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ID1812011400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/120 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 120. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. September 2015 Inhalt Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksache 18/5500 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11603 A b) Beratung der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksache 18/5501 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11603 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr . Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 11603 B Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 11609 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11614 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 11619 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11622 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11625 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11625 D Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11625 D Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11627 C Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11630 A Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11631 C Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 11632 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 11634 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11635 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11636 D Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11637 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11639 B Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11640 A Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA 11642 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11645 C Dr . Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11646 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 11647 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11647 D Dr . Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11649 C Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11651 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11652 B Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 11653 C Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11655 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015II Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11655 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11656 C Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11657 C Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11659 A Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . 11661 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11663 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 11665 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11666 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 11667 D Dr . Alexander S . Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 11669 C Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11671 B Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11672 D Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 11674 A Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11675 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 11676 B Dr . Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 11677 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 11678 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11681 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11682 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11683 D Dagmar G . Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11685 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11686 D Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11688 B Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11689 D Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11691 B Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11693 A Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11694 C Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11696 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11697 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 11699 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015 11603 120. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. September 2015 Beginn 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Stefan Rebmann (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015 11699 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Becker, Dirk SPD 09 .09 .2015 Brand, Michael CDU/CSU 09 .09 .2015 Brandl, Dr . Reinhard CDU/CSU 09 .09 .2015 De Ridder, Dr . Daniela SPD 09 .09 .2015 Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Groth, Annette DIE LINKE 09 .09 .2015 Hartmann (Wackern- heim), Michael SPD 09 .09 .2015 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 09 .09 .2015 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 09 .09 .2015 Kiziltepe, Cansel SPD 09 .09 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Klein-Schmeink, Maria BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Kolbe, Daniela SPD 09 .09 .2015 Lenkert, Ralph DIE LINKE 09 .09 .2015 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Mortler, Marlene CDU/CSU 09 .09 .2015 Obermeier, Julia CDU/CSU 09 .09 .2015 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 09 .09 .2015 Renner, Martina DIE LINKE 09 .09 .2015 Röspel, René SPD 09 .09 .2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 09 .09 .2015 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Satz: Satzweiss.com, Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de http://www.satzweiss.com http://www.printsystem.de http://www.betrifft-gesetze.de 120. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2016 – Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 05 Auswärtiges Amt Epl 14 Verteidigung Epl 23 wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Uwe Kekeritz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

    Selbst der Papst wird an der bisher größten UN-Ver-

    Dr. Bärbel Kofler






    (A) (C)



    (B) (D)


    sammlung von über 190 Nationen teilnehmen, die am
    28 . September in New York 17 Nachhaltigkeitsziele ver-
    abschieden wird . Die damit verbundene Erwartungshal-
    tung ist zu Recht sehr groß . Sie muss vor allen Dingen
    auch erfüllt werden; denn es gibt viel zu viele globale
    und durchaus auch gefährliche Fehlentwicklungen .

    Die Einkommensverteilungen in den Ländern haben
    sich sehr stark verschlechtert . Die Ernährungs- und Ar-
    mutssituation ist trotz zweifelhafter Statistiken von Welt-
    bank und FAO kaum besser geworden . Die Biodiversität
    schrumpft bedrohlich . Die Klimaveränderung und der
    Zerfall von Staaten werden immer gefahrvoller . Demo-
    kratische Strukturen werden zurückgedrängt . Autoritäre
    Systeme werden stärker .

    Genauso entwickeln sich potenzielle Fluchtursachen .
    Deshalb müssen die Ziele umgesetzt werden . Deshalb
    muss die Klimakonferenz in Paris ein Erfolg werden .

    Die wichtigste Botschaft, die sich aus dem SDG-Pro-
    zess ergibt, ist für mich, dass alle Länder Entwicklungs-
    länder sind, also auch Deutschland .


    (Beifall der Abg . Heike Hänsel [DIE LINKE])


    Deutschland hat gemeinsam mit anderen Industrie-
    staaten globale Entwicklungen vorangetrieben, die dem
    Prinzip der Nachhaltigkeit und der globalen Fairness ek-
    latant widersprechen . Dafür tragen wir Verantwortung .
    Deshalb müssen wir Konsequenzen daraus ziehen .

    Wir müssen zum Beispiel dafür sorgen, dass das in-
    ternationale Finanzsystem, die globale Agrarwirtschaft,
    die Klimapolitik und die Handelsstrukturen verändert
    werden . Zentral ist, dass die Strukturen verändert wer-
    den müssen. Wir müssen Wege dazu finden und gehen.
    Deshalb können wir durchaus sagen: Wir sind ein Ent-
    wicklungsland .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg . Heike Hänsel [DIE LINKE])


    Die 17 gar nicht so neuen Ziele haben genau diese
    große Schwäche . Sie stehen letztlich isoliert da und sind
    nicht in strukturelle Veränderungen eingebunden . Das
    müssen wir ändern .

