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    Plenarprotokoll 15/34 Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . Krista Sager BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (Drucksachen 15/563, 15/572) . . . . . . b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung der Vorschriften zum diagnoseorientierten Fallpauschalensystem für Kranken- häuser – Fallpauschalenänderungs- gesetz (FPÄndG) (Drucksache 15/614) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . . . . . . Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . 2708 A 2713 A 2713 D 2714 C 2718 B 2719 A 2719 C 2720 C 2724 D 2727 A 2731 D 2738 D 2758 B 2758 B 2758 D 2761 C 2761 D Deutscher B Stenografisch 34. Sitz Berlin, Mittwoch, de I n h a l Änderung und Erweiterung der Tagesordnung Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Tagesordnungspunkt I: Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksachen 15/150, 15/402) . . . . . . . . . 13. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 15/554, 15/572) . . . . . . . . . Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . D G S P D G P J N E 1 2701 A 2701 D 2702 B 2702 B 2702 C Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2739 C undestag er Bericht ung n 19. März 2003 t : r. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . erhard Rübenkönig SPD . . . . . . . . . . . . . . . teffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . etra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . ünter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . etra-Evelyne Merkel SPD . . . . . . . . . . . . . . ens Spahn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. a) Einzelplan 15 2740 C 2741 B 2743 D 2746 D 2748 A 2749 C 2750 A 2751 D 2753 D 2756 A 2756 A Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 2763 B 2765 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Thomae FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Andreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Helga Kühn-Mengel SPD . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Annette Widmann-Mauz CDU/CSU . . . . . . . Ulla Schmidt, Bundesministerin BMGS . . . . Andreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Wolfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Horst Schmidbauer (Nürnberg) SPD . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem EU-geführten Einsatz auf mazedo- nischem Territorium zur weiteren Sta- bilisierung des Friedensprozesses und zum Schutz von Beobachtern internati- onaler Organisationen im Rahmen der weiteren Implementierung des politi- schen Rahmenabkommens vom 13. Au- gust 2001 auf der Grundlage des Ersu- chens des mazedonischen Präsidenten Trajkovski vom 17. Januar 2003 und der Resolution 1371 (2001) des Sicher- heitsrats der Vereinten Nationen vom 26. September 2001 (Drucksache 15/696) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 15/562, 15/572) . . . . . . . . . Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . Dr. Elke Leonhard SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . A G 1 J B M T D H B 1 I E J F D J F G J J J J H M U W R 2 N A L 2765 C 2765 D 2767 A 2769 A 2771 A 2772 D 2774 A 2775 B 2775 C 2775 D 2778 A 2780 D 2781 B 2782 C 2784 A 2785 D 2786 A 2786 B 2789 C 2792 D 2794 C 2796 B 2796 B 2796 D 2800 A lexander Bonde BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 15/568, 15/572) . . . . . . . . . ochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . rigitte Schulte (Hameln) SPD . . . . . . . . . . . arkus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hilo Hoppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN r. Ralf Brauksiepe CDU/CSU . . . . . . . . . . eidemarie Wieczorek-Zeul, undesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Einzelplan 10 Bundesministerium für Verbraucher- schutz, Ernährung und Landwirtschaft (Drucksachen 15/560, 15/572) . . . . . . . . . lse Aigner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Bahr (Neuruppin) SPD . . . . . . . . . . . . ürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . ranziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . riedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . ella Teuchner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . ella Teuchner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . atthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . rsula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . altraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . enate Künast, Bundesministerin BMVEL 1. Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 15/564, 15/572) . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2803 A 2804 A 2804 B 2806 A 2808 C 2809 D 2811 B 2813 C 2816 C 2816 C 2819 C 2821 A 2822 C 2824 D 2827 B 2827 D 2828 B 2829 C 2829 D 2830 A 2831 D 2833 C 2835 C 2837 A 2840 B 2840 D 2841 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 III Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003; hier: Einzelplan 16 – Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktor- sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Tagesordnungspunkt I.21) Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Elke Ferner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU Petra Bierwirth SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Girisch CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 2841 B 2841 B 2842 C 2845 A 2846 D 2847 B 2848 A 2849 B 2850 B 2851 D 2853 B 2855 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2701 (A) ) (B) ) Verteidigungsausschuss Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Hubertus Heil, Klaus Brandner, Doris Barnett, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD sowie der Abgeordneten Michaele Hustedt, Ulrike Höfken, Friedrich Ostendorff, weiterer Abgeordneter und der rung und Begrenzung der Zuwanderung und zur Regelung des Aufenthalts und der Integration von Unionsbürgern und Ausländern (Zuwande- rungsgesetz) – Drucksachen 15/420, 15/522 – überwiesen: Innenausschuss (f) Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss (f) Rechtsausschuss lich dem Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zur Mitberatung überwiesen werden. Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Steue-
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2841 (A) ) (B) ) rungen im Personalhaushalt mit unverantwortlichen nach dem Motto: „Hauptsache regierungsfreundlich!“ der Umweltminister den Versuch, notwendige Einspa- b ereits auf die einseitige Vergabe der Mittel hingewiesen, Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003; hier: Einzelplan 16 – Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Tagesordnungspunkt I.21) Albrecht Feibel (CDU/CSU): In den letzten Wochen haben wir den Haushaltsplan für das Jahr 2003 einge- hend beraten. Leider hat sich kaum etwas zum Positiven hin verändert. Konstruktive Vorschläge der CDU/CSU wurden einfach abgelehnt, ohne für diese Entscheidun- gen Argumente vorzutragen. „Mehrheit ist Mehrheit“ – diese Aussage, für viele Menschen eher eine Drohung, wurde von Kanzler Schröder konsequent durchgezogen. Beispielhaft nenne ich hierfür den ausufernden Etat für Hilfskräfte im gesamten Einzelplan 16. Hier macht M h l l w s d g w v s m P n ö s d B ü G f w h s B B B V a m A h n n s z f D g m t e D 6 s m T b Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Falk, Ilse CDU/CSU 19.03.2003 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.03.2003 Flach, Ulrike FDP 19.03.2003 Götz, Peter CDU/CSU 19.03.2003 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 19.03.2003 Hartnagel, Anke SPD 19.03.2003 Homburger, Birgit FDP 19.03.2003 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 19.03.2003 Otto (Godern), Eberhard FDP 19.03.2003 Rauber, Helmut CDU/CSU 19.03.2003* Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 19.03.2003 Dr. Stadler, Max FDP 19.03.2003 Violka, Simone SPD 19.03.2003 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 19.03.2003 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht ehrausgaben bei den Titeln für Hilfskräfte zu umge- en. Negative Begleiterscheinung bei dieser Personalpo- itik von Herrn Trittin ist, dass zwar vordergründig regu- äre Dienstposten abgebaut werden, aber gleichzeitig die eniger sichere Beschäftigung von Hilfskräften ver- tärkt wird. Hier soll den Bürgern und nicht zuletzt auch em Parlament Sand in die Augen gestreut werden. Die Koalition redet gerne über den Schutz des Kündi- ungsschutzes und lässt gleichzeitig zu, dass der Um- eltminister eine Politik zulasten geschützter Arbeits- erhältnisse in seinem Haus betreibt. Das verdient chärfste Kritik und Ablehnung durch das Parlament, zu- al die Vermutung auf der Hand liegt, dass eine solche ersonalpolitik dazu missbraucht werden soll, dem Mi- ister ihm genehme Mitarbeiter Zugang in den sicheren ffentlichen Dienst zu verschaffen. Der Mittelansatz für Hilfskräfte für 2003 ist ange- ichts der tatsächlichen Ausgaben im Vorjahr so gering, ass man schon heute davon ausgehen kann, dass dieser etrag – wie inzwischen bei Ihnen üblich – gewaltig berschritten wird. Dieses Vorgehen widerspricht den rundsätzen der Bundeshaushaltsordnung. „Zu viel Geld für die Verwaltung und zu wenig Geld ür den praktischen Umweltschutz“, ist der Vorwurf, den ir auch nach den Beratungen des Haushalts aufrechter- alten müssen. Weil Sie zu viel Geld ausgeben, um sich elbst zu verwalten, bleibt weniger für Innovation im ereich einer nachhaltigen Umweltpolitik übrig. Seit Amtsantritt von Minister Trittin hat sich das MU immer mehr zu einer „Sich-selbst-Verwaltungs- ehörde“ gewandelt. Die unnötigen Mehrausgaben für erwaltung und Bürokratie zehren notwendige Gelder uf, die für die Förderung von Umweltschutzmaßnah- en oder von Verbänden, die sich den Umweltschutz zur ufgabe gemacht haben, nicht mehr zur Verfügung ste- en. Auch der Bundesrechnungshof kritisiert, dass die oh- ehin schon knappen Ressourcen zu einem großen Teil icht zielgerichtet eingesetzt werden. Ein markantes Bei- piel dafür ist die Kritik am Programm „Investitionen ur Verminderung von Umweltbelastungen“, dessen Ef- izienz ins Visier der unabhängigen Prüfer geraten ist. er BRH meldet erhebliche Zweifel an. dass das Pro- ramm seiner Anreizfunktion gerecht wird; eher sei da- it zu rechnen, „dass das Programm seine Anreizfunk- ion weitgehend verfehlt und in vielen Fällen lediglich ine Mitnahme von Fördergeldern stattgefunden hat.“ ies war ein Zitat aus einem Bericht des BRH vom . Dezember 2002 an die Mitglieder des Haushaltsaus- chusses. Ein weiteres Beispiel für einen fragwürdigen Umgang it Steuermitteln ist die Vorgehensweise von Minister rittin bei der Vergabe von Fördermitteln für Umweltver- ände. In der ersten Lesung des Haushalts 2003 habe ich 2842 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) Anders lässt sich nicht erklären, dass vornehmlich Um- weltorganisationen gefördert werden, deren Umgang mit Spendengeldern kürzlich von der Zeitschrift „Ökotest“ kritisiert wurde. Meine Kritik am Umgang des Ministers mit dem Bund, Heimat und Umwelt wurde damals mit dem Hin- weis auf eine Umstellung der Förderung von der institu- tionellen hin zur Projektförderung abgetan. Festzustellen bleibt, dass es für den BHU weder eine Förderung des Verbandes noch seiner Projekte geben soll. Dass wäh- rend der gesamten Amtszeit von Herrn Trittin kein Pro- jekt des BHU förderungswürdig gewesen sei, verrät die eigentliche Absicht: Der BHU entspricht eben nicht dem Grundsatz „Hauptsache regierungsfreundlich!“ und muss daher gewissermaßen regierungsamtlich abge- straft werden. Ganz im Gegensatz dazu steht der Verkehrsclub Deutschland, VCD, der bei „Öko-Test“ zwar am schlechtesten abschnitt, weil er für 2000 und 2001 keine Jahresabschlüsse vorlegen konnte, dessen ungeachtet aber seit 2000 vom Umweltminister mit üppigen Förder- mitteln belohnt wird. Ein weiterer Kostenfaktor sind die Zwischen- und Endlagerungen für Kernbrennstäbe. Ganz wesentlich werden die anfallenden Kosten hierfür von den Elektrizi- tätsversorgungsunternehmen oder besser gesagt von den Stromkunden bezahlt. Da stellt sich schon die Frage, wie Sie, Herr Minister Trittin, mit diesen Geldern umgehen. Wir können uns angesichts Ihrer energiepolitisch einseitigen Festlegung gegen die Kernenergie nicht vorstellen, dass es ihnen da- bei auf ein paar hundert Millionen Euro ankommt. Ende letzten Jahres mussten wir aus Ihrem Munde, Herr Minister, hören, dass der Standort Gorleben für ein solches Endlager nicht mehr infrage komme, weil es sich um einen „verbrannten Standort“ handele. Nicht etwa na- turwissenschaftliche und geologische Gründe spielten bei der Ablehnung des Standortes eine Rolle, sondern allein die angeblich massiven Proteste der Bevölkerung. Mit dieser Argumentation haben Sie der von Ihnen beabsich- tigten Suche nach einem neuen Standort für die sichere Endlagerung von Brennstäben einen Bärendienst erwie- sen. Ihre leichtfertige Äußerung ist geradezu ein Appell an die Menschen, möglichst massiv gegen einen solchen Standort in ihrer Nähe zu demonstrieren, um diesen dann zu verhindern. Bei Gorleben handelt es sich um den weit und breit am besten erkundeten möglichen Standort für ein Endlager; rund l,3 Milliarden Euro wurden dafür be- reits aufgewandt. Sie selbst. Herr Minister, haben doch erkannt, dass Gorleben der eigentlich geeignete Standort in Deutsch- land ist. Anscheinend ist es Ihnen aber gleichgültig, wenn für diese Pseudosuche nochmals 2 bis 3 Milliarden Euro aufgewandt werden. Nicht sachliche Gründe und wissenschaftlich fundierte Ergebnisse sind entscheidend. Sie kommen aus Ihrem ideologischen Denken nicht he- raus – wollen es wohl auch gar nicht. Ich fordere Sie auf. dieses teure Treiben, das alle Stromverbraucher zu be- zahlen haben, endlich zu beenden. f S n S r k A E 2 u ti b f d c t H B d A s t g G s 1 s a w E z m d i u d m te s s E d W s s e s s S 9 (C (D Ihre Energiepolitik im Allgemeinen ist eine Belastung ür die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. elbst wenn Sie die Arbeitsplätze bei der Erzeugung er- euerbarer Energien gegenrechnen, vernichten Sie per aldo Arbeitsplätze, weil deutsche Unternehmen mit ih- en Produkten aufgrund beachtlich gestiegener Energie- osten nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Der „Spiegel“ schrieb in dieser Woche: Seit Eichels mtsantritt wurden die Schulden um 116 Milliarden uro erhöht, die Zahl der Arbeitslosen legte um 1 Prozent zu. Die Unternehmensinsolvenzen stiegen m 35 Prozent. – Das sind Kennziffern rot-grüner Poli- k, an denen Sie, Herr Trittin, kräftig mitgeschrieben ha- en. Weil Sie nicht endlich zu einer sparsamen, ideologie- reien Politik bereit sind, kann die CDU/CSU Fraktion em Einzelplan 16 nicht zustimmen. Elke Ferner (SPD): Zunächst einmal vielen herzli- hen Dank an das Bundesministerium für Umwelt, Na- urschutz und Reaktorsicherheit – insbesondere an Herrn inrichs-Rahlwes und Herrn Püschel – sowie an das undesministerium für Finanzen – an Herrn Suhr und ie Mitberichterstatterin und die Mitberichterstatter im usschuss für die angenehme und konstruktive Atmo- phäre, auch wenn wir zwischen Opposition und Koali- ion in der Sache teilweise unterschiedliche Auffassun- en haben. Unser Haushalt folgt der Maxime Konsolidieren und estalten sowie dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Das Ge- amtvolumen beläuft sich auf 248,2 Milliarden Euro. Mit 8,9 Milliarden Euro haben wir die niedrigste Neuver- chuldung der letzten zehn Jahre erzielt. Die Nettokredit- ufnahme des letzten Haushalts in der Regierungsverant- ortung von CDU/CSU und FDP lag bei 28,9 Milliarden uro. Allein in den letzten vier Jahren Ihrer Regierungs- eit haben Sie 127,1 Milliarden Euro neue Schulden ge- acht. Von 1999 bis 2002 waren es im Vergleich dazu le- iglich 104,6 Milliarden Euro. Wir halten am Ziel fest, m Jahr 2006 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen nd die Kreditneuaufnahme auf null zu senken. Konsoli- ieren und Gestalten statt unseriöse Anträge und Mies- achereien! Wir haben das notwendige Sparvolumen sinnvoll ver- ilt, ohne die