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ID1820205500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/202 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 202. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. November 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksachen 18/9200, 18/9202 . . . . . . . 20159 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Un- terrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksachen 18/9201, 18/9202, 18/9827 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20159 B I .9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . . 20159 B Dr . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 20159 C Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 20165 B Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20172 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 20175 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20179 C Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20182 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20184 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20186 D Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20188 C Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20190 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20192 A Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20193 D Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20194 D Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20196 B Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20197 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20199 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20200 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20201 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20203 C I .10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/9805, 18/9824 . . . . . . . 20201 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20201 D Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20206 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20208 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20209 A Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20211 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20213 C Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20214 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20216 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20217 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20218 D Dr . Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20219 D Karl-Heinz Wange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20221 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016II I .11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/9813, 18/9824 . . . . . . . 20222 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20222 C Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20223 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20225 A Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 20226 D Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20228 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 20231 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20232 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20234 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 20234 D Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20237 A Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20238 A Heidtrud Henn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20239 C I .12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftli- che Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . . 20240 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20240 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20241 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20243 B Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 20244 C Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 20245 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20248 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20249 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20250 D Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20252 A Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20253 A Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20254 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20255 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20256 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20258 C Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20259 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20259 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 20261 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20159 202. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. November 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Niema Movassat (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20261 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .11 .2016 Connemann, Gitta CDU/CSU 23 .11 .2016 De Ridder, Dr . Daniela SPD 23 .11 .2016 Gleicke, Iris SPD 23 .11 .2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 23 .11 .2016 Heller, Uda CDU/CSU 23 .11 .2016 Hennrich, Michael CDU/CSU 23 .11 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 23 .11 .2016 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 23 .11 .2016 Kofler, Dr. Bärbel SPD 23 .11 .2016 Kretschmer, Michael CDU/CSU 23 .11 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 23 .11 .2016 Möhring, Cornelia DIE LINKE 23 .11 .2016 Schimke, Jana CDU/CSU 23 .11 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 23 .11 .2016 Schnieder, Patrick CDU/CSU 23 .11 .2016 Strebl, Matthäus CDU/CSU 23 .11 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 23 .11 .2016 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 23 .11 .2016 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 23 .11 .2016 Zeulner, Emmi * CDU/CSU 23 .11 .2016 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 202. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Roderich Kiesewetter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, es ist rich-
    tig: Wir erleben eine Außenpolitik in Zeiten der Unge-
    wissheit und der Unklarheit . Dafür – das zeigt diese De-
    batte – brauchen wir einen klaren Kompass .

    Herr Kollege Liebich, es ist äußerst unredlich, dass Sie
    hier Ihre eigenen Absichten sehr stark kaschieren . Wir
    haben sehr wohl Ihren Aufsatz zur Kenntnis genommen,
    in dem Sie sagen, die deutsche Außenpolitik konzentrie-
    re sich ausschließlich auf Militäreinsätze . Sie kaschieren

    Stefan Liebich






    (A) (C)



    (B) (D)


    eine ganz andere Absicht: Ihre Fraktionsvorsitzende hat
    vergangenen Sonntag im Bericht aus Berlin sehr deutlich
    gemacht, worum es ihr eigentlich geht . Ihr geht es, wie
    sie sehr klar gesagt hat, um einen Interessenausgleich mit
    Russland . Uns geht es um die Rückkehr des Rechts und
    um die Regelung der internationalen Ordnung . Wir wol-
    len keine Deals – schon gar nicht mit Russland .


    (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Aber dafür mit der Türkei!)


    Wir wollen die Rückkehr des Rechts . Dafür steht deut-
    sche Außenpolitik .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Alois Karl und andere haben heute schon Johannes zi-
    tiert . Mit Blick auf die Linke gehört auch Johannes 3, 21
    dazu:

    Wer . . . die Wahrheit tut, der kommt an das Licht,
    daß seine Werke offenbar werden . . .

    Zum Licht gehört eben auch, dass unsere Außenpolitik
    konsequent Rechtsbrüche aufzeigt, dass unsere Außen-
    politik sich sehr stark dafür einsetzt, dass der Völker-
    rechtsbruch auf der Krim nicht ungesühnt bleibt, und
    dass wir uns sehr stark für die Rückkehr des Rechts ein-
    setzen, was auch zu einer Stärkung der internationalen
    Organisationen führt .

