waren,
roatien diplomatische Beziehungen anzubieten. Der
undesaußenminister sagt in diesen Tagen oft: Passt auf,
ass es in diesem Raum, im Irak, um den Irak und in
urdistan, nicht zu einer Balkanisierung kommt.


(Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Deswegen sind wir gegen den Krieg!)


Meine Damen und Herren, damals wurde gesagt: Wie
önnt ihr diplomatische Beziehungen zu Kroatien auf-
ehmen? Das wird zu einer Zersplitterung und nicht zu
ehr Frieden führen. Vor dem Kosovo-Krieg haben wir

ns gefragt, welche Risiken damit verbunden sind. Das
t doch vollkommen klar. Trotzdem hat sich im Nach-
inein erwiesen, dass diese Region weit entfernt ist von
tabilität; aber sie ist immerhin stabiler, als sie es früher
ar, und Menschenrechtsverletzungen finden in diesem
aum auch nicht statt.

Über genau dieselben Fragen haben wir jetzt zu ent-
cheiden und wir kommen an vielen Stellen zu anderen

einungen als Sie. Das ist doch legitim.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zurufe vom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Nein! Nein!)







(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel
Wir kommen zu dieser Meinung, genau wie der Bundes-
außenminister, im Blick auf die Zukunft des Iran, im
Blick auf die Stabilität der Region und der Länder um
den Irak herum, die erkennbar unter dem Diktator Hus-
sein leiden. Es stellt sich auch die Frage, wie Länder wie
Saudi-Arabien und Jordanien in der Lage sind, Terroris-
mus zu bekämpfen, wenn sie von einem Machtmonopol
Irak umzingelt werden.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen sie doch überhaupt nicht!)


Und es stellt sich die Frage, wie die Sicherheit Israels
mit einem erstarkenden Irak und einem erstarkenden
Iran zu gewährleisten ist. All diese Fragen treiben uns
gemeinsam um. Diese Fragen haben wir zu beantworten
und sie sind mit einem einfachen Nein und mit Nichtstun
mit Sicherheit nicht zu beantworten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es stellt sich mir eine zweite Frage, die für mich ge-
nauso wichtig ist. Wir haben jetzt die Blockade des UN-
Sicherheitsrates erlebt. So etwas muss für die Zukunft
verhindert werden.


(Lothar Mark [SPD]: Das war eine Androhung des Vetos! Das ist etwas anderes!)


Aber wir sagen – und wir alle in diesem Hause sagen
das –: Das Gewaltmonopol muss bei der UNO liegen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aha!)


– Meine Damen und Herren, ganz ruhig. – Aber die mili-
tärische Drohkulisse kann und wird auf absehbare Zeit
von der UNO nicht aufgebaut werden, sondern sie wird
durch Nationalstaaten erzeugt werden.

Kommen wir noch zu den Fragen: Wie sieht es denn
damit aus, mit deutschen, französischen und anderen Fä-
higkeiten einen wirklichen Beitrag zu einer solchen
Drohkulisse zu leisten? Was können wir denn schaffen,
wenn es um etwas geht?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie befürworten nicht nur die Drohkulissen, sondern auch die Folgen!)


Deshalb heißt unsere Schlussfolgerung angesichts der
Lage und bedauerlicherweise: Es ist ein ziemliches De-
saster, in dem wir uns befinden. Angesichts dieser Situa-
tion haben wir gesagt: Wir unterstützen als letzte Chance
des Friedens das Ultimatum, das dem Diktator Saddam
Hussein gestellt ist.


(Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und seine Folgen! – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Was ist Ihre Konsequenz?)


Es wäre gut – und ich sage das jetzt mit voller Leiden-
schaft –, wenn Sie sich wenigstens in diesen 48 Stunden
dazu aufraffen könnten, gemeinsam mit uns dieses Ulti-
matum zu unterstützen und die letzte Chance zu nutzen,
den Krieg im Irak wirklich zu verhindern.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU – Waltraud Lehn [SPD]: So etwas Verrücktes! Das ist bewusst verlogenes Verhalten! – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Und was dann? Wo ist Ihre Antwort?)


Weil die Frage, wie es mit dem Irak weitergeht, eine
rage von zukunftsträchtiger Bedeutung ist, bin ich froh,
ass der Bundeskanzler sich heute stark für eine Säule
er deutschen Außenpolitik ausgesprochen hat, nämlich
ür die Integration Europas und für die politische Union.


(Barbara Wittig [SPD]: Das macht er immer!)


ass sie durch das, was in den letzten Wochen vorgefal-
en ist, nicht einfacher geworden ist, liegt auf der Hand.
ber wir, meine Damen und Herren, werden genauso
eiterarbeiten, wie wir es bis jetzt getan haben:


(Waltraud Lehn [SPD]: Bedauerlicherweise!)


urch eine Unterstützung der Konventsarbeit, durch die
nterstützung der Arbeiten an einem Verfassungsver-

rag. Wir werden für eine ausbalancierte Politik sorgen,
ie Deutschlands Rolle auch im Hinblick auf alle seine
achbarn wirklich gerecht wird.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Wo ist Ihre Antwort?)


Herr Bundeskanzler, ich habe Ihre Bemerkung zu den
ittel- und osteuropäischen Ländern nicht ganz ver-

tanden. Ich weiß nicht, was Sie meinten. Meinten Sie,
ie seien noch nicht ganz erwachsen?


(Waltraud Lehn [SPD]: Schon wieder Hetze! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Man kann auch dumme Fragen stellen! – Lothar Mark [SPD]: Sie verstehen überhaupt nichts!)


Er hat sich ein bisschen kryptisch ausgedrückt. – Ich
ate dazu, dass wir diese Länder ernst nehmen. Wir soll-
en unseren Nachbarn Polen genauso ernst wie unseren
achbarn Frankreich nehmen. Damit fahren wir gut.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Bravo!)


ie Europäische Union darf niemals ein Eliteklub ihrer
ründungsländer werden.


(Joachim Poß [SPD]: Wer will das denn?)


ie politische Union wird uns nur gelingen, wenn alle
itgliedstaaten gleichermaßen akzeptiert und in diese
nion einbezogen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, in diesen Tagen hört man
on Ihnen in Bezug auf die transatlantischen Bezie-
ungen immer: Das sind unsere Freunde und Partner.
reundschaft beruht immer auf Gegenseitigkeit.


(Waltraud Lehn [SPD]: Das ist ja eine ganz neue Erkenntnis! – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Was haben Sie Herrn Rumsfeld gesagt? – Weitere Zurufe von der SPD)


as müssen die Amerikaner lernen, aber das müssen
uch die Deutschen beherzigen. Ich kann Ihnen dazu nur






(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel
sagen: Wenn schon der Besuch eines Oppositionsführers
in Amerika inzwischen zum Gegenstand von wirklich
absurden Bemerkungen der Regierungsfraktionen ge-
worden ist,


(Jörg Tauss [SPD]: Schwerer Schaden!)


dann stellen Sie sich selber in die Ecke, meine Damen
und Herren. Man wundert sich außerhalb Deutschlands
über Sie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lothar Mark [SPD]: Entschuldigen Sie sich für den Auslandsbesuch! – Weitere Zurufe von der SPD)


Herr Bundeskanzler, Sie haben heute kein Wort dazu
gesagt, dass eine Achse Paris–Berlin–Moskau und ein
Angebot russischer Politiker, Deutschland Sicherheits-
beistand leisten zu können, nicht das sind, was uns in die
Zukunft führt. Dazu muss man doch ein Wort sagen. So
etwas wird jetzt in deutschen Zeitungen geschrieben und
bleibt hier völlig unwidersprochen. Für uns sind das
transatlantische Verhältnis und die NATO der Sicher-
heitsverbund; darauf setzen wir und das wollen wir vor-
anbringen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lothar Mark [SPD]: Das stellt doch niemand in Frage!)


Frau Sager, es ist doch vollkommen richtig, dass Herr
Schäuble darauf hingewiesen hat, dass sich nach dem
11. September die Lage verändert habe, dass es eine
neue Sicherheitsarchitektur geben werde,


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber Sie geben falsche Antworten!)


dass es neue Bedrohungen geben werde und dass wir auf
diese völlig anderen Bedrohungen anders antworten
müssten.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aber wie?)


Weil dies wahr ist, habe ich auch mit Interesse das Inter-
view des Bundesaußenministers in der „FAZ“ vom
Montag gelesen, in dem er sagt:

Die militärische Überlegenheit Amerikas ist nicht
das Ergebnis eines großen strategischen Master-
plans finsterer Kräfte zur Beherrschung der Welt,
sondern eine Tatsache, die sich aus dem Gang der
Geschichte ergeben hat. Insofern geht es nicht da-
rum, hier eine antiamerikanische Stimmung zu ver-
breiten, wenn ich sage, dass auch wir Europäer auf
diesem Sektor stärker werden müssen …


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen unsere militärische Kraft verstärken,
um auch in diesem Sektor als Faktor ernst genom-
men zu werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, hier sind wir richtig dabei.

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(C (D enn wenn Sie eine multipolare Welt wirklich wollen, ann muss Europa ein Pol in dieser Welt sein, der nach einem Verständnis im Übrigen freundschaftlich mit en Amerikanern verbunden ist, und dann muss dieser ol ökonomische, aber auch sicherheitspolitische Stärke ufweisen. Damit sind wir beim Thema der heutigen Debatte. chauen Sie sich bitte Ihren Verteidigungsetat vor dem intergrund der Worte Ihres Außenministers an. r ist in diesem Jahr und er war im letzen und vorletzten ahr das genaue Gegenteil dessen, was Sie als politische otwendigkeit formulieren. Das ist die Aussage dieses tats. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr richtig!)


Deshalb kann ich nur sagen: Machen wir es dann
och wenigstens so wie Frankreich. Frankreich hat sei-
en Wehretat um 6 Prozent erhöht. Die französische Ver-
eidigungsministerin läuft freudig umher. Herr Struck,
ie träumen von so etwas.


(Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Struck düst mit seiner Harley Davidson durch die USA!)


ich damit, militärisch stark sein zu wollen, zu brüsten,
ber nichts dafür zu tun, ist das, was diese Bundesregie-
ung auszeichnet. Wort und Tat stimmen auf keinem
eld überein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deshalb ist dieser Haushalt kein Haushalt der Stabili-
ät, sondern ein Haushalt der Stagnation und er ist eine
arce hinsichtlich seiner Glaubwürdigkeit. Am Ende
ieses Jahres wird nichts stimmen, aber – um das gleich
lar zu stellen – es wird nicht wegen des Irakkrieges
icht stimmen, sondern weil all Ihre Wirtschaftsdaten
uf weniger als Sand gebaut sind, weil sie zum Teil er-
unden, erhofft oder erträumt sind, aber mit der Realität
ichts zu tun haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Herr Müntefering, Sie sprachen von Innovationen
ich bin doch dabei –, aber schauen Sie bitte einmal auf

ie Investitionen, die notwendig sind, damit es über-
aupt Innovationen geben kann. Die Fluthilfe war ein-
alig und nächstes Jahr fehlen auch die Erlöse aus dem
erkauf der UMTS-Lizenzen. Dann sieht es ganz trübe
us.

Schauen Sie sich einmal an, was bei den Wissen-
chaftsorganisationen los ist. Jetzt haben Sie wieder ein
ersprechen auf das nächste Jahr verschoben. Meinen
ie, dass Ihnen in Deutschland noch irgendeine Wissen-
chaftsorganisation ein Versprechen für das nächste Jahr






(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel
abnehmen wird? Ihr Problem ist, dass Ihnen in Deutsch-
land innenpolitisch überhaupt kein Mensch mehr ir-
gendein Wort glaubt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Die DFG hat sich gerade bedankt! – Die DFG hat sich bedankt, (Jörg Tauss [SPD]: Weil wir aufstocken! Sie haben keine Ahnung! Das ist das Problem!)


weil sie nach langem Ringen überhaupt noch ein biss-
chen bekommen hat. Soll ich Ihnen sagen, was sie be-
kommen hat? Sie hat das bekommen, was Sie voriges
Jahr versprochen haben und was die DFG bereits ausge-
geben hat.


(Jörg Tauss [SPD]: Quatsch!)


Die Max-Planck-Gesellschaft hat zum Teil noch über-
haupt nichts ausgegeben und sitzt da wie Neese. Wenn
sich in Deutschland herumspricht, dass man auf nichts
hoffen kann, werden noch mehr Wissenschaftler wegge-
hen. Sie wissen das viel besser, wenn Sie allein in Ihrem
Kämmerchen sind.


(Jörg Tauss [SPD]: Ihr habt gekürzt!)


Der gesamte Wissenschaftshaushalt ist ein einziges Be-
trübnis.


(Waltraud Lehn [SPD]: Was Sie hier betreiben, ist reine Wirklichkeitsverdrehung!)


Herr Müntefering, er hat mit Innovation leider wenig zu
tun.


(Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Wir haben doch erhöht! Sie haben gekürzt! – Waltraud Lehn [SPD]: Und zwar ständig!)


Zu den Kommunen. Herr Müntefering hat heute die
Katze aus dem Sack gelassen und gesagt: Na klar, die
Schwachen bekommen nichts, aber die Starken bekom-
men etwas, denn sie können noch Kredite aufnehmen.
Da habe ich wieder etwas dazugelernt, nämlich dass die
neue sozialdemokratische Politik offensichtlich die Poli-
tik ist, die Starken stärker zu machen und die Schwachen
schwächer zu machen. Das ist etwas ganz Neues. Wenn
das zu Ihrem Prinzip wird, müssen wir uns mehr für die
Schwachen einsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Tatsache ist, dass Herr Eichel eine Steuerreform im
Jahre 2000 gemacht hat. Damals hatten Sie Angst vor
dem Vermittlungsausschuss und haben sich die Mehrheit
mehr oder weniger erkauft.


(Joachim Poß [SPD]: Sie wollen die Steuern doch noch mehr senken! Dann hätten die Kommunen noch viel weniger!)


Diese Steuerreform hat fatale Folgen. Dann haben Sie
den Kommunen noch die Gewerbesteuerumlage weg-

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(C (D enommen und bezichtigen uns jetzt, dass wir Steuerrhöhungen nicht zustimmen. Wir stimmen Steuererhöhungen nicht zu, sondern wir ollen, dass Sie die Gewerbesteuerumlage wieder auf hr altes Niveau zurückführen. Dann wird es den Komunen wieder besser gehen. Das können Sie völlig ühelos machen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich wundere mich, dass Sie es nach dem Gegacker
es Wochenendes im Blätterwald


(Jörg Tauss [SPD]: Stoiber! Merkel!)


berhaupt noch wagen, uns wegen kleiner Unterschiede
n zwei Parteien überhaupt anzusprechen.


(Beifall des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])


chauen Sie doch lieber, dass Sie Ihre eigenen Mehrhei-
en zusammenbekommen.

Worin liegt der Unterschied? Das kann ich Ihnen ganz
enau sagen. Im Gegensatz zu Ihnen haben CDU und
SU ein Modell für den Kündigungsschutz vorgelegt.


(Jörg Tauss [SPD]: Welches?)


ach diesem Modell haben Arbeitnehmer bei Neuein-
tellung die Möglichkeit, zwischen zwei Optionen, ei-
em normalen Kündigungsschutz oder einer Abfindung,
u wählen.


(Jörg Tauss [SPD]: Zu Recht!)


err Clement hat dieses Modell verworfen, obwohl er
enau weiß, dass es richtig ist; denn es versetzt den Ar-
eitgeber in die Lage, bereits bei der Einstellung Rechts-
icherheit darüber zu haben, wie es bei einer Kündigung
aufen wird. Deshalb werden wir dieses Modell auch
eiterhin vertreten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und jetzt das Stoiber-Modell!)


arüber hinaus hat die CSU zusätzlich einen Vorschlag
ezüglich einer Mittelstandskomponente gemacht. Jetzt
arten wir ab, welcher von Ihren drei Vorschlägen auf
en Tisch kommt.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben das Stoiber-Modell vergessen!)


ir haben – da brauchen Sie sich keine Sorgen zu ma-
hen – noch weiter gehende Vorschläge, die Deutschland
esser tun würden als Ihre.


(Jörg Tauss [SPD]: Warten wir es ab! – Joachim Poß [SPD]: Noch mehr Steuern senken! Noch weniger Geld für die Kommunen!)


enn Ihre Vorschläge einigermaßen verträglich sein
ollten, dann werden wir ihnen zustimmen. Aber ich ver-
ute, dass Sie noch lange Zeit damit zubringen werden,

m sich zu einigen, was Sie überhaupt wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel
Herr Müntefering, da Sie ständig wiederholen, wie
konkret Sie geworden sind,


(Jörg Tauss [SPD]: Da hat er Recht!)


muss ich Sie darauf hinweisen, dass der Bundeskanzler
das, was er uns über die Zusammenlegung von Arbeits-
losen- und Sozialhilfe gesagt hat, schon seit drei Jahren
verkündet. Aber wie immer liegt die Tücke im Detail.
Sollen zum Beispiel die Jobcenter bei der Kommune an-
gesiedelt sein? Wenn ja, welche zusätzlichen Aufgaben
soll dann die Bundesanstalt für Arbeit bekommen? Unser
Vorschlag lautet, den Kommunen mehr Geld zu geben,
weil wir der Meinung sind, dass über die Vermittlung
ortsnah entschieden werden muss. Es kann nicht sein,
dass diejenigen, die gut zu vermitteln sind, zur Bundes-
anstalt für Arbeit kommen und diejenigen, die schlecht
zu vermitteln sind, bei den armen Kommunen verblei-
ben. Auf all diese Fragen habe ich von Ihnen noch keine
einzige Antwort bekommen. Herr Gerster, die Kommu-
nen und Sie in der Fraktion sind in diesen Fragen zerstrit-
ten und können uns deswegen nichts Konkretes sagen.

Wir warten darauf, dass Sie uns endlich etwas vorle-
gen, was über allgemeine Bekundungen hinausgeht. Sie
werden es nicht schaffen – das sage ich Ihnen voraus –,
die Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammenzulegen,
ohne die Fragen zur Gemeindefinanzreform zu klären.
Doch davon sind Sie weit entfernt. Sie sind so weit wie
am Anfang der ganzen Diskussion. Wir aber wollen auch
hier Ergebnisse sehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Joachim Poß [SPD]: Sie wissen doch gar nicht, was Sie wollen! Wollen Sie die Abschaffung der Gewerbesteuer?)


Der Bundeskanzler hat einige richtige Maßnamen
vor; das ist keine Frage. Diese hat er allerdings nur des-
halb vorgelegt, weil er am Freitag nach Brüssel muss.
Brüssel hat ihm nämlich Daumenschrauben angelegt:
Wenn Anfang Mai nicht Konzepte auf dem Tisch liegen,
wie Deutschland den Stabilitätspakt auch nur ansatz-
weise erfüllen will, dann wird Deutschland schwere
Strafen zu erwarten haben. Weil Sie, Herr Bundeskanz-
ler, dort rapportieren müssen, haben Sie endlich die Be-
richte der OECD und der Bundesbank in die Hand ge-
nommen und das getan, von dem wir seit Tag und Jahr
wissen, dass es in Deutschland getan werden muss, je-
denfalls ansatzweise. Das ist die Wahrheit. Ohne diesen
Druck hätten Sie gar nichts gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


Aber, Herr Bundeskanzler, Sie müssen zugeben:
Wenn Sie in Ihrem Kämmerlein sitzen und darüber nach-
denken, was Deutschland wirklich braucht, dann muss
doch auch Ihnen klar werden, dass die Agenda 2010
angesichts der Aufgaben, die vor uns liegen, allenfalls
einen kleinen Prolog bekommen hat, der bis zum Juli
dieses Jahres reicht, aber doch niemals mit Maßnahmen
aufgefüllt wurde, die bis zum Jahr 2010 reichen.

Das Problem, das Sie haben, ist – das wird in den
kommenden Wochen noch deutlicher werden –: Sie kön-
nen den Menschen nicht sagen, wohin die Reise geht.

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(C (D (Jörg Tauss [SPD]: Bei Ihnen ist der Lack ab!)


ch möchte in diesem Zusammenhang Goethe zitieren,
er gesagt hat: Die Teile habt ihr in der Hand, allein es
ehlt das einig Band. – Sie haben keine Vorstellung von
er Welt in dieser Zeit.


(Lachen bei der SPD)


ie sind eine Partei, die im Industriezeitalter stecken ge-
lieben ist und die in Verbänden, Schichten und Klassen
enkt. Sie haben nicht die Kraft, den Menschen in die-
em Lande wirklich etwas zuzutrauen. Das unterscheidet
ns. Das wird sich auch in den kommenden Monaten
eigen.

Herzlichen Dank.


(Lang anhaltender und lebhafter Beifall bei der CDU/ CSU – Anhaltender Beifall bei der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503403700


Es liegen zwei Wünsche nach einer Kurzintervention
or. Zunächst erhält der Fraktionsvorsitzende der Sozial-
emokraten, Franz Müntefering, und danach der Abge-
rdnete Ludger Volmer das Wort. Frau Merkel, Sie kön-
en dann im Zusammenhang darauf antworten.


(Abg. Franz Müntefering [SPD] begibt sich zum Rednerpult – Hartmut Schauerte [CDU/ CSU]: Von Ihrem Platz aus! – Weitere Zurufe der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Worterteilung
nd die Beurteilung, ob sie korrekt wahrgenommen
ird, ist immer noch Sache des Präsidiums.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Franz Müntefering (SPD):
Rede ID: ID1503403800


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Frau Merkel, Sie haben mich an einer bestimm-

en Stelle angesprochen. Darauf möchte ich eingehen,
enn ich habe mich ein wenig gewundert.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Zwei Minuten sind um!)


Diese Stunde, die Diskussion des Kanzleretats am
ittwochmorgen, ist immer die große Zeit des Parla-
ents. Das Parlament nimmt sein Recht wahr, die Bun-

esregierung zu kontrollieren. Das ist eine besondere
ufgabe der Opposition.


(Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Genau!)


Ich habe vorhin mit Interesse erfahren, dass Sie nicht
ereit waren, vor dem Bundeskanzler zu sprechen und
ie Regierungspolitik zu kritisieren. Sie haben darum ge-
eten, dass der Bundeskanzler als Erster spricht, damit
ie antworten können. Das haben wir akzeptiert,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Übliches Verfahren!)







(A) )



(B) )


Franz Müntefering
weil wir uns vorstellen konnten, dass Sie ein Interesse
daran haben, auch auf die außenpolitische Situation ein-
zugehen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Na und?)


Ich muss Ihnen aber sagen: Das, was Sie hier abgelie-
fert haben, war keine Antwort, es war eine vorbereitete
Frechheit und nichts anderes.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Buh! – Pfui! – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: Das haben Sie doch überhaupt nicht zu kommentieren, Sie Schlawiner!)


– Es tut mir Leid für Sie.

Sie behaupten, wir hätten durch unsere Politik dazu
beigetragen, dass der Krieg im Irak wahrscheinlicher
wird.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Ja!)


Ich sage Ihnen: Halten Sie an der Stelle ein!


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Wir brauchen uns nicht belehren zu lassen!)


Zerstören Sie nicht all das, was in diesem Land unter
Demokraten miteinander gewachsen ist. Halten Sie ein!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Das muss gerade er sagen! – Weitere Zurufe bei der CDU/CSU)


Deshalb war Ihre Bitte, nach dem Kanzler zu reden,
feige und die Art und Weise, wie Sie uns angegangen
sind, frech.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie brauchen einen Knigge für Politiker!)


Ich habe mich aber nicht um meinetwillen gemeldet.
Die deutsche Geschichte zeigt, dass die Sozialdemokra-
ten, seitdem es sie gibt, dazu beigetragen haben, dass
Frieden in diesem Land und darüber hinaus herrschte.
An Krieg und ähnlichen Dingen waren wir nie beteiligt.
So etwas haben wir auch nie mit ausgelöst. Diese ge-
schichtliche Tatsache merken Sie sich einmal!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Wer hat denn begonnen? – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Ich habe mich gemeldet, weil Sie durch die Art und
Weise, mit der Sie hier agierten, Millionen Menschen in
diesem Land beschimpft haben.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Jetzt hört es aber auf!)


Es geht um die Menschen, die in den vergangenen Tagen
unterwegs waren – und immer noch unterwegs sind –,
um zu demonstrieren – Junge und Alte – und um uns Po-
litikern zu sagen, dass sie Angst haben und dass wir da-
für sorgen sollen, dass es diesen Krieg nicht gibt. Darum
bemühen wir uns. Sie beschimpfen auch all diejenigen,
die sich in diesen Tagen auf den Weg gemacht und uns

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(C (D lle miteinander darum gebeten haben, hier aktiv zu sein nd alles Mögliche zu tun, damit weiterhin Frieden errscht. Ihre Vorwürfe an diese Menschen und auch an ns weise ich zurück, Frau Merkel. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Quatsch! – Hartmut Schauerte [CDU/ CSU]: Drei Minuten sind um!)


Solange es in Zukunft Menschen gibt, wird es auch
ewalt auf der Welt geben. Es wird in einer veränderten
elt immer komplizierter und schwieriger werden, mit

ieser Gewalt klarzukommen. Ich sage Ihnen: Wir ste-
en vor einer großen Herausforderung, die am Beispiel
rak exemplarisch zu diskutieren und nachzuvollziehen
t. Der Bundeskanzler, diese Bundesregierung und diese
oalition werden mit ihrem Bemühen, bis zum letzten
ugenblick dafür zu kämpfen und zu streiten, dass das
roblem Irak friedlich gelöst werden kann, historisch
echt behalten. Dafür stehen die Sozialdemokraten, da-

ür steht diese Koalition.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Schauerte [CDU/ CSU]: Das war sehr peinlich! – Gegenruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]: Frau Merkel war peinlich! Das Peinlichste in diesem Haus! – Weiterer Gegenruf des Abg. Karsten Schönfeld [SPD]: Ihre Reaktion war peinlich!)



Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503403900


Sehr geehrte Frau Merkel, ich wollte Ihnen vorhin
erne eine Zwischenfrage stellen. Da Sie sie abgelehnt
aben, muss ich Sie nun in einer Kurzintervention mit
em konfrontieren, was Sie gestern Abend gesagt haben.

Sie haben viel über das geredet, was Sie getan hätten,
ären Sie an der Regierung gewesen. Ich will darüber

prechen, was Sie tun, während Sie in der Opposition
ind. Sie haben gestern Abend erklärt, Sie unterstützten
as Ultimatum von Präsident Bush.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Vorbehaltlos!)


uf Nachfrage von Journalisten – das ist zum Beispiel in
er heutigen Ausgabe der „Berliner Zeitung“ nachzule-
en – haben Sie gesagt: „Wenn wir uns hinter das Ulti-
atum stellen, dann impliziert das alle Folgen, die sich
it dem Ultimatum ergeben …“

Folge eins: Die Inspektoren sind abgezogen worden.
amit ist die erfolgs- und hoffnungsträchtige friedliche
brüstungsmission gescheitert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


uch für diese Folge müssen Sie die Konsequenzen
ittragen.

Folge zwei: Just in diesem Moment geht die Meldung
ber die Ticker, dass amerikanische Truppen in die ent-
ilitarisierte Zone im Irak eingerückt sind. Das heißt,

er Krieg beginnt in dieser Minute. Sie, Frau Merkel,






(A) )



(B) )


Dr. Ludger Volmer
verantworten mit Ihrer Äußerung von gestern Abend
diese fatale Entwicklung mit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Frau Merkel, wenn heute oder morgen Nacht der
größte militärische Erstschlag der Kriegsgeschichte ver-
übt wird, dann mögen die 3 000 Waffen, die dort einge-
setzt werden, noch so zielgenau sein und mancher
Schlag noch so chirurgisch präzise sein. Es wird Tau-
sende von Toten und Zehntausende von Verletzten sowie
Millionen von Flüchtlingen geben. Diese Konsequenzen,
Frau Merkel, implizieren Sie mit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dazu hätte ich mir von Ihnen eine klare Haltung ge-
wünscht.

Ich sage Ihnen: Ich wundere mich über den Stim-
mungswechsel in der Union. Zwei Jahre zuvor, im
Frühjahr 2001, hatten wir in den Ausschüssen eine De-
batte darüber – hören Sie gut zu –, ob nicht das Embargo
gegenüber dem Irak aufgehoben werden müsse. Diese
Debatte wurde von der CDU/CSU mit der Begründung
angemahnt, der Irak sei doch gar nicht mehr gefährlich
und von ihm gehe keine Gefahr mehr für den Weltfrie-
den aus.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Hört! Hört!)


Die Bundesregierung – das war teilweise meine
Rolle – hat damals erklärt: Wir müssen über die Aufhe-
bung der Sanktionen reden, aber bitte vergessen Sie
nicht, dass der Irak Potenziale zur Herstellung von Mas-
senvernichtungswaffen besitzt, die unschädlich gemacht
werden müssen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503404000


Herr Kollege Volmer, Ihnen stehen für eine Kurzinter-
vention nur drei Minuten Redezeit zur Verfügung. Diese
sind jetzt vorbei.


Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503404100


Sorry!

Frau Merkel, Ihre Politik ist inkonsistent. Wie Sie
versuchen, Ihre inneren Widersprüche – Herr Glos hat
heute Morgen erklärt, er verstehe die Politik von Herrn
Bush nicht – zu kaschieren, indem Sie diese Bundesre-
gierung angreifen, ist schändlich.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503404200


Herr Kollege Volmer, ich muss Sie jetzt bitten aufzu-
hören.


Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503404300


Sie betreiben ein schändliches Spiel mit all denjeni-
gen, die eine friedliche Lösung suchen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: „Schändlich“ ist gut!)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1503404400


Herr Müntefering, ich weiß nicht, ob wir uns in die-
em Hause mit Kindererziehungsmethoden beschäftigen
ollten. Ich nenne nur die Stichworte „Kulleraugen“ – das
ar Freitag – und „frech“ von heute.


(Jörg Tauss [SPD]: Entschuldigen Sie sich! – Peter Dreßen [SPD]: Eine Entschuldigung wäre jetzt angezeigt!)


Wofür soll ich mich denn entschuldigen? Herr
üntefering hat diese Äußerungen gemacht.

Erstens. Ich möchte Sie nur daran erinnern, Herr
üntefering, dass uns der Bundeskanzler der Bundesre-

ublik Deutschland in einer seiner letzten Reden als die
oalition der Kriegswilligen bezeichnet hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: So ist es!)


ies war eine nicht zu überbietende Äußerung, von der
ch noch heute sage, dass sie völlig daneben und unge-
echtfertigt war. Genau dazu äußern wir uns und das
önnen Sie uns nicht verbieten. Das ist in diesem Parla-
ent immer noch möglich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zweitens möchte ich, damit hier keine Missverständ-
isse bei den Menschen, die uns zuschauen, entstehen, sa-
en: Ich habe 35 Jahre lang in einem Land gelebt, in dem
an nicht demonstrieren durfte. Deshalb werde ich die
etzte sein, die nicht respektiert, dass Menschen für das,
as sie für richtig halten, in diesem Land demonstrieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch freue mich darüber, dass das möglich ist. Trotzdem er-
aube ich mir, ab und zu eine andere Meinung zu haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Drittens. Herr Volmer,


(Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Entschuldigen Sie sich jetzt?)


s ist fatal: Die Bundesregierung hat die Resolution 1441
it verabschiedet.


(Zurufe von der SPD)


Die Bundesregierung hat sie auf dem NATO-Gipfel in
rag ausdrücklich unterstützt, obwohl Deutschland da-
als noch nicht im UN-Sicherheitsrat war. Damit gilt sie

ls politisch mit getragen durch die Bundesregierung.
as wissen Sie doch auch. Stellen Sie es hier nicht in-

rage!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lothar Mark [SPD]: Ja, und? – Weiterer Zuruf Dr. Angela Merkel von der SPD: Deshalb kann man nicht Kriegsautomatismus betreiben!)





(A) )


(B) )


Wie auch immer die Diskussionen im Jahr 2000 ge-
wesen waren: Irgendetwas muss alle in diesem Haus
dazu veranlasst haben, zu sagen, dass der Irak unverzüg-
lich und als letzte Chance abzurüsten hat, weil ihm an-
sonsten „serious consequences“, ernsthafte Konsequen-
zen, drohen. Das haben Sie und wir unterstützt. Dabei
sollten wir auch am heutigen Tag bleiben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Karsten Schönfeld [SPD]: Eine äußerst schwache Antwort!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503404500


Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte jetzt
doch ein paar Worte sagen. Jeder merkt, dieses Thema
ist für alle Seiten sehr aufwühlend. Ich finde aber, wir
müssen unter uns – das sage ich an alle Seiten gerichtet –
klarstellen, dass der Krieg nicht in diesem Raum stattfin-
det, auch nicht in Worten.


(Zuruf von der SPD: Frau Merkel!)


Wir müssen auch morgen wieder zusammenarbeiten. Ich
bitte, daran auch in Zukunft zu denken.


(Zuruf von der SPD: Dann muss Sie sich entschuldigen!)


Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch sagen: In ei-
ner wirklich sinnvollen Regelung, die historische Ursa-
chen hat, hat man festgelegt, dass die Leitung der Sitzun-
gen nicht kritisiert werden darf. Es finden permanent
Eingriffe statt. Ich kann Ihnen versichern: Ich kenne die
Geschäftsordnung ziemlich gut und ich weiß, was ich
darf und was nicht. Ich weiß auch, dass Kurzinterventio-
nen drei Minuten dauern dürfen. Diese Zeit einzuhalten
ist wirklich die leichteste Übung. Diese können Sie mir
überlassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Michael Glos [CDU/CSU]: Vom Platz aus!)


Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Gerhard
Rübenkönig.


Gerhard Rübenkönig (SPD):
Rede ID: ID1503404600


Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Frau
Merkel, das, was Sie heute von sich gegeben haben, be-
stätigt genau das, was Sie in der „Washington Post“
schon vor einigen Wochen gesagt haben. Sie haben dem
Kanzler unterstellt, er habe Sie als Koalition der Kriegs-
willigen bezeichnet. Nach Ihrem heutigen Redebeitrag
und Ihrem gestrigen Interview muss ich feststellen, dass
der Kanzler damit völlig richtig liegt. Ich unterstütze von
dieser Stelle aus die Position der Bundesregierung und
der sie tragenden Koalition.

Die Initiativen und die Aktivitäten für den Frieden im
Irak gehen weiter. Wir geben die Hoffnung nicht auf, ob-

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(C (D ohl die Stunde der Wahrheit, wie Sie es bezeichnen, ofensichtlich gekommen ist. ch möchte als Haushälter auf das zurückkommen, was ns in dieser Woche berührt, und auf den Haushaltsplan ingehen. Ich möchte auch zu dem Thema reden, das der anzler am Freitag, dem 14. März, angesprochen hat, nd darüber, was er von diesem Haus erwartet und was ir machen wollen. Wir stehen vor schweren Aufgaben. Das haben die erhandlungen über den Haushalt in diesen schwierigen ochen gezeigt. Die Wachstumsraten sind seit dem nde des kurzen – hören Sie gut zu, meine Damen und erren von der Opposition – Wiedervereinigungsbooms, pätestens jedoch seit 1992 maßgeblich zurückgegangen. eit über zehn Jahren leidet die deutsche Volkswirtschaft n einer viel beschriebenen strukturellen Wachstumschwäche. Bis 1998 ist diese Wachstumsschwäche durch ine steigende Staatsverschuldung unter Ihrem damalien Kanzler Kohl und Bundesfinanzminister Waigel kachiert worden. Deshalb wurden die Lasten und das anze Ausmaß erst sehr spät erkannt und deutlich. Mit dem Bundeshaushalt 2003 leistet der Bund seinen eitrag zum notwendigen Abbau des gesamtstaatlichen efizits. Eine nachhaltige Finanzpolitik darf nicht nur on einer reinen Sparpolitik geprägt sein, sondern muss ie Strukturen des Bundeshaushalts nachhaltig verbesern. Deshalb verbinden wir Konsolidierung mit gestalender Politik. Alles in allem konnte als Ergebnis der Beatungen ein Gesamtvolumen von 247,9 Milliarden Euro nd eine Nettokreditaufnahme von 18,9 Milliarden Euro eibehalten werden. Dies ist die geringste Neuverschulung des Bundes seit der Wiedervereinigung nd eine Reduzierung gegenüber dem Ergebnis von 002 um rund 13 Milliarden Euro. Dennoch – und das ei an dieser Stelle auch gesagt, weil ich gerade in den etzten Tagen andere Äußerungen gehört habe – werden ie Investitionen mit 26,7 Milliarden Euro unverändert uf einem sehr hohen Niveau gehalten. Die Ergebnisse der Beratungen sind eine gute Vorausetzung dafür, das gesamtstaatliche Defizit dieses Jahres nter 3 Prozent zu halten. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch wohl selber nicht!)


(Beifall bei der SPD)


edingung dafür ist natürlich auch – Ihr Zwischenruf
acht es ganz deutlich –, dass die CDU/CSU-regierten
änder dem Steuervergünstigungsabbaugesetz in einigen
assagen zustimmen, damit wir die Kommunen und die
änder, was vorhin angedeutet worden ist, besser stellen
önnen.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das bedeutet weniger Wachstum und dann wird es noch schlimmer!)


Ich glaube, dass Sie nicht in der Lage sind, die erfor-
erlichen Maßnahmen zu beschließen. Frau Präsidentin,
ch darf ganz kurz einen Ausschnitt mit der Überschrift






(A) )



(B) )


Gerhard Rübenkönig
„CDU/CSU – Zänkische Schwestern“ aus dem „Han-
delsblatt“ von gestern zitieren, der das deutlich macht:

Für die Union neigt sich die bequeme Zeit des blo-
ßen Neinsagens dem Ende zu. Seit der Kanzler mit
dem Mut der Verzweiflung die Pläne zum Umbau
des Sozialstaats in ungewöhnlicher Genauigkeit

– hören Sie genau zu –

skizziert hat, müssen CDU/CSU ihrerseits Farbe
bekennen. Kaum aber wird es bei den Konservati-
ven konkret, kracht es auch schon mächtig im Ge-
bälk. Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel unter-
breitet Alternativen, aber diese werden vom CSU-
Vorsitzenden Edmund Stoiber verworfen.

Das ist genau der Punkt, der immer wieder deutlich
wird: dass wir bereit sind, einen Rahmen zu schaffen, in
dem sich die Wachstumskräfte wieder entfalten können.
Ich denke allerdings, dass wir alle bereit sein müssen,
diesen Rahmen auszufüllen, damit unser Land wieder
nach vorne gebracht wird.

In diesem Zusammenhang ist es notwendig, dass So-
zialstaat und wirtschaftliche Leistungskraft immer wie-
der aufs Neue austariert werden. Das ist die Aufgabe,
vor der wir stehen und der wir uns stellen müssen. Dabei
verbieten sich radikale Lösungen, wie sie derzeit täglich
in vielen Zeitungen von neoliberalen Kommentatoren
und auch von einigen von Ihnen angeboten werden. So
können wir den Staat sicherlich nicht reformieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – CarlLudwig Thiele [FDP]: Sagen Sie das doch mal dem Bundeskanzler! – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sie haben doch einiges übernommen!)


Wir wollen keine andere Gesellschaft in Deutschland.
Wir wollen keine Gesellschaft des Hire and Fire, keine
Entsolidarisierung und Ausgrenzung und keinen schwa-
chen Staat.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Maßnahmen, die
der Kanzler in der Regierungserklärung mit der Agenda
2010 vorgestellt hat, die Deutschland voranbringen wer-
den und deren Grundgedanken ich nochmals kurz dar-
stellen möchte, setzen zu Recht an beiden Seiten an. Die
Strukturreformen auf der Angebotsseite werden ihre
positive Wirkung mittelfristig entfalten. Kurzfristig wer-
den die Nachfrageimpulse über die Stärkung kommuna-
ler Investitionen bereits in diesem Jahr positiv wirken.

Eines steht unverändert fest: Ohne Strukturreformen
verpufft jeder Nachfrageimpuls. Ohne konjunkturpoliti-
sches Gegensteuern laufen die Reformen ins Leere. Des-
wegen verbessern wir die Investitionsbedingungen für
die Kommunen und investieren mehr in die Forschung.
Wir reformieren den Arbeitsmarkt über das Hartz-Kon-
zept hinaus und senken dadurch die Lohnnebenkosten
maßgeblich. Dieses Wachstums- und Beschäftigungs-
konzept ist in sich schlüssig und in die Zukunft gerichtet.

Die Agenda 2010 wird zu mehr Investitionen führen.
Die Bundesregierung und die sie tragende Koalition stel-
len die Gemeinden bereits in diesem Jahr um bis zu
2 Milliarden Euro besser. Im Interesse der Kommunen

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(C (D itte ich für die notwendigen Gesetzgebungsvorhaben uch um Ihre Unterstützung. Die Besserstellung bringt die Gemeinden in die Lage, as Investitionsprogramm in Höhe von insgesamt 5 Milliarden Euro zu nutzen. Darüber hinaus werden ie Kommunen ab 1. Januar 2004 von der Zahlung für ie arbeitsfähigen Sozialhilfeempfänger entlastet und die emeindefinanzen reformiert. Dadurch werden die Geeinden in Milliardenhöhe entlastet. Sie gewinnen Ge taltungsspielraum, den sie zum Beispiel für Investitioen und Kinderbetreuung nutzen können. Zeigen Sie, iebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, uch hier mehr Mut und seien Sie bereit, diese Reformen it uns zu tragen! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Agenda 2010 wird auch zu mehr Beschäftigung füh-
en. Wir werden die Rahmenbedingungen für den Mittel-
tand deutlich verbessern und das Arbeitsrecht an den Stel-
n flexibilisieren, an denen sich im Laufe der Jahre – in

hrer Regierungszeit! – Beschäftigungshemmnisse gebildet
aben. Eingeführt werden der gleitende Kündigungsschutz,
as Optionswahlrecht, die Sozialauswahl und verbesserte
egelungen für Existenzgründer. Durch diese Neuregelun-
en wird die psychologische Hemmschwelle bei Neuein-
tellungen unseres Erachtens deutlich vermindert.

Gleichzeitig wird aber auch die Handwerksordnung
lexibilisiert. Auch dabei sind Sie gefordert, meine Da-
en und Herren. Denn bei diesem Konzept handelt es

ich nicht um eine Sackgasse; vielmehr wird es zu einer
eutlichen Zunahme der Existenzgründungen und Be-
chäftigungsverhältnisse führen.


(Beifall bei der SPD)


Darüber hinaus erhalten Langzeitarbeitslose bessere
hancen, wieder Arbeit zu finden. Arbeitslosenhilfe und
ozialhilfe werden zusammengelegt, um Zuständigkeit
nd Leistungen aus einer Hand sicherzustellen. Gleich-
eitig werden Langzeitarbeitslosen, die eine Beschäfti-
ung aufnehmen, für eine bestimmte Zeit deutlich mehr
ls die bisherigen 15 Prozent der Transferleistungen be-
assen. Wir setzen damit ein deutliches Signal für die

enschen in unserer Gesellschaft, die länger als zwölf
onate arbeitslos sind.

Die Agenda 2010 entlastet vor allen Dingen diejeni-
en, die mit ihrer Leistung in stärkerem Maße unser so-
iales System erhalten. Die Menschen, die in den Betrie-
en und in den Büros ihre Arbeit tun, erwarten, dass wir
auch Sie fordern das ja ständig – die Belastung durch
teuern und Abgaben senken. Wir werden wie geplant
ie Steuern zum 1. Januar 2004 und noch einmal zum
. Januar 2005 senken.


(Beifall bei der SPD)


Zu unseren Maßnahmen zur Erneuerung der sozia-
en Sicherungssysteme: Wir erwarten von der Rürup-
ommission ergänzende Vorschläge für eine Anpassung
er Rentenformel. Wir werden, wie es der Bundeskanz-
er angekündigt hat, versuchen, durch Umsetzung ord-
ungs- und strukturpolitischer Maßnahmen die Kranken-






(A) )



(B) )


Gerhard Rübenkönig
versicherungsbeiträge auf unter 13 Prozent zu drücken.
Des Weiteren werden wir die Bezugsdauer des Arbeits-
losengeldes für die unter 55-Jährigen auf zwölf Monate
und für die über 55-Jährigen auf 18 Monate begrenzen.
Ich sage an dieser Stelle ganz deutlich: Dies fällt uns So-
zialdemokraten sicherlich nicht leicht. Aber es gibt keine
andere Alternative. Deshalb ist unsere Entscheidung
richtig. Ich denke, wir werden das auch umsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Agenda 2010 eröffnet Perspektiven für eine bes-
sere Zukunft. Aus diesem Grund investieren wir in
Bildung und Forschung, in Kinderbetreuung, in Ganz-
tagsschulen, in neue Technologien wie zum Beispiel den
Transrapid und in die Grundlagenforschung deutlich
mehr als Sie während Ihrer Regierungszeit. Deshalb set-
zen wir in der gegenwärtig schwierigen wirtschaftlichen
Situation ein Zeichen und erhöhen im kommenden Jahr
die Etats der Max-Planck-Gesellschaft und anderer For-
schungseinrichtungen um 3 Prozent. Deshalb fördern
wir auch – lassen Sie mich darauf kurz zurückkommen –
solche notwendigen Technologien wie den Transrapid
mit 2,3 Milliarden Euro. Dies ist kein Unsinnsprojekt,
wie Sie es gestern formuliert haben, Herr Austermann,
und wie auch Ihr ehemaliger Zukunftsminister ständig
behauptet hat. Wir stehen dazu. Wir brauchen solche
neuen Technologien; denn wir sind der Meinung, dass so
ein dringend notwendiger Ruck durch den Wirtschafts-
standort Deutschland geht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Dass wir diese Technologie brauchen, darüber gibt es keinen Zweifel!)


Lassen Sie mich abschließend Folgendes feststellen:
Wir halten an den Zielen fest, bis 2006 einen ausgegli-
chenen Haushalt vorzulegen und die Maastricht-Krite-
rien zu beachten, auch wenn der Weg – das sage ich sehr
deutlich – schwieriger geworden ist und auch wenn das
nur bei strikter Ausgabendisziplin und einer wirtschaftli-
chen Erholung zu meistern ist. Wir haben uns vorgenom-
men, das Land zu modernisieren, die Zukunftsfähigkeit
Deutschlands zu stärken sowie die Politik der Gerechtig-
keit und der Solidarität voranzutreiben. Mit der Agenda
2010 und der Konsolidierung des Bundeshaushalts sor-
gen wir für mehr Investitionen im Bereich der Kommu-
nen, der Wirtschaft und der privaten Haushalte. Wir
schaffen damit die Voraussetzungen für mehr Beschäfti-
gung, Wachstum und soziale Sicherheit in Deutschland.

Der Bundeshaushalt 2003 trägt diesen Zielen Rech-
nung. Daher stimmen wir dem Einzelplan 04 wie auch
dem Gesamthaushalt zu.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503404700


Ich habe noch einen Ordnungsruf zu erteilen. Herr
Kollege Ramsauer hat in Bezug auf die Fraktionsvorsit-

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(C (D ende des Bündnisses 90/Die Grünen gesagt: „Sie sind ine Dreckschleuder.“ (Zurufe von der SPD: Oh! – Pfui! – Joachim Poß [SPD]: Er weiß, worüber er spricht!)


ch rufe Sie dafür zur Ordnung.

Außerdem rufe ich Sie dafür zur Ordnung, dass Sie
er amtierenden Präsidentin gestern „Feigheit“ in der
itzungsleitung vorgeworfen haben.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD): Das ist

richtig! – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]:
Darf ich mich dazu äußern? – Gegenruf des
Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie
werden gleich rausgetragen, Herr Ramsauer!)

Nein, Sie dürfen sich zu Ordnungsrufen nicht äußern.


(Widerspruch des Abg. Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU])


Herr Kollege Ramsauer, wenn ich Sie das dritte Mal
ur Ordnung rufe, dann müssen Sie diese Sitzung verlas-
en. Sie wissen, dass es da einen berühmten Präzedenz-
all gibt.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das ist ja unglaublich!)


itte, lassen Sie das!


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Darauf arbeitet er schon lange hin!)


Jetzt hat der Kollege Kampeter das Wort.


Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1503404800


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Nach dem Vortrag des Kollegen Rübenkönig zur
genda 2010 muss man klar machen, dass dieses Pro-
ramm auch „4711“ heißen könnte.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Oder fünf nach neun!)


ieses Programm ist ohne jedwede Perspektive für unser
and und es enthält keine tief greifende wirtschaftspoli-

ische Analyse. Die Quintessenz der Agenda 2010 wird
ein, dass man den Haushaltsansatz um 1 Million Euro
erändert hat. Soll das ein Zukunftsprogramm mit Blick
uf das Jahr 2010 sein? Das ist eher lächerlich als über-
eugend.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Der Haushaltsentwurf der rot-grünen Bundesregie-
ung ist letztlich ein Dokument wirtschafts- und finanz-
olitischer Hilflosigkeit. Die Fakten liegen auf dem
isch. Der Sachverständigenrat, die Bundesbank, die
issenschaftlichen Forschungsinstitute und der Interna-

ionale Währungsfonds, sie alle glauben, dass Deutsch-
and vor drei zentralen Herausforderungen steht:

Erstens. Unser Land hat eine tiefe Konjunkturkrise zu
berwinden. Die Binnenkonjunktur liegt am Boden.
om Export gehen leichte Impulse aus. Die Bundesregie-

ung setzt im Wesentlichen darauf, dass die amerikanische






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
Volkswirtschaft zur Lokomotive wird. Während diese
Bundesregierung im außenpolitischen Bereich gegen die
Amerikaner arbeitet, setzt sie im wirtschaftspolitischen
Bereich Hoffnung auf sie.

Zweitens: die Überwindung der hartnäckigen Struk-
turkrisen. Die Strukturkrisen treffen uns insbesondere
auf dem verkrusteten Arbeitsmarkt. Man kann sie aber
auch im überbordenden Steuersystem identifizieren.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Drittens – diese Herausforderung wird diese Bundes-
regierung mit der Agenda 2010 wahrscheinlich nicht be-
wältigen –: die Überwindung einer vielschichtigen, tief
greifenden Vertrauenskrise in unserem Land.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Derzeit ist die Vertrauenskrise das Kernübel in der Bun-
desrepublik. Den Verbraucherinnen und Verbrauchern
fehlt es an Vertrauen; denn sie trauen den staatlichen
Entscheidungsträgern nicht mehr und sie haben ange-
sichts von 5 Millionen Arbeitslosen Sorge um ihren
Arbeitsplatz. Sie verweigern sich dem Konsum. Als
Ausdruck dieser enormen Vertrauenskrise steigt die
Sparquote.

Die Unternehmen reagieren auf diese Vertrauenskrise
dadurch, dass sie Investitionen zurückstellen. Die Anle-
ger bekommen diese Vertrauenskrise dadurch zu spüren,
dass der DAX im internationalen Vergleich sehr viel
stärker als die Aktienindizes der übrigen europäischen
Volkswirtschaften zurückgegangen ist.


(Zuruf von der SPD: Auch falsch!)


Auch unsere sozialen Sicherungssysteme, insbeson-
dere das Rentensystem, spüren diese Vertrauenskrise;
denn keiner glaubt, dass dieses soziale Sicherungssystem
noch in der Lage ist, Jüngeren dauerhaft Alterseinkünfte
zu sichern.

Die Hauptursache für die vielfältige Vertrauenskrise
in Deutschland hat gewissermaßen ein Gesicht: diese
Bundesregierung. Die falsche Politik von Rot-Grün
muss daher beendet werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Um Deutschland wieder nach vorne zu bringen – da-
rüber diskutieren wir in dieser Woche –, ist es nötig, die
vor uns liegenden Aufgaben entschlossen anzugehen.
Leitlinie und Kompass der Union bleiben dabei die so-
ziale Marktwirtschaft für das 21. Jahrhundert. Mehr
Wettbewerb und weniger Bevormundung, das muss das
Leitmotiv aller Reformschritte der nächsten Wochen,
Monate und Jahre sein. Mehr Eigenverantwortung und
weniger Bürokratie, daran müssen sich alle Gesetz-
gebungsvorhaben, die uns aus der Krise herausführen
sollen, messen lassen.

Im Hinblick auf das, was der Kollege Müntefering
und der Kollege Rübenkönig heute hier vorgetragen ha-
ben, muss man feststellen, dass alle von Rot-Grün ge-
planten Maßnahmen die Vertrauenskrise in Deutschland

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(C (D her verschärfen denn überwinden. Damit wird die falche Richtung eingeschlagen. Wenn der Kollege Müntefering hier die abenteuerliche ehauptung aufstellt, dass Rot-Grün etwas für die Geeinden tut, dann zeigt das, dass er offensichtlich schon nge nicht mehr in einem Rathaus war. In den Rathäu ern wird darüber geklagt, dass die falsche Wirtschaftsnd Steuerpolitik die Kommunen in das finanzielle Aus eibt und dass jede Woche ein neues, dramatisches teuerloch in den Haushalten entsteht. Kein Kämmerer in eutschland freut sich eigentlich über Ihr Programm, mit em Sie zinsverbilligte Kredite anbieten; denn die meisn Kommunen in Deutschland dürfen gar keine weiteren redite aufnehmen, weil sie schon überschuldet sind. eine sehr verehrten Damen und Herren, Sie ignorieren ie Lage in Deutschland. Weil Sie die Wirklichkeit nicht ahrnehmen wollen, sind Ihre Rezepte völlig falsch. Heute ist noch einmal gesagt worden, es würde zur erbesserung der Lage in Deutschland beitragen, wenn ir das Steuererhöhungsgesetz, das am Freitag im Bunesrat abgelehnt worden ist, doch noch in Kraft setzen. as ist eine Irreführung. Dahinter steht der alte sozialdeokratische und damit falsche Glaube, dass höhere teuersätze zu Steuermehreinnahmen führen. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Es geht doch gar nicht um höhere Steuersätze! Das ist Demagogie!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


as Gegenteil ist richtig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


iedrigere Steuersätze werden unseren Staatshaushalt
her konsolidieren, weil sie wachstumsförderlich sind.
eswegen ist die Behauptung des Kollegen Müntefering,
ass dieses Steuersatzerhöhungsprogramm den Kommu-
en hilft, irreführend. Das ist eine Täuschung. Das darf
ier nicht unwidersprochen bleiben.

Ebenso wenig darf unwidersprochen bleiben, dass die
orschungsinvestitionen in Deutschland auf einem gu-
n Weg sind. Der Kollege Müntefering hat hier ange-

ührt, dass Innovationen gesichert werden sollen und
ass es darum geht, soziale Gerechtigkeit auf hohem Ni-
eau zu gewährleisten. Ich glaube nicht, dass Innovatio-
en das Ziel haben, soziale Gerechtigkeit zu garantieren.
ielmehr sollen sie wirtschaftliche Entwicklungsmög-
chkeiten schaffen. Vor diesem Hintergrund ist es schon
inigermaßen erstaunlich, dass die großen Forschungs-
inrichtungen in Deutschland – ich nenne die Max-
lanck-Institute, ich nenne die Fraunhofer-Gesellschaft
nd ich nenne die Deutsche Forschungsgemeinschaft –
ntgegen der Zusage der Bundesregierung nicht die zu-
ätzlichen Mittel bekommen, die sie für ihre Arbeit an
ich benötigen. Das ist ein Schlag gegen den For-
chungsstandort Deutschland


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Völliger Unsinn!)







(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
und das ist eine Aufforderung an die Wissenschaftlerin-
nen und Wissenschaftler, dieses Land, das sich nicht
mehr um seine Forscherinnen und Forscher kümmert,
endlich zu verlassen. Das ist ein Signal, das von diesem
Haushalt ausgeht. Das ist ein wesentlicher Grund dafür,
dass wir den Haushalt ablehnen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das gilt auch für die hier bereits angesprochenen
Strohfeuerprogramme mit Zinsvergünstigungen für den
Baubereich. Wir sind in der Bundesrepublik Deutsch-
land derzeit in einer Niedrigzinsphase. Investitionen
werden durch Zinssubventionen nicht in dem Maß geför-
dert, wie das vielleicht bei den alten Beschäftigungspro-
grammen von Rot-Grün noch der Fall war. Diese Stroh-
feuerprogramme sind so angelegt, glaube ich, dass es
noch nicht einmal ein Strohfeuer geben wird. Die Pro-
gramme werden verpuffen. Sie werden der Bauwirt-
schaft keinen wesentlichen Impuls geben. Was wir für
die Bauwirtschaft brauchen, ist eine Veränderung der
steuerlichen Rahmenbedingungen, die es wieder attrak-
tiv machen, im Baubereich zu investieren. Dazu hat die
Regierung zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Kraft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)


Noch nicht einmal das, für das sich die Regierung
selbst rühmt, klappt, nämlich das Verkaufen. Liebe Kol-
leginnen und Kollegen, wir lesen in der Zeitung von
heute, dass der Regierungssprecher schwer angeschla-
gen ist, weil die Berliner Staatsanwaltschaft ein Ermitt-
lungsverfahren wegen Unterschlagung und anderer De-
likte gegen ihn eingeleitet hat.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hört! Hört! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Unglaublich!)


Ich wüßte nicht, dass es in der Geschichte der Bundesre-
publik Deutschland einen Regierungssprecher gegeben
hat, der sich einer solchen Herausforderung gegenüber-
gesehen hat.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Erst mal vorläufig beurlauben!)


Mit jedem Tag, an dem der Bundeskanzler weiter duldet,
dass ein so Beschuldigter für die Regierung spricht – das
mag ein Markenzeichen für schlechte Politik sein –,


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Demnächst kriegt der noch Prozesskostenhilfe!)


übernimmt er mehr an Verantwortung für das, was der
Grund für die Anklage ist, die offensichtlich vorbereitet
wird. Deshalb fordert die CDU/CSU-Bundestagsfraktion
in der Debatte über den Etat des Kanzleramts die Entlas-
sung des Regierungssprechers durch den Bundeskanzler.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Noch nie was von der Unschuldsvermutung gehört? – Weitere Zurufe von der SPD)


Herr Kollege Müntefering, auch wenn Sie glauben,
im Augenblick der Parlamentsdebatte nicht folgen zu
müssen,

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(C (D (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Anders als Ihre Vorsitzende ist er immerhin da! Wo ist denn Ihre Vorsitzende?)


age ich Ihnen: Im Kern geht es darum, ob die sozialde-
okratische Bundestagsfraktion bereit und in der Lage
t, sich der Herausforderung einer gemeinwohlorientier-
n Politik in Deutschland zu stellen.

Es gibt in diesem Zusammenhang eine sehr intensive
iskussion darüber, ob der Staat nicht Opfer organisierter

nteressen ist. Es gibt einige Hinweise darauf, dass es für
achstum und Beschäftigung schädlich ist, wenn sich

raktionen zu sehr bestimmten Partikularinteressen öffnen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das erzählen Sie mal Ihren Unternehmervertretern! Das sagen Sie mal Herrn Göhner! – Waltraud Lehn [SPD]: Diese Selbstansprache ist ja wirklich außerordentlich klug!)


Es gibt zum Beispiel eine Analyse eines bekannten
konomen, von Mancur Olson, der das unter dem Titel

Aufstieg und Niedergang von Nationen“ belegt hat.
iejenigen, die sich nur den Interessengruppen wid-
en und ausschließlich deren Interessen im Gesetzge-

ungsverfahren einzubringen versuchen, wirken beim
iedergang von Nationen mit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Jawohl, das ist richtig!)


Die starke Verflechtung einer bestimmten Interessen-
ruppe mit Ihrer Bundestagsfraktion ist, glaube ich, eine
esentliche Wachstumsbremse in der Bundesrepublik
eutschland. Das muss hier vor dem Forum der deut-

chen Öffentlichkeit deutlich ausgesprochen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir sind sehr dafür, die Kompetenz von Verbänden oder
nstitutionen einzubeziehen. Aber man muss, wenn es Vor-
chläge gibt – wir haben ja in der Bundesrepublik kein Er-
enntnis-, sondern ein Handlungsdefizit –, auch handeln.

Ich will am Beispiel des Papieres der Bundesbank ein-
al aufzeigen, in welche falsche Richtung Ihre wirt-

chaftspolitischen Rezepte zum gegenwärtigen Zeitpunkt
ehen. Die Bundesbank ist deswegen unverdächtig, eine
esondere Nähe zu den wirtschaftspolitischen Vorstellun-
en der Opposition zu haben, weil an ihrer Spitze ein ge-
tandener Sozialdemokrat steht. Sie genießt in der Bevöl-
erung ein hohes Maß an Vertrauen. Die Vorschläge, die
ie vor wenigen Tagen unterbreitet hat, lassen an Klarheit
ichts vermissen: Die Bundesbank fordert eine Konsoli-
ierung auf der Ausgabenseite, insbesondere beim staat-
chen Konsum, weil sich dies in der Vergangenheit als am
rfolgreichsten für die Erreichung der Maastricht-Krite-
ien erwiesen hat. Das Gegenteil macht diese Bundes-
egierung: Der staatliche Konsum wird erhöht und die
nvestitionen werden gesenkt. Die Vorschläge der Bun-
esbank finden keine Berücksichtigung. Das schadet un-
erem Land, meine sehr verehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Sie schaden unserem Land!)







(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
Die Bundesbank fordert, dass die gesamtwirtschaft-
lichen Annahmen einer Konsolidierungsstrategie vorsich-
tig gesetzt werden. Zu optimistische Prognosen entspre-
chen nicht einem verlässlichen und vertrauensbildenden
Konsolidierungskurs. Die Wahrheit aber ist, dass diese
Bundesregierung das Wirtschaftswachstum in Deutsch-
land beharrlich zu hoch angibt und die Arbeitslosigkeit
zu niedrig einschätzt. Vor diesem Hintergrund schadet die
Politik der Bundesregierung einem dauerhaften Konsoli-
dierungserfolg in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Schließlich fordert die Bundesbank die Einbettung
von Konsolidierungsmaßnahmen in erforderliche struk-
turelle Reformen, um die gesamtwirtschaftlichen Wachs-
tumsperspektiven zu verbessern. Die Wahrheit bei dieser
Bundesregierung aber ist – das ist uns seit der angeb-
lichen Ruckrede vom Freitag klar –, dass es hier nicht
um richtige Reformen, sondern lediglich um Reförm-
chen geht. Die Reformen werden nicht entschlossen an-
gegangen. Keine der notwendigen Strukturreformen,
beispielsweise auf dem Arbeitsmarkt, wird vorangetrie-
ben. Lediglich in Teilbereichen werden Rezepte angebo-
ten. Es schadet unserem Land, dass der Ratschlag der
Bundesbank auch in dieser Frage nicht entsprechend be-
rücksichtigt wird und die Beschreibung von Problemen
als Ersatz für Handeln dient.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dies gilt leider auch für die Stabilität der gemeinsa-
men Währung, die wir von der CDU/CSU-Bundestags-
fraktion durch die Politik der Bundesregierung eher ge-
fährdet als gefördert sehen. In Maastricht haben sich die
Partner des Euroraumes gegenseitig versprochen, die
Stabilität der gemeinsamen Währung durch Haushalts-
disziplin zu sichern. Dem deutschen Finanzminister steht
zwar zum gegenwärtigen Zeitpunkt das Wasser bis zum
Hals; aber er setzt sich nicht für die Einhaltung des
Maastricht-Vertrages ein. Seine Bekenntnisse am gestri-
gen Tag waren windelweich. Der deutsche Finanzminis-
ter wird zum Weichmacher der europäischen Währung.
Das ist gegen das deutsche Interesse. Deswegen werden
wir diese Politik nicht weiter unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Im Verlauf dieser Debatte ist auch einiges zur Privati-
sierung in Deutschland gesagt worden. Vor wenigen Ta-
gen hat die Deutsche Telekom einen Jahresverlust be-
kannt gegeben, der mit 24,8 Milliarden Euro höher ist
als die Nettokreditaufnahme des Bundes. Die Bundes-
regierung sitzt im Aufsichtsrat dieses Unternehmens.
Wir werden im Verlauf der nächsten Wochen und Mo-
nate sehr genaue Auskunft darüber verlangen, ob sie ihre
Eigentümerposition im Interesse der Steuerzahlerinnen
und Steuerzahler so wahrgenommen hat, dass vom deut-
schen Steuerzahler Schaden abgewendet wird. Denn wir
müssen aus unserem Beteiligungsbesitz bei der Telekom
und den Postunternehmen die Postpensionskassen finan-
zieren. Der Beteiligungsbesitz liegt durch die miese Poli-
tik der Bundesregierung


(Widerspruch bei der SPD)


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(C (D eutlich unterhalb von den 580 Milliarden Euro, die wir n den nächsten Jahren zur Finanzierung der Postpensioen aufbringen müssen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Waltraud Lehn [SPD]: Herr Kampeter, wir wissen ja, Sie sind noch ein bisschen steigerungsfähig!)


Wenn in diesem Zusammenhang auch noch immer
ieder Diskussionen darüber aufkommen, dass große
anken schlechte Kredite mit Staatsgarantien absichern,
ann ist das angesichts eines Pleitenrekordes im Mittel-
tand nur noch zynisch zu nennen. Diese Politik schadet
eutschland. Wir werden sie in umfassender Art und
eise ablehnen.

Bei den anstehenden Reformarbeiten wird es ent-
cheidend darauf ankommen, dass die Grundzusammen-
änge erkennbar bleiben. Es ist dem Sachverständigenrat
ur Begutachtung der wirtschaftlichen Lage zuzustim-
en, wenn er in seinem letzten Jahresgutachten schreibt,

ass das Kurieren an den Symptomen nicht weiterhilft.
ch zitiere:

Notwendig ist vielmehr eine schonungslose Dia-
gnose, denn nur auf ihr lässt sich eine langfristig orien-
tierte, ganzheitliche Therapie aufbauen. Nur durch
grundlegende Strukturreformen kann Deutschland
für die zunehmenden Herausforderungen des welt-
weiten Wettbewerbs... angemessen gerüstet werden.

Entscheidend ist, Risikobereitschaft, Leistungswillen
nd Eigenverantwortlichkeit zu stärken. Die gerechte
erteilung der Anpassungslasten ist für die Akzeptanz
er Reformen zwar ebenfalls wichtig, aber die Priorität
uss bei Förderung von Wettbewerb und Wachstum lie-

en. In diesem Sinne werden wir die Politik der Bundes-
egierung weiterhin kritisch verfolgen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Auf diese Art von Kritik kann man eigentlich verzichten!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503404900


Das Wort hat jetzt die Kollegin Petra Pau.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1503405000


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir
iskutieren seit gestern über den Bundeshaushalt. Ich
inde, wir muten uns und unseren Nerven einiges zu.

ährend wir über Haushaltsposten und Einzelpläne
treiten, läuft außerhalb dieses Hauses die Uhr in Rich-
ung Krieg. Es ist ein Krieg, den Hunderte Millionen

enschen ablehnen, ein Krieg, der Hunderttausende
enschen treffen wird.

Die PDS im Bundestag hat gestern den Bundestags-
räsidenten ersucht, eine Sondersitzung des Bundes-
ages zu diesem Thema einzuberufen. Herr Thierse hat
as mit Verweis auf die Geschäftsordnung abgelehnt, zu-
al der Bundestag ja sowieso tage. Das tut er, allerdings






(A) )



(B) )


Petra Pau
nicht ausdrücklich zu diesem bedrückenden Thema. In-
sofern war ich froh, als heute Morgen mit dem Beitrag
des Bundeskanzlers die Debatte eine andere Wendung zu
nehmen schien. Allerdings hat sich das, wenn ich an
meine letzten zwei Vorredner denke, schon wieder erle-
digt.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Herr Merz von der CDU hatte seiner Rede gestern
ähnliche Gedanken vorangestellt. Der Unterschied ist
nur: CDU/CSU könnten kraft Fraktionsstatus eine solche
Debatte auf die Tagesordnung setzen lassen. Die PDS im
Bundestag kann das nicht.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das hat einen guten Grund!)


Dass die CDC/CSU-Fraktion das nicht getan hat, ent-
larvt die Worte von gestern als pure Polemik.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Dabei steht die gesamte Haushaltsdebatte unter
Kriegsvorbehalt. Denn die Kriegskosten, die Kriegslas-
ten und die Kriegsverluste werden auch uns heimsuchen.
Das wäre übrigens ein Grund mehr – wenn auch nicht
der wichtigste –, vehement gegen den drohenden Krieg
zu sein.

Der Bundeskanzler hat wiederholt, dass er, die Bun-
desregierung und die rot-grüne Koalition einen Krieg ge-
gen den Irak weiter ablehnen. Das unterstützen wir aus-
drücklich und nicht nur im Bundestag.

Deshalb möchte ich Klartext reden: Beginnen die
USA, wie angekündigt, einen Feldzug gegen den Irak,
dann wäre das Völkerrechtsbruch, Massenmord, ja
Staatsterrorismus. Umso erregter höre ich heute von
Frau Merkel, dass sie und ihre CDU diesen Kurs der
USA-Führung unterstützen, und zwar mit allen denkba-
ren Folgen. Es tut mir Leid, ich stelle mir die Frage: Sind
Sie wirklich von allen guten Geistern verlassen?


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Mit diesem Kurs werden Sie, Frau Merkel, und wird die
Union der Bundesrepublik ein Fall für das Bundes-
verfassungsgericht. Denn mit diesen Äußerungen – da
hat die SPD Recht – ist die CDU/CSU Teil der Allianz
der Kriegswilligen. Ich möchte auch sagen – Frau
Merkel hat ja vorhin auf ihre Biografie angespielt –: Das
können Sie unmöglich in der DDR gelernt haben.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wo haben Sie 1968 gestanden?)


Wir haben den Bundestagspräsidenten im Übrigen
nicht um die Debatte gebeten, um einmal so über Krieg
oder Nichtkrieg zu reden, und auch nicht, um eine
außenpolitische Debatte anzuregen, sondern wir haben
darauf verwiesen, dass wir spätestens mit Kriegsbeginn
ein gravierendes innenpolitisches Problem haben wer-
den.

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(C (D Das Grundgesetz enthält in Art. 26 ein Friedensgebot nd stellt mit diesem Artikel eine Beteiligung an einem ngriffskrieg unter Strafe. Auch eine indirekte Beteiliung der Bundesrepublik an Angriffskriegen muss auseschlossen werden. Darüber ist zu reden – nicht irgendann, sondern schnell, und auch nicht irgendwo, sondern ier im Bundestag und da nicht etwa versteckt in der aushaltsdebatte. Ich finde – das sagen auch Völkerrechtler –: Solange WACS-Flugzeuge mit deutscher Besatzung in der riegsregion unterwegs sind, solange Kriegseinsätze on US-Basen auf deutschem Boden ausgehen und soange Bundeswehrkräfte in der Kriegsregion präsent ind, so lange haben wir es schon mit einer indirekten eteiligung der Bundesrepublik an einem völkerrechtsidrigen Angriffskrieg zu tun. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


ch stimme also der vom Bundeskanzler heute vorgetra-
enen Deutung ausdrücklich nicht zu.

Genau bei dieser Frage liegt die Messlatte für die
rünen. Sie beklagen die Ohnmacht, die uns alle ange-

ichts der Unbeirrbarkeit der US-Führung befällt. Das
erstehe ich sehr gut; das geht sehr vielen Menschen so.
ber bitte: Nutzen Sie wenigstens die Macht, die Ihnen

ls Regierungspartei anheim gestellt wurde! Verhindern
ie, dass Deutschland durch die Hintertür mitschuldig
ird! Sie würden sonst selbst mitschuldig.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


lles Recht der Welt stünde auf Ihrer Seite; denn kein
echt und kein Vertrag zwingt die Bundesrepublik, zum
elfershelfer zu werden. Sie waren bisher standhaft.
un wagen Sie auch den Folgeschritt!


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Wir bleiben standhaft!)


Ich habe heute das Argument gehört, wir hätten
echte und Pflichten als NATO-Partner. Richtig! Auch
elgien als NATO-Partner hat Rechte und Pflichten und
ar trotzdem gestern in der Lage, die Häfen für die US-
lottille zu sperren.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Nun noch ein Wort an die CSU. Ich habe in Debatten
ier schon mehrfach gesagt, dass ich zwölf gute Gründe
enne, ja nicht CSU zu wählen, und dass der 13. Grund
eckstein heißt. Bayerns Innenminister hat bereits vor
ochen gewarnt – nicht vor einem Krieg gegen den

rak, sondern davor, dass Kriegsflüchtlinge aus dem
rak die deutschen Lande erreichen könnten. Sie sollten,
o Beckstein, „menschenwürdig in der Kriegsregion un-
ergebracht werden“. Heute lese ich, dass er außerdem
rakische Bürger, welche auf dem Gebiet Bayerns leben,
urch den Staatsschutz überwachen lassen will. Ich weiß
icht, was ein solcher Zyniker im Beichtstuhl erzählt.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Er ist evangelisch und geht deswegen nicht zur Beichte!)







(A) )



(B) )


Petra Pau
Aber ich weiß: Als Politiker und Minister ist er eine
kreuzgefährliche Fehlbesetzung.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Wir können jetzt gern über den Haushalt, auch über
den Kanzlerhaushalt weiter debattieren. Die USA und
die Allianz der Kriegswilligen verschieben derweil die
gesamte Weltarchitektur. Stabiler wird sie dadurch nicht,
auch nicht gerechter und demokratischer – im Gegenteil.

Danke.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503405100


Das Wort hat jetzt die Staatsministerin Christina
Weiss.

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Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1503405200


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sicher
könnte man mit einer zackigen Handbewegung die Frage
parieren, ob einem in dem Moment, da der Krieg in die
Welt zieht, der Sinn nach Kultur steht. Doch diese Geste
wäre zu einfach; denn Kultur ist auch in Krisenzeiten
kein Luxusgut,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


sondern eine essenzielle Verständigung über die gemein-
samen Werte des Zusammenlebens der Völker. Darauf
müssen wir pochen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben gesehen, dass es gerade die kreativen und
die kreativsten Köpfe waren, die dem Frieden laut und
vernehmbar das Wort redeten. Die diesjährige Berlinale
geriet zu einem manifesten Auftritt der Neinsager. Ame-
rikanische Schauspielerinnen und Schauspieler wie
Susan Sarandon, Martin Sheen, Dustin Hoffman oder
George Clooney haben gemeinsam mit den deutschen
Kollegen ihre Stimme erhoben. Das ist nicht folgenlos
für sie geblieben. Sie wollten Anstoß geben, Anstoß,
darüber nachzudenken, ob die Sprache der Waffen wirk-
lich die letzte aller Verständigungsmöglichkeiten sein
muss.

Künstlerinnen und Künstler haben uns alle zur Kom-
munikation aufgerufen, weil sie selbst etwas davon ver-
stehen. Der menschliche Geist wäre findig genug, Eska-
lationen zu verhindern. Der Umgang mit Kunst ist ein
hervorragendes Wahrnehmungstraining, um zu neuen
und ungewöhnlichen Lösungen zu gelangen, um aus al-
ten Denkmustern auszubrechen.

