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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/5 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 5. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 5: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin: zum Europäischen Rat am 19./20. Dezember 2013 in Brüssel . . . . . 239 A Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 239 B Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 243 D Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 C Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 A Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . 250 B Marieluise Beck (Bremen) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . 251 B Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 252 C Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 C Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 255 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 A Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 257 B Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 260 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 261 B Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 263 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 264 C Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 265 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 C Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 266 D Tagesordnungspunkt 6: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Dreizehnten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialge- setzbuch (13. SGB V-Änderungsgesetz – 13. SGB V-ÄndG) (Drucksache 18/200) . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 C b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Vierzehnten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialge- setzbuch (14. SGB V-Änderungsgesetz – 14. SGB V-ÄndG) (Drucksache 18/201) . . . . . . . . . . . . . . . . 268 C Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 D Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 269 C Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 270 C Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 D Michael Hennrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 272 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 C Stephan Stracke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 274 B Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 275 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 277 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Michael Brand (CDU/CSU) zum Entschlie- ßungsantrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Franziska Brantner, Agnieszka Brugger, Dr. Frithjof Schmidt und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanz- lerin zum Europäischen Rat am 19./20. De- zember 2013 in Brüssel (Drucksache 18/192, Tagesordnungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 239 (A) (C) (D)(B) 5. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 Beginn: 9.01 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 277 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht (D) Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Michael Brand (CDU/CSU) zum Entschließungsantrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Franziska Brantner, Agnieszka Brugger, Dr. Frithjof Schmidt und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe ei- ner Regierungserklärung durch die Bundes- kanzlerin zum Europäischen Rat am 19./20. De- zember 2013 in Brüssel (Drucksache 18/192, Tagesordnungspunkt 5) Zum Antrag der Grünen auf Drucksache 18/192 unter anderem zur Außen- und Sicherheitspolitik der EU möchte ich mein Abstimmungsverhalten an einer beson- deren Frage aus diesem Bereich begründen, die auch in der heutigen Debatte immer wieder eine Rolle gespielt hat. Der EU-Gipfel morgen wird sich unter anderem mit der vom Deutschen Bundestag unterstützten, in der Be- völkerung dagegen sehr skeptisch betrachteten mögli- chen weiteren Erweiterung der EU, dieses Mal mit der Eröffnung von Beitrittsverhandlungen mit Serbien, be- fassen. Es trägt zweifelsfrei zur wachsenden EU-Skepsis in den Ländern dieser überlebenswichtigen Europäischen Union bei, wenn die EU sich immer weniger dazu bereit- Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 18.12.2013 Barley, Dr. Katarina SPD 18.12.2013 Bülow, Marco SPD 18.12.2013 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 18.12.2013 Esken, Saskia SPD 18.12.2013 Hänsel, Heike DIE LINKE 18.12.2013 Pols, Eckhard CDU/CSU 18.12.2013 Schäuble, Dr. Wolfgang CDU/CSU 18.12.2013 Schick, Dr. Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.12.2013 Schlecht, Michael DIE LINKE 18.12.2013 Zypries, Brigitte SPD 18.12.2013 findet, ihren eigenen Grundsätzen und ihren eigenen Be- schlüssen im konkreten Fall nachhaltig Geltung zu ver- schaffen. Wir alle hier haben die Kriege auf dem Balkan mit den schrecklichen Ergebnissen für die Menschen dort und die großen Risiken für die Stabilität Europas noch frisch in Erinnerung. Die Konflikte sind derzeit einge- froren, jedoch bei weitem nicht gelöst. Vor allem der Konflikt zwischen der Republik Serbien und der Repu- blik Kosovo birgt noch immer Potenzial für eine Desta- bilisierung des Balkan und darüber hinaus für Europa. Beide Länder haben umstrittene Führungen, deren Bekenntnisse zu Frieden, Aussöhnung und Europa von der eigenen Bevölkerung wie von der überwältigenden Mehrheit der Kenner der Region als schlicht nicht glaub- würdig angesehen werden. Während sich dies in der Bevölkerung anders darstellt, sind es vor allem der inter- nationale Druck und mehr noch die Hoffnung auf wirt- schaftliche Hilfe, die zu Zugeständnissen geführt haben, deren Bestand wir derzeit noch anzweifeln müssen. Wenn wir als Europäische Union zu früh und entge- gen unseren eigenen Kriterien die Beteiligten schon zu Beitrittsgesprächen in die EU hereinbitten, dann geben wir das stärkste politische Pfund aus der Hand, um auf eine irreversible Lösung und damit nachhaltige Befrie- dung der zentralen Konflikte zwischen der Republik Ser- bien und der Republik Kosovo zu drängen. Wir sind dabei, die Einwirkungsmöglichkeiten der EU auf eine nachhaltige Lösung leichtfertig zu vergeben, wenn wir nicht mehr darauf bestehen, dass unsere eigenen Bedin- gungen der letzten EU-Gipfel auch erfüllt werden. Poli- tischer „Discount“ statt standhafter Haltung hat sich auf dem Balkan bislang selten bis nie ausgezahlt, weder für die geplagte Bevölkerung dort noch mit Blick auf die politische Stabilität in Europa. Der Bericht der EU-Außenbeauftragten Ashton zum erreichten Stand der Verhandlungen ist überoptimistisch und blendet zentrale Risiken aus. Nachdem ich den Be- richt vom 16. Dezember 2013 an die EU-Außenminister zur Kenntnis genommen habe, will ich die Skepsis auch vieler Kolleginnen und Kollegen in diesem Hause da- rüber festhalten, dass Serbien beim morgigen EU-Gipfel einen Termin für den Beginn von Beitrittsverhandlungen erhalten soll, obwohl die Bedingungen aus dem EU-Be- schluss vom Juni 2013 wie auch diejenigen des Deut- schen Bundestages vom 27. Juni 2013 nicht erfüllt sind. Eine ganze Anzahl von Bedingungen sind auch des- halb nicht erfüllt, weil sie lediglich als Papier unter- zeichnet, jedoch bei der von der EU und den beiden Sei- ten im Aprilabkommen als Bedingung formulierten Implementierung und konkreten Umsetzung massiv boy- kottiert werden. Zu den großen ungeklärten Fragen zählt die für die Statik eines jeden Staates zentrale Frage der einheitli- chen Rechtsordnung und der Rechtsprechung. Die in den Gesprächen in der letzten Woche blockierte Integration Anlagen 278 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 (A) (C) (B) der Rechtsprechung im Norden des Landes in den Justiz- sektor der Republik Kosovo – wie dies in jedem europäi- schen Staat gilt, weil gleiches Recht für alle eben eine einheitliche und nicht eine ethnische Justiz voraussetzt – ist auch ein Fanal dafür, dass die Autorität der EU schwindet und die EU insgesamt bei der Durchsetzung der eigenen rechtsstaatlichen Kriterien als erschöpft gilt. Der Bundestag hatte am 27. Juni 2013 unter anderem als Bedingung für die Aufnahme von Beitrittsverhand- lungen beschlossen: – die vollständige Auflösung der serbischen Paral- lelstrukturen im Sicherheits- und Justizbereich im Norden Kosovos und stattdessen die Errich- tung neuer Strukturen im Sicherheits- und Justiz- sektor Kosovos, die allein der politischen Kon- trolle und Finanzierung durch die kosovarische Regierung unterliegen. Weil dieses zentrale Thema so bedeutsam ist, wäre es ein Fehler, die Beitrittsgespräche mit Serbien zu eröff- nen, solange diese zentrale und andere Bedingungen nicht erfüllt sind. Es ist ein großes Risiko, das die EU gerade eingeht. Sie hat sich bislang in der Analyse und bei der Konfliktbewältigung nicht als allzu erfolgreich erwiesen. Die Bundesregierung kann nur aufgefordert werden, sich auf dem EU-Gipfel im Interesse der Stabilität des Balkan und der noch immer nicht vollständig beseitigten Risiken für den Frieden in Europa nicht allzu schnell von Positionen zu verabschieden, die genau diese Risiken eindämmen sollten. (D) 5. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 5 Regierungserklärung zum Europäischen Rat TOP 6 Preismoratorium für Arzneimittel Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dietmar Nietan