Leistungsfähigkeit des Bundes einzu- chränken. Auch der Einzelplan 16 musste seinen Kon- olidierungsbeitrag erbringen. Mit einem lnvesititionsniveau von 26,7 Milliarden uro liegen wir trotz der angespannten Haushaltslage eutlich über dem 98er-Etat von 22,9 Millionen Euro. ir investieren für die Zukunft unseres Landes und un- erer Kinder und Kindeskinder mehr in Verkehrsinfra- truktur, in Forschung und Bildung, in Klimaschutz, in rneuerbare Energien, in Wohnungs- und Städtebau. Die Ausgaben für den Bereich Bildung und For- chung – die ja überwiegend auch investive Ausgaben ind – wurden von uns zum wiederholten Male erhöht. ie betragen jetzt inklusive Betreuungsausgaben ,1 Milliarden Euro. Das sind 25 Pozent mehr als zu der Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2843 (A) ) (B) ) Regierungszeit der jetzigen Opposition. Die Verkehrsin- vestitionen sind so hoch wie nie zuvor. Wir wollen mit mehr Ganztagsschulen bessere Bildungschancen für un- sere Kinder und mehr Chancen für die bestausgebildete Frauengeneration, die wir je hatten, ihre familiären und beruflichen Ziele miteinander zu vereinbaren. Aufgrund der Investitionsschwäche der Gemeinden helfen wir ihnen mit verbilligten Krediten bei der Be- standssanierung der kommunalen Infrastruktur, vor al- lem für den Wasser- und Abwasserbereich. Aber auch bei der Altbausanierung erhalten Kommunen und Pri- vate zukünftig Unterstützung für ihre Investitionen. Das Gesamtvolumen dieser Förderungsprogramme beläuft sich auf 15 Milliarden Euro. Dieses wird zu positiven Umwelt- und Arbeitsmarkteffekten auf regionaler und lokaler Ebene führen. Durch den Verzicht auf den kommunalen Beitrag für den Fluthilfefonds erhalten die Kommunen zusätzlich Handlungsspielraum. Es liegt nun an der Union, ob die Einnahmebasis von Ländern und Gemeinden durch den Abbau von Steuersubventionen weiter verbessert wird oder nicht. Die Opposition verweigert sich, Verantwortung für bessere Staatseinnahmen zu übernehmen, sie scheut sich aber nicht, bei den Haushaltsberatungen Erhöhungsan- träge in einer beträchtlichen Größenordnung zu stellen. Die CDU/CSU belastet den Haushalt mit circa 3 Milliar- den Euro mehr. Bei der FDP verabschiedet sich dann jede haushälterischen Vernunft: Zusätzliche 4,8 Milliar- den Euro bleiben nach der Zusammenrechnung ihrer Einsparungen und Mehrausgaben unter dem Strich ste- hen. Das ist mir unter den gegebenen Rahmenbedingun- gen vollkommen unverständlich. Die Opposition muss sich entscheiden, was sie will. Steuersenkungen und mehr Ausgaben und Schuldenabbau und Einhaltung der Maastricht-Kriterien: Das geht nicht zusammen. In der ganzen Debatte haben Sie nur gesagt, was Sie nicht wol- len. Aber kein einziges Mal habe ich von Ihnen gehört, was Sie anders machen wollen. Wo Sie sparen wollen oder welche anderen Maßnahmen Sie ergreifen wollen. Umweltpolitik ist für uns nach wie vor eine Quer- schnittsaufgabe. Daher verteilen sich die umweltrelevan- ten Ausgaben und Aufgaben im Gesamthaushalt. Insge- samt werden in diesem Haushalt 4,365 Milliarden Euro für Aufgaben im Umwelt- und Naturschutz sowie für die Reaktorsicherheit zu Verfügung gestellt. Ich möchte an diese Stelle einige Beispiele aus den anderen Ressorts nennen: Im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen wird ein neues Programm aufgelegt, das der CO2-Reduzierung bei Altbauwohnungen dient. Mit ei- nem Investitionsvolumen von 160 Millionen Euro pro Jahr – der Baransatz liegt für 2003 bei 5 Millionen Euro – sollen Gebäudesanierung und Heizungsmodernisierung im Altbaubereich realisiert werden. Dadurch wird eine deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes erzielt. Die- ses Programm ergänzt das bereits bestehende CO2-Pro- gramm im Rahmen des Zukunftssinvestitionsprogramms in Höhe von 204 Millionen Euro. Hinzu kommen die e u w r tä O A t w H r n B r in li w D 6 l v in h w a B V s p g S w g K B a b z N d m V a U E n t t B z g 3 g g (C (D ben erwähnten Zinsverbilligungsprogramme für Private nd die Gemeinden. Des Weiteren werden über Bundesministerium für irtschaftliche Zusammenarbeit globale Umweltprojekte ealisiert. In vielen Ländern der Welt ist die Wasserquali- t eines der drängenden Probleme. Daher werden vor rt kommunale Programme zu Wasserversorgung und bwasserentsorgung realisiert. Der Schwerpunkt der bundespolitischen Umweltpoli- ik liegt aber natürlich in der Verantwortung des Um- eltministeriums. Gemessen an den Etats der anderen äuser ist das BMU eher ein „bescheidenes“ Ministe- ium mit einem ursprünglichen Etat von 533,447 Millio- en Euro. Durch die Übertragung der Verantwortung des ereiches erneuerbare Energien vom Bundesministe- ium für Wirtschaft und Arbeit auf das BMU ergibt sich diesem Haushaltsjahr ein Mittelzuwachs von 260,58 Mil- onen Euro. Dadurch beläuft sich das Volumen des Um- elthaushaltes insgesamt auf 794,02 Millionen Euro. amit liegt er deutlich über dem Haushalt von 1998 mit 19,89 Millionen Euro. Damals aber auch noch 120 Mil- ionen Euro mehr für den Endlagerbereich im Haushalts- olumen enthalten. Der Programmhaushalt liegt mit 191,0 Millionen Euro der Kontinuität der letzten Jahre. Der Verwaltungs- aushalt fällt mit 213,5 Millionen Euro etwas höher aus, as aber durch die Bauprojekte für das Umweltbundes- mt in Dessau und das Bundesamt für Naturschutz in onn begründet ist. Beide Vorhaben werden über den erwaltungshaushalt abgedeckt. Insofern ist Ihre Aus- age zum Verwaltungshaushalt irreführend. Ein Blick auf die ausgabenrelevanten Anträge der Op- osition zeigt deutlich ihr finanzpolitisches Unvermö- en: Insgesamt belaufen sich die Forderungen auf eine umme von: 115,816 Millionen Euro in den ausgabe- irksamen Änderungsanträgen der FDP – ohne jede Ge- enfinanzierung. In den Haushaltsberatungen wird die onzeptionslosigkeit der Opposition am deutlichsten: ei jedem Weg, den wir gehen, rennen Sie blind in eine ndere Richtung. Wir sparen – Sie wollen Geld ausge- en. Wir investieren und je nach Tageslaune ist es Ihnen uviel oder zu wenig. Steuern runter, Ausgaben rauf, euverschuldung runter, Maastricht-Kriterien einhalten – as ist der Kanon Ihrer Forderungen und das zeigt Ihre angelnde Seriosität und Ihre Unfähigkeit, konkrete orschläge zu machen. Wie ich eben bereits kurz andeutete, ist der Ausstieg us der Atomenergie ein wesentlicher Erfolg rot-grüner mweltpolitik. Wir konnten dadurch die unkalkulierte nergiegewinnung auf Kosten nachfolgender Generatio- en beenden. Statt dessen fördern wir zukunftsorien- ierte Techologien und erschließen damit neue Energie- räger und schaffen zukunftssichere Arbeitsplätze. isher haben bereits 120 000 bis 130 000 Menschen im ukunftsträchtigen Bereich erneuerbare Energien Arbeit efunden. Für die Atomenergie arbeiten gerade einmal 5 000 Menschen. Das ist nachhaltig für die Beschäfti- ung und es ist nachhaltig für die Umwelt und die künfti- en Generationen. 2844 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) Die erneuerbaren Energien sind jetzt in der politi- schen Verantwortung des Umweltministeriums. Diese Verantwortung bedeutet natürlich auch eine Vielzahl neuer Aufgaben und Herausforderungen. Die Schaffung einer internationaler Agentur für erneuerbare Energien soll auf den Weg gebracht werden und die Förderpro- gramme zur energetischen Errichtung und Modernisie- rung von Häusern müssen umgesetzt werden. Den Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Ener- gieaufkommen wollen wir von derzeit 8 Prozent bis 2010 auf 12,4 Prozent steigern. Dazu wird von uns unter ande- rem die Kraft-Wärme-Kopplung und damit die dezent- rale Energieversorgung vorangetrieben. Bereits in der letzten Legisaturperiode haben wir deshalb das KWK- Gesetz auf den Weg gebracht. Bis 2010 sollen 3 000 MW Strom aus Offshore-Windkraft-Anlagen kommen und bereits in vier Jahren soll die Fläche an Sonnenkollekto- ren verdoppelt werden. Große Potenziale sehen wir auch in der Nutzung von Biomasse und Geothermie; diese wollen wir nutzen. Da die Umwelt und ihre Belastungen nicht an politi- schen Grenzen Halt machen, wollen wir unsere Erkennt- nisse und Fortschritte auch an andere Länder weiterge- ben. Deshalb wird die Exportinitiative erneuerbare Energien fortgesetzt und verstärkt. Das Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien ist mit 190 Millionen Euro der größte Titel der auf das BMU übergeht. Bis zum Jahr 2006 soll er sich auf 230 Millionen Euro steigern; das ist im Koalitionsver- trag so festgehalten und so wird es auch gemacht. Dieses Förderprogramm wird die nötigen Impulse für die Ener- giewirtschaft setzen und neue Dynamik in den Einsatz erneuerbarer Energien bringen. Für die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich werden natürlich auch Mittel zur Verfügung gestellt, um weiterhin unsere Spit- zenposition auf diesem Gebiet zu sichern. Wir müssen aber auch die vorhandenen Einsparungspotenziale bei Heizungen in Gebäuden, in der Wirtschaft und Industrie mobilisieren. Wir brauchen auch mehr Energieeffizienz. Das muss bei den häufigen Forschungsvorhaben berück- sichtigt werden. Damit, mit der effezienten Nutzung der heimischen Kohle und dem Ausbau der erneuerbaren Energien schaffen wir die Brücke von der Atomenergie hin zu einer nachhaltigen Energiepolitik. Die Forschung im Bereich Mobilfunk erhält verstärk- tes öffentliches Interesse. Die Mittel für den zukünftigen Bedarf in diesem sensibeln Bereich sind über die Erhö- hung von Verpflichtungsermächtigungen um 3,0 Millio- nen Euro gesichert. Die Industrie steuert ebenfalls so viel zu dieser Forschung bei. Bereiche dieser Forschung sind zum Beispiel die Wirkung elektromagnetischer Felder bei Handy-Nutzung, die Wirkung elektromagnetischer Felder der drahtlosen Datenübertragung und die thermo- physiologische Wirkung elektromagnetischer Hochfre- quenzfelder. Die Pilotprojekte Inland werden gerne von der Union kritisiert. Das Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirt- schaftsforschung e.V., RWI, hingegen stellt fest, dass es sich hierbei um ein „wesentliches Kernelement zur Fort- entwicklung der deutschen Umweltpolitik“ •handelt. Auf A f d z p G b D d d h s o d s u d h h s E z 6 z li d v d ti R n D c li w li w s g V la f u te n d s K r s p B f (C (D nraten des Bundesrechnungshofes und aufgrund von inanziellen Erfordernissen wurde die Zahlungsweise er Fördergelder verändert. Die Umstellung auf Raten- ahlung spart zusätzlich 4 Millionen Euro bei den Pilot- rojekten Inland. Die Pilotprojekte Ausland erhalten eine erweiterte ebietskulisse, die nicht nur die angrenzenden Staaten erücksichtigt, sondern alle Beitrittskandidaten zur EU. as ist ein richtiges Zeichen für EU-Erweiterung, wo- urch eine Etablierung westeuropäischer Umweltstan- ards in Beitrittsländern ermöglicht wird. Zusätzlich er- ält hier deutsches Umwelt-Know-how eine Chance, ich auf einem gesamteuropäischen Markt gut zu positi- nieren. Die Unterstützung von Umweltverbänden wird von er institutioneilen Förderung zur Projektförderung ver- choben. Damit kommen die Gelder konkreten Projekten nd dadurch direkt der Umwelt zugute. Die Projektför- erung ist in diesem Jahr nochmals um 7,1 Prozent er- öht worden und liegt nun 71 Prozent höher als 1998. Die großen Programmtitel werden natürlich auf ho- em Niveau fortgeschrieben. So erhalten die Natur- chutzgroßprojekte 18 Millionen Euro, Erprobungs- und ntwicklungsvorhaben auf dem Gebiet des Naturschut- es 5,7 Millionen Euro und Umweltforschungstitel 1,8 Millionen Euro. Der Vertragsnaturschutz gehört nicht in die Unterstüt- ung für Großprojekte. Er liegt in finanzieller und inhalt- cher Verantwortung bei den Ländern, auch wenn wir iese Variante des Naturschutzes politisch für sehr sinn- oll halten. Hier könnten Optionen ausgebaut werden, da ie Erfahrungen mit der Landwirtschaft bisher sehr posi- v waren. Eventuell sollte geprüft werden, ob auch im ahmen der Altlastensanierung mittelständische Unter- ehmen am Vertragsnaturschutz partizipieren können. iesem ist im Einzelfall der Vorzug vor ordnungsrechtli- her Regelung zu geben. Generell muss aber die Mög- chkeit zu ordnungsrechtlichem Handeln beibehalten erden zum Beispiel bei Landschaften von gesamtstaat- ch repräsentativer Bedeutung. Der Schwerpunkt des BMU ist nach wie vor die Ent- icklung umweltpolitischer Leitlinien und guter Ge- etze. Deren Umsetzung und Finanzierung ist dann zum rößten Teil Aufgabe der Landesbehörden und – nach erursacherprinzip – derjenigen, die für die Umweltbe- stungen verantwortlich sind. Auch personell ist das BMU gut aufgestellt. Es ver- ügt über engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nd erhält lediglich einen sehr geringen gegenfinanzier- n Zuwachs für die sehr umfangreichen Aufgaben der euen Abteilung erneuerbare Energien. Die globale Min- erausgabe ist im Rahmen der Haushaltsberatungen innvoll im Endlagerbereich aufgelöst worden. Trotz des onsolidierungskurses konnte für das Bundesministe- ium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ein olider Haushalt mit den richtigen politischen Schwer- unkten beschlossen werden. Die Veränderungen im MU-Haushalt und die Übertragung der Verantwortung ür die erneuerbaren Energien zeigen die voranschrei- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2845 (A) ) (B) ) tende strategische Neuausrichtung. Der 1998 begonnene ökologische Umbau unserer Gesellschaft kann damit trotz schwieriger Haushaltsrahmenbedingungen fortge- setzt werden. Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Unter dem Diktat des Sparens politische Gestaltungsfä- higkeit zu bewahren, ist schwer. Dies gilt für alle Res- sorts im Bundeshaushalt. Angesichts der Megathemen „Haushaltskonsolidierung, Umbau der Sicherungssys- teme und Arbeitslosigkeit“ müssen wir dafür sorgen, dass Umweltpolitik nicht ins Abseits gerät. Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass es langfristige ökologische Aufgaben gibt. Ein behutsamer Umgang mit Ressourcen ist wesentlicher Kern einer nachhaltigen Entwicklung. Nachhaltigkeit heißt: Die Le- bensgrundlagen für die kommenden Generationen be- wahren und Ressourcen gerecht verteilen. Es heißt auch: Heute nicht unbegrenzt Schulden machen, damit die kommende Generation die Gestaltungsspielräume unter der Zinslast nicht verliert. Und Nachhaltigkeit heißt: Heute Geld ausgeben für die ökologische Modernisie- rung unseres Landes, die Entwicklung umweltfreundli- cher Technologien, die Abschätzung und Begrenzung von Risiken, für Vorsorge, für den Schutz von Mensch und Natur. Wir haben im Koalitionsvertrag vereinbart, dass die Zuständigkeiten im Bereich der erneuerbaren Energien vom BMWA ins BMU wechseln. Dem Bedeutungszu- wachs entsprechend hat der BMU-Haushalt ein Volumen von gut 800 Millionen Euro. Davon stammen 533,4 Mil- lionen Euro aus dem BMU und 267 Millionen Euro aus dem BMWi. Der BMU-Haushalt geht deutlich gestärkt aus den Koalitionsverhandlungen hervor. Der Einzelplan 16 trägt mit einer globalen Minderaus- gabe von knapp 13 Millionen Euro zur Konsolidierung des Haushalts bei. Wir halten das bisherige Endlager- konzept für falsch. Deshalb haben wir den AK End eta- bliert und deshalb werden die Einsparungen im Endla- gerbereich erbracht. Für die Übernahme des Bereichs „erneuerbare Ener- gien“ musste zusätzlich ein Anteil an der globalen Min- derausgabe erbracht werden. Zu unserem Bedauern trifft die Kürzung von gut 2 Millionen Euro den Bereich Ener- gieforschung. Mit dem neuen Ressortzuschnitt bringen wir den Kli- maschutz weiter voran. Im BMU werden jetzt die Förder- programme im Bereich der erneuerbaren Energien umge- setzt: Das Marktanreizprogramm wird trotz Sparhaushalt auf dem Vorjahresniveau – mit einem Fördervolumen von 190 Millionen Euro in 2003 – fortgeschrieben; das ist ein großer Erfolg. Das 100 000-Dächer-Programm wird mit 25 Millionen Euro deutlich aufgestockt. Ganze 40 Millionen Euro stehen für Forschung und Entwick- lung im Bereich der erneuerbaren Energien zur Verfü- gung. Knapp 13 Millionen Euro dienen der Erforschung und Entwicklung umweltschonender Energieformen im Rahmen des Zukunftsinvestitionsprogramms. m B S d S r s g e z s s k b L K A U M s J ß u f d s N s w J c a to f N w d s F E c o H s m h ti m d ti z F (C (D Neue Kompetenzen für das BMU erfordern auch ehr Man Power. So konnten Planstellen aus dem MWi ins BMU übertragen und zusätzlich zwei neue tellen für das Marktanreizprogramm eingerichtet wer- en. Die Deutsche Energie-Agentur ist die zentrale chnittstelle für die Förderung und Nutzung erneuerba- er Energien. Mit 2,7 Millionen Euro kann sie Klima- chutzprojekte auf den Weg bringen. Mit der Energiewende haben wir einen zukunftsfähi- en Weg in das 21. Jahrhundert eingeschlagen. Auch ine Finanzpolitik, die auf Haushaltskonsolidierung ielt, ist ein Schritt zur Nachhaltigkeit. Wir müssen un- ere politischen Strategien und das Haushalten an die- em Ziel ausrichten. Dazu gehört es auch, ökologisch ontraproduktive Subventionen aufzudecken und abzu- auen, zum Beispiel beim Bauen im Grünen, in der andwirtschaft, bei den Steuerprivilegien – etwa für ohle und Flugbenzin. Die Grundidee der Ökosteuer ist usdruck einer nachhaltigen Finanzpolitik: wir müssen mweltschutz und Arbeit verbinden, die ökologische odernisierung da voranbringen, wo sie Arbeitsplätze chafft. Wir haben in der Umweltpolitik in den letzten vier ahren einiges bewegt und vieles angestoßen. Trotz gro- er Anstrengungen stehen wir noch vor einer Vielzahl ngelöster Probleme: Der Verlust der biologischen Viel- alt hält an, der Klimawandel ist im Gang, Flächen wer- en über das verträgliche Maß hinaus beansprucht. Un- er Fahrplan für die Zukunft ist die nationale achhaltigkeitsstrategie. Sie ist eine gute Basis für un- ere Arbeit. Jetzt heißt es, sie fortzuschreiben und zu er- eitern. Denn wir haben uns ehrgeizige Ziele gesetzt. etzt müssen wir Instrumente und Maßnahmen entwi- keln, um diese Ziele zu erreichen. Politik der Nachhaltigkeit kann nur als Querschnitts- ufgabe erfolgreich sein. Das heißt, wir müssen alle Sek- ren konsequent nach negativen Umwelteffekten durch- orsten. Hierfür brauchen wir keine UVP, sondern einen achhaltigkeitscheck für alle Bereiche. Die Jahrhundertflut im vergangenen Jahr hat gezeigt, as passiert, wenn wir die Komplexität der Risiken und amit auch immer der Lösungen unterschätzen. Es cheint für die Schifffahrt erforderlich, ja rational, die lüsse auszubaggern, zu begradigen und zu verbreitern. s scheint für die anliegenden Kommunen rational, Flä- hen am Deich zu verpachten, ob für Industrieanlagen der Siedlungen. Und wer wohnt nicht gern im eigenen aus im Grünen am Fluss. Es scheint für die Landwirt- chaft sinnvoll und ungefährlich, die alten Überschwem- ungswiesen zu beackern. Die Ereignisse an der Elbe aben uns gezeigt, dass Hochwasser nicht nach der Ra- onalität von Einzelinteressen fragt. Um eine solche Katastrophe in Zukunft zu vermeiden, üssen wir an verschiedenen Stellschrauben gleichzeitig rehen: in der Infrastruktur-, Besiedlungs- und Baupoli- k, in der Landwirtschaft, bei den Wasserstraßen, und war auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. lussausbau darf nur noch unter ökologischen Vorzei- 2846 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) chen geschehen. Wir müssen Flussauen und Über- schwemmungsgebiete zurückgewinnen und Schutzge- biete ausweisen. Wenn wir weiter Flächen versiegeln, Naturlandschaften zerschneiden, Flüsse schneller durch ihr Bett jagen, kommt das nächste Hochwasser be- stimmt. Politik muss sich als lernfähig erweisen. Deshalb soll- ten wir bei der laufenden Planung zum Bundesverkehrs- wegeplan darauf achten, dass wir durch Ausbau von Schifffahrtsstraßen nicht dem nächsten Hochwasser Vor- schub leisten. Wir müssen aufhören mit einer Perspek- tive, die nur Ausschnitte in den Blick nimmt und bei- spielsweise das Ökosystem Fluss auf eine seiner Funktionen – die als Wasserstraße – reduziert. Das ist nicht nachhaltig. Die Flächeninanspruchnahme auf 30 Hektar pro Tag bis 2020 zu reduzieren ist eines unserer zentralen Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie. Wir brauchen hier einen großen Wurf und neue Grundsätze in der Steuer- und Förderpolitik, der Stadt- und Raumplanung bis zur Bau- gesetzgebung. Auch vor Ge- und Verboten sollten wir uns nicht scheuen, warum nicht zur Nutzung von Bra- chen verpflichten, bevor sie neue Flächen versiegeln. Nicht vordergründig Restriktion, sondern Mut zu neuen Ansätzen ist gefragt. Umgestaltung von Vertrau- tem führt immer auch zu Abwehr, trifft auf Widerstände und Beharrungskräfte. Politik muss sich auf Problemlö- sungen konzentrieren, die Akteure einbinden, die in die- sem Prozess beteiligt sind und sein wollen. Für neue Ansätze müssen wir die vorhandenen Struk- turen nutzen, aber auch erweitern. Wir haben bereits wichtige Gremien etabliert: den Rat für Nachhaltige Ent- wicklung und das Grüne Kabinett, den Staatssekretärs- ausschuss. Diese wollen wir stärken. Dafür müssen wir gemeinsame Aufgaben definieren, wie es weitergehen soll mit der Nachhaltigkeitsstrategie. Wir brauchen ein parlamentarisches Pendant zu die- sen Foren, wie etwa die kanadische „Commission for sustainable development“, ein Gremium, das den Nach- haltigkeitscheck durchführt. Die vielen guten Ideen und klugen Expertisen aus RNE, SRU, WBGU und Enquete-Kommissionen müs- sen übersetzt werden in die Sprache und Funktionswiese der einzelnen Ressorts und dann verknüpft werden zu ei- ner einheitlichen Strategie. Dafür brauchen wir Abstim- mung und Austausch zu den einzelnen Handlungsschrit- ten, die am Problem orientiert sind, nicht am Zuschnitt der Ressorts. Das gemeinsame Tun im Hochwasserschutz und bei der Flächensicherung muss – wie auch das Wasser – über Kompetenzgrenzen und Zuständigkeitsbereiche hinwegführen. Bund, Länder und Kommunen gehören an einen Tisch. Dann kann es Synergieeffekte geben und dann wird es gelingen, die Probleme zu lösen. Denkbar sind Sektorkonferenzen, die sich Schwerpunktthemen zuwenden, zum Beispiel zur Verkehrswende, zur Gewäs- ser- und Flusspolitik oder zur Flächenpolitik. Unsere Po- litik ist dem Vorsorgegedanken verpflichtet. Dem muss sie mit intelligenter Steuerung Rechnung tragen. d s s w d b U v S v m l p d v E li v u B e u S W r v h d 3 d w s u li d la s d n b d H t S l B m d u n E d G (C (D Doch nicht nur die Politik ist gefordert. Wir müssen en Dialog mit den Menschen führen und uns gemein- am fragen: Wie soll unsere Landschaft in 50 Jahren aus- ehen? Wie viel naturnahe Wälder und Wiesen wollen ir unseren Enkeln hinterlassen? Welche Qualität soll er Boden haben, den sie beackern? Viele Menschen ha- en – trotz anderer Sorgen – Interesse am Schutz ihrer mwelt. Umwelt- und Naturschutzverbände stehen stell- ertretend für dieses Anliegen, für Umweltinteressen. ie tun dies mit großem Engagement und leisten oft her- orragende Arbeit. Deshalb haben wir die Projektförder- ittel für diese Verbände um 7,1 Prozent auf 4,124 Mil- ionen Euro erneut erhöht. Der Naturschutz hat für uns auch in dieser Legislatur- eriode einen hohen politischen Stellenwert. Dies zeigen ie vorgesehenen Mittel für Naturschutzgroßprojekte on 18 Millionen Euro und bei den Erprobungs- und ntwicklungsvorhaben im Naturschutz von 5,726 Mil- onen Euro. Wir werden große Teile der Aarhus-Kon- ention umsetzen und so den Zugang zu Informationen nd Verfahren für die Öffentlichkeit verbessern. Nur ürger, denen Partizipation ermöglicht wird, können ngagierte Bürger sein. Große Aufgaben stehen in den nächsten Jahren vor ns. Zukunftsfähige Konzepte sind gefragt und mutige chritte. Ziele sind benannt, wenn auch noch nicht alle ege klar konturiert. Doch wir arbeiten daran. Und Ho- az sagte einmal: „Wer begonnen hat, der hat schon halb ollendet.“ Birgit Homburger (FDP): Der rot-grüne Umwelt- aushalt rutscht in die Bedeutungslosigkeit. Gegenüber em Jahr 2002 ist der Umwelthaushalt 2003 um Prozent gesunken. Der Programmhaushalt, das heißt ie Ansätze für die inhaltliche umweltpolitische Arbeit, ird um 5 Prozent gekürzt. Gerade in Zeiten leerer Kas- en ist es sicher richtig, sparsam mit Haushaltsmitteln mzugehen. Die Politik muss aber gerade in wirtschaft- ch schwierigen Zeiten Schwerpunkte setzen. Dies tut er rot-grüne Umwelthaushalt nicht. Er ist nur ein be- ngloses Sammelsurium. Wenn aber schon derartig wenig Geld zur Verfügung teht, dann muss es zwingend sparsam ausgegeben wer- en. Leider achtet die Bundesregierung hierauf auch icht. Es werden Verbände unterstützt, deren Finanzge- aren zweifelhaft erscheint. Es wird nicht sichergestellt, ass Hochwasserhilfen nicht zum Wiederaufbau in den ochwassergebieten von Morgen gewährt werden. Sei- ens der FDP wurden hier so genannte qualifizierte perrvermerke beantragt, die von Rot-Grün aber abge- ehnt wurden. Wo aber umweltpolitisches Handeln gefragt wäre, ist undesumweltminister Trittin ein Totalausfall. Im Kli- aschutz werden im Koalitionsvertrag Ziele propagiert, ie zugleich an utopische Bedingungen geknüpft werden nd vom DIW bekommt der Minister kürzlich beschei- igt, dass selbst das Kioto-Ziel kaum erreichbar ist. Die U erarbeitet eine Richtlinie zum Emissionsrechtehan- el und Deutschland kann sich nicht effektiv an deren estaltung beteiligen, weil sich BMU und BMWi nicht Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2847 (A) ) (B) ) einigen können, ob sie den Emissionsrechtehandel über- haupt wollen, und, wenn ja, zu welchen Bedingungen. Damit bestimmen andere Länder die Spielregeln und Deutschland kann nicht mehr agieren, sondern nur noch reagieren. In der Abfallpolitik sieht es nicht besser aus. Bürge- rinnen und Bürger sowie die Wirtschaft werden mit dem Dosenpfand ohne ökologischen Sinn belastet und auf- grund einer überholten Regelung verunsichert. Zwi- schenzeitlich fällte der Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften zwei Urteile, die Regelungen des deut- schen Abfallrechts infrage stellen. Und was unternimmt die Bundesregierung? Sie arbeitet an einer „kleinen No- velle“ der Verpackungsverordnung, anstelle das Abfall- recht generell zu überarbeiten. Die geplante Novelle be- trifft lediglich Getränkeverpackungen. Ausschließlich um die kartellrechtliche Zulässigkeit von Unternehmens- vereinbarungen zur Erfüllung der Pflichten der Verpa- ckungsverordnung sicherzustellen, will die Bundesregie- rung das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz ändern. Die Problematik des faktischen Monopols des DSD wird gar nicht gesehen, die zentralen Probleme des Abfall- rechts werden gar nicht erst in Angriff genommen. Trotz drängender Probleme erarbeitet die Bundesregierung also kein Gesamtkonzept für die künftige deutsche Ab- fallpolitik, sondern verliert sich im Klein-Klein grüner Pfand-Ideologie. In der Hochwasserpolitik herrscht ebenso Stillstand. Vor der Bundestagswahl wurde eilig eine Konferenz ein- berufen, Arbeitsgruppen en masse eingesetzt und damit Aktivität vorgetäuscht. Ergebnisse hat die Bundesregie- rung bis heute nicht vorgelegt. Erforderlich wären Ab- stimmungen zwischen allen Flussanliegern in Europa. Aber noch nicht einmal von einer Koordinierung der deutschen Bundesländer hat man etwas gehört. Ein Ge- samtkonzept zum Hochwasserschutz ist nicht ansatz- weise zu erkennen. Zu all diesen Bereichen hat die FDP Vorschläge vor- gelegt. Herr Trittin kann sicher sein, dass die FDP ihn auch in Zukunft mit Lösungsvorschlägen konfrontieren wird. Deutschland ist unter dieser rot-grünen Bundesre- gierung umweltpolitisch handlungsunfähig. Dr. Peter Paziorek (CDU/CSU): Es gab eine Zeit, da verdiente sich Deutschland zu Recht das Prädikat ei- nes internationalen Vorreiters in der Umweltpolitik. Das war vor 1998. Seit 1998 hat die Umweltpolitik an Be- deutung verloren, und das unter einer rot-grünen Bun- desregierung bei einem Umweltminister Trittin. Herr Trittin, von Ihnen haben wir in den letzten Tagen viel gehört, und zwar zur Außenpolitik, zur Verschul- dungspolitik und zur Wirtschaftspolitik, nur zur Um- weltpolitik haben wir von Ihnen nichts gehört. Umweltminister Trittin, der Richard Kimble der deut- schen Umweltpolitik: Immer auf der Flucht vor umwelt- politischen Themen. Für Sie mag das ja interessant sein, aber es zeigt doch ganz deutlich, dass Sie sich in der Umweltpolitik nur als Statthalter fühlen. Sie haben keine u n n im b z D b d l T n d s d § r v l k d n L d v h w B l e b f W s e r d m V E s g i k e s S h a (C (D mweltpolitische Vision, sie haben die Umweltpolitik icht vorangebracht. Ihre umweltpolitische Bilanz ist verheerend: Erstens. In der Klimaschutzpolitik stehen Sie vor ei- em Scherbenhaufen. Das Klimaschutzziel, das Sie noch Klimaschutzprogramm des Jahres 2000 festgelegt ha- en, nämlich bis zum Jahre 2005 ein Minus von 25 Pro- ent beim CO2-Ausstoß, werden wir nicht erreichen. iese Regierung hat klimapolitisch versagt, wir liegen ei einem Minus von circa 16,5 Prozent. Sie sprechen agegen nur vom Kioto-Ziel für das Jahr 2012. Das wol- en Sie nun erreichen. Ich sage Ihnen voraus: Wenn der rend so weitergeht, werden Sie dieses Ziel in 2012 auch icht erreichen. Zweitens. Nun zur Abfallpolitik. Zwei neue Entschei- ungen des Europäischen Gerichtshofes zur grenzüber- chreitenden Abfallverbringung haben gezeigt, dass das eutsche Abfallrecht nicht so bleiben kann, wie es ist. 6 Kreislaufwirtschafts-/Abfallgesetz ist durch den Eu- opäischen Gerichtshof verworfen worden. In Folge da- on wird die neue Gewerbeabfall-Verordnung ins Leere aufen. Von Ihnen hört man nur Sprachblasen, keine kon- reten Initiativen. Wenn Sie so weitermachen, fahren Sie ie deutsche Abfallwirtschaft vor die Wand! Drittens. Ihr Kurs in Sachen erneuerbare Energien ist icht mehr nachvollziehbar. Damit meine ich in erster inie nicht das Eckpunktepapier zur EEG-Novelle. Mit iesem Eckpunktepapier zeigen Sie zwar, wie wenig Sie on der augenblicklichen Problemlage verinnerlicht aben: überzogene Förderung der Windkraft an nicht indgünstigen Standorten, zu geringe Förderung von iomasse und Biogas und die Frage der volkswirtschaft- ichen Gesamtkosten. Ich meine hier Ihre Entscheidung, inen Offshore-Windpark Butendiek vor Sylt in einem esonderen Vogelschutzgebiet zu genehmigen. Es ist un- assbar. Als Umweltminister lösen Sie den Konflikt indkraft-Naturschutz nicht, sie rufen einen Konflikt ogar hervor. Dies ist verantwortungslos. Viertens. Sie haben sich nicht energisch genug dafür ingesetzt, dass die Zusagen der rot-grünen Bundes- egierung an die Naturschutzverbände eingehalten wer- en, 100 000 Hektar an Naturschutzflächen an der ehe- aligen innerdeutschen Grenze in zwei Stufen diesen erbänden zur Pflege zu übergeben. Fünftens. Sie treffen fragwürdige personalpolitische ntscheidungen in Ihrem Haus. Sechstens. Sie stellen in der Endlagerfrage laut Pres- emeldungen sozialwissenschaftliche Kriterien auf die leiche Stufe mit naturwissenschaftlichen Kriterien, was n höchstem Maße bedenklich wäre. Stellen Sie bitte lar, dass dies nicht Ihre Position ist. Wer Sicherheit für in Endlager verlangt, der muss letztlich nach naturwis- enschaftlichen Kriterien entscheiden. Siebentens. Herr Minister, provozieren Sie nicht das cheitern der Novelle zur Verpackungs-Verordnung. Sie aben die Verpflichtung, einen Entwurf vorzulegen, der uch mehrheitsfähig ist. Ihr jetziger Entwurf ist es nicht. 