Das gilt auch für die Haushaltspolitik, um die es heute
geht. Wir stehen vor einem gewaltigen Umbau unserer
Kulturlandschaft. Wir brauchen auch hier Mut zur Ver-
änderung. Da wir nicht zulassen wollen, dass am Ende
allein die Verwaltung überlebt, die Kunst aber wegge-

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(C (D part wird, müssen wir Rahmenbedingungen dafür chaffen, dass die Kultureinrichtungen flexibler und unernehmerischer geführt werden können. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Bund unterstützt daher jene Reformprojekte, die
arauf angelegt sind, die kulturelle Arbeit wirkungsvol-
er und einfacher zu machen. Der Bund selbst wird mit
utem Beispiel vorangehen und Reformfreude zum Prin-
ip erheben. Ich erinnere an die bevorstehende Novelle
um Filmförderungsgesetz und an den neuen gesetzli-
hen Rahmen für die Deutsche Welle. Daran werden wir
rbeiten.

Dass es uns mit tragfähigen Reformen ernst ist, lässt
ich am besten an der Rettungsaktion zugunsten des
eutschen Musikrates ablesen, der längst als Kultur-
inosaurier verschrieen war.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dazu haben Sie, Frau Ministerin, wenig beigetragen!)


lare, flache Strukturen, ein gutes kaufmännisches Kon-
ept und effiziente Kontrolle haben dem Musikrat eine
eue Perspektive gegeben und die Projekte gerettet.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nachdem wir die Verstaatlichung verhindern konnten!)


Es hat sich schon herumgesprochen, dass es der
ruck des Bundes war, der die Berliner Opernstiftung

rmöglichte. Zehn Jahre nach Schließung des Schiller-
heaters, in denen nicht viel passierte, kann nun zum
rsten Mal davon die Rede sein, dass die Berliner Büh-
en an Haupt und Gliedern reformiert werden.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das haben wir im Haushalt gar nicht diskutiert! Das haben Sie am Parlament vorbei gemacht!)


Das hat sehr wohl etwas mit dem Haushalt zu tun. –
ch habe diesen Prozess durch Moderation vorangetrie-
en. Wir haben dem Land Berlin verdeutlicht, dass wir
ie Probleme nicht durch einfaches Abkaufen lösen kön-
en, sondern nur dann Geld einsetzen können, wenn hier
igenverantwortung übernommen wird.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Wir reden über den Etat 2003!)


er neue Hauptstadtkulturvertrag


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Über den haben Sie im Haushaltsausschuss noch nicht gesprochen!)


ird Innovationen fördern, Reformen unterstützen und
en gesamtstaatlichen Aufgaben Rechnung tragen.

Meine Damen und Herren, wenn ich davon gespro-
hen habe, dass man in schwierigen Zeiten besonders in
ie Köpfe investieren muss, dann gilt das in besonderem
aße für die neuen Bundesländer. Bei meiner Reise

ach Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und






(A) )


)

Staatsministerin Dr. Christina Weiss
Thüringen konnte ich mich davon überzeugen, welche
Bedeutung kulturelle Hilfe für die Identität der Städte hat,
welche Hoffnung die Kultur den Menschen gibt und was
sich damit bewegen lässt. Das Programm „Kultur in
den neuen Ländern“ gehört zu den Leuchttürmen einer
Bundespolitik, die die deutsche Einheit beim Wort nimmt.
Neben den Fördermaßnahmen des Solidarpak-tes II und
dem Investitionsförderungsgesetz werden in diesem Jahr
23 Millionen Euro in die neuen Länder fließen.


(Beifall bei der SPD)


Die „FAZ“ schreibt über die Wirkung dieses Pro-
gramms:

Ein anderes Bild vom Osten Deutschlands scheint
hier auf, ein selbstbewusstes und vor allem der ei-
genen Kraft zu Veränderungen bewusstes, das die
allbekannten Katastrophenberichte aus der meck-
lenburgischen Provinz wohltuend konterkariert.

Weiter heißt es, dass die Kulturmillionen „hier sehr gut
und vor allem auf Dauer angelegt sind“. Das sind
12,5 Prozent mehr, als es ursprünglich im Finanzplan-
ansatz vorgesehen war. Das ist ein Erfolg in schwieriger
Haushaltszeit. Wir alle sollten gemeinsam dafür kämp-
fen, dieses wichtige, Hoffnung machende Programm in
den nächsten Jahren zu verstetigen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Kulturetat der Bundesregierung zeigt aber auch,
dass wir uns zum Gedenkstättenkonzept zur Erinne-
rung an die beiden deutschen Diktaturen bekennen. Der
Ansatz aus dem Vorjahr konnte um 10,4 Prozent auf ins-
gesamt 8,5 Millionen Euro erhöht werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Hier zeigt sich, dass diese Regierung aufrecht und wach-
sam mit der Erinnerung an die nationalsozialistische
Schreckensherrschaft und mit der Chronik der SED-Ver-
brechen umgeht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Na ja!)


Wir sind nach wie vor bereit, den großartigen Entwurf
des Schweizer Architekten Peter Zumthor für die
„Topographie des Terrors“ in Berlin zu unterstützen.


(Günter Nooke [CDU/CSU]: Das war Ihre erste konkrete Aussage!)


Es bleibt dabei: Der Bund wird bis zu 50 Prozent der ge-
deckelten Gesamtkosten übernehmen. Wir hoffen sehr,
dass der Berliner Senat endlich die notwendigen Voraus-
setzungen für den zügigen Weiterbau schafft.

Ich unterstütze an dieser Stelle auch noch einmal aus-
drücklich den Vorschlag des Bundespräsidenten, in der
Mitte Berlins eine Gedenkstätte für die Menschen einzu-
richten, die während der Zeit des Nationalsozialismus
unter Einsatz ihres eigenen Lebens Verfolgten geholfen
und Menschen gerettet haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Frau Ministerin Weiss, erlauben Sie eine Zwischenrage des Kollegen Lammert? D Ja, ich erlaube eine Zwischenfrage. Bitte schön, Herr Lammert. Frau Staatsministerin, ich würde gern eine Nachfrage u Ihrem Hinweis auf die Position der Bundesregierung ur „Topographie des Terrors“ stellen. Nach meiner Ernnerung gab es neben der Absicht der Bundesregierung, is zu einem gedeckelten Betrag 50 Prozent der Mittel ur Verfügung zu stellen, auch eine zwischen der Bunesregierung und dem Berliner Senat formell oder inforell abgestimmte Vorstellung über die Höhe dieses edeckelten Betrages. Darauf genau bezieht sich nun eine Frage: Hat die Bundesregierung den Eindruck der die Erkenntnis, dass zu diesem damals von Bundesegierung und Senat vereinbarten gedeckelten Betrag die ealisierung des Zumthor-Bauwerkes überhaupt noch öglich ist? D Das befindet sich in Prüfung. Es wird uns gesagt, die rüfung könne noch ergeben, dass dieser Entwurf realisiert erden kann. Sollte das nicht der Fall sein: Wir können en gedeckelten Betrag der Finanzierung nicht erhöhen. Mit der Osterweiterung der Europäischen Union eht die Nachkriegszeit auf diesem Kontinent ihrem Ende ntgegen. Wir reden viel über die wirtschaftliche, viel zu elten aber über die kulturelle Dimension der neuen EUewohner. Wenn die Grenzen zu Polen oder Tschechien bgebaut werden, wird das Interesse aneinander zunehen müssen. Uns verbinden gemeinsame Wurzeln und emeinsame Traditionen. Wir wollen sie nutzen, um einen emeinsamen kulturellen Weg in die Zukunft zu finden. s ist eine Aufgabe für uns alle, den Europagedanken icht nur als rein wirtschaftliche Angelegenheit zu berachten, sondern ihn mit kultureller Neugier auszufüllen. unst kann dabei eine ideale Vermittlerin darstellen. Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503405300
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1503405400
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503405500
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503405600
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1503405700

(Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)


(Beifall des Abg. Franz Müntefering [SPD])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503405800


Das Wort hat jetzt der Kollege Günter Nooke von der
DU/CSU-Fraktion.

(B)







(A) )



(B) )


Günter Nooke (CDU):
Rede ID: ID1503405900


Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen
und Kollegen! Ich will zu Ihrer Vorbemerkung zu den
Künstlern bei der „Berlinale“ nur festhalten: Es wäre
natürlich gut gewesen, wenn die Menschen bei ihrer
Meinung bleiben, egal, wo auf der Welt sie ihren Film
verkaufen, weil so etwas manchmal auch Gefühle gegen-
über Amerika weckt und der Eindruck entsteht, als sei es
doch mehr Mittel zum Zweck als in der Sache begründet
gewesen.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Richtig fies ist das!)


Insofern würde ich das nicht ganz so positiv sehen. Lei-
der war das nicht ganz eindeutig; ich hätte es mir anders
gewünscht.


(Zuruf der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Ich möchte zum Haushalt reden und noch einmal das
Problem deutlich machen, dass wir es hier mit Haus-
haltsansätzen für Kultur und Medien zu tun haben, zu
denen ich bei der Erstellung des Haushalts schon gesagt
habe: Sie lassen vermuten, dass sie deshalb so schlecht
sind, weil der bisherige Amtsinhaber nicht mehr anwe-
send war und die zukünftige Amtsinhaberin noch nicht
voll im Amt stand. Die miserablen Zahlen, die wir jetzt
haben, lassen leider die Vermutung zu, dass die persönli-
che Anwesenheit der Staatsministerin eher einen noch
negativeren Einfluss gehabt hat; denn leider hat sich in
den vergangenen Monaten an den Zahlen nichts zum
Guten verändert. Ganz im Gegenteil, mittlerweile muss
sogar der Eindruck entstehen, dass hier eher noch abge-
baut wurde.

Um es sehr konkret darzustellen: Der Entwurf vom
Sommer sah noch einen Mittelrückgang um rund
24 Millionen Euro vor. Das ist vielleicht – wie schon im
vergangenen Jahr – nicht ganz zufällig die Summe, die
für die neu gegründete Kulturstiftung des Bundes zur
Verfügung steht. Der neue Entwurf hingegen sieht eine
Kürzung um weitere 12 Millionen Euro vor. Das ist eine
reale Kürzung von über 4 Prozent bei unverändert lau-
fendem Betrieb. Jetzt stehen für die Kultur weniger Mit-
tel zur Verfügung, obwohl ein größeres Engagement des
Bundes – zum Beispiel bei den Stätten des Weltkultur-
erbes und in Berlin – angekündigt war. Unter den vielen
Sachverhalten des Koalitionsvertrages ist dies einer der
wenigen Punkte, deren Nichteinlösen auch bei der Op-
position auf Kritik stößt.

Doch das eigentlich Anstößige ist nicht die überpro-
portionale Kürzung bei der Kultur; viel schlimmer ist
aus unserer Sicht der plan- und ziellose Umgang mit den
Mitteln, die Ihnen zur Verfügung stehen, Frau Staats-
ministerin. Ich belege dies anhand zweier Beispiele aus
jüngster Geschichte in Berlin, die sich auch auf das be-
ziehen, was Sie gerade ausgeführt haben.

Erstens. Für die kulturelle Nutzung des „Palastes
der Republik“ werde man selbstverständlich keine öf-
fentlichen Gelder ausgeben. So schreibt es auch die Ex-

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(C (D ertenkommission vor. Doch plötzlich stehen im mit 00 Prozent vom Bund finanzierten Hauptstadtkulturonds Mittel in erheblichen Ausmaß für ein Projekt im o genannten Palast zur Verfügung. Gleiches gilt für den artin-Gropius-Bau: Der Bund übernimmt die Verantortung für diesen exquisiten Ausstellungsort, ohne ihn llerdings mit einem ausreichendem Betrag für, salopp ormuliert, Ausstellungsanbahnungen auszustatten. Also uss auch hier der Hauptstadtkulturfonds wieder herhaln. Hier greift sich der Bund in die eigene Tasche, und war nicht einmal besonders raffiniert. Es sieht beinahe ie Mundraub aus, ist aber einfach nur Betrug: Betrug m Zweck des Hauptstadtkulturfonds und Betrug an den ünstlerinnen und Künstlern, die ihre Projekte nicht ehr durchführen können. Erlauben Sie mir in diesem Zusammenhang noch ein ort zum Berliner Stadtschloss. Ich habe es oft gesagt, iederhole es auch heute und werde es noch öfter sagen: ieses Parlament hat mit überwältigender, parteiübergrei ender Mehrheit – das wiederhole ich besonders gern – or einem Dreivierteljahr beschlossen, das Schloss wieer zu errichten. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Nein, wir wollen das nicht wieder errichten!)


ie Bundesregierung hat diesen Beschluss zügig umzu-
etzen und sich nicht Gedanken über Probleme zu ma-
hen, die es eigentlich gar nicht geben dürfte.

Zweitens. So verständlich und richtig das Anliegen
er Sinti und Roma ist, ein Mahnmal zum Gedenken
n ihre Opfer der nationalsozialistischen Terrorherr-
chaft zu errichten, so grundverkehrt ist auch hier der
eg zu dessen Realisierung. Berlin schafft Fakten, in-

em es ein Grundstück zur Verfügung stellt, und diktiert
em Bund mit dem Hinweis auf dessen originäre Zustän-
igkeit 2 Millionen Euro Baukosten plus jährliche Be-
iebskosten in Höhe von 300 000 Euro ins Ausgaben-
uch. Nun beteiligt sich mit ihrer Zustimmung zu dieser
umutung auch die Staatministerin für Kultur und Me-
ien, Frau Weiss, an der Aktion: wohl zuständig, aber
ie in der letzten Zeit immer öfter plan- und ziellos. Be-

onders schwer wiegt nämlich, dass der Entscheidung
ber dieses neue Mahnmal kein Gesamtkonzept zu-
runde liegt. Völlig ungewiss ist nach wie vor, wie der
nderen Opfergruppen gedacht werden soll.

Exakt dies ist das Problem, das die beiden Beispiele
lustrieren, auch wenn man es als Kulturpolitiker in die-
em Hause nicht gern sagt: Mehr noch als an Geld fehlt
s an seriöser und zukunftsfähiger Planung; mehr noch
ls an Geld mangelt es an belastbaren Konzepten. Dies
t besonders in einer Haushaltsdebatte eine ziemlich de-
rimierende Erkenntnis. Der erste Schritt hätte hier sein
üssen, dass die Bundesregierung endlich ein Konzept

orlegt, aus dem ihre Vorstellungen für die Zukunft der
edenkstätten hervorgehen. Das ist bis heute nicht ge-

chehen, auch in Ihren Ausführungen nicht, Frau Staats-
inisterin. Bei dem, was Sie zum Zumthor-Bau gesagt

aben, habe ich eher herausgehört, dass es wahrscheinlich






(A) )



(B) )


Günter Nooke
billiger wäre, die Baustelle komplett zu schließen und
das Geld, das sie an jedem Tag kostet, zu sparen.

Dabei müsste die Gedenkstätten- und Erinnerungs-
kultur längst ein wichtiges Thema für uns sein. Hier
habe ich immer die konstruktive Mitarbeit der CDU/
CSU-Fraktion angeboten. Zum Beispiel ist jetzt die Ge-
denkstätte „Mittelbau Dora“ in den Haushalt eingestellt.
Die Gedenkstätte in allen Ehren, aber warum wird sie
plötzlich vom Bund finanziert? Welches Kriterium gilt
für den Mittelbau Dora, das für Bautzen nicht gilt?

Ich meine damit auch Folgendes: Der Bund muss sich
nicht nur der NS-Zeit, sondern auch der SED-Diktatur
annehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die von Ihnen angesprochenen Themen haben dies wie-
der deutlich gemacht. Es darf nicht der Eindruck entste-
hen, die NS-Zeit sei für die Koalition geschichtspolitisch
wichtig und deshalb eine Angelegenheit des Bundes,
während die SED-Zeit nicht Teil gesamtdeutscher Ge-
schichte sei und daher bei den neuen Bundesländern an-
gesiedelt bleiben könne. Deutschland hat bei dem Thema
Diktaturgeschichte eine größere Verantwortung, aber ich
will jetzt gar nicht die Summen, die wir im Zusammen-
hang mit der „Topographie des Terrors“ diskutieren und
die wir für die Normannenstraße oder für Hohenschön-
hausen bräuchten, gegenüberstellen.

Lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit eine konkrete
Frage zum Haushalt 2003 stellen: Wo ist eigentlich der
Haushaltsansatz für die anstehenden Feierlichkeiten an-
lässlich des besonderen Gedenkens zum 50. Jahrestag des
Volksaufstandes vom 17. Juni? Ich sehe nichts. Auch das
zeigt, wie einseitig Sie Ihre Gedenkstättenpolitik betreiben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Nun noch ein Wort zum FDP-Antrag, in dem es um
die Mittel für die Kultur in den neuen Ländern geht.
Das haben Sie dankenswerterweise angesprochen. Ich
stimme mit Ihnen überein, dass manches Geld, das dort
ausgegeben wurde, vielleicht sinnvoller war als so man-
che Wirtschaftsförderung in Gewerbegebieten, die nicht
genutzt werden. Insofern lautet meine Frage: Warum
sprechen Sie davon, dass dafür Gelder zur Verfügung
stehen, wenn der Etat um 10 Millionen Euro gekürzt
worden ist? Den Mut, ihren eigenen Antrag auf Auf-
stockung der Mittel auch im Haushaltsausschuss zu stel-
len, den jetzt die FDP gestellt hat, hatten die Kollegen
von der Koalition nicht. Das ist politisch furchtbar un-
glaubwürdig und für die Förderung der Kultur in den
neuen Ländern einfach furchtbar. Wir haben jetzt die
Chance, es gemeinsam besser zu machen. Meine sehr
verehrten Damen und Herren von der Koalition, nutzen
Sie die einmalige Chance, diesem Antrag mit uns und
der FDP gemeinsam zuzustimmen und damit etwas für
die Kulturförderung in den neuen Ländern zu tun.

Zum Schluss: Die Verunsicherung bei den Kultur-
schaffenden ist groß und wächst mit diesem Haushalt
leider auch weiter. Erst steht die Spendenabzugsfähigkeit
zur Disposition, dann der ermäßigte Mehrwertsteuersatz.
Mit dem Steuervergünstigungsabbaugesetz, dessen Titel

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(C (D brigens schon die Kulturverträglichkeitsprüfung nicht ätte überstehen dürfen, eschweige denn sein Inhalt, wäre auch dem Handel mit ulturgütern insgesamt ein Bärendienst erwiesen woren. Schon in diesem Gesetzesvorhaben sind mehr kulurunverträgliche Sachverhalte versteckt, als ein Staatsinister oder eine Staatsministerin für Kultur in einer ollen Legislaturperiode wiedergutmachen könnte. Mit eld allein ist das nicht zu schaffen. Weil das so ist, hat Ihnen, verehrte Frau Staatsminiserin, die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag chon zu Ihrem Amtsantritt konstruktive Mitarbeit angeoten. Ich wiederhole das Angebot ausdrücklich, aber irendwann muss Schluss sein, (Franz Müntefering [SPD]: Stimmt, es muss Schluss sein!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn Sie nicht bereit sind, darauf einzugehen. Es könnte
elfen, eklatante Fehlentscheidungen, wie sie hier auch
etzt wieder getroffen wurden, zu vermeiden, und es
önnte mehr konzeptionelle Verlässlichkeit in die De-
atte bringen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Danke, dass Sie hier zumindest dafür gesorgt haben,
ass wir heute über Kultur reden konnten, aber wir müs-
en mehr daraus machen. Frau Staatsministerin, das war
eute zu wenig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Gute Rede!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503406000


Das Wort hat jetzt die Kollegin Petra Merkel von der
PD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Petra Merkel (SPD):
Rede ID: ID1503406100


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe
olleginnen und Kollegen! Ich verstehe Kultur als Mit-

el, Bindung und Verbindung zu schaffen. Ich glaube,
ass das in der Situation, in der wir uns im Augenblick
efinden, ein ganz wesentlicher Vorteil von Kultur ist,
en wir auch weiterhin fördern müssen.

Ich bin davon überzeugt, dass Kultur als Bindung
nd Verbindung zwischen Menschen und Völkern
nter der rot-grünen Regierung in Berlin eine erhebliche
tärkung erfahren hat,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eil die Kultur durch die Anbindung der Kulturpolitik
Bundeskanzleramt an die höchste Stelle angegliedert

urde.

Mit Frau Dr. Christina Weiss hat die bundesdeut-
che Kulturlandschaft eine Streiterin und Mitstreiterin






(A) )



(B) )


Petra-Evelyne Merkel
gewonnen. Ich freue mich, dass ich als neue Abgeord-
nete mit Ihnen arbeiten kann, und bin sicher, dass der
Kulturbereich von Ihrer Energie, Feinsinnigkeit und
Durchsetzungsfähigkeit profitieren wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Bindungen und Verbindungen brauchen wir in unse-
rem Land und für unser Land. Hätten wir die Bundes-
kulturstiftung, die erstmalig 1973 von Willy Brandt – der
eine Anregung von Günter Grass aufnahm – vorgeschla-
gen wurde, nicht Anfang 2002 gegründet, müssten wir
sie jetzt erfinden. Ich weiß, Herr Kampeter war damals
überhaupt nicht von der Idee begeistert, in der Zwi-
schenzeit hat aber auch er damit Frieden geschlossen.

Die Bundeskulturstiftung – auch als Dach für kleinere
Stiftungen gedacht – fördert sowohl national als auch in-
ternational bedeutsame Vorhaben und wird durch unseren
Haushalt eine Verdoppelung der Mittel, Herr Nooke, er-
fahren, nämlich von 12,5 Millionen Euro auf 25,565 Mil-
lionen Euro.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Bundesregierung und die rot-grüne Koalition haben
hier einen Schwerpunkt gesetzt, und das trotz Haus-
haltssanierung. Das betone ich besonders, da die Maß-
nahmen zur Haushaltssanierung auch an diesem Haus-
halt nicht vorbeigehen konnten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ein weiterer Schwerpunkt ist das Programm „Kul-
tur in den neuen Ländern“. Wir konnten die Zielset-
zung der Koalitionsvereinbarung zwar nicht vollständig
erfüllen, aber es ist uns gelungen, 2,5 Millionen Euro
mehr einzustellen, als es im Regierungsentwurf vorgese-
hen war. Dem Programm stehen vom Bund nun 23 Mil-
lionen Euro zur Verfügung. Mit diesen Mitteln werden
überregional bedeutende Kultureinrichtungen in den
neuen Ländern und mit ihnen gefördert. Das bedeutet:
Es wird die Infrastruktur verbessert. An dieser Stelle
kann ich deswegen schon sagen: Wir lehnen den Antrag
der FDP ab.

Im Zusammenhang mit den neuen Ländern möchte
ich auf einen anderen Haushalt verweisen. Ein neues
kulturelles Angebot in Mecklenburg-Vorpommern wird
durch den Haushalt des Ministeriums für Verkehr, Bau-,
Wohnungswesen und Aufbau Ost von Manfred Stolpe
finanziert, nämlich das Ozeaneum in Stralsund. Es
wird zusammen mit dem Meereskundemuseum im
Nordosten unseres Landes die dort bereits vorhandene
Attraktivität steigern.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Aufgaben, die mit dem Kulturetat finanziert wer-
den, sind vielfältig. Sie reichen vom Hauptstadtkultur-
vertrag – er wird in diesem Jahr neu verhandelt werden
müssen – über die Bonn-Vereinbarung, die gerade abge-
schlossen ist, die Förderung von Musik und Literatur bis
zur Pflege von kulturellen Minderheiten und von Ge-

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(C (D enkstätten. Bei dieser Aufzählung habe ich sicherlich och viele Bereiche vergessen. Als Beispiele möchte ich nennen: Die Mittel für das tasi-Museum „Runde Ecke“ in Leipzig wurden um 0 000 Euro auf 100 000 Euro erhöht und gesichert. In iesem Zusammenhang muss ich eine Bemerkung an errn Nooke richten: Sie sind doch Mitglied im Kultur usschuss. Dann müssten Sie eigentlich wissen, dass rau Weiss eine Überarbeitung des Gedenkstättenkonepts vorlegen wird. Sie werden mit unter den Ersten ein, mit denen das diskutiert werden wird. Eine Vielzahl von Projekten erhalten 2003 erstmalig ördermittel. Dazu zählen zum Beispiel das Roma-Thea er Pralipe e. V. in Mülheim/Ruhr – Herr Kampeter war avon nicht sehr begeistert, wir dagegen finden es wichig, dass es existiert – oder die Unterstützung deutsch-rusischer Begegnungen. Außerdem erhält die Zeche Zollerein in Essen als Weltkulturerbe der UNESCO einen uschuss, um das Industriedenkmal vielfältig nutzbar zu achen. Die Förderung beträgt übrigens 300 000 DM. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Euro!)


Sie haben Recht: 300 000 Euro. 300 000 DM wäre zu
enig.

Ein anderes Weltkulturerbe liegt direkt vor unserer
ür. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz leistet unter
nderem den Wiederaufbau der Museumsinsel. Dort
ird es eine der größten Baustellen in der Bundesrepu-
lik Deutschland geben, die sicherlich über längere Zeit
estehen wird. Die Zuschüsse hierfür steigen weiterhin
n. Ich kann Ihnen als Berliner Abgeordnete nur empfeh-
en: Nehmen Sie sich, falls Sie die Museumsinsel nicht
chon kennen, eine halbe Stunde Zeit, laufen Sie hinter
em Reichstagsgebäude an der Spree entlang und über-
ueren Sie die Friedrichstraße. Dann kommen Sie genau
uf die Museumsinsel. Dort können Sie erkennen, welch
in Schatz, welch ein Erbe der Bundesrepublik Deutsch-
and im Augenblick mit handwerklichem Geschick ge-
oben wird. Christina Weiss hat formuliert, es handele
ich wahrlich um eine Aufgabe von nationalem Rang.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Viele von Ihnen waren dabei, als wir in Versailles die
eutsch-französische Freundschaft gefeiert haben. Diese
reundschaft spiegelt sich ebenfalls im Kulturetat wieder.
as Berlin-Brandenburgische Institut für deutsch-

ranzösische Zusammenarbeit in Genshagen erhält
00 000 Euro. Das sind 750 000 Euro mehr, als im Regie-
ungsentwurf vorgesehen. Durch Sanierung und Umbau
es Schlosses Genshagen wird gemeinsam mit dem Land
randenburg die Grundlage geschaffen, im Umfeld der
undeshauptstadt ein deutsch-französisches Begeg-
ungszentrum arbeitsfähig zu machen. Wichtig ist für
ich – ich denke, das gilt auch für Sie –, dass mittelfristig

uch Polen in die Kooperation einbezogen wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Petra-Evelyne Merkel
Eine weitere herausragende Institution im Kultur-
haushalt ist die Deutsche Welle, die den Auftrag hat, als
Stimme Deutschlands in der Welt durch unabhängigen
Journalismus und pluralistische Programmgestaltung
Kenntnisse über Deutschland zu verbreiten. Als Kultur-
träger vermittelt die Deutsche Welle im Ausland
Deutschland als Kulturnation und wirbt für die deutsche
Sprache. Dies ist außerordentlich wichtig, wenn man be-
denkt, wie viele Menschen in autoritär und totalitär re-
gierten Staaten leben, die ihren Bürgern das Recht auf
Presse-, Informations- und Meinungsfreiheit verweigern.
Die Deutsche Welle ist in diesen Ländern, insbesondere
in Krisen- und Konfliktregionen, Garant für objektive,
ungefilterte Information.

Die Deutsche Welle war der erste Fernsehsender,
der internationale Nachrichten nach Afghanistan brin-
gen konnte. Seit August 2002 werden in den beiden
Landessprachen Dari und Paschtu täglich zehn Minu-
ten Weltnachrichten ausgestrahlt. Das Programm wird
vom Auswärtigen Amt finanziert. In diesem Jahr wird
die Deutsche Welle ein neues Haus beziehen, den
Schürmann-Bau.

Ich möchte jetzt von der Deutschen Welle, die für
Deutschland wirbt, zu den Internationalen Filmfest-
spielen in Berlin kommen, die im Bundeshaushalt ver-
ankert sind und ebenfalls für Deutschland werben. Die
Filmförderung nimmt mit 10,7 Millionen Euro im kultu-
rellen Teil und mit 4,7 Millionen Euro im wirtschaft-
lichen Teil einen nicht unwesentlichen Platz ein. Mit die-
sen insgesamt 15,4 Millionen Euro wird Unterstützung
für den Film geboten.

Nach dem Umzug der Filmfestspiele an den Potsda-
mer Platz ist Deutschland für die internationale Film-
wirtschaft wieder interessanter geworden. Auch der
deutsche Film spielt wieder mit. Ich finde, der Kino-
schlager „Good bye, Lenin!“ ist zu Recht ein Erfolg. Das
Gleiche gilt übrigens auch für den Leiter der Filmfest-
spiele, Dieter Kosslick. Er hat ein sicheres Gespür für
die Auswahl der Filme und er ist eine Persönlichkeit, die
den Internationalen Filmfestspielen in Berlin gut tut.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU])


– Ich danke Ihnen, Herr Kampeter.

Die internationalen und auch die nationalen Topschau-
spielerinnen und -schauspieler, -regisseure und -produ-
zenten machen um Deutschland keinen Bogen mehr,
sondern kommen gern hierher. Ich betone auch noch ein-
mal: Wie politisch diese Berlinale sein kann, zeigte die
beeindruckende Rede von Dustin Hoffman gegen einen
möglichen Krieg im Irak. Das war kein Mittel zum
Zweck.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Nooke, wenn Sie sich angeschaut hätten, was sich
im Vorfeld der Oscar-Verleihung in Amerika abgespielt
hat, könnten Sie das nicht behaupten.

Ich komme zum Schluss

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(C (D och einmal auf einige Anträge zurück. Herr Kampeter at – das war, wie immer, eine Pflichterfüllung – einen ntrag gestellt, in dem es um die Erhöhung der Mittel Bereich des kulturellen Eigenlebens fremder Volks ruppen geht. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist ein guter Antrag, Frau Merkel! Den sollten Sie nicht so wegwischen!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ja, genau.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Dieses „Ja, genau“ war aber sehr relativierend!)


ch sagte Ihnen ja: Das war Ihre Pflichtaufgabe. Das tun
ie immer; auch in den Vorgesprächen haben Sie dies
esagt. Wir warten also ab. Alle zwei Jahre gibt es einen
ericht der Bundesregierung, danach wird evaluiert. Ih-

en Antrag werden wir ablehnen.

Den Antrag von Frau Lötzsch und Frau Pau von der
DS, in dem es um die Erhöhung des Betrages für die
Stiftung für das sorbische Volk“ geht, lehnen wir
benso ab. Auch hier weise ich darauf hin, dass wir das
inanzierungsabkommen mit unseren Mitteln mehr als
rfüllen. Wir haben diesen Bereich also gut bedient und
ie Mittel für die „Stiftung für das sorbische Volk“ nicht
bgesenkt. Insofern wird auch dieser Antrag von uns
icht akzeptiert.

Der Gesamtetat der Beauftragten für Kultur und Me-
ien beträgt 883 Millionen Euro. Es war mein Anliegen,
hnen aufzuzeigen, wie viele Anstöße und Initiativen
nd wie viel Bewegung mit diesem Etat ausgelöst wer-
en. Herr Kampeter und Herr Rexrodt, vielleicht errei-
hen wir es ja, dass sich auch die CDU/CSU und die
DP bewegen und diesem Kapitel zustimmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Das wäre mal schön!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503406200


Frau Kollegin Merkel, ich gratuliere Ihnen zu Ihrer
rsten Rede im Deutschen Bundestag. Herzlichen Glück-
unsch!


(Beifall)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, vor der nament-
ichen Abstimmung hören wir noch eine Rede. Der Kol-
ege Jens Spahn von der CDU/CSU-Fraktion wird das

ort erhalten. Auch er hält seine erste Rede im Deut-
chen Bundestag. Ich bitte um Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1503406300


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In der
etzten Woche haben wir die 36. Regierungserklärung
es deutschen Bundeskanzlers gehört. Heute beraten wir
ber den Bundeshaushalt 2003, der uns spätestens jetzt






(A) )



(B) )


Jens Spahn
wieder in die harte Realität Ihrer und seiner Politik zu-
rückholt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Als Vertreter der jüngeren Generation will ich an drei
Punkten beispielhaft darlegen, wo ich mir deutlichere und
mutigere Worte des Bundeskanzlers und mutigere Taten
in dem uns vorgelegten Bundeshaushalt gewünscht hätte.

Erstens. Deutschland braucht ein neues Verhältnis
von Staat und Gesellschaft. Wir müssen den Bürgern
mehr Freiheit und Selbstverantwortung zutrauen. Gerade
auch die jungen Menschen in diesem Land wollen ihr
Leben eigenverantwortlich gestalten. Voraussetzung da-
für ist, den Menschen den dafür nötigen Freiraum zu ge-
ben, auch den finanziellen Freiraum.

Ich kenne viele gleichaltrige Handwerker aus meinem
Wahlkreis, aus Gronau, Ahaus, Steinfurt oder Rheine,
junge Maurer oder Zimmerleute, die beim Blick auf ihre
Lohnabrechnung Monat für Monat mit der vollen Wucht
der Sozialabgaben in Deutschland konfrontiert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie sind natürlich frustriert und flüchten vielfach in die
Schwarzarbeit. Es ist doch niemandem begreiflich zu
machen, dass in diesem Land ein Handwerker sechs
Stunden arbeiten muss, um sich am Ende von seinem
Nettolohn selbst einen Handwerker für nur eine Stunde
leisten zu können.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Nicht den Menschen, liebe Kolleginnen und Kollegen
von der Sozialdemokratie, sondern dem System muss
man einen Vorwurf machen. Nicht die Menschen zu äch-
ten, wie es der Kanzler am Freitag in seiner Rede ver-
langt hat, ist der richtige Weg, sondern legale Beschäfti-
gung attraktiver zu machen, das ist der richtige Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir nehmen den Menschen zu viel von ihrem hart
verdienten Geld weg. Parolen zum Konsumverzicht von
Herrn Müntefering – Sie erinnern sich – weisen in die
falsche Richtung; denn die Bürger erwirtschaften all das,
was der Staat verbraucht, nicht umgekehrt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


In diesem Bewusstsein müssen wir das Verhältnis vom
Staat zu seinen Bürgern neu justieren. Die Menschen
wollen keine sozialistische Bevormundung und Rund-
umbetreuung.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wir übrigens auch nicht, Herr Kollege!)


Sie wollen eine eigenverantwortliche Teilhabe und Be-
teiligung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Zweitens. Die Wahrung der Generationengerechtig-
keit ist die größte sozialpolitische Aufgabe der vor uns
liegenden Jahre. Seit Jahrzehnten – das sage ich aus-
drücklich – lebt Deutschland über seine Verhältnisse und
verschiebt die Lasten auf nachfolgende Generationen.

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(C (D or allem die jungen Menschen erwarten von der gesetzchen Rente kaum noch einen nennenswerten Beitrag zu rer ganz persönlichen Alterssicherung. Ihre verfehlte entenpolitik – steigende Beiträge, Erhöhung der Beiagsbemessungsgrenze und Abschaffung des demograhischen Faktors – führt, wenn wir nicht umsteuern, aumatisch in den Generationenkonflikt, spätestens dann, enn jeder Erwerbstätige mit seinem Einkommen einen entner finanzieren muss. Deutschland braucht eine ehrliche Rentenreform mit ealistischen Annahmen für die Zukunft. Dass Ihre Anahmen für die Zukunft bei der „Jahrhundertreform 001“ nicht realistisch waren, hat der Bundeskanzler am reitag in seiner Rede selbst zugegeben. Deutschland raucht eine Reform, die neben der gesetzlichen Vororge die private und die betriebliche Vorsorge stärkt, ine Reform, die alle gemeinsam – Beitragszahler, Renter und der Staat – tragen, eine Reform, die bei einer Verngerung der Lebensarbeitszeit durch eine Verkürzung on Bildungszeiten und eine Annäherung des tatsächchen an das gesetzliche Renteneintrittsalter ansetzt. Ich hätte mich gefreut, wenn der Bundeskanzler am reitag wie auch Ministerin Schmidt nicht bei nebulösen ndeutungen geblieben wären. Egal ob Rente, Pflege der Gesundheit: Die Taktik dieser Bundesregierung ist mer die gleiche: beschwichtigen, abwiegeln und nur uf Druck von außen das Nötige zum Zustand der sozian Sicherungssysteme in diesem Land zugeben. (Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr! Das musste einmal gesagt werden!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Gehen Sie ehrlich mit den Menschen und insbeson-
ere mit den jungen Menschen in diesem Land um. Sa-
en Sie ihnen offen, wie es um die sozialen Sicherungs-
ysteme steht. Fassen Sie endlich den Mut, das Nötige
nzugehen, statt den tatsächlichen Zustand immer wie-
er zu verleugnen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Drittens. Bildung ist der Schlüssel für individuelle
ebenschancen und Motor für gesellschaftliche Ent-
icklungen. Bildung begründet Wohlstand, politische
ündigkeit, kulturelle Teilhabe und berufliche Perspek-

ven. Bildung ist damit die eigentliche und neue soziale
rage in Deutschland. Bildung ist die Schlüsselressource
ür die Zukunft dieses Landes. Wenn ich nach China
der Südostasien schaue, dann weiß ich, mit welchen
otenzialen wir in Zukunft werden Schritt halten müs-
en, um unsere Position in der Welt und unseren Lebens-
tandard zu erhalten und auszubauen. Sie verstehen Bil-
ung in guter sozialdemokratischer Tradition als reine
eldfrage: Pumpen wir noch ein paar Milliarden ins
ystem, dann wird es schon klappen. Mindestens ge-
auso wichtig ist es aber, im föderalen Wettbewerb Leis-
ngen von Lernenden und Lehrenden zu fordern, über

nhalte zu streiten und Werte zu vermitteln.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])







(A) (C)



(B) )


Jens Spahn

Sprechen wir zuerst darüber und dann über die Finanzie-
rung. Alles andere ist Flickschusterei und beraubt uns
unserer Möglichkeiten für die Zukunft.

Als Vertreter der jungen Generation kann ich zusam-
menfassend von der Bundesregierung diese drei genann-
ten Dinge für eine generationengerechte Politik einfor-
dern: ein gesellschaftliches Klima, in dem Freiheit und
Selbstverantwortung gedeihen können, eine ehrliche

Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Ab-
stimmung über den Einzelplan 04 in der Ausschussfas-
sung. Hierzu liegen Ihnen drei Änderungsanträge vor,
über die wir zuerst abstimmen.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
CDU/CSU auf Drucksache 15/650? – Wer stimmt dage-
gen? – Wer enthält sich? – Der Änderungsantrag ist mit
den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Zustimmung
Rentenreform, die die Rentenhöhe mit der Lebenserwar-
tung und der Lebensarbeitszeit verknüpft, und eine ge-
meinsam mit den Ländern gestaltete leistungsorientierte
Bildungspolitik, die anerkennt, dass Bildung die neue
soziale Frage in Deutschland ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Nirgendwo sind im vorgelegten Bundeshaushalt die
notwendigen großen Neuerungen zu sehen, die unser
Land so dringend braucht. Nun mögen einige der Dinge,
die der Kanzler am Freitag hier angesprochen hat, punk-
tuell in die richtige Richtung weisen. Das Schlimme ist,
dass die jungen Menschen in diesem Land mittlerweile
ein ironisch-gleichgültiges Verhältnis zu seiner unsteten
Ankündigungspolitik haben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist leider wahr!)


Elmar Brandts Schröder-Song mit dem viel sagenden
Titel „Alles wird gut“ mag dem Letzten als Beweis für
diesen Ansehensverlust dienen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: An so etwas können Sie sich hochziehen!)


Wenn wir hier im Deutschen Bundestag dazu beitra-
gen wollen, den zukünftigen Generationen ein anständig
bestelltes Land zu hinterlassen, brauchen wir zuallererst
eines: einen verlässlichen, einen wirklich mutigen, einen
durchsetzungsstarken und konfliktbereiten Kanzler.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Den haben wir!)


Kurzum: Ein neuer Kanzler, wahlweise eine neue Kanz-
lerin, wäre ein wirkliches Zeichen des Aufbruchs.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503406400


Herr Kollege Spahn, ich gratuliere auch Ihnen im Na-
men des Hauses zu Ihrer ersten Rede im Deutschen Bun-
destag. Herzlichen Glückwunsch!


(Beifall)


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(D er CDU/CSUund der FDP-Fraktion abgelehnt. Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der DP auf Drucksache 15/680? – Wer stimmt dagegen? – er enthält sich? – Der Änderungsantrag ist mit den timmen der Koalitionsfraktionen bei Zustimmung von DU/CSU und FDP abgelehnt. Wir kommen zum Änderungsantrag der Abgeordneen Dr. Gesine Lötzsch und Petra Pau auf Drucksache 5/662. Wer stimmt für diesen Änderungsantrag? – er stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Ände ungsantrag ist mit den Stimmen aller Fraktionen bei ustimmung der beiden fraktionslosen Kolleginnen bgelehnt. Wir kommen nun zur Abstimmung über den Einzellan 04 in der Ausschussfassung. Die Fraktionen der PD und des Bündnisses 90/Die Grünen verlangen naentliche Abstimmung. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die orgesehenen Plätze einzunehmen. – Sind alle Urnen beetzt? – Das ist der Fall. Ich eröffne die Abstimmung. Haben jetzt alle Kolleginnen und Kollegen ihre timmkarte abgegeben? – Das scheint der Fall zu sein. ch schließe die Abstimmung und bitte die Schriftführeinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginen. Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen bstimmung unterbreche ich die Sitzung. Die Sitzung ist wieder eröffnet. Ich gebe das von den Schriftführerinnen und chriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen bstimmung über die Beschlussempfehlung des Hausaltsausschusses zu dem Entwurf eines Gesetzes über ie Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das aushaltsjahr 2003, hier: Einzelplan 04 – Geschäftsereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzlerames –, bekannt. Abgegebene Stimmen 578. Mit Ja haen gestimmt 300, mit Nein haben gestimmt 278. Es ab keine Enthaltungen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 579; davon ja: 300 nein: 279 Ja SPD Dr. Lale Akgün Gerd Andres Ingrid Arndt-Brauer Rainer Arnold Hermann Bachmaier Sabine Bätzing Ernst Bahr Doris Barnett Dr. Hans-Peter Bartels Eckhardt Barthel Klaus Barthel Sören Bartol Uwe Karl Beckmeyer Klaus Uwe Benneter Dr. Axel Berg Ute Berg Hans-Werner Bertl Petra Bierwirth Rudolf Bindig Lothar Binding Kurt Bodewig Gerd Friedrich Bollmann Klaus Brandner Willi Brase Bernhard Brinkmann Hans-Günter Bruckmann Marco Bülow Dr. Michael Bürsch Hans Büttner Edelgard Bulmahn Ulla Burchardt Hans Martin Bury Marion Caspers-Merk Dr. Herta Däubler-Gmelin Dr. Peter Wilhelm Danckert Karl Diller Martin Dörmann Peter Dreßen Detlef Dzembritzki Sebastian Edathy Siegmund Ehrmann Marga Elser Gernot Erler Petra Ernstberger Karin Evers-Meyer Annette Faße Elke Ferner Gabriele Fograscher Rainer Fornahl Gabriele Frechen Dagmar Freitag Lilo Friedrich Iris Gleicke Günter Gloser Uwe Göllner Renate Gradistanac Angelika Graf D M K G A W K H B K A M N H R R D G P M G S G J W Ir F E K C L B R J K J U D U H K H A D F W K R A E N V A D H E H D U C C C W D E ieter Grasedieck onika Griefahn erstin Griese abriele Groneberg chim Großmann olfgang Grotthaus arl-Hermann Haack ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn laus Hagemann lfred Hartenbach ichael Hartmann ina Hauer ubertus Heil einhold Hemker olf Hempelmann r. Barbara Hendricks ustav Herzog etra Heß onika Heubaum abriele Hiller-Ohm tephan Hilsberg erd Höfer elena Hoffmann alter Hoffmann is Hoffmann rank Hofmann ike Hovermann laas Hübner hristel Humme othar Ibrügger runhilde Irber enate Jäger ann-Peter Janssen laus-Werner Jonas ohannes Kahrs lrich Kasparick r. h.c. Susanne Kastner lrich Kelber ans-Peter Kemper laus Kirschner ans-Ulrich Klose strid Klug r. Heinz Köhler ritz Rudolf Körper alter Kolbow arin Kortmann olf Kramer nette Kramme rnst Kranz icolette Kressl olker Kröning ngelika Krüger-Leißner r. Hans-Ulrich Krüger orst Kubatschka rnst Küchler elga Kühn-Mengel r. Uwe Küster te Kumpf hristine Lambrecht hristian Lange hristine Lehder altraud Lehn r. Elke Leonhard ckhart Lewering G G E D D T L C C H M U P U A U M C F D G V D D H H J J D F D K G D C W R R D K M G O M T A A G R B D S H O H U D W H C W K F O W abriele Lösekrug-Möller ötz-Peter Lohmann rika Lotz r. Christine Lucyga irk Manzewski obias Marhold othar Mark aren Marks hristoph Matschie ilde Mattheis arkus Meckel lrike Mehl etra-Eveline Merkel lrike Merten ngelika Mertens rsula Mogg ichael Müller hristian Müller ranz Müntefering r. Rolf Mützenich esine Multhaupt olker Neumann ietmar Nietan r. Erika Ober olger Ortel einrich Paula ohannes Pflug oachim Poß r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe arin Rehbock-Zureich erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester einhold Robbe ené Röspel r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth ichael Roth erhard Rübenkönig rtwin Runde arlene Rupprecht homas Sauer nton Schaaf xel Schäfer udrun Schaich-Walch udolf Scharping ernd Scheelen r. Hermann Scheer iegfried Scheffler orst Schild tto Schily orst Schmidbauer lla Schmidt agmar Schmidt ilhelm Schmidt einz Schmitt arsten Schneider alter Schöler arsten Schönfeld ritz Schösser laf Scholz ilfried Schreck O G G B R S D D R E D D W D J D L R C R D J J J D W F H R J U D H H A R P M G G D J D L D A J H D B E B D V W H U M D B G K M (C (D ttmar Schreiner erhard Schröder isela Schröter rigitte Schulte einhard Schultz wen Schulz r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz rika Simm r. Sigrid Skarpelis-Sperk r. Cornelie SonntagWolgast olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer ita Streb-Hesse r. Peter Struck oachim Stünker örg Tauss ella Teuchner r. Gerald Thalheim olfgang Thierse ranz Thönnes ans-Jürgen Uhl üdiger Veit örg Vogelsänger te Vogt r. Eva Marlies Volkmer ans Georg Wagner edi Wegener ndreas Weigel einhard Weis etra Weis atthias Weisheit unter Weißgerber ert Weisskirchen r. Ernst Ulrich von Weizsäcker ochen Welt r. Rainer Wend ydia Westrich r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein ürgen Wieczorek eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz rigitte Wimmer ngelbert Wistuba arbara Wittig r. Wolfgang Wodarg erena Wohlleben altraud Wolff eidi Wright ta Zapf anfred Helmut Zöllmer r. Christoph Zöpel ÜNDNIS 90/DIE RÜNEN erstin Andreae arieluise Beck Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Volker Beck Cornelia Behm Birgitt Bender Matthias Berninger Grietje Bettin Alexander Bonde Ekin Deligöz Dr. Thea Dückert Jutta Dümpe-Krüger Franziska Eichstädt-Bohlig Dr. Uschi Eid Hans-Josef Fell Katrin-Dagmar Göring Eckardt Anja Margarete Helena Hajduk Winfried Hermann Antje Hermenau Peter Hettlich Ulrike Höfken Thilo Hoppe Michaele Hustedt Renate Künast Fritz Kuhn Undine Kurth Markus Kurth Dr. Reinhard Loske Anna Lührmann Jerzy Montag Kerstin Müller Winfried Nachtwei Christa Nickels Friedrich Ostendorff Simone Probst Claudia Roth Krista Sager Christine Scheel Irmingard Schewe-Gerigk Rezzo Schlauch Albert Schmidt Werner Schulz Petra Selg Ursula Sowa Rainder Steenblock Silke von Stokar von Neuforn Hans-Christian Ströbele Jürgen Trittin Marianne Tritz Hubert Wendel Ulrich Dr. Antje Vogel-Sperl Dr. Antje Vollmer Dr. Ludger Volmer Josef Philip Winkler Margareta Wolf Nein CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Altmaier Dietrich Austermann Norbert Barthle Dr. Wolf Bauer Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck V D O D C R P A D W D J W K D H P M G H V C M P G L H A A T M V M R A G D A E In H D A D K H D E J H D N R E G M R D T J D U K eronika Maria Bellmann r. Christoph Georg Bergner tto Bernhardt r. Rolf Bietmann lemens Binninger enate Blank eter Bleser ntje Blumenthal r. Maria Böhmer olfgang Börnsen r. Wolfgang Bötsch ochen Borchert olfgang Bosbach laus Brähmig r. Ralf Brauksiepe elge Braun aul Breuer onika Brüning eorg Brunnhuber artmut Büttner erena Butalikakis ajus Caesar anfred Carstens eter H. Carstensen itta Connemann eo Dautzenberg ubert Deittert lbert Deß lexander Dobrindt homas Dörflinger arie-Luise Dött era Dominke aria Eichhorn ainer Eppelmann nke Eymer eorg Fahrenschon r. Hans Georg Faust lbrecht Feibel nak Ferlemann grid Fischbach artwig Fischer irk Fischer xel E. Fischer (KarlsruheLand)


(Unterbrechung von 14.08 bis 14.14 Uhr)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503406500




(A) )


(B) )


(Hildesheim)


(Extertal)


(Wackernheim)


(Darmstadt)


(Tuchenbach)


(Nürnberg)


(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)





(A) )


(B) )


(Reutlingen)


(Bönstrup)


(Schönebeck)


(Nordstrand)

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laus-Peter Flosbach
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r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


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oachim Hörster
laus Hofbauer
artin Hohmann
ubert Hüppe
usanne Jaffke
r. Dieter Peter Jahr
r. Egon Jüttner
artholomäus Kalb
teffen Kampeter
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ernhard Nikolaus Kaster

(Bad Dürrheim)


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erlinde Kaupa
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ürgen Klimke
ulia Klöckner
ristina Köhler
orbert Königshofen
anfred Kolbe
artmut Koschyk
homas Kossendey
udolf Kraus
ichael Kretschmer
ünther Krichbaum
ünter Krings
r. Hermann Kues
erner Kuhn (Zingst)

r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

r. Norbert Lammert
arbara Lanzinger
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erner Lensing

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alter Link (Diepholz)

duard Lintner
r. Klaus W. Lippold

(Offenbach)

r. Michael Luther
orothee Mantel
rwin Marschewski

(Recklinghausen)


tephan Mayer (Altötting)

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(C (D r. Martin Mayer olfgang Meckelburg r. Michael Meister r. Angela Merkel aurenz Meyer oris Meyer aria Michalk ans Michelbach laus Minkel arlene Mortler tefan Müller ernward Müller r. Gerd Müller ildegard Müller ernd Neumann enry Nitzsche ichaela Noll laudia Nolte ünter Nooke r. Georg Nüßlein ranz Obermeier elanie Oßwald duard Oswald ita Pawelski r. Peter Paziorek lrich Petzold r. Joachim Pfeiffer ibylle Pfeiffer r. Friedbert Pflüger eatrix Philipp onald Pofalla uprecht Polenz aniela Raab homas Rachel ans Raidel r. Peter Ramsauer eter Rauen hrista Reichard atherina Reiche ans-Peter Repnik laus Riegert r. Heinz Riesenhuber annelore Roedel r. Norbert Röttgen ranz-Xaver Romer einrich-Wilhelm Ronsöhr r. Klaus Rose urt J. Rossmanith r. Christian Ruck olker Rühe lbert Rupprecht eter Rzepka nita Schäfer r. Wolfgang Schäuble artmut Schauerte ndreas Scheuer orbert Schindler eorg Schirmbeck ernd Schmidbauer hristian Schmidt ndreas Schmidt r. Andreas Schockenhoff r. Ole Schröder ernhard Schulte-Drüggelte we Schummer ilhelm Josef Sebastian orst Seehofer Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Abgeordnete Waltraud L Anja Hajduk Dr. Michael Luther Otto Fricke b)


(Siegertsbrunn)





(A) )


(B) (D)

und des BÜNDNISSES
brachten Entwurfs eines
der Vorschriften zum d
pauschalensystem für K
schalenänderungsgeset

– Drucksache 15/614 –

Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senior

Nach einer interfraktionelle
die Aussprache zwei Stunden
keinen Widerspruch. Dann ist s
ehn

den Fraktionen der SPD
90/DIE GRÜNEN einge-
Gesetzes zur Änderung
iagnoseorientierten Fall-
rankenhäuser – Fallpau-
z (FPÄndG)


Soziale Sicherung (f)


en, Frauen und Jugend

n Vereinbarung sind für
vorgesehen. – Ich höre
o beschlossen.

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iesen Tagen bewegt uns und d
eltpolitische Lage mehr als
ehr als verständlich. Auch ich

lles dafür tun, die Krise und d
u bewältigen. Trotzdem müsse
nsere Tagesaufgaben erledige
ber den Bundeshaushalt 2003

Vor einem Jahr hat Bundesf
eint, der Bundeshaushalt 200
as heißt das? Ursprünglich

uro Neuverschuldung vorges
ber bei 31,8 Milliarden Euro
ante genäht heißt also 10 Mi
erschuldung.


(Dietrich Austermann [CD platzt! err Eichel, wenn Sie für die ebrauchen wollen, dann sage ie Menschen im Land die die Innenpolitik. Das ist habe Sorge. Wir müssen ie Folgen für unser Land n wir als Bundespolitiker n. Dazu gehört, dass wir abschließend beraten. inanzminister Eichel ge2 sei auf Kante genäht. waren 21,1 Milliarden ehen. Gelandet sind wir Neuverschuldung. Auf lliarden Euro mehr Neu U/CSU]: Hose ge)


ses Jahr wieder ein Bild
n Sie bitte nicht wieder,
Ich rufe die Punkte I. 19 a und 19 b auf:

a) hier: Einzelplan 15
Bundesministerium für Gesundheit und Soziale
Sicherung

– Drucksachen 15/563, 15/572 –

Berichterstattung:

Wort der Kollege Dr. Michael Luther von der CDU/
CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1503406600


Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! In
Die Beschlussempfehlung ist angenommen. Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat das
Kurt Segner
Matthias Sehling
Marion Seib
Heinz Seiffert
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Christian von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl (Heilbronn)

Michael Stübgen
Antje Tillmann
Edeltraut Töpfer
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Uwe Vogel
Angelika Volquartz
Andrea Astrid Voßhoff

Gerhard Wächter
Marko Wanderwitz
Peter Weiß (Emmendingen)

Gerald Weiß (Groß-Gerau)

Ingo Wellenreuther
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Willy Wimmer (Neuss)

Matthias Wissmann
Werner Wittlich
Dagmar Wöhrl
Elke Wülfing
Wolfgang Zeitlmann
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew

FDP

Rainer Brüderle
Ernst Burgbacher
Helga Daub
Jörg van Essen

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Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahm
sammlung des Europarates und der WEU, der Parlamentarisc

Rauber, He
CDU/CS

(Ctto Fricke orst Friedrich ainer Funke r. Wolfgang Gerhardt ans-Michael Goldmann oachim Günther r. Karlheinz Guttmacher r. Christel Happach-Kasan hristoph Georg Hartmann laus Haupt lrich Heinrich r. Werner Hoyer r. Heinrich L. Kolb udrun Kopp ürgen Koppelin ibylle Laurischk arald Leibrecht na Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger arkus Löning Dirk Niebel Günther Friedrich Nolting Hans-Joachim Otto Detlef Parr Cornelia Pieper Gisela Piltz Dr. Andreas Pinkwart Dr. Günter Rexrodt Marita Sehn Dr. Hermann Otto Solms Dr. Rainer Stinner Carl-Ludwig Thiele Dr. Dieter Thomae Jürgen Türk Dr. Guido Westerwelle Dr. Claudia Winterstein Fraktionslose Abgeordnete Dr. Gesine Lötzsch Petra Pau en ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Verhen Versammlung der NATO, der OSZE oder der IPU lmut U Dr. Michael Luther dieser Haushalt sei auf Kante genäht. Ich sage Ihnen: Der jetzige Haushalt ist auf Sand gebaut. Ich werde die Risiken des Bundeshaushalts anhand des Einzelplans für Gesundheit und Soziale Sicherung klar benennen. Der Einzelplan 15 hat ein Volumen von 82 Milliarden Euro. Er ist also mit Abstand der größte Einzelplan. Leider kann die Ministerin nicht in vollem Umfang über diese Summe verfügen; denn davon gehen 77 Milliarden Euro an die Rentenversicherung. Der Zuschuss an die Rentenversicherung macht mittlerweile 31 Prozent des Gesamthaushaltes aus. Diese dramatische Entwicklung wird noch deutlicher, wenn man die Entwicklung der letzten drei Jahre betrachtet: Der Zuschuss an die Rentenkasse belief sich im Jahre 2001 auf 69 Milliarden Euro, 2002 auf 72 Milliarden Euro und 2003, wie gesagt, auf 77 Milliarden Euro. Dahinter steckt eine folgenschwere Entwicklung in der gesetzlichen Rentenkasse. Heute erkennt der Bundeskanzler an, dass die Annahmen über die Rentenentwicklung – ich zitiere aus seiner Regierungserklärung vom letzten Freitag – „zu pessimistisch im Bezug auf die durchschnittliche Lebenserwartung“ waren. Was heißt das? Das heißt doch, dass der Bundeskanzler einen demographischen Faktor einführen will, dass er sich aber noch nicht traut, das dem deutschen Volk direkt zu sagen. Genau dies haben wir im Übrigen schon vor der Bundestagswahl 1998 auf den Weg gebracht. Aber Sie haben das – auf Ihrer so genannten Garantiekarte stand damals die Parole „Mehr soziale Gerechtigkeit“ und auch, dass Sie die Fehler der KohlRegierung beseitigen wollten – 1998 wieder zurückgeführt. Später sind Sie dann in die steuerfinanzierte Rente eingestiegen. Damit haben Sie – das ist heute festzustellen – überhaupt kein Problem gelöst. Wir brauchen nach wie vor – das ist mittlerweile allgemein anerkannt – eine nachhaltige Rentenreform, die wir als CDU/CSU schon vor 1998 vorausschauend begonnen hatten. Jetzt gibt es zusätzlich ein katastrophales Haushaltsstrukturproblem. Das beschreibt allerdings noch nicht die ganze Wahrheit. Die Rentenbeiträge hätten 2002 versicherungsmathematisch steigen müssen. Die Steigerung für 2003 hätte noch höher ausfallen müssen, als es von der Koalition letztendlich beschlossen worden ist. Um ihr Ziel zu erreichen, hat die Koalition faktisch zweimal einen Kredit aus der Schwankungsreserve aufgenommen. Ich erinnere: 2001 betrug der Zielhorizont in Bezug auf die Schwankungsreserve noch eine Monatszahlrate. 2002 haben Sie diesen Zielhorizont auf 0,8 einer Monatszahlrate abgesenkt. Erreicht haben Sie 0,66. 2003 soll der Zielhorizont auf 0,5 sinken. Er wird wahrscheinlich wesentlich niedriger sein. Ich möchte denen, die nicht wissen, was das ist, kurz die Schwankungsreserve erklären. Sie ist nötig, um Schwankungen zwischen den Einnahmen der Rentenkasse, also den Beiträgen, und den Ausgaben, also den Rentenzahlungen, auszugleichen. Der Monat Oktober ist e k e a v s n l d h n p v M ü n L k h d d d u f D w d d z D m h E a g F f s i h le (C (D rfahrungsgemäß immer kritisch, weil die Schwanungsreserve im Jahresverlauf leicht abnimmt. Sie kann rst am Jahresende, beispielsweise durch Rentenabgaben uf das Weihnachtsgeld, wieder aufgefüllt werden. Der Bundesrechnungshof warnt uns in seinem Bericht om 4. Dezember 2002, dass die – ich zitiere – „vorausichtlich verfügbaren kurzfristigen Mittel zeitweilig icht ausreichen“ werden. Das heißt, die Aushöhlung der iquiden Mittel der Schwankungsreserve durch die Bunesregierung ist mittlerweile gefährlich für den Bundesaushalt. Ich glaube, das sieht die Koalition inzwischen geauso. Warum sonst soll durch das Haushaltsgesetz lötzlich erlaubt sein, dass der Bundeszuschuss in Höhe on 77 Milliarden Euro nicht mehr in zwölf gleichen onatsraten, sondern vorfristig an die Rentenkassen berwiesen wird? Damit wollen Sie eine – auch von Ihen erwartete – Zahlungsunfähigkeit der Rentenkasse im aufe dieses Jahres verhindern; sonst würde die Rentenasse über die Bundesgarantie direkt auf den Bundesaushalt zugreifen. Die Renten werden monatlich pünktlich gezahlt, weil er Bundeshaushalt gegebenenfalls einspringt. Durch iesen Passus im Gesetz wollen Sie jedoch verhindern, ass der Haushaltsausschuss, der Deutsche Bundestag nd das deutsche Volk von den Hintergründen dafür erahren. as können wir nicht mitmachen. Wir von der Union ollen diesen Verschleierungsparagraphen deshalb aus em Haushaltsgesetz streichen. Die momentane Rentenfinanzierung bringt aufgrund es dramatischen Anwachsens des Bundeszuschusses unehmend enorme Haushaltsstrukturprobleme mit sich. urch die Aushöhlung der Schwankungsreserve komen auf den Bundeshaushalt erhebliche Risiken zu. Des alb ist der Bundeshaushalt 2003 im Hinblick auf inzelplan 15 eben nicht „auf Kante genäht“, sondern uf Sand gebaut. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Homburg)


(Frankfurt)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja!)


Nun möchte ich ein Wort zur Gesundheitsreform sa-
en. Der Bundeskanzler hat in seiner Rede am letzten
reitag auch auf die Notwendigkeit einer Gesundheitsre-
orm hingewiesen. Ich will nicht auf die einzelnen Vor-
chläge eingehen; das werden meine Fraktionskollegen
m Folgenden sicherlich tun. Ich will etwas zur Haus-
altsrelevanz sagen. Ich zitiere hier wiederum den Kanz-
r:

Außerdem werden wir das tun müssen, was wir im
Rahmen der Rentenstrukturreform vorgemacht ha-
ben: die Befreiung der gesetzlichen Krankenversi-
cherung von einer Reihe so genannter versiche-
rungsfremder Leistungen.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Hat er gesagt!)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Luther
Das heißt, der Bundeskanzler will auch in diesem Be-
reich den Einstieg in die Steuerfinanzierung.

Ich habe gerade versucht, eindrucksvoll aufzuzeigen,


(Elke Ferner [SPD]: Eindrucksvoll war das nicht, was Sie aufgezeigt haben!)


welche Folgen diese Entwicklung hat. Wenn man glaubt,
damit die Probleme einer Sozialversicherungskasse lö-
sen zu können, dann ist man auf dem Holzweg.


(Gudrun Schaich-Walch [SPD]: Das fordern Sie doch seit Jahren!)


Ich befürchte: Wegen des mangelnden Mutes der SPD
und der Grünen zu Reformen wäre das Ergebnis einer
Gesundheitsreform lediglich der Einstieg in die Steuerfi-
nanzierung. Damit wäre eine Steuerspirale in Gang ge-
setzt. Das Ende dieser Entwicklung ist für mich nicht ab-
sehbar. Wir, die Haushälter, dürfen den eingeschlagenen
Weg auf keinen Fall mitmachen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir brauchen eine grundlegende Gesundheitsreform,
die beitragssenkend wirkt. Wenn es dazu kommt, dann
kann man sicherlich auch über andere Fragen nachden-
ken. Das darf aber erst dann und nicht vorher geschehen.

Zu einer grundlegenden Gesundheitsreform gehören
– das will ich ehrlich sagen – Ehrlichkeit und Mut; denn
man muss den Bürgern sagen, was auf sie zukommt.
Momentan verschieben Sie alle Entscheidungen auf
Kommissionen. Frau Schmidt, Sie haben in Ihrem Mi-
nisterium gute Beamte. Die können eine Gesundheits-
reform verfassen. Sie müssen ihnen nur klare Vorgaben
machen. Legen Sie das Ergebnis dann bitte dem Parla-
ment vor, lassen Sie die Experten im Parlament, im Ge-
sundheitsausschuss, darüber beraten und lassen Sie ih-
nen Zeit dafür! Wenn Sie diesen Weg beschreiten, dann
werden Sie feststellen, dass am Ende auch etwas Ver-
nünftiges dabei herauskommt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ganz nebenbei – das will ich hier auch noch festhalten –
können Sie dann die 1 Million Euro, die die Rürup-
Kommission kostet, einsparen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Dieter Thomae [FDP])


Frau Ministerin, Ihr bisheriges Stückwerkeln bringt
nichts. Die Leute trauen Ihnen Reformen nicht mehr zu.
Nur eines ist sicher: Rot-Grün ist für eine seriöse Haus-
haltspolitik ein Risiko.


(Elke Ferner [SPD]: Das Haushaltrisiko sind Sie!)


Der Haushalt ist vor dem Hintergrund Ihrer Pläne zur
Gesundheitsreform eben nicht auf Kante genäht, sondern
auf Sand gebaut.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Lassen Sie mich dazu kommen, wie Sie letztlich wei-
tere Haushaltsrisiken eingebaut haben. Ich will als erstes

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(C (D eispiel die Versorgungsbezüge für Beschädigte nenen. 2002 betrug der Bedarf dafür 2,99 Milliarden Euro. abei hatten Sie sich um 50 Millionen Euro verschätzt; ie hatten zu wenig etatisiert. Es geht hierbei um die riegsopferfürsorge, bei der die Fallzahlen altersbedingt inken. Die Statistiker sagen, dass sie von 2002 auf 2003 m 8 Prozent sinken werden. Im Haushaltsentwurf haen Sie ein Minus von 9 Prozent zugrunde gelegt. Nach einer Rechnung sind das also rund 26 Millionen Euro u wenig. Es kommt ein neues Problem hinzu, die Beschaffung er Pockenimpfstoffe. Auch dafür musste der Haushalt erhalten. Was machen Sie? – Sie ziehen bei diesem itel weitere 13 Millionen Euro ab. Am Jahresende weren wir feststellen – das prognostiziere ich –: In diesem aushaltstitel werden mindestens rund 40 Millionen uro fehlen. Zweites Beispiel: die Beteiligung des Bundes an der nappschaftlichen Rentenversicherung. Etatisiert waen 7,321 Milliarden Euro. Sie brauchen Geld für den ockenimpfstoff. Was machen Sie also? – Sie runden en Ansatz bei diesem Haushaltstitel ab und schon haen Sie 21 Millionen Euro zur Verfügung, die für die eschaffung von Pockenimpfstoff aufgewendet werden önnen. Ich frage Sie: Ist das ein seriöses Herangehen in er Haushaltspolitik? Ein drittes Beispiel: der zusätzliche Zuschuss des undes an die Rentenversicherung der Arbeiter und ngestellten. In § 213 des SGB VI war vorgesehen, ass aus dem Ökosteueraufkommen im Jahr 2003 ,51002 Milliarden Euro an die Rentenkasse fließen. ann mussten Sie die Grundsicherung finanzieren. Was aben Sie gemacht? – Sie haben einfach 400 Millionen uro dort weggenommen und an eine andere Stelle verchoben. Diese 400 Millionen Euro, die eigentlich als uschuss für die Rentenkassen gedacht waren, fehlen ort heute. Diese drei Beispiele zeigen, wie Rot-Grün Haushaltsolitik versteht. Deshalb sage ich noch einmal: Dieser aushalt ist nicht auf Kante genäht, sondern – Frau Lehn acht; sie weiß schon, was kommt – auf Sand gebaut. In dieser Woche wird vielen bewusst, in welch chwieriger Sicherheitslage wir uns befinden. Aber die edrohung in Deutschland durch terroristische Anriffe ist nicht erst seit dieser Woche bekannt, sondern ereits vor allem der Bundesregierung seit Sommer letzen Jahres. Deshalb hat die Bundesregierung richtigereise zum Beispiel Pockenimpfstoff beschafft. Wie das arlament darüber informiert worden ist und wie die inanzierung erfolgte, ist (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sehr merkwürdig!)


in Kapitel für sich. Zu dem Thema hatten wir hier kürz-
ch auch eine Aktuelle Stunde.


(Erika Lotz [SPD]: Das war keine Sternstunde!)


Dabei – davon bin ich fest überzeugt – darf es nicht
leiben, sondern es muss weitergehen. Man muss die Öf-






(A) )



(B) )


Dr. Michael Luther
fentlichkeit informieren. Man muss die Öffentlichkeit
vorbereiten, und zwar offen und ehrlich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Für alle Eventualitäten müssen Vorbereitungen getrof-
fen werden. Wer wäre dafür zum Beispiel besser prädes-
tiniert als die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklä-
rung? Mir ist während der Haushaltsberatungen unklar
geblieben, warum Sie der BZgA in dem Titel „Gesund-
heitliche Aufklärung der Bevölkerung“ 10 Prozent strei-
chen. Ich finde, das ist falsch. Wir wollten die BZgA
arbeitsfähig halten und sind deshalb der Meinung, dass
gerade dieser Titel hätte aufgestockt werden müssen.

An diesem Beispiel kann man zeigen, was man auch
an vielen anderen Stellen im Haushalt zeigen könnte: Sie
setzen die Schwerpunkte im Haushalt falsch. Ob der
Plan das wert ist, was man von ihm sagt, wird man se-
hen. Ich vermute, am Jahresende wird vieles überhaupt
nicht mehr stimmen. Meine feste Überzeugung als Haus-
hälter ist: Dieser Haushalt ist nicht auf Kante genäht,
sondern auf Sand gebaut.

Meine Damen und Herren, ab diesem Jahr sind die
Fachbereiche Gesundheit und soziale Sicherung zusam-
mengelegt. Das ist ein richtiger Schritt, der große Chan-
cen bietet. Das Ministerium muss sich erst finden; das ist
mehr als verständlich. Deshalb habe ich als Haushälter
meine konstruktive Unterstützung angeboten.

Ich hoffe nun, dass Sie, Frau Schmidt, die großen
Chancen, die dieses neue Ministerium bietet, im Inte-
resse Deutschlands nutzen. Sie könnten als echte Re-
formministerin für die sozialen Sicherungssysteme in die
Geschichte eingehen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Die Wahrscheinlichkeit ist nicht groß!)


Wenn Sie es gut machen, dann haben Sie auch die Union
hinter sich. Aber aufgrund dessen, was wir bislang wis-
sen, kann man nur eines feststellen: Sie machen es zur-
zeit sehr schlecht.


(Erika Lotz [SPD]: Sie entscheiden, was gut ist und was nicht?!)


Deshalb müssen wir das als Opposition entsprechend
kritisieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Lassen Sie mich noch einen Satz anfügen. Es waren
intensive Haushaltsberatungen und es gehört sich, dass
man an dieser Stelle den Mitarbeitern des Ministeriums
dankt, die uns aktiv begleitet haben. Das sei an dieser
Stelle getan.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Mein Schlusssatz: Ob der Haushalt das wert ist, was
das Papier gekostet hat, auf dem er gedruckt ist,


(Zurufe von der SPD: Oh! – Walter Schöler [SPD]: Was hat es denn gekostet? Weißt du das?)


wird sich am Jahresende zeigen. Wir können diesen
Haushalt nur ablehnen.

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(C (D Das Wort hat jetzt die Kollegin Waltraud Lehn von er SPD-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Hausalt 2003 des Bundesministeriums für Gesundheit und oziale Sicherung ist zweifellos ein wichtiger, aber er ist uch ein schwieriger Haushalt. Mit rund 82 Milliarden uro ist der Einzelplan 15 der größte Einzeletat im Buneshaushalt und er bindet immerhin rund 30 Prozent der esamten Ausgaben. Diese Zahlen belegen, welche Beeutung, aber auch welche Verantwortung diesem Einelplan zukommt. Der größte Ausgabenblock ist hierbei mit 77,6 Miliarden Euro die Sozialversicherung. Allein 73,1 Milliaren Euro stehen dabei als Zuschuss zur Rentenversicheung zur Verfügung. Davon kommen 17,3 Milliarden uro aus dem Aufkommen der Ökosteuer. Allein die etzte Stufe der Ökosteuer bringt der Rentenversicherung eit dem 1. Januar dieses Jahres 3 Milliarden Euro an ehreinnahmen. Nun kritisiert die Opposition nach wie vor heftig die kosteuer. Herr Stoiber hat am vergangenen Freitag ier zum wiederholten Male ihre Abschaffung gefordert. enn die Opposition das will, dann muss sie auch sagen, as das im Endeffekt bedeutet. Es bedeutet nämlich, ass sich der Beitragssatz in der Rentenversicherung um ,7 Prozent auf über 21 Prozent erhöhen würde der – das ist die Alternative – die Rente um den entprechenden Betrag bei allen Rentnerinnen und Rentern gekürzt werden müsste. Das wäre die Folge. Aber vielleicht will die Opposition ja auch die Beiräge zur Kindererziehung, die inzwischen über 12 Miliarden Euro ausmachen, komplett einstampfen. Frau Kollegin Lehn, erlauben Sie eine Zwischenfrage es Kollegen Bergner? Ja, selbstverständlich. Frau Kollegin, ehe Sie noch weitere Loblieder auf die kosteuer singen, – Ich werde das noch ausweiten. – möchte ich Sie fragen, wie Sie es mit Ihrem Gerechtigkeitssinn vereinbaren können, dass eine große Zahl von Bürgerinnen und Bürgern Ökosteuer zahlen müssen, die von der gesetzlichen Rentenversicherung keine einzige Leistung erhalten. Ich finde, das ist wirklich eine außerordentlich gute Frage. Ich hatte mir schon überlegt, wie ich den Inhalt dieser Antwort in meine Rede einbaue. Insoweit kann ich Ihnen nur danken. Es ist so – das wissen auch Sie –, dass Sie seit vielen, vielen Jahren Lasten in die Sozialversicherungssysteme geschoben haben, die dort nichts zu suchen haben. Es hat in den letzten 16 Jahren insgesamt eine Zunahme der Fremdleistungen gegeben, die so gewaltig ist, dass man sagen muss, dass die Versicherten zu einem ganz erheblichen Teil den Aufbau Ost finanziert haben. Um die Ungerechtigkeiten zu beseitigen, wenn nur ein Teil und nicht die gesamte Bevölkerung diese Lasten trägt, haben wir die Ökosteuer eingeführt. Das eben ist ein beispielloser Beitrag zu mehr Gerechtigkeit, unterstützt durch die Möglichkeit, Energieverbrauch selbst zu steuern, indem man zum Beispiel darauf achtet, ein Auto zu fahren, das weniger Benzin verbraucht, oder dafür Sorge trägt, dass durch den Schornstein nicht unnötig Energie verpufft. Dadurch, dass den Menschen solche Steuerungsmöglichkeiten gegeben sind, wird dem Gerechtigkeitsgedanken auch Rechnung getragen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503406700
Waltraud Lehn (SPD):
Rede ID: ID1503406800

(Ute Kumpf [SPD]: Da schau her!)