    Ich möchte hier an dieser Stelle der Bundesregie-
    rung – insbesondere Ihnen, Herr Außenminister – für
    die OSZE-Präsidentschaft und für die Vorbereitung der
    G-20-Präsidentschaft danken, wo wir uns genau dafür
    einsetzen bzw . einsetzen werden .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Es kommt noch etwas dazu: Wenn wir einfach einmal
    in das Jahr 2013 zurückschauen, dann sehen wir, dass
    wir uns damals auch um Sicherheit gekümmert haben,
    nämlich um die soziale Sicherheit . Wir haben in dieser
    Zeit zwar wahrgenommen, was sich im Schengen-Raum
    abspielt, aber nach 25 Jahren deutscher Einheit haben wir
    uns als ein Land umgeben von Freunden und Partnern
    gesehen; wir haben Nabelschau betrieben .

    Das hat sich seit 2014 intensiv geändert . Wir ha-
    ben den Review-Prozess im Auswärtigen Amt mit den
    Schwerpunkten Krisenfrühwarnung und Krisenstabili-
    sierung und ferner – vernetzt mit dem Bundesministe-
    rium für wirtschaftliche Zusammenarbeit – die Ausrich-
    tung auf die strategischen Entwicklungsziele, wobei sehr
    klar Nachhaltigkeit, Öffnung von Märkten, Hilfe zur
    Selbsthilfe sowie Partnerschaften angesprochen werden .

    Frieden muss gesichert werden, und wirtschaftliche
    Entwicklung braucht auch eine militärische Absicherung .
    Dazu haben wir mit dem Weißbuch ein übergreifendes
    Dokument der Bundesregierung, das sehr klar deutsche
    sicherheitspolitische Interessen formuliert und klar-
    macht, dass wir um das begrenzte Maß unserer eigenen
    Möglichkeiten wissen und das Beste daraus entwickeln,
    nämlich: unseren Partnern im Umfeld der Europäischen
    Union deutlich zu machen, dass wir Hilfe zur Selbsthil-
    fe leisten, dass wir gemeinsam Interessen wahrnehmen
    wollen und dass wir sie ermutigen wollen, Verantwor-

    tung selbst wahrzunehmen, wie wir das auf dem Afri-
    ka-Gipfel in La Valetta im letzten Jahr, aber eben auch
    auf dem letzten Europäischen Rat in Bratislava klarge-
    macht haben und wie es auch nächste Woche in Brüssel
    wieder deutlich gemacht werden wird .

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Bundesregie-
    rung hat in diesen drei Bereichen der Außen-, der Ent-
    wicklungs- und der Sicherheitspolitik sehr klar in einem
    ganzheitlichen Ansatz auch unserer Bevölkerung vor
    Augen geführt, dass wir es nicht auf Deals oder auf Ach-
    sen starker Männer ankommen lassen können . An dieser
    Stelle will ich zwei Punkte ganz ausdrücklich erwähnen .

    Wir haben ganz hohe Erwartungen an die künftige
    amerikanische Administration . Nach den Geschehnissen
    vom 11 . September stand Europa an der Seite der Ver-
    einigten Staaten von Amerika, wie zuvor Jahrzehnte die
    USA an der Seite Europas standen . Es darf keine Zonen
    unterschiedlicher Sicherheit im Nordatlantik, auf euro-
    päischem Boden und auf nordamerikanischem Boden,
    geben .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir müssen den USA deutlich machen, was sie davon
    haben, in einer engen Kooperation, in einer Sicherheits-,
    Wirtschafts- und auch Kulturpartnerschaft mit Europa zu
    stehen . Wir haben Erwartungen; die Bundeskanzlerin hat
    sie an Trump formuliert .

    Genauso klar müssen wir uns als Parlament positio-
    nieren – wir haben das mit der Armenien-Resolution ge-
    macht –, was den Umgang der Türkei mit der dortigen
    innenpolitischen Situation angeht . Die Türkei steht auf
    der Kippe; aber sie ist geopolitisch an der Südostflanke 
    der NATO von größter Wichtigkeit . Ich glaube, wir Eu-
    ropäer sollten, auch wenn wir große Schwierigkeiten mit
    der innenpolitischen Situation in der Türkei haben, alles
    tun, damit die zivilgesellschaftlichen Kräfte in der Türkei
    gestärkt werden, sodass diejenigen, die für eine weltoffe-
    ne Türkei stehen, nicht das Land verlassen, sondern im
    eigenen Land durch unsere Besuche und unsere Ermuti-
    gung Unterstützung finden.

