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ID1818612100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/186 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Inhalt: Würdigung von Bundespräsident a. D. Walter Scheel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18407 A Begrüßung des Olympiateilnehmers Andreas Toba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18408 B Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 18414 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18418 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18423 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18423 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18427 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18432 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18434 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18437 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18438 D Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 18440 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18442 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18443 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18444 B Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18445 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18447 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18448 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18449 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18452 C Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 18453 D Dr . Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18456 A Michelle Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18457 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 18458 C Dr . Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18459 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18461 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18462 D Dr . Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18463 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016II Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18465 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18466 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18468 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18470 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 18472 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18473 B Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18475 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18477 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18478 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18480 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 C Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 D Dr . Karl A . Lamers (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18481 C Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18483 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18484 B Dr . Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18485 D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 18486 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18489 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18490 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18492 A Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . . 18493 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18494 C Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18496 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18497 B Dagmar G . Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18498 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18500 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18501 D Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18503 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18504 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 18505 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18407 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Gabriela Heinrich (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18505 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 07 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 07 .09 .2016 Bülow, Marco SPD 07 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 07 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 07 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 07 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 07 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 07 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 07 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 07 .09 .2016 Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 07 .09 .2016 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 07 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 07 .09 .2016 Rix, Sönke SPD 07 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 07 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 07 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 07 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 07 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 07 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 07 .09 .2016 Storjohann, Gero CDU/CSU 07 .09 .2016 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 07 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 07 .09 .2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 186. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gabi Weber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin, ich hoffe, dass ich die-

    ser Erwartung gerecht werde . Mal sehen!

    Der Entwurf des Einzelplans 23 für 2017 ist zum
    zweiten Mal in Folge der höchste Etat in der Geschich-
    te des Entwicklungsministeriums . Mit Gesamtausgaben
    in Höhe von knapp 8 Milliarden Euro sind 580 Millio-
    nen Euro mehr vorgesehen als im Haushalt 2016 . Das
    entspricht einer Steigerung von über 7 Prozent . Das
    kann sich durchaus sehen lassen . Die Kanzlerin hatte
    für Deutschland während unserer G-7-Präsidentschaft
    zugesagt, dass wir uns im Entwicklungsbereich stärker
    engagieren werden . Dazu ist dieser Haushaltsentwurf zu-
    mindest ein guter Schritt .

    Wenn man sich anschaut, wer von dieser Erhöhung
    profitiert, stellt man fest: Es ist insbesondere die bila-
    terale staatliche Entwicklungszusammenarbeit mit über
    527 Millionen Euro mehr als bisher. Die Verpflich-
    tungsermächtigungen – darauf sollten wir vielleicht
    noch einmal schauen, Frau Weiss – werden um mehr als
    1,5 Milliarden Euro auf insgesamt 8,9 Milliarden Euro
    erhöht . Diese Erhöhung ist vor allem auf die geplante
    Beteiligung Deutschlands an der 18. Wiederauffüllung
    der Mittel der Internationalen Entwicklungsorganisation
    zurückzuführen . Sie ist deshalb wichtig, weil sie als Ein-
    richtung der Weltbank zinslose Kredite und Zuschüsse an
    die Ärmsten ihrer Mitglieder vergibt .

    Wie Sie sehen, liebe Kolleginnen und Kollegen, haben
    Haushaltsdebatten – das haben wir eben miterlebt – sehr
    viel mit Zahlen zu tun, und das ist schon sehr ermüdend .
    Trotzdem ist es wichtig, sich diese Zahlen anzuschauen,
    sie aber auch politisch greifbar zu machen für die Men-
    schen, die diese Debatte verfolgen – sei es hier, sei es
    aber auch an anderer Stelle –, damit sie ein bisschen ver-
    stehen, um was es hier eigentlich geht .

    Was machen wir mit diesem Mehr an Geld konkret?
    Wir erhöhen die Ausgaben für die Bekämpfung von
    Krisen und Fluchtursachen, wir stärken die bilaterale
    staatliche Entwicklungszusammenarbeit mit den Partner-
    ländern direkt, und wir erhöhen die Möglichkeiten des zi-
    vilgesellschaftlichen Engagements; da werden 34 Millio-
    nen Euro mehr gegeben, um Kirchen und private Träger
    zu unterstützen und die Sozialstruktur zu fördern . Leider
    wird der Etat des Zivilen Friedensdienstes nicht erhöht .