(Zurufe von der SPD: Aha!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503406900
Waltraud Lehn (SPD):
Rede ID: ID1503407000
Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1503407100
Waltraud Lehn (SPD):
Rede ID: ID1503407200




(A) )


(B) )

Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1503407300

(Lachen bei der SPD)

Waltraud Lehn (SPD):
Rede ID: ID1503407400

Ich muss sagen: Wenn die Koalition die Ökosteuer
nicht eingeführt hätte – Sie müssten uns im Nachhinein
eigentlich dankbar sein –, hätten wir heute eine noch
verschärftere Diskussion darüber, wie schlimm und wie
schädlich es gewesen ist, den Aufbau Ost über die So-
zialversicherungssysteme zu finanzieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ehrlich gesagt: Der Spaß, in diesen Zeiten Haushalts-
politik zu machen, hält sich durchaus in engen Grenzen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das liegt an dem Minister!)


Aber es überkommt mich geradezu ein Grauen, wenn ich
mir vorstelle, dass die Opposition derzeit tatsächlich ver-
antwortlich entscheiden müsste;


(Zuruf von der SPD: Um Gottes willen!)


vor allem, wenn ich mir die Themen Irak sowie Krieg
und Frieden und die Ausführungen von Frau Merkel
dazu heute Morgen vor Augen halte. Aber das gilt auch
für andere Themen: Fällt die Ökosteuer weg, müssten
die Renten runter oder die Beiträge rauf. Weiterhin wur-
den wir mit Milliardenforderungen während der Etatbe-
ratungen in den Ausschüssen und auch im Haushaltsaus-

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(C (D chuss permanent konfrontiert. Dies hätte bedeutet: chulden – wie zu Zeiten von Kohl und Waigel – (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das wäre schön!)


auf.

Oder nehmen wir die Forderung nach 7 Prozent – Herr
ustermann, da hat Ihnen ja Frau Merkel aus der Seele
esprochen – zusätzlich für Verteidigungsausgaben. Da
rage ich Sie, Herr Austermann: Woher denn nehmen?


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wirtschaftliches Wachstum durch Steuersenkung!)


iese Antwort sind Sie immer schuldig geblieben. Das
st eine unsaubere, unredliche und auch eine verlogene
olitik, wenn man so agiert.


(Beifall bei der SPD)


ein, so geht es nicht. Die Zeit der Streudosengeschenke
st schon lange vorbei. Wer den Sozialstaat im Kern er-
alten will, der darf heute weder Schulden machen noch
arf er auf gerecht verteilte Einnahmen verzichten.

Lassen Sie mich noch einmal auf die Rente zurück-
ommen. Ohne die Rentenreform und ohne die Öko-
teuer würden die Beiträge zur Rentenversicherung, wie
chon gesagt, auf 21,2 Prozent steigen. Die Renten-
eform 2001 war richtig. Die ersten Zahlen zeigen: Wir
ind mit dem Aufbau einer kapitalgedeckten privaten
orsorge als zweiter Säule der Rentenversicherung auf ei-
em guten Weg. Bis zum Ende letzten Jahres haben im-
erhin 5,4 Millionen Verträge zur individuellen Alters-

ersorgung abgeschlossen werden können.

Dabei hat vor allem die betriebliche Altersvorsorge
inen starken Zulauf. Die Bundesregierung geht davon
us, dass in den nächsten Jahren circa zwei Drittel bis
rei Viertel der Beschäftigten ihre zusätzliche Altersver-
orgung über eine Betriebsrente aufbauen werden. Die
etriebliche Altersvorsorge steht, nachdem sie 16 Jahre
nter der Kohl-Regierung praktisch vergessen worden
t, vor einer starken Wiederbelebung. Auch dies ist ein
roßer Erfolg der Riester-Rente, den die Opposition
ach wie vor leugnet.


(Beifall des Abg. Volker Kröning [SPD])


Die Rente, Herr Luther, ist sicher.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Oh Gott! Das hat schon einmal einer gesagt!)


ch finde es problematisch, dass Sie versuchen, die Men-
chen an dieser Stelle zu verunsichern. Denn zusätzlich
u der Bundesgarantie, die immer greift und die dafür
orgt, dass der Rentner und die Rentnerin jeden Monat
ünktlich ihre Rente bekommen, hat der Gesetzgeber
usdrücklich die Möglichkeit eingeräumt, dass auch ein
onat quasi im Vorgriff ausgezahlt werden kann. Dies
t eine weitere Möglichkeit, auf die bei Liquiditätseng-
ässen zurückgegriffen werden kann.

Es liegt doch im Interesse von Haushaltswahrheit und
klarheit, wenn man das nicht als Spardose auffasst, son-
ern wenn man die vorgesehenen Möglichkeiten nutzt






(A) )



(B) )


Waltraud Lehn
und nicht mehr Geld zurückstellt, als tatsächlich erfor-
derlich ist. Der Rentenversicherungsträger bleibt stets
uneingeschränkt handlungsfähig.

Der Zuschuss zur Rentenversicherung unterliegt
derzeit im Wesentlichen zwei großen Einflüssen, auf die
ich eingehen möchte.

Zum einen wirkt sich die Arbeitslosigkeit direkt auf
den Zuschuss aus. Das muss uns durchaus Sorgen berei-
ten. Mit steigenden Arbeitslosenzahlen entstehen der
Rentenversicherung Beitragsausfälle, die durch Bundes-
zuschüsse ausgeglichen werden müssen. Deshalb haben
wir in der letzten Zeit einen permanenten und auch er-
heblichen Anstieg des Zuschusses.

Zum anderen möchte ich angesichts der Tatsache,
dass Herrn Luther und der CDU/CSU offensichtlich im-
mer nur der demographische Faktor einfällt, wenn es um
die Frage geht, wie man im Bereich der Rente zu sinn-
vollen Veränderungen kommen kann, Folgendes sagen:
Wir haben bereits bewiesen, dass wir mit der Schaffung
einer zusätzlichen Säule andere Wege gehen können.

Aber lassen Sie mich auf eine Fehlentwicklung zu
sprechen kommen. Für das Zusatzversorgungssystem
Ost müssen inzwischen 2,5 Milliarden Euro bereitge-
stellt werden. Wohlgemerkt, ich rede von einer Zusatz-
rente. Die Tendenz ist steigend. Die Anzahl der Rentner
und Rentnerinnen, die nach dem Anspruchs- und An-
wartschaftsüberführungsgesetz, einem Gesetz aus der
Kohl-Ära, und der Rechtsprechung des Bundesozial-
gerichtes Anspruch auf höhere Renten haben, nimmt
weiterhin zu. Allein von 2002 auf 2003 sind hier
500 Millionen Euro zusätzliche Ausgaben erwachsen.

Es kann meines Erachtens doch nicht richtig sein,
dass wir 13 Jahre nach der Wiedervereinigung eine Ren-
tenformel Ost haben, die es vielen Rentenbeziehern in
den neuen Bundesländern erlaubt, sich auf dem Klage-
wege höhere Renten als die Rentner in Westdeutschland
zu erstreiten, nur weil es damals diese Zusatzversor-
gungssysteme gab, in die weder sie noch andere je ein-
gezahlt haben. Wenn man diese Fehlentwicklung er-
kennt, dann muss man an dieser Stelle gegensteuern. Das
kann nur durch die Politik erfolgen.


(Beifall des Abg. Volker Kröning [SPD])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503407500


Frau Kollegin Lehn, erlauben Sie eine Zwischenfrage
des Kollegen Luther?


Waltraud Lehn (SPD):
Rede ID: ID1503407600


Ja, selbstverständlich.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503407700


Herr Luther, bitte.


Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1503407800


Ich habe Fragen zu Ihrer Bemerkung hinsichtlich des
Anspruchs- und Anwartschaftsüberführungsgesetzes.

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(C (D ind Sie mit mir einer Meinung, dass das ursprüngliche esetz für viele eine niedrigere Rente vorgesehen hatte, ass aber das Bundesverfassungsgericht mit dem Vereis, dass es sich um eine Besitzstandswahrung aus DR-Zeit handelt, alle Versuche, mehr Gerechtigkeit bei er Rente zu schaffen, letztendlich zunichte gemacht hat, as dazu führt, dass mehr Rente gezahlt werden muss? ind Sie ferner mit mir einer Meinung, dass das nicht en Bundeshaushalt, sondern im Wesentlichen die Hausalte der neuen Länder belastet und dass man vor dem intergrund, dass man den Aufbau Ost nicht aus den ugen verlieren darf, hier Kompensationen schaffen uss, um die neuen Bundesländer nicht finanziell abzu oppeln? (Hubert Hüppe [CDU/CSU]: Das müssen Sie mit Ja beantworten!)



Waltraud Lehn (SPD):
Rede ID: ID1503407900


Ich bin davon überzeugt, Herr Luther, dass sicherlich
iemand, als dieses Gesetz erarbeitet worden ist, damit
erechnet hat, dass sich nach und nach alle Gruppen der
entenbezieher aus Ostdeutschland einklagen werden.
ieses Gesetz ist aber mit einer derart heißen Nadel ge-

trickt worden, dass sich die Sozialgerichte – jedenfalls
m Moment – auf der Grundlage eines Urteils eines Bun-
esgerichtes in die Lage versetzt sehen – das entspricht
em bestehenden Recht –, so zu entscheiden, dass das
uasi eine Öffnung für eine unbegrenzte Zahl von Be-
roffenen nach sich zieht.

Diese Erkenntnis besteht inzwischen seit langer Zeit.
enn das, was Sie ansprechen, ist neun Jahre alt.


(Dr. Michael Luther [CDU/CSU]: Das ist neu!)


Nein, das ist nicht neu. – In dieser Zeit musste man
ingreifen. Das Genannte ist eine der Möglichkeiten, um
ehlentwicklungen zu korrigieren.

Ich behaupte nicht, dass wir unterschiedlicher Auffas-
ung sind, was die Behebung dieses Problemes angeht.
enn wir werden das gemeinsam lösen können und lö-

en müssen. Ich wollte darauf hinweisen, dass eine Kor-
ektur bei den Ausgaben nicht zwangsläufig bedeutet,
ass man den demographischen Faktor, so wie ihn
orbert Blüm angelegt hat, einführen muss.

Meine Damen und Herren, neben der Sozialversiche-
ung umfasst der Haushalt weitere Aufgaben, die zwar
uantitativ nicht sehr umfangreich, dafür aber nicht we-
iger wichtig in ihrer Bedeutung sind. So haben wir im
aushalt 2003 22 Millionen Euro für Modellprogramme
Bereich der Rehabilitation und rund 14 Millionen

uro für Modellprogramme im Bereich der Pflege vor-
esehen. Für das „Europäische Jahr der Menschen mit
ehinderungen“ stehen 4 Millionen Euro zur Verfügung.

Rund 153 Millionen Euro haben wir im Haushalt für
ie Beschaffung von Impfstoffen eingesetzt. Damit sind
ir in der Lage, bis Ende des Jahres für 82 Millionen
undesbürger, also für die gesamte Bevölkerung, 100 Mil-
onen Dosen Impfstoffe in zentralen Depots vorzuhalten.
eder von uns hofft, dass wir diesen Impfstoff nicht






(A) )



(B) )


Waltraud Lehn
einsetzen müssen. Aber ich glaube, dass es wichtig und
richtig war, angesichts einer nicht wahrscheinlichen, aber
immerhin möglichen Bedrohungslage die Gefahrenab-
wehr im Sinne einer Vollversorgung der Bevölkerung si-
cherzustellen.

Der Bundeskanzler hat am vergangenen Freitag in
seiner Rede zur Vorstellung der Agenda 2010 betont,
dass es zur Konsolidierung des Haushaltes und zum Ab-
bau der Verschuldung überhaupt keine Alternative gibt.
Sie bleiben wichtige Ziele der Bundesregierung.

Der Bundeskanzler hat außerdem deutlich gemacht,
welche Maßnahmen erforderlich sein werden, um in
Deutschland mehr Wachstum und Beschäftigung zu er-
reichen und damit einen leistungsfähigen Sozialstaat zu
sichern. Von diesen Maßnahmen ist auch und gerade der
Sozial- und Gesundheitsbereich erheblich betroffen.
Dies wird sich noch nicht in diesem Haushalt, aber zwei-
felsohne in den zukünftigen Haushalten, und dort über-
wiegend unmittelbar in den Sozialversicherungssyste-
men, niederschlagen.

In der Gesundheitspolitik werden wir grundlegende
Fragen zu beantworten haben. Unser Gesundheitssys-
tem ist heute nicht mehr nur ein Sozialsystem, sondern
auch ein großer, in einer alternden Wohlstandsgesell-
schaft wachsender Wirtschaftszweig mit einem Volumen
von mehr als 200 Milliarden Euro pro Jahr.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Aha!)


Wir werden klären müssen, ob wir wie FDP ausschließ-
lich mehr Geld in dieses System pumpen


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Wartet ab!)


und damit einen Selbstbedienungsladen für die Anbieter
von Gesundheitsleistungen schaffen wollen oder ob wir
durch Qualitätsverbesserungen und eine effektivere
Steuerung mehr Wirtschaftlichkeit erreichen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wahrscheinlich liegt die Lösung in einem Mix.

Im internationalen Vergleich hat das deutsche Ge-
sundheitswesen immer noch Vorbildfunktion.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Das ist etwas anderes!)


Zu seinen Stärken gehören nach wie vor eine Versorgung
ohne Warteliste, ein umfassender Versicherungsschutz
für alle und ein einheitlicher, vom persönlichen Einkom-
men unabhängiger Leistungsanspruch, der für alle glei-
chermaßen nur durch das medizinisch Notwendige defi-
niert wird.

Es gibt aber auch Bereiche, in denen wir unsere Vor-
bildfunktion längst eingebüßt haben. So liegt die Le-
benserwartung in Deutschland mittlerweile unter dem
Durchschnitt in Europa. Sie hat sich in den letzten zehn
Jahren schlechter entwickelt als in unseren Nachbarlän-
dern. Bei einem Vergleich der Sterblichkeitsraten nach
einem Schlaganfall, bei Zuckererkrankung oder bei
Darm- oder Brustkrebs mit Frankreich, Italien, England,
Finnland, Schweden, den Niederlanden und auch mit

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(C (D en USA landet Deutschland immer auf einem der drei chlechtesten Plätze. Vom Sachverständigenrat für die konzertierte Aktion Gesundheitswesen wurden gravierende Qualitätsdefi ite festgestellt, die zu dieser negativen Entwicklung beietragen haben. Das deutsche Gesundheitssystem, so die rnüchternde Schlussfolgerung des Rates, leiste nicht, as es leisten könne. Auf der anderen Seite belegt Deutschland im Verleich mit den erwähnten Ländern für die Zahl der Ärzte ro Einwohner, für die Zahl der Krankenhausbetten pro inwohner und für die durchschnittliche Verweildauer Krankenhaus jeweils einen der ersten drei Plätze mit ntsprechenden Auswirkungen für die Beitragsund ostenentwicklung. Der Sachverständigenrat kommt daher zu dem eindeugen Urteil, dass die Kosten-Nutzen-Relation im deutchen Gesundheitswesen im internationalen Vergleich nbefriedigend sei. Die Qualitätsdefizite und die Quantitsüberhänge im deutschen Gesundheitswesen müssen bgebaut werden, im Interesse der Finanzierbarkeit des ystems, im Interesse der Beitragsstabilität, aber vor aln Dingen im Interesse der Patientinnen und Patienten. ein anderes europäisches Land überlässt den Wettbeerbern allein die Entscheidung über Leistungsmenge nd Qualitätsanforderungen. Die Bestrebungen der Miisterin, gerade in diesem Bereich weiterzukommen, sind icht nur der gebotene, sondern, wie ich finde, auch der inzig sinnvolle Weg. Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss. Ja, ich komme zum Schluss. Meine Damen und Herren, weil wir sehr maßvoll einespart haben, möchte ich zum Schluss auf ein Potenzial inweisen, das wir genutzt haben. Durch die Zusammenegung von drei zu zwei Bundesministerien haben sich ynergieeffekte ergeben, die auch einen entsprechenden tellenabbau in der Zukunft ermöglichen werden. Ich öchte deshalb zum Schluss beiden Ministern, Frau Mi isterin Schmidt ebenso wie Herrn Minister Clement, usdrücklich meinen Dank und meine Anerkennung daür aussprechen, in welch kurzer Zeit sie diese überaus chwierige Aufgabe der Zusammenlegung gemeistert aben. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Die Zahl der Staatssekretäre ist erhöht worden!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503408000
Waltraud Lehn (SPD):
Rede ID: ID1503408100

In meinen Dank schließe ich ausdrücklich die betrof-
enen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Die sind in der Tat betroffen!)


ber auch die Verhandlungsführer beider Häuser ein, die
it sehr hoher Leistungsbereitschaft und mit großem
roblemlösungswillen zu einem reibungslosen Gelingen
eigetragen haben.






(A) )



(B) )


Waltraud Lehn
Ihnen gegenüber stand ein Berichterstatterteam, das
bisweilen ungeduldig, aber bis zur letzten Minute – ich
denke, über alle Parteigrenzen hinweg – fair und kon-
struktiv gearbeitet hat. Auch bei ihm möchte ich mich
herzlich bedanken.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503408200


Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort der
Kollegin Dr. Gesine Lötzsch.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1503408300


Vielen Dank, Herr Präsident. – Frau Kollegin
Lehn, ich bin doch arg befremdet darüber, dass Sie
die Haushaltsdebatte zu einem Angriff auf die Ost-
rentnerinnen und Ostrentner nutzen. Einmal abgese-
hen davon, dass Ihnen allen bekannt sein dürfte, dass
der Rentenpunkt Ost noch immer wesentlich niedri-
ger ist als der Rentenpunkt West, haben Sie, was die
Zusatzversorgungssysteme betrifft, schlicht die Un-
wahrheit gesprochen.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das müssen Sie als PDS sagen mit Ihrem Verhältnis zur Wahrheit!)


Sie wissen, dass das bei Abschluss des Einigungsvertra-
ges – ich sage es ganz neutral – übersehen wurde und die
rechtlichen Konsequenzen nicht beachtet wurden. Vor
allen Dingen finde ich es nicht fair und nicht redlich, zu
behaupten, die Bürgerinnen und Bürger, die jetzt auf der
Grundlage eines Urteils des Verfassungsgerichts ihre
Rente erstreiten, hätten in diese Systeme nicht einge-
zahlt. Das stimmt einfach nicht. Sie können die verschie-
denen Berufssparten durchgehen und sich zum Beispiel
die Lehrerinnen und Lehrer oder Eisenbahnerinnen und
Eisenbahner anschauen; von ihnen ist sehr wohl einge-
zahlt worden.

Abschließend weise ich Sie darauf hin, dass immer
gern versucht wird, die Durchschnittsrenten in Ost und
West miteinander zu vergleichen. Insbesondere wird im-
mer betont, dass ein Rentnerehepaar im Osten angeblich
eine höhere Rente als ein Rentnerehepaar im Westen be-
ziehe. Dabei wird aber häufig außer Acht gelassen, dass
die Frauen im Osten ein langes und sehr intensives Be-
rufsleben hatten. Ich bin also arg befremdet und von Ih-
nen, Frau Kollegin Lehn, auch enttäuscht, dass Sie nach
13 Jahren staatlicher Vereinigung derart wenig Realitäts-
kenntnis besitzen.

Schönen Dank.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503408400


Frau Kollegin Lehn, zur Erwiderung.

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(C (D Ich bin enttäuscht, dass mir das Wort im Munde verreht wurde. Mit keinem Wort habe ich die Renterinnen nd Rentner in Ostdeutschland kritisiert. Sie haben echte wahrgenommen, was sie – das ist völlig klar – uch dürfen. Aber hier gibt es eine Entwicklung, die nieand so gewollt hat und die dazu führt – hier würde ich ich an Ihrer Stelle einmal kundig machen –, dass wir ittlerweile ausschließlich Klagen von Leuten, zum Bei piel Technikern, haben, die nicht im öffentlichen Beeich, sondern in privaten Bereichen gearbeitet haben. ie sagen, sie hätten zwar nie eingezahlt, hätten es aber etan, wenn das System sie damals gelassen hätte; da as System sie daran gehindert habe, sei es nicht ihre chuld, weswegen sie erwarteten, dass sie jetzt so beandelt würden, als hätten sie damals eingezahlt. Dieser ntwicklung gilt es gegenzusteuern. Als unangemessen empfinde ich den Angriff auf die estdeutschen Frauen. Die Tatsache, dass es im Gegen atz zu Westdeutschland, wo Frauen für Familie und inder gesorgt haben und in der Regel nicht oder allen alls auf Teilzeitbasis arbeiten konnten, in Ostdeutschand mehr Krippen und Ganztagsschulen gab, kann man en Frauen im Westen nicht vorwerfen. Eine Diskussion, ie an dieser Stelle die Menschen in gute und böse, areitende und nicht arbeitende, profitierende und nicht rofitierende unterteilt, empfinde ich als äußerst unlücklich; wir sollten alle miteinander die Finger von ihr assen. Wenn aber Systeme dazu führen, dass zusätzliche nsprüche, die unberechtigterweise geltend gemacht erden, auch befriedigt werden müssen, dann muss man ich die Frage stellen, ob dies Gerechtigkeit für alle beeutet. Kommt man dann zu dem Ergebnis, dass dies icht Gerechtigkeit für alle bedeutet, muss man die entprechenden Konsequenzen daraus ziehen. Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Dieter Thomae von er FDP-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Heren! Der Bundeskanzler hat am Freitag festgelegt, dass er Gesundheitsbereich einer der entscheidenden Punkte m Reformkonzept der rot-grünen Regierung sei. Das ist ut so. Ich bin froh, dass er erkannt hat, dass die bisheige rot-grüne Gesundheitspolitik gescheitert ist. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Waltraud Lehn (SPD):
Rede ID: ID1503408500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503408600
Dr. Dieter Thomae (FDP):
Rede ID: ID1503408700

ot-Grün scheint festgestellt zu haben, dass mit Budge-
ierung ein modernes Gesundheitswesen nicht zu organi-
ieren ist.

Der Kanzler hat Konzepte auf den Tisch gelegt, die
ir sehr bekannt vorgekommen sind. Ich glaubte, Rot-
rün lege Konzepte auf den Tisch, die die Liberalen seit

ehn Jahren propagieren.


(Beifall des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])







(A) )



(B) )


Dr. Dieter Thomae
Sie haben sehr deutlich gesagt, es gebe keine Alternative
dazu, den Mut aufzubringen, über das Leistungspaket zu
reden. Ich war schon erstaunt, dass der Kanzler hier das
Krankengeld genannt hat; das war ein mutiger Schritt.
Noch mehr, meine Damen und Herren, haben mich die
Ausführungen des Bundeskanzlers erstaunt, Selbstbetei-
ligung und Selbstbehalt einzuführen. Zum ersten Mal
habe ich von der SPD-Seite gehört, dass die Selbstbetei-
ligung steuernde Wirkung hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Späte Einsicht!)


Für diese Einsicht habe ich viele Jahre gekämpft. Ich
hoffe, dass sich diese Einsicht bei der SPD insgesamt
durchsetzt, damit eine vernünftige Reform auf den Weg
gebracht wird.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)


Angesichts der ökonomischen Situation in der Bun-
desrepublik Deutschland, insbesondere der hohen Ar-
beitslosigkeit – wir alle wissen, es sind nicht 4,7 Millio-
nen Arbeitslose, denn wenn man auch die Personen hin-
zurechnet, die sich in Fort- und Weiterbildungsmaßnah-
men befinden, ist man ganz schnell bei 7 Millionen –,
müssen Regierung und Opposition versuchen, ein Kon-
zept auf den Weg zu bringen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ein sinnvolles!)


Dabei aber muss natürlich auch das berücksichtigt wer-
den, für das wir schon viele Jahre eintreten:

Die Liberalen sind der Auffassung, dass die Freibe-
ruflichkeit eines der tragenden Elemente im Gesund-
heitswesen ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Freiberuflichkeit muss gesichert werden. In den
Staaten, in denen die Freiberuflichkeit angegriffen oder
beseitigt worden ist, ist das Gesundheitswesen erheblich
teurer geworden und sind Wartezeiten und Altersgrenzen
die Konsequenz.

Schauen Sie sich einmal die Niederlande an, die von
SPD und Grünen lange Zeit begeistert beobachtet wor-
den sind! Sie stellen fest, dass heute viele niederländi-
sche Patienten über die Grenze nach Deutschland kom-
men, und zwar sowohl zur ambulanten als auch zur
stationären Versorgung, weil es in ihrem Land nennens-
werte Wartezeiten gibt. Die Niederlande können für uns
kein Beispiel sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Walter Schöler [SPD]: Aber es war immer Ihr Musterland!)


– Wir haben das nie gesagt. Sie haben doch keine Ah-
nung, hören Sie doch auf!


(Walter Schöler [SPD]: Ihre alte Platte, Herr Thomae, hat einen Sprung!)


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(C (D ir haben nie das Wort „Niederlande“ in den Mund geommen. Der Erhalt der Freiberuflichkeit ist also wichg. Sie glauben, dass Sie das Gesundheitswesen über Einelverträge organisieren könnten. Wenn Sie die Wünche der Patienten berücksichtigen wollen, gibt es im runde nur eine Möglichkeit: Sie müssen die Kosten rstattung einführen; denn dann steht der Patient im ittelpunkt und kann entscheiden, welche Leistung er u welchen Preisen und zu welchen Bedingungen in Anpruch nimmt. Das ist der entscheidende Punkt. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dazu gehören natürlich auch vernünftige Honorare.
m Krankenhaus haben wir das mit den DRGs ge-
chafft.


(Horst Schmidbauer [Nürnberg] [SPD]: Ihr?)


Ja, die Bundesländer, in denen wir vertreten waren, ha-
en mitgemacht. Die FDP hat im Bundesrat dafür ge-
timmt.


(Zurufe von der SPD)


Dann müssen Sie das beobachten.

Neben den DRGs brauchen wir feste Preise in der am-
ulanten ärztlichen Versorgung. Wir haben nicht um-
onst große Probleme, genügend Nachwuchs für den
mbulanten Bereich zu finden. Viele wissen das, weil sie
ie Situation in den neuen Bundesländern kennen. Aber
uch die Situation in den alten Bundesländern ist nicht
iel besser. Die jungen Mediziner gehen aus Deutsch-
nd weg, vor allem – es geht nicht nur um die Ethik –
eil ihre finanzielle Situation nicht vernünftig organi-

iert ist. Das ist versäumt worden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Neben dieser Freiberuflichkeit, der Kostenerstattung
nd der Selbstbeteiligung nenne ich einen letzten wichti-
en Punkt: Wir müssen die Härtefallregelung neu defi-
ieren. Diejenigen, die die Härtefallregelung in An-
pruch nehmen, müssen all ihre Einkommen offen legen.
rst dann haben wir eine vernünftige Härtefallregelung.
ine Quote von 50 Prozent bei der Inanspruchnahme der
ärtefallregelung kann nicht der Wahrheit entsprechen.
ei Offenlegung aller Einkommensarten werden nur
5 Prozent unter eine Härtefallregelung fallen.

Wenn wir die von mir angesprochenen Punkte be-
ücksichtigen, haben wir die Voraussetzungen geschaf-
en, um ein freiheitliches System zu organisieren: ohne
lanwirtschaft, ohne Dirigismus und ohne Budgetierung.
as wollen die Liberalen. Dann stehen wir gern zu Ge-

prächen bereit.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503408800


Ich erteile das Wort der Abgeordneten Birgitt Bender,
Bündnis 90/Die Grünen.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503408900


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit mei-
nem Vorredner stimme ich überein – bis zum Ende sei-
nes ersten Halbsatzes.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es ist wahr: Der Gesundheitsbereich ist eines der ent-
scheidenden innenpolitischen Reformfelder. Das hat
auch der Kanzler am Freitag festgestellt. Bis dahin be-
steht also Einigkeit.

Doch dann hören die Gemeinsamkeiten leider schon
auf, Herr Dr. Thomae. Sie wollen mehr Geld für die
Ärzte und wollen dieses Geld von den Patienten neh-
men. Bereits mit diesen wenigen Worten ist Ihr gesund-
heitspolitisches Konzept umschrieben. Ich kann Ihnen
nur sagen: Das ist nicht unser Weg.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir wissen, dass ein grundlegender Umbau des Hauses
der Gesundheitsversorgung ansteht. Wir arbeiten an den
Bauplänen.

Sehen Sie es mir nach, dass ich mich nun mit den Vor-
schlägen der größeren Oppositionspartei auseinander
setze. Denn letztendlich brauchen wir die CDU/CSU für
ein gemeinsames Konzept; das wissen wir.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die FDP auch! – Dr. Dieter Thomae [FDP]: Ohne Bundesrat läuft gar nichts! Ich sage nur: Fünf Regierungen!)


Auf der Suche nach Ihren Zielen habe ich im Beschluss
des Fraktionsvorstandes CDU/CSU-Bundestagsfraktion
gelesen, man wolle erreichen, dass die Beiträge auf
13 Prozent gesenkt werden. Das finde ich prima.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Sehr richtig! Das will der Kanzler auch!)


Der Kanzler hat sogar von einer Senkung auf unter
13 Prozent gesprochen.

Nun schaue ich mir Ihre Maßnahmen hierzu an, Herr
Kollege Storm. Gestern Abend, als wir zusammen bei
Vertretern der Krankenhäuser waren, haben Sie das
Füllhorn ausgepackt: Sie haben den Krankenhäusern zu-
gestanden, dass sie mehr Stellen brauchen, ihnen
1,7 Milliarden Euro versprochen und gesagt, den Bei-
tragssatzeffekt würden Sie in Kauf nehmen. Dieser
würde – Herr Kollege Storm, rechnen Sie bitte mit –
0,17 Beitragssatzpunkte zusätzlich ausmachen.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Was wollen Sie mit den Krankenhäusern denn machen? Sie ignorieren?)


Das ist aber noch nicht alles. Eben war ich mit Herrn
Seehofer bei Vertretern der Apotheker. Herr Seehofer

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(C (D at den Apothekern versprochen, dafür einzutreten, dass as Beitragssatzsicherungsgesetz aufgehoben wird. uf meine ausdrückliche Nachfrage hin hat er gesagt, er eine nicht nur die Apotheker, (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Auch die Apothekerinnen!)


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Richtig!)


ondern alle, die durch das Beitragssatzsicherungsgesetz
etroffen sind. Das würde bedeuten, dass der Einspar-
ffekt von 2,8 Milliarden Euro verloren ginge.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wo ist denn der Einspareffekt?)


echnen Sie mit, Herr Kollege Storm: Dadurch würde
ich eine Erhöhung um 0,28 Prozentpunkte ergeben, die
uf den Beitragssatz aufgeschlagen werden müssten.
ie Sie auf diese Weise jemals einen Beitragssatz von

3 Prozent und weniger erreichen wollen, ist mir voll-
ommen schleierhaft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Heute Morgen hat Herr Seehofer wieder das Thema
ahnersatz angesprochen. Bei dem Thema sind Sie sich
uch untereinander nicht einig. Erst habe ich gelesen, Sie
ollten Zahnbehandlung als Ganzes herausnehmen.
ann haben Sie aus sozialen Aspekten Bauchschmerzen
ekommen und davon Abstand genommen. Eine He-
ausnahme des Zahnersatzes aus dem Katalog – ich
öchte nicht näher darauf eingehen, was dafür oder was

agegen spricht – würde eine Senkung um 0,4 Beitrags-
atzpunkte bringen. Das entspricht dem, wie Sie den
obbyisten an Mehrausgaben versprochen haben. Da-
urch erreichen Sie also nichts, außer dass Sie den Leis-
ngskatalog ausdünnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Andreas Storm [CDU/ CSU]: Ihr habt nichts verstanden! – Dr. Dieter Thomae [FDP]: Erzählen Sie, was Sie wollen!)


Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren von der Op-
osition: Das ist kein Konzept.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Was ist denn Ihres?)


ir brauchen richtige Reformen. Diese gehen wir an.
ir werden den Leistungserbringern mehr zumuten, ih-

en aber auch Chancen bieten.

Ich will von Ihnen wissen: Machen Sie mit, wenn wir
einem solidarischen Rahmen mehr Wettbewerb orga-

isieren? Machen Sie mit bei der Umstellung des Hono-
ierungssystems für die ambulant tätigen Ärzte?


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wohin umstellen?)


achen Sie mit beim Hausarztmodell? Machen Sie mit
ei der besseren Vernetzung zwischen ambulanter und
tationärer Behandlung? Machen Sie mit beim Ausbau
er integrativen Versorgung? Machen Sie mit, um mehr
ationalität bei der Arzneimittelverordnung zu erreichen?






(A) )



(B) )


Birgitt Bender
Machen Sie mit bei Deregulierung des Arzneimittelhan-
dels? Machen Sie mit, um mehr Vertragsfreiheit für Kas-
sen und Leistungserbringer zu erreichen und damit den
Patienten mehr Wahlmöglichkeiten zu eröffnen?


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Schöne Überschriften!)


Ich will wissen, ob Sie bei diesen Reformen dabei sind
oder ob es Ihnen nur um die Themen Zahnersatz und Zu-
zahlung geht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich will wissen: Machen Sie sich zum Sprachrohr aller
Lobbyisten, die immer nur auf die jeweils anderen zei-
gen und in der Summe alles so lassen wollen, wie es ist?


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wir wollen wissen, was Sie wollen!)


Oder stellen Sie sich, wie es notwendig wäre, einer wirk-
lichen Strukturreform?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Auch wir wissen, dass die gesetzliche Krankenkasse
in der Tat ein Einnahmeproblem hat.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Sie ist pleite!)


Dem werden wir uns stellen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das müsst ihr euch auch hier!)


Uns geht es darum, den Faktor Arbeit zu entlasten. Es
kann nicht dabei bleiben, dass wir die soziale Sicherung
in der Gesundheitsversorgung allein über die Lohnein-
kommen finanzieren und damit den Faktor Arbeit ver-
teuern.

Die Perspektive der Grünen dazu heißt Bürgerversi-
cherung. Wir wollen alle versichern, und zwar unabhän-
gig von ihrem Erwerbstätigenstatus und ihrem Einkom-
men. Das wäre die Art von Versorgung, die die größte
Gerechtigkeit beinhalten würde. Wir wissen aber auch,
dass dies keine kurzfristige Perspektive ist.

Deswegen reden wir jetzt zum Beispiel – der Kanzler
hat es angesprochen – über versicherungsfremde Leis-
tungen. Diese werden wir uns genau anschauen. Wir se-
hen dort Möglichkeiten des Einsparens, etwa beim Ster-
begeld.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Ein bisschen wenig!)


Leistungen wie das Mutterschaftsgeld oder die Beitrags-
freiheit in der Elternzeit wollen wir aber nicht abschaf-
fen, sondern steuerfinanzieren.

Ein weiterer Vorschlag der Grünen auf der Einnah-
meseite lautet, dass auch Vermögenseinkünfte verbei-
tragt werden; denn es ist nun einmal eine Gerechtigkeits-
lücke, wenn nur die Einkommen aus abhängiger Arbeit
für die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversiche-
rung herangezogen werden.

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(C (D (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das haben Sie wieder rückgängig gemacht!)


er Sachverständigenrat hat dies jüngst noch einmal
um Thema gemacht und eine entsprechende Empfeh-
ung abgegeben. Das würde übrigens 0,4 Beitragssatz-
unkte bringen.

Man müsste sich auch die Familienmitversicherung
enauer anschauen; denn es ist zu fragen, warum Frauen,
ie keine Kinder erziehen oder Angehörige pflegen,
urch die Gemeinschaft der Beitragszahlenden subventi-
niert werden sollen. Der Sachverständigenrat hat dazu
in Splittingverfahren vorgeschlagen. Das würde die
esserverdienenden in einer Alleinverdienerehe stärker
elasten, die anderen aber nicht. Dieses Modell halten
ir für äußerst diskussionswürdig. Es würde laut Sach-
erständigenrat übrigens 0,7 bis 0,9 Beitragssatzpunkte
ringen. Auch hier will ich wissen, ob Sie dabei wären.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sie wollen die Menschen im Nachhinein für ihre Lebensentscheidung bestrafen!)


Meine Damen und Herren, auch das will ich deutlich sa-
en: Um das Ziel, auf unter 13 Prozent zu kommen, zu er-
eichen, wird ein Paket auch Zumutungen für Versicherte
nthalten. Es wird mehr Zuzahlungen geben. Ich bin aber
agegen, dies als vorgebliches Allheilmittel anzupreisen
nd sich damit vor den Strukturreformen zu drücken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wer will das? – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nur heiße Luft!)


Der Kanzler hat es angesprochen: Es gibt auch die
berlegung, einzelne Bereiche auszusteuern. Der Aus-

teuerung von Unfällen hat er – das finde ich richtig –
ber ausdrücklich eine Absage erteilt; denn letztlich
ätte die Botschaft gelautet: Leute, hockt vor dem Fern-
eher und esst Erdnüsse; denn wenn ihr Sport treibt,
ann euch etwas passieren. – So kann Gesundheitsförde-
ung eben nicht aussehen. Wir wollen, dass sich die
eute bewegen, weil Bewegungsmangel eine der we-
entlichen Ursachen unserer Volkskrankheiten ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Annette WidmannMauz [CDU/CSU]: Das war der erste richtige Satz!)


Das Krankengeld ist von Gesundheitsvorsorgeleistun-
en klar abgrenzbar, weil es sich um eine Geldleistung
andelt. Nur noch 39 Prozent der Versicherten haben
berhaupt einen solchen Anspruch. Auch daran kann
an erkennen, wie sich die gesetzliche Krankenversi-

herung verändert hat. Es ist kein Vergnügen, diese Leis-
ung zu streichen, im Interesse der Entlastung des Fak-
ors Arbeit treten wir dem aber näher.

Kurz und gut: Wir brauchen ein Gesamtkonzept, das
ie Gesundheitsversorgung verbessert und den Faktor
rbeit entlastet. Ich will wissen, was die Opposition
azu beizutragen hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dietrich Birgitt Bender Austermann [CDU/CSU]: Aber selbst nichts vorschlagen!)





(A) )


(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503409000


Nächster Redner in der Debatte ist der Kollege
Andreas Storm, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1503409100


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir alle
haben noch die Rede des Bundeskanzlers vom vergange-
nen Freitag im Ohr. Wie ein roter Faden zog sich die
Forderung, die Lohnnebenkosten zu senken, durch die
sozialpolitischen Teile der Rede.

Umso verwunderlicher ist es, dass Sie die Hauptfor-
derung in diesem Bereich, nämlich das Absenken der
Sozialabgaben unter die 40-Prozent-Grenze, sang- und
klanglos beerdigt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Dieter Thomae [FDP])


Das war kein Zufall, sondern die logische Konsequenz.
Wenn man nämlich unter all diese Maßnahmen einen
Strich zieht, dann wird deutlich: Von einer Absenkung
der Sozialabgaben sind wir trotz der Kanzlervorschläge
meilenweit entfernt. Wenn alle Maßnahmen für das Ge-
sundheitswesen, die der Kanzler am Freitag genannt hat,
realisiert würden, dann würden wir im nächsten Jahr
trotz allem nur mit Mühe unter die 14-Prozent-Marke
kommen; denn der Beitragsdruck bei den Kranken-
kassen ist im Moment so hoch, dass der Löwenanteil der
geplanten Einsparungen ausschließlich dafür verwendet
werden muss, um ein weiteres Drehen an der Beitrags-
satzspirale im nächsten Jahr zu verhindern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Dieter Thomae [FDP]: In diesem Jahr!)


Von dem Ziel eines Beitragssatzes von 13 Prozent blei-
ben wir meilenweit entfernt.

Es kommt aber noch viel schlimmer. Während bei den
gesetzlichen Krankenkassen eine Trendwende zumindest
in Reichweite ist, sieht es bei der Rentenversicherung
wirklich desaströs aus.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Was heißt das?)


Der Bundeskanzler hat zur aktuellen Finanzlage der
Rentenkassen am Freitag kein Wort verloren. Einen Tag
vorher, am letzten Donnerstag, hat die Bundesversiche-
rungsanstalt für Angestellte deutlich gemacht, dass nach
ihrem Kenntnisstand im nächsten Jahr die Beiträge für
die gesetzliche Rentenversicherung auf 19,9 Prozent an-
gehoben werden müssen. Dies würde heißen: Das, was
den Menschen auf der einen Seite durch eine Absenkung
der Krankenkassenbeiträge im Rahmen einer großen Ge-
sundheitsreform gegeben würde, wird auf der anderen
Seite bei den Renten wieder abkassiert. Bei einer solch
dilettantischen Herangehensweise ist es klar, dass von
dieser Rede am Freitag keine positive Signalwirkung
ausgehen konnte.

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(C (D Die Rentenversicherungsträger haben darauf hingeiesen: Aus heutiger Sicht droht im nächsten Jahr ein eitragssatzanstieg auf 19,9 Prozent. Aber das ist keine essimistische, eher eine optimistische Sicht der Dinge. enn infolge der Irakkrise oder etwa einer weiteren Ver chlechterung der Arbeitsmarktlage die Beitragseinnahen noch stärker einbrächen, als das in den ersten bei en Monaten dieses Jahres der Fall war, dann droht im ächsten Jahr sogar die Überschreitung der 20-Prozentarke. Angesichts der massiven Warnungen der Rentenversiherungsträger ist es unverantwortlich, dass sich der undeskanzler des größten Sozialversicherungssystems ur am Rande angenommen hat. Aber immerhin hat er ingestanden, dass die angebliche Jahrhundertreform der ente von Walter Riester nach 18 Monaten kläglich ge cheitert ist. Er hat dazu Folgendes erklärt: Wir waren ei den Annahmen in Bezug auf die Arbeitsmarktenticklung zu optimistisch und in Bezug auf die demograhische Entwicklung zu pessimistisch. Deswegen brauhen wir eine neue Rentenformel. Das ist nichts anderes als das Eingeständnis, dass die entenreform, die Sie noch im vergangenen Jahr mit tolz verteidigt haben, kläglich gescheitert ist. an muss sich einmal überlegen, was das Herzstück der iesterschen Rentenreform war. Für die gesetzliche Rente galten insbesondere zwei ernelemente. Die erste Aussage war: Wir haben die Beiagsentwicklung im Griff. In diesem Jahrzehnt werden ie Beiträge unter 19 Prozent liegen. Bis zum Jahr 2020 erden sie nicht über die 20-Prozent-Marke steigen. uch langfristig, bis zum Jahr 2030, werden sie nicht ehr als 22 Prozent betragen. – Heute müssen Sie einge tehen: Diese Beitragsziele sind für den gesamten Zeitaum nicht mehr erreichbar. In einem Interview mit der Welt“ hat Ihr großer Sozialexperte Professor Bert Rürup estätigt: Die Beitragsziele sind nicht mehr zu schaffen. ie 20-Prozent-Marke würde ohne Reformen wahr cheinlich im nächsten Jahr erreicht oder überschritten. Das zweite Kernelement bei der Reform der gesetzchen Rentenversicherung war Ihr Versprechen im Hinlick auf das Leistungsniveau: Das so genannte Nettoentenniveau darf nicht unter 67 Prozent sinken. ei den Verhandlungen über eine Rentenreform – bei enen seinerzeit kein Konsens erzielt werden konnte – aben wir immer wieder darauf hingewiesen, dass es rob fahrlässig ist, eine Neuordnung der Rentenfinanzen orzunehmen, ohne das wichtige Thema der Neuregeng der steuerlichen Behandlung der Altersversorgung nzugehen. (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Das hat er gesagt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nun haben Sie das Dilemma. Ich finde übrigens, dass es
akzeptabel ist, dass der Kanzler das Thema Neuordnung






(A) )



(B) )


Andreas Storm
der Rentenbesteuerung am Freitag nicht erwähnt hat, ob-
wohl die Vorschläge, die die Rürup-Kommission am Be-
ginn dieser Woche vorgelegt hat, bereits überall bekannt
waren. Denn die geplante Neuregelung der Rentenbesteu-
erung, der Übergang zu einer so genannten nachgelager-
ten Besteuerung, über den ja im Grundsatz Konsens be-
steht, betrifft das Nettorentenniveau in zweierlei Weise.

Zum einen wird das Nettoeinkommen der jungen Ge-
neration durch die kommende Freistellung der Renten-
versicherungsbeiträge höher ausfallen. Schon von daher
sinkt rein rechnerisch das Rentenniveau. Zum anderen
werden in Zukunft die Renten besteuert. Auch das hat
natürlich Auswirkungen auf das Rentenniveau.

Meine Damen und Herren, bei der Vorlage des Rürup-
Berichts wurde zweierlei deutlich. Zum einen werden,
wenn die Vorschläge zur Besteuerung umgesetzt werden,
bereits im Jahr 2005 etwa 4 Millionen Rentnerhaushalte
betroffen sein, nämlich diejenigen Rentnerhaushalte, die
auch über andere Einkunftsarten verfügen. Zum anderen
werden auch diejenigen Jahrgänge, die ab dem Jahre
2014 in den Ruhestand gehen und eine Standardrente –
also die berühmte Eckrente, die im Moment bei gut
1 000 Euro liegt – bekommen, voll von der Rentenbe-
steuerung erfasst, selbst dann, wenn sie keine zusätz-
lichen Einkommen haben.

Jetzt muss man einmal überlegen, um welche Alters-
jahrgänge es sich handelt. Wer im Jahre 2014 in Rente
geht, der ist heute Anfang 50. Das heißt, dies ist ein
Thema, das nicht nur die ganz Jungen, sondern auch bzw.
vor allen Dingen die mittleren Jahrgänge betrifft. Deswe-
gen besteht bei der Umsetzung der Reform auf den steuer-
lichen Bereich noch erheblicher Diskussionsbedarf.

Meine Damen und Herren, es kann nicht sein, dass
Sie, wie es das Ministerium noch in der letzten Woche
getan hat, die Warnungen der Rentenversicherungs-
träger ignorieren und erklären: Wir warten bis Novem-
ber dieses Jahres, um absehen zu können, wie hoch der
Beitrag im nächsten Jahr wird.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das ist unverantwortlich!)


Dann wäre das Kind nämlich in den Brunnen gefallen.
Dann könnten Sie nicht mehr handeln. Denn Sie können
nicht, wie Sie das in den letzten beiden Jahren getan ha-
ben, noch einmal in die Rücklagen der Rentenkassen grei-
fen. Da ist nichts mehr drin. Das werden wir schon in die-
sem Sommer merken. Auch können Sie nicht noch einmal
die Beitragsbemessungsgrenze für die Rentenkassen an-
heben. Hoffentlich wird Ihnen Ihr grüner Koalitionspart-
ner hier endlich einen Strich durch die Rechnung machen.
Denn ein solches Vorgehen würde zu massiven Zusatzlas-
ten für die künftige Generation führen.


(Waltraud Lehn [SPD]: Sie schüren ja schon wieder neue Ängste!)


Das heißt, meine Damen und Herren, dass wir rasch
Klarheit über die tatsächliche Lage der Rentenfinanzen
brauchen. Ich nehme die Ankündigung des Kanzlers
vom Freitag ernst, dass Sie uns noch vor der Sommer-
pause reinen Wein einschenken und eine klare Bilanz

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(C (D orlegen: Wie ist im kommenden Jahr die Situation bei en Rentenfinanzen? Von welchen Annahmen gehen Sie ezüglich der langfristigen Entwicklung der Rentenvericherung aus? (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Frau Ministerin, wir sind bereit, mit Ihnen über die
robleme der Rentenversicherung und auch über eine
eue Rentenformel zu sprechen, aber nur dann, wenn die
hemen „Neuregelung der steuerlichen Behandlung der
lterseinkünfte“ und „neue Rentenformel“ gemeinsam

ngegangen werden. Denn eines ist klar: Wenn die Ren-
en Zug um Zug voll in die Besteuerung fallen und eine
eue Rentenformel gilt – im Klartext: dies bedeutet ja
icht, dass die Rentenerhöhungen größer, sondern dass
ie kleiner werden –, dann wird auch das Leistungs-
iveau der Renten für die heute mittlere und die jüngere
eneration sinken.

Deshalb muss man wissen, wo die Grenze für ein ak-
eptables Niveau der Rente ist, sodass man mit gutem
ewissen sagen kann, dass man eine angemessene Ge-
enleistung für die eingezahlten Beiträge bekommt.
enn eines werden wir nicht mitmachen: eine Demon-

age der gesetzlichen Rentenversicherung auf Raten. Es
uss rasch Klarheit geschaffen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Lassen Sie mich noch einen letzten Punkt ansprechen.
er Bundeskanzler hat stolz verkündet, die Riester-
ente sei ein großer Erfolg und ein Einstieg in die kapi-

algedeckte Vorsorge. In Wirklichkeit ist die Riester-
ente einer der größten Flops aus der ersten Amtszeit
on Gerhard Schröder. Er sagt selber, dass nur etwa
5 Prozent der Anspruchsberechtigten bislang entweder
inen privaten oder betrieblichen Riester-Vertrag abge-
chlossen hätten. Das bedeutet nichts anderes, als dass
ie große Mehrheit der Menschen in diesem Lande noch
icht ergänzend vorsorgt.

Insofern ist es völlig inakzeptabel, dass bei der Vor-
age des Berichts der Rürup-Kommission am letzten

ontag vorgeschlagen wurde, in Zukunft sollten die tra-
itionellen Vorsorgeformen wie etwa Lebensversiche-
ungen nicht mehr steuerlich begünstigt werden. Wenn
ie ausschließlich Riester-Produkte begünstigen wollen,
ie die Menschen aus guten Gründen bislang nicht an-
ehmen, aber die weit verbreiteten traditionellen Vorsor-
eformen in Zukunft diskriminieren, dann wird das Er-
ebnis sein, dass die ergänzende Vorsorge bei der jungen
eneration noch weniger verbreitet ist als bei der jetzi-
en Rentnergeneration.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deswegen muss eine große Rentenreform auch be-
nhalten, dass wir von der untauglichen Riester-Rente


(Zuruf von der SPD: Was ist daran schlecht?)


in zu einer Förderrente wechseln, die attraktiv ist und
on den Menschen angenommen wird, weil sie wissen,
ass sie ihnen etwas bringt.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Andreas Storm
Wir sind zu einer gemeinsamen Rentenreform bereit, aber
Sie müssen in Vorlage treten und bitte schön noch bis zur
Sommerpause deutlich machen, wie Sie sowohl die ge-
setzliche Rentenversicherung als auch die ergänzende pri-
vate Vorsorge in Zukunft neu ordnen wollen. Der jetzige
Weg führt in der Rentenversicherung an die Wand.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503409200


Das Wort hat Frau Abgeordnete Kühn-Mengel von
der SPD-Fraktion.


Helga Kühn-Mengel (SPD):
Rede ID: ID1503409300


Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Ich bin schon sehr erstaunt darüber, was Sie,
Herr Kollege Storm, gerade gesagt haben. Ganz deut-
lich: Wir haben die Riester-Reform gemacht und damit
verhindert, dass Rentnerinnen und Rentner in die Sozial-
hilfe abgleiten. Wir haben das Rentensystem durch die
Einführung einer kapitalgedeckten Säule stabilisiert.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Das ist doch glatter Unsinn!)


Sie haben dagegen gestimmt.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Richtig, weil sie gescheitert ist!)


Im Wege der Ökosteuer haben wir dazu beigetragen, das
Rentenniveau überhaupt auf einem vernünftigen Niveau
zu halten. Dort haben Sie genauso wenig zugestimmt
wie beim Beitragssatzsicherungsgesetz und anderen Ge-
setzen, die dazu gedient haben, unser System zu stabili-
sieren. Ohne diese Maßnahmen wären wir in einer viel
schwierigeren Situation.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben die Erfahrung machen müssen, dass eine
Legislaturperiode zu kurz ist,


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wenn man alles falsch macht!)


um die Folgen einer über Jahrzehnte verfehlten Gesund-
heits- und Sozialpolitik zu beseitigen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Helmut Kohl muss abgewählt werden!)


Sie stricken fortwährend an einer Legende, indem Sie so
tun, als hätten Sie uns ein intaktes und blühendes Sozial-
und Gesundheitswesen überlassen. Dem ist nicht so. In
Wahrheit leidet unsere Regierung nach wie vor an der
Erblast, die Sie uns hinterlassen haben. Ordnungspo-
litisch gesehen hätten zum Beispiel die Steuerzahler und
Steuerzahlerinnen die vereinigungsbedingten Lasten
schultern müssen, die die Regierung Kohl den Sozialsys-
temen aufgebürdet hat.


(Peter Dreßen [SPD]: Sehr wahr!)


Diese eklatanten Fehlentscheidungen haben die
Arbeitskosten spürbar und nachhaltig in die Höhe ge-

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(C (D rieben. Daran kranken unsere Systeme heute noch. Häten Sie die damals wirtschaftsund arbeitsmarktpolitisch ebotene Entscheidung anders getroffen, dann wäre der inanzielle Druck auf unsere Sozialsysteme, mit dem wir ns heute befassen müssen, wesentlich geringer. Stattessen haben Sie nur die Vision der blühenden Landchaften kultiviert und sich daran berauscht. Der Rausch ber ist verflogen. Wir sind jetzt dabei, die Sozialsyseme zu ordnen, zu stabilisieren und zukunftsfest zu mahen. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Den Eindruck habe ich nicht!)


as machen wir gemeinsam mit der Ministerin. Sie,
err Kollege Thomae, haben doch gegen alles gestimmt,
as das Gesundheitswesen transparenter und in der Qua-

ität attraktiver gemacht hätte.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wir haben Rechnungen eingeführt, die Sie abgeschafft haben!)


Wenn Sie Nachbarländer wie die Niederlande anfüh-
en, dann sollten Sie zum Beispiel auch erwähnen, dass
ort etwa 150 Leitlinien für Patienten und Patientinnen
n eine vernünftige Alltagssprache gebracht wurden.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Deshalb kommen die Patienten auch nach Deutschland!)


enau das wollen wir auch. Wir wollen, dass das von
ns geplante Institut für Qualität in der Medizin die Auf-
aben wahrnimmt, Leitlinien zu entwickeln, die Qualität
u verbessern und vor allem Transparenz herzustellen.

Eines ist klar: Wir haben ein teures Gesundheitswe-
en. Es ist in vielen Bereichen zu teuer, wenig wirksam
nd erlaubt sich viele Doppelstrukturen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Eine teure Regierung haben wir!)


or allem aber ist es zu wenig an den Patienten und Pa-
entinnen orientiert. Das werden wir in der nächsten Zeit
ngehen und eine entsprechende Steuerung vornehmen,
m unser Solidarsystem zukunftsfest zu machen.

Wir wollen eine solidarische Finanzierung in der
rankenversicherung, aber dabei ist auch zu berücksich-
gen, dass diese Finanzierung zu stark konjunkturabhän-
ig ist. Wir haben – darauf weisen wir immer wieder hin
ein Ausgabenproblem.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie haben ein Einnahmeproblem!)


enken Sie an die gestiegenen Arzneimittelausgaben,
ie trotz der Vereinbarung der Leistungserbringer in ek-
tante Höhen gestiegen sind und uns große Probleme
ereiten.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das haben Sie doch selber verursacht!)


ir leisten uns Doppelstrukturen und Fachärzte auf ambu-
nter wie auf stationärer Ebene. Wir leisten uns geschlos-

ene Sektoren und ein großes Maß an Überversorgung. Zu-
egebenermaßen gibt es auch eine Unterversorgung. Den






(A) )



(B) )


Helga Kühn-Mengel
genauen Umfang der Über-, Unter- und Fehlversorgung
haben die Gutachter auf 1 200 Seiten festgehalten.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das neueste Gutachten haben Sie noch nicht gelesen, scheint mir!)


Wir sollten darangehen, die notwendigen Instrumente
zu schaffen, die den Wettbewerb fördern, den Patienten
dienen, Transparenz schaffen und vor allem die Qualität
verbessern und die sektoralen Systeme aufbrechen. Das
werden wir in der Strukturreform im Gesundheitswesen
angehen.


(Beifall bei der SPD)


Wir brauchen diese Strukturreform, um sie mit den
Ergebnissen der Rürup-Kommission zu verbinden. Denn
es geht nicht an, möglicherweise frisches Geld in ein
System fließen zu lassen, das über viele Jahre hinweg In-
effizienzen aufgebaut hat.

Richtig ist auch, dass die Krankenversicherungen
nicht allein an die Löhne gebunden und damit konjunk-
turabhängig werden dürfen. Deswegen sollten wir in der
nächsten Zeit gemeinsam prüfen, ob wir die Einnahme-
basis verbreitern und andere Einnahmen zur Finanzie-
rung der Krankenversicherung heranziehen können. Es
wird auch über die versicherungsfremden Leistungen zu
reden sein. Das Mutterschaftsgeld zum Beispiel ist eine
familienpolitisch und gesellschaftspolitisch gewollte
Größe und muss steuerlich finanziert werden. Das ist
ganz selbstverständlich.

Genauso wichtig ist es, dass wir gemeinsam mit allen
Akteuren im Gesundheitsbereich nach Reserven suchen,
die sich noch im System verbergen und die wir aus-
schöpfen können. Das ist uns Politikern nur gemeinsam
mit den Akteuren im Gesundheitswesen und den Patien-
ten und Patientinnen möglich. Dabei erwarten wir auch
Ihre Mitarbeit, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
Opposition.

Ich höre nicht auf, zu betonen, dass wir im Prinzip
über eine gute medizinische Infrastruktur und ein funk-
tionstüchtiges System verfügen. Wir müssen aber gleich-
zeitig daran arbeiten, dass dieses System durchsichtiger
und durchlässiger wird und zur Förderung des Wett-
bewerbs beiträgt.

Wir werden aber auch gemeinsam mit der Ministerin
an den anderen Säulen der Sozialpolitik zu arbeiten ha-
ben. Gesundheits- und Sozialpolitik sind nicht ein bloßes
Anhängsel der Wirtschaftspolitik. Vielmehr sind sie ein
wesentlicher Teil des Kitts, der unsere Gesellschaft zu-
sammenhält. Deshalb will ich noch kurz etwas zur Pfle-
geversicherung und zur Sozial- und Arbeitslosenhilfe
ausführen.

Die Pflegeversicherung hat sich in den acht Jahren
ihres Bestehens bewährt. Sie ist und bleibt ein integraler
Bestandteil der Sozialversicherung. Vor kurzem ist sie
wegen ihres Defizits im Jahre 2002 ins Gerede gekom-
men und eine für ihre Vereinfachungen bekannte Zeitung
hat sie flugs für pleite erklärt. Aber allen Unkenrufen
und aller Panikmache zum Trotz wird sie ihre Leistun-
gen auch in Zukunft erbringen.

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(C (D Wir werden uns vor dem Hintergrund der demograhischen Entwicklung und der veränderten Struktur der rankheitsfälle in der Pflegeversicherung den Heraus orderungen stellen. ir werden die Finanzierungsvorschläge der Rürupommission – diese werden noch in diesem Jahr vorlieen – mit unserer Politik verbinden. Wir werden natürlich auch dem dringenden Reformedarf im Sozialhilfebereich nachkommen. Wir werden as – das ist ganz klar – gemeinsam mit den Gewerkchaften, den Kirchen und den Wohlfahrtsverbänden soie vor dem Hintergrund des Armutsund Reichtumsbe ichts machen, den Sie im Übrigen über viele Jahre inweg verhindert haben, weil Sie Ihre Umverteilungsolitik verschleiern wollten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


So werden wir auch in schwierigen Zeiten die Stränge
er Kranken-, der Pflege-, der Renten- und der Unfall-
ersicherung sowie der Sozialhilfe zusammenbinden.
ch denke, dass nur die deutsche Sozialdemokratie in der
age ist, all diese großen Aufgaben gerecht zu erledigen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503409400


Das Wort hat nun der Kollege Otto Fricke, FDP-Frak-
on.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1503409500


Werter Präsident! Meine Damen und Herren! Herr
uther hat das schöne Beispiel mit dem Haushalt, der auf
ante genäht ist, erwähnt. Noch besser ist es, wenn man
Zusammenhang mit dem Einzelplan 15 sagt – ich

eiß, dass die Ministerin das kann –, dass in diesem
aushalt sehr viele Luftmaschen gehäkelt sind. Lassen
ie mich als drittem Haushälter in dieser Runde ein paar
nmerkungen dazu machen, warum man davon spre-

hen kann, dass hier Luftmaschen gehäkelt worden sind.
ch will versuchen – auch wenn manches schon erwähnt
orden ist, aber noch nicht von jedem –, das kurz an ein-

elnen Punkten darzustellen.

Wir haben uns im Haushaltsausschuss – das ist für
ich, der in diesem Bereich neu ist, bemerkenswert ge-
esen – regelmäßig mit der Schwankungsreserve und

hren illiquiden Mitteln auseinander gesetzt, obwohl wir
as auch schon in den letzten Legislaturperioden getan
aben. Aufgrund dessen, was ich nun auch durch die Be-
ichte des Bundesrechnungshofs verstanden habe, bin
ch mir ziemlich sicher – ich werde nicht wetten; denn
as macht ein guter Jurist nicht –, dass wir hier erheb-
iche Schwierigkeiten bekommen werden, und zwar frü-
er – das gebe ich gerne zu –, als Sie es hoffen. Auch
enn im Haushaltsgesetz die Möglichkeit geschaffen
ird, Zuschüsse frühzeitig auszuzahlen, muss ich fest-

tellen, dass es so viele Risiken für die Rentenversiche-
ung gibt, dass wir nie und nimmer bis September damit
lar kommen werden.






(A) )



(B) )


Otto Fricke

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])

Wetten können Sie mit mir!)

– Wetten können Sie also mit dem Kollegen Kolb ab-
schließen; das ist auch in Ordnung.

Schuld ist nicht nur die hohe Arbeitslosigkeit. Das ist
– hier gebe ich Ihnen Recht – einer der Gründe. Ein wei-
terer Grund ist – das wissen auch Sie –, dass in allen Be-
reichen, zum Beispiel beim Weihnachtsgeld sowie beim
13. und 14. Monatsgehalt, eingespart wird, und zwar
nicht nur im öffentlichen Dienst. Ich erwähne nur, dass
die Kommunen – theoretisch – erst 2004 das Weih-
nachtsgeld für 2003 auszahlen können. Sie wissen, was
das für die Schwankungsreserve bedeutet, die wesentlich
auf den auf das Weihnachtsgeld erhobenen Beiträgen be-
ruht. Ich erinnere auch daran, dass hier in vielen anderen
Bereichen, in denen es – zum Glück – keine Tarifver-
träge gibt, eingespart wird, um Arbeitsplätze zu erhalten.

Wenn es so kommt, wie ich es befürchte, dann wird
das großes Misstrauen bei den Bürgern hervorrufen, die
entweder in die Rentenversicherung einzahlen oder – für
diese gilt das noch viel mehr – die Leistungen aus der
Rentenversicherung bekommen. Selbst wenn die Bürger
es nicht sofort an dem merken, was ausgezahlt wird, die
Medien werden – wir alle wissen doch, wie sehr wir von
diesen abhängig sind – darüber berichten, und zwar
manchmal auch vereinfachend. Dagegen müssen wir an-
gehen, sei es in der Regierungsverantwortung oder in der
Funktion einer kontrollierenden Opposition.

Die Rentenbesteuerung – dies ist auch im Zusam-
menhang mit der Riester-Rente zu sehen – wird für Sie,
meine Damen und Herren von der Regierungskoalition,
ein „wunderbares“ Problem werden, und zwar deswe-
gen, weil Sie die Frage beantworten müssen, wie die
Förderung des Eigentums in den Bereich der Besteue-
rung so hineingebracht werden kann, dass der Weg zum
Eigentum, der ja wichtig ist, weiterhin offen bleibt.

Ein weiterer Punkt, an dem man sehen kann, dass im
Haushalt Luftmaschen gehäkelt worden sind, ist die
Künstlersozialkasse. Der Zuschuss mag zwar nur – das
ist ein kleiner Titel – 91 Millionen Euro betragen.

Aber auch an dieser Stelle werden wir erleben, dass für
den Zuschuss an die Künstlersozialkasse mehr Geld be-
nötigt wird, als im Moment etatisiert ist. Das Gleiche
wird im Bereich der Beteiligung an der Bundesknapp-
schaft gelten, und das trotz ihrer zusätzlichen Aufgaben.
Ich bin einmal gespannt, welche Zahlungen da notwen-
dig sein werden.

Frau Lehn, ich komme nun zum – bereits angespro-
chenen – AAÜG. Ich sehe diesen Bereich etwas anders
als Sie. Es geht in diesem Zusammenhang einzig und
allein um die Frage, was durch den Einigungsvertrag
bestandsgeschützt ist. Der Einigungsvertrag und die
entsprechenden Begleitgesetze haben das nicht aus-
drücklich geklärt. Diese Klärung nehmen vielmehr die
Gerichte in unserem Land vor.

Man muss einmal ehrlich sein: Es war das Bundesso-
zialgericht – dort sind viele Richter tätig, die vonseiten

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(C (D er SPD benannt worden sind; das ist keine Richterchelte –, das verkündet hat: Hier besteht ein Anspruch, a besteht ein Anspruch und dort besteht ein Anspruch. ch kann nicht erkennen, dass die Abgeordneten aus den euen Bundesländern zu einer Änderung des Bestandschutzes bereit sind. Wir können den Bestandsschutz in iesem Punkt nicht ändern. Das heißt, wir müssen auch uf diesem Gebiet damit rechnen, dass dem Haushaltsusschuss auch weiterhin Vorlagen zukommen, die es it sich bringen, dass aus dem Bundeshaushalt mehr eld fließen muss. Die dafür notwendigen Entscheidunen werden wahrscheinlich mit den Stimmen der FDP erbeigeführt; das geht gar nicht anders. Meiner Meinung nach müssen in den Einzelplan 15 chon zwei Leerstellen eingebaut werden. Ich bin gepannt, ob das bereits im Entwurf für das Haushaltsgeetz 2004, der uns im Sommer dieses Jahres vorgelegt ird, der Fall sein wird. Die erste Leerstelle betrifft den Steuerzuschuss für as Mutterschaftsgeld; sofern es das überhaupt geben ird. Die zweite Leerstelle – das ist die letzte Luftmasche, ie ich nennen will – betrifft den Steuerzuschuss für die flegeversicherung. Zu einem solchen Zuschuss mag es nächsten Jahr noch nicht kommen. Die Spezialisten agen, ein solcher Zuschuss werde 2006 oder 2007 nötig ein. Aber in anderen Bereichen haben sich die Speziasten, wie Sie selbst wissen, auch schon einmal geirrt. arum sollten sie sich nicht auch in dieser Frage irren? Bei der Pflegeversicherung – das sage ich selbstkriisch auch in Richtung meiner eigenen Partei – haben wir ehler gemacht. Wir haben damals die Kapitaldeckung er Pflegeversicherung gegen die CDU nicht durchseten können. ch bitte Sie: Gehen Sie in sich! Versuchen Sie wenigsens bei dieser Säule unseres sozialen Sicherungssystems uf die Kapitaldeckung umzuschwenken! Die Generation, zu der ich gehöre – sie wird oft als Generation Golf“ bezeichnet –, ist wohlbehütet groß eworden. Das will ich gar nicht bestreiten. Es ist uns ut gegangen. Man hat wenig Bedrohung empfunden. er Sozialstaat funktionierte weitgehend und man achte, es gehe so weiter. Es geht so aber nicht weiter; es st schwieriger geworden. Diese Generation trägt die auptlast. Sie muss nämlich dafür sorgen, dass die Ren enversicherung reformiert wird und dass die Schulden, ie wir alle angehäuft haben, getilgt werden – (Ute Kumpf [SPD]: Was sagt denn Ihre Oma dazu? – Gegenruf des Abg. Walter Schöler [SPD]: Er hat keine Oma!)


(Walter Schöler [SPD]: Zugestimmt habt ihr!)


nabhängig von der Frage, wer die Schuld daran trägt.

Ich komme zum Schluss. Früher, meine Damen und
erren von der Opposition, galt die FDP, wenn sie ge-

agt hat: „Die Rente ist unsicher“, als böser Bube, der in
ie Ecke gestellt worden ist. Heute werden diejenigen in
ie Ecke gestellt, die sagen: „Die Rente ist sicher.“






(A) )



(B) )


Otto Fricke
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ändern sich die Zeiten!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503409600


Das Wort hat der Abgeordnete Markus Kurth, Bünd-
nis 90/Die Grünen.


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503409700


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr
Fricke, Ihnen ist es vielleicht gut gegangen. Dass es der
ganzen Generation, die Sie auch noch als „Generation
Golf“ bezeichnet haben, gut gegangen ist, weise ich als
Mitglied derselben Generation – ich bin Jahrgang 1966 –
zurück. Es ist durchaus nicht allen gut gegangen. Auf
diejenigen, denen es nicht immer gut geht, konzentrieren
wir uns trotz der jetzt notwendigen Reformen. Ich
glaube, das ist der Unterschied zwischen uns beiden.


(Otto Fricke [FDP]: Ist für Sie Gutgehen eine Frage des Geldes?)


Nicht erst seit letztem Freitag war und ist klar: Die
Sicherung der Zukunft der Sozialsysteme, die Entlastung
des Faktors Arbeit und die Hebung von Wirtschaftlich-
keitsreserven in den Sozialsystemen erfordern Schritte,
die man nicht leichten Herzens geht.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Aha!)


Die Koalition hat Einzelmaßnahmen auf den Tisch ge-
legt und viele dieser Maßnahmen sind natürlich kein An-
lass für Bravorufe und Begeisterung. Das haben der
Kanzler und auch unsere Fraktionsvorsitzende Krista
Sager ganz richtig festgestellt.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Aha!)


– Ja, Sie freuen sich darüber.

Uns ist sehr wohl bewusst: Etwa die Ausgliederung
des Krankengeldes aus der gesetzlichen Krankenversi-
cherung oder die Kürzung des Niveaus der Arbeitslosen-
hilfe ist nur vermittelbar, wenn man sich erstens das Ziel
dieser Schritte vor Augen hält und zweitens eine Per-
spektive konkreter Chancen für diejenigen eröffnet, die
auf die Leistungen des Sozialstaats angewiesen sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Beides, Ziel und Perspektive, haben wir im Blick.

Es ist unser Ziel, die Finanzierung der Sozialver-
sicherungssysteme nicht allein auf abhängige Beschäf-
tigung zu stützen. Mit der Riester-Rente haben wir einen
ersten Schritt getan. Neben der faktischen Inanspruch-
nahme darf man auch die Symbolwirkung des Einstiegs
in dieses zusätzliche Sicherungssystem nicht unterschät-
zen. Wenn dieser Einstieg vorher gelungen wäre – Sie
haben ihn in Ihrer Regierungszeit nicht geschafft –, dann
wären wir bei der Entwicklung und Entfaltung dieses
Systems jetzt vielleicht insgesamt schon viel weiter. Die-
sem Zusammenhang sollten Sie sich einmal stellen.

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(C (D Wir müssen auch eine Perspektive bieten. Wir wollen enjenigen Menschen, die zuvor etwa als Sozialhilfebeiehende nur begrenzten Zugang zur Sozialversicherung, ur Arbeitsvermittlung und zu Maßnahmen der aktiven rbeitsmarktpolitik hatten, Angebote machen. Klar ist: ir müssen unsere Anstrengungen verstärken, um die oraussetzungen dafür zu schaffen, dass auch die chwächsten in unserem Land wieder eine Chance auf eilhabe am gesellschaftlichen Leben und auch auf Teilabe am Erwerbsleben haben. Wir haben schon bei der olitik für Menschen mit Behinderungen, die ich hier ereits mehrfach als beispielhaft bezeichnet habe, erfolgeich auf Teilhabe statt auf Ausgrenzung gesetzt. Diese hilosophie des SGB IX, des Neunten Buches Sozialesetzbuch, muss meiner Ansicht nach auch in anderen ereichen der Sozialpolitik als Richtschnur dienen. Ziel unserer Politik muss es sein, allen Menschen eine nabhängige Lebensführung zu ermöglichen. Staatlihe Unterstützung hat sich in den Dienst genau dieser ufgabe, der Ermöglichung einer unabhängigen Lebens ührung, zu stellen. Transferleistungen – das sage ich an hre Adresse – sind auch im Dienst dieser Aufgabe zu ehen, und zwar nicht allein in der Höhe, sondern auch ls Bestandteil eines kompletten Pakets von Angeboten, m Menschen zu aktivieren und ihnen eine unabhängige ebensführung zu ermöglichen. Ansonsten sind Eigenerantwortung und Selbstbestimmung, von denen immer o viel geredet wird, nur Worthülsen. An dieser Stelle frage ich mich, welche Handlungspielräume uns Sozialpolitikern noch bleiben, wenn eiige Arbeitgeberfunktionäre oder auch Herr Stoiber der ebatte eine Reformlogik aufzwingen wollen, in der die irksamkeit einer Reform nur noch an der Schmerzhaf igkeit ihrer sozialen Einschnitte gemessen wird. Ich ürde mir wünschen, der Exkanzlerkandidat der Union önnte mir einmal plausibel erklären, welches Ziel mit iner pauschalen Kürzung der Sozialhilfe für Arbeitsfäige um 25 Prozent erreicht werden soll, außer dem Erebnis, dass damit ganze Familien unter die Armutsrenze getrieben werden. Man muss sich einmal klar achen, was das bedeutet! Das Niveau der Sozialhilfe eschreibt das soziokulturelle Existenzminimum. Desen Gewährung stellt meiner Auffassung nach den unanastbaren Kern des Sozialstaatsgebotes unserer Verfasung dar. Darüber, finde ich, sollten wir uns in diesem aus schon einig sein. Ich bin auch sehr froh darüber, ass sich Herr Seehofer in dieser Frage klar gegen den ayerischen Ministerpräsidenten stellt und mit beiden einen auf dem Boden der Verfassung steht. Wenn Herr Stoiber schon die gezielte Verarmung als parstrategie empfiehlt, dann sollte er auch so ehrlich ein, in seiner Modellrechnung die gesellschaftlichen olgekosten mit einzubeziehen. Ich kann Ihnen propheeien: Lateinamerikanische Verhältnisse verkraftet unere Gesellschaft ohne gleichzeitigen Zuwachs an Kriinalität oder an politischem Extremismus nicht. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Dann müssten Sie Ihre Währungspolitik ändern!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Markus Kurth
Eine solche Entwicklung würde letztlich richtig teuer
werden.

Im Übrigen ist die Annahme, Sozialhilfe beziehende
Personen seien arbeitsunwillig – dazu muss ich doch
noch kurz ausholen –, empirisch nicht eindeutig belegt;
denn immerhin sind bereits 15 bis 20 Prozent der er-
werbsfähigen Sozialhilfeempfänger – das sind rund
150 000 Personen, zumeist Haushaltvorstände – regulär
erwerbstätig und beziehen ergänzende Sozialhilfe. Wir
müssen des Weiteren sehen, dass Familien mit Kindern
im Durchschnitt weniger lange Sozialhilfe beziehen als
Alleinstehende, und zwar ganz erheblich weniger lange.
Unterstellt man aber die Logik der so genannten Sozial-
hilfefalle – Roland Koch und Edmund Stoiber bemühen
diese gern –, dann müsste das genaue Gegenteil festzu-
stellen sein.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sagen Sie lieber was über Schröder!)


