Rede von
Ralph
Brinkhaus
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lassen
Sie uns doch noch einmal über Banken reden. Herr
Dehm hat gerade gefragt, warum die SPD keine Wahl-
plakate gehabt hat, auf denen stand: Wir fordern das
Trennbankensystem. – Ganz einfach: Das entsprechende
Gesetz gibt es schon in Deutschland,
seit Juni dieses Jahres. Das haben Sie leider verpasst.
Frau Wagenknecht, wenn Sie so viele schlaflose
Nächte wegen der Derivate haben, muss ich Sie fragen:
Wo waren Sie denn in den letzten vier Jahren im Finanz-
ausschuss? Wo waren denn die Linken, als wir die Deri-
vate reguliert haben, als wir uns in unglaublich feinteili-
ger Kleinarbeit daran abgearbeitet haben? Da haben Sie
Volksreden gehalten. Im Übrigen ist das, was Sie sugge-
rieren, falsch, nämlich dass wir in Deutschland 300 Mil-
liarden Euro für die Bankenrettung ausgegeben haben.
Lassen Sie uns auch deshalb über Banken reden, weil
wir in den heutigen Tagen zwar nicht vor einem epocha-
len Schritt, aber vor einem Schritt in eine neue Epoche
stehen: die Einführung der Bankenunion. Ganz ehrlich:
Als die Kanzlerin am Morgen nach dem Gipfel, der am
29. Juni 2012 stattgefunden hat, wiederkam und sagte:
„Wir machen jetzt eine Bankenunion“, da hatte ich als
Finanzpolitiker so meine Zweifel. Da habe ich mir ge-
dacht: Wir haben schon so viel auf europäischer Ebene
gemacht, wir haben eine Aufsichtsbehörde, wir haben
ein einheitliches Regelwerk, und jetzt wollen wir auch
noch eine Bankenunion mit einheitlichen Aufsichtsme-
chanismen schaffen, die bei der EZB angesiedelt ist, mit
gleichen Regeln für die Abwicklung von Banken und
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 265
Ralph Brinkhaus
(C)
(B)
Veränderungen bei der Einlagensicherung – ist das denn
wirklich nötig?
Wenn man die Sache genauer betrachtet, stellt man
fest, dass das nicht nur richtig, sondern auch notwendig
ist; denn in den letzten fünf Jahren haben wir gelernt,
dass Banken mit ihren Geschäften vor nationalen Gren-
zen keinen Halt machen. Wir haben gelernt, dass Banken
in der Lage sind, ganze Volkswirtschaften zu verwüsten.
So war es in Zypern, in Irland und in Spanien. Stellen
Sie sich doch einfach einmal vor, was in der Schweiz
passieren würde, wenn dort eine der Großbanken in
Schieflage geraten würde. Wir haben noch etwas gelernt:
Wir sind mit unseren nationalen Gesetzen oft an Gren-
zen gestoßen, ob bei den Leerverkäufen, beim Hoch-
frequenzhandel oder beim Restrukturierungsgesetz. Wir
haben ferner gelernt, dass der Steuerzahler bei Banken-
schieflagen, bei Problemen am Kapitalmarkt viel zu früh
eingreifen musste, dass Aktionäre, dass Gläubiger viel
zu lange verschont worden sind. Ich glaube, dies sind
gute Gründe für eine europäische Lösung, für eine euro-
päische Bankenunion.
Die ist aber nicht so einfach. Sie könnten jetzt fragen:
Warum macht ihr das dann nicht? Warum ist das nicht
schon längst fertig? Stellen wir uns einfach einmal den
Verhandlungstisch in Brüssel vor und fragen uns, wer
was auf der Agenda stehen hat. Da sitzen Staaten, die
mit der Bankenunion die Möglichkeit verbinden, all ihre
bankbezogenen Altschulden auf den europäischen De-
ckel zu schreiben. Da ist die Europäische Kommission,
die sagt: Prima, jetzt haben wir einen super Schwung,
jetzt können wir unsere Kompetenz erweitern. Und da
sind wir und einige andere Staaten, die sagen: Na ja, wir
brauchen etwas, das rechtsfest ist, das nachhaltig ist, das
auch zukunftsfähig ist. Weil das so kompliziert ist, hat
der Deutsche Bundestag der Bundesregierung – jetzt
schaue ich auf die Sicherheitspolitiker der Bundesregie-
rung – ein robustes Mandat erteilt bzw. eine robuste Un-
terstützung zugesichert, indem er sich im Zuge der An-
nahme von Entschließungsanträgen dazu bereit erklärt
hat, Leitplanken zu setzen. Welche Leitplanken fordern
wir?