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ID1820205700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/202 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 202. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. November 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksachen 18/9200, 18/9202 . . . . . . . 20159 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Un- terrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksachen 18/9201, 18/9202, 18/9827 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20159 B I .9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . . 20159 B Dr . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 20159 C Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 20165 B Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20172 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 20175 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20179 C Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20182 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20184 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20186 D Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20188 C Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20190 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20192 A Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20193 D Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20194 D Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20196 B Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20197 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20199 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20200 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20201 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20203 C I .10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/9805, 18/9824 . . . . . . . 20201 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20201 D Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20206 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20208 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20209 A Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20211 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20213 C Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20214 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20216 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20217 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20218 D Dr . Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20219 D Karl-Heinz Wange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20221 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016II I .11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/9813, 18/9824 . . . . . . . 20222 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20222 C Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20223 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20225 A Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 20226 D Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20228 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 20231 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20232 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20234 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 20234 D Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20237 A Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20238 A Heidtrud Henn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20239 C I .12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftli- che Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . . 20240 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20240 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20241 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20243 B Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 20244 C Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 20245 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20248 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20249 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20250 D Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20252 A Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20253 A Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20254 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20255 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20256 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20258 C Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20259 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20259 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 20261 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20159 202. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. November 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Niema Movassat (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20261 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .11 .2016 Connemann, Gitta CDU/CSU 23 .11 .2016 De Ridder, Dr . Daniela SPD 23 .11 .2016 Gleicke, Iris SPD 23 .11 .2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 23 .11 .2016 Heller, Uda CDU/CSU 23 .11 .2016 Hennrich, Michael CDU/CSU 23 .11 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 23 .11 .2016 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 23 .11 .2016 Kofler, Dr. Bärbel SPD 23 .11 .2016 Kretschmer, Michael CDU/CSU 23 .11 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 23 .11 .2016 Möhring, Cornelia DIE LINKE 23 .11 .2016 Schimke, Jana CDU/CSU 23 .11 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 23 .11 .2016 Schnieder, Patrick CDU/CSU 23 .11 .2016 Strebl, Matthäus CDU/CSU 23 .11 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 23 .11 .2016 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 23 .11 .2016 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 23 .11 .2016 Zeulner, Emmi * CDU/CSU 23 .11 .2016 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 202. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Manuel Sarrazin


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Verehrte Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen

    und Kollegen! Ich glaube, es ist relativ klar, dass wir in
    den nächsten Monaten und im nächsten Jahr an die deut-
    sche Außenpolitik einen hohen Anspruch stellen müssen .
    Kollege Karl, Ihre „Abschiedsrede“ mit Blick auf den
    Bundesaußenminister in allen Ehren, aber ich muss sa-
    gen: Hoffentlich passiert bis dahin nichts mehr; da bin
    ich mir nämlich nicht so sicher . Ich glaube, wir werden
    Herrn Steinmeier bis Februar nächsten Jahres in ver-
    schiedenen Konflikten brauchen. Deswegen möchte  ich 
    hier keinen Abgesang anstimmen .

    Es ist klar, dass Deutschland in den nächsten Mona-
    ten für unsere Partner in Europa der Stabilitätsanker sein
    wird . Da hat diese Bundesregierung eine Lernkurve vor
    sich . Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie die Ne-
    benaußenpolitik von Herrn Gabriel oder Herrn Seehofer
    in Moskau bei unseren Partnern angekommen ist . Jetzt
    besteht nach der Verunsicherung im transatlantischen
    Verhältnis die Chance, über neue Möglichkeiten der Zu-
    sammenarbeit und der Vernunft, vielleicht in Warschau,
    vielleicht sogar ein bisschen in Budapest, zu reden .

    Ich erinnere mich sehr gut daran, dass das deutsch-fran-
    zösische Tandem seit Jahren nicht mehr in der Lage ist,
    essenzielle Fortschritte zu machen, und dass man sich
    in ganz vielen Politikfeldern zerstritten hat, anstatt ge-
    meinsame Lösungen zu finden. Le Pen, Trump, das ita-
    lienische Referendum, Brexit: Vielleicht, wenn Le Pen
    gewinnen und das angekündigte Frexit-Referendum
    wahrmachen würde, gäbe es in 2020 eine EU ohne Veto-
    macht im Sicherheitsrat und ohne Atomwaffen .