– Den beziehe ich mit ein. – Von vielen wird vorgerech-
net, gerade bei Bedarfsgemeinschaften mit Kindern
würde sich die Arbeitsaufnahme nicht lohnen, weil für
sie der Anspruch auf Transferzahlung so hoch sei. Wir
sehen aber, dass sich diese bemühen, aus der Sozialhilfe
herauszukommen. Diese Hängemattenideologie trägt bei
Betrachtung der Realität also offensichtlich nicht sehr
weit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich würde mir wirklich wünschen, dass wir unsere
Debatte über die Schwächsten in unserer Gesellschaft
endlich wieder sachlich führen. Nehmen wir uns die
Freiheit und den Mut, einmal wieder positiv über eine
Politik der sozialen Gerechtigkeit zu debattieren! Versu-
chen wir doch einmal, uns nicht gegenseitig mit Kür-
zungsvorschlägen zu überbieten, sondern machen wir
uns die Mühe, die Politik von ihrem Ende her zu den-
ken. Beantworten wir ehrlich die Frage, welche Gesell-
schaft wir durch unsere Politik schaffen wollen und in
welchen Verhältnissen wir im Jahre 2010 leben wollen.
Bündnis 90/Die Grünen übernehmen da Verantwortung.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503409800


Bevor nun die Kollegin Widmann-Mauz die Ausspra-
che fortsetzt, hat der Kollege Fricke um eine Kurzinter-
vention gebeten.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1503409900


Herr Kollege Kurth, ich fand es schon etwas platt,
dass Sie bei der Frage, ob es einem gut gegangen ist oder
nicht, auf das Materielle abgehoben haben. Aus meiner
Lebensüberzeugung heraus ist auch das Materielle si-
cherlich ein nicht unerheblicher Punkt; aber ich glaube,
dass bei der Frage, ob es einem gut geht oder nicht, das
Immaterielle, das Seelische viel wichtiger ist. Sie wissen

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(C (D icht, wie meine Zeit war; ich weiß nicht, wie Ihre Zeit ar. Ich kann nur eines sagen: Ich befinde mich als juner Familienvater, wenn ich mir überlege, was die Zuunft für meine Kinder bedeutet, durchaus in einer Relexion, die mich sehr unsicher macht. Ich glaube, dass as entsprechend für die Generation, die jetzt kommt, ilt. Zur Erwiderung, bitte schön. Dass es um Ihre seelische Gesundheit ging, als Sie daon gesprochen haben, dass es Ihnen gut geht, wurde aus hren Ausführungen so nicht erkennbar. Es ging um den Golf, genau. – Es ging um Ihre zukünfigen bzw. jetzigen Belastungen. Sie haben versucht, die enerationen gegeneinander auszuspielen. (Otto Fricke [FDP]: Das ist doch ein Vorurteil!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503410000
Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503410100

(Zuruf von der SPD: Es ging um den Golf!)


enau auf dieses Spiel sollten wir uns nicht einlassen.
ir sollten neben der Gerechtigkeit zwischen den Gene-

ationen nicht die Gerechtigkeit innerhalb der verschie-
enen Lebensalterskohorten vergessen.

Ich glaube, wir kommen nur zu einer Gesamtbetrach-
ung, wenn wir die verschiedenen Komponenten von
erechtigkeit – dazu gehören Verteilungsgerechtigkeit,
ugangsgerechtigkeit, Teilhabegerechtigkeit und Ge-

echtigkeit zwischen den Generationen –


(Otto Fricke [FDP]: Ja!)


n ihrer Dimension gleichberechtigt betrachten. Ich habe
anz erhebliche Zweifel, dass Sie zu dieser gleichge-
ichtigen und übersichtlichen Betrachtung überhaupt in
er Lage sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Oh!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503410200


Nun hat die Kollegin Widmann-Mauz, CDU/CSU-
raktion, das Wort.


Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1503410300


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
enn Hans Eichel einen Haushalt vorlegen will, der die
aastricht-Kriterien erfüllt, muss Ulla Schmidt endlich

andeln. Die Reform der gesetzlichen Krankenversiche-
ung ist ein ganz wesentlicher Beitrag, um die Lohn-
ebenkosten zu senken, die Wirtschaft zu stärken, Men-
chen wieder in Arbeit zu bringen und den Haushalt zu
ntlasten. Frau Schmidt, Sie sind unser Maastricht-Pro-
lem. Gerhard Schröder hat dies erkannt, nur Sie ringen
eider noch mit sich.






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz
Um ganz nüchtern die Bilanz aufzumachen, wo wir in
der gesetzlichen Krankenversicherung stehen, ist es not-
wendig, noch einmal darzustellen, wie hoch die Ver-
schuldung der Kassen eigentlich ist: Defizit im Jahr
2001 3 Milliarden Euro, im Jahr 2002 3 Milliarden Euro.
Das ist also ein Minus von insgesamt 6 Milliarden Euro,
und das trotz einer Welle von Beitragssatzanhebungen
seit 2001 um mehr als 0,7 Beitragssatzpunkte auf aktuell
14,4 Prozent – Tendenz steigend.

Hinzu kommt: Die Kassen sind massiv verschuldet.
2 Milliarden Euro Schulden in 2002; der Schätzerkreis
hat es gerade bestätigt.

Das ist die Bilanz Ihrer völlig verfehlten Wirtschafts-,
Arbeits- und Gesundheitspolitik.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Leidtragenden sind uns ja bekannt: Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer, Patientinnen und Patienten. Sie
alle zahlen immer höhere Beiträge und bekommen eine
immer schlechtere Versorgung.

Auch das Beitragssatzsicherungsgesetz hat mit den
Minusrunden und Zwangsrabatten nicht zu stabilen Bei-
trägen geführt. Im Gegenteil, es hat desaströse Konse-
quenzen für die Versorgung in den Leistungsbereichen.

Ursächlich für diese desolate Situation ist Ihre Politik.
Das Ganze kam ja nicht über Nacht, sondern hat sich
längst abgezeichnet, aber Sie wollten es nie wahrneh-
men. Nach den Debattenbeiträgen, die wir von der SPD
bisher gehört haben, scheint mir, dass Sie es nach wie
vor nicht wahrnehmen wollen, obwohl der Sachverstän-
digenrat ein neues Gutachten vorgelegt hat. Frau Kühn-
Mengel, ich empfehle Ihnen, dieses Gutachten zu lesen;
denn es macht durchaus deutlich, dass wir das Problem
in der gesetzlichen Krankenversicherung bei den kon-
junkturellen und strukturellen Wachstumsschwächen der
Finanzierungsgrundlagen sehen müssen. Dies resultiert
aus einem unterdurchschnittlichen Anstieg der Arbeits-
entgelte und der steigenden Zahl von Arbeitslosen.

Das heißt aber umgekehrt, ohne Reformmaßnahmen
werden wir keine Stärkung der Finanzierungsbasis in der
gesetzlichen Krankenversicherung erreichen. Dies ver-
kennen Sie, Frau Schmidt, nach wie vor. Ihr Lachen
zeigt es wieder deutlich. Es reicht eben nicht aus, nur
besser zu wirtschaften. Sie müssen die Finanzbasis stär-
ken, sonst haben Sie keine Chance.

Der Sachverständigenrat sagt es Ihnen deutlich. Er
schreibt es Ihnen ins Stammbuch. Der Hinweis auf be-
stehende Unter-, Über- und Fehlversorgung vermag die
anstehenden Finanzierungsprobleme kurzfristig nicht zu
lösen und auch mittelfristig lediglich abzumildern. Sie
haben dies kontinuierlich ignoriert und bestritten. Sie
verfolgen auch seit Jahr und Tag, seit Sie im Amt sind,
eine allein auf die Ausgabenseite konzentrierte Politik.
Wenn die wenigstens systematisch wäre, könnte man
Verständnis haben. Aber mit Ihren Entscheidungen ver-
schlechtern Sie die Versorgung und führen zu finanziel-
len Mehrbelastungen. Die Stichworte Bürokratie, DRGs,
DMPs, Aut-idem-Regelung, Zwangsrabatte, Positivlis-

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(C (D n und staatliche Anstalten, die Sie planen, sind die ortsetzung und das Perpetuum Ihrer Politik. Der Bundeskanzler hat jetzt erkannt, dass es Zeit ist, mzusteuern. Er hat deutlich gemacht, dass Sie Ihren ufgaben nicht gewachsen sind. Er hat Ihnen am letzten reitag offensichtlich das Heft aus der Hand genommen. um wiederholten Mal hat er Ihnen am letzten Freitag ns Stammbuch geschrieben, was die Inhalte einer esundheitsreform sein müssen. Wir stellen fest: Beim undeskanzler ist ein Sinneswandel zu verzeichnen. Der nfang ist angekündigt, das Ende aber mehr als offen. Es ist ja auch klar. Ottmar Schreiner bringt es so chön auf den Punkt, wenn er sagt: Die Maßnahmen, die orgeschlagen sind, stehen im Widerspruch zu dem, was ir im Wahlkampf gesagt haben. – Deshalb tut es so un ndlich weh und ist das Schweigen in Ihren Reihen teileise so unendlich groß. Wir haben durchaus Zweifel an er praktischen Umsetzung. Manche von Ihnen bringen s auf den Punkt, indem sie sagen: Ja, was ist denn daals bei Hartz am Ende noch übrig geblieben? Oskar afontaine ruft bereits zum Generalwiderstand auf. (Peter Dreßen [SPD]: Es ist mehr umgesetzt, als Hartz vorgeschlagen hat!)


Ja, Herr Dreßen, Sie bereichern die Debatte ja auch um
ette Zitate.

Sie, Frau Schmidt, ringen nach wie vor mit der Um-
etzung. Bleiben Sie dabei, wie Sie einmal so schön ge-
agt haben, dass es eine Lebensgefahr für unseren So-
ialstaat bedeute oder ökonomischer Unsinn sei, wenn
in Teil der Beiträge in kapitalgedeckte Zusatzversiche-
ungen investiert wird. So haben Sie dies zuletzt beim
undeskongress der Arbeitsgemeinschaft der Sozialde-
okraten im Dezember letzten Jahres gegeißelt.

Man darf gespannt sein, ob die SPD ihrem Kanzler
edingungslose Gefolgschaft leistet. Wird denn eins zu
ins umgesetzt oder wird der Kanzler von seiner eigenen
ruppe wieder weich gespült? Dass Skepsis in Ihren Rei-
en herrscht, haben wir letzte Woche gemerkt. Da
raucht man nicht einmal auf die Beiträge von Kollegen
ie Herrn Dreßen oder Herrn Schösser näher einzuge-
en.

Wir von der Union würden es begrüßen, wenn auch in
er SPD eine echte Reformbereitschaft zum Durch-
ruch käme. Wir von der Union haben bereits vor Wo-
hen unsere Vorschläge klar formuliert. Wir sind froh,
ass der Kanzler erkannt hat, dass die Union die besse-
en Konzepte hat. Sie, Frau Schmidt, sind noch lange
icht so weit. Das wissen und spüren wir. Deshalb habe
h große Zweifel, ob aus Ihnen einmal ein echter Horst
eehofer werden wird.


(Lachen der Bundesministerin Ulla Schmidt)


Wir haben eine anspruchsvolle Aufgabe vor uns. Wir
üssen ganze Leistungsblöcke aus der gesetzlichen
rankenversicherung ausgliedern. Wir müssen versiche-

ungsfremde Leistungen umfinanzieren und eine stär-
ere Eigenbeteiligung der Versicherten und der Patienten
infordern. Nur so schaffen wir es, den Arbeitgeberbei-
rag auf einem niedrigeren Niveau zu stabilisieren. Bei






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz
der grundsätzlich richtigen Auswahl der Instrumente,
wie wir sie in der letzten Woche gehört haben, verhehle
ich allerdings nicht, dass wir bei einzelnen Vorschlägen
des Kanzlers doch ganz erhebliche Probleme haben.

Lassen Sie mich das an dem Beispiel des Kranken-
geldes deutlich machen. Die Herausnahme des Kranken-
geldes aus der Leistungspflicht der gesetzlichen Kran-
kenversicherung, so wie es der Kanzler vorgeschlagen
hat, und eine private Absicherung führen an mehreren
Stellen zu größeren Bedenken. Die private Krankenver-
sicherung kalkuliert die Prämien risikoäquivalent, was
zur Folge hat, dass ältere Menschen, chronisch Kranke
und Personen mit Vorerkrankungen kaum einen bezahl-
baren Versicherungsschutz finden werden.

Will man diese Personengruppen in den Versiche-
rungsschutz einbeziehen, müsste die Absicherung des
Krankengeldes über Pauschalprämien verpflichtend ge-
macht werden.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


Die Weigerung der privaten Krankenversicherungen,
dem Ministerium entsprechende Angebote zu unterbrei-
ten, zeigt deutlich, wie wenig Interesse an diesem Ge-
schäft besteht.


(Peter Dreßen [SPD]: Richtig)


Bliebe also die Absicherung des Risikos durch die ge-
setzliche Krankenversicherung, allerdings ausschließlich
aus Mitteln der Versicherten. Da aber die Rentner nicht
mehr mit Arbeitsunfähigkeit konfrontiert werden kön-
nen, haben sie keinen Anlass, eine Zusatzversicherung
zur Absicherung des Krankengeldes abzuschließen. Bis-
her sind aber die Beiträge der Rentnerinnen und Rentner
auch in die Finanzierung des Krankengeldes geflossen.
Sie könnten also mangels Leistungsanspruchs nicht
mehr zur Beitragszahlung verpflichtet werden. Das heißt
umgekehrt, dass die Absicherung insgesamt teurer wird,
und zwar von 150 auf 218 Euro pro Mitglied, wie uns
dieser Tage vorgerechnet wird.

Darüber hinaus würden die gesetzlichen Krankenkas-
sen gerne bei der Tarifausgestaltung auch die Leistungs-
höhe und die Bezugsdauer berücksichtigen. Das führt
aber zu einer Benachteiligung der gewerblich Beschäf-
tigten gegenüber den Angestellten im Dienstleistungsge-
werbe. Wir haben nämlich keine einheitlichen Tarifver-
träge in unserem Land. Der Malocher, wie es so schön
heißt, in der Metallindustrie müsste sein Risiko bereits
ab der 42. und der Angestellte im Dienstleistungsbereich
erst ab der 48. Krankheitswoche absichern. Der Malo-
cher müsste also höhere Prämien zahlen als der Ange-
stellte im Dienstleistungsbereich.


(Peter Dreßen [SPD]: Woher haben Sie das denn mit der 42. und der 48. Woche)


Sagen Sie uns einmal ganz offen, ob Sie sich wieder
an einer Ungleichbehandlung der abhängig Beschäftig-
ten im Vergleich zu den Beamtinnen und Beamten in un-
serem Land beteiligen wollen, wie Sie es beim Sterbe-
geld schon einmal getan haben? Die Beamtinnen und
Beamten brauchen nämlich kein Krankengeld, weil sie

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(C (D ach dem Alimentationsprinzip davon nicht abhängig ind. Diese Probleme zeigen, dass es an dieser Stelle große chwierigkeiten gibt. Die Frage wird sein, ob das Kanzrwort, das letzte Woche gesprochen wurde, nicht schon tzt in sich zusammenfällt. Oder hat er die Konsequen en, als er hier am Rednerpult stand, einfach nicht geannt? Diesem Spott müsste sich Gerhard Schröder gar icht aussetzen, wenn er das täte, was bei den Fachleuten numstritten ist. Warum bleiben Sie denn auf halbem eg stehen? Oder anders gefragt: Warum können Sie icht über Ihren Schatten springen? Sie selbst haben ürden aufgebaut, die sachlich nicht gerechtfertigt sind. Entgegen der Behauptung des Bundeskanzlers hat die bsicherung des Zahnersatzes mit 5 DM weder zu einer berforderung der Versicherten noch zu einer schlechte en Mundgesundheit der Kinder geführt. Im Gegenteil: s war eine der erfolgreichsten Maßnahmen. Anders als bei der Herausnahme von Unfällen verhält s sich bei der Herausnahme der Zahnbehandlung. Hier ibt es keine Abgrenzungsprobleme, sondern eine klare uordnung der Zuständigkeiten. Verschiebebahnhöfe sind eitgehend ausgeschlossen. Zudem weist der Bereich der ahnbehandlung ein Volumen von 11 Milliarden Euro uf. Das entspricht einem Entlastungsvolumen von ,1 Beitragssatzpunkten. Die Herausnahme würde zu eier spürbaren Entlastung der lohnbezogenen Beiträge in er gesetzlichen Krankenversicherung führen. Eigenverntwortung und Prävention sind in diesem Bereich am hesten möglich. Die Versicherten können durch ein verntwortliches Verhalten die Beiträge entscheidend mit beinflussen. Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen. Ich komme damit zum Schluss. – Es ist doch im runde nicht länger einzusehen, dass wir unsere Kinder nd Enkelkinder mit höheren Beiträgen belasten und dait ganz entscheidend zu Nachteilen in der gesetzlichen rankenversicherung beitragen, nur weil unsere Genera ion zu faul zum Zähneputzen ist. Es gäbe noch vieles zu rläutern; der Kollege Zöller wird dies nachher fortseten. Sie kommen insgesamt in der Kombination Ihrer Vorchläge, was die versicherungsfremden Leistungen anbeangt, nicht zu dem Entlastungsvolumen, das Sie brauhen, um das gesteckte Ziel eines Beitragssatzes von 3 Prozent überhaupt zu erreichen. Wir haben Ihnen Vorschläge vorgelegt. Diskutieren ie darüber mit uns vorurteilsfrei und ideologiefrei! ringen Sie einen schlüssigen Gesetzentwurf in den eutschen Bundestag ein! Dann werden wir unsere Ver ntwortung wahrnehmen und Gespräche nicht verweiern. Annette Widmann-Mauz Nun hat die Bundesministerin für Gesundheit und Soziale Sicherung, Frau Schmidt, das Wort. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503410400
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1503410500




(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503410600

Ulla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit und
Soziale Sicherung:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Frau Widmann-Mauz, Sie machen mich manchmal sehr
unsicher. Ich frage mich, ob Sie nicht heimlich Mitglied
der SPD geworden sind. Es ist schon das zweite Mal,
dass Sie aus SPD-internen Briefen mit der Überschrift
„Liebe Genossen!“ usw. zitieren. Ich habe das, was Sie
angesprochen haben, nicht gesagt. Man sollte Aussagen
nicht aus dem Zusammenhang reißen. Es wäre also
schön, wenn Sie mir das nächste Mal Ihre Informationen
geben würden.

Es kommt darauf an, was privat abgesichert werden
soll. Das medizinisch Notwendige kann nicht ergänzend
abgesichert werden. Denn die Privatversicherungen neh-
men Menschen mit Vorerkrankungen nicht auf. Dass wir
ein Gesundheitssystem haben, in dem alle Menschen un-
abhängig von ihrem Geldbeutel und ihren Vorerkrankun-
gen sämtliche Leistungen erhalten, ist eine große Errun-
genschaft, die wir gemeinsam fortsetzen sollten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es geht nicht, einzelne Risiken, die auch medizinisch
Notwendiges umfassen, aus dem Leistungskatalog der
gesetzlichen Krankenkassen herauszunehmen und pri-
vat zu versichern. Denn diejenigen Menschen, die krank
sind, oder diejenigen, die schon krank zur Welt kommen,
hätten keine Chance, sich versichern zu lassen, bzw.
müssten, weil Leistungen im Krankheitsfall kaum be-
zahlbar wären, sehr viel Geld haben. Wenn das mit dem
von Ihnen Zitierte in Einklang steht, dann habe ich das
gesagt; dazu stehe ich.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Auch beim Krankengeld?)


Lassen Sie mich aber an diesem Tag zunächst einmal
Dank sagen für die gute Zusammenarbeit, die wir trotz
einiger Differenzen mit den Mitgliedern des Haushalts-
ausschusses hatten. Am heutigen Tag gilt mein besonde-
rer Dank den Berichterstattern im Haushaltsausschuss
für meinen Geschäftsbereich: Frau Lehn, Frau Hajduk,
Herrn Luther und Herrn Fricke. Wir haben zwar Kontro-
versen gehabt; wir haben uns aber immer wieder geei-
nigt. Ich glaube, dass der Haushalt, der heute vorliegt,
eine sehr gute Grundlage für mein Ministerium und die
Arbeit ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist schon mehrfach darauf hingewiesen worden,
dass wir uns im Moment in sehr schwierigen Zeiten be-
finden. Der Kollege Luther hat gesagt, wir seien heute in

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(C (D iner Situation, in der man sich manchmal frage, ob ancher Streit, den wir hier führen, eigentlich angemes en ist. Die Menschen – auch wir – sind unsicher, weil ie nicht wissen, was in den nächsten Stunden passiert. rotzdem müssen wir unsere Aufgaben erfüllen; da haen Sie vollkommen Recht. Wir alle wissen, dass sich in der letzten Zeit die Pronosen zur Beschäftigung, zur Wirtschaftsentwicklung nd zum Wachstum manchmal von Woche zu Woche erändert haben. Gerade angesichts der schwierigen Siuation, in der wir uns befinden, kommt es, wenn wir die ozialen Sicherungssysteme erhalten, stärken und zuunftsfest machen wollen, darauf an, gemeinsam nach egen zu suchen, damit die Generation, die nach uns ommt, sich darauf verlassen kann, dass in diesen Zeiten es Wandels, in denen wir von den Menschen sehr viel obilität einfordern, Sicherheit besteht und niemand in iesem Staat allein gelassen wird, wenn er in Not ist. Ich laube, darauf können wir uns alle verständigen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das wichtigste Ziel im Hinblick auf die Beitragssatz-
ntwicklung und die Risiken in den sozialen Sicherungs-
ystemen ist, Beschäftigung zu schaffen. Hierzu hat der
undeskanzler am vergangenen Freitag eine Vielzahl
on Vorschlägen gemacht, zum Beispiel zur Zusammen-
ührung der Arbeitslosenhilfe und der Sozialhilfe, zu
eränderungen im Zusammenhang mit dem Bürokratie-
bbau und der mittelständischen Wirtschaft sowie zum
esundheitswesen und zur Rente. Die Sozialpolitik kann
eine Arbeitsplätze schaffen. Aber wir müssen schauen,
ie wir den Faktor Arbeit entlasten müssen, und wir bei
er Neuorganisation der Systeme folgende Fragen beant-
orten: Was gehört zum paritätisch finanzierten Teil ei-
es Sozialversicherungssystems? Was sind gesamtge-
ellschaftlich notwendige Aufgaben, die erledigt werden
üssen? Wo kann man den Menschen zumuten, etwas

ndividuell, privat abzusichern? Das muss nicht immer in
iner privaten Versicherung erfolgen, Frau Widmann-
auz, sondern man kann auch andere Wege gehen. Man

önnte zum Beispiel das Krankengeld in der gesetzli-
hen Krankenversicherung belassen, es aber aus der pa-
itätischen Finanzierung herausnehmen, sodass die Ar-
eitnehmer diesen Teil selber zahlen, weil auf der
nderen Seite die Arbeitgeber die sechs Wochen Lohn-
ortzahlung auch allein zahlen. So etwa könnten wir es
rganisieren.

Ich glaube, es wird darauf ankommen, das Solidar-
rinzip nicht außer Kraft zu setzen. Deshalb sind wir
efordert, Regelungen zu finden, die sehr nahe bei den
enschen sind. Das gilt für die Absicherung des Kran-

engeldes genauso wie für Leistungen aus der Unfallver-
icherung. Wir müssen eine Regelung finden, die risiko-
nabhängig allen gleiche Chancen bietet, wenn sie auf
rankengeld angewiesen sind, auch Leistungen zu be-
ommen. Dasselbe würde für Leistungen nach einem
nfall und auch für die Zahnbehandlung gelten, um
iese drei Blöcke einmal zu nennen. Die Menschen müs-
en unabhängig vom individuellen Risiko durch das So-
idarsystem abgesichert sein. Sie müssen in diesen Fällen






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
notwendige Leistungen unabhängig von der Frage der
individuellen Leistungsfähigkeit bekommen. Das ist die
Herausforderung, die wir annehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Reform wird sich auch dadurch auszeichnen, dass
wir schmerzhafte Einschnitte, die gemacht werden müs-
sen, um die Lohnnebenkosten zu senken, so absichern,
dass sie für die Menschen verkraftbar sind.

Beim Krankengeld müssen wir selbstverständlich
darauf achten, dass die Verkäuferin, die bei Aldi beschäf-
tigt ist und nur sechs Wochen Lohnfortzahlung hat, nicht
schlechter gestellt wird als der Beschäftigte im öffentli-
chen Dienst, der nach zehn Jahren Zugehörigkeit erheb-
lich länger Anspruch auf Lohnfortzahlung hat. Deshalb
kann der Weg nur sein, in der gesetzlichen Krankenversi-
cherung nach solidarischen Regelungen zu suchen. Da-
mit entlasten wir den Faktor Arbeit und sichern gleich-
zeitig die Menschen so ab, dass sie im Falle einer
Krankheit nicht auf Sozialhilfe angewiesen sind, weil ih-
nen kein Krankengeld mehr gezahlt wird. Ich glaube, das
ist der Weg, den wir gemeinsam gehen sollten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Was machen die Rentner?)


Unser Ziel ist, den Beitragssatz in der GKV auf unter
13 Prozent zu senken. Sie wissen alle, dass das ein sehr
ehrgeiziges Ziel ist. Bei allen Entwicklungen in diesem
Jahr und auch bei Veränderungen, die im Bereich von Ar-
beitslosenhilfe und Sozialhilfe beschlossen werden, um
mehr Beschäftigung zu schaffen, müssen wir immer be-
achten, dass sie auch zu Einnahmeausfällen in den sozia-
len Sicherungssystemen führen können. Das wissen Sie
und das weiß ich auch. Wenn wir dieses Ziel erreichen
wollen, dürfen wir nicht nur auf die nackten Zahlen sehen,
sondern müssen ein Gesamtpaket auf den Weg bringen.

Wir müssen über die Frage der Strukturreform dis-
kutieren. Jeder weiß: Es kann in diesem System nicht
mehr so weitergehen wie bisher. Wir müssen dafür sor-
gen, dass das Geld der Versicherten effektiv und effizient
eingesetzt wird, dass es genau da ankommt, wo es ei-
gentlich hingehört.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Dann fangt doch mal an!)


Dabei werden wir uns mit vielen Lobbyistengruppen in
diesem Lande anlegen müssen; das haben wir heute
Morgen gesehen.


(Beifall bei der SPD)


Es wird schwierig, einen Beitragssatz von unter
13 Prozent zu fordern und gleichzeitig die Apotheker-
schaft und die Ärzte außen vor zu lassen und bei den
Krankenhäusern alles zurückzunehmen nach dem Motto:
Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Nach
dieser Methode werden wir keine Gesundheitsreform auf
den Weg bringen, sondern Belastungen fördern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D ir müssen vielmehr jeden in diesem System verpflichen, zu fragen: Was kann ich dazu beitragen, dass wir mit en Geldern der Versicherten sparsam umgehen? Wenn ch „jeder“ sage, meine ich auch jeden: die Versicherten, ie Patienten genauso wie die Ärztinnen und Ärzte soie die Apotheker und andere, etwa die, die im Bereich on Heilund Hilfsmitteln Leistungen erbringen. Wenn ir die Über-, Unterund Fehlversorgungen konsequent bbauen und Strukturen, die dazu verleiten, dass etwas oppelt und dreifach gemacht wird, beseitigen, dann ist ies erst die Voraussetzung dafür, Herr Thomae, dass wir ie Menschen, die in diesem System arbeiten, auch künfig für ihre Arbeit anständig und angemessen bezahlen önnen. Wir dürfen das Geld nicht mehr für Dinge auseben, die nicht nötig sind. Diesen Weg müssen wir gehen. In diesem Zusammenang müssen wir – da haben Sie völlig Recht – auch mit em derzeitigen Honorarverteilungssystem Schluss mahen. Man muss eine verlässliche, planbare Vergütung it Pauschalen auf den Weg bringen; anderenfalls blei en die Strukturen, wie sie sind, die Versorgungsbereihe weiterhin voneinander abgegrenzt. Das wollen wir icht mehr. Ich hoffe auf Ihre Zustimmung, wenn wir ieses Thema angehen werden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Der Kollege Spahn sprach vorhin davon, es müsste
lar gesagt werden, wohin die Reise geht. Auch Sie wol-
en unter oder auf 13 Prozent kommen.

Frau Widmann-Mauz, Sie haben einen Antrag vorge-
egt, in dem es heißt, Sie wollten den Großhandels-
abatt wieder rückgängig machen; die 600 Millionen
uro Entlastung sollen also wegfallen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Gesetzentwurf, ja!)


ußerdem haben Sie einen Verzicht auf alle Nullrunden
eschlossen. Drittens sagt der Kollege Seehofer, der
eute nicht hier ist, man müsse bei den Glaspalästen der
rankenkassen etwas machen, während zugleich im
undesrat eine Nullrunde auch für die Verwaltungsaus-
aben der Krankenkassen blockiert wird.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Weil man es nicht mit dem Rasenmäher machen kann!)


Mit all diesen Forderungen kommen wir wieder auf
ine Belastung von vielleicht 2 Milliarden Euro; das sind
,2 Prozent. Dadurch würde es noch viel schwieriger,
uf einen Beitragssatz von 13 Prozent zu kommen. Aber
achdem Sie jetzt erklärt haben, Sie wollten diesen Weg
it uns gemeinsam gehen, hoffe ich, dass Sie sich dafür

insetzen, dass wir einen Schritt nach vorn kommen.

Dies gilt auch für die hochpreisigen Arzneimittel. Frau
idmann-Mauz, Sie sitzen lange genug im Gesundheits-

usschuss und wissen, dass rund 70 Prozent neu einge-
ührter hochpreisiger Arzneimittel keine medizinischen
nnovationen sind und nicht gegeben werden müssen,
eil es vergleichbare, aber kostengünstigere Arzneimittel






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
gibt. Nur rund 30 Prozent dieser Arzneimittel stellen
wirkliche Innovationen dar. Wenn wir die Innovationen
und den mit ihnen verbundenen zusätzlichen Nutzen auf
Dauer für alle sicherstellen wollen, dann müssen wir ver-
hindern, dass Arzneimittel ohne zusätzlichen Nutzen zu
dreimal so hohen Kosten abgegeben werden. Anders
werden wir nicht schaffen, was wir uns vorgenommen
haben. Hier darf man es sich nicht zu leicht machen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der dritte Punkt, den ich noch ansprechen möchte, ist die
Steuerfinanzierung, die vom Kollegen Luther kritisiert
worden ist, wenn ich es richtig in Erinnerung habe. – Manch-
mal lese ich auch das, was meine Kolleginnen und Kollegen
aus der CDU/CSU schreiben. – Ich dachte immer, dass wir
uns in diesem Punkt einig sind, weil wir dies alles schon
lange fordern. Ich bin sehr froh, dass uns jetzt der Einstieg ge-
lingen wird, den wir bei der Rente bereits geschafft haben.
Herr Kollege Luther, es geht nicht um eine Steuerfinanzie-
rung der Rente. Was haben wir gemacht?


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Die Kassen geplündert!)


In den letzten zehn Jahren waren wir uns in diesem
Hause immer einig, dass dies der richtige Weg ist. Wir
haben gesagt: Es gibt Leistungen, die die Beitragszahle-
rinnen und Beitragszahler zahlen müssen, und es gibt
Leistungen in unserem sozialen Sicherungssystem, bei
denen es ungerecht wäre, sie nur von Arbeitgebern sowie
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zahlen zu lassen.
Solche gesamtgesellschaftlichen Leistungen müssen da-
her über Steuern finanziert werden. Zum Beispiel zahlen
wir bei der Rente knapp 12 Milliarden Euro über Steuern,
damit Mütter oder Väter – in der Regel sind es Mütter –
für die ersten drei Jahre der Kindererziehung Beitragszei-
ten in der Rentenversicherung anerkannt bekommen, so-
dass Kindererziehung nicht dazu führt, dass man im Alter
Einbußen bei der Rente hat. Ich bin froh, dass wir dies für
die jüngere Generation – die ältere profitiert nicht so sehr
davon – haben sicherstellen können.

Wenn wir alle Bereiche durchforsten, stellen wir fest,
dass wir eine ganze Menge machen können. Bei der Ren-
tenversicherung müssen wir die Einnahmeprobleme
selbstverständlich berücksichtigen. Der Bundeskanzler
hat hier richtigerweise gesagt, dass unsere Berechnungen
der Beschäftigungs- und Wachstumsentwicklung etwas
zu optimistisch waren. Das wissen wir heute alle.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Etwas?)


– Ja, das waren wir. Das waren aber auch alle Institute.
Herr Austermann, Sie sind Haushälter und wissen, dass
alle Institute fast jede Woche etwas anderes sagen. Das
macht es manchmal etwas schwierig. Die Annahmen
waren optimistisch. Schließlich wollen wir alle, dass es
vorwärts geht. Ich als optimistische Frau will, dass es
immer vorwärts geht.


(Beifall der Abg. Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir mussten auf die Prognose, dass die Lebenserwar-
tung – Gott sei Dank – höher ausfällt, reagieren. Deshalb

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(C (D alte ich es für richtig, dass wir zu Beginn der Arbeit in er Rürup-Kommission all diejenigen, die diese Prognoen machen, einmal zusammenholen. Ich möchte, dass ir wissen, wie es wirklich aussieht, damit wir einen tandpunkt finden und entsprechend handeln können. Sie haben angesprochen, dass die Beitragsentwickung in den kommenden Jahren höher sein wird, als wir ie prognostiziert haben. Dazu sage ich Ihnen: Wir haben m Gesetz vorgesorgt. Wir haben die private Säule der entenversicherung aufgebaut. Sie hatten dazu keinen ut. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wir hatten mehr Mut als Sie mit dem demographischen Faktor!)


Wir haben vorgesorgt: Wenn sich in der in der Voraus-
chau zeigt, dass die Beiträge 2030 die 22-Prozent-
renze überschreiten, muss der Staat handeln. Der Staat
ird handeln. Wir werden die Entwicklung beobachten
nd zur Nachjustierung der Rentenformel Vorschläge
achen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503410700


Frau Ministerin, sind Sie geneigt, nach Beendigung
hrer Redezeit noch eine Zusatzfrage des Kollegen
torm aufzunehmen?

Ulla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit und
oziale Sicherung:

Wenn Sie es gestatten.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503410800


Bitte schön.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ulla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit und
oziale Sicherung:

Jetzt glaubt Herr Storm, ihr klatscht für ihn!


Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1503410900


Ich bedanke mich zunächst einmal dafür, dass die
PD-Fraktion klatscht, wenn ich eine Frage stelle.

Frau Ministerin, in der letzen Woche haben Sie noch
rklären lassen, dass Sie mit der Beitragssatzfestsetzung
is November warten wollen. Habe ich Sie richtig ver-
tanden, dass Sie noch vor der Sommerpause überlegen
ollen, wie die Beitragssatzprobleme, die in der Renten-
ersicherung im nächsten Jahr drohen, gelöst werden
önnen und nicht bis zum November warten wollen?

Ulla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit und
oziale Sicherung:

Herr Kollege Storm, Sie beschäftigen sich mit den
aten zur Rentenversicherung. Auf der Grundlage der
aten der Rentenversicherungsträger können wir immer






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
erst im Herbst sagen, wie die Entwicklung im kommen-
den Jahr aussehen wird. Wir arbeiten aber – das wissen
Sie – mit der Rürup-Kommission. Wenn die Entwicklun-
gen anders sind, als wir sie prognostiziert haben, brau-
chen wir eine Nachjustierung der Rentenformel.

Dazu gibt es verschiedene Vorschläge. Ein Vorschlag
geht beispielsweise dahin, auf der Einnahmeseite die
Einkommen aller Beitragszahler, auch der Bezieher von
Arbeitslosenhilfe, Arbeitslosengeld usw., einzubeziehen.
Wir werden hier Vorlagen einbringen und im Parlament
dann darüber beraten.

Man kann aber noch nicht sagen, wie die Entwicklung
im nächsten Jahr aussehen wird.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sie kennen doch die Zahlen aus Januar und Februar!)


Es gibt Risiken. Es bestehen aber immer noch Chancen,
dass das Wachstum in diesem Jahr ansteigt, weil die Ge-
setze, die wir hier zum Teil gemeinsam verabschiedet
haben, greifen. Ich höre Sie noch sagen: Wenn wir die
400-Euro-Jobs regeln, entstehen 800 000 Arbeitsplätze.
– Sie können doch nicht so wenig Vertrauen in Ihre eige-
nen Reformen haben. Wie die Entwicklung im kommen-
den Jahr aussehen wird, wissen wir im Herbst,


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sie machen die Augen vor Januar und Februar zu!)


weil dann der VDR und die Rentenversicherungsträger
– von denen stammen auch Ihre Zahlen – die Daten vor-
legen. Der Präsident der Bundesversicherungsanstalt für
Angestellte hat am vergangenen Sonntag gesagt: Im
kommenden Jahr können die Rentenbeiträge stagnieren,
sinken,


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sie können steigen!)


aber sie können auch steigen. Das sage auch ich Ihnen,
weil man zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr sagen kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503411000


Das, was Sie als Letztes gesagt haben, wird so man-
cher schon vermutet haben.

Nun hat die Abgeordnete Frau Dr. Lötzsch das Wort.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1503411100


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bun-
desrepublik ist auf dem Weg in die Ich-AG. Die Ich-AG
wird zum Programm. Dabei geht es nicht nur um den
Umbau des Arbeitsmarktes, sondern auch um den Umbau
des Sozialstaates: weg von dem solidarischen System hin
zu einem kommerziellen System. Jeder soll sich um seine
Risiken selber kümmern, ob er kann oder nicht. Die Ver-
sicherungen müssen schließlich auch von etwas leben.

Auf diese Weise – so hat uns am Freitag auch der
Bundeskanzler seine Vorhaben verkündet – wird das so-

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(C (D idarische Prinzip angegriffen und zerstört, das ein kontituierendes Element unserer Gesellschaft ist. Es wird ozusagen der Leim aufgelöst, der die Gesellschaft zuammenhält. Wir als PDS schätzen am bestehenden Gesundheitsystem vor allem drei Dinge: Erstens die solidarische ersicherung des Krankheitsrisikos, zweitens die paritä ische Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicheung durch Unternehmen und Beschäftigte und drittens en umfangreichen Leistungskatalog, der für alle Menchen gilt, unabhängig von ihrem Krankenversicheungsbeitrag. Unentwegt wird darüber geredet, dass unser Gesundeitssystem nicht mehr finanzierbar sei. Alle schauen ie gebannt auf die Ausgaben. Der Kanzler möchte, wie r am Freitag gesagt hat, das Krankengeld streichen. Die esundheitsministerin möchte Sportunfälle nicht mehr urch die Krankenkassen bezahlen lassen. So hat jeder olitiker eine nette Idee, wo man im Leistungskatalog och streichen könnte. Das ist aber keine Strategie; es irkt eher hilflos. Wir als PDS wollen uns in dieses Orchester der Kürungsvorschläge nicht einreihen, obwohl man gerade insichtlich der explodierenden Medikamentenkosten orschläge machen müsste. Diese sind aus Ihren Reihen isher leider noch nicht gekommen. Aber schauen wir inmal auf die Einnahmeseite. Wo sind Ihre Vorschläge ur Erhöhung der Einnahmen? Überall wird erklärt, dass as Gesundheitssystem nicht mehr finanzierbar sei soie die angeblich hohen Lohnnebenkosten zum Abbau on Arbeitsplätzen führten und die Schaffung von neuen rbeitsplätzen verhinderten. Dies wurde uns schon bei er Diskussion um die Rentenreform erzählt und war nlass für den Ausstieg aus der paritätisch finanzierten ente. Im Wochenbericht des Deutschen Instituts für Wirtchaftsforschung wird festgestellt – das ist Heft 7/2003 –, ass das Verhältnis der Gesundheitsausgaben zur Enticklung des Bruttoinlandsproduktes relativ konstant ist. as heißt, das System wäre auch unter den gegebenen edingungen finanzierbar. Das auffällige Ansteigen der eitragssätze zur gesetzlichen Krankenversicherung hat ndere Ursachen. Es ist auf das Zurückbleiben der Brutlohnund -gehaltssumme zurückzuführen. Doch dieser ückgang ist nicht von Gott gegeben, sondern durch die undesregierung teilweise selbst verursacht: Die Bunesregierung beklagt einerseits die Finanzprobleme der rankenkassen, greift andererseits aber unentwegt in iese Kassen, um Geld für andere Zwecke locker zu mahen. Das ist nicht in Ordnung. Ich habe kürzlich die Bundesregierung gefragt, welche uswirkungen die Umsetzung des Hartz-Konzeptes – ich enne nur die Minijobs und die Leiharbeit – auf die Kasen haben werde. Hierauf wollte man mir keine konkrete ntwort geben. Aber jeder kann sich doch an fünf Finern abzählen, dass billige Leiharbeiter weniger in die rankenkassen einzahlen werden als die teuren Stammelegschaften der Betriebe. Dr. Gesine Lötzsch Ich kann noch weitere politische Entscheidungen benennen, die zu Einnahmeverlusten bei der Krankenversicherung führen. Ein Beispiel ist die Absenkung der Krankenversicherungsbeiträge für Arbeitslosenhilfeempfänger. Das führt pro Jahr zu mindestens 0,6 Milliarden Euro an Mindereinnahmen für die Krankenkassen. Für das Jahr 2001 haben die Spitzenverbände der Krankenkassen Einnahmeverluste allein durch politische Entscheidungen von insgesamt 2,5 Milliarden Euro errechnet. Aber die Bundesregierung greift auch an anderer Stelle kräftig in die Taschen der Versicherten. Ich hatte im Rahmen der Diskussion um die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes für Zahnersatz von 7 Prozent auf 16 Prozent den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages beauftragt, die unterschiedlichen Steuersätze für Arzneimittel im europäischen Vergleich darzustellen. Ich hatte mich dafür interessiert, ob im Sinne einer Steuerharmonisierung im Rahmen der Europäischen Union die Steuern bei diesen Produkten angeglichen werden. Das Ergebnis war erstaunlich: In Europa wird außer in Deutschland nur in Dänemark und Österreich auf Arzneimittel der Standardmehrwertsteuersatz erhoben. In vielen Ländern wird auf verschreibungspflichtige Arzneimittel gar keine Steuer erhoben, zum Beispiel in Großbritannien oder in Schweden. (Peter Dreßen [SPD]: Die haben aber höhere Mehrwertsteuersätze!)


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])





(A) )


(B) )


– Diese Länder haben höhere Mehrwertsteuersätze. Aber
da sie auf diese Produkte keine Mehrwertsteuer erheben,
ist Ihre Zwischenbemerkung hinfällig. Sie ergibt keinen
Sinn.

Der Bundesminister saniert seine Haushaltskassen
also über die Krankenversicherung und mithilfe der
Mehrwertsteuer auf Arzneimittel. In dieser Frage kann
ich nur sagen: Weniger Staat! Mit dem willkürlichen Zu-
griff des Staates auf die Beiträge der Versicherten muss
endlich Schluss sein.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


Wir als PDS fordern erstens die Stärkung der Einnah-
men der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Wege
habe ich dargestellt. Zweitens fordern wir die Finanzie-
rung versicherungsfremder Leistungen durch den Bund.
Drittens fordern wir mehr Geld für die Gesundheitsprä-
vention. Ich glaube, es würde allen in diesem Hause gut
tun und wir würden uns wohl fühlen, wenn wir den Prä-
ventionsgedanken verwirklichen. Viertens fordern wir
den Erhalt des Krankengeldes, damit die Leute nicht
krank zur Arbeit gehen müssen, sondern etwas für ihre
Gesundheit tun können. Ansonsten könnte man, wenn
man krank zu Hause bliebe, seine Krankheit nicht mehr
finanzieren.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503411200


Nächster Redner in der Aussprache zum Einzel-
plan 15 ist der Kollege Zöller, CDU/CSU.

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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Getatten Sie mir eine Vorbemerkung: Wenn hier jemand on Rot spricht, dann spricht er von einem Ausgabeprolem. Spricht jemand von Grün, dann spricht er von eiem Einnahmeproblem. Ich bin der Auffassung, dass an daraus nur eine Schlussfolgerung ziehen kann: Das roblem ist Rot-Grün. as Sie in der letzten Zeit hier bewegt haben, muss man infach mal Revue passieren lassen. Frau Kühn-Mengel, Sie stellen sich hier hin und sprehen von einer Erblast. Vielleicht war das noch die Rede on vor vier Jahren. Wenn Sie es wirklich ernst gemeint aben: Wie kann man von einer Erblast sprechen, wenn an in der Pflegeversicherung einen Überschuss von 0 Milliarden DM und in der gesetzlichen Krankenversiherung einen Überschuss von mehreren Milliarden bei leichzeitig niedrigeren Beiträgen als jetzt übernimmt? etzt sind die Beiträge höher und gleichzeitig besteht ein efizit. Es tut mir Leid: Es ist für mich schwer nachvoll iehbar, dass Sie von einer Erblast sprechen. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das haben die sich selbst vererbt!)

Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1503411300

(Beifall bei der CDU/CSU)


Frau Ministerin, Sie sagen, dass Sie zum Beispiel bei
en Apothekern etwas tun wollen. Können Sie mir erklä-
en, wieso Sie generell eine Nullrunde verordnen und
abei einen Bereich herausgreifen, der fast 80 Prozent
er Einsparsumme finanzieren soll? Es wird wohl Ihr
eheimnis bleiben, wie das sozial gerecht sein soll.

Wir reden heute auch noch über einen weiteren Punkt,
ämlich über die Gesetzgebung zum Fallpauschalenände-
ungsgesetz. Erst seit knapp drei Monaten besteht für die
eutschen Krankenhäuser die Möglichkeit, ihre stationä-
en Leistungen mit diagnoseorientierten Fallpauschalen
bzurechnen. Gleichzeitig hat die Bundesregierung mit
em Beitragssatzsicherungsgesetz allen Krankenhäusern,
ie nicht auf das neue Fallpauschalensystem umsteigen,
ine Nullrunde verordnet. Die Zustimmung zum neuen
allpauschalengesetz wollte man sich mit dem Verspre-
hen der Etaterhöhung um 0,81 Prozent quasi erkaufen.

Vergessen wir bitte nicht: In dem Fallpauschalenge-
etz werden die Vergütungen in einem Wirtschaftsbe-
eich mit einem Jahresumsatz von weit mehr als 50 Mil-
iarden Euro völlig neu geregelt. Dass bereits nach so
urzer Zeit Grundsätze dieses Regelungswerkes geän-
ert werden müssen, bestätigt unsere damalige Ableh-
ung. Es besteht ein völlig unnötiger Zeitdruck und Sie
gnorieren Fachargumente. Jetzt sollen plötzlich nicht
uzuordnende Fälle ausgenommen werden. Das sind ge-
au die Fälle, bei denen wir seit jeher eine Abrechnung
it Fallpauschalen für nicht durchführbar hielten. Ein

rnsthafter Dialog mit Fachverbänden, Selbstverwaltun-
en und Ländern war hier offenbar niemals beabsichtigt.

Der Hauptfehler war, dass Rot-Grün ein Vergütungs-
ystem zu 100 Prozent übernimmt, obwohl dessen Erfin-
er in seinem Heimatland nur 50 Prozent der Leistungen
amit abrechnet. Dies geschieht nach dem Motto, egal,






(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller
ob es funktioniert oder nicht. Dahinter kann doch nur der
Gedanke in Richtung einer Staatsmedizin stecken;


(Lachen bei der SPD – Horst Schmidbauer [Nürnberg] [SPD]: Übertreiben Sie mal nicht, Herr Zöller!)


denn wenn sämtliche Leistungen in Fallgruppen erfasst
werden, genügt eine Senkung des Basisfallwertes, damit
allen Krankenhäusern die Vergütung gekürzt wird. Dies
geschieht unabhängig davon, ob die Krankenhäuser we-
gen der demographischen oder medizinisch-technischen
Entwicklung, unabweisbarer Fallzahlen oder Kostenstei-
gerungen mehr Geld benötigen. Das ist keine Gesund-
heitspolitik nach dem medizinisch Notwendigen, son-
dern nach staatlicher Kassenlage.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich sage Ihnen voraus, dass diese Reform des Geset-
zes nicht die letzte Änderung sein wird. Sie haben näm-
lich die Rechtsprechung bezüglich der Arbeitszeitrege-
lung nicht entsprechend berücksichtigt. Sie werden in
sehr kurzer Zeit wieder nachbessern müssen. Hätten Sie
etwas sorgfältiger gearbeitet und die Vorschläge der
Sachverständigen und auch unsere Vorschläge gebüh-
rend geprüft, so hätten Sie gleich zu Beginn einen Ge-
setzentwurf vorlegen können, der allen Beteiligten weni-
ger Verunsicherung, weniger Zeitverlust und bessere
Kalkulierbarkeit beschert hätte. Aber späte Einsicht ist
besser als keine. Ich empfehle Ihnen im Übrigen die
Lektüre von Faust. Ich meine nicht den „Faust“ von
Goethe, sondern Hans Georg Faust. Er hat in einer sehr
guten Analyse die Probleme untersucht.


(Dr. Elke Leonhard [SPD]: Dann lesen wir doch lieber den richtigen Faust!)


Lassen Sie mich einen zweiten Bereich ansprechen.
In der Pflegeversicherung tickt eine demographische
Zeitbombe. Der Altersaufbau der Bevölkerung wird un-
sere Sozialsysteme dramatisch verändern. Deshalb ist es
mehr als bedauerlich, dass der Bundeskanzler in seiner
Regierungserklärung das Thema Pflegeversicherung mit
keinem Wort erwähnt hat.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Ja!)


Wollte der Sachverständigenrat wenige Tage zuvor die
Solidargemeinschaft quasi abschaffen, so wäre es am
Freitag eigentlich die Pflicht des Kanzlers gewesen, die-
ses Problem aufzugreifen und Stellung zu beziehen. Lei-
der Fehlanzeige!

Dabei sind viele Probleme im stationären Bereich un-
gelöst. Es ist ein falscher Ansatz, Qualitätsmängel da-
durch beheben zu wollen, dass Sie Qualität von außen in
das System hineinbringen, anstelle genügend ausgebil-
detes Personal zu finanzieren, damit Qualität geleistet
werden kann. In diesem Ansatz unterscheiden wir uns
ganz wesentlich. Auch Personalgewinnungsprobleme
warten auf eine zukunftsweisende Antwort.

Darüber hinaus dürfen wir die Probleme im ambulan-
ten Bereich der häuslichen Krankenpflege nicht einfach
unter den Tisch fallen lassen. Nicht sauber geklärte Zu-
ständigkeiten führen zu Verschiebebahnhöfen von Leis-

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(C (D ungen häuslicher Krankenpflege in die Pflegeversicheung. Wir sind fest davon überzeugt, dass sich eine erbesserung der Pflegequalität auf Dauer nur durch ehr und besser aus-, weiterund fortgebildetes Perso al bewerkstelligen lässt. Dies bedeutet auch, dass wir ereit sind, mehr Geld zur Finanzierung von mehr Persoal zur Verfügung zu stellen. Da die Leistungen der Pflegeversicherung seit ihrer inführung im stationären Bereich 1996 unverändert ind, müssen derzeit die steigenden Kosten allein von en Heimbewohnern getragen werden. Dadurch werden mmer mehr ältere Menschen zum Sozialfall. Das kann och nicht unsere Antwort auf die bestehenden Proleme sein. Wir haben konkrete Vorschläge auf den Tisch gelegt. ch darf an die Maßnahmen zur Verbesserung der Pflegeualität mit Bürokratieabbau, Finanzierung von Persoalmehrung und Personalgewinnung oder an die Bunesratsinitiativen erinnern, zum Beispiel das Pflegeukunftssicherungsgesetz, mit dem wir besonders die ituation von Demenzkranken verbessern wollten, das esetz zur Qualitätssteigerung in der Pflege und das Ge etz zur Personalstärkung in der Pflege. In der vorletzten oche ging es um das Hilfsmittelsicherungsgesetz, mit em wir verhindern wollen, dass weitere Fehlbuchungen er Krankenkassen bei den Hilfsmitteln im ambulanten ereich zulasten der Pflegeversicherung vorgenommen erden. Gleichzeitig soll die Sicherstellung der Versorung der Pflegebedürftigen mit Hilfsmitteln in Pflegeeimen geregelt werden. Dies dient der Rechtsklarheit nd damit auch der Rechtssicherheit. Zielführende Vorschläge der Union hat die rot-grüne ehrheit jedoch überwiegend abgelehnt und die Pflege assen stattdessen zur Sanierung anderer Haushaltstitel issbraucht. An dieser Stelle nenne ich das Abschmel en der Rücklagen der Pflegeversicherung bei gleichzeiigem Ansteigen des Jahresdefizits. Meine Kolleginnen und Kollegen, wir wollten mit uneren Vorschlägen vor allem dafür Sorge tragen, dass en wirklichen Bedürfnissen der Menschen – sowohl en Bedürfnissen der Pflegebedürftigen als auch denen er Menschen, die Pflege betreiben – Rechnung getragen ird und dass die Pflegesituation in den Einrichtungen nsgesamt verbessert wird. Bei dem Versuch, diese Proleme zu lösen, kann ich mich manchmal des Eindrucks icht erwehren, dass wir hin und wieder vergessen, dass s sich hier um Menschen handelt, die von den Auswirungen unseres Paragraphenwirrwarrs im wahrsten inne des Wortes betroffen sind. Es handelt sich um enschen, die unsere besondere Aufmerksamkeit und nstrengung brauchen. Dies gilt ganz besonders für Deenzkranke. Wir als Politiker haben die Pflicht, dafür zu sorgen, ass der Verwaltungsaufwand in den Einrichtungen aufrund neuer gesetzlicher Regelungen nicht noch größer ird und dass dadurch noch weniger Zeit bleibt, um die flege sinnvoll durchführen zu können. Wir haben als olitiker aber ebenso die Pflicht, zu verhindern, dass Wolfgang Zöller sich immer mehr in Pflegeheimen Beschäftigte mit dem Gedanken tragen, ihren erlernten Beruf aufzugeben, oder sich nicht mehr in der Lage sehen, so zu pflegen, wie es den fachlichen Anforderungen, ihrer Ausbildung und vor allem dem entspricht, was die pflegebedürftigen Menschen – worauf sie auch einen Anspruch haben – brauchen. Deshalb fordern wir: weniger Bürokratie und mehr Mitmenschlichkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503411400


Nun hat der Kollege Schmidbauer für die SPD-Frak-
tion das Wort.


Horst Schmidbauer (SPD):
Rede ID: ID1503411500


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich
glaube, es ist notwendig, ein paar Sätze zu dem, was
Herr Kollege Zöller eben angeführt hat, zu sagen. In
nächster Zeit werden wir – zwar nicht im Rahmen des
Haushalts, aber generell – noch genügend Gelegenheit
haben, um über das Thema Pflege zu sprechen. Denn das
ist uns ein Kernanliegen, zu dem wir auch inhaltlich ste-
hen. Wir sind uns völlig klar darüber, dass wir immer
wieder vor neuen Herausforderungen stehen werden.

Herr Kollege Zöller, ich wäre Ihnen nur sehr dankbar
gewesen, wenn Sie auch etwas dazu gesagt hätten, wie
Sie die Frage nach der Finanzierung der Mehrkosten im
Pflegebereich, die Sie eben aufgelistet haben, beantwor-
ten. Sind Sie denn der Auffassung, dass – nachdem die
Pflegeversicherung bisher ausschließlich von den Ar-
beitnehmern dieses Landes finanziert wurde – in Zu-
kunft auch die Arbeitgeber einen Beitrag dazu leisten
sollten? Es wäre interessant, einmal zu hören, wie Sie
sich die Zukunft der Pflegeversicherung vorstellen und
auf welcher Basis sie aufgebaut werden soll.

Ein weiterer Punkt: Sie sprechen immer von der Erb-
last. Aber ich finde, dass wir nur eine Erblast festzustel-
len haben: dass wir ein sehr teures Gesundheitssystem
vorgefunden haben, zu dem der Sachverständigenrat
sagt, dass es sich vor allem durch Überversorgung, Fehl-
versorgung und Unterversorgung auszeichne. Wenn dies
keine Erblast ist, dann weiß ich nicht, was mit dem Be-
griff Erblast in Verbindung zu bringen wäre.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie dann noch davon sprechen, dass wir in der
gesetzlichen Krankenversicherung 2 Milliarden Euro
von Ihnen geerbt hätten, so verschweigen Sie der Öffent-
lichkeit nach wie vor, dass ein Jahr bevor Sie abgewählt
worden sind, 30 Prozent der Menschen in unserem
Lande weniger Zahnersatzleistungen in Anspruch neh-
men konnten, weil die Differenz zwischen Ihrer Privatre-
gelung und dem, was die Krankenkassen erstatten durf-
ten, so groß geworden ist, dass sich ein Drittel der
Menschen keinen Zahnersatz mehr leisten konnte. Das
mussten wir in den nachfolgenden Jahren wieder aus-
gleichen.

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(C (D Ich darf Ihnen sagen: Es waren nicht 2 Milliarden uro, sondern es war die doppelte Summe, die wir aufenden mussten, um die Regelungen beim Zahnersatz, ie Sie vorher kaputtgemacht hatten, wieder in Ordnung u bringen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie haben mit Zahlen ein Problem!)


ir wollen im Gesundheitswesen mehr Effizienz, mehr
irtschaftlichkeit und mehr Gestaltungsmöglichkeiten.

Ich will nun aber zu unserem zentralen Anliegen
ommen, welches heute auch auf der Tagesordnung
teht. Das ist die Einbringung des Gesetzentwurfes
ur Änderung des Fallpauschalengesetzes. Ich möchte
ich zunächst herzlich dafür bedanken, dass es mög-

ich war, dieses Gesetz ganz unbürokratisch auf die Ta-
esordnung zu setzen. Damit gewinnen wir natürlich
eit. Ich hoffe, dass damit ein gutes Signal verbunden

st und wir mit diesem Gesetz schnell an das Ziel ge-
angen. Die Krankenhäuser in Deutschland verdienen
s, dass wir ihnen in einer schwierigen Situation dabei
elfen, Entwicklungen im Krankenhausbereich voran-
ubringen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden noch öfter bei der Krankenhausvergütung
u einer Fortschreibung kommen müssen, weil das ein
ernendes System ist. Bei einem lernenden System müs-
en alle Beteiligten aus dem Lernen Konsequenzen zie-
en.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Hoffentlich nicht!)


ir haben aus dem Lernen die Konsequenz ziehen müs-
en, dass der Gesetzgeber in einigen Bereichen nachjus-
ieren muss. Das ändert aber nichts daran, dass das im
ndeffekt die Fortschreibung einer Erfolgsstory ist.

Ich glaube, dass die Neuorientierung im Kranken-
aussektor in Deutschland weniger als im internationa-
en Vergleich geschätzt wird. Wir sind endlich das
1. Land, das bei einem neuen Vergütungssystem im
rankenhauswesen angelangt ist. Es führt kein Weg
ehr zurück, sondern es führt nur noch ein Weg in die
ukunft. Das ist wichtig. Viele haben der Koalition nicht
ugetraut, dass sie den größten Ausgabenblock im Ge-
undheitswesen, nämlich den Krankenhausbereich, an-
ackt und ihn neu ordnet. Das lassen wir uns jetzt nicht
aputtreden.

Jetzt wird endlich Leistung sachgerecht bezahlt und
ach Leistung abgerechnet. Wir haben in diesem neuen
ahrhundert nicht mehr die Situation, dass die Kranken-
äuser nach der Zahl der belegten Betten bezahlt wer-
en, die Menschen also im Bett „festgehalten“ werden
üssen, damit die Erträge des Krankenhauses stimmen.
it solchen antiquierten Vorstellungen werden wir die

ukunft nicht meistern.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Haben Sie schon einmal etwas von Fallpauschalen gehört?)







(A) )



(B) )


Horst Schmidbauer (Nürnberg)

Es müssen Systeme her, die die Leistung ordentlich ab-
bilden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Viel wichtiger dabei ist, dass endlich der Patient in
den Mittelpunkt rückt. Wir sehen in den Krankenhäu-
sern, die mit diesen Fallpauschalen arbeiten, dass sich
die Strukturen des Krankenhauses ändern. Der Patient ist
plötzlich Mittelpunkt des Betriebsablaufs, er wird inten-
siver betreut und versorgt. Man weiß, dass die Gewinner
dieser Entwicklung diejenigen sind, die den Patienten in
den Mittelpunkt stellen und den Betriebsablauf auf ihn
ausrichten. Nur wenn das geschieht, haben die Kranken-
häuser die Chance, Fortschritte zu erzielen.

Wir sehen einen weiteren Fortschritt für den Patienten
darin, dass endlich eine ganzheitliche Betrachtung der
Krankengeschichte stattfindet. Wir wollen darüber hi-
naus den informierten Patienten, was Transparenz und
Qualität erforderlich macht. Das werden wir mit dem
Gesetz konsequent in die Tat umsetzen. Das Gesetz führt
zu mehr Gerechtigkeit.

Es stellte sich die Frage, welche Schlussfolgerungen
wir aus dem Lernprozess ziehen. Es hat sich herauskris-
tallisiert, dass wir eine weitere Differenzierung bei den
Fallpauschalen brauchen. Die Gespräche mit den medi-
zinischen Fachgesellschaften, mit Behindertenorganisa-
tionen und mit Selbsthilfeorganisationen haben gezeigt,
dass wir wesentliche Elemente, die in Australien nicht in
den Fallpauschalen geregelt sind, in Deutschland regeln
müssen und auch regeln können.

Deshalb öffnen wir nun das Gesetz und lassen die
Regelung auch für neue Bereiche zu, wie zum Beispiel
Epilepsie, Geriatrie, Pädiatrie und die Behandlung von
schwerstbehinderten Menschen. Von der Öffnung des
Gesetzes für diese wichtigen Personengruppen profitie-
ren die Patienten und letztendlich auch die Kranken-
häuser, weil sie eine sachgerechte Vergütung bekommen.
Dafür wollen wir das Gesetz ändern. Wir müssen auch
die Konfliktlösungsmechanismen im Gesetz ändern,
weil wir gesehen haben, dass sich die Selbstverwaltung
im vergangenen Jahr stark blockiert hat. Deswegen ist
auch in diesem Bereich eine Änderung vorgesehen.

Wir müssen leider auch einen Schritt gehen, der uns
sicherlich allen wehtut. Zum 1. Januar 2004 hätte erst-
mals die Chance bestanden, eine neue Vergütungsform
für Auszubildende in Krankenhäusern in dem Sinne
einzuführen, dass endlich die ausbildenden Krankenhäu-
ser belohnt würden, während die nicht ausbildenden
Krankenhäuser Zahlungen leisten müssten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Weil sich die Selbstverwaltungen, das heißt die Kran-
kenhausgesellschaften auf Länderebene, und die Länder
nicht auf ein Verfahren zur Bewertung einigen konnten,
sind wir leider gezwungen, das Gesetz um ein Jahr auf
2005 zu verschieben. Das tut weh, aber wir müssen in
der Anhörung nach Lösungsmöglichkeiten suchen, um
uns in der Zwischenzeit so zu positionieren, dass die mit

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(C (D em Gesetzesvorhaben verbundene Ausbildungsinitiave gut laufen kann. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich ärgere mich auch über einen weiteren Aufschub.
iele Krankenhäuser – 500 in der ersten Stufe, weitere
00 in der zweiten Stufe – wollen in diesem Jahr 2003
it den neuen Fallpauschalen arbeiten. Die Krankenhäu-

er stellen sich derzeit mit all ihren Einrichtungen und
llen Beschäftigten darauf ein. Wir hoffen, dass wir am
onnerstag die Blockade der B-Länder überwinden,
eil sonst die 700 Krankenhäuser nicht die Chance ha-
en –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503411600


Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss.


Horst Schmidbauer (SPD):
Rede ID: ID1503411700


ja, Herr Präsident –, das Konzept umzusetzen. Ich bin
er Meinung, wir dürfen diese 700 Krankenhäuser, die
ich darauf eingestellt haben und motiviert sind, einen
euen Weg zu beschreiten, nicht gegen die Wand fahren
assen. Ich bitte die Opposition, ihren Einfluss geltend zu

achen und den Krankenhäusern zu helfen, den neuen
eg unbeschadet gehen zu können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wir helfen allen Krankenhäusern!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503411800


Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzel-
lan 15 – Bundesministerium für Gesundheit und
oziale Sicherung – in der Ausschussfassung. Wer für
en Einzelplan 15 in dieser Fassung stimmt, den bitte
ch um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? –

er enthält sich? – Der Einzelplan 15 ist mit den
timmen der Koalition gegen die Stimmen der Oppo-
ition so angenommen.

Wir kommen zum Fallpauschalenänderungsgesetz.
nterfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 15/614 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
azu anderweitige Vorschläge? – Das ist offensichtlich
icht der Fall. Dann ist das so beschlossen.

Ich rufe nun Zusatztagesordnungspunkt 1 auf:

1 Beratung des Antrags der Bundesregierung

Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem
EU-geführten Einsatz auf mazedonischem Territorium
zur weiteren Stabilisierung des Friedensprozesses und
zum Schutz von Beobachtern internationaler Organisatio-
nen im Rahmen der weiteren Implementierung des politi-
schen Rahmenabkommens vom 13. August 2001 auf der
Grundlage des Ersuchens des mazedonischen Präsidenten
Trajkovski vom 17. Januar 2003 und der Resolution 1371






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

(2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom

26. September 2001

– Drucksache 15/696 –

Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Eine Aussprache ist dazu nicht vorgesehen. Inter-
fraktionell wird die Überweisung des Antrages auf
Drucksache 15/696 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. – Darüber besteht of-
fensichtlich Einvernehmen. Dann ist die Überweisung so
beschlossen.

Ich rufe nun Tagesordnungspunkt I.15 auf:

Einzelplan 14
Bundesministerium der Verteidigung
Drucksachennummer 15/562, 15/572

Berichterstattung:
Abgeordnete Dietrich Austermann
Bartholomäus Kalb
Dr. Elke Leonard
Alexander Bonde
Jürgen Koppelin

Es liegen drei Änderungsanträge der Fraktion der
CDU/CSU sowie ein Änderungsantrag der FDP-Frak-
tion vor. Des Weiteren liegt ein Entschließungsantrag der
CDU/CSU-Fraktion vor, über den wir morgen nach der
Schlussabstimmung abstimmen werden.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 90 Minuten vorgesehen. – Dazu höre ich
keinen Widerspruch. Dann ist auch das so beschlossen.

Erster Redner ist der Kollege Dietrich Austermann,
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1503411900


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zurzeit
sind 9 000 Soldaten – darunter 1 700 Wehrpflichtige –
und zivile Mitarbeiter weltweit im Einsatz.

Sie sind eingesetzt, um die Freiheit zu sichern und die
Menschenwürde wiederherzustellen. Ich glaube, dass es
notwendig ist, dass wir von dieser Stelle aus für das
ganze Haus und für das ganze Land den Soldaten für ih-
ren schwierigen und gefahrvollen Dienst immer wieder
danken.


(Beifall im ganzen Hause)


Dies ist angesichts der gegenwärtigen Situation, der da-
mit verbundenen Diskussion und beabsichtigter weite-
rer Einsätze besonders wichtig; denn die Debatte der
letzten anderthalb Tage wird ja von dem außenpoliti-
schen Problem überlagert, das sich mit den Stichwörtern
„Irakkrise“, „Irakkrieg“ und „Irakeinsatz“ beschreiben
lässt.

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(C (D Der Bundesverteidigungsminister fasst die Tätigkeit er Bundeswehr im Ausland unter der etwas plakativen berschrift zusammen: „Deutschland wird am Hinduusch verteidigt.“ Ich glaube, dass das durchaus eine anemessene Beschreibung für einen Teil des Auftrags der undeswehr ist, dass dies aber falsch wäre, wenn man amit den Gesamtauftrag der Bundeswehr definieren ollte; denn damit verengt man die Tätigkeit der Buneswehr auf internationale Einsätze, also auf das, was ünftig in stärkerem Maße als Verpflichtung auf die oldaten und die zivilen Mitarbeiter der Bundeswehr ukommt. Die jetzt angestrebte Neuausrichtung der undeswehr darf sich meines Erachtens nicht auf interationale Einsätze beschränken. Sonst müssen die verassungsmäßigen Grundsätze über Bord geworfen weren. Schauen wir uns einmal die Entwicklung der Buneswehr in den letzten Jahrzehnten an. Seit den Pariser erträgen ist die Bundesrepublik verpflichtet, einen Bei rag zur Verteidigung der freien Welt zu leisten. Zur Verirklichung dieser Verpflichtung und zur Einhaltung der ehrgesetzgebung wurden entsprechende Gesetze ge chaffen: Die Wehrhoheit wurde in Art. 17 a des Grundesetzes festgeschrieben. Dann wurden ein Soldatennd ein Wehrpflichtgesetz in Kraft gesetzt. Die Verfasung wurde in Art. 87 a geändert, in dem der Auftrag der undeswehr genau umrissen wird. Danach werden – ich etone das – Streitkräfte zur Verteidigung aufgestellt. iese Vorschrift macht deutlich, dass alle anderen Maßahmen auch noch heute – denn Art. 87 a des Grundgeetzes gilt nach wie vor – die Ausnahme darstellen. Auer zur Verteidigung darf die Bundeswehr nur dort ingesetzt werden, wo es das Grundgesetz zulässt. Inzwischen ist es nicht mehr streitig, dass die Soldaen der Bundeswehr im Rahmen der Beistandsverpflichung des NATO-Vertrags auch außerhalb des NATO-Geiets eingesetzt werden können. Aus der Beteiligung an em kollektiven Sicherheitssystem der UNO und aus eier anderen Vorschrift des Grundgesetzes ergibt sich, ass Entsendeentscheidungen, die den Einsatz außeralb des NATO-Gebiets betreffen, möglich sind – auer bei Gefahr im Verzug –, allerdings nur wenn der undestag zugestimmt hat. Das bedeutet, dass alles, was ußerhalb des NATO-Gebiets stattfinden soll, egal ob es un um AWACS-Flüge oder um eine Neuausrichtung er Bundeswehr jenseits der Landesverteidigung geht, hne Änderung der Verfassung und ohne Zustimmung es Bundestags nicht möglich ist. Wir streiten gelegentlich darüber, wer die Zuständigeit hat, ob der Minister – das ist für die Kollegen von esonderer Bedeutung – zum Beispiel die Schließung on Standorten par ordre du mufti anordnen kann oder b es dazu eine Befassung des Parlaments bzw. zuminest eines Teils des Parlaments, des Verteidigungsauschusses und des Haushaltsausschusses, geben muss. ach der Rechtslage – darin bin ich mir ziemlich sicher – edarf jede Veränderung der Struktur unserer Bundesehr – das hat durchaus etwas mit den Finanzen und vor llem mit dem diesjährigen Haushalt zu tun –, die über as hinausgeht, was reiner Organisationserlass ist, einer Dietrich Austermann Diskussion im Parlament. Sie darf also nicht einfach vom Minister verfügt werden. Das halte ich deshalb für wichtig, weil die Neuausrichtung der Struktur der Bundeswehr – die Diskussion hat erst begonnen – in absehbarer Zeit zur Schließung weiterer Standorte beispielsweise in Schleswig-Holstein – in den nächsten Tagen wird bekannt gegeben, um welche genau es sich handelt; auch andere Bundesländer werden betroffen sein – führen wird. Die Schließung von Standorten hängt damit zusammen, dass man der Meinung ist, die Bundeswehr solle einen völlig anderen Charakter haben. Ich habe Bedenken, ob das mit der Verfassung vereinbar ist. Nach meiner Meinung muss der Bundestag auch in dem sich abzeichnenden Fall der Bundeswehrsoldaten, die in AWACS-Aufklärern an einem internationalen Einsatz teilnehmen, beteiligt werden. Hier muss noch einmal unterstrichen werden, dass es ohne diese Zustimmung nicht geht. (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)





(A) )


(B) )


In dieser Debatte über den Bundeswehretat muss man
feststellen, dass die Verteidigungshaushalte, die Rot-
Grün seit der Regierungsübernahme und damit seit der
Übernahme der Verantwortung für die Bundeswehr vor-
gelegt hat, zwar unterschiedlich ausgestaltet waren, aber
eigentlich immer das Gleiche zum Ziel hatten: Es wurde
gekürzt, es wurde gestrichen. Die finanzielle Situation
der Bundeswehr hat sich verschlechtert.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Genau so ist es!)


Die Finanzen der Bundeswehr sind zu knapp.

Diesen Zustand hat man mit unterschiedlichen Begrif-
fen bezeichnet. Man sprach von einem Nothaushalt, von
einem Übergangshaushalt oder einem Brückenhaushalt.
Herr Scharping – er hat die Verantwortung für die Bun-
deswehr jetzt erfreulicherweise nicht mehr; er hat aber
viel Durcheinander angerichtet – war in dieser Angele-
genheit – wie auch in anderen – sehr erfinderisch. Das
hat nicht dazu beigetragen, dass sich die Situation der
Bundeswehr verbessert hat. Eine Reform aus einem
Guss hat es nicht gegeben und es wird sie auch nicht ge-
ben, solange die finanzielle Situation nicht konkret ver-
bessert wird.

Jetzt soll offensichtlich eine drastische Reduzierung er-
folgen, um finanziellen Spielraum für notwendige Maß-
nahmen zu bekommen. Eine drastische Reduzierung be-
deutet für mich, dass es nach der letzten Bundeswehrreform
unter Scharping, die die Schließung von etwa 70 Standorten
mit sich brachte, zu weiteren 40 bis 50 Standortschlie-
ßungen und wahrscheinlich zur Auflösung einer Division
kommen wird. Ich bin sehr gespannt, was der Verteidi-
gungsminister heute dazu sagt. Man kennt das ja: An einem
Tag werden von Regierungsmitgliedern Erklärungen abge-
geben, die kurz danach – ich denke in diesem Fall an den
28. März, dann wird der Generalinspekteur seine konkreten
Pläne vorlegen – möglicherweise nicht mehr gelten.

Sparbeiträge zur Konsolidierung des Bundeshaushal-
tes werden zulasten der Investitionsmöglichkeiten ge-

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(C (D eistet. Die Bundeswehr ist unterfinanziert und das bleibt it dem Etat für dieses Jahr auch so. Vor etwa einem Jahr hieß es aus dem BMF und aus em Verteidigungsministerium noch übereinstimmend: ir haben eine klare Größenordnung für den Verteidi ungsetat gefunden, nämlich 24,4 Milliarden Euro. Es ieß, man sei froh darüber, dass das die nächsten Jahre o beibehalten werden könne. Wenn Sie sich den heutigen Etat anschauen, dann erden Sie feststellen: 250 Millionen Euro sind im aufe der Etatberatungen verloren gegangen. (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: So, so! – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: In D-Mark wäre das eine halbe Milliarde!)


Ja, eine halbe Milliarde. – Ein Grund dafür ist, dass
an Einsparungen, die in einem Chefgespräch verein-

art wurden, zustimmen musste. Bisher war es so – so
enne ich es –, dass man zur Kürzung eines Etats entwe-
er eine reale Kürzung – der Etat wird herabgesetzt –
der eine globale Minderausgabe vornimmt, was bedeu-
et, dass an bestimmten Stellen noch Sparbeiträge er-
racht werden müssen.