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Nein.


    (Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das hat gesessen!)


    Sie spricht für eine neue Bundesregierung, die bei al-
    len notwendigen Strukturreformen für mehr Wettbe-
    werbsfähigkeit jetzt auch das Augenmerk auf die Sozial-
    verträglichkeit von Strukturanpassungen legt, also für
    eine durchaus neue Politik. Ich glaube, auf diese neue
    Politik, die mit dem Eintritt der Sozialdemokratinnen
    und Sozialdemokraten in die Regierung möglich gewor-
    den ist, haben viele Regierungschefs in Europa offen
    – vielleicht auch insgeheim der eine oder andere Konser-
    vative – gesetzt. Sie hoffen auf eine neue Bundesregie-
    rung, die sich dafür einsetzt, dass es in Europa wieder
    sozialer und gerechter zugeht.


    (Zuruf der Abg. Katja Kipping [DIE LINKE])


    Denn auch für Europa gilt, liebe Kolleginnen und Kolle-
    gen: Das Wir entscheidet.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Toller Beifall! Das hat gesessen!)


    Unsere heutige Europäische Union darf nicht zu einer
    Versorgungsstelle für die Befriedigung vermeintlicher
    nationaler Interessen verkommen. Die Europäische
    Union ist eine Gemeinschaft, und für eine Gemeinschaft
    gilt immer noch: Sie ist dann stark, wenn sie auch ge-
    meinschaftlich handelt.

    Natürlich brauchen wir neue Impulse für Beschäfti-
    gung in ganz Europa. Deshalb sage ich an dieser Stelle:
    Es ist aus meiner Sicht nicht hinnehmbar, dass gut an-
    derthalb Jahre nach der Beschlussfassung über den Pakt
    für Wachstum und Beschäftigung immer noch nicht alle
    Maßnahmen dieses Paktes umgesetzt sind. Auch wenn
    es hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung einiger
    Staaten den einen oder anderen Lichtblick am Horizont
    gibt, so sind wir noch lange nicht über den Berg. Ich will
    an dieser Stelle ergänzend zu dem, was die Bundeskanz-
    lerin gesagt hat, betonen: Nicht nur die Staaten, die jetzt
    keine Leistungen aus den Hilfspaketen mehr benötigen,
    haben große Anstrengungen geleistet, sondern alle Staa-
    ten, allen voran Griechenland, haben große Anstrengun-
    gen geleistet. Das sollten wir an dieser Stelle würdigen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir dürfen die Augen allerdings nicht davor ver-
    schließen, dass wir es immer noch mit einer dramatisch
    hohen Jugendarbeitslosigkeit zu tun haben. In drei Mit-
    gliedstaaten ist jeder zweite Jugendliche ohne Arbeit,
    und in weiteren 16 Mitgliedstaaten liegt die Jugendar-
    beitslosenquote bei über 20 Prozent. Deshalb reichen
    – das sage ich sehr deutlich – die bisher verabredeten
    Maßnahmen der EU zur Bekämpfung der Jugendarbeits-
    losigkeit nicht aus.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Ich erwarte von der neuen Bundesregierung, dass sie den
    schwarz-roten Koalitionsvertrag ernst nimmt, in dem
    klar steht: Diese Bundesregierung muss für die Bekämp-
    fung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa mehr tun als
    ihre Vorgängerregierung.


    (Beifall bei der SPD)


    Es gibt ein weiteres Thema, das aus meiner Sicht sehr
    entscheidend ist, aber in der öffentlichen Debatte nicht
    sehr oft die entsprechende Beachtung findet. Wir müssen
    in der Europäischen Union Systeme schaffen, die es er-
    möglichen, dass kleine und mittlere Unternehmen
    schnell und einfach an Kredite kommen. Denn wie wol-
    len wir die wirtschaftliche Gesundung nicht nur in Grie-
    chenland voranbringen, wenn diejenigen, die dort neue
    Arbeitsplätze schaffen wollen, die sich engagieren wol-
    len, vor einem Bankensystem stehen, das ihnen keine
    vernünftigen Kredite gibt? Das ist kein nationales
    Thema, sondern eines, für das wir uns auf europäischer
    Ebene einsetzen müssen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Ich will kurz auf die sich im Trilog abzeichnende Ei-
    nigung zu einer wichtigen Säule der Bankenunion, näm-
    lich zu einem Abwicklungsmechanismus und Abwick-
    lungsfonds für Banken, eingehen. Es ist völlig richtig,
    dass es bisher der falsche Weg war, dass die Steuerzahle-
    rinnen und Steuerzahler alleinige Haftung übernommen
    haben. Deshalb finde ich es gut – auch das kann man im
    schwarz-roten Koalitionsvertrag nachlesen –, dass laut
    dem, was ich vom Ecofin höre, die Entwicklung auf der
    europäischen Ebene jetzt in die richtige Richtung geht.
    Es muss eine Haftungskaskade geben, bei der eines klar
    ist: Die erste Priorität bei der Haftung haben die Eigentü-
    mer der Banken und nicht die Steuerzahlerinnen und
    Steuerzahler;


