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    Plenarprotokoll 18/138 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 138. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. November 2015 Inhalt: Gedenken an die Opfer der Pariser Attentate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13497 A Begrüßung der Delegation von Parlamentari- ern aus Usbekistan unter Vorsitz von Herrn Shadmanov . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13518 D Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksachen 18/5500, 18/5502 . . . . . . . . 13498 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksachen 18/5501, 18/5502, 18/6127 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13498 B I .1 Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidi- alamt Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13498 B I .2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag Drucksachen 18/6102, 18/6124 . . . . . . . . 13498 B I .3 Einzelplan 03 Bundesrat Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13498 C I .4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen Drucksachen 18/6108, 18/6124 . . . . . . 13498 C b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13498 D Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13498 D Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13500 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13501 D Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13503 A Dr . Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13504 D Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13506 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13507 B Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13508 D Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 13510 B Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13511 D Dr . Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 13513 D Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13515 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 13516 A Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13517 D I .5 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Na- turschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksachen 18/6115, 18/6124 . . . . . . . . 13519 B Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13519 B Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . . 13521 A Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13522 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015II Josef Rief (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13523 C Dr . Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13525 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13526 C Hubertus Zdebel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13527 C Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 13528 D Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13531 C Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13532 D Christian Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13533 D Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13535 A Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13536 B Christian Haase (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13537 C I .6 a) Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Drucksachen 18/6106, 18/6124 . . . . . 13540 A b) Einzelplan 21 Bundesbeauftragte für den Daten- schutz und die Informationsfreiheit Drucksachen 18/6119, 18/6124 . . . . . . 13540 A Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13540 B Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13541 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13543 A Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13544 B Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13546 B Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13548 C Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13549 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13551 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 13553 A Dr . Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 13554 D Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13556 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13557 C Susanne Mittag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13558 D I .7 a) Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz Drucksachen 18/6107,18/6124 . . . . . . 13560 B b) Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13560 B Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 13560 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13562 A Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13562 B Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13564 B Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 13565 C Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 13568 A Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 13570 B Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 13571 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13573 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 13575 A Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . 13575 C Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13577 D Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13578 D I .8 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13580 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13580 C Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13581 D Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13583 B Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 13584 C Dr . Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13587 A Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 13590 A Dr . Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 13591 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13593 A Stephan Albani (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13593 D Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13595 C Saskia Esken (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13596 A Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 13597 B Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 13598 D Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 13599 B René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13599 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13601 B Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 13603 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015 13497 138. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. November 2015 Beginn: 10 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Vizepräsidentin Claudia Roth (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015 13603 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albsteiger, Katrin CDU/CSU 24 .11 .2015 Binder, Karin DIE LINKE 24 .11 .2015 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Ernstberger, Petra SPD 24 .11 .2015 Gundelach, Dr . Herlind CDU/CSU 24 .11 .2015 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 24 .11 .2015 Hartmann, Sebastian SPD 24 .11 .2015 Heiderich, Helmut CDU/CSU 24 .11 .2015 Jung, Andreas CDU/CSU 24 .11 .2015 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lagosky, Uwe CDU/CSU 24 .11 .2015 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 24 .11 .2015 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 24 .11 .2015 Nissen, Ulli SPD 24 .11 .2015 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Schick, Dr . Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Schnieder, Patrick CDU/CSU 24 .11 .2015 Strässer, Christoph SPD 24 .11 .2015 Westphal, Bernd SPD 24 .11 .2015 Wicklein, Andrea SPD 24 .11 .2015 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 138. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 01 Bundespräsident EPL 02 Bundestag EPL 03 Bundesrat EPL 08 Finanzen EPL 20 Bundesrechnungshof EPL 16 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit EPL 06 Innen EPL 21 Datenschutz und Informationsfreiheit EPL 07 Justiz und Verbraucherschutz EPL 19 Bundesverfassungsgericht EPL 30 Bildung und Forschung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Vielen Dank . – Als nächster Redner hat der Bundes-

    minister Dr . Thomas de Maizière für die Bundesregie-
    rung das Wort .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des In-
    nern:

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Der Einsatzleiter der französischen Polizei berichtete
    seine ersten Eindrücke vom Tatort im Theater Bataclan –
    ich zitiere –:

    Als das Attentat im Theater Bataclan beendet war,
    gab es einen Moment der Stille . Polizisten und Ret-
    tungskräfte schauten durch die Räume, in denen die
    Täter ihre Morde begangen hatten . Dann klingelten
    Handys . 50, 60 oder 80 Stück . Immer wieder . Es
    waren die Telefone der Opfer . Anrufe von Freunden,
    Familien und Angehörigen . Anrufe, die niemals be-
    antwortet werden .