Mittlerweile gibt es eine neue Form, wie man Etat-
ürzungen vornehmen kann: Gespräche zwischen einem
inister und dem Finanzminister. In diesen „Chef-

esprächen“ wird zugestanden, dass man im Laufe des
ahres einen bestimmten Betrag einsparen muss. Das hat
en Vorteil, dass ein Etat größer erscheint, als er ist, und
ass die Verbündeten im Ausland, die die genauen Ge-
eimnisse unserer Beratungen nicht kennen, glauben: Die
eutschen sind wacker und bleiben bei ihrer Linie. In
irklichkeit sind im Laufe der Etatberatungen, wie ge-

agt, eben einmal 250 Millionen Euro verloren gegangen.
ass das für den Betrieb der Bundeswehr, für Beschaf-

ungsvorhaben der Bundeswehr sowie für Investitionen
er Bundeswehr Konsequenzen hat, dürfte deutlich sein.

Schon jetzt ist klar, dass außer den bereits bekannten
orhaben in diesem Jahr und in den Jahren bis 2007
raktisch keine neuen Beschaffungen mehr getätigt
erden können.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Der Struck hat Löcher in der Hosentasche! Da fällt das Geld durch!)


as das für die Bundeswehr, die gezwungen ist, zu mo-
ernisieren, bedeutet, ist für jedermann ersichtlich. Ich
iederhole: Es werden bis zum Jahre 2007 praktisch
eine neuen Beschaffungen getätigt werden können. Bis
ahin besteht nämlich kein Finanzspielraum. Selbst
enn Sie die Hälfte der Standorte schließen würden,
ürde Sie das nicht in die Lage versetzen, von der einge-

chlagenen Linie deutlich abzuweichen, es sei denn, man
eabsichtigt tatsächlich, die Bundeswehr als Steinbruch
nzusehen.

Der Auftrag an den Generalinspekteur, nach Einspar-
öglichkeiten zu suchen, ist nur dann zu erfüllen, wenn

ie Bundeswehr nicht behutsam reformiert, sondern wei-
er „durcheinander geschüttelt“ wird. Für Letzteres spre-
hen allerdings gewisse Ankündigungen. In Schleswig-






(A) )



(B) )


Dietrich Austermann
Holstein zum Beispiel wurden falsche Standortentschei-
dungen getroffen: die Auflösung der Marineflieger-
einheit, die Begrenzung der Luftabwehr, die Begrenzung
der Anzahl der Hubschrauber und die Reduzierung der
Anzahl von gepanzerten Fahrzeugen. Wenn man die
Zahl der internationalen Einsätze steigern und die Bun-
deswehr stärker auf internationale Einsätze ausrichten
will, dann muss man vor allen Dingen auf gepanzerte
Fahrzeuge und nicht auf Holzgewehre oder andere Ge-
räte setzen.

Der Wunsch, weniger gepanzerte Fahrzeuge für das
Heer bereitzustellen, steht auch im Widerspruch zur
Bündnisverpflichtung; denn kein Einsatz im Rahmen ei-
ner Krisenreaktion ist ohne diese gepanzerten Fahrzeuge
möglich.

Der Verteidigungsminister weist immer wieder darauf
hin, dass ein gesicherter Etat zur Verfügung steht. Die
scheinbare Anhebung der Investitionssumme ist aller-
dings nur auf die Umbuchung der Mittel für Auslands-
einsätze aus dem allgemeinen Etat in den Verteidi-
gungsetat zurückzuführen. Im Laufe des Jahres dürfte es
schwierig sein, die Mittel für internationale Einsätze auf-
zubringen, weil der Etatansatz in diesem Jahr rückläufig
ist. In diesem Jahr steht die Entscheidung darüber an,
wer in Afghanistan Lead Nation wird. Die Franzosen
weigern sich bisher, einer Übernahme dieser Funktion
durch die NATO insgesamt zuzustimmen. Das bedeutet,
dass unter Umständen auch Deutschland weitere Kosten
zu tragen hat. Von anderen internationalen Einsätzen, die
sich in diesem Jahr ergeben werden, will ich gar nicht re-
den.

Nun hat der frühere Verteidigungsminister, den man
leider immer wieder erwähnen muss, weil er viele Stell-
schrauben im Etat gleichzeitig gedreht und damit viel
Schaden angerichtet hat, aus ideologischen oder aus wel-
chen Gründen auch immer geglaubt, man könne durch
Privatisierungsmaßnahmen eine Fülle von effizienz-
steigernden Maßnahmen einleiten. Es wurde die Gesell-
schaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb,
GEBB, gegründet. Sie sollte das Ganze verbessern und
gewaltige Erträge erwirtschaften. Sie deckt nach zwei-
einhalb Jahren Tätigkeit noch nicht einmal ihre eigenen
Kosten, die inzwischen in der Größenordnung von
60 Millionen DM liegen. Ich habe den Eindruck, dass
sich auch die Genossen inzwischen von dem Hurra-
Patriotismus gegenüber der GEBB verabschieden.

Die Fuhrparkgesellschaft, die die gesamten Fahr-
zeuge der Bundeswehr übernehmen sollte, scheint er-
folgreich zu sein, aber nur deshalb, weil offensichtlich
nicht richtig gerechnet wird. Sie ist im Laufe der nächs-
ten vier Jahre teurer, als es der herkömmliche Betrieb
durch die Bundeswehr selbst wäre.

Interessant ist: Inzwischen kümmert sich die EU um
dieses Vorhaben. Sie prüft zurzeit die Mehrwertsteuerbe-
freiung für die Fuhrparkgesellschaft. Aber nur durch die
Mehrwertsteuerbefreiung der privaten Gesellschaft, die
die Bundeswehr einrichten wollte, gibt es überhaupt nur
den Hauch einer Chance, dass sich diese Maßnahme
rechnen könnte. Dass dann auch noch ein General im
Aufsichtsrat dieser Fuhrparkgesellschaft sitzt, spricht

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(C (D icht gerade dafür, dass man auf effektive Abrechnungsontrolle Wert legt. Das Bekleidungsmanagement ist nur deshalb günstig, eil man in den letzten Jahren so viel angeschafft hat, ass zur Zeit nichts anzuschaffen ist. Das Liegenschaftsmanagement liegt bisher auf Eis. Die Wunderwaffe Herkules dürfte in diesem Jahr icht mehr gezündet werden; das hat inzwischen auch as Ministerium eingesehen. Effizienzgewinne sind wegen der tölpelhaften Art der rivatisierung in den letzten Jahren nicht zu erwarten. rotzdem stürzt sich die GEBB jetzt auf neue Vorhaben: ie Optimierung handelsüblicher Güter, die Neuordnung es Verpflegungswesens usw. Wir können Sie, Herr Miister, nur auffordern, diese Gesellschaft endlich aufzuösen und dem Spuk ein Ende zu machen. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Jawohl! Der größte Unfug aller Zeiten!)


ie schadet der Bundeswehr. Sie verwischt Verantwor-
ung. Das ist der größte Unfug, der im Bereich der Bun-
eswehr angerichtet worden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Der Anteil des Verteidigungsetats am Bundeshaushalt
inkt weiter. Er liegt noch bei 9,8 Prozent. Dass das Ist-
rgebnis im letzten Jahr ein Plus aufgewiesen hat, ist nur
uf die Verstärkung aus dem Antiterrorpaket zurückzu-
ühren. Der Investitionsanteil wächst nur nominal. Wenn
leichwohl Finanzierungsspielräume zugunsten von
euvorhaben aufgezeigt worden sind, dann betrifft das
ur Vorhaben, die anfinanziert werden, aber nicht auf
auer finanziert werden.

Wir sind uns mit dem Ministerium über die Beschaffung
er Großraumtransportflugzeuge einig. Ich glaube, dass
inigkeit im ganzen Hause besteht, nachdem inzwischen
lar ist, dass die Zahl von 73 nicht mehr gilt, sondern die
ahl von 60 gilt. Wir haben allerdings Zweifel, ob die auch
om Vorgänger des jetzigen Ministers geplante Art der
inanzierung in Ordnung ist. Man möchte eine Zahlung bei
ieferung. Zurzeit grübeln Finanzministerium und Vertei-
igungsministerium darüber, wie man das machen kann,
hne dass es im Haushalt beim Bund oder in der Bilanz, des
nternehmens, das uns den Kredit vermitteln soll, er-

cheint. In beiden Fällen wäre das nämlich für die Beteilig-
n schädlich.

Ich sage Ihnen: Kommen Sie auf die Rechtslage, die
aushaltsordnung, zurück! Machen Sie das Ganze nach

inem ordentlichen Modell, zumal die Finanzierung
urch Tabaksteuer und Versicherungsteuer längst gere-
elt sein sollte.

Hinter diesem Thema versteckt sich aber auch noch
twas ganz anderes, nämlich dass durch die zu geringen
eschaffungen und den zu geringen Spielraum für die
odernisierung der Bundeswehr auch unsere deutsche
ehrtechnische Industrie in gewaltige Probleme kommt.
enn man das auffangen will, dann muss man endlich

azu übergehen, auf europäischer Ebene eine Harmoni-
ierung des Exports anzustreben.






(A) )



(B) )


Dietrich Austermann
Es kann nicht sein, dass wir neben der Tatsache, dass
zu wenig Geld für die Modernisierung der Bundeswehr
vorhanden ist, auch noch den Firmen die Möglichkeit
versagen, innerhalb des NATO-Gebietes Geschäfte zu
machen, die auch zur Aufrechterhaltung der Verteidi-
gungsbereitschaft der NATO-Partner notwendig sind.
Mir leuchtet überhaupt nicht ein, dass man sich hier
noch vor Wochen mit Verve dafür eingesetzt hat, die
Türkei in die Europäische Union aufzunehmen, und
gleichzeitig sagt, Waffenlieferungen dürften nicht statt-
finden.

Die Harmonisierung des Exports auf europäischer
Ebene scheint mir notwendig zu sein. Das schließt die
Aufforderung ein – das sage ich auch als norddeutscher
Abgeordneter –, die gewünschte Lieferung von U-Booten
durch HDW an Taiwan zu prüfen. Interessanterweise hat
sich der ehemalige Kollege Opel dafür ausgesprochen.

Meine Damen und Herren, der einzige erfreuliche
Faktor an dem Verteidigungsetat ist, dass die Ausgaben
für Forschung, Entwicklung und Erprobung auf rund
1 Milliarde Euro angestiegen sind. Sie erreichen damit
übrigens gerade einmal das Niveau des Jahres 1984.
Wenn es richtig ist, dass dieser Ausgabenbereich die Zu-
kunftsfähigkeit der Bundeswehr reflektiert, dann liegt
der jetzigen Bundesregierung die Zukunft der Bundes-
wehr offensichtlich nicht sonderlich am Herzen; denn
dieser Bereich hätte deutlich eher und mehr verstärkt
werden müssen.

Wie es ohne zusätzliche Finanzmittel gelingen soll,
erstens den Reformprozess voranzubringen und die Be-
triebsstrukturen zu optimieren, zweitens Fähigkeits-
lücken in Ausrüstungen und Material zu schließen und
drittens den Beitrag der Bundeswehr zur internationalen
Krisenbewältigung in unverändertem Umfang aufrecht-
zuerhalten, bleibt unerfindlich, wenn man sich die
Finanzplanung anschaut.

Zunächst hieß es, der Generalinspekteur habe den
Auftrag, durch Strecken, Schieben und Streichen Luft im
Etat zu gewinnen. Inzwischen scheint dies zu den Akten
gelegt worden zu sein. Kürzungen der Programmvolu-
mina können erst in späteren Jahren Einsparungen brin-
gen. Also bleibt nur der Eingriff in den Betrieb. Dies be-
deutet eine neue Diskussion um Standorte, die sich über
das ganze Bundesgebiet ausdehnen dürfte.

Kein vernünftiger Haushälter wert sich gegen den
Versuch, die Bundeswehr sparsamer zu machen. Eine
Reform der Reform Scharpings ist geradezu geboten.
Aber dies darf nicht mit der Brechstange geschehen.

Lassen Sie mich mit einem Hinweis auf den Bericht
des Wehrbeauftragten schließen, der feststellt, dass
sich die Zahl der Beschwerden im letzten Jahr und auch
in den ersten Monaten dieses Jahres erheblich gesteigert
hat. Das hängt mit der Unterfinanzierung der Bundes-
wehr zusammen. Es hängt damit zusammen, dass immer
mehr Material und Mittel aus dem täglichen Betrieb ab-
gezogen und ins Ausland geschafft werden müssen und
im Inland Lücken entstehen.

Das macht deutlich, dass wir eine Umkehr brauchen.
Deswegen haben wir als CDU/CSU in den Beratungen

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(C (D ine Erhöhung des Etats um 500 Millionen Euro beanragt. Verbal stützt die Bundesregierung diesen Kurs. inister Fischer hat vor kurzem in der Zeitung gesagt, ir bräuchten eine stärkere Kraft der Militarisierung, die uropäer müssten sich stärker engagieren. Wenn das so st, dann kann man dem Antrag, den wir heute stellen nd in der dritten Lesung noch einmal stellen wollen, ämlich den Etat um 500 Millionen Euro – 100 Millioen Euro für die Truppe, 400 Millionen Euro für Bechaffungen – aufzustocken, zustimmen. Wir werden die ustimmung zum Etat, die früher üblich war, von einer ückkehr der Koalition zu einer soliden Verteidigungsolitik abhängig machen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503412000


Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Elke Leonhard,
PD-Fraktion.


Dr. Elke Leonhard-Schmid (SPD):
Rede ID: ID1503412100


Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-
en! Aufgrund der aktuellen Situation zwei Punkte vor-
eg: Wir sind gegenwärtig Augenzeugen zweier außen-
nd sicherheitspolitischer Ansätze; zum einen der „Mili-
arisierung der Außenpolitik“ und zum anderen einer
Renaissance der Diplomatie“, die – wenn auch gegen-
ärtig nicht erfolgreich – an Intensität und Dichte für
uropa und die Vereinten Nationen Geschichte schrei-
en wird.

Der Helsinki-Prozess dauerte 22 Jahre und die Um-
etzung des Korbes III hat die Welt humaner und siche-
er gemacht, trotz anfänglicher Skepsis.

Der ehemalige Bundeskanzler der Bundesrepublik
eutschland Willy Brandt hat am 11. Dezember 1971

nlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises in
slo gesagt: Der Krieg darf kein Mittel der Politik sein.
s geht darum, Kriege abzuschaffen, nicht nur, sie zu be-
renzen!

Lassen Sie mich zu Beginn ein aufrichtiges Danke an
as Bundesministerium der Verteidigung aussprechen,
tellvertretend seien Minister Dr. Struck und die Herren
taatssekretäre Wagner, Eickenboom, Biederbick und
olbow namentlich genannt. Aber auch die Haushalts-

bteilung hat die Bücher offen gelegt. Ebenso gilt mein
ank den Berichterstattern der CDU/CSU-Fraktion. Wir
aben eben gesehen: Die Sorge ist berechtigt; da reden
ir nicht darum herum. Wir streiten über begründete
nsätze. Ich werde auf diesen Punkt zurückkommen.
ein Dank geht auch in Richtung der FDP und natürlich

n meinen Kollegen vom Bündnis 90/Die Grünen.

Mit der gebotenen Sachlichkeit sind wir bemüht, die
nvestitionsquote von 24,6 auf 30 Prozent zu steigern.
ch sage das jetzt, weil viele der Fragen, die Sie auf-
eworfen haben, damit beantwortet werden. Die Diffe-
enzen liegen eher im Grundsätzlichen und lassen sich






(A) )



(B) )


Dr. Elke Leonhard
auf die Termini Friedensumfang, Heimatschutztruppe,
Wehrpflicht und Entsendegesetz reduzieren.

Entschiedene Vorbehalte habe ich – wenn ich „ich“
sage, ist es nicht mit der Fraktion abgestimmt – bezüg-
lich der Vorstellung der Opposition zur verfassungs-
rechtlichen Erweiterung der Aufgaben der Bundeswehr
im Innern. Zur Optimierung der Zusammenarbeit von
Bundeswehr, Polizei, Grenz-, Zivil- und Katastrophen-
schutz sage ich Ja, aber die bestehenden verfassungsmä-
ßigen Grundlagen reichen dafür schon aus.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie müssen nur konsequenter umgesetzt werden. Die Zu-
sammenarbeit der verschiedenen Institutionen muss in
gemeinsamen Übungen erprobt werden.

Dennoch ist eines festzustellen: Wer das Papier der
Union liest, erkennt, dass es durchaus eine tragfähige
Grundlage für eine weiterführende Diskussion ist, weil
es keine substanziellen Widersprüche gegen die neuen
verteidigungspolitischen Richtlinien erwarten lässt. Die
Schaffung einer Nationalgarde, wie von der FDP vorge-
schlagen,


(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Guter Vorschlag!)


ist nicht hilfreich. Eine Schattenarmee würde mehr Pro-
bleme schaffen, Herr Kollege, als sie zu lösen vorgibt.
Dennoch – das muss auch gesagt werden – enthält das
FDP-Papier klar artikulierte sozial-liberale Grundsätze
sowie die Ablehnung eines Automatismus, der die deut-
schen Soldaten an allen denkbaren Missionen teilnehmen
lässt. Gefordert – das ist besonders sympathisch – werden
eine „Kultur der Zurückhaltung“ und ein stärkerer Ein-
satz – ich sagte es schon – von Politik und Diplomatie.

Nun möchte ich zum Haushalt 2003 kommen. Der
Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat am
20. Februar 2003 den Regierungsentwurf des Verteidi-
gungshaushaltes 2003 abschließend beraten. Unter Be-
rücksichtigung der ab 2002 bereitgestellten Zusatzmittel
des Antiterrorprogramms von rund 767 Millionen Euro
hat der Verteidigungshaushalt unverändert ein Volumen
von rund 24,4 Milliarden Euro. Der Anteil des Verteidi-
gungshaushaltes an den Gesamtausgaben des Bundes be-
trägt im kommenden Jahr – es wurde schon gesagt –
9,8 Prozent. Im Ergebnis ist dies eine Verstetigung der
Ausgaben gegenüber dem Haushalt 2002.

Innerhalb des Einzelplanes 14 sind eine angemessene
finanzielle Vorsorge für die Fortführung der laufenden
internationalen Einsätze, der geplante Aufwuchs bei den
Zeit- und Berufssoldaten einschließlich der beschlosse-
nen Attraktivitätsmaßnahmen und der sozialverträgliche
Abbau von Zivilpersonal, der dazu beiträgt, dass die Per-
sonalausgaben mittelfristig bis auf maximal rund 51 Pro-
zent der Verteidigungsausgaben eingefroren werden
können, berücksichtigt.

Über die Mittel für den notwendigen Ausbildungs-
und Übungsbetrieb der Streitkräfte und die Finanzierung
laufender Entwicklungs- und Beschaffungsvorhaben,
insbesondere auch der Großvorhaben, die Sie eben ange-

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(C (D prochen haben – der Minister wird auf die Einzelheiten ingehen –, haben wir oft im Berichterstattergespräch eraten und mittels des Finanzstatuts gesehen, dass sie olide finanziert sind. Zu den einzelnen Ausgabenbereichen lässt sich Folendes festhalten: Die Betriebsausgaben sind rückläufig, eanspruchen aber mit 18,3 Milliarden Euro immer noch ber drei Viertel des Verteidigungsetats. Personalausgaen sind in Höhe von 12,4 Milliarden Euro veranschlagt. ie geltende Obergrenze von 12,5 Milliarden Euro wird otz der inzwischen bekannten Einkommensverbesse ungen voraussichtlich nicht ganz ausgeschöpft werden. ie Ausgaben für Materialerhaltung und die sonstigen etriebsausgaben liegen auf der Höhe der Ausgaben des orjahres. Damit kann der Betrieb der Streitkräfte auch uf materiellem Gebiet sichergestellt werden. Die verteidigungsinvestiven Ausgaben betragen im ommenden Jahr rund 6 Milliarden Euro. Dies entpricht einer Investitionsquote von rund 25 Prozent. Herr ollege Austermann, das Desaster gab es im Jahre 1997, ls wir eine Quote von nur 21,4 Prozent hatten. Ich habe ie Reden – damals waren die Rollen anders verteilt – es Verteidigungsministers Rühe (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das war ein guter!)


wenn Sie einen guten hatten, dann haben wir einen
ehr guten Verteidigungsminister – und seiner Kollegen,
ie ihn unterstützt haben, nachgelesen. Jetzt liegt die
uote bei 25 Prozent. Wir werden sie weiter steigern.


(Beifall bei der SPD)


Zum Personal: Auch im Haushalt 2003 wird das
undesministerium der Verteidigung durch Planstellen-
erbesserung die Attraktivität des Dienstes in den
treitkräften fördern. Im Rahmen des Attraktivitäts-
rogramms sind nahezu 5 000 Planstellenverbesserun-
en für Soldaten, im Wesentlichen für Mannschaften und
nteroffiziere, vorgesehen. Auf dieser Basis werden in
iesem Jahr rund 13 000 Beförderungen möglich, davon
und 10 700 bei den Unteroffizieren und rund 2 100 bei
en Mannschaftsgraden. Mit rund 200 Planstellenhebun-
en kann auch im Bereich der mittleren Besoldungs-
ruppen des Zivilpersonals ein erster Schritt zur Verbes-
erung der Beförderungsmöglichkeiten getan werden.

Lassen Sie mich noch ein Wort zur Konsolidierung
agen. Der Verteidigungshaushalt ist weiterhin in die
on der Bundesregierung fortgesetzte Politik der Haus-
altskonsolidierung eingebunden, um die aktuellen kon-
nkturellen Verwerfungen aufzufangen und die jährli-

hen Zins- und Tilgungsverpflichtungen zu begrenzen.
ur so können die notwendigen Gestaltungsspielräume

ür wichtige Zukunftsinvestitionen auch für den Vertei-
igungshaushalt zurückgewonnen werden.

Zur Konsolidierung des Bundeshaushaltes trägt die
undeswehr durch den Verzicht in Höhe von 94 Millio-
en Euro – ich sage das ganz deutlich – auf Einnahmen
us der Veräußerung von Wehrmaterial sowie auf einen
eil der Verstärkungsmöglichkeiten zugunsten der inter-
ationalen Einsätze bei. Hinzu kommen 151 Millionen






(A) )



(B) )


Dr. Elke Leonhard
Euro, die im Haushaltsvollzug im Einzelplan 14 zu er-
wirtschaften sind. Verstärkungsmöglichkeiten des Ein-
zelplans 14 bestehen noch in Höhe von 192 Millio-
nen Euro aus dem gesamten Bundeshaushalt zur Finan-
zierung der internationalen Einsätze im Zusammenhang
mit der Übernahme der Funktion als Lead Nation in
Afghanistan.

Einige Worte zur Perspektive. Der Minister hat am
5. Dezember 2002 in groben Umrissen die Neuausrich-
tung der Bundeswehr skizziert und am 21. Februar mit
elf Kriterien die Kerngedanken der neuen verteidigungs-
politischen Richtlinien konkretisiert. Er wird voraus-
sichtlich im Mai dieses Jahres die neuen verteidigungs-
politischen Richtlinien erlassen. Erst auf der Grundlage
dieser Richtlinien werden wir, wie er treffend formu-
lierte, nicht nur die Leitplanken, sondern auch die Fahr-
bahnmarkierungen der qualitativen Anpassung an die
neuen außen- und sicherheitspolitischen Notwendigkei-
ten erkennen.

Die Etablierung eines gesellschaftlichen Diskurses
scheint mir – ich sage „mir“, weil dieser Gedanke nicht
mit der Fraktion abgesprochen ist – erforderlich. Aber
wer will, dass die Soldaten für ihren verantwortlichen
Auftrag auch weiterhin die Akzeptanz der Gesellschaft
und damit die nötige Rückendeckung haben, muss einen
Diskurs, der von den parlamentarischen Gremien und
von den Plenardebatten in die Gesellschaft strömt, etab-
lieren.

Wer den Menschen draußen intensiv zuhört, der wird
erfahren, dass sie Ängste haben. Ich glaube, es ist wich-
tig, dass die Menschen hören, sehen und fühlen, dass al-
les dafür getan wird, die Bedrohung zu erkennen und zu
minimieren. Ich bin sicher: Die gegenwärtigen Ängste
der Menschen, die, wie Psychologen und Ökonomen sa-
gen, auch ökonomische Folgen haben, werden in dem
Maße reduziert, wie die Prozesse der Sicherheitspolitik
transparent werden. Insofern steht eine große Aufgabe
vor uns.

Was muss transparent werden?

Erstens. Europa ist nicht zuletzt aufgrund der Verän-
derungen der sicherheitspolitischen Bedingungen nach
1990 zu einem Stabilitätsraum geworden, der ohne exis-
tenzielle Bedrohung ist. Gleichwohl müssen wir gewahr
werden, dass terroristische Bedrohungen und die zuneh-
mende Verbreitung von Massenvernichtungswaffen die
internationale Staatengemeinschaft mit der Gefahr der
Destabilisierung ihrer politischen Ordnungen konfron-
tieren.

Zweitens. Sicherheit in und für Europa ist unteilbar.
Kein einzelner Staat – auch nicht die USA – kann allein
Frieden, Sicherheit und Stabilität für sich oder sein Um-
feld garantieren. Moderne militärische Fähigkeiten blei-
ben daher Teil einer intelligenten, langfristigen und um-
fassenden Vorsorge im Hinblick auf unsere Sicherheit.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts stellen sich komple-
xere und immer weniger berechenbare Herausforderun-
gen. Das Aufgabenspektrum unserer Streitkräfte ist
damit vielfältiger und differenzierter geworden. Wir las-
sen uns dabei von dem Prinzip leiten, dass gemeinsame

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(C (D isiken und Bedrohungen eine gemeinsame Antwort erordern. Kooperation mit Partnern und Verbündeten soie das Zusammenwirken in internationalen Organisatinen sind für eine effektive Sicherheitsvorsorge und für ie Bewältigung von Krisen unerlässlich. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ein weiterer Punkt in diesem Zusammenhang ist der
ntelligente Umgang mit Ressourcen. Er ist ebenso be-
timmend für unsere Reformüberlegungen wie der intel-
igente Umgang mit knappen Ressourcen. Sie werden
ünftig noch stärker als bisher vor allem zur Erfüllung
er originär militärischen Aufgaben eingesetzt und – wo
mmer möglich und zweckmäßig – durch multinationale
ooperationen gebündelt werden. So ist es der Bundes-
ehr beispielsweise gelungen, die Ausgaben für interna-

ionale Einsätze seit 1995 zu verzehnfachen, ohne den
lafond wesentlich zu erhöhen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


leichzeitig ist der Verteidigungshaushalt weiterhin in
ie von der Bundesregierung fortgesetzte Politik der
aushaltskonsolidierung eingebunden.

Wir haben also folgende Situation: Die Bundeswehr
st erstens zu einer Armee im Einsatz geworden. Derzeit
efinden sich rund 10 000 Soldaten in sechs internatio-
alen Einsätzen. Die Erfahrung aus internationalen Ein-
ätzen zweitens, das mit wachsender Dynamik komple-
er werdende sicherheitspolitische Umfeld drittens und
chließlich viertens die Erfahrungen der Bundeswehr bei
er Umsetzung der Reformen machen eine Weiterent-
icklung der Reformen zwingend erforderlich. Dies ist

ine ständige Aufgabe. Sie erfordert enorme Anstren-
ungen bei den Soldaten und den zivilen Mitarbeitern
er Bundeswehr, die seit Jahren erbracht und auch wei-
erhin erforderlich sein werden.

Lassen Sie mich an dieser Stelle unseren Soldaten
ank und Respekt aussprechen. Sie sind gegenwärtig
ie besten Botschafter der Bundesrepublik Deutschland.


(Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Das stimmt!)


ie sichern den Frieden und zivile Prozesse!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie der CDU/CSU und der FDP)


Um an die Rede des Bundeskanzlers vom vergange-
en Freitag anzuschließen: Die Bundeswehr hat die
robleme nicht auf die lange Bank geschoben. Die
undeswehr lässt Lösungen nicht an Einzelinteressen

cheitern. Insofern vollzieht sich in der Bundeswehr seit
ahren beispielhaft, was anderen Bereichen der Gesell-
chaft, die weit mehr im Blickpunkt stehen, noch bevor-
teht.

Der Weg ist klar vorgegeben: Damit die Ausrüstung
er Bundeswehr umfassend modernisiert und den neuen
ähigkeiten angepasst werden kann, müssen Freiräume
ür neue Investitionen geschaffen werden. Die Inves-
itionsausgaben im Verteidigungshaushalt hatten 1997






(A) )



(B) )


Dr. Elke Leonhard
einen Anteil von 21,6 Prozent; das sagte ich soeben. Für
eine umfassende Modernisierung der Ausrüstung ist – das
haben wir hochgerechnet – eine Investitionsquote von
rund 30 Prozent erforderlich. Wir liegen im Übrigen mit
unserer Quote von 25 Prozent durchaus in der oberen
Spitze des mit vergleichbaren Nationen besetzten Feldes,
müssen uns also nicht verstecken.

Die rot-grüne Koalition hat die Investitionsquote auf
24,7 Prozent im Jahre 2002 angehoben und noch im
Zeitraum des 36. Finanzplanes bis 2006 wird dieser Wert
schrittweise auf über 27 Prozent angehoben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Aufgrund des konstanten Plafonds müssen die Be-
triebsausgaben gesenkt werden.

Der Verteidigungsminister beabsichtigt, bereits 2004
die Bundeswehrplanung an die voraussichtlich verfüg-
baren Finanzmittel anzupassen. Damit werden erstmals
in der Geschichte der Bundeswehr die militärischen Pla-
nungen nicht nur an den militärischen Forderungen aus-
gerichtet, sondern zusätzlich mit betriebswirtschaft-
lichen Methoden und Prinzipien in Einklang gebracht.
Das führt zu einer Optimierung der Leistung der Bun-
deswehr bei neuem Plafond.

Was heißt das konkret? Bei der Suche nach der je-
weils optimalen Lösung darf es grundsätzlich keine Ta-
bus geben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Umfang, Struktur und Ausstattung bedürfen ständiger,
eingehender und kritischer Prüfungen sowie gegebenen-
falls neuer Entscheidungen. Dies haben wir bereits in der
Koalitionsvereinbarung deutlich gemacht. So ist bei-
spielsweise die Umfangzahl von 285 000 Soldaten keine
universelle Naturkonstante. Sie muss sich aus den ange-
sprochenen Randbedingungen ableiten. Wer den Konso-
lidierungskurs fortsetzen und den investiven Anteil bis
auf 30 Prozent steigern will, kommt nicht umhin, über
die Umfangzahl von 280 000 Soldaten nachzudenken.
Das ist meine Auffassung.


(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Richtig! Sehr gut!)


Ich habe immer wieder gesagt: Man muss redlich sein
und sorgfältig zwischen dem, was schon Mehrheitsmei-
nung ist, und dem, was man selbst zu verteidigen ge-
denkt, trennen.

Die Ökonomisierung der Reform – ich würde den
Vorgang so bezeichnen – verlangt weitere intelligente
Ansätze. Dieser Prozess ist in vollem Gange. Lassen Sie
mich exemplarisch die Konzeption der Informations-
und Kommunikationstechnologie erwähnen. Der Mi-
nister formulierte ebenso treffend wie bildhaft: Der Sol-
dat der Zukunft wird über einen Laptop nicht nur mit sei-
nen Vorgesetzten oder seinen Stäben, sondern mit allen
Stellen verbunden sein. Er muss mit amerikanischen
oder belgischen Kameraden, die im gleichen Auslands-
einsatz sind, vernetzt sein können.


(Zuruf von der CDU/CSU: Laptop ist vorbei!)



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(C (D Das ist noch lange nicht vorbei. – Hierfür haben wir as Projekt Herkules zur qualitativen Verbesserung der nfrastruktur und Kommunikation etabliert. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Das mit Amerika ist vorbei!)


Ich war 16 Jahre in Amerika und ich sage Ihnen: Es ist
icht vorbei. Wir haben bald wieder eine andere Regie-
ung, dann geht es anders weiter.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Die Revolution ist ausgerufen! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Sehr gut!)


Nicht hier! Damit es keine Missverständnisse gibt:
icht in der Bundesrepublik! Die nächsten Wahlen sind

n den Vereinigten Staaten von Amerika!!


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Die Revolution entlässt ihre Regierung!)


Entgegen den Ratschlägen des Bundesrechnungs-
ofes, dessen Mitarbeitern für ihre Gründlichkeit zu
anken ist, haben wir uns entschieden, grünes Licht für
en nächsten Planungsschritt zu geben, damit nach drei
ahren Stillstand in diesem so wesentlichen Prozess kein
eiteres Jahr durch unprofessionelle Experimentier-

chritte vertan wird. Die Lösung heißt: strategische Part-
erschaft und Kooperation mit der Wirtschaft.

Die Reform der Bundeswehr ist auf Effektivität und
achhaltigkeit angelegt. Sie ist mit der strikten Ökono-
isierung beispielhaft für die notwendigen Anstrengun-

en in anderen Bereichen wie Wirtschaft, Arbeitsmarkt,
esundheit und Rentenpolitik. Die Menschen in der
undeswehr haben es verdient, dass wir ihre Leistungen
nd ihre Reformwilligkeit anerkennen.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Mit dem Bundeshaushalt 2003 wird ein ausgewoge-
er Verteidigungshaushalt verabschiedet. Er leistet ei-
erseits einen enormen Beitrag zur Konsolidierung und
rägt andererseits zur konsequenten Forsetzung der größ-
en Reform der Bundeswehr mit beispielhaften Reform-
chritten ohne zusätzliche Ansprüche an den Bundes-
aushalt bei.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503412200


Nächster Redner ist der Kollege Günther Nolting,
DP-Fraktion.


Günther Friedrich Nolting (FDP):
Rede ID: ID1503412300


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau
ollegin Leonhard, wenn Sie im Zusammenhang mit
en transatlantischen Beziehungen davon sprechen, wir
ätten bald eine neue Regierung und dann werde alles
esser, dann kann ich dem nur zustimmen. Wir werden
ie dabei tatkräftig unterstützen.






(A) )



(B) )


Günther Friedrich Nolting
Meine Damen und Herren, ich danke zu Beginn
meiner Rede allen Soldatinnen und Soldaten sowie allen
zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bundes-
wehr für ihre außerordentlich guten Leistungen, die sie
im letzten Jahr erbracht haben,


(Beifall bei der FDP, der SPD und der CDU/ CSU)


und zwar, Herr Kollege Austermann, sowohl im Ausland
als auch im Inland, zum Teil unter widrigsten Umstän-
den. Wir können auf den Leistungswillen und die Leis-
tungsfähigkeit der Bundeswehrangehörigen stolz sein.

Stolz können wir allerdings nicht auf die Leistungen
der Bundesregierung sein;


(Widerspruch bei der SPD)


denn diese Bundesregierung gibt der Bundeswehr zwar
immer wieder neue Aufgaben und Aufträge, nicht aber
die dazu nötigen Mittel. Frau Kollegin Leonhard, als Sie
heute den Haushalt bejubelt haben, haben Sie vergessen,
aufzuzeigen, dass aus dem jetzigen Haushalt rund
1,2 Milliarden Euro für Auslandseinsätze bezahlt werden
müssen und dass seit 1999 die Personalkosten um rund
1 Milliarde Euro gestiegen sind. Daher kann ich nur fest-
halten, dass es um diesen Haushalt schlecht bestellt ist.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Sehr wahr!)


Die Auswirkungen dieser verfehlten Politik sind im
letzten Bericht des Wehrbeauftragten ungeschminkt
dargestellt worden. Auch dazu haben Sie heute nichts
gesagt. Daher zeige ich auf, wie es um die Bundeswehr
wirklich bestellt ist. Wenn mit der Bundeswehr alles in
Ordnung ist, wie Sie sagten, Frau Kollegin Leonhard,
warum haben wir dann einen Anstieg der Eingaben beim
Wehrbeauftragten um 32 Prozent?


(Beifall bei der FDP)


Seit Bestehen des Amtes des Wehrbeauftragten, also seit
1959, hat es noch nie eine so hohe Zahl von Eingaben
gegeben. Warum gibt es dann ein Fehl von circa 1 200
Offizieren und 20 000 Unteroffizieren? Diese Fragen
möchte ich vom Minister beantwortet bekommen. Wer
kann denn ernsthaft von einer hohen Attraktivität des
Dienstes in der Bundeswehr sprechen, Herr Minister
Struck, wenn im vergangenen Jahr von 12 000 Oberfeld-
webeln, die die Voraussetzungen zur Beförderung zum
Hauptfeldwebel erfüllten, nur 2 500 befördert wurden?
Warum, Herr Minister Struck, würden mehr als die
Hälfte der Berufssoldaten, die vom Personalanpassungs-
gesetz betroffen sind, die Bundeswehr vorzeitig verlas-
sen, wenn sie denn könnten? Wenn mit der Bundeswehr
alles in Ordnung ist, wie seitens der Bundesregierung
immer wieder beteuert wird, warum war dann das Be-
werberaufkommen bei den Offizieren im Jahre 2002 er-
neut rückläufig? Warum halbierte sich dann das Bewer-
beraufkommen bei den Sanitätsoffizieren in den fünf
Jahren rot-grüner Regierung? Warum verweigerten dann
im vergangenen Jahr fast 190 000 Wehrpflichtige, also
rund 45 Prozent eines Jahrgangs, den Wehrdienst? Die-
ser Fragenkatalog ließe sich problemlos erweitern.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Leider!)


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(C (D Die Hauptursache dieser Probleme ist die äußerst ögerliche Nachsteuerung der Reform der Bundeswehr urch Minister Struck, die wieder zu kurz greift und icht den echten und längst überfälligen Strukturwandel ringt. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


er gordische Knoten der Bundeswehr heißt Wehr-
flicht. Wird dieser nicht durchgeschlagen, gibt es keine
uch nur mittelfristige Planungssicherheit für die Solda-
en und ihre Familien.

Meine Damen und Herren, die FDP hat bereits vor
ier Jahren praktikable Vorstellungen zur Reform der
undeswehr vorgelegt. Diese tragen sowohl den sicher-
eitspolitischen Anforderungen als auch den gesell-
chaftspolitischen Notwendigkeiten Rechnung. Lange
eit wurden unsere Reformvorschläge entweder igno-

iert oder als nicht realisierbar abgetan. Doch die
eizsäcker-Kommission und andere Institutionen mit

achverstand griffen die Vorstellungen der FDP auf und
chlossen sich diesen an.

Vier Jahre sind nun vergangen, ohne dass sich für die
undeswehr etwas zum Positiven verändert hat. Aber ei-
ige Sicherheitspolitiker aus der Union und auch der
PD sind allmählich aufgewacht und nähern sich we-
igstens mit einigen wenigen ihrer zu Papier gebrachten
edanken den FDP-Vorschlägen an.


(Beifall bei der FDP – Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: Da können wir nicht klatschen!)


ie Pläne des Verteidigungsministers jedoch hinken so-
ar den vorsichtigen Veränderungswünschen seiner eige-
en Fraktionskolleginnen und -kollegen hinterher. Seine
eformvorstellungen sind mutlos und werden darüber
inaus nur halbherzig weiterverfolgt.


(Beifall bei der FDP)


Herr Minister Struck, Sie sprechen von einer soliden
inanziellen Grundlage für den weiteren Weg der Re-
ormen. Sie behaupten, die Planung bis zum Jahr 2006
ei eine Weichenstellung, um den angeblich erfolgrei-
hen Weg zu Ende gehen zu können. Herr Struck, ver-
essen Sie dabei eigentlich, dass die von Ihnen gelobte
leich bleibende Finanzausstattung in Höhe von
4,4 Milliarden Euro realwirtschaftlich eine Absenkung
hres Haushaltes pro Jahr bedeutet? Ihre Haushaltslöcher
erden von Jahr zu Jahr größer und mit ihnen die Unzu-

riedenheit der Bundeswehrangehörigen.


(Beifall bei der FDP)


ngesichts der steigenden Verantwortung und der Aus-
eitung von Aufträgen ist das aus unserer Sicht unver-

ntwortbar.

Herr Minister Struck, völlig unverständlich ist für
ich in diesem Zusammenhang – ich will nur ein Bei-

piel nennen – Ihre Entscheidung zum Transportflug-
eug A400M. Mir ist schleierhaft, wie Sie bei Strei-
hung der Evakuierungsoption auf eine Bestellung von
0 Transportflugzeugen kommen. Der reinen Logik der






(A) )



(B) )


Günther Friedrich Nolting
Mathematik folgend, ergibt sich für diesen Fall ein be-
deutend geringerer Bedarf.


(Beifall bei der FDP)


Ich empfehle Ihnen eine erneute Überprüfung dieses
Sachverhaltes. Immerhin sind bei Berichtigung dieses
Rechenfehlers weit mehr als 1 Milliarde Euro einzuspa-
ren.


(Jürgen Koppelin [FDP]: So ist es!)


Sie sehen, es gibt viele Möglichkeiten, Gelder einzuspa-
ren bzw. umzuschichten. Leider werden diese nicht ge-
nutzt.

Jedoch gibt es Bereiche, in denen nicht gespart wer-
den darf. Dazu gehört die Anhebung des Ostsoldes auf
das Westniveau.


(Beifall bei der FDP)


Die Soldaten, die uns seit Jahren die deutsche Einheit
vorleben, werden immer wieder vertröstet. Dieser Zu-
stand ist unhaltbar. Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wären Sie bereit, sich alle zwei Jahre – häufig viel öf-
ter – für ein halbes Jahr oder, wie es bei der Marine der
Fall ist, für 180 Tage im Jahr zwecks Auslandseinsat-
zes von Ihrer Familie zu trennen? Wären Sie bereit,
100 Prozent Leistung im Auslandseinsatz unter harten
Bedingungen zu erbringen, aber zu Hause mit 90 Pro-
zent Gehalt abgespeist zu werden, nur weil Sie aus den
neuen Bundesländern kommen? Das ist keine Armee
der Einheit!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die FDP hat ihre Vorstellungen zur Reform der
Bundeswehr wiederholt dargelegt. Unsere Forderungen
lassen sich kurz und klar zusammenfassen: Wir wollen
nicht mehr Soldaten in der Gesamtheit, sondern eine
höhere Zahl einsatzbereiter Soldaten. Wir fordern nicht
mehr, sondern modernere Waffensysteme. Wir brauchen
nicht mehr, sondern leistungsfähigere Großverbände.
Wir brauchen keine gleichartigen, flächendeckenden
Strukturen, sondern Einrichtungen und Standorte, die
auf die militärischen Anforderungen und örtlichen Gege-
benheiten ausgerichtet sind. Wir brauchen keine riesigen
Depots und Lager, in denen Material aus Zeiten des Kal-
ten Krieges verrottet, sondern Lagerkapazitäten, die den
Bedarf decken.

Herr Kollege Austermann, Sie haben hier das Ent-
sendegesetz angesprochen. Ich würde lieber von einem
Beteiligungsgesetz sprechen, denn wir wollen für die
bewaffneten Einsätze deutscher Streitkräfte Rechts-
sicherheit schaffen. Ein entsprechender Antrag der FDP
liegt vor. An dieser Stelle will ich gleich hinzufügen:
Wir wollen die Entscheidung über Auslandseinsätze
nicht auf die Bundesregierung übertragen. Wir haben
eine Parlamentsarmee. Das Parlament muss in Gänze
in der Verantwortung bleiben. Ich hoffe, dass auch die
Union an diesem Grundsatz weiterhin festhält.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Herr Minister Struck, der Bundeskanzler hat erklärt, ass es keine Neubefassung des Parlaments mit dem andat für unsere Soldaten, die in Kuwait stationiert ind, und die Soldaten in den AWACS-Flugzeugen geen soll. Am letzten Mittwoch haben Sie erklärt, dass ie das Parlament selbstverständlich beteiligen weren, wenn es zu einem Krieg kommen sollte. Ich forere Sie auf, heute zu erklären, was nun gilt: Ihre Ausage vom letzten Mittwoch im Verteidigungsausschuss der die Aussage des Bundeskanzlers von heute Moren? In dieser schwierigen Situation brauchen wir echtliche und politische Klarheit für unsere Soldatinen und Soldaten. Vielen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Winfried Nachtwei, ündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! estatten Sie mir zunächst eine Vorbemerkung. Wir haen gerade den Antrag der Bundesregierung zur Veränerung des Mazedonienmandats an die Ausschüsse berwiesen. Gerade in den Stunden vor dem wahrcheinlichen Krieg im Irak ist es meiner Meinung nach ichtig, darauf hinzuweisen, dass es dieses Mazedonienandat gibt. Denn der Einsatz in Mazedonien ist hervor agend dafür geeignet, zu zeigen, dass man in dieser ituation auch anders handeln kann. Er steht nämlich für ine Politik, die vorbeugend handeln und möglichst ohne ewaltanwendung gewaltträchtige Konflikte entschär en will und dabei erfolgreich ist. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503412400
Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503412500

Darüber hinaus zeigt dieser – wenn auch zurzeit noch
ehr kleine – Einsatz die Bereitschaft und die Fähigkeit
er Europäischen Union, durch die Erledigung ihrer
icherheitspolitischen Hausaufgaben so etwas endlich al-
eine zu bewältigen. Dies ist, wie ich finde, ein wichtiger
inweis.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Anfang Dezember 2000 haben wir hier den Einzel-
lan 14 in erster Lesung beraten. Kurz danach gab der
inister die ersten Schritte zur Weiterentwicklung der
undeswehrreform bekannt. Das waren die Überprü-

ung der Beschaffungsvorhaben und die Neujustierung
ei den Aufgaben der Bundeswehr. Dabei wurde die Pri-
rität auf die Krisenbewältigung im Dienste der gemein-
amen Sicherheit gesetzt. Inzwischen ist bereits der
ritte Schritt erfolgt, nämlich die Reduzierung von Aus-
üstung, um Betriebskosten zu sparen, damit dringend
otwendige Investitionsmittel frei werden.

Folgen wird in den nächsten Monaten die Überprü-
ung von Umfang, Struktur und Wehrform. Wir begrü-
en ausdrücklich die Zusage des Ministers, dass die






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
Überprüfung der Wehrform nicht erst, wie in der Koali-
tionsvereinbarung festgelegt, am Ende der Legislatur-
periode, sondern schon Ende dieses Jahres oder Anfang
nächsten Jahres erfolgen soll. Denn das entspricht der
Konsequenz, bei den ersten Schritten der Weiterentwick-
lung der Bundeswehrreform.

Vor vier Wochen hat die CDU/CSU ihren Alternativ-
vorschlag zur Bundeswehrreform vorgelegt. Damals
ging es in der öffentlichen Diskussion vor allem um die
so genannte Heimatverteidigung – mir ist bis heute nicht
klar, was das soll –


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist wahr!)


und um die faktische Relativierung des Parlamentsvor-
behalts. In der kurzen öffentlichen Diskussion um Ihre
Alternativvorschläge wurde dagegen kaum wahrgenom-
men, dass in ihnen programmatisch die Grundlinie vor-
gezeichnet wird, die die Unionsführung in diesen
Wochen hinsichtlich des Irakkonfliktes vertritt. Ich will
das an drei Punkten deutlich machen:

Erstens. Wirklich notorisch haben Sie von der
Unionsführung – das betone ich ausdrücklich; denn etli-
che Kolleginnen und Kollegen in der Union denken
anders – in den letzten Wochen die Arbeit der Rüstungs-
inspekteure im Irak kleingeredet und haben, um Worte
von gestern aufzugreifen, den einseitigen Abbruch ihrer
erfolgreichen Arbeit ausdrücklich unterstützt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dieses Verhalten steht im Einklang mit Ihrem Papier
zur Bundeswehr. In ihm ist im Grunde genommen nicht
mehr die Rede – man findet höchstens ein oder zwei
Sätze dazu – von anderen Mitteln wie Rüstungskon-
trolle, Abrüstung und Nichtverbreitung. Kollege Raidel,
Sie wissen selbst, welche wirksamen Maßnahmen und
welche Erfolge es in diesem Bereich gegeben hat. Das ist
also wirklich eine bewährte Politik. Aber das scheint
programmatisch für Sie keine Rolle mehr zu spielen.
Programmatische und reale Politik stehen in diesem Be-
reich bei Ihnen in einer Linie.

Zweitens. In Ihrem Papier wird, wenn auch in ver-
schlüsselten Formulierungen, deutlich, dass Sie die Tür
nicht nur für präventive militärische Einsätze öffnen
wollen, sondern auch für präventive kriegerische Mili-
täreinsätze. Wenn Sie jetzt das Kriegsultimatum des
amerikanischen Präsidenten mit all seinen Konsequen-
zen durch Ihre Vorsitzende mittragen, dann unterstützen
Sie im Klartext genau einen solchen Präventivkrieg.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das habe ich nicht verstanden!)


Und schließlich drittens. Es fällt schon auf, was Sie
inzwischen alles schweigend hinnehmen. Gleichzeitig
höre ich das Getöse Ihrer Kritik an der Politik der Bun-
desregierung. Sie nehmen die Ultimaten der USA gegen-
über den Vereinten Nationen schweigend hin. Das hat es

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(C (D n der Geschichte der Vereinten Nationen und des Völerbundes noch nie gegeben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hans Raidel [CDU/CSU]: Das müssen Sie einmal nachlesen!)


Sie schweigen zu den offenkundigen Pressionsversu-
hen eines ganz wichtigen Mitglieds des Sicherheitsrates
egenüber vielen anderen, sehr viel kleineren und poten-
iell erpressbaren Mitgliedern des Sicherheitsrates und
em deutlichen Übergehen der Mehrheitsmeinung im
icherheitsrat.

Dieser Krieg – wenn es zu ihm kommt – wird offen-
undig jenseits der Charta der Vereinten Nationen
tattfinden. Vor dem Hintergrund Ihres so genannten al-
ernativen Bundeswehrpapiers ist das offensichtlich kein
ufall; denn dort – lesen Sie noch einmal nach –


(Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Ich lese es vor!)


pielen die Vereinten Nationen und die VN-Charta prak-
sch keine Rolle. Dabei bilden die Vereinten Nationen
nd die VN-Charta den entscheidenden einhegenden
ahmen für den Einsatz von Militär.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503412600


Herr Kollege Nachtwei, denken Sie bitte an Ihre Zeit.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Hatten Sie in Ihrem Kaffee heute Nachmittag Tropfen? – Hans Raidel [CDU/CSU]: Es wird Zeit!)



Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503412700


Wir verrechnen unsere Redezeiten innerhalb der
raktion.

Über Jahrzehnte hinweg hat gerade die CDU/CSU
en Charakter des transatlantischen Bündnisses als
ertegemeinschaft und Partnerschaft demokratischer
echtsstaaten betont. Zurzeit verlässt die Regierung der
ereinigten Staaten dieses Wertefundament und – das
age ich in dieser Deutlichkeit – verrät die große Tradi-
on ihrer Vorgängerregierungen, ohne die die Vereinten
ationen und der Völkerbund wohl gar nicht entstanden
ären.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503412800


Herr Kollege Nachtwei, gestatten Sie eine Zwischen-
rage der Kollegin Lenke?


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503412900


Nein, jetzt nicht. Ich bin bei meinen Schlusssätzen, da
asst das nicht. Sie können meinetwegen eine Kurzinter-
ention abgeben.


(Hans Raidel [CDU/CSU]: Er liegt in den letzten Zügen! – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Winfried Nachtwei Ich finde es unkollegial, dass Sie Ihrem Kollegen die Zeit wegnehmen!)





(A) )


(B) )


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, Sie
schweigen nicht nur dazu, Sie unterstützen das jetzt
auch. Wenn Sie an der Regierung wären,


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Würden wir es besser machen!)


würden nun auch Bundeswehrsoldaten in den Irakkrieg
geschickt.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ein Quatsch!)


Wir kennen uns lange genug. Deshalb weiß ich, dass
Sie keine Kriegstreiber sind und lieber Frieden wollen.
Warum aber lassen Sie sich derart in den Krieg treiben?
Warum brechen Sie in diesen Tagen mit der Politik der
militärischen Zurückhaltung, die hier bisher Konsens
war? Offenbar sind Ihnen die Werte einer Sicherheits-
politik, die Friedenspolitik sein soll, abhanden gekom-
men.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Am Tag der Haushaltsberatung zum Verteidigungsetat
ist das ein äußerst beunruhigendes und für mich auch äu-
ßerst bestürzendes Zeichen.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503413000


Ich gebe der Kollegin Lenke das Wort zu einer Kurz-
intervention.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1503413100


Herr Nachtwei, wir haben heute den Verteidigungs-
haushalt zu beraten. Ich habe in Ihrer Rede nichts von
Reformen der Bundeswehr und von Haushaltsansätzen
gehört. Das bedauere ich außerordentlich, weil anläss-
lich dieser Haushaltsberatung gerade die Grünen eine
Aussage in Bezug auf die Wehrpflicht und die Wehr-
gerechtigkeit hätten machen müssen.

Ich wundere mich schon sehr, dass die grüne Fraktion
die in dieser Republik bestehende Wehr- und Zivildien-
stungerechtigkeit zulässt. Von Ihnen gab es kein Wort
zur Bundeswehrreform und zur Umgestaltung der Bun-
deswehr hinsichtlich der Wehrpflicht. Das bedauere ich.
Daher möchte ich Sie fragen, ob Sie als Grüner noch
dazu eine Aussage machen wollen.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503413200


Herr Kollege Nachtwei, bitte.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503413300


Frau Kollegin, Sie haben offenkundig nicht ganz zu-
gehört. Ich habe mich nämlich im ersten Teil meiner

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(C (D ede sehr wohl auf die laufende Bundeswehrreform ezogen. (Günther Friedrich Nolting [FDP]: Aber nichts Konkretes!)


ch habe betont, dass die bisher eingeleiteten Schritte
ie Überprüfung der Beschaffungsplanung, Neujustie-

ung der Aufgaben und schließlich eine Abspeckung bei
er Ausrüstung, erste konsequente Maßnahmen im Rah-
en der Bundeswehrreform sind. Ich habe auch die

ächsten Schritte genannt.

In diesem Zusammenhang habe ich mich allgemein
ur Wehrform geäußert. Ich habe hier oft genug unsere
altung zu unserer Meinung nach legitimen und not-
endigen Wehrform deutlich gemacht. Nach Auffassung
er Grünen ist die Zeit der Wehrpflicht abgelaufen. Wir
alten eine Freiwilligenarmee im Sinne einer modernen
nd effektiven Bundeswehr für die angemessene Form.


(Ina Lenke [FDP]: Wann?)


ies brauche ich aber nicht bei jeder Rede notorisch zu
iederholen. Das möchte ich dann sagen, wann ich es

ür richtig halte.


(Ina Lenke [FDP]: Bei Ihnen passiert doch nichts!)


Am heutigen Tag, der unter dem Vorzeichen des Krie-
es steht, nur wieder über das Wie der Bundeswehr-
eform zu reden – das ist oft das Kennzeichen dieser De-
atte –, aber die ganz entscheidende Frage des Wofür
ußer Acht zu lassen, halte ich gerade zum jetzigen Zeit-
unkt für unpassend. Die Tatsache, dass sich bei der
DU/CSU ein Paradigmenwechsel zeigt, muss klar an-
esprochen werden. Das wurde in dieser Deutlichkeit
eider bisher noch nicht zum Ausdruck gebracht.

Ich bedanke mich für Ihr Angebot, mich zu diesem
hema ergänzend zu äußern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Ina Lenke [FDP]: Das hat mich jetzt auch nicht erhellt!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503413400


Nächster Redner ist der Kollege Christian Schmidt,
DU/CSU-Fraktion.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1503413500


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen
nd Kollegen! Lieber Winfried Nachtwei, irgendetwas
st heute mit Ihnen durchgegangen. Zur Bundeswehr-
eform möchte ich Folgendes sagen: Die Frage nach
em Wie ist der eine Punkt. Die Frage nach dem Wozu
st der andere Punkt. Auch wir stellen uns diese Fragen
erade im Hinblick auf die Reihenfolge, in der die Re-
orm der scharpingschen Reform – das darf man inzwi-
chen auch in Koalitionskreisen ungestraft sagen – vor-
enommen wird.

Wenn diese Reform dazu führt, dass die vorher fest-
ulegenden Aufgaben und dazu notwendigen Fähigkei-
n der Bundeswehr besser entwickelt werden können,






(A) )



(B) )


Christian Schmidt (Fürth)

dann ist sie in Ordnung. Wenn sie nach den Vorgaben
des Bundesministers der Finanzen gestaltet wird, dann
ist sie sehr fragwürdig. Das muss man gerade bei den
Haushaltsberatungen sagen.

Kollege Austermann hat in seinen Ausführungen ei-
nen wichtigen Punkt angesprochen. Es ist nicht so, dass
der Verteidigungsetat von der Opposition automatisch
abgelehnt wird. Das ist nie so gewesen. Er muss aber
dann abgelehnt werden, wenn er nicht den Herausforde-
rungen entspricht, die ich gerade definiert habe.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Manchmal muss man dem Verteidigungsminister in
diesen Kampflinien – um in dieser Sprache zu bleiben –
sogar helfen, um seinen Etat zu verteidigen, wenn es
Aussicht auf Erfolg gibt.

Kommen wir doch noch einmal auf die aktuelle Frage
zurück. Herr Müntefering hat sich heute Vormittag in
seiner Entgegnung auf Frau Kollegin Merkel in eine Be-
hauptung verstiegen, die ich schlechterdings nicht nach-
vollziehen kann. Er hat die Gelegenheit nicht ungenutzt
gelassen, die große Sozialdemokratische Partei als die
Partei des Friedens darzustellen und zu suggerieren, alle
anderen Parteien seien dies nicht. Dabei ist ihm eine
kleine Unaufmerksamkeit passiert, indem er gesagt hat,
die SPD habe noch nie für einen Krieg gestimmt.


(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Ja!)


Ich möchte nicht bis zum Ersten Weltkrieg und auf
die Fragen, die damals in diesem Haus bzw. im kaiserli-
chen Reichstag beschlossen worden sind, zurückblicken.
Ich frage Sie nur: Was war denn dann der Kosovo-
Krieg?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Günther Friedrich Nolting [FDP]: Ohne Mandat!)


Erfolgte er auf der Basis einer Resolution des Sicher-
heitsrats der Vereinten Nationen oder nicht? Ich möchte
nur, dass wir – bei allem Pathos – die Kirche im Dorf
lassen. Bei jedem – ich schließe mich selbst sein – ist der
Magen im Moment keine besonders ruhige Gegend.
Man empfindet es als unangenehm und es schmerzt ei-
nen, dass wir in eine Situation gekommen sind, in der die
Diplomatie versagt hat und der Ausdruck Ultima Ratio
eine Rolle spielt.

Frau Kollegin Leonhard, an dieser Stelle möchte ich
Ihre Worte von der „Renaissance der Diplomatie“ auf-
greifen. Ich glaube, es lohnt sich schon, den Blick auf
uns Europäer zu richten, um zu klären, wo die Diploma-
tie versagt hat und wo sie bis heute unehrlich gewesen
ist. Joschka Fischer ist unehrlich, wenn er sagt – –


(Gernot Erler [SPD]: Jetzt geht es aber los! – Marianne Tritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Blödsinn!)


– Hört doch einmal zu!


(Gernot Erler – Gut, Herr Erler, wenn Sie nicht zuhören wollen, ist das Ihr Problem. Aber wenn sich Herr Nachtwei voller Pa t d u s g n I e s n r Ü t m i m la n u d b J i Ü d h t d K M W g v l d s H t (C (D hos hier hinstellt und sagt, dass er an diesem Tag und in ieser Stunde nicht über die Wehrpflicht sprechen könne nd über ein anderes Thema sprechen müsse, dann müsen Sie sich das, was ich sage, anhören. Die Lebenserfahrung zeigt uns, dass man Forderunen nur dann durchsetzen kann, wenn sie mit Sanktioen unterlegt sind. ch werfe Herrn Fischer vor, dass er unehrlich ist, wenn r so tut, als ginge es nur um die Bereitstellung von Inpektoren und die Möglichkeit, nach Waffen zu suchen, icht aber um das politische und militärische Drohszenaio. (Zuruf von der SPD: Jetzt kritisieren Sie auch noch die Waffeninspektoren! Wissen Sie das eigentlich?)


(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Ja!)


ber all die anderen Fragen möchte ich gar nicht disku-
ieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn man kurz vor Toresschluss sagt, dass man doch
itmacht und Blauhelme in den Irak schickt – wer auch

mmer das gesagt hat, es war nicht der Verteidigungs-
inister; er wusste, warum –, der muss sich vorhalten
ssen, dass er diese Fragen unseriös, unpräzise und
icht tiefgehend behandelt hat


(Hans Raidel [CDU/CSU]: Und keine Ahnung hat!)


nd dass er keine Ahnung von den Konsequenzen hatte,
ie zu verhindern gewesen wären.

Auch Herrn Volmer mag manches im Halse stecken
leiben, wenn er daran denkt, was vor zwei oder drei
ahren im diplomatischen Bereich nicht getan worden
st. Wir waren schon einmal in einer solchen Situation.
brigens haben wir alle uns bei der Kosovo-Entschei-
ung fragen müssen, ob wir nicht nach Dayton versagt
aben. Über solche Fragen muss man über die Par-
eigrenzen hinweg diskutieren.

Lieber Kollege Erler, ich bin allerdings nicht wie an-
ere bereit, hier Zusammenhänge zu konstruieren. Ein
ollege meinte heute Nachmittag, kurz nachdem Herr
üntefering gesprochen hat, er müsse noch einmal das
ort, mit dem wir belegt worden waren, aufgreifen. Da-

egen verwahre ich mich energisch. Wir streiten über
ieles. Aber wenn es um meine Friedensgesinnung geht,
asse ich mir von niemandem etwas vorschreiben. Auch
er großen sozialdemokratischen Bewegung muss klar
ein, dass sie das zu respektieren hat.


(Beifall bei der CDU/CSU – Marianne Tritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätten Sie mal zeigen sollen!)


Jetzt komme ich noch auf Ihre Vorlesung zu sprechen,
err Kollege Nachtwei. Ich werde Ihnen sofort per In-

ernet und E-Mail unser Papier zur Verfügung stellen.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Davon wird es auch nicht besser!)







(A) )



(B) )


Christian Schmidt (Fürth)

Darin steht – ich zitiere sozusagen uns selbst –:

Prinzipiell wird angesichts denkbarer Szenarien
und einer praktisch nicht gegebenen Vorwarnphase
eine allein reaktive Handlungsweise nicht ausrei-
chen. Politische Maßnahmen genießen prinzipiell
Vorrang. Als Instrumentarium zur Risikominderung
muss das gesamte völkerrechtliche Handlungsspek-
trum von diplomatischen Maßnahmen, Kontrolle
und Verifikation bis hin zur militärischen Option als
„ultima ratio“ politisch verfügbar sein. Entschei-
dungen von großer Tragweite müssen in den Foren
der Weltgemeinschaft unter der Prämisse der Erhal-
tung des Weltfriedens getroffen und dann gemein-
schaftlich umgesetzt werden.

Das ist der Punkt, der uns jetzt eine unangenehme
Situation kommentieren lässt. Alle, die wir hier sitzen,
können leider nur kommentieren. Wir sind nicht Han-
delnde, wir sind nicht aktiv.

Jetzt komme ich zur Bundeswehr. Kein Mensch in der
CDU/CSU hat die Forderung erhoben, die Bundeswehr
solle quasi die letzte verfügbare Heeresdivision, die sie
noch hat, in den Irak entsenden. Nein, wir haben nur von
den Anforderungen gesprochen, die heute zum großen
Teil vom Bundeskanzler akzeptiert sind, zum Beispiel die
Überflugrechte, aber auch die Unterstützung des türki-
schen Bündnispartners, die Frage der Zahl der Patriot-Ra-
keten und derer, die sie bedienen, die AWACS-Flugzeuge
und die ABC-Abwehrkräfte in Kuwait. Mehr ist übrigens
nie gefordert worden. In diesen Punkten sollten wir uns ei-
nigen, damit kein Popanz entsteht, der von den wahren
Fragen ablenkt. Die wahre Frage besteht darin, wie das
Bündnis NATO, die Europäische Union und wir unter
Wahrung unserer Interessen sicherheitspolitisch überle-
ben, wenn dieser Konflikt, was immer wahrscheinlicher
wird, nicht mehr friedlich zu lösen ist und Saddam
Hussein militärisch entwaffnet worden ist.

Damit bin ich bei der Reform der Bundeswehr. Die
Reform, die momentan angedacht wird, muss durchge-
führt werden. Sie muss uns befähigen, unsere Interessen
im Bündnis zu vertreten. Das ist nichts Neues. Es ist eine
alte Formulierung, die aber umso mehr Bedeutung hat,
als wir merken, dass wir in Europa in den letzten Jahren
noch nicht einmal in der Lage waren, die Konflikte in
der Region mit europäischen Mitteln zu lösen, die man
als geographischen Hinterhof bezeichnen könnte.

Das Kosovo ist nicht größer als zwei Landkreise und
es hat einer amerikanischen Intervention bedurft. Gott
sei Dank herrscht dort – Sie haben Mazedonien ange-
sprochen – einigermaßen Stabilität, ich will nicht von
Frieden sprechen. Wir hoffen, dass wir nicht auf die
Probe gestellt werden und mehr als die 70 Soldaten, die
lobenswerterweise in Mazedonien im Einsatz sind, in
eine Situation schicken müssen, die wir möglicherweise
wieder nicht ohne die Amerikaner beherrschen können.

Deswegen sei klug und überlege, wie man ein Bünd-
nis halten kann, das nach wie vor die gemeinsame Wer-
teorientierung zur Basis hat. Das ist das transatlantische
Bündnis. Dazu gehört, dass wir die Aufforderung, die
wir alle in Prag unterzeichnet haben, umsetzen.

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(C (D Herr Kollege Austermann war heute freundlich. Er at über den A400M gesprochen und nicht die knifflige rage gestellt – aber ich gebe dem Minister jetzt die Ge egenheit, darauf zu antworten –, wie es mit der Zwichenlösung aussieht. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Er hört nicht einmal zu!)


Auch die muss finanziert werden. Ich habe den Ein-
ruck, dass die Bündnispartner von uns erwarten, dass
ir Lösungen anbieten und diese auch schnellstmöglich
msetzen.

Das Gleiche gilt übrigens für die politisch äußerst
chwierige Frage der NATO-Response-Force, diese
inheit, die 21 000 Soldaten umfassen, gemeinsam üben
nd nach kurzer Vorwarnzeit einsatzfähig sein soll.

Herr Kollege Nachtwei, Sie werden nicht daran vor-
eikommen, darüber reden zu müssen. Ich will nicht den
arlamentsvorbehalt aufheben. Im Gegenteil: Wenn man
n neu strickt, käme man vielleicht zu einem Initiativ-

echt des Parlaments. Dann würden Sie allerdings gegen-
ärtig mit einem Antrag konfrontiert, der AWACS be-
ifft, über den Sie dann abstimmen könnten. Das können
ir gegenwärtig nicht. Die Gründe dafür ergeben sich

us der Verfassungslage.

Aber zurück zu der Frage des Parlamentsvorbehalts:
ie wollen Sie die NATO-Response-Force, die nicht nur
nerhalb kürzester Zeit einsatzbereit sein soll, sondern
raft ihrer Funktion und Existenz auch ein Instrumenta-

ium der nicht militärischen Sicherheitspolitik ist, als
laubwürdige Komponente darstellen, wenn davon aus-
ugehen ist, dass sie in vielen Fällen sozusagen nur hin-
end eingesetzt werden kann? Ich bin dafür, dass wir uns

Parlament grundsätzlich die politische Entscheidung
arüber vorbehalten sollten. Aber wir sollten mit der
lexibilität nicht so weit gehen, dass Instrumente wie die
ATO-Response-Force – sofern es zu ihrer Gründung
ommt; aber sie wird notwendig sein, um die NATO zu
rhalten – politisch und militärisch belastet werden.
ber diese Themen werden wir reden müssen.

Der Kollege Nolting hat das Entsendegesetz ange-
prochen. Zu dem Gesetz liegt ein Antrag der FDP vor.
ch habe nichts dagegen, wenn wir auch weiterhin wie
isher verfahren; wir haben das Thema nämlich sehr
achlich und nüchtern diskutiert. Wir sollten in dieser
rage, die das Parlament als Ganzes betrifft, durchaus
ersuchen, gemeinsame Wege zu gehen. Wir haben aus
arlsruhe bereits eine Grundlage erhalten. Über die Aus-
estaltung können wir noch reden. Ob wir uns in allen
ragen einig werden, wird sich dann zeigen.

Ich bin aber – das sage ich an die Bundesregierung
ewandt – durchaus bereit, solche Fragen in einer kon-
truktiven und diskursiven Weise zu erörtern. Es geht
ämlich darum, den Soldaten ein möglichst hohes Maß
n Rechts- und Einsatzsicherheit zu bieten. Das haben
ie Soldaten verdient.

Was die Änderung der Verfassung bei einer Ausdeh-
ung im Zuge der Neuabgrenzung von Aufgabenberei-
hen angeht, bitte ich Sie: Machen Sie das Thema nicht






(A) )



(B) )


Christian Schmidt (Fürth)

zum ideologischen Popanz! Versuchen Sie, nüchtern zu
überlegen, welche Verpflichtungen wir unserer Bundes-
wehr auferlegen müssen! Denn letztlich handelt es sich
um eine Frage der äußeren Sicherheit. Insofern geht es
darum, zu prüfen, wo einerseits Fähigkeiten der Bundes-
wehr nutzbar gemacht werden müssen und wo anderer-
seits die Grenze zur rein polizeilichen Aufgabe verläuft.

Meiner Meinung nach kann es nicht darum gehen,
Planstellen von der Polizei auf die Bundeswehr zu über-
tragen. Zwar könnte die Bundeswehr mehr Planstellen gut
gebrauchen, aber die Polizei hat eine andere Aufgaben-
stellung als die Bundeswehr. Das wird auch so bleiben.

Aber es gibt andere Fragestellungen, die vor 20, 30 oder
40 Jahren außerhalb unserer Vorstellungskraft lagen, die
aber heute auf uns zukommen können,


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So ist es!)


zum Beispiel eine Bedrohung durch ABC-Waffen, an-
dere Bedrohungslagen, so genannte Renegade-Situatio-
nen oder Luftangriffe und die bestimmter Regelungen
bedürfen. Für mich ist die Verfassungsänderung kein
Selbstzweck. Es geht vielmehr darum, nüchtern zu klä-
ren, wie wir Rechtssicherheit schaffen und uns sicher-
heitspolitisch optimal aufstellen können.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So ist es! Das ist aber auch wichtig!)


Darüber müssen wir reden.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das darf nicht am Widerstand von Schily scheitern!)


– Ich denke, dass auch in der Innenpolitik diese Erkenntnis
gewonnen werden muss. Ich kann diejenigen in der Koali-
tion und in der Regierung, die bei den apodiktischen Äuße-
rungen des Herrn Schily die Stirn gerunzelt haben, nur dazu
ermuntern, bei ihrer Position zu bleiben. Wir aber werden
Herrn Schily auch weiterhin sehr scharf beobachten.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Der Minister nickt zustimmend!)


Die verteidigungspolitischen Richtlinien, die angekün-
digt sind, werden sich mit der Neudefinition der Aufgaben
beschäftigen. Sie werden sich auch mit der Frage beschäf-
tigen müssen, wo die Bundeswehr zu welchen Zwecken
eingesetzt werden kann. Es ist nicht von einer Bundes-
wehr auszugehen, die weltweit an allen Gefahrenherden
eingesetzt werden kann. Das ist personell und materiell
nicht zu schaffen und das ist auch nicht die Aufgabe un-
seres Landes. Im Verbund wird das allerdings bei einer ge-
meinsamen Interessendefinition notwendig sein.

Daraus ergibt sich die Frage, wie die Bundeswehr
verstanden wird. Wird sie als reine Interventionsarmee
verstanden? Der Satz, dass die Landesverteidigung
Deutschlands am Hindukusch beginne, hat schon etwas
für sich; denn so halten wir Gefahren für unser Land auf
Distanz. Um Landesverteidigung im verfassungsrechtli-
chen Sinne handelt es sich deswegen aber noch nicht.
Herr Kollege Austermann hat kürzlich darauf hingewie-
sen, dass sich dann sehr schnell die verfassungsrechtlich
relevante Frage stellen werde, wofür wir unsere Armee
eigentlich aufstellten. Vielleicht muss zukünftig – auch

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(C (D arüber muss geredet werden – eine Bedrohungsanalyse rstellt werden, die genau darlegt, ob unser Land oder nser Bündnis bedroht wird. Ich denke, dies ist Anlass enug – das ist Ihre Aufgabe –, wieder einmal ein Weißuch vorzulegen, in dem zu diesen Fragen Stellung geommen wird. Wenn wir zu dem Schluss kommen sollten, dass die andesverteidigung schon am Hindukusch beginnt, dann rauchen wir die Bundeswehr auch in Hindelang. Das eißt, wir müssen die Verteidigung der Sicherheit in unerem eigenen Land nach wie vor als Aufgabe sehen. Ich laube, dass diejenigen – das richtet sich nicht an Ihren leinen Koalitionspartner, sondern an die FDP –, die die ehrpflicht beibehalten wollen, dann ein Problem be ommen werden, wenn sie die Landesverteidigung überaupt nicht mehr im Katalog haben. Wir können die andesverteidigung zwar nicht deshalb in den Katalog ufnehmen, weil wir – das würde ich ablehnen – die ehrpflicht beibehalten wollen. Wenn aber das Bedürf is besteht, die Wehrpflicht beizubehalten – ich meine, s besteht noch zumindest bei einer latenten Problematik nd bei dem akuten Problem der asymmetrischen Verteiigung in noch sehr viel stärkerem Maße –, dann heißt as, dass die Wehrpflicht weiterhin ihre Bedeutung hat. ie Bundeswehr darf dann aber keine reine Einsatzaree sein. Daran müssen sich die verteidigungspoliti chen Richtlinien und die daraus abgeleiteten Planungseisungen orientieren. Herr Minister, ich warte darauf, dass Sie Richtlinien rlassen, damit der Generalinspekteur weiß, wie er die undeswehr umzubauen hat. Schon jetzt Fähigkeiten abubauen und Standorte zu schließen – – Herr Kollege Schmidt, schauen Sie bitte auf die Uhr n Ihrem Rednerpult. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: 18.16 Uhr, Frau Präsidentin!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503413600


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1503413700


Ich bedanke mich für diesen Hinweis. Ich finde, ich
önnte noch länger über das sprechen, was notwendig ist.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503413800


Herr Kollege Schmidt, ich finde nicht, dass Sie noch
änger reden können.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1503413900


Frau Präsidentin, dann werden wir das zu gegebener
eit in den Ausschüssen und in diesem Hause fortsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503414000


Das Wort hat der Bundesminister der Verteidigung,
r. Peter Struck.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Günther Friedrich Nolting [FDP]: Jetzt werden alle Fragen beantwortet!)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1503414100


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und
Herren! Nicht nur als ehemaliges Mitglied des Haus-
haltsausschusses, sondern auch aus fester Überzeugung
gehört es sich, dass ich als Minister gleich zu Beginn den
Berichterstattern für meinen Haushalt danke. Ich tue das
auch, weil ich weiß, dass der Einzelplan 14 ein schwieri-
ger, umfangreicher und in der Materie oft kontrovers dis-
kutierter Haushalt ist. Ich bedanke mich besonders bei
der Kollegin Elke Leonhard, die zum ersten Mal als Be-
richterstatterin mit dem Einzelplan 14 befasst war, bei
Alexander Bonde, bei Dietrich Austermann, der sich als
Berichterstatter schon länger mit dem Einzelplan 14 be-
fasst, bei Bartholomäus Kalb und bei Jürgen Koppelin.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn ich das Ergebnis der Beratungen im Haushalts-
ausschuss – auch nach den intensiven Vorbereitungen
durch die Berichterstatter – bewerte, dann muss ich als
Bundesminister der Verteidigung sagen: Ich kann mit
dem zufrieden sein, was mir die Koalitionsfraktionen be-
schert haben. Ich wäre noch zufriedener, wenn auch das
Realität werden würde, was die Oppositionsfraktionen
beantragen. Allerdings muss ich als jemand, der auch et-
was von Finanzen versteht, sagen: Ich bin natürlich froh,
dass Sie mir mehr Geld geben wollen. Aber ich weiß
ganz genau, dass das Geld nicht da ist. Insofern ist das
nicht mehr als eine Geste. Deshalb verlasse ich mich lie-
ber auf die handfesten Aussagen meiner Fraktion.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte zuerst etwas zu dem Thema Auslands-
einsätze sagen. Ich muss nicht betonen, dass ich als
Bundesminister der Verteidigung meinen Soldatinnen
und Soldaten danke, die im Ausland eingesetzt sind. Ich
möchte aber wegen der aktuellen Situation meiner Sorge
über die Sicherheit unserer Soldatinnen und Soldaten an
den Standorten außerhalb des Bündnisgebiets Ausdruck
verleihen.