    Erfolg in der Entwicklungspolitik setzt Verlässlich-
    keit voraus . Bei diesem Begriff weiß natürlich Minister
    Müller sofort, dass er angesprochen ist . Ich freue mich ja
    auch, dass die Mittel steigen, aber auch die Zahl der Pro-
    blemfelder ist, wie Sie selbst vorhin gesagt haben, enorm
    gestiegen; die Probleme sind größer geworden, und es
    sind neue hinzugekommen. Bärbel Kofler hat eine sehr
    gute Zusammenfassung geliefert . Die Mittel – das sagen
    Sie selbst auch – reichen nicht . Es müssen mehr werden,
    vor allen Dingen in der näheren Zukunft . Sie tragen das
    aber so vor, Herr Minister Müller, dass ich fast schon ein
    schlechtes Gewissen bekomme . Wem machen Sie eigent-
    lich den Vorwurf, dass die Mittel nicht reichen? Ich hatte
    immer den Eindruck, dass Sie an der Regierung sind und
    dass Sie dafür die Verantwortung tragen .


    (Heiterkeit der Abg . Heike Hänsel [DIE LINKE] – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Herr Schäuble!)


    – Ja, bitte, das ist doch die Regierung . Das müssen die
    schon intern klären .

    Ihre Verlässlichkeit war gerade das Thema; aber auch
    Ihre Entwicklungspolitik, Herr Minister Müller, wird aus
    meiner Sicht immer fragwürdiger . In ihrem Afrika-Kon-
    zept von 2014 sagten Sie noch ganz klar: Wir müssen für
    afrikanische Probleme afrikanische Lösungen suchen . –
    Heute postulieren Sie leider das Gegenteil . Vorgestern
    haben Sie in der WDR-Dokumentation Hungrig nach
    Profit das Geschäft mit dem Hunger folgendermaßen er-
    klärt: Es ist doch zynisch, wenn wir in Afrika den Bauern
    unser Wissen und Können, das wir in 100 Jahren erwor-
    ben haben, nicht vermitteln würden . – Was heißt denn
    das? Europäische Lösungen für afrikanische Probleme!
    Letztendlich wollen Sie die europäische, die westliche
    Agrarstruktur nach Afrika exportieren .

    Herr Müller, haben Sie denn nicht gemerkt, dass ge-
    nau unser Agrarsystem ein verdammt krankes und kaput-
    tes System ist?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Sie sollten als Allgäuer einmal mit den Milchbauern re-
    den . Das hilft manchmal . Sie sollten vielleicht auch ein-
    mal mit Ihrem Kollegen Christian Schmidt reden, der
    der Forderung nach Exportoffensiven im Bereich Milch
    nicht massiv entgegentritt .


    (Dagmar G . Wöhrl [CDU/CSU]: So schnell wird das umgesetzt! Der Minister setzt sich neben den Staatssekretär Bleser!)


    – Na ja, der Staatssekretär kann ihm ja ausrichten, dass er
    einmal dem Versuch, Exportinitiativen im Bereich Milch
    voranzutreiben, entgegentreten sollte . – Wohin sollen
    denn diese Milchmengen exportiert werden? Nach Ka-
    merun, nach Uganda, nach Ghana? Nein, diese Länder
    haben selbst genug Milch, und Milch aus Deutschland
    und Europa würde deren Entwicklungschancen weiter
    schwächen .


    (Zuruf des Abg . Charles M . Huber [CDU/ CSU])


    In der Dokumentation, Herr Minister, offenbaren Sie
    auch einen wesentlichen und meines Erachtens schäd-
    lichen Ansatz Ihrer Politik: nicht nur, dass Sie mit dem
    Übertragen des deutschen Systems nach Afrika in der
    Entwicklungspolitik auf den Stand der 60er-Jahre zurück-
    fallen, nein, Sie ergänzen diese Politik noch mit einem
    Markterweiterungsprogramm für die deutsche Industrie .
    In der Sendung sagten Sie dann auch ganz offen, dass
    die deutsche Wirtschaft mit dem BMZ in die Entwick-
    lungsländer geht und ihr Know-how einbringt . Glauben
    Sie denn wirklich, dass BASF, Bayer, Syngenta und Co .
    als Entwicklungsorganisationen fungieren können, die
    ihr Profitinteresse beiseitelassen und das Gemeinwohl,
    die Menschenrechte und die ökologische Nachhaltigkeit
    ihren Zielen unterordnen? Herr Minister, so naiv sind Sie
    nicht . Ich glaube, Sie sind gerade dabei, immer mehr Ent-

