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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/34 Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . Krista Sager BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (Drucksachen 15/563, 15/572) . . . . . . b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung der Vorschriften zum diagnoseorientierten Fallpauschalensystem für Kranken- häuser – Fallpauschalenänderungs- gesetz (FPÄndG) (Drucksache 15/614) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . . . . . . Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . 2708 A 2713 A 2713 D 2714 C 2718 B 2719 A 2719 C 2720 C 2724 D 2727 A 2731 D 2738 D 2758 B 2758 B 2758 D 2761 C 2761 D Deutscher B Stenografisch 34. Sitz Berlin, Mittwoch, de I n h a l Änderung und Erweiterung der Tagesordnung Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Tagesordnungspunkt I: Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksachen 15/150, 15/402) . . . . . . . . . 13. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 15/554, 15/572) . . . . . . . . . Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . D G S P D G P J N E 1 2701 A 2701 D 2702 B 2702 B 2702 C Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2739 C undestag er Bericht ung n 19. März 2003 t : r. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . erhard Rübenkönig SPD . . . . . . . . . . . . . . . teffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . etra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . ünter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . etra-Evelyne Merkel SPD . . . . . . . . . . . . . . ens Spahn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. a) Einzelplan 15 2740 C 2741 B 2743 D 2746 D 2748 A 2749 C 2750 A 2751 D 2753 D 2756 A 2756 A Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 2763 B 2765 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Thomae FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Andreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Helga Kühn-Mengel SPD . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Annette Widmann-Mauz CDU/CSU . . . . . . . Ulla Schmidt, Bundesministerin BMGS . . . . Andreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Wolfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Horst Schmidbauer (Nürnberg) SPD . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem EU-geführten Einsatz auf mazedo- nischem Territorium zur weiteren Sta- bilisierung des Friedensprozesses und zum Schutz von Beobachtern internati- onaler Organisationen im Rahmen der weiteren Implementierung des politi- schen Rahmenabkommens vom 13. Au- gust 2001 auf der Grundlage des Ersu- chens des mazedonischen Präsidenten Trajkovski vom 17. Januar 2003 und der Resolution 1371 (2001) des Sicher- heitsrats der Vereinten Nationen vom 26. September 2001 (Drucksache 15/696) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 15/562, 15/572) . . . . . . . . . Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . Dr. Elke Leonhard SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . A G 1 J B M T D H B 1 I E J F D J F G J J J J H M U W R 2 N A L 2765 C 2765 D 2767 A 2769 A 2771 A 2772 D 2774 A 2775 B 2775 C 2775 D 2778 A 2780 D 2781 B 2782 C 2784 A 2785 D 2786 A 2786 B 2789 C 2792 D 2794 C 2796 B 2796 B 2796 D 2800 A lexander Bonde BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 15/568, 15/572) . . . . . . . . . ochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . rigitte Schulte (Hameln) SPD . . . . . . . . . . . arkus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hilo Hoppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN r. Ralf Brauksiepe CDU/CSU . . . . . . . . . . eidemarie Wieczorek-Zeul, undesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Einzelplan 10 Bundesministerium für Verbraucher- schutz, Ernährung und Landwirtschaft (Drucksachen 15/560, 15/572) . . . . . . . . . lse Aigner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Bahr (Neuruppin) SPD . . . . . . . . . . . . ürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . ranziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . riedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . ella Teuchner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . ella Teuchner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . atthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . rsula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . altraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . enate Künast, Bundesministerin BMVEL 1. Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 15/564, 15/572) . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2803 A 2804 A 2804 B 2806 A 2808 C 2809 D 2811 B 2813 C 2816 C 2816 C 2819 C 2821 A 2822 C 2824 D 2827 B 2827 D 2828 B 2829 C 2829 D 2830 A 2831 D 2833 C 2835 C 2837 A 2840 B 2840 D 2841 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 III Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003; hier: Einzelplan 16 – Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktor- sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Tagesordnungspunkt I.21) Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Elke Ferner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU Petra Bierwirth SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Girisch CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 2841 B 2841 B 2842 C 2845 A 2846 D 2847 B 2848 A 2849 B 2850 B 2851 D 2853 B 2855 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2701 (A) ) (B) ) Verteidigungsausschuss Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Hubertus Heil, Klaus Brandner, Doris Barnett, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD sowie der Abgeordneten Michaele Hustedt, Ulrike Höfken, Friedrich Ostendorff, weiterer Abgeordneter und der rung und Begrenzung der Zuwanderung und zur Regelung des Aufenthalts und der Integration von Unionsbürgern und Ausländern (Zuwande- rungsgesetz) – Drucksachen 15/420, 15/522 – überwiesen: Innenausschuss (f) Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss (f) Rechtsausschuss lich dem Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zur Mitberatung überwiesen werden. Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Steue-
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2841 (A) ) (B) ) rungen im Personalhaushalt mit unverantwortlichen nach dem Motto: „Hauptsache regierungsfreundlich!“ der Umweltminister den Versuch, notwendige Einspa- b ereits auf die einseitige Vergabe der Mittel hingewiesen, Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003; hier: Einzelplan 16 – Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Tagesordnungspunkt I.21) Albrecht Feibel (CDU/CSU): In den letzten Wochen haben wir den Haushaltsplan für das Jahr 2003 einge- hend beraten. Leider hat sich kaum etwas zum Positiven hin verändert. Konstruktive Vorschläge der CDU/CSU wurden einfach abgelehnt, ohne für diese Entscheidun- gen Argumente vorzutragen. „Mehrheit ist Mehrheit“ – diese Aussage, für viele Menschen eher eine Drohung, wurde von Kanzler Schröder konsequent durchgezogen. Beispielhaft nenne ich hierfür den ausufernden Etat für Hilfskräfte im gesamten Einzelplan 16. Hier macht M h l l w s d g w v s m P n ö s d B ü G f w h s B B B V a m A h n n s z f D g m t e D 6 s m T b Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Falk, Ilse CDU/CSU 19.03.2003 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.03.2003 Flach, Ulrike FDP 19.03.2003 Götz, Peter CDU/CSU 19.03.2003 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 19.03.2003 Hartnagel, Anke SPD 19.03.2003 Homburger, Birgit FDP 19.03.2003 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 19.03.2003 Otto (Godern), Eberhard FDP 19.03.2003 Rauber, Helmut CDU/CSU 19.03.2003* Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 19.03.2003 Dr. Stadler, Max FDP 19.03.2003 Violka, Simone SPD 19.03.2003 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 19.03.2003 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht ehrausgaben bei den Titeln für Hilfskräfte zu umge- en. Negative Begleiterscheinung bei dieser Personalpo- itik von Herrn Trittin ist, dass zwar vordergründig regu- äre Dienstposten abgebaut werden, aber gleichzeitig die eniger sichere Beschäftigung von Hilfskräften ver- tärkt wird. Hier soll den Bürgern und nicht zuletzt auch em Parlament Sand in die Augen gestreut werden. Die Koalition redet gerne über den Schutz des Kündi- ungsschutzes und lässt gleichzeitig zu, dass der Um- eltminister eine Politik zulasten geschützter Arbeits- erhältnisse in seinem Haus betreibt. Das verdient chärfste Kritik und Ablehnung durch das Parlament, zu- al die Vermutung auf der Hand liegt, dass eine solche ersonalpolitik dazu missbraucht werden soll, dem Mi- ister ihm genehme Mitarbeiter Zugang in den sicheren ffentlichen Dienst zu verschaffen. Der Mittelansatz für Hilfskräfte für 2003 ist ange- ichts der tatsächlichen Ausgaben im Vorjahr so gering, ass man schon heute davon ausgehen kann, dass dieser etrag – wie inzwischen bei Ihnen üblich – gewaltig berschritten wird. Dieses Vorgehen widerspricht den rundsätzen der Bundeshaushaltsordnung. „Zu viel Geld für die Verwaltung und zu wenig Geld ür den praktischen Umweltschutz“, ist der Vorwurf, den ir auch nach den Beratungen des Haushalts aufrechter- alten müssen. Weil Sie zu viel Geld ausgeben, um sich elbst zu verwalten, bleibt weniger für Innovation im ereich einer nachhaltigen Umweltpolitik übrig. Seit Amtsantritt von Minister Trittin hat sich das MU immer mehr zu einer „Sich-selbst-Verwaltungs- ehörde“ gewandelt. Die unnötigen Mehrausgaben für erwaltung und Bürokratie zehren notwendige Gelder uf, die für die Förderung von Umweltschutzmaßnah- en oder von Verbänden, die sich den Umweltschutz zur ufgabe gemacht haben, nicht mehr zur Verfügung ste- en. Auch der Bundesrechnungshof kritisiert, dass die oh- ehin schon knappen Ressourcen zu einem großen Teil icht zielgerichtet eingesetzt werden. Ein markantes Bei- piel dafür ist die Kritik am Programm „Investitionen ur Verminderung von Umweltbelastungen“, dessen Ef- izienz ins Visier der unabhängigen Prüfer geraten ist. er BRH meldet erhebliche Zweifel an. dass das Pro- ramm seiner Anreizfunktion gerecht wird; eher sei da- it zu rechnen, „dass das Programm seine Anreizfunk- ion weitgehend verfehlt und in vielen Fällen lediglich ine Mitnahme von Fördergeldern stattgefunden hat.“ ies war ein Zitat aus einem Bericht des BRH vom . Dezember 2002 an die Mitglieder des Haushaltsaus- chusses. Ein weiteres Beispiel für einen fragwürdigen Umgang it Steuermitteln ist die Vorgehensweise von Minister rittin bei der Vergabe von Fördermitteln für Umweltver- ände. In der ersten Lesung des Haushalts 2003 habe ich 2842 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) Anders lässt sich nicht erklären, dass vornehmlich Um- weltorganisationen gefördert werden, deren Umgang mit Spendengeldern kürzlich von der Zeitschrift „Ökotest“ kritisiert wurde. Meine Kritik am Umgang des Ministers mit dem Bund, Heimat und Umwelt wurde damals mit dem Hin- weis auf eine Umstellung der Förderung von der institu- tionellen hin zur Projektförderung abgetan. Festzustellen bleibt, dass es für den BHU weder eine Förderung des Verbandes noch seiner Projekte geben soll. Dass wäh- rend der gesamten Amtszeit von Herrn Trittin kein Pro- jekt des BHU förderungswürdig gewesen sei, verrät die eigentliche Absicht: Der BHU entspricht eben nicht dem Grundsatz „Hauptsache regierungsfreundlich!“ und muss daher gewissermaßen regierungsamtlich abge- straft werden. Ganz im Gegensatz dazu steht der Verkehrsclub Deutschland, VCD, der bei „Öko-Test“ zwar am schlechtesten abschnitt, weil er für 2000 und 2001 keine Jahresabschlüsse vorlegen konnte, dessen ungeachtet aber seit 2000 vom Umweltminister mit üppigen Förder- mitteln belohnt wird. Ein weiterer Kostenfaktor sind die Zwischen- und Endlagerungen für Kernbrennstäbe. Ganz wesentlich werden die anfallenden Kosten hierfür von den Elektrizi- tätsversorgungsunternehmen oder besser gesagt von den Stromkunden bezahlt. Da stellt sich schon die Frage, wie Sie, Herr Minister Trittin, mit diesen Geldern umgehen. Wir können uns angesichts Ihrer energiepolitisch einseitigen Festlegung gegen die Kernenergie nicht vorstellen, dass es ihnen da- bei auf ein paar hundert Millionen Euro ankommt. Ende letzten Jahres mussten wir aus Ihrem Munde, Herr Minister, hören, dass der Standort Gorleben für ein solches Endlager nicht mehr infrage komme, weil es sich um einen „verbrannten Standort“ handele. Nicht etwa na- turwissenschaftliche und geologische Gründe spielten bei der Ablehnung des Standortes eine Rolle, sondern allein die angeblich massiven Proteste der Bevölkerung. Mit dieser Argumentation haben Sie der von Ihnen beabsich- tigten Suche nach einem neuen Standort für die sichere Endlagerung von Brennstäben einen Bärendienst erwie- sen. Ihre leichtfertige Äußerung ist geradezu ein Appell an die Menschen, möglichst massiv gegen einen solchen Standort in ihrer Nähe zu demonstrieren, um diesen dann zu verhindern. Bei Gorleben handelt es sich um den weit und breit am besten erkundeten möglichen Standort für ein Endlager; rund l,3 Milliarden Euro wurden dafür be- reits aufgewandt. Sie selbst. Herr Minister, haben doch erkannt, dass Gorleben der eigentlich geeignete Standort in Deutsch- land ist. Anscheinend ist es Ihnen aber gleichgültig, wenn für diese Pseudosuche nochmals 2 bis 3 Milliarden Euro aufgewandt werden. Nicht sachliche Gründe und wissenschaftlich fundierte Ergebnisse sind entscheidend. Sie kommen aus Ihrem ideologischen Denken nicht he- raus – wollen es wohl auch gar nicht. Ich fordere Sie auf. dieses teure Treiben, das alle Stromverbraucher zu be- zahlen haben, endlich zu beenden. f S n S r k A E 2 u ti b f d c t H B d A s t g G s 1 s a w E z m d i u d m te s s E d W s s e s s S 9 (C (D Ihre Energiepolitik im Allgemeinen ist eine Belastung ür die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. elbst wenn Sie die Arbeitsplätze bei der Erzeugung er- euerbarer Energien gegenrechnen, vernichten Sie per aldo Arbeitsplätze, weil deutsche Unternehmen mit ih- en Produkten aufgrund beachtlich gestiegener Energie- osten nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Der „Spiegel“ schrieb in dieser Woche: Seit Eichels mtsantritt wurden die Schulden um 116 Milliarden uro erhöht, die Zahl der Arbeitslosen legte um 1 Prozent zu. Die Unternehmensinsolvenzen stiegen m 35 Prozent. – Das sind Kennziffern rot-grüner Poli- k, an denen Sie, Herr Trittin, kräftig mitgeschrieben ha- en. Weil Sie nicht endlich zu einer sparsamen, ideologie- reien Politik bereit sind, kann die CDU/CSU Fraktion em Einzelplan 16 nicht zustimmen. Elke Ferner (SPD): Zunächst einmal vielen herzli- hen Dank an das Bundesministerium für Umwelt, Na- urschutz und Reaktorsicherheit – insbesondere an Herrn inrichs-Rahlwes und Herrn Püschel – sowie an das undesministerium für Finanzen – an Herrn Suhr und ie Mitberichterstatterin und die Mitberichterstatter im usschuss für die angenehme und konstruktive Atmo- phäre, auch wenn wir zwischen Opposition und Koali- ion in der Sache teilweise unterschiedliche Auffassun- en haben. Unser Haushalt folgt der Maxime Konsolidieren und estalten sowie dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Das Ge- amtvolumen beläuft sich auf 248,2 Milliarden Euro. Mit 8,9 Milliarden Euro haben wir die niedrigste Neuver- chuldung der letzten zehn Jahre erzielt. Die Nettokredit- ufnahme des letzten Haushalts in der Regierungsverant- ortung von CDU/CSU und FDP lag bei 28,9 Milliarden uro. Allein in den letzten vier Jahren Ihrer Regierungs- eit haben Sie 127,1 Milliarden Euro neue Schulden ge- acht. Von 1999 bis 2002 waren es im Vergleich dazu le- iglich 104,6 Milliarden Euro. Wir halten am Ziel fest, m Jahr 2006 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen nd die Kreditneuaufnahme auf null zu senken. Konsoli- ieren und Gestalten statt unseriöse Anträge und Mies- achereien! Wir haben das notwendige Sparvolumen sinnvoll ver- ilt, ohne die Leistungsfähigkeit des Bundes einzu- chränken. Auch der Einzelplan 16 musste seinen Kon- olidierungsbeitrag erbringen. Mit einem lnvesititionsniveau von 26,7 Milliarden uro liegen wir trotz der angespannten Haushaltslage eutlich über dem 98er-Etat von 22,9 Millionen Euro. ir investieren für die Zukunft unseres Landes und un- erer Kinder und Kindeskinder mehr in Verkehrsinfra- truktur, in Forschung und Bildung, in Klimaschutz, in rneuerbare Energien, in Wohnungs- und Städtebau. Die Ausgaben für den Bereich Bildung und For- chung – die ja überwiegend auch investive Ausgaben ind – wurden von uns zum wiederholten Male erhöht. ie betragen jetzt inklusive Betreuungsausgaben ,1 Milliarden Euro. Das sind 25 Pozent mehr als zu der Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2843 (A) ) (B) ) Regierungszeit der jetzigen Opposition. Die Verkehrsin- vestitionen sind so hoch wie nie zuvor. Wir wollen mit mehr Ganztagsschulen bessere Bildungschancen für un- sere Kinder und mehr Chancen für die bestausgebildete Frauengeneration, die wir je hatten, ihre familiären und beruflichen Ziele miteinander zu vereinbaren. Aufgrund der Investitionsschwäche der Gemeinden helfen wir ihnen mit verbilligten Krediten bei der Be- standssanierung der kommunalen Infrastruktur, vor al- lem für den Wasser- und Abwasserbereich. Aber auch bei der Altbausanierung erhalten Kommunen und Pri- vate zukünftig Unterstützung für ihre Investitionen. Das Gesamtvolumen dieser Förderungsprogramme beläuft sich auf 15 Milliarden Euro. Dieses wird zu positiven Umwelt- und Arbeitsmarkteffekten auf regionaler und lokaler Ebene führen. Durch den Verzicht auf den kommunalen Beitrag für den Fluthilfefonds erhalten die Kommunen zusätzlich Handlungsspielraum. Es liegt nun an der Union, ob die Einnahmebasis von Ländern und Gemeinden durch den Abbau von Steuersubventionen weiter verbessert wird oder nicht. Die Opposition verweigert sich, Verantwortung für bessere Staatseinnahmen zu übernehmen, sie scheut sich aber nicht, bei den Haushaltsberatungen Erhöhungsan- träge in einer beträchtlichen Größenordnung zu stellen. Die CDU/CSU belastet den Haushalt mit circa 3 Milliar- den Euro mehr. Bei der FDP verabschiedet sich dann jede haushälterischen Vernunft: Zusätzliche 4,8 Milliar- den Euro bleiben nach der Zusammenrechnung ihrer Einsparungen und Mehrausgaben unter dem Strich ste- hen. Das ist mir unter den gegebenen Rahmenbedingun- gen vollkommen unverständlich. Die Opposition muss sich entscheiden, was sie will. Steuersenkungen und mehr Ausgaben und Schuldenabbau und Einhaltung der Maastricht-Kriterien: Das geht nicht zusammen. In der ganzen Debatte haben Sie nur gesagt, was Sie nicht wol- len. Aber kein einziges Mal habe ich von Ihnen gehört, was Sie anders machen wollen. Wo Sie sparen wollen oder welche anderen Maßnahmen Sie ergreifen wollen. Umweltpolitik ist für uns nach wie vor eine Quer- schnittsaufgabe. Daher verteilen sich die umweltrelevan- ten Ausgaben und Aufgaben im Gesamthaushalt. Insge- samt werden in diesem Haushalt 4,365 Milliarden Euro für Aufgaben im Umwelt- und Naturschutz sowie für die Reaktorsicherheit zu Verfügung gestellt. Ich möchte an diese Stelle