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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/50 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Karin Evers-Meyer, Dr. Angela Merkel, Günter Lach, Dr. Harald Terpe, Dr. Wilhelm Priesmeier, Jürgen Trittin, Max Straubinger, Norbert Brackmann, Dr. Axel Troost, Bartholomäus Kalb, Karsten Möring, Volker Kauder, Hans- Peter Uhl und Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . 4547 B Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksache 18/2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksache 18/2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 C Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 4547 D Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 4554 B Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4560 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4565 A Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 4566 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4568 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4570 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4571 A Aydan Özoğuz, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4574 C Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4577 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4579 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 4581 A Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4582 B Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4584 A Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4585 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4586 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 D Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4590 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4594 B Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4595 C Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . 4598 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4598 B Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4600 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 4601 B Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4603 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4603 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4605 C Sigmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4606 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 B Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 D Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 4609 A Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4610 A Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4612 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4612 C Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4613 C Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4615 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4616 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4618 B Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 4620 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4621 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4624 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4625 A Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 4627 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4628 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4629 D Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 4631 B Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4633 A Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4634 A Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . . 4635 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4637 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4639 C Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4641 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4642 C Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4644 A Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4645 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4646 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4648 B Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4649 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4650 C Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4651 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4652 D Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4654 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4655 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4656 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4657 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4547 (A) (C) (D)(B) 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Beginn: 10.31 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4657 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 10.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 10.09.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 10.09.2014 Connemann, Gitta CDU/CSU 10.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 10.09.2014 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 10.09.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 10.09.2014 Ferner, Elke SPD 10.09.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 10.09.2014 Hintze, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 10.09.2014 Leutert, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Petry, Christian SPD 10.09.2014 Dr. Reimann, Carola SPD 10.09.2014 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Steiniger, Johannes CDU/CSU 10.09.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 10.09.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 10.09.2014 Zimmermann, Pia DIE LINKE 10.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 50. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2015 – Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 09 Wirtschaft und Energie Epl 14 Verteidigung Einzelplan Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hiltrud Lotze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Verehrte Gäste auf den Tribünen! Wir haben heute Mor-
    gen in einer Gedenkstunde des Ausbruchs des Zweiten
    Weltkrieges vor 75 Jahren gedacht. Der polnische Staats-
    präsident Komorowski hat dazu eine beeindruckende eu-
    ropäische Rede gehalten. Sie hat mich an die Worte von
    Alfred Grosser erinnert, der im Juli auch hier zu uns ge-
    sprochen hat, als wir des Ausbruchs des Ersten Weltkrie-
    ges vor 100 Jahren gedacht haben. Das sind zwei histori-
    sche Ereignisse, die uns eines mehr als deutlich machen,
    nämlich die Bedeutung Europas als Friedensprojekt.
    Beide Festredner haben das deutlich betont. Die Euro-
    päische Union ist aus den Ruinen zweier Weltkriege ent-
    standen, aus der Sehnsucht der Menschen nach Frieden
    und Freiheit. Auch Präsident Komorowski hat noch
    einmal deutlich hervorgehoben, dass wir in Europa die
    Zukunft nur gemeinsam gestalten können.

    Die Erinnerung an die schmerzliche Vergangenheit
    des 20. Jahrhunderts läuft aber auch Gefahr, eher tren-
    nend als identitätsstiftend für die Europäische Union zu
    wirken. Gerade in diesen Tagen sehen wir, dass sich jede
    Nation primär an das je eigene Schicksal erinnert. Die
    Gedenkveranstaltungen und die Inhalte unterscheiden
    sich doch sehr. Ein gemeinsames europäisches Ge-
    schichtsbewusstsein, ein Wir-Gefühl ist da noch nicht
    wirklich zu erkennen. Dabei geht es nicht darum, eine
    Gleichmacherei in der Gedenk- oder Geschichtspolitik
    zu erreichen, ganz im Gegenteil: Die Verantwortung und
    Schuld Deutschlands sind unbestritten und dürfen auch
    nicht vergessen werden.

