Rede:
ID1800503200

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 7
    1. Für: 1
    2. die: 1
    3. CDU/CSU-Fraktion: 1
    4. spricht: 1
    5. jetzt: 1
    6. der: 1
    7. KollegeBrinkhaus.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/5 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 5. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 5: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin: zum Europäischen Rat am 19./20. Dezember 2013 in Brüssel . . . . . 239 A Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 239 B Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 243 D Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 C Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 A Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . 250 B Marieluise Beck (Bremen) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . 251 B Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 252 C Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 C Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 255 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 A Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 257 B Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 260 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 261 B Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 263 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 264 C Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 265 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 C Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 266 D Tagesordnungspunkt 6: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Dreizehnten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialge- setzbuch (13. SGB V-Änderungsgesetz – 13. SGB V-ÄndG) (Drucksache 18/200) . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 C b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Vierzehnten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialge- setzbuch (14. SGB V-Änderungsgesetz – 14. SGB V-ÄndG) (Drucksache 18/201) . . . . . . . . . . . . . . . . 268 C Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 D Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 269 C Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 270 C Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 D Michael Hennrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 272 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 C Stephan Stracke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 274 B Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 275 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 277 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Michael Brand (CDU/CSU) zum Entschlie- ßungsantrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Franziska Brantner, Agnieszka Brugger, Dr. Frithjof Schmidt und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanz- lerin zum Europäischen Rat am 19./20. De- zember 2013 in Brüssel (Drucksache 18/192, Tagesordnungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 239 (A) (C) (D)(B) 5. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 277 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht (D) Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Michael Brand (CDU/CSU) zum Entschließungsantrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Franziska Brantner, Agnieszka Brugger, Dr. Frithjof Schmidt und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe ei- ner Regierungserklärung durch die Bundes- kanzlerin zum Europäischen Rat am 19./20. De- zember 2013 in Brüssel (Drucksache 18/192, Tagesordnungspunkt 5) Zum Antrag der Grünen auf Drucksache 18/192 unter anderem zur Außen- und Sicherheitspolitik der EU möchte ich mein Abstimmungsverhalten an einer beson- deren Frage aus diesem Bereich begründen, die auch in der heutigen Debatte immer wieder eine Rolle gespielt hat. Der EU-Gipfel morgen wird sich unter anderem mit der vom Deutschen Bundestag unterstützten, in der Be- völkerung dagegen sehr skeptisch betrachteten mögli- chen weiteren Erweiterung der EU, dieses Mal mit der Eröffnung von Beitrittsverhandlungen mit Serbien, be- fassen. Es trägt zweifelsfrei zur wachsenden EU-Skepsis in den Ländern dieser überlebenswichtigen Europäischen Union bei, wenn die EU sich immer weniger dazu bereit- Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 18.12.2013 Barley, Dr. Katarina SPD 18.12.2013 Bülow, Marco SPD 18.12.2013 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 18.12.2013 Esken, Saskia SPD 18.12.2013 Hänsel, Heike DIE LINKE 18.12.2013 Pols, Eckhard CDU/CSU 18.12.2013 Schäuble, Dr. Wolfgang CDU/CSU 18.12.2013 Schick, Dr. Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.12.2013 Schlecht, Michael DIE LINKE 18.12.2013 Zypries, Brigitte SPD 18.12.2013 findet, ihren eigenen Grundsätzen und ihren eigenen Be- schlüssen im konkreten Fall nachhaltig Geltung zu ver- schaffen. Wir alle hier haben die Kriege auf dem Balkan mit den schrecklichen Ergebnissen für die Menschen dort und die großen Risiken für die Stabilität Europas noch frisch in Erinnerung. Die Konflikte sind derzeit einge- froren, jedoch bei weitem nicht gelöst. Vor allem der Konflikt zwischen der Republik Serbien und der Repu- blik Kosovo birgt noch immer Potenzial für eine Desta- bilisierung des Balkan und darüber hinaus für Europa. Beide Länder haben umstrittene Führungen, deren Bekenntnisse zu Frieden, Aussöhnung und Europa von der eigenen Bevölkerung wie von der überwältigenden Mehrheit der Kenner der Region als schlicht nicht glaub- würdig angesehen werden. Während sich dies in der Bevölkerung anders darstellt, sind es vor allem der inter- nationale Druck und mehr noch die Hoffnung auf wirt- schaftliche Hilfe, die zu Zugeständnissen geführt haben, deren Bestand wir derzeit noch anzweifeln müssen. Wenn wir als Europäische Union zu früh und entge- gen unseren eigenen Kriterien die Beteiligten schon zu Beitrittsgesprächen in die EU hereinbitten, dann geben wir das stärkste politische Pfund aus der Hand, um auf eine irreversible Lösung und damit nachhaltige Befrie- dung der zentralen Konflikte zwischen der Republik Ser- bien und der Republik Kosovo zu drängen. Wir sind dabei, die Einwirkungsmöglichkeiten der EU auf eine nachhaltige Lösung leichtfertig zu vergeben, wenn wir nicht mehr darauf bestehen, dass unsere eigenen Bedin- gungen der letzten EU-Gipfel auch erfüllt werden. Poli- tischer „Discount“ statt standhafter Haltung hat sich auf dem Balkan bislang selten bis nie ausgezahlt, weder für die geplagte Bevölkerung dort noch mit Blick auf die politische Stabilität in Europa. Der Bericht der EU-Außenbeauftragten Ashton zum erreichten Stand der Verhandlungen ist überoptimistisch und blendet zentrale Risiken aus. Nachdem ich den Be- richt vom 16. Dezember 2013 an die EU-Außenminister zur Kenntnis genommen habe, will ich die Skepsis auch vieler Kolleginnen und Kollegen in diesem Hause da- rüber festhalten, dass Serbien beim morgigen EU-Gipfel einen Termin für den Beginn von Beitrittsverhandlungen erhalten soll, obwohl die Bedingungen aus dem EU-Be- schluss vom Juni 2013 wie auch diejenigen des Deut- schen Bundestages vom 27. Juni 2013 nicht erfüllt sind. Eine ganze Anzahl von Bedingungen sind auch des- halb nicht erfüllt, weil sie lediglich als Papier unter- zeichnet, jedoch bei der von der EU und den beiden Sei- ten im Aprilabkommen als Bedingung formulierten Implementierung und konkreten Umsetzung massiv boy- kottiert werden. Zu den großen ungeklärten Fragen zählt die für die Statik eines jeden Staates zentrale Frage der einheitli- chen Rechtsordnung und der Rechtsprechung. Die in den Gesprächen in der letzten Woche blockierte Integration Anlagen 278 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 (A) (C) (B) der Rechtsprechung im Norden des Landes in den Justiz- sektor der Republik Kosovo – wie dies in jedem europäi- schen Staat gilt, weil gleiches Recht für alle eben eine einheitliche und nicht eine ethnische Justiz voraussetzt – ist auch ein Fanal dafür, dass die Autorität der EU schwindet und die EU insgesamt bei der Durchsetzung der eigenen rechtsstaatlichen Kriterien als erschöpft gilt. Der Bundestag hatte am 27. Juni 2013 unter anderem als Bedingung für die Aufnahme von Beitrittsverhand- lungen beschlossen: – die vollständige Auflösung der serbischen Paral- lelstrukturen im Sicherheits- und Justizbereich im Norden Kosovos und stattdessen die Errich- tung neuer Strukturen im Sicherheits- und Justiz- sektor Kosovos, die allein der politischen Kon- trolle und Finanzierung durch die kosovarische Regierung unterliegen. Weil dieses zentrale Thema so bedeutsam ist, wäre es ein Fehler, die Beitrittsgespräche mit Serbien zu eröff- nen, solange diese zentrale und andere Bedingungen nicht erfüllt sind. Es ist ein großes Risiko, das die EU gerade eingeht. Sie hat sich bislang in der Analyse und bei der Konfliktbewältigung nicht als allzu erfolgreich erwiesen. Die Bundesregierung kann nur aufgefordert werden, sich auf dem EU-Gipfel im Interesse der Stabilität des Balkan und der noch immer nicht vollständig beseitigten Risiken für den Frieden in Europa nicht allzu schnell von Positionen zu verabschieden, die genau diese Risiken eindämmen sollten. (D) 5. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 5 Regierungserklärung zum Europäischen Rat TOP 6 Preismoratorium für Arzneimittel Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Hellmich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich freue
    mich, dass ich in dieser wichtigen Debatte zur Positio-
    nierung der Bundesrepublik in der europäischen Diskus-
    sion für meine Fraktion Stellung nehmen darf. Wir ha-
    ben in den letzten Tagen sehr intensiv über Europa
    diskutiert. Viele internationale Entscheidungen und Er-
    eignisse in europäischen Staaten haben uns eigentlich
    mehr Sorgenfalten ins Gesicht geschrieben als Freude
    bereitet. Es wurde generell Zeit, dass es wieder einen eu-
    ropäischen Gipfel zur Gemeinsamen Sicherheits- und
    Verteidigungspolitik gibt. Seit 2008 ist eine lange Zeit
    vergangen. Hohe Erwartungen sind formuliert.