    Wir sollten uns dessen sehr bewusst sein, dass
    Deutschland der Stabilitätsanker in Europa sein muss
    und dass deswegen die deutsche Außenpolitik mit der
    Europapolitik Hand in Hand gehen muss, wodurch
    Frankreich, die kleinen Länder im Osten, Angebote für
    den Süden und eine Unterstützung für die europäischen
    Institutionen wieder in das Zentrum gestellt würden . Das
    wäre tatsächlich eine Veränderung der Politik der Bun-
    desregierung von Frau Merkel und sicherlich auch der
    Großen Koalition .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das andere, das uns klar sein muss, ist, dass wir unse-
    re Nachbarschaft stabilisieren müssen . Das müssen wir
    zwar im europäischen Konzert machen, aber Deutsch-
    land wird dabei eine wesentliche Rolle spielen . Stabili-
    sieren werden wir sie sicherlich mit Werten .

    Ich nenne in diesem Zusammenhang die Situation in
    der Türkei, die in ihrem Ausgang meiner Ansicht nach
    offen ist . Deswegen wäre es falsch, bei den Beitrittsver-
    handlungen nun den Stecker zu ziehen . Wir müssen im
    Gespräch bleiben . Klar ist aber auch, dass wir in den Ge-
    sprächen unsere Werte deutlich machen müssen und der
    so verhängnisvolle Vorwurf von doppelten Standards die

    Roderich Kiesewetter






    (A) (C)



    (B) (D)


    eigene Position und die eigene Glaubwürdigkeit unter-
    miniert .

    Wir haben die Situation auf Zypern, wo vorgestern die
    Verhandlungen vorläufig abgebrochen worden sind. Ich 
    bin sehr froh, dass sich die deutsche Bundesregierung
    und auch der Bundesaußenminister seit langer Zeit sehr
    aktiv in die Zypern-Verhandlungen eingebracht haben .

    Wir haben die Situation auf dem westlichen Balkan .
    Uns ist doch klar, dass vor dem Hintergrund, dass die
    amerikanische Rolle infrage steht, auch die wichtige
    Rolle der Amerikaner bei der Heranführung der Balkan-
    staaten an die Europäische Union vielleicht nicht unver-
    ändert bleibt und dass wir mit unseren Werten – statt mit
    anderen Dingen – in diese Lücke hineingehen müssen .

    Wir müssen die Ukraine reformieren, um sie zu sta-
    bilisieren, und dürfen dabei keinen Zweifel aufkommen
    lassen, dass die territoriale Integrität der Ukraine für uns
    genauso undiskutierbar ist wie die Notwendigkeit von
    Reformen, um dieses Land zu verändern . Wir müssen
    klarmachen, dass unsere Solidarität in Zentraleuropa
    nicht in Zweifel gezogen werden kann, weder durch Gas-
    pipelines noch – ich sage einmal – durch Nebenstimmen
    der deutschen Außenpolitik, die ich gerade zitiert habe .

    Wir dürfen auch nicht vergessen, dass auch die Ent-
    wicklung in der MENA-Region sehr, sehr wichtig für
    uns ist . Dazu hat Herr Nouripour schon sehr deutlich ge-
    macht, dass es nicht allein darum geht, Abschiebeabkom-
    men auszuhandeln; vielmehr wird die Stabilität in dieser
    Region eine der großen Herausforderungen für uns wer-
    den, gerade wenn die Zeiten schlechter werden sollten .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das Ganze muss damit einhergehen, dass wir, wie
    Herr Steinmeier richtig gesagt hat – auch wenn vielleicht
    mit einer Wahl in Frankreich alles ein bisschen perdu
    sein könnte –, die Politikfelder, in denen die Europäische
    Union mehr liefern und vorankommen muss, vorantrei-
    ben müssen: die Wirtschafts- und Währungsunion, den
    digitalen Binnenmarkt, die Sicherheitszusammenarbeit,
    das soziale Europa, die Umsetzung des Pariser Klima-
    abkommens, die Flucht- und Migrationspolitik und na-
    türlich auch den Austausch zwischen den Menschen in
    Europa .

    Deswegen gilt es, jetzt klarzumachen: Deutschland ist
    der Stabilitätsanker in Europa und versucht damit, Euro-
    pa als den Anker zu bewahren, den es jetzt gerade nach
    der Wahl Trumps darstellen muss . Das geht nur, wenn
    wir zusammenhalten und Europa stärken . Das alles steht
    meiner Ansicht nach am Ende unter einem Begriff; das
    ist der alte Begriff Schumans: die Solidarität der Tat .

    Vielleicht ist das die europäische Übersetzung des Bi-
    belzitats, das hier die Runde gemacht hat . Wenn es darauf
    ankommt: Liefern und nicht in irgendwelchen innenpoli-
    tisch orientierten Debatten verharren und auf die nächste
    Wahl blicken!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist ein Appell an alle . Auch wir haben nächstes
    Jahr eine Bundestagswahl . Wir können es uns nicht leis-
    ten, die Politikfelder der Europäischen Union nächstes

    Jahr in irgendwelche populistischen Debatten hineinzu-
    ziehen .