einige Beispiele aus den anderen Ressorts nennen: Im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen wird ein neues Programm aufgelegt, das der CO2-Reduzierung bei Altbauwohnungen dient. Mit ei- nem Investitionsvolumen von 160 Millionen Euro pro Jahr – der Baransatz liegt für 2003 bei 5 Millionen Euro – sollen Gebäudesanierung und Heizungsmodernisierung im Altbaubereich realisiert werden. Dadurch wird eine deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes erzielt. Die- ses Programm ergänzt das bereits bestehende CO2-Pro- gramm im Rahmen des Zukunftssinvestitionsprogramms in Höhe von 204 Millionen Euro. Hinzu kommen die e u w r tä O A t w H r n B r in li w D 6 l v in h w a B V s p g S w g K B a b z N d m V a U E n t t B z g 3 g g (C (D ben erwähnten Zinsverbilligungsprogramme für Private nd die Gemeinden. Des Weiteren werden über Bundesministerium für irtschaftliche Zusammenarbeit globale Umweltprojekte ealisiert. In vielen Ländern der Welt ist die Wasserquali- t eines der drängenden Probleme. Daher werden vor rt kommunale Programme zu Wasserversorgung und bwasserentsorgung realisiert. Der Schwerpunkt der bundespolitischen Umweltpoli- ik liegt aber natürlich in der Verantwortung des Um- eltministeriums. Gemessen an den Etats der anderen äuser ist das BMU eher ein „bescheidenes“ Ministe- ium mit einem ursprünglichen Etat von 533,447 Millio- en Euro. Durch die Übertragung der Verantwortung des ereiches erneuerbare Energien vom Bundesministe- ium für Wirtschaft und Arbeit auf das BMU ergibt sich diesem Haushaltsjahr ein Mittelzuwachs von 260,58 Mil- onen Euro. Dadurch beläuft sich das Volumen des Um- elthaushaltes insgesamt auf 794,02 Millionen Euro. amit liegt er deutlich über dem Haushalt von 1998 mit 19,89 Millionen Euro. Damals aber auch noch 120 Mil- ionen Euro mehr für den Endlagerbereich im Haushalts- olumen enthalten. Der Programmhaushalt liegt mit 191,0 Millionen Euro der Kontinuität der letzten Jahre. Der Verwaltungs- aushalt fällt mit 213,5 Millionen Euro etwas höher aus, as aber durch die Bauprojekte für das Umweltbundes- mt in Dessau und das Bundesamt für Naturschutz in onn begründet ist. Beide Vorhaben werden über den erwaltungshaushalt abgedeckt. Insofern ist Ihre Aus- age zum Verwaltungshaushalt irreführend. Ein Blick auf die ausgabenrelevanten Anträge der Op- osition zeigt deutlich ihr finanzpolitisches Unvermö- en: Insgesamt belaufen sich die Forderungen auf eine umme von: 115,816 Millionen Euro in den ausgabe- irksamen Änderungsanträgen der FDP – ohne jede Ge- enfinanzierung. In den Haushaltsberatungen wird die onzeptionslosigkeit der Opposition am deutlichsten: ei jedem Weg, den wir gehen, rennen Sie blind in eine ndere Richtung. Wir sparen – Sie wollen Geld ausge- en. Wir investieren und je nach Tageslaune ist es Ihnen uviel oder zu wenig. Steuern runter, Ausgaben rauf, euverschuldung runter, Maastricht-Kriterien einhalten – as ist der Kanon Ihrer Forderungen und das zeigt Ihre angelnde Seriosität und Ihre Unfähigkeit, konkrete orschläge zu machen. Wie ich eben bereits kurz andeutete, ist der Ausstieg us der Atomenergie ein wesentlicher Erfolg rot-grüner mweltpolitik. Wir konnten dadurch die unkalkulierte nergiegewinnung auf Kosten nachfolgender Generatio- en beenden. Statt dessen fördern wir zukunftsorien- ierte Techologien und erschließen damit neue Energie- räger und schaffen zukunftssichere Arbeitsplätze. isher haben bereits 120 000 bis 130 000 Menschen im ukunftsträchtigen Bereich erneuerbare Energien Arbeit efunden. Für die Atomenergie arbeiten gerade einmal 5 000 Menschen. Das ist nachhaltig für die Beschäfti- ung und es ist nachhaltig für die Umwelt und die künfti- en Generationen. 2844 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) Die erneuerbaren Energien sind jetzt in der politi- schen Verantwortung des Umweltministeriums. Diese Verantwortung bedeutet natürlich auch eine Vielzahl neuer Aufgaben und Herausforderungen. Die Schaffung einer internationaler Agentur für erneuerbare Energien soll auf den Weg gebracht werden und die Förderpro- gramme zur energetischen Errichtung und Modernisie- rung von Häusern müssen umgesetzt werden. Den Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Ener- gieaufkommen wollen wir von derzeit 8 Prozent bis 2010 auf 12,4 Prozent steigern. Dazu wird von uns unter ande- rem die Kraft-Wärme-Kopplung und damit die dezent- rale Energieversorgung vorangetrieben. Bereits in der letzten Legisaturperiode haben wir deshalb das KWK- Gesetz auf den Weg gebracht. Bis 2010 sollen 3 000 MW Strom aus Offshore-Windkraft-Anlagen kommen und bereits in vier Jahren soll die Fläche an Sonnenkollekto- ren verdoppelt werden. Große Potenziale sehen wir auch in der Nutzung von Biomasse und Geothermie; diese wollen wir nutzen. Da die Umwelt und ihre Belastungen nicht an politi- schen Grenzen Halt machen, wollen wir unsere Erkennt- nisse und Fortschritte auch an andere Länder weiterge- ben. Deshalb wird die Exportinitiative erneuerbare Energien fortgesetzt und verstärkt. Das Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien ist mit 190 Millionen Euro der größte Titel der auf das BMU übergeht. Bis zum Jahr 2006 soll er sich auf 230 Millionen Euro steigern; das ist im Koalitionsver- trag so festgehalten und so wird es auch gemacht. Dieses Förderprogramm wird die nötigen Impulse für die Ener- giewirtschaft setzen und neue Dynamik in den Einsatz erneuerbarer Energien bringen. Für die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich werden natürlich auch Mittel zur Verfügung gestellt, um weiterhin unsere Spit- zenposition auf diesem Gebiet zu sichern. Wir müssen aber auch die vorhandenen Einsparungspotenziale bei Heizungen in Gebäuden, in der Wirtschaft und Industrie mobilisieren. Wir brauchen auch mehr Energieeffizienz. Das muss bei den häufigen Forschungsvorhaben berück- sichtigt werden. Damit, mit der effezienten Nutzung der heimischen Kohle und dem Ausbau der erneuerbaren Energien schaffen wir die Brücke von der Atomenergie hin zu einer nachhaltigen Energiepolitik. Die Forschung im Bereich Mobilfunk erhält verstärk- tes öffentliches Interesse. Die Mittel für den zukünftigen Bedarf in diesem sensibeln Bereich sind über die Erhö- hung von Verpflichtungsermächtigungen um 3,0 Millio- nen Euro gesichert. Die Industrie steuert ebenfalls so viel zu dieser Forschung bei. Bereiche dieser Forschung sind zum Beispiel die Wirkung elektromagnetischer Felder bei Handy-Nutzung, die Wirkung elektromagnetischer Felder der drahtlosen Datenübertragung und die thermo- physiologische Wirkung elektromagnetischer Hochfre- quenzfelder. Die Pilotprojekte Inland werden gerne von der Union kritisiert. Das Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirt- schaftsforschung e.V., RWI, hingegen stellt fest, dass es sich hierbei um ein „wesentliches Kernelement zur Fort- entwicklung der deutschen Umweltpolitik“ •handelt. Auf A f d z p G b D d d h s o d s u d h h s E z 6 z li d v d ti R n D c li w li w s g V la f u te n d s K r s p B f (C (D nraten des Bundesrechnungshofes und aufgrund von inanziellen Erfordernissen wurde die Zahlungsweise er Fördergelder verändert. Die Umstellung auf Raten- ahlung spart zusätzlich 4 Millionen Euro bei den Pilot- rojekten Inland. Die Pilotprojekte Ausland erhalten eine erweiterte ebietskulisse, die nicht nur die angrenzenden Staaten erücksichtigt, sondern alle Beitrittskandidaten zur EU. as ist ein richtiges Zeichen für EU-Erweiterung, wo- urch eine Etablierung westeuropäischer Umweltstan- ards in Beitrittsländern ermöglicht wird. Zusätzlich er- ält hier deutsches Umwelt-Know-how eine Chance, ich auf einem gesamteuropäischen Markt gut zu positi- nieren. Die Unterstützung von Umweltverbänden wird von er institutioneilen Förderung zur Projektförderung ver- choben. Damit kommen die Gelder konkreten Projekten nd dadurch direkt der Umwelt zugute. Die Projektför- erung ist in diesem Jahr nochmals um 7,1 Prozent er- öht worden und liegt nun 71 Prozent höher als 1998. Die großen Programmtitel werden natürlich auf ho- em Niveau fortgeschrieben. So erhalten die Natur- chutzgroßprojekte 18 Millionen Euro, Erprobungs- und ntwicklungsvorhaben auf dem Gebiet des Naturschut- es 5,7 Millionen Euro und Umweltforschungstitel 1,8 Millionen Euro. Der Vertragsnaturschutz gehört nicht in die Unterstüt- ung für Großprojekte. Er liegt in finanzieller und inhalt- cher Verantwortung bei den Ländern, auch wenn wir iese Variante des Naturschutzes politisch für sehr sinn- oll halten. Hier könnten Optionen ausgebaut werden, da ie Erfahrungen mit der Landwirtschaft bisher sehr posi- v waren. Eventuell sollte geprüft werden, ob auch im ahmen der Altlastensanierung mittelständische Unter- ehmen am Vertragsnaturschutz partizipieren können. iesem ist im Einzelfall der Vorzug vor ordnungsrechtli- her Regelung zu geben. Generell muss aber die Mög- chkeit zu ordnungsrechtlichem Handeln beibehalten erden zum Beispiel bei Landschaften von gesamtstaat- ch repräsentativer Bedeutung. Der Schwerpunkt des BMU ist nach wie vor die Ent- icklung umweltpolitischer Leitlinien und guter Ge- etze. Deren Umsetzung und Finanzierung ist dann zum rößten Teil Aufgabe der Landesbehörden und – nach erursacherprinzip – derjenigen, die für die Umweltbe- stungen verantwortlich sind. Auch personell ist das BMU gut aufgestellt. Es ver- ügt über engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nd erhält lediglich einen sehr geringen gegenfinanzier- n Zuwachs für die sehr umfangreichen Aufgaben der euen Abteilung erneuerbare Energien. Die globale Min- erausgabe ist im Rahmen der Haushaltsberatungen innvoll im Endlagerbereich aufgelöst worden. Trotz des onsolidierungskurses konnte für das Bundesministe- ium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ein olider Haushalt mit den richtigen politischen Schwer- unkten beschlossen werden. Die Veränderungen im MU-Haushalt und die Übertragung der Verantwortung ür die erneuerbaren Energien zeigen die voranschrei- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2845 (A) ) (B) ) tende strategische Neuausrichtung. Der 1998 begonnene ökologische Umbau unserer Gesellschaft kann damit trotz schwieriger Haushaltsrahmenbedingungen fortge- setzt werden. Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Unter dem Diktat des Sparens politische Gestaltungsfä- higkeit zu bewahren, ist schwer. Dies gilt für alle Res- sorts im Bundeshaushalt. Angesichts der Megathemen „Haushaltskonsolidierung, Umbau der Sicherungssys- teme und Arbeitslosigkeit“ müssen wir dafür sorgen, dass Umweltpolitik nicht ins Abseits gerät. Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass es langfristige ökologische Aufgaben gibt. Ein behutsamer Umgang mit Ressourcen ist wesentlicher Kern einer nachhaltigen Entwicklung. Nachhaltigkeit heißt: Die Le- bensgrundlagen für die kommenden Generationen be- wahren und Ressourcen gerecht verteilen. Es heißt auch: Heute nicht unbegrenzt Schulden machen, damit die kommende Generation die Gestaltungsspielräume unter der Zinslast nicht verliert. Und Nachhaltigkeit heißt: Heute Geld ausgeben für die ökologische Modernisie- rung unseres Landes, die Entwicklung umweltfreundli- cher Technologien, die Abschätzung und Begrenzung von Risiken, für Vorsorge, für den Schutz von Mensch und Natur. Wir haben im Koalitionsvertrag vereinbart, dass die Zuständigkeiten im Bereich der erneuerbaren Energien vom BMWA ins BMU wechseln. Dem Bedeutungszu- wachs entsprechend hat der BMU-Haushalt ein Volumen von gut 800 Millionen Euro. Davon stammen 533,4 Mil- lionen Euro aus dem BMU und 267 Millionen Euro aus dem BMWi. Der BMU-Haushalt geht deutlich gestärkt aus den Koalitionsverhandlungen hervor. Der Einzelplan 16 trägt mit einer globalen Minderaus- gabe von knapp 13 Millionen Euro zur Konsolidierung des Haushalts bei. Wir halten das bisherige Endlager- konzept für falsch. Deshalb haben wir den AK End eta- bliert und deshalb werden die Einsparungen im Endla- gerbereich erbracht. Für die Übernahme des Bereichs „erneuerbare Ener- gien“ musste zusätzlich ein Anteil an der globalen Min- derausgabe erbracht werden. Zu unserem Bedauern trifft die Kürzung von gut 2 Millionen Euro den Bereich Ener- gieforschung. Mit dem neuen Ressortzuschnitt bringen wir den Kli- maschutz weiter voran. Im BMU werden jetzt die Förder- programme im Bereich der erneuerbaren Energien umge- setzt: Das Marktanreizprogramm wird trotz Sparhaushalt auf dem Vorjahresniveau – mit einem Fördervolumen von 190 Millionen Euro in 2003 – fortgeschrieben; das ist ein großer Erfolg. Das 100 000-Dächer-Programm wird mit 25 Millionen Euro deutlich aufgestockt. Ganze 40 Millionen Euro stehen für Forschung und Entwick- lung im Bereich der erneuerbaren Energien zur Verfü- gung. Knapp 13 Millionen Euro dienen der Erforschung und Entwicklung umweltschonender Energieformen im Rahmen des Zukunftsinvestitionsprogramms. m B S d S r s g e z s s k b L K A U M s J ß u f d s N s w J c a to f N w d s F E c o H s m h ti m d ti z F (C (D Neue Kompetenzen für das BMU erfordern auch ehr Man Power. So konnten Planstellen aus dem MWi ins BMU übertragen und zusätzlich zwei neue tellen für das Marktanreizprogramm eingerichtet wer- en. Die Deutsche Energie-Agentur ist die zentrale chnittstelle für die Förderung und Nutzung erneuerba- er Energien. Mit 2,7 Millionen Euro kann sie Klima- chutzprojekte auf den Weg bringen. Mit der Energiewende haben wir einen zukunftsfähi- en Weg in das 21. Jahrhundert eingeschlagen. Auch ine Finanzpolitik, die auf Haushaltskonsolidierung ielt, ist ein Schritt zur Nachhaltigkeit. Wir müssen un- ere politischen Strategien und das Haushalten an die- em Ziel ausrichten. Dazu gehört es auch, ökologisch ontraproduktive Subventionen aufzudecken und abzu- auen, zum Beispiel beim Bauen im Grünen, in der andwirtschaft, bei den Steuerprivilegien – etwa für ohle und Flugbenzin. Die Grundidee der Ökosteuer ist usdruck einer nachhaltigen Finanzpolitik: wir müssen mweltschutz und Arbeit verbinden, die ökologische odernisierung da voranbringen, wo sie Arbeitsplätze chafft. Wir haben in der Umweltpolitik in den letzten vier ahren einiges bewegt und vieles angestoßen. Trotz gro- er Anstrengungen stehen wir noch vor einer Vielzahl ngelöster Probleme: Der Verlust der biologischen Viel- alt hält an, der Klimawandel ist im Gang, Flächen wer- en über das verträgliche Maß hinaus beansprucht. Un- er Fahrplan für die Zukunft ist die nationale achhaltigkeitsstrategie. Sie ist eine gute Basis für un- ere Arbeit. Jetzt heißt es, sie fortzuschreiben und zu er- eitern. Denn wir haben uns ehrgeizige Ziele gesetzt. etzt müssen wir Instrumente und Maßnahmen entwi- keln, um diese Ziele zu erreichen. Politik der Nachhaltigkeit kann nur als Querschnitts- ufgabe erfolgreich sein. Das heißt, wir müssen alle Sek- ren konsequent nach negativen Umwelteffekten durch- orsten. Hierfür brauchen wir keine UVP, sondern einen achhaltigkeitscheck für alle Bereiche. Die Jahrhundertflut im vergangenen Jahr hat gezeigt, as passiert, wenn wir die Komplexität der Risiken und amit auch immer der Lösungen unterschätzen. Es cheint für die Schifffahrt erforderlich, ja rational, die lüsse auszubaggern, zu begradigen und zu verbreitern. s scheint für die anliegenden Kommunen rational, Flä- hen am Deich zu verpachten, ob für Industrieanlagen der Siedlungen. Und wer wohnt nicht gern im eigenen aus im Grünen am Fluss. Es scheint für die Landwirt- chaft sinnvoll und ungefährlich, die alten Überschwem- ungswiesen zu beackern. Die Ereignisse an der Elbe aben uns gezeigt, dass Hochwasser nicht nach der Ra- onalität von Einzelinteressen fragt. Um eine solche Katastrophe in Zukunft zu vermeiden, üssen wir an verschiedenen Stellschrauben gleichzeitig rehen: in der Infrastruktur-, Besiedlungs- und Baupoli- k, in der Landwirtschaft, bei den Wasserstraßen, und war auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. lussausbau darf nur noch unter ökologischen Vorzei- 2846 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) chen geschehen. Wir müssen Flussauen und Über- schwemmungsgebiete zurückgewinnen und Schutzge- biete ausweisen. Wenn wir weiter Flächen versiegeln, Naturlandschaften zerschneiden, Flüsse schneller durch ihr Bett jagen, kommt das nächste Hochwasser be- stimmt. Politik muss sich als lernfähig erweisen. Deshalb soll- ten wir bei der laufenden Planung zum Bundesverkehrs- wegeplan darauf achten, dass wir durch Ausbau von Schifffahrtsstraßen nicht dem nächsten Hochwasser Vor- schub leisten. Wir müssen aufhören mit einer Perspek- tive, die nur Ausschnitte in den Blick nimmt und bei- spielsweise das Ökosystem Fluss auf eine seiner Funktionen – die als Wasserstraße – reduziert. Das ist nicht nachhaltig. Die Flächeninanspruchnahme auf 30 Hektar pro Tag bis 2020 zu reduzieren ist eines unserer zentralen Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie. Wir brauchen hier einen großen Wurf und neue Grundsätze in der Steuer- und Förderpolitik, der Stadt- und Raumplanung bis zur Bau- gesetzgebung. Auch vor Ge- und Verboten sollten wir uns nicht scheuen, warum nicht zur Nutzung von Bra- chen verpflichten, bevor sie neue Flächen versiegeln. Nicht vordergründig Restriktion, sondern Mut zu neuen Ansätzen ist gefragt. Umgestaltung von Vertrau- tem führt immer auch zu Abwehr, trifft auf Widerstände und Beharrungskräfte. Politik muss sich auf Problemlö- sungen konzentrieren, die Akteure einbinden, die in die- sem Prozess beteiligt sind und sein wollen. Für neue Ansätze müssen wir die vorhandenen Struk- turen nutzen, aber auch erweitern. Wir haben bereits wichtige Gremien etabliert: den Rat für Nachhaltige Ent- wicklung und das Grüne Kabinett, den Staatssekretärs- ausschuss. Diese wollen wir stärken. Dafür müssen wir gemeinsame Aufgaben definieren, wie es weitergehen soll mit der Nachhaltigkeitsstrategie. Wir brauchen ein parlamentarisches Pendant zu die- sen Foren, wie etwa die kanadische „Commission for sustainable development“, ein Gremium, das den Nach- haltigkeitscheck durchführt. Die vielen guten Ideen und klugen Expertisen aus RNE, SRU, WBGU und Enquete-Kommissionen müs- sen übersetzt werden in die Sprache und Funktionswiese der einzelnen Ressorts und dann verknüpft werden zu ei- ner einheitlichen Strategie. Dafür brauchen wir Abstim- mung und Austausch zu den einzelnen Handlungsschrit- ten, die am Problem orientiert sind, nicht am Zuschnitt der Ressorts. Das gemeinsame Tun im Hochwasserschutz und bei der Flächensicherung muss – wie auch das Wasser – über Kompetenzgrenzen und Zuständigkeitsbereiche hinwegführen. Bund, Länder und Kommunen gehören an einen Tisch. Dann kann es Synergieeffekte geben und dann wird es gelingen, die Probleme zu lösen. Denkbar sind Sektorkonferenzen, die sich Schwerpunktthemen zuwenden, zum Beispiel zur Verkehrswende, zur Gewäs- ser- und Flusspolitik oder zur Flächenpolitik. Unsere Po- litik ist dem Vorsorgegedanken verpflichtet. Dem muss sie mit intelligenter Steuerung Rechnung tragen. d s s w d b U v S v m l p d v E li v u B e u S W r v h d 3 d w s u li d la s d n b d H t S l B m d u n E d G (C (D Doch nicht nur die Politik ist gefordert. Wir müssen en Dialog mit den Menschen führen und uns gemein- am fragen: Wie soll unsere Landschaft in 50 Jahren aus- ehen? Wie viel naturnahe Wälder und Wiesen wollen ir unseren Enkeln hinterlassen? Welche Qualität soll er Boden haben, den sie beackern? Viele Menschen ha- en – trotz anderer Sorgen – Interesse am Schutz ihrer mwelt. Umwelt- und Naturschutzverbände stehen stell- ertretend für dieses Anliegen, für Umweltinteressen. ie tun dies mit großem Engagement und leisten oft her- orragende Arbeit. Deshalb haben wir die Projektförder- ittel für diese Verbände um 7,1 Prozent auf 4,124 Mil- ionen Euro erneut erhöht. Der Naturschutz hat für uns auch in dieser Legislatur- eriode einen hohen politischen Stellenwert. Dies zeigen ie vorgesehenen Mittel für Naturschutzgroßprojekte on 18 Millionen Euro und bei den Erprobungs- und ntwicklungsvorhaben im Naturschutz von 5,726 Mil- onen Euro. Wir werden große Teile der Aarhus-Kon- ention umsetzen und so den Zugang zu Informationen nd Verfahren für die Öffentlichkeit verbessern. Nur ürger, denen Partizipation ermöglicht wird, können ngagierte Bürger sein. Große Aufgaben stehen in den nächsten Jahren vor ns. Zukunftsfähige Konzepte sind gefragt und mutige chritte. Ziele sind benannt, wenn auch noch nicht alle ege klar konturiert. Doch wir arbeiten daran. Und Ho- az sagte einmal: „Wer begonnen hat, der hat schon halb ollendet.