Protokoll:
14145

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 14

  • date_rangeSitzungsnummer: 145

  • date_rangeDatum: 24. Januar 2001

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:02 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung zum Ent- wurf eines Gesetzes zur Bekämpfung der illegalen Beschäftigung im gewerblichen Güterkraftverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14195 A Kurt Bodewig, Bundesminister BMVBW . . . 14195 B Horst Friedrich (Bayreuth) F.D.P. . . . . . . . . . . 14196 C Kurt Bodewig, Bundesminister BMVBW . . . 14196 D Peter Dreßen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14197 A Kurt Bodewig, Bundesminister BMVBW . . . 14197 B Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14197 C Kurt Bodewig, Bundesminister BMVBW . . . 14197 C Wilhelm Josef Sebastian CDU/CSU . . . . . . . . 14197 D Kurt Bodewig, Bundesminister BMVBW . . . 14198 A Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14198 B Kurt Bodewig, Bundesminister BMVBW . . . 14198 B Angelika Graf (Rosenheim) SPD . . . . . . . . . . 14198 C Kurt Bodewig, Bundesminister BMVBW . . . 14198 D Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14199 A Kurt Bodewig, Bundesminister BMVBW . . . 14199 A Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14199 B Kurt Bodewig, Bundesminister BMVBW . . . 14199 C Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 14200 A Hans Martin Bury, Staatsminister BK . . . . . . . 14200 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14200 B Hans Martin Bury, Staatsminister BK . . . . . . . 14200 C Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde (Drucksachen 14/5113, 14/5133) . . . . . . . 14201 A Rolle des Bundesministers Trittin im Kommu- nistischen Bund in Göttingen während der 70er-Jahre; Ansicht des Kommunistischen Bundes in Göttingen zur Gewaltfrage DringlAnfr 1, 2 Dr. Edzard Schmidt-Jortzig F.D.P. Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14201 A, 14202 B ZusFr Dr. Edzard Schmidt-Jortzig F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14201 B, 14202 C ZusFr Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . 14201 C, 14203 B ZusFr Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 14201 D ZusFr Walter Hirche F.D.P. . . . . . . . . 14201 D, 14203 C ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . 14202 A ZusFr Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. . . . . . . . . . 14203 A Verhalten des Bundesministers Trittin gegen- über dem Sohn des ermordeten Generalbun- desanwalts Buback im Januar 2001 und auf der Pressekonferenz am 22. Januar 2001 DringlAnfr 3, 4 Dr. Max Stadler F.D.P. Antw StMin Hans Martin Bury BK 14203 D, 14205 A ZusFr Dr. Max Stadler F.D.P. . . . . . . 14204 A, 14205 A ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU 14204 B, 14205 D ZusFr Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . 14204 C ZusFr Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . 14204 C, 14205 C ZusFr Dr. Axel Berg SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 14204 D ZusFr Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . 14206 A Plenarprotokoll 14/145 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 145. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. Januar 2001 I n h a l t : Aussage des Bundesministers Trittin zum „Mescalero“-Nachruf am 6. Januar 1994; Hal- tung der Bundesregierung DringlAnfr 5, 6 Walter Hirche F.D.P. Antw BMin Jürgen Trittin BMU . . . . 14206 B, 14208 C ZusFr Walter Hirche F.D.P. . . . . . . . . 14206 C, 14208 D ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU 14207 A, 14210 C ZusFr Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14207 C ZusFr Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . 14207 D, 14209 B ZusFr Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . 14208 A ZusFr Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . 14208 B, 14209 A ZusFr Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14209 D ZusFr Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . 14210 A ZusFr Martin Hohmann CDU/CSU . . . . . . . . 14210 D ZusFr Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . 14211 A Aussagen von Bundesminister Trittin 1993 zum „Mescalero“-Nachruf DringlAnfr 7, 8 Eckart von Klaeden CDU/CSU Antw BMin Jürgen Trittin BMU . . . . . . . . . 14211 B, C ZusFr Eckart von Klaeden CDU/CSU 14211 C, 14212 A ZusFr Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . 14212 A ZusFr Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . 14212 D Vergabe von Krediten durch Banken und Spar- kassen an kleine und mittlere Unternehmen MdlAnfr 4, 5 Klaus Hofbauer CDU/CSU Antw PStSekr’in Margareta Wolf BMWi . . . . 14213 B ZusFr Klaus Hofbauer CDU/CSU . . . . . . . . . 14213 C Haftungsrechtliche Konsequenzen und Haf- tungsansprüche gegenüber der Bundesregie- rung aus der BSE-Krise MdlAnfr 6 Gudrun Kopp F.D.P. Antw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL 14214 B ZusFr Gudrun Kopp F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 14214 C ZusFr Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . . 14215 A ZusFr Karl-Heinz Scherhag CDU/CSU . . . . . 14215 B ZusFr Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . 14215 C Verstärkung des Verbraucherschutzes durch das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft MdlAnfr 7Gudrun Kopp F.D.P. Antw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL 14215 D ZusFr Gudrun Kopp F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 14216 A ZusFr Karl-Heinz Scherhag CDU/CSU . . . . . 14216 D ZusFr Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . 14216 D Modernisierung des Rangierbahnhofs Bebra; Reduzierung der Anzahl überregionaler Zug- bildungsanlagen MdlAnfr 10, 11 Helmut Heiderich CDU/CSU Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14217 B, 14218 B ZusFr Helmut Heiderich CDU/CSU 14217 C, 14218 C Stufenplan für die Verknüpfung der deutschen und der französischen Hochgeschwindigkeits- netze der Bahn sowohl über Saarbrücken als auch über Straßburg MdlAnfr 12, 13 PeterWeiß (Emmendingen) CDU/CSU Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14218 D, 14219 C ZusFr Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14219 A, D Erledigung privater Angelegenheiten durch Bundesminister Joseph Fischer während einer NATO-Ministerratstagung MdlAnfr 14 Martin Hohmann CDU/CSU Antw StMin Dr. Ludger Volmer AA . . . . . . . . 14220 B ZusFr Martin Hohmann CDU/CSU . . . . . . . . 14220 C Tätigkeit von R. K. als persönlicher Mitarbei- ter des heutigen Bundesaußenministers MdlAnfr 15 Martin Hohmann CDU/CSU Antw StMin Dr. Ludger Volmer AA . . . . . . . . 14220 D ZusFr Martin Hohmann CDU/CSU . . . . . . . . 14220 D Stärkung der Stellung der deutschen Sprache insbesondere in den mittel- und osteuropä- ischen Staaten sowie der Regional- und Min- derheitensprachen innerhalb der EU MdlAnfr 17 Hartmut Koschyk CDU/CSU Antw StMin Dr. Ludger Volmer AA . . . . . . . . 14221 A ZusFr Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . 14221 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 145. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. Januar 2001II Inhalt des vom polnischen Parlament verab- schiedeten Gesetzes zur Reprivatisierung des zwischen 1944 und 1962 enteigneten Vermö- gens hinlichtlich der polnischen Staatsan- gehörigen deutscher Nationalität; Berücksich- tigung der betroffenen deutschen Vertriebenen MdlAnfr 18 Hartmut Koschyk CDU/CSU Antw StMin Dr. Ludger Volmer AA . . . . . . . . 14222 B ZusFr Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . 14222 C Aussage von Verteidigungsminister Scharping über den Grund der Untersuchung zu den Folgen des Einsatzes von DU-Munition im Kosovo; Weitergabe einer entsprechenden Warnung der NATO an den Verteidigungsausschuss MdlAnfr 26, 27 Günther Friedrich Nolting F.D.P. Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14223 A, 14224 C ZusFr Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14223 B, 14225 A ZusFr Jörg van Essen F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 14224 A ZusFr Heidi Lippmann PDS . . . . . . . 14224 B, 14225 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. Bundespolitische Auswirkungen des aktuellen Schweine- mastskandals in Bayern . . . . . . . . . . . . . 14226 A Heidemarie Wright SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 14226 A Reinhold Bocklet, Staatsminister (Bayern) 14227 A Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14229 B Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14230 B Kersten Naumann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14231 A Dr. Wolfgang Wodarg SPD . . . . . . . . . . . . . . . 14232 C Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 14233 C Renate Künast, Bundesministerin BMVEL 14234 C Jella Teuchner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14236 D Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 14237 C Karsten Schönfeld SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 14238 C Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14239 C Heino Wiese (Hannover) SPD . . . . . . . . . . . . 14240 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14242 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 14243 A Anlage 2 Castor-Transporte 2001; Sicherheitsvorkeh- rungen MdlAnfr 1 Ernst Hinsken CDU/CSU Antw PStSekr’in Gila Altmann BMU . . . . . . 14244 A Anlage 3 Folgekosten der Ablösung von Ministern und Staatssekretären seit Amtsantritt von Bundes- kanzler Schröder MdlAnfr 2 Georg Girisch CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . 14244 B Anlage 4 Inhalt des Weißbuchs des Lenkungsausschus- ses für Bioethik des Europarates zu den Men- schenrechten in psychiatrischen Einrichtungen MdlAnfr 3 Benno Zierer CDU/CSU Antw PStSekr Eckart Pick BMJ . . . . . . . . . . . 14244 D Anlage 5 Zuständigkeit der Arbeitsämter für die Ver- mittlung Schwerbehinderter mit Arbeitsassis- tenzbedarf MdlAnfr 8, 9 Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. Antw PStSekr Gerd Andres BMA . . . . . . . . . 14245 A Anlage 6 Aussage von Außenminister Fischer über seine Gewaltbereitschaft MdlAnfr 16 Sylvia Bonitz CDU/CSU Antw StMin Christoph Zöpel AA . . . . . . . . . . 14245 B Anlage 7 Schließung des Konsulats auf Teneriffa MdlAnfr 19 Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU Antw StMin Christoph Zöpel AA . . . . . . . . . . 14245 C Anlage 8 Korrektur der AfA-Tabelle MdlAnfr 20 Ernst Hinsken CDU/CSU Antw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . . . . . 14245 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 145. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. Januar 2001 III Anlage 9 Kosten für die Umstellung von D-Mark auf Euro; Verwendung der voraussichtlichen Er- träge aus der Fusion der Kreditanstalt für Wie- deraufbau mit der Deutschen Ausgleichsbank MdlAnfr 21, 22 Hans Michelbach CDU/CSU Antw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . . . . . 14245 D Anlage 10 Übertragung so genannter Überkipper aus dem Haushaltsjahr 2000 in das laufende Haushalts- jahr MdlAnfr 23 Werner Siemann CDU/CSU Antw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . . . . . 14246 A Anlage 11 Information der im Kosovo eingesetzten Bun- deswehrsoldaten und der auf dem Balkan ope- rierenden Nichtregierungsorganisationen über den Einsatz von Uran-Munition MdlAnfr 24, 25 Jürgen Koppelin F.D.P. Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 14246 B Anlage 12 Kooperationsunternehmen der Bundeswehr, insbesondere in den neuen Bundesländern MdlAnfr 28, 29 Wolfgang Dehnel CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 14246 C Anlage 13 Übertragung finanzieller Vorbelastungen bei den Teilstreitkräften aus dem Haushaltsjahr 2000 in das laufende Haushaltsjahr MdlAnfr 30 Werner Siemann CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 14246 D Anlage 14 Novellierung des Krankenpflegegesetzes unter Einbeziehung insbesondere des Deutschen Pflegerates und der Wohlfahrtsverbände MdlAnfr 31, 32 Dr. Ilja Seifert PDS Antw PStSekr’in Gudrun Schaich-Walch BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14247 B Anlage 15 Rechtslage bei der Präimplantationsdiagnostik in Deutschland MdlAnfr 33 Detlef Parr F.D.P. Antw PStSekr’in Gudrun Schaich-Walch BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14247 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 145. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. Januar 2001IV Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 145. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. Januar 2001
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 145. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. Januar 2001 14243 (C) (D) (A) (B) Adam, Ulrich CDU/CSU 24.01.2001* Dr. Bartsch, Dietmar PDS 24.01.2001* Behrendt, Wolfgang SPD 24.01.2001* Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 24.01.2001 Bindig, Rudolf SPD 24.01.2001* Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 24.01.2001 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 24.01.2001* Fischer (Berlin), Andrea BÜNDNIS 90/ 24.01.2001 DIE GRÜNEN Friedrich (Altenburg), SPD 24.01.2001 Peter Fuchs (Köln), Anke SPD 24.01.2001 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 24.01.2001 Haschke (Großhenners- CDU/CSU 24.01.2001 dorf ), Gottfried Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 24.01.2001 Dr. Hendricks, Barbara SPD 24.01.2001 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 24.01.2001 DIE GRÜNEN Hintze, Peter CDU/CSU 24.01.2001 Hoffmann (Chemnitz), SPD 24.01.2001* Jelena Homburger, Birgit F.D.P. 24.01.2001 Dr. Hornhues, CDU/CSU 24.01.2001* Karl-Heinz Hornung, Siegfried CDU/CSU 24.01.2001* Imhof, Barbara SPD 24.01.2001 Klappert, Marianne SPD 24.01.2001 Lamers, Karl CDU/CSU 24.01.2001 Lennartz, Klaus SPD 24.01.2001 Lintner, Eduard CDU/CSU 24.01.2001* Dr. Lippelt, Helmut BÜNDNIS 90/ 24.01.2001* DIE GRÜNEN Lörcher, Christa SPD 24.01. 2001* Lötzer, Ursula PDS 24.01. 2001 Dr. Lucyga, Christine SPD 24.01. 2001* Dr. Luft, Christa PDS 24.01. 2001 Maaß (Wilhelmshaven) CDU/CSU 24.01. 2001* Erich Michels, Meinolf CDU/CSU 24.01. 2001* Müller (Berlin), PDS 24.01. 2001* Manfred Oesinghaus, Günter SPD 24.01. 2001 Pau, Petra PDS 24.01. 2001 Dr. Pfaff, Martin SPD 24.01. 2001 Pflug, Johannes SPD 24.01. 2001 Poß, Joachim SPD 24.01. 2001 Rübenkönig, Gerhard SPD 24.01. 2001 Rupprecht, Marlene SPD 24.01. 2001* Sauer, Thomas SPD 24.01. 2001 Schloten, Dieter SPD 24.01. 2001* Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 24.01. 2001* Hans Peter von Schmude, Michael CDU/CSU 24.01. 2001* Schröder, Gerhard SPD 24.01. 2001 Siebert, Bernd CDU/CSU 24.01. 2001* Simm, Erika SPD 24.01. 2001 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 24.01. 2001 Stübgen, Michael CDU/CSU 24.01. 2001 Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 24.01. 2001* Welt, Jochen SPD 24.01. 2001 Wiesehügel, Klaus SPD 24.01. 2001 Wohlleben, Verena SPD 24.01. 2001 Zierer, Benno CDU/CSU 24.01. 2001* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 145. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. Januar 2001 Anlage 2 Antwort der Parl. Staatssekretärin Gila Altmann auf die Frage des Abgeordneten Ernst Hinsken (CDU/CSU)(Drucksache 14/5113, Frage 1): Wann sind die in diesem Jahr fälligen Castor-Transporte ge-plant, und was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um einen rei-bungslosen Transport sicherzustellen? Vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) wurden mit Stand 19. Januar 2001 die nachfolgenden Transporte von bestrahlten Brennelementen in das Zwischenlager Ahaus und von hochradioaktiven Abfällen (Glaskokillen) aus der Wiederaufarbeitung in das Zwischenlager Gorleben genehmigt. Bei diesen Transporten werden ausschließlich Castorbehälter benutzt. Transporte von bestrahlten Brennelementen: Beförde- rungsgenehmigungen vom 25. Januar und 26. Juli 2000 zum Transport von jeweils sechs Castorbehältern aus den Kraftwerken Neckarwestheim, Philippsburg und Biblis zum Zwischenlager Ahaus. Transporte von hochradioaktiven Abfällen (Glaskokil- len) aus der Wiederaufarbeitung: Beförderungsgenehmi- gung vom 10. November 2000 zum Transport von sechs Behältern mit hochradioaktiven Abfällen (Glaskokillen) aus der Wiederaufarbeitung von der COGEMA, Cap de la Hague, zum Zwischenlager Gorleben. Die Behälter mit verglasten radioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbei- tung bestrahlter Brennelemente aus deutschen Anlagen in Frankreich müssen – entsprechend den privatwirtschaftli- chen Verträgen aber auch entsprechend der Vereinbarung zwischen den Regierungen Frankreichs und Deutsch- lands – zurückgenommen werden. Die Polizeien der Län- der und des Bundes (Bundesgrenzschutz, BGS) bereiten den Transport mit verglasten hochradioaktiven Abfällen aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Ha- gue nach Gorleben für Ende März/Anfang April 2001 vor. Darüber hinaus besteht zwischen den Polizeien der (von diesem Transport betroffenen) Länder und dem BGS Übereinstimmung, dass der (noch nicht durch das BfS ge- nehmigte) Transport von dem bereits stillgelegten Kraft- werk Rheinsberg zum Zwischenlager Nord nach Greifs- wald noch in der ersten Jahreshälfte stattfinden soll. Es besteht zwischen Bund und den betroffenen Ländern Übereinstimmung, dass ein einmaliger Transport mit vier Castorbehältern von Rheinsberg nach Greifswald statt- finden muss, um den Rückbau der Anlage in Rheinsberg zügig fortsetzen zu können. Mit seiner bundesaufsichtli- chen Weisung vom 23. Januar 2001 an die baden-würt- tembergische Landesregierung hat Bundesumweltminis- ter Trittin dafür gesorgt, dass die Notwendigkeit für einen Transport von sechs Castorbehältern von Neckarwest- heim ins zentrale Zwischenlager Ahaus vorerst entfällt. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Frage des Abgeordneten Georg Girisch (CDU/CSU) (Drucksa- che 14/5113, Frage 2): Welche Folgekosten kommen auf den Bundeshaushalt durchdie bisherige Ablösung von nunmehr sieben Ministern, vier Par-lamentarischen Staatssekretären und fünf beamteten Staatsse-kretären seit der Regierungsübernahme durch den BundeskanzlerGerhard Schröder in Zukunft, aufgeschlüsselt nach Haushaltsjah-ren, voraussichtlich zu? Seit dem Amtsantritt von Bundeskanzler Gerhard Schröder sind sechs – und nicht sieben – Bundesminister und fünf Parlamentarische Staatssekretäre bzw. Staatsmi- nister aus ihren Ämtern ausgeschieden. Ein weiterer Par- lamentarischer Staatssekretär ist in das Amt eines Bun- desministers gewechselt. Mit dem Ausscheiden aus dem Amt eines Bundesministers oder Parlamentarischen Staatssekretärs entsteht ein Anspruch auf Übergangsgeld. Auf dieses werden andere Einkünfte weitgehend ange- rechnet. Von der Höhe dieser Einkünfte hängt es somit ab, ob überhaupt Zahlungen in nennenswertem Umfang an- fallen. Das kann naturgemäß für die Zukunft nicht vor- herbestimmt werden. Ruhegehaltsansprüche aus der Tätigkeit als Bundesminister bzw. Parlamentarischer Staatssekretär oder Staatsminister sind nur in fünf Fällen entstanden, aber noch in keinem Fall fällig geworden. Ob und in welchem Umfang der Bundeshaushalt aber tatsächlich durch sie künftig belastet werden wird, hängt auch hier von dem weiteren Berufsweg und den im Zeit- punkt der Fälligkeit einschlägigen Anrechnungsregeln ab. Auf Ebene der beamteten Staatssekretäre sind sechs Staatssekretäre ausgeschieden. Während einer auf eige- nen Antrag und damit ohne Versorgungsanspruch ausge- schieden ist, sind die anderen fünf Staatssekretäre in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden. Da diese fünf Staatssekretäre bereits vor dem 1. Januar 1999 ihr Amt be- kleideten, gelten für sie noch die früheren Versorgungsre- gelungen für politische Beamte. Hinzuverdienste sind entsprechend den gesetzlichen Regelungen anzurechnen. Aussagen über die entstehenden Kosten sind daher für die Zukunft nicht möglich. Zum Vergleich: In der Regierung Kohl sind von 1982 bis zum 30. Juni 1998 insgesamt 52 Parlamentarische Staatssekretäre bzw. Staatsminister ausgeschieden. (Ge- zählt wurden nur die endgültig Ausgeschiedenen. Nicht erfasst sind dabei diejenigen, die bei einem Minister- wechsel für einen kurzen Moment ausgeschieden waren, um sodann wieder ernannt zu werden oder die das Ressort gewechselt haben.) Dies sind – auch relativ betrachtet – deutlich mehr Parlamentarische Staatssekretäre als in un- serer bisherigen Regierungszeit. In der Regierung Kohl sind seit dem Jahre 1982 bis zum Regierungswechsel im Jahre 1998 insgesamt 24 be- amtete Staatssekretäre (beachte: die im Angestelltenver- hältnis ausgeschiedenen Staatssekretäre wurden seiner- zeit nicht mitgezählt!) in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden. Erhebungen über ausgeschiedene Bun- desminister sind – auch im BK – nicht bekannt. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretär Dr. Eckhart Pick auf die Frage des Abgeordneten Benno Zierer (CDU/CSU) (Drucksache 14/5113, Frage 3): Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 145. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. Januar 200114244 (C) (D) (A) (B) Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass das vom Len-kungsausschuss für Bioethik des Europarates herausgegebene„Weißbuch über den Schutz der Menschenrechte und -würde vonPersonen, die an einer Geistesstörung leiden, insbesondere jener,welche als unfreiwillige Patienten in einer psychiatrischen Ein-richtung untergebracht sind“ Vorschläge enthält, die der Men-schenwürde und den Menschenrechten entgegengesetzt sind, undwie gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls auf die Vor-schläge im Einzelnen zu reagieren? Die Bundesregierung ist der Auffassung, dass das an- gesprochene Weißbuch des Lenkungsausschusses für Bioethik des Europarates eine wichtige Diskussions- grundlage darstellt. Gleichwohl hält sie das Weißbuch in weiten Teilen für überarbeitungs- und ergänzungsbedürf- tig. Die Bundesregierung hat das Weißbuch auch den in- teressierten Kreisen zur Stellungnahme übersandt. An- hand der eingegangenen Stellungnahmen beabsichtigt die Bundesregierung, sobald die Ressortabstimmung abge- schlossen ist, gegenüber dem Europarat schriftlich Stel- lung zu nehmen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb (F.D.P.) (Drucksa- che 14/5113, Fragen 8 und 9): Ist der Bundesregierung bekannt, dass in einigen Arbeitsäm-tern, zum Beispiel im Arbeitsamt München, die Rechtsauffassungherrscht, dass ein schwerbehinderter Arbeitssuchender, der so ein-geschränkt ist, dass er einen Assistenzbedarf am Arbeitsplatz hat,nicht dem Arbeitsmarkt zu den üblichen Bedingungen zur Verfü-gung steht und somit nicht anspruchsberechtigt für eine Betreuungdurch das Arbeitsamt bzw. durch einen Integrationsfachdienst ist,und wenn ja, teilt die Bundesregierung diese Auffassung? Was gedenkt die Bundesregierung gegen eine solche Interpre-tation der Zuständigkeit von Integrationsfachdiensten gemäߧ 37a des Schwerbehindertengesetzes, geändert durch das Gesetzzur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter, zu tun? Zu Frage 8: Eine Rückfrage beim Arbeitsamt München hat erge- ben, dass dort nicht die Rechtsauffassung vertreten wird, ein Assistenzbedarf am Arbeitsplatz führe dazu, dass ein Schwerbehinderter für die Betreuung durch das Arbeits- amt bzw. durch einen Integrationsfachdienst nicht an- spruchsberechtigt sei. Der Bundesregierung liegen auch keine Erkenntnisse darüber vor, dass eine solche Rechts- auffassung von anderen Arbeitsämtern vertreten wird. Zu Frage 9: Da eine solche Rechtsauffassung nach unserem Kennt- nisstand nicht vertreten wird, besteht kein Handlungsbe- darf. Anlage 6 Antwort des Staatsministers Dr. Christoph Zöpel auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Bonitz (CDU/CSU) (Drucksache 14/5113, Frage 16): Ist es zutreffend, wie in der „Welt am Sonntag“ vom 14. Januar2001 zu lesen war, dass der Bundesminister des Auswärtigen, Joseph Fischer, am 4. März 1998 im Gespräch mit der JournalistinB. R. Folgendes gesagt hat: „Ich war nie gewaltfrei. Ich bin esheute noch nicht in meinen Überzeugungen. Ich war nie gewalt-frei und in dieser Zeit schon gar nicht.“? Der Bundesminister des Auswärtigen, Joseph Fischer, hat in der Fragestunde am 17. Januar 2001 umfassend über seine Haltung zur Gewalt Auskunft gegeben. Dem ist nichts hinzuzufügen. Anlage 7 Antwort des Staatsministers Dr. Christoph Zöpel auf die Frage des Abgeordneten Norbert Hauser (Bonn) (CDU/CSU) (Drucksache 14/5113, Frage 19): Trifft es zu, dass das Auswärtige Amt das von einem Diplo-maten auf Teneriffa geleitete Konsulat schließen und die konsu-larischen Aufgaben einem Honorarkonsul übertragen will, undwenn ja, welche Gründe führt das Auswärtige Amt für dieseSchließung an? Die Schließung der Außenstelle der Botschaft Madrid in Santa Cruz de Tenerife ist für den 31. August 2001 vor- gesehen. Wegen der erforderlichen Haushaltskonsolidie- rung ist die Schließung einiger Auslandsvertretungen un- umgänglich. Zurzeit verfügt der Auswärtige Dienst über weniger Stellen als 1989. Nach Abschluss des Konsolidie- rungsprozesses wird er 16 Prozent seines Stellenbestandes abgegeben haben. Die Schließung des Konsulats in Santa Cruz de Tenerife ist wegen der räumlichen Nähe zu der Außenstelle Las Palmas de Gran Canaria vertretbar, zumal diese Außenstelle aufgrund des zu erwartenden höheren Arbeitsaufkommens personell verstärkt werden wird. Ferner wird auf Teneriffa ein Honorarkonsul ernannt wer- den, der konsularische Aufgaben übernehmen wird. Des Weiteren sind regelmäßige Sprechzeiten der Außenstelle Las Palmas auf der Nachbarinsel Teneriffa vorgesehen. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Frage des Ab- geordneten Ernst Hinsken (CDU/CSU) (Drucksache 14/5113, Frage 20): Ist die Bundesregierung bereit, nach der Sachverständigenan-hörung im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages vom15. Januar 2001 zu den Abschreibungen die AfA-Tabelle (AfA –Absetzung für Abnutzungen) – wie auch von der Wirtschaft nach-haltig gefordert – zu korrigieren, und wenn ja, bis zu welchemZeitpunkt beabsichtigt sie dies gegebenenfalls zu tun, um den Fir-men Planungsmöglichkeit zu geben? Die Bundesregierung hat nicht die Absicht, die mit BMF-Schreiben vom 15. Dezember 2000 im Bundessteu- erblatt veröffentlichte AfA-Tabelle für die allgemein ver- wendbaren Anlagegüter zu ändern. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatsekretärs Karl Diller auf die Fragen des Ab- geordneten Hans Michelbach (CDU/CSU) (Drucksache 14/5113, Fragen 21 und 22): Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 145. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. Januar 2001 14245 (C) (D) (A) (B) Wie hoch werden sich voraussichtlich die Kosten belaufen, die sich aus der Umstellung der DM auf den Euro insgesamt ergeben? Wie sollen die Erträge verwendet werden, die sich voraus- sichtlich aus der Zusammenlegung der Kreditanstalt für Wieder- aufbau und der Deutschen Ausgleichsbank ergeben? Zu Frage 21: Die Gesamtkosten der Euro-Umstellung können nicht genau beziffert werden. Der Bundesregierung liegen auch keine belastbaren Schätzungen für den öffentlichen oder privaten Sektor vor. Zu Frage 22: Über die Verwendung des Erlöses aus der Veräußerung der Deutschen Ausgleichsbank an die Kreditanstalt für Wiederaufbau hat die Bundesregierung noch nicht ent- schieden. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Frage des Abgeordneten Werner Siemann (CDU/CSU) (Druck- sache 14/5113, Frage 23): In welcher Höhe sind finanzielle Vorbelastungen, zum Bei- spiel auch so genannte Überkipper, aus dem Haushaltsjahr 2000 in das laufende Haushaltsjahr übertragen worden, und wie setzen sich diese Vorbelastungen zusammen? Der Haushalt 2001 ist grundsätzlich nicht durch finan- zielle Vorbelastungen aus dem vergangenen Haushaltsjahr vorbelastet. Es gilt der Haushaltsgrundsatz der zeitlichen Bindung nach § 45 Absatz 1 Satz l Bundeshaushaltsord- nung, wonach die durch den Haushaltsplan erteilten Er- mächtigungen der Verwaltung nur bis zum Ende des lau- fenden Haushaltsjahres zur Verfügung stehen. Ausnahmen von diesem Grundsatz bestehen für so genannte übertrag- bare Ausgaben, zum Beispiel für Investitionen. Bei diesen Ausgaben können Ausgabereste gebildet werden. Die In- anspruchnahme dieser Ausgabereste bedarf der Einwilli- gung des BMF. Sie darf nur erteilt werden, wenn die Aus- gabe durch Einsparung an anderer Stelle gedeckt wird. Eine finanzielle Vorbelastung entsteht dadurch nicht. So- weit Sie die so genannten „Überkipper“ aus dem Verteidi- gungsressort ansprechen, verweise ich auf die noch fol- gende Antwort meiner Kollegin Frau Schulte. Anlage 11 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Jürgen Koppelin (F.D.P.) (Drucksa- che 14/5113, Fragen 24 und 25): Welche Maßnahmen zur Informationsgewinnung hat die Bun- desregierung unternommen, nachdem am 24. März und 15. April 1999 erste Meldungen über den Einsatz von DU-Munition (Uran- Munition) im Kosovo erschienen? Wann wurden die im Kosovo eingesetzten Bundeswehrsolda- ten über die Inhalte der Warnung der NATO vom 30. Juni 1999 be- lehrt, und wurde die Warnung ebenfalls an die auf dem Balkan operierenden Nichtregierungsorganisationen weitergegeben? Zu Frage 24: Offizielle Meldungen vom 24. März 1999 und 15. April 1999 über den Einsatz von DU-Munition sind der Bundesregierung nicht bekannt. Die der Bundesre- gierung bekannten Erkenntnisse hinsichtlich des Ein- satzes von DU-Munition sowie Beschaffenheit dieser Munition wurden dem Verteidigungsausschuss und auf Anfrage einzelnen Abgeordneten verfügbar gemacht. Zu Frage 25: Die Warnung der NATO vom 1. Juli 1999 – nicht 30. Juni 1999 – wurde durch die Multinationale Brigade Süd für ihren Verantwortungsbereich am 2. Juli 1999 in einem eigenen Befehl umgesetzt. Im Bereich der Multi- nationalen Brigade Süd wurden an die Regierungsorgani- sationen und Nichtregierungsorganisationen, die ihre Aktivitäten mit der Brigade abstimmten, regelmäßig In- formationen der Brigade auch zu Schutzmaßnahmen wei- tergegeben. Anlage 12 Antwort der Parl. Staatsekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Wolfgang Dehnel (CDU/CSU) (Drucksache 14/5113, Fragen 28 und 29): Mit wie vielen Unternehmen kooperiert die Bundeswehr ins- gesamt, und wie viele davon befinden sich in den neuen Bundes- ländern? Welche Bestrebungen gibt es, den Anteil der Kooperationsun- ternehmen aus den neuen Bundesländern zu erhöhen? Zu Frage 28: Dem Rahmenvertrag „Innovation, Investition und Wirtschaftlichkeit in der Bundeswehr“ sind bislang 466 Firmen beigetreten. Davon haben 22 ihren Firmensitz in den neuen Bundesländern und 23 ihren Firmensitz in Ber- lin. Zu Frage 29: Der Rahmenvertrag „Innovation, Investition und Wirt- schaftlichkeit in der Bundeswehr“ vom 15. Dezember 1999 enthält ein offenes Angebot an alle Firmen zum Bei- tritt. Die Initiative dazu muss also vom Unternehmen selbst ausgehen. Aktive Maßnahmen seitens der Bundes- wehr, weitere Unternehmen zum Beitritt zu veranlassen, sind nicht beabsichtigt. Der Beitritt zum Vertrag führt nicht zu einer bevorzugten Berücksichtigung bei Aus- schreibungen bzw. wettbewerblichen Vergaben. Anlage 13 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Frage des Abgeordneten Werner Siemann (CDU/CSU) (Drucksache 14/5113, Frage 30): Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 145. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. Januar 200114246 (C) (D) (A) (B) In welcher Höhe sind finanzielle Vorbelastungen, vor allem im Bereich der Materialerhaltung und des Betriebs, bei den Teil- streitkräften aus dem Haushaltsjahr 2000 in das laufende Haus- haltsjahr übertragen worden? Falls sich Ihre Frage auf die so genannten „Rech- nungskipper“ bezieht, dann sind es Rechnungen, die für Leistungen des abgelaufenen Haushaltsjahres erst im neuen Haushaltsjahr bezahlt werden. Dieses Phä- nomen stellt sich in jedem Jahr und begründet sich im Wesentlichen darin, dass Rechnungen zu einem so späten Zeitpunkt im Haushaltsjahr fällig gestellt wer- den, dass unter Berücksichtigung des Verwaltungsauf- wands zur Rechnungsprüfung und Zahlungsanweisung durch Ablauf des Haushaltsjahres ein rechtzeitiger Ausgleich nicht mehr möglich ist. So beliefen sich die Rechnungsüberkipper aus dem Jahre 1999 im Jahre 2000 auf insgesamt rund 550 Millionen DM. Konkrete Aussagen können erst bei Vorliegen des Jahresabschlusses 2000 getroffen werden. Dieser liegt zu diesem frühen Zeitpunkt des neuen Jahres, wie übri- gens in den Vorjahren auch, noch nicht vor. Zwar haben die Bundeswehrkassen und die Bundeskassen ihre Bu- chungen für das Jahr 2000 abgeschlossen. Für den Ver- teidigungshaushalt wird ein vorläufiger Abschluss je- doch erst in den letzten Januartagen vorgelegt werden können. Anlage 14 Antwort der Parl. Staatssekretärin Gudrun Schaich-Walch auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (PDS) (Druck- sache 14/5113, Fragen 31 und 32): Wann und mit welchen inhaltlichen Schwerpunkten soll nach Vorstellung der Bundesregierung die Novellierung des Kranken- pflegegesetzes erfolgen? Welche konkreten zeitlichen Etappen sieht die Bundesregie- rung für den gesetzgeberischen Prozess vor, und wie sollen die entsprechenden Verbände (insbesondere Vertreter und Vertreterin- nen des Deutschen Pflegerates und der Wohlfahrtsverbände) in diesen Prozess zur Novellierung des Krankenpflegegesetzes ein- bezogen werden? Zu Frage 31: Das Krankenpflegegesetz ist seit 1985 unverändert. Das Bundesministerium für Gesundheit sieht in Überein- stimmung mit den Ländern und Berufsverbänden die Not- wendigkeit, eine Neuordnung der im Krankenpflegegesetz geregelten Ausbildungen in Angriff zu nehmen. Im No- vember 2000 wurde daher ein Diskussionspapier veröf- fentlicht (abrufbar unter der Homepage des BMG: www.bmgesundheit.de), in dem als Grundlage für den weiteren Diskussionsprozess Vorschläge und Überlegun- gen zur Novellierung des Krankenpflegegesetzes darge- stellt wurden. Diese betreffen im Wesentlichen den Zu- schnitt der im Krankenpflegegesetz geregelten Berufe, die Konkretisierung des Ausbildungsziels, Maßnahmen zur Verbesserung der Durchführung der Ausbildung sowie eventuell die Modernisierung der Berufsbezeichnung. Zu Frage 32: Das Diskussionspapier ist den Ländern, Berufsver- bänden und Bundesressorts zur Stellungnahme zugelei- tet worden. Es ist als Anstoß für sachbezogene Anre- gungen zu verstehen, die in den weiteren Meinungs- bildungsprozess einfließen werden. Nach derzeitigem Sachstand ist mit dem Eingang der genannten Stellung- nahmen frühestens im Verlauf des Frühjahres zu rech- nen. Inhaltliche Festlegungen sowie die Frage der konkreten zeitlichen Gestaltung des Gesetzgebungsver- fahrens können erst im Lichte der Auswertung der Stel- lungnahmen erfolgen. Anlage 15 Antwort der Parl. Staatssekretärin Gudrun Schaich-Walch auf die Frage des Abgeordneten Detlef Parr (F.D.P.) (Drucksa- che 14/5113, Frage 33): Wie beurteilt die Bundesregierung die gegenwärtige Rechts- lage zur Durchführung der Präimplantationsdiagnostik in Deutschland? Die Zulässigkeit der Präimplantationsdiagnostik in Deutschland bemisst sich nach den Vorschriften des Embryonenschutzgesetzes vom 13. Dezember 1990. In- nerhalb der Bundesregierung ist das Bundesministe- rium für Gesundheit für das Embryonenschutzgesetz das zuständige Ressort. Das Bundesministerium für Ge- sundheit wird demnächst dem Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages anlässlich der Beratung ei- nes Antrages der F.D.P. „Präimplantationsdiagnostik rechtlich absichern“ vom 15. September 2000 (Bundes- tagsdrucksache 14/4098) einen Sachstandsbericht zur Präimplantationsdiagnostik zukommen lassen. Dieser Sachstandsbericht wird ausführliche Ausführungen zur Rechtslage in Bezug auf die Präimplantationsdiagnos- tik enthalten. In Deutschland gibt es unterschiedliche Rechtsan- sichten zur Zulässigkeit der Präimplantationsdiagnos- tik, soweit sie an nicht mehr totipotenten Zellen erfolgt. Nach Auffassung der Bundesregierung ist jedenfalls die Präimplantationsdiagnostik an totipotenten Zellen nach dem Embryonenschutzgesetz nicht zulässig. Die Zulas- sung einer Präimplantationsdiagnostik an nicht mehr to- tipotenten Zellen bedarf nach eingehender Diskussion einer sorgfältigen gesetzlichen Regelung (ich verweise auch auf entsprechende Forderungen der Bundesärzte- kammer in ihrem Diskussionsentwurf für eine Richtli- nie zur Präimplantationsdiagnostik vom Februar 2000 oder die Bioethik-Kommission des Landes Rheinland- Pfalz in ihren Thesen zur Präimplantationsdiagnostik vom 20. Juni 1999). Dabei wird das Interesse der Eltern an der Erfüllung ihres Kinderwunsches mit den mögli- chen gesellschaftlichen Folgen einer Auswahl von Em- bryonen durch die Präimplantationsdiagnostik abzuwä- gen sein. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 145. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. Januar 2001 14247 (C) (D) (A) (B) Wie Sie in der Ersten Lesung des oben genannten An- trages im Deutschen Bundestag am 26. Oktober 2000 aus- geführt haben, sollte über die Einzelheiten zur Frage der Zulässigkeit der Präimplantationsdiagnostik im Gesund- heitsausschuss diskutiert werden. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 145. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. Januar 200114248 (C)(A) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
Gesamtes Protokol
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414500000
Guten
Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sitzung ist
eröffnet.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:
Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-
binettssitzung mitgeteilt: Entwurf eines Gesetzes zur Be-
kämpfung der illegalen Beschäftigung im gewerblichen
Güterkraftverkehr.