    (Heike Hänsel [DIE LINKE]: Genau, eben!)


    Im Bereich der Förderung von Medien, des Zugangs zu
    Informationen und der Meinungsfreiheit in unseren Ko-
    operationsländern durch die Deutsche Welle Akademie
    wird der Mittelansatz sogar um 3 Millionen Euro ge-
    kürzt . Das halte ich für nicht zielführend . Hier besteht
    während der Beratungen unbedingt Handlungsbedarf .


    (Beifall bei der SPD)


    Natürlich wünsche ich mir als Fachpolitikerin immer
    noch mehr Mittel für die vielen Ausgaben, die wir in der
    Entwicklungszusammenarbeit stemmen müssen . Flucht
    hat Ursachen, und deren Verminderung kostet nun ein-
    mal Geld, Geld, das aber gut angelegt ist; denn es hilft,
    den Menschen in ihrer Heimat Möglichkeiten für ein bes-

    Dagmar G. Wöhrl






    (A) (C)



    (B) (D)


    seres und sicheres Leben zu eröffnen. Menschen, die so-
    wohl materielle als auch ideelle und politische Freiräume
    haben, müssen und wollen nicht fliehen.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich erwähnte ein-
    gangs, dass es mir wichtig ist, nicht nur über das Zahlen-
    werk zu sprechen . Was erleben wir, wenn wir unterwegs
    sind, was mit diesem Geld geschieht? Ich war in der letz-
    ten Woche mit Staatssekretär Thomas Silberhorn auf ei-
    ner sehr informativen Reise in Israel und den palästinen-
    sischen Gebieten . Wir haben geschaut, wie unsere Arbeit
    im Entwicklungsbereich dort funktioniert, die allerdings
    nicht störungsfrei vonstattengeht . Umso wichtiger ist es,
    genau hinzuschauen .

    Ich bin dabei auf einen Verein aus dem Wendland ge-
    stoßen – vielleicht haben Sie den Namen schon einmal
    gehört –, KURVE Wustrow, der eine wunderbare Arbeit
    leistet und seine Erfahrungen aus den gewaltfreien Ak-
    tionen der Antiatombewegung zur Konfliktentspannung
    in Israel und Palästina umsetzt . Er arbeitet mit Partner-
    organisationen in der Westbank, aber auch mit Frauen in
    Israel zusammen . Dazu kann man nur sagen: Das ist zi-
    vile Krisenprävention im besten Sinne . Davon brauchen
    wir mehr .


    (Beifall bei der SPD und der LINKEN)


    In meiner Heimatregion gibt es mit dem Verein Eire-
    ne einen internationalen Friedensdienst . Ich habe seine
    Expertise bei meinen Bemühungen für Burundi und die
    Befriedung des dortigen Konfliktes kennen- und schät-
    zen gelernt . Vor allem aber ist diese Organisation noch
    dort, wo alle anderen gegangen sind, zum Beispiel im
    Ostkongo, in einem vergessenen Konflikt. Auch dort geht
    es darum, die Arbeit zu verstetigen und den Menschen
    die Möglichkeit zu geben, zu bleiben . Das sollte nicht
    mit einmaligen Summen für ein Jahr sichergestellt wer-
    den . Hier muss es eine vertrauensvolle langfristige Arbeit
    geben, und dafür wird mehr Geld gebraucht und nicht
    weniger .


    (Beifall bei der SPD)


    Darüber hinaus brauchen wir Möglichkeiten, um jene
    zu unterstützen, die Medienkompetenz vermitteln . So
    braucht die Deutsche Welle ebenfalls mehr Geld . Wir
    sollten auch Organisationen wie Reporter ohne Grenzen
    verstärkt unterstützen,


    (Beifall der Abg . Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    da auch dort eine wichtige Arbeit geleistet wird . Sie un-
    terstützen jene, die in ihren Ländern keine Möglichkeiten
    haben, für offene Kommunikation zu sorgen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Diese Beispiele verdeutlichen, warum ich es für abso-
    lut notwendig halte, Kürzungen zu korrigieren und einen
    Aufwuchs an anderen Stellen vorzunehmen .

