Rede von
Erika
Steinbach-Hermann
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (Plos)
Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-
gen! Verehrte und liebe Gäste auf der Tribüne aus vie-
n Ländern, in denen Menschen religiös verfolgt wer-
en! Herr Kollege Beck, es wäre gut, wenn Sie ihre
cheuklappen ablegen und unseren Antrag richtig durch-
sen würden.
Wir sind für die vollständige Religionsfreiheit.
as kann uns aber nicht an der klaren Erkenntnis hin-
ern, dass Christen die weltweit am intensivsten ver-
lgte religiöse Gemeinschaft sind.
Meine Vorredner haben sich überwiegend mit der Re-
gionsfreiheit in Deutschland beschäftigt, die hier Not
ide. Dazu sage ich deutlich: In Deutschland gibt es Re-
gionsfreiheit. Jeder kann hier seinen Glauben frei le-
en. Der Staat schützt die Religionsfreiheit. Wenn es
bergriffe in der einen oder anderen Form gibt, dann ist
as strafbar. Die Menschen werden bestraft, wenn sie ei-
em anderen etwas zuleide tun. Das ist bei uns nicht ge-
tattet.
Wer sich beim Thema Religionsfreiheit primär mit
nseren deutschen Verhältnissen beschäftigt, der will be-
usst ausblenden, was sich um uns herum weltweit tut.
In genau einer Woche feiern wir den Heiligen Abend.
iele Hundert Millionen Christen in aller Welt wollen
9182 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 82. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Dezember 2010
Erika Steinbach
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ihn auch feiern. Aber wir müssen eines erkennen: Nicht
alle Christen haben die Möglichkeit, das Weihnachtsfest
in Ruhe und auch in Frieden zu begehen. „Weihnachten
ist die Botschaft von Hoffnung und Frieden. Beides ha-
ben wir verloren“, sagte der irakische Christ Abdullah
al-Naufali aus Bagdad. Er hat diese Befürchtung nicht
ohne Grund, wie er sagte: „Die meisten Gläubigen bei
uns im Irak werden sich nicht in die Weihnachtsmetten
wagen.“
Über 100 Millionen Christen weltweit sind wegen ih-
res Glaubens von Misshandlung, Tod, Gefängnis oder
massiver Diskriminierung bedroht. Wenn man sagt: „In
Ägypten gibt es ja nur Diskriminierung von Christen“,
dann halte ich das für ein Kleinreden von Problemen.
Wenn wir Menschen in Deutschland so diskriminieren
würden, möchte ich den einen oder anderen meiner Vor-
redner dazu hören. Dann wäre einiges los im Lande.
Keine andere Religionsgemeinschaft wird intensiver
verfolgt. Das zeigen die dramatischen Vorfälle in den
letzten Monaten und Jahren, die wir im Menschenrechts-
ausschuss behandelt haben.
Ich spreche keiner Kollegin und keinem Kollegen der
anderen Fraktionen ab, dass es auch ihnen am Herzen
liegt, diese Dinge nicht einfach hinzunehmen. Wir haben
den Tod der 50 irakischen Christen in Erinnerung. Sie
waren Geiseln islamischer Fundamentalisten in einer sy-
risch-orthodoxen Kirche. Ein irakischer Bischof sagte
heute beim Frühstück: „Wer nicht weiß, was die Hölle
ist, der soll zu uns in den Irak kommen. Bei uns ist die
Hölle.“ Der Bischof ist anwesend; er sitzt auf der Tri-
büne.
Das müssen wir registrieren. Aus unserer Warte, aus
einem sicheren Hort kann man manches beiseite wischen
und darüber hinwegsehen.
Die Zahl der im Irak lebenden Christen betrug vor
20 Jahren noch 1,4 Millionen. Im Jahr 2003 waren es
noch 800 000. Heute sind es weniger als 200 000 Men-
schen christlichen Glaubens, die es noch wagen, im Irak
zu leben.
Im indischen Bundesstaat Orissa wurden zwischen
2007 und 2009 rund 50 000 Christen vertrieben oder er-
mordet. Auch in der jüngsten Zeit gab es wiederholt
Übergriffe gegenüber Christen.
Auch nach Pakistan schauen wir mit Besorgnis. Die
Christin Asia Bibi – der Kollege Singhammer hat schon
darauf hingewiesen – soll wegen Blasphemie gehängt
werden, weil sie Mohammed mit Jesus verglichen hat.
Noch steht die Vollstreckung zwar aus; aber die pakista-
nische Regierung steht durch islamische Kräfte unter
enormem Druck, dieses Urteil tatsächlich zu vollstre-
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tät mit den Menschen, die wegen ihrer Religionszugehö-
rigkeit verfolgt und unterdrückt werden und um ihr Le-
ben bangen. Wir als CDU/CSU-Bundestagsfraktion
stehen an der Seite aller Menschen, die um ihres Glau-
bens willen verfolgt werden. Wir sehen aber in dieser
Adventszeit mit Sorge die Situation der Christen, die
dieses Fest der Liebe begehen möchten. Ich grüße von
hier aus alle Christen, die auf ein friedvolles Weih-
nachtsfest hoffen, von ganzem Herzen. Ich wünsche ih-
nen und allen Menschen ein friedvolles Weihnachtsfest.