Rede:
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Metadaten- insert_drive_fileAus Protokoll: 18074
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tocInhaltsverzeichnisPlenarprotokoll 18/74 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 74. Sitzung Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Lena Strothmann, Artur Auernhammer, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Wolfgang Tiefensee, Sabine Poschmann, Niels Annen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Der deutsche Meisterbrief – Erfolg- reiche Unternehmerqualifizierung, Basis für handwerkliche Qualität und besondere Bedeutung für die duale Ausbildung Drucksache 18/3317 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7057 A Sabine Poschmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 7057 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 7059 A Lena Strothmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 7060 B Dr. Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7062 C Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7064 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7064 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7065 D Axel Knoerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7066 D Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7068 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 7070 B Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7070 D Dr. Hans-Joachim Schabedoth (SPD) . . . . . . 7071 A Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . 7072 A Barbara Lanzinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7072 D Martin Rabanus (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7074 D Dr. Thomas Feist (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 7076 A Tagesordnungspunkt 27: a) Antrag der Bundesregierung: Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte am NATO-geführten Einsatz Resolute Sup- port Mission für die Ausbildung, Bera- tung und Unterstützung der afghani- schen nationalen Sicherheitskräfte in Afghanistan Drucksache 18/3246 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7078 A b) Antrag der Abgeordneten Sibylle Pfeiffer, Sabine Weiss (Wesel I), Frank Heinrich (Chemnitz), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Ab- geordneten Gabi Weber, Dr. Bärbel Kofler, Axel Schäfer (Bochum), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Transformationsdekade mit zivilen Mit- teln erfolgreich gestalten Drucksache 18/3405 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7078 A Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7078 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 7080 C Thomas Silberhorn, Parl. Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7081 D Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7083 C Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . . 7084 D Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 7085 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7087 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7088 C Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7089 D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7091 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7091 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7092 A Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7093 B Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7094 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 7095 B Tagesordnungspunkt 28: Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Eva Bulling-Schröter, Dr. Dietmar Bartsch, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Stromsperren gesetzlich verbieten Drucksache 18/3408 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7096 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 7097 A Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7098 C Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 7100 C Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7100 D Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7101 B Marcus Held (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7102 D Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . 7103 C Barbara Lanzinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7104 B Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7105 C Tagesordnungspunkt 29: Vereinbarte Debatte: 25 Jahre VN-Kinder- rechtskonvention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7106 D Susann Rüthrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7106 D Norbert Müller (Potsdam) (DIE LINKE) . . . . 