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ID1719101000

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    Vokabeln: 23
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/191 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 191. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 12. September 2012 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksache 17/10200) . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksache 17/10201) . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dirk Niebel, Bundesminister  BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christiane Ratjen-Damerau (FDP) . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Roth (Esslingen) (SPD) . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 04 Bundeskanzleramt Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Dr. Angela Merkel,  Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister  BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Agnes Krumwiede (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22959 A 22959 B 22959 B 22961 B 22963 A 22965 B 22966 C 22967 D 22968 D 22970 B 22971 B 22972 A 22973 A 22973 D 22974 D 22975 D 22977 A 22978 A 22978 D 22980 A 22985 A 22992 C 22997 C 23002 A 23006 A 23008 B 23010 B 23011 C 23012 D 23015 B 23016 B 23017 D 23019 B 23020 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 191. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. September 2012 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister  AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bijan Djir-Sarai (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ruprecht Polenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bettina Kudla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister  BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 23022 A 23023 D 23025 D 23028 B 23029 B 23031 A 23031 D 23033 C 23034 D 23036 A 23037 B 23038 B 23039 A 23041 A 23043 C 23045 A 23046 C 23047 D 23049 A 23050 C 23052 A 23053 B 23054 C 23055 A 23056 B 23057 D 23059 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 191. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. September 2012 22959 (A) (C) (D)(B) 191. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 12. September 2012 Beginn: 10.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 191. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. September 2012 23059 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 12.09.2012 Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 12.09.2012 Binder, Karin DIE LINKE 12.09.2012 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 12.09.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 12.09.2012 Dr. Dehm, Diether DIE LINKE 12.09.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 12.09.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 12.09.2012 Höferlin, Manuel FDP 12.09.2012 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2012 Kilic, Memet BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2012 Koch, Harald DIE LINKE 12.09.2012 Kolbe (Leipzig),  Daniela SPD 12.09.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2012 Mast, Katja SPD 12.09.2012 Mücke, Jan FDP 12.09.2012 Rupprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 12.09.2012 Scheelen, Bernd SPD 12.09.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 12.09.2012 Simmling, Werner FDP 12.09.2012 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 12.09.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 191. Sitzung Inhaltsverzeichnis Epl 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 05 Auswärtiges Amt Epl 14 Verteidigung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Thilo Hoppe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Stellen Sie sich einmal vor, ein Vater verhandelt mit sei-
    nem Kind über die Höhe des Taschengelds. Das Kind,
    schon fast 18 Jahre alt, bekommt 100 Euro im Monat,
    möchte aber mehr haben. Dem hatte der Vater schon
    grundsätzlich zugestimmt.

    Nun wird es konkret. Der Vater sagt mit gönnerhafte
    Miene: Du bekommst eine Erhöhung von 6 Euro und
    6 Cent. – Das Kind freut sich; denn es addiert und rech-
    net jetzt mit einem monatlichen Taschengeld von
    106,06 Euro. Doch da hat es sich leider zu früh gefreut;
    denn es bekommt tatsächlich nur 6 Cent mehr. Als es
    den Vater auf diese merkwürdige Differenz anspricht,
    hört es dann folgende Erklärung: Ja, mein Sohn, du
    musst wissen: Eigentlich hatte ich vorgehabt, dein Ta-
    schengeld um 6 Euro zu kürzen. Aber darauf verzichte
    ich jetzt großzügig und packe sogar noch 6 Cent drauf.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie sollten einen Roman schreiben!)


    Ein solcher Rechentrick wäre absurd. Aber genauso
    absurd war eine Pressemitteilung aus dem Hause Niebel,
    als die Eckwerte dieses Haushalts beschlossen wurden.
    Denn da war von einer Steigerung um über 600 Millio-
    nen Euro – auf der Homepage sogar um 733 Millionen
    Euro – die Rede. Dummerweise fielen einige Journalis-
    ten darauf herein und haben diese Falschmeldung auch
    noch verbreitet. Denn bei genauerem Hinsehen entpuppt
    sich diese – in Anführungszeichen – „Steigerung“ als
    Verzicht auf eine angeblich geplante Kürzung.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Als seriöse Referenzgröße kann man doch nicht die vage
    mittelfristige Finanzplanung heranziehen. Aussagekräf-
    tig ist doch allein der Vergleich der Zahlen des alten
    Haushalts mit denen des neuen Haushalts.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wir brauchen nicht darum herumzureden: Es gibt ei-
    nen winzig kleinen Aufwuchs um 0,6 Prozent. Das sind
    37,5 Millionen Euro, und das entspricht – ich habe das
    genau ausgerechnet – in dieser Taschengeldrelation den
    schon erwähnten 6 Cent im Monat. Inflationsbereinigt
    kann man sogar sagen: Der Haushalt stagniert oder geht
    sogar leicht zurück.