    Es bietet sich hier jedoch die Gelegenheit, eine histo-
    rische Chance zu ergreifen, nämlich uns mit den euro-
    päischen Nachbarn über unsere Vergangenheit auszutau-
    schen, das Trennende nicht zu verschweigen, aber eben
    auch das Gemeinsame unserer europäischen Geschichte
    zu betonen, und zwar mit dem einen Ziel, uns besser zu
    verstehen.


    (Beifall bei der SPD)


    Aus diesem gegenseitigen Verstehen kann dann eine ge-
    meinsame europäische Identität erwachsen, die wir doch
    dringender brauchen als je zuvor. Auch ich darf Richard
    von Weizsäcker zitieren:

    Wer aber vor der Vergangenheit die Augen ver-
    schließt, wird blind für die Gegenwart.
    Gemeinsames Gedenken und Erinnern in Europa ma-
    chen uns gemeinsam stark für die Zukunft. Liebe Kolle-
    ginnen und Kollegen, hier sind wir Kulturpolitiker ge-
    fragt.

    Natürlich muss sich dieses Ansinnen – Gedenken und
    Erinnern – auch im Haushalt, den wir hier debattieren,
    wiederfinden. Das ist natürlich eine ziemlich große Auf-
    gabe, die wir damit für den doch recht übersichtlichen
    Etat der Beauftragten der Bundesregierung formulieren,
    der für das nächste Jahr 1 237 231 000 Euro umfasst.
    Verglichen mit dem Regierungsentwurf für 2014 steigt
    das Budget für Kulturpolitik aber immerhin um 2,2 Pro-
    zent. Damit, denke ich, sind wir doch recht gut aufge-
    stellt und können die Kulturpolitik auf hohem Niveau
    fortführen, zumal es uns bislang in den Haushaltsbera-
    tungen eigentlich immer gelungen ist, bestimmte
    Schwerpunkte noch einmal zu verstärken, auch wenn es
    die Kulturstaatsministerin nicht geschafft hat, die Erhö-
    hungen an allen Stellen fortzuschreiben. Aber gerade wir
    Kulturpolitikerinnen und Kulturpolitiker wissen ja: Wir
    müssen immer ein bisschen mehr kämpfen als die ande-
    ren. Dabei haben uns die Haushaltspolitiker – ich sehe
    da den Kollegen Kruse – bisher immer unterstützt. Ge-
    meinsam haben wir auch viel für die Kultur erreicht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Schauen wir uns den Etat einmal genauer an – ich er-
    laube mir, auch da symbolisch die erinnerungs- und ge-
    denkpolitische Brille aufzusetzen; zu weiteren Aspekten
    des Etats wird mein Kollege Burkhard Blienert gleich
    noch etwas sagen, weil wir ja über den Etat für Kultur
    und Medien sprechen –: Mit Blick auf die historischen
    Ereignisse, derer wir 2014 gedenken, wurde im Haushalt
    2014 für die historischen Jahrestage eine Summe von
    550 000 Euro zur Verfügung gestellt. Im Regierungsent-
    wurf für 2015 ist diese Position leider auf null gesetzt.
    Das ist ein Punkt, über den wir angesichts der anstehen-
    den Jubiläen in 2015 – ich erinnere an die Wiederverei-
    nigung – noch einmal reden müssen. Die friedliche
    Revolution war ja nicht am 31. Dezember 1989 beendet,
    sondern sie setzte sich im darauffolgenden Jahr fort. Wie
    wichtig dieses Ereignis für Deutschland und für Europa
    war und wie sehr es unsere Welt verändert hat, hat Herr
    Komorowski auch heute Morgen betont. Ich denke, hier
    sollten wir uns doch sehr um ein europäisches Gedenken
    bemühen.

    Ein wichtiger Akteur, der es sich zur Aufgabe ge-
    macht hat, die europäische Erinnerungskultur zu fördern
    und ein gemeinsames Geschichtswissen über die Gren-
    zen hinweg zu entwickeln, ist das Europäische Netzwerk
    Erinnerung und Solidarität. Deutschland beteiligt sich
    daran mit 300 000 Euro. Diese Mittel werden auch 2015
    wieder zur Verfügung stehen, was ich sehr begrüße. Wir
    haben übrigens im Koalitionsvertrag die Bedeutung die-
    ses Netzwerkes festgeschrieben. Dem muss natürlich
    auch der Haushalt der Kulturstaatsministerin Rechnung
    tragen.