    Ich möchte in diesem Zusammenhang an andere Irr-
    wege dieser Bundesregierung erinnern: Wenn man ange-
    sichts der Debatten, die wir hier führen, bedenkt, dass vor
    anderthalb Jahren von der deutschen Bundesregierung
    der Vorschlag kam, Griechenland gegen seinen Willen
    aus dem Euro rauszuschmeißen, dann merken wir doch,
    welche Irrwege Ihre Regierung in den letzten Jahren hin-
    ter sich gebracht hat .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich möchte mit Blick auf die aktuelle Lage sagen: Kei-
    ne Griechenland-Eskapaden von CDU/CSU im nächsten
    Jahr bis zur Bundestagswahl! Bitte, bitte nicht! Diese
    Zeiten sind hoffentlich vorbei .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg . Stefan Liebich [DIE LINKE] – Michael Brand [CDU/CSU]: Die Bundesregierung ist gar nicht gefordert! So viel zum Thema Europarecht!)


    Ich komme zum Schluss . Deutschland auf Kurs hal-
    ten heißt: für ein starkes Europa reden und nicht einfach
    nachplappern: Ein halbstarkes Deutschland wäre gut . –
    Das sagt die AfD . Ich will das nicht aus Ihren Reihen
    hören . Ich möchte es auch nicht von Frau Wagenknecht
    hören . Populismus ist keine Lösung, auch nicht im Um-
    gang mit Populisten .

    Danke .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Zwei Populisten!)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Manuel Sarrazin . – Nächste Rednerin:

Erika Steinbach für die CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Erika Steinbach-Hermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (Plos)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Wir leben erkennbar in einer Welt, die sich zunehmend
    im Umbruch befindet, und das, was viele über Jahrzehnte 
    kennengelernt hatten – die Übersichtlichkeit einer Welt-
    ordnung in zwei Kraftzentren –, ist nach dem Ende des
    Kalten Krieges einer immer komplexer werdenden bipo-
    laren und inzwischen multipolaren Welt gewichen .

    Diese Unübersichtlichkeit mündet erkennbar in im-
    mer zahlreichere und immer verwobenere Konfliktherde 
    innerhalb und außerhalb Europas . Das verunsichert die
    Menschen, und es destabilisiert ganze Regionen auf un-
    serem Erdball .

    Aktuell erfahren die Menschen in den wohlhabenden,
    stabilen Industriestaaten durch die anschwellenden welt-
    weiten Flucht- und Migrationsbewegungen sehr plas-
    tisch, wie eng Innen- und Außenpolitik im Zeitalter der
    Globalisierung miteinander verwoben sind . Wir erleben,
    dass immer mehr Menschen in stabilere Regionen strö-
    men, in denen sie sich als Flüchtlinge Schutz oder als

    Manuel Sarrazin






    (A) (C)



    (B) (D)


    Migranten bessere wirtschaftliche Perspektiven für sich
    und ihre Familien erhoffen .

    Infolge dieser Entwicklungen müssen wir als Gesell-
    schaft verstärkt Antworten auf neue Herausforderungen
    finden. Leicht ist das durchaus nicht. Seit Jahren zeich-
    nete sich ab, was zu viele erst mit den Migrationsströmen
    der letzten Monate registrierten . Wissenschaftler wie der
    britische Ökonomieforscher der Universität Oxford Paul
    Collier oder der deutsche Bevölkerungswissenschaftler
    Gunnar Heinsohn haben schon lange prognostiziert und
    gewarnt, was uns erwarten könnte . Viel zu wenige haben
    hingehört . Erst als die Probleme sozusagen vor der eige-
    nen Haustür in Deutschland und in Europa leibhaftig in
    Form von Menschen und deren Schicksalen zu erleben
    waren, ist mancher aufgewacht .

    Das UN-Flüchtlingshilfswerk muss jedes Jahr neue,
    sehr traurige Rekordzahlen vermelden . Das kann nie-
    manden zufriedenstellen . So sind aktuell über 65 Milli-
    onen Menschen auf der Flucht . 65 Millionen! Zusätzlich
    wächst vor allem in den afrikanischen Staaten die Be-
    völkerung noch immer unvermindert weiter, von heute
    1 Milliarde Menschen auf geschätzt rund 2 Milliarden
    bereits im Jahr 2050 . Das dahinter zurückbleibende Wirt-
    schaftswachstum macht es zu einer großen Herausfor-
    derung, die doppelte Bevölkerung zu ernähren und den
    Menschen Perspektiven in ihren jeweiligen Heimatlän-
    dern zu ermöglichen .