    Der Minister sagt immer stolz – das haben wir auch
    heute gehört –: Wir sind der zweitgrößte Beitragszahler. –
    Ich habe dazu schon sehr ärgerliche Reaktionen der Kol-
    legen aus Schweden, Norwegen und Dänemark gehört.
    Denn sie finden diesen Vergleich gar nicht witzig. Es ist
    doch völlig klar, dass ein kleines Land in absoluten Zah-





    Thilo Hoppe


    (A) (C)



    (D)(B)


    len weniger zahlt als ein großes Land. Vergleichbar ist
    doch nur der prozentuale Anteil am Bruttosozialprodukt,
    den ein Land zahlt, um Hunger und extreme Armut zu
    bekämpfen. Dabei liegt Deutschland mit einer ODA-
    Quote von 0,4 Prozent nur auf Platz zehn in der Europäi-
    schen Union.

    Herr Minister, ich will auf den bildlichen Vergleich
    mit der Gewichtsklasse nicht näher eingehen. Nur so
    viel: Wir boxen überhaupt nicht in der Gewichtsklasse,
    die uns zustehen würde.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Denn gerade Deutschland hat im Gegensatz zu vielen
    anderen Ländern Europas die Wirtschaftskraft, seinen
    internationalen Verpflichtungen gerecht zu werden. Aber
    es duckt sich weg.

    Wir sind gefragt worden, wie wir das finanzieren wol-
    len. Mit einem Anstieg der Steuermehreinnahmen um
    42,8 Milliarden Euro 2011 und weitere 4,6 Milliarden
    Euro in diesem Jahr wäre es doch ein Leichtes, einen
    größeren Betrag zu zahlen, um tatsächlich Hunger,
    extreme Armut und Aids einzudämmen und mehr für
    den internationalen Klimaschutz zu leisten.

    Doch diese Regierung – ich muss es leider so dras-
    tisch sagen – spart bei den Ärmsten der Armen und er-
    zählt trotzdem immer wieder das Märchen, sie halte an
    dem Ziel fest, bis 2015 eine ODA-Quote von 0,7 Prozent
    erreichen zu wollen. Dies ist schlicht unmöglich. Spätes-
    tens mit dem Haushalt, der jetzt vorgelegt wird, ist völlig
    klar, dass dieses Versprechen gebrochen worden ist.

    In der Euro-Krise wird Deutschland seiner Führungs-
    rolle nicht gerecht, und in der Entwicklungspolitik leider
    auch nicht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Im letzten Jahr sind – das ist ein alarmierendes Signal –
    die Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit welt-
    weit erstmals seit sehr langer Zeit um 2,7 Prozent gesun-
    ken. Das hängt damit zusammen, dass Länder wie
    Spanien, die jetzt selber in der Krise sind, ihr entwick-
    lungspolitisches Engagement enorm zurückgefahren ha-
    ben. Das trifft die ärmsten Entwicklungsländer beson-
    ders hart, die ohnehin schon überproportional unter den
    Auswirkungen der Euro- und Schuldenkrise leiden.

    Man kann also sagen: Die Folgen der Krise werden
    immer weitergegeben, bis sie zum Schluss die
    Schwächsten der Schwachen am härtesten treffen. Das
    kann man auch daran sehen, dass die Programme zur Be-
    kämpfung der Hungersnöte in Ostafrika und in der Sa-
    helzone chronisch unterfinanziert sind. Hier muss
    Deutschland gegensteuern, gerade weil Deutschland
    auch jetzt, in dieser Krise, wirtschaftlich am besten da-
    steht und durchaus die Möglichkeiten hätte.