    Ebenfalls im Koalitionsvertrag besonders erwähnt ist
    das Gedenkstättenkonzept des Bundes. Dieses wollen
    wir weiterentwickeln, auch um der positiven Momente





    Hiltrud Lotze


    (A) (C)



    (D)(B)

    unserer Geschichte – ich nannte eben schon die Wieder-
    vereinigung – zu gedenken. Der Titel erfährt mit
    7 670 000 Euro in 2015 eine Steigerung um fast 2 Mil-
    lionen Euro.

    Gedenkstätten – wir haben eben in der Debatte schon
    etwas darüber gehört – haben ja eine wichtige Funktion.
    Sie können und sollen das Gedenken lebendig halten und
    gerade auch jungen Menschen ein authentisches Bild un-
    serer Geschichte vermitteln. Wir leben in einer Zeit, in
    der es immer weniger Zeitzeugen, die an die Zeit des
    Nationalsozialismus oder an Flucht und Vertreibung
    erinnern könnten, gibt. Deswegen ist es so wichtig, die
    Gedenkstätten weiterhin in die Lage zu versetzen, ihre
    Aufgabe wahrzunehmen. Sie dürfen sich nicht einfach
    zu Denkmälern entwickeln, die ich mir angucke, aber
    von denen keine Impulse und keine Bildung ausgehen.

    Gerade das Interesse von Jugendlichen zum Beispiel
    an Orten der Nazivergangenheit ist groß. Dieses Inte-
    resse, das vorhanden ist, dürfen wir nicht verspielen.
    Aber gerade diese NS-Gedenkstätten – das ist eben
    schon gesagt worden – klagen über einen Investitions-
    stau. Schon im Haushalt 2014 wurde ein Sonderinvesti-
    tionsprogramm eingestellt, weil die Bundesländer nicht
    in der Lage waren, mitzufinanzieren. Ich denke, es ist
    ganz wichtig, dass wir hier über andere Möglichkeiten
    und Wege nachdenken, um den Bundesländern bei dieser
    wichtigen Aufgabe zu helfen.

    Ich sprach bereits darüber, dass wir aus Geschichte
    lernen wollen. Dazu will ich noch ganz kurz das zentrale
    Projekt der nächsten Jahre ansprechen, den Wiederauf-
    bau des Berliner Schlosses, vor allen Dingen aber das
    darin enthaltene Humboldt-Forum. Jeder, der daran vor-
    beigeht oder vorbeifährt, merkt, dass da schon ziemlich
    was zu sehen ist. Soweit wir wissen, läuft da auch alles
    nach Plan. Was aber unsere höchste Aufmerksamkeit als
    Kulturpolitiker verdient, ist die inhaltliche Ausgestal-
    tung und das Konzept des Humboldt-Forums. Hier soll
    sich ja – so ist die Idee – die Welt treffen und über kultu-
    relle Grenzen hinweg die wichtigen Themen der Zeit
    verhandeln. Insofern ist das eine einmalige und histori-
    sche Chance.

    Ebenfalls wollen wir die Planungen und Bauvorhaben
    der Stiftung Preußischer Kulturbesitz unterstützen, die
    ein einzigartiges kulturelles Erbe bewahrt. Dafür sind
    25 Millionen Euro zusätzlich für Bauinvestitionen in den
    Haushaltsentwurf der BKM eingestellt. Das ist eine be-
    trächtliche Summe.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte zum
    Schluss noch einmal betonen, dass wir mit dem Entwurf
    der Bundesregierung für den Etat der Beauftragten für
    Kultur und Medien in 2015 eine erfreuliche Arbeits-
    grundlage haben. Gemeinsam mit unseren Haushältern,
    die ebenso wie wir ein großes Herz für die Kultur haben,
    werden wir uns bemühen, noch einige Akzente zu set-
    zen.

    Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Frau Kollegin Lotze. – Nächster Redner

in der Debatte: Rüdiger Kruse für die CDU/CSU-Frak-
tion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rüdiger Kruse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! Sie werden schon gelesen oder gehört haben:
    Die Einbringung eines Haushaltes, der eine schwarze
    Null hat, ist ein historisches Ereignis. Okay. Warum ist
    das ein historisches Ereignis? Was macht etwas zu einem
    geschichtlichen Ereignis? Nicht nur die Tatsache, dass es
    irgendwann vergangen sein muss, sondern auch, dass
    daran erinnert wird, das heißt, dass darüber gesprochen
    wird. Geschichten müssen erzählt werden. Eine Tat al-
    lein führt nicht dazu, dass etwas historisch wird. Vergan-
    genheit garantiert nicht die Ewigkeit der Geschichts-
    schreibung.

    Die Frage ist ja auch angesichts der vielen Mühe, die
    man darauf verwendet, diese schwarze Null zu errei-
    chen: Warum tut das der Bundesfinanzminister? Was ist
    da sein Antrieb? Hat er jetzt eine besondere Schwäche
    für Nullen? Wenn ich mir seinen Mitarbeiterstab ansehe,
    kann ich das nicht unterschreiben. Daran wird es nicht
    liegen. Eine schwarze Null steht eben für Stabilität. Sta-
    bilität ist ein hoher Wert. Das kennen wir von Gebäuden.
    Wir erwarten, dass sie stabil sind. Aber warum erwarten
    wir das? Wir erwarten das, weil wir ihre Funktion nutzen
    wollen. Das heißt, das Gebäude muss einen Sinn ma-
    chen. Dann macht die Stabilität einen Sinn. Es muss also
    einen Sinn für all diese Arbeit geben.

    Nun ist ja das Ziel der Arbeit, auch wenn man das
    Wolfgang Schäuble nicht ansieht, die Muße. Und die
    Muße ist eine Schwester der Freiheit.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wenn Sie sich all die Bemühungen ansehen, die er und
    die Bundeskanzlerin auch auf europäischer Ebene unter-
    nehmen, glauben Sie denn, dass sie das nur tun, weil Eu-
    ropa wirtschaftspolitisch gut für Deutschland ist? Das ist
    ja schon eine Geschichte, die wir keinem unserer Wähler
    dauerhaft so richtig erzählen können, weil es auch viele
    Beispiele dafür gibt, dass zumindest kurzfristig gewisse
    Hilfsprogramme nicht das bringen, was vielleicht etwas
    anderes in Deutschland selbst bringen würde. Da muss
    also noch etwas anderes zu erzählen sein, es muss sie et-
    was anderes antreiben.

    Wäre Europa ein rein finanzpolitisch zu bewertendes
    Konstrukt, wäre es quasi eine große Holding, die Beteili-
    gungen in den Ländern hält, dann würden wir alle drei
    Monate darüber nachdenken, ob wir uns über die
    Gewinne freuen, ob wir reinvestieren oder ob wir eines
    dieser Länder abstoßen – das ist nicht die Geschichte,
    die wir über Europa erzählen. Die Belohnung, diese we-
    nigen Mußestunden all dieser Akteure, die sich um Eu-
    ropa und um Deutschlands Stabilität bemühen, das ist
    die Vielfalt von freiheitlichen Nationen in Europa; da-
    rum geht es.





    Rüdiger Kruse


    (A) (C)



    (D)(B)

    Da die Muße die Schwester der Freiheit ist und die
    Freiheit eine große Familie hat, zu der auch die Sicher-
    heit und eine Tochter, die Kunst, gehören,


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


    sind wir dann doch endlich bei dem kleinen und schönen
    Etat von Monika Grütters.


    (Ulle Schauws [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hat aber gedauert!)


    – Bei acht Minuten Redezeit kann man sich so eine Vor-
    rede erlauben.