2848 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) Während in den Erläuterungen zum Haushaltsplan die Ausgaben für Umweltpolitik auf insgesamt 4,4 Milliar- den Euro beziffert werden, beträgt der Gesamthaushalt des BMU mit rund 533 Millionen Euro lediglich 12,1 Prozent der veranschlagten Ausgaben für Umwelt- schutz. Doch nicht nur ein weiter schrumpfender Haus- halt des BMU – nein –, vielmehr die Art und Weise, wie Umweltpolitik durch diese Regierung gestaltet wird, ge- ben Anlass zu großer Sorge um die Umweltpolitik in Deutschland. Dieser Haushaltsentwurf zeigt nicht nur das Misstrauen des Kabinetts gegenüber einer offensiven Umweltpolitik; er zementiert leider auch eine Umwelt- politik, die nur aus Einzelmaßnahmen besteht, eine durchdachte Strategie aber vermissen lässt. Daher kann dieser Haushaltsplan keine Unterstützung der Union bekommen. Ulrike Mehl (SPD): Gerade in diesen Tagen wird uns deutlich, wie sehr Deutschland ein Teil des globalen Ganzen ist und wie wenig wir die Augen verschließen können vor internationalen und außenpolitischen Ent- wicklungen. Es mag vor dem aktuellen Hintergrund ne- bensächlich erscheinen, dass wir hier im Bundestag über den Bundeshaushalt debattieren, umso mehr noch, wenn es sich um den Umwelthaushalt handelt, der insgesamt weniger als 800 Millionen Euro umfasst. Dennoch muss uns klar sein, dass wir es auch hier mit Problemen von globalen Ausmaßen zu tun haben. National haben wir im Umweltbereich viel erreicht. Ich bin stolz darauf, dass wir gerade in den letzten vier Jahren wichtige Weichenstellungen für die ökologische Modernisierung unseres Landes erreicht haben, im Be- reich des Natur- und des Gewässerschutzes und vor al- lem auch im Bereich des Ausbaus der erneuerbaren Energien. In dieser Richtung werden wir weiter arbeiten. Doch Sie wissen und ich weiß es, dass die großen Umweltprobleme der Zukunft in globalen Dimensionen stattfinden werden. Die Folgen der Gefährdung und der Zerstörung der Umwelt machen nicht an nationalen Grenzen halt. Die Lösung liegt in grenzüberschreitenden und inter- nationalen Kooperationen. Deutschland hat als im Zen- trum Europas liegendes Land ein besonderes Interesse und als reiches und freies Land eine besondere Verant- wortung, aktiv und konstruktiv gegen die Erwärmung der Erdatmosphäre, gegen den Verlust an biologischer Vielfalt, gegen die zunehmende Wüstenbildung, gegen die Verschmutzung der Meere und nicht zuletzt gegen den verantwortungslosen Umgang mit den Süßwasser- ressourcen zu arbeiten. Der Umwelthaushalt 2003 spiegelt ebenso wie die po- litischen Festlegungen für diese Wahlperiode diese inter- nationale Verantwortung wider. So leistet beispielsweise Deutschland einen Beitrag zum Umweltfonds der UNEP in Höhe von 6 Millionen Euro, der Beitrag zum Sekreta- riat der Klimarahmenkonvention beläuft sich auf über 4,5 Millionen Euro. Die projektbezogenen Beiträge an internationale Organisationen im Umweltbereich wurden trotz des Sparzwangs nochmals erhöht. Im Rahmen des T g 5 d t B s K b s h P g r e r F g W W d l h n h h r e r e E E u w k d U e u t b d E B d v w s l i z u (C (D itels „Internationale Zusammenarbeit auf dem Umwelt- ebiet“ werden zwischen 2002 und 2004 insgesamt 00 000 Euro für das UNEP-Projekt zur Verbesserung er Umweltrechtssituation in Afrika bereitgestellt. Internationaler Umweltschutz ist ein wichtiger Bei- rag zur globalen Arrnutsbekämpfung und kann einen eitrag zu Krisenprävention leisten. Wasser und Energie ind die Ressourcen, an denen sich die kommenden onflikte entzünden werden. Wir müssen intensiv an der Erreichung des Ziels ar- eiten, die Anzahl der Menschen, die keinen Zugang zu auberem Wasser und einer angemessenen Abwasserbe- andlung haben, zu halbieren. Ebenso ist es unsere flicht, im Rahmen der laufenden GATS-Verhandlun- en, also des Dienstleistungsabkommens der WTO, da- auf zu achten, dass nicht die Wasserver- und Abwasser- ntsorgung international ohne Rahmenbedingungen libe- alisiert wird. Bei allen Chancen werden in den meisten ällen die Armen und Ärmsten die Verlierer sein. Das ilt übrigens für die WTO-Bedingungen insgesamt. enn wir es nicht schaffen, über kurz oder lang den elthandel auf die Basis von Nachhaltigkeit zu stellen, ann werden wir im globalen Umweltschutz viel zu angsam vorankommen. In diesem Sinne hat Bundeskanzler Schröder in Jo- annesburg zu einer Internationalen Konferenz für er- euerbare Energien eingeladen, die im kommenden Jahr ier in Deutschland stattfinden wird. Es wurden je eine albe Milliarde Euro über fünf Jahre verteilt zur Steige- ung der Energieeffizienz und für den Ausbau der erneu- rbaren Energien in Entwicklungsländern zugesagt. Da- über hinaus hat die Bundesregierung die Initiative rgriffen für eine Internationale Agentur für erneuerbare nergien, die IRENA. Der internationale Austausch von rfahrung und Know-how ist von zentraler Bedeutung nd kann mit diesen Instrumenten hervorragend geleistet erden. Auch vor unserer Haustür sehen wir die Notwendig- eit für aktive Partnerschaften. Die Zusammenarbeit mit en Staaten Mittel- und Osteuropas ist für die deutsche mweltpolitik gerade vor dem Hintergrund der EU-Ost- rweiterung von besonderer Bedeutung. Die Erweiterung der Europäischen Union stellt für ns eine historische Chance dar. Durch sie wird die Iden- ität Europas gestärkt, die auf der Vielfalt der Kulturen asiert. Dieser Prozess wird trotz der derzeit herrschen- en Meinungsverschiedenheiten andauern. Für die Umweltpolitik und die Umweltstandards in uropa bedeutet die Erweiterung zweierlei: Durch den eitritt der mittel- und osteuropäischen Staaten gewinnt ie EU einen einzigartigen Reichtum an ökologisch wert- ollen Naturflächen, die so weit wie möglich erhalten erden müssen. Gleichzeitig kommt auf die Beitritts- taaten die große Herausforderung zu, das gemeinschaft- iche Umweltrecht zu übernehmen und umzusetzen und n vielen Bereichen effektive Umweltverwaltungen auf- ubauen. Hier sind wir gefordert, finanzielle, technische nd administrative Hilfe zu leisten. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2849 (A) ) (B) ) Zwei Titel im Umwelthaushalt unterstreichen die Be- deutung der umweltpolitischen Zusammenarbeit im sich erweiternden Europa: Erstens. Die Beratungshilfe für den Umweltschutz in den Staaten Mittel- und Osteuropas sowie den neuen un- abhängigen Staaten ist seit ihrer Einführung im Jahr 2000 kontinuierlich erhöht worden, im Haushalt 2003 nochmals um fast 22 Prozent. Der Schwerpunkt liegt hier in der fachlichen Begleitung von Twinning-Projek- ten und hier insbesondere im Abfallbereich. Zweitens. Die Förderung von Investitionen zur Ver- minderung grenzüberschreitender Umweltbelastungen – die so genannten Pilotprojekte Ausland – wird eben- falls auf hohem Niveau fortgeführt. Hier geht es vor al- lem um die Förderung von technischen Demonstrations- projekten. Unbestritten und bei allen Problemen ist dies eine sehr wichtige Aufgabe, und ich halte die in den Be- ratungen erreichte Öffnung des Geltungsbereichs auf Staaten, zu denen Deutschland keine direkte Grenze hat, für sinnvoll. Lassen Sie mich beispielhaft ein aktuelles Projekt nennen, das verdeutlicht, wie mit diesen Mitteln ganz konkret in den EU-Beitrittsstaaten praktischer Umwelt- schutz betrieben und damit die Akzeptanz für die euro- päischen Standards verbessert wird: Am Montag wurde hier in Berlin ein Ressortabkommen zum ersten deutsch- lettischen Umweltschutz-Pilotprojekt auf Ressortebene unterzeichnet. Dabei sollen in Lettland elf Plattenbauten mit insgesamt etwa 770 Wohnung energetisch saniert werden, durch den Einbau neuer Fenster, durch Wärme- dämmung der Außenwände und Dächer und durch die Modernisierung der Heizsysteme. Der Kohlendioxidaus- stoß soll so um etwa 1 100 Tonnen pro Jahr gesenkt wer- den. 2 Millionen Euro werden von BMU für diese Maß- nahme zur Verfügung gestellt, die KfW beteiligt sich mit verbilligten Krediten bis zu insgesamt 5 Millionen Euro. Die schwierigen außenpolitischen Probleme, denen wir uns derzeit stellen müssen, sind groß und drängen manchmal langfristig angelegte Projekte und Vorhaben in den Hintergrund der Wahrnehmung. Der vorliegende Umwelthaushalt zeigt aber: Die Arbeit an der Verbesse- rung unserer Lebensqualität wie auch die unserer Nach- barn in Europa und der Menschen in Entwicklungslän- dern bleibt eine wichtige Aufgabe unserer Politik. Die internationale und die bilaterale Zusammenarbeit und unsere Vorreiterrolle im Bereich des Umweltschutzes ist ein zentrales Element unserer internationalen Partner- schaften, und wir werden diese Verantwortung weiter er- füllen. Dr. Christian Eberl (FDP): Finanzwissenschaftler bezeichnen den Haushaltsplan gern als das „Schicksals- buch der Nation“. Ein besonders trauriges Kapitel in die- sem Buch ist die Umweltpolitik unter Minister Trittin. Die Umweltschutzausgaben in manchen Ressorts sind dort zum Teil höher als der gesamte Etat des Umweltmi- nisters – beispielsweise in den Ministerien für Wirtschaft, entwicklungspolitische Zusammenarbeit oder Bildung und Forschung. Dass auch die Summe aller Ausgaben für d h l e V U v w f g d g F z o F z s r w Z b n S S d k v te s g f g z tr m d g z d g K t w a d a c S u p R s s v (C (D en Umweltschutz im Bundeshaushalt um ein Vielfaches hö- er ist als der Etat des Umweltministers, dies liegt vor al- em daran, dass Umweltschutz als Querschnittsaufgabe ine Verpflichtung für viele Ressorts ist. Für die Umweltpolitik unter Minister Trittin ist diese erteilung der Haushaltsmittel aber auch ein Sinnbild: mweltpolitik wird in der Bundesregierung weitgehend on anderen als von Minister Trittin gemacht. Der Um- elthaushalt ist ein Spiegelbild über die Verantwortung ür die Umweltpolitik in Deutschland. Dort, wo Ideolo- ie vor Sachverstand regiert, zeigen sich insbesondere ie Schwachpunkte einer verfehlten Umweltpolitik. Besonders verheerend wird dies im Bereich der Ener- ie- und Klimapolitik deutlich. Dabei lautet die zentrale rage: Wie kann man auf die Kernkraft langfristig ver- ichten, ohne die Atmosphäre zusätzlich zu belasten, also hne einen verstärkten Einsatz fossiler Brennstoffe? Die DP will deshalb unbedingt eine preiswerte, sichere und ugleich klimafreundliche Energieversorgung. Selbstver- tändlich geht es dabei auch um die Förderung erneuerba- er Energien. Dafür braucht man konsistente und glaub- ürdige Konzepte. Niemals sind sonst die ehrgeizigen iele zu erreichen, die wir uns gemeinsam gesetzt haben. Was leistet zum Beispiel Ihr Gesetz zur Förderung erneuer- arer Energien tatsächlich? Erstens: die Anmaßung von tech- ologischem Wissen durch den Staat; zweitens: eine in der umme und im Zeitverlauf erhebliche steigende Belastung der tromkunden, die ohnehin durch die Ökosteuer betroffen sind; rittens – für die FDP besonders bedeutsam –: ein Außer- raftsetzen des Wettbewerbs. Die bisherigen Festpreise sind ielfach zu hoch, sie hemmen dadurch Innovation und Kos- nbewusstsein. Die FDP fordert die Bundesregierung auf, endlich ein chlüssiges energiepolitisches Gesamtkonzept vorzule- en. Erneuerbare Energien müssen glaubwürdig dort ge- ördert werden, wo dies ökologisch sinnvoll und zu- leich kostengünstig möglich ist. Die wirtschaftliche und ielgenaue Förderung erneuerbarer Energien verlangt ansparente und ehrliche Instrumente. Hören Sie auf da- it, Ihre ideologischen Konzepte zu verstecken: an run- en Tischen oder hinter der Stromrechnung, die der Ener- ieversorger dann seinem Kunden präsentiert! Die FDP bietet für die Umweltpolitik schlüssige Kon- epte mit klaren Prioritäten: Die FDP setzt auf Glaubwür- igkeit und Zukunftsorientierung. Anders die Bundesre- ierung: Mit dem so genannten Sofortausstieg aus der ernenergie hat Rot-Grün von Beginn an falsche Erwar- ungen geweckt. Ausgerechnet der grünen Wählerschaft urde mit einem als kurzfristig vorgegaukelten Atom- usstieg Sand in die Augen gestreut. Nach wie vor hat ie Bundesregierung kein Entsorgungskonzept für radio- ktiven Abfall. Wenn Sie sich Sorgen machen über die Si- herheit deutscher Kernkraftwerke, wie steht es dann um die icherheit standortnaher Zwischenlager? Anstatt Atommüll nzugänglich, tief unter der Erde, zu lagern, erzwingen Sie rovisorische Zwischenlager auf der grünen Wiese ohne ücksicht auf riskante Langfristfolgen. Die FDP kritisiert es chon seit langem: Sie opfern die dringend erforderliche Ent- orgung von Atommüll dem tagespolitischen Opportunismus on Rot-Grün. Die Suche nach fragwürdigen Alternativen für 2850 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) die Endlagerprojekte Schacht Konrad und Gorleben ist au- ßerdem eine groteske Geldverschwendung – Geld, das an an- derer Stelle dringend gebraucht wird. Die Erkundungsarbeiten in Gorleben wurden unter- brochen, obwohl es längst keine sachlich begründeten Zweifel an der Eignung von Gorleben als Endlagerstand- ort mehr gibt. Selbst im so genannten Atomkonsens heißt es, dass alle bisher gewonnenen geologischen Be- funde für eine „Eignungshöffigkeit“ des Salzstocks Gor- leben sprechen. Die FDP fordert die Bundesregierung auf, endlich ein Konzept zur Entsorgung des Atommülls vorzulegen und die zur Erkundung des Salzstocks Gorle- ben erforderlichen Mittel in den Umwelthaushalt einzu- stellen. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Aus Angst vor den Protesten grüner Klientel minimieren Sie die Zahl der Atommülltransporte, Herr Minister Trittin. Transporte mini- mieren bedeutet aber nichts anderes als eine Maximierung des Atommülls auf dem Gelände der Kraftwerke. Ihre Politik ist unverantwortlich, Herr Minister Trittin. Deutschland war über Jahrzehnte international führend bei der Weiterent- wicklung der Kerntechnik und ihrer Sicherheit. Deutsche Kernkraftwerke sind noch immer die sichersten der Welt. Was aber wird morgen sein? Weltweit ist derzeit kein Ersatz für die Kernenergie in dem von Ihnen vorgegaukelten Zeitraum denkbar. Ihr so genannter Atomausstieg wird deshalb an deutschen Hochschulen in diesem Bereich eine Forschungswüste hinterlassen. Zur Weiterentwicklung moderner Sicherheitstechnik wird Deutschland auf internatio- naler Ebene künftig nichts mehr beitragen können. Wie auf dem diplomatischen Parkett wird der von dieser Regierung wieder erfundene „Deutsche Weg“ in einer Sackgasse en- den. Deutsche Wissenschaftler und Ingenieure werden nicht mehr mitreden können. Die FDP fordert die Bundesregierung auf, für die drän- genden Fragen der nationalen und internationalen Umwelt- politik endlich schlüssige Konzepte vorzulegen. Glaubwür- dige und verantwortliche Politik lässt keinen Raum für Ideologie: Kein Raum für eine Insel der Glückseligen, kein Raum für eine Bedienung grüner Klientel. Es geht stattdessen um die Bereitschaft und vor allem auch um die Fähigkeit, poli- tische Verantwortung zu übernehmen. Nicht zuletzt auf eine vernünftige, pragmatische Umweltpolitik wartet Deutschland bis heute vergebens. Umweltschutz braucht liberalen Sachver- stand statt Gängelung. Umweltpolitik braucht Kompetenz statt grünem Dirigismus. Dr. Klaus Lippold (Offenbach) (CDU/CSU): Wenn der Haushalt des Bundesumweltministeriums beraten wird, bekommen wir in aller Regelmäßigkeit von Ihnen, Herr Bundesumweltminister, mehr oder weniger deut- lich zwei Hinweise: Erstens, die Masse der Umweltaus- gaben der Bundesregierung ist nicht im Haushalt des Bundesumweltministeriums ausgewiesen, und zweitens, die Arbeit des BMU liegt in der Gesetzgebung, in der Schwerpunktarbeit. Beide Hinweise sind richtig. Und deshalb müssen wir uns zu allererst mit diesen Schwer- punkten auseinandersetzen. Ganz oben auf der Agenda der Umweltpolitik steht der Klimaschutz. Wie wird aber Klimaschutzpolitik von d S d G d l te I s f D n r k a k K n R Z g d a ü f m R d a s g w w d s r u b R s z e s s h (C (D er Bundesregierung gestaltet? Der Sachverhalt ist, dass ie in den vergangenen Jahren international immer mit em Minderungsziel von 25 Prozent bis 2005 durch die egend gezogen sind, welches wir aufgestellt haben, ass Sie mit der Minderungsrate, die wir bei den Koh- endioxidemissionen bis 1998 für Sie erreicht haben, in- rnational Eindruck geschunden haben, dass heute, wo hre Regierungsarbeit anfängt zu wirken, die CO2-Emis- ionen in Deutschland nicht weiter sinken, sondern seit ast zwei Jahren wieder ansteigen. In einer vor kurzem vorgelegten Studie kommt das eutsche Institut für Wirtschaftsforschung, DIW, zur üchternen Feststellung, dass das 25-Prozent-Minde- ungsziel bis 2005 nicht mehr realisierbar ist. Sie konnten diese Entwicklung schon frühzeitig er- ennen und haben fix mit einem Ablenkungsmanöver re- giert: Das 25-Prozent-Minderungsziel 2005 haben Sie lammheimlich unter den Tisch fallen lassen und Ihren oalitionsvertrag mit einer auf den ersten Blick ambitio- iert erscheinenden neuen Zielfestlegung – 40 Prozent eduktion der Treibhausgase bis 2020 – garniert. Dieses iel ist unrealistisch, da es an die utopische Bedingung eknüpft ist, dass sich Europa zu einer 30-Prozent-Min- erung verpflichtet. Das ist eine Politik des Rückschritts, die wir so nicht kzeptieren können. Das ist auch keine Basis, um andere berzeugen zu können. Deutschland ist weit davon ent- ernt, noch eine Vorreiterrolle im Klimaschutz einzuneh- en. Es ist notwendig, dass wir am 25-prozentigen CO2- eduktionsziel bis 2005 festhalten. Dies ist ein Beitrag, en wir leisten können, um globalen Klimaschutz wieder nzukurbeln. Dazu brauchen wir ein weltweit geschlos- enes Vorgehen. Das verlangt, dass wir künftig zu einem erechten burden sharing zwischen Industrie- und Ent- icklungsländern kommen, die Einbindung der Ent- icklungsländer in den Gesamtprozess, Überwindung er zurzeit über dem Atlantik vorherrschenden Funk- tille durch erneute und stetige Versuche, die USA zu- ück ins Boot des Kioto-Protokolls zu holen, und direkte nd persönliche Werbung gegenüber Russland. Denn die islang immer noch ausstehende Ratifikation durch ussland, hat das noch für das vergangene Jahr ange- trebte In-Kraft-Treten des Kioto-Protokolls weiter ver- ögert. Unabdingbar ist, dass national klare Prioritäten durch in solides Klimaschutzkonzept gesetzt werden. Gefragt ind dabei praktikable und wirtschaftsverträgliche Lö- ungen. „Die Klimaschutzziele der Bundesregierung sind alleine mit dem Ausbau erneuerbarer Energien nicht zu erreichen. Besonders die Energieeinspar- potenziale sind noch nicht ausgeschöpft. Verstärkte Anstrengungen zur CO2-Reduktion sind insbeson- dere bei den privaten Haushalten notwendig. Hier ist unter anderem dringend ein Programm zur Sa- nierung des Altbaubestandes geboten.