    Das war ein Bericht, der mich in den letzten Tagen be-
    sonders bewegt hat .

    Ein zweites Dokument, das mich bewegte, war der
    Brief von Antoine Leiris – viele werden ihn gelesen ha-
    ben –, der bei der Terrorserie in Paris seine Frau verlor . Er
    hat sich in einem emotionalen Brief an den IS gewandt .
    Auch daraus will ich zitieren:

    Meinen Hass bekommt ihr nicht . . . . Euren Hass mit
    Wut zu beantworten, würde bedeuten, sich der glei-
    chen Ignoranz wie der euren hinzugeben . Ihr wollt,
    dass ich Angst habe, dass ich meinen Mitbürgern
    misstraue, dass ich meine Freiheit für Sicherheit op-
    fere . . . . Ich werde so weitermachen wie zuvor .

    Was für starke Worte!


    (Beifall im ganzen Hause)


    Ob ich einen solchen Brief schreiben könnte, weiß ich
    nicht . Diese Worte zeigen: Stärke entsteht auch durch uns
    selbst . Wir sollten zeigen, dass wir uns die freiheitlichen
    Werte unserer Demokratie nicht nehmen lassen . Der Ter-
    ror trifft uns alle . Aber der Terror wird nie stärker sein als
    die Freiheit .


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir sind im Angesicht des Terrors aber auch nicht
    leichtsinnig, sondern entschlossen . Wir ziehen dort Kon-
    sequenzen, wo sie nötig sind – in Deutschland und in Eu-
    ropa . Unsere Sicherheitsbehörden gehen allen Hinweisen
    nach . Es gibt keine Garantie gegen Terroranschläge, aber
    unser Land ist wachsam und wehrhaft . Unsere Sicher-
    heitsbehörden im Bund und in den Ländern sind auf die
    terroristische Bedrohung eingestellt .

    Nach den Anschlägen von Paris haben wir sofort wei-
    tere Maßnahmen für die Sicherheit in Deutschland ergrif-
    fen . Das beginnt bei dem engen Austausch mit unseren
    französischen Partnern, auch was mögliche Bezüge nach
    Deutschland betrifft . Es gibt eine erhöhte Polizeipräsenz
    an Flughäfen und Bahnhöfen sowie verstärkte Grenzkon-
    trollen . Die islamistischen Gefährder und ihre Sympathi-
    santen sind „unter Wind“ . Am Freitag haben wir im Kreis
    der europäischen Amtskollegen wichtige Beschlüsse ge-
    fasst . Sie betreffen verstärkte Grenzkontrollen an den
    EU-Außengrenzen, endlich eine Einigung über das euro-
    päische Fluggastdatenabkommen, über das Jahre verhan-
    delt wurde, sowie Standards für den Gebrauch und die
    Kennzeichnung von Schusswaffen . All das ist gut .

    Sicherheit in Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit .
    Das spüren wir in diesen Tagen . Sicherheit ist auch das
    Ergebnis ständiger Wachsamkeit und des Einsatzes der
    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Sicherheitsbe-
    hörden und der Polizeien von Bund und Ländern – Tag
    und Nacht . Ihnen allen möchte ich an dieser Stelle ganz
    ausdrücklich danken .