Das Wort für den einleitenden, etwa fünfminütigen Be-
richt hat der Bundesminister für Verkehr, Bau- und Woh-
nungswesen, Kurt Bodewig.

Kurt Bodewig, Bundesminister für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen: Herr Präsident! Sehr geehrte Damen
und Herren! Die Bundesregierung hat heute den vom
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswe-
sen vorgelegten Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung
der illegalen Beschäftigung im gewerblichen Güterkraft-
verkehr gebilligt.

Das deutsche Transportgewerbe ist mittelständig ge-
prägt. 87 Prozent der Unternehmen verfügen über einen
bis zehn LKW. Bei dieser Struktur wirkt sich der Druck
ausländischer Konkurrenz existenzbedrohend aus. Die
Gründe sind vor allem: erstens die seit der Öffnung des
Binnenmarktes im Sommer 1998 im Verkehrsbereich noch
nicht abgeschlossene Harmonisierung und zweitens der
zunehmende Einsatz von Fahrern aus Billiglohnländern
durch Unternehmen, die ihren Sitz in der EU haben.

Lassen Sie mich hierzu zwei Zahlen nennen: Ein deut-
scher Fahrer kostet den Unternehmer nach Angaben des
Gewerbes zwischen 8 000 und 9 000 DM im Monat, ein
Fahrer aus einem Billiglohnland nur circa 1 500 DM, also
rund ein Sechstel.

Die schrittweise Verwirklichung des europäischen Bin-
nenmarktes hat zum Wegfall der mengenmäßigen Be-
grenzung der Genehmigungen im grenzüberschreitenden
Güterkraftverkehr zwischen den Mitgliedstaaten geführt.
Jeder ausländische Transportunternehmer mit Sitz in ei-
nem Mitgliedstaat der Europäischen Union oder einem

Vertragsstaat des Europäischen Wirtschaftsraums, der
über eine Gemeinschaftslizenz für den grenzüberschrei-
tenden Güterkraftverkehr in der Europäischen Union ver-
fügt, kann seit Mitte des Jahres 1998 auch innerhalb eines
Staates, in dem er weder Sitz noch Niederlassung hat, un-
begrenzt Beförderungen durchführen.

Der harte Wettbewerb im europäischen Güterkraft-
verkehrsgewerbe veranlasst viele Unternehmen, zur Kos-
tendeckung Fahrer aus Nicht-EU-Staaten einzusetzen.
Gerade in Deutschland haben die illegale oder miss-
bräuchliche Beschäftigung von Arbeitnehmern aus Nicht-
EU-Staaten und die damit verbundenen Probleme eklatant
zugenommen. In- und ausländische Transportunterneh-
men erlangen so Kosten- und damit auch Wettbewerbs-
vorteile. Fahrer vornehmlich aus Osteuropa werden zu ex-
trem niedrigen Löhnen für Transporte zwischen den und
innerhalb der Mitgliedstaaten der EU und des Europä-
ischen Wirtschaftsraums mit der Folge eines ruinösen
Wettbewerbs für das gesamte Transportgewerbe einge-
setzt.

Dies ist auch Gegenstand vieler Gespräche, die wir mit
den Verbänden des Gewerbes führen. Ziel des vorliegen-
den Gesetzentwurfs ist es daher, zum Abbau von Wett-
bewerbsverzerrungen beizutragen. Er sieht im Kern fol-
gende Regelungen vor:

Jeder Unternehmer mit Sitz in einem Staat der EU oder
des EWR darf nur Fahrer einsetzen, die im Staat des
Unternehmenssitzes eine Arbeitsgenehmigung besitzen.
Jeder Fahrer, der ein Fahrzeug eines Unternehmens mit
Gemeinschaftslizenz führt, wird verpflichtet, die Arbeits-
genehmigung mitzuführen. Der Unternehmer ist verpflich-
tet, dafür Sorge zu tragen, dass sein Fahrpersonal eine Ar-
beitsgenehmigung mitführt.

Auch den Auftraggeber, den Verlader, trifft eine Ver-
pflichtung dahin gehend, dass der von ihm beauftragte
Unternehmer nur Fahrpersonal mit Arbeitsgenehmigung
einsetzt.

Um Kontrollen zu erleichtern, muss die Arbeitsgeneh-
migung nicht nur im Original, sondern auch in einer amt-
lich beglaubigten Übersetzung mitgeführt werden.

14195


(C)



(D)



(A)



(B)


145. Sitzung

Berlin, Mittwoch, den 24. Januar 2001

Beginn: 13.00 Uhr

Für Verstöße gegen diese Bestimmungen sieht der Ge-
setzentwurf einen Bußgeldrahmen von bis zu 500 000 DM
vor. Er lehnt sich damit an den Bußgeldrahmen an, den
das Sozialgesetzbuch für die illegale Beschäftigung von
Arbeitnehmern vorsieht.

Neben den Vorschriften zur Bekämpfung der illegalen
Beschäftigung sieht der Gesetzentwurf auch Regelungen
vor, nach denen der Spediteur und jeder andere Verlader
nur Beförderungsunternehmen einsetzen darf, die im Be-
sitz einer Gemeinschaftslizenz oder einer nationalen Er-
laubnis nach dem Güterkraftverkehrsgesetz sind. Der
Bußgeldrahmen wird für Verstöße gegen diese Bestim-
mung auf 50 000 DM angehoben.

Schließlich sieht der Gesetzentwurf vor, dass neben der
allgemeinen Zuständigkeit der Länder für Kontrollen im
Bereich der illegalen Beschäftigung auch das Bundesamt
für Güterverkehr zuständig ist, das bereits auf anderen
Gebieten erfolgreich Kontrollen auf der Straße durch-
führt, zum Beispiel im Bereich der Verkehrssicherheit
oder des Umweltschutzes.

Die Bundesregierung hat mit den Vorarbeiten zu die-
sem Gesetzentwurf entsprechenden Überlegungen der
Europäischen Kommission vorgegriffen. Die Europä-
ische Kommission hat inzwischen einen Verordnungsent-
wurf vorbereitet, der eine so genannte Fahrerbescheini-
gung für Fahrer von Fahrzeugen vorsieht, die mit
Gemeinschaftslizenz verkehren, um der illegalen Be-
schäftigung von Fahrern Einhalt zu gebieten. Das Vorha-
ben der EU wird von der Bundesregierung nachhaltig un-
terstützt. Die Bundesregierung kann jedoch im Interesse
des nationalen Transportgewerbes nicht so lange warten,
bis der Kommissionsvorschlag in Kraft tritt. Die nationa-
len Vorschriften werden unmittelbar nach In-Kraft-Treten
einer EU-Regelung aufgehoben und entsprechend ange-
passt.

Lassen Sie mich zu dem Fazit kommen: Mit diesem
Gesetzentwurf werden wirksame Maßnahmen gegen
Lohndumping vorgenommen: verschärfte Kontrollen,
auch durch das Bundesamt für Güterverkehr, ein hoher
Bußgeldrahmen sowohl für die Spediteure, die illegale
Fahrer einsetzen, als auch für die Verlader, die mit in die
Verantwortung einbezogen werden, und eine einheitliche
Regelung mit klaren Vorgaben. Die Vorwegnahme einer
europäischen Regelung beflügelt den europäischen Pro-
zess. Ich glaube, dass wir mit diesem Gesetzentwurf den
entscheidenden Beitrag gegen den ruinösen Wettbewerb
im Frachtbereich leisten. Damit wird deutlich, dass das
Speditionsgewerbe die Bundesregierung an ihrer Seite
hat.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414500100
Vielen
Dank, Herr Bundesminister. – Wir kommen zunächst zu
den Fragen, die sich mit diesem Themenbereich beschäf-
tigen. Ich darf Sie bitten, Ihre Fragen zu stellen. Der Kol-
lege Horst Friedrich von der F.D.P.-Fraktion meldet sich
zu Wort.

Bitte schön, Herr Friedrich.


Horst Friedrich (FDP):
Rede ID: ID1414500200
Herr Minister,
Sie gehen mit diesem Gesetzentwurf einen Schritt in die
richtige Richtung. Das Ziel ist die Herstellung gleicher
Beschäftigungsbedingungen. Ob und vor allen Dingen
wann diese Gesetzesvorlage Wirkung zeigt, insbesondere
unter Berücksichtigung der europäischen Dimension, ist
fraglich.

Sie lassen allerdings eine andere Flanke offen. Darauf
bezieht sich meine Frage: Ist es zur Verbesserung der
Wettbewerbssituation in Deutschland nicht möglich, das,
was bereits elf EU-Länder insbesondere im Hinblick auf
die enorm gestiegenen Kraftstoffpreise für ihr Gewerbe
machen, nämlich Kfz-Steuerermäßigungen, Mineralöl-
steuerermäßigungen oder Lohnkostenzuschüsse – wie in
Frankreich – zu gewähren, auch dem deutschen Gewerbe
zuzugestehen? Die Betankung eines LKW kostet in
Deutschland durch die Ökosteuer und andere Kom-
ponenten mittlerweile bis zu 200 DM mehr als bei den
Konkurrenten in Europa. Dieses Problem haben Sie bis-
her nicht berücksichtigt.

Herr Eichel ging mit stark aufgeblähten Backen nach
Brüssel. Er wollte dort die ganzen Ausnahmegenehmi-
gungen aufheben lassen, die mit Zustimmung der deut-
schen Bundesregierung erteilt worden sind. Der Presse ist
zu entnehmen – mein Stand ist vom 19. Januar dieses Jah-
res –, dass er mit weniger stark aufgeblasenen Backen
zurückgekommen ist. Offensichtlich war die EU der Mei-
nung: Wenn sich Deutschland hier durchsetzen will, dann
können auch die Sonder- und Ausnahmegenehmigungen
bei der Ökosteuer, die Deutschland eingeführt hat, nicht
mehr gewährleistet werden.

Wann kommt flankierend zu den jetzt von Ihnen ange-
sprochenen Maßnahmen eine Entscheidung, die dem
deutschen Gewerbe aus unserer Sicht über die von Ihnen
geplanten gesetzlichen Maßnahmen hinaus hilft?

Kurt Bodewig, Bundesminister für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen: In meinen einführenden Bemerkungen
habe ich darauf hingewiesen, dass sich die Harmoni-
sierung im Sommer 1998 auf die Freigabe der Kabotage
beschränkte und in anderen Bereichen, unter anderem im
Steuerbereich, nicht erfolgte. Wie Sie wissen, sind im
Ecofin-Rat, also im Europäischen Rat der Finanzminister,
die unterschiedlichen Steuervergünstigungen im Kraft-
verkehrsgewerbe angesprochen worden. Die schwedische
Ratspräsidentschaft hat einen umfassenden Vorschlag
vorgelegt, der berücksichtigt, dass wir zurzeit 100 unter-
schiedliche Ausnahmeregelungen haben; darüber haben
wir im Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
schon sprechen können. Es geht also darum, eine Lösung
zu finden, wie diese 100 Ausnahmeregelungen auf ein
Mindestmaß reduziert werden können.

Lassen Sie mich Ihnen kurz einige Zahlen nennen: Die
aktuellen Preise in der Bundesrepublik Deutschland sind
im Vergleich zu anderen Ländern wie Frankreich und
Großbritannien relativ niedrig. Auch können Sie erken-
nen, dass die Preise aufgrund der Veränderung der Rohöl-
preise abgesenkt worden sind. Berücksichtigen wir die
Steuervergünstigungen, die in den Niederlanden, in
Frankreich und in Italien gewährt werden, beim Vergleich




Bundesminister Kurt Bodewig
14196


(C)



(D)



(A)



(B)


der Tankstellenpreise und ziehen die steuerliche Belas-
tung ab, so hatten wir in Deutschland im Jahr 2000 eine
Realbelastung – Preis ohne Mehrwertsteuer und Mine-
ralölsteuerbegünstigung – von 1,43 DM, in den Nieder-
landen von 1,33 DM, in Frankreich von 1,38 DM und in
Italien von 1,44 DM. Sie erkennen, dass sich die Preis-
entwicklungen in Europa nicht sehr unterscheiden.
Rechne ich diese Zahlen auf das Jahr 2001 mit den jetzt
gültigen Regelungen hoch, dann nähern sie sich noch wei-
ter an. Die realen Marktpreise sind wie folgt: in Deutsch-
land 1,38 DM, in den Niederlanden 1,33 DM, in Frank-
reich 1,36 DM und in Italien 1,41 DM.

Angesichts der Mineralölpreisschwankungen ist das
von Ihnen beschriebene Problem also nicht das zentrale
Problem des Gewerbes. Zentrales Problem ist ein Lohn-
dumping aufgrund des illegalen oder zumindest deutlich
missbräuchlichen Einsatzes von „Billigfahrern“. Dem
helfen wir mit dem vorliegenden Gesetzentwurf ab. Ich
freue mich auch über die signalisierte Unterstützung. Für
das deutsche Speditionsgewerbe ist dies der entschei-
dende Schritt, der ja auch schon zu Zeiten der alten Re-
gierung in der Diskussion war. Wir legen den Gesetzent-
wurf jetzt auf den Tisch und ich bitte hierfür im Parlament
um breite Unterstützung.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414500300
Nächste
Frage von dem Kollegen Peter Dreßen von der SPD-Frak-
tion.


Peter Dreßen (SPD):
Rede ID: ID1414500400
Herr Minister, es wundert mich
natürlich schon, dass die F.D.P., die sonst immer gegen
Subventionen ist, hier plötzlich für Subventionen eintritt,
und es würde mich interessieren, was Sie davon halten.

Aber ich habe noch eine zweite Frage: Würden Sie
bitte ganz konkret ausführen, wie das Lohndumping ver-
hindert werden soll? Welche Voraussetzung muss jemand
erfüllen, damit er eine Fahrbescheinigung bekommt?

Kurt Bodewig, Bundesminister für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen: Sie gestatten mir, dass ich auf die Frage
der vielleicht in sich nicht schlüssigen Haltung der F.D.P.
nicht eingehe, sondern mich auf Ihre Sachfrage konzen-
triere.

Die entscheidende Voraussetzung ist die Arbeitsgeneh-
migung im Staat des Unternehmenssitzes. Entscheidend
ist ferner, dass diese Arbeitsgenehmigung im Original so-
wie in einer von dem jeweiligen Land beglaubigten Ab-
schrift mitgeführt werden muss. Zudem bauen wir beim
Bundesamt für Güterverkehr eine Kontrollgruppe deut-
lich aus, mit der wir sicherstellen werden, dass dieses Ge-
setz umgesetzt wird. Im Regelfall soll die Stilllegung des
betroffenen Fahrzeuges erfolgen. Damit ist hier ein enor-
mer Druck gewährleistet, wodurch Missbrauch und Dum-
ping für die Zukunft verhindert werden. Dies ist für die
allgemeine Situation am Arbeitsmarkt auch gut. Wir ha-
ben auch für diesen Bereich eine Angleichung des Buß-
geldrahmens im Hinblick auf andere Formen illegaler Be-
schäftigung vorgesehen. Ich glaube, dass dies gute,
konsequente und in sich schlüssige Maßnahmen sind.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414500500
Die
nächste Frage hat der Kollege Dr. Klaus Grehn von der
PDS-Fraktion.


Dr. Klaus Grehn (PDS):
Rede ID: ID1414500600
Herr Minister, es ist ja nicht
unbekannt, dass ein großer Teil des gewerblichen Güter-
verkehrs auf die Bauwirtschaft entfällt. Der Bundesrat hat
einen Gesetzentwurf zur Eindämmung illegaler Be-
schäftigung im Baugewerbe vorgelegt. Mich interessiert:
Welche Erkenntnisse liegen über den Anteil illegaler Be-
schäftigung, der in dem von Ihnen genannten Bereich des
gewerblichen Güterverkehrs auf das Baugewerbe entfällt,
vor?

Weiter habe ich die Frage: Beabsichtigen Sie eine Ab-
stimmung im Hinblick auf die beiden Gesetzentwürfe?

Kurt Bodewig, Bundesminister für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen: Die Abstimmung erfolgt in der realen
Praxis. Wir sehen die Bekämpfung illegaler Beschäfti-
gung vor allem als eine Angelegenheit der Länder an. Mit
der Kontrollerweiterung, die wir vornehmen wollen, wol-
len wir die Kompetenzen des Bundesamtes für Güterver-
kehr stärken, weil wir die spezifischen Probleme, die wir
erkannt haben, durch verstärkten Einsatz lösen wollen.

Mir liegen die von Ihnen erbetenen Zahlen nicht vor,
ich bin aber gerne bereit, sie zu recherchieren und sie dann
gegebenenfalls zur Verfügung zu stellen. Ich sage Ihnen
aber auch: Ich möchte keine Verknüpfung der beiden The-
men, weil ich glaube, dass es sich um getrennte Vorgänge
handelt. Gerade die Situation im Speditionsgewerbe ist
sehr eklatant. Wir haben Erkenntnisse darüber, dass es in-
teressanterweise deutsche Unternehmen oder Unterneh-
men, die sich als internationale Unternehmen verstehen,
zum Teil aber den Sitz in Deutschland haben, sind, die
dies praktiziert haben, weil es gesetzlich nicht sanktio-
niert wurde. Dagegen werden wir jetzt vorgehen. Deshalb
möchte ich gerne den Blick auf die Erkenntnisse fokus-
sieren, dass wir nicht zwei Vorgänge miteinander ver-
mengen dürfen, damit wir eine reale Problemsituation re-
lativieren.

Ich weiß, dass das Ausmaß illegaler Beschäftigung auf
dem Bau dramatisch ist. Dieser Umstand wird auch von
der Bundesregierung berücksichtigt. Ich glaube aber, dass
für diese Fragen das Bundesministerium für Arbeit und
Sozialordnung der richtige Ansprechpartner ist.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414500700
Die
nächste Frage hat der Kollege Wilhelm Sebastian von der
CDU/CSU-Fraktion.


Wilhelm Josef Sebastian (CDU):
Rede ID: ID1414500800
Herr Minister,
Sie haben insofern Recht, als wir mit dem geplanten
Gesetz ein Defizit im Bereich der Harmonisierung besei-
tigen. Ich frage: Welche Maßnahmen hat die Bundesre-
gierung konkret ergriffen, um die Harmonisierungsdefi-
zite im europäischen Wettbewerb zugunsten unseres
Transportgewerbes zu überwinden?




Bundesminister Kurt Bodewig

14197


(C)



(D)



(A)



(B)


Kurt Bodewig, Bundesminister für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen: Gestatten Sie mir die Wiederholung
dessen, was ich bereits am Ende meiner einleitenden Aus-
führungen unterstrichen habe: Unser Vorhaben ist der ent-
scheidende Schritt dafür, den ruinösen Wettbewerb im
Speditionsgewerbe zu bekämpfen. Darüber hinaus hatte
ich ausgeführt, dass auf der Ecofin-Sitzung über den Vor-
schlag der schwedischen Ratspräsidentschaft gesprochen
wurde. Sie wissen, dass es sich hierbei um erteilte
Ausnahmegenehmigungen handelt. Die deutsche Delega-
tion hat im Ständigen Ausschuss der Kommission und im
Ministerrat deutlich gemacht, dass sie eine Ausweitung
nicht mittragen will. Zurzeit haben wir die Situation, dass
die neue schwedische Ratspräsidentschaft einen Vor-
schlag vorgelegt hat, der die bestehenden 100 Ausnahme-
vorschriften auf ein Minimum reduzieren wird. Wir wer-
den gemeinsam auf europäischer Ebene arbeiten.

Unsere Vorstellungen sind klar: Wir wollen keine Sub-
ventionierung und werden deshalb mit dazu beitragen, die
Regelungen europaweit zu harmonisieren. Ich glaube,
dass dies der richtige Schritt ist. Dieser Gesetzentwurf
wird der Durchbruch sein und deswegen freue ich mich,
dass auch Sie in Ihren Worten hierfür Unterstützung be-
kundet haben. Ich würde mich freuen, wenn das gesamte
Parlament diesen wichtigen Schritt gemeinsam machen
würde. Wir – das betrifft die Zeit vor unserer Regierungs-
übernahme – haben viel Zeit dafür verwandt, um zu die-
sem Punkt zu kommen. Unsere Regierung hat es zügig
angepackt und legt jetzt einen realistischen Lösungsvor-
schlag vor. Das freut mich in besonderem Maße.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414500900
Die
nächste Frage hat der Kollege Dirk Niebel von der
F.D.P.-Fraktion.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1414501000
Herr Minister, Sie haben eben
auf die Frage des Kollegen Grehn geantwortet, es gebe
keine Verknüpfung mit illegaler Beschäftigung am Bau.
Da illegale Beschäftigung den Bereich der Schattenwirt-
schaft betrifft, interessiert mich: In welchen Zeitabstän-
den – mit Blick auf die sich langsam dem Ende zunei-
gende Legislaturperiode – hat die Bundesregierung vor,
gegen illegale Beschäftigung und Schattenwirtschaft in
allen anderen Bereichen des Wirtschaftslebens vorzuge-
hen? Außerdem würde mich interessieren, ob Sie das Ge-
setz, das Sie heute beraten haben, als ersten Schritt auf
diesem Wege sehen und welche konkreten Folgeschritte
geplant sind.

Kurt Bodewig, Bundesminister für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen: Ich glaube, ich muss jetzt das wieder-
holen, was ich vorhin gesagt habe. Ich beziehe mich auf
das heute im Kabinett beschlossene Gesetz, das – ich sage
das noch einmal ausdrücklich – ein ganz entscheidender
Schritt im Kampf gegen den ruinösen Wettbewerb ist und
womit ein Durchbruch erfolgt. Ihre Frage richtet sich
nicht an mein Ressort, sondern an das Ministerium für Ar-
beit und Sozialordnung, wofür Sie die Fragestunde eben-
falls nutzen können.

Uns geht es darum, den Blick auf ein spezifisches Pro-
blem des Speditionsgewerbes zu richten. Dies ist ange-
sichts der aktuellen Debatte richtig und auch erforderlich.
Ich werbe deswegen dafür, nicht verschiedene Themen
miteinander zu verknüpfen, und versuche deutlich zu ma-
chen, dass wir im Speditionsgewerbe eine einzigartige Si-
tuation haben: Es gibt dort nämlich hohen Frachtbedarf
und hohe Nachfrage, gleichzeitig aber verfallen die
Frachtraten. Die Begründung dafür liegt aus meiner Sicht
vor allen Dingen in der Harmonisierung, die damals bei
der Freigabe der Kabotage leider nicht erfolgt und drin-
gend erforderlich ist. Das ist, wie ich glaube, ein Defizit,
das die alte Regierung zu verantworten hat.

Wir müssen auch ein anderes Problem, das sich eben-
falls verschärft hat und im Rahmen der Erweiterung der
EU um mittel- und osteuropäische Staaten noch weiter
verschärfen wird, nämlich das Thema Billigfahrer, die
nicht über eine gültige Arbeitserlaubnis in einem Mit-
gliedstaat der EU verfügen, auf EU-Ebene weiter voran-
treiben. Ich bin sehr zufrieden, dass wir hier bereits einen
ersten Schritt getan haben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414501100
Die
nächste Frage hat die Kollegin Angelika Graf von der
SPD-Fraktion.


Angelika Graf (SPD):
Rede ID: ID1414501200
Herr Minister,
können Sie mir im Anschluss an die Antwort, die Sie ge-
rade gegeben haben, sagen, welche Maßnahmen die Vor-
gängerregierung beschlossen und konkret umgesetzt hat,
um diese missbräuchlichen Praktiken zu bekämpfen?

Kurt Bodewig, Bundesminister für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen: Es ist mir keine Initiative und vor allem
kein Ergebnis bekannt. Das wissen wir alle. Deswegen ist
es richtig, dass wir dies auf die Agenda der politischen Ta-
gesordnung gesetzt haben und zügig angegangen sind. Ich
setze auch voraus, dass Ihnen bekannt ist, dass das Ge-
werbe sehr lange auf die Notwendigkeit einer entspre-
chenden Regelung hingewiesen hat. Zumindest mir ist
diese Debatte seit Mitte der 90er-Jahre bekannt. Ich freue
mich deshalb, dass dies jetzt von uns angepackt worden
ist und die schon lange bestehenden Defizite beseitigt
werden.

Ich halte es für wichtig, dass dies im Konsens mit allen
erfolgt. Sie können daraus also ersehen, dass wir das Pro-
blem angehen, auch wenn sich in der Vergangenheit eine
andere Regierung zögerlich verhielt. Es freut mich, dass
dies auch im Interesse des Gewerbes liegt: Ich habe näm-
lich sehr viele Rückmeldungen bekommen, in denen be-
grüßt worden ist, dass wir dieses Problem anpacken. Ich
weiß, dass der BSL als einer der großen Verbände des
Speditionsgewerbes diese Initiative ausdrücklich unter-
stützt. Es gibt noch eine Reihe anderer Verbände, die sich
ebenfalls sehr positiv geäußert haben. Ich glaube, dass die
Speditionswirtschaft auf diese Maßnahme gewartet hat.
Deswegen freue ich mich, dass wir mit der Befragung der
Regierung durch das Parlament zu diesem Gegenstand
heute den Startschuss zur parlamentarischen Beratung ge-
ben können.






(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414501300
Die
nächste Frage hat der Kollege Jürgen Koppelin von der
F.D.P.-Fraktion.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1414501400
Herr Minister, welche Er-
fahrung gibt Ihnen die Sicherheit, dass Ihre Regelung jetzt
greifen wird? Wir haben ja ähnliche Regelungen zum Bei-
spiel im Baugewerbe, wo es nach wie vor Probleme gibt.
Auf welche Erfahrung stützen Sie sich, wenn Sie sagen,
das wird jetzt greifen?

Kurt Bodewig, Bundesminister für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen: Wir bauen auf die Erfahrung unseres
Bundesamtes für Güterverkehr, das eine gute Arbeit im
Bereich der Verkehrssicherheit und auch des Umwelt-
schutzes leistet. Ich gehe davon aus, dass diese Kontroll-
erfahrungen auch in den neuen Aufgabenbereich „illegale
Beschäftigung“ einfließen werden. Wir haben dort kom-
petente Leute mit einer hohen Einsatzbereitschaft. An die-
ser Stelle möchte ich den Mitarbeitern des Bundesamtes
herzlich für ihre gute Arbeit danken. Ich bin deswegen
sehr zuversichtlich, dass es gelingt, die bestehende Kom-
petenz auf ein neues Feld auszudehnen. Gleichzeitig
macht der Sanktionsrahmen zum Beispiel durch einen um
den Faktor fünf erhöhten Bußgeldrahmen deutlich, dass
es uns ernst damit ist, dieses gravierende Problem anzu-
gehen. Ich denke, das ist sehr wichtig.

Ich möchte an dieser Stelle auch, weil es ein wenig in
Ihrer Frage anklang, den Ländern dafür danken, dass sie
bereit sind, dem Bund hier eine neue Kontrollfunktion
einzuräumen. Es ist der richtige Weg, dass Bund und Län-
der in dieser Frage an einem Strang ziehen. Sie wissen,
dass es ein großes Problem ist, das gemeinsam angepackt
werden muss. Deswegen freue ich mich auch, dass die
Länder bereit sind, dem Bund in diesem Punkt eine wich-
tige Kontrollzuständigkeit zuzugestehen. Auch dies be-
stätigt mich in der Erwartung, dass es uns gelingt, durch
verstärkte Kontrolltätigkeit und die genannten Sanktionen
im Ergebnis das Speditionsgewerbe zu entlasten. Ich bin
da sehr optimistisch.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414501500
Die
nächste Frage hat der Kollege Dr. Klaus Grehn von der
PDS-Fraktion.


Dr. Klaus Grehn (PDS):
Rede ID: ID1414501600
Herr Minister, ich gehe da-
von aus, dass Ihnen bekannt ist, dass natürlich auch un-
sere Fraktion gegen alle Formen der illegalen Beschäfti-
gung und gegen ruinösen Wettbewerb ist. Deshalb denken
auch wir über diese Problematik nach.

Es ist ja wohl allgemein nicht so, dass etwa bei der
Bahn Lokomotivführer im Güterverkehr zu dem Bereich
der „Illegalen“ gehören. Deshalb lautet meine Frage
schlicht und einfach: Sehen Sie in Ihrem Hause die Mög-
lichkeit – die illegale Beschäftigung im gewerblichen Gü-
terverkehr bezieht sich ja auf die Straße –, durch Verlage-
rung von Güterverkehr von der Straße auf die Bahn
ebenfalls einen Beitrag zu leisten, um dem zu begegnen?
Das hätte also dann mehrere Effekte.

Kurt Bodewig, Bundesminister für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen: Ich muss leider gestehen, dass mir die
Programmatik der PDS nicht in allen Fragen vertraut ist.
Ich kann auch nur sagen, dass ich mich freue, wenn es im
Ausschuss, wo dies diskutiert wird, zu einer gemeinsa-
men Auffassung kommt. Das unterstreiche ich und werbe
noch einmal dafür, dass dieses Gesetz dann auch vom ge-
samten Parlament einhellig getragen wird.

Mir ist nicht bekannt – das muss ich ausdrücklich sa-
gen –, dass es überhaupt einen Fall gegeben hat, in dem
etwa ein Lokführer der Deutschen Bahn AG ohne Ar-
beitsgenehmigung tätig gewesen wäre. Dies ist aber ein
zentrales Element des Gesetzentwurfs, sodass das Gesetz
auf diese Frage nach meiner Meinung nicht anwendbar
ist. Wie gesagt, mir ist kein solcher Fall bekannt. Wenn
dies der Fall sein sollte, wäre dies ein schwerer Verstoß
gegen bestehende Regelungen, der gar nicht erst durch
dieses Gesetz begründet wird. Meines Wissens gibt es ei-
nen solchen Fall aber nicht.


(Dr. Klaus Grehn [PDS]: Ich habe eine Nachfrage!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414501700
Bitte
schön, eine Nachfrage.


Dr. Klaus Grehn (PDS):
Rede ID: ID1414501800
Herr Minister, ich habe eine
Nachfrage, weil Sie mich offensichtlich missverstanden
haben. Ich meinte, dass mit der Verlagerung von Güter-
verkehr, der zurzeit auf der Straße stattfindet, auf die
Schiene die Zahl der Gütertransporte auf der Straße ver-
ringert und damit auch die Möglichkeiten des Einsatzes il-
legaler Fahrer im Güterverkehr auf der Straße einge-
schränkt werden würden. Nebenbei hätte das auch noch
einen ökologischen Effekt. Das meinte ich damit.

Kurt Bodewig, Bundesminister für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen: Dann habe ich Sie gründlich missver-
standen. Ich bitte dafür um Entschuldigung. Ich weiß aber
nicht, ob es nicht vielleicht auch eine etwas umständliche
Ausdrucksweise war, die dazu geführt hat.

Ich unterstreiche das, was hinter Ihrer Frage liegt, näm-
lich die Absicht, Verkehre auf die Schiene zu verlagern,
um damit den Druck von der Straße wegzunehmen.

Wir haben in der vergangenen Woche in einer Regie-
rungserklärung im Parlament den Verkehrsbericht 2000
erläutert. Dabei habe ich zweierlei deutlich gemacht: Es
geht vor allem um die Bewältigung zukünftiger Verkehre,
weil der Verkehrszuwachs allein im Güterverkehr bei
64 Prozent bis 2015 liegen wird. Wir werden diesen Ver-
kehr nur bewältigen können, wenn es uns gelingt, die
Schiene viel stärker in diesen Prozess der Bewältigung
von Güterverkehren einzubeziehen. Deswegen ist es un-
ser Ziel, den Anteil des Güterverkehrs auf der Schiene,
ausgehend vom Basisjahr 1997, bis zum Jahre 2015 zu
verdoppeln. Damit werden wir das bestehende Problem
ebenfalls reduzieren.

Ich sage aber zugleich: Diese Verkehrspolitik, die wir
verfolgen, nämlich den Verkehrsträger Schiene zu stär-
ken, geschieht unabhängig von dem bestehenden Gesetz.






(C)



(D)



(A)



(B)


Das bestehende Gesetz versucht, eine Wettbewerbsver-
zerrung, die zurzeit herrscht, zu beseitigen, aber auch Si-
cherheitsmaßstäbe höher zu setzen. Ich nehme an, dass
Sie diesen Punkt ebenfalls in die Antwort auf Ihre Frage
einbezogen wissen wollten. Wir versuchen eben, den Ver-
kehr sicherer zu machen und gleichzeitig den ruinösen
Wettbewerb im Güterverkehr – also den völligen Verfall
von Frachtraten und damit auch einen Abzug von Verkehren
von der Schiene auf die Straße – zu vermeiden.

Insofern hat dieser Gesetzentwurf mehrere Ziele, unter
anderem auch das Ziel, den Wettbewerb nicht nur beim
Verkehrsträger Straße, sondern auch zwischen den Ver-
kehrsträgern insgesamt deutlich fairer und transparenter
zu gestalten.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414501900
Ich be-
ende nun die Befragung zu den Themenbereichen der heu-
tigen Kabinettssitzung.

Gibt es darüber hinaus Fragen an die Bundesregie-
rung? – Herr Kollege von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1414502000
Herr Präsident, ich
möchte die Bundesregierung fragen, ob die aktuellen Be-
richterstattungen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“
und der „Bild“-Zeitung vom heutigen Tage eine Rolle ge-
spielt haben, wonach sich der Verdacht erhärtet, dass Bun-
desminister Fischer bei seiner Zeugenvernehmung in
Frankfurt in der letzten Woche hinsichtlich der Frage, ob
die ehemalige Terroristin Margrit Schiller für wenige
Tage in seiner Wohnung Unterschlupf gefunden hat, nicht
die Wahrheit gesagt hat. Sie wissen sicherlich, dass Frau
Schiller diese Darstellung in ihrer Biographie gestern
noch einmal gegenüber der „Bild“-Zeitung bestätigt hat.

Meine weitere Frage lautet: Ist die Bundesregierung
der Ansicht, dass, wenn sich die Darstellung von Frau
Schiller bestätigt, Herr Fischer im Amt bleiben kann?


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414502100
Zur Be-
antwortung Herr Staatsminister Bury, bitte schön.

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1414502200
Herr Kollege von Klaeden, dieses Thema ist heute
nicht im Bundeskabinett erörtert worden. Der Bundes-
außenminister hat sich in der vergangenen Woche – auch
hier – eindeutig dazu geäußert. Ich habe dem nichts hin-
zuzufügen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414502300
Eine wei-
tere Frage des Kollegen Jürgen Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1414502400
Herr Staatsminister, da ich
schon mehrfach bei der Befragung der Bundesregierung
danach gefragt habe und Sie immer gesagt haben, dass es
keinen weiteren Parlamentarischen Staatssekretär im
Bundeswirtschaftsministerium geben wird –


(Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der der F.D.P. wehtut!)


das war erst vor wenigen Wochen; Sie haben die gleiche
Erklärung noch Ende November im Haushaltsausschuss
gegeben –, darf ich Sie fragen: Welche Sinnesänderung
hat es bei der Bundesregierung gegeben, jetzt einen wei-
teren Parlamentarischen Staatssekretär im Wirtschaftsmi-
nisterium anzusiedeln, obwohl die Aufgaben dort weni-
ger geworden sind?


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414502500
Herr
Staatsminister Bury.

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1414502600
Herr Koppelin, wir haben diese Frage in der Tat in ei-
ner Sitzung des Haushaltsausschusses des Deutschen
Bundestages miteinander besprochen. Die Frage bezog
sich damals auf eine Presseberichterstattung, die einen
Zusammenhang zwischen den Fraktionsvorstandswahlen
der SPD und der Besetzung von Staatssekretärspositionen
hergestellt hat. Ich habe diesen Pressebericht richtiger-
weise als Spekulation bezeichnet und darauf hingewiesen,
dass zu diesem Zeitpunkt keine konkreten Absichten be-
standen haben, die Zahl der Parlamentarischen Staatsse-
kretäre zu erhöhen.

Nun hat es im Zusammenhang mit der BSE-Problema-
tik eine Entwicklung gegeben, die wir zum Anlass ge-
nommen haben, Umstrukturierungen vorzunehmen. In
deren Folge, und zwar unter dem Aspekt der Stärkung
der Mittelstandspolitik, ist eine zusätzliche Position im
Bundeswirtschaftsministerium geschaffen worden; Kol-
legin Wolf nimmt auch die Funktion der Mittelstandsbe-
auftragten der Bundesregierung wahr. Insofern hatte sich
gegenüber unserer Diskussion im Haushaltsausschuss
eine neue Situation ergeben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414502700
Eine
Nachfrage des Kollegen Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1414502800
Herr Staatsminister, kön-
nen Sie mir näher erklären, was die BSE-Krise damit zu
tun hat, dass das Wirtschaftsministerium einen weiteren
Parlamentarischen Staatssekretär braucht, obwohl Aufga-
ben aus dem Wirtschaftsministerium in andere Ministe-
rien verlagert worden sind, die Aufgaben also weniger ge-
worden sind? Oder kann ich Ihre Aussage so verstehen,
dass zwei Jahre lang im Wirtschaftsministerium keine
Mittelstandspolitik gemacht worden ist?


(Beifall bei der F.D.P. – Lachen bei der SPD – Zuruf von der SPD: Die Wasserwerker sind doch erst morgen Abend dran!)


H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1414502900
Falls sich Ihre Frage, Herr Kollege Koppelin, auf die
Zeit vor 1998 bezieht, reichen zwei Jahre nicht aus. Was
die vergangenen zwei Jahre angeht, so war die Mittel-
standspolitik ein wichtiger Bereich. Wir stärken ihn aber
noch mehr und haben ihn auch personell in dieser Weise
herausgehoben. Diese Entscheidung ist im zeitlichen Zu-
sammenhang mit der Umstrukturierung, insgesamt ausge-
löst durch die BSE-Problematik, getroffen worden.




Bundesminister Kurt Bodewig
14200


(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414503000
Ich be-
ende die Befragung der Bundesregierung.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 2 auf:
Fragestunde
– Drucksachen 14/5113, 14/5133 –

Wir kommen zu den dringlichen Fragen, zunächst zum
Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern.
Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Staatsse-
kretär Fritz Rudolf Körper zur Verfügung.

