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ID1806916800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/69 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten des Parlaments der Republik Estland, Herrn Eiki Nestor . . . 6495 A Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6495 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6495 B I.8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6495 C Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 6495 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6500 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6501 C Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6507 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6512 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6514 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6515 C Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6517 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6521 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6521 B Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6521 C Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6523 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6524 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6526 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6528 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6529 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6530 C Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6531 C Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6533 A Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6534 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6535 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6536 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 6537 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6539 C I.9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/2805, 18/2823 . . . . . . . 6537 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6538 A Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6541 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6543 B Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6544 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6546 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6548 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6548 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6550 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6551 D Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6553 A Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6554 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6555 B Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6555 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6556 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 6556 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6557 A Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6558 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6559 B Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6560 C I.10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/2813, 18/2823 . . . . . . . 6562 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6562 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6563 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6565 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6567 D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6569 B Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6571 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6573 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6574 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6576 A Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6577 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6578 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6579 D I.11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6580 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6581 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6582 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6584 B Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6584 D Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6586 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6587 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 6588 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6590 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6592 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6594 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6595 C Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 6597 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6599 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6600 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6601 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6495 (A) (C) (D)(B) 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6601 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 26.11.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 26.11.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 26.11.2014 Heller, Uda CDU/CSU 26.11.2014 Kermer, Marina SPD 26.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.11.2014 Poß, Joachim SPD 26.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 26.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 26.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 26.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 26.11.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 69. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Niema Movassat


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber

    Minister Müller, bald können wir eine Kerze anzünden –
    nicht nur wegen des ersten Adventssonntags, sondern
    auch, weil Sie bald Ihr einjähriges Ministerjubiläum fei-
    ern.

    Ihr Hauptanliegen, alle mit ins Boot zu nehmen, über-
    strahlt dieses erste Jahr. Das ist ohne Frage ein sehr
    frommer Wunsch.


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Dann macht doch mit!)


    Sie müssen aber dafür sorgen, dass dieser fromme
    Wunsch auch Wirklichkeit wird; denn Ihr Wunsch und
    die Realität klaffen bei Ihrer konkreten Politik leider oft
    auseinander.


    (Johannes Selle [CDU/CSU]: Ihr müsst ja bloß zustimmen!)


    Ich nenne ein Beispiel: Vor kurzem übergaben Vertre-
    ter der Nichtregierungsorganisationen FIAN, INKOTA
    und Oxfam Ihrem Ministerium 65 000 Unterschriften, die
    sie im Rahmen der Kampagne „Keine Entwicklungshilfe
    für Agrarkonzerne“ gesammelt hatten. Diese Kampagne
    richtet sich ausdrücklich gegen die enge Zusammenarbeit
    Ihres Hauses mit der Agrar- und Lebensmittelindustrie.
    Was macht Ihr Entwicklungsministerium daraus? An-
    lässlich der Unterschriftenübergabe veröffentlichten Sie
    eine Pressemitteilung mit dem Titel „INKOTA, FIAN
    und Oxfam gemeinsam mit dem BMZ für ‚EineWelt
    ohne Hunger‘“. Das ist echt dreist.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Eine ausdrückliche Kritik an Ihrer Politik biegen Sie
    mal eben in einen Beleg für gute Zusammenarbeit um.
    Damit täuschen Sie die Öffentlichkeit. Hauptsache, es
    sieht so aus, als wären alle im Boot! Oxfam, FIAN und
    INKOTA fordern seit zwei Wochen eine Richtigstellung.
    Diese sollte unverzüglich erfolgen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Noch viel wichtiger ist aber: Ändern Sie endlich Ihre
    Politik. Sie sagen zwar ständig, Sie wollen die kleinbäu-
    erliche Landwirtschaft in den Entwicklungsländern stär-
    ken, aber das bleibt leider nur ein leeres Versprechen.





    Niema Movassat


    (A) (C)



    (D)(B)

    Der Haushaltsentwurf für 2015 weist nämlich leider in
    eine ganz andere Richtung.

