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    Plenarprotokoll 18/74 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 74. Sitzung Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Lena Strothmann, Artur Auernhammer, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Wolfgang Tiefensee, Sabine Poschmann, Niels Annen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Der deutsche Meisterbrief – Erfolg- reiche Unternehmerqualifizierung, Basis für handwerkliche Qualität und besondere Bedeutung für die duale Ausbildung Drucksache 18/3317 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7057 A Sabine Poschmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 7057 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 7059 A Lena Strothmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 7060 B Dr. Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7062 C Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7064 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7064 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7065 D Axel Knoerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7066 D Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7068 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 7070 B Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7070 D Dr. Hans-Joachim Schabedoth (SPD) . . . . . . 7071 A Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . 7072 A Barbara Lanzinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7072 D Martin Rabanus (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7074 D Dr. Thomas Feist (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 7076 A Tagesordnungspunkt 27: a) Antrag der Bundesregierung: Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte am NATO-geführten Einsatz Resolute Sup- port Mission für die Ausbildung, Bera- tung und Unterstützung der afghani- schen nationalen Sicherheitskräfte in Afghanistan Drucksache 18/3246 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7078 A b) Antrag der Abgeordneten Sibylle Pfeiffer, Sabine Weiss (Wesel I), Frank Heinrich (Chemnitz), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Ab- geordneten Gabi Weber, Dr. Bärbel Kofler, Axel Schäfer (Bochum), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Transformationsdekade mit zivilen Mit- teln erfolgreich gestalten Drucksache 18/3405 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7078 A Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7078 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 7080 C Thomas Silberhorn, Parl. Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7081 D Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7083 C Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . . 7084 D Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 7085 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7087 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7088 C Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7089 D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7091 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7091 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7092 A Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7093 B Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7094 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 7095 B Tagesordnungspunkt 28: Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Eva Bulling-Schröter, Dr. Dietmar Bartsch, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Stromsperren gesetzlich verbieten Drucksache 18/3408 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7096 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 7097 A Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7098 C Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 7100 C Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7100 D Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7101 B Marcus Held (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7102 D Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . 7103 C Barbara Lanzinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7104 B Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7105 C Tagesordnungspunkt 29: Vereinbarte Debatte: 25 Jahre VN-Kinder- rechtskonvention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7106 D Susann Rüthrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7106 D Norbert Müller (Potsdam) (DIE LINKE) . . . . 7107 C Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 7108 D Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7110 A Ulrike Bahr (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7111 B Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7112 B Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7113 C Tagesordnungspunkt 30: Vereinbarte Debatte: Menschenrechte glo- bal durchsetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7115 A Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 7115 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 7116 A Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7117 A Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7119 A Dr. Karamba Diaby (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7119 D Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 7121 A Tagesordnungspunkt 31: Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Kordula Schulz-Asche, Renate Künast, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der Situation von Opfern von Menschenhandel in Deutschland Drucksache 18/3256 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7122 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7123 A Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7124 A Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 7125 C Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7126 B Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7127 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7128 B Susanne Mittag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7129 C Christel Voßbeck-Kayser (CDU/CSU) . . . . . 