Ich rufe die dringliche Frage 1 des Abgeordneten
Dr. Schmidt-Jortzig auf:

Ist der Bundesregierung bekannt, welche Rolle der Bundesmi-
nister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Jürgen
Trittin, in dem Kommunistischen Bund in Göttingen in den 70er-
Jahren spielte, und hält sie eine Aufklärung dieser Rolle für not-
wendig?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1414503100
Herr Kollege Schmidt-Jortzig, er-
neut ist darauf hinzuweisen, dass Ihnen die Bundesregie-
rung über personenbezogene Erkenntnisse, die das Bun-
desamt für Verfassungsschutz gewonnen hat, keine Aus-
künfte geben darf, da dies die Übermittlungsvorschriften des
Bundesverfassungsschutzgesetzes nicht zulassen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414503200
Zusatz-
frage, Herr Kollege Schmidt-Jortzig.


Prof. Dr. Edzard Schmidt-Jortzig (FDP):
Rede ID: ID1414503300
Herr Staatsse-
kretär, zur Verdeutlichung meiner Frage – möglicher-
weise haben wir unterschiedliche Vorlagen –: Ich habe
gefragt, ob es der Bundesregierung bekannt ist. Auf diese
Frage hätte ich gerne eine Antwort.

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1414503400
Was soll der Bundesregierung be-
kannt sein?


Prof. Dr. Edzard Schmidt-Jortzig (FDP):
Rede ID: ID1414503500
Ist der Bun-
desregierung bekannt – so ist es in der Frage formuliert –,
welche Rolle der Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit, Jürgen Trittin, in den 70er-
Jahren gespielt hat?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1414503600
Ich habe mich auf die Erkennt-
nisse des Bundesamtes für Verfassungsschutz bezogen.
Daraus ist abzuleiten, dass der Bundesregierung diese
Rolle nicht bekannt ist.


Prof. Dr. Edzard Schmidt-Jortzig (FDP):
Rede ID: ID1414503700
Herr Staatsse-
kretär, darf ich daraus schließen, dass Sie über Ihre Kol-
legen in der Bundesregierung grundsätzlich nur Erkennt-
nisse aus den Bundesverfassungsschutzberichten haben
und dass im Übrigen die Vorgeschichte Ihrer Kollegen Sie
nicht interessiert?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1414503800
Was uns interessiert – deshalb ant-
wortet auch der Vertreter des Innenministeriums auf diese
Frage –, bezieht sich auf die Erkenntnisse des Bundesver-
fassungsschutzes. Sie kennen die Vorschriften und die Ge-
setzeslage – ich erwähne § 12 und § 19 des Bundesver-
fassungsschutzgesetzes – und wissen daher, wie bei der
Übermittlung personenbezogener Daten zu verfahren ist.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414503900
Zusatz-
frage, Herr Kollege Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1414504000
Herr Staatssekretär, der
Bundesminister Trittin ist Mitglied des Kommunistischen
Bundes in Göttingen gewesen. Ich möchte Sie deshalb
fragen: Haben Sie Erkenntnisse darüber, ob der Ver-
fassungsschutz in Niedersachsen diese Vereinigung beob-
achtet hat und ob es Berichte darüber gibt? Wenn es Be-
richte darüber gibt: Was ist darin über den Kommu-
nistischen Bund in Göttingen enthalten?


(Peter Dreßen [SPD]: Das wissen Sie doch!)


F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1414504100
Ich kann Ihnen nur das mitteilen,
was das Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln an Er-
kenntnissen hat. Aufgrund dieser Erkenntnisse muss ich
Ihre Frage mit Nein beantworten.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414504200
Zusatz-
frage, Herr Kollege Niebel.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1414504300
Herr Staatssekretär, muss ich
dieser Antwort entnehmen, dass das Bundesamt für Ver-
fassungsschutz nicht mit den Landesämtern für Verfas-
sungsschutz kommuniziert, wenn es um herausgehobene
Positionen in unserem Staatswesen geht?


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [F.D.P.])


F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1414504400
Das hat nichts mit Kommunika-
tion zu tun, sondern mit der Frage, inwieweit Erkennt-
nisse vorhanden sind. Ich habe deutlich gemacht, dass uns
in diesem Fall keine Erkenntnisse vorliegen. Ich sage
noch einmal ganz deutlich: Aus der bestehenden Geset-
zeslage wird deutlich, warum dies der Fall ist.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414504500
Zusatz-
frage, Herr Kollege Hirche.


Walter Hirche (FDP):
Rede ID: ID1414504600
Herr Staatssekretär, darf ich
Ihrer Antwort entnehmen, dass Sie sich nicht die Mühe
gemacht haben, sich die Verfassungsschutzberichte des
Landes Niedersachsen aus den 70er-Jahren anzusehen?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1414504700
Die Entscheidung, wie viel Mühe
ich mir mache, können Sie ruhig mir überlassen. Tatsache






(C)



(D)



(A)



(B)


ist, dass wir diesem Vorgang im gesamten Zeitraum sehr
gewissenhaft nachgegangen sind. Ich sage Ihnen zum
wiederholten Male, dass § 12 und § 19 Vorschriften zur
Behandlung von Erkenntnissen enthalten. Was § 12 anbe-
langt, so ist festzustellen, dass es eine entsprechende Wei-
sung des damaligen Präsidenten des Bundesamtes für Ver-
fassungsschutz gab, der nicht in Verdacht stand, einer
zukünftigen rot-grünen Koalition behilflich zu sein.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414504800
Zusatz-
frage, Herr Kollege von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1414504900
Herr Staatssekre-
tär, sind denn vielleicht dem Bundeskanzler aus seiner
Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident die Berichte
des niedersächsischen Verfassungsschutzes bekannt ge-
wesen? Hat der Herr Bundeskanzler zum Zeitpunkt der
Ernennung Herrn Trittins zum Bundesminister von seiner
politischen Vergangenheit und von seiner Tätigkeit im
Kommunistischen Bund gewusst, in dessen Organ „Ar-
beiterkampf“ zur Entführung von Peter Lorenz unter an-
derem dieses Spottgedicht veröffentlicht wurde:

Da sitzt er nun im Keller, mit ´nem Schildchen auf
der Brust, die Bewegung 2. Juni sendet einen schö-
nen Gruß. Sechs Genossen und ein Jumbo und ´nen
Pfaffen mit an Bord und für jeden 20 000. Sonst
bleibt der Lorenz fort ...


(Peter Dreßen [SPD]: Ach Gott!)


F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1414505000
Herr Kollege von Klaeden, was
der Bundeskanzler in seiner Eigenschaft als Ministerprä-
sident des Landes Niedersachsen gewusst hat oder nicht,
kann ich Ihnen jetzt hier nicht beantworten. Ich weiß nur,
dass er lange Zeit mit Herrn Trittin eine Koalition gebil-
det hat und dass die Zusammenarbeit eine gute war.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414505100
Gibt es
weitere Zusatzfragen? – Das ist nicht der Fall.

Dann kommen wir zur Frage 2 des Kollegen
Dr. Schmidt-Jortzig:

Ist es zutreffend, dass der Kommunistische Bund in GöttingenGewalt im Kampf gegen das „imperialistisch herrschende Sys-tem“ nicht ausschloss?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1414505200
Herr Kollege Schmidt-Jortzig, der
Kommunistische Bund, KB, gründete sich 1971 und hatte
seinen Schwerpunkt in Norddeutschland. Als zentralisti-
sche Organisation, gegliedert nach dem Prinzip des de-
mokratischen Zentralismus, waren Aussagen der Leitung
auch für den KB in Göttingen gültig.

Im Verfassungsschutzbericht des Bundes von 1977
heißt es, dass sich der KB kein schriftliches Programm ge-
geben habe. Über die Haltung dieser Organisation zur Ge-
waltfrage wird dort weiter ausgeführt:

Der Gewaltanwendung steht der KB nicht prinzipiell
ablehnend gegenüber, sondern betrachtet sie ledig-

lich unter dem Gesichtspunkt der taktischen Erfor-
dernisse.

So steht es in der Quelle vom 4. April 1977.

(Zuruf von der CDU/CSU: Da war der Trittin dabei!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414505300
Zusatz-
frage, Herr Kollege Schmidt-Jortzig?


Prof. Dr. Edzard Schmidt-Jortzig (FDP):
Rede ID: ID1414505400
Zunächst
möchte ich für die ausführliche Antwort herzlich danken.
Dennoch drängt sich mir die Frage auf: Haben Sie, ver-
ehrter Herr Kollege, mit dieser Auskunft eben nicht das
Gesetz über den Bundesverfassungsschutz verletzt?


(Heiterkeit bei der CDU/CSU – Susanne Kastner [SPD]: Jetzt wird es aber heftig!)


Durften Sie diese Kenntnis haben, ohne dass der Verfas-
sungsschutz Sie dazu ermächtigt hat?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1414505500
Lieber Herr Kollege Schmidt-
Jortzig, ich hätte diese Frage ja von manchem erwartet, al-
lerdings nicht von Ihnen. Sie wissen, dass in §19 und §12
des Bundesverfassungsschutzgesetzes die Übermittlung
personenbezogener Daten geregelt ist. Insofern, glaube
ich, ist Ihre Frage an mich, ob das hier kundgetan werden
darf, fast überflüssig. Der KB war eine Organisation. Da-
mit ist das, was ich Ihnen hier mitgeteilt habe, von der
Übermittlung personenbezogener Daten zu unterschei-
den.


(Beifall bei der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: So weit ist es mit liberalen Juristen gekommen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414505600
Weitere
Zusatzfrage, Kollege Schmidt-Jortzig?


Prof. Dr. Edzard Schmidt-Jortzig (FDP):
Rede ID: ID1414505700
Lieber Herr
Kollege Körper, Ihre Unterscheidung war bemüht und
nicht überzeugend. Darf ich deswegen nachfragen: Haben
Sie eine Ahnung, wie sich eine Körperschaft, auch der
KB, der KBW oder der KHB – da gibt es alle möglichen
Formen –, ohne seine Mitglieder artikulieren kann? Wür-
den Sie mir zustimmen, dass die Vereinigungen für den
Bundesverfassungsschutz nur im Hinblick auf die
Gewalttätigkeit oder Nichtgewalttätigkeit, die Gefähr-
lichkeit oder Nichtgefährlichkeit ihrer Mitglieder interes-
sant sind?


(Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, nein! Das war völlig anders!)


F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1414505800
Herr Kollege Schmidt-Jortzig, ich
will es Ihnen noch einmal deutlich machen. § 12 des Bun-
desverfassungsschutzgesetzes trägt die Überschrift: „Be-
richtigung, Löschung und Sperrung“ – jetzt kommt es –
„personenbezogener Daten in Dateien“. § 19 trägt die




Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper
14202


(C)



(D)



(A)



(B)


Überschrift: „Übermittlung personenbezogener Daten
durch das Bundesamt für Verfassungsschutz“. Das unter-
streicht das, was ich Ihnen in der vorherigen Antwort ge-
sagt habe. Das, was ich zu dieser Organisation vorhin aus-
geführt habe, bezieht sich auf die Veröffentlichung in
einer Zeitschrift mit dem Namen „Arbeiterkampf“ vom
4. April 1977.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414505900
Zusatz-
frage, Herr Kollege Kolb.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1414506000
Herr Staatssekretär,
wenn ich Sie richtig verstanden habe, haben Sie vorgetra-
gen, dass der Kommunistische Bund, dessen Mitglied der
heutige Umweltminister 1977 war, Gewalt nicht gänzlich
ausgeschlossen hat. Ist der Bundesregierung bekannt,
welches Verhältnis der Bundesumweltminister heute zum
Gewaltmonopol des Staates hat und welche Maßnahmen
er damals für legitim gehalten hat, um dem „Druck des
Staates“ zu begegnen?


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1414506100
Herr Kollege Kolb, mir ist die
Frage gestellt worden, was der Kommunistische Bund in
Göttingen zum Thema Gewalt im Kampf gegen das „im-
perialistisch herrschende System“ veröffentlicht hat. Da-
raufhin habe ich eine Antwort gegeben, die sich auf eine
Quelle aus dem Jahre 1977 bezieht. Wie sich einzelne
Mitglieder in dieser Organisation zu Einzelfragen ver-
halten haben, war nicht Gegenstand der Frage.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414506200
Zusatz-
frage, Herr Kollege Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1414506300
Herr Staatssekretär, da Sie
vorhin, als wir nach dem Verfassungsschutz in Nieder-
sachsen gefragt haben, passen mussten, bin ich natürlich
ganz erstaunt, was Sie uns jetzt hier alles vortragen. Darf
ich Sie deshalb fragen: Haben Sie dieses Material von
dem Kollegen Trittin bekommen?


(Zuruf von der SPD: Die Frage ist gar nicht zulässig!)


F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1414506400
Herr Koppelin, die Art und Weise,
wie Sie diese Frage stellen, macht deutlich, welche Ziel-
richtung Sie verfolgen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


Es geht Ihnen offensichtlich nicht darum, einen Sachver-
halt sachlich aufzuklären, sondern darum, eine Person in
Misskredit zu bringen, weil es Ihnen politisch in den
Kram passt. Das sage ich hier einmal ganz deutlich.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


Ich habe Ihnen kundgetan, worauf sich diese Quelle be-
zieht, die einmal Gegenstand eines Verfassungsschutz-
berichtes war. Ich habe Ihnen auch deutlich gemacht, dass
wir dieses Material nicht zu dem Material zählen müssen,
das unter § 12 und § 19 des Bundesverfassungsschutzge-
setzes fällt. Insofern ist dies korrekt. Ich denke auch, es ist
wichtig, dies hier deutlich kundzutun.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414506500
Eine Zu-
satzfrage, Herr Kollege Hirche.


Walter Hirche (FDP):
Rede ID: ID1414506600
Herr Staatssekretär, sind Sie
nicht der Meinung, dass nach der Geschäftsordnung des
Bundestages die Bundesregierung Auskunft zu geben hat
und dabei nicht unterscheiden darf, ob ihr die Zielrichtung
einer Frage schmeckt oder nicht?


(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)


F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1414506700
Herr Kollege Hirche, ich bin der
Auffassung, dass die Bundesregierung bei ihren Auskünf-
ten die gesetzliche Grundlage beachten muss. Das ist der
Maßstab unserer Auskünfte. Ich denke, das ist auch gut
so.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414506800
Wir sind
damit am Ende des Geschäftsbereichs des Bundesminis-
teriums des Innern. Vielen Dank, Herr Staatssekretär.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundeskanz-
leramtes. Zur Beantwortung steht Staatsminister Hans
Martin Bury zur Verfügung.

Wir kommen zur dringlichen Frage 3 des Kollegen
Dr. Max Stadler:

Wie beurteilt die Bundesregierung das Verhalten des Bundes-
ministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Jürgen
Trittin, auf der Zugfahrt am 21. Januar 2001 gegenüber dem Sohn
des ermordeten Generalbundesanwalt Siegfried Buback?

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1414506900
Lieber Kollege Stadler, ich bedauere, dass das zufäl-
lige Zusammentreffen von Bundesminister Jürgen Trittin
und Herrn Professor Michael Buback auf einer Zugfahrt
am 21. Januar Anlass für die Interpretation bot, die Herr
Buback in der ARD-Sendung „Sabine Christiansen“ wie-
dergab.

Herr Trittin hat Herrn Buback unmittelbar nach der
Ausstrahlung der Sendung angerufen und ihm angeboten,
das Missverständnis in einem ausführlichen persönlichen
Gespräch auszuräumen. Das Gespräch zwischen Herrn
Bundesminister Trittin und Herrn Professor Buback wird
in den nächsten Tagen stattfinden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414507000
Zusatz-
frage, Kollege Stadler.




Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper

14203


(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1414507100
Herr Staatsminister, hat Herr
Bundeskanzler persönlich mit Herrn Trittin über diesen
Vorgang gesprochen? Wenn ja: Wie hat er aufgrund die-
ses Gespräches den Vorgang beurteilt?

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1414507200
Herr Kollege Stadler, nach meiner Kenntnis hat der
Bundeskanzler über dieses Thema mit Herrn Bundesum-
weltminister Trittin nicht gesprochen.


(Zurufe von der F.D.P.: Oh! – Walter Hirche [F.D.P.]: Eine interessante Antwort! Eine sehr interessante Antwort!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414507300
Weitere
Zusatzfrage, Kollege Stadler.


Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1414507400
Herr Staatsminister, ich
habe noch eine Zusatzfrage. In einem Artikel in der ges-
trigen Ausgabe der „Berliner Zeitung“ werden Andeutun-
gen über die Identität des bisher in der Öffentlichkeit unbe-
kannten Verfassers des so genannten „Mescalero“-Nachrufs
gemacht. Es wird dargestellt, dass der Göttinger Szene die
Identität sehr wohl bekannt war. Ich frage Sie daher, ob
der Bundesregierung die Identität des Verfassers dieses
Nachrufs bekannt ist und ob Sie bereit sind, diese Identität
hier mitzuteilen.

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1414507500
Ich kann diese Frage nur für mich beantworten: Mir
ist die Identität nicht bekannt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414507600
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1414507700
Herr Staatsminis-
ter, Sie haben gerade von einem Missverständnis zwi-
schen Herrn Trittin und Herrn Professor Buback gespro-
chen. Ist Ihnen bekannt, dass sich Herr Professor Buback
Herrn Bundesminister Trittin nicht nur vorgestellt hat,
sondern zum Ende des Gesprächs auch darauf hingewie-
sen hat, dass er an der Sendung „Sabine Christiansen“
teilnehmen werde, und dass Herr Trittin aufgrund die-
ser Information nicht bereit gewesen ist, sich vom
„Mescalero“-Aufruf zu distanzieren?


(Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr von Klaeden war auch im Zug! – Zurufe von der SPD: Waren Sie dabei?)


H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1414507800
Herr Kollege von Klaeden, ich war an diesem Ge-
spräch im Zug nicht beteiligt. Mir ist neu, dass Sie daran
beteiligt waren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


Insofern mag ich Ihre spekulative Wiedergabe des Ge-
spräches nicht kommentieren, zumal Kollege Trittin im
Anschluss die Gelegenheit haben wird, selbst dazu Stel-
lung zu nehmen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414507900
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Koppelin.


(Johannes Kahrs [SPD]: Aber bitte etwas intelligenter als beim letzten Mal!)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1414508000
Herr Staatsminister, um
Ihnen die Möglichkeit zu geben, eine Antwort, die Sie so-
eben gegeben haben, zu korrigieren, frage ich Sie noch
einmal: Hat der Bundeskanzler seit der Sendung „Sabine
Christiansen“, die hier angesprochen worden ist, bis heute
nicht ein einziges Mal mit dem Bundesminister Trittin
über diese Angelegenheit gesprochen?


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Uwe Hiksch [PDS]: Früher waren die Liberalen liberal! Jetzt sind sie nur noch na ja!)


H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1414508100
Herr Kollege Koppelin, ich habe diese Frage beant-
wortet.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414508200
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Niebel.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1414508300
Herr Staatsminister, Sie haben
soeben gesagt, dass Sie nur für sich persönlich antworten
können, was die Frage bezüglich der Identität des Autors
betrifft. Ist der Bundesregierung bekannt, ob die Identität
des Autors Herrn Trittin bekannt ist?


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Detlev von Larcher [SPD]: Jeder macht sich hier so lächerlich, wie er kann!)


H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1414508400
Mir zumindest ist das nicht bekannt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414508500
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Dr. Axel Berg.


Dr. Axel Berg (SPD):
Rede ID: ID1414508600
Herr Staatsminister, der Verlauf
dieser Fragestunde bringt mich auf folgende Idee: Halten
Sie es für möglich, dass das Treffen zwischen dem Sohn
Bubacks und dem Umweltminister initiiert worden ist
bzw. geplant war?


(Zurufe von der CDU/CSU und der F.D.P.)


H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1414508700
Herr Kollege Berg, ich mag darüber nicht spekulieren.






(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414508800
Wir kom-
men dann zur Frage 4 des Kollegen Dr. Max Stadler:

Sind der Bundesregierung die Gründe bekannt, aus denen der
Bundesminister Trittin Nachfragen von Journalisten auf der Pres-
sekonferenz vom 22. Januar 2001 abgelehnt hat?

H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1414508900
Herr Kollege Stadler, Bundesminister Jürgen Trittin
hat am 22. Januar 2001 am Rande einer Parteiratssitzung
in Berlin eine kurze Presseunterrichtung vorgenommen.
Die Bundesregierung sieht keinen Anlass, den Ablauf ei-
ner Presseunterrichtung, die am Rande einer Sitzung ei-
nes Parteigremiums stattgefunden hat, zu kommentieren.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414509000
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Stadler.


Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1414509100
Herr Staatsminister, wie be-
urteilen Sie in diesem Zusammenhang die Aussage von
Herrn Trittin, die in einem morgen im „Stern“ erschei-
nenden Interview wiedergegeben wird, nämlich dass er
seinerzeit mit anderen einen anderen Staat gewollt habe,
unter anderem mit der Begründung, dass er für Mei-
nungsfreiheit habe kämpfen wollen? Wie beurteilen Sie
diese hehre und nachvollziehbare Zielsetzung im Zusam-
menhang damit, dass er es Journalisten verweigert, Nach-
fragen zu stellen?


(Gabriele Iwersen [SPD]: Kennen Sie die „Spiegel“-Affäre?)


H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1414509200
Herr Kollege Stadler, ich habe Ihnen soeben gesagt,
dass ich eine Presseunterrichtung, die am Rande einer Sit-
zung eines Parteigremiums stattgefunden hat, nicht zu
kommentieren habe. Nach meiner Kenntnis über diese
Presseunterrichtung und nach Einschätzung des Bundes-
kanzlers hat Bundesumweltminister Trittin allerdings das
Notwendige gesagt.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Fragen Sie einmal Westerwelle und Gerhardt!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414509300
Eine wei-
tere Zusatzfrage des Kollegen Stadler.


Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1414509400
Herr Staatsminister, darf ich
Ihrer Antwort entnehmen, dass, wenn das Notwendige in
Presseunterrichtungen gesagt wird, wir auch künftig da-
mit rechnen müssen, dass Mitglieder der Bundesregie-
rung Nachfragen von Journalisten nicht beantworten wer-
den?


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1414509500
Herr Kollege Stadler, wie nicht zuletzt der Ablauf der
Fragestunden in jüngerer Zeit zeigt, bedeutet die Aussage
„Das Notwendige ist gesagt worden“ noch lange nicht,
dass es nicht noch mehrmals hinterfragt wird.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414509600
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Niebel.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Ein Narr kann mehr Fragen stellen, als Hundert Weise beantworten können! – Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1414509700
Herr Staatsminister, in dem eben
erwähnten „Stern“-Interview sagt Herr Minister Trittin
auch, die meisten wüssten, wer er sei und woher er
komme. Da ja die Fragen der Journalisten nicht beant-
wortet worden sind und unsere hier offenkundig auch
nicht, frage ich: Wäre es möglich, dass wir im Rahmen
dieser Fragestunde erfahren, wer Herr Trittin ist und wo-
her er kommt?


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist nicht Gegenstand der Fragestunde! – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Liberalen hat völlig der Geist verlassen!)


H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1414509800
Herr Kollege Niebel, wenn Sie sich bisher nicht mit
den Mitgliedern der Bundesregierung und den Kollegin-
nen und Kollegen im Hause beschäftigt haben, empfehle
ich Ihnen die Lektüre dieses kleinen Buches: Kürschners
Volkshandbuch „Deutscher Bundestag“,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


in dem auch die biografischen Angaben des Kollegen
Trittin enthalten sind.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Der kann doch gar nicht lesen! – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Herr Kollege, den Munzinger gibt es auch noch!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414509900
Eine Zu-
satzfrage, des Kollegen von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1414510000
Herr Staatsminis-
ter, trifft die Meldung der „Bild“-Zeitung vom 18. März
1999 zu, dass Bundesminister Trittin seinen Ministeri-
umssprecher angewiesen habe, jegliche Frage oder Nach-
frage zu seiner kommunistischen Vergangenheit zu ver-
weigern? Wenn das so ist: Was ist der Grund dafür?


(Zuruf von der SPD: Fragen Sie Herrn Merz nach seiner Vergangenheit!)


H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1414510100
Ich glaube, es gibt dazu eine Frage, die anschließend
beantwortet werden wird.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: War es das?)







(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414510200
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Koschyk.


(Uwe Hicksch [PDS]: Das wird jetzt peinlich! Das weiß ich schon vorher!)



Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1414510300
Herr Staatsminister,
nachdem Sie soeben den Kollegen Niebel auf das amtli-
che Handbuch des Deutschen Bundestages hingewiesen
haben, wo er nachschlagen solle, wenn er Informationen
über die politische Vergangenheit des Herrn Bundesmi-
nisters Trittin erfahren wolle, möchte ich Sie fragen: Wo-
rauf führen Sie es zurück, Herr Staatsminister, dass im
amtlichen Handbuch des Deutschen Bundestages kein
Wort über die Vergangenheit von Herrn Minister Trittin
im KB und seine dortigen Funktionen enthalten ist?


(Ludwig Stiegler [SPD]: Soll man eure Schwarzgeld-Vergangenheit, eure Spendensammel-Vergangenheit auch hineinschreiben?)


H
Hans Martin Bury (SPD):
Rede ID: ID1414510400
Das, Herr Kollege, ist weder eine veröffentlichungs-
pflichtige Angabe, noch war es je ein Geheimnis. Insofern
konnte das jeder politisch informierte Mensch wissen.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414510500
Wir sind
am Ende des Geschäftsbereichs des Bundeskanzleramtes.
Vielen Dank, Herr Staatsminister.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.
Zur Beantwortung steht Herr Bundesminister Jürgen
Trittin zur Verfügung.

Wir kommen zur dringlichen Frage 5 des Kollegen
Hirche:

Ist es zutreffend, dass der Bundesminister für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit, Jürgen Trittin, am
6. Januar 1994 in dem NDR-Fernsehinterview „Profile“ bezüglich
des „Mescalero“-Nachrufs gesagt hat: „Da hat es Leute gegeben,
die haben gesagt: ‚Nein, wir distanzieren uns davon nicht. Zu de-
nen habe ich gehört. Das halte ich nach wie vor für richtig.“?

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Herr Kollege Hirche, der
Wortlaut des NDR-Interviews steht vielen zur Verfügung.
Sie können das nachlesen. Ich lese es hier vor:

Es ging damals um den Buback-Nachruf, wo ein
Sponti seine sehr emphatische Absage an den Terro-
rismus mit einigen sehr unstaatsmäßigen Gedanken
eingeleitet hat. ... Die so genannte klammheimliche
Freude, die dann zu dem Ergebnis kam, dieses mit
dem Terrorismus sei der falsche Weg, das war ein ra-
dikal-pazifistischer Aufsatz, der aber dann in einer
Weise diskutiert und verboten und kriminalisiert
worden ist. Und da hat es Leute gegeben, die haben
gesagt: „Nein, wir distanzieren uns nicht davon“. Zu
denen habe ich gehört, und das halte ich nach wie vor
für richtig. Es hat auch ein paar Professoren gegeben,

die sich davon nicht distanziert haben. Ich erinnere
an Peter Brückner hier aus Hannover.

Hinzuzufügen bleibt: Peter Brückner gehörte zu jenen
Professoren, gegen die damals das Land Niedersachsen,
– CDU-regiert – mit den Mitteln des Disziplinarrechts
vorgegangen ist. Er ist suspendiert worden, weil sie eine
Dokumentation des so genannten Buback-Nachrufs
herausgegeben hatten.

Alle diese Professoren sind rehabilitiert worden. An-
ders aber als seine Kollegen hat Professor Brückner seine
Rehabilitierung nicht mehr erlebt. Er starb, gebrochen
über seine Suspendierung, im Jahre 1982.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414510600
Zusatz-
frage, Herr Kollege Hirche.


Walter Hirche (FDP):
Rede ID: ID1414510700
Wie erklären Sie es, Herr
Minister Trittin, dass Sie gestern Abend in einem NDR-
Interview, nachdem Sie sich am Vortag offenbar von dem
Verbrechen distanziert haben,


(Zuruf von der SPD: Ich denke, es geht hier um Umwelt!)


auf die Frage des Journalisten, ob es denn nun eine Dis-
tanzierung gebe oder nicht, nur Folgendes erklärt haben:

Ich habe mir diesen Artikel nie zu Eigen gemacht
und habe immer nur für die Veröffentlichung von so
etwas gestimmt.

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Herr Kollege Hirche, Sie
haben hier eben fast wörtlich die Erklärung zitiert, die ich
am Montag abgegeben habe. Deswegen verweise ich Sie
darauf.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414510800
Eine wei-
tere Zusatzfrage, Herr Kollege Hirche.


Walter Hirche (FDP):
Rede ID: ID1414510900
Dann darf ich doch noch ein-
mal fragen, ob Ihnen bei dieser Wiederholung eigentlich
bewusst ist, dass Sie, wenn Sie das so wiederholen,
nachträglich den Vorgang vom Sonntag bestätigen?

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Herr Kollege Hirche, ich
habe Ihnen, weil ich zur Kenntnis genommen habe, dass
es Ihnen um die Wahrheitsfindung und nichts als die
Wahrheitsfindung geht, anstelle einer Interpretation eben
wörtlich das vorgelesen, was ich 1994 in einem Wahl-
kampf, in dem wir als politische Konkurrenten auftra-
ten – Sie haben damals übrigens den Wiedereinzug in den
Landtag verpasst, wenn ich das richtig in Erinnerung
habe –,


(Walter Hirche [F.D.P.]: Ich war damals in Brandenburg, falls Sie das interessiert!)







(C)



(D)



(A)



(B)


gesagt habe, als die F.D.P. damals in der Opposition war.
Das kann jeder selbst beurteilen. Ich glaube, es ist nicht
Aufgabe der Bundesregierung, öffentlich gesagten Wor-
ten noch Interpretationshilfen hinzuzufügen, auch wenn
wir natürlich gern der Opposition mit Dienstleistungen
zur Verfügung stehen.


(Walter Hirche [F.D.P.]: Ich war zu der Zeit im Kabinett Stolpe in Brandenburg! Nur zu Ihrer Kenntnis!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414511000
Zusatz-
frage, Herr Kollege von Klaeden.


(Susanne Kastner [SPD]: Herr von Klaeden will noch etwas werden! – Uwe Hiksch [PDS]: Bei den Fragen wird es aber nichts!)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1414511100
Herr Minister
Trittin, ich frage Sie, warum Sie das von der Nachrichten-
agentur dpa 1994 übermittelte Zitat aus der Sendung ge-
rade an dem Punkt abbrechen, an dem es interessant wird;


(Zuruf von der SPD: Na so etwas!)

denn Sie enden mit dem Satz:

Ich erinnere an Peter Brückner hier aus Hannover.
Dann geht das Zitat von Ihnen aber weiter:
Es hat aber auch viele gegeben, die damals umgefal-
len sind und sich an die Seite des Staates gestellt ha-
ben und dieser ganz großen Koalition aller anderen
Parteien angehört haben, und das sind Erfahrungen,
die prägen einen.

Wenn ich dieses Zitat und den weiteren Wortlaut des
Zitats richtig interpretiere, das wirklich nicht zu lang ist,
sodass man es hier hätte vortragen können, dann wird da-
raus deutlich, dass Sie nicht eine dritte Stellung einge-
nommen haben, sondern dass Sie sich in dieser Sendung
noch damit gebrüstet haben, zu den Gegnern des Staates
gehört zu haben.

Wie stehen Sie heute dazu?

(Ludwig Stiegler [SPD]: Schon mal was von Meinungsfreiheit gehört?)


Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Ich wiederhole, was ich
eben zu Herrn Kollegen Hirche gesagt habe: Es ist nicht
Aufgabe der Bundesregierung, Oppositionspolitikern bei
der Interpretation öffentlich zugänglicher Texte zu helfen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Es geht um Ihre Gesinnung!)


Ich bestätige Ihnen ganz offiziell, dass Sie das eben nach
meiner Erinnerung korrekt vorgelesen haben. Ich habe be-
wusst an der Stelle mit Peter Brückner geendet, weil ich
darauf verweisen wollte, welche Opfer Sie mit dieser Art
Politik, die Sie hier betreiben und gegenüber anderen
Menschen betrieben haben, mit produziert haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/ CSU – Walter Hirche [F.D.P.]: Was Sie mit den Menschen gemacht haben, interessiert Sie nicht!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414511200
Zusatz-
frage, Frau Kollegin Göring-Eckardt.


(Jörg van Essen [F.D.P.]: Jetzt weiß ich auch, warum Herr Buback einen solchen Eindruck von dem Gespräch hatte!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

sichts der bisher an Sie gestellten Fragen und der Debatte
um Gewaltbereitschaft in den 70er-Jahren die gestern vor-
gestellte Kampagne der CDU in Bezug auf die Rentenre-
form und die Diffamierung des Bundeskanzlers in diesen
Veröffentlichungen bewerten.

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Es ist schon ein bemer-
kenswerter Vorgang, wenn eine Partei, die dem Deutschen
Bundestag angehört und die auch eine Reihe von Bun-
deskanzlern gestellt hat, sich in einer Wahlwerbung dazu
hinreißen lässt, den amtierenden Bundeskanzler als einen
Verbrecher darzustellen.

Diese Art der politischen Auseinandersetzung erzeugt
ein Klima im Lande, das mich an die Zeiten der
Jahre 1968 und anderer erinnert, als in dieser Weise – von
bestimmten Presseorganen gesponsert – ein Klima ent-
standen ist, das schließlich in Gewalttätigkeiten und sogar
in einem Mordattentat auf Rudi Dutschke geendet hat. Ich
finde eine solche Vorgehensweise einer Partei schlicht
und ergreifend unerträglich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414511300
Zusatz-
frage, Kollege Niebel.


(Zuruf von der SPD: Man merkt, die CDU hat keine Inhalte mehr!)



Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1414511400
Herr Minister, ich möchte gern
zur Ausgangsphrase


(Lachen und Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS – Ludwig Stiegler [SPD]: Sigmund Freud ist unter uns! – Weiterer Zuruf von der SPD: Setzen! Peinlich!)


– Entschuldigung –, Ausgangsfrage zurückkommen.
Auch ich finde die Kampagne nicht gut, aber sie hat nichts
mit der Ausgangsfrage zu tun.

Herr Minister, wir haben vorhin gelernt, dass weder der
Staatsminister im Kanzleramt noch die breite Öffentlich-
keit wissen, wer der Autor ist. Ich möchte Sie direkt fra-
gen: Wissen Sie, wer der Autor ist?




Bundesminister Jürgen Trittin

14207


(C)



(D)



(A)



(B)


Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Nein.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414511500
Zusatz-
frage, Herr Kollege Sebastian Edathy.


Sebastian Edathy (SPD):
Rede ID: ID1414511600
Herr Bundesminister
Trittin, halten Sie es ebenso wie ich für bemerkenswert,
dass ein früherer Sprecher der Regierung Kohl, nämlich
Peter Boenisch, heute in der „Bild“-Zeitung von der
„Maßlosigkeit im Umgang miteinander“ und vom „Bür-
gerkrieg in Worten“ schreibt? Halten Sie es ebenso wie
ich für bemerkenswert, dass der frühere F.D.P.-Bundesin-
nenminister Baum sagt: „Ich finde, dass hier wirklich eine
Generation diffamiert wird; es ist eine Riesenheuchelei im
Gange in der Beurteilung der 68er. Es hat seitdem keine
Generation mehr gegeben, die das Land so aktiv verändert
hat“?


(Walter Hirche [F.D.P.]: Der ist kein 68er und Trittin auch nicht! – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Boenisch ist einer! Der hat seine Lehre daraus gezogen!)


Finden Sie ebenso wie ich, dass, wenn wir im Zuge der
Debatte über die Bekämpfung des Rechtsextremismus
immer wieder in diesem Saal betonen, dass die Grundlage
eines anständigen Miteinanders die Achtung der Würde
des anderen ist,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


dann die Achtung der Menschenwürde auch die Grund-
lage für das parlamentarische Miteinander sein muss und
dass man hierüber ein wenig in Sorge geraten kann?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Ich stimme Ihnen aus-
drücklich zu, auch wenn es nur selten der Fall ist, dass ich
mit Herrn Boenisch einer Meinung bin. Ich habe an die-
ser Stelle allerdings noch die Anmerkung zu machen, dass
ich schon ein wenig darüber erschüttert war, dass die Par-
tei des Herrn Baum vorhin bei den Fragestellungen nicht
mehr in der Lage war, zwischen personenbezogenen und
sonstigen Daten zu unterscheiden. Dass das rechtsstaat-
liche Erbe der F.D.P. und des Herrn Baum so schnell ver-
loren geht und vergessen wird, hätte ich nicht gedacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414511700
Zusatz-
frage, Kollege Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1414511800
Ich möchte auf das NDR-
Fernsehinterview, das schon angesprochen wurde,
zurückkommen. Sie haben gesagt, es hat jede Menge ge-
geben, die damals umgefallen sind und sich auf die Seite
des Staates gestellt haben. Das sind Erfahrungen – so ha-

ben Sie weiter gesagt –, die einen prägen; wenn man da-
mals gestanden hat, weiß man auch, was man von ande-
ren Leuten zu halten hat.

Nun frage ich Sie aufgrund Ihrer Äußerungen in dieser
Woche und Ihrer Beurteilung von damals bei dem Inter-
view: Sind Sie jetzt umgefallen und auf der Seite des Staa-
tes?

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Ich weiß, was ich von ande-
ren zu halten haben, aber ich muss das nicht immer sagen.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1414511900
Das war ja eine tolle Ant-
wort!


(Detlev von Larcher [SPD]: Das war auch eine tolle Frage, Herr Kollege Koppelin!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414512000
Wir kom-
men zur dringlichen Frage 6 des Kollegen Walter Hirche:

Ist die Bundesregierung der Auffassung, dass die Aufklärung
dieser Vorgänge „niemanden etwas angehe“, wie der „Frankfurter
Allgemeinen Zeitung“ vom 22. Januar 2001 zufolge die Nach-
frage eines Journalisten offenbar aus dem Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit beschieden wurde?

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Jürgen Trittin hat aus seiner
KB-Mitgliedschaft nie ein Geheimnis gemacht. Die
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ beruft sich in ihrem
Artikel vom 22. Januar 2001 auf den – so wörtlich die
„FAZ“ – Hofkolumnisten der „Bild“-Zeitung, Graf
Nayhauß. Die Bundesregierung sieht sich außerstande,
den Wahrheitsgehalt von Artikeln des Grafen Nayhauß zu
beurteilen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414512100
Zusatz-
frage, Kollege Hirche.


Walter Hirche (FDP):
Rede ID: ID1414512200
Herr Minister, darf ich davon
ausgehen, dass Sie entgegen der Auffassung, die in der
„FAZ“ wiedergegeben wurde, durchaus der Meinung
sind, dass die Aufklärung Ihrer Vergangenheit im Zusam-
menhang mit Ihrem Amt eine wichtige Rolle spielen
könnte?