    Schauen wir uns das Flaggschiff Ihrer Sonderinitia-
    tive „EineWelt ohne Hunger“ an, nämlich die zehn soge-
    nannten Grünen Zentren, die Sie in afrikanischen Län-
    dern und in Indien aufbauen wollen. Als Partner dieser
    Zentren nennen Sie explizit die deutsche Agrarwirt-
    schaft. Unternehmen wie Bayer und BASF haben Sie
    massiv in die Planungen eingebunden. Kleinbauern wur-
    den jedoch weitgehend ausgeschlossen. Schlimmer
    noch: Die Grünen Zentren bieten den meisten Kleinbau-
    ern keine Perspektive, sondern forcieren eine Zukunft
    ohne sie. Das ist der falsche Weg.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Herr Müller, Sie müssen sich entscheiden: Wollen Sie
    die Expansionsbestrebungen des deutschen Agrobusi-
    ness in Afrika fördern oder eine kleinbäuerliche Land-
    wirtschaft vor Ort, die im Kampf gegen den Hunger
    nachweislich die größten Erfolge bringt? Das eine
    schließt das andere aus. Öffentlich-private Partnerschaf-
    ten dürfen deshalb eben nicht zum zentralen Mittel der
    Hungerbekämpfung werden. Das machen wir auch mit
    dem vorgelegten Antrag deutlich. Die Linke ist gegen
    Entwicklungsgelder für Agrarkonzerne.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Der Entwicklungshaushalt hat aber auch noch andere
    Defizite. Drei davon möchte ich nennen:

    Erstens. Die wichtigste Lehre aus der aktuellen Ebo-
    lakrise ist: Wir brauchen endlich mehr Geld in den Ent-
    wicklungsländern für den Aufbau von Gesundheitssyste-
    men,


    (Beifall bei der LINKEN)


    also für Krankenstationen und für die Ausbildung von
    Ärzten und Krankenschwestern. Deutschland muss au-
    ßerdem seine Zahlungen an die Weltgesundheitsorgani-
    sation sofort deutlich anheben, damit diese wieder hand-
    lungsfähig wird und nicht weiter vom Gutdünken von
    Privatpersonen wie Bill Gates abhängig ist.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Johannes Selle [CDU/CSU]: Keine Spenden? Blödsinn!)


    Zweitens. Sie müssen das Budget für Flüchtlinge
    deutlich anheben. Wie sollen wir sonst die Millionen sy-
    rischer Flüchtlinge menschenwürdig versorgen? Das ist
    unsere humanitäre Pflicht. Sonntagsreden reichen hier
    nicht aus.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zudem ist es eine Schande, dass sich Deutschland ge-
    weigert hat, das italienische Programm „Mare Nostrum“
    zu unterstützen. Durch „Mare Nostrum“ konnten binnen
    eines Jahres über 130 000 in Seenot geratene Flüchtlinge
    – Frauen, Kinder, Männer –, die in höchster Not waren,
    aus dem Mittelmeer gerettet werden. Da Europas Staaten
    dieses Programm aber nicht mitfinanzieren wollen, läuft
    es jetzt aus. „Das Mittelmeer darf kein Friedhof wer-
    den“, sagte der Papst gestern vor dem EU-Parlament.
    Recht hat er!


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sibylle Pfeiffer [CDU/ CSU]: Da muss die Linke schon den Papst zitieren!)


    Herr Müller, hier muss ich fragen: Warum haben Sie
    im Kabinett und bei den Haushaltsverhandlungen nicht
    vehement für eine Unterstützung von „Mare Nostrum“
    gekämpft? Das hätte ich von Ihnen erwartet.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Drittens. Gemeinsam mit den Grünen haben wir einen
    Antrag vorgelegt, die Budgethilfe an die Entwicklungs-
    länder zu erhöhen. Auch Sie von der SPD haben das in
    der Opposition immer laut gefordert. Kaum waren Sie in
    der Regierung, war die Forderung, wie so oft, nicht mehr
    so lautstark zu hören – und das, obwohl es viele gute
    Gründe dafür gibt, die Budgethilfe auszuweiten; denn
    sie ermöglicht es den betreffenden Ländern, abge-
    stimmte Programme zur Armutsbekämpfung oder im
    Bereich der ländlichen Entwicklung zu entwerfen, an-
    statt von unzähligen unkoordinierten Einzelprojekten der
    Geberländer abhängig zu sein.

