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ID1820206100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/202 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 202. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. November 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksachen 18/9200, 18/9202 . . . . . . . 20159 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Un- terrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksachen 18/9201, 18/9202, 18/9827 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20159 B I .9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . . 20159 B Dr . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 20159 C Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 20165 B Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20172 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 20175 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20179 C Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20182 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20184 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20186 D Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20188 C Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20190 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20192 A Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20193 D Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20194 D Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20196 B Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20197 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20199 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20200 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20201 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20203 C I .10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/9805, 18/9824 . . . . . . . 20201 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20201 D Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20206 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20208 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20209 A Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20211 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20213 C Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20214 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20216 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20217 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20218 D Dr . Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20219 D Karl-Heinz Wange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20221 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016II I .11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/9813, 18/9824 . . . . . . . 20222 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20222 C Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20223 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20225 A Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 20226 D Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20228 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 20231 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20232 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20234 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 20234 D Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20237 A Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20238 A Heidtrud Henn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20239 C I .12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftli- che Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . . 20240 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20240 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20241 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20243 B Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 20244 C Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 20245 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20248 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20249 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20250 D Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20252 A Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20253 A Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20254 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20255 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20256 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20258 C Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20259 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20259 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 20261 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20159 202. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. November 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Niema Movassat (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20261 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .11 .2016 Connemann, Gitta CDU/CSU 23 .11 .2016 De Ridder, Dr . Daniela SPD 23 .11 .2016 Gleicke, Iris SPD 23 .11 .2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 23 .11 .2016 Heller, Uda CDU/CSU 23 .11 .2016 Hennrich, Michael CDU/CSU 23 .11 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 23 .11 .2016 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 23 .11 .2016 Kofler, Dr. Bärbel SPD 23 .11 .2016 Kretschmer, Michael CDU/CSU 23 .11 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 23 .11 .2016 Möhring, Cornelia DIE LINKE 23 .11 .2016 Schimke, Jana CDU/CSU 23 .11 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 23 .11 .2016 Schnieder, Patrick CDU/CSU 23 .11 .2016 Strebl, Matthäus CDU/CSU 23 .11 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 23 .11 .2016 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 23 .11 .2016 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 23 .11 .2016 Zeulner, Emmi * CDU/CSU 23 .11 .2016 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 202. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Frank Schwabe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Die gute Zahl von 1,206 Milliarden Euro ist schon mehr-
    fach genannt worden . Das ist – ich glaube, das muss man
    sich einmal klarmachen – mehr als eine Verdreifachung
    der Mittel für die humanitäre Hilfe in dieser Legisla-
    turperiode . Damit sind wir in Sachen humanitäre Hilfe
    mittlerweile weltweit auf Platz 3 der Geberländer; das
    ist vielfach gewürdigt worden . Das ist dadurch möglich
    geworden, dass alle Fraktionen – ich empfinde das nicht 
    als Schande; das ist etwas, wofür man sich durchaus lo-
    ben kann – dahinterstanden und Druck gemacht haben .
    Es gab unterschiedlichste Akteure, und am Ende ist es
    gelungen . Ich glaube, das ist ein gutes Ergebnis dieser
    Haushaltsberatungen .

    Bei allem berechtigten Eigenlob muss man aber auch
    die andere Zahl nennen, und das ist in der Tat, wie ich
    finde, eine unvorstellbare Schande. Wir haben bei der hu-
    manitären Hilfe weltweit einen Bedarf von 20 Milliarden
    US-Dollar im Jahr . Davon haben wir dieses Jahr – Stand
    Mitte November – aber nur knapp 50 Prozent gedeckt .

    Erika Steinbach






    (A) (C)



    (B) (D)


    Das heißt, es fehlen 10 Milliarden US-Dollar . Wenn man
    sieht, dass allein Herr Zuckerberg ein Vermögen von
    über 30 Milliarden US-Dollar hat, dann wird klar, dass
    ein Drittel dieses Vermögens ausreichen würde, um den
    Menschen auf der Welt, die von Krieg betroffen sind und
    flüchten müssen,  zu  helfen. Dass  uns  das  auf  der Welt 
    nicht gelingt, finde ich wirklich beschämend.