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Sehen Sie, es gab Abge-
ordnete des Deutschen Bundestages, die zeitweilig, auch
zu der Zeit, als ich der Landesregierung in Niedersachsen
angehörte, ein Landtagsmandat innehatten. Ich kann mich
nicht daran erinnern, dass die F.D.P. beispielsweise da-
mals irgendeine Gelegenheit ausgelassen hätte, über
meine Vergangenheit zu sprechen. Ich erinnere mich noch
an eine Reihe entsprechender Anträge und Ähnliches. In-
sofern kann ich nur den Satz wiederholen: Wir haben aus
unserer Vergangenheit hier nie einen Hehl gemacht und
sie war auch bekannt.






(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414512300
Eine wei-
tere Zusatzfrage, Kollege Hirche.


Walter Hirche (FDP):
Rede ID: ID1414512400
Darf ich Ihr Schmunzeln eben
am Ende Ihrer Antwort


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Das darf doch nicht wahr sein!)


so interpretieren, Herr Kollege Trittin, dass Sie auf das
stolz sind, was Sie gemacht haben?


(Uwe Hiksch [PDS]: Schämen Sie sich! Das ist eine Schande für die F.D.P.! Sie haben früher einmal die Liberalität verteidigt!)


Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Herr Hirche, die Bundesre-
gierung legt Wert auf die Feststellung, dass nicht jeder
freundliche Gesichtsausdruck ein Feixen ist.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414512500
Zusatz-
frage, Kollege Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1414512600
Herr Bundesminister, da
auffällt, dass Sie, wenn die Fragen aus der SPD-Fraktion
mit Zeitungskommentaren kommen, diese ausführlich be-
antworten, bei uns aber, wenn wir mit Zeitungskommen-
taren kommen, sagen, die Bundesregierung kommentiere
das nicht, möchte ich Ihnen einen Kommentar aus der
„Neuen Zürcher Zeitung“ von gestern vorhalten. Ich wäre
für Ihre Stellungnahme dankbar. Da heißt es:

Die Vorgänge um den Außenminister und seinen Ka-
binettskollegen machen einmal mehr deutlich, dass
eine klare Grenzziehung zwischen dem linksextre-
men Milieu jener Tage und dem harten Kern des Ter-
rorismus nicht möglich ist.

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Das ist eine Einschätzung
der „Neuen Zürcher Zeitung“. Ich wiederhole: Es ist nicht
Aufgabe der Bundesregierung, Interpretationen von Zei-
tungsaufsätzen vorzunehmen. Sie wissen – wir streiten
gemeinsam dafür – dass in diesem Lande die Freiheit
herrscht, seine Meinung auszudrücken.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414512700
Zusatz-
frage, Kollege Niebel.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1414512800
Herr Bundesminister, nachdem
Sie eben – wie ich finde, zu Recht – die hervorragenden
Leistungen des Bundesinnenministers Baum in der sozi-
alliberalen Koalition gelobt haben,


(Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dieses Erbe verramscht ihr!)


möchte ich auf das morgige „Stern“-Interview eingehen,
in dem Sie, auf die damalige Zeit zurückblickend, sagen:
Wir wollten einen anderen Staat und wir kämpften für

Meinungsfreiheit. – Deswegen möchte ich gerne von Ih-
nen wissen, ob Sie der Ansicht sind, dass die soziallibe-
rale Koalition seinerzeit unter Willy Brandt einen Staat re-
präsentiert hat, in dem Meinungsfreiheit nicht möglich
war.

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Ich muss Sie darauf ver-
weisen, dass es zu diesem Zeitpunkt durchaus vorgekom-
men ist, dass Menschen, die Parolen bestimmten Inhalts
an Wände gesprüht haben


(Dirk Niebel [F.D.P.]: Das ist ja Sachbeschädigung!)


– Moment, nicht wegen Sachbeschädigung, sondern we-
gen Werbung für eine terroristische Vereinigung –, gele-
gentlich über mehrere Monate in Untersuchungshaft gin-
gen, ohne anschließend auch verurteilt worden zu sein.
Ich verweise darauf, dass es in diesem Zusammenhang
zum Beispiel Ermittlungsverfahren gegen jene Professo-
ren gegeben hat, die diesen Nachruf veröffentlicht haben,
dass aber diese Professoren im Übrigen im Anschluss alle
freigesprochen worden sind. Es scheint also so zu sein,
dass es zu diesem Zeitpunkt eine heftige Auseinanderset-
zung darüber gegeben hat, wie weit die Grenzen der Mei-
nungsfreiheit gegangen sind. Dass hierbei, gelegentlich
vielleicht auch vonseiten des Staates, über das Ziel hi-
nausgeschossen worden ist, das haben inzwischen eine
Reihe der dort Handelnden in vielen Gesprächen öffent-
lich bekannt. Vielleicht sollten Sie dieses in den Erinne-
rungen von Herrn Baum oder des ehemaligen Bundeskri-
minalamtspräsidenten Herold einmal nachlesen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414512900
Zusatz-
frage der Kollegin Rönsch.


(Dr. Heidi Knake-Werner [PDS]: Das ist auch so eine Alt-68erin!)



Hannelore Rönsch (CDU):
Rede ID: ID1414513000
Zu-
erst beantworte ich Ihre Frage: Ja, aber auf der anderen
Seite, in Frankfurt. Mich hat die Polizei geschützt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Bundesminister, könnten Sie ein Beispiel für das

geben, was Sie gerade angesprochen haben? Welche Pa-
rolen haben denn zu mehrmonatiger Haft geführt? Könn-
ten Sie das, was an Wände gesprüht worden ist, einmal
thematisieren?

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Ich habe auf diese Bei-
spiele verwiesen, die Sie aus verschiedenen Akten ken-
nen. Sie können sie auch entsprechend nachlesen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Nennen Sie Beispiele!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414513100
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Fromme.






(C)



(D)



(A)



(B)



Jochen-Konrad Fromme (CDU):
Rede ID: ID1414513200
Herr Minis-
ter, wenn Sie hier eine solche Behauptung aufstellen, dann
müssen Sie sie auch mit einem Namen belegen können.
Ist Ihnen das möglich? Ich meine den Namen eines Inhaf-
tierten.

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Ich kenne die Personen
nicht persönlich.


(Lachen bei der CDU/CSU)

Ich will nur auf eines hinweisen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Stimmungsmache!)

– Nein. Erlauben Sie mir die folgende Bemerkung, mit der
ich auch etwas klarstellen möchte, was Stimmungsmache
angeht.

Ich habe in den letzten Tagen eine Reihe von Zeitun-
gen nachgelesen. Ich will Ihnen ein Zitat vorlesen:

Obwohl, wir sind abends immer an der „Schumann-
Klause“ mit erhobener Faust vorbeigezogen, dem
Treff der Bonner Linken, und haben schon überlegt,
dass wir da mal reinmarschieren und einen kleinen
Bürgerkrieg mit denen anzetteln.

(Zuruf von der SPD: Merz, der langhaarige Rocker!)

Der „Tagesspiegel“:

Das haben ja dann andere für Sie erledigt.
Antwort:

Das stimmt. Die Kneipe existiert heute nicht mehr,
nachdem ein paar Freunde von mir – ich schwöre, ich
war nicht dabei – einen Müllcontainer durch die
Fensterscheibe geschmissen und das Lokal in Schutt
und Asche gelegt hatten. Ich fand das zu der Zeit eine
politische Großtat, die haben wir tagelang gefeiert.
Heute würde ich so etwas nicht mehr akzeptieren.
Ich bin im Laufe der Jahre liberaler geworden. Und
ich bestehe auf dem Recht, mich verändern zu dür-
fen.

Ende des Zitats von Herrn Friedrich Merz.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Uwe Hiksch [PDS]: Ach, der radikale Merz!)


Ich will hier mit allem Nachdruck erklären: Ich bin nie
dabei gewesen, wenn die Kneipen von politisch Anders-
denkenden mithilfe von Müllcontainern in Schutt und
Asche gelegt wurden. Ich habe auch nicht im Anschluss
an eine solche Tat tagelang mit den Tätern zusammen ge-
feiert. Darauf lege ich Wert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Politische Großtat“! Ha!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414513300
Zusatz-
frage, Kollege von Klaeden.


(Zuruf von der SPD: Fragen Sie doch einmal Herrn Merz, ob er die Kneipe heute noch kennt!)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1414513400
Herr Trittin, da Sie
so viel Wert darauf legen, dass Sie sich seit den 70er-Jah-
ren geändert haben, möchte ich Sie gerne einmal mit ei-
nem Vorgang aus den 90er-Jahren konfrontieren, aus der
Zeit, als Sie bereits Minister in Niedersachsen geworden
waren und ich selber nach meinem Studium noch in Göt-
tingen gewohnt habe. Ist es richtig, dass Sie am 16. Juli
1994 zu einer verbotenen Demonstration aufgerufen ha-
ben, bei der der mit 800 Personen besetzte so genannte
schwarze Block selbstverständlicher Teil des Demonstra-
tionszuges war, dass aus diesem schwarzen Block Steine,
Flaschen und Knallkörper geworfen worden sind, dass
mehrere Beamte daraufhin mit tiefen Fleischwunden im
Göttinger Klinikum behandelt werden mussten und dass
der Leiter der Göttinger Polizei, Otto Knoke, Ihnen da-
nach heftige Vorwürfe gemacht hat, weil Sie nicht nur zu
dieser nicht angemeldeten Demonstration aufgerufen,
sondern auch an ihr teilgenommen haben, und würden Sie
wenigstens sagen, dass Sie dieses Verhalten heute, nach-
dem Sie ein Regierungsamt innehaben, bedauern?

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Sehr geehrter Herr von
Klaeden, wenn ich mich richtig erinnere,


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Es ist nicht so lange her!)


handelte es sich um eine gemeinsame Demonstration, zu
der Mitglieder der Sozialdemokraten, der Partei der Grü-
nen und einer Reihe von Gewerkschaften aufgerufen ha-
ben, an der auch Autonome teilgenommen haben und bei
der es bedauerlicherweise zu strafbaren Handlungen ge-
kommen ist.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: War das nicht vorhersehbar?)


Die Unterstellung, jene Gewerkschafter, Sozialdemokra-
ten und Grünen, die sich für diese Demonstration einge-
setzt haben, die im Übrigen einen engen Zusammenhang
damit hatte, dass wir es zu dieser Zeit in Göttingen mit
dem Aufkommen eines äußerst gewalttätigen Rechtsradi-
kalismus zu tun hatten, würden diese illegalen Akte billi-
gen, muss ich hier in aller Deutlichkeit zurückweisen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414513500
Zusatz-
frage des Kollegen Hohmann.


Martin Hohmann (AfD):
Rede ID: ID1414513600
Herr Trittin, Sie ha-
ben soeben gesagt, dass Sie nicht unmittelbar an Gewalt-
akten beteiligt gewesen seien. Können Sie ausschließen,






(C)



(D)



(A)



(B)


dass die Agitation, die Sie im Kommunistischen Bund be-
trieben haben, eine fast notwendige Vorstufe und Durch-
gangsstufe zu terroristischen Anschlägen war,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Lest doch mal von Heinrich Böll: „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“!)


wie sie dann von der RAF bzw. den Revolutionären Zel-
len begangen worden sind, dass sie sozusagen das Mist-
beet war, aus dem diese Giftpflanzen gesprossen sind?


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im gleichen Geiste wie das Plakat von gestern! – Detlev von Larcher [SPD]: Der hätte in die Zeit gepasst!)


Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Herr Kollege Hohmann,
ich glaube, die Wortwahl Ihrer Frage erübrigt jede Ant-
wort.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414513700
Zusatz-
frage des Kollegen Gehrcke.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414513800
Herr Minister, kommen
auch Sie bei diesen Fragen zu der Auffassung, es gehe im-
mer weniger um Aufklärung – ich meine nicht „Akten-
zeichen XY... ungelöst“ –, sondern immer mehr um Dif-
famierung und Denunziation? Unter Denunziation leidet
jedoch die Demokratie in diesem Lande. Können Sie ei-
nen solchen Eindruck verstehen?

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Der Bundesregierung
drängt sich ein solcher Eindruck nachhaltig auf.


(Wolfgang Gehrcke [PDS]: Ich danke Ihnen! – Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der PDS)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414513900
Ich rufe
die dringliche Frage 7 des Abgeordneten Eckart von
Klaeden auf:

Trifft der Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom
22. Januar 2001 zu, der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit, Jürgen Trittin, habe während seiner Amts-
zeit als Bundesratsminister des damaligen niedersächsischen Mi-
nisterpräsidenten Gerhard Schröder im norddeutschen Regional-
fernsehen 1993 nicht ohne Stolz bekannt, dass er zu den wenigen
Standhaften im Allgemeinen Studierendenausschuss Göttingen
gehört habe, die sich selbst unter starkem öffentlichen Druck nicht
von dem so genannten „Mescalero“-Nachruf von 1977 distanziert
hätten?

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Herr Kollege von Klaeden,
ich verweise auf die Antwort, die bereits zur Frage 5 ge-
geben worden ist.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414514000
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1414514100
Herr Minister
Trittin, ist die Darstellung, die Herr Professor Buback
über das Gespräch zwischen Ihnen beiden im Zug sowohl
in der Sendung „Sabine Christiansen“ als auch danach ge-
geben hat, falsch gewesen?

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Herr Präsident, ich ver-
weise darauf, dass der Inhalt dieser Frage auf den Gegen-
stand der Frage 8 zielt.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das stimmt gar nicht!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414514200
Ich rufe
die dringliche Frage 8 des Kollegen von Klaeden auf, da-
mit Sie sie schon jetzt beantworten können:

Hat Bundesminister Trittin sich zwischenzeitlich von dieser
früheren Aussage öffentlich mit Bedauern distanziert und, wenn
nein, warum nicht?

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Ich wollte nur um die Er-
laubnis bitten.

Herr Professor Buback hat das knappe Gespräch mit
mir unvollständig wiedergegeben. Ich habe ihn deshalb
unmittelbar nach der Sendung am Sonntag angerufen. Ich
habe ihn am Sonntagnachmittag im ICE nach Berlin zwei-
mal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich mir den
Aufsatz eines Göttinger Studenten aus dem Jahre 1977
„Buback – ein Nachruf“ nicht zu Eigen gemacht habe. Der
Mord an dem Generalbundesanwalt Buback gehört zu den
schlimmsten Verbrechen, die der Terrorismus in den 70er-
Jahren begangen hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Den davon betroffenen Angehörigen gilt mein Mitgefühl.
Dies habe ich in einem Telefonat mit Herrn Buback zum
Ausdruck gebracht.

Sollte aus dem nicht einmal zweiminütigen Gespräch
beim Platznehmen bei Herrn Buback – ein für mich bis
dahin Unbekannter – ein anderer Eindruck entstanden
sein, so bedauere ich dies ausdrücklich. Ich habe ihm an-
geboten, über alle Fragen gemeinsam ein ausführliches
Gespräch zu führen. Ich freue mich, dass er sich hierzu be-
reit erklärt hat.


(Detlev von Larcher [SPD]: Das reicht Herrn von Klaeden nicht aus!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414514300
Da Sie da-
mit die Frage 8 mit beantwortet haben, stehen Herrn von
Klaeden drei Zusatzfragen zu. Bitte schön, Herr von
Klaeden.




Martin Hohmann

14211


(C)



(D)



(A)



(B)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1414514400
Ich habe nur die
Frage, Herr Minister, ob Sie bereit sind, zur Kenntnis zu
nehmen, dass sich die Antwort, die Sie gegeben haben,
nicht auf meine Frage 8 bezog, weil die Frage 8 auf Ihr
heutiges Verhältnis zum „Mescalero“-Nachruf zielte und
nicht darauf, wie das Gespräch im ICE abgelaufen ist?
Können Sie lesen?

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Ich kann lesen und auch
hören. Von daher verweise ich Sie auf die eben erfolgte
Antwort über den Ablauf des Gesprächs im ICE um
16.02 Uhr von Göttingen nach Berlin.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414514500
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Fromme.


Jochen-Konrad Fromme (CDU):
Rede ID: ID1414514600
Herr Trittin,
wie bewerten Sie die Kommentierung des Vorgangs durch
den niedersächsischen „Rundblick“: „Wer Trittin kennt,
weiß, dass Herr Buback Recht hat“?


(Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Herr Kollege, der leitende
Redakteur des „Rundblicks“ ist mir seit längerem be-
kannt. Ich verweise darauf, dass es der Bundesregierung
fern liegt, Presseveröffentlichungen zu kommentieren.

Da Sie aber offensichtlich sehr nachdrücklich über Ge-
walt und Politik nachdenken, will ich Ihnen bei dieser Ge-
legenheit etwas mit auf den Weg geben. Ich rate Ihnen:
Schauen Sie sich einmal die Homepage der Jungen Union
an. Dort findet sich unter dem Link „Kult: JU-Online-
Spiel Schwarzwild“ der Verweis auf ein Spiel, das man
herunterladen kann.

Wenn man mit diesem Spiel beginnt, fliegt erst das be-
kannte Moorhuhn über den Bildschirm und wird abge-
schossen. Dann singt Roberto Blanco, um schließlich der
Vorsitzenden Ihrer Organisation das Wort zu erteilen, die
dann eine Einführung zu diesem Spiel gibt. Bei diesem
Spiel geht es darum, dass man mit einem Holzhammer auf
vor dem Tor des Reichstages aus der Erde wachsende Po-
litikerportraits schlägt, damit sie wieder in der Erde ver-
sinken. Wenn man einen solchen Politiker trifft, stößt er
einen Schmerzensschrei aus und verschwindet. Nun ist
die Art und Weise interessant, in der die Junge Union
diese Treffer belohnt: Trifft man einen Unionsabgeordne-
ten, gibt es Punktabzug; trifft man ein Mitglied der Bun-
desregierung oder der Koalition, gibt es ein Vielfaches an
Pluspunkten. Trifft man meine Person, gibt es die Höchst-
zahl von 1 000 Punkten. Meine Damen und Herren, ich
finde dieses Spiel nur mittelmäßig komisch.


(Zurufe von der SPD: Unglaublich! – Das ist Aufforderung zur Gewalt! – Abg. JochenKonrad Fromme [CDU/CSU] nimmt wieder Platz – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stehen bleiben! Freiheit der Rede! Sie müssen stehen bleiben! – Gegenruf des Abg. Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Der antwortet ja nicht auf meine Frage!)


Spielt man dieses Spiel weiter, landet man in einem vir-
tuellen Reichstag, wo an einer Tür mein Name steht und
daneben ein schwarzes Kreuz an die Wand gemalt ist. Auf
eine weitere Möglichkeit des Spiels weist Frau Hildegard
Müller ausdrücklich hin: Dieses Spiel geht nach Muster
des Moorhuhnschießens: Man bewegt mit dem Cursor
eine Kanzlerpuppe und muss versuchen, auftauchende Fi-
guren meiner Person zu treffen. Schafft man es mit dem
Mauscursor in Gestalt des Kanzlers, in die Nähe des
Kopfes des Umweltministers zu kommen und klickt, dann
tritt der Bundeskanzler den Bundesumweltminister,
wofür der Spieler 200 Punkte gutgeschrieben bekommt.


(Sebastian Edathy [SPD]: Eine Sauerei ist das!)


Meine Damen und Herren, wenn das Ihre Vorstellung
von Gewaltfreiheit in der Politik ist, dann haben Sie sich
hier in einem Maße philisterhaft aufgeführt, das schlicht
und ergreifend unerträglich ist.


(Lebhafter Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS – Zurufe von der SPD: Bravo! – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die moralische Oberinstanz der Republik! Die sanfte Merkel!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414514700
Zusatz-
frage, Kollege Barthle.


(Zurufe von der SPD: Die Oberchristen! Scheinheilige!)



Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1414514800
Herr Bundesminister
Trittin, Sie haben vor wenigen Minuten auf die Frage, ob
Sie den Verfasser des unsäglichen „Mescalero“-Artikels
kennen, klar und deutlich mit Nein geantwortet. In der Be-
antwortung der Frage des Kollegen von Klaeden haben
Sie soeben gesagt, dass dieser Artikel von einem Göttin-
ger Studenten stamme.


(Zuruf von der SPD: Das steht in jeder Zeitung!)


Auf welche Erkenntnisse gründen Sie die Behauptung,
dass der Verfasser dieses Artikels ein Göttinger Student
war?

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit: Das kann ich nicht mit letz-
ter Gewissheit sagen. Tatsache ist aber, dass die damalige
„Bewegung Undogmatischer Frühling“, die Mitglied des
AStA war, erklärt hat, dieser Artikel sei aus ihren Reihen
gekommen. Die Mitglieder der „Bewegung Undogmati-
scher Frühling“ setzten sich aus Studierenden der Georg-
August-Universität zu Göttingen zusammen.






(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414514900
Wir sind
damit am Ende der Beantwortung der dringlichen Fragen.

Wir kommen nun zu den weiteren Fragen, zunächst
zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Um-
welt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Die Frage 1 des
Abgeordneten Hinsken soll schriftlich beantwortet wer-
den.

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums des Innern. Zur Beantwortung der Frage
steht der Parlamentarische Staatssekretär Fritz Rudolf
Körper zur Verfügung. – Ich höre nun, dass auch die
Frage 2 des Abgeordneten Girisch schriftlich beantwortet
werden soll. Herr Körper, ich danke Ihnen für Ihre Anwe-
senheit.

Auch die Frage 3 des Abgeordneten Zierer aus dem Ge-
schäftsbereich des Bundesministeriums der Justiz soll
schriftlich beantwortet werden.

Ich rufe nunmehr den Geschäftsbereich des Bundesmi-
nisteriums für Wirtschaft und Technologie auf. Zur Be-
antwortung der Fragen steht die Parlamentarische Staats-
sekretärin Margareta Wolf zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 4 des Abgeordneten Klaus Hofbauer
auf:

Ist der Bundesregierung die Studie, die von der UniversitätHamburg in Zusammenarbeit mit dem Unternehmens- und Ar-beitgeberverband AGA erstellt wurde, bekannt, in der aufgezeigtwird, dass kleine und mittelständische Unternehmen bei der Ver-gabe von Krediten durch Banken und Sparkassen benachteiligtwerden?

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1414515000
Herr Präsident,
ich möchte die Fragen 4 und 5 zusammen beantworten,
wenn Sie erlauben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414515100
Dann rufe
ich auch die Frage 5 des Abgeordneten Klaus Hofbauer
auf:

Wenn ja, welche Maßnahmen plant die Bundesregierung, umim Bereich der Kreditpolitik günstige Voraussetzungen zu schaf-fen, damit gerade die kleinen und mittleren Unternehmen, die jadie Masse der Ausbildungsplätze in der Bundesrepublik Deutsch-land stellen, die Finanzmittel von Banken und Sparkassen erhal-ten, die für erfolgreiche Geschäftsabläufe notwendig sind?

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1414515200
Herr Kollege
Hofbauer, in der Presse hat es Meldungen über eine vom
Institut von Professor Dr. Hansmann von der Universität
Hamburg erstellte Studie gegeben, die auf einer Vorab-
präsentation durch die AGA beruhen. Diese Präsentation
ist der Bundesregierung bekannt. Die Studie selbst ist aber
noch nicht abgeschlossen. Soweit bereits Ergebnisse in
der Präsentation veröffentlicht wurden, bieten sie keine
Überraschungen. Sie zeigen insbesondere einen deutli-
chen Zusammenhang zwischen einer rückläufigen Ge-
winnentwicklung und einer abnehmenden Bereitschaft
zur Kreditvergabe, aber auch eine Abhängigkeit von der
Unternehmensgröße und der Finanzierungsbereitschaft.

Weil sich Veränderungen in der Finanzierungsland-
schaft bereits seit längerem abzeichnen und nicht erst

durch die oben genannte Studie entdeckt wurden, hat das
Bundeswirtschaftsministerium bereits im letzten Frühjahr
eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich mit der Sicherstel-
lung der Finanzierung des Mittelstandes befasst. Die dabei
erreichte gemeinsame Erklärung des Bundeswirtschafts-
ministeriums, der Kreditwirtschaft und der Förderbanken
wurde im letzten November präsentiert. Die gemeinsame
Erklärung wurde sowohl von den öffentlich-rechtlichen
Banken als auch von den privaten Banken unterzeichnet.
Alle Gruppen erklären darin ihr ausdrückliches Interesse
an einer gesicherten Mittelstandsfinanzierung.

Zudem sind in der Erklärung – die wir Ihnen gerne
übersenden – eine ganze Reihe von Maßnahmen genannt,
die für die Sicherstellung der Finanzierung mittelständi-
scher Unternehmen eine Rolle spielen. Die Arbeitsgruppe
wird über deren Umsetzung weiter beraten und in ihrer
künftigen Arbeit auch die Ergebnisse der in wenigen Wo-
chen vorliegenden Hamburger Studie mit einbeziehen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414515300
Eine Zu-
satzfrage, Herr Kollege Hofbauer?


Klaus Hofbauer (CSU):
Rede ID: ID1414515400
Frau Staatssekretärin,
es ist eine Tatsache – Sie geben das ja auch zu –, dass hin-
sichtlich der Kreditvergabe für den Mittelstand gewisse
Probleme auftreten. Diese Probleme sind seit einiger Zeit
bekannt. Welche konkreten Schritte – Sie können ja nicht
warten, bis die Dinge von selbst gelöst sind – sind von
Ihrem Ministerium bereits eingeleitet worden, um die Si-
tuation beim Mittelstand zu verbessern? Ihre Aufgabe be-
steht ja gerade darin, dem Mittelstand in besonderem
Maße zu helfen.

Herr Präsident, ich möchte gerne noch eine zweite
Frage anhängen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414515500
Sie haben
das Recht, zwei Zusatzfragen zu stellen. Sie können sie
auch zusammen stellen.


Klaus Hofbauer (CSU):
Rede ID: ID1414515600
Meine zweite Frage:
Frau Staatssekretärin, sehen Sie gewisse Probleme, wenn
es für die Banken darum geht, Immobilien zu bewerten
bzw. Immobilien als Grundlage für die Gewährung von
Darlehen einzubeziehen? Denn die Bewertung von Im-
mobilien nimmt immer mehr ab. Dadurch entstehen
natürlich Probleme, insbesondere wenn es darum geht,
Darlehen für Investitionen zu erhalten.

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1414515700
Herr Kollege
Hofbauer, die Bundesregierung ist für dieses Thema seit
langem hoch sensibilisiert. Das Problem ist der Bundesre-
gierung bekannt; sie ist von den öffentlich-rechtlichen
Sparkassen und den Raiffeisenbanken darauf aufmerksam
gemacht worden, dass sich die Privatbanken zunehmend
aus der Kreditvergabe und der Weiterleitung von För-
dermitteln zurückgezogen haben. Gerade vor diesem Hin-
tergrund bedarf es, auch seitens der Opposition, einer
entsprechenden Würdigung, dass die Bundesregierung






(C)



(D)



(A)



(B)


zusammen mit allen Instituten – explizit dem Bundes-
verband deutscher Banken und den öffentlich-rechtlichen
Sparkassen – eine gemeinsame Erklärung zu diesem
Thema unterschrieben und diese auch publiziert hat. Ich
glaube, dass man mit dieser Erklärung den Bankenver-
band und die öffentlich-rechtlichen Sparkassen zu einer
Art Selbstverpflichtung veranlasst hat. Ich halte dies von
meiner Seite für absolut unterstützenswert.

Sie haben mit dem gesamten Komplex Basel II und den
darin angelegten Rating-Verfahren einen weiteren Punkt
angesprochen, den die Bundesregierung mitnichten un-
terschätzt. Die Bundesregierung sorgt dafür, auch in Zu-
sammenarbeit mit der Generaldirektion Binnenmarkt der
Europäischen Kommission, dass die kleineren und mitt-
leren Institute, ausdrücklich auch die Sparkassen, keinen
größeren Unsicherheiten als die Großbanken ausgesetzt
werden. Die Bundesregierung setzt sich auf EU-Ebene,
setzt sich beim Basler Abkommen ganz maßgeblich für
die Interessen der kleineren und mittleren Unternehmen
ein.

Zu Ihrer Frage der Absicherung via Immobilien: Mir
persönlich ist bekannt, dass Immobilien keine Garantie
für Kreditgewährung bieten, zumindest bei den Großban-
ken die Kreditvergabe nicht erleichtern, aber man gerade
bei den Raiffeisenbanken und Sparkassen sehr geneigt ist,
diese als Sicherung anzuerkennen. Unser Haus führt Ge-
spräche mit dem Bundesverband deutscher Banken, mit
dem Sparkassen- und Giroverband und auf EU-Ebene. Ich
denke, dass wir auf einem guten Wege sind. Wir alle wis-
sen, dass wir einen stark mit Eigen- und Fremdkapital
ausgestatteten Mittelstand brauchen. Das ist auch ein
Grund, warum sich das Bundeswirtschaftsministerium
sehr darum bemüht, dass die Deutsche Ausgleichsbank
Beraterbank des Bundes und Ansprechbank für den deut-
schen Mittelstand wird.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414515800
Vielen
Dank, Frau Staatssekretärin.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft. Zur Beantwortung steht der Parlamen-
tarische Staatssekretär Dr. Gerald Thalheim zur Verfü-
gung.

Ich rufe die Frage 6 der Kollegin Gudrun Kopp auf:
Welche haftungsrechtlichen Konsequenzen und Staatshaftungs-

ansprüche ergeben sich für die Bundesregierung aus der BSE-
Krise, unter anderem wegen eigener Versäumnisse und eines man-
gelhaften Krisenmanagements?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1414515900
Herr Präsident! Die Frage von Kollegin
Gudrun Kopp beantworte ich wie folgt: Die Bundesregie-
rung hat aus der BSE-Krise politische Konsequenzen ge-
zogen. Sowohl das Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten als auch das Bundes-
ministerium für Gesundheit sind personell und adminis-
trativ neu organisiert worden. Anknüpfungspunkte für
haftungsrechtliche Konsequenzen, also Schadensersatz-
oder Entschädigungsansprüche gegen die Bundesrepublik

Deutschland, sind aus der Sicht der Bundesregierung
nicht gegeben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414516000
Zusatz-
frage, Frau Kopp?


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1414516100
Herr Staatssekretär, es ist rich-
tig: Es sind personelle und organisatorische Konsequen-
zen gezogen worden. Die Frage 6 bezieht sich aber darauf,
ob auch intern aufgearbeitet wurde, welche Versäumnisse
es in der Vergangenheit gegeben hat, und ob daraus Land-
wirte und möglicherweise Erkrankte – das möge hoffent-
lich niemals passieren – rechtlich einen Kausalzusam-
menhang mit späteren Haftungsansprüchen gegenüber
dem Staat herstellen können. Es wundert mich, dass Sie
das so kategorisch ausschließen. Ich frage noch einmal:
Ist intern und auch inhaltlich aufbereitet worden, welche
Fehlentscheidungen und Versäumnisse es gegeben hat?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1414516200
Frau Kollegin Kopp, zur Beantwortung
dieser Frage müssen wir ins Detail gehen und das Wissen
über BSE mit in Rechnung stellen. Der Bundesregierung
und dem Gesetzgeber ist ebenfalls vorzuwerfen, dass
nicht früher als im November bzw. Anfang Dezember ein
generelles Verfütterungsverbot für Tiermehl beschlossen
wurde. Insofern haben sowohl die Bundesministerin
Andrea Fischer als auch der Bundesminister Karl-Heinz
Funke die Verantwortung für diese Fehleinschätzung mit
übernommen.

Wenn wir jetzt aber unter dem Gesichtspunkt haf-
tungsrechtlicher Fragen das aktuelle BSE-Geschehen an-
schauen, dann kommen wir zum Schluss, dass aufgrund
der langen Inkubationszeit das aktuelle Tiermehlverfütte-
rungsverbot eine eher vorsorgende Entscheidung ist. Die
Tiere, die jetzt befallen sind, wurden um das Jahr 1995
geboren. Es liegt nahe, dass mit infiziertem Tiermehl ver-
mischtes Futter, das kurz nach der Geburt verfüttert
wurde, der Ausgangspunkt für die aktuellen Erkran-
kungen ist. Insofern ist nicht die jetzige Bundesregierung
der Adressat von Haftungsansprüchen, sondern es geht
um Entscheidungen, die früher gefallen sind.

Im Übrigen ist darauf hinzuweisen, dass gerade die
Überprüfung der Einhaltung des Verfütterungsverbotes
von Tiermehl an Wiederkäuer zu 100 Prozent den Län-
dern obliegt und am ehesten die Frage zu stellen ist, ob
sich gegenüber diesen aufgrund mangelhafter Kontrolle
hinsichtlich des Verfütterungsverbotes von Tiermehl an
Wiederkäuer haftungsrechtliche Ansprüche ergeben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414516300
Eine wei-
tere Zusatzfrage der Frau Abgeordneten Kopp.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1414516400
Ist es richtig, Herr Staatsse-
kretär, dass die Entschädigungszahlungen, die die Land-
wirte demnächst erhalten werden, fernab von möglichen
Schadensersatzforderungen zu sehen sind, die in der Zu-
kunft von Landwirten gegenüber der Bundesregierung




Parl. Staatssekretärin Margareta Wolf
14214


(C)



(D)



(A)



(B)


gestellt werden könnten? Heißt das also, dass Sie intern
ein – ich nenne es einmal so – Rechtsgutachten erstellt ha-
ben und nach wie vor der Meinung sind, sich auf rechtlich
sicherem Boden zu befinden?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1414516500
Mir ist nicht bekannt, dass die Bundesre-
gierung beabsichtigt, Entschädigungszahlungen an Land-
wirte zu leisten. Mir ist lediglich bekannt, dass aufgrund
des Verfütterungsverbots, das der Gesetzgeber Anfang
Dezember beschlossen hat und als dessen Folge Härten
für die Landwirte eintreten können, gemeinsam mit den
Ländern, mit den Gebietskörperschaften im politischen
Raum darüber diskutiert wird, eine Hilfestellung zu leis-
ten, aber keineswegs darüber, für Entschädigungsfor-
derungen einzutreten.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414516600
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Nolting.


Günther Friedrich Nolting (FDP):
Rede ID: ID1414516700
Herr Staatsse-
kretär, ist der Bundesregierung bekannt, welche Kosten
aus der Tierkörperbeseitigung auf die Kreise zukommen,
und ist die Bundesregierung bereit, die Kreise von diesen
Kosten zu entlasten?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1414516800
Die Bundesregierung ist nicht bereit, die
Kreise von den Kosten zu entlasten. Ich habe eben auf die
Zusatzfrage der Kollegin Kopp geantwortet, dass gegen-
wärtig sowohl die Kosten für die Entsorgung als auch der
Warenwert, der am Ende durch die Verbrennung verloren
geht, erfasst werden. Entsorgungskosten und Warenwert
dürften sich zusammen auf mehr als 100 Millionen DM
belaufen. Über die Übernahme der Kosten wird gegen-
wärtig mit den Ländern und später mit den übrigen Ge-
bietskörperschaften diskutiert.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414516900
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Scherhag.


Karl-Heinz Scherhag (CDU):
Rede ID: ID1414517000
Herr Staatssekre-
tär, hat die Bundesregierung im Zusammenhang mit der
Frage einer Entschädigung, die eventuell gefordert wird,
auch darüber nachgedacht, wie die Einbußen bei den Flei-
schereien im Zuge der BSE-Krise gedeckt werden können
und wie möglicherweise bei Verlust von Arbeitsplätzen
Hilfe geleistet werden kann?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1414517100
Über eine Entschädigung und Hilfeleis-
tung anlässlich der möglichen Arbeitsplatzverluste in der
Fleischbranche, im Bereich der Schlachthöfe und bei den
Metzgern, ist noch nicht diskutiert und noch keine Ent-
scheidung getroffen worden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414517200
Eine wei-
tere Zusatzfrage des Kollegen Heiderich.


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1414517300
Herr Staatssekretär,
ist der Bundesregierung bekannt, in welcher Größenord-
nung Kosten anfallen, insbesondere bei den Landwirten,
und wann gedenkt die Bundesregierung Maßnahmen zu
ergreifen, damit sich nicht die gesamte Belastung bei der
Landwirtschaft niederschlägt?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1414517400
Ich habe soeben ausgeführt, dass es der-
zeit nur eine konkrete – oder, um exakt zu formulieren,
konkretere – Erhebung der Entsorgungskosten gibt, auch
was das nicht mehr brauchbare, mit Tiermehl versetzte
Kraftfutter angeht.

Die übrigen Kosten im gesamten Wirtschaftsbereich
– sowohl für die Erzeuger, also in der Landwirtschaft, als
auch für den weiterverarbeitenden Bereich – sind schwer
zu beziffern, zumal sie davon abhängen, in welchem Um-
fang die von der Bundesregierung eingeleiteten Maßnah-
men zur Sicherheit greifen werden, das heißt in welchem
Umfang sich die Verbraucher auch wieder stärker dem
Konsum von Rindfleisch zuwenden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414517500
Damit
kommen wir zur Frage 7 der Frau Kollegin Kopp:

Welche konkreten Veränderungen beabsichtigt die Bundesre-
gierung, um dem Verbraucherschutz in dem neuen Ministerium
für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft einen
höheren Stellenwert einzuräumen, und wann will die Bundesre-
gierung das Parlament im Detail darüber informieren?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1414517600
Frau Kollegin Kopp, der Bundeskanzler
hat eine neue Gewichtung in den Aufgaben und Kompe-
tenzen von drei Ministerien vorgenommen: Das bisherige
Landwirtschaftsministerium wird zu einem Ministerium
für Verbraucherschutz, Ernährung – mit dem Schwer-
punkt Lebensmittelsicherheit – und Landwirtschaft um-
gebaut.

Zu diesem Zweck werden aus dem Bundesgesund-
heitsministerium die Zuständigkeiten für Verbraucherschutz
und Veterinärmedizin sowie aus dem Bundesministerium
für Wirtschaft die Zuständigkeit für Verbraucherpolitik,
einschließlich Stiftung Warentest, in einem Bundesminis-
terium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt-
schaft, BMVEL, zusammengeführt. Gleichzeitig wird das
Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz
und Veterinärmedizin in den Geschäftsbereich des BMVEL
verlagert.

Darüber hinaus sind im Zuständigkeitsbereich des bis-
herigen Landwirtschaftsministeriums neue Prioritäten für
eine artgerechte, naturnahe und umweltschonende Land-
wirtschaft zu setzen. An dem Vollzug dieser Entscheidung
wird zurzeit innerhalb der Bundesregierung gearbeitet.
Sobald das Ergebnis vorliegt, wird das Parlament darüber
informiert.