7107 C Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 7108 D Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7110 A Ulrike Bahr (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7111 B Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7112 B Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7113 C Tagesordnungspunkt 30: Vereinbarte Debatte: Menschenrechte glo- bal durchsetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7115 A Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 7115 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 7116 A Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7117 A Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7119 A Dr. Karamba Diaby (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7119 D Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 7121 A Tagesordnungspunkt 31: Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Kordula Schulz-Asche, Renate Künast, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der Situation von Opfern von Menschenhandel in Deutschland Drucksache 18/3256 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7122 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7123 A Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7124 A Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 7125 C Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7126 B Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7127 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7128 B Susanne Mittag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7129 C Christel Voßbeck-Kayser (CDU/CSU) . . . . . 7130 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7131 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 7133 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7133 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7057 (A) (C) (D)(B) 74. Sitzung Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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folderAnlagenDeutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7133 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 5.12.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 5.12.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 5.12.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 5.12.2014 Daldrup, Bernhard SPD 5.12.2014 Freitag, Dagmar SPD 5.12.2014 Gabriel, Sigmar SPD 5.12.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 5.12.2014 Jung, Xaver CDU/CSU 5.12.2014 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Kermer, Marina SPD 5.12.2014 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 5.12.2014 Lenkert, Ralph DIE LINKE 5.12.2014 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 5.12.2014 Liebich, Stefan DIE LINKE 5.12.2014 Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 5.12.2014 Lutze, Thomas DIE LINKE 5.12.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 5.12.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Mortler, Marlene CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 5.12.2014 Müntefering, Michelle SPD 5.12.2014 Dr. Nick, Andreas CDU/CSU 5.12.2014 Post (Minden), Achim SPD 5.12.2014 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 5.12.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 5.12.2014 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Sütterlin-Waack, Sabine CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Tillmann, Antje CDU/CSU 5.12.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Wanderwitz, Marco CDU/CSU 5.12.2014 Weber, Gabi SPD 5.12.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 5.12.2014 Zollner, Gudrun CDU/CSU 5.12.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 928. Sitzung am 28. No- vember 2014 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Änderung des Asylbewerberleistungs- gesetzes und des Sozialgerichtsgesetzes – Drittes Gesetz zur Änderung des Agrarstatistik- gesetzes – Gesetz zur Einführung des Elterngeld Plus mit Partnerschaftsbonus und einer flexibleren Eltern- zeit im Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 7134 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 (A) (C) (D)(B) – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2014/59/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Mai 2014 zur Festlegung eines Rahmens für die Sanierung und Abwicklung von Kreditinstitu- ten und Wertpapierfirmen und zur Änderung der Richtlinie 82/891/EWG des Rates, der Richtlinien 2001/24/EG, 2002/47/EG, 2004/25/EG, 2005/56/EG, 2007/36/EG, 2011/35/EU, 2012/30/EU und 2013/ 36/EU sowie der Verordnungen (EU) Nr. 1093/ 2010 und (EU) Nr. 648/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates (BRRD-Umsetzungsge- setz) Der Bundesrat hat hierzu ferner die folgende Ent- schließung gefasst: 1. a) Der Bundesrat begrüßt, dass sich die Bundes- regierung auf europäischer Ebene darum be- müht hat, die Belastungen von Landesförder- banken und Förderkrediten durch Beiträge zum Europäischen Abwicklungsfonds zu ver- meiden oder zumindest gering zu halten. b) Der Bundesrat stellt jedoch fest, dass die He- ranziehung der Landesförderbanken zu Beiträ- gen zum Europäischen Bankenabwicklungs- fonds auf der Grundlage der im delegierten Rechtsakt der Europäischen Kommission vom 21. Oktober 2014 veröffentlichten Berech- nungssystematik zu einer systemisch nicht gerechtfertigten und dem Gesichtspunkt der Risikoproportionalität grob widersprechenden Belastung der Landesförderbanken führt. c) Der Bundesrat stellt weiterhin fest, dass durch eine Heranziehung von Landesförderbanken zum einheitlichen Bankenabwicklungsfonds öffentliche Mittel der Länder im erheblichen Umfang für die Abfederung von Risiken pri- vater Geschäftsbanken verwendet werden. Der Bundesrat erkennt hierin einen Widerspruch zu der Zielsetzung der durch das vorliegende Gesetz umzusetzenden Richtlinie, zukünftig eine Belastung der öffentlichen Hand durch die Rettung von Banken zu vermeiden. d) Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, sich im EU-Ministerrat und im Europäi- schen Rat dafür einzusetzen, dass die Landes- förderbanken durch Beiträge zum Europäi- schen Bankenabwicklungsfonds nicht oder wesentlich geringer belastet werden als durch den delegierten Rechtsakt der EU-Kommis- sion vom 21. Oktober 2014 vorgesehen. 