“ Birgit Homburger (FDP): Der rot-grüne Umwelt- aushalt rutscht in die Bedeutungslosigkeit. Gegenüber em Jahr 2002 ist der Umwelthaushalt 2003 um Prozent gesunken. Der Programmhaushalt, das heißt ie Ansätze für die inhaltliche umweltpolitische Arbeit, ird um 5 Prozent gekürzt. Gerade in Zeiten leerer Kas- en ist es sicher richtig, sparsam mit Haushaltsmitteln mzugehen. Die Politik muss aber gerade in wirtschaft- ch schwierigen Zeiten Schwerpunkte setzen. Dies tut er rot-grüne Umwelthaushalt nicht. Er ist nur ein be- ngloses Sammelsurium. Wenn aber schon derartig wenig Geld zur Verfügung teht, dann muss es zwingend sparsam ausgegeben wer- en. Leider achtet die Bundesregierung hierauf auch icht. Es werden Verbände unterstützt, deren Finanzge- aren zweifelhaft erscheint. Es wird nicht sichergestellt, ass Hochwasserhilfen nicht zum Wiederaufbau in den ochwassergebieten von Morgen gewährt werden. Sei- ens der FDP wurden hier so genannte qualifizierte perrvermerke beantragt, die von Rot-Grün aber abge- ehnt wurden. Wo aber umweltpolitisches Handeln gefragt wäre, ist undesumweltminister Trittin ein Totalausfall. Im Kli- aschutz werden im Koalitionsvertrag Ziele propagiert, ie zugleich an utopische Bedingungen geknüpft werden nd vom DIW bekommt der Minister kürzlich beschei- igt, dass selbst das Kioto-Ziel kaum erreichbar ist. Die U erarbeitet eine Richtlinie zum Emissionsrechtehan- el und Deutschland kann sich nicht effektiv an deren estaltung beteiligen, weil sich BMU und BMWi nicht Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2847 (A) ) (B) ) einigen können, ob sie den Emissionsrechtehandel über- haupt wollen, und, wenn ja, zu welchen Bedingungen. Damit bestimmen andere Länder die Spielregeln und Deutschland kann nicht mehr agieren, sondern nur noch reagieren. In der Abfallpolitik sieht es nicht besser aus. Bürge- rinnen und Bürger sowie die Wirtschaft werden mit dem Dosenpfand ohne ökologischen Sinn belastet und auf- grund einer überholten Regelung verunsichert. Zwi- schenzeitlich fällte der Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften zwei Urteile, die Regelungen des deut- schen Abfallrechts infrage stellen. Und was unternimmt die Bundesregierung? Sie arbeitet an einer „kleinen No- velle“ der Verpackungsverordnung, anstelle das Abfall- recht generell zu überarbeiten. Die geplante Novelle be- trifft lediglich Getränkeverpackungen. Ausschließlich um die kartellrechtliche Zulässigkeit von Unternehmens- vereinbarungen zur Erfüllung der Pflichten der Verpa- ckungsverordnung sicherzustellen, will die Bundesregie- rung das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz ändern. Die Problematik des faktischen Monopols des DSD wird gar nicht gesehen, die zentralen Probleme des Abfall- rechts werden gar nicht erst in Angriff genommen. Trotz drängender Probleme erarbeitet die Bundesregierung also kein Gesamtkonzept für die künftige deutsche Ab- fallpolitik, sondern verliert sich im Klein-Klein grüner Pfand-Ideologie. In der Hochwasserpolitik herrscht ebenso Stillstand. Vor der Bundestagswahl wurde eilig eine Konferenz ein- berufen, Arbeitsgruppen en masse eingesetzt und damit Aktivität vorgetäuscht. Ergebnisse hat die Bundesregie- rung bis heute nicht vorgelegt. Erforderlich wären Ab- stimmungen zwischen allen Flussanliegern in Europa. Aber noch nicht einmal von einer Koordinierung der deutschen Bundesländer hat man etwas gehört. Ein Ge- samtkonzept zum Hochwasserschutz ist nicht ansatz- weise zu erkennen. Zu all diesen Bereichen hat die FDP Vorschläge vor- gelegt. Herr Trittin kann sicher sein, dass die FDP ihn auch in Zukunft mit Lösungsvorschlägen konfrontieren wird. Deutschland ist unter dieser rot-grünen Bundesre- gierung umweltpolitisch handlungsunfähig. Dr. Peter Paziorek (CDU/CSU): Es gab eine Zeit, da verdiente sich Deutschland zu Recht das Prädikat ei- nes internationalen Vorreiters in der Umweltpolitik. Das war vor 1998. Seit 1998 hat die Umweltpolitik an Be- deutung verloren, und das unter einer rot-grünen Bun- desregierung bei einem Umweltminister Trittin. Herr Trittin, von Ihnen haben wir in den letzten Tagen viel gehört, und zwar zur Außenpolitik, zur Verschul- dungspolitik und zur Wirtschaftspolitik, nur zur Um- weltpolitik haben wir von Ihnen nichts gehört. Umweltminister Trittin, der Richard Kimble der deut- schen Umweltpolitik: Immer auf der Flucht vor umwelt- politischen Themen. Für Sie mag das ja interessant sein, aber es zeigt doch ganz deutlich, dass Sie sich in der Umweltpolitik nur als Statthalter fühlen. Sie haben keine u n n im b z D b d l T n d s d § r v l k d n L d v h w B l e b f W s e r d m V E s g i k e s S h a (C (D mweltpolitische Vision, sie haben die Umweltpolitik icht vorangebracht. Ihre umweltpolitische Bilanz ist verheerend: Erstens. In der Klimaschutzpolitik stehen Sie vor ei- em Scherbenhaufen. Das Klimaschutzziel, das Sie noch Klimaschutzprogramm des Jahres 2000 festgelegt ha- en, nämlich bis zum Jahre 2005 ein Minus von 25 Pro- ent beim CO2-Ausstoß, werden wir nicht erreichen. iese Regierung hat klimapolitisch versagt, wir liegen ei einem Minus von circa 16,5 Prozent. Sie sprechen agegen nur vom Kioto-Ziel für das Jahr 2012. Das wol- en Sie nun erreichen. Ich sage Ihnen voraus: Wenn der rend so weitergeht, werden Sie dieses Ziel in 2012 auch icht erreichen. Zweitens. Nun zur Abfallpolitik. Zwei neue Entschei- ungen des Europäischen Gerichtshofes zur grenzüber- chreitenden Abfallverbringung haben gezeigt, dass das eutsche Abfallrecht nicht so bleiben kann, wie es ist. 6 Kreislaufwirtschafts-/Abfallgesetz ist durch den Eu- opäischen Gerichtshof verworfen worden. In Folge da- on wird die neue Gewerbeabfall-Verordnung ins Leere aufen. Von Ihnen hört man nur Sprachblasen, keine kon- reten Initiativen. Wenn Sie so weitermachen, fahren Sie ie deutsche Abfallwirtschaft vor die Wand! Drittens. Ihr Kurs in Sachen erneuerbare Energien ist icht mehr nachvollziehbar. Damit meine ich in erster inie nicht das Eckpunktepapier zur EEG-Novelle. Mit iesem Eckpunktepapier zeigen Sie zwar, wie wenig Sie on der augenblicklichen Problemlage verinnerlicht aben: überzogene Förderung der Windkraft an nicht indgünstigen Standorten, zu geringe Förderung von iomasse und Biogas und die Frage der volkswirtschaft- ichen Gesamtkosten. Ich meine hier Ihre Entscheidung, inen Offshore-Windpark Butendiek vor Sylt in einem esonderen Vogelschutzgebiet zu genehmigen. Es ist un- assbar. Als Umweltminister lösen Sie den Konflikt indkraft-Naturschutz nicht, sie rufen einen Konflikt ogar hervor. Dies ist verantwortungslos. Viertens. Sie haben sich nicht energisch genug dafür ingesetzt, dass die Zusagen der rot-grünen Bundes- egierung an die Naturschutzverbände eingehalten wer- en, 100 000 Hektar an Naturschutzflächen an der ehe- aligen innerdeutschen Grenze in zwei Stufen diesen erbänden zur Pflege zu übergeben. Fünftens. Sie treffen fragwürdige personalpolitische ntscheidungen in Ihrem Haus. Sechstens. Sie stellen in der Endlagerfrage laut Pres- emeldungen sozialwissenschaftliche Kriterien auf die leiche Stufe mit naturwissenschaftlichen Kriterien, was n höchstem Maße bedenklich wäre. Stellen Sie bitte lar, dass dies nicht Ihre Position ist. Wer Sicherheit für in Endlager verlangt, der muss letztlich nach naturwis- enschaftlichen Kriterien entscheiden. Siebentens. Herr Minister, provozieren Sie nicht das cheitern der Novelle zur Verpackungs-Verordnung. Sie aben die Verpflichtung, einen Entwurf vorzulegen, der uch mehrheitsfähig ist. Ihr jetziger Entwurf ist es nicht. 2848 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) Während in den Erläuterungen zum Haushaltsplan die Ausgaben für Umweltpolitik auf insgesamt 4,4 Milliar- den Euro beziffert werden, beträgt der Gesamthaushalt des BMU mit rund 533 Millionen Euro lediglich 12,1 Prozent der veranschlagten Ausgaben für Umwelt- schutz. Doch nicht nur ein weiter schrumpfender Haus- halt des BMU – nein –, vielmehr die Art und Weise, wie Umweltpolitik durch diese Regierung gestaltet wird, ge- ben Anlass zu großer Sorge um die Umweltpolitik in Deutschland. Dieser Haushaltsentwurf zeigt nicht nur das Misstrauen des Kabinetts gegenüber einer offensiven Umweltpolitik; er zementiert leider auch eine Umwelt- politik, die nur aus Einzelmaßnahmen besteht, eine durchdachte Strategie aber vermissen lässt. Daher kann dieser Haushaltsplan keine Unterstützung der Union bekommen. Ulrike Mehl (SPD): Gerade in diesen Tagen wird uns deutlich, wie sehr Deutschland ein Teil des globalen Ganzen ist und wie wenig wir die Augen verschließen können vor internationalen und außenpolitischen Ent- wicklungen. Es mag vor dem aktuellen Hintergrund ne- bensächlich erscheinen, dass wir hier im Bundestag über den Bundeshaushalt debattieren, umso mehr noch, wenn es sich um den Umwelthaushalt handelt, der insgesamt weniger als 800 Millionen Euro umfasst. Dennoch muss uns klar sein, dass wir es auch hier mit Problemen von globalen Ausmaßen zu tun haben. National haben wir im Umweltbereich viel erreicht. Ich bin stolz darauf, dass wir gerade in den letzten vier Jahren wichtige Weichenstellungen für die ökologische Modernisierung unseres Landes erreicht haben, im Be- reich des Natur- und des Gewässerschutzes und vor al- lem auch im Bereich des Ausbaus der erneuerbaren Energien. In dieser Richtung werden wir weiter arbeiten. Doch Sie wissen und ich weiß es, dass die großen Umweltprobleme der Zukunft in globalen Dimensionen stattfinden werden. Die Folgen der Gefährdung und der Zerstörung der Umwelt machen nicht an nationalen Grenzen halt. Die Lösung liegt in grenzüberschreitenden und inter- nationalen Kooperationen. Deutschland hat als im Zen- trum Europas liegendes Land ein besonderes Interesse und als reiches und freies Land eine besondere Verant- wortung, aktiv und konstruktiv gegen die Erwärmung der Erdatmosphäre, gegen den Verlust an biologischer Vielfalt, gegen die zunehmende Wüstenbildung, gegen die Verschmutzung der Meere und nicht zuletzt gegen den verantwortungslosen Umgang mit den Süßwasser- ressourcen zu arbeiten. Der Umwelthaushalt 2003 spiegelt ebenso wie die po- litischen Festlegungen für diese Wahlperiode diese inter- nationale Verantwortung wider. So leistet beispielsweise Deutschland einen Beitrag zum Umweltfonds der UNEP in Höhe von 6 Millionen Euro, der Beitrag zum Sekreta- riat der Klimarahmenkonvention beläuft sich auf über 4,5 Millionen Euro. Die projektbezogenen Beiträge an internationale Organisationen im Umweltbereich wurden trotz des Sparzwangs nochmals erhöht. Im Rahmen des T g 5 d t B s K b s h P g r e r F g W W d l h n h h r e r e E E u w k d U e u t b d E B d v w s l i z u (C (D itels „Internationale Zusammenarbeit auf dem Umwelt- ebiet“ werden zwischen 2002 und 2004 insgesamt 00 000 Euro für das UNEP-Projekt zur Verbesserung er Umweltrechtssituation in Afrika bereitgestellt. Internationaler Umweltschutz ist ein wichtiger Bei- rag zur globalen Arrnutsbekämpfung und kann einen eitrag zu Krisenprävention leisten. Wasser und Energie ind die Ressourcen, an denen sich die kommenden onflikte entzünden werden. Wir müssen intensiv an der Erreichung des Ziels ar- eiten, die Anzahl der Menschen, die keinen Zugang zu auberem Wasser und einer angemessenen Abwasserbe- andlung haben, zu halbieren. Ebenso ist es unsere flicht, im Rahmen der laufenden GATS-Verhandlun- en, also des Dienstleistungsabkommens der WTO, da- auf zu achten, dass nicht die Wasserver- und Abwasser- ntsorgung international ohne Rahmenbedingungen libe- alisiert wird. Bei allen Chancen werden in den meisten ällen die Armen und Ärmsten die Verlierer sein. Das ilt übrigens für die WTO-Bedingungen insgesamt. enn wir es nicht schaffen, über kurz oder lang den elthandel auf die Basis von Nachhaltigkeit zu stellen, ann werden wir im globalen Umweltschutz viel zu angsam vorankommen. In diesem Sinne hat Bundeskanzler Schröder in Jo- annesburg zu einer Internationalen Konferenz für er- euerbare Energien eingeladen, die im kommenden Jahr ier in Deutschland stattfinden wird. Es wurden je eine albe Milliarde Euro über fünf Jahre verteilt zur Steige- ung der Energieeffizienz und für den Ausbau der erneu- rbaren Energien in Entwicklungsländern zugesagt. Da- über hinaus hat die Bundesregierung die Initiative rgriffen für eine Internationale Agentur für erneuerbare nergien, die IRENA. Der internationale Austausch von rfahrung und Know-how ist von zentraler Bedeutung nd kann mit diesen Instrumenten hervorragend geleistet erden. Auch vor unserer Haustür sehen wir die Notwendig- eit für aktive Partnerschaften. Die Zusammenarbeit mit en Staaten Mittel- und Osteuropas ist für die deutsche mweltpolitik gerade vor dem Hintergrund der EU-Ost- rweiterung von besonderer Bedeutung. Die Erweiterung der Europäischen Union stellt für ns eine historische Chance dar. Durch sie wird die Iden- ität Europas gestärkt, die auf der Vielfalt der Kulturen asiert. Dieser Prozess wird trotz der derzeit herrschen- en Meinungsverschiedenheiten andauern. Für die Umweltpolitik und die Umweltstandards in uropa bedeutet die Erweiterung zweierlei: Durch den eitritt der mittel- und osteuropäischen Staaten gewinnt ie EU einen einzigartigen Reichtum an ökologisch wert- ollen Naturflächen, die so weit wie möglich erhalten erden müssen. Gleichzeitig kommt auf die Beitritts- taaten die große Herausforderung zu, das gemeinschaft- iche Umweltrecht zu übernehmen und umzusetzen und n vielen Bereichen effektive Umweltverwaltungen auf- ubauen. Hier sind wir gefordert, finanzielle, technische nd administrative Hilfe zu leisten. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2849 (A) ) (B) ) Zwei Titel im Umwelthaushalt unterstreichen die Be- deutung der umweltpolitischen Zusammenarbeit im sich erweiternden Europa: Erstens. Die Beratungshilfe für den Umweltschutz in den Staaten Mittel- und Osteuropas sowie den neuen un- abhängigen Staaten ist seit ihrer Einführung im Jahr 2000 kontinuierlich erhöht worden, im Haushalt 2003 nochmals um fast 22 Prozent. Der Schwerpunkt liegt hier in der fachlichen Begleitung von Twinning-Projek- ten und hier insbesondere im Abfallbereich. Zweitens. Die Förderung von Investitionen zur Ver- minderung grenzüberschreitender Umweltbelastungen – die so genannten Pilotprojekte Ausland – wird eben- falls auf hohem Niveau fortgeführt. Hier geht es vor al- lem um die Förderung von technischen Demonstrations- projekten. Unbestritten und bei allen Problemen ist dies eine sehr wichtige Aufgabe, und ich halte die in den Be- ratungen erreichte Öffnung des Geltungsbereichs auf Staaten, zu denen Deutschland keine direkte Grenze hat, für sinnvoll. Lassen Sie mich beispielhaft ein aktuelles Projekt nennen, das verdeutlicht, wie mit diesen Mitteln ganz konkret in den EU-Beitrittsstaaten praktischer Umwelt- schutz betrieben und damit die Akzeptanz für die euro- päischen Standards verbessert wird: Am Montag wurde hier in Berlin ein Ressortabkommen zum ersten deutsch- lettischen Umweltschutz-Pilotprojekt auf Ressortebene unterzeichnet. Dabei sollen in Lettland elf Plattenbauten mit insgesamt etwa 770 Wohnung energetisch saniert werden, durch den Einbau neuer Fenster, durch Wärme- dämmung der Außenwände und Dächer und durch die Modernisierung der Heizsysteme. Der Kohlendioxidaus- stoß soll so um etwa 1 100 Tonnen pro Jahr gesenkt wer- den. 2 Millionen Euro werden von BMU für diese Maß- nahme zur Verfügung gestellt, die KfW beteiligt sich mit verbilligten Krediten bis zu insgesamt 5 Millionen Euro. Die schwierigen außenpolitischen Probleme, denen wir uns derzeit stellen müssen, sind groß und drängen manchmal langfristig angelegte Projekte und Vorhaben in den Hintergrund der Wahrnehmung. Der vorliegende Umwelthaushalt zeigt aber: Die Arbeit an der Verbesse- rung unserer Lebensqualität wie auch die unserer Nach- barn in Europa und der Menschen in Entwicklungslän- dern bleibt eine wichtige Aufgabe unserer Politik. Die internationale und die bilaterale Zusammenarbeit und unsere Vorreiterrolle im Bereich des Umweltschutzes ist ein zentrales Element unserer internationalen Partner- schaften, und wir werden diese Verantwortung weiter er- füllen. Dr. Christian Eberl (FDP): Finanzwissenschaftler bezeichnen den Haushaltsplan gern als das „Schicksals- buch der Nation“. Ein besonders trauriges Kapitel in die- sem Buch ist die Umweltpolitik unter Minister Trittin. Die Umweltschutzausgaben in manchen Ressorts sind dort zum Teil höher als der gesamte Etat des Umweltmi- nisters – beispielsweise in den Ministerien für Wirtschaft, entwicklungspolitische Zusammenarbeit oder Bildung und Forschung. Dass auch die Summe aller Ausgaben für d h l e V U v w f g d g F z o F z s r w Z b n S S d k v te s g f g z tr m d g z d g K t w a d a c S u p R s s v (C (D en Umweltschutz im Bundeshaushalt um ein Vielfaches hö- er ist als der Etat des Umweltministers, dies liegt vor al- em daran, dass Umweltschutz als Querschnittsaufgabe ine Verpflichtung für viele Ressorts ist. Für die Umweltpolitik unter Minister Trittin ist diese erteilung der Haushaltsmittel aber auch ein Sinnbild: mweltpolitik wird in der Bundesregierung weitgehend on anderen als von Minister Trittin gemacht. Der Um- elthaushalt ist ein Spiegelbild über die Verantwortung ür die Umweltpolitik in Deutschland. Dort, wo Ideolo- ie vor Sachverstand regiert, zeigen sich insbesondere ie Schwachpunkte einer verfehlten Umweltpolitik. Besonders verheerend wird dies im Bereich der Ener- ie- und Klimapolitik deutlich. Dabei lautet die zentrale rage: Wie kann man auf die Kernkraft langfristig ver- ichten, ohne die Atmosphäre zusätzlich zu belasten, also hne einen verstärkten Einsatz fossiler Brennstoffe? Die DP will deshalb unbedingt eine preiswerte, sichere und ugleich klimafreundliche Energieversorgung. Selbstver- tändlich geht es dabei auch um die Förderung erneuerba- er Energien. Dafür braucht man konsistente und glaub- ürdige Konzepte. Niemals sind sonst die ehrgeizigen iele zu erreichen, die wir uns gemeinsam gesetzt haben. Was leistet zum Beispiel Ihr Gesetz zur Förderung erneuer- arer Energien tatsächlich? Erstens: die Anmaßung von tech- ologischem Wissen durch den Staat; zweitens: eine in der umme und im Zeitverlauf erhebliche steigende Belastung der tromkunden, die ohnehin durch die Ökosteuer betroffen sind; rittens – für die FDP besonders bedeutsam –: ein Außer- raftsetzen des Wettbewerbs. Die bisherigen Festpreise sind ielfach zu hoch, sie hemmen dadurch Innovation und Kos- nbewusstsein. Die FDP fordert die Bundesregierung auf, endlich ein chlüssiges energiepolitisches Gesamtkonzept vorzule- en. Erneuerbare Energien müssen glaubwürdig dort ge- ördert werden, wo dies ökologisch sinnvoll und zu- leich kostengünstig möglich ist. Die wirtschaftliche und ielgenaue Förderung erneuerbarer Energien verlangt ansparente und ehrliche Instrumente. Hören Sie auf da- it, Ihre ideologischen Konzepte zu verstecken: an run- en Tischen oder hinter der Stromrechnung, die der Ener- ieversorger dann seinem Kunden präsentiert! Die FDP bietet für die Umweltpolitik schlüssige Kon- epte mit klaren Prioritäten: Die FDP setzt auf Glaubwür- igkeit und Zukunftsorientierung. Anders die Bundesre- ierung: Mit dem so genannten Sofortausstieg aus der ernenergie hat Rot-Grün von Beginn an falsche Erwar- ungen geweckt. Ausgerechnet der grünen Wählerschaft urde mit einem als kurzfristig vorgegaukelten Atom- usstieg Sand in die Augen gestreut. Nach wie vor hat ie Bundesregierung kein Entsorgungskonzept für radio- ktiven Abfall. Wenn Sie sich Sorgen machen über die Si- herheit deutscher Kernkraftwerke, wie steht es dann um die icherheit standortnaher Zwischenlager? Anstatt Atommüll nzugänglich, tief unter der Erde, zu lagern, erzwingen Sie rovisorische Zwischenlager auf der grünen Wiese ohne ücksicht auf riskante Langfristfolgen. Die FDP kritisiert es chon seit langem: Sie opfern die dringend erforderliche Ent- orgung von Atommüll dem tagespolitischen Opportunismus on Rot-Grün. Die Suche nach fragwürdigen Alternativen für 2850 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) die Endlagerprojekte Schacht Konrad und Gorleben ist au- ßerdem eine groteske Geldverschwendung – Geld, das an an- derer Stelle dringend gebraucht wird. Die Erkundungsarbeiten in Gorleben wurden unter- brochen, obwohl es längst keine sachlich begründeten Zweifel an der Eignung von Gorleben als Endlagerstand- ort mehr gibt. Selbst im so genannten Atomkonsens heißt es, dass alle bisher gewonnenen geologischen Be- funde für eine „Eignungshöffigkeit“ des Salzstocks Gor- leben sprechen. Die FDP fordert die Bundesregierung auf, endlich ein Konzept zur Entsorgung des Atommülls vorzulegen und die zur Erkundung des Salzstocks Gorle- ben erforderlichen Mittel in den Umwelthaushalt einzu- stellen. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Aus Angst vor den Protesten grüner Klientel minimieren Sie die Zahl der Atommülltransporte, Herr Minister Trittin. Transporte mini- mieren bedeutet aber nichts anderes als eine Maximierung des Atommülls auf dem Gelände der Kraftwerke. Ihre Politik ist unverantwortlich, Herr Minister Trittin. Deutschland war über Jahrzehnte international führend bei der Weiterent- wicklung der Kerntechnik und ihrer Sicherheit. Deutsche Kernkraftwerke sind noch immer die sichersten der Welt. Was aber wird morgen sein? Weltweit ist derzeit kein Ersatz für die Kernenergie in dem von Ihnen vorgegaukelten Zeitraum denkbar. Ihr so genannter Atomausstieg wird deshalb an deutschen Hochschulen in diesem Bereich eine Forschungswüste hinterlassen. Zur Weiterentwicklung moderner Sicherheitstechnik wird Deutschland auf internatio- naler Ebene künftig nichts mehr beitragen können. Wie auf dem diplomatischen Parkett wird der von dieser Regierung wieder erfundene „Deutsche Weg“ in einer Sackgasse en- den. Deutsche Wissenschaftler und Ingenieure werden nicht mehr mitreden können. Die FDP fordert die Bundesregierung auf, für die drän- genden Fragen der nationalen und internationalen Umwelt- politik endlich schlüssige Konzepte vorzulegen. Glaubwür- dige und verantwortliche Politik lässt keinen Raum für Ideologie: Kein Raum für eine Insel der Glückseligen, kein Raum für eine Bedienung grüner Klientel. Es geht stattdessen um die Bereitschaft und vor allem auch um die Fähigkeit, poli- tische Verantwortung zu übernehmen. Nicht zuletzt auf eine vernünftige, pragmatische Umweltpolitik wartet Deutschland bis heute vergebens. Umweltschutz braucht liberalen Sachver- stand statt Gängelung. Umweltpolitik braucht Kompetenz statt grünem Dirigismus. Dr. Klaus Lippold (Offenbach) (CDU/CSU): Wenn der Haushalt des Bundesumweltministeriums beraten wird, bekommen wir in aller Regelmäßigkeit von Ihnen, Herr Bundesumweltminister, mehr oder weniger deut- lich zwei Hinweise: Erstens, die Masse der Umweltaus- gaben der Bundesregierung ist nicht im Haushalt des Bundesumweltministeriums ausgewiesen, und zweitens, die Arbeit des BMU liegt in der Gesetzgebung, in der Schwerpunktarbeit. Beide Hinweise sind richtig. Und deshalb müssen wir uns zu allererst mit diesen Schwer- punkten auseinandersetzen. Ganz oben auf der Agenda der Umweltpolitik steht der Klimaschutz. Wie wird aber Klimaschutzpolitik von d S d G d l te I s f D n r k a k K n R Z g d a ü f m R d a s g w w d s r u b R s z e s s h (C (D er Bundesregierung gestaltet? Der Sachverhalt ist, dass ie in den vergangenen Jahren international immer mit em Minderungsziel von 25 Prozent bis 2005 durch die egend gezogen sind, welches wir aufgestellt haben, ass Sie mit der Minderungsrate, die wir bei den Koh- endioxidemissionen bis 1998 für Sie erreicht haben, in- rnational Eindruck geschunden haben, dass heute, wo hre Regierungsarbeit anfängt zu wirken, die CO2-Emis- ionen in Deutschland nicht weiter sinken, sondern seit ast zwei Jahren wieder ansteigen. In einer vor kurzem vorgelegten Studie kommt das eutsche Institut für Wirtschaftsforschung, DIW, zur üchternen Feststellung, dass das 25-Prozent-Minde- ungsziel bis 2005 nicht mehr realisierbar ist. Sie konnten diese Entwicklung schon frühzeitig er- ennen und haben fix mit einem Ablenkungsmanöver re- giert: Das 25-Prozent-Minderungsziel 2005 haben Sie lammheimlich unter den Tisch fallen lassen und Ihren oalitionsvertrag mit einer auf den ersten Blick ambitio- iert erscheinenden neuen Zielfestlegung – 40 Prozent eduktion der Treibhausgase bis 2020 – garniert. Dieses iel ist unrealistisch, da es an die utopische Bedingung eknüpft ist, dass sich Europa zu einer 30-Prozent-Min- erung verpflichtet. Das ist eine Politik des Rückschritts, die wir so nicht kzeptieren können. Das ist auch keine Basis, um andere berzeugen zu können. Deutschland ist weit davon ent- ernt, noch eine Vorreiterrolle im Klimaschutz einzuneh- en. Es ist notwendig, dass wir am 25-prozentigen CO2- eduktionsziel bis 2005 festhalten. Dies ist ein Beitrag, en wir leisten können, um globalen Klimaschutz wieder nzukurbeln. Dazu brauchen wir ein weltweit geschlos- enes Vorgehen. Das verlangt, dass wir künftig zu einem erechten burden sharing zwischen Industrie- und Ent- icklungsländern kommen, die Einbindung der Ent- icklungsländer in den Gesamtprozess, Überwindung er zurzeit über dem Atlantik vorherrschenden Funk- tille durch erneute und stetige Versuche, die USA zu- ück ins Boot des Kioto-Protokolls zu holen, und direkte nd persönliche Werbung gegenüber Russland. Denn die islang immer noch ausstehende Ratifikation durch ussland, hat das noch für das vergangene Jahr ange- trebte In-Kraft-Treten des Kioto-Protokolls weiter ver- ögert. Unabdingbar ist, dass national klare Prioritäten durch in solides Klimaschutzkonzept gesetzt werden. Gefragt ind dabei praktikable und wirtschaftsverträgliche Lö- ungen. „Die Klimaschutzziele der Bundesregierung sind alleine mit dem Ausbau erneuerbarer Energien nicht zu erreichen. Besonders die Energieeinspar- potenziale sind noch nicht ausgeschöpft. Verstärkte Anstrengungen zur CO2-Reduktion sind insbeson- dere bei den privaten Haushalten notwendig. Hier ist unter anderem dringend ein Programm zur Sa- nierung des Altbaubestandes geboten.“ Dies ist keine Forderung, die die CDU/CSU allein er- ebt. Dies ist der Auszug aus einer gemeinsamen Presse- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2851 (A) ) (B) ) erklärung der Umweltverbände und der Union vom 20. Februar dieses Jahres. Der Punkt ist, dass in der energetischen Gebäude- sanierung das größte Potenzial für die Reduktion von Kohlendioxid schnell und kostengünstig erschlossen werden kann. Die Wissenschaft ist zu dem Ergebnis ge- kommen, dass sich die Kosten zur CO2-Minderung nach heutigem Stand wie folgt beziffern lassen: 500 Euro pro Tonne CO2-Einsparung durch Photovol- taik, 50 Euro pro Tonne CO2-Einsparung durch Wind- kraft, 5 Euro pro Tonne CO2-Einsparung durch energeti- sche Maßnahmen im Gebäudebestand. Das jetzt im Haushalt Wohnungsbau aufgelegte Ge- bäudesanierungsprogramm über KfW-Zuschüsse ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Notwendig ist, dass bei der Altbausanierung mit steuerlichen Anreizen gearbei- tet werden muss. Wir haben da ganz klare Vorstellungen entwickelt. Einen kleinen Ansatz davon kann man in ei- ner Passage Ihrer Koalitionsvereinbarung wiederfinden, jedoch nicht den Hauch eines Ansatzes dafür, dass mit der Umsetzung begonnen wird. Unsere Vorstellungen sind hier klar und deutlich: Erstens. Wir brauchen eine massive steuerliche Förde- rung über die Wiedereinführung des ehemaligen § 82 a EStDV, der Abschreibungen bei Wärmeschutzmaßnah- men im Bestand ermöglicht. Zweitens. Wir brauchen ergänzend eine steuerliche Be- günstigung von allen Investitionen zur Energieeinspa- rung und CO2-Minderung bei Eigentumsübergängen durch Absetzbarkeit bei der Erbschaftssteuer. Drittens. Wir brauchen auch eine Berücksichtigung über die Eigenheimzulage beim Erwerb und bei der Mo- dernisierung von Altbauwohnungen. Wir erzielen damit zusätzlich einen weiteren positiven Umwelteffekt, die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme. Wir treten deshalb uneingeschränkt dafür ein, dass die Eigenheim- zulage nicht gekürzt wird. Denn Ein weiteres elementares umweltpolitisches Anliegen ist der Natur- und Artenschutz. Herr Trittin, Sie müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass in diesem Bereich Funkstille herrscht. Nach dem Sie in der letzten Legisla- turperiode das Bundesnaturschutzgesetz novelliert ha- ben, lassen Sie jetzt völlig offen, wie sie Naturschutz weiter voranbringen wollen. Völlig offen ist wie der Aufbau eines dringend not- wendigen großflächigen Biotopverbundsystems ange- gangen werden soll. Ein weiterer Punkt, der völlig offen ist, ist der Aufbau des Nationalen Naturschutzerbes. Dessen Grundlage ist die Übertragung von 100 000 Hektar ökologisch wert- voller Flächen in den neuen Bundesländern. Bislang sind Ihrer Absichtserkärung, dass die Sicherung des nationa- len Naturerbes fortgeführt werden soll keine Aktivitäten gefolgt. Tief enttäuschte Umweltverbände müssen vielmehr feststellen, dass das bereits in der letzten Wahlperiode verabschiedete Ziel in seiner Umsetzung zu scheitern d m s t z b z b d d c g a i l s v S p I f F d g S s W A d s d s z g s r b m w a W z n e s m R h F d d M (C (D roht. Über zwei Jahre nach der Beschlussfassung wurde it der Übertragung von Flächen an Naturschutzorgani- ationen noch nicht begonnen, und die zögerliche Über- ragung an die Länder ist zwischenzeitlich auch wieder um Erliegen gekommen. Für den Schutz des Naturhaushaltes ist es unabding- ar, eine Trendwende bei der Flächeninanspruchnahme u erzielen. Hier fehlen konkrete Schritte, die dieses Pro- lem angehen. Ansatzpunkte, die auch heute noch aktuell sind, fin- en Sie in Ihrem eigenen Haus. Lassen Sie sich das von er damaligen Bundesumweltministerin Merkel entwi- kelte umweltpolitische Schwerpunktprogramm vorle- en. Erforderlich ist hier natürlich die enge Zusammen- rbeit mit den Ländern und Kommunen. Auch hier sehe ch keine Ansatzpunkte. Geradezu konterkariert Ihre Po- itik die umweltpolitische Zielsetzung, die Flächeninan- pruchnahme zu reduzieren. Beispiel ist der Wildwuchs on Windkraftanlagen selbst an weniger günstigen tandorten. Beispiel sind Ihre Überlegungen im Eck- unktepapier zur Novelle des EEG. Danach bestehen bei hnen Überlegungen, auch Photovoltaikanlagen auf Frei- lächen in das EEG einzubeziehen. Aus Gründen des lächenverbrauchs ist dies scharf zu kritisieren, da für ie Nutzung der Photovoltaik genügend bereits versie- elte Flächen zur Verfügung stehen. Paradebeispiel, wie ie großzügig über Belange des Naturschutzes hinweg- ehen, ist nach wie vor die Genehmigung des Offshore- indparks Butendiek mitten in einem EU-Schutzgebiet. uch wenn Sie ständig wiederholen, dass alle Bedenken er Naturschutzverbände ausgeräumt werden konnten, o ist dies schlicht falsch. Die Naturschutzverbände for- ern die Rücknahme dieser Entscheidung. Die Natur- chutzverbände fordern aber auch, die Novelle des EEG um Anlass zu nehmen, das Verhältnis erneuerbare Ener- ie zum Naturschutz zu klären. Ich meine, wir sollten uns mit diesem Anliegen sehr orgfältig auseinandersetzen. Auch hier finde ich in Ih- en Eckpunkten zum EEG keinen Ansatzpunkt. Wir rauchen regenerative Energien. Sie unterstellen uns im- er zu Unrecht, dass wir diese nicht wollten. Aber wenn ir erneuerbare Energien und Naturschutz wirklich vor- nbringen wollen, dann brauchen wir nicht den Konflikt. ir brauchen die Zusammenarbeit mit den Naturschüt- ern, mit den Landwirten, mit allen Beteiligten. Wir setzen im Umweltschutz auf Kooperation und icht auf ideologische Fixierung. Petra Bierwirth (SPD): Arthur Schopenhauer stellte inmal zutreffend fest: „Es ist nicht genug, dass man ver- tehe, der Natur Daumenschrauben anzulegen; man uss auch verstehen können, wenn sie aussagt!“ Die Natur hat eine Aussage getroffen. Elbe, Oder und hein – sie alle hatten innerhalb weniger Jahre eine Jahr- undertflut. Hochwasser und Überschwemmungen an lüssen gab es zwar schon immer, aber die Häufung in en letzten Jahren ist jedoch auffällig. Die Ursache für ie zunehmende Zahl von Hochwasser sind von uns enschen hausgemacht. Jahrzehntelang wurde zum Bei- 2852 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) spiel die Begradigung von Bächen und Flüssen, der Bau von Staustufen und der damit verbundene Verlust von Auen und Feuchtgebieten, die zunehmende Versiegelung von Flächen und auch die großflächige Entwässerung praktiziert. Die Notbremse wurde gezogen. Mit dem im vergan- genem Herbst beschlossenen 5-Punkte-Programm sind verbindliche Maßnahmen für einen vorbeugenden Hoch- wasserschutz auf den Weg gebracht worden. Dies ist für mich einmal mehr ein Zeichen dafür, dass der Gedanke der nachhaltigen Entwicklung in das tagespolitische Ge- schehen Einzug gehalten hat. Es gilt, die nachhaltige Po- litik der Bundesregierung fortzuschreiben. Der vorlie- gende Entwurf des Haushaltsplanes des BMU bietet hierfür die finanziellen Rahmenbedingungen. Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, Haushaltkonsoli- dierung und verantwortungsvolles umweltpolitisches Denken schließen sich nicht aus. Unter der rot-grünen Re- gierung ist Umweltpolitik zur Querschnittsaufgabe ge- worden. Die Umweltpolitik wurde aus dem Aschenputtel- dasein befreit. Die einzelnen Fachministerien können so mit den für sie in ihren Haushalt eingestellten finanziellen Mitteln für Umweltschutzaufgaben erforderliche Maß- nahmen einleiten. Lassen Sie mich das anhand von drei Beispielen kurz erläutern. Erstens: Die Bundeswehr hat bei der Erfüllung ihres Auftrages darauf zu achten, dass die Belastung für Mensch und Umwelt so gering wie möglich gehalten wird. In der Grundsatzweisung der Bundeswehr vom November 1998 sind die Aufgabengebiete für Umwelt- schutzmaßnahmen definiert. 439 Millionen Euro sind für das BMVg unter anderem für den Umweltschutz im Be- reich der Bundeswehr vorgesehen. Jährlich gibt die Bundeswehr 30 Millionen Euro für das Altlastenprogramm aus. Dazu gehören unter ande- rem vorbeugende und sanierende Maßnahmen im Ge- wässer- und Bodenschutz. Im Sinne einer hohen Effekti- vität und Effizienz werden neue Sanierungstechniken wie Elektrokinetik und Sanierung durch Pflanzen ange- wandt. Zweitens: Im Ressort des Bundesministers für Ver- kehr nimmt der Meeresumweltschutz einen beachtlichen Platz ein. Hier geht es insbesondere um Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung von Schiffsunfällen sowie für einen besseren Schutz der maritimen Umwelt. Tan- kerunfälle, wie sie bereits schon in diesem Jahr zu ver- zeichnen waren, hätten für ein solch ökologisch sensibl- es Binnenmeer wie die Ostsee verheerende Auswirkun- gen. Nicht nur auf die Natur und Umwelt, sondern auch auf die Wirtschaft und das soziale Gefüge der Anrainer- staaten. Das auf den EU-Beschlüssen basierende 8-Punkte- Programm für mehr Sicherheit auf See ist nur ein Maß- nahmenpaket zur Erreichung von mehr Sicherheit und Umweltschutz. Die Bundesregierung trägt hier nicht nur nationale Verantwortung, sondern sie wird hier auch ihrer internationalen Mitverantwortung gerecht. Ich denke da unter anderem an den vor 9 Tagen stattgefundenen „In- te u J M a m Z n A „ m d E E d in e g s c w A W T d A E h A Z Z s i G r s U W d d i j B w t g d j f d f m S (C (D rnationalen Workshop zu Schiffssicherheit und Meeres- mweltschutz in der Ostsee“ oder an die im Juni dieses ahres auf Einladung der Bundesrepublik stattfindende inisterkonferenz zum Meeresumweltschutz des Nord- tlantiks und des Ostseegebietes. Drittens: Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Ar- utsbekämpfung ist nicht ohne Grund das übergreifende iel der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Maß- ahmen zur Verbesserung des Zugangs zu Wasser und bwasserversorgung sind ein bedeutendes Element des Aktionsprogramms 2015“ der Bundesregierung zur Ar- utsbekämpfung. 798 Millionen Euro stehen dem Bun- esministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und ntwicklung für Umweltschutzprojekte und nachhaltige ntwicklung in Ländern der dritten Welt zur Verfügung. Die globale Wasserkrise erreicht mit der „ansteigen- en Hauptknappheit an Wasser ein beispielloses Niveau vielen Teilen der Dritten Welt“ so der Bericht der Ver- inten Nationen. Bevölkerungswachstum, Verunreini- ungen und die zu erwartenden Klimaveränderungen ind die Ursachen für die Abnahme der Wasserressour- en. Ungefähr 2 Millionen Tonnen Abfall werden welt- eit jeden Tag in Flüsse, Seen und Ströme geleitet. Man möge sich an dieser Stelle vorstellen: Ein Liter bwasser verschmutzt ungefähr acht Liter Trinkwasser. eltweit gibt es circa 12000 km3 verschmutztes Wasser. äglich sterben rund 6 000 Kinder an Krankheiten, die urch unsauberes Wasser übertragen werden. Nach UN- ngaben sind verschmutztes Trinkwasser und fehlende ntsorgung der Hauptgrund für 80 Prozent aller Krank- eiten in den Entwicklungsländern. Derzeit haben den ngaben zufolge rund 1,1 Milliarden Menschen keinen ugang zu sauberem Wasser. Bis zum Jahr 2015 soll die ahl halbiert werden. Für eine weltweit notwendige was- erbezogene Infrastruktur werden globale Investitionen n Höhe von 180 Milliarden US-Dollar benötigt. Der Bericht der UNESCO bildet die entscheidende rundlage für das derzeit stattfindende 3. Weltwasserfo- um in Kioto. „Von all den sozialen und natürlichen Kri- en die wir Menschen jemals gegenüberstanden“, so der NESCO-Generalsekretär in seinem Bericht „ist die asserkrise die einzige, die über unser Überleben und as der Erde entscheidet.