Gudrun Kopp

14215


(C)



(D)



(A)



(B)


Mit dieser Entscheidung hat die Bundesregierung auf
ihrer Ebene einen wichtigen Schritt zur Bündelung der
Kompetenzen und zur Stärkung des Verbraucherschutzes
getan. Für die Zukunft müssen aber auch die Reibungs-
verluste und Defizite in der Zusammenarbeit zwischen
der Europäischen Union, dem Bund und den Ländern
beseitigt werden. Hierzu wird die vom Bundeskanzler
beauftragte Präsidentin des Bundesrechnungshofes,
Frau Dr. von Wedel, ihre Schwachstellenanalyse fortset-
zen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414517700
Zusatz-
frage, Frau Kopp.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1414517800
Herr Staatssekretär, ist die
Bundesregierung wirklich der Meinung, dass diese Auf-
teilung, die im Übrigen für viele noch sehr schwammig
ist, einem umfassenden Verbraucherschutz überhaupt die-
nen kann? Es gibt ja auch noch Verbraucherfragen jenseits
der BSE-Problematik. Von daher ist zu fragen: Ist die
Bundesregierung der Ansicht, dass die parlamentarische
Begleitung der Arbeit ausreicht – der bestehende Aus-
schuss setzt sich derzeit in erster Linie aus Agrariern zu-
sammen –, um das Miteinander zum Thema Verbraucher-
schutz – ich nenne einmal das Beispiel Stiftung Warentest –
in diesem neuen Ministerium zu gewährleisten und dem
Verbraucherschutz umfassende Zuwendung und Bedeu-
tung zukommen zu lassen?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1414517900
Frau Kopp, sofern hier meine persönliche
Meinung gefragt ist, halte ich es für die richtige Entschei-
dung, alle Fragen des Verbraucherschutzes zusammenzu-
führen. Es ist im Übrigen eine Entscheidung des Bundes-
kanzlers, die an der Stelle von mir nicht kommentiert
werden muss, die aber auf alle Fälle richtig ist.

Die Frage, ob der Deutsche Bundestag in der Zukunft
bei der Ausschusszusammensetzung eine Teilung vor-
nimmt, ist vonseiten der Bundesregierung nicht zu be-
werten. Es wäre aber wenig hilfreich, wenn die Tatsache,
dass wir die bislang getrennten Kompetenzen in einem
Ministerium zusammenführen, am Ende keinen Nieder-
schlag in der Ausschusszusammensetzung finden würde.
Im Gegenteil: Es wäre sicher richtig, wenn letztendlich
alle Fragen des Verbraucherschutzes in einem gemein-
samen Ausschuss gemeinsam diskutiert würden. Es ob-
liegt im Übrigen den Fraktionen, die Zusammensetzung
des Ausschusses in eigener Verantwortung zu bestim-
men – soviel zu Ihrem Querverweis zu den Agrariern.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414518000
Eine wei-
tere Zusatzfrage, Frau Kopp.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1414518100
Wenn ich den neuen Organi-
sationszuschnitt in dem Landwirtschafts- und Verbrau-
cherministerium ernst nehme, dann frage ich mich:
Weshalb hat das Thema Ladenschluss – ein typisches
Verbraucherthema – die neue Staatssekretärin Wolf auf-

gegriffen und mit Vorschlägen versehen? Ist denn die neue
Aufteilung auch dem Wirtschaftsministerium bekannt?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1414518200
Ich habe in den zehn Jahren meiner Zu-
gehörigkeit zum Deutschen Bundestag gelernt, dass das
Thema Ladenschluss zum großen Teil ein Thema der Mit-
telstandspolitik ist. Ich denke nur an die Debattenbeiträge
meines Vorgängers im Amt, Ernst Hinsken, der genau
diese mittelstandsrelevanten Fragen zum Thema gemacht
hat.


(Gudrun Kopp [F.D.P.]: Der sie vermurkst hat!)


Insofern vermag ich den Hintergrund Ihrer Frage an der
Stelle nicht zu erkennen.

Wenn mir eine weitere Bemerkung erlaubt ist, möchte
ich sagen: Den Aspekten zum Verbraucherschutz, die in
Ihren Fragen vorhin anklangen, werden wir durch ganz
entscheidende Maßnahmen Nachdruck verleihen, sodass
sich in Zukunft nicht mehr die Frage stellen wird, ob der
Verbraucherschutz in dem neuen Ministerium richtig an-
gesiedelt ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Gudrun Kopp [F.D.P.]: Dann sind wir ja einmal gespannt!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414518300
Zusatz-
frage, Kollege Scherhag.


Karl-Heinz Scherhag (CDU):
Rede ID: ID1414518400
Herr Staatssekre-
tär, ist der Bundesregierung klar, dass zum Beispiel Fra-
gen im Zusammenhang mit TÜV-Prüfungen für Produkte
in Zukunft von diesem Ministerium bearbeitet werden
müssen, wenn der Verbraucherschutz insgesamt dort
angesiedelt wird, was im Grunde genommen das Wirt-
schaftsministerium überflüssig macht?

Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1414518500
Das Wirtschaftsministerium wird da-
durch natürlich nicht überflüssig. Der Bundesministerin
Künast ist selbstverständlich klar, wie breit der Ge-
schäftsbereich ihres Ministeriums in der Zukunft sein
wird. Ich gehe davon aus, dass sie sich den anderen Be-
reichen mit dem gleichen Nachdruck zuwenden wird, mit
dem sie sich in den ersten Tagen ihrer Amtszeit für die Lö-
sung der Probleme bezüglich der Lebensmittelsicherheit
und des Verbraucherschutzes eingesetzt hat.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414518600
Zusatz-
frage des Kollegen Heiderich.


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1414518700
Herr Staatssekretär,
werden sich neben den von Ihnen eben beschriebenen
Veränderungen in den Aufgaben der Ministerin auch Ver-
änderungen bei den verschiedenen Bundesbehörden erge-
ben? Wenn ja: Bei welchen Bundesbehörden wird der
Aufgabenbereich neu zugeschnitten?




Parl. Staatssekretär Dr. Gerald Thalheim
14216


(C)



(D)



(A)



(B)


Dr
Dr. Gerald Thalheim (SPD):
Rede ID: ID1414518800
Ich habe schon eben in meiner Antwort
ausgeführt, dass das Bundesinstitut für gesundheitlichen
Verbraucherschutz und Veterinärmedizin in den Geschäfts-
bereich des BMVEL verlagert wird.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414518900
Vielen
Dank, Herr Staatssekretär.

Die Fragen zum Geschäftsbereich des Bundesministe-
riums für Arbeit und Sozialordnung, das sind die Fragen 8
und 9, werden schriftlich beantwortet. Ich bedanke mich
bei Ihnen, Herr Staatssekretär Andres, dass Sie trotzdem
anwesend waren.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Zur
Beantwortung steht die Parlamentarische Staatssekretärin
Angelika Mertens zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 10 des Abgeordneten Helmut
Heiderich auf:

Wann wird die Bundesregierung die bereits 1998 fest einge-
planten und 1999 vom damaligen Parlamentarischen Staatssekre-
tär beim Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen,
Siegfried Scheffler, fest zugesagten Investitionszuschüsse von
circa 35 Millionen DM für die Modernisierung des Rangierbahn-
hofs Bebra als einer von circa 12 bis 14 überregionalen Zugbil-
dungsanlagen freigeben und wann können dann die ersten Bau-
maßnahmen zur Zukunftssicherung von etwa 560 Arbeitsplätzen
am Cargo-Bahnhof Bebra ausgeschrieben und an möglichst hei-
mische Betriebe vergeben werden?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1414519000
Herr
Kollege Heiderich, das „Gesamtkonzept für die Moderni-
sierung der Zugbildungsanlagen“ der Deutschen Bahn
AG sieht Modernisierungsmaßnahmen in insgesamt
18 Zugbildungsanlagen, darunter auch in Bebra, vor. Die
in Abstimmung mit der DB AG im Investitionsprogramm
1999 bis 2002 für das Modernisierungsprogramm „Zug-
bildungsanlagen“ vorgesehenen Mittel reichen jedoch
nicht aus, die Modernisierungsmaßnahmen an allen Stand-
orten im Zeitraum bis 2002 mit Bundesmitteln zu finan-
zieren.

Im Investitionsprogramm Schiene stehen – in Abstim-
mung mit der DB AG – für das Modernisierungspro-
gramm Zugbildungsanlagen und für das Vorhaben kom-
binierter Ladungsverkehr, abgekürzt KLV, in der ersten
und zweiten Stufe insgesamt 317 Millionen DM zur Ver-
fügung. Das hat zur Folge, dass lediglich ein Teil des
ursprünglich von der DB AG mit 676,6 Millionen DM
veranschlagten Modernisierungsprogramms mit Bundes-
mitteln im Zeitraum 1999 bis 2002 realisiert werden kann.

In Anbetracht der bis zum Jahre 2002 nur begrenzt zur
Verfügung stehenden Bundesmittel hat die DB AG für die
zu modernisierenden Zugbildungsanlagen unter betriebs-
wirtschaftlichen Gesichtspunkten eine Prioritätenreihung
festgelegt und für die fünf vordringlichsten Vorhaben des
Modernisierungsprogramms einen Finanzierungsantrag
gestellt, der ein Gesamtinvestitionsvolumen von 211,7Mil-
lionen DM im Investitionszeitraum 1999 bis 2004 um-

fasst. Der restliche Betrag ist für den kombinierten La-
dungsverkehr vorgesehen.

In der beantragten Finanzierungsvereinbarung für die
erste Realisierungsstufe des Modernisierungsprogramms
ist der Zugbildungsbahnhof Bebra nicht enthalten. Dies
bedeutet aber lediglich, dass das Vorhaben derzeit noch
nicht zur Realisierung ansteht.

Aus diesem Grunde, aber auch im Hinblick darauf,
dass die DB AG als Eigentümer, als Bauherr und als Vor-
habenträger über die Vergabe der Bauleistung und damit
auch über den Baubeginn ihrer Vorhaben in eigener
unternehmerischer Verantwortung entscheidet, können
seitens der Bundesregierung sowohl zur Frage des Be-
ginns der ersten Baumaßnahmen in Bebra als auch zur
Frage, an welche Betriebe die DB AG die Bauaufträge
vergibt, keine Angaben gemacht werden. Eine Einfluss-
nahme des Bundes auf diese Prozesse verbietet das Akti-
enrecht.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414519100
Herr Kol-
lege Heiderich, Zusatzfragen?


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1414519200
Frau Staatssekre-
tärin, sind Sie denn in der Lage, mir zu erklären, warum,
wie in meiner Frage vorgetragen, der Stand in den Jahren
1998 und 1999 ein völlig anderer war, als Mittel für den
Bahnhof Bebra bereits fest eingeplant und zugesagt wa-
ren und Ihre Bundesregierung öffentlich erklärt hat, dass
diese Mittel spätestens am Ende des Jahres 1999 investiert
werden sollen? Welchen Anlass und welche Gründe hat es
gegeben, dass die Bundesregierung von dieser Planung so
eklatant, wie Sie eben vorgetragen haben, abgewichen ist?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1414519300
Sie
möchten, glaube ich, jetzt gerne detailliert hören, was der
damalige Staatssekretär gesagt hat.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Unter anderem!)


Der damalige Staatssekretär hat gesagt, es sollten in Bebra
35,4 Millionen DM investiert werden. Er hat damals aber
auch gesagt, realistisch gesehen komme die Investition in
dem laufenden Jahr, also 1999, nicht mehr infrage. Die
Zeitung kommentiert übrigens, man könne keine Antwort
dazu geben, wie innerhalb kürzester Zeit 35,4 Millionen
DM verbaut werden sollen.

Sie wissen, dass sich die DBAG zurzeit in einem Pro-
zess befindet, in dessen Zuge man sich besonders die Fi-
nanzlage anschaut. Man könnte salopp sagen: Der Vor-
standsvorsitzende möchte gerne auf den Boden des
Topfes gucken. Sie werden verstehen, dass angesichts die-
ser Tatsache keine Investitionen getätigt werden, die nicht
in das Konzept der DB AG passen. Sie hat sich entschie-
den, sich den Bereich der Zugbildungsanlagen noch ein-
mal anzuschauen, und aus unternehmerischer Einsicht
beschlossen, Bebra nicht in die Prioritätenliste aufzuneh-
men.






(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414519400
Weitere
Zusatzfrage, Herr Kollege Heiderich?


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1414519500
Frau Staatssekre-
tärin, diese Äußerung hat ja nicht nur Ihr damaliger Kol-
lege getroffen, sondern ist mehrfach auch in der Presse als
Äußerung von Abgeordneten der heutigen Regierungs-
fraktion veröffentlicht worden. Was hat denn die Bundes-
regierung bewogen, diese feste Zusage zurücknehmen
und von der Einreihung des Bahnhofs Bebra in den
Investitionskatalog an vorderer Stelle – ich glaube, es war
damals Platz 3 in der Investitionsrangliste –, was sogar
bereits öffentlich erklärt wurde, in der Form abzuweichen,
dass Sie jetzt sagen, Bebra tauche in der gesamten Inves-
titionsplanung nicht mehr auf? Dass die Bahn AG heute
neue Bedingungen stellt und Finanzprobleme hat, war ja
zur damaligen Zeit nicht bekannt.

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1414519600
Wir
müssen unterscheiden, was einerseits die Bundesregie-
rung und andererseits die DB AG gemacht hat. Das sind
zwei verschiedene Prozesse, die aber in diesem Falle zu-
sammengekommen sind.

Nach der Veranstaltung mit dem damaligen Staatsse-
kretär wurde im Zuge der notwendigen Haushaltskonso-
lidierung – übrigens auch der Erarbeitung des Investi-
tionsprogramms 1999 bis 2001, der Überprüfung des
Bundesverkehrswegeplans und der Umsetzung der Stra-
tegie Netz 21 – erkennbar, dass sich die notwendige Fest-
legung der Maßnahmen und deren Prioritätenreihung
auch auf den Realisierungszeitraum der gesamten Moder-
nisierungsmaßnahme Zugbildungsanlagen und somit
auch auf deren Teilprojekte – hierzu gehört der Rangier-
bahnhof Bebra – auswirken könnte. Das ist so geschehen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1414519700
Damit
kommen wir zur Frage 11 des Kollegen Heiderich:

Hat die jetzige Bundesregierung in ihrer Amtszeit Vereinba-rungen mit der Deutschen Bahn AG getroffen bzw. entsprechendeGespräche geführt, die zu einer Verringerung der Anzahl oder Be-deutung der bisher vorgesehenen 12 bis 14 überregionalen Zug-bildungsanlagen führen werden, und welche Rolle wird bei der In-vestitionsentscheidung für die zukünftigen Standorte der heutigeStand der Technik und die heutige Wirtschaftlichkeit des jeweili-gen Rangierbahnhofs spielen?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1414519800
Die
jetzige Bundesregierung hat mit der Deutschen Bahn AG
weder Vereinbarungen getroffen noch Gespräche geführt,
die zu einer Verringerung der Anzahl oder Bedeutung der
im Gesamtkonzept der Deutschen Bahn AG für die
Modernisierung der Zugbildungsanlagen vorgesehe-
nen 18 Zugbildungsanlagen führen werden. Welche Ran-
gierbahnhöfe in das Modernisierungsprogramm auf-
genommen worden sind, hat die DB AG in eigener
unternehmerischer Verantwortung entschieden.


(V o r s i t z: Vizepräsidentin Petra Bläss)

Aus haushaltsrechtlichen Gründen muss sich die Investi-
tionsentscheidung des Bundes am Ergebnis der von der

DB AG vorgelegten bzw. vorzulegenden Wirt-
schaftlichkeitsrechnung orientieren.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414519900
Zu einer Zusatzfrage,
bitte, Herr Kollege Heiderich.


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1414520000
Frau Staatssekre-
tärin, wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann haben
Sie mit Ihren Ausführungen und mit den Hinweisen auf
die finanzielle Lage der BahnAG auch deutlich gemacht,
dass es nach dem Jahr 2004 für den Ausbau dieses Ran-
gierbahnhofes bisher keine erkennbaren Möglichkeiten
gibt.

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1414520100
Das
kann ich weder bestätigen noch dementieren. Sie wissen,
dass das eine hohe Priorität hat, weil damit Ernst gemacht
werden kann, einen Teil des Verkehrs von der Straße auf
die Schiene zu verlagern. Wir sind sicherlich beide der
Meinung, dass in diesem Bereich alles getan werden
muss. Aber ich kann Ihnen nicht bestätigen, wann es ge-
tan wird.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414520200
Ihre zweite Frage,
bitte, Herr Kollege.


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1414520300
Ich darf auf das Ar-
gument zurückkommen, das man vonseiten der DB AG
heute hört, nämlich dass man vordringlich diejenigen
Rangierbahnhöfe ausbauen will, die bereits jetzt in einem
modernisierten Zustand sind, und dass diejenigen, die ge-
genwärtig in einem wenig entwickelten Zustand sind, in
der Investitionsliste nach hinten geschoben werden.

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1414520400
Wir
müssen sehen, dass die DBAG ein eigenständiges Unter-
nehmen ist. Wir haben uns hier im Bundestag dafür ent-
schieden. Wir beide waren übrigens nicht dabei, aber ich
glaube, dass wir beide diese Entscheidung mittragen. In-
sofern verbietet es sich für die Bundesregierung, sich ins
operative Geschäft einzumischen. Ansonsten hätte man
eine andere Form wählen müssen. Man hat aber die Form
einer AG gewählt, in der der Aufsichtsrat die Aufgabe hat,
das, was der Vorstand macht, zu kontrollieren und nicht,
wie in einer GmbH, Anweisungen zu geben, wie etwas zu
geschehen hat.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414520500
Ich rufe jetzt die
Frage 12 des Abgeordneten Peter Weiß auf:

Welchen Stand haben mittlerweile die Planungen und die ers-
ten Schritte zur Realisierung einer Verknüpfung der deutschen und
französischen Hochgeschwindigkeitsnetze der Bahn sowohl über
Saarbrücken, Nordast, als auch über Straßburg, Südast, erreicht?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1414520600

Die Bauarbeiten auf dem deutschen Nordast der






(C)



(D)



(A)



(B)


Schnellbahnverbindung Paris–Ostfrankreich–Südwest-
deutschland haben 1998 begonnen. In Frankreich sollen
die Arbeiten an dem Abschnitt zwischen Vaires bei Pa-
ris, so haben wir uns geeinigt, und Baudrecourt in
Lothringen in diesem Jahr aufgenommen und im
Jahre 2006 abgeschlossen werden. Spätestens dann soll
auch der deutsche Abschnitt zwischen Saarbrücken und
Mannheim fertig gestellt sein.

Der deutsche Teil des Südastes der Schnellbahnverbin-
dung Paris–Ostfrankreich–Südwestdeutschland von Kehl
nach Appenweier ist nur 17 Kilometer lang. Sein Ausbau
ist daher nur in Verbindung mit der Fertigstellung des
französischen Schnellbahnabschnittes von Baudrecourt
nach Straßburg sinnvoll. Die Entscheidung über den Be-
ginn dieser französischen Ausbaumaßnahme ist noch
nicht getroffen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414520700
Eine erste Zusatz-
frage, bitte, Herr Kollege Weiß.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1414520800
Frau
Staatssekretärin, da Sie soeben ausgeführt haben, dass für
den Nordast die Vorarbeiten auf der deutschen Seite be-
reits begonnen haben, und Sie andererseits noch einmal
darauf hingewiesen haben, dass Sie die Aufnahme der Ar-
beiten für den Südast auf der deutschen Seite erst dann für
gerechtfertigt ansehen, wenn die Hochgeschwindigkeits-
strecke auf französischer Seite zwischen Baudrecourt und
Straßburg gebaut ist, frage ich Sie: Ist damit nicht ein
großes Ungleichgewicht gegeben? Ist nicht die frühere
Aussage, dass man den Südast wie den Nordast der bei-
den TGV-Verbindungen von Paris nach Deutschland
gleichgewichtig und mit gleicher Geschwindigkeit reali-
sieren will, hinfällig geworden? Gibt es damit nicht eine
eindeutige Benachteiligung der Südverbindung?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1414520900
Ich
hoffe, dass ich Ihnen jetzt nichts Falsches sage. Deshalb
würde ich Ihnen das gerne auch noch schriftlich nachrei-
chen. Aber ich glaube, man kann schon heute dort mit
ziemlich hohen Geschwindigkeiten fahren. Insofern ist
die Frage, glaube ich, nicht ganz richtig gestellt.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414521000
Herr Kollege Weiß,
bitte, eine zweite Frage.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1414521100
Frau
Staatssekretärin, in der Tat plant die französische SNCF,
den TGVEst – auch wenn die Strecke nur bis Baudrecourt
als Hochgeschwindigkeitsstrecke ausgebaut ist – bis nach
Straßburg fahren zu lassen. Wäre es daher nicht im Inte-
resse der deutschen Seite, dass bereits ab dem Jahr 2006
der TGV Est nicht nur in Straßburg hält, sondern bereits
auf die deutsche Seite hinüberfahren kann und so eine
Verknüpfung zum deutschen Hochgeschwindigkeitsnetz
ab dem Jahr 2006 gewährleistet werden kann?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1414521200
Um

dies zu erreichen, müsste man die Verhandlungen und die
Gespräche mit dem französischen Nachbarn in dieser
Weise führen. Ich gehe davon aus, dass sie in dieser Weise
geführt werden.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414521300
Jetzt rufe ich die
Frage 13 des Abgeordneten Peter Weiß (Emmendingen)

auf:

Wie beurteilt die Bundesregierung den Vorschlag des Minis-
terpräsidenten des Landes Baden-Württemberg, Erwin Teufel,
und des Präsidenten des Conseil Régional d’Alsace, Adrien
Zeller – vergleiche Schreiben an den Bundesminister für Verkehr,
Bau- und Wohnungswesen vom 4. Dezember 2000 –, für einen
Stufenplan, um bereits in einer ersten Ausbaustufe bis zum Jahre
2006 den französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV Est
Straßburg/Kehl mit dem deutschen Hochgeschwindigkeitsnetz zu
verknüpfen?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1414521400
Der
deutsche und der französische Verkehrsminister haben
sich im April 2000 darauf verständigt, dass der vorge-
sehene Ausbau des Nord- und des Südastes der Schnell-
bahnverbindung Paris–Ostfrankreich–Südwestdeutsch-
land innerhalb der festgelegten Fristen koordiniert
stattfinden soll. Dies betrifft insbesondere den Ausbau der
Verbindung Saarbrücken–Ludwigshafen und die Verbes-
serung der Kapazitäten in der Region Kehl.

Zur Umsetzung dieser Absprache wird derzeit mit
Frankreich ein Stufenprogramm für den Ausbau der
Strecke Kehl–Appenweier erörtert.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414521500
Es gibt eine erste
Nachfrage. Bitte, Herr Kollege Weiß.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1414521600
Frau
Staatssekretärin, bislang war es die Position der deutschen
Bundesregierung und der Deutschen Bahn AG, dass sie
eine Ertüchtigung der Rheinbrücke zwischen Straßburg
und Kehl und der Bahnverbindung Kehl–Appenweier erst
nach dem Jahre 2010 für notwendig hielt, zu dem Zeit-
punkt also, zu dem der TGV auf einer dann fertig ge-
stellten Hochgeschwindigkeitsstrecke bis Straßburg fah-
ren kann. Bedeutet die jetzige Aussage, dass sich die
Bundesregierung vorstellen kann, bereits bis zum Jahr
2006, also zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt, den
von Herrn Ministerpräsidenten Teufel und vom Präsiden-
ten des Regionalrates des Elsass, Adrien Zeller, vorge-
schlagenen Stufenplan zu realisieren, nachdem auf deut-
scher Seite die Rheinbrücke zwischen Kehl und Straßburg
und der Streckenabschnitt Kehl–Appenweier so ertüchtigt
werden, dass der TGVmit einer Geschwindigkeit von zu-
mindest 160 Stundenkilometern durch den Bahnhof Kehl
und über die genannte Strecke fahren kann?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1414521700
Die
beiden Stufenprogramme sind nicht sehr unterschiedlich,
höchstens was die Zeiten angeht.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Richtig!)





Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens

14219


(C)



(D)



(A)



(B)


Wir haben einen anderen als den, den Ministerpräsident
Teufel vorschlägt. Im Ergebnis sind sie übrigens beide
gleich. Wir werden abwarten müssen, zu welchem Ergeb-
nis die Verhandlungen mit Frankreich führen werden.

Insgesamt können Sie davon ausgehen, dass solche
Vorhaben so schnell wie möglich fertig gestellt werden.
Gerade beim grenzüberschreitenden Verkehr ist dies
äußerst notwendig. Man wird sich jetzt in erster Linie da-
rauf konzentrieren, mit der französischen Regierung eine
Einigung zu erzielen. Die französische Regierung prüft
derzeit den Vorschlag unseres Ministeriums.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414521800
Der Kollege Weiß hat
eine zweite Frage. Bitte.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1414521900
Frau
Staatssekretärin, da wir auf deutscher Seite, vor allen Din-
gen in Süddeutschland, verständlicherweise ein großes
Interesse daran haben, möglichst schnell eine Verknüp-
fung zwischen dem französischen und dem deutschen
Hochgeschwindigkeitsnetz herzustellen, und Sie die
Verhandlungen über den so genannten Stufenplan zur
Verwirklichung dieses Zieles angesprochen haben,
möchte ich Sie fragen: Wird der Herr Bundeskanzler die-
ses Thema anlässlich seines Zusammentreffens mit dem
französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac am
31. Januar dieses Jahres in Straßburg, an dem Ort also, an
dem diese Verknüpfung stattfinden soll, ansprechen und
in die Verwirklichung dieses Stufenplanes etwas mehr
Drive bringen?

A
Angelika Mertens (SPD):
Rede ID: ID1414522000
Das
kann ich Ihnen nicht beantworten. Aber ich denke, man
könnte es anregen.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Dann tun Sie es!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414522100
Ich rufe jetzt den Ge-
schäftsbereich des Auswärtigen Amtes auf. Zur Beant-
wortung steht Herr Staatsminister Dr. Ludger Volmer zur
Verfügung.

Ich rufe zunächst die Frage 14 des Abgeordneten
Martin Hohmann auf:

Trifft es zu, dass der Bundesminister des Auswärtigen, Joseph
Fischer, bei einer Tagung des NATO-Ministerrates vor einem Jahr
in Brüssel von 15.00 bis 20.00 Uhr privat unterwegs war, obwohl
er den Ehrenvorsitz hatte – vergleiche „Bild“ vom 16. Januar
2001?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1414522200
Herr Hohmann, den Vorsitz hat auf NATO-Ratssit-
zungen grundsätzlich der Generalsekretär der NATO
inne. Einen Ehrenvorsitz – nach dem fragen Sie – gibt es
nicht. Die so genannte Ehrenpräsidentschaft ist eine von
den Sitzungen unabhängige protokollarische Funktion.

Am 15. Dezember 1999 nahm der Bundesminister des
Auswärtigen, Joseph Fischer, in Brüssel am Herbsttreffen
des NATO-Rates auf Außenministerebene unter dem Vor-

sitz des NATO-Generalsekretärs teil. In Wahrnehmung
seiner protokollarischen Funktion als Ehrenpräsident gab
der Minister ein Abendessen für die Außenminister der
46 Staaten des Euro-Atlantischen Partnerschaftsrats, an
dem insgesamt circa 200 Personen teilnahmen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414522300
Es gibt eine erste
Nachfrage des Kollegen Hohmann. Bitte.


Martin Hohmann (AfD):
Rede ID: ID1414522400
Herr Staatsminister,
ist bei dem Treffen des Euro-Atlantischen Partnerschafts-
rates, das zuletzt genannt worden ist, der Herr Bundes-
außenminister die ganze Zeit da gewesen oder nicht?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1414522500
Der Minister nahm, wie bereits gesagt, am Herbst-
treffen persönlich teil. Bei der Sitzung der NATO-
Ukraine-Kommission am Nachmittag war Deutschland
durch den NATO-Botschafter vertreten. Es ist üblich, dass
sich NATO-Außenminister bei den meist eineinhalb- oder
zweitägigen Tagungen zeitweise vertreten lassen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414522600
Keine zweite Zusatz-
frage.

Dann rufe ich jetzt die Frage 15, ebenfalls eine Frage
des Kollegen Martin Hohmann, auf:

In welcher Zeit war R. K. persönlicher Mitarbeiter des heuti-
gen Bundesministers des Auswärtigen, Joseph Fischer, und hat
dieser von tätlichen Angriffen dieses Mitarbeiters – vergleiche
„Die Welt“ vom 18. Januar 2001 – gewusst?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1414522700
Herr Hohmann, der von Ihnen benannte Mitarbeiter
war nicht persönlicher Mitarbeiter des damaligen Abge-
ordneten Fischer, sondern Angestellter der Fraktion Die
Grünen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414522800
Hier gibt es jetzt eine
Nachfrage des Kollegen Hohmann. Bitte.


Martin Hohmann (AfD):
Rede ID: ID1414522900
Der entscheidende
Teil der Frage bezog sich darauf, ob dem heutigen Außen-
minister bekannt war, dass – ich zitiere – in zwei Fällen
Menschen wüst in die Weichteile getreten worden ist bzw.
dass in einem anderen Fall im Aufzug des Hochhauses
Tulpenfeld in Bonn ein Abgeordneter zusammengeschla-
gen worden ist.

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1414523000
Herr Hohmann, das ist eine Personalangelegenheit
der Fraktion und damit eines Teils des Parlaments. Die
Bundesregierung nimmt als Exekutive grundsätzlich
nicht zur Personalpolitik von Fraktionen Stellung.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414523100
Da die Frage 16 der
Abgeordneten Sylvia Bonitz schriftlich beantwortet wird,
rufe ich jetzt die Frage 17 des Abgeordneten Hartmut
Koschyk auf:




Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens
14220


(C)



(D)



(A)



(B)


Welche Beiträge beabsichtigt die Bundesregierung zum dies-
jährigen Europäischen Jahr der Sprachen für die Stärkung der
deutschen Sprache insbesondere in den mittel- und osteuropä-
ischen Staaten zu leisten, und welche Anstrengungen unternimmt
die Bundesregierung, um innerhalb der Europäischen Union die
Regional- und Minderheitensprachen zu stärken?

(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Vermöbeln ist Personalangelegenheit? – Gegenruf des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD]: Herr von Klaeden, Sie als Anwalt sollten sich in solchen sachlichen Dingen auskennen! Offensichtlich fällt Ihnen das schwer! Wir erkundigen uns auch gern mal nach Ihren Personalangelegenheiten! Es zeigt sich doch immer wieder, dass Sie keine Auskunft geben!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414523200
Herr Kollege Küster,
jetzt hat der Herr Staatsminister im Auswärtigen Amt das
Wort.

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1414523300
Herr Koschyk, im Rahmen des Europäischen Jahres
der Sprachen wollen die europäischen Länder vor allem
den Sprachenunterricht im jeweils eigenen Land fördern.
Die Bundesregierung verfolgt daher gemeinsam mit den
Ländern und allen, die für das Sprachenlernen Verant-
wortung tragen, insbesondere folgende Ziele: Vertiefung
des Bewusstseins für die Bedeutung der sprachlichen
Vielfalt in Europa und der damit verbundenen kulturellen
Werte, Förderung des Sprachenlernens als wesentliches
Element bei der persönlichen und beruflichen Entwick-
lung, Förderung der Mehrsprachigkeit und des lebensbe-
gleitenden Lernens.

Im Rahmen dieser Ziele nutzt die Bundesregierung das
Europäische Jahr der Sprachen jedoch auch, um in unse-
ren europäischen Partnerstaaten die Stellung der deut-
schen Sprache zu stärken.

Das Goethe-Institut hat aus Anlass des Europäischen
Jahres der Sprachen eine Reihe von Projekten zur
Deutschförderung organisiert – davon finden viele Veran-
staltungen in Mittel- und Osteuropa statt –: Tagungen,
Werbebroschüren, verstärktes Angebot von Radio- und
Fernsehsprachkursen. Die neu konzipierte Ausstellung
zur deutschen Sprache „Herzliche Grüße“ wird auch in
Mittel- und Osteuropa zu sehen sein.

Die deutschen Auslandsvertretungen sind darüber hi-
naus aufgerufen, die Projekte im Rahmen des Europä-
ischen Jahres der Sprachen in ihrem Gastland zu beob-
achten und sie, soweit die deutsche Sprache betroffen ist,
wenn möglich zu unterstützen. Die Staaten Mittel- und
Osteuropas sind im Übrigen ein regionaler Schwerpunkt
der Deutschförderung seitens der Bundesregierung.

Die Bundesregierung tritt generell dafür ein, dass das
Recht von nationalen Minderheiten, ihre kulturelle Iden-
tität zu wahren, überall respektiert und im Rahmen des
Möglichen von der jeweiligen Regierung gefördert wird.
Hierzu zählt als integraler Bestandteil die Respektierung
und Förderung der Sprache von nationalen Minderheiten.

Die Bundesregierung begrüßt es daher, dass im Rah-
men des Europäischen Jahres der Sprachen nicht nur die

Amtssprachen der EU, sondern auch Regional- und Min-
derheitensprachen gefördert werden können.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414523400
Es gibt eine erste
Nachfrage. Bitte, Herr Kollege Koschyk.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1414523500
Herr Staatsminister,
heißt denn Ihre Ankündigung, dass die Bundesregierung
in diesem Jahr, das den Sprachen in Europa besonders ge-
widmet ist, sich darum bemühen wird, dass die doch er-
heblichen Kürzungen im Haushalt des Auswärtigen Am-
tes für die Verstärkung der Unterstützung für die deutsche
Sprache in Mittel- und Osteuropa zurückgenommen wer-
den, und dass eventuell mit außerplanmäßigen Haushalts-
mitteln gerechnet werden kann?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1414523600
Herr Kollege, Sie kennen die Gründe für die Mittel-
kürzungen. Darüber haben wir oft genug geredet. Sie sind
durch die Haushaltsschieflage, die wir übernommen ha-
ben, begründet.

Alle Ressorts müssen ihren Beitrag leisten, auch das
Auswärtige Amt. Dieses hat das Zusatzproblem, dass
viele Mittel durch Personal, etwa bei unseren Auslands-
vertretungen, sowie durch Pflichtbeiträge gebunden sind.
Die Programmmittel, die allein disponibel sind, entfallen
im Wesentlichen auf die auswärtige Kulturpolitik. Wir be-
dauern, dass deshalb die Streichverpflichtungen, die das
Auswärtige Amt getroffen haben, in diesen Bereich hi-
neinwirken. Wir haben selbst ein großes Interesse daran,
die auswärtige Kulturpolitik intensiver zu fördern. Das ist
letztlich kein konsumtiver, sondern ein investiver Titel.
Ich denke, darüber sind wir uns einig.

Was die Sprachenpolitik angeht, so gibt es verschie-
dene gute Gründe, sie aktiver zu betreiben, als das in der
Vergangenheit der Fall war.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414523700
Kollege Koschyk,
Ihre zweite Frage, bitte.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1414523800
Dann will ich so fra-
gen: Werden sich das Auswärtige Amt und der Bundes-
außenminister innerhalb der Bundesregierung zum Bei-
spiel im Zuge von zusätzlichen Haushaltsmitteln bei einer
günstigeren Haushaltsentwicklung dafür einsetzen, dass
im laufenden Jahr – wenn Sie hier schon einen besonde-
ren Beitrag der Bundesregierung zum Europäischen Jahr
der Sprachen erläutern – Haushaltskürzungen zurückge-
nommen werden?

Stimmen Sie mir nicht zu, Herr Staatsminister, dass
dieser Einsatz etwas unglaubwürdig wird, angesichts der
Tatsache, dass die Mittel für die Förderung der deutschen
Sprache im Ausland, für Stellen von Deutschlehrern, die
an Schulen im Ausland entsandt werden, und auch die
Mittel für deutsche Auslandsschulen insgesamt gerade in
den Haushaltsjahren 2000 und 2001 gekürzt worden sind?




Vizepräsidentin Petra Bläss

14221


(C)



(D)



(A)



(B)


D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1414523900
Wenn sich die Haushaltslage verbessert – das haben
Sie ja hypostasiert –, dann würden wir in der Tat im Be-
reich der auswärtigen Kulturpolitik wieder aufstocken
müssen und wollen.

Die Einsparungen insbesondere im Auslandsschulwe-
sen konnten wir teilweise durch Einzelregelungen vor Ort
auffangen, indem die Auslandsschulen selber im Beneh-
men mit den anderen Kulturmittlern wie den Goethe-In-
stituten, aber auch mit deutschen Auslandsvereinen ent-
sprechende Wege gefunden haben. Es gab sogar eine
Menge von interessanten, neuen Lösungen.

Aber auch ohne zusätzliche Finanzmittel gibt es Wege,
die Stellung der deutschen Sprache zu stärken. Dabei ist
es notwendig, dass der Bund, insbesondere aber auch die
Länder sich Gedanken über die Kompatibilität deutscher
Hochschulabschlüsse mit den Hochschulausbildungen in
konkurrierenden Staaten machen. Dies scheint mir insbe-
sondere im Rahmen der Globalisierung eine wichtige
Standortfrage zu sein. Vor diesem Hintergrund hat die
Bundesregierung auch in der Diskussion zur auswärtigen
Kulturpolitik letzte Woche entsprechend Stellung genom-
men.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414524000
Wir kommen jetzt zur
Frage 18 des Kollegen Hartmut Koschyk:

Welche Bestimmungen enthält nach Erkenntnissen der Bun-desregierung das am 11. Januar 2001 vom polnischen Parlamentverabschiedete Gesetz zur Reprivatisierung des zwischen 1944und 1962 enteigneten Vermögens hinsichtlich der polnischenStaatsangehörigen deutscher Nationalität, und was unternimmtdie Bundesregierung, um gegenüber der polnischen Seite auf eineBerücksichtigung der von den Enteignungsmaßnahmen betroffe-nen deutschen Vertriebenen zu drängen, sofern diese durch dasGesetz über keinen Restitutions- oder Entschädigungsanspruchverfügen sollen?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1414524100
Herr Koschyk, nach Art. 3 des vom polnischen Sejm
verabschiedeten Gesetzes hat Anspruch auf eine Repriva-
tisierungsleistung, wer am Tage des Verlusts des Eigen-
tums polnischer Staatsangehöriger war und die polnische
Staatsangehörigkeit am 31. Dezember 1999 besaß. Polni-
sche Staatsangehörige deutscher Nationalität, die zum
Zeitpunkt der Enteignung nicht im Besitz der polnischen
Staatsangehörigkeit waren, sind ebenfalls berechtigt, so-
fern sie die polnische Staatsangehörigkeit nach den im
Gesetz genannten Bestimmungen erworben, Polen bis
zum 8. März 1984 nicht verlassen und am 31. Dezember
1999 die polnische Staatsangehörigkeit besessen haben.