    Die herkömmliche Entwicklungszusammenarbeit
    wird zwischen den Regierungen der Geberländer und der
    Entwicklungsländer vereinbart. Die Budgethilfe hinge-
    gen ist im Haushalt der Entwicklungsländer nach-
    vollziehbar. Damit schafft die Budgethilfe mehr Trans-
    parenz; denn Parlament und Zivilgesellschaft in den
    Partnerländern wissen, wohin das Geld fließt, und kön-
    nen nachhaken. Lediglich drei Länder erhalten heute
    Budgethilfe aus Deutschland im Umfang von 52 Millio-
    nen Euro. Wir sagen: Stocken Sie die Budgethilfe auf
    200 Millionen Euro auf, und machen Sie sie zu einem
    zentralen Element der Entwicklungszusammenarbeit.


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Da ich gerade beim Thema Mittelaufstockung bin
    – ein Punkt darf auch in meiner heutigen Haushaltsrede
    nicht fehlen –: Die Höhe des Entwicklungsbudgets ins-
    gesamt ist zu niedrig. Das ist eine Schande. 0,7 Prozent
    des Bruttonationaleinkommens für die Entwicklungs-
    politik hat Deutschland 1970 versprochen, vor 44 Jahren.
    Selbst heute kratzen wir gerade einmal an der 0,4-Pro-
    zent-Grenze. Das ist peinlich und zudem ein Verrat an
    den Ärmsten der Armen.

    Herr Müller, anlässlich Ihres einjährigen Jubiläums
    als Minister sage ich Ihnen: Genug der frommen Wün-
    sche, und ran an die 0,7-Prozent-Marke! Die Unterstüt-
    zung der großen Mehrheit des Hauses und der Bevölke-
    rung ist Ihnen dabei sicher.

    Danke für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der LINKEN)







    (A) (C)



    (D)(B)



Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als nächster Rednerin erteile ich das Wort der Abge-

ordneten Dr. Bärbel Kofler, SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Bärbel Kofler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

    und Kollegen! Ich habe bei der ersten Lesung, eingehend
    auf die Worte des Herrn Ministers, über die Entwicklung
    dieses Haushaltes gesagt: Die Niebel-Delle, die wir da-
    mals hatten, ist noch nicht zu einer Müller-Welle gewor-
    den. – Jetzt habe ich eine etwas andere Einschätzung als
    der Kollege Klein. Momentan fühle ich maximal ein
    leichtes Kräuseln des Wassers.

    Natürlich begrüße ich den Aufwuchs von 60 Millio-
    nen Euro. Das ist, wie immer man es sieht, keine Klei-
    nigkeit. Ich finde auch richtig, dass dieses Geld insbe-
    sondere für die entwicklungsorientierte strukturbildende
    Übergangshilfe und für die Flüchtlingshilfe genutzt
    wird. Ebenfalls richtig finde ich, dass es gelungen ist, ei-
    nige Verschiebungen in diesem Haushalt vorzunehmen,
    insbesondere im Bereich des Zivilen Friedensdiensts und
    in kleinen Teilen des Gesundheitssektors. Auch der Be-
    reich der Klimafinanzierung ist gut und richtig ausge-
    stattet. Ebenso freue ich mich, dass die Forschungsmittel
    erhöht worden sind und insbesondere das deutsche Insti-
    tut für Entwicklungsforschung entsprechend ausgestattet
    werden konnte. All das ist gut.