“ Der am Sonnabend stattfin- ende „Tag des Wassers“ soll dies uns allen eindringlich ns Gedächtnis rufen! Liebe Kolleginnen und Kollegen, in Deutschland ist ederzeit und allerorts eine gesicherte Versorgung der evölkerung mit hygienisch einwandfreiem Wasser ge- ährleistet. Die Wasserwirtschaft in unserem Land bie- et seit Jahrzehnten eine flächendeckend hohe Versor- ungssicherheit und Trinkwasserqualität. Die Bedeutung ieser Errungenschaft sollten wir uns nicht nur im dies- ährigen Internationalen Jahr des Süßwassers vor Augen ühren. Die in der WTO und in der EU diskutierte Öffnung es Wassermarktes würde nicht nur erhebliche Folgen ür die Trinkwasserqualität und den Gesundheitsschutz it sich bringen, sondern unter anderem auch für den chutz der Wasserressourcen und der Versorgungssi- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2853 (A) ) (B) ) cherheit. Eine Marktöffnung ist außerdem nicht mit den Prinzipien einer nachhaltigen Wasserwirtschaft zu ver- einbaren. Wir haben diesen Fakt ausführlich in der letzten Le- gislaturperiode diskutiert und auch einen Antrag dazu hier in diesem Haus verabschiedet. Mit Besorgnis be- trachte ich daher die Aktivitäten des Magdeburger Land- tages. Die CDU/FDP-Koalition will durch das in diesem Monat im Landtag eingebrachte „Zweite Investitionser- leichterungsgesetz“ die Privatisierung der Wasserversor- gung forcieren. Wasser, der sensibelste und schwierigste Bereich der Daseinsvorsorge kann nicht, wie es hier von der Koalition pauschal gefordert wird, analog privatisiert werden wie zum Beispiel Post und Telekommunikation. Dem muss entschieden entgegengetreten werden. Die Kommunen müssen hier die Entscheidungsträger bleiben. Es geht hier um einen Qualitätswettbewerb, nicht um einen Marktwettbewerb mit diesem Lebens- grundstoff. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ohne Umweltschutz gibt es keine zukunftsfähige Entwicklung. Die Forde- rung an die Politik, die Wirtschaft und an die Gesell- schaft kann nur lauten: Die Sicherung und der Ausbau der wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen muss einhergehen mit dem dauerhaften Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Eine Nachhaltige Umweltpolitik national und global heißt nicht nur, erforderliche Umweltschutzmaßnahmen zielgerichtet einzuleiten, sondern verlangt ein effizientes Umweltmanagement. Die rot-grüne Regierung kommt mit dem vorliegen- dem Haushalt diesem Anspruch nach. Georg Girisch (CDU/CSU): In diesen Tagen ist es schwierig, sich auf die Beratungen zum Einzelplan 16 des Bundeshaushalts 2003 zu konzentrieren. Ein Krieg im Irak scheint unvermeidlich. Damit verbunden ist viel menschliches Leid, was wir uns auch in diesen Stunden immer wieder in Erinnerung rufen sollten. Zugleich erin- nere ich mich in diesen Stunden an die Bilder des ersten Golfkriegs, der auch eine ökologische Katastrophe dar- stellte: brennende Ölquellen, die den Himmel verdun- keln und das Atmen schier unerträglich machen, und sie- chende Menschen, die noch heute unter den Spätfolgen von toxischen Kampfmitteln leiden. Wir müssen be- fürchten, dass auch dieses Mal Saddam Hussein wieder zum Mittel des Öko-Terrors greifen wird. Deshalb ist es auch aus umweltpolitischer Sicht zu bedauern, dass kein Weg zur nachhaltigen Entwaffnung und friedlichen Durchsetzung der UN-Resolutionen gefunden wurde Lassen Sie mich von der Weltpolitik zur deutschen Politik zurückkehren. In Deutschland hat das Versagen in Wirtschaftspolitik einen Namen: Gerhard Schröder. Für das Versagen in der Haushaltspolitik steht der Name Hans Eichel. Und für das Versagen in der Umweltpolitik steht der Name Jürgen Trittin. Das ist für die meisten von uns nichts Neues; denn am 3. Dezember letzten Jah- res hat mein Kollege Dr. Peter Paziorek an diesem Pult f U m g R r f u li w k u d s d D r w D d s n B U w E w is p f s b 5 w g b g je b w m w h j g te s g e s (C (D estgestellt: „Dieser Haushalt ist ein Trauerspiel für die mweltpolitik“. Wenn wir uns die Zahlen genauer betrachten, ist da- it eigentlich alles Wesentliche über diesen Etatentwurf esagt. Aber so billig will ich Sie, meine Kollegen von ot-Grün, nicht davon kommen lassen und den Zuhö- ern einige der wesentlichen Kritikpunkte erläutern: Der Einzelplan 16 spiegelt die Handschrift und die alschen Weichenstellungen des Bundesumweltministers nd der rot-grünen Parlamentsmehrheit wider. Statt end- ch auf eine nachhaltige Umweltpolitik zu setzen, stehen eiterhin Ideologie, ein Durcheinander von teilweise ontraproduktiven Maßnahmen, fehlende Innovationen, mweltpolitischer Stillstand, wachsende Bürokratie und as Abgleiten der Umweltpolitik in die Bedeutungslo- igkeit im Vordergrund dieses Haushaltes. Ich will diese Aussage gerne mit einigen Kennziffern es aktuellen rot-grünen Umwelthaushalts untermauern: er Umweltetat wird gegenüber 2002 schrumpfen. Be- ücksichtigt man die schon absehbare Haushaltssperre, ird die Schrumpfrate sogar weit über 3 Prozent liegen. och nicht nur der schrumpfende Haushaltsansatz, son- ern vor allem die Art und Weise der internen Weichen- tellungen sowie die Wertigkeit und das Amtsverständ- is des Ministers geben Anlass zu großer Sorge. Im undeshaushalt werden die Gesamtausgaben für die mweltpolitik auf 4,4 Milliarden Euro beziffert. Im Um- elthaushalt finden sich davon aber nur 533 Millionen uro. Damit sind gerade einmal 12,1 Prozent aller Um- eltschutzausgaben im Einzelplan 16 zu finden. Damit t eine verantwortungsvolle und nachhaltige Umwelt- olitik nicht zu gestalten. Wenn es noch einen Beweis ür die Bedeutungslosigkeit des Umweltministers in die- er Regierung bedurft hätte, dann wäre er damit erbracht. Für besonders problematisch halte ich den großen ürokratischen Aufwand im Umweltbereich. Satte 2,8 Prozent des Stammhaushaltes entfallen auf den Ver- altungshaushalt; zwei Drittel davon sind Personalaus- aben. Das zeigt einmal mehr: Unter Rot-Grün wird der ürokratische Aufwand immer höher und werden zu- leich die Ausgaben zur Förderung von konkreten Pro- kten immer geringer. Lassen Sie uns aber auch gemeinsam betrachten, was isher von Ihnen konkret umweltpolitisch erreicht urde: Stichwort „Hochwasserschutz“. Als es darum ging, ithilfe der Flutkatastrophe eine Wahl zu gewinnen, da ar Umweltpolitik Chefsache. Doch wo stehen wir eute beim Hochwasserschutz? Der Kanzler kündigt etzt in anderen Bereichen viel an, um dann wenig bis ar nichts zu tun. Und was hat der Bundesumweltminis- r seit sieben Monaten für den tatsächlichen Hochwas- erschutz erreichen können? Fast nichts! Stichwort „Schutz der Alpen“. Welche durchschla- enden Erfolge haben Sie bisher beim Schutz der Alpen rzielen können? Keine! Dabei führt Deutschland sogar eit Monaten den Vorsitz bei der Alpenkonvention. 2854 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) Stichwort „Mobilfunk“, ein weiteres Feld rot-grünen Versagens. Die Menschen sind verunsichert, doch im BMU herrscht in weiten Bereichen Funkstille. Stichwort „Abfallwirtschaft“. Aus dem Urteil des Eu- ropäischen Gerichtshofs ziehen Sie die völlig falschen Schlüsse; wir brauchen kein Reförmchen beim Kreislauf- wirtschaftsgesetz. Was wir brauchen, ist eine richtige Reform, eine Reform, die das Umwelt- und Wettbe- werbsrecht entsprechend verbessert, eine Reform, die Ökonomie und Ökologie nicht länger gegeneinander ausspielt. Stichwort „Zwangspfand“. Besonders beim Zwangs- pfand müssen die tief greifenden Auswirkungen auf Handel, Verbraucher, Recyclingwirtschaft und Umwelt berücksichtigt werden. Die Lösung in einer Verschär- fung der EU-Rechtsgrundlage zu suchen, wie Sie es tun, ist ein Irrweg. Richtiger wäre es, über eine EU-konforme Ausgestaltung der deutschen Gesetze nachzudenken. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass die EU Ihr Zwangs- pfand kritisch beäugt. Es ist ebenso bekannt, dass die EU-Kommission Ihre Verpackungsverordnung geprüft und für nicht vereinbar mit dem Binnenmarkt befunden hat. Sollte der Europäische Gerichtshof der Kommission Recht geben, dann wird es neue Sonderregelungen in deutschen Regalen und noch mehr Chaos geben. Aber augenscheinlich wollen Sie das. Oder was sollen die Menschen von einem Zwangspfand auf Milchbecher sonst halten? Wenn Sie so weitermachen, dann brauchen wir nicht nur Experten in der Entsorgungsbranche, son- dern dann brauchen die Bürger bereits für das Einkaufen ein abgeschlossenes Studium, um alle Ihre Pfandrege- lungen verstehen zu können. Stichwort „CO2-Reduktion“. Hier versagt die Bun- desregierung mehr als kläglich. Die Klimaschutzkonfe- renz in Neu Delhi war ein glatter Fehlschlag. Deutsch- land konnte dort keine Gesamtlösungen für die Senkung des CO2-Ausstoßes erreichen. Dies verwundert nicht, da Deutschland unter Rot-Grün viel von seiner umweltpoli- tischen Glaubwürdigkeit verloren hat. Die Regierung Kohl hatte sich zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen bis 2005 um 25 Prozent zu senken. Von diesem ehrgei- zigen Ziel hat sich Rot-Grün inzwischen verabschiedet und damit seine Vorreiterrolle im Klimaschutz faktisch aufgegeben. Dass wir bei der CO2-Reduktion so versagen, liegt auch an der Ihrer Ausstiegsstrategie bei der Kernenergie. Zurzeit werden von den deutschen Kernkraftwerken rund 160 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt, die vor allem die Grundlast abdecken. Diesen Bedarf wer- den wir in absehbarer Zeit nicht aus alternativen Energien ersetzen können. Die Folge wird sein, dass wir entweder wieder mehr fossile Brennstoffe für die Stromerzeugung verbrennen müssen und damit den CO2-Ausstoß unnötig erhöhen oder den Strom im Ausland zukaufen müssen. Den Atomstrom aus dem Ausland zu beziehen heißt aber weniger Schutz für die Bürger, da viele KKWs im Aus- land einen niedrigeren Sicherheitsstandard haben. Stichwort „Emissionshandel“. Während in der EU dieses Thema immer intensiver diskutiert wird, droht Deutschland in diesem Bereich den Anschluss zu ver- p g d d w s n m E a d t d r a m r v e u a n H T b d tr d w s z t d g s d a L te D l S v R r o S n b d g u t s in (C (D assen. Dabei ist dieses Thema wirtschaftlich und ökolo- isch maßgeblich für die Zukunft. Hier muss der Bun- esumweltminister endlich klar Position beziehen, damit er vorherrschende unklare Zustand ein Ende hat und ir uns in der EU klar positionieren können. Stichwort „Altbausanierung“. Bei dieser wirtschaftlich chwierigen Lage werden zinsvergünstigte Kredite allein icht ausreichen. Hier werden Sie noch weitere Maßnah- en ergreifen müssen. Stichwort „erneuerbare Energien“. Das bisherige EG hat zwar der Windkraft einen Schub gegeben, ist ber nicht überzeugend. Eine einseitige Begünstigung er Windkraft greift zu kurz, vielmehr darf kein Energie- räger diskriminiert werden. Deshalb müssen wir bei der ringend notwendigen Novellierung des EEG die Förde- ung der Windkraft verringern und die Förderung für ndere erneuerbare Energien – wie Biogas oder Bio- asse – erhöhen. Denn Windmühlen in unsinnigen Vor- anggebieten sind nicht nur unwirtschaftlich, sondern erschandeln auch unsere Heimat. Deshalb brauchen wir ine schlüssige, nachhaltige und zukunftsfähige Energie- nd Klimapolitik. Diese muss die Kräfte des Marktes uch vor dem Hintergrund eines liberalisierten EU-Bin- enmarktes nutzen. Beim EEG sollten wir an dieser Stelle auch über die ärtefallklausel sprechen. Da sagt Clement dies und rittin das. Zwar sprechen beide miteinander, aber offen- ar verstehen sie sich nicht. Da verbreitet beispielsweise as BMU eine Meldung über die Einigung auf eine neu- ale Kontrollinstanz, der umgehend ein Dementi aus em Hause Clement folgt. So kann man nicht das not- endige Vertrauen bei den Bürgern und Unternehmen chaffen. Genauso ungeeignet ist eine einseitige Bevor- ugung der Windenergie oder auch die einseitige Belas- ung für bestimmte Industriezweige. Deshalb müssen wir iese Punkte bei der Novellierung des EEG berücksichti- en. Stichwort „Bundesnaturschutzgesetz“. Die Neufas- ung blieb weit hinter den umweltpolitischen Notwen- igkeiten zurück. Wir haben beim Naturschutz immer uf die notwendige Unterstützung durch Bürger und andnutzer gebaut. Dafür ist die Herstellung eines brei- n gesellschaftspolitischen Konsenses unverzichtbar. ies gilt auch und besonders für die Harmonisierung des andwirtschaftlichen Naturschutzes. Und was machen ie? Erst entwickeln Sie viele verschiedene Kategorien on Schutzgebieten und werfen irrsinnige Zahlen in den aum. Jetzt halten Sie diese Zusagen nicht ein. Somit eihen Sie einmal mehr Einzelmaßnahmen aneinander, hne dass eine Strategie erkennbar ist. Strategie ist bei diesem Bundesminister nur in einem ektor zu erkennen: bei der Ideologisierung der Perso- alpolitik. Da versetzen Sie zwei führende Ministerial- eamte aus ausschließlich parteipolitischen Gründen in en einstweiligen Ruhestand. Wer sich die Neubesetzun- en anschaut, dem wird rasch klar: Hier handelt es sich m grünen Filz und die Versorgung von „grünen Altlas- en“. Diese Versorgung hat nicht nur einen faden Beige- chmack, sondern treibt die Personalkosten noch weiter die Höhe. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2855 (A) ) (B) ) Fazit: Die Bundesregierung ist mit dem Anspruch, mehr für die Umwelt tun zu wollen, gescheitert. Besonders fatal ist es dabei, dass sie auf mehr Aktionismus, mehr Ideolo- gie, mehr Bürokratie und mehr Steuern statt auf mehr Freiraum, mehr Selbstverpflichtungen und mehr Innova- tionen setzt. Diese Tatsache lässt sich nicht nur mit dem vielen fal- schen politischen Weichenstellungen der letzten fünf Jahre belegen, sondern auch mit diesem Einzelplan 16. Von einer nachhaltigen Umweltpolitik ist bei dieser Bun- desregierung und den sie tragenden Fraktionen weiterhin nichts zu erkennen. Stattdessen müssen wir uns auch heute wieder mit ei- nem Dokument der verpassten Chancen für die Umwelt befassen. Deshalb kann dieser Haushaltsplan von der Union nicht unterstützt werden. Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit: In den vergangenen Wo- chen wurde gewarnt, wir dürften nicht vom Kurs der Haushaltssanierung abweichen. Wenn wir dieses Ziel er- reichen wollen, müssen wir in Arbeit investieren. Das entlastet die Sozialsysteme und schafft nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Dabei müssen wir klug in Arbeit investieren: nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern gleich- zeitig unser Umweltkonto sanieren. Denn der Schulden- berg, den wir im Umweltbereich anhäufen, wird die nächste Generation sehr viel teurer zu stehen kommen als die Staatsverschuldung. Allein die Sachschäden des Elbehochwassers belaufen sich auf mehr als 9 Milliarden Euro. Und der Klimawandel hat gerade erst begonnen. Business as usual rechnet sich in der Zukunft nicht. Die Summe der dem Klimawandel zugerechneten Versi- cherungsschäden schnellten 2002 weltweit auf 55 Mil- liarden Dollar. Sie lag damit erstmalig über der Summe der weltweiten Ausgaben der öffentlichen Entwick- lungshilfe in Höhe von 51,4 Milliarden Dollar. Ich möchte eine andere Rechnung dagegensetzen: Die Förderung der erneuerbaren Energien kostet den deut- schen Durchschnittshaushalt 8 Euro im Jahr – und damit spart er Kosten zur Beseitigung von Umwelt- und Ge- sundheitsschäden in Höhe von 65 Euro. Wir können künftig Wohlstand nur sichern, wenn wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und in Arbeitsplätze speziell im Umwelt- und Klimaschutz investieren. Ich erinnere an Lauchhammer, einen der ältesten Industriestandorte Deutschlands. Dort entstehen jetzt 450 neue Arbeits- plätze in der Produktion von Rotorblättern. Lauchham- mer ist für die Menschen in der Lausitz ein Lichtblick. Nur die ökologische Modernisierung der Wirtschaft führt nachhaltig aus der Krise am Arbeitsmarkt. Umwelt- schutz ist eine Jobmaschine, und zwar in der Produktion und im Dienstleistungsbereich. Mit fortschreitendem Klimawandel gibt es die größten Exportchancen im Be- reich der Umwelt-, Effizienz- und Energietechnologien: Kalifornien importiert unsere modernen Gaskraftwerke mit einer Effizienz von 90 Prozent. Deutschland expor- tiert weltweit Wechselrichter und elektronische Bauteile f b M M w a W s p m i w ü i a n V r g n 2 n W w G t m z F b d S k K s a s S A b m r M ti d s e S d b s h (C (D ür Photovoltaikanlagen und Speicher- und Regeltechnik ei der Solarthermie. Schon heute arbeiten in Deutschland 1,3 Millionen enschen im Umweltbereich – das sind mehr als im aschinenbau, im Fahrzeugbau oder im Ernährungsge- erbe. Allein in den erneuerbaren Energien sind mehr ls 130 000 Menschen tätig, davon rund 40 000 in der indenergie. Die Errichtung von Offshore-Windparks in der Nord- ee wird allein in Niedersachsen bis 2005 800 Arbeits- lätze schaffen, bis 2010 weitere 2 500, bis 2016 noch- al 2 700 und bis 2020 weitere 4 600. Das sind 10 600 nsgesamt. Bau und Betrieb der Offshore-Windparks erden auf dem Arbeitsmarkt die Rolle der Werften bernehmen. Der Windkraftanlagenhersteller Enercon st heute der größte Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt. Was ls Tüftlerwerkstatt belächelt wurde, ist heute ein multi- ationales Unternehmen mit über 5 000 Mitarbeitern. om Bau der Windparks profitieren wieder andere Be- eiche, zum Beispiel die Stahlindustrie. Allein die Ener- ie- und Klimaschutzpolitik der Bundesregierung wird ach einer Prognos-Studie bis 2020 zur Schaffung von 00 000 zusätzlichen Arbeitsplätzen führen. In welchen Bereichen können wir Win-Win-Situatio- en für Arbeit und Umwelt schaffen und nachhaltiges irtschaftswachstum stimulieren? Die Bauwirtschaft ird von Maßnahmen zur energetischen Sanierung von ebäuden – Wärmedämmung, Modernisierung der Heiz- echnik – profitieren. Das gilt vor allem für kleine und ittlere Betriebe, die Lehrstellen bieten. Das unterstüt- en wir beispielsweise durch Kreditprogramme. Eine ortschreibung der Ökosteuer wird weitere Impulse ge- en. Wir sollten die Investitionsprogramme, die die Bun- esregierung jetzt auflegt, ganz gezielt zur energetischen anierung nutzen. Der ländliche Raum wird vom Ausbau der Biomasse- raftwerke, vom Anbau und der Vermarktung solarer raftstoffe profitieren. Die geplante Reform des EEG oll die Vergütungssätze für kleine Bioenergieanlagen nheben. Mittelfristig soll das Potenzial von 2 Terawatt- tunden auf 20 Terawattstunden verzehnfacht werden. chon heute gibt es in der Biomassenutzung circa 50 000 rbeitsplätze. Investitionen in ÖPNV und die Bahn schaffen Ar- eitsplätze und schonen die Umwelt. Das können wir it einer Fortschreibung der Ökosteuer und der Einfüh- ung einer Kerosinsteuer inklusive einer 16-prozentigen ehrwertsteuer für Flugtickets forcieren. Wenn die Poli- k diesen Kraftakt unternimmt, muss die Bahn aller- ings auch das Ihre tun: nämlich ein vernünftiges Preis- ystem und ein kundenorientiertes Buchungssystem inführen. Selbst der Atomausstieg führt an den betroffenen tandorten nicht zu einem Verlust an Arbeitsplätzen, da er Rückbau sofort begonnen wird und Arbeitskräfte raucht. Umwelt- und Klimaschutz sind kein Kostenfaktor, ondern eine Arbeitsplatzmaschine und damit der nach- altigste Weg, Haushaltskonsolidierung zu betreiben. 2856 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) (C) (B) (D) 34. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 Inhalt: 34. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michael Glos