Das Gesetz ist innenpolitisch umstritten. Polnische
Emigranten und die in den ehemaligen polnischen Ostge-
bieten verbliebenen und dort enteigneten Angehörigen
der polnischen Minderheit werden nicht entschädigt.

Das Gesetz ist noch nicht in Kraft getreten. Es muss
erst vom Senat gebilligt und vom Staatspräsidenten ge-
zeichnet werden. Es ist derzeit ungewiss, ob Staatspräsi-
dent Kwasniewski vor den Wahlen im Herbst dieses Jah-
res das Gesetz zeichnen wird. Die Bundesregierung hält
hinsichtlich der Enteignung deutscher Vertriebener an ih-
rer Rechtsauffassung fest. Die Bundesregierung wird die
polnische Seite aber nicht drängen; sie ist weiterhin der

Auffassung, dass die Beziehungen nicht mit politischen
und rechtlichen Fragen der Vergangenheit belastet werden
sollen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414524200
Die erste Nachfrage,
Herr Kollege Koschyk, bitte.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1414524300
Herr Staatsminister,
die Bundesregierung ist mit der polnischen Seite im
deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag im Hinblick
auf Minderheitenschutzrechte für die in Polen lebenden
Deutschen zu einer völkerrechtlichen Vereinbarung ge-
kommen. Sind Sie nicht der Auffassung, dass dann, wenn
das Gesetz Rechtsgültigkeit erlangt hat und sich daraus
Diskriminierungsgesichtspunkte für die deutsche Minder-
heit in der Republik Polen ergeben, die Bundesregierung
unter Berufung auf den deutsch-polnischen Nachbar-
schaftsvertrag gegenüber der polnischen Seite vorstellig
werden könnte und auch müsste?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1414524400
Herr Koschyk, die Bundesregierung ist mit der pol-
nischen Seite im Gespräch über diese Fragen. Sie stehen
auch im Zusammenhang mit den EU-Beitrittsverhandlun-
gen. Alle diese Fragen sind aber kein konkreter Gegen-
stand der Verhandlungen. Wir gehen davon aus, dass in
dem Moment, in dem Polen Mitglied der EU sein wird,
die Immobilienfragen betreffenden Geschäfte offen für
alle EU-Bürger sind. Das wird EU-Standard sein. Zu die-
sen EU-Bürgern gehören selbstverständlich auch die Ver-
triebenen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414524500
Eine weitere Nach-
frage, bitte, Herr Kollege Koschyk.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1414524600
Herr Staatsminis-
ter, meine Frage bezog sich in erster Linie auf die in der
Republik Polen lebenden polnischen Staatsangehörigen
deutscher Abstammung. Meine Frage war, ob die Bun-
desregierung, wenn sie erkennt, dass das polnische Re-
privatisierungsgesetz in der Republik Polen lebende
polnische Staatsangehörige deutscher Abstammung be-
nachteiligt, auf der Grundlage des deutsch-polnischen
Nachbarschaftsvertrags mit seinen Minderheitenschutz-
vereinbarungen, aber auch aufgrund von Vereinbarun-
gen, die die Republik Polen in der Europäischen Men-
schenrechtskonvention und ihren Zusatzprotokollen
eingegangen ist, nicht die Diskriminierung polnischer
Staatsangehöriger deutscher Abstammung gegenüber
der polnischen Seite ansprechen sollte.

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1414524700
Ich will nicht unterstellen, dass es Diskriminierun-
gen gibt. Sollte es in der Zukunft Anzeichen für Diskri-
minierungen geben, können diese zum Gegenstand von
Gesprächen werden. Ich betone noch einmal: Wir wollen
die EU-Beitrittsperspektiven Polens und damit die end-
gültige Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen nicht
dadurch belasten, dass wir zu sehr rechtsförmig agieren
und die notwendige Sensibilität außer Acht lassen.






(C)



(D)



(A)



(B)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414524800
Die Frage 19 des Kol-
legen Norbert Hauser wird schriftlich beantwortet.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums der Finanzen. Die Frage 20 des Kollegen
Hinsken, die Fragen 21 und 22 des Kollegen Michelbach
und die Frage 23 des Kollegen Siemann werden schrift-
lich beantwortet.

Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums der Verteidigung. Zur Beantwortung der
Fragen steht die Parlamentarische Staatssekretärin
Brigitte Schulte zur Verfügung.

Die Fragen 24 und 25 des Kollegen Jürgen Koppelin
werden schriftlich beantwortet. Ich rufe jetzt die Frage 26
des Abgeordneten Günther Friedrich Nolting auf:

Wie ist die Aussage des Bundesministers der Verteidigung,
Rudolf Scharping, vom 14. Januar 2001 zu verstehen, dass nicht
wegen der gesundheitlichen Risiken, sondern wegen der politi-
schen Legitimität der NATO eine genaue Untersuchung zu den

(Depleted Uranium Ammunition = abgereicherte Uranmunition)

habe?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1414524900
Herr Kollege Nolting, Sie ver-
mischen in Ihrer Frage zwei Tatbestände, die nicht in un-
mittelbarem Zusammenhang stehen. Der Bundesminister
der Verteidigung hat, wie Sie aus den Veranstaltungen des
Verteidigungsausschusses wissen, frühzeitig, also lange
vor dem 14. Januar 2001, Schutzmaßnahmen ergriffen
und medizinische Untersuchungen und Kontrollen einge-
leitet. Die Fürsorge und die Verantwortung für die Ge-
sundheit der eingesetzten Soldaten sind damit deutlich ge-
worden.

Was aber die Frage der politischen Legitimität der
NATO betrifft, so muss das Bündnis demokratischer
Rechtsstaaten sehr sorgfältig prüfen, welche Waffen es
einsetzt.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414525000
Herr Kollege Nolting,
bitte Ihre Nachfrage.


Günther Friedrich Nolting (FDP):
Rede ID: ID1414525100
Frau Staatsse-
kretärin, wenn die Munition so harmlos ist, wie der Bun-
desminister der Verteidigung ständig sagt, warum be-
stellte er dann den Geschäftsträger der Botschaft der
Vereinigten Staaten am 17. Januar ein und warum sieht er
die politische Legitimität der NATO in Gefahr, wie er
Mitte Januar erklärt hat, zumal man weiß, dass man die In-
formation auch anderweitig hätte erhalten können?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1414525200
Lieber Herr Kollege Nolting,
einige Jahre der Zusammenarbeit im Verteidigungsaus-
schuss haben wir beide schon hinter uns. Es trifft sich gut,
dass die Frage, ob die Bundesrepublik Deutschland abge-
reicherte Uranmunition beschaffen soll, in der Zeit disku-
tiert wurde, in der ich Berichterstatterin für den gesamten
Haushalt im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundes-
tages war. Wir haben damals, auch mit den Stimmen der
Kollegen aus der Union, gesagt, dass wir diese Munition

lieber nicht nehmen, das auch unter dem Gesichtspunkt,
dass der Unterschied zwischen abgereicherter und ange-
reicherter Munition nicht vielen klar ist. Es gab ja auch
Alternativen.

Die erste Frage zu dieser Munition hier im Bundestag
– es war eine Frage der Frau Kollegin Lippmann – habe
ich am 21.April 1999 beantwortet. Seitdem haben wir uns
in regelmäßigen Abständen im Parlament immer wieder
damit befasst. Keine Regierung hat früher als die deutsche
Bundesregierung wissen wollen, ob mit dieser Munition
nicht doch Gefährdungen verbunden sind. Jetzt wissen
wir – aber erst jetzt, und das ist der Vorwurf an unsere
amerikanischen Freunde –, dass diese Munition beim Ein-
satz verbrennt und dabei toxischer Staub entsteht. Falls
diese DU-Munition durch Plutoniumreste verunreinigt
ist, könnte möglicherweise ein höheres gesundheitliches
Risiko bestehen. Dies hätten wir von unseren Partnern
sehr gern früher erfahren. Wir haben das meines Erach-
tens bis dahin als zu vernachlässigend dargestellt bekom-
men. Allerdings hat es auch etwas damit zu tun, dass die
Vereinigten Staaten großen Schadensersatzprozessen ih-
rer eigenen Streitkräfte seit 1991 gegenüberstehen und
das Thema möglicherweise deshalb relativ heruntergefah-
ren haben. Aber ich erwarte von einem Partnerstaat – ich
werde sicher nicht verdächtigt, irgendwelche negativen
Erfahrungen mit den Amerikanern zu haben –, dass er die-
ses offen mit uns diskutiert.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414525300
Es gibt jetzt die zweite
Nachfrage des Kollegen Nolting und dann, bereits ange-
meldet, eine Nachfrage des Kollegen van Essen und der
Kollegin Lippmann. Ich hoffe, dass wir das alles noch vor
Aufruf der Aktuellen Stunde schaffen.

Bitte, Herr Kollege Nolting.


Günther Friedrich Nolting (FDP):
Rede ID: ID1414525400
Frau Staatsse-
kretärin, hat der Minister bei der Einbestellung – ich be-
tone: Einbestellung – des Geschäftsträgers bedacht, dass
sich die diplomatischen Beziehungen durch diese Einbe-
stellung verschlechtern könnten, zumal dies, glaube ich,
in der Politik ein einmaliger Vorgang ist?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1414525500
Ich halte dieses wirklich für
– nehmen Sie es mir nicht übel – eine Albernheit.


(Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Was albern ist oder nicht, das müssen Sie mir schon überlassen!)


Ein Land wie die Bundesrepublik Deutschland, das einer
der verlässlichsten Partner der Vereinigten Staaten von
Nordamerika ist – das wissen die Vereinigten Staaten –,
hätte auf diesem Gebiet eigentlich eine offenere Informa-
tionspolitik erwarten können. Ich habe nicht das geringste
Problem, zu sagen: Freunde, dieses sagt uns bitte früher
und deutlicher. – Die Diskussion ist ja nicht in Deutsch-
land, sondern in anderen Staaten entstanden. Ich weiß,
wie zurückhaltend die Vereinigten Staaten von Nordame-
rika und auch andere Bündnispartner in diesen Fragen wa-
ren. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Deswegen habe ich






(C)



(D)



(A)



(B)


überhaupt keine Sorge, dass sich das amerikanisch-deut-
sche Verhältnis dadurch in irgendeiner Weise verschlech-
tern könnte.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414525600
Jetzt die Nachfrage
des Kollegen Jörg van Essen, bitte.


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1414525700
Frau Staatssekretärin, man
konnte der Presse heute entnehmen, dass Bundeskanzler-
amt und Auswärtiges Amt über das Vorgehen des Bun-
desverteidigungsministers, nämlich den amerikanischen
Geschäftsträger einzubestellen, irritiert oder vielleicht so-
gar befremdet gewesen sind. Wie ist die offizielle Position
der Bundesregierung in dieser Frage heute? Hält die Bun-
desregierung die Einbestellung des amerikanischen Ge-
schäftsträgers weiter für berechtigt?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1414525800
Ich halte das für notwendig
und sinnvoll und ich kann nicht bestätigen, was in der
„Süddeutschen Zeitung“ gestanden hat. Ich habe von
keinerlei Irritation des Bundesaußenministers oder des
Bundeskanzlers gehört. Ich könnte mir vorstellen, Herr
Kollege van Essen – Sie sind ja lange im Parlament –, dass
es möglicherweise in der Administration Leute gab, die
meinten, man müsse bestimmte Dienstwege einhalten,
und deswegen ihr Erstaunen kundgetan haben.

Bei einer so wichtigen Frage wie der des abgereicher-
ten Urans, zu der auch der Bundeskanzler Stellung ge-
nommen hat, ist es, denke ich, selbstverständlich, dass der
deutsche Verteidigungsminister Auskunft verlangen kann
und dass er diese Auskunft bekommt. Ich kann mir über-
haupt nicht vorstellen, dass der Außenminister und der
Bundeskanzler damit Probleme hätten.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414525900
Frau Kollegin
Lippmann, auch Sie haben eine Zusatzfrage. Bitte.


Heidi Lippmann-Kasten (PDS):
Rede ID: ID1414526000
Frau Staatssekretärin, kön-
nen Sie uns erklären, weshalb nicht bereits nach dem
15. April 1999, als sich die Verdachtsmomente, dass die
amerikanischen Soldaten seinerzeit mit den A-10-Bom-
bern DU-Munition über dem Kosovo oder auch über an-
deren Teilen Jugoslawiens verschossen haben, verdichte-
ten, der US-Botschafter einbestellt wurde, um Aufklärung
über den Wahrheitsgehalt dieses Verdachts zu erhalten?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1414526100
Liebe Frau Kollegin Lippmann,
weil Sie, wie ich gesagt habe, die Erste waren, die in die-
sem Parlament danach gefragt hat, habe ich meine Antwort
noch einmal auf Richtigkeit untersucht. Das war ja am
21. April 1999, also einen Monat nachdem wir in eine mi-
litärische Auseinandersetzung mit Jugoslawien eingetre-
ten waren. In der Tat wurde zu diesem Zeitpunkt von un-
seren amerikanischen Freunden, wie wir nachträglich
wissen, diese Munition bereits eingesetzt, ohne dass wir
darüber offiziell informiert worden sind.

Es ist schade, dass der Kollege Koppelin nicht mehr da
ist; sonst hätte ich dazu auch noch etwas sagen können.
Das spielte nämlich bei seiner Frage eine Rolle.

Ich habe mich gefragt: Habt ihr mich beschwindelt und
habe ich der Kollegin Lippmann eine falsche Auskunft
gegeben? In der Tat haben wir festgestellt, dass diese Mu-
nition – allerdings erst seit Anfang April – verwandt
wurde, aber wir noch nicht über den Einsatz dieser Muni-
tion unterrichtet waren. Ich denke, da muss sich in den
Spielregeln etwas ändern. Mit einer Einbestellung des
amerikanischen Botschafters wäre ich in dieser Zeit und
in dieser Situation etwas zurückhaltender gewesen. Aber
dass sich die Fachleute nicht darüber informiert haben,
welche Munition jeweils eingesetzt wurde, war eine
interessante Erfahrung für uns. Ich denke, die wird sich
nicht wiederholen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414526200
Als letzte Frage rufe
ich jetzt die Frage 27 des Kollegen Günther Friedrich
Nolting auf:

Warum informierte der Bundesminister der Verteidigung,
Rudolf Scharping, erst am 30. September 1999 die Mitglieder des
Verteidigungsausschusses über eine bereits am 30. Juni 1999 ein-
gegangene Warnung der NATO bezüglich des Einsatzes von DU-
Munition im Kosovo?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1414526300
Herr Kollege Nolting, das
Thema DU-Munition hat, wie ich Ihnen bereits sagte, zum
ersten Mal im April 1999 und dann ab Mai 1999 mehrmals
den Verteidigungsausschuss, aber auch den Bundestag be-
schäftigt. Wir haben es hier behandelt. Es begann im
Frühjahr 1999 mit der Diskussion im Bundestag. Es setzte
sich im Herbst 1999 fort. Dann gab es wieder eine ruhi-
gere Zeit. Im Frühjahr 2000 ging es weiter; die Angele-
genheit ist dann wieder im Ausschuss behandelt worden.
Nun haben wir, was die meisten in der Öffentlichkeit
vergessen haben, das Thema erst wieder auf der Tages-
ordnung, nachdem in Italien eine Diskussion darüber be-
gonnen wurde, ob Soldaten, die im Bosnieneinsatz waren
und mit dieser Munition in Berührung gekommen sind,
eventuell deswegen an Krebs erkrankt sind.

Das Bundesministerium der Verteidigung hat den Ein-
satz dieser Munition dann gekannt. Wir selbst besitzen sie
nicht. Das Bundesministerium der Verteidigung, das Hee-
resführungskommando und die Truppe vor Ort haben
schon vor den offiziellen Informationen der NATO, die
wir erst am 1. Juli bekommen haben, ausreichende
Schutzmaßnahmen für den Umgang mit allen möglichen
Arten zu findender Munition getroffen.

Vor dem Hintergrund der Unterrichtung des Verteidi-
gungsausschusses am 12. und 19. Mai 1999 und dieser
zahlreichen mündlichen und schriftlichen Fragen sowie
Kleinen Anfragen von Mitgliedern des Deutschen Bun-
destages vor der Sommerpause sowie der Antwort auf die
Kleine Anfrage der PDS-Fraktion vom 24. Juni 1999 und
eines Berichts an den Unterausschuss für Abrüstung, Rüs-
tungskontrolle und Nichtverbreitung vom 22. Juni 1999
– alle nachlesbar in den Unterrichtungen des Parla-
ments – war meines Erachtens eine Information der
Öffentlichkeit vorhanden. Sie wurde nach der Sommer-




Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte
14224


(C)



(D)



(A)



(B)


pause fortgesetzt. Ich könnte die Daten im September und
November nennen. Auch da gab es Kleine Anfragen, in
deren Beantwortung übrigens nicht nur das Verteidi-
gungsministerium, sondern auch die Ministerien für Um-
welt sowie Forschung und Technologie eingeschaltet
wurden.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414526400
Ich erteile dem Kolle-
gen Nolting das Wort, bitte ihn aber, sich kurz zu fassen.
Sie haben selbstverständlich das Recht zu fragen. Danach
hat sich die Kollegin Lippmann zu einer Frage gemeldet.
Ich muss dann aber die Fragestunde beenden, damit wir
rechtzeitig mit der Aktuellen Stunde anfangen können.

Herr Nolting, bitte.


Günther Friedrich Nolting (FDP):
Rede ID: ID1414526500
Frau Präsiden-
tin, ich mache es kurz.

– Frau Staatssekretärin, welche Erkenntnisse sind die
Grundlage der Behauptung des Bundesministers der Ver-
teidigung, dass es in Deutschland zu neuen Unfällen mit
uranhaltiger Munition gekommen sei, wobei die US-Ar-
mee dem heute widersprochen hat?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1414526600
Das ist eine berechtigte Frage,
der wir noch nachgehen.


(Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Ich stelle immer berechtigte Fragen!)


– Ich habe nicht das Recht, festzustellen, ob eine Frage be-
rechtigt oder unberechtigt ist. Ich danke für Ihren Hin-
weis.

Herr Kollege Nolting, wir sind zu dieser Überzeugung
aufgrund unserer Erkenntnisse gekommen, die wir zu-
sammengestellt haben und die auch aus amerikanischen
Quellen stammen. Da nun auf einmal die amerikanische
Armee sagt, es gebe nur drei solcher Vorfälle – deshalb
auch die „Einbestellung“; ich möchte es jetzt freundlicher
formulieren –, haben wir die Bitte an die amerikanische
Botschaft gerichtet, uns über diese Vorfälle aufzuklären
und uns zu sagen, wie es zu diesem Missverständnis kam.

Leider ist in der Vergangenheit nur sehr zögerlich et-
was zugegeben worden. Deshalb gab es bei uns ein län-
geres Nachforschen, um diese Vorfälle zu überprüfen.
Leider gibt es auf den Truppenübungsplätzen, die in der
Verwaltungszuständigkeit unserer Partner stehen, immer
noch keinen deutschen Standortältesten. Sonst würde bei
der Weitergabe von Informationen manches sicherlich
besser funktionieren.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414526700
Eine letzte Zusatz-
frage des Kollegen Nolting.


Günther Friedrich Nolting (FDP):
Rede ID: ID1414526800
Frau Staatsse-
kretärin, wie können Sie sich erklären, dass Befehle und
Weisungen – ich sage auch einmal: Informationen –, die
bezüglich des Umgangs mit DU-Munition gegeben wur-
den, offensichtlich bei vielen Soldaten vor Ort, die im Ko-

sovo im Einsatz sind bzw. waren oder auch in Bosnien im
Einsatz sind bzw. waren, nicht angekommen sind?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1414526900
Ihre Frage würde ich gern mit
dem Hinweis auf Ihren Fraktionskollegen Braun – er hat
einen pfiffigen Vergleich angestellt – beantworten. Er hat
darauf hingewiesen, dass wir oft im Flugzeug sitzen und
uns immer der Hinweis gegeben wird, wie man sich im
Fall eines Druckabfalls zu verhalten hat. Wir alle hören
nicht zu.

Unsere Soldaten haben beim Betreten von Gebieten,
die sie nicht kennen – viele von Ihnen sind selbst einmal
bei der Bundeswehr gewesen –, Sicherheitsmaßnahmen
sorgfältig vorzunehmen, weil dort Munition von unseren
früheren Gegnern liegen könnte, deren Handhabung wir
nicht kennen. Deshalb ist die Behauptung, sie seien nicht
vor den Risiken gewarnt worden, die ihnen bei einem Ein-
zug in den Kosovo drohten, falsch.


(Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Seien Sie vorsichtig!)


– Wir können nachweisen, was alles an Informationen
durchgeführt wurde. Auch kann es passieren, dass man-
che vergessen, was sie in all den Jahren gelernt haben. Es
soll auch bei Parlamentariern vorkommen, dass sie ver-
gessen, woher sie Informationen erhalten haben.


(Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Eher bei Regierungsmitgliedern!)


Es ist wirklich so, dass die Bundeswehr vor solchen Risi-
ken immer wieder gewarnt wird.

Herr Kollege Nolting, wir haben uns in der Öffentlich-
keit viel zu lang mit Minen und ihren Gefahren beschäf-
tigt. Aber wir haben vieles andere bedacht. Deswegen gab
es Gott sei Dank auch nur überschaubare Risiken.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414527000
Die letzte Zusatzfrage
der Kollegin Lippmann mit der Bitte, darauf kurz zu ant-
worten.


(Brigitte Schulte, Parl. Staatssekretärin: Das ist ein schwieriges Thema, Frau Präsidentin!)



Heidi Lippmann-Kasten (PDS):
Rede ID: ID1414527100
Frau Staatssekretärin, wie er-
klären Sie die Aussage des Verteidigungsministers in dem
ZDF-Interview mit Eser vom 14. Januar dieses Jahres,
wonach er bereits im Mai 1999 im Verteidigungsaus-
schuss den Einsatz von DU-Munition bestätigt – ich be-
tone: bestätigt – hat? Wie beurteilen Sie dies angesichts
der Befehle, die in den letzten Tagen quasi aus der Tasche
gezaubert wurden, und insbesondere angesichts der Aus-
sage des damaligen Kommandeurs, General a. D. Harff,
wonach dies weder vor, während noch nach dem Ein-
marsch in den Kosovo Kommandeurssache gewesen sei?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1414527200
Den letzten Punkt kann ich
nicht bestätigen. Das wundert mich bei einem so erfahre-
nen Offizier. Er hat mir das übrigens selbst gesagt. Ich




Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte

14225


(C)



(D)



(A)



(B)


habe bei dieser Sache arge Zweifel, weil ich weiß, wie
man damit umgeht.

Die Aussage im Verteidigungsausschuss kann ich nur
deshalb bestätigen, weil ich mir heute die Protokolle des
Verteidigungsausschusses vorgenommen habe. Offiziell
sind wir von der NATO erst am 1. Juli 1999 darüber un-
terrichtet worden, welche Munitionsarten verwendet wor-
den sind. Wir wussten jedoch inoffiziell, dass solche Mu-
nition von unseren Partnern eingesetzt worden war – daher
die Aussage des Verteidigungsministers, dass wir davon
auszugehen haben, dass unsere Partner diese Munition ein-
gesetzt hatten.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414527300
Die Fragestunde ist
beendet. Die noch ausstehenden Fragen werden, wie es im
Hause üblich ist, schriftlich beantwortet werden.

Ich rufe den Zusatzpunkt 1 der Tagesordnung auf:
Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion der SPD
Bundespolitische Auswirkungen des aktuellen
Schweinemastskandals in Bayern

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort für die SPD-
Fraktion hat die Kollegin Heide Wright.


Heidemarie Wright (SPD):
Rede ID: ID1414527400
Frau Präsidentin! Kolle-
ginnen und Kollegen! Ein Unglück kommt selten allein.
Dass aber ein Unglück das andere jagt und dass gleich so
gehäuft via Bayern jeder Ansatz der Rückgewinnung von
Vertrauen bei Bürgerinnen und Bürgern, die notgedrun-
gen alle Verbraucherinnen und Verbraucher sind, zunichte
gemacht wird, ist hart bis deprimierend. Die Landwirt-
schaft steht an der Wand. Die Verbraucherinnen und Ver-
braucher wissen nicht mehr, was sie der Politik glauben
sollen.

Wenn ich hier stehe und mit dem Finger Richtung
München zeige,


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Dann zeigen drei Finger auf Sie zurück!)


dann nützt das auch nur begrenzt. Dennoch müssen wir
dahin schauen, wo der Skandal sein Zentrum hat. Die
bayerische Idylle wurde zur Farce. Mir san mir – nach die-
sem Motto lief es in Bayern zu lange wie geschmiert; im
wahrsten Sinne des Wortes: geschmiert von hinten bis
vorne, von BSE bis zum Schweinemastskandal. Bayern,
skandalumwoben!

Das Zentrum der Landwirtschaftsskandale liegt in
Bayern, und zwar mitten in der Staatskanzlei.


(Karsten Schönfeld [SPD]: Sehr richtig!)

Hier jedoch wie auch in den Bauernzirkeln ist die eigene
Verantwortlichkeit recht schwach ausgeprägt. So hat doch
der unterfränkische Bauernverbandsvertreter noch am
Samstag, dem 20. Januar, also im vollen Bewusstsein aller
bayerischen Missstände, die bayerischen Qualitätskon-
trollen gelobt und gar die Neuwahl der Berliner Regie-

rung gefordert. Schlimmer, frecher, dreister kann man
nicht mehr von sich weg und auf andere zeigen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, irgendwann ist es
doch so weit,


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Das Maß ist voll!)

dann geht es auf keine Kuhhaut mehr, was an Großspre-
cherei, Augenwischerei und Verharmlosung geboten
wurde. Irgendwann lässt sich die Vielzahl der Skandale
nicht mehr schönreden, wegdrücken oder gar auf andere
schieben. Man fragt sich, ob der Mehrzahl der sauber ar-
beitenden landwirtschaftlichen Betriebe und den zutiefst
verunsicherten Verbrauchern wirklich noch mehr zuzu-
muten ist. Ist die Bewältigung der BSE-Krise, der Zu-
sammenbruch des Rindfleischmarktes, die Angst um
Fleisch- und Wurstkonsum wegen BSE nicht genug?
Nein, nach dem Motto, der nächste Skandal kommt be-
stimmt, ist es jetzt der breite Missbrauch in den Schwei-
nemastbetrieben.

Dann muss man sich wirklich nicht über den Verlust
jeglichen Glaubens an all die schönen Reden und prallen
weiß-blauen Broschüren, die tollen weiß-blauen Siegel
und die Goldbanderolen um das „Stück Lebenskraft“
wundern. Der Skandal ist nicht mehr zu toppen. Deshalb
ist es nicht mehr als recht und billig, dass endlich auch im
Skandalkartell der Bayerischen Staatsregierung perso-
nelle Konsequenzen gezogen wurden. Das macht den
Weg für Aufräumungs- und Aufbauarbeiten etwas freier;
denn es muss weiter aufgeräumt werden: in Ministerien,
Behörden, Verbänden und Tierarztpraxen sowie auf Bau-
ernhöfen. Wer hat denn nicht alles mitgemacht? Wer hat
denn nicht alles Schuld und Mitschuld? Wer hat denn die
Anträge der SPD in Bayern jahrelang ignoriert? Wer leis-
tet es sich denn, dass in Bayern Tierarztpraxen nur alle
drei Jahre kontrolliert werden? Es wird schon nichts pas-
sieren, gell?

Es ist schon erstaunlich, wie lange und hinter wie vie-
len Rücken alles Mögliche geschehen konnte. Was ist denn
von einem Landwirtschaftsminister Miller zu halten?


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Wie lange bleibt er denn noch?)


Hat er nichts gewusst? Ja, was ist er denn für ein Minister?

(Ludwig Stiegler [SPD]: Er ist ein CSU Staatsminister!)

Oder hat er etwas gewusst? In beiden Fällen ist er, denke
ich, nicht mehr tragbar. Mein „Main-Echo“ titelt heute:
„Der Miller fällt nicht weit vom Stamm“.


(Karsten Schönfeld [SPD]: Hört! Hört!)

Es muss jedem ganz klar sein: Dieser Schweinemast-

skandal ist kein Kavaliersdelikt, er ist kein kleiner Unter-
schleif oder gar eine freundliche Dienstleistung des Tier-
arztes.


(Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Das ist kriminelles Handeln!)





Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte
14226


(C)



(D)



(A)



(B)


– Herr Heinrich, ich danke Ihnen; es ist kriminelles Han-
deln. – Es ist auch nichts, was gerade einmal so passiert,
ohne dass es jemand bemerkt hätte. Man hat vonseiten der
Staatskanzlei zugeschaut. Der Arzneimittelmissbrauch
muss bereits über Jahre angedauert haben und seit Jahren
haben Verantwortliche in der bayerischen Politik und in
der Bauernlobby die Bekämpfung des Missbrauchs be-
wusst unterlassen bzw. verhindert. Die Funktionalität im
Mastbetrieb war wichtiger als der Gesundheitsschutz der
Verbraucher. Zynischer und schlimmer kann man ver-
meintliche Bauerninteressen gegen Verbraucherinteressen
nicht ausspielen. Die Verlierer sind jetzt auf allen Seiten.
In Bayern muss aufgeräumt werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Uwe Küster [SPD]: Ein Saustall ist das!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414527500
Für die Bayerische
Staatsregierung spricht jetzt der Staatsminister Reinhold
Bocklet.


(Karsten Schönfeld [SPD]: Den Miller haben sie zu Hause gelassen! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Der Miller hat jetzt Redeverbot! Oder ist er kein Minister mehr? – Gegenruf des Abg. HeinrichWilhelm Ronsöhr [CDU/CSU]: Mit Rücktritten habt ihr ja Erfahrung!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414527600
Frau
Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Nach dem Auftreten von BSE in Deutschland zum Ende
des vergangenen Jahres sind die Menschen in unserem
Land erneut mit Sorge erfüllt.


(Karsten Schönfeld [SPD]: Und belogen worden!)


Doch anders als bei der BSE-Seuche, über die wir alle
noch zu wenig wissen, handelt es sich im Fall des Arznei-
mittelmissbrauchs in der Schweinemast um skrupellose
und kriminelle Machenschaften Einzelner.


(Karsten Schönfeld [SPD]: Die waren seit Jahren bekannt!)


Die Sache ist freilich zu ernst für eine billige partei-
politische Polemik, sehr verehrte Frau Wright.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ihre aufgesetzte, zum Teil kabarettistische Erregung führt
nicht weiter.


(Heidemarie Wright [SPD]: Ach was! Die Erregung ist groß genug!)


Es geht um die Gesundheit unserer Bürger

(Karsten Schönfeld [SPD]: Die haben Sie jah relang aufs Spiel gesetzt!)

und das Vertrauen der Verbraucher, das einmal mehr er-
schüttert worden ist. Das verdient, Frau Wright, eine seriöse
Behandlung und nicht das, was Sie hier geboten haben.

Was sind die bisher bekannten Fakten? Leider kam
dazu gar nichts von Ihnen. Nach umfangreichen Vorer-
mittlungen, die bis in den Januar des vergangenen Jahres
zurückreichen, wurden am 18. Januar breit angelegte
Durchsuchungen an 19 Orten erfolgreich durchgeführt.
Es konnte dabei umfangreiches Material sichergestellt
werden: 600 Aktenordner, umetikettierte Arzneimittel,
lange abgelaufene Arzneimittel und nicht zugelassene
österreichische und amerikanische Arzneimittel sowie
eine Vielzahl von unetikettierten Flaschen, deren Inhalt
auf Antibiotika hindeutet.


(Heidemarie Wright [SPD]: Wenn Sie nur alle drei Jahre untersuchen, ist das kein Wunder!)


Die Untersuchungen dazu laufen gegenwärtig auf Hoch-
touren. Bayern hat zudem beim Landeskriminalamt eine
Sonderkommission mit 10 Beamten gebildet.


(Dr. Wolfgang Wodarg [SPD]: Zu spät!)

Ausgangspunkt der jetzigen Aktion war ein Verfahren

in Kempten, das auch in Regensburg, Krefeld und Düs-
seldorf zu staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen führ-
te. In Krefeld wurde das Verfahren zwischenzeitlich ein-
gestellt, in Düsseldorf ist es noch anhängig.

Es könnte sein – ich drücke mich bewusst vorsichtig
aus –, dass Bayern ein wichtiger Schlag gegen den illega-
len Tierarzneimitteleinsatz gelungen ist;


(Zurufe von der SPD: Oh!)

denn zeitgleich wurden auch Objekte in Nieder- und
Oberösterreich durchsucht. Dies zeigt die grenzüber-
schreitende Dimension der aufgedeckten kriminellen Ma-
chenschaften.


(Heidemarie Wright [SPD]: Die Grenze verläuft zwischen Bayern und Österreich!)


Der Antrag der SPD zu dieser Aktuellen Stunde zeigt
ein merkwürdiges Rechtsverständnis.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Das CSU-Rechtsverständnis steht hier zur Debatte!)


Es wird nicht der Erfolg der bayerischen Polizei und Jus-
tiz hervorgehoben, sondern es wird versucht, Bayern und
seine Landwirtschaft in ein schiefes Licht zu rücken, und
das ausgerechnet von Abgeordneten, die in Bayern ge-
wählt worden sind.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Nein, es geht um das Rechtsverständnis der CSU!)


Ich kann nur davor warnen, aus dem Schweinemast-
skandal kurzfristiges politisches Kapital schlagen zu wol-
len.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Es geht um den Saustall in der Staatsregierung!)


Es ist doch ziemlich einsichtig: So wie überall in Deutsch-
land BSE auftreten kann, gibt es mit an Sicherheit gren-
zender Wahrscheinlichkeit ähnliche Machenschaften
auch anderswo in Deutschland.


(Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Leider Gottes ist das zu befürchten!)





Heidemarie Wright

14227


(C)



(D)



(A)



(B)


Kriminelle Energie kann jedes Land treffen. Niemand ist
davor gefeit. Ich darf zum Beispiel nur an den Kälber-
mastskandal von 1988 in Nordrhein-Westfalen erinnern.
Ich bin dankbar für die ehrlichen und realistischen Aussa-
gen von Herrn Staatssekretär Thalheim und von Frau Mi-
nisterin Höhn, dass die missbräuchliche Verwendung von
nicht zugelassenen Medikamenten in der Tierzucht ein
bundesweites Problem sei


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das rechtfertigt nicht die miserable Kontrolle! – Karsten Schönfeld [SPD]: Sie haben es doch seit zwei Jahren gewusst! Sagen Sie doch einmal etwas dazu!)


und im jetzigen Schweinemastskandal nur die „Spitze ei-
nes Eisbergs“ sichtbar werde.


(Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Ist zu befürchten!)

Bayern wird unnachsichtig vorgehen. Wir werden

diese kriminellen Machenschaften nicht hinnehmen und
den Sumpf austrocknen. Es geht dabei natürlich um den
Schutz der Verbraucher. Es geht aber auch um den Schutz
der Veterinäre und der Bauern selbst.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Die werden durch Nichtkontrolle ermuntert!)


Einige schwarze Schafe bringen durch skrupellose Hand-
lungen ganze Berufsgruppen in Verruf, einige schwarze
Schafe verunsichern Millionen von Verbrauchern und ei-
nige schwarze Schafe ruinieren einen ganzen Markt.


(Ludwig Stiegler [SPD]: „Schwarze Schafe“? So deutlich habe noch nicht einmal ich von der CSU gesprochen!)


Es genügt natürlich nicht, nur diese Machenschaften zu
unterbinden; wir müssen tiefer schürfen. Wir müssen uns
fragen, ob wir insgesamt mit Tierarzneimitteln verant-
wortlich genug umgehen. Der restriktive Einsatz von
Antibiotika sowie der sorgfältige Umgang mit antimikro-
biell wirksamen Arzneimitteln muss ganz oben auf unse-
rer Agenda stehen. Bayern hat dazu bereits in den letzten
Jahren gemeinsam mit den anderen Ländern und mit der
Tierärztekammer auf Bundesebene zwei wegweisende
Empfehlungen erarbeitet. Die Einhaltung dieser Leit-
linien bedarf selbstverständlich einer möglichst effekti-
ven Kontrolle seitens der Veterinärverwaltung. Das Lan-
desamt für Lebensmittelsicherheit, das wir in Bayern neu
errichten, wird diese Kontrollen künftig noch wesentlich
verstärken.


(Ludwig Stiegler [SPD]: „Wesentlich verstärken“? Von minus 10 nach minus 9!)


Daneben ist es eine unserer zentralen Forderungen, das
Tierarzneimittelrecht auf Bundesebene wie auf europä-
ischer Ebene zu verschärfen. Bayern fordert ein europa-
weites Verbot für antibiotische und hormonelle Wachs-
tums- und Leistungsförderer. Ich hoffe sehr, dass die
Bundesregierung unsere Forderungen unterstützen wird.
In diesem Zusammenhang darf ich daran erinnern, dass
nicht zuletzt aufgrund der Initiative der Bayerischen
Staatsregierung in den letzten Jahren die Zahl der in der
Fütterung zugelassenen Antibiotika bereits von zehn auf
vier reduziert worden ist.

Die Bundesregierung ist schnell mit Anklagen, aber
zögerlich bei der Umsetzung dringend notwendiger Maß-
nahmen zum Schutz der Verbraucher.


(Lachen bei der SPD – Heino Wiese [Hannover] [SPD]: Unverschämt!)


Es genügt nicht, gegen Agrarfabriken zu schwadronieren;
es muss gehandelt werden.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: So ist es!)

Wo bleiben die Konzepte der Bundesregierung gegen
BSE?


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Nichts! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Für die Kontrolle sind die Länder zuständig! – Gegenruf des Abg. Heinrich-Wilhelm Ronsöhr [CDU/CSU]: Was hat denn Ihr Kabinett gemacht? Dann bitte auch in Niedersachsen!)


Bayern hat auf die Krise mit einem klaren Viersäulenmo-
dell geantwortet, das verschärfte Kontrollen, verstärkte
Forschung, Einrichtung eines neuen Ministeriums ein-
schließlich des schon erwähnten Landesamts für Lebens-
mittelsicherheit und konkrete Hilfen für unsere Bauern
umfasst.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Der Bundesregierung liegen viele Fragen vor, die Bay-

ern und die übrigen Länder eingebracht haben. Wie sieht
es zum Beispiel mit der Kohortenkeulung aus? Die Län-
der haben zudem gemeinsam festgestellt, dass es erheb-
liche Rechtsetzungsdefizite gibt. Es fehlt zum Beispiel
eine konkrete Entschädigungsregelung. Es fehlt eine
Regelung zur Verbrennungspflicht von Tiermehl. Es ste-
hen die Forderung der Länder nach einer offenen Dekla-
ration bei Futtermitteln und die Erstellung einer Positiv-
liste im Raum. Die Bundesregierung gibt sich offenbar
auch mit einem auf sechs Monate beschränkten Verbot der
Tiermehlverfütterung auf EU-Ebene zufrieden.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Skandalös!)