7130 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7131 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 7133 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7133 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7057 (A) (C) (D)(B) 74. Sitzung Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7133 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 5.12.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 5.12.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 5.12.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 5.12.2014 Daldrup, Bernhard SPD 5.12.2014 Freitag, Dagmar SPD 5.12.2014 Gabriel, Sigmar SPD 5.12.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 5.12.2014 Jung, Xaver CDU/CSU 5.12.2014 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Kermer, Marina SPD 5.12.2014 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 5.12.2014 Lenkert, Ralph DIE LINKE 5.12.2014 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 5.12.2014 Liebich, Stefan DIE LINKE 5.12.2014 Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 5.12.2014 Lutze, Thomas DIE LINKE 5.12.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 5.12.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Mortler, Marlene CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 5.12.2014 Müntefering, Michelle SPD 5.12.2014 Dr. Nick, Andreas CDU/CSU 5.12.2014 Post (Minden), Achim SPD 5.12.2014 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 5.12.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 5.12.2014 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Sütterlin-Waack, Sabine CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Tillmann, Antje CDU/CSU 5.12.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Wanderwitz, Marco CDU/CSU 5.12.2014 Weber, Gabi SPD 5.12.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 5.12.2014 Zollner, Gudrun CDU/CSU 5.12.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 928. Sitzung am 28. No- vember 2014 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Änderung des Asylbewerberleistungs- gesetzes und des Sozialgerichtsgesetzes – Drittes Gesetz zur Änderung des Agrarstatistik- gesetzes – Gesetz zur Einführung des Elterngeld Plus mit Partnerschaftsbonus und einer flexibleren Eltern- zeit im Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 7134 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 (A) (C) (D)(B) – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2014/59/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Mai 2014 zur Festlegung eines Rahmens für die Sanierung und Abwicklung von Kreditinstitu- ten und Wertpapierfirmen und zur Änderung der Richtlinie 82/891/EWG des Rates, der Richtlinien 2001/24/EG, 2002/47/EG, 2004/25/EG, 2005/56/EG, 2007/36/EG, 2011/35/EU, 2012/30/EU und 2013/ 36/EU sowie der Verordnungen (EU) Nr. 1093/ 2010 und (EU) Nr. 648/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates (BRRD-Umsetzungsge- setz) Der Bundesrat hat hierzu ferner die folgende Ent- schließung gefasst: 1. a) Der Bundesrat begrüßt, dass sich die Bundes- regierung auf europäischer Ebene darum be- müht hat, die Belastungen von Landesförder- banken und Förderkrediten durch Beiträge zum Europäischen Abwicklungsfonds zu ver- meiden oder zumindest gering zu halten. b) Der Bundesrat stellt jedoch fest, dass die He- ranziehung der Landesförderbanken zu Beiträ- gen zum Europäischen Bankenabwicklungs- fonds auf der Grundlage der im delegierten Rechtsakt der Europäischen Kommission vom 21. Oktober 2014 veröffentlichten Berech- nungssystematik zu einer systemisch nicht gerechtfertigten und dem Gesichtspunkt der Risikoproportionalität grob widersprechenden Belastung der Landesförderbanken führt. c) Der Bundesrat stellt weiterhin fest, dass durch eine Heranziehung von Landesförderbanken zum einheitlichen Bankenabwicklungsfonds öffentliche Mittel der Länder im erheblichen Umfang für die Abfederung von Risiken pri- vater Geschäftsbanken verwendet werden. Der Bundesrat erkennt hierin einen Widerspruch zu der Zielsetzung der durch das vorliegende Gesetz umzusetzenden Richtlinie, zukünftig eine Belastung der öffentlichen Hand durch die Rettung von Banken zu vermeiden. d) Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, sich im EU-Ministerrat und im Europäi- schen Rat dafür einzusetzen, dass die Landes- förderbanken durch Beiträge zum Europäi- schen Bankenabwicklungsfonds nicht oder wesentlich geringer belastet werden als durch den delegierten Rechtsakt der EU-Kommis- sion vom 21. Oktober 2014 vorgesehen. 2. Der Bundesrat hält es für in hohem Maße proble- matisch, dass die Kreditanstalt für Wiederaufbau von der Beitragspflicht zur Europäischen Banken- abgabe befreit ist, die Förderbanken der Länder hingegen einer Beitragspflicht unterliegen. Der Bundesrat weist darauf hin, dass auf Grund des ri- sikoarmen Geschäfts und der spezifischen Eigen- tümerstruktur eine Beitragspflicht der Länderför- derinstitute unter sachlichen Gesichtspunkten in keiner Weise gerechtfertigt ist. Der Bundesrat sieht die dringende Notwendigkeit einer grundlegenden Überarbeitung der Regelun- gen zur Beitragspflicht von kleinen und mittleren Kreditinstituten. Die vorgesehenen Erleichterun- gen für kleinste Institute werden für die Mehrzahl der regional tätigen Banken in Deutschland aller Voraussicht nach keine signifikanten Entlastungen zur Folge haben und daher ins Leere gehen. Der Bundesrat weist kritisch darauf hin, dass die von der Kommission vorgesehenen Regelungen die mangelnde Systemrelevanz der kleinen und mittleren Institute und die sich daraus ergebende Folge, dass diese Institute niemals Leistungen aus dem Abwicklungsfonds erhalten werden und da- mit lediglich zur Befüllung des Abwicklungsfonds beitragen, nicht ausreichend berücksichtigen und daher unverhältnismäßig sind. Der Bundesrat lehnt Doppelbelastungen ab, die sich für die durch ihre Institutssicherungssysteme im Bestand geschützten Sparkassen und Kreditge- nossenschaften ergeben. Der Bundesrat bittet da- her die Bundesregierung, sich auf europäischer Ebene für die Festlegung differenzierterer Rege- lungen einzusetzen, die dem Proportionalitätsprin- zip entsprechen. 3. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, darauf zu achten, dass die Beitragserhebung zum euro- päischen Abwicklungsfonds zu keinen Wettbe- werbsverzerrungen führt. Er befürwortet daher eine EU-weit steuerliche Gleichbehandlung. – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 21. Mai 2014 über die Übertragung von Beiträgen auf den ein- heitlichen Abwicklungsfonds und über die ge- meinsame Nutzung dieser Beiträge – Gesetz zur Änderung des ESM-Finanzierungsge- setzes – Gesetz zur Änderung der Finanzhilfeinstrumente nach Artikel 19 des Vertrags vom 2. Februar 2012 zur Einrichtung des Europäischen Stabilitätsme- chanismus – Gesetz zur Verringerung der Abhängigkeit von Ratings – Gesetz zur Änderung des Freizügigkeitsgesetzes/ EU und weiterer Vorschriften – Zweites Gesetz zur Änderung des Mikrozensusge- setzes 2005 und des Bevölkerungsstatistikgesetzes – … Gesetz zur Änderung des Urheberrechtsgeset- zes – Gesetz zur Durchführung des Haager Überein- kommens vom 30. Juni 2005 über Gerichtsstands- vereinbarungen sowie zur Änderung des Rechts- pflegergesetzes, des Gerichts- und Notarkosten- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7135 (A) (C) (D)(B) gesetzes, des Altersteilzeitgesetzes und des Dritten Buches Sozialgesetzbuch – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2011/99/EU über die Europäische Schutzanordnung und zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 606/2013 über die gegenseitige Anerkennung von Schutz- maßnahmen in Zivilsachen – Gesetz zur Änderung mautrechtlicher Vorschrif- ten hinsichtlich der Einführung des europäischen elektronischen Mautdienstes – Gesetz zu dem Dritten Zusatzprotokoll vom 10. November 2010 zum Europäischen Ausliefe- rungsübereinkommen vom 13. Dezember 1957 – Gesetz zu dem Protokoll Nr. 15 vom 24. Juni 2013 zur Änderung der Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten Zudem hat der Bundesrat in seiner 928. Sitzung am 28. November 2014 gemäß § 3 Absatz 1 Satz 2 Nummer 3, Satz 4 bis 6 des Standortauswahlgesetzes Staatsminister Thomas Schmidt (Sachsen) als Nachfolger des ausschei- denden Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (Sachsen) zum Mitglied der „Kommission Lagerung hoch radioak- tiver Abfallstoffe“ und Minister Dr. Helmuth Markov (Brandenburg) als Nach- folger der ausscheidenden Ministerin a. D. Anita Tack (Brandenburg) zum stellvertretenden Mitglied der „Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe“ gewählt. Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 25. bis 29. Juni 2012 in Straßburg Drucksachen 18/2945, 18/3108 Nr. 5 Ausschuss für Gesundheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten 2014 des Sachverständigenrates zur Begut- achtung der Entwicklung im Gesundheitswesen Bedarfsgerechte Versorgung – Perspektiven für ländli- che Regionen und ausgewählte Leistungsbereiche Drucksachen 18/1940, 18/2530 Nr. 3 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union – Unterrichtung durch den Präsidenten des Deutschen Bun- destages Erster Bericht über die Anwendung der Begleitgesetze zum Vertrag von Lissabon Drucksachen 17/14601, 18/641 Nr. 25 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Umsetzung des Europäischen Semesters 2013 und der Europa 2020-Strategie unter besonderer Berücksichtigung der länderspezifischen Empfehlun- gen Drucksache 17/14622 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/822 Nr. A.7 Ratsdokument 5812/14 Drucksache 18/3110 Nr. A.1 EuB-BReg 74/2014 Drucksache 18/3110 Nr. A.3 EuB-BReg 80/2014 Drucksache 18/3110 Nr. A.5 EuB-BReg 86/2014 Innenausschuss Drucksache 18/1935 Nr. A.6 Ratsdokument 10208/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.14 Ratsdokument 10307/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.21 Ratsdokument 12315/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.22 Ratsdokument 12331/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.23 Ratsdokument 12332/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/3110 Nr. A.12 Ratsdokument 14028/14 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/3110 Nr. A.13 EuB-BReg 76/2014 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 18/1935 Nr. A.15 Ratsdokument 10024/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.72 Ratsdokument 12150/14 Drucksache 18/2677 Nr. A.12 Ratsdokument 12646/14 Drucksache 18/2935 Nr. A.8 Ratsdokument 13442/14 Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 74. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 26 System der zulassungspflichtigen Handwerkerberufe TOP 27 Bundeswehreinsatz in Afghanistan (RSM) TOP 28 Stromsperren TOP 29 Vereinbarte Debatte 25 Jahre VN-Kinderrechtskonvention TOP 30 Vereinbarte Debatte Menschenrechte global durchsetzen TOP 31 Situation von Opfern von Menschenhandel Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Gehrcke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