    Uwe Kekeritz






    (A) (C)



    (B) (D)


    wicklungsgelder in den Dienst der deutschen Industrie zu
    stellen und diese so zu Subventionen umzuwandeln .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU)


    Sie fördern mit öffentlichen Mitteln immer noch die
    German Food Partnership oder die New Alliance, die
    nicht auf Ihr Geld angewiesen sind . Die Konzerne ha-
    ben es aber mit Ihrer Unterstützung verdammt leicht, den
    Weg in die Ministerien vor Ort zu finden, mit dem offizi-
    ellen Logo und mit der Unterstützung der Regierung, der
    Sie angehören .

    Auch Ihr Beispiel Textil schätze ich ganz anders ein .
    Wer uns glauben machen möchte, dass sich Produkti-
    onsbedingungen in den Textilfabriken durch freiwillige
    Absprachen dauerhaft verbessern lassen, der täuscht die
    Öffentlichkeit . Anstatt politisch begründete, verbindliche
    Rahmen zu setzen, versuchen Sie plötzlich, hauptsäch-
    lich den Konsumenten in die Verantwortung zu nehmen .
    Wer keine Strukturen ändern will, Herr Müller, darf sich
    auch nicht darüber wundern, dass sich diese nicht ändern .
    Sie müssen auch aufpassen, Herr Müller: Ihr Kollege
    Gabriel überholt Sie jetzt locker . Sie merken gar nicht,
    dass er auf jeder Veranstaltung, wenn die Möglichkeit
    besteht, darauf hinweist, dass er inzwischen für verbind-
    liche Standards eintritt .


    (Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Und das ist auch gut so!)


    – Ja, das ist gut so . Er hat Sie da inzwischen abgehängt .

    Ich komme zum Schluss . Ich bin insbesondere nach
    den schockierenden Szenen in Heidenau und anderswo
    froh darüber, dass die deutsche Bevölkerung in ihrer gro-
    ßen Mehrheit heute die Flüchtlinge willkommen heißt .
    Aber ohne ein grundlegendes Umdenken des Nordens
    in der globalen Außen- und Entwicklungspolitik, in der
    globalen Finanz- und Klimapolitik und in der Agrarpo-
    litik werden wir zukünftig nicht 80 Millionen, sondern
    vielleicht 90 oder mehr Millionen Menschen haben . Es
    ist deshalb unsere Verpflichtung, in Paris erfolgreich zu
    sein . Es reicht nicht, 17 Ziele zu verabschieden, auch
    wenn sie den päpstlichen Segen haben . Wir müssen die
    Strukturen schaffen, damit sich diese Ziele verwirklichen
    lassen .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Kollege Kekeritz . – Nächster Redner in

der Debatte: Jürgen Klimke für die CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jürgen Klimke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Meine Damen und Herren! Auch ich möchte es zu Be-
    ginn noch einmal deutlich machen: Der Etat des Bun-
    desentwicklungsministeriums steigt um 880 Millionen
    Euro . Das ist ein Zuwachs um fast 14 Prozent . Dank der

    herausragenden Unterstützung der Bundeskanzlerin –
    das muss man auch sagen – und des intensiven persönli-
    chen – lieber Kollege Kekeritz – und verlässlichen Ein-
    satzes unseres Ministers


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    ist Deutschland jetzt mit voller Kraft auf dem richtigen
    entwicklungspolitischen Weg . Ich muss auch sagen: Der
    starke Aufwuchs der Verpflichtungsermächtigungen um
    1,8 Milliarden Euro schafft einen kreativen Spielraum
    und einen Arbeitsraum für zukünftige Aufgaben .

    Der Herr Minister ist im Moment nicht da .


    (Zurufe von der CDU/CSU)


    – Doch, Entschuldigung . – Ich hoffe doch sehr, dass das
    nicht ein persönliches Geschenk zum runden Geburtstag
    ist, sondern dass der Haushaltsaufwuchs und damit die
    deutliche Unterstützung der Entwicklungszusammenar-
    beit in den nächsten Jahren wiederkehrende Maßnahmen
    sein werden .