    Klar, in dieser Haushaltsdebatte fordert unsere Frak-
    tion auch Sparmaßnahmen in einigen Bereichen, bei-
    spielsweise im Verteidigungshaushalt, der sechsmal hö-

    her ist als der Entwicklungsetat, und im Agrarhaushalt.
    Wir fordern die Streichung von umweltschädlichen Sub-
    ventionen. Aber es gibt auch Bereiche, in denen nachge-
    bessert und mehr Geld investiert werden muss. Wir ha-
    ben einen Haushaltsvorschlag vorgelegt, der genau
    dieses Umsteuern bewirkt, der an der einen Stelle nimmt
    und an der anderen Stelle mehr gibt und der seriös ge-
    gengerechnet ist. Wir können den Beweis erbringen,
    dass die 1,2 Milliarden Euro mehr pro Jahr für Entwick-
    lungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe – das ist auch
    die Forderung von 60 Prozent der Parlamentarier hier in
    diesem Hause – wirklich seriös gegenfinanziert werden.
    Wir betreiben eine werteorientierte Politik. Das spiegelt
    sich in unserer Haushaltspolitik wider. Das fehlt leider
    bei der Koalition. Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr
    die Gelegenheit haben, unsere seriösen Vorschläge tat-
    sächlich umzusetzen.

    Ich danke Ihnen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)




Rede von Eduard Oswald
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Vielen Dank, Kollege Hoppe. – Nächste Rednerin in

unserer Aussprache ist für die Fraktion der FDP unsere
Kollegin Frau Dr. Christiane Ratjen-Damerau. Bitte
schön, Frau Kollegin Ratjen-Damerau.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Christiane Ratjen-Damerau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Sehr geehrter Herr Bundestagspräsident! Meine lie-

    ben Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
    Herr Hoppe, ich schätze Sie als Kollegen sehr. Aber ich
    finde es schon sehr symptomatisch für Ihr Verständnis
    von Entwicklungspolitik, dass Sie die Entwicklungslän-
    der in Ihrer traurigen Geschichte mit einem 18-jährigen
    abhängigen Sohn gleichsetzen.


    (Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um die Zahlenrelation!)


    Wir betrachten Entwicklungsländer als gleichberechtigte
    Partner


    (Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich auch!)


    und nicht als minderjährige Abhängige, denen ihr Vater
    das Taschengeld zuteilt.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Es geht um die Zahlenrelation! Nur darum!)


    Deutschland ist eine wirtschaftlich gesunde und
    starke Nation, die in Europa und in der Welt eine Stimme
    hat. Durch unsere Stärke wächst unser Einfluss, damit
    aber auch unsere Verantwortung in dieser Welt: Verant-
    wortung für ein stabiles Europa und Verantwortung für
    den globalen Frieden. Einen großen Teil der Verantwor-
    tung für den globalen Frieden trägt das Bundesministe-
    rium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-





    Dr. Christiane Ratjen-Damerau


    (A) (C)



    (D)(B)


    lung, kurz: das BMZ. Entwicklungspolitik ist eine
    langfristige und nachhaltig wirkende Investition in un-
    sere Zukunft. Sie hilft, europäische Werte und Standards
    zu verbreiten, fragile Staaten und Regionen zu stabilisie-
    ren, und sie gibt den Menschen eine Zukunft. Sie hilft
    weiterhin, den Klimawandel zu verhindern. Entwick-
    lungspolitik ist die beste und zugleich die effizienteste
    Friedens- und Sicherheitspolitik.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Herr Hoppe, Menschen, die für sich und ihre Familien
    selbstständig sorgen können, sowie politisch stabile Re-
    gionen sind der beste Garant gegen Krieg und Men-
    schenrechtskonflikte sowie gegen Gewalt und Hunger.

    Wie wichtig der Bundesregierung die Verantwortung
    für den globalen Frieden ist, lässt sich am Entwurf des
    Einzelplans 23, also am Haushalt des BMZ, erkennen.


    (Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Aber nur sehr schwer und mit Lupe!)