    gen! Sie werden mir nachsehen,


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Nein!)


    dass ich als Erstes meinem Kollegen Bodo Ramelow zu
    seiner Wahl zum Ministerpräsidenten in Thüringen gra-
    tulieren möchte.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Gratulation auch an SPD und Grüne! Für mich ist es ein
    sehr hoffnungsvolles Zeichen, dass man mit einer klaren
    Antikriegsposition – ich habe zusammen mit Bodo
    Ramelow an unendlich vielen Demonstrationen gegen
    den Krieg in Afghanistan teilgenommen – Wahlen ge-
    winnen kann. Das ist ein Signal in eine andere Richtung;
    so nehme ich es auf. Deswegen freue ich mich darüber.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh Mann! – Charles M. Huber [CDU/CSU]: Falsche Richtung!)


    Ich habe viel darüber nachgedacht und bin zu dem
    Schluss gekommen, dass wir uns als Abgeordnete des
    Bundestags in der heutigen Parlamentssitzung aus Trauer
    um die Opfer des Krieges in Afghanistan – ich sage aus-
    drücklich dazu, Herr Außenminister, dass ich die Opfer
    sowohl aus Afghanistan als auch aus anderen Ländern
    meine – hätten erheben und Abbitte für unseren Anteil
    an diesem Krieg mit zahlreichen Opfern leisten müssen.
    Eine solche Geste des Parlaments wäre angebracht ge-
    wesen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich verstehe nicht, warum man die afghanischen Opfer
    aus der Trauer immer herausnimmt. Ich weiß, dass es
    eine solche Geste nicht geben wird, auch deshalb nicht,
    weil es bei den anderen Fraktionen keine Bereitschaft
    gibt, sich schonungslos Rechenschaft darüber abzulegen,
    was passiert ist.


    (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Anmaßend ist das von Ihnen!)


    Der Antrag der Bundesregierung lautet im Klartext:
    850 Bundeswehrsoldaten werden im Rahmen eines
    12 000 Personen umfassenden Kontingents der NATO
    und anderer Staaten in Afghanistan stationiert. Es gibt
    bis zum heutigen Tag kein UNO-Mandat dafür. Sie sa-
    gen, dass Sie sich darum bemühen werden. Es gibt aber
    kein Mandat. Sie entscheiden, obwohl die UNO ihre
    Position bisher nicht dargelegt hat. Das bricht mit allem,
    was Sie versprochen haben. Das ist kein Abzugsmandat,
    sondern ein Mandat, das möglicherweise dafür sorgt,
    dass der Krieg weitergeht.