    Ich versuche, mit einer Minute hinzukommen . – Ent-
    wicklung braucht Zeit, Konfliktprävention und Krisen-
    nachsorge ebenso . Wir brauchen keine kurzfristigen Ant-
    worten auf aktuelle Flüchtlingsströme, sondern müssen

    unsere Entwicklungszusammenarbeit langfristig verste-
    tigen und vernünftig aufbauen und aufwachsen lassen .
    Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang: Woher
    kommt das Geld? Dazu gehört für mich immer noch die
    Finanztransaktionsteuer . Sie darf nicht beerdigt werden .


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg . Heike Hänsel [DIE LINKE])


    Sie soll uns Mehreinnahmen bringen, um diese Versteti-
    gung hinzubekommen . Ich denke, ich brauche an dieser
    Stelle nichts zum Bundesfinanzministerium zu sagen.

    Im Übrigen bin ich der Meinung, dass wir uns bei der
    zügigen Erreichung der ODA-Quote von 0,7 Prozent
    nicht auf die jetzige Steigerung verlassen dürfen . Die An-
    rechnung der Flüchtlingskosten in Deutschland ist zwar
    OECD-konform; aber wir sollten immer beide Quoten –
    mit und ohne Flüchtlingskosten – ausweisen, damit wir
    eine Orientierung haben . EZ-Geld, das in den Herkunfts-
    ländern der Geflüchteten ausgegeben wird, hilft uns
    mehr, die Fluchtursachen zu bekämpfen . Bei uns scheint
    es durch die Anrechnung nur Symptome zu lindern .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg . Frank Heinrich [Chemnitz] [CDU/CSU])




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Der Kollege Volkmar Klein hat für die CDU/

CSU-Fraktion das Wort .


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Volkmar Klein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Wir haben ja heute, wie ich meine, schon sehr
    eindrückliche Schilderungen der allgemeinen Rahmen-
    bedingungen gehört, eben durch Minister Gerd Müller,
    aber heute Morgen auch schon durch die Bundeskanzle-
    rin und Volker Kauder . Im internationalen Umfeld – im
    Grunde könnte man besser von der internationalen Fragi-
    lität sprechen, in der wir uns auch als Haushaltsgesetzge-
    ber bewegen – erleben wir, dass viele Menschen in vie-
    len Ländern einfach keine Chance haben, dass sie keine
    Perspektiven in ihrem eigenen Land sehen . Das Leben
    in Lagern wird natürlich immer unbefriedigend bleiben;
    aber selbst in friedlichen Ländern gibt es mangels Chan-
    cen eine enorme Landflucht. Beispielsweise wandern die
    Menschen in den Subsahara-Ländern aus dem Norden
    in die südlicher gelegenen Hauptstädte nach Lomé oder
    nach Accra und sorgen da für immer größer werdende
    Probleme .

    Viele bei uns im Land sagen: Das alles sind doch nicht
    unsere Probleme . Wir haben genug eigene Probleme . –
    Das sind Klagen auf hohem Niveau; aber, geschürt von
    Populisten von links und rechts, wird ja ein bisschen das
    Gefühl vermeintlicher Benachteiligung kultiviert . Dabei
    ist in Wirklichkeit das, was wir an Rahmenbedingungen
    geschildert bekommen haben, schon unser Problem: ei-

    Gabi Weber






    (A) (C)



    (B) (D)


    nerseits ethisch – unsere Verantwortung für den Nächsten
    endet eben nicht an unseren Grenzen –,


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    dann aber auch ganz praktisch . Die Probleme mögen
    zwar in anderen Teilen der Welt entstanden sein . Sie
    kommen aber zu uns, wenn wir nicht sehr viel mehr tun,
    um Fluchtursachen zu bekämpfen .

    In diesem allgemeinen Umfeld ist, denke ich, der Ent-
    wurf für den Gesamthaushalt 2017 eine ziemlich gute
    Antwort, vor allen Dingen die davon ausgehende Stabi-
    lität . In dem weltweit fragilen Umfeld gilt Deutschland
    als Hort der Stabilität . Das ist auch wichtig; denn mit
    unserer Stabilität und Bonität können wir vielen helfen
    und segensreich in unserer näheren und weiteren Umge-
    bung wirken . Von dem Signal über Jahre ausgeglichener
    Haushalte gehen Zuversicht und Zukunftsvertrauen aus .
    Das ist im Grunde genommen die Grundlage für weitere
    Investitionen und eine auch künftig erfolgreiche wirt-
    schaftliche Entwicklung . Die brauchen wir aber auch,
    um stark zu bleiben .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Das kann man auch am Haushalt des BMZ sehen . Der
    Einzelplan 23 ist, wie ich glaube, die richtige Antwort auf
    die genannten Probleme; im Übrigen lebt er aber auch
    von langfristiger Stabilität . Das kann man auch an Zah-
    len festmachen . Sabine Weiss hat eben beklagt, dass im
    Bereich der Finanziellen Zusammenarbeit die Verpflich-
    tungsermächtigungen im Entwurf ein Stück niedriger an-
    gesetzt sind . Aber es handelt sich ja um einen Entwurf,
    und über all diese Fragen werden wir in den nächsten
    Wochen intensiv beraten .