Wir warten hier auf Antworten, die der alte Minister nicht
geben wollte und die die neue Ministerin bislang nicht ge-
geben hat.

Es ist erstaunlich, dass die SPD im Deutschen Bundes-
tag allein aus Anlass des Durchgreifens der bayerischen
Behörden gegenüber illegalem Tierarzneimitteleinsatz in
Niederbayern eine Aktuelle Stunde beantragt.


(Lachen bei der SPD – Karsten Schönfeld [SPD]: Anlass ist das Bekanntwerden des Skandals!)


Immerhin gibt mir dies die Gelegenheit, in gedrängter
Form die bayerischen Forderungen, Maßnahmen und Vor-
gehensweisen darzustellen. Herzlichen Dank für diese
Gelegenheit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Sie von der SPD verfolgen freilich damit eine leicht zu

durchschauende Absicht; nämlich die, den Bayern mal
schnell eins auszuwischen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Ausmisten!)





Staatsminister Reinhold Bocklet (Bayern)

14228


(C)



(D)



(A)



(B)


Aber für diesen Hickhack haben unsere Verbraucher in
Deutschland nun wirklich kein Verständnis.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Das ist die organisierte Verantwortungslosigkeit!)


Die Bundesregierung hat offensichtlich den Ernst der
Lage immer noch nicht erkannt.


(Lachen bei der SPD)

Es geht doch darum, wie wir alle gemeinsam in allen Lan-
desteilen dem Missbrauch von Tierarzneimitteln durch
gewissenlose Tierärzte und Händler wie auch durch skru-
pellos handelnde Landwirte am besten vorbeugen kön-
nen. Dazu bedarf es mit Sicherheit auch schärferer Straf-
bestimmungen und es muss ernsthaft überprüft werden,
ob es bei der bisherigen Regelung bleiben kann, dass ein
Tierarzt gleichzeitig Arzneimittel verordnen und vertrei-
ben darf.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Das ist der Kern!)


Dies ist das Einfallstor für den Missbrauch, den wir jetzt
beklagen. Es handelt sich um eine Bundesregelung, die zu
ändern ist. Nicht jeder Tierarzt ist so charakterstark, dass
er der Versuchung zu leicht verdientem Geld widerstehen
kann,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Deshalb ist auch die Kontrolle erforderlich, und zwar nicht nur alle drei Jahre!)


und nicht jeder Landwirt ist gegen die Versuchung gefeit,
durch den illegalen Einsatz von Tierarzneimitteln bessere
Produktionsergebnisse zu erzielen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Er kann ja auf die Nichtkontrolle durch die Staatsregierung vertrauen!)


Hier müssen wir ansetzen. Hier haben Sie, Frau Künast,
eine lohnende Aufgabe. Ein Umsteuern in der Landwirt-
schaftspolitik kann und muss auch hier ansetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414527700
Für die Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen spricht jetzt Kollegin Ulrike Höfken.


Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1414527800
Sehr
geehrte Frau Vizepräsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Wir haben hier gerade eben etwas erlebt: Da
wird der „Bock“-let zum Gärtner!


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD )


Inwieweit Sie, Herr Staatsminister Bocklet, wirklich
dazu beitragen, mit ihrer Regierung Qualität aus Bayern
zu befördern und den Verbrauchern guten Appetit zu ma-
chen, würde ich der Beurteilung durch die Verbraucherin-
nen und Verbraucher überlassen. Sicher ist aber: Es müs-
sen Konsequenzen gezogen werden und das heißt
sicherlich nicht nur Rücktritt von Frau Stamm, sondern
auch eine Neuorganisation und wohl ebenso die Wahr-

nehmung der Verantwortung des Herrn Landwirtschafts-
ministers Miller.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Mit anderen Worten: Wir warten darauf, dass neue Struk-
turen den angekündigten Vorrang des Verbraucherschutzes
auch realisieren. Das brauchen wir, denn die Konsequen-
zen solcher Skandale müssen die Verbraucher und die
Landwirte bundesweit tragen.

Der illegale Einsatz von Medikamenten in der Tier-
zucht muss endlich unterbunden werden. Mit dieser Ziel-
setzung wollen wir das Futtermittel- und Tierarzneimit-
telrecht auch im Hinblick auf die bisherigen Regelungen
zur Abgabe von Tierarzneimitteln überprüfen. Das ist
natürlich ein Problem. Man spricht immer von den
schwarzen Schafen, aber nicht von dem System, das die
Möglichkeiten und die Einfallstore für solche Praktiken
im Grunde schafft.

Die Verbraucher haben die Nase voll. Illegaler Einsatz
von Antibiotika, Hormonen und Medikamenten in der
Tierzucht gefährdet auf kriminelle Weise die Gesundheit
der Verbraucherinnen und Verbraucher. Das Strafrecht ist
in diesem Punkt zu verschärfen. Die Bundesländer – also
natürlich auch Bayern – sind aufgefordert, diese Praktiken
endlich effektiv zu unterbinden und ihrer Verpflichtung
zur lückenlosen Kontrolle nachzukommen. Die verant-
wortlichen Dienste und gerade das Personal in diesem Be-
reich sind seit Jahren völlig vernachlässigt worden. Nur
NRW hat hierfür mehr Finanzen zur Verfügung gestellt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Gott sei Dank! – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Und was ist mit Schleswig-Holstein?)


Der grundsätzliche Fehler liegt allerdings im System
der Tierproduktion und bei Teilen der Veterinäre und der
Futtermittelproduzenten, die Verbraucherschutz und Qua-
lität vernachlässigt haben. Erst wenn – wie wir es seit Jah-
ren fordern – auch alle leistungsfördernden Antibiotika
aus den Futtermitteln verbannt sind und die prophylakti-
schen Medikamentengaben eingestellt werden, gibt es
keine Grauzone mehr, in der die illegalen, lukrativen Ge-
schäfte gemacht werden könnten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Und warum handelt die Regierung nicht?)


Es gibt schon lange eindeutige Hinweise darauf, dass
die Anwendung von Antibiotika in der Tierhaltung zur
Entstehung von Antibiotikaresistenzen in der Darmflora
des Menschen beiträgt und auch das Problem der Kreuz-
und Multiresistenz – die Mikroorganismen entwickeln
eine Resistenz anhand eines Antibiotikums und werden
gleichzeitig gegen andere Antibiotika resistent – ist we-
sentlich größer, als man angenommen hat.

Wir unterstützen unsere Verbraucherschutzministerin,
Renate Künast, dabei, die Verwendung der Antibiotika im




Staatsminister Reinhold Bocklet (Bayern)


14229


(C)



(D)



(A)



(B)


Tierfutter national zu unterbinden und eine Initiative zum
EU-weiten Verbot zu starten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Antibiotika sollen nur noch zu therapeutischen Zwecken
eingesetzt werden dürfen. Das Gute ist: Wir erwarten da-
bei auch die Unterstützung der schwedischen Präsident-
schaft und der EU-Kommission. Zu den vielen Punkten
aus den Diskussionen der letzten Jahre, die wir gemein-
sam geführt haben, gibt es bereits Vorstellungen, die Ih-
nen Frau Künast aber selbst vorstellen wird.

Im Übrigen habe ich dabei Bayern nicht als Vorreiter
der Bekämpfung der illegalen Praktiken und der Heraus-
nahme der Antibiotika aus der Futtermittelkette empfun-
den.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Schirmherrschaft!)

Diese Bemühungen werden dazu führen, dass es viel-

leicht endlich ein nationales Monitoring und ein Referenz-
überwachungsprogramm geben wird und dass die Zulas-
sungen auch im Bereich der Humanmedizin überprüft
werden.

Mit der Schaffung des neuen Ministeriums für Ver-
braucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft wird eine
Neuorientierung auf eine artgerechte Tierhaltung einge-
leitet, die unverantwortliche Praktiken des Arzneimittel-
einsatzes in der Tiermast ins Abseits stellen soll.

Danke.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414527900
Für die F.D.P.-Frak-
tion spricht jetzt der Kollege Ulrich Heinrich.


Ulrich Heinrich (FDP):
Rede ID: ID1414528000
Frau Präsidentin! Meine lie-
ben Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube nicht, dass sich
dieser Skandal, der jetzt öffentlich geworden ist, dazu eig-
net, dass wir uns hier im Haus streiten; er hat auch keine
parteipolitische Relevanz.


(Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ludwig Stiegler [SPD]: Doch! Es gibt eine politische Verantwortung, die bei der CSU in Bayern liegt. – Gegenruf von der CDU/CSU: Herr Stiegler, sind Sie gedopt?)


Ich bin der Meinung, dass wir keine pauschalen Verur-
teilungen vornehmen dürfen. Ich bin aber genauso der
Meinung, dass dort, wo mit kriminellen Machenschaften
gegen das Gesetz verstoßen worden ist, mit aller Härte
durchgegriffen werden muss. Das kann gar nicht anders
sein.


(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der illegale Einsatz von Medikamenten ist verboten.
Wir sollten uns als Parlament darüber Gedanken machen,
ob wir nicht auch den legalen Einsatz reduzieren müssen.


(Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Göttinger Wissenschaftler haben zwischen Dänemark
und einer Region Norddeutschlands Vergleiche gezogen:
In Dänemark werden 20 Millionen Schweine gemästet
und man hat in Dünger und Boden hochgerechnet 31 Ton-
nen Antibiotikarückstände festgestellt. Wenn bei uns bei
6,5 Millionen Schweinen 54 Tonnen Rückstände nachge-
wiesen wurden, dann setzen wir in Deutschland zu viele
Medikamente ein. Das ist der Punkt.


(Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Im Blick auf die Dänen, die auf dem Markt mit ihrer Qua-
lität und mit ihrem Angebot sehr erfolgreich sind, müssen
wir uns fragen, ob unsere Produktionsmethoden in dem
Fall richtig sind.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Dazu muss immer erst etwas passieren!)


Wir müssen über Verschiedenes nachdenken, auch
über Forderungen nach einer weiteren Zertifizierung und
nach Markenfleischprogrammen mit höherer Verbrau-
chersicherheit. Diese Markenfleischprogramme haben
zudem den Vorteil, dass sie zusätzliche Qualitätskontrol-
len beinhalten, sodass kein Fleisch mit zu hohen Rück-
ständen auf den Markt kommt.

Wir müssen die vier Antibiotikaleistungsförderer, die
heute noch zugelassen sind – hierin sind wir uns völlig ei-
nig, Herr Bocklet –, in Zukunft europaweit abschaffen.
Ich bin aber auch bereit, hier national voranzugehen. Wir
müssen außerdem die Tierarzneimittelrichtlinie endlich
umsetzen; das ist das allererste, was wir national tun müs-
sen. Wir müssen die Stallbuchführung einführen. Es dür-
fen Medikamente nur bei entsprechenden Krankheitsver-
läufen zum Einsatz kommen, wobei der Landwirt
Rechenschaft ablegen muss, und zwar über jeden einzel-
nen Einsatz.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich habe es eingangs gesagt: In Deutschland werden zu

viele Medikamente verschrieben bzw. in den Ställen ein-
gesetzt. Wir müssen uns überlegen, ob wir mit dem Dis-
pensierrecht der Tierärzte noch richtig liegen. Wir müssen
auch prüfen, ob wir noch richtig liegen – das muss mit ei-
nem großen Fragezeichen versehen werden –, wenn die
Tierärzte selber noch Medikamente in Form von Mi-
schungen und auch in anderer Form herstellen dürfen, die
dann nicht kontrolliert auf den Markt kommen und von
denen wir nicht wissen, wie sie letztendlich wirken.

Genauso müssen wir prüfen, ob wir den Tierärzten in
Zukunft noch den Vertrieb von Arzneimitteln erlauben
sollten.


(Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Wodarg [SPD])


Denn wer an jeder Mark Umsatz für Arzneimittel ver-
dient – das ist ja legal; es ist bis heute erlaubt –, der be-
findet sich natürlich in einem Interessenkonflikt, wenn es
um das Ausstellen von Verordnungen geht. Ich möchte
diesen Interessenkonflikt von vornherein auflösen und zu
bedenken geben, ob wir mit der Abschaffung des Dispen-
sierrechtes das Übel nicht effektiver an der Wurzel packen




Ulrike Höfken
14230


(C)



(D)



(A)



(B)


können, als dies der Fall wäre, wenn wir nur oberflächlich
handelten.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414528100
Für die PDS-Fraktion
spricht jetzt die Kollegin Kersten Naumann.


Kersten Naumann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1414528200
Frau Präsidentin! Meine
Damen und Herren! Das haben sich die Bayern immer
schon gewünscht: Sie stehen im Mittelpunkt – aber leider
mit Negativschlagzeilen.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: So ein Schmarren!)


Man könnte meinen, dass sich die in punkto Lebens-
mittelhygiene und umweltfreundliche Idylle sonst so si-
cher und so sauber gebärdende CSU-Politik nicht nur jah-
relang auf dem Glatteis befunden hat, sondern sich nun
selbst von einem Dilemma in das andere katapultiert.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Sie wissen doch gar nicht, wo Bayern liegt!)


Frau Stamm wird sicher nicht das letzte Opfer sein.
Ich zitiere aus dem „Donau-Kurier“ in Ingolstadt


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Sie wissen doch gar nicht, wo Ingolstadt liegt!)


vom 19. Januar 2001. Dort heißt es in einer Antwort auf
einen kritischen Leserbrief meiner Kollegin Eva Bulling-
Schröter:

Alle in Bayern gehaltenen Schweine sind aufgrund
von hervorragender Zuchtarbeit in den letzten Jahren
stressstabil und widerstandsfähig. Es kommt doch
kein Bauer auf die Idee, gesunde Tiere mit Antibio-
tika zu füttern.

(Dr. Uwe Küster [SPD]: Oje! Wer hat denn das gelogen?)

Inzwischen sind diese Aussagen wohl überholt. Warum
ermittelt sonst das LKA?

Schweinefleisch ist sicher, so lautete jahrelang der Slo-
gan. Nun ist sicher, dass nichts mehr sicher ist. Jetzt wird
auch dem letzten Verbraucher bewusst, dass es nur ein Si-
cherheitsmythos war, dem er ständig, nicht nur in Bayern,
ausgesetzt war. Was nützt es den Verbrauchern, wenn sie
von Lobbyistenvereinen – gerade wieder zur Grünen Wo-
che – mit Unbedenklichkeitsreden überschüttet werden?
Unser heutiges Lebensmittelangebot ist hochwertig und
sicher,


(Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Völlig richtig! – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Nur im Kommunismus war es noch sicherer!)


so tönt es da. Diese Platte kann der Verbraucher bestimmt
nicht mehr hören, noch dazu, wenn sie einen Sprung hat.

Unsere Lebensmittel genügen höchsten Sicherheits-
und Hygienestandards, heißt es immer wieder. Ich denke,
diese Aussage ist widerlegt. Es häufen sich sehr viele Fra-
gen, wie zum Beispiel: Wo sind die Kontrollen in der Er-
zeugerkette, bei den Veterinären und bei den Lebensmit-
telkonzernen? Sicherlich gibt es auch schwarze Schafe
unter den Bauern. Aber man muss fragen, warum die Bau-
ern und nicht die wahren Drahtzieher beschuldigt werden.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Richtig!)

Wo ist die Transparenz bei der Herstellung der Lebens-
mittel? Ist das Strafrecht im Lebensmittelrecht nicht um-
fassender zu gestalten? Ich bin der Meinung, dass Futter-
mittelpanscherei als krimineller Tatbestand eingestuft
werden muss.


(Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD)


Angesichts der Tatsache, dass der gebeutelte Verbrau-
cher zur Kenntnis nehmen muss, dass sich Verbraucher-
schutz und grüne Gentechnik unter einem Dach zusam-
menfinden sollen, frage ich: Wie eigenständig, wie
unabhängig, mit welchen Weisungsrechten und mit wel-
chen Kontrollfunktionen ist die Abteilung für Verbrau-
cherschutz im Ministerium für Landwirtschaft denn wirk-
lich ausgestaltet? Warum erfolgt keine strikte Trennung
zwischen Agrarpolitik und Verbraucherpolitik wie in an-
deren Ländern oder wie in Brüssel? Wir sind ebenfalls
nicht für riesige Verwaltungsapparate in der Politik. Wir
müssen aber feststellen, dass der Verbraucherschutz in
den Haushalten Jahr um Jahr zurückgefahren wird. Was
muss eigentlich noch alles passieren, um wirklich zu ei-
ner Wende in der Verbraucherschutz- und der Agrarpoli-
tik zu kommen?

Der jüngste kriminelle Arzneimittelskandal in der
Schweinemast ist einer der Auswüchse des gnadenlosen
Konkurrenzkampfes.


(Beifall bei der PDS – Dr. Ilja Seifert [PDS]: Richtig!)


Futtermittelrationen mit Eiweißen, Fetten, Mineralien,
aber auch mit verbotenen Antibiotika und Hormonen auf-
zupeppen erfolgt doch nicht zur Qualitätssteigerung von
Naturprodukten und Lebensmitteln. Vielmehr sind Land-
wirte aus einem Leistungssteigerungswahn und durch
Kostendruck zunehmend gezwungen, nicht nur billige
Abfälle zu verwerten, sondern auch noch fragwürdige
Leistungsförderer anzuwenden. Diese stehen seitens der
Ernährungsphysiologen, Wissenschaftler, Verbraucher-
verbände und Umweltorganisationen schon lange in der
Kritik. Antibiotika in der Tierhaltung können aber auch
die Umwelt belasten. Bei Untersuchungen in der Region
Weser-Ems hatten Wissenschaftler bedenklich hohe
Werte von antibiotisch wirkenden so genannten Tetrazy-
klinen gefunden.


(Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Wo im Weser-Ems-Land?)


Franz Josef Strauß ließ einmal verlauten, Marxwirt-
schaft sei Murkswirtschaft.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Recht hat er gehabt!)





Ulrich Heinrich

14231


(C)



(D)



(A)



(B)


Heute bewahrheitet sich aber: Kapitalistische Marktwirt-
schaft ist Mordwirtschaft für Landwirte und Verbraucher,
wie ein Verbraucher gestern Abend auf Phoenix richtig
einschätzte.


(Beifall bei der PDS – Zuruf von der CDU/CSU: Eure Feinde haben ein ganzes Land kaputtgemacht! Wir haben 1 000 Milliarden gezahlt, um das zu reparieren!)


Die Entscheidungen der Bundesregierung laufen in der
Agrarpolitik an der Grenzlinie zwischen den Interessen
der Pharma- und Ernährungsindustrie und den Interessen
der Verbraucher. Frau Künast, verbieten Sie den legalen
Einsatz von zugelassenen Antibiotika als Leistungsförde-
rern!


(Dr. Ilja Seifert [PDS]: Richtig! – HansMichael Goldmann [F.D.P.]: Das sind doch gar keine Leistungsförderer! Das stimmt gar nicht, was Sie sagen!)


Im Ernährungsbericht heißt es dazu:
Der vorbeugende Gesundheitsschutz des Verbrau-
chers wird durch die rechtlichen Vorgaben umfas-
send gewährleistet.

Und weiter:
Generell geben die Rückstandsbefunde ... keinen
Hinweis auf akute Verbraucherrisiken.

Wo ist hier das Vorsorgeprinzip? Dies zeugt doch eher von
leichtfertiger Selbstzufriedenheit. Oder wurden diese
Aussagen mit Rücksicht auf die Pharmakonzerne und den
Markt für Leistungsförderer getroffen? Auch das bedarf
einer Antwort.

Wie sagte Frau Professor Edda Müller vom Bundes-
verband für Verbraucherschutz in einer Talkrunde in
Phoenix: „Wir müssen endlich von der Nachsorge zur
Vorsorge kommen.“

Ich hoffe, dass Bundeskanzler Schröder hinsichtlich
des von ihm angekündigten Entzugs der Unterstützung ei-
ner Produktion gentechnisch veränderter Pflanzen auch
Wort halten wird.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Zuerst hat er die Bauern in den Wettbewerbsdruck hineingejagt!)


Das wäre zumindest ein richtiger Schritt zur Verwirkli-
chung der angemahnten Vorsorge.


(Beifall bei der PDS)

In diesem Sinne sollten alle Fraktionen an einem

Strang ziehen und so das Vertrauen der Landwirte und der
Verbraucher zurückgewinnen.

Danke.

(Beifall bei der PDS – Widerspruch bei der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414528300
Für die SPD-Fraktion
spricht jetzt der Kollege Dr. Wolfgang Wodarg.


Dr. Wolfgang Wodarg (SPD):
Rede ID: ID1414528400
Frau Präsidentin! Sehr
geehrte Kolleginnen und Kollegen! Vor etwa fünf Jahren
ist in Bayern etwas passiert, was sehr viel mit diesem
Thema zu tun hat. Damals sind sieben Kinder gestorben.
Auch in dieser Sache hat Frau Stamm damals die Verant-
wortung getragen.


(Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Da wäre ich sehr vorsichtig!)


Damals gab es eine EHEC-Epidemie, die über 1 000 Fälle
betraf; sieben Kinder sind daran gestorben.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Das sind bodenlose Unterstellungen!)


EHEC ist ein Koli-Erreger, der wahrscheinlich im
Darm von Rindern entstanden ist und der toxische Eigen-
schaften hat. Das ist passiert, weil in der Tiermast immer
wieder Antibiotika eingesetzt werden, weil das Milieu im
Darm der Tiere verändert wurde und weil dadurch Platz
für solche gefährlichen Erreger geschaffen wurde. Der Er-
reger ist entstanden, weil wir mit den Tieren bisher so um-
gegangen sind.

Das war damals ein großer Skandal in Bayern. Umso
bedauerlicher ist es, dass dieselbe Ministerin jetzt nicht
vorbildlich vorgegangen ist, sondern dass gerade in Bay-
ern unter ihrer Verantwortung so lange geschlafen wurde
und dass sie zum Jagen getragen werden musste. Genauso
mussten wir übrigens die vorige Bundesregierung aus der
Opposition heraus – ich habe das noch einmal herausge-
sucht; ich habe einen Meter Akten zum Thema Antibioti-
kaeinsatz in der Tiermast – immer wieder zum Jagen tra-
gen, etwa wenn es um das Chloramphenicol ging.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Warum ist denn in den zwei Jahren nichts geschehen?)


Da war es schon längst verboten, aber es war immer noch
nicht aus den Ställen heraus. Es gab Abverkaufsmöglich-
keiten für die Industrie. Es gab das Metronidazol, welches
bei Frauen Brustkrebs hervorruft. Die Nitroimidazole
sind Mittel, die bei der Hühneraufzucht eingesetzt wer-
den. Erst durch unsere Aktivitäten aus der Opposition he-
raus hat sich die Regierung endlich dafür eingesetzt, dass
diese Mittel auf EU-Ebene verboten wurden.

Es gibt weitere Beispiele, bei denen wir mühsam ein
Verbot erreichen konnten. Wir haben es geschafft, dass die
meisten Antibiotika – ich meine, es waren vier – in der
letzten Legislaturperiode aus der Tiermast herausgenom-
men wurden. Das ist aus der Opposition heraus geschehen
und nicht durch die Aktivität der Regierung. Wir haben
die Regierung mithilfe der Medien zum Jagen tragen müs-
sen.


(Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Heinrich-Wilhelm Ronsöhr [CDU/CSU]: Mein lieber Mann! Wir sind wenigstens auf die Opposition eingegangen, was Sie nicht tun!)


Jetzt ist es so, dass, wenn ich das richtig gehört habe,
die bayerische Landesregierung und das zuständige
bayerische Ministerium schon längere Zeit von dem Ver-
dacht gegenüber diesen Tierärzten gewusst haben. Für




Kersten Naumann
14232


(C)



(D)



(A)



(B)


mich ist es völlig unverständlich, dass da nicht die Alarm-
glocken geläutet haben, nachdem in Bayern schon solche
schlimmen Erfahrungen gemacht worden sind. Ich halte
das wirklich für unverantwortlich.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Das Kabinett Stoiber hat das nicht mehr im Griff!)


Deshalb denke ich, dass endlich Schluss sein muss mit
der falschen Rücksichtnahme. Wir sollten die Länder von
Bundesseite her ermutigen, mehr für den Verbraucher-
schutz zu tun, indem sie die Kontrollen verstärken. Bay-
ern hat den Mechanismus, dass die Tierärzte sich selbst
kontrollieren. Das kann nicht angehen; das darf nicht sein.
Da ist Vertrauen fehl am Platze. Ebenso muss beim Ver-
trieb von Arzneimitteln eine Regelung gefunden werden,
die verhindert, dass Tierärzte daran verdienen, dass sie
möglichst viele Arzneimittel verkaufen. Genauso müssen
wir erreichen, dass sich die Tierärzte nicht selbst
kontrollieren, sondern hier eine staatliche Kontrolle ein-
gerichtet wird.

Dazu gehört aber auch, dass die Aufzeichnungspflich-
ten verändert werden. Das heißt, es darf nur ein Arznei-
mittelbuch auf dem Hofe geben. Das muss versiegelt sein,
das muss nummeriert sein, das darf nicht gefälscht wer-
den können, es muss also leicht zu kontrollieren sein.

Dann muss die Abgabe von Arzneimitteln durch die
Hersteller, die legal direkt an die Tierärzte erfolgt, besser
aufgezeichnet werden. Sie muss klarer sein und sie muss
damit für die zuständigen Landesbehörden auch leichter
kontrollierbar sein. Hier gibt es also etwas zu tun, beson-
ders für die Länder. Ich denke, dass das ein Anlass ist, jetzt
noch einmal nachzuschauen, was verbessert werden kann.

Es kann doch nicht angehen, dass eine Firma Privatde-
tektive ansetzt, weil sie Angst um ihr patentgeschütztes
Arzneimittel hat, und dadurch herausbekommt, wo die
Quellen für illegale Arzneimittelimporte sind. In diesem
Falle war Bayer besser als Bayern. Solche Maßnahmen
kann natürlich ein Staat leisten, und wenn man es will,
dann ist hier einiges an Verbesserungen möglich.

Ich habe in Schleswig-Holstein einmal gefragt, wie das
in der täglichen Praxis bei mir im Lande aussieht. Es sind
im letzten Jahr 2 700 Proben genommen worden.


(Heinrich-Wilhelm Ronsöhr [CDU/CSU]: Schleswig-Holstein hat nur einen Futtermittelkontrolleur! Ich finde es eigenartig, wie sich jetzt alle freisprechen!)


Wir haben die alten Zahlen, da ist es erheblich schlechter
gewesen. Jetzt sind nur noch sieben Auffälligkeiten ge-
wesen. Siebenmal ist bei den Rückstandskontrollen etwas
gefunden worden, nur ein einziges Mal ein Antibiotikum.


(Zuruf von der CDU/CSU: Wer nicht kontrolliert, findet auch nichts!)


Das heißt, wenn man vernünftig nachschaut und genau
nachsieht, dann kann man hier einiges erreichen.


(Heinrich-Wilhelm Ronsöhr [CDU/CSU]: Können Sie mir bestätigen, dass Schleswig-Holstein nur einen Futtermittelkontrolleur hat?)


– Es ist ein einziges Antibiotikum gefunden worden.

Die Empfehlung, die hier gegeben wurde, nämlich dass
man als Zwischenruf von unserer Seite gesagt hat, bei
Lungenentzündung sollte man bayerisches Schweine-
fleisch essen, kann ich als Lungenarzt nicht unterstützen.


(Heinrich-Wilhelm Ronsöhr [CDU/CSU]: Ich würde insgesamt sehr vorsichtig sein!)


Denn gegen die Antibiotika, die im Schweinefleisch sind,
sind die Menschen schon längst resistent.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/ CSU: Dann braucht man sie auch nicht mehr abzuschaffen!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414528500
Als nächster Redner
hat das Wort der Kollege Max Straubinger für die
CDU/CSU-Fraktion.


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1414528600
Frau Präsidentin!
Verehrte Damen und Herren! Herr Dr. Wodarg, Sie haben
vielleicht sachlich begonnen, aber am Schluss die Pole-
mik doch nicht lassen können. Ich glaube, es zeigt sich
deshalb auch sehr deutlich, worum es der SPD geht. Der
SPD geht es nicht um Verbraucheraufklärung


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Es geht uns um Verbraucherschutz!)


– auch nicht um Verbraucherschutz, sondern der SPD geht
es heute um billige parteipolitische Polemik,


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Es geht um Verantwortungsübernahme für das, was passiert ist! – Gegenruf von der CDU/CSU: Dann muss man verantwortungsvoll reden!)


um einseitig auf Bayern zu zeigen. In Wirklichkeit wird
der Bock zum Gärtner gemacht.

Bayern hat verantwortungsvoll gehandelt. Bayern hat
mit seinen Behörden massiv Ermittlungen angestellt und
Bayern hat jetzt möglicherweise einen der größten Tier-
arzneimittelskandale aufgedeckt. Ich glaube, hierfür
gebührt der Bayerischen Staatsregierung und den bayeri-
schen Behörden ein Dank für dieses massive Durchgrei-
fen, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Uwe Küster [SPD]: Dann müsste ja die Ministerin nicht zurücktreten, wenn sie so gut war!)


Wir sind uns, verehrte Damen und Herren, in diesem
Hohen Hause überall einig, dass es Verstöße gegen Tier-
arzneimittelgesetze und insgesamt gegen die Arzneimit-
telgesetze gibt und dass natürlich gegen den Besitz von
nicht zugelassenen Arzneien durchgegriffen werden und
entsprechend gehandelt werden muss. Das tun in Bayern
die zuständigen Behörden und die Staatsanwaltschaften.
Sie haben die Ermittlungen hier sehr intensiv aufge-
nommen. Wenn jetzt, das sage ich auch ganz offen, ein-
seitig Vorwürfe wegen der Zeitschiene kommen, so frage
ich insbesondere auch, wieso der Präsident der Lan-
destierärztekammer Bayern die ihm offensichtlich be-
kannten Unzulänglichkeiten nicht selbst zur Anzeige ge-
bracht hat. Es ist wohl doch wichtiger, zuerst ein paar
umfangreiche Recherchen anzustellen.




Dr. Wolfgang Wodarg

14233


(C)



(D)



(A)



(B)


Aber, verehrte Damen und Herren, werte Kollegen, es
ist meines Erachtens, weil hier natürlich suggeriert wird,
dass der Verbraucher einen Schaden erlitten hätte,


(Zuruf von der SPD: Na, nie!)

auch wichtig, heute festzuhalten, dass wir natürlich wie-
derum einen Vertrauensschaden zu verzeichnen haben.
Das ist völlig klar. Aber ich möchte, weil Herr Dr.Wodarg
zum Schluss seiner Rede einige Zahlen bezüglich der Un-
tersuchungen der schleswig-holsteinischen Behörden ge-
nannt hat


(Heino Wiese [Hannover] [SPD]: Das ist Verharmlosung!)


– der Verharmloser bin doch nicht ich, sondern ist Herr
Dr.Wodarg –, in diesem Zusammenhang darlegen, dass in
Bayern im Rahmen des nationalen Rückstandskontroll-
planes ebenfalls Untersuchungen des Fleisches auf phar-
makologische Stoffe, Schwermetalle, Pestizide und ver-
botene Stoffe, und zwar stichprobenweise und ziel-
orientiert, durchgeführt werden. Diese Kontrollen erfol-
gen an lebenden Tieren und an Schlachttieren. Dieser
Plan – auch das ist bemerkenswert – wird vom Bundes-
institut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Vete-
rinärmedizin jährlich, also unter Ihrer Verantwortung,
aufgestellt. Sie werden doch nicht an Ihren Vorgaben
zweifeln, die Sie über die Länder hinweg gemacht haben!
Dieser Plan wird dann auch noch der EU notifiziert.

Interessant ist, dass in Bayern 1999 – andere Zahlen la-
gen mir nicht vor – 8 739 Untersuchungen auf pharmako-
logisch wirksame Substanzen getätigt wurden. Von diesen
8 739 Proben waren insgesamt 38 Proben positiv: 26 wie-
sen Hemmstoffe und 12 pharmakologische Stoffe auf. Zu-
sätzlich ist auf Folgendes hinzuweisen – dies ist ein ein-
deutiger Vertrauensbeweis für in Bayern produziertes
Fleisch –: Insgesamt wurden 19 885 Untersuchungen auf
Hemmstoffe durchgeführt, davon 16 882 bei Schweinen.
Davon waren insgesamt 52 positiv, bei den Schweinetes-
tungen 36. Dies ist ein sehr deutliches Zeichen dafür, dass
sich der bayerische bzw. der deutsche Verbraucher auf
bayerisches Schweinefleisch verlassen kann.

Auch nach Aussagen des Professors Karl Heinritzi, die
man in einer heutigen Zeitung nachlesen kann, und des
Professors Hermann Wagner leistet Schweinefleisch aus
Bayern höchsten Ansprüchen Genüge.


(Zuruf von der SPD: Haben wir ein Problem oder haben wir kein Problem?)


Trotz des ganzen parteipolitischen Wettbewerbs und
der derzeit bestehenden Betroffenheit halte ich es eher mit
der von der ehemaligen Bundesgesundheitsministerin an
den Tag gelegten Handlungsweise: Sie hatte in letzter Zeit
tagtäglich ihrer großen Betroffenheit ob BSE und sonsti-
ger Vorfälle Ausdruck verliehen. Aber sie hat gleichzeitig
für sich und ihre Freunde zu Weihnachten – richtiger-
weise – zweieinhalb Kilo Rindfleisch eingekauft, weil
deutsches Rindfleisch sehr köstlich schmeckt, wie sie ge-
sagt hat. Dem kann ich nur beipflichten.

Wir müssen alles daransetzen, das Vertrauen der
Verbraucherinnen und Verbraucher zurückzugewinnen.

Mit einer solchen parteipolitischen Veranstaltung werden
wir dies garantiert nicht schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414528700
Das Wort hat die Bun-
desministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft, Renate Künast.

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft: Frau Präsidentin!
Meine Damen und Herren! Eine Bemerkung vorab an
Herrn Straubinger und an Herrn Bocklet: Eine gemein-
same Aussage in Ihren Reden war mehr oder weniger die:
Bayern hat jetzt aufgeklärt und dafür gebührt Bayern
Dank.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Genau, so ist es! Was machen Sie bisher? Außer klugen Reden habe ich nichts gehört!)


Ich setze Folgendes dagegen: Laut den Akten der
Verbraucherschutzabteilung, die durch einen Organisati-
onserlass nunmehr zu meinem Ministerium gehört, weiß
Bayern spätestens seit November 1995 von illegalen
grenzüberschreitenden Praktiken zwischen Bayern und
Österreich. Dass erst jetzt aufgeklärt wurde, dafür gebührt
Bayern kein Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)


Stattdessen wurde 1997 das Verfahren eingestellt. Mich
interessiert noch, wie und warum.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das interessiert nicht!)


Das ist die eine Erwiderung auf Ihre Dankesrede.
Die zweite ist: Landwirtschaftsminister war zu diesem

Zeitpunkt Herr Bocklet.

(Heiterkeit bei der SPD)


Ich hoffe, Sie werden die Sätze, die Sie hier gesprochen
haben, nicht zutiefst bereuen, wenn in den nächsten Wo-
chen und Monaten weiter aufgeklärt wird.

Ich möchte nun zu drei Punkten etwas sagen: zum ille-
galen Einsatz von Tierarzneimitteln und antibiotischen
Futtermittelzusatzstoffen, kurz etwas zu Bayern und zu
der Frage, welche Konsequenzen wir daraus ziehen müs-
sen.

Eines ist grundsätzlich klar: Jeglicher illegale Einsatz
von Tierarzneimitteln und antibiotischen Futtermittelzu-
satzstoffen ist kein Kavaliersdelikt; das ist hier schon fest-
gestellt worden. Die strafrechtlichen Ermittlungen sind
Ländersache. Es ist durchsucht worden. Es ist im Augen-
blick offensichtlich richtig agiert worden, Herr Bocklet.
Ich hoffe, dass das mit Nachdruck weiter betrieben wird.
Ich hoffe auch, dass der Fehler der 90er-Jahre nicht noch
einmal gemacht wird, sondern hier sofort dafür Sorge ge-
tragen wird, dass die Approbationen ruhen und diese Per-
sonen nicht mehr als Tierärzte tätig werden dürfen.




Max Straubinger
14234


(C)



(D)



(A)



(B)



(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Langsam, langsam, Frau Ministerin! Kein Berufsverbot ohne Verfahren!)


– Ja, so ist das. Man darf das mit Anklageerhebung. Ich
glaube, die Tierärzte und auch die Verbraucher und Ver-
braucherinnen haben darauf ein Recht. Das ist natürlich
ein schwebendes Verfahren, aber Ärzte, Anwälte, Apo-
theker haben einen Vertrauensjob, und die berufsständi-
schen Ordnungen sehen vor, dass man, wenn ein hinrei-
chender Tatverdacht besteht – und nur dann gibt es eine
Anklageschrift –, die Zulassung ruhen lassen kann.


(Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Aha! Das haben Sie aber eben nicht gesagt! Das denke ich aber auch!)


Darauf haben Tierärzte, Tiere und Verbraucher einen An-
spruch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zu den Gefahren bei nicht sachgerechter Anwendung:
Es gibt erhebliche Gesundheitsgefahren, auch wenn man-
che hier etwas anderes gesagt haben. Es gibt zum einen
die direkte Wirkung über Rückstände, die allerdings re-
gelmäßig kontrolliert wird. Soweit ich weiß, sinken diese
Rückstände. Aber das ist ja nicht alles. Sorge bereitet uns
auch die Bildung von Resistenzen. Denn die Mittel, die
die Tiere erhalten, die ihre Magen-Darm-Flora verändern,
sorgen dafür, dass es am Ende multiresistente Salmonel-
len gibt. Wenn später ein Mensch an Salmonellen er-
krankt, dann hat er das Problem, dass die Antibiotika, die
er bekommt, nicht mehr wirken, weil diese Salmonellen
durch diese Medikamente multiresistent sind. Also hat es
doch etwas mit dem Menschen zu tun und hat Wirkung
auf den Menschen. Lassen Sie uns die Gesundheitsgefah-
ren nicht herunterspielen!

Der illegale Bereich wird im Wesentlichen dargestellt
durch Autobahnen, Tierärzte, Großpraxen, die Mengenra-
batte erhalten und die, wie hier schon gesagt wurde, ille-
gal aufkaufen. Da kostet dann ein Kilogramm eines Stof-
fes 5 DM. Das muss man sich einmal überlegen! So
preiswert wird das hinterhergeworfen. Je mehr der Arzt
kauft, desto billiger wird es, desto billiger kann er, wenn
er die landwirtschaftlichen Betriebe und die Ställe ab-
fährt, diese Stoffe an die Bauern verkaufen.


(Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Das macht Tchibo auch!)


Das ist nur der eine Bereich, den jetzt die Länder auf-
klären müssen.

Das legale Geschehen, meine Damen und Herren, ist
aber etwas, was auch unserer Analyse und der Verände-
rung bedarf. Da können wir nicht einfach zusehen. Fut-
termittelzusatzstoffe sind laut Futtermittelgesetz zulässig.
Das sind Stoffe, die wir geben, ohne dass es eine Indika-
tion, eine Krankheit gibt. Das sind Stoffe, die leistungs-
fördernde Wirkungen haben, die bessere Futterverwer-
tung bewirken und ein wenig den allgemeinen Ge-
sundheitszustand heben. Das sind Stoffe, die zur Mast,

damit der Ertrag größer wird, genutzt werden. Das ist der
legale Bereich.

Wir hatten acht Stoffe. 1998 sind vier EU-weit verbo-
ten worden, weil man den dringenden Verdacht hatte, dass
sie am Resistenzgeschehen beim Menschen beteiligt sind.
Es ging da um ähnliche Wirkstoffe, wie sie beim Men-
schen eingesetzt werden. Das war 1998 das Allernötigste.

Jetzt ist eines klar: Die Prüfung bei den noch verblei-
benden vier Stoffen auf EU-Ebene muss vorangetrieben
werden und darf nicht länger verbummelt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)


Deshalb werde ich am 29. Januar – langsam habe ich das
Gefühl, der 29. Januar ist gar nicht lang genug für die
Agrarratssitzung in der nächsten Woche in Brüssel –
Druck machen, dass die anderen vier Stoffe jetzt auch ver-
boten und vom Markt genommen werden. Das ist die eine
Maßnahme.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS – Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Welche sind das denn, Frau Ministerin? Wie heißen denn die vier Stoffe?)


– Erniedrigen Sie sich doch nicht durch solche Zwi-
schenrufe.


(Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Ist ein Antibiotikum dabei?)


Die zweite Maßnahme: Ich habe gestern die Anwei-
sung gegeben, dass mir bis Anfang der nächsten Woche
ein Referentenentwurf für eine Verordnung über das
Führen eines Bestandsbuches vorgelegt wird. Ich werde
ihn Anfang der Woche bekommen. Darin wird es dann
heißen, dass die Landwirte verpflichtet sind, detailliert die
Anwendung und Dosierung in diesem Bestandsbuch dar-
zulegen, das wir dann auch kontrollieren können.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Ich werde Ihnen den Entwurf natürlich vorlegen, damit
ich dazu auch Ihren fachlichen Rat hören kann.

Drittens. Wir werden uns mit umweltpolitischen Fra-
gen beschäftigen müssen. Diese sind hier schon ange-
sprochen worden, zum Beispiel in der Studie aus Göttin-
gen. Es ist tatsächlich so, dass das BMU Recht hatte.
Entscheidend ist, was hinten rauskommt, hat mal einer
von der CDU gesagt. Bei den Schweinen kommt hinten
raus eine massive Umweltbelastung der Böden und des
Wassers und im Zweifelsfall auch des Trinkwassers. Auch
deshalb werden wir uns um dieses Thema kümmern müs-
sen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Was ist das Ziel unserer Bemühungen? – Wir wollen,
dass es zukünftig einen gezielten und richtig dosierten
Einsatz dieser Stoffe bei Krankheiten gibt und nicht ein-
fach mit der Gießkanne durch die Ställe und durch die
Futtertröge gegangen wird, dass wir Verfahren finden, die
eine jederzeitige Kontrolle ermöglichen, und dass wir bei




Bundesministerin Renate Künast

14235


(C)



(D)



(A)



(B)


den schwarzen Schafen die Strafrahmen tatsächlich aus-
schöpfen. Diese Strafrahmen sind vor einigen Jahren er-
höht worden; für besonders schwere Fälle auf zehn Jahre.


(Albert Deß [CDU/CSU]: In unserer Regierungszeit!)


Es ist offensichtlich so, dass nur in wenigen Fällen dieser
Strafrahmen von zehn Jahren Freiheitsstrafe wirklich aus-
geschöpft worden ist.

Unser größtes Ziel, das über diesen engen Bereich der
Kontrolle der Arzneimittelvergabe hinausgeht, muss ei-
gentlich sein: Es muss Schluss sein mit dem Schweine-
doping.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)


Doping verdirbt all denen, die gern Sport gucken, den
Spaß am Sport und Doping verdirbt all denen, die gern
essen und essen müssen – das sind wir alle –, den Spaß am
Essen auf dem Teller.

Wegen des Binnenmarktes kann dieser gesamte Be-
reich des Tierarzneimittelrechts nur auf EU-Ebene wirk-
sam verändert werden. Eine deutsche Initiative dazu ist in
Arbeit, aber ich will Ihnen gleich eines sagen: Durch die
Schweizer Fälle fühle ich mich darin bestärkt, dass wir
eine Wende in der Landwirtschaftspolitik brauchen. Die
Tiere müssen so gehalten werden, dass nicht grundsätz-
lich Futtermittelzusatzstoffe notwendig sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS – Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Es kommt aber auf den Preis an!)


Es darf nicht sein, dass Tiere so gehalten werden, dass sie
beispielsweise dann, wenn sie aus verschiedenen Ställen
in eine Box kommen, zwingend mit Zusatzstoffen behan-
delt werden müssen, weil sie sich sonst auf engem Raum
alle gegenseitig anstecken.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Die Bauern haben ja gerade die Funke-Wende hinter sich!)


Es darf nicht sein, dass Tiere unter so schlechten Bedin-
gungen gehalten werden, dass dann, wenn eines krank
wird, gleich alle behandelt werden müssen. Unsere Ziel-
vorstellung ist, das zu verhindern.

Ich stelle mir vor, dass Prophylaxe in Zukunft im Prak-
tizieren einer artgerechteren Haltung besteht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)


Das heißt eine andere Hygiene, nämlich nach dem Rein-
Raus-Prinzip erst alle Tiere aus dem Stall zu nehmen,
dann die Ställe zu säubern und dann die Tiere wieder
hineinzubringen, das heißt, die Tiere einem anderen
Klima auszusetzen, das heißt eine andere Luftzufuhr, das
heißt andere Bewegungsmöglichkeiten.


(Zuruf von der CDU/CSU: Waren Sie schon einmal in einem Stall?)


– Ja, Sie werden lachen, selbst ganz konservative Mitar-
beiter aus meinem Ministerium sagen, dass es so geht und
dass dies genau die Art ist, wie man die Gesundheit von
Tieren, aber auch von Verbrauchern schützt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Das wird doch schon lange gemacht! – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Sie kennen doch gar keinen Stall von innen! – Albert Deß [CDU/CSU]: Ich kenne viele Bauern, die das machen!)


– Sie sagen, ich kenne keinen Stall von innen.

(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Kommen Sie einmal, dann machen wir eine Rundreise!)


– Gern.
Können Sie mir erklären, wie es kommt, dass all die,

die Ställe von innen kennen, nicht das Entstehen des Pro-
blems verhindert haben, das wir heute haben?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)


Daran kann es nicht liegen.

(Ludwig Stiegler [SPD]: Sehr gut! Das ist der Stallgeruch!)

Die Tierärzte werden sich nach ihrer Berufsethik fra-

gen lassen müssen. Da geht es nicht nur um schwarze
Schafe. Die Landwirte werden sich fragen lassen müssen,
ob sie mit uns gemeinsam für eine artgerechte Tierhaltung
Sorge tragen, die tatsächlich verhindert, dass in Zukunft
Doping beim Aufwachsen von Tieren sozusagen der Nor-
malfall ist.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Erst macht man die Preise kaputt und dann die Bauern!)


Ich weiß, es gibt eine Menge von aktuellen Dingen zur
Sicherheit zu tun. Ich weiß auch: Eine bessere Begründung
als diesen Skandal gibt es nicht dafür, dass wir die Land-
wirtschaftspolitik umsteuern müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414528800
Nächste Rednerin in
der Debatte ist die Kollegin Jella Teuchner für die SPD-
Fraktion.


Jella Teuchner (SPD):
Rede ID: ID1414528900
Frau Präsidentin! Liebe Kol-
leginnen! Liebe Kollegen! Gerade war sich die Bayeri-
sche Staatsregierung noch sicher, mit der Bildung eines
neuen Ministeriums für Verbraucherschutz die Probleme
mit den sich häufenden BSE-Fällen in den Griff zu be-
kommen. Jetzt zeigt der in Bayern und Österreich bekannt
gewordene und im großen Stil durchgeführte illegale Ein-
satz von Medikamenten in der Schweinezucht, dass es
noch wesentlich mehr aufzuräumen gibt.




Bundesministerin Renate Künast
14236


(C)



(D)



(A)



(B)


Der Rücktritt der bayerischen Gesundheitsministerin
Barbara Stamm war längst überfällig. Hinweise auf die
Ereignisse, mit denen die Verbraucherinnen und Verbrau-
cher am vergangenen Wochenende konfrontiert wurden,
waren im zuständigen Ministerium schon seit Jahren be-
kannt. Bereits in einem Gespräch im Dezember 1998
machte der Präsident der Bayerischen Landestierärzte-
kammer auf den illegalen Handel aufmerksam. Der
schriftliche Bericht der Tierärztekammer vom August
1999 hätte sehr ernst genommen werden müssen, und es
hätten umgehend entsprechende Maßnahmen eingeleitet
werden müssen.


(Beifall bei der SPD)

In diesem Bericht wurde unter anderem auf zahlreiche

Schwachpunkte bei der Kontrolle von Tierarzneimitteln
hingewiesen. Es wurden detaillierte Vorschläge zur
Bekämpfung des Handels mit verbotenen Arzneimitteln
unterbreitet. Nachdem nichts geschehen ist, müssen jetzt
einige Fragen dringend beantwortet werden, zum Bei-
spiel: Ist überhaupt bekannt, um welche Substanzen es
sich bei den illegal eingesetzten Arzneimitteln handelt?
Gibt es bereits Erkenntnisse über das Herkunftsland die-
ser Medikamente? Ist inzwischen bekannt, ob in der Re-
publik Österreich Verteilerstellen eingerichtet wurden,
von welchen aus der illegale Handel betrieben wurde?
Wird es zukünftig bei solchen Verdachtsfällen verschärfte
Zollkontrollen geben?

Wenn es im Zusammenhang mit BSE noch eine Reihe
von ungeklärten Fragen gibt, weil gesicherte wissen-
schaftliche Erkenntnisse noch nicht in allen Bereichen
vorliegen, so liegen die Verhältnisse bei durch Medika-
mente verseuchten Schweinen anders. Hier gibt es klare
Grundlagen und Strafgesetze, nach denen zu urteilen ist,
wenn die Gesundheit der Bevölkerung durch illegalen
Einsatz von Antibiotika, Hormonen und anderen Substan-
zen gefährdet ist.

Offensichtlich haben diese Kontrollen in den Program-
men „Qualität aus Bayern“ und „Offene Stalltür“ versagt.
Sie müssen deshalb diese Programme bis zur vollständi-
gen Klärung aller Unstimmigkeiten aussetzen. Bayern
und auch die übrigen Länder sind dringend aufgefordert,
intensiver zu kontrollieren, alle Verdächtigungen ernst zu
nehmen und ihnen nachzugehen.

Die Verbraucherinnen und Verbraucher drehen sich
nach allen Seiten. Was finden sie? – Ratlosigkeit, seit ges-
tern kein Rindfleisch mehr, seit heute kein Schweine-
fleisch mehr. Vielleicht ab morgen kein Huhn mehr? Die
Verbraucherinnen und Verbraucher wollen Sicherheit
beim Genuss von Lebensmitteln. Vertrauen kann jetzt nur
durch zügige und durchgreifende Maßnahmen zurückge-
wonnen werden. Dazu gehören sowohl die Überprüfung
der Vertriebswege und der Anwendung von Tierarznei-
mitteln als auch das Verbot der noch EU-weit zugelasse-
nen antibiotischen Futtermittelzusatzstoffe.

Bei Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz muss
gründlich ermittelt und der Strafrahmen ausgeschöpft
werden. Illegale Handlungen Einzelner schädigen nicht
nur die Verbraucherinnen und Verbraucher, sie treffen am
Ende die Landwirte, die mit Absatzproblemen zu kämp-

fen haben. Verbraucher und Landwirte müssen deshalb
wieder zusammenfinden.

Die Verbraucher wollen wohlschmeckende und ge-
sunde Lebensmittel. Wenn die Bauern diese in gesicherter
Qualität herstellen, wird es einen ausreichenden Absatz
geben. Alle Anstrengungen auf dem Weg dorthin müssen
deshalb gebündelt und gegen anders gerichtete Interessen
verteidigt werden. In erster Linie geht es um sichere Le-
bensmittel für die Verbraucherinnen und Verbraucher und
um das Überleben der Landwirte. Erst in zweiter Linie
geht es um die Pharma- und Futtermittelindustrie.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414529000
Das Wort hat der Kol-
lege Helmut Heiderich für die CDU/CSU-Fraktion.


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1414529100
Frau Präsidentin!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Immer wenn
ein Skandal durch die Gazetten geht, ist der Aufschrei
nach Konsequenzen groß. Im Grundsatz ist es auch rich-
tig, dass man über Konsequenzen nachdenkt.

Frau Ministerin, ich freue mich, dass Sie so engagiert
in Ihr neues Amt gehen. Diese Aussage muss man als Mit-
glied des zuständigen Fachausschusses sicherlich treffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist auch bemerkenswert, was Sie sich in so kurzer Zeit
an Fachwissen angelesen haben. Das aber, was Sie gerade
hier vorgetragen haben, ruft nach einer Kommentierung
und ein paar Bemerkungen.


(Heidemarie Wright [SPD]: Der Oberbauer spricht!)


– Ich bin sicher mehr Bauer als Sie. Ich habe ein paar
Jahre länger in der Branche gearbeitet. Ich weiß nicht, wie
lange Sie dort tätig waren. Davon abgesehen habe ich im-
mer noch meinen eigenen Betrieb, betreibe aber keine
Schweinemast.


(Heiterkeit bei der SPD)

Lassen Sie mich zur Sache kommen: Frau Ministerin,

Sie haben gerade einen Ausdruck gebraucht, den ich so
nicht stehen lassen kann. Sie sprachen vom Schweine-
doping. Ich glaube, wenn man als oberster Vertreter des
Verbraucherschutzes und der Landwirtschaft in einer sol-
chen Weise argumentiert, verunsichert man die Bevölke-
rung mehr, als man der Sache dient.

Wenn Sie meinen, dass die bisherige Praxis Schweine-
doping war, frage ich zurück – Sie persönlich kann ich
natürlich nicht fragen, Sie sind erst wenige Tage im
Amt –: Wie lange kennen die SPD-Fraktion und die Grü-
nen-Fraktion bereits die Praxis des Schweinedopings? Sie
sind seit zweieinhalb Jahren im Amt. Warum haben Sie
das Schweinedoping bisher nicht unterbunden?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir sind uns alle darüber einig, dass es jetzt Konse-

quenzen geben muss, und zwar in der Form, dass die




Jella Teuchner

14237


(C)



(D)



(A)



(B)


schwarzen Schafe, die nun entdeckt worden sind, ihr
Handwerk künftig nicht mehr ausüben können. Ich
glaube, wir brauchen an erster Stelle eine verschärfte
Kontrolle. Aus meiner Sicht benötigen wir eine unabhän-
gige Kontrollbehörde, die die Möglichkeit hat, all diesen
Dingen unbeeinflusst nachzugehen, und die auch in der
Lage ist, entsprechende Sanktionen zu verhängen. Diese
Sanktionen – das ist völlig richtig – dürfen nicht nur in
Bußgeldern bestehen, sondern sie müssen so sein, dass
derjenige, der erwischt wird, entsprechend hart von ihnen
getroffen wird.

Es ist sicherlich darüber nachzudenken – das ist eben
auch schon gesagt worden –, ob man die Dokumentation
der Arzneimittelanwendungen in der Praxis nicht verbes-
sert und verstärkt. Aber – darauf weise ich auch hin – das
trifft mit den ganzen bürokratischen Nebenwirkungen
natürlich auch all die Landwirte, die bisher nach guter
fachlicher Praxis sauber und vernünftig gearbeitet haben,
und belastet sie mit zusätzlichen Aufwendungen. Auch
diesen Punkt darf man nicht außer Acht lassen.

Lassen Sie mich noch zu ein paar weiteren Punkten
kommen. Das Verabreichen von Antibiotika muss man
sehr differenziert beurteilen: Auf der einen Seite sind An-
tibiotika bei der Therapie, auch hinsichtlich der Gesund-
erhaltung im Bestand, unverzichtbar. Ich glaube, das ist
unstreitig. Aber auf der anderen Seite – und in der Hin-
sicht ist schon Vorsorge getroffen worden – gibt es ent-
sprechende Wartezeiten. Die Tiere dürfen nicht verkauft
und nicht zur Schlachtung gebracht werden, ehe diese
Wartezeiten abgelaufen sind. Die Anwendung von Anti-
biotika in der Schweinezucht ist weder verboten noch
kann man sie außer Acht lassen oder künftig völlig ver-
bieten. Deswegen, Frau Ministerin, bin ich so gegen den
Begriff des Schweinedopings.

Aber wir alle gemeinsam müssen – da haben Sie
ebenso wie die Vorredner Recht – bei der ständigen, in
niedriger Dosis stattfindenden Verfütterung im Rahmen
von Futtermittelmischungen ansetzen. Hier liegt das
Hauptproblem; denn gerade bei langfristigen niedrigen
Dosierungen besteht die Gefahr der Resistenzbildung.
Deswegen müssen wir an dieser Stelle ansetzen, müssen
wir das Futtermittelrecht ändern. Ich glaube, das werden
wir gemeinsam tun. Aber das muss dann auch – Frau Mi-
nisterin, Sie haben zu Recht darauf hingewiesen – euro-
paweit geschehen; denn sonst wird es wieder unter-
schiedliche Verhältnisse in den einzelnen Ländern geben.
Das kann nicht das Ziel unserer Arbeit sein.

Ich will noch eine Bemerkung zu dem machen, was Sie
zur Haltungsform der Schweine in den entsprechenden
Betrieben gesagt haben. Ich glaube, zukunftsorientierte
Landwirte tun längst das, was Sie vorgeschlagen haben.
Sie tun nämlich alles dafür, die Hygiene in ihrem Betrieb
möglichst zu verbessern. Dafür gibt es eine Menge von In-
vestitionen: Hygieneschleusen, Abluftführung, Zuluft-
führung usw. An dieser Stelle möchte ich aber darauf auf-
merksam machen, dass alle diese Investitionen viel
Kapital erfordern. Dieser Kapitaleinsatz, diese Investitio-
nen lohnen sich nur bei einer entsprechenden Bestands-

größe. Das heißt, je höher wir unsere Anforderungen an
Hygiene und andere Standards schrauben, desto mehr
müssen wir akzeptieren, dass der Landwirt eine größere
Bestandsgröße braucht. Herr Wodarg, bei einem Bestand
von 50 Schweinen kann man weder Hygieneschleusen
noch Verladeschleusen und alle diese Dinge machen. Das
kann niemand umsetzen und das kann sich auch niemals
rechnen. Deswegen müssen Sie an dieser Stelle auch be-
reit sein, dem Verbraucher ehrlich zu sagen: Wenn wir das
alles umsetzen wollen, dann brauchen wir größere Tier-
bestände.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Unsinn!)


Und diese größeren Tierbestände – keine Agrarfabriken –
sind die Folge der Anforderungen, die Sie an die deut-
schen Landwirte stellen.

Schönen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414529200
Jetzt spricht der Kol-
lege Karsten Schönfeld für die SPD-Fraktion.


Karsten Schönfeld (SPD):
Rede ID: ID1414529300
Frau Präsidentin! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Wir reden heute hier im Bun-
destag nicht zum ersten Mal über Lebensmittelskandale.

Herr Kollege Straubinger, es ist schon verwunderlich,
wenn Sie die Folgen hier auf einen Vertrauensschaden re-
duzieren wollen. Nein, es geht nicht um einen Vertrau-
ensschaden. Die Verbraucherinnen und Verbraucher sind
verunsichert hinsichtlich der Folgen für ihre Gesundheit.
Das muss man ganz klar benennen.

Schuld haben sicherlich schwarze Schafe unter den
Produzenten. Schuld haben aber auch Landesbehörden,
die ihren gesetzlichen Aufsichts- und Kontrollpflichten
nicht nachgekommen sind. Das hat der jüngste Skandal in
Bayern noch einmal in aller Deutlichkeit gezeigt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Zusammentreffen gewissenloser Geschäftemacher
und untätiger Behörden schadet der Landwirtschaft mehr,
als heute schon abzusehen ist.

Mit dem Rücktritt von Frau Stamm gestern gab es ein
erstes Bauernopfer. Aber bekanntlich fängt der Fisch vom
Kopf zu stinken an. Herr Stoiber hat beim illegalen Ein-
satz von Antibiotika in der bayerischen Landwirtschaft
ebenso fahrlässig und unverantwortlich gehandelt wie be-
reits in der BSE-Krise.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Was hat denn Herr Schröder bei BSE getan?)


Verharmlosen und vertuschen ist die Taktik. Das haben
wir vorhin wieder gehört. Doch diese Taktik geht hier
nicht auf.




Helmut Heiderich
14238


(C)



(D)



(A)



(B)


Den Schaden tragen jetzt Bäuerinnen und Bauern, als
deren oberster Schutzherr sich Herr Stoiber in Sonntags-
reden immer wieder gern preist. Ich denke, einige Ver-
bandsfunktionäre sollten einmal darüber nachdenken, ob
sie sich nicht andere Partner suchen sollten.

Seit mehr als zwei Jahren war das bayerische Sozial-
ministerium über den illegalen Antibiotikaeinsatz infor-
miert, ohne gehandelt zu haben. Das allein ist schon ein
Skandal. Frau Stamm wurde noch vor wenigen Tagen von
Herrn Huber, dem Chef der bayerischen Staatskanzlei, als
„ein Eckstein der Regierung“ – man muss es sich auf der
Zunge zergehen lassen – bezeichnet.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Jetzt ist sie zu einem Mühlstein geworden!)


Es ist zu fragen, wie es nach dem Wegbrechen dieses
„Ecksteines“ um die Statik der Bayerischen Staatsregie-
rung bestellt ist.


(Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Da wäre ich an Ihrer Stelle ganz vorsichtig!)


Man kann auch sagen – um das Zitat, das Kollegin Wright
gebracht hat, etwas abzuwandeln –: Der Stoiber fällt nicht
weit vom Stamm.

Nicht die Landwirtschaft und ihre Produktionsmetho-
den sind das Problem. Das Problem sind in erster Linie
gewissenlose Straftäter, Behörden und Landesregierun-
gen, die bestehende Gesetze ignorieren und missachten.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sehr wahr!)

Die große Masse der anständigen Landwirte in Deutsch-
land muss jetzt ökonomisch ausbaden, was unverantwort-
liche und untätige Behörden ihnen eingebrockt haben.

Besonders beim Einsatz von Antibiotika zu Mast-
zwecken sollte die Sensibilität der zuständigen Behörden
und Politiker größer sein, als es der aktuelle Skandal in
Bayern gezeigt hat. Schon seit vielen Jahren weisen be-
sorgte Mediziner auf eine starke Ausbreitung antibiotika-
resistenter Erreger hin. Herr Kollege Wodarg hat dazu
vorhin ausführlich Stellung genommen. Ich habe mich
gestern mit einem Arzt unterhalten, der mir bestätigte,
dass besonders bei Kindern eine immer stärkere Resistenz
festzustellen ist.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Aber nicht wegen Schweinefleisch, oder?)


Hier muss es zu einem Umdenken kommen. Wir als SPD-
Fraktion unterstützen ausdrücklich Frau Bundesministe-
rin Künast bei ihrer Initiative, mit der sie sich für ein voll-
ständiges Verbot antibiotischer Leistungsförderer in ganz
Europa einsetzt.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Darauf kommt ihr erst zwei Jahre nach dem Regierungswechsel! – Gegenruf des Abg. Ludwig Stiegler [SPD]: 14 Jahre früher als ihr!)


Alle Maßnahmen verfolgen ein Ziel: das Vertrauen der
Verbraucherinnen und Verbraucher in die Produkte, die
von unseren Bäuerinnen und Bauern produziert werden,

wiederherzustellen. Denn das ist das größte Kapital, das
die Landwirte besitzen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414529400
Jetzt spricht der Kol-
lege Albert Deß für die CDU/CSU-Fraktion.


Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1414529500
Liebe Kolleginnen und Kol-
legen! Manchmal ist schon nicht mehr nachvollziehbar
gewesen, was hier diskutiert wird. Ich bin überzeugt, lie-
ber Kollege Karsten Schönfeld: Wenn wir noch in der
Regierungsverantwortung wären, dann wäre jetzt nach Ih-
rer Auffassung wahrscheinlich der Bundeskanzler für den
Fall Niederbayern verantwortlich gewesen. Aber ein sol-
cher Zusammenhang wäre doch sehr weit hergeholt.

Ich muss zu einigen Aussagen, die hier gemacht wor-
den sind, Stellung nehmen. Ich finde es schon makaber,
dass die Vertreterin einer SED-Nachfolgepartei den Satz
ausspricht: Marktwirtschaft ist Mordwirtschaft. Denn un-
ter welchem politischen System sind an der Grenze und
im Land Menschen ermordet worden?


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Eben!)

Ich verbitte mir daher solche Sätze von dieser Seite.


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

Auf Vorwürfe von dieser Seite möchte ich mit einem

Zitat aus der „Thüringer Allgemeinen Zeitung“ vom
23. Januar dieses Jahres antworten. Dort heißt es:

Früher wurde Hühnermist an Bullen verfüttert und
das Ganze ging als gutes Fleisch zum Export in den
Westen ... Das war so. Es gab auch Spindelpressen,
mit denen Gülle ausgepresst und anschließend die
Pellets an Bullen verfüttert wurden.

(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Besser als Tierkadaver!)

Mit diesem politischen System von früher möchte ich
nicht werben. Die Bürger dürfen schon froh sein, dass die
Tiere heute solches Futter nicht mehr in den Futtertrog be-
kommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Uwe Küster [SPD]: Unglaublich! – Weitere Zurufe von der SPD)


Der Kollege Wodarg, der manchmal ganz sachlich ist,
ist heute hier leider in einer sehr polemischen Art und
Weise aufgetreten.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Ihre Zielvorstellungen sind korrekturbedürftig!)


Ich finde es unverantwortlich, die bayerische Staatsmi-
nisterin für die EHEC-Fälle, die dort einmal aufgetreten
sind, verantwortlich zu machen. Damals ist sofort gehan-
delt worden. Die Bayerische Staatsregierung ist an das




Karsten Schönfeld

14239


(C)



(D)



(A)



(B)


Robert Koch-Institut herangetreten und hat das Institut
beauftragt, diese EHEC-Fälle näher zu untersuchen. Hier
wurde sehr wohl verantwortlich gehandelt. Eines möchte
ich noch sagen, weil Sie heute schon polemisch waren: Im
Gegensatz zu Schleswig-Holstein, wo einmal über län-
gere Zeit ein Postbote als Arzt beschäftigt wurde, ist mir
in Bayern kein solcher Fall bekannt. Die Kontrollen in
Schleswig-Holstein waren anscheinend nicht in allen Be-
reichen gegeben.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

Ich möchte an die Bundesregierung und an die Regie-

rungskoalition einige Fragen stellen. Es gibt auf Bundes-
ebene einen interministeriellen Ausschuss für Verbrau-
cherfragen. Dieser ist beim Bundeswirtschaftsministerium
angesiedelt. Ebenso gibt es einen Verbraucherbeirat des
BMWi. Ich frage Sie, ob diese beiden Gremien während
Ihrer zweijährigen Regierungszeit aktiviert worden sind.
Ich habe in der Öffentlichkeit nichts darüber vernommen,
dass diese Ausschüsse in diesen zwei Jahren jemals getagt
hätten.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: So ist es!)

Auch gibt es einen Verbraucherausschuss beim Bundes-
landwirtschaftsministerium. Von diesem habe ich in der
Öffentlichkeit ebenfalls sehr wenig gehört. Wer selbst im
Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen auf andere werfen.
Vielmehr sollte man Verantwortung für die eigene Tätig-
keit übernehmen. Bayern hat verantwortlich gehandelt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich bin gespannt, was herauskommt, wenn die bayeri-

schen Ermittlungsbehörden ihre gesammelten Unterlagen
an die Behörden der anderen Bundesländer weitergeben.
Es wird interessant sein, zu sehen, welche Ergebnisse in
der nächsten Zeit dabei herauskommen.

Noch einige Aussagen zu dem, was die Frau Bundes-
ministerin gesagt hat: Frau Bundesministerin, wir sind be-
reit, eine Wende in der Agrarpolitik mitzutragen. Wir ha-
ben die Agenda 2000 in ihrer vorliegenden Form nicht
mitgetragen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Was war denn die Agenda 2000? Die Agenda 2000 war
ein Abschluss, der damals vom Bundeskanzler übereilt
durchgeboxt wurde und eine stärkere Orientierung am
Weltmarkt verlangte. Wenn wir in Deutschland und in Eu-
ropa eine andere Landwirtschaft wollen, dann dürfen wir
diese Landwirtschaft nicht einem weltweiten Wettbewerb
aussetzen. Das ist die Konsequenz einer eigenständigen
Agrarpolitik.

Wir werden Sie an dem messen, was Sie bei der WTO
und in Brüssel durchsetzen, damit wenigstens die stren-
gen deutschen Maßstäbe auf ganz Europa übertragen wer-
den. Es nützt nichts, in diesem Bereich voranzugehen,
wenn dies nicht europaweit umgesetzt wird. Daran wer-
den wir Sie messen.

Sie haben unsere volle Unterstützung, wenn es darum
geht, Tierarzneimittel europaweit prophylaktisch zu ver-
bieten. Die F.D.P. hat zugesagt, die Union sagt zu, die
SPD und die Grünen sagen zu. Es hindert Sie niemand
mehr daran, das sehr schnell umzusetzen. Im Interesse ei-
nes verbesserten Verbraucherschutzes bitte ich Sie ein-
dringlich, bei Ihrer nächsten Sitzung in Brüssel unsere ge-
meinsamen Forderungen sehr intensiv vorzutragen. Wir
werden Sie dabei begleiten.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Keine Ablenkungsmanöver!)


Was die Neuorientierung der Agrarpolitik anbelangt,
müssen wir nach meiner Auffassung einen Weg beschrei-
ten, der garantiert, dass auch kleinteilige Agrarstrukturen
noch eine Zukunft haben. Was haben sich bestimmte Po-
litiker der SPD in der Vergangenheit schon über bayeri-
sche Agrarstrukturen lustig gemacht und jetzt fordert der
Bundeskanzler diese Agrarstrukturen! Hier geben wir Ih-
nen von Bayern aus volle Rückendeckung; das kann ich
Ihnen versprechen.

Vielen Dank.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414529600
Letzter Redner in der
Aktuellen Stunde ist der Kollege Heino Wiese, SPD-Frak-
tion.


Heino Wiese (SPD):
Rede ID: ID1414529700
Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Dieser Skandal in
Bayern hat zwei Komponenten: Die eine ist die kriminelle
Energie, die von Tierärzten eingesetzt wurde.


(Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Von einigen wenigen!)


– Von einigen; das will ich gerne zugeben.

(Ludwig Stiegler [SPD]: Und von einer gedul digen Staatsregierung!)

– Ja, die zweite Komponente ist eine Staatsregierung, die
in der Angelegenheit nicht nur geduldig ist, sondern ver-
harmlost und vertuscht. Wir haben heute Morgen im Fern-
sehen erleben können, wie Herr Goppel gesagt hat, Ihr
Kollege Miller sei als Landwirtschaftsminister nicht für
die Schweinemast zuständig und daher brauche er auch
keine Konsequenzen zu ziehen.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)

Das ist eine sehr einfache Art und Weise, mit dieser Pro-
blematik umzugehen. Lieber Albert, auch du hast eben
nicht gerade dazu beigetragen, den Fall wirklich ernsthaft
darzustellen.

Nachbarn, die erstaunt waren, dass ich für das Weih-
nachtsessen gutes Rindfleisch eingekauft habe, und mir
mitteilten, sie seien auf Schweinefleisch umgestiegen,
habe ich damals widersprochen. Ich habe ihnen gesagt,
dass Rinder in der Regel durchaus gesünder ernährt wür-
den als Schweine. Schweine wurden bis zum Verbot über-




Albert Deß
14240


(C)



(D)



(A)



(B)


wiegend mit Tiermehl ernährt, was ich schon damals als
nicht in Ordnung empfand.


(Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Schweinefleisch hat besondere Inhaltsstoffe, die das Rindfleisch nicht hat, und zeichnet sich durch besondere Bekömmlichkeit aus! Darauf lege ich großen Wert!)


– Ja, gut, trotzdem empfinde ich es als absolut Übelkeit
erregend und widerlich, dieses Fleisch essen zu müssen,
wenn ich weiß, was alles an die Schweine verfüttert wor-
den ist.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Was glauben Sie, was die Wildschweine alles fressen!)


Die neuerlichen Enthüllungen aus dem bayerischen
Schweineskandal überbieten dies noch. Es gibt jetzt drei
Kategorien von Schweinen: die illegal mit Medikamenten
gemästeten Dopingschweine, die legal als Billigfleisch-
lieferanten gezogenen Turboschweine und die Schweine,
die in einem Extrastall stehen und die der Bauer für den
Eigenbedarf mästet.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: In welcher Welt leben Sie?)


Der Bauer weiß also ganz genau, was gut ist.
Leider ist ein so gemästetes Schwein für die Einkäufer

der Supermärkte zu teuer. Hier müssen wir ansetzen. Ver-
braucherinnen und Verbraucher müssen deutlich machen,
dass sie Billigfleisch, das mit Schweinedoping erzeugt
worden ist, nicht mehr wollen und dafür lieber auf den
Verzehr von Schweinefleisch verzichten. Fleischverzehr
sollte, wie es zu Zeiten, als die Entfremdung zum Nutztier
noch nicht so weit fortgeschritten war, wieder etwas Be-
sonderes sein. Das müssen wir durch Werbung und Auf-
klärung deutlich machen. Verbraucherverbände und Tier-
schützer müssen uns dabei helfen. Wir müssen den
Verbraucherinnen und Verbrauchern auch deutlich ma-
chen, dass sie eine gute Qualität nur zu einem angemes-
senen Preis erhalten können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Absolut richtig!)


Die Qualität muss durch ein Gütesiegel garantiert wer-
den und vor allen Dingen muss die Produkthaftung der
Händler und Erzeuger gewährleistet sein. Wir können es
nicht weiter zulassen, dass für derartige Dinge letztlich
niemand haftbar gemacht wird. Schließlich muss es
selbstverständlich sein, dass Verstöße nicht nur mit klei-
nen Geldbußen belegt, sondern als Straftaten geahndet
werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Kollege Albert Deß, ich spreche Sie noch einmal an:
Der bayerische Musterbauer, der uns ja in den letzten Sit-
zungen immer wieder das Hohelied der bayerischen
Agrarpolitik gesungen hat und der nicht müde wird, auf
die dortigen hohen Standards zu verweisen, hat mir in den

letzten Tagen durchaus sehr Leid getan. Für ihn muss es
schon tragisch sein – ich spreche deine Konfrontationen
mit Bauern in der Region und mit Erzeugern an –, wie
sehr das von ihm verbreitete Bild durch die Realitäten ent-
stellt würde.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Das ist ein Vorwurf, der so nicht zu halten ist!)


Vielleicht hilft ihm der Skandal aber dabei, von dem ho-
hen Ross zu steigen, von dem aus er immer auf andere
herabgeblickt hat.

Wir sollten ehrlich miteinander umgehen und zur
Kenntnis nehmen, dass Doping und Panschereien in allen
Bundesländern passieren können, und aufhören, uns ge-
genseitig zu Buhmännern zu machen. Dies sage ich am
heutigen Tag ganz besonders in Richtung der CDU/CSU:
Die von Ihnen praktizierte Buhmannstrategie hilft uns
nicht weiter und schadet allen Politikern.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Was haben wir gemacht?)


– Sehen Sie sich einmal die Plakate an, die draußen hän-
gen!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Heinrich-Wilhelm Ronsöhr [CDU/CSU]: Aber der Bundeskanzler macht die Bauern zu Buhmännern! Er hat in Niedersachsen die Lehrer zu Buhmännern gemacht! Rechnet erst einmal mit euch ab!)


– Herr Ronsöhr, der Meister der Sprechblasen.

(Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU/CSU)

– Frau Präsidentin, darf ich weiterreden!


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414529800
Liebe Kolleginnen
und Kollegen, der Kollege ist fast am Ende seiner Rede-
zeit. Ich bitte Sie, ihm noch die entsprechende Aufmerk-
samkeit zu widmen. Wir sind gleich auch am Ende der
Aktuellen Stunde. Dann können Sie weiterstreiten, aber
draußen.


Heino Wiese (SPD):
Rede ID: ID1414529900
Es muss uns allen
darum gehen, für die Verbraucher und auch für die Erzeu-
ger einen Weg zu finden, um in Zukunft für alle die
Fleischqualität zu bekommen, die der Bauer für seinen
Eigenverbrauch erreicht.

Letztlich müssen wir uns gemeinsam gegen die Herren
von der Fleischindustrie zur Wehr setzen, die das gegen-
wärtige Absatzproblem wie folgt begründen. Ich zitiere
– mit Ihrer Erlaubnis, Frau Präsidentin – aus einem
Schreiben der Firma Böklunder.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414530000
Das ist aus Zeitgrün-
den eigentlich ein Problem.




Heino Wiese (Hannover)


14241


(C)



(D)



(A)



(B)







(C)(A) Heino Wiese (Hannover) (SPD): Es ist nur ein Satz:

Durch Verlautbarungen von hoch gestellten politi-
schen Persönlichkeiten in der Öffentlichkeit wurde
Fleisch in der Form verunglimpft, dass bei den Ver-
brauchern ein Restrisiko bewusst gemacht wurde.

Ich halte das schon für sehr entlarvend. So geht es nicht,
meine Herren! Wir sollten aufhören, Verharmlosung zu
betreiben.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1414530100
Die Aktuelle Stunde
ist beendet.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tagesord-
nung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-
tages auf morgen, Donnerstag, den 25. Januar 2001, 9 Uhr,
ein.

Die Sitzung ist geschlossen.