    Was darüber hinaus eine Schande ist, ist, dass wir
    immer mehr Kriegsverbrechen erleben . Die Bombar-
    dierungen von humanitären Einrichtungen sind Kriegs-
    verbrechen . Jetzt können wir über die ganze Welt reden
    und benennen, wer alles für was verantwortlich ist . Das,
    was in Aleppo passiert, wird durch Assad verursacht,
    und Russland assistiert  dabei.  Ich finde, man muss das 
    klar benennen: Das ist ein Kriegsverbrechen, und es ist
    schlimm, dass wir so weit auf der Welt gekommen sind . –
    Auch die Kanzlerin hat das heute Morgen benannt . Des-
    wegen will ich an dieser Stelle den Koalitionspartner
    bitten: Wir haben einen Antrag in der Pipeline, der schon
    fertig  ist.  Ich finde, es stünde diesem Hohen Hause gut 
    an, sich über alle Fraktionen hinweg klar zu positionieren
    und solche Kriegsverbrechen zu verurteilen .


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Außenpolitik – der Kollege Liebich hat eben darauf
    hingewiesen – ist mehr als das Ja oder Nein zu Auslands-
    einsätzen . Außenpolitik ist mittlerweile Weltinnenpoli-
    tik . Wenn wir verstehen, dass Wanderungsbewegungen
    die andere Seite von Globalisierung sind, dann wissen
    wir auch, dass es um eine andere Form von Handelspoli-
    tik geht, um eine andere Form von Zusammenarbeit, die
    nicht mehr so funktionieren kann, dass wir Almosen oder
    Brosamen geben . Vielmehr müssen wir die Welt gerech-
    ter organisieren, sodass andere Menschen, zum Beispiel
    in Afrika, an dem Reichtum der Welt teilhaben können .

    Deutschland muss  sich  dazu  verpflichten. Wir müs-
    sen aber auch deutsche und europäische Unternehmen
    dazu  verpflichten.  Die  deutsche  Bundesregierung  wird 
    in Kürze einen nationalen Aktionsplan „Wirtschaft und
    Menschenrechte“ vorlegen . Ich will hier meiner Hoff-
    nung Ausdruck geben, dass das ein konsensualer Plan
    der Bundesregierung ist und dass die Bedenken, die es
    im Finanzministerium noch gegeben hat, beseitigt wer-
    den können .

    Es ist vielfach deutlich gemacht worden, dass gerade
    in der schwierigen Zeit, in der wir leben, unsere Wer-
    te Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte
    diejenigen Werte sind, die wir hochhalten müssen . Des-
    wegen ist es hoch problematisch, dass die Hälfte der Staa-
    ten auf der Welt mittlerweile eine Gesetzgebung hat, die
    es ermöglicht, die Zivilgesellschaft zu drangsalieren –
    bekannt durch den Begriff „shrinking space“ . Man kann
    fast den Eindruck haben, dass es eine weltweit agierende
    Schule gäbe, in der Länder unterschiedlichster religiöser
    und ideologischer Ausrichtung voneinander lernen, wie
    man die Zivilgesellschaft drangsaliert . Dagegen vorzu-
    gehen, ist eine riesige Aufgabe für die EU, aber auch für
    den Europarat . Ich bin skeptisch, ob es am Ende Sankti-
    onsregime sind, mit denen man dem begegnen kann . Ich
    bin aber dafür, dass eine klare Sprache gesprochen wird