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Wir alle wissen aber auch – ich glaube, in diesem
    unkt ist sich der Deutsche Bundestag einig –: Die Men-
    chen im Irak brauchen wieder Hoffnung auf eine bes-
    ere Zukunft.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    ie haben genauso wie wir das Recht, in Freiheit zu leben.


    (Hubertus Heil [SPD]: Vor allen Dingen zu leben! – Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erst einmal zu leben!)


    ns alle eint selbstverständlich der Wunsch, dass das
    it friedlichen Mitteln erreicht wird oder – so muss man

    nzwischen ehrlicherweise sagen – erreicht worden
    äre.

    Der Schlüssel zu einer friedlichen Lösung lag und
    iegt bei dem Diktator Saddam Hussein. Sein Regime
    rägt die Verantwortung dafür, dass zwei Angriffskriege
    tattgefunden haben und dass gegenüber dem eigenen
    olk skrupellos Gewalt angewendet worden ist. Wir
    issen auch, dass sich der Diktator seit zwölf Jahren
    eigert, der Verpflichtung der Völkergemeinschaft
    achzukommen, offen zu legen, wie er seine Massen-
    ernichtungswaffen vernichtet hat. Er muss eindeutig
    larstellen, dass von dort künftig keine Gefahr mehr
    usgeht.






    (A) )



    (B) )


    Michael Glos
    Diktatoren wie Saddam Hussein oder Slobodan
    Milosevic tun sich mit der Sprache der Diplomaten und
    der Diplomatie ungeheuer schwer. Sie kümmern sich
    nicht um humanitäre Argumente und sie kümmern sich
    auch nicht um die Not der Menschen im eigenen Land.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Ich weiß, dass niemand in Deutschland Krieg wollte
    oder gar Krieg will; aber es ist doch immer so: Wenn ein
    Waffengang als letztes Mittel, als Ultima Ratio, ausge-
    schlossen wird, dann besteht die große Gefahr, dass Dik-
    tatoren das missverstehen. Sie betrachten das dann oft
    als einen Freibrief und – das hat die Weltgeschichte im-
    mer wieder gezeigt – klammern sich bis zuletzt daran.


    (Unruhe bei der SPD)


    Herr Bundeskanzler, Sie haben in Ihrer Regierungser-
    klärung zu Beginn dieser Legislaturperiode – sie ist in
    anderen Teilen vielleicht ein Stück überholt; dazu wer-
    den wir noch kommen – Ihre tief empfundene Dankbar-
    keit für das Engagement der Vereinigten Staaten beim
    Sieg über die Nazibarbarei zum Ausdruck gebracht. Das
    war richtig und das ist, glaube ich, heute noch aktuell.

    Wir bedauern die Zuspitzung dieser Krise; aber hier
    haben diplomatische Mittel versagt. Saddam hat sich
    auch über die Resolution 1441 hinweggesetzt. Er hat
    den Druck, insbesondere den diplomatischen Druck, nie-
    mals ernst genommen. Dass die Waffeninspektoren
    überhaupt arbeiten konnten, lag doch daran, dass ein ge-
    waltiger Aufmarsch von Soldaten am Golf stattgefunden
    hat und dass Saddam den Druck gespürt hat.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Einem Diktator muss eine entschlossene Gemein-
    schaft gegenüberstehen. Wenn man die Hoffnung nährt,
    die Weltgemeinschaft sei sich nicht einig, dann setzt ein
    Diktator auf die allerletzte Karte. Sie müssen sich fragen
    lassen, ob Sie mit Ihrer Politik bei dem Diktator nicht
    auch ein Stück Hoffnung genährt haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Krista Sager [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Unverschämt! – Peter Dreßen [SPD]: Unmöglich! – Weitere Zurufe von der SPD)


    – Herr Präsident, es wird in diesem Hause – das ist ein
    demokratisches Forum – doch noch möglich sein, Fra-
    gen zu stellen. Der Herr Bundeskanzler hat anschließend
    Gelegenheit zu antworten. Er braucht Ihr Geschrei nicht.
    Wenn er bei seiner Politik auf alle Schreihälse von Ihrer
    Seite angewiesen wäre, dann würde es um unser Land
    noch sehr viel trüber stehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Ich fand es bedrückend, dass im Sicherheitsrat von
    den Deutschen Stimmen gegen die USA gesammelt wor-
    den sind.


    (Zurufe von der SPD)


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    (C (D anz abgesehen davon tue aber auch ich mich sehr chwer, in allen Punkten das nachzuvollziehen, was ush derzeit tut. Sie können jetzt die Frage stellen – das wäre viel gecheiter, als hier zu schreien –, was wir getan hätten. enn eine Unionsregierung gewählt worden wäre – im eptember war es knapp davor –, dann hätte sie von Beinn an den Dialog mit unseren europäischen und amerianischen Verbündeten gesucht und hätte alles dazu gean, zwischen den französischen Interessen auf der einen eite und den amerikanischen Interessen auf der anderen eite auszugleichen, so wie Regierungen vor Ihnen, Herr undeskanzler – das waren nicht nur die Regierung denauer oder die Regierung Kohl, sondern das waren enauso die Regierung Willy Brandt oder die Regierung elmut Schmidt –, das auch immer wieder fertig geracht haben. Jetzt kommt mit sehr großer Wahrscheinlichkeit dieer Krieg auf uns zu. Wir wissen, dass schon jetzt, ob wir as wollen oder nicht, deutsche Soldaten involviert sind. eswegen meine herzliche Bitte: Herr Bundeskanzler, un Sie alles dafür – Sie haben das gestern, als wir im undeskanzleramt geredet haben, versprochen –, dass ie Soldaten in der Frage, ob der Deutsche Bundestag ihen Einsatz genehmigt hat oder nicht, aus der rechtlichen rauzone herauskommen! Es ist, finde ich, eine Zumu ung für die Soldatinnen und Soldaten, wenn man anders andelt. Ich habe dazu noch einmal nachlesen lassen oder achgelesen. Gott im Himmel! Entschuldigung! Dafür haben wir och Juristen. Ich bin keiner. Aber ich habe wenigstens ls Vater dafür gesorgt, dass sich die Zahl der Juristen ermehrt hat. Man wird doch deren Rat noch einholen ürfen. Demnach sagt das Urteil des Bundesverfassungsgeichtes von 1994 eindeutig: Ohne Zustimmung des Bunestages dürfen Soldaten nur eingesetzt werden, „sofern ie Soldaten dabei nicht in bewaffnete Unternehmungen inbezogen sind“. Ich kann nicht sehen, wie das, wenn s zum Krieg kommt, bei einem Einsatz der Fuchspürpanzer und der Soldaten in den AWACS-Flugzeuen bei der Luftraumüberwachung möglich sein sollte. Herr Bundeskanzler, es gibt verschiedene Gründe. Ich ann Sie natürlich politisch verstehen. Ich kann versteen, dass man sich schwer tut, wenn man auf die Zustimung – beinahe hätte ich gesagt – solcher Leute angeiesen ist. (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit Zustimmung ist es im Moment bei Ihnen auch nicht so weit her! – Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    (Lachen bei der SPD)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Entschuldigung, ich habe mich auf Ihr Verhalten vor-
    in bezogen. Verhalten Sie sich doch bitte so, dass ich






    (A) )



    (B) )


    Michael Glos
    von Kolleginnen und Kollegen sprechen kann! Tun Sie
    das doch bei dieser Debatte!


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich glaube nicht, dass Ihr Verhalten dem Ernst der Lage
    angemessen ist.


    (Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie mich einige Aussagen anführen.
    Wiefelspütz wird in den Tickermeldungen aus einem
    dpa-Gespräch zitiert:

    Wenn wir einen zustimmungsbedürftigen Sachver-
    halt schaffen würden, wären wir doch mit einem
    Bein in diesem Krieg. Genau das wolle Bundes-
    kanzler Schröder (SPD) verhindern. Natürlich hät-
    ten die AWACS-Maschinen die Fähigkeit, auch
    Iraks Luftraum zu beobachten und kriegsrelevante
    Informationen an die USA weiterzugeben. Aber das
    darf eben nicht genutzt werden.

    Ich kann mir schwer vorstellen, wie das laufen soll.

    Ich zitiere aus den Meldungen eine führende Politike-
    rin der Grünen:

    ... Christine Scheel bezeichnete Bushs Vorgehen als
    rechtswidrig. Ich gehe davon aus, dass es gegen das
    Völkerrecht verstößt ...

    Weiter heißt es:

    Der stellvertretende Grünen-Fraktionschef Hans-
    Christian Ströbele sagte, er halte die Nutzung der
    US-Stützpunkte in Deutschland im Kriegsfall für
    verfassungswidrig.

    Und so weiter.

    Ich sage das nur, weil ich deutlich machen möchte,
    dass die Schwierigkeiten auf der Regierungsseite klar
    sind. Deswegen muss aber Recht immer Recht bleiben
    und unsere Verfassung muss selbstverständlich eingehal-
    ten werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Hermann Otto Solms [FDP])


    Herr Bundeskanzler, Ihre Außenpolitik gefährdet
    wichtige Institutionen, denen unser Land, die Bundesre-
    publik Deutschland, seine Sicherheit verdankt. Sie ver-
    antworten ein Stück weit die aufbrechende Spaltung der
    Europäischen Union.


    (Lachen bei Abgeordneten der SPD)


    Das ist für mich ein ungeheuer bedrückendes Erlebnis.
    Sie verantworten mit die Zerwürfnisse in der NATO und
    die nachhaltige Entfremdung in den transatlantischen
    Beziehungen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Meine Angst ist, dass damit Gefahren weit über den
    Tag hinaus für unser Land entstehen. Die globalen Auf-
    gaben – der Kampf gegen den Hunger, der Schutz der
    Umwelt, mehr Entwicklungschancen – können doch nur

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    (C (D elöst werden, wenn die westlichen und auch die euroäischen Staaten zusammenstehen. In dieser außenund europapolitisch schwierigen Zeit teht Deutschland zudem noch – das treibt uns auf der nderen Seite um, Herr Poß – auf brüchigen ökonomichen Fundamenten. Bei unseren Nachbarn geht das ort von Deutschland als dem kranken Mann in Europa m. Wirtschaftsexperten sprechen vom Sanierungsfall eutschland. (Joachim Poß [SPD]: Das ist eine Verleumdung Ihres eigenen Landes!)


    ie Kurse unserer Banken und Versicherungsgesell-
    chaften sind im Keller. Die Menschen in diesem Land
    achen sich Sorgen um ihre private Altersversorgung

    nd die Sicherheit ihrer Sparguthaben.


    (Joachim Poß [SPD]: So verleumden Sie Ihr eigenes Land!)


    as ist doch die bedrückende Wirklichkeit in der Bun-
    esrepublik Deutschland zur Stunde.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Der Haushalt ist – das habe ich gelernt; ich war früher im
    aushaltsausschuss – das Schicksalsbuch der Nation. Man
    arf dieses Schicksalsbuch in seinen Zahlenfundamenten
    icht zum Märchenbuch oder gar zum Lügenbuch machen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    afür muss man sorgen, wenn man Vertrauen zurückge-
    innen will.

    Die haushaltspolitischen Perspektiven sind düster.
    er Haushalt 2003 ist ein Spiegelbild der Lage in
    eutschland. Ohne Sanierung drohen Abstieg und
    leite. Sanieren kann nur – Herr Bundeskanzler, das
    öchte ich Ihnen sagen –, wer vorher schonungslos die
    ahrheit auf den Tisch legt.


    (Hubertus Heil [SPD]: Wie Herr Stoiber!)


    enn es keine schonungslose Diagnose gibt, dann ist
    uch die Bereitschaft zu einer harten Therapie nicht ge-
    eben. Deswegen befürchte ich, dass Sie sich schwer tun
    erden, all das durchzusetzen, was Sie am vergangenen
    reitag angekündigt haben.


    (Zuruf von der FDP: So viel war es ja nicht!)


    Tatsache ist: Die Massenarbeitslosigkeit hat eine
    och nie gekannte Höhe erreicht.


    (Widerspruch bei der SPD)


    ,7 Millionen Arbeitslose gab es im Februar; das ist die
    ritthöchste Zahl aller Zeiten. Jeder zweite Arbeitneh-
    er macht sich Sorgen um seinen Arbeitsplatz. Tatsache

    st: Deutschlands Wirtschaft ist zum Schlusslicht in Eu-
    opa geworden und stagniert seit Monaten.


    (Zuruf von der SPD: Reden Sie das Land doch nicht immer schlecht!)


    Ich nehme den Zwischenruf von der SPD auf, ich
    ürde das Land schlecht reden: Das ist die übliche Ma-

    che.






    (A) )



    (B) )


    Michael Glos
    Ich möchte, wenn Sie darauf besser hören, damit be-
    ginnen, Genossen zu zitieren. Genosse Ernst Welteke,
    der früher Finanzminister in Hessen war und jetzt Präsi-
    dent der Bundesbank ist, sagt, Deutschland sei seit zwei
    Jahren in einer Phase der Quasistagnation. Genosse
    Florian Gerster, früher Sozialminister in Rheinland-
    Pfalz, spricht in seiner Eigenschaft als Präsident der
    Bundesanstalt für Arbeit ebenfalls von einer Phase der
    Stagnation. Deswegen ist es Unfug, wenn Sie dazwi-
    schenrufen, wir würden das Land schlecht reden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


    Hören Sie sich doch zumindest die Tatsachen an! Tat-
    sache ist: Das Defizit im Bundeshaushalt hat zu einem
    Verfahren wegen Verletzung des Stabilitätspakts geführt.
    Tatsache ist: Obwohl die angebliche Rückführung der
    Neuverschuldung noch vor wenigen Wochen zum Mar-
    kenzeichen rot-grüner Politik erklärt worden ist und Herr
    Eichel schon für 2004 einen ausgeglichenen Haushalt
    versprochen hat, ist dies alles in weiter Ferne.

    Tatsache ist, die Krise der Sozialversicherungen ist
    nicht mehr zu leugnen: Die Pflegeversicherung ist ein
    Pflegefall. Die Krankenversicherung liegt auf der Inten-
    sivstation.


    (Zuruf von der SPD: Sprüche! Sprüche!)


    Das System der Altersversorgung leidet an Altersschwä-
    che. In der Arbeitsmarktpolitik herrscht Vollbeschäfti-
    gung, allerdings nur bei den deutschen Arbeitsämtern.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Herr Bundeskanzler, das alles – ob Sie es gerne hören
    oder nicht – ist Ergebnis Ihrer Politik. All das hätten Sie
    am Freitag bilanzieren müssen. Vielleicht wäre dann die
    Einsicht in die Notwendigkeit von Reformen bis hinüber
    in den Gewerkschaftsflügel der SPD vorgedrungen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Ankün-
    digungen, die unter dem Stichwort „Agenda 2010“
    großspurig erfolgt sind, wirklich umgesetzt werden. In
    Wirklichkeit war es ein Stück Offenbarungseid, ein Ein-
    geständnis des Scheiterns des bisherigen Kurses.


    (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist Ihr Kurs im Moment?)


    Das hat es eigentlich noch nie gegeben, dass das, was in
    der Regierungserklärung angekündigt worden ist, bereits
    nach einem halben Jahr so stark korrigiert werden
    musste.


    (Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sagen Sie uns, was Sie wollen!)


    Diese Rede, Frau Göring-Eckardt, war doch eine fle-
    hende, nach innen gerichtete Bitte an die Reihen hier,
    endlich das zu tun, was notwendig ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Wo sind Ihre Vorschläge?)


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    (C (D Ich könnte jetzt, wenn ich noch mehr Zeit hätte, die ressestimmen zitieren, die es direkt nach dieser Rede egeben hat. (Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Erklären Sie uns mal, was Sie tun wollen!)


    ine genügt. Das „Handelsblatt“, das ansonsten Rot-
    rün gegenüber nicht sehr kritisch ist, hat geschrieben:

    mehr Murks als Mut“. Das war das Resümee. Wie ge-
    agt, ich habe jede Menge Zitate dabei.

    Sie haben sich vorher von Ihrer eigenen Propaganda-
    bteilung – das ist legitim – hochstilisieren lassen. Diese
    ede ist in solche Sphären gehoben worden, dass es gar
    icht gut gehen konnte. Ich kann zu diesem so genannten
    roßen Wurf nur sagen: Gewogen und für zu leicht be-
    unden, Herr Bundeskanzler. Das war das Urteil der Ex-
    erten über das, was Sie vorgelegt haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich kann Ihnen ein Weiteres nicht ersparen. Ich erin-
    ere mich sehr intensiv an die Zeit der Bundestagswahl,


    (Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben Sie verloren!)


    n die Fernsehduelle, die da stattgefunden haben, und
    uch an Ihre Großspurigkeit, mit der Sie den Kanzler-
    andidaten der Union, Ministerpräsident Stoiber, dabei
    ehandelt haben. Sie haben zu ihm gesagt: „Herr Minis-
    erpräsident, Sie wollen Bundeskanzler werden – Sie
    önnen es nicht.“


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Schauen Sie sich an, wo wir nach einem halben Jahr
    tehen! Ich kann nur sagen: Herr Bundeskanzler, Sie
    önnen es nicht!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    eben Sie Ihr Mandat an die Wählerinnen und Wähler in
    er Bundesrepublik Deutschland zurück! Neuwahlen
    ären die sauberste Lösung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Herr Bundeskanzler, für das, was Sie angekündigt ha-
    en, haben Sie doch überhaupt keine Legitimation von
    en Wählerinnen und Wählern.


    (Widerspruch bei der SPD)


    Nein, Sie haben keine Legitimation. Ich bringe ein
    aar Beispiele. Sie haben am Freitag gesagt, Sie wollen
    ie Arbeitslosenhilfe auf das Sozialhilfeniveau herun-
    erfahren. Vor der Wahl versprach die SPD „keine Ab-
    enkung der künftigen Leistungen auf Sozialhilfe-
    iveau“.


    (Hubertus Heil [SPD]: Was wollen Sie denn?)


    Ein weiteres Beispiel. Am Freitag wollten Sie den
    ündigungsschutz für Kleinbetriebe ab fünf Mitarbei-

    er besser handelbar machen. Vor der Wahl lobte die






    (A) )



    (B) )


    Michael Glos
    SPD die Geltung des Kündigungsschutzes in Betrieben
    ab fünf Mitarbeitern als Beitrag zum sozialen Frieden.


    (Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was will denn die Union?)


    Wenn Politik nicht auf Wahrheit gebaut ist, dann wird sie
    bei den Menschen keinen Erfolg haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir erleben schon über eine lange Zeit die Argumen-
    tation mit Ausflüchten. Zunächst war es die nachlas-
    sende US-Konjunktur, dann der 11. September, dann der
    vermeintlich zu restriktive europäische Stabilitätspakt,
    dann die mangelnde Unterstützung seitens der Europä-
    ischen Zentralbank. Künftig wird wohl immer wieder
    der Irak als Grund herangezogen werden, warum man
    die selbst gesteckten Ziele nicht erreichen kann.