2. Der Bundesrat hält es für in hohem Maße proble- matisch, dass die Kreditanstalt für Wiederaufbau von der Beitragspflicht zur Europäischen Banken- abgabe befreit ist, die Förderbanken der Länder hingegen einer Beitragspflicht unterliegen. Der Bundesrat weist darauf hin, dass auf Grund des ri- sikoarmen Geschäfts und der spezifischen Eigen- tümerstruktur eine Beitragspflicht der Länderför- derinstitute unter sachlichen Gesichtspunkten in keiner Weise gerechtfertigt ist. Der Bundesrat sieht die dringende Notwendigkeit einer grundlegenden Überarbeitung der Regelun- gen zur Beitragspflicht von kleinen und mittleren Kreditinstituten. Die vorgesehenen Erleichterun- gen für kleinste Institute werden für die Mehrzahl der regional tätigen Banken in Deutschland aller Voraussicht nach keine signifikanten Entlastungen zur Folge haben und daher ins Leere gehen. Der Bundesrat weist kritisch darauf hin, dass die von der Kommission vorgesehenen Regelungen die mangelnde Systemrelevanz der kleinen und mittleren Institute und die sich daraus ergebende Folge, dass diese Institute niemals Leistungen aus dem Abwicklungsfonds erhalten werden und da- mit lediglich zur Befüllung des Abwicklungsfonds beitragen, nicht ausreichend berücksichtigen und daher unverhältnismäßig sind. Der Bundesrat lehnt Doppelbelastungen ab, die sich für die durch ihre Institutssicherungssysteme im Bestand geschützten Sparkassen und Kreditge- nossenschaften ergeben. Der Bundesrat bittet da- her die Bundesregierung, sich auf europäischer Ebene für die Festlegung differenzierterer Rege- lungen einzusetzen, die dem Proportionalitätsprin- zip entsprechen. 3. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, darauf zu achten, dass die Beitragserhebung zum euro- päischen Abwicklungsfonds zu keinen Wettbe- werbsverzerrungen führt. Er befürwortet daher eine EU-weit steuerliche Gleichbehandlung. – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 21. Mai 2014 über die Übertragung von Beiträgen auf den ein- heitlichen Abwicklungsfonds und über die ge- meinsame Nutzung dieser Beiträge – Gesetz zur Änderung des ESM-Finanzierungsge- setzes – Gesetz zur Änderung der Finanzhilfeinstrumente nach Artikel 19 des Vertrags vom 2. Februar 2012 zur Einrichtung des Europäischen Stabilitätsme- chanismus – Gesetz zur Verringerung der Abhängigkeit von Ratings – Gesetz zur Änderung des Freizügigkeitsgesetzes/ EU und weiterer Vorschriften – Zweites Gesetz zur Änderung des Mikrozensusge- setzes 2005 und des Bevölkerungsstatistikgesetzes – … Gesetz zur Änderung des Urheberrechtsgeset- zes – Gesetz zur Durchführung des Haager Überein- kommens vom 30. Juni 2005 über Gerichtsstands- vereinbarungen sowie zur Änderung des Rechts- pflegergesetzes, des Gerichts- und Notarkosten- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7135 (A) (C) (D)(B) gesetzes, des Altersteilzeitgesetzes und des Dritten Buches Sozialgesetzbuch – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2011/99/EU über die Europäische Schutzanordnung und zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 606/2013 über die gegenseitige Anerkennung von Schutz- maßnahmen in Zivilsachen – Gesetz zur Änderung mautrechtlicher Vorschrif- ten hinsichtlich der Einführung des europäischen elektronischen Mautdienstes – Gesetz zu dem Dritten Zusatzprotokoll vom 10. November 2010 zum Europäischen Ausliefe- rungsübereinkommen vom 13. Dezember 1957 – Gesetz zu dem Protokoll Nr. 15 vom 24. Juni 2013 zur Änderung der Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten Zudem hat der Bundesrat in seiner 928. Sitzung am 28. November 2014 gemäß § 3 Absatz 1 Satz 2 Nummer 3, Satz 4 bis 6 des Standortauswahlgesetzes Staatsminister Thomas Schmidt (Sachsen) als Nachfolger des ausschei- denden Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (Sachsen) zum Mitglied der „Kommission Lagerung hoch radioak- tiver Abfallstoffe“ und Minister Dr. Helmuth Markov (Brandenburg) als Nach- folger der ausscheidenden Ministerin a. D. Anita Tack (Brandenburg) zum stellvertretenden Mitglied der „Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe“ gewählt. Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 25. bis 29. Juni 2012 in Straßburg Drucksachen 18/2945, 18/3108 Nr. 5 Ausschuss für Gesundheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten 2014 des Sachverständigenrates zur Begut- achtung der Entwicklung im Gesundheitswesen Bedarfsgerechte Versorgung – Perspektiven für ländli- che Regionen und ausgewählte Leistungsbereiche Drucksachen 18/1940, 18/2530 Nr. 3 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union – Unterrichtung durch den Präsidenten des Deutschen Bun- destages Erster Bericht über die Anwendung der Begleitgesetze zum Vertrag von Lissabon Drucksachen 17/14601, 18/641 Nr. 25 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Umsetzung des Europäischen Semesters 2013 und der Europa 2020-Strategie unter besonderer Berücksichtigung der länderspezifischen Empfehlun- gen Drucksache 17/14622 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/822 Nr. A.7 Ratsdokument 5812/14 Drucksache 18/3110 Nr. A.1 EuB-BReg 74/2014 Drucksache 18/3110 Nr. A.3 EuB-BReg 80/2014 Drucksache 18/3110 Nr. A.5 EuB-BReg 86/2014 Innenausschuss Drucksache 18/1935 Nr. A.6 Ratsdokument 10208/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.14 Ratsdokument 10307/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.21 Ratsdokument 12315/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.22 Ratsdokument 12331/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.23 Ratsdokument 12332/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/3110 Nr. A.12 Ratsdokument 14028/14 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/3110 Nr. A.13 EuB-BReg 76/2014 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 18/1935 Nr. A.15 Ratsdokument 10024/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.72 Ratsdokument 12150/14 Drucksache 18/2677 Nr. A.12 Ratsdokument 12646/14 Drucksache 18/2935 Nr. A.8 Ratsdokument 13442/14 Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 74. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 26 System der zulassungspflichtigen Handwerkerberufe TOP 27 Bundeswehreinsatz in Afghanistan (RSM) TOP 28 Stromsperren TOP 29 Vereinbarte Debatte 25 Jahre VN-Kinderrechtskonvention TOP 30 Vereinbarte Debatte Menschenrechte global durchsetzen TOP 31 Situation von Opfern von Menschenhandel Anlagen
-
insert_commentVorherige Rede als Kontext
Rede von Axel Knoerig
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Der deutsche Meisterbrief ist das Gütesiegel unseres
Handwerks. Er steht für erfolgreiche Tradition und
höchste fachliche Qualität. Diese besondere berufliche
Qualifikation ist einzigartig in der Welt. Auf dem Meis-
tertitel beruht der wirtschaftliche Erfolg vieler mittel-
ständischer Betriebe, die ja bekanntlich das Rückgrat un-
serer Wirtschaft bildet. Insgesamt gibt es in Deutschland
rund 1 Million Handwerksfirmen. Die meisten von ihnen
sind kleine Unternehmen und haben maximal vier bis
acht Mitarbeiter. Als Beispiel nenne ich meinen Wahl-
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7067
Axel Knoerig
(A) (C)
(D)(B)
kreis Diepholz/Nienburg. Dort gibt es etwa 2 000 Hand-
werksbetriebe, die rund 10 000 Menschen beschäftigen.
Gerade in unserer ländlichen Region kommt dem Hand-
werk damit eine erhebliche Bedeutung zu, zum einen in
der Sicherung von Arbeitsplätzen, zum anderen in der
beruflichen Bildung; denn ein Drittel unserer heimischen
Auszubildenden erlernen ihren Beruf in Handwerksbe-
trieben.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Insgesamt hat das deutsche Handwerk im vergange-
nen Jahr über 500 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die
Betriebe haben rund 5 Millionen Menschen einen Ar-
beitsplatz gegeben. Dazu gehören 380 000 Lehrstellen.
Die Ausbildungsquote ist mit 8 Prozent doppelt so hoch
wie in der gesamten Wirtschaft. Damit trägt das Hand-
werk maßgeblich dazu bei, dass wir die geringste Ju-
gendarbeitslosigkeit in Europa verzeichnen.
(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: So ist es!)
Die niedrige Quote von 7,5 Prozent kommt auch da-
durch zustande, dass die duale Ausbildung häufig eine
anschließende Übernahme in den Betrieb ermöglicht.
Auf diese Weise leistet unser Handwerk einen ganz we-
sentlichen Beitrag zur Fachkräftesicherung in unserem
Land.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Dafür, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, liefert
der Meisterbrief die Grundlage.
Wir müssen uns fragen: Warum ist der Meisterbrief so
erfolgreich? Lassen Sie uns bitte einen kurzen Rückblick
in die Geschichte werfen: Im 19. Jahrhundert wurde die
Gewerbefreiheit eingeführt und damit auch eine staatli-
che Regelung der Handwerkerausbildung. Gleichzeitig
gründeten sich die Innungen als Interessenvertretungen
der verschiedenen Handwerksberufe. Mit dieser frühen
Organisation wurde ein einmaliges Aus- und Weiterbil-
dungsmodell geschaffen, das noch heute als zukunfts-
und krisensicher gilt.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Auch hier muss die Frage gestellt werden: Warum ist
das so? Weil sich dieses Modell ständig den aktuellen
Entwicklungen des Arbeitsmarktes anpasst und weil es
in der Abstimmung von Berufskammern, Tarifpartnern
und Politik laufend modernisiert wird. Dabei gilt es, das
richtige Verhältnis zwischen Tradition und Moderne,
aber auch zwischen Theorie und Praxis zu erwähnen.
Heute wie damals basiert die Meisterqualifikation auf
zwei Pfeilern:
Erstens. Grundvoraussetzung ist eine duale Berufs-
ausbildung mit abschließender Gesellenprüfung. Inzwi-
schen wird auch eine erfolgreiche Abschlussprüfung in
einem ähnlichen Ausbildungsberuf anerkannt.