    (Beifall im ganzen Hause)


    Meine Damen und Herren, wir haben am letzten
    Dienstag schweren Herzens das Fußballländerspiel
    Deutschland gegen die Niederlande in Hannover abge-
    sagt . Es gab sich verdichtende Hinweise auf eine große

    Martin Gerster






    (A) (C)



    (B) (D)


    Gefährdung . Ob diese Hinweise tatsächlich zutrafen,
    wissen wir bisher nicht . Aber manchmal muss man eine
    solche Entscheidung ohne die Gewissheit treffen, ob eine
    derartige Lage zutrifft . Der Maßstab für eine solche Ent-
    scheidung lautet dann: Wir dürfen nicht voreilig jedem
    Hinweis glauben, sonst begeben wir uns in die Hände
    von solchen Hinweisgebern . Aber wenn nach gründlicher
    Prüfung eine Gefährdung wahrscheinlich sein kann, dann
    haben im Zweifel die Sicherheit und der Schutz von Le-
    ben und Gesundheit Vorrang . Und das muss der Maßstab
    auch für die Zukunft sein .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Diese Regierung hat nicht erst seit dem Anschlag von
    Paris Konsequenzen gezogen . Wir haben bereits mit dem
    Haushaltsentwurf 2016 im Kabinett ein Sicherheitspaket
    verabredet . Das war nach dem Anschlag im Januar . Der
    Haushaltsausschuss – die Berichterstatter haben es er-
    wähnt – hat noch einmal draufgelegt . Die Sicherheitsbe-
    hörden werden durch diesen Haushalt deutlich gestärkt .

    Insgesamt – nicht nur für den Kampf gegen den Ter-
    rorismus – bekommen die Sicherheitsbehörden knapp
    4 000 Stellen zusätzlich . Die Bundespolizei erhält neue,
    robuste Einheiten, zusätzliche Schutzausrüstung und
    Einsatzmittel . Die erste Einheit ist Ende dieses Jahres
    einsatzbereit . Auch das Bundesamt für Verfassungs-
    schutz wird im Bereich Extremismus- und Terrorismus-
    bekämpfung erheblich gestärkt .

    Mit dem beschlossenen Sicherheitspaket schaffen wir
    eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Bürgerinnen
    und Bürger in unserem Land sicherer leben können .


    (Frank Tempel [DIE LINKE]: Scheinbar!)


    – Nicht scheinbar, sondern wir tun alles dafür, dass sie
    sicherer leben können als zuvor . Eine Garantie gegen An-
    schläge gibt es nicht . Ich wiederhole das .

    Nun wird – Herr Gerster hat darauf hingewiesen –
    in diesen Tagen oft gefragt, und zwar manchmal arglos
    und manchmal arglistig: Kommen mit den Flüchtlingen
    auch Terroristen in unser Land? Ich möchte noch einmal
    betonen – Frau Hajduk hat auch darauf hingewiesen –,
    was ich in den letzten Tagen und auch schon am Samstag
    mehrfach gesagt habe: Niemand schlage bitte vorschnell
    einen Bogen von den Ereignissen in Paris zur Flücht-
    lingsdebatte . Der Kampf gegen Terror braucht Gemein-
    samkeit, nicht den sonst üblichen Streit .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Deutschland nimmt viele, sehr viele Flüchtlinge auf,
    die selbst vor der brutalen Gewalt des sogenannten „Is-
    lamischen Staates“ geflohen sind. Bisher gibt es kei-
    nen Nachweis für ein systematisches Einschleusen von
    IS-Kämpfern, getarnt als Flüchtlinge . Aber wir gehen
    jedem Hinweis nach und werden das auch in Zukunft tun .

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir stellen uns unse-
    rer humanitären Verantwortung . Wer in Deutschland be-
    rechtigt Schutz erbittet, der wird Schutz bekommen . Wir

    müssen dazu genau hinschauen und prüfen, wer zu uns
    kommt und warum . Das ist der Grund, warum für mich
    ein geordnetes Verfahren bei der Prüfung der Identität
    aller Asylbewerber und Flüchtlinge so wichtig ist . Nur
    durch eine geordnete Erfassung aller Flüchtlinge können
    wir feststellen, wer woher zu uns kommt, wer welchen
    Schutzstatus braucht und wie wir die Lasten in unserem
    Land gerecht verteilen .