    und dass es keine Bonuspunkte gibt und jemand nicht
    mehr geschont wird, wenn er einer bestimmten Partei-
    enfamilie angehört. Deswegen, finde ich, muss man sich 
    klar zu dem positionieren, was Herr Orban in Ungarn
    macht, aber auch zu dem, was Herr Fico so veranstal-
    tet . Da sind alle Parteienfamilien, die hier im Deutschen
    Bundestag vertreten sind, entsprechend gefordert .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Ich will zum Schluss die Gelegenheit nutzen, für
    das parlamentarische Programm „Parlamentarier schüt-
    zen Parlamentarier“ zu werben . Es ist seit 13 Jahren im
    Deutschen Bundestag in Kraft . Viele Kolleginnen und
    Kollegen beteiligen sich daran . Wir haben es zuletzt be-
    sonders wegen des Umgangs in der Türkei in Anspruch
    genommen, weil das einfach geboten ist . Was soll man
    anderes machen? Wenn es dieses Programm gibt, schreit
    die Lage der Türkei geradezu danach, sich ihr mit die-
    sem Programm zu widmen . Es gibt eine Reihe von Kol-
    leginnen und Kollegen – mittlerweile 70 bis 80 –, die
    bei diesem Programm mitmachen . Ich habe mit Herrn
    Brand, dem Vorsitzenden des Menschenrechtsausschus-
    ses, vereinbart, dass wir nächste Woche eine Informati-
    onsveranstaltung durchführen, damit man weiß, was man
    ganz konkret tun kann . Ich will noch einmal herzlich da-
    für werben, sich an diesem Programm zu beteiligen . Wir
    können für Personen auch doppelt und dreifach Paten-
    schaften vergeben; das ist möglich . Es ist eine besondere
    historische Situation, in der auch wir als Bundestag mit
    diesem Programm gefordert sind .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Frank Schwabe . – Ich danke, dass Sie

auf dieses Programm hingewiesen haben . Wir haben es
auf internationaler Ebene bei der Interparlamentarischen
Union vorgestellt . Ein solches Programm gibt es sonst
nirgends auf der Welt . Kollegen aus anderen Parlamenten
haben sich sehr interessiert gezeigt, es auf ihre Parlamen-
te zu übertragen .

Dazu passt der nächste Redner . Das Wort hat Dr . Bernd
Fabritius für die CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dr. h.c. Bernd Fabritius


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Wer schon einmal vom Paul-Löbe-Haus zum
    Hauptbahnhof gegangen ist, der kennt vielleicht den klei-
    nen Trampelpfad zur Fußgängerbrücke über die Spree .
    Mit der Zeit haben die Berliner und Gäste dieser Stadt
    eine Schneise in die Grünfläche getreten, um den etwas 
    längeren gepflasterten Weg zur Brücke abzukürzen. Vor 
    kurzem hatte irgendein mutiger Mitarbeiter des Ber-
    liner Grünflächenamtes ein Einsehen: Der Trampelpfad 
    ist verbreitert und mit Begrenzungen und Schotterbelag
    versehen worden . – In vielerlei Hinsicht sind dieses freie
    Finden von Wegen und die helfende Hand der Politik,

    Frank Schwabe






    (A) (C)



    (B) (D)


    wenn es darum geht, aus sich bildenden Trampelpfaden
    gepflegte Trottoirs zu schaffen, sinnbildlich für die Her-
    angehensweise im Großen, auch in der Auswärtigen Kul-
    tur- und Bildungspolitik, die ich nach dem bisher schon
    Gesagten im Besonderen hervorheben möchte .

    Viele Initiativen, die im Bereich der AKBP gefördert
    werden, hatten ihren Ursprung in der Zivilgesellschaft,
    in den vielfältigen Künstlerszenen und Vereinen, oder
    entstanden aus dem Wunsch der Menschen heraus, über
    Grenzen hinweg einen Zugang zueinander zu finden. Oft 
    sind Mut und Entschlossenheit erforderlich . Im kreativen
    wie gleichsam sensiblen Bereich der AKBP kann es für
    die Politik auch ratsam sein, gelegentlich Zurückhaltung
    zu üben, Kultur einfach um der Kultur willen zu fördern
    und den vorher beispielhaft genannten Trampelpfad ei-
    nen Trampelpfad sein zu lassen . Die AKBP ist kein In-
    strument der starren Richtlinien und Vorgaben, sondern
    lebt von der Kreativität ihrer Akteure .