    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7081

    Wolfgang Gehrcke


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ich erinnere daran, dass wir die Namen der Opfer von
    Kunduz, zu deren Tötung ein deutscher Offizier den Be-
    fehl gegeben hatte, hier im Parlament hochgehalten ha-
    ben. Wir sind damals herausgeflogen. Aber es blieben
    die Fragen: Warum ist das Ganze eigentlich passiert?
    Hat es keine anderen Wege gegeben? Wurden andere
    Wege nicht eingeschlagen, und warum nicht? Wann be-
    greift der Bundestag endlich die Schwere der Fehlein-
    schätzung, sich am Afghanistan-Krieg beteiligt zu ha-
    ben?


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Deutschlands Sicherheit ist nicht am Hindukusch ver-
    teidigt worden. Deutschland hat Krieg am Hindukusch
    geführt. Das hätte angesichts der deutschen Geschichte
    und unserer Verantwortung eigentlich unmöglich sein
    müssen. Das Parlament hätte eine entsprechende Ent-
    scheidung treffen müssen.


    (Beifall bei der LINKEN – Henning Otte [CDU/CSU]: Die Rede ist noch schlimmer als erwartet!)


    Seit 13 Jahren dauert nun der Krieg in Afghanistan.
    Ich frage mich, wann die Bundeswehr endlich vollstän-
    dig abgezogen wird. Für einen vollständigen Abzug sor-
    gen Sie nicht. Ich frage Sie, ob Sie nicht endlich begrei-
    fen wollen, dass dieser Krieg verloren ist, militärisch,
    moralisch, sozial und politisch. Meine Fraktion hat als
    Einzige von Anfang an kategorisch gesagt: Man kann
    den Kampf gegen den Terror gewinnen, wenn man seine
    Ursachen austrocknet. Aber ein Krieg gegen den Terror
    ist nicht zu gewinnen. – Das ist das Ergebnis und die
    Botschaft von Afghanistan.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie haben im Wesentlichen immer vier Argumente für
    den Einsatz in Afghanistan angeführt. Ich habe sie nie
    geglaubt. Ich glaube, dass es andere Gründe für diese
    Auseinandersetzung gegeben hat.


    (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: So ein Schwachsinn!)


    Aber ich will mich noch einmal ein Stück weit mit Ihren
    Argumenten auseinandersetzen. Sie haben gesagt, der
    Krieg in Afghanistan sei ein Krieg gegen den Terror. Ich
    frage Sie sehr ernsthaft: Ist die Terrorgefahr heute klei-
    ner oder größer geworden? Jeder, der halbwegs hin-
    schaut, wird zugeben: Die Terrorgefahr ist heute größer
    geworden. Durch die Kriegsbeteiligung der NATO,
    Deutschlands und der USA sind Tausende Leute in die
    Hände der Terroristen getrieben worden. Das halte ich
    für das größte Versagen in diesem Krieg. Was wir nun
    im Nahen Osten erleben – ich nenne als Beispiel IS –,
    hat seine Wurzeln auch im Afghanistan-Krieg. Sehen Sie
    endlich ein, dass dieser Weg falsch ist, dass man einen
    anderen Weg einschlagen muss.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie haben uns erzählt, dieser Krieg müsse geführt
    werden, um die Weiterverbreitung von Massenvernich-
    tungswaffen zu stoppen. Wie ist es nun? Ist die Gefahr
    kleiner oder größer geworden? Ein Blick darauf zeigt
    doch, dass die Gefahr der Weiterverbreitung von Mas-
    senvernichtungswaffen größer und nicht kleiner gewor-
    den ist. Auch hier war Krieg nicht die richtige Antwort.
    Ich frage Sie, ob Sie noch heute Ihr Versprechen einlö-
    sen wollen, dass es ein Krieg für Demokratie gewesen
    ist.


    (Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Schwachsinn!)


    Sowohl das, was in Afghanistan herrscht, als auch das,
    was wir weltweit erleben – die Entstaatlichung und den
    Niedergang von Staaten –, sind ein Schlag gegen die De-
    mokratie. Dieser Krieg hat die Demokratie nicht beför-
    dert, sondern ein Stück weit vernichtet.