    Aber – viele Vorredner haben es gesagt – die einge-
    stellten Mittel reichen nicht aus. Sie reichen nicht aus,
    um die aktuellen Krisen und Aufgaben zu bewältigen.
    Sie reichen auch nicht aus, wenn wir dem Anspruch ge-
    nügen wollen – den wir hier gemeinsam formuliert ha-
    ben –, Zukunftsinvestitionen tätigen zu wollen, um zu-
    künftige Krisen zu verhindern.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich möchte das an einigen Beispielen versuchen zu
    verdeutlichen. Aktuelle Krisen, die in aller Munde sind,
    sind die Situation der Flüchtlinge und die Ebolaepide-
    mie. Die VN sagen uns ganz deutlich, dass bis März
    2015 1,5 Milliarden US-Dollar gebraucht werden. Ob es
    dabei bleiben wird, wissen wir nicht; aber das ist die ak-
    tuelle Annahme. Von dieser Summe müssen noch
    600 Millionen US-Dollar aufgebracht werden. Deutsch-
    land leistet mit über 100 Millionen Euro seinen Beitrag.
    Sie haben es gesagt, Frau Kollegin Weiss; ich finde das
    beachtlich. Ich finde es im Übrigen auch beachtlich, dass
    sich die Europäische Union mit 370 Millionen Euro be-
    teiligt. Auch das muss man an dieser Stelle deutlich er-
    wähnen. Aber wir wissen: Trotzdem klafft hier eine Lü-
    cke, und wir werden diese Lücke schließen müssen, auch
    mit deutscher Beteiligung.

    Ähnlich ist die Situation der Flüchtlinge in Syrien. Es
    gab Ende Oktober eine Syrien-Konferenz. Ich finde sie
    richtig, gut und wichtig. Ich finde es auch wichtig, dass
    sowohl das Auswärtige Amt als auch das BMZ insge-
    samt 500 Millionen Euro zugesagt haben. Das ist gut in-
    vestiertes Geld.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Diese Maßnahme dient insbesondere der Stabilisierung
    der Nachbarländer, die wirklich Unglaubliches leisten,
    wenn es um die Aufnahme der Flüchtlinge aufgrund des
    Syrien-Konfliktes geht. Das gilt aber nicht nur für
    Flüchtlinge aus Syrien, sondern auch für Flüchtlinge aus
    dem Nahen und Mittleren Osten.

    Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben: Diese
    Mittel werden nicht reichen. Allein im Libanon befinden
    sich über 1 Million Flüchtlinge, Menschen aus Nachbar-
    ländern, etwa aus Syrien.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fast 2 Millionen!)


    Diese Zahl macht ein Viertel der Bevölkerung Libanons
    aus. Jordanien hat knapp 700 000 Flüchtlinge aufgenom-
    men, die Türkei über 1 Million usw. usf. Wir wissen: Zur
    Stabilisierung der Situation in den Flüchtlingslagern
    werden die Mittel, die wir alle miteinander bisher aufge-
    bracht und eingesetzt haben, nicht reichen.

    Wir haben als Entwicklungspolitiker noch einen an-
    deren Anspruch, der auch von Ihnen, Herr Minister, im-
    mer betont worden ist, wenn es um die Bekämpfung der
    Fluchtursachen und die Reintegration der Flüchtlinge
    ging. Wir haben den Anspruch und eigentlich auch die
    Aufgabe, den Menschen, die zum Teil über Jahre hinweg
    – man könnte fast sagen: Jahrzehnte – in Flüchtlings-
    camps leben, mit all ihren Schwierigkeiten, was Sicher-
    heit, Gesundheitsvorsorge und die Bildung der Kinder
    anbelangt, eine Perspektive aufzuzeigen, damit das
    Flüchtlingslager nicht die Endstation für ihre persönliche
    Entwicklung und ihre Lebensperspektiven ist. Auch in
    diesem Bereich müssen wir in Richtung Zukunftsinvesti-
    tionen und im Übrigen auch im Interesse von Frieden
    und Stabilität bei uns und in anderen Regionen dieser
    Erde mehr tun. Das sehe ich leider in diesem Haushalt
    nicht abgebildet.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn es um Entwicklungspolitik geht, diskutieren
    wir immer die Frage der Prävention. Das haben auch ei-
    nige Vorrednerinnen und Vorredner angesprochen. Ich
    greife noch einmal das Beispiel Ziviler Friedensdienst
    auf. Ich halte ihn für ein wunderbares Instrument, das
    dazu beiträgt, Versöhnungsprozesse zu initiieren. Darum
    geht es uns schließlich. Wir debattieren im Zusammen-
    hang mit Mali, dem Südsudan und vielen anderen Regio-
    nen darüber, wie die Menschen wieder zueinanderkom-
    men und Konflikte und Gewalt überwinden können.
    Gott sei Dank ist jetzt – wir haben das als Fachpolitiker
    in unserem Antrag gefordert – der Barmittelansatz für
    den Zivilen Friedensdienst um 5 Millionen Euro erhöht
    worden. Ich begrüße das sehr.