    Im Kern geht es bei diesem Gipfel darum, die verän-
    derten Rahmenbedingungen für die europäische Sicher-
    heits- und Verteidigungspolitik zu erarbeiten. Die neuen
    Gefahren und Herausforderungen für eine europäische
    Strategie, zum Beispiel bei der Cyber Security, sind de-
    tailliert dargestellt worden und werden breit diskutiert:
    die Entwicklungen in der südöstlichen Nachbarschaft,
    Flüchtlingsprobleme, die notwendigen Budgetkonsoli-
    dierungen in allen europäischen Mitgliedstaaten, die
    neue Konzentration der USA auf andere Regionen auf
    unserem Globus, insbesondere auf Asien, aber vielleicht
    auch die zunehmende Erkenntnis aller europäischen
    Länder, dass kein europäisches Land für sich alleine die
    Sicherheit der eigenen Bürgerinnen und Bürger mehr ge-
    währleisten kann. Die Antwort auf diese Herausforde-
    rungen ist, dass Europa seine Rolle im internationalen
    Kontext stärker spielen muss; dies aber bitte abgestimmt
    und gemeinsam und nicht getrennt und gegeneinander.

    Rufen wir uns noch einmal die drei sogenannten
    Körbe in Erinnerung, die beim Europäischen Rat disku-
    tiert werden: Effizienz und die Wirksamkeit der GSVP
    verbessern, zivile und militärische Fähigkeiten verbes-
    sern sowie die Zusammenarbeit strategischer ausrichten
    und die europäische Rüstungsindustrie stärken. Das sind
    hohe Ziele, große Körbe mit vielen Inhalten und großen
    Herausforderungen.

    Ich freue mich, dass in diesem Zusammenhang gerade
    die Aspekte der zivilen Zusammenarbeit und die Not-
    wendigkeit der zivilen Maßnahmen in den Vordergrund
    gestellt werden müssen und gestellt werden. Kern und
    Ziel dieser Diskussion ist nicht, darüber zu reden, wie
    man letztendlich in Einsätze geht, sondern wie man ro-
    buste Einsätze verhindert, indem man nämlich über die
    zivil-militärische Zusammenarbeit versucht, Konflikte
    auf der Welt zu vermeiden und zu verhindern. Dazu die
    bessere Abstimmung der europäischen Staaten zu errei-
    chen, ist ein hehres Ziel und auch dringend nötig.

    Die Ertüchtigungsinitiative zu einem Kern dieses Pro-
    jektes zu machen, baut auf der bereits im Jahre 2011 ins
    Leben gerufenen Ertüchtigungsinitiative auf. So sollen
    die Partner und die jeweiligen regionalen Organisationen
    in die Lage versetzt werden, selbst Verantwortung zu
    übernehmen, selbst die eigenen Konflikte zu regulieren
    oder zu vermeiden. Letztendlich dient es auch dem Ziel,
    robuste Einsätze, in die wir gezwungen werden könnten,
    zu verhindern.