Zweitens. Wer die Meisterprüfung bestanden hat,
wird in die Handwerksrolle eingetragen. Nur dann ist
man berechtigt, als selbstständiger Unternehmer einen
Handwerksbetrieb zu führen. Einzig die Meister dürfen
in ihrem Beruf den Nachwuchs ausbilden. Ganz wichtig
dabei ist auch, dass die Meister aufgrund dieser pädago-
gischen Erfahrungen und der gesammelten Kenntnisse
auch als Berufsschullehrer bestens geeignet sind.
Diese strenge Reglementierung beim Berufszugang
dient von jeher einem Ziel, und zwar der Sicherung der
Qualität und damit der Wettbewerbsfähigkeit. Mit der
Handwerksnovelle von 2003 wurde der Berufszugang
jedoch gelockert. Die rot-grüne Bundesregierung er-
hoffte sich davon mehr Unternehmensgründungen. Über
die Hälfte der zulassungspflichtigen Gewerke wurde da-
her als zulassungsfrei eingestuft. Seither kann man diese
Handwerksbetriebe auch ohne Meisterbrief führen.
Meine Damen und Herren, wir müssen heute leider
festhalten, dass diese Liberalisierung unserem Hand-
werk eher geschadet hat.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)
Denn Fakt ist: In den vergangenen elf Jahren wurden
Handwerksberufe erster und zweiter Klasse geschaffen.
Wie die Zahlen belegen, sind Neugründungen ohne
Meisterbrief relativ schnell insolvent: Schon zwei Jahre
nach dem Start in die Selbstständigkeit gibt es deutlich
mehr Registerlöschungen als bei den Meisterbetrieben.
Insofern hat Rot-Grün genau das Gegenteil vom damali-
gen Ziel erreicht: Gefördert wurden Einmannbetriebe,
die als Unternehmen nicht ausreichend qualifiziert sind.
Genauso wenig tragen diese zur Nachwuchssicherung
im Handwerk bei; denn 95 Prozent der Lehrlinge werden
in den zulassungspflichtigen Berufen ausgebildet.
Die Union hat dagegen in ihrer Bildungspolitik
Schwerpunkte gesetzt, die gerade unserem Handwerk
zugutekommen: So haben wir uns bereits in der letzten
Wahlperiode dafür eingesetzt, die berufliche und akade-
mische Bildung besser vergleichbar zu machen. Dazu
wurde der Deutsche Qualifikationsrahmen eingeführt.
Dieses Einstufungssystem ermöglicht einen objektiven
Vergleich der verschiedenen Berufs- und Studienab-
schlüsse. Der Meisterbrief ist hier auf Niveau 6 einge-
stuft, genau wie der akademische Grad des Bachelors.
Damit wurde die Meisterprüfung als Berufsqualifikation
sichtbar aufgewertet.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Seit Anfang dieses Jahres ist die Meisterqualifikation
auch im europäischen Qualifikationsrahmen der Stufe 6
zugeordnet. Hiermit haben wir ebenfalls eine erhebliche
Aufwertung des deutschen Meisterbriefes in Europa er-
zielt.
Immer wieder gibt es Bestrebungen, die duale Ausbil-
dung zu reformieren und damit die solide Basis für die
Meisterqualifikation infrage zu stellen, und dem ist ent-
gegenzuwirken. Von meiner Kollegin Lena Strothmann
ist heute schon einmal der Münchener Philosoph und
ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin zi-
tiert worden. Er hat ein Buch veröffentlicht mit dem
Titel Der Akademisierungswahn – Zur Krise beruflicher
und akademischer Bildung. Darin warnt er davor, die be-
rufliche Bildung allzu wissenschaftlich zu gestalten. Die
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Axel Knoerig
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duale Ausbildung sollte praxisorientiert zwischen Be-
trieb und Berufsschule eingebunden bleiben.
(Lena Strothmann [CDU/CSU]: Recht hat er!)
Schließlich beruht der Schwerpunkt auf dem Berufs-
alltag – und nur so kann die Qualität dieses erfolgreichen
Bildungsmodells langfristig gehalten werden.
Die Grünen haben in der letzten Wahlperiode gefor-
dert, das duale Ausbildungssystem um eine weitere
Komponente zu ergänzen.
(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)
DualPlus – so haben Sie das genannt; ich will das gar
nicht als Konzept bezeichnen – bedeutete eigentlich nur
mehr bürokratischen Aufwand. Die Grünen wollten ne-
ben Betrieb und Berufsschule noch eine weitere überbe-
triebliche Einrichtung an der Ausbildung beteiligen.