    In diesem Zusammenhang sollten wir auch anerken-
    nen, dass die Türkei 3,5 Millionen Flüchtlinge aufgenom-
    men hat . Nur rund 400 000 davon sind in Flüchtlingsla-
    gern; alle anderen sind in der türkischen Zivilgesellschaft
    untergebracht . Das sollten wir auf der einen Seite aner-
    kennen und genauso auf der anderen Seite anprangern,
    wie mit unseren Abgeordnetenkollegen dort umgegangen
    wird und dass die Pressefreiheit und andere bürgerliche
    Freiheiten zerstört werden . Das darf nicht die Zukunft
    sein .

    Das Europaparlament hat heute sehr klar formuliert,
    welche Bedeutung die Wiedereinführung der Todesstrafe
    haben könnte . Das wäre die Aussetzung des Beitrittspro-
    zesses und bedeutete meines Erachtens sowieso schon
    das Ende aller möglichen Visaliberalisierungen . Aber wir
    müssen den Kontakt halten .

    Deshalb ist es mir auch so wichtig, das herauszustel-
    len, was gerade von sehr linker Seite angesprochen wur-
    de . Eine rot-rot-grüne Außenpolitik kann keine Alterna-
    tive sein, weil sie auf Interessenausgleich mit Russland

    Roderich Kiesewetter






    (A) (C)



    (B) (D)


    setzt, weil sie akzeptieren würde, dass die Ostukraine
    weiterhin destabilisiert wird, weil sie akzeptieren würde,
    dass die Krim auf Jahrzehnte völkerrechtswidrig besetzt
    wäre, weil sie akzeptieren würde, dass der Völkerrechts-
    bruch in Syrien nicht nur durch eine dauerhafte Präsenz
    Russlands, sondern auch durch eine Stabilisierung von
    Assad zementiert würde .

    Auch hier gilt es herauszustellen, Herr Außenminister,
    was in den Verhandlungen in Genf durch deutsche Be-
    teiligung erreicht wurde, nämlich dass es nach Friedens-
    schluss einen Prozess gibt, an dem sowohl Saudi-Arabi-
    en als auch der Iran mitgewirkt haben und der anderthalb
    Jahre nach Friedensschluss zu Wahlen führen kann .

    Auch das Nuklearabkommen mit dem Iran gilt es an-
    zusprechen . Aber an dieser Stelle gehört es zur Redlich-
    keit der deutschen Außenpolitik, klarzumachen, dass wir
    durchaus merken, dass der Iran drei Dinge weiterhin ver-
    folgt: die Nichtanerkennung Israels, die Fortsetzung der
    Entwicklung ballistischer Raketentechnologie – hoch-
    präzise, mit extremen Reichweiten – und Auslandsak-
    tivitäten im nuklearen Bereich, die wir nicht gutheißen
    können . Das bedeutet für die deutsche Außenpolitik, die-
    ses direkt anzusprechen und auf der anderen Seite mitzu-
    helfen, dass das Umfeld Israels stabilisiert wird .

    Hierzu ein ganz klares Wort zu nichtmilitärischer
    Unterstützung: THW, Entwicklungszusammenarbeit,
    das Deutsche Rote Kreuz und viele andere helfen, dass
    in den Flüchtlingslagern in Jordanien und im Libanon
    einigermaßen menschenwürdige Zustände herrschen .
    Wir müssen dort viel mehr investieren . Wir müssen viel
    deutlicher machen, was es bedeutet, diesen Staaten zur
    Seite zu stehen . Gleichzeitig müssen wir auch klarma-
    chen: Deutsche Außenpolitik hat nichts mit Deals zu tun,
    sondern mit Verrechtlichung, mit vernetzter Sicherheit,
    mit der Art und Weise, wie wir mit unseren Partnern um-
    gehen, nämlich ihnen ihre Werte zu lassen .

    Meine sehr geehrten Damen und Herren, abschließend
    noch ein Gedanke, der uns als Parlamentarier betrifft: Wir
    erleben, wie sich die Regierung durch eine deutlich stär-
    ker fokussierte Zusammenarbeit der Ressorts – auch das
    Weißbuch zeigt das – in der Außen-, in der Sicherheits-
    und in der Entwicklungszusammenarbeit neu aufgestellt
    hat . Der Bundessicherheitsrat wird den Weißbuchprozess
    fortsetzen, wie er auch immer organisiert sein wird . Die
    Bundesregierung nimmt die sicherheitspolitischen He-
    rausforderungen an und entwickelt sie weiter .

