Rede von
Elvira
Drobinski-Weiß
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen, aber auch
liebe Zuhörerinnen und Zuschauer auf den Tribünen!
Verbraucherpolitik, Verbraucherschutz ist tatsächlich im
Justizministerium angekommen. Man sieht das auch
oben auf der Anzeigetafel. Bei unserer letzten Debatte
hat das noch gefehlt.
Der Bundesminister der Justiz und für Verbraucher-
schutz hat hier bereits etliche Initiativen genannt. Dafür
bin ich Ihnen, Herr Minister, sehr dankbar. Das Budget
ist kleiner geworden, was natürlich auch damit zu tun
hat, dass knapp 26 Millionen Euro aus dem Bereich des
Einzelplanes 10 des Ministeriums für Ernährung und
Landwirtschaft in den Einzelplan 07 des Ministeriums
für Justiz und den Verbraucherschutz lediglich wechsel-
ten. Hier ist also – Portokasse hin oder her – die Grund-
lage gegeben. Ich denke, dass sich das, was hier schon
auf den Weg gebracht worden ist, sehen lassen kann.
Dennoch bräuchten wir sehr viel mehr. Wir müssen
der zunehmenden Bedeutung des wirtschaftlichen Ver-
braucherschutzes, der in diesen Einzelplan fällt, sehr viel
stärker gerecht werden. Ein Großteil des Geldes ist noch
für Zuschüsse an die Vertretungen der Verbraucher und
die Stiftung Warentest sowie für die Information der
Verbraucherinnen und Verbraucher gebunden. Daran
wollen wir auch nicht rütteln.
In einer zunehmend komplexeren Welt wächst die
Unsicherheit der Konsumenten in vielen Bereichen des
täglichen Lebens. Dem müssen und dem wollen wir ent-
gegenwirken. Unsere Forderung, ausgewählte Verbrau-
cherzentralen in den Bereichen „Finanzen“ und „digitale
Welt“ – das wurde hier unter dem Stichwort „Markt-
wächter“ heute schon mehrfach angesprochen – zu stär-
ken, konnten wir im Koalitionsvertrag verankern. Sie
sollen zukünftig Verbraucherbeschwerden in diesen Be-
reichen systematisch erfassen, Missstände an die zustän-
dige Aufsicht melden und dabei helfen, die Rechte der
Verbraucherinnen und Verbraucher, wenn nötig, auch
rechtlich durchzusetzen.
Aber wie so oft, für Verbesserungen genügen gute
Ideen und Konzepte allein nicht. Nötig ist auch Geld.
Deshalb ist es in meinen Augen besonders erfreulich,
dass es gelungen ist, bereits im Haushaltsplan für dieses
Jahr für das Projekt der Finanzmarktwächter die benö-
tigte Anschubfinanzierung bereitzustellen. Auch hier
sage ich Dank an den Haushälter der SPD-Fraktion,
Dennis Rohde. Er geht aber auch an die Kolleginnen und
Kollegen aus den anderen Fraktionen.
Ebenfalls auf unser Drängen hin im Koalitionsvertrag
verankert und bereits im Haushalt 2014 manifestiert ist
der Sachverständigenrat für Verbraucherfragen. Sechs
Planstellen werden noch in diesem Jahr geschaffen. Herr
Dr. Lindner, lassen Sie diesen Sachverständigenrat sich
erst einmal etablieren, bevor Sie ihn kritisieren. Ich
denke, er soll erst einmal seine Arbeit aufnehmen.
Er ist die Voraussetzung dafür, dass Experten und Wis-
senschaftler möglichst zeitnah die Situation der Verbrau-
cherinnen und Verbraucher begutachten und auch die
Bundesregierung bei ihrer Arbeit beraten können. Au-
ßerdem soll der Sachverständigenrat auch Vorschläge
zur Forschungsförderung erarbeiten. Das ist, wie ich
finde, ein guter Anfang. Doch wir werden darauf achten,
dass diese guten Projekte im Haushalt 2015 und in den
folgenden Jahren verstetigt und erweitert werden.
Wir brauchen 2015 weitere Mittel für einen Markt-
wächter, der sich um die digitale Welt kümmert. In die-
sem sich unübersichtlich und schnell entwickelnden
Marktbereich müssen wir, denke ich, die Nutzerinnen
und Nutzer – die auch Verbraucherinnen und Verbrau-
cher sind – wirksam schützen. Parallel dazu und um die
Chancen der Digitalisierung zu nutzen, aber die Verbrau-
cher nicht gleichzeitig gläsern werden zu lassen, müssen
wir mehr Gelder in die Forschung rund um den digitalen
Wandel investieren.
Beispielsweise fördert ja das Bundesministerium für
Bildung und Forschung das „Forum Privatheit – selbst-
bestimmtes Leben in der digitalen Welt“, in dem inter-
disziplinär zu diesen Fragen geforscht wird. Es wäre
doch sicherlich sinnvoll, vonseiten des BMJV einen Fo-
kus darauf zu legen, das vielleicht miteinander zu ma-
chen.
Wichtig ist mir auch noch ein Hinweis auf die euro-
päische Dimension des Verbraucherschutzes. Ich halte es
auch für wichtig, dass wir das Netzwerk der europäi-
schen Verbraucherzentralen im Blick haben. Hier leistet
anerkanntermaßen das Zentrum für Europäischen Ver-
braucherschutz in Kehl – dies liegt an der französischen
Grenze in der Nähe von Straßburg – seit Jahren hervor-
ragende Dienste für Deutschland, aber natürlich auch für
die Verbraucherinnen und Verbraucher in Europa. Seine
Funktionsfähigkeit, so finde ich, ist durch eine angemes-
sene Finanzierung sicherzustellen.
Eine Möglichkeit, neue Gelder für den Haushalt zu
gewinnen – es stellt sich ja immer die Frage, wie wir et-
was finanzieren –, besteht sicherlich darin, die Einnah-
meseite zu stärken. Wie können wir das? Ein Punkt wäre
vielleicht – auch das ist heute schon einmal angespro-
chen worden – eine bessere Ausstattung des Deutschen
Patent- und Markenamtes, um beispielsweise Bearbei-
tungszeiten zu senken. Ich weiß, dass das angedacht ist.
Ich denke, das hilft nicht nur, unsere Einnahmen zu er-
höhen, sondern es hilft auch unserer Wirtschaft und da-
mit irgendwann auch den Verbraucherinnen und Ver-
brauchern.
Haben Sie herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.