(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Unglaublich!)
Die Betriebe sollten sogar Träger dieser Einrichtung
werden.
Da, meine Damen und Herren von den Grünen, ist,
denke ich, auch die Sicht von Verbänden wie IHK und
ZDH maßgeblich; denn die haben damals überhaupt kei-
nen Reformbedarf gesehen. Wieso auch? Warum sollte
man dieses gut funktionierende Modell aus betrieblicher
Praxis und begleitender Theorie aus dem Gleichgewicht
bringen?
(Dr. Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da gibt es aber schon noch ein paar Lücken!)
Es ist doch so: Wenn man die Zuständigkeit, zum Bei-
spiel für Praktika, an überbetriebliche Ausbildungsstät-
ten überträgt, dann werden doch die Betriebe aus der
Verantwortung gedrängt.
(Zuruf von der CDU/CSU: Genau so ist es!)
Doch gerade ihre intensive Beteiligung sichert die pra-
xisnahe und am Arbeitsmarkt orientierte Ausbildung.
(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf der Abg. Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Meine Damen und Herren, wir müssen nicht an etwas
herumdoktern, was bereits bestens funktioniert. Genau
deshalb ist unser Bildungssystem ja in aller Welt hoch-
angesehen. Insbesondere seit der Wirtschafts- und
Finanzkrise dient es in Europa sogar als Vorbild: Zahl-
reiche Länder der Europäischen Union sind bemüht, die
besonderen Vorzüge der dualen Ausbildung in Deutsch-
land nachzuahmen. So soll die hohe Jugendarbeits-
losigkeit, zum Beispiel in Spanien, bekämpft werden.
38 000 junge Spanier und Griechen haben über die Bil-
dungskooperation in Deutschland schon einen Ausbil-
dungsplatz bekommen. Auch mit Italien wurde solch
eine Vereinbarung getroffen. Seit 2012 unterstützt
Deutschland bereits mehrere Länder mit Kooperationen
zur Berufsbildung. Ich denke, das ist eine gute Grund-
lage, um die Zukunftschancen junger Menschen in ganz
Europa zu verbessern.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Die Aufstiegsmöglichkeit zum Meister wird seit Jah-
ren konstant genutzt: 2013 wurden über 23 000 Meister-
prüfungen erfolgreich abgelegt. Es ist erfreulich, dass
der Frauenanteil mittlerweile auf 20 Prozent gestiegen
ist. Der Bund unterstützt diese Fortbildung mit dem so-
genannten Meister-BAföG. Seit dem Start im Jahr 2008
ist die Zahl der Antragsteller kontinuierlich gestiegen –
auf nunmehr rund 170 000. Die Förderzusagen beliefen
sich im vergangenen Jahr auf 576 Millionen Euro.
Genauso wie in der akademischen Bildung wollen wir
auch in der beruflichen Bildung Karrieren fördern. Da-
her werden wir die Leistungen beim Meister-BAföG, wie
wir das im Koalitionsvertrag vereinbart haben, weiter
verbessern. Ähnlich wie beim BAföG für Studierende
sollen auch Meister mit guten Noten bei den Rückzah-
lungen entlastet werden.
In vielerlei Hinsicht haben wir berufliche und akade-
mische Bildung damit schon gleichgestellt. Doch, meine
lieben Kolleginnen und Kollegen, wäre es nicht eine lo-
gische Konsequenz, die Meisterqualifikation genau wie
das Studium nun kostenfrei anzubieten? Das wäre,
denke ich, ein weiterer bedeutender Beitrag zur Quali-
tätssicherung im Handwerk und in der dualen Ausbil-
dung.
Danke schön für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Rede von Dr. Norbert Lammert
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Nun erhält die Kollegin Kerstin Andreae das Wort.