    (Beifall bei der SPD)






    Dr. Bärbel Kofler


    (A) (C)



    (D)(B)

    Eines macht mir aber Sorge. Wir haben als Fachpoliti-
    ker darauf hingewiesen, dass wir mit Blick auf die Zu-
    kunft Verpflichtungsermächtigungen einsetzen müssen,
    damit sich der Aufwuchs verstetigen kann. Das ist doch
    logisch. Wenn man mithilfe der zusätzlichen 5 Millionen
    Euro Menschen ausbildet und sie zum Beispiel im Jahr
    2015 in den Südsudan ausreisen lässt, damit sie dort
    wertvolle Arbeit leisten können, wie geht es dann 2016
    weiter? Es ist doch logisch, dass man das fortführen
    muss, weil Versöhnungsprozesse länger dauern und Zeit
    und Engagement brauchen. Ich bedauere sehr, dass bei
    den Verpflichtungsermächtigungen dem Votum der
    Fachpolitiker nicht Folge geleistet wurde. Ich würde mir
    sehr wünschen, dass das im Haushalt 2016 korrigiert
    wird.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Johannes Selle [CDU/CSU])


    Ähnliches gilt für den Bildungsbereich. Viele Vorred-
    ner haben es angesprochen: Bildung ist der Schlüssel für
    alles. Sie haben es angesprochen, Frau Kollegin Weiss:
    Das ist die Schiene, auf der wir zukünftig eine nachhal-
    tige Entwicklung voranbringen können. Ich begrüße
    auch, dass wir einen großen Teil der bilateralen Mittel
    für Bildung einsetzen. Die Zahlen sind genannt worden.
    Der Zugang zu Grundbildung hat sich in den letzten Jah-
    ren stetig verbessert. Das ist wichtig, und es ist richtig.
    Wir alle wissen aber auch, dass wir jetzt massiv in die
    Qualität der Bildung, in die Lehrerausbildung, in die
    Ausstattung der Schulen und natürlich irgendwann in
    den sekundären Bildungsmarkt und in den Bereich der
    Berufsbildung investieren müssen.

    Es gibt gute internationale Fonds. Das wurde im Zu-
    sammenhang mit GAVI und dem Globalen Fonds ange-
    sprochen. Aber es gibt – das sage ich zum vierten Mal in
    der vierten Haushaltsrede in dieser Legislaturperiode –
    auch die Global Partnership for Education. Ich finde,
    dass wir Deutschen uns mit mehr als 7 Millionen Euro
    daran beteiligten sollten.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir haben als Fachpolitiker sehr bewusst einen sehr be-
    scheidenen Antrag gestellt, weil wir einen Aufwuchs-
    pfad hinbekommen wollten. Ich finde es, ehrlich gesagt,
    traurig, dass die beantragten 5 Millionen Euro herausge-
    strichen worden sind. An der Stelle hätte ich mir mehr
    gewünscht.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Zu den Gesundheitsfragen ist vieles gesagt worden.
    Ich begrüße sehr, dass GAVI mehr Mittel erhält. Ich
    hoffe und erwarte, dass die Mittelausstattung über die
    40 Millionen Euro hinaus, die jetzt im Haushalt vorgese-
    hen sind, so ausfallen wird, dass man dann auch Impf-
    kampagnen im internationalen Bereich weiter voranbrin-
    gen kann.