    Im Haushalt 2017 wird uns für diesen Politikbereich
    allein im Kapitel zur Pflege kultureller Beziehungen zum 
    Ausland die Rekordsumme von 923 Millionen Euro zur
    Verfügung stehen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Mein ganz herzlicher Dank geht an Alois Karl als zu-
    ständigen Berichterstatter der Unionsfraktion im Haus-
    haltsausschuss, an seine Kolleginnen und Kollegen der
    anderen Fraktionen, an Außenminister Steinmeier, an
    Staatsministerin Böhmer sowie an die zuständigen Mit-
    arbeiter im Auswärtigen Amt . Ich danke insbesondere
    auch den Mitgliedern des Unterausschusses Auswärtige
    Kultur- und Bildungspolitik für die gute Zusammenarbeit
    und den gemeinsamen Einsatz für unsere Anliegen – ein
    Einsatz, liebe Kolleginnen und Kollegen, der sich wirk-
    lich gelohnt hat .

    Die zusätzlichen 552 Millionen Euro für humanitäre
    Hilfe und Krisenprävention sind von meinen Vorrednern
    bereits genannt worden . In Übereinstimmung mit den
    damit verbundenen Zielen hat der Unterausschuss für
    Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik einen Aufwuchs
    im Titel der Regionalen Programmarbeit mit einem Fo-
    kus auf Krisenregionen eingebracht . Ein Plus von rund
    7 Millionen Euro kommt diesem Bereich zugute .

    Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung erhält für die
    Ausweitung der 2015 gestarteten Philipp-Schwartz-Ini-
    tiative eine Erhöhung ihrer Fördermittel um 15 Millio-
    nen Euro . Das Programm, das Sie, Herr Kollege Karl,
    zu Recht bereits angesprochen haben, ermöglicht Hoch-
    schulen in Deutschland die Aufnahme verfolgter Wissen-
    schaftlerinnen und Wissenschaftler – eine sehr wichtige
    Initiative .

    Wir stärken das deutsche Auslandsschulwesen . Zu-
    sätzlich 5 Millionen Euro sind für den Ausbau der
    PASCH-Initiative vorgesehen . Mehr Schulen mit einem
    Schwerpunkt auf der Vermittlung der deutschen Spra-
    che in der weiten Welt bedeuten eine größere Zahl von
    Bildungsbiografien mit Deutschlandbezug als Ausgangs-
    punkt grenzüberschreitender Vernetzung . Ein weiteres
    Plus von 250 000 Euro und damit eine Erhöhung auf ins-
    gesamt 1,25 Millionen Euro stärkt etwa das Programm

    zur Förderung des deutschsprachigen Schulwesens in
    Rumänien .

    1,2 Millionen Euro zusätzlich kommen dem Kulturer-
    halt zugute . Die Zerstörung antiker Stätten und anderer
    Kulturgüter  im  Zuge  von  Konflikten  hat  ein  erschre-
    ckendes Ausmaß angenommen . Mit diesen Mitteln kön-
    nen unter anderem das Engagement von Staatministe-
    rin Böhmer als Beauftragte des Auswärtigen Amtes für
    UNESCO-Welterbefragen und die Arbeit des Deutschen
    Archäologischen Instituts gestärkt werden .

    Um bei meinem eingangs verwendeten Bild des Fin-
    dens von Wegen zu bleiben: Es ist auch Aufgabe der
    AKBP, Brücken zu bauen . Ich freue mich sehr, dass im
    Einzelplan 05 zusätzliche 8 Millionen Euro für neue
    Goethe-Zentren in Armenien und Aserbaidschan zur Ver-
    fügung stehen . Die in beiden Ländern große Nachfrage
    an Deutschkursen ist hervorragend . Ich freue mich, dass
    wir darauf eine gute Antwort finden konnten. Kulturelle 
    Angebote in diesen Ländern sind sicher ein guter Beitrag
    für eine Annäherung und Verständigung . Immer wieder
    flammt der Konflikt zwischen beiden Ländern auf. Das 
    ist sicher auch fehlenden Zugängen von Gesellschaft
    zu Gesellschaft geschuldet . Ich wäre froh, wenn durch
    das Wirken der Goethe-Institute in diesen Ländern Ver-
    ständnis gebildet und gefördert würde . Die Wirkung der
    AKBP  als  konflikt-  und  krisenpräventives  Politikmittel 
    macht einen beherzten Einsatz in Zeiten der Unsicherheit
    ganz besonders wichtig .