-
insert_commentNächste Rede als Kontext
Rede von Kerstin Andreae
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es
ist ja richtig, was Sie da schreiben: Dass wir den Meis-
terbrief als Gütesiegel wertschätzen sollten. Aber was
ich so verblüffend finde und was mich auch ein bisschen
irritiert, ist, dass wir in dieser wertvollen Kernzeit einen
Antrag diskutieren, der wirklich dünn ist, weil er die ent-
scheidenden Fragen offenlässt, weil er Lücken lässt.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Sabine Zimmermann [Zwickau] [DIE LINKE])
Es ist per Copy-and-paste erstellt worden. Es handelt
sich um die ZDH-Position. Wenn Sie schon beantragen,
dass hier zur Kernzeit so eine wichtige Debatte geführt
wird, dann hätte ich mir echt gewünscht, dass Sie uns ei-
nen Antrag mit ein bisschen mehr Substanz vorgelegt
hätten.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Ja, es ist richtig: 2004 haben wir die Handwerksord-
nung novelliert. Liebe SPD, macht euch mal nicht so arg
vom Acker! 2004 gab es hochverkrustete Strukturen,
hohe Arbeitslosigkeit; an vielen Stellen ist überlegt wor-
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Kerstin Andreae
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den: Wie können wir dazu beitragen, dass wieder mehr
Leute einen Job haben? Wie Marktzugangsbeschränkun-
gen beseitigen, wie den Wettbewerb beleben? Dann hat
es die Novelle gegeben, und man hat sich dafür entschie-
den, dass Berufe, die dem Gefahrenrisiko nicht unterlie-
gen – wie der Uhrmacher, der Goldschmied, der Schuh-
macher, der Buchbinder oder auch der Fliesenleger –,
herausgenommen werden. Es kann ja sein, dass an der
einen oder anderen Stelle tatsächlich über das Ziel hi-
nausgeschossen wurde. Was haben wir deswegen gesagt,
und was fordern wir hier Jahr für Jahr? Evaluiert mal,
damit wir wissen, wie die Novelle gewirkt hat und wor-
über wir eigentlich reden müssen! Das ist doch das, was
hier zunächst einmal kommen müsste.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lena Strothmann [CDU/CSU]: Das wissen wir doch! Haben wir alles festgestellt!)
Man muss doch schauen: Was ist aus den Betrieben
geworden? Ja, es gibt die Zahl von 60 Prozent Insolven-
zen bei Existenzgründern. Vergleichbare Zahlen bekom-
men Sie aber überall; denn der Gang in die Selbststän-
digkeit ist tatsächlich ein risikobehafteter.
Wie ist die Situation am Ausbildungsmarkt? Ja, die
Zahl der ausbildenden Betriebe sinkt. 2012 bildeten nur
noch 21,3 Prozent der Betriebe überhaupt aus. Aber den
direkten Zusammenhang zu der Novelle ziehen Sie mir
hier ein bisschen zu en passant. Da müssen Sie doch ein-
mal genau hinschauen: Was ist passiert? Und auf der an-
deren Seite müssen Sie sich auch anschauen: Welche
Herausforderungen sind 2014 zu bewältigen, damit mehr
ausgebildet wird? Denn dass wir mehr ausbilden müs-
sen, ist doch gar keine Frage.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Über 250 000 Jugendliche sind heute in der Warte-
schleife, weil sie keinen Ausbildungsplatz gefunden ha-
ben –
(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Da sind doch nicht die Meister dran schuld!)
es kostet uns übrigens jedes Jahr 4 Milliarden Euro, dass
wir keine Lösung für diese Jugendlichen finden –, und
1,5 Millionen unter 35-Jährige sind ohne Ausbildung.
Deswegen müssen wir einen Paradigmenwechsel hinbe-
kommen.. Wir müssen eine Ausbildungsoffensive star-
ten – diese haben Sie im Koalitionsvertrag groß ange-
kündigt –, für gute Ausbildung sorgen und letztlich eine
Ausbildungsplatzgarantie auf den Weg bringen, so wie
es Österreich macht.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das betrifft vor allem Jugendliche mit Einwande-
rungshintergrund. Der Name ist eine Hürde. Das ist zwar
dramatisch und beklagenswert; da kann man nur an die
Unternehmen appellieren, dies nicht zuzulassen. Aber:
Wir wissen es. Als die Kanzlerin letzte Woche sehr me-
dienwirksam Betriebe besucht hat, wurde auch ihr sehr
deutlich gesagt: Der Name ist eine Hürde. – Bildungs-
chancen in Deutschland sind ungerecht verteilt. Bil-
dungsgerechtigkeit und Inklusion sind für viele Kinder
und Jugendliche nicht gegeben. Es gibt also ganz viele
Baustellen, und wir müssen viele Antworten geben. Eine
davon ist DualPlus.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Das hat mit dem Antrag nichts zu tun, was Sie da erzählen!)