    Zu Ausbildungs- und Trainingsinhalten gehört natür-
    lich nicht nur die Ertüchtigung der Einzelnen, die mit
    dem System umzugehen haben, sondern es geht vor al-
    lem um die Ertüchtigung und die richtige Nutzung der
    Systeme selbst. Die Kombination von Ausbildung und
    Ausrüstungsunterstützung muss wesentlich systemati-
    scher geschehen als in der Vergangenheit. Dabei geht es
    natürlich auch um einheitliche Waffensysteme. Darum
    brauchen wir nicht herumzureden. Letztendlich hängt
    die Möglichkeit, robuste Einsätze zu vermeiden, auch
    mit der Ausrüstung der jeweiligen Region zusammen.

    Die Strategie der NATO zur maritimen Sicherheit auf
    die EU zu übertragen, wird dringend notwendig sein;
    denn ohne sie wird es keinen Einsatz seitens der EU
    mehr geben können. Es muss aber auch über die vor
    zehn Jahren gegründeten und nie zum Einsatz gekomme-
    nen EU-Battle-Groups nachgedacht werden. Eine dieser
    Gruppen in eine Trainingsgruppe umzustrukturieren, ist
    zwar in Ordnung, aber ob man dieses Konzept der Battle
    Groups aufrechterhalten kann, wird auch auf diesem
    Gipfel diskutiert werden.


    (Beifall bei der SPD)


    Es müssen Fortschritte bei Pooling und Sharing er-
    zielt werden. Das Leuchtturmprojekt des Lufttransport-
    kommandos in Eindhoven wird als das Modell angese-
    hen, das auf andere Bereiche übertragen werden kann.
    Es muss mit aller Konsequenz vorangetrieben werden.

    Um in den Bereichen Standardisierung und Zertifizie-
    rung – dritter Korb – Fortschritte erzielen zu können, ist
    die grundsätzliche Voraussetzung, dass in Europa Streit-
    kräfte überhaupt zusammenarbeiten und kooperieren.
    Das ist eine große Aufgabe der EDA.

    Der Kollege Schockenhoff hat vorhin eingefordert,
    man müsse eine europäische Strategie formulieren. Ja,

    264 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013

    Wolfgang Hellmich


    (C)



    (D)(B)

    ich bin sehr dafür. Aber solange man nur Strategien for-
    muliert und vergisst, die Umsetzung in Angriff zu neh-
    men, kann man sich an der Stelle eigentlich jede strategi-
    sche Diskussion sparen.

    Ich will im Hinblick auf die Frage der Kooperation
    nur ein kleines Beispiel dafür nennen, wie es in den Tie-
    fen und Niederungen der Politik jenseits der Höhen der
    Programmformulierung aussieht: Das schwedische Un-
    ternehmen Saab Training Systems ist selbstverständlich
    eingeladen, sich für die Unterhaltung eines Gefechts-
    übungszentrums in der Bundesrepublik zu bewerben,
    und hat dies auch getan; das ist durchaus in Ordnung.
    Gleichzeitig definiert aber Schweden seinen gesamten
    Sicherheitsbereich als Closed Shop: Ausländische Un-
    ternehmen haben keine Chance, sich für Projekte in
    Schweden zu bewerben. Wenn das die Realität europäi-
    scher Politik in ihren Niederungen ist, dann muss an der
    Stelle irgendetwas nicht stimmen.

    Ich glaube, dass wir in der Tat auch im Bereich der
    staatlichen industrie- und rüstungspolitischen Ansätze
    zur nötigen Offenheit kommen müssen. Solange staatli-
    che industriepolitische Ansätze neben marktwirtschaftli-
    chen Ansätzen existieren, und das auch noch in den bei-
    den Nachbarländern Frankreich und Deutschland,
    solange keine Marktzugangsgleichheit besteht, weil man
    sich nicht an die Vorgaben zur europaweiten Ausschrei-
    bung hält, und solange die europäischen Rüstungsexport-
    richtlinien national je nach Belieben interpretiert wer-
    den, solange all dies Realität ist, hat man eine Menge
    mehr zu tun, als auf Gipfeln immer nur Programme zu
    formulieren; man muss das tatsächlich in der Realität an-
    packen.