    (Beifall bei der SPD – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das träumst du nachts!)


    danach kommen die großen Bankgläubiger und nicht
    die kleinen Sparer. Es ist gut, dass sich abzeichnet, dass
    die Einlagensicherung zumindest für Einlagen bis zu
    100 000 Euro gewährleistet ist und dass die kleinen Spa-
    rerinnen und Sparer, sollte es zu Problemen kommen, in
    sieben Tagen an ihr Geld kommen können. Das reicht
    zwar noch nicht aus. Aber es zeigt, dass wir in die rich-
    tige Richtung gehen. Auch diejenigen, denen das nicht
    ausreicht, sollten zumindest diese Fortschritte nicht
    ignorieren.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte zum
    Schluss meiner Rede zur Situation der Flüchtlinge in Eu-
    ropa kommen. Der Präsident des Europäischen Parla-
    ments, Martin Schulz, hat in einer, wie ich finde, bemer-
    kenswerten Rede am 24. Oktober vor dem Europäischen
    Rat, vor den Staats- und Regierungschefs gesagt:

    Lampedusa wurde zum Gleichnis für eine europäi-
    sche Flüchtlingspolitik, die aus dem Mittelmeer ei-
    nen Friedhof macht.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 255

    Dietmar Nietan


    (A) (C)



    (D)(B)

    Martin Schulz hat recht. Es ist ein Skandal, was jeden
    Tag, auch heute, an den Außengrenzen der Europäischen
    Union geschieht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Martin Schulz hat den Staats- und Regierungschefs am
    24. Oktober außerdem in das Stammbuch geschrieben:

    Lampedusa muss ein Wendepunkt für die europäi-
    sche Flüchtlingspolitik sein.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Entwurf der
    Schlussfolgerungen des Europäischen Rates, der 45 Punkte
    enthält, ist ganz am Ende, in den Punkten 41 und 42, zu
    lesen, der Europäische Rat bekräftige seine Entschlos-
    senheit, das Risiko zu verringern, dass es in Zukunft zu
    weiteren Tragödien dieser Art kommt. Ich frage mich:
    Was haben die Kommission und die Staats- und Regie-
    rungschefs seit Anfang Oktober in Lampedusa getan?
    Das ist zu wenig, was in diesen Schlussfolgerungen des
    Europäischen Rates steht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Deshalb ist es unsere Aufgabe – nicht nur die der
    Bundesregierung –, sehr schnell daran zu arbeiten, dass
    es grundlegende Reformen gibt, auch beim System von
    Dublin II. Es kann nicht sein, dass sich reiche Staaten in
    Europa weigern, bei der Aufnahme von Flüchtlingen So-
    lidarität mit den Staaten zu zeigen, die an unseren Au-
    ßengrenzen liegen. Das ist nicht das Europa, das ich mir
    wünsche, liebe Kolleginnen und Kollegen.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Es kann auch nicht sein, dass die Drittstaatenabkom-
    men, die wir mit Staaten wie Marokko treffen, den Cha-
    rakter eines modernen Ablasshandels haben. Da wird
    Drittstaaten etwas Geld gegeben, und dafür sollen die
    dann die Flüchtlinge – ich sage das so deutlich – entsor-
    gen. Wenn sie von Marokko in die Wüste geschickt wer-
    den, dann zuckt man hier mit den Schultern nach dem
    Motto: Wir haben mit denen doch ein Drittstaatenab-
    kommen. – Das ist den Werten der Europäischen Union
    nicht würdig. Wir alle müssen etwas dafür tun, dass sich
    das schnell ändert.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir brauchen für die Europäische Union ein legales
    Einwanderungssystem, wir brauchen mehr Solidarität
    bei der Aufnahme von Flüchtlingen, und – ich sage das
    sehr deutlich – wir sollten uns noch einmal den mehrjäh-
    rigen Finanzrahmen der EU ansehen. Er spart nämlich
    ausgerechnet bei Maßnahmen für internationale Hilfen.
    Wenn wir es mit den Worten: „Wir wollen die Ursachen
    von Flucht, Verfolgung und Armut bekämpfen“ ernst
    meinen und gleichzeitig im mehrjährigen Finanzrahmen
    bei Maßnahmen für internationale Hilfen kürzen, sind
    wir zutiefst unglaubwürdig. An genau diesen Punkten
    müssen wir arbeiten, muss diese Regierung arbeiten. An
    diesen Punkten wird die Sozialdemokratische Partei
    Deutschlands in dieser Regierung arbeiten. Es soll ja
    Leute gegeben haben – das habe ich mir sagen lassen –,
    die an der europapolitischen Zuverlässigkeit der Sozial-
    demokratinnen und Sozialdemokraten gezweifelt haben.
    Wir werden in den nächsten vier Jahren beweisen, dass
    diese Zweifel unberechtigt waren.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Für eine Kurzintervention erhält der Kollege Gehrcke