    Die zentrale Frage, die sich aus diesen Entwicklungen
    ableitet, lautet für uns: Welchen Beitrag kann Deutsch-
    land leisten, damit der Wanderungsdruck eingedämmt
    werden kann? Ein Blick auf den Globus zeigt uns er-
    hellend deutlich, wie klein unser Land im Verhältnis zur
    gesamten Erde ist . Man kann erkennen, dass das Elend
    dieser Welt nicht in Deutschland und auch nicht in der
    Europäischen Union zu lösen sein wird . Das bedeutet:
    Deutschland und die Europäische Union müssen ihre
    Hilfen vor Ort, am Ursprung der Wanderungsbewegun-
    gen, platzieren . Dazu ist es nötig, mit den Ländern der
    Afrikanischen Union und der Arabischen Liga vernünfti-
    ge Verträge zu vereinbaren . Die Bundesregierung ist auf
    dem Weg dazu . Die Europäische Union versucht eben-
    falls einiges, damit Hilfen zur Selbsthilfe die Richtigen
    erreichen und Gelder nicht in die Taschen korrupter Re-
    gime  fließen. Die Mittel müssen  so  eingesetzt werden, 
    dass die Menschen in den instabilen Regionen auch in
    die Lage versetzt werden können, Verantwortung für sich
    selbst – das gehört ein Stück weit zur eigenen Würde –
    und für ihr Land zu übernehmen . Das bedeutet elemen-
    tar, dass die Regierungen der afrikanischen Staaten und
    die Afrikanische Union insgesamt endlich stärker in die
    Pflicht  genommen  werden  müssen,  um  ihrer  eigenen 
    Verantwortung gerecht zu werden . Sie dürfen sich nicht
    dauerhaft auf die Hilfe anderer Staaten verlassen müssen .
    Zurzeit bleibt ihnen nichts anderes übrig .

    Jeder Euro, der dort vor Ort angelegt wird, erreicht
    ein Vielfaches mehr an Menschen als unsere innerdeut-
    sche Migrationshilfe, die wir hier im Land leisten . Der
    Bundesrechnungshof  hat  die  finanziellen  Risiken  der 
    Bewältigung der Flüchtlingskrise hier in Deutschland für
    den Bundeshaushalt als nur schwer kalkulierbar bewer-
    tet . Die Bundesregierung geht bis 2020 von Integrations-

    kosten in Höhe von 80 Milliarden Euro aus . Sehr viele
    halten diesen Ansatz jedoch für zu niedrig . Der weltweite
    Bedarf an humanitärer Hilfe liegt in diesem Jahr laut UN
    bei 20,3 Milliarden Dollar . Was bedeutet das? Das be-
    deutet, dass wir mit der gleichen Summe, die wir derzeit
    im Inneren aufwenden, um 1,5 Millionen Zuwanderer in
    Deutschland zu versorgen, den weltweiten humanitären
    Bedarf von 125 Millionen Menschen komplett abdecken
    könnten .

    Wenn man diese Zahlen miteinander vergleicht, wird
    klar, dass die Strategien zur Hilfeleistung verändert
    werden müssen . Deshalb ist es richtig, dass der Haus-
    haltsausschuss – ich bedanke mich ausdrücklich bei den
    Haushaltskollegen – in der Nachtbereinigungssitzung
    Geld draufgelegt hat, sowohl für das Auswärtige Amt
    als auch für das BMZ, und die Haushaltsmittel für das
    kommende Jahr um jeweils mehr als 500 Millionen Euro
    aufgestockt hat . Was uns als Fachausschuss nicht gelun-
    gen ist, ist dem Haushaltsausschuss gelungen . Danke den
    Haushältern; sie haben uns unterstützt .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Damit werden wir im kommenden Jahr 1,3 Milliarden
    Euro allein für humanitäre Hilfe in Krisengebieten aus-
    geben können, um vor allem auch die Folgen der Kämp-
    fe in Syrien und dem Irak abzumildern . Somit wird
    Deutschland seiner humanitären Verantwortung besser
    gerecht werden, als wenn wir weitere Hunderttausende
    Migranten hier im Lande aufnehmen, die es schwer ha-
    ben, überhaupt Wurzeln schlagen zu können .

    Danke schön .


    (Beifall bei der CDU/CSU)