    Die Frage ist jetzt: Was machen wir mit diesem Etat?
    Vorhin ist die Deutsche Welle angesprochen worden. Es
    ist uns gesagt worden, wir hätten da nicht genug getan,
    nichts getan. Das ist nicht so ganz der Fall. Wir hatten
    dieses Jahr das Vergnügen, zwei Haushalte aufstellen zu
    dürfen. Im 2014er-Haushalt haben wir der Deutschen
    Welle sowohl für Investitionen 3 Millionen Euro bereit-
    gestellt, aber auch, was ich für viel wichtiger halte, für
    das Programm für die Ukraine 3,5 Millionen Euro. Das
    heißt, das Parlament hat schnell reagiert und gesagt: Das
    ist uns wichtig, weil wir einen wesentlichen Beitrag leis-
    ten können, indem wir andere Informationen, nämlich
    die Informationen, die man in einer freien Welt bekom-
    men kann, zur Verfügung stellen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Das wird natürlich auch eine Frage sein, wenn wir über
    die Kooperation mit den baltischen Ländern sprechen;
    auch da ist nicht nur die Frage, wie wir die NATO-Ver-
    sprechen einlösen, sondern vorrangig auch, wie wir jetzt
    schon unterstützen können. Da ist es natürlich auch
    wichtig, dass bei all den russischsprachigen Informatio-
    nen, die durch den Äther gehen, nicht bloß die Putin-
    treuen Informationen durch den Äther gehen. Es war
    schon immer wichtig, dass Demokratie mit dem Wort für
    sich kämpft; und das werden wir fördern müssen.


    (Martin Dörmann [SPD]: Genau!)


    Wenn man sich das Regierungsprogramm bzw. den
    Koalitionsvertrag anschaut, sieht man: Da stehen viele
    Maßnahmen drin, die nicht genau beziffert sind – das ist-
    auch in Ordnung –; im Kulturbereich sind das an die 35.
    Wenn man jetzt ein bisschen schaut, dann muss man sa-
    gen: Wir alle wissen nicht, wie lang das Leben ist; aber
    wir haben eine Vorstellung davon, wie lang eine Legis-
    laturperiode ist. Das heißt, wir haben natürlich die Er-
    wartungshaltung, dass diese Projekte – darunter sind
    viele ehrgeizige Projekte, und einige, die nicht ganz bil-
    lig sind – binnen der nächsten Jahre Stück für Stück ab-
    gearbeitet werden.

    Die Frage ist, ob das unsere einzige kulturpolitische
    Agenda ist. Die Zusammenarbeit mit den Ländern ist an-
    gesprochen worden. Zum Glück sind seit einigen Jahren
    die Zeiten überwunden, in denen wirklich wie in einem
    Kulturkampf die Haltung vorherrschte: Kultur ist Län-
    dersache, Bund, halte dich da raus! – Stattdessen ist es
    zu einem Miteinander gekommen.
    Wir haben auch Herausforderungen zu bewältigen,
    die nur gemeinschaftlich zu bewältigen sind: Wir haben
    eine kulturelle Infrastruktur geerbt, die im Wesentlichen
    noch aus der Zeit kommt, als man sich in Deutschland zu
    Fuß oder mit der Pferdekutsche bewegte. Da das heute
    nicht mehr so ganz der Fall ist, müssen wir uns überle-
    gen: Welche kulturelle Infrastruktur brauchen wir? Wie
    reagieren wir auf demografische Entwicklungen? Das
    kann sich nicht darin erschöpfen, bloß irgendwo Pflaster
    zu kleben oder Bedauernsschreiben aufzusetzen. Wir
    müssen vorausschauend sehen, wie wir unsere föderale
    kulturelle Vielfalt in den kommenden 20, 30 Jahren in
    dieser Form bewahren und in jener Form ausbauen kön-
    nen; das gilt es in Augenschein zu nehmen.