“ Dies ist keine Forderung, die die CDU/CSU allein er- ebt. Dies ist der Auszug aus einer gemeinsamen Presse- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2851 (A) ) (B) ) erklärung der Umweltverbände und der Union vom 20. Februar dieses Jahres. Der Punkt ist, dass in der energetischen Gebäude- sanierung das größte Potenzial für die Reduktion von Kohlendioxid schnell und kostengünstig erschlossen werden kann. Die Wissenschaft ist zu dem Ergebnis ge- kommen, dass sich die Kosten zur CO2-Minderung nach heutigem Stand wie folgt beziffern lassen: 500 Euro pro Tonne CO2-Einsparung durch Photovol- taik, 50 Euro pro Tonne CO2-Einsparung durch Wind- kraft, 5 Euro pro Tonne CO2-Einsparung durch energeti- sche Maßnahmen im Gebäudebestand. Das jetzt im Haushalt Wohnungsbau aufgelegte Ge- bäudesanierungsprogramm über KfW-Zuschüsse ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Notwendig ist, dass bei der Altbausanierung mit steuerlichen Anreizen gearbei- tet werden muss. Wir haben da ganz klare Vorstellungen entwickelt. Einen kleinen Ansatz davon kann man in ei- ner Passage Ihrer Koalitionsvereinbarung wiederfinden, jedoch nicht den Hauch eines Ansatzes dafür, dass mit der Umsetzung begonnen wird. Unsere Vorstellungen sind hier klar und deutlich: Erstens. Wir brauchen eine massive steuerliche Förde- rung über die Wiedereinführung des ehemaligen § 82 a EStDV, der Abschreibungen bei Wärmeschutzmaßnah- men im Bestand ermöglicht. Zweitens. Wir brauchen ergänzend eine steuerliche Be- günstigung von allen Investitionen zur Energieeinspa- rung und CO2-Minderung bei Eigentumsübergängen durch Absetzbarkeit bei der Erbschaftssteuer. Drittens. Wir brauchen auch eine Berücksichtigung über die Eigenheimzulage beim Erwerb und bei der Mo- dernisierung von Altbauwohnungen. Wir erzielen damit zusätzlich einen weiteren positiven Umwelteffekt, die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme. Wir treten deshalb uneingeschränkt dafür ein, dass die Eigenheim- zulage nicht gekürzt wird. Denn Ein weiteres elementares umweltpolitisches Anliegen ist der Natur- und Artenschutz. Herr Trittin, Sie müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass in diesem Bereich Funkstille herrscht. Nach dem Sie in der letzten Legisla- turperiode das Bundesnaturschutzgesetz novelliert ha- ben, lassen Sie jetzt völlig offen, wie sie Naturschutz weiter voranbringen wollen. Völlig offen ist wie der Aufbau eines dringend not- wendigen großflächigen Biotopverbundsystems ange- gangen werden soll. Ein weiterer Punkt, der völlig offen ist, ist der Aufbau des Nationalen Naturschutzerbes. Dessen Grundlage ist die Übertragung von 100 000 Hektar ökologisch wert- voller Flächen in den neuen Bundesländern. Bislang sind Ihrer Absichtserkärung, dass die Sicherung des nationa- len Naturerbes fortgeführt werden soll keine Aktivitäten gefolgt. Tief enttäuschte Umweltverbände müssen vielmehr feststellen, dass das bereits in der letzten Wahlperiode verabschiedete Ziel in seiner Umsetzung zu scheitern d m s t z b z b d d c g a i l s v S p I f F d g S s W A d s d s z g s r b m w a W z n e s m R h F d d M (C (D roht. Über zwei Jahre nach der Beschlussfassung wurde it der Übertragung von Flächen an Naturschutzorgani- ationen noch nicht begonnen, und die zögerliche Über- ragung an die Länder ist zwischenzeitlich auch wieder um Erliegen gekommen. Für den Schutz des Naturhaushaltes ist es unabding- ar, eine Trendwende bei der Flächeninanspruchnahme u erzielen. Hier fehlen konkrete Schritte, die dieses Pro- lem angehen. Ansatzpunkte, die auch heute noch aktuell sind, fin- en Sie in Ihrem eigenen Haus. Lassen Sie sich das von er damaligen Bundesumweltministerin Merkel entwi- kelte umweltpolitische Schwerpunktprogramm vorle- en. Erforderlich ist hier natürlich die enge Zusammen- rbeit mit den Ländern und Kommunen. Auch hier sehe ch keine Ansatzpunkte. Geradezu konterkariert Ihre Po- itik die umweltpolitische Zielsetzung, die Flächeninan- pruchnahme zu reduzieren. Beispiel ist der Wildwuchs on Windkraftanlagen selbst an weniger günstigen tandorten. Beispiel sind Ihre Überlegungen im Eck- unktepapier zur Novelle des EEG. Danach bestehen bei hnen Überlegungen, auch Photovoltaikanlagen auf Frei- lächen in das EEG einzubeziehen. Aus Gründen des lächenverbrauchs ist dies scharf zu kritisieren, da für ie Nutzung der Photovoltaik genügend bereits versie- elte Flächen zur Verfügung stehen. Paradebeispiel, wie ie großzügig über Belange des Naturschutzes hinweg- ehen, ist nach wie vor die Genehmigung des Offshore- indparks Butendiek mitten in einem EU-Schutzgebiet. uch wenn Sie ständig wiederholen, dass alle Bedenken er Naturschutzverbände ausgeräumt werden konnten, o ist dies schlicht falsch. Die Naturschutzverbände for- ern die Rücknahme dieser Entscheidung. Die Natur- chutzverbände fordern aber auch, die Novelle des EEG um Anlass zu nehmen, das Verhältnis erneuerbare Ener- ie zum Naturschutz zu klären. Ich meine, wir sollten uns mit diesem Anliegen sehr orgfältig auseinandersetzen. Auch hier finde ich in Ih- en Eckpunkten zum EEG keinen Ansatzpunkt. Wir rauchen regenerative Energien. Sie unterstellen uns im- er zu Unrecht, dass wir diese nicht wollten. Aber wenn ir erneuerbare Energien und Naturschutz wirklich vor- nbringen wollen, dann brauchen wir nicht den Konflikt. ir brauchen die Zusammenarbeit mit den Naturschüt- ern, mit den Landwirten, mit allen Beteiligten. Wir setzen im Umweltschutz auf Kooperation und icht auf ideologische Fixierung. Petra Bierwirth (SPD): Arthur Schopenhauer stellte inmal zutreffend fest: „Es ist nicht genug, dass man ver- tehe, der Natur Daumenschrauben anzulegen; man uss auch verstehen können, wenn sie aussagt!“ Die Natur hat eine Aussage getroffen. Elbe, Oder und hein – sie alle hatten innerhalb weniger Jahre eine Jahr- undertflut. Hochwasser und Überschwemmungen an lüssen gab es zwar schon immer, aber die Häufung in en letzten Jahren ist jedoch auffällig. Die Ursache für ie zunehmende Zahl von Hochwasser sind von uns enschen hausgemacht. Jahrzehntelang wurde zum Bei- 2852 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) spiel die Begradigung von Bächen und Flüssen, der Bau von Staustufen und der damit verbundene Verlust von Auen und Feuchtgebieten, die zunehmende Versiegelung von Flächen und auch die großflächige Entwässerung praktiziert. Die Notbremse wurde gezogen. Mit dem im vergan- genem Herbst beschlossenen 5-Punkte-Programm sind verbindliche Maßnahmen für einen vorbeugenden Hoch- wasserschutz auf den Weg gebracht worden. Dies ist für mich einmal mehr ein Zeichen dafür, dass der Gedanke der nachhaltigen Entwicklung in das tagespolitische Ge- schehen Einzug gehalten hat. Es gilt, die nachhaltige Po- litik der Bundesregierung fortzuschreiben. Der vorlie- gende Entwurf des Haushaltsplanes des BMU bietet hierfür die finanziellen Rahmenbedingungen. Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, Haushaltkonsoli- dierung und verantwortungsvolles umweltpolitisches Denken schließen sich nicht aus. Unter der rot-grünen Re- gierung ist Umweltpolitik zur Querschnittsaufgabe ge- worden. Die Umweltpolitik wurde aus dem Aschenputtel- dasein befreit. Die einzelnen Fachministerien können so mit den für sie in ihren Haushalt eingestellten finanziellen Mitteln für Umweltschutzaufgaben erforderliche Maß- nahmen einleiten. Lassen Sie mich das anhand von drei Beispielen kurz erläutern. Erstens: Die Bundeswehr hat bei der Erfüllung ihres Auftrages darauf zu achten, dass die Belastung für Mensch und Umwelt so gering wie möglich gehalten wird. In der Grundsatzweisung der Bundeswehr vom November 1998 sind die Aufgabengebiete für Umwelt- schutzmaßnahmen definiert. 439 Millionen Euro sind für das BMVg unter anderem für den Umweltschutz im Be- reich der Bundeswehr vorgesehen. Jährlich gibt die Bundeswehr 30 Millionen Euro für das Altlastenprogramm aus. Dazu gehören unter ande- rem vorbeugende und sanierende Maßnahmen im Ge- wässer- und Bodenschutz. Im Sinne einer hohen Effekti- vität und Effizienz werden neue Sanierungstechniken wie Elektrokinetik und Sanierung durch Pflanzen ange- wandt. Zweitens: Im Ressort des Bundesministers für Ver- kehr nimmt der Meeresumweltschutz einen beachtlichen Platz ein. Hier geht es insbesondere um Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung von Schiffsunfällen sowie für einen besseren Schutz der maritimen Umwelt. Tan- kerunfälle, wie sie bereits schon in diesem Jahr zu ver- zeichnen waren, hätten für ein solch ökologisch sensibl- es Binnenmeer wie die Ostsee verheerende Auswirkun- gen. Nicht nur auf die Natur und Umwelt, sondern auch auf die Wirtschaft und das soziale Gefüge der Anrainer- staaten. Das auf den EU-Beschlüssen basierende 8-Punkte- Programm für mehr Sicherheit auf See ist nur ein Maß- nahmenpaket zur Erreichung von mehr Sicherheit und Umweltschutz. Die Bundesregierung trägt hier nicht nur nationale Verantwortung, sondern sie wird hier auch ihrer internationalen Mitverantwortung gerecht. Ich denke da unter anderem an den vor 9 Tagen stattgefundenen „In- te u J M a m Z n A „ m d E E d in e g s c w A W T d A E h A Z Z s i G r s U W d d i j B w t g d j f d f m S (C (D rnationalen Workshop zu Schiffssicherheit und Meeres- mweltschutz in der Ostsee“ oder an die im Juni dieses ahres auf Einladung der Bundesrepublik stattfindende inisterkonferenz zum Meeresumweltschutz des Nord- tlantiks und des Ostseegebietes. Drittens: Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Ar- utsbekämpfung ist nicht ohne Grund das übergreifende iel der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Maß- ahmen zur Verbesserung des Zugangs zu Wasser und bwasserversorgung sind ein bedeutendes Element des Aktionsprogramms 2015“ der Bundesregierung zur Ar- utsbekämpfung. 798 Millionen Euro stehen dem Bun- esministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und ntwicklung für Umweltschutzprojekte und nachhaltige ntwicklung in Ländern der dritten Welt zur Verfügung. Die globale Wasserkrise erreicht mit der „ansteigen- en Hauptknappheit an Wasser ein beispielloses Niveau vielen Teilen der Dritten Welt“ so der Bericht der Ver- inten Nationen. Bevölkerungswachstum, Verunreini- ungen und die zu erwartenden Klimaveränderungen ind die Ursachen für die Abnahme der Wasserressour- en. Ungefähr 2 Millionen Tonnen Abfall werden welt- eit jeden Tag in Flüsse, Seen und Ströme geleitet. Man möge sich an dieser Stelle vorstellen: Ein Liter bwasser verschmutzt ungefähr acht Liter Trinkwasser. eltweit gibt es circa 12000 km3 verschmutztes Wasser. äglich sterben rund 6 000 Kinder an Krankheiten, die urch unsauberes Wasser übertragen werden. Nach UN- ngaben sind verschmutztes Trinkwasser und fehlende ntsorgung der Hauptgrund für 80 Prozent aller Krank- eiten in den Entwicklungsländern. Derzeit haben den ngaben zufolge rund 1,1 Milliarden Menschen keinen ugang zu sauberem Wasser. Bis zum Jahr 2015 soll die ahl halbiert werden. Für eine weltweit notwendige was- erbezogene Infrastruktur werden globale Investitionen n Höhe von 180 Milliarden US-Dollar benötigt. Der Bericht der UNESCO bildet die entscheidende rundlage für das derzeit stattfindende 3. Weltwasserfo- um in Kioto. „Von all den sozialen und natürlichen Kri- en die wir Menschen jemals gegenüberstanden“, so der NESCO-Generalsekretär in seinem Bericht „ist die asserkrise die einzige, die über unser Überleben und as der Erde entscheidet.“ Der am Sonnabend stattfin- ende „Tag des Wassers“ soll dies uns allen eindringlich ns Gedächtnis rufen! Liebe Kolleginnen und Kollegen, in Deutschland ist ederzeit und allerorts eine gesicherte Versorgung der evölkerung mit hygienisch einwandfreiem Wasser ge- ährleistet. Die Wasserwirtschaft in unserem Land bie- et seit Jahrzehnten eine flächendeckend hohe Versor- ungssicherheit und Trinkwasserqualität. Die Bedeutung ieser Errungenschaft sollten wir uns nicht nur im dies- ährigen Internationalen Jahr des Süßwassers vor Augen ühren. Die in der WTO und in der EU diskutierte Öffnung es Wassermarktes würde nicht nur erhebliche Folgen ür die Trinkwasserqualität und den Gesundheitsschutz it sich bringen, sondern unter anderem auch für den chutz der Wasserressourcen und der Versorgungssi- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2853 (A) ) (B) ) cherheit. Eine Marktöffnung ist außerdem nicht mit den Prinzipien einer nachhaltigen Wasserwirtschaft zu ver- einbaren. Wir haben diesen Fakt ausführlich in der letzten Le- gislaturperiode diskutiert und auch einen Antrag dazu hier in diesem Haus verabschiedet. Mit Besorgnis be- trachte ich daher die Aktivitäten des Magdeburger Land- tages. Die CDU/FDP-Koalition will durch das in diesem Monat im Landtag eingebrachte „Zweite Investitionser- leichterungsgesetz“ die Privatisierung der Wasserversor- gung forcieren. Wasser, der sensibelste und schwierigste Bereich der Daseinsvorsorge kann nicht, wie es hier von der Koalition pauschal gefordert wird, analog privatisiert werden wie zum Beispiel Post und Telekommunikation. Dem muss entschieden entgegengetreten werden. Die Kommunen müssen hier die Entscheidungsträger bleiben. Es geht hier um einen Qualitätswettbewerb, nicht um einen Marktwettbewerb mit diesem Lebens- grundstoff. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ohne Umweltschutz gibt es keine zukunftsfähige Entwicklung. Die Forde- rung an die Politik, die Wirtschaft und an die Gesell- schaft kann nur lauten: Die Sicherung und der Ausbau der wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen muss einhergehen mit dem dauerhaften Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Eine Nachhaltige Umweltpolitik national und global heißt nicht nur, erforderliche Umweltschutzmaßnahmen zielgerichtet einzuleiten, sondern verlangt ein effizientes Umweltmanagement. Die rot-grüne Regierung kommt mit dem vorliegen- dem Haushalt diesem Anspruch nach. Georg Girisch (CDU/CSU): In diesen Tagen ist es schwierig, sich auf die Beratungen zum Einzelplan 16 des Bundeshaushalts 2003 zu konzentrieren. Ein Krieg im Irak scheint unvermeidlich. Damit verbunden ist viel menschliches Leid, was wir uns auch in diesen Stunden immer wieder in Erinnerung rufen sollten. Zugleich erin- nere ich mich in diesen Stunden an die Bilder des ersten Golfkriegs, der auch eine ökologische Katastrophe dar- stellte: brennende Ölquellen, die den Himmel verdun- keln und das Atmen schier unerträglich machen, und sie- chende Menschen, die noch heute unter den Spätfolgen von toxischen Kampfmitteln leiden. Wir müssen be- fürchten, dass auch dieses Mal Saddam Hussein wieder zum Mittel des Öko-Terrors greifen wird. Deshalb ist es auch aus umweltpolitischer Sicht zu bedauern, dass kein Weg zur nachhaltigen Entwaffnung und friedlichen Durchsetzung der UN-Resolutionen gefunden wurde Lassen Sie mich von der Weltpolitik zur deutschen Politik zurückkehren. In Deutschland hat das Versagen in Wirtschaftspolitik einen Namen: Gerhard Schröder. Für das Versagen in der Haushaltspolitik steht der Name Hans Eichel. Und für das Versagen in der Umweltpolitik steht der Name Jürgen Trittin. Das ist für die meisten von uns nichts Neues; denn am 3. Dezember letzten Jah- res hat mein Kollege Dr. Peter Paziorek an diesem Pult f U m g R r f u li w k u d s d D r w D d s n B U w E w is p f s b 5 w g b g je b w m w h j g te s g e s (C (D estgestellt: „Dieser Haushalt ist ein Trauerspiel für die mweltpolitik“. Wenn wir uns die Zahlen genauer betrachten, ist da- it eigentlich alles Wesentliche über diesen Etatentwurf esagt. Aber so billig will ich Sie, meine Kollegen von ot-Grün, nicht davon kommen lassen und den Zuhö- ern einige der wesentlichen Kritikpunkte erläutern: Der Einzelplan 16 spiegelt die Handschrift und die alschen Weichenstellungen des Bundesumweltministers nd der rot-grünen Parlamentsmehrheit wider. Statt end- ch auf eine nachhaltige Umweltpolitik zu setzen, stehen eiterhin Ideologie, ein Durcheinander von teilweise ontraproduktiven Maßnahmen, fehlende Innovationen, mweltpolitischer Stillstand, wachsende Bürokratie und as Abgleiten der Umweltpolitik in die Bedeutungslo- igkeit im Vordergrund dieses Haushaltes. Ich will diese Aussage gerne mit einigen Kennziffern es aktuellen rot-grünen Umwelthaushalts untermauern: er Umweltetat wird gegenüber 2002 schrumpfen. Be- ücksichtigt man die schon absehbare Haushaltssperre, ird die Schrumpfrate sogar weit über 3 Prozent liegen. och nicht nur der schrumpfende Haushaltsansatz, son- ern vor allem die Art und Weise der internen Weichen- tellungen sowie die Wertigkeit und das Amtsverständ- is des Ministers geben Anlass zu großer Sorge. Im undeshaushalt werden die Gesamtausgaben für die mweltpolitik auf 4,4 Milliarden Euro beziffert. Im Um- elthaushalt finden sich davon aber nur 533 Millionen uro. Damit sind gerade einmal 12,1 Prozent aller Um- eltschutzausgaben im Einzelplan 16 zu finden. Damit t eine verantwortungsvolle und nachhaltige Umwelt- olitik nicht zu gestalten. Wenn es noch einen Beweis ür die Bedeutungslosigkeit des Umweltministers in die- er Regierung bedurft hätte, dann wäre er damit erbracht. Für besonders problematisch halte ich den großen ürokratischen Aufwand im Umweltbereich. Satte 2,8 Prozent des Stammhaushaltes entfallen auf den Ver- altungshaushalt; zwei Drittel davon sind Personalaus- aben. Das zeigt einmal mehr: Unter Rot-Grün wird der ürokratische Aufwand immer höher und werden zu- leich die Ausgaben zur Förderung von konkreten Pro- kten immer geringer. Lassen Sie uns aber auch gemeinsam betrachten, was isher von Ihnen konkret umweltpolitisch erreicht urde: Stichwort „Hochwasserschutz“. Als es darum ging, ithilfe der Flutkatastrophe eine Wahl zu gewinnen, da ar Umweltpolitik Chefsache. Doch wo stehen wir eute beim Hochwasserschutz? Der Kanzler kündigt etzt in anderen Bereichen viel an, um dann wenig bis ar nichts zu tun. Und was hat der Bundesumweltminis- r seit sieben Monaten für den tatsächlichen Hochwas- erschutz erreichen können? Fast nichts! Stichwort „Schutz der Alpen“. Welche durchschla- enden Erfolge haben Sie bisher beim Schutz der Alpen rzielen können? Keine! Dabei führt Deutschland sogar eit Monaten den Vorsitz bei der Alpenkonvention. 2854 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) ) (B) ) Stichwort „Mobilfunk“, ein weiteres Feld rot-grünen Versagens. Die Menschen sind verunsichert, doch im BMU herrscht in weiten Bereichen Funkstille. Stichwort „Abfallwirtschaft“. Aus dem Urteil des Eu- ropäischen Gerichtshofs ziehen Sie die völlig falschen Schlüsse; wir brauchen kein Reförmchen beim Kreislauf- wirtschaftsgesetz. Was wir brauchen, ist eine richtige Reform, eine Reform, die das Umwelt- und Wettbe- werbsrecht entsprechend verbessert, eine Reform, die Ökonomie und Ökologie nicht länger gegeneinander ausspielt. Stichwort „Zwangspfand“. Besonders beim Zwangs- pfand müssen die tief greifenden Auswirkungen auf Handel, Verbraucher, Recyclingwirtschaft und Umwelt berücksichtigt werden. Die Lösung in einer Verschär- fung der EU-Rechtsgrundlage zu suchen, wie Sie es tun, ist ein Irrweg. Richtiger wäre es, über eine EU-konforme Ausgestaltung der deutschen Gesetze nachzudenken. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass die EU Ihr Zwangs- pfand kritisch beäugt. Es ist ebenso bekannt, dass die EU-Kommission Ihre Verpackungsverordnung geprüft und für nicht vereinbar mit dem Binnenmarkt befunden hat. Sollte der Europäische Gerichtshof der Kommission Recht geben, dann wird es neue Sonderregelungen in deutschen Regalen und noch mehr Chaos geben. Aber augenscheinlich wollen Sie das. Oder was sollen die Menschen von einem Zwangspfand auf Milchbecher sonst halten? Wenn Sie so weitermachen, dann brauchen wir nicht nur Experten in der Entsorgungsbranche, son- dern dann brauchen die Bürger bereits für das Einkaufen ein abgeschlossenes Studium, um alle Ihre Pfandrege- lungen verstehen zu können. Stichwort „CO2-Reduktion“. Hier versagt die Bun- desregierung mehr als kläglich. Die Klimaschutzkonfe- renz in Neu Delhi war ein glatter Fehlschlag. Deutsch- land konnte dort keine Gesamtlösungen für die Senkung des CO2-Ausstoßes erreichen. Dies verwundert nicht, da Deutschland unter Rot-Grün viel von seiner umweltpoli- tischen Glaubwürdigkeit verloren hat. Die Regierung Kohl hatte sich zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen bis 2005 um 25 Prozent zu senken. Von diesem ehrgei- zigen Ziel hat sich Rot-Grün inzwischen verabschiedet und damit seine Vorreiterrolle im Klimaschutz faktisch aufgegeben. Dass wir bei der CO2-Reduktion so versagen, liegt auch an der Ihrer Ausstiegsstrategie bei der Kernenergie. Zurzeit werden von den deutschen Kernkraftwerken rund 160 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt, die vor allem die Grundlast abdecken. Diesen Bedarf wer- den wir in absehbarer Zeit nicht aus alternativen Energien ersetzen können. Die Folge wird sein, dass wir entweder wieder mehr fossile Brennstoffe für die Stromerzeugung verbrennen müssen und damit den CO2-Ausstoß unnötig erhöhen oder den Strom im Ausland zukaufen müssen. Den Atomstrom aus dem Ausland zu beziehen heißt aber weniger Schutz für die Bürger, da viele KKWs im Aus- land einen niedrigeren Sicherheitsstandard haben. Stichwort „Emissionshandel“. Während in der EU dieses Thema immer intensiver diskutiert wird, droht Deutschland in diesem Bereich den Anschluss zu ver- p g d d w s n m E a d t d r a m r v e u a n H T b d tr d w s z t d g s d a L te D l S v R r o S n b d g u t s in (C (D assen. Dabei ist dieses Thema wirtschaftlich und ökolo- isch maßgeblich für die Zukunft. Hier muss der Bun- esumweltminister endlich klar Position beziehen, damit er vorherrschende unklare Zustand ein Ende hat und ir uns in der EU klar positionieren können. Stichwort „Altbausanierung“. Bei dieser wirtschaftlich chwierigen Lage werden zinsvergünstigte Kredite allein icht ausreichen. Hier werden Sie noch weitere Maßnah- en ergreifen müssen. Stichwort „erneuerbare Energien“. Das bisherige EG hat zwar der Windkraft einen Schub gegeben, ist ber nicht überzeugend. Eine einseitige Begünstigung er Windkraft greift zu kurz, vielmehr darf kein Energie- räger diskriminiert werden. Deshalb müssen wir bei der ringend notwendigen Novellierung des EEG die Förde- ung der Windkraft verringern und die Förderung für ndere erneuerbare Energien – wie Biogas oder Bio- asse – erhöhen. Denn Windmühlen in unsinnigen Vor- anggebieten sind nicht nur unwirtschaftlich, sondern erschandeln auch unsere Heimat. Deshalb brauchen wir ine schlüssige, nachhaltige und zukunftsfähige Energie- nd Klimapolitik. Diese muss die Kräfte des Marktes uch vor dem Hintergrund eines liberalisierten EU-Bin- enmarktes nutzen. Beim EEG sollten wir an dieser Stelle auch über die ärtefallklausel sprechen. Da sagt Clement dies und rittin das. Zwar sprechen beide miteinander, aber offen- ar verstehen sie sich nicht. Da verbreitet beispielsweise as BMU eine Meldung über die Einigung auf eine neu- ale Kontrollinstanz, der umgehend ein Dementi aus em Hause Clement folgt. So kann man nicht das not- endige Vertrauen bei den Bürgern und Unternehmen chaffen. Genauso ungeeignet ist eine einseitige Bevor- ugung der Windenergie oder auch die einseitige Belas- ung für bestimmte Industriezweige. Deshalb müssen wir iese Punkte bei der Novellierung des EEG berücksichti- en. Stichwort „Bundesnaturschutzgesetz“. Die Neufas- ung blieb weit hinter den umweltpolitischen Notwen- igkeiten zurück. Wir haben beim Naturschutz immer uf die notwendige Unterstützung durch Bürger und andnutzer gebaut. Dafür ist die Herstellung eines brei- n gesellschaftspolitischen Konsenses unverzichtbar. ies gilt auch und besonders für die Harmonisierung des andwirtschaftlichen Naturschutzes. Und was machen ie? Erst entwickeln Sie viele verschiedene Kategorien on Schutzgebieten und werfen irrsinnige Zahlen in den aum. Jetzt halten Sie diese Zusagen nicht ein. Somit eihen Sie einmal mehr Einzelmaßnahmen aneinander, hne dass eine Strategie erkennbar ist. Strategie ist bei diesem Bundesminister nur in einem ektor zu erkennen: bei der Ideologisierung der Perso- alpolitik. Da versetzen Sie zwei führende Ministerial- eamte aus ausschließlich parteipolitischen Gründen in en einstweiligen Ruhestand. Wer sich die Neubesetzun- en anschaut, dem wird rasch klar: Hier handelt es sich m grünen Filz und die Versorgung von „grünen Altlas- en“. Diese Versorgung hat nicht nur einen faden Beige- chmack, sondern treibt die Personalkosten noch weiter die Höhe. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 2855 (A) ) (B) ) Fazit: Die Bundesregierung ist mit dem Anspruch, mehr für die Umwelt tun zu wollen, gescheitert. Besonders fatal ist es dabei, dass sie auf mehr Aktionismus, mehr Ideolo- gie, mehr Bürokratie und mehr Steuern statt auf mehr Freiraum, mehr Selbstverpflichtungen und mehr Innova- tionen setzt. Diese Tatsache lässt sich nicht nur mit dem vielen fal- schen politischen Weichenstellungen der letzten fünf Jahre belegen, sondern auch mit diesem Einzelplan 16. Von einer nachhaltigen Umweltpolitik ist bei dieser Bun- desregierung und den sie tragenden Fraktionen weiterhin nichts zu erkennen. Stattdessen müssen wir uns auch heute wieder mit ei- nem Dokument der verpassten Chancen für die Umwelt befassen. Deshalb kann dieser Haushaltsplan von der Union nicht unterstützt werden. Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit: In den vergangenen Wo- chen wurde gewarnt, wir dürften nicht vom Kurs der Haushaltssanierung abweichen. Wenn wir dieses Ziel er- reichen wollen, müssen wir in Arbeit investieren. Das entlastet die Sozialsysteme und schafft nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Dabei müssen wir klug in Arbeit investieren: nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern gleich- zeitig unser Umweltkonto sanieren. Denn der Schulden- berg, den wir im Umweltbereich anhäufen, wird die nächste Generation sehr viel teurer zu stehen kommen als die Staatsverschuldung. Allein die Sachschäden des Elbehochwassers belaufen sich auf mehr als 9 Milliarden Euro. Und der Klimawandel hat gerade erst begonnen. Business as usual rechnet sich in der Zukunft nicht. Die Summe der dem Klimawandel zugerechneten Versi- cherungsschäden schnellten 2002 weltweit auf 55 Mil- liarden Dollar. Sie lag damit erstmalig über der Summe der weltweiten Ausgaben der öffentlichen Entwick- lungshilfe in Höhe von 51,4 Milliarden Dollar. Ich möchte eine andere Rechnung dagegensetzen: Die Förderung der erneuerbaren Energien kostet den deut- schen Durchschnittshaushalt 8 Euro im Jahr – und damit spart er Kosten zur Beseitigung von Umwelt- und Ge- sundheitsschäden in Höhe von 65 Euro. Wir können künftig Wohlstand nur sichern, wenn wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und in Arbeitsplätze speziell im Umwelt- und Klimaschutz investieren. Ich erinnere an Lauchhammer, einen der ältesten Industriestandorte Deutschlands. Dort entstehen jetzt 450 neue Arbeits- plätze in der Produktion von Rotorblättern. Lauchham- mer ist für die Menschen in der Lausitz ein Lichtblick. Nur die ökologische Modernisierung der Wirtschaft führt nachhaltig aus der Krise am Arbeitsmarkt. Umwelt- schutz ist eine Jobmaschine, und zwar in der Produktion und im Dienstleistungsbereich. Mit fortschreitendem Klimawandel gibt es die größten Exportchancen im Be- reich der Umwelt-, Effizienz- und Energietechnologien: Kalifornien importiert unsere modernen Gaskraftwerke mit einer Effizienz von 90 Prozent. Deutschland expor- tiert weltweit Wechselrichter und elektronische Bauteile f b M M w a W s p m i w ü i a n V r g n 2 n W w G t m z F b d S k K s a s S A b m r M ti d s e S d b s h (C (D ür Photovoltaikanlagen und Speicher- und Regeltechnik ei der Solarthermie. Schon heute arbeiten in Deutschland 1,3 Millionen enschen im Umweltbereich – das sind mehr als im aschinenbau, im Fahrzeugbau oder im Ernährungsge- erbe. Allein in den erneuerbaren Energien sind mehr ls 130 000 Menschen tätig, davon rund 40 000 in der indenergie. Die Errichtung von Offshore-Windparks in der Nord- ee wird allein in Niedersachsen bis 2005 800 Arbeits- lätze schaffen, bis 2010 weitere 2 500, bis 2016 noch- al 2 700 und bis 2020 weitere 4 600. Das sind 10 600 nsgesamt. Bau und Betrieb der Offshore-Windparks erden auf dem Arbeitsmarkt die Rolle der Werften bernehmen. Der Windkraftanlagenhersteller Enercon st heute der größte Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt. Was ls Tüftlerwerkstatt belächelt wurde, ist heute ein multi- ationales Unternehmen mit über 5 000 Mitarbeitern. om Bau der Windparks profitieren wieder andere Be- eiche, zum Beispiel die Stahlindustrie. Allein die Ener- ie- und Klimaschutzpolitik der Bundesregierung wird ach einer Prognos-Studie bis 2020 zur Schaffung von 00 000 zusätzlichen Arbeitsplätzen führen. In welchen Bereichen können wir Win-Win-Situatio- en für Arbeit und Umwelt schaffen und nachhaltiges irtschaftswachstum stimulieren? Die Bauwirtschaft ird von Maßnahmen zur energetischen Sanierung von ebäuden – Wärmedämmung, Modernisierung der Heiz- echnik – profitieren. Das gilt vor allem für kleine und ittlere Betriebe, die Lehrstellen bieten. Das unterstüt- en wir beispielsweise durch Kreditprogramme. Eine ortschreibung der Ökosteuer wird weitere Impulse ge- en. Wir sollten die Investitionsprogramme, die die Bun- esregierung jetzt auflegt, ganz gezielt zur energetischen anierung nutzen. Der ländliche Raum wird vom Ausbau der Biomasse- raftwerke, vom Anbau und der Vermarktung solarer raftstoffe profitieren. Die geplante Reform des EEG oll die Vergütungssätze für kleine Bioenergieanlagen nheben. Mittelfristig soll das Potenzial von 2 Terawatt- tunden auf 20 Terawattstunden verzehnfacht werden. chon heute gibt es in der Biomassenutzung circa 50 000 rbeitsplätze. Investitionen in ÖPNV und die Bahn schaffen Ar- eitsplätze und schonen die Umwelt. Das können wir it einer Fortschreibung der Ökosteuer und der Einfüh- ung einer Kerosinsteuer inklusive einer 16-prozentigen ehrwertsteuer für Flugtickets forcieren. Wenn die Poli- k diesen Kraftakt unternimmt, muss die Bahn aller- ings auch das Ihre tun: nämlich ein vernünftiges Preis- ystem und ein kundenorientiertes Buchungssystem inführen. Selbst der Atomausstieg führt an den betroffenen tandorten nicht zu einem Verlust an Arbeitsplätzen, da er Rückbau sofort begonnen wird und Arbeitskräfte raucht. Umwelt- und Klimaschutz sind kein Kostenfaktor, ondern eine Arbeitsplatzmaschine und damit der nach- altigste Weg, Haushaltskonsolidierung zu betreiben. 2856 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 34. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 (A) (C) (B) (D) 34. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 Inhalt: 34. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 19. März 2003 Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)