Wir wissen, dass die Situation in Afghanistan ohne-
hin nie ruhig und nie stabil war. Über dem Lager hat es
häufiger Schüsse gegeben. Es ist allerdings überhaupt
nicht auszuschließen, dass diejenigen Kräfte in Afgha-
nistan, die die Präsenz der ausländischen Schutztruppe
ohnehin ablehnen, einen Krieg im Irak zum Anlass neh-
men, gegen die ISAF-Truppe verschärft vorzugehen.
Was ich dargestellt habe, gilt auch für die Situation unse-
rer Marinesoldaten am Horn von Afrika und für die Situ-
ation der Soldaten auf dem Balkan.

Herr Austermann hat die Frage gestellt: Was wird ei-
gentlich, wenn Deutschland und die Niederlande ihre
bisherige Funktion in Afghanistan nicht mehr wahrneh-
men? Wir, die Bundesregierung, arbeiten auf der Grund-
lage eines Bundestagsbeschlusses, der uns ermächtigt,
bis zum 10. August die so genannte Lead-Nation-Funk-
tion in Kabul wahrzunehmen. Wir versuchen – Herr
Austermann, Sie haben das zu Recht angesprochen –,
der NATO mehr Verantwortung in Afghanistan zu über-

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(C (D ragen. Die NATO hat bei der Ausübung des Mandats, as das Deutsch-Niederländische Korps wahrnimmt, bei orce Protection, bei Force Generation, bei Kommuniationstechnologien usw. viel geholfen. Ich glaube allerdings, dass wir eine noch größere eteiligung der NATO erreichen sollten. Ich habe am ochenende in Athen mit George Robertson darüber ge prochen, der diese Linie durchaus unterstützt. Das gilt uch für den amerikanischen Präsidenten und den amerianischen Verteidigungsminister, mit dem ich darüber in ünchen gesprochen habe. Sie wissen, dass es bei unse en französischen Freunden noch Vorbehalte gibt. Neurdings gibt es auch bei unseren belgischen Freunden orbehalte. Wir müssen spätestens im April Klarheit über die achfolge des Deutsch-Niederländischen Korps haben; enn wenn es schwierig wird, eine andere Nation als achfolger zu finden, dann müssen wir natürlich auch lären, wie sich Deutschland verhält. Nach den Gesprähen mit den niederländischen Kollegen ist ziemlich lar, dass die Niederlande ihren Beitrag dort nicht mehr eisten werden. In den Niederlanden wird eine neue Reierung gebildet. Das bedeutet, dass man über die bisheige Haltung noch einmal nachdenken wird. Ich strebe nicht an, dafür zu sorgen, dass das Deutschiederländische Korps seine bisherige Funktion länger ls vorgesehen wahrnimmt. Die Soldatinnen und Soldaen dieses Korps sind einer hohen Belastung ausgesetzt, uch in finanzieller Hinsicht. Wenn es nicht gelingt, der NATO eine federführende, umindest eine größere Verantwortung zu übertragen, ann werden wir versuchen, eine Lösung zu finden, die nterhalb der NATO-Ebene angesiedelt ist. Das Wehen er NATO-Flagge in Kabul könnte ein Hauptproblem arstellen, allerdings nicht aus der Sicht der Afghanen. räsident Karzai hat mir erklärt, er habe damit überhaupt eine Schwierigkeiten. Wir werden also versuchen, von nseren Bündnispartnern unterhalb der NATO-Ebene ehr Hilfe zu bekommen. Wir werden in diesem Parlaent im Einzelnen zu klären haben, wie sich die Rolle eutschlands künftig darstellt. Wir werden auch über die Zukunft des Einsatzes deutcher Soldaten in Mazedonien eine Entscheidung treffen. ine meiner schwierigsten Aufgaben als Vorsitzender der PD-Bundestagsfraktion war – viele erinnern sich noch n die entsprechenden Debatten –, eine einheitliche Bechlussfassung zu Mazedonien zu erreichen. Damit waren ittere Stunden verbunden. Diese Beschlussfassung war icht nur in der SPD-, sondern auch in der FDPund in der DU/CSU-Fraktion heftig umstritten. Wenn man ein Fazit im Hinblick auf den Mazedoien-Einsatz zieht, dann muss man sagen: Es steht außer rage, dass der Einsatz in Mazedonien ein Erfolgsmodell ewesen ist. Die Bedenken, die viele hatten, haben sich Nachhinein als völlig unberechtigt erwiesen. Ich bin tzt sehr froh darüber – ich denke, das Parlament wird er entsprechenden Vorlage am Donnerstag, also moren, zustimmen –, dass die Europäische Union die Fühung der internationalen Schutztruppe in Mazedonien Bundesminister Dr. Peter Struck übernimmt; denn es entspricht einer neuen europäischen Sicherheitsund Verteidigungspolitik, Verantwortung von der NATO zu übernehmen. Diese Verantwortungsübernahme ist ein Beweis für die Leistungsfähigkeit der Europäischen Union. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Darauf können wir, auch als Bürger eines wichtigen
Staates in Europa, stolz sein.

Ich will etwas zu dem Thema Standortschließungen
sagen. Herr Kollege Austermann hat es angesprochen.
Das, was er dazu gesagt hat, ist aus der Sicht Schleswig-
Holsteins – ich erinnere an die Debatten über das
Marinefliegergeschwader 2 – vielleicht verständlich. Ich
will den Hintergrund der Entscheidungen, die ich vom
Generalinspekteur der Bundeswehr erbitte, erläutern. Es
ist völlig klar, dass wir die Reform der Bundeswehr vor-
antreiben müssen. Wir müssen Stückzahlen weiterhin
senken, wie wir es bei bestimmten Beschaffungsvorha-
ben getan haben. Die Reduzierung der Stückzahlen und
die damit verbundenen Maßnahmen werden sich für
meine Nachfolgerin oder meinen Nachfolger – ich ver-
mute nicht, dass ich im Jahr 2010 oder 2012 noch Bun-
desminister der Verteidigung sein werde; man weiß es
aber nicht –


(Heiterkeit im ganzen Hause)


aber nicht finanziell auswirken.

Wir müssen aber auch noch weitere Maßnahmen er-
greifen. Wir wollen uns so schnell wie möglich von ver-
altetem und wartungs- und kostenintensivem Material
trennen. Wir konzentrieren uns bei der Beschaffung auf
das Material, das die Bundeswehr für den Einsatz heute
und auch morgen braucht. Wir verfolgen multinationale
Kooperationslösungen. Wir vermeiden unnötige Redun-
danzen und gestalten den Betrieb effizient. Das ist
Grundlage für die Weisung des Generalinspekteurs, die
bekanntlich ergangen ist.

Das Heer wird eine ausgewogene Struktur mit in sich
lebensfähigen und zu flexibler Truppeneinteilung befä-
higten Großverbänden entwickeln und realisieren, alles
unter der Überschrift: Die Bundeswehr im Einsatz. Ich
glaube nicht, dass wir darüber politischen Streit haben
werden.

Wir wollen zum Beispiel die Durchhaltefähigkeit von
Fernmeldepionieren und ABC-Abwehrkräften verbes-
sern. Vor allem die Soldaten sind es, die beim Wehr-
beauftragten vorstellig werden. Von Christian Schmidt
und auch von Günther Nolting ist die gestiegene Zahl
von Eingaben beim Wehrbeauftragten angesprochen
worden. Das hat natürlich auch etwas mit den Auslands-
einsätzen zu tun. Wenn man mehr Auslandseinsätze
durchführt, braucht man sich nicht darüber zu wundern,
dass es Soldaten gibt, die sich dadurch beschwert fühlen
und das auch vortragen. Ich nehme das alles sehr ernst.

Herr Nolting, Sie haben einige Vorschläge unterbrei-
tet, zum Beispiel zur Besoldungsanpassung Ost/West.
Die Besoldungsanpassung Ost/West würde ich gern ma-
chen. Sie scheitert nicht an der Bundesregierung. Sie

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(C (D issen, dass wir sie bis zum Jahr 2007 realisiert haben ollen. Es scheitert an den Ländern und an den Gemeinen in den neuen Ländern, weil sie das Geld nicht erirtschaften können. Womit sollen sie das bezahlen? Was das Heer angeht, so werden wir auf das zweite os „Tiger“, also 30 Hubschrauber, verzichten. Damit erden wir im Zeitraum von 2008 bis 2013 zusätzliche ittel in Höhe von rund 700 Millionen Euro für Rüs ungsinvestitionen freischaufeln. Die Luftwaffe wird ihre Flugabwehrraketenverbände Hawk“ und „Roland“ außer Dienst stellen. Es ist klar, n welchen Standorten das sein könnte. Nachdem diese Weisung, mit meiner Zustimmung, erangen war, hat es in den entsprechenden Standorten soort Aufregung gegeben. Ich kann das nachvollziehen. azu muss ich Ihnen aber deutlich sagen, meine Damen nd Herren: Man kann nicht einerseits vom Bundesinister der Verteidigung erwarten, dass er seine Aufga en mit einem bestimmten Finanzrahmen erfüllt – diesen inanzrahmen akzeptiere ich; ich bin mit dem Finanzinister gut befreundet; wir bekommen das auch eini ermaßen hin; natürlich hätte ich gern ein bisschen ehr, aber er hat ja nichts –, und auf der anderen Seite on ihm verlangen, an Waffensystemen oder Standorten estzuhalten, obwohl sie nicht mehr in sein Konzept zum etrieb der Bundeswehr passen. Das – diese Bemerkung uss erlaubt sein – passt nicht zusammen! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir werden die Situation an jedem einzelnen Standort
och einmal ausführlich diskutieren.

Wir haben 304 Tornados. Inhalt der Weisung ist, 80 bis
0 Tornados – ich habe gestern zum ersten Mal öffent-
ch gesagt, dass es auch 100 sein können – außer Be-
ieb zu nehmen. Dadurch wird die Verteidigungsfähig-
eit der Bundesrepublik Deutschland überhaupt nicht
eeinträchtigt. Wir sparen aber eine Menge Betriebskos-
n. Wir können umstrukturieren. Auch das wird natür-
ch zu Debatten führen. Es wird die Frage gestellt wer-
en: Sind auch die 46 Marineflieger-Tornados aus
ggebek dabei?

Um auch hier öffentlich etwas zu Schleswig-Holstein
u sagen, Herr Kollege Austermann: Der 28. März ist
icht das Fallbeildatum. Der 28. März ist das Datum, zu
em mir der Generalinspekteur den Vorschlag der In-
pekteure der Teilstreitkräfte vorlegen soll. Ich bewerte
n dann. Es ist eine politische Entscheidung zu treffen.
eil es massive Maßnahmen in der Region gibt – ich
eiß von ihnen und sie beeindrucken mich auch –, wollte
h klarstellen: Das ist nicht der Tag der Entscheidung.


(Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Da wird erst der Kopf unter die Guillotine gelegt!)


is zur Entscheidung wird es noch etwas länger dauern.

Meine Damen und Herren, ich will Ihre Geduld nicht
berstrapazieren,


(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Wir sind leidensfähig! Bei dem Vorgänger!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Peter Struck
aber ich will noch etwas zu den gestellten Fragen sagen.
Zu Strategic Airlift ist, glaube ich, von Christian
Schmidt gefragt worden. Das heißt, wir wollen Groß-
raum-Lufttransportkapazität schaffen, bis der erste
A400M bei uns steht. Sie wissen, dass wir uns in Prag
verpflichtet haben, dafür die Federführung zu überneh-
men. Es hat verschiedene Gespräche mit den anderen
neun Staaten gegeben, die sich an diesem Projekt beteili-
gen wollen. Es hat Berechnungen gegeben. Das Ergebnis
ist – darüber werden wir noch verhandeln und auf einer
Verteidigungsministerkonferenz voraussichtlich im Juni
entscheiden –, dass es auf ein Mixmodell zwischen Kau-
fen und Leasen wahrscheinlich von Antonow-Groß-
raumflugzeugen hinausläuft, die in Konkurrenz zu den
großen Boeings, den Galaxys, die Sie ja alle kennen, ste-
hen. Aber wenn man die Daten zur Kenntnis nimmt, die
uns bisher vorgelegt worden sind, dann muss man sagen,
dass das Angebot, das wir da bekommen haben, in wirt-
schaftlicher Hinsicht das realistischste ist.

Nun erheben die amerikanischen Freunde verständli-
cherweise einige Einwände. Wir sind aber bei dem Stra-
tegic Airlift, auf einem guten Weg.

Dann ist angesprochen worden, wie weit ich mit dem
Kollegen Otto Schily bin, was den Einsatz der Bundes-
wehr in bestimmten Situationen angeht.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Der Kollege Otto Schily hat in der Arbeitsgruppe, die
wir eingerichtet haben, jetzt ein so genanntes Luftpoli-
zeigesetz vorgelegt. Es geht um den Frankfurter Fall,
den wir alle kennen.


(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Aber reicht das denn?)


Ich glaube, es ist klar, dass ein Eingriff jedenfalls bei ei-
nem solchen Fall nur mit einer klaren gesetzlichen Kom-
petenz für die Luftwaffe erfolgen kann.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Richtig!)


Ob das Luftpolizeigesetz reicht oder ob man nicht
vielleicht, wie die Verteidigungspolitiker der SPD-Frak-
tion dargelegt haben, auch noch andere Fälle im Kopf
haben muss, zum Beispiel Gefährdungen unseres Landes
terroristischer Art über Wasser, bei denen vielleicht nur
die Marine helfen kann, werden wir klären. Aber die
Antwort auf die Frage ist: Wir werden in Kürze inner-
halb der Bundesregierung dazu eine abschließende Ent-
scheidung herbeiführen und diese dann den Koalitions-
fraktionen und den zuständigen Ausschüssen vorlegen.

Mit Blick auf den bevorstehenden Irakkrieg will ich
noch etwas zur Situation unserer Soldaten in Kuwait
sagen. Das deutsche ABC-Abwehrkontingent besteht
zurzeit aus knapp 100 Soldaten. Sie werden dort bleiben,
und zwar ausschließlich im Rahmen des Mandates, das
ihnen der Bundestag gegeben hat. Im Falle eines terroris-
tischen Anschlages gegen die im Camp Doha stationier-
ten US-Streitkräfte oder gegen die Zivilbevölkerung des
Landes werden sie humanitäre Hilfe leisten. Die deut-
schen ABC-Abwehrkräfte werden auch im Falle eines

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(C (D rieges gegen den Irak mit unverändertem Auftrag dort erbleiben. Die Abkürzung für das ABC-Abwehrkontingent – ich usste als Verteidigungsminister auch erst einmal ler en, dass man viel in Abkürzungen denken muss – ist ombined Joint Task Force Consequence Management, as nichts anderes heißt, als dass deutsche, amerikani che und tschechische ABC-Abwehrkräfte in dieser Task orce zusammengefasst sind. Die Amerikaner haben ihre Abwehrkräfte teilweise bgezogen. Die Tschechen haben uns mitgeteilt, dass uch sie ihre Abwehrkräfte abziehen werden, wenn die ituation im Irak entsprechend ist. Wir erwarten also, ass die amerikanischen und tschechischen Einheiten ollständig verlegt werden. Vor diesem Hintergrund gilt s, den Eigenschutz, die Durchhaltefähigkeit und die Fäigkeit zur Eigendekontamination des in Kuwait verbleienden deutschen Kontingents zu verbessern. Das heißt – um das dem Parlament konkret mitzuteien –, dass wir dieses Kontingent so schnell wie möglich urch in Deutschland bereitgehaltene Kräfte – der Beeitstellungsbefehl ist gestern ergangen – auf etwa 200 is 250 Mann verstärken. Das ist zur Erfüllung der Aufabe und zum Schutz der deutschen Soldaten in Kuwait rforderlich. Das ist unsere Verantwortung, meine Daen und Herren, und wir werden sie im Interesse der oldaten in Kuwait wahrnehmen. Zuletzt ein kurzes Wort zum Thema Wehrverfasung. Ich weiß, dass es zwei Fraktionen in diesem Hause ibt, die die Auffassung vertreten, eine Berufsarmee önne die Aufgaben, die auf uns zukommen, besser beältigen als die jetzige Wehrpflichtarmee. Sie wissen, ch als Bundesminister der Verteidigung vertrete eine anere Auffassung. Ich – genauso wie die Sicherheitspoliiker meiner Fraktion – bin aus verschiedenen Gründen ür die Beibehaltung der Wehrpflicht. Was ich aber nicht bestreiten will, ist der Umstand, ass man, wenn man die Bundeswehr zu einer Armee im insatz macht, natürlich auch zu berücksichtigen hat, in elcher Weise der Wehrdienst dann ausgestaltet werden uss. Ich will hier ausdrücklich sagen, dass diejenigen, ie uns beraten, die Mitarbeiter meines Hauses, aber uch Berater von außerhalb, darüber nachdenken sollen, ie lange der Wehrdienst dauern soll und welche Aufgaen zu erfüllen sein werden. Ich schließe also ausdrücklich nicht aus, dass ich den oalitionsfraktionen – wenn es geht, noch vor der Somerpause, wenn nicht, dann danach – einen Vorschlag ber die Ausgestaltung und über die Dauer des Wehrienstes unterbreiten werde. Wenn der Vorschlag dazu ühren sollte, Herr Kollege Schmidt, dass man das Geetz über die Wehrpflicht ändern muss, werde ich die oalitionsfraktionen darum bitten, das möglichst bald uf den Weg zu bringen. Denn wenn man zum Beispiel eniger als neun Monate Wehrpflicht festlegt, braucht Bundesminister Dr. Peter Struck die Bundeswehr eine gewisse Zeit, um das umzustellen. Insbesondere im Heer ist die Umstellung groß, wenn die Wehrpflicht um einige Monate gekürzt wird. In dieser Frage brauchen wir möglichst bald eine Entscheidung des Parlaments. Es ist sehr wichtig, wenn ich zum Schluss noch einmal betone: Ich bedanke mich sehr dafür, dass wir in den grundsätzlichen politischen Fragen, was die Aufgaben und auch die Fähigkeiten der Bundeswehr angeht, in diesem Hause einen breiten Konsens haben. Das ist im Sinne unserer Soldatinnen und Soldaten gut und sollte auch so bleiben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall der Abg. Petra Heß [SPD])


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503414200


Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Alex
Bonde, Bündnis 90/Die Grünen.


Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503414300


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen
und Herren! Ich möchte zum Anfang meiner Rede kurz
einen Zuhörer begrüßen. Ein herzliches Willkommen an
den ehemaligen Vorsitzenden des Verteidigungsaus-
schusses, Helmut Wieczorek. Schön, dass Sie uns auch
zu später Stunde die Treue halten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Rot-Grün hat hinsichtlich des Plafonds des Verteidi-
gungsministeriums Wort gehalten. Der Plafond ist bei
24,4 Milliarden Euro stabil. Dennoch haben wir auch
in diesem Bereich einen notwendigen Konsolidie-
rungsbeitrag in Höhe von 94 Millionen Euro geleistet.
Damit schaffen wir eine verlässliche Basis für weitere
Reformen und für die Modernisierung der Bundes-
wehr.

Die Opposition hat auch in diesem Feld durch Auf-
wuchswünsche auf Pump in Höhe von einer halben
Milliarde Euro hier und von über 1 Milliarde Euro im
Verteidigungsausschuss auf sich aufmerksam gemacht;
nicht durch einen seriösen Umgang mit Finanzen.

Ich muss Ihnen sagen, dass ich heute, an einem Tag,
an dem Befürchtungen und Meldungen die ganze Pro-
blematik des Einsatzes von Militär deutlich machen,
meine Schwierigkeiten habe, hier nur auf einer Zahlen-
ebene das Militär zu diskutieren.

Ich finde dies auch schwierig in einer Situation, in der
wir sehr deutlich sehen, welche unheilvollen Reize von
militärischen Mitteln ausgehen können und wie hoch
der Reiz des Einsatzes militärischer Mittel sein kann –
und das, obwohl zivile, friedliche Mittel zur Problemlö-
sung noch nicht ausgeschöpft sind. In der Debatte heute
Morgen hier im Plenum habe ich sehr unterschiedliche
Kulturen im Umgang mit Militär erlebt. Ich muss sagen:
Herrn Glos und Frau Merkel zuzuhören ist schon sehr
beklemmend.


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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Das ist immer ein Genuss!)


Nein, es ist kein Genuss, Herr Schmidt. Ich muss Ihnen
hrlich sagen: Nach den Argumenten von heute Morgen
wenn Sie das jetzt noch bestätigen, macht mich das
och ein Stück weit bedrückter – hatte man zum Teil
chon die Sorge, dass es auch hier im Hause Menschen
ibt, die heute weniger gern über den Haushalt unserer
oldaten und stattdessen lieber über Marschbefehle für
nsere Soldaten reden wollen.

Herr Austermann, da Sie eben Außenminister Fischer
itiert haben, muss ich Ihnen sagen: Mir wäre viel woh-
er, wenn die Opposition in den letzten Wochen und Mo-
aten sehr viel häufiger auf Fischer gehört hätte. Sie
äre dann jetzt nicht in der Situation, hier rumeiern zu
üssen und nichts darüber sagen zu können, was denn

igentlich ihre Position zum amerikanischen Ultimatum
st. Sie wäre auch nicht in der Situation, hier – wenn sie
ufrichtig wäre – zugeben zu müssen, dass sie mit ihrer
osition den Kriegseinsatz, der heute, morgen oder in
en nächsten Tagen stattfinden kann, legitimiert.

Wenn Sie schon nicht auf Außenminister Fischer hö-
en, dann hören Sie doch wenigstens auf Ihren Kollegen
röhe, der in einem „Spiegel online“-Artikel von ges-

ern, bezeichnenderweise mit der Überschrift „Müller ru-
ert zurück, Merkel schlingert“, mit der Aussage zitiert
ird, dass er die Unterstützung des Ultimatums durch
ie Fraktion nicht mittragen könne, da dies einen Mili-
ärschlag einschließt. Ich glaube, wir wissen damit, wer
n dieser Frage auf welcher Seite steht. Da hilft Ihnen
uch das Rumeiern und ein Beschönigen dieser Frage
ichts.

Ich finde es traurig, dass der jahrzehntelange Konsens
n der Weltgemeinschaft bei der Frage des Einsatzes
on Militär bedroht ist. Ich finde es auch sehr bedauer-
ich, dass dieser Konsens – trotz aller Beschönigungs-
eden – in diesem Hause offensichtlich nicht mehr exis-
ert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503414400


Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 14
n der Ausschussfassung. Es liegen drei Änderungsan-
räge der Fraktion der CDU/CSU sowie ein Änderungs-
ntrag der Fraktion der FDP vor, über die wir zuerst ab-
timmen.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
DU/CSU auf Drucksache 15/668? – Wer stimmt dage-
en? – Enthaltungen? –


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Hammelsprung!)


er Änderungsantrag ist mit den Stimmen der Koalition
egen die Stimmen der CDU/CSU bei Enthaltung der
DP abgelehnt.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
CDU/CSU auf Drucksache 15/669? – Wer stimmt dage-
gen? – Enthaltungen? – Der Änderungsantrag ist mit den
Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der CDU/
CSU und der FDP abgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
CDU/CSU auf Drucksache 15/670? – Wer stimmt dage-
gen? – Enthaltungen? – Der Änderungsantrag ist mit den
Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der CDU/
CSU und der FDP abgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
FDP auf Drucksache 15/683? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Der Änderungsantrag ist mit den Stim-
men der Koalition gegen die Stimmen der CDU/CSU
und der FDP abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den
Einzelplan 14 in der Ausschussfassung. Wer stimmt da-
für? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
Einzelplan 14 ist mit den Stimmen der Koalition gegen
die Stimmen der CDU/CSU und der FDP angenommen.

Ich rufe auf:

Einzelplan 23
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusam-
menarbeit und Entwicklung

– Drucksachen 15/568, 15/572 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Brigitte Schulte (Hameln)

Jochen Borchert
Antje Hermenau
Jürgen Koppelin

Es liegen ein Änderungsantrag der Fraktion der CDU/
CSU sowie ein Entschließungsantrag der Fraktion der
FDP vor. Über den Entschließungsantrag werden wir
morgen nach der Schlussabstimmung abstimmen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist es so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Jochen Borchert, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Jochen Borchert (CDU):
Rede ID: ID1503414500


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir beraten heute einen Haushalt für das Bundesministe-
rium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-
lung, der finanziell eine völlig unzureichende Basis für
die deutsche Entwicklungspolitik darstellt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Daran ändert auch der Hinweis, der heute sicherlich
wieder kommen wird, auf den Anstieg der ODA-Zahlen
nichts, auch wenn dies immer als Erfolg der Regierungs-
politik dargestellt wird. Der Anstieg um 11 Prozent seit
1998 ist fast ausschließlich auf den gestiegenen Schul-
denerlass für Entwicklungsländer zurückzuführen.

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(C (D Trotz dieses Anstiegs werden Sie bei dieser mittelristigen Finanzplanung auch bei einem noch höheren chuldenerlass Ihr Ziel, bis zum Jahr 2006 0,33 Prozent es Bruttosozialprodukts für die Entwicklungspolitik uszugeben, ganz sicher nicht erreichen. Die Notwenigkeit eines Schuldenerlasses für hoch verschuldete ntwicklungsländer möchte ich durchaus unterstreihen. Aber neben einem Schuldenerlass brauchen diese änder vor allem eine weitere finanzielle Unterstütung. Der Vergleich der finanziellen Ausstattung des Einzellans 23 von 1998 mit dem des Jahres 2003 wird von Ihnen erständlicherweise nicht so gern dargestellt. Der Einzellan 23 für das Jahr 2003 hat nach Abschluss der Hausaltsberatungen ein Volumen von 3 768 000 000 Euro. Daon können vom BMZ 30 Millionen Euro nicht eingesetzt erden. Sie werden vielmehr vom AA, vom Auswärtigen mt, bewirtschaftet. Das soll auch in den Jahren 2004 bis 006 der Fall sein. Frau Ministerin, dies zeigt: Sie haben sich im Kabiett bei den Haushaltsberatungen nicht gegenüber Ihrem rünen Kollegen Fischer durchsetzen können. (Ulrich Heinrich [FDP]: Komische Konstruktion!)


m nächsten Jahr, im Jahr 2004, sollen sogar weitere
0 Millionen Euro aus dem Einzelplan 23 durch das
uswärtige Amt bewirtschaftet werden. Diesmal sind sie

ür Südosteuropa vorgesehen.

Frau Ministerin, bereinigt um diese 30 Millionen Euro,
tehen Ihnen in diesem Jahr lediglich 3 738 000 000 Euro
ur Verfügung. Im Vergleich zum Haushalt 1998, also zu
em im letzten Jahr vor dem Regierungswechsel – damals
mfasste der Einzelplan 23 4 052 000 000 Euro –, stehen
hnen in diesem Jahr 314 Millionen Euro bzw. knapp
Prozent weniger zur Verfügung.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Unglaublich!)


ies ist wahrlich kein Ruhmesblatt der rot-grünen Ent-
icklungspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Aber auch im Vergleich zum Haushalt 2002 ist die Bi-
nz negativ. Im vergangenen Jahr hatte der Einzelplan
3 ein Volumen von 3 699 000 000 Euro. Hinzu kamen
52 Millionen Euro aus dem Antiterrorprogramm und
ittel aus dem Einzelplan 60 für Afghanistan. Damit

onnten Sie über insgesamt 3 851 000 000 Euro verfü-
en. Im Vergleich zum Jahr 2002 haben Sie in diesem
ahr 113 Millionen Euro bzw. knapp 3 Prozent weniger

ittel zur Verfügung. Während der Bundeshaushalt um
und 0,4 Prozent sinkt, sinkt der Einzelplan 23 um knapp
Prozent.

Frau Ministerin, Sie und die Entwicklungspolitik sind
ie Verliererinnen der Haushaltsberatungen 2003. Die
ebatte in diesen Tagen hat gezeigt: Der gescheiterte
ersuch einer Haushaltskonsolidierung geht zulasten der
ntwicklungshilfe. Die Haushaltskonsolidierung ist ge-
cheitert; die schmerzhaften Einschnitte in die Entwick-
ngshilfe bleiben bestehen.






(A) )



(B) )


Jochen Borchert
Frau Ministerin, Sie haben in der ersten Lesung des
Haushaltes darauf hingewiesen, dass die Entwicklungs-
politik weit mehr umfasst als die Maßnahmen des Einzel-
plans 23. Auch die Beiträge anderer Ressorts und anderer
staatlicher Ebenen müssten berücksichtigt werden. Wenn
man sich die Zusammenstellung der entwicklungspoliti-
schen Ausgaben, die im Einzelplan 23 veröffentlicht
worden sind, unter Zugrundelegung internationaler
Richtlinien ansieht, dann kommt man zu dem Ergebnis,
dass wir uns gemeinsam fragen sollten, ob alle Mittel
sinnvoll eingesetzt worden sind. Der Zusammenhang
zwischen der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit
und den Ausgaben für humanitäre Hilfsmaßnahmen au-
ßerhalb der Entwicklungshilfe sowie den Ausgaben der
Gemeinden gemäß dem Asylbewerberleistungsgesetz
leuchtet sicherlich kaum jemandem ein.

Bei dem Hinweis auf die Beiträge anderer Ressorts
stellt sich aber auch die Frage, wie diese Maßnahmen
koordiniert werden. Einer der zentralen Bereiche der
Entwicklungspolitik ist die bilaterale technische Zu-
sammenarbeit. Die Maßnahmen in diesem Bereich wer-
den von der GTZ, der Deutschen Gesellschaft für Tech-
nische Zusammenarbeit, durchgeführt. Die GTZ hat ihre
Leistungsfähigkeit auch im internationalen Wettbewerb
mit anderen Durchführungsorganisationen bewiesen.
Welchen Sinn macht es da, dass 23 Millionen Euro der
GTZ durch das Auswärtige Amt bewirtschaftet und in
eigener Regie in Afghanistan eingesetzt werden? Das
BMZ und das AA wollen die Maßnahmen durch monat-
liche Treffen eines Lenkungsausschusses koordinieren.

Der Zugriff des AA auf die Mittel der TZ erfolgte
nicht, um knappe Mittel möglichst effizient einzusetzen.
Vielmehr ist auch dies die Auswirkung eines rot-grünen
Streits innerhalb des Kabinetts um Einfluss auf die Ent-
wicklungspolitik. Und in diesem Streit unterliegen Sie,
Frau Ministerin, im Gegensatz zu all Ihren Ankündigun-
gen.

Das Auswärtige Amt macht Ihnen inzwischen sogar
die Sprecherrolle bei der Geberkoordinierung streitig.
Das war bisher ein herausragender Bestandteil des
BMZ-Profils. Erhard Eppler muss sich grün ärgern,
wenn er sieht, wie Sie sein Erbe aufs Spiel setzen und
wie Sie hilflos nach Worten suchen, um Ihre Niederlage
zu kaschieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das Ergebnis der Verteilung der Mittel der Zusam-
menarbeit auf mehrere Etats ist in erster Linie ein Be-
schäftigungsprogramm in den Ministerien zulasten ei-
ner effizienten Entwicklungspolitik. Ich will dies am
Beispiel eines anderen Ressorts ansprechen. Im Einzel-
plan 10, Bundesministerium für Verbraucherschutz, sind
in diesem Jahr neu 10 Millionen Euro für die bilaterale
Zusammenarbeit mit der FAO eingestellt worden. Das
BMVEL will die Mittel unter anderem in Afghanistan
einsetzen für den Aufbau staatlicher Strukturen zur Um-
setzung des Rechts auf Nahrung sowie zur Förderung
von Organen der Zivilgesellschaft. Die Projektplanung
will das BMVEL mit der FAO in enger Zusammen-
arbeit mit dem BMZ, der GTZ, dem AA und dem BMF

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(C (D ornehmen. Diese Abstimmung soll vorgenommen weren, um Kohärenz und Synergieeffekte der deutschen ilateralen Entwicklungszusammenarbeit sicherzusteln. Meine Damen und Herren, Kohärenz und Synergieefekte wären sichergestellt, wenn diese Mittel und die ittel der anderen Ressorts im Einzelplan 23 veranchlagt worden wären und durch die bewährten Instruente der Entwicklungspolitik eingesetzt würden. ann wären weder Lenkungsausschüsse noch Koordiierungsgespräche zwischen den Ministerien nötig. Hieran zeigt sich: Erfolgreiche Entwicklungspolitik t nicht nur eine Frage des Inputs, des Umfangs der zur erfügung stehenden Mittel, sondern auch eine Frage es Outputs, das heißt des effizienten Einsatzes im Rahen einer konzeptionell überzeugenden Entwicklungs olitik. ie Verlagerung der Mittel in andere Ressorts vergrößert ie Probleme einer kohärenten Regierungspolitik und elastet die Glaubwürdigkeit der deutschen Entwickngspolitik. Im Jahr 2002 wurde der Titel 687 05, Aktionsrogramm 2015, als deutscher Beitrag zur Armutsekämpfung neu eingerichtet. Was verbirgt sich hiner diesem Titel? Hier wurden aus Gründen der ptik 40 Millionen Euro zusammengefasst und mit eckungsvermerken wieder auf eine Vielzahl von mpfängern verteilt. Das BMZ weist darauf hin, ass die Erfahrungen positiv seien, da unter andeem der administrative Aufwand gering gehalten erde, weil keine zusätzlichen Projektbewilligungserfahren eingeführt werden müssten. Ohne diesen Sammeltitel, bei einem Verzicht auf iese Optik, könnten die Mittel gleich für Kirchen, Stifngen und andere Nichtregierungsorganisationen einge etzt werden. Die Organisationen wüssten früher, wie iele Mittel ihnen zur Verfügung stehen, die Planung nd Durchführung der Projekte würde erleichtert und der dministrative Aufwand wäre für alle Beteiligten geriner. Dies wäre ein Beitrag zur immer wieder geforderten tärkung der zivilgesellschaftlichen Zusammenarbeit. Aus der Sicht der Haushälter und auch aus der Sicht es Parlaments gehen die vielen Deckungsvermerke im inzelplan 23 zulasten der Haushaltsklarheit. Auch nach bschluss der Haushaltsberatungen bleibt aufgrund der ielen Deckungsvermerke offen, in welchem Bereich ie viele Mittel eingesetzt werden. Wenn die Politik der ergangenen Jahre, immer mehr Deckungsvermerke bei en einzelnen Haushaltstiteln anzubringen, fortgesetzt ird, werden wir in Kürze nur noch den Gesamtplafond ür den Einzelplan 23 beschließen und es dann dem MZ überlassen, wo die Mittel eingesetzt werden. Wenn ir das Haushaltsrecht des Parlaments ernst nehmen, ann kann diese Entwicklung weder im Interesse der pposition noch im Interesse der Koalitionsfraktionen egen. Der Haushaltsklarheit widerspricht es eben auch, Jochen Borchert dass in diesem Jahr 30 Millionen Euro im Einzelplan 23 ausgewiesen werden, die aber nicht dem BMZ, sondern dem Auswärtigen Amt zur Verfügung stehen. Insgesamt ist der Einzelplan 23 durch eine fehlende Gesamtkonzeption und eine Aufsplitterung der finanziellen Ressourcen auf verschiedene Ressorts geprägt. Der Einzelplan 23 wird in der vorliegenden Form den Herausforderungen der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit weder konzeptionell noch finanziell gerecht. Deshalb lehnen wir den Einzelplan 23 ab. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Ulrich Heinrich [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1503414600


Nächste Rednerin ist die Kollegin Brigitte Schulte,
SPD-Fraktion.


Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1503414700


Frau Präsidentin! Meine Kolleginnen und Kollegen!
Herr Kollege Borchert, wir beide gehören zu den Abge-
ordneten – ich sehe unseren Ausschussvorsitzenden ge-
rade nicht –, die schon lange in der Politik sind und des-
wegen auch Erinnerungen an Oppositions- und
Regierungszeiten haben. Wir können uns daher sehr gut
daran erinnern, dass der frühere Berichterstatter zum
Einzelplan 23 – das waren Sie nämlich früher schon ein-
mal – sehr viel Wünschbares vorschlug, aber bei der Re-
gierung von Helmut Kohl leider nicht durchsetzen
konnte. Ich war nun auch ein paar Jahre lang nicht or-
dentliches Mitglied des Haushaltsausschusses des Bun-
destages. Gleichwohl stelle ich heute fest, dass es die
Bundesregierung zu Beginn der 90er-Jahre versäumte,
die wohlgeordneten Finanzverhältnisse unter Herrn Kol-
legen Stoltenberg – er war der letzte Finanzminister, der
den Haushalt halbwegs im Griff hatte – beizubehalten. In
den 90er-Jahren ging die Struktur des Bundeshaushaltes
völlig aus dem Leim, weil großzügig Geschenke an alle
Welt gemacht worden sind. Deshalb haben wir heute das
Problem, dass wir manches Wünschbare leider nicht be-
zahlen können.

Mir macht es wirklich Spaß, die Welt einmal nicht nur
aus der nationalen Sicht eines Regierungsmitglieds, ei-
nes Mitglieds einer Regierungspartei oder einer Opposi-
tionspolitikerin, sondern im internationalen Kontext zu
betrachten, weil man dann lernt, dass die Perspektiven
andere sind. Allerdings hätte ich mir gewünscht, meine
Damen und Herren, dass wir den Haushalt heute in einer
anderen Situation beraten könnten. Ich weiß nicht, ob es
Ihnen genauso geht. In den vielen Jahren meiner politi-
schen Arbeit habe ich zwei besonders schreckliche Situ-
ationen erlebt: Ich meine die entsetzliche Erfahrung des
Auseinanderbrechens Jugoslawiens, die damit verbunde-
nen Bürgerkriege und schließlich das militärische Ein-
greifen bis hin zu Kampfeinsätzen, an denen auch die
Bundeswehr im Jahre 1999 beteiligt war. Ich kann mich
recht gut daran erinnern, wie viel Gewalt und Zerstörung
ich bei den vielen Besuchen gesehen habe, die ich als
Vorsitzende des Ausschusses für zivile Angelegenheiten

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(C (D er NATO-Parlamentarier ab 1995 auf dem Balkan und n Bosnien-Herzegowina gemacht habe. Das Positive war, dass in den letzten Jahren durch ziile Hilfsorganisationen, durch internationale Organisaionen und durch den bedeutenden Einsatz militärischer räfte einiges wieder aufgebaut worden ist. Es ist für ich schwierig, an dem Abend vor einer zweiten militä ischen Eskalation um den Irak – über die auf uns zuommenden Ausmaße wissen wir relativ wenig – über ie Erfolge deutscher Entwicklungspolitik zu sprechen. Frau Bundesministerin, liebe Heidemarie Wieczorekeul, ich bin völlig anderer Meinung als der Kollege orchert. (Zurufe von der CDU/CSU: Was? – Warum denn?)


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)


ch finde, Sie, Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im
inisterium, die Abgeordneten im Fachausschuss sowie

ie Außenpolitiker, Wirtschaftspolitiker und Haushalts-
olitiker – das sind nicht zuletzt die Kolleginnen und
ollegen, die ich hier sehe und die an dieser Debatte

eilnehmen – das UN-Ziel, die Armut in der Welt bis
um Jahr 2015 zu halbieren, mit viel Schwung und En-
agement angegangen. Wenn der Finanzminister noch
ehr Geld zur Verfügung gestellt hätte, dann wären wir

chon ein Stück weiter.


(Beifall bei der SPD)


Überlegen Sie einmal, was der militärische Einsatz im
rak kostet. Was könnte man mit dem Geld alles tun?

ie viele Waffen würden nicht eingesetzt? Wie viele
enschen, Soldaten und Zivilisten würden nicht ums

eben kommen? Wie viel Infrastruktur – die anschlie-
end mit Beträgen in Milliardenhöhe wieder aufgebaut
ird – würde nicht zerstört werden? Wie viele natürliche
ebensgrundlagen würden bewahrt bleiben?

Dabei haben die Teilnehmer der 55. UN-Generalver-
ammlung in ihrer Millenniumserklärung beschlos-
en, dass der Anteil der Bevölkerung, deren Einkom-
en weniger als 1 Dollar pro Tag beträgt, und der
nteil der Menschen, die Hunger leiden, halbiert wer-
en solle. Sie hatten sich vorgenommen – die Bundesre-
ierung und Heidemarie Wieczorek-Zeul waren dabei
esonders beteiligt –, dass endlich möglichst vielen
euten auf der Erde hygienisches Trinkwasser zur Ver-

ügung stehen solle. Außerdem – das scheint mir per-
önlich das Wichtigste zu sein – sollten Jungen und
ädchen gleichberechtigten Zugang zu allen Bildungs-

ängen erhalten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Diese Aufgaben zu lösen ist ein Wettlauf gegen die
eit, an dem sich sehr viele engagierte Menschen auf der
elt beteiligen müssen. Ich bin mir sicher, dass Sie da-

ei auf meiner Seite sind. In diesem Punkt stehen wir
lle beieinander.

Eine hat in den letzten vier Jahren mit aller Kraft, mit
hrer Durchsetzungsfähigkeit, mit ihrer Zähigkeit und






(A) )



(B) )


Brigitte Schulte (Hameln)

mit ihrem Namen viel geleistet. Frau Bundesministerin,
ich finde, Sie haben der deutschen Entwicklungspolitik
wieder einen Namen und ein Gesicht gegeben. Das sollte
man in aller Deutlichkeit anerkennen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb wollen die Mitglieder des Haushaltsausschusses
und die Berichterstatter – Kollege Borchert bringt das in
seinen Anträgen zum Ausdruck – helfen, damit die ge-
setzten Ziele von Deutschland realisiert werden können.

Nicht alle Felder der nationalen und internationalen
Politik haben für den Bürger nachvollziehbare Ziele. An-
ders ist das auf dem Gebiet der wirtschaftlichen Zusam-
menarbeit. Im Jahr 2002 betrug die Weltbevölkerung
6,211 Milliarden Menschen. Davon lebten – man kann
es auch den Bürgern in Deutschland nicht oft genug sa-
gen – nicht einmal 1,2 Milliarden Menschen in den stär-
ker entwickelten Regionen der Welt, also beispielsweise
bei uns, im westeuropäischen und nordamerikanischen
Teil der Welt, über 5 Milliarden lebten in weniger ent-
wickelten Regionen und 700 Millionen in den ärmsten
Ländern der Erde.

Nur jemand, der an seiner eigenen Zukunft in
Deutschland und der seiner Angehörigen nicht interes-
siert ist, der kann darüber hinwegsehen, wie die Lage bei
unseren Nachbarn im südlichen und östlichen Mittel-
meerraum bereits aussieht. Ich möchte Sie ein bisschen
nachdenklich machen: Marokko hat heute schon eine
Bevölkerung von 31 Millionen. Nach den Prognosen der
UN wird sie bis 2050 auf über 50 Millionen anwachsen.
Algerien hat 31 Millionen Einwohner. Ich kann mich
noch an die Zahlen erinnern, die wir in der Schule ge-
lernt haben; da lag deren Einwohnerzahl bei weit unter
20 Millionen. Sie wird bis 2050 auf 51 Millionen Men-
schen anwachsen. Ägypten liegt bei 70 Millionen Ein-
wohnern. Als ich das Land vor zehn Jahren privat be-
sucht habe, waren es 60 Millionen Einwohner. Ich
empfand es schon damals als hoffnungslos übervölkert.
Die Bevölkerungszahl Ägyptens wird bis 2050 auf
114 Millionen anwachsen. Die Einwohnerzahl von Pa-
lästina wird demnach von 3,4 Millionen auf 11,8 Millio-
nen wachsen. Israel wächst von 6 Millionen auf 10 Mil-
lionen Einwohner. Der arabische Anteil der Bevölkerung
ist daran ganz erheblich. Ich meine nicht die besetzten
Gebiete; die habe ich Palästina zugerechnet. Der Irak,
über den wir zurzeit häufig reden, hat eine Bevölkerung
von 24 Millionen Einwohnern.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt werden es weniger!)


Sie wird bis 2050 auf 53,6 Millionen ansteigen. Die Be-
völkerung Jordaniens wird sich von 5 Millionen Men-
schen auf 10 Millionen verdoppeln, die von Syrien von
17 Millionen Menschen auf 36 Millionen. Die Türkei,
deren Zukunft uns besonders wichtig sein muss, hat
heute 69 Millionen Einwohner – denken Sie an die Zah-
len, die Sie in der Schule gelernt haben – und wird im
Jahr 2050 auf etwa 100 Millionen Einwohner kommen.
Die Bevölkerung im Iran – es kann uns nicht gleichgül-
tig sein, wie es bei der Nachbarnation des Iraks aussieht –

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(C (D ird von heute 72 Millionen Menschen auf 121 Millioen Menschen im Jahr 2050 anwachsen. In Afghanistan dort leisten deutsche Soldaten im Moment einen chweren Dienst – leben heute 23 Millionen Einwohner, ach den Prognosen der UN sollen es im Jahr 2050 2 Millionen sein. Wir alle können uns vorstellen, welche Konflikte die taaten untereinander um genügend sauberes Trinkwaser und ausreichend Nahrungsmittel aushalten und ausagen müssten, wenn sie keine tatkräftige Hilfe – nicht ur Almosen – von ihren nördlichen Nachbarn erhalten ürden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was für eine Herausforderung angesichts der Zahlen,
ie ich genannt habe! Die Milleniumserklärung zur Be-
ämpfung der Armut ist also keine Lyrik, vor allem,
enn man bedenkt, dass die Bevölkerungen der von mir

rwähnten Staaten – ich könnte noch mehr nennen –
ehrheitlich aus Analphabeten bestehen, von denen die
älfte jünger als 20 Jahre ist. Dort können weder die
eisten Jungen, geschweige denn die Mädchen auf ei-

en Zugang zu Bildung hoffen.

Um die Lage der Frauen in den von mir nur bei-
pielhaft aufgrund ihrer Nähe zur EU genannten Staa-
n – ich sage immer, die Menschen könnten von dort

ast zu Fuß, zumindest aber mit dem Schlauchboot
ommen – darf sich der Deutsche Bundestag nicht nur

Entwicklungshilfeausschuss kümmern und nicht nur
ann, wenn wir den Haushalt beraten. Er muss die Mi-
isterin und die Parlamentarische Staatssekretärin Frau
id, die sich bereits darum kümmern, stärker als bisher
nterstützen.


(Beifall der Abg. Uta Zapf [SPD])


Über den Haushalt, den wir später verabschieden
erden, kann ich nur sagen: Es stimmt, auch ich
ünschte mir natürlich, er wäre höher. Den höchsten
nteil am Gesamthaushalt hat dieser Einzelplan 1982
nter der Regierung von Helmut Schmidt gehabt. Spä-
er haben Sie es versäumt, ihn auf die gewünschten An-
eile zu bringen, und auch heute würde ich den Anteil
erne erhöhen. Deswegen haben wir auch kein Ver-
tändnis gehabt – das sage ich an die Haushälter, die in
er vorangegangenen Legislaturperiode zuständig wa-
en –, dass Sie ihn im Jahre 2000 mithilfe des Finanz-
inisteriums um 8,5 Prozent gekürzt haben. Das ist an-

esichts der Zahlen, die ich Ihnen genannt habe,
ontraproduktiv.

Herr Kollege Borchert, auch wenn Sie heute nicht nett
eredet haben – ich weiß, dass Sie das besser können –,
uss ich Ihnen sagen: Ich hätte Ihnen bei der Forderung

ach einer Anhebung der Verpflichtungsermächtigung
erne zugestimmt. Aber der Finanzminister hat keine
eckung gefunden. Wir könnten den Kollegen Diller
itten, dass er für den nächsten Haushalt auf jeden Fall
inen entsprechenden Deckungsvorschlag vorbereiten
oll.






(A) )



(B) )


Brigitte Schulte (Hameln)

Zur FDP: Hat sich mein Kollege Jürgen Koppelin
vorsichtshalber verflüchtigt?


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Er hat sich nicht „verflüchtigt“, er ist im Fraktionsvorstand, Frau Kollegin!)


Ich glaube, Ihr Vorschlag, das Ministerium aufzulösen
und die Aufgaben in das Auswärtige Amt einzugliedern,
ist angesichts der vor uns liegenden Aufgaben ein ver-
späteter Karnevalsscherz.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aprilscherz, das liegt näher!)


Die Bundesrepublik Deutschland hat erfolgreich da-
rum gekämpft, dass Einrichtungen der UN nach Bonn
kommen. Es sind schon einige dort, es könnten aber ru-
hig noch mehr werden. Das würden sie auch wollen. Be-
sonders erfreulich ist, dass das United Nations Develop-
ment Programme dabei ist und dass dessen Mitarbeiter
nicht mehr nur am East River sitzen, sondern inzwischen
auch am Rhein arbeiten. Wie ich festgestellt habe, fühlen
sie sich dort auch wohl.

Notwendig wäre es – ich hoffe auf Ihre Unterstützung –,
dass wir die Mittel im nächsten Jahr und in den Jahren
kräftig aufstocken, um gerade diese Programme zu för-
dern. Auch mir gefällt es nicht, dass viele Aufgaben, die
im Einzelplan 23 gut aufgehoben sind, aufgeteilt werden
auf verschiedene Einzelpläne. Wir haben deswegen den
Auftrag an den Rechnungshof gegeben, zu überprüfen,
ob diese Aufgaben nicht im Einzelplan 23 konzentriert
werden müssten.

Wer in der Weltliga mitspielen will – das wollen wir –,


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


der muss im eigenen Interesse mehr für die Entwick-
lungsarbeit tun, der muss Krankheiten und Analphabe-
tentum, Armut, Familienplanung und Sexualaufklärung
zu seinen Aufgaben machen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503414800


Frau Kollegin, auch wenn es mir schwer fällt, muss
ich Sie an die Überschreitung der Redezeit erinnern.


Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1503414900


Ich bin sofort fertig, Herr Präsident. Die anderen ha-
ben auch überzogen.

Meine Damen und Herren, wir haben hervorragende
Leute bei der UN – in Bonn und in New York. Wir haben
aber auch hervorragende Mitarbeiter in unseren interna-
tionalen und nationalen Organisationen. Es würde sich
lohnen, all diese hier einmal zu erwähnen. In der Kürze
der Zeit kann ich das leider nicht.

Herr Präsident, Sie gestatten, dass ich noch zwei
letzte Zahlen nenne: Ich finde, es stünde der Bundesre-
publik gut an, wenn sie die Zahl der jungen Akademiker,
die sich auf Einladung der Bundesrepublik Deutschland
– dies wurde mit Mitteln aus dem Haushalt finanziert –
nach ihrem Studium hier in Deutschland weiter qualifi-

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(C (D iert haben – sie belief sich im letzten Jahr auf 1 395 –, nd die Zahl der Fachund Führungskräfte, die wir im etzten Jahr nach Deutschland geholt haben – es waren 446 –, in den nächsten Jahren erhöhen würde. Noch besser wäre es, wenn die deutschen Unternehen im Ausland diese, nachdem sie in ihre Heimatländer urückgekehrt sind, auch beschäftigen würden. Investiionen in Menschen zahlen sich für die Menschen vielach aus. Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen nd Kollegen, kämpfen wir gemeinsam weiter für eine rhöhung dieses Haushalts! Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503415000


Das Wort hat nun der Kollege Markus Löning, FDP-
raktion.


Markus Löning (FDP):
Rede ID: ID1503415100


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe
rau Kollegin, Sie haben unseren Antrag zur Fusion von
MZ und AA als Karnevalsscherz bezeichnet.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der 1. April ist ja bald!)


Lieber Herr Ströbele, dann müssten Sie Ihren ge-
chätzten Herrn Außenminister eigentlich als Faschings-
rinz bezeichnen; denn auch er wollte ja die Integration
es BMZ in das AA.


(Beifall bei der FDP)


as war schon damals ein vernünftiger Vorschlag von
hm und daran hat sich – der Antrag liegt vor – nichts ge-
ndert.

Kollege Borchert hat es dargestellt: Der Einzelplan
ird zerfleddert und aus anderen Häusern dirigiert. Ein
roßteil der Entwicklungshilfe – unter finanziellen As-
ekten – findet in anderen Häusern statt. Noch sehr viel
ntscheidender aber ist: Zum Beispiel aus Afghanistan
ören wir von Reibungsverlusten, die dadurch entstehen,
ass die Abstimmung zwischen dem Auswärtigen Amt
nd dem BMZ nicht funktioniert. Geld, Effizienz und
insatz gehen hier verloren. Wir setzen uns mit unserem
ntschließungsantrag dafür ein, dass diese Effizienz
ieder hergestellt und im Sinne der Entwicklungshilfe,

um Beispiel bei der Minenräumung und anderen sinn-
ollen Projekten – anstatt bei der Verwaltung –, genutzt
ird.

Frau Ministerin, ich habe gerüchteweise gehört, dass
ie unserem Entschließungsantrag nicht folgen wollen.
rotzdem möchte ich auf einige Strukturvorschläge für
hr Haus eingehen, die Sie in letzter Zeit vorgebracht ha-
en. Man hört das eine oder andere. Teilweise ist es be-
rüßenswert, teilweise aber auch nicht. Auf einen Punkt
ill ich hier besonders eingehen: Sie haben sich

ntschlossen, einen größeren Teil Ihres Hauses nach Ber-
in zu verlegen. Das begrüße ich ausdrücklich. Diesen






(A) )



(B) )


Markus Löning
Vorschlag finde ich sehr vernünftig. Leider konnten Sie
sich nicht dazu durchringen, Ihr ganzes Haus hierher zu
verlegen und ins AA zu integrieren.


(Karin Kortmann [SPD]: Berlin/BonnGesetz!)


– Ich kann und darf hier doch wohl Wünsche äußern,
Frau Kollegin. Ich hoffe, das ist durchaus auch in Ihrem
Sinne.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503415200


Lieber Herr Kollege, wir sollten der Bundesregierung
aber in der Tat nicht vorwerfen, dass sie sich an geltende
Gesetze hält.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Markus Löning (FDP):
Rede ID: ID1503415300


Gut, trotzdem möchte ich hier noch einmal den
Wunsch äußern: Ich glaube allen Ernstes, dass es der
Entwicklungspolitik gut täte, wenn wir die Kompetenz
in diesem Bereich in Berlin – wo sich die ausländischen
Gesprächspartner befinden und wo sich auch die ent-
sprechenden Institutionen gruppieren – konzentrieren.
Ich glaube, das würde der Entwicklungspolitik schluss-
endlich größere Durchschlagskraft und Effizienz ver-
schaffen.

Lassen Sie mich noch zu einem anderen Thema kom-
men, nämlich zu den Entschuldungsstrategien. Frau
Ministerin, Sie tragen Ihr Engagement auf diesem Gebiet
immer mit einem großen Stolz vor sich her. Den Weg,
den die Bundesregierung hier geht, teile ich – wenn auch
mit Abstrichen.

In der letzten Woche aber mussten wir im Ausschuss
in Sachen Bolivien einiges zur Kenntnis nehmen, das
mich bezogen auf die Entschuldungsstrategien schon
sehr nachdenklich gemacht hat. Bolivien hat vor knapp
zwei Jahren seinen Completion Point erreicht und ist um
2 Milliarden US-Dollar entschuldet worden. Der deutsche
Steuerzahler hat sich daran mit 380 Millionen Euro betei-
ligt. Die bolivianische Regierung bemüht sich nun darum
– diese Situation muss man sich einmal vorstellen –, wei-
tere 35 Millionen Euro als Budgethilfe zu erhalten, um
auf dieser Basis einen nochmaligen Kredit in Höhe von
117 Millionen Euro zu bekommen. Das heißt, sie bemüht
sich um einen Kredit von insgesamt 150 Millionen Euro,
und zwar knapp anderthalb Jahre nach ihrer Entschul-
dung.

Das ist ein ernstes Warnsignal. Ich habe in meiner
Rede im Dezember des letzten Jahres an dieser Stelle auf
ähnliche Probleme in Uganda hingewiesen. Auch aus
Äthiopien kommen negative Signale. Dort scheint sich
die Lage nicht so zu entwickeln, wie wir uns das wün-
schen. Wenn wir mit dem Geld der deutschen Steuerzah-
ler entschulden, was die FDP – wie auch ich – im Prinzip
richtig findet, können wir dann, wenn es schief geht,
nicht einfach sagen: Die Kriterien waren vielleicht zu
weich angelegt. Man muss sie ein wenig großzügiger

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(C (D uslegen. Möglicherweise haben wir nicht genügend entchuldet. Vielmehr muss man sehr kritisch nachfragen: Ist dies ielleicht nicht der richtige Weg gewesen? Haben wir an er einen oder anderen Stelle die Kriterien falsch ausgeegt? Haben wir zu wenig Druck ausgeübt und die Erartungen an unseren Partner nicht deutlich genug geacht? Ich glaube, diese Fragen muss man sich allen rnstes stellen. Ich möchte zum Schluss betonen, dass wir als FDP er Entschuldungsstrategie nicht grundsätzlich abhnend gegenüberstehen. Aber ich habe oft den Eindruck wir sehen die Diskussion über das internationale Insolenzverfahren auf uns zukommen; zu diesem Thema wird zwei Wochen eine Anhörung stattfinden –, dass es hier war sehr viel guten Willen gibt, aber mit zu wenig kaufännischem und politischem Wissen vorgegangen wird, m überprüfen zu können, ob unsere Partner die geachten Auflagen tatsächlich einhalten und ob wir diese änder mit der Entschuldung in eine Lage versetzen, die esser ist als vorher. Ich habe an dieser Stelle meine weifel und möchte darauf hinweisen, dass wir das hema Entschuldung weiter auf der Tagesordnung hal en und kritisch begleiten werden. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503415400


Nun erteile ich dem Abgeordneten Thilo Hoppe,
ündnis 90/Die Grünen, das Wort.


Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1503415500


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es
uft schon sehr gemischte Gefühle hervor, am Vorabend
ines Krieges über den Haushalt für wirtschaftliche Zu-
ammenarbeit und Entwicklung zu debattieren.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


s fällt schwer, eine Rede über die Fortschritte in der
ntwicklungszusammenarbeit zu halten, die sich auch

m Haushalt widerspiegeln, wenn man weiß, dass in we-
igen Stunden die Bomben fallen, die das Elend nur
och größer machen.

Es macht mich traurig und wütend, dass in den nächs-
en Tagen Milliarden für Krieg, Zerstörung und Tod aus-
egeben werden, Geld, das dringend für einen ganz an-
eren Kampf benötigt wird, den Kampf gegen den
unger.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


enaue Zahlen kann es jetzt natürlich noch nicht geben.
ber Schätzungen aller Experten gehen davon aus, dass

llein in den nächsten beiden Wochen mehr Geld im
rieg verpulvert wird – im wahrsten Sinne des Wortes –,






(A) )



(B) )


Thilo Hoppe
als alle Staaten dieser Welt in einem Jahr gemeinsam für
die Entwicklungszusammenarbeit ausgeben.

Dass sich die Bundesregierung mit allem Nachdruck
für eine friedliche Lösung engagiert hat, ist allen Bürge-
rinnen und Bürgern bewusst. Im Rahmen einer entwick-
lungspolitischen Debatte möchte ich aber auch die Rolle
der Entwicklungsländer in diesem Konflikt hervorheben.
Besonders betonen möchte ich die Rolle der Entwick-
lungsländer im Weltsicherheitsrat, die Anerkennung
und Respekt verdient, insbesondere die Haltung der afri-
kanischen Staaten.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch der lateinamerikanischen!)


– Natürlich, ebenso der lateinamerikanischen Staaten! –
Sie haben trotz massiven Drucks seitens der USA, der
auch die Androhung der Streichung von Entwicklungs-
hilfe beinhaltet haben soll, Rückgrat bewiesen und die
deutsch-französischen Friedensvorschläge unterstützt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie haben sich in dieser wichtigen Frage allen Unkenru-
fen zum Trotz als nicht käuflich erwiesen.

Nach diesem Krieg wird nichts mehr so sein, wie es
war – weder politisch noch wirtschaftlich. Der völker-
rechtswidrige Präventivschlag gegen den Irak wird die Welt
weiter entzweien, neue Konfliktherde schüren und den
Glauben an Konfliktprävention und Friedenspolitik nach-
haltig beeinträchtigen. Auch wird dieser Krieg über die
Menschen im Irak unermessliches Leid bringen; nicht nur
durch die Bomben, sondern auch durch die Unterbrechung
der Nahrungsmittellieferungen und durch die Zerstörung
der Infrastruktur, zum Beispiel der Wasserversorgung.

Es ist Schlimmstes zu befürchten. Aber – auch wenn
das paradox klingt – ich hoffe und bete, dass ich mit die-
sen Befürchtungen nicht Recht behalten werde, dass in
letzter Sekunde noch ein Wunder geschieht bzw. dass
der Krieg, wenn er nicht mehr verhindert werden kann,
sehr schnell über die Bühne gehen wird.

Wir müssen uns aber auch darauf einstellen, dass die-
ser Krieg die Not erheblich vergrößert und dass die inter-
nationale Gemeinschaft im Bereich der humanitären
Hilfe und des Aufbaus großen Herausforderungen ge-
genüberstehen wird. Dabei ist es wichtig, darauf zu ach-
ten, dass die humanitäre Hilfe nicht instrumentalisiert
wird, dass die Hilfsorganisationen freien Zugang haben
und dass die Vereinten Nationen die humanitäre Hilfe
nach wie vor koordinieren.

Ich denke, in dieser Situation ist es auch für Deutsch-
land sehr wichtig, die humanitäre Hilfe und den Aufbau
unter dem Dach der Vereinten Nationen politisch, finan-
ziell und mit Personal zu unterstützen. Das kann unter
Umständen auch bedeuten, dass wir mit den Mitteln, die
dafür im Haushalt eingestellt sind, nicht auskommen
werden, und dass, zumindest was den Haushalt 2004 be-
trifft, sowohl im Einzelplan 23 als auch im Einzelplan 05
– ich meine den Bereich der humanitären Hilfe im Haus-
halt des Auswärtigen Amtes – nachgebessert werden
muss.

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(C (D Vielleicht wird Sie das, was ich jetzt sage, wundern. ber ich mache keinen Hehl daraus, dass ich die Kritik er Opposition in einem Punkt durchaus teile und untertützen kann: Es wäre gut gewesen, sowohl im Einzellan 23 als auch im Bereich der humanitären Hilfe des uswärtigen Amtes insgesamt mehr Geld zur Verfügung u stellen. Auch mache ich keinen Hehl daraus, dass es ns Entwicklungspolitikerinnen und Entwicklungspolitiern von der SPD und vom Bündnis 90/Die Grünen icht gelungen ist, den Einzelplan 23 von der globalen inderausgabe auszunehmen und den Einzelplan 05 von 0 auf 53 Millionen Euro aufzustocken. Dennoch bin ich froh, dass das BMZ – zu diesem Erebnis muss man kommen, wenn man die Budgets der erschiedenen Häuser miteinander vergleicht – noch echt glimpflich davongekommen ist und dass der Etat ür die Entwicklungszusammenarbeit unter dem Strich m 2 Prozent angehoben werden konnte. Das weist in die richtige Richtung. Auch die Schwerunktsetzung ist richtig: mehr Geld für die Nichtregieungsorganisationen und die Kirchen, mehr für den zivilen riedensdienst, mehr für die Nutzung der erneuerbaren nergien in den Entwicklungsländern und mehr für die ntwicklungspolitische Bildungsarbeit hier bei uns. Uner Letzteres fällt auch eine stärkere Förderung des Fairrade-Sektors mit einer neuen, pfiffigen und professioellen Öffentlichkeitsarbeit. Ich meine nicht, dass – wie dies von der CDU/CSU emacht wird – die bilaterale gegen die multilaterale ntwicklungszusammenarbeit ausgespielt werden sollte; enn beide Ebenen müssen sich ergänzen. Statt sich, rotz berechtigter Kritik an einigen multilateralen Orgaisationen, von der internationalen Ebene zurückzuzieen, wie Sie das empfehlen, sollte sich Deutschland auf ieser Ebene eher für Reformen einsetzen. Gerade im inblick auf die ernste Lage am Vorabend eines Krieges uss es darum gehen, die multilaterale Ebene und die nternationale Zusammenarbeit zu stärken. Alles in allem kann sich der Einzelplan 23 sehen lasen. Er weist in die richtige Richtung. Aber – wie gesagt, ier gebe ich der Opposition Recht –: Es sind größere nstrengungen – dies bedeutet: auch höhere Haushalts nsätze – nötig, damit wir im Jahre 2006 tatsächlich nser Etappenziel, 0,33 Prozent des Bruttonationaleinommens für die Entwicklungszusammenarbeit zur Verügung zu stellen, erreichen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn ich den Kolleginnen und Kollegen von der
DU/CSU in diesem einen Punkt Recht gebe, dann
öchte ich damit aber nicht sagen, dass ich Ihnen, wenn
ie an die Regierung gekommen wären, zugetraut hätte,
ies auch umzusetzen. Ihre Haushälterinnen und Haus-
älter hätten Ihrem Finanzminister bei weitem weniger
eld für die Entwicklungszusammenarbeit zur Verfü-
ung gestellt. Unter Kohl hatte die ODA-Quote einen
istorischen Tiefstand erreicht. Das wurde schon von
rau Kollegin Schulte gesagt.






(A) )



(B) )


Thilo Hoppe
Lassen Sie mich zum Schluss sagen, dass es in der
Entwicklungspolitik nicht allein auf das Geld und den
Haushalt ankommt. Seit 1998 verstehen wir Entwick-
lungspolitik auch als internationale Strukturpolitik, als
Querschnittsaufgabe, als einen Beitrag für eine gerechte,
soziale und ökologische Gestaltung der Globalisierung.

Dazu wäre vieles zu sagen, was aber in der mir zur
Verfügung stehenden Redezeit nicht unterzubringen ist.
Exemplarisch möchte ich auf einen Antrag zu den lau-
fenden WTO-Agrarverhandlungen hinweisen, der am
letzten Donnerstag hier in diesem Haus von den Koali-
tionsfraktionen eingebracht wurde. Das ist ein Antrag,
der auf mehr Kohärenz bezüglich der Agrar- und Ent-
wicklungspolitik zielt, ein Antrag, der sich für den voll-
ständigen Abbau der handelsverzerrenden Agrarexport-
subventionen einsetzt und zugleich fordert, dass ein Teil
der dadurch frei werdenden Mittel gezielt für die Ent-
wicklungszusammenarbeit eingesetzt wird, insbesondere
für den Aufbau der ländlichen Struktur und die Stärkung
einer nachhaltigen Landwirtschaft.

Auch so versteht die Koalition umfassende Entwick-
lungspolitik. Wenn wir auf diesem Weg weiter mutig vo-
rangehen, dann bin ich optimistisch, dass wir einen nen-
nenswerten, wertvollen Beitrag zur Verwirklichung der
Millenniumsziele liefern werden, nämlich bis zum Jahr
2015 die Zahl der in Armut und Hunger lebenden Men-
schen zu halbieren.

Ganz zum Schluss noch ein Wort zu dem Antrag der
FDP: Rot und Grün lassen sich nicht auseinander divi-
dieren. Sowohl das Auswärtige Amt als auch das BMZ
haben ihre spezifischen wichtigen Aufgaben und ergän-
zen sich. Das ist auch gut so.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503415600


Das Wort hat nun der Kollege Dr. Ralf Brauksiepe,
CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1503415700


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
Herr Kollege Hoppe, wir alle teilen Ihre Besorgnis über
die aktuelle weltpolitische Lage. Ich respektiere auch die
Selbstkritik, die Sie in Bezug auf die entwicklungspoliti-
schen Anstrengungen und den BMZ-Etat hier zum Aus-
druck gebracht haben.

Man muss schon feststellen, dass der Kollege
Borchert wie üblich Recht mit seiner Voraussage hatte,
dass von Rot-Grün wieder wortreich der untaugliche
Versuch unternommen wird, das Absenken der Entwick-
lungshilfe, das Zurückbleiben der entwicklungspoliti-
schen Anstrengungen gegenüber Ihren eigenen Erwar-
tungen und Ankündigungen zu kaschieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Sie haben eine merkliche Erhöhung des BMZ-Etats ver-
sprochen. Sie geben im Kernbereich der deutschen Ent-
wicklungszusammenarbeit – und das ist der BMZ-Etat –

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(C (D eniger aus, als das noch vor fünf Jahren der Fall war. Versprochen, gebrochen“ – was sich wie ein rot-grüner aden durch Ihre Politik zieht, gilt leider auch für die ntwicklungspolitik. Es ist schon von den Möglichkeiten gesprochen woren, die entwicklungspolitischen Anstrengungen, auch ie berühmte ODA-Quote, zu erhöhen. Es ist angesichts es in weiter Ferne liegenden 0,7-Prozent-Ziels – das uch früher schon in weiter Ferne lag – durchaus konseuent, sich Zwischenziele zu setzen. Mit dem 0,33-Proent-Ziel ist das auch EU-weit erfolgt. Angesichts Ihrer ittelfristigen Finanzplanung aber muss man feststellen, ass dieses Ziel auch nicht annähernd zu erreichen sein ird, jedenfalls wenn man davon ausgeht, dass etwa 0 Prozent der ODA aus dem BMZ-Haushalt kommen. Eine andere Möglichkeit, die Erhöhung der ODAuote zu erreichen, ist hier schon mehrfach angespro hen worden. Sie könnten theoretisch versuchen, den chuldenerlass massiv zu verstärken. Ein Schuldenrlass, den wir grundsätzlich unterstützen, macht dann inn, wenn die durch die Entschuldung frei werdenden ittel wirklich in die Armutsbekämpfung, die Bildung nd andere entwicklungsfördernde Maßnahmen invesert werden. Wir sehen aber am Beispiel Boliviens, wie erheerend es sein kann, wenn stattdessen dieses Geld ufgrund der Haushaltsnot in den allgemeinen Haushalt ingestellt wird. Der entwicklungsfördernde Effekt einer olchen Entschuldungsinitiative ist damit verpufft. Das ann kein Königsweg in der Entwicklungspolitik sein. Nun gibt es mit Recht Kritik an der ODA-Quote in rüherer Zeit. Herr Kollege Hoppe, Sie haben es angeprochen, dass auch in unserer Regierungszeit die Zahn nicht so ausfielen, wie wir sie uns selbst gewünscht ätten. Es gab aber einen Unterschied: Die ODA-Quote etzt sich aus der Höhe der öffentlichen Entwicklungsilfe im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt zusammen. u unserer Zeit gab es in Deutschland aber noch wirtchaftliches Wachstum, das zur Senkung der Quote beietragen hat. Sie sind inzwischen bei einem Wirtschaftsachstum von 0,2 Prozent angekommen, Tendenz inkend. Wenn Sie den BMZ-Etat bei 70 Prozent der DA belassen, können Sie die ODA-Quote von ,33 Prozent bis 2006 nur dann erreichen, wenn die irtschaft um fast 5 Prozent jährlich schrumpft. Diese rt entwicklungspolitischer Innovation stellen wir von er CDU/CSU uns allerdings nicht vor. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Markus Löning [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich denke, wir stim-
en in einem überein: Es geht nicht nur um die Quanti-
t der Entwicklungszusammenarbeit, sondern auch um
ie Qualität. Dabei kommen wir nicht um die Feststel-
ng herum, dass für uns ein entwicklungspolitisches
esamtkonzept bei Rot-Grün nicht erkennbar ist.

Ich will nur ein Beispiel nennen. Sie versuchen zur-
eit, im Bundestag und im Bundesrat eine Vielzahl von






(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
Steuererhöhungen auf anderen Gebieten durchzubekom-
men. Das BMZ hat im vergangenen Jahr eine Studie
über die Durchführbarkeit einer so genannten Devisen-
transaktionssteuer veröffentlicht, die jetzt im Raum
steht. Bisher hat die Bundesregierung diese Steuer nicht
gefordert. Wir fragen uns nun: Wollen Sie jetzt auch
noch eine solche Devisentransaktionssteuer in die De-
batte einbringen? Ist das Ihre Position und/oder die der
gesamten Bundesregierung? Um es deutlich zu sagen:
Wir wollen sie nicht, aber wir würden gerne Ihre Posi-
tion kennen, damit wir uns mit Ihnen konzeptionell aus-
einander setzen können. Darauf warten wir noch.

In der jüngsten Überprüfung der deutschen Entwick-
lungszusammenarbeit, die die OECD vorgenommen hat,
kommt sie zu einem kritischen Ergebnis. Die deutsche
Entwicklungszusammenarbeit wird als ein wenig koor-
diniertes und untereinander unzureichend kooperieren-
des, unüberschaubares Instrumentarium dargestellt, das
durch eine zentralistische Entscheidungsstruktur behin-
dert wird.

Es liegt uns fern, zu behaupten, dass alle diese Pro-
bleme völlig neu sind, aber wichtig ist für uns die Frage,
in welche Richtung es weitergehen soll. Vor dem Hinter-
grund der bereits angesprochenen Probleme planen Sie
nun in Ihrem Hause gegen den einstimmigen Willen der
Personalversammlung eine Umstrukturierung im BMZ,
die von Experten unter anderem mit den Begriffen „de-
saströses Management“ und „Geringschätzung der Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter“ qualifiziert wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Daraus folgt für uns: Form und Inhalt Ihrer Planungen
lösen die Strukturprobleme der deutschen Entwicklungs-
zusammenarbeit nicht, sondern sie verschärfen sie.

Unsere Vorstellungen einer modernen Entwicklungs-
zusammenarbeit aus einem Guss gehen davon aus, dass
Entwicklungspolitik ohne humanitäre Beweggründe
nicht sinnvoll betrieben werden kann, dass aber Ent-
wicklungspolitik sowohl im Interesse der Empfängerlän-
der als auch in unserem eigenen nationalen Interesse
liegt, wenn wir sie richtig gestalten.

Ich will kurz ein paar Beispiele skizzieren. Ich denke,
wir müssen den Sektor Bildung und Ausbildung wieder
in den Mittelpunkt der Entwicklungspolitik stellen. Das
ist zurzeit nicht der Fall. Die Verbesserung des Ausbil-
dungsstandes gerade der jungen Menschen ist für die Zu-
kunftschancen der Entwicklungsländer von herausragen-
der Bedeutung. Denn um Hilfe zu einer wirksamen
Selbsthilfe leisten zu können, ist es unerlässlich, Men-
schen zu qualifizieren und sie dadurch in die Lage zu
versetzen, sich selbst zu helfen.