– Doch, das hat etwas mit dem Antrag zu tun. Denn es
geht darum, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen
einer geringeren Zahl von Ausbildungsplätzen, dem
Meisterbrief und der Frage: Welche Lösungen gibt es,
um mehr Ausbildungsplätze zu schaffen? Wir müssen
uns fragen: Wie können wir kleinen Handwerksbetrie-
ben helfen, damit sie sagen: „Ja, wir bilden wieder aus“?
Wenn man überbetriebliche Ausbildungsstätten schafft
und einzelne Module herausnimmt, dann sagt vielleicht
der eine oder andere Handwerksbetrieb: Okay, unter die-
sen Voraussetzungen bilde ich wieder aus. – Deswegen
hat das definitiv etwas mit dem Antrag zu tun. Das steht
sogar in seiner Überschrift.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Oh nein! So steht das da bestimmt nicht drin!)
– Das ist ja ganz besonders niedlich. Also ehrlich, Leute!
Unter II.5 wird gefordert,
die Attraktivität der beruflichen Aus- und Weiter-
bildung zur Sicherung des Fachkräfte- und Unter-
nehmernachwuchses weiter zu steigern –
– so weit, so gut, dass Sie dies wollen; aber dann geht es
nach dem Bindestrich so weiter –
dies insbesondere auch im Hinblick auf Menschen
mit Migrationshintergrund oder Behinderung und
Frauen …
Das treibt einem doch Tränen in die Augen!
(Sabine Poschmann [SPD]: Nein, nein! Das ist schon richtig so! Lesen Sie erst mal weiter!)
Ihr braucht doch einen Paradigmenwechsel! Frauen sind
nicht behindert, sie werden behindert!
(Christine Lambrecht [SPD]: Also wirklich! Wer behauptet denn das? Das ist ja unterirdisch, was Sie da sagen!)
Meine Güte, geht das endlich mal in eure Köpfe?
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)
Frauen sind keine Belastung, sondern eine Bereicherung.
Es ist etwas völlig anderes, ob man Inklusion betreibt
und sich darum kümmert, dass Jugendliche mit Migra-
tionshintergrund einen Ausbildungsplatz bekommen,
oder ob man sich darum kümmert, dass Frauen echte
Chancen am Arbeitsmarkt haben, Führungskräfte wer-
den können.
Wenn Sie schon beim ZDH abschreiben, dann hätten
Sie auch diese Zahlen übernehmen können: Fast ein
Drittel aller neuen Auszubildenden im Handwerk sind
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Kerstin Andreae
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weiblich. Mehr als 20 Prozent aller Meisterprüfungen
werden von Frauen abgelegt. Der Anteil von Frauen mit
Meistertitel hat sich in den vergangenen Jahren fast ver-
doppelt. – Trotzdem haben es Frauen unheimlich
schwer: Das Kapital fehlt, die Unterstützung fehlt, und
sie müssen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in
den Griff bekommen.
(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Das müssen Männer auch!)
Im Ergebnis sind die Frauen am Ende nicht diejenigen,
die ein Unternehmen bzw. einen Handwerksbetrieb füh-
ren. Das ist ein Problem, dem Sie sich endlich einmal
stellen müssen, auch vom Kopf und von der Haltung her.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Sabine Poschmann [SPD]: Aber das steht doch im Antrag! Lesen!)
Der ZDH hat die richtigen Analysen betrieben. Auch wir
bekennen uns zum Meisterbrief als Garant für gute und
sichere Arbeit. Dazu bekennen wir uns.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Na bitte, geht doch!)
Von den Regierungsfraktionen hätte ich aber wirklich
mehr als Copy-and-paste erwartet. Wo sind die Konzepte
für stabiles Handwerk, für die Integration von ausländi-
schen Auszubildenden, für die Bekämpfung der Jugend-
arbeitslosigkeit, gegen den Fachkräftemangel? Über die
Rente mit 63 kann ich jetzt leider nicht mehr sprechen.
Wie wollen Sie die jungen Frauen ermutigen, in die
handwerklichen Berufe einzusteigen und Führungsver-
antwortung zu übernehmen? Da sind Sie blank. Dazu sa-
gen Sie in diesem Antrag überhaupt nichts. Das ist ein
Wohlfühlantrag mit ganz vielen Unterschriften, und Sie
werden jetzt alle durch Ihre Wahlkreise gehen und sa-
gen: Wunderbar! Schaut mal, was wir gemacht haben! –
Aber ein bisschen mehr im Bereich der Handwerkspoli-
tik können wir von Ihnen schon erwarten.
Vielen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Ja, machen Sie mal!)