    Deshalb arbeiten wir auch mit Hochdruck an einem
    Ankunftsausweis . Nur wer diesen Ausweis am richtigen
    Ort erhält, bekommt zukünftig Leistungen und ein Asyl-
    verfahren . Das bringt Ordnung ins Verfahren . Das haben
    wir in der Koalition verabredet . Insgesamt arbeiten wir
    daran, die Zahl der Flüchtlinge zu steuern, zu ordnen und
    zu reduzieren .

    Ich freue mich, dass wir mit diesem Haushalt neben
    dem Sicherheitspakt auch ein großes Asylpaket bekom-
    men werden . Das Bundesministerium des Innern und
    seine betroffenen Geschäftsbereichsbehörden erhalten
    im Rahmen dieses Pakets 900 Millionen Euro mehr . Das
    BAMF, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge,
    kann nun – davon war schon die Rede – 4 000 Mitarbei-
    ter zusätzlich einstellen .

    In den letzten Wochen haben wir viel bei der Beschleu-
    nigung der Verfahren erreicht . Das erste Asylpaket wur-
    de erarbeitet, beraten, beschlossen und ist in Kraft . Die
    Anzahl der im BAMF getroffenen Entscheidungen ist in
    den ersten beiden Wochen im November um 60 Prozent
    gegenüber September auf durchschnittlich 1 600 pro Tag
    erhöht worden . Und das ist erst der Anfang .

    Meine Aufforderung an die Länder ist: Wenn die An-
    träge von Asylbewerbern abgelehnt werden – und es wird
    noch sehr viele abgelehnte Asylanträge geben; das wis-
    sen alle Beteiligten – , dann müssen diese Personen unser
    Land auch wirklich verlassen, möglichst freiwillig oder
    sonst durch Abschiebung . Mit weiteren 150 Stellen für
    die Bundespolizei und anderen Maßnahmen werden wir
    die Länder bei ihren Rückführungsaufgaben gerne unter-
    stützen .

    Das THW erhält über 200 zusätzliche Stellen und
    Sachmittel für die Ortsverbände . Die großartige Arbeit
    des Technischen Hilfswerks und der anderen großen
    Hilfswerke wie die des Roten Kreuzes bei der Versor-
    gung von Flüchtlingen wird damit ausdrücklich gewür-
    digt . Herzlichen Dank dafür!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg . Roland Claus [DIE LINKE])


    Nun führen wir in allen Parteien – auch bei den Grü-
    nen; Frau Hajduk hat es zum Schluss ihrer Rede kurz an-
    gedeutet – eine Debatte über die Frage: Wie viele Flücht-
    linge kann und soll Deutschland aufnehmen?


    (Dr . Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Wir führen die Debatte nicht!)


    – Manche Kommunalpolitiker bei Ihnen diskutieren das,
    ehrlich gesagt, auch . Aber egal . – Und wir stellen die Fra-
    ge, die eigentlich genauso wichtig ist: Wie setzt man das
    um, wenn eine bestimmte Größenordnung, auf die man
    sich zuvor verständigt hat, überschritten ist?

    Bundesminister Dr. Thomas de Maizière






    (A) (C)



    (B) (D)


    Ich habe dazu im September vorgeschlagen und wie-
    derhole es hier: Europa sollte großzügige, abschließende
    Flüchtlingskontingente aufnehmen und fair in Europa
    verteilen . Ein solches Kontingent soll dann die Zahl der
    Flüchtlinge, die in Europa aufgenommen werden, zu-
    gleich begrenzen . Über Einzelheiten muss man reden .
    Ich freue mich aber, dass dieser Vorschlag nach und nach
    parteiübergreifend Zustimmung bekommt . Ich denke,
    wir sollten daran weiterhin gemeinsam arbeiten .