Ich denke, es ist darüber hinaus in diesem Haus auch un-
strittig, dass verstärkte Anstrengungen zum Schutz der na-
türlichen Lebensgrundlagen unternommen werden müs-
sen und dass gleichermaßen verstärkte Anstrengungen
notwendig sind, um die oft mangelhaften staatlichen Rah-
menbedingungen in Entwicklungsländern zu verbessern.

Herr Kollege Hoppe, Sie sprachen eben von den afri-
kanischen Ländern, die sich von den Vereinigten Staaten

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(C (D icht haben korrumpieren lassen. Das mag zwar Ihrem eltbild entsprechen, aber die Verhältnisse in den allereisten afrikanischen Staaten zeigen, dass die internen ahmenbedingungen alles andere als entwicklungsförernd sind. Auch das sollten wir wenigstens in der Anayse gemeinsam zur Kenntnis nehmen. Ich will noch etwas ansprechen, das unserer Ansicht ach zu einer Entwicklungspolitik aus einem Guss geört. Es sollten Hilfen geschaffen werden, dass die Enticklungsländer erfolgreich am internationalen Wirt chaftsleben teilnehmen können, weil dies nach unserer berzeugung der Hauptgarant für Wohlstandsmehrung uch in den Entwicklungsländern ist. Deswegen habe ich as, was Sie gerade gesagt haben, sehr interessiert zur enntnis genommen; denn mein Eindruck in der Verangenheit war, dass wir uns hier weitgehend einig waen. Wir haben in der letzten Legislaturperiode beispielseise eine Anhörung zur Konsistenz von europäischer ubventionspolitik und Entwicklungspolitik durchgeührt. Ich stoße aber in letzter Zeit auf Veranstaltungen, n denen auch Vertreter der jetzigen Regierung teilnehen, zunehmend auf Skepsis, wenn es um die Öffnung er Märkte geht, und höre häufig die Frage, ob eine Abchottung der Märkte nicht eher hilfreich für die Enticklungsländer sei. Daher war es interessant, das heute o von Ihnen zu hören. Ich möchte für CDU und CSU anz deutlich sagen: Es ist natürlich wichtig, dass die rüchte des Freihandels auch in den Entwicklungslänern gerecht verteilt werden. Aber es ist hier wie auch in nderen Bereichen: Es muss zuerst das erwirtschaftet erden, was anschließend gerecht verteilt werden soll. eswegen betonen wir weiter – das ist unsere Überzeuung –: Handel ist der beste Entwicklungshelfer. Bezogen auf einzelne Ländergruppen – ich denke, geade in diesen Tagen sind wir uns hierüber einig – wird uch in Zukunft ein besonderes Augenmerk auf die Inensivierung des Politikund Kulturdialogs mit den isla ischen Entwicklungsländern sowie auf die Intensivieung der Wirtschafts-, der Wissenschaftsund der ochschulbeziehungen mit Schwellenländern zu legen ein. Auch dies ist im gemeinsamen Interesse von Geerund Nehmerländern. Nun ist eben behauptet worden, CDU und CSU wolln die bilaterale und die multilaterale Hilfe gegeneinaner ausspielen. Das ist mitnichten der Fall. Wir sind sehr ohl für multilaterale Entwicklungszusammenarbeit. ber multilaterale Entwicklungsinstitutionen müssen ich reformieren. Wir denken dabei natürlich auch an die ntwicklungszusammenarbeit der Europäischen Union. s kann doch wohl nicht hingenommen werden, dass das eld, das in die europäische Entwicklungszusammenareit fließt, in Brüssel nicht abfließt, auf Konten lagert nd so für die Bekämpfung von Hunger und Not in den ntwicklungsländern nicht zur Verfügung steht. Das ann doch nicht die Lösung sein. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
Ich möchte in diesem Zusammenhang eine, wie ich
denke, aus Ihrer Sicht eher unverdächtige Zeugin zitie-
ren: Die britische Entwicklungsministerin Claire Short
erklärte erst jüngst, die europäische Entwicklungspolitik
sei eine Schande, und drohte damit, wenn sich nicht bald
etwas ändere, werde man die Beiträge streichen und das
Geld wieder selbst ausgeben. Auch die Deutsche Welt-
hungerhilfe denkt in diese Richtung. Uns ist natürlich
klar, dass so etwas nicht von heute auf morgen möglich
ist. Schließlich gibt es völkerrechtliche Verpflichtungen,
die es einzuhalten gilt. Aber zumindest mittelfristig muss
es eine solche Perspektive geben und darf eine solche
Maßnahme kein Tabu sein. Das Geld muss endlich den
Armen zur Verfügung stehen und darf nicht irgendwo
gelagert werden.

Wir gehen als CDU und CSU eigentlich davon aus,
dass es bei allen Differenzen, die wir hier haben, auch
Themen von gemeinsamem Interesse gibt und auch in
Zukunft geben wird. Eigentlich sollte es das gemeinsame
Interesse von uns Parlamentariern sein, die schleichende
Selbstentmachtung des BMZ zu verhindern, die ja schon
in vollem Gange ist. Natürlich ist der BMZ-Etat und
seine Höhe – im Gegensatz zum Etat des Auswärtigen
Amtes – ein Instrument der politischen Auseinanderset-
zung. Sie stellen beispielsweise auch Mittel, die das
Auswärtige Amt bewirtschaftet, in den BMZ-Etat ein,
um den Eindruck zu erwecken, Sie täten mehr in diesem
Bereich, als Sie tatsächlich tun. Im Bereich des Stabili-
tätspaktes Afghanistan und des Stabilitätspaktes Südost-
europa sind bis zum Jahr 2006 240 Millionen Euro vor-
gesehen, die Sie zum Schein beim BMZ-Etat einstellen,
die Sie aber zur Bewirtschaftung an das Auswärtige Amt
geben.

Eben wurde gesagt, der Entschließungsantrag der
FDP – auch wir weisen ihn mit Abscheu und Empörung
zurück; ich sage das nur, um keinen Zweifel aufkommen
zu lassen – sei ein verspäteter Karnevalsscherz. Meine
Damen und Herren von der Regierung, wenn Sie das so
sehen, dann frage ich, warum Sie vorauseilenden Gehor-
sam leisten. Im Entschließungsantrag der FDP steht:
„Die finanziellen Mittel aus dem Einzelplan 23 werden
in den Einzelplan 05“ – das ist der Etat des Auswärtigen
Amtes – „übertragen.“ Mit 240 Millionen Euro bis zum
Jahr 2006 leisten Sie vorauseilenden Gehorsam. Lassen
Sie das doch und handeln Sie stattdessen im Sinne der
Haushaltstransparenz und aus inhaltlichen Gründen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das Auswärtige Amt hat eine andere Aufgabe.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503415800


Herr Kollege Brauksiepe, ich muss Sie an die Rede-
zeit erinnern.


Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1503415900


Jawohl. – Es bleibt also dabei: Es ist nicht nur eine
Frage der Haushaltstransparenz, sondern auch eine Frage
unterschiedlicher inhaltlicher Schwerpunkte und unter-
schiedlicher Konzepte von AA und BMZ. Mit uns ist
eine solche schleichende Selbstentmachtung nicht zu

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(C (D achen. Dafür ist uns die Entwicklungszusammenarbeit iel zu wichtig. Eigentlich sollte der Entwicklungszuammenarbeit doch unser gemeinsames Interesse in dieem Hause gelten. Vielen Dank. Was die gut gemeinten Zwischenrufe angeht: Es geht ier mit einer freundschaftlichen Strenge zu. Zum Schluss der Beratungen des Einzelplans 23 hat ie Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenareit und Entwicklung, Frau Wieczorek-Zeul, das Wort. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! An iesem Abend richten sich unser aller Gedanken an die enschen, die von diesem Krieg betroffen sein werden. iejenigen, die diesen Krieg beginnen, tragen eine große erantwortung und laden die Schuld für das Leid und en Tod von Hunderttausenden von Menschen auf ich. Die Entwaffnung dieses Landes, die Entwaffnung addam Husseins wäre dank der Arbeit der UN-Waffen nspekteure ohne Krieg möglich gewesen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503416000
Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD):
Rede ID: ID1503416100

Dieser Krieg aber wird verheerende Folgen für die Zi-
ilbevölkerung mit sich bringen. Bereits jetzt sind
0 Prozent der Bevölkerung von den Nahrungsmittelhil-
en aus dem so genannten Food-for-Oil-Programm voll-
tändig abhängig. Aufgrund des Krieges werden zukünf-
ig etwa 10 Millionen Menschen versorgt werden

üssen. Man schätzt, dass bis zu 3 Millionen Flüchtlinge
ntweder versuchen werden, in die Nachbarländer zu
ommen, oder im Land selbst auf der Flucht sein werden.
ine entsprechende Entwicklung können wir zum Teil
chon jetzt verfolgen.

Ich sage an dieser Stelle: Dieser Krieg ist falsch. Er
edeutet eine Missachtung jeder moralischen, ethischen
nd christlichen Verantwortung. Ich danke den Kirchen,
ass sie unser aller Gewissen dafür geschärft haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dieser Krieg ist politisch wie im Übrigen auch wirt-
chaftlich für die gesamte Welt eine Katastrophe. Wenn
ie vernetzt denken würden – die Kollegen, die sich hier
ber die Entschuldung eines Landes wie Bolivien geäu-
ert haben –, wäre Ihnen doch klar: Auf alle Länder
irkt sich die Kriegsangst in Form sinkender Wachs-

umsraten aus. Wenn ein Land, das selbst kaum expor-
ieren kann, in einer solchen Situation in wirtschaftliche
chwierigkeiten gerät, dann dürfen wir das nicht diesem
and vorwerfen, sondern wir müssen dazu beitragen,
ass sich die Situation verbessert. Dass wir die Auswir-
ungen dieser Situation gesehen haben, war einer der
ründe dafür, dass wir gesagt haben: Ein solcher Krieg






(A) )



(B) )


Heidemarie Wieczorek-Zeul
ist fatal für alle, aber vor allen Dingen für die schwächs-
ten Entwicklungsländer.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir wissen uns mit den Millionen von Menschen in
der Welt und auch in unserem Land, die gegen diesen
Krieg sind, einig. Wir wollten – wie alle UN-Organisati-
onen – diesen Krieg mit all unseren Möglichkeiten ver-
hindern, weil wir eine humanitäre Katastrophe verhin-
dern wollten. Ich sage aber auch: Gerade deshalb werden
wir den betroffenen Menschen im Irak selbst und in den
Nachbarländern humanitäre Hilfe und Nothilfe leisten;
denn es geht um die Menschen. Wir fordern, dass alle
Mittel, die noch im Food-for-Oil-Programm vorhanden
sind, ausschließlich und umgehend für die Versorgung
der irakischen Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und le-
bensnotwendigen Medikamenten verwendet werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Christian Ruck [CDU/ CSU]: Mit welchem Geld?)


Wir sind in enger Abstimmung mit der EU darauf
vorbereitet, die UN-Hilfsorganisationen bei Ihrer Versor-
gung und Unterbringung von Menschen auch finanziell
zu unterstützen. Das gilt sowohl für das Welternährungs-
programm als auch für das Internationale Rote Kreuz
und für den UN-Hochkommissar für Flüchtlinge. Dies
habe ich gegenüber Ruud Lubbers, dem zuständigen
UN-Hochkommissar, zum Ausdruck gebracht. Wir wer-
den für diese Initiativen 10 Millionen Euro zusätzlich
zur Verfügung stellen.

Der UN-Sicherheitsrat – das ist heute Morgen und
auch jetzt mehrfach angesprochen worden – hat in sei-
nen Beratungen mit seiner Mehrheit – das gilt auch für
die große Mehrheit in den Vereinten Nationen – den
Wunsch der Völker nach Frieden unüberhörbar artiku-
liert. Die Völker haben damit deutlich gemacht, dass sie
eine Weltordnung wollen, die dem 21. Jahrhundert ent-
spricht, eine Weltordnung von Partnern und Gleichbe-
rechtigten und nicht eine solche der Unterordnung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte an dieser Stelle besonders den Entwick-
lungsländern im UN-Sicherheitsrat danken. Sie haben
alle die beschämt, die meinen, Entwicklungsländer lie-
ßen sich ihre Zustimmung zu einem Krieg abpressen
oder abkaufen. Sie haben deutlich gemacht, dass sie al-
len Pressionen zum Trotz eine Weltordnung der Glei-
chen wollen. Das ist ein ermutigendes Zeichen für die
künftige Weltordnung. Um langfristig Stabilität und
Frieden in der Welt zu schaffen, brauchen wir keine Ko-
alition der Kriegswilligen, sondern wir brauchen eine
multipolare Ordnung des Friedens und des Rechts; denn
gerade sie schützt die Schwächeren in dieser Welt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Sehr schlichter Beitrag!)


Viele Menschen aus Entwicklungsländern, die ich ge-
troffen habe, und zwar aus allen Regionen der Welt, ha-

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(C (D en gesagt: Ihr von der Bundesregierung tut auch etwas ür uns. Wir können uns schlechter zur Wehr setzen als hr. Wenn ihr dafür kämpft, dass in dieser Welt gleichbeechtigt entschieden wird, dann tut ihr auch etwas für ns. – Wir freuen uns darüber, dass wir das tun konnten. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: So erfolgreich wie in Tschetschenien!)


Ich warne vor einer neuen Rüstungsspirale. Die Rüs-
ungsausgaben weltweit – das muss man sich vor Augen
alten – sind von 761 Milliarden US-Dollar im Jahr
000 auf 839 Milliarden US-Dollar im Jahr 2002 gestie-
en. Die Finanzmittel dieser Welt werden aber viel
ringlicher im Kampf gegen Hunger, Armut und Krank-
eit gebraucht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Jedes Jahr sterben 10 Millionen Kinder unter fünf
ahren an vermeidbaren Krankheiten und viele Kinder
aben nicht die Chance, in die Schule zu gehen. Ich halte
s daher für obszön, Mittel in Kriegen zu verschwenden.
iedrig geschätzt betragen die Kosten eines Irakkriegs
00 Milliarden US-Dollar. Das ist viermal so viel, wie in
er Welt in einem Jahr für Entwicklungszusammenarbeit
usgegeben wird. Das ist obszön. Wir müssen dazu bei-
ragen, dass das so benannt und auch so erkannt wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Ein ganz schlichter Beitrag!)


Ja, liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht um die
msetzung der Resolution 1441


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Aha!)


it nichtmilitärischen Mitteln.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Aha!)


ie Nummer dieser Resolution kennt jeder. Ich möchte,
ass die Weltgemeinschaft mit der gleichen Leidenschaft
ür die Umsetzung der Resolution 55/2 kämpft. Das ist
ie UN-Resolution, die im Jahr 2000 auf der UN-Gene-
alversammlung von der internationalen Gemeinschaft
eschlossen wurde, in der sich die Gemeinschaft vorge-
ommen hat, eine drastische Reduzierung der weltwei-
en Armut und des Hungers, den Zugang zu sauberem

asser für alle, den Zugang aller Kinder zum Schulun-
erricht zu erreichen und die Bekämpfung von HIV/Aids
oranzutreiben. Das sind die Aufgaben. Die Nummer
ieser Resolution muss jeder kennen. Die internationale
emeinschaft muss alle Anstrengungen unternehmen,
m das zu erreichen, so wie auch wir dies tun.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Georg Schirmbeck [CDU/ CSU]: Sie dürfen nicht nur reden, sondern müssen mehr tun! – Dr. Christian Ruck [CDU/ CSU]: Reden Sie einmal vom Haushalt!)


Ich möchte an dieser Stelle auch daran erinnern, dass
ir über den Konflikten im Nahen und Mittleren Osten
icht die Konflikte und den Wiederaufbau in anderen
egionen vergessen dürfen. Ich gedenke in dieser






(A) )



(B) )


Heidemarie Wieczorek-Zeul
Debatte eines guten Freundes unseres Landes, eines
Hoffnungsträgers für die Perspektiven des Balkans,
Zoran Djindjic, der vor wenigen Tagen ermordet wurde
und dessen Tod uns alle erschüttert hat. Er stand für den
Aufbau von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und für
das friedliche Zusammenleben verschiedener ethnischer
Gruppen. Wir danken ihm für das Engagement, das er
für sein Land, für Frieden und Stabilität sowie gutes Zu-
sammenleben erbracht hat.


(Beifall im ganzen Hause)


Wir haben in dieser Situation aber auch alle zusam-
men gespürt, wie wichtig es ist, diese Ordnung in
Südosteuropa weiter zu stabilisieren und den demokrati-
schen und wirtschaftlichen Wiederaufbau mit mindes-
tens so viel Engagement zu begleiten wie das Eingreifen
während eines Konfliktes. Ich freue mich, dass wir in
den zweieinhalb Jahren unsere Leistungen gegenüber
Serbien und auch gegenüber Zoran Djindjic im Umfang
von 100 Millionen Euro haben erbringen und damit ei-
nen Beitrag zur Unterstützung des Aufbaus haben leisten
können. Ich habe zugesagt, dass ich in den nächsten Ta-
gen weitere Gespräche führen werde, damit diese Hilfen
auch für die Zukunft abgesichert und möglicherweise
ausgeweitet werden können.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Entwicklungspoli-
tik muss sich aber trotz aller aktuellen Konflikte immer
auch als Krisenprävention verstehen und einbringen.
Übrigens ist – das sage ich denen, die sich da Sorgen ma-
chen, damit sie die Relationen sehen können – der Haus-
halt des BMZ, den natürlich auch ich gern finanziell
noch besser ausgestattet sähe – das werden wir auch
schaffen –, fast doppelt so groß wie der Haushalt des
Auswärtigen Amtes. Uns geht es entwicklungspolitisch
um die Stärkung regionaler Kooperation. Wir wollen,
dass Krisenprävention in den Mittelpunkt gestellt wird.
Wir müssen dazu beitragen, dass die Konkurrenz um na-
türliche Ressourcen entschärft und der Zugang zu saube-
rem Trinkwasser ermöglicht wird.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Das wollen doch alle!)


Das hat praktische Konsequenzen; denn täglich ster-
ben fast 6 000 Kinder an Krankheiten, die durch ver-
schmutztes Wasser übertragen wurden. Es ist doch jede
Anstrengung von uns allen, und zwar in der internationa-
len Gemeinschaft, wert,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wer ist dagegen?)


dass diesem Skandal entgegengewirkt wird und die not-
wendigen Investitionen, die wir in diesem Haushalt in
einem Umfang von 350 Millionen Euro vorgesehen ha-
ben, tatsächlich realisiert werden. Das werden wir tun.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn ich das sagen darf: Auch da gilt Kohärenz beim
Handel. Da kann man gut von Freihandel reden. Aber
man muss dann auch – Sascha Raabe hat das zusammen
mit anderen in seinem Antrag getan – die Schlussfolge-
rungen ziehen. Die Entwicklungsländer werden sehr ge-

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(C (D au beobachten, ob die Versprechen von Doha nach dem 1. September 2001 zur Frage, ob die Welthandelsrunde ine Entwicklungsländerrunde wird, eingelöst werden der nicht. Solange jährlich 350 Milliarden Euro zur Abicherung und Protektion der Agrarmärkte in den Indusrieländern verwandt werden, so lange ist in dieser Welt twas nicht in Ordnung. Wir müssen dazu beitragen, ass dieser Skandal beseitigt wird. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht uns um die
eitere konsequente Reform der Strukturen der Ent-
icklungszusammenarbeit. Ich bin ganz sicher, dass
ir jenseits der einzelnen Formulierungen diese notwen-
igen Reformen im Interesse der Effizienz gemeinsam
oranbringen werden. Es geht darum, zu verzahnen zwi-
chen dem, was wir an bilateralen Fähigkeiten haben,
as wir in den großen internationalen Organisationen

eisten können und was wir in bestimmten Sektoren zum
eispiel über die Weltbank voranbringen können.

Höhere Finanzmittel zu haben ist wichtig. Aber ich
eise darauf hin: Während das Soll des Gesamthaushal-

es gegenüber 2002 um 1,7 Prozent sinkt, steigt der Pla-
ond des Einzelplans 23 um runde 2 Prozent auf 70 Mil-
ionen Euro.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: So ein Schmarren! – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Sinkt um 3 Prozent!)


Einige haben festgestellt, dass auch andere Ressorts
eteiligt sind. Das ist eben das neue Denken. Wir wollen
icht, dass nur ein Ressort international und global
enkt, sondern wir wollen, dass alle Ressorts mitdenken
nd zur Gestaltung der Welt beitragen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


eine Güte, da sind Sie wirklich noch weit hinterher.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Gestelztes Gutmenschentum, was Sie hier demonstrieren!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe gehört,
as der Bundeskanzler heute Morgen gesagt hat. Ich ge-

tehe: Ich habe Angst vor diesem Krieg, Angst vor der
leichgültigkeit einer Kriegsmaschinerie, in der das
enschenleben nichts mehr zählt; Angst vor den großen
riegsstrategen, die in den nächsten Tagen und Wochen
ber der angeblichen Faszination von Taktik, militäri-
chem Gerät und Strategie das Leid der Zivilbevölke-
ung verdunkeln; Angst vor der Gewöhnung an Krieg.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Was haben Sie denn in den letzten Jahren gegen Saddam Hussein getan? Nichts!)


Aber ich will an dieser Stelle auch sagen: Diese Angst
hmt mich nicht. Als Mensch, als Politikerin und Ent-
icklungsministerin stehe ich hier,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Die Verletzung von Menschenrechten!)







(A) )



(B) )


Heidemarie Wieczorek-Zeul
weil ich dieses Gefühl der Angst umsetze in Entschlos-
senheit, in Handlungswillen und die Überzeugung, dass
es einen Weg gibt, wie die Welt trotz alledem friedlich
gestaltet werden kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Giftgas und all diese Dinge! Übel ist das doch, diese einseitige Betrachtungsweise! Eine obszöne Verzerrung!)


Ich muss ehrlich sagen: Als wir Saddam Hussein
schon als Verbrecher bezeichnet haben, da haben die
USA und andere – vermutlich auch mit Ihrer Unterstüt-
zung und Kenntnis –


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Vor allen Dingen!)


Saddam Hussein noch militärisch ausgerüstet. Da wollen
wir doch einmal ganz offen und ehrlich sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Hat es genutzt?)


Ihre Heuchelei ist wirklich unerträglich.

Ich will sagen: Wenn wir den Menschen eine Perspek-
tive bieten, sich zu entwickeln, wird es Gerechtigkeit ge-
ben. Wenn wir andere Länder und Regierungen als
gleichberechtigte Partner akzeptieren,


(Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Ja, Ja!)


wird es eine multipolare Weltordnung geben, in der die
Stärke des Rechtes gilt. Wenn wir diese Welt gerechter ge-
stalten, wird es friedlichere Verhältnisse geben. Denn Frie-
den und Gerechtigkeit gehören untrennbar zusammen.

Ich bin davon überzeugt, dass wir diese gerechtere
Weltordnung gemeinsam schaffen und voranbringen
können. Ich bin überzeugt, dass die Bundesregierung mit
ihrer Haltung im Irakkonflikt Frieden und Gerechtigkeit
langfristig gestärkt hat.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist ein Besinnungsaufsatz!)


Ich bin überzeugt, dass Frieden und Gerechtigkeit mög-
lich sind. Für diese Art der Entwicklungszusammen-
arbeit stehe ich mit meiner politischen Überzeugung und
mit unserer Regierung und Koalition.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503416200


Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzel-
plan 23 – Bundesministerium für wirtschaftliche Zusam-
menarbeit und Entwicklung – in der Ausschussfassung.
Es liegt ein Änderungsantrag der Fraktion der CDU/
CSU vor, über den wir zuerst abstimmen. Wer stimmt für
den Änderungsantrag auf Drucksache 15/672? – Wer

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(C (D timmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Antrag ist bgelehnt. Wer für den Einzelplan 23 in der Fassung des Auschusses stimmt, den bitte ich um das Handzeichen. – er stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Dann ist der inzelplan mit den Stimmen der Koalition gegen die timmen der Opposition so angenommen. Ich rufe nun auf: Einzelplan 10 Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – Drucksachen 15/560, 15/572 – Berichterstattung: Abgeordneter Jürgen Koppelin Ernst Bahr Ilse Aigner Franziska Eichstädt-Bohlig Es liegen ein Änderungsantrag der Fraktion der CDU/ SU und neun Änderungsanträge der FDP-Fraktion vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache 90 Minuten vorgesehen. – Dazu höre ich einen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der ollegin Ilse Aigner für die CDC/CSU-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Wir beraten heute den inzelplan Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtchaft. Ich werde mich im Wesentlichen auf die Landirtschaft beschränken. Die Kollegin Ursula Heinen ird sich dann um die Stellungnahme der Union zum erbraucherschutz kümmern. Vorab möchte ich mich aber noch bei der Kollegin ichstädt-Bohlig, beim Herrn Kollegen Koppelin und eim Herrn Kollegen Bahr für die gute Zusammenarbeit m Berichterstattergespräch genauso wie bei den Mitrbeiterinnen und Mitarbeitern der Ministerin und des undesrechnungshofes für die guten Vorlagen, die wir ekommen haben, bedanken. Die deutsche Landwirtschaft wird derzeit von mehreen Seiten förmlich in die Zange genommen. Auf der eien Seite stehen die fordernden und teilweise auch sehr isstrauischen Verbraucher, die von unserer Landwirt chaft die höchste Qualität unter Einhaltung aller höheen nationalen Auflagen aus dem Bereich des Tier-, andschaftsund Umweltschutzes verlangen. Dies allein st an sich nicht zu kritisieren. Ein Problem wird es erst ann, wenn bei der konkreten Nagelprobe an der Laentheke aus Preisgründen doch wieder die niedrigeren tandards akzeptiert und die entsprechenden Produkte ekauft werden. Auf der anderen Seite kommen auf die Landwirtchaft sowohl von der EU als auch von der WTO Ilse Aigner gravierende Einschnitte zu. Ich sehe nicht, dass die deutsche Ministerin hier eine vehemente Vorkämpferin für die deutschen Interessen ist und sich auch dafür einsetzt, dass die Bauern eine verlässliche Basis bekommen. Die Agenda 2000 war für einen Zeitraum bis 2006 vorgesehen. Dieser sollte zwingend eingehalten werden. Frühzeitig vor 2007 sollten die neuen Rahmenbedingungen festgesetzt werden. Wie sollen denn sonst unsere deutschen Landwirte eine vernünftige Planung vornehmen können? Zurück zu der heutigen Beratung des Einzelplans 10, den Sie, Frau Ministerin, vollkommen allein zu verantworten haben. Sie können keine Schuld auf andere schieben. In diesem Haushalt sind wesentliche Veränderungen vorgesehen. Die Union hätte die Schwerpunkte anders gesetzt. Wir haben dies durch Anträge auch dokumentiert. Unter diesen Anträgen waren nicht nur Erhöhungsanträge, wie uns die Koalitionsseite immer vorwirft, sondern im Wesentlichen Kompensationsvorschläge, die von Ihnen rundum abgelehnt wurden. (Beifall bei der CDU/CSU – Walter Schöler [SPD]: Aber welche!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1503416300

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Im Bereich der landwirtschaftlichen Sozialpolitik
sind weitere Einschnitte durch eine globale Minderaus-
gabe in Höhe von 20 Millionen Euro vorgesehen. Wenn
ich die Statements beim gestrigen Parlamentarischen
Abend richtig verstanden habe, sind sich die landwirt-
schaftlichen Sozialversicherungsträger mit der Regie-
rung über diese Einschnitte einig. Dies kann ich nur so
interpretieren, dass es bei der Verwaltung offensichtlich
noch erhebliche Einsparpotenziale gibt. Eine erneute
Anhebung der Unfallversicherungsbeiträge für die Bau-
ern können wir mit Sicherheit nicht mittragen. Wir wer-
den ganz genau hinschauen, ob diese Einsparung bei den
Landwirten vorgenommen wird oder ob bei der Verwal-
tung eingespart wird. Darauf können Sie sich verlassen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dass die Gasölbeihilfe im letzten Haushalt deutlich
gekürzt wurde und jetzt erneut gekürzt wurde, sei der
Vollständigkeit halber nur noch einmal erwähnt und in
Erinnerung gerufen. Diese und weitere Maßnahmen wir-
ken sich eindeutig als Standortnachteil für Deutschland
aus.

Ein wohl einmaliges haushaltstechnisches Vorgehen
ist die Einführung eines Titels ohne Haushaltsmittel.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja!)


Es ist nicht ein Cent im Haushalt dafür vorgesehen. Man
rechnet allerdings mit Mitteln aus einem anderen Be-
reich, den man offensichtlich als Sparbüchse vorgesehen
hat


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Und uns im Fachausschuss vorenthalten hat! Das war die größte Sauerei, die ich erlebt habe!)



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(C (D richtig, so ist es –, nämlich aus dem Bereich der Fördeung von Investitionen im Bereich artgerechter Tierhalung. Das muss man sich ebenfalls genau ansehen. Hier aren im Haushalt 2002 13 Millionen Euro vorgesehen. bgerufen wurden 0 Euro. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Man könnte nun meinen, dass bei ordentlicher Haus-
altsführung dieser Titel im Regierungsentwurf gekürzt
orden wäre. Weit gefehlt! Dieser Titel wurde auf
0 Millionen Euro angehoben. In der Bereinigungssit-
ung hat die Koalition diesen Titel zwar auf 31 Millio-
en Euro gekürzt,


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Größenwahn à la Künast!)


ber auch das ist nicht gerechtfertigt. Vertraglich gebun-
en sind ganze 860 000 Euro. Das ist wohl das kom-
lette Gegenteil vom Grundsatz der Klarheit und Wahr-
eit in der Haushaltsführung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der CDU/CSU: Eine Sauerei ist das!)


Nun fragt man sich: Wofür das Ganze? Die Erklärung
iegt eben in einem neuen Titel, dem so genannten Ak-
ionsprogramm „Bäuerliche Landwirtschaft“, der de-
kungsfähig mit dem vorher genannten Titel sein soll.
m Gegenzug dazu werden die Mittel für die Gemein-
chaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des
üstenschutzes“ um 107 Millionen Euro auf 764 Millio-
en Euro gekürzt, obwohl praktisch alle Vorschläge aus
iesem Programm über die GAK abgewickelt werden
önnten.

Dazu ein Beispiel. Im Aktionsprogramm waren die
örderung der Übernahme von bäuerlichen Betrieben
nd gegebenenfalls die Existenzgründung in Verbindung
it neuen Einkommensquellen vorgesehen. In der GAK
urden dagegen bis 2002 unter anderem gefördert: die
uweisung zur Verbilligung von Zinsen für die Förde-

ung der Wiedereinrichtung und Modernisierung bäuerli-
her Familienbetriebe, die Zuweisung zur Verbilligung
on Zinsen im Rahmen der Gewährung von Starthilfen
ur Umstrukturierung von landwirtschaftlichen Unter-
ehmen usw., usf.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] CSU)

Austermann [CDU/CSU]: Da wird gekürzt?)

Genau.

Über die eigentlichen Ursachen dafür, warum immer
eniger Kinder von Landwirten den Betrieb überneh-
en wollen, hat sich die rot-grüne Regierung offensicht-

ich keine Gedanken gemacht. Die Landwirtschaft an-
auernd von nationaler Seite zusätzlich zu belasten
zweistellige Einkommensrückgänge in den letzten Jah-
en, Arbeitszeiten von 60 bis 70 und mehr Stunden pro

oche und dann auch noch der Buhmann der angebli-
hen Ministerin für Landwirtschaft zu sein – ist für die
ukunft nicht sonderlich motivierend. Daran wird auch






(A) )



(B) )


Ilse Aigner
eine noch so schön klingende Existenzgründungsoffen-
sive nichts ändern.


(Beifall bei der CDU/CSU)


All diese Maßnahmen, die in dem so genannten Ak-
tionsprogramm vorgeschlagen werden, sind problemlos
über die Gemeinschaftsaufgabe auszuführen.


(Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Warum ist aus unserer Sicht eine Förderung über die
GAK besser? – Übrigens, Frau Ministerin, auch die Um-
weltverbände fordern dies. Der BUND, der Deutsche
Naturschutzring, der NABU und der WWF haben lang-
fristig eine Verstetigung und Absicherung der GAK ge-
fordert. – Der entscheidende Vorteil für die Landwirt-
schaft selbst ist, dass die Bundesmittel um 60 Prozent
durch Ländermittel aufgestockt werden. Deshalb verliert
die Landwirtschaft durch die vorgesehene Kürzung nicht
nur die Bundesmittel, sondern zusätzlich in diesem
Haushaltsjahr die Förderung der Länder in Höhe von
160 Millionen Euro.

Jetzt bleibt die Frage: Warum wird dieses Programm
an der GAK vorbei neu aufgelegt? Ein gängiges Argu-
ment ist, dass die Länder die Mittel nicht abgerufen ha-
ben oder sie nicht mehr abrufen werden können.
Schauen wir uns also die letzten Jahre an: In den Jahren
1999, 2000 und 2001 wurden die Mittel zu 98,5, zu 97,6
und zu 98,7 Prozent abgerufen. Als Ergebnis bleibt, dass
die Mittel zwar kontinuierlich gekürzt wurden, die ver-
bleibenden Mittel aber jeweils fast vollständig abgerufen
wurden. Wer sagt denn eigentlich, dass die Mittel bei
gleich hohem Ansatz nicht mehr abgerufen werden?


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das waren zwei Länder, die nicht abgerufen haben: Schleswig-Holstein und Niedersachsen! Immer dieselben!)


– Genau.

Also scheint der Grund an anderer Stelle zu liegen.
Man will damit wohl insbesondere diejenigen Länder
fördern, die nicht dazu bereit sind, ihre landwirtschaftli-
chen Strukturen im Sinne der Umwelt zu fördern. Zufäl-
lig sind dies meist Länder, die der Couleur der Bundesre-
gierung entsprechen oder ihr bis vor kurzem entsprochen
haben.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: So ist es! Und in Schleswig-Holstein wird das geändert!)


Dass es hier gravierende Unterschiede gibt, zeigt die
Förderung der Länder bei Agrarumweltmaßnah-
men. Laut Agrarbericht förderte 2001 und 2002 Baden-
Württemberg diese Maßnahmen mit 104 Euro pro Hek-
tar, Bayern mit 64 Euro pro Hektar und – jetzt kommt es –
Nordrhein-Westfalen mit ganzen 11 Euro pro Hektar,
Niedersachsen mit 4 Euro pro Hektar und Schleswig-
Holstein mit 1 Euro pro Hektar.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Unglaublich! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Bauernfresser!)



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(C (D So ist es. – Da freut man sich in diesen Ländern natürich, dass man sein eigenes Nichtstun mit einer Bundesörderung vertuschen kann. Da sieht man wieder einmal en Unterschied zwischen rot-grünem theoretischen Anpruch und praktischem Handeln. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dass durch die Bundesprogramme konkurrierend zu
änderprogrammen Parallelstrukturen aufgebaut werden
nd darüber hinaus zur Umsetzung eine zusätzliche Ver-
altung im Ministerium aufgebaut werden muss, sei nur
ebenbei bemerkt. Dies trifft praktisch auf alle Pro-
ramme zu: auf den Ökolandbau, auf tiergerechte Hal-
ngsverfahren, auf Modell- und Demonstrationsvorhaben

nd auf das so genannte Aktionsprogramm „Bäuerliche
andwirtschaft“. Dies ist aus Effizienzgesichtspunkten
ontraproduktiv, sowohl was die verwaltungsmäßige
msetzung als auch die Übersichtlichkeit der Förderpro-
ramme betrifft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ir haben deshalb den Bundesrechnungshof gebeten,
iesen Sachverhalt genauestens zu prüfen. Ich gehe da-
on aus, dass er dies auch tun wird.

Ein Posten im Haushalt ist zwar sehr „gering“; aber er
at mich erheblich gestört: die einseitige Förderung des
ertifizierungssystems für Forstwirtschaft, FSC.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist ein Skandal! Unverschämt! Gerade deshalb müsste die Dame zurücktreten!)


ie Bundesregierung hat laut Koalitionsvereinbarung
eschlossen, allein diese Zertifizierung zuzulassen bzw.
u bevorzugen. Warum stört mich dies? Weil die Bun-
esregierung damit eindeutig gegen deutsche Interessen
andelt. Der deutsche Forst und Privatwald ist zu über
0 Prozent der Fläche nach dem vollkommen gleichwer-
igen europäischen Zertifizierungssystem PEFC zertifi-
iert. Nur fünf von 16 Bundesländern haben ihren
taatsforst nach FSC zertifiziert, eines davon nur des-
alb, weil es zu dem damaligen Zeitpunkt PEFC noch
icht gegeben hat.

Worin besteht der Unterschied? FSC wurde in erster
inie für Länder mit großflächigen Waldbesitzen ge-
chaffen. Kanada zum Beispiel ist solch ein Land.
5 Prozent der Waldflächen sind in staatlichem Besitz.
ie vergeben den Holzeinschlag über Konzessionen und
an kann nicht immer davon ausgehen, dass die Nutzer

uch die Nachhaltigkeit im Hinterkopf haben.

Diese Struktur trifft mitnichten auf die deutsche
orstwirtschaft zu. Über die Hälfte der Flächen ist tradi-

ionell in Privathand, etwa ein Drittel in Staatshand, der
est sind kommunale Flächen. Auf alle Fälle kennzeich-
en wesentlich kleinere Flächen diese Struktur.

Diese Besitzer haben seit Jahrzehnten auf eine nach-
altige Waldbewirtschaftung geachtet. Der Begriff
Nachhaltigkeit“ kommt übrigens direkt aus der Forst-
irtschaft. Hier gilt und galt die Regel, immer einen
undertjährigen Bestand zu haben, um sich selbst und






(A) )



(B) )


Ilse Aigner
der nachfolgenden Generation nicht das Wasser abzugra-
ben.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: So ist das! Davon kann die Bundesregierung viel lernen!)


Um die Verhältnisse in Deutschland noch einmal et-
was deutlicher darzustellen: 6,33 Millionen Hektar sind
nach PEFC zertifiziert, ganze 432 000 Hektar nach FSC.
Das ist ein Verhältnis von 93,6 Prozent zu 6,4 Prozent.
Was reitet also die Bundesregierung eigentlich, FSC zu
fördern und auch noch die Verlagerung des Sitzes nach
Deutschland mit 256 000 Euro zu fördern?


(Zuruf von der CDU/CSU: Weil die Bundesregierung in die falsche Richtung läuft!)


Sollte da vielleicht jemandem in eine Spitzenposition ge-
holfen werden? Oder wollen Sie dadurch besonders den
Import tropischen Holzes fördern?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Eine Entwicklung ist schließlich nicht nur in diesem
Einzelplan zu hinterfragen: der Aufwuchs bei den Aus-
hilfskräften. Im Jahr 1998 beliefen sich die Ausgaben
für Aushilfskräfte noch auf 4,15 Millionen Euro, im Jahr
2003 beträgt der Ansatz 25,7 Millionen Euro, also fünf-
mal so viel allein in diesem Haushalt. Selbst wenn ich
zwei Positionen herausrechne, die vorher nicht in diesem
Titel enthalten waren, ist es ein gravierender Aufwuchs.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Wobei man sagen muss: Die braucht viel Hilfe, das nützt nun alles nichts! Die kann nichts allein!)


Sie können sicher sein, dass wir diese Entwicklung zu-
sammen mit der rasant ansteigenden Summe für Sach-
verständigengutachten in den nächsten Haushalten äu-
ßerst genau unter die Lupe nehmen werden. Ich glaube,
auch der Bundesrechnungshof wird das tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zum Schluss: Sehr geehrte Frau Ministerin, sorgen
Sie dafür, dass die Bauern verlässlich planen können.
Sorgen Sie dafür, dass die Landwirte für die Erhaltung
unserer Kulturlandschaft auch die Anerkennung erfah-
ren, die sie verdienen. Eine staatliche Pflege unserer
Landschaft ist nicht unser Ziel; ich hoffe, das ist auch
nicht das Ziel der Bundesregierung. Sorgen Sie dafür,
dass unsere Bauern gleiche Wettbewerbsbedingungen
zumindest auf europäischer Ebene haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie können von einem 100-Meter-Läufer nicht verlan-
gen, dass er dieselbe Zeit wie seine Konkurrenten läuft,
wenn Sie ihm beide Beine zusammenbinden.

Sehr verehrte Frau Ministerin, stellen Sie in der
nächsten Zeit unter Beweis, dass Sie nicht eine Ministe-
rin gegen Landwirtschaft, sondern eine Ministerin für
Landwirtschaft sind. Ich glaube, unsere Landwirte haben
das durchaus verdient.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Das Wort hat jetzt der Kollege Ernst Bahr von der PD-Fraktion. Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolleen! Auch ich habe die Zusammenarbeit unter uns Hausaltsberichterstattern als angenehm empfunden. Ich enke, dass wir trotz der unterschiedlichen Auffassunen ganz gut zurechtgekommen sind. Ihre Aussagen bestätigen eigentlich eher unsere Aufassung. Die Betriebsübernahmen sind ein Problem, as nicht in der politischen Landschaft an sich liegt, sonern auch in der Struktur der Landwirtschaft. Bereits seit 0, 50 Jahren wollen die jungen Leute die Betriebe, die icht mehr rentabel zu bewirtschaften sind, aus diesem rund und auch aus anderen Gründen nicht mehr überehmen. Wir versuchen seit 40 Jahren und länger, geenzusteuern, aber diese Entwicklung wird sich wohl icht aufhalten lassen. Zu dem, was Sie zur Gemeinschaftsaufgabe „Verbeserung der Agrarstruktur und Küstenschutzes“ gesagt aben, muss ergänzt werden, dass das eben so, wie Sie es ier vorgestellt haben, nicht möglich ist. Es ist eben icht alles aus diesem Bereich bezahlbar und deshalb ist s sinnvoll, darüber nachzudenken, wie man die bäuerlihe Landwirtschaft auf andere Weise fördert. Wir haben eshalb einen Leertitel eingerichtet, der mit dem Proramm, das wir dazu erstellen, die Finanzierung dieser örderung sichert. Dass das mit dem Titel „Tiergerechte altungsverfahren“ tauschbar ist, hat seinen Hintergrund arin, dass der Titel im vergangenen Jahr in der Tat nicht usgeschöpft wurde, aber zum Teil eben nicht ausgechöpft werden konnte bzw. man ihn nicht ausschöpfen ollte. Ein Grund ist wohl, dass manche Leute in dieser epublik, gerade unter denen, die diese Tiere, deren Hal ung wir verbessern wollen, halten, gedacht haben, nach em 22. September würde es keine solche Haltungsregeung mehr geben. Da haben sie sich aber geirrt, wie wir lle gesehen haben. Wir werden die Haltungsverfahren o ändern, wie wir es vorgesehen haben. Dies werden ir fördern müssen; die Deckungsfähigkeit scheint mir n Ordnung zu sein. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Hat es seit dem 22. September Anträge aus diesem Bereich gegeben? Keinen einzigen!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503416400
Ernst Bahr (SPD):
Rede ID: ID1503416500

So, wie Sie es sagen, ist es nicht.

Zur EU-Agrarreform. Frau Aigner, fast zeitgleich
it unserer Regierungsübernahme im Jahre 1998 fand

ine Reform der EU-Agrarpolitik statt, in die wir zu-
unsten der konventionellen Landwirtschaft stark einge-
unden waren. Dass uns auch die konventionelle Land-
irtschaft am Herzen liegt, haben wir mit unserer
isherigen Arbeit immer wieder gezeigt. Es ist uns auch
elungen, diese Landwirtschaft in ihrem Bestand zu si-
hern und zu stärken.






(A) )



(B) )


Ernst Bahr (Neuruppin)

Ich werde heute auf die Bereiche etwas näher einge-
hen, die immer wieder in der Kritik stehen – Sie haben
es zum Teil angesprochen, Frau Aigner – und die eine
moderne Landwirtschaft ausmachen: die Stärkung des
Verbraucherschutzes, Verfahren tiergerechter Haltung
sowie die Förderung, Verarbeitung und Marktfähigkeit
der nachwachsenden Rohstoffe.

Wir haben den Verbraucherschutz gestärkt, indem
wir die Mittel dafür auf über 78 Millionen Euro erhöht
haben. Dieser Aufwuchs kann sich sehen lassen. Ein
großer Anteil kommt der Aufklärung der Verbraucher
zugute. Allein in diesem Bereich haben wir die Mittel
auf 21 Millionen Euro angehoben. Dies entspricht einem
Zuwachs von 60 Prozent und ist auch notwendig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Gegensatz zur Opposition haben wir erkannt, dass
die Verbraucher zu Recht wissen wollen, was in den Le-
bensmitteln enthalten ist. Das zeigen nicht zuletzt die
Lebensmittelskandale der Vergangenheit und leider auch
der Gegenwart. Die Leidtragenden sind die Landwirte
und die landwirtschaftlichen Betriebe, weil man in Zei-
ten der Verunsicherung seine Produkte nur schlecht
absetzen kann. Es gibt keine bessere Werbung für die
landwirtschaftlichen Produkte als eine offene und unvor-
eingenommene Aufklärung und Information der Ver-
braucher. Ich wünsche mir, dass sich diese Einsicht auch
in den Reihen der Opposition durchsetzt und sie unsere
politischen Maßnahmen unterstützt.

Mit der Verabschiedung des Verbraucherschutzgeset-
zes haben wir den Verbraucherschutz gestärkt; in diesem
Bereich können wir einiges vorweisen. Wir haben ein
Bundesinstitut für Risikobewertung eingerichtet und
jetzt mit fast 40 Millionen Euro ausgestattet. Dieses In-
stitut soll die wissenschaftliche Beratung zum gesund-
heitlichen Verbraucherschutz intensivieren. Wir wollen
damit erreichen, dass in Zusammenarbeit mit den euro-
päischen Behörden der Verbraucherschutz auch über die
Grenzen hinweg besser funktioniert. Damit stellen wir
uns, wie ich glaube, einer wichtigen Aufgabe. Zusam-
men mit dem Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit werden wir die Qualität der Ver-
braucheraufklärung deutlich verbessern.

Wichtig ist uns die wirtschaftliche und politische Un-
abhängigkeit der prüfenden Instanzen; daran wollen wir
mit allen politischen Kräften arbeiten. Hier geht es uns
insbesondere um die Stiftung Warentest, für die wir
eine finanzielle Ausstattung zu besorgen haben, die ihre
Unabhängigkeit sichert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Ehrlich? Stimmt ihr unserem Antrag zu?)


– Das werden wir nicht tun, Peter Harry. Wir haben ei-
nen Zuschuss von 6,5 Millionen Euro für diese Stiftung
bereitgestellt, mit dem die Stiftung sehr zufrieden ist.
Aber euren Antrag kann man leider schon rein rechne-
risch nicht nachvollziehen. Es sollen über fünf Jahre je-
weils 12 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden,

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(C (D ie die Stiftung ansparen soll. Davon soll sie Zinsen einehmen. Von diesen Zinsen soll sie sich jährlich finanieren. Die Frage ist, wie das gehen soll: Sie soll fünf ahre warten, den Betrag ansparen, um dann Zinsen zu ekommen. (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Frag doch einmal die Stiftung!)


elbst wenn man einen Zinssatz von 6 Prozent zugrunde
egte, würde man bei jährlich 3,3 Millionen Euro landen.
elbst wenn das möglich wäre, wäre das nur die Hälfte
essen, was wir der Stiftung zur Verfügung stellen. Inso-
ern haben wir einen Schritt in die richtige Richtung getan.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir wollen der Landwirtschaft neue Impulse geben.
ir wollen ihr helfen, neue Wege zu gehen, und den

äuerlichen Betrieben eine weit reichende Perspektive
eben. Deswegen gilt unsere Förderung verstärkt den
achwachsenden Rohstoffen. Allein in diesem Bereich
aben wir 43 Millionen Euro bereitgestellt. Wir hoffen,
ass die Entwicklung von neuen Technologien dazu bei-
rägt, dass wir in der Landwirtschaft und den nachfol-
enden Bereichen Arbeitsplätze erhalten und neue Ar-
eitsplätze schaffen können. Weltweit zeigt sich, dass
iese Produkte gute Zukunftschancen haben.

Die Entwicklung im Bereich der ökologischen Land-
irtschaft zeigt ebenfalls deutlich positive Zeichen.
001 stieg die Anzahl der Betriebe in diesem Bereich auf
4 702. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer
teigerung um 15 Prozent. Im Vergleich zu 1995 hat sich
ie Anzahl der Betriebe sogar verdreifacht und die bear-
eitete Fläche verdoppelt. Das zeigt, dass es auf diesem
ebiet vorwärts geht. Das zeigt sich auch, wenn man das
inkommen betrachtet. 2001 erzielte jede Arbeitskraft

m Ökolandbau ein Jahreseinkommen von 28 227 Euro.
as ist ein höheres Einkommen als in der konventionel-

en Landwirtschaft. Das belegt, dass die Zukunft der
kologischen Landwirtschaft gesichert ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben auch die Sicherung der sozialen Systeme
ns Auge gefasst. Wir wollen, dass die Kosten für die
oziale Absicherung der Landwirte weiterhin von uns
itgetragen werden. Sie wissen, dass das für die Alters-

icherung genauso zutrifft wie für die Kranken- und die
entenversicherung. Bei der Unfallversicherung haben
ir eine leichte Absenkung vorgenommen. Frau Aigner,
ie sagten richtigerweise, dass wir diese Absenkung mit
ustimmung der Unfallversicherer vorgenommen haben.

nsgesamt haben wir diesen Bereich aber um 25 Millio-
en Euro aufgestockt. Das heißt, dass die sozialen Siche-
ungssysteme der Landwirtschaft weiterhin gesichert
ind. Dieser Bereich hat im Haushalt des Ministeriums
in Volumen von 3,8 Milliarden Euro. Man kann nicht
bersehen, dass ein großer Betrag für die soziale Siche-
ung bereitgestellt wird.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das wird ja blümerant!)







(A) )



(B) )


Ernst Bahr (Neuruppin)

Ich bin damit leider am Ende meiner Redezeit ange-
kommen.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Ich hätte dir stundenlang zuhören können!)


– Peter Harry, ich denke, wir könnten uns noch eine Weile
unterhalten; über andere Themen aber sicherlich mehr und
besser. – Ich denke, ich habe deutlich machen können,
dass wir den Verbraucherschutz stärken wollen. Wir wol-
len der Landwirtschaft durch die Neuausrichtung unserer
Agrarpolitik eine Perspektive geben, sodass die Arbeits-
plätze der Landwirte und im ländlichen Raum insgesamt
gesichert werden. Wir wollen den Bestand der Landwirt-
schaft, auch der konventionellen Landwirtschaft, sichern.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Und warum tut ihr es dann nicht?)


Wir haben eine entsprechende finanzielle Ausstattung
zur Verfügung gestellt. Unsere Ziele werden wir umset-
zen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503416600


Das Wort hat jetzt der Kollege Jürgen Koppelin von
der FDP-Fraktion.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1503416700


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In
der deutschen Landwirtschaft herrscht Katastrophen-
stimmung. Die Landwirtschaft leidet nicht nur unter der
schlechten Konjunktur in unserem Land, sondern auch
– das ist bekannt – unter der rot-grünen Steuer- und
Finanzpolitik, die die Einkommenssituation der Land-
wirte erheblich verschlechtert hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Für die Landwirte ist in den kommenden Jahren keine
Einkommensverbesserung in Sicht. Auch das Höfe-
sterben – das ist schon angesprochen worden – geht wei-
ter: weitere 17 000 Landwirte haben ihren Hof stillgelegt.
Das macht überaus deutlich, dass die rot-grüne Landwirt-
schaftspolitik keine Zukunftsperspektiven bietet.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Hoffnungslosigkeit der deutschen Landwirte
zeigt sich auch darin, dass die Investitionen in den Be-
trieben ebenfalls erheblich zurückgegangen sind. Per-
spektiven – das ist das Problem – können die Landwirte
von der Bundesministerin Künast nicht erwarten.

Wenn man sich den Einzelplan 10 anschaut, kann
man sehr schnell erkennen, dass für die Ministerin
Künast – obwohl sie offiziell für die Landwirtschaft zu-
ständig ist; das steht auf Seite 2 des Haushaltsplanes –
die Landwirtschaft überhaupt keinen Stellenwert hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D ie Politik von Frau Künast ist auf einen einfachen Nener zu bringen: Der konventionellen Landwirtschaft ird der Hals umgedreht. Dafür wird alles, was auch nur en Namen „Öko“ trägt, mit staatlichen Subventionen efördert. Das ist Ihre Politik. ls Strafe müssen allerdings alle Landwirte die Ökoteuer zahlen. Aus dem Munde der Ministerin heißt das: Neuausichtung der Agrarpolitik. Würde Ministerin Künast inmal einen Betrieb besuchen, dann würde sie feststelen, wie sehr unsere Landwirte bemüht sind, Produkte on hoher Qualität auf den Markt zu bringen, und wie ngagiert unsere Landwirte sind, was die Bereiche Umeltund Tierschutz angeht. Doch das alles zählt bei ieser Ministerin nicht, weil sie ihre ideologischen cheuklappen aufgesetzt hat. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Während der bisherigen Haushaltsberatungen haben
ir auch über die knappen Finanzmittel diskutiert. Wir
üssen allerdings feststellen, dass das nicht für den
aushalt von Frau Künast gilt. Dort fließt der Finanz-

trom, allerdings nur in die Bereiche, die sich in ir-
endeiner Weise „Öko“ nennen. So gibt es, um zwei
eispiele zu nennen, höhere Beiträge für Ökobetriebe
nd es sind üppige finanzielle Polster eingeplant, um
ufträge für Gutachten zu vergeben. Die Ergebnisse
ieser Gutachten – das kennen wir schon – stehen ei-
entlich schon fest oder zumindest können wir erahnen,
ie die Ergebnisse aussehen werden. Dafür ist unglaub-

ich viel Geld vorhanden. Der Höhepunkt in diesem
aushalt ist, dass man Geld für nicht wissenschaftliche
utachten, wie die Ministerin das bezeichnet, heraus-

chmeißt. Ich weiß, was damit gemeint ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


rau Künast ist die Spitze der Bewegung und zeigt be-
onders deutlich, dass die Grünen eine reine Klientelpar-
ei sind und nichts anderes.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das macht die Ministerin natürlich auch deswegen, da
estimmte Bereiche der Landwirtschaft, nämlich die
kobetriebe, eine noch schlechtere Ertragslage hätten

ls heute, wenn sie diese nicht in diesem Maße päppeln
ürde; das weiß sie ganz genau. Das ist zu bedauern; das
uss ich ganz offen sagen.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Sie finanziert ihre eigenen Wähler! – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch nicht!)


Mit diesem Haushalt betreibt Ministerin Künast nach
nserer Auffassung nur ein Ziel – das können Sie sehen,
enn Sie ihn intensiv lesen –: Sie will die Landwirt-

chaft spalten. Nichts anderes will sie mit diesem Haus-
alt erreichen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin
Gerüchteweise hört man, dass die Ministerin auch für
den Verbraucherschutz zuständig sein soll. Ich sage:
gerüchteweise; denn es gibt kaum Aktivitäten des Minis-
teriums in diesem Bereich. Das wird zum Beispiel beim
Thema BSE deutlich. Der Rechnungshof hat uns mitge-
teilt, das Referat Fleischhygiene sei personell ausge-
dünnt worden, obwohl sich gerade dieses Referat mit
BSE beschäftigt. Das müssen Sie uns erklären.

Ein weiteres Beispiel betrifft die Stiftung Warentest.
Diese Stiftung leistet hervorragende Arbeit. Damit das
so bleibt, fordert die FDP, dass sie als unabhängige Stif-
tung etabliert wird. Wir wollen, dass diese Stiftung unab-
hängig von dem Einfluss aus der Politik wird und unab-
hängig arbeiten kann.


(Beifall des Abg. Jochen Borchert [CDU/ CSU])


Ministerin Künast versteht unter Verbraucherschutz
nicht den Schutz der Verbraucher, sondern allein den
Schutz der Verbraucherverbände. Gegenüber den Ver-
brauchern steht sie mit leeren Händen da. Das ist ihre
Politik.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Im Ministerium werden – auch das ist sehr interes-
sant – mehr und mehr neue Stellen geschaffen. Wir be-
streiten nicht, dass die eine oder andere dieser Stellen
notwendig ist, aber die Zahl der in diesem Ministerium
geschaffenen Stellen ist ein einziger Skandal.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Da diese Stellen nicht im Bereich des Verbraucher-
schutzes angesiedelt sind, muss ich fragen, wofür Minis-
terin Künast diese Stellen braucht. Der Haushalt gibt
Aufklärung und der Bundesrechnungshof hat uns das be-
stätigt: Die Leitung des Ministeriums mit Frau Künast an
der Spitze saugt sich mit Stellen voll.


(Lachen bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


– Es gibt Berichte des Rechnungshofes, in denen das ge-
schrieben steht. Das können Sie nicht bestreiten. Sie
müssen den Rechnungshof kritisieren und nicht mich.
Der Bericht liegt vor. Wenn Sie ihn nicht kennen, dann
stelle ich ihn Ihnen gerne zur Verfügung. Darin können
Sie lesen, wie die Stellen angehoben wurden und wo
sich diese Stellen befinden. Das alles ist vom Bundes-
rechnungshof kritisiert worden. Darüber haben wir im
Haushaltsausschuss beraten.

Frau Künast verfolgt mit der Schaffung dieser Stellen
nur ein einziges Ziel, nämlich aus dem Landwirtschafts-
ministerium in der Wilhelmstraße die ideologische Zen-
trale für Bündnis 90/Die Grünen zu machen. Nichts an-
deres hat sie vor.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die Sorgen der Landwirte interessieren diese Ministerin
überhaupt nicht. Diese sind für sie Nebensache. Haupt-
sache, sie kann als Heilige für die Legehennen durch das
Land ziehen. Das ist das Ergebnis dieser Politik.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Deswegen stellen wir fest – Herr Präsident, ich omme zum Schluss –: Unsere Landwirte haben von iesem Ministerium nichts zu erwarten. Frau Ministerin, ie haben Vorgänger mit großen Namen gehabt. Ich enne Josef Ertl, Ignaz Kiechle, Jochen Borchert, der in nseren Reihen sitzt, oder selbst Karl-Heinz Funke von en Sozialdemokraten. Deren Politik haben Sie in wenien Jahren zerschlagen. Sie werden verstehen, dass wir hrem Haushalt nicht zustimmen können. Das Wort hat jetzt die Kollegin Eichstädt-Bohlig vom ündnis 90/Die Grünen. Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503416800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
iebe Kollegin Aigner und lieber Kollege Koppelin, ich
uss schon sagen, die Katastrophenstimmung, die Sie

ier verbreiten, kann ich überhaupt nicht verstehen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Kommen Sie doch einmal nach Schleswig-Holstein!)


s war Renate Künast, die die Agrarpolitik aus der Krise
erausgeführt hat.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Aus der Krise herausgeführt?)


ie wollen sich wohl überhaupt nicht mehr an den BSE-
kandal, die Maul- und Klauenseuche, den Tiermehlfut-

erskandal, die Schweinepest und den Nitrofen-Skandal
rinnern.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das gab es vorher alles gar nicht!)


Wir hatten enorme Probleme im Landwirtschaftsbe-
eich. Im Endeffekt sagen Sie jetzt nichts anderes, als
ass alles wieder dahin zurück soll, wo es bereits vor
wei bis drei Jahren war.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Nein, nur Künast soll zurück!)


as kann doch wirklich nicht das Ziel sein. Das, was Sie
ier bieten, ist erbärmlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie haben überhaupt keine Reformperspektive, son-
ern handeln sowohl hier als auch da nur schlicht nach
em Motto: Rollback, Rollback, Rollback.

Kollege Koppelin, ich muss wirklich sagen: Der Satz
it der ideologischen Zentrale war richtiger Stuss. Das

ollten Sie sich einmal klar machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


s geht nämlich um ganz klare Inhalte, zu denen man
rnsthaft Stellung nehmen muss; man muss über sie






(A) )



(B) )


Franziska Eichstädt-Bohlig
diskutieren. Insofern ist völlig klar: Renate Künast ist
eine Ministerin für die Landwirtschaft,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nein!)


die Reformen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft an-
strebt. Mir ihr wird es kein Zurück in eine Zeit geben, in
der es Skandale, Gift, Chemie und Pestizide gab.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Es gab so viele Skandale in den letzten vier Jahren!)


Es ist also völlig richtig, dass es hier einen ganz klaren
Unterschied gibt.

Kollege Bahr hat eben auch schon darauf hingewie-
sen, dass wir zu diesen Reformen, für die wir in der
Landwirtschaft zunehmend Unterstützung gewinnen,
stehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Wann waren Sie denn das letzte Mal da?)


– Das ist ziemlich klar. – Es geht eben nicht nur um den
ökologischen Landbau, sondern auch um die konventio-
nelle Landwirtschaft. Unser Haushalt enthält einige Re-
formbausteine. Diese haben wir gesichert, obwohl wir
teilweise auch Kürzungen vornehmen mussten. Das war
nicht immer ganz leicht. Obwohl wir unser Konsolidie-
rungsziel erreichen wollen, war es uns wichtig, die Re-
formbausteine zu sichern.

Zu den nachwachsenden Rohstoffen hat Kollege
Bahr das Wichtigste schon gesagt. Hierfür haben wir
63,6 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das ist ein
wichtiger Baustein, um für die Landwirtschaft neue wirt-
schaftliche Perspektiven zu eröffnen, um dem Landwirt,
der gleichzeitig Energiewirt ist, neue Chancen zu geben
und um in den anderen Bereichen landwirtschaftliche
Rohstoffe, beispielsweise Hanf, zu Stoffen zu verarbei-
ten, sodass hier ganz neue Perspektiven eröffnet werden,
anstatt immer nur in dem Bereich zu wirtschaften, in
dem bisher schon gearbeitet wurde.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Bereich Ökolandbau. Ich muss ganz
deutlich sagen, dass es nicht darum geht, einfach nur die
Nische Ökolandbau auszuweiten. Das ist der eine Teil. Der
andere Teil ist aber genauso wichtig. Die konventionelle
Landwirtschaft muss mehr Chancen bekommen, naturnah
zu produzieren. Deswegen haben wir das Biosiegel einge-
führt, das eben nicht nur für den engeren Bereich des öko-
logischen Landbaus gedacht ist, sondern durch das auch
die Chance eröffnet wird, im Zwischenbereich ein Siegel
dafür zu erhalten, dass ökologisch, naturverträglich und
gesund produziert wird, sodass entsprechende Nahrungs-
mittel zur Verfügung gestellt werden können.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was haben Sie denn bisher gemacht?)


Eigentlich sollten Sie inzwischen so weit sein, dass Sie
das unterstützen, anstatt hier einfach herumzupöbeln.
Das trägt nichts Konstruktives zur Sache bei.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


In meinen nächsten Sätzen komme ich ganz konkret
ur artgerechten Tierhaltung. Im Haushaltsausschuss
aben wir uns intensiv darum gestritten. Ich finde es rich-
g und wichtig, den Landwirten und dem landwirtschaft-
chen Gewerbe – es geht ja nicht nur um die Bauern und
andwirte selbst, sondern auch um Gewerbestrukturen –
ie Chance zu geben, ihre Ställe und Legehennenbatte-
ien


(Albert Deß [CDU/CSU]: Ins Ausland verlegen zu lassen!)


chritt für Schritt umzubauen, damit es zu einer artge-
echten Tierhaltung kommt.

Wir können den Tierschutz doch nicht ins Grundge-
etz schreiben, entsprechende gesetzliche Regelungen
nd Verordnungen weiter befördern und es dabei belas-
en. Wir wollen eine Politik, in der wir fordern und in
er wir das Geforderte dann auch fördern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as sollte eigentlich Ihre Unterstützung haben. Ich bin
ir sicher, dass es gelingt, die Bauern und Landwirte

chrittweise zu überzeugen, dass sie durch dieses Pro-
ramm wirklich etwas für ihr eigenes Unternehmen und
ür die Tierhaltung in ihrem Bereich tun können.

Ich möchte auf einen weiteren Punkt zu sprechen
ommen. Ich bin erstaunt, dass Sie sich so sehr gegen
as Aktionsprogramm „Bäuerliche Landwirtschaft“
tellen, wohingegen Sie sich gleichzeitig beschweren, es
erde für die traditionellen Landwirte zu wenig getan.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Schauen Sie sich doch einmal an, was damit gefördert werden soll!)


Wir warten darauf und werden das ebenso wie die
achpolitiker von der Ministerin einfordern. Dann wird
iskutiert und in die Praxis umgesetzt.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das steht doch schon im Internet!)


Auf der Grünen Woche hat sich herausgestellt, dass
ie Beteiligten genau an diesem Baustein der Reform zur
tabilisierung des ländlichen Raumes sehr interessiert
ind.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Ich-AG in der Landwirtschaft und so ähnlich beknackter Kram!)


enauso verhält es sich mit dem Modellvorhaben und
em Projekt „Regionen aktiv“.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das ist von der Landwirtschaft so weit entfernt wie die Erde von der Sonne!)


ie sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin, die
andwirtschaft nicht nur separat, sondern zusammen mit
er Natur zu sehen. Erzeuger sollen mit Verbrauchern






(A) )



(B) )


Franziska Eichstädt-Bohlig
zusammengebracht werden, um so die Landwirtschaft
als integrierte Form wahrzunehmen.

Wenn Sie immer nur jammern können und keine bes-
seren Rezepte haben,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Doch!)


sollten Sie lieber still sein. Sie können nicht immer nur
das Rollback fordern. Solange Sie keine guten Ideen ha-
ben, brauchen wir Ihr Gerede – ich hätte beinahe Ge-
blöke gesagt – nicht ernst zu nehmen. Aber wir sind ja in
der Landwirtschaftsdebatte.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist aber sehr primitiv! – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: 40 Prozent Verlust in diesem Jahr! Künast-Effekt!)


Ein Wort zum Verbraucherschutz – Kollege Bahr hat
schon einiges dazu gesagt –: Wir wollen und werden Ver-
braucherschutz und Verbraucherinformationen Schritt für
Schritt ausweiten und intensivieren. Als Erstes werden
wir uns den Nahrungsmittelbereich vornehmen; denn ge-
sunde Ernährung ist sehr wichtig. Aber gesundheitlicher
Verbraucherschutz geht noch weiter. Nicht nur die Nah-
rungsmittel, sondern auch die Produktsicherheit steht im
Vordergrund. Danach werden wir uns Schritt für Schritt
dem wirtschaftlichen Verbraucherschutz bis hin zu Fi-
nanzdienstleistungen zuwenden, bei denen der Verbrau-
cher manchmal übers Ohr gehauen wird. Wir informieren
darüber, was dagegen getan werden kann.

Insofern habe ich überhaupt kein schlechtes Gewis-
sen, dass wir dafür nicht nur Geld, sondern auch ein paar
Stellen bereitgestellt haben. Kollege Koppelin, sagen Sie
einmal konkret, was Sie dagegen haben, wenn wir diesen
Bereich stärken. Ich verstehe die Bedenken der FDP
nicht, aber offenbar braucht sie das, weil sie gegen alles
ist.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte ein paar Worte zur Gemeinschaftsauf-
gabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küs-
tenschutzes“ sagen. Wir haben uns gegen Ambitionen
gewandt, hier die Mittel zu kürzen; das wissen Sie ganz
genau. Darüber haben wir intensiv miteinander disku-
tiert. Aber Sie wissen auch, dass sich inzwischen die
Länder Zug um Zug – das sind nicht nur Schleswig-Hol-
stein und Niedersachsen – aus der Finanzierung zurück-
ziehen.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Wie bitte?)


– Die Mittel werden immer geringer. Sie haben nicht ge-
sagt, in welcher Höhe die Länder gegenfinanzieren.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das stimmt nicht!)


Der Beitrag der Länder wird von Jahr zu Jahr immer ge-
ringer. Dem hat sich die Finanzplanung schrittweise an-
gepasst. Aber wir halten die Mittel auf dem Level, den
die Länder mittragen. Richtig ist aber, dass wir darüber

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(C (D inaus den Landwirten Angebote zur Reform machen, ie wir sie eben dargestellt haben. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Zu den Einsparungen in der landwirtschaftlichen
ozialpolitik. Sie haben gestern erlebt, dass mit den Ver-
änden eine einvernehmliche Lösung erzielt wurde. Da-
er sollte es in diesem Punkt keine Kritik geben. Dass
ir zum Gesamtvolumen der Konsolidierung auch in
iesem Bereich unseren Beitrag zum Sparen erbringen
üssen, sollte nicht weiter strittig sein.

Ich möchte noch ein paar Takte zu Ihren Anträgen sa-
en. In ihnen spiegelt sich die Grundhaltung wider, ge-
en alles zu sein. Die CDU/CSU möchte die Mittel für
ie Gemeinschaftsaufgabe gerne erhöhen. Das wird
raktisch nicht gelingen, weil die Länder nicht kofinan-
ieren können. Das ist also ein Luftantrag.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


Zur FDP muss ich sagen: Sie hat in ihren vielen An-
rägen – wir haben die rosa Anträge vorhin erhalten –
ach der Rasenmähermethode die Kürzung aller Mittel
erlangt. Die Landwirtschaft der 80er-Jahre lässt herz-
ich grüßen. Wir wünschen Ihnen dabei viel Spaß.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503416900


Das Wort hat jetzt die Kollegin Klöckner von der
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1503417000


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
in neu im Bundestag und dachte immer, dass uns Pole-
ik gegen die Regierung nicht weiterbringt.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie Recht! Da stimmen wir zu!)


eswegen bin ich davon ausgegangen, dass eine sachli-
he Auseinandersetzung hilfreich sein würde. Aber man
tößt sehr schnell an die Grenzen des guten Willens,
enn man sich anschaut, wie Sie Agrarpolitik betreiben
nd den Agrarhaushalt aufstellen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


a bleibt wenig Raum für rationales Argumentieren.

Hier wird ein negatives Bild von den Bauern gezeich-
et und es wird ein Landwirtschaftstraum geträumt, der
icht mit den Bauern geträumt wird. Wenn Sie von Öko-
iesen sprechen und sagen, dass es den Bauern gut gehe
nd wir nicht wüssten, wie es den Bauern gehe, dann
eiß ich nicht, welche Pappmascheebauern Ihnen vorge-

tellt worden sind.






(A) )



(B) )


Julia Klöckner

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was? Ganz kleine!)


Glauben Sie mir: Unsere Bauern verlangen gewiss
keine Wunder. Sie verlangen in ihrer Situation einfach
nur Unterstützung. Liebe Frau Künast, mancher Bauer
wünschte, einmal mit solcher Sorge bedacht zu werden,
wie Sie sie den Blumen, Pflanzen und Tieren zukommen
lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Leider sind Sie in erster Linie Anwältin Ihrer Partei.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Wieso? Sie hat die Steuern angehoben!)


– Ja, aber das geschieht erst im Jahre 2005, dann sind wir
alle gerettet. – Sie sind viel zu wenig Agrarministerin.
Das ist schade.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Genau das ist der Punkt!)


Es heißt, auch die Landwirtschaft müsse ihren Beitrag
zu den BSE-Folgekosten leisten. Das Gleiche wird ge-
sagt, wenn es um die Erhöhung der Mehrwertsteuer oder
um die Ökosteuer geht. Überall sollen die Bauern also
ihren Beitrag leisten. Aber Sie sollten wissen: Kühe
kann man nicht ewig melken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Ein bisschen Futter brauchen die auch!)


– Ja, ein bisschen Futter brauchen sie auch.

Ärger erregend ist die Tatsache, wie und wo Sie
die Kürzungen vornehmen. Wir erwarten mehr Fan-
tasie und Verständnis für die Bauern. Landwirtschaft
hat – das sagt das Wort – nämlich auch etwas mit
Wirtschaften zu tun. Bauern sind auch da, um Ein-
kommen zu erzielen.


(Beifall bei der CDU/CSU: Richtig!)


Eines muss klar gesagt werden: Nur wirtschaftlich ge-
sunde Betriebe können auf Dauer nachhaltig arbeiten
und letztlich auch die Auflagen, von denen ihnen immer
mehr gemacht werden, erfüllen. Das, was Sie noch für
den Berufsstand der Bauern übrig haben, ist eine andere
Art der Sterbehilfe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Mittel für die Gemeinschaftsaufgabe – GAK – wer-
den um 107 Millionen Euro geringer ausfallen. Mit die-
sen Kürzungen und Umschichtungen setzen Sie in dieser
Zeit gerade die falschen Zeichen.

Sie verhalten sich innerhalb Ihres Agraretats übrigens
sehr widersprüchlich. Auf der einen Seite verlangen Sie
von der EU den Ausbau der zweiten Säule. Auf der an-
deren Seite streichen Sie in Deutschland die Kofinanzie-
rungsmittel dafür. Der Weg geht einfach in die falsche
Richtung.

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(C (D (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja! – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: So ist das!)


Den Bauern muss angst und bange werden, bedenkt
an, dass mit den gestrichenen Mitteln das Bundespro-

ramm „Tiergerechte Haltungsverfahren in der Legehen-
enhaltung“ von 13 auf 50 Millionen Euro aufgestockt
ird. Entfallen sind im Haushalt die Mittel für die Gas-
lverbilligung. Aber die Ökosteuerbelastung in Höhe
on etwa 460 Millionen Euro dürfen die Bauern wie-
erum tragen.

Ist Ihnen, liebe Frau Ministerin, eigentlich bewusst,
ass die Landwirtschaft zwischen 1999 und 2002 gut die
älfte des Rückgangs der Bundessubventionen, also
00 Millionen Euro, getragen hat? Mittlerweile hat
eutschland im EU-Vergleich neben dem Vereinigten
önigreich die niedrigsten nationalen Beihilfen. Alle an-
eren Länder haben also mehr für ihre Landwirtschaft
brig als Sie.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der CDU/CSU: Skandal!)


Fatal ist, dass der Begriff Wettbewerbsfähigkeit in
er derzeitigen Agrarpolitik der Bundesregierung gar
icht vorzukommen scheint. Deutlich wird dies an der
elastenden Steuer- und Haushaltspolitik, an der ein-
eitigen und ideologischen Ausrichtung Ihrer Agrar-
olitik und an der untragbar gewordenen Bürokratisie-
ung.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Ja!)


enn Sie sollten wissen: Gute Produkte werden nicht am
chreibtisch gemacht. Das wäre nämlich ein Wunder.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


n der jetzigen Zeit sagen Sie ja: Wunder brauchen
anchmal etwas länger. Aber ich sage Ihnen: Wir brau-

hen keine Wunder. Wir brauchen Taten, die man aber
gerade wenn man in der Regierung ist – selbst angehen
uss.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die eigentumsfeindliche Naturschutzgesetzgebung
nd die nationalen Alleingänge zum Schaden der heimi-
chen Landwirtschaft müssen endlich rückgängig ge-
acht werden. Wir müssen zu einer konstruktiven Zu-

ammenarbeit kommen. Es geht nicht, dass die Bauern
afür, dass sie gute Arbeit leisten, mit Abzügen, Lasten
nd letztlich auch Missachtung belohnt werden.