    Insgesamt betragen die im Haushaltsentwurf ausge-
    brachten Verpflichtungsermächtigungen 8,9 Milliarden
    Euro . Sie sind damit deutlich angestiegen und summie-
    ren sich dann, wenn wir diesen Haushalt beschlossen
    haben, auf ausstehende Verpflichtungsermächtigungen
    in Höhe von 42 Milliarden Euro, und zwar nur im Ein-
    zelplan 23 . Das heißt, wir versprechen für die Zukunft,
    diese 42 Milliarden Euro aufzubringen und einzusetzen .
    Das geht natürlich nur, wenn wir stark bleiben und die-
    se Gelder unsererseits überhaupt erst erarbeiten können .
    Deswegen: Stabilität ist die Grundlage erfolgreicher Ent-
    wicklungszusammenarbeit .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir brauchen aber natürlich auch jetzt sofort Geld und
    nicht nur für künftige Verpflichtungsermächtigungen.
    Der Ansatz für unseren Einzelplan steigt allerdings auch
    2017 weiter deutlich, nämlich von 7,4 auf rund 8 Milli-
    arden Euro . Man muss sich einmal daran erinnern, dass
    2005 noch eine 3 vor dem Komma stand . Daran wird
    klar, dass in den letzten Jahren eine wahnsinnig große
    Steigerung gelungen ist .

    Dieses Geld wird aber auch gebraucht, und zwar für
    die Menschen rund um Syrien . Wir haben schon Bei-
    spiele gehört: Cash for Work ist ein wirklich hilfreiches
    Instrument, die Bezahlung von Lehrern in Lagern für
    syrische Kinder in der Türkei . Nebenbei ist es auch ein

    Produkt guter deutsch-türkischer Zusammenarbeit . – Das
    alles ist sehr wichtig, aber im Grunde nicht die Entwick-
    lungszusammenarbeit, die ich mir vorstelle; denn eigent-
    lich ist das nur Solidarität, die ohne Bürgerkrieg gar nicht
    nötig gewesen wäre . Wir dürfen angesichts der aktuellen
    Probleme die langfristige Entwicklungszusammenarbeit
    mit Afrika nicht vergessen . Die Dynamik in Afrika ist
    leider sehr viel kleiner als beispielsweise in den Län-
    dern Asiens, wo viele Länder längst raus sind aus dem
    Bereich der Entwicklungszusammenarbeit . Dabei gibt
    es ein tolles afrikanisches Sprichwort: Bewirte deinen
    Freund zwei Tage lang, am dritten Tag drücke ihm eine
    Hacke in die Hand. – Ich finde, das ist ein grandioses
    Sprichwort . Der Freund muss selbst etwas leisten . Hilfe
    zur Selbsthilfe . Hängematte ist nicht, sagt das afrikani-
    sche Sprichwort .

    Das ist es, über das wir immer wieder neu nachden-
    ken müssen: Was ist Hilfe zur Selbsthilfe? Ausbildung
    natürlich . Die meisten Länder sind begeistert, teilhaben
    zu können an unseren Erfahrungen mit dem dualen Aus-
    bildungssystem . Gesundheit ist auch ein Stück Hilfe zur
    Selbsthilfe .