    Ihr Argument war: Das ist ein Krieg um Menschen-
    rechte. Glauben Sie heute noch ernsthaft, man könne
    Menschenrechte mit Krieg verteidigen? Krieg und Tö-
    tung, Blut, Dreck und Vernichtung sind immer das Ge-
    genteil von Menschenrechten. Dieser Krieg hat Men-
    schenrechte nicht verteidigt, sondern infrage gestellt und
    vernichtet.


    (Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister: Die der Taliban, oder?)


    Das wollen wir hier im Parlament aussprechen; denn
    ohne eine Auseinandersetzung damit werden wir kein
    Stück vorankommen.


    (Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Kein Wort zu den Taliban!)


    Es werden ja Kollegen der SPD und der CDU/CSU
    sprechen: Erklären Sie dem Parlament doch einmal, wa-
    rum Sie ohne Beschluss der Vereinten Nationen diesen
    Einsatz jetzt vom Zaune brechen. Das werden Sie nicht
    erklären können. Das widerspricht Ihren eigenen Posi-
    tionen. Deswegen wäre die einzig richtige Botschaft:
    Schluss mit der deutschen Beteiligung am Afghanistan-
    Krieg – vollständig und sofort!


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Wolfgang Gehrcke. – Nächster Redner

in der Debatte ist der Parlamentarische Staatssekretär
Thomas Silberhorn.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Th
  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Thomas Silberhorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)



    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    2014 ist eine entscheidende Wegmarke in der Entwick-
    lung Afghanistans. Zum ersten Mal in der Geschichte
    des Landes hat eine demokratisch gewählte Regierung
    die Verantwortung an eine andere demokratisch ge-
    wählte Regierung übergeben. Auch wenn im Umfeld der
    Wahlen und bei der Regierungsbildung danach nicht al-
    les reibungslos verlaufen ist: Der friedliche Übergang
    der Regierungsverantwortung in Afghanistan ist ein gro-
    ßer Erfolg. Es ist vor allem für die afghanische Bevölke-
    rung ein Erfolg. Die Afghanen haben sich nicht ein-

    7082 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014

    Parl. Staatssekretär Thomas Silberhorn


    (A) (C)



    (D)(B)

    schüchtern lassen von Drohungen der Taliban. Sie haben
    ihr Wahlrecht wahrgenommen. Diese Selbstsicherheit
    und dieses Selbstbewusstsein sind eine wichtige Bot-
    schaft für Afghanistan und für die internationale Ge-
    meinschaft.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Dass nun eine Regierung der nationalen Einheit gebil-
    det werden konnte, ist ein Ausdruck der Bereitschaft zur
    Versöhnung zwischen den verschiedenen Interessen-
    gruppen des Landes. Das ist eine wichtige Botschaft;
    denn Demokratie ist nicht nur Entscheidung der Mehr-
    heit, sondern auch Schutz der Minderheit und Beteili-
    gung der Minderheit. Deswegen kommt es darauf an,
    dass man einen Interessenausgleich organisiert, dass
    man eine Balance zwischen den Kräfteverhältnissen
    schafft. Das erst ermöglicht eine stabile Entwicklung.

    Afghanistan bleibt auch in den nächsten Jahren auf zi-
    vile internationale Unterstützung angewiesen. Wir haben
    für militärische Mittel immer nur ein mehr oder weniger
    großes Zeitfenster, um Recht und Ordnung in einem
    Land wiederherzustellen. Aber danach müssen eben zi-
    vile Instrumente greifen, damit eine nachhaltige Ent-
    wicklung stattfinden kann. In Afghanistan darf sich nicht
    wiederholen, was wir derzeit im Nordirak erleben müs-
    sen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Deshalb müssen wir die Entwicklungserfolge, die in
    den letzten Jahren erreicht worden sind, fortsetzen und
    weiter ausbauen. Das Bruttonationaleinkommen in Af-
    ghanistan hat sich seit 2001 verdoppelt. In 2001 haben
    nur 8 Prozent der Menschen medizinische Grundversor-
    gung in Anspruch nehmen können; heute sind es 85 Pro-
    zent. Immer mehr Menschen in Afghanistan haben nicht
    nur zu medizinischer Versorgung, sondern auch zu Was-
    ser, Strom und Bildung Zugang. Im Jahr 2001 sind in
    Afghanistan etwa 1 Million Buben zur Schule gegangen.
    Heute gibt es dort 9 Millionen Schüler; 40 Prozent da-
    von sind Mädchen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Meine Damen und Herren, es ist so, wie es Friedens-
    nobelpreisträgerin Malala in bewegenden Worten ausge-
    drückt hat: Nichts ist für Terroristen, für Extremisten
    schlimmer als ein Mädchen mit einem Buch. – Deshalb
    bleibt Bildung der Schlüssel für nachhaltige Entwick-
    lung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