    Ich sage Ihnen – da stehe ich nicht allein; das sagen
    Ihnen auch die Wirtschaftsexperten –: Die Ursachen un-
    serer deutschen Misere sind binnenwirtschaftlicher Na-
    tur. Es sind hausgemachte Fehler der Regierung
    Schröder: die Rekorddefizite in den öffentlichen Haus-
    halten, die offensichtlich unaufhaltsam steigenden Lohn-
    nebenkosten und die totale Verkrustung des Arbeits-
    marktes. All das ist binnenwirtschaftlich bedingt.

    Diese Realitätsverweigerung, die da besteht, erinnert
    mich an einen Leichtathletiktrainer, der als Ausrede für
    die Niederlage seiner Läufer sagt, es habe schlechtes
    Wetter geherrscht. Dabei vergisst er, zu sagen, dass die
    anderen Läufer in der gleichen Witterung haben starten
    müssen.

    Der angekündigte zaghafte Kurswechsel war überfäl-
    lig. Wir wollen, dass Deutschland wieder aufs Sieger-
    treppchen kommt.


    (Walter Schöler [SPD]: Unsere Startblöcke standen auf Ihrem Morast!)


    Das ist nur möglich, wenn die notwendigen Reformen
    auch durchgesetzt werden.


    (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche denn? Die von Herrn Stoiber oder von Herrn Seehofer?)


    Durchsetzen müssen Sie diese Reformen in allererster
    Linie in den eigenen Reihen. Es sind nur ganz wenige
    Maßnahmen dabei, die im Bundesrat zustimmungs-
    pflichtig sind. Die allermeisten Maßnahmen können Sie
    mit Ihrer rot-grünen Mehrheit durchsetzen, wenn Sie
    diese Mehrheit denn haben. Die Opposition ist kein
    Hilfsaggregat und kein Hilfsmotor


    (Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sondern? – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind gar kein Motor!)


    für eine Regierung, die mit dem Rücken zur Wand steht.
    Deswegen kann ich nur sagen: Viel Glück und gute
    Reise! Setzen Sie durch, was Sie angekündigt haben!
    Bei Maßnahmen – wie zum Beispiel bei der Flutopfer-
    hilfe –, bei der die Bundesratsmehrheit gebraucht wird,

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    (C (D m das Abkassieren der Kommunen wieder einzustellen, erden Sie unsere Unterstützung bekommen. (Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh!)


    Herr Bundeskanzler, was Ihnen persönlich fehlt – das
    st ein großes Problem nicht nur für Sie und diese Regie-
    ung, sondern inzwischen auch für unser Land –, ist die
    eradlinigkeit.


    (Lachen bei der SPD)


    eradlinigkeit ist eine Grundvoraussetzung für Ver-
    rauen. Vor der Wahl galt die Politik der ruhigen Hand;
    ach der Wahl hat die hektische Hand eingesetzt, die
    lanlos gehandelt hat. Ein hakenschlagender Hase auf
    er Flucht hat sehr viel mehr Geradlinigkeit, als es die
    ot-grüne Politik in den letzten Jahren jemals hatte.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Unserem Land – Herr Bundeskanzler, das sage ich
    us tiefer Überzeugung – fehlt die politische Führung.
    arunter versteht man das, woran sich die Menschen

    esthalten können: die Kalkulierbarkeit der Regierenden.
    us dieser Kalkulierbarkeit entwickelt sich Vertrauen.

    Ich nenne als Beispiel das Hickhack über die Steuer-
    rhöhungen – erst waren es 48; am Schluss waren es
    och 33 –, von denen Sie gewusst haben, dass sie im
    undesrat am Ende keine Mehrheit finden werden. Man
    at trotzdem nach dem Motto „Was zwischendurch ge-
    chieht, ist uns egal“ ungeheuer viel Vertrauenskapital
    erstört. Die geplante 50-prozentige Steuererhöhung auf
    irmenwagen beispielsweise wird zwar keinen Euro in
    ie Kasse bringen; aber sie hat zutiefst Verunsicherung
    usgelöst, unserer Automobilwirtschaft geschadet und
    aufzurückhaltung bewirkt.

    Ein weiteres Beispiel: Sie haben über Monate auf-
    echterhalten – ich habe gehört, dass es jetzt richtiger-
    eise doch nicht Bestandteil des entsprechenden Gesetz-

    ntwurfes ist –, den deutschen Bankkunden gläsern
    achen zu wollen. Sie haben ihn damit verunsichert. Ich

    inde, eine Politik, die auf die Verunsicherung der Wäh-
    er setzt, kann keinen Erfolg haben.


    (Widerspruch bei der SPD)


    Wenn Sie mir nicht glauben, dann glauben Sie doch
    en Wählerinnen und Wählern in Hessen, Niedersachsen
    nd Schleswig-Holstein. Die haben Ihnen dafür die ent-
    prechende Quittung gegeben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    enn jetzt eine Änderung Ihrer Politik erfolgen soll,
    ann ist das doch nicht einer besseren Einsicht zu ver-
    anken, sondern ausschließlich den Wählerinnen und
    ählern in den drei genannten Bundesländern, die Ihnen

    ie rote Karte gezeigt haben. Auch in Ihrer Partei meh-
    en sich die Stimmen, die Ihre Politik infrage stellen.

    Ich kann nur feststellen: Ich wünsche mir, Ihnen und
    nserem Land, dass das, was Sie angekündigt haben,
    elingt. Eckpunkte der Reformen, zum Beispiel der






    (A) )



    (B) )


    Michael Glos
    Reform des Gesundheitswesens, haben wir vorher an-
    gekündigt. Sie haben richtigerweise – dafür bedanke ich
    mich ausdrücklich – Horst Seehofer wieder freigespro-
    chen. Was hat der Mann, der als unsozial bezeichnet
    worden ist, in all den Jahren über sich ergehen lassen
    müssen!


    (Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie haben die 98-er und die folgende Wahl gewonnen,
    indem Sie immer wieder die Geschichte von den unter-
    schiedlichen Zähnen der Armen und der Reichen erzählt
    haben. Jetzt haben Sie endlich das gefordert, was
    Seehofer vorgeschlagen hat: eine Beteiligung der Men-
    schen an den kleinen Risiken, mehr Verantwortungs-
    übernahme durch den Einzelnen. Das ist der richtige
    Weg.

    Von der demographischen Formel in der Rente bis hin
    zu Lockerungen auf dem Arbeitsmarkt könnte ich Ihnen
    nacheinander aufzählen, was alles bereits in unserem
    Wahlprogramm stand. Ich kann es Ihnen nur immer wie-
    der zur Lektüre empfehlen. Sie haben daraus abgekup-
    fert. Sie haben bei dem, was Sie erklärt haben, auch die
    Beschlüsse unserer Fraktion einbezogen. Das alles ist
    richtig. Deswegen fordere ich Sie auf: Haben Sie den
    Mut, sich für die Polemik und die Schmutzkübel zu ent-
    schuldigen, die Sie zuvor über die Union gegossen ha-
    ben!


    (Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


    Auch das gehört zu einem Neuanfang.

    Kündigungsschutz genießt bei Ihnen offensichtlich
    nur Minister Eichel. Es gibt kaum einen Minister, der so
    versagt hat, der so danebenliegt und der sich offensicht-
    lich immer noch im Amt wohl fühlt. Das kann nur damit
    zusammenhängen, dass gegenwärtig offensichtlich nie-
    mand bereit ist, dieses Amt zu übernehmen.

    Verehrter Herr Minister Eichel, wenn ich Ihr Sünden-
    register aufzählen sollte, würde es meine Redezeit spren-
    gen. Ich möchte nur so viel sagen: Eine weitere Ursache
    der Kaufkraftschwäche und des mangelnden Vertrauens
    bei uns im Land ist die Tatsache, dass nach Schätzungen
    der „Financial Times Deutschland“ inzwischen 1 000 Mil-
    liarden Euro durch den Schornstein der Börse gejagt
    worden sind. Diese bedrückende Zahl ist nicht nur Buch-
    geld, sondern schwächt auch die Kaufkraft.


    (Walter Schöler [SPD]: Was haben Sie verloren?)


    – Das geht Sie nichts an. Ich habe an der Telekom-Aktie
    weniger Geld verloren als andere Leute, weil ich ein
    misstrauischer Mensch bin.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ich auch!)


    Der rot-grünen Regierung habe ich von Anfang an miss-
    traut.

    Herr Bundeskanzler, es lag doch in der Verantwortung
    Ihres Finanzministers. Er hat doch den Menschen von
    Herrn Krug die dritte Tranche der Telekom-Aktien für

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    (C (D 6,50 Euro aufschwatzen lassen. Sie haben also über erbeagenturen einen Schwätzer eingestellt, um die eute zu belatschern. Dabei sind allein 15 Milliarden uro verloren gegangen. Damit haben Sie ein schlechtes eispiel für Ehrlichkeit, Klarheit und Wahrheit an der örse gegeben. Und es waren die kleinen Leute, die das eld verloren haben. ine Umverteilung von der Verkäuferin oder von einem ndustriearbeiter, die mit einer Aktie, die der Bund anietet, auch privat vorsorgen wollen, hin zu einer angebichen Haushaltssanierung ist das, was man unter Umerteilung von unten nach oben versteht. Auch hier sind ahrheit und Klarheit die Voraussetzungen, um Ver rauen zurückzugewinnen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich komme ur Verantwortung der Opposition. ufgabe der Opposition in einem demokratischen Land st es, Fehlentwicklungen offen zu legen und so weit wie öglich zu korrigieren. (Zuruf von der SPD: Aber nicht, das Land schlecht zu reden!)


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    (Zurufe von der SPD: Oh! – Aha!)


    ir können nicht die Probleme des Landes lösen


    (Zuruf von der SPD: Genau, das sagen wir ja immer schon!)


    hne Mehrheit im Deutschen Bundestag. Das ist nicht
    öglich, das war nie möglich und das wird nie möglich

    ein.


    (Hubertus Heil [SPD]: Sie sind auch nicht in der Lage dazu!)


    Ich sage noch einmal: Wo wir unbedingt gebraucht
    erden und wenn es vernünftig ist, werden wir helfen.
    ir haben das zum Beispiel schon bei der Wiedereinfüh-

    ung einer vernünftigen Lösung für die so genannten ge-
    ingfügigen Arbeitsverhältnisse gezeigt und wir werden
    as auch in anderer Art und Weise tun. Aber Politik ist
    atürlich immer wieder ein Bohren dicker Bretter mit ei-
    em dünnen Bohrer, um Max Weber zu zitieren.


    (Zurufe von der SPD: Sie sind ein Dünnbrettbohrer!)


    as ist in der Wirtschaftspolitik und in der Sozialpolitik
    rforderlich. Max Weber fordert auch eine Politik mit
    eidenschaft und Augenmaß.

    Herr Bundeskanzler, ein Letztes: Wer eine Kundge-
    ung in einer niedersächsischen Provinzstadt – Goslar
    at sie, glaube ich, geheißen –


    (Hubertus Heil [SPD]: Nichts gegen Goslar!)


    ür die passende Bühne der Weltpolitik hält, der hat es
    ngeheuer schwer, in Deutschland und darüber hinaus
    rnst genommen zu werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der SPD: Ja, Vilshofen ist besser! Oder Passau!)







    (A) )



    (B) )


    Michael Glos
    Ich meine, meine sehr verehrten Damen und Herren
    hier im Hause und dort, wo Sie uns zuschauen: Deutsch-
    land braucht Glaubwürdigkeit und Vertrauen, gerade in
    dieser schwierigen Zeit. Wenn wir mehr Zukunftschan-
    cen für die Deutschen schaffen wollen, wenn wir wollen,
    dass die von Konrad Adenauer und Helmut Kohl aufge-
    bauten außen- und europapolitischen Sicherheitsfunda-
    mente in der Zukunft weiter halten, dann müssen Ver-
    trauen und Kalkulierbarkeit in die Politik zurückkehren.
    Daran haben wir ein gemeinsames Interesse. Herr Bun-
    deskanzler, wenn Sie dies tun, werden wir Sie dabei un-
    terstützen.

    Herzlichen Dank.


    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei Abgeordneten der FDP)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


Ich erteile das Wort dem Kollegen Franz Müntefering,
SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Franz Müntefering


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)



    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
    Herren! Im Irak droht Krieg. Herr Glos hat das eben ei-
    nen Waffengang genannt. Das hörte sich nach Spazier-
    gang an. Krieg ist aber Zerstörung, Krieg ist Tod, Krieg
    ist Elend, Krieg ist Armut. Herr Glos, wenn Sie sagen,
    die Menschen im Irak haben ein Recht, in Freiheit zu le-
    ben, sage ich: Ja, sie haben vor allem ein Recht, zu le-
    ben, und deshalb wollen wir keinen Krieg im Irak.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Alle haben ein Recht, zu leben, auch die Iraker!)


    Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles
    nichts – das bleibt richtig. Deshalb ist und bleibt die
    Politik von Gerhard Schröder, Joschka Fischer und die-
    ser Koalition richtig, sich darum zu bemühen, das Ge-
    waltpotenzial, das es im Irak bei Saddam Hussein zwei-
    fellos gibt, im Griff zu behalten und das Problem auf
    friedlichem Wege zu lösen. Dies war und ist durch eine
    intensive, lange Inspektion möglich. Krieg im Irak ist
    nicht nötig und deshalb wollen wir ihn nicht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Auch wenn sich in den nächsten Stunden und Tagen he-
    rausstellen sollte, dass es diesen Krieg doch gibt, so war
    es richtig – und wir sind stolz damit –, dass wir in der
    Koalition zusammen mit vielen Menschen in unserem
    Lande den ehrenwerten Versuch unternommen haben, al-
    les daranzusetzen, was in unseren Kräften stand und
    steht, um diesen Krieg zu verhindern.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Frau Merkel, nun sind Sie an der Reihe; heute ist für
    Sie die Stunde der Wahrheit. Lauwarm geht nicht mehr!

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    (C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    ie müssen sich heute entscheiden und vor dem Deut-
    chen Bundestag und dem deutschen Volk sagen, ob Sie
    ngesichts der Situation im Irak die Politik der Bundes-
    egierung unterstützen oder ob Sie den Antrag stellen,
    ass sich Deutschland an dem Krieg im Irak mit Solda-
    en beteiligen solle.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Quatschkopf! – Zurufe von der CDU/ CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: So ist das!)


    Regen Sie sich nicht auf! In diese Alternative haben
    ie sich hineinmanövriert.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    ntweder unterstützen Sie das, was die Bundesregierung
    ut, oder Sie unterstützen, wie Sie es gestern angedeutet
    aben, Frau Merkel, das, was der US-Präsident gesagt
    at.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie reden Unsinn!)


    enn Sie bei dem mitmachen wollen, was die Vereinig-
    en Staaten tun, dann stellen Sie einen Antrag. Sie wer-
    en für ihn keine Mehrheit bekommen, selbst in den ei-
    enen Reihen nicht. Aber dann ist in Deutschland klar,
    er hier was will. Hören Sie auf mit Lauwarm!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Lauwarm sind Sie!)


    Am Freitag, dem 14. März, hat der Bundeskanzler hier
    ie Prinzipien und Leitlinien sowie eine Reihe konkreter
    aßnahmen für die wesentlichen politischen Projekte

    er nächsten Zeit angesprochen: Gesundheitsreform,
    emeindefinanzreform, Mittelstand, Wachstum, Arbeit-
    ehmerrechte, Innovation, Jugend. An diesem Freitag
    ab es von der Opposition zwei Antworten: eine Ant-
    ort Merkel, eine Antwort Stoiber. Was die Meinung der
    nion ist, ist dabei nicht richtig klar geworden. Klar ge-
    orden ist nur, dass es in Ihrer Fraktion über das Verhal-

    en von Herrn Stoiber Unmut gibt.

    Dies beschrieb Herr Seehofer in seinem „Focus“-In-
    erview, als er sagte, bei den Kollegen in der CDU/CSU-
    raktion herrsche großer Unmut, denn Stoiber habe in
    er Rentenpolitik, beim Arbeitslosengeld und beim Kün-
    igungsschutz Positionen bezogen, die nicht abgestimmt
    eien. Dies wurde von Herrn Arentz, dem „Enkel“ von
    orbert Blüm, unterstrichen, indem er sagte, die Idee des
    SU-Vorsitzenden, das Gesetz erst in Betrieben ab
    0 Mitarbeitern anzuwenden, nähme schlagartig 80 Pro-
    ent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in
    eutschland den Kündigungsschutz. Konsequenterweise
    at Herr Bosbach – Ihr Stellvertreter, Frau Merkel – geäu-
    ert, die CDU/CSU-Fraktion könne jetzt nicht die Frage
    eantworten, was sie von den Ankündigungen des Bun-
    eskanzlers mittragen werde und was nicht.






    (A) )



    (B) )


    Franz Müntefering
    Das ist Ihr Problem: Sie haben seit einem halben Jahr
    gefordert, die Regierungsparteien und die Koalition soll-
    ten auf den Tisch legen, was sie wollen. Nun haben wir
    es auf den Tisch gelegt, aber nun wissen Sie nicht Be-
    scheid, was Sie wollen. Sortieren Sie sich einmal und ge-
    ben Sie eine klare Antwort! Jetzt ist die Zeit, in der man
    dies nicht mehr länger verschieben kann.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir werden noch vor dem Sommer – es bleibt bei un-
    serem Zeitplan – zu den drei großen Paketen Gesund-
    heit, Gemeindefinanzreform sowie Mittelstand und
    Wachstum unsere Konzepte auf den Tisch legen. Dann
    werden Sie als Opposition gefragt sein, was Sie wirklich
    wollen. Im Augenblick ist das nicht zu erkennen, aber
    das stört uns nicht. Wir arbeiten daran, die Gesetzent-
    würfe in den nächsten Wochen vorzulegen. Dann werden
    Sie sich entscheiden müssen.

    Aber nicht nur Sie, sondern auch die übrige interes-
    sierte Öffentlichkeit hat die Rede vom vergangenen
    Freitag ohne eine eigene klare Meinung und zum Teil
    auch mit der Absicht aufgenommen, Dinge, die gesagt
    worden sind, zu verzerren oder falsch darzustellen. In
    der „Bild am Sonntag“ wurde auf den Seiten 2 und 3 das
    Beispiel einer Familie und ihrer Betroffenheit durch un-
    sere Ankündigung in Bezug auf das Arbeitslosengeld
    dargestellt.


    (Zuruf der SPD: „Bild“ lügt!)


    Zu Familienvater Lange, Alter 46, schreibt die „Bild am
    Sonntag“: Verliert Lange seinen Job, erhält er zwölf statt
    bisher maximal 32 Monate lang Arbeitslosengeld. Ein
    46-Jähriger aber bekommt heute nicht 32, sondern maxi-
    mal 18 Monate lang Arbeitslosengeld. Das muss man
    nur wissen und wenn man es weiß, darf man nichts Fal-
    sches schreiben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Weiterhin steht in der „Bild am Sonntag“, dass
    Gabriele Lange, die Ehefrau von Herrn Lange, 44 Jahre
    alt, wenn sie arbeitslos wird, künftig nur noch zwölf Mo-
    nate lang Arbeitslosengeld bekommt. Ein 44-Jähriger
    bekommt aber in Deutschland nie länger als zwölf Mo-
    nate lang Arbeitslosengeld. Auch das muss man wissen
    und darf nicht lügen, auch sonntags nicht. Das gilt auch
    für die „Bild“-Zeitung.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Kürzung des Arbeitslosengeldes fällt Sozial-
    demokraten nicht leicht. Darüber gibt es bei uns eine in-
    tensive Diskussion, was auch angemessen ist. Man muss
    sich aber vor Augen führen: Im Jahre 2001 – das wird
    2002 nicht anders gewesen sein – haben 80 Prozent derer,
    die in Deutschland Arbeitslosengeld bekommen, dieses
    zwölf Monate lang oder kürzer bekommen, 7 Prozent ha-
    ben es länger als 24 Monate lang bekommen. Vor diesem
    Hintergrund sind die Fragen, wer in diesem Land was be-
    zahlt und was zu tun ist, damit die sozialen Sicherungs-
    systeme dauerhaft zu erhalten sind, erlaubt. Wir werden

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    (C (D arauf eine vernünftige Antwort geben, wie der Kanzler ie bereits angesprochen hat. Unser Gesetzentwurf ist ertretbar und wir werden ihn auch so beschließen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Uns geht es darum, Arbeit zu schaffen, Wohlstand zu
    ichern und soziale Gerechtigkeit auf hohem Niveau
    auerhaft möglich zu machen. Dazu brauchen wir einen
    aushalt, der diesen Ansprüchen genügt. Der Haus-
    alt 2003 ist ein solcher.