    Wir selbst sind in 23 Ausschüssen organisiert . Ich
    glaube, wir sollten darüber nachdenken – im Jahr 2011
    gab es dazu Ansätze –, wie wir diese Versäulung überbrü-
    cken können und gerade in den Bereichen der Außen-,
    Entwicklungs-, Sicherheits-, Wirtschafts- und auch der
    Innenpolitik enger zusammenarbeiten . Ich denke, das
    wird eine Herausforderung sein, der wir uns in der nächs-
    ten Legislaturperiode stellen müssen .

    Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Roderich Kiesewetter . – Nächster Red-

ner: Manuel Sarrazin für Bündnis 90/Die Grünen .


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Manuel Sarrazin


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Verehrte Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen

    und Kollegen! Ich glaube, es ist relativ klar, dass wir in
    den nächsten Monaten und im nächsten Jahr an die deut-
    sche Außenpolitik einen hohen Anspruch stellen müssen .
    Kollege Karl, Ihre „Abschiedsrede“ mit Blick auf den
    Bundesaußenminister in allen Ehren, aber ich muss sa-
    gen: Hoffentlich passiert bis dahin nichts mehr; da bin
    ich mir nämlich nicht so sicher . Ich glaube, wir werden
    Herrn Steinmeier bis Februar nächsten Jahres in ver-
    schiedenen Konflikten brauchen. Deswegen möchte  ich 
    hier keinen Abgesang anstimmen .

    Es ist klar, dass Deutschland in den nächsten Mona-
    ten für unsere Partner in Europa der Stabilitätsanker sein
    wird . Da hat diese Bundesregierung eine Lernkurve vor
    sich . Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie die Ne-
    benaußenpolitik von Herrn Gabriel oder Herrn Seehofer
    in Moskau bei unseren Partnern angekommen ist . Jetzt
    besteht nach der Verunsicherung im transatlantischen
    Verhältnis die Chance, über neue Möglichkeiten der Zu-
    sammenarbeit und der Vernunft, vielleicht in Warschau,
    vielleicht sogar ein bisschen in Budapest, zu reden .

    Ich erinnere mich sehr gut daran, dass das deutsch-fran-
    zösische Tandem seit Jahren nicht mehr in der Lage ist,
    essenzielle Fortschritte zu machen, und dass man sich
    in ganz vielen Politikfeldern zerstritten hat, anstatt ge-
    meinsame Lösungen zu finden. Le Pen, Trump, das ita-
    lienische Referendum, Brexit: Vielleicht, wenn Le Pen
    gewinnen und das angekündigte Frexit-Referendum
    wahrmachen würde, gäbe es in 2020 eine EU ohne Veto-
    macht im Sicherheitsrat und ohne Atomwaffen .

    Wir sollten uns dessen sehr bewusst sein, dass
    Deutschland der Stabilitätsanker in Europa sein muss
    und dass deswegen die deutsche Außenpolitik mit der
    Europapolitik Hand in Hand gehen muss, wodurch
    Frankreich, die kleinen Länder im Osten, Angebote für
    den Süden und eine Unterstützung für die europäischen
    Institutionen wieder in das Zentrum gestellt würden . Das
    wäre tatsächlich eine Veränderung der Politik der Bun-
    desregierung von Frau Merkel und sicherlich auch der
    Großen Koalition .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das andere, das uns klar sein muss, ist, dass wir unse-
    re Nachbarschaft stabilisieren müssen . Das müssen wir
    zwar im europäischen Konzert machen, aber Deutsch-
    land wird dabei eine wesentliche Rolle spielen . Stabili-
    sieren werden wir sie sicherlich mit Werten .

    Ich nenne in diesem Zusammenhang die Situation in
    der Türkei, die in ihrem Ausgang meiner Ansicht nach
    offen ist . Deswegen wäre es falsch, bei den Beitrittsver-
    handlungen nun den Stecker zu ziehen . Wir müssen im
    Gespräch bleiben . Klar ist aber auch, dass wir in den Ge-
    sprächen unsere Werte deutlich machen müssen und der
    so verhängnisvolle Vorwurf von doppelten Standards die

    Roderich Kiesewetter






    (A) (C)



    (B) (D)


    eigene Position und die eigene Glaubwürdigkeit unter-
    miniert .

    Wir haben die Situation auf Zypern, wo vorgestern die
    Verhandlungen vorläufig abgebrochen worden sind. Ich 
    bin sehr froh, dass sich die deutsche Bundesregierung
    und auch der Bundesaußenminister seit langer Zeit sehr
    aktiv in die Zypern-Verhandlungen eingebracht haben .