    Wir müssen den Blick weiter nach vorne richten und
    Antworten auf die Frage geben, was die Aufnahme von
    Flüchtlingen langfristig für unsere Gesellschaft bedeutet .
    Viele werden länger bei uns bleiben . Es ist daher eine der
    wichtigsten Aufgaben, den Menschen, die bleiben, eine
    Perspektive zu geben . Perspektiven eröffnen sich über
    die Sprache . Im Haushalt 2016 werden für Integrations-
    maßnahmen, also für Kurse und andere Maßnahmen, die
    Herr Gerster erwähnt hat, 326 Millionen Euro zusätzlich
    bereitgestellt . Wir werden damit denjenigen mit Bleibe-
    perspektive schnell eine Teilnahme am gesellschaftlichen
    Leben ermöglichen, mit Sprache, mit Arbeit und mit ge-
    sellschaftlichem Engagement . Wir erwarten dann aber
    auch, dass die Betreffenden mitmachen, sich anstrengen,
    Geduld haben, neugierig sind, unsere Gesetze achten und
    unsere Werte anerkennen, ja sie leben .

    Erfolgreiche Integration ist wichtig für dauerhafte Ak-
    zeptanz und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt .
    Für mich als Bundesinnenminister ist sie ein Kernanlie-
    gen . Wir sind dabei, unsere Integrationsangebote auszu-
    weiten und sie ressortübergreifend besser zu verzahnen .
    Ich werde den Bereich der Integration auch in meinem
    Haus stärker ausbauen . Was wir an Prävention und Inte-
    gration versäumen, werden wir später viel teurer bezah-
    len, und zwar in jeder Weise .


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wohl wahr!)


    Mangelnde Integration legt den Grundstein auch für Ab-
    lehnung, Hass und Gewalt . Wir schaffen auch mehr Si-
    cherheit durch Prävention und Integration .

    Die momentane Lage löst bei vielen Menschen Sorge,
    ja Ängste aus . Wir müssen über diese Ängste, die vielen
    Sorgen und Fragen offen diskutieren . Wir dürfen sie aber
    nicht verstärken, sondern müssen sie durch Arbeit ent-
    kräften .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das setzt voraus, dass wir die Lage ehrlich und unge-
    schönt analysieren sowie die Probleme zügig und mit
    Nachdruck angehen .

    Alle wissen, dass das Zeit braucht . Alle wissen, dass es
    nicht die eine Lösung und nicht den einen Schalter gibt,
    den man umlegt . Wir müssen deshalb verhindern, dass
    Rechtsextremisten Sorgen und Ängste der Menschen in-
    strumentalisieren . Offenbar sind bei einigen – auch über
    den engen Kreis der Rechtsextremisten hinaus – offene
    Hetze bis hin zu Aufrufen zu Gewalt gegen Flüchtlinge
    salonfähig geworden . Ich sage: Wer in diesem Land seine
    Freiheit lebt, von dem erwarten wir, dass er oder sie auf

    dem Boden des Grundgesetzes steht . Patrioten lieben ihr
    Land und hassen nicht Fremde .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg . Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Der Haushalt meines Ministeriums bzw . meines Ge-
    schäftsbereichs wächst in einem Jahr um 1,5 Milliarden
    Euro . Einen solchen Zuwachs hat es noch nie gegeben .
    Das entspricht einem Zuwachs des Einzelplans des BMI
    um rund ein Viertel . Ich danke den Haushältern sehr für
    diese großartige Hilfe und Unterstützung . Das ist ein
    starkes Bekenntnis für die Sicherheit unserer Bürgerin-
    nen und Bürger, für die Integration und für den gesell-
    schaftlichen Zusammenhalt in unserem Land . Das wäre
    Grund genug, dass alle Fraktionen diesem Haushalt zu-
    stimmten .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Als nächster Redner hat Frank Tempel

von der Fraktion Die Linke das Wort .


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Frank Tempel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

    und Herren! Mit Tausenden Geflüchteten, die in Deutsch-
    land Schutz suchen, mit Terroranschlägen in Paris und
    den Terrorwarnungen im eigenen Land steht momentan
    besonders die Innenpolitik im Fokus unserer Bevölke-
    rung . Aber wer ist für die Bewältigung dieser Aufgaben
    tatsächlich zuständig?