    Der Etat des BMZ wächst in diesem Jahr noch einmal
    insgesamt auf 6,4 Milliarden Euro. Die deutsche ODA-
    Quote – das ist der Anteil der öffentlichen Ausgaben für
    Entwicklungszusammenarbeit, gemessen am Brutto-
    inlandseinkommen – steigt seit 2009 kontinuierlich und
    wird 2011 0,4 Prozent erreichen. Das ist der höchste
    Stand seit der deutschen Wiedervereinigung,


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    und das bei einem Wirtschaftswachstum von 3 Prozent.
    Damit befinden wir uns auf einem sehr guten Weg, das
    international vereinbarte und mehrfach bekräftigte
    ODA-Ziel von 0,7 Prozent zu erreichen.


    (Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie denn das? – Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Das weißt du wirklich besser!)


    Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang jedoch,
    dass Monsieur Hollande, der französische Staatspräsi-
    dent und ein Sozialist, gerade letzte Woche erklärt hat,
    die ODA-Quote für Frankreich bei 0,4 Prozent einzufrie-
    ren.


    (Zurufe von der FDP und der CDU/CSU: Hört! Hört! – Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und? Wollen Sie das etwa auch?)


    Deutschland ist seit diesem Jahr nach den USA der
    zweitgrößte Geber in der Entwicklungspolitik weltweit.
    Der Anteil am Gesamthaushalt war noch nie so groß.
    Der Einzelplan 23 ist der zweitgrößte Investitionsetat
    des Bundes überhaupt.


    (Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Es wurde schon so schön erklärt, dass es so nicht ist!)


    Doch trotz dieser Erfolge gilt, Frau Kofler: Geld ist zwar
    eine wichtige Voraussetzung, garantiert aber allein keine
    gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung in die-
    ser Welt. Entscheidend ist die Wirksamkeit der Entwick-
    lungszusammenarbeit, und diese muss verbessert wer-
    den.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Ein Kernanliegen der christlich-liberalen Koalition ist
    deshalb, Steuergelder wirksamer und transparenter ein-
    zusetzen. Dafür stehen die Politik des Ministers Niebel
    und die Arbeit des BMZ, auch auf europäischer Ebene.
    Gerade hat der Minister mit seinem Vorstoß im Bereich
    Biokraftstoff einen wesentlichen Beitrag zur Bekämp-
    fung des Hungers in der Welt geleistet. Wie gestern be-
    kannt wurde, beabsichtigt die Europäische Kommission,
    die Nutzung von Biokraftstoffen erheblich einzuschrän-
    ken.

    Mit der Fusion der technischen Durchführungsorgani-
    sationen wurde die Wirksamkeit der Entwicklungszu-
    sammenarbeit erhöht und wurden kommunale Förde-
    rungsprogramme bei „Engagement Global“ gebündelt.
    75 Prozent der Maßnahmen des Operationsplans zur Er-
    höhung der Wirksamkeit der Entwicklungszusammenar-
    beit gemäß der Konferenzen von Accra und Paris wur-
    den von Deutschland bereits umgesetzt.

    Ein Meilenstein der deutschen Entwicklungszusam-
    menarbeit ist ein neu eingerichtetes, unabhängiges Eva-
    luierungsinstitut. Dieses Institut wird erkennen, welche
    Schwachpunkte es gibt, und wir werden wertvolle Infor-
    mationen über unsere Entwicklungszusammenarbeit er-
    halten, die damit dann auch transparenter wird. Auf-
    grund von Erkenntnissen über Erfolge, aber auch über
    Misserfolge können wir die Qualität unserer Arbeit für
    die Zukunft verbessern.

    Das BMZ hat sich in den vergangenen Jahren auf
    Schlüsselsektoren konzentriert und die Zusammenarbeit
    mit fragilen Staaten neu aufgebaut. Die Bekämpfung der
    Armut, unser größtes Ziel, ist gerade durch die Stärkung
    des ländlichen Raums in unseren Partnerländern und die
    besondere Förderung der Frauen deutlich vorangetrieben
    worden. Diese Bereiche wurden früher vernachlässigt.

    Der Einzelplan 23 kann zu Recht Zukunftsetat ge-
    nannt werden, im Sinne einer modernen, zeitgemäßen
    Neuausrichtung der deutschen Entwicklungspolitik. Mit
    diesem Etat wird Deutschland seiner Verantwortung für
    den globalen Frieden gerecht.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)