    Bei der Wiederauffüllungskonferenz des Globalen
    Fonds haben wir die Chance, zu beweisen, dass wir es
    ernst meinen mit einer höheren Mittelausstattung als bis-
    her. Das muss sich im Haushalt 2016 deutlich abbilden.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da schaut ihr von der CDU/CSU! – Johannes Selle [CDU/CSU]: Wenn wir das nicht machen würden, dann würden Sie doch sagen, wir schlafen!)


    – Ich möchte kurz anmerken, dass ihr mir gerade die Re-
    dezeit klaut.

    Ich möchte betonen, dass der Global Fund und die
    Impfkampagne sehr wichtig sind. Wenn es aber um Zu-
    kunftsinvestitionen im Gesundheitsbereich geht, dann
    müssen uns die soziale Sicherung und der Aufbau von
    Gesundheitssystemen ganz besonders am Herzen liegen.
    Wir werden sicherlich nicht jedes Gesundheitswesen
    aufbauen können. Aber wir werden mit Know-how und
    Personal in den betreffenden Ländern unterstützend tätig
    sein müssen. Auch dafür brauchen wir Mittel.

    Es wurde bereits angesprochen: 2015 ist ein spannen-
    des Jahr, wenn es um Entwicklungsfragen geht. Ich
    nenne als Beispiele den Prozess um die SDGs, die Nach-
    haltigkeitsziele, und die Klimakonferenz in Paris. Die
    Weltgemeinschaft setzt sich ehrgeizige Ziele, wenn es
    um die SDGs geht. Dabei geht es um den Abbau der Un-
    gleichheiten in der Welt, und zwar sowohl innerhalb der
    Staaten als auch zwischen den Staaten, aber auch um die
    Frage, wie wir das nachhaltig finanzieren. Hier spielt der
    Aufbau von Möglichkeiten eine wichtige Rolle. Ich bin
    sehr bei dem, was die Expertengruppe zur Finanzierung
    der Maßnahmen, die dazu dienen, die Nachhaltigkeits-
    ziele zu erreichen, gesagt hat. Wir müssen in die Struktu-
    ren der Staaten investieren, sodass Steuern eingenom-
    men werden können und die Möglichkeit besteht, dass
    die Mittel zur Armutsbekämpfung verwendet werden.
    Wir sind hier mit einem Know-how-Transfer und ande-
    ren unterstützenden Maßnahmen gefordert, wenn es um
    den Aufbau von Rechnungshöfen und Steuerbehörden
    sowie der Ausstattung von Parlamenten und Ausschüs-
    sen geht. Wir sind ebenfalls gefordert, ob als G 20 oder
    als Weltgemeinschaft, wenn es um Steuervermeidung,
    Steuerhinterziehung und Steuerflucht geht. Viele Gelder
    stehen den Entwicklungsländern zur Armutsbekämpfung
    nicht zur Verfügung, weil sie irgendwo versickern. Sie
    kommen so nicht den Ärmsten der Armen zugute.

    Wir sind aber auch gefordert – das ist der dritte Punkt,
    den die Expertengruppe angesprochen hat –, wenn es um
    die LDCs, die ärmsten Länder, geht. Diese Länder sind
    sehr darauf angewiesen, dass Mittel aus den reichen
    Ländern des Nordens bzw. der Weltgemeinschaft kom-
    men. Wir müssen unsere finanziellen Zusagen verläss-
    lich einhalten. Es tut mir leid, dass das 0,7-Prozent-Ziel
    auch 2015 nicht erreicht wurde. Das ist wirklich blama-
    bel für uns und trägt nicht zu unserer Glaubwürdigkeit in
    der Welt bei.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)