das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Gehrcke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Schönen Dank, Herr Präsident. – Ich hätte mir die

    Kurzintervention sparen können, wenn der Kollege
    Nietan meine Zwischenfrage zugelassen hätte. Ich ver-
    stehe gar nicht, aus welchem Grund man eine Frage
    nicht zulässt. Aber wir üben ja alle noch hier im Hause.

    Ich habe sehr gespannt darauf gewartet, dass Sie end-
    lich auf Probleme zu sprechen kommen, die mit Frontex
    zusammenhängen. Es wäre schön, wenn wir uns frak-
    tionsübergreifend darauf einigen könnten, Frontex auf-
    zulösen, weil wir nicht wollen, dass Flüchtlinge verfolgt
    werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir wollen, dass die Fluchtursachen bekämpft wer-
    den, aber nicht, dass Flüchtlinge verfolgt werden. Wir
    wollen endlich Schluss machen mit Dublin II, einer Ver-
    ordnung, die, wie Sie gesagt haben, dazu führt, dass sich
    die reichen Staaten aussuchen können, wen sie aufneh-
    men und wen sie nicht aufnehmen. Wir wollen, dass wir
    uns in diesem Land Flüchtlingen gegenüber öffnen. Ich
    habe mithilfe des Auswärtigen Amtes – dafür muss ich
    es sehr loben – dazu beitragen können, dass einige we-
    nige syrische Flüchtlinge aus dem Libanon nach
    Deutschland geholt werden konnten, zum Beispiel eine
    alte Frau, die zunächst ausgewiesen worden ist, obwohl
    sie hier Asyl beantragt hatte. Mich hat das sehr erschüt-
    tert. Ich habe mich dann ein paar Minuten gut gefühlt,
    dass man da etwas tun konnte.

    Gleichzeitig war mir ganz schlecht; denn eine Person
    holen heißt, viele Zehntausende sitzen lassen. Ich
    möchte, dass wir eine anständige Flüchtlingspolitik ma-
    chen. Wie mein Kollege Dehm gesagt hat: Die Würde
    des Menschen – nicht die Würde des Deutschen oder des
    Europäers – ist unantastbar. – Das muss endlich einmal
    durchgesetzt werden in diesem Land.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich will Ihnen das nicht vorhalten – es ist nun einmal
    so: wenn man mit dem Finger auf jemanden zeigt, zei-
    gen immer auch Finger auf einen zurück –, aber ich bitte
    Sie doch sehr: Reden Sie einmal mit Ihrem Kollegen
    Olaf Scholz in Hamburg! Die Lampedusa-Flüchtlinge in
    Hamburg nicht aufzunehmen, sie unter unwürdigen Be-
    dingungen dort unter Druck zu setzen, das sollte eine so-

    256 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013

    Wolfgang Gehrcke


    (A) (C)



    (D)(B)

    zialdemokratische Partei nicht zulassen. Treten wir alle
    für eine andere Flüchtlingspolitik ein! Das können wir
    gemeinsam machen, wenn Sie wollen.


    (Beifall bei der LINKEN)