    Es geht den meisten Afghaninnen und Afghanen
    heute deutlich besser als vor 13 Jahren, und unsere Ent-
    wicklungszusammenarbeit hat daran einen erheblichen
    Anteil. Unsere Experten genießen einen hervorragenden
    Ruf in Afghanistan. Deshalb bleibt die deutsche Ent-
    wicklungszusammenarbeit auch in Zukunft an der Seite
    der afghanischen Bevölkerung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

    Wir haben in unserer Länderstrategie für Afghanistan
    fünf Schwerpunkte gesetzt, die wir bis 2017 verwirkli-
    chen wollen:

    Erstens. Wir brauchen Arbeitsplätze. Wir brauchen
    Beschäftigungsperspektiven. Das ist das beste Mittel ge-
    gen Extremismus. Jedes Jahr drängen in Afghanistan
    400 000 junge Leute auf den Arbeitsmarkt. Sie brauchen
    die Chance auf eine eigene Zukunft in wirtschaftlicher
    Sicherheit.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Zweitens. Wir brauchen gute Regierungsführung. Das
    ist eine konkrete Erwartung an den Präsidenten und an
    die Regierung. Wir wollen signifikante Verbesserungen
    beim Kampf gegen Korruption und Willkür.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Drittens. Wir wollen Frauen und Mädchen unterstüt-
    zen. Meine Damen und Herren, die Rolle der Frauen in
    einer Gesellschaft ist ein Gradmesser für den Entwick-
    lungsstand eines Landes.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Es kommt auf Frauen und Mädchen an. Wir können da-
    rauf nirgendwo verzichten, auch nicht in Afghanistan.

    Viertens. Wir wollen afghanischen Flüchtlingen eine
    Perspektive geben. Deswegen werden wir in Afghanis-
    tan, im Übrigen auch im Nachbarland Pakistan, Flucht-
    ursachen bekämpfen und die Reintegration von Rück-
    kehrern fördern.

    Fünftens. Wir wollen in Nordafghanistan tätig blei-
    ben, solange ein Mindestmaß an Sicherheit gewährleistet
    ist, auch ohne internationale Soldaten. Besonders im
    ländlichen Raum bleibt viel zu tun.

    Im Gegenzug für unsere Unterstützung erwarten wir
    von der afghanischen Regierung Zug um Zug konkrete
    Reformen. Deswegen war Bundesminister Dr. Gerd
    Müller im November in Kabul und hat dort den Staats-
    präsidenten Ghani und den Regierungsvorsitzenden
    Abdullah getroffen. Beide haben einen konkreten Willen
    zu umfassenden Reformen gezeigt. Deswegen wollen
    wir sie daran messen, dass sie ihre Reformversprechen
    auch einlösen.

    Wir fordern konkrete Fortschritte in folgenden Berei-
    chen:

    Zum Ersten fordern wir ein klares Bekenntnis zu De-
    mokratie und Menschenrechten. Der Schutz von Frauen
    und Mädchen muss insbesondere hier verbessert werden.

    Zum Zweiten fordern wir umfassende Wirtschafts-
    reformen. Das Land hat erhebliche Rohstoffressourcen,
    die aber so genutzt werden müssen, dass sie der breiten
    Bevölkerung zugutekommen. Die Rahmenbedingungen
    für Investitionen aus dem In- und Ausland müssen bes-
    ser werden. Damit wird auch die Voraussetzung dafür
    geschaffen, dass eigene staatliche Einnahmen generiert
    werden.