    Wir haben die Situation auf dem westlichen Balkan .
    Uns ist doch klar, dass vor dem Hintergrund, dass die
    amerikanische Rolle infrage steht, auch die wichtige
    Rolle der Amerikaner bei der Heranführung der Balkan-
    staaten an die Europäische Union vielleicht nicht unver-
    ändert bleibt und dass wir mit unseren Werten – statt mit
    anderen Dingen – in diese Lücke hineingehen müssen .

    Wir müssen die Ukraine reformieren, um sie zu sta-
    bilisieren, und dürfen dabei keinen Zweifel aufkommen
    lassen, dass die territoriale Integrität der Ukraine für uns
    genauso undiskutierbar ist wie die Notwendigkeit von
    Reformen, um dieses Land zu verändern . Wir müssen
    klarmachen, dass unsere Solidarität in Zentraleuropa
    nicht in Zweifel gezogen werden kann, weder durch Gas-
    pipelines noch – ich sage einmal – durch Nebenstimmen
    der deutschen Außenpolitik, die ich gerade zitiert habe .

    Wir dürfen auch nicht vergessen, dass auch die Ent-
    wicklung in der MENA-Region sehr, sehr wichtig für
    uns ist . Dazu hat Herr Nouripour schon sehr deutlich ge-
    macht, dass es nicht allein darum geht, Abschiebeabkom-
    men auszuhandeln; vielmehr wird die Stabilität in dieser
    Region eine der großen Herausforderungen für uns wer-
    den, gerade wenn die Zeiten schlechter werden sollten .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das Ganze muss damit einhergehen, dass wir, wie
    Herr Steinmeier richtig gesagt hat – auch wenn vielleicht
    mit einer Wahl in Frankreich alles ein bisschen perdu
    sein könnte –, die Politikfelder, in denen die Europäische
    Union mehr liefern und vorankommen muss, vorantrei-
    ben müssen: die Wirtschafts- und Währungsunion, den
    digitalen Binnenmarkt, die Sicherheitszusammenarbeit,
    das soziale Europa, die Umsetzung des Pariser Klima-
    abkommens, die Flucht- und Migrationspolitik und na-
    türlich auch den Austausch zwischen den Menschen in
    Europa .

    Deswegen gilt es, jetzt klarzumachen: Deutschland ist
    der Stabilitätsanker in Europa und versucht damit, Euro-
    pa als den Anker zu bewahren, den es jetzt gerade nach
    der Wahl Trumps darstellen muss . Das geht nur, wenn
    wir zusammenhalten und Europa stärken . Das alles steht
    meiner Ansicht nach am Ende unter einem Begriff; das
    ist der alte Begriff Schumans: die Solidarität der Tat .

    Vielleicht ist das die europäische Übersetzung des Bi-
    belzitats, das hier die Runde gemacht hat . Wenn es darauf
    ankommt: Liefern und nicht in irgendwelchen innenpoli-
    tisch orientierten Debatten verharren und auf die nächste
    Wahl blicken!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist ein Appell an alle . Auch wir haben nächstes
    Jahr eine Bundestagswahl . Wir können es uns nicht leis-
    ten, die Politikfelder der Europäischen Union nächstes

    Jahr in irgendwelche populistischen Debatten hineinzu-
    ziehen .

    Ich möchte in diesem Zusammenhang an andere Irr-
    wege dieser Bundesregierung erinnern: Wenn man ange-
    sichts der Debatten, die wir hier führen, bedenkt, dass vor
    anderthalb Jahren von der deutschen Bundesregierung
    der Vorschlag kam, Griechenland gegen seinen Willen
    aus dem Euro rauszuschmeißen, dann merken wir doch,
    welche Irrwege Ihre Regierung in den letzten Jahren hin-
    ter sich gebracht hat .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich möchte mit Blick auf die aktuelle Lage sagen: Kei-
    ne Griechenland-Eskapaden von CDU/CSU im nächsten
    Jahr bis zur Bundestagswahl! Bitte, bitte nicht! Diese
    Zeiten sind hoffentlich vorbei .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg . Stefan Liebich [DIE LINKE] – Michael Brand [CDU/CSU]: Die Bundesregierung ist gar nicht gefordert! So viel zum Thema Europarecht!)


    Ich komme zum Schluss . Deutschland auf Kurs hal-
    ten heißt: für ein starkes Europa reden und nicht einfach
    nachplappern: Ein halbstarkes Deutschland wäre gut . –
    Das sagt die AfD . Ich will das nicht aus Ihren Reihen
    hören . Ich möchte es auch nicht von Frau Wagenknecht
    hören . Populismus ist keine Lösung, auch nicht im Um-
    gang mit Populisten .

    Danke .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Zwei Populisten!)