    Eine Marktbereinigung im Bereich der Rüstungs-
    industrie nach dem Motto „Mal sehen, wem zuerst die
    Luft ausgeht“ kann nicht der richtige Weg sein. Die bun-
    desdeutsche Industrie hat nicht die Chance, sich über
    den Staat zu refinanzieren, wie das in anderen europäi-
    schen Ländern der Fall ist. Auch das ist ein Punkt, über
    den bei der Frage der Rüstungspolitik gesprochen wer-
    den muss, weil es an dieser Stelle keine Marktgleichheit
    gibt. Das muss im Wesentlichen Gegenstand von bi- und
    trilateralen Gesprächen zwischen England, Frankreich,
    Italien und der Bundesrepublik sein; das sind die Länder,
    um die es da im Kern geht. Ansonsten könnten wir uns
    vorstellen, dass am Ende des ganzen Prozesses das pas-
    siert, was wohl in der Türkei passieren sollte: Am Ende
    stehen da chinesische Raketen. Das kann nicht im si-
    cherheitspolitischen Interesse Europas und der Bundes-
    republik liegen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie haben
    gehört: Meine Erwartungen an die Ergebnisse dieses
    Gipfels sind eher gedämpft; ich bin da nicht sehr eupho-
    risch. Die Erfahrung, dass die einzelnen Nationen durch-
    aus nicht bereit sind, ihre Kompetenzen aufzugeben, wo-
    durch viele europäische Ansätze unterlaufen werden,
    wird wohl auch hier im Zentrum stehen. Es ist der rich-
    tige Ansatz, wenn tatsächlich Folgendes vereinbart wird:
    In zwei Jahren findet ein weiterer Gipfel statt, bis dahin
    wird ein Prozess der Evaluierung in Gang gesetzt, um zu
    überprüfen, was bereits passiert ist. Wenn wir dann ein-
    mal wissen, ob in Europa 3 000 Hubschrauber oder mehr
    oder weniger, ob 1,5 Millionen Soldatinnen und Solda-
    ten oder mehr oder weniger zur Verfügung stehen, wie
    viele Schiffe, wie viele Flugzeuge vorhanden sind, dann
    sind wir ein Stück weitergekommen. Ich denke, das ist
    der richtige Weg. So können wir den nächsten Gipfel im
    Jahre 2015 in den Blick nehmen und dort Konsequenzen
    ziehen.

    Ein letzter Punkt. Ich wäre sehr dafür, in Diskussio-
    nen andere europäische Länder davon zu überzeugen,
    dass unser Parlamentsvorbehalt richtig ist.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Glück auf!


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Für die CDU/CSU-Fraktion spricht jetzt der Kollege

Brinkhaus.


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ralph Brinkhaus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lassen

    Sie uns doch noch einmal über Banken reden. Herr
    Dehm hat gerade gefragt, warum die SPD keine Wahl-
    plakate gehabt hat, auf denen stand: Wir fordern das
    Trennbankensystem. – Ganz einfach: Das entsprechende
    Gesetz gibt es schon in Deutschland,


    (Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Ach!)


    seit Juni dieses Jahres. Das haben Sie leider verpasst.

    Frau Wagenknecht, wenn Sie so viele schlaflose
    Nächte wegen der Derivate haben, muss ich Sie fragen:
    Wo waren Sie denn in den letzten vier Jahren im Finanz-
    ausschuss? Wo waren denn die Linken, als wir die Deri-
    vate reguliert haben, als wir uns in unglaublich feinteili-
    ger Kleinarbeit daran abgearbeitet haben? Da haben Sie
    Volksreden gehalten. Im Übrigen ist das, was Sie sugge-
    rieren, falsch, nämlich dass wir in Deutschland 300 Mil-
    liarden Euro für die Bankenrettung ausgegeben haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Sie müssen genau hinhören!)