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Jahr 2015 ist –
    oder wird noch – ein besonderes Jahr für die Entwick-
    lungszusammenarbeit . Die Millenniumsentwicklungs-
    ziele der Vereinten Nationen werden ihre Erneuerung,
    ihre Überarbeitung und ihre Erweiterung erfahren und
    durch neue Ziele für den Zeitraum bis 2030 fortgeschrie-
    ben werden . Mit den neuen Entwicklungszielen wollen
    wir nicht nur Armut und Krankheiten bekämpfen, son-
    dern wir wollen vor allen Dingen Globalisierung sozial
    und ökologisch nachhaltig gestalten . Dies ist ein Ziel,
    mit dem sich Deutschland besonders solidarisiert und bei
    dem es eine besondere Verpflichtung verspürt. Ich selbst
    durfte mit einigen Kolleginnen und Kollegen des Unter-
    ausschusses Vereinte Nationen in den letzten Tagen in
    New York Gespräche zu diesem Thema führen . Ich glau-
    be, dass wir mit den Sustainable Development Goals eine
    gute Arbeitsplattform für unsere nationale Entwicklungs-
    politik erhalten haben . Ich unterstreiche es noch einmal:
    Der Aufwuchs im Haushalt bietet dafür jedenfalls eine
    hervorragende Grundlage .

    Hervorzuheben ist zum Beispiel, dass die Bundes-
    kanzlerin persönlich am 24 . September hier von diesem
    Pult aus in einer Regierungserklärung über die Verab-
    schiedung der SDGs in der UN-Vollversammlung berich-
    ten wird . Dies zeigt den Stellenwert und wird von uns
    ausdrücklich begrüßt .

    Meine Damen und Herren, wie bereits im Rahmen der
    Debatte erwähnt, finden die Haushaltsberatungen in einer
    Zeit statt, in der wir in Europa die Bedeutung nachhalti-
    ger Entwicklungspolitik auch an der Zahl der Flüchtlinge
    tagtäglich durch die mediale Berichterstattung und vor
    allen Dingen durch unsere persönlichen Erfahrungen in
    unseren Wahlkreisen vor Augen geführt bekommen . Wir
    stehen vor einer nationalen und europäischen Heraus-
    forderung, die seit der deutschen Einheit in dieser Form
    nicht vorgekommen ist . Das ist uns inzwischen klar . Hier
    liegt auch ein Teil der Erklärung, warum unsere Reakti-
    on auf diese Situation in den letzten Monaten teilweise
    zu langsam und zu bürokratisch war . Die Dimension der

    Uwe Kekeritz






    (A) (C)



    (B) (D)


    Flüchtlingskrise wird uns auch in der nächsten Zeit wei-
    ter beschäftigen .

    Eines ist klar: Mit den Mitteln der deutschen Entwick-
    lungspolitik können wir nicht sämtliche Fluchtursachen
    in der Welt beseitigen . Sie ist aber in diesem Kontext ein
    ganz wichtiger Baustein, um die Dinge zu einem Besse-
    ren zu wenden .

    Bei den Mitteln für die von Minister Müller initiierte
    Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flücht-
    linge reintegrieren“ ist im aktuellen Haushaltsplan ein
    Zuwachs von rund 57 Prozent zu verzeichnen; sie stei-
    gen auf 110 Millionen Euro im nächsten Jahr . Das sind
    Mittel, die angesichts der gegenwärtigen Situation nicht
    nur notwendig sind – das brauchen wir nicht zu unter-
    streichen –, sondern wahrscheinlich sogar noch erhöht
    werden müssen .


    (Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


    Wie das Beispiel Syrien zeigt, haben aktuelle politische
    Entwicklungen großen Einfluss auf die Haushaltsplanung.
    Die Herausforderung besteht darin, angemessen zu reagie-
    ren und es in der Planung angemessen umzusetzen . Die Not
    der Menschen im Nahen Osten, aber auch in anderen Kon-
    fliktregionen, in denen Menschen auf der Flucht sind – diese
    müssen wir auch immer im Blick haben; Südostasien gehört
    zum Beispiel dazu –, stellt die finanzielle Ausrichtung deut-
    scher Entwicklungspolitik vor hohe Anforderungen . Hier
    geht es nicht nur um die Konsequenzen der Flucht vor Ort;
    vor allen Dingen gehört auch die Hilfe für Staaten wie Jor-
    danien oder Libanon dazu – es ist angesprochen worden –,
    die in der unmittelbaren Nachbarschaft der Staaten liegen,
    aus denen die meisten Flüchtlinge kommen .