    Meine Damen und Herren, es wäre eigentlich die Zeit
    der AKBP in der Türkei! Leider stehen hinter vielen Pro-
    jekten dort nunmehr Fragezeichen . Ein solches Frage-
    zeichen steht hinter der Türkisch-Deutschen Universität
    in Istanbul . Sie ist das Leuchtturmprojekt der Wissen-
    schaftskooperation unter Federführung des DAAD . An-
    fang November wurden sechs Mitglieder des Lehrper-
    sonals Ziel der Entlassungs- und Verhaftungswellen der
    türkischen Regierung .

    Während die türkische Künstler- und Kulturszene sich
    mehr und mehr in ihrer Existenz bedroht fühlen muss,
    läuft unser Stipendienprogramm in der Künstleraka-
    demie Tarabya zum Glück weiter . „Wie lange noch?“,
    könnte man sich sorgenvoll fragen . Im Oktober kündigte
    die Türkei das EU-Kulturprogramm „Kreatives Europa“
    einseitig auf . Es wird nicht einfach sein, jeden Zentime-
    ter Freiraum, der durch die deutsche AKBP in der Türkei
    ermöglicht wird, zu verteidigen . Im Interesse einer frei-
    en Künstler- und Kulturszene sollten wir allerdings jede
    Mühe auf uns nehmen .

    Meine Damen und Herren, die AKBP findet nicht nur 
    Wege, baut nicht nur Brücken, sondern auch Häuser . Ich
    bin sehr froh, dass es noch kurz vor Abschluss der Haus-
    haltsverhandlungen gelungen ist, die notwendigen Mittel
    für die Renovierung und Modernisierung des Hauses in
    der Fifth Avenue in New York und der kürzlich erworbe-
    nen Thomas-Mann-Villa in Los Angeles bereitzustellen .
    Gerade über das New Yorker Projekt, das nun schon viele
    Jahre geplant, mit wechselnden Konzepten ausgestattet
    und dann doch immer wieder verschoben wurde, freue
    ich mich ganz besonders . Es kommt mir fast wie Bestim-
    mung vor, dass der Haushaltsausschuss diesem Projekt

    Dr. Bernd Fabritius






    (A) (C)



    (B) (D)


    ausgerechnet zwei Tage nach einer US-Präsidentschafts-
    wahl zugestimmt hat, die zumindest einige Fragezeichen
    hinter die Zukunft und Ausrichtung der deutsch-ameri-
    kanischen Beziehungen setzt . In dem zukünftig German
    Academy genannten Haus werden Ausstellungs- und
    Veranstaltungsflächen  für  Beiträge  aus  den  Bereichen 
    Kultur, Wissenschaft, Bildung, Wirtschaft, Politik und
    Gesellschaft geschaffen . Auch Künstlerresidenzen wer-
    den ein möglichst vielfältiges Angebot ergänzen . Die
    German Academy in New York wie auch das Thomas-
    Mann-Haus in Los Angeles sollen dem Zweck dienen,
    Vertrauen zwischen Deutschland und den USA zu för-
    dern und das gegenseitige Verständnis zu stärken – gera-
    de dieser Tage ganz besonders wichtige Aufgaben .

    Meine  Damen  und  Herren,  die AKBP  findet Wege, 
    öffnet Türen und ermöglicht Zugänge zueinander, baut
    Brücken und schafft in ihren Häusern, Akademien, Schu-
    len, Universitäten und Instituten, Schutz- und Freiräume .
    Der Haushalt 2017 bietet dafür bessere Voraussetzungen
    als je zuvor .

    Danke .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)