    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7083

    Parl. Staatssekretär Thomas Silberhorn


    (A) (C)



    (D)(B)

    Zum Dritten fordern wir von der afghanischen Regie-
    rung, dass sie konsequent wirksame Maßnahmen zur
    Korruptionsbekämpfung umsetzt. Dort, wo Korruption
    herrscht, ist die Allgemeinheit das erste Opfer, meine
    Damen und Herren.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie in Bayern!)


    Wir fordern weiter konkrete und überprüfbare
    Schritte zur Bekämpfung des Drogenanbaus. Die Dro-
    genökonomie finanziert den Terrorismus und fördert or-
    ganisierte Kriminalität. Deswegen sind Opiumanbau und
    Drogenhandel eine große Gefahr für die Sicherheit, für
    die Regierbarkeit und für die Entwicklung des Landes.

    Es liegt ganz entscheidend an diesem Land selbst, an
    seinen Eliten, an den Führungskräften in der Politik und
    der Wirtschaft, aber natürlich auch an einer starken Zi-
    vilgesellschaft, ob politische Institutionen geschaffen
    werden, die stabil und leistungsfähig sind, sodass Afgha-
    nistan einen erfolgreichen Weg beschreiten kann, der am
    Gemeinwohl, am Wohl der Bevölkerung orientiert ist.

    Wir wollen, meine Damen und Herren, Afghanistan
    auf diesem Weg begleiten. Deutschland ist immer ein
    verlässlicher Partner Afghanistans gewesen. Deswegen
    werden wir die Menschen in Afghanistan auch zukünftig
    unterstützen, und zwar resolut, wie die neue Mission
    – Resolute Support Mission – heißt. Gerade jetzt, wo das
    Land nach dem ISAF-Einsatz vor einem weiteren Um-
    bruch steht, gilt es, sicherzustellen, dass die Entwick-
    lungserfolge erhalten bleiben und weiter ausgebaut wer-
    den können. Das Ziel muss sein, dass Afghanistan
    immer stärker auf eigenen Füßen steht, nicht nur bei Mi-
    litär und Polizei, sondern auch wirtschaftlich. Ohne Ent-
    wicklung, meine Damen und Herren, gibt es dauerhaft
    keine Sicherheit und keinen Frieden. Und umgekehrt:
    Ohne ein Mindestmaß an Sicherheit kann Entwicklung
    nicht stattfinden.

    Die NATO-Folgemission Resolute Support Mission
    muss deshalb die afghanischen Sicherheitskräfte so
    lange unterstützen, bis sie dauerhaft eigenständig in der
    Lage sind, Sicherheit zu gewährleisten. Das heißt, wir
    müssen die Sicherheit durch fremde Kräfte überführen
    in eine Sicherheit aus eigener Kraft, nämlich durch
    Afghanen. Bis dahin bleibt auch für die Entwicklungs-
    zusammenarbeit von großer Bedeutung, dass wir uns in
    Extremsituationen auf die Unterstützung durch interna-
    tionale Kräfte verlassen können.

    Wir brauchen in Afghanistan sicherlich einen langen
    Atem, nicht nur im Sicherheitsbereich, sondern auch und
    gerade beim zivilen Wiederaufbau. Ich will daran erin-
    nern, dass die Entwicklungsexperten schon in Afghanis-
    tan vor Ort waren, bevor die ersten deutschen Soldaten
    2002 nach Kabul kamen. Die Schwerpunkte unserer Ent-
    wicklungszusammenarbeit waren damals Berufsbildung,
    Energie und ländliche Entwicklung. Wenn wir uns nun
    daranmachen, nach dem Einsatz mit militärischen Mit-
    teln Konfliktnachsorge zu betreiben, dann ist das zu-
    gleich Vorsorge, um zukünftige Konflikte zu vermeiden.

    Ich bin froh darüber, dass es hier im Hause einen frak-
    tionsübergreifenden Konsens gibt, unsere Entwicklungs-
    zusammenarbeit in Afghanistan fortzusetzen. Ich danke
    für die Unterstützung des Parlaments und darf Sie bitten,
    unsere Entwicklungsbemühungen in Afghanistan auch
    weiterhin tatkräftig mit zu begleiten und zu unterstützen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)