    Nein.



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Gestatten Sie überhaupt Zwischenfragen?


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)



    Nein, ich gestatte keine Zwischenfragen.


    (Jörg Tauss [SPD]: Weil Sie keine Antworten haben! – Lothar Mark [SPD]: Sie kommen in Bedrängnis durch Zwischenfragen!)


    Krieg ist niemals die Fortsetzung von Politik mit nor-
    malen Mitteln. Das darf Krieg niemals werden. Aber ich
    sage auch: So wie wir uns als Deutsche die Entschei-
    dung, ob wir militärische Aktionen billigen, nicht leicht
    machen sollten, so dürfen wir es uns wegen unserer Ge-
    schichte auch nicht so leicht machen, sie von vornherein
    auszuschließen.


    (Beifall des Abg. Dr. Klaus W. Lippold [Offenbach] [CDU/CSU])


    Paul Spiegel hat doch Recht gehabt, als er gesagt hat:
    Die KZs sind nicht von Zivilisten, sondern von Soldaten
    befreit worden. – Auch das ist Teil der deutschen Ge-
    schichte.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir sind der Überzeugung: Der erfolgreichste Weg,
    um militärische Aktionen zu vermeiden, wäre gewesen,
    dass wir, die Demokraten dieser Welt, also die Europäi-
    sche Union und ihre Verbündeten, den Druck auf Sad-
    dam Hussein gemeinsam erhöht hätten.


    (Jörg Tauss [SPD]: Ach!)


    Deshalb ist die Alternative, Herr Müntefering, vor die
    Sie uns stellen wollten,


    (Jörg Tauss [SPD]: Die richtige! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Seien Sie mal still! Schämen Sie sich!)


    vollkommen falsch. Es geht doch nicht um die Frage, ob
    man Frieden will oder ob man Soldaten in den Irak schi-
    cken will. Es geht vielmehr um die Frage – das ist die
    Alternative –, ob man es durch Einigkeit der Demokra-
    ten, die gemeinsam eine Resolution verabschiedet ha-

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    (C (D en, oder ob man es durch Uneinigkeit besser schafft, ass diese Resolution durchgesetzt wird. Dazu sage ich mit allem Nachdruck – so bedauerlich s ist; wir werden uns mit dieser Frage noch lange bechäftigen –: Sie haben durch Ihre Haltung, die Einigkeit icht befördert hat, den Krieg im Irak wahrscheinlicher nd nicht unwahrscheinlicher gemacht. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD: Pfui! – Unverschämt! – Unanständig! – Sie hetzen! – Jörg Tauss [SPD]: Entschuldigen Sie sich! Sofort! – Joachim Poß [SPD]: Mit dieser Bemerkung werden Sie noch lange zu tun haben! – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kriegstreiberei! So weit ist es gekommen!)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Herr Poß, regen Sie sich nicht so auf! Sie können es
    achlesen: Vor acht Wochen habe ich dies schon einmal
    esagt. Da haben Sie sich nicht ganz so aufgeregt.


    (Jörg Tauss [SPD]: Entschuldigen Sie sich! Jetzt ist Schluss!)


    etzt ist die Sache leider sehr schwierig.

    Frau Sager, Sie haben von einem EU-Sondergipfel
    esprochen. Wir aber hätten vorgeschlagen,


    (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie hätten! Sie hätten!)


    inen Gipfel nicht erst im Februar – auf diesem wurde
    on der Bundesregierung endlich das akzeptiert, was all-
    emein unsere Meinung ist, dass militärische Optionen
    as letzte Mittel sind –, sondern sehr viel früher abzuhal-
    en.


    (Waltraud Lehn [SPD]: Sie hetzen!)


    arum nicht im September? Warum nicht im Oktober?
    ann hätte Europa in der Weltgemeinschaft noch etwas
    ewirken können.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Die Frau hat keine Moral! Hat sie noch nie gehabt! – Waltraud Lehn [SPD]: Solch eine amoralische Rede habe ich überhaupt noch nicht gehört!)


    Ich sage Ihnen, was wir auch anders gemacht hätten.
    ir hätten bei der Verabschiedung der Resolution 1441

    on Anfang an darauf geachtet,


    (Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Sie hetzen! Ungeheuerlich!)


    ass die Inspektionen eine zeitliche Befristung haben.
    ine solche zeitliche Befristung hätte uns die Möglich-
    eit zu einem koordinierten Aufbau von Inspektionen
    egeben, die Hans Blix nur deswegen sehr erfolgreich
    urchführen konnte,


    (Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Haben Sie gehört, was Herr Blix gesagt hat, dass er Monate braucht? – Zuruf von der SPD: Unmöglich!)







    (A) )



    (B) )


    Dr. Angela Merkel
    weil parallel dazu eine militärische Drohkulisse entstan-
    den ist. Das sagt er selbst. Hören Sie ihm doch zu!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Waltraud Lehn [SPD]: Hetze statt Inhalt! – Lothar Mark [SPD]: Eine Schande ist das! – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Sie hetzen! – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schande ist das! – Zuruf des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Eines ist doch klar: Diktatoren auf dieser Welt haben
    manchmal die Eigenschaft, dass sie auf gar nichts reagie-
    ren außer auf militärische Gewalt.


    (Lothar Mark [SPD]: So eine Rede ist ein Skandal in diesem Bundestag!)


    Wenn es gut läuft, dann reagieren sie auf gemeinschaftli-
    chen Druck, aber eben nicht auf eine zerrissene Weltge-
    meinschaft. Hier gibt es eine unterschiedliche Wahrneh-
    mung in unserer Welt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir bedauern im Übrigen so wie Sie, dass die Lage
    im UN-Sicherheitsrat jetzt so ist, dass er – ich betone
    das – in keine Richtung handlungsfähig ist. Ich füge
    hinzu, dass an der Entwicklung des Zustandes, so wie er
    jetzt besteht, viele beteiligt gewesen sind. Da nehme ich
    die USA überhaupt nicht aus.


    (Beifall des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP] – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


    Wir sind hier im deutschen Parlament


    (Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    und wir haben über die deutsche Position zu diskutieren.
    Ich bin ganz sicher, dass wir es anders gemacht hätten.
    Darüber müssen wir in diesem Hause sprechen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubert Ulrich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vasallen!)


    Eine Entscheidung im UN-Sicherheitsrat ist bedauer-
    licherweise nicht möglich gewesen, weil ein Veto von
    Frankreich, eines von Russland und vielleicht auch eines
    von anderen gedroht hätten. Aber eine Entscheidung in
    die andere Richtung ist auch nicht möglich gewesen,
    weil sonst ein Veto von Amerika und Großbritannien ge-
    droht hätte. Zur Wahrheit der Geschichte gehört,


    (Waltraud Lehn [SPD]: Das Wort „Wahrheit“ würde ich nicht in den Mund nehmen!)


    dass das eine Veto nicht mehr wert ist als das andere,
    sondern dass beide ihre Berechtigung haben und die
    UNO deshalb leider nicht der Ort der Entscheidungen
    ist, wie ich es mir und wie wahrscheinlich auch Sie es
    sich gewünscht hätten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Waltraud Lehn [SPD]: Wie kann man eine so furchtbare Rede halten?)


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    (C (D Ich muss Ihnen sagen: Ich habe mir in diesen Wochen nd Monaten oft die Frage gestellt, was richtig ist. Jeder on uns stellt sich diese Frage. Es besteht eine immens omplizierte Situation. Wenn Sie immer zu 100 Prozent avon überzeugt sind, dass alles richtig ist, was Sie tun, ann gehören Sie zu einer anderen Kategorie. Das, was den Irak anbelangt, wird uns noch lange bechäftigen. Denn dies ist ein Ereignis, das weit über den eutigen Tag hinausgeht (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ganz übel!)


    nd über die Struktur der Welt und die sicherheitspoliti-
    che Ordnung viel aussagen wird. Der Bundesaußenmi-
    ister, der heute nicht hier sein kann, hat oft auf die Risi-
    en hingewiesen, die mit einer militärischen Aktion, mit
    inem Krieg im Irak verbunden sind. Das respektiere
    h; darüber habe ich viel nachgedacht.


    (Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    ber ich muss Ihnen sagen: Denken Sie bitte auch darü-
    er nach, was damit verbunden ist, wenn wir gar nichts
    n, wenn wir die 18., 19. und 20. Resolution verab-

    chieden und weitere zwölf Jahre im Irak nichts passiert.
    assen Sie uns auch über diesen Fall diskutieren, meine
    amen und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Es ist doch etwas getan worden! Haben die Inspektoren nichts getan?)


    Anfang der 90er-Jahre – die Außenpolitiker werden
    ich erinnern – haben wir in Europa eine leidenschaftli-
    he Diskussion darüber geführt, dass Hans-Dietrich
    enscher und die Bundesregierung damals dafür waren,
    roatien diplomatische Beziehungen anzubieten. Der
    undesaußenminister sagt in diesen Tagen oft: Passt auf,
    ass es in diesem Raum, im Irak, um den Irak und in
    urdistan, nicht zu einer Balkanisierung kommt.


    (Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Deswegen sind wir gegen den Krieg!)


    Meine Damen und Herren, damals wurde gesagt: Wie
    önnt ihr diplomatische Beziehungen zu Kroatien auf-
    ehmen? Das wird zu einer Zersplitterung und nicht zu
    ehr Frieden führen. Vor dem Kosovo-Krieg haben wir

    ns gefragt, welche Risiken damit verbunden sind. Das
    t doch vollkommen klar. Trotzdem hat sich im Nach-
    inein erwiesen, dass diese Region weit entfernt ist von
    tabilität; aber sie ist immerhin stabiler, als sie es früher
    ar, und Menschenrechtsverletzungen finden in diesem
    aum auch nicht statt.

    Über genau dieselben Fragen haben wir jetzt zu ent-
    cheiden und wir kommen an vielen Stellen zu anderen

    einungen als Sie. Das ist doch legitim.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zurufe vom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Nein! Nein!)







    (A) )



    (B) )


    Dr. Angela Merkel
    Wir kommen zu dieser Meinung, genau wie der Bundes-
    außenminister, im Blick auf die Zukunft des Iran, im
    Blick auf die Stabilität der Region und der Länder um
    den Irak herum, die erkennbar unter dem Diktator Hus-
    sein leiden. Es stellt sich auch die Frage, wie Länder wie
    Saudi-Arabien und Jordanien in der Lage sind, Terroris-
    mus zu bekämpfen, wenn sie von einem Machtmonopol
    Irak umzingelt werden.


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen sie doch überhaupt nicht!)


    Und es stellt sich die Frage, wie die Sicherheit Israels
    mit einem erstarkenden Irak und einem erstarkenden
    Iran zu gewährleisten ist. All diese Fragen treiben uns
    gemeinsam um. Diese Fragen haben wir zu beantworten
    und sie sind mit einem einfachen Nein und mit Nichtstun
    mit Sicherheit nicht zu beantworten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Es stellt sich mir eine zweite Frage, die für mich ge-
    nauso wichtig ist. Wir haben jetzt die Blockade des UN-
    Sicherheitsrates erlebt. So etwas muss für die Zukunft
    verhindert werden.


    (Lothar Mark [SPD]: Das war eine Androhung des Vetos! Das ist etwas anderes!)


    Aber wir sagen – und wir alle in diesem Hause sagen
    das –: Das Gewaltmonopol muss bei der UNO liegen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aha!)


    – Meine Damen und Herren, ganz ruhig. – Aber die mili-
    tärische Drohkulisse kann und wird auf absehbare Zeit
    von der UNO nicht aufgebaut werden, sondern sie wird
    durch Nationalstaaten erzeugt werden.

    Kommen wir noch zu den Fragen: Wie sieht es denn
    damit aus, mit deutschen, französischen und anderen Fä-
    higkeiten einen wirklichen Beitrag zu einer solchen
    Drohkulisse zu leisten? Was können wir denn schaffen,
    wenn es um etwas geht?


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie befürworten nicht nur die Drohkulissen, sondern auch die Folgen!)


    Deshalb heißt unsere Schlussfolgerung angesichts der
    Lage und bedauerlicherweise: Es ist ein ziemliches De-
    saster, in dem wir uns befinden. Angesichts dieser Situa-
    tion haben wir gesagt: Wir unterstützen als letzte Chance
    des Friedens das Ultimatum, das dem Diktator Saddam
    Hussein gestellt ist.


    (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und seine Folgen! – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Was ist Ihre Konsequenz?)


    Es wäre gut – und ich sage das jetzt mit voller Leiden-
    schaft –, wenn Sie sich wenigstens in diesen 48 Stunden
    dazu aufraffen könnten, gemeinsam mit uns dieses Ulti-
    matum zu unterstützen und die letzte Chance zu nutzen,
    den Krieg im Irak wirklich zu verhindern.

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    (C (D (Beifall bei der CDU/CSU – Waltraud Lehn [SPD]: So etwas Verrücktes! Das ist bewusst verlogenes Verhalten! – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Und was dann? Wo ist Ihre Antwort?)


    Weil die Frage, wie es mit dem Irak weitergeht, eine
    rage von zukunftsträchtiger Bedeutung ist, bin ich froh,
    ass der Bundeskanzler sich heute stark für eine Säule
    er deutschen Außenpolitik ausgesprochen hat, nämlich
    ür die Integration Europas und für die politische Union.