    Lassen Sie uns auch deshalb über Banken reden, weil
    wir in den heutigen Tagen zwar nicht vor einem epocha-
    len Schritt, aber vor einem Schritt in eine neue Epoche
    stehen: die Einführung der Bankenunion. Ganz ehrlich:
    Als die Kanzlerin am Morgen nach dem Gipfel, der am
    29. Juni 2012 stattgefunden hat, wiederkam und sagte:
    „Wir machen jetzt eine Bankenunion“, da hatte ich als
    Finanzpolitiker so meine Zweifel. Da habe ich mir ge-
    dacht: Wir haben schon so viel auf europäischer Ebene
    gemacht, wir haben eine Aufsichtsbehörde, wir haben
    ein einheitliches Regelwerk, und jetzt wollen wir auch
    noch eine Bankenunion mit einheitlichen Aufsichtsme-
    chanismen schaffen, die bei der EZB angesiedelt ist, mit
    gleichen Regeln für die Abwicklung von Banken und

    (A)


    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 265

    Ralph Brinkhaus


    (A) (C)



    (D)(B)

    Veränderungen bei der Einlagensicherung – ist das denn
    wirklich nötig?

    Wenn man die Sache genauer betrachtet, stellt man
    fest, dass das nicht nur richtig, sondern auch notwendig
    ist; denn in den letzten fünf Jahren haben wir gelernt,
    dass Banken mit ihren Geschäften vor nationalen Gren-
    zen keinen Halt machen. Wir haben gelernt, dass Banken
    in der Lage sind, ganze Volkswirtschaften zu verwüsten.
    So war es in Zypern, in Irland und in Spanien. Stellen
    Sie sich doch einfach einmal vor, was in der Schweiz
    passieren würde, wenn dort eine der Großbanken in
    Schieflage geraten würde. Wir haben noch etwas gelernt:
    Wir sind mit unseren nationalen Gesetzen oft an Gren-
    zen gestoßen, ob bei den Leerverkäufen, beim Hoch-
    frequenzhandel oder beim Restrukturierungsgesetz. Wir
    haben ferner gelernt, dass der Steuerzahler bei Banken-
    schieflagen, bei Problemen am Kapitalmarkt viel zu früh
    eingreifen musste, dass Aktionäre, dass Gläubiger viel
    zu lange verschont worden sind. Ich glaube, dies sind
    gute Gründe für eine europäische Lösung, für eine euro-
    päische Bankenunion.

    Die ist aber nicht so einfach. Sie könnten jetzt fragen:
    Warum macht ihr das dann nicht? Warum ist das nicht
    schon längst fertig? Stellen wir uns einfach einmal den
    Verhandlungstisch in Brüssel vor und fragen uns, wer
    was auf der Agenda stehen hat. Da sitzen Staaten, die
    mit der Bankenunion die Möglichkeit verbinden, all ihre
    bankbezogenen Altschulden auf den europäischen De-
    ckel zu schreiben. Da ist die Europäische Kommission,
    die sagt: Prima, jetzt haben wir einen super Schwung,
    jetzt können wir unsere Kompetenz erweitern. Und da
    sind wir und einige andere Staaten, die sagen: Na ja, wir
    brauchen etwas, das rechtsfest ist, das nachhaltig ist, das
    auch zukunftsfähig ist. Weil das so kompliziert ist, hat
    der Deutsche Bundestag der Bundesregierung – jetzt
    schaue ich auf die Sicherheitspolitiker der Bundesregie-
    rung – ein robustes Mandat erteilt bzw. eine robuste Un-
    terstützung zugesichert, indem er sich im Zuge der An-
    nahme von Entschließungsanträgen dazu bereit erklärt
    hat, Leitplanken zu setzen. Welche Leitplanken fordern
    wir?