Wie schon im Jahre 1998 wird die Schaffung leis-
ungs- und wettbewerbsfähiger Betriebe als Ziel Ihrer
grarpolitik hingestellt. Wenn Sie das tun wollen – das
ört sich ja sehr gut an; Papier ist auch geduldig –,
ann frage ich Sie: Warum haben Sie vier Jahre lang
as Gegenteil gemacht? Jetzt beginnt das Gleiche
on vorn. Der verhängnisvolle Irrweg, die moderne,
achhaltige Landwirtschaft und die ökologische






(A) )



(B) )


Julia Klöckner
Landwirtschaft gegeneinander auszuspielen, wird lei-
der weiterhin beschritten.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das machen doch Sie! – Gegenruf des Abg. Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Erzählen Sie doch keine Märchen!)


– Schauen Sie sich doch einmal die einzelnen Haushalts-
pläne an. Schauen Sie sich doch an, wer gefördert wird.
Fragen Sie die Biobauern, die Biomilch herstellen. Sie
klagen und rüsten jetzt wieder auf konventionelle Pro-
duktion um, weil die Preise im Keller sind.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1503417100


Frau Kollegin Klöckner, erlauben Sie eine Zwischen-
frage des Kollegen Ostendorff?


Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1503417200


Er kann jetzt mal entspannt sein. Das ist meine erste
Rede. Ich habe ihm auch keine Zwischenfrage gestellt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Der hat schon bei der Lohmann-Stiftung genug Unsinn erzählt!)


Sie haben vor, in den nächsten zehn Jahren den Anteil
des Ökolandbaus auf 20 Prozent zu puschen. Das ist
doch fern jeglicher Marktmechanismen, das ist Planwirt-
schaft.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: So ist es!)


Sagen Sie nicht, dass Sie nicht zwischen ökologisch
wirtschaftenden und konventionell wirtschaftenden Be-
trieben unterscheiden. Durch diese Politik werden unsere
einheimischen Ökolandwirte selbst in wirtschaftliche
Schwierigkeiten kommen, weil ein höheres Angebot un-
weigerlich zu niedrigen Preisen führt.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das hat es schon!)


Ökonomie durch Ökologie zu ersetzen, das ist der fal-
sche Weg und nicht gerade sehr weise. Man kann zwar
einmal die Worte vertauschen, weil sie beide mit Öko
anfangen, aber das Nachsehen haben dann die Betriebe,
weil sie bluten müssen.

2,5 Millionen Euro sollen für Anzeigen in Zeitschrif-
ten ausgegeben werden, hat Staatssekretär Thalheim uns
in der vergangenen Fragestunde geantwortet. Ich habe ge-
fragt, ob er uns sagen könne, ob die Nachfrage gestiegen
sei und ob er eine Korrelation zwischen den geschalteten
Anzeigen und der Nachfrage herstellen könne. Man hört
und staunt und PR-Fachleute schütteln mit dem Kopf:
Das könne man nicht nachvollziehen. Also wird hier Geld
einfach in die Luft geblasen. Er sagte, Image könne man
nicht nachvollziehen. Die Bauern pfeifen auf ein grün-
äugiges Image, das nur für eine Ministerin kreiert ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Nach Angaben Ihres Ministeriums wurden im verangenen Jahr 13,56 Millionen Euro für den Posten Auflärung der Verbraucher im Ernährungsbereich ausgegeen. Sage und schreibe 7,6 Millionen, also mehr als die älfte, wurden in das Biosiegel gebuttert. Dabei gilt elbst unter den Ökobauern das Biosiegel als Etikettenchwindel. Das ist bitter, eine Art Ökolight. Bei Investitionen wird also gekürzt und in einem aneren Bereich, der gar nicht zu den Aufgaben der Bunesregierung gehört, wird plötzlich Geld für Werbung ür Ökoprodukte ausgegeben. Da laufen Sie mit Spenierhosen herum. (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: So ist es!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


s kann doch nicht sein, dass einseitig Werbemaßnah-
en forciert werden. Wenn ständig Reklame für Um-
eltschutz betrieben wird, dann sollte das konsequenter-
eise vom Budget des Herrn Trittin abgezogen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ein Auseinanderdividieren der so genannten biologi-
chen und der konventionellen Landwirtschaft ist ein-
ach nur Unsinn. Das tun die Marktteilnehmer nicht, das
un die Verbraucher nicht und das sollte auch die Politik
itte sein lassen. Manchmal ist die Welt einfacher, als
an denkt. Gute Produkte sind gute Produkte, egal ob

ie biologisch oder konventionell erzeugt worden sind,
gal ob sie importiert sind oder hier produziert wurden.
chlechte Produkte bleiben schlechte Produkte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Etwas weniger Ideologie und Feindbilder, dafür etwas
ehr Verständnis und Fairness, das wünschen sich die
auern. Wenn Sie mit ihnen sprechen würden, dann
ürde Ihnen das auch klar werden.

Wir müssen dankbar sein, dass der Bundesrat das so
enannte Steuervergünstigungsabbaugesetz abgelehnt
at.


(Beifall bei der CDU/CSU – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das war ja auch im Interesse der SPD-Kollegen! – Widerspruch bei der SPD)


ragen Sie doch einmal Ihre Kollegen, warum sie
cheinänderungsanträge eingebracht haben. Gerade vor
en Landtagswahlen haben sie gesagt, sie unterstützten
ie Gartenbauern und die Bauern, was die Pauschalie-
ung und die Umsatzsteuer angeht. Als es so weit war,
ab es überhaupt keine Änderungsanträge mehr.

Wo bleibt die Logik bei den Umsatzsteuersätzen für
andwirtschaftliche Vorprodukte und Futtermittel? Darf
etzt der Kampfhund zu einem Umsatzsteuersatz von
Prozent futtern, die arme Kuh aber zu einem Umsatz-

teuersatz von 16 Prozent? Das kann es nicht sein. In
rankreich beträgt der Umsatzsteuersatz 5,5 Prozent.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Was Sie erzählen, geht auf keine Kuhhaut!)







(A) )



(B) )


Julia Klöckner
Wenn Sie jetzt noch sagen, Sie unterstützten die deut-
sche Landwirtschaft, dann ist das blanker Hohn.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Mit dem, was Sie vorhaben, können Sie keine goldene
Kuh gewinnen. Ich glaube, für ein lahmendes Ökokälb-
chen reicht es auch nicht mehr.

Was müssen wir tun, um die Kuh vom Eis zu bekom-
men? Dringend erforderlich sind Maßnahmen zur Ent-
bürokratisierung. Wir müssen auch Wettbewerbsbehin-
derungen der EU im Binnenmarkt unterbinden.

Bei einem Blick in den aktuellen WTO-Antrag der
Koalition wird einem angst und bange.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das kann ich dir sagen!)


Wessen Regierung sind Sie eigentlich? Wen vertreten
Sie? 99 Prozent des Antrags beschäftigen sich mit der
Entwicklungshilfe. Das ist zwar sehr edel und gut, aber
dem nationalen und dem europäischen Markt wird nur
ein Satz gewidmet. Vielleicht verstehen Sie zu wenig
von Entwicklungshilfe; denn die gut funktionierende Zu-
ckermarktordnung hat sehr wohl die Entwicklungsländer
im Blick. Ich möchte im Übrigen keine Produkte essen,
die in Ländern hergestellt werden, in denen die Men-
schen verhungern müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Verehrte Ministerin Künast, auch die Union tritt für
gesunde Nahrungsmittel ein, die über jeden Zweifel er-
haben sind. Auch die Union tritt für Tier- und Natur-
schutz ein. Aber die Union tritt auch für diejenigen ein,
die sich der Arbeit in der Landwirtschaft widmen. Wir
wollen keine Politik gegen die Bäuerinnen und Bauern,
sondern wir wollen die Politik mit ihnen und für sie ge-
stalten. Deshalb stimmen wir Ihrem Haushaltsplan auf
keinem Fall zu.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503417300


Frau Kollegin Klöckner, ich gratuliere Ihnen im Na-
men des ganzen Hauses zu Ihrer ersten Rede im Deut-
schen Bundestag. Herzlichen Glückwunsch!


(Beifall)


Ich erteile dem Kollegen Friedrich Ostendorff zu ei-
ner Kurzintervention das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Kollegin, auch von mir herzlichen Glückwunsch
zu Ihrer ersten Rede.

Es hat mir fern gelegen, Ihnen eine Frage zu stellen.
Vielmehr wollte ich Ihnen nur helfen, zwei wichtige Irr-
tümer in Ihrer Rede zu korrigieren. Sie können das noch
nicht wissen; Sie sind ja neu hier. Das bin ich zwar auch,
aber ich habe es schon gelernt.

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(C (D (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Setz dich wieder hin!)


Das eine hätten Sie allerdings wissen können, näm-
ich dass wir alle rot-grünen Anträge zur landwirtschaft-
ichen Besteuerung durchbekommen haben. Das wissen
ie sicherlich auch.


(Zurufe von der CDU/CSU: Na, na!)


Ihre andere Behauptung betrifft die Gasölverbilli-
ung, die seit 1999 nicht mehr im Agrarhaushalt aufge-
ührt ist.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Nein, sie war noch bis 2001 drin!)


as kann man nachlesen, wenn man sich vorbereitet.
iese Steuermindereinnahme befindet sich im Etat des
inanzministers. Das Agrarressort ist seit 1999 nicht
ehr dafür zuständig.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Was soll das? – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Dafür hätte ich mich nicht gemeldet!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503417400


Wollen Sie etwas erwidern, Frau Kollegin Klöckner?
itte schön.


Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1503417500


Die Gasölverbilligung war eindeutig bis 2001 im
grarhaushalt aufgeführt. Wenn Ihnen das nicht bekannt

st, dann haben Sie sich nicht gut vorbereitet.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das kann er nicht wissen! Er ist neu hier!)


ch unterhalte mich auch mit Kollegen von der SPD.
ielleicht informieren Sie sich auch einmal dort.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Aber er ist genauso beratungsresistent wie alle anderen bei den Grünen!)


uch wenn ein Titel nicht im Agrarhaushalt aufgeführt
st, kann man sich darüber austauschen, wenn es in die-
em Zusammenhang etwas zu monieren gibt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


an sollte den schwarzen Peter nicht anderen zuschie-
en.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es bleibt eine Steuer!)


Vielleicht hören Sie zu, wenn ich Ihnen antworten soll.

Ihrer Äußerung, Sie hätten alle Änderungsanträge
urchbekommen, ist entgegenzuhalten: Wenn Sie den
artenbauern kurz vor den beiden Wahlen, die kürzlich

tattgefunden haben, versprechen, dass die Mehrwert-
teuer für Blumen und Pflanzen nicht von 7 Prozent auf






(A) )



(B) )


Julia Klöckner
16 Prozent erhöht wird, ist das zwar zu begrüßen, aber
die Gartenbauern können sich schon langsam darauf vor-
bereiten, ihre Betriebe zu schließen, weil die Erhöhung
2005 doch erfolgen wird. Ob es besser ist, langsamer zu
sterben als sehr schnell, weiß ich nicht.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Haben Sie schon mal was von Marktwirtschaft gehört?)


– Das ändert nicht viel.

Sie haben außerdem vielen Bauern versprochen – das
haben wir nachgelesen; die Kopien haben uns im Aus-
schuss bzw. in der Arbeitsgruppe vorgelegen –, dass der
Vorsteuerabzug für landwirtschaftliche Futtermittel nicht
so umgesetzt wird wie vorgesehen.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht! – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir nie versprochen!)


– Es lag etwas Schriftliches vor; es war drin, nachher
nicht mehr. Ich denke, hier steht Behauptung gegen Be-
hauptung. Jeder kann sich selber sein Urteil bilden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503417600


Das Wort hat jetzt die Kollegin Jella Teuchner von der
SPD-Fraktion.


Jella Teuchner (SPD):
Rede ID: ID1503417700


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau
Klöckner, auch von meiner Seite herzlichen Glück-
wunsch zu Ihrer ersten Rede. Wenn Sie aber Ihre Rede
mit dem Hinweis beginnen, dass Sie die Polemik nicht
fortsetzen wollten bzw. dass Sie kein Verständnis für Po-
lemik hätten, dann sollten Sie sich selber daran halten
und dürfen die Polemik nicht in diesem Maße überzie-
hen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Dann haben Sie nicht zugehört!)


Sie, die Sie als ehemalige Weinkönigin mit Sicherheit
auf Anzeigen des Weinhandels und der Winzer angewie-
sen waren, dürfen eine derartige Aussage nicht machen,
wenn es – Sie haben eine Anzeigenkampagne angespro-
chen – um Werbemittel geht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das ist doch primitiv!)


So etwas wollen wir hier nicht haben.


(Abg. Julia Klöckner [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Nein danke, ich lasse keine Zwischenfrage zu.

Wir beraten heute über den Einzelplan 10, den Haus-
halt für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt-

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(C (D chaft. Ich muss leider feststellen, dass weder Sie, Frau igner, noch Sie, Frau Klöckner, mit einem einzigen ort den Verbraucherschutz und den Verbraucherhaus alt angesprochen haben. Sie haben lediglich über den andwirtschaftshaushalt geredet. Frau Kollegin Teuchner, erlauben Sie eine Zwischenrage der Kollegin Klöckner? Nein danke. Wir haben zu Beginn des Jahres 2001 die Kompetenen für den Verbraucherschutz in einem Ministerium ebündelt und haben versprochen, dass wir dort einen chwerpunkt unserer Politik setzen werden. Wer sich en Haushalt 2003 genau anschaut, wird erkennen, dass ir Wort gehalten haben. ir setzen also das fort, was wir schon im letzten Jahr beonnen haben: Trotz Haushaltskonsolidierung setzen wir chwerpunkte und stellen die notwendigen Mittel – das st eindeutig – zur Verfügung. Mit einem Plus von 8 Prozent bzw. 5,9 Millionen Euro gehört die Verbrauherpolitik dazu. Das ist notwendig. Mit dem Haushalt 003 setzen wir das, was wir angekündigt haben, auch m. Wir finanzieren mit diesen Mitteln eine Verbraucherolitik, die weit mehr ist als nur eine Politik für sichere ebensmittel. Verbraucherpolitik darf weder auf den geundheitlichen Verbraucherschutz reduziert noch mit ettbewerbspolitik gleichgesetzt werden. Mit den Mit eln für die Verbraucherpolitik stärken wir über die Zuchüsse für die „Verbraucherzentrale Bundesverband“ ie Vertretung der Verbraucherinnen und Verbraucher owie die rechtliche Vertretung kollektiver Verbrauchernteressen. (Jürgen Koppelin [FDP]: Die Ministerin gängelt!)


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503417800
Jella Teuchner (SPD):
Rede ID: ID1503417900

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir bieten den Konsumenten außerdem über die Mit-
el für die Stiftung Warentest – im Gegensatz zu manch
nderen haben wir lange Gespräche mit den Verantwort-
ichen dieser Stiftung geführt – und die Projektförderung
ilfestellung für eine bewusste Konsumentenentschei-
ung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir wissen, dass zuverlässige Informationen eine wich-
ige Grundlage für eigenverantwortliche Konsumenten-
ntscheidungen sind. Mit diesen Mitteln bieten wir den
erbraucherinnen und Verbrauchern diese Informationen.

Die Liste der geförderten Projekte zeigt, dass wir im
aushalt wichtige Impulse setzen. Sie zeigt aber auch,






(A) )



(B) )


Jella Teuchner
dass die Finanzierung von Informationen nur ein Teil der
Verbraucherpolitik ist. Der Verbraucher ist ein aktiver
Teilnehmer am Marktgeschehen, der als Einzelner das
Recht auf Schutz hat und der die Möglichkeit zur Ge-
genwehr braucht. Stärkere Handelsverflechtungen,
grenzüberschreitender Handel sowie komplexer wer-
dende Produkte und Dienstleistungen bedingen eine Ver-
braucherpolitik, die verstärkt die Grundsätze des Ver-
hältnisses von Verbrauchern und Anbietern regelt. Die
Politik muss Regelungen schaffen, die einen vorsorgen-
den Verbraucherschutz und die Verantwortlichkeit der
Anbieter über den Einzelfall hinaus sicherstellen.

Wir werden uns weiterhin um den gesundheitlichen
Verbraucherschutz kümmern. Wir werden die Produkt-
sicherheitsrichtlinie so umsetzen, dass das Produkt-
sicherheitsgesetz zu einer Auffangvorschrift für alle
sicherheitsrelevanten Aspekte von Produkten wird. Dazu
gehören verbesserte Kriterien für die Sicherheitsbeurtei-
lung und ein besserer Zugang für die Öffentlichkeit zu
Produktinformationen.

Verbraucherpolitik ist eine Querschnittsaufgabe, die
alle Ressorts betrifft. Es ist eine Aufgabe, die die Zusam-
menarbeit von EU, Bund und Ländern bedingt. Ich freue
mich, dass wir es geschafft haben, dieser Aufgabe ein
stärkeres Gewicht innerhalb der Politik zu geben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben ein hohes Verbraucherschutzniveau er-
reicht, sei es beim gesundheitlichen Verbraucherschutz,
sei es beim wirtschaftlichen Verbraucherschutz oder sei
es bei der rechtlichen Stellung der Verbraucherinnen und
Verbraucher. Dieses Verbraucherschutzniveau werden
wir auch auf den sich wandelnden Märkten halten. Wir
greifen dabei die Initiativen der Wirtschaft und der Ver-
braucherverbände gerne auf. Auch wir sehen in Selbst-
verpflichtungen eine Möglichkeit, Regelungen einver-
nehmlich zu treffen. Damit solche Selbstverpflichtungen
Wirkung zeigen, müssen Regelungen für die Nichtum-
setzung getroffen werden. Auch außergerichtliche Streit-
schlichtungsverfahren, die von Verbrauchern und Unter-
nehmen akzeptiert werden, können den Zugang zum
Recht erheblich erleichtern und für schnelle und unbüro-
kratische Lösungen sorgen.

Eigeninitiative ergänzt in vielen Bereichen das bishe-
rige staatliche Handeln. Gleichzeitig entsteht insbeson-
dere durch das Zusammenwachsen Europas ein breite-
res, aber auch ein unübersichtlicheres Angebot an
Dienstleistungen und Waren. Die private Altersvorsorge
gewinnt dabei genauso an Bedeutung wie die verschie-
densten Angebote zur Aus- und Weiterbildung. Diese
Herausforderung nehmen wir an. Wir geben den Ver-
braucherinnen und Verbrauchern Informationen und vor
allem die Möglichkeit zur politischen Vertretung.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Kein Wort zur Agrarpolitik!)


In den Haushalt 2003 wurden die dazu notwendigen
Mittel eingestellt.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503418000


Bevor ich der Kollegin Klöckner das Wort zur einer
urzintervention erteile, will ich darauf hinweisen, dass

ch wegen der fortgeschrittenen Stunde danach keine
eitere Kurzintervention zulassen werde.


(Beifall – Dr. Uwe Küster [SPD]: Ein sympathischer Präsident!)


ch bitte um Ihr Verständnis.

Frau Kollegin Klöckner, bitte schön.


Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1503418100


Vielen Dank, Herr Präsident. – Frau Teuchner, es ehrt
ie, dass Sie an den deutschen Wein denken. Aber es ist
igentlich schon eine Unverschämtheit, einen solchen
ergleich mit dem Deutschen Weininstitut zu ziehen.
as Deutsche Weininstitut – Sie haben dieses Thema

ngesprochen – hat einen Plan, aus dem genau hervor-
eht, was es mit welcher Werbekampagne, also mit wel-
hen Kaufanreizen, erreichen möchte. Letztlich wird es
inen Bericht darüber geben, ob und wie das, was man
rreichen wollte, erreicht worden ist oder nicht. Plan-
irtschaft hat nicht nur etwas mit dem Wort „Plan“ zu

un. Sie sollten sich einmal informieren, was Planwirt-
chaft wirklich bedeutet.

Frau Teuchner, Sie haben mich vielleicht nicht rich-
ig verstanden. Herr Thalheim antwortete auf eine Frage
n der Fragestunde: Nein, es gibt keine nachweisbaren
orrelationen in dieser Sache; dabei geht es nur um das

mage. Wenn die Bundesregierung Geld für Imagewer-
ung ausgibt, dann dürfen wir, die Oppositionspoliti-
er, schon fragen, für welches Image Geld ausgegeben
ird.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Freiheit für das Ei!)


„Freiheit für das Ei“ ist für die Bauern wirklich zu we-
ig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das muss ich auch sagen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503418200


Frau Kollegin Teuchner hat das Wort zur Erwiderung.


Jella Teuchner (SPD):
Rede ID: ID1503418300


Fakt ist doch wohl, dass Sie von dem Parlamentari-
chen Staatssekretär eine Antwort auf Ihre Frage nach
er Anzeigenkampagne, die praktisch erst jetzt anläuft,
ekommen haben.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Nein! Sie sind falsch informiert! Ich habe es hier schriftlich vorliegen!)







(A) )



(B) )


Jella Teuchner
Wenn man nicht weiß, ob eine Kampagne angelaufen ist
oder nicht, dann kann man sich nicht in dem von Ihnen
gewünschten Sinne äußern.

Ich kann mich nur daran erinnern, dass seitens der
CMA Anzeigen geschaltet werden, denen ein festgeleg-
tes Konzept zugrunde liegt. Nachdem die entsprechen-
den Kampagnen gelaufen sind, kann man feststellen,
welchen Effekt sie gehabt haben.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Was hat denn dieses Plakat am Checkpoint Charlie gebracht? Es ist geschmacklos, am Checkpoint Charlie solch eine Anzeige zu schalten!)


Ich gehe davon aus, dass Ihnen der Staatssekretär
Thalheim nach Ablauf dieser Kampagne eine Antwort
auf Ihre Frage geben kann. Ich denke, einen unmittel-
baren Zusammenhang, wie Sie ihn andeuten, gibt es
nicht.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503418400


Das Wort hat jetzt der Kollege Michael Goldmann
von der FDP-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1503418500


Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Wir müssen den Einzelplan 10 – Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft – unter dem Ge-
sichtspunkt prüfen, ob er die Weichen für eine zukunfts-
fähige Landwirtschaft richtig stellt. Frau Eichstädt-
Bohlig, ich gebe Ihnen Recht: Wir müssen die Weichen
für eine zukunftsfähige Landwirtschaft stellen. Niemand
von uns will, wie Sie es gesagt haben, zu den Skandalen
zurück. Ich würde da auch sehr vorsichtig sein. Sehr
viele Vorgänge, die mit dem Begriff „Skandal“ belegt
sind, waren nicht zu Zeiten der Regierung von Schwarz/
Blau-Gelb, sondern zu Zeiten von Rot-Grün:


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nitrofen, Nitrofuran, Dioxin, Apolda, Acrylamid. Ich
nenne das nicht „Skandale“, aber die Ereignisse werden
von dem einen oder anderen Verbraucher als Skandal
empfunden. All das ist unter Ihrer Regierung und nicht
unter unserer Regierung in den Medien gewesen.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Lang ist es her!)


– Das ist nicht lange her.

Liebe Frau Eichstädt-Bohlig, lassen Sie uns die Dis-
kussion nicht so platt und so falsch führen nach dem
Motto: Die blöken und stellen Anträge, die uns um Jahr-
zehnte zurückwerfen. – Lesen Sie sich die Anträge
schlicht und ergreifend einmal durch! Wenn Sie das tun,
werden Sie zu dem Ergebnis kommen, dass unsere An-
träge darauf abzielen, unternehmerische Landwirtschaft
im Markt zu halten.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D err Ostendorff, da brauchen Sie gar nicht böse zu guken. Für uns ist unternehmerische Landwirtschaft urchaus auch im ökologischen Bereich notwendig nd richtig. Dort, wo es durch Kreativität und eigenes un des landwirtschaftlichen Betriebes eine unterneherische ökologische Chance gibt, soll sie genutzt erden. (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Jawohl!)


ir sollten nur nicht so tun, als ob am ökologischen We-
en die deutsche Landwirtschaft genesen könnte; das ist
er Fehler, der bei diesem Haushalt gemacht wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Frau Eichstädt-Bohlig, ich will nicht wieder unterstel-
en, dass Sie das nicht wissen, aber es ist doch so: Wir
iskutieren im Moment über Cross Compliance. Es gibt
on der europäischen Ebene 38 Vorschläge dazu, was
ingehalten werden soll.


(Matthias Weisheit [SPD]: 48!)


38.


(Matthias Weisheit [SPD]: 48!)


38! – Wissen Sie eigentlich, dass schon jetzt 35 von
iesen 38 Vorschlägen von deutschen Bauern in guter
achlicher Praxis eingehalten werden, weil sie selbst die
erantwortung für ihr agrarisches Tun wahrnehmen,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


a sie ganz genau wissen, dass sie im internationalen
ettbewerb nur mit Qualitätsprodukten werden bestehen

önnen? Tun Sie also nicht so, als ob wir den Bauern sa-
en müssten, was gut für sie ist!


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Genau!)


ir müssen die Weichen dafür stellen, dass die Bauern
as umsetzen können, von dem sie wissen, dass es gut
ür sie ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das tun wir!)


enau das passiert mit diesem Haushalt nicht.

Ich bin in Sorge um diesen Haushalt. Ich habe mir das
ange überlegt und mich gefragt, ob ich mit dieser Posi-
ion falsch liege. Sie gaukeln den Ökobetrieben vor, dass
s für sie eine Marktchance von 10, 12, 15, 20 Prozent
ibt. Diese Marktchance gibt es schlicht und ergreifend
icht, weil der Qualitäts- und Sicherheitsunterschied
wischen dem konventionellen Produkt und dem ökolo-
ischen Produkt nicht so ist, wie es Ihrer Ideologiewelt
ntspricht.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Woher sollen sie das auch wissen?)







(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann
Wir haben es doch vor kurzem bei der Präsentation ei-
ner ernst zu nehmenden Untersuchung der Lohmann-
Stiftung erlebt. Herr Ostendorff war dabei. Ich habe es
als normal und richtig empfunden, dass Sie davon be-
troffen waren. Der Vergleich von Intensiv- und Freiland-
haltung, der Vergleich zwischen Intensiv-, Freiland- und
ökologischer Haltung war vernichtend für die ökologi-
sche Haltung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch! Das ist doch keine Märchenstunde hier! Wir sind in der Haushaltsdebatte!)


– Herr Kollege Ostendorff, Sie können sich gern zu einer
Zwischenfrage melden. Ich antworte Ihnen dann auch.

Herr Professor Ellendorf hat eine wissenschaftliche
Untersuchung vorgestellt.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach du liebe Zeit! Das war doch Pseudowissenschaft, was dort stattfand! Wir sind hier im Bundestag und besprechen den Agrarhaushalt!)


– Sie könnten einen Ökobeitrag leisten, indem Sie nicht
so furchtbar herumbrüllen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich finde es unangenehm, wie Sie hier durch Lautstärke
und Aggressivität ein Thema an sich reißen, bei dem Sie
schlichtweg falsch liegen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es waren Kollegen von Ihnen da, die diese wissen-
schaftliche Untersuchung im Grunde genommen bestä-
tigt haben.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat das denn bestätigt?)


Sie wissen genauso wie ich – ich kenne mich in der Ge-
flügelwirtschaft aus –, dass dort, wo Geflügel frei läuft,
besondere ökologische Belastungen für den Boden ent-
stehen.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist alles völliger Quatsch, was Sie erzählen!)


Reden Sie also nicht so an der Sache vorbei!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Lassen Sie mich noch einen Punkt ansprechen. Frau
Künast, Sie betreiben mit dieser grundökologischen
Orientierung meiner Meinung nach eine Politik, die in
die Sackgasse führt, die die ökologisch orientierten Be-
triebe an die Wand fährt. Die Menschen, die in dieser
Glaubenshaltung – so muss ich fast sagen – wirtschaften,
beuten sich selbst aus. Sie haben mit ihrer Produktorien-
tierung im Regelfall keine Marktchancen.


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(C (D (Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Markt spricht eine andere Sprache!)


Herr Ostendorff, der Agrarbericht hat es dargelegt. Die
inbußen bei den konventionellen Landwirten waren er-
eblich, bei den ökologisch orientierten Landwirten wa-
en sie dramatisch.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch überhaupt nicht!)


ehmen Sie doch einfach mal zur Kenntnis, dass Sie
ort auf dem falschen Weg sind.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503418600


Herr Kollege Goldmann, kommen Sie bitte zum
chluss.


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1503418700


Ich komme zum Schluss.

Ich fordere Frau Künast sehr nachdrücklich auf: Le-
en Sie Ihre ideologischen Scheuklappen ab. Ich sage
as auch im Hinblick auf die Geflügelpest. Frau Künast,
ordern Sie Ihre Kollegin Höhn in Nordrhein-Westfalen
it Nachdruck auf, einzustallen. Es ist eine Katastrophe,

ass in Niedersachsen eingestallt werden muss und drei
ilometer südlich in Nordrhein-Westfalen nicht. Das
ersteht kein Mensch. Das ist unfachlich. Das ist in mei-
en Augen – das sage ich Ihnen ganz ehrlich – ein Ver-
rechen an der Geflügelwirtschaft und an den Tieren;


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn die kommen dabei zu Tode und sind die Leidtra-
enden einer ideologischen Politik, die meiner Meinung
ach keinerlei Rechtfertigung hat.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503418800


Das Wort hat jetzt der Kollege Matthias Weisheit von
er SPD-Fraktion.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Jetzt zeig es ihm aber! Vornehm bleiben, aber deutlich!)



Matthias Weisheit (SPD):
Rede ID: ID1503418900


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
err Goldmann, ich finde es immer wieder wunder-

chön, wenn auf der einen Seite der unternehmerische,
elbstständige und wissenschaftlich gut ausgebildete
andwirt in den Himmel gehoben wird und man ihm auf
er anderen Seite vorschreibt, er solle seine Hühner ein-
tallen.


(Widerspruch bei der FDP)







(A) )



(B)


Matthias Weisheit
– Das ist so! Man braucht das den Leuten nicht vorzu-
schreiben, sondern sie machen das von allein.


(Beifall bei der SPD -– Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist doch dummes Zeug, was Sie hier sagen! – Abg. Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Ich lasse keine Zwischenfrage zu, denn ich habe über-
haupt keine Lust, die Debatte heute Abend zu verlän-
gern.

Ich möchte auf einen zweiten Punkt eingehen, Herr
Goldmann.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Ein bisschen mehr Fachkenntnis!)


– Ihre Fachkenntnis bezieht sich natürlich auf das, was
von Professor Ellendorf und von der Lohmann-Stiftung
erzählt wird.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie waren doch gar nicht da!)


– Da gehe ich auch nicht mehr hin.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie haben sich doch entschuldigt, weil Sie nicht konnten!)


– Nein, ich habe mich gar nicht erst angemeldet, weil ich
nicht mehr zu Lobbyveranstaltungen gehe, wo die In-
teressen von vornherein klar sind.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Name Ellendorf spricht für sich. Das wissen wir
doch. Da gibt es eine Geschichte im Zusammenhang mit
Hühnerhaltung in Celle, die ein paar Jahre zurückliegt.
Über den Mann brauchen wir hier nicht zu reden.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Herr Thalheim war da! – Gegenruf des Abg. Dr. Gerald Thalheim [SPD]: Wegen des Essens! – Das war gut!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503419000


Liebe Kolleginnen und Kollegen, Herr Weisheit hat
das Wort.


Matthias Weisheit (SPD):
Rede ID: ID1503419100


Dann kommt die nächste Geschichte, Herr Goldmann.
Ich finde es ganz schön frivol, was Sie hier machen.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Nein! Frivol ist, so über Ellendorf zu reden, Matthias! Ich finde das unerhört! Weil euch das Ergebnis nicht passt, wird der Mann heruntergeredet!)


– Peter Harry, ich kann meine private Meinung in dem
Zusammenhang durchaus äußern und sagen, dass der
Name für sich spricht und dass ich zu Veranstaltungen
mit ihm nicht gehe. Dann ist der Fall erledigt.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Er kann sich hier nicht wehren!)


Ich halte Folgendes für frivol: Seit den BSE-Fällen
st die Öffentlichkeit wirklich aufmerksam, was Lebens-
ittel und Verstöße gegen die Lebensmittelsicherheit an-

eht. Vorher war diese Aufmerksamkeit nicht allzu groß,
bwohl sie auch damals schon vorhanden war. Aber in
en letzten Jahren sind eine ganze Reihe von Dingen
ufgekommen und ruck, zuck aufgeklärt worden.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Wo denn?)


Ja, das sind sie. Sie haben zwar in Fragestunden und
urch endlose Debatten im Ausschuss versucht, das zu
erdrehen, und behauptet, dass die Bundesregierung
chuld sei, dass das nicht funktioniert. Aber was Sie in
em Zusammenhang probiert haben, war immer erfolg-
os. Die Arbeit auf Bundesebene funktioniert hervorra-
end. Es wäre auch ganz schön gewesen, wenn einmal
in lobendes Wort


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Welches?)


ber das Institut für Risikoabschätzung und über das
undesamt für Verbraucherschutz gekommen wäre.


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Warum?)


ie arbeiten nämlich hervorragend.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Dann machen wir es jetzt!)


as wäre besser gewesen als die einseitige Polemik.

Eigentlich wollte ich Sie heute loben.


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Das glaubt keiner!)


achdem ich mir die Anträge angesehen habe, habe ich
estgestellt: Da werden wenigstens keine Luftnummern
ebaut. Ich meine, die Gesamtdiskussion über den Haus-
alt war ja schon eine kabarettreife Leistung. Auf der ei-
en Seite wird geklagt, dass der Haushalt von den Ein-
ahmen her sowieso nicht stimme. Auf der anderen Seite
atteln Sie in jedem Ressort Milliarden drauf,


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das ist doch Quatsch!)


hne dass irgendwo ein Ausgleich dafür da ist.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Natürlich!)


Nein, nein, das war sehr kabarettreif, was heute und
estern geboten wurde.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Ich denke, du hast als Lehrer einmal Mathematik unterrichtet!)


ch habe gesagt: Ich wollte Sie loben, dass Sie das mit
hren Anträgen im Bereich des Einzelplanes 10 nicht ge-
acht haben. Auf der anderen Seite ist es mit dem Lob

chon vorbei. Denn wie Sie einsammeln – das ist klar –,
as ist die alte – ich sage es ganz deutlich – ideologische
)






(A) )



(B) )


Matthias Weisheit
Linie gegen alles, was Öko heißt und in eine neue Rich-
tung geht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Falsch! – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie können mit Öko keinen Strukturwandel gestalten!)


Mit der Linie werden Sie keinen Erfolg haben. Diese
Koalition und die Ministerin werden dagegen Erfolg ha-
ben.

Jetzt komme ich zu etwas, von dem Sie überhaupt
nicht denken, dass mir das heute Abend noch einfallen
würde.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Ihr seid inzwischen dichter an den 18 Prozent als die FDP!)


– Ach Peter Harry, hör doch auf mit dem blöden Ge-
schwätz. Das ist wirklich nicht mehr zu ertragen.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Du kannst doch jetzt nicht vom Erfolg der Koalition reden!)


– Doch, natürlich ist sie erfolgreich, auch in der Land-
wirtschaftspolitik. Ich will jetzt die Ministerin loben.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Die Bauern haben 40 Prozent weniger Gewinn!)


– Ja, ja, jetzt lass mich doch einmal ausreden. Das macht
keinen Sinn.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503419200


Also liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist kein Re-
deduell, sondern das Wort hat der Kollege Weisheit.


Matthias Weisheit (SPD):
Rede ID: ID1503419300


Wir hatten vor über einem Jahr auch auf Druck der
Opposition permanent und ständig Ärger. Es hieß, diese
Bundesregierung verhindere Pflanzenschutz, sie mache
die Obstbauern kaputt und so fort. In der Zwischenzeit
hat diese Ministerin gemeinsam mit den Naturschutzver-
bänden, gemeinsam mit den Obstbauern, gemeinsam mit
dem UBA, gemeinsam mit dem neuen Amt – die frühere
BBA – eine Regelung erarbeitet, die den Einsatz von
Plantomycin erlaubt, wenn es unbedingt notwendig ist,
und mit der Lücken im Pflanzenschutz geschlossen wur-
den. Das ist eine hervorragende und gute Arbeit, die hier
geleistet worden ist. Das nützt den Bauern sehr viel
mehr; das erkennen sie übrigens auch an.

Bei den Abstandsregelungen sind ähnliche Dinge
auf dem Weg. Diese nützen sehr viel mehr als die stän-
dige einseitige Polemik gegen die Ministerin, gegen die
Regierung, gegen die rot-grüne Koalition und alles, was
man neu machen will.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Das Wort hat jetzt die Kollegin Ursula Heinen von der DU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503419400


Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1503419500


Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
iebe Kolleginnen und Kollegen! Vorweg ein Wort zu

hnen, Frau Teuchner: Ich fand es schon ein ganz schön
tarkes Stück, was Sie vorhin zu meiner Kollegin Julia
löckner gesagt haben, als Sie kritisiert haben, wie wir
ei uns die Reden inhaltlich aufteilen, zumal meine Kol-
egin Ilse Aigner von vornherein gesagt hat, worüber wir
eute sprechen werden. Ich denke, es ist schon eine Ent-
chuldigung dafür fällig, dass Sie so mit uns umgehen.
ch finde, das entspricht nicht dem Stil des Hohen Hau-
es.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Zweite. Herr Weisheit, es leuchtet doch ein
selbst dann, wenn man kein Agrarexperte oder Tier-

xperte ist –, dass die Übertragungsrate bei der Geflü-
elpest bei frei laufenden Hühnern wesentlich größer ist
ls dann, wenn die Tiere eingestallt sind. Ich denke, das
st eine Logik, die man nachvollziehen kann. Ansonsten
ätte das Land Niedersachsen nicht so gehandelt, wie
err Goldmann es uns eben gesagt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Treten Sie den Beweis an!)


Ich wollte eigentlich vor allem über Verbraucher-
chutzpolitik sprechen. Wir haben am vergangenen
amstag das 20-jährige Jubiläum des Weltverbraucher-

ags begangen. Dabei ist deutlich geworden, dass Ver-
raucherpolitik in den letzten 20 Jahren stetig an Bedeu-
ung gewonnen hat. National und international ist die
erbraucherpolitik immer mehr zu einer Kernaufgabe
es Staates geworden. Dies ist eine Meinung – ich bin
eute gar nicht so sehr auf eine Auseinandersetzung mit
hnen aus –, die von Ihnen geteilt wird. Schließlich ist
as Ministerium im Jahre 2001 entsprechend aufgewer-
et worden und hat eine zusätzliche Bedeutung bekom-

en.

Aber – das ist das Traurige –: Worte und Taten stim-
en hier leider nicht mehr überein. Den Worten der
undesregierung und der Ministerin folgen leider keine
aten. Heute, also zwei Jahre, nachdem das Verbraucher-
chutzministerium geschaffen wurde, haben wir es nur
och mit einer reinen Ankündigungspolitik der Ministe-
in zu tun. Deutliche Impulse und auch ein schlüssiges
onzept müssen wir heute vermissen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Lassen Sie mich ein paar Beispiele nennen. Da ist ein-
al die auch von Herrn Weisheit vorhin angesprochene
eorganisation der Behörden. Dass wir dieser Neuord-
ung sehr skeptisch gegenübergestanden haben, haben
ir hier im Hause und auch im Ausschuss hinlänglich






(A) )



(B) )


Ursula Heinen
diskutiert. Wir haben die Trennung, die vorgenommen
worden ist, abgelehnt. Zudem kommt es gerade im Be-
reich des Risikomanagements entscheidend auf die Fä-
higkeit zur schnellen Reaktion an. Das zeigen auch die
negativen Erfahrungen mit der Eistorte, die wir vor we-
nigen Wochen gemacht haben.

Die Trennung hat eben nicht zu einer Vereinfachung
der Kommunikationswege und der Entscheidungspro-
zesse geführt, sondern sie hat nur ein neues, ein ganz
schwerfälliges System geschaffen, mit dem im Krisen-
fall nicht effizient reagiert werden kann. Die Zweiteilung
führte im Fall der Eistorte zu einem heillosen Durchei-
nander, bei dem die eine Hand nicht wusste, was die an-
dere Hand machte. Das Ergebnis waren ein erheblicher
Imageschaden und Umsatzeinbußen für das betroffene
Unternehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will in Erinnerung rufen: An ein und demselben
Tag hat das Land A Entwarnung, das Land B eine zu-
rückhaltende Bewertung gegeben und das Land C hat
gar eine Gesundheitsgefährdung nicht ausgeschlossen.
Wir müssen uns als mündige Verbraucher fragen: Was
soll das eigentlich? Als Abgeordnete müssen wir sagen:
Hier gibt es einen klaren Bedarf an Koordinierung zwi-
schen den Ländern. Das ist eine Aufgabe, die doch
eigentlich das Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit, jedenfalls nach dem Neuorgani-
sationsgesetz, wahrnehmen sollte.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Sie, Frau Künast, haben in einem Interview – ich
glaube, in der vergangenen Woche – selbst gesagt, dass
dieses Amt über die „Defizite des Föderalismus hinweg-
hilft“. Doch bei dem einzigen Fall, bei dem das tatsäch-
lich in jüngster Zeit verlangt worden wäre, muss man sa-
gen: Fehlanzeige. Die Regierung hat das Problem aber
selber erkannt; denn anderenfalls wäre es nicht zu erklä-
ren, warum Sie bereits im September letzten Jahres ein
Consultingunternehmen beauftragt haben,


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das muss man sich einmal vorstellen!)


eine exakte Aufgabenabgrenzung zwischen dem Bun-
desinstitut für Risikobewertung auf der einen Seite und
dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebens-
mittelsicherheit auf der anderen Seite zu eruieren.

In den Erläuterungen zu dem entsprechenden Haus-
haltstitel heißt es dieses Jahr:

Bis zu diesem Zeitpunkt

– sprich: bis das Gutachten vorliegt –

ist die Verlagerung von Stellen und Mitteln auf die
neuen Einrichtungen … als vorläufig zu betrachten.

So steht es im Haushaltsplan. Da frage ich mich: Heißt
das, dass die Stellenverlagerung zwischen den beiden In-
stituten im Rahmen der Neuorganisation wieder zurück-
genommen werden kann, wenn das Gutachten andere Er-

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(C (D enntnisse ergibt? Wo kommen wir da eigentlich hin! ir sind gespannt auf Ihre Antwort. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das Stichwort Sachverständige hat meine Kollegin
igner schon netterweise angesprochen. Ich will nur noch

inen Punkt hinzufügen. Wie kann man den Etatposten für
achverständige um 650 000 Euro erhöhen – ursprüng-
ch betrug die Erhöhung 751 000 Euro, von denen Sie
00 000 Euro wieder zurückgenommen haben –, wenn
ich unter Ihrer Obhut zehn Bundesforschungsanstalten,
ine Zentralstelle für Agrardokumentation, das Bundes-
mt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit,
as Bundesinstitut für Risikobewertung und schließlich
ie Wissenschaftlichen Beiräte zur Agrarpolitik – da läuft
urzeit die Neuberufung – und zur Verbraucher- und Er-
ährungspolitik befinden? Darüber hinaus gibt es die Le-
ensmittelbuch-Kommission und die Tierschutz-Kom-
ission. Da fragen wir uns natürlich schon: Wozu

rauchen Sie 650 000 Euro mehr für Sachverständige?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Um zur Stiftung Warentest zurückzukommen: In die-
em Jahr erhält die Stiftung Warentest 6,5 Millionen
uro. Das ist in der Tat mehr, als sie im Vorjahr zur Ver-

ügung hatte. Deshalb stimmen wir Ihrer Tendenz zu: Es
t löblich, dass Sie die Stiftung Warentest etwas besser
usstatten.

Leider sind Sie aber immer noch nicht auf unsere An-
egung eingegangen, die Stiftung Warentest tatsächlich
die Selbstständigkeit zu entlassen. Herr Bahr irrt näm-
ch, wenn er sagt, dass die Stiftung Warentest angesichts
er 6,5 Millionen Euro, die sie nach wie vor aus dem
aushalt benötigt – dabei ist sie davon abhängig, wie die
aushälter konkret damit umgehen –, vollständig unab-
ängig von der Politik ist.

Wir haben einen Sockelbetrag vorgeschlagen, damit
ie Stiftung Warentest in Zukunft weiter vernünftig arbei-
n kann. Der sollte – Herr Weisheit, von wegen Gegen-
orschläge, die ausgeblieben sein sollen! – über den Titel
Aufklärung der Verbraucher“ finanziert werden. Sie ha-
en das abgelehnt, auch wenn Sie selbst im Ausschuss
ine entsprechende Notwendigkeit gesehen haben. Ich
enke, heute Abend werden CDU und CSU die Anträge
er FDP unterstützen, die sich damit befassen, die Stif-
ng Warentest in die Unabhängigkeit zu entlassen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ein anderer Bereich, in dem falsch gespart wird, sind
ie Verbraucherzentralen. Sie machen einen hervorra-
enden Job. Aber sie haben zurzeit erhebliche finanzielle
robleme. In einigen Bundesländern bzw. in einigen Re-
ionen drohen Schließungen. Das dürften Sie eigentlich
icht zulassen, wenn Sie es mit der Stellung des Ver-
raucherschutzes tatsächlich ernst meinen.

Deshalb verlangen wir von Ihnen, dass Sie die Ver-
raucherzentralen besser ausstatten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Ursula Heinen
Denn, Frau Künast, sind die Informationskampagne zur
Legehennenverordnung, für die 500 000 Euro vorgese-
hen sind, und die Informationskampagne zur Bekannt-
machung des neuen Biosiegels, für die 6,5 Millionen
Euro vorgesehen sind, tatsächlich so viel wichtiger als
die Ausstattung der Verbraucherzentralen?


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!)


Oder wird es bei den Verbraucherzentralen so zugehen,
wie Sie es auch in anderen Politikbereichen machen,
nämlich dass Sie den Kommunen eine Mitfinanzierung
aufs Auge drücken?

Dazu ein Beispiel: In der Stadt Köln gibt es seit Mitte
der 90-er Jahre die Verabredung, dass die Stadt mitfinan-
ziert. Es sind mittlerweile fast 50 Prozent geworden, die
wir der ansässigen Verbraucherzentrale geben müssen:
200 000 Euro pro Jahr. Das ist für die Kommunen heut-
zutage ein ordentlicher Betrag. Deshalb erwarten wir
von Ihnen, dass Sie das ändern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass mit
dieser Bundesregierung Verbraucherpolitik in diesem
Land nur noch unter dem Aspekt der Öffentlichkeitswir-
kung vollzogen wird. Anders ist die Diskussion, die Sie
pünktlich zur Grünen Woche zum Thema Preisdumping
ins Leben gerufen haben, nicht zu erklären. Der Bundes-
kanzler hat sie zum Glück kassiert. Aber diese Diskus-
sion taucht immer wieder bei Ihnen auf.

Wir sagen dazu: Jeder soll selbst entscheiden, ob er
beim Discounter oder beim Einzelhändler einkauft. Sie
dürfen nicht vergessen, dass die Menschen heutzutage
dank Ihrer Politik verdammt wenig Geld in der Tasche
haben, um sich teure Nahrungsmittel leisten zu können.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Die klauen es den Leuten erst aus der Tüte und dann dürfen sie keine Sonderangebote kaufen!)


Dann zu sagen: „Wir machen eine Initiative gegen das
Preisdumping“, ist wirklich eine Verkennung der tat-
sächlichen Lebensverhältnisse in Deutschland. Mit dem
Gehalt eines Abgeordneten bzw. einer Ministerin kann
man das alles locker bezahlen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja?)


– Herr Goldmann vielleicht nicht, aber alle anderen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ich habe zu viele Kinder!)


Schauen Sie sich aber einmal an, was die Menschen
in diesem Lande wirklich verdienen.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Wenn die Ministerin das kriegen würde, was sie wirklich verdient, dann würde auch sie auf Sonderangebote angewiesen sein!)


Seit Beginn dieser Legislaturperiode besteht ein Ini-
tiativrecht für Fragen des wirtschaftlichen und recht-
lichen Verbraucherschutzes. So weit, so gut! Das be-
grüßen und das unterstützen wir. Aber wir erwarten uns

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(C (D avon auch einiges. Es gibt eine ganze Menge Themen, ie zurzeit wirklich auf der Straße liegen und die eine tarke Verbraucherschutzministerin benötigen. Das sind um Beispiel Fragen zum Thema Dialer, zur UWG-Noelle, zur Verbraucherkreditrichtlinie, zur Kennzeichung von Lebensmitteln usw. usw. Ein anderes Thema st die Deutsche Bahn, die Sie selber im letzten Winter in ie Öffentlichkeit gerückt haben. Wir fordern Sie auf, dieses Initiativrecht wirklich zu utzen und ein vernünftiges Verbraucherkonzept vorzuegen. Wenn Sie das tun, können wir eine vernünftige olitik machen. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. Das Wort hat jetzt die Kollegin Waltraud Wolff von er SPD-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Frau Klöckner, auf Ihre Rede würde ich gern anz kurz zu sprechen kommen. Ich habe mich wirklich efreut, als Sie hier sagten, Sie wollten keine Polemik, ie hätten die Polemik im Ausschuss als sehr negativ mpfunden. Mir geht es in diesem Ausschuss seit 1998 o und ich habe mich gefreut, dass es jemanden gibt, der as genauso erlebt. (Julia Klöckner [CDU/CSU]: Ich empfinde es jetzt aber auch so!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503419600
Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1503419700

ber ich bin nun tief enttäuscht;


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


enn alle Reden der Opposition – das muss man auch
inmal festhalten – haben vor Polemik gestrotzt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/ CSU]: Zum Schluss gibt es Zensuren!)


Meine Damen und Herren, 2003 ist kein einfaches
ahr, auch global gesehen. Deutschland hat wirklich
roße wirtschaftliche Aufgaben zu meistern und wir ha-
en niemals einen Hehl daraus gemacht, dass es ein stei-
iger Weg wird, 1,5 Billionen Staatsschulden abzu-
auen.

Der Weltwirtschaft machen die Auswirkungen des
1. September 2001 noch immer zu schaffen. Der Zu-
ammenbruch der New Economy und die Skandale an
er Börse haben ihre Wirkung immer noch nicht verlo-
en. Warum bringe ich das an dieser Stelle an? Ganz ein-
ach, weil man die Lage des Bundeshaushaltes eben nicht
oliert betrachten kann, weil Deutschland eben nicht die

nsel der Glückseligen ist und weil wir morgen mit gro-
er Verantwortung den Haushalt 2003 beschließen wer-
en: selbstbewusst, reformorientiert und sparsam.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

Wir können und wollen nicht Geld verteilen, das nicht
da ist. Meine Damen und Herren der Opposition, das war
Ihre Gangart, unsere ist das nicht. Gerade in Bezug auf
unseren Haushaltstitel ist es wichtig, sich auf das We-
sentliche zu konzentrieren und da zu investieren, wo die
Mittel zukunftsorientiert, verbraucherschutzorientiert,
umweltschutzgerecht und dem Tierschutz entsprechend
eingesetzt werden. Kurz gesagt: Der Einzelplan 10 ist
Ausdruck einer nachhaltigen Agrarpolitik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Nachhaltigkeit bedeutet auch Prävention. Ein Bei-
spiel ist die Hochwasserkatastrophe an der Elbe. Alle
drei Landkreise meines Wahlkreises waren betroffen. Ich
nenne nur das Wörlitzer Gartenreich und das Dörfchen
Gübs, das heute auch bundesweit bekannt ist. Die hoch-
wassergeschädigten Landwirte in ganz Deutschland er-
hielten durch die Sofortmaßnahmen schnelle Hilfe. Pro-
bleme gab es nur, weil sich die Länderregierungen mit
der Auszahlung so schwer getan haben. Mit dem Son-
derprogramm Hochwasser stellte das Bundesministe-
rium für Verbraucherschutz 30 Millionen Euro unter an-
derem zur Deichsicherung und Deichsanierung zur
Verfügung.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Selbstlos!)


In diesem Jahr ist im Bundeshaushalt ein Betrag von
320 Millionen Euro für den Hochwasserschutz einge-
stellt. Diese Präventivmaßnahmen sind für die Landwirt-
schaft von großer Bedeutung. – Es wäre schön, wenn die
Opposition auch einmal zuhören würde. –


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Frau Lehrerin, geben Sie uns mal ein paar Zensuren!)


Die hochwassergebeutelte Landwirtschaft wurde bei-
spielsweise durch die erhöhte Flächenstilllegungsprä-
mie und auch durch Ausgleichszahlungen von bis zu
50 000 Euro pro Betrieb umgehend direkt unterstützt.

Ich will auch daran erinnern, dass Solidarität heute in
Deutschland noch immer in beeindruckender Weise
praktiziert wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass die Menschen in
unserem Land sehr gut verstanden haben, dass wir die
nächste Stufe der Steuerreform um ein Jahr verschoben
haben. Ich komme aus Sachsen-Anhalt, das ist nicht ge-
rade das reichste Land.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Unsere Pflicht gegenüber den Bürgerinnen und Bür-
gern ist es, in extremen Situationen schnell zu helfen.
Gegenüber den Steuerzahlern haben wir aber auch die
Pflicht, einen von Verantwortungsbewusstsein geprägten
Haushalt vorzulegen. Es gilt also, die Haushaltskonsoli-
dierung weiter voranzubringen. Das heißt doch auf gut
Deutsch, wie wir alle wissen: Wir kommen gar nicht um-

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(C (D in, Kürzungen und Einsparungen vorzunehmen. Das ilt auch für unseren Einzelplan. Uns war es wichtig, neben der Stabilisierung der sozilen Sicherungssysteme auch Spielräume für die aktive estaltung der Agrarund Verbraucherpolitik zu eröffen. Jeder hier im Hause weiß, dass die agrarsoziale Siherung 71 Prozent des Haushalts ausmacht. Von daher ind die Optionen ziemlich begrenzt. Dennoch ist es uns elungen, hier zukunftsorientierte Schwerpunkte zu seten, die finanziell solide untersetzt sind. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir haben Raum für die Förderung von tiergerechten
altungssystemen, für die weitere Ausweitung des An-
aus von nachwachsenden Rohstoffen und für den öko-
ogischen Landbau geschaffen.

Die Opposition bemängelt die Höhe der Ausgaben für
ie tiergerechten Haltungssysteme; das ist hier auch in
ehreren Beiträgen zum Ausdruck gebracht worden.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Nur, wo gefördert wird!)


ir wollen die Einführung dieser Systeme unterstützen.
as Argument, im letzten Jahr sei aus diesem Titel recht
enig abgeflossen, ist vordergründig richtig.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Es ist richtig, nicht nur vordergründig!)


Ja, natürlich, vordergründig ist es richtig; das kann
an auch so diskutieren. Aber ich bin der festen Über-

eugung, dass man neuen Programmen auch eine
hance geben muss, sich entwickeln zu können.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Das ist seit Juni umgesetzt!)


an darf sich bei Neuerungen nicht sofort ins Bocks-
orn jagen lassen, wenn die erhofften positiven Auswir-
ungen nicht augenblicklich eintreten; dann würde ei-
entlich alles stagnieren. An dieser Stelle muss man
uch ein bisschen Weitsicht zeigen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, da es, wie gesagt, um
1 Prozent des Haushalts geht, sage ich noch etwas zur
ozialpolitik. Uns kommt es darauf an, dass die landwirt-
chaftliche Sozialversicherung nur in einem vertretbaren

aß von den Kürzungen in Mitleidenschaft gezogen
ird. Deshalb haben wir uns auf die Glättung der Bundes-

usgaben für die Unfallversicherung auf 250 000 Euro
erständigt. Diese Zuschüsse werden damit für die
ächste Zukunft stabilisiert. Daneben wird für den Be-
eich der landwirtschaftlichen Sozialversicherung in die-
em Jahr – das ist auch schon angesprochen worden –
ine globale Minderausgabe von 20 Millionen Euro aus-
ebracht. Dies war keine Entscheidung vom grünen
isch, sondern das haben wir mit dem Bundesverband
er Berufsgenossenschaften besprochen. Hier ist Einver-
ehmen hergestellt worden, was sich gestern auch auf
em parlamentarischen Abend gezeigt hat.






(A) )



(B) )


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich komme zum
Schluss: Die Welt wächst immer mehr zusammen. Die
Regierungskoalition meint es mit ihrem Bekenntnis zur
Erweiterung der EU ernst. Wir meinen es auch mit un-
seren Ankündigungen zu einer fairen Ausgestaltung der
nächsten WTO-Runde ernst. Dann allerdings werden wir
nicht umhinkommen, die Zuweisungen zu den Markt-
ordnungen weiter abzusenken. Daher bin ich der Auffas-
sung, dass die Bundesregierung den eingeschlagenen
Weg weitergehen muss, der durch Entkoppelung, die
Stärkung der verbraucherorientierten Maßnahmen und
eine umwelt- und tiergerechte Landwirtschaft gekenn-
zeichnet ist. Die Schwerpunkte in diesem Haushalt sind
richtig gesetzt. Deshalb können wir uns darauf freuen,
morgen diesen Haushalt zu beschließen.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503419800


Die Bundesministerin Renate Künast hat jetzt aus-
nahmsweise als letzte Rednerin das Wort. Normaler-
weise sollen die Mitglieder der Bundesregierung nicht
als letzte Redner das Wort haben. Aber es hat keinen
Einwand dagegen gegeben.


(Beifall bei der SPD)


Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es war
nicht mein spezieller Wunsch; ich hatte das Gefühl, mich
nur den Wünschen anderer gefügt zu haben.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Es wäre schön, wenn es beim nächsten Mal anders wäre!)


– Das machen wir gerne. Wir können es noch zehn Jahre
lang so machen, dass ich als Erste rede.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das gilt insbesondere dann, Herr Goldmann, wenn das
Vergnügen so wie jetzt ist, dass – –


(Zuruf von der CDU/CSU)


– Wir können es ja zu einer früheren Uhrzeit machen,
dann wird auch diesem Gesichtspunkt entsprochen.

Ist Ihnen aufgefallen, dass diese Debatte das Gegen-
teil einer Generaldebatte ist? Einige standen am Redner-
pult, machten weit ausholende Bewegungen und sagten,
es werde zu wenig gespart, man müsse vielmehr nach
dem Rasenmäherprinzip – wahrscheinlich mit einem
atombetriebenen Rasenmäher – vorgehen, damit man
möglichst viele Subventionen auf einmal streichen
kann.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Auf welcher Veranstaltung waren Sie denn?)


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(C (D etzt fordern Sie das Gegenteil. Sie emotionalisieren und agen, wo man überall kein Geld kürzen dürfe, sondern ehr Geld ausgeben müsse. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wer hat Ihnen denn das aufgeschrieben?)


Man muss feststellen – das muss ich Ihnen ehrlich sa-
en –, dass hier einiges gesagt wurde, was von mangeln-
er Sachkenntnis zeugt. Frau Heinen hat vorhin kriti-
iert, dass einige Kooperationen und Koordinationen
urch das Bundesamt nicht stattgefunden haben. Sie kam
uf das schöne Beispiel der Torten zu sprechen. Ich
ehme ja gerne einiges auf meine Schultern; die sind
ragfähig. Sie sollten aber zumindest das ABC der Bund-
änder-Zuständigkeiten kennen. Wenn Sie möchten,
ass wir die Länderzuständigkeiten aufheben, dann müs-
en Sie das auch im Rahmen der Föderalismusreform
nterstützen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist überhaupt nicht das Thema!)


ann kann kein Bundesland – egal ob es von Rot-Grün
der der CDU geführt wird – mehr sagen, es sei zustän-
ig. Dann kann nicht jeder Landesvertreter zum Thema
orte jede Woche eine andere Aussage machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Abg. Ursula Heinen [CDU/ CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Frau Heinen, ich weiß, dass Sie einen Satz, den ich ge-
chrieben habe, ansprechen wollen. Ich sage Ihnen: Es
timmt, wir wollen mehr koordinieren. Wir wollen die
roblemfälle und Auswüchse des Föderalismus mithilfe
es Bundesamtes aufheben. Das haben wir an vielen
unkten – Stichworte: Acrylamid und Nitrofen – längst
etan. Ich habe aber nicht geschrieben, dass ich die föde-
ale Zuständigkeit aufheben möchte. Wenn Sie mich
ber dazu animieren und mir zusagen, dass Sie zustim-
en, dann tue ich das gerne, weil dann in den Bereichen
ebensmittelsicherheit und Agrarverwaltung manches
esser wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich finde es komisch, dass Sie die Einsetzung eines
onsultingunternehmens kritisieren. Das ist nun wirk-

ich bar jeden Wissens über den Aufbau von Organisati-
nen. Das ist nämlich völlig normal. Es gibt einige
chnittstellen in Bezug auf die Zuständigkeiten. Ich
inde es besser, ein Consultingunternehmen zu beauftra-
en, das die Arbeitsabläufe bis zum letzten durchspielt,
eil man dann alles sauber klären kann. Wir haben mit
em Föderalismus an dieser Stelle genug Probleme. Die
robleme habe im Übrigen nachher nicht ich, sondern
ie haben zum Beispiel die Landwirte und die Verbrau-
her. Die Verbraucher wissen nicht, wie sie sich bei ei-
em Problem verhalten sollen, und die Landwirte haben
inkommenseinbußen.

Ihre grundsätzlichen Aussagen, die über den Ver-
raucherschutzbereich hinausgingen, erinnern mich an
ie alte Weisheit „Wir selber schaffen unsere Zukunft
nd nennen sie Schicksal“. Nach diesem Motto haben






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast
Sie sich heute wieder verhalten. Das tun Sie immer wie-
der, und zwar auf Kosten der Landwirtschaft, zulasten
der Bäuerinnen und Bauern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie können so lange reden, wie Sie wollen. Die Post,
die bei uns eingeht, klingt mittlerweile anders: Lieber
unsere Politik, die der Zukunft zugewandt und an den
Erfordernissen der Zukunft orientiert ist, als eine Politik,
die immer nur erzählt, es würde sich nichts verändern.
Mittlerweile verfügt jeder Bauer über einen Internetzu-
gang und weiß, dass es demnächst WTO-Verhandlun-
gen gibt. Es nützt ihm nichts, wenn Sie ihm Sand in die
Augen streuen und so tun, als würde man dort zu keinem
Ergebnis kommen. Wir bereiten die Bauern darauf vor
und zeigen ihnen entsprechende Einnahmemöglich-
keiten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Der vorliegende Haushalt zeigt, dass wir die Moder-
nisierungslinien zur gesellschaftlichen und wirtschaft-
lichen Erneuerung umsetzen. Das will ich Ihnen an eini-
gen Punkten erläutern. Modernisierung – das muss man
an dieser Stelle sagen – heißt Wohlstand für alle und
nicht nur für einige wenige. Auf den Vorwurf, ich würde
die Arbeit meiner Vorgänger zerstören, reagiere ich mit
der Antwort: Ich habe noch gar nicht richtig angefangen,
das alte System zu beenden, nach dem immer nur die
Großen gewinnen und die kleine bäuerliche Landwirt-
schaft und die Familienbetriebe ziemlich leer ausgehen,
nach dem die Grünlandstandorte und die Milchbauern
bei der Verteilung der großen Prämien immer leer ausge-
hen. Natürlich werde ich das beenden. Daran werde ich
arbeiten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie wissen selbst, welch ungeheurer Preisdruck durch
dieses System entsteht. Herr Deß, in Bayern spielen die
vielen kleinen mittelständischen Molkereien die Milch-
bauern gegeneinander aus. Ich weiß, dass in diesem Be-
reich Gelder umgeschichtet werden müssen, und zwar
auch aus dem Ackerbaubereich, wo die Bauern so viel
verdienen, dass sie im Zweifelsfall im Winter mehrere
Monate Urlaub machen können.


(Albert Deß [CDU/CSU]: In keinem Bundesland bekommen die Bauern einen so guten Milchpreis wie in Bayern!)


Ich will auch die kleinteilige Landwirtschaft und die
Landwirtschaft in benachteiligten Gebieten. Das ist das
Ziel unseres Haushaltes.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Nachhaltige Landwirtschaft im Bereich des konven-
tionellen und des ökologischen Landbaus heißt für uns,
dass wir zu einer WTO-kompatiblen Produktion kom-
men und die WTO-Verhandlungen entsprechend
beeinflussen müssen. Dann gilt es, eine Reihe anderer

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(C (D hemen weiterzuverfolgen, wie zum Beispiel nicht hanelsbezogene Kriterien durchzusetzen und Verbraucherchutz zu verankern; auch das gehört in diesen Bereich. arüber hinaus ist es richtig, auch wenn Sie das kritisiert aben, dass sowohl Programme zum Ökolandbau wie zur äuerlichen Landwirtschaft in den Bereich der nachhaltien Landwirtschaft gehören, da wir die einen Betriebe rhalten und die anderen fördern müssen. Beide Formen achen Sinn; beide muss es in Deutschland geben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Ilse Aigner [CDU/CSU]: In der GAK!)


Frau Aigner, Sie haben Recht. Genau das möchte ich
m Rahmen der GAK erreichen. Sie müssen mir dabei
ber helfen. Die GAK ist nämlich nicht darauf ausge-
ichtet, den bäuerlichen Familienbetrieben zu helfen.
ier besteht eine Schieflage. Angesichts der Tatsache,
ass die 16 Agrarminister, auch die der B-Länder, bei ei-
er Sitzung des PLANAK-Ausschusses die Fördertatbe-
tände für das nächste Jahr nicht umgeändert haben,
rauche ich Ihre Hilfe, und zwar noch in diesem Jahr.
iese nehme ich gerne in Anspruch. Ihr Angebot werde

ch nicht vergessen, Frau Aigner.

Wenn wir das Aktionsprogramm „Bäuerliche Land-
irtschaft“ in der GAK hätten – das will ich erreichen –,
ann könnten wir viele andere Programme wie zum Bei-
piel zum Wegebau ersatzlos streichen; denn dieses Ak-
ionsprogramm käme den Bauern wirklich zugute. Dazu
eicht es allerdings nicht aus, hier nur Reden zu halten,
ondern dann müssen Sie sich bei den Landwirtschafts-
inistern der Bundesländer dafür entsprechend enga-

iert einsetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Angesichts der Kürze der Zeit will ich nicht mehr viel
um Ökolandbauprogramm sagen. Nur so viel: Bei ei-
em Verhältnis von über 700 Millionen Euro zu 30 Mil-
ionen Euro – das eine ist eine dreistellige Zahl, das an-
ere eine zweistellige – kann man nicht ernsthaft
ehaupten, dass die eine Gruppe die andere wirtschaft-
ich knebeln und aushungern würde. Ich glaube, man
ollte die Kirche im Dorf lassen.

Es ist wissenschaftlich außerdem noch offen – das
uss ich Ihnen an dieser Stelle sagen –, ob die Inhalts-

toffe der Produkte der beiden verschiedenen Sparten
der die Produkte selbst unterschiedlich sind oder wel-
he besser sind. Darüber möchte ich jetzt auch nicht dis-
utieren.

Für mich ist viel spannender, in diesem und dem
ächsten Jahr eine Debatte über Preise zu führen, die für
ie Landwirte reell sind, egal ob in der konventionellen
der der ökologischen Landwirtschaft. Ich freue mich,
ass die Bauern diese Debatte aufgenommen haben,
uch wenn sie neidisch waren, dass sie gerade zur Grü-
en Woche begonnen hat. Aber ich bin der Meinung,
ass sie in diesen Rahmen gehört hat. Ich freue mich,
ass die Bauern, auch die in Bayern, das Heft in die
and genommen haben, sich nun verbünden und sogar






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast
Kartelle bilden wollen, um gegen die ablehnende Hal-
tung der Wirtschaft anzugehen.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Was tun Sie denn dafür?)


Ich freue mich auch, dass selbst der Einzelhandel in die-
ser Frage Maßnahmen ergreift. Das werden wir auch
gerne im Rahmen der Debatte um das UWG diskutieren.
Die Reformierung des UWG ist längst beschlossene Sa-
che, was bei einigen Ihrer Redebeiträge dagegen nicht
zum Ausdruck gekommen ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich will nun ein Stichwort zum Thema Verbraucher-
information sagen. Dazu wurde hier viel geredet und es
wurden viele Aspekte angesprochen. Ich kann Ihnen nur
sagen: Daran arbeiten wir schon längst. Ich würde mir
wünschen, wenn Sie in dieser Frage nicht nur an mir he-
rummäkeln würden. Legen doch auch Sie hierzu einmal
Vorschläge auf den Tisch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Schon Ihre Fraktionsvorsitzende hat gesagt hat, die
CDU/CSU habe in den Städten wegen eines mangelnden
Verbraucherschutzes verloren. Ich fordere Sie auf: Legen
Sie ein Programm vor. Von uns werden Sie noch in die-
sem Jahr ein Programm bekommen, nämlich einen Ak-
tionsplan zum Verbraucherschutz. So etwas möchte ich
auch von Ihnen gerne lesen. Und ich sage Ihnen: Ma-
chen Sie keine mittelalterliche Politik. Legen Sie endlich
ein Angebot für ein Verbraucherinformationsgesetz
vor. Das ist doch an Ihnen gescheitert, weil Sie – zulas-
ten der Bauern und der Verbraucher – die Information
nicht zulassen wollten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Albert Deß [CDU/CSU]: Das Gesetz war doch überhaupt nicht praktikabel! Sie können froh sein, dass wir das verhindert haben!)


Meine Damen und Herren, heute sind in dieser De-
batte viele Details angesprochen worden, zum Beispiel
auch zum Personalabbau im Bereich der Tierhygiene,
der angeblich zulasten der Bekämpfung von BSE geht.
Ich muss Ihnen empfehlen, sich kundig zu machen, wo
die Stelle zur BSE-Bekämpfung bei uns ressortiert ist.
Das ist nämlich nicht der Bereich der Tierhygiene. Wir
haben nichts zu befürchten. Wir haben die Abteilungen 2
und 3, die nur 16 neue Stellen bekommen haben, trotz-
dem mit insgesamt 30 Stellen ausgestattet, weil wir um-
geschichtet haben. Vielleicht könnten wir noch besser
umschichten; Empfehlungen hierzu nehme ich von Ih-
nen gerne entgegen.

Wir haben, dem Beschluss folgend, Bonn zu einer
Stadt mit vielen internationalen Organisationen auszu-
bauen, die FEC nach Bonn geholt. Ich weiß gar nicht,
was Sie wollen. Sie haben gedacht, wir würden Bonn zu
einer internationalen Stadt machen und Jobs bieten, aber
in einer Weise, die Ihnen passt. Dass das nicht immer
geht, damit müssen Sie in einer Demokratie leben.

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(C (D Wir bemühen uns, die GAK zu halten. Ich bitte Sie on der Opposition, hier nicht nur Krokodilstränen zu einen und ganze Stauseen damit zu füllen. Sorgen Sie afür, dass die von Ihnen und Ihren Parteien regierten nd geführten Bundesländer in der Föderalismusdebatte icht sagen, dass sie die GA gänzlich zerschlagen woln. Sie erzählen doch Unsinn: Sie heulen hier, machen nd tun und die von Ihnen geführten Bundesländer prakzieren am Ende das genaue Gegenteil. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503419900


Frau Kollegin Künast.

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
chutz, Ernährung und Landwirtschaft:

Ich möchte Sie an dieser Stelle um eines bitten: Las-
en Sie uns diese Hektik herausnehmen, diesen Haushalt
erabschieden und wieder zu einer positiven und sach-
rientierten Debatte kommen. Die Bauern und Verbrau-
her werden es Ihnen danken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1503420000


Ich schließe die Aussprache.

Ich darf darauf hinweisen, dass der nächste Tagesord-
ungspunkt – er ist zugleich der letzte – zu Protokoll ge-
eben werden soll. Deswegen bitte ich Sie, noch ein we-
ig hier zu bleiben, damit wir das ordentlich abwickeln
önnen.

Wir kommen zur Abstimmung über Einzelplan 10
Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung
nd – in der Ausschussfassung. Es liegen ein Ände-
ungsantrag der Fraktion der CDU/CSU und neun Ände-
ungsanträge der Fraktion der FDP vor, über die wir zu-
rst abstimmen. Ich bitte um Aufmerksamkeit.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
DU/CSU auf Drucksache 15/673? – Wer stimmt dage-
en? – Wer enthält sich? – Der Änderungsantrag ist mit
en Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stim-
en von CDU/CSU und FDP abgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
DP auf Drucksache 15/675? – Gegenstimmen? – Der
nderungsantrag ist mit gleichem Stimmenverhältnis

bgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
DP auf Drucksache 15/677? – Gegenstimmen? – Ent-
altungen? – Der Änderungsantrag ist mit gleichem
timmenverhältnis abgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
DP auf Drucksache 15/678? – Gegenstimmen? – Der
nderungsantrag ist mit gleichem Stimmenverhältnis

bgelehnt.






(A) (C)



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
FDP auf Drucksache 15/679? – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Der Änderungsantrag ist mit gleichem
Stimmenverhältnis abgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
FDP auf Drucksache 15/681? – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Der Änderungsantrag ist mit gleichem
Stimmenverhältnis abgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
FDP auf Drucksache 15/682? – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Der Änderungsantrag ist mit gleichem
Stimmenverhältnis abgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
FDP auf Drucksache 15/684? – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Der Änderungsantrag ist mit gleichem
Stimmenverhältnis abgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
FDP auf Drucksache 15/686? – Gegenstimmen? – Das

Franziska Eichstädt-Bohlig
Otto Fricke

Es liegen drei Änderungsanträge der Fraktion der
FDP vor. Mit Ihrem Einverständnis sollen alle Reden zu
Protokoll gegeben werden. Gibt es Widerspruch? – Das
ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung über den
Einzelplan 16 – Bundesministerium für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit – in der Ausschussfassung.
Zunächst stimmen wir über die Änderungsanträge der
FDP-Fraktion ab. Wer stimmt für den Änderungsantrag
auf Drucksache 15/687? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Der Änderungsantrag ist mit den Stimmen der
Koalitionsfraktionen bei Zustimmung der FDP-Fraktion
und Enthaltung der CDU/CSU-Fraktion abgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag auf
Drucksache 15/688? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Der Änderungsantrag ist mit den Stimmen der Koaliti-
onsfraktionen bei Zustimmung von CDU/CSU und FDP
gleiche Ergebnis.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
FDP auf Drucksache 15/697? – Gegenstimmen? – Glei-
ches Stimmenverhältnis.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den
Einzelplan 10 in der Ausschussfassung. Wer stimmt da-
für? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
Einzelplan 10 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktio-
nen gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP ange-
nommen.

Ich rufe auf:

Einzelplan 16
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit

– Drucksachen 15/564, 15/572 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Elke Ferner
Albrecht Feibel

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bgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag auf
rucksache 15/689? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
er Änderungsantrag ist mit den Stimmen der Koali-

ionsfraktionen bei Zustimmung der FDP-Fraktion und
nthaltung der CDU/CSU-Fraktion abgelehnt.

Abstimmung über den Einzelplan 16 in der Aus-
chussfassung: Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dage-
en? – Enthaltungen? – Der Einzelplan 16 ist mit den
timmen der Koalitionsfraktionen bei Gegenstimmen
on CDU/CSU und FDP angenommen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-
ages auf morgen, Donnerstag, den 20. März 2003,
Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.