    Es stellt sich die Frage: Wie kann Entwicklungspoli-
    tik unsere Flüchtlingspolitik unterstützen? Eine wichtige
    Aufgabe ist die Hilfe vor Ort . Wir müssen auf Partner-
    schaft setzen und nicht auf eine Geber-Nehmer-Situation
    zwischen den Ländern . Die Schaffung einer wirtschaftli-
    chen Grundlage in den Entwicklungsländern ist ein wich-
    tiges Instrument der Flüchtlingspolitik . Wer gute Arbeit in
    seiner Heimat hat und eben auch für seine Familie sorgen
    kann, der muss sich nicht auf eine gefährliche und teure
    Flucht begeben, deren Folgen, was die Zukunft betrifft,
    eigentlich nicht absehbar sind . Wir müssen Perspektiven
    vor Ort aufzeigen . Nur in einem friedlichen Umfeld ha-
    ben Menschen eine Chance, ihre Zukunft zu gestalten .
    Deshalb ist das Engagement des Zivilen Friedensdienstes
    auch in diesem Zusammenhang sehr wichtig .


    (Beifall der Abg . Sonja Steffen [SPD])


    Die Mittel für den Zivilen Friedensdienst in Höhe von
    42 Millionen Euro im kommenden Jahr sind sehr gut ein-
    gesetzt .


    (Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Das ist zu wenig, Herr Kollege!)


    – Na ja, gut, aber immerhin sind sie schon vernünftig ein-
    gesetzt .

    Wir müssen Investitionen in Bildung tätigen .


    (Zuruf des Abg . Stefan Rebmann [SPD])


    – Ja, meinetwegen noch intensiver als im Moment, aber
    da wird schon sehr viel investiert . – Das duale System ist
    ein Exportschlager aus Deutschland . In Kooperation mit
    Entwicklungsländern sorgen wir dafür, dass Menschen
    vor Ort eine berufsnahe Ausbildung bekommen .

    Die Einbindung der Privatwirtschaft, lieber Kollege
    Kekeritz, ist unabdingbar . Das Beispiel der CSR zeigt,
    dass es möglich ist, zu sozial fairen Bedingungen zu pro-
    duzieren und eine Win-win-Situation für alle Beteiligten
    zu erreichen: für die Entwicklungsländer, für die Men-
    schen vor Ort, aber auch zum Beispiel für den deutschen
    Einkäufer, der etwas kauft, was „social made“ ist .


    (Beifall des Abg . Bernhard Kaster [CDU/ CSU])


    Das Textilbündnis, Herr Minister, ist ein Beispiel
    dafür, wie soziale Verantwortung für den Verbraucher
    sichtbar wird. Die beteiligten Unternehmen verpflichten
    sich, durch die Gewährleistung von Sozial- und Umwelt-
    standards an den Produktionsstandorten Verantwortung
    zu übernehmen . Das ist ein Beispiel für ein Engagement
    von Unternehmen aus der Privatwirtschaft, lieber Kolle-
    ge Kekeritz . Damit senden wir ein deutliches Zeichen an
    den Steuerzahler: Das Geld ist im Entwicklungsbereich
    gut angelegt .

    Auch die Zusammenarbeit mit anderen Ressorts muss
    gestärkt werden, etwa mit dem Innenbereich . Meine Da-
    men und Herren, wir müssen eine rigorose Verfolgung
    und Bestrafung von Schleppern forcieren . Auch das ge-
    hört dazu . Ich sage es deutlich: Schlepper sind keine Gut-
    menschen, Schlepper sind teilweise Mörder .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Ein weiterer Punkt, den ich noch kurz ansprechen
    möchte: Antikorruptionsmaßnahmen in den Entwick-
    lungsländern fördern . Wir können es nicht akzeptieren,
    wenn korrupte Machenschaften in diesen Ländern nicht
    eliminiert werden . Ohne funktionierende EZ-Partner-
    schaften und gutes Regieren wird es nicht möglich sein,
    langfristig mit den Entwicklungsländern vernünftig zu-
    sammenzuarbeiten . Korruptionsbekämpfung ist ein ganz
    wichtiger Punkt .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Letzte Bemerkung – dann komme ich auch zum
    Schluss –: Wir sind auf einem guten Weg . Das Auswärti-
    ge Amt verzeichnet einen Mittelzuwachs von 26 Prozent .
    Das Umweltministerium erhält sehr viel mehr Mittel für
    den internationalen Klimaschutz . Das alles müssen wir
    zusammenfassen, dann haben wir einen super Mehr-
    wert im Entwicklungsbereich . Ich hoffe, dass das in den
    nächsten Jahren so weitergeht . Wir jedenfalls werden uns
    dafür einsetzen .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)