    (Barbara Wittig [SPD]: Das macht er immer!)


    ass sie durch das, was in den letzten Wochen vorgefal-
    en ist, nicht einfacher geworden ist, liegt auf der Hand.
    ber wir, meine Damen und Herren, werden genauso
    eiterarbeiten, wie wir es bis jetzt getan haben:


    (Waltraud Lehn [SPD]: Bedauerlicherweise!)


    urch eine Unterstützung der Konventsarbeit, durch die
    nterstützung der Arbeiten an einem Verfassungsver-

    rag. Wir werden für eine ausbalancierte Politik sorgen,
    ie Deutschlands Rolle auch im Hinblick auf alle seine
    achbarn wirklich gerecht wird.


    (Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Wo ist Ihre Antwort?)


    Herr Bundeskanzler, ich habe Ihre Bemerkung zu den
    ittel- und osteuropäischen Ländern nicht ganz ver-

    tanden. Ich weiß nicht, was Sie meinten. Meinten Sie,
    ie seien noch nicht ganz erwachsen?


    (Waltraud Lehn [SPD]: Schon wieder Hetze! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Man kann auch dumme Fragen stellen! – Lothar Mark [SPD]: Sie verstehen überhaupt nichts!)


    Er hat sich ein bisschen kryptisch ausgedrückt. – Ich
    ate dazu, dass wir diese Länder ernst nehmen. Wir soll-
    en unseren Nachbarn Polen genauso ernst wie unseren
    achbarn Frankreich nehmen. Damit fahren wir gut.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Bravo!)


    ie Europäische Union darf niemals ein Eliteklub ihrer
    ründungsländer werden.


    (Joachim Poß [SPD]: Wer will das denn?)


    ie politische Union wird uns nur gelingen, wenn alle
    itgliedstaaten gleichermaßen akzeptiert und in diese
    nion einbezogen werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Meine Damen und Herren, in diesen Tagen hört man
    on Ihnen in Bezug auf die transatlantischen Bezie-
    ungen immer: Das sind unsere Freunde und Partner.
    reundschaft beruht immer auf Gegenseitigkeit.


    (Waltraud Lehn [SPD]: Das ist ja eine ganz neue Erkenntnis! – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Was haben Sie Herrn Rumsfeld gesagt? – Weitere Zurufe von der SPD)


    as müssen die Amerikaner lernen, aber das müssen
    uch die Deutschen beherzigen. Ich kann Ihnen dazu nur






    (A) )



    (B) )


    Dr. Angela Merkel
    sagen: Wenn schon der Besuch eines Oppositionsführers
    in Amerika inzwischen zum Gegenstand von wirklich
    absurden Bemerkungen der Regierungsfraktionen ge-
    worden ist,


    (Jörg Tauss [SPD]: Schwerer Schaden!)


    dann stellen Sie sich selber in die Ecke, meine Damen
    und Herren. Man wundert sich außerhalb Deutschlands
    über Sie.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lothar Mark [SPD]: Entschuldigen Sie sich für den Auslandsbesuch! – Weitere Zurufe von der SPD)


    Herr Bundeskanzler, Sie haben heute kein Wort dazu
    gesagt, dass eine Achse Paris–Berlin–Moskau und ein
    Angebot russischer Politiker, Deutschland Sicherheits-
    beistand leisten zu können, nicht das sind, was uns in die
    Zukunft führt. Dazu muss man doch ein Wort sagen. So
    etwas wird jetzt in deutschen Zeitungen geschrieben und
    bleibt hier völlig unwidersprochen. Für uns sind das
    transatlantische Verhältnis und die NATO der Sicher-
    heitsverbund; darauf setzen wir und das wollen wir vor-
    anbringen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lothar Mark [SPD]: Das stellt doch niemand in Frage!)


    Frau Sager, es ist doch vollkommen richtig, dass Herr
    Schäuble darauf hingewiesen hat, dass sich nach dem
    11. September die Lage verändert habe, dass es eine
    neue Sicherheitsarchitektur geben werde,


    (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber Sie geben falsche Antworten!)


    dass es neue Bedrohungen geben werde und dass wir auf
    diese völlig anderen Bedrohungen anders antworten
    müssten.


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aber wie?)


    Weil dies wahr ist, habe ich auch mit Interesse das Inter-
    view des Bundesaußenministers in der „FAZ“ vom
    Montag gelesen, in dem er sagt:

    Die militärische Überlegenheit Amerikas ist nicht
    das Ergebnis eines großen strategischen Master-
    plans finsterer Kräfte zur Beherrschung der Welt,
    sondern eine Tatsache, die sich aus dem Gang der
    Geschichte ergeben hat. Insofern geht es nicht da-
    rum, hier eine antiamerikanische Stimmung zu ver-
    breiten, wenn ich sage, dass auch wir Europäer auf
    diesem Sektor stärker werden müssen …


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir müssen unsere militärische Kraft verstärken,
    um auch in diesem Sektor als Faktor ernst genom-
    men zu werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, hier sind wir richtig dabei.

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    (C (D enn wenn Sie eine multipolare Welt wirklich wollen, ann muss Europa ein Pol in dieser Welt sein, der nach einem Verständnis im Übrigen freundschaftlich mit en Amerikanern verbunden ist, und dann muss dieser ol ökonomische, aber auch sicherheitspolitische Stärke ufweisen. Damit sind wir beim Thema der heutigen Debatte. chauen Sie sich bitte Ihren Verteidigungsetat vor dem intergrund der Worte Ihres Außenministers an. r ist in diesem Jahr und er war im letzen und vorletzten ahr das genaue Gegenteil dessen, was Sie als politische otwendigkeit formulieren. Das ist die Aussage dieses tats. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen!)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr richtig!)


    Deshalb kann ich nur sagen: Machen wir es dann
    och wenigstens so wie Frankreich. Frankreich hat sei-
    en Wehretat um 6 Prozent erhöht. Die französische Ver-
    eidigungsministerin läuft freudig umher. Herr Struck,
    ie träumen von so etwas.


    (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Struck düst mit seiner Harley Davidson durch die USA!)


    ich damit, militärisch stark sein zu wollen, zu brüsten,
    ber nichts dafür zu tun, ist das, was diese Bundesregie-
    ung auszeichnet. Wort und Tat stimmen auf keinem
    eld überein.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Deshalb ist dieser Haushalt kein Haushalt der Stabili-
    ät, sondern ein Haushalt der Stagnation und er ist eine
    arce hinsichtlich seiner Glaubwürdigkeit. Am Ende
    ieses Jahres wird nichts stimmen, aber – um das gleich
    lar zu stellen – es wird nicht wegen des Irakkrieges
    icht stimmen, sondern weil all Ihre Wirtschaftsdaten
    uf weniger als Sand gebaut sind, weil sie zum Teil er-
    unden, erhofft oder erträumt sind, aber mit der Realität
    ichts zu tun haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Herr Müntefering, Sie sprachen von Innovationen
    ich bin doch dabei –, aber schauen Sie bitte einmal auf

    ie Investitionen, die notwendig sind, damit es über-
    aupt Innovationen geben kann. Die Fluthilfe war ein-
    alig und nächstes Jahr fehlen auch die Erlöse aus dem
    erkauf der UMTS-Lizenzen. Dann sieht es ganz trübe
    us.

    Schauen Sie sich einmal an, was bei den Wissen-
    chaftsorganisationen los ist. Jetzt haben Sie wieder ein
    ersprechen auf das nächste Jahr verschoben. Meinen
    ie, dass Ihnen in Deutschland noch irgendeine Wissen-
    chaftsorganisation ein Versprechen für das nächste Jahr






    (A) )



    (B) )


    Dr. Angela Merkel
    abnehmen wird? Ihr Problem ist, dass Ihnen in Deutsch-
    land innenpolitisch überhaupt kein Mensch mehr ir-
    gendein Wort glaubt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Die DFG hat sich gerade bedankt! – Die DFG hat sich bedankt, (Jörg Tauss [SPD]: Weil wir aufstocken! Sie haben keine Ahnung! Das ist das Problem!)


    weil sie nach langem Ringen überhaupt noch ein biss-
    chen bekommen hat. Soll ich Ihnen sagen, was sie be-
    kommen hat? Sie hat das bekommen, was Sie voriges
    Jahr versprochen haben und was die DFG bereits ausge-
    geben hat.


    (Jörg Tauss [SPD]: Quatsch!)


    Die Max-Planck-Gesellschaft hat zum Teil noch über-
    haupt nichts ausgegeben und sitzt da wie Neese. Wenn
    sich in Deutschland herumspricht, dass man auf nichts
    hoffen kann, werden noch mehr Wissenschaftler wegge-
    hen. Sie wissen das viel besser, wenn Sie allein in Ihrem
    Kämmerchen sind.


    (Jörg Tauss [SPD]: Ihr habt gekürzt!)


    Der gesamte Wissenschaftshaushalt ist ein einziges Be-
    trübnis.


    (Waltraud Lehn [SPD]: Was Sie hier betreiben, ist reine Wirklichkeitsverdrehung!)


    Herr Müntefering, er hat mit Innovation leider wenig zu
    tun.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Wir haben doch erhöht! Sie haben gekürzt! – Waltraud Lehn [SPD]: Und zwar ständig!)


    Zu den Kommunen. Herr Müntefering hat heute die
    Katze aus dem Sack gelassen und gesagt: Na klar, die
    Schwachen bekommen nichts, aber die Starken bekom-
    men etwas, denn sie können noch Kredite aufnehmen.
    Da habe ich wieder etwas dazugelernt, nämlich dass die
    neue sozialdemokratische Politik offensichtlich die Poli-
    tik ist, die Starken stärker zu machen und die Schwachen
    schwächer zu machen. Das ist etwas ganz Neues. Wenn
    das zu Ihrem Prinzip wird, müssen wir uns mehr für die
    Schwachen einsetzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Tatsache ist, dass Herr Eichel eine Steuerreform im
    Jahre 2000 gemacht hat. Damals hatten Sie Angst vor
    dem Vermittlungsausschuss und haben sich die Mehrheit
    mehr oder weniger erkauft.


    (Joachim Poß [SPD]: Sie wollen die Steuern doch noch mehr senken! Dann hätten die Kommunen noch viel weniger!)


    Diese Steuerreform hat fatale Folgen. Dann haben Sie
    den Kommunen noch die Gewerbesteuerumlage weg-

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    (C (D enommen und bezichtigen uns jetzt, dass wir Steuerrhöhungen nicht zustimmen. Wir stimmen Steuererhöhungen nicht zu, sondern wir ollen, dass Sie die Gewerbesteuerumlage wieder auf hr altes Niveau zurückführen. Dann wird es den Komunen wieder besser gehen. Das können Sie völlig ühelos machen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Ich wundere mich, dass Sie es nach dem Gegacker
    es Wochenendes im Blätterwald


    (Jörg Tauss [SPD]: Stoiber! Merkel!)


    berhaupt noch wagen, uns wegen kleiner Unterschiede
    n zwei Parteien überhaupt anzusprechen.


    (Beifall des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])


    chauen Sie doch lieber, dass Sie Ihre eigenen Mehrhei-
    en zusammenbekommen.

    Worin liegt der Unterschied? Das kann ich Ihnen ganz
    enau sagen. Im Gegensatz zu Ihnen haben CDU und
    SU ein Modell für den Kündigungsschutz vorgelegt.


    (Jörg Tauss [SPD]: Welches?)


    ach diesem Modell haben Arbeitnehmer bei Neuein-
    tellung die Möglichkeit, zwischen zwei Optionen, ei-
    em normalen Kündigungsschutz oder einer Abfindung,
    u wählen.


    (Jörg Tauss [SPD]: Zu Recht!)


    err Clement hat dieses Modell verworfen, obwohl er
    enau weiß, dass es richtig ist; denn es versetzt den Ar-
    eitgeber in die Lage, bereits bei der Einstellung Rechts-
    icherheit darüber zu haben, wie es bei einer Kündigung
    aufen wird. Deshalb werden wir dieses Modell auch
    eiterhin vertreten.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und jetzt das Stoiber-Modell!)


    arüber hinaus hat die CSU zusätzlich einen Vorschlag
    ezüglich einer Mittelstandskomponente gemacht. Jetzt
    arten wir ab, welcher von Ihren drei Vorschlägen auf
    en Tisch kommt.


    (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben das Stoiber-Modell vergessen!)


    ir haben – da brauchen Sie sich keine Sorgen zu ma-
    hen – noch weiter gehende Vorschläge, die Deutschland
    esser tun würden als Ihre.


    (Jörg Tauss [SPD]: Warten wir es ab! – Joachim Poß [SPD]: Noch mehr Steuern senken! Noch weniger Geld für die Kommunen!)


    enn Ihre Vorschläge einigermaßen verträglich sein
    ollten, dann werden wir ihnen zustimmen. Aber ich ver-
    ute, dass Sie noch lange Zeit damit zubringen werden,

    m sich zu einigen, was Sie überhaupt wollen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)







    (A) )



    (B) )


    Dr. Angela Merkel
    Herr Müntefering, da Sie ständig wiederholen, wie
    konkret Sie geworden sind,


    (Jörg Tauss [SPD]: Da hat er Recht!)


    muss ich Sie darauf hinweisen, dass der Bundeskanzler
    das, was er uns über die Zusammenlegung von Arbeits-
    losen- und Sozialhilfe gesagt hat, schon seit drei Jahren
    verkündet. Aber wie immer liegt die Tücke im Detail.
    Sollen zum Beispiel die Jobcenter bei der Kommune an-
    gesiedelt sein? Wenn ja, welche zusätzlichen Aufgaben
    soll dann die Bundesanstalt für Arbeit bekommen? Unser
    Vorschlag lautet, den Kommunen mehr Geld zu geben,
    weil wir der Meinung sind, dass über die Vermittlung
    ortsnah entschieden werden muss. Es kann nicht sein,
    dass diejenigen, die gut zu vermitteln sind, zur Bundes-
    anstalt für Arbeit kommen und diejenigen, die schlecht
    zu vermitteln sind, bei den armen Kommunen verblei-
    ben. Auf all diese Fragen habe ich von Ihnen noch keine
    einzige Antwort bekommen. Herr Gerster, die Kommu-
    nen und Sie in der Fraktion sind in diesen Fragen zerstrit-
    ten und können uns deswegen nichts Konkretes sagen.

    Wir warten darauf, dass Sie uns endlich etwas vorle-
    gen, was über allgemeine Bekundungen hinausgeht. Sie
    werden es nicht schaffen – das sage ich Ihnen voraus –,
    die Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammenzulegen,
    ohne die Fragen zur Gemeindefinanzreform zu klären.
    Doch davon sind Sie weit entfernt. Sie sind so weit wie
    am Anfang der ganzen Diskussion. Wir aber wollen auch
    hier Ergebnisse sehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Joachim Poß [SPD]: Sie wissen doch gar nicht, was Sie wollen! Wollen Sie die Abschaffung der Gewerbesteuer?)


    Der Bundeskanzler hat einige richtige Maßnamen
    vor; das ist keine Frage. Diese hat er allerdings nur des-
    halb vorgelegt, weil er am Freitag nach Brüssel muss.
    Brüssel hat ihm nämlich Daumenschrauben angelegt:
    Wenn Anfang Mai nicht Konzepte auf dem Tisch liegen,
    wie Deutschland den Stabilitätspakt auch nur ansatz-
    weise erfüllen will, dann wird Deutschland schwere
    Strafen zu erwarten haben. Weil Sie, Herr Bundeskanz-
    ler, dort rapportieren müssen, haben Sie endlich die Be-
    richte der OECD und der Bundesbank in die Hand ge-
    nommen und das getan, von dem wir seit Tag und Jahr
    wissen, dass es in Deutschland getan werden muss, je-
    denfalls ansatzweise. Das ist die Wahrheit. Ohne diesen
    Druck hätten Sie gar nichts gemacht.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


    Aber, Herr Bundeskanzler, Sie müssen zugeben:
    Wenn Sie in Ihrem Kämmerlein sitzen und darüber nach-
    denken, was Deutschland wirklich braucht, dann muss
    doch auch Ihnen klar werden, dass die Agenda 2010
    angesichts der Aufgaben, die vor uns liegen, allenfalls
    einen kleinen Prolog bekommen hat, der bis zum Juli
    dieses Jahres reicht, aber doch niemals mit Maßnahmen
    aufgefüllt wurde, die bis zum Jahr 2010 reichen.

    Das Problem, das Sie haben, ist – das wird in den
    kommenden Wochen noch deutlicher werden –: Sie kön-
    nen den Menschen nicht sagen, wohin die Reise geht.

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    (C (D (Jörg Tauss [SPD]: Bei Ihnen ist der Lack ab!)


    ch möchte in diesem Zusammenhang Goethe zitieren,
    er gesagt hat: Die Teile habt ihr in der Hand, allein es
    ehlt das einig Band. – Sie haben keine Vorstellung von
    er Welt in dieser Zeit.


    (Lachen bei der SPD)


    ie sind eine Partei, die im Industriezeitalter stecken ge-
    lieben ist und die in Verbänden, Schichten und Klassen
    enkt. Sie haben nicht die Kraft, den Menschen in die-
    em Lande wirklich etwas zuzutrauen. Das unterscheidet
    ns. Das wird sich auch in den kommenden Monaten
    eigen.

    Herzlichen Dank.


    (Lang anhaltender und lebhafter Beifall bei der CDU/ CSU – Anhaltender Beifall bei der FDP)