    Ich komme gerade von einer Veranstaltung des
    GFATM . „No wealth without health“ war das Motto . Ge-
    nau richtig . Deswegen ist es auch richtig, dass wir den
    Globalen Fonds auch in Zukunft stark unterstützen, si-
    cher auch mehr, als jetzt auf dem Papier steht . Der Glo-
    bale Fonds war in der Vergangenheit allerdings relativ
    wenig flexibel, was die nationalen Beistellungen angeht.
    Vielleicht hat die zwischenzeitliche Erfahrung bei GAVI
    für eine größere Flexibilität gesorgt . In Zukunft sind na-
    tionale Beistellungen möglich . Ich glaube, dass wir mit
    einem ordentlichen und sehr viel höheren Angebot als
    675 Millionen Euro in der nächsten Woche bei der Kon-
    ferenz in Kanada sein können .

    Also: Ausbildung und Gesundheit sind wichtig . Aber
    am Ende werden Jobs gebraucht . Es wird sich selbst tra-
    gende Arbeit gebraucht und damit das Empfinden der
    Menschen, Chancen zu haben . Gerade wurden schon
    Reiseberichte ausgetauscht . Ich war letzte Woche in
    Togo: ganz süß, liebevolle Ausbildung für Schlosser . Die
    haben sogar Kleinstöfen gebaut . Die Maurer nebenan
    hatten ganz simple handbetriebene Formen, Maschinen
    für Ziegelsteine . Die haben sie noch nicht einmal selber
    gebaut, sondern importiert . Wenn aber jemand Schlosser
    lernt, dann muss ihm doch auch ein Unternehmergeist
    mit auf den Weg gegeben werden . Bei uns heißt „duale
    Ausbildung“ doch nicht nur, Kenntnisse weiterzugeben,
    sondern, die Grundlage für Unternehmer zu schaffen, da-
    mit sie anschließend Arbeitsplätze schaffen und eine sich
    selbst tragende Entwicklung in Gang setzen .

    Ich glaube, wir brauchen viel mehr Ideen . Wir müssen
    mehr mit der Wirtschaft zusammenarbeiten, und zwar
    nicht nur mit unserer, deren Investitionen dringend ge-
    braucht werden . Wir brauchen mehr Zusammenarbeit mit
    der Wirtschaft vor Ort . Wenn einfachste Vorrichtungen
    vor Ort nicht selber gebaut werden, sondern importiert
    werden müssen, dann fehlen den Menschen die Chancen .
    Deswegen brauchen wir neue Ideen . Die Aneinanderrei-
    hung von Projekten ist nicht genug . Wir müssen unsere
    eigenen Strukturen überdenken und kreativer werden .

    Volkmar Klein






    (A) (C)



    (B) (D)


    Wettbewerb hilft meistens . Unsere zu Recht gelobte
    GIZ – in aller Welt anerkannt – könnte vielleicht auch
    noch ein bisschen besser werden, wenn sie an der einen
    oder anderen Stelle etwas mehr dem Wettbewerb ausge-
    setzt wäre .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Es wurde eben gesagt: Auch bei der KfW verändern
    sich die Erfahrungen . Es bestand Barmittelknappheit,
    weniger wegen unserer Entscheidungen zum Haushalt –
    wir haben im letzten Jahr knapp 300 Millionen Euro zu-
    gunsten des Titels „Fluchtursachen bekämpfen“ umge-
    schichtet –, sondern weil sich bei den Projektmitteln die
    Abflussgeschwindigkeit erheblich erhöht hat. Wir wollen
    ja, dass das Geld schnell in den Ländern ankommt, in de-
    nen es um die Bekämpfung von Fluchtursachen geht . Es
    ist also richtig, dass das Geld schneller abfließt. Das hat
    dort allerdings für einige Schwierigkeiten im Hinblick
    auf eine sichere Prognose geführt . Müssen wir erwarten,
    dass sie da in Zukunft besser werden? Wir werden auch
    dieses Problem im Rahmen der Haushaltsberatungen si-
    cherlich näher beleuchten und auch lösen .

    Ich glaube, dass der Haushalt – ich wiederhole mich –
    eine gute Antwort auf die aktuelle Lage in der Welt ist .
    Auch der Einzelplan 23 ist eine richtige Antwort; er wird
    der deutschen Verantwortung in der Welt gerecht und
    sorgt für Chancen, und das sowohl ethisch als auch prak-
    tisch . Ich würde mich freuen, wenn wir in aller Sachlich-
    keit, mit Engagement und Herzblut im Laufe der Haus-
    haltsberatungen in den nächsten Wochen über noch mehr
    Verbesserungen reden könnten und am Ende einen noch
    besseren Haushalt für das nächste Jahr beschließen könn-
    ten .

    Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)