    Dazu gehört auch, dass wir mit den Ländern in einen
    Dialog eintreten. Es nützt nichts, wenn der Bund seine
    Mittel erhöht, die Länder ihre Mittel für Kultur jedoch
    kürzen. Das sollten keine kommunizierenden Röhren
    sein. Das wäre auch eine schlechte Idee: Wenn die
    Länder ihre Mittel halbierten, müsste der Bund seinen
    Beitrag vervierfachen. Ich bin ja gerne im Wettstreit mit
    anderen um einen höheren Kulturetat; aber ich glaube,
    dass spätestens dann das Ganze unrealistisch wird – und
    in der Summe würde das noch nicht einmal etwas brin-
    gen.

    Wenn wir uns gegenüber den Ländern auf die Schul-
    ter klopfen, dass wir den Kulturetat seit zehn Jahren
    nicht abgesenkt haben, muss man zugleich sehen, dass
    aus 100 Prozent – einmal unterstellt, dass die Dinge je-
    des Jahr um 2 Prozent teurer werden – 80 Prozent ge-
    worden sind. Das heißt, Sie dünnen das Ganze aus, und
    dann müssen Sie irgendwann die Entscheidung treffen:
    entweder in die gleiche Struktur mehr Geld zu geben
    oder die Struktur zusammenzustreichen. Sie kommen
    um diese Entscheidung nicht herum; sonst stirbt flächen-
    deckend irgendwann alles. Das darf man nicht wollen.
    Politik ist auch immer Mut zu Entscheidungen.

    Ein weiterer Punkt ist, dass man gemeinsam mit den
    Ländern darüber reden muss, wie wir die tarifvertragli-
    chen Bedingungen so umsetzen, dass wir uns nicht jedes
    Jahr aufs Neue damit beschäftigen, wie prekär es den
    Schauspielern geht, dann aber doch wieder zum norma-
    len Leben umschalten.

    Dazu muss es Entscheidungen geben. Das bedeutet:
    Wenn der Bund die Kommunen mal wieder entlastet,
    dann müssen wir darauf achten, dass diese Entlastung
    auch in den Bereichen ankommt, die uns allen nützen.
    Das ist im Bildungsbereich so und, ich denke, auch im
    Bereich der Kultur.

    Gleichzeitig sollten wir uns auch überlegen, ob es al-
    lein Aufgabe der Städte und Kommunen ist, eine kultu-
    relle Infrastruktur aufrechtzuerhalten, die nicht nur für
    die eigentliche Stadt und für das Umfeld, sondern auch
    für die gesamte Nation von Bedeutung ist. Bei der
    Hauptstadt haben wir das selbstverständlich so ange-
    nommen. Wir fördern hier und da – fast überall – die
    Projekte und begründen das selbstverständlich nicht mit
    unserer Vorliebe für Berlin, sondern damit, dass das un-
    sere deutsche Hauptstadt ist. In Frankreich wäre das ja
    auch ganz okay. Dort gibt es Paris und la-bas en pro-





    Rüdiger Kruse


    (A) (C)



    (D)(B)

    vince. Das sind nicht wir. Wir sind ein föderalistisches
    Land und haben diese Vielfalt, weil es ganz viele
    Subzentren gibt. Es lohnt sich, hier zu überlegen und mit
    den Ländern in einen konstruktiven Dialog darüber ein-
    zusteigen, ob wir analog zu dem vorgehen sollten, was
    wir bei den Universitäten tun, nämlich die Exzellenz zu
    fördern und unterstützend tätig zu werden, wenn Länder
    etwas erbringen, was national und international von Be-
    deutung ist.

    Wir müssen das, was im Koalitionsvertrag steht, ab-
    arbeiten und die Dinge in Angriff nehmen, die wir für
    die nächste Zukunft wirklich lösen müssen. Ich glaube,
    wenn wir diese Mischung erreicht haben, dann stehen
    wir am Beginn einer für uns sehr guten Zeit, und das ist
    dann auch ein Signal dafür, dass es der vielen Mühe wert
    ist, für Stabilität in diesem Land zu sorgen und die kultu-
    relle Freiheit in einem geordneten Rechtsstaat zu erhal-
    ten.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)