    Niemand von uns registriert Flüchtlinge oder bear-
    beitet Asylanträge . Der Bundestag ist auch nicht vor
    Ort, um Flüchtlinge unterzubringen und zu versorgen .
    Niemand von uns muss sich Flüchtlingen persönlich als
    Helfer oder Partner zur Verfügung stellen, niemand von
    uns muss sich Terroristen persönlich entgegenstellen . Für
    alle diese Aufgaben sollte der Bundesrepublik ein starker
    öffentlicher Dienst zur Verfügung stehen . Wir, die Legis-
    lative, haben den öffentlichen Dienst mit Gesetzen, Per-
    sonal, Logistik und Finanzen so auszustatten, dass er als
    Exekutive ausreichend für diese Aufgaben aufgestellt ist .

    Fakt ist: In Bund, Ländern und Kommunen wurden
    von 1991 bis 2013 2,1 Millionen Stellen abgebaut . Ein-
    sparungen waren bisher das Maß aller Dinge . Aber eine
    Frage haben Sie offensichtlich vergessen: Was muss der
    öffentliche Dienst leisten können, und was braucht er, um
    auch in Belastungssituationen, wie wir sie jetzt haben,
    diese Aufgaben erfüllen zu können? Hier haben Sie bis-
    her versagt .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Alle Warnungen über fehlende Stellen, zum Beispiel
    bei der Polizei, haben Sie in den Wind geschlagen . Die
    bewusste Ignoranz zahlen Beamtinnen und Beamte üb-
    rigens momentan mit zahlreichen Überstunden . Vom
    13 . September bis zum 16 . Oktober dieses Jahres ka-

    Bundesminister Dr. Thomas de Maizière






    (A) (C)



    (B) (D)


    men allein in der Bundespolizei 500 000 Überstunden
    zustande . Jetzt haben Sie dafür zumindest zusätzliche
    Stellen geschaffen . Aber in anderen Bereichen verstehen
    Sie immer noch nicht, dass es 2016 nicht auf die heilige
    schwarze Null im Haushalt ankommt, sondern ganz ein-
    fach auf die Bewältigung von Aufgaben . Um diese erfül-
    len zu können, müssen wir die Hebel da ansetzen, wo sie
    die bestmögliche Wirkung entfalten .

    Deswegen Schluss mit dem nutzlosen Gerede von Be-
    lastungsgrenzen und Obergrenzen . Erhöhen Sie stattdes-
    sen die Belastbarkeit der Kommunen . Diese bleiben nach
    wie vor auf einem Großteil ihrer Ausgaben sitzen und
    kommen deswegen mit ihren Aufgaben dort, wo direkt
    Personen betroffen sind, nur schleppend voran .

    Noch ein Punkt: Eine Frage von Menschlichkeit, aber
    auch Vernunft ist eine sehr viel stärkere Investition in
    Integration und Bildung für Geflüchtete. Das frühzeitige
    Gewähren von Sprachkursen ist doch keine Sozialhilfe,
    wie man bei Herrn Schäuble zu hören vermeint, sondern
    eine Investition in Chancen und Zukunft in durchaus bei-
    derseitigem Interesse .

    Beim Umgang mit Flüchtlingen in unserem Land sehe
    ich einen weiteren Aspekt . Wir senden in die Welt ein
    Signal von Menschlichkeit und Solidarität . Terrorismus
    wird sich nicht durch die Aufgabe von Freiheitsrechten
    und durch Gegengewalt bekämpfen lassen . Die Spirale
    von Hass und Gewalt muss gebremst, gestoppt und zu-
    rückgedreht werden .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wir müssen über die Ursachen von Terrorismus reden;
    denn nur wer die Ursachen kennt, sich damit beschäf-
    tigt und da ansetzt, bekämpft damit auch den Terroris-
    mus selbst . Terroristen – das muss man leider auch hier
    im Haus immer wieder wiederholen; ich erinnere an die
    Pressemitteilungen – kommen nicht mit den Flüchtlin-
    gen ins Land. Diese fliehen gerade vor dem Terror. Jeder,
    der zu Recht über die Ereignisse in Paris erschrocken ist,
    sollte erahnen können, warum diese Menschen aus Syri-
    en, dem Irak oder aus Afghanistan fliehen. Da kann ich
    dem Kollegen Gerster nur recht geben .