    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    an kann das an einem Punkt klar machen: 1998 musste
    er Bundesfinanzminister von jeder Mark Steuern, die er
    innahm, 22 Prozent für Zinszahlungen aufwenden.
    iese Quote ist unter Hans Eichel auf 19 Prozent redu-

    iert worden. Das ist noch nicht das Ergebnis, das wir
    etztlich brauchen, aber er muss von jedem Euro, den er
    innimmt, 3 Prozent weniger an Zinsen zahlen, als Sie
    as 1998 noch mussten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    eshalb sage ich Hans Eichel – ein Finanzminister muss
    a sehr viel aushalten – hier einmal Danke schön für die
    rbeit in diesen vier Jahren und auch für das, was jetzt

    u leisten ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Auf Wiedersehen!)


    Ach ja, das wissen Sie doch. Wir alle stecken voller
    deen dazu, was man noch tun könnte, aber der Finanz-
    inister ist derjenige, der uns sagen muss, was geht und
    as nicht. Da sind wir auch ehrlich miteinander. Wir be-
    rängen ihn auch, aber wir brauchen auf diesem Stuhl je-
    anden, der uns jeden Tag morgens und abends und

    wischendurch auch noch einmal sagt: Wir müssen in
    iesem Land auch sparen, denn wir wollen, dass unsere
    inder und Kindeskinder von uns noch etwas anderes

    rben als Schuldscheine und Hypotheken, Herr
    ustermann.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Auf Wiedersehen!)


    Stoiber ist am Freitag mit Spendierhosen durch den
    undestag marschiert. Lesen Sie einmal nach, was er al-

    es gesagt hat. Er ist schon ein Phänomen und hat eine
    ede der besonderen Art gehalten. Er fordert erstens zu

    paren, aber zweitens mehr auszugeben. Die Quadratur
    es Kreises ist eine Kleinigkeit gegenüber dem, was
    err Stoiber da erzählt hat.


    (Lachen der Abg. Dr. Angela Merkel [CDU/ CSU])


    Frau Merkel lacht dankbar.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Und noch nicht einmal abgestimmt!)







    (A) )



    (B) )


    Franz Müntefering
    Es geht darum, die Kommunen in diesem Land in die
    Situation zu versetzen, ihren Aufgaben gerecht werden
    zu können.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Stadt und Gemeinde sind mehr als die bloße Ansamm-
    lung vieler Häuser.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Aha!)


    Wenn wir über Föderalismus und bundesstaatliche Ord-
    nung sprechen – Frau Merkel, auch Sie haben dieses
    Thema angesprochen; es ist also von gemeinsamem Inte-
    resse –, dann kommt es darauf an, Zeichen zu setzen,
    wohin hier die Reise gehen soll. Wir dürfen Kommunal-
    politik nicht als ein Untergeschoss der Politik auffassen;
    sie ist vielmehr eine tragende Säule der Demokratie. Das
    ist ganz klar.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das sagen gerade Sie!)


    Weil das so ist, tun wir alles dafür, dass die finanzielle
    Situation der Kommunen gestärkt wird.


    (Lachen bei der CDU/CSU – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Abgewählt!)


    – Ihre Politik ist kommunalfeindlich.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist ja eine Lachnummer!)


    Sie haben am Freitag im Bundesrat das Steuervergüns-
    tigungsabbaugesetz abgelehnt. Dieses Gesetz – es enthält
    unter anderem die Erhöhung der Körperschaftsteuer –
    hätte den Kommunen in diesem Jahr 300 Millionen Euro
    mehr gebracht. Sie haben am Freitag letzter Woche den
    Kommunen für dieses Jahr also 300 Millionen Euro ver-
    weigert. Das ist Ihre Politik.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Sie haben ihnen 2,5 Milliarden weggenommen!)


    Sie haben durch Ihre Entscheidung am Freitag den
    Kommunen zusätzliche Gelder in Höhe von 2,6 Milliar-
    den Euro für das nächste Jahr verweigert. Auch das ist
    Ihre Politik. Bis zum Ende dieser Legislaturperiode hätte
    es durch das Steuervergünstigungsabbaugesetz 6,5 bis
    7 Milliarden Euro mehr für die Städte und Gemeinden
    gegeben. Das wollen wir erreichen. Sie jedoch verwei-
    gern das. Deshalb ist Ihre Politik kommunalfeindlich.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Bei Steuern haben Sie sich schon immer verschätzt!)


    Heute Morgen habe ich gehört, dass Ministerpräsi-
    dent Müller aus dem Saarland gesagt hat, die Erhöhung
    der Mehrwertsteuer könne die Lösung sein. Ich bin ge-
    spannt. Denn im Moment geht es darum – das ist ein in-

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    (C (D eressanter Punkt –, im Bundesrat die Zustimmung für ie Wiederbelebung der Körperschaftsteuer zu bekomen. Die großen Unternehmen mussten in unserer Re ierungszeit bisher weniger Steuern zahlen als jemals uvor. Manchen von uns ist es schwer gefallen, das mitutragen. (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ein Produkt sozialdemokratischer Politik!)


    Es ist interessant, was Sie sagen. Mit Ihrem Zwischen-
    uf zeigen Sie doch, dass Sie der Meinung sind, die Un-
    ernehmen sollten Körperschaftsteuer zahlen. Wenn Sie
    as wollen, warum lehnen Sie dann unseren Vorschlag
    m Freitag im Bundesrat ab? Beschließen Sie das doch
    it uns! Das ist doch ganz einfach.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Ihre Steuerreform ist Murks!)


    Durch die Wiederbelebung der Körperschaftsteuer
    ollen wir versuchen, den breiten Schultern mehr aufzu-

    aden, als sie bisher tragen.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wie war es denn in 2001 und 2002?)


    as haben wir im Gesetz so vorgesehen. Sie sind dage-
    en. Sie wollen diejenigen schützen, die in diesem Land
    ringend wieder Steuern zahlen müssten. Stimmen Sie
    er Erhöhung der Körperschaftsteuer zu! Das ist unser
    nliegen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sprechen Sie doch einmal mit Ihren Oberbürgermeis-
    ern und Bürgermeistern; ein paar von ihnen müssten Sie
    a noch kennen.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Schleswig-Holstein! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


    assen Sie sich von ihnen erklären, wie deren Haushalte
    igentlich aussehen. Sie rechnen für die Jahre 2003 und
    004 in ihren Haushalten mit dem Steuervergünsti-
    ungsabbaugesetz und dass sie dadurch von uns Geld
    ekommen. Auch die Bürgermeister der CDU/CSU
    echnen in ihren Haushalten schon längst mit den Rege-
    ungen, die in unserem Gesetz stehen. Sie verweigern es
    hnen, Frau Oberbürgermeisterin von Kiel in spe.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Warum ist sie denn gewählt worden?)


    Außerdem werden die Kommunen in diesem Jahr
    twa 2 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung haben,
    eil wir sie vom Beitrag zur Flutopferhilfe entlasten.
    uch aus der Abgeltungsteuer aufgrund der Quasi-Am-
    estie werden sie zusätzliches Geld haben. Es geht um
    Milliarden Euro in diesem Jahr. Ich bin gespannt, ob
    ie dem zustimmen. Herr Glos hat sich, was die Flut-
    pferhilfe anging, eben etwas verplappert; zumindest
    ar es nicht logisch. Er hat gesagt, wir würden den Ge-
    einden das geben, was ihnen sowieso zusteht. Ich erin-

    ere mich aber, dass Herr Glos, als wir die Entscheidung






    (A) )



    (B) )


    Franz Müntefering
    getroffen haben, gefordert hat, wir sollten eine Steuer-
    senkung vornehmen. In dem Fall wäre das Geld weg ge-
    wesen. Den Gemeinden nun mehr als 1 Milliarde Euro
    zu geben ist nur möglich, weil wir in Sachen Flutopfer
    so entschieden haben, wie wir entschieden haben. Herr
    Glos, das müssten doch auch Sie begreifen, oder?


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Sie lügen, dass sich die Balken biegen!)


    Wir werden bis zum Sommer entscheiden, wie wir bei
    der Gewerbesteuer weiter verfahren. Wir müssen ent-
    scheiden, was die Rolle und Funktion der Gewerbesteuer
    in Zukunft sein wird. Die Gemeinden brauchen eine grö-
    ßere Stabilität in ihren Haushalten. Daran arbeiten wir.
    Dafür wollen wir sorgen. Äußern aber auch Sie sich
    dazu. Bisher kann man nicht erkennen, was die CDU/
    CSU eigentlich will. Wie soll Ihrer Meinung die Gewer-
    besteuer gestaltet werden? Wie soll die gewerbesteuer-
    liche Organschaft aussehen? Wie sollen die freien Be-
    rufe einbezogen werden? Wir werden vorschlagen, dass
    auch die freien Berufe in Zukunft, wie immer diese
    Steuer dann heißt, in die Steuer einbezogen werden. Ge-
    werbebetriebe müssen Gewerbesteuern zahlen. Das soll
    in Zukunft auch für die freien Berufe gelten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Habe ich es mir doch gedacht!)


    Wir geben den Kommunen und dem privaten Bereich
    einen Kreditrahmen für Investitionen. Darüber spre-
    chen Sie nicht viel. Es ist auch vor allen Dingen unsere
    Aufgabe, darüber zu sprechen. Dabei geht es um einen
    dicken Batzen, nämlich um den Kreditrahmen für die
    Kommunen im Umfang von 7 Milliarden Euro. Sie sa-
    gen, dass das nicht allen Kommunen hilft, weil viele von
    ihnen nicht die Möglichkeit haben, weitere Kredite auf-
    zunehmen. Ich sage Ihnen: Das wissen wir; das ist rich-
    tig. Es ist auch kein Trost für diejenigen, die ganz
    schwach sind.

    Die Hälfte der Kommunen in Deutschland ist aber in
    der Lage, solche Angebote zu nutzen, und sie werden sie
    auch nutzen. Mit Zinsverbilligungen werden wir den
    entsprechenden Impuls geben. Ich bin mir sicher: Mit
    dem, was wir den Kommunen durch ein solches zinsver-
    billigtes Kreditprogramm zur Verfügung stellen, werden
    wir viele zusätzliche private Investitionen auslösen.
    Wir wollen, dass für das Handwerk und die kleinen und
    mittleren Unternehmen in der Region Arbeit vor Ort ent-
    steht.

    Wenn Sie so wollen, geht es um niederschwellige Bau-
    arbeit, die man nicht mit riesigen Losen in ganz Europa
    ausschreiben muss und die dann von großen Unterneh-
    men möglicherweise von irgendwoher in Europa geleis-
    tet wird. Wir wollen ein Programm, von dem die Hand-
    werker und die kleinen und mittleren Unternehmen am
    Ort etwas haben und durch das die Menschen Arbeit er-
    halten. Das ist hiermit angelegt und das funktioniert auch.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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    (C (D Das gilt natürlich auch für die 8 Milliarden Euro im rivaten Bereich. Die ersten Baransätze stehen in diesem aushalt; Walter Schöler hat es gestern erläutert. Mit em Haushalt, den wir heute beraten und über den wir orgen endgültig entscheiden, beschließen wir auch, ob s die KfW-Programme für die Kommunen und die Priaten gibt. Wer morgen gegen den Haushalt stimmt, der timmt auch gegen diese Hilfe für die Kommunen und ür die Privaten und dagegen, dass in Deutschland rbeitsplätze entstehen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: So ein Lügenbeutel!)


    Wenn Herr Austermann „Lügenbeutel“ zu mir sagt, ist
    as fast ein Ehrentitel. Das nehme ich von Ihnen gerne
    n, Herr Austermann.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Schauen Sie sich doch die Situation in den Kommunen in Schleswig-Holstein an!)


    Sie gefallen mir nämlich in besonderer Weise. Ich habe
    s mir in den letzten Tagen angeschaut. Sie können mich
    eschimpfen, wie Sie wollen. Das trifft mich nicht. Da-
    ei bin ich voller Gelassenheit.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist immer die Wahrheit!)


    o sind diese Leute eben, wie Herr Glos das gerade ge-
    agt hat. Machen Sie also ruhig weiter.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, wir werden hierbei aber
    icht stehen bleiben. Auch im Bereich der energeti-
    chen Gebäudesanierung werden wir in diesem Jahr
    rauflegen. 160 Millionen Euro stehen dafür im Haus-
    alt. Auch darüber wird heute und morgen abgestimmt
    erden. Herr Minister Stolpe und Herr Trittin haben das

    n der Koalition miteinander vereinbart.

    Was bedeutet das? Das bedeutet, dass wir dazu einla-
    en und Impulse dafür geben, den Gebäudestand in
    eutschland energetisch zu modernisieren. Das hört sich
    ie eine Kleinigkeit an. Wir stehen dabei aber vor einer

    iesigen Aufgabe. 60 bis 70 Prozent der Gebäude, die im
    ahre 2060 in Deutschland stehen werden, stehen auch
    eute schon. Durch diese kommt es zu einem viel zu ho-
    en Energieverbrauch. Wir nehmen die alte Idee von Ar-
    eit und Umwelt, bei der wir in Deutschland schon ein-
    al weiter waren, wieder auf und sagen: Jawohl, man

    ann mit einer vernünftigen energetischen Gebäude-
    anierung dafür sorgen, dass die Umwelt entlastet wird
    nd dass die kleinen Handwerker und mittleren Unter-
    ehmen Arbeit erhalten. 160 Millionen Euro stehen da-
    ür im Haushalt. Stimmen Sie morgen zu und tun Sie ein
    utes Werk für das Handwerk vor Ort.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    In unserem Haushalt gibt es ein Marktanreizpro-
    ramm für erneuerbare Energien. Zu Zeiten von
    elmut Kohl standen dafür 10 Millionen pro Jahr zur






    (A) )



    (B) )


    Franz Müntefering
    Verfügung; inzwischen sind es 190 Millionen. Dieses
    Thema hat hier in den vergangenen Jahren leider keine
    große Rolle gespielt. Vielleicht sollten wir uns das ein
    wenig genauer anschauen und die Naturkatastrophen der
    vergangenen Jahre nicht als Jahrhundertereignisse hin-
    nehmen, so als wären alle Naturkatastrophen dieses Jahr-
    hunderts sozusagen schon abgefeiert. Wir sollten begrei-
    fen, dass hiermit etwas auf die Zivilisation zukommt,
    womit wir uns auseinander zu setzen haben.

    In der letzten Legislaturperiode gab es im Deutschen
    Bundestag 16 Abstimmungen, bei denen es um die Frage
    ging, ob man mit Energie vernünftiger, sparsamer und
    rationeller umgehen kann und ob man die erneuerbaren
    Energien stärker als bisher fördern soll. 14-mal haben
    Sie dagegen gestimmt – das also zur Frage der Sensibili-
    tät in Sachen Umweltpolitik auf der rechten Seite des
    Hauses.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Der eigentliche Punkt für die Zukunftsfähigkeit unse-
    res Landes ist gestern noch einmal deutlich geworden,
    als wir hier über Bildung und Forschung gesprochen
    haben. Das war für Sie eine Lehrstunde. Diejenigen von
    Ihnen, die dabei waren, werden selbst gemerkt haben,
    wie Sie hier jämmerlich eingebrochen sind. Diejenigen,
    die nicht da waren, sollten es einmal nachlesen. Frau
    Merkel, ich empfehle Ihnen wirklich, nachzulesen, was
    sich hier gestern abgespielt hat.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Die Studierendenquote in Deutschland ist in den letz-
    ten Jahren während unserer Regierungszeit von 28,5 auf
    35,6 Prozent je Jahrgang gestiegen. Diese Quote wer-
    den wir in dieser Legislaturperiode auf 40 Prozent stei-
    gern.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir als Koalition geben in dieser Legislaturperiode
    8,5 Milliarden Euro für die Ganztagsbetreuung von
    Kleinkindern und Kindern im Grundschulalter aus.
    4 Milliarden Euro werden für die Ganztagsschulen be-
    reitgestellt. Ab nächstes Jahr werden es je 1,5 Milliarden
    Euro pro Jahr für die Kleinkinder sein. Herrn Stoiber
    und Herrn Glos aus Bayern sage ich: Krippe hat nicht
    nur etwas mit Weihnachten, sondern auch mit der Erzie-
    hung von Kindern unter drei Jahren zu tun. Tun Sie in
    diesem Punkt einmal etwas!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: Auf die Idee wäre ich nicht gekommen!)


    Die Mittel im Etat für Bildung und Forschung sind um
    25 Prozent gestiegen. Wir haben dafür gesorgt, dass im
    Bereich der Biotechnologie der Ansatz von 180 Millio-
    nen Euro in 1998 auf 262 Millionen Euro in 2002 erhöht
    worden ist. Im Bereich der Informationstechnik wurde
    der Ansatz im selben Zeitraum von 478 Millionen Euro
    auf 612 Millionen Euro und im Bereich der Gesundheit
    von 295 Millionen Euro auf 400 Millionen Euro in die-

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    (C (D em Jahr aufgestockt. So werden wir das auch weiter mahen. Der Bundeskanzler hat am Freitag deutlich gemacht, ass Forschungseinrichtungen im nächsten Jahr mit eier Erhöhung der Mittel um 3 Prozent rechnen können. ir wissen, dass sich die Zukunftsfähigkeit unseres andes nicht an unserer aktuellen Debatte über be timmte sozialstaatliche Zusammenhänge messen lässt, ondern sie entscheidet sich letztlich an der Frage, ob nser Land innovativ ist, ob wir so viel in die Köpfe und erzen der nachwachsenden Generation investieren, ass der Wohlstand und gleichzeitig die soziale Gerechigkeit in Deutschland auch morgen und übermorgen auf ohem Niveau gesichert sind. Vor dieser Aufgabe stehen ir. Deshalb ist bei der Finanzierung die Innovation das ichtigste. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das, was wir zu leisten haben, dauert seine Zeit. Wir
    lle in Deutschland müssen uns bewusst sein – darüber
    üssen wir sprechen, obgleich wir uns fragen müssen,

    b das taktisch klug ist –, dass die Reformpläne, die wir
    etzt nach der Regierungserklärung des Bundeskanzlers
    eginnen und noch vor der Sommerpause auf den Tisch
    egen werden, die Dinge nicht so schnell verändern wer-
    en, wie wir wollen. Es ist ein Problem unserer Zeit,
    ass immer eine sofortige Umsetzung mit schnellen Er-
    ebnissen erwartet wird.

    Am Wochenende hat sich jemand bei mir darüber be-
    chwert, dass manches nicht klappt. Er war der Ansicht,
    ass die Minijobs nach dem Hartz-Konzept ein Flop
    eien, weil sie nicht funktionierten. Meine Antwort war:
    uten Morgen! Diese Regelung tritt erst am 1. April die-

    es Jahres in Kraft. – Dies ist symptomatisch, weil viele
    enschen glauben, die Dinge könnten sofort umgesetzt
    erden. Das Verhängnisvolle ist, dass nach einer Regie-

    ungserklärung oder einer Ankündigung diese Ideen auf
    en Seiten 1 und 2 von bedeutsamen Zeitungen aufge-
    riffen werden und damit bei den Menschen der Ein-
    ruck entsteht, dass diese Ideen schon am Abend dessel-
    en Tages realisiert sind. Das ist nicht so.

    Wir brauchen Zeit. Für das, was wir jetzt beginnen,
    rauchen wir etwa ein Jahr. In dieser Zeit werden wir es
    chaffen, von einem heute unvollkommenen Arbeits-
    arkt mithilfe des Hartz-Konzeptes zu einem besser or-

    anisierten Arbeitsmarkt im Jahre 2004 zu kommen. Wir
    üssen es erreichen – wir werden mit der Umsetzung

    offentlich 2003 beginnen –, 2004 zusätzliche Arbeits-
    lätze in diesem Lande zu schaffen. Dafür brauchen wir
    usdauer. Das müssen wir wissen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das kann keine Entschuldigung dafür sein, irgend-
    twas liegen zu lassen. Wir machen Tempo und werden
    uf Fortschritte drängen. Aber ich will ganz realistisch
    lar machen: Die angekündigten Reformen und ihre
    msetzung bis zum Sommer werden nicht dazu führen,
    ass alles in kürzester Zeit wieder in Ordnung kommt.






    (A) )



    (B) )


    Franz Müntefering
    Dabei sehe ich einmal von den Rahmenbedingungen in
    der Welt ab, die ebenfalls eine Rolle spielen.

    Abschließend möchte ich sagen: Es ist uns mit dem
    Fortschritt Ernst. Wir wollen Fortschritte in dem Sinne,
    dass sich dieses Land weiterentwickelt. Das bedeutet für
    uns Wohlstand und soziale Gerechtigkeit. Diesen Fort-
    schritt werden wir in der Koalition sozialdemokratisch
    buchstabieren, wie es sich für Sozialdemokraten gehört:
    sozial und demokratisch.

    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


    (Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)