    Eine ernstzunehmende Gefahr besteht aber durch
    Menschen, die sich hier bei uns radikalisieren . Wie
    kommt es zu dieser Radikalisierung? Warum reisen
    junge Menschen aus, gehen in Terrorausbildungscamps
    und lassen sich dort zu tödlichen Werkzeugen ausbilden?
    Wir reden mittlerweile in Deutschland von rund 750 zum
    Teil sehr jungen Menschen . Bis heute haben wir ein-
    deutig zu wenig in zivile Strukturen investiert, um einer
    solchen Radikalisierung frühzeitig entgegenzuwirken .
    Die Linke fordert deswegen deutlich mehr Anstrengun-
    gen, um einer solchen Radikalisierung rechtzeitig durch
    soziale Strukturen mit einer klaren Präventionsstrategie
    entgegenzuwirken . Auch hier braucht es den öffentlichen
    Dienst und nicht schöne Worte .

    Frankreich musste bitter erfahren, dass Maßnahmen
    wie die Vorratsdatenspeicherung und Überwachung, wie
    sie der Herr Innenminister gerade stark in den Fokus
    rückt, nicht mehr Sicherheit bringen, sondern dass gerade

    fehlende Investitionen in Sozial- und Präventionsstruktu-
    ren Gräben in einer Gesellschaft vertiefen .

    Wenn ich über Maßnahmen zur präventiven Bekämp-
    fung von Extremismus und Terror rede, also über Sicher-
    heit, dann meine ich auch die Sicherheit von Flüchtlingen .
    Wir sehen in unserem Land brennende Flüchtlingsun-
    terkünfte, sehen Angriffe auf Flüchtlinge, Angriffe auf
    Menschen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, Angriffe
    auf Parteibüros . Der Rechtsextremismus in Deutschland
    nimmt immer gefährlichere Formen an . Doch darüber
    habe ich in der Haushaltsdebatte bisher nichts gehört .
    Die Gefahr ist groß, dass sich erneut Strukturen wie beim
    NSU entwickeln oder bereits entwickelt haben . Haben
    wir das Entsetzen darüber bereits vergessen?

    Herr Minister, wenn ein Innenminister seine Mitschuld
    am Stellenabbau und den heute daraus entstandenen
    strukturellen Überlastungen nicht bekennt, sondern sich
    lieber zur Ablenkung über maßlose Flüchtlinge öffent-
    lich äußert oder meint, afghanische Asylsuchende mögen
    doch besser in ihrem eigenen Land bleiben, weil wir be-
    reits genug für sie getan hätten, dann gießt er Wasser auf
    die Mühlen von Rechtspopulisten und Rassisten – egal ob
    er das damit will oder nicht –, die genau solche pauscha-
    len Diffamierungen von flüchtenden Menschen für ihre
    Parolen nutzen . Die Terrorgefahr in unserem Land geht
    von rechts aus . Schauen Sie auf die rasant angestiegenen
    Zahlen . BKA und Verfassungsschutz warnen bereits .

    Ich nehme an, zumindest den Sozialdemokraten in der
    SPD-Fraktion


    (Dr . Eva Högl [SPD]: Es gibt nur Sozialdemokraten in der SPD-Fraktion!)


    – das hoffe ich ja – dürfte diese Union mit ihren For-
    derungen nach Asylgesetzverschärfungen, Obergrenzen
    und Transitzonen als Partner zunehmend peinlich wer-
    den . Vielleicht ist es doch an der Zeit, einmal über ande-
    re Mehrheiten im Land nachzudenken . Mit der Linken
    wären eine präventive Sicherheitspolitik und damit eine
    andere Sicherheitspolitik in diesem Land möglich .


    (Beifall bei der LINKEN)